Regionalparks in und Strategien für eine nachhaltige Entwicklung des Metropolenraumes

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung des Landes Berlin

Ministerium für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung des Landes Brandenburg

Gemeinsame Landesplanung Berlin-Brandenburg Inhaltsverzeichnis

3Vorwort

4 Die Regionalpark-Philosophie Eine raumgreifende Idee

16 Regionalpark Krämer Forst Frösche im Dornröschenschlaf

24 Naturpark Goldstück in der Kette

32 Regionalpark Barnimer Feldmark Liebe auf den zweiten Blick

42 Regionalpark Müggel-Spree „Club“ der 18

50 Regionalpark Flutgrabenaue Warten auf ...

56 Regionalpark Teltow Park Ruhe und Gewühl

64 Regionalpark Potsdamer Havelseen Schöne Aussichten

72 Regionalpark Döberitzer Heide Offene Landschaft

80 Ausblick

82 Literaturverzeichnis, Bildnachweis

83 Impressum Vorwort

Wohl nirgendwo sonst in Europa hört die Stadt nicht nur beteiligt sind, sondern selbst Akteure so unvermittelt auf, fängt das Land so plötzlich sein können.Die Regionalparks können an wie am Übergang zwischen Berlin und damit eine Vorbildfunktion und Modellcharak- Brandenburg.Schon frühzeitig haben die ter für andere Regionen übernehmen. beiden Länder einen Ring aus Regionalparks rund um die deutsche Hauptstadt konzipiert, In Brandenburg und Berlin wird es zukünftig um diese gemeinsame Peripherie planvoll, darauf ankommen, die Strukturen zu festigen, behutsam und nachhaltig zu entwickeln.Die die von den Beteiligten zum gemeinsamen Menschen sollen den Regionalpark als ihren Arbeiten in den Regionalparks gebildet wur- Wolfgang Birthler Lebens-Raum annehmen, sich mit ihm iden- den.Auch die Zusammenarbeit zwischen den Peter Strieder tifizieren und so für eine positive Entwicklung Regionalparks untereinander muss gefördert sorgen.Die Schönheiten und Eigenarten der werden.Die private Wirtschaft,Vereine und stadtnahen Kulturlandschaften in diesem Verbände wollen wir dafür gewinnen, sich an Regionalpark-Ring sollen erhalten,Tourismus einer abgestimmten regionalen Entwicklung und Erholung gefördert und die Wirtschaft zu beteiligen und sie mit zu tragen.Sichtbare landschaftsverträglich entwickelt werden. Umsetzungserfolge haben dabei die größte Überzeugungskraft.Mit der Dokumentation Seit 1998 ist der Aufbau von Regionalparks ein der vielfältigen Aktivitäten und Erfolge in den verbindliches gemeinsames Planungsziel Regionalparks will die vorliegende Broschüre beider Länder, das im Landesentwicklungspro- genau dies tun: werben, überzeugen und gramm (LEPro) und im Landesentwicklungs- die noch Unentschlossenen zum Mitmachen plan für den engeren Verflechtungsraum anregen. Brandenburg-Berlin (LEP eV) festgelegt wurde. Mit dem Regionalparkkonzept hatten die bei- Auch auf europäischer Ebene wird daran gear- den Länder zunächst nur einen Rahmen vor- beitet, wie die stadtnahen Landschaften gegeben, der von den regionalen und lokalen geschont und gleichzeitig zum Vorteil der Akteuren im Sinne einer lokalen Agenda 21 Menschen genutzt werden können.Die Länder ausgefüllt werden sollte.In fast allen Regionen Großbritannien, Niederlande, Frankreich, ist man inzwischen erfolgreich dabei, dieses Belgien und Deutschland haben dazu ein Konzept umzusetzen.Vielfach haben sich be- „SOS-Projekt“ zur Regionalplanung entwickelt. reits fest etablierte Arbeitsstrukturen ergeben. „SOS“ steht für „Sustainable Open Space“, was so viel wie „nachhaltige Freiraumentwicklung“ Durch die Koordinierung aller Aktivitäten in bedeutet.In Brandenburg und Berlin findet den Regionalparks und die Bündelung öffent- diese stadtnahe nachhaltige Freiraument- licher und privater Mittel lässt es sich effektiver wicklung vor allem in den Regionalparks statt. planen und gestalten.Die Entwicklungen Eine Entwicklung, die wir nach Kräften unter- werden von den Bürgern mitgetragen, weil sie stützen wollen.

Wolfgang Birthler Peter Strieder Minister für Landwirtschaft, Umweltschutz Senator für Stadtentwicklung und Raumordnung des Landes Berlin des Landes Brandenburg

3 Eine raumgreifende Idee Regionalparks in Brandenburg und Berlin

Nicht irgendein Park: Der Schlosspark von Sanssouci in Potsdam gehört seit 1991 zum Weltkulturerbe der UNESCO Foto: Uhlenhut

Alles Park oder was? Berlin eine Situation, die wohl einmalig ist Jeder weiß, was ein Park ist.Eingang, Ausgang, unter den Metropolen der Welt: eine Stadkante Zaun oder Hecke drumrum und in der Mitte so scharf wie mit dem Lineal gezogen.Wo etwas Schönes: angelegte Rabatten und Beete andere Großstädte ins Umland hinein wuchern, oder einfach eine schöne Landschaft.Mit Neusiedlungen und Einkaufszentren sich in Wegen zum Spazierengehen,‘ner Liegewiese, die Umgebung fressen, gibt es um Berlin den einem Ententeich und vielleicht einer Fontäne. übergangslosen Gegensatz von Stadt und Doch heute heißt auch „Park“, was gar kein Park Land.Hier die Hochhaussiedlungen der Metro- ist: Da gibt es Gewerbeparks, Entsorgungsparks, pole, dort Wälder, Äcker,Wiesen und Seen, Industrieparks,Wohnparks.Und dann noch Alleen und die märkischen Dörfer. Vergnügungsparks, National- und Naturparks. Damit bestand nun die einzigartige Gelegen- Was aber ist ein Regionalpark? heit, aus den Fehlentwicklungen anderer Ein Regionalpark ist eine Idee.Ein Regionalpark Großstadtregionen zu lernen, eine andere Ent- ist eine Strategie, ein Entwicklungskonzept.Das wicklung einzuschlagen, die dem uferlosen, klingt sehr abstrakt und ziemlich unverständ- „flächenfressenden“ Ausfransen der Metropole lich.Um zu erklären, was ein Regionalpark ist, entgegenwirkt. oder besser: was er sein soll, müssen wir zunächst einen kurzen Blick zurück in die deut- sche Geschichte werfen.

Ein Wald von Baukränen Die Stadtkante hinter dem Krämer Forst: Vor gut zehn Jahren fielen Mauer und inner- Gerade im Bereich der deutsche Grenze.Fast drei Jahrzehnte trennten Regionalparks rund um sie Ost- und Westdeutschland, schnitten die Berlin herrscht allenthal- ben rege Bautätigkeit. Halbstadt West-Berlin von ihrem Umland ab. Foto: Meißner Als sie fiel, ergab sich für das wiedervereinigte

4 Nur eine organisch wachsende Entwicklung, die sich der Landschaft anpasst und die naturräumlichen Gegebenheiten berücksichtigt, ist ein Garant dafür, das Unverwechselbare einer Region zu bewahren.

Ungleiche Partner In Stadt und Land standen sich nun zwei höchst ungleiche Partner gegenüber: auf der einen Seite die dreieinhalb Millionenbevölkerung mit der geballten Wirtschafts- und Kaufkraft der größten deutschen Stadt, auf der anderen Seite die ländlich geprägte, dünnbesiedelte Mark Brandenburg mit einer Vielzahl kommunaler Eigeninteressen. Berlin und Brandenburg mußten gerade hier ihr Verhältnis zueinander völlig neu definieren. Ein Verhältnis, das insbesondere in 40 Jahren DDR-Geschichte mit ihrer Hauptstadtfixierung nicht frei von Spannung und Skepsis war: regionale Identität und das wachsende Selbst- bewußtsein der Kommunen vertragen sich schlecht mit einem großstädtischen Anspruchs- verhalten, welches das Umland lediglich als grünes Anhängsel der Metropole begreift. Denn so wichtig die Funktionen als Grün- und Erholungsraum,Trinkwasserreservoir und Frischluftspender für Berlin sind, die Branden- Der Charme der Branden- burger Gemeinden haben vor allem ihre burger Landschaft: Wald, eigene Zukunft und besonders die wirtschaft- Wasser und Wiesen. liche Entwicklung im Sinn.Und da konkurrieren Foto: AGM sie auch miteinander: Jede will möglichst für Park-Raum eines Ein- sich das größte Stück vom „Steuerkuchen“. kaufszentrums (Hönow, Märkisch-Oderland): Unverwechselbar bleiben Nichts als Stellplätze für Autos. Landschaftliche Schönheit, regionale Besonder- Foto:Wita heiten,Traditionen und Sehenswürdigkeiten sind wichtige Bestandteile der Identität einer jeden Region. Wenn aber Gewerbegebiete, Einkaufszentren, Wohnsiedlungen und Golfplätze überall die sich der Landschaft anpasst und die wie Pilze aus dem Boden schießen, zerstört naturräumlichen Gegebenheiten berücksich- dies nicht nur den Naturhaushalt und die tigt, ist ein Garant dafür, sich das Unver- Schönheit der Landschaft.Werden durch man- wechselbare, die eigene Identität zu bewahren. gelnde Planung und Koordination Überan- Die „Ästhetik“ der auf Konsum ausgelegten gebote geschaffen, kommt dies die Kommunen Zweckbauten von Einkaufszentren und Abhol- teuer zu stehen und kann schlimmstenfalls zu märkten dagegen sieht überall gleich aus, Investitionsruinen führen.Während zuviele hier hat regionale Identität sich einfach Wohn- und Gewerbeflächen nur wirtschaft- aufgelöst.Unverwechselbar dagegen sind die liche Nachteile mit sich bringen, können re- weiten Wiesen und Äcker des Barnim, die gionale Identität und landschaftliche Qualität bewaldeten Höhen entlang der Müggel-Spree, zum entscheidenden Standortvorteil werden. die Havelseen mit ihrem bedeutenden Nur eine organisch wachsende Entwicklung, Kulturerbe an den Ufern.

5 „Nichts gedeiht ohne Pflege und die vortrefflichsten Dinge verlieren durch unzweckmäßige Behandlung ihren Wert.“ peter joseph lenné

Der drohenden Entwicklung eines wild Auf Grundlage des 1995 wuchernden Speckgürtels wurde daher schon geschlossenen Staats- vertrages zwischen den früh die Strategie der länderübergreifenden Bundesländern Branden- Regionalparks entgegengesetzt. burg und Berlin wurde zum 1. Januar 1996 die Weitsicht mit Tradition gemeinsame Landes- planungsabteilung Ideen einer weitsichtigen Stadt-Land-Gestal- Berlin-Brandenburg (GL) tung haben in der Region um Berlin und Pots- mit Sitz in Potsdam dam Tradition.Im Jahre 1833 entwarf der Land- eingerichtet. Sie ist als schaftsarchitekt Peter Josef Lenné (1789–1866) oberste Landesplanungs- behörde für die Raum- im Auftrag von Friedrich Wilhelm III.den Ver- ordnung beider Länder schönerungsplan für die Umgebung von Pots- verantwortlich. dam, der sich nicht nur mit den königlichen Gärten, sondern auch mit der „ökonomisch vor- teilhaften Ausschmückung der Feldmarken“, und damit der Landschaft, beschäftigte. Schon 1875 gab es politische Initiativen, die eine geordnete städtebauliche Entwicklung für den Großraum Berlin mit gemeindeübergrei- fender Kooperation forderten.Am ehesten sei dies sogar durch „Fusion“ von Städten und Landkreisen zu erreichen, die bei der Aus- weisung von Bauland untereinander konkur- rierten, meinten schon damals manche poli- tisch Verantwortlichen. Die Initiativen mündeten 1911 in den „Zweck- verband Groß Berlin“, der sich fortan nicht nur um Verkehrswege- und Bauplanungen kümmerte, sondern sich vor allem auch mit der Sicherung und Entwicklung der Freiräume Eine der sanftesten und Planvolle Entwicklung beschäftigte.Vorausschauend wurden große attraktivsten Nutzungen statt planloses Wuchern Flächen ökologisch wertvoller und mit der der Landschaft: Wandern, Brandenburg und Berlin haben die Notwendig- Bahn leicht zu erreichender Erholungsland- hier im Naturpark Barnim. Foto: NP Barnim keit einer abgestimmten Planung früh erkannt. schaften erworben. 1914 gelang der Ankauf Per Staatsvertrag verpflichteten sich die beiden von 10.000 ha Wald.Zugleich wurden land- Länder 1995 zur dauerhaften gemeinsamen wirtschaftliche Flächen zur Versorgung der Landesplanung.Anfang des Jahres 1996 rich- Stadtbevölkerung und zur Anlage von Riesel- teten sie die gemeinsame Landesplanungs- feldern aufgekauft.Zur Nutzung und Ver- abteilung (GL) ein.So kooperieren die beiden waltung dieser mehr als 27.000 ha umfassen- Länder, obwohl ihre Fusion in der Volksabstim- den Flächen wurden die Berliner Stadtgüter mung von 1996 keine Mehrheit fand. Mit der gemeinsamen Planung sollte u.a.ver- Wohnpark bei Bergfelde: hindert werden, dass an Stadtrand die Wohnen im Grünen ist attraktiv, wenn die wenig wünschenswerte Entwicklung anderer Qualitäten Ruhe, Natur Großstädte mit ihrer Zersiedelung und „Ver- und schöne Aussicht gewerblichung“ der Landschaft im Zeitraffer- bewahrt werden und nicht tempo „nachgeholt“ wird.Die gemeinsame durch weitere Neubau- viertel verloren gehen. Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg Foto: Münch hat die Aufgabe, eine nachhaltige, sozial- und umweltverträgliche, planvolle räumliche Ent- wicklung anzustreben.

6 Planwerke gegründet.Noch heute sind wertvolle Flächen Seit dem 1. März 1998 ist im Land Brandenburg im Besitz der Stadt das gemeinsame Landes- entwicklungsprogramm Berlin. (LEPro) der Länder Berlin Mit der Gründung der Einheitsgemeinde Groß und Brandenburg per Berlin im Jahre 1920 wurde der Zweckverband Staatsvertrag in Kraft. überflüssig.Die deutsche Hauptstadt erstarkte Auf seiner Grundlage werden gemeinsame ver- zu einem so wichtigen Wirtschaftsraum, dass bindliche Raumordnungs- sich die Gemeinden und Landkreise des pläne und fachüber- neuen Umlandes 1929 zum Landesplanungs- greifende Landesentwick- verband Brandenburg Mitte zusammen- lungspläne erarbeitet. Das LEPro bildet den schlossen. Rahmen für Strukturkon- Zu den positiven Beispielen gemeinsamer Frei- zepte, die Durchführung raumentwicklung aus dieser Zeit gehört bei- von Raumordnungsver- spielsweise, dass die Uferbereiche zahlreicher fahren und die Anpassung der Bauleitplanung in Gewässer der Öffentlichkeit wieder zugänglich beiden Ländern. gemacht und „Schrumpfungspläne“ für Die Kernaussagen des bestimmte Gemeinden erarbeitet wurden.Sie Gleichzeitig hat sich die Planungskultur aber Die meisten Freiflächen LEPro folgen dem Leitbild betrafen überdimensionierte Baugebiete und auch entscheidend gewandelt: Statt nur auf in den Regionalparks werden land- oder forst- der so genannten dezen- legten besonderen Wert auf die Anpassung an der Ebene von Planung und Politik Konzepte zu tralen Konzentration. In wirtschaftlich genutzt, § 13 des LEPro wird die die vorhandenen Naturräume und die Entwick- entwerfen, um sie den Menschen vor Ort „von beispielsweise für exten- Kette von Regionalparks lung von Grünverbindungen. oben herab“ vorzusetzen („top down“-Prinzip), sive Rinderhaltung. genannt, die Berlin Vor allem aber war es die besondere Situation hat sich längst die Überzeugung durchgesetzt, Foto: AGM umgeben und unter Ein- Berlins nach dem 2. Weltkrieg, die dazu führte, dass zu einer guten Planung auch „Planung von beziehung von Flächen des Berliner Stadtgebietes dass sich in der Hauptstadt und dem benach- unten“ gehört („bottom up“-Prinzip): Sie einen Grüngürtel ent- barten Brandenburg derart attraktive, viel- bezieht die Menschen vor Ort mit ein, beteiligt wickeln und dauerhaft gestaltige und großräumige Landschaften sie.Die beste Entwicklung ist diejenige, die von sichern sollen. bewahren konnten.Sie reichen bis in die kom- den Menschen vor Ort selbst angestoßen und pakte städtische Bebauung hinein.Kein an- getragen wird.Niemand sonst kennt Stärken derer europäischer Ballungsraum verfügt über und Chancen der Region so gut wie ihre eine derartige landschaftliche Qualität. Bewohner.Moderne Planung findet als demo- kratischer Prozess statt und erfolgt nicht über Die Regionalpark-Idee entwickelt sich die Köpfe der unmittelbar Betroffenen hinweg. Trotz jahrzehntelanger Unterbrechung zur Aus den Diskussionen um die zukünftige räum- Zeit der deutschen Teilung konnte man an die liche Entwicklung und zur länderübergreifen- Planungstradition, an viele ihrer Inhalte und den Raum- und Landesplanung, die gleich Ziele beinahe nahtlos anknüpfen.Die Koope- nach der „Wende“ einsetzten, entwickelte sich ration der beiden Bundesländer Branden- das Regionalpark-Konzept.Es sieht einen Ring burg und Berlin musste jedoch neu organisiert aus Regionalparks mit über 2.000 qkm Fläche und neue Strategien mussten gefunden rund um Berlin vor, die zugleich Berliner Rand- werden. gebiete mit einbeziehen. Das Regionalpark-Konzept wurde als gemein- Wie überdimensionierte same Zielsetzung der Länder Berlin und Hagelkörner wirkt das in weiße Plastikplanen Brandenburg 1998 im Landesentwicklungsplan verpackte Mahdgut auf für den engeren Verflechtungsraum verankert. einer Wiese bei Weesow. Foto: Münch Die Strategie Die Regionalparks sollen „von unten her wach- sen“.Nur wenn die Idee „zündet“,die betei- ligten Kommunen und Bezirke sie mit Leben füllen und in Eigenverantwortlichkeit aktiv um- setzen, kann die Regionalpark-Idee in eine er-

7 Berlin und sein Brandenburger Umland mussten ihr Verhältnis zueinander völlig neu definieren.

ihrer gemeinsamen Landesplanungsabteilung Dezentrale Konzentration: bei diesem Prozess und beim Erfahrungsaus- Die dezentrale Konzen- tration ist der Orien- tausch der einzelnen Regionalparks untereinan- tierungs- und politische der behilflich. Handlungsrahmen für die räumlich-strukturelle • INTEGRATION Entwicklung der Länder Berlin und Brandenburg. Jede Region verfügt über ein vielfältiges Mosaik Sie stellt ein polyzen- unterschiedlicher Landschaften.Sie stellen trisches Raummodell dar, ein Erbe dar, das von natürlichen, kulturellen, das auf der Grundlage ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen einer zielgerichteten Förderung ausgewählter Bedingungen geprägt wurde.Dieses Erbe zu Zentren und Entwick- erhalten und unter Wahrung seiner Qualitäten lungsschwerpunkte ver- weiter zu entwickeln, ist eine gesamtgesell- sucht, durch Stabilisierung schaftliche Aufgabe. industrieller Kerne und Bewahrung typischer Mehr als 80% der Brandenburger Regional- Grün- und Freiräume parkflächen sind unbesiedelt und land- oder räumlich-strukturelle Un- forstwirtschaftlich genutzt.Die Landwirtschaft gleichheiten abzubauen. Ein Augenschmaus, beson- folgreiche Regionalentwicklung münden. ist der größte Flächennutzer.Deswegen muss, Die dezentrale Konzen- ders im Frühling und im Fünf Grundprinzipien sind für das „Wachstum wer über Landschaft redet, mit den Landwirten tration ist im Landesent- Herbst, dazu auch beson- wicklungsprogramm ders wertvoll: die hohen von unten“ unverzichtbar: reden.Bei der Frage zukünftiger Nutzungen beider Länder als gemein- Buchenwälder, beispiels- darf die Landschaft nicht wie eine Beute unter same Entwicklungsgrund- weise am Liepnitzsee oder • KOOPERATION den Nutzern aufgeteilt werden, deren größten lage festgeschrieben in der Barnimer Heide im Alle Beteiligten müssen auf den verschiedenen Anteil derjenige erhält, der seinen Anspruch worden. Naturpark Barnim. Foto: NP Barnim Ebenen zusammen arbeiten.Das betrifft die am lautesten vertritt.Schutz, Pflege und Länder Berlin und Brandenburg, die Landkreise, Nutzung der Landschaft müssen zum Anliegen Ämter, Gemeinden und die Berliner Bezirke. aller Bürger werden: Schließlich geht es um Daran sind die unterschiedlichsten Akteure be- ihre Umwelt, ihr Wohnumfeld, ihren Arbeits- teiligt: Gemeinden und Bürgermeister, Land- und Erholungsraum. wirte und Naturschützer,Verbände und Vereine, In die Konzepte zur Regionalpark-Entwicklung Alteingesessene, Neubürger und Besucher, Ge- werden ökologische, wirtschaftliche und so- werbetreibende, Planungsbüros. ziale Anforderungen integriert.Gemeinsam Die Erfahrungen haben gezeigt, dass Kommu- werden Strategien und Lösungen gesucht und nikation und Kooperation am leichtesten auf erprobt, die ein Miteinander unterschiedlicher gleicher Ebene zu bewerkstelligen sind.Höhere Freiraumnutzungen und -funktionen gewähr- Ebenen mit einzubeziehen, ist immer dann leisten.Bei Siedlungserweiterungen sollen erfolgreich, wenn diese sich als Partner verste- die Wechselwirkungen mit der Freiraument- hen.Je intensiver aber „von unten“ miteinander wicklung berücksichtigt werden. geredet und kooperiert wird, desto leichter ist es, die „Hürde“ der nächsten Ebene zu nehmen. • QUALIFIZIERUNG DER LANDSCHAFT Die Länder Berlin und Brandenburg sind mit Die Landschaft zu qualifizieren heißt, ihre Potenziale zu erkennen und zu entwickeln.Die Im Winter sind die wasser- Schönheit und Besonderheit der Regionen reichen Landschaften sollen für die Bevölkerung erlebbar und nutz- kaum weniger reizvoll, bar gemacht werden.Entwicklungskonzep- als in den warmen Jahres- tionen sind dann zukunftsfähig, wenn es ihnen zeiten. Die Abbildung zeigt den zugefrorenen gelingt, die vorhandenen Belastungen abzu- Großen Havelländischen bauen und bestehende Qualitäten zu bewah- Hauptkanal nördlich ren.Wenn dieselben Menschen, die einst von Nauen. wegen der Ruhe, der schönen Aussicht und der Foto: Meißner Natur gekommen sind, nach ein paar Jahren feststellen müssen, dass nichts davon mehr

8 Immer größer wird die Bedeutung der Landwirt- schaft in der Land- schaftspflege wie hier im Landschaftsschutzgebiet „Schnelle “: Die Beweidung durch Schafe ist eine schonende Methode des Mähens. Foto: Liebke

übrig ist, weil diese Vorzüge durch weitere zusammengeführt werden, stärkt dies das Bebauung verlorengegangen sind, dann ist es Selbstbewußtsein der Region und erhöht ihren für eine Umorientierung bereits zu spät.Wer Einfluss.Gerade im Spannungsfeld zwischen die Landschaft als Potenzial be- der Großstadt Berlin und den angrenzenden greift und dieses Kapital Früchte tragen lassen brandenburgischen Gemeinden können so will, wird sorgsam mit ihr umgehen. Konflikte entschärft und gemeinsame Perspek- tiven entwickelt werden. • REGIONALES HANDELN Regionales Handeln hilft, Arbeitsplätze zu er- Wenn verschiedene Aktivitäten vor Ort im halten und zu schaffen.Das betrifft keineswegs Regionalpark zu einem gemeinsamen Ganzen nur den Bereich des Tourismus.Allein im Jahr 1998 wurden über die Aktivitäten der Vereine Der Gleisanschluss als in den Regionalparks 250 Arbeitslose durch Standortvorteil: Alle Regionalparks sind mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, beispiels- der Bahn gut zu erreichen. weise im Bereich Tourismus und Landschafts- Hier die Schienenstränge pflege, beschäftigt und über 4 Mio.Mark am Bahnhof Schönefeld. umgesetzt.1999 waren es 176 Mitarbeiter in Foto:Wita AB-Maßnahmen und rund 5 Mio.Mark an Lohn- und Sachmittelkosten.Dies sind nur erste, aber wichtige Schritte: Ziel ist es, dauer- hafte Beschäftigungen und Arbeitsplätze zu Wenn unverantwortliche schaffen. Zeitgenossen ihren Müll Zu den Akteuren, die durch regionales Handeln einfach in die Gegend die Entwicklung in ihrem Regionalpark ganz kippen, ist das ein Ärger- nis für alle, die Natur besonders fördern können, zählen beispiels- und Landschaft erhalten weise Vertreter von Behörden und Verwaltun- und genießen wollen. gen, Kommunalpolitiker, Geschäftsleute aus Foto: Meißner dem Bereich der Dienstleistung, Sportvereine, Künstler und Kulturgruppen,Verbände oder auch private Initiativen.

9 ausgleichen, gemeinsame Zielsetzungen for- mulieren und über die Umsetzung konkreter Projekte verfolgen.Die gemeinsame Landes- planungsabteilung leistet dabei Hilfestellung, beispielsweise bei der Erarbeitung von Kon- zepten und bei der Suche nach Finanzierungs- möglichkeiten.

Ziele und Wege Hauptzielsetzung ist die nachhaltige Entwick- Landschaften wie aus lung im „engeren Verflechtungsraum“ von dem Bilderbuch: ein Berlin und Brandenburg.Der Begriff der „Nach- blühendes Sonnen- haltigkeit“ wie er seit dem Umweltgipfel in blumenfeld (oben), ein Rio de Janeiro von 1992 und in der Agenda 21 blauer Himmel mit weißen Wolken (links), verwendet wird, bedeutet, für eine umwelt- Eindrücke, die jeden • VERNETZUNG und sozialverträgliche Gestaltung der Region Besucher erfreuen. Die Vernetzung soll in den Regionalparks im zu sorgen.Eine nachhaltige Entwicklung fasst Fotos: K TVD (oben), Uhlen- doppelten Wortsinn erfolgen: Es geht sowohl die drei Komponenten Ökologie, Ökonomie hut (links) um die Verknüpfung von Wegen und Trassen, und soziale Belange dabei nicht als Gegensätze Sehenswürdigkeiten und Ortschaften, Biotopen auf, die gegen einander ausgespielt werden und Gewässern untereinander, als auch um können, sondern als Einheit.Diese Einheit das Knüpfen von Netzwerken aller Planenden muss durch Integration auch unterschiedlicher und Handelnden, beispielsweise in Vereinen, Interessen immer wieder neu hergestellt Arbeitsgemeinschaften oder Zweckverbänden. werden, wenn die natürlichen Ressourcen als Vernetzte Strukturen sollen die Regionalpark- Lebensgrundlage der Menschen auf Dauer ge- Entwicklung tragen.Die Grundlage dafür ist sichert werden sollen. umso stabiler, je besser es gelingt, sämtliche In den acht Regionalparks gilt es,die wirtschaft- Entwicklungs- und Handlungsansätze einer lichen Potentiale naturverträglich zu ent- Region im staatlichen, kommunalen, gewerb- wickeln, Arbeitsplätze und Erholungsmöglich- lichen und gesellschaftlichen Bereich zusam- men zu führen. Entscheidend für die Erlebbarkeit eines Regio- nalparks ist das Wege- Das Angebot netz, ob zu Fuß, mit dem Die Konzeption, acht Regionalparks rund um Rad, zu Pferd oder auf Berlin einzurichten, ist vor allem als Angebot dem Wasser. der Länder Brandenburg und Berlin an die Fotos: Fotos: K TVD, Uhlenhut (unten) Gemeinden, an die in den betreffenden Regio- nen lebenden und arbeitenden Menschen und schließlich auch an deren Besucher und Kun- den zu verstehen.Ein Angebot, die Qualität ihrer Region zu schützen und zu bewahren und ihren „Begabungen“ gemäß zum Wohle ihrer Bewohner und Besucher zu entwickeln. Dabei gibt es zwischen „Alteingesessenen“ und Neubürgern, zwischen Landnutzern und Be- suchern durchaus unterschiedliche und zum Teil widerstreitende Interessen und Vorstellun- gen darüber, wie denn die jeweilige Region zu entwickeln sei. Hier können Regionalpark-Foren zwischen den verschiedenen Interessen vermitteln und

10 Der weitsichtigen Politik von Landesplanern seit Mitte des 19. bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts und der besonderen Situation Berlins zur Zeit der deutschen Teilung ist es geschuldet, dass im unmittelbaren Umland der Hauptstadt derart attraktive, vielgestaltige und großräumige Landschaften erhalten geblieben sind.

Sonne, Sand und Wasser – eines der schönsten Vergnügen in Branden- burg und Berlin ist die Abkühlung in einem der zahllosen Badeseen. Foto: Uhlenhut

Qualifizierung der Land- keiten zu schaffen, die naturräumlichen Ge- Die landschaftlichen Potentiale sind eine ideale schaft heißt, ihre Poten- gebenheiten zu berücksichtigen und die Grundlage für Tourismus und Freizeitgestal- tiale zu erkennen und landschaftlichen Besonderheiten, sowie Tiere tung.Sie stellen die Hauptattraktivität für zu entwickeln. Die Schön- heit und Besonderheit und Pflanzen zu schützen.Die Funktionen der Zuzügler dar, die Ruhe und ein ansprechendes, der Regionen sollen für jeweiligen Region als Lebensmittelpunkt für „grünes“ Wohnumfeld suchen.Wohnen im die Bevölkerung erlebbar Alteingesessene und Neubürger, als beliebte Grünen bleibt jedoch nur dann attraktiv, wenn und nutzbar gemacht Ausflugsziele und Grüne Lungen werden durch sich Siedlungserweiterungen maßstäblich der werden. Entwicklungs- konzeptionen sind dann die Regionalpark-Entwicklung gefördert. Landschaft und den vorhandenen Siedlungen zukunftsfähig, wenn es Träger dieser nachhaltigen Entwicklung sollen anpassen. ihnen gelingt, vorhandene die beteiligten Brandenburger Kommunen und Belastungen abzubauen Berliner Bezirke selbst sein.Dabei werden Schritt für Schritt und bestehende Qualitä- ten zu bewahren. durch die Einrichtung von Regionalparks keine Sobald die Regionalpark-Idee in einer Region Besucher erwarten, auf neuen Landschafts- oder Naturschutzgebiete „gezündet“ hat und die Bezirke und Kommu- den Wanderwegen ausgewiesen.Der Nachhaltigkeitsgedanke bei nen sich daran machen, konkrete Projekte zu umfassend und verlässlich der Regionalpark-Entwicklung dient den Eigen- verwirklichen, gehören die folgenden Schritte informiert zu werden. Dazu gehören neben interessen der beteiligten Kommunen und zum unverzichtbaren Repertoire einer erfolg- Informationen über die Bezirke: Nur wenn man schützt, was man ver- reichen Regionalpark-Entwicklung: Route auch Hinweise markten will, kann man auch morgen noch da- auf nahegelegene Sehens- würdigkeiten, lokale von profitieren.Deswegen bieten Interessen- • ERREICHBARKEIT UND ERSCHLIESSUNG Angebote, landschaft- ausgleich, Kooperation und Nachhaltigkeit den Die acht Regionalparks sind durch S- bzw. liche und geschichtliche Kommunen die beste Grundlage für eine ganz- Regionalbahnanschluss schnell vom Berliner Besonderheiten. heitliche, zukunftsfähige Entwicklung. Stadtzentrum zu erreichen.Diese leistungs- Foto: ag.u Zu den wertvollen, vermarktungsfähigen fähige Verkehrsanbindung bietet eine umwelt- „Produkten“ Brandenburgs in unmittelbarer freundliche Alternative zum ständig steigen- Nachbarschaft Berlins gehören besonders den Freizeitverkehr mit dem Auto.Ein attrak- • landschaftliche Schönheit tives Wegenetz im Regionalpark, das die Bahn- • attraktive Wohnlagen im Grünen haltepunkte mit Freizeiteinrichtungen (z.B. • qualitativ hochwertige landwirtschaftliche Reiterhöfen, Ausflugslokalen), Sehenswürdig- Produkte. keiten und Siedlungsschwerpunkten verknüpft,

11 Regionalparks sollen als Investition für die Zukunft verstanden werden, und als Lösungsansatz für die Probleme, die sich aus der gemeinsamen Verantwortung im Umgang mit dem Raum, der Natur und den Ressourcen ergeben.

sentieren.Derlei touristische Attraktionen stoßen auf wachsendes Interesse der Besucher von außerhalb.

• LANDSCHAFT VERSCHÖNERN UND ANREICHERN Zur Anreicherung und Verschönerung („Quali- fizierung“) der Landschaft gibt es viele Mög- lichkeiten.Hecken und Alleen können neu angepflanzt oder Lücken geschlossen, Gewäs- ser renaturiert,Wälder von Kiefernmonokul- turen zu naturnahen Laubmischwäldern umge- Der „lange Hans“ in Königs baut werden.Insbesondere der Landwirt- Wusterhausen. Die Figur geht auf eine Obsession schaft kommt bei der Kulturlandschaftspflege Friedrich Wilhelms, ge- eine herausragende Rolle zu.Jede Landschafts- nannt der „Soldatenkönig“, verschönerung steigert die Nachfrage nach zurück. 1697 schenkte Friedrich III., König von Traditionen zu pflegen bietet die Chance, diese umweltfreundliche ihrer Erlebbarkeit. Preußen, seinem damals und das Natur- und Alternative zu fördern und die Belastung durch neunjährigen Sohn die Kulturerbe zu erhalten den Autoverkehr zu verringern.Zur inneren MARKENZEICHEN Herrschaft Wusterhausen gehört zu den wichtigsten • zu Weihnachten. Friedrich Voraussetzungen Erschließung eines Regionalparks sollte daher Eine nachhaltige Wirtschaftsweise lässt sich Wilhelm hielt sich oft für ein positives Heimat- zunächst ein schlüssiges Grundnetz an Rad-, gut vermarkten.Landwirtschaftliche Produkte, und gern in Wusterhausen gefühl. Die Pflege und Reit-,Wander- und ggf.Wasserwanderwegen die aus einer Region stammen, in der die auf. Aus den „Spielsol- Instandhaltung der zahl- ausgebaut werden, das danach allmählich Erzeuger naturverträglich und landschaftsan- daten”, die ihm sein Vater reichen Feldsteinbauten – als Wache und zu Exerzier- hier eine Feldsteinmauer immer engmaschiger geknüpft werden kann. gepasst produzieren, haben einen guten Ruf übungen zur Verfügung in Schönfeld (oben) – ist und erfreuen sich steigender Nachfrage.So stellte, formte der auch für Besucher ebenso • LANDSCHAFT ERLEBEN, kann die Region selbst zum Qualitätsbegriff Kronprinz seine Leibgarde, attraktiv, wie die liebe- ZIELE ANSTEUERN mit dem Regionalpark-Logo als Marken- und deren Angehörige auf voll restaurierte Fassade Grund ihrer überdurch- eines Bauernhauses Das Wegenetz muss dabei so angelegt werden, Gütezeichen werden. Die Erzeugung hochwer- schnittlichen Körpergröße (kleines Bild, S. 13 ganz dass man mit ihm die wichtigen Zielorte tiger regionaltypischer Produkte, wie beispiels- als „lange Kerls“ in die rechts). erreicht.Es muss einen dorthin führen, wo es weise das „Holzfällerbrot“ im Regionalpark Geschichte eingingen. Zeit Foto: Münch, KTVD was zu sehen und zu erleben gibt.Dazu bedarf Krämer Forst oder der Kräuterschnaps „Feld- seines Lebens war Friedrich es eines Informations- und Leitsystems, das märker“ im Regionalpark Barnimer Feldmark, Wilhelm von Menschen nicht nur eine leichte Orientierung ermöglicht, wirkt identitätsstiftend. mit überdurchschnittlicher Körpergöße fasziniert, sondern auch Hinweise auf landschaftliche Besonders die regionale Direktvermarktung wandte List und Tücke an, Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten, ge- bietet dabei nicht nur den Produzenten Vor- um sie zu rekrutieren und schichtliche Hintergründe und andere wissens- teile.Auch Gastronomie, Pensionen und Hotels gab dafür Unsummen aus. werte Informationen enthält.Beschilderungen, profitieren davon.Ein origineller, ansprechen- 1713 ließ er die alte Wasserburg in Wuster- Ausstellungen, Karten, Faltblätter und Bro- der Bauernmarkt kann sich schnell zur touristi- hausen in ein Jagdschloss schüren sind dabei eine wichtige Hilfe für den schen Attraktion entwickeln. im Renaissancestil um- Besucher, sich die Region nach und nach zu bauen. Der Umbau dauerte erschließen. • MARKETING UND IMAGEBILDUNG fünf Jahre. Für diese Zeit Gutes tun und darüber reden: Die Aufbauarbeit ist erstmalig der Name „Königs Wusterhausen“ • TRADITIONEN PFLEGEN, in den Regionalparks muss von einer intensi- statt bis dahin „Wendisch NATUR- UND KULTURERBE ERHALTEN ven Öffentlichkeitsarbeit begleitet, ein positives Wusterhausen“ oder ein- Örtliche Bräuche, Märkte und Feste, traditionel- regionales Image aufgebaut und verbreitet fach nur „Wusterhausen“ les Handwerk, Konzerte und andere kulturelle werden.Dies stärkt die Identifikation der Ein- bezeugt. Foto: KTVD Aktivitäten sowie Kultur- und Naturdenkmäler heimischen mit ihrer Region und weckt das wirken ebenfalls positiv nach innen und außen: Interesse der Besucher von außerhalb. Die örtliche Bevölkerung identifiziert sich Dabei profitieren von einem gemeinsamen mit den Schätzen und Bräuchen der eigenen Marketing, das die „Perlen“ einer Region, ihre Heimat und kann sie den Besuchern stolz prä- Produkte und Leistungen zusammenfasst und

12 Bei den meisten märki- schen Dörfern ist die ursprüngliche, für Bran- denburg typische Dorf- struktur noch heute gut zu erkennen, ob es sich nun um ein Straßen-, ein Angerdorf oder einen Rundling handelt. Eine besonders schöne Visitenkarte für den Ort ist der Dorfanger in Glienicke. Foto: Münch

damit für die Region wirbt, alle Gemeinden. Der Regionalpark greift Raum Bisher sind zahlreiche Perlen der branden- Sobald die Regionalparks als Idee, Strategie burgischen Landschaft über die Region hinaus und Angebot angenommen sind, die örtlichen noch gar nicht bekannt.Gerade solche Kommunen und Bezirke an der Identität ihrer Schmuckstücke prägen aber den Charakter der Region arbeiten, miteinander kommunizieren, Gesamtregion, machen sie abwechslungs- und koordinieren und kooperieren, entsteht der erlebnisreicher. Regionalpark als Raum.Das heißt, die zunächst Kostengünstig in jeden Jede Kommune kann hier ihren eigenen Bei- abstrakte Dimension – Idee, Strategie, Konzept Regionalpark: Ein großer trag leisten, ihr individuelles Schmuckstück ein- – geht durch die Umsetzung konkreter Pro- Vorteil für Besucher und bringen – ob es sich nun um das jährliche jekte und durch die Beteiligung vieler Akteure Pendler sind die stern- Trachtenfest, einen historischen Ortskern, eine in eine konkrete räumliche Dimension über. förmig aus Berlin in die Regionalparks ragenden alte Obstbaumallee, einen idyllischen Badesee, Dann wird eine Region zum Regionalpark – Bahnradialen. Mit Regio- eine sehenswerte Feldsteinkirche oder einen ohne Eingangstore und Zäune, aber als Land- nal- und S-Bahnen im attraktiven Rundwanderweg handelt. schaftsraum, der durch die teilnehmenden Berlin-Brandenburger Durch Kombination und Ergänzung dieser Kommunen und Bezirke und die landschaft- Verkehrsverbund kommt man schnell, bequem und Grundbausteine erhöht sich die Attraktivität lichen Gegebenheiten klar definiert ist. preiswert ans Ziel und einer Region entscheidend.Vermehrtes Auf diesem Weg sind die einzelnen Regional- schont die Umwelt. Interesse bei Besuchern und potentiellen Neu- parks – wie die folgenden Kapitel zeigen Foto: Hahn bürgern schafft Arbeitsplätze und Steuerein- werden – unterschiedlich weit fortgeschritten. nahmen und damit auch neue wirtschaftliche Perspektiven für die Alteingesessenen.Nur eine florierende örtliche Wirtschaft mit guten Perspektiven kann Abwanderungstendenzen junger Menschen entgegenwirken.So trägt die Stärkung der Identität und gesteigerte Attraktivität einer Region auch zu ihrer sozialen Stabilität bei.

13 Gesamtübersicht Regionalparks Brandenburg und Berlin

Krämer Forst Der Krämer Forst, ein großes zusammenhän- gendes Waldgebiet aus Kiefern- und Laub- mischwäldern, wächst auf dem Plateau des „Ländchens Glien“ nordwestlich von Spandau. Ein Dörferkranz aus 14 mittelalterlichen Straßen- und Angerdörfern am Rande des Hochplateaus umgibt den Krämer Forst, im nordöstlichen Teil des Plateaus erstrecken sich große Ackerflächen.Die Niederungen des Döberitzer Heide Havelländischen Luchs und des Rhinluchs Ausgerechnet die militärischen Aktivitäten, die schließen sich im Nordwesten bzw.Norden an. auf der Döberitzer Heide knapp 300 Jahre lang währten, hinterließen in Randlage zu Berlin und Potsdam ein großes unzerschnittenes, naturnahes und unbesiedeltes Gebiet wie es seinesgleichen sucht.Hier fanden Pflanzen und Tiere ein Refugium, die andernorts verdrängt oder sogar ausgestorben sind.Die wegen der militärischen Geheimhaltung ehemals her- metisch abgeriegelte Döberitzer Heide wird heute an verschiedenen Stellen behutsam wie- der der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Potsdamer Havelseen Der Reiz dieser Region liegt nicht nur in der Landschaft, die von den Potsdamer Havelseen und den sie umgebenden Wäldern geprägt ist. Auch das reiche Kulturerbe, das berühmte Baumeister und Gartenarchitekten im Auftrag Teltow Park Preußischer Majestäten geschaffen haben, Landschaftsprägendes Element im Teltow Park macht die Einzigartigkeit der Region aus.Eine sind die Tafeln der ehemaligen Rieselfelder im Kette von Belvederes – schönen Aussichten – Süden Berlins.Die Region in unmittelbarer macht dies an vielen Punkten eindrucksvoll Nähe der Hauptstadt stieß seit dem Mauerfall erlebbar.Vielfältige künstlerische Aktivitäten auf großes Ansiedlungsinteresse.Die Nähe zu zeugen von der Lebendigkeit dieser beson- den guten und teuren Wohnlagen des süd- deren Kulturlandschaft. westlichen Berlins, die gute Verkehrsanbindung und der Mix aus quirligem Betrieb,Weite und Ruhe sind ganz offensichtlich besonders attraktiv. 14 Naturpark Barnim Der gemeinsame Berlin-Brandenburger Natur- park erstreckt sich im Norden über das Wandlitzer Wald- und Seengebiet bis nach Liebenwalde und .Der von der Weichseleiszeit gerformte Naturpark ist von saftigen Wiesen,naturnahen Bächen, Söllen und Seen, Kiefern- und Buchenwäldern geprägt und stellt, ökologisch gesehen, eine besondere Perle in der Kette der Regional- parks dar. Barnimer Feldmark Unmittelbar hinter den Großsiedlungen von Marzahn und Hohenschönhausen beginnt noch in Berlin weit nach Brandenburg hinein- reichend, ein ländlicher Raum mit weiten Feldern und einzelnen Dörfern.Ein weitver- zweigtes Netz aus Landstraßen und Eisenbahn- radialen verbindet die Orte miteinander. Typische Landschaftselemente der Feldmark sind die Feldfluren, Alleen, Hecken, Rinnen und Gräben und die oftmals um Pfuhle herumge- bauten Angerdörfer.

Müggel-Spree Das sternförmige in Kiefernwälder eingebet- tete Gewässersystem zwischen Köpenick und Fürstenwalde mit dem Dämeritzsee bei Erkner im Mittelpunkt ist ein bekanntes Ausflugs- gebiet.Dominante Landschaftselemente sind neben der in Ost-West-Richtung verlaufenden Spree die in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Flutgrabenaue Seenrinnen, bewaldete Höhenzüge und Die Großziethener Feldflur ragt im Südosten Dünen. Berlins weit in das Stadtgebiet hinein.Südlich von Großziethen geht die stadtnahe Agrarland- schaft in eine immer abwechslungsreichere Kulturlandschaft über, die sich bis zum Wald- und Seengebiet der Dahme erstreckt.Ein die gesamte Region bestimmendes Projekt ist der geplante Ausbau Schönefelds zum Groß- flughafen Berlin-Brandenburg International.

15 Der Gewässerreichtum Brandenburgs ist nicht nur für den Menschen attraktiv, sondern ermög- licht auch einer besonders artenreichen Flora und Fauna ihr Auskommen. Die Abbildung zeigt eine Landschaft bei Vehlefanz. Foto: Münch

Der Schwanenkrug in Schönwalde an der alten Poststraße Berlin-Ham- „Und an dieses Teppichs blühendem Saum burg lädt wie in alten Zeiten, als hier noch All die lachenden Dörfer, ich zähle sie kaum.“ Postkutschen hielten und theodor fontane Pferde gewechselt wurden, zu gepflegter Gastlichkeit in sein rustikales Restaurant. Foto: Münch

Keramik-Geschirr aus den Werkstätten Hedwig Boll- hagens besticht durch seine schlichte Form- schönheit und sein dezen- tes Dekor. Gedacht als Gebrauchsgeschirr, ist es heute eher zum teuren Sammlerobjekt avanciert. Foto: Bollhagen

16 Frösche im Dornröschenschlaf Regionalpark Krämer Forst

„He Wirt! Spann Er die Pferde aus, bring Er straße zwischen Berlin und Hamburg über frisches Heu und Wasser.Und dann für die Spandau, Schönwalde und Flatow mitten durch Herrschaften das Beste, was Er aus Weinkeller dieses Waldgebiet. und Vorratskammer auftischen kann!“ Die Reisenden werden froh gewesen sein, in So oder ähnlich mag es geklungen haben, dem dichten Wald noch vor Einbruch der Dun- wenn am späten Abend die letzte Postkutsche kelheit im Ziegenkrug Quartier gefunden zu den „Ziegenkrug“ mitten im Krämer Forst haben.Den einen stand das beschwerliche und erreichte. immer etwas ungewisse Abenteuer der langen Dieses große, zusammenhängende Waldgebiet Reise in die norddeutsche Hansestadt noch aus Kiefern- und Laubmischwäldern wächst bevor, die anderen waren ihrem Ziel, Spandau auf dem Plateau des „Ländchens Glien“ nord- oder Berlin, schon recht nahe. westlich von Spandau.Entstanden ist es aus Solche Poststationen waren die wichtigsten der Grundmoräne der Weichseleiszeit.Es Nachrichtenumschlagplätze in Zeiten, in denen wird im Norden von den Feuchtgebieten des Rundfunk, Fernsehen und Internet noch nicht Rhinluchs, im Süden vom Havelländischen Luch existierten.Hier vernahm man die unglaublich- umschlossen.Bis 1832 führte die alte Post- sten Geschichten oder bewegende Berichte

17 Die ausgedehnten Ackerflächen im Nordosten des Plateaus bilden einen reizvollen Kontrast sowohl zu den Wäldern als auch zu den Feuchtgebieten des Rhin und des Havelländischen Luchs.

zollern.Noch heute erinnert ein großes 1845 aufgestelltes Steinkreuz an den Tod des Grafen Hohenloh aus dem Gefolge Friedrichs IV. Von den Wirren des 30jährigen Krieges kündet nicht nur die Chronik des Ortes Grünefeld, in

Mit der Eröffnung der der auch Wallenstein (1583–1634) seine Spu- Berlin-Hamburger Eisen- ren hinterließ. bahn 1846 verlor die Seit 1718 erfolgte auf Geheiß Friedrich Wil- alte Poststraße durch den helms I., des preußischen Soldatenkönigs, die Krämer Forst an Bedeu- tung. Das beschwerliche Urbarmachung der Feuchtgebiete um den Reisen per Postkutsche Glien.Durch die Anlage eines 540 km umfas- wurde durch die wesent- menschlicher Schicksale, Stoff für Weltliteratur, senden Grabensystems wurde das Luchland in lich komfortablere und wie Alexander Puschkins Erzählung „Der Post- Weide und Wiesenflächen umgewandelt und schnellere Eisenbahn meister“ beweist. so für die Milchviehhaltung nutzbar gemacht. abgelöst. Der Schwanenkrug, einst Die Poststraße im Krämer Forst ging nicht in Dadurch gewann die Region an Bedeutung Anspannstation auf der die Weltliteratur ein, sie ereilte ein anderes als „Milch- und Butter-Lieferant“ für die nahe- Poststraße, blieb bis heute Schicksal.1829 wurde mit dem Bau einer befe- gelegene Großstadt Berlin. als Restaurant erhalten. stigten Chaussee über Nauen begonnen, die 1806 marschierte Napoleon in Wansdorf ein. Foto: Münch, Postmuseum (oben links) heutige Bundesstraße B 5, und die sandige alte Zahlreiche Erlebnisberichte in der Wansdorfer Poststraße verlor zunehmend an Bedeutung. Chronik zeugen von dem historischen Ereignis. 1846 wurde die Eisenbahnlinie zwischen Sechs Jahre später, unterwegs auf seinem den beiden Großstädten Berlin und Hamburg Russlandfeldzug, bezog der „große Franzose“ eröffnet, die das endgültige Aus für die Wald- im Amtshaus zu Vehlefanz vorübergehend sein Poststraße besiegelte.Wo einst der Ziegenkrug Hauptquartier. Mensch und Tier Obdach bot, ist heute nur Doch mit dem Bedeutungsverlust der alten noch eine schöne Lichtung vorhanden, die den Poststraße schienen auch die 14 Ortschaften Wanderer jedoch nach wie vor zum Verweilen rund um den Krämer Forst mehr und mehr im einlädt. Dornröschenschlaf versunken zu sein.Der Brandenburgs sandige Die zweite wichtige Pferdeausspannstation zu Sage nach verstummten sogar die Frösche in Böden sind für die Land- Zeiten der alten Poststraße, der Schwanenkrug Schwante, die Ende des 19 Jahrhunderts zur wirtschaft ganz über- in Schönwalde, ist bis heute in alter Pracht Genesung des Herrn von Redern für hundert wiegend „arme“ Böden. Wenn am Ende des Regen- erhalten.Der eingeschossige Fachwerkbau mit Jahre zum Schweigen verdammt wurden. bogens aber wirklich ein traufseitiger Vorlaube aus dem 18.Jahrhundert Angeblich sind diese 100 Jahre immer noch Schatz vergraben liegt, lädt wie in alten Zeiten zu gepflegter Gastlich- nicht um. kann man die Stelle in keit in sein rustikal eingerichtetes Restaurant. Nach dem 2.Weltkrieg, im Zuge der deutschen einer solchen flachen Landschaft zumindest gut Teilung und des späteren Mauerbaus um die ausfindig machen... Vom Schlachtengetümmel westliche Teilstadt Berlin erfolgte ein radikaler Foto: Gering zum Milch- und Butterlieferanten Die Region wurde bis zum 19 Jh.immer mal wieder vom Mantel der Weltgeschichte berührt. Im 7.Jh.erfolgte die erste Besiedelung durch die Slawen, im 12. und 13.Jh.wurden sie im Zuge der „Osterweiterung“ von deutschen Bau- ern verdrängt. 1412 ereignete sich die Schlacht am Kremmer Damm.Die Pommernherzöge Otto und Casimir kamen aus der Uckermark und fielen in die Mittelmark ein.Bei Kremmen kam es zu einem Gefecht zwischen den pommerschen Feldherren und den märkischen Truppen unter Führung des Burggrafen Frie- drich IV.von Nürnberg aus dem Hause Hohen-

18 Krämer Forst

Einschnitt in alle Wirtschaftsbeziehungen zu Berlin.In der Region trat ein enormer Bevöl- kerungsverlust aufgrund von Abwanderungen ein.Die Bauernhöfe wurden in Folge der Kol- lektivierung größtenteils von Landwirtschaft- lichen Produktionsgenossenschaften (LPG) bewirtschaftet.In den zahlreichen Herrenhäu- sern wurden z.T.öffentliche Einrichtungen untergebracht, beispielsweise die Schule in Schwante, oder sie wurden zu Wohnhäusern umfunktioniert. Nach 1990 mussten sich die Nachfolgebetriebe der ehemaligen LPG wiederum auf völlig neue Wettbewerbsbedingungen einstellen.Zugleich unternahmen die Gemeinden nun große Anstrengungen, als Gewerbe- und Wohnstand- orte Interessenten zu finden.Seit 1997 schließ- lich wird die Region zwischen Spandau und Flatow, Kremmen und Brieselang, Börnicke und Hennigsdorf sowie Nauen und Oranien- Hedwig Bollhagen wurde burg gezielt als Regionalpark Krämer Forst ent- sich im Zuge der Industrialisierung Ende des Kontraste – Das geschlos- 1907 in Hannover gebo- sene Waldgebiet des ren. Schon als Jugendliche wickelt. 19.Jh.aufgrund ihrer Berlin-Nähe zu Indstrie- standorten entwickelt hatten, vollzogen sich Krämers ist umgeben von war sie von Keramik weiträumigen Acker- fasziniert und beschloss, Noch wie in alten Zeiten nennenswerte Veränderungen.In Marwitz flächen. Töpferin zu werden. Sie Die landschaftliche Schönheit des Regional- wurde ab 1872 das reiche Tonvorkommen Foto: Münch arbeitete in einem hessischen Betrieb, ab- parks Krämer Forst wird jedoch nicht nur durch der Gemeinde abgebaut und vor Ort oder in solvierte fünf Semester an das namengebende große, weitgehend unzer- Velten zu Kunst- und Baukeramik gebrannt. einer Fachschule und schnittene Waldgebiet bestimmt.An den Berühmtheit erlangte dieses Handwerk in hörte Vorlesungen an der Hängen des im Herzen des Regionalparks lie- Marwitz erst 1934 durch die Keramikwerkstät- Kasseler Kunstschule. In Marwitz, wo sie sich 1934 genden Grundmoränenplateaus und auf seiner ten der Künstlerin Hedwig Bollhagen.Auch mit einem kleinen Betrieb nordöstlichen „Ecke“ erstrecken sich große Schönwalde bildet eine Ausnahme: Der Ortsteil selbstständig machte, lebt Ackerflächen, die einen reizvollen Kontrast „Siedlung Schönwalde“ entwickelte sich im und arbeitet die große sowohl zu den Wäldern als auch zu den Zuge der Verstädterung zu einem beliebten Dame der Keramik heute noch. Feuchtgebieten des Rhin und des Havellän- Berliner Wohnvorort und weist mit seinen Ein- dischen Luchs bilden.Das Waldgebiet selbst ist familienvillen und seinem hohen Baumbestand Hedwig Bollhagen- von einem Kranz aus 14 mittelalterlichen eine andere Prägung auf als die Ortschaften Werkstätten für Keramik, Straßen- und Angerdörfern umgeben, die sich des Dörferkranzes. Triftstraße 60 am Rande des Hochplateaus verteilen.Ähnlich Einige der mittelalterlichen bäuerlichen Sied- in 16727 Marwitz Tel. (03304) 39800 wie die Grundmoränenplatte selbst hat dieser lungen waren rund um ländliche Feudalsitze Werksverkauf Mittwoch Dörferkranz einen Durchmessser von ca. 15 km. des Adels entstanden.So gehörten beispiels- 9–17 h, Samstag 10–14 h Zwischen allen Dörfern existiert eine Verbin- weise die Dörfer Vehlefanz,Velten, Groß dungsstraße, die einen interessanten Blick auf Ziethen, Flatow und Börnicke sowie das Schloss die Acker- und Hochflächen des Glien eröffnet. Groß Ziethen zum Besitz des Adligen Koppke Zum Großteil ist die historische Siedlungs- von Bredow.Auch anderenorts, etwa in Staffel- struktur aus Drei- oder Vierseithöfen und mär- de,Wansdorf, Sommerswalde und Schönwalde kischen Mittelflurhäusern, die sich um einen stößt man auf sehenswerte Guts- und Herren- Anger mit Dorfkirche gruppieren, bis heute häuser, von denen letztere häufig sogar als erhalten geblieben.Die alten, z.T.restaurierten, „Schlösser“ bezeichnet wurden, wie in Groß- sehenswerten Dorfkerne lassen den Hauch ver- ziethen und Schwante.In Sommerswalde ver- gangener Zeiten aufleben.Lediglich rund um wirklichte sich der Kaufmann Richard Sommer die Ortschaften Velten und Hennigsdorf, die einen Traum.Er galt als einer der reichsten

19 Nach dem 2.Weltkrieg, im Zuge der deutschen Teilung und des späteren Mauerbaus um die westliche Teilstadt Berlins, erfolgte ein radikaler Einschnitt in den Wirtschaftsbeziehungen der Umlandgemeinden zu Berlin.

Männer Berlins und ließ gegen Ende des 19.Jh. nach Plänen des Architekten Paul Wallot ver- kleinerte Nachbilder des Reichstags und des Roten Rathauses in Berlin erbauen. 1891 wurde mit dem Bau der Reichstag-Replik als Haupt- gebäude des Ensembles „Schloss Sommers- walde“ begonnen, der Nachbau des Roten Rat- hauses diente als Pferdestall. In vielen anderen Ortschaften trifft man auf nicht minder sehenswerte Feld- oder Back- steinkirchen, die ein oder andere Windmühle. Darüber hinaus gibt es weitere landschaftliche Besonderheiten zu bewundern und zu genie- ßen, wie z.B.die 13 „tausendjährigen Eichen“ in Staffelde oder den Nymphen- wie auch den Kremmener See. Grundsätze im halben Dutzend ... Im Groß-Ziethener Südlich von Kremmen wurden an der Periphe- Die Initialzündung zur Regionalpark-Entwick- Schloss befindet sich heute ein Hotel. Sehenswert rie viele, damals zum Teil gemeinschaftlich lung ging 1996 von den Gemeinden Schön- sind die herrschaftliche genutzte Scheunen errichtet, die ein eindrucks- walde und Brieselang aus.Die gemeinsame Treppenanlage und volles Ensemble bilden.Mit dem Bedeutungs- Landesplanungsabteilung der Länder Branden- die urigen Kellergewölbe. verlust der Landwirtschaft verloren sie ihre burg und Berlin unterstützte die Gemeinden Foto: Hasselbach Funktion und verkamen, bis anläßlich der und beauftragte die Planungsbüros ComPlan 700-Jahrfeier Kremmens im Jahr 1998 einige und Plangrün, die schwierige Anfangsphase zur Scheunen wieder hergerichtet wurden und Etablierung der Regionalpark-Idee vor Ort zu heute unter dem Namen „Museumsscheune“ moderieren. als gesellschaftliche und kulturelle Begeg- Gemeinsam mit den Gemeinden wurde seit nungsstätte, Heimatmuseum und Veranstal- 1997 damit begonnen, Leitvorstellungen zur tungsort für die ganze Region dienen. Entwicklung eines Regionalpark-Konzeptes Krämer Forst zu entwickeln.Sie wurden auf Auf Geheiß des Soldaten- zwei Regionalpark-Foren abgestimmt.Ende königs wurde das Luch- 1997 konnten die folgenden sechs Grundsätze land um den Glien in verabschiedet werden: Wiesen und Weiden um- gewandelt. Ein 540 km • „Entwicklung von unten“ – Kommunen und umfassendes Graben- Bürger nehmen aktiv an der Entwicklung teil system schuf die Grund- • „Gemeinsamkeit und Zusammenarbeit“ – lage für den Aufstieg der Denken über Amtsgrenzen hinweg Region zum Milch- und Butterlieferanten der • „Der Krämer“ – Erholungsraum vor der Tür nahegelegenen Großstadt • „Der Dörferkranz“ – Rundkurs um den Berlin. Krämerwald Foto: Agrarmuseum • „Der Krämer“ – Erlebnisraum Kulturland- Seit 1999 fährt die schaft Berliner S-Bahn wieder bis • „Krämer und Luch“ – Vernetzung von Land- Hennigsdorf.Von hier schaftsräumen aus bieten sich Radtouren 1998 wurde der Förderverein Regionalpark und Wanderungen durch den Krämer Forst an. Krämer Forst gegründet.Zu den Gründungs- Foto: IGEB mitgliedern gehörten die Gemeinden Schön- walde,Wansdorf und Pausin, die Waldschule Krämer, die Agro Glien, ein landwirtschaftlicher Großbetrieb mit Schaukäserei und alten Haus- tierrassen sowie das Märkische Ausstellungs- und Freizeitzentrum in Paaren.

20 Krämer Forst

Am Rande des Regional- ... Aktivitäten zu Hunderten Nauens Altstadt besitzt parks, ca. 35 km nordwest- Das im Regionalpark bereits vorhandene Wan- einen historisch gewach- lich von Berlin zwischen senen mittelalterlichen den Orten Kremmen und der- und Radwegenetz wird vom Förderver- Stadtgrundriß, der Fehrbellin liegt das ein stetig verbessert.Die Umsetzung eines neu bis heute weitgehend Storchendorf Linum. Im erarbeiteten Wanderwege-Konzeptes wird erhalten ist und als Jahr 1999 brüteten hier derzeit in Schönwalde begonnen.Dazu gehö- bau- und kulturhistorisch 13 Paare und zum Ende wertvolles Ensemble der Storchensaison gab es ren sowohl Ausbaumaßnahmen, als auch eine unter Denkmalschutz fast 50 Störche im Ort. anspruchsvolle Ausschilderung. steht. Die Stadt gehört zu Nähere Informationen Studenten der Landschaftsplanung an der den Verwaltungszentren bietet die Station des Technischen Universität Berlin steuerten dem des Landkreises Havel- NABU „Storchenschmiede land und hat ca. 11.000 Linum“. Nachdem zum Regionalpark zwei originelle Projekte bei: In Einwohner. Ende des 18 Jahrhunderts Paaren wird ein Rundum-Angebot für Hochzei- Bäcker alle Beteiligten gefunden.Im Oktober Von 1826 bis 1993 war große Flächen abgetorft ten geboten – vom Brautausstatter bis zum 1998 war es so weit: Pünktlich zur Eröffnung Nauen Kreisstadt. Nach wurden, entstand eine Pfarrer und Standesbeamten stehen in dem im der Museumsscheune in Kremmen wurde das den Entwürfen der Berli- riesige Teichlandschaft. ner Architekten Schulz Die Teiche werden heute Wettbewerb „Schönstes Dorf Brandenburgs“ „Holzfällerbrot“ auf den Markt gebracht. und Hartung wurde nur noch zum Teil bewirt- ausgezeichneten Ort alle für eine richtige Mehrere landwirtschaftliche Betriebe aus der das an die norddeutsche schaftet. Ein großer Teil Hochzeit zur Verfügung. Gegend um Nauen bauen das Getreide an, die Backsteingotik erinnern- aber ist unzugänglich und Die Tour „Berufe-Radeln“ führt auf einem Rund- Hauptzutaten zum zünftigen „Holzfällerbrot“. de Rathaus erbaut, das im wird von der Natur kurs über Orte, in denen ortstypische Hand- Der Müllermeister Paul Wolter in Buchow-Karp- Januar 1891 eingeweiht zurückerobert. Hier gibt wurde. 1911 stürzte die es seltene Wasservögel zu werke, Berufe und Tätigkeiten gezeigt werden, zow mahlt es aus, Bäckermeister Karl-Dietmar Turmspitze bei starkem sehen, aber auch Biber, oder in denen zumindest noch bauliche Relikte Plentz aus Schwante schließlich backt das Sturm ein und blieb im Fischotter und viele davon zeugen. Brot nach traditionellem Rezept und bringt es Rathaussitzungssaal andere Tiere. Zur Zugzeit ofenfrisch auf seinen Ladentisch. „Der Erfolg stecken. Anlässlich der machen hier im Frühjahr 700-Jahr-Feier Nauens und Herbst bis zu 80000 Unser täglich Brot ... ist so einschlagend, dass wir das „Holzfällerbrot“ wurde die Rathausfassade Wildgänse und 20000 Auf der Regionalpark-Konferenz im Juni 1999 ins regelmäßige Sortiment aufgenommen 1992 fachgerecht Kraniche Station, da sie in hatte sich die Regionalinitiative BRUCKER Land haben“, berichtet Martin Hasselbach, Mitarbei- restauriert. den Teichen sichere vorgestellt, die am Aufbau regionaler Wirt- ter des Fördervereins Regionalpark Krämer Foto: Meißner Schlafplätze und auf den Feldern viel Futter finden. schaftskreisläufe im Landkreis Fürstenfeldbruck Forst.Von diesem Erfolg beflügelt, haben inzwi- bei München mit Regionalprodukten wie Brot, schen auch weitere Bäckereien ihr Interesse an Saft, Honig, Fleisch und Milchprodukten be- der Entwicklung und Vermarktung regionaler teiligt ist. Spezialitäten bekundet. Im Regionalpark Krämer Forst wählte man als Andere Unternehmen beteiligen sich ebenfalls Produkt aus der Region für die Region das aktiv an der Regionalpark-Entwicklung: neben „Holzfällerbrot“.Nach knapp zwei Monaten den Erzeugern des „Holzfällerbrotes“ konnten Suche hatte der Förderverein vom Korn zum beispielsweise ein Steuerberatungsbüro, eine Allee bei Linum Foto: Uhlenhut Brot, vom Erzeuger des Getreides bis zum Kompostierungs- und Verwertungsgesellschaft und ein Großproduzent landwirtschaftlicher Produkte (insbesondere Obst) gewonnen werden.Hier bestätigt sich die Regionalpark- Philosophie, dass eine gemeinsame Zielsetzung und Vermarktung die regionale Wirtschaft stärkt.Neben Privatpersonen engagieren sich auch der anerkannte Naturschutz-Verband Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und das Johannesstift Spandau für die Regionalpark- Idee.

Was verkraftet der Regionalpark? Die in den Siedlungsachsen Spandau-Falken- see-Nauen und Hennigsdorf-Velten-Oranien- burg liegenden Gemeinden sind meist stärker

21 Blick auf den Krämer Forst Foto: Hasselbach

rechts: An der Muhre kommen Biber und Fisch- otter vor, an ihren Ufern auf den Teufelsbruch- wiesen blühen seltene Orchideen. Neben der alten Poststraße ist die Muhre ein zweites wichtiges verbindendes Element im Regionalpark. Sie fließt von der nörd- lichsten Mitgliedsge- auf den Zuwachs an zahlungskräftigen Neu- meinde Leegebruch über bürgern und Gewerbebetrieben interessiert – Schönwalde Richtung wobei die Attraktivität und der Freizeitwert Brieselang im Westen. Foto: Gering dieser Gemeinden sehr vom Regionalpark pro- fitieren.Der Schwerpunkt in den ländlichen Gebieten liegt dagegen stärker auf der touristischen Entwicklung der Landschafts- potenziale. An unterschiedlichen Standorten im Regional- Daten und Fakten park werden auch unterschiedliche Schluss- folgerungen gezogen, welche Konsequenzen Einwohnerzahl Stand 1999: ca. 25.000 Bewohner die Regionalpark-Idee denn mit sich bringe. Landkreis / Amt / Einwohner Bevölkerungs- Zum geplanten Bau eines Testringes des Brandenburger Agrar- und Landwirtschaftsaus- Gemeinde zahl (1999) dichte EW./km2 Waggonherstellers Adtranz in der Region gibt stellung im Märkischen Ausstellung- und Frei- es gegensätzliche Standpunkte.Die Befürwor- zeitzentrum in Paaren war man mit einem LANDKREIS HAVELLAND ...... ter des Projektes verweisen auf den wirtschaft- eigenen Stand vertreten.Ein weiteres Projekt, Amt Brieselang lichen Impuls und den erwarteten Zuwachs an das vom Förderverein in Zusammenarbeit Brieselang 6.828 380 Arbeitsplätzen in der Region.Die Gegner des mit der Technischen Fachhochschule (TFH) in ...... Testringes sehen sich vor allem durch den zu Berlin betreut und bearbeitet wird, ist die Amt Nauen-Land Tietzow 295 17 erwartenden Lärm beeinträchtigt.Bodo Erstellung von Wanderkarten auf der Basis von Börnicke 783 42 Oehme, Bürgermeister von Schönwalde und Luftbildern.Bisher liegt eine Karte für den Grünefeld 444 27 Vorsitzender des Regionalpark-Fördervereins, nordöstlichen Teil des Regionalparks vor, eine ...... sieht da allerdings kein schwerwiegendes Gesamtkarte soll noch folgen. Amt Schönwald Paaren im Glien 546 35 Problem:„Der Förderverein hat sich grundsätz- Aufgrund des guten Erfolges des „Holzfäller- Perwenitz 456 46 lich mit Mehrheit für das Projekt ausgespro- brots“ ist die Einführung weiterer Regionalpro- Wansdorf 726 31 chen, wenn von der Industrie entsprechende dukte beabsichtigt.Auf einem Frühjahrsfest im Pausin 619 31 Ausgleichsmaßnahmen vorgenommen wer- April wurde ein Milchspeiseeis aus regionaler Schönwalde 3.793 204 den, die der Region zugute kommen.“ Produktion präsentiert – für einen erfrischen- LANDKREIS Zunächst heißt es, erst einmal abzuwarten. den Start in die Sommersaison...... Oehme:„Bisher steht noch gar nicht fest, wo Amt Kremmen der Testring genau verlaufen wird und ob er Flatow 639 24 Staffelde 374 18 überhaupt kommt.“ Groß-Ziethen 241 19 ...... Gemeinsam sind wir stark ... Amt Oberkrämer Derweil steigt die Mitgliederzahl des Regional- Schwante 1.610 99 Oberkrämer (Vehlefanz, park-Fördervereins stetig, zur Zeit sind es über Eichstädt, Neu-Vehlefanz) 2.462 50 40 Mitglieder.Die Öffentlichkeitsarbeit durch Bärenklau 1.158 142 den Verein wird intensiviert.Die Präsentation Marwitz 1.229 77 auf einer eigenen Internet-Seite ist im Aufbau. Bötzow 2.115 112 Auf der wichtigen, jährlich stattfindenden

22 Krämer Forst

0 2 4 6 8 Erreichbarkeit Ansprechpartner Museen Ortskern aus der Berliner Innenstadt Förderverein Regionalpark Bockwindmühle Vehlefanz Kilometer Krämer Forst: Mühlenmuseum Siedlungsgebiet Linie und Takt c/o Bürgermeister der Breite Straße Wald S nach Hennigsdorf Gemeinde Schönwalde 16727 Vehlefanz Takt: 20 Min. Herrn Bodo Oehme See RB / RE nach Kremmen Sebastian-Bach-Str.10–12, Ofen- und Keramikmuseum Takt: 20 / 60 Min. 14621 Schönwalde Velten Verbindungsstraße RE nach Nauen Tel: (03322) 2484-0 Wilhelmstr.32, 16727 Velten Bundesstraße Takt: 30 Min. Fax: (03322) 2484 40 Tel: (03304) 317 60 Internet: Öffnungszeiten: Mi–So Autobahn Fahrtdauer www.kraemer-forst.de Gesamtfläche: 32.349 ha ab Berlin-Friedrichstraße www.glien-online.de Waldschule Pausin Bahnstrecke Kremmen: ca.60 Min. Ansprechpartner: Hr.Wagner S-Bahnhof Flächenverteilung: Hennigsdorf: 33 Min. Tourismus Tel: (033231) 606 63 Landwirtschaft 56% – Umfangreiches Rad- und Regional-Bahnhof Sonstiges 2% Wanderwegenetz: Radrund- Wasser 2% weg Dörferkranz, Rad- und R- + S-Bahnhof Verkehr 4% Wanderweg „Alte Ham- Siedlungen 5% burger Poststraße“, diverse andere Radrundtouren und Rundwanderwege. Wald 31% – Reiterhöfe – Sehenswürdigkeiten: Königseiche, Zwölfbrüder- buche, ehem.Ziegenkrug, Schleuse Schönwalde, Forst- haus Krämerpfuhl, Moos- pfuhl bei Schönwalde

23 Naturpark Barnim

Seine Naturausstattung mit vielen seltenen Pflanzen und Tieren machen den Naturpark Barnim zu einer Besonderheit unter den Regionalparks.

Beliebt sind die Badeseen des Barnim. Besonders der Wandlitz- und der Liep- nitzsee locken an heißen Tagen Tausende ins kühle Nass. Foto: Agrarmuseum

Wasser und Wald – typische Bestandteile des Barnim. Die Schönheit des natur- nahen Briesetals lädt zum geruhsamen Spaziergang ein. Foto: Liebke

Die Platte des Barnim mit ihren lehmigen Böden ist für Brandenburger Ver- hältnisse sehr fruchtbar. Auf rund einem Drittel der Naturparkfläche wird Landwirtschaft betrieben. Foto: Agrarmuseum

24 Goldstück in der Kette Naturpark Barnim

Die Platte von Brandenburg und Berlin.Der Naturpark ist Dr.Peter Gärtner ist fasziniert von „seiner“ Bestandteil des Regionalpark-Rings.Er bedeckt Platte.So sehr, dass der Geologe sich auch in aber nur einen Teil der Barnimplatte, die sich seiner Doktorarbeit mit ihr beschäftigte. „Ent- besonders im Südosten weit über die Grenzen standen ist sie bereits vor 170.000 Jahren des Naturparks hinaus erstreckt.Rund 750 qkm zur Zeit der Saaleeiszeit.Die „Feinziselierung“ groß ist der Naturpark, 5% der Fläche liegen besorgten dann allerdings erst die Gletscher auf Berliner Gebiet,„in den Stadtteilen Pankow der Weichseleiszeit vor rund 15.000 Jahren“, und Reinickendorf, mit einem winzigen Stück- erläutert Gärtner.Die Platte, das ist der Barnim, chen in Weißensee“, wie der Naturpark-Leiter die Hochfläche nördlich von Berlin, die im erklärt. Norden durch das Eberswalder und im Süden durch das Berliner Urstromtal, im Osten durch Wald und Wasser, Sand und Lehm das Odertal und im Westen von der Havelnie- Ein relativ „müder“ Gletscher der Weichseleis- derung begrenzt wird. zeit, der sich mehr den Hinterlassenschaften Peter Gärtner ist Leiter im Naturpark Barnim, aus der Saalekaltzeit anpasste, als mit eigener dem einzigen länderübergreifenden Naturpark Kraft die Landschaft zu gestalten, hinterließ

25 eine ganze Reihe verschiedener, den Barnim prägende Landschaftselemente.Zum Beispiel die Gewässer: Auffallend sind die überall in den Feldfluren der Platte verstreuten Acker- sölle, wassergefüllte Hohlformen, die vom so genannten Toteis der letzten Gletscher vor mehr als 10.000 Jahren übrig geblieben sind. Dazu kommen die vielen kleinen und größe- ren, für den Barnim charakteristischen Seen. Einzeln oder wie Perlen aufgereiht entlang der langgestreckten Fließe sind sie eine der Haupt- Bei der Eröffnung des attraktionen für Besucher.An heißen Sommer- Naturparks Barnim im Mai tagen locken sie Tausende Badegäste an ihre 1999 bezeichnete der da- Ufer, ganz besonders der Liepnitz- und der malige brandenburgische Umweltminister Wandlitzsee. Dr. Eberhard Henne den Mehr als die Hälfte der Fläche des Naturparks Naturpark Barnim als ist mit großen, zusammenhängenden Wäldern hinterließen mahlende Panzerketten, detonie- Weit über die deutschen „das Goldstück“ in der und Forsten bedeckt, in denen die Kiefer domi- rende Granaten,Waldbrände und Rodungen Grenzen hinaus berühmt Kette der Regionalparks. niert.Besonders wertvoll sind jedoch die hohen der Militärs tiefe Spuren im märkischen Sand. sind die vielen Branden- Foto: NP Barnim burger Alleen mit Buchenwälder, beispielsweise am Liepnitzsee Die so entstandenen, offenen und artenreichen ihrem hohen, alten Baum- oder in der Barnimer Heide, und naturnahe Er- Heideflächen sollen durch Schafhaltung be- bestand. lenbruchwälder wie im Finow- und im Briesetal. weidet und auf munitionsberäumten Wander- Foto: Fülle wegen der Öffentlichkeit wieder zugänglich Unter Beschuss und unter Berieselung gemacht werden. Nur an wenigen Stellen schob der Gletscher Eine nahezu aquatische Landschaft, auf der hochaufragende Endmoränen zusammen.Im früher bis zu vier Gemüseernten pro Jahr Die wasserreiche Agrar- Südosten des Naturparks markiert ein solcher, eingefahren wurden, entstand um Blanken- landschaft des Barnim, in immerhin 80 m ansteigender Höhenzug zwi- felde und Hobrechtsfelde herum.Der Berliner der noch 40 Sölle pro schen Wandlitz, Ladeburg, Rüdnitz und Trampe Magistrat hatte 1873 beschlossen, die Berliner hundert Hektar zu finden sind, ist idealer Lebens- die Wasserscheide des Barnim: Er trennt die Abwässer auf Feldern vor der Stadt zu ver- raum für die vom Ausster- Einzugsgebiete von Oder (Ostsee) und rieseln.So auch hier.Knapp 100 Jahre später ben bedrohte Rotbauch- (Nordsee) und legt überregional die Fließrich- machte der Bau von Klärwerken diese Art der unke, das „Wappentier“ tung der zahlreichen Fließgewässer fest, unter Abwasserbeseitigung überflüssig.Auf den des Naturparks Barnim. Auch beim Logo wird die ihnen die Briese, die Finow, das Pregnitzfließ, ehemaligen Rieselfeldern entsteht heute Sonderrolle des Natur- das Tegeler Fließ und die Panke. durch Aufforsten bzw.Freihaltung von Flächen parks Barnim deutlich, da An anderen Stellen, so z.B.zwischen eine stadtnahe Erholungslandschaft, die sich es nicht zur einheitlichen und sowie im Westbarnim bei hervorragend zum Wandern in abwechslungs- Gestaltung der Regional- park-Logos gehört, Schönow, wurden nach dem Abschmelzen der reicher und mit vielen Tieren bevölkerter sondern zum System der Eismassen ausgedehnte Dünengebiete zusam- Umgebung eignet. Logos für alle vierzehn mengeweht. Einige weitere landschaftliche Kleinode steuert brandenburgischen Groß- Und noch ein wichtiges, charakteristisches Ele- die Stadt Berlin zum Naturpark bei.Dazu ge- schutzgebiete, die aus einem grünen „G“ und ment des Barnim geht auf die Gletscherakti- hören beispielsweise eines der ältesten Berliner dem dazugehörigen vitäten vergangener Jahrtausende zurück: Die Naturschutzgebiete, das Kalktuffgelände am Symbol, meist einem Grundmoränenflächen im Südosten des Natur- Tegeler Fließ, sowie der Bucher Forst und die Wappentier, bestehen. parks sind durch lehmige, für Brandenburger Karower Teiche.Panke,Tegeler Fließ und die Foto: Schrumpf Verhältnisse sehr fruchtbare Böden gekenn- Niederung des Lietzengrabens schaffen nicht zeichnet.Überwiegend in diesem Bereich und nur einen natürlichen Biotopverbund zwischen insgesamt auf einem Drittel der Naturpark- der Metropole und dem Brandenburger Land – fläche wird Landwirtschaft betrieben. „grüne Brücken“ für Pflanzen und Tiere –, Auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen sondern auch Frischluftschneisen für den so bei Trampe und in der Schönower Heide wichtigen Luftaustausch in der Stadt.

26 Naturpark Barnim

„Die Besucher sollen möglichst mit dem öffentlichen Personennahverkehr anreisen und den Naturpark dann zu Fuß, mit dem Rad oder dem Kanu erkunden.“ peter gärtner, Naturpark-Leiter

Besonderheit Naturpark ca.zwei Fünftel der Sachkosten und eine Per- Unter den Regionalparks ist der Naturpark sonalstelle bei.Es gibt einen länderübergreifen- Barnim ein Sonderfall:„Ich habe keine Schwie- den Pflege- und Entwicklungsplan und ge- rigkeiten damit, dass wir außer Naturpark auch meinsame Projekte. noch Regionalpark sein sollen“, meint Peter Und noch über eine Tatsache kann Peter Gärt- Gärtner.„Allerdings geht unser Ansatz über den ner sich ganz besonders freuen: „Der Naturpark eines Regionalparks hinaus.“ Den Grundgedan- hat in der Region kaum Akzeptanz-Probleme.“ ken – nachhaltige Regionalentwicklung, land- Das liegt sicher auch daran, dass vom Förder- schafts- und naturverträgliche Erholungsnut- verein Naturpark Barnim, von der 1996 gegrün- zung – teilen die beiden Parktypen zwar.Doch deten Werkstatt Barnim, die sich als „Runder während der Regionalpark aus einem offenen Tisch“ der Region versteht, und vom ehemali- Zusammenschluss von Kommunen besteht, gen Naturpark-Aufbauleiter Dr.Mario Schrumpf ist der Naturpark eine im Brandenburger und gute Vorarbeit geleistet wurde.Früchte, die Berliner Naturschutzgesetz verankerte Katego- Gärtner jetzt ernten kann. rie.Dort steht, dass mindestens die Hälfte seiner Fläche aus Schutzgebieten bestehen Verbindungen knüpfen muss.Natur- und Landschaftsschutz sind aus- Außergewöhnlich ist auch der Verbund von drückliche und herausragende Ziele im Natur- Großschutzgebieten, in dem sich der Naturpark park.„Als Landeseinrichtung besitzen wir Barnim befindet:Von hier aus bestehen Verbin- außerdem eine eigene Verwaltung und eigene dungen zum Biosphärenreservat Schorfheide Haushaltsmittel“, ergänzt Peter Gärtner.„Das und dem Naturpark Uckermärkische ist natürlich von Vorteil.“ Hinzu kommen noch Seen bis zum Müritz Nationalpark in Mecklen- oben: Feldsölle, wie hier bei die Betreuung des Gebietes durch Naturwäch- burg-Vorpommern.Nordöstlich schließt sich Trampe, sind wassergefüllte Hohlformen, geschmolzenes ter, das Naturpark-Kuratorium als festes Gre- der Nachbar-Regionalpark Barnimer Feldmark Toteis, das von den letzten mium und ein Pflege- und Entwicklungsplan, an, ein Stückchen weiter nördlich reicht der Gletschern vor mehr als der die wichtigsten Vorgaben zur Entwicklung Naturpark fast bis an den Nationalpark Unteres 10.000 Jahren übrig geblie- des Gebietes enthält.Alles Elemente, über die Odertal heran.Verbindungen, die nicht nur ben ist. Foto: Fülle die Regionalparks nicht verfügen. naturschutzfachlich interessant und wertvoll Nicht nur die dem Naturpark zurVerfügung sind.Hier existiert von Berlin bis nach Polen und unten: Die berühmte Heide- stehenden Einrichtungen, Gremien und Instru- über Mecklenburg-Vorpommern bis zur Ostsee krautbahn musste in ihrer mente, sondern auch die Naturausstattung ein Natur- und Landschaftspotential, das mit Entwicklung mehrfach herbe Rückschläge verkraften, vor samt seltener Pflanzen und Tiere machen den einem Rad- und Wanderwegenetz erschlossen allem auch die Zerstörungen Naturpark Barnim wirklich zu einem Ausnah- werden und für Erholung und Tourismus ge- im 2.Weltkrieg. Jetzt sollen mefall. nutzt werden kann.Zusammen mit dem Bade- die alten Verbindungen spaß im Sommer sind Wandern, Reiten, Rad- wieder hergestellt, Gleise, Früchte, die der Gärtner ernten kann und Kanufahren seit langem die beliebtesten Bahnhöfe und Zugänge erneuert oder neu gebaut Die Naturpark-Entwicklung ist wegen der Aktivitäten im Barnim. werden. geschilderten unterschiedlichen Voraussetzun- „Die Besucher sollen möglichst mit dem öffent- Foto: NP Barnim gen nicht mit der der anderen Regionalparks lichen Personennahverkehr anreisen und den zu vergleichen.Andererseits konnten hier eben Naturpark dann zu Fuß, mit dem Rad oder dem wegen dieser günstigeren Voraussetzungen Kanu erkunden“, wünscht sich Naturpark-Leiter Maßnahmen, Projekte und Einrichtungen Peter Gärtner.„Deswegen wird die Entwicklung geschaffen oder auf den Weg gebracht werden, zum ,ÖPNV-gerechten‘ Naturpark ein beson- die als modellhaft für die Regionalparks ange- derer Schwerpunkt unserer Arbeit sein.“ sehen werden können.Dies spiegelt sich unter anderem in der Arbeit eines äußerst aktiven Rad und Schiene: Fördervereins, in der Vielzahl der Projekte und Viele Wege führen ins Land in der länderübergreifenden Kooperation mit Gleich mehrere Projekte im Naturpark zielen Berlin wider. auf Verbesserung und Ausbau von Wegenetzen Zur Ausstattung des Naturparks trägt Berlin und Bahnanschlüssen, Service und Informa- neben seinen landschaftlichen Kleinoden auch tionen für die Besucher.So hat die „Arbeitsge-

27 Für die Entwicklung der Regionalparks haben sich Kommunen und lokale Akteure zu Arbeitsgemeinschaften oder Vereinen zusammengeschlossen. Ein Naturpark ist ein im Brandenburger und Berliner Naturschutzgesetz verankertes Großschutzgebiet mit einer eigenen Naturpark-Verwaltung und eigenen Haushaltsmitteln.

Neubau von Bahnsteigen und Zugängen be- gonnen werden.„Es geht aber nicht nur um die Herrichtung der Infrastruktur, sondern vor allen Dingen auch um die Anbindung an die Ge- meinden und das touristische Umfeld“, betont Reinhold Dellmann,Vorsitzender des Förder- vereins Naturpark Barnim, ehemaliger Amts- direktor von Wandlitz und heutiger Landtags- abgeordneter.Dazu gehören Umsteigemög- lichkeiten, P+R-Parkplätze und sichere Abstell- möglichkeiten für Fahrräder.Dellmann ist überzeugt, dass „sich in den kommenden Jah- ren vieles zum Besseren verändern“ wird: Die Kommunen als Mitaktionäre der Nieder- barnimer Eisenbahnaktiengesellschaft haben ein vitales Interesse daran. Ein Verein zur Förderung des Projektes Natur- parkbahnhof Melchow, dem Gastwirte, die Ge- meinde, die Weiterbildungseinrichtung Buckow e.V.und die Naturparkverwaltung angehören, Typisches Landschaftsele- meinschaft Wegesystem“ der Werkstatt Barnim befindet sich in Gründung.In Melchow soll man ment im Naturpark Bar- nicht nur ein Wegesystem erarbeitet, das für nicht einfach nur ankommen.Sondern auch nim sind neben Wäldern, Alleen und Gewässern die Wanderungen und Radtouren sieben Haupt- gleich umfassend informiert werden, Fahr- weiten Wiesen, unter- routen vorschlägt, die von Reinickendorf, räder ausleihen,Touren starten können.Die brochen oder eingerahmt Pankow,Weißensee und Hohenschönhausen Naturwacht wird am Bahnhof einen Info-Punkt von altem Baumbestand. weit bis in das Brandenburger Land hinein- betreiben. Wie tausendarmige Leuchter stehen diese reichen.Auch ein Radwege-Leitsystem mit Mitarbeiter der Natur- einer länderübergreifend einheitlichen Beschil- Miteinander von Natur und Landwirtschaft blühenden Kastanien im wacht, Förster und Lehrer Landschaftsschutzgebiet können sachkundige derung wurde vorgeschlagen.Ein „Naturpark- Das Besucher-Informationszentrum für den „Schnelle Havel“. Erläuterungen und Anre- Meridian“, ein Fernradweg von Berlin bis nach Naturpark soll in Wandlitz, dem heutigen Sitz Foto: Liebke gungen im Jugendprojekt Usedom wurde symbolisch bereits 1997 mit der Naturparkverwaltung, entstehen.Und „Abenteuer Barnim“ geben. einem Berlin-Barnimer Radwandertag eröffnet, zwar – auch das wohl eine Barnimer Besonder- Diesjähriges Thema: Den Waldrand erforschen. Das der seit dem jährlich stattfindet.Jens Redlich heit – in Zusammenarbeit mit dem Agrarmu- kann mit Hilfe von Zeich- von der „AG Wegesystem“ der Werkstatt Barnim seum Wandlitz.Zunächst wurde eine 10.000 qm nungen, Fotos, Gedichten ist mit den Fortschritten des Wegesystempro- große Wiese gekauft, auf der ein gemeinsamer und Erlebnisberichten jektes allerdings noch nicht zufrieden.Zustän- Neubau für Museum und Infozentrum mit erfolgen. Forschungsge- genstände können der digkeitsprobleme und klamme Kassen hätten 3-4.000 qm Ausstellungsfläche entstehen soll. Wechsel der Jahreszeiten dazu geführt, dass „hinsichtlich der praktischen „Wir werden aber nicht nur nebeneinander in am Waldrand, die dort Umsetzung zu wenig geschehen“ sei. einem Haus sitzen“, erklärt Peter Gärtner, vorgefundenen Pflanzen „wir wollen auch die Ausstellung des Museums und Tiere und ihre Anpas- sung an den Lebensraum Alles wird gut, vieles wird besser gemeinsam überarbeiten und erweitern.Sie sein. Mit dem Projekt Die alten Verbindungen der Heidekrautbahn wird dann auch die Wechselwirkung von Land- werden den Jugendlichen über zum Märkischen Viertel (Berlin- wirtschaft und Natur durch die Jahrhunderte auch die größeren Zusam- Wilhelmsruh) und weiter ins Zentrum der darstellen und zeigen, warum menhänge vermittelt: „Vom Aufbau und Stand- Metropole dagegen müssen erst noch wieder wir heute besonders auf eine nachhaltige vermögen eines Waldran- hergestellt werden.Innerhalb der nächsten drei Wirtschaftsweise angewiesen sind.“ Anderswo des“, so heißt es im Jahre sollen u.a.15 km Gleise erneuert und ist ein so vielversprechender, gemeinsamer Projekt-Faltblatt,„hängt es mindestens fünf gesicherte Bahnübergänge Ansatz von Naturschutz und Landwirtschaft mit ab, wie lange der gebaut werden.Ferner sollen mit dem Neubau noch keineswegs selbstverständlich. dahinter liegende Wald leben kann.“ der Brücke über den Oder-Havel-Kanal, der Dieser kooperative Gedanke liegt auch den Pro- Foto: NP Barnim Renovierung des Bahnhofs Basdorf und dem jekten mit den Agrargenossenschaften Trampe

28 Naturpark Barnim

Wunderschöne Uferwege Kräuter gezogen und auf Berliner Wochenmärk- An vielen naturnahen führen um die vielen ten verkauft.Natürlich kann man die Produkte Fließgewässern des Seen, bei denen der Wald Naturparks Barnim sind bis ganz ans Ufer reicht. auch direkt ab Hof in Melchow erwerben (frei- Fischotter, Elbebiber und Das Foto zeigt den Ufer- tags 15 bis 19 Uhr). Wasserspitzmaus zu wanderweg am Mühlen- Auch die Berliner Stadtgüter, seit 1990 wieder Hause. Seltene Vertreter becker See. im Besitz des Landes Berlin, fühlen sich einer der Vogelwelt sind Foto: NP Barnim Wasseramsel, Eisvogel, nachhaltigen Bewirtschaftung mit geschlosse- Gebirgsstelze, Fisch- nen Stoffkreisläufen auf ihren Flächen ver- und Seeadler, Kranich, pflichtet.Im Naturpark Barnim bewirtschaften Wachtelkönig, Weiß- und sie das Gut Schönerlinde mit Betriebsteilen Schwarzstorch. Aus dem Wandlitz- und in Schönerlinde und Lanke.„Wir sehen keinen dem Liepnitzsee kann Konflikt zwischen den Zielen des Naturparks noch die bei Fein- und der Bewirtschaftung unserer Landwirt- schmeckern beliebte schaftsflächen“, betont Torsten Hansen von den Kleine Maräne gefischt Berliner Stadtgütern. werden.

Schönower Heide: Fledermäuse bunkern Mit der Interessengemeinschaft Fledermaus- schutz, einem Zusammenschluss ehrenamt- licher Fledermausschützer aus Berlin und Zu den landschaftlichen Brandenburg, schafft die Naturparkverwaltung Kleinoden, die die Stadt Berlin zum Naturpark Quartiere in alten Bunkeranlagen.Ein „Über- beisteuert, gehören bei- gangsprojekt“, bis durch den Umbau des Waldes spielsweise eines der vom kieferndominierten Forst zum Laubmisch- ältesten Berliner Natur- wald, in dem genügend Totholz stehen gelas- schutzgebiete, das Kalktuffgelände am Tege- sen wird, die Fledermäuse genügend Quartiere ler Fließ, sowie der Bucher finden. Forst und die Karower Außer den als Fledermausquartiere benötigten Teiche. Die Panke, das Bestandteilen werden die Bunkeranlagen nach Tegeler Fließ und die Nie- derung des Lietzengra- und nach abgerissen.Zudem wurden bisher bens wirken wie „grüne und Liebenwalde zu Grunde.„Zusammen mit ca.200 ha der Schönower Heide munitions- Brücken” zwischen Stadt der Agrargenossenschaft Trampe arbeiten wir beräumt, auf weiteren 240 ha steht dies noch und Land für Pflanzen, am Rotbauchunken-Projekt, mit den Lieben- bevor.Um die ökologisch wertvolle Heide- und Tiere und Menschen. Um Spaziergängern auch waldern nehmen wir gemeinsam Heckenpflan- Trockenrasenlandschaft als Perle im Naturpark empfindliche Feuchtge- zungen vor“, berichtet Gärtner. für die Bevölkerung erlebbar zu machen, biete zugänglich zu Die Rotbauchunke, einst ein typischer Bewoh- wird bereits jetzt, nach teilweiser Munitionsbe- machen, bieten sich Wege ner der Barnimflächen mit ihren flachen Klein- räumung, ein Rundwanderweg von Schönow auf Holzstegen an. Der Gaudi in historischen hier abgebildete Eichwer- gewässern und heute vom Aussterben bedroht, aus angelegt, in Kürze wird ein Aussichtsturm Badeanzügen zur Eröff- der Steg am Tegeler Fließ ist das „Wappentier“ des Naturparks Barnim: errichtet.Eine Herde von 500 Merino-Landscha- nung des Strandbades ist als Naturlehrpfad Es ziert sein Logo. fen wird durch ihre Beweidung die Binnen- Wandlitz Ende Mai 1999. Foto: Agrarmuseum mit Informationstafeln heide erhalten, während andere Freiflächen ausgestattet und bietet einzigartige Einblicke in Öko-Joint Ventures ihrer natürlichen Entwicklung überlassen das Feuchtgebiet. Seit Ein „Joint Venture“ mit der Natur und mit sich bleiben und sich damit nach und nach bewal- über 30 Jahren werden selber – „Männlein-Weiblein“ und „Ossis“- den werden. Besucher auf diese Weise „Wessis“ fifty-fifty – sind die Leute vom Melch- durch das Tegeler Fließtal hof in Melchow eingegangen.Der Bioland- Abenteuer Barnim gelenkt, ohne Flora und Fauna zu beeinträchtigen. Betrieb produziert Raps und Getreide, Öllein, mit jugendlichen Forschern Foto:Tschörner Lupinen und Kartoffeln.In der angeschlosse- Ein Projekt im Naturpark liegt der Naturpark- nen, fünf Hektar großen Demeter-Gärtnerei verwaltung besonders am Herzen: Das werden Mohrrüben, Sellerie, Porree, Pastinaken, „Abenteuer Barnim“, ein Schülerprojekt, das im Tomaten, rote Beete, Mangold und jede Menge Jahr 2000 das „Leben am Waldrand“ zum

29 Thema hat.Es wird gemeinsam mit dem Natur- Im Anschluss an die Pleinairs werden die Werke park-Förderverein, der Naturwacht, Branden- auf einer Wanderausstellung gezeigt.Bernitz burger und Berliner Schulämtern, den Forstver- erarbeitet zur Zeit eine Dokumentation des waltungen beider Länder, Naturschutz- und 99er Pleinairs und hofft, zum Jahreswechsel Umweltbildungseinrichtungen durchgeführt 2001 einen Kalender herausgeben zu können. und soll die Begegnung der Kinder mit der hei- Auch eine andere Gruppe von Künstlern plant, mischen Natur und Landschaft fördern. ihre „künstlerischen Interventionen“ von Die Forschungsergebnisse der Schülerinnen Anfang an in den Entwicklungsprozess des und Schüler werden ab August 2000 von der Naturparks zu integrieren.„Kunst im Dialog mit Naturparkverwaltung ausgewertet, die besten der Natur“ nennt sich das Projekt, das seinen Kunst im Naturpark. Die Ergebnisse auf dem Naturparkfest im Septem- Ursprung in der „art in nature“-Bewegung in Abbildung zeigt das Werk ber mit wertvollen Preisen prämiert. den USA hat.Die Initiatoren wollen den Natur- „Am Voßkanal“ von Hildur-Mathias Bernitz park Barnim zum ersten „art in nature“-Park (Pastell, 1999). Bernitz ist Wo Kunst und Natur sich ,Guten Tag‘ sagen in Deutschland machen und dabei aber keinen einer der Initiatoren des Seit 1998 führen Berliner und Brandenburger traditionellen Skulpturenpark erschaffen, son- jährlich stattfindenden Künstler einmal im Jahr ein „Landschaftsplein- dern durch die ständige künstlerische Beglei- Landschaftspleinairs im Naturpark. air“ im Barnim durch.10 Tage bis zwei Wochen tung der Naturparkentwicklung und in einem Foto: Bernitz verbringen sie an jährlich wechselnden Orten „internationalen Diskurs“ eine „ökologische „zum gemeinsamen Arbeiten in der Natur“, wie Ästhetik“ entwickeln. Hildur-Mathias Bernitz, einer der Initiatoren des Pleinairs formuliert.„Meist entstehen dabei Pastelle oder Aquarelle“, berichtet Bernitz, der Mitglied des Fördervereins Naturpark Barnim und des Kunstvereins Treptow ist.

Daten und Fakten ((Daten und Fakten)) ((Daten und Fakten))

Einwohnerzahl Stand 1999: ca. 147.300 Bewohner

Landkreis / Amt / Einwohner Bevölkerungs- Landkreis / Amt / Einwohner Bevölkerungs- Landkreis / Amt / Einwohner Bevölkerungs- Gemeinde zahl (1999) dichte EW./km2 Gemeinde zahl (1999) dichte EW./km2 Gemeinde zahl (1999) dichte EW./km2

LANDKREIS BARNIM LANDKREIS BARNIM LANDKREIS OBERHAVEL ...... amtsfrei Amt amtsfrei Stadt Eberswalde 45.876 790 Lobetal 692 87 Hohen Neuendorf 17.595 470 ...... Ladeburg 1.735 98 6.140 339 Amt Barnim Nord Rüdnitz 1.750 127 Glienicke/ Nordbahn 6.427 1.399 Finowfurt 7.191 113 Schönow 4.635 537 ...... Zepernick 10.550 812 Amt Liebenwalde Amt Biesenthal - Barnim ...... Hammer 648 32 Stadt Biesenthal 4.976 96 Amt Wandlitz Stadt Liebenwalde 2.571 79 Melchow 1.030 20 Klosterfelde 3.082 179 Neuholland 720 28 Danewitz 238 28 Prenden 421 22 Kreuzbruch 193 4 ...... Stolzenhagen 1.179 81 ...... Amt Britz-Chorin Wandlitz 4.167 260 Amt Land 580 26 Lanke 631 18 Freienhagen 296 42 ...... Basdorf 4.207 315 Malz 424 24 Amt Groß Schönbeck (Schorfheide) Schönwalde 1.792 80 Zehlendorf 977 59 Zerpenschleuse 1.049 60 Schönerlinde 912 79 Schmachtenhagen 1.714 59 Marienwerder 877 45 Wensickendorf 932 42 Ruhlsdorf 490 26 LANDKREIS MÄRKISCH-ODERLAND Lehnitz 2.451 210 Sophienstädt 260 328 ...... Amt Falkenberg-Höhe Amt Schildow Falkenberg/ Mark 1.642 67 Zühlsdorf 1.326 82 Kruge/ Gersdorf 516 31 Mühlenbeck 2.580 136 Schönfließ 1.831 172

30 Naturpark Barnim

0 3 6 9 12 Erreichbarkeit Fahrtdauer Museen Ortskern aus der Berliner Innenstadt ab Berlin-Friedrichstraße Gedenkstätte und Museum Kilometer Bernau: ca.40 Min. des ehem.KZ Sachsen- Siedlungsgebiet Linie und Takt Oranienburg: ca.45 Min. hausen (Oranienburg) Wald S nach Bernau Wandlitz: 60 Min. Heinrich-Grüber-Platz 3 Takt 20 Min. 16515 Oranienburg See S nach Oranienburg Ansprechpartner Tel: (03301) 80 37 15 Takt 20 Min. Naturparkverwaltung Barnim Verbindungsstraße RB von Karow nach Basdorf Kirchstr.11, 16348 Wandlitz Kreismuseum Oranienburg Takt 30 Min. Herr Dr.Gärtner Breitestr.1 Bundesstraße RE nach Eberswalde Tel: (033397) 697-0 16515 Oranienburg Autobahn Takt 120 Min. Fax: (033397) 697 13 Tel: (03301) 38 63 Gesamtfläche: 96.443 ha Öffnungszeiten: Di–So Bahnstrecke Tourismus Flächenverteilung: Tourismusverein Naturpark Agrarmuseum Wandlitz S-Bahnhof Landwirtschaft 36% Barnim e.V., Amt Wandlitz Breitscheidstr.22 Regional-Bahnhof Sonstiges 3% Prenzlauer Chaussee 157 16348 Wandlitz Wasser 3% 16348 Wandlitz Tel: (033397) 215 58 R- + S-Bahnhof Verkehr 4% Tel: (033397) 66-131 Siedlungen 7% Fremdenverkehrsamt Oranienburg, Lehnitzstr.12c Wald 47% 16515 Oranienburg Tel: (03301) 70 48 33

Eberswalder Fremden- verkehrsinformation Steinstr.3, 16225 Eberswalde Tel: (03334) 645 20

31 Einige Städte und Dörfer der Feldmark haben romantische Gutsparke, die zu einem Spaziergang einladen. In vielen dieser Anlagen sind jedoch noch erhebliche Wiederher- stellungsarbeiten erfor- derlich. Foto: RP BFM

Der wohltuende weite Blick der Regionalbahn ist man über die Felder der Barni- in einer Dreiviertelstunde mer Feldmark lässt die vom Berliner Zentrum Hektik der nahen Metro- mitten im Regionalpark. pole schnell vergessen. Mit Foto: RP BFM

„Wer in die Mark reisen will, der muß zunächst Liebe zu ‚Land und Leuten‘ mitbringen, mindestens keine Voreingenommenheit. Er muß den guten Willen haben, das Gute zu finden, anstatt es durch krittliche Vergleiche tot zu machen. Der Reisende durch die Mark muß sich ferner mit einer feinen Art von Natur- und Landschaftssinn ausgerüstet fühlen. Es gibt gröbliche Augen, die gleich einen Gletscher oder Meeressturm verlangen, um befriedigt zu sein. Diese mögen zu Hause bleiben.” fontane 1864, Wanderungen, Erster Band, Vorwort zur 2. Auflage

32 Liebe auf den zweiten Blick Regionalpark Barnimer Feldmark

Es gibt Landschaften, die ihren Reiz erst auf tes betreiben.Wenn dadurch mehr Besucher den zweiten Blick entfalten.Die Barnimer Feld- die Region erkunden und hier ihre Freizeit mark gehört dazu.Unmittelbar hinter der verbringen, ist dies mehr als nur ein willkom- massiven Stadtkante der Wohnsiedlungen von mener Nebeneffekt. Marzahn und Hohenschönhausen gelegen, Es ist mittlerweile zur Tradition geworden, dass wird sie täglich von Tausenden durchfahren: sich die maßgeblichen Akteure des Regional- auf der B2 oder der B 158, dem Berliner Ring parks einmal im Jahr zum Erfahrungsaustausch oder der Regionalbahnlinie RB 25.Als land- auf einem so genannten Landschaftstag treffen schaftlich reizvolle Ausflugsregion ist sie den- und ein Resümee ihrer Aktivitäten ziehen. noch nur wenigen bekannt. Das könnte sich bald ändern.Viele Bürger der Es werden immer mehr Region engagieren sich seit Jahren für die Ent- Die Aula der modernen Fritz-Reuter-Ober- wicklung ihrer Barnimer Feldmark.Sie wollen schule ist gut gefüllt.Mehr als 200 Menschen in diesem ländlichen Raum, der ihnen Heimat hören dem Leiter des Grünflächenamtes Berlin- ist, mehr Lebensqualität schaffen und „Land- Hohenschönhausen aufmerksam zu.Heinz schaftsentwicklung“ im besten Sinne des Wor- Nabrowsky berichtet über die Schwierigkeiten,

33 Die Vielzahl der in Angriff genommenen Projekte und das besondere Engagement der örtlichen Akteure machen die Barnimer Feldmark in punkto Regionalpark-Entwicklung zum Vorreiter aller Regionalparks.

abzusehen, als sich das Landschaftsplanungs- büro ag.u Lange + Grigoleit im Jahr 1996 im Auftrag der gemeinsamen Landesplanungs- abteilung Berlin-Brandenburg erstmals mit dem Regionalpark-Konzept für die Barnimer Feldmark befasste.

Zwei, die sich ergänzen Zu verdanken sind die Fortschritte in der Regio- nalentwicklung der Barnimer Feldmark in erster Linie den vielen Aktiven vor Ort.Schon 1992 hatten sich auf Berliner Seite einige enga- gierte Bürger im „Förderverein Landschaftspark Nordost e.V.“ zusammengeschlossen,um für ihre mit Erholungslandschaften unterversorgten Wohnquartiere einen attraktiven Park zu Die jährlich stattfinden- eine 1.200 Hektar große Feldlandschaft am schaffen.Der Verein zählt heute 65 Mitglieder, den Landschaftstage Stadtrand von Berlin zu einer Erholungsland- die auch schon mal am Wochenende mit Spaten bieten den Akteuren der schaft zu entwickeln in einer Zeit, in der das und Sense ausrücken, um ihre Ideen in die Tat Regionalparks Gelegen- heit zum Kennenlernen Geld kaum noch für die Pflege der vorhande- umzusetzen.Mitglieder sind mittlerweile auch und Informationsaus- nen öffentlichen Grünanlagen reicht. 15 Institutionen, darunter die Wohnungsbau- tausch. Dabei reden Bran- Er spricht über die Parklandschaft Barnim, eine gesellschaft Hohenschönhausen mbH, örtliche denburger und Berliner Vision, die schon lange vor der Wende von Gewerbetreibende und 6 Kleingartenvereine. nicht mehr nur über-, sondern längst konstruk- engagierten Bürgern aus den Berliner Groß- Auf Brandenburger Seite wurde erst 1996 der tiv miteinander. siedlungen und den angrenzenden Bran- in Blumberg ansässige Verein „Regionalpark Foto: RP BFM denburger Gemeinden entwickelt wurde. Barnimer Feldmark e.V.“ gegründet.Ihm gehö- Heute verstehen die Initiatoren die Parkland- ren inzwischen 12 Gemeinden und der Stadt- schaft Barnim als Berliner Teil des Regional- bezirk Berlin-Hohenschönhausen an. „Die parks Barnimer Feldmark. Kooperation mit unserem Berliner Pendant ist Von Jahr zu Jahr besuchen immer mehr Inter- sehr gut, wir ergänzen uns prima“, sagt der essierte den Landschaftstag, um sich über Vereinsvorsitzende Torsten Jeran.„Wir haben den Stand der Entwicklung im Regionalpark eine bessere Ausstattung mit Maschinen, Barnimer Feldmark zu informieren.Nach dafür bringt der Verein „Landschaftspark Nord- drei Treffen in Brandenburger Gemeinden fin- ost“ bei gemeinsamen Aktionen oft mehr det dieser 4.Landschaftstag im Berliner Bezirk Leute auf die Beine.“ Einige Jahre längerer Hohenschönhausen statt. Vorlauf des Berliner Vereins machen sich da Inzwischen kennt man sich untereinander und offenbar bemerkbar.

nutzt auch diese Gelegenheit zum direkten Der Regionalpark-Lauf Gespräch zwischen ehrenamtlichen Land- fand bisher zweimal statt. schaftspflegern, Landwirten, örtlichen Gewerbe- 98 Läufer gingen 1999 treibenden, Kommunalpolitikern und Verwal- unter der Schirmherr- schaft des Ahrensfelder tungsvertretern.Zahlreiche Bürgermeister Amtsdirektors Bernhard sind hier ebenso vertreten wie die Bundestags- Wollermann in abgeordnete Petra Bierwirth, die Landtags- Blumberg an den Start. abgeordneten Ralf Christoffers und Reinhold Die Strecke führt über elf Dellmann sowie Hartwig Berger als Mitglied Kilometer durch die Barnimer Feldmark. des Berliner Abgeordnetenhauses. Auch 2000 soll die Tradi- Ohne Zweifel ist man hier in den letzten vier tion des Regionalpark- Jahren schon weit voran gekommen: Eine län- laufs fortgesetzt werden. derübergreifende Partnerschaft und Zusam- Foto: RP BFM menarbeit findet statt.Dieser Erfolg war nicht

34 Barnimer Feldmark

Die beiden Vereine veranstalten nicht nur den Landschaftstag gemeinsam.Zu einem „Renner“ hat sich der jährlich veranstaltete „Regional- park-Lauf“ entwickelt.Stets gut besucht ist auch der „Tag des offenen Denkmals“ im Blum- berger Lenné-Park.Solche Veranstaltungen tragen nach Auffassung von Torsten Jeran zu einem neuen Heimatgefühl in der Region bei. „Regionalpark Barnimer Feldmark – hier leben wir“ titelt daher auch selbstbewusst ein Falt- blatt des Vereins, mit dem auf die Schönheiten Hönow, Gasthaus „Zur der Feldmark aufmerksam gemacht wird.In Alten Dorfschmiede“ und den vielfältigen Aktivitäten und der Wertschät- Dorfansicht. Fotos: ag.u zung für die landschaftliche Qualität der Region kommt zum Ausdruck, was in der Pla- nersprache„regionale Identität“ genannt wird: ein positives Heimatgefühl.Es ist die Vorausset- Arbeit am Netz Peter Joseph Lenné erar- zung für ihre Erhaltung und Entwicklung. Die Barnimer Feldmark verfügt sowohl über beitete 1840 den Entwurf eine gute Straßenanbindung, als auch eine gute für die Umgestaltung des Mustergültige Kooperation Flächenbedienung durch die Regional- und bestehenden Schlossparks in Blumberg zu einem Eines der zahlreichen Projekte, die von den bei- S-Bahn.Dies darf aber nicht darüber hinweg weitläufigen Landschafts- den Trägervereinen wesentlich befördert wur- täuschen, dass sie für die Naherholung noch park. den, sticht wegen der Glanzleistung an Koor- nicht ausreichend erschlossen ist. Heute lädt der wiederher- dination und Kooperation besonders heraus: Auch in diesem Regionalpark ist deswegen der gestellte Rundweg zum Flanieren ein. Seit vielen Die Dörfer , Falkenberg,Warten- Aufbau eines aus Fuß-, Rad- und Reitwegen Jahren leitet Jochen berg, Lindenberg und Karow sollen mit einem bestehenden, ausgeschilderten Wegenetzes ein Wünsche vom Landschafts- durch die Feldmark führenden Hauptweg ver- vorrangiges Ziel.Die Erschließung der Feldmark pflegeverband Barnim bunden werden.Die so genannte „Barnimer für Radfahrer, die 1996 noch das Hauptpro- die Rekonstruktions- arbeiten. Stets gut besucht Dörfertangente“ wird für Fußgänger und Rad- blem darstellte, konnte entscheidend verbes- ist auch der „Tag des fahrer auf bestehenden, aber bisher schlecht sert werden: In den letzten drei Jahren wurden offenen Denkmals“ nutzbaren Trassen auf 20 km Länge ausgebaut. ca. 20 km Rad- und Fußwege auf alten Feldwe- in denkmalgeschützten Ein Teilstück von Lindenberg Mühle nach War- gen erneuert oder neu angelegt. Parks der Region. Alte Gutsparke sind auch tenberg Siedlung ist bereits fertig gestellt. Insgesamt immerhin ein Drittel des ca.30.000 in folgenden Orten der Bemerkenswert ist daran nicht nur, dass hier Hektar großen Regionalparks ist inzwischen mit Barnimer Feldmark zu ein Wegeprojekt länderübergreifend verwirk- gekennzeichneten Wegen erschlossen.Haupt- finden: Hirschfelde, Löhme, licht wird, sondern auch seine Finanzierung.Die und lokale Wanderwege wurden markiert und Falkenberg, Börnicke, Altlandsberg und Hönow. stammt aus einer Vielzahl verschiedener mit Wegweisern und Infotafeln ausgestattet. Foto: ag.u Quellen: aus Haushaltsmitteln der Gemeinden, An markanten Punkten und Wegekreuzungen Mitteln der Bundesanstalt für Arbeit, Landes- laden Rastmöglichkeiten zum Verweilen ein. mitteln und aus nichtöffentlichen Geldern, die Auch für die Reiter wurde etwas getan: Im zum Beispiel im Rahmen von Ausgleichsmaß- Hohenschönhausener Teil des Regionalparks nahmen für Eingriffe in Natur und Landschaft ist ein 6 km langes Reitwegenetz in der Falken- fließen.Ein solches Vorhaben in die Tat um- berger Feldmark ausgewiesen.Eine Erweite- zusetzen, verlangt ein hohes Maß an Planung, rung auf 12 km und die Verbindung mit dem Abstimmung und Kooperation.Und es verlangt Reitwegenetz im Landkreis Barnim sind einen länder- und gemeindeübergreifenden vorgesehen. Konsens über die Ziele der regionalen Entwick- Einen besonderen Spaß verspricht die Idee von lung.Dass dieser Konsens zu Stande gekom- Ulrich Jaenicke aus Tiefensee für alle diejeni- men ist, zeigt, dass der Regionalpark Barnimer gen, die sich einmal anders als per pedes, per Feldmark offensichtlich ein solches gemein- Pedal oder per Pferd durch die Feldmark be- sames Ziel darstellt. wegen wollen oder müssen: Sie können bald,

35 Die behutsame Restauration des Lennéparks in Blumberg, die Rekonstruktion des Landarbeiterhauses in Falkenberg und die Instandsetzung der alten Natursteinmauer des Lindenberger Friedhofs stehen als Beispiele für viele Bau- und Gartendenkmäler, die vor dem Verfall bewahrt wurden.

wenn alles klappt, mit dem E-Mobil über die Wie sehr davon alle Beteiligten profitieren kön- Landwege der Barnimer Feldmark schnurren. nen, erweist sich immer wieder in der alltägli- Prototypen der an Luxus-Golfcars erinnernden chen Praxis.Auf besonders reges Interesse stieß Fahrzeuge werden bereits getestet.Bei max. der vor dem Lindencenter in Hohenschön- 25 km/h Höchstgeschwindigkeit reicht eine hausen aufgebaute Bauernmarkt.Eine Woche Akku-Füllung rund 100 km weit. lang konnten sich die Konsumenten aus erster Hand über die landschaftlichen Schönheiten, Vorreiter der Regionalentwicklung die regionalen Erzeugnisse und das touristische Die Vielzahl der in Angriff genommenen Pro- Angebot informieren und sich direkt von der jekte, das besondere Engagement der örtlichen Qualität der Produkte überzeugen.Das Bezirks- Akteure, das auf die beiden Trägervereine, ört- amt hatte den Bauernmarkt vor dem Ohne die Unterstützung durch ABM-Kräfte hätten liche Initiativen oder besonders engagierte Ein- städtischen Einkaufszentrum im Rahmen der viele Wegebau- und zelpersonen zurück geht, machen die Barnimer Barnimer Landtage 1998 organisiert.Danach Pflanzmaßnahmen nicht Feldmark in punkto Regionalpark-Entwicklung bekundeten viele Landwirte ihr Interesse, aus realisiert werden können. zum Vorreiter aller Regionalparks. dem Bauernmarkt eine wöchentliche Einrich- Foto: RP BFM

Interview Mit Spaß dabei

Der Förderverein Landschaftspark Nordost Was ist die Parklandschaft Barnim? Engagieren Sie sich nur für Landschaftspflege e.V. wurde im November 1992 als Interessens- und Naturschutz? verband von Vereinen, Betrieben, Institutionen Früher nannten wir uns Landschaftspark Nord- und Privatpersonen, die sich für die ost.Den Namen „Parklandschaft Barnim”gibt es Nein.Uns geht es um die Erhaltung der Gesamt- Parklandschaft Barnim engagieren, gegründet. erst seit 1994.Er bezeichnet besser, worum region durch eine nachhaltige Nutzung.Seit Wir sprachen mit dem Vorsitzenden Bernd es geht: Nicht um einen klassischen Park, son- 1998 arbeiten wir zum Beispiel daran, das alte Lichtenstein. Foto: privat dern um eine immerhin 1.400 ha große Kultur- Gutsarbeiterhaus in Falkenberg zu restaurieren. landschaft in den Bezirken Weißensee und Das verfallene, denkmalgeschützte Haus muss Was sind die Ziele des Hohenschönhausen, die durch landwirtschaft- mühsam Stück für Stück repariert werden.Die Fördervereins? liche Nutzung entstanden ist und nun zu einer Ingenieurinnen des Vereins BAUFACHFRAU attraktiven Erholungslandschaft gemacht Berlin haben uns dabei nach Kräften unterstützt. Wir wollen uns bei werden soll, ohne ihren typischen Charakter zu Wenn das Haus fertig ist, soll es einmal Infor- allen Planungen, die verlieren.Heute verstehen wir uns als Berliner mations- und Begegnungsstätte für unseren die Parklandschaft Teil des Regionalparks Barnimer Feldmark. Verein und den Regionalpark sein.Mit diesem betreffen, einmischen Projekt haben wir ein kulturgeschichtlich einzig- und als Partner einbezogen werden. Dabei Fühlen Sie sich von der Regionalpark-Idee artiges Gebäude vor dem Verfall gerettet.Doch geht es um den Interessensausgleich zwischen vereinnahmt? ohne Fördermittel des Arbeitsamtes, der Deut- Naturschutz, Landwirtschaft, regionaler Wirt- schen Stiftung Denkmalschutz und des Landes- schaftsentwicklung und Erholung.Der Verein Überhaupt nicht.Wir sehen das als Unterstüt- denkmalamtes wäre das Vorhaben undenkbar. führt auch praktische Arbeiten durch, wie zung unserer Arbeit.Mit dem Regionalpark-Ge- Pflanz- und Pflegeaktionen mit Bürgern, Feste danken ist endlich auch in den Brandenburger Das klingt alles nach sehr viel Arbeit. für Kinder und Familien, Infostände und Führun- Gemeinden etwas in Gang gekommen.Die Haben Sie im Vereinsleben auch ein bisschen gen.Auf regelmäßigen Rundgängen passt Zusammenarbeit über die Ländergrenze hinweg Spaß? unsere ehrenamtliche Naturwacht darauf auf, hat sich deutlich verbessert.Wir kooperieren dass kein Müll abgekippt wird und dass Hunde- sehr gut mit dem Verein Regionalpark Barnimer Der gehört zur ehrenamtlichen Arbeit schon besitzer ihre Vierbeiner nicht frei herumlaufen Feldmark in Blumberg und unterstützen uns dazu. Das Storchenfest der Naturschutzstation lassen, wo sie wildlebende Tiere und Weidetiere gegenseitig.Der ist ja so etwas wie unser Malchow beispielsweise hat im letzten Jahr erschrecken. „Schwesterverein”auf Brandenburger Seite. immerhin 1000 Besucher angelockt.

36 Barnimer Feldmark

rechts: Landwirte der tung zu machen.Mit dem Bekanntheitsgrad Feldmark vermarkten ihre der Barnimer Feldmark als Erzeugerregion Produkte direkt auf steigt die Chance, ihren regionalen Produkten Bauernmärkten wie hier in Hohenschönhausen. auch im Supermarkt einen Konkurrenzvorteil zu verschaffen. Der Wiedererkennung und besseren Vermark- tung regionaler Produkte dient das Marken- zeichen „Der Feldmärker“, das sich der Verein Regionalpark Barnimer Feldmark patentieren ließ.Bisher wird mit diesem Label zwar nur für den Kräuterlikör eines bekannten Spirituo- senherstellers aus dem Hellersdorfer Ortsteil Kaulsdorf geworben.Künftig sollen jedoch möglichst viele Waren und Dienstleistungen aus dem Regionalpark unter dem Markenzei- erhalten.Die behutsame Restauration des chen firmieren.„Der Name ‚Barnimer Feldmark‘ Lenné-Parks in Blumberg, die Rekonstruktion soll sich einprägen”,so Torsten Jeran,„vielleicht des Landarbeiterhauses in Falkenberg und die wird er dann irgendwann einmal so bekannt, Instandsetzung der alten Natursteinmauer wie der Spreewald.“ des Lindenberger Friedhofs stehen als Beispiele Eines der zahlreichen ABM-Projekte im Regio- für viele Bau- und Gartendenkmäler, die vor nalpark Barnimer Feldmark geht auf die dem weiteren Verfall bewahrt wurden. Initiative der Bundestagsabgeordneten Petra Bierwirth und des Arbeitsamtes zurück.Im Visionen zum Anfassen Projekt „Landwirtschaft im Umbruch – Region Unabdingbar für erfolgreiche Regionalentwick- Etwa ein Drittel des im Aufwind“ fanden 100 Personen, vor allem lung ist die Öffentlichkeitsarbeit.Beide Vereine 300 km2 großen Regional- Arbeitslose aus der Landwirtschaft, erst einmal kümmern sich intensiv darum.Neben zahl- parks sind durch ausge- wieder Beschäftigung.In diesem und in reichen Faltblättern und Broschüren erschien schilderte Wander- und ählichen ABM-Projekten wurden Landschafts- 1998 ein umfassendes mit dem Titel Radwege erschlossen. Die Feldmark ist auch per pflege- und Wegebauarbeiten durchgeführt, „Visionen zum Anfassen – Der Regionalpark E-Mobil zu erkunden, die ohne die ABM-Kräfte meist nicht umgesetzt Barnimer Feldmark“.Petra Rietzschel als Auto- auszuleihen in der Euro- worden wären. rin und Herausgeberin hat hier viele infor- Wegebau und Land- schaftspflege zwischen päischen Heimvolkshoch- So wurden an unzähligen Stellen im Regional- mative, spannende und unterhaltsame Details schule in Helenenau, im Seefeld und Blumberg Flairhotel „Am Lenné- park Alleebäume und Feldhecken gepflanzt, über die Region, ihre Menschen und ihre Orte im Rahmen eines ABM- Park“ in Blumberg, beim Feldsölle und Gräben renaturiert und alte zusammengetragen.Selbst gebürtige Barnimer Projekts. Country-Camping in Wegetrassen freigelegt.Zu den Zielen der im dürften beim Lesen viel Neues über die facet- Fotos: RP BFM Tiefensee. Regionalpark tätigen Initiativen gehört neben tenreiche Geschichte und kleinen Geschichten Foto unten: ag.u Foto rechts: RP BFM der Landschaftspflege auch, Kulturgüter zu ihrer Heimat erfahren.Wie z.B.dieses: „Als König Friedrich I.eines Tages die 1671 erbaute Kirche von Altlandsberg besuchte, fiel ihm eine abseits von den übrigen Bänken stehende Sitzbank auf.Auf seine Nachfrage erklärte man ihm, dass dies die ,Arme-Sünder- Bank‘ sei, auf der während des Gottesdienstes diejenigen sitzen mussten, die durch ihre Lebensweise Anstoß erregten.Daraufhin ließ sich der König auf der Bank nieder mit den Worten: ,Ach, arme Sünder sind wir alle!‘ Am darauffolgenden Sonntag war die ,Arme- Sünder-Bank‘ verschwunden.Ein Platz, auf dem der Preußenkönig gesessen hatte, konnte unmöglich als Strafbank dienen.“

37 Die Feldsteinkirchen mär- Auch die Umweltbildung wird großgeschrie- tieren Storchenfest,Wiesenfest und Hüttenfest kischer Dörfer gehören zum ben im Regionalpark.Die Naturschutzstation für den „Fun-Faktor“ bei der Umweltpädagogik. reichen Kulturerbe Bran- denburgs.Viele sind inzwi- Malchow widmet sich besonders den Kindern schen liebevoll restauriert, und Jugendlichen und bietet ihnen einen Die Mittel zum Zweck manche vereinigen Baustile spielerischen Zugang zur Natur.Das Pflanzen Der Umgang mit der Barnimer Landschaft ist in aus mehreren Jahrhun- von Obstbäumen, Beobachten von Tieren in Berlin zwangsläufig ein anderer, als in den derten in ihren Gemäuern. Die Abbildung zeigt die freier Wildbahn, die Pflege von Nutztieren und Brandenburger Gemeinden.Die harte Stadt- Kirche in Hönow, Märkisch- die Mitarbeit beispielsweise beim Amphibien- kante, die durch das direkte Aufeinandertreffen Oderland. schutz ermöglichen gerade Großstädtern von offenem Landschaftsraum und hochver- Foto:Wita intensive Naturerfahrungen. dichteten Großsiedlungen am Rand von Die Stationen halten aber auch für Erwachsene Hohenschönhausen, Hellersdorf und Marzahn Weiterbildungsmöglichkeiten bereit.Damit gebildet wird, ist ein besonderes Charakteristi- Umweltbildung auch Spaß macht, werden re- kum der Region.Die Bewohner der Großsied- gelmäßig Feste gefeiert: Unter anderem garan- lungen wollen sich vor allem in der vor der

Interview Gespräch mit Torsten Jeran

Torsten Jeran ist Vorsitzender des Vereins ser für die Naherholung erschlossen werden. inzwischen mit ge- Regionalpark Barnimer Feldmark e.V. Wertvolle Landschaftsteile sollen geschützt kennzeichneten Sie sind seit Jahren in der Region aktiv. Den und gepflegt, Feldfluren wieder vielfältiger Wegen erschlossen. Verein Regionalpark Barnimer Feldmark gibt gestaltet werden.Schließlich arbeiten wir Im Rahmen eines es aber erst seit 1996.Was haben Sie vorher daran, die regionale Identität zu stärken.Nur Wegeleitsystems gemacht? wenn uns das gelingt, werden wir auf lange wurden Haupt- und Sicht erfolgreich sein. lokale Wanderwege Ich war Regionalreferent des Förderwerks markiert und mit Wegweisern und Infotafeln Land- und Forstwirtschaft, einem Träger für Was wurde in den vier Jahren, die der Regio- ausgestattet.An markanten Punkten und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen im Bereich nalparkverein besteht, erreicht? Wegekreuzungen haben wir Rundbänke aufge- Landschaftspflege / Naturschutz.Wir verfolg- stellt und Rastmöglichkeiten geschaffen. ten damals ähnliche Ziele wie der Regional- Die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden parkverein heute, allerdings ohne eine über- wurde erheblich verbessert.Der Regionalpark Auf dem 4. Landschaftstag in Hohenschön- greifende Gesamtkonzeption, wie sie der als gemeinsames, verbindendes Ziel hat es hausen waren ungefähr 200 Teilnehmer. Regionalpark darstellt.Das Interesse der Ge- leichter gemacht, die Gemeinden an einen Haben Sie eine so große Resonanz erwartet? meinden an unserer Arbeit hat durch den Re- Tisch zu bekommen.In unserem Verein sind gionalpark zugenommen.Wir kooperieren jetzt mittlerweile 12 Kommunen Mitglied. Die Landschaftstage haben erfreulicherweise auch stärker mit unseren Partnern in Berlin. Was die konkreten Projekte angeht, sind wir jedes Jahr mehr Teilnehmer.Für mich ist aber zunächst das drängendste Problem angegan- nicht nur die Zahl ausschlaggebend.Viel wich- Wie würden Sie die Ziele des Vereins definieren? gen und haben die Instandsetzung von tiger finde ich, wer da zusammenkommt.Das Wander- und Fahradwegen weiter vorange- sind nämlich nicht nur die Ehrenamtlichen aus Gemeinsam mit der Land- und Forstwirtschaft trieben.Es gibt in der Feldmark ein dichtes Naturschutz und Landschaftspflege, sondern wollen wir die Kulturlandschaft erhalten.Wir Netz von Feldwegen.Die sind aber teilweise viele Leute aus den Verwaltungen, viele Kom- wollen dazu beitragen, dass sich in der Barni- zugewachsen, manchmal sogar untergepflügt. munalpolitiker wie Bürgermeister, Abgeordnete mer Feldmark eine tragfähige Wirtschaftsstruk- Die Wegedecken sind zum Teil in katastropha- des Kreis- oder Landtages,Tourismusfachleute, tur entwickelt, die nicht in erster Linie auf lem Zustand; keine Freude für Radfahrer.Mit örtliche Gewerbetreibende und Landwirte. Flächenverbrauch und neue Gewerbegebiete Hilfe von ABM-Kräften haben wir schätzungs- Dass der Regionalpark-Gedanke eine so breite gegründet ist, sondern auf einen nachhaltigen weise 20 km Wege neu hergerichtet.Ein Drittel Basis gefunden hat, macht mich für die Zukunft Umgang mit Landschaft.Die Feldmark soll bes- des ca.30.000 Hektar großen Regionalparks ist optimistisch. Foto: privat

38 Barnimer Feldmark

„Die Pflege alter Kulturgüter gehört dazu, wenn man den typischen Charakter der Parklandschaft Barnim bewahren will.“ bernd lichtenstein, Vorsitzender des Fördervereins Landschaftspark Nordost

Haustür liegenden Feldmark aktiv erholen, so dass hier andere Konzepte gefragt sind, als im relativ dünn besiedelten Brandenburg. Das Land Berlin hat sich mit dem Flächennut- zungsplan und dem Landschaftsprogramm das Ziel gesetzt, im mit Erholungsflächen unter- versorgten Nordosten der Stadt den 4.großen Naherholungsraum zu schaffen, der die gleiche Funktion erfüllen soll wie Tegeler und Span- dauer Forst im Nordwesten, der Grunewald im Südwesten oder das Köpenicker Wald- und Seengebiet im Südosten der Stadt.Der land- schaftliche Charakter der Feldmark soll dabei erhalten bleiben, seine Qualität als Erholungs- landschaft aber deutlich verbessert werden. Insbesondere das Grünflächenamt des Bezirks architektur mitten in der Barnimer Feldland- Weithin sichtbar markie- Hohenschönhausen engagiert sich durch schaft bei Karow-Nord ist das Ergebnis eines ren die Stelen der Land- marke in der Warten- eigene Beiträge für die Entwicklung der Park- landschaftsplanerischen Wettbewerbs.Auch berger Feldmark einen landschaft Barnim.Wegen der knappen Kassen für den Gutspark Falkenberg liegt ein Wettbe- beliebten Treffpunkt. Hier stehen im Berliner Landeshaushalt jedoch werbsergebnis vor; ein Wettbewerb für die verbringen Jugendliche keine Investitionsmittel für den vierten Naher- Wartenberger Feldmark ist in Vorbereitung. im Sommer gern auch mal holungsraum zur Verfügung.Die Bezirke sind Kunstobjekte wie die Landmarke in der War- eine Nacht am Lagerfeuer. Foto: FLNO dabei, sich andere Finanzierungsquellen zu tenberger Feldmark und moderne Landschafts- erschließen.Immer wichtiger wird es, sich um architektur, die gestalterische Akzente in der Fördermittel der EU zu bemühen – und dies Feldmark setzt, verdeutlichen: Die Malchower nicht nur im Berliner Teil des Barnim. Aue mit dem Malchower See, die Falkenberger und Wartenberger Feldmark sind auf bestem Zum Ausgleich was Neues Wege, zum Typus einer neuen stadtnahen Wer Natur und Landschaft zerstört, muss Aus- märkischen Kulturlandschaft zu werden.Das gleich oder Ersatz leisten.So steht es im Natur- Projekt der „Parklandschaft Barnim“ nimmt schutzgesetz.Als ein derartiger Ausgleich Gestalt an und erhält einen eigenen Charakter. wurde beispielsweise die Parkanlage „Neue Wiesen“ angelegt.Die moderne Landschafts- Landschaftsideal Feldmark Möglicherweise sind solche punktuellenkünst- Altes bewahren und lerischen „Interventionen“ auch im stadtfer- Neues schaffen: Märkische neren Bereich der Barnimer Feldmark notwen- Dörfer wie Birkholz machen den Reiz der dig.Sie könnten in der oft bis zum Horizont Region aus. reichenden Feldflur markante Akzente setzen, Der Park „Neue Wiesen“ dem in der Weite der großen Schläge umher- setzt mit moderner Land- schweifenden Auge einen Halt bieten. schaftsarchitektur Akzen- te in der Feldmark. (Foto Die meisten Menschen haben eine andere unten) Idealvorstellung von einer landwirtschaftlich Fotos: ag.u geprägten Kulturlandschaft: überschaubare, von freiwachsenden Hecken gegliederte Felder, ein paar Bäume und Feldgehölze, dazu Alleen und Gräben.Ab und zu schlängelt sich ein Bach durch die Landschaft, hie und da liegt ein kleiner Pfuhl.Dörfer erkennt man schon von weitem an ihren charakteristischen Kirch- türmen.Obstgärten am Dorfrand bilden einen harmonischen Übergang zur Feldflur.

39 In der eher wasserarmen Region bilden die wenigen größeren Seen wie der Haussee bei Hönow beliebte Anzie- hungspunkte. Die „Neuen Wiesen“ stel- len eine Attraktion ande- rer Art dar: Wie ein vor Anker liegendes Schiff liegt diese „gestylte“ Parkanlage mitten in der Feldmark bei Karow (Berlin-Weißensee). Fotos: ag.u Dieses Bild bäuerlicher Kulturlandschaft hat Dabei wird die Landwirtschaft auch in Zukunft jedoch wenig gemein mit den großen maschi- die größte Rolle bei der Erhaltung der Barnimer nengerechten Schlägen der Barnimer Feld- Kulturlandschaft spielen.Die Akzente werden mark.Hier liegt die Schwierigkeit: Die Feldmark sich jedoch von der intensiven Produktion zur muss den Übergang von der ausgeräumten Landschaftspflege hin verschieben.In der Agrarlandschaft zur attraktiven Erholungsland- Börnicker Feldflur bei Bernau, im Wesendahler schaft mit vielfältig gegliedertem Landschafts- Obstbaugebiet oder in den Feldfluren um bild bewältigen.Das kann nur in der Zusam- Hirschfelde und Buchholz ist schon heute er- menarbeit der Aktiven vor Ort mit Landwirten, kenn- und erlebbar, wie das Ergebnis solcher Naturschützern und Landschaftspflegern ge- Zusammenarbeit aussehen kann. lingen. Hier ist die Feldmark durch kleinere Wald- stücke, Baumreihen und Alleen sowie die ver- bliebenen Obstgärten gegliedert.Mehrere der zahlreichen Feldsölle wurden renaturiert Daten und Fakten und bepflanzt und werden in absehbarer Zeit Einwohnerzahl Stand 1999: ca. 71.000 Bewohner wieder stärker das Landschaftsbild prägen.Das Wesendahler Obstbaugebiet am Ostrand Landkreis / Amt / Einwohner Bevölkerungs- Landkreis / Amt / Einwohner Bevölkerungs- des Regionalparks und die dem Waldmantel Gemeinde zahl (1999) dichte EW./km2 Gemeinde zahl (1999) dichte EW./km2 des Strausberger Wald- und Seengebiets vorgelagerten Feldfluren um Hirschfelde und LANDKREIS BARNIM LANDKREIS MÄRKISCH-ODERLAND ...... Buchholz weisen eine aufgelockerte Struktur Amt Amt Altlandsberg auf, die durch ein Zusammenspiel von Acker- Werneuchen 3.401 171 Altlandsberg 4.470 84 flur, Dorflage, Gärten am Dorfrand,Waldrand, Weesow 220 20 Wesendahl 366 31 Alleen und Obstplantagen entsteht. Willmersdorf 287 22 Buchholz 174 23 Seefeld 1.665 95 Bruchmühle 1.396 563 Krummensee 307 32 ...... Eine Landschaft, die entdeckt werden will Hirschfelde 296 17 amtsfrei Um den landschaftlichen Reiz der Barnimer Schönfeld 396 22 Neuenhagen bei Berlin 13.993 715 Feldmark voll zur Geltung kommen zu lassen, Tiefensee 259 26 ...... Amt Hoppegarten muss im Regionalpark noch in vielen Bereichen amtsfrei Hönow 4.895 366 „Landschaftsaufbau“ betrieben werden.Der Bernau 24.254 440 ...... erste, beim schnellen Durchqueren der Region ...... Amt Falkenberg-Höhe auf der Autobahn oder einer der großen Amt Panketal Beiersdorf 372 24 Börnicke 419 32 Brunow 196 20 Durchgangsstraßen gewonnene Eindruck ist Schwanebeck 3.974 310 Freudenberg 280 30 allerdings nur ein oberflächlicher, meist unter- ...... Heckelberg 669 26 wegs entstanden auf dem Weg zum Oderbruch Amt Ahrensfelde/Blumberg oder zur Märkischen Schweiz, den land- Ahrensfelde 3.142 445 Blumberg 2.159 83 schaftlichen Highlights des östlichen Branden- Eiche 1.690 366 burg.Man muss sich schon die Mühe machen, Mehrow 492 52 anzuhalten und genauer hinzuschauen, um die Lindenberg 1.486 141 Schönheit der Region zu entdecken.

40 Barnimer Feldmark

0 2 4 6 8 Erreichbarkeit Fahrtdauer Tourismus Ortskern aus Berliner Innenstadt ab Berlin-Friedrichstraße – Lennépark in Blumberg Kilometer Hönow: ca. 40 Min. – Europäische Heimvolks- Siedlungsgebiet Linie und Takt Bernau: ca.40 Min. hochschule mit Waldpark, Wald U nach Hönow,Takt 10 Min. Blumberg: ca.45 Min. benachbartem Reiterhof und S nach Bernau,Takt 20 Min. Wartenberg: ca.35 Min. Übernachtungsmöglichkeiten See S nach Strausberg,Takt 20 Min. Helenenauer Weg 3, S nach Ahrensfelde,Takt 10 Min. Ansprechpartner 16321 Börnicke OT Helenau Verbindungsstraße S nach Wartenberg,Takt 20 min Regionalpark Barnimer Tel: (03338) 391 70 RE nach Bernau,Takt 120 Min. Feldmark e.V., – Der Gamengrund (sehens- Bundesstraße RB nach Tiefensee,Takt 60 Min. Herr Torsten Jeran werte eiszeitliche Rinne) Autobahn RB nach Strausberg,Takt 60 Min. Mittelstr.3, 16356 Blumberg – Feldsteinkirchen Gesamtfläche: 42.373 ha Tel: (033394) 536 10 – Ein im Ausbau befindliches Bahnstrecke Fax: (033394) 536 15 Rad- und Wanderwegenetz: U-Bahn Flächenverteilung: e-mail: regionalbuero.blum- Barnimer Feldmark Wan- Landwirtschaft 63% [email protected] derweg, Europäischer Fern- S-Bahnhof Sonstiges 2% wanderweg,Theodor- Wasser 1% Förderverein Landschafts- Fontane-Radwanderweg, Regional-Bahnhof Verkehr 5% park e.V. 66-Seen-Wanderweg durch Siedlungen 8% Herr Bernd Lichtenstein die Regionalparks R- + S-Bahnhof Dorfstr.4 B, Haus A – Touren mit dem Elektro- Wald 21% Tel/Fax: (030) 924 40 03 mobil (2–4 Sitzer; 25km/h) durch den Regionalpark REPABA Betreibergesell- schaft mbH, Tel: (030) 54 37 61 25 oder (033398) 73 42 (siehe auch S.37)

41 Spreeufer bei Hangelsberg. 398 km trennen die Spree Foto: AGM von den Quellen in der Oberlausitz bis zur Mün- Hof in Hartmannsdorf. dung in Berlin-Spandau. Foto: AGM Über 50 km Flusslauf liegen im Regionalpark Müggel-Spree. Große Tränke / Müggel- spree. Foto: Arnhardt

„Nur wenn wir das Solidarprinzip zwischen den beteiligten Kommunen in den Vordergrund stellen, kann eine Entwicklung zum Nutzen aller Beteiligten im Regionalpark möglich werden.“ joachim schulze, Bürgermeister von Erkner

42 „Club“ der 18 Regionalpark Müggel-Spree

Ein breites Bett, selbst gebaut Thomas Höhne von der Freien Planungsgruppe Die Stille der weiten Spreeaue bei Freienbrink Berlin, der für das Projekt verantwortlich ist, wird an diesem Morgen vom Heulen der und nennt gute Gründe für die Fällungen: Motorsägen empfindlich gestört.Kreischend Da es sich nicht um einheimische Gehölze han- fressen sich die Kettenblätter in die schlanken delt, bieten sie Tieren nur ungünstige Lebens- Stämme der kanadischen Hybridpappeln.Dann bedingungen, zeichnen ein monotones Land- beginnen die Kronen zu zittern, das Knattern schaftsbild und haben zudem ihre Altersgrenze der Säge verstummt, für einen winzigen erreicht.Damit wären sie bald morsch und beim Moment schwankt der Baum zwischen Behar- nächsten Sturm eine Gefährdung für Mensch ren und Fallen, doch letztlich siegt die Schwer- und Tier. kraft.Krachend stürzt die fast 20 m hohe Die rechtzeitig gefällten Bäume finden eine Pappel zu Boden. andere Verwendung.Im Rahmen eines interna- Naturschutz durch Abholzen – das klingt erst tionalen Jugendcamps gestalteten 15 Jugend- einmal widersinnig.„Die Spreeauen als Kern- liche aus acht Ländern Holzskulpturen aus bereich des Müggel-Spree-Regionalparks wer- den Stämmen.Derart geadelt, kehren die Pap- den damit deutlich aufgewertet“, versichert pelstämme in die Nähe ihrer ursprünglichen

43 „Die Region kann nur dann leben, wenn die einzelnen Gemeinden lebens- und handlungsfähig sind, eine gesunde Wirtschaftsstruktur und genügend Einnahmen besitzen und die Infrastruktur in Gang kommt. Das ist auch unsere Erwartung an die Planungsidee des Regionalparks Müggel-Spree ...“ heinrich jüttner, Bürgermeister Schöneiche, 1997

Standorte zurück: Die Kunstwerke werden als „Wegbegleiter“ des Müggel-Spree-Rundweges dienen. Die Fällaktion ist eine von vielen Rekultivie- rungsmaßnahmen in der Müggel-Spree-Niede- rung.Zwischen der Autobahn A 10 und der Straße von Spreeau nach Hartmannsdorf soll auf einer Fläche von 870 ha in einem Zeitraum von zehn Jahren wieder eine „Verzahnung des Flusses mit der Niederungslandschaft erreicht werden“, so Thomas Höhne.Damit sollen die Sünden der Vergangenheit wie das Abtrennen von Flußschleifen oder die durchgängige Ent- wässerung der Feuchtwiesen, die so genannte Melioration, wieder gut gemacht werden.„Wir wollen sowohl bei Anwohnern als auch bei Besuchern wieder den Respekt vor den Über- Wegzeichen der besonde- schwemmungsbereichen entwickeln“, unter- ren Art: Am Müggel- streicht Thomas Höhne.Acht Millionen Mark Im Spreeverlauf wie hier Spree-Weg kehren Pappel- aus Ausgleichsmitteln des Handelslogistik- bei Hangelsberg werden stämme künstlerisch zentrums Freienbrink stellt die Landesentwick- viele der nicht einheimi- bearbeitet in die Nähe schen Hybridpappeln aus ihres Wuchsortes zurück. lungsgesellschaft Brandenburg für das Gesamt- landschaftspflegerischen Foto: AGM projekt zur Verfügung.Dieses Geld wird auf- Gründen gefällt. gewendet, weil beim Bau des Gewerbegebietes Fotos: AGM eine zusätzliche Fläche von 50 ha versiegelt und damit der Landschaftswasserhaushalt wesentlich beeinträchtigt wurde.Und dass das Brandenburger Umweltministerium sich für die Spreeniederung als Kompensationsraum entschied, kommt jetzt unmittelbar dem neuen Zu den ersten Ergebnissen der Kompensations- Regionalpark zugute.Schließlich ist die Müggel- maßnahmen in der Müggelspreeniederung Spree ja der Namengeber für dieses Projekt. gehören neben den Fällarbeiten am Flussufer Vier Altarme, deren Durchstich Anfang der 60er das Herstellen des Biotopverbundes zwischen Jahren erfolgte, werden wieder in den Lauf der Spree und angeschlossenen Entwässerungs- Spree einbezogen, der Fluß wird sich in diesem gräben, das Pflanzen von Gehölzgruppen,Wie- Abschnitt durch Erosion und Sedimentation dervernässungsmaßnahmen im Bereich des über einen längeren Zeitraum sein Gewässer- Triebschseemoors, ein Streuobstwiesenprojekt bett selbst bauen.„Die Spree kann künftig ihre sowie die Anlage einer Naturwaldparzelle. Kraft wieder in die Breite des Bettes wirken Doch Naturverträglichkeit kann bei einem sol- lassen und nicht mehr in die Tiefe“, erläutert chen Projekt nicht der alleinige Maßstab sein, Thomas Höhne. sind doch von der Renaturierung auch Flächen Bevor die praktischen Arbeiten für die Redyna- von drei Landwirtschaftsbetrieben betroffen, misierung der Spree in Angriff genommen die sich an die Stoffkreisläufe einer naturnahen werden können, ist bis März 2001 ein Wasser- Flussauenlandschaft anpassen müssen.Dabei wirtschaftlich-Ökologisches Rahmenkonzept sind Konflikte unvermeidlich, und deshalb setzt für die gesamte Müggelspree zwischen dem Thomas Höhne auf das Konsensprinzip zwi- Wehr Große Tränke und dem Dämritzsee zu schen Ämtern, Planern, Anliegern und Landwir- erstellen.Es ist angesichts der bisher schon ten.Dieses Prinzip erfordert zwar einen hohen guten Ergebnisse umfassender angelegt als die Zeitaufwand, langen Atem und die Fähigkeit Kompensationsmaßnahmen auf dem 32 km zum Kompromiss, bringt aber auch für alle langen Spreeabschnitt. Beteiligten akzeptable und sozialverträgliche

44 Müggel-Spree

Die naturräumlich sehr Lösungen.Der Landschaftsplaner erläutert das In der trockenen Sprache der Landschaftspla- hochwertige Ausstattung am Beispiel eines Milchviehbetriebes, der ner schwingt nichts davon mit, wenn in der Berliner Stadtrand- lagen ist für einen durch Düngung der Flächen beim Maisanbau nüchternen Worten festgestellt wird, dass „die Ballungsraum in Europa den Stoffhaushalt der Niederung ungünstig naturräumlich sehr hochwertige Ausstattung einzigartig. beeinflusste.Nach vielen Debatten einigte man der Berliner Stadtrandlagen für einen Ballungs- Charakteristisch für den sich auf eine neue, extensive und umwelt- raum in Europa einzigartig ist“.Grünheide, die Regionalpark Müggel- verträglichere Wirtschaftsweise, die Mutterkuh- Löcknitz sind Teil einer solchen Stadtrandlage Unzählige Seen, Kanäle Spree sind die Großräu- und Gräben bieten her- migkeit und Unzerschnit- haltung. des Regionalparks Müggel-Spree. vorragende Möglichkeiten tenheit der Landschaft, Auch der seit 1990 bestehende Familienbetrieb für Erholung auf dem ihr Wald- und Seen- von Dr.Joachim Lehmann hat sich auf die Parkentwicklung als Initiative von unten Wasser. reichtum und die starke extensive Mutterkuhhaltung spezialisiert und Regionalpark Müggel-Spree – unter diesem Foto: AGM Prägung der Oberfläche durch die letzte Eiszeit. bewirtschaftet 825 ha Fläche, davon 600 ha Dach hatten sich zunächst 17 Gemeinden aus Nasswiesen.Lehmann setzt daneben auf den dem Landkreis Oder-Spree, eine aus Märkisch- Reit- und Wassertourismus.„Diese Geschäfts- Oderland und der Berliner Bezirk Köpenick als felder tragen dazu bei, dass ich den hohen Auf- „Initiative von unten“ zusammengefunden, wand für die Feuchtwiesen finanzieren kann“, um „gemeinsam den Siedlungsraum zwischen erläutert der promovierte Landwirt und erklärt: Fürstenwalde und Köpenick nachhaltig zu „Ohne die Landwirtschaft, ohne Offenhalten entwickeln“.So steht es in der Gründungsur- der Wiesen, kann der Naturreichtum in der kunde des Parks von 1998. Spreeniederung nicht bewahrt werden.“ Auch dieses Regionalparkprojekt erhielt von der gemeinsamen Landesplanungsabteilung Überraschend gegensätzlich eine Unterstützung: Sie beauftragte das Der Effekt ist immer wieder überraschend:Vor Planungsbüro RAUMKONZEPT 5,eine Entwick- einer guten halben Stunde musste man sich lungskonzeption zu erarbeiten und mit den

Im Alten Rathaus der noch durchs Menschengewimmel auf dem Beteiligten abzustimmen. Stadt Fürstenwalde/Spree Alexanderplatz den Weg zum Bahnhof erkämp- Die ca. 55.000 ha große Fläche des Regional- fiel 1997 mit der Auftakt- fen.Nun, beim Aussteigen aus dem Regional- parks erstreckt sich in ost-westlicher Ausdeh- veranstaltung der Start- express RE1 am Halteplatz Hangelsberg (das nung von Fürstenwalde über Erkner bis Berlin- schuss zum Regionalpark Wort Bahnhof wäre maßlos übertrieben), sind Köpenick, weist als Besonderheit die Groß- Müggel-Spree. Jetzt hat sich Fürstenwalde unter Lärm und Hektik der Metropole Berlin tiefste räumigkeit und Unzerschnittenheit der Land- dem Motto „Alte Stadt Vergangenheit, ja fast unwirklich.Mit nur schaft auf.Charakteristisch für den Müggel- an neuen Ufern” um die wenigen Schritten ist man im Tal der Löcknitz, Spree-Park sind der Wald- und Seenreichtum Ausrichtung der Landes- kann Wald und Wasser pur genießen, ent- und die starke Prägung der Oberfläche durch gartenscha 2004/2006 beworben. spannt sich nach und nach in der zunächst die letzte Eiszeit.Weite Ebenen, flache, wellige Foto: Arnhardt ungewohnten Stille des Forstes. Höhenzüge,Täler und Seen, markante End- moränen wie die Rauener Berge oder die Kranichsberge bei Woltersdorf bieten ein ab- wechslungsreiches Landschaftsbild.Der sehr hohe Waldanteil, auf Brandenburger Seite fast 60%, auf Berliner Seite immer noch 50%, besteht vorrangig aus Kiefernforsten.Es gibt aber auch zunehmend Laub- und Laubmisch- wälder mit dem für sie charakteristischen, größeren Artenreichtum. Gewissermaßen die Lebensadern für dieses Areal bilden eine Vielzahl von Gewässern, von Söllen und Rinnen, Bachläufen und Fließen bis hin zu Flüssen und Seen.Unterbrochen wird dieses Bild von weiten Feldfluren mit einge- streut dörflichen Siedlungen sowie Heiden, Trockenrasen, Mooren und der offenen Wiesen-

45 Noch vor einer guten halben Stunde im Menschengewimmel am Alexanderplatz – und plötzlich ist man im Tal der Löcknitz, kann Wald und Wasser pur genießen.

Grüne zogen, vor allem nach Schöneiche, Rüdersdorf und Woltersdorf sowie zur Grünhei- der Seenkette.Eine Trumpfkarte, auf die heute der Geschäftsführer des Fremdenverkehrs- vereins Grünheider Wald- und Seengebiet e.V., Helmut Ortlepp, wieder setzt.„Das Gebiet um Erkner ist für Berlin traditionelles Ausflugsge- biet und jeder vierte Ausflügler aus der Haupt- stadt – so eine jüngste Untersuchung – kommt zu uns“, hebt Ortlepp hervor.Seine Zuversicht, die Besucherzahlen künftig weiter erhöhen zu können, begründet er neben der guten An- bindung an den Öffentlichen Personennah- verkehr mit S-Bahn, Regionalzügen, Bus- und Straßenbahnverkehr auch mit dem neuen Regionalpark, da mit dieser Form „bestehende Landschaftliche Schönheit, und Auenlandschaft in der Spreeniederung Konzepte und Strukturen optimiert werden Wald- und Wasserreichtum zwischen Dämeritzsee und Fürstenwalde, können“. haben das Gebiet des die letztlich dem Regionalpark den Namen Auf Berliner Seite sieht man das ähnlich.Bei- Regionalparks Müggel- Spree schon früh zu gab. spiel Wassertourismus: Köpenick hat für seine einem traditionellen Auch kulturgeschichtliche Spuren wie die von Gäste 135 km Wasserweg ausgewiesen, doch Ausflugsgebiet gemacht. den Zisterzienser Mönchen, die 1249 ein Feld- mit dem Gebiet bis zur Oder erhöht sich dieses Foto: Uhlenhut kloster in Kagel errichteten, oder von Friedrich Wegenetz auf dem Wasser auf 2.000 km.So dem Großen, der im 18.Jahrhundert seine ein Angebot ist dann auch für einen Urlaub Kolonisation mit der Neugründung von Dörfern, interessant. Vorwerken und Einzelsiedlungen wie Gosen Zu den Voraussetzungen für mehr Besucher in (1753), Braunsdorf, Friedrichshagen und der Region zwischen Fürstenwalde und Köpe- Müggelheim (1774) fortsetzte, können von nick gehören, dass der Tourist sich möglichst Besuchern durchaus entdeckt werden. bequem die vielen landschaftlichen und bau- lichen Attraktionen erschließen kann, gute und Traditionelles Ausflugsgebiet für Berlin aufeinander abgestimmte Angebote an Be- Eine „Kolonisation“ anderer Art setzte Ende des wegung, Erholung und Entspannung vorfindet. 19.Jh.ein, als die Berliner am Wochenende ins Dafür bedarf es jedoch Investitionen in die

Legende Die Nixe im Werlsee

Vom Werlsee bei Grünheide wird folgende Teufel seine Seele versprach, wenn dieser die Erlösung hoffen.Sie schenkt dann dem, der ihr Geschichte erzählt: Prinzessin für die Demütigung strafen würde begegnet, einen Ring. Einst stand ein Schloss am Ufer des Werlsees, in und sie mit samt dem Schloss im See versinken Jedesmal bittet sie inständig, dass der Be- dem eine schöne Prinzessin wohnte.Als sie ins ließe. schenkte doch ein Jahr lang über diese Begeg- heiratsfähige Alter kam, begann die Tragödie: Das ließ sich der Teufel nicht zweimal sagen; nung schweigen möge, nur so könne sie erlöst So viele Freier sie auch umwarben, sie lehnte doch ehe er handeln konnte, verwandelte eine werden.Doch so verschwiegen die Märker Jeden ab. gute Fee, die den Pakt mit dem Fürsten be- auch sein wollen, diese Geschichte konnte Doch dann kam ein fremder Fürst, der – mit lauscht hatte, die Prinzessin in eine Nixe. noch keiner ein Jahr lang für sich behalten. dem Teufel im Bunde – von Erfolg verwöhnt Seitdem liegt das Schloss auf dem Grunde des war.Als auch er abgewiesen wurde, traf ihn das Sees.Die Prinzessin darf nur alle 100 Jahre auf Quelle: Dr.Peter Leisering; Im Müggel-Spree- tief und er ärgerte sich so sehr, dass er dem der Lindwallinsel erscheinen und auf ihre Park unterwegs, Dezember 1998.

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Infrastruktur, müssen das gastronomische Gremium zu schaffen.Daraus entstand die Will man dem Müggel- Angebot, Beherbergung,Verkehrssicherungs- kommunale Arbeitsgemeinschaft mit ihren Spree-Rundweg folgen, bietet sich als Startpunkt pflicht und Marketing verbessert werden. neunzehn Mitgliedsgemeinden.Sie beschloss, Köpenick mit seinem als erstes Projekt den Müggel-Spree-Weg, Barockschloss, dem Rat- Zum Nutzen aller einen 142 km langen Rundweg für Wanderer haus und seinem berühm- Wie aber soll das in Zeiten knapper Kassen vor und Radfahrer, mit Hilfe einer AB-Maßnahme ten Hauptmann an. Der Weg führt von dort aus sich gehen? Die Potenzen Einzelner, ob nun zu verwirklichen. weiter über Friedrichsha- Verein, Kommune oder Unternehmen, sind aus- Das Konzept für den Müggel-Spree-Weg ent- gen, Schöneiche mit dem gereizt.Ohne Bündelung von Kräften geht es wickelte das Planungsbüro „RAUMKONZEPT 5“ kleinen Spreewald nach Rüdersdorf, wo der Der gut ausgeschilderte weder im Tourismus, noch in der Wirtschafts- im Rahmen seiner Entwicklungskonzeption. „Museumspark Baustoff- Müggel-Spree-Weg ist förderung, der Siedlungs- und Verkehrsent- Dieser Rundweg reiht die besonderen Orte der industrie“ zu geologischen das Rückgrat des Wege- wicklung und dem Wohnungsbau voran, wer- Region wie an einer Perlenschnur auf. An Exkursionen einlädt. netzes im Regionalpark. den kaum neue Arbeitsplätze geschaffen.„Es ist 30 Standorten kann sich der Tourist über lokale Weitere Stationen sind Foto: AGM wichtig, dass wir das Solidarprinzip zwischen Angebote, Besonderheiten und Attraktionen Woltersdorf, Erkner, Grün- heide, Kagel, Kienbaum, den beteiligten Kommunen in den Vorder- informieren.Ferner wird noch auf sechs weitere, Mönchwinkel, Hangels- grund stellen.Nur so kann eine Entwicklung nicht direkt an der Route liegende Gemeinden berg und Fürstenwalde, zum Nutzen aller Beteiligten möglich werden“, aufmerksam gemacht.Der Müggel-Spree-Weg der östlichste Punkt bestätigt der Bürgermeister von Erkner, ist damit das Rückgrat des Wegenetzes im des Weges. Danach folgt Joachim Schulze.Als Beispiel dafür, dass so Regionalpark, vom dem wie feine Nervensträn- ein Abstecher in die Rauener Berge mit Blick etwas funktionieren kann, nennt Schulze die ge Querverbindungen in andere Areale des über die Spreeniederung. Arbeit des Abwasserverbandes Erkner/Straus- Müggel-Spree-Parks abzweigen.Ein Vorhaben, Der Weg folgt weitestge- berg, dem 26 Gemeinden angehören und von dem eine Initialzündung für die Gesamt- hend dem Lauf der Spree, dessen Vorsitzender er ist.„Indem wir gemein- entwicklung des Parks erwartet wird. berührt Braunsdorf, Markgrafpieske, Spreen- sam geplant und investiert haben, konnten hagen, Hartmannsdorf, wir stabile und verträgliche Wasserpreise für Arbeit auf dem Weg Neu Zittau und Gosen unsere Bürger erzielen.“ Zum Träger der vom Arbeitsamt Fürstenwalde bis in Müggelheim wieder In dieser Situation fiel das Angebot der Länder genehmigten AB-Maßnahme, mit welcher Berliner Territorium erreicht wird. Berlin und Brandenburg, mit der Entwicklung der Wanderweg eingerichtet werden soll, be- von Regionalparks die vorhandenen Kräfte und auftragte die kommunale Arbeitsgruppe den Mittel zu bündeln, bei den kommunalen Ent- Auen- und Gewässerschutzverein Müggelspree scheidungsträgern und Ämtern auf fruchtbaren e.V. in Freienbrink.Der Verein war 1997 als Boden.Die Kommunen begannen damit, sich Ansprechpartner für Beteiligte und Betroffene zusammen zu schließen und dadurch ihr des Kompensationsvorhabens „Renaturierung Eine der schönsten Seiten Berlins: Die Stadtansicht Gewicht gegenüber dem Land, dem Bund und der Müggelspree“ vor Ort gegründet worden. von Köpenick. der EU in Brüssel bei der Vergabe von Förder- Inzwischen hat er sich u.a.mit einem „Grün Foto: Uhlenhut mitteln zu stärken. Die Regionalpark-Aktivitäten der gemeinsamen Landesplanungsabteilung halfen nach Meinung von Bürgermeister Schulze, dessen Stadt bei den Berlinern ebenso wie Schöneiche auf star- kes Ansiedlungsinteresse stößt, einer flächen- haften Zersiedelung der Landschaft rechtzeitig entgegen zu wirken.

Weg der besonderen Orte Deshalb übernahmen auch die Gemeinden bei der weiteren Entwicklung des Parks die Initia- tive.Insbesondere Schöneiches Bürgermeister Heinrich Jüttner, sein Kollege in Erkner und der Grünheider Amtsdirektor Heinz Friedrich drängten darauf, sich schnell ein arbeitsfähiges

47 Der Müggel-Spree-Weg stätten und Pensionen direkter an der Parkent- ist nahezu komplett aus- wicklung teilhaben.Amtsdirektor Heinz Frie- geschildert: 22 von 28 Infotafeln stehen. Ausser- drich sieht als weiteren Vorzug, dass „damit auch dem ist eine Wanderkarte das Fehlen eines Mittelstand- oder Gewerbever- des Regionalparks bei eins in der Region zu kompensieren wäre“. der mewa Menzel GmbH Zur Finanzierung weiterer Projekte setzt der erschienen (Tel: (0331) 97 26 91). Schöneicher Bürgermeister Heinrich Jüttner Foto: AGM verstärkt auf Wirtschaftsförderung.Seiner Meinung nach besteht besonders auf diesem Gebiet noch ein großer Nachholbedarf. macht Schule“-Projekt, mit der Initiative für die Schließlich erfordert die Regionalpark-Entwick- Holzskulpturen im Rahmen eines internationa- lung ein Denken in längerfristigen Dimensionen. len Jugendcamps und zahlreichen gut besuch- Darüber sind sich alle Beteiligten einig. „Zehn ten Vorträgen und Informationsveranstaltun- bis fünfzehn Jahre sind für die Entwicklung gen in der Region einen Namen gemacht. eines Parks gar nichts“, meint Helmut Ortlepp Ab Mitte Dezember 1998 arbeiteten zunächst vom Fremdenverkehrsverein Grünheider Wald- 100 ABM-Kräfte in sechs Gruppen für die Dauer und Seengebiet.Tröstlich zu wissen, dass auch eines halben Jahres, 42 Personen wurden ein so langer Weg zum Regionalpark Müggel- länger beschäftigt.Im Jahr 2000 soll das Projekt Spree mit den ersten Schritten beginnt.Und die mit 10 Personen zu einem ersten Abschluss können sich durchaus sehen lassen. Daten und Fakten gebracht werden. Zu den Aufgaben zählen,Wegweiser für das Museen Einwohnerzahl Stand 1999: ca. 89.000 Bewohner Leitsystem – roter Balken auf weißem Viereck Heimatmuseum Schöneiche Heimatmuseum Erkner – anzufertigen und aufzustellen, Schutzhütten, bei Berlin, Dorfaue 8 Heinrich-Heine-Str.16 Landkreis / Amt / Einwohner Bevölkerungs- 15566 Schöneiche bei Berlin 15537 Erkner, Gemeinde zahl (1999) dichte EW./km2 Bänke, Geländer und Brücken zu bauen, an der Tel: (030) 649 59 01 Tel: (03362) 224 52 Trasse liegende Biotope zu pflegen und Aus- LANDKREIS ODER-SPREE lichtungen am Radweg nach Fürstenwalde vor- Museumspark Baustoff- Heimatmuseum Köpenick ...... zunehmen. industrie Rüdersdorf z.Zt.Lindenstraße 5 amtsfrei Heinitzstr.11, Tel: 6501 62 20 Fürstenwalde 34.019 482 15562 Rüdersdorf, Erkner 12.160 733 Dimension von Jahrzehnten Tel: (033638) 606 33 Historisches Sudhaus, Älteste ...... Die Fortschritte beim Müggel-Spree-Weg bele- Brauerei Berlins, Müggelsee- amtsfrei gen die Richtigkeit einer der Grundideen des Aussichtsturm Woltersdorf; damm, 12587 Berlin-Köpenick Schöneiche 10.921 657 Heimatstube Woltersdorf/ Tel: 249 19 31 Woltersdorf 6.365 698 Regionalparks in der Praxis: dass Einzelperso- Schleuse, Gerald Ramm ...... nen und Gruppen die Nützlichkeit des Parks für Rüdersdorfer Str.105 Museum im Wasserwerk Amt Grünheide ihre eigenen Ziele erkennen müssen.Das gilt 15569 Woltersdorf Geschichte der Berliner Grünheide (Mark) 3.430 130 insbesondere auch für die Wirtschaft.„Der Tel: (03362) 54 79 Wasserversorgung mit über Kagel 763 34 100 Jahre alten betriebsfähi- Hangelsberg 1.639 40 Regionalpark hat nur dann eine Zukunft, wenn Gerhart-Hauptmann-Museum gen Maschinen, Müggelsee- Mönchwinkel 276 40 es uns gelingt, die Wirtschaftsunternehmen zur Gerhart-Hauptmann-Str.1-2 damm 307,Tel: 86 44 76 95 Spreeau 480 35 Mitarbeit zu gewinnen“, bringt es Schöneiches 15537 Erkner, Kienbaum 312 37 Bürgermeister Jüttner auf den Punkt.Noch Tel: (03262) 36 63 Wäschereimuseum ...... Omas Waschküche mit Rari- Amt Spreenhagen immer sind Skepsis und Zurückhaltung seitens Ausstellungszentrum täten aus mehreren Jahr- Spreenhagen 1.699 49 der Wirtschaft und ihrer Verbände gegenüber Fürstenwalde Im hunderten – jeden 1.Freitag Braunsdorf 220 8 der Regionalpark-Entwicklung nicht völlig Alten Rathaus, Rathausstraße im Monat, 15–18 Uhr Gosen 1.159 512 gewichen. 15517 Fürstenwalde Luisenstr.23, 12557 Berlin- Hartmannsdorf 602 17 Tel: (03361) 23 94 Köpenick,Tel: 651 64 24 Markgrafpieske 820 21 Um dies zu überwinden, wurde ein Förderver- Neu Zittau 1.340 105 ein für den Regionalpark gegründet.„Der Ver- Museum Fürstenwalde Wassersportmuseum Rauen 1.812 85 ein möchte das Bindeglied zwischen Wirtschaft Domstr.1, 15517 Fürsten- Regattastraße 141 und Kommunen werden“, versichert Erkners walde,Tel: (03361) 21 30 Tel: 674 40 02 LANDKREIS MÄRKISCH-ODERLAND ...... Bürgermeister Joachim Schulze. Über den För- Heimatmuseum Mönch- Heimatstube und Museum Amt Rüdersdorf derverein könnten wirtschaftliche Leistungs- winkel, Spreeauer Str.32 Chausseestraße 5, Rüdersdorf 10.771 1.593 träger wie Kleinunternehmen, Landwirte, Gast- 15528 Mönchwinkel 15518 Rauen Tel: (033632) 56 30 48 Müggel-Spree

0 2 4 6 8 Erreichbarkeit Ansprechpartner dorf, kleiner Spreewaldpark, Ortskern aus der Berliner Innenstadt Regionalparkverein Müggel- Kunst und Kulturgießerei Kilometer Spree c/o Gemeinde Schön- Siedlungsgebiet Linie und Takt eiche bei Berlin, Bürgermeister Woltersdorf:Schleuse von Wald S nach Erkner,Takt 20 Min. Herr Heinrich Jüttner, 1557 als älteste technische RE nach Erkner / Fürsten- Brandenburgische Straße 40, Anlage des Berliner Wasser- See walde,Takt 30 Min. 15566 Schöneiche straßennetzes, früher histori- Tel: (030) 643 304-104 sche Filmstadt von 1921 bis Verbindungsstraße Fahrtdauer Fax: (030) 643 304-111 1939, 50 Filme: Das indische ab Berlin-Friedrichstraße Grabmahl, Der Tiger von Bundesstraße Erkner: ca.25–45 Min. Auen- und Gewässerschutz- Eschnapur; alte Straßenbahn- Autobahn Fürstenwalde: ca.45 Min. verein Müggelspree e.V., verbindung zwischen Gesamtfläche: 44.914 ha HLZ/GP Freienbrink, Rahnsdorf und Woltersdorf. Bahnstrecke Eichenstr.10 / A3, Flächenverteilung: 15528 Spreeau, Rauen: spätgotische Feldstein- Strassenbahn Landwirtschaft 22% Tel./Fax: (03362) 50 17 05 kirche, Steigerhaus „Glück auf“ S-Bahnhof Sonstiges 4% [email protected] Wasser 3% Grünheide: Kirche, altes Regional-Bahnhof Verkehr 4% Tourismus Köhlerhaus, Parkanlage mit Siedlungen 8% Köpenick: Altstadt und Schloss Schlösschen R- + S-Bahnhof mit Kunstgewerbemuseum, Wald 59% Rathaus. Gosen:1752 angelegter Kreuz- anger mit Kirche, Kolonisten- Schöneiche: Straßenangerdorf häuser mit Schlosskirche und Bauernhäusern; Schlosspark Fürstenwalde:Stadtmauer- mit Altbaumbestand. reste, Bullenturm, Dom, Waldstraßenbahn zwischen Denkmalkomplex „Altes Friedrichshagen und Rüders- Bischofschloss“, Stadtpark 49 Fluch oder Segen? Der Ausbau des Flughafens Schönefeld birgt Chancen und Risiken. Foto: KTVD

Weiß leuchten die Hoch- häuser der Gropiusstadt in der Sonne. Unmittelbar vor ihrer Haustür beginnt die offene Landschaft. Die harte Stadtkante ist typisch für den Regional- park. Foto:Wita Die Entwicklung der Landschaft und die Förderung der regionalen Kirche in Großziethen Wirtschaft könnte den in der Nähe des Flughafens beheimateten Foto:Wita Gemeinden den entscheidenden Impuls geben, im Zusammenschluß eine neue Standortqualität zu erlangen.

50 Warten auf ... Regionalpark Flutgrabenaue

Südöstlich von Berlin, zwischen den Siedlungs- Verkehr merklich ab, fährt man durch flaches, achsen, die sich entlang der Bahnstrecken spärlich besiedeltes Land. Berlin-Königs Wusterhausen-Cottbus sowie Unweit der Straße können Spaziergänger so Berlin-Rangsdorf-Dresden erstrecken, liegt der etwas wie Weite,„Wildnis“ und Einsamkeit Entwicklungsraum für den Regionalpark empfinden.Nichts deutet hier auf die Nähe des „Flutgrabenaue“.Er erstreckt sich von Buckow Flughafens hin.Nur zu Zeiten der jährlich auf und Rudow über Großziethen und Schönefeld dem Flughafen Schönefeld stattfindenden über den Berliner Ring hinweg bis nach Königs Internationalen Luftfahrtausstellung (ILA) kann Wusterhausen im Süden und zu den Waldge- man hier abseits des normalen Flugbetriebes meinden Eichwalde, Schulzendorf und Wildau hin und wieder Piloten bei ihren waghalsigen im Osten. Trainingsflügen für die Flugvorführungen Die Stadtkante ist hier besonders deutlich zu beobachten. erkennen.Von Berlin kommend leuchten Die Region befindet sich im Wartestand.Wegen erst noch überall die weißen Wohnblocks der der erwarteten Fughafenentwicklung, des Aus- Gropiusstadt in der Sonne.Dann endet das baus Schönefelds zum Großflughafen Berlin- Großstadtgetümmel unvermittelt, nimmt der Brandenburg International, und der bekannten,

51 An kaum einer anderen Stelle lässt sich der abrupte Übergang dichtbebauter städtischer Quartiere in eine offene Feldflur so deutlich ausmachen wie zwischen der Großsiedlung Gropiusstadt in Berlin und dem benachbarten Amt Großziethen in Brandenburg.

nalparks beginnen Wälder, an die sich das Die Gemeinde Eichwalde Seengebiet der Dahme anschließt. entstand erst vor unge- fähr 120 Jahren als „Gut Der Flutgraben, namengebendes Landschafts- Radeland im Eichenwald“ element des Regionalparks, entspringt bei und entwickelte sich Waßmannsdorf und fließt mit seinem weitläu- später vor allem zu einem figen System von Fließen und Gräben durch Wohnvorort der Metro- pole Berlin. Sehenswert die Gemeinden Kiekebusch und Schulzendorf. sind die 300-jährige Bei Zeuthen mündet er in den Zeuthener See. Friedenseiche, der 1912 Die Flutgrabenaue ist landschaftlich besonders erbaute Wasserturm und wertvoll, weil das unverbaute Grabensystem die St. Antoniuskirche von 1913. In Wildau stellt die viele unterschiedliche Biotopformen miteinan- unter Denkmalschutz der vernetzt.Erlenbrüche, Feuchtwiesen, Brach- stehende Arbeitersied- land, Mischwälder und extensiv bewirtschaf- lung der ehemaligen tetes Weideland werden durch das Fließge- Lokomotivenfabrik Schwarzkopff eine beson- wässersystem des Flutgrabens untereinander dere Attraktion dar. verbunden.Zugleich ist die Flutgrabenaue Die Gemeinde Zeuthen Lage im Berlin-Branden- damit verbundenen Probleme, ist in Bezug auf Lebensraum für seltene und bedrohte Pflanzen geht auf einen slawischen burger „Grenzgebiet“: den geplanten Regionalpark vorerst Abwarten und Tierarten wie beispielsweise die Wasser- Ursprung im 7./8. Jh. zu- Der Zeuthener See gehört angesagt.Wie gebannt „starrt“ das „Kaninchen“ feder, Kamm- und Fadenmolche.Die Uferzonen rück und wurde im 19. Jh. an seinem Ostufer zu mit der Kolonie Rauch- Berlin, das Westufer liegt Regionalpark auf die „Schlange“ Flughafen: bestehen größtenteils aus „unausgetauschten“ fangswerder in größerem in Brandenburg. Solange sie sich nicht rührt, bewegt sich auch Böden.Das heißt, an ihnen wurden keine Maßstab besiedelt. Foto: KTVD das Kaninchen nicht. menschlichen Eingriffe zur Bewirtschaftung Sehenswert sind die Feld- Die Region verfügt aber unabhängig davon, oder Torfgewinnung vorgenommen – eine steinkirche aus dem 13./14. Jh, die Villa Herzog wann der Großflughafen kommt, über entwick- Seltenheit in den von Menschenhand gestalte- von 1910 sowie das lungsfähige Potenziale und landschaftliche ten Kulturlandschaften in Großstadtnähe. ursprünglich als Schule Schönheit.An kaum einer anderen Stelle lässt In Schulzendorf verläuft der Flutgraben knapp errichtete Rathaus von sich der abrupte Übergang dichtbebauter einen halben Kilometer durch das 1998 fest- 1901. Der Zeuthener See lädt zu einer Bootsfahrt, städtischer Quartiere in eine offene Feldflur so gesetzte, 290 ha große Naturschutzgebiet „Wal- zum Baden oder zum deutlich ausmachen wie zwischen der Groß- tersdorfer Flutgrabenaue“ und über 3 km durch Verweilen an seinen siedlung Gropiusstadt in Berlin und dem be- ein ökologisch besonders wertvolles Gebiet. kühlen Ufern ein. nachbarten Amt Großziethen in Brandenburg. In Königs Wusterhausen sind unter anderem das Feldsteinkirchen, alte Eichen, Flieger und Kindheitsschloss des Durch Gräben vernetzt Lokomotiven späteren Soldatenkönigs Die übergangslose Stadtkante zwischen weit- Weitläufigkeit und geringe Steigungen machen Wilhelm I. sowie ein Funk- läufiger Feldflur und dicht bebauter Stadt- die Region für Radler und Wanderer sowie zum technik-Museum zu bewundern, um nur eine grenze ist besonders für den westlichen Teil Reiten und Drachen-steigen-lassen besonders Auswahl der touristischen des Entwicklungsraumes Regionalpark Flutgra- attraktiv.Zwischen den einzelnen Gemeinden Angebote zu nennen. benaue charakteristisch.Im Ortsteil Bohnsdorf bestehen schon jetzt gute Wander- und Rad- des Bezirks Treptow zieht sich die Feldland- wegeverbindungen. schaft bis ins Stadtgebiet hinein.Ihr kommt Schloss Königs Wuster- damit für die angrenzenden dichtbesiedelten hausen entstand Ende des Stadtquartiere eine bedeutende klimatische 17. Jahrhunderts nach Ausgleichsfunktion zu. dem Umbau einer alten Im Südwesten erlauben die Höhen der „Kienit- Ritterburg. Es zählte zu den Lieblingsorten des zer Berge“ einen weiten Blick über das Land preußischen Soldaten- und stellen einen reizvollen Kontrast zu den königs Friedrich Wilhelm I. flachen Feldfluren im Westen dar. Schon sein Sohn, Friedrich Die Feldflur selbst wird von der Wiesenniede- der Große, ließ das Gebäu- de ab 1740 verfallen. Das rung des Rudower Fließes, das über Groß- Schloss soll ein Museum ziethen nach Süden verläuft, und von der Flut- werden. grabenaue unterbrochen.Im Osten des Regio- Foto: KTVD

52 Flutgrabenaue

In Selchow steht eine von Naherholungsgebiet.Diese Gemeinden orien- vielen schönen märki- tieren sich eher nach Osten zum anschließen- schen Feldsteinkirchen. Foto:Wita den Dahme-Seengebiet und nach Berlin-Köpe- nick.Prägend ist für die Region neben dem Flughafen Schönefeld auch das überregionale Einkaufszentrum Waltersdorf. Die Haltung zum geplanten Großflughafen ist

in den Gemeinden keineswegs einheitlich. Im Schulzendorfer Schloss- Viele Gemeinden in unmittelbarer Umgebung saal finden Konzerte, des zukünftigen Großflughafens erhoffen sich Lesungen, Vorträge und von ihrer Standortnähe wirtschaftliches Wachs- Theateraufführungen tum und rechnen auch mit erheblichen Geldern statt. Foto: KTVD für Ausgleichsmaßnahmen zur Verbesserung der Naherholung und des Naturschutzes.Vom Flughafen weiter entfernte Gemeinden dage- gen befürchten durch die Flughafenansiedlung überwiegend Nachteile für ihre Gemeinde- entwicklung.Wegen ihres ferneren Standorts erwarten sie nicht, von der Wirtschaftskraft des Flughafens zu profitieren, befürchten aber, durch die zu erwartenden Lärm- und Luftver- Bei Schmöckwitz beginnend verläuft ein Teil schmutzungen stark an Attraktivität als des Fontane-Wanderwegs im Entwicklungs- Naherholungsgebiet und als Wohngemeinde Kennenlernroute: raum des Regionalparks Flutgrabenaue. einzubüßen. Um einen Eindruck des gesamten für die Regio- Für Flugbegeisterte hat das offene Feld und So haben sich 15 Kommunen zu einer Schutz- nalpark-Entwicklung die Nähe zum Flughafen Schönefeld ebenfalls gemeinschaft „Umlandgemeinden Flughafen vorgesehenen Gebietes zu seinen besonderen Reiz, da es von hier aus Schönefeld“ zusammengeschlossen.Ihr Ziel ist bekommen, empfiehlt möglich ist, in offener Natur das Fluggesche- es, den Flughafenstandort Schönefeld zu ver- sich folgende Strecke: Ausgehend vom U-Bhf. hen zu beobachten. hindern, stattdessen die landschaftlichen Qua- Rudow geht es nach Waß- Die Gemeinden im Osten des Entwicklungsrau- mannsdorf, über Selchow mes verfügen über einen ganz anderen Cha- an den Großziethener rakter.Sie sind stärker von Wald und Wasser Bergen vorbei nach Tollkrung, Rotberg bis geprägt. nach Kiekebusch.Von Zum Großteil sind die Zentren der alten märki- hieraus gibt es zwei alter- schen Straßen- und Angerdörfer mit ihrem native Routen: Entweder ländlichen Charme erhalten geblieben, so z.B. man fährt links nach Norden entlang der Flut- in Alt-Schulzendorf mit seinem denkmalge- grabenaue, folgt dieser schützten Ortskern. Parkplatzflächen bei nach Schulzendorf und Waltersdorf. biegt schließlich links Aufstrebende Region? Foto:Wita nach Eichwalde ab, um In den Gemeinden im Norden und Westen, die zum S-Bhf. Eichwalde zu Vom 6.–12. Juni 2000 gelangen. für die Naherholung landschaftlich weniger findet die fünfte Interna- Oder man folgt der Straße attraktiv sind, spielt die Gewerbeentwicklung tionale Luft-und Raum- von Kiekebusch weiter eine große Rolle.Sie orientieren sich wirt- fahrtausstellung in Berlin- geradeaus unter der schaftlich eher nach Berlin, zum stark gewerb- Schönefeld statt. Die ILA Autobahn hindurch nach ist eine der größten Luft- Falkenhorst. Kurz hinter lich geprägten Teltow Park oder dem wirt- fahrtmessen der Welt. Falkenhorst in Miersdorf schaftlichen Entwicklungsraum des künftigen Seit 1992 hat sich die Aus- biegt man rechts nach Großflughafens hin.Die Potenziale der wald- stellungsfläche mehr als Wildau, Hoherlehme ab und seenreichen Gemeinden im Osten des verdoppelt. Die Schau und gelangt dann zum ist ein wahrer Publikums- Bahnanschluß in Königs geplanten Regionalparks dagegen liegen vor magnet. Wusterhausen. allem in den Qualitäten als Wohnstandort und Foto: KTVD

53 litäten der Region zu bewahren und die wirt- schaftliche Entwicklung zum Naherholungsge- biet zu stärken. Ein Zusammenschluss wie eine Keimzelle für einen künftigen Regionalpark, jedenfalls aber eine Basis für Kooperation zwischen den be- Angeln ist überall ein beliebtes Hobby. Der teiligten Kommunen – auch wenn sie zunächst Landesanglerverband hat einmal ein anderes Ziel verfolgen. den Umwelt- und Natur- schutz als Zweck in seine Belastungen und Ausgleich Vereinssatzung aufge- nommen.Verantwor- Unbestritten wird der Ausbau des Flughafens tungsbewußte Angler Schönefeld gravierende Eingriffe in die Land- lassen das Auto möglichst schaft und den Naturhaushalt nach sich ziehen. stehen und kommen Gleichzeitig sind mit dem Ausbau aber auch zu Fuß, hinterlassen kei- Blick über die Baustelle nen Müll, verzichten Gelder für Kompensationsmaßnahmen in Die Entwicklung der Landschaft und die För- des Klärwerks in Waß- aufs „wilde” Campen und beträchtlicher Höhe verbunden, die gezielt für derung der regionalen Wirtschaft könnte den mannsdorf in Richtung Feuermachen. gebündelte Ausgleichsmaßnahmen und die in der Nähe des Flughafens beheimateten Berlin (Foto ganz oben). Foto: KTVD Entwicklung eines Regionalparks eingesetzt Gemeinden den entscheidenden Impuls ge- Foto:Wita werden könnten. ben, im Zusammenschluß eine neue Standort- Die für Kompensationsmaßnahmen bereit zu qualität zu erlangen. stellenden Gelder will auch der im benachbar- ten Regionalpark Teltow agierende Land- Feste feiern, Lokalkolorit erlebbar machen schaftspflegeverein Teltow-Fläming nutzen. Ungeachtet der geschilderten Probleme Die Gemeinde Rangsdorf im Regionalpark Tel- wurden erste Maßnahmen zur Aufwertung des tow soll zum Radwegekreuz werden, das eine Naturerlebens geplant und umgesetzt.Die gute Verbindung zur Flutgrabenaue ermögli- Gemeinde Eichwalde will seit langem in Zu- chen würde. sammenarbeit mit der Nachbargemeinde Für Schutz und Pflege der Natur im Regional- Schulzendorf den Triftgraben bis zum Flutgra- park Flutgrabenaue sowie deren Erschließung ben durch Wegebau erlebbar machen. zu Erholungszwecken setzen sich auch der In Schulzendorf wird einmal jährlich ein Um- Naturschutzbund (NABU) in Eichwalde und welttag veranstaltet.Für das Jahr 2000 ist eine der Kultur- und Tourismusverband Dahmeland Ausstellung über die in der Flutgrabenaue be- e.V.ein. heimateten Tiere und Pflanzen geplant. Die Gemeinde Zeuthen gibt einen ausführ- lichen Kultur- und Freizeitkalender heraus, der von Konzerten in der Dorfkirche bis zum traditionellen Fischerfest vielerlei Angebote für Bewohner und Besucher bereit hält. An solche und ähnliche Aktivitäten könnte an- geknüpft werden, um ein gemeinsames Kon- zept für Freizeit und Tourismus für die Region zu entwickeln.So zeigt sich beispielsweise der Tourismusverband Dahmeland e.V.zuneh- mend an der Regionalpark-Idee interessiert.

Aufgrund der früheren Rieselfeldnutzung durch- ziehen viele Gräben den Regionalpark. Sie gliedern und beleben die Land- schaft. Foto: Uhlenhut

54 Flutgrabenaue

0 2 4 6 8 Tourismus Königs Wusterhausen: Ortskern Buckow: altes Straßendorf Heimatmuseum, Sender- Kilometer slawischen Ursprungs, Feld- und Funktechnikmuseum, Siedlungsgebiet steinkirche aus dem 13.Jh. Schleuse in Neue Mühle, Wald Jagdschloss Friedrich Erreichbarkeit Eichwalde: ursprünglich „Gut Wilhelm I. See aus der Berliner Innenstadt Radeland“ mitten im Eichen- wald, seit 1893 eine Land- Museen Verbindungsstraße Linie und Takt gemeinde, an der Stelle des Heimat Museum S / RE nach Königs Wuster- ehem.Gutshofes steht heute Königs Wusterhausen Bundesstraße hausen:Takt 20 / 120 Min. die St.Antoniuskirche von Öffnungszeiten: Autobahn S / RE nach 1913;Wasserturm von 1912 November–März: Takt 20 / 60 Min. Mo–Fr 10–16 Uhr Bahnstrecke RE nach Zossen: Schulzendorf: denkmalge- April–Oktober: Takt 60 Min. schützter mittelalterlicher Di–Sa 10–16 Uhr S-Bahnhof Dorfkern Regional-Bahnhof Fahrtdauer Sender- und Funktechnik- ab Berlin-Friedrichstraße Wildau: Arbeitersiedlung der museum R- + S-Bahnhof Königs Wusterhausen: ehemaligen Lokomotiven- Öffnungszeiten: ca.50 min/35 Min. fabrik Schwartzkopf, Natur- Di / Do 9–15.30 Uhr Blankenfelde: ca.35 Min. schutzgebiet „Höllengrund“ Sa / So 13–17 Uhr Zossen: ca.45 Min. Zeuthen: altes slawisches Dorf, rechteckige Feldstein- kirche in Miersdorf 13./ 14. Jh., Herzog Villa (1910)

55 Aus der Vogelperspektive werden die tafelförmigen Becken der Rieselfeld- landschaft erkennbar Foto: Knauer

Das Industriezeitalter hat S-Bahn-Brücke über den die Landschaft des Teltow Teltow-Kanal Parks stark geprägt. Fotos:Wita Heute drängen Gewerbe- und Dienstleistungs- betriebe in die Region. Fotos:Wita

Wanderer, Radfahrer und Reiter können im Teltow Park noch stundenlang die weite, kaum hügelige Landschaft durchstreifen, ohne dass ihr Weg von Werkshallen abgeschnitten wird oder sie sich gegenseitig behindern.

56 Ruhe und Gewühl Regionalpark Teltow Park

Markt der Möglichkeiten ich noch nichts gehört“, war die überwiegende Es ist ein nasskalter Sonnabendvormittag in Antwort und es schwingt so etwas mit wie Heinersdorf, einer kleinen Gemeinde am süd- „schon wieder so eine neumodische Idee?“ und lichen Stadtrand Berlins unweit der B 101.Die „was hab ich damit zu tun?“. Verkäufer hinter den Ständen mit Brot, Butter, Es ist noch viel zu tun, nicht nur, um gute Kon- Käse, Honig, Obst, Korb- und Tonwaren,Texti- zepte für den Regionalpark zu entwickeln lien und CDs haben sich in Wattejacken ein- und umzusetzen.Sondern auch, um die Idee gemummelt.Zu Hause wäre es jetzt bestimmt eines Regionalparks mit seinen vielfältigen gemütlicher.Doch der Markt in Heinersdorf ist Entwicklungsmöglichkeiten hier erst einmal in Tradition und findet sommers wie winters statt, die Köpfe und Herzen der Menschen zu brin- egal wie das Wetter ist.Die Käufer schlendern gen.Zu erreichen, dass sie sich darunter über- mit ihren Regenschirmen an den Marktständen haupt etwas vorstellen können – und dann entlang.Ob sie schon mal etwas vom Begriff noch ihre Zustimmung zu bekommen. Regionalpark gehört haben? Ob sie wissen, Noch lockt den Unkundigen nirgendwo ein dass Heinersdorf zum Teltow Park gehört? Hinweisschild zu dem bunten Treiben auf dem wollen wir wissen.„Teltow Park“? Davon hab’ Markt in Heinersdorf.Als Einheimischer weiß

57 Auch der Teltow Park ist kein starres Gebilde mit einem Zaun drumherum oder unverrückbar festgelegten Grenzen. Wer mitmachen will, ist gern gesehen.

Neue Siedlungsflächen Zukunft des Teltow Parks ein Interesse haben: erschließen, ohne das Vertreter der Förster, Landschaftsplaner, der landschaftliche „Kapital“ zu verspielen – ein Ziel Berliner Stadtgüter, Gaststätten- und Hotel- der Regionalparks besitzer, Landwirte, engagierte Bürger.„Wir Foto:Wita müssen das Reizvolle unserer Landschaft sicht- bar machen“, sagt Jürgen Muschinsky „und in kleinen überschaubaren Landschaftsräumen leben, arbeiten und Erholung finden.Warum ist es für einen Früchtecocktail-Hersteller aus dem Nachbarort günstiger, seine Konserven in Hamburg zu vermarkten, als hier vor Ort? Warum fahren die Berliner mit dem Auto hun- „Wir wollen das Reizvolle Die Regionalbahn hält unserer Landschaft stündlich in Teltow-Stadt derte von Kilometern in den Urlaub und über- sichtbar machen und in am nagelneuen Bahn- sehen die Schönheit der Landschaft vor der kleinen überschaubaren steig. 2003, spätestens Haustür?“ Fragen, von denen Muschinsky hofft, Landschaftsräumen leben, 2004 wird die S-Bahn bis dass sie in Zukunft eine neue Antwort finden. arbeiten und Erholung hierher fahren. Nach Blan- finden.“ kenfelde fährt sie heute Jürgen Muschinsky,Verein schon wieder.Vom Bahn- Der Mix macht’s für Landschaftspflege hof Zoo bis Rangsdorf Nach dem Fall der Mauer stieß das Gebiet im und Umweltschutz Teltow- braucht die Regionalbahn Süden Berlins um Kleinmachnow und Teltow Fläming eine gute halbe Stunde. Foto: LPV-TF Übrigens ist zur Berufsver- auf das höchste Ansiedlungsinteresse in Bran- kehrszeit auf dieser denburg überhaupt.Häuslebauer drängten Strecke kaum ein Sitzplatz genauso hierher, wie Industriebetriebe und zu bekommen. Offenbar man einfach Bescheid.Es muss sich offenbar Gewerbe.Die gute Verkehrsanbindung, die sind schon viele Autofah- rer auf die Bahn umge- lohnen, bei Wind und Wetter hierher zu kom- Nähe zur Metropole Berlin, der unmittelbare stiegen. Im Frühjahr 1999 men und die großen Supermärkte im nahege- Anschluss an die guten und teuren Wohnlagen ging auch der S-Bahnhof legenen Teltow oder im Süden von Tempelhof, im Südwesten der Stadt, der Mix aus alten, Lichterfelde-Süd wieder in Steglitz und Zehlendorf links liegen zu lassen. dörflichen Gemeinden, neuen Wohnparks, In- Betrieb, der als Ausgangs- punkt für ausgiebige Wie mag es hier erst aussehen an einem schö- dustrie, Gewerbe und Landwirtschaft, mit Radtouren im Teltow Park nen Frühlingstag, wenn die grauen, gespen- brachliegenden Rieselfeldern, kulturhistori- dienen kann. Der 185er stisch wirkenden ehemaligen Grenzerkasernen schen Sehenswürdigkeiten, Reiterhöfen und Bus fährt direkt vom Wit- gegenüber abgerissen sein werden, wenn es erhaltenswerten Alleen sind ganz offensichtlich tenbergplatz ebenfalls bis an den Stadtrand. hier einen Spielplatz und einen befestigten attraktiv. Foto:Wita Radweg gibt, der auch mal einen Regenguss Den modernen Ruf der Region prägen ebenso aushält, wenn eine Hinweistafel auf Rad- oder ein Instandsetzungswerk für Flugzeug- Wanderwege aufmerksam macht, die durch triebwerke wie auch ein Triebwerkhersteller in den Teltow Park entlang kulturhistorischer Se- Dahlewitz.Auf dem 30.000 Quadratmeter- henswürdigkeiten führen? Bisher ist das noch Gelände des „Green-Park“ haben sich70 mittel- Zukunftsmusik. ständische Unternehmen angesiedelt und 1.300 Arbeitsplätze geschaffen.Erst ein Drittel Früchtecocktails auf Fernreise der Fläche ist bebaut, neue Investoren finden Dabei liegen jede Menge Pläne für den Teltow noch genügend Platz. Park nicht nur in der Schublade; Befürworter Wanderer, Radfahrer und Reiter können im der Idee entwickelten bereits vielfältige Aktivi- Teltow Park noch stundenlang die weite, kaum täten.Wie Jürgen Muschinsky.Er hat 1993, hügelige Landschaft durchstreifen, ohne dass damals war er Bürgermeister in Rangsdorf, den ihre Wege von Werkshallen abgeschnitten „Verein für Landschaftspflege und Umwelt- werden, oder dass sie sich selbst gegenseitig schutz Teltow-Fläming“ mitbegründet und behindern müssten. später innerhalb des Landschaftspflegevereins Wegen des hohen Ansiedlungsinteresses be- den Fachbeirat Teltow Park ins Leben gerufen. steht die Notwendigkeit, diesen Charakter des Darin sind alle jene vertreten, die an der Gebietes zu schützen:Vor unkontrolliertem,

58 Teltow Park

nicht bedarfsgerechtem Wohnungs- und Indu- strieneubau auf der grünen Wiese zum Beispiel, der immer auch Straßenneubau und Verkehrs- zuwachs nach sich zieht.

Mitmachen ist gern gesehen Der Entwicklung des Teltow Parks stehen un- zählige Möglichkeiten offen – jedenfalls, wenn es gelingt, den Regionalpark von unten gemeinsam mit den betreffenden Kommunen entstehen und wachsen zu lassen. Rund 20 Gemeinden wollen beim Teltow-Park mitreden.Verständlicherweise hat jede Gemeinde ihre eigenen Vorstellungen, setzt die eigenen Prioritäten und weiß meist zuerst, wogegen sie ist („Nordumfahrung Nein“,„Groß- flughafen – Nein Danke!“).Viel schwieriger ist oft das „Wofür“ zu definieren.Und noch viel schwieriger, sich mit Nachbargemeinden abzu- stimmen, einen Konsens für gemeinsame Ziele und Projekte zu erreichen. müssen gemeinsam planen, die schönsten Der Nymphensee bei Wie alle Regionalparks ist auch der Teltow Park Punkte untereinander verbinden, Sichtachsen Rangsdorf ist in kaum kein starres Gebilde mit einem Zaun drumhe- in die verschiedenen Himmelsrichtungen einer Karte verzeichnet. Die ehemaligeTongrube rum oder unverrückbar festgelegten Grenzen. und Aussichtspunkte auf den See schaffen, bei- verbreitet eine märchen- Wer mitmachen will, ist gern gesehen.Wer an- spielsweise vom Glienicker Weinberg.Gemein- hafte Stimmung. dere Probleme hat und sich zurückzieht, stößt sam mit dem Tourismusverband Teltow-Flä- Foto: LPV-TF vielleicht später wieder dazu.Das Engagement ming und -Potsdam werden wir unser touristi- für den Regionalpark ist keine Pflichtveranstal- sches Angebot vermarkten.“ tung und kein planerisches Gängelband, son- Peter Gleich ist es dabei ziemlich gleich, ob dern kann nur das Ergebnis aktiver, lebendiger Rangsdorf und die anderen interessierten Ge- und freiwilliger Mitarbeit der hier lebenden meinden einmal zum Teltow Park oder zum Menschen sein. Regionalpark Flutgrabenaue gehören – oder als Verbindungsstück zwischen den beiden Re- Im Zentrum der Entwicklung gionalparks fungieren.„Rangsdorf ist ein Stern- Rangsdorf liegt zwar streng genommen nicht punkt in alle Richtungen“, sagt er und verweist innerhalb des Regionalpark-Gebietes, doch hier auf den Regionalbahnhof und das Rad- und hat der Verein für Landschaftspflege und Um- Wanderwegekreuz.„Die Nordanbindung nach weltschutz Teltow-Fläming, eine der tragenden Dahlewitz und Blankenfelde ist bereits fertig“, Säulen des Regionalpark-Gedankens in der berichtet Gleich,„der Zustand der Anbindung Region, seinen Sitz. nach Süden, Richtung Zossen, muss verbessert Der Rangsdorfer Bürgermeister Peter Gleich sieht in der Regionalpark-Entwicklung eine Nudower Kiesteiche Foto:Wita erfolgversprechende Perspektive.Das Interesse an einem Zusammenwirken und gemeinsamen Handeln sei vor allem bei den Gemeinden rund um das Naturschutzgebiet Rangsdorfer See groß.Man setzt auf den Tourismus, vor allem Wandern, Rad fahren und Reiten.Dazu soll ein überregionales Rad- und Wanderwege- konzept entwickelt und umgesetzt werden – z.B.einmal rund um den Rangsdorfer See. „Wir

59 Das Engagement für den Regionalpark kann nur das Ergebnis aktiver, lebendiger und freiwilliger Auseinandersetzung von Land und Leuten sein.

werden.“ Richtung Osten ist der Nachbarkreis Dahme-Spree mit der Stadt Mittenwalde erreicht, im Westen geht es bis Jühnsdorf.„Von dort müssen wir noch die Lücke nach Ludwigs- felde schließen.“ Zusammen mit dem Frem- denverkehrsverband Teltow-Fläming wurden die Radrouten ausgeschildert, so dass jeder Sieht in der Regionalpark- Radfahrer sein Ziel problemlos erreichen dürf- Entwicklung eine erfolg- te, meint der Bürgermeister. versprechende Perspek- tive: der Rangsdorfer Bürgermeister Peter Gleich Wie bei Muttern Foto: LPV-TF Die Konzeption des Rad- und Wanderwegenet- zes im Teltow Park als Kernstück der Regional- park-Entwicklung und der Naherholung wurde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert – als eines von fünf Modellprojekten für regionale, umweltfreundliche Wirtschafts- kreisläufe in den neuen Bundesländern. 283 Der Charme der Region Sperrwerk am Nuthe- Wege und Straßen nahmen die Mitarbeiter des Ruhe und Gewühl liegen im Regionalpark dicht Graben Büros Natur&Text Brandenburg dafür unter die beieinander – das ist der Charme des Teltow Foto:Wita Lupe.Unzählige Gespräche mit Behörden, Parks.Er wird sich mit jedem neuen fertig Fachleuten, Naturschützern kamen hinzu, um gestellten Kilometer des insgesamt 100 bis ökologische Tabu-Zonen, attraktive denkmal- 150 Kilometer langen geplanten Radwegenetz geschützte Gebäude und unspektakuläre, aber mehr und mehr entfalten können.Bisher sind sehenswerte Besonderheiten und versteckte zwar erst wenige Kilometer zwischen Groß- Parkanlagen ausfindig zu machen. beeren und Genshagen sowie zwischen Der Teltow Park verfügt zwar bereits über ein Diedersdorf und Blankenfelde fertig.Doch gut dichtes Wegenetz.Viele Wege sind jedoch Ding will Weile haben: Um die Interessen aller unbefestigt oder mit Feldsteinen gepflastert, Beteiligten unter einen Hut zu bringen, braucht also nicht als Radweg geeignet.Im Frühjahr man einen langen Atem.Bürgerinitiativen, 1997 lag das Radwege-Konzept vor, das Naturschützer, Grundstückseigentümer, Ge- vorhandene Wege einbezieht und den fahrrad- meinde- und Landräte, alle wollen ihre jeweili- tauglichen Aus- oder Neubau vorsieht.Die gen Interessen berücksichtigt sehen, sich in Hauptrouten beginnen und enden ausnahms- gemeinsamen Projekten wiederfinden.Und der los an Bushaltestellen, S-Bahn- oder Regional- Landschaftspflegeverein hat weder das Geld, bahnhöfen und tragen schon einen Namen: noch das Personal, noch die Kompetenzen, Sputendorfer Rieselfelderweg, Diedersdorfer den Plan auf eigene Faust umzusetzen.Jürgen Heideweg, Stadt-Land-Weg und Teltow-Nuthe- Muschinsky ficht das nicht an.Getreu dem Weg.Sie führen durch eine abwechslungsrei- Motto „was gut ist, setzt sich durch“ hält er che Landschaft vorbei an Industriedenkmälern, unbeirrt an seiner Vision vom Teltow Park fest. zum Beispiel aus der Zeit der Rieselfeld-Nut- Die Kombination von zung, vorbei an historischen Zeugnissen, zum Strandbad und Biergarten Beispiel von der siegreichen Schlacht gegen am Rangsdorfer See ist Napoleon 1813 bei Großbeeren, oder vorbei am eine Besonderheit, auf ehemaligen Gutshaus Schloss Diedersdorf.Auf die die Rangsdorfer stolz sind. dem Weg liegen zahlreiche Gaststätten, wo Foto: LPV-TF „gekocht wird wie bei Muttern“.Zwischen den auch für motorisierte Ausflügler erschlossenen touristischen Ausflugszentren führen die Fahr- radrouten durch manches Gebiet, wo Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen.

60 Teltow Park

Wasser marsch zu ehemaligen erleben, wie die Rieselfelder gut einhundert Rieselfeldern ... Jahre lang funktionierten.Das Wasser müsste Das kleine „Revier“ von Markus Mohn liegt zwi- vom Klärwerk in Wassmannsdorf hierher ge- schen Großbeeren und der Bahnlinie nach leitet werden, sagt Markus Mohn. Ludwigsfelde.Es ist Teil der ehemaligen Riesel- felder, die in den 80er Jahren des 19.Jahrhun- ... oder Wasserski über Kunststofffolien? derts die Fäkalienabfuhr in Berlin abgelöst hat- Die Gemeindeväter von Großbeeren, berichtet ten.Seit Mitte der 90er Jahre, als Markus Mohn er erfreut, sind diesem Vorhaben durchaus Zivildienstleistender beim Verein für Land- zugeneigt.Während dies noch geprüft wird, schaftspflege und Umweltschutz Teltow-Flä- verfolgt der Verein für Landschaftspflege ming war, interessiert sich der Student der und Umweltschutz schon wieder weiterge- Landschaftsplanung besonders für dieses Ge- hende Pläne: In ein paar Jahren, wenn das biet.Fragt man ihn danach, was aus den Riesel- innerstädtische Klärwerk in Berlin-Falkenberg feldern werden könnte, sprudeln die Ideen nur geschlossen wird und Wassmannsdorf dessen so aus ihm heraus. Funktion mit übernimmt, würde die Ab- Von den bis 1930 angelegten Rieselfeldern wassermenge ausreichen, um weite Flächen werden heute nur noch wenige Hektar für die ehemaliger Rieselfelder im Teltow Park zu Verrieselung von mechanisch-biologisch ge- reaktivieren. reinigtem Klärwasser genutzt.Im Teltow Park Sie könnten durch Berieselung dauerhaft liegen die Rieselfelder brach, sind jedoch ein feucht gehalten werden.Regionale Wasser- Landschaft prägendes Element geblieben: kreisläufe könnten dadurch wieder hergestellt rechteckige, aneinanderliegende so genannte werden, Rastplätze für Wasser- und Watvögel Das weit sichtbare Tafeln – von Gräben und Wällen abgegrenzte, würden entstehen.Markus Mohn weiß aber Standrohr der Rieselfelder bei Sputendorf wurde beckenartige Flächen –, in denen die Natur auch, dass solche Gedankenspiele in Kon- zum technischen Denkmal sich jetzt selbst überlassen ist. kurrenz zu ganz anderen Überlegungen und erklärt. Bei Großbeeren stehen inzwischen solche Vorhaben stehen.So verfolgt die Wasserski Foto: Schöbel Tafeln unter Denkmalschutz.Das dazugehörige Großbeeren GmbH die kühne Idee, ganz in der Standrohr, früher eine Art Überdruckventil, Nähe für drei Millionen Mark ein Wasserski- ragt weithin sichtbar aus der Landschaft her- und Badeparadies aus dem Boden zu stamp- aus.Unmittelbar daneben steht ein von Wind fen.Dazu soll ein vier Hektar großer künstlicher und Wetter gezeichneter Bauwagen.Genau an See ausgehoben werden, dessen Grund mit dieser Stelle beginnt einer der beiden schon einer Kunststofffolie ausgekleidet wird.Bis zu fertig gestellten kurzen Radwege.Bis zur zwanzig Wasserski-Fahrer sollen sich auf einem Straße, die von Großbeeren nach Neubeeren 1.000 Meter langen Umlaufkurs ausprobieren führt, sind es nur wenige hundert Meter aus- können.Ein anderer Investor will ein Stück der gefahrener Sandweg.Hier sollen einmal die Rieselfelder auf der anderen Seite der Bahnlinie Ausflügler von der Hauptroute abbiegen und für eine Neun-Loch-Golfanlage nutzen.Aller- sich zu diesem Industriedenkmal „verirren“. dings hat es im Land Brandenburg viele Die Radfahrer können eine zu Schauzwecken solcher oder ähnlicher Vorhaben gegeben, die mit Wasser gefüllte Tafel besichtigen und nie realisiert wurden.

rechtes Bild: Vorstands- sitzung des Landschafts- pflegevereins Teltow- Fläming Foto: LPV-TF

linkes Bild: Schleuse Kleinmachnow Foto:Wita

61 Diedersdorf einzurichten, war nicht so erfolg- reich.„Vielen Bauern waren die Wege zu lang, oder sie hatten sich schon ihre eigenen Vermarktungswege, die bis nach Berlin reichen, aufgebaut.Die anderen machten nicht den erhofften Umsatz“, resümiert Jürgen Musch- Umweltbildung wird insky.Man verabschiedete sich von der Idee großgeschrieben: Bei der Wanderung mit eines zentralen Bauernmarktes:Viele kleinere Revierförster Stephan erwiesen sich als das erfolgreichere Rezept. Parsiegla kann Natur und Heute existieren solche kleineren Standorte für Technik bestaunt werden. Direktvermarktung in Diedersdorf im Schloss, Foto: LPV-TF in Dahlewitz, Rangsdorf, Blankenfelde und rechts: Die Bäkemühle in Großbeeren. Kleinmachnow Foto:Wita Liebe zur Natur wecken Für den Landschaftspflegeverein spielt die Zu- sammenarbeit mit Kindertagesstätten und Schulen eine herausragende Rolle.Vorzeige- projekt ist das vom Vereinsvorsitzenden, dem Revierförster Stephan Parsiegla, ins Leben Direktvermarktung im Schloss gerufene „Waldhaus Blankenfelde“.Kein Haus, Schon Mitte der 90er Jahre verfolgte der Verein sondern eine „Rucksackwaldschule“.Zwar für Landschaftspflege und Umweltschutz bemüht man sich darum, das Gebäude des Teltow-Fläming das Konzept eines fest etab- ehemaligen Munitionsdepots in Blankenfelde lierten Bauernmarktes, wie er auch in anderen vom Bundesvermögensamt zu erwerben, bis- Regionen typischer Bestandteil des Regional- her liegt aber noch kein Kaufangebot vor.Man park-Konzeptes ist. ist flexibel und trifft sich draußen mit Lehrern Doch ganz so einfach war das nicht.Der erste und Schülern: Die Waldschule findet immer Versuch, den Bauernmarkt regelmäßig in gerade dort statt, wo es etwas Interessantes zu entdecken und zu vermitteln gibt.Jedes Halbjahr legt das „Waldhaus“ ein neues Veran- staltungsprogramm mit Försterwanderungen, Daten und Fakten Waldrallyes, Müllpicknicks, ornithologischen Einwohnerzahl Stand 1999: ca. 91.000 Bewohner Exkursionen und diversen Projekttagen für Kinder und Erzieher gleichermaßen vor.Nicht Landkreis / Amt / Einwohner Bevölkerungs- Landkreis / Amt / Einwohner Bevölkerungs- ohne Stolz bilanziert Stephan Parsiegla im Gemeinde zahl (1999) dichte EW./km2 Gemeinde zahl (1999) dichte EW./km2 Abschlussbericht für das Jahr 1999 des „Wald- LANDKREIS POTSDAM LANDKREIS TELTOW-FLÄMIG hauses“ 194 Veranstaltungen mit 4.532 Be- ...... suchern.Die Zahlen sind in den letzten Jahren Amtsfrei Amtsfrei stetig gestiegen.Als der sieben Kilometer lange Kleinmachnow 14.162 1.189 Ludwigsfelde 22.857 255 Stadt Teltow 16.823 781 ...... Naturlehrpfad „Blankenfelder See“ eröffnet ...... Amt Blankenfelde/Mahlow wurde, würdigte die örtliche Prominenz vom Amt Rehbrücke Mahlow 7.799 524 Dahlewitzer Bürgermeister bis zum Oberförster Philippsthal 180 89 Blankenfelde 9.606 783 die Arbeit des „Waldhauses“ und dankten den Nudow 334 40 Diedersdorf 710 65 Saarmund 1.472 115 Jühnsdorf 270 24 ehrenamtlichen Helfern.Ohne deren Engage- Fahlhorst 119 26 ...... ment würde das „Waldhaus Blankenfelde“ nicht ...... Amt Ludwigsfelde-Land fort bestehen. Amt Stahnsdorf Großbeeren 4.939 121 Viele Ideen wurden im Teltow Park zur Aufwer- Stahnsdorf 8.468 609 Ahrensdorf 666 87 Güterfelde 1.569 85 tung der Kulturlandschaft bereits entwickelt. Schenkenhorst 449 62 Solange es aber zu wenig Akteure gibt, um Sputendorf 563 59 diese Ideen umzusetzen, bleiben es nur Ideen.

62 Teltow Park

0 2 4 6 8 Erreichbarkeit Ansprechpartner Museumsstube im Ortskern aus der Berliner Innenstadt Fachbeirat des Landschafts- Gedenkturm, Dorfstr.12, Kilometer pflegevereins Teltow-Fläming 14979 Großbeeren Siedlungsgebiet Linie und Takt Herr Muschinsky Tel: (033701) 305 Wald S / RE nach Blankenfelde Erlenweg 1, 15834 Rangsdorf Takt 20 / 60 Min. Tel: (033708) 208 21 Museum der Stadt See RE Ludwigsfelde Fax: (033708) 225 29 Ludwigsfelde, Rathausstr.58, Takt 60 Min. 14974 Ludwigsfelde Verbindungsstraße Tourismus Tel: (03378) 80 49 99 Fahrtdauer – Geplantes oder bereits vor- Öffnungszeiten: Di, Do–So Bundesstraße ab Berlin-Friedrichstraße handenes Radwegenetz: Autobahn Blankenfelde: ca.35 Min. Sputendorfer Rieselfelderweg, Bauernmuseum Gesamtfläche: 29.759 ha Ludwigsfelde: ca.40 Min. Diedersdorfer Heideweg, Dorfstr.4, 14959 Blankensee Bahnstrecke Stadt-Land-Weg und Teltow- Tel: (033731) 800 11 Flächenverteilung: Nuthe-Weg Öffnungszeiten: Mi–So S-Bahnhof Landwirtschaft 54% – Zahlreiche als Denkmal Regional-Bahnhof Sonstiges 2% geschützte Industrieanlagen Wasser 2% R- + S-Bahnhof Verkehr 7% Museen Siedlungen 13% Heimatstube (Kleinmachnow) Zehlendorfer Damm 100 Wald 22% 14532 Kleinmachnow Tel: (033203) 220 68

Heimatmuseum Stadt Teltow K.-Niederkirchner-Str.5D 14513 Teltow Tel: (03328) 474 120 Öffnungszeiten: Sonntag

63 Belvedere (schöne Aus- sicht): Deutlich zu erken- nen die Sichtachse vom bzw. zum Flatowturm im Park Babelsberg Foto: Münch

„Mit dem Brückenschlag Auch eine schöne Aussicht: über die Wublitz ist es uns Die Glienicker Brücke vom in relativ kurzer Zeit Flugzeug aus gesehen. gelungen, die Gemeinden Sie verbindet Potsdam und des Havelforums enger Berlin in unmittelbarer miteinander zu verknüp- Nähe von Schloss und fen.” Werner Große, Bürger- Jagdschloss Glienicke und meister und Amtsdirektor in Sichtweise des Schlosses von Werder Babelsberg. Nördlich der Foto: Solmsdorf Brücke verbreitert sich die Havel zum Jungfernsee. Foto: Uhlenhut

„Wenn wir die Kulturlandschaft an den Havelseen in den Grundstrukturen wieder errichten wollen, dann geht das nur gemeinsam.“ werner große, Bürgermeister und Amtsdirektor von Werder

64 Schöne Aussichten Regionalpark Potsdamer Havelseen

Ein Netz von Belvederes in historischer geschwungene Buchten, schuf sanfte Hügel Landschaft und steil ansteigende Kuppen.Die so entstan- Was der großartige Landschaftsgestalter Peter dene Landschaft wurde geschätzt und dankbar Joseph Lenné an Gärten und Parkanlagen im angenommen, von den ersten Ansiedlungen in englischen Landschaftsstil in und um Potsdam vorchristlicher Zeit bis heute. angelegt hat, gehört größtenteils zum heu- Das von diesen gewaltigen Kräften Geschaffene tigen Weltkulturerbe der UNESCO.Dies ist aber war stetigen Veränderungen durch den Men- nur das Sahnehäubchen im Vergleich zu dem, schen unterzogen.Vor allem seit Mitte des was ein anderer Landschaftsgestalter an 17.Jahrhunderts ließ der preußische Adel hier markanten Spuren in dieser Region hinterließ. Residenzen, Jagd- und Lustschlösser errichten. Die letzte Eiszeit bewegte Milliarden Kubik- Berühmte Baumeister wie Schinkel und Stüler meter an Erde und Kies, transportierte tonnen- schufen im Auftrag der preußischen Könige schwere Findlinge über Tausende von Kilo- Schlösser, Herrenhäuser und Kirchen.Peter metern, modellierte Platten und Niederungen, Joseph Lenné stand ihnen mit seinem 1833 grub Senken für Flüsse und Seen, hob Inseln entworfenen „Verschönerungsplan der Umge- empor, formte an den Ufern spitze Hörner und bung von Potsdam“ mit dem südlichsten Ort

65 Das „A und O“ für eine weitere erfolgreiche Verwirklichung der vielen noch anstehenden Projekte in der Region Havelseen ist eine abgestimmten Politik der Anliegergemeinden.

Petzow auf der Landzunge zwischen Schwie- Caputh, Marquardt, Petzow und Paretz, die lowsee und dem Glindower See nicht nach.Er heute als Potsdamer Kulturlandschaft bezeich- wählte bei seinen Planungen zwischen der net wird, sah sich nach der Wende einem Pfaueninsel und Ferch die Havel mit den vielen rasanten Strukturwandel ausgesetzt.Ursachen Seen als Zentrum, da vom Wasser aus Uferpar- dafür waren der Wegfall von Arbeitsplätzen in tien und Höhenrücken eindrucksvoller wahr- Landwirtschaft und Industrie und eine erste, Ein typisches Merkmal der genommen werden können. oft überzogene Baueuphorie der Kommunen, Mark: Obstbaumalleen. die Einkaufszentren, Gewerbeparks, Golfplätze Die Obstbaumpflanzungen Rasante Veränderungen und Spaßbäder – möglichst auf der „grünen“ wurden entlang alter Die in den letzten 300 Jahren entstandene ein- Wiese – errichten wollten.Auch der verstärkte Landstraßen oder Feld- wege vorgenommen. zigartige Park- und Schlosslandschaft der preu- Zuzug – vorwiegend aus Berlin – in die Region Foto: Münch ßischen Adelsherren und Könige in Potsdam, Havelseen und der durch den Einigungsver-

Frühlingsgefühle „Wenn die Kirschen blühen, steigt das Zauberwort Werder auf“

Die größte Attraktion des kleinen Havelstädt- Paul Fechter beschreibt die Blütenfahrt nach Ende des Bahnsteigs, an dem die Vorortzüge chens Werder ist die Obstblüte, die alljährlich Werder: nach Berlin zurückfahren.Dort wurde früher ... Stadt und Umgebung in einen weiß und „Morgens in aller Herrgottsfrühe geht es los; eine breite Strohschütte angelegt, vor allem an rosa blühenden Garten verwandelt.Auf Veran- denn die Dampfer nach Werder fahren früh ... den Sonntagen der Baumblütenzeit ... lassung des Obstzüchters Wilhelm Wils wurde man fährt nicht nur um der Blüten dieses Jah- Für die Werderer waren die Blütenfeste eine 1879 durch den ein Jahr zuvor gegründeten res willen, sonder ebenso wegen ihrer Ender- gute Einnahmequelle: der Berliner amüsiert „Obstbauverein zu Werder“ der Beschluss gebnisse vom vorigen Jahr, wegen des neuen sich, der Werdersche kassiert.“ gefasst, die vierzehntägige Baumblüte und die Weines.Man wandert sandige und feste Wege, landschaftlich schöne Lage Werders mit seiner begeisterte Spaziergänger von irgendeiner (Aus:„Kinder, so im Freien is man doch erst wasserreichen Umgebung werbewirksam zu Dampferstation, eilig Zielstrebige von Bahnhof richtig Mensch!“ – Ausflugslokale entlang der nutzen.Der Höhepunkte der Baumblüte wurde aus in die Stadt und durch aus mancherlei Havel, REISEN STATTBUCH VERLAG) Foto: AGM in fast allen Berliner Zeitungen bekannt gege- Gründen im Urzustand belassenen weichen ben.So viele Großstädter machten sich auf den Sand hinauf zur Bismarck-, zur Friedrichshöhe, Weg, dass die Eisenbahn sich veranlasst sah, oder zum Rauenstein, man ißt oder ißt auch am 10., 11.und 12.Mai 1879 je einen Sonder- nichts, wenn einem an schneller Wirkung des zug ab Berlin nach Werder verkehren zu lassen. Trunkes gelegen ist ... Hauptanziehungspunkt war der Wachtelberg, Die Männer behandeln den Wein von Werder auf dem auch das Werdersche Bier und eine ähnlich wie das Bier von Schultheiß; sie halten Würstchenbude den Bedarf der Berliner Besu- sich an die Quantität, und das hat Wirkungen, cher befriedigten. die zwar rasch in das Reich des Rausches, aus Diese erste historisch belegbare Blütenfahrt seinen göttlichen Bezirken aber sehr schnell fand in Berlin und Werder so viel Anklang, daß wieder hinausführen.Die Frauen sind klüger: nun alljährlich Tausende per Schiff, mit der sie genießen die langsamere Steigerung ...Sie Bahn, mit Kremsern, Fahrrädern und auch zu zeigen aber auch hier, daß bei den weiblichen Fuß zu den Blütenfesten nach Werder ström- Wesen die preußische Form noch tiefer in die ten, wo sie bei den Schankwirten mit Obstwein Seele gedrungen ist als bei den männlichen. bedient wurden.Über 100.000 Berliner waren Die überlassen sich nur zu leicht dem Grenzen- es in den besten Jahren, die die Inselstadt der losen und enden dann da, wie eine weise Mark mit ihren 8.000 Einwohnern an einem Eisenbahnverwaltung das Ende für solche Wochenende aufsuchten. Opfer der Abgründe vorgesehen hat – am

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trag bedingte, oft langwierige und zähe Eigen- tumswechsel von Immobilien gehörte dazu. All das bedrohte das – manchmal nur noch in Fragmenten vorhandene – Erbe der Kultur- landschaft.Vor allem die Parks und Schlösser außerhalb Potsdams waren davon betroffen, während die der Landeshauptstadt seit 1991 auf der Liste der UNESCO für das „unver- gängliche Kultur- und Naturerbe unserer Welt“ stehen, für die besonders sensible und anspruchsvolle Gestaltungsanforderungen gelten.

Eine öffentliche Angelegenheit In dieser Situation forderte 1994 der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (BDLA) auf Initiative von Hartmut Solmsdorf die Entwick- sondern als öffentliche Angelegenheit betrach- Das heute zu Werder lung eines Leitbildes und schlug für dessen tet wird“, so Prof.Dr.Renate Fritz-Haendeler gehörende Dorf Petzow, Erarbeitung ein Forum „Potsdamer Kulturland- vom MSWV. früher der Sitz der Familie von Kähne, besitzt einen schaft“ vor.Unterstützt wurde dies vom Bund von Lenné (1789–1866) Deutscher Architekten (BDA), der Deutschen Brückenschlag über die Wublitz angelegten Park, der die Gesellschaft für Gartenkunst und Landschafts- Dieser Aufgabe widmete sich vor allem das Landschaft zwischen pflege (DGGL), der Pückler Gesellschaft und Berliner Planungsbüro „Forschungsgruppe Glindower See und Schwielowsee ausgestal- der Vereinigung für Stadt-Regional- und Stadt + Dorf“, das mit der Einrichtung einer tet. Karl Friedrich Schinkel Landesplanung (SRL).Von Anfang an sollten Geschäftsstelle beauftragt wurde, die gewisser- (1781–1841) entwarf die Anliegergemeinden der Havelseen in dieses maßen den Dreh- und Angelpunkt für die die Kirche und das neu- Vorhaben mit einbezogen werden, denn die Organisation und Koordination des Gemeinde- gotische Herrenhaus. Foto: Münch Planung und Entwicklung der Region sollten forums bildet. „von unten“wachsen.Sowurde dasKulturforum Als wichtigste Vorhaben und Ziele hat der Rat zur Wiege für das im Juni 1995 gegründete der Bürgermeister – das zentrale Entschei- Gemeindeforum Havelseen, dem die Gemein- dungsgremium – die Entwicklung gemeinsa- den Caputh, Ferch, Geltow, Glindow, Golm, mer gemeindeübergreifender Handlungskon- Kemnitz, Phöben,Töplitz sowie die Städte Pots- zepte und die Formulierung von förderfähigen dam und Werder mit den Ortsteilen Petzow Projekten und deren Durchführung beschlos- und Bliesendorf angehören. sen.Es geht dabei um Städtebau und Dorf- „Wir haben in dieser Region entlang der Havel wicklung unter besonderer Berücksichtigung unsere einheitliche Traditionen und Wurzeln, historischer Aspekte, die Verkehrsinfrastruktur und wenn wir die Kulturlandschaft in den mit dem Öffentlichen Personennahverkehr Grundstrukturen wieder errichten wollen, dann einschließlich des Rad- und Fußgängerver- geht das nur gemeinsam“, begründet der kehrs, die Entwicklung einer tourismusrelevan- Bürgermeister und Amtsdirektor von Werder, ten Infrastruktur und die Präsentation des Werner Große, sein Engagement in der neuen Gemeindeforums auf der Bundesgartenschau Arbeitsgemeinschaft. BUGA 2001 in Potsdam.Auf diese Weise sollte Das Brandenburger Ministerium für Stadtent- sich die Kulturlandschaft auch zu einem wicklung,Wohnen und Verkehr (MSWV) fördert Wirtschaftsfaktor und Standortvorteil für die das Gemeindeforum als Modellprojekt inter- Region entwickeln. kommunaler Zusammenarbeit.Ziel ist es u.a., Seitdem ist nicht nur viel Wasser die Havel her- die örtlichen Initiativen,Vereine und Verbände untergeflossen, es wurden auch wichtige als Mitstreiter zu gewinnen,„damit die Pflege Projekte angeschoben und fertiggestellt, die und Entwicklung der Potsdamer Kulturland- dazu beitragen, die Ansehnlichkeit zu Wasser schaft nicht allein als eine Verwaltungsaufgabe, und zu Land deutlich zu verbessern.

67 Belvederes – schöne Aussichten – sind ausgewählte Plätze, die den Besuchern die Augen für Schönheit und Weite der Landschaft öffnen, ihnen Einblicke in Besonderheiten von Natur und Architektur gewähren und auch die historische Kulisse einer Landschaft offenbaren sollen.

ihnen Einblicke in Besonderheiten von Natur Ähnlich wie der Natur- und Architektur gewähren und auch die histo- park Barnim ist der Regionalpark Potsdamer rische Kulisse einer Landschaft offenbaren Havelseen ein Sonderfall, sollen.Diese „Belvedere-Idee“ wurde in der der durch sein reiches Havelseeregion vor allem im 19.Jahrhundert Kulturerbe und die landschaftlich umgesetzt.Kuppen und Höhen längerfristige Unterstüt- zung bei der Kooperation wurden als Zeichen königlicher Herrschaft begünstigt ist. bebaut, wobei für das Lennésche Wirken auffäl- lig gegliederte und gestaltete Sichtachsen charakteristisch sind.Diese Tradition übernahm zu Beginn des 20.Jahrhunderts das selbst- bewusste Bürgertum und errichtete Höhenaus- flugsgaststätten – wie die Friedrichs- und Bismarckhöhe in Werder.Verbunden waren diese besonderen Aussichtspunkte durch Pano- ramawege, die meist als Ufer- oder Höhen- wege angelegt und an den Straßenrändern mit Parklandschaften, wohin Zweifellos zählt zu den neuen „Ansehnlichkei- Alleebäumen bepflanzt waren. man sich auch wendet: ten“ die 1998 fertiggestellte Holzbrücke über Um diese früheren Wege und Belvederes als „Belagerte“ Wiese im Park Babelsberg, rus- die Wublitz.Mit der vom Münchener Architek- immanenten Teil der Kulturlandschaft wieder sisch-orthodoxe Kirche in ten Richard J.Dietrich entworfenen Verbindung zu erschließen, sie zu einem Markenzeichen für Potsdam (rechts), Detail zwischen Töplitz und Einhaus, südlich von die Region Havelseen werden zu lassen, vergab einer schönen Ansicht im Nattwerder, wurde eine traditionelle Verbin- das Gemeindeforum ein Gutachten zum Netz Schlosspark Sanssouci. (unten) dung wiederbelebt, die seit dem Brand der von Belvederes an den Landschaftsplaner Prof. Fotos: Münch, Uhlenhut letzten Einhausbrücke im Jahre 1900 unterbro- Horst Schumacher. (ganz unten) chen war.Zum großen Verdruss von Wanderern und Radfahrern führte nun kein direkter Weg mehr von Nattwerder auf die Insel Töplitz. Dieses historische Wegenetz wollte das Gemeindeforum nun mit dem Projekt wieder beleben.Dabei war der Bau der Wublitzbrücke aber mehr als das Wiederherstellen einer tra- ditionellen Verbindung.Es war auch ein Brückenschlag zwischen den Kommunen im übertragenen Sinne.Dass diese Erwartung sich inzwischen erfüllt hat, bekräftigt Werders Bür- germeister Werner Große:„Mit diesem Brücken- schlag ist es uns in relativ kurzer Zeit gelungen, die Gemeinden unseres Forums enger mit- einander zu verknüpfen.“

Die Augen öffnen Dieses „gegenseitige Verbinden“ oder „Vernet- zen“ der Kommunen erweist sich für viele Pro- jekte des Gemeindeforums als Erfolgsrezept. Das zeigt auch die geplante Anlage eines Netzes von Belvederes und Panoramawegen zur Belebung des Tourismus. Belvederes – die schöne Sicht – waren ausge- wählte Plätze, die den Besuchern die Augen für Schönheit und Weite der Landschaft öffnen,

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Hinweise auf den Landschaftsgenuss Dabei konnte bei jedem zweiten der fast 100 von Schumacher ausgewählten Aussichtspunk- ten ein historisch-kultureller Bezug nachge- wiesen werden.Inzwischen wurde die prakti- sche „Instandsetzung“ der ersten Belvederes auf dem Caputher Krähenberg, in den Glindo- wer Alpen und auf dem Wietkikenberg bei Die Windmühle in Ferch in Angriff genommen.Die Arbeiten Fahrland erwiesen sich als sehr aufwändig, weil durch Foto: Münch Auslichten bzw.Fällungen historisch belegte Sichtfelder wieder herzustellen sind und das Umfeld der Aussichtpunkte mit Rast- und Ruhemöglichkeiten so zu gestalten ist, dass der Betrachter die Landschaft, das Wasser oder eine markante Silhouette richtig genießen kann.Einheitlich gestaltete Hinweisschilder Stadt+Dorf, die das Gemeindeforum betreuen, Am 24. September hat es für Sehenswürdigkeiten, gastronomische Ein- schätzen solche unspektakulären Projekte. durch die Arbeit des Gemeindeforums Havel- richtungen und Übernachtungsmöglichkeiten „Mit einem geringen Aufwand wird eine starke seen erstmals in Branden- erleichtern die Orientierung. identitätsstiftende Wirkung zwischen den burg einen Gemeinde- Die Aussichtspunkte bilden zugleich die Knoten- Menschen in den Gemeinden erreicht.“ und Kreisgrenzen über- punkte für die Panoramawege, die beginnend schreitenden autofreien Fahrradsonntag gegeben. an den Eingangstoren zu der Region Havelseen Gemeindeforum oder Regionalpark? Unter dem Motto entweder am Ufer entlang den Windungen Es ist natürlich kein Zufall, dass das Territorium „Autofrei am Schwielow- see“ radelten gut 10.000 Karl Hagemeister ent- des Flusses folgen oder den Kamm der Berge der Kommunen des Gemeindeforums zu dem Menschen durch einen deckte im Jahre 1877 das erklimmen, an Gaststätten, Freibädern, Brücken im Landesentwicklungsplan für den engeren schönen Herbsttag. Dorf Ferch für seine und Fähranlegern vorbei führen, und auf diese Verflechtungsraum vorgesehen Raum des Viele Veranstaltungen Malerei und begründete Weise den Tourist von Gemeinde zu Gemeinde, Regionalparks „Potsdamer Havelseen“ gehört. und gastronomische damit die „Havelländische Angebote luden zum Malerkolonie“. Seit der von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit Es zeigt nur, dass zwei mehr oder weniger Verweilen ein. Der Jahrhundertwende lebten leiten. unabhängig voneinander in Gang gesetzte Fahrradsonntag soll zu und arbeiteten etwa Prozesse gar nicht anders können, als die land- einer Tradition in der 300 Künstlerinnen und Lebendige Kultur-Landschaft schaftlichen, kultur- und naturräumlichen Region werden, mit Künstler in dieser Kolonie. dem die regionale Iden- Seit 1994 existiert hier Zu dem neuen, unverwechselbaren Bild der Gegebenheiten als ein organisches Ganzes zu tität gestärkt, der der auf Initiative des Region Havelseen gehören die vielfältigen begreifen.Die Frage, ob man sich nun als Bekanntheitsgrad der Landschaftsarchitekten kulturellen Aktivitäten, die bildende und Regionalpark oder Gemeindeforum bezeichnet, Region erhöht und die Hartmut Solmsdorf darstellende Künste,Wissenschaft, Philosophie, scheint somit eher theoretischer Art zu sein. Landschaft umwelt- gegründete Verein HAVEL- Religion, Politik, Architektur und Literatur auf Entscheidender ist die Frage, ob die Kommu- freundlich erlebt werden LAND-ART e.V. Er veran- kann. staltet die „Sommeraka- oft ungewohnte Art und Weise zusammen- nen ihr Gemeindeforum auch nach dem Foto: Olaf Möldner demie Insel Töplitz“, führen.Ob nun Vorstellungen der Fercher Obst- Auslaufen der Förderungen durch das Ministe- bei der Künstlerinnen und kistenbühne, die Caputher Musiken oder eine rium für Stadtentwicklung,Wohnen und Verkehr Künstler mit interessier- Vernissage in der Töplitzer Galerie–all das weiter tragen werden.Mit Blick auf Förder- ten Studierenden der beiden Berliner Kunst- zeigt die wiedergewonnene Lebendigkeit die- gelder und Sponsoren könnte es sinnvoll sein, hochschulen bei der An- ser Kulturlandschaft.Jüngstes Beispiel: Alle zweigleisig zu fahren: als Gemeindeforum fertigung von Kunstobjek- Einwohner der Gemeinden am Schwielowsee und als räumlich weiter gefasster Regionalpark. ten zusammenarbeiten. wurden im Rahmen eines Kunstprojekts von Mit dem Gemeindeforum wurde seit 1995 Der Verein organisiert Künstlersymposien und Herrn Gottemeier mit Peilstäben fotografiert, ein Prozess für das Gebiet angeschoben, der Ausstellungen in der die mit unterschiedlichen Farben jeweils einen im Sinne der Regionalpark-Idee der land- Landschaft der Insel Ort symbolisieren.Die großformatigen Bilder schaftlichen Anreicherung und Verschönerung Töplitz und im Havelland, sind in der Kirche des Nachbarortes zu sehen. dient, den Raum als Erholungslandschaft Führungen, Vorträge, künstlerische Aktionen Jan Bornholdt, Landschaftsplaner der Bornholdt sichert, den Wirtschaftsfaktor Fremdenverkehr und Konzerte. Ingenieure GmbH, sowie die Planungsgruppe stärkt und für „Grüne Lungen“ sorgt – Entwick-

69 Beliebt sind die Ausflugs- lokale am Wasser, in denen an schönen Tagen oft kaum noch ein Platz zu ergattern ist. Foto: Hahn

lungsziele wie sie für die Regionalparks formu- Museen in Potsdam liert wurden. Bildergalerie (Potsdam) Orangerieschloss (Potsdam) Da das Gemeindeforum allerdings organisato- Postfach 353 Postfach 535 risch und finanziell vom MSWV unterstützt 14471 Potsdam 14471 Potsdam wird, ist es im Vergleich zu den anderen Regio- Tel: (0331) 226 55 Tel: (0331) 97 32 11 nalparks ähnlich wie der Naturpark Barnim Brandenburgisches Landes- Park und Schloss Babelsberg ein Sonderfall, begünstigt durch sein reiches museum für Urgeschichte (Potsdam) Daten und Fakten Kulturerbe und die intensive Förderung. Schloss Babelsberg 14482 Babelsberg Verständlich, dass bei den Bürgermeistern 14482 Potsdam Tel: (0331) 780 37 Einwohnerzahl Stand 1999: ca. 160.000 Bewohner die Institution „Gemeindeforum“ im Zentrum Tel: (0331) 780 73 Potsdam-Museum (Potsdam) Landkreis / Amt / Einwohner Bevölkerungs- steht und die inhaltliche Identifikation mit der Charlottenhof (Potsdam) Postfach 239 Gemeinde zahl (1999) dichte EW./km2 Regionalpark-Idee noch nicht stattgefunden Postfach 353 14467 Potsdam hat.Die beteiligten Verwaltungen und der 14471 Potsdam Tel: (0331) 218 65 LANDKREIS POTSDAM STADT Tel: (0331) 97 27 74 Öffnungszeiten: Di –So ...... Landkreis sehen jedoch keine unüberwindli- Amtsfrei chen Barrieren zwischen Gemeindeforum und Damenflügel (Potsdam) Stiftung Preussische Stadt Potsdam 129.510 1.185 Regionalpark. Postfach 353 Schlösser und Gärten Feststehen dürfte aber eines.Das „A und O“ 14471 Potsdam Berlin-Brandenburg LANDKREIS POTSDAM MITTELMARK Allee nach Sanssouci Nr.5 ...... für eine weitere erfolgreiche Verwirklichung Filmmuseum Potsdam 14471 Potsdam Amt Werder der vielen noch anstehenden Projekte in Marstall Tel: (0331) 97 02 81 Töplitz 1.617 89 der Region Havelseen kann nur in einer abge- 14467 Potsdam Golm 1.885 165 stimmten Politik der Anliegergemeinden Tel: (0331) 29 36 75 Pumpenhaus Potsdam Glindow 3.792 293 Öffnungszeiten: Di.–So. Postfach 353 Phöben 587 60 liegen.Werders Bürgermeister sieht da auch 14471 Potsdam Kemnitz 326 61 schon neue Möglichkeiten:„Künftig sollten wir Jagdschloss Stern Tel: (0331) 97 02 81 ...... vielleicht einen Schritt weiter gehen und Postfach 353 amtsfrei Projekte des Gemeindeforums auch aus einem 14471 Potsdam Römische Bäder Stadt Werder (Havel) 13.747 337 Tel: (0331) 97 02 81 Postfach 353 ...... gemeinsamen Investitionstopf finanzieren“. 14471 Potsdam Amt Schwielowsee Und sollten doch mal schwere Zeiten kommen, Neue Kammern Tel: (0331) 97 02 11 Geltow 3.016 324 dann könnte der Rat von Prof.Dr.Michael Seiler Postfach 535 Caputh 3.997 311 von der Stiftung Preußischer Schlösser und 14471 Potsdam Schloss Sanssouci Ferch 1.318 37 Gärten helfen, dass ein Konzept „auch manch- Tel: (0331) 239 31 Postfach 353 mal mit ,List und Tücke‘ umgesetzt werden 14471 Potsdam Neuer Garten Potsdam Tel: (0331) 239 31 muss“. Postfach 535 14471 Potsdam Tel: (0331) 97 02 81

Neues Palais (Potsdam) Postfach 535 14471 Potsdam Tel: (0331) 97 31 43

70 Potsdamer Havelseen

0 2 4 6 8 Erreichbarkeit Ansprechpartner Inselmühle + Obstbaum- Ortskern aus der Berliner Innenstadt Geschäftsstelle des museum Kilometer Gemeindeforums Havelseen Kirchstr.6/7, 14542 Werder Siedlungsgebiet Linie und Takt: Forschungsgruppe Tel: (03327) 431 10 Wald S nach Potsdam Hbf, Stadt+Dorf, Herr Prof.Schäfer Öffnungszeiten: Mi und So Takt 10 Min. Lützowstr.102–104, See RE nach Werder,Takt 60 Min. 10785 Berlin, Aktives Museum + Hand- RE / RB nach Caputh Tel: (030) 264 92 30 weberei Verbindungsstraße Takt 60 Min. Fax: (030) 262 89 36 Am Wasser 19, 14542 Geltow forschungsgruppe@stadt- Tel: (03327) 552 72 Bundesstraße Fahrtdauer und-dorf.de Autobahn ab Berlin-Friedrichstraße Albert Einstein Gedenkhaus Gesamtfläche: 26.606 ha Potsdam Hbf: 25–45 Min. Bornholdt Ingenieure GmbH Sommerhaus Einstein Bahnstrecke Werder: ca.40 Min. Dieselstr.18, 14482 Potsdam 14548 Caputh Flächenverteilung: Caputh: ca.40 Min. Tel: (0331) 740 91 42 S-Bahnhof Landwirtschaft 30% Fax: (0331) 740 9144 Märkisches Ziegeleimuseum Regional-Bahnhof Sonstiges 1% Bornholdt.Potsdam Glindow, Alpenstr.47 Wasser 15% @t-online.de 14542 Glindow R- + S-Bahnhof Tel: (03327) 6649-0 Verkehr 6% Museen März-Oktober, Mi-So, außerhalb von Potsdam 10-16 Uhr Siedlungen 16% Forstmuseum Klosterfelde Lehniner Institut Heimatmuseum Wald 32% für Weiterbildung e.V. Schloss Paretz Am Klostersee, 14797 Lehnin Rathausstr.32, 14669 Ketzin Tel: (033233) 805 43 Zweiradmuseum Öffnungszeiten: Di und Sa Mielestraße 2, 14542 Werder Tel: (03327) 409 74

71 Eine Aufgabe im Regionalpark besteht darin, Nutzungs- interessen mit den bestehenden Schutzkategorien des Natur- und Landschaftsschutzes in Einklang zu bringen und für eine nachhaltige Entwicklung und Nutzung der Region im Interesse aller zu sorgen.

Wie ein Mahnmal ragen die Reste eines zerstörten Bun- kers in der Landschaft auf. Foto: Sciborski

Großer Andrang herrschte Abendstimmung auf der zur Eröffnung des Wander- Döberitzer Heide weges zwischen den Ge- Foto: Sciborski meinden Dallgow-Döbe- ritz, Elstal und Priort am 1. Mai 1999. Nach fast 300jähriger militärischer Nutzung wurde die Döberitzer Heide auf dem munitionsberäumten Wan- derweg damit erstmals wieder in Abschnitten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Entsprechend groß war das Interesse. Foto: Sciborski

72 Offene Landschaft Regionalpark Döberitzer Heide

Kanonen statt Pflugscharen Truppen 1991/92 abzogen.Die Bundeswehr Sie ist eine verwundete Landschaft, die Döbe- benutzt heute noch eine ca.800 ha große ritzer Heide.Panzer feuerten volles Rohr auf Fläche in südöstlicher Randlage der Döberitzer ihren Schießbahnen, frästen mit ihren Ketten Heide als Standortübungsplatz. tiefe Schneisen in Waldgebiete und durch- 1903 weihte Kaiser Wilhelm II.einen elf Meter pflügten den märkischen Sand, Granaten ex- hohen Obelisken dem Andenken an ein plodierten, Soldaten rodeten Waldgebiete oder 150 Jahre zurückliegendes Manöver Friedrichs der Bewuchs ging in Flammen auf – gewalt- des Großen.Der „alte Fritz”hatte im Septem- sam prägten die Militärs das Erscheinungsbild ber 1753 mit 44.000 Mann ein zwölftägiges dieser Landschaft.Und das schon seit fast Großmanöver abgehalten, um neue Strategien 300 Jahren, seit der „Soldatenkönig“ Friedrich für künftige Feldzüge auszuprobieren.Der Wilhelm I. 1713 mit einem Dragonerregiment Obelisk auf dem Hasenheidenberg ist bis heute zum ersten Mal auf dem Areal des Gutes erhalten geblieben. Döberitz exerzierte.Das Gelände gefiel den Den Truppenübungsplatz und das Gardelager Militärs.Sie blieben dort, erweiterten das Döberitz hatte der Kaiser bereits 1894 offiziell Übungsgebiet immer wieder, bis die russischen eingeweiht. 1895 wurden die Bewohner des

73 Fontane hat in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ dem Havelland einen ganzen Band gewidmet. Den Ortschaften Marquardt und Uetz, Groß Glienicke, Fahrland, Neu Fahrland (damals Hainholz) und Sacrow setzte er darin ein literarisches Denkmal.

über 5.000 ha Fläche, ein weder durch Verkehrs- noch durch Leitungstrassen zerschnittenes, siedlungsfreies Gebiet.Das Vorhandensein eines so großen, unzersiedelten naturnahen Geländes in großstädtischer Randlage – nur ca.5 km von der westlichen Stadtgrenze der Bundeshauptstadt entfernt und ca.10 km nördlich der Landeshauptstadt Potsdam gelegen – ist in Deutschland und im Umfeld europäischer Hauptstädte einmalig. So paradox es klingt: Gerade die offenen Heide- und Trockenrasenflächen, die durch die permanenten Bodenverwundungen der Mili- tärs entstanden sind, gelten heute als beson- ders wertvolle Landschaftsbestandteile.Hierzu gehören aber auch die großflächigen geschlos- senen Waldgebiete, in denen über 40 Baum- Auf dem Hasenheiden- Dorfes Döberitz umgesiedelt, 1936 mussten arten vertreten sind. berg, von dem aus man auch die Bewohner der Ortschaft Ferbitz einer Aufgrund der militärischen Geheimhaltung war einen guten Rundblick in die Döberitzer Heide neuerlichen Erweiterung des Truppenübungs- das Gelände seit 1892 eingezäunt und für die genießen kann, steht der platzes weichen. Öffentlichkeit hermetisch abgeriegelt.So war 11 Meter hohe Obelisk aus Von 1903 bis 1911 wurde die Heerstraße als die Landschaft über 100 Jahre auch weit- schwedischem Granit, den Zubringer für Truppentransporte gebaut.Von gehend frei von Einflüssen der Landwirtschaft, Wilhelm II 1903 zur Erin- nerung an die Manöver da an war es möglich, vom Stadtschloss in insbesondere frei von intensiver Bewirtschaf- des „Alten Fritz” auf Döbe- Berlin-Mitte bis zum Truppenübungsplatz „im- tung, wie sie seit den 60er Jahren zunehmend ritzer Territorium im Jahre mer geradeaus“ durchzumarschieren. praktiziert wurde.Hier konnten Pflanzen 1753 hatte aufstellen las- Der Name Döberitz ist auch mit dem Beginn und Tiere überdauern, die anderenorts längst sen. Nach rund einem Kilometer erreicht man der deutschen Militärfliegerei (ab 1910) und verdrängt oder ausgestorben sind. den Hasenheidenberg, den Olympischen Spielen von 1936 verbunden. Die artenreichste Tiergruppe bilden die Insek- wenn man vom Einkaufs- Von 1934–36 wurde auf einem 5.500 ha gro- ten mit für Mitteleuropa seltenen und selten- zentrum Havelpark dem ßen Areal nördlich der Berlin-Hamburger sten Vorkommen. 583 Arten sind es allein bei Schön und selten: ausgeschilderten Wander- Chaussee das Olympische Dorf errichtet.Nach den Großschmetterlingen.Hier leben Tiere, die männliche Zauneidechse weg folgt. auf einem Feldsteinlese- Foto: Sciborski den Spielen baute das Militär die Sportler- auf der Roten Liste des Landes Brandenburg haufen und ein Lungen- quartiere um und nutzte sie selbst.Den sowjet- als „vom Aussterben bedroht“ klassifiziert enzian ischen Truppen diente das Ensemble nach sind.Dazu gehören Fischotter, Glattnatter und Fotos: Sciborski dem zweiten Weltkrieg als Kaserne.Viele Häu- Rotbauchunke, Brachpieper und Baumfalke. ser des ehemaligen Olympischen Dorfes Kein Wunder, dass der Regionalpark Döberitzer wurden abgerissen und durch Plattenbauten Heide gleich mehrfach unter Schutz steht: Die ersetzt, viele befinden sich in einem beklagens- gesamte Fläche ist Landschaftsschutzgebiet werten Zustand.Erhaltenswert sind vor allem (LSG„Königswald mit Havelseen und Seeburger das „Speisehaus der Nationen“ und das Hin- Agrarlandschaft“), hinzu kommen die Natur- denburghaus.Heute wird nach einer sinnvollen schutzgebiete „Ferbitzer Bruch“ (ca. 1.155 ha) Nachnutzung für das unter Denkmalschutz und „Döberitzer Heide“ (ca. 3.415 ha).Außer- stehende Olympische Dorf gesucht, das zu dem ist das Areal ein europäisches Vogel- einer besonderen Besucherattraktion des ge- schutzgebiet und fällt somit unter die beson- planten Regionalparks werden könnte. deren Schutzbestimmungen der Europäischen Kommission. Prädikat: besonders wertvoll Die jahrhundertelange militärische Nutzung Alle Neune hinterließ einen der größten Freiräume Bran- Die Döberitzer Heide selbst ist prägendes denburgs: Die Döberitzer Heide, das sind Landschaftselement und Namengeberin für

74 Döberitzer Heide

nicht beräumt, ihr Betreten bleibt verboten. Auf beräumten Korridoren können Wanderwe- ge angelegt werden.Im Norden sind einige bereits fertig.Weitere im Westen bei Fahrland sind in Vorbereitung.Der Wegebau wird mit Mitteln der EU für ehemals militärisch genutzte Flächen in Brandenburg (KONVER II) gefördert. Über einen Nutzungsüberlassungsvertrag ist der Naturschutz-Förderverein Döberitzer Heide e.V.von der Brandenburgischen Boden Gesell- schaft zum Träger des Projekts „Konversion und den Regionalpark, der aber weitaus größer Naturschutz auf dem ehemaligen Truppen- ist als die Fläche des ehemaligen militärischen übungsplatz“ eingesetzt worden.Dem Förder- Übungsgeländes.Er umfasst verschiedene verein obliegt damit sowohl die Verkehrssiche- landschaftliche Einheiten.Neben dem Kernge- rungspflicht für das Gelände, als auch die biet der Döberitzer Heide gehören zum Regio- Aufsicht über die Einhaltung der Naturschutz- nalpark die an Berlin und Potsdam anschlie- bestimmungen. ßenden Siedlungsgebiete, die Agrarlandschaf- Keine leichte Aufgabe.„Die wilden Nutzungen ten vor allem westlich des ehemaligen Trup- im Gebiet durch Reiter, Motorradfahrer und penübungsplatzes, der Havellauf und die andere, die sich nicht an die Wegegebote Munitionsbergung in der Niederungen des Großen Grabens mit dem und Naturschutzauflagen halten, haben in der Döberitzer Heide.Vor- sichtig wird dieser Fund, Die Dorfkirche von Priort Ferbitzer Bruch und die daran angrenzenden letzten Zeit deutlich zugenommen“, klagt eine intakte Munitions- (Foto oben rechts), ein Wälder dazu.Das Regionalparkgebiet reicht Werner Schulze vom Vorstand des Förderver- kiste, geöffnet.Wegen der rechteckiger Fachwerkbau Munitionsbelastung und mit Stichbogenfenstern an die Ortsgrenzen von Dallgow-Döberitz, eins.So stark, dass der Verein sich nicht mehr den von ihr ausgehenden stammt aus dem Jahr Elstal, Priort, Uetz-Paaren, Marquardt, Satzkorn in der Lage sieht, die Verkehrssicherungspflicht, Gefahren wird die 1745 und steht unter und Fahrland, dehnt sich im Süden bis zum welche die Haftung bei Unfällen einschließt, Döberitzer Heide auch in Denkmalschutz. Jungfern- und zum Sacrower See aus und ver- zu gewährleisten. Zukunft nicht uneinge- Foto: Debusmann läuft im Osten an den Ortsgrenzen von Groß Wegen der Munitionsbelastung und der schränkt zugänglich sein. Brandenburg ist das von 1908 wurde die Dorfkir- Glienicke und Seeburg.Ein Regionalpark- Schutzbestimmungen lässt sich mancher Plan Umnutzung ehemaliger che in Satzkorn, die ihre Zweckverband der genannten neun Gemeinden auf dem Gelände der Döberitzer Heide nicht militärischer Flächen am Ursprünge im 13. Jh. hat, befindet sich in Gründung. umsetzen.Manchem gilt der Naturschutz- stärksten betroffene letztmalig restauriert Förderverein deswegen als Verhinderer.„Was Bundesland. Die kom- (oben). plette Beräumung muni- Foto: Debusmann Konversion und Entwicklung aus Naturschutzgründen untersagt ist, regelt Brandenburg ist das am meisten von Konver- aber das Brandenburgische Naturschutzgesetz tionsbelasteter Flächen ist nicht finanzierbar. Des- Neben dem Wasserturm sion militärischer Flächen betroffene Bun- und nicht der Verein“, betont Werner Schulze wegen wird lediglich auf von Dallgow-Döberitz, der desland.Weil es nicht zu finanzieren ist, die vom Naturschutz-Förderverein,„deswegen Korridoren mit einem einst das Wahrzeichen des Sicherheitsstreifen links kaiserlichen Gardelagers ehemaligen militärischen Liegenschaften voll- wird es z.B.bestimmte Durchwegungen des und rechts der Wander- war, ist auch der Wasser- ständig von ihren Munitionsbelastungen zu Gebietes nicht geben können, so sehr einige wege „Gefahrenfreiheit” turm beim Rangierbahn- befreien, die davon ausgehende Gefährdung Leute sich dies auch wünschen.“ hergestellt. hof Wustermark (Foto) ein weiter besteht und die Gebiete gleichzeitig Hier kann der Regionalpark als Forum vermit- Foto: Sciborski markantes Bauwerk. Foto: Debusmann wegen ihrer Unzerschnittenheit und dem telnd wirken.Entgegen oft geäußerter Befürch- Fehlen anderer Nutzungen einen außerge- tungen sieht ein Regionalpark keine neuen wöhnlichen naturschutzfachlichen Wert besit- Schutzkategorien im Gebiet vor.Bereits beste- zen, sind diese Flächen für den Natur- und hende Schutzgebiete aber sind überall zu Landschaftsschutz prädestiniert. respektieren, natürlich auch im Regionalpark. So auch die Döberitzer Heide.Wegen der Muni- Die Aufgabe im Regionalpark besteht vielmehr tionsbelastung und aufgrund von Natur- und darin, Nutzungsinteressen mit den bestehen- Landschaftsschutzbestimmungen ist der ehe- den Schutzkategorien in Einklang zu bringen malige Truppenübungsplatz nur auf beräumten und für eine landschafts- und naturverträg- Korridoren zu betreten.Andere Bereiche wer- liche Entwicklung und Nutzung der Region zu den aus den bereits erwähnten Kostengründen sorgen.Dazu sind Ideen, Konzepte und der

75 Die Döberitzer Heide ist prägendes Landschaftselement und Namensgeberin für den Regionalpark, der aber weitaus größer ist, als die Fläche des ehemaligen militärischen Übungsgeländes.

Report Kein Platz für Ziegen

Der Mann sieht kernig aus.Dunkle Cord-Hose, mit Kollegen unterhalten hatte, stellt sie gleich umzieht, sind oberflächlich beräumt.Das Betre- Holzfällerhemd, schwarze Weste, grauer Hut noch einmal – und erntet erstaunt ein Achsel- ten der Sperrflächen, wo noch scharfe Muni- und Stiefel.Die Haut sonnengebräunt und wet- zucken und allgemeines Gelächter. tion herumliegt, ist nach wie vor verboten, tergegerbt, lebhafte, vor Tatendrang blitzende Die Herde zieht weiter, begleitet von einem daran halten sich auch die Schäfer. Augen.An die zwanzig Leute haben sich um schwarzen Hund und einem Schäferkollegen, Noch weitere Fragen? Der Oberschäfer sieht ihn geschart, hören zu, stellen Fragen. der noch zünftiger aussieht: breitkrempiger erwartungsvoll in die Runde.Wir verkneifen Ein Sommertag, nicht zu heiß – leichter Wind Hut, Lederjacke, Knickerbocker, eine Hirtenta- uns den Scherz, die Ziegenfrage mit gespielter streicht über die offene Landschaft.Von der sche und eine Decke umgeschnallt, in der Hand Arglosigkeit noch einmal zu stellen.Nein, keine nahen Hauptstadt ist nichts zu bemerken, kein den langen Hütestab.Darauf lehnt sich der weiteren Fragen. Geräusch stört die gelassene Ruhe.Selbst die Schäfer entspannt, während seine Tiere weiden Bevor die Gruppe zu den Fahrzeugen zurück- Motorengeräusche des Fliegers, der einige Kilo- und dabei ganz gemächlich vorwärts streben. kehrt, um die im Ferbitzer Bruch zur Land- meter weiter südlich dem Tegeler Flughafen Die Besucher, die sich auf Einladung des Natur- schaftspflege weidende Galloway-Rinderherde zustrebt, sind nicht zu hören; seine Existenz schutz-Fördervereins auf dem Gelände der aufzusuchen, sehen sich alle noch einmal aus- über dieser Landschaft ist der einzige Hinweis Döberitzer Heide befinden, wissen, auf wel- giebig um, genießen die Ruhe.Die Botaniker auf die nahe Millionenstadt mit ihrer Hektik chem Grund und Boden sie sich bewegen.Da entdecken seltene Pflanzen, die Laien erfreuen und ihrem Verkehrslärm. wird schon etwas genauer hingesehen, wo sich an den Blüten zahlreicher Wildrosen- Der Schäfer erzählt von seiner Herde, von sei- man hin tritt.Schließlich musste jeder ein Arten, auch die Ornithologen fachsimpeln noch nem Vertrag mit dem Naturschutz-Förderver- Papier unterschreiben, das das Land im Falle ein bisschen über die gehörten Vogelstimmen. ein.Sein Geld erhält er überwiegend für die eines Unfalls von der Gewährleistungspflicht Die Heidschnuckenherde hat sich fast un- Landschaftspflege, die seine Schafe besorgen: entbindet: Betreten auf eigene Gefahr. merklich doch schon ein gutes Stück entfernt, Die Beweidung der Offenlandflächen sorgt Wie geht der Schäfer damit um? Auch er mus- geschäftig läuft der schwarze Hütehund hin dafür, dass die Heide nicht zuwächst.Die Ver- ste unterschreiben, dass er sich auf eigenes und her, der Schäfer lehnt, Zufriedenheit und marktung von Wolle ist wirtschaftlich uninter- Risiko auf der Fläche bewegt.Angst vor den Ruhe ausstrahlend, auf seinem langen Stab.Ein essant, der Verkauf des wohlschmeckenden tückischen Hinterlassenschaften der Militärs, malerisches, überaus friedliches Bild in dieser Fleisches seiner Heidschnucken macht nur die im Konversionsgebiet noch reichlich zu fin- jahrhundertelang von kriegerischen Übungen einen Nebenverdienst aus.“Da könnte natürlich den sind, hat er nicht.Die nördlichen Flächen geprägten Landschaft. noch einiges geschehen.Man könnte an der B5 auf denen der Schäfer mit seinen Schafen her- ein Restaurant eröffnen, wo das Fleisch als Auch das ist Nachhaltigkeit: Vom nachwachsenden regionale Spezialität dann direkt verarbeitet Rohstoff Wolle wird immer nur so viel „geerntet“, wie Die Heidschnuckenherde auf der Döberitzer Heide. nachwachsen kann. würde”,meint der Schäfer.Aber so weit ist man Foto: Sciborski Foto: Sciborski zur Zeit noch nicht.Warum er keine Ziegen bei seiner Herde habe, wird er gefragt.Die Frage werde ihm immer wieder gestellt, antwortet der Schäfer leicht gereizt, und immer wieder müsse er dasselbe erklären: Für Ziegenhaltung gibts von der EU kein Geld, wohl aber für Schafhaltung, die so genannte Mutterschafprä- mie.Ziegen würden darüber hinaus die Pflan- zen so gründlich verbeißen, dass danach nichts mehr wachse.“Ich bringe mich doch nicht selbst um meine Existenzgrundlage”,sagt er. Und dann, das ist seinen Worten eher “zwi- schen den Zeilen”zu entnehmen, ist er schließ- lich kein Ziegenhirt, sondern Schäfer. Warum den Mann die Frage nach den Ziegen so nervt, wird kurze Zeit später deutlich.Einer aus der Gruppe, der sich vorher etwas abseits

76 Döberitzer Heide

gute Wille aller Beteiligten vonnöten, die Ge- gebenheiten zu respektieren und im Sinne der Nachhaltigkeit zum Vorteil aller zu entwickeln.

Der Wille zum Weg Solche Ideen zu sammeln und daraus Vorschlä- ge für Handlungskonzepte abzuleiten, war im Regionalpark Döberitzer Heide Aufgabe des Planungsbüros Ernst Basler und Partner. Die Planer kommen zu dem Ergebnis, dass neben dem Natur- und Landschaftsschutz die Naherholung und das Freizeitangebot ein Foto oben: Schutzhütte ebenso wichtiges Thema zur Entwicklung des am Wanderweg bei Priort. Regionalparks Döberitzer Heide sind.Bei der Foto: Sciborski Stadtnähe und der ungewöhnlichen Größe und Geführte Wanderungen Foto unten:„Wilde Nut- naturnahen Ausprägung des Gebietes liegt Wilhelm II dem „alten Fritz”gewidmete Obelisk gehören zum Angebot des zungen“, hier Reiter im dies auf der Hand. steht auf der Erhebung mitten in der Heide- Naturschutzfördervereins. Kerngebiet der Döberitzer Im Sommer 1999 einigten sich die Bürgermei- landschaft.Von hier aus bietet sich ein lohnen- Sie starten meist vom Heide, machen dem ster der oben genannten neun Zweckverband- der Rundumblick.Richtung Elstal, vorbei am Naturschutzzentrum in Naturschutzförderverein der Nähe von Elstal. wegen seiner Verkehrs- Gemeinden auf diejenigen Handlungsfelder, Artilleriepark, der ehemaligen Militärbade- Foto: Kühn sicherungspflicht in von deren Bearbeitung eine Initialwirkung für anstalt und Sperlingshof taucht der Wander- letzter Zeit zunehmend die weitere Entwicklung des Regionalparks weg weit in die Heidelandschaft ein, führt an Gemeinsames Ziel der Probleme. erwartet wird. Trocken- und Moorgebieten vorbei und bietet Gemeinden im Zweckver- Foto: Sciborski Als besonders dringlich sehen sie den Lücken- den Genuß der freien Natur.Noch vor Elstal band i.G. ist die Entwick- schluss im Wegenetz mit entsprechendem gelangt man zum Naturschutzzentrum Döbe- lung des Regionalparks Döberitzer Heide, die Ausschilderungssystem für Wanderer, Radfahrer ritzer Heide.Die ehemalige Werkzeughalle der Erschließung für die Nah- und Reiter an.Darüber hinaus soll möglichst russischen Truppen wurde vom Naturschutz- erholung und eine Auf- bald der dazugehörige Service in der Um- förderverein zu einem sehenswerten Infor- wertung der im Umland gebung angeboten werden, beispielsweise mationszentrum umgebaut.Hier kann man an befindlichen Wohn- und Arbeitsorte. Der Zweck- der Verleih von Fahrrädern, Booten und Pfer- geführten Wanderungen des Naturschutz- verband will bei der Ver- den. fördervereins teilnehmen.Das Naturschutzzen- wirklichung dieser Ziele Als erstes Etappenziel wurde 1999 aus KON- trum zeigt außerdem ständige Ausstellungen das Naturerbe Döberitzer VER-Mitteln ein 10 km langer Wanderweg von zur Döberitzer Heide. Heide bewahren und Dallgow-Döberitz nach Elstal und weiter bis Schließlich kann man den Wanderweg in Elstal ein nachhaltiges Natur- erleben sowie Erziehung, Priort fertig gestellt.Am Havelpark bei Dall- oder Priort verlassen.Geplant ist, die Besucher Bildung und Forschung im gow-Döberitz kann man auf den Parkplätzen mit Hilfe des ÖPNV zum Ausgangsort zurück zu Natur- und Umweltschutz des Einkaufszentrums parken und die Wande- bringen und die bestehende Route durch entwickeln. rung beginnen.Reizvoller ist jedoch die Anreise abzweigende Rundwanderwege zu ergänzen. mit der Regionalbahn.Vom Bahnhof Dallgow- Erst geheim, dann Geheimtipp; jetzt eine Land- Döberitz kann man entlang des renaturierten schaft, die nach fast dreihundert Jahren be- Schwanengrabens zur Döberitzer Heide hutsam wieder für die Öffentlichkeit erschlos- wandern.Über eine neue Fußgängerbrücke ist sen wird. ein Abstecher zum 1895 errichteten Wasser- turm des einstigen kaiserlichen Gardelagers Es gibt viel zu tun ... möglich.Jenseits der B 5 wird es in absehbarer Die Bürgermeister der Zweckverbandsgemein- Zeit bei Sperlingshof einen direkten Zugang den messen auch der Öffentlichkeitsarbeit zur Döberitzer Heide geben.Bis dahin müssen eine hohe Priorität bei.Dazu gehört z.B., dass Besucher den Umweg über den etwas weiter Informationsbroschüren und Karten verfügbar östlich gelegenen Havelpark nehmen. sein müssen: ein Handlungsfeld, das der Etwa 1 km ist es vom Einkaufszentrum Havel- Zweckverband in Zusammenarbeit mit exter- park aus zum Hasenheidenberg.Der von Kaiser nen Partnern, beispielsweise den Fremdenver-

77 Fachkundige Erläuterun- kehrsvereinen, kurzfristig angehen kann. gen auf einer Botanik- Entscheidend für die erfolgreiche Vermarktung Exkursion machen auch die kleinsten Details im der Erlebnismöglichkeiten in der Döberitzer Leben der Pflanzen für Heide und ihrer Umgebung ist und bleibt das den Laien spannend und Angebot an Aktivitäten.Drei Themenschwer- verständlich. punkte bieten sich an: Foto: NFV-DH Natur,Wasser, Kultur und Geschichte.Hier könnten Angebotspakete geschnürt werden, welche die verschiedenen Elemente kombi- nieren, beispielsweise: • Naturführung, Radtour, Besichtigung, ein- kehren, rechts: Ginster-Blüte im • Boot fahren, angeln, Besichtigung, Picknick, Naturschutzgebiet Ferbitzer Bruch. Hier • Kremserfahrt, Besichtigung, Konzert, ein- werden Galloway-Herden kehren. zur Landschaftspflege Geschichtliches und Kulturelles findet sich in eingesetzt. der Region nahezu auf Schritt und Tritt: Neben Foto: Sciborski (rechts oben) Foto: NFV-DH (rechts unten) dem Militärgeschichtlichen und den Relikten der Olympischen Spiele von 1936 besitzt fast jede Ortschaft ihre kleineren oder größeren Sehenswürdigkeiten.So hat Elstal nicht nur das Daten und Fakten Olympische Dorf, sondern auch eine historische zu wenig bekannt;„mal findet hier ein Kirchen- Einwohnerzahl Stand 1999: ca. 17.000 Bewohner Eisenbahnersiedlung und einen Rangierbahn- konzert statt, mal dort ein Dorffest“.Öffentlich- hof zu bieten.Groß Glienicke und Marquardt keitsarbeit, Koordination und Vermarktung – Landkreis / Amt / Einwohner Bevölkerungs- verfügen jeweils über ein Schloss mit Park, Neu alles Hauptaufgaben für den künftigen Zweck- Gemeinde zahl (1999) dichte EW./km2 Fahrland über die Villa Siemens mit Grünan- verband.Die Papiere für dessen Gründung

LANDKREIS HAVELLAND lage, Priort über das ehemalige Gut mit dem liegen unterschriftsreif bei Bürgermeister ...... dazugehörigen Park.In Seeburg ist eine Dorf- Heppe auf dem Tisch.„Ich weiß, dass ich da in amtsfrei kirche aus dem 14.Jh.zu sehen, in Fahrland die der Pflicht bin“, bekennt er,„der Zweckverband Dallgow-Döberitz 4.776 84 Blockwindmühle, bei Sakrow die Römer- könnte sofort formell abgesegnet werden.“ ...... Amt Wustermark schanze, um nur einige Beispiele zu nennen. Ob nun mit einer großen Pressekonferenz oder Elstal 1.864 265 Das Erleben der Natur, z.B.auf geführten auf einer Tippel-Tappel-Tour durch die Gemein- Priort 671 141 Wanderungen, der Landschaft durch Freizeit- den, die nur noch unterzeichnen müssten – aktivitäten und Sport, regionaler Feste und „ich muss es nur machen“, gesteht der Bürger- LANDKREIS POTSDAM MITTELMARK ...... Veranstaltungen und der Besuch der Sehens- meister.Na dann – packen Sie’s an. Amt Fahrland würdigkeiten – das sind die großen Potentiale, Seeburg 1.043 111 die es durch den Zweckverband und die Uetz-Paaren 427 32 privaten Anbieter in der Region zu entwickeln Groß Glienicke 3.041 297 bzw.bekannt zu machen und zu vermarkten Satzkorn 568 86 Fahrland 2.543 92 gilt. Marquardt 935 178 Bisher existieren dazu erst „zarte Ansätze“, meint der Bürgermeister von Dallgow-Döbe- ritz, Hans-Günter Heppe.Interessenten können z.B.bei Baldur Krumrich vom Elstaler Geschichtsverein „Historia“ Führungen durch das Olympische Dorf buchen.Das Hotel Sper- lingshof organisiert Touren, welche die speziel- len Wünsche der Gäste berücksichtigen.Zur Zeit wirtschafte jeder aber noch zu sehr für sich, glaubt Heppe.So sei das Veranstaltungs- programm des Naturschutzfördervereins noch

78 Döberitzer Heide

0 2 4 6 8 Erreichbarkeit Ansprechpartner Museen Ortskern aus der Berliner Innenstadt Geschäftsstelle des Zweck- Heimatmuseum Falkensee Kilometer verbandes Regionalpark Falkenhagener Str.77 Siedlungsgebiet Linie und Takt Döberitzer Heide i.Gr. 14612 Falkensee Wald RB nach Priort über Pots- Herr Heppe – Bürgermeister Tel: (03322) 222 88 dam-Hbf oder Spandau Dallgow-Döberitz Öffnungszeiten: Do, See Takt: 60 Min. Wilmsstr.41 So 14–18 Uhr; Di 10–12, 14624 Dallgow-Döberitz 14–18 Uhr Verbindungsstraße Fahrtdauer Tel: (03322) 298 40 ab Berlin-Friedrichstraße Fax: (03322) 36 82 Museum der Stadt Nauen Bundesstraße Priort: ca.60 min Rathausplatz 2 Autobahn Dallgow-Döberitz: ca. 30 Min. Naturschutzzentrum 14641 Nauen Gesamtfläche: 14.425 ha Naturschutz-Förderverein Tel: (03321) 330 10 Bahnstrecke „Döberitzer Heide“ e.V. Öffnungszeiten: Mi–So Flächenverteilung: Herr Hörisch/ Herr Sciborski S-Bahnhof Landwirtschaft 38% Naturschutzzentrum 1 Regional-Bahnhof 14627 Elstal Sonstiges 31% Tel: (033234) 7080 R- + S-Bahnhof Fax: (033234) 708 30

Tourismus Wasser 5% – Hasenheidenberg Denk- Verkehr 5% mal (Obelisk) Siedlungen 7% – Wanderwege Döberitzer Heide Wald 14% – Führungen mit dem Naturschutz-Förderverein „Döberitzer Heide“

79 Ausblick

und fortan „mit einer Zunge zu sprechen“. Als eine der Hauptaufgaben der Interessen- gemeinschaft wurde die „institutionelle Koor- dination gemeinsamer Belange“ festgelegt. Weiterhin soll politische Überzeugungsarbeit unter den einzelnen Regionalparks wie auch auf der Ebene der beiden Länder geleistet werden.

Entwickle die Möglichkeiten Mindestens ebenso entscheidend wie diese Stärkung nach außen ist die Wirkung nach innen: Über die Interessengemeinschaft soll der Informationsfluss zwischen den Mitglie- dern sicher gestellt und regelmäßige Treffen unter wechselndem Vorsitz abgehalten wer- den.So können die beteiligten Regionen ihre ganz spezifischen Erfahrungen und Ideen zum Nutzen aller Regionalparks in die Interessenge- meinschaft einbringen, muss das „Rad“ nicht mehr in jedem Regionalpark noch einmal „neu erfunden“ werden. Blühende Landschaften? Na Logo Die treibenden Kräfte bei diesem Zusammen- Symbol für das organische, lebendige Wachs- schluss sind vor allem die drei Regionalparks, tum der Regionalparks in Brandenburg und die mit ihrer Entwicklung am weitesten sind: Berlin ist das von der Berliner Agentur Dorland Barnimer Feldmark, Krämer Forst und Müggel- gestaltete Logo.Die Blume mit dem Branden- Spree.In Zukunft wird es in den bisher noch burger Tor in der Mitte symbolisiert nicht nur am Anfang ihrer Entwicklung stehenden mit jedem Blütenblatt einen Regionalpark und Regionalparks vermehrt darauf ankommen, seine geografische Lage.Sie steht mit ihren beide Phasen gleichzeitig anzugehen: die acht schwungvollen, gelb-roten Pinselstrichen lokale Kommunikation und Kooperation in der auch für die Dynamik dieser Regionen und die jeweiligen Region zu befördern und in der blühenden Landschaften, die hier, am Über- Interessengemeinschaft den eigenen Regional- gang vom Land zur Stadt, von Brandenburg zu park zu repräsentieren und von den anderen zu Berlin, und umgekehrt, entstehen.Die Regio- profitieren. nalparks sind auf dem Weg dorthin.Und zwar Über die kontinuierliche Weiterentwicklung der nicht mehr nur jeder Park für sich, sondern Regionalparks, gerade auch über den vielver- inzwischen auch gemeinsam. sprechenden Zusammenschluss in der Interes- Damit hat die zweite Phase der Regionalpark- sengemeinschaft, besteht die einzigartige Entwicklung begonnen.Im April 2000 gründe- Chance, den nachhaltigen, zukunftsfähigen ten auf einer Tagung in Kremmen die anwesen- Umgang mit den vorhandenen Wirtschafts-, den Vertreter die „Interessengemeinschaft Lebens- und Freiräumen in einem geschlosse- Regionalparks in Brandenburg und Berlin“ als nen Ring um die deutsche Hauptstadt modell- Zusammenschluss aller Regionalparks.Die haft umzusetzen.Damit werden in diesem Interessengemeinschaft soll nicht nur die Kom- Regionalpark-Ring zahlreiche lokale Agenda- munikation zwischen den einzelnen Mitglie- Prozesse in Gang gesetzt, findet ein umfassen- dern fördern, sondern vor allem die Kräfte der Interessenausgleich zwischen den zahllo- bündeln, um die Interessen der Mitglieder ge- sen Akteuren verschiedenster Couleur statt, genüber Politik,Verwaltung, Fördermittel- können die in den Landschaften steckenden gebern und der Öffentlichkeit mit größerem Möglichkeiten demokratisch und zukunftsfähig Rückhalt und mehr Nachdruck zu vertreten entwickelt werden.

80 Lebenslust und jugend- licher Übermut: Da geht man schon mal absichtlich mit seinen Erfahrungen baden. Foto: Uhlenhut

66 Seen sehen Berlin auf diesem 374 km langen Weg zu Über die Regionalparks lesen ist das eine, das umrunden.Alle Etappen sind vom Autor so andere ist, Land und Leute selber zu erleben. ausgearbeitet, dass die An- und Abreise mit der Vor mehr als einem Jahrhundert beschrieb der S- bzw.Regionalbahn möglich ist. Dichter Theodor Fontane seine Erfahrungen auf Manfred Reschke kam es nicht nur darauf an, den „Wanderungen durch die Mark Branden- den Seenreichtum auf der Route erlebbar burg“.Auch heute gibt es für Menschen, die auf zumachen, sondern die Vielfalt der Landschaf- „Erwanderungen“ eigene Erfahrungen sam- ten Brandenburgs insgesamt zu zeigen.Der meln wollen, nichts besseres, als sich selbst auf 66-Seen-Weg präsentiert einen Querschnitt den Weg zu begeben, die vielfältigen Land- landschaftlicher Kostbarkeiten aus den Regio- schaften und ihre Bewohner unmittelbar zu nalparks: trockene Kiefernwälder, feuchte Manfred Reschke, Die 66- erleben. Auenwälder, Heidelandschaften, Feuchtwiesen, Seenwanderung durch die Manfred Reschke ist so ein passionierter Wan- Gräben, Kanäle, kleine Dörfer und größere Regionalparks um Berlin. derer.Er hatte sich in den Kopf gesetzt, eine Landstädte. Trescher-Verlag, Berlin: Juni interessante Wanderroute einmal rund um Es gibt so viel zu entdecken zwischen Berlin 2000, 24,80 DM Berlin ausfindig zu machen und diese in einem und Brandenburg.Erfrischend, dass man unter- Wanderführer zu beschreiben.In zweijähriger wegs immer mal wieder baden gehen kann. Arbeit erkundete er die Region um Berlin, lief zahlreiche Wege ab und fügte aus vielen Abschnitten eine attraktive Route zusammen: den 66-Seen-Weg.Den Untertitel „Regional- park-Route“ trägt dieser Weg zu Recht, denn man lernt auf diese Weise nicht nur 66 Seen in der berlinnahen Region kennen, sondern durchwandert auch alle Regionalparks.Es bedarf allerdings etlicher Tagesmärsche, um

81 Literaturverzeichnis, Abbildungsnachweis

Abbildungen Literaturangaben Gutachten

Agrarmuseum Wandlitz (Agrarmuseum) Ermer, Klaus 1998: Ländergrenzen überschreiten In: Garten ag.u Lange + Grigoleit 1996: Regionalpark Barnimer ag.u Lange + Grigoleit (ag.u) + Landschaft, Jg.108, Heft 10/98, S.17–19 Feldmark.Entwicklungskonzeption und Maßnahmenpro- Hartmut Solmsdorf Forschungsgruppe Stadt + Dorf: Dokumentation über das gramm.Berlin. Fotoatelier Arnhardt 1.Symposium des Gemeindeforums Havelseen 1996 Basler + Partner 1999: Regionalpark Döberitzer Heide, Auen- und Gewässerschutzverein Müggelspree e.V.(AGM) Forschungsgruppe Stadt + Dorf 1998: Dokumentation zum Grundlagen zur Weiterentwicklung Hedwig Bollhagen 2.Symposium Gemeindeforum Havelseen. „Umwelt und complan/PLANGRÜN 1998: Regionalpark Krämer Forst. Berliner Fahrgastverband IGEB Erholung an den Havelseen“.17.Oktober 1997 in Potsdam. Landesplanerische Entwicklungskonzeption und Maß- Hildur-Mathias Bernitz Berlin. nahmenprogramm.Berlin. Christel Debusmann Gemeinsame Landesplanungsabteilung GL11 1999: RAUMKONZEPT 5 1998: Regionalpark Müggel-Spree. Dieter Fülle Flächenpools zum Landschaftsaufbau.Potsdam Entwicklungskonzeption & Maßnahmenprogramm.Berlin, Förderverein Landschaftspark Nordost e.V.(FLNO) Gemeinsame Landesplanungsabteilung GL11 1998: Potsdam. Christian Gering Regionalparks in Berlin und Brandenburg.1.Aufl., Römer, Ricarda 1999: Regionalparks um Berlin, Anwendung Karin Hahn Potsdam, Berlin. der neuen Planungskultur zur Freiraumsicherung und Martin Hasselbach Gemeinsame Landesplanungsabteilung GL11 1998: Qualifizierung der Landschaft – Ein Querschnittsvergleich Harald Knauer Regionalpark Müggel-Spree.Dokumentation des Works- – Diplomarbeit im Fach Stadt- und Regionalplanung am Kultur und Tourismusverband Dahmeland e.V.(KTVD) hops am 15. August 1997 im Alten Rathaus Fürstenwalde. Fachbereich 07 Umwelt und Gesellschaft der Technischen Landschaftspflegeverein Teltow-Fläming (LPV-TF) Potsdam, Berlin. Universität Berlin Frank Liebke Gemeinsame Landesplanungsabteilung, GL11 1999: Schöbel-Rutschmann, Sören 1997: Regionalpark Teltow. Justus Meißner Regionalpark Krämer Forst.Wege und Ziele.Potsdam, Ber- Parkmanagement & Projektentwicklung.Berlin, Potsdam. Olaf Möldner lin.(Faltblatt) Schrumpf, Mario, LAGS Barnim (Hrsg.) 1996: Naturpark- Reinhard Münch Gemeinsame Landesplanungsabteilung, GL11 1999: projekt Barnim, Rahmenkonzept für Schutz, Pflege und Naturpark Barnim (NP Barnim) Regionalpark Müggel-Spree, Ideen und Konzepte, – Entwicklung.Zepernick. Naturschutzförderverein Döberitzer Heide (NFV-DH) Kurzbroschüre Schumacher, H., Solmsdorf, H. u. Hallmann, H.W. : Die Regionalpark Barnimer Feldmark e.V.(RP BFM) Förderverein Landschaftspark Nordost e.V. 1998: Eine Potsdamer Kulturlandschaft – eine Untersuchung Sören Schöbel-Rutschmann grüne Lunge für Berlin (Broschüre) des historisch-kulturellen Landschaftspotentials.Arb.H.2d. Hans Sciborski Projektbericht: „Regionalpark Krämer Forst”SS 1998/ Brandenburg.Landesamtes f.Denkmalpflege.Potsdam Mario Schrumpf WS1998/99, Hauptstudiumsprojekt.Studiengang Land- 1993 (2.Aufl.1997) Oskar Tschörner schaftsplanung.Fachbereich 07, Umwelt und Gesellschaft Solmsdorf, H.: Resolution zur Erhaltung und Entwicklung der Manfred Uhlenhut an der Technischen Universität Berlin. Potsdamer Kulturlandschaft.Hg.Bund Deutscher Land- Konrad Wita Sinning, Heidi 1999: Eine Kette von Regionalparks im schaftsarchitekten/Ges.f.Öffentlichkeitsarbeit, Bonn 1994. Umland von Berlin.Vorabauszug aus Band 3 des For- schungsprojekts: Freiraum – Siedlung – Kooperation.Ver- änderung der Arbeits- und Organisationsformen in der Adressen Freiraum- und Siedlungsentwicklung.Selle, Klaus (Hrsg.) 1999, Hannover.Band 3: Beispiele der Freiraumentwick- Gemeinsame Landesplanungsabteilung lung aus Stadt und Region., S.15–36 Berlin-Brandenburg GL11 Nachhaltige Entwicklung des Metropolenraumes Berlin- Lindenstraße 34a, 14467 Potsdam Brandenburg, Schlüsselprojekt Regionalpark Barnimer Tel: (0331) 866 76 72, Fax: (0331) 866 76 28 Feldmark Kulturland Brandenburg (Faltblatt) Natur & Text Visionen zum Anfassen Der Regionalpark Barnimer Feld- Friedensallee 21, 15834 Rangsdorf mark Decent-Verlag (DM 19, 80) Tel: (033708) 204 31, Fax: (033708) 204 33 Mit dem Feldmärker unterwegs im Regionalpark – e-mail: NUT-Brandenburg@ t-online.de Jahresüberblick- Video (DM 30,–) zu beziehen über den Kulturbuch Verlag GmbH Verein Regionalpark Barnimer Feldmark e.V. Sprosserweg 3, 12351 Berlin, Entwicklungsraum Berlin-Barnim Kulturbuch-Verlag GmbH Tel: (030) 661 84 84,Fax: (030) 661 78 28 (DM 8,–) Decent-Verlag Eine Landschaft mit Aussicht. Veranstaltungskalender Petra Rietzschel, Schloßstr.7, 16356 Blumberg Werkstatt Barnim Tel: (030) 92 79 98 31 Tel:/Fax: (033394) 709 07 Wohin geht´s am Wochenende? Natur, Kultur und Touren am südlichen Stadtrand von Berlin (in Vorbereitung, DM 24,80 incl.Karte) zu beziehen über: Natur & Text Regionalpark Krämer Forst: Eine Region stellt sich vor Broschüre (Schutzgebühr: 2,– DM) zu beziehen über: Förderverein Regionalpark Krämer Forst e.V.

82 Impressum

Auflage Projektkoordination Potsdam, Januar 2001 ag.u Lange + Grigoleit 6.000 Exemplare Landschaftsarchitektur + 2.Auflage deutsch Umweltplanung

Herausgeber Redaktion Ministerium für Landwirt- Jörg Götting-Frosinski schaft, Umweltschutz und Bert Grigoleit Raumordnung des Landes Brandenburg Redaktionelle Mitarbeit Referat Presse- und Öffent- Angela Baufeld lichkeitsarbeit Dr.Peter Viertel Heinrich-Mann-Allee 103 Ricarda Römer 14473 Potsdam Tel: (0331) 866 72 37 Kartografie Dominik Link Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Gestaltung des Landes Berlin de'blik berlin Referat Öffentlichkeitsarbeit Württembergische Str.6 Litho 10707 Berlin Kiflu, elch Grafics Tel: (030) 9012-0 Druck Projektleitung Saladruck Gemeinsame Landesplanungsabteilung Diese Broschüre wurde auf der Länder Berlin und 100% Recyclingpapier Brandenburg gedruckt GL 11 Lindenstr.34a 14467 Potsdam Tel: (0331) 866 76 72 Fax: (0331) 866 76 28