Natur in Oberhavel“ Vor
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NaturNatur inin OberhavelOberhavel Ehrenamtler für Naturschutz gesucht! Lebensräume verbinden – Artenvielfalt fördern Lebensräume verbinden – Artenvielfalt fördern 1 LEBENSRÄUME VERBINDEN ARTENVIELFALT FÖRDERN Wichtig für den Biotopverbund: Die Schnelle Havel bei Krewelin (K.-D. Lieske) er Rückgang der biologischen Vielfalt nimmt weltweit be- Editorial 2 Ddrohliche Ausmaße an. Vor diesem Hintergrund leistet u. a. Biotopverbund – Biodiversität das Schutzgebietssystem „Natura 2000“ in Europa einen wichti- Biotopverbund – Natura 2000 als europäisches Netz 3 gen Beitrag, um dieser Entwicklung entgegenzusteuern. Auch die Biotopvernetzung sichert die Vielfalt 3 Schutzgebiete in Oberhavel sind ein Teil dieses Systems. Mit der Das Biotopverbundsystem in Oberhavel 4 Vernetzung wichtiger Lebensräume selten gewordener Tier- und Pflanzenarten wollen wir der Verantwortung für die „Biodiversi- Beispiele und Maßnahmen tät“ – Bewahrung der Vielfalt der Schöpfung – gerecht werden. Fließgewässer als Verbindungslinien 6 Vom Mühlenfließ bis zur Havel – Welche Tier- oder Pflanzenarten, welche Lebensräume in unserem ein langer Weg bis zum Biotopverbund 6 Landkreis sind nun wichtig für dieses Netz? Wo hat das Netz Lü- Kleingewässer als Trittsteine 8 cken, wo sind wichtige Verbindungslinien unterbrochen? Welche Kleingewässersanierungen auf der Granseer Platte 9 Maßnahmen der Reparatur und der Weiterentwicklung des Bio- Übersichtskarte Schutzgebiete 10 topverbundes können „vor unserer Haustür“ ergriffen werden? Artenvielfalt im Kreuzbrucher Wald 12 Mit diesen Fragen beschäftigt sich die vorliegende Broschüre. Feldgehölze – Ein weiterer Baustein auf dem Weg zu Artenschutz und Arten- nicht nur eine Frage des Landschaftsbildes 14 vielfalt ist das außerordentliche Engagement des ehrenamtlichen Umbau von Pappelhecken im Raum Löwenberg-Liebenwalde 15 Naturschutzes. Durch ihre engagierte Arbeit tragen die Natur- Neueinwanderer: Bereicherung oder Verarmung der schutzvertreterinnen und -vertreter dazu bei, gemeinsam mit Artenvielfalt? 16 den Planungs- und Aufgabenträgern Konzepte zu entwickeln, die uns auf diesem Weg weiter voran bringen. In eigener Sache Wie nun die Sicherung der naturnahen, wertvollen Restflächen Wichtige Stützen der Verwaltung: Naturschutzbeirat und durch Verknüpfung von Einzelbiotopen, Naturschutzgebieten Naturschutzhelfer 18 und Landschaftsschutzgebieten im Landkreis Oberhavel in der Oberhavels Barbara-Zürner-Umweltschutzpreis 19 Arbeit des Naturschutzes umgesetzt wird, stellt die 8. Ausgabe der jährlich erscheinenden Broschüre „Natur in Oberhavel“ vor. Naturschutzeinrichtungen in der Region Oberhavel 20 Impressum 20 2 Das Land Brandenburg hat in diesem Zusammenhang 1998 Biotopverbund – Biodiversität ein „Fließgewässerschutzsystem“ entwickelt. Es stellt ein System von Fließgewässern dar, das für einen funktionsfä- higen Biotopverbund für die heimischen, an Fließgewässer Natura 2000 als europäisches Netz gebundenen Tier- und Pflanzenarten von Bedeutung ist. 2007 wurde die „Konzeption zum Biotopverbund in Brandenburg“ herausgegeben. Sie enthält methodische Grundlagen, Krite- ie Sicherung von naturnahen, wertvollen Restflächen ist ein rien für die Flächenauswahl und eine Auswahl vorrangig zu wichtiger Bestandteil der Naturschutzarbeit. Dabei entsteht D betrachtender Tierarten, das so genannte Zielartenkonzept. ein Muster aus kleinen Inseln von geschützten Einzelbiotopen, Natur- und Landschaftsschutzgebieten. Allerdings können in solch isolierter Lage Schätzungen zufolge lediglich 30-40% der Biotopvernetzung sichert die Vielfalt heimischen Arten in überlebensfähigen Populationen erhalten werden. Daher ist seit geraumer Zeit die Verknüpfung dieser Flä- er Begriff „Biodiversität“ hat spätestens seit der Biodiversi- chen ein wichtiges Anliegen des Naturschutzes. Auch außerhalb Dtätskonferenz der Vereinten Nationen im Mai 2008 in Bonn der Schutzgebiete und hochwertigen Biotope, in den Wäldern, den Weg aus den wissenschaftlichen Lehrbüchern in die Tages- auf den Äckern und Wiesen, in und an Gewässern, ja auch in presse gefunden. Gemeint ist hiermit die biologische Vielfalt oder Dörfern und Städten müssen geeignete Lebensbedingungen für die Vielfalt an Arten und Lebensräumen und die Vielfalt der Gene die heimische Tier- und Pflanzenwelt geschaffen werden. Beson- innerhalb einer Art. dere Bedeutung kommt dabei der Verbindung und Vernetzung der Einzelflächen zu, um die Ausbreitungs- und Wan- derungsmöglichkeiten der Arten zu ermöglichen und zu fördern. Biotopverbund ist hierfür das Fachwort. Europa gelang es als ers- tem Kontinent unter dem Namen „Natura 2000“ ein Netz zu entwickeln, das die Vielfalt an Arten und Le- bensräumen erhalten soll. Im Zusammenhang mit der so genannten Fauna- Flora-Habitat-Richtlinie der EU – kurz FFH-Richt- linie – wurde ein System von Großschutzgebieten Zielarten des Biotopverbundes: Kranich, Laubfrosch (I. Tetzlaff), Elbebiber (M. Happatz) und Fischotter (S. Hollmann) geschaffen. Zahlreiche FFH- und Vogelschutzgebiete wurden ausgewiesen. Das Fauna-Flora-Habitat beschreibt den Für konkrete quantitative Aussagen bezüglich der Veränderun- Lebensraum gefährdeter Pflanzen und Tiere. Das Konzept der Vo- gen der Biodiversität insbesondere im Zusammenhang mit dem gelschutzgebiete (Special Protected Areas – SPA) dient besonders Klimawandel reicht das Fachwissen bisher noch nicht aus. Soviel dem Schutz der Zugvögel, die während ihrer Reisen auf Raststa- ist jedoch klar: Veränderungen der land- und forstwirtschaftli- tionen angewiesen sind. chen Flächennutzung beeinflussen die Naturausstattung und Viele unserer schon vorher durch das Naturschutzgesetz ge- Artenvielfalt deutlich. Wassermangel und Bodenversiegelung schützten Natur- und Landschaftsschutzgebiete sind jetzt Be- beeinträchtigen gerade Biotope und Arten mit sehr speziellen standteil dieses Netzes (siehe auch Schutzgebietskarte Oberhavel Ansprüchen. Zerschneidende Elemente in der Landschaft wie im Mittelteil dieses Heftes). Um den darüber hinausgehenden Straßen oder Bahntrassen führen zur Isolierung wertvoller Be- Aufbau eines räumlich und funktional sinnvollen Verbundes stände. Werden die so genannten Minimalareale einer Tier- oder zu gewährleisten, sieht das Bundesnaturschutzgesetz vor, dass Pflanzenart unterschritten, besteht für die Art keine langfristige mindestens 10% der Landesfläche der Schaffung eines länderü- Überlebenschance mehr. All diese Faktoren führen zu Verinselun- bergreifenden Biotopverbundes dienen sollen. gen oder zum Verlust von Biotopen und damit zum Rückgang von Arten und Lebensräumen. Schutzprogramme und -projekte des Landes Brandenburg Sie fördern die Sensibilität gegenüber selten gewordenen Tierarten und stellen Wissen und Mittel für den Erhalt dieser Arten bereit. Folgende Arten stehen im Fokus solcher Programme oder Projekte: Artenschutzprogramme: Adlerarten, Auerhuhn, Birkhuhn, Elbebiber, Fischotter Artenschutzprojekte: Schwarzstorch, Wiesenbrüter, Großtrappe, Seggenrohrsänger, Weißstorch, Kranich, Schilfbrüterarten, Fledermausarten, Sumpfschildkröte, Smaragdeidechse, Gefährdete Kleinfischarten, Elblachs, Edelkrebs 3 mit Fischadler- und Seeadlervorkommen. Im Bereich der Offen- landschaft ist die „Granseer Platte“ zwischen Gransee und Zeh- denick als störungsarmer relativ unzerschnittener Lebensraum Das Biotopverbundsystem in Oberhavel hervorzuheben. Die hier befindlichen Wiesenflächen, Äcker und Gewässer bieten teilweise noch Lebensräume für die sehr selten rundsätzlich bilden bestehende Naturschutzgebiete wert- gewordenen Schreiadler und Schwarzstörche. Allerdings besteht volle gesetzlich geschützte Biotope mit entsprechender hier besonderer Entwicklungsbedarf für die bundesweit vom G Aussterben bedrohten Rotbauchunken. Sie fanden hier früher Flächenausdehnung und „Natura-2000“-Gebiete die Kernflä- chen des Biotopverbundes. Ergänzt wird dieses Grundgerüst wegen einer größeren Zahl an Kleingewässern und Söllen bessere durch besonders große unzerschnittene Waldgebiete oder Bedingungen vor. Offenlandflächen, Fließgewässer, Gebiete mit einer besonderen Großräumige Niedermoorgebiete und Auen sind im „Oberen Ausstattung an wertvollen Tier- oder Pflanzenarten oder Flächen Rhinluch“ und in der „Zehdenick-Spandauer Havelniederung“ verbreitet. Niedermoore entstan- den in eiszeitlichen Abflussrinnen. Abgestorbene Vegetation konnte an diesen wasserreichen Stellen unter Luftabschluss nicht ver- rotten. Es entwickelten sich oft mehrere Meter starke Torfschich- ten die heute, soweit sie noch intakt sind, als Wasserspeicher der Landschaft fungieren und Kohlendioxyd binden. In west-östlicher Richtung er- streckt sich die ausgedehnte Of- fenlandschaft der „Nassenheider- Liebenwalder Niederung“. Sie böte große Potenziale für Wiesenbrüter. Vorraussetzung wäre allerdings eine höhere Wasserhaltung und eine extensivere Bewirtschaftung der Wiesenflächen (z.B. durch Feldgehölzhecke bei Wendefeld, Schnelle Havel bei Krewelin (beide Fotos I. Wübbe) spätere Mahd, damit die Brut nicht gestört wird). mit einer besonderen Verbundfunktion. Dieses „Flächenmuster“ In zahlreichen Fließgewässern des Landkreises bilden Querbau- ist jedoch noch inselartig und lückenhaft: Oft fehlen Wande- werke wie Wehre, Staustufen oder stufenartige Sohlabstürze rungsmöglichkeiten für Tierarten oder die Areale sind zu klein unüberwindbare Hindernisse für Fische. Auch die Gewässerstruk- für die Restpopulationen. Es müssen Verbundachsen gesucht tur - das ökologisch-morphologische Erscheinungsbild eines und entwickelt werden. Ein besonderes Augenmerk bei der Gewässers mit seinem Bett, seinen