ABSCHLUSSBERICHT

DES INNOVATIONSKOLLEGS INK 19

„DIE TRANSFORMATION VON

WIRTSCHAFTSSYSTEMEN UND DIE

NEUORDNUNG DER GESELL-

SCHAFTEN MITTEL- UND OSTEUROPAS“

FRANKFURTER INSTITUT FÜR TRANSFORMATIONSSTUDIEN

INHALTSVERZEICHNIS

1. Die Analyse der Transformation in Mittel- und Osteuropa. Innovative, interdisziplinäre und internationale Forschungskultur am Frankfurter Institut für Transformationsstudien 4

2. Die Forschungsprojekte 27

Kognitive Hintergründe und Konsequenzen des Transformationsprozesses in Osteuropa 27

Ordnungspolitische Weichenstellung für ein funktionsfähiges Wettbewerbssystem 36

Entwicklung von Kapitalmärkten in Mittel- und Osteuropa 49

Wirtschaftswissenschaft und Systemwandel in Mittel- und Osteuropa 59

Soziokulturelle Ressourcen der neuen Unternehmer in der Region Frankfurt (Oder) 64

Rechtstheoretische Probleme einer Transformation von Unrechtsstaaten In Rechtsstaaten: Die Rezeption des Rechtsstaats in Mittel- und Osteuropa 77

Öffentliche Finanzen und ökonomische Transformation in Osteuropa 89

Die Politische Ökonomie der Reform der öffentlichen Finanzen in Osteuropa 96

Ordnungspolitik in der Transformation am Beispiel der Umgestaltung von Systemen sozialer Sicherung 100

Transformation und Integration: Die Osterweiterung der Europäischen Union 110

Die Umstrukturierung der polnischen Energiewirtschaft 115

Privatisierung und Unternehmenskontrolle in der Tschechischen Republik 123

Finanzkulturen einer Stadtverwaltung: eine ethnographische Studie in Budapest, Bukarest, Moskau, Prag oder Warschau 135

Tarifautonomie in der Transformation 143

Geschichte der Deutsch-polnischen Grenzregion im europäischen Vergleich 147

Transformationsbedingte Veränderungen der kirchlichen Integration und Religiosität in Osteuropa - Dauerhafte Kulturlinien und soziokulturelle Muster versus Transitionseffekte 158

Vertrauensbildung zwischen ökonomischen Akteuren in Transformationsgesellschaften: Mechanismen und Wahrnehmungsmuster, Reziprozitätsprobleme und Sozialisationskontexte 172

Der Wandel von Erwerbsmustern in der Krise der Arbeitsgesellschaft – Vergleichende sozioökonomische Studie zu Erwerbsformen und bio- graphischen Steuerungen angesichts des Umbruchs traditioneller Erwerbs- arbeitsstrukturen in ausgewählten Regionen Deutschlands und Polens 187

Innovationskollegs als Instrument der Umgestaltung der universitären Forschung im ostdeutschen Transformationsprozess - Akteure, Strukturen und Effekte 202

Rechnungslegung in Transformationsstaaten Mittel- und Osteuropas (insbesondere Polen) 211

Verteilungswirkungen einer (Teil-)Privatisierung der Altersvorsorge 218

Konsequenzen der Transformation bei unterschiedlichen ordnungs- politischen Regimes - Die Beispiele Russland und Ostdeutschland 221

Kapitalmarktrecht Mittel- und Osteuropa. Eine rechtsvergleichende Untersuchung zur Entwicklung des Kapitalmarktrechtes in Polen, Tschechische Republik, Ungarn, Russland und Bulgarien 225

Bankwirtschaftliches Wissen und post-sozialistische Ordnung. Zur Umstrukturierung von Finanzinstitutionen in Mittel- und Osteuropa 231

3. Konferenzen, Veranstaltungen und Vorträge 247

3.1. Tagungen und Konferenzen des FIT 247

3.2. Kolloquien 257

3.3. Teilnahme an Konferenzen 263

4. Gastprofessoren, Gastwissenschaftler und Freistellungen 306

4.1. Gastprofessoren 306

4.2. Gastwissenschaftler 310

4.3. Freistellungen 313

5. Auslandsaufenthalte 314

6. Publikationen 320

6.1. FIT Arbeitsberichte – Discussion Papers 320

6.2. Publikationen in referierten Zeitschriften 324

6.3. Publikationen anderen Zeitschriften 327

6.4. Publikationen in Sammelbänden 329

6.5. Sammelbände und Herausgeberschaften 340

6.6. Monographien 341

6.7. Working Papers 343

6.8. Rezensionen 344

6.9. Sonstige Publikationen 345

DIE ANALYSE DER TRANSFORMATION IN MITTEL– UND OSTEUROPA. INNOVATIVE, INTERDISZIPLINÄRE UND INTERNATIONALE FORSCHUNGSKULTUR IM FRANKFURTER INNOVATIONSKOLLEG

Herbert Kalthoff und Hans–Jürgen Wagener

Am Frankfurter Institut für Transformationsstudien – einem Zentralinstitut der Europa–Universität Viadrina – sind im Laufe der letzten sechs Jahre eine Vielzahl wissenschaftlicher Forschungsprojekte zu den Wandlungsprozessen in Mittel– und Osteuropa durchgeführt worden. Sie haben die erste Phase, das heißt die ersten zehn Jahre der Transformation, aus dem Blickwinkel unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen analysiert und erlauben ein tieferes Verständnis der abgelaufenen Prozesse. Andererseits tragen sie zur Erweiterung der theoretischen Basis bei, von der aus sich derartige Phänomene untersuchen lassen. Dies zu dokumentieren ist Aufgabe des vorliegenden Abschlussberichts. Das zentrale Ziel des im Oktober 1995 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligten Innovationskollegs „Die Transformation von Wirtschaftssystemen und die Neuordnung der Gesellschaften Mittel– und Osteuropas“ war es, einen Beitrag zu einer umfassenden Analyse der Prozesse zu formulieren, die in Mittel– und Osteuropa vom Zusammenbruch der kommunistisch bestimmten politischen und wirtschaftlichen Ordnungen ausgelöst wurden und als deren Ergebnis ein grundlegender Wandel der sozialen Systeme intendiert war. Das historische Ereignis der Transformation in Mittel– und Osteuropa hat keinen Bereich des Sozialsystems unberührt gelassen. Gleichzeitig hat es aber auch deutlich gemacht, dass grundlegende Veränderungen des Wirtschaftssystems, selbst wenn man sich darauf beschränken wollte, nicht ohne adäquate Anpassungen im Rechtssystem, im politischen System, aber auch im individuellen Verhalten möglich sind. Die Analyse der politischen, ökonomischen und kulturellen Transformationen, ihrer Implikationen und ihrer sozialen Logik sollte die ablaufenden Prozesse verständlich machen, ihrer Vielschichtigkeit entsprechend interdisziplinär erfolgen und schließlich einen Beitrag zur Theoriebildung liefern. Die DFG und das BMBF als Initiator des Förderinstruments Innovationskolleg beabsichtigten mit dieser Maßnahme, die Forschung an den Universitäten der neuen Bundesländer zu stärken, indem Schwerpunkte herausgebildet oder unterstützt wurden, und eine Integration der Forscher in die internationale scientific community, von der sie zur DDR–Zeit isoliert waren, zu fördern. Die Beantragung des Innovationskolleg „Die Transformation von Wirtschaftssystemen und die Neuordnung der Gesellschaften Mittel– und Osteuropas“ hat an der Europa–Universität Viadrina zur Herausbildung einer Forschergruppe aus allen drei Fakultäten (Rechts–, Wirtschafts– und Kulturwissenschaften) und zur Gründung eines Zentralinstituts der Universität, des Frankfurter Instituts für Transformationsstudien (FIT), geführt. Die Forschung, über die nun zu berichten ist, ist die Forschung, die am FIT geleistet worden ist, woran nicht nur unmittelbar aus Mitteln des Innovationskollegs finanzierte Mitarbeiter, sondern auch eine Reihe angegliederter Wissenschaftler beteiligt waren. Damit wird schon hier unterstrichen, dass das Innovationskolleg einen strukturbildenden Effekt in der Forschungsorganisation und –kooperation an der Viadrina gehabt hat. Transformationsforschung und Forschungskultur am FIT 5

Bevor auf den folgenden Seiten über die Ergebnisse des Frankfurter Innovationskollegs abschließend berichtet wird, erscheint es sinnvoll, an den Ausgangspunkt zurückzukehren, damit die Entwicklungen, die die Forschungsprojekte genommen haben, sowie die Forschungsresultate adäquat dargelegt und bewertet werden können. An diese Art Blick in den Rückspiegel (I.) schließt sich eine Darstellung der Forschungsarbeiten und des wechselseitigen Bezugs ihrer Resultate an. Dies wird hier aus einer themenbezogenen Perspektive geschehen (II. und III.), um dann auf den Beitrag der Forschungsprojekte zu einer Theorie der Transformation einzugehen (IV.). Die Darlegung der innovativen Wirkung auf das universitäre und außeruniversitäre Umfeld schließt die Einleitung ab (V.)

I. Ein Blick in den Rückspiegel

Im Frühjahr 1995 reichten 17 Lehrstuhlinhaber der Europa–Universität Viadrina einen „Antrag auf Einrichtung eines Innovationskollegs an der Europa–Universität Viadrina“ bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft ein, der im Herbst 1995 positiv beschieden wurde. Ziel des Innovationskollegs sollte die Analyse der Transformation mittel– und osteuropäischer Staaten als „bewusste Umgestaltung der Wirtschafts– und Gesellschaftsordnung“ sein, wobei die Antragsteller mit dem Transformationsbegriff die „vergleichsweise diskontinuierlichen, parallelen wie seriellen Änderungen (...) mit ihren oftmals drastischen und tiefgreifenden Wechselwirkungen“ im Auge hatten (Antrag 1995: 5, 7). Transformation bezeichnet demzufolge eine intendierte Umstrukturierung des institutionellen Gefüges und Funktionierens von Gesellschaften (hierzu auch: Reißig 1993, 1994; Kaase/Lepsius 1997) und somit einen Wechsel der Ordnungsparadigmen, der parallel in verschiedenen gesellschaftlichen Teilsystemen erfolgt (vgl. Kloten 1991; Wagener 1997), wenngleich die Interdependenz der Ordnungen (vgl. hierzu Eucken 1990) sowie die der einzelnen Reformschritte offene Fragestellungen markieren. Als zentrale Aufgaben des Frankfurter Innovationskollegs legten die Antragsteller – in der ursprünglichen Zusammensetzung acht Wirtschaftswissenschaftler, acht Kulturwissenschaftler und ein Rechtswissenschaftler – folgende Aspekte fest:

– Erstens sollte es „einen multidisziplinären Diskurs in Gang setzen“, ohne die disziplinäre Verankerung der einzelnen Forschungsprojekte aufzuheben; – zweitens sollte es sich als ein „internationales Forschungs– und Diskussionszentrum für theoretische und empirische Fragen der Transformationsforschung“ profilieren; – drittens sollte es sich als ein Ort herausbilden, von wo aus Themen der „Osterweiterung der Europäischen Union“ und der Neuordnung der mittel– und osteuropäischen Länder ins „öffentliche Bewusstsein zu tragen“ sind; – viertens sollte es eine „regionale Funktion“ übernehmen, das heißt empirische Erforschung regionaler Entwicklungen sowie „Kommunikation mit dem betroffenen Praxisfeld“ (alle Zitate aus Antrag 1995: 5f.).

Als zentraler Untersuchungsgegenstand wurde die institutionelle Neuordnung der Transformationsländer bestimmt. Dabei werden Institutionen als Verhaltensregularitäten oder Verhaltensbeschränkungen verstanden, die entweder mehr oder minder spontan über längere Zeiträume hinweg entstanden sind und von den individuellen Akteuren internalisiert wurden – sie werden häufig auch als informelle Institutionen bezeichnet –, oder es geht um formelle Institutionen Transformationsforschung und Forschungskultur am FIT 6

als feste, formale Gefüge, die vielfach Ergebnis einer zweckorientierten, auch ad hoc möglichen Gestaltung sind. Die Analyse der Umwandlung einer Gesellschaftsordnung, in der alte Institutionen restrukturiert und neue Institutionen durch Transfer, Imitation und Adaptation geschaffen werden, bezieht sich auf diesen zweiten Aspekt des Institutionenbegriffs. Als theoretische Analyserahmen bestimmen die Antragsteller insbesondere die „Neue Institutionenökonomik“ und die „Neue Politische Ökonomie“, mit denen die Dimensionen der institutionellen Neuordnung als Partialtransformationen empirisch gehaltvoll analysiert werden soll. Die Schwerpunkte der anvisierten Forschungen sollten „(a) theoretisch in einem konsistenten Bezug zueinander stehen, (b) empirisch handhabbar und praktisch durchführbar ... (sein und) ... (c) in wissenschaftlicher wie in anwendungsorientierter Forschungsperspektive als beispielhaft und als gewinnbringend gelten“ (Antrag 1995: 6–9). Als Ausgangspunkt des Transformationsgeschehens identifiziert der Antrag das Wirtschaftssystem. Die Mechanismen seiner („möglichst erfolgreichen“) Transformation, der Austausch der Koordinationsmechanismen und pfadabhängige Prozesse bilden die Schwerpunkte des analytischen Designs. Hierbei wird, was den Inhalt der Transformation betrifft, auf die Ordnungstheorie zurückgegriffen, was den Prozess der Transformation betrifft, dagegen auf die politische Ökonomie und die politische Theorie, wo auch spieltheoretische Erklärungsmodelle zunehmend an Bedeutung gewinnen. Die Untersuchung kultureller Prozesse wird von verschiedenen Perspektiven her formuliert: die Anthropologie der Transformation konzentriert sich darauf, die lokale Übersetzung und Aneignung von Modellen zu untersuchen; die Kultursoziologie und die politische Soziologie fokussieren die Stabilität und den Wandel von Deutungsmustern und die Konsolidierung demokratischer Institutionen. Der Antrag gruppiert die Forschungsprojekte in drei Gruppen:

– Kognitiver Wandel als Voraussetzung und Folge der Transformation – Ordnungspolitische Weichenstellungen für ein funktionsfähiges Wettbewerbssystem – Strukturwandel und Kommunikation über Grenzen hinweg.

Unter anderem auf Anregung der Gutachter ist der im Antrag noch unterbelichtete rechtliche Aspekt später zu einer vierten Projektgruppe („Transformation des Rechts“) erweitert worden. Der Antrag, so lässt sich resümieren, ist in seinen wesentlichen Teilen von drei Annahmen geprägt: Bei den Transformationsprozessen handelt es sich erstens um einen geplant–konstruktivistischen Vorgang, dessen Ergebnisse an intendierte politische Handlungen zurückgebunden und somit kausaltheoretisch untersucht werden können. Eine wissenschaftliche Analyse, die verschiedenen Dimensionen des Transformationsgeschehens berücksichtigen soll, ist nur unter Einbindung mehrerer Disziplinen möglich. Politische, ökonomische und rechtliche Organisationen stellen zweitens die zentralen Instanzen des Prozesses dar: Sie planen und führen Partialtransformationen durch (im Sinne einer Neuordnung von Institutionen und Koordinationsmechanismen). Individuen ihrerseits werden mit diesen systemischen Teiltransformationen und ihren (interdependenten) Wechselwirkungen konfrontiert; ihre Zustimmung zu oder Ablehnung von systemischen Veränderungen können auf kulturelle Erbschaften zurückgeführt werden. Drittens bieten theoretische Ansätze, die dem Rational Choice Paradigma zuzuordnen sind (etwa Spieltheorie, akteurszentrierter Institutionalismus, Modernisierungstheorie), ein hinreichendes Potential, die empirischen Befunde theoretisch aufzuarbeiten und zu analysieren. Schon ein Blick in den Verlängerungsantrag (1998: 5ff.) genügt, um zu erkennen, dass im entsprechenden Zeitraum sowohl das Design des Forschungsantrages umgesetzt als auch neue Transformationsforschung und Forschungskultur am FIT 7

Fragestellungen generiert und neue theoretische Perspektiven aufgenommen wurden. Durch diese Erweiterung, insbesondere von kulturwissenschaftlichen Forschungsprojekten angestrebt, fanden beispielsweise struktur– und praxistheoretische Ansätze (bspw. Giddens 1995; Knorr Cetina 1999; Latour 1999) Eingang in das Design des Frankfurter Innovationskollegs und ergänzten diejenigen Forschungen, die sich etwa an der Institutionen– oder Modernisierungstheorie (hierzu: North 1990; Zapf 1991) orientierten. Die theoretische und thematische Öffnung der Forschungsperspektive stellt aus unserer Sicht keine Besonderheit des Frankfurter Innovationskollegs dar, sondern spiegelt die disziplinäre Verbreiterung der Transformationsforschung und eine Verschiebung der Forschungsaktivitäten wider. In diesem Zusammenhang ist schon darauf hingewiesen worden (vgl. Hodenius/Schmidt 1996), dass der Übernahmeansatz einer prozessorientierten und offenen Perspektive gewichen ist, da die ersten Jahre der Transformation und ihre Erforschung viele Hinweise für die Brüchigkeit teleologischer Konzepte erbracht haben. Hierzu trug die Einsicht bei, dass die Transformation weder in allen Ländern „erfolgreich“ verlief (und verläuft) (siehe das Beispiel Belorussland), noch einem planmäßig umgesetzten Programm folgte. Dies zeigt sich auch in den Analysen, die oft einzelne Transformationsergebnisse bilanzieren und hiermit eine veränderte Perspektive andeuten: Beobachtet wird die Herstellung der Transformation in sehr disparaten Feldern – und hiermit die Genese von institutionalisierten Praktiken sowie Ressourcen und Strategien der Akteure (etwa Stark 1996). Diese Perspektive, die u.a. Rückschlüsse für eine Theorie des Marktes oder einer Theorie der Reform erlaubt, legt ein anderes Transformationsverständnis nahe: Es sind die verschiedenen Formen, die überhaupt die Transformationsprozesse ausmachen (vgl. Thomas 1992). In diesem Sinne geht es um die sozialwissenschaftliche Erforschung der Komplexität und Vielfalt dieses „natürlichen Experiments” (Nee 1996: 908), das heißt um den langwierigen und offenen Prozess der lokalen Implementierung und Aneignung von Methoden, Standards und Verfahren, die eigenständige soziale, politische und ökonomische Formen hervorbringen (können). Die Forschung hat sich somit – blickt man in die einschlägige Fachliteratur – langsam einer breiter gefassten Themenbetrachtung gewidmet. Darüber hinaus gelten – im Sinne Claus Offe’s „Dilemma der Gleichzeitigkeit“ (Offe 1991) – die politischen, kulturellen und ökonomischen Aspekte der Transformation nicht mehr als einfache Folgeprozesse; ihre Parallelität oder Interdependenz, also Fragen nach der Entfaltung und Verzahnung von Reformpolitiken, werden nicht mehr einfach vorausgesetzt, sondern als offene Fragestellungen formuliert (vgl. Kalthoff/Pickel 2000). Ferner ist in einem zunehmenden Maße die Praxis der Transformation, ihre sozio–ökonomischen Rahmenbedingungen und die individuellen Handlungsdispositionen der Akteure in den Fokus ihrer Untersuchungen gestellt worden. Die theoretische Öffnung im Kontext des FIT markiert darüber hinaus das forschungspraktische Problem, eine am empirischen Material belegte kultursoziologische oder kulturanthropologische Theoretisierung der konkreten Transformationspraxis kaum mit modelltheoretischen Ansätzen vornehmen zu können Hiermit verstärken sich natürlich die Differenzen der wissenschaftstheoretischen und methodologischen Auffassungen, die im Frankfurter Innovationskolleg vertreten waren. Aber eine interdisziplinäre Forschung setzt eine solche Diversität und die Auseinandersetzung damit konstituierend voraus. Die Forschung im Frankfurter Innovationskolleg ist – so lässt sich resümierend festhalten – im Vergleich zum Erstantrag auf eine breitere theoretische und empirische Grundlage gestellt worden, die allerdings nicht die Fragestellungen, die der Erstantrag formulierte, aufgegeben, sondern spezifiziert hat. So kann festgehalten werden, dass das theoretische Design des Erstantrages in den Forschungsprojekten Transformationsforschung und Forschungskultur am FIT 8

operationalisiert und reformuliert worden ist. Was die Forschungskooperation („Interdisziplinarität“) betrifft, so kristallisierten sich in den zurückliegenden Jahren im wesentlichen drei Kooperationsformen heraus:

– Interdisziplinarität als disziplinäre Arbeitsteilung Diese Position teilt die Probleme der Transformation in zwei Gruppen und ordnet diese den Wirtschafts– bzw. Kulturwissenschaften zu. Auf der einen Seite findet sich die politische Ökonomie der Transformation und das Institutional Design, auf der anderen Seite das Zusammenspiel von formellen und informellen Institutionen, von Sozialstruktur und Kultur. – Interdisziplinarität als disziplinäre Kooperation Diese Position plädiert für eine interdisziplinäre Forschung im engeren Sinne: In Gemeinschaftsprojekten thematisieren Kultur– und Wirtschaftswissenschaftler konkrete Problemstellungen der ökonomischen Transformation. Spezifische Problemstellungen werden aus der Perspektive disziplinärer Ansätze analysiert und aufeinander bezogen. – Interdisziplinarität als Überschreitung von Disziplingrenzen Hierzu gehören diejenigen Einzelprojekte, die beispielsweise Problemstellungen der praktischen Ökonomie aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive untersuchen oder die politische Entscheidungsfindung mit ökonomischen Ansätzen analysieren. Die disziplinäre Zuständigkeit wird hier überschritten, indem disziplinspezifische Methoden auf disziplin’fremde’ Gegenstände und Fragestellungen angewandt werden.

Diese Umgangsweisen mit Interdisziplinarität bezeichnen wir als pragmatische Interdisziplinarität, deren zentrales Kennzeichen eine Vielstimmigkeit des theoretischen und empirischen Zugangs zum Phänomen der Transformation ist. Dieses multiperspektivische Design bot (und bietet) trotz vielfältiger wissenschaftstheoretischer und methodologischer Unterschiede Möglichkeiten der wissenschaftlichen Kommunikation und des Wissensaustausches.

II. Die Struktur der Forschungsprojekte

Die Einleitung ist nicht der Ort einer detaillierten Darlegung der Ergebnisse der einzelnen Forschungsprojekte; dafür finden sich weiter unten ausführliche Arbeits– und Ergebnisberichte. Im Folgenden soll vielmehr von den jeweiligen Forschungsgegenständen ausgehend eine Strukturierung der Projekte entworfen werden. Danach lassen sich zwei Gruppen unterscheiden: Erstens diejenigen Forschungsprojekte, die die Neugestaltung von Institutionen behandeln, wobei die Einführung von global zirkulierenden Modellen (etwa einer Zentralbank) in die politischen, ökonomischen und sozialen Kontexte der Transformationsländer eine wichtige Rolle einnimmt, und zweitens die Projekte, die die sozialen und individuellen Aneignungs– und Erfahrungsprozesse thematisieren. Damit wird offensichtlich, dass sich der Ansatz des Frankfurter Innovationskollegs weniger mit Fragen der makroökonomischen Politik, vor allem der Stabilisierung, beschäftigte, die noch in der ersten Hälfte der 1990er Jahre große Aufmerksamkeit auf sich zog. Zusammen mit den Prozessen der Liberalisierung und der Privatisierung hat Stabilisierung im Übergang vom Plan zum Markt zweifellos zentrale Bedeutung (und ist ausführlich in der Literatur behandelt). Dabei geht es allerdings nicht nur um adäquate wirtschaftspolitische Maßnahmen, sondern auch um das institutionelle Umfeld, in dem solche Maßnahmen getroffen werden können. Die Projekte des Innovationskollegs versuchen deshalb, dieses Umfeld und die politische Ökonomie seiner Gestaltung zu untersuchen, einer Gestaltung, die Transformationsforschung und Forschungskultur am FIT 9

kognitive, rechtliche und ordnungspolitische Implikationen hat und in einem konkreten historischen und geographischen Raum stattfindet. Mit fortschreitender Transformation wurde nämlich immer deutlicher, dass diese Faktoren nicht zu vernachlässigen sind. Denn ein kurzer Blick auf die Transformationserfolge und bisherigen Misserfolge verdeutlicht, dass die historischen und räumlichen Voraussetzungen (zum Beispiel die historische Affinität zu Demokratie und Marktwirtschaft und die geographische Nähe zur Europäischen Union) hier eine Rolle gespielt haben.

Abbildung 1: Struktur der Forschungsprojekte

Transformation in Mittel- und Osteuropa

v

Transformation als Transformation als sozialer Neugestaltung von Institutionen Erfahrungs- und Aneignungsprozess

politische lokale rechtliche kulturelle (Erwerbs-) Gestaltung und Implementierung Kodierung der Einbettung und Biographie und Durchsetzung von global ökonomischen Stabilisierung von Umstellungs- von Reformen zirkulierenden Praxis und der Institutionen strategie Modellen Staatsverfassung

Die Projekte der ersten Gruppe untersuchen die Restrukturierung respektive Neugestaltung bestehender Institutionen durch die Implementierung global zirkulierender Modelle, derer sich die Akteure bedienen, um Verfahren oder Regelungen zu erneuern beziehungsweise neu einzuführen. Die Forschungsprojekte thematisieren so unterschiedliche Bereiche wie die Privatisierung und das damit verbundene Problem der Unternehmenskontrolle, die Implementierung neuer Accountingregeln, die Neudefinition der Rolle des Staates und Reformen des öffentlichen Sektors, die Einführung neuer Sozialversicherungssysteme, die Umstrukturierung der Energiewirtschaft, die Reform des Bankensektors oder ganz detailliert die Restrukturierung des Bankgeschäftes. Trotz der Gemeinsamkeit, die Implementierung und Ausgestaltung von anderenorts erfolgreichen Modellen zu untersuchen, gibt es eine Reihe von Differenzen bezüglichen des empirischen und theoretischen Designs. Die Forschungsprojekte, die der politischen Ökonomie der Reform zuzuordnen sind, konzentrieren sich auf den Prozess der Initiierung und Durchführung von Reformen durch Akteure im Feld der Politik, der Administration und des Arbeitsmarktes (siehe die Projektberichte von Wagener/ Rosenbaum/ Chudzik/ Wenzeler; Wagener/ Ryll/ Müller; Wagener/ Gesell-Schmidt/ Schütte; Wagener/ Süß; Bolle/ Kuba; Bönker). Es geht dabei insbesondere um die Beantwortung folgender Fragen: Welche Reformprogramme werden gewählt? Was sind die politisch–administrativen und ökonomischen Konstellationen ihrer Verwirklichung? Aus den Blickwinkeln der Industrieökonomie, der Ordnungstheorie und der Theorie der Wirtschaftspolitik untersuchen sie die politischen und ökonomischen Mechanismen, die zur Herausbildung und Gestaltung von Wettbewerb generierenden Märkten (etwa dem Strommarkt in Polen) und von Akteuren (zum Beispiel Lohnbildungsinstitutionen) sowie zur Einführung von Modellen führen, auf die sich die politischen Kontrahenten in einem Kompromiss geeinigt haben. Konstitutiv für Märkte sind individuelle Verfügungsrechte, Transformationsforschung und Forschungskultur am FIT 10

Vertragsfreiheit und Vertrauen sowie das Kommunikationsmittel Geld. Diese Elemente bedürfen der konstitutionellen Institutionalisierung, die in etablierten Marktwirtschaften historisch gegeben (und deshalb kurzfristig problemlos) ist, in entstehenden Marktwirtschaften aber erst geleistet werden muss. Die Projekte unterstreichen

– die Vorbildfunktion von und die Orientierung an global zirkulierenden Modellen für die politische Aushandlung und Ausrichtung der Reformen (etwa dem „chilenischen Modell“ im Falle der Rentenpolitik oder bei der Wahl zwischen dem „anglo–amerikanischen“ und dem „rheinischen Modell“ der Unternehmenskontrolle), wenngleich diese Modelle den lokalen Kontexten entsprechend angepasst werden; – die Pfadabhängigkeit der eingeschlagenen Reformen, aber auch die Option des Strategiewechsels im Rahmen der Reformgestaltung. So fand etwa in der polnischen Energiepolitik ein Strategiewechsel von einer radikalen Liberalisierung („britisches Modell“) zu einer weniger radikalen Liberalisierung („norwegisches Modell“) statt; – die Grenzen der Marktliberalisierung, die in der spezifischen Konstruktion von Branchen (beispielsweise im Falle der Energiewirtschaft oder im Bankensektor, für die beide gelegentlich „nationale Interessen“ ins Feld geführt werden,) begründet sind, und damit die Notwendigkeit einer aktiven politischen Regulierung; – die Rolle internationaler Organisationen (etwa der Weltbank), die aktiv an der Ausgestaltung der Reformen und des institutional design partizipieren, sowie die Rolle des institutionellen Kontextes bei der Aushandlung von Reformkompromissen (zum Beispiel des acquis communautaire für diejenigen Transformationsländer, die mit einem baldigen Beitritt zur Europäischen Union rechnen), – die große Bedeutung, die eine frühzeitige und möglichst umfassende Durchsetzung der für notwendig befundenen Reformmaßnahmen im sogenannten window of opportunity für den Erfolg der Transformation hat, da der Nutzen aus den Reformen erst längerfristig sichtbar wird, während die kurzfristig anfallenden Kosten in einem voll durchorganisierten politischen System zu Reformblockaden führen können.

Einen anderen Blickwinkel für die Analyse des Prozesses der Institutionenbildung wählten die ethnographischen Forschungsprojekte der Kulturanthropologie und der Soziologie (siehe die Projektberichte von Wagener/Rottenburg/Kalthoff und Schiffauer/Schmid). Sie haben die Umwandlung administrativer und ökonomischer Praktiken und ihrer Darstellungsweisen durch die Einführung und Durchsetzung neuer Formatierungen und Regeln analysiert. Während sich der Terminus „Formatierung” (hierzu: Thévenot 1985) auf die Redefinition solcher Räume und Einheiten bezieht (etwa „urbaner Wassersektor” oder „Kreditmarkt” mit entsprechenden Internalisierungs– bzw. Externalisierungsdefinitionen), die in wirtschaftliches Rechnen eingehen, bezieht sich der Terminus „Regeln” auf die neuen Verknüpfungen der internalisierten Einheiten, die zur Ermittlung von Wirtschaftlichkeit angestellt werden (etwa Gewinn– und Verlustrechnung). Die neuen Formatierungen und Regeln des Accounting und Auditing verbreiten sich wiederum nicht als abstrakte Ideen, sondern als innerer Bestandteil neuer Technologien. Als empirische Untersuchungsgegenstände wurden Finanzkulturen der Bankwirtschaft und des Stadtmanagements in den Ländern Russland, Bulgarien und Polen ausgewählt. Im Laufe der Forschung stellte sich heraus, dass die untersuchten Prozesse nicht allein aus einer inneren Dynamik Transformationsforschung und Forschungskultur am FIT 11

des Transformationsgeschehens zu verstehen sind. Vielmehr wird dieses Geschehen von Tendenzen gerahmt, die in der öffentlichen und wissenschaftlichen Debatte mit zwei Schlüsselbegriffen markiert werden: „Weltgesellschaft“ und „Wissensgesellschaft“. Das heißt: Ökonomisches und administratives Handeln in postsozialistischen Transformationsgesellschaften wird durch neue Formatierungen und Regeln mit einem ökonomischen Geschehen kompatibel gemacht, das gerade nicht durch geographische oder nationale Grenzen gebunden sein will. Es ist diese Bestrebung nach Unabhängigkeit von lokalen Selbstverständlichkeiten, die neue Wissenspraktiken hervorruft, in denen es um die Möglichkeit global anschlussfähiger und somit standardisierter Verfahren geht. Administratives und ökonomisches Wissen zu rekonfigurieren bedeutet auf einer formalen Ebene, neue Formatierungen und Regeln rechtlich zu kodieren. Es bedeutet auf einer konkreten Ebene, administrative und ökonomische Praktiken an den kodifizierten Formatierungen und Regeln auszurichten. Neue Technologien des Zählens, des Berechnens, des Legitimierens und allgemein des Darstellens ökonomischer Praktiken und des individuellen Verbrauchs verändern die Wahrnehmung des Sozialen und die Interaktionsstruktur der Akteure. Diese Veränderungen sind auf zentrale Weise mit der Funktionstüchtigkeit der Technologien und ihrer ‚richtigen‘ Verwendungsweise verknüpft. Im Fall der Wasserwirtschaft bedeutet die Einführung der Wasseruhr nicht nur, die Verrechnung des individuellen Wasserverbrauchs umzustellen, sondern impliziert auch eine Neubestimmung des Verhältnisses von Politik und Wirtschaft. Im Fall der Bankwirtschaft bedeutet die Einführung neuer Bankprodukte nicht nur, dass das Bankwesen modernisiert wird, sondern es findet damit verbunden auch eine grundlegende Veränderung der Bedeutung von Geld, Eigentum und Haftbarkeit statt. Die Umstellung der semiotischen Existenzweise von Unternehmen durch neue Regeln des Accounting und Auditing bedeutet nicht nur, dass unternehmerische Zahlenwerke standardisiert werden und somit zu den analytischen Verfahren der Bankwirtschaft passen, sondern auch, dass sie neue Sichtweisen auf die ökonomische Lebenswelt durchsetzen. Die soziologisch–ethnographische Analyse untersucht somit Aspekte des Transformationsprozesses beziehungsweise des Institutionenwandels, die in der Regel außerhalb oder unterhalb der ökonomischen Wahrnehmung liegen, die aber für das konkrete Verhalten der Wirtschaftssubjekte (oder der Individuen generell) von entscheidender Bedeutung sind. Misslingt die lokale Aneignung, findet eine adäquate Rekonfiguration nicht statt; werden die neuen Regeln nicht erlernt, dann können die neuen Systeme die erwarteten Leistungen nicht erbringen. Innovation der Institutionen ist demnach Voraussetzung, aber auch Folge von Lernprozessen. Eng mit der politischen Durchsetzung und sozialen Implementierung von Modellen verknüpft sind diejenigen Prozesse, die auf einer rechtlichen Ebene dem Transformationsgeschehen eine Rahmung geben. Die rechtliche Neukodierung wurde aus betriebswirtschaftlicher Sicht am Beispiel der Rechnungslegung und aus rechtsphilosophischer Sicht am Beispiel der Umwandlung von Unrechtsstaaten in Rechtsstaaten untersucht. Schließlich ist die Rolle des Staates und des Rechts, und damit ihre verfassungsmäßige Konstitutionalisierung, in einem demokratischen, marktwirtschaftlichen System völlig verschieden vom kommunistischen Ein–Parteien–Staat. Deshalb bedeutet rechtliche Neukodierung nicht nur die Neugestaltung bisher irrelevanter Rechtsfelder (zum Beispiel das Kapitalmarkt–, Kredit– und Konkursrecht, siehe Projektbericht Breidenbach), sondern vor allem erst einmal Verfassungsgestaltung, was aus dem Blickwinkel der Konstitutionenökonomie untersucht wurde (vgl. Voigt 1999). Transformationsforschung und Forschungskultur am FIT 12

Verschiedene Reformmaßnahmen beziehen sich auf die Angleichung des operativen Rechnungswesens (Buchführung und Bilanzierung) an die internationalen Standards. Die Standardisierung des ökonomischen Buchungs– und Berichtswesens zielt auf die Herstellung von Zahlenwerken, die mit den westlichen Methoden und Analyseverfahren kompatibel sind. Die angeglichenen Regeln der Rechnungslegung sind deswegen besonders bedeutsam, da sie standardisierte Produkte erzeugen (etwa Bilanzen), die als mathematisch–schriftliche Berichte zwischen den Organisationen zirkulieren und gelesen werden können. Den Reformern in Mittel– und Osteuropa bieten sich zwei Modelle der Neuregelung an: zum einen das deutsche HGB, zum anderen die US– GAAP. In diesen Berechnungsmethodologien sind verschiedene Annahmen implementiert, die mit ihrer Anwendung zum Tragen kommen; so prägt beispielsweise der Gläubigerschutz in Europa wesentlich die Bilanzierung, während er im anglo–amerikanischen Raum kaum eine Rolle spielt. Bezogen auf die Veräußerung von Wertpapieren hatten die Gesetzgeber in Mittel– und Osteuropa eine Ausgleichsfunktion der verschiedenen Interessen in das Rechnungslegungsgesetz einzubauen. Ein Teilprojekt beschäftigte sich mit der Veränderung des polnischen Bilanz– und Steuerrechts; ein zweites Teilprojekt widmete sich der gesetzeskonformen Abbildung derivativer Finanzprodukte im Jahresabschluss. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, ob die „konventionellen Bilanzierungsregeln mit strikter Anwendung des Realisations– und Imparitätsprinzips und der Grundsatz der Einzelbewertung zu einer Abbildung der den tatsächlichen Verhältnissen entsprechenden Unternehmenssituation (...) beitragen“ (siehe Projektbericht Kudert/ Breidenbach). Das dritte Teilprojekt untersuchte die Möglichkeit einer polnischen institutionellen Steuerberatungslehre, die es zur Zeit in den Transformationsländern überall noch aufzubauen gilt. Auf der Basis einer Theorie der Steuerberatung wurden Handlungsempfehlungen für Steuerberatungsunternehmen formuliert. An diesem Einzelbeispiel wird klar, was Institutionenwandel im Fall der Transformation konkret bedeutet und mit welch hohen Investitionskosten er verbunden ist. Die Transaktionskostenvorteile einer etablierten Marktwirtschaft werden sich in den Transformationsländern erst im Laufe der Zeit dort einstellen, wo der Wandel gelingt. Auf der Basis rechtsphilosophischer Reflexionen wurde die Umwandlung des Rechtssystems und die Rechtsentwicklung in den Transformationsländern Mittel– und Osteuropas reflektiert. Ausgangspunkt der Studie stellte die Ausarbeitung des Begriffs Unrechtsstaat dar und seine Anwendung auf die Bedingungen einer rechtsstaatlichen Entwicklung. Unrechtsstaat wurde als „Staat strukturellen Unrechts“ definiert, das heißt ein Staat, „der aufgrund seiner Strukturen die Begehung von Unrecht wahrscheinlicher macht als jeder andere Staat“ (vgl. Projektbericht Joerden/ Moegelin). Als Gegenbegriff zum Unrechtsstaat fungierte der Begriff des Rechtsstaates, der – in der europäisch– atlantischen Rechtskulturtradition verankert – die Legitimität von Herrschaft an die Freiheit und Gleichheit der Individuen bindet. Legitimität wird im Rechtsstaat durch Legalität begründet, die durch ihre Formalität die materialen und prozeduralen Elemente von Herrschaft sichert. Bei allen historischen Unterschieden zwischen den einzelnen sozialistischen Staaten und ihren Entwicklungen kann der sozialistische Staat aufgrund des Fehlens einer legalen Rechtsordnung – und somit von Legalität und Legitimität – als Unrechtsstaat bezeichnet werden. Ein zentrales Merkmal der Transformation von Unrechtsstaaten in Rechtsstaaten ist es, dass diese Entwicklung nur selten in rechtsstaatlichen Formen verläuft; der Übergang zu einem legitim–legalen System erfolgt somit als ein nicht–legaler Prozess. Auf der Basis des im Projekt erarbeiteten „formal–material qualifizierten prozeduralen Legitimitätsmodells“ wurden Fortschritte und Defizite der Transformationsländer Transformationsforschung und Forschungskultur am FIT 13

(insbesondere Russlands) analysiert, und zwar bezogen auf die Grundrechte, die demokratischen Verfahren, das positive Recht, die Rechtsbindung und den Rechtsformenzwang sowie auf die Gewaltenteilung. Für die genannten Rechtsdimensionen stellt das Projekt fest, dass Russland erhebliche Defizite in der Transformation zu einem demokratischen Rechtsstaat aufweist. Genau da liegt der Ansatzpunkt für eine weitere Studie (vgl. Wagener 2001), die zu erklären versucht, warum die ökonomischen Transformationserfolge in Russland so viel bescheidener sind als zum Beispiel in Polen. Das russische Defizit in punkto Rechtsstaatlichkeit kann nicht aus der kommunistischen Vorphase, die von allen Transformationsländern geteilt wurde, erklärt werden und auch nicht nur aus den spezifischen Entwicklungen der Transformationsphase. Hier haben wir ein Beispiel für langfristige Pfadabhängigkeit oder die Bedeutung der Geschichte vor uns. Die bis hierhin dargestellten Forschungsergebnisse unterstreichen die zentrale Bedeutung der Annahme, dass die ökonomischen, politischen und rechtlichen Transformationen von der Implementierung und dem Erlernen neuer Modelle, Regeln und Prozeduren gekennzeichnet sind. Die Restrukturierung von Institutionen erfolgt nicht als einfache, passive Übernahme, denn es ist unzureichend – so lehren die Forschungsergebnisse sowie die Erfahrungen in Mittel– und Osteuropa – das Wissen über Institutionen, Regeln und Verfahren lediglich in schriftlicher Form zirkulieren zu lassen, in beratender Weise zu lehren oder zu designen. Die Ergebnisse legen die Schlussfolgerung nahe, dass, sollen Institutionen, Regeln und Verfahren funktionieren, sie in einem Prozess der aktiven Aneignung fast neu „erfunden“ werden müssen. Das bedeutet im konkreten Fall, dass das „Modell“ einer deutschen Universalbank zwar übernommen werden kann, dass aber das korrespondierende Verhalten eines Leiters der Kreditabteilung im Erfahrungsprozess erlernt wird. Der lange historische Evolutionsprozess, der westliche Institutionen, Verfahren und Technologien hervorgebracht hat, ist nicht einfach replizierbar; dies bedeutet auch, dass der administrative Akt der Setzung neuer Konstitutionen nicht gleichbedeutend ist mit ihrem reibungslosen Funktionieren.

III. Das Individuum in der Transformation

Die Transformation der mittel– und osteuropäischen Gesellschaften konfrontiert die Bevölkerungen mit weitreichenden Veränderungen ihrer Lebenswelten. Mit der Transformation geht ein Verlust an Sicherheit einher, denn Regeln, Verfahren oder Normen, die vormals Geltung besaßen, existieren oder gelten nun nicht mehr. Im extremen Fall wurden Zeugnisse und Diplome wertlos sowie berufliche Karrieren abgebrochen. Die Transformation stellt nicht nur die Frage nach der adäquaten Einführung neuer und der Restrukturierung bestehender Institutionen, sondern ebenso nach dem Umgang mit und der Bewertung dieser Neuerungen durch die Individuen respektive Bevölkerungen. Die Fragen, auf die verschiedene Projekte eine Antwort zu formulieren suchten, lauteten: Wie viel Unterstützung und Akzeptanz, wie viel soziale Einbettung ist notwendig, dass von einer Stabilität und Konsolidierung der neuen Systeme gesprochen werden kann? Mit welchen Strategien antworten Individuen beispielsweise auf die massive Entwertung ihrer Berufsbiographien? Ihre Brisanz gewinnen die Fragestellungen aus der schon prekären Integration realsozialistischer Gesellschaften einerseits sowie aus den hohen sozialen Kosten und den massiven Inkongruenzen zwischen Institutionen und Kultur andererseits, die durch den Systemwechsel hervorgerufen wurden. Die Stabilität der neuen institutionellen Ordnung wird in den Projekten auf die Ausprägung der politischen Kultur und auf das Gelingen individueller Umstellungsstrategien und Handlungsmöglichkeiten zurückgeführt. Transformationsforschung und Forschungskultur am FIT 14

Die Frage der Unterstützung und Akzeptanz der neuen demokratischen Regime durch die Bevölkerungen wird aus kultursoziologischer und politiktheoretischer Perspektive als Prozess der politischen Konsolidierung thematisiert. Demzufolge kann von einer Konsolidierung und Stabilität, das heißt von einer „Persistenz demokratischer Regime“ erst gesprochen werden, wenn die demokratischen Institutionen in den subjektiven Einstellungen großer Teile der Bevölkerung verankert sind (siehe Projektbericht Pollack/Jacobs). Den Grad der politischen Stabilität, das heißt eine „diffuse Unterstützung“ (vgl. Easton 1965) und ihre Ursachen, zu messen, ist Ziel der politischen Kulturforschung. Zentral für die Stabilität politischer Institutionen sind subjektive Dispositionen, die in der empirischen Analyse zu Mustern aggregiert werden. Die Analyse dieser Muster – Wertorientierungen, Routinen, Verhaltensdispositionen – erlaubt es, erstens Aussagen über die Akzeptanz und Legitimität der neuen institutionellen Ordnung formulieren zu können und zweitens den Rückgriff auf traditionelle Werte (wie etwa nationalistische oder religiös–fundamentale Ideen) in den transformativen Gesellschaften zu erklären. Drei Aspekte spielen dabei eine zentrale Rolle:

– erstens das Vertrauen, das der Demokratie entgegengebracht wurde und wird, – zweitens die konkret erfahrbaren Leistungen auf politischer und wirtschaftlicher Ebene, – drittens individuelle und kollektive Sozialisationserfahrungen in Zeiten der alten Regimes und in der Zeit des Umbruchs.

Der hiermit angesprochene Gegensatz von strukturierten und strukturierenden Erfahrungen und Einstellungen einerseits und den situativen Handlungs– und Bewertungskontexten andererseits (Sozialisations– versus. Situationshypothese, hierzu Rohrschneider 1999) wird durch die Einführung einer temporalen Struktur aufgehoben, die die Veränderung der Einstellungsmuster durch Rückkoppelungen berücksichtigt. Die Auswertung einer breiten empirischen Erhebung hat bislang verschiedene Ergebnisse zu Tage gefördert; drei seien hier genannt:

– Es zeichnet sich ein erstaunlich hohes Maß an Zustimmung zur Demokratie ab, und zwar sowohl zur Idee der Demokratie als auch zur Demokratie als Regierungsform. – Die Zufriedenheit mit dem konkreten Funktionieren der Demokratie und der ökonomischen Lage ist dagegen auffällig gering. – Trotz einer generellen Unterstützung des neuen politischen Systems bleibt die Forderung nach staatlichen Lenkungsmaßnahmen in der Ökonomie weit verbreitet.

Die Ergebnisse der quantitativen Erhebung lassen die Schlussfolgerung zu, dass die mittel– osteuropäischen Demokratien über eine beachtliche Legitimität in der Bevölkerung verfügen. In einem weiteren Projekt wurde das Verhältnis von politischer Reformunterstützung und sozioökonomischen Interessen als kognitive Dissonanz thematisiert (vgl. Projektbericht Aleksandrowicz/ Rahn). Am Beispiel von Solidarność–Aktivisten der 1980er Jahre ging man der Fragestellung nach, wie diese Träger eines frühen polnischen Reformwillens die heutige Entwicklung bewerten und einschätzen. Erste Auswertungen scheinen die Ergebnisse der quantitativen Erhebung zur Unterstützung der Demokratie sowohl zu stützen als auch zu ergänzen: Die Befragten stimmen der demokratischen und ökonomischen Restrukturierung auf einer allgemeinen Ebene zu, lehnen aber konkrete lokale Veränderungen ihres professionellen Umfeldes ab und berufen sich in diesen Situationen auf die politischen Erfahrungen im Kontext der Solidarność. Das heißt auch: Die viel zitierten „dritten Wege“ sind in der Transformation nicht beschritten worden, sie spuken aber noch in den Köpfen vieler Betroffener. Transformationsforschung und Forschungskultur am FIT 15

Die Transformation der mittel–osteuropäischen Gesellschaften hat die Deutungskompetenz der Individuen großen Verunsicherungen und Umwertungen ausgesetzt. Kann das Beispiel der Solidarność–Aktivisten als Beleg dafür genommen werden, dass konkrete historische Krisen oft nur mit den Wahrnehmungs– und Denkkategorien der Vergangenheit interpretiert werden können (vgl. Bourdieu 1980), so bietet die Religiosität bzw. ein entstehendes religiöses Feld in Mittel– und Osteuropa die Möglichkeit, die Aktualität anderer Deutungsangebote zu untersuchen (siehe Projektbericht Pollack/ Pickel/ Müller). Betrachtet man die gegenwärtige Entwicklung aus der Perspektive religionssoziologischer Ansätze, die entweder von Vitalisierungs–, Privatisierungs– oder von Säkularisierungsprozessen ausgehen, dann kann – mit Ausnahme von Polen, Bulgarien und Rumänien – die andauernde Säkularisierung auf der staatlich–gesellschaftlichen und familiären Ebene als zentrales Hemmnis einer „stabilen Religiosität“ in Mittel–Osteuropa angesehen werden. Während in Polen die katholische Kirche in bestimmten Fragen ein Deutungsmonopol besaß (und noch besitzt) und als Schutzraum vor staatlichen Zugriffen auf die Meinungsfreiheit deklariert wurde, ist die Kirchendistanz in den anderen Ländern Mittel– und Osteuropas weit verbreitet. Zugleich wird die Distanz zu kirchlichen Formen der Religiosität durch Zustimmung zu den Prinzipien außerkirchlicher Formen (etwa Astrologie, Zen–Meditation etc.) konterkariert. Dieses Phänomen lässt auf eine Ausdehnung und Divergenz des religiösen Feldes schließen. Die Existenz von katholischen, protestantischen, orthodoxen und muslimischen Kulturkreisen kann dagegen als „kulturspezifische Bedeutung von Religion“ interpretiert werden. Die weitere religionssoziologische Analyse wird die unterschiedlichen Entwicklungslinien – „traditionelle Formen von Religionsausübung und außerkirchliche Religiosität“ – aufnehmen und auf der Grundlage der empirischen Daten interpretieren. Die Verbindung religiöser und rechtsstaatlicher Traditionen ließ sich bislang nur eher spekulativ unterstellen, auch wenn offensichtliche Parallelitäten zwischen den Kulturkreisen und den Transformationserfolgen nicht zu übersehen sind. Eine tiefere Untersuchung dieser Beziehungen bleibt einer Fortsetzung der Frankfurter Forschung vorbehalten. Die ökonomische Umstrukturierung der betroffenen Gesellschaften hat viele Individuen ihrer beruflichen Position und Karriere beraubt. Die Gründe für die Umstrukturierung sind bekannt und oft analysiert worden: u.a. sind veraltete Produktionsanlagen, mangelnde Effizienz der Produktion, fehlerhafte Kostenrechnung und zu geringer Ausbau des tertiären Sektors zu nennen. Die Bedrohung respektive der Verlust des Arbeitsplatzes, der zuvor die sozialen Lebenswelten in einem nicht unerheblichen Maße prägte, hat die betroffenen Individuen vor das Problem des Neuanfangs gestellt. Die Sicherheit des Alltagswissens, die in der Devise des „immer–weiter–so“ zum Ausdruck kommt, wurde durch den abrupten ökonomischen Wandel und die damit verbundenen Konsequenzen einem natürlichen Krisenexperiment unterworfen. Hiermit verbunden war die Notwendigkeit, im Kontext der ökonomischen Freiheit individuelle Lösungswege aus der beruflichen Krise zu bestimmen und auszuloten. Die erwerbsbiographischen Umstellungsstrategien am Beispiel der ostdeutschen Situation stellten den Untersuchungsrahmen verschiedener Projekte dar (siehe die Projektberichte von Schwarz/ Valerius/ Weber; Schwarz/ Ribhegge/ Wagner/ Valerius; Schwarz/ Bolle/ Kritikos/ Nuissl). Eine besondere Brisanz und Relevanz erhielt das Thema durch die Annahme, dass ein der ökonomischen Situation entsprechendes innovatives Handeln einerseits und in der DDR erworbene, den Systemwechsel überdauernde Denk– und Wahrnehmungsmuster andererseits einander ausschließen würden. Die Projekte zeigen nun auf, dass die betroffenen Individuen vielfältige Strategien Transformationsforschung und Forschungskultur am FIT 16

entwickelten („erwerbsbiographisches Selbststeuerungspotential“), mit denen sie auf ihre veränderte ökonomische Situation reagierten und neue berufliche Positionen anstrebten. Die Projekte untersuchten dieses Potential am Beispiel von Ingenieuren des Halbleiterwerkes in Frankfurt (Oder) und am Beispiel von IT–Unternehmensgründern in Berlin und Brandenburg. Bei den Ingenieuren fokussierte man insbesondere die mit den jeweiligen Ankunftspositionen verbundenen Deutungsmuster; bei den Unternehmensgründern wurde die Rolle des Vertrauens bei der Herausbildung von Kooperationsformen und Unternehmensnetzwerken untersucht – und hiermit an die internationale Vertrauensforschung angeknüpft (etwa Gambetta 1988). Was die Umstellungsstrategien anbelangt, so sind etwa geographische oder berufliche Mobilität, Sicherheitsstrategien („Sicherheitsfixierung“), aber auch „resignative Muster der Hinnahme“ von Arbeitslosigkeit zu nennen, die dann Initiativen wie die institutionalisierte Freiwilligenarbeit, die einen Beitrag zur Stabilisierung des Selbststeuerungspotentials leistet, sinnvoll machen. Fragt man nach den Ursachen des Selbsteuerungspotentials, so ist zunächst zu berücksichtigen, dass erstens in der DDR die Erwerbsarbeit den „Kern des biographischen Selbstkonzeptes“ darstellte und dass zweitens Leistungsstreben, Erfolgserwartungen und Teamorientierung soziale Bezugspunkte bildeten, die der DDR–Sozialisation nicht fremd waren. Vielmehr waren sie in bestimmten Sozialisationsinstanzen zentraler Bestandteil des Lernprogramms. Die Projekte zeigen nun, dass spezifische Deutungsmuster, die in der Regel flexibel und anpassungsfähig gegenüber neuen Situationen sind, sich nicht ausschließlich mit einer erreichten Ankunftspositionen identifizieren lassen. So fand sich beispielsweise das Schema der „Selbststeuerung“ sowohl bei Unternehmensgründern als auch bei Arbeitslosen. Bezogen auf die Unternehmensgründer wurde festgestellt, dass zwar Unterschiede in der Form des Vertrauensaufbaus festzustellen sind, die auf unterschiedliche Sozialisationsprozesse und Erfahrungen zurückgeführt werden können, dass aber für die IT–Branche nicht von einer Akteurslücke gesprochen werden kann; etwaige Differenzen zwischen west– und ostdeutschem Unternehmerhabitus äußern sich in der Wahrnehmung des Marktes, den Marketing–Intentionen und der Qualitätsorientierung. Vertrauensdefizite und Kooperationsprobleme zeigen dann an, dass divergierende Wissensformen („alltagspraktische Vertrauenskonzepte“) miteinander konkurrieren; Vertrauensentscheidungen werden dabei nicht auf kulturelle Schemata zurückgeführt, sondern als „Glied einer Kette von interdependenten Handlungssequenzen bzw. Einzelentscheidungen (verstanden), die ihrerseits bestimmte soziale Beziehungen konstituieren“ (siehe Bericht Schwarz/ Bolle/ Kritikos/ Nuissl). Betrachtet man nun die Effekte, die die Transformation auf die politische Landkarte Europas bewirkt hat, dann kommen (national–)staatliche, räumliche und ethnische Konstellationen in den Blick. Das im Kontext der Globalisierungsdebatte übliche Narrativ vom Bedeutungsverlust staatlicher Grenzen („Entgrenzung”) wird durch die Transformationsländer in gewisser Weise konterkariert: Mit dem Zerfall der Sowjetunion, Jugoslawiens und der Tschechoslowakei entstehen neue Staaten, die bestrebt sind (und waren), ihre Territorialität durch Grenzen abzusichern und ihre nationale Identität durch ethnische Zugehörigkeit zu garantieren. Grenzen hatten in der kommunistischen Periode eine große Bedeutung (trotz des sozialistischen Internationalismus); Grenzen scheinen ihre Bedeutung auch in der Transformation nicht so rasch zu verlieren (trotz der europäischen Integration). Aus wirtschafts– und sozialhistorischer Perspektive analysierte ein Projekt die Geschichte der industriellen Transformationen und sozialen Beziehungen in den deutsch–polnischen Grenzregionen. Das Projekt zeigt, dass die Regionen im Laufe des 20. Jahrhunderts zwar aufgrund ihrer peripheren geographischen Lage von verstärkten Industrialisierungsbemühungen ‚profitierten‘, ihre strukturelle ökonomische Transformationsforschung und Forschungskultur am FIT 17

Schwäche aber nicht überwinden konnten. Die Ergebnisse zeigen ferner, wie der zuvor multiethnisch strukturierte Raum in einem Prozess der Nationalisierung homogenisiert wurde. Es scheint paradox, dass mit dem Abschluss der Separierung und der Gewinnung der völligen nationalen Autonomie bereits ihre partielle Aufgabe durch den intendierten Beitritt zur Europäischen Union einhergeht. In mehreren Einzelstudien wurden die Implikationen der Osterweiterung der EU für die Transformationsländer, für die Union und insbesondere auch für die Grenzregionen untersucht. Es ist zwar deutlich, dass Transformation und Osterweiterung zwei verschiedene politische Programme sind, die sehr unterschiedliche Anforderungen an die betroffenen Staaten stellen. Andererseits ist die Transformation eine Voraussetzung für den Beitritt zur Union, und der beabsichtigte Beitritt ist eine Art Anker für die Transformation. Nicht von ungefähr sind die erfolgreichsten Transformationsländer diejenigen, deren Beitritt mit großer Wahrscheinlichkeit in absehbarer Zeit erfolgen wird.

IV. Beiträge zur Theorie der Transformation

Das Frankfurter Innovationskolleg hat mit den empirisch–theoretischen Ergebnissen der einzelnen Forschungsprojekte einen wichtigen Beitrag zur Überwindung des von Stefan Hradil diagnostizierten ad–hoc Charakters der Transformationsforschung geleistet (vgl. Hradil 1996). Die Verstetigung der Forschung, die Berücksichtigung wichtiger sozialwissenschaftlicher Theorien und die empirische Fundierung der Analysen und Erklärungen können als zentrale Merkmale dieser Bemühung angesehen werden, die auch zu einer theoretischen Öffnung der Transformationsforschung geführt haben. Dabei haben die Frankfurter Studien in systematischer Weise die Transformationen in Mittel– und Osteuropa nicht als regional isolierte Phänomene betrachtet, sondern in einen größeren Zusammenhang gestellt. Dies erschien aus dem Grunde sinnvoll, da intendierte gesellschaftliche Veränderungsprozesse auch anderenorts zu beobachten sind (etwa in Westeuropa oder Lateinamerika) und mitteleuropäische Staaten in ihren Partialtransformationen westlichen Staaten vorauszueilen scheinen. So haben die Projekte versucht, die allgemeinen Abläufe politisch–gesellschaftlicher Wandlungsprozesse am Beispiel spezifischer Transformationsphänomene in den mittel– und osteuropäischen Ländern herauszuarbeiten. Empirisch–methodische Fundierung und Öffnung heißt, dass in den Frankfurter Studien einerseits mit den Instrumentarien der statistischen Sozialforschung bislang nicht verfügbare Daten erhoben und in einem ersten Schritt analysiert werden konnten, und dass andererseits auch vom Instrumentarium der qualitativen Sozialforschung (verschiedene Interviewformen, ethnographische Feldforschung, Dokumentenanalyse) intensiv Gebrauch gemacht wurde. Dies bedeutet, dass es den Projekten in den vergangenen Jahren gelungen ist, vielfältige Kontakte zu Individuen und Institutionen herzustellen und diese für das jeweilige Forschungsanliegen zu sensibilisieren und zu gewinnen. Die theoretische Öffnung, die von den Projekten geleistet wurde, besteht insbesondere darin, das jeweilige Phänomen nicht nur anhand des nächstliegenden Erklärungsansatzes behandelt, sondern es in seinen erweiterten Kontext gestellt und damit weitere sozialwissenschaftliche und historische Theorieansätze zur Beschreibung und Analyse der beobachteten Phänomene des Wandels und der Neugestaltung genutzt zu haben. Das trägt einerseits zum besseren Verstehen der Transformationsprozesse bei, andererseits macht es aber auch die notwendige Umfassendheit einer erfolgversprechenden Transformationspolitik deutlich. Diese Form empirisch–methodischer und theoretischer Breite geht aus Frankfurter Sicht mit Transformationsforschung und Forschungskultur am FIT 18

der multiperspektivischen Analyse der Transformation einher. Unterschiedliche methodologische und wissenschaftstheoretische Forschungslinien führen zweifelsohne auch zu divergenten Interpretationen; aber ohne diese Auseinandersetzung ist Interdisziplinarität – legt man die Erfahrungen des Frankfurter Innovationskollegs zugrunde – nicht zu haben. Worin liegt nun der Beitrag der Frankfurter Projekte für eine Theorie der Transformation? Sehr häufig trifft man auf die Behauptung, dass es so etwas wie eine Theorie der Transformation nicht geben könne. Richtig an dieser Überlegung ist, dass Transformationen äußerst komplexe Phänomene sind und komplexe Phänomene sich sehr schwer theoretisch erfassen lassen. Hinzukommt, dass Transformationen singuläre Ereignisse sind, für die es zwar mehrere historische Fallbeispiele gibt, die aber doch wie im aktuellen Fall des gesellschaftlichen Wandels in Mittel– und Osteuropa sehr stark von ihrem konkreten historischen Kontext geprägt sind. Wenn wir unter Transformation einen intendierten integralen Paradigmenwechsel in der politischen oder wirtschaftlichen Ordnung einer Gesellschaft verstehen, der sich von einer Reform durch seine Umfassendheit und seine Radikalität unterscheidet, so zielen die ersten theoretischen Fragen auf die Kausalität („Warum?“) und den historischen Zeitpunkt („Warum gerade jetzt?“) Beide Fragen erlauben hinreichend generalisierte (wenn auch, wie im zweiten Fall, nicht immer eindeutige) Antworten, wobei unterschiedliche Formen des gesellschaftlichen Wandels, Ordnungswandels oder Institutionenwandels zu berücksichtigen wären. Diese Fragen lagen aber nicht im Zentrum des Interesses der Frankfurter Projekte. Auch wenn Fragen, die auf die Durchführung der Transformation („Wie?“) und ihre Kontexte („Unter welchen Bedingungen?“) abzielen, gerade durch die involvierte Interdependenz der Prozesse nicht leicht zu beantworten sind, so haben dennoch verschiedene Forschungsprojekte Antworten formuliert. Im Folgenden stellen wir die aus unserer Sicht zentralen Inputs für eine Theorie der Transformation vor. Die Transformation setzt sich aus einzelnen Teilreformen zusammen: Reform der Eigentumsrechtsordnung, des Geld– und Bankensystems, Gesundheitsreform, Rentenreform, Arbeitsmarktreform, Steuerreform und Reform der Privatrechtsordnung, die alle wiederum in partielle Teilreformen unterteilt werden können und sehr unterschiedlichen theoretischen Diskursen, was den Inhalt betrifft, unterliegen. Dazu gibt es eine Fülle von Literatur. Was uns in den Frankfurter Projekten zu solchen Partialreformen aber noch mehr interessierte, war die politische Ökonomie der Reform, die in allen diesen Einzelfällen wirksam wird. Gerade in der Transformationsphase – und sicher nicht unbeeinflusst davon – hat sich die Theorie der Politikreform wesentlich weiterentwickelt (bspw. Dixit 1996; Rodrik 1996) und konnte dann auch in den Projekten berücksichtigt werden. Dabei haben die Transformationsländer, entgegen bisheriger Annahme, unter Beweis gestellt, dass auch junge, wenig gefestigte Demokratien zu sehr einschneidenden Reformen fähig sind, ja sich möglicherweise sogar damit leichter tun als gefestigte (und eingefahrene) politische Systeme. Eine Partialreform im Transformationskontext unterscheidet sich von einer entsprechenden Teilreform in gefestigten Systemen. Auf Grund der Tatsache, dass die Transformationssituation in der Regel auf den schockartigen und integralen Zusammenbruch des alten Systems folgt, entsteht das, was window of opportunity genannt wurde, eine relativ kurze Periode, in der den Reformpolitikern erweiterte Handlungsspielräume gegenüber den Partikularinteressen eröffnet werden. Letztere sind (noch) unorganisiert, die Auswirkungen bestimmter politischer Maßnahmen lassen sich besonders schwer abschätzen, da das gesamte Umfeld im Fluss ist. Die in dieser Phase getroffenen Maßnahmen können einschneidend sein, das heißt eine relativ umfangreiche Gruppe von kurzfristigen Verlierern zur Folge haben. Fehler beziehungsweise erfolglose Reformen in dieser Phase lassen sich später allerdings nur Transformationsforschung und Forschungskultur am FIT 19

mit Mühe korrigieren, da dann wieder die „Normalität“ der vested interests einsetzt. Das Beispiel der Privatisierung über den Kapitalmarkt („Börsenprivatisierung“) in Polen ist so ein Fall, der sich am britischen Privatisierungsmodell orientierte, dabei aber übersah, dass dieses einen eingespielten Kapitalmarkt voraussetzt, auf dem die Nachfrage in einem ausreichenden Verhältnis zum Vermögen steht, das zu privatisieren ist. Eine umfassende Massenprivatisierung als alternative Strategie, die möglicherweise mit anderen Nachteilen behaftet ist, war dann später nur noch mit großen Verzögerungen und Einschränkungen durchzusetzen. Andererseits reicht es nicht aus, diese Einzelreformen isoliert zu untersuchen, da sie eben im Zusammenhang mit einem integralen Systemwandel stattfinden und vor allem die Herausbildung eines konformen Umfelds oder Kontexts erfordern. Nach zehn Jahren Transformation ist diese Erkenntnis generell durchgedrungen: „the success of a market economy cannot be understood in terms of narrow economic incentives: norms, social institutions, social capital, and trust play critical roles. It is this implicit social contract, necessary to a market society, that cannot be simply legislated, decreed, or installed by a reform government... If ‚reformers‘ simply destroy the old norms and constraints in order to ‚clean the slate‘ without allowing for the time–consuming processes of reconstructing new norms, then the new legislated institutions may well not take hold.“ (Stiglitz 1999: 13). Von dieser Annahme sind die Frankfurter Projekte von vornherein ausgegangen. Die erfolgreiche Übernahme etablierter marktwirtschaftlicher Modelle setzt, wie schon erwähnt, voraus, dass die ökonomischen Subjekte mit den entsprechenden Elementen, zum Beispiel Eigentumsrechte, Privateigentum, Unternehmertum, die gleichen Bedeutungen verbinden wie das die Wirtschaftssubjekte in eben diesen etablierten Marktwirtschaften tun. Wo das nicht der Fall ist, wird man nicht erwarten dürfen, dass sie sich wie „normale“ Marktteilnehmer verhalten und die erwarteten Ergebnisse erzielen. Sie schaffen eine neue Umgebung für den „Markt“, der damit einer neuen theoretischen Erklärung bedarf (vgl. Rosenbaum 1999). Ein Beispiel hierfür ist die sogenannte virtual economy in Russland, die ein stark vertikal organisiertes Beziehungs– und Tauschgefüge unter weitgehendem Verzicht auf Geld als Kommunikationsmittel, aber keinen funktionierenden Markt darstellt (vgl. Wagener 2001). Das Dilemma eines solchen Ansatzes ist es, die Zusammenhänge und Interdependenzen theoretisch nicht eindeutig bestimmen und die Sequenzierung politischer Handlungen und Entscheidungen nicht angeben zu können. Allerdings würde dies eine Theorie komplexer Phänomene voraussetzen, und zwar angewandt auf den konkreten Fall der Transformation. Die einzige Hypothese, die sich mit einiger Leichtigkeit aus diesem Dilemma ableiten lässt, ist die Hypothese der relativen Unwahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Transformation: Erfolgreiche Transformation ist im Idealfall der Übergang von einem alten Gleichgewicht, gekennzeichnet durch eine Ordnung von Institutionen, Werten, Einstellungsmustern, Erwartungen, zu einem neuen Gleichgewicht, gekennzeichnet durch eine völlig andere Ordnung dieser Systemelemente, die aber in einem engen Interdependenzverhältnis stehen und deshalb nicht getrennt voneinander reformiert werden können. Zu berücksichtigen ist ferner der Umstand, dass die neuen Prinzipien und Mechanismen des Wirtschaftens zu einem Moment eingeführt werden, in dem das alte System noch aktiv ist. Marktwirtschaftliche Prinzipien, Mechanismen und Institutionen werden folglich in einem Umfeld implementiert, in dem weiterhin – möglicherweise inkompatible – Elemente der planwirtschaftlichen Ordnung existieren. Der Ausgang ist daher unsicher, die erfolgreiche Transformation nicht garantiert (vgl. Ryll 1994). Den intendierten Übergang planmäßig und bewusst vollziehen zu können, erscheint ein Ding der Unmöglichkeit. Es ist klar, dass ein derartiges Unmöglichkeitstheorem in der Hayekschen Theorie impliziert ist. Daraus folgt Transformationsforschung und Forschungskultur am FIT 20

aber nicht notwendigerweise ein „transformatorischer Nihilismus“. Denn es gibt durchaus Fälle mehr oder weniger erfolgreicher Transformation, und deren Bedingungen gilt es zu untersuchen. Die bisherige, vor allem nationalstaatlich orientierte Transformationsforschung ist u.a. durch den Ansatz der „Pfadabhängigkeit“ bereits zu differenzierenden Ergebnissen in Bezug auf Durchsetzung, Tempo und Konsolidierung der Reformen in einzelnen Ländern Mittel– und Osteuropas gekommen. Die Frankfurter Projekte, die sich auf ausgewählte Regionen (Grenzregionen) oder regionale Milieus konzentriert haben, machen deutlich, dass es unterhalb der gesamtsystemischen, bzw. nationalen Ebene Faktoren gibt, die die Wahrscheinlichkeit von Transformationsfortschritten verstärken oder spezifische Transformationshemmnisse erklären können. Die konkrete Konstellation der in einer Region oder in einem Wirtschaftsmilieu aufeinandertreffenden Akteure und ihrer Einstellungen wirkt sich auf die Mobilisierungsfähigkeit von Sozialkapital, auf die (Nicht–)Etablierung selbsttragender wirtschaftlicher Erneuerungsprozesse und auf die mehr oder weniger rasch gelingende Einbettung neuer Institutionen aus. Gerade die wirtschaftshistorische Analyse der deutsch–polnischen Grenzregion führt zu dem Schluss, dass dort die gegenwärtige Transformation nicht ohne die vorausgegangene sozialistische Transformation zu verstehen und in ihrem Ablauf zu erklären ist. Denn nationalistische Abgrenzung und sozialistische Transformation sind besonders in diesen Regionen eine enge Verbindung eingegangen. Der Grenzraum war dem Transfer von Bevölkerung und Eigentum am stärksten unterworfen und konnte somit zu einem Laboratorium der sozialistischen Transformation werden. Daraus folgte, dass die Wirtschafts– und Sozialstruktur, aber auch die individuellen Einstellungen hier zu besonderen Reformverweigerungsattitüden und stärkerem Widerstand gegen die Transformation zur Marktwirtschaft führten. Nun hat die Einstellungsforschung ergeben, dass ein negativer Zusammenhang zwischen einem partikularistisch und regionalistisch orientierten Nationalismus und der Unterstützung demokratischer Ideen in der Bevölkerung besteht, denn die Befürchtungen hinsichtlich der Osterweiterung der EU sind auf beiden Seiten der Grenze erheblich größer als die positiven Erwartungen. Das wird in der Regel mit den besonderen ökonomischen Schwierigkeiten erklärt, die sich dort nach Aufhebung der Grenzen ergeben würden. Derartige Erwartungen stehen jedoch eher auf schwachen Füßen, so dass die hier konstatierten Einstellungen sehr viel wahrscheinlicher von Einfluss sind. Ausgehend von dieser Feststellung wäre gerade für die Grenzregion eine geringe Offenheit für die europäische Integration zu erwarten. Zentrales Ergebnis der Einstellungsforschung in der vergleichenden Kultursoziologie ist, dass die Legitimität von Demokratien und die Bewertung der Demokratieperformanz auseinander fallen. Die Zustimmung zur Idee der Demokratie ist auf die Gewährung bürgerlicher und freiheitlicher Rechte, auf die Vorbildfunktion westlicher Industrienationen und auf die hiermit verbundene Offenheit für Europa zurückzuführen; die Ablehnung demokratischer Praxis wird sowohl der Art und Weise zugerechnet, wie Demokratie funktioniert, als auch den Resultaten im Bereich der Wirtschaftspolitik. Aus dieser Unzufriedenheit ergibt sich, dass der Politik und dem Staat nach wie vor eine wesentliche Verantwortung für die ökonomische Lage zugeschrieben wird. Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Demokratie faute de mieux akzeptiert wird: Das alte System hat versagt, es gibt keinen dritten Weg – aber die Performanz des neuen Systems ist alles andere als erwartungskonform. Die Frage zu beantworten, inwieweit eine bloß negativ bestimmte Legitimität der neuen Ordnung ausreicht, diese zu konsolidieren, bleibt der weiteren Forschung vorbehalten. Die Frage nach der Einbettung respektive Neugestaltung von Institutionen wurde von soziologischen und anthropologischen Forschungsprojekten auch auf einer Mikroebene untersucht. Sie Transformationsforschung und Forschungskultur am FIT 21

betonten erstens, dass die jeweils spezifische Konstellation der Akteure auf die Durchsetzung und Nicht–Durchsetzung des wirtschaftlichen Erneuerungsprozesses durchschlägt. Die Wahrscheinlichkeit des Transformationsgelingens hängt demzufolge u.a. vom tradierten Wirtschaftshandeln, von der Intensität der Interaktion (etwa zwischen Unternehmensgründern) und – hiermit verknüpft – von den regionalen bzw. überregionalen Vernetzungen ab. Dies bedeutet auch, sozialisatorisch geprägte Denk–, Handlungs– und Wahrnehmungsmuster nicht per se als kulturelle Hemmfaktoren zu bestimmen, sondern ihre Wirkung und Prozessierung detailliert in konkreten Situationen zu untersuchen. Die ethnographischen Forschungsprojekte in der Kulturanthropologie und Soziologie haben zweitens die Art und Weise thematisiert, wie die Einführung von neuen Formatierungen und Regelwerken, die in transferierbare Technologien eingeschriebenen sind, praktisch gemacht wird. Der Fokus ist auf die Kanalisierung und Filterung ökonomischer und administrativer Praktiken durch Technologien gelenkt worden. Wenn in diesem Kontext von der Genese moderner Institutionen gesprochen wird, dann ist damit eine zeitliche und räumliche Ausdehnung von anschlussfähigen Formatierungen und Regeln durch entsprechende Technologien gemeint. Bei dieser Ausdehnung kann es nicht darum gehen, unumstößlich feststehende und zu befolgende Regeln gegen jeden möglichen Widerstand durchzusetzen, sondern darum, fiktive Idealtypen von Regeln kreativ anzueignen, so dass etwas Neues und teils Unvorhergesehenes entsteht, das sich nach und nach institutionalisiert. Durch diesen Ansatz ist es möglich geworden, die Verwerfungen postsozialistischer Transformationen aus dem Transformationsprozess als Begründungsparadox neuer Regelwerke selbst zu erklären. Zusammenfassend wird man feststellen können, dass nach zehn Jahren Transformation in Mittel– und Osteuropa die allgemeine Theorie des Systemwandels, so schwach sie auch noch sein möge, doch einige Schritte über die einfachen Ideen der rationalen Institutionenwahl, aber auch der „neoklassischen“ Pfadabhängigkeit, das heißt der transformationskostenbedingten Blockierung nach einer rationalen Institutionenwahl, hinausgekommen ist. Insbesondere die Bedeutung der informellen Institutionen und der Mentalmodelle für das Funktionieren intendierter formaler Institutionen ist durch den nicht immer geglückten Versuch des Institutionentransfers deutlich geworden. Die hohe Komplexität des integralen Systemwandels, der die Transformation kennzeichnet, macht es allerdings eher unwahrscheinlich, dass hierfür eine adäquate Gesamttheorie in absehbarer Zeit entwickelt wird. Die Transformationsphänomene haben es aber, wie gezeigt, mit ihren zahlreichen Beispielen partieller System– und Politikreformen erlaubt, die politische Ökonomie der Politikreform voranzubringen, die Tragfähigkeit modernisierungstheoretischer Entwürfe zu überprüfen (etwa Pollack 2001) und neue kulturanalytische Ansätze anzuwenden (etwa Kalthoff et al. 2000).

V. Leistung und Wirkung des Innovationskollegs

Der impact des Innovationskollegs ist anhand von mehreren, sehr unterschiedlichen Indikatoren zu bestimmen. Eine erste Gruppe von Kriterien wurde bereits unter I. genannt:

– Entwicklung eines multidisziplinären Diskurses – Etablierung eines internationalen Kooperationsnetzwerkes – Unterstützung des Verständnisses der Transformationsproblematik und der Idee der europäischen Integration – regionale Relevanz.

Transformationsforschung und Forschungskultur am FIT 22

Zum ersten Punkt ist weiter oben schon einiges gesagt. Dieser multidisziplinäre Diskurs hat sich auf der Ebene der Projektmitarbeiter sehr viel rascher entwickelt als auf der Ebene der Projektleiter. Doch auch dort ist er vorangekommen, was sich unter anderem auch in gemeinsamen Lehrveranstaltungen manifestierte. Für die Etablierung eines internationalen Kooperationsnetzwerkes, bzw. Frankfurts als eines Zentrums der Diskussion theoretischer und empirischer Transformationsforschung war insbesondere das Institut der Gastprofessoren und Gastwissenschaftler hilfreich. Die Liste der Gäste aus dem In– und Ausland (siehe unten) ist lang. Ihr Beitrag zu den einzelnen Projekten, aber auch die von ihnen angebotene Erweiterung der Fragestellungen waren eine wichtige Ergänzung der eigenen Bemühungen. Dies hat sich auch in den Arbeitsberichten/Discussion Papers des FIT niedergeschlagen, die als hard copy und im Internet auf positive Resonanz gestoßen sind. Ein drittes Instrument zur Förderung der Diskussion waren die zahlreichen internationalen Konferenzen (siehe unten), die in der Regel in Publikationen dokumentiert sind. Diese Konferenzen haben in einigen Fällen auch zur Etablierung spezifischer Kooperationsnetzwerke (zum Beispiel zur religionssoziologischen Forschung oder zur Analyse der politischen Ökonomie der Rentenreform) beigetragen oder sie markieren bestimmte Abschnitte in der Arbeit solcher Kooperationsnetzwerke. Die Reputation Frankfurts als Zentrum der Transformationsforschung ist schließlich an den Einladungen zu Konferenzen und Vorträgen abzulesen, die die Mitarbeiter in großer Zahl wahrgenommen haben. Damit ist auch bereits etwas zum dritten und vierten Punkt (Vertiefung des Verständnisses der Transformationsproblematik und der europäischen Integration und regionale Relevanz) gesagt. Denn Transformation und die Osterweiterung der EU waren Gegenstand von vielen Informations– und Weiterbildungsveranstaltungen (zum Teil vom FIT in Zusammenarbeit mit der Stiftung Entwicklung und Frieden, der Friedrich–Ebert–Stiftung, der Hans–Böckler–Stiftung oder der Landeszentrale für politische Bildung organisiert). Solche Veranstaltungen haben vor allem eine regionale Wirkung. Hinzu kommen Beratungen und Gutachten für regionale Körperschaften. Große regionale Bedeutung hat der von den Gewerkschaften und der Europa– Universität getragene Verein zur Förderung der Kooperation von Wissenschaft und Arbeitswelt (kowa), der ein beschäftigungspolitisches Netzwerk und grenzüberschreitende arbeitsmarktpolitische Kooperation auf den Weg gebracht hat, die auf dem arbeitsmarktpolitischen Projekt des Innovationskollegs aufbaut. Die Europa–Universität Viadrina war und ist aber auch häufiger Anlaufpunkt für Studiengruppen aus dem Ausland, die sich über die neuen Bundesländer, die Grenzregionen, die Osterweiterung und generell über Mittel– und Osteuropa informieren wollen. Eine zweite Gruppe von Kriterien, anhand derer der impact des Innovationskollegs gemessen werden kann, besteht aus dem Output:

– qualifizierte Mitarbeiter – Publikationen.

Viele Mitarbeiter, vor allem aus der ersten Förderperiode, konnten ihre Dissertationen abschließen (siehe unten). Die meisten von ihnen haben das FIT danach verlassen und ausnahmslos gute Stellungen (in Bundes– und Landesministerien, IHK und in der Wirtschaft) gefunden. Was in diesem Abschlussbericht nicht dokumentiert ist, sind die zahlreichen Diplomarbeiten, die im Zusammenhang mit den Projekten des Innovationskollegs erstellt und in vielen Fällen auch von den Projektmitarbeitern betreut wurden. Die Publikationen sind natürlich weiter unten im einzelnen aufgelistet. Besonders erfreulich in diesem Zusammenhang ist die nicht geringe Anzahl der Transformationsforschung und Forschungskultur am FIT 23

Monographien, Forschungsberichte und Konferenzbände, die in englischer Sprache erschienen sind und damit einem internationalen Publikum zugänglich gemacht wurden. Es erscheint uns ebenfalls erwähnenswert, dass Arbeiten des Innovationskollegs auch in den Transformationsländern, das heißt auf Polnisch, Tschechisch, Ungarisch und Russisch publiziert wurden. Die ethnographisch– soziologischen Forschungsprojekte haben durch ihre Publikationen zur Etablierung der neuen Soziologie und Anthropologie ökonomischen Wissens („Social Studies of Finance and Economics“) in Deutschland maßgeblich beigetragen. Insgesamt gesehen, fanden die Buchpublikationen in Rezensionen ein positives Echo. In diesen Zusammenhang gehören auch die Auszeichnungen: Die Dissertation von Katharina Müller zur Rentenreform in Ostmitteleuropa erhielt einen europäischen und einen renommierten US–amerikanischen Preis. Das Buch von Stephan Kudert und Jaroslaw Nabiałek zum polnischen Bilanz– und Steuerrecht wurde in Polen zum besten Fachbuch des Jahres 2000 gewählt. Hans–Jürgen Wagener wurde 1999/2000 für ein Jahr ans Wissenschaftskolleg zu Berlin berufen. Wesentliches Ziel des Förderinstruments Innovationskollegs war es, die Forschung an den Universitäten der neuen Bundesländer zu verstärken und neue Entwicklungen innerhalb der Universität zu unterstützen. Zum Abschluss sollen deshalb

– Auswirkungen auf das universitäre Umfeld und – Nachhaltigkeit der Entwicklung als weitere Kriterien betrachtet werden. Transformationsforschung gilt als einer der Schwerpunkte der Europa–Universität Viadrina. Die Gründung des FIT als Zentralinstitut der Universität unterstreicht diese Bedeutung. Damit ist auch klar, dass Ostmitteleuropa, die Transformation und die Osterweiterung der EU im Lehrprogramm der Universität eine prominente Stellung einnehmen. Das gilt sowohl für die grundständigen Studiengänge, ganz besonders aber für die Aufbau– und Weiterbildungsstudiengänge wie Master für Vergleichende Mitteleuropastudien, Master of European Studies, MBA für Management und Marketing in Mittel– und Osteuropa und das wirtschaftswissenschaftliche Graduiertenkolleg „Kapitalmärkte und Finanzwirtschaft im erweiterten Europa“. Seit Beginn des Innovationskollegs findet ein regelmäßiges, interdisziplinäres Transformationskolloquium statt, in dem Mitarbeiter der Universität und auswärtige Gäste neuere Entwicklungen in der Transformationsforschung vorstellen. Ferner veranstaltet der Lehrstuhl für Vergleichende Kultur– und Sozialanthropologie der Viadrina seit vier Semestern einen Seminarzyklus, in dem am Beispiel Rumäniens kulturelle, ökonomische und politische Aspekte des Transformationsgeschehens behandelt werden. Eine noch tiefer gehende Integration des FIT in den universitären Alltag wird durch die nicht optimale Unterbringung des Instituts behindert, das vom Hauptgebäude der Universität mit dem Sitz der meisten Lehrstühle und der Bibliothek räumlich weit getrennt ist. Die Bedeutung des Transformationsproblems, der ostmitteleuropäischen Region und der europäischen Integration für Lehre und Forschung der Viadrina bleibt auch für die Zukunft groß. Von hier aus gesehen steht die Nachhaltigkeit nicht in Frage. Erfolgreich waren auch die bisherigen Bemühungen um Drittmittelfinanzierung für Anschluss– oder Nachfolgeprojekte. Die Untersuchung der Rentenreform wird jetzt mit einem Osteuropa–Lateinamerika–Vergleich fortgeführt (Stiftung Volkswagenwerk); das arbeitsmarktpolitische Projekt findet einen Anschluss in einem vom DGB– Landesbezirk Berlin–Brandenburg getragenen „Projekt zur Förderung grenzüberschreitender beschäftigungspolitischer Prozesse unter Einbeziehung der wissenschaftlichen Potentiale in der Transformationsforschung und Forschungskultur am FIT 24

Grenzregion“; die wirtschaftshistorischen Untersuchungen der Grenzregion werden mit einem umfangreichen Projekt zum Wirtschaftsnationalismus fortgesetzt (Stiftung Volkswagenwerk); dieselbe Förderinstitution unterstützt die weitere vergleichende Einstellungsforschung; die EU–Kommission finanziert durch ihr fünftes Rahmenprogramm ein Projekt, dass das Verhältnis von sozialen Wertesystemen und sozioökonomischen Bedingungen bezogen auf die EU–Erweiterung untersucht; hinzu kommen ein DFG–Forschungsstipendium zum Abschluss einer Habilitationsschrift in der Soziologie und Doktorandenstipendien für weitere Studien im Rahmen des FIT– Forschungsprogramms (Graduiertenförderungswerke, EU–Fellows). Wichtiger für die Weiterentwicklung der gewachsenen Struktur wäre die Beibehaltung des multidisziplinären Forschungsverbundes – möglicherweise in etwas veränderter Zusammensetzung. Hierfür ist bei der DFG ein Antrag auf Einrichtung einer Forschergruppe zum Thema „Kulturelle Bestimmungsfaktoren der Transformationsprozesse im postsozialistischen Europa“ eingereicht worden, der unmittelbar aus dem Innovationskolleg hervorgegangen ist und in erster Runde ein positives Votum erhalten hat. Was offensichtlich nicht gelingt, ist die Einlösung der Zusagen des Landes Brandenburg bei der Einrichtung des Innovationskollegs, diese Forschungsinitiative nach Ablauf der Förderperiode zumindest teilweise aufrecht zu erhalten (zum Beispiel durch Übernahme der Gastprofessur). Kommen wir zum Schluss der Einleitung. Der Transformationsprozess in Mittel– und Osteuropa ist keineswegs bereits abgeschlossen. In einigen Ländern ist er weiter fortgeschritten als in anderen. Nicht zuletzt der Prozess der europäischen Integration sorgt dafür, dass es in der Region, aber auch in den alten Mitgliedsländern der Union, auch in Zukunft einschneidende Systemveränderungen und Politikreformen geben wird. Die in den Projekten des Innovationskollegs konstatierten Interdependenzen zwischen dem politischen System, der Wirtschafts– und Rechtsordnung, den informellen Institutionen und den mentalen Einstellungen der Individuen bleiben, trotz Harmonisierungs– und Konvergenztendenzen, wirksam und damit Gegenstand der Untersuchung. Es wäre falsch anzunehmen, dass Transformationsforschung in absehbarer Zeit überflüssig oder stark abnehmenden Ertragszuwächsen unterworfen wäre. Auch wenn sich die transformationstypischen Schocks und das damit verbundene window of opportunity (hoffentlich) nicht wiederholen werden, sind Institutionenwandel und Politikreform im Kontext unterschiedlicher Kulturen von bleibendem wissenschaftlichem Interesse und großer politischer Bedeutung. Wir sehen es als Verdienst des Innovationskollegs an, in Frankfurt (Oder) hierfür ein weiterhin produktives Forschungszentrum mit internationalen Verbindungen und internationaler Resonanz geschaffen zu haben.

Literatur

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2. DIE FORSCHUNGSPROJEKTE

Kognitive Hintergründe und Konsequenzen des Transformationsprozesses in Osteuropa

Antragsteller

Prof. Dr. Dariusz Aleksandrowicz (Professur für Philosophie, philosophische Grundlagen kulturwissenschaftlicher Analyse, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder))

Projektmitarbeiter

Gabriele Dautermann, M.A. (01.02.1996 – 30.09.1997) Kathrin Rahn, M.A. (01.10.1997 – 31.12.1998)

DFG-Geschäftszeichen

INK 19 A 1-1, Teilprojekt 1.1. des Antrags vom 24.03.1995

Berichtszeitraum

01.10.1997 – 31.12.1998

Förderzeitraum insgesamt

01.02.1996 – 31.12.1998

Qualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses

Kathrin Rahn: Einstellungen und Verhaltensweisen im polnischen Transformationsprozess. Die Bewältigung des gesellschaftlichen Wandels am Beispiel von Akteuren der Solidarność-Bewegung von 1980/81 im Oberschlesischen Industrierevier (Promotion beabsichtigt; Erstgutachter: Prof. Dr. Dariusz Aleksandrowicz)

Zusammenfassung

Die Bearbeitung des Projekts resultiert in den theoretischen Beiträgen des Antragstellers sowie in der empirischen Studie der Projektmitarbeiterin. Ausgehend von den Ansätzen der Theorie der „kulturellen Evolution“, der „Situationslogik“ und der „Weltanschauungsanalyse“ wird im theoretischen Teil versucht, ein für die Behandlung der Projektberichte 28

Probleme der „kognitiven Hintergründe und Konsequenzen des Transformationsprozesses in Osteuropa“ geeignetes Modell zu entwerfen. Daraus ergibt sich eine Reihe von 10 Beiträgen (drei weitere liegen als Manuskripte vor, wovon zwei bereits zur Veröffentlichung angenommen wurden) sowie das vollständig ausgearbeitete Konzept einer Folgeuntersuchung. Die empirische Studie leistet einen Beitrag zur sozialwissenschaftlichen Forschung durch die Untersuchung von Einstellungen und Verhaltensweisen im polnischen Transformationsprozess am Beispiel einer ausgewählten Bevölkerungsgruppe. Die regionale Fokussierung bot zudem die Möglichkeit einer umfassenden Analyse

– der regionalen Besonderheiten der „S“-Bewegung im Raum Oberschlesien (handelnde Personen, Zentren der Aktionen, Chronologie der Ereignisse), was insbesondere von regionalgeschichtlichem Wert ist – umfassender Überblick über die ökonomischen Modernisierungsimperative in den Schlüsselbranchen der Region (Stahl- und Bergbauindustrie) sowie die zu erwartenden sozialen Folgekosten für die Beschäftigten.

Durch das Zusammentreffen zweier Prozesse in der Region im Untersuchungszeitraum

1. Umgestaltung der polnischen Volkswirtschaft nach marktwirtschaftlichen Prinzipien (Privatisierung, Modernisierung, Umstrukturierung) 2. Wandel der traditionellen Arbeitsgesellschaft (Ersetzen schwerer körperlicher Arbeit durch Beschäftigung im Dienstleistungssektor sowie in der Informations- und Kommunikationsindustrie) werden viele Beschäftigte in den großen staatlichen Unternehmen zu Trägern der sozialen Kosten der Reformen. Aufgrund der

– in der „Solidarność“-Bewegung 1980/81 gemachten Protesterfahrungen der Untersuchungsgruppe – der nach wie vor hohen problemzentrierten Partizipationsbereitschaft – der Stärke der Gewerkschaft NSZZ „S“ im Oberschlesischen Industrierevier (mitgliederstärkste Region der NSZZ „S“) – sowie der bereits 1997 vorhandenen Enttäuschungen über die Ergebnisse des Reformprozesses stellte sich zum Zeitpunkt der Untersuchung die Frage nach der politischen Durchsetzbarkeit der ökonomisch notwendigen Reformen. Die Umsetzung dieser Reformen bzw. Modernisierung in den Schlüsselbranchen der Region ist auch 2001 noch nicht abgeschlossen. Eine Lösung des Problems wird angesichts des angestrebten baldigen EU-Beitritts Polens immer dringlicher.

Projektberichte 29

Einstellungen und Verhaltensweisen im polnischen Transformationsprozess. Die Bewältigung des gesellschaftlichen Wandels am Beispiel von Akteuren der Solidarność-Bewegung von 1980/81 im Oberschlesischen Industrierevier

Die Resultate der Projektbearbeitung bestehen aus zwei Teilen: (1) dem Beitrag des Antragstellers und (2) dem Beitrag der Projektmitarbeiterin. Während das Teilprojekt als eine empirisch orientierte Fallstudie konzipiert war, war der Antragsteller darum bemüht, theoriebezogene Fragen in Angriff zu nehmen. Die beabsichtigte inhaltliche Verschränkung sollte darauf beruhen, dass das Teilprojekt an bestimmte Elemente des theoretischen Modells anknüpfen und sie ggf. einer Überprüfung zuführen würde. Diese Erwartung blieb allerdings aus, so dass beide Teile relativ unabhängig voneinander existieren. Damit hängt aus meiner Sicht das Hauptdefizit der Projektdurchführung zusammen.

Theoretischer Teil (Dariusz Aleksandrowicz)

Die Projektbearbeitung setzt bei drei sich ergänzenden Forschungsparadigmen an: der Theorie der „kulturellen Evolution“ (Hayek), dem explanativen Modell der „Situationslogik“ (Popper) und der Idee der „Weltanschauungsanalyse“ (Topitsch). Es wird versucht, die einschlägigen Elemente dieser Ansätze im Kontext des Problems der kognitiven Hintergründe und Konsequenzen der Transformationsprozesse in Osteuropa weiterzuentwickeln. Daraus ergeben sich u.a. folgende Thesen, die in den aufgelisteten bzw. einigen weiteren, sich momentan im Druck befindlichen Veröffentlichungen ausgearbeitet wurden. Im Hinblick auf die Problemstellung ist „Kultur“ handlungstheoretisch – d. h., als ein bestimmter Typ von Handlungsregeln – zu erfassen. Diese sind vermittelt durch Traditionen und dementsprechend sanktioniert. „Kultur“ gehört damit zum Bereich der „Logik des Verhaltens“ (im Unterschied zur „Psychologie des Verhaltens“). Die nationalkulturellen Besonderheiten sind als keine individualpsychologisch fundierten Merkmale, sondern als Strukturen des kollektiven Zusammenlebens zu begreifen und zu erklären. Sie kommen im individuellen Verhalten zwar zum Ausdruck und können durch wiederholbaren oder vorausschaubaren Charakter von bestimmten Verhaltenstypen innerhalb der jeweiligen Kulturgemeinschaft im Sinne von „Verhaltensdispositionen“ kategorisiert werden. Was aber diesen Phänomenen zugrunde liegt, ist Kultur als kollektives Rahmenwerk des individuellen menschlichen Handelns. Die Individuen sind primär nicht durch ihre Individualpsyche, sondern durch soziale Gruppenzugehörigkeit, Gruppeninteressen, Erfahrungen sowie auf Traditionen und Institutionen beruhende Akkulturation an bestimmte alternative Kultursubsysteme gebunden. Das Individuum erfindet nicht die Kultur, die als kognitiver, evaluativer und habitueller Orientierungsraster in seiner Lebenspraxis in Anwendung kommt. Wenn auch verschiedene individuelle Handlungsakteure an die bestehenden Kulturcodes mit unterschiedlicher Kreativität, Mobilität und Selbständigkeit herangehen, besteht das Wesentliche dieses Interaktionsprozesses darin, dass sich das Individuum in seinem Denken und Handeln der in der Kultur gegebenen und dadurch ihm nahegelegten „Bausteine“ bedient. Projektberichte 30

Wenn es auch möglich wäre, innerhalb der jeweiligen Nationalkultur einen „harten Kern“ der kulturspezifischen Muster, d.h. einen für die ganze Kulturgemeinschaft verbindlichen Handlungs- und Denkhintergrund, zu benennen, besteht sie aus verschiedenen Subsystemen dieser Art. Sie können mehr oder weniger autonom bzw. komplementär und einander überlappend sein oder sich in einem Spannungsverhältnis zueinander befinden. Sie bilden ein dynamisches, zum Teil kontradiktorisches Ganzes, das z.B. im Hinblick auf eine synchronische (Dominanz, Marginalität) oder diachronische (Vitalität, Stagnation, Abwärtsentwicklung) Rangordnung einzelner Subsysteme geordnet werden kann. Es entspricht ihnen ein jeweils spezifisches Modell des Menschen und des handelnden Subjekts, wodurch ein unterschiedlicher, sozial geprägter „Charakter“ des Einzelnen nahegelegt und rationalisiert werden kann. Kulturen sind keine fixen Strukturen, sondern haben einen dynamischen Charakter. Und zwar sind sie dynamische Systeme in der zweifachen Bedeutung des Wortes. Zum einen besteht dort für die Angehörigen einer Kulturgemeinschaft ein Spektrum von Möglichkeiten, sich „horizontal“ zwischen bestehenden Subsystemen zu bewegen. Zum anderen ist es der historische Wandlungsprozess, dem das intersubjektiv gegebene Spektrum der traditionsvermittelten Handlungsregeln selbst längerfristig unterliegt. Bei der Beschäftigung mit mentalen Faktoren als Teil der Transformationsforschung ist nicht das, was die Menschen denken, sondern wie und inwiefern sich das, was sie denken zu sozialen Machtkonstellationen und evolutionären Triebkräften verdichtet, das wirklich ernst zu nehmende Problem. Die einschlägigen Aussagen der beteiligten Personen, wodurch diese ihre Meinungen über strukturrelevante Merkmale des eigenen Weltbildes mitteilen, sind lediglich als eine zu relativierende Komponente des empirischen Forschungsmaterials zu betrachten. Die andere Komponente, die auf dem Wege der Meinungsforschung nicht ermittelt werden kann, gründet auf der Rekonstruktion eines objektiven Zusammenhangs, der aus einem semantischen (bzw. verbalen) und einem behavioralen Aspekt besteht. Unter semantischem Aspekt ist der symbolische Raum zu verstehen, der in Form von bestehenden Welterklärungsangeboten sowie Kommunikationscodes gegeben ist. Der behaviorale Aspekt setzt sich aus spezifischen Verhaltenstypen von Individuen und Gruppen zusammen, insofern diese als eine praktische Umsetzung der bestehenden symbolischen Räume in Erscheinung treten und somit in deren Lichte verständlich gemacht werden können. Das Ineinandergreifen von so verstandenen semantischen und behavioralen Gegebenheiten kennzeichnet soziale Phänomene, die für „Kulturen“ im Sinne von Hanglungsregelwerken von Bedeutung sind. Sowohl Umwelt als auch kulturelle Adaptationsmechanismen haben einen dynamischen Charakter. Solange sich die Umwelt graduell verändert, indem ihre Änderungen im Hinblick auf Umfang wie auch auf Tempo bestimmte Grenzen nicht überschreiten, kann das adaptative kulturelle Rüstzeug auf dem Wege der Evolution mit diesem Wandel Schritt halten. Werden diese Änderungen dramatischer, gehen die Umwelt mit den sich daraus ergebenden Problemen und Aufgaben, die von den menschlichen Subjekten gemeistert werden sollen, und das verfügbare adaptative Potential auseinander. Es treten Erklärungs- und Wertdefizite, Orientierungs-, Sinn- und Identitätsverluste ein. Projektberichte 31

Aus der Herausarbeitung der angedeuteten Thesen ist u. a. ein Konzept für eine Folgeuntersuchung hervorgegangen. Dieses wurde 2000 als ein Forschungsprojekt unter dem Titel „Europäisierung als kognitive Anpassungsleistung. Arbeit und Eigentum in den öffentlichen Diskursen in kulturvergleichender Perspektive“ ausformuliert und 2001 als Antrag bei einer Förderinstitution eingereicht. Der wichtigste Kooperationspartner war Prof. Dr. Andreas Pickel (Trent University, Peterborough, Kanada). Finanziert aus den Projektmitteln hielt er sich im Sommersemester 97 als Gastprofessor an der Europa-Universität auf.

Emprischer Teil (Kathrin Rahn)

Mit der Bearbeitung des empirisch orientierten Teilprojekts wird eine Dissertation angestrebt. Die Zeit, die der Beschäftigung mit dem Teilprojekt uneingeschränkt zur Verfügung stand, war relativ knapp bemessen. Zwar betrug die nominelle Förderungszeit die üblichen drei Jahre, doch war die Projektmitarbeiterin in Wirklichkeit nur 14 Monate voll in das Projekt eingebunden. Schuld daran war die falsche Personalentscheidung des Antragstellers, in deren Folge zunächst eine unfähige Projektmitarbeiterin eingestellt wurde, die erst in der zweiten Hälfte der Förderungsdauer durch eine andere ersetzt werden konnte. Nach der Beendigung der Förderungszeit setzt Kathrin Rahn die Arbeit am Projekt fort, wobei aber wegen ihrer Vollzeitbeschäftigung im Landesministerium alle Arbeitsfortschritte auf Kosten ihrer Freizeit erzielt werden können. Dennoch wurde bislang ca. ein Drittel der Dissertation in der ersten Fassung vorgelegt. Die Autorin rechnet damit, bis Jahresende mit der Niederschrift der ersten Fassung fertig werden zu können. Ausgangspunkt der Überlegungen zur Projektdefinition war, dass die Konsolidierung sowie die Stabilität von Demokratie und Marktwirtschaft in den mittelosteuropäischen Staaten nicht nur von einem erfolgreichen institutionellen Wandel bzw. Institutionentransfer abhängt, sondern auch von der Akzeptanz der neuen Ordnung durch die Bevölkerung sowie von ihrer Bereitschaft zur aktiven Partizipation an der Ausgestaltung der neuen Verhältnisse. Gegenstand des Projektes ist daher die Untersuchung der Perzeption des gesellschaftlichen Wandels sowie der daraus resultierenden Verhaltensweisen bei einer ausgewählten Bevölkerungsgruppe in Polen. Dabei handelt es sich um ehemalige Akteure der oppositionellen Massenbewegung in der Volksrepublik Polen, der Solidarność. Der Fokus wurde auf eine besondere Region Polens gerichtet, das Oberschlesische Industrierevier. Gründe für die regionale Beschränkung waren:

– ein leichterer Zugang zu den Akteuren (Als problematisch erwies zu Beginn der Arbeit die Feststellung der Zugehörigkeit von Personen zu der Untersuchungsgruppe. Da alte Mitgliedslisten der „S“ von 1980/81 nur teilweise erhalten geblieben sind - viele Unterlagen wurden im Dezember 1981 mit Verhängung des Kriegsrechts über Polen beschlagnahmt und vernichtet - sind genaue Anzahl und Namen aller „S“-Mitglieder nicht mehr rekonstruierbar.) In einer räumlich abgegrenzten Region konnte davon ausgegangen werden, dass sich die alten „Kampfgefährten“ untereinander noch kennen. Der Zugang zu der Untersuchungsgruppe wurde über persönliche Empfehlungen und mittels der Unterstützung durch den Regionalvorstand der Gewerkschaft Projektberichte 32

NSZZ „S“ im Oberschlesischen Industrierevier sowie durch die Betriebsgewerkschaftsleitungen erreicht. – bessere Verifizierbarkeit der Aussagen zu den Ereignissen 1980/81 in der Region und der persönlichen Involviertheit der Probanden darin (die Interviewpartner bezogen sich in ihren Aussagen aufeinander. Darüber hinaus konnten die Aussagen anhand von Dokumenten aus dem „S“-Archiv von Katowice überprüft werden.) – gleiches Handlungsumfeld für alle Akteure (gleiche äußere Ausgangsbedingungen für das gesellschaftliche Engagement 1980/81 sowie für unterschiedliche Ankunftsstellen nach dem Systemwechsel).

Wichtigste Auswahlkriterium für die Region war die Tatsache, dass es sich hier um das zweite große Zentrum der Solidarność handelte, welches im Gegensatz zu Danzig bisher kaum untersucht wurde. Darüber hinaus weist das Oberschlesische Industrierevier eine Reihe von regionalen Besonderheiten auf, denen ein Einfluss auf den Untersuchungsgegenstand unterstellt wurde und die daher einer näheren Analyse unterzogen werden sollten. Zu den regionalen Spezifik gehören:

– die enge Verknüpfung der „S“ mit den großen staatlichen Betrieben der Bergbau- und Stahlindustrie – die durch den Systemwechsel und die Vorbereitungen Polens auf den EU-Beitritt bedingte Notwendigkeit der Modernisierung und Restrukturierung dieser Branchen – die Tatsache, dass durch diese Prozesse die ehemaligen Akteure einer oppositionellen Bewegung gegen das realsozialistische System zu Trägern der sozialen Kosten des Systemwandels werden.

Die Herausarbeitung dieser Fakten führte zu der Hypothese einer kognitiven Dissonanz zwischen politischer Reformorientierung und sozioökonomischen Interessen der zu untersuchenden Gruppe. Zentrale Fragestellungen der Untersuchung waren: wie bewerten diese Personen die gegenwärtigen gesellschaftlichen Veränderungen in Polen? Welche politisch-ideologischen/weltan-schaulichen Positionen vertreten sie im Hinblick auf Entwicklungsrichtung, Perspektive und Tempo der Transformation? Welche Auswirkungen haben diese Einstellungen auf ihr gesellschaftspolitisch relevantes Verhalten (Passivität, Engagement, Formen und Intensität des Engagements)? Zusammengefasst zielen diese Fragen auf das ideelle Verhältnis der zu untersuchenden Personen zur Gegenwart, die historischen Wurzeln bzw. Ursachen sowie eventuelle Kontinuitäten in den Denkmustern, aber auch auf die Auswirkungen dieser Bewusstseinsstrukturen auf die Partizipationsbereitschaft der Probanden beim Aufbau einer neuen Gesellschaftsordnung. Bei der Datengewinnung wurde eine Kombination von qualitativen und quantitativen Methoden der empirischen Sozialforschung sowie die Archivforschung angewandt. Zu Beginn wurde ein Dokumentenrecherche im „Solidarność“-Archiv des Regionalvorstandes der Gewerkschaft „NSZZ „Solidarność“ in der Region zu den handlungsleitenden Zielen und Werten der „Solidarność“-Bewegung von 1980/81 sowie zu den regionalen Besonderheiten der Bewegung im Raum Oberschlesien durchgeführt. Für die Analyse der Einstellungs- und Verhaltensmuster der oberschlesischen „Solidarność“-Akteure von 1980 im heutigen gesellschaftlichen Umbruchprozess wurde diese soziale Gruppe in zwei große Untergruppen untergliedert:

Projektberichte 33

1. die Gewerkschaftsbasis in den Industriebetrieben, d.h. diejenigen Akteure, die sowohl 1980 als auch 1997 als Arbeitnehmer beschäftigt und Mitglieder der Gewerkschaft waren und sind; 2. diejenigen, deren Lebenswelt sich nach 1989 entscheidend verändert hat (z.B. durch berufliche Umorientierung, eine Karriere in der Gewerkschaftshierarchie oder in der Politik). In diese Gruppe gehören auch diejenigen ehemaligen Akteure, die sich heute enttäuscht aus jeglichem Engagement zurückgezogen haben.

Mit Hilfe eines standardisierten semi-strukturierten Fragebogens wurde eine quantitative Untersuchung durchgeführt, bei der 230 Gewerkschaftsmitglieder aus sechs Betrieben der Region befragt wurden. Bei der Auswahl der Betriebe spielte u.a. der Grad der regionalen und nationalen Bedeutung der Aktivitäten der Betriebsgewerkschaftsgruppen 1980/81 eine Rolle. So gehörten zu den ausgewählten Betrieben z.B.:

– die Kohlegrube „Manifest Lipcowy“, heute „Zofiówka“, in Jastrzebie, in der am 03.09.1980 eines der drei fundamentalen Abkommen unterzeichnet wurde [neben Gdansk und Szczecin], in dem die Gründung der unabhängigen, sich selbst verwaltenden Gewerkschaft N.S.Z.Z. „Solidarność“ sowie ein Bündel von sozialen und politischen Reformen garantiert wurde; – das Stahlwerk „Huta Katowice“, neben „Nowa Huta“ in der Nähe von Kraków eines der größten Stahlwerke in ganz Polen, in dem sich der Widerstand gegen die Pazifizierung des Betriebes nach Verhängung des Kriegszustandes fast am längsten in ganz Polen halten konnte und – die Kohlegrube „Wujek“ in Katowice, bei deren Erstürmung am 17.12.1981 sieben Bergarbeiter erschossen wurden.

Mit der quantitativen Studie wurde versucht, Formen und Intensität der politischer Aktivität 1980/81 und 1997 bei der ersten Untergruppe sowie deren Verhältnis zu Gesellschaft und Staat (perzipierte Reformbedürftigkeit, wahrgenommene Einflusschancen auf die Politik, Grad der gegenwärtigen Zufriedenheit mit der persönlichen Situation) zu erfassen. Ausgehend von der Hypothese, dass gravierende Zäsuren in den beruflichen oder gesellschaftspolitischen Handlungsstrategien der Akteure mit Bewusstseinsveränderungen einher gehen, wurden bei den Vertretern der zweiten Untergruppe zunächst die in der Praxis gefundenen Möglichkeiten des Verbleibs systematisiert. Dazu gehören u.a.:

– Wandel der beruflichen Sozialisation: - Abteilungsleiter in einem staatlichen Betrieb - Direktor eines staatlichen Betriebes - geschäftsführender Direktor einer privaten Firma - selbständiger Unternehmer

– Tätigkeitsebene innerhalb der Gewerkschaftshierarchie: - Mitglied der Betriebskommission (komisja zakładowa) - Leiter einer Ortsgruppe (delegatura) - Gewerkschaftsfunktionär in der Regionalverwaltung (zarząd regionu)

– Politische Ausdifferenzierung: - sozialdemokratisch (UP-Parlamentsabgeordneter bis September 1997) Projektberichte 34

- liberal (UW-nah) - katholisch-patriotisch (AWS-Sympathisant) - christdemokratisch, konservativ (BdP-Mitglied) - patriotisch-national (ROP-Kandidat für die Parlamentswahlen 1997)

Insgesamt wurden 24 qualitative, semistrukturierte Interviews mit ausgewählten Vertretern der zur zweiten Untergruppe zählenden Akteure der „Solidarność“-Bewegung im Oberschlesischen Industrierevier durchgeführt. Dabei ging es neben der Erfassung ihrer Einstellungen zu den politischen und ökonomischen Reformen darum, ob und inwiefern die individuellen Diskontinuitätserfahrungen durch in der „Solidarność“-Bewegung von 1980/81 erworbene, anschlussfähige Deutungsmuster abgestützt werden konnten (und noch können) und inwiefern diese unter Umständen umstrukturiert werden bzw. wurden. Der empirische Teil des Projektes wurde bereits abgeschlossen. Die Ergebnisse der quantitativen Studie wurden ausgewertet und im Vergleich mit den Ergebnissen einer zeitgleich durchgeführten polnischen Studie evaluiert. Ein Vergleich mit gesamtpolnischen Umfragen zu Einstellungen und Verhaltensweisen in der Transformationsgesellschaft steht noch aus. Das Material aus der qualitativen Studie erwies sich als zu umfangreich, um bisher im Rahmen des Projektes vollständig ausgewertet werden zu können. Denkbar wäre, das aus den durchgeführten Interviews gewonnenen Datenmaterial in einem zweiten Projekt einer vertieften Analyse analog der oben skizzierten Fragestellungen zu unterziehen. Eine wirtschaftliche Verwertung der Ergebnisse der Untersuchung war weder geplant noch ist diese zu erwarten. Zu den vorliegenden Ergebnissen des Projektes haben beigetragen:

– der Regionalverband der Gewerkschaft NSZZ „S“ in der ehemaligen Wojewodschaft Katowice (heute Wojewodschaft „Slask“) – die Betriebsgewerkschaftsgruppen der Unternehmen (FAZOS, Wujek, Huta Katowice, Huta „Baildon“, „Zofiówka“, DOKP Katowice) – das „Solidarność“-Archiv in Katowice – die ehemaligen Akteure der „Solidarność“ von 1980/81, die sich zu einem Interview bereit erklärt hatten – Dariusz Lapinski, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Professor Aleksandrowicz.

Publikationen:

Aleksandrowicz, Dariusz, 2001: „Post-Communist Transition and Catholicism in “. In: Koczanowicz, Leszek und Beth J. Singer (eds.): Democracy and the Post-Totalitarian Experience, Amsterdam – Atlanta: Rodopi (erscheint demnächst). Aleksandrowicz, Dariusz, 2000: „Kulturelle Kosten der Transformation“. In: Gabryjelska, K. und U. Knefelkamp (Hrsg.): Brückenschläge. Kulturwissenschaften in Frankfurt (Oder) und Breslau, Berlin: scripvaz- Verlag, 76-89. Aleksandrowicz, Dariusz, 1999: The Socialist City and its Transformation. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 10/99. Projektberichte 35

Aleksandrowicz, Dariusz, 1999: Cultural pradigms and post-communist transformation in Poland. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 6/99. Aleksandrowicz, Dariusz, 1998: Kulturelle Kosten der Transformation. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 3/98. Aleksandrowicz, Dariusz, 1998: Institutions, Culture and the Forming of Majorities in a Transforming Society. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 12/98. Aleksandrowicz, Dariusz, 1998: „Myth, Eschatology and Social Reality in the Light of Marxist Philosophy“. In: Nowak, L. und R.P. Rodopi (Hrsg.): Marx’s Theories Today. Amsterdam, 443-457. Aleksandrowicz, Dariusz, 1998: „Charakter narodowy, wzory zachowań i kultura narodowa“. In: Przegląd Filozoficzny Nowa Seria, 7(3), 1-18. Aleksandrowicz, Dariusz, 1997: Zweckrationalität und Kulturtradition (in der polnischen Transformationsgesellschaft). FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 10/97. Aleksandrowicz, Dariusz, 1996: „Traditionelle und sozialismusgeprägte Denkmuster in der postkommunistischen Weltauffassung“. In: Salamun, K. (Hrsg.): Geistige Tendenzen der Zeit. Perspektiven der Weltanschauungstheorie und Kulturphilosophie, Frankfurt am Main - Berlin - Bern - New York - Paris – Wien: Piper, 167-181. Aleksandrowicz, Dariusz, 1996: „Fremdenfeindlichkeit im Kommunismus und in der postkommunistischen Transformationsgesellschaft“. In: Wimmer, M., Ch. Wulf und B. Dieckmann (Hrsg.): Das „zivilisierte Tier“. Zur Historischen Anthropologie der Gewalt, Frankfurt am Main: Fischer, 195- 206.

Projektberichte 36

Politische Einstellungen und Wertorientierungen in den postkommunistischen Ländern Mittel- und Osteuropas: Ein Ländervergleich

Antragsteller

Prof. Dr. Detlef Pollack (Professur für Vergleichende Kultursoziologie, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder))

Projektmitarbeiter

Dipl.-Politikwissenschaftler Jörg Jacobs (15.04.1996 – 14.04.2001)

Geschäftszeichen der DFG

INK 19 / A 1-1, Teilprojekt 1.2. des Antrags vom 24.03.1995 INK 19 / B 1-1, Teilprojekt 03 des Antrags vom 08.04.1998 INK 19 / B 2-1

Berichtszeitraum

15.04.1996 – 30.06.2001

Förderzeitraum insgesamt

15.04.1996 – 14.04.2001

Qualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses

Jörg Jacobs: Die subjektive Dimension der Konsolidierung politischer Systeme in ausgewählten post- kommunistischen Ländern – Sozialisation und Situation als Determinanten politischer Unterstützung (Promotion beabsichtigt; Erstgutachter: Prof. Dr. Detlef Pollack)

Zusammenfassung

Während Vertreter des Institutionalismus und elitenzentrierter Akteurstheorien eine Konsolidierung auf der Ebene des Verhaltens der Eliten und auf der Ebene der formellen Verfahren für auseichend halten, um die Persistenz demokratischer Regime zu gewährleisten, garantiert aus der Sicht der Politischen Kultur-Forschung erst die Stabilisierung der einstellungsmäßigen Grundlagen den Fortbestand politischer Institutionen und Verfahren und damit den Bestand einer Demokratie. Projektberichte 37

Ausgehend von diesen Überlegungen haben wir in unserem Projekt die herrschenden politischen Einstellungen in Bulgarien, Estland, Polen, Russland, Tschechien und den Neuen Bundesländern mittels einer standardisierten Befragung empirisch erfasst. Im einzelnen wurden Haltungen in der Bevölkerung gegenüber den Prinzipien von Demokratie und Marktwirtschaft; dem Einfluss sozialer Aufstiegs- und Abstiegserfahrungen auf politische Einstellungen; der prägenden Kraft von Einstellungen, die unter den Bedingungen des Staatssozialismus erworben wurden; der Haltung in der Bevölkerung zu den Prinzipien der individuellen Verantwortung, Gerechtigkeit und sozialen Ungleichheit und deren Beziehung zu politischen Einstellungen sowie die Haltung zur Rolle des Staates in der Marktwirtschaft erhoben. Die etwa 60 minütigen Interviews wurden von INRA-Deutschland und dessen Partnerinstituten in enger Abstimmung mit dem Projektteam und dessen nationalen Kooperationspartnern durchgeführt. Seit dem Dezember 2000 steht ein bereinigter, integrierter und mit Labels versehener SPSS-lesbarer Datensatz zur Verfügung. Obwohl der Schwerpunkt der bisherigen Analysen auf der Erstellung von eher deskriptiven Länderberichten lag, kann bereits zum jetzigen Zeitpunkt festgestellt werden, dass man empirisch ein erstaunlich hohes Maß an Zustimmung zur Demokratie in den post-kommunistischen Ländern feststellen kann. Diese ist um so bemerkenswerter, als gleichzeitig die Werte für die Zufriedenheit mit dem aktuellen Funktionieren der Demokratie und die Einschätzung der ökonomischen Lage vergleichsweise schlecht ausfallen. Weiterhin scheinen die erwarteten Wechselbeziehungen zwischen politischen, ökonomischen und sozialen Orientierungen tatsächlich zu bestehen. Insbesondere besteht eine Beziehung zwischen der politischen Unterstützung und der Forderung nach umfangreichen Steuerungsleistungen des Staates in der Wirtschaft. Diese Beziehung bleibt auch bestehen, wenn nach den individuellen Kosten der Transformation kontrolliert wird.

Projektberichte 38

Politische Einstellungen und Wertorientierungen in den postkommunistischen Ländern Mittel- und Osteuropas: Ein Ländervergleich

1. Theoretischer Ansatz

Nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Regime wurde in einer Phase der Euphorie vermutet, dass die Implementation neuer Institutionen für die Konsolidierung von Demokratie und Marktwirtschaft ausreicht. Nach zehn Jahren des Aufbaus demokratischer politischer Systeme und marktwirtschaftlich organisierter ökonomischer Systeme in Mittel- und Osteuropa kann festgehalten werden, dass die Frage der Konsolidierung von Demokratie und Marktwirtschaft komplexer ist, als dies von Vertretern des Institutionalismus behauptet wurde. In vielen sozialwissenschaftlichen Arbeiten setzte sich die Erkenntnis durch, dass in der Herausbildung eines demokratischen Grundkonsenses in der ganzen Gesellschaft und in der Akzeptanz der Marktwirtschaft unter den Bedingungen von hohen sozialen Kosten eine zentrale Voraussetzung für die Konsolidierung der neuen Systeme besteht. Auch wenn umstritten ist, welche Kriterien erfüllt sein müssen, um von einer Konsolidierung der Systeme sprechen zu können, so wird die von Linz und Stepan vorgelegte Definition doch weithin akzeptiert und rezipiert. Ihrer Definition zufolge ist der Prozess der Konsolidierung dann abgeschlossen, wenn folgende drei Bedingungen auf verschiedenen Dimensionen einer politischen Ordnung gegeben sind:

1. Auf der Ebene des Verhaltens darf kein bedeutender nationaler, sozialer, ökonomischer, politischer oder institutioneller Akteur wichtige Ressourcen darauf verwenden, Ziele mittels eines nicht-demokratischen Regimes zu erreichen (behaviorally). 2. Es dürfen keine wichtigen Machtressourcen existieren, die verhindern, dass die zentralen staatlichen Politiken durch die vom neuen demokratischen Prozess sanktionierten Gesetze, Verfahren und Institutionen bestimmt werden (constitutionally). 3. Auf der Ebene der subjektiven Einstellungen muss eine starke Mehrheit zum Ausdruck bringen, dass demokratische Institutionen und Verfahren am besten geeignet seien, das kollektive Leben in der Gesellschaft zu bestimmen und dass die Unterstützung für System-Alternativen relativ gering oder isoliert von prodemokratischen Kräften ist (attitudinally).

Während Vertreter des Institutionalismus und elitenzentrierter Akteurstheorien eine Konsolidierung auf der Ebene des Verhaltens und auf der Ebene der Verfahren für auseichend halten, um die Persistenz demokratischer Regime zu gewährleisten, garantiert aus der Sicht der Politischen Kultur- Forschung erst der dritte Aspekt die Stabilität politischer Institutionen und Verfahren und damit den Bestand einer Demokratie. Legitimierung des Regimes meint, dass ein System um seiner selbst willen unterstützt wird und dass ihm auch im Falle von Effektivitätseinbußen die Unterstützung nicht entzogen wird. Eine pragmatischere, weniger absolute Position wird in dieser Frage von Richard Rose u.a. vertreten, wenn sie sich Winston Churchill anschließen, der behauptet hat, die Demokratie sei die schlechteste aller Regierungsformen, aber die beste von denjenigen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert würden. Solange kein alternativer Ordnungsentwurf von der Bevölkerung bevorzugt werde, könne Projektberichte 39

man von einer stabilen Demokratie sprechen. Konsolidierung bedeutet dann also, dass Demokratie the only game in town ist. Das Projekt hat es sich zum Ziel gesetzt, die politische Unterstützung in ausgewählten Transformationsländern Mittel-, Ost, und Südosteuropas zu untersuchen und die Frage zu beantworten, wodurch diese Unterstützung beeinflusst wird. Die zentrale Fragestellung lautet daher: Findet sich in den Transformationsländern zehn Jahre nach der Implosion der Sowjetunion eine ausreichende Unterstützung für die liberale Demokratie und wodurch wird diese bestimmt? Aus dieser Forschungsfrage ergeben sich zwei Untersuchungsgegenstände: (1) Welche Unterstützung gibt es für die Demokratie in Mittel- und Osteuropa, (2) Welche theoretisch relevanten Determinanten bestimmen das Maß der Unterstützung.

1.1. Politische Unterstützung

Ein verbreiteter Ansatz die vorhandene Unterstützung für eine politische Ordnung zu untersuchen ist das Konzept der politischen Unterstützung bei David Easton. Easton führt drei Objekte der Unterstützung (politische Gemeinschaft, politisches Regime und amtierende Herrschaftsträger) und zwei Arten der Unterstützung (leistungsbezogene, specific support und leistungsunabhängige, diffuse support) in die Diskussion ein. Specific support bezeichnet eine auf die Leistung des Systems gerichtete Unterstützung, sie bildet sich ad hoc und ist nicht tief verwurzelt (Bottom-Up-Modell). Diffuse support hingegen ist, wie der Begriff sagt, „durchdringend“, d.h., es gibt in der Bevölkerung ein unspezifisches Vertrauen in das politische System, dessen Strukturen und Akteure (Top-Down-Modell). Erst eine diffuse Unterstützung, d.h. eine Unterstützung des politischen Systems durch die Bevölkerung um seiner selbst willen garantiert nach Easton langfristig Stabilität. Es bleiben zwei wesentlich Probleme in diesem theoretischen Design ungelöst. Einmal gibt es keine definitive Auskunft darüber, wie viel Unterstützung ein politisches System benötigt, damit es als konsolidiert gelten kann. Manche behaupten sogar, es sei nicht wichtig, ob das politische System unterstützt werde, sondern nur, dass es keine aktive Gegnerschaft gibt. Obwohl sich alle Forscher von Aristoteles über Machiavelli bis zu Weber, Habermas und Luhmann einig sind, dass ein politisches System für seinen Bestand eines gewissen Maßes an Legitimation bedarf, hat bisher allerdings noch niemand den empirischen Beweis erbracht, dass ein politisches System kollabiert, wenn es nur eine geringe aktive Unterstützung für dieses System gibt. Das Beispiel der kommunistischen Staaten Osteuropas zeigt, dass politische und wirtschaftliche Systeme tatsächlich zusammenbrechen können, wenn sie über längere Zeit der Unterstützung durch die Bevölkerung entbehren. Zugleich macht dieses Beispiel aber auch deutlich, dass diese Systeme über mehrere Jahrzehnte bestehen bleiben konnten, obwohl es ihnen auch in dieser Zeit an Unterstützung mangelte. Zweitens ist das Eastonsche Konzept zwar prinzipiell operationalisierbar, aber in der politischen Soziologie ist die Anzahl der Operationalisierungen beinahe so groß wie die Anzahl der Forscher. Bettina Westle gibt auf 74 Seiten einen Überblick über verwendete Indikatoren und berücksichtigt noch nicht einmal Arbeiten, die sich zwar auf Easton berufen, aber entweder die Unterscheidung zwischen spezifisch und diffus aufheben oder nicht zwischen den drei Einstellungsobjekten unterscheiden. Während es als eine Option erscheint, bei der Transformation der post-kommunistischen Regime Mittel- und Osteuropas das Projektberichte 40

Ausmaß der Systemgegnerschaft als negative Unterstützung zu verstehen und als ein Maß für die Konsolidierung des soziokulturellen Unterbaus der Demokratie zu akzeptieren, ist das Problem der Operationalisierung anhand der vorliegenden Literatur nicht abschließend zu lösen.

1.2. Determinanten politischer Unterstützung

Es trifft dabei sicherlich zu, dass der Demokratie als Herrschaftsprinzip von den Bevölkerungen in Mittel- und Osteuropa sehr viel Vertrauen entgegengebracht wurde und immer noch viel Kredit gewährt wird. Es ist wohl unbestritten, dass die politische Unterstützung sowohl von den Leistungen der politischen und wirtschaftlichen Institutionen als auch von der individuellen und kollektiven ökonomischen Lage abhängig ist. Darüber hinaus beeinflussen aber auch die in der Zeit des Staatssozialismus empfangenen sozialisatorischen Prägungen und damit durch frühere Erfahrungen bedingte Erwartungen, Normen und Bedürfnisse die Einstellungen zur herrschenden politischen und ökonomischen Ordnung. Empirisch vorhandene Einstellungen werden als das Ergebnis der individuellen und kollektiven Sozialisation angesehen. Diese Effekte werden teils durch das individuelle Umfeld (Familie, Elternhaus, Schule, Arbeitsplatz) erzielt, teils aber auch durch strukturelle Gegebenheiten des politischen und sozialen Kontextes bestimmt. Beide Aspekte sind für die Untersuchung von Bevölkerungseinstellungen in der Transformation von Bedeutung. Gerade unter den Bedingungen der Veränderung des politischen, ökonomischen, kulturellen und sozialen Kontextes und von sozialen Verwerfungen (wie etwa Arbeitslosigkeit), die bis 1990 in Mittel- und Osteuropa unbekannt waren, stellt sich die Frage, ob ein Rückgriff auf sozialistische Einstellungen und Wertorientierungen nicht eine mögliche Reaktion auf die neuen Herausforderungen des Alltags der Transformation darstellt. Ein Rückgriff auf Werte wie Gleichheit und Gerechtigkeit knüpft dann zwar an eine sozialistische Terminologie an, hätte aber unter den gegebenen Umständen für die Individuen eher eine coping-Funktion und könnte kaum mit dem Wunsch nach einer Rückkehr zum Sozialismus gleichgesetzt werden. Eine zweite Reaktionsmöglichkeit auf andauernde ökonomische und soziale Probleme wäre der Rückzug auf eher vormoderne Haltungen wie einen radikalen Nationalismus oder Ethnozentrismus oder auch die Hinwendung zu fundamentalistischen Formen der Religion. Für eine Einschätzung der Krisenresistenz der politischen Unterstützung ist es daher wichtig zu wissen, ob diese stärker durch Situationseffekt oder Sozialisationseffekte bestimmt wird.

1.3. Beziehung zwischen Sozialisations- und Situationshypothese

In Anlehnung an die Diskussion darüber, welchen Einfluss die Sozialisation unter staatssozialistischen Bedingungen auf die Akzeptanz der Demokratie in der Gegenwart ausübt, wird gefragt, inwieweit inadäquate Einstellungen zu demokratischen und marktwirtschaftlichen Prinzipien in Mittel- und Osteuropa auf eine sozialistische Sozialisation zurückzuführen oder situativ zu erklären sind. Von dieser Frage hängt ab, ob es sich um längerfristig wirksame kulturelle oder um eher kurzfristig wirksame, mehr ökonomisch bedingte Determinanten von Einstellungen handelt. In einem einfachen Ebenenmodell der Demokratie kann die Beziehung zwischen Sozialisations- und Situationseffekten Projektberichte 41

demonstriert werden (Schaubild 1). Im Zentrum des Modells steht die implementierte Struktur der Demokratie. Sie begrenzt die Handlungsmöglichkeiten der Eliten und bildet die Rahmenbedingungen ab, innerhalb derer von den Akteuren verschiedene Optionen wahrgenommen werden können. Die Legitimation des politischen Regimes wird auf zwei scheinbar widersprüchliche Aspekte zurückgeführt. Einmal führen Wertorientierungen (in der Phase der Sozialisation erlernte zentrale Einstellungen) zu bestimmten prinzipiellen Vorstellungen über die Ausgestaltung einer Demokratie, es entsteht eine normativ begründete Erwartungshaltung (langfristige Komponente). Zum zweiten führen kurzfristige Erfahrungen mit der Performanz der jeweils implementierten Demokratie zu Rückkoppelungseffekten (kurzfristige Komponente). Diese Zusammenhänge führen zu zwei auf den ersten Blick widersprüchlichen Hypothesen. Eine Hypothese behauptet die Persistenz von erlernten Wertorientierungen in Mittel- und Osteuropa, die zu Modernisierungsblockaden führen können und damit den Aufbau von Demokratie und Marktwirtschaft nach westlichem Vorbild gefährden. Hier wird die mentale Anpassungsfähigkeit als schwach ausgeprägt angenommen. Die gegensätzliche Hypothese betont die kurzfristigen Einflussfaktoren auf die

Schaubild 1: Modell von Einstellungsobjekten der Demokratie und deren Beziehung über die Zeit

Normative Prinzipien (Wertemuster) der Demokratie (Bindung an demokratische Werte)

Implementierte Struktur einer Demokratie in einer bestimmten Gesellschaft (Unterstützung des Regimes)

Performanz dieser implementierten Demokratie (Bewertung der politischen Performanz)

Legitimationsfluß zu einem gegebenen Zeitpunkt t1

Rückkopplungseffekte mit einer Zeitverschiebung t1+x

Quelle: Fuchs (1996, 1997); Fuchs/Rohrschneider (2001)

Beurteilung von Institutionen. Sie geht davon aus, dass in den Zeiten des Umbruchs die Erfahrungen mit der neuen sozialen Realität auch zu einer Verschiebung der Wertorientierungen beitragen können, wenn es sich um positive Erfahrungen handelt, dass aber negative Erfahrungen wohl eher zu einer Reaktivierung der ehedem erlernten Wertorientierungen führen, um mit der neuen sozialen Realität besser umgehen zu können. Der scheinbare Widerspruch zwischen der Sozialisationshypothese und der Situationshypothese wird durch die Einführung einer Zeitachse aufgelöst: Während zunächst in t1 die langfristige Komponente dominiert, können über Rückkopplungseffekte in t1+x gemachte Erfahrungen die Bewertung des Regimes, wie auch der Normen/Wertorientierungen bestimmen. Beide Effekte treten in der Realität gleichzeitig, konkurrierend auf. Erfolgt die Bewertung der Regime eher durch die Beurteilung der Performanz als durch die geltenden Wertorientierungen, d.h. stehen die handelnden Akteure unter permanentem Erfolgsdruck, kann kaum von einer Unterstützung der Demokratie um Projektberichte 42

ihrer selbst willen gesprochen werden (Bottom-Up-Modell). Das von Linz/Stepan eingeforderte Kriterium der einstellungsmäßigen Unterstützung ist nicht gegeben. Dominiert in der Bevölkerung hingegen die Bewertung des implementierten Regimes durch Wertorientierungen (Top-Down-Modell), könnte eine diffuse Unterstützung für das Regime erreicht werden. Falls die vorherrschenden Wertorientierungen mit der implementierten Struktur kompatibel sind, werden die Widerstandsreserven der Demokratie maximiert und die Möglichkeiten für Antisystemkräfte, Unterstützung zu gewinnen, minimiert. In diesem Fall kann die Einstellungsebne als konsolidiert und das dritte von Linz/Stepan benannte Kriterium als erfüllt gelten. Diese theoretischen Überlegungen wurden vor deren Operationalisierung mit Kollegen aus den post-kommunistischen Ländern, Deutschland, Großbritannien, Spanien, Kanada und den USA auf einem Workshop in Frankfurt (Oder) diskutiert (siehe Anhang 1). Die wesentlichen Beiträge dieser Diskussionen werden voraussichtlich Ende diesen Jahres in einem englischsprachigen Herausgeberband bei Ashgate erscheinen. Eine Erkenntnis bestand darin, dass die politische Kultur- Forschung zwar starke Annahmen treffe, es aber nur sehr schwache empirische Belege für diese Annahmen gibt. Daher bedürfe es (endlich) einer konzeptuellen Klärung, die eine analytisch fruchtbare Anwendung des Konzepts erlaubt.

2. Design der Studie: Länderauswahl

Ausgehend von diesen Überlegungen haben wir in unserem Projekt die herrschenden politischen Wertorientierungen in Bulgarien, Estland, Polen, Russland, Tschechien und den Neuen Bundesländern mittels einer standardisierten Befragung empirisch erfasst. Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Wechselbeziehung zwischen politischen, ökonomischen und sozialen Orientierungen in der Bevölkerung gerichtet. Diese Schwerpunktsetzung bedurfte der Entwicklung eines neuen, komplexen und integrierten Erhebungsinstruments. Im einzelnen wurden Haltungen in der Bevölkerung gegenüber den Prinzipien von Demokratie und Marktwirtschaft; dem Einfluss sozialer Aufstiegs- und Abstiegserfahrungen auf politische Einstellungen; der prägenden Kraft von Einstellungen, die unter den Bedingungen des Staatssozialismus erworben wurden; der Haltung in der Bevölkerung zu den Prinzipien der individuellen Verantwortung, Gerechtigkeit und sozialen Ungleichheit und deren Beziehung zu politischen Wertorientierungen sowie die Haltung zur Rolle des Staates in der Marktwirtschaft erhoben und partiell bereits mit Hilfe quantitativer sozialwissenschaftlicher Methoden untersucht. Für die Analyse der aufgeworfenen Forschungsfrage ist eine Strategie angemessen, die sich an der vergleichenden Methode anlehnt. Daher wurde die standardisierte Befragung in Ländern durchgeführt, die mittels der comparable-cases-strategy ausgewählt wurden. In einem zweistufigen Auswahlverfahren wurden die Länder zunächst in Gruppen unterteilt und aus diesen Gruppen jeweils markante Länder ausgewählt. Zwischen den Ländergruppen zeigen sich starke Differenzen hinsichtlich des Zeitpunkts und der Form der Überwindung des kommunistischen Machtmonopols, der geographischen Nähe von Einflussreichen Nachbarstaaten, des gewählten Transformationspfades und der ökonomischen Leistungsfähigkeit. Intern besteht jedoch bezüglich dieser Kriterien eine relative Homogenität. Auf Projektberichte 43

diese Weise wurde die bestmögliche Ausschöpfung der potentiellen Möglichkeiten der vergleichenden Methode mit pragmatischen Überlegungen zur finanziellen Durchführbarkeit kombiniert.

3. Organisation der standardisierten Befragung

Im ersten Jahr der Projektbearbeitung wurde eine zentralisierte Organisationsstruktur für die Vorbereitung und Durchführung der Befragung aufgebaut und die theoretische Fragestellung operationalisiert. Es waren (1) die Validität des Fragebogens zu gewährleisten, (2) die hochwertige Durchführung der Befragung sicherzustellen und (3) Möglichkeiten zur Kontrolle der Durchführung der Befragung zu schaffen.

3.1. Fragebogen

In enger Zusammenarbeit mit INRA-Deutschland, den Partnerinstituten von INRA und unseren nationalen Kooperationspartnern (siehe Anhang 3) wurde ein etwa 60 minütiger Fragebogen entwickelt. In einer vergleichenden Untersuchung ist neben der Qualitätssicherung der Daten vor allem die Entwicklung von vergleichbaren Befragungsinstrumenten eine Fehlerquelle. Um nicht nur eine lexikalische Äquivalenz, sondern auch eine funktionale und semantische Äquivalenz der Indikatoren zu erreichen, wurden unsere Kooperationspartner aus Mittel- und Osteuropa von Beginn an in die Gestaltung und Übersetzung des Fragebogens mit einbezogen. Die Aufgabe der Kooperationspartner war es also, nicht nur Fehlerquellen, die sich aus der mangelnden Vertrautheit mit dem einen oder anderen Land ergaben, aufzuzeigen und durch ihr Wissen zu beheben, sondern auch aktiv zur Endredaktion des Erhebungsinstruments beizutragen. Vom Projektteam wurde ein Masterfragebogen in englischer Sprache entwickelt und unseren wissenschaftlichen Kooperationspartnern zugeschickt. Die Rückmeldungen bezüglich unverständlicher und untauglicher Indikatoren wurden in den Entwurf eingearbeitet. Diese überarbeitete Version wurde den Partnern wieder zugeleitet und alle Beteiligten danach zu einer Fragebogenkonferenz nach Frankfurt (Oder) eingeladen. Im Anschluss an diese wissenschaftliche Koordination wurde INRA in die Diskussion einbezogen. Hier ergaben sich vor allem Probleme mit der Länge. Da jeder unserer vier Themenbereiche genug Material für eine eigene Erhebung geboten hätte, lag in der Entscheidung für oder gegen bestimmte Instrumente die schwierigste Aufgabe. Im nächsten Schritt wurde der Fragebogen durch die Partnerinstitute von INRA in die jeweilige Landessprache übersetzt und dann durch unabhängige Übersetzer zur Kontrolle der ersten Übersetzung rückübersetzt. Aus pragmatischen Gründen haben wir uns für eine Rückübersetzung in eine dritte Sprache (deutsch) entschieden. Durch das Verfahren der Übersetzung-Rückübersetzung wurde die Sorgfalt der Übersetzung in die Landessprachen überprüft und die Bedeutungsäquivalenz der angewendeten Indikatoren in allen Ländern sichergestellt. Weiterhin wurde aufgrund der Kontrolle der Übersetzung durch die Kooperationspartner die Validierung der Übersetzung/Rückübersetzung des Erhebungsinstruments verbessert. Gerade dieser Schritt hat erheblich zur Qualitätssicherung des Fragebogens beigetragen, da die Kooperationspartner nicht nur über die notwendige Sprachkompetenz verfügen, sondern auch ihre sozialwissenschaftliche Kompetenz einbringen konnten und durch die Projektberichte 44

Fragebogenkonferenz mit den Zielen der Untersuchung vertraut waren. Zu unserer Zufriedenheit hatten sich die angesprochenen Forscher ausnahmslos sehr interessiert an dem Projekt gezeigt, konstruktive Beiträge zur Weiterentwicklung es Fragebogens geleistet und ihre kontinuierliche Mitarbeit zugesichert. Mit den meisten Kollegen werden wir auch zukünftig im Rahmen eines EU- Projektes zusammenarbeiten.

3.2. Durchführung der Befragung

Eine hochwertige Durchführung der face-to-face Befragung wurde durch die Einbeziehung eines erfahrenen, international arbeitenden Umfrageinstituts mit Partnern in allen Ländern gewährleistet. In enger Zusammenarbeit mit dem Projektteam wurde die technische Durchführung der Feldphase von INRA-Deutschland betreut. Zum einen hat das Institut mit einem eigenen Stab an Interviewern die Befragung in Ostdeutschland durchgeführt und die Kommunikation mit den Befragungsinstituten in Estland, Bulgarien, Russland, Polen und Tschechien aufrecht erhalten. Vor der eigentlichen Haupterhebung wurde ein Pretest in allen Ländern durchgeführt. Dazu wurden in jedem der beteiligten Länder im April und Mai 2000 jeweils etwa 20 Interviews face-to-face durchgeführt. Dabei stellte sich heraus, dass der Fragebogen zu lang war (in Russland etwa 122 Minuten, in Estland 72 Minuten und in Deutschland 78 Minuten). Für die Haupterhebung wurde der Fragebogen so weit gekürzt, dass die durchschnittliche Interviewdauer 63 Minuten betrug. In Russland wurden in der Haupterhebung 1500 Interviews realisiert, in den übrigen Ländern jeweils rund 1000. In allen Ländern wurden die Befragten nach einem Zufallsverfahren ermittelt, zwischen 100 (Estland) und 342 (Russland) Sample-Points verwendet und um die 150 (Russland 342) Interviewer eingesetzt.

3.3. Kontrolle der Feldphase

Die Feldarbeit wurde auf drei Arten kontrolliert. Zum einen gab es die internen Kontrollen der Befragungsinstitute. Diese erfolgte je nach Institutsstandard persönlich, postalisch oder telefonisch. Darüber hinaus wurde jeder Interviewer aufgefordert, einen Kontaktfragebogen auszufüllen, der Aufschluss über die Ausfallgründe gibt. Dieser Kontaktfragebogen wurde in einen SPSS-lesbaren Datensatz transformiert und steht dem Projektteam für methodische Experimente zur Verfügung. Zwischen 10 (Deutschland) und 25 Prozent der Interviews wurden kontrolliert. Der Druck auf die Institute, diese Kontrollen gewissenhaft auszuführen, wurde durch das Projektteam durch zwei Maßnahmen ausgeübt. Zum einen wurde vor Beginn der Feldphase abgesprochen, dass unsere nationalen Kooperationspartner jederzeit Zutritt zu den Befragungsinstituten erhalten und Einsicht in den Verlauf der Befragung verlangen können. Zum anderen wurden in Absprache mit den Instituten Reisen des Projektteams in die einzelnen Länder durchgeführt. Bei diesen Besuchen wurden die Institute nochmals gebeten ihren Untersuchungsplan zu erläutern und auch auf Probleme von ihrer Seite aus hinzuweisen. Projektberichte 45

4. Empirische Befunde

Seit dem Dezember 2000 steht ein bereinigter, integrierter und mit Labels versehener SPSS-lesbarer Datensatz zur Verfügung. Obwohl bisher fast nur deskriptive Analysen durchgeführt wurden und der Schwerpunkt auf der Erstellung von Länderberichten lag, kann bereits zum jetzigen Zeitpunkt festgestellt werden, dass die theoretische Unterscheidung zwischen diffuser und spezifischer Unterstützung auch eine empirische Bedeutung besitzt. Diese Differenzierung ist in der bisherigen Forschung weitgehend vernachlässigt worden, denn häufig wurden Indikatoren, die spezifische Unterstützung messen (Zufriedenheit damit, wie sich die Demokratie im Land entwickelt), als Hinweise auf diffuse Unterstützung interpretiert. Damit lässt sich jedoch gerade nicht zeigen, ob die Churchill-Hypothese stimmt, nämlich, dass die Demokratie als Regierungsform allen alternativen Regierungsformen vorgezogen wird. Die diffuse Unterstützung des politischen Systems kann relativ zuverlässig über die Zustimmung zur Idee der Demokratie und zur Demokratie als Regierungsform gemessen werden, währenddessen die spezifische Unterstützung über die Einschätzung der Demokratieperformanz erfasst zu werden vermag. Unterstützung der Idee der Demokratie und der Demokratie als Regierungsform kann dann als Indikator für die subjektiv wahrgenommene Legitimität des politischen Systems behandelt werden. Akzeptiert man diese theoretischen Entscheidungen, so kann man empirisch ein erstaunlich hohes Maß an Zustimmung zur Demokratie in den post- kommunistischen Ländern Ostmitteleuropas feststellen. Dies ist um so bemerkenswerter, als gleichzeitig die Werte für die Zufriedenheit mit dem aktuellen Funktionieren der Demokratie und die Einschätzung der ökonomischen Lage vergleichsweise schlecht ausfallen. Dabei konnten erste multivariate Analysen zeigen, dass die hohe Unterstützung der Demokratie als Idee und Regierungsform vor allem auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass staatsbürgerliche und Freiheitsrechte weithin als garantiert angesehen werden. Die Gewährleistung dieser Rechte steht in einer engen Beziehung zur Akzeptanz der Demokratieidee und damit zur Legitimität des politischen Systems. Eine Ausnahme in unserem Datensatz bildet Russland, in welchem sowohl die staatsbürgerlichen und freiheitlichen Rechte nur in vergleichsweise geringem Maße als garantiert angesehen werden als auch die Demokratieidee und die Demokratie als Regierungsform geringere Unterstützung erfahren. Betrachtet man die Daten zu Russland, so ist fraglich, ob sich dieses Land bereits in der Phase der Konsolidierung der Demokratie befindet oder ob nicht noch einige Schritte zur vollen Etablierung der Demokratie zu gehen sind. Weiterhin scheinen die erwarteten Wechselbeziehungen zwischen politischen, ökonomischen und sozialen Orientierungen tatsächlich zu bestehen. Insbesondere besteht eine Beziehung zwischen der politischen Unterstützung und der Forderung nach umfangreichen Steuerungsleistungen des Staates in der Wirtschaft. Diese Beziehung bleibt auch bestehen, wenn nach den individuellen Kosten der Transformation kontrolliert wird. Natürlich hat die Forderung nach umfangreichen interventionistischen Maßnahmen des Staates sehr viel mit der erfahrenen Ungleichheit in den post- kommunistischen Staaten zu tun. Das Gerechtigkeitsempfinden und das Gefühl, den einem nach subjektivem Ermessen zustehenden Anteil am geschaffenen Reichtum zu erhalten, sind in den ostmitteleuropäischen Ländern nicht stark ausgeprägt. Die vergleichsweise niedrige Zufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie ist zu einem großen Teil auf diesen Mangel an subjektiv Projektberichte 46

empfundener Gerechtigkeit zurückzuführen. Eine zentrale Annahme unseres Projektes scheint sich damit zu bestätigen, nämlich dass die Zufriedenheit mit der Demokratieperformanz in erheblichem Maße vom Gerechtigkeitsempfinden abhängig ist. Schließlich ergeben erste weitergehende Analysen auch einen relativ deutlichen Zusammenhang zwischen partikularistischem Nationalismus und Skepsis gegenüber der Demokratieidee. Dabei ist es wichtig zu sehen, dass sich Nationalismus und Demokratiebejahung durchaus nicht ausschließen müssen. Stolz auf die eigene Nation und Identifikation mit der eigenen Nation verhindern nicht die Unterstützung demokratischer Ideen und Vorstellungen. Nur dann wenn dieser Nationalismus eine regionalistische und partikularistische Orientierung erhält und die Öffnung für Europa ausschließt, gewinnt er jene demokratieskeptische Tendenz, die wir festgestellt haben. Mit anderen Worten, für die Ost-Erweiterung der EU muss der in einigen Ländern Ostmitteleuropas anzutreffende Nationalismus kein Hindernis sein; er wird es nur dann, wenn er partikularistische Züge annimmt. Für die Weiterentwicklung der Transformationstheorie könnte es von Interesse sein, dass eines unserer zentralen Ergebnisse lautet, dass die Demokratien in den post-kommunistischen Ländern Ost- und Mitteleuropas eine beachtliche Legitimität besitzen. Dieses Ergebnis ist deswegen von Relevanz, weil die Einschätzung des Funktionierens der Demokratie und der ökonomischen Lage weithin alles andere als zufriedenstellend ist. Wenn die Legitimitiät der Demokratie hoch und die Demokratieperformanz niedrig ist, dann bedeutet das, dass zwischen beiden Ebenen deutlich unterschieden werden muss. Die Zustimmung zur Idee der Demokratie und zur Demokratie als Regierungsform erfolgt dann weitgehend (nicht völlig) unabhängig von den ökonomischen Leistungen des Systems und der allgemeinen ökonomischen Lage. Sollte dies richtig sein, dann ergibt sich die Frage, wovon die Legitimität des politischen Systems dann abhängt. Einen wichtigen Faktor konnten wir bereits isolieren: Sie hängt unter anderem ab von der Gewährung bürgerlicher und freiheitlicher Rechte. Zu vermuten ist darüber hinaus, dass sie aber auch durch das Vorbild und den Erfolg der westlichen Industrienationen beeinflusst wird. Diese Vermutung wird bestätigt durch den von uns herausgefundenen Zusammenhang zwischen Demokratieunterstützung und Offenheit für Europa. Möglicherweise wird die Legitimität des demokratischen Modells aber auch dadurch beeinflusst, dass schlichtweg keine überzeugende Alternative zur Verfügung steht. Die Legitimität der Demokratie hätte dann auch etwas mit der geringen Plausibilität von alternativen, gerade gescheiterten Ordnungsentwürfen zu tun, dem Sozialismus, diktatorischen Systemen oder Militärdiktaturen. Inwieweit es ausreicht, die Legitimität der Demokratie negativ zu begründen, ist in der Politikwissenschaft eine offene Frage. Möglicherweise reicht die Alternativlosigkeit des demokratischen Systems für seine Legitimation tatsächlich aus. Zugleich zeigen die Ergebnisse unserer Studie aber auch, dass die Zustimmung zur Demokratieidee an die Gewährleistung freiheitlicher und staatsbürgerlicher Rechte gebunden ist. In dem Maße, so könnte man annehmen, wie diese Rechte garantiert sind, ist die Legitimität der Demokratie nicht in Frage gestellt. In einem solchen Fall können sich andere Bedürfnisse, etwa das Interesse an Chancengleichheit und Verteilungsgerechtigkeit, stärker entwickeln. Sollten indes die Rechte eines Tages nicht mehr gewährleistet sein, dann könnten sie in der Wertehierarchie der Bürger auch wieder an Bedeutung gewinnen. Die bloß negativ bestimmte Legitimität der Demokratie würde dann also darauf beruhen, dass die Erfüllung bestimmter staatsbürgerliche Rechte und Freiheiten heute als selbstverständlich unterstellt werden kann. Projektberichte 47

Beteiligte Wissenschaftler und Institute

Land Wissenschaftlicher Kooperationspartner Durchführendes Befragungsinstitut Bulgarien Prof. Dr. Nikolai Tilkidjiev (Bulgarian Academy Boyko Dimitrov (Balkan British Social of Science, Institute of Sociology, Sofia) Surveys (BBSS) Gallup, Sofia) Estland Prof. Dr. Raivo Vetik (Institute of International Esko Külli (Baltic Media Facts (INRA and Social Studies, Tallinn) Europe), Tallinn) Neue Prof. Dr. Detlef Pollack, Jörg Jacobs, Olaf Dr. Christian Holst (INRA Germany, Bundesländer Müller, Gert Pickel (FIT, European-University Mölln) Viadrina Frankfurt (Oder)) Polen Dr. Piotr Radkiewicz (University Warsaw, Partrycia Venulet (SMG/KRC Poland) Institute for Social Studies) Russland Dr. Marina Krassilnikova, Dr. Natalia Zorkaya Alexander Pankin (MIC Marketing (VCIOM Moscow) Information Center, Moscow) Tschechien Dr. Klara Vlachova-Plecita (Academy of Jan Lidral (INRA Prague) Sciences of the Czech Republic, Institute of Sociology, Prague) Im Rahmen des von der EU geförderten Projekts „Value Systems of the Citizens and Socio-Economic Conditions – Challenges from Democratisation for the EU-Enlargement” wird die Zusammenarbeit des Konsortiums für die nächsten drei Jahre gefördert.

Verwendete Literatur

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Publikationen

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Projektberichte 49

Entwicklung von Kapitalmärkten in Mittel- und Osteuropa

Antragsteller

Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschafts- und Ordnungspolitik, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder))

Projektmitarbeiter

Dr. Eckehard Rosenbaum (01.10.1996 – 31.01.1999) Dipl.-Volkswirt Robert Chudzik (finanziert aus Haushaltsmittel der Universität) Dipl.-Volkswirt Grischa Wenzeler (extern finanziert)

Geschäftszeichen der DFG

INK 19 / A 1-1; Post-Doc-Projekt des Antrags vom 24.03.1995

Berichtszeitraum

01.10.1996 – 30.06.2001

Förderzeitraum insgesamt

01.10.1996 – 31.01.1999

Qualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses

Robert Chudzik: The Bad Debt Crisis and its Impact on the Banking Reform in Poland (Promotion am 09.07.1998; Erstgutachter Prof. Dr. Jan Winiecki) Grischa Wenzeler: Die Rolle des Staates bei der Umgestaltung des Bankensektors zu einem marktwirtschaftlichen Bankensystem: eine Analyse im Kontext der politischen Ökonomie der Transformation (Promotion am 02.02.1999; Erstgutachter Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener).

Zusammenfassung

Gegenstand des Projektes ist die Herausbildung von Kapitalmärkten in Mittel- und Osteuropa. Eine der wichtigsten Herausforderungen für die erfolgreiche Transformation der mittel- und osteuropäischen Länder ist die Bildung effizienter Mechanismen der marktkonformen Kapitalallokation, da Kapitalmärkte für die Restrukturierung und Modernisierung der mittel- und osteuropäischen Wirtschaft sowie für die Unternehmenskontrolle eine wichtige Rolle spielen. Zum Projektberichte 50

einen erfordern Restrukturierung und Modernisierung beträchtliche finanzielle Ressourcen, die nicht allein aus Eigenmitteln der Unternehmen bestritten werden können, sondern von risikofreudigen Investoren bereitgestellt werden müssen. Zum anderen wirft die für moderne Volkswirtschaften charakteristische (und im Zuge der Privatisierung auch in Mittel- und Osteuropa neu konfigurierte) Trennung von Eigentümer- und Managementfunktion die Frage nach der Effizienz der Kontrolle des Managements durch die Eigentümer sowie nach der Auswahl für den mittel- und osteuropäischen Kontext geeigneter Kontrollmechanismen auf. Für beide Aufgaben ist die Schaffung eines liquiden und transparenten Wertpapier- und Kapitalmarktes erforderlich, auf dem Anbieter und Nachfrager von Kapital unterschiedlicher Risikoklassen zusammentreffen. Vor diesem Hintergrund wurde im Projekt drei verschiedenen Fragestellungen nachgegangen. Das erste Teilprojekt befasst sich mit der Herausbildung und Performanz von Kapitalmärkten allgemein. In Ergänzung dazu sind Arbeiten zu sehen, die sich mit Fragen der Herausbildung von Märkten allgemein und dem davon abhängigen Transformationserfolg beschäftigen. Das zweite Teilprojekt befasst sich mit der Krise im Kreditgeschäft der polnischen Banken und untersucht die Effizienz von Programmen zur Lösung des Problems der dubiosen Kredite. Das dritte Teilprojekt untersucht die Rolle des Staates bei der Umgestaltung des polnischen Bankensektors zu einem marktwirtschaftlichen Bankensystem. Die Rolle des Staates in der Transformation ist generell wiederum ein zentrales Thema, das in diesem Kontext behandelt werden muss. Das Projekt insgesamt nimmt daher eine gewisse Schlüsselstellung im Forschungsprogramm des FIT ein. Es ist sehr eng verbunden mit dem Teilprojekt „Massenprivatisierung und Unternehmenskontrolle“ (Gesell-Schmidt/ Schütte), das sich auf den Aspekt der Unternehmenskontrolle konzentriert, und dem Teilprojekt „Gesetzgebung in der Transformation“ (Breidenbach et al.), in dem die Schaffung der rechtlichen Voraussetzungen funktionierender Kapitalmärkte thematisiert wird. Projektberichte 51

Entwicklung von Kapitalmärkten in Mittel- und Osteuropa

Ausgangspunkt des ersten Teilprojekts ist die Beobachtung, dass die Staaten Mittel- und Osteuropas hinsichtlich des Fortschritts der Transformation deutliche Divergenzen aufweisen. Diese betreffen vor allem die ökonomische und politische Performanz formeller Institutionen sowie die Herausbildung neuer und den Wandel bestehender komplementärer informeller Institutionen. Indikatoren hierfür sind die auseinanderlaufende Entwicklung des Bruttosozialprodukts, politische Instabilität und nicht zuletzt die Enttäuschung vieler Erwartungen, die an den Systemwechsel geknüpft waren. Der Vergleich des Transformationserfolges Polens mit dem Misserfolg in Russland untermauert diese Feststellung empirisch. Wie die Analyse der generellen Performanz ergeben hat, sind es nicht vorrangig unterschiedliche ökonomische Ausgangsbedingungen, die den Unterschied erklären, sondern auch tiefer liegende, historisch-kulturell bedingte Faktoren. Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel des Projekts, die Performanz von Institutionen am Beispiel der Entwicklung und Performanz von Kapitalmärkten ausgewählter Länder Mittel- und Osteuropas zu untersuchen. In deutlichem Kontrast zur Bedeutung von Märkten im allgemeinen und Kapitalmärkten im besonderen steht deren theoretische und empirische Analyse. Das Projekt verfolgt daher zunächst das Ziel, das Marktkonzept näher zu analysieren und Ansätze zu einer dynamisch interpretierbaren Theorie des Marktes zu entwickeln, um dadurch Einsichten in den Prozess und die Determinanten der Marktentstehung zu gewinnen. Darauf aufbauend soll die bisherige Entwicklung von Kapitalmärkten in ausgewählten Ländern Mittel- und Osteuropas empirisch untersucht werden. Im weiteren soll die Funktionstüchtigkeit von Kapitalmärkten im Hinblick auf die Kapitalbereitstellung sowie die Unternehmenskontrolle untersucht werden. Der erste Aspekte bezieht sich auf den Umfang, in dem es, beispielsweise aufgrund asymmetrischer Information, zu Kreditrationierung und damit zu einer ineffizienten Ressourcenallokation kommt. Der zweite Aspekt berührt die Frage, ob ein bankenorientiertes oder ein kapitalmarktorientiertes System der Unternehmenskontrolle effizienter ist. Hierbei ist insbesondere zu klären, inwieweit die spezifischen Gegebenheiten in den Transformationsländern die Gültigkeit von Argumenten für oder gegen ein bestimmtes System beeinflussen, die vor dem Hintergrund bereits etablierter Marktwirtschaften entwickelt worden sind. Die Resultate des Projekts lassen aus wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive primär Einsichten in die Problematik der Entstehung von Märkten erwarten. Damit thematisiert das Projekt eine Fragestellung, die im Kontext etablierter Marktwirtschaften naturgemäß weniger deutlich zu Tage tritt und daher auch kaum Beachtung gefunden hat, und versucht insofern einen Beitrag zur ökonomischen Grundlagenforschung zu leisten. Aus dem Blickwinkel der Transformationsforschung ist neben der empirischen Frage nach den bisher erzielten Fortschritten bei der Umwandlung von Plan- in Marktwirtschaften und damit der Frage nach dem Grad der Marktbildung die Interdependenz von Privatisierung und Marktbildung ein wichtiger Untersuchungsgegenstand. Hierbei geht es um die Frage, inwieweit bestimmte Privatisierungsverfahren die Herausbildung von Märkten fördern oder hemmen. Wirtschaftspolitisch sind die Ergebnisse des Projekts damit vor allem im Hinblick auf die Auswahl geeigneter Methoden für die Privatisierung vormals staatlicher Unternehmen von Interesse. Projektberichte 52

Den analytischen Ausgangspunkt des Projekts bilden netzwerktheoretische und institutionentheoretische Überlegungen. Netzwerktheoretische Ansätze dienen dem Ziel, die Struktur von Märkten näher zu untersuchen und die Rolle struktureller legacies des alten Systems als einem möglichen Ausgangspunkt bzw. Hindernis der Marktentstehung zu beleuchten. Die institutionentheoretische Perspektive problematisiert dagegen sowohl den institutionellen Kontext der Marktentstehung als auch die institutionelle Einbindung ökonomischer Akteure innerhalb von Märkten. Darüber hinaus gestatten beide Ansätze die Einbindung von Fragestellungen, beispielsweise hinsichtlich der Bedeutung von Sozialkapital in der ökonomischen Entwicklung sowie der Bedeutung informeller Institutionen, die in der jüngeren Literatur zur Performanz von Institutionen betont werden. Eine kritische Aufarbeitung der Literatur zum Marktbegriff in den Wirtschaftswissenschaften hat gezeigt, dass trotz der herausragenden Stellung, die der Marktbegriff in der ökonomischen Analyse und daraus abgeleiteten wirtschaftspolitischen Empfehlungen einnimmt, eine allgemein akzeptierte inhaltliche Bestimmung praktisch fehlt. Zwar identifiziert die Literatur eine Reihe von wichtigen Elementen einer solchen Begriffsbestimmung (z.B. Tausch), aber bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass diese Elemente alleine nicht genügen, um Märkte hinreichend gegen andere soziale Phänomene abzugrenzen. Darüber hinaus verschließen sich die vorgeschlagenen Elemente häufig einer Operationalisierung. Eine unmittelbare Konsequenz des Fehlens eines allgemein akzeptierten Marktbegriffs ist daher das Fehlen aus dem Marktbegriff abgeleiteter empirischer Kriterien, die es gestatten würden, die Existenz von Märkten anhand geeigneter Beobachtungen zu untersuchen. Vor dem Hintergrund des eingangs erwähnten Ziels der Transformation, Planwirtschaften durch Marktwirtschaften zu ersetzen (zu denen als zentrale Bestandteile natürlich Märkte gehören) ist die Abwesenheit eines operationalisierbaren Marktkonzepts besonders problematisch, da ohne ein solches Konzept unklar bleiben muss, ob, wann und bis zu welchem Grade das gesteckte Ziel erreicht worden ist. Transformationspolitik bleibt damit in einem wichtigen Bereich ohne ein geeignetes Instrumentarium der Erfolgskontrolle. Ebenso fehlen Theorien, die die Entstehung und Entwicklung von Märkten beschreiben und damit zum genaueren Verständnis der Transformationsprozesse selbst beitragen. Statt dessen wird in der Literatur häufig (implizit) unterstellt, Märkte entstünden quasi automatisch, entsprechende Rahmenbedingungen vorausgesetzt. Dabei wird übersehen, dass die Abschaffung der Koordination über zentrale Pläne zunächst eine Situation ohne Koordinationsmechanismus zur Folge hat, da weder Preisbildungsmechanismen noch Transmissionsmechanismen zur Übermittlung von Preisinformationen an Haushalte und Unternehmen existieren. Auch die vollständige Monetarisierung der Wirtschaft stellt sich nicht unmittelbar mit der Abschaffung der Pläne ein, wie das russische Beispiel des weitgehenden Naturaltausches innerhalb von vertikalen Beziehungsgeflechten, die weder Markt noch Plan darstellen, gezeigt hat. Während der ersten Phase des Projekts ist zunächst der Versuch unternommen worden, eine verbesserte inhaltliche Bestimmung des Marktbegriffs zu entwickeln. Damit wurde das Ziel verfolgt, Märkte hinreichend abzugrenzen und empirisch identifizierbar zu machen. Für eine inhaltliche Bestimmung des Marktbegriffs ist das Kriterium der empirischen Abgrenzbarkeit jedoch aufgrund seiner rein formalen Natur nicht ausreichend. Vielmehr muss eine Marktdefinition auch deutlich Projektberichte 53

machen, warum beispielsweise stilisierte Fakten über relative Preise als Marktpreise analysiert werden können. Ausgehend von diesen methodischen Überlegungen zum Erklärungsgegenstand der Wirtschaftswissenschaften identifiziert die vorgeschlagene Marktdefinition daher genau jene Bedingungen als die Wesensmerkmale von Märkten, unter denen derartige stilisierte Fakten beobachtet werden können. Im weiteren Verlauf des Projekts ist versucht worden, die dargestellte Perspektive mit Überlegungen zu einer allgemeinen Theorie von Märkten zu verbinden. Mit einer solchen Theorie wurde die Absicht verfolgt, Einblicke in jene sozialen Strukturen und Prozesse zu geben, die Märkte im oben näher bestimmten Sinne generieren. Insofern versteht sie sich also als Ergänzung zur etablierten Theorie der Marktformen, die Märkte selbst nicht zum Gegenstand hat sondern stets voraussetzt. Die bisherigen Überlegungen deuten darauf hin, dass sich Märkte als Verbindung bestimmter Tausch- und Informationsnetzwerke erklären lassen. Daraus ergibt sich unmittelbar, dass sich Märkte nur schrittweise herausbilden können, da die hier interessierenden Netzwerke in der Regel nur durch die am Marktgeschehen beteiligten Akteure selbst gebildet werden können und ihre Entwicklung zudem durch Pfadabhängigkeiten und Informationsprobleme beeinflusst wird. Zu letzteren gehören u.a. die Kenntnisse, die ökonomische Akteure über ihre Verortung in Netzwerken haben, da dadurch strategische Entscheidung über die Aufnahme oder Beendigung von Netzwerkbeziehungen beeinflusst werden. Wie das russische Beispiel verdeutlicht, ist allerdings nicht jede Form von Netzwerkbeziehung marktkonform. Gestützt auf umfangreiche Literaturstudien haben sich weitere theoretische Überlegungen mit den relativen Vorteile eines banken- bzw. kapitalmarktorientierten Systems der Unternehmenskontrolle befasst. Dabei ist deutlich geworden, dass in der Literatur die spezifischen Informationsprobleme einer tiefgreifenden Umstrukturierung, so wie sie für Transformationswirtschaften typisch ist, unterschätzt werden und insofern Empfehlungen für oder gegen ein bestimmtes System von häufig unzutreffenden Voraussetzungen ausgehen. Insbesondere kann argumentiert werden, dass sich ein banken- bzw. kapitalmarktorientiertes System der Unternehmenskontrolle nicht nur hinsichtlich der Anreize unterscheidet, die die Akteure zu einer aktiven Informationssuche und Unternehmenskontrolle bewegen können. Ein ebenso wichtiger Unterschied besteht hinsichtlich der Anreize und Kosten der Informationsweitergabe, denen sich Manager als primäre Informationsquellen gegenüber sehen. Dieses Teilprojekt ist leider nicht zum geplanten Abschluss gekommen, da die weitere Finanzierung in der zweiten Förderperiode durch die DFG abgelehnt worden ist und der Bearbeiter das FIT verlassen hat. Das zweite Teilprojekt befasst sich mit der Krise im Kreditgeschäft der polnischen Banken. Es ist eine generell akzeptierte Ansicht, dass die Schaffung eines effizienten Mechanismus der marktkonformen Kapitalallokation nicht nur einen liquiden und transparenten Wertpapiermarkt sondern vor allem die Neukonfiguration und Konsolidierung des Bankwesens erfordert. Letzteres ist aber nicht nur durch große Marktvolatilität und Missstände im Hinblick auf die institutionellen Rahmenbedingungen gefährdet sondern ebenso durch die Altkreditportfolios aus der planwirtschaftlichen Zeit. Ziel des Projektes ist es zu untersuchen, inwieweit es durch die bisherigen Reformversuche gelang, aus den Banken effiziente Instrumente der Kreditallokation und Unternehmenskontrolle zu bilden. Projektberichte 54

Um adversen Anreizstrukturen innerhalb des Bankensektors entgegen steuern zu können (Bankenregulierung) und damit die Banken einen positiven Beitrag zur effizienten Unternehmenskontrolle leisten können (Verbesserungen im Geltungsbereich der Kreditverträge u.a. durch Reform des Insolvenzrechtes), macht ein wirksames Reformpaket auch tiefgreifende Änderungen im institutionellen Bereich erforderlich. Die bisherigen Forschungen haben ihren Schwerpunkt in der Untersuchung des Programms zur Restrukturierung dubioser Kredite. Ein dazu ausgearbeitetes spieltheoretisches Model legt nahe, dass dieses Programm ungenügende Anreize für die Restrukturierung dubioser Schuldner gegeben hat. Eine mögliche Ursache dafür war der Umstand, dass die Entscheidungsautonomie der Firmenmanager unzureichend eingeschränkt wurde. Die Hauptergebnisse des Modells wurden dann empirisch getestet. Eine ökonometrische Untersuchung von rund 100 verschuldeten Unternehmen deutet darauf hin, dass politische Überlegungen bei der Bestimmung des Entschuldungsgrades nicht ausgeschlossen werden können und die von den Banken initiierten Vergleichsverfahren eine relativ ineffiziente Maßnahme zur Firmenrestrukturierung darstellen. Daher legen die polnischen Erfahrungen nahe, dass spezielle Programme für dubiose Schuldner nicht imstande sind, deren Anreizstrukturen positiv zu beeinflussen. Andererseits ist nicht auszuschließen, dass derartige Programme bei Großunternehmen die Erwartung generieren, im Falle künftiger Finanzkrisen staatliche Hilfe zu bekommen. Das dritte Teilprojekt untersucht die Rolle des Staates bei der Umgestaltung des polnischen Bankensektors zu einem marktwirtschaftlichen Bankensystem im Kontext der politischen Ökonomie der Transformation. Aufgrund der Struktur- und Funktionsunterschiede von Banken in der plan- und der marktwirtschaftlichen Ordnung sind mit der Transformation von der Zentralverwaltungs- zur Wettbewerbswirtschaft eine Reihe von Aufgaben für die Umgestaltung des Bankensystems verbunden. Diese reichen von der Schaffung rechtlicher Rahmenbedingungen über institutionelle Maßnahmen auf der Ebene des Geschäftsbankensystems, die die Banken mit der nötigen Marktinfrastruktur ausstatten müssen, damit diese überhaupt aktiv werden können (z.B. die Implementierung von Finanzmärkten und eines effizienten Zahlungsverkehrssystems), bis hin zu Umgestaltungsmaßnahmen auf der Ebene der Banken selbst. Neben den an marktwirtschaftlichen Systemen orientierten langfristigen Umgestaltungszielen ergeben sich durch die Transformation des gesamten Wirtschaftssystems transformationsspezifische Bedingungen und Zwischenziele, die es bei der Umgestaltung des Bankwesens zu berücksichtigen gilt. Ausgehend von diesen, in der Literatur diskutierten Zielen der Umgestaltung analysiert das Projekt im Rahmen einer Fallstudie über die Transformation des polnischen Bankensystems in den Jahren 1987 bis 1997, welche Resultate die dortigen Umgestaltungsprozesse erbracht haben. Im Zentrum der Untersuchung steht dabei die Rolle des Staates. Die Analyse erfolgt im Kontext der politischen Ökonomie der Transformation, die das Phänomen der Transformation als interaktiven Prozess verschiedener Akteure mit unterschiedlichen ökonomischen und politischen Interessen interpretiert. Ausgehend von Hypothesen, welche der erforderlichen Transformationsaufgaben der Staat und welche Aufgaben andere Akteure übernehmen könnten, untersucht das Projekt anhand der Fallstudie, wie der Staat die Transformationsprozesse im polnischen Bankensystem in Interaktion mit den nichtstaatlichen Akteuren mitgestaltet bzw. mitbeeinflusst hat, welche ökonomischen und Projektberichte 55

politischen Interessen sein Handeln in welcher Phase der Transformation beeinflusst haben, und inwiefern die bisherigen Ergebnisse der Transformation mit dem ursprünglichen staatlichen Transformationskonzept übereinstimmen, bzw. wo und warum sie davon abweichen. Mit der Evaluierung der Rolle des Staates bei der Transformation des polnischen Bankwesens will das Projekt einen empirischen Beitrag zur Analyse konkreter ordnungspolitischer Umgestaltungen leisten. Das abgeschlossene Projekt liefert im theoretischen Teil unter anderem folgende Ergebnisse: Die Transformationsaufgaben im Rahmen der an den endgültigen Systemstrukturen orientierten Langfristziele lassen sich differenzieren in das Setzen von Rahmenbedingungen für die Bankentätigkeit, die Transformation auf der Ebene des Geschäftsbankensystems sowie die Umgestaltung auf der Ebene der einzelnen Bank. Tendenziell nimmt die Aktivität des Staates bei der Transformation in den drei genannten Bereichen ab. Da jedoch Wissensdefizite bei den Banken selbst zu vermuten sind, sind auch mittelfristig Interventionen des Staates jenseits seiner ordnungspolitischen Aufgaben wahrscheinlich. Eine stärkere staatliche Aktivität bei den Kurzfristzielen, insbesondere bei der Beseitigung planwirtschaftlicher Altlasten unter transformationsspezifischen Bedingungen, ist angesichts der Komplexität der Aufgaben sowie deren Finanzierungsbedarfs, z.B. bei der Sanierung und Rekapitalisierung der Banken, unumgänglich. Die Lang- und Kurzfristziele ergänzen einander, stehen aber auch teilweise in Konkurrenz zueinander. Die Transformation des polnischen Bankensystems lässt sich aufbauend auf dem System lang- und kurzfristiger Ziele und der Rolle des Staates dabei in zwei Phasen unterteilen: In den Jahren 1990 bis 1993 vertraten die damaligen, von der Gewerkschaftsbewegung Solidarność getragenen Reformregierungen, eine Politik der Liberalisierung des Bankwesens mit Betonung auf der Verwirklichung der Langfristziele, während unter Führung der 1993 ins Amt gelangten Linkskoalition von Sozialisten und Bauernpartei im Anschluss hieran die Sanierung und Konzentrierung des Bankensystems unter besonderer Berücksichtigung der Kurzfristziele im Vordergrund stand (Konsolidierungsphase). Die Bankenliberalisierung ist gekennzeichnet durch das Bestreben der Reformer um den damaligen Finanzminister Leszek Balcerowicz, alte planwirtschaftliche Strukturen im Bankensystem nach der Aufspaltung des alten Monobanksystems aufzulösen und Wettbewerbsstrukturen zu implementieren. Zu einem Großteil kann diese Politik als gelungen gelten, wie z.B. bei der Schaffung von Finanzmärkten und der Implementierung eines leistungsfähigen Zahlungsverkehrssystems, doch gerade dort, wo staatliche Akteure den Banken bei der zukünftigen Gestaltung des Bankwesens größere Freiräume ließen, entstanden Probleme. Bestes Beispiel hierfür bildet die Kreditpolitik der Banken, die in weiten Teilen ähnlich dem Kreditautomatismus der planwirtschaftlichen Ära fortgeführt wurde. Angetrieben wurde diese verhängnisvolle Politik, die zur Kreditkrise der Jahre 1992/93 führte, von der Furcht der Bankenvorstände, bei einer Verfolgung harter Budgetrestriktionen gegenüber Firmenkunden die Solvenz des jeweiligen Kreditinstituts zu gefährden. Gefördert wurde die Politik weicher Budgetrestriktionen jedoch auch durch die zunächst passive Haltung des Staates, nachdem die häufig wechselnden und zunehmend schwächer agierenden Regierungen aufgrund wachsenden sozialen Drucks und des Einflusses der Gewerkschaftsbewegung die Vorgehensweise der Banken tolerierten, um Banken- und Unternehmenskonkurse und eine damit verbundene steigende Arbeitslosigkeit zu vermeiden. Erst die letzte Solidarność-Regierung unter Hanna Suchocka leitete mit Projektberichte 56

der entsprechenden Gesetzgebung die Phase der Bankensanierung ein. Der damit verbundene Beginn der Bankenkonsolidierung ist gekennzeichnet von einer deutlich stärkeren Aktivität des Staates bei der Realisierung der bisher eher vernachlässigten Kurzfristziele der Bankentransformation. Die Resultate der Bankensanierung sind für die einzelnen Kategorien von Banken unterschiedlich zu bewerten: Während die Regionalbanken inzwischen eine vorsichtige und realitätsnahe Kreditpolitik betreiben, sind die Probleme der Spezialbanken, hier vor allem der Sparkasse PKO BP sowie der ländlichen Genossenschaftsbanken, noch nicht abschließend gelöst. Dies hat ökonomische Gründe, aber auch politische. So konnte die seit 1993 mitregierende Bauernpartei die Verwirklichung harter Budgetrestriktionen gegenüber dem Genossenschaftsbankensektor bisher verhindern. Der hiermit sichtbar werdende starke Einfluss politischer Interessen setzte sich im Zuge der Umsetzung der Zielsetzungen einer Entmonopolisierung des Bankwesens sowie der Bankenprivatisierung weiter fort. So verfolgte die 1995 staatlich eingeleitete Politik der Bankenkonzentration nicht allein Effizienzziele, sondern auch klare protektionistische Interessen, nämlich den Schutz der polnischen Banken vor ausländischer Konkurrenz. Dieser Leitfaden lässt sich auch bei der zunächst eher vernachlässigten Bankenprivatisierung nachweisen, bei der ausländische strategische Investoren gegenüber polnischen Mitbewerbern beim Verkauf der verbliebenen staatlichen Banken klar benachteiligt wurden. Als Ergebnis dieser Politik lässt sich 1997 ein halb staatliches, halb privatisiertes polnisches Bankensystem ausmachen, das von zwei großen Instituten, der Bank Handlowy und der PeKaO, dominiert wird. Zusammen mit den wenigen Regionalbanken weist Polens Bankensystem damit eine oligopolistische Struktur auf. Erst der mit der Reform des Systems der Altersversorgung entstandene finanzielle Druck ließ die Regierungsparteien entgegen ihren ursprünglichen Intentionen das Tempo der Bankenprivatisierung beschleunigen. Mit dem Regierungswechsel vom Herbst 1997 hin zur Sammelbewegung Solidarność (AWS) und zur Freiheitsunion der Reformer von 1989 lässt sich eine liberalere Haltung gegenüber ausländischem Kapital bei der Verwirklichung der Privatisierungsziele konstatieren. Inwieweit damit auch ein Rückzug des Staates aus dem Geschäftsbankensystem, eine Entpolitisierung der Bankentransformation und die Verwirklichung von Wettbewerbsstrukturen verbunden sind, ist derzeit noch eine offene Frage.

Publikationen

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Projektberichte 59

Wirtschaftswissenschaft und Systemwandel in Mittel- und Osteuropa

Antragsteller

Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschafts- und Ordnungspolitik, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder))

Projektmitarbeiter

Prof. Dr. Günter Krause (finanziert aus BMBF-Mitteln)

Geschäftszeichen der DFG

INK 19 / A 1-1, Teilprojekt 1.3. des Antrags vom 24.03.1995

Berichtszeitraum

01.01.1996 – 30.06.2001

Förderzeitraum insgesamt

01.01.1996 – 31.12.1998 Projektberichte 60

Wirtschaftswissenschaft und Systemwandel in Mittel- und Osteuropa

Dieses Teilprojekt ist vor dem Beginn des Innovationskollegs bereits in Angriff genommen und im wesentlichen vom BMBF finanziert worden. Im Rahmen des Innovationskollegs hatte es eine doppelte Funktion: zum einen sollte es sozusagen die intellektuelle Vorgeschichte der Transformation durchleuchten (Systemreform und Systemkritik der sozialistischen Planwirtschaft in den einzelnen Ländern), zum anderen stellte sich die Frage, wie gut die Wirtschaftswissenschaftler auf den „unvorhergesehenen” Fall der Transformation vorbereitet waren (dass die Wirtschaftswissenschaftler eine wichtige Reformgruppe waren, zeigt sich an der großen Zahl von Ökonomen, die in der Reformpolitik der frühen 90er Jahre führende Positionen eingenommen haben: Balcerowicz, Klaus, Gaidar, Bokros, Kołodko sind nur einige herausragende Beispiele). Die forschungsleitende Fragestellung lautete: welche Wirkung hat die ökonomische Wissenschaft auf die Systementwicklung in den kommunistischen und post-kommunistischen Ländern Mittel- und Osteuropas? Rund fünf Jahre nach der Wende schien es an der Zeit, die Entwicklung der Ökonomie unter dem sozialistischen Regime und in den ersten nach-sozialistischen Jahren zu evaluieren. Besondere Aufmerksamkeit galt dabei dem transformatorischen Potential der Wissenschaft, d.h. ihrem Einfluss auf die Ordnungs- und Systemreformen. Das Teilprojekt organisierte Forschungsteams, die sich mit der Theoriegeschichte in sechs Ländern Mittel- und Osteuropas beschäftigten: der Sowjetunion (im wesentlichen vom russischen Standpunkt aus), Polen, Ungarn, der Tschechoslowakei (im wesentlichen vom tschechischen Standpunkt aus), Jugoslawien und der DDR. Volkswirtschaftstheorie im Sozialismus war nicht auf diese sechs Länder beschränkt. Es hat zweifellos bedeutende Beiträge aus Bulgarien und Rumänien, aber in jüngster Zeit möglicherweise auch aus den nicht-russischen Nachfolgestaaten der Sowjetunion gegeben. Doch war es notwendig, hier eine Auswahl zu treffen, um das Projekt in einem beherrschbaren Rahmen zu halten, und es lässt sich wohl vertreten, dass die gewählten sechs Länder repräsentativ für die Region sind. Die Forschungsteams, die in den einzelnen Ländern (bzw. mit Wissenschaftlern aus den jeweiligen Ländern) gebildet wurden, haben ein relativ enges Netzwerk gebildet, von dem das Innovationskolleg auch später noch für andere Teilprojekte profitieren konnte. Über die Teams wurde zusätzlich eine Befragung von bekannten (Hochschul-)Ökonomen der Region organisiert, die die persönlichen Einstellungen und persönlichen Erfahrungen über die sozialistische Periode und zur Transformation zu belegen versuchte. Nach zwei Vorkonferenzen fand 1996 eine große Abschlusskonferenz statt, in der die individuellen Ergebnisse der Teams zur Diskussion gestellt wurden. Danach wurden die Beiträge überarbeitet und für die Publikation (Wagener 1998) ediert. Dieses Buch fand (vor allem natürlich in Mittel- und Osteuropa) einige Beachtung. Als besonderer spill- over Effekt sei noch erwähnt, dass das Projekt in Ungarn und Polen zu eigenen Publikationen geführt hat. Zwischen dem ökonomischen Denken und der Entwicklung des Wirtschaftssystems gibt es eine beständige Wechselwirkung, die eine Art Evolution zur Folge hat, falls sie nicht gewaltsam unterbrochen wird. Viele Ökonomen in Mittel- und Osteuropa interpretierten ihre Rolle im sozialistischen System genau in dieser Weise. Schon in den frühen 50er Jahren gab es erste theoretische Projektberichte 61

Reaktionen auf eine Praxis des planwirtschaftlichen Systems, die von Beginn keineswegs befriedigend war. Später waren die Reformvorschläge und Reformen der 60er Jahre, die fast in der gesamten Region einschließlich Jugoslawiens stattfanden, Ergebnis einer solchen evolutionären Entwicklung. In beiden Fällen (wie in so vielen anderen) wurde die „natürliche” Evolution von der politischen Macht gestoppt, die ihre führende Position gefährdet sah. Die politische Reaktion auf Reformideen war nicht nur der Ignoranz der Machtelite geschuldet, sondern durchaus auch ihrem Selbsterhaltungstrieb. Denn bei jeder Reform stand das Verhältnis von Politik und Wirtschaft zur Diskussion. So wurde institutionelle Trägheit zu einem typischen Kennzeichen des Staatssozialismus, was über kurz oder lang in eine theoretische und praktische Degeneration führen musste. Allerdings gab es bei aller Uniformität von politischer Machtausübung und herrschender Ideologie Unterschiede zwischen den einzelnen Länder. Zum Beispiel herrschte bis 1956 ein undifferenzierter Stalinismus in der gesamten Region. In diesem Jahr kritisierten auf dem polnischen Kongress der Wirtschaftswissenschaftler unter anderen Lange, Brus, Drewnowski und Lipinski das stalinistische Modell. Schon 1954 hatten sich in Ungarn Balazsy und Peter für Dezentralisierung und mehr Markt eingesetzt, was im kommunistischen Einflussbereich (wohl auch dank der ungarischen Sprache) unbemerkt geblieben war. Unter dem Einfluss der polnischen Kritik traten auch in Ostdeutschland Behrens, Benary und Kohlmey 1956 mit ähnlichen Ideen auf. Nach dem ungarischen Aufstand von 1956 und trotz der formellen Destalinisierung wurde in der DDR jede kritische Bemerkung als Revisionismus gebrandmarkt. In Polen dagegen setzte man unter der Leitung von Lange und Bobrowski ein Wirtschaftsrat, der Systemreformen ausarbeiten sollte (die danach keinerlei politischen Einfluss hatten, aber das steht schon auf einem anderen Blatt). Ganz ähnlich ist der Verlauf der „Reformperiode” von 1956 bis 1970. Weder das NÖS der DDR noch die Kosygin Reform der Sowjetunion hatten gesellschaftliche Auswirkungen und damit praktisch auch politische Durchschlagskraft, so wie das 1965-8 sowohl in der Tschechoslowakei wie in Ungarn der Fall war, deren Reformmodelle zwar parallel zueinander, aber mit geringer gegenseitiger Beeinflussung entwickelt wurden. Die „Restauration” setzte bereits 1965 in der DDR ein und 1970 war es, außer in Ungarn, überall vorbei. Doch während in der DDR, der Tschechoslowakei und (bis 1985 und Gorbacevs Perestroika) in der Sowjetunion die sogenannte „Periode der Stagnation” oder „Periode der Normalisierung” herrschte, zeigten Polen und Ungarn eine unabhängigere Entwicklung, die sich allerdings in beiden Ländern erheblich voneinander unterschied. Die an den Universitäten der Region gelehrte politische Ökonomie unterschied sich fundamental von der westlichen Theorie, die prinzipiell off limits war. Es war die politische Ökonomie des Marxismus- Leninismus gekennzeichnet von folgenden Merkmalen:

– Weltsicht: Marxismus-Leninismus, es gibt objektive Gesetze der Geschichte, intellektuelle Autarkie, historische Überlegenheit des Sozialismus, Monopol der Partei in politischen, ökonomischen und ideologischen Angelegenheiten; – Werte: Unterordnung des Individuums unter das Kollektiv, Parteilichkeit, Solidarität; – Ziele: die Wirtschaftswissenschaft für die politische Aktivität instrumentalisieren: Stabilisierung und Vervollkommnung des Wirtschaftssystems, Konsolidierung der politischen Macht; Projektberichte 62

– Themen: Planung, Charakter von Waren im Sozialismus, Arbeitsproduktivität, Leitung ökonomischer Einheiten, praktische Probleme einzelner Sektoren und Funktionsfelder (z.B. Finanzen); – Methode: formal - historischer Materialismus und Dialektik, materiell - politisch-ideologische Konformität, d.h. Auswahl der Probleme, des empirischen Materials und seiner Interpretation hängen von der aktuellen Parteilinie ab; – Bewertungskriterien für Theorie: die Klassiker (in wechselnder Zusammensetzung: nach 1956 war Stalin tabu), die Parteilinie, natürlich auch interne logische Kohärenz; – der harte Kern: Marx‘ Werttheorie, die ökonomischen Gesetze des Sozialismus: planmäßige Entwicklung, rascheres Wachstum von Sektor I (Produktionsmittel), Staatseigentum als höchste Eigentumsform, Geld ist sekundär, der Primat der Politik; – der schützende Mantel: es gibt im Sozialismus noch Waren, voll entwickeltes kommunistisches Bewusstsein gibt es nur im voll entwickelten Kommunismus, Sozialismus entwickelt sich unter den Bedingungen des Systemwettbewerbs; – die positive Heuristik: beweise die Unterlegenheit des Kapitalismus, unterstütze die Partei in ihrem Bemühen, den Sozialismus zu entwickeln; – Evidenz: klassische Texte, Fallstudien, Parteibeschlüsse.

In diesem Prokrustesbett konnten sich nur wenige originäre theoretische Entwicklungen herausbilden. Die mathematische Planungstheorie und die Input-Output Analyse sind Beispiele dafür, die allerdings kaum wirtschaftspolitische Relevanz gewonnen haben. So kommt man zu dem Schluss, dass die Ökonomen in Mittel- und Osteuropa denkbar schlecht für die Einführung einer wettbewerblichen Marktwirtschaft, in der der Staat höchstens makroökonomische und sozialpolitische Steuerungsfunktionen hat, vorbereitet waren. Allerdings ist auch diese Feststellung zu differenzieren. Sie trifft für die Sowjetunion und die DDR uneingeschränkt zu, denn hier fand „normale” westliche Theorie keinen Eingang. In der Tschechoslowakei war dies offiziell nach 1968 ebenso wenig der Fall. Doch gab es „dissidente” Ökonomen, die sich halb privat mit dem westlichen mainstream vertraut machten. In Polen und Ungarn waren die staatlichen curricula natürlich auch von der marxistisch- leninistischen politischen Ökonomie bestimmt. Aber die Ökonomen hatten sehr viel leichteren Zutritt zum Westen, viele hatten ein oder zwei Semester im Westen studiert (undenkbar für einen DDR- Ökonomen) und waren auf internationalen Konferenzen gern gesehene Gäste. So zeigt es sich, dass es in Polen und Ungarn, und in etwas eingeschränkterem Maß auch in der Tschechischen Republik, ein gewisses einheimisches Potential für Transformation gab, das dann ja auch in den Reformeliten in den Vordergrund getreten ist. Eine spätere Fortsetzung hat das Teilprojekt im Jahre 1998 erfahren, in dem das FIT zusammen mit dem Centre Marc Bloch und mit Unterstützung des WZB Berlin einen Workshop zum Thema „Wirtschaftsordnungspolitik: German Ordoliberalism and the French Regulation School Compared” veranstaltete, in dem deutsche und französische Ökonomen sich mit der ordnungspolitischen und transformationspolitischen Relevanz dieser beiden „Schulen” beschäftigten, die nicht dem mainstream zugehören. Die große Masse der ökonomischen Beiträge zur Transformation wird von der neoklassischen Mikroökonomie und von der neoklassisch inspirierten Institutionentheorie bestimmt. Projektberichte 63

Dieser Workshop war der Versuch, die theoretische und wirtschaftspolitische Produktivität alternativer theoretischer Ansätze zu überprüfen. Gleichzeitig war er eine der eher raren Gelegenheiten einer deutsch-französischen Theoriediskussion. Die Zusammenarbeit mit einer Gruppe französischer Doktoranden, die sich am Centre Marc Bloch mit der Transformation vor allem in Ostdeutschland beschäftigten, dauerte über längere Zeit an. Sie wurde ergänzt durch Kooperation mit dem CNRS Institut ROSES in Paris.

Publikationen

Bönker, Frank, 2001: „Ordoliberalismus und Transformation“. In: Hopfmann, Arndt und Michael Wolf (Hrsg.): Transformationstheorie: Stand, Defizite, Perspektiven. Hamburg/Münster: Lit, 294-318. Bönker, Frank, Agnès Labrousse und Jean-Daniel Weisz, 2001: „The Evolution of Ordoliberalism in the Light of the Ordo Yearbook: A Bibliometric Analysis“. In: Labrousse, Agnès und Jean-Daniel Weisz (eds.): Institutional Economics in France and Germany: German Ordoliberalism versus the French Regulation School. Berlin et al.: Springer, 159-182. Bönker, Frank und Hans-Jürgen Wagener, 2001: „Hayek and Eucken on the State and Market Economy“. In: Labrousse, Agnès und Jean-Daniel Weisz (eds.): Institutional Economics in France and Germany: German Ordoliberalism versus the French Regulation School. Berlin et al.: Springer, 183-99. Chojnicki, Zbyszko, 1997: Methodological Problems of Polish Economics in the Postwar Period. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 2/97. Csaba, László, 1997: Transformation in Hungary and (in) Hungarian Economics (1978-1996). FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 6/97. Krause, Günter, 1998: Wirtschaftswissenschaft in der DDR. Marburg: Metropolis. Krause, Günter, 1996: Die „Revisionismus-Debatte“ in den Wirtschaftswissenschaften der DDR, FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 2/96. Szamuely, László, 1996: Establishment and Erosion of the Soviet Model of CPE as Reflected in Economic Science in Hungary 1945 – 1980, FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 1/96. Wagener, Hans-Jürgen, 2001: „Ordnungstheorie and Theory of Regulation: How Productive Are They? A Virtual Panel Discussion“. In: Labrousse, Agnès und Jean-Daniel Weisz (eds.): Institutional Economics in France and Germany, Berlin: Springer, 349-70. Wagener, Hans-Jürgen, (Hrsg.), 1998: Economic Thought in Communist and Post-Communist Europe. London: Routlege. Wagener, Hans-Jürgen, 1998: „La transformation: un cadre historique et théorique“. In: Revue d‘ Études Comparatives Est-Ouest, 29(4), 5-21; wieder abgedruckt: „Le cadre historique et théorique d’un phénomène multiple”. In: Problèmes Economiques, no. 2638-2639 (1999), 20-24. Wagener, Hans-Jürgen, 1997: „Transformation als historisches Phänomen”. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1997-2, 179-191; auf Ungarisch: „A rendszerváltozás - történeti összefüggésben”. In: Valóság 40(11), 1-12. Wagener, Hans-Jürgen, 1997: „Second Thoughts? Economics and Economists under Socialism“. In: Kyklos, 50, 165-87. ≤ukaszewicz, Aleksander, 1997: Polish Economics and Transformation Challenges - 50 Years of Experience 1945-1995. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 8/97.

Projektberichte 64

Soziokulturelle Ressourcen der neuen Unternehmer in der Region Frankfurt (Oder)

Antragsteller

Prof. Dr. Anna Schwarz (Professur für Vergleichende Politische Soziologie, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder))

Projektmitarbeiter

Dr. Gabriele Valerius, Dipl.-Soziologin (01.05.1996 – 31.12.1998) Dr. Mathias Weber (15.01.1997 – 15.07.1998)

DFG-Geschäftszeichen

INK 19 / A 1-1, Teilprojekt 1.5. des Antrags vom 24.03.1995

Berichtszeitraum

01.05.1996 – 31.12.1998

Förderzeitraum insgesamt

01.05.1996 – 31.12.1998

Zusammenfassung

Die soziokulturellen Ressourcen der neuen Unternehmer in der Brandenburger Untersuchungsregion erweisen sich als sehr heterogen und differenziert. Ihre ökonomische Kapitalausstattung muss auch nach einem halben Jahrzehnt der Transformation noch überwiegend als schwach eingeschätzt werden, was teilweise direkt mit den kleinen Betriebsgrößenstrukturen und der damit verbundenen geringen Strategiefähigkeit zusammenhängt. Die Nutzungschance sozialer Kapitale in Gestalt vertrauensvoller, nützlicher personaler Beziehungen gilt überwiegend im Bereich der Gewinnung oder Sicherung abhängiger Beschäftigungsverhältnisse (so bleibt dies ein dominanter Weg der Mitarbeiterrekrutierung neuer ostdeutscher IT-Unternehmen, aber auch der informellen Informationsnetzwerke bei der Eröffnung neuer Beschäftigungschancen z.B. in neu errichteten Institutionen), deutlich weniger jedoch für die Etablierung regionaler Unternehmensnetzwerke (aufgrund der Austauschprozesse der wirtschaftspolitischen Eliten sowie der mangelnden additiven Passfähigkeit der Unternehmensprofile für Kooperationen). Insgesamt erscheint die Berlin-Brandenburger Unternehmenslandschaft im Hinblick auf regionale Entwicklungszusammenhänge eher zerrissen und wenig kooperationsfreundlich Projektberichte 65

für kleine IT-Neugründungen, stark dominiert von jahrzehntelangen Westberliner Netzwerken und globalen Akteuren sowie deren strategischen Allianzen. Gerade diese Akteurskonstellationen erschweren den ostdeutschen Neugründern den Marktzutritt, weniger jedoch generelle, sozialisatorisch verfestigte Handlungsblockierungen. Wir stießen auf vielfältige Muster der (erwerbsbiographischen bzw. unternehmerischen) Selbststeuerung, auf eine durchaus reiche kulturelle Kapitalausstattung (in Gestalt von fachbezogenen, formalen Qualifikationen, Bildungstiteln und sekundären Qualifikationen), die allerdings dominant dem Deutungs- und Handlungsmuster der fachlichen Leistungsdistinktion folgen und noch zu wenig dazu veranlassen, flexibel auf Markt- und insbesondere Marketingerfordernisse einzugehen. Insbesondere für die wechselseitige Umwandlung dieser einzelnen Kapitalsorten besitzen die ostdeutschen Ingenieure bzw. Unternehmensgründer deutlich geringere Voraussetzungen.

Projektberichte 66

Mobilität, Deutungs- und Handlungsmuster von Ingenieuren und Unternehmensgründern im ostdeutschen Transformationsprozess

1. Ausgangsfragen und Zielsetzung des Projektes

Der ostdeutsche Transformationsprozess war und ist mit gravierenden wirtschaftlichen und sozialen Umbrüchen verbunden. Mehr als die Hälfte der ostdeutschen Erwerbsfähigen hat seit 1990 berufliche Veränderungen der unterschiedlichsten Art durchlaufen (Hradil/Pankoke 1996, Bertram 1995), sei es in Gestalt regionaler Mobilität, als Wechsel des Betriebes, der Branche oder des Berufes, als Status- oder Kompetenzveränderungen bei äußerlicher bzw. institutioneller Kontinuität, als Umschulungen, Weiterbildungen, ABM-Passagen, als Übergänge in die Selbständigkeit oder als langfristiges Ausscheiden aus dem Erwerbsleben. Uns interessierte dabei die Frage, mit welchen soziokulturellen Voraussetzungen, mit welchen Deutungsmustern und Handlungsdispositionen Menschen einer ausgewählten Berufsgruppe (Informatik-Ingenieure) gerade in einer strukturschwachen Region (Brandenburgs) diesen Umbruch jeweils bewältigen, wie sich ihr Lern- und Anpassungsprozess beim Schlüpfen in neue soziale Positionen vollzieht, und auch, wie sie selbst neue Strukturen zu gestalten versuchen, insbesondere im regionalwirtschaftlichen Kontext. Für die Fokussierung auf die Informatik-Ingenieure haben wir uns deshalb entschieden, weil sie eine Berufsgruppe darstellen, aus der heraus in besonderem Maße Unternehmensgründungen zu erwarten wären und die aufgrund ihrer relativen Distanz zum früheren System relativ gute Chancen einer vielfältigen beruflichen Neuetablierung in der Transformationsphase haben könnte. Angesichts der vielfach für Ostdeutschland thematisierten „zerrissenen Netze“ (Albach/Schwarz 1994), eines möglicherweise latenten Klimas des personen- wie institutionenbezogenen Misstrauens wollten wir damit zugleich in einer überschaubaren Untersuchungsregion die hier auffindbaren Wahrnehmungs- und Handlungsmuster bei der (Nicht-)Gestaltung von Kooperationsbeziehungen zwischen Unternehmensgründern - die sämtlich der oben genannten Berufsgruppe und der Informationstechnik-(IT)-Branche angehören- rekonstruieren. Die Frage nach den soziokulturellen Ressourcen zielt somit auf die Untersuchung erwerbsbiographischer Selbstkonzepte, auf die Nutzung und evtl. Modifikation früher erworbener Handlungsdispositionen und Sinnkonstruktionen, somit auch auf explizite und implizite Sozialisationsprägungen aus der Zeit des Staatssozialismus sowie auf die Frage, inwiefern hieraus Ressourcen oder (Selbst-)Blockierungen für die neuartigen Bedingungen und Handlungsoptionen in der Transformationsphase erwachsen, und schließlich auf die Frage nach den Etablierungschancen endogener wirtschaftlicher Netzwerke von Unternehmensgründern in einer innovativen, zukunftsträchtigen Branche (letzteres auch in Anknüpfung an Krätkes Konzept regionaler Entwicklungszusammenhänge, vgl. Krätke 1996).

2. Untersuchungsanlage und Vorgehen

Die im FIT-Antrag skizzierte Frage nach den soziokulturellen Ressourcen neuer ökonomischer Akteure (insbesondere Unternehmensgründer) im ostdeutschen Transformationsprozess haben wir im Projektberichte 67

Forschungsverlauf weiter präzisiert, regional sowie durch ein mehrdimensionales Kontrastdesign erweitert und operationalisiert: Im einem ersten Teilprojekt wählten wir als Untersuchungsgruppe die Ingenieure der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des 1989 größten Betriebes in der Region Frankfurt (Oder), des Halbleiterwerkes (HFO) mit ehemals über 8100 Beschäftigten allein im Kernbetrieb. Hiermit hatten wir ein Sample bestimmt, das über ähnliche Ausgangspositionen zum Zeitpunkt der Wende verfügte, aber aufgrund der schrittweisen Schließung des Halbleiterwerkes (endgültig im Sommer 1996) einem besonderen Handlungsdruck unterlag. Für diese Gruppe von 614 Ingenieuren mit Hoch- und Fachschulabschluss rekonstruierten wir zunächst die Mobilitätspfade zwischen 1989/90 (erster Messzeitpunkt) und Sommer 1996 (zweiter Messzeitpunkt) und bestimmten drei wesentliche Mobilitätspfade bzw. Ankunftspositionen: a) Berufswechsler und weiterhin abhängig Beschäftigte, b) Selbständige/Unternehmensgründer sowie c) Erwerbslose/ Ausgesteuerte. Dieser erste Teilschritt orientierte sich somit in gewisser Weise an Studien zur Erwerbsmobilität in der ostdeutschen Transformation, wie sie z.B. von Diewald/Solga (vgl. auch Diewald/Solga 1996) angestellt wurden. Auf der Grundlage unserer eigenen, regional- und berufsgruppenbezogenen Verbleibsstudie (die immerhin eine 89prozentige Aufklärungsquote erbrachte) führten wir nach einem größtmöglichen Kontrastdesign insgesamt 25 erwerbsbio-graphische Interviews mit (ehemaligen) IngenieurInnen in den oben genannten, verschiedenen Ankunftspositionen. Diese voll verschriftlichten Interviews analysierten wir in Anlehnung an die Methode der objektiven Hermeneutik im Hinblick auf erwerbsbiographische Deutungs- und Handlungsmuster (nach Meuser/Sackmann). Die somit rekonstruierten Muster versuchten wir schließlich zu typisieren und dabei auch übergreifende, zu den jeweiligen Ankunftspositionen querliegende Deutungsmuster der Erwerbsmobilität aufzudecken. Somit hatten wir bereits die erste Dimension eines Kontrastdesigns gewonnen, indem Ingenieure nicht nur als Unternehmensgründer erfasst waren, sondern ebenso deren ehemalige Berufskollegen mit anderen biographischen Verläufen. In der zweiten Dimension unseres Kontrastdesigns (im zweiten Teilprojekt) gingen wir nun über die zuvor gesetzte Ausgangsgruppe hinaus und untersuchten auch andere Ingenieure, die sich in der IT-Branche in einer weiter gefassten Region (Berlin-Brandenburg) zwischen 1990 und 1993 selbständig gemacht hatten. Hier fokussierten wir die Forschungsfrage nicht nur auf erwerbsbio-graphische Deutungsmuster, sondern auch auf jene spezifischen Handlungsdispositionen, die nicht nur den Schritt in die selbständige Existenzgründung, sondern auch Kooperation und Unternehmensvernetzung ermöglichen müssten (in Anlehnung an Ansätze von Sydow/ Windeler). Mit dieser zusätzlichen Frage nach den kooperativen Kompetenzen von Unternehmensgründern konstruierten wir unser zweites Untersuchungssample intern ebenfalls nach einem größtmöglichen Kontrastdesign: wir befragten (mit einem Leitfaden für ein problemzentriertes Interview) insgesamt ca. 50 Unternehmensgründer, die a) ihr Unternehmen in Brandenburg oder Berlin gegründet hatten, b) eine ostdeutsche oder westdeutsche Sozialisation durchlaufen hatten, c) als erfolgreiche (weiter am Markt präsente) oder gescheiterte Gründer gelten müssen, und die d) eine hohe oder niedrige Kooperationsintensität und –auffälligkeit aufweisen. Um adäquates Kontextwissen zur gewählten Branche und Region zu gewinnen, verwendeten wir einen Methodenmix aus Literatur- und Internetrecherchen, Dokumentenanalysen (von Verbänden, zu Unternehmensprofilen, Kooperationsverträgen und Brancheninformationen), aus Projektberichte 68

teilnehmender bzw. mitwirkender Beobachtung im Management von IT-Fachverbänden, bei Fach- Konferenzen und Brandenburger Vernetzungs-Initiativen sowie GTZ-Projekten zur Kooperationsanbahnung. Schließlich unterzogen wir die erhobenen Interviews mit den Unternehmensgründern einer Inhalts- und Deutungsmusteranalyse (letzteres in verschieden zusammengesetzten Interpretationsgemeinschaften).

3. Ergebnisse

Die bisherige soziologische Erforschung sozialstruktureller Umbrüche im ostdeutschen Transformationsprozess erbrachte vor allem in ihrem quantitativen Strang relativ detaillierte Darstellungen zur Abhängigkeit individueller und gruppenspezifischer Erwerbschancen von „harten“, statistisch überprüfbaren Indikatoren wie Alter, Geschlecht, Qualifikation, Branche/Tätigkeitszweig, politische Systemloyalität u.ä. und somit fundierte Aussagen über die Oberflächenstruktur eines tatsächlich äußerst facettenreichen Prozesses massenhafter erwerbsbiographischer Neuorientierungen. Ergänzend und vertiefend hierzu wollten wir mit qualitativen Untersuchungsmethoden nach den dahinterliegenden biographischen Selbststeuerungen und Wahrnehmungen der jeweiligen Individuen fragen, und zwar zunächst in einer Gruppe mit weitgehend gleichen Chancenstrukturen aber unterschiedlichen Erwerbsverläufen (im ersten Teilprojekt) und danach in einem erweiterten Kontrastdesign mit dem spezifischen Fokus auf unternehmerische Kooperationserfahrungen (im zweiten Teilprojekt). Der dabei erwarteten Vielfalt von Handlungs- und Deutungsmustern gerade in krisenhaften, strukturellen Umbruchsphasen nachzuspüren, dürfte über den ostdeutschen Fall und den Transformationsfokus hinaus ein lohnenswertes Forschungsfeld bleiben. Diese Fragen führten dann auch zur Formulierung zweier interdisziplinärer Folgeprojekte ab 1998 im Rahmen des FIT zum „Wandel der Erwerbsmuster in der Krise der Arbeitsgesellschaft“ (Schwarz/Ribhegge/Wagner) sowie zur „Vetrauensbildung zwischen ökonomischen Akteuren in Transformationsgesellschaften“(Schwarz/Bolle/Kritkos). Im ersten Teilprojekt ging es uns hier also zunächst um die Rekonstruktion des objektiven Handlungsrahmens und der Verbleibspfade unserer Untersuchungsgruppe, der Ingenieure der FuE- Abteilung („Direktorat E“) des Halbleiterwerkes Frankfurt (Oder). In etwa 60 Expertengesprächen mit ehemaligen Beschäftigten des Betriebes recherchierten wir für 545 der insgesamt 614 Beschäftigten mit Hoch- oder Fachschulqualifikation des E-Direktorates ihre Ankunftsposition im Sommer 1996. Ca. 10 Prozent hatten den Weg der regionalen Mobilität beschritten, waren also aus der Region fortgezogen, vor allem in die alten Bundesländer, in einigen Fällen nach Übersee, wo teilweise sehr attraktive Arbeitsangebote vorlagen. 77 Prozent der Entwicklungsingenieure waren in der Region erwerbstätig, davon knapp die Hälfte weiterhin auf dem Gebiet der Elektrotechnik/Elektronik und etwas mehr als die Hälfte in berufsfremdem Bereichen (wie etwa in den im Kontext der Wende am Ort neu eingerichteten Verwaltungen, Versicherungen, Krankenkassen und Verbänden). Die Quote der Existenzgründer in unserem Sample bewegte sich mit 8% leicht über dem Landesdurchschnitt (5,5%); die Gründungen wurden überwiegend im selben oder in berufsverwandten Bereich(en) realisiert. Die Quote der Arbeitslosen lag mit 8,2 Prozent deutlich unter der Arbeitslosenquote der Region (letztere Projektberichte 69

betrug 1996 ca. 19 Prozent), womit sich insgesamt unsere Erwartung der relativ günstigen Neuverortungschancen unserer Untersuchungsgruppe bestätigte. In der anschließenden Phase der Führung und Auswertung erwerbsbiographischer Interviews mit 25 Probanden der ehemaligen FuE-Abteilung des HFO in den oben genannten Ankunftspositionen interessierten uns besonders die Wahrnehmungen und tatsächlichen Nutzungsweisen existierender Handlungsoptionen zur Neuverortung im sich transformierenden Beschäftigungssystem. Zugleich wollten wir die Frage verfolgen, inwiefern bestimmte Handlungs- und Deutungsmuster aus dem bisherigen erwerbsbiographischen Verlauf in der Ausgangsgesellschaft zu erklären sind und inwiefern diese sich als Handlungsressourcen oder –barrieren in der Transformation erwiesen haben. Die gewonnenen Ergebnisse zeigen ein beachtliches erwerbsbiographisches Selbststeuerungspotential unserer Probanden, was partiell im Gegensatz zu verbreiteten Thesen von grundlegenden Individualisierungsblockaden im Kontext einer DDR-Sozialisation steht, und das interessanterweise in allen Ankunftspositionen auffindbar war. Vorhandene Spielräume in der Erwerbsarbeit der DDR wurden offensichtlich unterschiedlich ausgeschöpft und die früher erworbene, partielle Handlungsautonomie als Brücke in die neue Gesellschaft genutzt. Andererseits fanden sich ebenfalls in allen Ankunftspositionen Probanden mit einer deutlichen Wahrnehmung von Begrenzungen und Fremdbestimmung in der früheren, sozialistischen Arbeitswelt. Pragmatisch wurde dagegen im früheren Alltagshandeln augenscheinlich eine Eigenwelt gesetzt, in der die Erfordernisse der unmittelbaren Erwerbsarbeit wie auch das zumeist akzeptierte und positiv, als sozial-integrativ rezipierte Kollektivleben - soweit es möglich war - nach eigenen Regeln flexibel gestaltet wurden. Neben diesen latent, mehr oder weniger deutlich in vielen Fällen vorfindbaren Mustern konnten wir vor allem vier Typen von erwerbsbiographischen Deutungs- und Handlungsmustern in unserem Feld herausarbeiten: a) Muster der Selbststeuerung und der starken Betonung der Handlungsautonomie, oft nach dem Motto „ich will (z.T.: wollte schon immer) unbedingt Forschung und Entwicklung unter eigenen Namen machen“, b) Muster der pragmatischen, zweckrationalen Orientierung auf zweitbeste Lösungen (ähnlich den „Einfädlern“ bei Bude), zum Beispiel nach dem Motto „Hauptsache, irgendwo unterkommen, egal wo...“, c) Muster der Sicherheitsfixierung, der existentiellen Rahmensicherung um jeden Preis (selbst um den Preis sozialer Abstiege), zum Beispiel nach dem Motto „Was Festes ist doch besser“ und d) resignative Muster der Hinnahme, oft entdramatisiert durch eine Kollektivierungsattitüde („das ging ja hier den meisten so...“) oder plausibilisiert in Bildern naturkatastrophengleicher Transformationsschocks „dann kam diese Welle.., wie ein Hammer...“ (der Massenentlassungen). Es bleibt zu betonen, dass sich eineindeutige Zuordnungen dieser Typen von Mustern zu bestimmten Ankunftspositionen gerade nicht vornehmen ließen. So war zwar das Muster der Selbststeuerung bei den Unternehmensgründern besonders deutlich, aber ebenso bei einigen Arbeitslosen auffindbar, die nun nach alternativen Sinngebungen zur Erwerbsarbeit suchen (etwa in Anknüpfung an Hobby- oder Erfindertätigkeiten). Und umgekehrt trafen wir auch auf Unternehmer „wider Willen“, die letztlich ihre neue soziale Position nur als zweitbeste Lösung (wegen eines nicht erreichbaren, aber eigentlich favorisierten, gesicherten Angestelltenverhältnisses) akzeptieren. Dieses Ergebnis führen wir auf ein Bündel von Ursachen zurück: Zum einen wird darin die faktische Macht der gegebenen, stark limitierten Beschäftigungschancen in der Untersuchungsregion, insbesondere entlang harter sozioökonomischer Kriterien deutlich, die auch durch besondere Projektberichte 70

individuelle Anstrengungen nur bedingt durchbrochen werden konnten (schon das Alter, das Geschlecht, der Zeitpunkt des Ausscheidens aus dem ehemaligen Stammbetrieb schlagen ganz deutlich auf die neuen Beschäftigungschancen durch, wie unsere Verbleibsstudie ergab). Zum zweiten erweisen sich die individuellen Ausprägungen von Deutungs- und Handlungsmustern als ein verschachteltes, in sich differenziertes Set von latenten Hintergrundüberzeugungen, Wahrnehmungen und Erfahrungsrezeptionen, das sich angesichts gravierender externer Umbrüche nicht auf ein einziges, alles erklärendes Muster reduzieren lässt, sondern gerade in seiner Vielschichtigkeit die erforderliche Handlungs- und Deutungsflexibilität und evtl. Lernprozesse der Individuen ermöglicht (so fanden wir in einzelnen Fallrekonstruktionen durchaus mehrere, konkurrierende Muster). Zum dritten verweist dieses Ergebnis, dieses „Zuordnungsproblem“, auf das theoretisch und methodologisch auch andernorts debattierte Problem der relativen Stabilität, aber prinzipiellen Entwicklungsoffenheit von Deutungsmustern (Meuer, Sackmann, Soeffner). Darüber hinaus bestätigte sich auch in unserem Feld die generell starke Fixierung der Probanden auf Erwerbsarbeit als Kern des biographischen Selbstkonzeptes (als sozialisatorische Folge der DDR als betriebszentrierte „Arbeitsgesellschaft“) und die damit vielfach latent verbundenen Werte einer protestantischen Arbeitsethik. Interessanterweise erwiesen sich systemnahe und -typische, frühere Sozialisationsinstanzen wie schulische Arbeitsgemeinschaften für bestimmte Fächer oder Interessengebiete, Sportschulen, die am Ort ansässige mathematische Spezialschule wie auch Internate - die hier allerdings auch für einen Zwang zu früher Verselbständigung stehen - als Institutionen, die in der Phase der Primärsozialisation ein deutliches Leistungsstreben, individuelle Erfolgswahrnehmungen, aber auch eine starke Teamorientierung hervorbrachten, die bis heute in den Handlungsmustern fortleben und durchaus neue Handlungsspielräume öffnen, so dass nicht per se und generalisierend von sozialisatorisch geprägten Handlungsbarrieren gesprochen werden kann. Um gerade die Deutungs- und Handlungsmuster von Ingenieuren als Unternehmensgründer weitergehend (und auch kontrastiv zu bereits unter marktwirtschaftlichen Bedingungen sozialisierten Probanden) zu analysieren, fokussierten wir das zweite Teilprojekt auf ein größeres Sample Brandenburger und Berliner IT-Unternehmensgründer (seit 1990 bis 1993 als Gründungszeitpunkt). In der Wirtschaftsregion Berlin-Brandenburg treffen Unternehmer aufeinander, die durch unterschiedliche soziale Systeme und regionale Besonderheiten geprägt wurden. Hier liegen demzufolge günstige Bedingungen zur Untersuchung von differenzierten Deutungs- und Handlungsmustern, zur Analyse von Kontinuität und Wandel dieser Muster im Vereinigungs- und Transformationsprozess sowie bei der Anbahnung regionaler Vernetzungen vor. Zur Erforschung des Phänomens der Kooperation und der Unternehmensnetzwerke sind vielfältige sozialwissenschaftliche Ansätze entwickelt worden. Zu nennen sind hier die Theorie rationaler Entscheidungen, die Spieltheorie, institutionenökonomische Ansätze, handlungs- und systemtheoretische Ansätze sowie die Strukturierungstheorie. Vielversprechende neue Ansätze (Sydow/Windeler) gehen von der Strukturierungstheorie Anthony Giddens aus und spezifizieren diese für eine Theorie der Unternehmensvernetzung. Diesem letztgenannten Ansatz (einschließlich der Analyse von „interpretativen Schemata“ als Orientierungspunkte und Sinnstütze unternehmerischen Handelns, insbesondere beim (Nicht-)Eingehen von Kooperationsbeziehungen) folgte das vorliegende Teilprojekt („KoKom“) zu den kooperativen Kompetenzen der IT-Gründer. Projektberichte 71

Hier soll vor allem auf drei zentrale Aspekte der dabei gewonnenen Ergebnisse eingegangen werden, zumal das umfangreiche empirische Material der ca. 50 Interviews in der Teil-Projektlaufzeit von 18 Monaten nur im Hinblick auf ausgewählte Fragestellungen untersucht werden konnte und im bereits genannten FIT-Folgeprojekt zum Vertrauensphänomen in Transformationsgesellschaften einer weiteren Analyse unterzogen wurde. Die folgenden Ergebnisdarstellungen beziehen sich daher vor allem folgende drei Aspekte: a) auf die tatsächlichen Betriebsgrößenstrukturen dieser neuen IT- Unternehmen als eine wichtige Bedingung kooperativen Handelns, b) auf die zum Untersuchungszeitpunkt (1996/97) dominierenden Muster bzw. Formen regionaler Vernetzungen in dieser Branche in der Untersuchungsregion, und c) auf die aus den Interviews rekonstruierten Deutungs- und Handlungsmuster der Unternehmensgründer, insbesondere im Hinblick auf kooperatives Handeln. Zum erstgenannten Aspekt zeigte sich zunächst eine deutliche quantitative Überlegenheit Berlins gegenüber Brandenburg in bezug auf Anzahl und Beschäftigungspotential der Unternehmen in der IT- Branche: Insgesamt beschäftigt der Berliner IT-Sektor (nach eigenen Beobachtungen und Schätzungen) ca. 70.000 Mitarbeiter in etwa 6.000 Unternehmen (einschließlich der Medien- und Kommunikationsbranche). In Brandenburg hingegen (hier liegen jedoch nur Daten für die IT-Branche im engeren Sinne, ohne den hier allerdings schmaleren Medienbereich vor) kann die Zahl der IT- Unternehmen auf 700 bis 800 und das Beschäftigungspotential auf ca. 10.000 Personen geschätzt werden. Weitere Analysen für alle neuen Bundesländer ergaben durchgängig eine sehr geringe Betriebsgrößenstruktur im IT-Sektor: Nur weniger als 7 Prozent der ostdeutschen IT-Unternehmen haben mehr als 50 Mitarbeiter. Gut ein Drittel der Unternehmen beschäftigt maximal 5 Personen. Insgesamt über 60 Prozent erreichen nicht die Grenze von 10 Beschäftigten. Der Brandenburger Durchschnitt liegt mit 15 Beschäftigten pro IT-Unternehmen dabei sogar innerhalb Ostdeutschlands im unteren Feld der Betriebsgrößenstrukturen (in Ostberlin hingegen 20 und in Thüringen 21 Personen). Diese geringe Betriebsgröße hat unmittelbare Auswirkungen auf die Strategie- und Vernetzungsfähigkeit der Unternehmen und Unternehmer. Oft sind in ein und derselben Person die Funktion von Geschäftsführung, Marketing, Networking und FuE/Technologieentwicklung selbst vereint, und diese kleinen Unternehmen erscheinen den key-playern der Branche selten als strategische Partner interessant, was sich auch im zweiten Aspekt unserer Projektergebnisse unmittelbar niederschlägt. Bei diesem zweiten Aspekt greifen wir vor allem auf den Ansatz der „Dominationsstrukturen“ (Giddens) und der konkreten Formen der „Macht“-Ausübung sowie der „Fazilitäten“ (Verbände, Stiftungen, Facharbeitskreise zur Profilierung und Umsetzung von Strategien, Gremien) zurück, um die tatsächlich dominierenden Muster oder Formen von Kooperationen bzw. Vernetzungen in unserer Untersuchungsregion zu erfassen: Bis Mitte der 90er Jahre waren im Zuge der Vorbereitung zur Fusion der Länder Berlin und Brandenburg Ansätze zur Abstimmung des Handelns politischer Akteure im IT-Bereich entwickelt worden, die nach dem Scheitern der Fusion zu verbalen Bekenntnissen degenerierten. Die Brandenburger Akteure betonen nun ihre Selbständigkeit, um die realen Dominationsstrukturen in der Region zu kompensieren. Spürbare Fortschritte in der Abstimmung beider Länder sind selten und kommen nur unter wirtschaftlichem Druck zustande. Projektberichte 72

Folglich haben wir eine gesonderte Betrachtung beider Länder, Berlins und Brandenburgs, vorgenommen. Für die Erforschung relevanter Unternehmensnetzwerke erwies es sich als ausreichend, im Land Berlin drei Projekte zu analysieren: Das „Projekt Zukunft - Der Berliner Weg in die Informationsgesellschaft“ (im weiteren: Projekt Zukunft), die ProT.I.M.E.-Initiative und das „Virtuelle Softwarehaus“ (im weiteren VSWH). Im Berliner „Projekt Zukunft“ wurde das große Defizit von IT- Unternehmen aus dem Ostteil der Stadt besonders deutlich: Sie sind bisher vollkommen unzureichend in die wichtigen Netzwerke integriert. Dies ist ablesbar an den von Akteuren in Unternehmen, Organisationen und Institutionen geschaffenen Strukturen, die die IT-Landschaft dominieren. Im Ostteil der Stadt sind frühere „IT-Machtzentren“ spurlos bzw. weitgehend verschwunden. Ostdeutsche Netzwerke konnten auf der politischen Ebene bisher lediglich kleine Achtungserfolge erzielen. ProT.I.M.E., eine von der Technologie-Stiftung Innovationszentrum Berlin begleitete Organisation, wirbt mit Nutzenkomponenten, unter denen der Zugang zu einem Netzwerk aktiver Personen und Unternehmen obenan steht. Kleinere und mittlere Unternehmen sehen im ProT.I.M.E.- Engagement kaum einen Sinn; die ProT.I.M.E.-Unternehmen werden auf sie als Kooperationspartner kaum angewiesen sein. ProT.I.M.E., die Technologiestiftung Berlin (im weiteren: TSB), die Gesellschaft zur Förderung mittelständischer Softwareindustrie in Berlin und Brandenburg (im weiteren: SIBB) und die Hauptakteure in den Facharbeitskreisen des „Projektes Zukunft“ bilden den Kern eines über viele Jahre aufgebauten Personen-Netzwerks und eine Art Zentrale für die Ausübung realer Macht (über Projekte und deren Finanzierungen), die sich für IT-Unternehmer aus dem Ostteil Berlins vorerst als „geschlossene Gesellschaft“ erweist. Wie die Interviews zeigen, scheuen viele Unternehmer mit DDR-Sozialisation den Aufwand für den Aufbau und die Pflege von Kontakten in den jetzt relevanten Kreisen und finden hier nur vereinzelt Zugang. Die Mehrheit der ostdeutschen IT- Firmen scheinen noch nicht strategiefähig; nur wenige der Befragten verfügen über mittel- bzw. langfristige Strategien. Das ProT.I.M.E.- und SIBB-Projekt „Virtuelles Softwarehaus“ ist der Versuch, eine Antwort auf den Marktzwang zur Kooperation zu finden und einen Beitrag zur Steigerung von Kooperationskultur und Kooperationskompetenz zu leisten. Mit dem VSWH bündeln die Projektpartner Kooperationskompetenz und schaffen sich eine informationstechnische Plattform für verteilte, kooperative Arbeitsprozesse, die dem Konsortium bei intensiver Nutzung einen Wettbewerbsvorteil - zumindest aber einen spürbaren Marketing- und Image-Effekt - verschaffen könnte. Was das VSWH prinzipiell nicht bieten kann, ist das sich in Unternehmensnetzwerken in längeren Zeitperioden herausbildende Vertrauen. Es überträgt sich nicht automatisch vom Projektkonsortium auf weitere Anwender; letztlich dominieren einzelne Projekte. Insgesamt bestehen in Brandenburg vollkommen andere Voraussetzungen für die Formierung von Unternehmensnetzwerken als in Berlin. Wenn dort vorhandene, seit langem verfestigte Strukturen ihre Tätigkeit auf den Ostteil der Stadt ausdehnen und dabei auf ein Vakuum stoßen, so wird in Brandenburg die „IT-Szene“ weitgehend neu gestaltet. Die Übertragung vorhandener „westdeutscher“ (zumindest personaler) Netze funktioniert nicht in gleicher Weise wie in Berlin, da die Akteure in Politik und Wirtschaft ihren Handlungsspielraum nun vor allem dazu nutzen, um dem Dominationsanspruch Berlins Paroli zu bieten. Projektberichte 73

Im Rahmen der „Initiative Medienstandort“ und weiterer Programme und Initiativen wie zum Beispiel die Brandenburgische Informationsstrategie 2006 (im weiteren: BIS 2006) und das Wirtschafts- und Technologie Netzwerk (im weiteren: WiTechNet) hat die Landesregierung einen „Nährboden für Gründung, Wachstum und Neuansiedlung zukunftsweisender Medienunternehmen“ und einen wichtigen Beitrag zur Herausbildung einer IT-Szene geschaffen; die Verbesserung der elementaren Voraussetzungen für die Entstehung von Unternehmensnetzwerken ist nun von den IT- Unternehmen selbst verstärkt aufzugreifen. Die BIS-2006- und WiTecNet-Arbeitsgruppen sind staatlich organisierte Informationsnetzwerke, die als Vorstufen von Unternehmensnetzwerken eine nicht zu unterschätzende Bedeutung haben, zugleich aber auch typische Defizite solcher Strukturen aufweisen. Mit der WiTecNet-Initiative sollen die in Brandenburg tätigen Telekommunikationsunternehmen angeregt werden, ihre Ressourcen zum Wohle der Brandenburger Wirtschaft zu bündeln. WiTecNet kann als ein Versuch angesehen werden, durch staatliches Handeln die Entwicklung eines Unternehmensnetzwerkes der Netzbetreiber und Diensteanbieter im Land Brandenburg zu unterstützen. Da, wie bereits gezeigt, die in Brandenburg ansässigen IT-Unternehmen überwiegend sehr klein sind, können sie nicht das breite Spektrum an Produkten und Dienstleistungen der Telekommunikation anbieten, wie es zur Umsetzung der landespolitischen Zielstellungen erforderlich ist. Bereits konzeptionell gibt es daher keinen anderen Weg als Unternehmenskooperationen. Im Unterschied zu einigen anderen Bundesländern existiert allerdings bis dato in Brandenburg kein grundlegendes normatives Dokument der Landesregierung, das für die Konzipierung wichtiger IT-Programme bzw. IT-Projekte richtungsweisend sein könnte. Damit fehlt ein politisch legitimierter Rahmen, auch für die wirtschaftspolitische Prioritätensetzung. Die Politik im Bereich der IT wird den einzelnen Ressorts überlassen; diese Fragmentierung ist mit einem erneuten Vertrauensverlust auf Seiten der Unternehmer verbunden. Wenn Ministerien, intermediäre Institutionen, Bildungs-, Weiterbildungs- und Qualifizierungsorganisationen sowie Hochschulen einen beträchtlichen Teil der BIS 2006-Projekte bestreiten, muss es nicht verwundern, wenn IT- Unternehmer mit „eingeschränkter Strategiefähigkeit“ zunehmende Distanz zu BIS 2006 artikulieren. Die Gefahr besteht, dass maßgeblich durch Fördermaßnahmen entstandene Organisationen BIS 2006- Projekte dominieren und wiederum zu einer Kanalisierung der Fördermittel beitragen. Ein eher bottom-up und horizontal gestaltetes Netzwerk Brandenburger IT-Unternehmer hat sich demgegenüber auf lokaler Ebene in Cottbus gebildet (Cottbus net e.V.), allerdings ebenfalls unter wesentlicher Moderation einer öffentlichen Institution (eines Lehrstuhls der Universität Cottbus). Dieses Netzwerk versteht sich als lose Kommunikations- und Dienstleistungsplattform für Unternehmen, Behörden und private Haushalte, hat aber keine strategische Orientierung und zeigt auch keine Erweiterungstendenz über die Gründungsmitglieder hinaus. Grundlegend zeichnen sich in unserer Untersuchungsregion zwei hauptsächliche Kooperationsmuster ab: a) eher vertikale, teils strategische Netzwerke unter Dominanz global tätiger Unternehmen, die den regionalen, neuen, zumeist kleinen Unternehmensgründern lediglich ein partielles „Andocken“ an Nischen ihrer Geschäftstätigkeit ermöglichen und b) kleinräumigere, oft lokal oder regional wirksame Kooperationen mehrerer, kleinerer IT-Unternehmen mit nur begrenztem Marktzugang. Bei ihrer Wahl bestimmter Kooperationsformen sehen sich die neuen IT-Gründer somit vor dem Dilemma einer Wahl zwischen eingegrenzter Autonomie und Strategieorientierung oder aber Projektberichte 74

begrenztem Marktzutritt. Dieses Dilemma widerspiegelte sich auch sehr deutlich in den von uns geführten Interviews und den daraus rekonstruierten Deutungs- und Handlungsmustern, also dem hier drittens kurz zu skizzierenden Ergebnisstrang: Auch in diesem zweiten Teilprojekt stießen wir auf durchaus vielfältige Muster innerhalb unseres kontrastiv gestalteten Samples. Relativ schwach scheinen die Unterschiede entlang der erfolgreichen oder gescheiterten Unternehmensetablierung, und auch der Ansiedlungsstandort (Berlin oder Brandenburg) markierte weniger deutliche Unterschiede in den subjektiven Handlungsdispositionen als gerade die Dimension der Kooperationsauffälligkeit und der sozialisatorischen Prägungen. Die Zusammenhänge zwischen Kooperationsintensität und kooperationsbezogenen Deutungsmustern („Kooperationskonzepten“) wurden im FIT-Folgeprojekt zum Vertrauensphänomen weitergehend untersucht. An dieser Stelle soll daher nur auf die Kontraste entlang der Sozialisationsprägungen der Gründer eingegangen werden, zumal dies unmittelbar an die Fragen des ersten Teilprojektes anschließt: In der Tat fanden wir divergierende Wahrnehmungs- und Handlungsmuster zwischen ostdeutsch und westdeutsch sozialisierten IT-Gründern, die insbesondere auf unterschiedliche Prioritätensetzungen in der unternehmerischen Tätigkeit selbst sowie auf unterschiedliche Wahrnehmungen des Marktes und der Kunden verweisen. Dominieren in den Fällen mit westdeutscher Sozialisation die Marketing-Intentionen, eine Wahrnehmung des Marktes als flexibles, auch selbst mit-gestaltbares Fluidum, so dominiert bei zahlreichen ostdeutschen Gründern die Qualitäts-, Technologie- oder auch „Substanz“-Orientierung eindeutig vor dem Bestreben einer wachsenden Marktpräsenz, letztere zeigen vielmehr eine Wahrnehmung des Marktes als „zu erkennende und gegebene Struktur“, der man sich eher analytisch nähern müsste. Ostdeutsche Unternehmer nehmen ihre Kunden häufig als quasi gleichberechtigte und analog interessierte Marktteilnehmer wahr; sie wollen sie seltener „begeistern“ bzw. langfristig vor allem solvente Kunden an sich binden (wie in westdeutschen Fällen), sondern sie wollen ihre Kunden vielmehr durch eigene Qualität überzeugen und „langfristig zufrieden stellen“. Derartige, eher substantialistisch und strukturalistisch angelegte Wahrnehmungs- und Verhaltensmuster der ostdeutschen Gründer erweisen sich in manchen Fällen tatsächlich als Selbstblockierung unter den neuen marktwirtschaftlichen Bedingungen und treffen vor allem kaum auf Reziprozität bei den westdeutschen Interaktionspartnern. Als Resümee dieser beiden Teilprojekte bleibt festzuhalten, dass unsere Untersuchungen eine reiche Differenziertheit erwerbsbiographischer und unternehmerischer Handlungs- und Deutungsmuster ergaben. Direkte Zuordnungen bestimmter Deutungsmuster zu den verschiedenen Ankunftspositionen in der neuen Gesellschaft waren nicht auszumachen. Als bemerkenswert erwies sich besonders die Verschiedenartigkeit, die Nuancierung der Prägungen durch Arbeit, Beruf, Kollektiv und Betrieb selbst in einer weitgehend vergleichbaren Herkunftsgruppe, woraus durchaus divergente Wahrnehmungs- und Handlungsmuster resultierten. Trotz der vielfach thematisierten Ineffizienzen und Irrationalitäten der volks- und betriebswirtschaftlichen Organisation in der DDR fanden wir unterschiedliche, weiterwirkende Identifikationsanker unserer Probanden (Realisierung anspruchsvoller Projekte, Bestätigung eigener Leistungsfähigkeit, kreatives Chaos-, Bastel-, Tausch- oder Nacherfindungsmanagement, Komplexität und Vertrautheit der Kollektivbeziehungen, hohe Kommunikationsintensität am Arbeitsplatz, Anerkennung individueller Talente im Kulturbereich). Durch solche Kontexte, in solchen Feldern scheint es vielfach gelungen zu Projektberichte 75

sein, individuelle Entfaltungschancen wahrzunehmen und in einer Weise produktiv zu machen, die heute über Brüche und Unsicherheiten hinweghilft (Selbstvertrauen, Wertschätzung fachlicher Kompetenzen, pragmatischer Umgang mit „zweitbesten Lösungen“, Sicherheit durch soziale Einbindung). Zugleich basierte die spezifische Art und Weise der Einbindung der Einzelnen in die Berufs- und Betriebswelt auf einer weitgehenden Konkurrenzlosigkeit zwischen den Arbeitenden, oft selbst zwischen Vertretern unterschiedlicher Hierarchien. Dies ist einerseits zu verstehen als die Kehrseite der ökonomischen Ineffizienz, der sozialen Entdifferenzierung (hier besonders: der fehlende finanzielle Anreiz für höhere Positionen) und der nur partiell individuell steuerbaren Aufwärts- Mobilitätspfade in der alten Gesellschaft (dies gerade für unsere Probanden-Generation - im Unterschied etwa zu den Bildungsaufstiegen noch ihrer Elterngeneration in der Nachkriegszeit). Dies bewirkte aber auf der lebensweltlichen Ebene die unproblematische Neigung zur komplexen Selbstintegration ins Kollektiv, die Entlastung von Positionskämpfen und die Entbehrlichkeit von Selbst-Inszenierungsattitüden (für letzteres gab es weder Anlass, noch Raum, noch Medien, noch akzeptierte Leitbilder), was sich heute allerdings mitunter in wenig markteffizienten Verweigerungsstrategien (der zum Beispiel von Unternehmern erwarteten Disktinktionstechniken) niederschlägt. Schließlich waren diese lebensweltlichen Kontexte beruflicher Biographien unserer Probanden eingebettet in unterschiedliche Konglomerate weltanschaulicher Vorstellungen, die weniger explizit als implizit von einem materialistischen und aufklärerischen Weltbild und Gesellschaftsverständnis geprägt scheinen. Nicht die politischen bzw. ideologischen Losungen des Systems prägten die Wahrnehmungsweisen, sondern eher dahinterliegende, unbewusste, teils holistische und teils teleologische Überzeugungen (wie die von der prinzipiellen Erkennbarkeit der Welt, von der Durchsetzungsfähigkeit von Rationalität, Vernunft und technischem Fortschritt, von der strukturellen Verfasstheit, Interessegeleitetheit und planerischer Gestaltbarkeit sozialer Verhältnisse). Derartige Hintergrundüberzeugungen (eben Wahrnehmungs- und Deutungsmuster) können sich in bestimmten Segmenten der Transformation als Ressource erweisen; jedoch sind damit auch latente Selbstblockaden beim transformatorischen Weg in die neue Unübersichtlichkeit, in die Risikogesellschaft unübersehbar. Die Kombination dieser Prädispositionierungen mit den tatsächlich in Ostdeutschland vorgefundenen Chancenstrukturen lassen vielleicht einen dahingehenden Schluss zu, dass die Transformationspassage von den Ostdeutschen selbst weniger deutlich oder nur partiell als Individualisierungschance wahrgenommen wird, sondern dominant eher unter dem Fokus des Individualisierungsdruckes erscheint (Vereinzelung, Lösung sozialer Bindungen, Zwang zur Selbstinszenierung). Sich diesem Druck anzupassen, gelingt den meisten aufgrund der Pluralität ihrer Handlungsoptionen, aber es fällt denjenigen leichter, die wertrationale Optionen zugunsten zweckrationaler zurückzunehmen bereit sind.

4. Wirtschaftliche Verwendbarkeit der Projektergebnisse

Es war nicht angestrebt und ist nicht davon auszugehen, dass die Projektergebnisse unmittelbar wirtschaftlich verwendet werden. Projektberichte 76

5. Beitragende

Neben der Antragstellerin, Prof. Dr. Anna Schwarz, haben folgende Personen maßgeblich am Projekt mitgearbeitet:

– Dr. Gabriele Valerius (Bearbeiterin des ersten Teilprojektes), – Dr. Mathias Weber (Bearbeiter des zweiten Teilprojektes KoKoM), – Studentische Hilfskräfte: Anke Krüger, Katja Hensel

Publikationen

Schwarz, Anna, 2000: Diverging patterns of informalization between endogenous and exogenous economic actors in the East German transformation process - Results from a case-study in the IT- branch in Berlin-Brandenburg. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 11/00. Schwarz, Anna, 1999: „Transformationspfade sozialen Kapitals und Reziprozitätsprobleme im kooperativen Handeln von Unternehmensgründern in einer innovativen Branche in Berlin- Brandenburg“. In: BISS public, 28, 121–146. Schwarz, Anna, 1998: „Chancenstrukturen und Handlungsmuster von Ingenieuren und Unternehmensgründern im ostdeutschen Transformationsprozeß“. In: Forum Zukunft Brandenburg (Hrsg.): Einstellungen und Verhaltensorientierungen von Menschen in Transformationsstaaten. Potsdam, 65-86. Schwarz, Anna, 1997: „Modernisierungsblockaden und Dilemmata der Hochschulentwicklung in den postsozialistischen Transformationsgesellschaften“. In: Waldemar Pfeiffer (Hrsg.): Wissen und Wandel. Universitäten als Brennpunkte der Europäischen Transformation. Wissenschaftliche Reihe des Collegium Polonicum/No.2, Wydawnictwo Naukowe Uniwersytetu im. Adama Mickiewicza, Poznan, 125-133. Schwarz, Anna und Gabriele Valerius, 2000: Lebensweltliche Sozialisationsprägungen als Ressource erwerbsbiographischer Transformationsarbeit. In: BISS public 29, 5–37. Schwarz, Anna und Gabriele Valerius, 2000: Spiegelbilder erwerbsbiographischer Transformation: Deutungsmuster ostdeutscher Ingenieure. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 3/00. Schwarz, Anna und Gabriele Valerius, 1998: „Gleiche Chancen ungleich genutzt? Erwerbsbiographische Handlungsmuster von Ingenieuren im ostdeutschen Transformationsprozeß“. In: BISS public, 26(2), 23-37. Weber, Matthias, 1997: „Vom lokalen zum internationalen Markt – Informationstechnische Industrie im Osten Deutschlands“. In: Hartmann, W.-D. (Hrsg.): Innovationslust contra Veränderungsfrust. Berlin: Dr. Wilke Verlag, 134-147. Weber, Matthias, 1996: Wirkungsanalyse der Förderung von kleinen und mittleren Unternehmen der informationstechnischen Industrie in den neuen Bundesländern auch im Hinblick auf die Entwicklung der globalen Informations-Infrastruktur: Zusammenfassung und wirtschaftspolitische Handlungsempfehlungen; Forschungsauftrag 7/96 des Bundesministeriums für Wirtschaft. (http:// www.bmwi- info2000./de/gip/studien/kmu_nbl/index.html) Weber, Matthias, 1997: Wirtschafts- und Technologie-Netzwerk des Landes Brandenburg (WiTecNet): Projektmanagement. Abschlußbericht an das Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie des Landes Brandenburg. Berlin.

Projektberichte 77

Rechtstheoretische Probleme einer Transformation von Unrechtsstaaten in Rechtsstaaten. Die Rezeption des Rechtsstaats in Mittel- und Osteuropa

Antragsteller

Prof. Dr. Jan C. Joerden (Lehrstuhl für Strafrecht, insbesondere Internationales Strafrecht und Rechtsvergleichung, Rechtsphilosophie, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder))

Projektmitarbeiter

Ass. jur. Chris Mögelin (01.11.1997 – 30.09.2001)

DFG-Geschäftszeichen

INK 19 / A 1-1, Teilprojekt 1.7. des Antrags vom 24.03.1995 INK 19 / B 1-1, Teilprojekt 16 des Antrags vom 08.04.1998

Berichtszeitraum

01.11.1997 – 30.06.2001

Förderzeitraum insgesamt

01.11.1997 – 30.09.2001

Qualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses

Chris Mögelin: Rechtstheoretische Probleme einer Transformation von Unrechtsstaaten in Rechtsstaaten. Die Rezeption des Rechtsstaats in Mittel- und Osteuropa (Promotion beabsichtigt; Erstgutachter: Prof. Dr. Jan C. Joerden)

Zusammenfassung

Das Forschungsprojekt hatte das Ziel, die rechtlichen Implikationen einer Transformation von Unrechtsstaaten in demokratische Rechtsstaaten zu untersuchen. Da die in der Literatur angebotenen Definitionen des Begriffs des Unrechtsstaates für nicht geeignet angesehen wurden, die intensionale und extensionale Begriffsbedeutung zweckmäßig zu bestimmen, war es zunächst notwendig, den Begriff des Unrechtsstaates zu präzisieren. Ungeachtet der analysierten Defizite, ließen sich im Schrifttum zahlreiche anschlussfähige Gedanken zur Begriffsbestimmung aufgreifen. So ist sowohl mit Projektberichte 78

dem Unrechts- als auch mit dem Prinzipienargument theoretisch fundiert worden, dass staatliches Unrecht möglich ist und folglich auch der Begriff des Unrechtsstaates grundsätzlich sinnvoll sein kann. Nach der Analyse der Literatur erschien die Bestimmung des Unrechtsstaates als Staat strukturellen Unrechts am ehesten Erfolg zu versprechen. Die strukturbildenden Möglichkeitsbedingungen von staatlichem Unrecht wurden durch Analyse der Konzeption des demokratischen Rechtsstaates gewonnen. Denn der demokratische Rechtsstaat bietet aufgrund seiner Legitimitäts- und Legalitätsstrukturen die relativ größte Gewähr dafür, das Auftreten von Unrecht zu vermeiden bzw. die Wahrscheinlichkeit seines Auftretens zu minimieren. Legitimität und Legalität sind demnach negative Möglichkeitsbedingungen für staatliches Unrecht. Hieraus folgt, dass jeder Staat, der diese Bedingungen nicht erfüllt, als Staat strukturellen Unrechts, als Unrechtsstaat, bezeichnet werden kann. Im weiteren Verlauf der Untersuchung wurden die Legitimitäts- und Legalitätsstrukturen spezifiziert und auf die sozialistische Staats- und Rechtsordnung insbesondere der Sowjetunion resp. Russland angewendet. So zeigt sich die fehlerhafte Legalität am deutlichsten an der mangelhaften Durchsetzung von subjektiven Freiheitsrechten. In der sozialistischen Theorie wurden Grundrechte nicht gewährleistet, sondern lediglich gewährt. Zudem wurde Recht grundsätzlich auf ein Instrument der Politik des Klassenkampfes reduziert, woraus sich schon theoretisch ergibt, dass Recht weder externe (Rechtsbindung) noch interne (Rationalität) Unverfügbarkeit zukam. Positives Recht wurde nicht aufgrund demokratischer Verfahren generiert, sodass eine legitime Rechtssetzung nicht möglich war. Im Verlauf der Untersuchung musste jedoch die statische Bewertung der sozialistischen Staats- und Rechtsordnung als Unrechtsstaat durch Einbeziehung temporaler und lokaler Veränderungen des sozialistischen Systems modifiziert werden. Hieran konnte sich die Untersuchung der Transformation zu einem demokratisch-rechtsstaatlichen System anschließen. Anhand der erarbeiteten Begrifflichkeiten wurden zum einen die systematischen Probleme bei der Etablierung des demokratischen Rechtsstaates aufgehellt. Dadurch wurde es möglich, die politische Transformation zum demokratischen Rechtsstaat begrifflich konkreter zu fassen und präziser zu analysieren (Verfassungsgebung, Verfassungsrevolution etc.). Zum anderen ließen sich auf der Grundlage der erarbeiteten Begrifflichkeiten die Fortschritte und Mängel der Transformationsländer auf dem Weg zum demokratischen Rechtsstaat am Beispiel Russlands aufzeigen.

Projektberichte 79

Rechtstheoretische und rechtspraktische Probleme einer Transformation von Unrechtsstaaten in Rechtsstaaten am Beispiel der Russischen Föderation

Das Forschungsprojekt verfolgte in einem ersten Teil das Ziel, den Begriff des Unrechtsstaates zu bestimmen. Die Begriffsbestimmung wurde in Abgrenzung zum demokratischen Rechtsstaat mit Hilfe der Kategorien der Legalität und der Legitimität vorgenommen. Daher war es zunächst notwendig, sich der Konzeption des demokratischen Rechtsstaates zu widmen. Mit der Bestimmung des Begriffs „Unrechtsstaat“ und der Anwendung des Begriffs auf die sozialistische Staats- und Rechtsordnung am Beispiel Russlands resp. der Sowjetunion wurde zugleich der Ausgangspunkt der politischen Transformation festgelegt. Hieran konnte sich die Untersuchung der Transformation zu einem demokratisch-rechtsstaatlichen System anschließen. Zum einen wurden die systematischen Probleme bei der Etablierung des demokratischen Rechtsstaates durch Anwendung der Kategorien der Legalität und der Legitimität aufgehellt. Dadurch wurde es möglich, die politische Transformation zum demokratischen Rechtsstaat begrifflich konkreter zu fassen und präziser zu analysieren. Zum anderen ließen sich auf Grundlage der erarbeiteten Begrifflichkeiten die Fortschritte und Mängel der Transformationsländer auf dem Weg zum demokratischen Rechtsstaat am Beispiel Russlands aufzeigen.

Analyse der Literatur zum Begriff des Unrechtsstaates

Der Begriff des Unrechtsstaates entwickelte sich zunächst in der Auseinandersetzung mit der Staats- und Rechtsordnung des Nationalsozialismus in Deutschland. Dabei gab es keinerlei Zweifel, dass der nationalsozialistische Staat als Unrechtsstaat zu bezeichnen ist. Nach dem Zusammenbruch der staatssozialistischen Systeme in den mittel- und osteuropäischen Ländern wurde die Auseinandersetzung um die Möglichkeit und Definition von staatlichem Unrecht wiederbelebt. Diesmal war die Kennzeichnung dieser Staaten als Unrechtsstaaten heftig umstritten. Es hat sich im ersten Teil des Forschungsprojekt herausgestellt, dass die in der Literatur angebotenen Definitionen des Begriffs „Unrechtsstaat“ durchweg nicht geeignet sind, die intensionale und extensionale Begriffsbedeutung zweckmäßig und sinnvoll festzulegen. Viele der im Schrifttum vorgeschlagenen Begriffsbestimmungen konnten lediglich als Versatzstücke für eine notwendige Begriffsrekonstruktion verwendet werden. Andere Vorschläge der Begriffsfestlegung bieten zwar einen systematischen Erklärungsversuch und diverse interessante Anschlussstellen, konnten jedoch alles in allem nicht überzeugen, da sie wichtige Aspekte unberücksichtigt lassen. So wird die Genese des positiven Rechts und die Art und Weise der Rechtsanwendung fast vollständig außer Acht gelassen. Unrechte Gesetze werden weder einer kritischen Überprüfung unterzogen noch in einen systematischen Zusammenhang gestellt, obwohl sie einen bedeutenden Anteil am staatlich organisierten Unrecht haben. Auch im Unrechtsstaat gilt – mitunter partiell – positives Recht, weil kein moderner Staat umhinkommt, seine Angelegenheiten mit den Mitteln des Rechts zu regeln. Das heißt aber nicht, dass der Unrechtsstaat diese Rechtsakte auch erlassen durfte. Die Tatsache, dass die Herrschenden wirksame Gesetze erlassen können, beweist nicht, dass sie es auch dürfen. Von der Faktizität kann nicht auf Normativität Projektberichte 80

geschlossen werden. Anderenfalls käme es lediglich darauf an, ob die Herrschenden die Normen gegenüber den Herrschaftsunterworfenen durchsetzen können. Außerdem werden die rechtlichen Probleme im Unrechtsstaat häufig auf die mangelhafte Verwirklichung von positivem Recht und Rechtswirklichkeit reduziert. Den Rechtsnormen selbst und ihrer Geltung im Unrechtsstaat wird zu wenig Bedeutung beigemessen. Die einfache Negation des Merkmals des positiven Rechts wird der Rechts-Wirklichkeit in Unrechtsstaaten nicht gerecht. Ungeachtet der dargestellten Defizite, ließe sich im Schrifttum zahlreiche anschlussfähige Gedanken zur Begriffsbestimmung aufgreifen. So ist sowohl mit dem Unrechts- als auch mit dem Prinzipienargument theoretisch fundiert worden, dass staatliches Unrecht möglich ist und folglich auch der Begriff „Unrechtsstaat“ grundsätzlich sinnvoll sein kann. Die Analyse der Literatur zum Unrechtsstaatsbegriff hat zudem eine Reihe von Aspekten hervorgebracht, die in eine Begriffsrekonstruktion einfließen müssen. So ist z.B. in die eigene Begriffsbestimmung eingeflossen, dass der Unrechtsstaat Unrecht durch positives Recht schafft. Außerdem schien es unabdingbar, den kontradiktorischen Gegensatz von Rechtsstaat einerseits und Unrechtsstaat andererseits aufzugeben und durch ein abgestuftes Modell zu ersetzen. Zur schlüssigen Analyse der Schrifttums war es notwendig, etwaige Lücken durch eigene Interpretation zu schließen. So wurden der Unrechtsbegriff als Verstoß gegen überpositive individuelle Rechtsgrundsätze festgelegt und die mannigfachen Möglichkeiten staatlicher Unrechtshandlungen untersucht. Diese Aspekte waren für die eigene Begriffsbestimmung von großem Nutzen. Nach der Analyse der Literatur zum Unrechtsstaatsbegriff erschien die Bestimmung des Unrechtsstaates als Staat strukturellen Unrechts am ehesten Erfolg zu versprechen. Eine theoretisch abgesicherte Unterscheidung von staatlichem Unrecht im demokratischen Rechtsstaat und im Unrechtsstaat ist nur dann möglich, wenn dem Staat bei der Unrechtsbegehung ein systematisches Vorgehen unterstellt werden kann. Diese Möglichkeit ist aber nur dann eröffnet, wenn der Begründungsanspruch reduziert wird. Als Unrechtsstaat ist nicht der Staat zu bezeichnen, der rein faktisch Unrecht begeht, sondern Unrechtsstaat ist der Staat, der aufgrund seiner Strukturen die Begehung von Unrecht wahrscheinlicher macht als jeder andere Staat. Folglich mussten zur Begriffsbestimmung Bedingungen angegeben werden, die staatliches Unrecht strukturell ermöglichen.

Demokratischer Rechtsstaat als Gegenkonzept des Unrechtsstaates

Die strukturbildenden Möglichkeitsbedingungen von staatlichem Unrecht wurden durch Analyse der Konzeption des demokratischen Rechtsstaates gewonnen. Bei aller regionalen und nationalen Verschiedenheit liegt dem demokratischen Rechtsstaat eine einheitliche Theorie zu Grunde. Zentrales Leitmotiv dieser Theorie ist die Begrenzung staatlicher Macht, die Gewährleistung individueller Freiheit und damit die Verhinderung von Unrecht. Als unrechtsverhindernde strukturbildende Merkmale des demokratische Rechtsstaates wurden die Merkmale der Legitimität und der Legalität identifiziert. Die Ausübung von Herrschaft ist auf der Grundlage der europäisch-atlantischen Rechtskulturtradition legitim, wenn sie einem formal-material qualifizierten prozeduralen Legitimitätsmodell entspricht. Ausgangspunkt für die Legitimität von Herrschaft ist die individuelle Freiheit und Gleichheit des Menschen, die für den europäisch-atlantischen Kulturraum konstitutiv ist. Freiheit und Gleichheit gründen sich auf die axiomatische Idee der Selbstbestimmung, die ihre Wurzel Projektberichte 81

im individualistischen Gesellschaftsparadigma der Neuzeit hat. Auf dieser Grundlage und vom Standpunkt einer rationalen Moral ist die Art und Weise der Herrschaftsausübung allein dann legitim, wenn sie im „wohlverstandenen Interesse“ sowohl der Herrschenden als auch der Herrschaftsunterworfenen, d.h. aller individuell Beteiligten, liegt. Dieser Ausgangspunkt kann als „normativer Individualismus“ bezeichnet werden. Der normative Individualismus stellt den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt der Rechtfertigung von staatlicher Herrschaft. Herrschaft wird zur legitimen Herrschaft aufgrund des Zusammenspiels von mehreren Elementen. Sie ist gerechtfertigt, wenn sie aufgrund der Anerkennung von individueller Freiheit und Gleichheit, der Garantie von Sicherheit und Verlässlichkeit (materiale Elemente) sowie demokratischer Entscheidungs- und Rechtfertigungsverfahren (prozedurales Element) erfolgt. Eine legale Rechtsherrschaft (formales Element) gewährleistet die materialen und prozeduralen Elemente. Positives Recht gewährleistet Freiheit und Gleichheit durch subjektive Grundrechte, garantiert Sicherheit und Verlässlichkeit durch Rechtssicherheit und sichert demokratische Verfahren durch positive Verfahrensnormen. Den Kern der Legalität bilden die Bindung der Ausübung der Herrschaft an das positive Recht und der Zwang zur Ausübung von Herrschaft mit den Mitteln des positiven Rechts. Die Legalität spielt folglich eine doppelte Rolle bei der Legitimitätsbegründung. Einerseits ist eine legale Rechtsordnung notwendig, um Legitimität zu sichern. Ohne die Kernelemente der Legalität, der Rechtsbindung und des Rechtsformenzwangs, ist das material-prozedurale Legitimitätsmodell nicht durchzusetzen. Andererseits leistet die Legalität aufgrund der Rationalität des Rechts und des Bezuges zum überpositiven System der Moral einen eigenen Beitrag zur Legitimität der Staats- und Rechtsordnung des demokratischen Rechtsstaates. Damit drückt die Kategorie der Legalität das für den demokratischen Rechtsstaat konstitutive Handlungsprinzip aus. Die hier rekonstruierte Staats- und Rechtsordnung ist die des demokratischen Rechtsstaates. Sie ist der historisch erfolgreichste Versuch, Unrecht zu verhindern. Der demokratische Rechtsstaat bietet aufgrund seiner Strukturen die relativ größte Gewähr dafür, das Auftreten von Unrecht zu vermeiden bzw. die Wahrscheinlichkeit seines Auftretens zu minimieren.

Definition des Unrechtsstaates

Auf der Grundlage der Analyse von Legitimität und Legalität im demokratischen Rechtsstaat war es möglich, den Begriff des Unrechtsstaates zu bestimmen. Im Gegensatz zum demokratischen Rechtsstaat besteht im Unrechtsstaat eine relativ große Wahrscheinlichkeit für staatliches Unrecht. Das Fehlen von Legitimität und Legalität im Staat hat zur Folge, dass staatliches Unrecht eher möglich und wahrscheinlicher ist als in einem Staat, in dem diese Merkmale vorhanden sind. Legitimität und Legalität sind demnach negative Möglichkeitsbedingungen für staatliches Unrecht. Hieraus folgt, dass jeder Staat, der diese Bedingungen nicht erfüllt, als Staat strukturellen Unrechts, als Unrechtsstaat, bezeichnet werden kann. Weder die Ausübung der politischen Herrschaft noch die vom Unrechtsstaat verabschiedeten Rechtsnormen sind normativ legitim. Da der Unrechtsstaat keine Legitimität besitzt, bringt er grundsätzlich illegitimes Recht hervor. Denn legitime Systeme generieren grundsätzlich legitimes Recht, illegitime Systeme dagegen bringen illegitimes Recht hervor. Die Vermutung der Illegitimität der Herrschaftsausübung kann im Unrechtsstaat von Fall zu Fall durch eine konkrete Projektberichte 82

Ordnungsleistung der Herrschaftsmaßnahme widerlegt werden. Obwohl im Unrechtsstaat auch Rechtsnormen gelten, gründet sich der Unrechtsstaat nicht auf das positive Recht, sondern in der Regel auf ein politisches Programm. Vor allem aus diesem Grund fehlt dem Unrechtsstaat auch das Merkmal der Legalität. Seine ganze Tragweite entwickelt der Begriff des Unrechtsstaates folglich erst in der Auseinandersetzung um Legitimität und Legalität. Da der Unrechtsstaat die für den demokratischen Rechtsstaat kennzeichnende Kombination von Legitimität und Legalität nicht kennt, ergibt sich der Unrechtscharakter aus der mangelnden Freiheitsgewährleistung als wesentliches materiales Element, den defizitären demokratischen Verfahren als prozedurales Element und der fehlenden Rechtsbindung als wichtigstes formales Element. Demokratischer Rechtsstaat und Unrechtsstaat unterscheiden sich folglich in Begriff, Genese, Inhalt und Anwendung des positiven Rechts.

Anwendung des Begriffs des Unrechtsstaates

Nach dem Selbstverständnis der sozialistischen Staaten war schon der Begriff der Herrschaft problematisch. Im sozialistischen Staat sollte es weder Herrscher noch Beherrschte geben, da das Volk die Macht selbst und zu seinem Nutzen ausübe. Für den Zeitraum des Übergangs zum Kommunismus wurde jedoch eine „abnehmende“ staatliche Herrschaft anerkannt. Die Herrschaft wurde in den sozialistischen Staaten durch die Erkenntnis objektiver gesellschaftlicher Gesetze und die Identität der Interessen von Herrschern und Beherrschten legitimiert. Das Wissen um objektive gesellschaftliche Gesetze stellte der „historische Materialismus“ bzw. „Historizismus“ zur Verfügung, der eine geradlinige monokausale historische Entwicklung hin zum Kommunismus vorsieht. Der sozialistische Staat sollte mit seiner Existenz in Einklang mit dem „großen Bewegungsgesetz der Geschichte“ stehen. Den zweite Legitimitätstopos sozialistischer Staaten bildete die These, dass zwischen Herrschern und Herrschaftsunterworfenen Interessenidentität bestehe. Dass diese Legitimitätskonstruktion dem herausgearbeiteten formal-material qualifizierten prozeduralen Legitimitätsmodell widerspricht, ist ohne Weiteres ersichtlich. Aus dem sozialistischen Selbstverständnis wurde eine Rechtsordnung entwickelt, die auch den Anforderungen der Legalität (so wie sie oben formuliert wurden) nicht gerecht wird. Die fehlende Legalität zeigt sich am deutlichsten an der mangelhaften Gewährleistung von subjektiven Freiheitsrechten. Die Theorie der sozialistischen Grundrechte anerkannte keine universellen Menschenrechte. Grundrechte wurden nicht gewährleistet, sondern gewährt. Die sozialistische Staatstheorie war in einem Dilemma gefangen: Entweder Freiheit oder Staat. Der Staat bedeutete für sie immer Unterdrückung, nämlich Unterdrückung der einen durch die andere Klasse. Freiheit sei lediglich durch die Abstinenz des Staates möglich. Die Möglichkeit von Freiheit durch Staat wurde nicht in Betracht bezogen. Aus diesem Grund entfiel die Bestimmung von Grundrechten als Abwehrrechte gegen den Staat im Austausch gegen die Konstruktion von Grundrechten als Partizipationsrechte an Staat und Gesellschaft. Recht wurde grundsätzlich auf ein Instrument der Politik des Klassenkampfes reduziert. Im sozialistischen Staat existierte folglich kein Spannungsverhältnis zwischen Unverfügbarkeit und Instrumentalisierung des Rechts. Es galt keine strikte Rechtssicherheit, sodass Willkür stets möglich war. Das Prinzip der sozialistischen Gesetzlichkeit bestand aus einer „dialektischen Einheit“ von Gesetzlichkeit und Parteilichkeit. Dem Projektberichte 83

positiven Recht kann aus diesem Grund lediglich eine partielle Rationalität zugeschrieben werden. Die Institutionen des Staates waren nach dem Prinzip der Gewalteneinheit organisiert. Obwohl der offene Bruch des gesetzten Recht nicht der tragende Grundsatz im Rechtssystem des Sozialismus war, fehlt es aus diesen genannten Gründen an einer legalen Rechtsordnung im sozialistischen Staat. Aufgrund des Fehlens von Legitimität und Legalität kann der sozialistische Staat als Unrechtsstaat bezeichnet werden. Die Bewertung der sozialistischen Staats- und Rechtsordnung als Unrechtsstaat wirkt statisch, da sie auf den ersten Blick die temporalen und lokalen Veränderungen des sozialistischen Systems nicht in Betracht zieht. Es ist unbestritten, dass der sozialistische Staat der Sowjetunion aus dem Jahre 1924 sich von dem Staat aus dem Jahre 1953 und dem aus dem Jahre 1985 unterscheidet. Ebenso ist der ungarische Staat aus dem Jahre 1987 von dem der DDR aus dem Jahre 1987 zu unterscheiden. Das politische und rechtliche System in allen sozialistischen Staaten hat sich im Laufe der Zeit verändert. Nachdem der stalinistische Terror vorüber war, der in den mittel- und osteuropäischen Ländern zur Eroberung der Macht gedient hatte, begann in der Regel eine Phase ohne Terror, wenngleich die politische Repression selbstverständlich bestehen blieben. In Teilen wurde mit dem uniformen sowjetischen Modell gebrochen. In Ungarn nahm die Instrumentalisierung des Rechts nach dem stalinistischen Terror im Jahre 1956 nach und nach ab. Danach wurde dem Recht eine „funktionelle Autonomie“ zugestanden in deren Folge, das sozialistische System teilweise die Merkmale einer „legal- bürokratischen“ Herrschaft annahm. So wurde insbesondere in Polen und Ungarn in den siebziger und achtziger Jahren eine Legalisierung von privaten Wirtschaftunternehmen vorangetrieben. Die Einführung der formalen Verwaltungsverfahrensordnung in Ungarn (1957) brachte eine gewisse Selbstbeschränkung der Herrschenden mit sich, da Eingriffe von nun an rational begründet oder anderweitig in legale Verfahren eingebaut werden mussten. In vielen sozialistischen Ländern waren die Reformen mit einem Zugewinn an Rechtssicherheit verbunden, womit aber noch lange nicht die Gesetzmäßigkeit der Verwaltung oder die Unabhängigkeit der Justiz verbunden war. Für diese Untersuchung ist ausreichend festzustellen, dass Veränderungen stattgefunden haben, die in einigen Ländern zu einem Mehr an Legalität führten. Dies wiederum hatte zur Folge, dass die Wahrscheinlichkeit von Unrecht abnahm. Ob die Veränderungen dazu führten, dass das Merkmal der Legalität als weitgehend erfüllt angesehen werden kann, bedarf indes weiterer Untersuchungen. Es spricht jedoch einiges dafür, dass einige mittel- und osteuropäische Staaten in den achtziger Jahren nicht mehr als Unrechtsstaaten bezeichnet werden können, was allerdings nicht bedeutet, dass sie damit bereits zu demokratischen Rechtsstaaten geworden waren.

Die Transformation zum demokratischen Rechtsstaat

Zunächst wurde untersucht, welche Rolle der demokratische Rechtsstaat und insbesondere die Merkmale der Legitimität und der Legalität im eigentlichen Transformationsprozess spielen. Der Prozess der Verfassungsgebung macht das konkrete Legitimitätsproblem in den Transformationsländern besonders deutlich. Denn immer wenn eine Ordnung zerbricht, stellt sich die Frage, aus welchen Quellen man schöpfen kann, um eine neue Ordnung zu begründen. Mit der grundsätzlichen Orientierung ist eine institutionelle Frage verbunden. Vor Verabschiedung einer Projektberichte 84

normativen Grundlegung, der Verfassung, ist zu bestimmen, wer über die Regeln entscheidet, nach denen zu entscheiden ist. Die Argumentation anhand der Kategorien Legalität und Legitimität hat gezeigt, dass bestimmte Widersprüchlichkeiten in der politischen Transformation aufgedeckt und aufgrund der systematischen Einordnung besser analysiert werden können. So erfolgte der Übergang zum demokratischen Rechtsstaat nur in wenigen Fällen in ausschließlich rechtsstaatlichen Formen. Beispielsweise kann das Element der Rechtssicherheit offensichtlich keinen Bestand im Transformationsprozess haben. Das gilt vergangenheits- und zukunftsbezogen. Erworbene Rechte aus der Vergangenheit wurden mit der Einführung des demokratischen Rechtsstaates entwertet. Zudem musste das Vertrauen in die zukünftige Rechtsentwicklung mit der Transformation denknotwendig zerstört werden, allerdings um es im nachhinein neu aufzubauen. Der den Grundsätzen der Legalität widersprechende Prozess ist zwangsläufig, da das alte und das neue System unvereinbar sind. Daran anschließend wurde die Finalität des Transformationsprozesses unter die Lupe genommen. Die Länder Ost- und Mitteleuropas haben den Aufbau des demokratischen Rechtsstaates als eines ihrer vordringlichsten politischen Transformationsziele definiert. Wann immer das Wort von der Abschaffung politischer Willkürherrschaft fiel, war als Alternative der demokratische Rechtsstaat gemeint. Jedoch ist offensichtlich, dass in vielen Ländern die Verfassungswirklichkeit diesem Anspruch nicht gerecht wird. Anhand des erarbeiteten formal-material qualifizierten prozeduralen Legitimitätsmodell des demokratischer Rechtsstaates ließen sich die Fortschritte und Mängel der Transformationsländer, hier insbesondere Russlands, auf dem Weg zum demokratischen Rechtsstaat aufzeigen. Nahezu alle postsozialistischen Länder haben sich im Laufe des Reformprozesses neue Verfassungen gegeben, die regelmäßig ein Bekenntnis zum demokratischen Rechtsstaat als grundlegendes Staatsstrukturprinzip enthalten. Wenn auch die Analyse des demokratischen Rechtsstaates am Verfassungstext beginnen sollte, kann sie dort jedoch nicht stehen bleiben.

Grundrechte

Die Transformation von sozialistischen Grundrechten zu rechtsstaatlichen Grundrechten verläuft über die Anerkennung der Universalität von Grund- und Menschenrechten. Erforderlich ist eine Abkehr von der Gewährung hin zur Gewährleistung von Grund- und Menschenrechten. Die Verfassung der Russischen Föderation kennt alle klassischen Freiheitsrechte (Art. 20-31 VerfRF). Die Gleichheit ist ebenso garantiert (Art. 19 VerfRF). Dabei fallen die negativen Freiheitsrechte besonders auf. So darf z.B. niemand zum Eintritt in eine Vereinigung gezwungen werden. Gemäß Art. 28 VerfRF ist niemand gezwungen, sich zu einer Religion zu bekennen. Neben den persönlichen Grundrechte sind politische und ökonomische sowie soziale Grundrechte geregelt. Eine bemerkenswerte, weil sehr ungewöhnlich weite Schranke erfahren die Grundrechte durch Art. 55 Abs. 3 VerfRF. Danach könne Grundrechte beschränkt werden, wenn es für den „Schutz ... der Moral ...und der Staatssicherheit“ notwendig ist. Da erhebt sich natürlich sogleich die Frage nach der Moral in einem Vielvölkerstaat. Von dieser Einschränkung sind jedoch bestimmte elementare Grundrechte (Recht auf Leben, Recht auf Würde etc.) ausgeschlossen. In der Veränderung des Rechtsschutzes zeigt sich der Wandel hin zum subjektiven Grundrecht am deutlichsten. Denn ohne Klagbarkeit existiert kein subjektives Recht. Der Rechtsschutz gegen Verletzungen der Grundrechte ist ausdrücklich in der Verfassung garantiert. Projektberichte 85

Problematisch ist, dass Verfassungsbeschwerden nur gegen Gesetze nicht jedoch gegen andere Normativakte (Dekrete des Präsidenten; Regierungsverordnungen) möglich sind. Zudem kann nur das Gesetz als solches, nicht aber seine Anwendung im Einzelfall für verfassungswidrig erklärt werden. Mit der allgemeinen Aufsicht der Staatsanwaltschaft und den Menschenrechtsbeauftragten gibt es zusätzliche institutionelle Schutzmechanismen. Es ist jedoch zweifelhaft, ob diese Institutionen ein Mehr an Schutz bieten. Es deutet vieles darauf hin, dass die russische Tendenz möglichst viel Verantwortliche für ein und denselben sachlichen Gegenstand zu institutionalisieren (Stichwort: Parallelverwaltung) nicht zu doppeltem, sondern häufig zum halben Schutz führt. Eben weil sich niemand verantwortlich fühlt und keiner etwas allein entscheiden will. Es gibt unzählige Beispiele von Verletzungen von Grundrechten in Russland. Diese liegen nicht nur auf der Ebene der Rechtsanwendung, sondern auch auf der Ebene der Gesetze, Rechtsverordnungen und Dekrete. So ist entgegen der Verfassung in den wichtigen Regionen noch immer nicht die volle Freizügigkeit hergestellt, obwohl dieses Recht in der Verfassung garantiert ist und das Verfassungsgericht entsprechende, die Freizügigkeit beschränkende Regelungen für verfassungswidrig erklärt hat. Die Metropolen Moskau und St. Petersburg halten am System der Zuzugsregelung fest. Eine besondere (kafkaeske) Situation entsteht dadurch, dass Verfassungsbeschwerden gegen die verfassungswidrige Praxis nicht vom Verfassungsgericht angenommen werden, weil eine rechtliche Grundlage für das Handeln nicht mehr vorhanden ist. Ferner ist das Recht auf Eigentum an Grund und Boden zwar verfassungsrechtlich verankert, jedoch fehlt die umfassende einfachgesetzliche Ausgestaltung im Zivilgesetzbuch. Das einschlägige (17.) Kapitel des Zivilgesetzbuchs wurde noch immer nicht in Kraft gesetzt. Ein weiteres Beispiel betrifft die Religionsfreiheit. Dieses Grundrecht kommt in Russland immer weiter unter Druck. Das neue Religionsgesetz von 1998 unterscheidet zwischen besseren („traditionellen“) und schlechteren („tolerierten“) Religionen und knüpft an die Unterscheidung unterschiedliche Rechtsfolgen (Registrierung etc).

Demokratische Verfahren

Im regelmäßigen Abstand von 4 Jahren ist in Russland Parlament und Präsident zu wählen (Art. 96. Abs. I, Art. 81 Abs. I VerfRF). Die Wahlrechtsgrundsätze der allgemeinen, freien, geheimen, gleichen Wahl sind in der Verfassung und in den entsprechenden Wahlgesetzen geregelt. Die Amtsperioden des Präsidenten sind auf zwei nacheinander folgende begrenzt. Das Demokratieprinzip ist damit formal verwirklicht. Problematisch mag allenfalls ein fehlendes Parteiengesetz sein. Jedoch hat Russland noch keinen demokratischen Machtwechsel erlebt, d.h. die „Nagelprobe“ der Demokratie ist noch nicht bestanden. Probleme der Fairness bei den vorangegangen Wahlen ergaben sich aus der Wahlkampffinanzierung und den hieraus resultierenden ungleichen Chancen bei der Wahlwerbung. Zwar ist der Meinungspluralismus ausdrücklich durch Art. 13 VerfRF geschützt, jedoch kann die Pressefreiheit bei den elektronischen Medien wohl als gefährdet gelten. Aus den Medien sind die nunmehr erfolgreichen Versuche der „feindliche Übernahme“ der Media-Most-Holding durch den halbstaatlichen Konzern Gazprom bekannt. Problematisch ist außerdem der Mangel an Interessenvertretungen und an Möglichkeiten zur Durchsetzung der Interessen. Dabei sind die einfachgesetzlichen Grundlagen für die Vereinungsfreiheit geschaffen worden. Diese Normen erlauben Projektberichte 86

sogar eine einfache Anwendung. Wenn man demokratische Verfahren in einigen Subjekten der Föderation betrachtet, dann erscheinen die Mängel in der Föderation als eher geringfügig. Im Gegensatz zu den föderalen Wahlen werden manche Wahlen in den Regionen nicht einmal einfachen demokratischen Anforderungen gerecht. In Baschkortestan, Inguschetien, Kalmükien und Tartastan gab es bei den Präsidentenwahlen von 1998 keine Gegenkandidaten. Insbesondere die regionalen Herrscher sind zuweilen nicht bereit, öffentliche Kritik zu dulden, sondern versuchen, aktiv gegen kritische Medien vorzugehen. Der notwendige politische Pluralismus bei den Printmedien besteht auf föderaler Ebene, jedoch nur in einigen Regionen der Russischen Föderation.

Positives Recht

Die Transformation zum demokratischen Rechtsstaat verlangt eine Änderung des Begriffs und der Konzeption des positiven Rechts. So darf das Verfassungsrecht als positives Recht nicht zur „Farce“ werden, wie im Sozialismus, sondern muss eine normative Kraft entwickeln. Die Einbeziehung von sozialen Rechten, deren Finanzierung sich manche (wenn nicht alle) Transformationsstaaten gar nicht leisten können, steht dem allerdings entgegen. In der Transformationsphase sind die verabschiedeten Rechtsnormen häufig von minderer Qualität. Sie sind in sich widersprüchlich oder in stehen im Widerspruch zu höherrangigem oder gleichrangigem Recht. Das liegt teilweise an der qualitativen und quantitativen Überforderung von Exekutive und Legislative. Nur ein Beispiel: Im Strafgesetzbuch der Russischen Föderation werden z.B. der Begriff der Schuldfähigkeit und der Begriff der Schuldunfähigkeit definiert. Die Inkonsistenzen, die ein solche Komplementärdefinition verursacht, liegen auf der Hand. Zudem scheint die Hierarchie der Normen zwar als Problem erkannt, aber dennoch nicht endgültig geklärt zu sein. Das Verhältnis von Dekreten des Präsidenten zu Gesetzen des Parlaments ist nicht vollständig beleuchtet (vgl. Art. 90 VerfRF). Insbesondere der soziologische Aspekt des Rechtsbegriffs ist in der Transformation von Bedeutung. Durch die Systemveränderung scheint die tatsächliche Wirksamkeit bzw. Wirksamkeitschance von Recht deutlich geringer. Selbst Beschlüsse und Urteile von Verfassungsgerichten werden in Russland nicht immer vollständig umgesetzt. Die allgemeine Diskrepanz von Recht und Rechtswirklichkeit wird von allen Beobachtern des Transformationsprozesses beschrieben. In Russland sind die Gerichte aufgrund ihrer Unterfinanzierung nicht in der Lage, Recht zu sprechen. Das Vollstreckungswesen ist unterentwickelt. Die Diskrepanz von Recht und Rechtswirklichkeit scheint sich im Laufe des Transformationsprozesses immer weiter zu vergrößern, sodass der Hauptkritikpunkt der sozialistischen Staats- und Rechtsordnung – nämlich genaue diese Diskrepanz – sich perpetuiert. Das Problem mit nichtstaatlichen Normensystemen, die zum Teil als funktionale Äquivalente dienen, ist deren mangelnde Legitimität. Zudem gefährdet die „Schattenrechtsordnung“ die staatliche Legitimität, da positives Recht als formales Element zur Legitimität beiträgt. Im Transformationsprozess ist das Spannungsverhältnis von Recht und Politik, d.h. von Instrumentalisierung des Rechts einerseits und Unverfügbarkeit des Rechts andererseits besonders virulent. Die Einführung der Verfassungsgerichtsbarkeit ist die wichtigste institutionelle Neuerung in Mittel- und Osteuropa, die die Unverfügbarkeit des Rechts gegenüber der Politik sichert. In Russland kann man an verschiedenen Projektberichte 87

Beispielen sehen, dass Recht immer noch einseitig und ausschließlich als Instrument zu Durchsetzung von Zielen ge- oder besser missbraucht wird.

Rechtsbindung und Rechtsformenzwang

Die Rechtsbindung ist in Art. 15 Abs. 2 VerfRF geregelt. Danach sind alle Staatsorgane sowie die Organe der Selbstverwaltungskörperschaften (und die Bürger!) verpflichtet, die Verfassung und die Gesetze der Russischen Föderation einzuhalten. Es gibt sogar ein strenges Beweisverwertungsverbot im Strafrecht. Die Bindung der Exekutive an das gesetzte Recht ist in Russland noch immer unterentwickelt. Präsident Putin versucht, die strenge Rechtsbindung durch seine Politik der „Diktatur des Gesetzes“ durchzusetzen. Ferner soll die Einsetzung von sieben „bevollmächtigten Vertreter des Präsidenten“ dazu dienen, die Rechtskontrolle über die föderalen Subjekte zu verbessern. Es bleibt abzuwarten, ob hierdurch ein effektives Instrument der Föderationsaufsicht geschaffen wurde oder ob hiermit ausschließlich andere politische Ziele mit einer Kampagne verfolgt werden. Der Rechtsformenzwang ist noch unterentwickelt. Fraglich ist z.B., welcher Natur der Rechtsakt sein muss, der die Rechte und Freiheiten der Menschen einschränkt (Art. 55 III VerfRF). Ausdrückliche Bestimmungen in der Verfassung, die einen Gesetzesvorbehalt vorsehen, wurden vom Verfassungsgericht ausgehebelt.

Gewaltenteilung

Die Verfassung der Russischen Föderation sieht eine horizontale und eine vertikale Gewaltenteilung vor. In der Föderation hat der Präsident (Art. 80 ff. VerfRF) durch seine exekutiven und legislativen Befugnisse eine äußerst starke Stellung. Dem Präsidenten stehen weitreichende Befugnisse bei der Ernennung und Entlassung der Regierung (Art. 83 a, c, e VerfRF) zu. Er kann die Geltung aller Akte der vollziehenden Gewalt bei Rechtswidrigkeit bis zu einer Gerichtsentscheidung suspendieren (Art. 85 Abs. 2 VerfRF). Zudem besitzt er durch seine Dekretmacht eine weitreichende Rechtssetzungskompetenz (Art. 90 VerfRF). Durch sein Vetorecht (Art. 107 Abs. 3 VerfRF) ist der Präsident in der Lage, die gesetzgeberischen Aktivitäten der Föderalversammlung zu blockieren und durch seine Dekrete zu ersetzen. Damit kann der Präsident zumindest zeitweise exekutive und legislative Befugnisse auf sich vereinen. Zwar ist die Unabhängigkeit, die Unabsetzbarkeit und die Unantastbarkeit der Richter vorbildlich normiert. Jedoch gibt es erheblich praktische Probleme. Da die Gerichte chronisch unterfinanziert sind, können sie ihre Aufgaben gar nicht oder nur in schlechter Qualität erfüllen. Es fehl am nötigsten: Heizung, Strom, Arbeitsmaterialien etc. Die notwendigen Ausgaben werden oft von den lokalen Behörden bestritten. Das wiederum führt zu tatsächlichen Abhängigkeiten, da auf diese Finanzierung kein Rechtsanspruch besteht. Der vertikalen Gewaltenteilung kommen die jüngsten russischen Reformen nicht gerade entgegen. Zwar soll die Einsetzung von sieben „bevollmächtigten Vertretern des Präsidenten“ dazu dienen, die Rechtskontrolle über die föderalen Subjekte zu verbessern. Jedoch ist durch die Einrichtung einer neuen zentralen Verwaltungseinheit (föderale Bezirke) in jedem Fall eine Schwächung des Föderalismus, d.h. der vertikalen Gewaltenteilung, zu konstatieren. In die gleiche Richtung zielt auch Projektberichte 88

die Neuregelung der Bildung des Föderationsrates. Gleichzeitig kann hierin auch eine Stärkung der Föderation gesehen werden, da der Gefahr des Sezession bzw. des Separatismus begegnet wird. Insgesamt sind in Russland, im Gegensatz zu den wesentlich weiter fortgeschrittenen mitteleuropäischen Beitrittskandidaten zur EU, erhebliche Defizite in der Transformation zum demokratischen Rechtsstaat zu konstatieren. Ob die Entwicklungen in der Russischen Föderation tatsächlich zur Umsetzung der in der Verfassung normierten Gebote von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit oder zu einer anderen hybriden Staatsform führen, ist jedoch offen.

Publikationen

Joerden, Jan C., 2000: „Rezension von: Klaus Marxen/Gerhard Werle, Die strafrechtliche Aufarbeitung von DDR-Unrecht. Eine Bilanz, Berlin und New York: Walter de Gruyter, 1999“. In: Jahrbuch für Recht und Ethik. Annual Review of Law and Ethics, 8. Joerden, Jan C., 1998: „Zur Verwendung von Rechtsfiguren in der politischen Diskussion um den Minderheitenschutz“. In: Humanitäres Völkerrecht, 4, 245-249. Joerden, Jan C., 1997: „Wird politische Machtausübung durch das heutige Strafrecht strukturell bevorzugt? Zugleich eine Besprechung von Wolfgang Naucke, Die strafjuristische Privilegierung staatsverstärkter Kriminalität.“ In: Goltdammer’s Archiv für Strafrecht, 144, 201-213. Joerden, Jan C., 1995: „Überlegungen zum Begriff des Unrechtsstaats. Zugleich eine Annäherung an eine Passage zur Staatstypologie in Kants Anthropologie“. In: Jahrbuch für Recht und Ethik 3, 253-265. Mögelin, Chris, 2001: Einleitung. Europa jenseits der Union?, in: Mögelin, Chris (Hrsg.), 2001: Investitionen ohne Grenzen. Niederlassungsfreiheit und Kapitalverkehr in der gesamteuropäischen Rechtspraxis. Investment without Borders. Freedom of Establishment and Movement of Capital within Pan-European Legal Practice, Frankfurt am Main u.a.: Peter Lang. Mögelin, Chris (Hrsg.), 2001: Investitionen ohne Grenzen. Niederlassungsfreiheit und Kapitalverkehr in der gesamteuropäischen Rechtspraxis. Investment without Borders. Freedom of Establishment and Movement of Capital within Pan-European Legal Practice, Frankfurt am Main u.a.: Peter Lang. Mögelin, Chris, 1999: „Die Osterweiterung der Europäische Union - Westeuropäische Rechtsstaatlichkeit vs. rechtsstaatliche Vorstellungen der mittel- und osteuropäischen Beitrittskandidaten - Versuch eines Vergleichs von Rechtsstaaten“. In: Hanns Martin Schleyer-Stiftung (Hrsg.): Europa als Union des Rechts: Eine notwendige Zwischenbilanz im Prozeß der Vertiefung und Erweiterung, Forschungsergebnisse im Überblick, ein Almanach junger Wissenschaftler, Köln. Mögelin, Chris, 1999: Die sozialistische Staats- und Rechtsordnung vor dem Hintergrund des westeuropäischen-atlantischen Rechtsstaatsbegriffs am Beispiel Rußlands. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 4/99. Mögelin, Chris, 1999: Ursprünge rechtsstaatlichen Denkens in den mittel- und osteuropäischen Staaten am Beispiel Rußlands. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 5/99. Mögelin, Chris, 1997: Die Rezeption des Rechtsstaats in Mittel- und Osteuropa. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 13/97.

Projektberichte 89

Öffentliche Finanzen und ökonomische Transformation in Osteuropa

Antragsteller

Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschafts- und Ordnungspolitik, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder))

Projektmitarbeiter

Dr. Dirck Süß, Dipl.-Volkswirt (01.03.1996 – 28.02.1999)

Thema des Projekts

INK 19 / A 1-1, Teilprojekt 2.1 des Antrags vom 24.03.1995

Berichtszeitraum

01.03.1996 – 31.07.2000

Förderzeitraum insgesamt

01.03.1996 – 28.02.1999

Qualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses

Dirck Süß: Privatisierung und öffentliche Finanzen: Zur politischen Ökonomie der Transformation. (Promotion am 14.07.2000; Erstgutachter: Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener)

Zusammenfassung

Als theoretischer Ausgangspunkt dienten Ansätze der Theorie der Verfügungsrechte und der Ordnungstheorie sowie Untersuchungen zur politischen Ökonomie der Privatisierung in Industrie- und Entwicklungsländern, wo fiskalische Motive stets ein wichtiger Faktor für Privatisierungsentscheidungen waren. Auf Basis dieser Ansätze wurde für die Transformationsländer abgeleitet, dass dort die entscheidende Frage der Privatisierungspolitik nicht lautet ob, sondern wie privatisiert werden soll und kann. Die unterschiedlichen Möglichkeiten bewegen sich zwischen den Polen „Verkaufen” und „Verschenken”. Je nachdem wie die Antwort auf diese Frage lautet, ist mit unterschiedlichen Auswirkungen auf die öffentlichen Finanzen zu rechnen. Analog zu den Industrie- und Entwicklungsländern wurden fiskalische Motive der Entscheidungsträger als wesentlicher Faktor für die Wahl der Privatisierungsstrategie angesehen. Als zentrale Hypothese wurde formuliert, dass, je Projektberichte 90

höher der staatliche Einnahmenbedarf aufgrund von Budgetdefiziten oder Auslandsverschuldung ist, desto eher werden Privatisierungsstrategien, in denen der Verkauf von Eigentumsrechten im Vordergrund steht, implementiert werden. Als weitere Restriktionen der Privatisierungsentscheidung wurden eigentumsrechtliche und politische Restriktionen eingeführt. Die Untersuchung der Privatisierungsprozesse in Polen, Ungarn und der Tschechischen Republik hat gezeigt, dass fiskalische Zwänge tatsächlich ein wichtiger Faktor für die Wahl von Privatisierungsstrategien in Transformationsländern sind. Es wurde allerdings auch deutlich, dass diese Zwänge eben nur ein Faktor sind und dass der tatsächliche Verlauf der Privatisierungsprozesse sich aus dem Zusammenwirken aller drei betrachteten Faktoren ergibt. Der Vergleich der Ergebnisse der Privatisierungsprozesse hat deutlich gemacht, dass die tatsächlichen Folgen einer bestimmten Privatisierungsstrategie für die öffentlichen Haushalte durchaus im Widerspruch zu den erwarteten oder intendierten Effekten stehen können. So gelang es in Tschechien, trotz einer umfangreichen Restitution und des breit angelegten Voucherprogramms, vergleichsweise hohe Privatisierungserlöse zu erzielen, während in Polen und zunächst auch in Ungarn die verkaufsorientierten Strategien nicht zu den erwünschten Einnahmen führten. Als wichtige Faktoren für die Höhe von Privatisierungserlösen wurden das Ausmaß an Wettbewerb innerhalb des Privatisierungsprozesses sowie die Stabilität des politischen Umfelds herausgearbeitet.

Projektberichte 91

Öffentliche Finanzen und ökonomische Transformation in Osteuropa

Ausgangslage

Im Zentrum der ökonomischen Transformation steht die Neuordnung des Verhältnisses von Staat und Wirtschaft. Zwei elementare Bereiche dabei sind die Reform der öffentlichen Finanzen und die Privatisierung. Beide stehen in einem engen Verhältnis zueinander: Einerseits hat die Privatisierung nachhaltige Auswirkungen auf die öffentlichen Einnahmen und Ausgaben; andererseits beeinflusst die Situation der öffentlichen Finanzen die Wahl der Privatisierungsstrategie. Im Rahmen des Projektes ging es um die politischen und ökonomischen Determinanten von Reformentscheidungen und Reformerfolg und damit, wie bei einer Reihe anderer FIT-Projekte, um die Politische Ökonomie von Reformen. Mit den öffentlichen Finanzen und der Privatisierung wurden Politikfelder analysiert, die auch Untersuchungsgegenstand anderer Projekte waren. Der Transfer von Eigentumsrechten vom Staat an Private ist einer der wichtigsten Bestandteile der Transformation von Wirtschaftssystemen „vom Plan zum Markt”. Mit der Privatisierung werden dabei eine Reihe von Zielen gleichzeitig verfolgt: Eine Änderung von Anreizstrukturen soll die einzel- und gesamtwirtschaftliche Effizienz steigern, gleichzeitig können bestimmte Privatisierungsmethoden als strategisches Instrument zur Sicherung politischer Unterstützung für die Fortführung des Transformationsprozesses eingesetzt werden. Darüber hinaus kann die Privatisierung einen wichtigen Beitrag zur Sanierung der öffentlichen Haushalte leisten: Die Kommerzialisierung und Liquidierung defizitärer Betriebe entlasten die Ausgabenseite, während durch den Verkauf staatlicher Unternehmen zusätzliche Einnahmen erzielt werden können. In den ehemals sozialistischen Ländern, die seit der Wende von 1989/90 groß angelegte Privatisierungsprogramme auf den Weg gebracht haben, dominierten zunächst ordnungspolitische Zielsetzungen die Privatisierungsentscheidungen, aber auch fiskalische Motive spielten eine Rolle. Ob die mit der Privatisierung verfolgten Ziele wie die Verbesserung von Anreizstrukturen, Förderung der Kapitalmarktentwicklung oder Generierung zusätzlicher Staatseinnahmen tatsächlich eintreten würden, war aufgrund der historischen Erstmaligkeit der zu bewältigenden Aufgabe ungewiss. Aufgrund von Erfahrungen, die erst während des Privatisierungsprozesses gewonnenen werden konnten, war daher mit Kurskorrekturen zu rechnen. In dem Projekt „Privatisierung und öffentliche Finanzen” wurden die Privatisierungsprozesse in Transformationsländern Mittel- und Osteuropas aus einer finanzwissenschaftlichen Sichtweise heraus analysiert. Folgende Fragen standen im Mittelpunkt: Wie haben fiskalische Zielsetzungen und Restriktionen die Entscheidung für bestimmte Privatisierungsmethoden beeinflusst? Wie wichtig waren diese Erwägungen im Vergleich zu anderen Faktoren? Welche Rolle hat die Entwicklung der öffentlichen Haushalte bei späteren Änderungen der verfolgten Strategie gespielt? Und schließlich: Wie haben sich die unterschiedlichen eingeschlagenen Privatisierungspfade tatsächlich auf die öffentlichen Finanzen ausgewirkt? Projektberichte 92

Vorgehensweise

Der theoretischen Ausgangspunkt der Analyse waren Ansätze aus den Theorieprogrammen der Neuen Politischen Ökonomik und der Institutionenökonomik, insbesondere der Property Rights Theorie. Die Neue Politische Ökonomik liefert das notwendige Instrumentarium, um das Ineinandergreifen von Politik und Ökonomie, das im Transformationsprozess im allgemeinen und bei der Privatisierung im besonderen, von großer Bedeutung ist, erfolgversprechend zu analysieren. Die Analyse der Entscheidungsträger (in der Regel Politiker) und ihrer jeweiligen Präferenzen (z. B. Durchsetzung von Reformen vs. Wiederwahl), der zur Wahl stehenden Alternativen (z. B. Verkauf vs. Massenprivatisierung) und der relevanten Restriktionen (insbesondere fiskalische und institutionelle) hat das Ziel, die Wahl der Privatisierungsstrategien zu erklären. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Budgetrestriktion (haushaltspolitische Zwänge) einen wichtigen Einfluss auf die Entscheidungen hat. Durch den Rückgriff auf die Institutionenökonomik sollte der Einfluss aus vergangenen Reformversuchen hervorgegangener institutioneller Arrangements (z. B. Mitspracherechte von Angestellten oder ein starker Einfluss des Managements) auf die Wahl der Privatisierungsstrategie berücksichtigt werden. Weiterhin liefert die Institutionenökonomik wichtige Ansatzpunkte für die plausible Erklärung der tatsächlichen fiskalischen Auswirkungen der jeweils verfolgten Privatisierungsstrategien. Den genannten Fragen wurde in einer vergleichenden Untersuchung Polens, der Tschechischen Republik und Ungarns nachgegangen. Dieses Vorgehen bot sich aus mehreren Gründen an: Einerseits weisen diese drei Länder eine Reihe von Gemeinsamkeiten, etwa hinsichtlich des Beginns der Transformationsphase, des wirtschaftlichen Entwicklungsstandes, des angestrebten Reformziels und der wichtigsten Merkmale des politischen Systems vor und während der Transformation auf. Diese Ähnlichkeiten gewährleisten die Vergleichbarkeit und machen gewonnene Aussagen bedingt generalisierbar. Andererseits unterscheiden sich die Länder hinsichtlich einiger wichtiger Variablen, wie etwa Lage der öffentlichen Haushalte und politische Stabilität während der Transformation oder bereits erfolgte Reformversuche vor Beginn der eigentlichen Systemtransformation. Dadurch konnten Erkenntnisse über die relative Bedeutung dieser Faktoren für den Verlauf und die Ergebnisse der Privatisierungsprozesse gewonnen werden. Zur Bearbeitung der genannten Fragestellungen wurde zunächst die Literatur zur politischen Ökonomie der Transformation und der Privatisierung, sowie zur Neuen Politischen Ökonomie, der Public Choice Theorie und zur Institutionenökonomik gesichtet. Parallel dazu erfolgte die Auseinandersetzung mit der Empirie der Privatisierungsprozesse in Mittel- und Osteuropa, insbesondere in den untersuchten drei Ländern. Hieraus ergaben sich die beiden zentralen Arbeithypothesen der Untersuchung, nämlich dass die Wahl der Privatisierungsstrategie von fiskalischen Faktoren beeinflusst wird und dass die Auswirkungen der Privatisierungsprozesse auf die öffentlichen Haushalte entscheidend vom jeweiligen Privatisierungspfad und den politisch- ökonomischen Bedingungen, unter denen sich diese Prozesse vollziehen, abhängen. Die durch Literaturstudium gewonnenen Erkenntnisse wurden durch mehrtägige Aufenthalte in Budapest, Prag und Warschau vertieft. Während dieser Aufenthalte wurden durch Expertengespräche mit Wissenschaftlern und mit in die Privatisierung involvierten Politikern und Bürokraten wichtige Projektberichte 93

politisch-ökonomische Hintergründe erforscht. Gleichzeitig konnte während der Anwesenheit vor Ort wichtiges empirisches Material gesammelt werden, das sonst kaum zugänglich gewesen wäre. Es wurde aber auch deutlich, dass sich bestimmte Fragestellungen, wie zum Beispiel die Auswirkungen der verschiedenen Privatisierungsstrategien auf die Steuereinnahmen, auf der Basis vorhandener und zugänglicher Daten nicht beantworten lassen.

Ergebnisse

Bis zum Beginn der 80er Jahre kamen Privatisierungen nur sehr sporadisch vor. Dann setzte ein Privatisierungsboom ein: Innerhalb eines Jahrzehnts wurden in verschiedensten Industrie- und Entwicklungsländern (Transformationsländer ausgenommen) über 7000 Unternehmen privatisiert. Ein Auslöser dieser Privatisierungswelle waren fiskalische Zwänge, denen die Entscheidungsträger unterlagen. Ein Ziel der Privatisierungspolitik bestand darin, durch den Verkauf von Unternehmen zusätzliche Staatseinnahmen zu erzielen oder durch die Privatisierung defizitärer Unternehmen die öffentlichen Haushalte zu entlasten. Unter idealtypischen Annahmen entspricht der Privatisierungserlös eines Unternehmens der abdiskontierten Summe der für die Zukunft erwarteten Gewinne (Barwert). Eine langfristige Konsolidierung der öffentlichen Finanzen kann dann – ceteris paribus – durch Privatisierung nicht erreicht werden. Werden die Erlöse für erhöhten oder gleichbleibenden Staatskonsum verwendet, verschlechtert Privatisierung die staatliche Vermögensposition. Werden die Erlöse für Investitionen oder die Rückzahlung öffentlicher Schulden eingesetzt, bleibt die Vermögensposition des Staates unverändert. Mit Hilfe der property rights-Theorie kann allerdings gezeigt werden, dass ein Unternehmen in Privateigentum effizienter arbeiten kann und somit höhere Gewinne als bei fortgesetztem Staatseigentum möglich sind. Dies schafft die Voraussetzungen für einen Privatisierungserlös, der über dem Barwert der möglichen Gewinne im Falle fortgesetzten Staatseigentums liegt. Die Privatisierung in Transformationsländern unterscheidet sich von der Privatisierung in Industrie und Entwicklungsländern durch das Ausmaß und den Ordnungsrahmen. In den Industrie- und Entwicklungsländern, in denen der Privatisierungsboom in den 80er Jahren begonnen hatte, lag der Anteil des öffentlichen Sektors am BIP meist unter 20 %. In den Transformationsländern hingegen war die überwiegende Mehrzahl der Unternehmen in Staatsbesitz. Die Privatisierungen in den Industrie- und Entwicklungsländern finden in einer grundsätzlich marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung statt. Die Privatisierung in den Transformationsländern findet unter Transformationsbedingungen, also vor dem Hintergrund des gleichzeitigen Wandels sämtlicher wirtschaftlicher Teilordnungen sowie der politischen und sozialen Rahmenbedingungen statt. Da die Erfahrungen aus Industrie- und Entwicklungsländern nur bedingt auf die Transformationsländer übertragbar sind, stellte sich dort die Frage nach der Privatisierungsstrategie, das heißt wie unter Transformationsbedingungen privatisiert werden sollte. Die Frage, ob überhaupt privatisiert werden sollte hingegen, war in den Transformationsländern von Beginn an unstrittig. Die Wahl der Privatisierungsstrategie in den Transformationsländern wurde von fiskalischen Zwängen und fiskalischen Zielsetzungen der jeweiligen Regierung bestimmt. In Ländern, in denen zu Beginn der Transformation die Verringerung von Budgetdefiziten und/oder der Abbau von Projektberichte 94

Auslandsverschuldung auf der Reformagenda stand, wurden für die Privatisierung Verkaufsansätze bevorzugt. Bestand hingegen im Bereich der öffentlichen Finanzen kein dringender Konsolidierungsbedarf, lag der Schwerpunkt der Privatisierungspolitik auf der unentgeltlichen Vergabe von Eigentumsrechten. Weitere Einflussfaktoren für die Wahl einer Privatisierungsstrategie waren die politischen Rahmenbedingungen und die Verteilung der Verfügungsrechte zu Beginn des Transformationsprozesses. Die Tatsache, dass in Polen und Ungarn aufgrund fiskalischer Zielsetzungen verkaufsorientierte Privatisierungsmethoden im Vordergrund standen, während in Tschechien die freie Vergabe von Eigentumsrechten den Schwerpunkt der Privatisierung bildete, spiegelt sich nicht in den Privatisierungserlösen wider. In Polen betrug die Höhe der Privatisierungserlöse im Zeitraum von 1991-1996 durchschnittlich 0,6 % des BIP. In Ungarn und Tschechien wurden im gleichen Zeitraum im Durchschnitt ca. 3 % des BIP erzielt. Dieses Ergebnis kann nur teilweise durch Unterschiede auf der Angebots- oder Nachfrageseite (unterschiedliche Größe der öffentlichen Sektoren, unterschiedlicher Stand des Privatisierungsprozesses, abweichende Gewinnerwartungen aufgrund verschiedener makroökonomischer Rahmendaten) erklärt werden. Der erlösmäßige Erfolg der tschechischen Privatisierung resultiert zum großen Teil aus dem institutionellen Design des Privatisierungsprogramms, das auf den Elementen Transparenz und Wettbewerb beruhte sowie den stabilen politischen Rahmenbedingungen, unter denen ein großer Teil des Privatisierungsprozesses verlief. Transparenz und Wettbewerb haben dazu geführt, dass die zur Bewertung der Unternehmen zur Verfügung stehenden Informationen bestmöglich genutzt werden konnten und es nicht zu einer vergünstigten Vergabe von Eigentumsrechten an Insider kam. Die zuverlässigen politischen Rahmenbedingungen haben die Gewinnerwartungen der Investoren stabilisiert.

Anwendungsperspektiven/Folgeuntersuchungen

Mögliche Anwendungsperspektiven der Ergebnisse liegen in der Politikberatung. Folgeuntersuchungen könnten sich mit einer Überprüfung der Ergebnisse auf breiterer empirischer Basis beschäftigen.

Kooperationspartner, wissenschaftliche Verwertung der Ergebnisse

Die Ergebnisse des Forschungsprojektes wurden auf mehreren nationalen und internationalen Konferenzen vorgetragen und publiziert. Innerhalb des FIT gab es eine Reihe von Schnittstellen mit anderen Projekten zur Politischen Ökonomie von Reformen (Frank Bönker, Katharina Müller) sowie zur Privatisierung (Rainer Gesell). Die daraus resultierende Kooperation mit anderen Projekten kam auch in gemeinsamer Publikationstätigkeit zum Ausdruck. Darüber hinaus haben Gastwissenschaftler am FIT (insb. László Csaba, Peter Mihályi) wichtige Inputs geliefert.

Publikationen

Gesell-Schmidt, Rainer, Katharina Müller und Dirck Süß, 1999: „Social Security Reform and Privatisation in Poland: Parallel Projects or Integrated Agenda?“ In: Osteuropa-Wirtschaft, 44 (4), 428ff. Projektberichte 95

Süß, Dirck, 2001: Privatisierung und öffentliche Finanzen: Zur politischen Ökonomie der Transformation. Stuttgart: Lucius & Lucius. Süß, Dirck, 2000: „Fiscal Aspects of Privatization: The Paradox of Privatization Revenues“. In: Rosenbaum, Eckehard F., Frank Bönker und Hans-Jürgen Wagener (Hrsg.), 2000: Privatization, Corporate Governance and the Emergence of Markets, Basingstoke/London: Macmillan, 50-66. Süß, Dirck, 1999: „Untangling the Paradox of Privatization Revenues“. In: M. Dimitrov, W. Andreff und L. Csaba (Hrsg.): Economies in Transition and the Variety of Capitalisms. Sofia, Gorex: 353-367. Süß, Dirck, 1998: „Fiscal Effects of Privatization - A Comparative Study of Poland, the Czech Republic and Hungary“. In: Economic Systems 22 (3), 305-309. Süß, Dirck, 1998: „Untangling the Paradox of Privatization Revenues“. In: W. Jurek (ed.): From Plan to Market - Selected Problems of the Transition: Proceedings of Łagów 1997. Poznań, Akademia Ekonomiczna w Poznaniu, 146-161. Süß, Dirck, 1997: „Privatisierung in Polen, der Tschechischen Republik und Ungarn: Das Erlösparadoxon und seine Auflösung“. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 15/97. Süß, Dirck, 1997: „Conflicting Aims of Privatization“. In: Sławińska, Maria (Hrsg.): From Plan To Market - Selected Problems of the Transition. Poznań: Akademia Ekonomiczna, 97-108.

Projektberichte 96

Die Politische Ökonomie der Reform der öffentlichen Finanzen in Osteuropa

Projektbearbeiter

Dipl.-Volkswirt, Dipl.-Politikwissenschaftler Frank Bönker (Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschafts- und Ordnungspolitik, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder); finanziert aus dem Haushalt der Universität)

Berichtszeitraum

01.03.1996 – 30.06.2001

Qualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses

Frank Bönker: The Political Economy of Fiscal Reform in Eastern Europe: A Comparative Analysis of Hungary, Poland and the Czech Republic. (Promotion im Sommer 2000; Erstgutachter: Prof. Dr. Claus Offe, HU Berlin)

Zusammenfassung

Das Projekt analysierte die Rolle politischer constraints bei der Haushaltskonsolidierung und der Reform der öffentlichen Finanzen in Polen, Ungarn und Tschechien nach 1989. Es konnte gezeigt werden, dass die beobachtbaren Unterschiede in der Entwicklung von Staatsausgaben, Staatseinnahmen und Haushaltsdefizite nicht allein ökonomische Ursachen haben, sondern in hohem Maße unterschiedliche politische Rahmenbedingungen reflektieren. Zugleich wurden eine Reihe gängiger Hypothesen zu den Determinanten der Reformfähigkeit überprüft. Schließlich wurde herausgearbeitet, dass die ökonomischen und politischen Bedingungen in den ersten Transformationsjahren in den Untersuchungsländern eher reformförderlich waren und die Durchsetzung von an sich „unwahrscheinlichen“ Reformen begünstigten.

Projektberichte 97

Die Politische Ökonomie der Reform der öffentlichen Finanzen in Osteuropa

Ausgangsfragen und Zielsetzung

Ausgangspunkt des Projektes war die Beobachtung, dass radikale ökonomische Reformen typischerweise mit vielfältigen politischen Widerständen konfrontiert und insofern „unwahrscheinlich“ sind. Dies wirft die Frage auf, unter welchen - ökonomischen wie politischen, institutionellen wie situativen - Bedingungen solche Reformen dennoch erfolgreich initiiert und konsolidiert werden können. Im Rahmen des Projektes wurde diese Frage am Beispiel der Haushaltskonsolidierung und der Reform der öffentlichen Finanzen in Polen, Ungarn und Tschechien nach 1989 untersucht. Als theoretischer Rahmen diente dabei vor allem die Literatur zur Politischen Ökonomie von Reformen, die in den letzten 10-15 Jahren an der Schnittstelle von Politikwissenschaft und Ökonomie entstanden ist. Im einzelnen wurden mit dem Projekt drei Zielsetzungen verfolgt: Erstens sollte untersucht werden, in welchem Maße unterschiedliche politische Rahmenbedingungen für die beobachtbaren Unterschiede in der Entwicklung von Staatsausgaben, Staatseinnahmen und Haushaltsdefiziten zwischen den drei Untersuchungsländern verantwortlich gewesen sind. Zweitens ging es darum, anhand einer vergleichenden Analyse unterschiedlicher Reformepisoden gängige Hypothesen zu den ökonomischen und politischen Bedingungen für die Durchsetzung von Reformen zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Drittens schließlich sollte der Frage nachgegangen werden, wie die besonderen Umstände der Transformationsperiode die Durchsetzbarkeit von Reformen beeinflusst haben und inwieweit es inzwischen zu einer „Normalisierung“ der Bedingungen für die Verwirklichung von Reformen gekommen ist.

Ergebnisse

Die Untersuchung erbrachte eine Reihe interessanter Ergebnisse: (i) Es zeigte sich, dass die unterschiedliche Entwicklung von Staatsausgaben, Staatseinnahmen und Haushaltsdefiziten in den drei Untersuchungsländern nur zum Teil mit Unterschieden in der Staatsverschuldung zu Beginn der Transformation, der Entwicklung des Sozialproduktes und der Arbeitslosigkeit sowie im Umfangs der Schattenwirtschaft erklärt werden kann. Neben diesen Größen spielen Unterschiede in den politischen constraints, mit denen die Reformer konfrontiert waren, und die damit verbundenen Unterschiede in der Radikalität der Reformen eine zentrale Rolle. Die zunächst niedrigen Haushaltsdefizite in Tschechien etwa lassen sich nicht allein auf vorteilhafte ökonomische Ausgangsbedingungen zurückführen, wie dies häufig getan wird, sondern waren auch Resultat einer reformförderlichen politischen Konstellation. (ii) Die Analyse bestätigt eine Reihe zentraler Befunde der Literatur zur Politischen Ökonomie von Reformen. Erstens zeigte der Vergleich Polens, Ungarns und Tschechiens eindrucksvoll, wie Krisen und Mandate windows of opportunity öffnen können, die es erlauben, auch im Falle heterogener Regierungen und starker institutioneller Beschränkungen an sich politisch diffizile Reformen zu Projektberichte 98

initiieren. Entsprechend legte die Analyse zweitens nahe, dass klare parlamentarische Mehrheiten und eine nicht durch Wahlen, präsidentielle Befugnisse oder Koalitionspartner eingeschränkte Position der Regierung keineswegs eine notwendige Bedingungen für die Durchführung von Reformen sind. Wie gezeigt werden konnte, ist es in Polen wie in der Tschechoslowakei in den ersten Jahren der Transformation auf ersten Blick schwachen Regierungen gelungen, weitreichende Maßnahmen durchzusetzen, und dies zum Teil nicht trotz, sondern gerade wegen der Fragmentierung des Parlamente und der Breite der Koalitionen. Dies heißt nun aber nicht, dass die traditionellen institutionellen Determinanten der staatlichen Reformfähigkeit keine Rolle spielen. Entscheidend ist vielmehr der Kontext, in dem um Reformen gerungen wird. Anders formuliert: klare parlamentarische Mehrheiten und geringe institutionelle Beschränkungen sind offensichtlich wichtiger für die Konsolidierung als für die Initiierung von Reformen, und sie spielen eine größere Rolle bei „präventiven“ Reformen als bei der Initiierung von Reformen unter akutem Problemdruck. Drittens schließlich verwies die Untersuchung nachdrücklich auf die Bedeutung, die der Existenz eines kohärenten change teams mit einer starken Position innerhalb der Regierung bei der Durchsetzung von Reformen zukommt. (iii) Mit Blick auf die Besonderheiten der Transformationsperiode bestätigte die Untersuchung die Einschätzung, dass zu Beginn des Transformation zumindest in den mittelosteuropäischen Ländern Bedingungen gegeben waren, die eine im Lichte der notorischen Widerstände gegen Reformen wie der Erfahrungen in den OECD- und Entwicklungsländern „unwahrscheinliche“ Durchsetzung von umfassenden Reformen möglich machten. In Osteuropa setzte der Zusammenbruch des alten Systems die Initiierung von Reformen mehr oder minder automatisch auf die Tagesordnung. Wo gut positionierte change teams existierten, konnten sie von der starken Honeymoon-Effekten zu Beginn der Transformation wie von der anfänglichen Schwäche von Interessengruppen profitieren. Im Falle der Reform der öffentlichen Finanzen war die „period of extraordinary politics“ (Balcerowicz) besonders lang. Hier unterstrichen die nach Start der Reformen auftretenden Finanzprobleme nur noch einmal die Notwendigkeit der Fortführung der Reformen. Nur so ist zu erklären, dass es in allen drei Untersuchungsländern - bei allen Verzögerungen - in im internationalen Vergleich kurzer Zeit gelungen ist, umfassende Steuerreformen zu verwirklichen und massive Kürzungen der realen Staatsausgaben vorzunehmen. Ein Blick auf die aktuelle Phase der Reformen deutet allerdings darauf hin, dass all die genannten Besonderheiten inzwischen an Bedeutung verloren haben. Zusammen mit dem fortgeschrittenen Stand der Reformen hat dies dazu beigetragen, dass die Entwicklung inzwischen eher unspektakulär verläuft und die aus den OECD-Ländern bekannten Assoziationen weckt. Positiv gewendet ist diese „Normalisierung“ zugleich aber ein Beleg dafür, wie weit die Transformation zumindest in den mittelosteuropäischen Ländern inzwischen fortgeschritten ist.

Kooperationen/Qualifikation

Im Rahmen des FIT gehörte die Untersuchung zu den Projekten zu den Erfolgsbedingungen von Reformen. Berührungspunkte gab es insbesondere mit den Projekten zur Rentenreform (Katharina Müller) sowie zum Zusammenhang von Privatisierung und öffentlichen Finanzen (Dirck Süß), die sich ebenfalls mit politischen Determinanten des Transformationsverlaufs beschäftigten, Fragen der Projektberichte 99

öffentlichen Finanzen berührten und zudem dasselbe Ländersample aufwiesen. Der Projektbearbeiter profitierte zudem von den Anregungen und Kontakten einer Reihe von Gastwissenschaftlern. Hier sind insbesondere László Csaba, Paul Gregory, Herman W. Hoen, Klaus Müller, Andreas Pickel und Jacek Rostowski zu nennen. (Zwischen-)Ergebnisse des Projekts wurden auf einer Reihe von Konferenzen im In- und Ausland vorgestellt. Sie schlugen sich in verschiedenen Publikationen nieder.

Publikationen

Bönker, Frank, 2001: „Staatliche Reformfähigkeit in der Transformation: Finanzpolitik in Polen, Tschechien und Ungarn nach 1989“. In: Schröter, Eckard (Hrsg.): Empirische Policy- und Verwaltungsforschung: Lokale, nationale und internationale Perspektiven. Opladen: Leske + Budrich, 167-180. Bönker, Frank, 2001: „Initiating and Consolidating Economic Reform: A Comparative Analysis of Fiscal Reform in Hungary, Poland and the Czech Republic, 1989-1999“. In: Beyer, Jürgen, Jan Wielgohs und Helmut Wiesenthal (eds.): Successful Transitions: Political Factors of Socio-Economic Progress in Postsocialist Countries. Baden-Baden: Nomos, 120-138. Bönker, Frank, (forthcoming): The Political Economy of Fiscal Reform in Eastern Europe: A Comparative Analysis of Hungary, Poland and the Czech Republic. Cheltenham/ Brookfield: Edward Elgar (erscheint demnächst).

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Ordnungspolitik in der Transformation am Beispiel der Umgestaltung von Systemen sozialer Sicherung

Antragsteller

Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschafts- und Ordnungspolitik, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)) Dr. Andreas Ryll, Dipl.-Volkswirt (Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschafts- und Ordnungspolitik, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder))

Projektmitarbeiter

Dr. Katharina Müller, Dipl.-Volkswirtin (01.03.1996 – 28.02.1999)

DFG-Geschäftszeichen

INK 19 / A 1-1, Teilprojekt 2.2. des Antrags vom 24.03.1995

Berichtszeitraum

01.03.1996 – 28.02.1999

Förderzeitraum insgesamt

01.03.1996 – 28.02.1999

Qualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses

Katharina Müller: The Political Economy of Pension Reform in Central-Eastern Europe. (Promotion am 10.02.1999; Erstgutachter: Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener)

Zusammenfassung

Die bisherigen Beiträge zur Politischen Ökonomie der Rentenreform betonten die Reformresistenz der staatlichen Umlagesysteme und die Unwahrscheinlichkeit eines fundamentalen Systemwechsels. Dagegen zeigt ein Blick nach Osteuropa, dass eine Teilprivatisierung der Alterssicherung durchaus möglich sein kann. Während die polnischen und ungarischen Reformer eine Teilprivatisierung der Alterssicherung nach lateinamerikanischem Vorbild durchführten, blieb die tschechische Rentenpolitik jedoch den europäischen Bismarck-Beveridge-Traditionen verhaftet. Das vorliegende Projekt Projektberichte 101

untersuchte die rentenpolitischen Reformpfade in diesen drei Transformationsländern und erklärte die divergierende Paradigmenwahl. Dabei wurde insbesondere der Frage nachgegangen, unter welchen Bedingungen fundamentale Rentenreformen möglich sind. Die Überschüsse des tschechischen Umlagesystems, die bis vor kurzem dem Staatshaushalt zuflossen, ließen es – anders als in Polen und Ungarn – nicht zu einer Konfrontation zwischen Finanz- und Sozialministerium kommen. Die rentenpolitischen Kompetenzen lagen also nach wie vor beim Sozialministerium, das traditionell einer staatlichen Alterssicherung verpflichtet ist. Gleichzeitig verhinderte die relativ niedrige Auslandsverschuldung Tschechiens, dass die Weltbank, die weltweit wichtigste Lobbyistin für eine Rentenprivatisierung, eine ähnlich starken paradigmatischen Einfluss wie in Ungarn und Polen ausüben konnte, wo sie im Verbund mit dem Finanzministerium agieren konnte. Die komparative Analyse der in den drei betrachteten Ländern gewählten Reformpfade zeigt also, dass der strukturell-institutionelle Kontext maßgeblich dafür verantwortlich ist, die Konstellationen und die Verhandlungsmacht der jeweiligen rentenpolitischen Akteure zu determinieren. Was die strukturellen Rahmenbedingungen betrifft, so bedingt die finanzielle Situation der existierenden staatlichen Umlagesysteme, ob das Sozialministerium der rentenpolitische Hauptakteur bleibt oder ob auch das Finanzministerium Einfluss auf diesen Politikbereich gewinnt. Darüber hinaus entscheidet die Höhe der Auslandsverschuldung darüber, ob die Weltbank den lokalen Reformprozess mitgestalten kann. Die genannten strukturellen Faktoren bedingen also, welche Akteure in den Prozess der Rentenreform involviert sind. Berücksichtigt man die paradigmatischen Präferenzen der potentiellen Hauptakteure, so lassen sich bei Kenntnis der jeweils resultierenden rentenpolitischen Akteurkonstellation Aussagen über das zu erwartende Reformergebnis in der Alterssicherung treffen. Radikale Rentenreformen werden dann politisch durchsetzbar, wenn das Sozialministerium mit seiner Orientierung an den Bismarck-Beveridge-Traditionen nicht alleine agiert, sondern auch das Finanzministerium und die Weltbank – zwei Akteure mit einer starken Präferenz für eine Privatisierung der Alterssicherung – Einfluss auf die rentenpolitische Reformagenda nehmen können.

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Ordnungspolitik in der Transformation am Beispiel der Umgestaltung von Systemen sozialer Sicherung

Ausgangsfragen und Zielsetzungen

Die Rentenversicherungen Osteuropas waren transformationsbedingten Belastungen ausgesetzt, die eine Reform der bestehenden Umlagesysteme notwendig erscheinen ließen. Mögliche rentenpolitische Reformoptionen unterscheiden sich im Hinblick auf das gewählte Finanzierungsverfahren (Umlage versus Kapitaldeckung) sowie die individualisierte bzw. intergenerational organisierte Vorsorge; insbesondere aber im Hinblick auf die Rollen, die dem Staat und dem Markt in der Alterssicherung zukommen. Der Schwerpunkt dieses Forschungsprojektes lag auf der Politischen Ökonomie der jüngsten Rentenreformen in Mittelosteuropa. Während die polnischen und ungarischen Reformer eine Teilprivatisierung der Alterssicherung nach lateinamerikanischem Vorbild durchführten, blieb die tschechische Rentenpolitik den europäischen Bismarck-Beveridge-Traditionen verhaftet. Das vorliegende Projekt untersuchte die rentenpolitischen Reformpfade in diesen drei Transformationsländern und erklärte die divergierende Paradigmenwahl.

Entwicklung der durchgeführten Arbeiten

Die Projektbearbeiterin wurde zum 1. März 1996 eingestellt. Zu Projektbeginn wurde zunächst eine inhaltliche und geographische Präzisierung des gestellten Forschungsthemas vorgenommen. Da die Projektbearbeiterin bereits gute Vorkenntnisse auf dem Gebiet der Rentenreform besaß, wurde entschieden, speziell diesen Bereich der sozialen Sicherung im Transformationskontext zu untersuchen. Gleichzeitig wurden Polen, Ungarn und Tschechien für die Durchführung von Fallstudien ausgewählt. Dabei handelt es sich im Vergleich zu anderen Transformationsländern um eine eher homogene Ländergruppe, die ein hohes Maß an politischer Stabilität und ökonomischen Reformfortschritten aufweist, was ähnliche Kontextfaktoren für eine Reform der sozialen Sicherung erwarten ließ. Darüber hinaus war das rentenpolitische Erbe in allen drei Ländern ebenfalls sehr ähnlich, was einen Vergleich der nach 1989 getroffenen Reformentscheidungen im Bereich der Alterssicherung erleichtern sollte. Von dem gewählten komparativen Ansatz erhofften wir uns einen zusätzlichen Erkenntnisgewinn. Die Projektarbeiten, mit denen im März 1996 begonnen wurde, umfassen zunächst eine Sichtung der vorhandenen Literatur zur Situation und Reform der Alterssicherung in Mittelosteuropa sowie die Kontaktaufnahme mit Wissenschaftlern und sozialpolitischen Akteuren in Polen, Ungarn und Tschechien. Gleichzeitig begann die Projektbearbeiterin mit dem Erlernen der polnischen Sprache, um die Forschungsarbeiten zu erleichtern. Hierzu besuchte sie 1996 und 1997 Sprachkurse an der Europa- Universität Viadrina sowie Intensivkurse in Łódź und Wrocław. Im Herbst 1996 sowie im Herbst 1997 führte sie jeweils mehrwöchige Feldforschungen in Polen, Ungarn und Tschechien durch. Diese umfassten umfangreiche Bibliotheksrecherchen, vor allem aber zahlreiche Experteninterviews in Ministerien, Rentenversicherungen, privaten Pensionsfonds, Forschungsinstituten, bei Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden und internationalen Organisationen. Diese Interviews und Projektberichte 103

Hintergrundgespräche dienten der Identifikation der Hauptakteure der jeweiligen Rentenreformen sowie dem besseren Verständnis der Kontextbedingungen und der resultierenden Paradigmenwahl. Relativ bald machte die Projektbearbeiterin dem deutschen und internationalen Fachpublikum erste Zwischenergebnisse zur Politischen Ökonomie der osteuropäischen Rentenreformen in Veröffentlichungen zugänglich. Darüber hinaus wurden diese auf Konferenzen im In- und Ausland zur Diskussion gestellt, was eine kritische Überprüfung der zentralen Projekthypothesen und Erkenntnisfortschritte ermöglichte und daher von besonderer Bedeutung für den Projekterfolg war. Überdies war die Teilnahme an diesen Konferenzen auch zur Knüpfung bzw. Pflege relevanter Kontakte mit osteuropäischen Rentenexperten unabdinglich. Im März 1998 veranstaltete das Frankfurter Institut für Transformationsstudien in Berlin den Workshop „Transformation of Social Security: Pensions in Central-Eastern Europe“, auf dem deutsche, polnische, ungarische und tschechische Rentenexperten zwei Tage lang interdisziplinär und länderübergreifend die Rentenreformen in Mittelosteuropa diskutierten. Die Ergebnisse wurden im Herbst 1999 als Sammelband in der Physica- Reihe „Contributions to Economics“ veröffentlicht (siehe Anlage). Trotz bisweilen schwieriger Arbeitsbedingungen vor Ort, die dem Transformationskontext sowie sprachlichen Barrieren geschuldet waren, verliefen die Feldforschungen insgesamt sehr positiv. Die Projektbearbeiterin stieß stets auf ein hohes Maß an Offenheit und Gesprächsbereitschaft. Von den polnischen, ungarischen und tschechischen Rentenexperten wurde sie großzügig mit wichtigen Hintergrundinformationen versorgt bzw. teilweise sogar durch logistische Hilfestellung unterstützt. Die damals entstanden wissenschaftlichen und persönlichen Kontakte, ohne die eine erfolgreiche Projektbearbeitung nicht möglich gewesen wäre, bestehen größtenteils noch heute fort. Bereits bei der ersten Runde der Feldforschungen im Herbst 1996 begann sich eine Gabelung der Reformpfade in der Untersuchungsregion abzuzeichnen: Während man in Polen und Ungarn auf eine Teilprivatisierung der Alterssicherung setzte, zeigten sich die tschechischen Sozialpolitiker einem solchen Paradigmenwechsel gegenüber abgeneigt. Die Erklärung der unterschiedlichen Reformpfade bei ähnlichen Rahmenbedingungen und sozialpolitischen Traditionen wurde damit zum Hauptgegenstand der Untersuchung. Gleichzeitig wurde deutlich, dass mit einer Implementierung der polnischen Reform erst gegen Projektende zu rechnen sein würde, so dass sich der Projektschwerpunkt von einer ursprünglich angedachten Evaluierung der jeweiligen Reformergebnisse hin zu einer komparativen Analyse der unterschiedlichen Reformprozesse verschob. Im akteurzentrierten Institutionalismus und der Politischen Ökonomie der Reformen („Political Economy of Policy Reform“) konnte ein geeignetes methodisches Instrumentarium für eine solche Untersuchung gefunden werden. Mit der vorgelegten Studie „The Political Economy of Pension Reform in Central-Eastern Europe“ konnte das Forschungsprojekt termingerecht Ende Februar 1999 abgeschlossen werden. Die Ergebnisse erschienen Ende 1999 als Monographie im britischen Verlag Edward Elgar (siehe Anlage).

Darstellung der erreichten Ergebnisse

Während die Rentenversicherungen der drei betrachteten Transformationsländer gleichermaßen einem strukturellen Reformdruck ausgesetzt waren, unterscheidet sich der in Polen und Ungarn eingeschlagene Reformpfad in paradigmatischer Hinsicht deutlich vom tschechischen Fall. Der Klaus- Projektberichte 104

Regierung gelang es im Kontext einer sehr günstigen Arbeitsmarktlage, das staatliche Alterssicherungssystem Tschechiens soweit zu stabilisieren, dass es Überschüsse auswies. Hingegen verschärfte sich die finanzielle Krise der öffentlichen Rentenversicherungen Polens und Ungarns in den Jahren nach dem Systemwechsel, und die Durchsetzung der erforderlichen Reformmaßnahmen - wie etwa die Erhöhung des Rentenalters oder die Abschaffung von Sonderrechten - erwies sich in beiden Ländern als schwierig. Gleichzeitig forderten marktradikale Stimmen in beiden Ländern die Abschaffung des staatlichen Umlagesystems, an dessen Stelle private, kapitalgedeckte Pensionsfonds nach chilenischem Vorbild treten sollten. In Polen und Ungarn kam es insbesondere zwischen dem Sozialministerium, den Bismarck- Beveridge-Traditionen verhaftet, und dem Finanzministerium, das sich am Leitbild des „chilenischen Modells“ orientierte, zu einem rentenpolitischen Richtungsstreit. Die neoliberalen Ökonomen des Finanzressorts erhielten in Polen und Ungarn dadurch ein rentenpolitisches Mitspracherecht, dass die staatlichen Alterssicherungssysteme in beiden Ländern zur Finanzierung ihrer Defizite regelmäßig auf Staatszuschüsse angewiesen waren. Aufgrund der hohen Auslandsverschuldung Polens und Ungarns hatte auch die Weltbank, die weltweit wichtigste Lobbyistin für eine Privatisierung der Alterssicherung, in beiden Ländern einen beträchtlichen Einfluss bei der rentenpolitischen Modellauswahl. Schließlich einigte man sich sowohl in Polen als auch in Ungarn auf ein Mischsystem, in dem die staatliche Rentenversicherung zwar weiterbesteht, aber durch neuzuschaffende private Pensionsfonds mit obligatorischem Charakter ergänzt wird („argentinisches Modell“). In Ungarn trat diese Teilprivatisierung der Alterssicherung Anfang 1998 in Kraft, in Polen Anfang 1999. Wie lässt sich nun der hiervon abweichende, viel moderatere rentenpolitische Kurs in Tschechien erklären? Die bis 1996 aufgelaufenen Überschüsse des tschechischen Umlagesystems, die jahrelang dem Staatshaushalt zuflossen, ließen es – anders als in Polen und Ungarn – nicht zu einer Konfrontation zwischen Finanz- und Sozialministerium kommen. Die rentenpolitischen Kompetenzen liegen also nach wie vor beim Sozialministerium, so dass die Orientierung an den Modellen von Bismarck und Beveridge unangefochten blieb. Gleichzeitig verhinderte die relativ niedrige Auslandsverschuldung Tschechiens, dass die Weltbank einen ähnlich starken paradigmatischen Einfluss wie in Ungarn und Polen ausüben konnte. Die komparative Analyse der in den drei betrachteten Ländern gewählten Reformpfade zeigt, dass der strukturell-institutionelle Kontext maßgeblich dafür verantwortlich ist, das Set und die Verhandlungsmacht der jeweiligen rentenpolitischen Akteure zu determinieren. Was die strukturellen Rahmenbedingungen betrifft, so bedingt die finanzielle Situation der existierenden staatlichen Umlagesysteme (Überschuss oder Defizit), ob das Sozialministerium der rentenpolitische Hauptakteur bleibt oder ob auch das Finanzministerium Einfluss auf diesen Politikbereich gewinnt. Darüber hinaus entscheidet die Höhe der Auslandsverschuldung darüber, ob die Weltbank - ein zentraler Akteur in der internationalen Rentenreformarena - den lokalen Reformprozess mitgestalten kann. Die genannten strukturellen Faktoren bedingen also, welche Akteure in den Prozess der Rentenreform involviert sind. Berücksichtigt man die paradigmatischen Präferenzen der potentiellen Hauptakteure, so lassen sich bei Kenntnis der jeweils resultierenden rentenpolitischen Akteurkonstellation bereits Aussagen über das zu erwartende Reformergebnis in der Alterssicherung treffen. Radikale Rentenreformen werden dann politisch durchsetzbar, wenn das Sozialministerium mit seiner Orientierung an den Bismarck- Projektberichte 105

und Beveridge-Traditionen nicht alleine agiert, sondern auch das Finanzministerium und die Weltbank – zwei Akteure mit einer starken Präferenz für eine Privatisierung der Alterssicherung – Einfluss auf die rentenpolitische Reformagenda nehmen können. Während die grundlegende rentenpolitische Paradigmenwahl im transformationsbedingten Kontext schwacher intermediärer Akteure von den genannten Protagonisten weitgehend autonom getroffen werden kann, werden die lokalen Reformdetails im nun folgenden Verhandlungsprozess mit lokalen Nebenakteuren, wie Gewerkschaften und Rentnerverbänden, festgelegt. Die Zugeständnisse der Rentenreformer betreffen jedoch lediglich die Reformen innerhalb des staatlichen Umlagesystems, während die Grundsatzentscheidung für oder gegen eine Rentenprivatisierung nicht zur Disposition gestellt wird. Es ist bemerkenswert, dass der Widerstand gegen die von den polnischen und ungarischen Reformern gewählte Teilprivatisierung der bestehenden Alterssicherungssysteme deutlich geringer ausfiel als bei früheren Rentenreformen, die sich darauf beschränkten, Reformen innerhalb des Umlagesystems durchzusetzen. Obwohl letztere den zugrundeliegenden Sozialvertrag weniger radikal verändern, haben sie den politökonomischen Nachteil, dass die Einschnitte für die Bevölkerung sehr transparent sind. Dagegen weist der in Polen und Ungarn eingeschlagene gemischte Reformpfad nach argentinischem Vorbild eine Reihe von strategischen Potentialen auf, die u.a. zu einer asymmetrischen Perzeption von Vor- und Nachteilen der radikalen Reform führen und dadurch deren Akzeptanz erhöhen.

Diskussion der Ergebnisse im Hinblick auf Forschungsstand, Anwendungsperspektive, Folgeuntersuchungen

Die bisherigen volkswirtschaftlichen und politikwissenschaftlichen Beiträge zur Politischen Ökonomie der Rentenreform betonten die Reformresistenz der bestehenden Umlagesysteme und die Unwahrscheinlichkeit eines fundamentalen Systemwechsels. Dagegen zeigte die jüngste rentenpolitische Empirie in Osteuropa, dass eine Teilprivatisierung der Alterssicherung durchaus politisch durchsetzbar sein kann. Die vorliegende Untersuchung ging daher der Frage nach, unter welchen strukturell-institutionellen und akteursbezogenen Bedingungen fundamentale Rentenreformen möglich sind. Dabei war sie in erster Linie von der Forschungsheuristik des Akteurzentrierten Institutionalismus inspiriert, wie sie von Renate Mayntz und Fritz W. Scharpf entwickelt wurde. Zusätzlich wurden Erkenntnisse aus der jüngsten Literatur zur Politischen Ökonomie der Reformen sowie zur politikwissenschaftlichen Sozialpolitikforschung berücksichtigt. Hingegen schienen die vorliegenden volkswirtschaftlichen Arbeiten zur politischen Ökonomie der Alterssicherung, die i.d.R. auf der Basis von Medianwählermodellen argumentieren, zur Erklärung des radikalen Paradigmenwechsels in der mittelosteuropäischen Alterssicherung wenig geeignet. Bei der Analyse der Durchsetzbarkeit des rentenpolitischen Paradigmenwechsels, der sich in Osteuropa und Lateinamerika in immer mehr Ländern vollzieht, handelte es sich also um eine Forschungslücke. Zu deren Schließung konnte das vorliegende Projekt beitragen, indem eine Kombination von akteurbezogenen und strukturellen Faktoren zur Erklärung der Unterschiede in der Paradigmenwahl herangezogen wurde. Dabei wurde die Reform der Alterssicherung erstmals mit dem Ansatz der Politischen Ökonomie der Reformen untersucht, der bisher vorwiegend auf einen Projektberichte 106

makroökonomischen Paradigmenwechsel, nicht aber auf sektorale Politiken Anwendung fand. Das an der Schnittstelle von Ökonomie und Politik angesiedelte Projekt leistete auf der Basis der interregionalen empirischen Analyse einen auch theoretisch relevanten Beitrag zur Politischen Ökonomie der Reformen als „Theorie mittlerer Reichweite“. Die internationale Anerkennung für die erzielten Forschungsergebnisse kam in zwei Wissenschaftspreisen zum Ausdruck, die die Projektbearbeiterin im Herbst 2000 für die Studie „The Political Economy of Pension Reform in Central-Eastern Europe“ entgegennehmen durfte. Im September 2000 wurde ihr in Barcelona der EACES Award 2000 verliehen, der alle zwei Jahre von der European Association for Comparative Economic Studies (EACES) auf dem Gebiet der vergleichenden Wirtschaftsforschung und der Transformationsökonomie vergeben wird. Im November 2000 erhielt sie in Denver, Colorado, den 2000 Ed A. Hewett Prize, den die American Association for the Advancement of Slavic Studies (AAASS) alljährlich für eine herausragende Veröffentlichung zur politischen Ökonomie Osteuropas und der ehemaligen Sowjetunion vergibt. Darüber hinaus trug das mit DFG-Mitteln geförderten Forschungsprogramm zur politischen Ökonomie der Rentenreform zur Vernetzung der an dieser Frage interessierten Wissenschaftler im In- und Ausland bei, nicht zuletzt durch den im März 1998 in Berlin veranstalteten Workshop „Transformation of Social Security: Pensions in Central-Eastern Europe“. Im April und Mai 2001 fanden schließlich die beiden ersten internationalen Konferenzen zur politischen Ökonomie der Rentenreform statt. Dies dokumentiert das steigende wissenschaftliche Interesse an diesem interdisziplinären, innovativen Forschungsgebiet sowie die Genese einer einschlägigen Research Community. Die Tatsache, dass eine dieser Tagungen von der Weltbank mitorganisiert wurde, unterstreicht die auch praktische Relevanz der Forschungsanstrengungen zur politischen Durchsetzbarkeit radikaler Rentenreformen. Am Frankfurter Institut für Transformationsstudien konnte unmittelbar nach Abschluss des mit DFG-Mitteln geförderten Forschungsvorhabens eine auf drei Jahre angelegte Folgeuntersuchung beginnen, die von der Volkswagen-Stiftung gefördert wird. Auf der Basis der gewonnenen Erkenntnisse führt die Projektbearbeiterin nun einen rentenpolitischen Osteuropa-Lateinamerika- Vergleich durch. Dabei wird die in diesen beiden Regionen zu beobachtende Privatisierung der Alterssicherung, die nach sehr ähnlichem Muster verlief, komparativ untersucht, wobei wiederum die Politische Ökonomie im Zentrum des Forschungsinteresses steht. Außerdem ist darauf hinzuweisen, dass bei der Budapester Vertretung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO-CEET) im Frühjahr 2001 ein von der französischen Regierung gefördertes Forschungsvorhaben zur slowenischen und tschechischen Rentenreform anlief, das sich explizit auf unsere Ergebnisse bezieht und in das die Projektbearbeiterin auf ausdrücklichen Wunsch der ILO-CEET als Expertin eingebunden wurde. Hierbei geht es darum, zu erklären, weshalb es in diesen beiden Transformationsländern bisher nicht zur Übernahme der rentenpolitischen Orthodoxie gekommen ist.

Beitrag zu den Ergebnissen des Projektes

Das Projekt wurde von Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener geleitet, der gemeinsam mit Dr. Andreas Ryll, damals Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Wagener, die wissenschaftliche Projektbegleitung übernahm. Die Projektbearbeiterin, Dr. Katharina Müller, erfuhr auch von Dr. Frank Bönker, Projektberichte 107

Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl Wagener, wertvolle theoretische und konzeptionelle Anregungen. Die tatkräftige Unterstützung der Projektbearbeiterin durch polnische, ungarische und tschechische Rentenexperten, die jenseits formaler Kooperationsbeziehungen maßgeblich zum Projekterfolg beitrugen, ist ebenfalls zu betonen. Innerhalb des Instituts kooperierte die Projektbearbeiterin insbesondere mit Rainer Gesell-Schmidt und Dirck Süß.

Publikationen

Gesell, Rainer/Müller, Katharina/Süß, Dirck, 1999: „Social Security Reform, Privatisation, and the Promise of uwłaszczenie: An analysis of competing proposals“. In: Schroeder, Jerzy (Hrsg.): From Plan To Market - Selected Problems of the Transition. Proceedings of Lubniewice ‘98. Poznań: Akademia Ekonomiczna, 14-35. Gesell-Schmidt, Rainer/Müller, Katharina/Süß, Dirck, 1999: „Social Security Reform and Privatisation in Poland: Parallel Projects or Integrated Agenda?“. In: Osteuropa-Wirtschaft, 44 (4), 428-450. Müller, Katharina, 2001: „Conquistando el Este: Los modelos previsionales latinoamericanos en los países ex socialistas“. In: Socialis. Revista Latinoamericana de Políticas Sociales, 4, 39-52. Müller, Katharina, 2001: „Die neue Rentenorthodoxie in Lateinamerika und Osteuropa“. In: Jäger, Johannes/Melinz, Gerhard/Zimmermann, Susan (Hrsg.): Sozialpolitik in der Peripherie. Entwicklungsmuster und Wandel in Lateinamerika, Afrika, Asien und Osteuropa. Frankfurt/Main und Wien: Brandes&Apsel und Südwind, 239-255. Müller, Katharina, 2001: „Die Politische Ökonomie der Rentenreform in Mittelosteuropa“. In: Kontraste. Presse- und Informationsdienst für Sozialpolitik, September 2000, 5-6. Müller, Katharina, 2001: „The Politics of Pension Reform in East-Central Europe“. In: Beyer, Jürgen/Wielgohs, Jan/Wiesenthal, Helmut (Hrsg.): Successful Transitions. Political Factors of Socio-Economic Progress in Postsocialist Countries. Baden-Baden: Nomos, 195-222. Müller, Katharina, 2001: „The political economy of pension reform in eastern Europe“. In: International Social Security Review, 54 (2-3), 57-79; zugleich als „Die Politische Ökonomie der Rentenreformen in Osteuropa“ in Internationale Revue für Sociale Sicherheit, 54 (2-3), 65-91, sowie als „Les reformes de la prévoyance vieillesse en Europe orientale: analyse politico-économique“ in Revue internationale de la sécurité sociale, 54 (2-3), 69-94, und als „La economía política de la reforma de los sistemas de pensiones en Europa oriental“ in Revista Internacional de Seguridad Social, 54 (2-3), 69-96. Müller, Katharina, 2001: „Pension Reforms in Transition Countries: Lessons for the West?“. Erscheint in griechischer Übersetzung in: National Labour Institute (Hrsg.): The Challenge of Demographic Ageing and the Knowledge-Based Society. Athen: NLI. Müller, Katharina, 2001: „Pension Reforms in Central and Eastern Europe & the Former Soviet Union“. Erscheint in polnischer Übersetzung in: Polityka Społeczna. Müller, Katharina, 2000: „A magyar nyugdíjreform politikai gazdaságtana. Összehasonlízó megközelítés“. In: Augusztinovics, Mária (Hrsg.): Körkep reform után. Tanulmányok a nyugdíjrendszerröl. Budapest: Közgazdasági Szemle Alapítvány, 51-81. Müller, Katharina, 2000: „Actor Constellations and Paradigm Choices in East European Pension Reform“. In: Economic Systems, 24 (4), 2000, 375-379. Müller, Katharina, 2000: „Altern in der Dritten Welt“. In: Betz, Joachim/Brüne, Stefan (Hrsg.): Jahrbuch Dritte Welt 2001. München: C. H. Beck, 32-46. Müller, Katharina, 2000: „Die Reform der Alterssicherung in den östlichen Transformationsländern: Eine Zwischenbilanz“. In: Deutsche Rentenversicherung, 5/2000, 139-152. Müller, Katharina, 2000: „Les pays en transition: la reforme des retraites, dix ans après“. In: Retraite et Société, 29, März 2000, 21-37. Projektberichte 108

Müller, Katharina, 2000: „Ten Years After: Pension Reforms in Central and Eastern Europe & the Former Soviet Union“. In: WIIW Monthly Report 2000/1, 20-29. Müller, Katharina, 2000: „Von Rentnern und Rentiers“. In: Politische Vierteljahresschrift, XXXXI (1), 2000, 147-152. Müller, Katharina, 2000: „Reforma previdenciária no Leste Europeu: atores, estruturas e paradigmas“. In: Planejamento e Políticas Públicas (PPP), No. 22, 145-172. Müller, Katharina, 1999: „Az ‘új nyugdíj-ortodoxia’ és ami mögötte van - a nyugdíjrendszer átalakítása Közép- és Kelet-Európában“. In: Külgazdaság, 43, Juli-August 1999, 96-113. Müller, Katharina, 1999: „Pension Reform Paths in Comparison: The Case of Central-Eastern Europe“. In: Czech Sociological Journal, VII (1), 51-66. Müller, Katharina, 1999: „Structural Settings, Political Actors and Paradigmatic Outcomes in Central- Eastern European Pension Reforms“. In: Müller, Katharina/Ryll, Andreas/Wagener, Hans-Jürgen (Hrsg.): Transformation of Social Security: Pensions in Central-Eastern Europe. Heidelberg: Physica, 291-305. Müller, Katharina, 1999: The Political Economy of Pension Reform in Central-Eastern Europe. Cheltenham, UK and Northampton, MA, USA: Edward Elgar. Müller, Katharina, 1998: „Altersvorsorge und Aktienrisiko. Das neue Jahr bringt für Polen und Ungarn eine radikale Rentenreform“. In: FREITAG 3, 09.01.1998, 10. Müller, Katharina, 1998: „Blueprints of Pension Reform in Hungary and Poland“. In: Jurek, Witold (Hrsg.): From Plan To Market - Selected Problems of the Transition. Proceedings of Łagów ‘97. Poznań: Akademia Ekonomiczna, 90-98. Müller, Katharina, 1998: „Postsozialistische Sozialpolitik: Der Fall der Alterssicherung“. In: INITIAL. Zeitschrift für sozialwissenschaftlichen Diskurs, 9(2/3), 159-169. Müller, Katharina, 1998: „Reforma emerytalna od zaraz“. In: Asekuracja & Re 12/98, 36-37. Müller, Katharina, 1998: „Reformy emerytalne w Niemczech“. In: Przegląd Ubezpieczeń Społecznych 32(10), 21-23. Müller, Katharina, 1998: „Shall We Forget the Latin American Precedents?“ Transition (9)5, 29 Müller, Katharina, 1998: The „New Pension Orthodoxy“ and Beyond: Transforming Old Age Security in Central-Eastern Europe. KOPINT-DATORG Discussion Paper No. 50, March 1998, Budapest. Müller, Katharina, 1998: „Transformation als Lateinamerikanisierung? Die neue rentenpolitische Orthodoxie in Ungarn und Polen“. In: PROKLA, 28(3), 459-483. Müller, Katharina, 1998: „Vom Staat zum Markt? Rentenreformen in Mittelosteuropa“. In: Staatswissenschaften und Staatspraxis, (9) 2, 1998, 161-187. Müller, Katharina, 1997: „Das ‘argentinische Modell’ für Mittelosteuropa?“ In: Lateinamerika. Analysen- Daten-Dokumentation, 14(36), 129-136. Müller, Katharina, 1997: „Pension reform in the Czech Republic, Hungary, and Poland: A comparative view“. In: Stropnik, Nada (Hrsg.): Social and Economic Aspects of Ageing Societies: An Important Social Development Issue, Ljubljana: IUCISD, 224-234. Müller, Katharina, 1997: „Pensions: The ‘Chilean Model’ for Central-Eastern Europe?“ In: Sławińska, Maria (Hrsg.): From Plan To Market - Selected Problems of the Transition. Poznań: Akademia Ekonomiczna, 59-68. Müller, Katharina/Ryll, Andreas/Wagener, Hans-Jürgen (Hrsg.), 1999: Transformation of Social Security: Pensions in Central-Eastern Europe. Heidelberg: Physica. Müller, Katharina/Ryll, Andreas/Wagener, Hans-Jürgen, 1999: „Introduction: Transforming Social Security - Pensions in Central-Eastern Europe“. In: Dies. (Hrsg.): Transformation of Social Security: Pensions in Central-Eastern Europe. Heidelberg: Physica, 1999, 1-9. Projektberichte 109

Wagener, Hans-Jürgen, 2001: The Welfare State in Transition Economies and Accession to the EU, EUI Working Papers RSC No. 2001/1, Florenz. Wagener, Hans-Jürgen, 1999: „Social Security: A Second Phase Transformation Phenomenon?“ In: Müller, Katharina/Ryll, Andreas/Wagener, Hans-Jürgen (Hrsg.), 1999: Transformation of Social Security: Pensions in Central-Eastern Europe. Heidelberg: Physica,13-30. Projektberichte 110

Transformation und Integration: Die Osterweiterung der Europäischen Union

Antragsteller

Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschafts- und Ordnungspolitik, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder))

Projektmitarbeiter

Dipl.-Volkswirt Heiko Fritz (finanziert aus den Haushaltsmitteln der Universität)

Berichtszeitraum

01.01.1997 – 30.06.2001

Qualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses

Heiko Fritz: Der Einfluss nationaler Interessengruppen auf die EU-Handelspolitik. (Promotion beabsichtigt; Erstgutachter: Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener)

Zusammenfassung

Die (Re-)Integration der mittel- und osteuropäischen Länder (MOEL) in die Weltwirtschaft gehört zu den grundlegenden Zielen der Transformation. Gleichzeitig kann die außenwirtschaftliche Öffnung ein wichtiges Instrument zur Durchsetzung anderen Ziele der Transformation sein: Handelsliberalisierung ist elementarer Bestandteil der Preisfreigabe für handelbare Güter, Direktinvestitionen leisten einen Beitrag zur Privatisierung ebenso wie die Wahl eines geeigneten Währungsregimes zur Stabilisierung der Volkswirtschaft beitragen kann. Aufgrund ihrer geographischen Nähe und ihrer wirtschaftlichen wie politischen Erfolgsgeschichte ist die Europäische Union (EU) der naheliegende Fixpunkt für die MOEL. Das erklärte Ziel der EU und der MOEL ist die Vollmitgliedschaft. Anhand verschiedener Problembereiche untersucht das Forschungsprojekt den Prozess der Integration sowie seine ökonomischen und institutionellen Auswirkungen in den MOEL und der EU.

Projektberichte 111

Transformation und Integration: Die Osterweiterung der Europäischen Union

Die Systemtransformation in mittel- und osteuropäischen Ländern (MOEL) und ihre Re-Integration in die Weltwirtschaft sind parallel ablaufende Prozesse, die sich gegenseitig verstärken und teilweise einander bedingen. Außenwirtschaftliche Liberalisierung ist per se eine wichtige Komponente der Wirtschaftspolitik in der Transformation. Sie erlaubt und beschleunigt den Strukturwandel der Transformationsökonomie gemäß ihren komparativen Vorteilen. Durch den Import von Investitionsgütern und die Einführung moderner Technologien kann eine Modernisierung des Angebotssektors erreicht werden. Darüber hinaus kann außenwirtschaftliche Liberalisierung als Instrument zur Durchsetzung von Zielen auf anderen Gebieten der Transformationspolitik angesehen werden. Kapitalimporte aus dem Ausland können eine wichtige Rolle bei der Privatisierung von Unternehmen spielen und dadurch auch einen Beitrag zur Konsolidierung der öffentlichen Finanzen leisten. Die Wahl eines geeigneten Währungssystems kann eine wichtige Stabilisierungsfunktion für die Transformationsökonomie einnehmen. Der Europäischen Union (EU) kommt eine herausragende Bedeutung in diesem Zusammenhang zu. Sie ist aufgrund ihrer geographischen Nähe ein natürlicher Handelspartner der MOEL und als solcher ein wichtiger Akteur in Fragen der außenwirtschaftlichen Liberalisierung, zumal diese in der Regel reziprok abläuft. Aus ökonomischer Sicht ist die EU in erster Linie ein gemeinsamer Markt mit Regulierungen oder Harmonisierung in verschiedenen Politikbereichen, die ein levelled playing field sichern sollen. So wird der Nutzen aus der Osterweiterung für die MOEL häufig im ungehinderten Zutritt zum Gemeinsamen Markt der EU gesehen, allen voran im steigenden Güterhandel. Die Liberalisierung des Handels zwischen der EU und den MOEL erfolgt selektiv. Nach der Ausdehnung des Allgemeinen Präferenzsystems der EU und dem Abschluss von Handels- und Kooperationsabkommen unterzeichnete die EU seit Ende 1991 mit 10 MOEL Assoziierungsabkommen, deren Ziel u.a. die graduelle Errichtung von Freihandelszonen (FHZ) ist. Der Abbau von Handelshemmnissen erfolgt mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten in Abhängigkeit vom Handelspartner und vom gehandelten Gut. Wie Fritz und Hoen (2000) gezeigt haben, stellen die verbleibenden Handelsbeschränkungen in der Übergangsperiode bis zur Errichtung der FHZ jedoch kaum reale Hemmnisse für industrielle Produkte dar. Quoten weisen häufig nur einen geringen Auslastungsgrad auf, Zölle sind auf wenige Produktbereiche beschränkt und für Halbfertigprodukte im Rahmen des Passiven Veredelungsverkehrs weitgehend aufgehoben. Allerdings gehen hiervon Anreizwirkungen auf die Restrukturierung des Angebotssektors der Transformationsstaaten aus. Der Ausbau arbeitsintensiver Produktion mit vielfach geringer Wertschöpfung wird handelspolitisch forciert. Das bereits relativ hohe Niveau des intra-industriellen Handels – in der Regel ein Kennzeichen hochentwickelter Volkswirtschaften – sollte deshalb mit Vorsicht interpretiert werden. Auch wenn von keiner nennenswerten Diskriminierung von industriell gefertigten Produkten der MOEL auf dem EU-Markt die Rede sein kann, bleibt das Außenhandelsmotiv doch ein wichtiges Argument für den EU-Beitritt. In dem Maße, in dem die Erweiterung zu einem Wachstumsschub in Projektberichte 112

den MOEL führt, ist mit wachstumsinduzierter Handelsausweitung zu rechnen. Nicht nur vor diesem Hintergrund, sondern auch mit Blick auf die Reduzierung möglicher politischer Interessenkonflikte im Zusammenhang mit der EU-Osterweiterung erlangt die Frage der Konvergenz der Pro-Kopf- Einkommen eine besondere Bedeutung. Die Komplexität dieser „Rückkehr nach Europa“ untersucht Wagener (2000). Die EU hat insgesamt aber mehr zu bieten als einen gemeinsamen Markt. Das Europäische Regelwerk setzt für Transformationsstaaten bestimmte constraints für die ordnungspolitische Ausrichtung der Wirtschaftspolitik, und die nationalen institutionellen Umsetzungen in den Mitgliedstaaten der EU können als blueprints für den Aufbau von Institutionen in den Transformationsstaaten angesehen werden. Dabei ist für einzelne Sektoren zu prüfen, inwieweit ein Institutionentransfer hilfreich und notwendig ist. Auf dem Gebiet der Sozialpolitik etwa hat die EU vergleichsweise wenig zu bieten. Entsprechend unterschiedlich sind die sozialen Sicherungssysteme der Mitgliedstaaten und entsprechend groß der Freiheitsgrad der MOEL bei der Wahl der eigenen institutionellen Ausgestaltung in diesem Bereich. Hingegen ist z.B. die Agrarpolitik stärker europäisiert und der Gestaltungsspielraum für Lösungen nationalen Zuschnitts äußerst begrenzt. Aber auch die EU muss ihr institutionelles setting vor der Erweiterung überprüfen. So hat sie als Bedingung für die Aufnahme neuer Mitglieder institutionelle Erweiterungsreife vorzuweisen. Während sich die öffentliche Diskussion in diesem Zusammenhang auf Fragen der Stimmenverteilung im Ministerrat und der Machtverteilung im institutionellen Gefüge der EU konzentriert, untersucht Fritz (2001) institutionellen Anpassungsbedarf des Eurosystems im Falle des Beitritts von EU- Neumitgliedern zur Europäischen Währungsunion (EWU). Als reformbedürftig wird insbesondere die derzeit stark föderal geprägte Organisation des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) und der Europäischen Zentralbank (EZB) angesehen. In einer EWU mit 20 Mitgliedern bedarf es einer Stärkung der EZB im ESZB und einer Verkleinerung des EZB-Rates, sollen Effizienz- und Effektivititätsprobleme der Geldpolitik vermieden werden. Eine Gesamtbilanz aus Vor- und Nachteilen der EU-Osterweiterung fällt sowohl für die Beitrittskandidaten als auch aus Sicht der EU klar positiv aus. Das bedeutet aber nicht, dass jeder einzelne als Gewinner hervorgeht. Die Kosten und Nutzen sind regional und sektoral unterschiedlich verteilt. So wird z.B. gemeinhin davon ausgegangen, dass Deutschland aufgrund seiner geographischen Nähe einen höheren Nutzen ziehen wird als periphere Staaten wie Portugal, oder dass innerhalb Deutschlands gering qualifizierte Arbeitnehmer eher die Risiken zu tragen haben, während hochqualifizierte Arbeitnehmer aus Branchen mit Exportüberschüssen zu den Gewinnern zu zählen sind. Vor diesem Hintergrund hat Fritz (2001) untersucht, inwieweit das institutionelle setting des politischen Prozesses des Interessenausgleichs, also der Beitrittsverhandlungen zur EU, die Beitrittsbedingungen beeinflussen kann. Das Erfordernis der Einstimmigkeit stellt sicher, dass alle Akteure gewinnen, deren Zustimmung formal zur Verabschiedung und Ratifizierung des Beitrittsvertrags erforderlich ist. Welche Akteure das sind, hängt ab von den nationalen Verfassungsbestimmungen zur Ratifizierung internationaler Verträge, die mit einem Souveränitätsverzicht einhergehen. Diese stellen gleichzeitig constraints für die nationalen Verhandlungsführer dar, die bei geschickter Verhandlungsführung genutzt werden können, um ein besseres Verhandlungsergebnis erzielen zu können. Projektberichte 113

Kooperationen, Lehre

Die Osterweiterung der EU ist ein umfassendes Themengebiet, so dass sich zu mehreren Projekten des Innovationskollegs Anknüpfungspunkte ergaben. Besondere Erwähnung verdient die enge Kooperation zu handelspolitischen Fragen mit Herman W. Hoen (Gastwissenschaftler am Innovationskolleg), aus der eine gemeinsame Publikation hervorging. Hervorzuheben ist weiterhin die disziplinübergreifende Zusammenarbeit mit Chris Mögelin, die zu einigen gemeinsamen Vorträgen führte; eine Publikation dazu wird derzeit vorbereitet. In Zusammenarbeit mit der Bonner Stiftung Entwicklung und Frieden (SEF) wurden zwei Workshops zur EU-Osterweiterung – einer zu allgemeinen Chancen und Risiken der Erweiterung, ein zweiter zu regionalen Aspekten der Osterweiterung in der Grenzregion – in Frankfurt (Oder) veranstaltet. Daraus hervorgegangen sind ein Diskussionspapier (Wagener und Fritz, 1997) sowie ein Sammelband (Wagener und Fritz, 1998) in den Publikationsreihen der SEF. Schließlich beginnt derzeit ein gemeinsamen Projekt mit zwei Lehrstühlen der Wirtschaftsuniversität Poznań über Fragen der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen in der deutsch-polnischen Grenzregion und ihrer Veränderung im Zuge des EU-Beitritts Polens. Der Bearbeiter des Projektes bietet regelmäßig Seminare zur EU-Osterweiterung im wirtschaftswissenschaftlichen Hauptstudium und für Studierende der Fachrichtung Master of European Studies an. Darüber hinaus besteht eine rege Nachfrage nach Diplomarbeitsthemen in diesem Bereich.

Publikationen

Csaba, László, 1997: On the EU-Maturity of Central Europe: Perceived and Real Problems. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 11/97. Fritz, Heiko, 2001: „One Person, One Vote? Die Europäische Zentralbank im Lichte der EU- Osterweiterung„. In: List Forum für Wirtschafts- und Finanzpolitik, 27(3), erscheint demnächst. Fritz, Heiko, 2000: „Negotiating EU Accession: An Institutional Perspective„. In: Economic Systems, 24(4), 341–347. Fritz, Heiko, 1997: „Die Auswirkungen der Osterweiterung der Europäischen Union auf die Arbeitsplatzentwicklung und die Arbeitsbedingungen in ausgewählten Industriebranchen Deutschlands„. Arbeitspapier Nr. 5, Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt an der Europa- Universität Viadrina, Frankfurt (Oder). Fritz, Heiko und Herman W. Hoen, 2000: „The European Union’s Trade Policy Towards Central and Eastern Europe: Still a ‚Sensitive‘ Argument for Joining the Union?„ In: Economic Systems, 24(1), 25– 50. Fritz, Heiko und Herman W. Hoen, 1999: The Restrictiveness of the European Union’s Trade Policy Toward Central and Eastern Europe. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 9/99. Wagener, Hans-Jürgen, 2000: „Rückkehr nach Europa„. In: Nutzinger, Hans G. (Hrsg.): Osterweiterung und Transformationskrisen, Schriften des Vereins für Socialpolitik Bd. 277, Berlin: Duncker & Humblot, 93–117; wiederabgedruckt in: Gerken, Lüder und Joachim Starbatty (Hrsg.), 2001: Schlesien auf dem Weg in die Europäische Union, Stuttgart: Lucius & Lucius, 133-60. Wagener, Hans-Jürgen und Heiko Fritz (Hrsg.), 1998: Im Osten was Neues. Aspekte der EU- Osterweiterung. Reihe Eine Welt, Texte der Stiftung Entwicklung und Frieden, 7, Bonn: Dietz. Wagener, Hans-Jürgen und Heiko Fritz, 1997: Mit Hans-Jürgen Wagener: Auf dem Weg in ein neues Europa. Die Erweiterung der Europäischen Union und die Transformation in Mittel- und Osteuropa. Policy Paper, 5, Stiftung Entwicklung und Frieden, Bonn. Projektberichte 114

Projektberichte 115

Die Umstrukturierung der polnischen Energiewirtschaft

Antragsteller

Prof. Dr. Friedel Bolle (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftstheorie (Mikroökonomie), Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder))

Projektmitarbeiter

Dipl. Kauffrau Elżbieta Kuba (15.10.1996 – 30.06.1999)

DFG-Geschäftszeichen

INK 19 / A 1-1, Teilprojekt 2.3. des Antrags vom 24.03.1995

Berichtszeitraum

15.10.1996 – 30.06.2001

Förderzeitraum insgesamt

15.10.1996 – 30.06.1999

Qualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses

Elżbieta Kuba: Die Umstrukturierung der polnischen Energiewirtschaft. (Promotion beabsichtigt; Erstgutachter: Prof. Dr. Friedel Bolle)

Zusammenfassung

– Allgemeinverständliche Darstellung der wichtigsten wissenschaftlichen Fortschritte und ggf. ihrer Anwendungsaspekte – „Überraschungen“ im Projektverlauf und bei den Ergebnissen – Hinweise auf mögliche Erfolgsberichte in den Publikationsmedien

Das Forschungsprojekt „Umstrukturierung der polnischen Elektrizitätswirtschaft“ geht über eine strikte Beschreibung des Themas hinaus. Zusätzlich liefert es nämlich einen Beitrag zur Diskussion über die Probleme und Perspektiven von strategischen Branchen der ehemaligen Planwirtschaften in Ost-/Mitteleuropa auf dem Weg zur Marktwirtschaft. Darüber hinaus bezieht es sich auf die Entwicklungen in anderen Ländern (Großbritannien, Norwegen, z.T. auch Deutschland), die seine Stromindustrien liberalisiert haben und versucht diese Erfahrungen im Bezug auf polnische Projektberichte 116

Gegebenheiten zu kommentieren. Neben der detaillierten Darstellung der Reformen dient dieses Projekt auch einer theoretischen Analyse der polnischen Umstrukturierung. Zu diesem Zweck wurde auf Basis der existierenden Oligopolmodellen ein Ansatz für eine Simulation des Wettbewerbs in der polnischen Stromwirtschaft ausgearbeitet. Der Vorteil dieses Ansatzes liegt darin, dass man anhand leichtzugänglicher Daten die Entwicklungen auf dem Strommarkt nachbilden kann. Dieses Verfahren liefert plausible Ergebnisse und kann schnell aktuellen Daten angepasst werden. Positiv ist auch anzusehen, dass dieses Modell von der maximalen Nachfrage ausgeht und damit den aus der Sicht des Konsumenten ungünstigsten Preis prognostiziert. Dadurch kann das Risiko der Preisentwicklung, das normalerweise aus der Unsicherheit über die Nachfrage resultiert, wesentlich verringert werden.

Projektberichte 117

Die Umstrukturierung der polnischen Energiewirtschaft

Ausgangsfragen und Zielsetzung des Projekts

Den Schwerpunkt des Vorhabens bildet die Darstellung und Analyse des Transformationsprozesses in der polnischen Elektrizitätswirtschaft. Die dabei aufgestellte Arbeitshypothese lautet: Der in Polen entstehende Strommarkt ist prinzipiell mit anderen wettbewerblich organisierten Märkten vergleichbar. Durch begleitende Präsentation der Liberalisierung in Großbritannien und Norwegen wird daher der Versuch unternommen, für die polnischen Reformen Parallelen bzw. Unterschiede in den Umstrukturierungsabläufen der beiden Vorbildsländer aufzuspüren und transparent zu machen. Das Projekt geht auch auf allgemeine Aspekte der Neuordnung von Elektrizitätswirtschaften ein, indem es u.a. einige Instrumente des Risikomanagements und Verfahren zu Preisregulierung vorstellt. Im theoretischen Teil des Vorhabens erfolgt die Beschreibung eines Modells mit Wettbewerbsfunktionen mit anschließender Simulation des Wettbewerbs für den polnischen Strommarkt. Ziel des Projekts ist es, den komplexen Bereich umfassend – dabei aber möglichst systematisch – darzustellen und damit Informationen über polnische Elektrizitätswirtschaft auch im Hinblick auf die künftige EU-Mitgliedschaft Polens und sein Beitritt zum gesamteuropäischen Strombinnenmarkt aufzuarbeiten. Durch die Anwendung des Modells mit Angebotsfunktionen auf polnische Daten wird angestrebt, die Effekte der Neuordnung der Stromindustrie zu quantifizieren.

Entwicklung der durchgeführten Arbeiten einschließlich Abweichungen vom ursprünglichen Konzept, ggf. wissenschaftliche Fehlschläge, Probleme in der Projektorganisation oder technischen Durchführung

Die Arbeit an diesem Projekt ist in mehreren Schritten vollzogen worden. Begonnen hat dieses Projekt mit einer umfangreichen Literaturstudie zu polnischer Elektrizitätswirtschaft – sowohl aus ihrer sozialistischen Zeit und auch bezüglich der Zielsetzung und Durchführungsfahrplan der geplanten Reformen. Ausgewertet wurden dabei vor allem Regierungsdokumentationen und Protokolle der Sitzungen des polnischen Parlaments sowie Veröffentlichungen anderer Institutionen, wie z.B. der IEA, OECD und der Weltbank. Aus den Problemen der sozialistischen Stromindustrie wurde ein Katalog notwendiger Reformmaßnahmen erstellt und anschließend den Plänen der polnischen Regierung gegenübergestellt. Den Unterlagen konnte entnommen werden, dass sich die polnische Umstrukturierung an das britische Vorbild orientieren soll, wodurch auch entsprechende Informationen zu Großbritannien gesammelt und ausgewertet werden mussten. Angesichts der sehr guten Datenlage – sowohl in Bezug auf statistische als auch wissenschaftliche Publikationen – konnte der Abschnitt über britische Reform, abgesehen von geringfügigen nachträglichen Aktualisierungen, relativ schnell abgeschlossen werden. Gleichzeitig wurden allgemeine wirtschaftstheoretische Fragen zur Liberalisierung von Stromindustrien überarbeitet, die als Einführung zum beschreibenden Teil des Projekts fungieren sollten. Als die Arbeit in ihrem Grundriss feststand, hat in der Konzeption der polnischen Elektrizitätswirtschaf ein Wandel stattgefunden. Die polnischen Reformverantwortlichen haben sich nämlich dazu entschlossen, vom britischen Modell in Richtung einer weniger radikalen Liberalisierung norwegischer Art abzuweichen. Dieser Strategiewechsel, obgleich wegen der Projektberichte 118

zunehmenden Kritik der Fachwelt an das britische Konzept durchaus verständlich sowie wegen der mangelnden Fortschritte bei der Privatisierung polnischer Unternehmen nachvollziehbar, bedeutete allerdings in Bezug auf das Projekt, dass eine entsprechende Analyse des Stromsystems in Norwegen vorgenommen werden musste. Wegen seiner nun verlorenen Gegenwartsbezogenheit war auch der Abschnitt zu Polen komplett neu zu bearbeiten. Der Zugang zu verbindlichen und vor allem aktuellen Informationen über den zu erwartenden Verlauf der polnischen Stromindustriereform konnte hergestellt werden, als das polnische Wirtschaftsministerium in Warschau dem Antrag auf ein Praktikum in seiner Abteilung für Energiewirtschaft zugestimmt hat. Das fünfwöchige Praktikum wurde in dem Zeitraum vom 22. Februar bis zum 26. März 1998 absolviert. Während des Forschungsaufenthalts konnten Kontakte zu mehreren Institutionen, u.a. zu der Polnischen Wirtschaftsakademie (PAN), der Polnischen Netzgesellschaft (PSE SA), zum Regulierungsamt für die Energiewirtschaft (URE) gepflegt werden sowie zusätzliche Daten gesammelt werden. Neben der Auswertung der während des Forschungsaufenthaltes gewonnenen Informationen wurde mit der Vorbereitung des theoretischen Abschnitts der Arbeit begonnen. Das Modell mit Wettbewerbsfunktionen wurde konstruiert anhand der Ansätze von Klemperer und Meyer (1989) sowie Bolle (1992). Zusätzlich stützte man sich an den Artikel von Green und Newbery (1992), der ein Beispiel für eine empirische Untersuchung gibt. Auf Basis dieser Ansätze erfolgte zunächst die Beschreibung des Modells und anschließend eine Simulation des Wettbewerbsmarktes in Polen. Berücksichtigt wurden dabei die polnischen Gegebenheiten. Das Projekt konnte in der regulären Förderzeit nicht abgeschlossen werden. Es liegt zum einen daran, dass der Reformprozess des zu erforschenden polnischen Elektrizitätssektors noch nicht vollendet ist. Die Umstrukturierungsstrategie ist den Grundsätzen nach zwar konstant geblieben, doch die anfangs vorgesehenen Maßnahmen geändert bzw. modifiziert wurden, wodurch das Bild der polnischen Stromwirtschaft ständig aktualisiert werden musste und eine entsprechende Analyse der künftigen Ergebnisse der Reform nur bedingt möglich war. Zum anderen ist der Informationsstand zu Polen, wie auch generell zu den Transformationsländern, trotz der inzwischen bemerkbaren Verbesserung, immer noch dem deutschen (oder sonst westlichen) Standard unterlegen. Während sowohl statistische Daten als auch wissenschaftliche Arbeiten zu stromwirtschaftlich relevanten Fragestellungen bezüglich Großbritannien und Norwegen den allgemein zugänglichen Quellen entnommen werden konnten, basierten die Informationen über die Reform in der polnischen Elektrizitätswirtschaft zunächst vorwiegend auf relativ schwer erreichbaren Regierungsveröffentlichungen. Im Laufe der Forschung und mit dem Fortschreiten der Reform hat sich die Datenlage allmählich verbessert, so dass in der nächsten Zukunft ein Abschluss des Projektes zu erwarten ist.

Darstellung der erreichten Ergebnisse und Diskussion im Hinblick auf den relevanten Forschungsstand, mögliche Anwendungsperspektiven und denkbare Folgeuntersuchungen

Die Liberalisierung der polnischen Stromindustrie beansprucht einen inzwischen elfjährigen Prozess. Abgesehen von der 1990 durchgeführten Trennung der energiewirtschaftlichen Subsektoren (Erzeugung, Übertragung, Verteilung, Handel) konzentrierten sich die Reformen bis zum Erlass des Projektberichte 119

neuen Energiewirtschaftsgesetzes 1997 grundsätzlich auf die Ausarbeitung einer für Polen angemessenen Umstrukturierungsstrategie. Diskutiert wurden dabei die Fragen der Privatisierung von polnischen Stromunternehmen (deren Umfang, Zeitpunkt und Kompetenzverteilung), des Umweltschutzes sowie der künftigen Marktstruktur, der Preisregulierung, etc. Nach 1997, als in Bezug auf diese Fragen der politische Kompromiss gefunden und in dem Energierecht artikuliert wurde, hat die polnische Reform an Dynamik gewonnen. Noch im selben Jahr wurde die Regulierungsbehörde (URE) errichtet, die ihre Arbeit zunächst in Bezug auf Konzessionsvergabe aufgenommen hat und seit Freigabe der Strompreise 1999 mit der Genehmigung der Tarife betraut ist. Begonnen hat auch die Privatisierung der Unternehmen, die 2002 abgeschlossen werden soll. Angesichts der zunehmenden Regulierungssicherheit sowie des damit verbundenen stärkeren Interesses der in- und ausländischen Investoren an den polnischen Unternehmen ist davon auszugehen, dass dieser Zeitpunkt durchaus eingehalten werden kann. Mitte 2000 ist die polnische Strombörse errichtet worden, die gegenwärtig einen nur ca. 2-3 % Anteil an dem Strommarkt einnimmt. Ihre Weiterentwicklung ist zur Zeit noch durch das Bestehen von langfristigen Stromverträgen blockiert, die ein Volumen von 70 % der in Polen erzeugten Elektrizität umfassen. Diese Situation soll sich ändern, da seit Juli 2001 eine Umwandlung der Verträge für physische Stromlieferungen in rein finanzielle Kontrakte (Two-ways Contracts for Differences) vorgesehen ist, wodurch die bisher kontraktgesicherten Strommengen für den Wettbewerb geöffnet werden. Für den Wachstum der Strombörse spricht auch die stufenweise Einführung von Zugangsrechten für die Verbraucher. Angesichts der zur Zeit im Durchschnitt um 25 % niedrigeren Spotmarktpreisen, ist zu erwarten, dass immer mehr berechtigte Verbraucher ihr Zugangsrecht bzw. die Dienste eines Stromhändlers nutzen werden. Im Jahr 2001 soll an der Strombörse zusätzlich der Terminmarkt entstehen. In dem Projekt wurden der oben nur kurz dargestellte Entwicklungsprozess und die ihn begleitenden politischen Diskussionen detailliert beschrieben und kommentiert. Die parallel durchgeführte Analyse der britischen und später auch der norwegischen Umstrukturierung ergab, dass die am Anfang des Forschungsvorhabens aufgestellte Arbeitshypothese über die prinzipielle Vergleichbarkeit des polnischen Strommarktes mit anderen Märkten zwar nicht verworfen werden kann, allerdings dahingehend zu korrigieren ist, dass die Reformen der entwickelten Ländern (wie der hier betrachteten Großbritannien und Norwegen) nicht vollständig kopiert werden können, doch aber ihre sowohl positive als auch negative Erfahrungen bei der Ausgestaltung der für Polen angemessenen Reformstrategie genutzt werden sollen. Dabei sind zwei Bereiche als besonders wichtig anzusehen. Der erste Schlüsselbereich ist die Struktur der Industrie. Für eine wettbewerblich organisierte Stromindustrie muss vor allem eine konkurrenzfähige Struktur geschaffen werden. Damit ist vor allem die Gewährleistung einer ausreichenden Zahl miteinander konkurrierender Unternehmen gemeint. Wie das britische Modell zeigt, induziert ein Erzeugungssektor mit zwei dominierenden Unternehmen noch keinen Wettbewerb. In Bezug auf Polen ist diese Bemerkung insofern wichtig, als in der letzten Zeit ein starker Trend zur vertikalen und horizontalen Integration der Unternehmen zu beobachten ist. Das Ziel der durch Konsolidierung anzustrebenden Finanzstabilität der Firmen ist daher gegen die Gefahr der Preis- und Mengenabsprachen und somit des für die Verbraucher steigenden Stromtarifniveaus abzuwägen. Die Erfahrungen der beiden Ländern zeigen auch, dass Liberalisierung der Elektrizitätswirtschaft den Regulierungsbedarf der Branche nicht vollständig eliminieren kann, Projektberichte 120

wodurch ein Aufsichtsorgan (oder sogar eine spezielle Regulierungsbehörde für die Energiewirtschaft) benannt bzw. ins Leben gerufen werden soll. Dies liegt in der spezifischen Konstruktion der Elektrizitätswirtschaft, die sowohl aus (potentiellen) Wettbewerbsbereichen (Erzeugung, Stromverkauf) als auch aus natürlichen Monopolen (Netze) besteht. Soweit im Erzeugungs- und Handelssektor Wettbewerbsstrukturen geschaffen wurden, kann sich die Aufsicht grundsätzlich auf Vergabe von Lizenzen beschränken. Im Falle der Netzbereiche muss ein Tarifregulierungsansatz ausgearbeitet und wirksam umgesetzt werden. Dies ist insofern wichtig, als davon einerseits Effizienzgewinne in den regulierten Unternehmen (im Sinne Kostensenkungen) und andererseits Wohlfahrtssteigerung der Stromverbraucher (im Sinne Preissenkungen) abhängen. Die obigen Ausführungen machen deutlich, dass die Regulierung als zweites Schlüsselbereich der Reform anzusehen ist, da die Wettbewerbseinführung in einer strategisch wichtigen Industrie, wie die Elektrizitätswirtschaft ist, nicht von allein und nicht überall problemlos vonstatten geht. Ziel des Projekts war auch, die Effekte der Umstrukturierung der polnischen Elektrizitätsindustrie zu simulieren. Auf Basis der existierenden Oligopolmodellen wurde ein an polnische Besonderheiten angepasstes Modell konstruiert. Da zum Zeitpunkt des Vorhabens die entgültige Struktur der Branche noch nicht bekannt war sowie sich die Beschaffung von simulationsrelevanten Daten als problematisch erwies, mussten einige Annahmen getroffen werden. Die Simulation bezog sich auf das Jahr 1998 und auf kohlebasierte Stromerzeugungsunternehmen (über 90 % der polnischen Produktion). Durchgeführt wurde sie für zwei Industriestrukturausprägungen, d.h. falls sich auf dem polnischen Strommarkt 10 oder 20 Unternehmen etablieren. Angenommen wurde auch, dass sich die Unternehmen bei der Konstruktion ihrer Angebotsfunktionen an die maximale Nachfrage orientieren und dass sie die Strategien mit den höchsten Auszahlungen bevorzugen. Damit konnte das für die Verbraucher jeweils ungünstigste Gleichgewicht (i.e. höchster Preis) gefunden werden. Konfrontiert wurde dieses Gleichgewicht mit den Ergebnissen, die sich einstellen würden, wenn die Prognose der maximalen Nachfrage falsch wäre oder die Unternehmen ihre Angebotsfunktion nach der durchschnittlichen Nachfrage ausrichten würden. In allen Szenarien lieferte die Simulation plausible Ergebnisse. Zum einen zeigte sich, dass die simulierten Preise mit der Zunahme vom Wettbewerb (d.h. beim Übergang von 10 auf 20 Unternehmen) fallen. Zum anderen lagen die Spitzenpreise zwar unterhalb des westlichen Niveaus, die Differenzen konnten allerdings durch die niedrigeren Kosten polnischer Erzeuger sowie durch die bestehenden Unterschiede in den Strukturen und Funktionsweisen von Strombörsen erklärt werden.

Beitrag zu einer Theorie der Reform

Die Umstrukturierung der polnischen Elektrizitätswirtschaft fügt sich ein sowohl in die Transformationsbemühungen der ehemaligen Staatswirtschaften als auch in die Reformen, welche die Elektrizitätswirtschaft weltweit erfährt. Diese „doppelte“ Hinwendung zur Marktwirtschaft macht gerade ein Teil des Reizes dieses Themas aus. Das Umfeld könnte zu einer zielgerichteten und allgemein gelungenen marktwirtschaftlichen Organisation dieses Sektors führen, da eine allgemeine Transformation viel Flexibilität verspricht. Aber bedingt durch die vielfältigen Reformbemühungen bleibt andererseits oft nicht genügend Aufmerksamkeit und bleiben oft nicht genügend Ressourcen für Projektberichte 121

die Umsetzung der gesetzten Ziele. So ist ein erheblicher Verzug gegenüber dem ursprünglichen Terminplan zu beobachten. Generelle Umgestaltung bedeutet auch nicht die Abwesenheit von Interessenkonflikten, hier insbesondere der Beschäftigten, und zwar nicht nur in der Elektrizitätswirtschaft, sondern auch im vorgelagerten Kohlebergbau.

Stellungnahme, ob Ergebnisse der Vorhaben wirtschaftlich verwertbar sind und ob eine solche Verwertung erfolgt oder zu erwarten ist. Ggf. Angaben zu Patenten, Industriekooperationen o.ä.

Dieses Projekt kann eine praktische Relevanz sowohl für die deutsche auch als für die polnische Wirtschaft haben. An dieser Stelle soll auf die Perspektiven des Stromaustausches über die deutsch- polnische Grenze hingewiesen werden. Dieses Potential wurde bereits von vielen deutschen Unternehmen erkannt, wird aber mangels kompakter Informationsquellen zu Polen möglicherweise noch nicht im vollen Umfang ausgeschöpft. Durch dieses Projekt könnte die Informationslücke ein wenig geschlossen werden und damit vielleicht zur Intensivierung der Kooperation zwischen den polnischen und deutschen Elektrizitätsunternehmen beitragen. Wirtschaftlich verwertbar könnte auch das Modell mit Wettbewerbsfunktionen sein. Die im Projekt präsentierte Wettbewerbssimulation beinhaltet viele Annahmen, die durch die zur Zeit des Vorhabens lückenhaften statistischen Daten sowie durch die Unkenntnis des Reformausgangs bedingt waren. Das Modell kann allerdings um detaillierte Angaben erweitert werden und somit präzisere Ergebnisse liefern.

Wer hat zu den Ergebnissen des Projekts beigetragen (Kooperationspartner im In- und Ausland, Projektmitarbeiter/innen usw.)

Das Informationsmaterial wurde zur Verfügung gestellt von: dem Wirtschaftsministerium in Warschau, der Regulierungsbehörde für Energiewirtschaft (Urząd Regulacji Energetyki, URE), Informationsagentur für den Energiemarkt (Agenca Rynku Energii, ARE), der polnischen Netzgesellschaft (Polskie Sieci Elektroenergetyczne SA), den Wirtschaftshochschulen in Kraków und Warschau.

Verwendete Literatur:

Klemperer, Paul D und Margaret A Meyer, 1989: „Supply Function Equilibria in Oligopoly under Uncertainty“. In: Econometrica, 57(6), 1243-1277. Bolle, Friedel, 1992: Supply function equilibria and the danger of tacit collusion - The case of spot markets for electricity, in: Energy Economics, 94-102 Green, Richard J und David M. Newbery, 1992: „Competition in the British Electricity Spot Market“. In: Journal of Political Economy, 100(5), 929-953.

Publikationen

Bolle, Fiedel, 2001: „Competition with supply and demand funktions“. In: Energy Economics 23, 253- 277. Projektberichte 122

Kuba, Elżbieta, 1998: „Umstrukturierung der polnischen Elektrizitätswirtschaft“. In: Zeitschrift für Energiewirtschaft, 2, 110 - 122. Kuba, Elżbieta, 1997: „Restrukturyzacja polskiego sektora elektroenergetycznego“, in: „Restrukturyzacja zakładów służb publicznych w Polsce“, kowa - Arbeitspapiere 6, 71-80.

Projektberichte 123

Privatisierung und Unternehmenskontrolle in der Tschechischen Republik

Antragsteller

Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschafts- und Ordnungspolitik, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder))

Projektmitarbeiter

Dipl.-Volkswirt Rainer Gesell-Schmidt (15.03.1996 – 14.03.1999) Dr. Clemens Schütte, Dipl.-Volkswirt (extern finanziert)

DFG-Geschäftszeichen

INK 19 / A 1-1, Teilprojekt 2.4. des Antrags vom 24.03.1995

Berichtszeitraum

15.03.1996 – 30.06.2001

Förderzeitraum insgesamt

15.03.1996 – 14.03.1999

Qualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses

Clemens Schütte: Privatization and Corporate Control in the Czech Republic. (Promotion am 04.04.1999; Erstgutachter: Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener) Rainer Gesell-Schmidt: Massenprivatisierung und Unternehmenskontrolle in Polen. (Promotion beabsichtigt; Erstgutachter: Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener)

Projektberichte 124

Massenprivatisierung und Unternehmenskontrolle

1. Problemstellung

Die umfassende Privatisierung des staatlichen Unternehmenssektors ist einer der wesentlichen Bestandteile der Transformation in Mittel- und Osteuropa. Mit Beginn des Transformationsprozesses hat insbesondere die sogenannte Massenprivatisierung, die Unternehmen durch ein Gutscheinsystem (weitgehend) unentgeltlich auf die Bürger eines Landes überträgt, unter den Politikträgern besondere Beachtung gefunden, was sich in der Initiierung von Massenprivatisierungsprogrammen in verschiedenen Transformationsstaaten widerspiegelt. Aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht verfügt die Massenprivatisierung einerseits – im Gegensatz zu vielen Standardverfahren, wie beispielsweise der Auktion oder dem Verkauf über die Börse – über das Potenzial, verschiedenen Besonderheiten der Privatisierung in der Transformation weitgehend gerecht zu werden. Vor allen Dingen ist es mit einem Massenprivatisierungsprogramm möglich, trotz fehlendem inländischem Finanzkapital in kurzer Zeit eine Vielzahl von Staatsunternehmen nahezu gleichzeitig zu privatisieren. Andererseits stellt sich bei der Massenprivatisierung die Frage der Unternehmenskontrolle: Wenn die Privatisierung mehr sein soll, als die rein formale Übertragung von Eigentumsrechten, so muss mit ihr eine Änderung der Leitungs- und Kontrollstruktur der Unternehmen einhergehen. Auf den ersten Blick kann dies die Massenprivatisierung nicht leisten, da sie zu einer dispersen Eigentumsstruktur führt, bei der dem Unternehmensmanagement eine Vielzahl von Kleinaktionären gegenübersteht, die über nur unzureichende Mittel und Anreize verfügen, das Management zu kontrollieren und damit Verhaltensänderungen des Unternehmens herbeizuführen. Zwar sind disperse Eigentumsstrukturen in etablierten Marktwirtschaften – insbesondere in anglo-amerikanischen Staaten – weit verbreitet, allerdings gibt es hier Instrumente, wie beispielsweise den Markt für Unternehmenskontrolle, die als Substitute für eine direkte Eigentümerkontrolle fungieren. Solche Instrumente fehlen in der Transformation entweder ganz oder müssen zumindest zunächst im Transformationsverlauf aufgebaut werden. Aus der geschilderten Problematik ergeben sich zwei Fragestellungen: Erstens: Warum wählen die Politikträger mit der Massenprivatisierung eine Privatisierungsform, die – zumindest aus theoretischer Sicht – mit erheblichen Unzulänglichkeiten bei der Unternehmenskontrolle belastet ist? Diese Frage betrifft die politische Ökonomie der Privatisierung. Zweitens ist zu analysieren, wie sich ein konkretes Massenprivatisierungsprogramm auf die Unternehmenskontrolle auswirkt. Zwar ist jede Form der Massenprivatisierung grundsätzlich mit der skizzierten Problematik hinsichtlich einer funktionsfähigen Unternehmenskontrolle konfrontiert, allerdings wurde in der Transformation versucht, diese Problematik unterschiedlich zu lösen, was sich in der Vielzahl unterschiedlicher Designs von Massenprivatisierungsprogrammen zeigt. Beide Fragestellungen waren – mit jeweils unterschiedlicher Gewichtung – Gegenstand von zwei Projekten des FIT, die das polnische und das tschechische Massenprivatisierungsprogramm analysiert haben. Projektberichte 125

2. Methodik, Vorgehensweise und theoretischer Rahmen

Beide Projekte sind methodisch als Fallstudien verfasst, die vor dem theoretischen Hintergrund der Neuen Institutionenökonomie allgemeine theoretische Aussagen empirisch überprüfen und Ansatzpunkte für eine Erweiterung des theoretischen Rahmens aufzeigen. Zur Analyse der ersten Fragestellung – „Warum wird eine bestimmte Privatisierungsstrategie gewählt?“ – wurde in den Projekten die Genese des allgemeinen Privatisierungsansatzes in den jeweiligen Ländern sowie die Bedeutung, die der Massenprivatisierung darin zuteil wird, untersucht. Im einzelnen ist hierzu auf die Privatisierungsgesetzgebung und deren Bestimmungsgründe, sowie auf die bisher erzielten Privatisierungsfortschritte eingegangen worden. Die Wahl der Privatisierungsstrategie wurde dabei als Anwendungsfall für polit-ökonomische Theorien der Institutionenentstehung interpretiert. Die Analyse bediente sich daher entsprechender Ansätze in der Neuen Institutionenökonomie wie der Neuen Ökonomischen Theorie der Politik und die Public-Choice- Theorie. Die Frage der Implikationen der Massenprivatisierung für die Unternehmenskontrolle der privatisierten Unternehmen wurde in den Projekten unter Bezugnahme auf die Theorie der Eigentumsrechte, der Theorie der Firma sowie Prinzipal-Agent Ansätze analysiert, da diese innerhalb der Neuen Institutionenökonomie wesentlich für die Erfassung der Institutionenwirkung sind. Vor dem Hintergrund der sich aus diesen Ansätzen ergebenden theoretischen Überlegungen wurde in den Projekten die Unternehmenskontrolle in der polnischen und tschechischen Massenprivatisierung empirisch erfasst, bewertet und Lösungsvorschläge für eine Verbesserung ihrer Funktionsfähigkeit erarbeitet. In diesem Rahmen sind auch Experteninterviews mit Wissenschaftlern und Akteuren der Massenprivatisierung in den jeweiligen Ländern geführt worden.

3. Ergebnisse

3.1. Zur politischen Ökonomie der Privatisierung

Zur Analyse der Bestimmungsgründe der Wahl eines Privatisierungsansatzes wurde zunächst die Literatur zur politischen Ökonomie der Privatisierung aufgearbeitet. Dabei hat sich gezeigt, dass aus polit-ökonomischer Sicht insbesondere die Ausgangslage, verstanden als Verteilung von Eigentumsrechten, ein ganz wesentlicher Bestimmungsgrund für wirtschaftspolitisches Handeln darstellt. Die Ausgangslage beeinflusst die Kosten und Nutzen einer wirtschaftspolitischen Maßnahme sowohl der Politikmaßnahmen nachfragenden Akteure (Interessengruppen, Wähler) als auch Politikmaßnahmen anbietender Akteure (Regierung, Mitglieder der staatlichen Verwaltung). Damit implizieren unterschiedliche Ausgangslagen verschiedene Transformationswege (Pfadabhängigkeit der Transformation). Im Hinblick auf die Privatisierung ist die eigentumsrechtliche Ausgangslage vor allem durch die Unternehmenskontrolle zu Beginn der Transformation gekennzeichnet. Die Analyse der im sozialistischen Regime bestehenden Unternehmenskontrolle hat deutliche Unterschiede zwischen Tschechien und Polen aufgezeigt. Während sich in Tschechien bis zu Beginn der Transformation der Archetyp einer Zentralverwaltungswirtschaft erhalten hat, wurden in Polen zu Beginn der Achtziger Projektberichte 126

Jahre Dezentralisierungsmaßnahmen und eine Variante der Arbeiterselbstverwaltung umgesetzt. Im stark zentralisierten Wirtschaftssystem Tschechiens oblag die Unternehmenskontrolle zu Beginn der Transformation daher – vorbehaltlich bestimmter Anreiz- und Informationsprobleme, durch die auch die Betriebsdirektoren Einfluss auf die Entscheidungs- und Kontrollstruktur der Staatsunternehmen ausüben konnten – in erster Linie der staatlichen Verwaltung. In Polen wurde hingegen bereits ein Jahrzehnt vor Beginn der Transformation die zentrale Planung und Lenkung der Wirtschaft abgeschafft, allerdings unter Bewahrung des Primats des Staatseigentums. Die Unternehmenskontrolle wurde somit formal zu einem wesentlichen Teil von den Belegschaften und vom Unternehmensmanagement ausgeübt. Zwar wich die tatsächliche Kontrollstruktur in den Achtziger Jahren aufgrund verschiedener staatlicher Einflussmöglichkeiten wie der Festlegung von Preisen und der Zuteilung von Rohstoffen von der formalen Struktur ab. Mit der Transformation wurden die Einflussmöglichkeiten jedoch drastisch reduziert, so dass in Polen die Unternehmenskontrolle der Staatsunternehmen zu Beginn des Transformationsprozesses von den Unternehmensinsidern, und hier insbesondere von den Belegschaften, ausgeübt wurde. Die unterschiedlichen Ausgangslagen in Polen und Tschechien implizieren vor dem Hintergrund der aufgearbeiteten polit-ökonomischen Erklärungsansätzen unterschiedliche Privatisierungsansätze. Insbesondere sind Versuche des Staates, vor der eigentlichen Privatisierung die im sozialistischen System erworbenen Eigentumsrechte der Unternehmensinsider zu beseitigen unpopulär und reduzieren die Wiederwahlchancen der Politiker. Hinzu kommt, dass Unternehmensinsider über eine relativ hohe politische Organisations- und Durchsetzungsfähigkeit verfügen, die im polnischen Fall durch die herausragende Rolle der in weiten Teilen gewerkschaftliche geprägten Solidarność -Bewegung verstärkt wurde. Aus dieser Perspektive ist für ein bereits dezentralisiertes sozialistisches System in der Transformation eine generelle Tendenz zur Insiderprivatisierung, bei der die Staatsunternehmen an Management und Belegschaft übertragen werden, zu erwarten. Der polnische Privatisierungsansatz entspricht dieser Erwartung: Insiderprivatisierungen sind in Form der sogenannten Liquidationsprivatisierung möglich und waren insbesondere in den ersten Jahren der Transformation die am häufigsten angewendete Privatisierungsmethode. Die starke Position der Unternehmensinsider im polnischen Privatisierungsprozess zeigt sich des weiteren darin, dass die Belegschaften weitgehend selbst entscheiden können ob und nach welchem Verfahren ihr Unternehmen privatisiert wird. Outsiderprivatisierungen wie der Verkauf des Unternehmens an einen strategischen Investor oder die Börseneinführung eines Staatsunternehmens waren zunächst nur von untergeordneter Bedeutung. Dies gilt auch für die Massenprivatisierung, die erst zu einem relativ späten Zeitpunkt begonnen wurde – die gesetzlichen Grundlagen wurden erst 1993 verabschiedet, die Umsetzung des Programms zog sich bis Ende 1998 hin – und lediglich 512 Unternehmen umfasste. Die hervorgehobene Stellung der Unternehmensinsider in der polnischen Privatisierung zeigt sich zudem darin, dass sie selbst bei Outsiderprivatisierungen durch verbilligte bzw. kostenlose Unternehmensaktion sowie Investitions- und Arbeitsplatzgarantien bevorzugt behandelt wurden. Die Dominanz der Unternehmensinsider im polnischen Privatisierungsprozess ist vor dem Hintergrund der im Projekt zur polnischen Massenprivatisierung aufgearbeiteten polit-ökonomischen Erklärungsansätze allerdings kein deterministisches Ereignis. Die Beziehung zwischen Projektberichte 127

Politikmaßnahmen nachfragenden und anbietenden Akteuren wird hier grundsätzlich als Prinzipal- Agent Beziehung interpretiert, die dem Agenten – der Regierung – gegenüber den Prinzipalen – Interessengruppen und Wählern – einen diskretionären Handlungsspielraum ermöglicht, der es ihm erlaubt, von den Interessen der Prinzipalen abweichende Handlungen durchzusetzen. Die Größe des Handlungsspielraums ist in bestimmten gesellschaftlichen Konstellation, etwa wenn die alten Interessengruppen diskreditiert sind, besonders ausgeprägt. Auch für die Transformation ist – zwar nicht generell, aber zumindest für den polnischen Fall – wenn einem ausgeprägten diskretionären Handlungsspielraum, einem „window of opportunities“, auszugehen, der es der Regierung erlaubte umfassende Reformmaßnahmen auch gegen den Willen von Interessengruppen umzusetzen. Übertragen auf die Privatisierungsentscheidung bedeutet dies, dass auch eine auf die Maximierung ihrer Wiederwahlchancen ausgerichtete Regierung ihre Privatisierungspolitik nicht gezwungenermaßen an den Zielen der dominierenden Interessengruppen ausrichten muss. Vielmehr hat sie die Möglichkeit, mit der Privatisierung bewusst gegen ein bestehendes Interessengruppengleichgewicht zu verstoßen, um bestimmte gesellschaftliche Gruppen zu stärken, durch deren Unterstützung sie ihre späteren Wiederwahlchancen erhöht. Hieraus ergibt sich die positive polit-ökonomische Begründung für die Durchführung eines Massenprivatisierungsprogramms: Indem die Massenprivatisierung breite Bevölkerungsschichten begünstigt, ist sie potenziell in der Lage, die Wiederwahlchancen einer Regierung zu erhöhen, auch wenn die Massenprivatisierung zunächst gegen den Widerstand von Unternehmensinsidern durchgesetzt werden muss. Es ist daher zu fragen, warum im polnischen Fall die Massenprivatisierung innerhalb des polnischen Privatisierungsansatzes nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat. Hierzu kommt die Untersuchung der polnischen Privatisierungspolitik zu folgendem Ergebnis: Die erste polnische Reformregierung unter Premierminister Masowiecki hat einerseits erkannt, dass sie über einen diskretionären Handlungsspielraum verfügt und sich diesem zur Durchsetzung umfassender Liberalisierungs- und Stabilisierungsmaßnahmen bedient. Andererseits wurde der Handlungsspielraum bei der Privatisierung nicht genutzt. Zwar hat die Regierung zunächst einen gegen die Interessen der Unternehmensinsider gerichteten Privatisierungsansatz – die Einführung der Staatsunternehmen an die Börse – verfolgt, dieser stellte aber ein ungeeignetes Instrument zur Generierung weitreichender politischer Unterstützung dar. Die „falsche Instrumentenwahl“ ist damit zu erklären, dass die Privatisierung über die Börse ein marktwirtschaftlich konformes, in etablierten Marktwirtschaften, insbesondere in Großbritannien, erfolgreich eingesetztes Privatisierungsverfahren darstellt und daher für die polnischen Reformer zunächst über große Anziehungskraft verfügte. Erst nach den enttäuschenden Ergebnissen mit der Privatisierung über die Börse wurde über auch auf der politischen Ebene ein Massenprivatisierungsprogramm verfolgt. Bis diese Entscheidung jedoch fiel, war der diskretionäre Handlungsspielraum der Regierung aber bereits deutlich reduziert, so dass die polnische Massenprivatisierung nicht als Instrument einer schnellen und umfassenden Privatisierung fungieren konnte. Im Gegensatz hierzu war die Massenprivatisierung in der Tschechischen Republik die dominierende – wenn auch nicht ausschließliche – Form der Privatisierung. Sie wurde zudem deutlich schneller und umfassender als in Polen umgesetzt. Hier spiegelt sich zum einen die für die Umsetzung einer Massenprivatisierung vorteilhafte Eigentumsrechtsverteilung an den Staatsunternehmen zu Projektberichte 128

Beginn der Transformation wider. Aufgrund des bis zum Ende hohen Zentralisierungsgrades des sozialistischen Wirtschaftsystems der CSSR verfügten die Unternehmensinsider über keine formalen und nur wenige tatsächliche Eigentums- und Kontrollrechte an den zu privatisierenden Unternehmen. Zum anderen profitierten die tschechischen Reformpolitiker von den negativen polnischen Erfahrungen: Da die tschechische Transformation erst nach der polnischen begann, konnten die tschechischen Reformer bereits die Probleme der von der polnischen Regierung zunächst verfolgten Privatisierungsstrategie in ihr Kalkül einbeziehen. Zusammenfassend ist somit festzuhalten, dass der Massenprivatisierung eine deutlich unterschiedliche Stellung innerhalb der Privatisierungsansätze Polens und Tschechiens zukam, die auf die unterschiedliche eigentumsrechtliche Ausgangslage sowie das unterschiedliche Verhalten der ersten Reformregierungen zurückzuführen ist. Darüber hinaus zeigt der Vergleich der beiden Programme, dass sie sich in ihrem Design deutlich voneinander unterschieden. Während in Tschechien ein markt- orientiertes Programm umgesetzt wurde, zeichnete sich das polnische Programm durch einen zentralistisch-konstruktivistischen Ansatz aus. Im polnischen Programm wurden 15 „Nationale Investitionsfonds“ gegründet, denen als Investitionsintermediäre die Eigentumsrechte an 512 Staatsunternehmen übertragen wurden. Die zentralistisch-konstruktivistischen Elemente des Programms äußern sich darin, dass die polnischen Politikträger darauf bedacht waren, das Programm in seinen ersten Phasen weitgehend zu kontrollieren; Markteinflüsse und spontane Entwicklungen zu unterdrücken bzw. erst in späteren Phasen des Programms zuzulassen. Im einzelnen zeigt sich dies in folgenden Punkten: (i) Einschränkung der Wahlmöglichkeiten für die polnischen Bürger: sie konnten weder direkt Anteile von Unternehmen in der Massenprivatisierung erwerben, noch zwischen verschiedenen Investitionsfonds wählen. Sie hatten lediglich die Möglichkeit, ihren Investitionsgutschein zu verkaufen oder in ein Aktienpaket der 15 Investitionsfonds einzutauschen, (ii) Die Gründung der Investitionsfonds sowie die anfängliche Berufung der Organe oblag der staatlichen Kontrolle. (iii) Die Investitionsfonds konnten ihre ursprüngliche Portfoliostruktur nicht frei wählen, vielmehr erfolgt die Verteilung der Unternehmensanteile nach einem festen Schlüssel. (iv) Von staatlicher Seite wollte man von Beginn an eine hohe Kompetenz der Investitionsfonds sicherstellen, indem die Verwaltung des Fondsvermögens an staatlich ausgewählte Managementfirmen – zumeist joint ventures zwischen polnischen und westlichen Finanzinstitutionen – übertragen wurde. Hingegen hat sich das tschechische Programm sich sehr viel stärker auf Marktkräfte und spontane Entwicklungen verlassen. Hier konnten die Bürger sowohl in Investitionsfonds als auch in Unternehmen investieren, die Fonds entstanden spontan und konnten sowohl Portfoliostruktur als auch ihre Leitungsorgane frei wählen. Die unterschiedlichen Designs der Massenprivatisierungsprogramme Polens und Tschechiens sind zum einen aus polit-ökonomischer Sicht relevant. Ein markt-orientiertes Programm wie das tschechische ist eher in der Lage, politische Unterstützung unter den Wählern zu generieren, da hier die Bürger bereits frühzeitig in das Programm einbezogen sind. Hingegen ist die zentralistisch- konstruktivistische Vorgehensweise des polnischen Programms aus polit-ökonomischen Gründen problematisch, da sie zum einen zu einer sehr komplexen Programmstruktur führt, die es den einzelnen Bürgern erschwert, die potenziellen Vorteile der Umsetzung des Programms zu erkennen. Zum anderen ist ein zentralistisch-konstruktivistisches Programm im höchsten Maße anfällig für Projektberichte 129

Änderungen des staatlichen commitment, eine Massenprivatisierung durchzuführen. Insbesondere seine Umsetzung obliegt einer Reihe von staatlichen Entscheidungen, die politisch umstritten sein können. Ein solcher Ansatz gibt somit Gegnern des Programms weitreichende Möglichkeiten, es zu verzögern. Zum anderen implizieren die unterschiedlichen Designs der Massenprivatisierungsprogramme in Polen und Tschechien abweichende Ausgangslagen für die Entstehung eines Systems der Unternehmenskontrolle. Dies berührt den zweiten Analysebereich der Projekte, die Wirkung der Massenprivatisierung auf die Unternehmenskontrolle.

3.2. Zur Wirkung der Massenprivatisierung auf die Unternehmenskontrolle

Im unterschiedlichen Design des tschechischen und polnischen Massenprivatisierungsprogramms treten unterschiedliche Orientierungen hinsichtlich des von den jeweiligen Reformregierungen angestrebten Systems der Unternehmenskontrolle zu Tage. Orientierungspunkt des tschechischen Programms war das angelsächsische System der Unternehmenskontrolle, das sich durch eine – im Vergleich zu anderen Systemen der Unternehmenskontrolle – relativ disperse Eigentumsstruktur und eine hohe Bedeutung marktbasierter Kontrollmechanismen, insbesondere der Kapitalmarktkontrolle, auszeichnet. Nach den Überlegungen der tschechischen Reformer sollten die privatisierten Unternehmen möglichst im Streubesitz gehalten werden und deren Management durch einen, mit der Massenprivatisierung vermeintlich gleichzeitig entstehenden, funktionsfähigen Kapitalmarkt kontrolliert werden. Daher wurden u.a. auch Beteiligungsgrenzen festgelegt, die die Möglichkeiten eines Investors beschränkten, zum dominierenden Anteilseigner eines an der Massenprivatisierung partizipierenden Unternehmens zu werden. Das polnische Programm war im Gegensatz hierzu sehr viel stärker am kontinentaleuropäischen System der Unternehmenskontrolle ausgerichtet, das sich durch eine konzentriertere Eigentumsstruktur auszeichnet, bei der unternehmensinterne Kontrollmechanismen, insbesondere die Kontrolle durch den Aufsichtsrat, ein wesentliches Kontrollinstrument sind. Umgesetzt wurde dies, indem an jedem Unternehmen, das an der Massenprivatisierung teilnahm, ein Investitionsintermediär mit 33 Prozent der Unternehmensanteile beteiligt wurde, der das Unternehmen über den von ihm mehrheitlich ernannten Aufsichtsrat als aktiver Eigentümer kontrollieren sollte. Eine disperse Eigentumsstruktur wurde nur im Bereich der Investitionsfonds selbst zugelassen, da diese durch ein Gutscheinsystem an die polnischen Bürger übertragen werden sollten. Allerdings wurde auch hier darauf geachtet, dass die Fonds bis zum Abschluss des Eintauschs der Investitionszertifikate über einen aktiven Eigentümer – den polnischen Staat – verfügten, der das Fondsmanagement kontrollierte. Ein wesentliches Ergebnis der näheren Untersuchung der tatsächlichen Entwicklung der Unternehmenskontrolle in Polen und Tschechien zeigt jedoch, dass die unterschiedlichen Orientierungen der Massenprivatisierungsprogramme sich nicht in entsprechenden Unterschieden in den Systemen der Unternehmenskontrolle widerspiegeln. Das tschechische System zeichnet sich durch spontane Entwicklungen aus, die eine stärkere Konzentration der Eigentumsrechte als von der Regierung ursprünglich erwartet wurde nach sich zogen: Ein Hauptprodukt der tschechischen Massenprivatisierung sind die sogenannten Investitions-Privatisierungsfonds, die oft großen Finanzgruppen gehören und in den meisten Fällen von Banken beherrscht werden. Insbesondere die Projektberichte 130

Banken beteiligen sich aktiv an der Unternehmenskontrolle. Sie nutzen hierzu neben Kreditverbindungen ihre direkten Aktienbeteiligungen. Feststellbar sind die Bündelung von Kontrollpotentialen innerhalb der jeweiligen Finanzgruppen sowie oft implizite Regeln für die Kooperation zwischen den Gruppen. Damit enthält das aus der tschechischen Massenprivatisierung entstandene System der Unternehmenskontrolle wichtige Elemente des kontinentaleuropäischen Systems und ähnelt dem polnischen System, da auch hier Banken und andere Finanzinstitute die wesentlichen Akteure der Unternehmenskontrolle darstellen. In Polen waren diese Institute zwar anders als in Tschechien zunächst nicht Eigentümer der Investitionsfonds, sondern übten die Kontrolle durch von ihnen dominierte Managementfirmen aus, die wiederum die im Staatseigentum befindlichen Fonds verwalteten. Nach Ablauf der Eintauschfrist für die Aktienzertifikate am 31.12.1998 wurden Finanzinstitute – ähnlich wie in Tschechien – zu den dominierenden Eigentümern der Fonds. Beide Programme haben auf der Unternehmensebene zu weitreichenden Restrukturierungsmaßnahmen geführt. Im tschechischen Programm sind Beiträge bankkontrollierter Finanzgruppen zur Restrukturierung typischerweise die Injektion knappen (Fremd-)Kapitals sowie die Expertise in Marketing- und Finanzierungsfragen. Dabei scheuen sie auch nicht vor schmerzhaften Eingriffen wie einem radikalen Abbau der Belegschaft in Unternehmen mit geringer Arbeitsproduktivität zurück. Restrukturierung kann jedoch immer nur in enger Zusammenarbeit mit einem kompetenten und zuverlässigen Management erfolgen. Das aktive Kontrollinteresse der Finanzgruppen äußert sich daher oft im Austausch von Managementteams mit schlechter Performanz. Portfoliounternehmen von bank-zentrierten Finanzgruppen haben oft einen besseren Zugang zu Finanzierungsquellen und müssen niedrigere Kreditzinsen zahlen als andere Unternehmen. Dies deutet auf Skalen- und Verbundvorteile bei der Ausübung von Unternehmenskontrolle durch bank-zentrierte Finanzgruppen hin. Hinsichtlich der organisatorischen Ausgestaltung der Unternehmenskontrolle genießen die Unternehmen in Tschechien große Freiräume. Obgleich sich das tschechische HGB eng am deutschen Doppel-Board-Modell orientiert, haben sich die meisten Aktiengesellschaften für ein unitary board nach anglo-amerikanischem Vorbild entschieden. Aufsichtsräte sind in diesen Gesellschaften zwar vorhanden, besitzen aber keinen Einfluss auf die Unternehmenspolitik und dienen i.d.R. lediglich der Information von Minderheitsaktionären, während die Vertreter der wichtigsten Aktionäre in den Vorständen sitzen. Mit zunehmendem Abbau der privatisierungsbedingten Informationsasymmetrie zwischen Management und Eigentümern und nach erfolgter Implementierung einer langfristigen Unternehmensstrategie vollziehen viele Gesellschaften jedoch den Wechsel zum deutschen Modell, d.h. einer Kontrolle des Managements durch den Aufsichtsrat. In der polnischen Massenprivatisierung war von den Investitionsfonds – wie oben erwähnt – das deutsche Modell der Aufsichtsratskontrolle zu praktizieren. Die Verteilung der Aufsichtsratsmandate – der dominierende Fonds verfügte zusammen mit den anderen Fonds über die Mehrheit der Mandate – ermöglicht den Investitionsfonds eine aktive Unternehmenskontrolle, die sich in der Einleitung umfassender Restrukturierungsmaßnahmen zeigt. Diese umfassen neben der Aufstellung von Geschäftsplänen und -strategien den Austausch des gesamten oder von Teilen des Vorstandes der Unternehmen. Auch wurden Unternehmen in nennenswerter Zahl privatisiert, indem diese an strategische Investoren verkauft oder an der Börse eingeführt wurden. Anzumerken ist, dass die Fonds Projektberichte 131

unterschiedliche Strategien gegenüber ihren Portfoliounternehmen verfolgen. Die Mehrzahl der Fonds verhalten sich als aktive Wagniskapitalgeber, die sich mittel- bis langfristig aus den Unternehmen zurückziehen wollen. Einige Fonds haben demgegenüber um Unternehmen, die sie im Zuge der Massenprivatisierung erworben haben, industrielle Gruppen aufgebaut, indem sie weitere Unternehmen der gleichen Industrie erwarben. Seit Ablauf der Eintauschfrist für die Investitionsgutscheine am 31.12.1998 kam es mit der – unten skizzierten – neuen Eigentümerstruktur an den Fonds auch zu Änderungen im Verhältnis zu den Portfoliounternehmen. Eine Reihe von Fonds hatte angekündigt, entweder im starken Maße Investitionen in Unternehmen außerhalb des Massenprivatisierungsprogramms zu tätigen oder – bei fehlenden Investitionsmöglichkeiten – eigene Aktien zurückzukaufen und so den Fonds mittelfristig zu liquidieren. Insbesondere die Liquidationsstrategie wurde vom polnischen Schatzamt bekämpft und führte im Herbst 1999 in zwei Fonds gegen den Willen des dominierenden Investors zur Ablösung der Managementgesellschaft. Mit Ausnahme der Entwicklung einiger Fonds im polnischen Massenprivatisierungsprogramm nach Ablauf der Eintauschfrist ist sowohl für das polnische als auch für das tschechische Programm festzuhalten, dass es umfassende Unternehmensrestrukturierungen begünstigt hat. In beiden Projekten wurden allerdings die Restrukturierungserfolge der Massenprivatisierung nicht mit anderen Privatisierungsformen verglichen, so dass nicht abschließend festzuhalten ist, inwiefern die Massenprivatisierungsprogramme zu einer im Vergleich zu anderen Privatisierungsmethoden überlegenen oder unterlegenen Restrukturierungserfolge geführt haben. Allerdings sehen sich solche Vorgleiche ohnehin mit dem Problem der Selbstselektion konfrontiert, da das wirtschaftliche Potenzial des Unternehmens häufig die Privatisierungsform bestimmt, und wären daher ohnehin nur von begrenztem Aussagewert. Der wesentliche Problembereich beider Massenprivatisierungsprogramme ist im Verhältnis zwischen den Fondseigentümern und den Investitionsfonds zu sehen. Im tschechischen Programm sind Banken und andere Finanzinstitutionen in erster Linie die dominierenden Eigentümer der Investitions-Privatisierungsfonds. Gleichzeitig haben sich über die Gutscheinprivatisierung tschechische Bürger an den Fonds beteiligt, so dass diese sich zum Teil im Streubesitz befinden. Ähnliche Eigentumsverhältnisse finden sich bei vielen Unternehmen, die an der Massenprivatisierung teilgenommen haben. Zur Beherrschung des Verhältnisses Mehrheits-Minderheitsaktionär sind funktionsfähige Kapitalmärkte notwendig. Diese haben allerdings in der Tschechischen Republik lange Zeit unter mangelnder Transparenz und Liquidität sowie dem unzureichenden Schutz von Minderheitsaktionären gelitten, so dass insbesondere eine effiziente Unternehmenskontrolle der Investitions-Privatisierungsfonds, die auch die belange der Minderheitsaktionäre berücksichtigt, nicht immer gegeben ist. Auch im polnischen Fall wurde die Unternehmenskontrolle auf der Fondsebene nur unzureichend gelöst. Hinsichtlich der Beziehung zwischen Fondseigentümer und Investitionsfonds ist im polnischen Fall zwischen drei zeitlichen Phasen zu unterscheiden. Zunächst war der Staat alleiniger Eigentümer der Fonds. Er hat seine Eigentumsrechte insofern wahrgenommen, als er die Auswahl der Aufsichtsräte und der das Fondsvermögen verwaltenden Managementfirmen durchgeführt hat. Seit Mitte 1997 werden die Fonds aber an der Börse notiert und die Inhaber von Investitionsgutscheinen Projektberichte 132

konnten deren Aktien erwerben. Somit sind in dieser zweiten Phase erste private Aktionäre neben den Staat getreten, die entsprechend ihrer Beteiligungen ebenfalls Aufsichtsratsmitglieder ernennen konnten. Allerdings haben die privaten Eigentümer nur in wenigen Fällen signifikante Anteile von über fünf Prozent erworben. Ende 1998 wurde der Umtausch der Investitionsgutscheine abgeschlossen. Seit diesem Zeitpunkt beschränkt sich der staatliche Anteil an den Fonds auf rund 15 Prozent und polnische und internationale Finanzinstitute wurden zu den größten Anteilseignern. In den ersten beiden Phasen, in denen der Staat alleiniger bzw. dominierender Eigentümer der Investitionsfonds war, kam es in fast der Hälfte der Fonds zu offen ausgetragenen Konflikten zwischen Aufsichtsräten und Managementfirmen. Hintergrund waren unklare Kompetenzabgrenzungen zwischen Aufsichtsrat und Managementfirma, widersprüchliche Interessen (hier ‘politische’ Aufsichtsräte, dort ‘wirtschaftliche’ Verwaltungsfirmen) sowie Auseinandersetzung zwischen den polnischen und internationalen Partnern der Verwaltungsfirma. Aufgrund dieser Konflikte ist festzuhalten, dass das Konstrukt der Managementfirma zusammen mit der politisch motivierten Ernennung der Aufsichtsräte zunächst zu einer nur bedingt funktionsfähigen Unternehmenskontrolle auf der Fondsebene geführt hat. Diese Problematik spiegelte sich auch in einer enttäuschenden Entwicklung der Aktienkurse der Investitionsfonds wider. Mit Herausbildung einer neuen, nicht mehr staatlich dominierten, Eigentümerstruktur nach Ablauf der Eintauschfrist für die Investitionsgutscheine, hat das Problem der Unternehmenskontrolle auf der Fondsebene an Bedeutung verloren. Die neue Eigentümerstruktur zeichnet sich dadurch aus, dass sich innerhalb der 15 Fonds Gruppen von je 2 bis 4 Fonds herausgebildet haben, an denen verschiedene polnische und internationale Finanzinstitute signifikante Beteiligungen erwarben. Die neuen Eigentümer bestimmen die Aufsichtsratsmehrheit der zu ihrer Gruppe gehörenden Fonds und verwalten diese im Regelfall durch eine gemeinsame Managementfirma. Damit wurde der Gegensatz zwischen Managementfirma und Aufsichtsrat, der bis dahin einer funktionsfähigen Unternehmenskontrolle auf der Fondsebene entgegenstand, in den meisten Fällen gelöst. Allerdings kam es im Herbst 1999 in drei Fonds zu offen ausgetragenen Konflikten zwischen dem dominierenden Anteilseigner und einer Gruppe von Minderheitsaktionären. In zwei Fällen gelang es dabei den Minderheitsaktionären in Zusammenarbeit mit dem polnischen Schatzamt die vom dominierenden Anteilseigner gestellte Managementfirma abzulösen. Diese Vorfälle haben deutlich gemacht, dass der polnische Staat auch weiterhin über signifikanten Einflussmöglichkeiten auf die Unternehmenskontrolle der Investitionsfonds verfügt und diese in Einzelfällen auch aktiv nutzt. Im nur unvollständigen Rückzug des Staates ist auch einer der Gründe für die weiterhin schlechte Performanz der Aktien der Investitionsfonds zu sehen.

4. Schlussfolgerungen

Beide Projekte legen den Schluss nahe, dass sich unterschiedliche eigentumsrechtliche Ausgangslagen, wie sie durch die Unternehmenskontrolle im sozialistischen System determiniert sind, tendenziell zwar zu unterschiedlichen Privatisierungsansätzen führen, diese aber mittel- bis langfristig in ähnlichen Systemen der Unternehmenskontrolle enden. Dies deutet auf die hohe Bedeutung von Anpassungsprozessen nach der eigentlichen Privatisierung hin. Im Sinne des Coase-Theorems Projektberichte 133

relativiert sich somit die Bedeutung der mit der Privatisierung geschaffenen Ausgangsverteilung der Eigentumsrechte. Allerdings ist nicht von einer völligen Irrelevanz der Ausgangsverteilung auszugehen. Vielmehr zeigt die Analyse, dass in beiden Massenprivatisierungsprogrammen eine evolutorische Entwicklung der Eigentums- und Kontrollstruktur behindert wurde. Dies zeigt die Bedeutung staatlicher Regulierung (bzw. unterlassener Regulierung) für die Kosten der Reallokation von Eigentumsrechten. Im tschechischen Fall wurde die Reallokation durch Unzulänglichkeiten bei der Kapitalmarktregulierung begründet. Insbesondere war der Schutz der Minderheitsaktionäre im Beobachtungszeitraum des Projektes nur unzureichend sichergestellt, so dass der Kapitalmarkt seine Funktion als Reallokationsmechanismus von Eigentumsrechten nur eingeschränkt wahrnehmen konnte und daher ein für das anglo-amerikanische System der Unternehmenskontrolle typischer Markt für Unternehmenskontrolle nur bedingt entstehen konnte. Die tschechische Entwicklung steht somit im Einklang mit der – auf den ersten Blick paradoxen – These, dass ein marktbasiertes System der Unternehmenskontrolle einer umfassenden staatlichen Regulierung bedarf. Unterbleibt eine entsprechende Regulierung kommt es, wie in Tschechien zu beobachten, als Anpassungsreaktion zu einer Konzentration der Eigentumsrechte, wie es für netzwerk-basierte Formen der Unternehmenskontrolle typisch ist. Im polnischen Fall hingegen behinderte zu starker staatlicher Einfluss zunächst die Herausbildung funktionsfähiger Eigentums- und Kontrollstrukturen auf der Ebene der Fonds. Erst nach dem Ende der dominierenden Position des Staates sind umfassende Anpassungsprozesse zu beobachten, die allerdings weiterhin durch staatliche Einflussnahmen behindert werden, so dass noch immer nicht von einer rein marktgeleiteten Anpassung der Eigentums- und Kontrollstruktur gesprochen werden kann. Diese Entwicklung bestätigt die These, dass der Staat sich unter den Bedingungen unvollständiger Verträge nicht glaubwürdig zur Nicht-Einmischung in Unternehmensangelegenheiten verpflichten kann, solange er zumindest teilweise Eigentümer der Unternehmen ist und damit über residuale Eigentums- und Kontrollrechte verfügt.

Publikationen

Gesell, Rainer, 2000: „Polish Mass Privatization: Success or Failure?“ In: Rosenbaum, Eckehard F., Frank Bönker und Hans-Jürgen Wagener (Hrsg.): Privatization, Corporate Governance and the Emergence of Markets, Basingstoke/London: Macmillan, 17-32. Gesell, Rainer, 1997: „Rezension von Herbert Brücker: Privatization in Eastern Germany: A Neo- Institutional Analyis; idem: Privatisierung in Ostdeutschland. Eine institutionenökonomische Analyse“. In: Economic Systems, 21(3), 304-306. Gesell, Rainer, Katharina Müller und Süß, Dirck, 1998: Social Security Reform and Privatisation in Poland: Parallel Projects or Integrated Agenda? FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 8/98. Gesell, Rainer und Torsten Jost, 1997: The Polish State Enterprise System - an Impediment to Transformation? FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 12/97. Gesell-Schmidt, Rainer, Katharina Müller und Dirck Süß, 1999: „Social Security Reform and Privatisation in Poland: Parallel Projects or Integrated Agenda?“ In: Osteuropa-Wirtschaft, 44 (4), 428ff. Gesell-Schmidt, Rainer, Katharina Müller und Dirck Süß, 1999: „Social Security Reform, Privatisation, and the Promise of uwłaszczenie: An analysis of competing proposals“. In: Schroeder, Jerzy (ed.): From Projektberichte 134

Plan To Market - Selected Problems of the Transition. Proceedings of Lubniewice '98. Poznań: Akademia Ekonomiczna, 14-35. Schütte, Clemens, 2000: Privatization and Corporate Control in the Czech Republic, Cheltenham/ Northampton: Edward Elgar. Wagener, Hans-Jürgen, 1997: „Privateigentum und Unternehmenskontrolle in Transformationswirtschaften“. In: Cassel, D. (Hrsg.): Institutionelle Probleme der Systemtransformation. Berlin: Duncker & Humblot, 165-88; ungarische Fassung: „A magántulajdon és a vállalatirányításviszonya a rendszerváltozásban“. In: Külgazdaság, 41(12), 20-36; Russische Fassung: „Castnaja sobstvennost' i upravlenie v perechodnych ekonomikach.“ In: Politekonom 1996-3, 51-60; Wagener, Hans-Jürgen, 1996: „What Type of Capitalism is Produced by Privatization“. In: Dallago, B. und L. Mittone (Hrsg.): Economic Insitutions, Markets and Competition. Centralization and Decentralization in the Transformation of Economic Systems, Cheltenham: Edward Elgar, 90-110.

Projektberichte 135

Finanzkulturen einer Stadtverwaltung: eine ethnographische Studie in Budapest, Bukarest, Moskau, Prag oder Warschau

Antragsteller

Prof. Dr. Werner Schiffauer (Professur für Vergleichende Kultur- und Sozialanthropologie, Europa- Universität Viadrina Frankfurt (Oder))

Projektmitarbeiter

Sigrid Schmidt, M.A. (01.04.1996 – 31.03.1999)

DFG-Geschäftszeichen

INK 19 / A 1-1, Teilprojekt 2.8. des Antrags vom 24.03.1995

Berichtszeitraum

01.04.1996 – 30.06.2001

Förderzeitraum insgesamt

01.04.1996 – 31.03.1999

Qualifikation des wissenschaftliches Nachwuchses

Dr. Richard Rottenburg: Die Herstellung von Objektivität im Kontext transkultureller Aushandlungsprozesse (Habilitation)

Zusammenfassung

Wie bei der Versorgung jeder großen Stadt mit Trinkwasser sind auch in Moskau technische, ökonomische und politische Dimensionen unentrinnbar miteinander verwoben. Das politische System des Staatssozialismus und die Ökonomie der Planwirtschaft orientierten sich primär am Prinzip der gleichmäßigen Versorgung, von der man sich Entwicklungsimpulse erwartete. Distributionsgerechtigkeit galt als wichtigster Maßstab für gute Politik. Sobald diese Rahmung mit der Wende wegfiel und die Suche nach neuen Rahmungen anfing, wurde sichtbar, dass die Wasserwerke von Moskau technisch marode, ökonomisch nicht überlebensfähig und eine ökologische Belastung sind. Als Lösung entschied man sich dafür, das Prinzip der Versorgung durch das Prinzip der Verursachung einzuführen und damit dem Kriterium Kosteneffizienz auf allen Ebenen Priorität Projektberichte 136

einzuräumen. Nun stieß dieser Lösungsansatz auf zwei Hindernisse. Erstens blieb Trinkwasser unvermeidlich ein politisches Gut, dessen Markt man keiner Schocktherapie aussetzen konnte, ohne mit gesundheitlichen Katastrophen und politischen Unruhen zu rechnen. Zweitens und ausschlaggebend stellte sich der Übergang von dem alten zu dem neuen Regulationsregime als Gründungsparadox dar. Über die Versorgung einer Metropole mit Trinkwasser kann man zumindest im Prinzip richtig Geld machen. Bei der Herauslösung der Wasserversorgung aus dem staatlichen Versorgungssystem zeigte sich die urbane Managementelite an der Kommerzialisierung von MOSVODOKANAL entsprechend interessiert. Um hier zum Zug kommen zu können, bedurfte es allerdings einer wirkungsvollen Vernetzung mit jenem Teil der politischen Elite, die hier das Sagen hatte. Sobald das Wasserwerk die formale Autonomie erlangt hatte, um kommerziell betrieben zu werden, mussten freilich unzählige Spielregeln eingeführt werden, die am Ende insbesondere (aber nicht nur) für die Kunden lauter unliebsame Folgen hatten. Die konsequente Anwendung dieser Spielregeln konnte nun aber nicht mehr im Interesse jener Akteure sein, die das Management von MOSVODOKANAL politisch eingesetzt hatte, denn das hätte ihrer Popularität geschadet, die sie bei den nächsten Wahlen stets brauchen. So kam es zu häufigen politischen Interventionen in solche Aufgabenbereiche, die man gerade deshalb aus dem staatlichen Versorgungssystem herausgelöst hat, um sie nach kommerziellen Gesichtspunkten zu steuern. Auf diese Weise erhielt schließlich jenes altbewährte Muster, um dessen Abschaffung es ging, im Zuge des Abschaffungsversuchs seine größte funktionale Bestätigung. Probleme im formalen System führen dazu, dass das Stadtmanagement auf informale Allianzen zurückgreift, die auf personalem Vertrauen bzw. auf Patron-Klient-Beziehungen beruhen. Das wiederum hat zur Folge, dass die neuen formalen Spielregeln regelmäßig von denselben Leuten unterlaufen werden, die für ihre Einführung verantwortlich sind. Auf der Suche nach Lösungen wird gerne an die Logik des liberalen Regulationsregimes appelliert, das man nur konsequent durchsetzen müsse. Dieser Appell erscheint naiv, weil das liberale Regulationsregime bei seiner eigenen Institutionalisierung offenbar nicht auf sich selbst zurückgreifen kann. Man hat es hier mit einem langsamen, kaum steuerbaren Evolutionsprozess zu tun, dessen Ausgang ungewiss ist.

Projektberichte 137

Finanzkulturen einer Stadtverwaltung. Eine ethnographische Studie in Moskau

1 Ausgangsfragen und Zielsetzung

Ausgangspunkt war eine theoretische Beobachtung: die große Bewegungen „vom Plan zum Markt“ enthält entgegen der offiziellen Rhetorik ein Begründungsparadox. Um Funktionen, die ehemals über den Geltungsbereich der Staatsbürokratie und des „Plans“ geregelt wurden, in den Bereich marktwirtschaftlicher Regelung zu verschieben, bedarf es zunächst einer weiteren politisch- bürokratischen Planung, Organisation und Überwachung dieser Verschiebung, die im Feld der Politik und nicht im Feld des Marktes verortet ist. Im weiteren müssen Märkte erst abgesteckt und mit entsprechenden Regelwerken versehen werden, um ihre eigene Logik überhaupt entfalten zu können. Auch diese Formatierungsarbeit (Thévenot) gehört nicht in den Bereich des Marktes, sondern des Staates und der politischen Setzung. Für ein kulturanthropologisches Forschungsprojekt stellte sich zweitens die Herausforderung, die Rolle der Kultur im Transformationsprozess zu fassen. Über das Forschungsdesign wurde dafür gesorgt, dass Kultur nicht a priori als „kollektiver Irrtum“ aufgefasst wird, mit dem die modernen Institutionen irgendwie fertig werden müssen. Statt dessen wurde Kultur als Dispositiv für Reflexion und Kreativität konzipiert. Damit ist auch gesagt, dass die Genese moderner Institutionen in postsozialistischen Gesellschaften selbst ein kultureller Schöpfungsprozess ist. Mit dieser Verschiebung der Perspektive geht eine andere Verschiebung einher. Kultur wird nicht als „Kitt“ aufgefasst, der aus Normen und Werten besteht und auf diesem Weg die Gesellschaft zusammenhält. Statt dessen wird das Augenmerk auf die „härteren“ Mechanismen zur Herstellung gesellschaftlicher Ordnung gelenkt: Maßstäbe, Standardisierungen, Verfahren, Vermessungen und technische Artefakte. Das Projekt hatte das Ziel, ausgewählte Aspekte der Formatierungsarbeit, die zur Herstellung funktionierender Märkte notwendig ist, ethnographisch zu untersuchen. Damit ist der Versuch gemacht worden, die Figur des Modelltransfers genauer unter die Lupe zu nehmen. Anstatt einer gängigen Argumentationsfigur zu folgen und die Formatierung als Implantation bereits andernorts bewährter Modelle hinzunehmen, sollte untersucht werden, wie diese Modelle bei ihrer Reinstitutionalisierung in einen neuen Kontext auseinander genommen und neu zusammengefügt werden. Hierbei sollte zwar ein besonderes Augenmerk auf die Deinstitutionalisierung alter Lösungen gelenkt werden, doch gleichzeitig sollte vermieden werden, die sich herausbildenden Lösungen als Übernahmen scheinbar a priori oder gar teleologisch gegebener Entwicklungspfade aufzufassen. Die Genese moderner Institutionen sollte vielmehr als offener Prozess aufgefasst werden, der Überraschungen bereithält. Sofern es theoretisch-methodisch um eine ethnographische Arbeit ging, musste diese etwas überdimensionierte Fragestellung auf ein Niveau herunter buchstabiert werden, das sich mit der „extended case method“ untersuchen lässt. Im Unterschied zu ethnographischen Fallstudien, die in der Tradition der interpretativen Ethnologie (Geertz), der Ethnomethodologie (Garfinkel) und der Gegenstandsbezogenen Theorie (Glaser und Strauss) durchgeführt werden, legt die „extended case method“ (Burrawoy) Wert darauf, den wechselseitigen Bezug des untersuchten Falls zu Projektberichte 138

makrosoziologischen Prozessen in den Vordergrund zu stellen. Der makrosoziologische Prozess, der für das Projekt als relevant ausgewählt wurde, war die Einführung neuer Formen der Kalkulierbarkeit, die den Grundgedanken der Transformation vom „Plan“ zum „Markt“ ausmachen. Es wurden folgende gegenstandsbezogenen Einschränkungen vorgenommen: Es sollte um Fragen der Herstellung gesellschaftlicher Ordnung und Vorhersehbarkeit durch Rechenhaftigkeit, insbesondere durch Finanzkalkulation gehen. Hier wiederum sollte es um die Finanzierung städtischer Infrastrukturen gehen. In diesem Bereich ist weltweit ein Prozess zu beobachten, der unter Schlagworten wie „Private-Public-Partnership“, „New Public Management“, „Devolution“ und „Privatisierung“ läuft. In allen Fällen geht es darum, ganze Funktionsbereiche städtischer Infrastruktur aus der Kameralistik in „den Markt“ zu entlassen und umgekehrt, Elemente der Kosten-Nutzen- Kalkulation in „die Kameralistik“ einzuführen, die dann aufhört, Kameralistik zu sein. Es war davon auszugehen, dass diese massive Reformatierung der Finanzierung urbaner Infrastrukturen in den Metropolen der Transformationsländer von einer ganz anderen Dramatik sind, als für die Städte des Westens. Regional war eine Konzentration auf zwei ostmitteleuropäische Metropolen vorgesehen.

2 Entwicklung der durchgeführten Arbeiten

Zunächst musste sich das Projekt damit abfinden, dass aus Gründen der Projektfinanzierung nur eine Stadt untersucht werden konnte. Damit war die komparative Dimension verloren, doch entsprechend den Regeln der „extended case method“ war dies kein Grund für eine grundlegende Änderung des Forschungsdesigns. Die ausgewählte Stadt war Moskau. Im Bereich der Finanzierung der Infrastruktur Moskaus war es aus Gründen des Feldzugangs und der Machbarkeit notwendig, sich auf einen gegenständlich begrenzten Bereich zu konzentrieren. Die ursprüngliche Idee, den Haushalt der Stadt Moskau und das Büro des Stadtkämmerers als Ausgangspunkt zu wählen, schlug aus zwei Gründen fehl. Zum einen stellte sich während eines ersten Feldaufenthaltes (November 1996) heraus, dass das moskowitische Stadtmanagement geradezu phobisch auf ausländische Forscher reagiert. Diese werden mit Glanzbroschüren und offizieller Rhetorik abgespeist und um jeden Preis daran gehindert, einen Einblick in das muddling-through des Alltag des Stadtmanagements zu erhalten. Sie werden nicht als Forscher, sondern als national Fremde behandelt. Es stellte sich heraus, dass manche der betroffenen Organisationen es soweit gebracht haben, dass sie für den Umgang mit westlichen Besuchern gesonderte Eingänge und Verhandlungszimmer eingerichtet haben. Zum anderen wurde auch deshalb von dem Haushalt der Stadt als Fokus der Arbeit abstand genommen, weil sich die Transparenz der Zahlenwerke aus dieser Warte als zu gering erwies. Es erschien zudem unmöglich, einzelne Zahlen nach unten, auf niedrigere Aggregationsstufen zu verfolgen, weil die Kooperation der Finanzmanager ausblieb. Während des ersten Feldaufenthaltes wurde deshalb die Strategie so umgekehrt, dass gewissermaßen am untersten Ende angesetzt wurde. Aus dem Bereich der Finanzierung urbaner Infrastruktur wurde der Wassersektor ausgewählt und darin als unterste Ebene die Schnittstelle zwischen Wasserkunde und Wasserwerk, also jene Stelle, wo die Dienstleistung „Wasserversorgung“ (im Prinzip) über eine Wasseruhr in Geld verwandelt werden soll. Projektberichte 139

Anhand der Reform der städtischen Wasserversorgung konnte im Laufe der zwei folgenden Feldforschungen (8. März - 8. Juni und 22. Juli - 8. Oktober 1997) und der dazwischen geschalteten theoretischen Reflexionen die ursprüngliche Ausgangsfrage gegenstandsbezogen präzisiert und angepasst werden.

3 Darstellung der erreichten Ergebnisse und Diskussion im Hinblick auf den relevanten Forschungsstand, mögliche Anwendungsperspektiven und denkbare Folgeuntersuchungen

Die Transformation der städtischen Wasserversorgung von Moskau besteht im Kern darin, von einer planwirtschaftlichen Kommandostruktur, die den Verwaltern der Wasserwerke bestimmte Mittel zur Verfügung stellte und bestimmte Leistungsmerkmale setzte, zu einer „liberalen“ Struktur überzugehen, die den Managern des Feldes bestimmte Ziele setzt, für deren Erlangung sie weitgehend freie Hand bekommen, wobei die bestehende Transferfinanzierung schrittweise möglichst auf Null abgebaut werden soll. Diese Reformatierung des Sektors geht dann notwendigerweise Hand in Hand mit der Einführung neuer Kalkulationsmodi, die nicht mehr primär darauf abzielen, die korrekte Verwendung der Mittel zu überprüfen, sondern hauptsächlich darauf ausgelegt sind, Kosten-Nutzen-Kalküle für die gesamte Organisation der Wasserversorgung, aber eben auch für einzelne Organisationseinheiten und einzelne technische Schritte zu ermöglichen. Am Ende soll sich der externe Kontrollmechanismus im Prinzip darauf reduzieren, ob eine technisch einwandfreie und gesundheits- sowie umweltpolitisch angemessene Wasserversorgung zu sozialverträglichen Preisen betrieben werden kann, die sich finanziell selbst trägt. Der Dreh- und Angelpunkt der organisatorischen Transformation besteht in der Priorität, die der ökonomischen Überlebensfähigkeit von MOSVODOKANAL (wie der moskowiter Wasserbetrieb heißt) bzw. dem Prinzip der Eigenfinanzierung gegeben wird. Genau diese Priorität hatte es in dem alten System nicht gegeben, das im Gegenteil eher auf Transferzahlung zur Bereitstellung einer kostenlosen Grundversorgung der Bevölkerung mit Wasser und Abwasser abzielte. Mit dieser Beobachtung war die ursprüngliche Problemstellung gegenstandsbezogen präzisiert: Es ging nun um die Frage, wie die Herstellung eines kalkulatorischen Raumes („calculabel space“, Miller), den es davor nicht gab, und damit einhergehend die Konstitution von kalkulierenden Subjekten („calculating selfs“, Miller) bzw. „Kostenzentren“ im einzelnen vonstatten geht. Bei der Herstellung des neuen kalkulatorischen Raumes urbaner Wasserversorgung handeln die beiden wichtigsten Rechen(schafts)zentren (centers of calculation, Latour) MOSVODOKANAL und die Stadtverwaltung die angemessenen kalkulatorischen Verfahren aus. Dabei kommt es darauf an, dass die notwendige Kontrolle auf Entfernung im Unterschied zu der sowjetischen Regelung nicht durch ein engmaschiges System von autoritären Vorgaben und extern definierten Kontrollmechanismen erreicht wird. Vielmehr soll im Sinne des marktwirtschaftlich-liberalen Ansatzes lediglich ein Rahmen und Kalkulationsmodus gesetzt werden, der die Herausbildung kalkulierender Einheiten fördert, die innerhalb der Vorgaben ihren Nutzen frei maximieren können. Ein liberales System dieser Art setzt die Autonomie und Souveränität der kalkulierenden Einheiten in den Grenzen des gesetzten Rahmens voraus, da es andernfalls zu keiner Internalisierung der abgestrebten Ziele und der Kosten-Nutzen-Kalküle kommen kann. Ohne der Hereinnahme von Zielen, Mitteln und Spielregeln in das souverän Projektberichte 140

selbstbestimmte Programm von Akteuren ist die Durchsetzung von Zielen auf die Anwendung von Autoritarismus angewiesen. An dieser Stelle konnte eine spezifische Problemlage herausgearbeitet und in Bezug zu anderen Forschungsergebnissen gestellt werden. Als konkretes Fallbeispiel wurde ein technisch-finanzielles Projekt bei MOSVODOKANAL untersucht (dritte Feldforschungsphase 1. November - 3. Dezember 1998). Zur Herstellung des neuen kalkulatorischen Raumes sollten im Rahmen eines groß angelegten Projektes Wasseruhren eingeführt werden. Wasseruhren sind einfache technische Artefakte, die dazu angelegt sind, Kosten-Nutzen-Kalküle bis hinunter zum Endverbraucher durchzusetzen. Sie dienen der Etablierung der Kontrolle auf Distanz durch Eigeninteresse, das vom Endverbraucher bis hinauf zu dem Spitzenmanagement des Wasserwerkes das System regeln soll, indem sie die kalkulatorische Ermittlung der ökonomisch-technischen Effektivität des gesamten Prozesses ermöglichen. Wasseruhren ermöglichen die Transformation des autoritären Kommandos in ein kalkulatorisches Regime, an das sich die betroffenen Akteure aus Eigeninteresse halten, sobald das Regime etabliert ist. Zur Etablierung des Regimes gehört die Entwicklung eines Systems von Vertragsbeziehungen zwischen Leistungslieferanten und Leistungsempfängern sowie die Entwicklung eines Audit-Verfahrens für die Ermittlung der Wirtschaftlichkeit des Monopolisten MOSVODOKANAL. Nun stellte sich aber heraus, dass die Anstrengungen des moskowiter Stadtmanagements und des Managements von MSOVODOKANAL zur Einführung von Wasseruhren über Jahre hinweg im Sand verliefen. Als Grund dafür konnte die Tatsache ausgemacht werden, dass die notwendige Autonomie, die den einzelnen Organisationseinheiten und deren legitimen Stellvertretern hätte eingeräumt werden müssen, um die genannte Internalisierung von Zielen und Mitteln hervorzubringen, ständig „von oben“ unterlaufen wurde. Auf einer Ebene, die man als offizielle Inszenierung der Transformation als Einführung liberaler Lösungen (in dem oben definierten Sinn) bezeichnen kann, verpflichteten sich die relevanten Akteure immer wieder dazu, eine konsequente Messung des Wasserverbrauchs einzuführen. Im Zuge der praktischen Umsetzung dieses Ziels wurde indes auf andere Prioritäten rekurriert. Hierbei konnte eine horizontale und vertikale Netzwerkstruktur wechselseitiger Verpflichtungen ausgemacht werden. Das für den untersuchten Zusammenhang wichtigste Charakteristikum dieser Netzwerkstruktur besteht darin, dass die Autonomie jedes kollektiven und individuellen Akteurs ständig dadurch aufgehoben werden kann, dass seine Verpflichtungen im Rahmen des Netzwerkes prioritär gegenüber Verpflichtungen behandelt werden, die sich aus der Erfüllung seiner offiziellen Funktion ergeben. Während es auf den ersten Blick so aussieht, als hätte man es hier mit der Beharrlichkeit eines kulturellen Musters zu tun, das als Überbleibsel (survival) aus Zeiten des Staatssozialismus zurückblieb, scheint es eher so zu sein, dass hier hauptsächlich handfeste Interessen und unvermeidlichen Strategien der Absicherung im Spiel sind. Die Netzwerkstrukturen dienen der Aufrechterhaltung von Einflussmöglichkeiten und Einkommenschancen, aber auch der Herstellung einer minimalen Vorhersehbarkeit des Handelns. Im Ergebnis folgt daraus die These, dass die Einführung marktwirtschaftlicher Logik und liberaler Autonomieprinzipien nicht von einem tradierten Überschuss autoritärer und staatsgläubiger Gesinnung behindert werden, sondern eher umgekehrt von einem Überschuss an Utilitarismus, der sich in entsprechenden Netzwerken formiert. Mangelndes Projektberichte 141

Systemvertrauen wird durch personales Vertrauen kompensiert, was dazu führt, dass das Systemvertrauen nicht wachsen kann.

4 Wirtschaftliche Verwertung der Forschungsergebnisse

Eine unmittelbare wirtschaftliche Verwertung der Ergebnisse wurde nicht angestrebt. Allerdings ist nicht zu übersehen, dass ein ethnographisches Wissen über den Eigensinn der Managementelite Moskaus und der Funktionsweise von Reformprozessen für den Politik- und Consultingbereich sehr interessant ist. Es überrascht deshalb kaum, dass die Projektbearbeiterin kurz nach dem Ende ihrer Forschungstätigkeit von einem Marktforschungsunternehmen eingestellt wurde.

5 Kooperationspartner im In- und Ausland

Das Projekt ist in Kooperation mit dem Forschungsprojekt „Metropolen“ am Wissenschaftszentrum Berlin und mit dem Projekt „Managing the Big City“ des Gothenburg Research Institute (Göteborg University) entstanden. Im Laufe des Förderungszeitraums konnte ein internationales Netzwerk von Wissenschaftlern aufgebaut werden, die sich 1999 in Frankfurt an der Oder trafen (siehe die Publikation Facts and Figures). Die punktuelle Kooperation mit Kollegen der Universität Moskau konnte nicht weiter ausgebaut werden.

Publikationen

Kalthoff, Herbert, Richard Rottenburg und Hans-Jürgen Wagener (Hrsg.), 2000: Facts and figures. Economic representations and practices. Jahrbuch Ökonomie und Gesellschaft 16. Marburg: Metropolis. Kalthoff, Herbert, Richard Rottenburg und Hans-Jürgen Wagner, 2000: „Introduction – In search of a new bed: Economic representations and practices“. In: Kalthoff, Herbert, Richard Rottenburg und Hans-Jürgen Wagener (Hrsg.): Facts and figures. Economic representations and practices. Jahrbuch Ökonomie und Gesellschaft 16, Marburg: Metropolis, 9–34. Schmidt, Sigrid, 1998: „Rezension von Andreas Rüesch: Staatsbetrieb, Wirtschaftsreform, Kampf der Interessen. Die Bedeutung der „Industrielobby“ in der Sowjetunion und in Rußland nach der Wende“. In: Osteuropa, 11-12, 657 - 658. Schmidt, Sigrid, 1998: „Rezension von Werner Biermann: Die verratene Transformation. Ein soziologischer Essay über die neuen Machtverhältnisse in Rußland“. In: Soziologische Revue, 21 (4), 510- 513. Rottenburg, Richard, 2001: „Kultur der Entwicklungszusammenarbeit“. In: Wippel, Steffen und Inge Cornelssen (Hrsg.): Entwicklungspolitische Perspektiven im Kontext wachsender Komplexität. Festschrift für Prof. Dr. Dieter Weiss, Köln und London: Weltforum Verlag (erscheint demnächst) Richard Rottenburg, 2001: Weithergeholte Fakten. Stuttgart: Lucius & Lucius (erscheint demnächst). Rottenburg, Richard, 2000: „Accountability for development aid“. In: Kalthoff, Herbert, Richard Rottenburg und Hans-Jürgen Wagener (Hrsg.): Facts and figures. Economic representations and practices. Jahrbuch Ökonomie und Gesellschaft 16, Marburg: Metropolis, 2000, 143–173. Rottenburg, Richard, 2000: „Sitting in a Bar“. In: Studies in Cultures, Organizations and Societies, 6(1), 87– 100. Projektberichte 142

Rottenburg, Richard, 1998: „Towards an Ethnography of Translocal Processes and Central Institutions of Modern Societies“. In: Posern-Zielinski, Aleksander (ed.): The Tasks of Ethnology/ Cultural Antropology in Unifying Europe. Poznań: Komitetu Nauk Etnologicznych, 59 - 66. Rottenburg, Richard, 1998: „Verführung zur nächsten Sünde: Ein Kommentar zu Bruno Latour“. In: Reinhard Kapfer, Marie-José van de Loo, Werner Petermann und Margarete Reinhart (Hrsg.): Wegmarken. Für eine Bibliothek der ethnologischen Imagination. Wuppertal: Peter Hammer Verlag, Edition Trickster, 212 - 235. Rottenburg, Richard, 1997: Classifications: Change or Fluidisation? A Phenomenological Approach to a Liminal Dance Floor in Western Poland. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 14/97.

Projektberichte 143

Tarifautonomie in der Transformation

Antragsteller

Prof. Dr. Hermann Ribhegge (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschafts- und Sozialpolitik, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder))

Projektmitarbeiter

Dr. Torsten Geißler, Dipl.-Volkswirt (01.03.1996 – 28.02.1999)

DFG-Geschäftszeichen

INK 19 / A 1-1, Teilprojekt später zum Antrag vom 24.03.1995 hinzugefügt

Berichtszeitraum

01.03.1996 – 31.12.1999

Förderzeitraum insgesamt

01.03.1996 – 28.02.1999

Qualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses

Torsten Geißler: Tarifautonomie in der Transformation. Ein Vergleich der Lohnbildungsinstitutionen in Polen und Ostdeutschland. (Promotion am 13.07.1999; Erstgutachter: Prof. Dr. Hermann Ribhegge)

Projektberichte 144

Tarifautonomie in der Transformation

In dem Forschungsprojekt werden folgende wichtige wirtschaftspolitische Fragestellung aufgegriffen: Inwieweit unterscheiden sich die Lohnbildungsinstitutionen in Polen und Ostdeutschland, worauf sind ihre Unterschiede zurückzuführen und welche Auswirkungen gehen von den unterschiedlichen institutionellen Arrangements auf dem Arbeitsmarkt auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung aus? Diese Analyse ist nicht nur für die Transformationsländer selbst, sondern auch generell für die Industriestaaten von Brisanz, da auch in ihren eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes auf der Agenda steht. Des weiteren ist dieser Institutionenvergleich höchst brisant, wenn es im Rahmen der Osterweiterung der Europäischen Union zu einem integrierten Arbeitsmarkt kommt. Dann prallen zwei unterschiedliche Systeme des Arbeits- und Sozialrechts aufeinander, die sich zum einen erst langsam in den letzten Jahren nach der Systemtransformation herausgebildet haben und immer noch nicht als allgemein gefestigt angesehen werden können. Insbesondere kennzeichnet die Arbeitgeberverbände auf beiden Seiten der Oder einen relativ niedrigen Organisationsgrad, so dass nicht von ihnen ohne weiteres zu erwarten ist, dass sie den Lohnbildungsprozess koordinieren und einen effizienten Lohnpfad gewährleisten können. Im Forschungsprojekt werden die unterschiedlichen institutionellen Arrangements der Lohnbildung und Polen und Ostdeutschland detailliert herausgearbeitet. Dabei stellt sich heraus, dass sich in Polen ein System betrieblicher Lohnvereinbarungen herausgebildet hat, während in Ostdeutschland mit der Vereinigung das kollektive Tarifvertragsrecht (Flächentarifverträge) übernommen werden musste und sich dort spezifische Lösungen für Ostdeutschland in Form eines Systemwettbewerbs nicht entwickeln konnten. Schwerpunkt des Forschungsprojektes bildete deshalb die Situation in Polen, da hier Optionen im Transformationsprozess zur Auswahl standen. Um zu tragfähigen wirtschaftspolitischen Aussagen zu kommen, wurden im Forschungsprojekt die theoretischen Ansätze zur Analyse des Lohnbildungsprozesses aufgearbeitet und auf ihre Relevanz für die Erklärung der spezifischen Arbeitsmarktsituation in Polen geprüft. Relativ schwierig erwies sich die empirische Überprüfung der theoretischen Ansätze, da sich zum Zeitpunkt der Projektdurchführung die polnische Statistik als nicht ganz unproblematisch erwies. Eigene Primärerhebungen waren im Rahmen des Forschungsprojektes leider nicht vorgesehen, was sich im nachhinein als negativ herausstellte. Schwerpunkt des Projektes bildete eine umfangreiche komparative Analyse des polnischen und ostdeutschen Arbeitsrechtes, bei der auf die theoretischen Überlegungen der Neuen Institutionenökonomik zurückgegriffen wurde. Ein sowohl für die Wissenschaft als auch die Praxis interessantes Ergebnis des Forschungsprojektes besagt, dass die arbeits- und tarifrechtlichen Vorgaben des polnischen Staates, wie das Verbot der Aussperrung der Arbeitnehmer durch den Arbeitgeber, anders als im deutschen Recht, das kollektive Vereinbarungen in Form des Flächentarifvertrages begünstigt, es dem polnischen Arbeitgeber wenig attraktiv erscheinen lassen, übertarifliche Tarifverträge abzuschließen. Projektberichte 145

Ein weiteres wichtiges Ergebnis des Forschungsprojektes ist die Herausarbeitung der Unterschiede in der Entstehung des Arbeits- und Tarifrechts in Polen und Ostdeutschland. Während das ostdeutsche Recht - determiniert durch die Regelungen der Bundesrepublik - sehr stark auf ein Richterrecht zurückzuführen ist, das sehr stark fallbezogen ist und von daher sehr stark auf einem Prozess des trial und error aufbaut und deshalb nicht konstruktivistisch und systematisch entworfen und so auch meist nicht umfassend ist, gilt dies nicht für das polnische Recht. Bedingt durch Transformationsprozess, der eine vollständige Neuausrichtung des Arbeits- und Tarifrechtes verlangt, dominiert in Polen sehr stark ein Parlamentsrecht. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass die Arbeitsgerichte sich erst etablieren und sich eine gesellschaftliche Akzeptanz erkämpfen mussten - ein Prozess, der bis heute noch nicht abgeschlossen ist. Aufgrund dieser spezifischen Ausgangsposition bedingt das polnische Recht eine wesentliche höhere Regulierungsdichte und größere -tiefe und lässt den Tarifparteien einen wesentlich geringeren diskretionären Spielraum. Dies bedingt, dass kollektive übertarifliche Vereinbarungen besonders für die Arbeitgeberseite nicht besonders attraktiv sind, da viele Probleme zugunsten der Arbeitgeber schon geregelt sind, so dass sie rein betriebliche Vereinbarungen präferieren. Dies bedingt auch einen relativ geringen Organisationsgrad der Arbeitgeber. Ein weiteres interessantes Ergebnis des Projektes ist der Nachweis, dass das polnische System der Lohnbildung durch ein relativ stark staatsinterventionistisches System gekennzeichnet ist. Damit ist das polnische System durch eine grundlegend andere ordnungspolitische Ausrichtung als das deutsche gekennzeichnet, das durch die Akzeptanz der Tarifautonomie gekennzeichnet ist und stattliche Eingriffe in die Tarifverhandlungen ausschließt. Offen bleibt aber in der Untersuchung, inwieweit diese Tripolarität von Staat, Unternehmen und Gewerkschaften, Ursache der relativ günstigen gesamtwirtschaftlichen Performance Polens ist. Das Forschungsprojekt ist in einem breiten Rahmen eingebettet worden und soll unter dem Aspekt der Osterweiterung unter besonderer Berücksichtigung der spezifischen Arbeitsmarktsituation der deutsch-polnischen Grenzregion weitergeführt und in die konkrete Politikberatung für die Arbeit der wesentlichen Akteure auf diesem Feld transformiert werden. Als Adressaten ist dabei u.a. zu denken: Arbeitsämter, Kammern, Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften. Gerade letzteren kommt dabei eine zentrale Stellung zu. Zum einen hat der von den Gewerkschaften und der Europa-Universität getragene Verein zur Förderung der Kooperation von Wissenschaft und Arbeitswelt e.V. (kowa) das Forschungsprojekt intensiv begleitet und wichtige Kontakte zur polnischen Seite (NSZZ Solidarność, Zielona Góra, Interregionaler Gewerkschaftsrat, politischen Institutionen usw.) hergestellt. Zum anderen hat die kowa ein von der EU finanziertes Projekt „Beschäftigungspolitisches Netzwerk“ auf den Weg gebracht, das auf dem von der DFG finanzierten Forschungsprojekt aufbaut. Des weiteren ist in diesem Kontext ein Anschlussprojekt, das u.a. vom DGB-Landesbezirk Berlin- Brandenburg getragen wird, erwähnenswert, das über Interreg III finanziert werden soll und für das schon eine Vorstudie vorgesehen ist, die von der Bundesanstalt für Arbeit finanziert wird. In diesem „Projekt zur Förderung grenzüberschreitender beschäftigungspolitischer Prozesse unter Einbeziehung der wissenschaftlichen Potentiale in der Grenzregion“ (egon) bietet sich die begonnene Arbeit des Forschungsprojektes fortzusetzen und wirtschaftspolitisch umzusetzen. Projektberichte 146

Publikationen

Geißler, Torsten, 1999: Tarifautonomie in der Transformation. Ein Vergleich der Lohnbildungsinstitutionen in Polen und Ostdeutschland, Hamburg: Dr. Kovac. Jost, Torsten, 1997: „A Dual Labour Market in Poland?“ In: Sławińska, Maria (Hrsg.): From Plan To Market - Selected Problems of the Transition. Poznań: Akademia Ekonomiczna, 52-58. Jost, Torsten, 1998: Ein Vergleich zwischen dem polnischen und dem deutschen Arbeitsrecht - Teil 1: Individualarbeitsrecht. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 7/98. Ribhegge, Hermann, 1997: „Perspektiven der Beschäftigungsentwicklung in Ostbrandenburg unter dem Aspekt der Globalisierung der Märkte“. In: Höhner, Dirk (Hrsg.): Grenzüberschreitende Beschäftigung, Frankfurt (Oder), 109-115. Ribhegge, Hermann und Ralf Teepe, 1997: Sonderwirtschaftszonen in der Oderregion - Eine Perspektive für den Raum Frankfurt (Oder)? Gutachten für das InvestorCenter Ostbrandenburg.

Projektberichte 147

Geschichte der Deutsch-polnischen Grenzregion im europäischen Vergleich

Antragsteller

Prof. Dr. Helga Schultz (Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Neuzeit, Europa- Universität Viadrina Frankfurt (Oder))

Projektmitarbeiter

Torsten Lorenz, M.A. (01.06.1999 – 30.11.2001) Dipl.-Kulturwissenschaftlerin Dagmara Jajeśniak-Quast (extern finanziert) Dipl.-Kulturwissenschaftlerin Katarzyna Stokłosa (extern finanziert)

DFG-Geschäftszeichen

INK 19 / A 1-1, Teilprojekt 3.2. des Antrags vom 24.03.1995 INK 19 / B 1-1, Teilprojekt 14 des Antrags vom 08.04.1998

Berichtszeitraum

01.04.1996 – 30.06.2001

Förderzeitraum insgesamt

01.04.1996 – 30.11.2001

Qualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses

Axel Gayko: Investitions- und Standortpolitik der DDR an der Oder-Neiße-Grenze 1950-1970. (Promotion im Jahre 1999; Erstgutachterin: Prof. Dr. Helga Schultz) Rita Röhr: Geschichte des Einsatzes polnischer Arbeitskräfte im DDR-Bezirk Frankfurt (Oder) 1966- 1991. Eine Darstellung aus wirtschafts- und sozialhistorischer Sicht (Promotion im Jahre 1998; Erstgutachterin: Prof. Dr. Anna Schwarz) Katarzyna Stokłosa: Nachbarschaft an der Grenze. Eine Untersuchung der historischen Entwicklung ostmitteleuropäischer Grenzregionen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges mit einer Fallstudie für die Oder-Neiße-Region. (Promotion beabsichtigt; Erstgutachterin: Prof. Dr. Helga Schultz) Dagmara Jajeśniak-Quast: Die sozialistische Industrialisierung und der Übergang zur freien Marktwirtschaft. Die Transformationsprozesse in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts am Beispiel der Hüttenwerke in Eisenhüttenstadt (Deutschland), Kraków-Nowa Huta (Polen) und Ostrava- Kunčice (Tschechien). (Promotion beabsichtigt; Erstgutachterin: Prof. Dr. Helga Schultz) Torsten Lorenz: Staatspolitik und lokale Gesellschaft – „Deutsche“ und „Polen“ in Stadt und Kreis Birnbaum/Międzychód 1871-1939. Laufzeit: 1999-2002. (Promotion beabsichtigt; Erstgutachterin: Prof. Dr. Helga Schultz) Projektberichte 148

Mario Quast: Die Lausitz im Transformationsprozess. Unter besonderer Berücksichtigung der grenzüberschreitenden Kooperation. (Promotion beabsichtigt; Erstgutachterin: Prof. Dr. Helga Schultz) Uwe Mueller: Wohlstandsgefälle und Wirtschaftspolitik in Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert. (Habilitation beabsichtigt) Jose-Maria Faraldo: National Identity Shaping Processes in Contemporary Europe. The Case of the New Population of the Polish-German Border Regions (1945-2000). (Habilitation beabsichtigt)

Zusammenfassung

Im Ergebnis der vielfältigen empirischen Forschungen, die in das Projekt eingingen, wurden folgende neue Einsichten gewonnen: Die Grenzregionen innerhalb des Ostblocks unterlagen generell anderen Bedingungen als die westeuropäischen. Die gewaltsamen Bevölkerungsverschiebungen der Nachkriegszeit ermöglichten in den Grenzregionen eine sozialistische Transformation im Laboratorium, deren wirtschaftliche Strukturen die gegenwärtige Transformation beeinflussen. Die Marginalisierung der Grenzregionen wurde durch die sozialistische Planwirtschaft nicht überwunden, die Abschottung wurde durch das Staatsmonopol des Außenhandels enorm verstärkt. Während die Homogenisierung der gesellschaftlichen und politischen Strukturen und die internationalistische Rhetorik eine institutionalisierte Kooperation begünstigten, standen die Kontrollinteressen der Mächtigen dem entgegen. Die Grenzen im „sozialistischen Lager“ waren prinzipiell hermetisch. Die Liberalisierung erfolgte unter dem Druck der gesellschaftlichen Modernisierung (Automobilisierung, Medien) in der nachstalinistischen Zeit. Sie blieb unvollständig und konnte im übergeordneten Machtinteresse (Schließung der Grenzen aller Nachbarländer nach Zulassung der Solidarność in Polen) widerrufen werden. Unter der Decke der internationalistischen Rhetorik wuchsen neue nationale Rivalitäten, die in der sozialistischen Mangelwirtschaft gründeten. Das überraschende Ergebnis der Projektarbeit ist der fortlebende, ungebrochene Nationalismus, der auch während der sozialistischen Periode die Nachbarschaft prägte. Die gänzliche oder teilweise Vertreibung der Minderheiten vergrößerte die Kluft zum Nachbarn. Die Abriegelung der Grenzen verstärkte Misstrauen und Ängste. Eine neue Welle der Mythenbildung verband die kommunistische Herrschaft sowjetischer Prägung mit einer nationalen Mission. Diese historischen Kontinuitäten und ihr Einfluss auf die gegenwärtigen Umwälzungen in Ostmitteleuropa sind deshalb Anliegen der weiteren Arbeit der Forschungsgruppe, die sich im Jahr 2000 als Forschungsstelle für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Ostmitteleuropas konstituierte. Die Institutionalisierung des Projekts erfolgte über die Reihe „Frankfurter Studien zur Grenzregion“, die seit 1996 im Berlin-Verlag Arno Spitz GmbH erscheint. Sechs Bände sind erschienen, davon zwei in zweiter Auflage, drei andere sind in Vorbereitung.

Projektberichte 149

Geschichte der deutsch-polnischen Grenzregion im europäischen Vergleich

Ausgangsfragen und Zielsetzungen:

Das Projekt ging ursprünglich von der Notwendigkeit aus, die besonderen Voraussetzungen für den europäischen Integrationsprozess und die Transformation zur Marktwirtschaft zu untersuchen, die an der deutsch-polnischen Grenze bestehen. Es sollten Studien zu drei Feldern erfolgen:

– Zum ostdeutsch-polnischen Verhältnis und zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit während der Zeit des Staatssozialismus und der Transformation zur Marktwirtschaft; – Zur Industrieentwicklung in der Grenzregion unter den Bedingungen des stalinistischen Industrialisierungsparadigmas; – Zur Arbeitsmigration, insbesondere zu Pendlerwesen in der Grenzregion.

In der zweiten Phase der Projektarbeit (1999 bis 2001) ging es sowohl um eine Vertiefung als auch um eine Erweiterung der Fragestellung. Die gewonnenen Thesen zum deutsch-polnischen Verhältnis in der Grenzregion sollten durch Mikrostudien differenziert und verifiziert werden. Vorgesehen wurden zwei monographische Studien:

– Birnbaum/Międzychód – eine Stadtgesellschaft an der Grenze im Zeitalter des Nationalismus (1870-1945) – Guben/Gubin – Nachbarschaft in einer geteilten Stadt (1945-2000)

Die vergleichende ostmitteleuropäische Betrachtung sollte im übrigen großen Raum bekommen, um zu überprüfen, inwieweit die deutsch-polnische Grenze mit ihrer traumatischen Geschichte im 20. jahrhundert wirklich einzigartig ist.

Entwicklung und Probleme der Arbeit

Im Rahmen des F.I.T. waren zunächst nur Sachmittel in beschränktem Umfang beantragt. Die Arbeit erfolgte also in der ersten Phase erstens über Lehrforschung, zweitens durch Kooperation mit ostmitteleuropäischen Partnern und drittens mit Doktoranden, die aus anderen Mitteln gefördert wurden. In der zweiten Phase stand eine Doktorandenstelle für das Projekt zur Verfügung. Außerdem wurde das Projekt durch Gastwissenschaftler, Mittel für Konferenzen und auch durch Mittel für wissenschaftliche Hilfskräfte beträchtlich gefördert. Die Einrichtung eines vierzehntäglichen Forschungsseminars, in dem alle am Projekt beteiligten Diplomanden, Doktoranden und Habilitanden zusammenarbeiten, erwies sich als sehr förderlich und als eine ausgezeichnete Ergänzung zum F.I.T. Kolloquium. Das Seminar erhielt sein besonderes Gesicht durch die Einbeziehung von Prof. Stefan Kowal in die Seminarleitung. Die Kooperation zwischen den beiden Lehrstühlen für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an den Universitäten in Frankfurt (Oder) und Poznań wurde auf diese Weise zu einem Herzstück der Projektarbeit. Wichtiger Bestandteil des Forschungsseminars waren die thematischen Exkursionen, die nicht nur die Integration der Projektgruppe vertieften, sondern auch die Problemsicht veränderten:

Projektberichte 150

– Juli 1998: Geschichtsbilder und Geschichtsvergessenheit – Durch die Museen in der polnischen und deutschen Grenzregion (Zielona Góra, Nowa Sól, Jelenia Góra, Görlitz, Cottbus, Guben) – Juli 1999: Der Transformationsprozess in den ehemaligen Sudetengebieten – Von Reichenberg (Liberec) nach Eger (Cheb) – Juli 2000: Das historische Galizien im Umbruch - Von Kraków nach Lvív

Eine für 2001 geplante Exkursion in die Hauptstädte der baltischen Staaten erhielt leider keine Fördermittel und musste daher abgesagt werden. Die wissenschaftlichen Konferenzen waren von Beginn an wichtige Etappen der Arbeit. Sie ermöglichten die Kontakte zu Kollegen vor allem in Ostmitteleuropa auszubauen, Thesen zu entwickeln und zu diskutieren, Ergebnisse zusammenzufassen und zu veröffentlichen. In der Folge erwuchsen daraus zahlreiche Einladungen zu Vorträgen auf Konferenzen im In- und Ausland an die Projektleiterin und zunehmend auch an die Nachwuchswissenschaftler im Projekt. Inzwischen ist ein dichtes Netzwerk von Konferenzteilnahmen und Publikationen entstanden, das von der wissenschaftlichen Anerkennung unserer Projektarbeit zeugt. Der vorläufige Höhepunkt ist die Einladung, eine Sektion über ostmitteleuropäische Grenzen auf dem XIII. Internationalen Wirtschaftshistorikerkongress in Buenos Aires im Juli 2002 zu übernehmen. Die fünf im Projekt geförderten Konferenzen machen die Erweiterung der Fragestellung deutlich, die während der Arbeiten am Projekt in Richtung auf eine vergleichende ostmitteleuropäische Perspektive erfolgt ist:

– April 1995: Grenze der Hoffnung – Geschichte und Perspektiven der deutsch-polnischen Grenzregion (Frankfurt/Oder) – Oktober 1997: Wiederaufbau und sozialistische Transformation - mitteleuropäische Grenzregionen nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 – 1960 (Frankfurt/Oder) – Oktober 1998: Grenzen und grenzüberschreitende Kooperation in Ostmitteleuropa (Frankfurt/Oder) – Mai 1999: Die polnisch-deutsche Nachbarschaft im 19. und 20. Jahrhundert (Poznań, gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Adam-Mickiewicz-Universität Poznań) – März 2001: National borders and Disintegration of market areas in East Central Europe in the 19th and the 20th century. Vorkonferenz zum 13. Internationalen Wirtschaftshistorikerkongress in Buenos Aires Juli 2002 (Frankfurt/Oder)

Aus allen diesen Konferenzen gingen Studienbände hervor, die keine einfache Zusammenfassung der Konferenzbeiträge darstellen. Sie umfassten die besten, großenteils erheblich erweiterten Beiträge und runden diese durch weitere Aufsätze anderer Autoren ab. Die Publikation erfolgte in der Reihe „Frankfurter Studien zur Grenzregion“. Diese Studienreihe gleich am Beginn der Projektarbeit ins Leben gerufen zu haben, war zweifellos der verwegenste und folgereichste Schritt. Verwegen war die Begründung der Reihe wohl, weil damit eine unabsehbare, nicht abreißende inhaltliche, sprachliche und technische Arbeit an schwierigen Texten aus osteuropäischen Sprachen zu leisten war, die ganz auf den schwachen Kräften des Lehrstuhls lastete. Die Druckkosten waren eine jedes Mal neu anzugehende Hürde. Die Publikation einzelner Bände ohne Projektberichte 151

Druckkostenzuschuss (Bd. 5, Neuauflage Bd. 1) und die zugesagte Beschaffung von Zuschüssen durch den Verlag selbst für Band 7 und 8 sind hoffnungsvolle Zeichen für die Wirksamkeit und Zukunft der Reihe. Die Reihe erwies sich aber als die wirksamste Institutionalisierung des Projekts. Sie erhielt das Netzwerk der wissenschaftlichen Beziehungen. Sie machte die Resultate der ostmitteleuropäischen Forscher bekannt und spiegelte sie in den anderen Sichtweisen der westeuropäischen Forschung. Die Zusammenarbeit mit dem Verlag (anfangs: Verlag für Berlin-Brandenburg; seit Band 4: Berlin-Verlag Arno Spitz; beide bis vor kurzem zur Nomos-Gruppe gehörig) gestaltete sich erfreulich. Der Berlin- Verlag Arno Spitz, der inzwischen aus der Nomos-Gruppe ausgeschieden ist, sieht in der Reihe einen wichtigen und erfolgreichen Baustein seiner künftig auszubauenden Osteuropa-Linie. Inzwischen sind sechs Bände erschienen; zwei Bände haben eine zweite (völlig neu bearbeitete) Auflage erfahren. Die Reihe ist gut etabliert, in der internationalen Forschung präsent und auch überwiegend in wissenschaftlichen Journalen und Tageszeitungen sehr positiv besprochen. Neben den oben aufgeführten erschienenen Bänden sind drei weitere in Vorbereitung:

– Bd. 7: Schultz, Helga (Hrsg.): Preußens Osten – Polens Westen. Das Zerbrechen der polnisch- deutschen Nachbarschaft im 19. und 20. Jahrhundert – Bd. 8: Schultz, Helga/Müller, Uwe/Kowal, Stefan (eds.): Economic Disintegration along the Borders in East Central Europe (19th and 20th century) – Bd. 9: Lorenz, Torsten/Stokłosa, Katarzyna (Hrsg.): Die deutsch-polnische Grenzregion. Eine Bibliographie

Künftig soll der Anteil von Monographien in der Reihe erhöht werden. Das Verhältnis von Monographien zu Sammelbänden ist mit 2:4 unter den bisherigen Bänden ungünstig, auch wenn man den Sammelbänden ihre thematische Geschlossenheit zugute hält. Das wird sich ändern lassen, weil mehrere Dissertationen vor dem Abschluss stehen. Probleme gab es durchaus. Anfangs gab es Probleme bei der Formierung der Projektgruppe. Das Thema war für alle Beteiligten neu, und es war in der Forschungslandschaft nicht etabliert. Existentielle Unsicherheiten artikulierten sich als Differenzen über Fragestellung, theoretische Ansätze und Arbeitsweise. Nicht alle Teilprojekte der ersten Phase lieferten daher die erhofften Ergebnisse, auch wenn sie - mit Ausnahme der geplanten Monographie von Alan Nothnagle über das ostdeutsch- polnische Verhältnis – abgeschlossen wurden. Die Formierung einer stabilen Projektgruppe gelang, indem Studenten und Doktoranden der Viadrina in das Projekt hineinwuchsen. Auch aus dieser Erfahrung heraus kommt dem Forschungsseminar als integrierendem Zentrum große Bedeutung zu. Andere Probleme wurzelten in der spezifischen Brisanz zeithistorischer Forschung. Ein Band der Frankfurter Studien zur Grenzregion sollte unter dem Titel „Leben an Oder und Warta“ Arbeitererfahrungen in Großbetrieben beiderseits der Grenze präsentieren. Der Band beruhte auf Zeitzeugeninterviews, die vor allem mit Gewerkschaftern in Gorzów und Eisenhüttenstadt gemacht wurden. Da die Arbeiter sehr persönliche Reflexionen und Erinnerungen preis gaben, die nicht den Marketingkonzepten entsprachen, setzten Betriebsrat und Firmenleitung des EKO (Eisenhüttenstadt) Interviewpartner und Herausgeberin so unter Druck, dass es nicht zur Publikation kam. Auf der Projektberichte 152

polnischen Seite gab es solche Bedenken nicht, obwohl die entsprechenden Texte noch weit weniger konform waren. Nicht unkompliziert war der Aufbau von wissenschaftlichen Kooperationen. Es gab anfangs kaum Historiker, die sich mit einschlägigen Themen befassten. Hingegen beschäftigen sich Politologen und Soziologen schon längere Zeit im Zusammenhang des europäischen Einigungsprozesses mit der Problematik. Das galt gerade auch für die polnische und ostmitteleuropäische Forschung. Die Untersuchungen zu den neuen polnischen Westgebieten, die für das Projekt zentral waren, stammen von Soziologen und Ethnologen. Institutionell, methodisch und von der Fragestellung her war die Arbeit daher von Anfang an interdisziplinär ausgelegt. Insgesamt war gerade diese notwendige Offenheit für soziologische, politologische, ethnologische Fragestellungen Abenteuer und Gewinn. Das F.I.T. bot dafür eine gute Basis.

Ergebnisse

Die Resultate der Arbeit lassen sich für die erste Phase des Projekts (bis 1998) durch folgende Thesen beschreiben:

– Das ostdeutsch-polnische Verhältnis ist unter den Bedingungen der „Sozialistischen Staatengemeinschaft“ überformt worden, so dass es sich von dem allgemeinen, (bundes-) deutsch- polnischen Verhältnis erheblich unterscheidet. Diese Unterschiede prägen die Integration der Grenzregionen auch im gegenwärtigen Transformationsprozess. Das ist ein wichtiges Ergebnis, weil die überbordende Literatur zum deutsch-polnischen Verhältnis dies ganz auf das westdeutsch- polnische reduziert. – Die sozialen und wirtschaftlichen Strukturen glichen sich im Zuge der „sozialistischen Transformation“ (Enteignungen, „sozialistische“ Industrialisierung) beiderseits der Grenze an, ohne jemals tatsächlich nivelliert zu werden. Die Grenzregionen blieben ökonomisch peripher und haben daher ungünstige Voraussetzungen für wirtschaftliche Integration im gegenwärtigen Transformationsprozess. – Die Angleichung der Strukturen im Zuge der sozialistischen Transformation erleichterte ebenso wie die „verordnete Freundschaft“ grenzüberschreitende Kooperation von der Kommunalwirtschaft über institutionelle Zusammenarbeit bis hin zur Arbeitsmigration. Die ostdeutsch-polnische Erfahrungs- und Schicksalsgemeinschaft im Ostblock sollte die Integration der Grenzregionen begünstigen. Die Negation dieser Erfahrung verschärft jedenfalls die Probleme. – Die internationalistische Rhetorik konnte jedoch eine Aufarbeitung der traumatischen Geschichte nicht ersetzen und das Aufkommen neuer negative Stereotype infolge der Mangelwirtschaft (die Polen, die alles wegkaufen) nicht verhindern. Das sind zweifellos Hypotheken für die Annäherung im Zuge von marktwirtschaftlicher Transformation und europäischer Integration.

Im zweiten Teil der Projektarbeit standen nicht mehr so sehr die Besonderheiten der deutsch- polnischen Grenzregion im Mittelpunkt, sondern der ostmitteleuropäische Vergleich, der durch die aufgebauten Kooperationsbeziehungen möglich wurde. Die Fragestellung wurde historisch erweitert bis in die Zeit der entstehenden Nationalbewegungen im 19. Jahrhundert zurückverfolgt. Folgende Thesen wurden entwickelt: Projektberichte 153

– Die Grenzen innerhalb der sozialistischen Staatenwelt waren prinzipiell nicht offen sondern hermetisch. Liberalisierungsprozesse fanden spät, unvollständig und stets reversibel unter dem Druck konvergenter Modernisierung (Mobilität, Medien) statt. Sowohl der hermetische Charakter der Grenzen innerhalb des Ostblocks - vergleichbar dem Eisernen Vorhang - als auch die schrittweise, teilweise und zeitweise Liberalisierung des Grenzregimes wurden in der bisherigen Forschung nicht wahrgenommen. – Im Gegensatz zur internationalistischen Rhetorik schloss das sowjetisch dominierte Staatensystem des Ostblocks den Nationalismus nicht aus, sondern ein. Er war Basis eines tragfähigen Konsenses zwischen Führung und Gesellschaft und entsprach genau der nationalen Konzentration politischer und wirtschaftlicher Macht. Dieses Ergebnis steht im Widerspruch zur bisherigen allgemeinen Auffassung und zum Selbstverständnis nationaler Oppositionsbewegungen, erklärt jedoch die nationalen Eruptionen nach dem Zusammenbruch des Staatensystems weit besser als die Kompensationstheorie. – Auch die sozialistische Transformation nach dem Zweiten Weltkrieg ging mit einem Schub der Nationalstaatsbildung einher, der die Grenzregionen in besonderem Maße marginalisierte und abschottete. Die Grenzregionen wurden zu Laboratorien der sozialistischen Transformation mit Strukturfolgen für gegenwärtige Transformationen (Großraum-Landwirtschaft; Industrialisierung). – Die enge Nachbarschaft, die nicht nur für die ostmitteleuropäischen Grenzregionen, sondern für die ganze multiethnische Großregion Normalität war, zerbrach nicht im Ergebnis einzelner historischer Ereignisse (wie die deutsche Okkupation im Zweiten Weltkrieg), auch nicht im Zuge einer jahrtausendlangen Erbfeindschaft, sondern während des langen 20. Jahrhunderts des Aufstiegs und Sieges der Nationalstaaten in der Region.

Das Projekt wird im Verlaufe des Jahres 2002 abgeschlossen sein. Dann liegen in der Reihe Frankfurter Studien zur Grenzregion Darstellungen zu allen Perioden der deutsch-polnischen Grenzregion vom 19. Jahrhundert bis in unsere Tage vor. Dann sind die monographische Studien über Birnbaum/Międzychód und Guben/Gubin abgeschlossen. Dann ist mit der Sektion auf dem XIII. Internationalen Wirtschaftshistorikerkongress: National borders and disintegration of market areas in East Central Europe in the 19th and the 20th century, die vergleichende Erforschung der ostmitteleuropäischen Grenzregionen zu einem vorläufigen Schluss gekommen. Die Thematik dieser Sektion führt die Fragestellungen, die während der zweiten Projektphase zunehmend in den Mittelpunkt rückten, zugleich weiter. Die Frage nach dem Zusammenhang von Nationalbewegung und Rückständigkeit, von nationaler Integration und wirtschaftlicher Desintegration in der Region, nach der Rolle des Nationalismus in den gesellschaftlichen Transformationen wird weiter zu untersuchen sein. Deshalb werde ich im Rahmen der Forschergruppe Kulturelle Determinanten der Transformationsprozesse im postsozialistischen Europa gemeinsam mit Dr. Uwe Müller einen Antrag stellen zum Thema: Nationalistische Traditionen in der Wirtschaftskultur Ostmitteleuropas. Deshalb soll im Rahmen der Forschergruppe Kulturelle Determinanten der Transformationsprozesse im postsozialistischen Europa gemeinsam mit Dr. Uwe Müller eine entsprechende Förderung beantragt werden, die sich vorrangig auf die Untersuchung der Rolle des Bodens im Kampf um wirtschaftliche, politische und kulturelle Hegemonie beziehen wird. Projektberichte 154

Die Forschungsstelle für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Ostmitteleuropas erarbeitete ein Basisprojekt zum Wirtschaftsnationalismus unter dem Titel: Wirtschaftsnationalismus in Ostmitteleuropa - Polen und die Tschechoslowakei im Vergleich von der Mitte des 19. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Das Projekt wurde der Volkswagenstiftung zur Förderung eingereicht und angenommen. Die Pressemitteilung der Volkswagenstiftung vom 6. Juli 2001 enthält weitere Informationen. (http://www.volkswagenstiftung.de/presse01/p060701.htm )

Verwertbarkeit

Die Anwendbarkeit wirtschaftshistorischer Forschungen erfolgt sicher zunächst über Publikationen, über öffentliche Vorträge; darüber ist oben das nötige gesagt. Verwertung geschieht auch über Expertisen. Die Ausarbeitung einer Studie über Geteilte Städte in Ost- und Westeuropa für den Europarat (Autoren: Helga Schultz, Dagmara Jajeśniak-Quast und Katarzyna Stokłosa) deutet auf eine recht praktische Verwertbarkeit hin. Kooperationen mit der Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer Frankfurt (Oder) haben sich im Verlaufe der Projektarbeit entwickelt. Ich habe für die Jubiläumsschrift der Handwerkskammer als Berater gewirkt; aus der Zusammenarbeit mit der IHK wuchsen gemeinsame Lehrtätigkeit und eine Schrift über Frankfurt (Oder) als Wirtschaftszentrum.

Kooperationspartner und Mitarbeiter

Unter den ständigen Kooperationspartnern des Projekts sind zunächst jene zu nennen, die als Gastwissenschaftler am F.I.T und am Lehrstuhl tätig waren:

– Prof. Dr. Stefan Kowal, Leiter des Lehrstuhls für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Adam- Mickiewicz-Universität Poznań, Herausgeber der Zeitschrift Studia historica oeconomicae und bekannt für seine Forschungen zu den deutsch-polnischen Wirtschaftsbeziehungen der Zwischenkriegszeit. Er nahm an den Konferenzen und Publikationen des Projekts teil, übernahm langfristig die Mitwirkung am Forschungsseminar und war Partner für gemeinsame Konferenzen und Veröffentlichungen. Für kürzere Zeit waren auch die Mitarbeiter von Prof. Kowal, Dr. Anna Bitner-Nowak und Dr. Tadeusz Janicki, zu Gast. Beide sind ebenfalls mit Aufsätzen am Projekt beteiligt. – Prof. Dr. Zbigniew Kurcz, Soziologisches Institut der Universität Wrocław. Prof. Kurcz ist ein international bekannter Forscher zu Fragen der Minderheiten und Grenzregionen in Polen. Er nahm an den Konferenzen und Publikationen des Projekts teil und veröffentlichte eine Studie in der Reihe des F.I.T. – Dr. Nigel Swain, School of History der Liverpool University, Leiter des dortigen Centre for Central East Europe. Dr. Swain ist ein international sehr bekannter Forscher zur jüngeren ostmitteleuropäischen Wirtschaftsgeschichte. Er ist insbesondere mit Arbeiten zur Agrargeschichte Ungarns und der Slowakei und mit vergleichenden Veröffentlichungen zur Vorgeschichte der Transformation hervorgetreten. Er nahm an Konferenzen und Publikationen des Projekts mit substantiellen Projektberichte 155

Beiträgen teil und veröffentlichte zwei Studien in der Reihe des F.I.T. Die Forschungskooperation wird durch ein ERASMUS-Abkommen ergänzt. – Dr. Ing. Lidmila Nemcová, Wirtschaftsuniversität Prag, Mitarbeiterin von Prof. Dr. Václav Prucha. Dr. Nemcová ist mit Forschungen zu Genossenschaften und mittelständischer Industrie in Ostmitteleuropa bekannt geworden. Sie befasste sich während ihres Aufenthaltes vor allem mit Wirtschaftsethik im Transformationsprozess und erarbeitete einen Beitrag für Band 4 der „Frankfurter Studien“.

Gleichfalls wichtige Kooperationspartner des Projekts waren und sind:

– Prof. Dr. Stanisław Lisiecki, Stellv. Direktor des Instituts für Soziologie der Adam-Mickiewicz- Universität Poznań, der an den Konferenzen und Publikationen des Projekts teilnahm und Herausgeber des Bandes 2 der Frankfurter Studien zur Grenzregion ist. – Dr. Andrea Komlosy, Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien. Sie war Leiterin des Projekts „Kulturen an der Grenze“ zur niederösterreichisch-tschechoslowakischen Grenzregion und ist somit eine der ersten Historiker, die sich im mitteleuropäischen Raum theoretisch und empirisch mit Grenzregionen befasst haben. Wegen der wirtschaftshistorischen und zeitgeschichtlichen Dimensionen der Arbeiten von Frau Komlosy erwies sich diese Kooperation fruchtbarer als die gleichfalls interessanten Kontakte zu dem Grenzprojekt von Edith Saurer und Waltraud Heindl, die sich im Rahmen der österreichischen Milleniumsvorhaben mit den historischen Binnengrenzen des Habsburgerreiches befassten. – Prof. Dr. Hans Åke Persson, Politologe am Zentrum für Europäische Studien der Universität Malmö. Er veröffentlichte in der Reihe Frankfurter Studien zur Grenzregion eine inzwischen in zweiter Auflage erschienene Monographie zur britischen Politik gegenüber der Oder-Neiße- Grenze und der Vertreibung der Deutschen aus Polen. Die Forschungskooperation wird durch ein ERASMUS-Abkommen ergänzt.

Mitarbeiter des Projekts sind neben den anschließend zu nennenden Doktoranden:

– Dr. Alan L. Nothnagle, Projektmitarbeiter aus dem Hochschulerneuerungsprogramm Januar 1994 bis Dezember 1996. Er war Mitorganisator der Auftaktkonferenz von 1995 und Mitherausgeber des Bandes 1 der Frankfurter Studien zur Grenzregion. Da Dr. Nothnagle den ostdeutsch- polnischen Beziehungen kein dauerhaftes Interesse abgewinnen konnte, wurde ihm bei der Verlängerung seines Arbeitsvertrages die Möglichkeit gegeben, ein anderes Habilitationsthema zu verfolgen (Lebensreform). – Dr. Uwe Müller, Assistent am Lehrstuhl seit April 1999, Mitorganisator der Sektion über die ostmitteleuropäischen Grenzen auf dem XIII. Internationalen Wirtschaftshistorikerkongress im Juli 2002, Mitorganisator der Vorkonferenz im März 2001, Mitantragsteller für das Nachfolgeprojekt Nationalistische Traditionen in der Wirtschaftskultur Ostmitteleuropas. – Torsten Lorenz (M.A.), Mitarbeiter auf der Doktorandenstelle des Projektes im F.I.T. seit Juni 1999. Sein Dissertationsprojekt ist: Staatspolitik und lokale Gesellschaft – „Deutsche“ und „Polen“ in Stadt und Kreis Birnbaum/ Międzychód 1871-1939. daneben hat Torsten Lorenz die Fertigstellung und Drucklegung der von Katarzyna Stokłosa begonnenen Bibliographie zur Projektberichte 156

Grenzregion übernommen. Torsten Lorenz hat die Exkursion in das historische Galizien im Juli 2000 inhaltlich und organisatorisch vorbereitet.

Beiträge des Projekts Grenzregion zu einer Theorie der Transformation

Die Transformationen des 20. Jahrhunderts gingen (nur in Ostmitteleuropa?) jeweils mit Schüben des Nationalismus einher. Der nationale Konsens befestigte den Herrschaftswechsel und erleichterte die Umverteilung von Gütern, Macht und Rechten. So waren nach dem Zweiten Weltkrieg ethnische Säuberungen und sozialistische Transformation aufs engste verknüpft. Die Grenzregionen, die dem Transfer von Bevölkerung und Eigentum am meisten unterworfen waren, wurden Laboratorien der sozialistischen Transformation. Ihre Wirtschafts- und Sozialstruktur setzt daher der Transformation zur Marktwirtschaft den stärksten Widerstand entgegen. Die gegenwärtige Transformation ist ohne die vorausgegangene, ohne deren Entstehungsbedingungen, Verlauf und Resultate, nicht zu verstehen.

Publikationen:

Frankfurter Studien zur Grenzregion, herausgegeben von Helga Schultz:

Band 1: Schultz, Helga und Alan Nothnagle (Hrsg.), 1996: Grenze der Hoffnung. Geschichte und Perspektiven der Grenzregion an der Oder, Potsdam: Verlag für Berlin-Brandenburg. Zweite Auflage: Berlin: Berlin- Verlag Arno Spitz 1999. Band 2: Lisiecki, Stanisław (Hrsg.), 1996: Die offene Grenze. Forschungsbericht polnisch-deutsche Grenzregion 1991 - 1993, Potsdam: Verlag für Berlin-Brandenburg (Im Original: Otwarta Granica.Raport z badan na pograniczu polsko-niemieckim 1991-1993, Poznań: Instytut Zachodni 1995). Band 3: Persson, Hans Åke, 1997: Rhetorik und Realpolitik. Großbritannien, die Oder-Neiße Grenze und die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg, Potsdam: Verlag für Berlin-Brandenburg. Zweite Auflage: Berlin: Berlin-Verlag Arno Spitz 2001. Band 4: Schultz, Helga (Hrsg.), 1999: Bevölkerungstransfer und Systemwandel. Ostmitteleuropäische Grenzen nach dem Zweiten Weltkrieg, Berlin: Berlin-Verlag Arno Spitz. Band 5: Jajeśniak-Quast, Dagmara und Katarzyna Stokłosa, 2000: Geteilte Städte an Oder und Neiße. Frankfurt (Oder)-Słubice, Guben-Gubin und Görlitz-Zgorzelec 1945-1995, Berlin: Berlin-Verlag Arno Spitz. Band 6: Schultz, Helga (Hrsg.), 2001: Grenzen im Ostblock und ihre Überwindung, Berlin: Berlin-Verlag Arno Spitz.

Andere Veröffentlichungen:

Faraldo, José M. und Gregor Thum, 2000: „Las Regiones Occidentales Polacas. Experimento social y arquitectura de las identidades“ (Die Westgebiete Polens. Soziales Experiment und Architektur der Identitaeten). In: Cuadernos de Historia Contemporanea, Madrid, 22, 325-346. Gayko, Axel, 2000: Investitions- und Standortpolitik der DDR an der Oder-Neiße-Grenze 1950–1970. Frankfurt am Main: Peter Lang. Gayko, Axel, 2000: „Die Errichtung des Eisenhüttenkombinats Ost (EKO) in den 1950er Jahren“. In: Scripta mercaturae, 34(1), 51–74. Kurcz, Zbigniew, 2000: Nationale Minderheiten im gegenwärtigen Polen. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 1/00. Projektberichte 157

Müller, Uwe, 1999: „Industrialisation and Deindustrialisation by War. The Development of Industrial Enterprises in Brandenburg 1933-1948“. In: Amatori, Franco, Andrea Colli und Nicola Crepas (Hrsg.): Deindustrialization and Reindustrialization in 20th Century Europe, Milano, 436-453. Nothnagle, Alan L., 1999: Building the East German myth: historical mythology and youth propaganda in the German Democratic Republic 1945-1989, Ann Arbor: University of Michigan Press. Schultz, Helga, 2001: „Stosunki polsko-niemieckie w rejonie przygranicznym nad środkową Odrą w latach 1945-1995 (Die deutsch-polnischen Beziehungen im Grenzgebiet an der mittleren Oder 1945- 1995)“. In: Kurcz, Zbigniew (Hrsg.): Problemy społeczno-gospodarcze na pograniczach, Wałbrzych, 107-113. Schultz, Helga, 2000: „Mecklenburg, Ostmitteleuropa und das Problem der Rückständigkeit“. In: Münch, Ernst und Ralph Schattkowsky (Hrsg.): Studien zur ostelbischen Gesellschaftsgeschichte, Bd. 1: Festschrift für Gerhard Heitz zum 75. Geburtstag, Rostock: Neuer Hochschulschriftenverlag, 21–52. Schultz, Helga, 2000: „Niemiecki Krysys Pozjednoczeniowy“ (Die deutsche Vereinigungskrise). In: Studia Historyczne, 43(3), 477–495. Schultz, Helga, 2000: „La nación tras el diluvio. Una perspectiva germano-oriental (Die Nation nach der Sintflut. Eine ostdeutsche Perspektive)“. In: Cuadernos de Historia Contemporánea, Madrid, 22, 303- 324. Schultz, Helga, 1999: „Die „sozialistische Industrialisierung“ - Toter Hund oder Erkenntnismittel?“ In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1999/2: Zukunftstechnologien der Jahrhundertwende: Intentionen – Visionen - Wirklichkeiten, Berlin: Akademie Verlag, 105-130. Schultz, Helga, 1999: „Robtnicy na pograniczu polsko-niemieckim w okresie realnego socjalizmu i transformacji“. (Arbeiter im deutsch-polnischen Grenzgebiet in der Zeit des Realsozialismus und der Transformation) In: Zbigniew Kurcz (Hrsg.): Pogranicze z Niemcami a inne pogranicza Polski, Wydawnictwo Uniwersytetu Wrocławskiego, Wrocław, 99-118. Schultz, Helga, 1998: „Handicraft Co-operatives in the GDR and during the Transformation Process“. In: Nemcova, Lidmilla (Hrsg.): The Cooperative Movement in Historical Perspective - its Role, Forms and Economic, Social and Cultural Impact. Prag: University of Economics, 17-48. Schultz, Helga und Stefan Kowal, 1998: „Neue Grenzen - alte Nachbarn. Deutsche und Polen im Widerstreit von großer Politik und regionaler Kooperation (1919 - 1990)“. In: Wagener, Hans-Jürgen und Heiko Fritz (Hrsg.): Im Osten was Neues. Aspekte der EU-Osterweiterung. Reihe Eine Welt, Texte der Stiftung Entwicklung und Frieden, 7, Bonn: Dietz, 174 - 195. Stokłosa, Katarzyna, 2001: „Nachbarschaft zwischen den Grenzstädten Görlitz und Zgorzelec in der Zeit der offenen Grenze (1972-1980)“. In: Marquardt, Uta und Norbert Faust (Hrsg.): Nähe und Ferne. Görlitz von der mittelalterlichen Handelsstadt zur Grenzstadt an der Neiße, Görlitz: Oettel, 255-262. Swain, Nigel, 1999: Central European Agricultural Structures in Transition. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 3/99. Swain, Nigel, 1999: From Kolkhoz to Holding Company: Social Capital in the History of a Hungarian Agricultural Producer Co-operative. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 2/99.

Projektberichte 158

Transformationsbedingte Veränderungen der kirchlichen Integration und Religiosität in Osteuropa - Dauerhafte Kulturlinien und soziokulturelle Muster versus Transitionseffekte

Antragsteller

Prof. Dr. Detlef Pollack (Professur für Vergleichende Kultursoziologie, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)) Dipl.-Soziologe, Dipl. Politikwissenschaftler Gert Pickel (Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Vergleichende Kultursoziologie, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder))

Projektmitarbeiter

Dipl.-Soziologe Olaf Müller (12.04.1999 – 11.10.2001) Dipl.-Soziologe, Dipl. Politikwissenschaftler Gert Pickel (finanziert aus den Haushaltsmitteln der Universität)

DFG-Geschäftszeichen

INK 19 / B 1-1, Teilprojekt 02 des Antrags vom 08.04.1998 INK 19 / B 2-1

Berichtszeitraum

12.04.1999 – 30.06.2001

Förderzeitraum insgesamt

12.04.1999 – 11.10.2001

Qualifikation des wissenschaftliches Nachwuchses

Olaf Müller: Muster individueller religiöser Orientierungen in den Transitionsstaaten Mittel- und Osteuropas (Promotion beabsichtigt; Erstgutachter: Prof. Dr. Detlef Pollack) Gert Pickel: Politikverdrossenheit bei Jugendlichen in Ost- und Westdeutschland (Promotion beabsichtigt; Erstgutachter: Prof. Dr. Detlef Pollack)

Projektberichte 159

Zusammenfassung

Dem Projekt „Transformationsbedingte Veränderungen der kirchlichen Integration und Religiosität in Osteuropa – Dauerhafte Kulturlinien und soziokulturelle Muster versus Transitionseffekte“ lagen folgende zentrale Fragestellungen zugrunde:

– Ist es in den ehemals kommunistischen Ländern nach 1989 zu einer Wiederbelebung der vorher staatlich unterdrückten Religiosität und Kirchlichkeit gekommen? – Kann man Mittel- und Osteuropa hinsichtlich Religiosität und Kirchlichkeit als homogenen Kulturkreis betrachten, oder gibt es größere länderspezifische Unterschiede? – Hat sich die „traditionelle“ Religiosität (Kirchlichkeit, traditionelles Christentum) in gleicher Weise entwickelt wie außerkirchliche bzw. „individualisierte“ Formen von Religion, oder gibt es hier verschiedene oder gar gegensätzliche Verläufe?

Die Antworten darauf können aufgrund des begrenzten Zeithorizontes seit den gesellschaftlichen Umbrüchen, der Komplexität der zu untersuchenden Probleme, und nicht zuletzt wegen des derzeitigen Standes unserer Analysen natürlich nicht endgültig sein:

– Anzeichen für eine zunehmende gesellschaftliche wie individuelle Bedeutung von Religiosität sind in einigen Ländern (Bulgarien, Russland) durchaus zu erkennen. Von einem generellen Wiedererstarken zu sprechen, wäre dennoch verfrüht. Zum einen scheint hier die Entwicklung, die Anfang der 90er Jahre fast überall einen Höhepunkt erreichte, in vielen Ländern schon wieder rückläufig. Andererseits ist die Möglichkeit zu bedenken, dass es sich bei einem derartigen Boom in einzelnen Länder nicht so sehr um eine Normalisierung nach der Aufhebung von Repression, sondern eher um das Ergebnis von Demodernisierungseffekten handeln könnte. Religiosität würde hier vor allem als Möglichkeit gesehen, der realen, anomischen Welt zu entfliehen, somit als reines Substitut für fehlende gesellschaftliche Normen und elementare soziale Sicherheit fungieren (Bulgarien, Russland). – Die Transitionsländer Mittel- und Osteuropas können hinsichtlich des Standes und der Entwicklung von Religiosität und Kirchlichkeit mitnichten als homogene Region aufgefasst werden. Die Wiederstandskraft und Popularität von Religion hängen dabei unter anderem vom sozio-ökonomischen Entwicklungsstand, der vorherrschenden historischen Prägung durch eine Konfession, dem Grad der staatlichen Repression während der kommunistischen Herrschaft und der Rolle der Kirchen in Vergangenheit und Gegenwart ab. – Hinsichtlich des Ausmaßes an nicht-christlichen und außerkirchlichen Formen von Religiosität ergibt sich bisher ein sehr komplexes und uneinheitliches Bild, zu dessen Klärung es weiterer Analysen bedarf. Es hat sich im Verlauf der Untersuchungen zumindest herausgestellt, dass noch zwischen älteren (z.B. Glaube an Wunderheiler, Horoskope) und neueren Erscheinungen (Zen, New Age) differenziert werden muss. Die erstgenannten Formen scheinen dabei eher als eine Bereicherung und „individuelle“ Ergänzung zur traditionellen Religiosität angesehen zu werden, während die neueren Phänomene vor allem als Alternative zu fungieren scheinen. Projektberichte 160

Transformationsbedingte Veränderungen der kirchlichen Integration und Religiosität in Osteuropa - Dauerhafte Kulturlinien und soziokulturelle Muster versus Transitionseffekte

1 Ausgangsfragen und Zielsetzungen des Projekts

Innerhalb der deutschen und internationalen Religionssoziologie wird schon seit längerer Zeit eine Auseinandersetzung über den Fortbestand von Religion in der westlichen Welt geführt. Weitgehend Einigkeit herrscht über den Trend einer allgemeinen Entkirchlichung (d.h. Abkehr von den traditionellen Kirchen, der institutionalisierten Religion). Dieser ist für Westeuropa auch durch eine Vielzahl von empirischen Studien gestützt. Ob diese Entwicklung ein (Vor-)Zeichen für einen generellen Bedeutungsverlust von Religion darstellt, ist allerdings unter den Forschern umstritten. Zum einen steht der Behauptung einer kontinuierlichen Säkularisierung (d.h. einer generellen Abkehr von der Religion; vgl. etwa Wilson 1982, Berger 1967) die Annahme gegenüber, dass sich Religion im Zuge von Individualisierungs- und Pluralisierungstendenzen lediglich in die Privatsphäre der Menschen verlagere. Religion werde demnach zwar zunehmend „unsichtbar“, verliere aber keinesfalls an Bedeutung (Luckmann 1967). Gegenläufig zum Bedeutungsrückgang traditionaler Formen des Christentums vollziehe sich sogar ein Aufschwung an neuen außerkirchlichen und nichtchristlichen Religionsformen (Gabriel 1992). Zudem seien die optimistischen Fortschrittsutopien der Moderne selbst religionsproduktiv und erfüllten ähnliche Funktionen wie die klassischen Religionen (Hervieu-Léger 1990, 1993). Die Frage, die sich bei der Analyse der religiös-kirchlichen Gegenwartssituation stellt, lautet also, ob Religion auf ihre traditionellen institutionalisierten Sozialformen reduzierbar ist, oder ob zwischen Religion und Kirche nicht deutlicher als in herkömmlichen Säkularisierungstheorien unterschieden werden muss. Tue man dies, so die weit verbreitete Meinung unter Religionssoziologen, dann müsse man konzedieren, dass die Positionsverluste der christlichen Kirchen nicht gleichzusetzen sind mit einem Bedeutungsschwund von Religion schlechthin. Vielmehr zeige sich, dass es außerhalb der Kirchen bedeutsame Gegenbewegungen zum Prozess der Entkirchlichung gebe, die die Gültigkeit der Säkularisierungsthese in Frage stellten. Dem steht der Standpunkt gegenüber, dass sich Kirchlichkeit und Religiosität nicht so ohne weiteres trennen lassen. Er beruht auf der Überlegung, dass zwischen Kirchlichkeit und Religiosität, also zwischen den eher traditionalen, vor allem christlich- und kirchlich-institutionell geprägten Religionsformen und den mehr außerchristlichen und institutionell weniger stark abgestützten Formen der Religion eine enge Verbindung besteht, und vom Bedeutungsrückgang der christlichen Kirchen auch außerkirchliche Dimensionen der Religion betroffen sind (Pollack 2000). Der konstatierte Bedeutungsverlust von Kirche und Kirchlichkeit führt dieser These zufolge also auch zu einem Bedeutungsverlust von Religion und individueller Religiosität. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist der Streit um die angemessene Interpretation der ablaufenden Wandlungsprozesse in (West)Europa noch nicht entschieden. Es wäre auf der einen Seite sicherlich falsch, zu behaupten, dass die Säkularisierungsthese ihre interpretative Kraft völlig eingebüßt hätte. Auf der anderen Seite ist die Dominanz der „individualisierungstheoretischen“ Ansätze der Projektberichte 161

Religionssoziologie in der wissenschaftlichen Diskussion – und ihr Einfluss auf die öffentliche Diskussion in den Kirchen und Medien – nicht zu übersehen. Die Transformationsprozesse in Osteuropa eröffnen generell die Möglichkeit, viele sozialwissenschaftliche Thesen, die bisher vor allem mit Blick auf die westliche Welt entwickelt und überprüft wurden, detailliert auch für Kulturkreise mit einem alternativen historischen, ideologischen und modernisierungstheoretischen Hintergrund zu untersuchen und sie damit auf deren verallgemeinerbares Erklärungspotential zu hinterfragen. Dies gilt natürlich auch für die Fragen der Religionssoziologie. Zunächst wäre hierbei nachzuprüfen, ob sich die in Westeuropa beobachteten Prozesse auf dem religiösen Feld auch für die osteuropäischen Nationen in ähnlicher Weise feststellen lassen. Zudem wären die bislang vorgestellten theoretische Annahmen zu ergänzen. So rückte mit den Demokratisierungsprozessen in Osteuropa zum Beispiel die ursprünglich für die USA entwickelte – und für Westeuropa fast einhellig als nicht angemessen abgelehnte - ökonomische Theorie der Religion zunehmend in den Blickpunkt des Interesses. Nach dieser ist das Ausmaß an Religiosität in einer Gesellschaft letztlich vom religiösen Angebot abhängig. Ein funktionierender „religiöser Markt“ mit entsprechendem Wettbewerb der Anbieter kann demnach das gesellschaftlich vorhandene Bedürfnis nach Religion effizienter und umfassender bedienen und erhöht damit auch die sichtbare Nachfrage nach Religion (Stark & Bainbridge 1987; Finke & Stark 1993; Iannaccone 1991, 1995). Hinsichtlich der Entwicklungen in Osteuropa wäre somit nach dem Wegfall der politischen Repression und mit der (Wieder-) Herstellung eines religiösen Marktes mit einer Revitalisierung von Religion zu rechnen. In diesem Zusammenhang ist allerdings zu bedenken, ob und inwieweit nicht die Sozialisation der 40jährigen sozialistischen Vergangenheit eine dauerhafte Ablehnungshaltung zu Religion und Kirche bewirkt haben könnte, die ein individuelles bzw. gesellschaftliches Grundbedürfnis nach Religion fraglich erscheinen lässt. Im Hinblick auf den Untersuchungsgegenstand kann man mögliche Szenarien für Osteuropa gemäß Tabelle 1 (nächste Seite) grob zusammenfassen. Bezüglich der Entwicklung von Religiosität und Kirchlichkeit in den osteuropäischen Ländern stehen sich somit im wesentlichen drei Thesen gegenüber: Zum einen ist die Annahme einer Anpassung an die westeuropäischen Säkularisierungs- (genereller Bedeutungsverlust von Religion) bzw. Entkirchlichungsmuster (bei möglicherweise weiterbestehender „privater“ Religiosität) zu nennen. Hierbei geht man davon aus, dass sich in den osteuropäischen Ländern langfristig eine zu Westeuropa konvergente Entwicklung ergeben wird. Dem steht die These der Rückkehr der Religiosität gegenüber. Danach wäre zu erwarten, dass sich nach dem Wegfall der sozialistischen Repression eine Wiederbelebung des Religiösen oder des Glaubens vollzieht. Projektberichte 162

Tabelle 1: Grundlegende Hypothesen der zeitgenössischen Religionssoziologie

Vitalisierungs- Privatisierungsthese Säkularisierungsthese /Pluralisierungsthese Vertreter Roger Finke Thomas Luckmann Bryan Wilson Rodney Stark Laurence Iannaccone Grundannahme allgemeines, konstantes individuelle religiöse grundsätzliches gesellschaftliches Bedürfnis Grundorientierung als Spannungsverhältnis von nach Religion anthropologische Konstante Moderne und Religion Haupthypothese Angebotsorientiert: Individualisierungstheorie: „klassische“ religiöser Markt bestimmt Bedeutungsverlust von Modernisierungstheorie: gesellschaftliches Ausmaß institutionalisierter Religion, genereller an Religiosität und jedoch Weiterbestehen Bedeutungsverlust von Kirchlichkeit privater Formen von Religion als sinnstiftender Religion und sozialer Instanz Prognose für Revitalisierung von Religion Weiterbestehen bisheriger weiterer, kontinuierlicher Osteuropa nach Wegfall der Repression privater religiöser Praktiken, Abwärtstrend aller religiösen und (Wieder-) Herstellung jedoch kaum Zuwendung zu Formen eines religiösen Marktes traditionellen Kirchen Die zentralen Fragestellungen für unser international vergleichende Projekt lauten also:

– Kam es nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Regimes zu einem Aufschwung von Religiosität und Kirchlichkeit in den ehemals kommunistisch geführten Ländern? – Vollzog sich die Entwicklung in den einzelnen Ländern parallel, oder gibt es große länderspezifische Unterschiede? – Sind von den Wandlungstendenzen traditionale Formen der Religion in gleicher Weise betroffen wie Formen einer mehr individualisierten außerkirchlichen Religiosität, oder ist zwischen beiden Dimensionen der Religiosität eine Differenz oder sogar ein Gegensatz in der Entwicklung wahrzunehmen?

2 Methodik und Durchführung

Die skizzierten Fragestellungen fordern ein klar definiertes komparatives Design der Untersuchung. Zur Analyse von länder- bzw. interkulturellen Differenzen empfiehlt sich die empirisch-quantitative Deskription von Verhalten und Einstellungen in der Tradition der vergleichenden Forschung (Almond & Powell 1966; Dogan & Kazancigil 1994). Diese Methode bot sich somit auch zur Erfassung der Situation und Entwicklung von Religiosität und Kirchlichkeit in Osteuropa an. Durch Anlehnung an die klassischen Methoden der komparativen Einstellungsforschung in der Tradition von Stein Rokkan sollte durch die Verbindung struktureller Kennzeichen (Kirchenstatistiken, Systemstruktur) und makrosoziologisch aufbereiteter Mikrodaten ein vergleichender Einblick in die religiöse Situation in Osteuropa (vor allem auch in Relation zu Westeuropa) ermöglicht werden. Auch regionenspezifische Muster des Zusammenspiels von verschiedenen Formen von christlicher, kirchlicher und außerkirchlicher Religiosität sollten dabei Berücksichtigung finden. Die Verhaltens- und Einstellungsmuster im Hinblick auf Religiosität und Kirchlichkeit wurden über die Einschaltung eines „Religionsmoduls“ in die standardisierte Befragung zu den politischen, sozialen und ökonomischen Orientierungen in den Ländern Bulgarien, Estland, Polen, Russland, Projektberichte 163

Tschechien sowie in Ostdeutschland erfasst. Als Hintergrundfaktoren standen sozialstrukturelle Merkmale, aber auch Kennzeichen der Modernisierung und des ökonomischen und sozialen Wandels der Transformationsgesellschaften zur Verfügung. Das erste Jahr der Projektbearbeitung stand im Zeichen des Aufbaus einer zentralisierten Organisationsstruktur für die Vorbereitung und Durchführung der Befragung sowie der inhaltlichen Konzeption des Fragenkomplexes. Unter Berücksichtigung der besonderen Anforderungen hinsichtlich einer international vergleichenden Umfrage war dabei vor allem auf Validität und Durchführbarkeit der Befragung sowie spätere Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu achten. Die zentrale Koordination der Umfrage lag in den Händen von INRA Deutschland. Die konkrete Befragung in den Ländern erfolgte durch Partnerinstitute von INRA. Als zusätzliche unabhängige Kontrollinstanzen fungierten Kooperationspartner aus den einzelnen Ländern. Diese wurden zudem in einer Fragebogenkonferenz Ende 1999 als Experten hinsichtlich der funktionalen wie semantischen Äquivalenz der Fragen zu Rate gezogen und begleiteten den Prozess der Übersetzungen, den in allen Ländern durchgeführten Pretest und die abschließende Durchführung der Haupterhebung selbst vor Ort (zu den einzelnen Instituten und Kooperationspartnern vgl. Abschnitt 5). Die letztgenannten Bearbeitungsschritte nahmen das zweite Jahr der Projektlaufzeit in Anspruch. Von Seiten der Forschergruppe in Frankfurt (Oder) erfolgten in dieser Zeit die parallele Akquisition von kirchenstatistischen Daten und die Analyse von Sekundärquellen zum Projektthema (ISSP, World Value Survey). Zudem wurden in dieser Zeit die nationalen Befragungsinstitute in den einzelnen Ländern besucht. Dies diente in erster Linie der Kontrolle der Datenerhebung und der Durchführung der Umfrage. In den Gesprächen mit den verantwortlichen Institutsmitarbeitern zeigte sich, dass die Durchführung der Umfrage keine größeren Probleme für diese darstellte. Alle Institute hinterließen einen professionellen und zuverlässigen Eindruck. In diesem Zusammenhang sei auch darauf verwiesen, dass sich die persönlichen Besuche in den Ländern rückblickend als für die Bearbeitung des Projektes sehr wertvoll erwiesen haben - vermittelten sie doch trotz der relativ kurzen Aufenthaltsdauer von wenigen Tagen einen Einblick in die Situation des Landes zum Befragungszeitpunkt, der für die Interpretation der Daten von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist. Probleme ergaben sich vor allem hinsichtlich der Länge des Fragebogens. Bemerkenswert hierbei waren die auffälligen Differenzen zwischen den Ländern. Die ursprünglich geplante Version musste nach dem Pretest insgesamt erheblich gekürzt werden, da die durchschnittliche Befragungszeit etwa in Russland mehr als die doppelte Länge der angesetzten 60 Minuten betrug. Zum Vergleich: Die entsprechende Befragungszeit der ursprünglichen Fragebogenversion in Ungarn belief sich auf knapp 70 Minuten. Dabei stellte sich die Erhaltung des ursprünglichen theoretischen Designs als die größte Herausforderung dar. Innerhalb des ca. 60minütigen finalen Fragebogens nahm der Religionsteil etwa ein Fünftel ein. Bei der inhaltlichen Konzeption dieses Teils des Fragebogens standen zwei Prinzipien im Vordergrund: Einerseits sind Prozesse natürlich generell nur im Zeitverlauf adäquat zu erfassen. Da es sich bei der Befragung aber um eine Querschnittserhebung handelte, musste insbesondere bei der Erfassung der religiösen Standardindikatoren (Kirchgangshäufigkeit, religiöse Selbsteinschätzung, Glaubensinhalte, Vertrauen in die Kirche) auf Vergleichbarkeit zu vorherigen Untersuchungen Projektberichte 164

geachtet werden. Es boten sich hierbei sowohl das International Social Survey Programme (ISSP), welches bereits 1991 und 1998 Schwerpunkte zum Thema Religion enthielt, und der World Values Survey (1991, 1995-1997) an. Weitere zeitliche Aussagen konnten über die Implementation von retrospektiven Fragestellungen zumindest partiell abgedeckt werden. Weiterhin sollten mit dem Projekt Lücken geschlossen werden, die eine umfassende Untersuchung der derzeitig diskutierten Ansätze innerhalb der Religionssoziologie bisher erschwerten. Aus diesem Grund war es notwendig, über die Erfassung bewährter Standardindikatoren hinauszugehen und eigene Konzeptionen einfließen zu lassen. Dies betrifft vor allem Indikatoren zur Individualisierung von Religiosität. Zudem wurden Instrumente aus Nachbargebieten einbezogen, so etwa eine Skala zu Typen religiöser Orientierungen nach dem religionspsychologischen Modell von Allport und Ross (1967). Zusammen ergeben diese Instrumente eine bislang – vor allem im internationalen Vergleich und für diese Staatengruppe – nicht verfügbare Kombination verschiedener Indikatoren religiöser Orientierungen und Verhaltensweisen.

3 Ergebnisse und Diskussion

Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass es sich bei der Entwicklung von Religiosität und Kirchlichkeit in Osteuropa insgesamt um ein Phänomen handelt, welches einer differenzierten Betrachtung bedarf, somit auch durch eine der oben genannten Thesen allein nicht zu erklären ist. Stattdessen sind variierende Entwicklungen auf unterschiedlichen Ebenen zu beachten. Einerseits war unmittelbar nach dem Umbruch eine kurzfristige Revitalisierung der Religiosität festzustellen, die aber in den letzten Jahren ihre Dynamik weithin verloren hat. Unter Einbeziehung von längerfristig wirkenden Faktoren scheint das relativ rasche Erlöschen dieser kurzen „Honeymoon-Phase“ auch durchaus plausibel: Die durch die sozialistischen Regime über Jahrzehnte forcierte Säkularisierung hatte (noch verstärkt mit den in die gleiche Richtung wirkenden Modernisierungs- und Individualisierungsprozessen, wie sie für Westeuropa seit jeher thematisiert werden) schließlich einen weitgehenden Abbruch der intergenerationalen religiösen Sozialisation zur Folge. Als besonders schwerwiegendes Hemmnis für die Herausbildung einer „stabilen“ Religiosität scheint sich dabei die innerfamiliale Säkularisierung über mehrere Generationen hinweg auszuwirken (Müller/Pickel 1999). Die Wirkung der staatssozialistischen Regimes auf den Bestand und die soziale Relevanz von Religion und Kirche scheint dabei in den einzelnen osteuropäischen Ländern äußerst unterschiedlich ausgefallen zu sein. Während in einem Land wie Polen der Stellenwert der Kirche in der Gesellschaft aufgrund ihrer politischen Unterdrückung durch die kommunistische Partei offenbar eher gestärkt worden ist, hat die politische, administrative und sicherheitsdienstliche Überwachung und Repression der Kirchen in anderen Ländern zu beachtlichen Abbrüchen im kirchlichen Mitgliederbestand und im kirchlichen Leben geführt. In Ostdeutschland, in Estland und in Tschechien, in denen die Kirchen vor 50 Jahren noch mehr als 90% der Bevölkerung umfassten, gehören heute nur noch etwa ein Drittel der Bevölkerung oder sogar noch weniger einer Religionsgemeinschaft an. In diesen Ländern - ähnliches wird man von Russland, der Ukraine, Weißrussland, Moldawien und anderen Ländern sagen müssen - hat die jahrzehntelange Herrschaft der kommunistischen Partei zu einem dramatischen Rückgang der Projektberichte 165

Kirchenmitgliederzahlen geführt. In anderen Ländern wie Bulgarien, Rumänien und Polen ist es auch heute noch fast eine Selbstverständlichkeit, sich zur Kirche zu zählen. Die Situation in den untersuchten Ländern lässt sich erst in vergleichender Perspektive, d.h. unter Einbeziehung der Ergebnisse anderer Studien, grundsätzlich bewerten: Die Unterschiede im Grad der kirchlichen Organisiertheit scheinen in Osteuropa weitaus größer zu sein als in Westeuropa, wo einerseits in keinem Land (ausgenommen die Republik Irland) die kirchliche Integration so stark ist wie in Polen, Rumänien oder Bulgarien, sich andererseits aber auch nicht so große kirchendistanzierte Bevölkerungsgruppen wie in Estland, Ostdeutschland, Tschechien, Weißrussland, der Ukraine oder Russland finden lassen. In Westeuropa besteht die überwiegende Tendenz der Entwicklung auf dem religiösen Feld in den letzten 30 Jahren in Prozessen der Entkirchlichung. Selbst hochkirchliche Länder wie Spanien oder Italien sind von diesem Trend erfasst. Und wenn die beobachtbaren Anzeichen nicht täuschen, ist inzwischen auch in Irland ein schleichender Prozess der kirchlichen Desintegration im Gange. Trotz einer Vielzahl länderspezifischer Differenzen zeigt sich, dass sich die europäischen Nationen letztlich erstaunlich gut zu kulturell ähnlichen Staatengruppen zusammenfassen lassen. Staaten mit einer vergleichbaren Kombination von Konfessionsanteil in der Bevölkerung, sozio-ökonomischem Entwicklungsstand und politischen Vergangenheit (Sozialismus versus Demokratie) besitzen dabei oft einen vergleichbaren Grad der kirchlichen Integration: So zählen Ostdeutschland und Estland nicht zufällig zu den am stärksten „säkularisierten” Ländern: Dort verbanden sich die generell etwas schwächere Präge- und Bindungskraft der protestantischen Kirche, der relativ hohe Modernisierungsgrad und ein politisch eher rigides Regime zu einem Konglomerat an Wirkungsfaktoren, welches einem Weiterbestehen von Religion entgegenstand. Die zumindest durchschnittlichen, wenn nicht überdurchschnittlichen Kirchgangsfrequenzen in Ungarn, der Slowakei und Polen belegen die Vertiefung der religiösen Bindung durch einen starken katholischen Bevölkerungsanteil. Überraschenderweise scheint sich auch in Albanien – das gemeinhin als das atheistische Land in Europa angesehen wurde – eine durchaus lebendige religiöse Landschaft über die Jahre der Hoxha-Herrschaft erhalten zu haben. Die konfessionellen Differenzen entsprechen insgesamt im wesentlichen den Unterschieden, die wir hinsichtlich der Bindekraft der Konfessionen in den westeuropäischen Nationen kennen. Ist die Entwicklung der eher traditionellen Religiosität in den einzelnen Ländern schon sehr unterschiedlich, stellt sich die Situation hinsichtlich der individualisierten, außerkirchlichen Formen von Religion als noch komplexer und uneindeutiger dar. Eindeutige Aussagen über den Zusammenhang von Kirchlichkeit, christlicher Religiosität und neueren Formen lassen sich an dieser Stelle noch nicht treffen. So ist der Anteil der Personen, welche an verschiedene Elemente außerkirchlicher Religiosität glauben, in einigen Ländern ungewöhnlich hoch. Ein Drittel der Bürger in Estland, Albanien, Ungarn und Russland bekennen sich zu Prinzipien der Astrologie, Zen- Meditation/Yoga, oder glauben an Geistheiler. Unterscheidet man zwischen dem seit langem schon existierenden außerkirchlichen Glauben an Astrologie/Horoskope und Wunder- bzw. Geistheiler und – zumindest in Europa - relativ neuen Phänomenen wie Zen-Meditation/Yoga sowie New Age, werden Diskrepanzen zwischen verschiedenen osteuropäischen Ländern sichtbar. In den Staaten, deren Bevölkerungen hochreligiös im Sinne des traditionellen Christentums sind (Rumänien, Polen, Projektberichte 166

Slowakei), finden die älteren Formen der außerkirchlichen Religiosität eher Anhänger, während die neuen Formen eher selten genannt werden. Gerade der Glaube an Wunder-/Geistheiler, scheint sich gut mit christlichen Vorstellungen im Glauben der Bürger verbinden zu lassen – was auch individuelle Korrelationen sehr gut belegen können. Die moderneren Formen der außerkirchlichen Religiosität finden eher in Ländern Anklang, wo die kirchliche Religiosität nicht so bedeutsam ist. Nicht in allen Länder, aber in einigen (Polen, Slowakei, Ungarn und Rumänien) scheinen sie tatsächlich im Gegensatz zur christlich geprägten Religiosität zu stehen. Zumindest besteht zwischen dem Glauben an sie und dem Kirchgang eine negative Beziehung. In Westeuropa ist seit einiger Zeit ein eindeutiger, kontinuierlicher Trend des Rückgangs traditional geprägter Religiosität festzustellen. Durch den „Euphoriesprung“ des politischen Umbruchs (hin zu einer stärkeren kirchlichen Integration und Religiosität, aber insbesondere zu einer positiven Bewertung der Institution Kirche), welcher (kurzfristig) ein höheres Niveau der Kirchlichkeit mit sich brachte, ist diese Entwicklung in Osteuropa bisher nicht in gleicher Deutlichkeit zu beobachten. Es ist eine Dekade nach den gesellschaftlichen Umbrüchen in Osteuropa sicher auch noch zu früh, die zentralen Fragestellungen der Religionssoziologie nach der Entwicklung von Religiosität und Kirchlichkeit für diese Länder beantworten zu wollen. Alternativ zu den eben genannten Szenarien wäre ja durchaus auch eine zunehmende kulturelle Divergenz vorstellbar. Die enorme gesellschaftliche Bedeutung von Religion in Rumänien, Bulgarien, aber auch Russland und Albanien heute lässt zum Beispiel die Frage aufkommen, ob sich die Unterschiede zwischen dem katholischen und protestantischen und dem orthodoxen oder auch muslimischen Kulturkreis nicht vielleicht weiter ausbreiten und es letztlich zu einer mehr kulturspezifischen Bedeutung von Religiosität kommt. Ob sich der Trend zur Entkirchlichung in Osteuropa weiter fortsetzt, inwieweit sich Kirchlichkeit und Religiosität als weitgehend voneinander unabhängige Faktoren verselbständigen, und welche Bedeutung neue bzw. außerkirchliche Formen von Religiosität erlangen, muss Gegenstand von Folgeuntersuchungen sein.

4 Probleme und weiterführende Fragestellungen

Entgegen der eher skeptischen Einschätzung verschiedener Experten in den Befragungsländern stellte sich das innerhalb des Fragebogens eingesetzte Religionsmodul als nicht prinzipiell problematisch heraus. Die geringe Zahl an Antwortverweigerungen bzw. Abbrüchen an dieser Stelle deutet nicht darauf hin, das Religion von den Befragten als „Privatsache“ verstanden wird, über die man nicht gern Auskunft gibt. Nach Auskunft der Befragungsinstitute wurde das Thema zwar vereinzelt als „langweilig“ bzw. als für die persönliche Situation irrelevant bezeichnet. Diese Reaktionen waren allerdings eher aus den Ländern zu hören, die als wenig religiös gelten (z.B. Tschechien). Selbst in Ostdeutschland, wo sich ein Großteil der Bevölkerung als nicht religiös bezeichnet, wurde dem Fragenkomplex seitens der Respondenten durchaus Interesse und Aufmerksamkeit geschenkt. Es hat sich somit als richtig erwiesen, auch nicht-religiöse Personen hinsichtlich ihrer Einstellungen und ihres Verhaltens in diesem Bereich zu befragen. Generell ist auf den sehr bedauerlichen Fakt hinzuweisen, dass für den in vielerlei Hinsicht interessanten Zeitraum vor 1989 nur sehr vereinzelt empirisch verwertbares Datenmaterial vorliegt. Projektberichte 167

Dies gilt partiell auch für Kirchenstatistiken, in weit größerem Maße allerdings für Umfrageergebnisse. Neben der Tatsache der schlichten Nichtverfügbarkeit muss hier bei einer Interpretation der Resultate immer in Betracht gezogen werden, unter welchen Umständen die Befragungen durchgeführt wurden. Innerhalb des Projektes konnte diesem Dilemma nur insoweit Rechnung getragen werden, als verschiedene Fragen einbezogen wurden, die eine retrospektive Erfassung von religiösen Verhaltensweisen und Einstellungen ermöglichen. Eine umfassende Analyse der Entwicklung der Kirchlichkeit und Religiosität in den Transitionsländern Mittel- und Osteuropas bedürfte im Idealfall dennoch einer verlässlicheren empirischen Basis für die Zeit während der kommunistischen Herrschaft. Dann wären noch fundiertere Befunde hinsichtlich der – offensichtlich doch sehr unterschiedlichen - Startbedingungen Anfang der neunziger Jahre möglich, die auch Prognosen über die weitere Entwicklung in den einzelne Ländern erleichtern würden. Es war während des zeitlichen Rahmens der Auswertungsphase (die Daten liegen seit November 2000 vor) natürlich nicht möglich, das gesamte Potential des Datenmaterials auszuschöpfen. Grundlegende Analysen im Sinne der zentralen Fragestellung sind erfolgt und stellen eine Momentaufnahme hinsichtlich der Entwicklung von kirchlicher Integration und Religiosität in Mittel- und Osteuropa dar. Bezieht man die Resultate anderer vergleichender Studien (ISSP) mit ein, erstreckt sich der untersuchte Zeithorizont für diese Region nunmehr über fast zehn Jahre. Dennoch haben bereits erste weiterführende Analysen zur außerkirchlichen Religiosität und Individualisierung von Religion neue Fragen an die Religionssoziologie aufgeworfen, die zumindest partiell durchaus mit dem vorliegenden Material weiterbearbeitet werden könnten: So ist beispielsweise der Zusammenhang von traditionellen Formen der Religionsausübung und außerkirchlicher Religiosität in den einzelnen Länder offensichtlich sehr unterschiedlich ausgeprägt. Auch das Ausmaß an Individualisierung von Religion bedarf einer vertiefenden Analyse. Ausgehend von den bis hierher gewonnenen Erkenntnissen, ergeben sich für die nähere Zukunft vor allem die folgenden konkreten Aufgabengebiete und Analyseschritte:

– die Erstellung von Zeitreihen durch die systematische Verknüpfung der Umfrageergebnisse mit vergleichbaren Sekundärdaten (ISSP, World Values Survey) – die Verbindung der gewonnenen Umfragedaten mit den vorrätigen Kirchenstatistiken der einzelnen Untersuchungsländer – eine vertiefende Auswertung einzelner Fragestellungen mit Hilfe erklärender und typologisierender Verfahren zum Zweck einer Verdichtung des vorliegenden Umfragedatenmaterials – die systematische Überprüfung des Zusammenspiels zwischen Transformationseffekten auf der ökonomischen, sozialen und politischen Ebene mit den kulturellen Prägungen subjektiver Religiosität und Kirchlichkeit – eine systematisierende, weitergehende Analyse der Beziehungsmuster zwischen individueller Religiosität und institutionalisierter Kirchlichkeit

Ferner ist es vorgesehen, das aufbereitete Datenmaterial dem Zentralarchiv für empirische Sozialforschung in Köln zur Verfügung zu stellen, um es für Sekundäranalysen anderer Forschergruppen nutzbar zu machen. Zudem sollen die zentralen Erkenntnisse aus dem Projekt in einer umfassenden Veröffentlichung einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Projektberichte 168

Abschließend sei noch einmal ausdrücklich hervorgehoben, dass es sich bei der Umfrage um einen Mehrthemensurvey handelt. Dies birgt gegenüber rein religionsspezifischen Untersuchungen einen nicht zu unterschätzenden Vorteil, der bisher nur sehr rudimentär genutzt werden konnte. Man denke an dieser Stelle zum Beispiel nur an die Bedeutung von Religion als politischen Faktor: Der Datensatz bietet für die Zukunft eine Vielzahl an Möglichkeiten, diesen Aspekt auch auf der Individualebene zu untersuchen, etwa bei Fragen nach dem Verhältnis zwischen Religiosität und politischer Toleranz, nationalistischen Einstellungen oder der Akzeptanz der neuen demokratischen Systeme.

5 Beteiligte Institutionen und Kooperationspartner

Land Wissenschaftlicher Kooperationspartner Durchführendes Befragungsinstitut Bulgarien Prof. Dr. Nikolai Tilkidjiev (Bulgarian Academy Boyko Dimitrov (Balkan British Social of Science, Institute of Sociology, Sofia) Surveys (BBSS) Gallup, Sofia) Estland Prof. Dr. Raivo Vetik (Institute of International Esko Külli (Baltic Media Facts (INRA and Social Studies, Tallinn) Europe), Tallinn) Neue Prof. Dr. Detlef Pollack, Jörg Jacobs, Olaf Dr. Christian Holst (INRA Germany, Bundesländer Müller, Gert Pickel (FIT, European-University Mölln) Viadrina Frankfurt (Oder)) Polen Dr. Piotr Radkiewicz (University Warsaw, Partrycia Venulet (SMG/KRC Poland) Institute for Social Studies) Russland Dr. Marina Krassilnikova, Dr. Natalia Zorkaya Alexander Pankin (MIC Marketing (VCIOM Moscow) Information Center, Moscow) Projektberichte 169

Fortsetzung: Beteiligte Institutionen und Kooperationspartner

Tschechien Dr. Klara Vlachova-Plecita (Academy of Jan Lidral (INRA Prague) Sciences of the Czech Republic, Institute of Sociology, Prague)

Lehrveranstaltungen:

Prof. Dr. Detlef Pollack: Hauptseminar im Sommersemester 2001 an der Europa-Universität Viadrina: „Religiöser Wandel in den postkommunistischen Staaten Ost- und Mitteleuropas“

Verwendete Literatur

Allport Gordon Willard und J.M. Ross, 1967: „Personal religious orientation and prejudice“. In: Journal of Personality and Social Psychology, 5, 432-443. Almond, Gabriel A. und Bingham G. Powell Jr., 1966: Comparative Politics: A Developmental Approach, Boston: Little Brown. Berger, Peter L. 1967: The Sacred Canopy, New York: Macmillan. Dogan, Mattei und Ali Kazancigil, 1994: Comparing Nations. Concepts, Strategies, Substance. Oxford: University Press. Finke, Roger und Rodney Stark, 1993: „A Rational Approach to the History of American Cults and Sects“. In: Bromley, David und Jeffrey Hadden (eds.): On Cults and Sects in America, J.A.I. Press. Gabriel, Karl: 1992: Christentum zwischen Tradition und Postmoderne. Freiburg/ Basel/ Wien: Herder. Hervieu-Leger, Daniele, 1993: La religion pour mémoire. Paris: Cerf. Hervieu-Leger, Daniele, 1990: „Religion and Modernity in the French Context: For a New Approach to Secularization“. In: Sociological Analysis 51, 15-25. Iannaccone, Laurence R., 1995: „Household Production, Human Capital, and the Economics of Religion“. In: Tommasi, Mariano und Kathryn Ierulli (eds.): The New Economics of Human Behavior, Cambridge University Press, Cambridge. Iannaccone, Laurence R. 1991: „The Consequences of Religious Market Structure: Adam Smith and the Economics of Religion“. In: Rationality and Society, 3, 156-177 Luckmann, Thomas, 1967: The Invisible Religion: The Problem of Religion in Modern Society. New York: Macmillan. Müller, Olaf und Gert Pickel, 1999: Current Trends of Religiousness in Eastern Europe in Comparison to Western Europe: Does Socialisation Matter? Paper presented at the Ivth ISORECEA Conference, Dec. 10- 12, 1999, Budapest. Pollack, Detlef, 2000: „Der Zusammenhang zwischen kirchlicher und außerkirchlicher Religiosität in Ostdeutschland im Vergleich zu Westdeutschland“. In: Pollack, Detlef und Gert Pickel (Hrsg.): Religiöser und kirchlicher Wandel in Ostdeutschland 1989-1999. Opladen: Leske und Budrich, 294-309. Stark, Rodney und William Sims Bainbridge, 1987: The Future of Religion – Secularization, Revival and Cult Formation, Berkeley: University of California Press. Wilson, Brian R. 1982: Religion in Sociological Perspective, Oxford: Oxford University Press. Projektberichte 170

Publikationen:

Müller, Olaf, 2000: „The Impact of Religion on Trust in Institutions: Eastern and Western Europe in Comparison“. In: Approaching a New Millenium: Lessons from the Past – Prospects for the Future. Proceedings of the 7th Conference of the International Society for the Studies of European Ideas (ISSEI), University of Bergen. Pickel, Gert, 1999: „Konfessionslosigkeit in Ost- und Westdeutschland – ähnlich oder anders?“ In: Pollack, Detlef und Gert Pickel (Hrsg.): Religiöser und kirchlicher Wandel in Ostdeutschland 1989-1999, Opladen: Leske+Budrich, 139-162. Pickel, Gert, 2001: „Moralische Vorstellungen und ihre religiöse Fundierung im europäischen Vergleich“. In: Pickel, Gert und Michael Krüggeler (Hrsg.): Religion und Moral – Entkoppelt oder Verknüpft? Opladen: Leske+Budrich, 182-213 (erscheint demnächst). Pickel, Gert und Michael Krüggeler (Hrsg.), 2001: Religion und Moral – Entkoppelt oder Verknüpft? Opladen: Leske+Budrich (erscheint demnächst). Pickel, Gert, Detlef Pollack und Olaf Müller, 2001/2002: „Werte und Wertewandel religiöser Orientierungsmuster in komparativer Perspektive: Religiosität und Individualisierung in Ostdeutschland und Osteuropa“. In: Behr, Hartmut u.a. (Hrsg.): Religion und Politik – Säkularisierung oder Individualisierung? (erscheint demnächst). Pollack, Detlef, 2001: „Die religiös-kirchliche Situation in Deutschland – eine Bestandsaufnahme“. In: Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Hrsg.): Zweimal Deutschland: Auf dem Weg zur Einheit?, Heidelberg, 21-41. Pollack, Detlef, 2001: „Das Erzbistum Berlin seit 1989/90 – kirchensoziologisch betrachtet“. In: Herzig, Andreas und Burkhard Sauermost (Hrsg.): ... unterm Himmel über Berlin: Glauben in der Stadt, Berlin: Morus, 16-19. Pollack, Detlef, 2000: „Der Zusammenhang von kirchlicher und außerkirchlicher Religiosität in Ostdeutschland im Vergleich zu Westdeutschland“. In: Pollack, Detlef und Gert Pickel (Hrsg.): Religiöser und kirchlicher Wandel in Ostdeutschland 1989-1999, Opladen: Leske + Budrich, 294–309. Pollack, Detlef, 2000: „Der Wandel der religiös-kirchlichen Lage in Ostdeutschland nach 1989: Ein Überblick“. In: Pollack, Detlef undGert Pickel (Hrsg.): Religiöser und kirchlicher Wandel in Ostdeutschland 1989-1999, Opladen: Leske + Budrich, 18–47. Pollack, Detlef, 2000: „Religiös-kirchlicher Wandel in Mittel- und Osteuropa – ein Überblick“. In: Dähn, Horst und Ralf Rytlewski (Hrsg.): Säkularisierung in Osteuropa – Ursachen und Folgen. Schriftenreihe des Instituts für vergleichende Staat-Kirche-Forschung, Heft 10, Berlin: Eigenverlag des Instituts, 2000, 10-34. Gekürzt in: Ost-West. Europäische Perspektiven 1, 83–93. Pollack, Detlef, 2000: „Religiös-kirchlicher Wandel in Ostdeutschland nach 1989“. In: Matthes, J. (Hrsg.): Fremde Heimat Kirche – Erkundungsgänge: Beiträge und Kommentare zur dritten EKD-Untersuchung über Kirchenmitgliedschaft, Gütersloh: Mohn, 310–333. Pollack, Detlef, 2000: „Zwischen Indifferenz und Individualisierung: Religion in Mittel- und Westeuropa“. In: Baumunk, G.-M. und E. M. Thimme (Hrsg.): Sieben Hügel – Bilder und Zeichen des 21. Jahrhunderts V: Glauben: Weltreligionen zwischen Trend und Tradition, Berlin, 41–46. Pollack, Detlef, 2000: „Die Relevanz der Religionssoziologie für die Religionswissenschaft – Vier Thesen“. In: Flasche, Rainer, Fritz Heinrich und Carsten Koch (Hrsg.): Religionswissenschaft in Konsequenz: Beiträge im Anschluß an Impulse von Kurt Rudolph, Münster: diagonal, 185–194. Pollack, Detlef, 2000: „Die religiös-kirchliche Situation in Deutschland – eine Bestandsaufnahme“. In: Evangelisches Kirchenamt für die Bundeswehr (Hrsg.): Kirche unter den Soldaten (Beiträge aus der Evangelischen Militärseelsorge), Bonn, 7–22. Pollack, Detlef, 2000: „Die Rolle der evangelischen Kirchen im geteilten Deutschland aus religions- und kirchensoziologischer Perspektive“. In: Mehlhausen, Joachim und Leonore Siegele-Wenschkewitz Projektberichte 171

(Hrsg.): Zwei Staaten – zwei Kirchen? Evangelische Kirche im geteilten Deutschland: Ergebnisse und Tendenzen der Forschung, Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 85–106. Pollack, Detlef, 1999: „Deutschland IV: Gesellschaft, Kultur, Religion und Kirche in der Gegenwart“. In: Religion in Geschichte und Gegenwart, 4 (2). Tübingen, Sp. 763-772. Pollack, Detlef, 1999: „Evolution, religionswissenschaftlich“. In: Religion in Geschichte und Gegenwart, 4(2). Tübingen, Sp 1752f. Pollack, Detlef, 1999: „Funktionen von Religion und Kirche in den politischen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts: untersucht anhand der politischen Zäsuren von 1945 und 1989 in Deutschland“. In: Kirchliche Zeitgeschichte 12, 64-94. Pollack, Detlef und Gert Pickel, 2000: The Vitality of Religion-Church Integration and Politics in Eastern and Western Europe in Comparison. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 13/00. Pollack, Detlef und Gert Pickel (Hrsg.), 1999: Religiöser und kirchlicher Wandel in Ostdeutschland 1989-1999, Opladen: Leske+Budrich. Pollack, Detlef und Gert Pickel, 1999: „Individualisierung und religiöser Wandel in der Bundesrepublik Deutschland“. In: Zeitschrift für Soziologie 28(6), 465-483.

Projektberichte 172

Vertrauensbildung zwischen ökonomischen Akteuren in Transformationsgesellschaften: Mechanismen und Wahrnehmungsmuster, Reziprozitätsprobleme und Sozialisationskontexte

Antragsteller

Prof. Dr. Friedel Bolle (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftstheorie (Mikroökonomie), Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)) Dr. Alexander Kritikos (Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftstheorie (Mikroökonomie), Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)) Prof. Dr. Anna Schwarz (Professur für Vergleichende Politische Soziologie, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder))

Projektmitarbeiter

Dr. Henning Nuissl, Dipl.-Soziologe, Dipl.-Ing. (01.09.1999 – 31.08.2001)

DFG-Geschäftszeichen

INK 19 / B 1-1, Teilprojekt 05 des Antrags vom 08.04.1998

Berichtszeitraum

01.09.1999 – 31.08.2001

Förderzeitraum insgesamt

01.09.1999 – 31.08.2001

Zusammenfassung

Kooperationsbeziehungen zwischen KMU sind – gerade auch in Transformationsgesellschaften – eine wesentliche Voraussetzung künftigen ökonomischen Erfolges. In der Vergangenheit hat sich jedoch gezeigt, dass der Aufbau solcher Beziehungen häufig große Schwierigkeiten aufwirft, weil ökonomische Akteure nicht das notwendige Vertrauen aufbringen, solche Beziehungen einzugehen. Vor diesem Hintergrund wurde dem Problem unternehmerischer Kooperation anhand der IT-Branche in Brandenburg und angrenzenden Gebieten empirisch nachgegangen. Die Untersuchung erfolgte mit Methoden der rekonstruktiven Sozialforschung; ihr Hauptaugenmerk lag auf den kognitiven Grundlagen, auf denen Vertrauensbeziehungen aufgebaut werden. Projektberichte 173

Die Untersuchung erbrachte sowohl (a) theoretische Ergebnisse, die einen Beitrag zum ‚Vertrauensdiskurs‘ leisten, wie er vor allem in der Ökonomie sowie in den Sozialwissenschaften geführt wird, als auch (b) Einsichten in eine wichtige Dimension des Transformationsgeschehens. (ad a) Der wichtigste ‚theoretische‘ Befund setzt an einer Systematisierung des Begriffsfeldes Vertrauen an, die im Rahmen der Projektarbeit vorgenommen wurde: Mit dem Wissen, das soziale Akteure über den Charakter und die Qualitäten vertrauensvoller Beziehungen und vertrauenswürdiger Partner individuell besitzen, wurde ein für das (Nicht-) Entstehen von Vertrauen maßgeblicher Faktor identifiziert. Dieses Wissen, das wir als ‚alltagspraktische Vertrauenskonzepte‘ bezeichnet haben, ist weder durch kulturelle Vorprägungen noch durch situationsgebundene Entscheidungskalküle vorherbestimmt. Es kann sich von Fall zu Fall erheblich unterscheiden. Faktische Vertrauensdefizite wie auch Kooperationsschwierigkeiten lassen sich darauf zurückführen, dass jeweils inkompatible ‚alltagspraktische Vertrauenskonzepte‘ prozessieren. Sie können somit erklärt werden, ohne entweder auf utilitaristische Erwägungen oder auf kulturell determinierte normative Blockaden zu rekurrieren. (ad b) Die konkreten Befunde für den untersuchten Transformationsfall lassen sich als ‚verhalten optimistisch‘ charakterisieren. Die vorgefundenen ‚alltagspraktischen Vertrauenskonzepte‘ erwiesen sich – anders als es die Ergebnisse weiter Teile der Transformationsforschung nahe legen – nicht als prinzipielles, soziokulturell eingebettetes Hindernis für den potentiellen Aufbau von vertrauensvollen Kooperationsbeziehungen in einem marktförmig organisierten Handlungskontext. Probleme entstehen aber dadurch, dass diese ‚alltagspraktischen Vertrauenskonzepte‘ in einem solchen Handlungskontext häufig nur geringe Handlungsoptionen eröffnen, weil sie zu vorherrschenden Routinen und informellen Institutionen nur eingeschränkt passungsfähig sind. Am Beispiel des Vertrauensproblems wird damit die faktische Relevanz einer latenten Spannung deutlich, die im Transformationsgeschehen dadurch auftreten kann, dass die soziokulturelle Infrastruktur von Transformationsgesellschaften im allgemeinen langsameren Wandlungsprozessen unterliegt als deren sozioökonomische Verfasstheit.

Projektberichte 174

Vertrauensbildung zwischen ökonomischen Akteuren in Transformationsgesellschaften: Mechanismen und Wahrnehmungsmuster, Reziprozitätsprobleme und Sozialisationskontexte

1 Ausgangsfragen und Zielsetzung

Die Herausbildung einer stabilen und leistungsstarken Unternehmensstruktur gehört zu den unbestrittenen Elementen eines gelingenden ostmitteleuropäischen Transformationsprozess. Sie setzt voraus, dass zwischen den ökonomischen Akteuren, die in einem postsozialistischen Kontext agieren, Kooperations- und Verflechtungsbeziehungen entstehen, die auf gegenseitigem Vertrauen basieren. Wie in den westeuropäischen Gesellschaften, kommt den klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) dabei eine besondere Bedeutung zu. Die Etablierung und Vernetzung von KMU erweist sich in Transformationsgesellschaften nicht selten als schwieriges Unterfangen. So zeigten sich in dem früheren FIT-Projekt „Kooperative Kompetenzen von Unternehmern der informationstechnischen Industrie - Potentiale für die Herausbildung innovativer Milieus in der Wirtschaftsregion Berlin-Brandenburg“ (i.f.: ‘KoKom’) eine Fülle von Missverständnissen, Enttäuschungen, Verweigerungsmustern (beispielsweise für bestimmte Distinktionstechniken) und Wahrnehmungsdefiziten, die zwischen ökonomischen Akteuren in Ostdeutschland auftreten können und die sich zusammenfassend als Reziprozitätsstörungen beim Aufbau von (gegenseitigem) Vertrauen beschreiben ließen; die Entwicklung und Nutzung der ‚Ressource Vertrauen‘, so der Befund, gelingt nur in eingeschränktem Maße (vgl. Schwarz 1999). Das schien insbesondere darauf zurückzuführen zu sein, dass Unternehmen und ihre Repräsentanten auf sehr unterschiedliche Erfahrungen zurückblicken. Ausgangspunkt des Projektes „Vertrauensbildung zwischen ökonomischen Akteuren in Transformationsgesellschaften: Mechanismen und Wahrnehmungsmuster, Reziprozitätsprobleme und Sozialisationskontexte“ war das Interesse an den Ursachen und Hintergründen der evidenten Reziprozitätsstörungen, die den Aufbau von Vertrauen zwischen ökonomischen Akteuren in Ostdeutschland erschweren, wenn nicht sogar verhindern, die aber auch selbst bereits, so wurde vermutet, Ausdruck fehlenden Vertrauens sind. Untersucht werden sollten daher die faktischen Grundlagen und Strukturen des Vertrauensaufbaus zwischen ökonomischen Akteuren in einem bestimmten Feld bzw. einem bestimmten Kontext. Im Mittelpunkt standen dementsprechend die folgenden Fragen:

– Welche Faktoren der Vertrauensbildung (der Produktion und Reproduktion von Vertrauensbeziehungen) zwischen ökonomischen Akteuren in Transformationsgesellschaften lassen sich identifizieren? – Wie gelangen ökonomische Akteure in Transformationsgesellschaften zu Einschätzungen der Vertrauenswürdigkeit anderer Akteure? Projektberichte 175

– Welche Signale, welche symbolischen Vermittlungen werden bei der Etablierung von Vertrauensbeziehungen zwischen ökonomischen Akteuren in Transformationsgesellschaften eingesetzt? – Welche Ursachen für unterschiedliche ‚Strategien‘ des Vertrauensaufbaus von unterschiedlichen ökonomischen Akteuren in Transformationsgesellschaften lassen sich erkennen? – Lassen sich Ansätze oder Institutionen erkennen, die einem Entstehen von Vertrauen besonders förderlich sind?

Der empirische ‚Fall‘, an dem diesen Fragen nachgegangen wurde, ist die IT-Branche in einem Raum, der das Bundesland Brandenburg, Ost-Berlin sowie die polnische Woiwodschaft Gorzów umfasst. Dieser Fall wurde vor allem aus drei Gründen gewählt:

– Erstens ist die IT-Branche ökonomisch potentiell (!) relevant, denn sie zählt zu den dynamischen Wirtschaftssektoren, auf die sich die Hoffnungen auf eine positive wirtschaftliche Entwicklung (auch) in Transformationskontexten vor allem richten. – Zweitens ist die IT-Branche (insbesondere in Ostdeutschland) von mittleren und vor allem kleineren Betrieben geprägt, auf die die Untersuchungsfragen fokussiert sind. – Und drittens existierten am FIT bereits Erfahrungen mit der Untersuchung der IT-Branche in Brandenburg und Berlin, was nicht zuletzt auch den Feldzugang erleichterte.

Ein weiterer empirischer ‚Fall‘ sollte ursprünglich im Bereich des Kleinkreditwesens gesucht werden. Das geplante Modellprojekt, das begleitend untersucht werden sollte, konnte aufgrund politischer Entscheidungen jedoch erst im Mai 2001 (also mit zweijähriger Verspätung) starten. Für die Projektarbeit erwies sich dies allerdings nur in eingeschränktem Maße als Nachteil, weil der ‚Fall‘ der IT-Branche kontrastreiches Material in ausreichendem Umfang lieferte. Zwei grundsätzliche Zielsetzungen wurden mit der Bearbeitung der genannten Fragen verfolgt: Auf der Basis einer Verschränkung von sozialwissenschaftlichen und ökonomischen Perspektiven auf das in Rede stehende ‚Vertrauensproblem‘ wurde zum einen angestrebt, die Transformationsforschung um praxisnahe Einsichten in die Optionen und Chancenstrukturen ostdeutscher Wirtschaftsakteure zu bereichern, die ggf. sogar Wege zu deren Erweiterung aufzuzeigen vermögen; zum anderen sollte durch diese Perspektivenverschränkung auch ein Beitrag zum wissenschaftlichen ‚Vertrauensdiskurs‘ geleistet werden, der über den untersuchten Fall hinaus von Interesse ist. Eine forschungspragmatische Zielsetzung bestand ferner in der Sekundärverwertung des umfangreichen und bis dahin nur teilweise aufbereiteten Interviewmaterials aus dem Projekt ‚KoKom‘.

2 Untersuchungsanlage und Vorgehen

Den Untersuchungsfragen wurde in drei sich überlappenden und von Anfang an vorgesehenen Schritten sowohl theoretisch als auch empirisch nachgegangen.

(a) erster Untersuchungsschritt

Der erste Untersuchungsschritt bestand in der Auswertung der im Hinblick auf die Untersuchungsfragen einschlägigen Literatur. Er fiel vergleichsweise umfangreich aus. Denn zum einen Projektberichte 176

bestehen (1) Anknüpfungspunkte zu einer Reihe von Debattensträngen in unterschiedlichen Disziplinen. Zum anderen zeigte sich (2), dass ein überzeugender Ansatz für die Untersuchung der gestellten Fragen nicht zur Verfügung stand. Es war daher erforderlich, das Problem interpersonalen Vertrauens zwischen ökonomischen Akteuren sehr gründlich aufzuarbeiten, um die Untersuchungsperspektive zu justieren. Das erklärt auch den vergleichsweise hohen Anteil eher theoretischer Projektergebnisse. (ad 1) Theoretische und thematische Anknüpfungspunkte bestehen insbesondere zu den folgenden Forschungsfeldern (wobei die drei ersten hier dem Begriff der ‚Vertrauensforschung‘ subsumiert werden):

– Analysen zur ‚Architektur‘ des Vertrauensbegriffs als einer zentralen Kategorie sozialwissenschaftlicher Handlungsanalyse, – Analysen zum Phänomen des Vertrauens in sozialen Beziehungen (im Rahmen handlungstheoretischer Untersuchungen unterschiedlicher Provenienz), – entscheidungstheoretische, insbes. spieltheoretische Analysen zu den Grundlagen von vertrauensvollem Handeln, – theoretische und praktische Analysen zur sozialen und kulturellen Einbettung wirtschaftlichen Handelns sowie zu deren Effekten (z.B. ‚social-capital‘-Analysen und ‚economic sociology‘), – Analysen zur Bedeutung von Sozialisations- und Habitusprägungen oder Deutungsmustern für das Handeln wirtschaftlicher Akteure in Transformationsgesellschaften, – Analysen zu den praktischen Problemen der Unternehmensgründung und –führung im Transformationsprozess, – Analysen zur wirtschaftsräumlichen Relevanz von (vertrauensbasierter) Kooperation und Vernetzung wirtschaftlicher Akteure.

(ad 2) In theoretischer Hinsicht kann der Stand der ‚Vertrauensforschung‘ als heterogen bezeichnet werden. In unterschiedlichen (Teil-) Disziplinen und Debattensträngen wird mit unterschiedlichen Vertrauensbegriffen gearbeitet, die nur schwer kompatibel sind. Eine vergleichende Analyse dieser Begriffe diente einer genaueren Differenzierung des Begriffskonstruktes ‚Vertrauen‘ und hat auch die weitere (empirische) Forschungsarbeit beeinflusst: Es wurde eine Fokussierung auf das der Entstehung (oder Nichtentstehung) von Vertrauen zugrunde liegende Wissen vorgenommen. Damit wurde ein Zugang zu wählen versucht, der (a) wirtschaftswissenschaftlich anschlussfähig und empirisch handhabbar ist, der aber (b) auch die Einwände sowohl gegen eine individualistische als auch gegen eine kulturalistische Konzeption von ‚Vertrauen‘ berücksichtigt (vgl. Thomas 2000) und der somit der interdisziplinären Anlage des Projektes Rechnung trägt. (ad a) Neben der individuellen Nutzenfunktion, die darüber bestimmt, welchen Gewinn ein Individuum aus der Vergabe von Vertrauen ziehen kann, erscheint Vertrauen in der (ökonomischen) Entscheidungstheorie als Resultante der Informationen, die ein Akteur (im Hinblick auf das Ereignis, in das zu vertrauen oder nicht zu vertrauen er die Freiheit hat) besitzt. Wie dort steht auch im Mittelpunkt des hier gewählten Zugangs zum Vertrauen das Individuum und dessen Wissen. (ad b) Gegen eine individualistische Konzeption (auch) des Vertrauens wird mit der Indeterminiertheit des Vertrauens als eines stets in sozialer Interaktion erzeugten Phänomens Projektberichte 177

argumentiert, das weder als kalkulierte Entscheidung isolierter Subjekte noch als Exekution sozialer Normen angemessen erklärt werden könne. Diesem Argument wurde entsprochen, indem, anders als in der Entscheidungstheorie, Wissen nicht als umstandslos ‚objektivierbare‘ Information über einen beliebigen Sachverhalt verstanden wird, sondern als sozial und kulturell eingebettete Struktur, die selbst eine Konstituente sozialer Individuen ist. Solchermaßen konzipiert, erlaubt die Kategorie des Wissens neben utilitaristischen auch sozial vermittelte sowie an konkrete soziale Konstellationen gebundene, interaktiv hergestellte Handlungsmotive zu erfassen. Vertrauen wird also als wissensbasierte, aber als weder von Nutzenerwägungen noch von sozialen Normen determininierte Entscheidung verstanden.

(b) zweiter Untersuchungsschritt

Der zweite, empirische Untersuchungsschritt bestand in der (Sekundär-) Auswertung von Interviews, die zwischen 1996 und 1998 im Rahmen des FIT-Projektes ‚KoKom‘ geführt (und transkribiert) worden waren. Diese Interviews wurden einer computergestützten (QDA-Programm ‚WinMAX‘) qualitativen Inhaltsanalyse unterzogen (vgl. Mayring 1993; Kuckartz 1999), die aus folgenden Arbeitsschritten bestand:

– Formulierung eines ‘heuristischen’ Kategoriensystems – erster 'Codierdurchgang' durch das Textmaterial mit gleichzeitiger Ausdifferenzierung und Modifikation des Kategoriensystems – Recodierung des Textmaterials – Auswertung der codierten Interviewsegmente und weitere inhaltliche Differenzierung der Codings – Recodierung der codierten Textsequenzen – (Re-) Generalisierung der Ergebnisse

(c) dritter Untersuchungsschritt

Im Rahmen des dritten, ebenfalls empirischen Untersuchungsschritts wurden ergänzend zum bereits vorhandenen Interviewmaterial weitere Interviews mit ausgewählten ökonomischen Akteuren aus der IT-Branche geführt, unter anderem auch mit polnischen Unternehmern ('Kontrastfälle'). Die meisten dieser Interviews sowie einige ausgewählte Interviews aus dem bereits vorhandenen Material wurden sequenzanalytisch ausgewertet (‘Kontrastgruppenarrangement’). Auf dieser Grundlage wurden mehrere ausführliche Fallanalysen erstellt. Verzahnt mit dem Forschungsprojekt wurden im Studiengang Kulturwissenschaften an der EUV zwei Lehrveranstaltungen mit Lehrforschungscharakter durchgeführt: im Sommersemester 2000 das Proseminar „Qualitative Methoden der Sozialforschung - Interviewführung und -interpretation zu den Themenbereichen Erwerbsmuster im Wandel und Vertrauensbildung zwischen ökonomischen Akteuren“ und im Wintersemester 2000/2001 das Hauptseminar „Vertrauen und Vertrauenssignale im ökonomischen Handeln“. Die Arbeitsergebnisse der studentischen Projektgruppen (Interviews, Transkripte, Interpretationsbefunde) konnten teilweise als empirisches Material in die weitere Projektarbeit einfließen. Projektberichte 178

3 Ergebnisse, Anwendungsperspektiven und denkbare Folgeuntersuchungen

Das Projekt erbrachte eine Reihe von im Hinblick auf den gegenwärtigen Forschungsstand interessanten Ergebnissen. Diese Ergebnisse sind teils theoretischer Natur, teils beziehen sie sich auf das konkret untersuchte Feld.

(a) ‚theoretische‘ Ergebnisse

Die Analyse unterschiedlicher wissenschaftlicher Vertrauenskonzepte zeigte, dass diese nicht nur sehr heterogen sind (wie es sich beim Vertrauen ja auch im alltäglichen Sprachgebrauch um ein diffuses Begriffsgebilde handelt), sondern dass auch unterschiedliche Phänomene ‚adressiert‘ werden – genauer: unterschiedliche Formen der Ausrichtung des Handelns an bestimmten Erwartungen (die sich alltagssprachlich etwa auch als Hoffen, Glauben, Sich-Verlassen, Riskieren etc. beschreiben lassen und die sich etwa im Akt des Verleihens, in der Explikation einer vertrauensvollen Einstellung, im vertrauten, fraglosen Umgang von Individuen untereinander oder im freiwilligen Verzicht auf Sanktionsmöglichkeiten gegenüber dem betrügerischen Handeln Dritter äußern können) sowie unterschiedlich strukturierte soziale Beziehungen, in denen diese Formen der Handlungsausrichtung typischerweise ‚zu Hause‘ sind. Vertrauen erweist sich damit als ein an soziale Beziehungen gebundenes Phänomen, das sich in sehr unterschiedlichen Beziehungs- und Handlungsformen Ausdruck verleiht. Wissenschaftliche Vertrauenskonzepte sind demnach nicht allein jeweils Ausdruck differenter handlungstheoretischer Grundannahmen, sondern spiegeln auch die reale Vielfalt eines elementaren Prinzips menschlichen Handelns wider (vgl. Nuissl 2000a). Sie sind deshalb für die Erklärung unterschiedlicher Handlungsmuster jeweils in unterschiedlichem Maße geeignet. Die künftige Forschungspraxis sollte die festgestellte Heterogenität des Vertrauens beachten und präziser, als es bislang typischerweise der Fall ist, angeben, welcher Aspekt welcher Form von Vertrauen jeweils Gegenstand der Analyse ist. Die theoretische Analyse lässt den Schluss zu, dass auch im Bereich wirtschaftlichen Handelns die einzelne Vertrauensentscheidung fast immer Glied einer Kette von interdependenten Handlungssequenzen bzw. Einzelentscheidungen ist, die ihrerseits bestimmte soziale Beziehungen konstituieren. Insofern scheint es auch in diesem Bereich im allgemeinen nicht möglich zu sein, die Vergabe von Vertrauen auf eine singuläre Entscheidung zu reduzieren. Das gilt insbesondere für das Problem des Zustandekommens von wirtschaftlichen Kooperationen; denn diese sind immer schon Ausdruck einer bestehenden Vertrauensbeziehung, die in den einzelnen eine Kooperationsbeziehung konstituierenden kooperativen Akten reproduziert wird. Hierbei sind freilich sowohl kulturelle Vorprägungen als auch situationsgebundene Entscheidungskalküle wirksam. Ob es aber zum Aufbau einer Vertrauensbeziehung kommt oder nicht, hängt nicht zuletzt davon ab, mit welchen generellen Erwartungen, Vorstellungen oder Relevanzen hinsichtlich (in einem bestimmten Feld einzugehender) sozialer Beziehungen Akteure einander begegnen. Insofern wird der konkrete Prozess der Entwicklung von Vertrauen zwischen ökonomischen Akteuren maßgeblich vom Wissen dieser Akteure strukturiert. Empirisch konnten individuelle kognitive Muster, die die Interaktion und ggf. den Aufbau von Vertrauen zwischen ökonomischen Akteuren steuern, identifiziert werden. Sie setzen sich aus Projektberichte 179

impliziten und expliziten Bestandteilen zusammen. Diese kognitiven Muster werden als ‚alltagspraktische Vertrauenskonzepte‘ bezeichnet. Die ‚alltagspraktischen Vertrauenskonzepte‘ sind an bestimmte Typen sozialer Beziehungen, die bestimmten Handlungssystemen angehören, gebunden (und insofern können Individuen über mehrere solcher Konzepte verfügen). Sie umfassen im hier behandelten Fall jenes Wissen konkreter Akteure, das dem Aufbau von kooperativen Beziehungen im Feld ökonomischen Handelns zugrunde liegt (und das etwa für die Reproduktion privater Vertrauensbeziehungen derselben Akteure bedeutungslos sein kann). Drei Hauptbestandteile ‚alltagspraktischer Vertrauenskonzepte‘ im Feld ökonomischen Handelns lassen sich unterscheiden (vgl. Nuissl 2001a):

– Kriterien für den Erfolg kooperativer Beziehungen (einschließlich der Erwartungen hinsichtlich der durch diese Beziehung eröffneten Handlungsoptionen), – Kriterien einer gelungenen Organisation vertrauensvoller Beziehungen, – Kriterien für die Vertrauenswürdigkeit anderer Akteure (nach denen beurteilt wird, inwiefern diese Akteure als potentielle Partner in Frage kommen).

Die gefundenen ‚alltagspraktischen Vertrauenskonzepte‘ können von Fall zu Fall erheblich variieren und sind keineswegs immer zueinander passungsfähig. Nicht alle ökonomischen Akteure sind daher in gleichem Maße für die unterschiedlichen Formen vertrauensvoller Zusammenarbeit, die sich voneinander abgrenzen lassen, dispositioniert. Das Entstehen von Vertrauen hängt somit in jedem einzelnen Fall davon ab, welche gegenseitigen Verhaltenserwartungen bestehen und welche Vorstellungen hinsichtlich einer gegenseitigen Beziehung bzw. einer unternehmerischen Kooperation konkrete Akteure ‚mitbringen‘ (welche Ziele verfolgt werden, über welchen Zeitraum kooperiert werden soll, welche Sanktionsmechanismen institutionalisiert werden sollen, in welcher Form die beteiligten Partner miteinander kommunizieren wollen etc.). Nicht nur Reziprozitätsprobleme in der Interaktion ökonomischer Akteure (wie sie im Vorfeld des ‚Vertrauensprojektes‘ herausgearbeitet worden waren), sondern auch faktische Kooperationsschwierigkeiten lassen sich darauf zurückführen, dass jeweils inkompatible ‚alltagspraktische Vertrauenskonzepte‘ prozessieren. Vertrauensdefizite können also erklärt werden, ohne entweder auf utilitaristische Erwägungen oder auf kulturell determinierte normative Blockaden zu rekurrieren. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen den ‚alltagspraktischen Vertrauenskonzepten‘ ökonomischer Akteure und bestimmten ‚Kontextbedingungen‘ (vgl. Schwarz 2000). Vor allem drei Aspekte des situativen Kontextes, in dem sich ein ökonomischer Akteur bewegt, haben einen erheblichen Einfluss auf dessen jeweiliges ‚alltagspraktisches Vertrauenskonzept‘:

– die vorausgegangenen Erfahrungen eines ökonomischen Akteurs mit kooperativen Beziehungen, – dessen individuelles Chancenprofil im ökonomischen Handlungssystem resp. dessen Marktposition sowie, – spezifisch für den hier betrachteten Fall, dessen jeweilige (ost- oder westdeutsche) Sozialisation.

Mit Ausnahme des letztgenannten Aspekts konnte freilich nicht hinreichend genau bestimmt werden, in welchem Umfang das ‚alltagspraktische Vertrauenskonzept‘ eines ökonomischen Akteurs Funktion eines jeweiligen situativen Kontextes ist bzw. inwieweit ein jeweiliger situativer Kontext Resultat von Handlungen ist, denen ein spezifisches ‚alltagspraktisches Vertrauenskonzept‘ eines ökonomischen Projektberichte 180

Akteurs zugrunde liegt. Festzuhalten ist jedoch, dass mit bestimmten Handlungssituationen typischerweise bestimmte ‚alltagspraktische Vertrauenskonzepte‘ konvergieren. Das Projekt leistet auch einen methodisch-konzeptionellen Beitrag zur ‚Vertrauensforschung‘ (vgl. insbes. Bolle 2000b, Bolle/Kritikos 2000a, Kritikos/Bolle 2000a, Nuissl 2000a, Thomas 2000). Denn seine Anlage hat gleich in zweierlei Hinsicht explorativen Charakter:

1. Mit der Fokussierung auf das individuelle Wissen von Akteuren wurde ein Zugang zum Phänomen des Vertrauens gewählt, der ‚zwischen‘ den etablierten, schwer vereinbaren Ansätzen der ‚Vertrauensforschung‘ liegt. 2. Trotz der enormen Zunahme an ‚Vertrauensliteratur‘ in jüngster Zeit liegen bislang sehr wenige Arbeiten vor, die sich dem Vertrauen aus einer nicht entscheidungstheoretischen Perspektive empirisch nähern. (Um eine empirische Analyse des Vertrauens hat sich fast ausschließlich die ökonomische Spieltheorie verdient gemacht.)

Die ‚Vertrauensforschung‘ wurde damit um einen ‚transdisziplinär-empirischen‘ Ansatz bereichert, der sich in der Forschungspraxis als gut handhabbar erwies und der die Kenntnis einer wichtigen Dimension des Vertrauens, der Dimension des Wissens (potentiell) vertrauender Subjekte, zu erweitern erlaubte. Der heuristische Wert dieses Ansatzes steht nun zur Diskussion.

(b) Beitrag zur Transformationsforschung

Bezogen auf das untersuchte Feld, und damit auf den ostdeutschen Transformationsfall, wurden konkrete Untersuchungsergebnisse erzielt. Ein erstes Ergebnis besteht in der Feststellung, dass bereits seit dem Einsetzen des Transformationsprozesses Kooperationen ein häufiges Phänomen im ostdeutschen IT-Sektor sind. Akteure ohne jegliche Kooperationserfahrung sind uns nicht begegnet und bilden mit Sicherheit eine Ausnahme. Auch im untersuchten Feld finden sich allerdings sehr unterschiedliche Formen von Kooperationsbeziehungen – von losen Interessengemeinschaften bis hin zur engen Zusammenarbeit in allen Unternehmensbereichen mit dem Ziel einer späteren Fusion. Bemerkenswert ist, dass – zumindest in der subjektiven Wahrnehmung der im Rahmen des Projektes befragten Interviewpartner – die negativen Kooperationserfahrungen die positiven deutlich dominieren. Weitere Ergebnisse lassen sich analog der Untersuchungsfragen des Projektes formulieren.

– Faktoren der Vertrauensbildung Als (in theoretischer Analyse identifizierte) elementare Faktoren der Vertrauensbildung fallen die ‚alltagspraktischen Vertrauenskonzepte‘ der ökonomischen Akteure im untersuchten Feld heterogen aus. Das behindert in Einzelfällen die Anbahnung konkreter Kooperationen; in besonderem Maße gilt dies für den Aufbau von Netzwerken.

– Einschätzungen der Vertrauenswürdigkeit Zentraler Bestandteil der jeweiligen ‚alltagspraktischen Vertrauenskonzepte‘ ökonomischer Akteure sind die Kriterien, die deren Urteilen über die (an einen jeweils spezifischen Kontext gebundene) Vertrauenswürdigkeit anderer Akteure zugrunde liegen. Eine Vielzahl solcher Kriterien, die im Projektberichte 181

Feld der ostdeutschen IT-Branche prozessieren, ließ sich identifizieren. Diese Kriterien betreffen vor allem - erstens die Kompetenz und die Flexibilität von – anderen – ökonomischen Akteuren (einschließlich Unternehmen), - zweitens deren (intrinsische) Fairness und Glaubwürdigkeit sowie - drittens den Charakter von (bereits vorhandenen) Beziehungen. Einzelne Akteure verfügen je individuell über spezifische Sets solcher Kriterien. Sie lassen sich jedoch danach, ob ihr ‚persönlicher Schwerpunkt‘ auf Kriterien der ersten, der zweiten oder der dritten Gruppe liegt, bestimmten Typen zuordnen (‚Vertrauenstypen‘). Überraschend ist, dass die Kriterien der ersten Gruppe im untersuchten Feld insgesamt dominieren. Weder eine auffällige Betonung von Beziehungsqualitäten noch eine erhöhte Sensibilität für opportunistisches Verhalten, wie sie den Transformationsgesellschaften häufig zugeschrieben werden, wurden festgestellt.

– Signale Die aus den genannten Gründen gewählte methodisch-konzeptionelle Anlage des Projektes beinhaltete keine direkte Untersuchung des Einsatzes sowie der Wahrnehmung von Vertrauenssignalen in konkreten Interaktionen. Vertrauenssignale waren insoweit empirisch zugänglich, wie Interviewpartner die Indikatoren benannten, anhand derer sie feststellen, ob bestimmte Akteure (in bestimmten Situationen) ihren Kriterien der Vertrauenswürdigkeit entsprechen oder nicht. Folgende Befunde sind hierbei besonders auffällig: 1. Erwartungsgemäß besteht vor allem im Hinblick auf die die (intrinsische) Fairness und Glaubwürdigkeit anderer Akteure betreffenden Kriterien häufig das Problem, dass in der Interaktion zwischen ökonomischen Akteuren die ‚falschen‘ Signale wahrgenommen bzw. dass Signale ‚falsch‘ gedeutet werden (wobei mit dem Terminus der ‚Falschheit‘ lediglich umschrieben werden soll, dass das aufgrund bestimmter Signale gewährte Vertrauen, auch enttäuscht werden kann). In Ostdeutschland sozialisierte Akteure verweisen in diesem Zusammenhang typischerweise auf einen – meist schmerzhaften, aber erfolgreichen – individuellen Lernprozess. Um gezielt Vertrauenswürdigkeit zu signalisieren, versuchen die ökonomischen Akteure im untersuchten Feld – entsprechend der Vertrauenswürdigkeitskriterien, die die ‚alltagspraktischen Vertrauenskonzepte‘ der dort Agierenden dominieren – vor allem Kompetenz und Flexibilität auszustrahlen. 2. Eine – gemeinsame – ‘sozialistische’ Vergangenheit spielt (auch) für in Ostdeutschland oder Polen sozialisierte Akteure keine Rolle als Signal von Vertrauenswürdigkeit. 3. Darüber hinaus zeigte sich, dass Geschenke durchaus auch im ökonomischen Raum wirksame Vertrauenssignale sein können (vgl. Bolle 2001). Damit bestätigte sich eine Vermutung, die – etwa von Mari Sako – bereits zuvor im Hinblick auf den Charakter von zwischenbetrieblichen Beziehungen angestellt worden war.

– Ursachen für unterschiedliche ‚Strategien‘ des Vertrauensaufbaus Eine Ausgangshypothese des Projektes war, dass sich die Existenz unterschiedlicher ‘Vertrauenstypen’ im Transformationskontext insbesondere auf zwei Ursachen (Variablen) Projektberichte 182

zurückführen lässt: zum einen auf die jeweilige - ‘sozialistische’ oder ‘marktwirtschaftliche’ - Sozialisation ökonomischer Akteure, zum anderen auf deren individuelle Erfahrungen im Rahmen des Transformationsgeschehens. Diese Hypothese bestätigte sich: Sowohl die Sozialisation als auch die Erfahrungen einzelner Akteure haben Einfluss auf deren ‚alltagspraktische Vertrauenskonzepte‘ sowie deren resultierende ‚Vertrauensstrategien‘. Insbesondere geht eine ostdeutsche Sozialisation tendenziell zum einen mit einer ausgeprägten Sachbezogenheit einher, zum anderen mit einer erhöhten Affinität für ökonomische Beziehungen, die dem Muster persönlicher Beziehungen gleichen. Darüber hinaus sind gegenseitige Stereotypisierungen von ‚Ost-‘ und ‚Westdeutschen‘ auch im untersuchten Feld wirksam. Sozialisation und Erfahrungen sowie ‚alltagspraktische Vertrauenskonzepte‘ individueller ökonomischer Akteure stehen freilich keineswegs in einem Determinationsverhältnis zueinander. Insbesondere ist eine ‚postsozialistische‘ Neigung, Kooperationsbeziehungen an (lange bewährte) persönliche Beziehungen zu binden, in Einzelfällen zwar erkennbar, aber keineswegs prägend für das untersuchte Feld (vgl. Nuissl 2001b). Den weitaus stärksten Einfluss auf die individuelle Ausprägung ‚alltagspraktischer Vertrauenskonzepte‘ haben im untersuchten Feld die faktischen Handlungschancen und -optionen einzelner Akteure. Diese sind zwar nicht sozialisationsunabhängig, ergeben sich aber bei weitem nicht allein aus der Herkunft einzelner Akteure, sondern insbesondere aus deren jeweiliger Stellung ‚am Markt‘ (vgl. Schwarz 2000). Projektberichte 183

– Ansätze oder Institutionen Eine detaillierte Untersuchung unterschiedlicher Ansätze, Vertrauensbeziehungen zwischen ökonomischen Akteuren gezielt zu fördern, war im (beschränkten) Rahmen des Projektes nicht möglich. Gleichwohl sind zwei Ergebnisse in diesem Zusammenhang aufschlussreich: - Generell zeichnen sich die identifizierten ‚alltagspraktischen Vertrauenskonzepte‘ durch einen hohen Explikationsgrad aus. Sie prozessieren also keineswegs ausschließlich latent, sondern sind der bewussten Reflexion auch durch ökonomische Akteure selbst vergleichsweise gut zugänglich. - In engem Zusammenhang mit diesem Befund ließ sich feststellen, dass faktische Kooperationserfolge in vielen Fällen darauf zurückzuführen sind, dass ein ‚neutraler Networker‘ im Vorfeld dafür sorgte, dass kognitive Interaktions- und Kooperationshindernisse kommunikativ ausgeräumt wurden (vgl. hierzu auch jüngere Forschungsergebnisse von Michael Thomas am BISS). Die nachgewiesene katalytische Funktion von Mediatoren bei der Anbahnung von unternehmerischen Kooperationen bietet einen wichtigen Ansatzpunkt im Hinblick auf eine strategische Verwertung der Projektergebnisse. Die Erfolgsaussichten gezielter Versuche, Unternehmen und Unternehmer miteinander ins Gespräch zu bringen und zu vernetzen, scheinen demnach günstig zu sein. Ein Desiderat (1) für künftige Forschungen wäre daher eine genauere Evaluation der Arbeit von Organisationen, die sich – unter Anwendung unterschiedlicher Strategien – genau dieser Aufgabe stellen.

Die Transformationsforschung hat Vertrauen als in postsozialistischen Gesellschaften knappe Ressource identifiziert. Dies ist der Hintergrund, vor dem die Relevanz der Projektergebnisse einzuschätzen ist. Für den Aufbau von wirtschaftlichen Kooperationen bestehen demnach bessere Voraussetzungen als vielfach angenommen: Eine für Transformationsgesellschaften spezifische ‚soziokulturelle Erblast‘ der Art, dass es generell an Akteuren fehlte, die dazu in der Lage wären, im Rahmen marktförmiger Beziehungen das für engere Kooperationen erforderliche Vertrauen aufzubauen, ließ sich nicht feststellen. Ein transformationsspezifisches Problem scheint aber dennoch zu bestehen: Der latenten Disposition ‚sozialistisch‘ sozialisierter ökonomischer Akteure für eine Verbindung wirtschaftlicher und persönlicher Beziehungsmuster einerseits, für eine klare Sachorientierung in beruflichen Interaktionen andererseits steht – etwa im Fall der IT-Branche – kein Handlungsfeld gegenüber, in dem eine solche Disposition Chancen und Optionen eröffnet, eher im Gegenteil. Die Beziehungsnetze, die diese Akteure vor 1989 aufgebaut hatten, sind fast alle zerrissen oder bieten keine Anknüpfungspunkte mehr für eine erfolgreiche und innovative ökonomische Zusammenarbeit. Beziehungen, die auch solche unternehmerische Kooperationen ermöglichen, die unkalkulierbare Risiken für wenigstens einen Partner bergen, mussten daher, von wenigen Ausnahmen abgesehen, neu aufgebaut werden. Unter Marktbedingungen scheinen solche Beziehungen typischerweise aus Interaktionen hervorzugehen, in denen mit Hilfe spezifischer Distinktionstechniken ein ausbalanciertes Verhältnis gegenseitiger, persönlicher Verbindlichkeit immer wieder aufs Neue hergestellt wird (vgl. Schwarz 1999). Die ‚alltagspraktischen Vertrauenskonzepte‘ ‚sozialistisch‘ sozialisierter ökonomischer Akteure eignen sich jedoch nur in eingeschränktem Maße als Hintergrundwissen solcher Formen der Interaktion. Die vielfach zu beobachtende Betonung eines Projektberichte 184

ausschließlich ‚berechnenden‘ Verhaltens im Rahmen ökonomischer Beziehungen durch diese Akteure scheint in vielen Fällen allererst Ausdruck dieses Dilemmas zu sein. Am Beispiel des Vertrauensproblems wird damit die faktische (ökonomische) Relevanz einer latenten Spannung deutlich, die im Transformationsgeschehen dadurch auftreten kann, dass die soziokulturelle Infrastruktur von Transformationsgesellschaften im allgemeinen langsameren Wandlungsprozessen unterliegt als die sozioökonomische Verfasstheit dieser Gesellschaften (einschließlich deren Gefüge an formalen Institutionen). Allerdings verändert sich in einem Kontext raschen und tiefgreifenden Wandels auch erstere: So sind die ‚alltagspraktischen Vertrauenskonzepte‘, die in dem von uns untersuchten Kontext prozessieren, keine statischen; der Charakter von Vertrauensbeziehungen kann permutieren. Ein weiteres Desiderat (2) für die künftige Forschung wäre daher eine Längsschnittuntersuchung ‚alltagspraktischer Vertrauenskonzepte‘. Eine solche Untersuchung verspräche unmittelbar Aufschluss zu geben über die praktisch relevante Frage, inwieweit das für bestimmte Formen der Kooperation jeweils erforderliche Vertrauen latent oder sogar aktiv erlernt werden kann. Ein solches Erlernen von Vertrauen dürfte, dies scheint bereits festzustehen, ganz wesentlich auf einer Harmonisierung von ‚alltagspraktischen Vertrauenskonzepten‘ und faktischen Handlungsbedingungen beruhen.

4 Wirtschaftliche Verwendbarkeit der Projektergebnisse

Es ist nicht davon auszugehen, dass die Ergebnisse des Projektes unmittelbar wirtschaftlich verwendbar sind.

5 Beitragende

Außer den drei Antragstellern (Prof. Dr. Anna Schwarz, Prof. Dr. Friedel Bolle, Dr. Alexander Kritikos) haben folgende Personen maßgeblich zum Erfolg des Projektes beigetragen:

– Dr. Henning Nuissl (Projektbearbeiter am FIT) – Dr. Michael Thomas (BISS, Research Fellow am FIT) – Constanze Gebauer, Natascha Jeutter (studentische Hilfskräfte am FIT, Interviews) – Tomasz Stefanski (FIT-Werkvertrag, Interviews) – Iris Gundermann, Diana Murcia-Molina (Lehrforschung, Interviews) – Liz Spencer M.A. und Prof. Dr. Paul Thompson, beide University of Essex, Colchester; Prof. Dr. Hans-Joachim Bürkner, Dipl.-Ing. Petra Jähnke und Dipl.-Math. Manuela Wolke, alle drei Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung, Erkner (Kooperation / Konsultation)

Publikationen

Bolle, Friedel, 2001: „Why to buy your darling flowers – On Cooperation and exploitation“. In: Theory and Decision 50(1), 1-28. Bolle, Friedel, 2000a: „Is Altruism Evolutionarily Stable? And Envy and Malevolence? Remarks on Bester and Güth“. In: Journal of Economic Behavior and Organization, 42(1), 131-133. Projektberichte 185

Bolle, Friedel, 2000b: „Do You Really Want to Know it?“ Fakultät für Wirtschaftswissenschaften Discussion Paper 164, Frankfurt (Oder): Europa-Universität Viadrina,). Bolle, Friedel, 1998: „Rewarding Trust: An Experimental Study“. In: Theory and Decision, 45(1), 85 - 100. Bolle, Friedel und Alexander Kritikos, 2000a: „Reciprocity, Altruism, Solidarity: A Dynamic Model.“ Discussion Paper 165, Frankfurt (Oder): Europa-Universität Viadrina, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Bolle, Friedel und Alexander Kritikos, 2000b: „Solidarity“. In: Bolle, Friedel und Michael Carlberg (Hrsg.): Advances in Behavioral Economics - Essays in Honor of Horst Todt, Heidelberg: Physica-Verlag, 65-86. Bolle, Friedel und Alexander Kritikos, 1998: „Indenturing Banknotes as a Mechanism to Induce Cooperation“. In: Journal of Economic Behavior and Organization, 34, 279-294. Kritikos, Alexander, 2000: „Indenture: an institution for a credible commitment without extortion“. In: Journal of Economic Behavior and Organization, (43)3, 397-403 Kritikos, Alexander, 1999a: „Kleinkredite mit anreizgesteuertem Solidareintritt. Eine Diskussion der notwendigen Bedingungen für ein Sicherheitssubstitut”. In: Kredit und Kapital, 32 (3), 393-425. Kritikos, Alexander, 1999b: „The Impact of Compulsory Arbitration on Bargaining Behavior“. Discussion Paper 138, Frankfurt (Oder): Europa-Universität Viadrina, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Kritikos, Alexander, 1998: „Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Vergabe von Kleinkrediten mit bedingter Gruppenhaftung“. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 13/98. Kritikos, Alexander und Friedel Bolle, 2000a: „Indenture: A Viable Contract for a Sequential Prisoners´ Dilemma: Reply“. In: Journal of Economic Behavior and Organization 42, 137-139. Kritikos, Alexander und Friedel Bolle, 2000b: „Kreditvergabe ohne herkömmliche Sicherheiten“. In: Scholing, Eberhard (Hrsg.): Währung und wirtschaftliche Entwicklung, Festschrift für Vincenz Timmermann, Berlin: Duncker & Humblot, 133-156. Kritikos, Alexander und Friedel Bolle, 1999: „Approaching Fair Behavior: Self-Centered Inequality Aversion versus Reciprocity and Altruism.“ Discussion Paper 143, Frankfurt (Oder): Europa-Universität Viadrina, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Kritikos, Alexander und Frank Wießner, 2000: „Ein zweiter Kreditmarkt für eine zweite Chance“. In: Perspektiven der Wirtschaftspolitik, 1(3), 357–378. Nuissl, Henning, 2001a: „Suburbanisierung in Tirana: Perspektiven kooperativer Entwicklungsstrategien“. In: Trialog 4 (erscheint demnächst). Nuissl, Henning, 2001b: „The cognitive background of trust – Sources of co-operation between entrepreneurs in the IT-sector in Eastern Germany“. Colchester: University of Essex, Institute for Social and Economic Research (ISER). Nuissl, Henning, 2001c: „Trust between Entrepreneurs in Eastern Germany“. Colchester: University of Essex, Department of Sociology. Nuissl, Henning, 2000a: „Dimensionen des Vertrauens: Kategoriale Bausteine einer Ressource ökonomischen Handelns (im Transformationskontext)“. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 10/00. Nuissl, Henning, 2000b: „Weiterbildung und ‘regionale Lernprozesse’“. In: Raumforschung und Raumordnung 58(6), 467-476. Nuissl, Henning, 2000c: „Die Bedeutung von Vertrauensstrukturen für lernende Regionen.“ In: Matthiesen, Ulf und Gerhard Reutter (Hrsg.): Die Lernende Region (erscheint demnächst). Nuissl, Henning, Iris Gundermann und Constanze Gebauer, 2001: „Vertrauenskonzepte und - strategien ostdeutscher Unternehmer: Fallanalysen zu einer zentralen Ressource unternehmerischer Kooperation“. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 06/01. Projektberichte 186

Schwarz, Anna, 2000: Diverging patterns of informalization between endogenous and exogenous economic actors in the East German transformation process - Results from a case-study in the IT- branch in Berlin-Brandenburg. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 11/00. Schwarz, Anna, 1999: „Transformationspfade sozialen Kapitals und Reziprozitätsprobleme im kooperativen Handeln von Unternehmensgründern in einer innovativen Branche in Berlin- Brandenburg“. In: BISS public, 28, 121–146. Steland, Ansgar, Friedel Bolle und Matthew Braham, 1999: „Differences in Honesty in Europe? Remarks on 'Measurment without Theory’“. In: Homo Oeconomicus 16(2), 205-217. Thomas, Michael, 2000: „Vertrauen in wirtschaftlichen Transformationsprozessen – Fallstudien und Konzeptualisierungen aus regionalen Kontexten“. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 6/00.

Projektberichte 187

Der Wandel von Erwerbsmustern in der Krise der Arbeitsgesellschaft - Vergleichende sozioökonomische Studie zu Erwerbsformen und biographischen Steuerungen angesichts des Umbruchs traditioneller Erwerbsarbeitsstrukturen in ausgewählten Regionen Deutschlands und Polens

Antragsteller

Prof. Dr. Hermann Ribhegge (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschafts- und Sozialpolitik, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)) Prof. Dr. Anna Schwarz (Professur für Vergleichende Politische Soziologie, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)) Prof. Dr. Gert G. Wagner (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Empirische Wirtschaftsforschung und Wirtschaftspolitik, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin)

Projektmitarbeiter

Dr. Gabriele Valerius, Dipl.-Soziologin (01.01.1999 – 31.12.2000)

DFG-Geschäftszeichen

INK 19 / B 1-1, Teilprojekt 06 des Antrags vom 08.04.1998

Berichtszeitraum

01.01.1999 – 31.12.2000

Förderzeitraum insgesamt

01.01.1999 – 31.12.2000

Zusammenfassung

Obwohl eine Mehrheit der ostdeutschen Erwerbsbevölkerung nach wie vor erwerbstätig ist, verweisen die hohen Arbeitslosenquoten in den neuen Bundesländern auf eine problematische Entwicklung, die sich in der zweiten Hälfte der 90er Jahre verschärft hat. Das Risiko, arbeitslos zu werden, liegt in Ostdeutschland auch zehn Jahre nach Beginn der Transformation deutlich höher als in den alten Bundesländern. Die Arbeitslosigkeitsrisiken „streuen“ breit und betreffen nicht mehr nur die bekannten Problemgruppen, wie Unqualifizierte und ältere Frauen. Eine große Zahl von Betroffenen Projektberichte 188

ist nicht nur für begrenzte Zeit oder mehrfach ausgegrenzt, sondern diese Personen müssen als Langzeitarbeitslose um die gelingende Reintegration ins Erwerbsleben generell fürchten. Erwerbslose entwickeln verschiedene Strategien, um diesen Zustand zu überwinden. Derzeit scheint regionale Mobilität die aussichtsreichste Variante, um wieder dauerhaft auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Die in Ostdeutschland geschaffenen Freiwilligenagenturen, die interessierten Bürgern Tätigkeitsfelder und Institutionen vermitteln wollen, setzen teilweise bei diesem Personenkreis, der vorzeitig aus dem Erwerbsleben Ausgegrenzten an, um ihnen durch Freiwilligenarbeit soziale Anerkennung, Kommunikation und damit ein Stück Reintegration zu vermitteln. Das gelingt vor allem bei den Freiwilligen, die sich schon früher ehrenamtlich engagierten. An Ehrenamt, Mitbestimmung und Mitgestaltung interessierte Bürger beteiligen sich jedoch auch in vielen anderen Institutionen des dritten Sektors. Das Potential an interessierten und engagierten Freiwilligen ist daher ein Stückweit durch andere Institutionen bereits „abgeschöpft“. Das gleichzeitig gesetzte Ziel der Freiwilligenzentren zur verstärkten Mitbestimmung und Mitgestaltung kann ohne entsprechende institutionalisierte Festlegungen nicht erreicht werden. Freiwilligenarbeit bedarf größerer materieller und moralischer Anerkennung, Rechtssicherheit und Einordnung in das Erwerbssystem. Damit könnte Freiwilligenarbeit attraktiver gemacht werden und Freiwilligenzentren zu einem stärkeren Anlaufpunkt auch für jene Bürger werden, die bereits ehrenamtlich engagiert sind. Die bisher vor allem unter Wissenschaftlern diskutierte Neu-Gewichtung von Eigenarbeit, Tauscharbeit, Ehrenamt und Erwerbsarbeit hätte dann vielleicht eher eine Chance, auch von Erwerbspersonen jeden Alters aufgegriffen und im Verhalten umgesetzt zu werden. Unter den Bedingungen Ostdeutschlands ist Freiwilligenarbeit – noch stärker als in Westdeutschland – eher als Ergänzung zur Erwerbsarbeit zu verstehen und nicht als Alternative zu ihr.

Projektberichte 189

Der Wandel von Erwerbsmustern in der Krise der Arbeitsgesellschaft – sozioökonomische Studie zu Erwerbsformen und biographischen Steuerungen angesichts des Umbruchs traditioneller Erwerbsarbeitsstrukturen im ostdeutschen Transformationsprozess

1. Ausgangsfragen und Zielstellung

Angesichts globaler Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft wie auch des Umbaus der Industriegesellschaft in Deutschland werden zunehmend Fragen nach der Zukunft von Erwerbsarbeit sowie dem Verhältnis und der Akzeptanz von Berufs- und Erwerbsarbeit einerseits und anderen Formen von Arbeit andererseits gestellt. Wie weit aber sind die Tendenzen der Erosion des Normalarbeitsverhältnisses heute tatsächlich fortgeschritten, und wie lassen sie sich messen? Wie gehen die gestaltenden und betroffenen Akteure selbst damit um? Welche alternativen Konzepte zur traditionellen Erwerbsarbeit werden tatsächlich entwickelt, und in welchem Maß werden sie von den Betroffenen und in der Öffentlichkeit akzeptiert? In Ostdeutschland, wo es aufgrund der Transformationsprozesse zu einem gravierenden Strukturwandel in der Wirtschaft kam, resultiert aus diesen Veränderungen nach wie vor eine hohe Arbeitslosigkeit. Auch in der Öffentlichkeit wird gerade der ostdeutsche Arbeitsmarkt als besonders instabil und unsicher wahrgenommen. Diskontinuierliche Erwerbsverläufe und die Herausbildung neuer Muster von Arbeit und Beschäftigung entstehen hier unter einem gewissen äußeren Handlungsdruck möglicherweise eher und schneller als anderswo. So fragten wir unter anderem, ob die in den letzten Jahren viel diskutierten Konzepte der Veränderungen im Verhältnis von Erwerbsarbeit, Eigenarbeit und Bürgerarbeit in den neuen Bundesländern vielleicht eher umgesetzt werden als in den alten Bundesländern und sich in einer wachsenden Beteiligung an bürgerschaftlichem Engagement beobachten lassen. Damit stellten wir den Anschluss an die aktuelle Debatte zu diesem Problemkreis her (siehe unter anderem Beck, Kocka/Offe; Mutz; Sennett und andererseits Wagner 2000, Erlinghagen und Wagner 2001) und erwarteten zugleich Erkenntnisse zu spezifischen Ausprägungen im ostdeutschen Transformationsprozess. Als Untersuchungsfeld für die aufgeworfenen Fragen wählten wir eine Region in Ostbrandenburg.

2. Untersuchungsanlage und Vorgehen

Es ging uns zum einen um (statistisch) nachweisbare Veränderungen in den ostdeutschen Erwerbsverläufen und zum anderen um die individuelle Bewältigung beruflicher Umbrüche im Kontext sich verschlechternder Bedingungen auf dem ostdeutschen Arbeitsmarkt. Wir fragten nach sich abzeichnenden neuen Erwerbsmustern und nach möglicherweise neuen Orientierungen auf Erwerbsarbeit und Beruf sowie auf andere Formen der Arbeit. Um diese vielschichtigen Prozesse adäquat zu erfassen, entschieden wir uns für die Verwendung und Kombination quantitativer und qualitativer Forschungsmethoden. Das Gesamtprojekt setzte sich aus vier Teilsträngen zusammen:

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– Erstens erarbeiteten wir einen Überblick zur Arbeitsmarktentwicklung in den neuen und alten Bundesländern. Weiter fragten wir nach der Fortführung der Erwerbsverläufe in der 2. Hälfte der 90er Jahre und legten den Schwerpunkt unserer Studie auf die „Instabilen“ (zum Begriff vgl. auch Meyer 1997, 127). Damit haben wir uns einem Forschungsdesiderat zugewandt. Wir zielten damit auf die Gruppe von Personen, die seit 1990 mehrfach von Arbeitslosigkeit betroffen waren, und in der vermutlich einem größeren Personenkreis keine dauerhafte Integration in das Erwerbsleben gelungen ist bzw. gelingt (Vgl. Kuhnert). Uns interessierte die Größe und Struktur dieser Gruppe und eine mögliche Veränderung im Verlauf der letzten Jahre. So könnte nach einem Herausdrängen von älteren und unqualifizierten Erwerbstätigen aus dem Arbeitsmarkt, das Anfang der 90er Jahre zu beobachten war, nun eher zunehmende Arbeitslosigkeit von Jüngeren und Höherqualifizierten eine Rolle spielen. Dazu wurden von uns Daten der amtlichen Arbeitsmarktstatistik ausgewertet sowie spezielle Studien mit dem SOEP durchgeführt. Wegen der eingeschränkten Vergleichbarkeit (die polnische Befragung erfasst Haushaltsdaten) und mangelnder Aktualität wurde auf im Projektantrag vorgesehene Vergleiche mit polnischen Daten auf der Basis der PACO-Datenbank verzichtet, so dass uns auch der ursprünglich anvisierte Vergleich mit den diesbezüglichen Transformationsprozessen in Polen als zu wenig validierbar erschien. – Zweitens erarbeiteten wir einen Überblick zur Arbeitsmarktmarktentwicklung im Land und der ausgewählten Region. Informationen zu den spezifischen Bedingungen in der Untersuchungsregion erhielten wir durch Expertengespräche mit Vertretern der Arbeitsamtes und anderer relevanter Institutionen. Im Kontext einer Lehrveranstaltung zu „Kommunaler und lokaler Arbeitsmarktpolitik“ (Ribhegge/Schwarz) konnten weitere Experten zu diesem Themengebiet gewonnen werden. – Drittens wollten wir herausfinden, welche individuellen Handlungsstrategien die von mehrfacher Arbeitslosigkeit betroffenen Personen entwickelt haben, um diesen Status zu überwinden oder um ihn zu normalisieren. In diesem Zusammenhang wollten wir auch sinnstützenden Deutungsmuster rekonstruieren, die von Instabilität Betroffene entwickeln. Wir haben mit 23 Personen offene erwerbsbiographische Interviews geführt, die wir in Anlehnung an die Methodik der objektiven Hermeneutik auswerteten und auf erkennbare Deutungsmuster hin analysierten. Dazu wurden Studenten im Rahmen einer Lehrforschung zu qualitativen Methoden in den Sozialwissenschaften einbezogen (Schwarz/ Valerius). – Viertens wollten wir diese Gruppe unter der Frage betrachten, ob sich in ihr möglicherweise eher veränderte Haltungen zu Erwerbsarbeit und anderen Arbeitsformen nachweisen lassen bzw. ob verstärktes ehrenamtliches Engagement eine Strategie zur Bewältigung von Arbeitslosigkeit aber auch von Verunsicherung auf dem Arbeitsmarkt ist.

Wir wählten ein Modellprojekt in der Untersuchungsregion, das als prominente Institution diese Art angesehen werden kann. In diesem Kontext erarbeiteten wir 1998/99 eine Fallanalyse zum Frankfurter Freiwilligenzentrum (teilnehmende Beobachtung, Expertengespräche, Dokumentenanalysen) und interviewten 10 Freiwillige. Projektberichte 191

3. Ergebnisse

3.1. Entwicklung der Arbeitslosigkeit und instabiler Erwerbsverläufe in den 90er Jahren

Die großen Strukturumbrüche, die sich in der ostdeutschen Wirtschaft und auf dem ostdeutschen Arbeitsmarkt seit 1989 vollzogen haben, sind bis Mitte der 90er Jahre durch sozialwissenschaftliche Studien sehr gut erforscht. Sie lassen sich mit folgenden Stichworten umreißen: eine nachholende Tertiarisierung, die mit einem drastischen Rückgang der Landwirtschaft und einer massiven Deindustrialisierung ( v. a. der Auflösung und Zerlegung der großen Kombinate und Kombinatsbetriebe) einherging. Vor allem in der ersten Phase der ostdeutschen Transformation, die bis 1994 andauerte, war auf dem ostdeutschen Arbeitsmarkt eine starke und dauerhafte Verdrängung älterer Arbeitnehmer zu beobachten (Anwenden der Vorruhestandregelung bis zum Geburtsjahrgang 1937), eine stärkere Verdrängung von Frauen sowie von unqualifizierten und niedrig qualifizierten Arbeitskräften. Ferner verloren im Kontext der oben angedeuteten Deindustrialisierungsprozesse Arbeitskräfte aus bestimmten nicht wettbewerbsfähigen Branchen ihren Arbeitsplatz (Beschäftigte aus der Landwirtschaft, der Textil- und Leichtindustrie sowie aus Teilen der metallverarbeitenden Industrie). Etwa die Hälfte der Erwerbstätigen in Ostdeutschland hatte bis 1993 ihre Arbeitstelle gewechselt. Über 40 % dieser Wechsler hat für den Verbleib im Erwerbsleben berufliche (und soziale) Abwärtsmobilität in Kauf genommen (Vgl. dazu Diewald/Solga; Katzer 105 ). Deutlich höher als in den alten Bundesländern ist die Zahl prekärer Beschäftigungsverhältnisse. Aus der amtlichen Arbeitsmarktstatistik bis 1999 lässt sich eine zunehmende Schere zwischen den Arbeitsmärkten in Ost und West erkennen.

Tabelle 1: Durchschnittliche Arbeitslosenquoten im Vergleich (1991-1999)

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 Frankfurt (Oder)1 10,3 10,5 14,3 14,9 14,7 15,9 18,5 18,3 19,6 Land Brandenburg1 10,3 14,8 15,3 15,3 14,2 16,2 18,9 18,8 18,7 Bundesgebiet Ost1 10,3 14,8 15,8 16,0 14,9 16,7 19,5 19,5 19,0 BRD² 7,3 8,5 9,8 10,6 10,4 11,5 12,7 12,3 11,7 Quellen: 1 Arbeitsamt Frankfurt (Oder); ²: Statistische Jahrbücher der BRD von 1992-2000

Bis Mitte der 90er Jahre waren in den neuen Bundesländern von der Arbeitslosigkeit insbesondere Frauen betroffen, ab 1995 steigt der Anteil älterer Personen (55 – 65 Jahre) sprunghaft an. Um instabile Erwerbsverläufe differenziert nach den Entwicklungen innerhalb des Transformationsprozesses zu untersuchen, haben wir die Daten des SOEP genutzt. Unsere Analysen mit dem SOEP bezogen sich auf drei von uns gebildete Längsschnitte (1990-94; 1992 – 96 und 1996 – 99), die wir untereinander daraufhin verglichen haben, ob die Gruppe von „Instabilen“ im Verlauf der letzten zehn Jahre (bzw. von Längsschnitt zu Längsschnitt) möglicherweise angewachsen ist. Des weiteren sollten diese Gruppen hinsichtlich ihrer Zusammensetzung nach individuellen und Arbeitsplatzmerkmalen charakterisiert werden. Projektberichte 192

Schließlich war von Interesse, welche Personen oder Personengruppen ein besonderes Arbeitslosigkeitsrisiko tragen. Die Frage war, ob in der 2. Hälfte der ostdeutschen Transformation möglicherweise andere Muster zu beobachten waren. Entgegen der Wahrnehmung der ostdeutschen Gesellschaft, als „umgekehrte Zwei-Drittel- Gesellschaft“ (Vogel 1999), in der eine große Mehrheit der erwerbsfähigen Bevölkerung die Erfahrungen der Verunsicherung auf dem Arbeitsmarkt gemacht hat, sind „Instabile“ eine erstaunlich kleine Gruppe. Für das erste Zeitfenster (1990-94) lässt sich ihre Größe mit 11,6 % angeben, für das 2. Zeitfenster von 1992 – 96 mit 10, 5 % und für das Zeitfenster von 1994 – 1998 mit 11,5% der Befragten.

Tabelle 2: Arbeitslosigkeitsperioden und Erwerbstätigkeitsperioden im Längsschnitt – neue Bundesländer

Arbeitslosigkeits- und Erwerbstätigkeitsperioden von im Ausgangsjahr erwerbstätigen Personen im Alter von 16 bis 56 Jahre – neue Bundesländer 1990 – 1994 1992 – 1996 1994 – 1998 im Zeitraum im Zeitraum im Zeitraum Jan. 90 – Dez.93 Jan. 92 – Dez.95 Jan. 94 – Dez.97 Insgesamt: 7.384 6.153 6.442 Anzahl Arbeitslosigkeitsperioden % n % n % n 0 63,1 1339 70,1 1041 69,1 1226 1-mal mind. 3 Monate 21,2 415 15,5 192 14,3 224 1-mal bis zu 2 Monaten 4,1 87 3,9 49 5,1 76 2-mal und mehr insgesamt 11,6 227 10,5 149 11,5 190 Insgesamt 100,0 2068 100,0 1431 100,0 1716 Datenbasis: SOEP Juli 2000, gewichtet in Tausend. Hier wurden die Prozentzahlen der gewichteten Daten ausgewiesen, aber aus Informationsgründen die Anzahl der ungewichteten Fälle in den jeweiligen Zellen mitaufgeführt. Letzteres soll einen kurzen Überblick über die weiteren Differenzierungsmöglichkeiten geben.

Unter den Instabilen dominierten im ersten Zeitfenster Frauen, Ältere sowie Personen mit keinen oder geringen Qualifikationsabschlüssen und Personen aus Landwirtschaft und Handel. Im Zeitfenster von 1994 – 98 verschiebt sich die Relation: Auch Männer, Jüngere und Höherqualifizierte sind betroffen. Mittels Regressionsanalysen soll erklärt werden, welche Personen ein besonderes Arbeitslosigkeitsrisiko tragen bzw. von instabilen Erwerbsverläufen in welchen Zeitperioden besonderes bedroht sind. In den ersten beiden Zeitfenstern haben das Alter und das Geschlecht der erwerbstätigen Personen offensichtlich einen hohen Einfluss auf das Drei-Monats-Arbeitslosigkeitsrisiko in den darauffolgenden Monaten. So weisen insbesondere Männer gegenüber Frauen im Jahre 1990 ein deutlich niedrigeres Risiko auf, eine drei- und mehrmonatige Arbeitslosigkeitsperiode zu haben. Im dritten Zeitfenster spielt das Geschlecht dagegen überhaupt keine Rolle mehr, wobei die Ergebnisse aus den ersten beiden Zeitfenstern darauf hindeuten, dass zwischen 1990 und 1994 ein Selektionsprozess zu ungunsten der Frauen stattfand. Das Alter scheint 1992 – in dem zweiten Zeitfenster – sogar eine größere Rolle als in dem Jahre 1990 zu spielen, denn dieses Merkmal erreicht im zweiten Zeitfenster sogar das 5 Prozent-Niveau. Allerdings hat sich die Eintrittswahrscheinlichkeit von Arbeitslosigkeit mit steigendem Alter nur geringfügig erhöht. Ähnlich wie bei dem Merkmal Projektberichte 193

Geschlecht erklärt das Merkmal Alter im dritten Zeitfenster nicht mehr das Arbeitslosigkeitsrisiko der erwerbstätigen Personen. Arbeitet die Person in dem jeweiligen Ausgangsjahr auf einem Arbeitsplatz, der eine abgeschlossene Berufausbildung oder ein Studium erfordert, dann sinkt das Risiko arbeitslos zu werden gegenüber einer Person mit einem weniger anspruchsvollen Arbeitsplatz deutlich. Dieser Qualifikationseffekt spielt jedoch von Zeitfenster zu Zeitfenster eine immer geringere Rolle hinsichtlich der Eintrittswahrscheinlichkeit von Arbeitslosigkeit. Das Arbeitslosigkeitsrisiko von Angestellten ist gegenüber anderen erwerbstätigen Personen, insbesondere gegenüber der Gruppe der Arbeiter, deutlich niedriger. Zugleich schätzt das Modell das Arbeitslosigkeitsrisiko für Angestellte im dritten Zeitfenster genau so unzureichend wie für Arbeiter. Werden die Angestellten noch einmal in einfache/ qualifizierte Angestellte und hochqualifizierte und leitende Angestellte unterschieden, so besitzen in dem ersten und dritten Zeitfenster die hochqualifizierten und leitenden Angestellten ein deutlich verringertes Arbeitslosigkeitsrisiko gegenüber den anderen erwerbstätigen Personen. Im zweiten Zeitfenster dagegen, haben eher die einfachen und qualifizierten Angestellten ein geringeres Risiko gegenüber den anderen Personen. Die Erklärung für die unzureichende Schätzung im dritten Zeitfenster setzt sich zweifellos aus mehreren Komponenten zusammen. Zum einen zeigen Analysen, dass sich der Verbleib in Erwerbstätigkeit insbesondere in den ersten beiden Jahren von dem Verbleib in Erwerbstätigkeit in Westdeutschland unterschied. Der Selektionsprozess hinsichtlich der Erwerbschancen von Personen fand demnach zu Beginn des Transformationsprozesses statt. Die Erwerbschancen bzw. die Vermeidung einer mittel- bis längerfristigen Arbeitslosigkeitsperiode hängen schon 1994 nicht mehr von den zuvor entscheidenden Merkmalen wie Alter, Geschlecht und Qualifikation oder Beschäftigungsmerkmal der Personen ab, sondern wahrscheinlich auch von den zuvor erlebten Arbeitslosigkeitserfahrungen. Wer 1994 einen Arbeitsplatz hat, hat entweder immer noch einen Arbeitsplatz oder wieder einen. Ergänzende Informationen zum Umgang mit der Instabilität haben wir durch unsere Fallstudien gewonnen (siehe Pkt. 3.3).

3.2. Probleme des Arbeitsmarktes und der Erwerbstätigkeit in Frankfurt (Oder)

Für die Stadt Frankfurt (Oder), die bis 1989 durch die industrielle Monostruktur des Halbleiterwerkes und die Administrationsfunktionen einer Bezirksstadt geprägt war, hat der politische und insbesondere der ökonomische Strukturwandel weitreichende Konsequenzen nach sich gezogen. Die Umstrukturierung der Wirtschaftsstrukturen nach 1989 betraf insbesondere die verarbeitende Industrie, allen voran die letztlich erfolglosen Bemühungen zur Restrukturierung des Halbleiterwerkes, das mit über 8000 Beschäftigten größter Betrieb der Stadt war. Die Beschäftigtenzahl in Frankfurt(Oder) ist im Bereich des verarbeitenden Gewerbes von ehemals knapp 13.000 Personen bis Juni 1998 kontinuierlich auf 2.700 Beschäftigte gesunken, d.h., die Quote des Beschäftigungsabbaus in der Industrie beträgt 77%. Auch im Bereich des Bauwesens, der Anfang der 90er Jahre einen Zuwachs an Arbeitskräften verzeichnete, sank mit dem Nachlassen des Booms die Zahl der Beschäftigten. Lediglich im Sektor der Kreditinstitute und des Versicherungsgewerbes war eine dynamische Projektberichte 194

Expansion hinsichtlich der Beschäftigtenzahl zu bemerken. In der sogenannten „Phase massiven Beschäftigtenabbaus“, also in der Zeit zwischen 1990 und 1993, verdreifachte sich hier die Zahl der beschäftigten Personen auf knapp 920. Bemerkenswert war ebenfalls die Verdoppelung der Anzahl der Beschäftigten in der Dienstleistungsbranche. Entgegen des Abwärtstrends stieg die Beschäftigtenzahl von ca. 6.650 im Jahr 1990 innerhalb eines Jahres auf genau 10.300, was einer Zuwachsrate von ungefähr 55% entspricht. In den darauffolgenden Jahren legte diese Branche stetig an Beschäftigtenzahlen zu, so dass im Jahr 1998 beinahe 13.300 Personen im Bereich Dienstleistung tätig waren. Dieser Aufwärtstrend und der damit verbundene Zuwachs an Arbeitsplätzen ist in Kontrast zu dem dramatischen Stellenabbau in anderen Bereichen vergleichsweise niedrig und kann die daraus resultierende Umbruchsarbeitslosigkeit auf keinen Fall tilgen. Zudem ist vor allem im Bank- und Versicherungswesen nun eine Sättigung des Nachholbedarfes eingetreten, so dass auch hier die zukünftige Beschäftigungsentwicklung ungewiss ist und tendenziell eher zum Sinken geneigt ist als zu einem Anstieg (vgl. Vogel 1999: 39). Für Frankfurt (Oder) wirkte sich die 1990 beschlossene Einordnung der Stadt als Oberzentrum und kreisfreie Stadt positiv aus, weil die Stadt dadurch verschiedenste Verwaltungs-, Dienstleistungs- und Versorgungsfunktionen übernahm, die Arbeitsplätze in der Stadt schufen. In diesem Zusammenhang steht die Ansiedlung des Verwaltungsgerichtes, des Arbeitsgerichtes, des Arbeitsamtes, der Landesversicherungsanstalt, des Bundesgrenzschutz- und Hauptzollamtes sowie von Landes- und Bundesbehörden, was die Arbeitsmarktsituation und die Kaufkraftentwicklung positiv beeinflusste. Die Arbeitslosenquoten der Stadt belegen, dass der Zuwachs an Stellen dem drastischen Beschäftigungsabbau der vergangenen Jahren nicht zu Genüge entgegenwirke. Während die Arbeitslosenquoten der Stadt sich in den Jahren 1991 und 1992 noch auf ca. 10% belaufen und damit deutlich unter dem sprunghaften Anstieg des Landes Brandenburg und des Bundesgebietes Ost von 10% auf beinahe 15% liegen, ist die Arbeitslosenquote der Stadt 1999 mit 19,6% sogar etwas höher als die des Landes Brandenburg (18,7%) und des ostdeutschen Bundesgebietes (19 5%). Das Angebot an offenen Stellen reicht bei weitem nicht aus, um die Arbeitssuchenden zu versorgen: Den 42.650 Arbeitssuchenden standen im April 2001 nur 1.357 offene Stellen gegenüber. Der prozentuale Anstieg der Arbeitslosenquote bei gleichbleibenden Arbeitslosenzahlen deutet darauf hin, dass die Stadt Frankfurt(Oder) sehr stark von Migrationsprozessen betroffen ist: Die Einwohnerzahl hat sich zwischen 1989 und 2000 von 87.300 Personen auf 72.700 Personen reduziert. Zeitlich betrachtet fällt diese Phase der massiven Abwanderung genau in die „Phase massiven Beschäftigungsabbaus“. Neue Hoffnungen für die Entwicklung des Arbeitsmarktes sind durch Ankündigung eines Investitionsvorhabens von Intel entstanden, das den Bau einer Chipfabrik plant, mit der 1500 Arbeitsplätze durch die Fabrik selbst und insgesamt 3000 Arbeitsplätze durch die Expansion und Ansiedelung von Zulieferern geschaffen werden sollen. Es ist bereits heute klar, dass mit diesem begrüßenswerten Projekt nicht alle Probleme auf dem Arbeitsmarkt gelöst werden können. Ein Blick auf die Berufs-Struktur der Arbeitslosen zeigt, dass viele von ihnen aus Bereichen kommen, die nichts mit Halbleiterfabrikation zu tun hatten. Sie werden auch Projektberichte 195

nur geringe Chancen haben, in der neuen Chipfabrik Arbeit zu finden. Der Umgang mit der Langzeitarbeitslosigkeit sowie Bemühungen um eine erneute Integration der Betroffenen in den Arbeitsmarkt bleiben aktuelle Aufgaben.

3.3. Der Umgang mit instabilen Erwerbsverläufen anhand rekonstruierter Deutungsmuster

Für die Fallanalysen im Rahmen des Projektes wurden verschiedene Personengruppen ausgewählt, die hinsichtlich ihres Alters (demzufolge ihrer Lebenserfahrung), ihrer Qualifikation sowie ihrer institutionellen Anbindung zueinander kontrastieren sollten. Wir führten erwerbsbiographische Interviews mit

– Jugendlichen, die sich noch in der Ausbildung befanden, um ihre Vorstellungen zu Erwerbsarbeit und Beschäftigung zu erfragen, – mit Erwerbstätigen, die „Brucherfahrungen“ verarbeitet und bewältigt hatten („Instabile“) sowie mit – Erwerbslosen, die sich im Rahmen eines Freiwilligenzentrums engagieren.

Die Interviews wurden in verschiedenen Interpretationsgemeinschaften insbesondere hinsichtlich erkennbarer Deutungsmuster zu Erwerbstätigkeit und der Bewältigung von Diskontinuität ausgewertet. Sie wurden durch verschiedene Expertengespräche mit Vertretern von Frankfurter Institutionen ergänzt, die uns für die Interpretationen das nötige Kontextwissen vermittelten. Die Neigung zu einer möglichst stabilen Erwerbstätigkeit ist in allen drei Gruppen ungebrochen. Das kann angesichts der Tatsache, dass Einkommen fast ausschließlich über Erwerbsarbeit gesichert wird (Einnahmen durch Mieten, Pachten, Dividende spielen in Ostdeutschland keine nennenswerte Rolle) sowie der Tatsache, dass die Erwerbseinkommen relativ gering sind, das Ansparen von finanziellen Reserven weitgehend unmöglich ist, nicht überraschen. Auch junge Leute streben nach relativ stabilen Strukturen in der Erwerbsarbeit, können sich häufige Wechsel oder Mehrfachbeschäftigungsverhältnisse nach amerikanischem Vorbild nicht vorstellen. Der Beruf spielt bei Älteren nach wie vor große Rolle, die Arbeit im erlernten Beruf ist die „bessere“ Arbeit als der Job, den man annimmt, um nur im Erwerbsleben zu bleiben. Bei Wechslern kann häufig das Muster rekonstruiert werden, eine Kontinuität bzw. andere Verbindungen zwischen dem erlerntem Beruf, der ehemaligen Berufsarbeit und dem neuem Job herzustellen. Ungeachtet der hohen Migrationsverluste der Einwohnerschaft und der nachgewiesenen latenten Bereitschaft vieler Frankfurter der Stadt den Rücken zu kehren, spielte in den Gesprächen die regionale Verbundenheit bei Älteren wie bei Jugendlichen eine große Rolle. Sie konzentriert die Bemühungen auf einen Arbeitsplatz hauptsächlich auf die Stadt und das Umland. Es existieren diffuse Bindung an die Stadt und die Region, die wir als latente Muster der Bindungen zu Eltern und Freunden expliziert haben. Der Erwerbslosigkeit als besonderem Ausdruck der beruflichen Diskontinuität werden verschiedene Strategien entgegengesetzt:

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1. Qualifizierung/Fortbildung. Diese Personen versuchen, über institutionalisierte Formen der Weiterbildung oder Umschulung berufliches Wissen und erforderliche Fähigkeiten zu vervollkommnen bzw. neu zu erlernen. Sie äußern die Hoffnung, anschließend neue Felder auf dem Arbeitsmarkt besetzen zu können. In Fällen der Fortbildung wird häufig ein Kontinuitätsmuster bemüht („man lernt nie aus“), das einen Anschluss an die frühere Berufsarbeit darstellt und den zeitweisen Verbleib auf dem 2. Arbeitsmarkt rechtfertigt. Auch wenn die mit neuen Kompetenzen ausgestatteten Personen keine Entsprechung auf dem 1. Arbeitsmarkt finden, bleiben Fortbildung und Qualifizierung sinngebende Institutionen und Lebensphasen. Wissenszuwachs und soziale Kontakte stellen eigene Werte dar (Kritisch dazu: Schmid et al). 2. Hoffen auf den 2. Arbeitsmarkt. Viele ältere Erwerbssuchende und auch Frauen jeder Altersstufe sehen nach der Erwerbslosigkeit keine Chance für eine erneute Integration auf dem 1. Arbeitsmarkt in Ostdeutschland. Lange Phasen der Erwerbslosigkeit und vergebliche Bemühungen um einen Arbeitsplatz bestärken sie in der Ansicht, dass sie höchstens auf Maßnahmen des 2. Arbeitsmarktes hoffen können. Darin werden sie teilweise durch Erfahrungen bestärkt, die sie in der ersten Hälfte der 90er Jahre gemacht haben, als ABM-Stellen für den Osten in großem Umfang zur Verfügung gestellt wurden. Es bilden sich die schon beschriebenen „ABM-Karrieren“ heraus, die durch einen Wechsel von Phasen der Erwerbslosigkeit mit denen der Erwerbstätigkeit in ABM- , oder SAM-Stellen zu beschreiben sind. Älteren gelingt es teilweise, unter Hinnahme deutlicher Einkommenseinbußen auf diesem Weg bis zur (vorzeitigen) Verrentung zu gelangen. Dagegen scheint dieser Weg für Erwerbsfähige im mittleren Lebensalter– angesichts der weiteren Kürzungen der Mittel und Stellen für den 2. Arbeitsmarkt – zum völligen Herausdrängen aus dem Arbeitsleben zu führen. Er bietet kaum Anschlüsse für einen Wiedereintritt in den 1. Arbeitsmarkt. 3. Regionale Mobilität. Die hohen Migrationsverluste der Stadt stellen die prekäre Arbeitsmarktsituation von Frankfurt (Oder) auf andere Weise dar. Die Personen, die seit dem Herbst 1989 weggezogen sind, waren nicht durchgängig erwerbslos. Die meisten suchten aber bessere Erwerbschancen, vorzugsweise in den alten Bundesländern. Experten des Arbeitsamtes Frankfurt (Oder) bestätigen, dass Arbeitssuchende (bei entsprechender Qualifikation) sehr gute Angebote aus den alten Bundesländern bekommen. Auch ältere Erwerbstätige und Erwerbstätige mit geringen und mittleren Qualifikationen sind eher in die alten Bundesländer zu vermitteln als im Land Brandenburg. Besonders bei jüngeren Erwerbslosen und bei Berufsanfängern wächst mit zunehmender Erwerbslosigkeit bzw. nicht realisiertem Berufsstart die Bereitschaft, die Stadt zu verlassen. 4. Berufliche Mobilität. Zahlreiche Erwerbstätige haben nach der Wende versucht, drohender oder bereits eingetretener Erwerbslosigkeit durch einen Berufswechsel zu entgehen (Katzer; Steiner; Diewald/Solga). Angesichts des Niedergangs der Unternehmen in der Landwirtschaft, im produzierenden Gewerbe sowie in anderen Bereichen schien ihnen ein Beharren auf dem erlernten und bisher ausgeübten Beruf wenig aussichtsreich. Der größte Teil von ihnen hat jedoch den beruflichen Wechsel und die Hoffnung auf eine erneute Integration in den Arbeitsmarkt mit einem sozialen Abstieg erkauft. Als Erklärung für sich und andere wird ein Muster bemüht, in dem der Rahmung der Lebensverhältnisse durch Erwerbsarbeit der Vorrang vor der qualifikationsadäquaten Berufsarbeit gegeben wird. („Was Festes ist doch besser.“) Projektberichte 197

Zugleich gibt es Fälle, wo die berufliche Neuorientierung als Chance definiert und begriffen wurde, was häufig mit größeren Handlungsspielräumen erklärt wird. Eine weiteres Muster besteht im resignierten Aushalten der Erwerbslosigkeit ohne erkennbare oder folgenreiche Aktivitäten. Veränderungen wie der zeitweise Übergang in den 2. Arbeitsmarkt werden in diesen Fällen eher von außen (durch das Arbeitsamt) an die Betroffenen herangetragen.

3.4. Möglichkeiten und Grenzen der Freiwilligenarbeit zur Bewältigung beruflicher Diskontinuität

Freiwilligenarbeit könnte als weitere Strategie zur Bewältigung beruflicher Diskontinuität begriffen werden. Durch Erschließen eines zusätzlichen Handlungsfeldes, durch das Einbringen in eine neue oder andere Gemeinschaft kann sie das Ausprägen von Handlungskompetenz voranbringen, den Horizont der beteiligten Akteure erweitern und so zu einer besseren Bewältigung unterschiedlicher Lebenssituationen schlechthin beitragen. In Situationen der erforderlichen Neuorientierung können diese zusätzlichen Handlungskompetenzen den Spielraum für Berufsarbeit erweitern, Umstiege ermöglichen, zeitweise Unterbrechungen der Erwerbstätigkeit abfedern. Das erfordert jedoch bestimmte Voraussetzungen seitens der Akteure in der Freiwilligenarbeit wie der Organisation und Struktur der Freiwilligenarbeit. Das Frankfurter Freiwilligenzentrum (FWZ), das 1997 eingerichtet wurde, zählte zu den ersten drei geförderten Modellprojekten dieser Art im Land Brandenburg. Das Ziel des FWZ besteht darin, ehrenamtliches Engagement in der Öffentlichkeit besser zur Geltung und für die Beteiligten besser zur Wirkung zu bringen. Den potentiellen Freiwilligen sollen Möglichkeiten für neue Kontakte und Bestätigung, für Anerkennung und Wissenszuwachs eröffnet werden. Dabei sei besonders an die Bürger zu denken, die vorzeitig und unfreiwillig aus dem Arbeitsleben ausgeschieden seien. Seit seiner Gründung hat das Freiwilligenzentrum einen wachsenden Zulauf von Interessenten erfahren und konnte die Zahl seiner Vermittlungen von Jahr zu Jahr erhöhen. Ähnlich wie in anderen Freiwilligenagenturen Ostdeutschlands zählen vor allem Frauen im Alter von 40 Jahren und darüber sowie ältere Arbeitslose zum Klientel des Frankfurter Freiwilligenzentrums, also jene Gruppen, deren Chancen auf eine Vermittlung im ersten Arbeitsmarkt des Landes Brandenburg eher gering sind oder die schon aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind. Sie verbinden mit der Freiwilligenarbeit die Lösung persönlicher Probleme, vorrangig die Minderung der sozialen Isolierung, die durch Arbeitslosigkeit entstanden ist. Wichtig ist ihnen den Sinnverlust durch die Erwerbslosigkeit wenigstens teilweise ausgleichen zu können. Jedoch dominiert bei den Personen im erwerbsfähigen Alter weiter eine feste Orientierung auf Erwerbsarbeit und einen festen Arbeitsplatz - ungeachtet ihrer relativ schlechten Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Viele beenden ihre Tätigkeit im Freiwilligenzentrum sobald sie wieder eine Erwerbstätigkeit gefunden haben, was teilweise mit fehlenden Gelegenheitsstrukturen (Zeit) zu erklären ist, teilweise mit eher losen Bindungen an das Handlungsfeld in der Freiwilligenarbeit. Das FWZ vermittelt die interessierten Akteure überwiegend in bestehende Institutionen der Kommune vor allem im sozialen oder karitativen Bereich (Krankenhaus; Altenheime; Theater....). Projektberichte 198

Nicht selten entstanden Probleme und Konkurrenzsituationen für die Freiwilligen wie auch für die in den Einrichtungen Angestellten durch fehlende Kompetenzabgrenzungen. Auf der Basis der qualitativen Interviews haben wir drei Typen von Freiwillenbetätigung herausgearbeitet (die allerdings nicht die ganze Vielfalt zeigen können):

1. In einigen Fällen setzt die Freiwilligenarbeit in den Augen der Akteure ihre frühere „gesellschaftliche Arbeit“ in den Betrieben der DDR fort. Insofern gehört Engagement für andere ins Lebensbild dieser Personen. Ihre positive Haltung zu ehrenamtlicher Arbeit wurde langfristig entwickelt und kann als relativ stabil bezeichnet werden. Freiwilligenarbeit wird in diesen Fällen auch als Möglichkeit des Dazulernens, eben der Erweiterung von Kompetenzen begriffen. Sie haben die sinngebende Wirkung in Phasen der Erwerbslosigkeit erkannt. Die Personen sind z.T. bereit, auch auf dem Feld der Freiwilligenbetätigung eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen. Gelingt dies nicht, so sind sie bei Wiederaufnahme einer Erwerbsarbeit im alten Beruf bestrebt, Freiwilligenarbeit in irgendeiner Weise fortzusetzen. 2. Von einigen Personen wird Freiwilligenarbeit als Bewältigungsstrategie zur Verarbeitung der Erwerbslosigkeit instrumentalisiert. Diese Personen suchen bewusst für den Zeitraum der Erwerbslosigkeit ein Handlungsfeld, das ihren Interessen entspricht, ihren Tätigkeiten Sinn verleiht, auf dem sie Anerkennung erfahren und in Kommunikationsprozesse eingebunden werden. Sie beenden ihr Engagement mit der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit. 3. Viele Freiwillige gehen den Weg in die Freiwilligenagentur eher aufgrund von Hinweisen und Empfehlungen aus Institutionen (z.B. Jobforum) denn aus innerem Antrieb. Das Interesse für ein spezifisches Handlungsfeld muss bei diesen Personen oft erst entwickelt werden, oder es wird mit dem Prinzip Hoffnung gearbeitet – der Betreffende soll in der Freiwilligenarbeit seine Interessen entdecken. Freiwilligenarbeit wird eher als Gelegenheit zur Ergänzung des Handlungsfeldes oder zu sozialer Integration betrachtet, ist Teil einer Suchbewegung im unübersichtlichen Feld verschiedener Möglichkeiten. Eine engere Bindung an die Freiwilligenarbeit liegt nicht vor und kommt häufig auch nicht im Prozess des Einarbeitens zustande. In diesen Fällen ist das Organisieren verlässlicher Strukturen und Projekte in der Freiwilligenarbeit problematisch, was sich für die gesellschaftliche Akzeptanz als wenig förderlich erweist.

Insgesamt jedoch betrachten viele Freiwillige ihre Aufgaben als interessant und sinnvoll. Sie erfahren Anerkennung und werden dadurch in ihren Aktivitäten und in ihrem Selbstbewusstsein bestärkt. Zugleich kann aber nicht übersehen werden, dass die gesellschaftliche Akzeptanz der Freiwilligenarbeit in Ostdeutschland nicht gleichmäßig bzw. nicht allzu stark entwickelt ist. Befürchtungen, dass durch Freiwilligenarbeit bestehende Arbeitsplätze bedroht werden, erschweren die Verbreitung der Freiwilligenarbeit. Freiwilligenarbeit wird immer noch in zu geringem Maße gesellschaftlich anerkannt und bewertet. Der vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend kreierte Motto “Was ich kann ist unbezahlbar“ ist insofern irreführend, als Freiwillige oft dieselben oder sehr ähnliche Aufgaben erfüllen wie fest angestellte Beschäftigte in den Institutionen, die ihrerseits Sparzwängen unterworfen sind. Projektberichte 199

Dem könnten eigene Konzepte und Projekte entgegengesetzt werden, die auf neue (quasi „unbesetzte“) Handlungsfelder zielen, auf denen Freiwilligenarbeit nicht zu bestehenden Institutionen und Personen in Konkurrenz gerät. Hier liegt auch eine Chance auf größeren Gestaltungsspielraum im freiwilligen Engagement. Bisher ist es den ostdeutschen Freiwilligenagenturen auch noch nicht gelungen, die Relation von Erwerbstätigen zu Erwerbslosen unter ihren Mitstreitern zu ändern. Freiwilligenarbeit wird – im Unterschied zu den alten Bundesländern, wo Arbeitslose in den Freiwilligenagenturen eine Minderheit darstellen – als ein Angebot an die Arbeitslosen (vor allem die Langzeitarbeitslosen) wahrgenommen, die kaum noch eine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben. Häufig handelt es sich bei diesem Personen aber um jene, die keine eigenen Interessen und Vorstellungen in die ehrenamtliche Arbeit einbringen. Das hat Folgen für das soziale Gefüge in den Freiwilligenzentren, die Verbreitung und die Akzeptanz diesen Typs freiwilliger Arbeit in der Gesellschaft. Eine Bewertung der ehrenamtlichen Arbeit als mögliche Sinnstütze in Phasen der Diskontinuität kann bei den Freiwilligenagenturen nicht stehen bleiben und muss die Formen von ehrenamtlichem Engagement einbeziehen, die noch stärker in der Gesellschaft verbreitet sind: die Beteiligung in Sportvereinen, in Freizeitverbänden und ähnliche Einrichtungen. Fallstudien belegen die positiven Wirkungen dieses Engagements für die Erhaltung von Zeitstrukturen, Kommunikation und bestätigen ihre anregenden Wirkungen für eine erneute Integration ins Erwerbsleben. Zugleich werden von jüngeren Erwerbstätigen diese Betätigungen nur als Ergänzung zur Erwerbsarbeit und als zeitlich begrenzter Ausgleich angesehen.

Wirtschaftliche Verwendbarkeit der Projektergebnisse

Es ist nicht davon auszugehen, dass die Ergebnisse des Projektes unmittelbar wirtschaftlich verwendbar sind.

Beitragende

Außer den drei Antragstellern (Prof. Dr. Anna Schwarz; Prof. Dr. Hermann Ribhegge und Prof. Dr. Gert G. Wagner) haben folgende Personen maßgeblich zum Projekt beigetragen:

– Dr. Gabriele Valerius (Projektbearbeiterin am FIT) – Dipl.-Soz. Birgit Otto (DIW Berlin SOEP-Analysen) – Christina Denninger, Sabine Deiringer (studentische Hilfskräfte am FIT, Zusammenstellung von Arbeitsmarktdaten und Interviewführung, Transkriptionen und Interpretationen) – Helga Zichner, Franziska Meier, Janine Dierks (Lehrforschung Interviews)

Im Bericht angeführte Literatur

Beck, Ulrich, 1998: Schöne neue Arbeitswelt, Frankfurt /Main, New York: Campus. Erlinghagen, Marcel und Gert G. Wagner, 2001: „Bürgerarbeit“ und „mitfühlender Konservatismus“ – Irrwege der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik?“ In: WiSt (Wirtschaftsstudium) 11 (erscheint demnächst). Projektberichte 200

Diewald, M. und H. Solga, 1997: „Nach dem Sturm folgt zwar Ruhe, jedoch nicht der Sonnenschein!“ Mobilitätsprozesse und Allokationskriterien in Ostdeutschland nach 1989. In: Schenk, S. (Hrsg.): Ostdeutsche Erwerbsverläufe zwischen Kontinuität und Wandel, Beiträge zu den Berichten der Kommission zur Erforschung des sozialen und politischen Wandels in den neuen Bundesländern, Opladen: Leske und Budrich, 153 - 277. Kocka, Jürgen und Claus Offe (Hrsg.), 2000: Geschichte und Zukunft der Arbeit. Campus Verlag, Frankfurt/Main, New York. Kratzer, N., 1997: „Sektoraler Wandel der ostdeutschen Arbeitsplatzstruktur. Empirische Befunde zu einem erwarteten Modernisierungspfad“. In: Schenk, S. (Hrsg.): Ostdeutsche Erwerbsverläufe zwischen Kontinuität und Wandel, Beiträge zu den Berichten der Kommission zur Erforschung des sozialen und politischen Wandels in den neuen Bundesländern, Opladen: Leske und Budrich, 59 - 112. Meyer, Wolfgang, 1997: Individuelle Erwerbschancen in Ostdeutschland. Auswirkungen des wirtschaftsstrukturellen Wandels. Wiesbaden, Deutscher Universitätsverlag. Mutz, Gerd, 1999: „Strukturen einer neuen Arbeitsgesellschaft. Der Zwang zur Gestaltung der Zeit“. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, B 9/99; 26.2.1999, 3 – 11. Schaefer, Reinhard und Jürgen Wahse, 2000: „Konsolidierung der Wirtschaft bei weiterhin angespanntem Arbeitsmarkt. Ergebnisse der vierten Welle des IAB-Betriebspanels Ost 1999“. IAB- Werkstattbericht. Diskussionsbeiträge des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit, Ausgabe Nr. 6/5.5.2000. Sennett, R., 1998: Der flexible Mensch, Berlin: Berlin-Verlag. Schmid, G., H. Mosley, Ch. Hilbert und H. Schütz, 1999: „Zur Effektivität aktiver Arbeitsmarktpolitik. Erfahrungen aus einer integrierten Wirkungs- und Implementationsstudie“. In MittAB 4/99, 547 – 563. Steiner, Ch., 1997: „Schuster bleib bei deinen Leisten!“ Berufliche Mobilität im ostdeutschen Transformationsprozess. In: Schenk, S. (Hrsg.): Ostdeutsche Erwerbsverläufe zwischen Kontinuität und Wandel, Beiträge zu den Berichten der Kommission zur Erforschung des sozialen und politischen Wandels in den neuen Bundesländern, Opladen: Leske und Budrich. Vogel, Bertold, 1999: Ohne Arbeit in den Kapitalismus. Der Verlust der Erwerbsarbeit im Umbruch der ostdeutschen Gesellschaft. Hamburg: VSA-Verlag. Wagner, Gert G., 2000: „Erwerbsarbeit sollte Zukunft haben“. In: Kocka, J. und C. Offe (Hrsg.): Geschichte und Zukunft der Arbeit, Frankfurt am Main: Campus, 215-233.

Publikationen

Erlinghagen, Marcel und Gert G. Wagner, 2001: „Bürgerarbeit“ und „mitfühlender Konservatismus“ – Irrwege der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik?“ In: WiSt (Wirtschaftsstudium) 11 (erscheint demnächst). Grabka, Markus, Johannes Schwarze und Gert G. Wagner, 1999: „How Unification and Immigration Affected the German Income Distribution“. In: European Economic Review, 43, 867-878 Schwarz, Anna und Gabriele Valerius, 2000: Lebensweltliche Sozialisationsprägungen als Ressource erwerbsbiographischer Transformationsarbeit. In: BISS public 29, 5–37. Schwarz, Anna und Gabriele Valerius, 2000: Spiegelbilder erwerbsbiographischer Transformation: Deutungsmuster ostdeutscher Ingenieure. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 3/00. Valerius, Gabriele, 2000: „Zatrudnienie, rynek pracy i mobilnosc zawodowa w Niemczech Wschodnich zu szczegòlnym uwzgledniem Brandenburgii“. In: Wysza Szkola Humanistyczno (Hrsg.): 10 Lat - niemeieckie doswiadczenia w integracje euroejskiej, Sandomierz. Wagner, Gert G., 2000: „Erwerbsarbeit sollte Zukunft haben“. In: Kocka, J. und C. Offe (Hrsg.): Geschichte und Zukunft der Arbeit, Frankfurt am Main: Campus, 215-233. Projektberichte 201

Projektberichte 202

Innovationskollegs als Instrument der Umgestaltung der universitären Forschung im ostdeutschen Transformationsprozess - Akteure, Strukturen und Effekte

Antragsteller

Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschafts- und Ordnungspolitik, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder))

Projektmitarbeiter

Dr. Grit Laudel, Dipl.-Wissenschaftsorganisatorin (01.02.1998 – 30.06.2001) Dr. Gabriele Valerius, Dipl.-Soziologin (01.01.1999 – 31.12.2001)

DFG-Geschäftszeichen

INK 19 / A 2-1 INK 19 / B 1-1, Teilprojekt 07 des Antrags vom 08.04.1998 INK 19 / B 3-1

Berichtszeitraum

01.02.1998 – 30.06.2001

Förderzeitraum insgesamt

01.02.1998 – 31.12.2001

Projektberichte 203

Innovationskollegs als Instrument der Umgestaltung der universitären Forschung im ostdeutschen Transformationsprozess

Mit der Analyse der Innovationskollegs (INK) richtet die soziologische Transformationsforschung ihren Blick auf die Erneuerung an den ostdeutschen Universitäten, auf neue Ansätze wie interdisziplinäre Kooperation zwischen verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen, integrative Bezüge und die intensivere internationale Einbindung der Einrichtungen. Sie fragt nach den Voraussetzungen, auf denen die Innovationskollegs bzw. die an ihnen beteiligten Wissenschaftler aufbauen konnten und inwiefern sie produktive Forschungsansätze und Erfahrungen, die an diesen Universitäten vorhanden waren (sei es personell oder organisatorisch) aufgegriffen haben. Das Programm Innovationskollegs wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit Sondermitteln des Bundes ausschließlich für ostdeutsche Universitäten aufgelegt. INK sind netzwerkartige Zusammenhänge von Forschungsgruppen, die in der Regel an verschiedenen universitären Fachbereichen angesiedelt waren und sind. Forschungsgruppen aus außeruniversitären Forschungseinrichtungen konnten beteiligt werden. Diese Gruppen bearbeiteten fünf Jahre lang zu einem gemeinsamen Forschungsthema gehörende Teilprojekte Das Ziel der Initiatoren des Programms bestand vor allem darin, die Forschung an den ostdeutschen Universitäten durch Profilbildung, interdisziplinäre Zusammensetzung und bessere Einbindung in die internationale scientific community mittel– und langfristig zu stärken. Das Programm lief über insgesamt acht Jahre, die Forschung an den einzelnen INK war auf maximal fünf Jahre begrenzt. Es gab zwei Ausschreibungsrunden, (1994 und 1995 beginnend), in denen sich insgesamt 75 INK-Initiativen beworben hatte. 27 Initiativen wurden zur Antragstellung aufgefordert, von denen 21 INK bewilligt und eingerichtet wurden. An sie wurde eine Fördersumme von knapp 127 Mio. DM ausgereicht. Das Ziel unserer Untersuchung besteht darin aufzuklären, ob - und wenn ja, wie - die INK zur wissenschaftlichen Profilbildung an den Universitäten, zur internen und externen Kooperation und zur Integration der Wissenschaftler in die scientific communities beitragen. Der besondere Fokus ist dabei auf die Herausbildung und Stabilisierung eines Forschungsprofils auch über die Förderdauer hinaus gerichtet.

Methoden

Die Untersuchung wurde in einem Vorher-Nachher-Vergleich in Form von Fallstudien auf der Basis qualitativer Leitfadeninterviews durchgeführt. Die Leitfadeninterviews bildeten die zentrale Methode der Untersuchung. Interviews wurden mit Sprechern und Projektleitern von INK durchgeführt. In die vorbereitende Dokumentenanalyse wurden die Finanzierungsanträge und Forschungsberichte der INK, Jahresberichte der Forschungseinrichtungen, Internet-Informationen zur Forschungstätigkeit der Mitglieder der INK, Analyse von Fragebogen-Daten der DFG und Gutachterprotokolle einbezogen. Gegenstand der scientometrische Analysen waren die im Science Citation Index erfassten Publikationen der Mitglieder der INK. Darüber hinaus wurden die bei der DFG eingereichten abgelehnten Antragsskizzen und Begutachtungsprotokolle zu auf die INK bezogenen Entscheidungen analysiert. Projektberichte 204

Ergebnisse

Generell wurde deutlich, dass der Transformationskontext, in dem das Förderinstrument stand, Wirkungsbedingungen und Effekte erheblich modifizierte. Die Bedingungen der Drittmitteleinwerbung und der Etablierung der geförderten Strukturen weichen von den „normalen“ Bedingungen westdeutscher Universitäten ab, was sich unter anderem im verzögerten Erreichen der anvisierten Ziele zeigt. Um die Effekte von INK und ihre Verstetigung in die Transformationssituationen einordnen zu können, wurden zusätzlich fördernde und hemmende Bedingungen der Drittmitteleinwerbung exemplarisch für das Fachgebiet Experimentelle Physik und vergleichend zu drei westdeutschen Referenzuniversitäten analysiert. Im folgenden werden Ergebnisse des Programms entsprechend seinen anvisierten Zielen dargestellt:

Strukturerneuerung

Die Strukturerneuerung an den Universitäten und Hochschulen Ostdeutschlands war bis zum Jahr 1993 mit der institutionellen Neugliederung nach westdeutschem Vorbild und der inhaltlichen Neuorientierung an den Lehrstühlen und Instituten im wesentlichen abgeschlossen. Diese inhaltlichen Neuorientierungen mussten jedoch umgesetzt und wenn möglich verstetigt werden, das heißt es musste ein Bogen von Konzeptionen zu konkreten Forschungsprojekten geschlagen werden. Und je länger (in der zeitlichen Dimension) und umfassender (in der Zusammensetzung) solche Projekte waren, um so wirkungsvoller waren und sind sie für das wissenschaftliche Profil an den Hochschulen. Mit der mittelfristigen Förderung als Innovationskolleg wurden dann - in vielen Fällen in dieser Zusammensetzung erstmals - Personen, Gruppen und zugleich wissenschaftliche Konzepte gefördert, die in den Augen der Hochschulleitungen, der Länder und der Gutachter als besonders leistungsfähig und innovativ galten. Insofern trugen das Programm wie die einzelnen Innovationskollegs zur Strukturerneuerung an den ostdeutschen Universitäten und Hochschulen bei.

Zukunftssicherung durch Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit - Langfristige Profilbildungen

Als Innovationskollegs sollten solche Gruppen gefördert werden, deren Arbeitsgebiet im Sinne einer langfristigen Profilbildung für die Hochschule wirkt. Dazu waren die Hochschulleitungen selbst gefordert, entsprechend ihren Konzeptionen vor allem die Antragsinitiativen zu unterstützen, die Kristallisationskern besonderer wissenschaftlicher Leistung waren oder werden sollten. Um Verstetigungen solcher wissenschaftlicher Schwerpunkte zu unterstützen, stellte das Programm Mittel für besonders wichtige Berufungen bereit, wobei sich Hochschule und Land dazu verpflichten mussten, die weitere Finanzierung nach Auslaufen der INK-Förderung zu übernehmen. Von den 21 INK nutzten 9 diese spezifische Instrument der Vorfinanzierung, womit 12 Professoren berufen wurden. Aufgrund der sich verschlechternden und zunehmend angespannten Haushaltssituation an den ostdeutschen Universitäten wurde diese Form der Förderung als besonders positiv hervorgehoben. Projektberichte 205

Die Innovationskollegs stellten über den Zeitraum ihrer Förderung relativ dauerhafte Organisationsstrukturen (Institute, Forschungsverbünde wie SFB) dar, die durch ihre Sichtbarkeit die universitären Forschungsprofile verdeutlicht bzw. gestärkt haben. Insbesondere dann, wenn den Wissenschaftlern eine Fortsetzung des Forschungsverbundes durch Einwerben neuer Drittmittel gelingt, können wir von Verstetigungen dieser Strukturen ausgehen.

Bessere Internationalisierung - Aktivitäten zur Verbesserung der internationalen Einbindung der ostdeutschen Hochschulen

Internationalisierung der Hochschulen ist und bleibt ein wichtiges Thema, allerdings nicht nur im Osten. Um diesen Programmschwerpunkt mit Leben zu erfüllen, wurden folgende, kooperationsfördernden Aktivitäten angestrebt, für die im Rahmen des Programms teilweise gesondert ausgewiesene finanzielle Mittel bereit gestellt wurden:

– Einladen von Gastwissenschaftlern, – Forschungskooperation mit ausländischen Arbeitsgruppen, – Aufenthalte von INK-Wissenschaftlern in anderen Forschungseinrichtungen, – wissenschaftliche Veranstaltungen mit internationaler Beteiligung – und schließlich gemeinsame Publikationsprojekte mit ausländischen Wissenschaftlern.

Vorab ist zu bemerken, dass die internationale Einbindung der Wissenschaftler und Wissenschaften in Ostdeutschland natürlich nicht ausschließlich durch das Programm zustande kam. Gerade Anfang der 90 er Jahre standen an den Hochschulen oft noch in ausreichendem Umfang Haushaltsmittel zur Verfügung, die den Wissenschaftlern Reisen zu Kooperationspartnern ins Ausland ermöglichten. Einige Wissenschaftler und Hochschulen profitierten auch von den Reisemitteln anderer Förderprogramme (z.B. EU-Mittel). Ferner führten Wissenschaftler, die aus den alten Bundesländern als Lehrstuhlinhaber/Professoren an die ostdeutschen Hochschulen kamen, ihre bisherigen Kooperationsbeziehungen ins Ausland weiter, von denen auch die ostdeutschen Kollegen profitierten. Der folgende Überblick zu den Aktivitäten der Innovationskollegs, die auf eine Verbesserung der internationalen Kooperation zielen, basiert auf den Selbstauskünften der INK, die in Form der jährlich erbetenen DFG-Fragebögen erhoben wurden, sowie den Abschlussberichten der INK. Er reicht im Falle der Fragebögen bis zum Jahr 1999. Einer der attraktivsten Optionen des Programms bestand in den bereit gestellten Mitteln zur Einladung von Gastwissenschaftlern aus dem In- und Ausland. Tabelle 1 (nächste Seite) zeigt, dass von dieser Möglichkeit in erheblichem Umfang Gebrauch gemacht wurde. Es lassen sich dabei zwischen einzelnen INK deutliche Unterschiede in der Anzahl der eingeladenen Gäste beobachten, die Zahlen bewegen sich (immer nach bisherigem Überblick und Kenntnisstand) pro Innovationskolleg über den Gesamtzeitraum zwischen nur einem Gastwissenschaftler in fünf Jahren und 42.

Tabelle 1: Anzahl der Gastwissenschaftler in den INK nach Herkunftsländern

Deutschland ehem. soz. westl. Ausland Gesamt INK im Ø Staaten Fachgebiet Gastwissenschaf tler pro INK Projektberichte 206

Geisteswissen- 21 12 37 70 2 35 schaften Biologie und 15 57 50 122 9 13,5 Medizin Naturwissen- 5 78 30 113 5 22,6 schaften Ingenieur- 6 63 33 102 5 20,4 wissenschaften Gesamt 47 210 150 407 21 19,3

Überwiegend wurde von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, Gastwissenschaftler aus dem Ausland einzuladen, damit internationale Kontakte herzustellen oder zu intensivieren. Bei den Natur- und Ingenieurwissenschaften waren es mit deutlicher Mehrheit Gäste aus den ehemals sozialistischen Ländern. Wissenschaftler aus den Staaten Mittel- und Osteuropas waren und sind für Gastaufenthalte in Deutschland eher zu gewinnen als Wissenschaftler aus dem westlichen Ausland. Der Programmpunkt „Gastwissenschaftler“ wurde in allen in den Innovationskollegs geführten Interviews ausdrücklich als positiv hervorgehoben. Ein Blick auf die Übersicht zu Forschungskontakten mit ausländischen Arbeitsgruppen zeigt, dass es auch hier viele Kontakte gab, die sich in sehr vielfältigen Kooperationsbeziehungen niederschlagen (gemeinsame Experimente, Austausch von Material, Informationen...)

Tabelle 2: Zahl der Forschungskontakte der INK zu ausländischen Arbeitsgruppen von 1995- 1999

ehemals soz. Staaten westliches Ausland Gesamt Geisteswissenschaften 29 77 106 Biologie und Medizin 65 213 278 Naturwissenschaften 78 199 277 Ingenieurwissenschaften 30 89 119 Gesamt 202 578 780

Im Unterschied zur Herkunft der Gastwissenschaftler zeigt sich hier, dass die meisten Kooperationen zu Forschungseinrichtungen bzw. Gruppen des westlichen Auslandes hergestellt bzw. praktiziert wurden. Weiter haben Aufenthalte von Wissenschaftlern aus den Innovationskollegs bei ausländischen Kooperationspartnern sicherlich zur besseren Qualität der Kontakte beigetragen. Allerdings fällt hier sehr deutlich auf, dass sich die Anzahl dieser Auslandsaufenthalte gemessen am Zeitraum von fünf Jahren und im Vergleich zur Anzahl der eingeladenen Gastwissenschaftler eher bescheiden ausnimmt. Insgesamt 44 Wissenschaftler nutzten diese Möglichkeit, davon zwei Drittel für Aufenthalte bei Kooperationspartnern im westlichen Ausland.

Kooperationen - Gastprofessoren

Einen Beitrag zur Verbesserung der internationalen Kooperationsbeziehungen hatte die Einrichtung von Gastprofessuren, die von 5 INK beantragt worden waren. Neben der Möglichkeit, einen ständigen Gastprofessor einzuladen, die von einem INK genutzt wurde, haben 4 INK die Gastprofessoren Projektberichte 207

jeweils für mehrere Monate aus dem In- oder Ausland eingeladen. Außerdem bereicherten die Gäste teilweise (in Abhängigkeit von der Dauer ihres Aufenthalts) auch das Lehrangebot der Hochschulen. Als besondere Erfolge der Kooperation wird von den Wissenschaftlern die Teilnahme ausländischer Gäste an wissenschaftlichen Veranstaltungen gewertet. In allen INK fanden solche Veranstaltungen statt. Die Teilnehmerzahlen waren entsprechend dem Charakter der vielen Veranstaltungen unterschiedlich groß: die INK hatte sowohl Workshops und kleinere Kolloquia organisiert als auch Tagungen und Konferenzen mit mehr als 100 Teilnehmern. Hinsichtlich des Charakters der Veranstaltungen gemessen an der Zahl der Teilnehmer zeigt sich, dass bei einer beachtlichen Zahl großer Tagungen und Konferenzen kleinere und mittelgroße Veranstaltungen überwiegen. Diese vielen Veranstaltungen haben auch dem Anliegen des Programms, die Sichtbarkeit der Forschungsschwerpunkte deutlicher zu machen und internationale Kontakte zu fördern, gedient.

Tabelle 3: Wissenschaftliche Veranstaltungen mit internationaler Beteiligung in den INK zwischen 1995 und 1999

Anzahl der Veranstaltungen mit internationaler Beteiligung 1994 – 1999 INK mit bis zu 20 mit 21-60 mit mehr als 61 insgesamt Teilnehmern Teilnehmern Teilnehmern Geisteswissenschaften 21 9 0 30 Biologie/Medizin 11 18 14 43 Naturwissenschaften 19 18 28 65 Ingenieurwissenschaften 7 7 4 18 Summe 58 52 46 156

Interdisziplinarität - Interne und externe Kooperationen

Da wir auf die verschiedenen Aspekte der internationalen Kooperation und Kommunikation schon eingegangen sind, konzentrieren wir uns nun auf die interne Kooperation in den Kollegs selbst und die Zusammenarbeit mit Einrichtungen außerhalb der Wissenschaft. Zudem sind die durch die Innovationskollegs hervorgerufenen Wirkungen auf die Kooperationsbeziehungen in einem zeitlichen Kontext zu sehen: Wir unterscheiden zwischen kurzfristigen und langfristigen - über die Förderdauer der Innovationskollegs hinausreichenden – Wirkungen. Da das Ziel des Programms in einem nachhaltigen Beitrag zur Profilierung der ostdeutschen Universitäten besteht, sind letztlich die langfristigen Strukturen bzw. die Verstetigungen, auf die wir weiter unten noch einmal eingehen werden, von besonderer Bedeutung. Beginnen wir mit unmittelbaren Wirkungen der Antrags- und Etablierungsphase, in der sich ein bemerkenswerter Effekt zeigte, der einerseits kurzfristig war, andererseits als positive Erfahrung auch langfristig wirkt: In den Phasen des Konzipierens und der Antragstellung wurden der wissenschaftliche Austausch, aber auch das persönliche Kennenlernen der in vielen Fällen neu berufenen Wissenschaftler gefördert. In solchen Diskussionen, die oft als Phasen einer euphorischen Aufbruchsstimmung charakterisiert wurden, trafen Wissenschaftler verschiedener Fachgebiete und zugleich Wissenschaftler mit ost- und westdeutscher Sozialisation aufeinander, die sich im Falle der Antragstellung einzelner Projekte im Projektberichte 208

Normalverfahren nicht in so kurzer Zeit so intensiv aufeinander zu bewegt hätten. Es gab ein großes Interesse, die anderen Wissenschaftler mit ihren Arbeitsgebieten und Methoden kennen zu lernen und zu überlegen, wo es Berührungspunkte und gemeinsame Interessen gibt. Mehrere Sprecher von Innovationskollegs äußerten in den Gesprächen, dass die Ausschreibung zu den Kollegs zu einem Zeitpunkt kam, da man ohnehin nach einem integrierenden Projekt, einer inhaltlichen Klammer für die einzelnen Lehrstühle suchte. Damit sollten Kommunikation und Kooperation in den Instituten aber auch zwischen benachbarten Fachbereichen auf den Weg gebracht werden. Gerade aufgrund der eher breit gefassten Kriterien in der Ausschreibung für die Innovationskollegs, schien vielen Initiatoren das Instrument auch zur wissenschaftlichen Integration innerhalb der Institute geeignet. Zudem begann mit dieser Form der Kommunikation oft die intensive Suche nach einem gemeinsamen Forschungsprofil. Dabei baute man teilweise auf bestehende Forschungslinien an der Universität auf, oder griff bewusst auf bestehende Kooperationen, von denen man sich produktive Anregungen erhoffte, zurück (ein Beispiel hierfür ist das Innovationskolleg Glaskeramik in Jena). Für viele der beteiligten ostdeutsche Wissenschaftler war es das erste Mal, dass sie an der Akquirierung eines größeren Projektverbundes beteiligt waren, und deshalb eine wichtige Erfahrung für künftige Forschungsprojekte. In den Innovationskollegs wurden Veranstaltungsreihen aufgebaut, die die interne Kommunikation und Kooperation fördern. Sie dienen einerseits der internen Verständigung, andererseits wurden sie für die Präsentation von Gastwissenschaftlern genutzt.

Interdisziplinarität - Zusammensetzung der eingerichteten Innovationskollegs

Die eingerichteten Innovationskollegs wiesen unterschiedliche Strukturen auf. Eine Analyse der Struktur nach den beteiligten Wissenschaftsbereichen zeigt, inwiefern fachübergreifende Kooperationen und interdisziplinäre Ansätze zu erwarten sind.

1. Es gab zwei Innovationskollegs, die nur aus jeweils einem Universitätsinstitut bestehen, welche aber im Antrag auch andere Institute einbezogen hatten. Diese anderen Institute wurden im Resultat der Begutachtung ausgeschlossen. 2. Neun Innovationskollegs wurden von mehreren Fachbereichen einer Universität getragen. 3. Zehn Innovationskollegs bestanden aus einem oder mehreren Fachbereichen einer Universität und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die meist für andere Wissenschaftsbereiche stehen. Bis auf ein INK stellte die antragstellende Universität und speziell der federführende Fachbereich aber das hauptsächliche (wissenschaftliche) Potential für das Innovationskollegs, so wie das auch im Programm angedacht war.

Nach den bisher vorliegenden Ergebnissen konnten auch in der Tat vielfältige Formen der interdisziplinären Zusammenarbeit beobachtet werden, die allerdings recht unterschiedlichen Charakter haben. Sie reichen von der Installation eines Gerätes für einen Kollegen, der Unterstützung bei der Anwendung neuer Methoden, der Bereitstellung von Substraten bis hin zu Berechnungen anhand von Modellen aus anderen Wissenschaftsgebieten und gemeinsamen Bearbeitungen von Projekten durch Wissenschaftler verschiedener Disziplinen oder Spezialgebiete. Es zeigen sich eine Projektberichte 209

Reihe von Ansätzen zu disziplinübergreifender Kooperation, die sich bereits in gemeinsamen Publikationen niedergeschlagen haben. Dort hat man offensichtlich den großen Aufwand interdisziplinärer Kooperation bewältigt

Externe Kooperationen mit Einrichtungen außerhalb des Wissenschaftsbereiches

Erwartungsgemäß konzentriert sich diese Zusammenarbeit bei den fünf ingenieurwissenschaftlichen Innovationskollegs bzw. denen, die einen Anwenderbezug in ihrem Forschungsprogramm hergestellt haben. Die Kooperationenbeziehungen zwischen ostdeutschen Hochschulen und den Betrieben der Region konnten nach der Wende häufig nicht in bisherigem Umfang und nicht zum selben Thema aufrechterhalten werden. Die Betriebe mussten sich dem – häufig schmerzhaften – Umstrukturierungsprozess stellen, viele verschwanden ganz, andere brauchten viele Jahre um auf dem Markt Fuß zu fassen. Deshalb konnten die Beziehungen, die die Wissenschaftler der Innovationskollegs zu KMU aufbauen wollten, nicht immer zu den Unternehmen der Region hergestellt werden, da sich viele von ihnen immer noch in einer angespannten wirtschaftlichen Situation befinden und Zeit für Forschungskooperationen nicht aufbringen. Eine Ausnahme stellt das Chemnitzer INK „ Bildung eines vernetzten Logistik- und Simulationssystems“ dar, das sich mit seinem Modell an die kleinen und mittleren Unternehmen in der Region wandte. Tabelle 4: Zahl der Kooperationen mit Unternehmen/Institutionen außerhalb des Wissenschaftsbereichs (1994 – 1999)

Innovationskollegs nach Wissenschaftsbereichen Zahl der Kooperationen Geisteswissenschaften 5 Biologie und Medizin 114 Naturwissenschaften 155 Ingenieurwissenschaften 150 Insgesamt 424

Des weiteren konnten durch Innovationskollegs Nachwuchswissenschaftler in Forschungsprozesse eingebunden werden. Für die Doktoranden und Post-Docs, die die Projektarbeit umsetzten und die längere Zeit in den Kollegs beschäftigt waren, ergab sich damit die Chance, an der eigenen Promotion oder Habilitation zu arbeiten und interdisziplinäre Zusammenarbeit kennen zu lernen und zu gestalten.

Verstetigung von Struktureffekten

Die meisten Wissenschaftler haben die Absicht geäußert, die Arbeiten als Forschungsverbund fortzusetzen.

Tabelle 5: Übersicht über die INK-Nachfolgeprojekte und neue Antragsinitiativen (Stand Juni 2001)

Anzahl der Innovationskollegs Projektberichte 210

Bewilligte Projekte - SFB 2 - Forschergruppen 1 - Landesforschungszentren 1 Positiv begutachtete, aber nicht bewilligte Projekte - SFB 1 bei der DFG eingereichter Antrag - auf einen SFB 2 - auf einen Transferbereich 1 Beantragung eines Projektes geplant - eines SFB 5 - von Forschergruppen 4 -eines Projektverbundes (SFB o. Forschergruppe ) 1 keine Verbundprojekte geplant 5

Ein Teil der in der Regel DFG-finanzierten Forschungsverbünde wurde bereits positiv bewilligt. Die Mehrzahl der INK erreicht jedoch nicht einen nahtlosen Anschluss. Deshalb ist generell anzunehmen, dass sich die Drittmittelsituation der untersuchten Gruppen nach Anschluss der INK-Förderung zunächst verschlechtern wird. Das wird nicht ohne Folgen für die Verstetigung von Struktureffekten bleiben. Die Kooperationsbeziehungen in der Forschung sind unmittelbar an eine Finanzierung von Projekten gebunden, die sich unter den derzeitigen Bedingungen an den ostdeutschen Universitäten fast ausschließlich als Drittmittelförderung darstellt.

Publikationen

Valerius, Gabriele und Hans-Jürgen Wagener, 2001: „Innovationskollegs als Beitrag zu Profilerneuerung und innovativer Forschung an ostdeutschen Hochschulen“. In: Abele, Johannes, Gerhard Barkleit und Thomas Hänseroth (Hrsg.): Innovationskulturen und Fortschrittserwartungen, Dresden, 349 – 373 (erscheint demnächst).

Projektberichte 211

Rechnungslegung in Transformationsstaaten Mittel- und Osteuropas (insbesondere Polen)

Antragsteller

Prof. Dr. Stephan Breidenbach (Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht und Internationales Wirtschaftsrecht, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)) Prof. Dr. Stephan Kudert (Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Betriebswirtschaftliche Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder))

Projektmitarbeiter

Dipl.-Kaufmann Jarosław Nabiałek (01.04.1999 – 30.09.2001)

DFG-Geschäftszeichen

INK 19 / B 1-1, Teilprojekt 08 des Antrags vom 08.04.1998

Berichtszeitraum

01.04.1999 – 30.09.2001

Förderzeitraum insgesamt

01.04.1999 – 30.09.2001

Qualifikation des wissenschaftliches Nachwuchses

Jatosław Nabiałek: Bilanzierung und Besteuerung von derivativen Finanzinstrumenten nach polnischem Handels- und Steuerrecht – ein internationaler Vergleich (Promotion beabsichtigt; Erstgutachter: Prof. Dr. Stephan Kudert)

Projektberichte 212

Rechnungslegung in Transformationsstaaten Mittel- und Osteuropas (insbesondere Polen)

Ausgangsfragen und Zielsetzung des Projekts

Das Auseinanderbrechen des sozialistischen Blocks in Mittel- und Osteuropa zwingt den dortigen Staaten gewaltige Umbrüche auf. Die Transformationsstaaten in Mittel- und Osteuropa (MOE) unterliegen gezwungenermaßen einem Wandlungsprozess, der alle Bereiche der Gesellschaft umfasst. Hierzu gehört die fundamentale Neuorientierung der Wirtschaft und ihrer rechtlichen Rahmenbedingungen. Nicht die Transformation an sich kann von den beteiligten Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft in Frage gestellt werden, sondern lediglich das Transformationsziel sowie die Änderungsgeschwindigkeit- und -schwerpunkte. Mit der Transformation muss somit die zentrale Frage des Transformationsziels staaten-individuell beantwortet werden. Die Aussage, dass sich die Staaten zu marktwirtschaftlichen Ordnungen wandeln, ist dabei zu wenig konkret, um die notwendigen Wandlungsprozesse zu initiieren bzw. rechtlich zu flankieren. Zumindest wäre die Frage zu beantworten, ob eher eine liberale Marktwirtschaft mit entsprechend geringer Regulierung durch die Gesetzgebung oder eine soziale Marktwirtschaft, bei der der Gesetzgeber stärker regulierend in den Markt eingreift, das Ziel ist. Dabei ist klar, dass hiermit keine Alternativen genannt sind, sondern vielmehr Eckpfeiler eines Spektrums, in dem sich die Ausrichtung eines jeden marktwirtschaftlich organisierten Staatsgebildes wiederfinden kann. Die Rechnungslegung befindet sich an der Nahtstelle des Systemwandels. Jeder Kapitalgeber, egal ob Anteilseigner, Kreditinstitut oder Lieferant hat ein hohes Bedürfnis danach, die Risiken bei Transaktionen finanzieller Mittel zu begrenzen. Insbesondere für die Tätigkeit der institutionellen Kapitalgeber, für das Insolvenz-recht, die Insolvenzermittlung bzw. Bonitätsprüfung zur Kreditsicherung ist eine funktionsfähige und verlässliche externe Rechnungslegung eine unverzichtbare Voraussetzung. In diesem Projekt geht es um die Erfassung und kritische Würdigung der Rechnungslegung in Polen während der Transformationsphase (als Modellfall für die Staaten in MOE). Die Aufgabe gewinnt an Komplexität und wissenschaftlichem Reiz, wenn darüber hinaus die zwei folgenden, scheinbar völlig getrennten Erkenntnisgegenstände untersucht und zusammengeführt werden. Zunächst bestand und besteht in den Reformstaaten die Notwendigkeit, die neuen Rechnungslegungsnormen im Hinblick auf die Globalisierung den internationalen Standards anzupassen. Dabei muss der Aufbau eines effizienten Wirtschaftssystems oberstes Ziel der Transformation sein. Hier steht auf der einen Seite das deutsche HGB, das für die meisten kontinentaleuropäischen EU-Staaten als Vorbild dient, auf der anderen Seite steht das durch die US- GAAP geprägte angloamerikanische System. Jeder Reformstaat muss sein Rechnungslegungssystem zwischen diesen beiden Eckpfeilern ansiedeln. Wo diese Ansiedlung erfolgt, hängt von einer Reihe von Faktoren ab, die sich im Wesentlichen auf Charakteristika des jeweiligen Gesellschaftssystems zurückführen lassen. Bedeutsam ist aber auch hier die Grundausrichtung der Marktwirtschaft. Vergleicht man die Rechnungslegungssysteme der Bundesrepublik Deutschland und der Vereinigten Staaten von Amerika miteinander, so lässt sich u. E. erkennen, dass sie Abbildungen der oben skizzierten Eckpfeiler des Spektrums sind. Dies kann man insbesondere am Gläubigerschutz Projektberichte 213

festmachen, der die Bilanzierung nach dem deutschen HGB dominiert, in den US-GAAP hingegen sehr viel geringer ausgeprägt ist. U.E. lässt sich die Hypothese formulieren, dass der US-amerikanische Gesetzgeber diesen Schutz weitgehend dem Markt (z.B. auch die Informationsbeschaffung über Ratingagenturen) überlässt. Die Dominanz der Gesellschafterrechte gegenüber dem Gläubigerschutz in den US-GAAP dokumentiert ebenso die Bewertung von zur Veräußerung bestimmten Wertpapieren, die, auch wenn der Stichtagskurs über den Anschaffungskosten liegt, mit dem am Abschlussstichtag beizulegenden Wert ausgewiesen werden. Dies hat zur Folge, dass nach deutschem Bilanzverständnis stille Reserven aufgelöst und damit nicht realisierte Gewinne ausgewiesen werden. Insbesondere die Bilanzierung und Besteuerung von derivativen Finanzinstrumenten fokussiert die Systemunterschiede zwischen deutschem und US-amerikanischem Recht und stellt daher u. E. einen besonders interessanten Aspekt der Untersuchung dar. Damit stellt sich für jeden Gesetzgeber eines neuen Rechnungslegungsgesetzes das Problem, dass es eine Ausgleichsfunktion zwischen den Interessen der beteiligten Gruppen wahrnehmen muss. Dies bedeutet z.B., dass der Gesetzgeber eine Entscheidung darüber zu treffen hat, ob den Interessen der Eigenkapital- oder der Fremdkapitalgeber Priorität eingeräumt werden muss. Außerdem ist eine Grundsatzentscheidung darüber zu treffen, wie stark die staatliche Regulierung durch das freie Spiel der Marktkräfte ergänzt bzw. ersetzt werden soll. Damit wird auch zwangsläufig die Frage beantwortet, ob der Transformationsstaat seine Rechnungslegung eher an das deutsche oder das angloamerikanische Modell anpassen soll. Der Versuch, als „Mittelweg zwischen HGB-Bilanzierung und US-GAAP“ die IAS zu installieren, ist aufgrund institutioneller Probleme zunächst aus deutscher Sicht unbefriedigend verlaufen. Ein besonders interessanter Teilaspekt besteht daher in der Frage, ob die Rechungslegungsvorschriften von MOE-Staaten (und damit insbesondere das RLG) Modell für künftige IAS-Regelungen sein könnten. Bei der Entwicklung einer leistungsfähigen Rechnungslegung geht es auch darum, dem kognitiven Umfeld Rechnung zu tragen. Werden die gesellschaftliche Akzeptanz und Umsetzungseffizienz nicht zugleich berücksichtigt, ergeben sich Transformationsdefizite, die sich nur mit erheblichen wirtschaftlichen Folgekosten korrigieren lassen. Während sich eine Reihe volkswirtschaftlicher Analysen mit den „globalen“ Problemen der Transformation beschäftigen, bleiben spezifische Einzelfragen eher unbeachtet. Im Rahmen des Projekts wurde die externe Rechnungslegung als wesentliches Steuerungsinstrument für den wirtschaftlichen Wandel interpretiert, das konkreten ordnungspolitischen Zielsetzungen zu folgen hat und dabei als Nebenbedingung einer Reihe von z. T. konträren Interessen gesellschaftlicher Gruppen gerecht werden muss. Auch hier wird deutlich, dass die Projektierung und Installierung von Rechnungslegungsbedingungen nur zu einer gesellschaftlichen Akzeptanz führen können, wenn bei der Definition der Zielsetzung ein Bewusstsein darüber existiert, wo man sich in dem dargestellten Spektrum ansiedeln will. Bei dem Projekt ging es nicht darum, die Vielzahl von Veröffentlichungen, die sich lediglich in der synoptischen Gegenüberstellung von Detailregelungen (gegebenenfalls in tabellarischer Form) erschöpfen, um eine zu erweitern. Das Projekt sollte vielmehr einen Beitrag zur Schließung der dargestellten wissenschaftlichen Lücke leisten, mit dem Ergebnis, dass erst dann Deduktionen zu spezifischen Detailfragen und damit sinnhafte Vergleiche möglich sind. Letztlich sollte es auch Anstoß für Folgeprojekte sein, die eine dauerhafte Integration von Aspekten der Rechnungslegung von Transformationsstaaten in den wissenschaftlichen Diskurs ermöglichen. Projektberichte 214

Teilprojekt 1: Das polnische Bilanz- und Steuerrecht – ein internationaler Vergleich

Das polnische Bilanz- und Steuerrecht stellt einen Modellfall für die Reformstaaten Osteuropas dar. Zum einen ist die Veränderung des Steuersystems aufgrund der politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen notwendig, zum anderen sind Änderungen im Hinblick auf den geplanten EU-Beitritt intendiert. In Teilprojekt 1 wurden die erforderlichen und realisierten Veränderungen aus mehreren Blickwinkeln betrachtet und mit den Regelungen in Deutschland verglichen. Die Forschungsergebnisse können die Chancen und Risiken des Transformationsprozesses für andere Reformstaaten deutlich machen. Das Thema wurde von zwölf interdisziplinären Arbeitsgruppen nach Themenbereichen bearbeitet:

I: Unternehmens- und Grundstückserwerb in Polen durch ausländische Investoren (P. Diedrich / St. Kudert / T. Major) II: Die Einkommensteuer natürlicher Personen (St. Kudert / J. Nabiałek / R. Nabiałek) III: Die Einkommensteuer juristischer Personen (St. Kudert / J. Nabiałek / M. Grześkowiak) IV: Das neue Doppelbesteuerungsabkommen Deutschland-Polen (S. Große / U. Klier) V: Die Verkehrsteuern Teil 1: Umsatzsteuer [VAT] (St. Kudert / J. Nabiałek) Teil 2: Die Steuer von zivilrechtlichen Verträgen und ähnlichen Rechtsgeschäften (R. Nabiałek) VI: Grundzüge des steuerlichen Verfahrensrechts (St. Kudert / T. Major) VII: Das Steuerstrafrecht in Polen (T. Major / G. Wolf) VIII: Nationale und grenzüberschreitende Konzernfinanzierung (St. Kudert / A. Gierałka / J. Nabiałek) IX: Steuerliche Optimierung von Direktinvestitionen deutscher Investoren in Polen (J. Hundsdoerfer / M. Jamroży) X: Polnische Sonderwirtschaftszonen: Bestandsaufnahme und Zukunftsperspektiven (St. Kudert / A. Gierałka / L.-O. Kolm) XI: Die handelsrechtliche Rechnungslegung in Polen (St. Kudert / J. Nabiałek / R. Meinert) XII: Die polnische Konzernrechnungslegung (J. Jungmann / M. Tacakiewicz / St. Kudert / J. Nabiałek / R. Meinert)

Das Ergebnis des Teilprojekts 1 wurde im Jahr 2000 als Buch (423 Seiten) veröffentlicht (Kudert/ Nabiłek, 2000). Dieses Werk wurde von den polnischen Steuerberater- und Buchhalterverbänden zum besten und innovativsten Fachbuch des Jahres 2000 gewählt. Eine erheblich erweiterte und aktualisierte deutschsprachige Version (764 Seiten) erscheint im Juli 2001 (Kudert, 2001). Als Kuppelprodukt der aufwendigen, aber auch spannenden Übersetzungsarbeit ist ein deutsch-polnisches Fachwörterbuch für die Steuerberatung (Rechnungswesen-Steuerrecht-Berufsrecht) entstanden, das im Februar 2000 veröffentlicht wurde (Kudert, 2000). Die Bearbeitung von über 1000 Begriffen mit Erläuterungen aus dem Bereich des deutschen und polnischem Bilanz- und Steuerrechts stellte Gegenstand dieses Nebenprojektes dar. Im Jahr 2001 erscheint hierzu die zweite Auflage. Projektberichte 215

Publikationen

Kudert, Stephan (Hrsg.), 2001: Das polnische Bilanz- und Steuerrecht – mit Gestaltungsempfehlungen für Direktinvestitionen deutscher Unternehmen, Berlin-Bielefeld: Erich Schmidt-Verlag. Kudert, Stephan und Jarosław Nabiałek (Hrsg.), 2000: Opodatkowanie i rachunkowość w Polsce. Elementy porównawcze z prawem niemieckim i standardami między-narodowymi, Warschau: WP-PWN-Verlag. Kudert, Stephan (Hrsg.), 2000: Fachwörterbuch für die Steuerberatung, deutsch-polnisch, Rechnungswesen – Steuerrecht – Berufsrecht, Nürnberg: Forum-Verlag. Kudert, Stephan und Jarosław Nabiałek, 1999: „Probleme der umsatzsteuerlichen Behandlung von Dienstleistungen in Polen“. In: USt-Rundschau, 89-106 Kudert, Stephan, Lars-Olaf Kolm und Adam Gierałka, 1999: „Die Sonderwirtschaftszone Küstrin- Słubice - Teil I“. In: Internationales Steuerrecht (IStR), 153-159. Kudert, Stephan, Lars-Olaf Kolm und Adam Gierałka, 1999: Die Sonderwirtschaftszone Küstrin- Słubice - Teil II“. In: Internationales Steuerrecht (IStR), 169-174. Gierałka, Adam, 1999: „Änderung im polnischen Körperschaftsteuerrecht im Jahr 1999“. In: Internationales Steuerrecht (IStR), 623-625.

Teilprojekt 2: Bilanzierung und Besteuerung von derivativen Finanzinstrumenten nach polnischem Handels- und Steuerrecht – ein internationaler Vergleich

Der oben formulierten Zielsetzung des Projekts entsprechend wurde ein besonderer Fokus auf den internationalen Vergleich der Bilanzierung von derivativen Finanzinstrumenten zur Absicherung von Grundgeschäften, aber auch aus spekulativer Absicht gelegt. Mit zunehmendem Wettbewerb auf den Finanz- und Kapitalmärkten sowie dem großem Umsatzwachstum börsengehandelten Finanzinnovationen (sog. Derivaten) entsteht immer häufiger die Frage nach der gesetzeskonformen Abbildung derivativer Finanzprodukte im handels- (wie auch im steuerrechtlichen) Jahresabschluss. Damit stellen die nach dem polnischem Recht zulässigen Bilanzierungs- und Besteuerungskonzepte dieser Produkte im internationalen Vergleich den Gegenstand des Teilprojekts 2 dar. Um ein systematisches Verständnis aufzubauen, wurden zu-nächst die finanzwirtschaftlichen Grundlagen von Derivaten behandelt. Besondere Bedeutung wurde der Erläuterung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Kassa- und Terminmärkten mit anschließender Abgrenzung zwischen originären und derivativen Finanzinstrumenten sowie weiterer Aufteilung der letztgenannten (in bedingte und unbedingte Termingeschäfte) und schließlich der einzelnen Behandlung von Optionen, Swaps und Futures beigemessen. Motive für den Abschluss von Termingeschäften (Spekulation/Handel oder Absicherung gegen Wertänderungen jeweiliger Bilanzposition) zusammen mit Zielen der Marktteilnehmer beeinflussen den weiteren Arbeitsaufbau. Somit folgt die handels- und steuerrechtliche Behandlung der Termingeschäfte zwei Wegen: einmal als Trading, einmal als Hedging. Weil die Berücksichtigung der Bilanzierungssysteme und -grundsätze zentrales Anliegen des Projektes ist, wird hierbei auf die Frage eingegangen, inwieweit die konventionellen Bilanzierungsregeln mit strikter Anwendung des Realisations- und Imparitätsprinzips sowie dem Grundsatz der Einzelbewertung zu einer Abbildung der den tatsächlichen Verhältnissen entsprechenden Unternehmenssituation (d.h. seiner Vermögens-, Finanz- und Ertragslage) beitragen. Damit konzentriert sich das Teilprojekt nicht nur auf die Behandlung rein betriebswirtschaftlicher Projektberichte 216

Fragen, sondern versucht diese eher im Rahmen der durch den Staat betriebenen Bilanz- und Steuerpolitik (z.B. Aspekt des Gläubiger- oder Investorenschutzes) darzustellen. Dieses Teilprojekt befindet sich in einem Stadium, das eine Fertigstellung im vierten Quartal des Jahres 2001 mit größter Wahrscheinlichkeit erwarten lässt. Die Ergebnisse werden auch in einer Dissertation dargestellt, die in 2001 eingereicht wird, so dass mit einem Abschluss des Promotionsverfahrens zum Ende des Wintersemesters 2001 gerechnet wird.

Publikationen

Kudert, Stephan, 2000: „Steuerliche Folgen von Investitionen in Deutschland“. In: Miscellanea Oeconomicae 2, 45-70. Kudert, Stephan und Jarosław Nabiałek, 2001: „Besteuerung von Beteiligungserträgen zwischen deutschen und polnischen Kapitalgesellschaften - Eine Analyse auf Gesellschafts- und Gesellschafterebene, Teil I: Besteuerung auf Gesellschafterebene“. In: Internationales Steuerrecht (IStR), 105-109. Kudert, Stephan und Jarosław Nabiałek, 2001: „Besteuerung von Beteiligungserträgen zwischen deutschen und polnischen Kapitalgesellschaften - Eine Analyse auf Gesellschafts- und Gesellschafterebene, Teil II: Besteuerung auf Gesellschafts- u. Gesellschafterebene“. In: Internationales Steuerrecht (IStR), 136-140. Kudert, Stephan und Jarosław Nabiałek, 2000: „Opodatkowanie dywidend wyplacanych miedzy spolkami kapitalowymi z siedziba w roznych panstwach – Analiza skutkow podatkowych na poziomie spolek i udzialowcow“. In: Rachunkowosc Poradnik Praktyczny 9/2000, 26-37. Kudert, Stephan und Jarosław Nabiałek, 2000: „Opodatkowanie dywidend wyplacanych miedzy spolkami kapitalowymi z siedziba w roznych panstwach – Analiza skutkow podatkowych na poziomie spolek i udzialowcow“. In: Rachunkowosc Poradnik Praktyczny 10/2000, 3-17. Kudert, Stephan und Jarosław Nabiałek, 2000: „Umowy leasingu i ich traktowanie w podatku od towarow i uslug - analiza i porownanie leasingu operacyjnego i finansowego“. In: Rachunkowosc Poradnik Praktyczny 12/2000, 3-11

Teilprojekt 3: Grundlagen einer institutionellen Steuerberatungslehre in Polen

Im Rahmen des Teilprojektes 1 wurde dem Forschungsteam bewusst, welche praktischen Probleme in der Republik Polen, aber auch in anderen Transformationsstaaten bestehen, weil weder eine Tradition einer institutionalisierten Steuerberatung noch eine wissenschaftliche Ausbildung im Sinne einer deutschen Betriebswirtschaftlichen Steuerlehre existieren. Nach 80 Jahren ist das Fach „Betriebswirtschaftliche Steuerlehre“ an praktisch allen deutschen Hochschulen mit wirtschaftswissenschaftlicher Fakultät vertreten, was aus der Besetzung der entsprechenden Lehrstühle hervorgeht. Sein Inhalt hat dabei im Zeitablauf Modifikationen und Ergänzungen erfahren. Hier sind insbesondere die Phasen der Quantifizierung (ab ca. 1970), der Internationalisierung (ca. ab 1980) und der Institutionalisierung (ca. seit 1990) zu nennen. In Polen hingegen gibt es diese Disziplin bislang nicht. Vielmehr befassen sich juristische (Steuerrechts-)Lehrstühle und volkswirtschaftlich orientierte Lehrstühle (Finanzwissenschaft) mit Fragen der Besteuerung. Die Wissenschaft folgt erst langsam der Praxis. Während nämlich der Projektberichte 217

Berufsstand der Steuerberater bereits im Aufbau ist, fehlt ein wissenschaftlicher Unterbau in Form einer akademischen Ausbildung bislang komplett. Befasst man sich mit institutionellen Fragen der Steuerlehre, sind darüber hinaus länderspezifische interdisziplinäre Fragestellungen zu bearbeiten. Das heißt z.B., dass Steuerberatung in Polen ganz anders funktioniert als in Deutschland oder den USA. Ursächlich sind rechtliche Unterschiede, aber insbesondere auch kulturelle Eigenheiten, ohne deren Berücksichtigung kein Zugang zum Verständnis des Berufsstandes möglich ist. Daher erschien es naheliegend, für die Ausbildung in der polnischen Betriebs-wirtschaftlichen Steuerlehre wissenschaftliche Fachliteratur zu erarbeiten, die zum einen den aktuellen Stand der Wissenschaft wiedergibt und zum anderen den Besonderheiten des polnischen Rechts-, Wirtschafts- und Gesellschaftssystems Rechnung trägt. Hierauf zielte das Teilprojekt 3 ab. Für die Konzeption einer polnischen institutionellen Steuerberatungslehre wurde ein deduktives Vorgehen als sachgerecht empfunden. Das heißt, es wurde zunächst eine Theorie der Steuerberatung begründet und entwickelt, die dann im Hinblick auf mandanten- und steuerberaterspezifische Fragen konkretisiert werden konnte. Die so gewonnenen Handlungsempfehlungen an Steuerberatungsunternehmen lassen sich anhand der im Schrifttum vorliegenden empirischen Forschungsergebnisse überprüfen. Damit stehen die Ausführungen in der Tradition einer als entscheidungs- und anwendungsorientiert verstandenen Betriebswirtschaftslehre. Bei der Monographie, die das Ergebnis des Teilprojekts 3 darstellt, handelt es sich nicht um ein „Consultinghandbuch“ für Steuerberater, sondern um den Versuch, die Probleme und Eigenheiten der Steuerberatung in Polen vor ihrem rechtlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Hintergrund zu beleuchten. Die polnischsprachige Monographie wendet sich an Dozenten polnischer Hochschulen, Fachhochschulen und Wirtschaftsakademien. Ihnen sollen theoretische Erörterungen, systematisch aufbereitet und verzahnt mit vorliegenden empirischen Erkenntnissen, dargelegt werden. Sie enthält also integrativ Beschreibungs-, Erklärungs- und Entscheidungsmodelle. Nicht zuletzt soll auch die wissenschaftliche Diskussion über den Stellenwert und Inhalt einer institutionell orientierten Betriebswirtschaftlichen Steuerlehre in Polen angeregt werden. Das Projekt ist modular strukturiert aufgebaut. Das bedeutet, dass die institutionelle Steuerberatung als komplexes Zusammenwirken verschiedener Bausteine verstanden wird, deren Inhalte in späteren Forschungsarbeiten vertieft und wieder in das Gesamtmodell integriert werden können. Somit wäre, sofern sich der wissenschaftliche Ansatz als tragfähig erweist, eine dynamische Fortentwicklung der Disziplin möglich. Von besonderem Interesse ist dabei, inwieweit solche modularen Anhänge, die in Polen entwickelt werden, auch auf Deutschland übertragbar sind, und somit mittelfristig auch die deutsche Forschung befruchten. Wird dies erreicht, kann das Projekt als Beitrag für die polnisch-deutsche Zusammenarbeit in der Wissenschaft gewertet werden. Die Monographie wird im August 2001 fertiggestellt sein und soll noch im Jahr 2001 veröffentlicht werden.

Projektberichte 218

Verteilungswirkungen einer (Teil-)Privatisierung der Altersvorsorge

Antragsteller

Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschafts- und Ordnungspolitik, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)) Prof. Dr. Gert G. Wagner (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Empirische Wirtschaftsforschung und Wirtschaftspolitik, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin)

Projektmitarbeiter

Dipl.-Volkswirt Martin Grub (01.10.1999 – 31.03.2000)

DFG-Geschäftszeichen

INK 19 / B 1-1, Teilprojekt 10 des Antrags vom 08.04.1998

Berichtszeitraum

01.10.1999 – 30.06.2001

Förderzeitraum insgesamt

01.10.1999 – 31.03.2000

Qualifikation des wissenschaftliches Nachwuchses

Martin Grub: Verteilungswirkungen einer (Teil-)Privatisierung der Altersvorsorge (Promotion beabsichtigt)

Projektberichte 219

Verteilungswirkungen einer (Teil-)Privatisierung der Altersvorsorge

Ziel dieses Teilprojektes war es, die in der ersten Förderungsphase angestellten Untersuchungen zur Privatisierung, den öffentlichen Finanzen, der Kapitalmarktentwicklung und der Rentenreform (s. Teilprojekte von Gesell-Schmidt/ Schütte, Bönker, Rosenbaum/ Wenzeler/ Chudzik, K. Müller) fortzusetzen. Wie sich aus der Analyse der Rentenreform, die ja dank einer Förderung durch die Volkswagenstiftung weitergeführt wird (s. K. Müller), ergeben hatte, weisen die Reformmodelle in einigen ost-mitteleuropäischen Ländern relativ einschneidende Maßnahmen der Teilprivatisierung auf. Das hat Folgen für die Kapitalmarktentwicklung und Folgen für die Einkommensverteilung in den betreffenden Ländern. Die Suche nach einem geeigneten Projektbearbeiter, der eines dieser Themen aufgreifen und einer theoretischen und empirischen Analyse unterziehen wollte, stellte sich als ungewöhnlich schwierig heraus. Schließlich gelang es erst im Oktober 1999 mit Martin Grub einen befähigten und interessierten Mitarbeiter einzustellen. Leider fielen seine Fähigkeiten (vor allem in der Modellierung) auch anderen Ortes auf, und er wurde bereits zum 1. April 2000 mit einer längerfristigen Anstellung von der GMD in Bonn abgeworben. Für die verbliebene Restlaufzeit der Förderperiode war es nicht mehr sinnvoll, einen neuen Mitarbeiter zu suchen, da er einen zu kurzen Zeithorizont gehabt hätte. Das Teilprojekt musste deshalb abgebrochen werden. Martin Grub beabsichtigt aber durchaus noch, seine Dissertation zum genannten Thema abzuschließen und an der EUV zu promovieren. Der Stand des Projektes kann wie folgt kurz skizziert werden. Mittels eines parametrisch kalibrierbaren, neoklassischen Simulationsmodells der real business-cycle – Klasse sollen insbesondere die zu erwartenden Verteilungswirkungen einer (Teil-) Privatisierung des Alterseinkommensrisikos betrachtet werden. Im Bearbeitungszeitraum 1999/2000 wurde mit der Programmierung einer flexiblen Modell-Grundstruktur begonnen. Der objektorientierte Aufbau soll eine Reihe aufeinander aufbauender, numerischer Experimente in einem einheitlichen Modellrahmen ermöglichen. Einer relativ einfachen Produktionsseite steht eine in ihrer Komplexität variierbare Haushaltsseite auf einem Konsumgüter-, einem Kapital- und optional einem Arbeitsmarkt gegenüber. Die Rahmenbedingungen eines Steuer- und Sozialversicherungssystems können mit Hilfe der Eigenschaften des Government – Objekts variiert werden. Das Kernel – Objekt dient der Kalibrierung der modellexogenen Stochastik und der Auswertung der Simulationsergebnisse. Die objektorientierte Struktur erlaubt nicht nur, die Komplexität der Experimente vom einfachen, deterministischen Wachstumsmodell mit einem repräsentativem Haushalt bis hin zu stochastischen Modellen überlappender Generationen und heterogener Akteure zu variieren. Durch die Kapselung der Datenstrukturen und Rechenmodelle in Objekten (Agenten) können auch verschiedene Lösungsalgorithmen miteinander verglichen werden. Bisher wurde mit drei Algorithmen in jeweils einem deterministischen und verschiedenen stochastischen Modellrahmen noch ohne Sozialversicherungssystem experimentiert: value function iteration, evolutionary value function updating und policy improvement. Als Entwicklungsumgebung wurde MATLAB und FORTRAN 90 gewählt. In den nächsten Schritten sollen die drei Algorithmen konsolidiert, um zwei parametrische Lösungsansätze ergänzt und in einem ersten Zwischenbericht dokumentiert werden. Anschließend soll Projektberichte 220

die Datenstruktur des Sozialversicherungs- und Steuersystems integriert werden. Letztlich soll die Haushaltsseite zu einem Modell überlappender Generationen und heterogener Akteure erweitert werden.

Publikationen

Grub, Martin, 2000: „Verteilungswirkungen der ökologischen Steuerreform auf private Haushalte – Eine empirische Analyse.“ In: DIW Vierteljahreshefte zur Wirtschaftsforschung 01/2000.

Projektberichte 221

Konsequenzen der Transformation bei unterschiedlichen ordnungspolitischen Regimes - Die Beispiele Russland und Ostdeutschland

Antragsteller

Prof. Dr. Paul Gregory (Department of Economics, University of Houston, Texas, USA) Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschafts- und Ordnungspolitik, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)) Prof. Dr. Gert G. Wagner (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Empirische Wirtschaftsforschung und Wirtschaftspolitik, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin)

Projektmitarbeiter

Dipl.-Volkswirtin Verena Tobsch (01.10.1999 – 31.03.2001)

DFG-Geschäftszeichen

INK 19 / B 1-1, Teilprojekt 13 des Antrags vom 08.04.1998

Berichtszeitraum

01.10.1999 – 31.03.2001

Förderzeitraum insgesamt

01.10.1999 – 31.03.2001

Projektberichte 222

Konsequenzen der Transformation bei unterschiedlichen ordnungspolitischen Regimes

Russland wird häufig aus den Analysen der Transformationsprozesse in Mittel- und Osteuropa ausgeschlossen aufgrund des besonderen Verlaufes, der auf die starke Rolle der zentralen Planung der kommunistischen Administration zurückzuführen ist. Tiefgreifende empirische Analysen sind offensichtig notwendig, um die Besonderheiten Russlands erfassen und theoriegeleitet analysieren zu können. Auf Basis des Russia Longitudinal Monitoring Survey (RLMS), das erstmalig seit 1994 repräsentative Daten über die Situation privater Haushalte in Russland liefert, ist es möglich diesem Anspruch gerecht zu werden. Allerdings ist es nicht gelungen, die geplanten Arbeiten im Förderungszeitraum abzuschließen. Die Verteilung der Property Rights in Russland ist einzigartig. Die Mehrheit der Besitzer sind zwar die Arbeiter und Angestellten, aber die aktiven Besitzer sind immer noch die Manager, die ihre Position nicht als ökonomische Agenten betrachten sondern als Machtpotential, eine defensive Umstrukturierung vollziehen, da sie sich eher auf die Sicherung der Jobs und die sozialen Benefits als auf Effizienz konzentrieren und keine Ressourcen für Investitionen besitzen bis auf den produzierten Cash-Flow, der aufgrund von in-kind Beziehungen gering ist.

Ergebnisse anhand der Daten des RLMS zur Problematik der Einkommensmessung in Russland a) Aktivität in mehreren Ökonomiebereichen

Bei der Betrachtung des Arbeitsangebotes ist zunächst interessant, in wie vielen Bereichen eine beschäftigte Person der untersuchten Stichprobe partizipiert. Anhand der Daten des RLMS sind lediglich drei Bereiche spezifizierbar, die sowohl mit Geld als auch mit Naturalien entlohnt werden können:

– Hauptbeschäftigung (offiziell) – Zweitbeschäftigung (offiziell oder nicht-offiziell) – dritte Aktivität (nicht-offiziell, sozialer Bereich)

Es zeigt sich, dass 1994 (1996) 4,7% (4,3%) der Beschäftigten in einem weiteren Beschäftigungsverhältnis stehen und 7,8% (5,9%) im sozialen Bereich integriert sind. Letzterer bezieht sich auf entlohnte Aktivitäten wie die Hilfe bei Reparaturen, die Produktion von Lebensmitteln, das Angebot von Dienstleistungen (Schneidern, Chauffieren, Pflege kranker Menschen) und ähnliches. Knapp ein Prozent der gesamten beschäftigten Bevölkerung war 1994 und 1996 in drei Ökonomiebereichen aktiv. Es zeigt sich für die Partizipation in mindestens zwei Ökonomiebereichen ein Gesamtanteil von 11,7% (9,8%) der beschäftigten Personen Russlands. b) Lohnrückstände

Im folgenden wird auf die Problematik von Lohnrückständen, d.h. noch nicht gezahlte Löhne, eingegangen. Die Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf die Erstbeschäftigung und dem aus dieser erhaltenen Lohn (monetär und nicht monetär). Während 1994 40% der Beschäftigten von der Projektberichte 223

Zahlungsunfähigkeit bzw. Zahlungsunbereitwilligkeit der Unternehmen betroffen waren, erhöhte sich dieser Anteil 1996 auf 60%. Diese Rückstände umfassten 1994 den Lohn für durchschnittlich 2,7 Monate und 1996 bereits für 3,5 Monate, wobei es sich hier nicht unbedingt um die volle Höhe des Monatslohns handeln muss. Es ist ein deutliches Ungleichgewicht der Lohnrückstände zwischen den Unternehmenstypen zu erkennen. In Regierungsunternehmen und privatisierten Unternehmen mit russischen Besitzern waren 1994 43% der Beschäftigten davon betroffen, während für privatisierte Unternehmen mit ausländischen Besitzern und privaten Unternehmen der Anteil zwischen 22% und 35% liegt. Die Erhöhung des von Lohnrückständen betroffenen Beschäftigungsanteils um ca. 50% von 1994 auf 1996 trifft jedoch alle Unternehmen gleichermaßen. Die zunehmende Zahlungsunfähigkeit/ -bereitwilligkeit der Unternehmen zeigt sich auch durch die wachsende Zahl derer, die aktuell (im Befragungsmonat) keinen Lohn, also weder Geld noch Naturalien, erhalten haben. Im Jahr 1994 haben durchschnittlich 20% der Beschäftigten auf eine Entlohnung verzichten müssen, 1996 waren es bereits 31%. Eine Spezifizierung nach dem Typ des Unternehmens zeigt, dass 1994 keine sichtbaren Unterschiede zu finden sind. Der Anstieg im Jahr 1996 ist jedoch vorrangig auf die Regierungsunternehmen zurückzuführen. Für private Unternehmen mit ausländischen Besitzern hat sich hingegen der Anteil nicht entlohnter Beschäftigter lediglich von 19% auf 22% erhöht. Ein Vergleich der Lohnrückstände für Beschäftigte, die einen Lohn erhielten und Lohnrückstände bis zu einem Monat hatten, zeigt, dass diese Lohnrückstände im Durchschnitt 91,7% (93,7%) des erhaltenen Lohns entsprechen. Es bleibt jedoch unklar, ob diese Lohnrückstände als zugestandenes Einkommen (negatives Einkommen) des gleichen Entlohnungszeitraumes gelten können, da eine Lohnzahlung kurz vor der Befragung möglich ist, während die ausstehenden Forderungen der Beschäftigten zeitlich vorgelagert sein können. c) Naturalienbezahlung

Bei der Analyse der Durchschnittseinkommen ist erkennbar, dass das Naturalieneinkommen (gesamt) im Durchschnitt ca. 3,7% (6,1%) des gesamten Arbeitseinkommens umfasst. Die massiven Lohnrückstände und in-kind-Bezahlungen sind in Russland sowohl auf die Illiquidität der Unternehmen als auch auf eine Zahlungsunbereitwilligkeit zurückzuführen, da die Unternehmen somit einer Besteuerung aus dem Wege gehen können. In privatisierten Unternehmen mit russischen Besitzern ist der Anteil der Naturalienbezahlung im Durchschnitt am höchsten mit 6,1% (9,5%). Betrachtet man die Naturalienbezahlung als Lohnersatz, so hat sich die Zahlungsfähigkeit/ -bereitwilligkeit der Regierungsunternehmen von 1994 bis 1996 verschlechtert (Anteil der Naturalienbezahlung erhöhte sich im Durchschnitt von 2,7% auf 5,5%) und die der privatisierten Unternehmen mit ausländischen Besitzern verbessert (Anteil der Naturalienbezahlung am Gesamtarbeitseinkommen verminderte sich im Durchschnitt von 4,8% auf 2,8%). Es bleibt offen, ob es sich bei der Naturalienbezahlung um einen festen Lohnbestandteil oder einen flexibel einsetzbaren Mechanismus zur Umgehung von Steuern bzw. zum Ausgleichen von Illiquidität handelt. Projektberichte 224

Ausblick

Die für das Teilprojekt eingestellte Doktorandin, Dipl.-Kauffrau Verena Tobsch, hat mit dem Antragsteller Gregory ein knappes Jahr an der University of Houston zusammengearbeitet. Während dieses USA-Aufenthaltes hat sie von einem privatwirtschaftlichen Institut in Kalifornien ein Vertragsangebot erhalten, das für Frau Tobsch so attraktiv erschien, dass sie es angenommen hat. Es war nicht verhinderbar, dass sie regulär kündigt. Dadurch konnten die Arbeiten noch nicht zu einem Abschluss gebracht werden. Die Antragsteller wollen dies noch selbst erledigen; dies wird aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Projektberichte 225

Kapitalmarktrecht Mittel- und Osteuropa. Eine rechtsvergleichende Untersuchung zur Entwicklung des Kapitalmarktrechtes in Polen, Tschechische Republik, Ungarn, Russland und Bulgarien

Antragsteller

Prof. Dr. Stephan Breidenbach (Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht und Internationales Wirtschaftsrecht, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder))

Projektmitarbeiter

Ref. jur. Nico Elster (01.11.1996 – 31.03.1998) Ass. jur. Marcin Krzymuski (01.09. – 31.12.2000) Ref. jur. Wojciech Lisiewicz (01.08.1998 – 31.08.2000) Ref. jur. Karl Riesenhuber (01.04. – 31.10.1997)

DFG-Geschäftszeichen

INK 19 / A 1-1, Teilprojekt später zum Antrag vom 24.03.1995 hinzugefügt INK 19 / B 1-1, Teilprojekt 15 des Antrags vom 08.04.1998

Berichtszeitraum

01.11.1996 – 31.12.2000

Förderzeitraum insgesamt

01.11.1996 – 31.12.2000

Qualifikation des wissenschaftliches Nachwuchses s. unten.

Zusammenfassung

Am Beispiel der Rechtsentwicklung im Kapitalmarktrecht der MOE - Staaten Polen und Tschechische Republik wurden die Eckpunkte einer systemischen Gesetzgebungslehre entwickelt, getestet und verfeinert. Zentrales Ergebnis ist, dass durch die Verwendung von Wissenswerkzeugen, die das Recht von der Sachfrage her als „kognitive Landkarte“ der Regelungen visualisieren, die Transparenz und Kommunikationsfähigkeit von Recht massiv verbessern. Damit wird die Gesetzgebung wesentlich Projektberichte 226

erleichtert. Von der Darstellung des alten Rechts, über eine „Landkarte“ der Regelungsfragen (die ihrerseits einen präzisen Rechtsvergleich als Vorarbeit ermöglicht), die Erarbeitung der neuen Regelungsstrukturen bis hin zur Umsetzungsunterstützung am Arbeitsplatz in einer virtuellen Akademie kann so systemische Gesetzgebung betrieben werden. Eine Umsetzung des Projektansatzes im Rahmen eines deutschen Gesetzgebungs- Pilotprojektes wird zur Zeit mit einem Bundes- und mehreren Landesministerien verhandelt.

Projektberichte 227

Gesetzgebung in der Transformation - Ein Beitrag zur methodischen Unterstützung von Rechtsreform am Beispiel und vor dem Hintergrund der Entwicklung des Kapitalmarktrechts in Polen, Tschechischer Republik, Ungarn und Bulgarien

Durch den enormen Reformdruck zeigt die Transformation der Rechtssysteme in Osteuropa Rechtsreform im Zeitraffer. Einerseits zeigt sich hier eine besondere Chance, das theoretische Verständnis von Gesetzgebung als Instrument im Rahmen eines evolutionären Prozesses („evolution management“) zu vertiefen. Andererseits ist es in diesem Rahmen besonders dringend, methodische Ansätze zur Praxis der Gesetzgebung/Rechtsreform zu entwickeln. Vor dem Hintergrund der Untersuchung ausgewählter, rechtsvergleichender Fragen des Kapitalmarktrechts, als einem Schlüsselgebiet für die Weichenstellung der Transformation, geht es in diesem Projekt vor allem um die methodische Unterstützung von Gesetzgebung durch rechnergestützte, rechtsvergleichende Wissenswerkzeuge, deren Basiskonzept wir an der Europa-Universität Viadrina in den letzten fünf Jahren entwickelt haben. Als Problemhintergrund für die Entwicklung einer Gesetzgebungslehre dient das Kapitalmarktrecht insbesondere in Polen und der Tschechischen Republik. Ein besonderer Praxisbezug leitet sich aus der Rolle des Projektleiters in der Tschechischen Republik ab: Als leitender und koordinierender Experte begleitet Prof. Breidenbach seit vier Jahren im Auftrag der EU den Umbau des tschechischen Finanzmarktes (Banken, Versicherungen, Kapitalmarkt). Im Rahmen der zu entwickelnden systemischen Gesetzgebungslehre geht es um Test und praktische Umsetzung der These, dass „evolution management“ folgende drei Grundbedingungen erfordert:

– Erstens müssen günstigere Rahmenbedingungen für autokatalytische Entwicklungsprozesse geschaffen werden („incentive regime“). – Zweitens gilt es Kristallisationskeime für die gewünschten Strukturbildungsprozesse anzubieten („nuclei planting“). – Drittens sind die erwünschten Entwicklungsprozesse kontinuierlich zu beobachten und durch eine genau aufeinander abgestimmte Mischung kleiner, aber funktional und zeitlich gezielt eingesetzter Maßnahmen zu verstärken („process coaching“).

Entwicklung des Projekts

Das Projekt hat sich relativ bald auf die Frage konzentriert, wie Gesetzgebung durch die an der Viadrina entwickelten Wissenswerkzeuge in einem systemischen Prozess entwickelt werden kann. Als die ideale Testumgebung für die aufgeworfenen Fragen hat sich dabei die praktische Beratungstätigkeit beim Umbau des tschechischen Kapitalmarktrechts erwiesen. Die Konzentration hat zwei Gründe: Einerseits hat sich der von uns entwickelte Ansatz als so vielversprechend erwiesen, und sich vor allem auch praktisch so bewährt, dass diese Entwicklungsrichtung geradezu zwangsläufig war. Zum anderen war die personelle Besetzung mit einer Projektberichte 228

halben Mitarbeiterstelle und den Hilfskraftmitteln nicht ausreichend, um darüber hinaus tätig zu werden. Die ursprünglich geplante 3fache Ausstattung war vor der Antragstellung auf eine halbe Stelle zurückgeführt worden, da sich alle Antragsteller auf eine gleichmäßige Stellenverteilung geeinigt hatten. Aufgefangen wurde das dadurch, dass sich die Untersuchung des Kapitalmarktrechts auf Polen und die Tschechische Republik konzentrierte, wobei zu beiden Ländern Dissertationsvorhaben in das Projekt einbezogen wurden. Außerdem unterstützten eine Reihe von Dissertationen, die mit dem Projekt assoziiert zur Rechtsentwicklung in den MOE-Staaten entstanden, die Fragestellungen des Projekts (s. Liste der Dissertationen).

Ergebnisse

Die Eckpfeiler einer systemischen Gesetzgebungslehre wurden entwickelt und getestet. Hervorzuheben sind hier vor allem folgende Punkte:

– Als enorm wichtig hat sich bereits die visuelle Darstellung der Ausgangslage des Gesetzgebers in dem betreffenden Rechtsgebiet durch Wissenswerkzeuge erwiesen. Ohne eine klare Landkarte der gesetzgeberischen Ausgangslage kommen gerade im Finanzmarktbereich sich widersprechende, nicht aufeinander abgestimmte gesetzliche Regelungen zustande. Durch die Visualisierung entsteht „automatisch“ ein einheitliches Bild von Regelungen, die in unterschiedlichen Gesetzesarten verteilt sind. – Es überrascht nicht, dass die Transparenz, die durch Wissenswerkzeuge erzeugt wird, in politisch herausgehobenen Gesetzesvorhaben häufig nicht erwünscht ist. Wenn es jedoch - in der konkreten Tätigkeit in der Tschechischen Republik - gelungen ist, Transparenz herzustellen, ist sie nicht mehr rückgängig zu machen. Sie wird von den Beteiligten eingefordert. – Die Landkarte der Regelungsfragen im System REGIS, die den konsequentesten Rechtsvergleich zur Unterstützung des Gesetzgebers ermöglicht, wurde für das Kapitalmarktrecht in Grundzügen fertiggestellt. Dies hat sich als die komplexeste wissenschaftliche Herausforderung erwiesen. Das liegt daran, dass die konsequente Visualisierung zu einer enormen Präzision und Klarheit zwingt. Vor allem die Perspektive, ein Rechtsgebiet von der gesetzgeberischen Frage her zu sezieren, führt immer wieder in nationale Begrifflichkeit statt transnationaler Klarheit. – In der Praxis hat sich REGIS als Zeitinstrument für die Entwicklungsplanung sowie als Ausgangspunkt für präzise rechtsvergleichende Fragen mehr als bewährt. – Im Sinne der Thesen zum „evolution management“ wird durch REGIS ermöglicht, sowohl die Kristallisationspunkte für Strukturbildungsprozesse besser festzulegen, als auch die Entwicklungsprozesse zu beobachten und durch geeignete Maßnahmen zu verstärken. – Die Umsetzung von Richtlinien wird durch die transparente Visualisierung enorm vereinfacht und beschleunigt. – Wissenswerkzeuge und ihre Transparenz erleichtern die Untersuchung, wie das Recht wirklich angewandt wird (Legal Reality Studies), was wiederum für ein kontinuierliches „monitoring“ unverzichtbar ist. Projektberichte 229

– Im Rahmen des Projektes steht noch der Nachweis aus, dass Arbeitsunterstützung und Fortbildung im Bereich des neugeschaffenen Rechts durch Wissenswerkzeuge - eventuell im Rahmen einer virtuellen Akademie- enorm verbessert wird. Hier liegen allerdings Erfahrungen im Rahmen des deutschen Rechts vor. Die These ist, dass dieser Ansatz, ein Regelwerk von den Sachfragen her zu visualisieren und buchstäblich nachgehbar zu machen, in den MOE-Staaten einen noch viel größeren Effekt hat. Der Grund ist, dass er zu konsequentem Durchprüfen von Normenketten zwingt, was in der dortigen juristischen Ausbildung entschieden zu kurz kommt.

Aufgrund unserer Untersuchungsergebnisse wird zur Zeit in Gesprächen mit dem BMJ und verschiedenen Landesministerien der Einsatz unseres systemischen Ansatzes und der Unterstützung durch Wissenswerkzeuge in Gesetzgebungsvorhaben erwogen. Das brandenburgische Wissenschaftsministerium hat sich bereits grundsätzlich für ein Pilotprojekt entschieden. Wahrscheinlich wird es um die Novellierung des Hochschulgesetzes gehen. Das Projekt wird aufgrund der vielversprechenden Ergebnisse voraussichtlich in einem Institut für Gesetzgebung fortgeführt. Ein Forschungsprogramm für das Institut liegt zur Zeit im Rahmen eines europäischen Gesamtprojektes der Viadrina dem BMBF vor.

Qualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses /Projektbeteiligte

Neben den unmittelbaren Projektmitarbeitern hat Prof. Dr. Arsène Verny (Wirtschaftsuniversität Prag) mit seinen praktischen legislatorischen Erfahrungen in vielen Diskussionen zum Projekt beigetragen. Die folgenden Doktoranden haben u.a. im Rahmen des FIT ihre Dissertationsvorhaben auf Grundlage der von uns aufgeworfenen Fragen (z.B. REGIS, Legal Reality Studies etc.) bearbeitet.

Kapitalmarktrecht

– Wojciech Lisiewicz: Polnisches Kapitalmarktrecht (Erstgutachter: Prof. Dr. Breidenbach) – Oliver Immelmann (abgeschlossen): Funktionsprobleme des tschechischen Kapitalmarktrechts im Transformationsprozess der tschechischen Wirtschaft (Erstgutachter: Prof. Dr. Breidenbach, Zweitgutachter Prof. Dr. Frey) – Dr. Christian Taloff (Habilitationsprojekt in Sofia): Bulgarisches Kapitalmarktrecht

CREDITOR

– Olaf Juterzenka (abgeschlossen): Das Recht der Kreditsicherung in der russischen Förderation (Erstgutachter: Prof. Dr. Breidenbach, Zweitgutachter: Prof. Dr. Martiny) – Tom Oliver Schorling (abgeschlossen): Kreditsicherheiten in der Tschechischen Republik (Erstgutachter: Prof. Dr. Stephan Breidenbach, Zweitgutachter: Prof. Dr. Martiny) – Jörn Brockhuis (abgeschlossen): Das polnische Kreditsicherungsrecht (Erstgutachter: Prof. Dr. Breidenbach, Zweitgutachter: Prof. Dr. Wittmann) – Michael Kaspar (abgeschlossen): Abschied vom Abstraktions- und Traditionsprinzip? Gemeinsame Strukturen des rechtsgeschäftlichen Mobiliarerwerbs nach “Abstraktionsprinzip“ und sogenannten ‚reinen Konsensualprinzip‘ am Beispiel eines deutsch-rumänischen Rechtsvergleichs (Erstgutachter: Prof. Dr. Breidenbach, Zweitgutachter: Prof. Dr. Martiny)

Projektberichte 230

Kaufrecht und Verbraucherschutz in Mittel- und Osteuropa

– Stefanie Lamm: Tschechisches Kaufrecht (Erstgutachter: Prof. Dr. Breidenbach) – Andreas Steininger (abgeschlossen): Das russische Kaufrecht (Erstgutachter: Prof. Dr. Breidenbach, Zweitgutachter: Prof. Dr. Martiny) – Stephan Heidenhain (abgeschlossen): Das Verbraucherschutzrecht in Polen und der Europäischen Union (Erstgutachter: Prof. Dr. Breidenbach, Zweitgutachter: Prof. Dr. Wittmann)

Gesellschaftsrecht in Mittel- und Osteuropa

– Claudia Wyes: (abgeschlossen): Die Gründung der Aktiengesellschaft nach russischem Recht“ (Erstgutachter: Prof. Dr. Breidenbach, Zweitgutachter Prof. Dr. Littbarski)

Insolvenzrecht

– Mike Falke (Arbeit abgegeben): Insolvency Law Reform in Transition Economies

Publikationen

Das zentrale Ziel des Projekts war der erste Ansatz einer systemischen Gesetzgebungsunterstützung auf der Basis rechnergestützter, visuell basierter Wissenswerkzeuge. Eine erste Veröffentlichung erfolgt - nach weiteren rein technischen Entwicklungsarbeiten - voraussichtlich Anfang 2002 im Internet, da die Wissenswerkzeuge dann voraussichtlich komplett im Netz lauffähig sind. Erst mit der Präsentation der visuellen Oberfläche im Netz sollen die Projektergebnisse auch gedruckt - voraussichtlich als Buch - veröffentlicht werden. Der Grund ist, dass die theoretische Beschreibung, losgelöst von der visuellen Funktionsfähigkeit, zu abstrakt ist, um die Leistungsfähigkeit im Rahmen der Gesetzgebung zu transportieren.

Projektberichte 231

Bankwirtschaftliches Wissen und post-sozialistische Ordnung. Zur Umstrukturierung von Finanzinstitutionen in Mittel- und Osteuropa

Antragsteller

Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschafts- und Ordnungspolitik, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)) für INK 19 / A 1-1 PD Dr. Richard Rottenburg (Wiss. Assistent am Lehrstuhl für Vergleichende Kultur- und Sozialanthropologie, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)) für INK 19 / B 1-1 Dr. Herbert Kalthoff (Frankfurter Institut für Transformationsstudien, Europa-Universität Frankfurt (Oder)) für INK 19 / B 1-1

Projektmitarbeiter

Dr. Herbert Kalthoff, Dipl.-Soziologe (01.04.1996 – 31.03.2001)

DFG-Geschäftszeichen

INK 19 / A 1-1, Post-Doc-Projekt des Antrags vom 24.03.1995 INK 19 / B 1-1, Teilprojekte 04 und 17 des Antrags vom 08.04.1998

Berichtszeitraum

01.04.1996 – 30.06.2001

Förderzeitraum insgesamt

01.04.1996 – 31.03.2001

Qualifikation des wissenschaftliches Nachwuchses

Dr. Herbert Kalthoff: Bankwirtschaftliches Wissen und post-sozialistische Ordnung. Zur Umstrukturierung von Finanzinstitutionen in Mittel- und Osteuropa (Habilitation beabsichtigt).

Zusammenfassung

Auf der Basis ethnographisch erzeugten Materials analysiert das Forschungsprojekt die mit der Einführung westlicher Finanzierungsinstrumente und Analyseverfahren verbundenen Transformationen des bankwirtschaftlichen Feldes in Mittel– und Osteuropa und die mit der Anwendung dieser Produkte und Verfahren verknüpften Wissensprozesse und Praktiken. Am Beispiel Projektberichte 232

der Umwandlung und Anwendung bankwirtschaftlichen Wissens zeigt dass Projekt, dass die Transformation in Mittel– und Osteuropa einer wissensgesellschaftlichen Restrukturierung gleichkommt. Die Analyse der Übertragung und Anwendung der bankwirtschaftlichen Modelle kann dabei nicht als formale Implementierung verstanden werden, sondern wird von den lokalen Handlungsressourcen der Akteure und ihrer Interpretation der Techniken bestimmt. Ergebnis der Einführung und Anwendung westlich geprägter Bankinstrumente sind hybride Konstruktionen, das heißt ein Nebeneinander von alten und neuen Verfahren und Techniken. Das Projekt arbeitet das Problem der Passung zwischen den Methoden der Erzeugung unternehmerischer Zahlenwerke („Bilanzen“) und derjenigen bankwirtschaftlichen Analyseverfahren heraus, die okzidentalen Ursprungs sind (etwa der Cashflow–Analyse). Am Beispiel konkreter Entscheidungssituationen werden drittens die sozialen und technologischen Rahmungen bankwirtschaftlicher Verfahren dargestellt und analysiert. Mit der Beobachtung ökonomischer Wirklichkeit auf der Basis von Zahlen und Konstitution von Wirtschaftsakteuren durch ökonomische Kalkulationen erzeugt die Bankwirtschaft eine Sichtbarkeit zweiter Ordnung, die es ihr erlaubt, Entscheidungen unter Ungewissheit zu treffen. Diese bankwirtschaftlichen Wissensformen der Darstellung und Interpretation ökonomischer Praxis werden als Ökographie und Ökohermeneutik konzeptualisiert.

Projektberichte 233

Bankwirtschaftliches Wissen und postsozialistische Ordnung. Zur Umstrukturierung von Finanzinstitutionen in Mittel– und Osteuropa

1. Ausgangsfragen und Zielsetzung des Projektes

Das Ziel des Forschungsprojektes war es, die mit der Einführung westlicher Bankprodukte, Finanzierungsinstrumente und Analyseverfahren verbundenen Transformationen des bank- wirtschaftlichen Feldes in Mittel– und Osteuropa und die mit ihrer Anwendung verknüpften Wissensprozesse und ihre jeweiligen Implikationen zu analysieren. Die Übertragung von bankwirtschaftlichen Analyseverfahren, Bankprodukten oder Finanzierungsinstrumenten stellt die Akteure vor eine Reihe von Problemen, denn verschiedene Bedingungen, die konstitutiv für das Funktionieren dieser Verfahren, Produkte und Instrumente sind, können in den Transformationsländern nicht ohne weiteres vorausgesetzt oder angewendet werden (etwa eine betriebswirtschaftliche Rechnungslegung). Die konkrete Transformationspraxis besteht für die Bankwirtschaft nicht allein in der Anwendung westlicher Verfahren, sondern auch in der Einführung wirtschaftlicher Regeln gegenüber ihren Firmenkunden, das heißt in der Formatierung ihres lokalen Umfeldes. Diese Verbindung von transformativen und Wissensprozessen führte im Forschungsprojekt dazu, die Umwandlung in Mittel– und Osteuropa als eine wissensgesellschaftliche Umwandlung zu verstehen. Das Forschungsprojekt widmete sich zwei Aufgabenstellungen: der ethnographischen Beschreibung und Analyse der Implementierung und Funktionsweise westlichen bankwirtschaftlichen Wissens in den Ländern Mittel– und Osteuropas einerseits und der theoretischen Reflexion bankwirtschaftlicher Formen des Wissens und Verstehens andererseits. Die Aufgabenstellung konzentrierte sich somit darauf, die black box – Herstellung der Transformation in einem bankwirtschaftlichen Kontext – zu öffnen und die Praktiken der Implementierung in ihrer interaktiven Durchführung in den Blick zu nehmen.

2. Entwicklung der durchgeführten Arbeiten

Das Forschungsprojekt ist in diejenige Wirtschaftssoziologie einzuordnen, die analog zu den inzwischen etablierten „Social Studies of Science and Technology“ als „Social Studies of Finance and Economics“ bezeichnet werden kann. Verschiedentlich ist darauf hingewiesen worden, dass die Wirtschaftssoziologie und die Wirtschaftsanthropologie von den praxistheoretischen Perspektiven der Social Studies of Science and Technology lernen können. Ausgehend von der Frage der interaktiven Erzeugung naturwissenschaftlicher Forschungsergebnisse in Laborkontexten wird eine Übertragung der methodologischen und theoretischen Einsichten auf die ökonomische Lebenswelt angestrebt. Der wichtigste Unterschied zu der herkömmlichen Wirtschaftsanthropologie und Wirtschaftssoziologie besteht in der Konzentration auf die Performanz ökonomischer Repräsentationen einerseits und – hiermit verknüpft – auf die Analyse lokal situierter Handlungen andererseits. In einer ersten Phase rezipierte das Forschungsprojekt die vorliegenden Studien zur Restrukturierung des Bankenfeldes, die detailliert drei zentrale Aspekte dieses Prozesses Projektberichte 234

herausgearbeitet haben: die historische Rolle der Banken in planwirtschaftlichen Ökonomien (1), die Umwandlung des Monobankensystems in ein zweistufiges Bankensystem und den Aufbau eines Universal– oder Trennbankensystems (2) und die rechtliche Kodifizierung durch Zentralbank– und Bankengesetze sowie rechtliche Einzelmaßnahmen des Gesetzgebers (3). Parallel hierzu bereitete der Projektmitarbeiter die ethnographische Feldforschung vor, die – neben Erstgesprächen mit verschiedenen Führungskräften fünf internationaler Geschäftsbanken – eine Formulierung der Forschungsdesiderata, eine Präzisierung des Erkenntnisinteresses und die Aneignung eines gewissen banktechnischen Wissens implizierte. Es stellte sich aus zwei Gründen als sinnvoll heraus, den Wandel der Wissensformen beispielhaft im Kreditgeschäft (Corporate Banking und Risk Management) zu untersuchen: Erstens erfuhr diese Finanzierungsform in den Transformationsländern eine Renaissance und wird von den westlichen Akteuren oft als Einübungsinstrumentarium in ein modernes Banksystem begriffen. Aus diesem Grunde werden kontextabhängig sowohl sehr einfach strukturierte Geschäfte (z.B. Umlauffinanzierungen) als auch komplexe Produkte (z.B. syndizierte Kredite) angeboten. Zweitens bietet das Thema wichtige Anschlüsse zu Themen wie Schriftlichkeit und Mündlichkeit in Aushandlungskontexten, kalkulatorische Praktiken sowie bankwirtschaftliche Wissens– und Verstehensprozesse. In der zweiten Phase des Projektes fanden die ethnographischen Feldforschungsaufenthalte in Polen und Bulgarien statt, und somit die Generierung ethnographischen Datenmaterials. Auf die ethnographische Feldforschung folgte die Ausarbeitung des Materials, die nur durch einige kurze Feldaufenthalte unterbrochen wurde (zum Vorgehen und zur Methodik siehe weiter unten). In dieser dritten Phase des Forschungsprojektes wurde das umfangreiche Material aufbereitet und analysiert; um die eigenen Forschungsergebnisse theoretisch positionieren zu können, wurden (neue) Forschungsergebnisse zu den folgenden thematischen Schwerpunkten rezipiert und eingearbeitet:

(1) Entscheiden unter Ungewissheit; (2) Vertrauen als Ressource zur Reduzierung von Komplexität; (3) Implikationen nummerischer und kartographischer Repräsentationsformen sowie die Rolle von Artefakten in der Repräsentationspraxis; (4) Analyse der Rechnungslegung (Accountingforschung).

Als zentrales Thema kristallisierte sich die semiotische Darstellungsweise ökonomischer Praktiken heraus, sei es in nummerischer oder sei es in kartographischer Form. Dieser Aspekt bezieht sich nicht allein auf die Anpassung der Rechnungslegung in Mittel– und Osteuropa, sondern allgemein auf die Herstellung und Dechiffrierung ökonomischer Repräsentationen in einer Situation des ökonomischen Wandels und auf diejenigen Technologien, die in der Bankwirtschaft eingesetzt werden, um unternehmerische Zahlenwerke („Bilanzen“) analysieren und ökonomische Entwicklungen darstellen zu können. Im Rahmen der konkreten Forschungen des Projektes stellte es sich als sinnvoll heraus, den Transformationsbegriff zu präzisieren, denn mit ihm wird in der Forschung davon ausgegangen, dass die vorfindbaren Konstellationen spezifisch für die post–sozialistischen Gesellschaften sind. Die Forschungen des Projektes zeigen, dass die Problematik allgemeinerer Natur ist. Dies sei im Folgenden am Beispiel der Bilanzanalyse kurz erläutert: Im Kontext der Risikosteuerung im Kreditgeschäft spielt Projektberichte 235

die Analyse des Jahresabschlusses der Firmenkunden eine zentrale Rolle. Allgemein gesehen steht die Bilanzanalyse vor der Aufgabe, die unternehmerischen Zahlenwerke zu prüfen und zu dekonstruieren. Damit geprüft und dekonstruiert werden kann, geht man in der Regel davon aus, dass die im Okzident entwickelte Methodik ökonomischer Repräsentation grundsätzlich „richtige Zahlen“ (Geschäftsführer, Internationale Bank, Sofia) hervorbringt und somit zuverlässig ist, und zwar auch dann, wenn die Zahlen als konstruiert gelten. Neben dieser methodischen Passung existiert ein zweiter für die bankwirtschaftliche Bilanzanalyse zentraler Aspekt: Die Diversifikation der bilanzanalytischen Auffassungen erfordert eine Darlegung und Erläuterung der gewählten Methodik im Anhang des Jahresabschlusses. Werden die methodischen Prinzipien der Kategorisierung durch das Unternehmen nicht erläutert, dann sind die Zahlenwerke der Unternehmen für die Analysten nur sehr eingeschränkt interpretierbar. Wie kein Zählen von Dingen ohne ein Konzept oder eine Kategorie denkbar ist, so ist keine Deutung ohne Kenntnis dieses Konzeptes oder Kategorie möglich. Und dies gilt unabhängig davon, ob Banker es mit ‚westlich‘ oder ‚östlich‘ aggregierten Zahlen zu tun haben. Der Fall der mitteleuropäischen Ökonomien stellt m.a.W. einen Sonderfall bezogen auf Praktiken der ökonomischen Repräsentation dar, der die Vorausannahmen der okzidentalen Praktiken der ökonomischen Repräsentation und ihrer bankwirtschaftlichen Dekonstruktion („Bilanzanalyse“) und die mit ihrem Transfer verbundenen Problemkonstellationen (noch einmal) deutlich vor Augen führt. Methodisch ist das Projekt in der ethnographischen Soziologie des empirischen Konstruktivismus der neuen Wissenschaftssoziologie zu verorten (bspw. Knorr–Cetina 1999; Amann/Hirschauer 1997). Die durchgeführten Beobachtungen und Interviews orientierten sich methodisch an Spradley (1980), die Auswertung an Strauss (1991). Ferner orientierte sich das Projekt unter anderem an Abolafia (1996) und Mars (1998), die ethnographische Studien an der Börse bzw. im Investmentbanking durchgeführt haben. Nach verschiedenen Vorbereitungsgesprächen gelang es in zwei Fällen, die Erlaubnis für die ethnographische Feldforschung zu erhalten; in weiteren zwölf Banken, der Polnischen Nationalbank und dem Polnischen Bankenverein wurden Experteninterviews durchgeführt (siehe die Dokumentation im Anhang). Die Transformation des bankwirtschaftlichen Wissens in den Transformationsländern aus der Perspektive internationaler Geschäftsbanken zu beobachten, bedeutet, die Anpassung des ökonomischen Rahmens an okzidentale Standards des Bankgeschäftes und Analyseverfahren im Detail zu beobachten. Die Fokussierung der ethnographischen Feldforschung auf internationale Geschäftsbanken wurde durch eine Vielzahl von Experteninterviews in inländischen Banken symmetrisiert, so dass beide Perspektiven in der Untersuchung berücksichtigt werden. Die Phasen der Feldforschung umfassten folgende Zeiträume: – Bank A (Warschau): zweieinhalb Monate (Herbst 1997) und zweimal eine Woche (April und Juni 2000); – Bank B (Sofia): zwei Monate (Dezember 1997 bis Januar 1998) und eine Woche (März 2000). In den Aushandlungen hatte der Projektmitarbeiter betont, die ethnographische Forschung auf den Bereich des Firmenkundengeschäfts (Corporate Banking und Risikomanagement) konzentrieren zu wollen. Diesem Wunsch wurde im Großen und Ganzen entsprochen. In der Bank A (Warschau) wurde der Projektmitarbeiter als Trainee angesehen und durch verschiedene Bankbereiche geschleust: Dies waren neben den gewünschten Abteilungen zusätzlich die Abteilungen Treasury und Private Customer. Die Bank B (Sofia) platzierte den Projektmitarbeiter in den Bereich der Projektberichte 236

Unternehmenssteuerung, räumte ihm aber eine Reihe von Interviewmöglichkeiten mit den Abteilungen Corporate Banking und Risikomanagement ein. Es stellte sich heraus, dass wichtige thematische Überschneidungen zwischen Unternehmenssteuerung und Corporate Banking in der Frage der geographischen Ausrichtung des Bankgeschäftes existierten, die in das Projekt einfließen konnten [siehe Punkt 3 (2)]. In beiden Banken gelang es dem Projektmitarbeiter, Zugänge zu bankinternen Beratungen und Entscheidungssituationen zu schaffen sowie etliche Experteninterviews und informelle Gespräche durchzuführen. Der Materialkorpus umfasst eine Vielzahl ethnographischer Beobachtungsprotokolle und 65 auf Tonband konservierte Experteninterviews, die – bis auf sehr wenige Ausnahmen – vollständig transkribiert wurden. Von acht Interviews, die nicht aufgezeichnet werden konnten, existieren Gesprächsnotizen bzw. Erinnerungsprotokolle. In verschiedenen Situationen – zum Beispiel Telefonkonferenzen, Besprechungen zwischen Firmenkundenbetreuern und Risikoanalysten – wurden Live–Mitschnitte angefertigt (insgesamt ca. zehn Stunden) und nach konversationsanalytischen Kriterien transkribiert, so dass Transkripte von bankalltäglichen settings vorliegen. Ferner existieren umfangreiche Feldnotizen, einige Fotos und eine umfangreiche Sammlung bankinterner Dokumente. Dieses ethnographisch generierte Material wird durch 15 Interviews ergänzt, die der Projektmitarbeiter vorbereitend im Sommer/Herbst 1995 in der Abteilung Risikomanagement einer französischen Geschäftsbank (Paris) und bei einer deutschen Landesbank durchführte. Die Analyse des empirischen Materials bediente sich einer Kombination von Auswertungsverfahren, die sowohl eine am empirischen Material belegte kultur– und wissenssoziologische Theoretisierung bankwirtschaftlicher Verfahren und Praktiken ermöglichen als auch den verschiedenen Datentypen gerecht werden sollte. Erstens orientierte (und orientiert) sich die Auswertung der Interviews und der ethnographischen Protokolle an den analytischen Verfahren des Kodierens, wie sie in der Grounded Theory (vgl. Strauss 1991) entwickelt wurden. Mit diesem Analyseverfahren werden insbesondere die konkreten bankwirtschaftlichen Praktiken etwa des Berechnens, des Darstellens, des Beurteilens oder des Legitimierens fokussiert und analysiert. Zweitens wurde (und wird) zur Interpretation alltäglicher Aushandlungs– und Entscheidungssituationen in der Bankwirtschaft auf die ethnomethodologische Konversationsanalyse zurückgegriffen, durch die in detaillierter Form das Wissen der Teilnehmer, die inhärenten Regeln sowie die Sinnkonstruktionen, die sich in den Aushandlungs– und Entscheidungssituationen zeigen, sichtbar gemacht werden können (vgl. Bergmann 1981). Drittens unterzieht das Forschungsprojekt die bankwirtschaftlichen Techniken und Verfahren (etwa das Cashflow Sheet und das Kartogramm) einer semiotischen Analyse im Sinne des Actor–Network–Ansatzes (vgl. Latour 1999). Hiermit werden die in den Artefakten eingeschriebenen Gebrauchsweisen sichtbar gemacht sowie diejenigen Wirkungsweisen verdeutlicht, die die Techniken und Verfahren auf das Handeln und auf die Sichtweise der Banker haben.

3. Darstellung der erreichten Ergebnisse und Diskussion im Hinblick auf den relevanten Forschungsstand, mögliche Anwendungsperspektiven und denkbare Folgeuntersuchungen

Die klassische Perspektive der Transformationsforschung unterstellt eine Übertragung westlicher Organisationsmuster in den Kontext mittel–osteuropäischen Gesellschaften; in der radikalen Form Projektberichte 237

werden gesellschaftliche Institutionengefüge als „blueprints“ konzipiert, die universellen und abstrakten Prinzipien entsprechen. Mikroanalytische Perspektiven einer empirisch–konstruktivistischen Soziologie der Transformation haben diese Annahmen in einem gewissen Rahmen bestätigt, denn in der Tat bezieht sich eine Vielzahl von Aneignungsprozessen auf ‚global‘ verfügbare, das heißt zirkulierende Ideen und Modelle, derer sich Akteure lokal bedienen (vgl. Rottenburg 1996); zum anderen haben sie die Übertragungs–Annahme auch korrigiert, denn empirisch werden die Aneignungen nicht in ‚Reinform‘ umgesetzt, sondern bringen hybride Konstruktionen hervor. Was sich beobachten lässt ist ein gleichzeitiges Funktionieren ‚alter‘ und ‚neuer‘ Verfahren und Technologien. Dies liegt zum einen darin begründet, dass sich transferierte Techniken nicht problemlos mit alten Standards verknüpfen lassen; zum anderen erfordern Modelle oder Entwürfe (wie etwa Analyseverfahren) immer eine Interpretation, da ihr Gebrauch nicht als ein Skript in ihre Materialität inkorporiert ist. Die soziale Wirklichkeit der Transformation artikuliert sich aus dieser Perspektive auf zweierlei Art und Weise: Einerseits in einer Vielzahl von Berichten, Stellungnahmen und Entwürfen, die zwischen verschiedenen Akteuren und Situationen zirkulieren, und andererseits in Formen lokalen Wissens und lokaler Praktiken. Mit der Lokalitätsannahme nimmt das Forschungsprojekt Bezug auf die mundane Form der Implementierungsaktivität als einer gelebten Praxis. Für das Forschungsprojekt existierten im Wesentlichen zwei Desiderata: Erstens ging das Forschungsprojekt von der Annahme aus, dass ökonomisches Wissen in Marktgesellschaften auf andere Weise hergestellt wird als in Planwirtschaften (bspw. Hayek 1976). Für die soziologische Erforschung von Wissensprozessen in der Ökonomie ist die Bankwirtschaft deshalb interessant, weil sie die Herstellung von Wissen über das Medium Geld steuert und umsetzt. Aber gerade dieser Aspekt ist von der „Soziologie des Geldes“ bislang nicht ausreichend berücksichtigt worden. So bezieht sich etwa Simmels (1991) Analyse einerseits auf den Doppelcharakter des Geldes – konkrete Substanz und zugleich Bewegung zu sein –, andererseits auf die Wechselwirkung, die es unter den Individuen, die es nutzen, in Gang setzt. Niklas Luhmann thematisiert Geld dagegen als ein Kommunikationsmedium, das einerseits die Ausdifferenzierung des Systems Wirtschaft erzeugt und andererseits ökonomische Transaktionen von Gütern und Zahlungen steuert (vgl. Luhmann 1996). Zweitens finden sich für Mittel– und Osteuropa bislang keine mikro– oder wissenssoziologischen Studien zur Transformation des Bankwesens; es liegen vor allem makrotheoretische Arbeiten zur Restrukturierung der Banken vor. Die Analysen haben vor allem den Einfluss spezifischer Akteurskonstellationen im politisch– administrativen Feld auf die Reformpolitiken sowie das reformpolitische Institutionendesign analysiert. Diese Perspektive bleibt für eine mikroanalytische Kultursoziologie und für eine wissenssoziologische Perspektive unbefriedigend, denn das, was in den Organisationen und Institutionen vor sich geht, wird nicht thematisiert. Zur Aufhebung beider Desiderata wollte (und will) das Projekt einen Beitrag leisten und rückte aus diesem Grunde die Einführung und Anwendung westlichen bankwirtschaftlichen Wissens in den Mittelpunkt der Untersuchung. Die Forschungsstrategie des Projektes bot den Vorteil, den Vollzug der Transformation und die Anwendung westlicher Verfahren als die Genese moderner Institutionen in diesen Ländern darstellen zu können. Im Folgenden werden einige Ergebnisse des Forschungsprojektes entsprechend der behandelten thematischen Schwerpunkte dargestellt. Die skizzierten Resultate stellen jeweils das „Gerüst“ für Projektberichte 238

entsprechende Kapitel einer Habilitationsschrift dar, die der Projektmitarbeiter in absehbarer Zeit abzuschließen beabsichtigt.

(1) Die Einführung des Marktes

Die Transformationsprozesse in den Ländern Mittel– und Osteuropas werfen unweigerlich die komplexe Frage nach der „Einführung des Marktes“ auf. In diesem Kapitel wird der Versuch unternommen, die Metapher von der sozialen Einbettung des Marktes, wie sie von Polanyi (1990) und Granovetter (1985) entwickelt worden ist, für die Social Studies of Finance and Economics zu reformulieren. Hintergrund dieses Versuches sind die Auseinandersetzungen um die Steuerbarkeit der Ökonomie, in deren Verlauf sich zwei inkompatible Sprachspiele herausgebildet haben: verschiedenen Versionen der Rational Choice Theory stehen verschiedene Versionen der Cultural Theory gegenüber. Die zentrale Frage, die dieses Kapitel zu klären versucht, ist die Frage nach der Konstitution und Funktion von Märkten: Wie werden Gesellschaften „formatiert“, um bestimmte Formen abschließbarer ökonomischer Transaktionen zu ermöglichen, die keine sozial verpflichtenden Bindungen zurücklassen und die man deshalb als Markttransaktionen bezeichnen kann? Auf den Vorschlag von Thévenot zurück-greifend, der die Kodierung und Normierung des sozialen Lebens durch die Erfindung und Einführung von „Formen“ als eine „Investition in die Form“ konzipiert (vgl. Thévenot 1985), schlägt das Kapitel folgende Lösung vor: Um ihn vernünftig nutzen zu können, wird der Markt – wie alle Institutionen – kulturell hervorgebracht, das heißt, er wird formatiert. Das Ergebnis der Formatierungsarbeit ist die Institution des Marktes, die im herkömmlichen Sinn tatsächlich mehr oder weniger „eingebettet“ sein kann, also mal mehr oder mal weniger verrechtlicht, reguliert und standardisiert. In dieser Perspektive verweist die Metapher der „Einbettung“ nicht mehr auf die Enkulturation des wilden Tieres „Markt“, sondern im Gegenteil darauf, dass Märkte die Folge einer Arbeit der Formatierung sind.

(2) Entscheiden unter Ungewissheit

Ein mittlerweile klassisch zu nennendes Thema sozialwissenschaftlicher Forschung – etwa in der Entscheidungstheorie, der Systemtheorie, der neoinstitutionalistischen und der verhaltenswissenschaftlichen Organisationsforschung – fragt nach den Bedingungen der Möglichkeit von Entscheidungen in ungewissen Kontexten. Konkrete Anknüpfungspunkte ergaben sich für das Projekt zur verhaltenswissenschaftlichen Organisationsforschung, denn diese bezieht sich auf diejenigen organisatorischen Programme und Verfahren, die sinnhafte Interpretationen und Entscheidungen hervorbringen. Das Kapitel erläutert diesen Problemkontext beispielhaft an den Repräsentationsweisen des ökonomischen Raumes: Den nationalen wie internationalen Banken stellt sich in Mittel– und Osteuropa das Problem, entweder ein bestehendes Filialnetz auf ein ökonomisch vertretbares Maß zu reduzieren oder überhaupt erst ein Filialnetz aufzubauen. Die Analyse konzentriert sich auf die Synthese verfügbarer administrativer Statistiken und auf die Herstellung einer nummerischen Ordnung der Ökonomie. Hierzu gehört etwa die Reduzierung ökonomischer Dinge und Aktivitäten auf einige wenige Werte und das Herunterbrechen dieser Werte auf Regionen und ihre tabellarische Darstellung. Darüber hinaus setzt die Bankwirtschaft systematisch Kartogramme ein, mit Projektberichte 239

denen sie die Verteilung eines Merkmals (etwa regionale Verteilung des BIP) sichtbar machen kann. Das Kapitel nennt folgende Forschungsresultate: Erstens bilden kartographische Flächensignaturen die ökonomischen Differenzen nicht einfach ab, sondern bringen sie hervor. Zweitens ist die Darstellung der Ökonomie nicht durch eine optimale Verwertung relevanter Informationen gekennzeichnet, sondern durch ihren idiosynkratischen Einsatz. Die räumliche Strategie der Geschäftsbank entsteht somit in diesem Spiel unterschiedlicher Interpretationen des Materials und der Geschäftspolitik. Mit anderen Worten: Die geographische Positionierung der Bankfilialen ist ein zentraler Vermittlungsfaktor zwischen Kunden und Bank einerseits sowie zwischen zeitlicher Rangfolge der ökonomisch bewerteten Regionen andererseits. Kennzeichnend für dieses bankwirtschaftliche Verfahren ist drittens seine Einfachheit, und zwar sowohl was die Datenbasis anbelangt, die unsicher und unüberprüfbar ist, als auch die Repräsentationsweisen der Daten. Aber gerade diese unbekümmerten und einfachen Formen erlauben es, Entscheidungen herbeizuführen und zu legitimieren. Die Bankwirtschaft ist – so resümiert das Kapitel – in systematischer Weise daran beteiligt, ihre eigenen Prognosen wahr werden zu lassen; Standortentscheidungen sind demzufolge in eine Praxis der Selbstüberzeugung eingebettet.

(3) Die Herstellung von Evidenz

In ungewissen Handlungs– und Entscheidungssituationen stellt „Vertrauen“ einen Mechanismus dar, der es Akteuren erlaubt, die Komplexität sozialer oder wirtschaftlicher Situationen zu reduzieren. Ausgehend von Niklas Luhmanns früher konzeptioneller Unterscheidung von persönlichem Vertrauen und Systemvertrauen hat der Begriff innerhalb der Sozialwissenschaften in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Am Beispiel der Kreditwürdigkeitsprüfung in Mittel– und Osteuropa analysiert das Kapitel die Form, die „Vertrauen“ in der Bankwirtschaft annimmt. Um auf die Frage eine Antwort geben zu können, werden die internen Verfahren dargestellt, mit denen die Bankwirtschaft die Liquidität – und somit das Vertrauen in die Rückzahlungsfähigkeit des Kreditnehmers – bewertet. Hierzu gehört etwa die Umwandlung von Unternehmensdaten (beispielsweise Bilanzzahlen) in ein eigenes, bankinternes Schema und die Verortung der Unternehmensentwicklung im Kontext des Marktsegmentes; dies bedeutet, dass Unternehmen im „Labor“ Risikomanagement neu konstituiert werden. Zentral für diese Verfahren ist die Annahme, dass Zahlen zwar auf einen externen Referenten verweisen (etwa die ökonomische Praxis eines Unternehmens), dass sie aber auch konstruiert sind, um bestimmte Repräsentationszwecke zu erfüllen. Das Kapitel zeigt erstens, wie dieses „code–switching“ funktioniert, und zwar zwischen korrespondenztheoretischer Abbildungsfunktion von Zahlenwerken, deren Richtigkeit durch die Verfahren legitimiert wird, durch die die Zahlen erzeugt werden, und der Herstellungslogik, die in den Zahlenwerken verborgen ist. Das Kapitel analysiert zweitens den Zweck, den die Verfahren erfüllen, und zwar Evidenz für die Entscheidung zu generieren. Evidenz wird dabei auf zweifache Weise erzeugt: Einerseits durch Zahlenwerke, die auf etwas verweisen und den Kreditnehmer identifizierbar und erkennbar machen, und andererseits durch Berechnungen, durch die die Rückzahlungsfähigkeit des Kreditnehmers dargestellt werden kann. Das Kapitel zeigt drittens, dass diese Praxis der risikoanalytischen Kalkulation das Interpretationsresultat der Banker rahmt. Dies bedeutet, dass die Kalkulationen nicht allein durch ihre Performanz etwas zum Vorschein bringen, sondern durch ihre Kategorien und arithmetischen Operatoren die Wahrnehmungen der Banker Projektberichte 240

evozieren. Bezogen auf das „Vertrauen“ stellt das Kapitel abschließend fest, dass trotz des Zweifels an ihrer Abbildungsfunktion Zahlen für Banker die zentralen „hard facts“ bleiben, und zwar auch dann, wenn sie aufgrund ihres konstruktiven Charakters als interpretationsbedürftig erscheinen und „hinterfragt“ werden müssen. Diese Neigung, den Zahlen und der Methodik ihrer (technischen) Erzeugung zu trauen, hat ihre Kehrseite in der permanenten Kontrolle der Kunden, das heißt. in einer Vergewisserung ihres ökonomischen Standings und ihrer Rückzahlungsmoral. Bankwirtschaftliches „Vertrauen“ ist somit in einem gewissen Maße an das Funktionieren einer Methode und einer technischen Apparatur delegiert. Alle diese Verfahren stellen Hilfsmittel dar, die Kreditentscheidung kontinuierlich ergänzen und korrigieren zu können.

(4) Bankwirtschaftliche Formen des Wissens und Verstehens

Der theoretische Beitrag des Forschungsprojektes besteht darin, die bankwirtschaftlichen Wissenspraktiken als ökographisches und ökohermeneutisches Wissen zu konzeptualisieren. Mit dem Konzept der Ökographie sollen diejenigen Rahmungen der Bankwirtschaft erfasst werden, die eine (neu) formatierende Funktion übernehmen und die ihrerseits in die betriebswirtschaftliche respektive ökonomische Theorie (etwa der Portfoliosteuerung oder Risikoberechnung) eingebettet sind. Neben der Konzeptualisierung dieser durch Verfahren und Berechnungsformen gerahmten Interaktionen spielen die konkreten Deutungen der Banker eine gewichtige Rolle. Das Konzept der Ökohermeneutik soll diese praktischen Interpretationsleistungen von Zahlenwerken (Bilanzen, Cashflows, Ratios etc.) erfassen, die die Akteure in der Situation formulieren und deren Bedeutung sie aushandeln. In Ergänzung zu post–strukturalistischen Konzepten (etwa dem der Übersetzung, vgl. Latour 1999) und im Anschluss an eine wissenssoziologisch ausgerichtete Konzeption sozialwissenschaftlicher Hermeneutik (vgl. Soeffner 1989) untersucht das Kapitel die Logik bankwirtschaftlich induzierter Interpretations– und Verstehensprozesse. Das Phänomen, dass Banker in den Diagrammen und Zahlen Prozesse erkennen können, analysiert das Projekt mit dem phänomenologischen Begriff der „Appräsentation” (vgl. Schütz 1971). Dies bedeutet, dass Banker immer mehr sehen als das, was repräsentiert wird. Da die Ökonomie als Gesamtheit immer unzugänglich bleiben wird, bedarf sie der semiotischen Darstellung; Banker prozessieren ihr Wissen und ihre Entscheidungen immer auf der Basis einer zeichenförmigen Darstellung der externen Welt. Diese Zahl–Zeichen sind appräsentierende Objekte, die auf appräsentierte ökonomische Aktivitäten hinweisen. Die Appräsentation fußt auf dem Wissensbestand der Akteure. In diesem Fall ist es das in die Darstellung der Ökonomie eingehende theoretische und Erfahrungswissen über die Bedeutung und kalkulatorische Konstruktion von Kennziffern und damit ein Verständnis, wie Zahlen zu lesen sind. Im Falle der bankwirtschaftlichen Zahleninterpretation ist die in die Kennziffern einfließende ökonomische Theorie der Hintergrund der ökonomischen Interpretationspraxis.

(5) Die Verschriftung des Sozialen

Das Kapitel reflektiert eine zentrale, vom Projektmitarbeiter in der Feldforschung selbst angewandte Dimension der ethnographischen Forschung, und zwar die Herstellung schriftlicher Dokumente (wie Projektberichte 241

Protokolle, fieldnotes etc.). Bislang haben methodische Reflexionen der ethnographischen Forschungsmethoden und der Darstellungsweisen ihrer Ergebnisse den Herstellungsprozess ethnographischer Daten und Texte problematisiert. Das Kapitel verschiebt die Perspektive: Es fragt nicht nach den Formen des „Dort–Seins“ oder des „Dort–Seins“ (vgl. Kalthoff 1997) und auch nicht nach den Bedingungen einer „adäquaten“ Repräsentation der fremden Kultur, sondern es geht systematisch den Implikationen nach, die der Schreibprozess – im Kapitel ethnografic action writing genannt – für das Verstehen einer „fremden Kultur“ hat. Das Kapitel analysiert die Modulation der Beobachtung, das heißt den Wechsel von Mündlichkeit und Schriftlichkeit sowie die Selektivität des wahrnehmenden Niederschreibens. Es legt dar, dass die Verschriftung des Sozialen, deren Bedeutung für die qualitative Forschungspraxis vielfach betont worden ist (bspw. Soeffner 1989), nicht allein eine Dokumentierungstätigkeit – ein bloßes Aufschreiben –, sondern immer eine Aktivität darstellt, in der durch Deutungen Sinn produziert wird. Die schriftlichen Notizen und Protokolle der Feldforschung, die zum Äquivalent des Wahrgenommenen werden, analysiert das Kapitel als ein „epistemisches Ding“ (Rheinberger 1992), das im laufenden Forschungsprozess kontinuierlich erweitert, befragt und neu geschrieben wird. Die Produkte der Feldforschung sind somit keine fertigen Resultate, sondern erste Verstehensbemühungen; in diesem Sinne sind sie eine wichtige Voraussetzung, um überhaupt etwas entdecken zu können. Diese Konstruktivitätsannahme wird nicht allein auf den rekonstruktiven Charakter der Schriftdokumente bezogen, vielmehr analysiert das Kapitel – in Anlehnung an Wittgenstein – den Akt des Beobachtens als einen rekursiven Prozess des Deutens und Sehens: „Aber wir können auch die Illustration einmal als das eine, einmal als das andere Ding sehen. – Wir deuten sie also, und sehen sie, wie wir sie deuten” (Wittgenstein 1984: 519; Herv. im Orig.). Im Zusammenhang des Forschungsprojektes zeichnen sich verschiedene Themenkomplexe für Folgeuntersuchungen ab; ich beschränke mich hier auf einen Bereich. Ein wichtiger Themenkomplex bezieht sich auf die Herstellung von („richtigen“) Zahlenwerken im Kontext der Umwandlung der Rechnungslegungssysteme in den Transformationsländern. In einem Folgeprojekt könnte diese für die Rekonfiguration der Wirtschaftsakteure zentrale Dimension als lokale Implementierung ökonomischer Modelle in den Unternehmen untersucht werden, wobei in diesem Zusammenhang die Rolle der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften mit in den Blick zu nehmen wären, da sie die Performanzmessung von Unternehmen attestieren und auch eigene Analyseverfahren entwickeln und anwenden.

4. Stellungnahme zur wirtschaftlichen Verwertung der Forschungsergebnisse

Eine wirtschaftliche Verwertung der Forschungsergebnisse erfolgt nicht.

5. Kooperationspartner im In– und Ausland

Aufgrund seiner Thematik und Methodik kooperierte das Forschungsprojekt darüber hinaus mit verschiedenen polnischen, bulgarischen und insbesondere internationalen Geschäftsbanken. Im Falle von zwei internationalen Geschäftsbanken führte die Kooperation, die vom Vorstandsvorsitzenden eines internationalen Konzerns unterstützt wurde, dazu, dass dem Projekt mehrmonatige teilnehmende Beobachtungen in den Niederlassungen dieser Banken in Warschau und Sofia ermöglicht wurden. Projektberichte 242

Im wissenschaftlichen Bereich erhielt der Projektmitarbeiter wertvolle Anregungen von den Kolleginnen und Kollegen des Kolloquiums „Anthropologie anthropologischen Wissens“ (Europa– Universität Viadrina Frankfurt (Oder)) und des „Kolloquiums zur empirischen Kultursoziologie“ (Universität Bielefeld); hier sind insbesondere PD Dr. Richard Rottenburg (Frankfurt (Oder)), Dr. Klaus Amann (Bielefeld), PD Dr. Stefan Hirschauer (Bielefeld), Prof. Dr. Werner Schiffauer (Frankfurt (Oder)) und Dr. Alexandru Preda (Konstanz) zu nennen, denen das Forschungsprojekt wichtige analytische und konzeptionelle Impulse verdankt. Der Austausch mit Sozialwissenschaftlern aus anderen europäischen Ländern (etwa Großbritannien, Frankreich und Schweden), schlug sich in einer mit PD Dr. Richard Rottenburg durchgeführten internationalen Konferenz nieder („Facts and Figures“, Dezember 1999; vgl. Kalthoff et al. 2000).

6. Lehrveranstaltungen

Erkenntnisse aus dem Projektzusammenhang flossen in systematischer Weise in die Methodenausbildung, die der Projektmitarbeiter in Zusammenarbeit mit anderen Lehrenden an der Viadrina durchführt, und in Seminare zu interpretativen soziologischen Ansätzen ein.

Angegebene Literatur:

Abolafia, Mitchel Y., 1996: Making Markets: Opportunism and Restraint on Wall Street. Cambridge, MA: University of Chicago Press. Amann, Klaus und Stefan Hirschauer, 1997: „Die Befremdung der eigenen Kultur. Ein Programm“. In: Hirschauer, Stefan und Klaus Amann (Hrsg.): Die Befremdung der eigenen Kultur. Zur ethnographischen Herausforderung soziologischer Empirie. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 7–52 Bergmann, Jörg, 1981: „Ethnomethodologische Konversationsanalyse“. In: Schröder, P. und H. Steger (Hrsg.): Dialogforschung. Jahrbuch 1980 des Instituts für deutsche Sprache. Düsseldorf: Schwann, 9–51. Emerson, Robert, Rachel Fretz und Linda L. Shaw, 1995: Writing Ethnographic Fieldnotes. Chicago: The University of Chicago Press. Granovetter, Marc, 1985: „Economic Action and Social Structure. The Problem of Embeddedness“. In: American Journal of Sociology 91, 481–510. Hayek, Friedrich A. von, 1976: „Die Verwertung des Wissens in der Gesellschaft“. In: Hayek, Friedrich A. von: Individualismus und wirtschaftliche Ordnung. Erlenbach–Zürich: Rentsch, 103–121. Kalthoff, Herbert, 1997: „Fremdenrepräsentation. Über ethnographisches Arbeiten in exklusiven Internatsschulen“. In: Hirschauer, Stefan und Klaus Amann (Hrsg.): Die Befremdung der eigenen Kultur. Zur ethnographischen Herausforderung soziologischer Empirie. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 240-266. Kalthoff, Herbert, Richard Rottenburg und Hans-Jürgen Wagener (eds.), 2000: Facts and figures. Economic representations and practices. Marburg: Metropolis. Knorr–Cetina, Karin, 1999: Epistemic cultures. How the sciences make knowledge. Cambridge: Harvard University Press. Latour, Bruno, 1999: Pandora's Hope. Essays on the Reality of Science Studies. Cambridge: Harvard University Press. Luhmann, Niklas, 1996: Die Wirtschaft der Gesellschaft. Frankfurt/Main: Suhrkamp. Mars, Frank, 1998: „Wir alle sind Seher“. Die Praxis der Aktienanalyse. Dissertation, Universität Bielefeld. Projektberichte 243

Polanyi, Karl, 1990: The Great Transformation. Politische und ökonomische Ursprünge von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen. Frankfurt/Main: Suhrkamp. Rheinberger, Hans–Jörg, 1992: Experiment – Differenz – Schrift. Zur Geschichte epistemischer Dinge. Marburg: Basilisken–Presse. Rottenburg, Richard, 1996: „When organizations travels: On intercultural translation“. In: Czarniawska, Barbara und Guje Sevón, (eds.): Translating organizational change. New York: de Gruyter, 191–240. Schütz, Alfred, 1971: Das Problem der sozialen Wirklichkeit. Den Haag: Nijhoff. Simmel, Georg, 1991: Philosophie des Geldes. Frankfurt/Main: Suhrkamp. Soeffner, Hans–Georg, 1989: Auslegung des Alltags – Der Alltag der Auslegung: Zur wissenssoziologischen Konzeption einer sozialwissenschaftlichen Hermeneutik. Frankfurt/Main: Suhrkamp. Spradley, James P., 1980: Participant Observation. New York: Holt, Rinehart & Winston. Strauss, Anselm L., 1991: Grundlagen qualitativer Sozialforschung: Datenanalyse und Theoriebildung in der empirischen soziologischen Forschung. München: Fink. Thévenot, Laurent, 1985: „Les investissements de forme“. In: Cahier du Centre d’Études de l’Emploi Nr. 29: Conventions économique. Paris: PUF, 21-71. Wittgenstein, L., 1984: „Philosophische Untersuchungen“. In: Wittgenstein, L.: Tractatus logico– philosophicus. Tagebücher 1914–1916. Philosophische Untersuchungen. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 225–580.

Anhang: Überblick über die Orte der empirische Forschung

Bank A Rechtsform: Aktiengesellschaft nach polnischem Recht Zentrale: Warschau Art der Forschung: Beobachtungsaufenthalte (2,5 Monate und zweimal eine Woche) und Experteninterviews Bank B Rechtsform: Aktiengesellschaft nach bulgarischem Recht Zentrale: Sofia Art der Forschung: Beobachtungsaufenthalte (2 Monate und einmal eine Woche) und Experteninterviews Bank C Rechtsform: Aktiengesellschaft nach polnischem Recht Zentrale: Warschau Art der Forschung: Experteninterviews Bank D: Rechtsform: Staatliche Bank Zentrale: Sofia Art der Forschung: Experteninterviews Bank E Rechtsform: Staatliche Sparkasse Zentrale: Sofia Art der Forschung: Experteninterviews Bank F Rechtsform: Aktiengesellschaft nach polnischem Recht (mit internationaler Bank als strategischem Investor) Zentrale: Warschau Art der Forschung: Experteninterviews Bank G Rechtsform: Aktiengesellschaft nach polnischem Recht Zentrale: Warschau Art der Forschung: Experteninterviews Bank H Rechtsform: Aktiengesellschaft nach tschechischem Recht Zentrale: Prag Projektberichte 244

Art der Forschung: Experteninterviews Bank I Rechtsform: Aktiengesellschaft nach polnischem Recht Zentrale: Warschau Art der Forschung: Experteninterviews Bank J Rechtsform: Aktiengesellschaft nach deutschem Recht Zentrale: Frankfurt/Main (Konzernleitung) Art der Forschung: Experteninterviews Bank K Rechtsform: Aktiengesellschaft nach deutschem Recht Zentrale: Frankfurt/Main (Konzernleitung) Art der Forschung: Experteninterviews Bank L Rechtsform: Aktiengesellschaft nach deutschem Recht Zentrale: Frankfurt/Main (Konzernleitung) Art der Forschung: Experteninterviews Bank M Rechtsform: Aktiengesellschaft nach deutschem Recht Zentrale: Frankfurt/Main (Konzernleitung) Art der Forschung: Experteninterviews Bank N Rechtsform: Aktiengesellschaft nach deutschem Recht Zentrale: München (Konzernleitung) Art der Forschung: Experteninterviews Bank O Rechtsform: Zentralbank Zentrale: Warschau Art der Forschung: Experteninterviews

Publikationen

Kalthoff, Herbert, 2001: „Die Implementierung bankwirtschaftlicher Instrumente: Zur Formatierung des Automarktes in Polen“. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 1/01. Kalthoff, Herbert, 2001: „Geographic space, banking knowledge, and transformation processes in Central Europe“. In: Kelemen, Mihaela L. und Monika Kostera (Hrsg.): Managing transition. Critical research on transformation in Central Europe. London: Macmillan (erscheint demnächst). Kalthoff, Herbert, 2001: „Pierre Bourdieu – »Die feinen Unterschiede«“. In: Müller, Hans–Peter und Michael Schmid (Hrsg.): Hauptwerke der Ungleichheitsforschung. Opladen: Westdeutscher Verlag (erscheint demnächst). Kalthoff, Herbert, 2001: „Die Erforschung transformativer Phänomene in Mittel– und Osteuropa“. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper (erscheint demnächst). Kalthoff, Herbert, 2001: „Die Verschriftung des Sozialen. Implikationen ethnografischer Forschungspraxis“. Eingereicht bei: Schweizer Zeitschrift für Soziologie. Kalthoff, Herbert, 2001: „The Economic Measurement of Central and Eastern Europe“. Eingereicht bei: Polish Sociological Review. Kalthoff, Herbert, 2000: „Entscheiden unter Ungewissheit. Bankwirtschaftliche Standortsuche in Mittel– und Osteuropa“. In: Zeitschrift für Soziologie 29, 103–120. Kalthoff, Herbert, 2000: „The inventory of firms. How banks analyze risk in Central Europe“. In: Kalthoff, Herbert, Richard Rottenburg und Hans–Jürgen Wagener (eds.), 2000: Facts and figures. Economic representations and practices. Marburg: Metropolis, 59-85. Kalthoff, Herbert, 2000: „Die Herstellung von Evidenz. Firmenkredite und Risikoanalyse in Mittel– und Osteuropa“. In: Soziale Welt. Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis 51, 417–442. Projektberichte 245

Kalthoff, Herbert, 2000: „»Wunderbar, richtig«. Zur Praxis des mündlichen Bewertens im Unterricht“. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 3, 429–446. Kalthoff, Herbert, 1999: „Die Herstellung von Gewissheit. Firmenkredite und Risikoanalyse in Mitteleuropa“. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 15/99. Kalthoff, Herbert, 1998: „Die Herstellung von Erzogenheit. Die edukative Praxis der Jesuitenkollegs in der Programmatik und Praxis ihrer »Ratio Studiorum« von 1599“. In: Historische Kommission der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaften (Hrsg.): Jahrbuch für Historische Bildungsforschung Band 4, Weinheim/München: Juventa, 65–89. Kalthoff, Herbert, 1997: „Review of Thorsten Hickmann: Einheit und Vielfalt in Europa (Wiesbaden: Gabler 1996)“. In: Economic Systems 21, 213–215. Kalthoff, Herbert, 1997: „Review of Bertram Schefold (ed.): Wandlungsprozesse in den Wirtschaftssystemen Westeuropas (Marburg: Metropolis 1995)“. In: Economic Systems 21, 211–213. Kalthoff, Herbert und Helga Kelle, 2000: „Pragmatik schulischer Ordnung. Zur Bedeutung von »Regeln« im Schulalltag“. In: Zeitschrift für Pädagogik 46, 691–711. Kalthoff, Herbert und Gert Pickel, 2000: „Transformationsforschung – revisited“. In: Soziologische Revue 23, 9–17. Kalthoff, Herbert und Eckehard Rosenbaum, 2000: „Die wirtschaftswissenschaftliche Transformationsforschung. Stand, Probleme, Perspektiven“. In: Europa Regional 8(3/4), 6–12. Kalthoff, Herbert und Eckehard Rosenbaum, 1999: „Die Transformationsforschung am FIT im Kontext von Rechts–, Wirtschafts– und Sozialwissenschaften“. In: Jahresbericht des Frankfurter Instituts für Transformationsstudien 1998, Frankfurt (Oder), S. 9–12 Kalthoff, Herbert und Eckehard Rosenbaum, 1998: „Das Forschungsprofil des Frankfurter Instituts für Transformationsstudien. Konzepte, Positionen und erste Untersuchungsergebnisse“. In: Jahresbericht des Frankfurter Instituts für Transformationsstudien 1997, Frankfurt (Oder), 9-13. Kalthoff, Herbert und Eckehard Rosenbaum, 1997: „Das Forschungsprogramm des FIT“. In: Jahresbericht des Frankfurter Instituts für Transformationsstudien 1996, Frankfurt (Oder), 6–11. Kalthoff, Herbert, Richard Rottenburg und Hans–Jürgen Wagener (eds.), 2000: Facts and figures. Economic representations and practices. Marburg: Metropolis. Latour, Bruno, 2001: „Eine Soziologie ohne Objekt? Anmerkungen zur Interobjektivität“. In: Berliner Journal für Soziologie 11 (aus dem Französischen von Herbert Kalthoff). Rottenburg, Richard, Herbert Kalthoff und Hans–Jürgen Wagener, 2000: „In search of a new bed: Economic representations and practices“. In: Kalthoff, Herbert, Richard Rottenburg und Hans–Jürgen Wagener (eds.), 2000: Facts and figures. Economic representations and practices. Marburg: Metropolis, 9-34.

In die Publikationsliste wurden zwei bildungssoziologische Veröffentlichungen aufgenommen. In der ersten Veröffentlichung („»Wunderbar, richtig«“) werden mündliche Verfahren des Prüfens, wie sie auch im bankwirtschaftlichen Kreditprozess zur Anwendung kommen, am Beispiel des Schulunterrichts untersucht; in der zweiten Veröffentlichung („Pragmatik schulischer Ordnung“) wird die Regeldiskussion Wittgensteins am Beispiel des Schulunterrichts exemplifiziert. Beide Publikationen behandeln somit Aspekte, die für das Forschungsprojekt wichtig sind.

Projektberichte 246

3. KONFERENZEN, VERANSTALTUNGEN UND VORTRÄGE

3.1. Tagungen und Konferenzen des FIT

„The Political Economy of Structural Change“. Gemeinsame Herbsttagung des Arbeitskreises „Politische Ökonomie“ und des FIT, Frankfurt (Oder), 13.-15.10.95

Die Herbsttagung 1995 des Arbeitskreises „Politische Ökonomie“ wurde in Kooperation mit dem FIT an der Europa-Universität Viadrina ausgerichtet. Unter dem Thema „The Political Economy of Structural Change“ befassten sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Polen, Slowenien, Norwegen, der Volksrepublik China, der Mongolischen Republik, den Niederlanden sowie aus der Bundesrepublik Deutschland mit theoretischen und praktischen Fragen der Transformation von Planwirtschaften des Staatssozialismus in marktwirtschaftlich verfasste Ordnungen. Die in thematischen Arbeitsgruppen wie im Plenum stattfindende Tagung zeichnete sich durch folgende vier Aspekte aus: Erstens wiesen die gehaltenen Beiträge eine beträchtliche Breite im thematischen Spektrum auf. Es standen dabei sowohl europäische wie außereuropäische Länder als Analyseobjekt der Transformationsforschung zur Verfügung. Zweitens wurden Beiträge angeboten, die sich bereits auf ein recht umfangreiches set empirischer Studien vor Ort stützen konnten. Auffällig war hier, dass Phänomene und Prozesse der Transformation der Wirtschaft Polens besonderes Interesse fanden. Drittens argumentierten die Beiträge auf recht divergenten theoretischen Ansätzen der Transformationsforschung. Viertens fanden sich recht unterschiedliche Referenzmodelle für die Behandlung und Bewertung der ökonomischen Aspekte der Transformation. Sie reichten vom Mehr- Welten-Paradigma über das tradierte Ost-West-Schema bis hin zum Metropole-Peripherie-Konzept.

„Economics and System Change“, Berlin, 27.-30.06.96

Die Konferenz bildete die wissenschaftliche Abschlussveranstaltung des internationalen Forschungsprojekts „Wirtschaftswissenschaft und Systemwandel in Mittel- und Osteuropa“. Der Kreis der Teilnehmer rekrutierte sich erstens aus jenen Wissenschaftlern, die die einzelnen Länder bearbeiteten. Zweitens waren international renommierte Fachkollegen als Kommentatoren der einzelnen Länderstudien eingeladen. Und drittens nahmen mit speziellen Gastvorträgen bedachte Wissenschaftler verschiedener Länder teil. Die Konferenzteilnehmer kamen daher aus Russland, Finnland, Frankreich, den Vereinigten Staaten, Kanada, Großbritannien, Polen, Ungarn, der Tschechischen Republik, Ländern des ehemaligen Jugoslawien sowie der Bundesrepublik. Die Konferenz bestach insgesamt durch eine kritisch-anregende, auf hohem wissenschaftlichen Niveau stehende Diskussion. In differenzierter Weise wurden anhand vorliegender empirischer Befunde Kernfragen des Verhältnisses von Wirtschaftswissenschaft und Staatssozialismus bzw. von Wirtschaftswissenschaft und Systemtransformation debattiert. Länderstudien, Kommentare sowie Diskussion förderten insbesondere folgende Ergebnisse zutage:

- Die Entwicklung der Wirtschaftswissenschaft in den Untersuchungsländern vollzog sich allgemein unter den Bedingungen von Staatssozialismus und Planökonomie, doch die anzutreffende Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 248

theoretische wie ideologische Verfasstheit der Wirtschaftswissenschaft wies eine große Spannbreite auf. - In Ländern wie der Sowjetunion und der DDR gab es im Grunde keine wirtschaftswissenschaftliche Theoriebildung und -entwicklung außerhalb der durch die Politische Ökonomie des Marxismus-Leninismus gesetzten Paradigmen, es fand in der scientific community zum Beispiel Ungarns, Polens oder Jugoslawiens eine Rezeption nichtmarxistischer Forschungsprogramme und Theorietraditionen statt. - Die Ausprägung theoretischer Profile unter den Ökonomen Mittel- und Osteuropas war nicht allein abhängig von verschiedenen historischen Etappen des Staatssozialismus und seiner Planökonomie. Vielmehr wurde offenbar, dass sich um die turning points der politischen und intellektuellen Geschichte Mittel- und Osteuropas bestimmte Perioden nationaler Theorieentwicklung gruppieren lassen, die parallele Züge aufweisen. - Die Entwicklung einer theoretischen Reformökonomie sowie das Hervortreten von Reformökonomen vollzog sich in den einzelnen Untersuchungsländern recht divergent. Dabei zeigte sich, dass die verschiedenen Perioden reformökonomischen Denkens, die in den staatssozialistischen Gesellschaften z.T. parallel verliefen, zu unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten und Argumentationsmustern führten.

„Die mittelosteuropäischen Staaten in der Europäischen Union? Über Transformation zur Integration“, Frankfurt (Oder), 27.-29.09.96

Das FIT hat diesen Workshop in Zusammenarbeit mit der Stiftung Entwicklung und Frieden veranstaltet. Auf dem Programm standen drei Themenkreise, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der bevorstehenden EU-Osterweiterung stehen. Aus politikwissenschaftlicher Sicht wurden Probleme der Demokratisierung im Osten Europas als Grundfrage für die intendierte Eingliederung in die EU behandelt. Wichtige Einblicke in die Mikroebene der Integration lieferten Erfahrungsberichte von Wissenschaftlern und Politikvertretern der regionalen Ebene über die Zusammenarbeit in alten und infolge von Desintegration zum Teil neu entstandenen Grenzregionen. Auf der Makroebene ging es unter anderem um Fragen hinsichtlich des Kreises und der Anzahl potentieller Beitrittsländer, des Terminfahrplans sowie des internen Reformbedarfs der EU. Syntheseberichte aus den Vorträgen und den Ergebnissen der Diskussionskreise sind von der Stiftung Entwicklung und Frieden im sog. Policy Paper mit politikberatendem Charakter herausgegeben worden. „Zurück aufs Land! Alternative Siedlungsvisionen und Siedlungsprojekte im Vergleich“, Frankfurt (Oder), 21.-23.11.96

Gegenstand der Konferenz war die Rolle alternativer Siedlungskonzepte im Transformationsprozess der vergangenen hundert Jahre. Die periodische Entstehung alternativer Siedlungsvisionen, kommunitärer Gemeinschaften, utopischer Bewegungen, sozialrevolutionärer Bodenreformkonzepte und „Zurück-zur-Natur“-Bewegungen wurde als ein typisches Merkmal des industriellen Zeitalters postuliert. Die Funktion solcher Visionen als Barometer gesellschaftlicher Missstände und populärer Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 249

Sehnsüchte ist lange bekannt. Auf dieser Tagung galt es, alternative Siedlungskonzepte als Experimentierfelder für neue Ideen sowie als Motoren für gesellschaftsverändernde Prozesse in Landwirtschaft, Städtebau, Pädagogik, Ernährung, Umwelt und Sozialwesen bis in unsere Zeit zu analysieren, und zu vergleichen. Der internationale Vergleich bezog sich auf unterschiedliche alternative Gesellschaftsentwürfe der letzten hundert Jahre, lebensreformerische Projekte, die Kibbuz-Bewegung, jugendbewegte Siedlungsprojekte, die Gartenstadt-Bewegung, frühe ökologische Projekte, völkische Konzepte und alternative Experimente von heute, die als Ansätze zu einer alternativen Modernisierung untersucht wurden. Zu den wichtigsten Ergebnissen der Tagung zählen die erstmalige Einbeziehung der alternativen Siedlungsforschung in den aktuellen transformationswissenschaftlichen Diskurs und die Bereitschaft der Referenten, diesen für sie neuen Ansatz für ihre zukünftige Forschung fruchtbar zu machen. Die fach- und länderübergreifende Vernetzung, die die Tagung ermöglichte, soll diesen Diskurs fortführen.

„Transformation: A Challenge for Economics“, Berlin, 19.-21.12.96

Der Workshop wurde gemeinsam mit dem Wissenschaftskolleg zu Berlin veranstaltet. Er sollte Ökonomen und Wissenschaftler aus angrenzenden Disziplinen (Soziologie, Wirtschaftsgeschichte, Politikwissenschaft, Anthropologie, Rechtswissenschaft) zusammenbringen, um die Transformationsprozesse, die in Mittel- und Osteuropa 1989-90 eingesetzt haben, in einen breiteren analytischen Zusammenhang stellen zu können. Ziel war die Identifikation von ungelösten Problemen, offenen Fragen und Forschungsdesiderata, die eine gemeinsame Bearbeitung durch Ökonomen und Nicht-Ökonomen erfordern oder wünschenswert machen. Der Workshop gliederte sich in drei Fragenkomplexe: Erstens, wann ändern sich gesellschaftliche Systeme? Hier ging es um Transformation und Transition im historischen Kontext. Zu diskutieren waren Fragen wie: Was ist typisch, was wiederholt sich? Welche Rolle spielt die historische Einmaligkeit, welche die kulturelle Besonderheit gegenüber einer universellen Systemrationalität? Zweitens, kann man ein generelles Modell des institutionellen Wandels erwarten? Was ändert sich, was bleibt erhalten? Warum ändern sich gesellschaftliche Systeme? Hier ging es um ökonomische und alternative Erklärungsansätze. Drittens bildeten Probleme der Information, des Wissens, der Aspirationsniveaus, Wahrnehmung, Erwartung von Werten und Ideologien einen Kern der Diskussion. Die ökonomischen Erklärungsansätze sind zumeist von Rationalitätsrahmen bestimmt. Trotzdem gibt es ineffiziente Systeme. Warum? Ist der Systemwettbewerb nur eine Metapher oder ein wirkliches Modell? In diesem Zusammenhang ist die Empirie sicher wichtig: Warum verlaufen die Transformationsprozesse in Europa so anders als in China und Vietnam? Die Diskussion machte deutlich, dass eine theoretische Analyse und Interpretation des Transformationsprozesses erst am Anfang steht. Zahlreiche Fragen sind noch ungelöst, zahlreiche Fragestellungen drängen sich auf, die bei zentralen Problembereichen der einzelnen Disziplinen anschließen. Die reale Problematik übersteigt die Kompetenz jeder einzelnen Disziplin. Doch der Workshop zeigte auch die Schwierigkeiten der fächerübergreifenden Kooperation: die spezifischen Argumentationsweisen unterscheiden sich, die spezifischen Fragestellungen laden nicht unbedingt zu Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 250

alternativen Beiträgen ein, die Grundmodelle lassen Offenheit vermissen. Auch wenn alle Teilnehmer die breite, interdisziplinäre Diskussion begrüßten, blieb die Skepsis gegenüber einem interdisziplinären Angebot noch groß. Wenn man nach einem gemeinsamen Forschungsprogramm als Ergebnis des Workshops suchte, dann wäre dies wohl am ehesten in der Analyse und Darstellung der Transformation als Lernprozess zu finden. Ökonomen haben Lernen in der Regel als Investitionsprozess betrachtet, d.h. im Rahmen ihres rational actor Standardmodells. Ihnen entgeht damit die kommunikative und soziale Einbettung dieser Prozesse. Allerdings gehen neuere evolutionstheoretische Ansätze direkt von Lernprozessen aus, d.h. von Populationen und Kritische-Massen-Phänomenen. Damit ist noch nicht gesagt, dass das Standardmodell nicht „lernfähig“ wäre. Lernen bedeutet eine Veränderung der Wahrnehmung von Optionen. Transformation hat sehr viel mit der Wahrnehmung der Optionen zu tun, mit der diskursiven Herstellung von Möglichkeitsräumen und ihrer Ausnutzung. Transformation ist auch ein sprachliches Phänomen, sie führt zu einer neuen Rhetorik. Es ist deutlich, dass all dies nicht allein von Ökonomen bewältigt werden kann. Hier ist ein Ansatzpunkt, der inputs aus verschiedenen Fachrichtungen erfordert.

„Wiederaufbau und sozialistische Transformation - mitteleuropäische Grenzregionen nach dem Zweiten Weltkrieg (1945 bis 1960)“, Frankfurt (Oder), 2.-5.10.97

An dieser internationalen Konferenz des FIT nahmen ca. 60 Wissenschaftler aus Ostmitteleuropa wie auch aus Westeuropa teil. Das Rahmenthema wurde in vier Arbeitskreisen konkretisiert:

1. Zwangsumsiedlung und Migration in der Wirkung auf Arbeitskräftepotential und Sozialstruktur der Bevölkerung in Grenzregionen 2. Nationalisierung und Enteignung als Stufe der sozialistischen Transformation in Landwirtschaft, Industrie und Bankwesen 3. Wiederaufbau und Industrialisierung - die Rolle der Grenzregionen im RGW 4. Politische und militärische Rahmenbedingungen in Grenzregionen

Als Ergebnis lässt sich formulieren, dass die Einbeziehung Ostmitteleuropas in den sowjetischen Block paradoxerweise zu einem neuen Schub der Nationalstaatsbildung in dieser Region führte, der mit gewaltigen ethnischen Säuberungen einherging. Die Grenzregionen erlitten dabei Devastationen, die sie einerseits fortwirkend marginalisierten und sie andererseits zu Laboratorien der sozialistischen Industrialisierung prädestinierten. Im Ergebnis entstanden Pioniergesellschaften mit einem besonderen sozialen und politischen Gepräge und industrielle Dinosaurier, die noch den gegenwärtigen Transformationsprozess in den Grenzregionen beeinflussen. Die Beiträge der Konferenz werden in erweiterter und überarbeiteter Form in einem Studienband in der Reihe „Frankfurter Studien zur Grenzregion“ (Band 5) veröffentlicht.

Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 251

„Entwicklungsformen der Demokratie im interkulturellen Vergleich“, Frankfurt (Oder), 15.-16.10.97

Die zweite Sitzung der Ad-Hoc Gruppe „Interkultureller Demokratienvergleich“ der deutschen Vereinigung für politische Wissenschaft wurde in Zusammenarbeit mit dem FIT an der Europa Universität Viadrina ausgerichtet. Diskutiert wurden hauptsächlich theoretische Ansätze und empirische Befunden des Demokratienvergleichs im Kontext unterschiedlicher politischer Kulturen. Der Fokus der Frankfurter Tagung lag auf dem Vergleich osteuropäischer Demokratien, bezog aber auch theoretische Implikationen und über Europa hinausgehende Betrachtungen mit ein. Im ersten Teil der Tagung mit der Überschrift „Theoretische Implikationen von Demokratie und Demokratisierung“ wurde überwiegend die theoretische Unterscheidung zwischen Demokratien diskutiert und Wert auf ihre Typisierung und Klassifizierung gelegt. Im zweiten Teil wurden vor allem empirische Ergebnisse aktueller Forschungsvorhaben in und zu Osteuropa vorgestellt. Insbesondere auf umfassende Umfragedaten gestützte Vergleiche politischer Kulturen in Osteuropa gaben einen guten Einstieg in die komparative Sichtweise der osteuropäischen Transformationsprozesse. Ein dritter Teil gliederte sich ebenfalls in zwei Panels und war aktuellen Forschungsberichten zu außereuropäischen Regionen, wie z.B. Palästina, Indien, Japan und Indonesien gewidmet. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass viele Beiträge immer wieder auf bestimmte Kernpunkte und Schlüsselkonzepte zurückkamen. So ließ sich insbesondere über die Verwendung der von Robert Dahl (1971) konzipierten Kriterien der „prozeduralen Minima“ eine Brücke zwischen den theoretischen Überlegungen und den empirischen Befunden schlagen. Auffällig war das Bemühen, auch in den theoretischen Konzeptionen empirische Fundierung zu erreichen. Aber auch umgekehrt zeigte sich sehr deutlich der Versuch, die empirischen Befunde mit theoretischen Grundlagen entweder zur Frage nach der Stabilität demokratischer Systeme, oder zu deren Funktionstüchtigkeit und Struktur zu verbinden. Einhellig als Problem wurde der stark westeuropäisch bzw. amerikanisch geprägte Begriff von Demokratie und Demokratisierung gesehen. Dieser führe auf der einen Seite zu Klassifizierungen, die angelehnt an diesen Begriff defekte und funktionierende politische Systeme trennen, ohne kulturspezifische Entwicklungen zu berücksichtigen. Auf der Gegenseite wurde immer wieder betont, dass derzeit kein analytisch haltbarer anderer Begriff von Demokratie zur Verfügung stehe. Entsprechend sei die Aufgabe dieser Konzeption oftmals mit dem Verlust des Untersuchungsgegenstandes verbunden. „Transformation of Social Security. Pensions in Central-Eastern Europe“, Berlin, 27.-28.3.98

Dieser Workshop entstand im Rahmen des am FIT angesiedelten Forschungsprojektes „Institutioneller Wandel im Sozialversicherungssystem. Die Rentenversicherungen Polens, Ungarns und Tschechiens“ und hatte die komparative Analyse der jüngsten Reformen der Alterssicherungssysteme in Mittelosteuropa zum Gegenstand. Den Schwerpunkt des Workshops bildeten Länderfallstudien, die von polnischen, ungarischen und tschechischen Rentenexpertinnen und -experten vorgetragen wurden. Neben einer vergleichenden Bestandsaufnahme der Struktur der Alterssicherungssysteme vor und nach den jüngsten Reformmaßnahmen ging es vor allem darum, Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 252

Erklärungen für die voneinander abweichenden Reformpfade Polens und Ungarns auf der einen und Tschechiens auf der anderen Seite zu finden. Es stellte sich heraus, dass die Gründe für die unterschiedliche Paradigmenwahl sowohl in den differierenden Problemkonstellationen (Defizit bzw. Überschuss in der Rentenversicherung) und politischen Rahmenbedingungen als auch in den jeweils spezifischen Akteurkonstellationen (Finanzministerium und Weltbank als zusätzliche Akteure in Polen und Ungarn) zu suchen sein dürften. Zur Einordnung der mittelosteuropäischen Reformerfahrungen in einen breiteren Kontext wurden von einigen deutschen Rentenexpertinnen und -experten die einschlägigen theoretischen Bezüge hergestellt, so etwa die Diskussion hinsichtlich des Finanzierungsverfahrens in der Alterssicherung (Kapitaldeckung versus Umlageverfahren) und die Politische Ökonomie der Rentenreform. Zudem wurden in paradigmatischer Hinsicht relevante Länderbeispiele, nämlich Deutschland - für das kontinentaleuropäische Modell - und Chile bzw. Argentinien als lateinamerikanische Reformen mit internationaler Tragweite, behandelt. In angeregten, bisweilen auch sehr kontroversen Diskussionen manifestierte sich der für beide Seiten fruchtbare Austausch zwischen osteuropäischen und deutschen Expertinnen und Experten. Sowohl der komparative Ansatz als auch die Methodenvielfalt, durch die sich dieser Workshop auszeichnete, erwiesen sich als ausgesprochen fruchtbar für die Formulierung und Überprüfung von Hypothesen zur politischen Ökonomie der Rentenreform in Mittelosteuropa.

„Wirtschaftsordnungspolitik: Der deutsche Ordoliberalismus und die französische Ecole de la régulation im Vergleich“, Berlin, 8.-9.5.98

Das gemeinsam mit dem Centre Marc Bloch, Berlin, und dem Wissenschaftszentrum Berlin organisierte Kolloquium beabsichtigt die Konfrontation zweier einflussreicher, jenseits des ökonomischen Mainstreams angesiedelter und auch deshalb stark national konzentrierter wirtschafts- und sozialwissenschaftlicher Schulen, des deutschen Ordoliberalismus und der französischen Ecole de la régulation. Trotz zahlreicher Berührungspunkte haben beide bislang kaum voneinander Kenntnis genommen. Im Rahmen des Kolloquiums, an dem prominente Vertreter beider Schulen ebenso wie Vertreter anderer Richtungen teilnehmen werden, sollen erstmals aus einer vergleichenden Sicht die Entstehungskontexte, Theorieprogramme und -dynamiken der beiden Ansätze herausgearbeitet und etwaige Affinitäten, Komplementaritäten und Differenzen erörtert werden. Besondere Aufmerksamkeit gilt den wirtschaftspolitischen Implikationen beider Ansätze, die u.a. am Beispiel der Transformation in den neuen Bundesländern thematisiert werden sollen.

„Privatisierung, Unternehmenskontrolle und Marktbildung“, Berlin, 22.-23.5.98

Auf dieser internationalen Konferenz befassten sich insgesamt vier Diskussionsrunden mit folgenden Themen:

1. Theoretische und komparative Aspekte von Privatisierung, Unternehmenskontrolle und Unternehmensrestrukturierung, Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 253

2. Privatisierung, Unternehmenskontrolle und -restrukturierung im Licht von Fallstudien 3. Privatisierung, Netzwerke und Marktbildung, 4. Politische Ökonomie der Privatisierung.

Zu der Konferenz sind eine Reihe führender Experten aus Europa, den USA und Israel als Referenten eingeladen worden. Daneben stellten mehrere Mitarbeiter des FIT ihre Forschungsergebnisse vor. Die Konferenz ist für interessierte Forscherinnen und Forscher offen. Insgesamt nahmen 50 Wissenschaftler teil. Die präsentierten Papiere sind in einem Sammelband im Verlag Macmillan erschienen.

„Partnerschaften in den mittelosteuropäischen Grenzregionen. Von der Bipolarität zur Zusammenarbeit“, Frankfurt (Oder), 04.-06.09.98

Diese internationale Konferenz wurde gemeinsam mit der Stiftung Entwicklung und Frieden, Bonn, und der Euroregion Pro Europa Viadrina, Frankfurt (Oder), ausgerichtet. Teilnehmer waren ca. 40 Wissenschaftler und Lokalpolitiker. Im Zentrum der Konferenz standen die Bestandsaufnahme von grenzüberschreitender Kooperation im Oderraum, der Vergleich mit Initiativen in anderen Grenzräumen, Fragen der Institutionalisierung - etwa durch die Gründung von Euroregionen - sowie ein Ausblick auf mögliche Projekte der Zukunft. Am Ende der Konferenz fand eine Diskussion mit Lokalpolitikern statt, in der sie einerseits über politisch-administrative Probleme grenzüberschreitender Kooperation informierten, andererseits Empfehlungen der Tagungsteilnehmer zur Intensivierung der Kooperation aufnahmen.

„Postcommunist Transformation and the Social Sciences: Cross-Disciplinary Approaches“, Berlin, 30./31.10.98

Die Konferenz brachte Vertreter verschiedener sozialwissenschaftlicher Disziplinen aus West- und Osteuropa sowie den USA zusammen, um die Möglichkeiten und Probleme interdisziplinärer Transformationsforschung auszuloten. Ausgangspunkt waren dabei weniger programmatische Bekundungen als exemplarische Analysen im Grenzbereich von Ökonomie, Soziologie und Politikwissenschaft. Im Zentrum eines ersten Panels standen soziologische Untersuchungen der Unternehmensrestrukturierung. Ein zweites Panel befasste sich mit kulturellen Dimensionen der Transformation, u. a. der Bedeutung von Vertrauen und Social Capital. Thema des dritten Panels waren Fragen der formellen und informellen Institutionalisierung politischer Ordnung und der Diffusion und des Transfers westlicher Modelle. In einem vierten Panel ging es anhand der ökonomischen Transformation um die Erklärungskraft der neoklassischen Ökonomie und institutionalistischer Gegenansätze. Die Konferenz wurde abgerundet durch einen Roundtable zu interdisziplinären Ansätzen in der Transformationsforschung.

Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 254

“Europe Beyond the Union. Investitionen und gesamteuropäischer Warenverkehr”, Berlin, 07.-10.10.99

Dieses internationale Symposium war die erste Veranstaltung der Symposienreihe EUROPE BEYOND THE UNION zu den rechtlichen Aspekten des Systemwechsels in Mittel- und Osteuropa. Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit dem gemeinnützigen Verein Cooperation for Peace Germany e.V. (CFP) veranstaltet und durch die Fritz Thyssen Stiftung großzügig unterstützt. Ausgangspunkt der gesamten Symposienreihe ist der tiefgreifende gesellschaftliche Wandel der mittel- und osteuropäischen Staaten. Fast ausnahmslos streben die Transformationsstaaten nach einer funktionierenden Marktwirtschaft, nach Demokratie und Rechtsstaat. Diese Zielvorstellungen verbinden nicht nur diese Länder mit internationalen und supranationalen Organisationen. So bemühen sich diese Staaten insbesondere um eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union und in der NATO, doch steht für die meisten von ihnen ein Beitritt noch in weiter Ferne. So scheint Europa am Ende des 20. Jahrhunderts in drei Klassen zu zerfallen: EU-Staaten (resp. NATO-Staaten), Beitrittskandidaten und Länder, die auf absehbare Zeit keine Aussicht auf eine Mitgliedschaft haben. Dieser Trichotomie will sich EUROPE BEYOND THE UNION aus juristischer Sicht nähern. Den Schwerpunkt des Symposiums bildeten die wirtschaftsrechtlichen Beziehungen innerhalb und jenseits der Europäischen Union. Hierzu wurden Teilnehmer aus allen Teilen Europas (Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Georgien, Polen, Russland etc.) eingeladen. Die Länderberichte der Teilnehmer wurden in drei Foren (1. Gesellschaftsrecht, 2. Trade Related Investment Measures, 3. Devisenkontrolle) gehalten. Dabei konnte festgestellt werden, dass sich die Dreiteilung im gesetzten Recht kaum widerspiegelt, sich der operational code jedoch teilweise erheblich unterscheidet. Die durch die Länderberichte gewonnenen Erkenntnisse konnten in die Diskussion mit den Referenten eingebracht werden, die in ihren Beiträgen eine rechtsvergleichende Perspektive einnahmen und einen Bezug zur Gesamtthematik herstellten.

“Facts and Figures”, Frankfurt (Oder), 10.-12.12.99

Auf Einladung des FIT trafen sich vom 10.-12.12.1999 Soziologen und Anthropologen zu der Tagung Facts & Figures. Die Teilnehmer kamen aus Schweden, Großbritannien, Frankreich, der Schweiz, den USA und Deutschland. Ziel der Tagung war es, die Umwandlung und Übersetzung von ökonomischen „Fakten“ in Zahlen und zurück zu thematisieren. Dabei ging es zum einen darum, Einblicke in ökonomische Wissensprozesse und Verfahren zu formulieren, zum anderen sollten auf der Basis empirischer Studien kulturanalytisch relevante Problemfelder identifiziert werden, welche für die weitere Erforschung ökonomischer Praktiken, Diskurse und auch Materialität der Ökonomie relevant erscheinen. Den Präsentationen von Forschungsergebnissen durch junior researchers folgten rahmende Kommentare von seniors - die Funktionen übernahmen Barbara Czarniawska (Göteborg University), Trevor J. Pinch (Cornell University), Michael Power (London School of Economics), Richard Rottenburg (Viadrina) und Hans-Jürgen Wagener (Viadrina). Thematisch ging es in den Beiträgen um Praktiken der Standardisierung (etwa bei der Vergabe von Krediten), der ökonomischen Deutung von Zahlenwerken (etwa bei Händlern am Devisenmarkt) und des Budgetierens (etwa bei der Polizeiverwaltung in Berlin). Allen Studien gemeinsam war die Frage Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 255

nach der kulturellen Praxis, in der ökonomisches Wissen generiert wird. In den Beiträgen und den Diskussionen wurde nachvollzogen, wie Fakten durch eine Kette von Transformationen in Zahlen übersetzt werden und wie diese auf der Basis von akzeptierten Darstellungskonventionen ökonomische Entscheidungen evozieren. In der Abschlussdiskussion wurde die Notwendigkeit unterstrichen, die sozialwissenschaftliche Erforschung ökonomischen Wissens nicht auf methodische Etiketten zu reduzieren, sondern die ganze Bandbreite der Disziplinen und Methoden zu nutzen. Zugleich aber dürfe man sich nicht „verzaubern“ lassen, sondern müsse eine gewisse kritische Distanz gegenüber den „Fakten“ und dem „Zahlenzauber“ bewahren.

„Political Culture in Central and Eastern Europe”, Frankfurt (Oder), 26.–28.05.2000

An der Konferenz nahmen renommierte Fachvertreter aus neun europäischen Staaten sowie aus den USA und Kanada teil. Unter den Referenten befanden sich mit Lucian Pye (M.I.T.) und Archie Brown (St. Anthony’s College, Oxford) auch zwei Begründer der Politische-Kultur-Forschung. Im Zentrum dieser internationalen Konferenz stand die Entwicklung der politischen Kulturen sowie deren Bedeutung für den Demokratisierungsprozess in den mittel- und osteuropäischen Transitionsstaaten. Dabei wurden sowohl aktuelle theoretische Ansätze der Politische-Kultur- Forschung vorgestellt und diskutiert, als auch neuere empirische Ergebnisse präsentiert. Besonderes Augenmerk galt dabei der vergleichenden Betrachtung der politischen Kulturen und ihrer einzelnen Komponenten. Neben den Ländern Mittel(Ost-)europas wurden dabei auch westeuropäische Gesellschaften (z.B. Spanien, Großbritannien, Deutschland) als Kontrastfälle in die Analyse einbezogen. Die einzelnen Panels befassten sich mit folgenden Themenbereichen:

1. The political culture approach 40 years after 2. Culture and democratization 3. Determinants of political attitudes 4. Comparative studies on values and attitudes in Central and Eastern Europe 5. Studies on values and attitudes in Germany

„National borders and disintegration of market areas in East Central Europe in the 19th and the 20th centuries“, Frankfurt (Oder), 29.-31.03.2001

Gemeinsam mit Prof. Stefan Kowal von der Adam-Mickiewicz-Universität werden Prof. Helga Schultz und Dr. Uwe Müller eine Sektion über „National borders and disintegration of market areas in East Central Europe in the 19th and the 20th centuries“ auf dem XIII. Internationalen Wirtschaftshistorikerkongress, der im Juli 2002 in Buenos Aires stattfindet, leiten. Wichtigster Teil der Vorbereitungen war bisher die Durchführung einer Pre-Conference zum gleichen Thema. Diese fand vom 29. bis 31.3. 2001 in Frankfurt (Oder) statt. Insgesamt 15 Wissenschaftler aus Australien, Deutschland, Großbritannien, Österreich, Polen, Rumänien, Ungarn und den USA stellten ihre Arbeitsergebnisse vor. Neben Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 256

Wirtschaftshistorikern im engeren Sinne waren auch Historiker, Ökonomen und Geografen vertreten. Außer der Interdisziplinarität verdient das Bemühen beinahe aller Vorträge und vieler Diskussionsbeiträge Beachtung, Vergleiche zwischen den historischen und aktuellen Transformationsprozessen in Ostmitteleuropa anzustellen. Einer der vier Themenschwerpunkte war direkt der Entwicklung ab 1990 gewidmet. Die wichtigsten Problemkreise stellten

1. die Art und Weise der Integration peripherer Regionen in die Volkswirtschaften der multinationalen Großreiche bzw. der Nationalstaaten des 20. Jhs., 2. die sich im Zuge des aufkommenden Wirtschaftsnationalismus im frühen 20. Jahrhundert, z.T. aber auch nach 1990 verstärkenden Desintegrationsprozesse sowie die damit verbundenen Wohlfahrtsverluste 3. die Bemühungen um supranational institutionalisierte Wirtschaftsintegration und die Gründe für ihr häufiges Scheitern dar.

Unter den vielen Ergebnissen der in angenehmer Arbeitsatmosphäre verlaufenden Konferenz ist hervorzuheben, dass in Ostmitteleuropa Einstellungen zu wirtschaftlicher Integration bzw. Desintegration in außergewöhnlich starkem Maße von deren Verhältnis zu tatsächlichen oder konstruierten „nationalen“ Interessen abhängen. Bei der politischen Gestaltung des gegenwärtigen Transformationsprozesses sollte berücksichtigt werden, dass im wirtschaftskulturellen Gedächtnis der Ostmitteleuropäer positive Erfahrungen mit Marktintegrationsprozessen weitgehend fehlen bzw. von negativen Einstellungen gegenüber der Abhängigkeit von Großmächten überlagert werden und dass daher national-autarkistische Optionen nicht von vornherein diskreditiert sind.

„Political Attitudes and Values: A comparative Approach”, Tallinn (Estland), 24.– 27.05.2001

Im Mai 2001 trafen sich in Tallinn Fachleute aus elf Nationen im Rahmen des Projektverbundes „Political Culture in Central and Eastern Europe“ zu einem breit angelegten wissenschaftlichen Gedankenaustausch. Ca. 20 internationale Experten der empirischen Erforschung von Demokratisierungsprozessen diskutierten dabei theoretische Konzepte, aber vor allem verschiedene, zwischen ihren Ländern vergleichbare empirische Befunde. Basis der Diskussion war die Vorstellung von Länderstudien zu Estland, Slowenien, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Russland, Rumänien, Polen und Ostdeutschland. Weitere Gäste aus Spanien und Griechenland brachten Kontrapunkte der südeuropäischen Transformation in die Debatte ein. Ein Ergebnis war die Differenziertheit der Transformationsprozesse und ihre Widerspiegelung in Aussagen der Bürger. Ähnlich, wie in objektiven Erfassungen der Demokratiequalität, konnten subjektive Beurteilungen unterschiedliche Grade der Demokratisierung und Konsolidierung bestimmen. Die Tagung wird in eine Publikation überführt werden.

Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 257

„Exkursion Galizien“, Kraków, Stary Sącz, Nowy Sącz, Grybów, Florynka, Czarna, Uście Gorlickie, Kwiatoń, Sanok, Przemyśl, L’viv, Brody, Oles’ko, Pocaiv, Drohobyc, Boryslav u.a., 15.–24.07.2000

An der Exkursion nahmen 16 Mitarbeiter, Habilitanden, Doktoranden und Diplomanden teil, die sich mit Fragen ostmitteleuropäischer Grenzregionen und des deutsch-polnisch-ukrainischen Verhältnisses in der jüngsten Geschichte befassen. Die Exkursion stand unter der Leitung von Prof. Helga Schultz (FIT) und Stefan Kowal (AMU Poznań). Sie wurde durch Lektüre und Diskussion neuerer Arbeiten zu diesem Feld vorbereitet. Alle Teilnehmer hatten zu einzelnen Punkten und Problemkomplexen kleine Vorträge erarbeitet, die während der Reise an Ort und Stelle gehalten wurden. Im Mittelpunkt standen die komplexen Nationalitätenverhältnisse in dem Raum, der zur Zeit der österreichischen Herrschaft als Galizien bezeichnet wurde. Sie hatte zugleich aber auch das Anliegen, den Transformationsprozess an den Grenzen Ostmitteleuropas und die Probleme der Kooperation zwischen Polen und der Ukraine im Zusammenhang mit dem europäischen Integrationsprozess kennen zu lernen. Wissenschaftliche Höhepunkte waren:

– Prof. Dr. Babinski hielt in Kraków einen Vortrag über das Schicksal der Ukrainer im Polen nach dem Zweiten Weltkrieg; – In Przemyśl wurde das Südostinstitut besucht, das sich speziell dem polnisch-ukrainischen Verhältnis widmet, eine umfangreiche Publikationsreihe herausgibt und offenbar aus Mitteln der Exilukrainer in den USA bezahlt wird. Dr. Stepień, der Direktor der Einrichtung, hielt einen längeren Vortrag und exemplifizierte die aktuellen kulturellen und politischen Konflikte um Kirchen und andere Einrichtungen beim Stadtrundgang. – In L’viv gab es eine Begegnung mit dem Leiter für internationale Beziehungen in der Stadtverwaltung. Vortrag und Diskussion berührten praktisch alle Felder der ukrainischen Wirtschaftsentwicklung, der Außenpolitik der Ukraine, des Umgangs mit der polnischen Vergangenheit der Stadt und der Stellung zur Europäischen Union.

Ukrainische Kollegen ergänzten das Bild bei Stadtführungen durch L’viv, Drohobyc und ein russisch- orthodoxer Mönch des Klosters Pocaiv eröffnete Einblicke in die Kirchenpolitik. Besuche in Museen, auf Friedhöfen und verlassenen und umgewidmeten Kirchen der verschiedenen Konfessionen rundeten diese Eindrücke und Erkenntnisse ab. Die Ergebnisse der Exkursion wurden in einer Podiumsdiskussion der Öffentlichkeit präsentiert.

3.2. Kolloquien

Transformationskolloquium Sommersemester 1996

Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener (Viadrina; FIT): Prices in the Two Germanies, 2.5.96 PD Michal Buchowski (Adam-Mickiewicz-Universität, Ποζνα〉): Learning Capitalism, 23.5.96 Clemens Schütte (Viadrina; FIT): Finanzsysteme und Unternehmenskontrolle. Analyse westlicher Modelle und Empfehlungen für die Transformationsstaaten, 30.5.96 Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 258

Prof. Dr. Peter J. Katzenstein (Cornell University; Wissenschaftskolleg Berlin): Returning to Europe: Central Europe Between Internationalization and Institutionalization, 6.6.96 Marcin ϑαµρο↵ψ (Viadrina): Steuerreform als Bestandteil der Strukturtransformation in Polen, 13.6.96 Prof. Dr. Natal’ja S. Babinceva (Staatliche Universität St. Petersburg): Die ökonomische Kultur des sowjetischen und postsowjetischen Business, 13.6.96 Frank Bönker (Viadrina; FIT): Probleme der Reform der öffentlichen Finanzen in Osteuropa, 20.6.96 Prof. Dr. Ω≥αδψσ≥αω W. Jermakowicz (Univ. of Southern Indiana, Evansville; CASE, Warschau): The Transformation of Banking in Eastern Europe and Russia, 1.7.96 PD Dr. Thomas Eger (GHS Kassel; FIT): Die Reform des Insolvenzrechts in der Bundesrepublik, 4.7.96 Dr. Wolfram Schrettl (DIW, Berlin): Einige Aspekte der Regierungsberatung im Transformationsprozess, 11.7.96 Ralph Heinrich (Institut für Weltwirtschaft, Kiel): Rentenreform im Kontext einer konsistenten sozialpolitischen Gesamtstrategie: kurzfristige Probleme und Lösungsansätze am Beispiel Polens und Tschechiens, 25.7.96

Transformationskolloquium Wintersemester 1996/97

Dr. Klaus Müller (Friedrich-Schiller-Universität, Jena): Modernisierung - Transformation - Sozialer Wandel, 24.10.96 Dr. Waltraud Schelkle (FU Berlin): Die Relevanz der Entwicklungsökonomie für die Transformationsländer, 7.11.96 Dr. Jacek Szymanderski (Warschau): Privatization and Liberalization in the Light of Opinion Polls in Poland, 14.11.96 Dr. Dirk Wentzel (Philipps-Universität Marburg): Möglichkeiten zur Begrenzung der Staatsverschuldung, 21.11.96 Prof. Dr. Detlef Pollack (Viadrina; FIT): Kommunikative Missverständnisse zwischen Ost- und Westdeutschen, 28.11.96 PD Dr. Dieter Fuchs (WZB; Viadrina): Politisch-kulturelle Voraussetzungen der Transformation zur liberalen Demokratie in den Ländern Mittel- und Osteuropas, 5.12.96 Katlen Blöcker (Viadrina; FIT): Rechtliche Aspekte der Kooperation des IWF mit Russland, 12.12.96 Grischa Wenzeler (FIT): Die Rolle des Staates bei der Transformation des Bankensystems in Polen, 19.12.96 Prof. Dr. Dariusz Aleksandrowicz (Viadrina; FIT): Zweckrationalität und Kulturtradition am Beispiel der polnischen Transformationsgesellschaft, 9.1.97 Prof. Dr. Ilja Sjrubar (Universität Erlangen-Nürnberg): Die zeitliche und räumliche Dimension des Transformationsprozesses, untersucht mit Hilfe des phänomenologischen Lebensweltkonzeptes, 16.1.97 Prof. Dr. Werner Hammel (Kreditanstalt für Wiederaufbau, Frankfurt/Main): Transformation im Osten, Strukturanpassung im Süden. Ein Vergleich, 23.1.97 Dr. Klaus Mangold (Daimler-Benz InterServices, Berlin): Investitionsentscheidungen in Mittel- und Osteuropa aus der Perspektive von Daimler-Benz, 27.1.97 Dr. Petra Opitz (Bonn International Center for Conversion - BICC): Strategische Allianzen im Hochtechnologiebereich. Wachstumspolitische Option für den russischen Transformationsprozess?, 6.2.97 Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 259

Dr. Herbert Brücker (DIW, Berlin): Institutioneller Wandel und Wachstum in Osteuropa, 13.2.97

Transformationskolloquium Sommersemester 1997

Dr. Alexander Kritikos (Viadrina): Grameen Bank - eine Alternative für Osteuropa?, 24.4.97 Prof. Andreas Pickel (Trent University; FIT): Die Grundprobleme der ökonomischen Transformation - Methodische und theoretische Überlegungen, 24.4.97 Dr. Hanna Suchocka (Mitglied des Sejm; polnische Premierministerin, 1992/93): Kirche, Gewerkschaften und die institutionelle Reform in Polen, 14.5.97 Prof. Dr. Jörg Bergmann (Universität Gießen): Geld und Moral in Ostdeutschland, 22.5.97 Dr. Claudia Ritter (FIT): Identitätstheorien zur Transformationsanalyse, 29.5.97 Prof. Dr. Johannes Huinink (Universität Leipzig), Dr. Martin Diewald (Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin): Familienbezogene Kontrollüberzeugungen und Veränderungen der sozialen Einbindung in Ostdeutschland nach 1989, 5.6.97 Klaus-Joachim Maak (Kreditanstalt für Wiederaufbau, Frankfurt/Main): Das TRANSFORM- Programm von Bundesregierung und KfW, 12.6.97 PD Dr. Thomas Petersen (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg): Die Rolle politischer Institutionen im Transformationsprozess in der Perspektive der Neuen Politischen Ökonomie, 16.6.97 Prof. László Csaba (Kopint Datorg, Budapest; FIT): The Capitalist Revolution in Eastern Europe, 19.6.97 Christoph Riechmann (Energiewirtschaftliches Institut an der Universität zu Köln): Die Glaubwürdigkeit der Privatisierungspolitik in Osteuropa, 26.6.97 Prof. Carmelo Mesa-Lago (University of Pittsburgh): Social Policy Reform in Latin American and Eastern Europe, 3.7.97 Prof. Dr. Helmut Wiesenthal (Humboldt-Universität zu Berlin): Transformationssteuerung als politisches Projekt - eine akteurorientierte Perspektive auf den Institutionenwandel; Kommentar: PD Dr. Heinz Bude (Hamburger Institut für Sozialforschung), 10.7.97 Dr. Klaus Müller (FIT): System- und Sozialintegration im Prozess der osteuropäischen Transformationen, 17.7.97

Transformationskolloquium Wintersemester 1997/98

Silke Stahl (Max-Planck-Institut zur Erforschung von Wirtschaftssystemen, Jena): Institutioneller Wandel in der russischen Landwirtschaft: Eine historisch-sozialpsychologisch fundierte Analyse, 23.10.97 Dr. Hubert Gabrisch (Institut für Wirtschaftsforschung Halle): Die reale Aufwertung der mit- telosteuropäischen Währungen: Ursachen, Konsequenzen und Implikationen für den angestrebten EU-Beitritt, 30.10.97 Nigel Swain, PhD. (University of Liverpool; FIT): Patterns of Rural Restructuring in Central and Eastern Europe and Their Implications for the Common Agricultural Policy, 6.11.97 Prof. Jacek Rostowski (Central European University, Budapest; FIT) Comparing Investment During Two Great Depressions: 1929-33 and 1989-93, 13.11.97 Prof. Dr. Arsène Verny, M.E.S. (Wirtschaftsuniversität Prag; FIT): Rechtsreform in Transformationsländern - die Evolution rechtsstaatlicher und marktwirtschaftlicher Rahmenbedingungen in den assoziierten Ländern Mittel- und Osteuropas, 20.11.97 Doris Fischer (Gerhard-Mercator-Universität/GHS Duisburg): Die ungelöste Verschuldungskrise: Unternehmens- und Bankenreform in der VR China, 27.11.97 Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 260

Dr. F.W. Rueb (Universität Hannover): Wie konsolidiert sind die Demokratien Osteuropas? Überlegungen zur Institutionalisierung von politischer Handlungsfähigkeit im Transformationsprozess, 4.12.97 PD Dr. Lars Cassio Karbe (Universität München; FIT): Europa quo vadis? Europa und seine Innovationspotentiale - Transformations Know-how am Beispiel der Republik Venedig, 11.12.97 Dr. Petra Stykow (Humboldt-Universität zu Berlin): Sozialpartnerschaftliche Arrangements in Osteuropa: Effiziente gesellschaftliche Steuerungsinstrumente oder leere institutionelle Hülsen?, 18.12.97 Susanne Heeg (Europa-Universität Viadrina): Grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der deutsch- polnischen Grenzregion: Einfluss von europäischer Integration, Transformation im Osten und Globalisierung wirtschaftlicher Aktivitäten, 8.1.98 Dr. Jens Hölscher (Institute for German Studies, University of Birmingham): Schritte zu einer normativen Theorie der Transformation, 15.1.98 PD Dr. Wilfried Spohn (University of Pennsylvania, Philadelphia; FIT): Soziale Transformation und historische Modernisierungswege: Deutschland, Russland und Polen im Vergleich, 22.1.98 Prof. Dr. Stephan Breidenbach (Viadrina; FIT): Der Einsatz von Wissenswerkzeugen im Rechtsreformprozess in Transformationsländern, 29.1.98 Andrea Mennicken (Universität Bielefeld): Die soziale Organisation der Kreditwirtschaft in Rußland - Zum Problem des Aufbaus von Vertrauen im Kreditgeschäft, 5.2.98 PD Dr. Thomas Petersen (FIT): Politisches Handeln in Transformationsprozessen, 12.2.98 Prof. Dr. Zbigniew Dworzecki (Warsaw School of Economics): Chancen und Risiken ausländischer Direktinvestitionen in den Staaten Mittel- und Osteuropas, 19.2.98

Transformationskolloquium Sommersemester 1998

Grischa Wenzeler (Berlin): Akteurskonstellation und Kreditkrise: Bankentransformation in Polen, 16.04.98 Dr. Herman W. Hoen (University of Groningen; FIT): The Transformation of Economic Systems in Central Europe: The Nature of Political Constraints, 23.04.98 Dr. Michael Thomas (Brandenburg-Berliner Institut für Sozialwissenschaftliche Studien - BISS): Die hintergründige Sozialität ökonomischer Marktakteure. Transformation und neue Selbständige, 07.05.98 Prof. Dr. Lidmila Nemcova (Wirtschaftsuniversität Prag): Business Ethics and the Czech Economy, 14.05.98 Katrin Sell (Humboldt-Universität zu Berlin): Der Westen als Vorbild? Voreilige Institutionenbildung in den ungarischen Arbeitsbeziehungen, 28.05.98 Prof. Dr. Michael Keren (Hebrew University, Jerusalem): A Theory of the Stalinist Economy, 04.06.98 Prof. Dr. Helga Schultz (Europa-Universität Viadrina/F.I.T.): Das Paradigma der sozialistischen Industrialisierung in der Wirtschaftsgeschichte, 11.06.98 Lorenz Pohlmeier (Weltbank): Intentionen und Erfahrungen der Weltbank im Prozess der ökonomischen und sozialen Umgestaltung Polens seit 1990, 15.06.98 Dr. Oleg Kviatkowski (Staatliche Universität St. Petersburg): The Russian Banking System: Current Problems, 18.06.98 Dr. Guy Schulders (Université Paris 1; FIT): Die Besonderheiten der asiatischen Transformationsprozesse, 25.06.98 Prof. Dr. Thrainn Eggertsson (University of Iceland/Max-Planck-Institut zur Erforschung von Wirtschaftssystemen, Jena): The Theory of Institutional Policy, 02.07.98 Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 261

Prof. Dr. Wolfgang Merkel (Universität Mainz): Bedingungen und Hindernisse erfolgreicher Demokratisierungsprozesse, 07.07.98 Dr. Herbert Kalthoff (Europa-Universität Viadrina; F.I.T.): 'First Choice, Second Choice, Third Choice Regions' - Zur ökonomischen Konstruktion geographischer Räume in Mittelosteuropa, 16.07.98

Transformationskolloquium Wintersemester 1998/99

Prof. Dr. Karl Schlögel (Europa-Universität Viadrina): Das neue Städtenetz - die Rolle der Städte im Transformationsprozess, 05.11.98 Dr. Dirk Tänzler (Brandenburg-Berliner Institut für Sozialwissenschaftliche Studien, Berlin): Transformation des Informellen: Formale Organisation und informelle Strukturen in Betrieben der Tschechischen Republik, 12.11.98 Dr. Peter Tokarski (Johannes Gutenberg-Universität Mainz): Transformation durch Diktaturen: Die Wahl von wirtschaftspolitischen Strategien in Polen und Spanien nach dem Zweiten Weltkrieg, 19.11.98 Dr. Christian Welzel (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung): Fluchtpunkt Humanentwicklung: Über den Konnex von ökonomischem, kulturellem und institutionellem Wandel, 26.11.98 Kathrin Pingel (Lateinamerika-Institut der FU Berlin): Zur Politischen Ökonomie des russischen Unternehmertums, 03.12.98 Prof. Dr. Manfred Rose (Universität Heidelberg): Erfahrungen aus der Mitwirkung an Steuerreformen in den osteuropäischen Transformationsländern, 10.12.98 Dr. Jochen Gläser (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung): Der Transformationsprozess als 'Institutionenlabor': Bedingungen und Wirkungen des Institutionentransfers am Beispiel des ostdeutschen Wissenschaftssystems, 17.12.98 Prof. Dr. Michael Schmid (Universität der Bundeswehr München): Modellogische Kritik der Transformationsforschung, 07.01.99 Prof. Dr. Horst Brezinski (TU Bergakademie Freiberg): Außenhandelsstrategien in der Transformation: Der Fall Polen, 14.01.99 Prof. Dr. Otto Luchterhandt (Universität Hamburg): Erfahrungen bei der Verfassungsberatung in den Transformationsländern Osteuropas unter besonderer Berücksichtigung der Verfassungsrezeption, 21.01.99 Dr. Thomas Krüssmann, LL.M. (Universität Passau): Strafrecht: ultima ratio der Transformationsstrategie in Russland?, 28.01.99 Prof. Dr. Christoph Buchheim (Universität Mannheim): Transformation und Rationalisierung in der Folge der Weltwirtschaftskrise, 04.02.99 PD Dr. Stefan Voigt (MPI Jena): Choosing How to Choose: The Narrow Path Between Self- Enforceability and Wishful Thinking in Central and Eastern Europe, 11.02.99 Prof. Dr. Bernd Wegener (Humboldt-Universität zu Berlin): Gerechtigkeitsvorstellungen und Transformation, 18.02.99

Transformationskolloquium Sommersemester 1999

Dr. Jürgen Beyer, Dr. Jan Wielgohs (Humboldt-Universität zu Berlin): Privatisierungspolitik als Test des Pfadabhängigkeitsansatzes in der Transformationsforschung, 06.05.99 Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 262

Timm Beichelt (Europa-Universität Viadrina): Politische Institutionen und demokratische Konsolidierung: Zur Erklärungskraft von institutionellen Ansätzen der Politikwissenschaft im Transformationskontext, 20.05.99 Prof. Paul R. Gregory (University of Houston, Texas; F.I.T.): The Virtual Economy in Russia and Ukraine: Past and Present, 03.06.99 Prof. Dr. Heinz-Dieter Klingemann (WZB, Berlin): Unzufriedene Demokraten: Demokratische Wertorientierungen und die Beurteilung der politischen Performanz in Mittel- und Osteuropa, 10.06.99 Dr. Joachim Ragnitz (IWH, Halle): Produktivitätsrückstand der ostdeutschen Wirtschaft: Ursachen und Folgen für die Konvergenz von Regionen, 17.06.99 Svantje Heischkel (Europa-Universität Viadrina): Die Entwicklung der russischen Rechnungslegung vom zentralistischen Planungsinstrument zur betriebswirtschaftlichen Steuerungsgröße, 24.06.99 Dr. Christian Welzel (WZB, Berlin): Ursachen demokratischer Stabilität und demokratischen Wandels: Die Humanentwicklungsperspektive, 01.07.99

Transformationskolloquium Wintersemester 1999/2000

Dr. Hans-Joachim Lauth, Jörg Faust (beide Johannes Gutenberg-Universität Mainz), Dr. Uwe Mummert (Max-Planck-Institut zur Erforschung von Wirtschaftssystemen Jena): Formelle und informelle Institutionen: Interdisziplinäre Perspektiven, 09.12.99 Prof. Dr. Ulrich K. Preuß (FU Berlin): Transformation und Rechtsstaat: Die rechtliche Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit, 24.01.2000 Prof. Dr. Wolfgang Jagodzinski (Institut für angewandte Sozialforschung, Universität zu Köln): Religiöser Wandel in Mittel- und Osteuropa: Theoretische Ansätze und empirische Befunde, 10.02.2000

Transformationskolloquium Sommersemester 2000

Cecilia Chessai (Lewis & Clark College, Portland): International Diffusion, Dependance and Civil Society: The Case of Frankfurt (Oder) and Słubice, 30.05.2000 Prof. Dr. Gisela Kubon-Gilke (Evangelische Fachhochschule Darmstadt): Verhaltensbindung durch Institutionen im Transformationsprozess, 06.07.2000

Transformationskolloquium Wintersemester 2000/2001

Dr. Dr. habil Stefan Machura (Ruhr-Universität Bochum): Russland auf dem Weg zum Rechtsstaat: Rechtssoziologische Perspektiven, 14.11.2000 Prof. Dr. Tadeusz Janicki (Adam-Mickiewicz-Universität Poznan): Die Transformation der polnischen Landwirtschaft in den 90er Jahren, 04.01.2001 Prof. Dr. Michael Hutter (Universität Witten/Herdecke): Von "property" zu "access": Zur institutionellen Transformation der Informationswirtschaft, 11.01.2001 Prof. Dr. Wolfram Fischer (FU Berlin): Die Globalisierung der europäischen Wirtschaft und die sozialen Institutionen, 18.01.2001 Dr. Katharina Bluhm (Friedrich-Schiller-Universität Jena): Vertrauen und Unternehmenskooperation in Ostdeutschland, 01.02.2001 Dr. Jan Wielgohs (F.I.T.): Politische Konditionierung und Steuerung der Unternehmensprivatisierung im Vergleich, 15.02.2001

Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 263

Transformationskolloquium Sommersemester 2001

Prof. Dr. Michael Keren (Hebrew University, Jerusalem/London Business School): The Mafia as a Principal Actor in Transition: An Outline of an Evolutionary Game, 26.04.2001 Prof. Dr. Helmut Leipold (Universität Marburg): Formale und informale Institutionen: Typologische und kulturspezifische Relationen, 31.05.2001 Dr. Claudia Mathes, Peggy Thode (Humboldt Universität zu Berlin): Determinanten erfolgreicher Stabilisierungspolitik: Politisches Management mittel- und osteuropäischer Regierungen im Vergleich, 14.06.2001 Prof. Dr. Carsten Herrmann-Pillath (Universität Witten/Herdecke): Sozialkapital: Versuch einer mikroanalytischen Fundierung, 21.06.2001 Prof. Dr. Miroslav Hroch (Karls-Universität Prag): Nationale Emanzipation und Rückständigkeit in Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert, 26.06.2001 Tina de Vries (Europa-Universität Viadrina): Stand und Probleme der Restitution in Polen, 28.06.2001

Kolloquium zur soziologischen Transformationsforschung Wintersemester 1996/97

Dr. Gabriele Valerius (FIT): Der interpretative Ansatz der Deutungsmusterrekonstruktion, 5.11.96 Dr. Gabriele Valerius (FIT): „Gleiche Chancen ungleich genutzt?“ Studie zu Mobilitätswegen, Handlungs- und Deutungsmustern von Entwicklungsingenieuren des Halbleiterwerkes Frankfurt/Oder, 26.11.96 Kathrin Rahn (FIT): Kognitive Hintergründe und Konsequenzen des Transformationsprozesses in Osteuropa, insbesondere Polens. Eine Studie zur mentalen Situation ehemaliger Σολιδαρνο −Aktivisten im oberschlesischen Raum, 10.12.96 Dr. Heinz Bude (Hamburger Institut für Sozialforschung; Viadrina): Was kann die interpretative Sozialforschung für die kulturwissenschaftliche Transformationstheorie leisten?, 14.1.97 Gabriele Dautermann (FIT): Institutionenakzeptanz und kognitiver Wandel im neuen Mittelstand in Polen, 28.1.97 Jörg Jacobs (FIT): Modernisierungsakzeptanz und Wertorientierung: eine vergleichende Länderstudie, 11.2.97

Kolloquium zur soziologischen Transformationsforschung Wintersemester 1997/98

Gert Pickel (Viadrina): Politische Unterstützung in Osteuropa, 13.5.97 Carsten Zelle (Universität Potsdam): Einstellungen zu sozialen und politischen Werten in Ostdeutschland, 28.10.97 Jörg Jacobs (FIT): Lebenssituationen und politische Einstellungen in vier ausgewählten Mittel- und Osteuropäischen Ländern (Ostdeutschland, Polen, Ungarn und Tschechien), 25.11.97 Sigrid Schmidt (FIT): Moskauer Wasseruhren: Restruktuierung der städtischen Wasserwirtschaft, 20.1.98 Kathrin Rahn (FIT): Kognitive Hintergründe und Konsequenzen des Transformationsprozesses in Polen: Das Ethos der Solidarno -Bewegung, 3.2.98

3.3. Teilnahme an Konferenzen Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 264

Prof. Dr. Dariusz Aleksandrowicz Ambivalenz von Universalismus und Partikularismus in den Religionskulturen Internationales Philosophen-Gespräch „Universalismus - Partikularismus: Herausforderung an die europäische Philosophie“, Konrad-Adenauer-Stiftung, Cadenabbia (Italien), 9.-12.5.96 Die Viadrina: alte Frankfurter Universität mit neuen Aufgaben Regionalseminar 2/96 der Altstipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung „Deutsch-polnische Grenzüberschreitungen“, Konrad-Adenauer-Stiftung, Frankfurt (Oder), 7.-9.6.96 Europa-Universität Viadrina - eine Brücke in Mitteleuropa Hochschullehrergespräch der Konrad-Adenauer-Stiftung, Wesseling, 13.-15.9.96 Gegenseitige Wahrnehmung und nationale Stereotype von Polen und Deutschen. Mecklenburg-Vorpommern und seine Verbindungen zu Osteuropa und Russland. Fachsitzung des 25. Deutschen Schulgeographentages, Ortsausschuss Greifswald des Verbandes Deutscher Schulgeographen, Landesverband Mecklenburg-Vorpommern, Greifswald, 7.-11.10.96 Institutions, culture and the forming of majorities in a transforming society „Consensus politique et loi de la majorité“, Institut International de Philosophie Politique und Fondation Singer-Polignac, Paris, 27.-28.6.96 Kultur, Individuum und Gemeinschaft Internationales Philosophen-Gespräch „Person/Personalität, Individualität/Selbstbestimmung, Gemeinschaft/Gemeinschaftlichkeit“, Konrad-Adenauer-Stiftung, Cadenabbia, 6.-9.97 Wandel des grenzüberschreitenden Verkehrs mit Polen Grenzüberschreitender Verkehr. 1. Karlsruher Verkehrstage, Deutscher Verband für Angewandte Geographie und Konrad Adenauer Stiftung, Bad Herrenalb und Wissembourg, 20.-22.02.98. Post-Communist Transition and Catholicism in Poland Democracy and the Post-Totalitarian Experience. Konferenz der Society for the Advancement of American Philosophy und der Universität Oppeln, Karpacz, 27.-30.05.98. Integration, Nationalism and Religion Intégration et identité. Konferenz des Institut International de Philosophie Politique, des Dipartimento di Storia e Filosofia del Diritto e Diritto Canonico der Universität Padua, des Instituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti und der Fondatione Gentile, Padua/ Venedig, 02.-04.07.98. The Open Society and the Social Teaching of the Church Political Thought in Central and Eastern Europe in the Post-Communist Period. Konferenz des Research Support Scheme (Open Society Institute), Prag, 19.-21.11.98.

Prof. Dr. Friedel Bolle Competition with Supply and Demand Functions Tagung der Econometric Society, Toulouse, 26.-31.8.97 Sozialwissenschaftlicher Ausschuss, Koblenz, 07.-09.05.98. Self-Centered Inequality Aversion versus Reciprocity and Altruism ESA 98, Mannheim, 10.-12.06.98. Frequency Auctions: How they should and how they should not be shaped Tagung des Vereins für Socialpolitik, Rostock, 22.-25.09.98. Ausschuss für Industrieökonomik, Dresden, 13./14.03.2000. Ausschuss für Umwelt- und Ressourcenökonomie, Cottbus, 05./06.05.2000. Sozialwissenschaftlicher Ausschuss, Koblenz, 25.–27.05.2000. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 265

Sitzung des Vereins für Socialpolitik, Berlin, 19.–22.09.2000. Solidarity IAREP-Konferenz, Wien, 12.–16.07.2000.

Frank Bönker Graduiertenseminar des Fachbereiches Wirtschaftswissenschaften der Viadrina und der Wirtschaftsuniversität Ποζνα〉, Lubniewice 21.-23.6.96. Economics and System Change. Tagung des FIT, Berlin, 27.-30.6.96 Entwicklungsformen der Demokratie im interkulturellen Vergleich. Tagung der Ad-Hoc Gruppe "Interkultureller Demokratievergleich" der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Frankfurt (Oder), 14./15.3.97 The Political Economy of Fiscal Adjustment in Eastern Europe 1997 European Public Choice Society Meetings, Prag, 2.-5.4.97 The End of a Social Service Regime? Marketization of German Social Services in Perspective British-German Workshop on "Comparing Public Sector Reforms in Germany and the United Kingdom", Berlin, 12.-14.6.97 Workshop anlässlich der Verabschiedung von Prof. Dr. Ulrich K. Preuß, Bremen, 11.7.97 Der Staat in Deutschland. Der Staat und seine Transformation. Tagung der CERI-FNS und des Centre Marc Bloch, Berlin, 12./13.9.97 Demokratie - eine Kultur des Westens? 20. wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Bamberg, 13.-17.10.97 Zivilgesellschaft und demokratische Transformation. 5. Tagung des AK "Systemwechsel" der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Kloster Banz, 5.-7.11.97 Föderalismus als Problemlösungsverfahren. Seminar aus Anlass der 150-Jahrfeier der schweizerischen Bundesverfassung, 1848-1998. Humboldt-Universität, Berlin, 12.02.98. Transformation of Social Security: Pensions in Central-Eastern Europe. Tagung des F.I.T., Berlin, 27./28.03.98. Privatisation, Corporate Governance and the Emergence of Markets. Tagung des F.I.T., Berlin, 22./23.05.98. Hayek and Eucken on State and Market Economy (mit Hans-Jürgen Wagener) 50 Jahre ORDO-Handbuch: Eine bibliometrische Untersuchung (mit Agnès Labrousse und Jean-Daniel Weisz) Wirtschaftsordnungspolitik: Der deutsche Ordoliberalismus und die französische École de la régulation im Vergleich. Colloquium von F.I.T., Centre Marc Bloch und WZB, Berlin, 08./09.05 98. Ökonomische und politische Determinanten der Haushaltsdefizite in den osteuropäischen Transformationsländern Volkswirtschaftliches Forschungscolloquium der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 24.06.98. The Political Economy of Fiscal Adjustment in Eastern Europe: A Comparative Analysis of Hungary, Poland, and the Czech Republic 10th International Conference on Socio-Economics, SASE, Wien, 13.-17.07.98. Paradigms of Social Change. Tagung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin, 03.-05.09.98. Postcommunist Transformation and the Social Sciences: Cross-Disciplinary Approaches. Tagung des F.I.T., Berlin, 30./31.10.98. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 266

Vergleich der Transformationsergebnisse in den neuen Bundesländern mit denen ihrer östlichen Nachbarn (mit Hans- Jürgen Wagener) Ökonomische Chancen und Probleme des Einigungsprozesses im internationalen Kontext nach 8 Jahren, Werner Reimers Stiftung, Bad Homburg, 30.11.-02.12.98. British-German Workshop on „Public Sector Modernisation in the United Kingdom and Germany: Towards Mutual Learning from Experience?“, Humboldt-Universität, Berlin, 10.-12.12.98. Sozialstaatlichkeit im Umbruch? (mit Hellmut Wollmann) Von der Bonner zur Berliner Republik? Autorenkonferenz zum 'Leviathan'-Sonderband. Berlin, 19.- 21.02.99. Conditions for the Initiation and Consolidation of 'Unlikely' Reforms: The Case of Post-Communist Fiscal Reform Taking Stock on Transformation. Tagung des Centre for European Security Studies, Groningen, 04.- 06.03.99. Initiating and Consolidating Economic Reforms: A Comparative Analysis of Fiscal Reform in Hungary, Poland and the Czech Republic, 1989-1997 The Political Making of Socio-Economic Progress. Post-Socialist Regime Structures, Interest Mediation, Policy-Making and their Impact on the Outcomes of Economic Reform. Workshop an der Humboldt-Universität zu Berlin, 19./20.11.99. Verzögerte und gescheiterte Systemtransformation und das Entstehen hybrider politischer Regime II. 6. Tagung des Arbeitskreises Systemwechsel der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Berlin, 10./11.12.99. Politik in einer entgrenzten Welt. 21. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Halle, 01.–05.10.2000. The Evolution of Government Revenues in Transition Countries: The Role of State Capacities. XVIIIth World Congress of the International Political Science Association, Québec, 01.–05.08.2000. On Implicit Constitutional Change (Comment). Constitutions in Transition. Wissenschaftskolleg zu Berlin, 28.06.–02.07.2000. Steuereinnahmen und staatliche Handlungsfähigkeit in den osteuropäischen Transformationsländern. Soziologisches Colloquium, Humboldt-Universität zu Berlin, 27.06.2000. The Welfare State under Pressure: The German Case (mit Hellmut Wollmann). The Welfare State under Pressure. Canterbury, 09.–11.06.2000. Von Berlin nach Berlin. Kolloquium für Claus Offe. Humboldt-Universität zu Berlin, 02.06.2000. Political Culture in Central and Eastern Europe. Internationale Konferenz des FIT, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 26.–28.05.2000. Ökonomische Entgrenzung und politisches Handeln. Tagung der Sektion Politik und Ökonomie der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Köln, 24.–26.03.2000. Steuerungsfähigkeit im 'neuen Europa'. Konferenz des Graduiertenkollegs „Das neue Europa“, Berlin, 11./12.02.2000. Der Wandel föderativer Strukturen. Gemeinsame Tagung der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, der Österreichischen Gesellschaft für Politikwissenschaft und der Schweizerischen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Berlin, 08./09.06.2001. Fiskalische Dimensionen der Staatsbildung in Osteuropa Staat und Staatlichkeit in Systemwechseln. Tagung des Arbeitskreises "Systemwechsel" der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Münster, 05.-07.07.2001. Der Beitrag der ostmitteleuropäischen Staaten zur erweiterten Europäischen Union. Europa- Universität Viadrina, Frankfurt (O), 13./14.07.2001. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 267

Prof. Dr. Stephan Breidenbach Die Rolle der Entwicklungsbanken und die Entwicklung des Geschäftsbankensystems in Mittel- und Osteuropa Die Entwicklung des Mobiliarsicherheitsrechts in Mittel- und Osteuropa Tagung zum 70-jähriges Bestehen des Max-Planck-Instituts (MPI) für Ausländisches und Internationales Privatrecht Hamburg. MPI Hamburg, 13.-16.9.96 Thesen zur Stellung der Mediation im Rechtssystem Mediation - vermitteln - verhandeln - schlichten, Tagung der Evangelischen Akademie, Loccum, 14.- 16.01.98. Tagungsleitung/ Mitveranstalter Workshop Wirtschaftsmediation, Dresden, 27.06.-01.07.98. Allgemeine Einführung in Mediation Mediation - Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Vernetzungen der Mediationsfelder, Bonn, 15.-17.10.98. Mediation und Recht Wirtschaftsmediation mit Konfliktmanagement. Kongress der Gesellschaft für Wirtschaftsmediation und Konfliktmanagement e.V., München, 30.10.98. Mediation in Deutschalnd: Entwicklung und Perspektiven Mediation und interessengerechtes Verhandeln. Ringvorlesung der Universität Hannover, 03.12.98. Mediation und richterliche Tätigkeit Mitwirkung am 24. Richterratschlag 1998, Königslutter, 30.10.-01.11.98.

Robert Chudzik Programm für Restrukturierung der Banken und Unternehmungen in Polen. Graduiertenseminar des Fachbereiches Wirtschaftswissenschaften der Viadrina und der Wirtschaftsuniversität Ποζνα〉, Lubniewice, 21.-23.6.96. Das Bankenvergleichsverfahren und ihre Effizienz bei der Bewältigung der dubiosen Kredite in Polen. Volkswirtschaftliches Forschungskolloquium der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 23.1.97. The Efficiency of Rescue Program for Bad Debtors in Poland – an Empirical Study, Graduiertenseminar des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Viadrina und der Akademia Ekonomiczna Poznań, Łagów, 17.-18.10.97 Das Programm für die Restrukturierung von dubiosen Krediten in Polen. Transformation und Staatssozialistisches Erbe. Konferenz für junge Wissenschaftler. Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde, Brühl, 25.-27.11.97.

Heiko Fritz 4. Alfred Müller-Armack-Symposion, „Soziale Marktwirtschaft - Weg nach Europa“. Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft e.V. in Zusammenarbeit mit dem Europa-Institut der Universität zu Dorpat, Tallinn, Estland, 7.-11.5.96. Graduiertenseminar des Fachbereiches Wirtschaftswissenschaften der Viadrina und der Wirtschaftsuniversität Ποζνα〉. Lubniewice, 21.-23.6.96. Bestandsaufnahme und Perspektiven der Heranführung der Mittel- und Osteuropäischen Länder an die Europäische Union am Beispiel Polens. Konferenz der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments, Frankfurt (Oder) und Σ≥υβιχε, 13.-14.9.96 Die mittelosteuropäischen Staaten in der Europäischen Union? Über Transformation zur Integration. Workshop des FIT in Zusammenarbeit mit der Stiftung Entwicklung und Frieden, Frankfurt (Oder), 27.-29.9.96 Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 268

The Global Village - Weltmarkt, Kultur, Herrschaft. Tagung der Hans Böckler-Stiftung, Bocholt, 6.- 9.11.96 Transformationsforschung. Tagung der Hans Böckler-Stiftung, Leipzig, 13.-15.12.96 Mitbestimmung und Unternehmenskultur. Konferenz der Hans-Böckler-Stiftung, Hannover, 20./21.1.97 Changes of Production Structures after Accession (Koreferat) Macroeconomic Problems of an EU Enlargement to the East. Workshop des Instituts für Wirtschaftsforschung, Halle, 28.2.-1.3.97 Central European Chemicals Congress ’97. First Conferences, Prag, 17./18.4.97 Die Auswirkungen der EU-Osterweiterung auf den Arbeitsmarkt in Deutschland. Europa nach Maastricht. Seminar der Hans-Böckler-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Gewerkschaftsinstitut, Brüssel, 23.-25.4.97 Europa - Ängste und Hoffnungen: Währungsunion - EU-Reform - Osterweiterung. Kongress der Europäischen Bewegung Deutschland und der Europa-Union Deutschland, Berlin, 3.5.97 Die deutsche Standortdebatte vor dem Hintergrund der bevorstehenden EU-Osterweiterung. Globalisierung. Wettbewerb gegen menschliche Entwicklung - oder mehr Fair-Play in der Weltwirtschaft? Tagung der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Evangelischen Akademie Berlin- Brandenburg, Berlin, 23.-25.5.97 Leitung der Arbeitsgruppe „Möglichkeiten der Vertiefung grenzüberschreitender Zusammenarbeit“ Europa der Regionen - die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Gewerkschaften in den MOEL. Konferenz des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Sopron/Ungarn, 29.5.-1.6.97 Gesamtleitung Die Gewerkschaften in der Situation einer Wirtschaftskrise. Konferenz der Hans-Böckler-Stiftung, Sofia, 5.-7.6.97 Integration and Transition in Europe: The Economic Geography of Interaction. International Phare ACE Conference, Budapest, 11.-14.9.97 Präsentation des FIT Forschungsforum 1997, Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie, Leipzig, 16.- 20.9.97 Präsentation des FIT Tage der Forschung 1997, Jena, 1.10.97 EU-Osterweiterung und Restrukturierung der chemischen Industrie in Mittel- und Osteuropa. Die Osterweiterung der EU - Probleme institutionellen Lernens. Wolfsburger Gespräch von I.P.I. und der Edmund Siemers-Stiftung, Wolfsburg, 16./17.10.97 Aktuelle Fragen des Beitritts mittel- und osteuropäischer Staaten zur Europäischen Union Vortrag anlässlich des Tages der offenen Tür, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 27.05.98. Präsentation des FIT Unternehmerschmiede - eine neue Herausforderung an die Hochschulen. Tagung des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, Bonn, 09.07.98. Perceivable Influences of Industrial Interest Groups on the EU’s Trade Policy towards Central and Eastern Europe: The Case of the Textiles and Clothing Industry 10th International Conference on Socio-Economics, SASE, Wien, 13.-17.07.98. Partnerschaften in den mittelosteuropäischen Grenzregionen. Von der Bipolarität zur Zusammenarbeit. Konferenz der Stiftung Entwicklung und Frieden in Zusammenarbeit mit der Euroregion Pro Europa Viadrina e.V. und dem F.I.T., Frankfurt (Oder), 05.-07.09.98. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 269

The European Monetary Union Vortrag anlässlich einer Summer School von MBA-Studenten der University of Stellenbosch, Europa- Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 09.09.98. Macht der Verbände - Ohnmacht der Verbände. Organisierte Interessenvertretung heute. Tagung der Akademie für Politische Bildung, Tutzing, 16./17.10.98. Kommentar: Politische Stabilität als Bedingung von Transformation und EU-Osterweiterung Herausforderung „Europa“ - EU-Osterweiterung und Euro-Einführung als Stabilitäts- und Verteilungsproblem. Konferenz der International Partnership Initiative (IPI), Wolfsburg, 29./30.10.98. Forschung vor der Haustür - Osteuropas Wirtschaft im Umbruch Tag der Wissenschaft und Forschung. IQ Brandenburg, Potsdam, 11.11.98. Die Osterweiterung der EU aus Sicht der Bundesrepublik Deutschland. Konferenz der Konrad Adenauer-Stiftung, der Gesellschaft für Deutschlandforschung und der Universität Leipzig, Leipzig, 12./13.11.98. European Monetary Integration Vortrag anlässlich eines Besuchs von Gaststudenten der Thunderbird Business School an der Europa- Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 05.01.99. The Restrictiveness of the EU’s Trade Policy toward the CEEC (mit Herman W. Hoen) The European Union Enlargement to the East, but at what Speed? 2nd workshop der European Association for Comparative Economic Studies (EACES), Paris, 22./23.03.99. Die Osterweiterung der NATO und der Europäischen Union Die Agenda 2000 - die Reform der Europäischen Union. Seminar des Centre International de Formation Européenne, Berlin, 15.04.99. The Industrial Competitiveness of the CEEC in the Common Market At the Crossroads of European Integration. Spring Congress von AEGEE, Berlin, 24.04.99. Ein erweitertes Europa verstehen - Die Rolle der Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Wissenschaftskonferenz unter der deutschen Ratspräsidentschaft, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 17./18.05.99. The Enlargement of the European Union The Relations between Europe and North America. Summer Academy des Centre International de Formation Européenne, Bregenz, 22.-25.07.99. Transformation in Central and Eastern Europe and EU Accession Die Zukunft der Europäischen Union: Vertiefung und Erweiterung. European Summer School des Centre International de Formation Européenne, Gauting, 30.08.99. Brauchen wir überhaupt eine Osterweiterung der EU? Vortrag auf dem Tag der Wissenschaft und Forschung, Brandenburgisch Technische Hochschule Cottbus, 03.11.99. Die EU-Osterweiterung und ihre Auswirkungen auf die Grenzregion in Brandenburg und Polen (Projektskizze) Kooperationsworkshop mit der Akademia Ekonomiczna, Poznań, 11./12.11.99. Die Osterweiterung und ihre Gegner - Diskurse, Argumente, politisches Mobilisierungspotential. Symposium der Europa-Universität Viadrina, der Österreichischen Botschaft (Berlin) und des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa (Wien), Frankfurt (Oder), 22.11.99. The Political Economy of the Negotiations for Enlargement of the EU to the East European Integration and Economies in Transition. Konferenz der Aegean University, Chios, 16.- 18.12.99. Deutschland und die EU-Osterweiterung – Interessen, Ängste und Kompetenzen. L’Europe face à l’elargissement. Tagung des Institut d’Etudes Politiques de Strasbourg, 04.02.2000. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 270

Constitutional Provisions and the Transfer of National Sovereignty: Some Insights from EU Enlargement (mit Chris Mögelin). Constitutionalism and Constitutive Policies in the EU, Institute of European Studies, Queens University Belfast, 19./20.05.2000. Juristische und ökonomische Aspekte der EU-Osterweiterung (mit Chris Mögelin). Vortrag anlässlich des Tages der offenen Tür, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 24.05.2000. The Political Economy of the Negotiations for EU Enlargement. 6th EACES Annual Conference, Barcelona, 08.–10.09.2000. Teilnahme an einer Podiumsdiskussion. Die Erweiterung der Europäischen Union und ihre Konsequenzen für die neuen und alten Mitglieder. Podiumsdiskussion veranstaltet von der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung, Frankfurt (Oder), 12.10.2000. Präsentation des FIT. Tag der Wissenschaft und Forschung im Land Brandenburg, Potsdam, 16.11.2000. The Eastern Enlargement of the European Union Vorlesungsreihe im Rahmend es MBA-Programms des Collegium Pollonicum, Słubice, 26.04.2001. Die Osterweiterung der EU. Vortrag für eine Studierendendgruppe der Universität Innsbruck, Frankfurt (Oder), 25.05.2001. Institutionen auf dem Prüfstand (Kommentar). Old and New Economy auf dem Weg in eine innovative Symbiose? Dominanz der Prozesse – Flexibilität der Strukturen – Konstanz der ökonomischen Grundregeln. IX. Internationaler Kongress Junge Wissenschaft und Wirtschaft der Hanns-Martin-Schleyer-Stiftung und der Ehlerding Stiftung, Innsbruck, 06.-08.06.2001. Moderation:Bleibt das deutsch-polnische Grenzgebiet ein Sonderfall europäischer Regionalpolitik? Podiumsdiskussion veranstaltet von der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung, Frankfurt (Oder), 13.06.2001. Institutionelle Bestimmungsgründe der EU-Handelspolitik. Vortrag im VWL-Kolloquium der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), 02.07.2001.

Rainer Gesell-Schmidt Economics and System Change. Tagung des FIT, Berlin, 27.-30.6.96 Welche Strategie war erfolgreich? Ergebnisse der wirtschaftlichen Umgestaltung in Polen. Transformationsverläufe im Vergleich: Die Staaten Ostmitteleuropas und die Russische Föderation. Ost-West-Kolleg in Kooperation mit dem Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien, Brühl, 16.-18.12.96 Die Monetarisierung der Wirtschaften Osteuropas, Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde e.V., Fachgruppe Wirtschaftswissenschaften, Lutherstadt Wittenberg, 17.-19.4.97 Co-determination in Poland - Law, Practice and Efficiency (mit Torsten Jost) Regional Frontiers, Regional Studies Association Conference, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), 20.-23.9.97 Präsentation des FIT Forschungsforum 1997, Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie, Leipzig, 16.- 20.9.97 Präsentation des FIT Demokratie - Eine Kultur des Westens? Jahrestagung der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW), Bamberg, 13.-16.10.97 Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 271

The Polish State Enterprise System - An Impediment to Transformation? Graduiertenseminar des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Viadrina und der Akademia Ekonomiczna Poznań, Łagów, 17.-18.10.97 Polish Mass Privatization - Success or Failure? Handel międzynarodowy i inwestycje zagraniczne w latach dziewięćdziesiątych (Internationaler Handel und Auslandsinvestitionen in den neunziger Jahren). Wirtschaftsuniversität Wrocław, 14./15.05.98. Polish Mass Privatisation - Success or Failure? Privatisation, Corporate Governance and the Emergence of Markets. Tagung des F.I.T., Berlin, 22./23.05.98. Corporate Governance Issues of the Polish Mass Privatisation Programme Corporate Governance, Enterprise Restructuring and FDI in Eastern Europe. Center for East European Studies der Copenhagen Business School, Karlslunde 20.-22.08.98. Social Security Reform and Privatisation in Poland: Parallel Projects or Integrated Agenda? Institutions in Transition. Institute of Macroeconomic Analysis and Development (IMAD), Bled, 24.- 26.09.98.

Jörg Jacobs Demokratien im interkulturellen Vergleich. Gründungstagung der DVPW Ad-Hoc Gruppe „Interkultureller Demokratievergleich“, Heidelberg, 17.-18.6.96 Einheit und Differenz. Tagung der AG Transformationsprozesse der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin, 3.-5.10.96 Differenz und Integration. Die Zukunft moderner Gesellschaften. 28. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Dresden, 7.-11.10.96 Modernisierungsakzeptanz und Wertorientierungen in Osteuropa - Konsolidierung von Demokratie und Marktwirtschaft in vergleichender Perspektive. Entwicklungsformen der Demokratie im interkulturellen Vergleich. Ad-Hoc Gruppe „Interkultureller Demokratievergleich“ der DVPW, Frankfurt (Oder), 15.-16.3.97. Inequality: A Core Value in Central and Eastern Europe - Hypotheses and Empirical Results (zusammen mit Gert Pickel) Conflict and Co-operation. European Association for the Advancement of Social Science, Nikosia, 19.- 23.3.97. Workshop on Scientific Information Dissemination and Access in Russia and Eastern Europe, DATA- Workshop an der University of Essex, Essex, 15.-19.8.97. Inequality in European Comparison- Methods, Structures, Empirical Results. 20th Century Europe: Inclusions/Exclusions. Research Network: Methods of Comparative Research in Europe. Jahrestagung der European Sociological Association (ESA), Essex, 27.-30.8.97. Präsentation des F.I.T. Tage der Forschung 1997, Jena, 1.10.97. Soziale Ungleichheit und Demokratisierung in Transformations- und Nicht-Transformationsländern (zusammen mit Gert Pickel) Demokratie eine Kultur des Westens. 20. Kongress der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW), Bamberg, 13.-17.10.97. Remarks to the Fact of Inequality in Eastern Europe (zusammen mit Gert Pickel) 20th Century Europe: Inclusions/Exclusions, University of Haifa, 16.-21.08.98. COMPSTAT - Proceedings in Computional Statistics, Bristol, 24.-28.08.98. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 272

Die konfessionell-religiöse Spannungslinie am Beispiel der Bundestagswahl 1994 Konferenz religiöser und kirchlicher Wandel in Ostdeutschland der Sektion Religionssoziologie in der DGS, Frankfurt (Oder), 16.-18.10.98. Postcommunist Transformation and the Social Sciences: Cross-Disciplinary Approaches, FIT- Konferenz, Berlin, 30./31.10.98. Parlamente und Systemwechsel in Osteuropa. Tagung des Arbeitskreises „Postsozialistische Gesellschaften“ der DVPW, Berlin, 25./26.02.99. Nach den Bundestagswahlen 1998: Der Umbruch - Erwartet, vorhergesagt und erklärt. Tagung des Arbeitskreises „Wahlen und politische Einstellungen der DVPW, Bamberg, 06./07.05.99. Modernization, Core Values and the People: Consolidation of Political Democracy and Market Economy in Central and Eastern Europe in Comparative Perspective Value Orientations, Authoritarianism, and the Understanding of Pluralistic Democracy. Summerschool, International Programme for Ph.D. Students, Tübingen, Juli 99. A Comparative Analysis of Social Justice and the Left-Right Ideological Thinking in Postcommunist countries ECSR-Graduate School Comparative Methods und ECSR-Workshop Comparative Empirical Research on Social Justice, Mannheim, 30.09.-08.10.99. Sozialstruktureller Wandel, soziale Probleme und soziale Sicherung in Südosteuropa. Internationale Tagung der Südosteuropa-Gesellschaft mit der Sektion Ost- und Ostmitteleuropa-Soziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Tutzing 21.–23.03.2000. Persistence of the democracies in Central and Eastern Europe - Consolidation, Stability and People’s Power of Resisting (mit Olaf Müller und Gert Pickel). Political Culture in Central and Eastern Europe. Internationale Konferenz des FIT, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 26.–28.05.2000. Der Einfluss sozialer Ungleichheit auf die Demokratisierung in Osteuropa? (mit Gert Pickel). Sektion Osteuropasoziologie auf dem 30. Kongress für Soziologie, Köln, 22.–25.09.2000. Modernisation, Core Values and the People: Consolidation of Political Democracy and Market Economy in Central and Eastern Europe in Comparative Perspective. ECSR-Graduate School Comparative Methods, Oxford, 05.–12.09.2000. Social Justice as a Core Value in the Consolidation Process of Central and Eastern Europe. ECSR-Workshop Comparative Empirical Research on Social Justice, Oxford, 13./14.09.2000.

Dagmara Jajeśniak-Quast Vergleichende Forschungen zur Industriegeschichte in der CSSR, Polen und der DDR unter besondere Berücksichtigung sozialer Problemlagen. „Realsozialismus“ als soziale Frage. Forschungen und Forschungsperspektiven zu sozialen Problemlagen, kulturgeschichtlichen Prägungen und Sozialpolitik in Mittel- und Osteuropa 1945 bis 1990. Workshop des Zentrums für Zeithistorischen Forschung, Potsdam, 28.01.2000. Moderation der Sektion: Grenzstädte und ihre Teilung. Auf dem Weg zur EUROSTADT (mit Katarzyna Stokłosa). Euroregionen im Fokus der deutsch-polnischen Zusammenarbeit. Tagung des Polnischen Kulturinstituts, Berlin, 09./10.03.2000. Die sozialen und politischen Konflikte der Stahlarbeiter von Nowa Huta von der Sozialistischen Industrialisierung bis zur heutigen Transformation. Die Industriearbeiterschaft in der Tschechoslowakei, der DDR und in Polen 1945-1990: soziale Lage, soziale Verhaltenswesen, politische und soziale Konflikte. Workshop des Collegium Carolinum, Prag, 27./28.04.2000. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 273

Wirtschaftliche und soziale Bedingungen im Land Brandenburg mit der längsten Grenze der neuen Bundesländer zu Polen. Brandenburg – Brücke zwischen Ost und West – Bedingungen, Risiken, Erwartungen für die Osterweiterung der Europäischen Union. Deutsch-Polnisches Seminar der Urania, Frankfurt (Oder), 16.–18.06.2000. Grenzen. Ferienakademie der Friedrich-Naumann-Stiftung, Dubrovnik, 01.–08.09.2000. Leitung des Forums Erfahrungen deutscher Unternehmer in Polen. Osterweiterung der EU – Auswirkungen auf den Mittelstand im Land Brandenburg: Chance oder Gefahr? Konferenz der Friedrich-Naumann-Stiftung, Potsdam, 14.10.2000. Geteilte Städte an Oder und Neiße. Schicksal und Aufgabe (mit Katarzyna Stokłosa). Deutsch-Polnische und andere Grenzstädte. Die Grenze als Chance. Konferenz der Internationalen Bauausstellung Fürst-Pückler-Land GmbH, Guben / Frankfurt (Oder), 19.–21.10.2000. Formen und Phasen der Transformation in der Tschechoslowakei 1918-1993. Jahrestagung des Collegium Carolinum, Bad Wiessee, 23.–26.11.2000. Ein Land, zwei Systeme. Probleme geteilter und wiedervereinigter Staaten in einer globalisierten Welt. Seminar der Friedrich-Naumann-Stiftung, Konstanz, 08.–10.12.2000. DDR und osteuropäische Geschichte. Kolloquium des Zentrums für Zeithistorischen Forschung, Potsdam, 15.–17.12.2000.

Prof. Dr. Jan C. Joerden Der Begriff des Unrechtsstaats Bewältigung strafrechtlichen Unrechts, Humboldt-Universität Berlin, März 1996 Lässt sich Gerechtigkeit regeln? Treffen der Ethik-Institute Warschau-Frankfurt (Oder), Universität Warschau, 25.4.96, Der Widerstreit zweier Gründe der Verbindlichkeit Internationales und interdisziplinäres Symposion zum Thema: „200 Jahre Kants Metaphysik der Sitten“, Smith-College, Northhampton, Mass., U.S.A., 11.-17.8.96 Leitung der Arbeitsgemeinschaft „Kants politische Schriften.“ Sommerakademie der Studienstiftung des Deutschen Volkes, Molveno, Italien, 2.-15.9.96 Deutsch-polnisches Expertenhearing „Kriminalität im Grenzgebiet“, Frankfurt (Oder), 24.-27.10.96 Bedingungen der Akzeptanz medizinischer Versuche am Menschen. Zweites Interdisziplinäres Symposion des Interdisziplinären Zentrums für Ethik der Europa- Universität Viadrina zum Thema: „Bloß ein Mittel zum Zweck. Der Mensch und seine Behandlung.“, Frankfurt (Oder), 13.-16.2.97 Presentation of the European University at Frankfurt an der Oder. Seminar on Transregional Cooperation, Universität Maastricht, 13.-14.03.1997 Verantwortung und Gewissen aus rechtsphilosophischer Sicht Doktoranden-Meeting der Studienstiftung des Deutschen Volkes, Wittenberg, 7.-11.4.97 Der Politikerrücktritt, ein durchaus normaler Vorgang in der Demokratie. Gespräche an der Juristischen Fakultät Ποζνα〉, 17.4.97 Die Entstehung von Minderheiten durch Informationsgewinn. Integration oder Toleranz, Universität Halle-Wittenberg, 13.6.97 Zur Logik der Supererogation Internationales und interdisziplinäres Symposion zum Thema: „Altruismus und Supererogation“, Erlangen, 27.07.-31.08.97. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 274

Expertentagung im Rahmen des Forschungs- und Förderungskonzepts „Humangenom-forschung. Ethische, soziale und rechtliche Forschungsaspekte“ des BMBF, Interdisziplinäres Wissenschaftszentrum Bonn e.V., 26.- 27.9.97. Chair of the session, „Love and Respect in Kants Moral philosophy“ „Kants Metaphysics of Morals“, Spindel-Konferenz, Universität Memphis, Memphis, Tenn., U.S.A., 2.-4.10.97 Das Rückwirkungsverbot in der modernen Strafrechtspraxis „Zwei deutsche Justizvergangenheiten und ihre Aufarbeitung“, Deutsche Richterakademie, Wustrau, 24.11.97 Einführung in die Problemstellung Wissenschaftliches Symposion zur „Kriminalität im Grenzgebiet“, Frankfurt (Oder), 28.-30.11.97 Symposion „Aktuelle Desiderate bioethischer Forschung“, DFG, Bonn, 12.12.97 Peter Singer’s Theories and Their Reception in Germany. Medical Ethics at the Close of the 20th Century Konferenz des Van Leer Jerusalem Institute, Jerusalem, 05.-08.01.98. Zur Verwendung von Rechtsfiguren in der politischen Diskussion um den Minderheitenschtutz Workshop zum Thema Minderheiten an der Ruhr-Universität Bochum, Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht, Bochum, 19.-21.02.98. Warum haben Tamagotchi-Küken eigentlich keine Rechte? Tiere ohne Rechte? Drittes Interdisziplinäres Symposion des Interdisziplinären Zentrums für Ethik, Frankfurt (Oder), 26.-28.03.98 Projektleiterseminar im Rahmen der ethischen, rechtlichen und sozialen Begleitforschung des Deutschen Humangenomprojekts, Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt als Projektträger des BMBF, Bonn, 18.05.98. Das Odysseus-Problem in der Medizinethik Workshop des Arbeitskreis Ethik und Wissenschaftstheorie der Medizin in Ostmitteleuropa, Słubice, 11.-13.06.98. Podiumsdiskussion „Wissenschaft und Wirtschaft - Wechselbeziehungen und gesellschaftliche Funktion“. IV. Internationaler Kongress der Societas Humboldtiana Polonorum, Gdansk, 25.-28.06.98. Wessen Rechte werden durch das Klonen möglicherweise beeinträchtigt? Der analysierte Mensch. The Human Analyzed. Internationales und Interdisziplinäres Symposion, Frankfurt (Oder), 02.-10.08.98. Auf dem Weg zu einem gemeinsamen europäischen Strafrecht Die Osterweiterung der EU - Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung in der deutsch- polnischen Grenzregion. Ferienakademie des BDI, Falkenhagen, 20.-26.09.98. Die Strafzumessung bei Taten von Ausländern Ausländer vor deutschen Gerichten. Symposion im Rahmen des Projekts „Kriminalität im Grenzgebiet“, Frankfurt (Oder), 23.-25.10.98. Begriff und Wesen der strafrechtlichen Verantwortlichkeit Gespräche an der Juristischen Fakultät der Universität Lublin, 24.-26.11.98. Vom Original zur Kopie - Die Bedeutung des Klonens für die künftige Entwicklung der Gesellschaft 2. Workshop des Arbeitskreis Ethik und Wissenschaftstheorie der Medizin in Ostmitteleuropa, Wittenberg/ Leucorea, 10.-12.12.98. The Planned Transplant Mitveranstalter Hard Cases in Gen-ethics. Internationalen und Interdisziplinären Symposion, Memphis, Tennessee, U.S.A., 31.03.-04.04.99. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 275

Between Anarchy and Republic – Immanuel Kant’s View of State Constitutions The Statute of Rome (1998) – an Approach to an International Criminal Court The Planned Transplant – Juridico-ethical Problems of (human) Cloning Vorträge an der University of the Western Cape, Bellville/ Cape Town, Südafrika, 17.04.-28.05.99. Recht auf Rausch versus Pflicht zur Klarheit Recht auf Rausch – Selbstverlust durch Sucht. Konferenz der Universität Halle-Wittenberg, 03.- 05.06.99. Mitveranstalter Ausländer vor polnischen Gerichten. Symposion Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und der Adam-Mickiewicz Universität Poznań, Poznań, 24.-27.06.99. Mitveranstalter 3. Workshop des Arbeitskreises Ethik und Wissenschaftstheorie der Medizin in Ostmitteleuropa, Collegium Polonicum, Słubice, 08.-10.07.99. Mitveranstalter Universitäten im 21. Jahrhundert. Symposion zu Ehren von Rektor Prof. Dr. Hans N. Weiler, Europa- Universität Viadrina Frankfurt (Oder), 10./11.09.99. Mitveranstalter Die Entstehung und Entwicklung der Moralwissenschaften im 17. und 18. Jahrhundert. Internationales und Interdisziplinäres Symposions, Erlangen, 04.-08.10.99. Das System der Rechte und Pflichten in Notsituationen und seine Umsetzung im polnischen und deutschen Strafrecht Mitveranstalter Das neue polnische Strafgesetzbuch I. Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und Adam- Mickiewicz Universität Poznań, Frankfurt (Oder), 11.-14.11.99. Expertenhearing zur Stammzellenforschung, Wissenschaftszentrum Berlin, 29.03.2000. Rechtsethische Probleme der Humangenomforschung. Kongress der Gesellschaft für Innere Medizin, Wiesbaden, 29.03.–01.04.2000. Was wissen wir, wenn wir das menschliche Genom kennen? Tagung des Instituts für Wissenschaft und Ethik, Universität Bonn, 13.–15.04.2000. Drei Tabus der Medizinethik Kolloquium zu Fragen der Medizinethik, Institut für Philosophie, Universität Leipzig, 19.04.2000. 9. Internationaler Kant-Kongress, Berlin, 25.04.–01.05.2000. Veranstalter Ethics and Scientific Theory of Medicine. Konferenz des IZE (zugleich Jahrestreffen des Arbeitskreises Ethik und Wissenschaftstheorie der Medizin in Ostmitteleuropa), Frankfurt (Oder) und Słubice, 04.–07.05.2000. Kants Metaphysik der Sitten (Leitung einer Arbeitsgruppe) Sommerakademie der Studienstiftung des deutschen Volkes, St. Johann, 03.–16.09.2000. Perspektiven der Stammzellenforschung und Grundlagen für deren rechtliche Regulierung. Mitveranstalter International Guidelines in Genetics. Symposion, Wittenberg (Leucorea), 26.–30.10.2000. Tabus in der medizinischen Ethik Finnisch-ungarisches kultursemiotisches Kolloquium, Berlin und Frankfurt (Oder), 09.–11.11.2000 Das System der strafrechtlichen Konkurrenzlehre und seine Umsetzung im polnischen und deutschen Strafrecht Das neue polnische Strafgesetzbuch II. Symposion im Rahmen des Projekts „Kriminalität im Grenzgebiet“ der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und der Adam-Mickiewicz Universität Poznań, Frankfurt (Oder), 18.–20.11.2000. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 276

Das System der Rechte und Pflichten in Notsituationen Gastvorlesungen an der Universität Salzburg im Rahmen der Sokrates-Vereinbarung, Salzburg, 20.– 25.11.2000.

Dr. Torsten Geißler 4. Alfred Müller-Armack-Symposion: Soziale Marktwirtschaft - Weg nach Europa. Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft e.V. in Zusammenarbeit mit dem Europa-Institut der Universität zu Dorpat, Tallinn, Estland, 7.-11.5.96 Graduiertenseminar des Fachbereiches Wirtschaftswissenschaften der Viadrina und der Wirtschaftsuniversität Ποζνα〉, Lubniewice, 21.-23.6.96 Economics and System Change. Tagung des FIT, Berlin, 27.-30.6.96 Arbeitsrecht und Arbeitswirklichkeit in den MOE-Staaten. Funktionierendes Arbeitsrecht als eine Voraussetzung für den sozialen Frieden. Konferenz der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen, Landesverband Berlin, der Freien Universität Berlin und der Vertretung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Deutschland in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Arbeitsgerichtsverband e.V., Berlin, 2.-5.12.96 Co-determination in Poland - Law, Practice and Efficiency (mit Rainer Gesell-Schmidt) Regional Frontiers, Regional Studies Association Conference, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), 20.-23.9.97 The Polish State Enterprise System - An Impediment to Transformation? Graduiertenseminar des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Viadrina und der Akademia Ekonomiczna Poznań, Łagów, 17.-18.10.97 Der Aufbruch ist möglich: Standorte und Arbeitswelten zwischen Globalisierung und Regulierungsdickicht - Mittelstand und „Neue Selbständigkeit“ als Innovationskräfte im Strukturwandel? VII. Kongress „Junge Wissenschaft und Wirtschaft“, Hanns Martin Schleyer-Stiftung, Innsbruck, 03./04.06.98.

Dr. Herbert Kalthoff Fremdenrepräsentationen. Über ethnographisches Arbeiten in exklusiven Internatsschulen. Forschungskolloquium Anthropologie des anthropologischen Wissens an der Europa-Universität- Viadrina, Frankfurt (Oder), 11.6.96 Incorporating Knowledge. An Historical Perspective on Jesuit Teaching Practices. Fifth Conference of the International Society of the Study of European Ideas, Utrecht, 19.-24.8.96. Differenz und Integration. Die Zukunft moderner Gesellschaften. 28. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Dresden, 7.-11.10.96 Ursprünge, Kontexte und Entwicklungsmuster des Tschechischen Kapitalismus. Workshop am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Berlin, 8.-9.11.96 Die Monetarisierung der Wirtschaften Osteuropas. Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde, Wittenberg, 17.-19.4.97 Gründungssitzung der Arbeitsgruppe Qualitative Methoden der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Berlin, 30.5.97 Moderation „Hier und Jetzt“ und Andernorts. Wo findet das Soziale statt? Tagung der Sektion Sprachsoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Bielefeld, 6.-7.6.97 Macht und Organisation. Sozialtheoretische und zeitdiagnostische Perspektiven. Tagung der Sektion “Theorie” der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Hamburg, 9.-11.10.97 Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 277

Bankwirtschaftliche Formen der Beobachtung. Eine Ethnographie mitteleuropäischer Banken. Empirisches Kolloquium zur Kultursoziologie, Universität Bielefeld, 13.2.98 Die Rolle der sozio-ökonomischen Forschung im 5. Forschungsrahmenprogramm der EU. Nationale TSER-Kontaktstelle des BMBF/Institut für Technik und Bildung, Universität Bremen, 18.03.98 Bankwirtschaftliche Formen der Beobachtung. Eine Ethnographie mitteleuropäischer Banken Empirisches Kolloquium zur Kultursoziologie, Universität Bielefeld, 13.02.98. Die ökonomische Konstruktion geographischer Räume in Mittel-Ost-Europa Kolloquium Anthropologie des anthropologischen Wissens, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 24.06.98. Beobachten statt Interviewen. Plädoyer für eine procedurale Ethnographie Soziologie der Kindheit, Tagung der Universität-Gesamthochschule Siegen, 03.-04.07.98. Strange Countries. Zur bankwirtschaftlichen Konstruktion geographischer Räume in Mittel-Ost-Europa Transformationskolloquium, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 16.07.98. Banking-Cultures in Central Europe. Some remarks about the banking system in Bulgaria International Society for the Study of European Ideas. Haifa, 16.-20.08.98. Die ökonomische Konstruktion geographischer Räume in Mittel-Ost-Europa Kongress der Soziologie 1998, Sektion Sprachsoziologie, Freiburg, 15.09.98. The Measurement of Transformation Systemic Transformation in East Germany and Poland - a Comparative Approach, Tagung des Instituts für Soziologie, Adam-Mickiewicz-Universität Poznań, 23./24.10.98. Postcommunist Transformation and the Social Sciences: Cross-Disciplinary Approaches. Tagung des F.I.T., Berlin, 30./31.10.98. Transformation und ökonomische Forschung. Zum Stand von Forschungsergebnissen Geographische Transformation, Tagung des Instituts für Länderkunde, Universität Leipzig, 03.- 05.12.98. Die kulturelle Praxis des Erziehens. Ethnografische Beobachtungen des internatsschulischen Alltags. Universität Trier, Fachbereich I - Pädagogik, 28.01.99. Schulkultur. Zur Praxis des Unterrichtens und Bewertens DFG-Rundgespräch „Qualität qualitativer Forschung in der Erziehungswissenschaft“, Osnabrück, 22.- 24.03.99. Pragmatik schulischer Ordnung. Beobachtungen zu den Grenzen der Scholarisierung in der Schule (mit Helga Kelle) Jahrestagung der Sektionen „Bildung und Erziehung” und „Soziologie der Kindheit” der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, 03.-05.06.99. Die ökonomische Vermessung Mittel- und Osteuropas. Vortrag im empirischen Kolloquium zur Kultursoziologie, Universität Bielefeld, 02.07.99. Die Herstellung von Evidenz. Firmenkredite und Risikoanalyse in Mittel- und Osteuropa Vortrag im empirischen Kolloquium zur Kultursoziologie, Universität Bielefeld, 29.10.99. Europa-Universität Viadrina, Kolloquium „Anthropologie des anthropologischen Wissens”, 10.11.99. The inventory of firms. Risk analysis in Central Europe. Facts and Figures. Tagung des FIT an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 10.-12.12.99. Jahrestagung der Arbeitsgruppe „Methoden der qualitativen Sozialforschung“. Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin, 05./06.05.2000. Die kulturelle Praxis des Erziehens. Ethnografische Beobachtungen des internatsschulischen Alltags. Jahrestagung der Evangelischen Internatsschulen Deutschlands (EID), Uffenheim, 12.05.2000. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 278

The articulation of the social. Reflections on ethnographic writing processes. International Sociological Association. Research Committee Logic and Methodology (RC 33), Universität Köln, 03.–06.10.2000. In the cash-flow world. About risk calcution in banks. Internationale Tagung „Financial Cultures.“ Universität Bielefeld, 10./11.11.2000.

Prof. Dr. Günter Krause On Frederic M. Scherer’s „Heinrich von Stackelberg’s ‘Marktform und Gleichgewicht’“. Heinrich v. Stackelberg (1905-1946). Conference of the University of Limburg, Faculty of Business Administration, Maastricht, Niederlande, 16.11.1995 Zur paradigmatischen Verfaßtheit der Geschichte der Politischen Ökonomie in der DDR. Kritische und selbstkritische Reflexion der Lehr- und Forschungsarbeit auf dem Gebiet Geschichte der ökonomischen Lehrmeinungen, Geschichte der Politischen Ökonomie in der DDR. Colloquium des Rosa-Luxemburg-Vereins Leipzig, 27.4.96 Die Wirtschaftswissenschaft der DDR 1945-1990. Economics and System Change. Tagung des FIT, Berlin, 27.-30.6.96 Neuere Entwicklungen in der Umweltökonomie und -politik. Herbsttagung des Arbeitskreises Politische Ökonomie, Kaiserslautern, 18.-20.10.96 Fritz Behrens’ Beiträge zur Geschichte der Politischen Ökonomie. Werk und Wirken von Fritz Behrens. 4. Walter-Markov-Colloquium des Rosa-Luxemburg-Vereins Leipzig, Leipzig, 9.11.96 Begriff, Theorie und Entwicklung von Kapital und Kapitalismus. Ost-West Kolloquium Reimers- Stiftung, Bad Homburg, 30.9.-2.10.96

Ελ↵βιετα Kuba Umstrukturierung der polnischen Elektrizitätswirtschaft. Umstrukturierung öffentlicher Dienstleistungsbetriebe in Polen. Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt an der Europa-Universität Viadrina (KOWA) und Friedrich-Ebert-Stiftung Warschau, Ποζνα〉, 24.-25.10.96 Umstrukturierung öffentlicher Dienstleistungsbetriebe in Polen. Tagung der Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt an der Europa-Universität Viadrina (KOWA) und der Friedrich-Ebert- Stiftung Warszawa, Poznań, 24./25.10.98. Deregulation and Privatisation in Brirain: Impact in the UK and Abroad. Tagung der Deutsch- Britischen Stiftung für das Studium der Industriegesesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und dem Britischen Council, Berlin, 23.07.98. Bargaining Behavior. Workshop der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 30.09.-02.10.98. Postcommunist Transformation and the Social Sciences: Cross-Disciplinary Approaches. Konferenz des FIT, Berlin, 30.-31.10.98.

Prof. Dr. Stefan Kudert Das polnische Steuerrecht aus Sicht eines Investors (mit Jarosław Nabiałek) Tagung der Deutsch-Polnischen Juristen-Vereinigung e.V. an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 07.04.2000. Steuerliche Folgen von Investitionen in Deutschland. Przedsiębiorczość w regionie w świetle wejścia do Unii Europejskiej, Kielce, 19.10.2000. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 279

Aktuelle Probleme der Steuerpolitik in Polen und Deutschland VI. Wirtschaftsforum Deutschland – Polen, Warschau, 21.10.2000.

Dr. Grit Laudel What are Institutional Boundaries and how can They be Overcome? Germany's Collaborative Research Centres as Boundary-Spanning Networks (mit Jochen Gäser) Organisation und Leitung von zwei Sessions Cultures of Science and Technology. Europe and the Global Context, General Conference der European Association for the Study of Science and Technology (EASST), Lissabon, 01.-03.10.98. Wissenschaft - Informationszeitalter - Digitale Bibliothek, Tagung der Gesellschaft für Wissenschaftsforschung, Berlin, 27.03.98. Postcommunist Transformation and the Social Sciences: Cross-Disciplinary Approaches. Tagung des F.I.T., Berlin, 30./31.10.98. Fakten, Fälschungen und Fiktionen: Forschungspraxis auf dem Prüfstand, Gemeinsame Tagung der Gesellschaft für Wissenschafts- und Technikforschung und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin, 04.-06.12.98. Wie entstehen neue Qualitäten in komplexen Systemen? Wissenschaftliches Symposium der Max- Planck-Gesellschaft, Berlin, 18.12.98. Theoriegeleitete qualitative Sozialforschung ? Das Potential einer variablenorientierten qualitativen Inhaltsanalyse (mit Jochen Gläser) 2. Jahrestagung der Arbeitsgruppe „Methoden der qualitativen Sozialforschung“ in der DGS, München, 07./08.05.99. How to Become an 'Old Boy': East German Scientists’ Integration into Scientific Communities as a Task of Science Policy (mit Jochen Gläser) Will Europe Work? IVth Conference of the European Sociological Association (ESA), Amsterdam, 18.–21.08.99. Where do the Actants/ Mangles Come From? (mit Jochen Gläser) Sociality/ Materiality: The Status of the Object in Social Science. Konferenz der Brunel University, 09.–11.09.99. Klausur im Turm zu Babel: Begutachtung interdisziplinärer Forschung bei Sonderforschungsbereichen der DFG Das Gutachtersystem als Evaluierungsinstanz und seine Einflüsse auf die Wissenschafts- und Technikentwicklung. Jahrestagung der Gesellschaft für Wissenschafts- und Technikforschung, Hamburg, 10.-12.12.99. Validitätsfragen in der quantitativen und qualitativen Sozialforschung. Gemeinsame Tagung der Arbeitsgruppe „Methoden der qualitativen Sozialforschung“ und der Sektion „Methoden der empirischen Sozialforschung“ der DGS, 15.-16.10.99. Feld und Text. Tagung der Arbeitsgruppe „Methoden der qualitativen Sozialforschung“ in der DGS, Berlin, 05./06.05.2000. A New Mode of Knowledge Production? Wissenserzeugung zwischen Erkenntnisinteresse Innovation“. Frühjahrstagung der Sektion Wissenschafts- und Technikforschung der DGS, Dortmund, 26./27.05.2000. Understanding Physicists without Becoming One - Problems and Strategies of Interviewing Scientists. How to Become an 'Old Boy': East German Scientists’ Integration into Scientific Communities (mit Jochen Gläser) Worlds in Transition: Technoscience, Citizenship and Culture in the 21st Century. 4S/EASST Konferenz, Wien, 27.–30.09.2000. Transfer von Modellen zwischen Wissenschaftsgebieten. Jahrestagung der Gesellschaft für Wissenschafts- und Technikforschung, Erlangen, 17.–19.11.2000. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 280

Standards und Strategien zur Sicherung von Qualität und Validität in der qualitativen Sozialfor-schung. Tagung der Sektion Methoden der empirischen Sozialforschung der DGS, Mannheim, 01./02.12.2000.

Torsten Lorenz Methoden der historischen Sozialforschung. Zentralarchiv für Historische Sozialforschung der Universität zu Köln, 04.-18.09.99. Grenze, Pässe, Staatsbürgerschaft. Südosteuropa-Institut Wien, 26./27.05.2000. Deutsche und Polen in Birnbaum / Międzychód vor dem Kriegsausbruch. Der ‚Reichsgau Wartheland’ 1939-1945. Seminar der Ost-Akademie, Lüneburg, 03.–05.11.2000. State policy and local society: „“ and „“ in Birnbaum / Międzychód, 1871 - 1939. Research Design Course des ESTER-Network, Évora (Portugal), 07.–12.11.2000. Kooperation, Koexistenz und Konflikt: „Deutsche“ und „Polen“ in Birnbaum / Międzychód, 1871 - 1939. DDR- und osteuropäische Geschichte. Kolloquium des Zentrums für Zeithistorische Forschung, Potsdam, 15.–17.12.2000.

Chris Mögelin Die Rezeption des Rechtsstaats in Mittel- und Osteuropa - Rechtstheoretische Probleme einer Transformation von Unrechtsstaaten in Rechtsstaaten Staatenbildung und Gesellschaftswandel im neuen Osteuropa. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde, Bremen, 12.-14.03.98. Transformation of Social Security: Pensions in Central-Eastern Europe. Tagung des F.I.T., Berlin, 27./28.03.98. Postcommunist Transformation and the Social Sciences: Cross-Disciplinary Approaches. Tagung des F.I.T., Berlin, 30./31.10.98. Entwicklungsperspektiven der europäischen Verfassung im Lichte des Vertrages von Amsterdam. Symposium Europäisches Verfassungsrecht, Berlin, 12./13.11.98. Ein erweitertes Europa verstehen. Die Rolle des Geistes-, Sozial-, und Wirtschaftswissenschaften, Frankfurt (Oder), 17./18.05.99. Europa als Union des Rechts: Eine notwendige Zwischenbilanz im Prozess der Vertiefung und Erweiterung, Hanns Martin Schleyer-Stiftung, VI. Kongress „Junge Juristen und Wirtschaft“, Leipzig, 26.-28.05.99. Aktuelle Problem des Rechtsstaates, Słubice, 07./08.06.99. Einführung in die Problemstellung, Moderation, Chair des Forums „Gesellschaftsrecht in den Transformationsländern“ Europe Beyond the Union. Investitionen und gesamteuropäischer Warenverkehr, Berlin, 07.-10.10.99. Kritischer Rationalismus und Problem der Interdisziplinarität. Zum 5. Todestag von Karl R. Popper, Frankfurt (Oder), 04.-07.11.99. Die Osterweiterung und ihre Gegner - Diskurse, Argumente, politisches Mobilisierungspotential. Symposium der Europa-Universität Viadrina, der Österreichischen Botschaft (Berlin) und des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa (Wien), Frankfurt (Oder), 22.11.99. Vertriebssystem in Frankreich, Tagung der Rechtsanwaltskanzlei Bureau Francis Lefebvre, Berlin, 18.01.2000. Russland im Übergang – politische und wirtschaftliche Herausforderungen, Tagung der Friedrich Ebert-Stiftung, Berlin, 03.02.2000. Revolution – Transformation – Integration, Tagung der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin, 16.–18.03.2000. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 281

Constitutional Provisions and the Transfer of National Sovereignty: Some Insights from EU Enlargement (mit Heiko Fritz) Constitutionalism and Constitutive Policies in the EU, Institute of European Studies, Queens University Belfast, 19./20.05.2000. Juristische und ökonomische Aspekte der EU-Osterweiterung (mit Heiko Fritz) Vortrag anlässlich des Tages der offenen Tür, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 24.05.2000. Legalitätsmängel und Legitimitätsdefizite als Ursachen der mühsamen Transformation zum demokratischen Rechtsstaat am Beispiel Russlands. Recht in der Transformation - Transformation durch Recht? Konferenz von „Welt Trends“ und der Landeszentrale für Politische Bildung Brandenburg, Potsdam, 28./29.03.2001.

Dr. Katharina Müller Transition in Eastern Europe: Current Issues and Perspectives. Konferenz der Technischen Universität Dresden und der Ludwig-Maximilians-Universität München, Dresden, 27.-29.3.96 The Chilean Model for Central-Eastern Europe? Graduiertenseminar der Europa-Universität Viadrina und der Wirtschaftsuniversität Ποζνα〉, Lubniewice, 21.-23.6.96 Economics and System Change. Tagung des FIT, Berlin, 27.-30.6.96 Social Security - a Threat to Public Finances? Konferenz der Friedrich-Naumann-Stiftung Warschau und des Institute for Private Enterprise and Democracy of the Polish Chamber of Commerce, Warschau, 14.-15.11.96 Transformationsverläufe im Vergleich: Die Staaten Ostmitteleuropas und die Russische Föderation. Ost-West-Kolleg in Kooperation mit dem Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien, Brühl, 16.-18.12.96 Gesellschaft und Bevölkerung im Umbruch in Mittel- und Osteuropa. 31. Arbeitstagung der Deutschen Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaft, Berlin, 24.-25.4.97 Transformation in Osteuropa - Theorieansätze und empirische Befunde. Tagung des Ost-West- Kollegs und des Bundesinstituts für ostwissenschaftliche und internationale Studien, Brühl, 1.-4.6.97 The "Argentine Model" for Central-Eastern Europe? Critical Issues in Social Security Reforms: Latin American and German Perspectives. Tagung des Lateinamerika-Instituts und des Instituts für Iberoamerika-Kunde, Hamburg, 19.-20.6.97 Pension reform in the Czech Republic, Hungary and Poland: A Comparative View on Political Economy Aspects. Social and Economic Aspects of Ageing Societies: An Important Social Development Issue. 5th biannual European IUCISD Conference, Ljubljana, 25.-28.9.97 Umbau der sozialen Sicherungssysteme in Ostmitteleuropa. Neoliberalismus ohne Alternative? Sozialdemokratische Politik in Osteuropa nach 1989. Konferenz des Otto-Wels-Bildungswerkes e.V., Potsdam, 10.-11.10.97 Blueprints of Pension Reform in Poland and Hungary. Graduiertenseminar der Europa-Universität Viadrina und der Wirtschaftsuniversität Poznań, Łagów, 17.-18.10.97 Social Policy in Central and Eastern Europe. Theoretical and Empirical Results in the Field of Economics. Konferenz des Zentrums für Sozialpolitik der Universität Bremen, Prag, 25.-25.10.97 Reforming the Social Security System: An International Perspective. Konferenz der Associazione Internazionale Degli Economisti Italiani, Istituto Nazionale di Statistica, European Science Foundation and Nucleo Valutazione della Spesa Previdenziale, Rom, 16./17.03.98. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 282

Changing the Public-Private Mix: Central-Eastern European Pension Reforms. Transformation of Social Security: Pensions in Central-Eastern Europe. Tagung des F.I.T., Berlin, 27./28.03.98. Mittelosteuropäische Alterssicherung in Zeiten der neuen rentenpolitischen Orthodoxie. Vortrag am Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin, Berlin, 13.05.98. Europas Zukunft als Sozialstaat - Herausforderungen der Integration. Tagung des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle, Halle (Saale), 10./11.06.98. Postcommunist Transformation and the Social Sciences: Cross-Disciplinary Approaches. Tagung des F.I.T., Berlin, 30./31.10.98. Politische Ökonomie der Rentenreform: Beispiele aus Osteuropa. Sozialpolitik in Lateinamerika im Wandel: Theorie - Modelle - Länderstudien. Seminar des Lateinamerika-Instituts der FU Berlin, 19./20.02.99. The Economic Implications of Population Ageing and the Consequences of the Financial Crisis in the ECE Region. Tagung der United Nations Economic Commission for Europe. Genf, 03./04.05.99. The political economy of pension reform in Central and Eastern Europe. Old-Age Security in Central and Eastern Europe: Public and/or Private? Workshop des Zentrums für Sozialpolitik der Universität Bremen. Héviz,13.-16.05.99. Ein erweitertes Europa verstehen - Die Rolle der Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Wissenschaftskonferenz der Europa-Universität Frankfurt (Oder) in Zusammenarbeit mit dem Centre Marc Bloch, Berlin, dem Wissenschaftskolleg zu Berlin und dem Wissenschaftszentrum Berlin. Frankfurt (Oder), 17.-18.5.99. La otra cara del neoliberalismo peruano. Perú - Cultura y Desarrollo. Länderseminar des Instituts für Wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern (Tübingen) und der Fritz-Erler-Akademie (Freudenstadt). Freudenstadt, 09.- 11.07.99. The Latin American Experience: Chile and Beyond. The Inter-generational Bargain. Konferenz der Development Studies Association (DSA). Bath, 12.- 14.09.99. Rapporteur Privatisation, Capital Market Development and Pension Systems Reform. OECD, Advisory Group on Privatisation. Paris, 21./22.09.99. The Politics of East-Central European Pension Reforms Syracuse University, Department of Political Science, Syracuse, 20.10.99. The Political Economy of Pension Reform: Poland, Hungary and the Czech Republic University of Pittsburgh, Department of Economics und Center for Russian & East European Studies, Pittsburgh, 25.10.99. Globalization and the Future of Welfare States: Interregional Comparisons. Konferenz der Brown University, Watson Institute for International Studies. Providence, 21.-23.10.99. The Politics of Pension Reform in Central-Eastern Europe. The Political Making of Socio-Economic Progress - Post-Socialist Regime Structures, Interest Mediation, Policy-Making and their Impact on the Outcomes of Economic Reform. Workshop der Forschungsgruppe „Preemptive Institutionenbildung“ an der Humboldt-Universität zu Berlin. Berlin, 19.-20.11.99. Rentenpolitik in Europa - Welches Modell wird zur Leitidee von Reformen? Konferenz der Friedrich- Ebert-Stiftung, Gesprächskreis Arbeit und Soziales. Berlin, 09.-10.12.99. Geld und Entwicklung. Festcolloquium am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin, 11.02.2000. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 283

Die Politische Ökonomie der Rentenreform in Lateinamerika. Die Politische Ökonomie der Rentenreform: Theorien und Länderstudien. Seminar am Lateinamerika- Institut der Freien Universität Berlin, 24./25.02.2000. Pensions in Central & Eastern Europe: Examining the reform, restructuring & growth of pensions in the transition economies. ICM-Konferenz. Budapest, 21./22.03.2000. Political Economy of Pension Reform in Central-Eastern Europe. Annual DESG Conference 2000. Konferenz der Development Economics Study Group. Nottingham, 27.–29.03.2000. Private Pension Systems in Central and Eastern European Countries and the New Independent States. First OECD Forum on Private Pensions. Prag, 03.–07.04.2000. From the State to the Market? Pension Reform Paths in the CEE & the FSU. Liberalisation & Growth in Developing & Transition Economies. IESG Easter Conference 2000. University of Wales Conference Center, Gregynog/Wales, 17./18.04.2000. Vom Staat zum Markt?Rentenreformen in den östlichen Transformationsländern. Vortrag am Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW), Wien, 11.05.2000. Die Politische Ökonomie der Rentenreform in Mittel- und Osteuropa. Vortrag am Institut für Wissenschaft und Kunst (IWK), Wien, 12.05.2000. La Economía Política de la Reforma Previsional en Europa Centro-Oriental. Vortrag an der Universidad ORT Uruguay, Montevideo, 09.08.2000. Pension Reform in the Balkans. TOP Meeting 2000. Workshop des Bremer Zentrums für Sozialpolitik (ZeS), Jurmala/Lettland, 03./04.09.2000. The Political Economy of Pension Reform in East-Central Europe. Globalisation and Economic Integration. Konferenz der European Association for Comparative Economic Studies (EACES), Barcelona, 07.–09.09.2000 Pension Reforms in Transition Countries. The Challenge of Demographic Ageing and the Knowledge Based Society. Konferenz des National Labour Institute, Athen, 02.–04.11.2000. The Making of Pension Reform in Central-Eastern Europe. 32nd National Convention der American Association for the Advancement of Slavic Studies (AAASS), Denver/Colorado, 09.–12.11.2000. Del Estado al Mercado? La Reforma de Pensiones en Bolivia. Bolivien – Kulturen und Entwicklung. Seminar des Zentrums für wissenschaftliche Kommunikation mit Ibero-Amerika (CCC) und der Fritz-Erler-Akademie, Freudenstadt, 01.–03.12.2000. Alterssicherung in Osteuropa. Vortrag am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Bonn, 06.12.2000.

Olaf Müller 25. Konferenz der International Society for the Sociology of Religion (ISSR), Leuven, 26.-30.07.99. Current Trends of Religiousness in Eastern Europe in Comparison to Western Europe: Does Socialization Matter? 4. Konferenz der International Association for the Study of Religion in Eastern and Central Europe (ISORECEA), Budapest, 10.-12.12.99. Persistence of the democracies in Central and Eastern Europe - Consolidation, Stability and People’s Power of Resisting (mit Jörg Jacobs und Gert Pickel). Political Culture in Central and Eastern Europe. Internationale Konferenz des FIT, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 26.–28.05.2000. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 284

The Impact of Religion on Trust in Institutions: Eastern and Western Europe in Comparison. Approaching a New Millenium: Lessons from the Past – Prospects for the Future. 7th Conference of the International Society for the Studies of European Ideas (ISSEI), Bergen, 15.–20.08.2000. Auf dem Weg zur säkularen Gesellschaft? Die Entwicklung der Religiosität in Deutschland. Wie viel Kirche braucht der Staat, wie viel Staat braucht die Kirche? Seminar der Konrad-Adenauer- Stiftung, Wesseling, 02.–05.11.2000. Jugend und Politik – eine skeptische Beziehung? Vortrag auf dem Tag der Wissenschaft und Forschung im Land Brandenburg, Potsdam, 16.11.2000. The Process of Transition in East Germany – an Overview (mit Gert Pickel). Vortrag an der University of Ljubljana, 10.12.2000. Barriers of Democratic Consolidation: Country Report East Germany. Political Attitudes and Values: A Comparative Study. Workshop des FIT, Tallinn/Estland, 24.- 27.05.2001. The Impact of Socialisation on Religiousness in Eastern Europe. Interpreting Religion Today: Competing Processes and Paradigms. XXVIth Conference of the International Society for the Sociology of Religion (ISSR/SISR), Ixtapan de la Sal/Mexico, 20.- 24.08.2001.

Jarosław Nabiałek Unternehmensbesteuerung in Polen Steuerseminar an der Fachhochschule Hof, 18.06.99. Das polnische Steuerrecht aus Sicht eines Investors (mit Stefan Kudert) Tagung der Deutsch-Polnischen Juristen-Vereinigung e.V. an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 07.04.2000 Przedsiębiorczość w regionie w świetle wejścia do Unii Europejskiej, Kielce, 19.10.2000. VI. Wirtschaftsforum Deutschland – Polen, Warschau, 21.10.2000.

Dr. Henning Nuissl Institution und Lebenswelt oder ökonomische Rationalität. BISS und WZB, Berlin, 16.-17.04.99. European CIED Conference: ‚Human Resources‘ und kulturelle Infrastrukturen: Zugang zu einer neuen Interpretation der europäischen Integration. Aufbauwerk Leipzig GmbH und EU-Projekt ‚Cultural Innovation and Economic Development, 17.-19.06.99. Forum Urban: Milenium i Ri: Vizione të Reja. Co-Plan (Center for Habitat Development), Tirana, 30.11.-01.12.99. Suburbanisierung in Tirana (Albanien): Ansätze zivilgesellschaftlicher Entwicklung. Vortrag vor der Südosteuropa-Gesellschaft, Technische Universität Dresden, 27.06.2000. Die Bedeutung von Vertrauensstrukturen für lernende Regionen. „Lernende Region“ - Zum Stellenwert von Bildung, insbesondere Weiterbildung für die Regionalentwicklung. Gemeinsame Arbeitstagung von DIE (Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Frankfurt a. Main) und IRS (Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung, Erkner), Erkner b. Berlin, 07./08.12.2000. Trust between entrepreneurs in Eastern Germany. Department of Sociology Seminar, University of Essex, 26.04.2001. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 285

Gert Pickel Using Individual Attitude Data to Compare Nations - Some Remarks and Examples for Comparative European Research. Doing Social Research: Problems and Challenges, Eurokonferenz Nürnberg, März 96 Familiale Lebensformen und familiale Werte in West- und Osteuropa - Gemeinsame Modernisierung oder kulturspezifische Entwicklung? 30. Arbeitstagung der Deutschen Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaft, Luxemburg, April 1996 Politische Unterstützung in Osteuropa. Demokratien im interkulturellen Vergleich. Gründungstagung der DVPW Ad-Hoc Gruppe „Interkultureller Demokratievergleich“, Heidelberg, 17.-18.6.96 Differences in Religious Behaviour and Orientations in Eastern and Western Europe. Value Change in Different Lifeparts - Individualization and Modernization in Europe in Politics, Religion and Family. Fifth Conference of the International Society for the Study of European Ideas (ISSEI) „Memory, History and Critique. European Identity at the Millennium“, University for Humanist Studies, Utrecht, Niederlande, August 96 Demokratiewandel. Befunde der Einstellungsforschung in Deutschland und Österreich im Vergleich, Gemeinsame Tagung der Deutschen Vereinigung für politische Wissenschaften und des Institute für Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck, Innsbruck 29.-30. Mai 1997. Value Change in Western and Eastern Europe - Comparative Ideas of Family Values, Religion and Politics European Values in Transition European, Workshop der Association of Sociology, Essex, 27.-30.8.97 Inequality: A Core Value in Central and Eastern Europe - Hypotheses and Empirical Results (mit Jörg Jacobs) Conflict and Co-operation. European Association for the Advancement of Social Science, Nikosia, 19.- 23.3.97. Soziale Ungleichheit und Demokratisierung in Transformations- und Nicht-Transformationsländern (mit Jörg Jacobs) Demokratie eine Kultur des Westens. 20. Kongress der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW), Bamberg, 13.-17.10.97. „Jugend und Politik im vereinigten Deutschland - oder Sind die jungen Staatsbürger demokratiemüde? - Politische Überzeugungen Jugendlicher und junger Erwachsener“ Demokratie eine Kultur des Westens. 20. Kongress der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW), Bamberg, 13.-17.10.97. „Religiosität und kirchliche Integration“ Tagung der Sektion Religionssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Naumburg, 28.- 30.11.97 Politische Einstellungen und Politische Partizipation der Jugend in der Bundesrepublik Deutschland Rechtsextremismus und Gewalt, Seminar des Bundesministeriums des Inneren, Bebra, 21.-23.11.97 Remarks to the Fact of Inequality in Eastern Europe (mit Jörg Jacobs) 20th Century Europe: Inclusions/Exclusions. Conference of the International Society of the Study of European Ideas, University of Haifa, 16.-.21.08.98. Individualisierte Religiosität außerhalb der Kirche oder areligiöse Konfessionslosigkeit Religiöser und kirchlicher Wandel in Ostdeutschland. Tagung des FIT, Frankfurt (Oder), 16.-18.10.98. Religiöse Individualisierung und der Verlust der Bedeutung von sozialstrukturellen Milieus - Zusammenhänge von Lebensstilen, individualisierte Einzelpersonen oder alte Muster (mit Detlef Pollack) Transitionen postsozialistischer Gesellschaften: Verschüttete „cleavages“ oder atomisierte Interessen? (mit Susanne Pickel) 29. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Freiburg i.Br., 14.-18.09.98. Verdrossen und uninteressiert? - Oder nicht richtig angesprochen? Das Verhältnis Jugendlicher zu Großorganisationen aus der Sicht der empirischen Sozialforschung. Kooperationsstelle Wirtschaft und Politik der Europa Universität Frankfurt (Oder), 16.12.98. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 286

Political and Democratic Orientations of Young Germans in West and East Germany after the Reunification? Empirical Trends in Religious Beliefs and Behaviour, Continuities and Discontinuities in East-ern and Western Europe Social Knowledge: Heritage, Challenges, Prospects. ISA-Conference, Montreal, 26.07.-01.08.98. Bürgergesellschaft, Kooperation und Sozialkultur: Bedeutung und Realität des Subsidiaritätsprinzipes für Europa Die Schaffung einer europäischen Sozialkultur. Tagung der Evangelischen Akademie Brandenburg, Berlin., 11.98. Subjektive und objektive Indikatoren der Demokratiemessung im Vergleich - Gleiche Ergebnisse oder grundlegende Unterschiede? Tagung des Arbeitskreises Interkultureller Demokratienvergleich der DVPW, Konzepte der Demokratiemessung, Wissenschaftszentrum Berlin, April 1999. Besonderheiten der politischen Kultur in Ostdeutschland als Erklärungsfaktoren der Bundestagswahl 1998 und die Rückwirkungen der Bundestagswahlen auf die politische Kultur Ostdeutschlands (zusammen mit Detlef Pollack) Jahrestagung des Arbeitskreises Wahlforschung der DVPW, Bamberg, Mai 1999. The Vitality of Religion-Church Integration and Politics in Eastern and Western Europe in Comparison Konferenz der American Political Science Association, Atlanta, 02.-05.09.99. Situation von Kirche und Religion in der Bundesrepublik. Vortrag anlässlich der Mitgliederversammlung der Bundesarbeitsgemeinschaft für katholische Polizeiseelsorger, Bautzen, 16.05.2000. Persistence of the democracies in Central and Eastern Europe - Consolidation, Stability and People’s Power of Resisting (mit Jörg Jacobs und Olaf Müller). Political Culture in Central and Eastern Europe. Internationale Konferenz des FIT, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 26.–28.05.2000. Legitimität von Demokratie und Rechtsstaat – Die politische Kultur der osteuropäischen Transitionsstaaten 10 Jahre nach dem Umbruch. Demokratie und Rechtsstaat. Demokratietheoretische Reflexionen im interkulturellen Vergleich. Tagung des DVPW-AK „Interkultureller Demokratievergleich“, Bamberg, 02./03.06.2000. Situation der Konfessionslosen in Ostdeutschland. Pastoral in Ostdeutschland. Tagung, Erfurt, 17.06.2000. Political Support and the Process of Democratisation in Eastern Europe. The Impact of Political Culture on the Democratisation in Eastern Europe – Theoretical Remarks and Empirical Results. Approaching a New Millenium: Lessons from the Past – Prospects for the Future. 7th Conference of the International Society for the Studies of European Ideas (ISSEI), Bergen, 15.–20.08.2000. Der Einfluss sozialer Ungleichheit auf die Demokratisierung in Osteuropa? (mit Jörg Jacobs). Sektion Osteuropasoziologie auf dem 30. Kongress für Soziologie, Köln, 22.–25.09.2000. The Process of Transition in East Germany – an Overview (mit Olaf Müller). Vortrag an der University of Ljubljana, 10.12.2000. Areligiosität, Antireligiosität, Religiosität – Ostdeutschland als Sonder-fall niedriger Religiosität im osteuropäischem Rahmen? „Religiöse Indifferenz und Atheismus. Ist Ostdeutschland eine Ausnahme in der religiösen Landschaft Europas?“ Frühjahrstagung der Sektion Religionssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Heiligenstadt Mai 2001. Werte und Wertewandel religiöser Orientierungsmuster in komparativer Perspektive: Religiosität und Individualisierung in Ostdeutschland und Osteuropa (mit Detlef Pollack und Olaf Müller) „Säkularisierung oder Individualisierung?“ Tagung der Ad-Hoc-Gruppe „Religion und Politik“ der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaften, Loccum, Mai 2001. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 287

Dr. Susanne Pickel Democratic Political Culture in Eastern Europe - An Empirical Comparison on Political Values and Political Support. Fifth Conference of the International Society for the Study of European Ideas (ISSEI) „Memory, History and Critique. European Identity at the Millennium“, University for Humanist Studies, Utrecht, August 96. Demokratisierung in Ungarn Differenz und Integration. Die Zukunft moderner Gesellschaften. 28. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Dresden, 7.-11.10.96 Politische Unterstützung und Demokratisierung in Osteuropa: Politische Unterstützung und Demokratisierung in Osteuropa 28. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Dresden, 7.-10.11.96 Political Stability and Democratic Political Culture in Eastern Europe: an Empirical Comparison on Political Values and Political Support Conflict and Co-operation. European Association for the Advancement of Social Science, Nikosia, 19.- 23.3.97. A Foreigner´s View on Hungarian Nationalism 3. ESA Konferenz, Essex, 27.-30.8.97 Fremde - Freunde - Feinde. Interkulturelle Beziehungen und Fremdenfeindlichkeit von Jugendlichen. Tagung des Deutschen Jugendinstitutes e.V. München und Leipzig sowie der Europäischen Kommission, Leipzig, 9.12.97 Polnische Studierende in Frankfurt/Oder - ihre Eindrücke, Kontakte, Akzeptanz Das Fremde und das Eigene. Fremdsein im „eigenen“ Land. Workshop des Centre Marc Bloch, Berlin, 29.05.98. Communication and Mutual Contact of Polish and German Students at the European-University Viadrina of Frankfurt/Oder Social Knowledge: Heritage, Challenges, Prospects. ISA-Conference, Montreal, 26.07.-01.08.98. Transformation in Germany: Did Two Different Transformations Take Place in 1945 and in 1989? The Federal Republic of Germany after World War II (1949 - 1956) and the New Federal States after the German Unification (1990 - 1996) 6. Konferenz der International Society for the Study of European Ideas (ISSEI), Haifa, 16.-21.08.98. Offene Grenze? Einstellungen, Kommunikation und wechselseitige Wahrnehmung deutscher und polnischer Studierender Transitionen postsozialistischer Gesellschaften: Verschüttete „cleavages“ oder atomisierte Interessen? (mit Gert Pickel) 29. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Freiburg i.Br., 14.-18.09.98. Ausländerfeindlichkeit und Vorurteile - was bringen Kontakte? Erste Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt ”Kommunikation und wechselseitige Wahrnehmung von deutschen und polnischen jungen Erwachsenen in Frankfurt (Oder) und Słubice”. Vortrag an der Universität Strasbourg im Rahmen der Europäischen Woche, Strasbourg, 04.02.99 Ausländerfeindlichkeit in Frankfurt (Oder) - Hintergründe und Ursachen. Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt ”Kommunikation und wechselseitige Wahrnehmung von deutschen und polnischen jungen Erwachsenen in Frankfurt (Oder) und Słubice”. Vortrag im Rahmen des Seminars „Auf den Punkt gebracht - Argumentieren gegen Rechts“, Frankfurt (Oder), 18./19.06.99. Grenzüberschreitende Wahrnehmung - eine deutsch-polnische Betrachtung. Vortrag vor der Tagung der Vizepräsidenten und Vorstandsmitglieder aus dem Gesellenstand der Handwerkskammern, Frankfurt (Oder), 13.-15.08.99. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 288

Einstellungen der Grenzbewohner gegenüber ihren Nachbarn. Grenzregion = Problemregion? Beiträge der regionalwissenschaftlichen Forschung zur Entwicklung in der deutsch-polnischen Grenzregion, Tagung des Institutes für Wirtschaftsforschung Halle (Saale), 18./19.11.99.

Prof. Dr. Detlef Pollack Kommunikative Missverständnisse zwischen Ost und West. Kommunikationsbarrieren zwischen Ost und West. Tagung der Aktion Gemeinsinn, Bonn, 27.-28.4.96 Sozialisation in der DDR. Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozess der deutschen Einheit. Anhörung vor der gleichnamigen Enquéte-Kommission des Deutschen Bundestages, Magdeburg, 13.5.96 Wertewandel in Ostdeutschland. Adaptationsprozesse in postkommunistischen Gesellschaften. Tagung des Berlin-Brandenburgischen Instituts für Deutsch-Französische Zusammenarbeit in Europa, Genshagen, 31.5.-1.6.96 War die DDR eine egalitäre Gesellschaft? Eliten in der DDR. Tagung des Zentrums für Zeithistorische Studien, Potsdam, 7.6.96 Was ist aus den politisch alternativen Gruppen und Bürgerbewegungen der DDR sechs Jahre nach der Wiedervereinigung geworden? Zwischen Konfrontation und Verständigung: Brücken und Barrieren der Kommunikation in Ostdeutschland. Tagung des World Fellowship Center, Conway, USA, 19.-26.6.96 Die evangelischen Kirchen in Ostdeutschland vor neuen Herausforderungen. Priestertum aller Gläubigen. Tagung der Evangelischen Akademie Thüringen, 27.-29.9.96 Einheit und Differenz. Tagung der AG Transformationsprozesse der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin, 3.-5.10.96 Institutionenvertrauen in Deutschland (mit Michael Terwey) Differenz und Integration. Die Zukunft moderner Gesellschaften. 28. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Dresden, 7.-11.10.96 Evangelische Kirche in Ostdeutschland. Religion, Politik und Gesellschaft im Osten. Tagung des Politischen Arbeitskreises des Bundes Neudeutschland, Bad Honnef, 15.-17.11. 96 Kommunikative Mißverständnisse zwischen Ost- und Westdeutschen. AG Tranformationsprozesse der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin, 25.11.96 Säkularisierung in Ostdeutschland. Religion, Konfession, Bildung. Tagung des Instituts für Erziehungswissenschaften der Humboldt- Universität, Berlin, 29.-1.12.96 Institutionenvertrauen und Distinktionsbedürfnisse: zum mentalen Wandel in Ostdeutschland. Institut für kulturwissenschaftliche Deutschlandstudien, Universität Bremen, 11.12.96 Institutionenvertrauen und Distinktionsbedürfnisse: zum mentalen Wandel in Ostdeutschland. Transformationsprozesse in postkommunistischen Ländern. Tagung des Graduiertenkollegs. Ambivalenzen der Okzidentalisierung an der Universität Leipzig, Großbothen, 13.-15.12.96 Bedingungen der Möglichkeit der Tradierung von Religion in modernen Gesellschaften Institut für Soziologie, Freie Universität Berlin, 4.2.97 Evangelisation in einer ostdeutschen Großstadt Institution - Organisation - Bewegung. Tagung der Sektion Religionssoziologie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, 7.-9.3.97 Bedingungen der Stabilität von Religion und Kirche in modernen Gesellschaften Wissenschaftskolleg zu Berlin, 15.4.97 Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 289

Die DDR als Organisationsgesellschaft Institut für Soziologie, Freie Universität Berlin, 11.6.97 Organisation der working group „New Religious Movements in Eastern and Central Europe“ 33. IIS-World Congress of Sociology, Köln, 7.-9.7.97 Organisation der Session „Religion in Eastern Europe“ Religion:the City and beyond. Konferenz der International Society for the Sociology of Religion, Toulouse, 9.-12.7.97 Kommentar zu den Vorträgen einer Sektion Die ‘innere Mauer’ - eine Herausforderung an die Wertwandels-Forschung nach der deutschen Vereinigung, Tagung an der Universität zu Köln, 18.-20.9.97 Transformationsprozesse in den Kirchen in Ost- und Westdeutschland Berneuchener Gespräche, Kloster Kirchberg, 3.10.97 Wie alternativ waren die politisch alternativen Gruppen in der DDR? Ihr Verhältnis zu Sozialismus, Demokratie und deutscher Einheit Demokratie - eine Kultur des Westens? Kongress der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW), Bamberg, 13.-17.10.97 Nachholende Individualisierung auf dem religiösen Feld in Ostdeutschland seit 1989? Christentum an der Schwelle zum dritten Jahrtausend, Studientag der Katholischen Studentengemeinde Berlin an der Humboldt-Universität zu Berlin, 30.10.97 Parteipräferenzen und Wertorientierungen in Ostdeutschland Die Situation in Ostdeutschland vor den Bundestagswahlen 1998, Tagung des netherlands institute of international relations, clingendeal, Amsterdam, 5.11.97 Funktion von Religion und Kirche in politischen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts Religion und Konfession als Fundamente gegenwärtiger und zukünftiger Gesellschaften in Europa? Tagung der Zeitschrift für Kirchliche Zeitgeschichte, Wittenberg, 6.-9.11.97 Analysen zur gegenwärtigen Situation der Kirche Kirche auf dem Weg in das 3. Jahrtausend, Studientage der Theologischen Fakultät der Martin-Luther- Universität Halle-Wittenberg, 18.11.97 Modernität und Modernisierungsblockaden der DDR-Gesellschaft Die DDR - eine moderne Diktatur? Herrschaftsstrukturen und Erfahrungsdimensionen. Tagung des Zentrums für Zeithistorische Studien Potsdam, 10.-12.12.97 Individualisierung und Säkularisierung Vortrag im Rahmen des Kolloquiums am Institut für Soziologie an der Humboldt-Universität Berlin, 13.01.98. Wandel und Persistenz von Kultur: Die ostdeutsche Erinnerungskultur Vortrag an der Pädagogischen Hochschule Erfurt, 21.01.98. Geschichte der Opposition in der DDR Kommentar zum Referat von Ehrhart Neubert am Zentrum für Zeithistorische Forschung an der Universität Potsdam, 26.02.98. Das Verhältnis der Ostdeutschen zur Demokratie Vortrag auf dem Workshop des Forums Zukunft Brandenburg, Frankfurt (Oder), 17.03.98. Religiöser Wandel in Mittel- und Osteuropa Vortrag vor dem Oekumenischen Europa-Center im Rahmen der Grenzgespräche, Frankfurt (Oder), 12.05.98. Säkularisierung oder Wiederverzauberung? Vortrag vor der Hanns-Lilje-Stiftung, Hannover, 13.05.98. Der Zusammenbruch der DDR als Zusammenfall kontingenter Entwicklungsreihen Vortrag vor dem sozialhistorischen Kolloquium der Universität Bielefeld, 20.05.98. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 290

Die 68er und die DDR Podiumsdiskussion im Senatssaal der Humboldt-Universität Berlin, 20.06.98. Aktuelle religiöse Entwicklungen in Ostdeutschland Vortrag auf dem Katholischen Forum, Erfurt, 04.07.98. Die Individualisierungsthese in der Soziologie Vortrag vor Studierenden, Waldsieversdorf, 20.07.98. Der Zusammenbruch der DDR als Zusammenfall kontingenter Entwicklungsreihen Deutscher Historikertag, Frankfurt/Main, 10.09.98. Religiöse Individualisierung und der Verlust der Bedeutung von sozialstrukturellen Milieus - Zusammenhänge von Lebensstilen, individualisierte Einzelpersonen oder alte Muster (mit Gert Pickel) 29. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Freiburg i.Br., 14.-18.09.98. Sozialisation oder Situation: Das Verhältnis der Ostdeutschen zu sozialer Ungleichheit und Demokratie Vereint - entzweit. Tagung des Graduiertenkollegs der Freien Universität Berlin, 25.09.98. Das Verhältnis von Kirchlichkeit und Religiosität in Ostdeutschland Religiöser und kirchlicher Wandel in Ostdeutschland. Tagung des FIT, Frankfurt (Oder), 16.-18.10.98. Religions- und kirchensoziologische Forschungen zur Rolle der evangelischen Kirchen im geteilten Deutschland Evangelische Kirche im geteilten Deutschland. Tagung der Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte, Potsdam, 19.11.98. Politische Kultur in Ostdeutschland. Sozialwissenschaftliches Kolloquium des Instituts für Soziologie, Humboldt-Universität zu Berlin, 05.01.99. Soziale und geistige Bedingungen der Möglichkeit widerständigen Handelns in der DDR. Macht – Gegenmacht – Ohnmacht: Grundfragen der Analyse politischer Gegnerschaft in der DDR. Kolloquium der Gauck-Behörde, Berlin, 26.02.99. Neue religiöse Bewegungen in der Bundesrepublik Deutschland. Tagung der Sektion Religionssoziologie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Wiesbaden- Naurod, 19.03.99. Das Verhältnis der oppositionellen Gruppierungen in der DDR zu Demokratie und Sozialismus. Ortsbestimmungen der evangelische Kirchen in der Moderne: Ihr Verhältnis zu Demokratie, Individualismus und Sozialismus. Leitung der Podiumsdiskussion Geschichtsforum 1949 – 1989 – 1999 in Berlin, 28.05.99. Revolution in der DDR. Podiumsdiskussion an der Universität Leipzig, 01.07.99. The Vitality of Religion-Church Integration and Politics in Eastern Europe in Comparison to Western Europe (mit Gert Pickel) Jahrestagung der American Political Science Association, Atlanta, 03.09.99. Religiöser Wandel in Mittelosteuropa. 9. Berliner Staat-Kirche Kolloquium des Instituts für vergleichende Staat-Kirche-Forschung, Berlin, 25.10.99. Aufbrüche?! 1989 - 1999. Podiumsdiskussion an der Universität Göttingen, 26.10.99. Zur religiös-kirchlichen Situation in den neuen Bundesländern. Ephoralkonferenz, Zittau, 12.11.99. Kirchen und Religion in Ost und West. Zweimal Deutschland: Auf dem Weg zur Einheit? Ringvorlesung der Universität Heidelberg, 15.11.99. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 291

Institutionelle und kulturelle Dimensionen der Transformation in Ostdeutschland. Die unvollendete Einheit: Soziale Ungleichheiten und Erwerbsbiographien in Ostdeutschland. Kolloquium des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, Berlin, 18.11.99. Kirchenaustritte und -eintritte in Ostdeutschland. Ephorenkonvent der Kirchenprovinz Sachsen, Burg Giebichenstein, 07.03.2000. Die Politisierung der oppositionellen Gruppen der DDR in den 80er Jahren. Das mobile Friedensseminar. Tagung des Landesbeauftragten für Staatssicherheitsunterlagen, Zielow (Müritz), 10.–12.03.2000. Die religiös-kirchliche Situation in Ostdeutschland heute. 45. Gesamtkonferenz evangelischer Militärgeistlicher, Potsdam, 14.03.2000. On the 68ers and their relationship to the GDR. ‘1968’ in Western and Eastern Germany. Kolloquium der NYU, New York, 23.03.2000. Individualisierung und Wertewandel in modernen Gesellschaften. Vortrag in der Paulus-Akademie Frankfurt (Oder), 03.04.2000. Über den Niedergang und den ausbleibenden Wiederaufschwung von Religion in Ostdeutschland. Ringvorlesung „Religion in einer religionslosen Gesellschaft? Religionssoziologische Perspektiven“, Leipzig, 27.04.2000. Politikgeschichte - Alltagsgeschichte - Lebensgeschichte: Figurationen 1938 – 1968. Workshop der Universität Erfurt, 18./19.05.2000. Gesamtleitung Political Culture in Central and Eastern Europe. Internationale Konferenz des FIT, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 26.–28.05.2000. Die kulturelle Einbettung von Institutionen. Präsentation auf dem Kolloquium zu Ehren von Claus Offe, Berlin, 02.06.2000. Secularization in Eastern and Western Germany after 1945. Präsentation am St Antony’s College der Oxford University, Oxford, 16.06.2000. Macht - Ohnmacht - Sprachlosigkeit. Kurzpräsentation auf dem Kulturwissenschaftlichen Kolloquium, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 20.06.2000. Gesamtleitung Dissidenz, Opposition, politischer Protest in mittelosteuropäischen Ländern - Forschungsfragen, theoretische Ansätze, Probleme des Vergleichs. Workshop des FIT, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 22.06.2000. Teilnahme an Podiumsdiskussion Zehn Jahre danach - Die Einheit neu denken. Forum Ost der SPD, Berlin, 01.07.2000. Selbstbewahrung oder Selbstverlust: Bischöfe und Repräsentanten der evangelischen Kirchen in der DDR über ihr Leben. Podiumsdiskussion in der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung Potsdam, 03.07.2000. Wie ‘modern’ war die DDR? Koordinaten deutscher Geschichte in der Epoche des Ost-West-Konflikts. Kolloquium des Historischen Kollegs München, 17.–19.07.2000. Expertenberatung zum Fragemodul „Allbus 2001“ im ZUMA, Mannheim, 20.07.2000. Innere Einheit - eine Bilanz nach zehn Jahren. 10 Jahre Deutsche Einheit. Konferenz der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Kohren- Sahlis, 22.–24.09.2000. Gute Gesellschaft? Zur Konstruktion sozialer Ordnungen. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Köln, 26.-29.09.2000. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 292

Der Wandel von Religiosität und Kirchlichkeit in den neuen Bundesländern nach 1989. Tag der Abrechnung. Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin, 03.10.2000. Teilnahme an einer Podiumsdiskussion (mit M.R. Lepsius, K.-U. Mayer und D. Dettling) 10 Jahre Deutsche Einheit. Haus der Kulturen der Welt, Berlin, 03.10.2000. Economic, Political, and Cultural Change in Eastern Germany (Keynote Address) 10 Years After. Symposium at the University of Missouri St.Louis, USA, 11.10.2000. Vom Verhältnis konfessionsloser Menschen zu Religion und Kirche. 240. Studienkurs des Theologischen Studienseminars der VELKD „Auf dem Weg zu einer missionarischen Kirche“, Pullach, 18.10.2000. Probleme der funktionalen Analyse von Religion in der Religionstheorie Niklas Luhmanns. Vortrag in der Evangelischen Stadtakademie, Hannover, 11.11.2000. Biographie und Loyalität (Kommentar). Welches Deutschland ist in uns...? Diskussionsveranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Europa- Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 21.11.2000. Systemtheorie: Die Religionstheorie Niklas Luhmanns. Kulturtheorien und Religionstheorien, Symposium des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen, Loccum, 30.11.–03.12.2000. Die Religionstheorie Niklas Luhmanns. Vortrag am Religionswissenschaftlichen Seminar der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn, 07.12.2000. 10 Jahre Einheit - Erfahrungen und Herausforderungen. Vortrag vor den Bischöfen der evangelischen Landeskirchen und katholischen Diözesen in Ostdeutschland, Berlin, 14.12.2000. Bilanz der ökonomischen, politischen und kulturellen Transformationsprozesse in Ostdeutschland. Vortrag an der Seniorenakademie in Hoyerswerda, 25.01.2001. Die Situation von Religion und Kirche in Ost- und Westdeutschland im Vergleich. Vortrag auf der Klausurtagung der Landeskirchen der Oberlausitz und Schaumburg-Lippe, Görlitz, 13./14.02.2001. European and national identity in post-communist societies: coexistence or conflict? European Citizenship: beyond borders, across identities. EU-workshop, Brüssel, 23./24.04.2001. Gesamtleitung. „Religiöse Indifferenz und Atheismus. Ist Ostdeutschland eine Ausnahme in der religiösen Landschaft Europas?“ Tagung der Sektion Religionssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Heiligenstadt, 18.-20.05.2001. Gesamtleitung. Political Attitudes and Values: A Comparative Study. Workshop des FIT, Tallinn/Estland, 24.- 27.05.2001. Zukunftspessimismus – ein ostdeutsches Phänomen? Ergebnisse einer ländervergleichenden Studie (mit Gert Pickel). Vortrag bei der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung, Potsdam, 07.06.2001. Die Politisierung des politischen Protests in den achtziger Jahren in der DDR. Zweite Öffentlichkeit. Tagung im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig, 22.06.2001. „Zukunft gestalten“. Podiumsdiskussion der PDS-Bundestagsfraktion im ehemaligen Staatsratsgebäude in Berlin, 03.07.2001. Organisation und Moderation eines Panels Der Beitrag der ostmitteleuropäischen Staaten zur EU-Osterweiterung. Tagung an der Europa- Universität Viadrina Frankfurt (Oder), 13./14.07.2001. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 293

Kathrin Rahn Polen zwischen Deutschland und Rußland. Adam-Mickiewicz-Universität Ποζνα〉 und Europa- Institut Bocholt, Ποζνα〉, 26.-30.11.96 Entwicklungsformen der Demokratie im interkulturellen Vergleich. Tagung der DVPW Ad-hoc Gruppe „Interkultureller Demokratievergleich“, Frankfurt (Oder), 14.-16.3.97. Der deutsch-polnische Nachbarschaftsvertrag. Bilanz nach fünf Jahren. Konferenz der Europa- Universität Viadrina in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung, Regionalbüro Brandenburg und dem Instytut Zachodni in Poznań, Frankfurt (Oder), 1.-4.9.97. Slask-Polska-Europa. 10. Kongress der Polnischen Gesellschaft für Soziologie, Katowice, 22.-25.9.97. Transformation und staatssozialistisches Erbe. Tagung des Ost-West-Kollegs des Bundesinstituts für politische Bildung in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde, Brühl, 25.- 27.11.97. Einstellungsprofile und Verhaltensmuster im polnischen Transformationsprozess. Die individuelle Bewältigung des gesellschaftlichen Wandels am Beispiel von Akteuren der „Solidarno “-Bewegung von 1980/81 im Oberschlesischen Industrierevier. Ringvorlesung an der Universität in Wroc≥aw, Polen, 11.12.97.

Prof. Dr. Hermann Ribhegge Perspektiven der Beschäftigungsentwicklung in der ostbrandenburgischen Grenzregion zu Polen unter dem Aspekt der Globalisierung der Märkte. Grenzüberschreitende Beschäftigung. Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt (KOWA) an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 3.-4.6.96 Standortwettbewerb europäischer Regionen oder „wandern“ niedrige Sozialstandards bei uns ein? Soziales Europa - Arbeitsmarkt Europa. Geraten unsere sozialen Standards unter Druck?, Berlin, 13.- 14.12.96 Die Osterweiterung der Europäischen Union als Herausforderung für die neuen Bundesländer im Transformationsprozess Zur Osterweiterung der Europäischen Union: Probleme und Perspektiven. Tagung des Wirtschaftspolitischen Ausschusses des Vereins für Sozialpolitik, Freiburg, 19.-20.3.97

Dr. Eckehard Rosenbaum On Measuring Freedom of Choice. European Public Choice Society Meetings, Bar-Ilan University, Ramat Gan und Tiberias, Israel, 10.- 13.3.96 Against Naive Materialism - Culture, Consumption and Inequality. Jahrestagung des Vereins für Sozialpolitik, Kassel, 25.-27.9.96 Ursprünge, Kontexte und Entwicklungsmuster des Tschechischen Kapitalismus. Workshop am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Berlin, 8.-9.11.96 Die Monetarisierung der Wirtschaften Osteuropas. Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde e.V., Lutherstadt Wittenberg, 17.-19.4.97 Cognition, Rationality, and Institutions. Internationales Symposium des Max-Planck-Instituts zur Erforschung von Wirtschaftssystemen, Jena, 20.-23.6.97 Die Zukunft als Effekt der Vergangenheit? Der Einfluß regionaler Tradierungen und industriell- kultureller Entwicklungsmuster im gegenwärtigen Transformationsprozess. Tagung des Brandenburg- Berliner Instituts für Sozialwissenschaftliche Studien (BISS) e.V., Berlin, 20.6.97 Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 294

Restauration oder Transformation? Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Rußland Ende der neunziger Jahre. Seminar des Ost-West-Kollegs der Bundeszentrale für politische Bildung, Brühl, 18.- 22.8.97 Some Remarks on the Ontology and Epistemology of Social Reality and Institutions. XII IAREP Annual Conference der International Association for Research in Economic Psychology (IAREP), Valencia, 15.-18.9.97 What is a Market? Graduiertenseminar des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Viadrina und der Akademia Ekonomiczna Poznań, Łagów, 17.-18.10.97 Fact or Fiction? Perspectives on Realism and Economics 1997. Konferenz des Erasmus Institute for Philosophy and Economics, Rotterdam, 14.-15.11.97 Towards a Theory of Markets Privatisation, Corporate Governance and the Emergence of Markets. Tagung des F.I.T., Berlin, 22./23.05.98. Corporate Governance, Enterprise Restructuring and FDI in Eastern Europe. Center for East European Studies der Copenhagen Business School, Karlslunde 20.-22.08.98. Postcommunist Transformation and the Social Sciences: Cross-Disciplinary Approaches. Tagung des F.I.T., Berlin, 30./31.10.98. Culture, Cognitive Models and the Performance of Institutions in Transformation Countries Eine unterschätzte Dimension? Zur Rolle wirtschaftskultureller Faktoren in der osteuropäischen Transformation, Tagung der Universität Bremen, 07./08.12 98.

PD Dr. Richard Rottenburg Managing Berlin. Zur Ethnographie des städtischen Ordnungsdiskurses Anthropologie der Stadt. Paradigmen und Perspektiven im deutsch-französichen Vergleich. Centre March Bloch, Berlin, 12./13.1.96 Reden über Gewalt und Krieg. Einige Fragen zur Codierung des Diskurses Krieg, Fehde, Genozid. Deutsche Gesellschaft für Soziologie, Sektion Entwicklungssoziologie und Sozialanthropologie, Mainz, 9.-11.5.96 Muddling Through. Berlin Central Artery and Tunnel Project. Post-Modern Engineering: Boston Central Artery and Tunnel Project. Managing the Big City. Kolloquium mit Tom Hughes. Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Berlin, 8.7.96 Resource Person Deregulierung und Kommerzialisierung städtischer Wasserbetriebe in Tansania. KfW, Frankfurt (Main), 29.8.96. Regulating the Private Production of Public Goods. Autonomy/Commercialization of the Urban Water and Sewerage Departments in Arusha, Moshi and Tanga. Strategic Planing Workshop Tanzania. The Government of Tanzania and the German Bank for Development (KfW) Moshi, Tanzania, 31.10.-2.11.96 Ethnography of Translocal Processes and Central Institutions of Modern Societies. The Tasks of Ethnology - Cultural Anthropology in Unifying Europe, Ποζνα〉, 22.-23.11. 96 Logistik, Markt und Gemeinwohl bei der Produktion der neuen Mitte von Berlin Präsentation der Forschungsgruppe Metropolenforschung, WZB, Berlin, 22.4.97 Phenomenology of a Liminal Dance Floor Standing Conference on Organizational Symbolism, 15th International Conference, Warsaw, 9.-12.7.97 Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 295

Resource Person Deregulierung und Kommerzialisierung städtischer Wasserbetriebe in Tansania. KfW, Frankfurt/Main, 3.12.97 Was leistet Feldforschung für die Deutschland-Ethnographie? (Podiumsdiskussion) Inspecting Germany. Internationale Tagung zur kultur- und sozialanthropologischen Deutschlandforschung. Tübingen, 14.-18.09.99. Tod am Gazellenfluss, Staat, Souveränität und Krieg im Sudan heute. Ethnische Konflikte. Tagung des Interdisziplinären Arbeitskreises Dritte Welt, Universität Mainz, 28./29.01.2000. Diffusion und Übersetzung. Afrika 2000. Jahrestagung der Vereinigung von Afrikanisten in Deutschland e.V., Universität Leipzig, 30.03.–01.04.2000. Diffusion, Translation, Macht. Drei Aspekte der Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika. Macht. Konferenz des Instituts für Ethnologie der FU Berlin und der Sektion für Entwicklungssoziologie und Sozialanthropologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (ESSA), Berlin, 02.–04.06.2000. Two anthropological regimes of translation. Translationes. Konferenz des Instituts für Ethnologie der Universität Leipzig, 28.09.–01.10.2000. Technik und Kultur aus ethnologischer Perspektive Kulturdynamik: Wandel der Kulturkonzepte. Konferenz der Abteilung für Wissenschaftstheorie und Technikphilosophie der Universität Stuttgart, 12.–14.10.2000.

Dr. Andreas Ryll Economics and System Change. Tagung des FIT, Berlin, 27.-30.6.96 Transformation: A Challenge for Economics. Gemeinsamer Workshop des FIT mit dem Wissenschaftskolleg Berlin, 19.-21.12.96 Jahrestagung des Ausschusses für Evolutorische Ökonomik im Verein für Socialpolitik, Osnabrück, 3.- 5.7.97 Jahrestagung des Ausschusses für Evolutorische Ökonomik im Verein für Socialpolitik, Meißen, 02.- 04.07.98. Koreferat zu J. Kornai: The System Paradigm Paradigmen des sozialen Wandels. Tagung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin, 03.-05.08.98. Postcommunist Transformation and the Social Sciences: Cross-Disciplinary Approaches. Tagung des F.I.T., Berlin, 30./31.10.98.

Sigrid Schmid An Ethnographic Research in the Financial Department of the City Administration of Moscow. Internationalization, Europeanization and the Public Sector. Workshop. PeSCE (Public Sector in Common Europe), Βοδ⌡, Norwegen, 16.-19.6.96 Der schlanke Staat - Verwaltungsmodernisierung in Bund, Ländern und Gemeinden. Deutsches Institut für Urbanistik in Zusammenarbeit mit der Bundesakademie für Öffentliche Verwaltung, Berlin, 16.-18.9.96 Fallen jetzt die letzten Grenzen? Zur Transformation der Sexualität in der Grenzregion Σ≥υβιχε und Frankfurt (Oder). Differenz und Integration. Die Zukunft moderner Gesellschaften. 28. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Dresden, 7.-11.10.96 Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 296

Transformationsverläufe im Vergleich: Die Staaten Ostmitteleuropas und die Russische Föderation. Ost-West-Kolleg in Kooperation mit dem Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien, Brühl, 16.-18.12.96 O merach dlja uskorenija reforma v iliscno-kommunal’nom chozjajstve. (Über die Maßnahmen zur Beschleunigung der Reform der Kommunal- und Wohnungswirtschaft). Konferenz des Ressortübergreifenden Rats zu Fragen von Bauwesen, Architektur und Kommunalwirtschaft, Samara/Rußland, 28.5.-30.5.97. Seminar für leitende Verwaltungsmitarbeiter der Stadt Moskau „Die Organisation und Finanzierung der Versorgung der Bevölkerung mit Wasser und Energie sowie der Entsorgung von Abwasser und Abfall einschließlich der Fragen einer Privatisierung in Berlin und Moskau“. Berliner Senatsverwaltung für Inneres, Berlin, 29.6.-12.7.97. Financial Management in the City Administration of Moscow Konferenz „Managing the Big City“. School of Economics and Commercial Law /School of Public Administration an der Universität Göteborg, Göteborg, 21.8. - 23.8.1997. Konferenz „Macht und Organisation - sozialtheoretische und zeitdiagnostische Perspektiven“. Sektion „Soziologische Theorien“ der DGS, Hamburg, 9.-11.97. Professionalisierung in der Moskauer Verwaltung. Erste Ergebnisse ethnographischer Untersuchungen Workshop „Organisation und Profession“. HFS Ostschweiz in Kooperation mit dem Soziologischen Seminar der Universität St. Gallen und dem Arbeitskreis „Professionelles Handeln“, Rorschach, 24.- 25.10.97. Moskauer Wasseruhren und Energie-Audits. Beispiele für die Arbeit an der Transformation des öffentlichen Finanzmanagements. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde, Bremen, 12.-14.03.98. Verwaltung und Verwaltungsrecht im Erneuerungsprozess in Osteuropa. Tagung der Fachgruppe „Recht“ der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde, Baden-Baden, 03.-05.06.98. Grenzenlose Gesellschaft? 29. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Freiburg im Br., 14.-18.09.98. The Moscow City Administration’s Work on the Transformation of the Urban Financial Management: A Case Study on the Installation of Water Meters. EIASM Euroconference on Managerial Control, Cork/Ireland, 25.-29.09.98. Die Arbeit der Moskauer Stadtverwaltung mit dem städtischen Ausgabenmanagement: Mit Wasseruhren vom Solidar- zum Individualprinzip? Vortrag vor der Metropolengruppe des Wissenschaftszentrums Berlin, Berlin 19.10.98. Postcommunist Transformation and the Social Sciences: Cross-Disciplinary Approaches. Tagung des F.I.T., Berlin, 30./31.10.98.

Prof. Dr. Helga Schultz Münchener Historikertage des Verbandes der Historiker Deutschlands, München, 16.-21.9.96. Tagung des Arbeitskreises „Historische Demographie“, Gesellschaft für Bevölkerungsgeschichte, Osnabrück, 1.-2.11.96. Die soziale Herkunft der Berliner Handwerker im 18. Jahrhundert. 7. Workshop „Handwerksgeschichte“, Verzprémer Akademische Kommission, Handwerksgeschichtlicher Arbeitskreis, Sopron, 28.11.-1.12.96. Soziologisches Seminar an der Adam Mickiewicz Universität, Poznań, 15.1.97 Unternehmen und Unternehmungen im Nationalsozialismus, Gesellschaft für Unternehmensgeschichte, Frankfurt am Main, 20.-21.6.97 Europäische Grenzregionen, Konferenz der Universität-GH Siegen, Aachen, 17.-20.9.97 Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 297

Wiederaufbau und Sozialistische Transformation, Konferenz des FIT, Frankfurt (Oder), 2.-5.10.97 Europäisches Netzwerk der Historiker, Konferenz der European Graduate School for Training in Economic and Social Research (ESTER), Bologna, 14.-16.11.97 Erfahrungen deutsch-polnischer Nachbarschaft Die Deutsch-polnische und die deutsch-französische Grenzregion im Vergleich, Kolloquium des Berlin-brandenburgischen Instituts für Zusammenarbeit in Europa, Genshagen, 28.02.98. Geschichte der deutsch-polnischen Grenzregion im europäischen Vergleich Workshop des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam e. V., Potsdam, 19.03.98. Leitung einer Sektion Deutsche und Polen - Nachbarn in Europa, Workshop des Centre Marc Bloch, Berlin, 29.05.98. Handicraft Co-operatives in the GDR 12. Internationaler Wirtschaftshistorikerkongress, Madrid, 23.-31.08.98. Die Grenzen innerhalb der sozialistischen Staatenwelt Grenzen und grenzüberschreitende Kooperation in Ostmitteleuropa, Konferenz des F.I.T, Europa- Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 01.-03.10.98. Worker’s experiences of transformation in the Polish-German Border Region Workshop der Adam Mickiewicz Universität, Poznań, 23./24.10.98. Die Bürger von Birnbaum und Guben- Nachbarschaft an der Grenze Polnisch - deutsche Nachbarschaft in der Geschichte, Poznań, 06.-08.05.99. Deutsch-polnische Nachbarschaft vor und nach der Wende (Podiumsdiskussion) Geschichtsforum 1949-1989-1999 Getrennte Vergangenheit – Gemeinsame Geschichte? Berlin Ester-Meeting of General Bord, Nijmegen, 04.-06.06.99. Die Gesellschaft der Aufklärer. Das Berlin Nicolais und Ramlers Karl Wilhelm Ramler (1725-1798) und die Kultur des 18. Jahrhunderts, Halberstadt, 22.-25.09.99. Die deutsche Nation in der Vereinigungskrise Vortrag im Rahmen eines Besuchs der Jagiellonen-Universität Kraków, 03.-09.10.99. Politics in Historical Writing in Germany Today Vortrag an der University of Liverpool im Rahmen eines Dozentenaustausches über das Socrates- Programm, Liverpool, 17.-25.10.99. Die Geschichte der deutsch-polnischen Grenze seit 1945 – ein Überblick Grenzregion = Problemregion? Beiträge der regionalwissenschaftlichen Forschung zur Entwicklung in der deutsch-polnischen Grenzregion, Tagung des Institutes für Wirtschaftsforschung Halle (Saale), 18./19.11.99. Die Grenzen der sozialistischen Staatenwelt. Grenze, Pässe, Staatsbürgerschaft. Konferenz des Österreichischen Ost- und Südosteuropa Instituts und des Instituts für Geschichte der Universität Wien, 26./27.05.2000. Deutsche und Polen in der Grenzregion seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Sozio-ökonomische Probleme in den polnischen Grenzgebieten. Tagung der Hochschule für Marketing, Wałbrzych, 12/13.04.2000. Einstellung der polnischen Grenzbewohner zum deutschen Kulturerbe. Das deutsch-polnische Grenzgebiet – Neue Wirklichkeit. Konferenz des Polnischen Kulturinstituts, Berlin, 09./10.03.2000. Probleme grenzüberschreitender Kooperation. Osterweiterung der EU – Auswirkungen auf den Mittelstand im Land Brandenburg: Chance oder Gefahr? Konferenz der Friedrich-Naumann-Stiftung, Potsdam, 14.10.2000. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 298

Wirtschaftsnationalismus in Ostmitteleuropa als Forschungsproblem. Kolloquium des Lehrstuhls für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der TU Dresden, Dresden, 08.11.2000. Multikulturalität, Aufklärung und Toleranz im Berlin des 18. Jahrhunderts. Aufklärung und Urbanisierung im 18. Jahrhundert. Tagung des Lehrstuhls Neuere Deutsche Literaturwissenschaft der TU Dresden und der Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption, Kamenz, 23.– 26.11.2000. Regionalisierung der Transformation. Vortragsreihe des Sonderforschungsbereiches „Regionalisierungen in Europa“, Leipzig, 19.12.2000.

Dr. Clemens Schütte Financial Systems and Corporate Control: Three Systemic Variants and Some Lessons for the Countries in Transition. The Economic, Political and Social Dimensions of Economic Transition and European Integration. CERGE, Prag, September 1996

Prof. Dr. Anna Schwarz Theoretische Wahrnehmungsverzerrungen in der sozialwissenschaftlichen Transformationsforschung. Leiterin der Arbeitsgruppe 8 zum Thema: Die Transformation ehemals staatssozialistischer Gesellschaften in Mittel- und Osteuropa in der V. Akademie der Sommeruniversität der Studienstiftung des deutschen Volkes, St. Johann, Italien, 1.-15.9. 1997 Cultural differences between German and Polish Students at the New European Transborder University Viadrina. First Empirical Results of a Representative Survey. 28th National Convention of the American Association for the Advancement of Slavic Studies, Boston, USA, 13.-17.11.96 Auf der Suche nach Gründen für die mühsame Annäherung neuer Nachbarn: Ökonomische, soziale und sozialpsychologische Barrieren im deutsch-polnischen Grenzgebiet der Euroregion Europa Pro Viadrina. The German-Polish Borderland Region: The Need for Reconciliation and Desire for Community? International Conference of the Friedrich Naumann Foundation and Saint Mary`s College, Michigan, USA, 10.-13.4.97 Vom Nationalstaat zu Europa Kolloquium zum 20. Jahrestag des Pauluskreises Frankfurt (Oder) in Zusammenarbeit mit dem Polnischen Ökumenischen Rat und der Evangelischen Akademie Mülheim an der Ruhr, Frankfurt (Oder), 24.-26.10.97 Formal and informal arrangements in the transformation battle for new economic fields: the innovative entrepreneurship in the East German Case – some methodogical research problems and empirical results The Transformation of the Informal. Formal institutions and informal institutional arrangements in transformation societies, Potsdam, 07.-10.10.98. Chancenstrukturen und Handlungsmuster von Ingenieuren und Unternehmensgründern im ostdeutschen Transformationsprozess Einstellungen und Verhaltensorientierungen von Menschen in Transformationsstaaten. Konferenz des „Forum Zukunft Brandenburg“ an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 17.03.98. Mobility and variety behind stability – biographical impacts of social transformation processes in East Germany Systemic Transformation in East Germany and Poland – a Comparative Approach, Adam Mickiewicz University Poznań, 23./24.10.98. Der Erweiterungsprozess der Europäischen Union (EU) am Beispiel Polens. Seminar der Friedrich- Ebert-Stiftung, Warschau, 23.–27.01.2000 Small Life Worlds: Political Culture at the Grassroots Political Culture in Central and Eastern Europe. Konferenz des FIT an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 26.–28.05.2000. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 299

Die Erwartungen der EU an Polen – Polnische Erwartungen an die EU Vortrag vor der URANIA Frankfurt (Oder), 19.10.2000. Deutungs- und Erfolgmuster ostdeutscher Ingenieure (mit Gabriele Valerius) Erfolgsmuster in modernen Gesellschaften. Workshop an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 07.11.2000. Welche Institutionen braucht die EU im Vorfeld ihrer Osterweiterung? Vortrag vor der Landeszentrale für politische Bildung, Frankfurt (Oder), 06.12.2000.

Dr. Dirck Süß 4. Alfred Müller-Armack-Symposion: Soziale Marktwirtschaft - Weg nach Europa. Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft e.V. in Zusammenarbeit mit dem Europa-Institut der Universität zu Dorpat, Tallinn, Estland, 7.-11.5.96 Conflicting Aims of Privatization. Graduiertenseminar des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Viadrina und der Wirtschaftsuniversität Ποζνα〉, Lubniewice, 21.-23.6.96 Economics and System Change. Tagung des FIT, Berlin, 27.-30.6.96 Jahrestagung des Marburger Vereins für Ordnungsfragen der Wirtschaft: Kapitalmarktentwicklung und Wirtschaftsordnung, Marburg, 15.-16.11.96 Privatisierung und öffentliche Finanzen - Analyseebenen einer vergleichenden Untersuchung. Transformationsverläufe im Vergleich: Die Staaten Ostmitteleuropas und die Russische Föderation. Ost-West-Kolleg in Kooperation mit dem Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien, Brühl, 16.-18.12.96 Transformation in Osteuropa - Theorieansätze und empirische Befunde, Ost-West Kolleg der Bundeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien, Brühl, 1.-4.6.97 Präsentation des FIT Forschungsforum 1997, Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie, Leipzig, 16.- 20.9.97 Präsentation des FIT Demokratie - Eine Kultur des Westens?, Jahrestagung der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW), Bamberg, 13.-16.10.97 Untangling the Paradox of Privatization Revenues Graduiertenseminar des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Viadrina und der Akademia Ekonomiczna Poznań, Łagów, 17.-18.10.97 Transformation of Social Security: Pensions in Central-Eastern Europe. Tagung des F.I.T., Berlin, 27./28.03.98. Wirtschaftsordnungspolitik: Der deutsche Ordoliberalismus und die französische École de la régulation im Vergleich. Colloquium von F.I.T., Centre Marc Bloch und WZB, Berlin, 08./09.05 98. Fiscal Aspects of Privatization: The Paradox of Privatization Revenues Privatisation, Corporate Governance and the Emergence of Markets. Tagung des F.I.T., Berlin, 22./23.05.98. Die Politische Ökonomie der Privatisierung Volkswirtschaftliches Forschungscolloquium der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 01.07.98. Fiscal effects of Privatization: A comparative Study of Poland, Hungary and the Czech Republic EACES bi-annual conference: Transition and the Varieties of Capitalism, Varna (Bulgarien), 03.- 05.09.98. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 300

Social Security Reform, Privatisation, and the Promise of Uw≥aszczenie: An Analysis of Competing Proposals Doktorandenseminar der Europa Universität und der Wirtschaftsakademie Poznań, Lubniewice (Polen), Oktober 1998 Postcommunist Transformation and the Social Sciences: Cross-Disciplinary Approaches. Tagung des F.I.T., Berlin, 30./31.10.98.

Katarzyna Stokłosa Moderation der Sektion: Grenzstädte und ihre Teilung. Auf dem Weg zur EUROSTADT (mit Dagmara Jejeśniak- Quast). Euroregionen im Fokus der deutsch-polnischen Zusammenarbeit. Tagung des Polnischen Kulturinstituts, Berlin, 09./10.03.2000. Sozio-ökonomische Probleme in den polnischen Grenzgebieten. Tagung der Hochschule für Marketing, Wałbrzych, 12/13.04.2000. Borders and Neighbourhood in Central and Eastern Europe. The Ionnian Conference: Facing the Challenges of the New Millenium. Konferenz der London School of Economics, Corfu, 19.–22.05.2000. Die Grenzöffnung in den siebziger Jahren und in den neunziger Jahren im Vergleich. Polnischer Soziologentag, Rzezow, 19.–21.09.2000. Geteilte Städte an Oder und Neiße. Schicksal und Aufgabe (mit Dagmara Jejeśniak-Quast). Deutsch-Polnische und andere Grenzstädte. Die Grenze als Chance. Konferenz der Internationalen Bauausstellung Fürst-Pückler-Land GmbH, Guben / Frankfurt (Oder), 19.–21.10.2000. Die Grenze im Bewusstsein der Einwohner von Guben/Gubin in der Zeit der ersten Grenzöffnung, 1972-1980 . Grenzüberschreitende Zusammenarbeit in soziologischer Perspektive. Tagung der Pädagogischen Hochschule, Zielona Góra/ Dychów, 25./26.10.2000. Die Oder-Neiße-Grenze und die mühsame Integration. Zweite Heimat Brandenburg: Vertreibung – Neuanfang – Integration. Konferenz des Zentrums für Zeithistorische Forschung, Potsdam, 23./24.11.2000.

Verena Tobsch The Distribution of Earnings in Russia 1994-1996 by means of the RLMS. Consequences of Transition. The Unification of Germany - Problems of Transition in Comparative Perspektive. 11th German- American Academic Council (GAAC) Summer Institute, Max-Weber-Kolleg für Kultur- und Sozialwissenschaftliche Studien, Universität Erfurt, 26.07.-06.08.99. Effects of Changing Survey Methods. Workshop der Projektgruppe „Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP)“, Berlin, 27.08.99. 10 Jahre nach dem Fall der Mauer: ‘Gleichwertige Lebensverhältnisse’ oder bleibende Ungleichheit? Tagung der Sektion Sozialindikatoren in der DGS in Zusammenarbeit mit der Abteilung Sozialstrultur und Sozialberichterstattung des Wissenschaftszentrums Berlin (WZB), Berlin, 21.-22.10.99 ’Die unvollendete Einheit’ - Soziale Ungleichheiten und Erwerbsbiographien in Ostdeutschland. Konferenz der Projektgruppe „Ostdeutsche Erwerbsverläufe im Transformationsprozess“ des Max- Planck-Institut für Bildungsforschung (MPIfB), Berlin, 17.-18.11.99. Understanding Regime Support in New Democracies. Does Politics really matter more than Economics? (mit Jan Delhey) Political Culture in Central and Eastern Europe. Konferenz des FIT an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 26.–28.05.2000. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 301

Understanding Regime Support in New Democracies. Does Politics really matter more than Economics? (mit Jan Delhey) The Unification of Germany - Problems of Transition in Comparative Perspective. 11th German- American Academic Council (GAAC) Summer Institute, St. Johns College, Annapolis, Maryland, 22.07.–04.08.2000. Regime Performance and Mass Support in East Germany and Hungary. Economic and Political Perspectives on the Unification of Germany. Meeting at Rice University, Houston, Texas, 17.11.2000.

Dr. Gabriele Valerius 'Neue' Selbständige in Ostdeutschland (unter besonderer Berücksichtigung der Region Berlin-Brandenburg). Monatsversammlung des Vereins für angewandte Konfliktforschung e.V. in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung. Verein für angewandte Konfliktforschung e.V. Berlin, 8.7.96 Zur Struktur und Stabilität der neuen Selbständigkeit in Ostdeutschland. Neue Selbständige - Vor- und Nachteile begrifflicher Unschärfen. Oder: Annäherung an einen soziokulturellen Typ in Zeitumbrüchen. Workshop der Projektgruppe neue Selbständige des BISS e.V. - Brandenburg-Berliner Institut für sozialwissenschaftliche Studien, Berlin, 15.11.96 Ostidentitäten im Wandel, Tagung des Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrums Berlin- Brandenburg (SFZ) 31.10.97 Innovationen in Ostdeutschland, Symposium der Forschungsstelle Innovationsökonomik der TU Bergakademie Freiberg, 6.-7.11.97 Zwischen Stabilität und Bruch: Ingenieure im ostdeutschen Tansformationsprozess. Vortrag auf einem Workshop am Centre Marc Bloch, Berlin, 11.12.98. Neue Strukturen – alte Funktionen? Ostdeutsche Innovationskollegs als Beitrag zu Profilerneuerung und innovativer Forschung (mit Hans-Jürgen Wagener) Politische Herrschaft und moderne Technik. Innovationskulturen in der DDR und in der Bundesrepublik. Konferenz der TU Dresden, 09./10.12.99. Erwerbstätigkeit, Arbeitsmarkt und berufliche Mobilität in Ostdeutschland unter besonderer Berücksichtigung des Landes Brandenburg. 10 Jahre Erfahrungen im Transformationsprozess in Mittel- und Osteuropa. Konferenz der Hochschule Sandomierz, 06./07.04.2000. Deutungs- und Erfolgmuster ostdeutscher Ingenieure (mit Anna Schwarz) Erfolgsmuster in modernen Gesellschaften. Workshop an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 07.11.2000.

Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener Transformationsforschung. Arbeitsgruppe Transformation der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin, 18.1.96 Privatisierung und Unternehmenskontrolle. Wirtschaftswissenschaftliches Kolloquium der Universität Mannheim, 13.2.96 Transformation als historisches Phänomen. Transformation. Tagung des wirtschaftshistorischen Ausschusses des Vereins für Sozialpolitik, Berlin, 22.-23.3.96 Hauptmerkmale der Transformation in Mittel- und Osteuropa. Jahresversammlung des Stifterverbandes der deutschen Industrie, Bremen, 26.3.96 Probleme der Privatisierung in Mittel- und Osteuropa. Institut für Wirtschaftsforschung Halle, 25.4.96 Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 302

Arbeitsgruppenleitung 4. Alfred Müller-Armack-Symposion: Soziale Marktwirtschaft - Weg nach Europa. Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft e.V., in Zusammenarbeit mit dem Europa-Institut der Universität zu Dorpat, Tallinn, Estland, 7.-11.5.96 Transformation: Illusion - Desillusion - Realität, Wulkow, 25.5.96 Gesamtleitung. Economics and System Change. Tagung des FIT, Berlin, 27.-30.6.96 Prices in the Two Germanies. Economics of Transformation, 4th Conference of the European Association for Comparative Economic Studies, Grenoble, Frankreich, 11.-14.9.96 Human Capital in the USSR. Productivity Performance and Potential of the Former Soviet Union and Russia INTAS-Workshop, Universität Groningen, Niederlande, 15.-17.9.96 Privateigentum und Unternehmenskontrolle in Transformationswirtschaften. Institutionelle Probleme der Systemtransformation. Jahrestagung des Ausschusses zum Vergleich von Wirtschaftssystemen des Vereins für Sozialpolitik, Kassel, 22.-24.9.96 Einleitungsreferat. Die mittelosteuropäischen Staaten in der EU? Über Transformation zur Integration, gemeinsamer Workshop des FIT und der Stiftung Entwicklung und Frieden, Frankfurt (Oder), 27.- 29.9.96 La compétition des systèmes et la fin de l'URSS. Ökonomisches Seminar der Universität Nantes, Frankreich, 25.11.96 L'effondrement de l'URSS. Seminar Études européennes der Universität Marne la Vallée, Frankreich, 26.11.96 Einleitungsreferat. Transformation: A Challenge for Economics. Gemeinsamer Workshop des FIT mit dem Wissenschaftskolleg Berlin, 19.-21.12.96 La transformation - un cadre historique et théorique. Forschungsgruppe ROSES, Paris, 21.2.97 The Eastern Enlargement of the European Union. Université de Paris I (Sorbonne), Paris, 27.2.97 Some problems of transforming the economic system in the context of joining the single European market. Central European Identity, 4ième colloque de Madralin, Warschau, 8.-11.5.97 Soziale Marktwirtschaft - Modell für Europa? Ludwig Erhard und die Soziale Marktwirtschaft. Seminar des Russian Independent Institute of Social and National Problems, Moskau, und der Ludwig Erhard Stiftung, Moskau, 16.-18.5.97 Die Energiewirtschaft der Ukraine (Kommentar). Ukraine Workshop, DIW, Berlin, 5.6.97 Die Osterweiterung der EU (Kommentar). Jahrestagung des Vereins für Socialpolitik, Ausschuß für Wirtschaftssysteme, Breisach, 21.-23.9.97 Transformation of the social security sector- A second phase phenomenon? EACES Workshop, Paris, 29.9.-1.10.97 Social security and transformation theory. Konferenz Social Policy in Central Eastern Europe, Prag, 24.-26.10.97 Transformationsfortschritte in Osteuropa. Werkstattgespräch des Arbeitskreises Soziale Marktwirtschaft, Görlitz, 14.-15.11.97 Soziale Marktwirtschaft und soziale Sicherung. Vortrag vor dem Pauluskreis Frankfurt (Oder), 17.11.97 Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 303

Privatisierung und Unternehmenskontrolle in der Transformation Vortrag an der Universität Regensburg, 22.01.98. Diskussionsleitung Konferenz der Friedrich Ebert-Stiftung, Warschau, 29.-31.01.98. Rivalry in historicism: GDR economics and how they treated the historical school Vortrag am EHESS, Paris, 19.03.98. Social security - a second phase transformation problem? Transformation of Social Security: Pensions in Central-Eastern Europe. Tagung des F.I.T., Berlin, 27./28.03.98. Hayek and Eucken on State and Market Economy (mit Frank Bönker) Wirtschaftsordnungspolitik: Der deutsche Ordoliberalismus und die französische École de la régulation im Vergleich. Colloquium von F.I.T., Centre Marc Bloch und WZB, Berlin, 08./09.05 98. Chancen und Gefahren des Euro Vortrag im Rahmen der Urania-Streitgespräche, Frankfurt (Oder), 20.05.98. Zusammenfassung der Ergebnisse Privatisation, Corporate Governance and the Emergence of Markets. Tagung des F.I.T., Berlin, 22./23.05.98. Die ökonomische Entwicklung in Ostdeutschland und Polen - ein Vergleich Vortrag am Duitsland Instituut, Amsterdam, 28.05.98. Soziale Marktwirtschaft und Globalisierung - eine contradictio in adiectu? Wissenschaft und Wirtschaft - Wechselbeziehungen und gesellschaftliche Funktionen. Konferenz der Societas Humboldtiana Polonorum, Danzig, 24.-28.06.98. Neue Institutionenökonomie als Instrument der Transformationsanalyse - Kommentar Ausschuß für Wirtschaftssysteme im Verein für Socialpolitik, Potsdam, 20.-22.09.98. Diskussionsleitung Partnerschaften in den mittelosteuropäischen Grenzregionen. Von der Bipolarität zur Zusammenarbeit. Konferenz der Stiftung Entwicklung und Frieden in Zusammenarbeit mit der Euroregion Pro Europa Viadrina e.V. und dem F.I.T., Frankfurt (Oder), 05.-07.09.98. Kommentar: Wettbewerbspolitik in Transformationsländern Herausforderung „Europa“ - EU-Osterweiterung und Euro-Einführung als Stabilitäts- und Verteilungsproblem. Konferenz der International Partnership Initiative (IPI), Wolfsburg, 29./30.10.98. Einleitung Postcommunist Transformation and the Social Sciences: Cross-Disciplinary Approaches. Tagung des F.I.T., Berlin, 30./31.10.98. Vergleich der Transformationsergebnisse in den neuen Bundesländern mit denen ihrer östlichen Nachbarn (mit Frank Bönker) Ökonomische Chancen und Probleme des Einigungsprozesses im internationalen Kontext nach 8 Jahren, Werner Reimers Stiftung, Bad Homburg, 30.11.-02.12.98. Die Osterweiterung der EU -Risiken und Chancen für die neuen Bundesländer Rückwirkung der EU-Osterweiterung auf die Region Brandenburg-Berlin. Forum Zukunft Brandenburg, Potsdam, 08.03.99. Discussant The European Union Enlargement to the East, but at what Speed? 2nd workshop der European Association for Comparative Economic Studies (EACES), Paris, 22./23.03.99. Inhaltliche Vorbereitung Ein erweitertes Europa verstehen - Die Rolle der Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Wissenschaftskonferenz unter der deutschen Ratspräsidentschaft, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 17./18.05.99. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 304

Kommentar zum Referat von A. Blankenagel “Changes in Eastern Europe: Experiences with Fundamental Transformations” Big-bang Transformations of Economic Systems as a Challenge to New Institutional Economics, International Seminar on the New Institutional Economics, Wallerfangen, 09.-11.06.99. Transformation als historischer Prozess Differenzierungsprozesse in Ostmittel- und Osteuropa. Wirtschaftstransformation in Osteuropa: Globalisierungstendenzen und Sonderwege. Ost-West Kolleg, Brühl, 24.-26.06.99. Discussant “Macroeconomic apsects of adjustment to globalization” Small Economies’ Adjustment to Global Tendencies, 3. EACES Budapest Workshop, Budapest, 03./04.09.99. Die Transformation in Tschechien als Bedingung für die Annäherung an den Westen: Erfolge und Probleme Deutsch-tschechische Historikerkommission, Journalistenseminar, Deidesheim, 24.-26.09.99. Rückkehr nach Europa Osterweiterung und Transformationskrisen, Jahrestagung des Ausschusses für Wirtschaftssysteme im Verein für Socialpolitik, Mainz, 26.-28.09.99. Moderation “The role of economic and of political institutions” Ten Years After: Transition and Growth in Post-Communist Countries, Warschau, 15./16.10.99. Polens Rückkehr nach Europa. 7. Alfred Müller-Armack Symposium, Arbeitsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft, Plawniowice, 04.– 07.05.2000. Paneldiskussion: Integration Ostmitteleuropas in die EU. Leipziger Weltwirtschaftsseminar, 11./12.05.2000. The State in Transformation. Gesamtleitung (mit Stefan Voigt). Constitutions in Transformation. Workshop, Berlin, 29.06.–01.07.2000. Panelvorsitzender. Konferenz der International Association for Eastern European Studies (ICCEES), Tampere, 29.07.– 01.08.2000. Member of faculty. Szkola Nauk Spolecznych Summer School, Wierzba, 18.–27.09.2000. Jurymitglied. Inno-Regio, Berlin, 04.–05.10.2000. The welfare state in transformation. Diversity in Unity. Delors Group Meeting am Europäischen Hochschulinstitut, Florenz, 19/20.10.2000. EU-Osterweiterung und Transformation Die EU: eine politische Gemeinschaft im Werden? Seminar des DFG-Graduiertenkollegs, Universität Osnabrück, 08.–10.11.2000. Osterweiterung und Entwicklung des Wohlfahrtsstaates Vortrag an der Bergakademie Freiberg, 15.12.2000. Geldpolitik in Europa. Podiumsdiskussion der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung, Frankfurt (Oder), 21.3.2001. The Virtual Economy as Transitory Stage in Russian Transformation. Initial Conditions and the Transition Economy in Russia. 2nd Joint Conference University of Houston - Oxford University:, Houston, Texas, 19.-21.04.2001. Konferenzen, Veranstaltungen, Vorträge 305

Stand und Perspektiven der Osterweiterung Die Osterweiterung der EU-Chancen und Risiken für Brandenburg und die deutsch-polnische Grenzregion. Podiumsdiskussion der Europa Universität Viadrina und der EU Kommission, Frankfurt (Oder), 08.05.2001. Innovation, Mobilität und Wettbewerbsfähgikeit Deutsch-Polnisches Wirtschaftsgespräch der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, Berlin, 04.07.2001. Naturaltausch statt Geldwirtschaft oder „Marktwirtschaft“ ohne Märkte Märkte und Privateigentum in Ost- und Westeuropa. Sommerkurs des Zentrums für Vergleichende Geschichte Europas, Berlin, 26.08.-02.09.2001.

Prof. Dr. Gert G. Wagner Die Sozialpolitik als Teil der Wirtschaftspolitik in Europa. Vortragsveranstaltung der Sektion für Wirtschafts- und Sozialwissenschaft anlässlich der Generalversammlung der Görres Gesellschaft, Eichstädt, 25./26.09.2000. An International Comparison of Fiscal Regimes with Regard to the Equalization of Opportunities for Income (zusammen mit John E. Roemer, Stephen P. Jenkins u.a.). 56th Congress of the International Institute of Public Finance, Sevilla 28.–31.08.2000. An International Comparison of Intergenerational Equalization of Opportunities for Income (zusammen mit John E. Roemer, Stephen P. Jenkins u.a.). 14th Annual Meeting European Society for Population Economics, Bonn, 15.–17.06.2000.

Prof. Dr. Jan Winiecki Transforming to Economic Freedom. Ideas and Change in the Modern World. The MPS General Meeting, Wien, 8.-13.9.96 Next Stage of Economic and Political Transition in Poland. CASE, Warschau, 18.1.97 Ten Puzzles in Economics of Transition: Solved, Unsolved and Unnoticed. Transition: New Developments. Oxford Economic Policy Review, Oxford, 18.-19.4.97 Vertrauen-Glaubwürdigkeit-Dauerhaftigkeit. Ausblick auf EWU und EURO. Konrad-Adenauer- Stiftung, Henares bei Madrid, 23.-25.5.97 East-Central Europe faces European and Monetary Union. The Role of Euro on the External World. CERVED, Courmayer, Vale d´Aosta, 28.-29.6.97. Religion and the State in Eastern Europe. Liberty Fund Symposium, Alpbach, 4.-7.7.97 Fifty Years of Liberalism in Europe. Mont Pelerin Society, Barcelona, 7.-10.9.97 Puzzles in Economic Theory of Transition Economics Department, Central European University, Budapest, 21.10.97

4. GASTPROFESSOREN, GASTWISSENSCHAFTLER UND FREISTELLUNGEN

4.1. Gastprofessoren

Prof. Dr. Thomas Eger (Gesamthochschule Kassel) war in der Zeit vom 15.4.-15.9.1996 als Gastprofessor am FIT tätig. Während der Zeit seines Forschungsaufenthaltes in Frankfurt arbeitete Herr Eger intensiv zur ökonomischen Analyse des Insolvenzrechts, sowie dessen Übertragbarkeit auf die Transformationsstaaten. Die Ergebnisse wurden im Transformationskolloquium vorgetragen, eine schriftliche Fassung der Forschungsarbeit erscheint im Rahmen der Arbeitspapiere des Institutes. Daneben stellte Herr Eger zwei Beiträge zu den Themen „Möglichkeiten und Grenzen der sozialen Kooperation durch langfristige Verträge“ und „Ökonomische Aspekte einiger ‘neuer’ Vertragsrisiken“ fertig und bereitete gleichzeitig eine vergleichende Studie zur Privatisierung in Rußland, Tschechien, Polen und Ungarn vor. Während der Zeit seines Frankfurter Aufenthaltes referierte Herr Eger am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Wirtschaftssystemen in Jena und an der Universität Münster zum Thema „Ökonomische Analyse des Franchising“. Weiterhin veranstaltete Herr Eger eine dreistündige Vorlesung zum Thema „Ökonomische Analyse des Rechts“.

Prof. Dr. Andreas Pickel (Trent University, Ontario) war vom 14. April bis zum 12. Mai 1997 als Gastprofessor am FIT beschäftigt. Während dieser Zeit vertiefte er seine Studien zum „Wandel im Verständnis der postkommunistischen ökonomischen Transformation auf theoretischer, politisch- strategischer und ideologischer Ebene“. Neben wichtigen Veränderungen in der theoretischen Diskussion untersuchte er mit seinem Forschungsprojekt das Verhältnis von und die Verbindung zwischen neoliberalen Reformdoktrinen und Reformergebnissen im Vergleich von Ostdeutschland, Polen, Tschechien und Bulgarien. Ostdeutschland wird in dieser Hinsicht gleichzeitig als Spezialfall wie auch als Fall von allgemeiner theoretischer Relevanz verstanden. Daneben begann Herr Pickel mit Vorarbeiten zur Organisation der Konferenz „Osteuropäische Transformation - interdisziplinäre Perspektiven“, die er im Herbst 1998 in Kooperation mit dem FIT ausrichten wird.

Prof. Dr. László Csaba (KOPINT-DATORG Budapest) war von April bis September 1997 als Gastprofessor am FIT beschäftigt. Er arbeitete vornehmlich zu Fragen der Politischen Ökonomie der Systemtransformation und der Annäherung der mittel- und osteuropäischen Staaten an die Europäische Union. Ausschnitte beider Arbeitsbereiche trug er in öffentlichen Vorlesungen an der Viadrina vor. Während der Zeit seines Aufenthaltes am FIT verfasste Herr Csaba u.a. zwei Beiträge in der Reihe der FIT-Discussion Paper und nahm an mehreren Konferenzen teil. Zudem hat er für FIT- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zahlreiche wertvolle Kontakte während ihrer Forschungsaufenthalte in Budapest bei Vertretern der ungarischen Wissenschaft und Politik vermitteln können.

Gastprofessoren, Gastwissenschaftler, Freistellungen 307

Prof. Dr. Jacek Rostowski (Central European University, Budapest) hielt sich von Oktober 1997 bis März 1998 als Gastprofessor am FIT auf. Er arbeitete über makroökonomische Instabilität in post- kommunistischen Ländern und zog dabei u.a. Parallelen zwischen der weltwirtschaftlichen Depression von 1929-33 und derjenigen in Mittel- und Osteuropa in den ersten Jahren nach dem Systemwechsel. Darüber hinaus konnte Herr Rostowski Einblicke in die praktische Transformationspolitik vermitteln, in der er Erfahrungen durch seine regierungsberatenden Tätigkeiten in Polen und Russland während der frühen Transformationsphase gesammelt hatte. Ergebnisse seiner Studien stellte er in mehreren öffentlichen Vorträgen an der Viadrina und in einer Sitzung des FIT-Transformationskolloquiums vor. Des weiteren hielt er eine zweistündige Lehrveranstaltung mit dem Thema „Problems of Economic Transition: Stabilization, Banking Reform, Privatization“.

PD Dr. Lars Cassio Karbe (Universität München) wurde mit dem Status des Gastprofessors im Wintersemester 1997/98 mit der Durchführung eines Blockseminars sowie eines Vortrags im FIT- Transformationskolloquium beauftragt. Dabei stellte er zum einen Zusammenhänge zwischen dem gegenwärtigen Systemwechsel in Mittel- und Osteuropa und historischen Transformationsprozessen in anderen Teilen des Kontinents her. Zum anderen rückte er mit Blick auf die Gegenwart die Öffnung der ehemals sozialistischen Länder in den Kontext allgemeiner Globalisierungsprozesse.

PD Dr. Thomas Petersen (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg) hat während seiner Gastprofessur von Januar bis März 1998 wichtige Beiträge zum interdisziplinären Dialog im FIT geleistet, indem er sich aus philosophisch-kulturwissenschaftlicher Perspektive mit der Wissenschaft der Ökonomie auseinandergesetzt hat. Konkret ging es ihm dabei um eine philosophische Durchleuchtung der zentralen Thesen der Neuen Politischen Ökonomie, die wichtige Anhaltspunkte für die ordnungspolitischen Weichenstellungen in den Transformationsländern liefert. Herr Petersen hat für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des FIT ein Kolloquium veranstaltet, in dessen Rahmen ein Austausch und eine intensive Diskussion des über Wissenschaftsgrenzen hinweg unterschiedlichen Verständnisses zentraler Begriffe der Transformationsforschung stattfand, so etwa über den Akteursbegriff oder das Institutionenverständnis. Außerdem hat er in einer Sitzung des Transformationskolloquiums zu „Politischem Handeln in Transformationsprozessen“ referiert.

Prof. Dr. Lidmila Nemcova (Wirtschaftsuniversität Prag) war als Gastprofessorin im Sommersemester 1998 am FIT beschäftigt. Der Schwerpunkt ihrer Forschungs- und Lehrtätigkeit während dieser Zeit war das Genossenschaftswesen in Mittel- und Osteuropa. Sie bot das Seminar The co-operative movement in historical perspectives (from the past to the future) an und führte Forschungsarbeiten zum Strukturwandel von Genossenschaften im Transformationsprozess durch. Im Transformationskolloquium hielt sie den Vortrag Business Ethics in the Transformation process of the Czech Republic.

Prof. Dr. Mads Andenas (Kings College London) war in den Monaten Mai und Juni 1999 Gastprofessor am FIT. Während seines Aufenthaltes hat er im Projekt „Kapitalmarktrecht in Mittel- Gastprofessoren, Gastwissenschaftler, Freistellungen 308

und Osteuropa“ u.a. an der Konzeption von zwei Konferenzen mitgewirkt, die darauf abzielen, eine Lücke auf dem Gebiet der Gesetzgebungslehre – dies insbesondere mit Blick auf den unter Zeitdruck ablaufenden Gesetzgebungsprozess in der Transformation – zu schließen. Darüber hinaus bot er für die juristische Fakultät der Viadrina die Lehrveranstaltung The Right to Provide Services and to Establishment and Financial Market Regulation in the European Union an.

Prof. Dr. Paul R. Gregory (University of Houston) hielt sich vom 01. April bis zum 30. September 1999 als Gastprofessor am FIT auf. Während dieser Zeit leistete er vor allem konzeptionelle Arbeiten am Projekt Konsequenzen der Transformation bei unterschiedlichen ordnungspolitischen Regimes. Die enge Kooperation des FIT mit Prof. Gregory im Rahmen dieses Projektes findet seine Fortsetzung in einem geplanten Forschungsaufenthalt einer Mitarbeiterin des FIT in Houston. Darüber hinaus hielt Prof. Gregory die Lehrveranstaltung Transformation in Russia im Umfang von 2 Semesterwochenstunden sowie die Vorträge The Virtual Economy in Russia and Ukraine: Past and Present im Transformationskolloquium und A Decade of Transformation: Some Lessons im Rahmen der Donnerstags- Vorlesungen der Universität. Ergebnisse seiner Forschungen zur Armut im Transformationsprozess veröffentlichte er als FIT-Diskussionspapier unter dem Titel Transition Economies: Social Consequences of Transition. In seinem Papier Ten Years of Transformation zieht er eine Bilanz der mittel- und osteuropäischen Transformation seit 1989.

Prof. Dr. Zbigniew Kurcz (Universität Wrocław) wurde für die Zeit von Oktober bis Dezember 1999 aufgrund seiner Forschungsarbeiten zur Minderheitenpolitik Polens und zur Rolle von Minderheiten im gegenwärtigen europäischen Integrationsprozess als Gastprofessor an das FIT eingeladen. Im Rahmen des Forschungsprojektes „Die Geschichte der deutsch-polnischen Grenzregion im europäischen Vergleich“ konnte er zwei wichtige Beiträge leisten: zum einen hat er allgemein die Rolle von Minderheitsfragen bei Studien von Grenzregionen herausgestellt, zum anderen hat er eine Studie zur polnisch-tschechischen Grenzregion beigesteuert. Einen Teil seiner Forschungsergebnisse hat er in dem FIT-Diskussionspapier „Nationale Minderheiten im gegenwärtigen Polen“ zusammengefasst. Darüber hinaus hat er im Rahmen des Lehrprogramms der kulturwissenschaftlichen Fakultät die Veranstaltung „Minderheiten- und Regionalfragen in Polen“ angeboten.

Prof. Dr. Máté Szabó (Eötvös Lorand Universität Budapest) war in der Zeit vom 01.05. bis zum 31.07.2000 als Gastprofessor am FIT beschäftigt. Er arbeitete vor allem am Forschungsprojekt „Dissidenz, Opposition und politischer Protest in Ungarn vor und nach der Wende“. Darin nimmt er zunächst eine Typologie ungarischer Oppositionsgruppen vor. Für die Zeit zwischen 1956 und 1989 geschieht dies auf Grundlage von Archivmaterialien der ungarischen „Gauck-Behörde“ und von Interviews, für die Zeit nach 1989 dienen Zeitungsberichte über Protestereignisse und Polizeiarchiv- Materialien als Quellen. Die Interpretation erfolgt quantitativ, qualitativ und vergleichend in Bezug auf Polen, die Tschechoslowakei und Ostdeutschland. Darüber hinaus hat Prof. Szabó an der Viadrina im Rahmen der Konferenz Political Culture in Central and Eastern Europe den Vortrag Determinants of Political Attitudes und anlässlich des Workshops Gastprofessoren, Gastwissenschaftler, Freistellungen 309

„Dissidenz, Opposition, politischer Protest“ den Vortrag „Dissidenz, Opposition, politischer Protest in Ungarn vor der demokratische Umbruch“ gehalten. Weiterhin hat er die Lehrveranstaltung „Transformation in Ungarn: Parteienlandschaft, politische Kultur und Zivilgesellschaft“ angeboten. Zwischenergebnisse seiner Forschungen hat er in den FIT-Diskussionspapieren „Proteste und soziale Kosten des Systemwandels in der postkommunistischen Demokratie: der Fall Ungarn“ und Some Lessons of Collective Protests in Central European Post-Communist Countries: Poland, Hungary, Slovakia, and East Germany Between 1989-1993 publiziert.

Prof. Dr. Ivan Bernik (Universität Ljubljana) hielt sich in der Zeit vom 15.05. bis zum 15.07.2000 als Gastprofessor am FIT auf. Er hat sich vor allem mit den theoretischen Hintergründen der politischen Kultur in postsozialistischen Gesellschaften auseinandergesetzt. Daraus hervorgegangen ist das FIT-Diskussionspapier Political Culture in Post-Socialist Transition: Radical Change or Adaptation on the Basis of Old Cultural Patterns?. Ebenso wie Prof. Szabó hat er auf der Konferenz Political Culture in Central and Eastern Europe zum Thema Egalitarian Syndrom Revisited und auf dem Workshops „Dissidenz, Opposition, politischer Protest“ zum Thema „Akteure der postsozialistischen Transformation“ vorgetragen. Das Lehrprogramm der kulturwissenschaftlichen Fakultät ergänzte er durch seine Veranstaltung „Postsozialistische Transformation als Modernisierungsprozess“.

Prof. Dr. Stefan Kowal (Adam Mickiewicz Universität Poznań) war im Zuge seine Gastprofessur im November 2000 intensiv in die Forschungsarbeit im Projekt „Geschichte der deutsch-polnischen Grenzregion im ostmitteleuropäischen Vergleich“ einbezogen. Darüber hinaus hat er an der inhaltlichen Vorbereitungen der FIT-Konferenz National Borders and Disintegration of Market Areas in East Central Europe in the 19th and the 20th Century mitgewirkt. Weiterhin hat er einen konzeptionellen Beitrag zum Forschungsprojekt „Wirtschaftnationalismus in Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert“ geleistet.

Prof. Dr. Arsène Verny (Wirtschaftsuniversität Prag) hat während seiner Gastprofessur von Oktober 1997 bis Oktober 2000 seine Studien zur Harmonisierung der Rechtssysteme mittel- und osteuropäischer Staaten mit dem Recht der Europäischen Union vertieft und hierdurch vor allem das Projekt „Kapitalmarktrecht in Mittel- und Osteuropa“ bereichert. Ausschnitte seiner Forschungen hat er in einer Sitzung des FIT-Transformationskolloquiums und einer öffentlichen Vorlesung an der Europa-Universität vorgestellt sowie in vier Diskussionspapieren des FIT und einem von Hans-Jürgen Wagener und Heiko Fritz herausgegebenen Sammelband zu verschiedenen Aspekten der EU- Osterweiterung publiziert. Des weiteren hat Herr Verny mehrere Blockseminare zum Thema „Rechtsreform in Transformationsländern - die Evolution rechtsstaatlicher und marktwirtschaftlicher Rahmenbedingungen in den assoziierten Ländern Mittel- und Osteuropas“ und verwandten Themen durchgeführt, in dessen Rahmen er u.a. Exkursionen nach Prag zur Durchführung von Experteninterviews anbot.

Gastprofessoren, Gastwissenschaftler, Freistellungen 310

Prof. Dr. Trevor Pinch (Cornell University) war vom 01.01. bis zum 30.06.2001 Gastprofessor am FIT. Er hat während dieser Zeit zusammen mit Richard Rottenburg an dem Forschungsprojekt “Reversing the Flow: Reconsidering the Role of Technology in Social Change”; die Ergebnisse werden in ein Arbeitspapier eingehen, das Anfang 2002 veröffentlicht und als Grundlage für die Beantragung eines später zu bearbeitenden gemeinsamen Forschungsprojekts dienen soll (einzureichen Mitte 2002 bei der DFG und in den USA). Regional richtet sich das konzipierte Projekt auf die sogenannten Transformations- und Entwicklungsländer. Der Gegenstand der Untersuchung ist die Verbindung von Technik und sozialen Institutionen, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Nutzer und die Vermittler von Technik gerichtet werden soll. Die geplante Forschung versteht sich als Beitrag zur Innovationsforschung. Herr Pinch hat drei Lehrveranstaltungen abgehalten: „An Introduction to Science and Technology Studies”, „How economic knowledge is made in everyday life: Studying the everyday world of facts and figures” (zusammen mit Richard Rottenburg) und „Anthropology of Anthropological Knowledge” (zusammen mit Richard Rottenburg und Werner Schiffauer).

4.2. Gastwissenschaftler

Jacek Szymanderski (Polnisches Statistisches Amt GUS) arbeitete von Juni bis Ende November 1996 als Gastwissenschaftler am FIT. Zu seinen Aufgaben gehörte die Erstellung eines Berichtes über die öffentliche Meinung hinsichtlich des polnischen Transformationsprozesses. Hauptthema des Berichts sind die Einstellungen der Bevölkerung gegenüber der Privatisierung. Diese Einstellungen können dazu beitragen, die Diskrepanzen zwischen Antikommunisten und Befürwortern eines freien Marktes zu verstehen. Die Problematik ist besonders wichtig für die Geschichte der Transformation im ehemals sowjetisch beherrschten Teil Europas, da die polnische Revolution Wegbereiter für andere Länder beim Abschütteln des kommunistischen Jochs war. In erster Linie versucht das Projekt zu zeigen, dass das Verständnis der nach der Überwindung des kommunistischen Systems in Gang zu setzenden Transformation, so wie es sich in der Bevölkerung entwickelt hat, geprägt ist durch die während der kommunistischen Jahrzehnte gemachten Erfahrungen. Daneben arbeitete Herr Szymanderski über die Verschiebung des polnischen Außenhandels von ehemaligen Comecon-Ländern hin zu westeuropäischen Märkten. Die Studie versucht in erster Linie herauszufinden, wie die neu entstandene Generation polnischer Geschäftsleute mit westeuropäischen Unternehmern in Kontakt gekommen ist und wie polnische Geschäftsleute sich den Anforderungen des Wettbewerbs stellen. Nach der Auswertung der Daten soll ein allgemeiner theoretischer Rahmen entwickelt werden, der geeignet ist, Kommunikation als wichtigen Faktor der ökonomischen Transformation zu analysieren.

Dr. Claudia Ritter (Max-Planck-Gesellschaft Berlin, AG Transformationsprozesse), Gastwissenschaftlerin am FIT von Januar bis Mai 1997 mit einmonatiger Unterbrechung, arbeitete Gastprofessoren, Gastwissenschaftler, Freistellungen 311

über „Ostdeutsche politische Identitäten und Theorien der politischen Identitätsbildung“. Identitätspolitik ist zugleich eine besondere Form der Identitätssuche wie auch der Politik. Im Gegensatz zu Mittel- und Osteuropa kann Identitätspolitik in Ostdeutschland nicht auf das Klischee einer ethnozentristisch fundamentalistisch reduzierten irrationalen Interessenspolitik durchgeführt werden. Außerdem birgt das ostdeutsche Beispiel Entwicklungen der Einflussnahme auf den Gebrauch westlich liberal-demokratischer Institutionen, wodurch sich die Relevanz der Identitätspolitiken für die aktuelle politische Institutionenbildung innerhalb westlicher Demokratien genauer untersuchen lässt. Vor diesem Hintergrund arbeitete Frau Ritter an einer Systematik zur politischen Identitätsbildung, die Aspekte der Distinktion, der politischen Ethik und der Kohärenzbildung einschließt, um so die Optionen ostdeutscher Identitätspolitiken und die institutionen-transformierende Dynamik von Identitätspolitik deutlich zu machen.

Dr. Klaus Müller (Friedrich-Schiller-Universität Jena) war als Gastwissenschaftler zwischen Februar und Juni 1997 am FIT tätig. Während dieser Monate beschäftigte er sich vor allem mit dem Beitrag der Modernisierungstheorie zur Erforschung von Prozessen des sozialen Wandels und der Transformation. Seine Forschungsergebnisse zur System- und Sozialintegration im Prozess der osteuropäischen Transformationen stellte er in einer Sitzung des Transformationskolloquiums vor.

Nigel Swain, PhD (University of Liverpool) war in der Zeit von August 1997 bis Januar 1998 am FIT als Gastwissenschaftler tätig. Mit seinem Forschungsschwerpunkt „Agrargeschichte Ostmitteleuropas“ ergänzte er den im FIT angesiedelten Forschungsbereich „Geschichte der Grenzregion“ durch Studien über die Geschichte der Landwirtschaft in der deutsch-polnischen Grenzregion. Außerdem wirkte er bei der Durchführung der Konferenz „Wiederaufbau und sozialistische Transformation - mitteleuropäische Grenzregionen nach dem Zweiten Weltkrieg (1945 bis 1960)“ mit. In der Lehre engagierte er sich durch die Leitung des Seminars „Agrarstruktur und Agrarpolitik in Ostmitteleuropa 1945-1990“.

Prof. Dr. Herman W. Hoen (University of Groningen) war als Gastwissenschaftler in der Zeit von April bis Juni 1998 am FIT tätig. Während dieser Zeit arbeitete er an einer Analyse der Außenhandelsströme zwischen der EU und Mittel- und Osteuropa im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit der Transformationsstaaten. Im Transformationskolloquium hat er in seinem Vortrag The Transformation of Economic Systems in Central Europe: The Nature of Political Constraints eine systematische Aufarbeitung des Beitrags verschiedener wirtschaftswissenschaftlicher Denkschulen zur Transformationsforschung vorgestellt. Darüber hinaus hat er die wirtschaftswissenschaftliche Hauptstudiumsveranstaltung „Theorien der Transformation“ angeboten.

Dr. Guy Schulders (Universität Paris I) war in der Zeit von Mai bis Juli 1998 als Gastwissenschaftler am FIT tätig. Als ausgewiesener Experte der Transformation südostasiatischer Länder hat er während seines Aufenthaltes an einem Vergleich zwischen dem Verlauf des Systemwechsels in dieser Region mit jenem in Mittel- und Osteuropa gearbeitet. Erste Ergebnisse hat Gastprofessoren, Gastwissenschaftler, Freistellungen 312

er in einem FIT-Diskussionspapier und einer Veranstaltung des Transformationskolloquiums vorgestellt.

Dr. Aleksander Kvochtchinski (Lomonossov Universität Moskau) hat während seiner Tätigkeit als Gastwissenschaftler am FIT von Dezember 1998 bis März 1999 im Bereich des russischen Kapitalmarktrechts gearbeitet. Da gesetzliche Haftungsvorschriften beim Vertrieb von Kapitalanlagen größtenteils fehlen, war ein besonders interessanter Aspekt, dass Herr Kvochtchinski versucht, die culpa in contrahendo (cic) als vorvertragliche Haftung für die Verletzung von Aufklärungspflichten für das russische Recht erstmals zu erschließen. Für die Arbeit am Kapitalmarktprojekt waren die vergleichenden Einsichten zum russischen Recht wertvoll, da hier insbesondere Überlegungen zur zeitlichen Abfolge gesetzgeberischer Gestaltung von Kapitalmärkten präzisiert wurden.

Dr. Michael Thomas (Brandenburg-Berliner Institut für Sozialwissenschaftliche Studien, BISS e.V.) war von Januar bis Juni 1999 und nochmals von Oktober 1999 bis März 2000 als Gastwissenschaftler am FIT beschäftigt. In diesen Zeiträumen verfolgte er vertiefend Fragen der ostdeutschen Transformation und möglicher Generalisierbarkeiten dieses Falles für die sozialwissenschaftliche Diskussion. Dies war verbunden mit einer stärkeren Systematisierung von Fragen im Grenzfeld soziologischer und ökonomischer Analyse wie in der neueren Institutionalismusdebatte. Dabei wurden auch weitere Ausarbeitungen und Untersuchungen zu Projekten im Zusammenhang mit den Neuen Selbständigen vorgenommen. Ergebnisse der Forschungsarbeit fanden bisher ihren Niederschlag in dem FIT- Diskussionspapieren „Neoinstitutionalismus, economic sociology und der Transformationsfall“, „Vertrauen in wirtschaftlichen Transformationsprozessen – Fallstudien und Konzeptualisierungen aus regionalen Kontexten“ sowie verschiedenen Diskussionen. Im Frühjahr 1999 führte Herr Thomas gemeinsam mit Kollegen des FIT ein internationales und interdisziplinäres Forschungskolloquium am WZB in Berlin durch; im Herbstsemester wurde von ihm eine Lehrveranstaltung an der Viadrina gegeben.

Dr. Jan Wielgohs (Humboldt-Universität zu Berlin) war in der Zeit vom 01.01. bis zum 31.05.2001 als Gastwissenschaftler am FIT tätig. In seinem Forschungsprojekt „Variationen erfolgreicher politischer Bearbeitung des trade-off von Unternehmensprivatisierung und Beschäftigungsentwicklung“ fragt er nach den Bedingungen des Erfolgs von Transformationsprozessen. Ziel ist es, länderspezifische Kombinationen von Faktoren zu identifizieren, die plausible Erklärungen für Reformerfolg ermöglichen. Erfolg wird danach beurteilt (i) in welchem Ausmaß Privatisierung stattgefunden hat, (ii) ob sie zur Verbesserung der corporate governance und zu Unternehmensrestrukturierung geführt hat, (iii) und inwieweit den politischen Akteuren die Steuerung des Privatisierungsprozesses gegen oppositionelle - politische oder sonstige - Gruppen gelungen ist. Als qualitativ-komparative Studie angelegt konzentriert sich das Projekt in regionaler Hinsicht auf die baltischen Republiken Estland, Lettland und Litauen.

Mike Falke war von November 2000 bis Februar 2001 als Gastwissenschaftler am FIT beschäftigt. Während dieser Zeit arbeitete er an einer rechtsvergleichenden Analyse der Insolvenzgesetzgebung in Gastprofessoren, Gastwissenschaftler, Freistellungen 313

Transformationsstaaten. Die Studie konzentriert sich dabei in Osteuropa auf Polen, Russland und Rumänien, und darüber hinaus auf Staaten Lateinamerikas und Asiens. Besondere Berücksichtigung finden Fragen von Unternehmenssanierungen und deren generelles Rangverhältnis zu Liquidationsverfahren. Weiterhin wird untersucht, ob unterschiedliche wirtschaftliche, politische oder soziale Bedürfnisse und Gegebenheiten innerhalb der betrachteten Übergangsvolkswirtschaften unterschiedliche Prioritäten bei der Gestaltung des Insolvenzregimes erfordern.

Marcin Kowalewski ist von August bis Dezember 2001 als Gastwissenschaftler am FIT tätig. Er arbeitet während dieser Zeit an einem Forschungsprojekt über die internationale Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen in der deutsch-polnischen Grenzregionen. Dabei geht es vor allem darum, Standortvorteile der Region aus Sicht der Unternehmen zu ermitteln und zu beurteilen, inwieweit sich diese durch den bevorstehenden Beitritt Polens zur Europäischen Union verändern können. Geplant ist in diesem Zusammenhang eine Auswertung regionaler Handelsdaten sowie die Durchführung einer Unternehmensbefragung auf deutscher und auf polnischer Seite. Dieses Projekt wird in Kooperation mit zwei Lehrstühlen der Wirtschaftsuniversität Poznań durchgeführt.

4.3. Freistellungen

PD Dr. Willfried Spohn (University of Pennsylvania, Philadelphia) vertrat von Oktober 1997 bis März 1998 Prof. Anna Schwarz in der Lehre, die sich während dieser Zeit verstärkt am Forschungsprogramm des FIT beteiligen konnte. Mit seinen Seminaren zu „Modernisierungstheorie und Transformationsforschung“, zu „Europäischen Traditionen in der deutschen und polnischen Soziologie“ sowie zu „Nationalismus, Ethnizität und Religion im west-/ osteuropäischen Vergleich“ hat Herr Spohn zudem verschiedene Aspekte der Transformationsforschung in das Lehrprogramm der Viadrina eingebracht.

Dr. Andreas Schwartze (Universität Hannover) übernahm in der Zeit von Oktober 1997 bis März 1998 die Lehrverpflichtungen von Prof. Stephan Breidenbach im Umfang von 8 Semesterwochenstunden sowie einer Blockveranstaltung. Herr Breidenbach hat dank dieser Unterstützung sein Forschungsprojekt zum osteuropäischen Kapitalmarktrecht intensiv fortführen können.

Dr. Barbara Keifenheim (Freie Universität Berlin) übernimmt in der Zeit von April bis September die Lehrverpflichtungen von Dr. Richard Rottenburg, der während dieser Zeit ebenfalls intensiver an seinen Forschungsvorhaben im FIT arbeiten kann.

5. AUSLANDSAUFENTHALTE

Prof. Dr. Friedel Bolle Interviews und Materialsammlung bei der neuseeländischen Elektrizitätsindustrie, Neuseeland, 2.3.- 5.4.96 Board-Meeting IAREP, Paris, 05./06.06.98.

Frank Bönker Forschungsaufenthalt am Internationalen Währungsfonds in Washington D.C./USA, 3.-13.9.96

Forschungsaufenthalt am Department of Political Science der Columbia University in New York, USA, 18.9.-4.10.96 Arbeitskontakte an der Wirtschaftsuniversität Ποζνα〉, 16.-17.10.96 Forschungsaufenthalt in Prag, 23.3.-5.4.97 Forschungsaufenthalt in Budapest, 13.-28.10.97

Prof. Dr. Stephan Breidenbach Forschungsaufenthalt an der University of California, Berkeley, August 98.

Robert Chudzik Forschungsaufenthalt, Materialsammlung in polnischen Bibliotheken, September 1996 Interviews und Materialsammlung in polnischen Banken (Warschau und Lublin), März und Mai 1996 Arbeitskontakte an der Wirtschaftsuniversität Ποζνα〉, 16.-17.10.96

Nico Elster Leyden-Amsterdam-Columbia Summer Program in American Law, Amsterdam, 29.6.-25.7.97

Heiko Fritz Arbeitskontakte an der Wirtschaftsuniversität Ποζνα〉, 16.-17.10.96 Experteninterviews in verschiedenen Ministerien und am CERGE, Prag, 30.11.-5.12.97 Gastwissenschaftler an der London School of Economics im Rahmen des TMR-EUSSIRF-Programms der Europäischen Kommission, London, 01.–31.03.2000.

Rainer Gesell-Schmidt Expertengespräche und Sammlung empirischen Materials, Warszawa, 21.-28.03.98. Expertengespräche mit Vertretern der Nationalen Investmentfond und Sammlung empirischen Materials, Warszawa, 07.-11.06.98. Auslandsaufenthalte 315

Dr. Torsten Geißler Experteninterviews mit dem Unternehmensdirektor und Belegschaftsvertretern, Polmos Lubelskie in Lublin, 1.-4.9.97 Durchführung von Interviews mit Vertretern des polnischen Arbeits- und Sozialministeriums, der Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden sowie von Forschungseinrichtungen, Warszawa, 08.- 12.06.98. Interview mit dem stellvertretenden Vorsitzenden des polnischen Arbeitgeberverbands KPP, Wrocław, 18.06.98. Expertengespräch mit Vertretern der staatlichen Arbeitsinspektion, Gorzów, 27.07.98.

Jörg Jacobs Essex Summerschool in Social Science Data Analysis and Collection, Methodenfortbildung: Advanced Regression, Loglineare Modelle, 7.-18.7.97. University of Essex European Centre for Analysis in the Social Sciences (ECASS) im Rahmen des TMR-Programms der Europäischen Union, Forschungsaufenthalt, 18.7.-12.9.97. Methodenfortbildung: Loglineare Modelle. Essex Summerschool in Social Science Data Analysis and Collection, University of Essex, Colchester, 08.-20.08.1999.

Dagmara Jajeśniak-Quast Sechswöchige Archivstudien, Kraków, Januar – Februar 2000. Vierwöchige Archivstudien, Warschau, März – April 2000.

Prof. Dr. Jan C. Joerden DAAD-Dozentur an der University of the Western Cape, Bellville/Cape Town, Südafrika, 16.04.- 29.05.1999.

Dr. Herbert Kalthoff Interviews mit Vertretern ausländischer Banken in Warschau, 5.-9.5.97 Interviews mit Vertretern ausländischer Banken in Sofia, 23.-26.5.97 Forschungsaufenthalt in Warschau vom 15.9.-19.11.97 Forschungsaufenthalt in Sofia vom 3.12.-19.12.97 Forschungsaufenthalt in einer westeuropäischen Geschäftsbank in Sofia, Januar 1998.

Elżbieta Kuba Forschungsarbeit am Wirtschaftsministerium, Abteilung für Energiewirtschaft, Kontakte zu mehreren Institutionen, u.a. zu der Polnischen Wirtschaftsakademie (PAN), Polnischen Netzgesellschaft (PSE SA), zum Regulierungsamt für die Energiewirtschaft, zu mehreren polnischen Universitäten, Warszawa, 22.02.-26.03.98.

Torsten Lorenz Archivstudien im Staatsarchiv Poznań, 09.08.-03.09. und 30.11.-21.12.1999. Auslandsaufenthalte 316

Archivstudien, Zeitzeugeninterviews und Kontaktaufnahme zum Regionalmuseum und der Stadtbibliothek Międzychód; Kontakte zum Lehrstuhl für Wirtschaftsgeschichte der Adam- Mickiewicz-Universität Poznań, Januar – April 2000. Bibliotheksstudien; Kontakte zum Institut für Geschichte der Jagiellonen-Universität und dem Instytut Polonijny, Kraków, 18. – 23.5.2000. Mehrwöchige Archivstudien, Poznań, Juni – Dezember 2000.

Chris Mögelin Forschungs- und Sprachaufenthalt in Moskau, 03.-28.08.98.

Dr. Katharina Müller Arbeitskontakte und Expertengespräche im Arbeits- und Sozialministerium, im Forschungsinstitut für Arbeits- und Sozialangelegenheiten, im Center of Economic Research and Graduate Education/Economics Institute (CERGE-EI), im Social Transformation Advanced Research Trust (START), in der Friedrich-Ebert-Stiftung Prag sowie in der Czech Moravian Chamber of Trade Unions (CMKOS), Prag, 7.-11.10.96

Arbeitskontakte an der Wirtschaftsuniversität Ποζνα〉, 16.-17.10.96 Arbeitskontakte und Expertengespräche im Wohlfahrtsministerium, in der Rentenversicherung, im Ökonomischen Institut sowie im Mathematischen Institut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, an der Eötvös-Lorand-Universität/Institut für Soziologie und Sozialpolitik sowie der International Labour Organisation/Central and Eastern European Team (ILO-CEET), Budapest, 20.- 27.10.96

Arbeitskontakte und Expertengespräche im Forschungsinstitut für Arbeit und soziale Angelegenheiten (IPISS), in der Sozialversicherungsanstalt (ZUS), im Büro des Regierungsbevollmächtigten für die Reform der Sozialversicherung, im Γδα〉σκ Institute for Market Economics/Warsaw Branch, in der Friedrich-Ebert-Stiftung Warschau sowie an der Handelshochschule Warschau/Lehrstuhl für Sozialpolitik, Warschau, 5.-13.11.96 Arbeitskontakte und Expertengespräche im Arbeits- und Sozialministerium, im Industrie- und Handelsministerium, in der Rentenversicherung, in der Sozialkommission des Parlaments, im Forschungsinstitut für Arbeits- und Sozialangelegenheiten, im Institut für Soziologie der Akademie der Wissenschaften sowie bei der Czech Moravian Chamber of Trade Unions (ČMKOS), Prag, 19.- 29.10.1997 Arbeitskontakte und Expertengespräche im Wohlfahrtsministerium, im Finanzministerium, bei der Pensionsfondsaufsicht, in der Rentenversicherung, im Zentralen Statistischen Amt, im Ökonomischen Institut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, im Collegium Budapest, an der Eötvös- Lorand-Universität/Institut für Soziologie und Sozialpolitik, bei KOPINT-DATORG, im Social Research Informatics Centre (TARKI), bei Sedgwick Noble Lowndes, bei der Gewerkschaft MSZOSZ, bei der Weltbank-Repräsentanz sowie der International Labour Organisation/Central and Eastern European Team (ILO-CEET), Budapest, 3.-20.11.1997 Arbeitskontakte und Expertengespräche im Arbeits- und Sozialministerium, im Finanzministerium, im Büro des Regierungsbevollmächtigten für die Reform der Sozialversicherung, in der Sozialversicherungsanstalt (ZUS), an der Universität Warschau, im Forschungsinstitut für Arbeit und soziale Angelegenheiten (IPISS), im Gdansk Institute for Market Economics/Warsaw Branch, mit der Gewerkschaft OPZZ, mit dem Business Center Club sowie mit der Rentnerpartei KPEiR, Warschau, 25.11.-3.12.1997 Archivrecherchen, Konferenzteilnahme, Vorträge und Expertengespräche am Center for Latin American Studies, Center for Russian & East European Studies, Department of Economics und Department of Political Science der University of Pittsburgh (Pittsburgh, PA), am Department of Auslandsaufenthalte 317

Political Science und der Maxwell School of Citizenship & Public Affairs der Syracuse University (Syracuse, NY) sowie am Watson Institute for International Studies der Brown University (Providence, RI), 30.09.-31.10.1999. Experteninterviews und Materialsammlung bei Ministerien, Internationalen Organisationen, Universitäten und sonstigen Institutionen, Buenos Aires/Argentinien, 02.–22.07.2000. Experteninterviews und Materialsammlung bei Ministerien, Internationalen Organisationen, Universitäten und sonstigen Institutionen, Montevideo/Uruguay, 23.07.–13.08.2000. Experteninterviews und Materialsammlung bei Ministerien, Internationalen Organisationen, Universitäten und sonstigen Institutionen, La Paz/Bolivien, 14.09.–05.10.2000. Experteninterviews und Materialsammlung bei Ministerien, Internationalen Organisationen, Universitäten und sonstigen Institutionen, Lima/Peru, 06.–28.10.2000.

Olaf Müller Institutsbesuch, Expertengespräche, Kontrolle der Feldphase einer empirischen Primärerhebung, Tirana, 09.–13.09.2000. Institutsbesuch, Expertengespräche, Kontrolle der Feldphase einer empirischen Primärerhebung, Sofia, 15.–20.09.2000. Institutsbesuch, Expertengespräche, Kontrolle der Feldphase einer empirischen Primärerhebung, Ljubljana, 07.–11.12.2000.

Dr. Henning Nuissl University of Essex European Centre for Analysis in the Social Sciences (ECASS) im Rahmen des TMR-Programms der Europäischen Union, Forschungsaufenthalt, 01.02.-31.05.2001.

Gert Pickel Institutsbesuch, Expertengespräche, Kontrolle der Feldphase einer empirischen Primärerhebung, Tirana, 09.–13.09.2000. Institutsbesuch, Expertengespräche, Kontrolle der Feldphase einer empirischen Primärerhebung, Sofia, 15.–20.09.2000. Institutsbesuch, Expertengespräche, Kontrolle der Feldphase einer empirischen Primärerhebung, Ljubljana, 07.–11.12.2000. Institutsbesuch, Expertengespräche, Kontrolle der Feldphase einer empirischen Primärerhebung, Budapest, 12.–17.12.2000.

Kathrin Rahn Forschungsaufenthalt an der Adam Mickiewicz Universität Ποζνα〉, 1.10.96-31.1.97 Durchführung einer Dokumentenanalyse im „Solidarnosc“-Archiv beim Zarzad Regionu NSZZ „Solidarno “ der Region Slasko-Dabrowski in Katowice/Polen, 11.-17.5.97 Durchführung einer schriftlichen standardisierten Befragung in 6 Betrieben im Oberschlesischen Industrierevier/Wojewodschaft Katowice/Polen, 22.-28.6.97 Durchführung von Interviews mit Akteuren der „Solidarno “-Bewegung von 1980/81 in der Region Katowice/Polen, 26.9.-11.10.97 Auslandsaufenthalte 318

Dr. Eckehard Rosenbaum Experteninterviews in verschiedenen Institutionen in Budapest, 14.-21.12.97

PD Dr. Richard Rottenburg Forschungsaufenthalt in Tansania zum Thema Deregulierung und Devolution städtischer Wasserversorgung in Arush, Moshi und Tanga, 26.2.-7.4.96 und 14.9.-12.-10.96 Forschungsaufenthalte in Tansania zum Thema Deregulierung und Devolution urbaner Wasserversorgung in den Städten Arusha, Moshi und Tanga, 8.3.-29.3.97 und 2.9.-17.10.97 Expertengespräche im Zusammenhang mit dem Projekt „Bankwirtschaftliches Wissen“, Bukarest/Rumänien, 03.–12.10.2000.

Dr. Andreas Ryll Arbeitskontakte und Expertengespräche mit der East European Study Group des Center for European Studies der Harvard University in Cambridge, MA/USA, und am Department of Political Science, Princeton University, NJ/USA, 2.5-9.5.96

Sigrid Schmid Forschungsaufenthalt in der Moskauer Stadtverwaltung und in mehreren wissenschaftlichen Einrichtungen, Moskau, 3.11.-1.12.96 Forschungsaufenthalt in Moskau: Materialsammlung, Interviews und teilnehmende Beobachtung in der Verwaltungszentrale der städtischen Wasserwerke, im Finanzdepartment, im Department für Wirtschaftspolitik, in unterschiedlichen Verwaltungen des Komplexes für Kommunalwirtschaft; Bibliotheksarbeit zur Auswertung der Lokal- und Fachpresse; Arbeitskontakte mit dem Institut für Kommunalwirtschaft., 8.3. - 8.6.1997. Forschungsaufenthalt in Moskau: Materialsammlung, Interviews und teilnehmende Beobachtung in mehreren städtischen Versorgungsbetrieben, im Finanzdepartment, in unterschiedlichen Verwaltungen des Komplexes für Kommunalwirtschaft, in den Wohnungs- und Versorgungsverwaltungen und Bürgermeisterämtern auf Rajon- und Bezirksebene, bei der russischen Regierungskomission für Kommunalwirtschaftsreform, bei Fortbildungsveranstaltungen zum Thema Kommunalwirtschaftsreform; Arbeitskontakte mit dem Institut für Stadtökonomie, der Moskauer Verwaltungshochschule, dem Russischen Institut für Beamtenfortbildung, mit Consultants der Firma Arthur Andersen, 22.7. - 8.10.1997 Interviews und spezifische Materialsammlung in der Stadtverwaltung und den Versorgungsbetrieben, Moskau, 01.11.-03.12.98.

Katarzyna Stokłosa Vierwöchige Archivstudien, Poznań, August 2000. Vierwöchige Archivstudien, Warschau, Februar – März 2000.

Dr. Clemens Schütte Gastwissenschaftler am CERGE, Prag, Januar 1996 - April 1997.

Prof. Dr. Helga Schultz Exkursionsleitung im Rahmen des Seminars „Metropolen als Schmelztiegel des modernen Europa, Prag, Bratislava, Wien, 30.05.-04.06.98. Auslandsaufenthalte 319

Besuch am Institut für Soziologie zur Abstimmung der Forschungskooperation, Wrocław, 18.- 20.05.98. Exkursionsleitung im Rahmen des Diplomanden-/Doktorandenseminars „Museen in der Grenzregion“, Zielona Góra, Jelenia Góra, Nova Sol, Zgorcelec, Gubin, 04.-08.08.98. Archivrecherchen und Kontaktpflege mit Wissenschaftlern der Adam Mickiewicz Universität Poznań, 08.-19.03.1999.

Dr. Dirck Süß Expertengespräche und Sammlung empirischen Materials, Budapest 25.10.-7.11.97 Expertengespräche und Sammlung empirischen Materials, Prag, 6.-13.12.97 Expertengespräche und Sammlung empirischen Materials, Warschau, 25.-31.1.98

Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener Forschungsaufenthalt bei der Groupe „ROSES“ des CNRS und der Université de Paris I, (Sorbonne), Frankreich, 1.9.96-28.2.97

Prof. Dr. Gert G. Wagner Faculty Fellow an der American University, Consultanttätigkeit für die Welt Bank und das Urban Institute (Studien zur Reform der Altersvorsorge), Washington, DC, Sommer 2000.

Grischa Wenzeler Interviews bei der Polnischen Nationalbank, dem Verband Polnischer Banken, der Handelsuniversität sowie staatlichen und privaten Banken in Warschau, 23.-26.9.96. Experteninterviews und Materialsammlung bei der Polnischen Nationalbank, dem Finanzministerium, staatlichen und privaten Banken in Warschau sowie der Wirtschaftsuniversität Ποζνα〉, 11.-14.3.97 6. PUBLIKATIONEN

6.1. FIT Arbeitsberichte - Discussion Papers

Szamuely, László: Establishment and Erosion of the Soviet Model of CPE as Reflected in Economic Science in Hungary 1945 – 1980, FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 1/96. Krause, Günter: Die „Revisionismus-Debatte“ in den Wirtschaftswissenschaften der DDR, FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 2/96. Winiecki, Jan: Foreign Investment in Eastern Europe: Expectations, Trends, Policies, FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 3/96. Dietzenbacher, Erik und Hans-Jürgen Wagener: Prices in Two Germanies, FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 4/96. Pollack, Detlef: Sozialstruktureller Wandel, Institutionentransfer und die Lang-samkeit der Individuen, FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 5/96. Wagener, Hans-Jürgen: Second Thoughts? Economics and Economists under Socialism, FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 6/96. Wagener, Hans-Jürgen: Transformation als historisches Phänomen, FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 7/96. Joerden, Jan C.: Wird die politische Machtausübung durch das heutige Strafrecht strukturell bevorzugt? FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 8/96. Babinceva, Natal’ja: Die ökonomische Kultur des sowjetischen und post-sowjetischen Business, FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 9/96. Wagener, Hans-Jürgen: Privateigentum und Unternehmenskontrolle in Transformationswirtschaften. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 1/97. Chojnicki, Zbyszko: Methodological Problems of Polish Economics in the Postwar Period. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 2/97. Buchowski, Micha≥: Facing Capitalism. An Example of a Rural Community in Poland. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 3/97. Eger, Thomas: Insolvenzrecht und Insolvenzrechtsreform aus ökonomischer Sicht. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 4/97. Ribhegge, Hermann: Die Osterweiterung der Europäischen Union als Herausforderung für die neuen Bundesländer im Transformationsprozeß. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 5/97. Csaba, László: Transformation in Hungary and (in) Hungarian Economics (1978-1996). FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 6/97. Csaba, László: Economic Transformation: State of Art and Some Theoretical Reflection. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 7/97. ≤ukaszewicz, Aleksander: Polish Economics and Transformation Challenges - 50 Years of Experience 1945-1995. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 8/97. Csaba, László: Market and Democracy: Friends or Foes. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 9/97. Aleksandrowicz, Dariusz: Zweckrationalität und Kulturtradition (in der polnischen Transformationsgesellschaft). FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 10/97. Csaba, László: On the EU-Maturity of Central Europe: Perceived and Real Problems. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 11/97. Publikationen 321

Gesell, Rainer und Torsten Jost: The Polish State Enterprise System - an Impediment to Transformation? FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 12/97. Mögelin, Chris: Die Rezeption des Rechtsstaats in Mittel- und Osteuropa. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 13/97. Rottenburg, Richard: Classifications: Change or Fluidisation? A Phenomenological Approach to a Liminal Dance Floor in Western Poland. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 14/97. Süß, Dirck: Privatisierung in Polen, der Tschechischen Republik und Ungarn: Das Erlösparadoxon und seine Auflösung. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 15/97. Müller, Katharina: The „New Pension Orthodoxy“ and Beyond: Transforming Old Age Security in Central-Eastern Europe. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 16/97. Mihályi, Peter: Corporate Governance During and After Privatisation: the Lessons from Hungary. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 17/97. Rosenbaum, Eckehard: What is a Market? FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 1/98. Valerius Gabriele: Gleiche Chancen ungleich genutzt? FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 2/98. Aleksandrowicz, Dariusz: Kulturelle Kosten der Transformation. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 3/98. Schultz, Helga: Handicraft Co-operatives in the GDR and During the Transformation Process. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 4/98. Chudzik, Robert: Banks as „Agents of Change“ - the Experiences with Restructuring of Bad Debts in Poland. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 5/98. Verny, Arsène: Die Auswirkungen der Europa-Abkommen auf das Wettbewerbs- und Kartellrecht der Tschechischen Republik und Slowakischen Republik. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 6/98. Jost, Torsten: Ein Vergleich zwischen dem polnischen und dem deutschen Arbeitsrecht - Teil 1: Individualarbeitsrecht. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 7/98. Gesell, Rainer, Katharina Müller und Dirck Süß: Social Security Reform and Privatisation in Poland: Parallel Projects or Integrated Agenda? FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 8/98. Verny, Arsène: Investitionen in der Tschechischen Republik einschließlich ausgewählter Fragen des Rechtsverkehrs zwischen Deutschland und Tschechien. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 9/98. Verny, Arsène: Grundzüge des slowakischen Wirtschaftsrechts. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 10/98. Keren, Michael: A Theory of the Stalinist Economy. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 11/98. Aleksandrowicz, Dariusz: Institutions, Culture and the Forming of Majorities in a Transforming Society. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 12/98. Kritikos, Alexander: Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Vergabe von Kleinkrediten mit bedingter Gruppenhaftung. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 13/98. Schulders, Guy: Die Besonderheiten der asiatischen Transformationsprozesse. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 14/98. Rosenbaum, Eckehard F.: Culture, Cognitive Models and the Performance of Institutions in Transformation Countries. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 1/99. Swain, Nigel: From Kolkhoz to Holding Company: Social Capital in the History of a Hungarian Agricultural Producer Co-operative. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 2/99. Swain, Nigel: Central European Agricultural Structures in Transition. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 3/99. Publikationen 322

Mögelin, Chris: Die sozialistische Staats- und Rechtsordnung vor dem Hintergrund des westeuropäischen-atlantischen Rechtsstaatsbegriffs am Beispiel Rußlands. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 4/99. Mögelin, Chris: Ursprünge rechtsstaatlichen Denkens in den mittel- und osteuropäischen Staaten am Beispiel Rußlands. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 5/99. Aleksandrowicz, Dariusz: Cultural pradigms and post-communist transformation in Poland. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 6/99. Gregory, Paul R.: Transition Economies: Social Consequences of Transition. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 7/99. Thomas, Michael: Neoinstitutionalismus, economic sociology und der Transformationsfall. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 8/99. Fritz, Heiko und Herman W. Hoen: The Restrictiveness of the European Union’s Trade Policy Toward Central and Eastern Europe. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 9/99. Aleksandrowicz, Dariusz: The Socialist City and its Transformation. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 10/99. Verny, Arsène: Die Insolvenzverfahrenspraxis in der Tschechischen Republik. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 11/99. Gregory, Paul R.: Ten Years of Transformation. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 12/99. Verny, Arsène: Die Praxis des Unternehmensverkaufs in der Tschechischen Republik. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 13/99. Jacobs, Jörg: Einstellungen zur politischen Ordnung in Transformationsländern. Lebenssituation und zentrale Einstellungen als Determinanten in den Neuen Bundesländern, Polen, Tschechien und Ungarn. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 14/99. Kalthoff, Herbert: Die Herstellung von Gewissheit. Firmenkredite und Risikoanalyse in Mitteleuropa. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 15/99. Wagener, Hans-Jürgen: Rückkehr nach Europa. FIT Arbeitsberichte - Discussion Paper 16/99. Kurcz, Zbigniew: Nationale Minderheiten im gegenwärtigen Polen. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 1/00. Müller, Katharina: Ten Years After: Pension Reforms in Central and Eastern Europe & The Former Soviet Union. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 2/00. Schwarz, Anna und Gabriele Valerius: Spiegelbilder erwerbsbiographischer Transformation: Deutungsmuster ostdeutscher Ingenieure. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 3/00. Pickel, Gert und Susanne Pickel: Politische Partizipation und politische Einstellungen der osteuropäischen Transitionsstaaten im Vergleich. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 4/00. Weinreich, Bettina: Das Statut von Rom – Hoffnung im Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 5/00. Thomas, Michael: Vertrauen in wirtschaftlichen Transformationsprozessen – Fallstudien und Konzeptualisierungen aus regionalen Kontexten. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 6/00. Szabó, Máté: Proteste und soziale Kosten des Systemwandels in der postkommunistischen Demokratie: der Fall Ungarn. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 7/00. Szabó, Máté: Some Lessons of Collective Protests in Central European Post-Communist Countries: Poland, Hungary, Slovakia, and East Germany Between 1989-1993. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 8/00. Bernik, Ivan: Political Culture in Post-Socialist Transition: Radical Cultural Change or Adaptation on the Basis of Old Cultural Patterns? FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 9/00. Publikationen 323

Nuissl, Henning: Dimensionen des Vertrauens: Kategoriale Bausteine einer Ressource ökonomischen Handelns (im Transformationskontext). FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 10/00. Schwarz, Anna: Diverging patterns of informalization between endogenous and exogenous economic actors in the East German transformation process - Results from a case-study in the IT-branch in Berlin-Brandenburg. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 11/00. Eger, Thomas: Systemtransformation als umfassender institutioneller Wandel: Die fünf Dimensionen der Transformationsprozesse in Osteuropa. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 12/00. Pollack, Detlef und Gert Pickel: The Vitality of Religion-Church Integration and Politics in Eastern and Western Europe in Comparison. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 13/00. Wagener, Hans-Jürgen: On the Relationship Between State and Economy in Transformation. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 14/00. Kalthoff, Herbert: Die Implementierung bankwirtschaftlicher Instrumente: Zur Formatierung des Automarktes in Polen. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 1/01. Fritz, Heiko: One Person, One Vote? Die Europäische Zentralbank im Lichte der EU-Osterweiterung. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 2/01. Wagener, Hans-Jürgen: The Virtual Economy as Intermediate Stage in Russian Transformation. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 3/01. Pollack, Detlef: Wie modern war die DDR? FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 4/01. Beichelt, Timm: Die slawischen GUS-Staaten zwischen Autokratie und Demokratie. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 5/01. Nuissl, Henning, Iris Gundermann und Constanze Gebauer: Vertrauenskonzepte und -strategien ostdeutscher Unternehmer: Fallanalysen zu einer zentralen Ressource unternehmerischer Kooperation. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 6/01. Müller, Katharina: Old-Age Security in the Baltics: Legacy, Early Reforms and Recent Trends. FIT Arbeitsberichte – Discussion Paper 7/01.

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6.2. Publikationen in referierten Zeitschriften

Aleksandrowicz, Dariusz, 1998: „Charakter narodowy, wzory zachowań i kultura narodowa“. In: Przegląd Filozoficzny Nowa Seria, 7(3), 1-18. Bolle, Friedel, 2001: „Why to buy your darling flowers – On Cooperation and exploitation“. In: Theory and Decision 50(1), 1-28. Bolle, Fiedel, 2001: „Competition with supply and demand funktions“. In: Energy Economics 23, 253- 277. Bolle, Friedel, 2000: „Is Altruism Evolutionarily Stable? And Envy and Malevolence? Remarks on Bester and Güth“. In: Journal of Economic Behavior and Organization, 42(1), 131-133. Bolle, Friedel, 1998: „Rewarding Trust: An Experimental Study“. In: Theory and Decision, 45(1), 85 - 100. Bolle, Friedel und Alexander Kritikos, 1998: „Indenturing Banknotes as a Mechanism to Induce Cooperation“. In: Journal of Economic Behavior and Organization, 34, 279-294. Dietzenbacher, Erik und Hans-Jürgen Wagener, 1999: „Prices in the Two Germanies“. In: Journal of Comparative Economics, 27, 131-149. Fritz, Heiko, 2001: „One Person, One Vote? Die Europäische Zentralbank im Lichte der EU- Osterweiterung“. In: List Forum für Wirtschafts- und Finanzpolitik, 27(3), erscheint demnächst. Fritz, Heiko, 2000: „Negotiating EU Accession: An Institutional Perspective“. In: Economic Systems, 24(4), 341–347. Fritz, Heiko und Herman W. Hoen, 2000: „The European Union’s Trade Policy Towards Central and Eastern Europe: Still a ‚Sensitive‘ Argument for Joining the Union?“ In: Economic Systems, 24(1), 25–50. Gayko, Axel, 2000: „Die Errichtung des Eisenhüttenkombinats Ost (EKO) in den 1950er Jahren“. In: Scripta mercaturae, 34(1), 51–74. Gesell-Schmidt, Rainer, Katharina Müller und Dirck Süß, 1999: „Social Security Reform and Privatisation in Poland: Parallel Projects or Integrated Agenda?“ In: Osteuropa-Wirtschaft, 44 (4), 428ff. Jacobs, Jörg, 2001: Alltag oder Vergangenheit? Einstellungen zur herrschenden politischen Ordnung in den Neuen Bundesländern, Polen, Tschechien und Ungarn, in: Politische Vierteljahresschrift, 42 (2), 223– 246. Joerden, Jan C., 1998: „Zur Verwendung von Rechtsfiguren in der politischen Diskussion um den Minderheitenschutz“. In: Humanitäres Völkerrecht, 4, 245-249. Joerden, Jan C., 1997: „Wird politische Machtausübung durch das heutige Strafrecht strukturell bevorzugt? Zugleich eine Besprechung von Wolfgang Naucke, Die strafjuristische Privilegierung staatsverstärkter Kriminalität.“ In: Goltdammer’s Archiv für Strafrecht, 144, 201-213. Kalthoff, Herbert, 2000: „Entscheiden unter Ungewissheit. Bankwirtschaftliche Standortsuche in Mittel- und Osteuropa“. In: Zeitschrift für Soziologie, 29(2), 103–120. Kalthoff, Herbert, 2000: „»Wunderbar, richtig«. Zur Praxis des mündlichen Bewertens im Unterricht“. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 3(3), 429–446. Kalthoff, Herbert, 2000: „Die Herstellung von Evidenz. Firmenkredite und Risikoanalyse in Mittel- und Osteuropa“. In: Soziale Welt. Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, 51(4), 423–450. Kalthoff, Herbert und Helga Kelle, 2000: „Pragmatik schulischer Ordnung. Zur Bedeutung von »Regeln« im Schulalltag“. In: Zeitschrift für Pädagogik, 46(5), 691–711. Kalthoff, Herbert und Gert Pickel, 2000: „Transformationsforschung – revisited“. In: Soziologische Revue, 23(1), 9–17. Kritikos, Alexander, 2000: „Indenture: an institution for a credible commitment without extortion“. In: Journal of Economic Behavior and Organization, (43)3, 397-403 Publikationen 325

Kritikos, Alexander, 1999: „Kleinkredite mit anreizgesteuertem Solidareintritt. Eine Diskussion der notwendigen Bedingungen für ein Sicherheitssubstitut”. In: Kredit und Kapital, 32 (3), 393-425. Kritikos, Alexander und Friedel Bolle, 2000: „Indenture: A Viable Contract for a Sequential Prisoners´ Dilemma: Reply“. In: Journal of Economic Behavior and Organization 42, 137-139. Kritikos, Alexander und Frank Wießner, 2000: „Ein zweiter Kreditmarkt für eine zweite Chance“. In: Perspektiven der Wirtschaftspolitik, 1(3), 357–378. Kuba, Elżbieta, 1998: „Umstrukturierung der polnischen Elektrizitätswirtschaft“. In: Zeitschrift für Energiewirtschaft, 2, 110 - 122. Kudert, Stephan, 2000: „Steuerliche Folgen von Investitionen in Deutschland“. In: Miscellanea Oeconomicae, 2, 45–70. Müller, Katharina, 2001: „The political economy of pension reform in eastern Europe“. In: International Social Security Review, 54 (2-3), 57-79; zugleich als „Die Politische Ökonomie der Rentenreformen in Osteuropa“ in Internationale Revue für Sociale Sicherheit, 54 (2-3), 65-91, sowie als „Les reformes de la prévoyance vieillesse en Europe orientale: analyse politico-économique“ in Revue internationale de la sécurité sociale, 54 (2-3), 69-94, und als „La economía política de la reforma de los sistemas de pensiones en Europa oriental“ in Revista Internacional de Seguridad Social, 54 (2-3), 69-96. Müller, Katharina, 2000: „Reforma previdenciária no Leste Europeu: atores, estruturas e paradigmas“. In: Planejamento e Políticas Públicas (PPP), No. 22, 145-172. Müller, Katharina, 2000: „Pension Privatization in Latin America“. In: Journal of International Development, 12(4), 507–518. Müller, Katharina, 2000: „Actor Constellations and Paradigm Choices in East European Pension Reform“. In: Economic Systems, 24(4), 375–379. Müller, Katharina, 2000: „Les pays en transition: la reforme des retraites, dix ans après“. In: Retraite et Société, 29, 21–37. Müller, Katharina, 1999: „Pension Reform Paths in Comparison: The Case of Central-Eastern Europe“. In: Czech Sociological Journal, VII (1), 51-66. Müller, Katharina, 1998: „Vom Staat zum Markt? Rentenreformen in Mittelosteuropa“. In: Staatswissenschaften und Staatspraxis, 9 (2), 161-187. Nuissl, Henning, 2000: „Weiterbildung und ‘regionale Lernprozesse’“. In: Raumforschung und Raumordnung 58(6), 467-476. Pickel, Gert und Dieter Walz, 1997: „Politikverdrossenheit in Ost- und Westdeutschland: Dimensionen und Ausprägungen“. In: Politische Vierteljahresschrift, 1, 27-49. Pickel, Gert und Bernd Hayo, 1997: „Eine ökonomische Theorie der Partnersuche.“ In Zeitschrift für Familienforschung 9(1), 72-92. Pollack, Detlef, 2001: „Modifications in the Religious Field of Central and Eastern Europe“. In: European Societies 3, 135-165. Pollack, Detlef, 2001: „Probleme der funktionalen Religionstheorie Niklas Luhmanns“. In: Soziale Systeme 7, 5-20. Pollack, Detlef, 1999: „Funktionen von Religion und Kirche in den politischen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts: untersucht anhand der politischen Zäsuren von 1945 und 1989 in Deutschland“. In: Kirchliche Zeitgeschichte 12, 64-94. Pollack, Detlef, 1999: „Individualisierung und soziale Integration: Theoretische Überlegungen“. In: Sociologia Internationalis 37, 57-66. Pollack, Detlef, 1999: „Trust in Institutions and the Urge to be Differenz: On Attitudinal Change in Eastern Germany“. In: German Politics 8 (3), 81-102. Pollack, Detlef, 1998: „Über die 68er und ihr Verhältnis zur DDR“. In: Leviathan, 26, 540-549. Publikationen 326

Pollack, Detlef und Gert Pickel, 2000: „Religiöse Individualisierung statt Säkularisierung? Eine falsche Alternative; Antwort auf die Replik von Wohlrab-Sahr und Krüggeler“. In: Zeitschrift für Soziologie 29, 244–248. Pollack, Detlef und Gert Pickel, 1999: „Individualisierung und religiöser Wandel in der Bundesrepublik Deutschland“. In: Zeitschrift für Soziologie 28(6), 465-483. Rosenbaum, Eckehard F., 2001: „Culture, cognitive models and the performance of institutions in transformation countries“. In: Journal of Economic Issues (erscheint demnächst). Rosenbaum, Eckehard F., 2000: „What is a market? On the methodology of a contested concept“. In: Review of Social Economy 58(4), 455-482. Rottenburg, Richard, 2000: „Sitting in a Bar“. In: Studies in Cultures, Organizations and Societies, 6(1), 87– 100. Schultz, Helga, 2000: „Niemiecki Krysys Pozjednoczeniowy“ (Die deutsche Vereinigungskrise). In: Studia Historyczne, 43(3), 477–495. Schultz, Helga, 1999: „Die „sozialistische Industrialisierung“ - Toter Hund oder Erkenntnismittel?“ In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 2, 105-130. Süß, Dirck, 1998: „Fiscal Effects of Privatization - A Comparative Study of Poland, the Czech Republic and Hungary“. In: Economic Systems 22 (3), 305-309. Wagner, Gert G., Volker Meinhardt und Rudolf Zwiener, 2000: „Introduction of a Funded Component of Old Age Provision Reduces Economic Growth“. In: Economic Bulletin, 37(1), 27–32. Wagener, Hans-Jürgen, 2000: „Has Russia Missed the Boat? Comment“. In: Journal of Institutional and Theoretical Economics (JITE), 156(1), 125–130. Wagener, Hans-Jürgen, 1999: „La transformation: Un cadre historique et théorique“. In: Révue d’études comparative Est-Ouest, 29 (4), 1998, 5-21; wieder abgedruckt als: „Le cadre historique et théorique d’un phénomène multiple“. In: Problèmes Economiques, 2638-2639, 1999, 20-24. Wagener, Hans-Jürgen, 1997: „Second Thoughts? Economics and Economists under Socialism“. In: Kyklos, 50, 165-87. Wagener, Hans-Jürgen, 1997: „Transformation als historisches Phänomen“. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 2, 179-91; ungarische Fassung: „A rendszerváltozás - történeti összefüggésben“. In: Valóság, 40(11), 1-12. Winiecki, Jan, 1997: „The Transformation to the Market: At High Cost, Often with Long Lags, and Not Without Question Marks“. In: Journal of Public Policy, 17(3), 251-268.

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6.3. Publikationen in anderen Zeitschriften

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Wagener, Hans-Jürgen, 2000: „Rückkehr nach Europa“. In: Nutzinger, Hans G. (Hrsg.): Osterweiterung und Transformationskrisen, Schriften des Vereins für Socialpolitik Bd. 277, Berlin: Duncker & Humblot, 93–117. Wagener, Hans-Jürgen, 2000: „Ausweglos in der Transformationskrise? Virtuelle und andere Lösungen“. In: Ryll, Stefan und Alparslan Yenal (Hrsg): Politik und Ökonomie. Problemsicht aus klassischer, neo- und neuklassischer Perspektive, Marburg: Metropolis, 311–323. Wagener, Hans-Jürgen, 1999: „Social Security - A Second Phase Transformation Phenomenon?“ In: Müller, Katharina, Andreas Ryll und Hans-Jürgen Wagener (Hrsg.): Transformation of Social Security: Pensions in Central-Eastern Europe. Heidelberg: Physica, 13-30. Wagener, Hans-Jürgen, 1999: „Transformation von Wirtschaftssystemen: Neue Institutionenökonomik als Analyseinstrument - ein Korreferat“. In: Cassel, Dieter (Hrsg.): Perspektiven der Systemforschung, Schriften des Vereins für Socialpolitik N.F. Bd. 268, Berlin: Duncker & Humblot, 221-225. Wagener, Hans-Jürgen, 1998: „Between conformity and reform: economics under state socialism and its transformation“. In: Wagener, Hans-Jürgen (Hrsg.): Economic Thought in Communist and Post-Communist Europe. London: Routlege, 1-32. Wagener, Hans-Jürgen, 1998: „Korrefereat zum Referat von Paul J.J. Welfens“. In: Cassel, Dieter (Hrsg.): Europäische Integration als ordnungspolitische Aufgabe. Probleme der Vertiefung und Erweiterung der Europäischen Union. Berlin: Duncker & Humblot, 193 - 199. Wagener, Hans-Jürgen, 1997: „Privateigentum und Unternehmenskontrolle in Transformationswirtschaften“. In: Cassel, D. (Hrsg.): Institutionelle Probleme der Systemtransformation. Berlin: Duncker & Humblot, 165-88; ungarische Fassung: „A magántulajdon és a vállalatirányításviszonya a rendszerváltozásban“. In: Külgazdaság, 41(12), 20-36; Russische Fassung: „Astnaja sobstvennost' i upravlenie v perechodnych ekonomikach.“ In: Politekonom 1996-3, 51-60; Wagener, Hans-Jürgen, 1996: „What Type of Capitalism is Produced by Privatization“. In: Dallago, B. und L. Mittone (Hrsg.): Economic Insitutions, Markets and Competition. Centralization and Decentralization in the Transformation of Economic Systems, Cheltenham: Edward Elgar, 90-110. Wagener, Hans-Jürgen und Heiko Fritz, 1998: „Transformation - Integration - Vertiefung. Zur politischen Ökonomie der EU-Osterweiterung“. In: Wagener, Hans-Jürgen und Heiko Fritz (Hrsg.): Im Osten was Neues. Aspekte der EU-Osterweiterung. Reihe Eine Welt, Texte der Stiftung Entwicklung und Frieden, 7, Bonn: Dietz, 16-43. Wagner, Gert G., 2000: „Vollbeschäftigung aus Sicht der Volkswirtschaftslehre“. In: Magerl, Gottfried, Helmut Rumpler und Christian Smekal (Hrsg.): Wissenschaft und Zukunft – Beiträge der Wissenschaften zur Bewältigung globaler Krisen, Band 4 der Reihe „Wissenschaft – Bildung - Politik“ der Österreichischen Forschungsgemeinschaft, Köln: Böhlau, 111–132. Wagner, Gert G., 2000: „Erwerbsarbeit sollte Zukunft haben“. In: Kocka Jürgen und Claus Offe (Hrsg.): Geschichte und Zukunft der Arbeit, Frankfurt am Main: Campus, 215–233 Wagner, Gert G., 2000: „Perspektiven der Alterssicherung“. In: Hauser, Richard (Hrsg.): Die Zukunft des Sozialstaats (zugleich auch Beiheft 8 der „Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften), Berlin: Duncker & Humblot, 113–166 Weber, Matthias, 1997: „Vom lokalen zum internationalen Markt - Informationstechnische Industrie im Osten Deutschlands“. In: Hartmann, W.-D. (Hrsg.): Innovationslust contra Veränderungsfrust. Berlin: Dr. Wilke Verlag, 134-147. Weber, Matthias, 1997: Wirkungsanalyse der Förderung von kleinen und mittleren Unternehmen der informationstechnischen Industrie in den neuen Bundesländern auch im Hinblick auf die Entwicklung der globalen Informations-Infrastruktur - Zusammenfassung und wirtschaftspolitische Handlungsempfehlungen - Forschungsauftrag 7/96 des Bundesministeriums für Wirtschaft. (Quelle: seit April 1997: http://www.bmwi-info2000.de/gip/studien/kmu_nbl/index.html). Publikationen 340

Weber, Matthias und Frank Hillenberg, 1997: „Alternativen zur deutschen Software-Entwicklung“. In: Beratung. Informationstechnologie - Management - Personal. München: Computerwoche-Verlag, 1997. CW- Spezial, 36-40. Weber, Matthias und Heinz-Dieter Haustein, 1997: „Humankapitalorientierte Förderung ostdeutscher Informationstechnik-Unternehmen: Resultate und Empfehlungen an die Wirtschaftspolitik“. In: Pötschke, Dieter und Mathias Weber (Hrsg.): INFO´97, Kongreßband (im Druck).

6.5. Sammelbände und Herausgeberschaften

Bolle, Friedel und Michael Carlberg (Hrsg.), 2000: Advances in Behavioral Economics - Essays in Honor of Horst Todt, Heidelberg: Physica-Verlag. Breidenbach, Stephan (Hrsg.), 1999: 25. - 29. Ergänzungslieferung 1999 zu: Handbuch Wirtschaft und Recht in Osteuropa. 3 Bände, München: C. H. Beck Verlag, 1992 Breidenbach, Stephan (Hrsg.), 1998: 21. - 24. Ergänzungslieferung 1998 zu: Handbuch Wirtschaft und Recht in Osteuropa. 3 Bände, München: C. H. Beck Verlag, 1992. Breidenbach, Stephan (Hrsg.), 1997: 19. Ergänzungslieferung 1997 zu: Handbuch Wirtschaft und Recht in Osteuropa, 3 Bände, München: C. H. Beck-Verlag, 1992. Breidenbach, Stephan (Hrsg.), 1997: Business Transactions in Eastern Europe, New York: Mathew Bender. Findeis, Hagen und Detlef Pollack (Hrsg.), 1999: Selbstbewahrung oder Selbstverlust: Bischöfe und Repräsentanten der evangelischen Kirchen in der DDR über ihr Leben; 17 Interviews. Berlin: Links. Joerden, Jan C., Anna Schwarz und Hans-Jürgen Wagener (Hrsg), 2000: Universitäten im 21. Jahrhundert, Berlin: Springer. Kalthoff, Herbert, Richard Rottenburg und Hans-Jürgen Wagener (Hrsg.), 2000: Facts and figures. Economic representations and practices. Jahrbuch Ökonomie und Gesellschaft 16. Marburg: Metropolis. Kudert, Stephan (Hrsg.), 2001: Das polnische Bilanz- und Steuerrecht – mit Gestaltungsempfehlungen für Direktinvestitionen deutscher Unternehmen, Berlin-Bielefeld: Erich Schmidt-Verlag. Kudert, Stephan (Hrsg.), 2000: Fachwörterbuch für die Steuerberatung, deutsch-polnisch, Rechnungswesen – Steuerrecht – Berufsrecht, Nürnberg: Forum-Verlag. Kudert, Stephan und Jarosław Nabiałek (Hrsg.), 2000: Opodatkowanie i rachunkowość w Polsce. Elementy porównawcze z prawem niemieckim i standardami między-narodowymi, Warschau: WP-PWN-Verlag. Lorenz, Torsten und Katarzyna Stokłosa, (Hrsg.), 2001/2002: Die deutsch-polnische Grenzregion. Eine Bibliographie, Frankfurter Studien zur Grenzregion, 9 (erscheint demnächst). Mögelin, Chris (Hrsg.), 2001: Investitionen ohne Grenzen. Niederlassungsfreiheit und Kapitalverkehr in der gesamteuropäischen Rechtspraxis. Investment without Borders. Freedom of Establishment and Movement of Capital within Pan-European Legal Practice, Frankfurt am Main u.a.: Peter Lang. Müller, Katharina, Andreas Ryll und Hans-Jürgen Wagener (Hrsg.), 1999: Transformation of Social Security: Pensions in Central-Eastern Europe. Heidelberg: Physica. Pickel, Gert und Michael Krüggeler (Hrsg.), 2001: Religion und Moral – Entkoppelt oder Verknüpft? Opladen: Leske+Budrich (erscheint demnächst). Pickel, Gert und Susanne Pickel (Hrsg.), 1998: Demokratie im internationalen Vergleich. Ergebnisse komparativer Analysen. Frankfurt (Oder)/ Bamberg: Skripaz. Pickel, Gert, Susanne Pickel und Dieter Walz (Hrsg.), 1998: Politische Einheit - kultureller Zwiespalt? Die Erklärung politischer und demokratischer Einstellungen in Ostdeutschland vor der Bundestagswahl 1998. Frankfurt (Main) u.a.: Peter Lang Verlag. Pickel, Gert, Susanne Pickel und Jörg Jacobs (Hrsg), 1997: Demokratie - Entwicklungsformen und Erscheinungsbilder im interkulturellen Vergleich, Frankfurt (Oder)/ Bamberg: scripvaz-Verlag. Publikationen 341

Pickel, Gert, Hans-Joachim Lauth und Christian Welzel (Hrsg.), 2000: Demokratiemessung. Konzepte und Befunde im internationalen Vergleich. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag. Pickel, Gert, Dieter Walz und Wolfram Brunner (Hrsg.), 2000: Deutschland nach den Wahlen – Befunde zur Bundestagswahl 1998 und zur Zukunft des deutschen Parteiensystems. Opladen: Leske + Buderich. Pollack, Detlef, Jörg Jacobs, Olaf Müller und Gert Pickel (Hrsg.), 2001: Political Culture in Post- Communist Europe, Aldershot: Ashgate (erscheint demnächst). Pollack, Detlef und Gert Pickel (Hrsg.), 2000: Religiöser und kirchlicher Wandel in Ostdeutschland 1989-1999. Opladen: Leske+Budrich. Pollack, Detlef, Irena Borowik und Wolfgang Jagodzinski (Hrsg.), 1998: Religiöser Wandel in den postkommunistischen Ländern Ost- und Mitteleuropas. Würzburg: Ergon. Rosenbaum, Eckehard F., Frank Bönker und Hans-Jürgen Wagener (Hrsg.), 2000: Privatization, Corporate Governance and the Emergence of Markets, Basingstoke/London: Macmillan. Schultz, Helga (Hrsg.), 2001/2002: Preußens Osten – Polens Westen. Das Zerbrechen der polnisch-deutschen Nachbarschaft im 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurter Studien zur Grenzregion, 7 (erscheint demnächst). Schultz, Helga (Hrsg.), 1999: Bevölkerungstransfer und Systemwandel. Ostmitteleuropäische Grenzen nach dem Zweiten Weltkrieg, Frankfurter Studien zur Grenzregion, 4, Berlin: Berlin-Verlag Arno Spitz. Schultz, Helga, Uwe Müller und Stefan Kowal, (eds.), 2001/2002: Economic Disintegration along the Borders in East Central Europe (19th and 20th century), Frankfurter Studien zur Grenzregion, 8 (erscheint demnächst). Schultz, Helga und Alan Nothnagle (Hrsg.), 1999: Grenze der Hoffnung. Geschichte und Perspektiven der Grenzregion an der Oder, zweite überarbeitete Auflage, Frankfurter Studien zur Grenzregion, 1, Berlin: Berlin-Verlag Arno Spitz. Schwarz, Anna und Jörg Jacobs (Hrsg), 1998: Experiment Grenzuniversität. Soziologische Erkundungen über die deutschen und polnischen Studierenden an der Europa-Universität Frankfurt (Oder). Frankfurt (Main) u.a.: Peter Lang, Europäischer Verlag der Wissenschaften. Voigt, Stefan und Hans-Jürgen Wagener (Hrsg.), 2002: Constitutions, Markets and Law, Cheltenham: Edward Elgar (erscheint demnächst). Wagener, Hans-Jürgen, (Hrsg.), 1998: Economic Thought in Communist and Post-Communist Europe. London: Routlege. Wagener, Hans-Jürgen und Heiko Fritz (Hrsg.), 1998: Im Osten was Neues. Aspekte der EU-Osterweiterung. Reihe Eine Welt, Texte der Stiftung Entwicklung und Frieden, 7, Bonn: Dietz. Winiecki, Jan (Hrsg.), 1997: Institutional Barriers to Poland´s Economic Development, London: Routledge.

6.6. Monographien

Bönker, Frank, 2001: The Political Economy of Fiscal Reform in Eastern Europe: A Comparative Analysis of Hungary, Poland and the Czech Republic. Cheltenham/ Brookfield: Edward Elgar (erscheint demnächst). Chudzik, Robert, 1999: The Bad Debt Crisis and its Impact on the Banking Reform in Poland, Hamburg: Dr. Kovac. Elster, Jon, Claus Offe und Ulrich K. Preuß mit Frank Bönker, Ulrike Götting und Friedbert W. Rüb, 1998: Institutional Design in Post-communist Societies. Rebuilding the Ship at Sea. Cambridge, UK: Cambridge University Press. Gayko, Axel, 2000: Investitions- und Standortpolitik der DDR an der Oder-Neiße-Grenze 1950–1970. Frankfurt am Main: Peter Lang. Publikationen 342

Geißler, Torsten, 1999: Tarifautonomie in der Transformation. Ein Vergleich der Lohnbildungsinstitutionen in Polen und Ostdeutschland, Hamburg: Dr. Kovac. Hartmann, Klaus und Detlef Pollack, 1998: Gegen den Strom: Kircheneintritte in Ostdeutschland nach der Wende. Opladen: Leske+Budrich. Jajeśniak-Quast, Dagmara und Katarzyna Stokłosa, 2000: Geteilte Städte an Oder und Neiße. Frankfurt (Oder)-Słubice, Guben-Gubin und Görlitz-Zgorzelec 1945-1995. Frankfurter Studien zur Grenzregion, Band 5, Berlin: Berlin-Verlag Arno Spitz. Kalthoff, Herbert, 1997: Wohlerzogenheit. Eine Ethnographie deutscher Internatsschulen, Frankfurt a.M./New York: Campus. Krause, Günter, 1998: Wirtschaftswissenschaft in der DDR. Marburg: Metropolis. Laudel, Grit, 1999: Interdisziplinäre Forschungskooperation. Erfolgsbedingungen der Institution ›Sonderforschungsbereich‹. Berlin: Edition Sigma. Laudel, Grit und Jochen Gläser, 2000: Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse als Instrumente rekonstruierender Untersuchungen. Kursmaterial der Fernuniversität Hagen. Müller, Katharina, 1999: The Political Economy of Pension Reform in Central-Eastern Europe. Cheltenham, UK and Northampton, MA, USA: Edward Elgar. Nothnagle, Alan L., 1999: Building the East German myth: historical mythology and youth propaganda in the German Democratic Republic 1945-1989, Ann Arbor: University of Michigan Press. Nuissl, Henning, 2000: Erschließungsaufgaben. Die Verwendung sozialwissenschaftlichen Wissens in der räumlichen Planung, Berlin: edition sigma. Pickel, Susanne, 1997: Ungarn in Europa. Demokratisierung durch politischen Dialog? Wiesbaden: Deutscher Universitäts Verlag. Pollack, Detlef, 2000: Politischer Protest: politisch alternative Gruppen in der DDR, Opladen: Leske und Budrich. Pollack, Detlef und Klaus Hartmann, 1997: Motive zum Kircheneintritt in einer ostdeutschen Großstadt: eine kirchensoziologische Studie; Abschlußbericht für die Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST), Heidelberg. Pollack, Detlef und Helmut Hanisch, 1997: Religion - ein neues Schulfach: eine empirische Untersuchung zum religiösen Umfeld und zur Akzeptanz des Religionsunterrichts aus der Sicht von Schülerinnen und Schülern in den neuen Bundesländern. Stuttgart: Calwer Verlag/Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt. Pollack, Detlef und Dieter Rink, 1997: Zwischen Verweigerung und Opposition: politischer Protest in der DDR 1970-1989. Frankfurt (Main)/ New York: Campus. Ribhegge, Hermann und Ralf Teepe, 1997: Sonderwirtschaftszonen in der Oderregion - Eine Perspektive für den Raum Frankfurt (Oder)? Gutachten für das InvestorCenter Ostbrandenburg. Richard Rottenburg, 2001: Weithergeholte Fakten. Stuttgart: Lucius & Lucius (erscheint demnächst). Schütte, Clemens, 2000: Privatization and Corporate Control in the Czech Republic, Cheltenham/ Northampton: Edward Elgar. Süß, Dirck, 2001: Privatisierung und öffentliche Finanzen: Zur politischen Ökonomie der Transformation. Stuttgart: Lucius & Lucius. Wagner, Gert G., Tito Boeri et al., 2000: An Appeal to President Prodi - The EC should make sure that European citizens are informed about the long-term sustainability of their pension systems, 22. Februar 2000, Brüssel, auf: http://www.rdb.uni-bocconi.it. Weber, Matthias, 1997: Wirtschafts- und Technologie-Netzwerk des Landes Brandenburg (WiTecNet): Projektmanagement. Abschlußbericht an das Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie des Landes Brandenburg, Berlin. Publikationen 343

Wenzeler, Grischa, 1999: Die Rolle des Staates bei der Umgestaltung des Bankensektors zu einem marktwirtschaftlichen Bankensystem: eine Analyse im Kontext der politischen Ökonomie der Transformation, Frankfurt am Main: Peter Lang. Winiecki, Jan, 1997: Political Economy of Reform and Change. A Case of Eastern Europe. New York: Nova Science Publishers Commack.

6.7. Working Papers

Bolle, Friedel und Andreas Paul, 2000: „Preventing International Price Discrimination. Are Fines Welfare Enhancing?” Diskussionspapier 157, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Europa Universität Viadrina, Frankfurt (Oder). Chudzik, Robert, 1997: „The Bank Conciliation Procedure as a Restructuring Approach for Bad Debtors in Poland“. Diskussionspapier Nr. 90 Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Europa Universität Viadrina Frankfurt(Oder). Fritz, Heiko, 1997: „Die Auswirkungen der Osterweiterung der Europäischen Union auf die Arbeitsplatzentwicklung und die Arbeitsbedingungen in ausgewählten Industriebranchen Deutschlands“. Arbeitspapier Nr. 5, Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder). Jacobs, Jörg, 1998: „Zum Stand der Methoden bei der Befragung von Kindern“, Eine Expertise im Rahmen des DJI-Projekts Multikulturelles Kinderleben in unterschiedlichen regionalen Bezügen, DJI- Arbeitspapier: München, 1998. Kritikos, Alexander und Friedel Bolle, 2000: „Reciprocity, Altruism, Solidarity: A dynamic model“, Diskussionspapier 165, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Europa Universität Viadrina, Frankfurt (Oder). Kritikos, Alexander und Friedel Bolle, 1999: „Approaching Fair Behavior: Self-Centered Inequality Aversion versus Reciprocity and Altruism.“ Discussion Paper 143, Frankfurt (Oder): Europa-Universität Viadrina, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Kuba, Elżbieta, 1997: „Restrukturyzacja polskiego sektora elektroenergetycznego“, in: „Restrukturyzacja zakładów służb publicznych w Polsce“, Arbeitspapier Nr. 5, Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), 71-80. Laudel, Grit und Jochen Gläser, 1998: „What are Institutional Boundaries and how can They be Overcome? Germany’s Collaborative Research Centres as Boundary-Spanning Networks“. WZB Discussion paper P 98-401, Berlin. Müller, Katharina, 1998: „The ‘New Pension Orthodoxy’ and Beyond: Transforming Old Age Security in Central-Eastern Europe“. KOPINT-DATORG Discussion Paper No. 50, Budapest, March. Ribhegge, Hermann, 1997: „Institutionenökonomische Überlegungen zur Familie“. Diskussionspapier 78, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Europa Universität Viadrina, Frankfurt (Oder). Ribhegge, Hermann, 1997: „Rationierung und kollektive Entscheidungen im Bereich des Gesundheitswesens“. Veröffentlichungsreihe des Berliner Zentrums Public Health, Nr. 97-2. Tobsch, Verena und Jan Delhey, 2000: „Understanding Regime Support in New Democracies. Does Politics really matters more than Economics?” WZB Arbeitspapier FS III 00-403, Forschungsschwerpunkt Sozialer Wandel, Institutionen und Vermittlungsprozesse, Abteilung Sozialstruktur und Sozialberichterstattung, September. Wagener, Hans-Jürgen, 2001: The Welfare State in Transition Economies and Accession to the EU, EUI Working Papers RSC No. 2001/1, Florenz. Publikationen 344

Wagener, Hans-Jürgen und Heiko Fritz, 1997: Auf dem Weg in ein neues Europa. Die Erweiterung der Europäischen Union und die Transformation in Mittel- und Osteuropa. Policy Paper, 5, Stiftung Entwicklung und Frieden, Bonn.

6.8. Rezensionen

Bönker, Frank, 2000: Rezension von Aurel Braun, Zoltán Bárany (eds.), Dilemmas of Transition: The Hungarian Experience. Lanham et al.: Rowman & Littlefield 1999, Klára Oppenheim, Jenny Power (eds.), Hungarian Business Law. The Hague/London/Boston: Kluwer Law 21998, Gábor Tóka, Zsolt Enyedi (eds.), Elections to the Hungarian National Assembly 1994. Analyses, Documents and Data. Berlin: edition sigma 1999. In: Osteuropa , 50(5), 577f. Bönker, Frank, 2000: Rezension von Jan-Egbert Sturm, Public Capital Expenditure in OECD Countries. The Causes and Impact of the Decline in Public Capital Spending. Cheltenham/Northampton: Edward Elgar 1998. In: Politische Vierteljahresschrift, 41(1), 32f. Bönker, Frank, 1999: „Rezension von Fritz W. Scharpf, Games Real Actors Play. Actor-Centered Institutionalism in Policy Research. Boulder, Col.: Westview 1997“. In: Politische Vierteljahresschrift 40(4), 680f. Bönker, Frank, 1999: „Rezension von Ilja Srubar (Hrsg.), Eliten, politische Kultur und Privatisierung in Ostdeutschland, Tschechien und Mittelosteuropa. Konstanz: Universitätsverlag Konstanz 1998“. In: Osteuropa 49(11/12), 1303f. Bönker, Frank, 1999: „Rezension von William A. Niskanen, Policy Analysis and Public Choice. Selected Papers. Cheltenham/Northampton, MA: Elgar 1998“. In: Politische Vierteljahresschrift 40(3), 500f. Bönker, Frank, 1997: „Rezension von Beverly Crawford (ed.), 1995: Markets, States, and Democracy. The Political Economy of Post-Communist Transformation. Boulder/San Francisco/Oxford: Westview“. In: Politische Vierteljahresschrift, 38(2), 421f. Bönker, Frank, 1997: „Rezension von Mario I. Blejer, Fabrizio Coricelli, 1995: The Making of Economic Reform in Eastern Europe. Aldershot/Brookfield: Elgar“. In: Economic Systems, 21(1), 101f. Fritz, Heiko, 1998: „Rezension von Jozef M. van Brabant: Integrating Europe. The Transition Economies at Stake. Dordrecht/ Boston/ London: Kluwer, 1996“. In: Economic Systems, 22(2), 211 - 213. Gesell, Rainer, 1997: „Rezension von Herbert Brücker: Privatization in Eastern Germany: A Neo- Institutional Analyis; idem: Privatisierung in Ostdeutschland. Eine institutionenökonomische Analyse“. In: Economic Systems, 21(3), 304-306. Joerden, Jan C., 2000: „Rezension von: Klaus Marxen/Gerhard Werle, Die strafrechtliche Aufarbeitung von DDR-Unrecht. Eine Bilanz, Berlin und New York: Walter de Gruyter, 1999“. In: Jahrbuch für Recht und Ethik. Annual Review of Law and Ethics, 8. Kalthoff, Herbert, 1997: „Besprechung von Bertram Schefold (Hrsg.): Wandlungsprozesse in Wirtschaftssystemen Westeuropas, Marburg 1995 und Thomas Hickmann: Einheit und Vielfalt in Europa, Wiesbaden 1996“. In: Economic Systems, 21, 211-215. Müller, Katharina, 2000: „Von Rentnern und Rentiers“. In: Politische Vierteljahresschrift, XXXXI(1), 147– 152. Müller, Katharina, 2000: „Rezension von: Irwin Collier, Herwig Roggemann, Oliver Scholz und Horst Tomann (Hrsg.), Welfare States in Transition: East and West, Houndmills and London: Macmillan, 1999“. In: Economic Systems, 24(3). Müller, Katharina, 1997: „Rezension von: Eleonore von Oertzen: Peru. München: C.H. Beck, 1996“. In: asien afrika lateinamerika, 25(1), 155-157. Publikationen 345

Pollack, Detlef und Monika Wohlrab-Sahr, 1999: Humor als Signal der Transzendenz? Über Berger, Peter L.: Erlösendes Lachen: Das Komische in der menschlichen Erfahrung. Berlin 1998. In: Soziologische Revue 22, 273-278. Rosenbaum, Eckehard, 1998: „Rezension von Hoffmann et al.“. In: Economic Systems, 22(4), 411-413. Rosenbaum, Eckehard, 1997: „Absurde Annahmen. Besprechung von T. Lawson: Economics and Reality“. In: Die Zeit Nr. 51 vom 13.12.1997, 29. Ryll, Andreas, 1997: „Rezension von Joseph E. Stiglitz: Whither Socialism? Cambridge: MIT Press 1994“. In: Economic Systems, 21(3), 301-303. Schmidt, Sigrid, 1998: „Rezension von Werner Biermann: Die verratene Transformation. Ein soziologischer Essay über die neuen Machtverhältnisse in Rußland“. In: Soziologische Revue, 21 (4), 510- 513. Schmidt, Sigrid, 1998: „Rezension von Andreas Rüesch: Staatsbetrieb, Wirtschaftsreform, Kampf der Interessen. Die Bedeutung der „Industrielobby“ in der Sowjetunion und in Rußland nach der Wende“. In: Osteuropa, 11-12, 657 - 658. Wagener, Hans-Jürgen, 2000: „The Habit to Surpass Marx. A review of Yuichi Shionoya’s Schumpeter and the ideas of social science. A metatheoretical study“. In: Journal of Economic Methodology, 7(1), 146– 152. Wagener, Hans-Jürgen, 1999: „Review of Angresano, James, 1997: The Political Economy of Gunnar Myrdal. An Institutional Basis for the Transfromation Problem, Cheltenham: Edward Elgar“. In: Economic Systems, 23 (3), 286 – 289. Wagener, Hans-Jürgen, 1998: „Rezension von Giersch, Herbert (ed.): Privatization at the End of the Century. Berlin u.a.: Springer, 1997“. In: Weltwirtschaftliches Archiv, 134 (4), 745 - 746. Wagener, Hans-Jürgen, 1997: „Buchbesprechung von H. Rieter (Hrsg.), Studien zur Entwicklung der ökonomischen Theorie XV“. In: European Journal of the History of Economic Thought, 4, 365-9.

6.9. Sonstige Publikationen

Chudzik, Robert, 1996: “Comparative Analysis of the Bank Restructuring Programs in the Czech Republic, Hungary and Poland”. In: Competitive Banking in Central and Eastern Europe, Kraków. Fritz, Heiko, 1997: „Bulgariens Gewerkschaften im Privatisierungsprozeß“. In: Die Mitbestimmung, 43(12), 58. Jacobs, Jörg und Gert Pickel, 2001: „Subjektive Legitimität“ – Die Sicht der Bevölkerung auf den Rechtsstaat und die Bedeutung dieser Sicht für die Konsolidierung der osteuropäischen Transformationsstaaten 10 Jahre nach dem Umbruch, eingereicht zur Begutachtung bei der Zeitschrift Welttrends. Joerden, Jan C., 2000: „Der Rechtsstaat ist nicht gefällig“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21. Februar 2000, 10. Joerden, Jan C., 1998: „Glosse: Von der Alma mater zur Mätresse Alma“. In: Juristenzeitung, 53, 134- 135. Kalthoff, Herbert, 2001: „Die Verschriftung des Sozialen. Implikationen ethnografischer Forschungspraxis“. Eingereicht bei: Schweizer Zeitschrift für Soziologie. Kalthoff, Herbert, 2001: „The Economic Measurement of Central and Eastern Europe“. Eingereicht bei: Polish Sociological Review. Müller, Katharina, 2001: „Die Politische Ökonomie der Rentenreform in Mittelosteuropa“. In: Kontraste. Presse- und Informationsdienst für Sozialpolitik, September 2000, 5-6. Publikationen 346

Müller, Katharina, 2000: „Die Politische Ökonomie der Rentenreform in Mittelosteuropa“. In: Kontraste. Presse- und Informationsdienst für Sozialpolitik, 9, 5–6. Müller, Katharina, 1999: „Peru: Neoliberaler Musterschüler in der Krise“. In: Brennpunkt Lateinamerika, 17, 13. September, 143-150. Müller, Katharina, 1998: „Reforma emerytalna od zaraz“. In: Asekuracja & Re, (12), 36-37. Müller, Katharina, 1998: „Reformy emerytalne w Niemczech“. In: Przegląd Ubezpieczeń Społecznych, 32(10), 21-23. Müller, Katharina, 1998: „Shall We Forget the Latin American Precedents?“ In: Transition, 9(5), 29. Müller, Olaf und Gert Pickel, 2000: „Politikverdrossenheit – Selbstheilung ausgeschlossen”. In: Märkische Allgemeine Zeitung, Sonderbeilage zum Tag der Wissenschaft und Forschung im Land Brandenburg am 16. November, 09.11.2000. Müller, Olaf und Gert Pickel, 2000: „Konsolidierung noch nicht erreicht. Internationale Konferenz zur politischen Kultur in Osteuropa”. In: WeltTrends 28 (Herbst), 177–179. Nuissl, Henning, 2001: „The cognitive background of trust – Sources of co-operation between entrepreneurs in the IT-sector in Eastern Germany“. Colchester: University of Essex, Institute for Social and Economic Research (ISER). Nuissl, Henning, 2001: „Trust between Entrepreneurs in Eastern Germany“. Colchester: University of Essex, Department of Sociology. Pollack, Detlef und Susanne Pickel, 1999: „Junge Erwachsene in Frankfurt (Oder) - besser als ihr Ruf: erste Ergebnisse eines Forschungsprojekts über Ausländerfeindlichkeit“. In: Frankfurter Rundschau vom 21. Juli 1999, 8. Tobsch, Verena und Jan Delhey, 2000: „Freiheit und Wohlstand. Zufriedenheit mit der Demokratie in Osteuropa”. In: WZB Mitteilungen, 89, September, 11–13. Wagner, Gert G., 2000: „Eigenvorsorge nur ein Schlagwort“. In: Frankfurter Rundschau, Nr. 8, 11. Januar 2000, 15. Wagner, Gert G., 2000: „Ein Unisex-Tarif für private Renten ist sinnvoll und machbar“. In: Financial Times Deutschland, 25. September 2000. Wagner, Gert G. und Edward J. Bird, 2000: „Einen legitimen 43. Präsidenten der USA kann es aufgrund des schlechten Wahlsystems garnicht geben“. In: die tageszeitung (taz), Nr. 6322, 14. Dezember 2000, 3. Weber, Matthias, 1997: „Die Erben von Wiktor Gluschkow (Teil 1) - Ukraine sucht Anschluß an die westliche IT-Industrie“. In: Computerwoche, 24(11), 14. März 1997, 69-70. Teil 2: Computerwoche, 24(13), 28. März 1997, 35-36.