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Fankultur alter Schule trifft auf Stadion neuzeitlicher Prägung: Eröffnung des Borussia-Parks Foto: Stadionwelt Neue Stadien, neue Konfl ikte Die deutsche Stadienlandschaft hat sich seit Mitte der 90er Jahre in nie da gewese- nem Tempo verändert. Die Vereine sind erfreut, denn mit dem Bau-Boom kam der Zuschauer-Boom, Woche für Woche sind die Stadien gut gefüllt. Doch es gibt auch kritische Stimmen, viele aktive Fans begegnen dem Wandel mit Ablehnung.

schermittwoch in der Düsseldorfer Alles super, könnte man meinen, doch Titelthema: LTU arena: Die deutsche Fußball- es gibt auch andere Stimmen. Denn ge- � Neue Stadien, neue Konfl ikte Anationalelf kickt gegen Argentini- rade die Mega-Projekte wie Düsseldorf Einführung ...... 22 en, 52.000 Zuschauer sind Zeuge des seit zeigen, wie sehr die Wahrnehmung hin- Rückblick Um- und Neubau . . . . . 23 Wochen ausverkauften Spiels. Während sichtlich der neuen Stadien auseinander Interview ProFans ...... 26 es draußen kalt und windig ist, können gehen kann. Was für die einen ein Traum „Rund ums Schlauchboot strahlen die Besucher auf den Rängen ihre Jacken von Komfort und Architektur ist, be- nicht alle“: Der Konfl ikt um ablegen, denn das Dach ist geschlossen, deutet für die anderen einen Alptraum, die Stehplätze in München . . . . . 27 die Heizung hat bereits vor Öffnung der das Ende der bisherigen Fankultur, den � Stadien im Wandel Eingangstore für frühlingshafte Tempe- Austausch des Publikums, den Abschied Sicht, Dächer, Überwachung . . . . 28 raturen gesorgt. Saubere Toiletten, nahe- vom traditionellen Volkssport. Stehplätze, Eintrittspreise, gelegene Imbissstände, Glasfassaden und Während der 90 Minuten herrscht, Gästeblöcke ...... 29 viel Licht bieten ein Umfeld, das früher abgesehen von wenigen Phasen, immer Kommerzialisierung, Catering, eher von Theaterbesuchen bekannt war. wieder Ruhe auf den Rängen. Fast an- Zaunfahnen ...... 30 Viele Zuschauer sind an diesem Tag dächtig verfolgt das Publikum das Trei- Architektur, Hospitality ...... 31 zum ersten Mal in der neuen Düsseldor- ben auf dem grünen Rasen. In den Tagen Kommentar ...... 31 fer Multifunktionsarena, deren Betreiber nach dem Spiel wird in den gängigen großen Wert darauf legen, dass Fußball Fanforen im Internet diskutiert, warum � Zwischen Frust und Freude nur eine von vielen Nutzungsmöglichkei- die Stimmung so schlecht war. Von ty- Drei Fallbeispiele ...... 32 ten ist. Den Besuchern des Länderspiels pischer Länderspiel-Stimmung sprechen � Kolumne: Die wilden 80er . . . . . 34 ist das egal, viele bleiben beim Betreten die einen, Vorgeschmack auf die WM � Nachgefragt ...... 22 der Tribünen einen Moment stehen, las- nennen es die anderen. ��Stefan Diener, Ingo Partecke, Christi- sen ihren Blick über die steilen Oberrän- Wenn im kommenden Jahr Teams aus an Meister, Maik Thesimg, Matthias ge und die massive Dachkonstruktion 32 Nationen in Deutschland um den Ti- Ney, Frieder Feldmann, Volker Goll schweifen, nicken zufrieden und nehmen tel spielen, werden zwölf hochmoderne anschließend ihren Sitzplatz ein. Arenen die Austragungsorte sein. Weit

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mehr als eine Milliarde Euro wurden investiert, um die Spielstätten heraus- Großbaustelle Fußballdeutschland zuputzen. Aus Sicht von Veranstaltern, Die Fußballweltmeisterschaft 2006 veränderte die Stadionlandschaft völlig. Sponsoren, VIPs und vielen Zuschauern Nicht nur die zwölf Spielorte sind davon betroffen. bleiben keine Wünsche mehr offen. Ob Verkehrsanbindungen, Komfort, Service 1990 schaute die Welt nach Italien und Doch nicht nur beim Verzicht auf die oder Werbemöglichkeiten – die neuen erfreute sich an den herrlichen Stadien, Leichtathletikanlagen setzte der HSV ein Stadien sind kaum wiederzuerkennen. die für die beste Liga der Welt anlässlich Zeichen, auch die konsequente Nutzung Und nicht nur in die WM-Stadien wurde der Fußball-WM geschaffen worden waren. von VIP- und Logenplätzen zur Refi nanzie- investiert, auch in vielen anderen Städten Es war der neueste Stand der Stadionar- rung des Umbaus war richtungweisend. erhielten die Fußballplätze eine moderne chitektur, den man in den Neubauten von Mehreinnahmen im achtstelligen DM-Be- Kulisse, die den Ansprüchen der heu- Bari oder Turin bewundern konnte. Doch reich und tausende zusätzliche Zuschau- tigen Zeit entspricht. Doch was genau heute, nur 15 Jahre später, wirken die er versprach sich der HSV vom Umbau, sind die Ansprüche an moderne Arenen Arenen Italiens wie Relikte einer längst und die Erwartungen wurden sogar noch und wer de niert sie? Obwohl Fußball vergangenen Epoche. übertroffen. Erstmals zeigte sich, wie viel mittlerweile in allen gesellschaftlichen Denn Mitte der Neunziger Jahre änder- Geld man auch in Deutschland mit kom- Schichten anerkannt, der Stadionbesuch ten sich die Ansprüche an Fußballstadi- fortablen Stadien verdienen konnte, kein auch bei jedem noch so schlechten Wetter en grundlegend. Die englische Premier Wunder, dass andere Vereine hier ganz ein Vergnügen ist, nehmen in Fankreisen League löste Italiens Serie A als attrak- genau hinschauten. die kritischen Stimmen zu. In vielen Städ- tivste Liga Europas ab und weckte überall Als dann im Sommer 2000 Deutschland ten gab es in den letzten Wochen Protest- das Bedürfnis nach ähnlich engen Sport- zum Ausrichter der WM bestimmt wurde, aktionen. Doch worum geht es dabei, stätten. Hierzulande allerdings mangelte zeigten auch die Kommunen gesteiger- welche Diskussionen werden geführt? es nicht nur an Geld, sondern auch an ei- tes Interesse an modernen Arenen, galt nem zwingender Anlass, die meist ja noch es doch, in der Lotterie „12 aus 16“ den Rasante Entwicklung recht brauchbaren Stadien aufwändig um- Zuschlag als WM-Austragungsort zu er- zubauen. Dieser Grund ergab sich erst im halten. So besserten etliche Bewerber- Fußball-Stadien haben sich seit jeher Jahr 2000, dem Kaiser sei Dank… städte ihre Konzepte noch einmal nach, gewandelt. Im Laufe der Geschichte stie- Bevor Beckenbauer die WM 2006 nach in München, Hannover, und Fankultur alter Schule trifft auf Stadion neuzeitlicher Prägung: Eröffnung des Borussia-Parks Foto: Stadionwelt gen die Ansprüche und Anforderungen. Deutschland lockte, hatten nur wenige Düsseldorf sollten entgegen ursprüngli- Waren anfangs noch befestigte Stufen Vereine eine Möglichkeit gefunden, ihre etwas Besonderes, wurde schon wenig Sportstätte auszubauen. Nürnberg sa- Neue Stadien, neue Konfl ikte später eine überdachte Tribüne als Maß nierte bis 1991 das völlig marode Fran- aller Dinge angepriesen. Später rückten kenstadion, erneuerte und über- Die deutsche Stadienlandschaft hat sich seit Mitte der 90er Jahre in nie da gewese- die Sitzplätze in den Vordergrund. In dachte anlässlich der Leichtathletik-WM den 90er Jahren setzte dann der Trend 1993 seine Arena. Der spektakulärste nem Tempo verändert. Die Vereine sind erfreut, denn mit dem Bau-Boom kam der ein, das Stadion nicht mehr nur als Spiel- Ausbau der Neunziger fand jedoch in Dort- Zuschauer-Boom, Woche für Woche sind die Stadien gut gefüllt. Doch es gibt auch stätte für die 90 Minuten zu sehen. Die mund statt, wo das zwi- Zuschauer sollten sich immer länger und schen 1995 und 1998 Tribüne für Tribüne kritische Stimmen, viele aktive Fans begegnen dem Wandel mit Ablehnung. – durch Mantelnutzung schmackhaft ge- erweitert und zu einem wahren „Tempel“ macht – möglichst auch an den Tagen ausgebaut wurde. schermittwoch in der Düsseldorfer Alles super, könnte man meinen, doch zwischen den Spielen am Stadion aufhal- Ansonsten mussten sich Fußballfans mit Titelthema: LTU arena: Die deutsche Fußball- es gibt auch andere Stimmen. Denn ge- ten und dort konsumieren. Während mit kleineren Maßnahmen zufrieden geben. Umbau in Duisburg Foto: Stadionwelt � Neue Stadien, neue Konfl ikte Anationalelf kickt gegen Argentini- rade die Mega-Projekte wie Düsseldorf dem Verzicht auf die Laufbahn und vier In Freiburg entstand Stück für Stück ein Einführung ...... 22 en, 52.000 Zuschauer sind Zeuge des seit zeigen, wie sehr die Wahrnehmung hin- überdachten Tribünen inklusive Busi- Schmuckkästchen, in Kaiserslautern wur- cher Planungen nun plötzlich doch reine Rückblick Um- und Neubau . . . . . 23 Wochen ausverkauften Spiels. Während sichtlich der neuen Stadien auseinander ness-Bereich, Logen und Videoleinwän- den zwei Tribünen ausgebaut, Bremen Fußballstadien geschaffen werden. Und Interview ProFans ...... 26 es draußen kalt und windig ist, können gehen kann. Was für die einen ein Traum den mittlerweile ein Konsens besteht, wie und Leverkusen komplettierten ihre Sta- als die WM-Spiele unter den deutschen „Rund ums Schlauchboot strahlen die Besucher auf den Rängen ihre Jacken von Komfort und Architektur ist, be- neue Stadien auszusehen haben, werden dien, und Karlsruhe erhielt eine moderne Städten verteilt worden waren, hielten nicht alle“: Der Konfl ikt um ablegen, denn das Dach ist geschlossen, deutet für die anderen einen Alptraum, nun immer neue Wege für die weitere Haupttribüne. Aufregende Projekte schei- sogar die Verlierer Mönchengladbach und die Stehplätze in München . . . . . 27 die Heizung hat bereits vor Öffnung der das Ende der bisherigen Fankultur, den Nutzung gesucht. Ob multifunktiona- terten meist schon in der Planungsphase, Düsseldorf an ihren WM-tauglichen Neu- � Stadien im Wandel Eingangstore für frühlingshafte Tempe- Austausch des Publikums, den Abschied ler Gebrauch durch verschließbare Sta- so fand Frankfurt jahrelang keine Mittel, bauten fest, während in den angehenden Sicht, Dächer, Überwachung . . . . 28 raturen gesorgt. Saubere Toiletten, nahe- vom traditionellen Volkssport. diondächer, angegliederte Supermärkte, um den spektakulären „Skydome“ zu er- WM-Städten natürlich erst recht die Bag- Stehplätze, Eintrittspreise, gelegene Imbissstände, Glasfassaden und Während der 90 Minuten herrscht, Parkhäuser, Fitness-Center, Kneipen und richten, der FC Bayern hingegen hätte sich ger anrollten. Gästeblöcke ...... 29 viel Licht bieten ein Umfeld, das früher abgesehen von wenigen Phasen, immer Spielcasinos – der Phantasie sind nicht einen Neubau sicherlich leisten können, All diese Maßnahmen zwangen auch klei- Kommerzialisierung, Catering, eher von Theaterbesuchen bekannt war. wieder Ruhe auf den Rängen. Fast an- nur keine Grenzen gesetzt, die Pläne fand jedoch keinen passenden Bauplatz. nere Vereine wie Wolfsburg und Duisburg Zaunfahnen ...... 30 Viele Zuschauer sind an diesem Tag dächtig verfolgt das Publikum das Trei- werde auch zunehmend realisiert. Neue Impulse setzte der HSV, der 1998 zu handeln, um nicht allmählich den An- Architektur, Hospitality ...... 31 zum ersten Mal in der neuen Düsseldor- ben auf dem grünen Rasen. In den Tagen den Umbau des zugigen Volksparkstadi- schluss zu verlieren. Und wer wie Aachen Kommentar ...... 31 fer Multifunktionsarena, deren Betreiber nach dem Spiel wird in den gängigen Stehplätze erhalten ons in eine enge Fußballarena begann. oder Dresden bislang noch keine Moder- großen Wert darauf legen, dass Fußball Fanforen im Internet diskutiert, warum Endlich hatte sich ein Verein aufgerafft nisierung des Stadions stemmen konnte, � Zwischen Frust und Freude nur eine von vielen Nutzungsmöglichkei- die Stimmung so schlecht war. Von ty- Langjährige Fans und Stadiongänger und die Laufbahn aus seinem Stadion sucht händeringend nach Wegen, diese Drei Fallbeispiele ...... 32 ten ist. Den Besuchern des Länderspiels pischer Länderspiel-Stimmung sprechen müssen sich den rasant wechselnden Be- verbannt. Wenige Monate später zog möglichst schnell nachzuholen. � Kolumne: Die wilden 80er . . . . . 34 ist das egal, viele bleiben beim Betreten die einen, Vorgeschmack auf die WM gebenheiten anpassen. Viele dieser Ver- Schalke 04 mit dem Neubau der Multi- Es hat sich zuletzt also eine Menge getan. � Nachgefragt ...... 22 der Tribünen einen Moment stehen, las- nennen es die anderen. änderungen werden begrüßt, oft artiku- funktionsarena „AufSchalke“ nach. Und Wenn im Sommer der FC Bayern das Olym- ��Stefan Diener, Ingo Partecke, Christi- sen ihren Blick über die steilen Oberrän- Wenn im kommenden Jahr Teams aus liert sich jedoch auch Widerspruch. Die auch dem Underdog Hansa Rostock ge- piastadion verlassen hat, wird wohl kein an Meister, Maik Thesimg, Matthias ge und die massive Dachkonstruktion 32 Nationen in Deutschland um den Ti- erste große Protestwelle erhob sich in den lang es, Geldgeber für einen entsprechen- Bundesligastadion mehr so aussehen wie Ney, Frieder Feldmann, Volker Goll schweifen, nicken zufrieden und nehmen tel spielen, werden zwölf hochmoderne 90er Jahren, als sich Fans unter dem Mot- den Umbau zu fi nden. 1990, dem Jahr der WM in Italia. anschließend ihren Sitzplatz ein. Arenen die Austragungsorte sein. Weit to „Sitzen ist für’n Arsch“ gegen den �

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massiven Stehplatzabbau in den Stadien rechtsfreie, aber durchaus durch eigene zur Wehr setzten. Mit dem Ziel, die Si- Regeln organisierte Raum, den Fankur- cherheit in den Stadien zu erhöhen, soll- ven lange Zeit darstellten, schwindet ten nach Wunsch der UEFA und des DFB mehr und mehr. Zum Glück, werden nach und nach alle Stehplatzbereiche aus Polizei und Vereine sagen, doch viele den Stadien verschwinden. Durch gute Fans fühlen sich in ihrer Freiheit einge- Argumente und viele Aktionen vor Ort schränkt. Vieles von dem, was fast schon gelang es jedoch, diese Entwicklung zu rituell zum Stadionbesuch dazugehörte, stoppen. In den meisten deutschen Sta- ist nicht mehr möglich. dien gibt es – anders als damals geplant Zudem begünstigen die neuen Are- – heute noch Stehplätze, deren Bestand nen, die neben dem Sportlichen an sich Nürnberg: Für den Erhalt des Stadionnamens vorerst auch nicht mehr in Gefahr ist. bereits ein Erlebnis darstellen, einen Foto: glubb.tv Der Wandel, der sich derzeit in den Austausch von Teilen des Publikums. Stadien vollzieht, ist viel umfassender, Waren noch Anfang der 90er Jahre mas- gehen die Club-Fans auf die Barrikaden. als der Stehplatzabbau in den 90er Jahren, senhaft freie Plätze in den Stadien zu Mehr als 3.000 Unterschriften gegen eine daher fällt es auch schwerer die Punkte sehen, steigt deren Auslastung nun seit mögliche Umbenennung wurden bereits genau zu de nieren, die den aktiven Fan- Jahren kontinuierlich. Die komfortablen gesammelt, „Pro Frankenstadion“-Trans- gruppen zu schaffen machen. Die Proble- Arenen haben den Fußball-Besuch ge- parente entrollt. Die eindeutige Botschaft me sind vielschichtig und auch lokal sehr sellschaftsfähig gemacht, mit dem Ergeb- „Gegen den modernen Fußball“ gab es unterschiedlich. Trotzdem sind die neu- nis, dass die Karten knapp werden. Wer gleich mit dazu. Auch in anderen Städ- en Arenen ein Teil dessen, was derzeit aber nicht ins Gesamtbild passt, wird ten wie Bochum, Dortmund oder Mainz als „moderner Fußball“ bezeichnet und ausgeschlossen. Die Vereine organisie- wird von Fanseite bereits drohendes vor allem von den Ultra-Gruppen abge- ren die Party und suchen sich aus, wer Unheil vernommen, erste Protestaktio- lehnt wird. Gemeint ist damit die immer dabei sein darf. Deutlich gestiegene Ein- nen fanden statt. Generell gibt es größe- präsentere Kommerzialisierung des Fuß- trittspreise, mit denen unter anderem die re Proteste vor allem dort, wo lediglich balls und ein damit eingehender Wandel Baumaßnahmen nachträglich  nanziert überschaubare Änderungen am Stadion der Zuschauerstruktur in den Stadien. werden sollen, sorgen zudem vielerorts durchgeführt wurden, und der langjäh- für eine Selektion des Publikums nach rige Name plötzlich durch einen kom- Schwindende Freiräume sozialen Gesichtspunkten. Die wenigen merziellen ersetzt wurde oder werden erschwinglichen Stehplätze sind meist soll, wie etwa in Freiburg der Fall. Bei Fußball hatte, vor allem für das junge schnell ausverkauft, die Sitzplätze längst kompletten Neubauten, wo bestehende Publikum, immer etwas von Ausnahme- nicht mehr für jedermann zu  nanzieren. Traditionen zuvor abgerissen wurden, zustand. Der Stadionbesuch war nicht Daher sind die Eintrittspreise ein Punkt, hielten sich die Unmutsäußerungen in immer ungefährlich und der Fanblock ein an dem es in der jüngeren Vergangenheit Grenzen, so beispielsweise in Köln oder Ort, in dem eigene Gesetze herrschten, immer wieder zu Meinungsverschieden- . Emotionen die Abläufe bestimmten. Der heiten kam. Besonders massiv waren die Jedoch steht nicht alles, was in den Stadionbesuch als Erlebnis, als Ausbruch Fanproteste in Hannover, aber auch in letzten Monaten für Diskussionen sorgte aus dem alltäglichen Leben, mit anderen Düsseldorf regt sich Widerstand, nach- und wofür die neuen Stadien verantwort- Regeln und Gesetzen. Diese eigene Welt dem die Anhänger jüngst für ein Regio- lich gemacht werden, auch zwangsläu g wird jedoch zunehmend eingeschränkt. nalligaspiel in der Arena tiefer in die damit im Zusammenhang, sondern viel Viele neue Stadien sind sauber und ste- Tasche greifen mussten, als die deutliche mehr mit einer generellen Entwicklung ril. Bierduschen, Torpogo, auf die Zäune Mehrheit der Erstliga-Fans beim wö- des Fußballs. Auch ohne Neubau-Boom springen, das auch bisher nicht erlaubte chentlichen Stadionbesuch. hätten sich Kameraüberwachung, Ver- Zünden von Pyrotechnik – alles das wird marktung des Rahmenprogramms und schwieriger durch Verbote, Videoüber- Tradition zu verkaufen überdimensionale Werbebotschaften am wachung, Einengung. Der ansatzweise Spielfeldrand in den letzten Jahren deut- Bei der Suche nach Möglichkeiten zur lich erhöht. Steigerung der Einnahmen greift man Ganz klar als Ursache der aufgeheiz- jedoch nicht nur auf Eintrittsgelder zu- ten Situation in München kann jedoch rück. Insbesondere die Vermarktung der dortige Stadionneubau ausgemacht des Stadionnamens sowie einzelner Tri- werden. „Stimmung aus dem Designer- bünen hat in den letzten Jahren stark klappsitz?“, fragten die Fans des FC Bay- zugenommen. Auch wenn in einer Um- ern auf Transparenten. Die Vorfreude frage von Stadionwelt 34,7 Prozent der auf die Allianz Arena ist der Erkenntnis Meinung waren, dass es sich hierbei um gewichen, dass es sich bei den angekün- einen nicht vermeidbaren Schritt han- digten Stehplätzen lediglich um hoch- delt, deuten viele Fans dies als Verkauf geklappte Sitze handelt. Und auch in der Tradition. Ob Allianz-, AWD-, oder Düsseldorf sammelten die Fans in den AOL-Arena, der Trend ist nicht mehr zu zurückliegenden Monaten Unterschrif- stoppen. Wer seinen Stadionnamen noch ten für einen Stehplatzbereich in der neu- nicht verkauft hat, denkt zumindest laut en Arena. darüber nach oder verhandelt still und leise. Zufriedenheit Seit in Nürnberg bekannt wurde, dass der Baukonzern Hochtief die Namens- Bei allem Unmut wäre es jedoch falsch Hallenkick in Düsseldorf Foto: Stadionwelt rechte am Frankenstadion erworben hat, zu behaupten, die neuen Stadien �

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würden von den aktiven Fangruppen vor Jahren in statt, als So erhielt dann auch das Fanprojekt ei- ausschließlich negativ beurteilt. Viele der Bundesligist vom maroden Park- gene Räume hinter der Fankurve. Aspekte, wie die Sicht auf das Spiel- stadion in die neue Arena AufSchalke Ebenfalls mit Büros und eigener In- feld, Akustik und Komfort erhielten in wechselte, zu dieser Zeit das modernste frastruktur im neuen Stadion fest in- der Dezember-Umfrage von Stadion- deutsche Stadion und Symbol für den stalliert ist in Hamburg der ein ussrei- welt gute Noten. Und auch die Einsicht, Aufbruch in ein neues Stadionzeital- che HSV-Supporters Club. Zu allen dass VIP-Bereiche, Business-Seats und ter. Viele Neuerungen traten hier erst- fanrelevanten Stadionfragen werden Logen notwendig sind, damit der eige- mals auf: Ein verschließbares Dach, die Vertreter der Fanszene gehört. In ne Club wettbewerbsfähig bleibt, hat Zuschauer-Umläufe mit Bildschirmen, Duisburg gelang es den Fans, die Steh- sich durchgesetzt. „Knappenkarte“. All das fand im Schat- plätze durchzusetzen und auch in Gel- Allerdings gibt es von Fanseite auch ten der großen Euphorie statt, mit der senkirchen und Köln wurden Punkte kaum eine Alternative, als sich mit den die Fans ihr neues Zuhause begrüßten. aus dem Dialog zwischen Fans und neuen Stadien in irgendeiner Form zu Die deutliche Mehrheit der Fans war Verein umgesetzt. arrangieren. Die Neubauten sind Fakt, und ist vom neuen Stadion begeistert. Ausverkaufte Stadien sind nicht an- haben die Fußballwelt verändert und Doch es gibt seit jeher auch kritische satzweise ein Garant für Stimmung. werden auf Jahre hinaus die Bühne für Stimmen: „Wir brauchten früher keine Dessen müssen sich Fans bewusst sein die Bundesliga bieten. Einige wenige Glasarena, auch bei Wind und Regen und diesen Trumpf bei der Vertretung Fans haben ihre Konsequenz daraus be- war es schön“, singt beispielweise die ihrer Interessen ausspielen. Denn auch reits gezogen, boykottieren die Spiele Schalker Band „Rosetti Rosso“ in ihrem Vereine und Stadionbetreiber wissen, ihres Clubs in der neuen Arena, im um- Song „Wann spielen wir wieder ohne dass sich ohne Atmosphäre das Erlebnis benannten Stadion. Doch die Mehrheit Möller?“ Stadionbesuch deutlich reduziert. Daher geht weiter hin und versucht, gezielt müssen die Faninteressen ernst genom- Verbesserungen durchzusetzen. Einfl ussmöglichkeiten bestehen men werden, im Gegenzug sollten von Viele spekulieren dabei auf die Zeit Fanseite die wirtschaftlichen Interessen nach der Fußball-WM. Die Fanszenen in Obwohl die Zuschauerzahlen noch der Clubs akzeptiert werden. Wenn bei- Berlin, München und Hamburg hoffen immer stetig steigen, sind sich vie- de Seiten offen miteinander umgehen, auf die Schaffung (weiterer) Stehplätze. lerorts Vereine und Stadionbetreiber sind auch für beide Seiten akzeptable Bis es so weit ist, werden (ungeliebte) der Bedeutung des aktiven Fankerns Lösungen möglich. Dafür gibt es mitt- Veränderungen jedoch noch deutlich durchaus bewusst, es  nden Gespräche lerweile genug Beispiele. Gelingt das zunehmen, denn im Hinblick auf 2006 statt, um die Spielstätten mit den Wün- nicht, werden die Interessen der altein- be nden sich schon jetzt elektronische schen der Fans in Einklang zu bringen. gesessenen Fangruppen weiter missach- Einlass-Systeme sowie bargeldloses Besonders vorbildlich verlief der Neu- tet, ist der Höhepunkt der Proteste noch Zahlen in der Realisierungsphase. bau in Mönchengladbach. Regelmäßig lange nicht erreicht. Viel wird davon Einer der deutlichsten Umbrüche, traf sich der „Arbeitskreis Stadion“ mit abhängen, wie es nach der WM 2006 der Zeit ein wenig voraus, fand bereits Vertretern des Clubs und der Fanszene. weitergeht. ��Stefan Diener „Geld- und Faninteressen werden immer kollidieren“ Interview mit Philipp Markhardt (24), ProFans Hamburg Stadionwelt: Die Diskussion über die neu- Das Augenmerk von ProFans gilt aktuell oh- Stadionwelt: In welchen Punkten sind die en Stadien hat in den vergangenen Mona- nehin weniger der Stadionfrage als vielmehr Stadien heute fanfreundlicher? ten deutlich zugenommen. Was ist aus akti- der Stadionverbotsfrage. Markhardt: Fast alle Stadien sind komplett ver Fansicht das Hauptproblem? Stadionwelt: Bei aller Kritik an den so ge- überdacht, man ist näher am Spielgesche- Markhardt: Neben der Versitzplatzung sind nannten „Kommerztempeln“, inwieweit müs- hen dran und es ist nicht mehr so zugig. die übertriebenen Sicherheitsmaßnahmen sen Fans für Vermarktungsstrategien der Ver- Das zählt aber alles nur, wenn man wirklich zu nennen. Und natürlich die neuen Chip- eine Verständnis haben? wert darauf legt, denn eigentlich geht ja Einlasssysteme, die unserer Meinung nach Markhardt: Natürlich versucht jeder Verein, niemand zum Fußball, weil man so bequem mit den Datenschutzbestimmungen kolli- so viel Geld wie möglich zu machen. Man sitzt. dieren. Obwohl niemand will, dass seine darf es jedoch niemals übertreiben und muss Stadionwelt: Sind die Proteste gegen die Daten, beispielsweise darüber, wie er sich immer versuchen, einen Mittelweg zu fi nden, Begleiterscheinungen der neuen Stadien im Stadion bewegt oder welche Umsätze er auch wenn es schwierig ist. Mir ist kein Ver- eine vorübergehende Erscheinung? Werden tätig, festgehalten werden, zeigen die Fans ein bekannt, der es geschafft hätte, denn ei- sie in der nächsten Zeit noch zunehmen? in diesem Punkt eine gewisse Ohnmacht. gentlich übertreiben es alle. Markhardt: Die Proteste, so wie aktuell die in So weit ich weiß, ist dagegen bisher nichts Stadionwelt: Demnach hättest Du kein Ver- Düsseldorf und München, wird es weiter ge- Ernsthaftes unternommen worden. ständnis dafür? ben. Geld- und Faninteressen werden immer Stadionwelt: Gibt es einen Punkt, der ge- Markhardt: Ich würde mich selbst als ein Tradi- kollidieren. Und wenn man irgendwann die gen die Interessen von ProFans ist und bei tionalist des Fußballsports bezeichnen. Wenn Möglichkeit hat, mit einem Prosecco-Stand dem es vorstellbar wäre, dass es koordi- einer jetzt erst zum Fußball kommt, dann mag was zu verdienen, dann wird es auch den ge- nierte bundesweite Aktionen gibt? er es als völlig normal ansehen, dass man in ben. Und so lange es noch aktive Fans gibt, Markhardt: Natürlich stört beispielsweise den Stadion mittlerweile vom Kommerz fast er- wird auch dagegen protestiert werden. die Überwachung durch die enorme Zahl schlagen wird, egal ob es sich um das Catering Stadionwelt: Werden die aktiven Fans denn von Kameras. Ich denke, es würde nichts oder das Merchandising handelt – die Leute weiter mit diesen Stadien leben wollen? bringen, da zu intervenieren, denn das kön- stürzen sich ja regelrecht drauf. Wahrschein- Markhardt: Sie werden damit leben „müs- nen die Betreiber im Rahmen ihres Haus- lich bringt die Masse der Fans also schon ein sen“, denn die engagierten sind ja oft die, rechtes so handhaben, wie sie möchten. großes Verständnis mit. die am meisten hinter den Vereinen stehen.

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Rund ums Schlauchboot strahlen nicht alle FC Bayern-Fans fordern Mitsprache bei der Allianz Arena

Ob weiß, rot oder blau – in gut drei Monaten soll sie leuchten, die Außenhülle von Mün- chens schnell gewachsener Allianz Arena. Strahlen jedoch tun nicht alle dort. Mit Ak- tionen zum Rückrundenstart gegen den HSV zeigten Teile der Bayern-Kurve, dass sie bei der Ausgestaltung mitsprechen wollen. Be- sonders, was die Fankurven und die Möglich- keit, bei Ligaspielen zum Verein zu stehen, angeht. Organisiert von der „Schickeria München“, „Red United“ und dem Fanzusammen- schluss „Club Nr. 12“ ließen die Supporter im viele Plätze unbesetzt – in Form eines Herzens. „Für uns ein Symbol für mehrere tausend Dauerkarteninhaber, die entgegen ihren Wünschen keinen Platz in der neuen Südkurve erhalten werden“, er- läuterte dazu der „Club Nr. 12“. Protest-Aktion der Bayern-Fans beim Spiel gegen Hamburg Foto: PFlästerstein Spruchbänder mit den Texten „Wer Faninter- essen ignoriert, reißt der Südkurve das Herz 8.500 Bayernfans mit einer Steh-Saisonkarte kritischen Internet-Seiten www.arroganz- raus“ und „Ist die Kurve erst krepiert – ist’s machten sich Sorgen. arena.de juristisch vor. Seine Gesellschaft der Gast, der dann regiert“ formulierten, was Zuvor schon waren FCB-Fanrat bzw. der „Club setze die Vorgaben der beiden Klubs um, die Fans befürchten. Zur Aktion gegen den Nr. 12“ enttäuscht darüber, bei der Auswahl sagte Götz. HSV verteilten die Organisatoren Flugblätter, des Sitztypus nicht beteiligt worden zu sein. Derweil sieht Bayerns Fanbeauftragter Rai- doch diese wurden vom Verein verboten. Nun scheint festzustehen, dass auch im Fan- mond Aumann im Gespräch mit Stadion- Nach dem Baubeginn im Herbst 2002 gab bereich die gleichen Sitze wie im restlichen welt die Dinge völlig anders: „Wir müssen es recht vage Angaben, was die möglichen Stadion installiert werden – die Anhänger uns endlich freimachen von dem Denken: Stehbereiche des reinen Fußballstadions also zwischen den Sitzen stehen sollen. „Die- Nordbereich und Südbereich.“ Ihm schwebt betrifft. Hinter den Toren, im Süden wie im se Art Sitz ist in Sachen Bewegungsfreiheit riesige Stimmung hinter beiden Toren vor. Norden, könnten je 10.000 Plätze entste- gefährlich und kann zur großen Stolperfalle Aumann: „Und das wäre einmalig in Deutsch- hen, vermeldete da noch die Homepage werden – etwa beim Torjubel“, formulierte land. Selbst die neuen Arenen in Gladbach der Stadion GmbH, von beiden Münchener Gregor Weinreich vom Fanrat die Bedenken. oder Schalke haben nur eine Fanseite.“ Pro Großvereinen gebildet. Später schrumpfte Klar bevorzugen würden die Supporter das Unterrang hinten den Toren gäbe es die Ka- die angegebene Zahl merklich: Sie belief „Hamburger Modell“ mit komplett versenkba- pazität von bis zu 7.000 Stehplätzen, stellte sich nun auf je 7.000 hinter den Toren. Als ren Reihen. Keine Stellungnahme wollte Sta- der Fanbeauftragte außerdem klar. die FAZ im Januar in einem Artikel den „ge- dion-GmbH-Sprecher Werner F. Götz zu dieser Doch es gibt eben Ressentiments: Einge- landeten Zeppelin“ vorstellte, wurde dort Diskussion abgeben, wohl auch, weil sich die fl eischte Sechziger oder FCB-Anhänger wol- von zwei Bereichen mit 5.000er Kapazi- Auseinandersetzung in Bayerns Hauptstadt len sich zum einen ungern splitten lassen. tät gesprochen. Nicht nur die zurzeit circa verschärfte: So ging die Allianz AG gegen die Des Weiteren haben einige seit jeher Proble- me, die verhasste gegnerische Kurve zu be- treten. Während im Norden Münchens nun schon gut 95 % der aus fast 2.800 Luftkis- sen-Elementen bestehenden, beleuchtbaren Außenhülle angebracht ist, die Arena ihren Spitznamen „Schlauchboot“ schon weg zu haben scheint, setzen die Fans darauf, auf ihr neues Zuhause noch Einfl uss nehmen zu können. „Zwischen Wunsch und dem, was machbar ist, gibt es Unterschiede“, sagte Aumann dazu. Gespräche mit den FCB-Fans wolle man aber auf jeden Fall führen. „Wir nehmen uns den FC Basel zum Bei- spiel“, meinte Fanvertreter Weinreich. Da sei in der Muttenzerkurve nach anfänglicher Komplettbestuhlung wieder umgebaut wor- den. „Für uns ist bald High Noon. Da geht es um alles“, so Weinreich hinsichtlich der kommenden Tage. Denn es gibt eine Zusa- ge für einen Gesprächstermin mit Vertretern Deutschlands faszinierendster Neubau – zuletzt nicht unumstritten Foto: Allianz Arena des FC Bayern. ��Christian Meister

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s022-034_Titelthema_Werb03.indd 27 14.02.2005 08:17:38 Titel Stadien im Wandel Kaum ein Stein ist auf dem anderen geblieben, neu und modern erstrahlen die Spielstätten zwischen Berlin und Gelsenkirchen, zwischen Hamburg und München. Stadionwelt untersucht die Veränderungen.

Sicht Im Nachhinein ist es kaum zu begreifen, dass wir Fußballfans uns nicht schon früher an all den Leichtathletik-Laufbahnen in unse- ren Stadien gestört haben. Sie schienen wie selbstverständlich zu unseren Stadien zu gehören und wurden praktisch nie in Frage gestellt. Erst heute, rückblickend, seit wir die Arena AufSchalke oder die umgebauten Stadien von Hamburg, Hannover und Köln kennen, wird uns klar, was wir Jahrzehnte lang verpasst haben. 40 m beträgt in einem Leichtathletikstadion der Mindestabstand eines Kurvenplatzes zur Torlinie, weniger lässt der Radius der 400-m-Bahn nicht zu. Nur etwa ein Fünftel, nämlich 7,50 m, müs- Bald Vergangenheit: Unüberdachte Sitzplätze in München Foto: Stadionwelt sten heute aus Sicherheitsgründen eingehalten werden. Die üb- rigen 32,50 m waren der Preis, den wir auf den billigen Plätzen zahlen mussten für die Hoffnung unserer Kommunen auf gro- ße Leichtathletikmeisterschaften, die am Ende dann aber doch meist woanders stattfanden.

Vorreiter der überdachten Stadien: Arena AufSchalke Foto: Stadionwelt Überdachung

Früher: „Wer steht eigentlich im Tor?“ in Magdeburg Foto: Stadionwelt Wohl in keinem Bereich der Stadien treten die Veränderungen der letzten Jahre so deutlich hervor wie beim Dach. Nur vier Bun- desligastadien sind nicht komplett überdacht, darunter die der- zeitige Baustelle Betzenberg. Und das Münchner Olympiastadion mit seinen etwa 30.000 unüberdachten Plätzen wird im Sommer „ausgemustert“. So bleiben längerfristig also nur das Bruch- wegstadion in Mainz, wo die 1.600 Plätze der provisorischen Zusatztribünen dem Wetter ausgesetzt sind, und Bremen mit den gut 5.000 unüberdachten Plätzen des 2002 verlängerten Unterranges. Zum Vergleich: Noch vor fünf Jahren, in der Saison 1999/2000, ließen mit Bayern und 1860 München, Schalke, Hertha BSC, Frankfurt, Duisburg, Rostock, Wolfsburg, Ulm und Unterhaching noch 10 Bundesligisten ihre Fans zumindest teil- Heute: Auge in Auge mit dem Keeper in Frankfurt Foto: Stadionwelt weise im Regen stehen.

Überwachung Um die Ordnung in unseren schönen neuen Stadien zu verteidigen, ist jedes Mittel recht. Längst sind mehr Kameras auf die Ränge gerichtet als auf das Spielfeld, denn es gilt, neue und altbekannte Gewalttäter unter den Fans ausfi ndig zu machen. Schon harmlose Vergehen wie das Klettern auf den Zaun oder das Protestieren gegen fragwürdige Anordnungen des Ordnungs- personals führen mitunter zu sofortigem Stadionverbot, und wer mit einem bengalisches Feuer erwischt wird, kann froh sein, dass hierzulande die Todesstrafe abgeschafft wurde. Der Traum aller Ordnungshüter steht übrigens beim PSV Eindhoven: Die dortige Videoanlage ist mit einem Großcomputer gekoppelt, der die Bilder sofort auswerten und die biometrischen Merkmale vollautomatisch mit einer Kartei vergleichen kann. Big Brother is watching you… Stets ein Auge auf die Fans: die Ordnungsdienste Foto: Stadionwelt

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s028-031_Titelthema_Werb03.indd Abs1:28 14.02.2005 07:35:38 Titel Titel Stadien im Wandel Kaum ein Stein ist auf dem anderen geblieben, neu und modern erstrahlen die Spielstätten zwischen Berlin und Gelsenkirchen, zwischen Hamburg und München. Stadionwelt untersucht die Veränderungen.

Sicht Im Nachhinein ist es kaum zu begreifen, dass wir Fußballfans uns nicht schon früher an all den Leichtathletik-Laufbahnen in unse- ren Stadien gestört haben. Sie schienen wie selbstverständlich zu unseren Stadien zu gehören und wurden praktisch nie in Frage Borussia-Park: Vergleichsweise viele Stehplätze Foto: Stadionwelt gestellt. Erst heute, rückblickend, seit wir die Arena AufSchalke oder die umgebauten Stadien von Hamburg, Hannover und Köln Stehplätze kennen, wird uns klar, was wir Jahrzehnte lang verpasst haben. Fanfreundliche Preise: das Ostseestadion Foto: Stadionwelt 40 m beträgt in einem Leichtathletikstadion der Mindestabstand Wehmut kommt auf, wenn einem mal wieder ein altes „kicker- eines Kurvenplatzes zur Torlinie, weniger lässt der Radius der Sonderheft Bundesliga“ in die Hände fällt. Neben lustigen Haar- Eintrittspreise 400-m-Bahn nicht zu. Nur etwa ein Fünftel, nämlich 7,50 m, müs- Bald Vergangenheit: Unüberdachte Sitzplätze in München Foto: Stadionwelt moden und Oberlippenbärten sorgt vor allem die Seite „Die Sta- sten heute aus Sicherheitsgründen eingehalten werden. Die üb- dien der Bundesliga“ für Verblüffung: Lag tatsächlich noch An- Die Zeiten, da die Hälfte des Stadions aus Stehplätzen bestand rigen 32,50 m waren der Preis, den wir auf den billigen Plätzen fang der neunziger Jahre der Stehplatzanteil bei ungefähr 50 %? und für 12 Mark besucht werden konnte, sind längst vorbei. Die zahlen mussten für die Hoffnung unserer Kommunen auf gro- Ja, lag er, doch diese Zeiten sind unwiederbringlich vorbei. „Ma- Stehplätze wurden deutlich verknappt, gleichzeitig haben die Prei- ße Leichtathletikmeisterschaften, die am Ende dann aber doch ximal 20 %“ lautete jahrelang die eindringliche Empfehlung der se kräftig angezogen. Obwohl zum Glück zu englischen Verhält- meist woanders stattfanden. DFL in ihren Stadion-Statuten, und die meisten Vereine befolgten nissen noch einiges fehlt, steigt die Unzufriedenheit der Fans. bei Neu- oder Umbauten diesen Rat. Dortmund, wo ein Drittel der Vor allem in Hannover greift der Verein zu tief in die Taschen Zuschauer stehen kann, Mönchengladbach (31 %) und Gelsen- der Zuschauer, 30,9 % der deutschen Fans fi nden die Preise dort kirchen (27 %) sind da nur die löbliche Ausnahme, von „alten“ schlichtweg unverschämt (vgl. Stadionwelt-Umfrage in Heft 7). Stadien wie in Mainz (50 %) oder Freiburg (44 %) mal abgesehen. Und auch die Bayern (14,7 %) und der BVB (14,1 %) bieten zwar Kein Wunder also, dass in neuen oder jüngst umgebauten Sta- relativ günstige Stehplatztickets an, machen dies aber durch ex- dien Stehtickets heiß begehrt und meist als erste ausverkauft trem überteuerte Sitzplätze mehr als wett. Am preiswertesten sind. Nur nicht bei Bayer Leverkusen und Hertha BSC - diese kann man übrigens in Rostock (noch) Bundesligafußball verfol- Vereine bieten Stehplätze nämlich gar nicht erst an. gen, Hannover langt am kräftigsten zu.

Vorreiter der überdachten Stadien: Arena AufSchalke Foto: Stadionwelt Überdachung

Früher: „Wer steht eigentlich im Tor?“ in Magdeburg Foto: Stadionwelt Wohl in keinem Bereich der Stadien treten die Veränderungen der letzten Jahre so deutlich hervor wie beim Dach. Nur vier Bun- desligastadien sind nicht komplett überdacht, darunter die der- zeitige Baustelle Betzenberg. Und das Münchner Olympiastadion mit seinen etwa 30.000 unüberdachten Plätzen wird im Sommer „ausgemustert“. So bleiben längerfristig also nur das Bruch- wegstadion in Mainz, wo die 1.600 Plätze der provisorischen Zusatztribünen dem Wetter ausgesetzt sind, und Bremen mit den gut 5.000 unüberdachten Plätzen des 2002 verlängerten Unterranges. Zum Vergleich: Noch vor fünf Jahren, in der Saison 1999/2000, ließen mit Bayern und 1860 München, Schalke, Hertha BSC, Frankfurt, Duisburg, Rostock, Wolfsburg, Ulm und Unterhaching noch 10 Bundesligisten ihre Fans zumindest teil- Heute: Auge in Auge mit dem Keeper in Frankfurt Foto: Stadionwelt weise im Regen stehen.

Überwachung Um die Ordnung in unseren schönen neuen Stadien zu verteidigen, ist jedes Mittel recht. Längst sind mehr Kameras auf die Ränge Unbeliebtester Gästeblock der Liga: Freiburg Foto: Stadionwelt gerichtet als auf das Spielfeld, denn es gilt, neue und altbekannte Gewalttäter unter den Fans ausfi ndig zu machen. Gästeblock Schon harmlose Vergehen wie das Klettern auf den Zaun oder das Protestieren gegen fragwürdige Anordnungen des Ordnungs- Man sollte doch meinen, dass sich die Fußballfans bei ihren Auswärts- wenigsten gastfreundlichen Stadion, ist der Block zu breit und viel zu personals führen mitunter zu sofortigem Stadionverbot, und wer reisen auf all die neuen engen Stadien freuen müssten. Ein enges niedrig und bietet zudem schlechte Sicht aufs Spielfeld. Noch schwie- mit einem bengalisches Feuer erwischt wird, kann froh sein, dass Stadien ohne Laufbahn bedeutet bessere Sicht, bedeutet besseren riger zu koordinieren ist der Gästesupport in Dortmund (13,1 %), wo hierzulande die Todesstrafe abgeschafft wurde. Gästeblock… Weit gefehlt: Laut der Fanumfrage des Stadionwelt- die Fans über die gesamte Nordtribüne verteilt und dadurch auseinan- Der Traum aller Ordnungshüter steht übrigens beim PSV Eindhoven: Magazins (Heft 7) befi nden sich die drei schlechtesten Gästeblöcke der gerissen werden. Und in der modernen Arena AufSchalke (11,7 %) Die dortige Videoanlage ist mit einem Großcomputer gekoppelt, des Landes in reinen Fußballstadien. Denn während früher in den fühlt man sich hinter den hohen Glaswänden des hermetisch abgerie- der die Bilder sofort auswerten und die biometrischen Merkmale Leichtathletikstadien den Gästen in der Kurve ein kompletter Block gelten Blocks wie ein Schwerverbrecher. Dass es auch anders gehen vollautomatisch mit einer Kartei vergleichen kann. Big Brother is überlassen wurde, werden sie heute oft ziemlich stimmungsfeindlich würde, zeigen die Stadien von Bochum und Köln, in denen man sich watching you… Stets ein Auge auf die Fans: die Ordnungsdienste Foto: Stadionwelt in die Stadien gequetscht. In Freiburg, dem für 19,1 % der Fans am auch als Gästefan richtig wohlfühlen kann.

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s028-031_Titelthema_Werb03.indd Abs1:28 14.02.2005 07:35:38 s028-031_Titelthema_Werb03.indd Abs1:29 14.02.2005 07:39:11 Titel

Kommerzialisierung Heutzutage sollte man es sich genau überlegen, bevor man sich den Namen seines Heimatstadions auf den Oberarm tätowieren lässt. Denn immer größer wird die Versuchung, die Vereinsscha- tulle auf die leichtest denkbare Art zu füllen: Indem man den Sta- dionnamen verkauft. Konzerne wie die Allianz oder AOL wissen um den Werbewert, wenn ihr Name alle paar Minuten in Zusam- menhang mit der schönsten Nebensache der Welt gerückt wird. Und auch für kleinere Firmen wie Badenova fi ndet sich in der Liga das passende Stadion. Leidtragende sind die Fans, die den Identitätsverlust ihrer Vereine beklagen. Aktuell zittern die Anhänger des 1.FC Nürnberg um ihr Franken- stadion, denn der Baukonzern „Hochtief“ steht in Verhandlungen mit der Clubführung, und die berüchtigte Fahrstuhlmannschaft künftig in einer „Hochtief-Arena“ bewundern zu müssen, wäre der Gipfel der Ironie.

Nicht genormtes Catering? Nur noch unterklassig! Foto: Stadionwelt Catering Eine Wurst mit Senf, dazu ein Bier - dieses Menü ist elementarer Bestandteil des Fußball-Erlebnisses. Wer jede Woche zum Fußball geht, erfährt auswärts bei der Verköstigung regionaler Spezialitäten Abwechslung: Mal eine Thüringer, mal eine Nürnberger oder Frank- furter. Oder man geht eine Bude weiter und probiert zur Abwechslung den örtlichen Erbseneintopf. So jedenfalls stellte sich die Situation dar, als man bereits weit vor den Stadiontoren ein anstehendes Spiel wittern konnte. In den neuen Arenen haben mitunter global agieren- de Caterer die Systemgastronomie eingeführt, Metzger Müller darf seinen Stand draußen auf dem Parkplatz aufbauen. Gut möglich dass er unter dem Label des Caterers „X“ drinnen weiterhin Umsatz macht, dort aber wird der Kunde, ob Tribüne Mitte oder Stehplatz ermäßigt, eben jenes elementaren Erlebnisses beraubt. In puncto Playmobil-Stadion – wer weiß noch, wie es wirklich hieß? Foto: Stadionwelt Gastronomie verteidigt die Regionalliga ihre Spitzenposition.

Fahnenplätze Die Zaunfahne ist eine aussterbende Spezies, denn ihr Lebens- Und auch die zunehmende Vermarktung des Stadioninnenraums raum ist akut bedroht. Während früher vor mächtigen Stehkurven verdrängt die gute alte Zaunfahne: Über jedem Mundloch, vor jeder ebenso mächtige Stahlgefl echte standen, sind die Stehbereiche Mauer und jedem Zaun hat inzwischen ein ortsansässiger Klein- ebenso wie die Zäune zuletzt ziemlich klein geworden, vor Sitz- unternehmer sein Firmenlogo platziert. Diese Entwicklung war nur platztribünen sind letztere ohnehin kaum noch zu fi nden. Auch der eine Frage der Zeit, denn bekanntlich befi ndet sich dort, wo früher Trend zu engen, reinen Fußballstadien verkleinert das Zaunfah- die Transparente der Fans hingen, der ideale Ort für Werbung, die nenrevier, denn früher, in den ausladenden Kurven, standen die sofort ins Auge springen soll. Oder möchte irgendjemand bezwei- Fans ohnehin nur dicht gedrängt im oberen Teil des Stehblocks; so feln, dass „Air Bäron“ unter Fußballfans einen höheren Bekannt- nahm das liebevoll bemalte Betttuch oder die aufwändig genähte heitsgrad besitzt als die Bandenwerbungsklassiker „Vergölst“ oder Fahne unten am Zaun niemandem die Sicht. „taxofi t“?

Platz für Zaunfahnen? Vorwiegend in alten Stadien mit Laufbahn, hier in Chemnitz Foto: Ultras Chemnitz

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s028-031_Titelthema_Werb03.indd Abs1:30 14.02.2005 07:41:16 Titel Titel

Kommentar: Kommerzialisierung Architektur Mehr Platz für Fans lassen! Heutzutage sollte man es sich genau überlegen, bevor man sich Der neue Superstar unter den deutschen Sta- , Wedaustadi- den Namen seines Heimatstadions auf den Oberarm tätowieren dien entsteht nur wenige Kilometer vom alten on, , Neckarstadion, lässt. Denn immer größer wird die Versuchung, die Vereinsscha- entfernt. Bis in die Neunziger Jahre hinein galt Rheinstadion und so fort, der tulle auf die leichtest denkbare Art zu füllen: Indem man den Sta- das Münchner Olympiastadion als die Vorzei- Stimmungstod hatte damals vie- dionnamen verkauft. Konzerne wie die Allianz oder AOL wissen gearena, besonders das fi ligrane Dach erfreute le Namen. Zwar hatte man jede um den Werbewert, wenn ihr Name alle paar Minuten in Zusam- die Besucher. Mit der Allianz-Arena ist es erneut einzelne dieser Sportstätten ir- menhang mit der schönsten Nebensache der Welt gerückt wird. gelungen, ein Stadion zu schaffen, das weltweit gendwie liebgewonnen, konnte Und auch für kleinere Firmen wie Badenova fi ndet sich in der seinesgleichen sucht. Unverwechselbar ist die in der Sportschau binnen einer Liga das passende Stadion. Leidtragende sind die Fans, die den Außenhaut aus aufgeblasenen Plastikkissen, Sekunde erkennen, aus wel- Identitätsverlust ihrer Vereine beklagen. und zumindest für deutsche Verhältnisse ist Von wegen „alles gleich“: Das „Schlauchboot“, ... Foto: Ney chem Stadion gerade berichtet Aktuell zittern die Anhänger des 1.FC Nürnberg um ihr Franken- auch der Innenraum mit seinen 3 Zuschauerrän- wurde - aber insgeheim war je- stadion, denn der Baukonzern „Hochtief“ steht in Verhandlungen gen einzigartig. Besonders der Oberrang musste Steile Ränge versprechen gute Sicht, und das ist der Gast in Bochum oder Dort- mit der Clubführung, und die berüchtigte Fahrstuhlmannschaft hierbei ziemlich steil gebaut werden, mit einer auch gut so, denn es gibt einiges zu entdecken. mund neidisch - auf ein enges künftig in einer „Hochtief-Arena“ bewundern zu müssen, wäre der Steigung von 34° befi ndet er sich jedoch in be- Besonders die AOL-Arena in Hamburg und das Köl- Stadion ohne Laufbahn. Und Gipfel der Ironie. ster Gesellschaft. Denn auch in Hannover (bis zu ner RheinEnergieStadion gelten unter Fußballfans auch ein Dach ist schon was 35°), Köln (bis zu 35,4°) und Leipzig (sogar über als Schönheiten. Doch auch die anderen Stadien Feines. „Naßwerden gehört zum 38°) wird das obere Stockwerk extrem stark an- kommen scheinbar gut an, in der Stadionwelt-Um- Fußball dazu“, höre ich sagen. steigen. Zum Vergleich: Der gute alte Bökelberg, frage (Heft 7) jedenfalls bekam die deutsche Sta- Mag sein, gefl ucht haben wir je- der Jahrzehnte lang als vorbildlich steil galt, hat- dionlandschaft in punkto „Architektur“ und „Sicht doch damals immer, wenn sich te einen maximalen Neigungswinkel von 33°. aufs Spielfeld“ gute Noten. mal wieder ein Landregen über Nicht genormtes Catering? Nur noch unterklassig! Foto: Stadionwelt den Stehplatzrängen des Bökel- bergs oder des Waldstadions er- Catering goss. Wurde man damals nach den Verbesserungswünschen Eine Wurst mit Senf, dazu ein Bier - dieses Menü ist elementarer hinsichtlich des eigenen Stadi- Bestandteil des Fußball-Erlebnisses. Wer jede Woche zum Fußball ons gefragt, lauteten die Antwor- geht, erfährt auswärts bei der Verköstigung regionaler Spezialitäten ten „Dach“, „besseres Essen“, Abwechslung: Mal eine Thüringer, mal eine Nürnberger oder Frank- „keine Laufbahn“ - fast alles ist furter. Oder man geht eine Bude weiter und probiert zur Abwechslung heute umgesetzt. den örtlichen Erbseneintopf. So jedenfalls stellte sich die Situation Die neuen Stadien sähen alle dar, als man bereits weit vor den Stadiontoren ein anstehendes Spiel gleich aus, ein einziger Einheits- wittern konnte. In den neuen Arenen haben mitunter global agieren- die „Halle“, ... Foto: Steffen Strumpen die „Leuchttürme“ Foto: Stadionwelt brei wird gemeckert. Sicherlich de Caterer die Systemgastronomie eingeführt, Metzger Müller darf ist im Innenbereich eine große seinen Stand draußen auf dem Parkplatz aufbauen. Gut möglich Ähnlichkeit vorhanden, aber das dass er unter dem Label des Caterers „X“ drinnen weiterhin Umsatz Beste setzt sich nun einmal macht, dort aber wird der Kunde, ob Tribüne Mitte oder Stehplatz Hospitality Auch in Leverkusen kam man schnell dahinter, durch. Warum sehen sich die ermäßigt, eben jenes elementaren Erlebnisses beraubt. In puncto dass sich edle Businessbereiche schneller refi nan- Autos so ähnlich? Die Häuser? Playmobil-Stadion – wer weiß noch, wie es wirklich hieß? Foto: Stadionwelt Gastronomie verteidigt die Regionalliga ihre Spitzenposition. Ausgerechnet Werder Bremen war der erste Bun- zieren würden als weitere Sitzplätze, ebenso wie Die Flugzeuge? Wenn etwas gut desligist, der seinen betuchten Fans etwas ganz in Bremen baute auch Bayer 1997 seine Logen ist, muss man es nicht jede Wo- Besonderes bieten konnte. Logen auf der Haupttri- hinter eine geschlossene Glasfront. Inzwischen che neu erfi nden. Steile Ränge, büne und wenig später auch eine Großraumloge in kommt kein Stadionneubau mehr ohne dieses An- keine Laufbahn, komplett über- Fahnenplätze der Ostkurve erlaubten insgesamt über 1.000 Be- gebot an Luxusplätzen aus. Allerdings hat sich her- dacht – das ist so schlecht nun Die Zaunfahne ist eine aussterbende Spezies, denn ihr Lebens- Und auch die zunehmende Vermarktung des Stadioninnenraums suchern, die Werder-Spiele auf ganz besonders er- umgesprochen, dass selbst überzeugteste Snobs auch wieder nicht. raum ist akut bedroht. Während früher vor mächtigen Stehkurven verdrängt die gute alte Zaunfahne: Über jedem Mundloch, vor jeder lesene Art zu verfolgen. In vielerlei Hinsicht betrat gerne mal frische Stadionluft schnuppern, weshalb Und trotzdem, bei aller Faszi- ebenso mächtige Stahlgefl echte standen, sind die Stehbereiche Mauer und jedem Zaun hat inzwischen ein ortsansässiger Klein- der SV Werder hierbei Neuland, heutzutage würde die Logen der neuesten Stadiongeneration neben nation, die die neuen Stadien ebenso wie die Zäune zuletzt ziemlich klein geworden, vor Sitz- unternehmer sein Firmenlogo platziert. Diese Entwicklung war nur man vermutlich VIP-Plätze nicht mehr unbedingt einer erlesenen Innenausstattung meist auch über allein als Bauwerk ausstrahlen, platztribünen sind letztere ohnehin kaum noch zu fi nden. Auch der eine Frage der Zeit, denn bekanntlich befi ndet sich dort, wo früher mitten in die Fankurve hineinbauen. Dennoch, die einen Balkon mit ausreichend Sesseln verfügen. Vereine und Betreiber wären gut Trend zu engen, reinen Fußballstadien verkleinert das Zaunfah- die Transparente der Fans hingen, der ideale Ort für Werbung, die Idee funktionierte und wurde seitdem bis hinab in Aber weiterhin auch über Panoramafenster, denn beraten, mehr auf die Fans und nenrevier, denn früher, in den ausladenden Kurven, standen die sofort ins Auge springen soll. Oder möchte irgendjemand bezwei- den Amateurfußball dutzendfach kopiert. es könnte ja mal kälter werden... deren Vorstellungen zuzugehen. Fans ohnehin nur dicht gedrängt im oberen Teil des Stehblocks; so feln, dass „Air Bäron“ unter Fußballfans einen höheren Bekannt- Nicht nur, weil ihnen die tollste nahm das liebevoll bemalte Betttuch oder die aufwändig genähte heitsgrad besitzt als die Bandenwerbungsklassiker „Vergölst“ oder Arena nichts nützt, wenn die ak- Fahne unten am Zaun niemandem die Sicht. „taxofi t“? tiven Fans eines Tages wegblei- ben und dann keine Stimmung mehr herrscht. Sondern auch aus Dank und Anerkennung für das, was die Fankurven in den letzten Jahren, noch vor dem großen Boom, aber auch heute, Woche für Woche für die Clubs leisten. Vielleicht handelt es sich nicht um die zahlungsfähig- sten Zuschauer, aber nicht jeder Wert ist in Euro zu defi nieren. Die Fankultur ist das, was die Einzigartigkeit eines jeden Ver- eins ausmacht, kein austausch- bares Rahmenprogramm.

Platz für Zaunfahnen? Vorwiegend in alten Stadien mit Laufbahn, hier in Chemnitz Foto: Ultras Chemnitz Lecker essen und Geschäftskontakte pfl egen vor Fußballkulisse Foto: Stadionwelt Stefan Diener

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s028-031_Titelthema_Werb03.indd Abs1:30 14.02.2005 07:41:16 s028-031_Titelthema_Werb03.indd Abs1:31 14.02.2005 07:43:30 Titel Zwischen Frust und Freude Die neue Stadionlandschaft anhand von drei Fallbeispielen durchweg positiv: „Insbesondere die Bewe- gungsfreiheit im ganzen Stadion schätzt man bei uns sehr. Aber auch die große Zahl der umwandelbaren Stehplätze berücksichtigt das Bedürfnis der HSV-Fans“. In Zahlen sind das derzeit 9.628 für das heimische Publikum und 1.126 Stehplatzkarten für die Gäste. Weil die Stehkurve mit Dauerkarten ausver- kauft ist, überlegt man beim HSV sogar das Stehplatzangebot auszuweiten und diese Plätze ausschließlich für den freien Verkauf zu nutzen. Letztlich zielt diese Überlegung auf die Neukundenbindung. Eine Stehplatz-Karte kann und wird sich eben auch einmal ein gele- gentlich interessierter Jugendlicher leisten. „Natürlich gibt es immer etwas zu verbes- Feiernde HSV-Fans in der neuen Arena Foto: Stadionwelt sern“, so Jojo Liebnau (Chosen Few Hamburg und Vorstandsmitglied beim Supporters Club), „Hier herrscht Zufriedenheit pur“ „aber der Vorteil ist, dass wir in unserem Ver- Trotz Verkauf des Stadionnamens lieben die Hamburger ihre Arena. ein zu allen relevanten Dingen gefragt werden“. In Hamburg trauert dem alten Volksparksta- dem kann man dank der Komplett-Überda- Das dies nicht nur so locker daher gesagt ist, dion niemand nach – vom Namen einmal chung das Spiel verfolgen, ohne sich mit dem sieht man dem Stadion förmlich an, nicht nur abgesehen. Selbst Fans älteren Semesters, bisweilen sprichwörtlichen norddeutschen wegen der vielen Fan-Stände. die sich noch an die bewegten Europacup- Schmuddelwetter abzuplagen. Seit der Eröff- „Wir haben eine klasse Sicht, die Plätze sind zeiten erinnern können, in denen Real Ma- nung 1998 stieg der Zuschauerdurchschnitt bezahlbar und auch die Gäste werden sich si- drid mit 5:1 nach Hause geschickt wurde, kontinuierlich. cher nicht beklagen können. Hier geht es nicht räumen doch gerne ein, dass man nun in Frank Steiner, Mitarbeiter im Hamburger Fan- zu, wie bei einem Viehtransport, wie beispiels- der neuen „AOL-Arena“ näher dran ist. Zu- Projekt, beurteilt das WM-taugliche Stadion weise auf Schalke“, sagt Aktivist Liebnau.

„Für unsere Verhältnisse ein Stimmungstöter“ Zweiten Bundesliga ausgetragen“, schätzt Die Fans von Sachsen Leipzig fühlen sich im neuen Stadion nicht zuhause. Udo Überschär vom Leipziger Fan-Projekt die WM-Stadion vorhanden – Nutzer gesucht Insolvenz an und mischt derzeit in vielerlei Lage betont sachlich ein. Die letzten Begeg- – so könnte man die Hauptaufgabe des Hinsicht die unterste Spielklasse auf. nungen in diesem Riesenstadion sind allen Zentralstadionbetreibers, Winfried Lonzen, Fans beider Leipziger Ortsrivalen hatten Beteiligten noch in sehr trostloser Erinne- beschreiben. Nur wenige Monate nach und haben zum neuen, wie zum alten Zen- rung. Inzwischen hat der 1. FC Lok immerhin der Einweihung (2004) sorgte der Abstieg tralstadion, welches 1956 Richtfest feierte schon einmal im neuen Zentralstadion ge- des FC Sachsen Leipzig dafür, dass die und auch „Stadion der Hunderttausend“ ge- spielt. Dadurch hält man gar den aktuellen neue Arena zum größten Oberliga-Stadion nannt wird, wenig Beziehung. „Lok vielleicht Zuschauerrekord in Liga 11. Dem Spiel in Deutschlands avancierte. Der andere po- noch am ehesten, sie haben schließlich der Kreisklasse 3 gegen die zweite Mann- tenzielle Nutzer, der 1. FC Lok Leipzig (ehe- dort ihre Europapokalspiele und ihre Parti- schaft von Eintracht Großdeuben wohnten mals VfB Leipzig), meldete zu dieser Zeit en Anfang der 90er Jahre in der Ersten und 12.412 zahlende Zuschauer bei. Dennoch sind die Lok-Fans derzeit lieber in ihrem Bru- no-Plache-Stadion im Ortsteil Probstheida. Sachsen Leipzig, oder besser „Chemie“, wie der Verein immer noch von seinem gleich- falls sehr traditionell denkenden Anhang ge- nannt wird, scheint mit dem neuen Spielort einen etwas „besseren Vertrag“ zu haben. Vom Zentralstadion-Betreiber erhält man nämlich eine Garantiesumme pro Spiel, egal wie viele Besucher nun wirklich Eintritt be- zahlen. Das scheinen aber auch die einzigen Vortei- le zu sein. Patrick Schuhmann von den Che- mie-Ultras „Diabolos“ macht aus seinem Ärger keinen Hehl: „Dieses Stadion ist für In der Saison 03/04 Foto: Bultras Dynamo unsere Verhältnisse ein Stimmungstöter. 72

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s022-034_Titelthema_Werb03.indd 32 14.02.2005 08:24:43 Titel Titel Zwischen Frust und Freude Die neue Stadionlandschaft anhand von drei Fallbeispielen durchweg positiv: „Insbesondere die Bewe- gungsfreiheit im ganzen Stadion schätzt man bei uns sehr. Aber auch die große Zahl der umwandelbaren Stehplätze berücksichtigt das Bedürfnis der HSV-Fans“. In Zahlen sind das derzeit 9.628 für das heimische Publikum und 1.126 Stehplatzkarten für die Gäste. Weil die Stehkurve mit Dauerkarten ausver- AOL Arena Foto: Stadionwelt kauft ist, überlegt man beim HSV sogar das Stehplatzangebot auszuweiten und diese Auch Lutz Ackermann, einer der beiden Fan- Plätze ausschließlich für den freien Verkauf beauftragten, bestätigt den positiven Ge- zu nutzen. Letztlich zielt diese Überlegung auf samteindruck. „Hier herrscht Zufriedenheit die Neukundenbindung. Eine Stehplatz-Karte pur was das Stadion angeht, würde ich sa- kann und wird sich eben auch einmal ein gele- gen. Wenn mal jemand jammert, dann dar- Die AWD-Arena wird feierlich eröffnet Foto: Thorsten Trenkner gentlich interessierter Jugendlicher leisten. über, dass es in manchen Bereichen zieht „Natürlich gibt es immer etwas zu verbes- wie Hechtsuppe.“ Aber auch dafür gibt es „Im Großen und Ganzen recht zufrieden“ Feiernde HSV-Fans in der neuen Arena Foto: Stadionwelt sern“, so Jojo Liebnau (Chosen Few Hamburg gute Gründe. „Hier sollte keine Halle entste- Doch Eintrittspreise und Rahmenprogramm sorgen in Hannover für Unmut. und Vorstandsmitglied beim Supporters Club), hen, und das bisschen Wind erinnert einen „Hier herrscht Zufriedenheit pur“ „aber der Vorteil ist, dass wir in unserem Ver- doch noch an die guten alten Sportplatzzei- „Was soll man zu diesen neuen sterilen Sportstadien dieser Zeit, wurde auch das Trotz Verkauf des Stadionnamens lieben die Hamburger ihre Arena. ein zu allen relevanten Dingen gefragt werden“. ten. Fußball ist schließlich ein Sport, der Arenen schon sagen? Klar, der so ge- auf und mittels In Hamburg trauert dem alten Volksparksta- dem kann man dank der Komplett-Überda- Das dies nicht nur so locker daher gesagt ist, draußen ausgeübt wird“, so Ackermann. nannte Komfort, bessere Toiletten und Kriegstrümmern errichtet. Die weitläufi ge dion niemand nach – vom Namen einmal chung das Spiel verfolgen, ohne sich mit dem sieht man dem Stadion förmlich an, nicht nur Kurzum: Eine Kehrseite der Medaille lässt der ganze Kram. Aber dafür besitzen die Anlage mit ihrer Laufbahn galt gleichfalls abgesehen. Selbst Fans älteren Semesters, bisweilen sprichwörtlichen norddeutschen wegen der vielen Fan-Stände. sich in Hamburg kaum fi nden. Und auch das Dinger eine Menge Videokameras und nicht als stimmungsförderlich. So verwun- die sich noch an die bewegten Europacup- Schmuddelwetter abzuplagen. Seit der Eröff- „Wir haben eine klasse Sicht, die Plätze sind kleine Problem mit dem Namen bekommen wenig Charme.“ Jannis Busse von den Ul- dert es nicht, dass der Fanbeauftragte zeiten erinnern können, in denen Real Ma- nung 1998 stieg der Zuschauerdurchschnitt bezahlbar und auch die Gäste werden sich si- sie recht unspektakulär geregelt. „Wir sagen tras Hannover betrachtet die Entwicklung von Hannover 96, Basti Kramer feststellt: drid mit 5:1 nach Hause geschickt wurde, kontinuierlich. cher nicht beklagen können. Hier geht es nicht Volksparkstadion oder: ‚Ich geh zum HSV‘“, in der Spielstätte von Hannover 96 recht „Ich glaube, dass im Großen und Ganzen räumen doch gerne ein, dass man nun in Frank Steiner, Mitarbeiter im Hamburger Fan- zu, wie bei einem Viehtransport, wie beispiels- macht Jojo Liebnau noch einmal unmissver- nüchtern. Die citynahe „AWD-Arena“, wie hier alle recht zufrieden sind mit dem der neuen „AOL-Arena“ näher dran ist. Zu- Projekt, beurteilt das WM-taugliche Stadion weise auf Schalke“, sagt Aktivist Liebnau. ständlich klar. das Niedersachsenstadion nun offi ziell Umbau. Wir sind näher dran, stehen über- genannt wird, zollte diesbezüglich schon dacht und brauchen kein Fernglas mehr, vor dem Umbau der allgemeinen Kommer- um etwas zu erkennen. Außerdem spürt zialisierung seinen Tribut. Auch die Preis- man regelrecht, dass der Support unten „Für unsere Verhältnisse ein Stimmungstöter“ Zweiten Bundesliga ausgetragen“, schätzt politik des Vorstandes sorgte für viel Ver- auf dem Rasen auch ankommt.“ Die Fans von Sachsen Leipzig fühlen sich im neuen Stadion nicht zuhause. Udo Überschär vom Leipziger Fan-Projekt die druss bei den Anhängern. Inzwischen ist Einig ist man sich in der Beurteilung des WM-Stadion vorhanden – Nutzer gesucht Insolvenz an und mischt derzeit in vielerlei Lage betont sachlich ein. Die letzten Begeg- die Umbauphase abgeschlossen und „wir Gästeblocks. „Er ist wohl einer der be- – so könnte man die Hauptaufgabe des Hinsicht die unterste Spielklasse auf. nungen in diesem Riesenstadion sind allen stehen wenigstens nicht mehr im Regen sten Deutschlands“, meint Basti Kramer, Zentralstadionbetreibers, Winfried Lonzen, Fans beider Leipziger Ortsrivalen hatten Beteiligten noch in sehr trostloser Erinne- auf der Baustelle“, so der Ultra-Aktivist wie auch Jannis Busse. Letztlich fällt das beschreiben. Nur wenige Monate nach und haben zum neuen, wie zum alten Zen- rung. Inzwischen hat der 1. FC Lok immerhin Busse. abschließende Resümee vom Vertreter der Einweihung (2004) sorgte der Abstieg tralstadion, welches 1956 Richtfest feierte schon einmal im neuen Zentralstadion ge- In der ehemals „guten Stube des DFB“, der Ultras Hannover auch in Kenntnis des FC Sachsen Leipzig dafür, dass die und auch „Stadion der Hunderttausend“ ge- spielt. Dadurch hält man gar den aktuellen die der Deutsche Fußballbund schon vieler anderer Arenen recht versöhnlich neue Arena zum größten Oberliga-Stadion nannt wird, wenig Beziehung. „Lok vielleicht Zuschauerrekord in Liga 11. Dem Spiel in bald nach der Einweihung 1954 als aus: „Bei genauer Betrachtung können Deutschlands avancierte. Der andere po- noch am ehesten, sie haben schließlich der Kreisklasse 3 gegen die zweite Mann- „mustergültige“ Austragungsstätte für wir eigentlich froh sein, dass wir von tenzielle Nutzer, der 1. FC Lok Leipzig (ehe- dort ihre Europapokalspiele und ihre Parti- schaft von Eintracht Großdeuben wohnten Foto: Stadionwelt Länderspiele nutzte, wurden auch Parti- so etwas wie der „Schalke Arena“ oder mals VfB Leipzig), meldete zu dieser Zeit en Anfang der 90er Jahre in der Ersten und 12.412 zahlende Zuschauer bei. Dennoch en der WM 1974 und der EM 1988 an- dem „Borussen Park“ verschont worden sind die Lok-Fans derzeit lieber in ihrem Bru- Überwachungskameras, zudem alles nur gepfi ffen. Wie viele andere vergleichbare sind“. no-Plache-Stadion im Ortsteil Probstheida. Sitzplätze, auch unsere Unterschriftenliste Sachsen Leipzig, oder besser „Chemie“, wie dagegen hat nichts bewirkt“. „Inzwischen der Verein immer noch von seinem gleich- scheint aber etwas Bewegung in die Sache falls sehr traditionell denkenden Anhang ge- gekommen zu sein“, sagt Alexander Raithel nannt wird, scheint mit dem neuen Spielort vom Chemie-Fanzine „Culthoch64“. „Zu- einen etwas „besseren Vertrag“ zu haben. mindest nach der WM scheint es möglich, Vom Zentralstadion-Betreiber erhält man dass auf die Fanbedürfnisse eingegangen nämlich eine Garantiesumme pro Spiel, egal wird.“ Das ist auch dringend nötig, weil die wie viele Besucher nun wirklich Eintritt be- Sehnsucht nach dem „AKS“ (Alfred-Kun- zahlen. ze-Sportpark) bei einem Teil des aktiven Das scheinen aber auch die einzigen Vortei- Chemie-Anhangs recht groß ist. „Für mich le zu sein. Patrick Schuhmann von den Che- ist das neue Stadion keine Verbesserung. mie-Ultras „Diabolos“ macht aus seinem Man schaue sich nur mal die überdimen- Ärger keinen Hehl: „Dieses Stadion ist für sionierte Mauer an, die uns vom Spielfeld In der Saison 03/04 Foto: Bultras Dynamo unsere Verhältnisse ein Stimmungstöter. 72 trennt“, stellt der Fanzine-Macher fest. Verstimmung bei den Fans Foto: Deister-Pics/Stefan Zwing

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s022-034_Titelthema_Werb03.indd 32 14.02.2005 08:24:43 s022-034_Titelthema_Werb03.indd 33 14.02.2005 08:26:10 Startseite Stadion Arenen Business Magazin Fans Links Shop Wir über uns Impressum Titel

Kolumne: Die wilden 80er Stadionwelt - Shop Von Graupelschauern und Westernromantik Manchmal haben große Rätsel ganz kleine der Hohn, der, bei genauem Nachdenken, Fußballfans – damals war das Wort noch Erklärungen. Wie etwa die gewaltige Frage, eine bestimmte Form von solidarischem nicht negativ-belanglos besetzt – bauten warum früher eigentlich alles besser war. Respekt darstellte. Man mochte sich nicht, sich aus Toren, Tränen und Triumphen eine Die Lösung – oder zumindest ein Teil da- ganz im Gegenteil, aber man kannte sich, Aura auf, die für viele die eines Zeit und von – ist von schlichter Erhabenheit: Man zwar nicht persönlich, hatte aber das gegen- Geld verschwendenden Spinners war, aber konnte eigentlich nie etwas sehen. Viel- seitige Standing und das moralische Recht, für manche eben auch einen Hauch Wes- leicht waren deshalb die 80er Jahre so sich gegenseitig zu beschimpfen. ternromantik besaß. Wenn so ein Weitge- fußballschön. Weil man davon nicht allzu reister abends verstaubt und verspätet auf viel mitbekam. Graupelschauer in der Grotenburg der Party erschien, raunten sich die ande- Natürlich war früher alles anders: Die Klei- ren anerkennend zu „Wo kommt er jetzt St0036 St0035 St0051 St0059 St0042 dung, die Preise, die Reporter, die selbst Oftmals fühlte man das Spiel mehr, als dass wieder her?“ „München, 1.200 Kilometer, 240 Seiten 400 Seiten 224 Seiten 67 Min. 335 Seiten gestrickten Schals, die Frisuren, der Fuß- man es sah. In den unendlichen Weiten die Jungs hatten keine Chance, 1:4.“ Und 12,3x20,5cm 22x30cm A5 DVD 12,5x19cm 12,90 € 24,90 € 14,90 € 19,90 € 9,90 € ball. Aber das war immer, in allen Zeiten des Berliner Olympiastadions oder der Gä- dann machte die Menge respektvoll Platz so. Doch der wesentliche, alles verändern- stekurve im Hamburger Volkspark (immer (ich will für mich selbst hoffen, dass dies Ballbesitz ist Diebstahl Mythos Bökelberg Abenteuer Groundhopping Solo Ultra FEVER PITCH von de Unterschied: Fußball war nicht so be- dunkel, immer kalt, immer nass) war Fußball wenigstens manchmal so war). Fußballfans zwischen Kultur Die Geschichte eines Fußball- geht weiter – Teil 2 Dokumentarfi lm über die Nick Hornby liebig. Balljunkie zu sein hieß noch etwas. nicht mehr als ein Theoretikum. Irgendwann und Kommerz stadions Ultras Frankfurt Ballfi eber. Die Geschichte eines Fans. Ich weiß nicht genau was, aber irgendeine kam die eigene Mannschaft an den Zaun, Bipolare Eckenstatistiken Bedeutung hatte es. Das galt in erster Li- zuweilen, um sich für einen Sieg feiern zu nie für Auswärtsspiele. In den 80ern stahl lassen, öfters aber, um sich zu entschuldi- Das alles – einem Leser dieses Magazins sich der weit gereiste Fan zu einer diskret gen. Niemand begehrte gegen all diese Ritu- brauche ich das nicht zu erklären – gibt abseits – und gerade deshalb besonders ale auf, weil sie dazugehörten. Man musste es heute kaum noch. Fußball ist beliebiger auffällig – gelegenen Stadionkasse, mal froh sein, überhaupt dabei sein zu dürfen. Jedermannspaß geworden. Alle, Nachbarn, missmutig, mal gierig beäugt von zu allem Hackordnungen und Hierarchien waren noch Büdchenmänner und – ja, ich weiß, was ich entschlossenen Polizisten, Rentnern und klar und ersichtlich. Wir fuhren irgendwo jetzt schreibe – Frauen können mitreden Kuttenträgern – wobei überraschend häu- hin, konnten nichts sehen, verloren hoch, und tun das auch ungefragt. Jeder weiß Be- St0009 St0027 St0039 St0060 St0062 fi g unklar blieb, wer einem mehr an die Wä- quetschten uns missmutig aus dem Stadion scheid über Beckham, Scholli und LaOla. 400 Seiten 230 Seiten 159 Seiten 256 Seiten 144 Seiten DIN A4 13x20cm A5 15 x 21 cm 22x30cm sche wollte. Dort erwarb er für handliche und machten und auf den Rückweg, der im- Und auswärts muss man sich seinen Weg 39,90 € 12,90 € 10,00 € 12,00 € 24,90 € 5 DM einen „Stehplatz Jugend ermäßigt“ mer mindestens vier Stunden lang war, egal nicht mehr durch Horden fremd-feindlicher und trollte sich zu seinem Gästeblock, der wo das Spiel zuvor gewesen war. Kurzum: Gleichgesinnter, sondern durch Gruppen Das große Buch der HOOLIFAN Die 100 „schönsten“ Schika- Groundhopping Informer Westfalenstadion – Die Ge- immer weit weg in der Kurve lag, umgeben Man diente sich langsam hoch, verbuchte japanischer Touristen bahnen. Wo ist da deutschen Fußball-Stadien von: Martin King und Martin nen gegen Fußballfans 2004/2005 schichte einer Fußball-Bühne von Trutzburgen aus Stacheldraht und Be- jeden Graupelschauer in der Grotenburg noch der Gegner, der es wert ist, besiegt Ein absoultes Muss für jeden Knight von: BAFF Hrsg: Frank Jasperneite, Gerd Kolbe, Dietrich Schulze- Stadionfan Oliver Leisner, Oliver Hepp Marmeling tonblöcken, und wo es erstaunlicherweise als wichtige Persönlichkeitsbildung und war zu werden? Mein achtjähriger Sohn hat für immer nebelig war. Natürlich wurde das nach einigen Jahren zwar ein nervös-neuro- seine Mittelklasse-Karte beim Länderspiel Auswärtsgrüppchen konsequent und nach- tischer Sportgreis von Anfang 20, aber man gegen Argentinien pompöse 46 Euro be- haltig von gegnerischen Massen verhöhnt, war ein Teil der Welt, der wahren, der Fuß- zahlt und bekam dafür Rumtatta, perfekte aber es war stets irgendwie anerkennen- ballwelt. Sicht, ein Plastikfähnchen und ein Unent- schieden. Im Stadion war es angenehm warm und ruhig, wie es sich für einen teu- ren Opernabend gehört, und alle hatten

sich lieb. Ist das nun besser oder schlech- St0048 St0053 St0064 St0056 St0065 ter? Ich weiß es einfach nicht mehr. 96 Seiten 192 Seiten 176 Seiten 208 Seiten 240 Seiten A6 A4 21x29 cm 24x30cm 21x21cm In der Gegenwart trällert „I will survive“ in 5,00 € 24,90 € 19,90 € 45,00 € 23,00 € jedem Stadion. Früher, in den Weiten der Außen-Parkplätze des Gelsenkirchener Unser Stadion Kultstätte an der Grünwalder Faszination Fankurve Stadion-Wankdorf Fußball Tattoos Parkstadions hatte ein trotziges „Ich werde Geschichte(n), Legenden, Straße Ein Streifzug durch Europas Geschichte und Geschichten Ein gebundener Bildband im Schicksale Die Geschichte eines Stadions Stadien des Wankdorf-Stadions mit 80 aufwändigen Hochglanzformat, überleben!“ noch seine eigene, buchstäbli- Seiten Fussball-WM 1954 durchweg farbig che Bedeutung und war nicht austauschba- res Trallala in der Lustig-Arena. Und wenn dabei was rhythmisch war, dann höchstens das Stiefeltrappeln der Schalker Halbmen- Bestellen Sie im Internet, Name: schen, die einen glücklich durch das Di- Adresse: PLZ: ckicht jagten. Jeder hatte seine Rolle und per Telefon, Fax oder Post! alle waren zufrieden. E-Mail: Heute ist man Kunde und stellt Forderun- gen. Früher forderte man nichts, jeden- Telefon 02232/57720 falls keine Einlaufshow, keine bipolare Eckenstatistik, kein Ereignis. Man erwarte- Fax 02232/577212 Anzahl Beschreibung Artikelnummer Einzelpreis te keine Show, man war selbst eine. Man Internet www.stadionwelt.de hatte keine Ansprüche und bekam deshalb viel mehr. Auch wenn man es nicht sehen E-Mail [email protected] Fussballschönheit der 80er Foto: Super-Fortuna.de/Enzo konnte. ��Frieder Feldmann Adresse Schlossstraße 23 50321 Brühl 34 Stadionwelt 03/2005 Gesamt: zuzüglich 3€ Versandkosten innerhalb von Deutschland

s022-034_Titelthema_Werb03.indd Abs1:34 14.02.2005 05:02:51 Anzeige_shop.indd Abs1:35 14.02.2005 08:35:26 Titel Titel

Nachgefragt: Fans und Neubaustadien

Stadionwelt Hamburg: Jojo Liebnau, Mönchengladbach: Thomas Rostock: Andreas Clauss, Schalke:S Thomas Kirschner, Düsseldorf: Dr. Dagmar Duisburg: Jens Mühlfriedel, Köln: Johannes Mähling, Chosen Few Schaballa, Mönchsbande Blau Weiss Dynamik UltrasU GE Starke, Supporters Club Fanprojekt Duisburg Wilde Horde Stadionwelt befragt jeden Monat in den Fanszenen verschiedener Vereine Aktive zu aktuellen Themen. Hierbei kommen Fans unterschied- licher Herkunft zu Wort. Ob Ultra oder Fanbeauftragter, ob Fanclub oder Dachverband – zum jeweiligen Diskussionspunkt sollen Stand- punkte aus allen Teilen des Fan- Spektrums zur Geltung gebracht werden. Was hat sich im Sinne der Fans Jeder, der das alte Volksparkstadion Die Akustik hat sich stark verbessert Es hat sich viel verbessert: Wir DDurch den Bau der Arena hat sich Nichts, die gute Stimmung beim Glücklicherweise besitzt der MSV Beim Neubau ist der Verein schon verbessert? kennt, hat die ewig lange Laufbahn und ebenso der Komfort. Zudem haben ein Dach über dem Kopf und eeine völlig neue und große Nord- Spiel gegen Union Berlin lag daran, endlich ein Stadion ohne Laufbahn. sehr auf die Wünsche der Fans einge- noch im Hinterkopf. Das „neue“ ist es prima, wenn man, wie wir im sind nicht mehr Wind und Wetter kkurve ergeben. Dadurch wurden dass es sich um die erste Veranstal- Im überdachten, reinen Fußballstadi- gangen. Das Müngersdorfer Stadion Volksparkstadion ist zum Glück ein Borussia-Park, in einer Kurve stehen ausgesetzt. Zudem handelt es sich ddie alten Strukturen aufgelöst und tung in der Arena handelte. on haben sich die Sicht, die Akustik war unsere Heimat, doch der Abschied reines Fußballstadion. Somit sind wir kann, die 22.000 Zuschauer fasst. um ein reines Fußballstadion, das wwir hatten die Möglichkeit, fortan Aus heutiger Sicht wird die Arena und der Service verbessert. Gerade tat nicht allzu sehr weh, denn das näher am Geschehen und können Obwohl sich hier noch einiges fi nden hat zu einer besseren Sicht geführt. bbestimmend mitzuwirken. In der nicht dazu beitragen, dass sich im Cateringbereich wurden Fortschrit- neue Stadion ist in allen Bereichen den Fußball besser ausleben. Unter muss. Im Ostseestadion haben wir aktiven NNordkurve gibt es keine Blocktren- irgendwas für uns Fans verbessert. te gemacht. Die Überdachung kommt vorteilhafter. Primär natürlich die jeglichen Punkten im Komfort und Fans die Möglichkeit, endlich eigenee nnungen, so dass sich der aktive Teil der Stimmung zu Gute. Neben der Tatsache, dass es sich um ein reines Service wurden Verbesserungen Räumlichkeiten zu nutzen, um dder Szene hinter dem Tor sammeln Akustik ist das Stadion auch sehr Fußballstadion handelt. Dadurch erreicht. Ein ganz wichtiger Punkt beispielsweise unsere Utensilien kkonnte. Zudem verbessert die bau- geeignet für Fanaktionen. Die Fan- haben sich vor allem die Sicht und für uns ist die Bewegungsfreiheit im zu lagern. Insgesamt also viele lliche Konstruktion ohne Laufbahn kurve wurde durch den Neubau neu die Akustik verbessert. Für uns eher Stadion. Es gibt kaum Zäune und Vorteile. uund die damit verbundene Nähe strukturiert und konnte sich dadurch unwesentlich: Durch den Neubau hat man fühlt sich nicht eingesperrt. zzum Spielfeld die Stimmung. festigen. sich der Komfort stark verbessert. Was hat sich verschlechtert? Im Volksmund heißt das Stadi- Die Größe wird auch zum Nachteil. Trotz Überdachung hat sich die LLeider bringt der Neubau etliche Jede Menge: Es gibt keine Stehplät- Leider verfügt das Stadion über zu Wir haben ein Problem mit den Fah- on leider „AOL Arena“, doch wir Es ist alles sehr weitläufi g und Akustik verschlechtert. Eigentlich NNachteile mit sich. Die Fans werden ze, keinen klar defi nierten Bereich wenige Stehplätze. Das alte Wedaus- nenplätzen, das auch schon im alten benutzen weiterhin die Bezeichnung viele Fanclubs stehen nicht mehr unerklärlich, dies hat wohl irgend- vviel mehr überwacht als noch im ausschließlich für Fortuna-Fans, das tadion bestand zu über 60 % aus Stadion bestand, doch dieses Pro- „Volksparkstadion“. Die Art und so eng zusammen, wie früher in der was mit der Konstruktion des Da- PParkstadion. Zudem ist der Kontakt heißt keine Fankurve. Stehplätzen, das neue hat gerade mal blem hätte im Vorfeld thematisiert Weise der Vergabe der Namens- Nordkurve des Bökelbergs. Man ches zu tun. Unverständlicherweise mmit dem Ordnungsdienst umständ- Zudem orientiert sich die Preispolitik knapp 15 %. Dazu kommen noch die werden sollen. Das Stadion zieht rechte stimmt uns etwas negativ. kann nicht mehr so einfach jeman- befi nden sich Spielfeld und Tribüne llicher und bürokratischer. Gerade nicht am vorhandenen Fan-Klientel. relativ hohen Preise für Sitzplätze. Die vermehrt Eventpublikum an, wodurch Die erste Zeit hieß es sogar noch den treffen, den man auch treffen nicht auf einer Ebene. Dadurch wir bbezogen auf Vorbereitungen im Hinzu kommt, dass Vereinsführung Blockabgrenzung im Stehplatzbereich sich das überfl üssige Rahmenpro- „Volksparkstadion“, doch in einer möchte, denn man kommt beispiels- eine gewisse Distanz geschaffen. SStadion ist es nerviger geworden. und Aufsichtrat in den vergangenen ist sehr hoch und nicht gerade för- gramm erweitert. Wir wollen Fußball Nacht- und Nebelaktion wurden die weise nicht mit allen Karten auf den Die überdimensionalen Werbe- DDer Gästeblock „auf Schalke“ ist Monaten gezeigt haben, dass sie derlich für die Stimmung im Stadion. und keine nervige Show. Als neuste Rechte verkauft und dadurch ein Oberrang. banden dürften eigentlich jedem nnicht gerade fanfreundlich, dazu sich überhaupt nicht für Faninteres- Dies ist dem Verein bekannt und Technologie wurden das Einlass-Sys- Stück Tradition genommen. bekannt sein, doch diese stören kkommt noch die Knappenkarte, die sen interessieren. sollte eigentlich schon längst optimiert tem und die folgende Zahlungsweise nicht unsere Banner-Platzierung, ffür Gästefans ein Problem darstellt. werden, doch leider hat sich bis heute mit Karten angekündigt, doch beides da wir die komplette Gegengerade nichts getan. Sehr bedauerlich ist, ist reinste Schikane. nutzen dürfen. dass es keinerlei Räumlichkeiten für die Fans im Stadion gibt. In welcher Forum wurden oder wer- Ursprünglich sollte das Stadion kei- Wir haben schon lange vor der Leider hat der Verein in seinen WWährend der Bauphase gab es eine Bisher gar nicht. Seit April 2004 ver- Im Vorfeld gab es eine Initiative, Im Vorfeld gab es Treffen mit Fan- den Eure Wünsche hinsichtlich des ne Stehplätze erhalten, doch nach- Fertigstellung einen Arbeitskreis Plänen die Stehplätze hinter dem AAG die sich mit diesen Sachen aus- spricht man uns ein gemeinsames da das ursprüngliche Modell keiner- vertretern. Man versprach genügend Stadions berücksichtigt? dem sich der Supporters Club stark gebildet, der sich sehr regelmäßig, Tor „vergessen“. Uns wird nur die eeinander gesetzt hat. Man machte Gespräch zwischen Fortuna-Vorstand, lei Stehplätze vorsah. Es gab einige Freiräume für Fans, doch leider hierfür eingesetzt hatte, musste sich mindestens einmal im Monat, mit Möglichkeit gegeben, im Eckblock zuu ssich viele Gedanken. Letztendlich ist Betreibergesellschaft und Fanvertre- Gespräche mit dem Verein und wurde dies nicht weiter defi niert. der HSV beugen und dem Wunsch Vertretern von Borussia getroffen stehen. Eigentlich reichen unserer SSchalke auf die Fans eingegangen, tern. Das hat aber bis heute nicht letztendlich gelang es den Fans, die Es gibt keine guten Möglichkeiten, entsprechend handeln. Leider gehö- hat. Insgesamt haben diese zwölf Fanszene ja die 6.000 Stehplätze. ddenn über mangelnde Stehplätze stattgefunden. Stehplätze durchzusetzen. die Banner zu platzieren. Erst nach ren Logen mittlerweile zum Fußball, Fans allen möglichen Richtungen der Aber als wir über die Presse ver- kkönnen wir uns nicht beschweren. Vor über einem Monat haben wir er- Die Zahl könnte noch angehoben Protesten seitens der Szene wurden doch man darf nie vergessen, dass Fanszene angehört. Man kann sa- sucht haben, zu erreichen, dass es TTrotz der vielen Werbung im Stadion, neut mit dem Vorstand ein Gespräch werden, doch die Baukonstruktion Plätze geschaffen, leider jedoch nicht die Fans in der Kurve die mythische gen, dass unsere Wünsche nicht nur Stehplätze hinter dem Tor gibt, hat hhaben wir keine Probleme unsere gehabt, bei dem uns versprochen des Stadions lässt da leider keinen optimal. Ansonsten genießen wir Stimmung verbreiten. angehört, sondern weitestgehend der Verein alles andere als begeis- BBanner in der Nord- und Südkurve wurde, eine neue Diskussionsrunde Kompromiss zu. vollste Unterstützung. Der Vorsänger auch berücksichtigt wurden. tert regaiert. aaufzuhängen. zu organisieren - bisher ist nichts der Kurve besitzt seit neustem ein passiert. eigenes Podest vor der Kurve. Allein die Installierung der Lautsprecheran- lage ist keine Selbstverständlichkeit. Wie sieht Deiner Meinung nach das Eigentlich schon wie das Volkspark- Ideal wäre eine Gegengerade mit Mir gefällt Bochum am besten. Es EEigentlich ist die „Arena AufSchal- Das Stadion sollte über ausrei- Schwer zu sagen, es gibt eigent- Werden uns Möglichkeiten einge- ideale Fußballstadion aus? Welches stadion, es müssten lediglich die Stehplätzen, so wie es in Gladbach ist ein reines Fußballstadion mit kke“ in Ordnung. chend Stehplätze verfügen und eine lich nicht das „perfekte“ Stadion, räumt, die Fahnen besser zu plat- Stadion entspricht am ehesten verbliebenen Zäune entfernt werden. immer schon war. Dass es diese ausreichend Stehplätzen hinter demm WWir haben ein reines Fußballstadion Preispolitik betreiben, die auch die viele haben einen eigenen, schönen zieren, wird das Rahmenprogramm diesen Vorstellungen? Über die Namensgebung lässt sich nicht gibt, ist einer der wenigen Tor. Die Akustik ist sehr gut und dass uund damit können wir glücklich sein. jüngeren Fans berücksichtigt, Schü- Touch. Ein entscheidender Faktor ist besser gestaltet, werden die Sicher- streiten, doch eine fanfreundlichere Punkte, wo man aus Einnahmegrün- hat ein angenehmes DDas Stadion in Bochum wäre auch ler, Studenten und Arbeitslosen den die Anzahl der Stehplätze sowie die heitsmaßnahmen optimiert, dann Lösung wäre möglich gewesen. den den Fanwunsch nicht ange- Flair. eeine ideale Lösung, obwohl die Ka- regelmässigen Besuch der Spiele Überdachung. Um einige Anforde- kann man schon sagen, dass das nommen hat. Ansonsten gefällt mir ppazität für Schalke zu klein wäre. ermöglicht. Es muss eine geeignete rungen zu nennen: Es sollte defi nitiv jetzige Stadion optimal für uns ist. Hamburg. Das ist schön nah dran Fankurve geben, in der Fans die ein reines Fußballstadion sein, über- und sehr hoch. Möglichkeit haben, etwas zu organi- dacht, wenige Zäune – mit einigen sieren und ihre eigenen Interessen Verbesserungen gehört wohl das in Alle Fotos: Stadionwelt zu verfolgen. Duisburg dazu.

36 Stadionwelt 03/2005 Stadionwelt 03/2005 37

s036-039_Titelthema – Nachgefragt.indd Abs2:36 14.02.2005 07:50:51 s036-039_Titelthema – Nachgefragt.indd Abs2:37 14.02.2005 07:52:52 Titel

Schalke: Thomas Kirschner, Düsseldorf: Dr. Dagmar Duisburg: Jens Mühlfriedel, Köln: Johannes Mähling, Ultras GE Starke, Supporters Club Fanprojekt Duisburg Wilde Horde

Durch den Bau der Arena hat sich Nichts, die gute Stimmung beim Glücklicherweise besitzt der MSV Beim Neubau ist der Verein schon eine völlig neue und große Nord- Spiel gegen Union Berlin lag daran, endlich ein Stadion ohne Laufbahn. sehr auf die Wünsche der Fans einge- kurve ergeben. Dadurch wurden dass es sich um die erste Veranstal- Im überdachten, reinen Fußballstadi- gangen. Das Müngersdorfer Stadion die alten Strukturen aufgelöst und tung in der Arena handelte. on haben sich die Sicht, die Akustik war unsere Heimat, doch der Abschied wir hatten die Möglichkeit, fortan Aus heutiger Sicht wird die Arena und der Service verbessert. Gerade tat nicht allzu sehr weh, denn das bestimmend mitzuwirken. In der nicht dazu beitragen, dass sich im Cateringbereich wurden Fortschrit- neue Stadion ist in allen Bereichen Nordkurve gibt es keine Blocktren- irgendwas für uns Fans verbessert. te gemacht. Die Überdachung kommt vorteilhafter. Primär natürlich die e nungen, so dass sich der aktive Teil der Stimmung zu Gute. Neben der Tatsache, dass es sich um ein reines der Szene hinter dem Tor sammeln Akustik ist das Stadion auch sehr Fußballstadion handelt. Dadurch konnte. Zudem verbessert die bau- geeignet für Fanaktionen. Die Fan- haben sich vor allem die Sicht und liche Konstruktion ohne Laufbahn kurve wurde durch den Neubau neu die Akustik verbessert. Für uns eher und die damit verbundene Nähe strukturiert und konnte sich dadurch unwesentlich: Durch den Neubau hat zum Spielfeld die Stimmung. festigen. sich der Komfort stark verbessert. Leider bringt der Neubau etliche Jede Menge: Es gibt keine Stehplät- Leider verfügt das Stadion über zu Wir haben ein Problem mit den Fah- Nachteile mit sich. Die Fans werden ze, keinen klar defi nierten Bereich wenige Stehplätze. Das alte Wedaus- nenplätzen, das auch schon im alten viel mehr überwacht als noch im ausschließlich für Fortuna-Fans, das tadion bestand zu über 60 % aus Stadion bestand, doch dieses Pro- Parkstadion. Zudem ist der Kontakt heißt keine Fankurve. Stehplätzen, das neue hat gerade mal blem hätte im Vorfeld thematisiert mit dem Ordnungsdienst umständ- Zudem orientiert sich die Preispolitik knapp 15 %. Dazu kommen noch die werden sollen. Das Stadion zieht licher und bürokratischer. Gerade nicht am vorhandenen Fan-Klientel. relativ hohen Preise für Sitzplätze. Die vermehrt Eventpublikum an, wodurch bezogen auf Vorbereitungen im Hinzu kommt, dass Vereinsführung Blockabgrenzung im Stehplatzbereich sich das überfl üssige Rahmenpro- Stadion ist es nerviger geworden. und Aufsichtrat in den vergangenen ist sehr hoch und nicht gerade för- gramm erweitert. Wir wollen Fußball Der Gästeblock „auf Schalke“ ist Monaten gezeigt haben, dass sie derlich für die Stimmung im Stadion. und keine nervige Show. Als neuste nicht gerade fanfreundlich, dazu sich überhaupt nicht für Faninteres- Dies ist dem Verein bekannt und Technologie wurden das Einlass-Sys- kommt noch die Knappenkarte, die sen interessieren. sollte eigentlich schon längst optimiert tem und die folgende Zahlungsweise für Gästefans ein Problem darstellt. werden, doch leider hat sich bis heute mit Karten angekündigt, doch beides nichts getan. Sehr bedauerlich ist, ist reinste Schikane. dass es keinerlei Räumlichkeiten für die Fans im Stadion gibt. Während der Bauphase gab es eine Bisher gar nicht. Seit April 2004 ver- Im Vorfeld gab es eine Initiative, Im Vorfeld gab es Treffen mit Fan- AG die sich mit diesen Sachen aus- spricht man uns ein gemeinsames da das ursprüngliche Modell keiner- vertretern. Man versprach genügend einander gesetzt hat. Man machte Gespräch zwischen Fortuna-Vorstand, lei Stehplätze vorsah. Es gab einige Freiräume für Fans, doch leider u sich viele Gedanken. Letztendlich ist Betreibergesellschaft und Fanvertre- Gespräche mit dem Verein und wurde dies nicht weiter defi niert. Schalke auf die Fans eingegangen, tern. Das hat aber bis heute nicht letztendlich gelang es den Fans, die Es gibt keine guten Möglichkeiten, denn über mangelnde Stehplätze stattgefunden. Stehplätze durchzusetzen. die Banner zu platzieren. Erst nach können wir uns nicht beschweren. Vor über einem Monat haben wir er- Die Zahl könnte noch angehoben Protesten seitens der Szene wurden Trotz der vielen Werbung im Stadion, neut mit dem Vorstand ein Gespräch werden, doch die Baukonstruktion Plätze geschaffen, leider jedoch nicht haben wir keine Probleme unsere gehabt, bei dem uns versprochen des Stadions lässt da leider keinen optimal. Ansonsten genießen wir Banner in der Nord- und Südkurve wurde, eine neue Diskussionsrunde Kompromiss zu. vollste Unterstützung. Der Vorsänger aufzuhängen. zu organisieren - bisher ist nichts der Kurve besitzt seit neustem ein passiert. eigenes Podest vor der Kurve. Allein die Installierung der Lautsprecheran- lage ist keine Selbstverständlichkeit. Eigentlich ist die „Arena AufSchal- Das Stadion sollte über ausrei- Schwer zu sagen, es gibt eigent- Werden uns Möglichkeiten einge- ke“ in Ordnung. chend Stehplätze verfügen und eine lich nicht das „perfekte“ Stadion, räumt, die Fahnen besser zu plat- m Wir haben ein reines Fußballstadion Preispolitik betreiben, die auch die viele haben einen eigenen, schönen zieren, wird das Rahmenprogramm s und damit können wir glücklich sein. jüngeren Fans berücksichtigt, Schü- Touch. Ein entscheidender Faktor ist besser gestaltet, werden die Sicher- Das Stadion in Bochum wäre auch ler, Studenten und Arbeitslosen den die Anzahl der Stehplätze sowie die heitsmaßnahmen optimiert, dann eine ideale Lösung, obwohl die Ka- regelmässigen Besuch der Spiele Überdachung. Um einige Anforde- kann man schon sagen, dass das pazität für Schalke zu klein wäre. ermöglicht. Es muss eine geeignete rungen zu nennen: Es sollte defi nitiv jetzige Stadion optimal für uns ist. Fankurve geben, in der Fans die ein reines Fußballstadion sein, über- Möglichkeit haben, etwas zu organi- dacht, wenige Zäune – mit einigen sieren und ihre eigenen Interessen Verbesserungen gehört wohl das in zu verfolgen. Duisburg dazu.

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Nachgefragt: Fans und traditionelle Stadien

Stadionwelt Magdeburg: Roland Uhl, Aue: Michael Graubner, Essen: Andre Severin, S Fanprojekt Magdeburg Ultras Aue Ultras Essen 1 Stadionwelt befragt jeden Monat in den Fanszenen verschiedener Vereine Aktive zu aktuellen Themen. Hierbei kommen Fans unterschied- licher Herkunft zu Wort. Ob Ultra oder Fanbeauftragter, ob Fanclub oder Dachverband – zum jeweiligen Diskussionspunkt sollen Stand- punkte aus allen Teilen des Fan- Spektrums zur Geltung gebracht werden. Was schätzt Ihr an eurem ver- Ich fi nde da eine Menge Dinge gut, Das Stadion repräsentiert ein Stück Es handelt sich um ein reines D gleichsweise alten Stadion? aber da ich nun schon 42 bin und Tradition von Aue. Es liegt direkt in Fußballstadion aus einer Zeit, in der a seit Anfang der 70er Jahre ins Ernst- der Natur mit dem Blick auf das Erz- kaum ein Stadion ohne Laufbahn v Grube-Stadion gehe, liegt das haupt- gebirge. Dabei gehört es bestimmt gebaut wurde. Dadurch sind die Fans g sächlich an den vielen Erinnerungen, nicht zu den moderneren Stadien, in Essen seit jeher sehr nah am - die damit verbunden sind. Man hat doch die Architektur ist einzigartig. Spielfeld, und das macht sich bei der i da unzählige Spiele gesehen, auch Allein die hohe Treppe im Stadion ist Atmosphäre bemerkbar. Wir stehen C Europacupspiele unter Flutlicht, und ein Stück Geschichte von Aue. Zu zudem nicht hinter dem Tor, sondern g man hat das Stadion einfach lieb DDR-Zeiten sind die Spieler beim Ein- an der Seite, somit entsteht wieder- M gewonnen. laufen gemeinsam mit den Fans von um ein eigenes Flair. Ich möchte mal o dieser Treppe gekommen. So was behaupten, dass genau diese Atmos- w verbindet halt. phäre den Fußball ausmacht.

Was könnte im Zuge eines Neu- Was wirklich besser wird, darüber Eigentlich müsste eine ganze Menge Hört sich bestimmt merkwürdig an, W oder Umbaus verbessert werden? rätseln hier viele. Bisher gibt es das verbessert werden. Beginnend bei doch eine vierte Tribüne wäre nicht a neue Magdeburger Stadion ja nur der Infrastruktur, fortlaufend beim schlecht. Unser Stadion ist mit den v auf ein paar Computeranimationen, Catering bis hin zur Kommunikation drei Tribünen einzigartig im deutschen S aber richtig präsentiert worden ist im Stadion. Es besteht eigentlich Profi fußball, leider geht dadurch auch v es noch nicht. Ich kann mir gut auch keine Anbindung ums Stadion etwas an Stimmung verloren. Da es b vorstellen, dass man auf Stehplätze herum, deshalb wäre da einiges zu nur drei Tribünen gibt, bestehen zwei i verzichtet, was eine Katastrophe machen. Wünschenswert wäre ein komplett aus Stehplätzen. Viele Fans j wäre. Natürlich wird es ein reines reines Fußballstadion ohne Lauf- wünschen sich mehr und v. a. billigere s Fußballstadion werden und man wird bahn. Uns Fans wären Räumlichkei- Sitzplätze. Logischerweise vermisst V nicht mehr so weit weg sein, wie es ten im Stadion sehr wichtig, da wir man in einem so alten Stadion w im Ernst-Grube-Stadion der Fall war. keine Möglichkeiten besitzen, unsere anständige sanitäre Anlagen; die jetzi- d Materialien zu lagern. gen muss man nicht gesehen haben. Engagiert Ihr euch für den Bau ei- Es gab in der Tat eine Faninitiative, Bis jetzt gab es paar Machbarkeits- Der Bau des neuen Stadions wird E nes neuen oder den Erhalt des alten die sich für ein neues Stadion ein- studien, wie man einen Umbau nicht mehr zu stoppen sein. Des- S Stadions? Gibt es Fan-Initiativen? gesetzt hat und für dieses 30.000 gestalten könnte, genaueres dazu ist halb hoffen wir in Zukunft auf einen J Unterschriften gesammelt hat. Inte- aber noch nicht bekannt, bzw. dürfte „AK Stadion“, in dem die Wünsche o ressanterweise waren darunter eine erst im Sommer öffentlich gemacht der Fans angesprochen und dann w Menge Leute, die nicht aus Magde- werden. Sinnvolle Änderungen auch entsprechend berücksichtigt w burg kamen, sondern beispielsweise (besonders im Stadionumfeld) würde werden. Das Engagement in Essen W auch aus Halle oder dem Umland. man natürlich begrüßen, solange die ist diesbezüglich sehr stark, das d Das hängt aber mit dem Magdebur- Tradition des Stadions im Lößnitztal Fanprojekt hat bereits eine Umfrage d ger Publikum zusammen, das nicht erhalten bleibt. gemacht, um die Wünsche der Fans unbedingt aus der Stadt kommt. herauszukristallisieren. Wir sind gespannt, die ersten Pläne lassen einiges erhoffen. Wie sieht deiner Meinung nach das Die Ränge müssen nah am Spielfeld Beeindruckende Stadien sind vor Schwere Frage, da eigentlich jedes D ideale Fußballstadion aus? Welches sein. Weiterhin sollte es Räumlich- allem die von Mailand und Barce- Stadion sein eigenes Flair hat. Mich d Stadion entspricht am ehesten keiten für Fans geben, die diese lona, doch für einen kleinen Club, sprechen aber eher reine Fußball- s diesen Vorstellungen? auch nach freien Stücken gestalten wie Aue es nun mal leider ist, reicht stadien an, so wie es in Straßburg s können. Der Ostkurvensaal im We- das Stadion aus. Ein paar Optimie- oder Bochum der Fall ist. In diesen N serstadion ist da ein ausgezeichne- rungen, und dann sind sicherlich alle Stadien herrscht noch der Fuß- F tes Vorbild – so etwas erleichtert die glücklich. ballcharakter und nicht unbedingt d Kommunikation der Fans untereinan- der Businesscharakter. Fans werden j der. Nett wäre eine Beschallungsan- Freiräume gegeben durch hinrei- lage, die Gespräche auf den Rängen chend Stehplätze. Wichtig ist noch, zulässt und nicht dazu dient, die dass keine Turnhallenatmosphäre Fans mit Werbung zuzudröhnen. herrscht und jedes Spiel bei 20° durchgeführt wird. Alle Fotos: Stadionwelt

38 Stadionwelt 03/2005

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Nachgefragt: Fans und traditionelle Stadien

Stadionwelt Magdeburg: Roland Uhl, Aue: Michael Graubner, Essen: Andre Severin, Saarbrücken:S Daniel Zanner, Dresden: Matthias Götze, Aachen: Christoph Esser, Karlsruhe: Manuel Haas, Fanprojekt Magdeburg Ultras Aue Ultras Essen 1.1 FCS Supporters Club Pro Emotionen Aachen Ultras Phönix Sons Stadionwelt befragt jeden Monat in den Fanszenen verschiedener Vereine Aktive zu aktuellen Themen. Hierbei kommen Fans unterschied- licher Herkunft zu Wort. Ob Ultra oder Fanbeauftragter, ob Fanclub oder Dachverband – zum jeweiligen Diskussionspunkt sollen Stand- punkte aus allen Teilen des Fan- Spektrums zur Geltung gebracht werden. Was schätzt Ihr an eurem ver- Ich fi nde da eine Menge Dinge gut, Das Stadion repräsentiert ein Stück Es handelt sich um ein reines DDer Ludwigspark ist ein schönes Was ich am Rudolf-Harbig-Stadion Wir haben das Glück, dass über Ich schätze vor allem Punkte, gleichsweise alten Stadion? aber da ich nun schon 42 bin und Tradition von Aue. Es liegt direkt in Fußballstadion aus einer Zeit, in der aaltes Stadion. Wir in Sarbrücken gut fi nde ist, dass man noch eine 50 % der Kapazität aus Stehplätzen die unser Stadion nicht hat. Ein seit Anfang der 70er Jahre ins Ernst- der Natur mit dem Blick auf das Erz- kaum ein Stadion ohne Laufbahn vverbinden mit diesem Stadion ein relativ große Bewegungsfreiheit hat besteht. Zudem ist die Fantribüne Fußballstadion braucht kein Mc Grube-Stadion gehe, liegt das haupt- gebirge. Dabei gehört es bestimmt gebaut wurde. Dadurch sind die Fanss ggroßes Stück Vereinsgeschichte und und nicht in Sektoren eingepfercht überdacht und für unsere Zwecke Donalds oder übertriebene Catering- sächlich an den vielen Erinnerungen, nicht zu den moderneren Stadien, in Essen seit jeher sehr nah am --tradition. Ein modernens Stadion ist. Leider führt das auch mal zu nicht zu groß, sodass die Kommuni- angebote. Viele Arenen sind zu sehr die damit verbunden sind. Man hat doch die Architektur ist einzigartig. Spielfeld, und das macht sich bei derr iist bei uns nicht nötig, da unser Problemen, weil pöbelnde „Fans“ kation nicht schwer fällt. kommerzialisiert, der Fußballfan wird da unzählige Spiele gesehen, auch Allein die hohe Treppe im Stadion ist Atmosphäre bemerkbar. Wir stehen CClub vergleichsweise klein ist. Doch ohne Probleme in die Nähe des Die Besonderheit am Tivoli ist neben als Kunde angesehen und erhält Europacupspiele unter Flutlicht, und ein Stück Geschichte von Aue. Zu zudem nicht hinter dem Tor, sondern ggerade das macht uns glücklich. Gästeblockes kommen können. der einzigartigen Tradition die Defi - dementsprechend den Service. Das man hat das Stadion einfach lieb DDR-Zeiten sind die Spieler beim Ein- an der Seite, somit entsteht wieder- MMan könnte bestimmt einiges Zudem gefallen mir die vielen Steh- nition des Vereins über den Mythos muss nicht sein. Im Wildparkstadion gewonnen. laufen gemeinsam mit den Fans von um ein eigenes Flair. Ich möchte mal ooptimieren, doch die Fußballwerte plätze, durch die es in Dresden Tivoli. Lediglich das Millerntor in herrscht noch Fußballatmosphäre, dieser Treppe gekommen. So was behaupten, dass genau diese Atmos-- wwerden noch hochgehalten. auch ohne Dach meist eine hervor- St. Pauli hat ähnliche Tendenzen. die traditionell ist. Eigentlich werden verbindet halt. phäre den Fußball ausmacht. ragende Stimmung gibt. uns viele Freiräume gegeben. Und das schätzen wir. Was könnte im Zuge eines Neu- Was wirklich besser wird, darüber Eigentlich müsste eine ganze Menge Hört sich bestimmt merkwürdig an, WWie gesagt, es handelt sich um ein Verbesserungen müssen auf jeden Ganz klar würden wir uns eine Fan- Einen Neubau würden hier viele oder Umbaus verbessert werden? rätseln hier viele. Bisher gibt es das verbessert werden. Beginnend bei doch eine vierte Tribüne wäre nicht aaltes Stadion, daher könnte viel Fall bei der Infrastruktur vorgenom- tribüne hinter dem Tor wünschen. begrüßen, nur müssten dann die neue Magdeburger Stadion ja nur der Infrastruktur, fortlaufend beim schlecht. Unser Stadion ist mit den vverbessert werden. Die Blöcke im men werden. Die Zu- und Abgänge Diese Tribüne sollte durchgehend Vorstellungen der Fans respektiert auf ein paar Computeranimationen, Catering bis hin zur Kommunikation drei Tribünen einzigartig im deutschenn SStadion könnten eine Sanierung sind ebenso wie die Toiletten eine sein und nicht durch einen Oberrang werden. Ein einheitlicher, kompakter aber richtig präsentiert worden ist im Stadion. Es besteht eigentlich Profi fußball, leider geht dadurch auch vvertragen, die Steine sind alt und einzige Katastrophe. Weiterhin sollte unterbrochen werden. Zu einer Fan- Heimblock wäre wichtig, denn wir es noch nicht. Ich kann mir gut auch keine Anbindung ums Stadion etwas an Stimmung verloren. Da es bbrüchig. Sanitäre Anlagen müssten ein Dach her, denn bei drei Grad im tribüne gehören auch Möglichkeiten wollen geschlossen stehen. Natür- vorstellen, dass man auf Stehplätze herum, deshalb wäre da einiges zu nur drei Tribünen gibt, bestehen zwei iin jedem Fall saniert werden, da die Regen zu stehen, ist keine Freude. seine Zaunfahne zu platzieren. Dies lich müsste bei der Gelegenheit die verzichtet, was eine Katastrophe machen. Wünschenswert wäre ein komplett aus Stehplätzen. Viele Fans jjetzigen Toiletten nicht zu empfehlen Eine Videoleinwand würde ich begrü- ist leider bisher nicht gegeben, daher Laufbahn wegfallen. Anstatt eines wäre. Natürlich wird es ein reines reines Fußballstadion ohne Lauf- wünschen sich mehr und v. a. billigeree ssind. Am wichtigsten wäre aber das ßen, so lange auf dieser nicht nur der Wunsch. Zaunes sollte das Stadion lieber ei- Fußballstadion werden und man wird bahn. Uns Fans wären Räumlichkei- Sitzplätze. Logischerweise vermisst VVerschwinden der Laufbahn. Man Werbung läuft. Das neue Rudolf- nen Graben besitzen, damit eventuell nicht mehr so weit weg sein, wie es ten im Stadion sehr wichtig, da wir man in einem so alten Stadion wwünscht sich ein reines Fußballsta- Harbig-Stadion sollte auf jeden Fall Pyroshows möglich wären. Die be- im Ernst-Grube-Stadion der Fall war. keine Möglichkeiten besitzen, unsere anständige sanitäre Anlagen; die jetzi-- ddion in Saarbrücken. eng und kompakt sein. reits vorhandenen Fanräumlichkeiten Materialien zu lagern. gen muss man nicht gesehen haben. müssten übernommen werden. Engagiert Ihr euch für den Bau ei- Es gab in der Tat eine Faninitiative, Bis jetzt gab es paar Machbarkeits- Der Bau des neuen Stadions wird EEs gibt zurzeit keine Initiative. Die In Dresden gibt es die Initiative Vor Jahren gab es bereits die Aktion Es gibt in Karlsruhe keine Initiati- nes neuen oder den Erhalt des alten die sich für ein neues Stadion ein- studien, wie man einen Umbau nicht mehr zu stoppen sein. Des- SStadt hat angekündigt, in diesem www.Pro-RHS.de, die es sich zum „Hände weg vom Tivoli“. Heute ve, die sich für ein neues Stadion Stadions? Gibt es Fan-Initiativen? gesetzt hat und für dieses 30.000 gestalten könnte, genaueres dazu ist halb hoffen wir in Zukunft auf einen JJahr eine Entscheidung zu treffen, Ziel gesetzt hat, das Rudolf-Harbig- sind die Pläne für einen Neubau einsetzt, da ein neues Stadion von Unterschriften gesammelt hat. Inte- aber noch nicht bekannt, bzw. dürfte „AK Stadion“, in dem die Wünsche oob das Stadion um- oder neu gebaut Stadion als Heimstadion für Dynamo konkretisiert und lassen sich nicht allen Seiten begrüßt wird. Solange ressanterweise waren darunter eine erst im Sommer öffentlich gemacht der Fans angesprochen und dann wwird. Wir sind geteilter Meinung, Dresden zu erhalten. vermeiden. sich der KSC und die Bauherren an Menge Leute, die nicht aus Magde- werden. Sinnvolle Änderungen auch entsprechend berücksichtigt wwelche Variante die bessere ist. Zudem engagieren sie sich für den Die „Interessengemeinschaft der die Absprachen halten, wird es auf burg kamen, sondern beispielsweise (besonders im Stadionumfeld) würde werden. Das Engagement in Essen WWenn es aber eine Möglichkeit gibt, Erhalt der „Giraffen“, der Fluchtlicht- Alemannia-Fans“ hat sich bereits mit Fanseite keine Bedenken geben. auch aus Halle oder dem Umland. man natürlich begrüßen, solange die ist diesbezüglich sehr stark, das ddie alten Fundamente zu bewahren, masten, die schon von Weitem zu se- dem Verein in Verbindung gesetzt. Sollte jedoch nicht auf unsere Das hängt aber mit dem Magdebur- Tradition des Stadions im Lößnitztal Fanprojekt hat bereits eine Umfrage ddann wäre bestimmt keiner traurig. hen sind. Weil die „Badkurve“ sehr Uns wurde zugesagt, dass ein Wünsche eingegangen werden, kann ger Publikum zusammen, das nicht erhalten bleibt. gemacht, um die Wünsche der Fans wenig Platz bietet, müsste bei einem Fanvertreter bei Gesprächen die ich mir vorstellen, dass es Initiativen unbedingt aus der Stadt kommt. herauszukristallisieren. Wir sind Neubau das Spielfeld vermutlich Meinung der Fans vertreten kann. geben wird, die sich entsprechend gespannt, die ersten Pläne lassen verschoben werden. Für die Giraffen einmischen. einiges erhoffen. wäre das das Ende! Wie sieht deiner Meinung nach das Die Ränge müssen nah am Spielfeld Beeindruckende Stadien sind vor Schwere Frage, da eigentlich jedes DDas perfekte Stadion ist schwer zu Wichtig ist, dass ein Stadion die Fan- Diese Frage ist von der Tatsache Das perfekte Stadion ist nicht leicht ideale Fußballstadion aus? Welches sein. Weiterhin sollte es Räumlich- allem die von Mailand und Barce- Stadion sein eigenes Flair hat. Mich ddefi nieren. Mein „Traumstadion“ kultur respektiert und z. B. Platz für abhängig, in welcher Liga Alemannia zu defi nieren. Primär sollte den Stadion entspricht am ehesten keiten für Fans geben, die diese lona, doch für einen kleinen Club, sprechen aber eher reine Fußball- ssollte ein reines Fußballstadion Zaunfahnen bietet. Es ist furchtbar, spielt: Für die zweite Liga reicht der Fans eine gewisse Freiheit gegeben diesen Vorstellungen? auch nach freien Stücken gestalten wie Aue es nun mal leider ist, reicht stadien an, so wie es in Straßburg ssein, indem sich der Fan wohlfühlt. wenn Werbung mehr Bedeutung Tivoli vollkommen aus; bei einem werden. Sprich genügend Stehplätze können. Der Ostkurvensaal im We- das Stadion aus. Ein paar Optimie- oder Bochum der Fall ist. In diesen NNicht zu modern, da die Werte des zukommt, als der Fankultur. Weiterhin eventuellen Aufstieg würden die auf einer engen Hintertortribüne. Die serstadion ist da ein ausgezeichne- rungen, und dann sind sicherlich alle Stadien herrscht noch der Fuß- FFußballs gepfl egt werden sollten, sollte es viele Stehplätze haben – da Kapazitäten wohl nicht genügen. aktiven Fans müssen ihre Unter- tes Vorbild – so etwas erleichtert die glücklich. ballcharakter und nicht unbedingt ddoch etwas moderner als unser Dynamo so bald nicht international Ein „perfektes Stadion“ gibt es nicht, stützung bekommen: Capo-Podest, Kommunikation der Fans untereinan- der Businesscharakter. Fans werdenn jjetziges. spielen wird, sollte das möglich sein. aber viele schöne Stadien. Räumlichkeiten, etc. der. Nett wäre eine Beschallungsan- Freiräume gegeben durch hinrei- Denn nur in Stehblöcken kann man Generell sollte es ein reines Fußball- lage, die Gespräche auf den Rängen chend Stehplätze. Wichtig ist noch, mit vielen Fans ins Gespräch kommen! stadion sein. zulässt und nicht dazu dient, die dass keine Turnhallenatmosphäre Das schönste Stadion, das ich be- Fans mit Werbung zuzudröhnen. herrscht und jedes Spiel bei 20° sucht habe ist Köln, weil man da nicht durchgeführt wird. so eingeengt ist, wie im unfertigen Alle Fotos: Stadionwelt Frankfurter .

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