Schriftenreihe Des Sophie Drinker Instituts
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Schriftenreihe des Sophie Drinker Instituts Herausgegeben von Freia Hoffmann Band 6 Claudia Schweitzer „…ist übrigens als Lehrerinn höchst empfehlungswürdig“ Kulturgeschichte der Clavierlehrerin BIS-Verlag der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Das Titelzitat ist entnommen aus dem Artikel zu "Madame Bitzenberg" im "Jahrbuch der Tonkunst von Wien und Prag 1796". Fotografie Umschlagrückseite: Gabriele Kircher, Marburg BIS-Verlag, Oldenburg, 2008 Verlag / Druck / Vertrieb BIS-Verlag der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Postfach 25 41 26015 Oldenburg Tel.: 0441/798 2261, Telefax: 0441/798 4040 E-mail: [email protected] Internet: www.ibit.uni-oldenburg.de ISBN 978-3-8142-2124-3 Inhaltsverzeichnis Vorwort 9 Einleitung 11 Teil I Die Entwicklung in Frankreich 23 1 Musikerinnen in Frankreich 25 1.1 Erziehung französischer Mädchen 25 1.2 Generalbassspiel – eine Domäne der Frauen 40 2 Lebens- und Arbeitsverhältnisse 55 2.1 Die Frauen der Familie Couperin 55 2.2 Tätigkeitsbereiche der französischen Musikerinnen 63 2.3 Pariser Adressverzeichnisse 74 2.4 Die Wohnungen zweier Clavierlehrerinnen zu Beginn des 18. Jahrhunderts 91 3 Instrumente und Unterricht 100 3.1 Das Instrumentarium der französischen Clavierlehrerinnen 100 3.2 Die musikalische Ausbildung der Clavierlehrerinnen 111 3.3 Die französische Claviermethodik 122 3.3.1 Cembalounterricht 122 3.3.2 Generalbass und Harmonielehre 135 3.3.3 Schulwerke für die Harfe 140 3.3.4 Unterricht am Hammerclavier 148 3.3.5 Theoretischer Unterricht 161 3.4 Angélique Diderot – eine Clavierschülerin im 18. Jahrhundert 167 4 Berufsentwicklung 174 4.1 Hélène de Montgeroult – Clavierprofessorin am Conservatoire National de Musique et de Déclamation 174 4.2 Die Revolutionsjahre und neue Voraussetzungen für den Beruf der Clavierlehrerin 181 Teil II Schweiz und Niederlande 195 1 Die Schweiz 197 1.1 Das Musikleben in der Schweiz 197 1.2 Zwei Berner Konkurrentinnen: Mme Latour und Mme Cortaillod 204 1.3 Genovieffa Ravissa und einige andere Clavierlehrerinnen der französischen Schweiz 210 2 Die Niederlande am Beispiel dreier Clavierlehrerinnen 225 Teil III Deutschland und Österreich 231 1 Die Situation in Deutschland 233 1.1 Der Geschlechtscharakter und die Erziehung deutscher Mädchen 233 1.2 Betonung weiblicher Tugend als Verschleierung professioneller Tätigkeit 240 2 Theorien und ihre Umsetzung 250 2.1 ‚Von der guten Lehrmeisterin’ 250 2.2 Von der Clavierlehrerin 262 3 Lebens- und Arbeitsbereiche 280 3.1 Unterrichtende Virtuosinnen und Werbung in eigener Sache 280 3.2 Im Dunstkreis der Instrumentenbauer und ‚Instrumente für das Frauenzimmer’ 289 3.3 Wunderkinder und was aus ihnen wurde 299 3.4 Maria Anna Mozarts Tagordnungen 307 3.5 Im Schutze der Kirche 320 4 Wiener Verhältnisse 326 4.1 Wien – Stadt der Möglichkeiten 326 4.2 Die Musikalische Bildungsanstalt für Frauen der Maria Theresia Paradis 340 5 Das Berufsbild: Zum Selbstverständnis der deutschen Clavierlehrerinnen 349 Zusammenfassung 356 Biografischer Anhang 367 1 Drei (Auto-) Biografien 369 1.1 Die Autobiografie der Therese aus dem Winckel 369 1.2 Die Biografie der Josephine Müllner-Gollenhofer 375 1.3 Die Autobiografie der Sophia Häßler, geb. Kiel 387 2 Kurzbiografien der Clavierlehrerinnen 429 Bibliotheksabkürzungen 483 Literaturverzeichnis 483 Personenverzeichnis 513 Vorwort Methodik und Arbeitsweisen im Instrumentalunterricht früherer Zeit, die äußeren Rahmenbedingungen dieses Unterrichts wie die Lebensbedingungen der Lehrkräfte sind bislang wenig erforscht. Die traditionelle Orientierung an Komponisten und ih- ren Werken hat andere kultur- und sozialgeschichtliche Aspekte der Musikge- schichte lange Zeit in den Hintergrund treten lassen. Dies betrifft auch die For- schungsarbeiten zu Musikerinnen, die in den letzten 25 Jahren im Kontext des stei- genden Interesses an den weiblichen Aktivitäten in der Geschichte der Musik er- schienen. Als bahnbrechend für die Beleuchtung früheren musikpädagogischen Ar- beitens erwies sich Michael Roskes Sozialgeschichte des Musiklehrers vom 17. zum 19. Jahrhundert1, die allerdings hauptsächlich vom norddeutschen Raum ausgeht und auf die besonderen Bedingungen von Frauen kaum eingeht. Gab es im 18. Jahrhundert, in einer Zeit, da für die Musikausbildung noch we- nig Institute und offizielle Richtlinien existierten und Frauen kaum je berufstätig waren, Clavierlehrerinnen? Wie lebten sie? Wie sahen ihre Herkunftsfamilien aus? Wie arbeiteten sie? Wie war ihr Ansehen, ihr gesellschaftlicher Status? Wo fand der Unterricht statt? Wer waren ihre Schülerinnen (und Schüler), wie lang, wie häufig und regelmäßig nahmen diese Unterricht? Was waren die Gründe für die Berufstä- tigkeit der Lehrerinnen? Und wie sahen sie sich selbst, wie beurteilten sie ihre Ar- beit und welchen Stellenwert besaß diese in ihrem Lebensplan? Gibt es Gemein- samkeiten unter den Biografien dieser Frauen? Diese Fragestellungen versucht die vorliegende Studie ansatzweise zu beant- worten: nur ansatzweise, da die gegenüber den tatsächlichen Gegebenheiten sicher- lich geringe Anzahl von „nur“ annähernd 100 Lehrerinnen, die bei gründlicher Re- cherche in den untersuchten Ländern (Frankreich, Schweiz, Niederlande und Deutschland/Österreich in ihren heutigen Landesgrenzen) gefunden werden konn- ten, die Frage nach der Repräsentativität der Daten stellt. Die gefundenen Informati- onen stellten sich aber auch als richtungweisend heraus, da sie Gemeinsamkeiten unter den Lehrerinnen aufzeigen, damit also zumindest für eine Teilgruppe der Cla- vierlehrerinnen als charakteristisch und aussagekräftig angesehen werden können. Sie bilden somit eine Basis zum Verständnis eines der ersten Berufe, den Frauen professionell ausübten. Die vorliegende Arbeit soll, ausgehend von den Biografien der Lehrerinnen, eine möglichst sachliche und zugleich umfassende Darstellung der (wenigen) bislang bekannten und der neu aufgefundenen Fakten geben, aus denen erste vorsichtige Schlussfolgerungen und Verallgemeinerungen abgeleitet werden können. Diese gilt es in späteren Arbeiten unter Zugrundelegung weiteren For- schungsmaterials zu verifizieren und zu erweitern bzw. gegebenenfalls zu korrigie- ren. 1 Roske. 9 Ich danke ganz herzlich all denen, die mir bei der Übersetzung der fremdspra- chigen Texte geholfen haben: Christine Schäfer (Ch. S.), Kerstin Hartge (K. H.) so- wie Christa und Bruno Neudecker (Ch./B. N.).2 Mein Dank gilt weiterhin Elke Schröder für die vielen anregenden Gespräche und die grafische Gestaltung der Abbildungen, Irène Minder-Jeanneret für ihre fachkundige Hilfestellung zum Thema Schweiz; Guy Le Comte, Président de la So- ciété d’histoire de Genève, für die Überlassung eigenen Forschungsmaterials und gedanklichen Austausch; den Damen und Herren der Murhardschen Landesbiblio- thek Kassel, besonders Michael Hromek, für ihre Unterstützung, Anja Herold für die Gestaltung des Manuskriptes und ganz besonders Prof. Dr. Freia Hoffmann für ihre behutsame und dabei stets anregende Betreuung. Für Hinweise, Austausch und Überlassung von Material möchte ich mich außerdem bedanken bei Frau Helga Brück; Frau Uta Goebl-Streicher; Frau Michaela Krucsay; Herrn Jean-Jacques Eggler (Archives de la Ville de Lausanne); Herrn Irving Godt; Herrn Günther Grünsteudel (Universitätsbibliothek Augsburg); Frau Helen H. Metzelaar; Herrn Michel Le Moel (Conservateur général (h.) der Archives Nationa- les); Herrn Roland Schmidt-Hensel, M.A. (Staatsbibliothek zu Berlin – Musikabtei- lung mit Mendelssohn-Archiv); Herrn Jacques Tchamkerten (Bibliothèque du Con- servatoire de Genève); Herrn Thomas Weidenholzer (Archiv der Stadt Salzburg); den Archives Cantonales Vaudoises; den Archives Nationales in Paris; der Biblio- thèque Nationale de France; dem Gemeentearchief Amsterdam; der Sächsischen Landesbibliothek Dresden; dem Stadtarchiv Erfurt; der Stadt- und Regionalbiblio- thek Erfurt; dem Freien Deutschen Hochstift – Frankfurter Goethe-Museum; den Archives de l’Etat de Genève; den Archives de la Ville de Genève; der British Library London; der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern; dem Bischöfli- chen Zentralarchiv Bistum Regensburg; dem Stadtarchiv Regensburg; der Gesell- schaft der Musikfreunde in Wien; dem Diözesanarchiv des Bistums Würzburg und den Archives Communales d’Yverdon. Die Abbildungen gehen auf Quellen in der Landesbibliothek und Murhardschen Bibliothek Kassel, der Staatsbibliothek zu Berlin – Musikabteilung mit Mendels- sohn-Archiv – und den Archives de la Ville de Lausanne zurück. Den Verantwortli- chen sei für die Erlaubnis zum Abdruck an dieser Stelle herzlich gedankt. Melsungen, im September 2007 Claudia Schweitzer 2 Die übrigen, mit C. S. gekennzeichneten Übertragungen stammen von der Autorin. 10 Einleitung Eigenes Musizieren, das Erlernen und das Lehren von Musik, diese drei Bereiche, in unserem heutigen Sprachverständnis eigenständig definiert, waren dies nicht im- mer. Erst um 1700 setzte die Tendenz ein, ein Unterrichten in musikalischen Fä- chern vom Musizieren getrennt zu betrachten. Damit konnte sich auch der Beruf des Musiklehrers, des „Informators“, entwickeln, den bis dato Kantoren, Organisten, Hofmusiker, Stadtpfeifer und fahrende Spielleute nebenbei ausgeübt hatten. Tätig- keiten, die bis dahin ohne Eigendefinition der verschiedenen Bereiche von einer Person ausgeübt wurden, erhielten nunmehr ein eigenes Profil: Man war entweder Komponist und/oder Interpret und/oder Lehrer. Mit der Verselbstständigung der Lehre ging ein großer Anstieg des Musik- schrifttums einher, das sich mit geeigneten Unterrichtsformen und -methoden be- schäftigte.