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DAS ÖSTERREICHISCHE PARLAMENT UND DIE EU-RATSPRÄSIDENTSCHAFT 2006

DOKUMENTATION

Das österreichische Parlament und die EU-Ratspräsidentschaft 2006

Dokumentation

Impressum: Herausgeber und Medieninhaber: Parlamentsdirektion Redaktionsteam: Susanne Bachmann, Barbara Blümel, Christian Hütterer, David Liebich, Gerhard Koller, Christina Morauf, Lukas Mussi, Josef Wirnsperger und das gesamte Team der Parlamentskorrespondenz Für den Inhalt verantwortlich: Alexis Wintoniak Graphische Gestaltung Titelblatt: Bernhard Kollmann Bildnachweis - Cover: Niederösterreichisches Landhaus, Copyright: NLK Reinberger. Öster- reichisches Parlament, Foto Hikade. Europäisches Parlament, Photo: Europäisches Parlament Gestaltung des Textes: Christian Högn Druck: Hausdruckerei Parlamentsdirektion

Wien, im Juli 2006

2 DAS ÖSTERREICHISCHE PARLAMENT UND DIE EU-RATSPRÄSIDENTSCHAFT 2006

Mit der fortschreitenden europäischen Integration wird auch die Arbeit der natio- nalen Parlamente immer stärker von europaweiten Themen geprägt. Den Heraus- forderungen in Wirtschaft, Umwelt, Sicherheit usw. kann nur noch teilweise auf nationaler Ebene begegnet werden. Nach dem Subsidiaritätsprinzip wird die Euro- päische Union dann tätig, wenn politische Ziele auf der Ebene der Mitgliedstaaten nicht ausreichend erreicht werden können und daher besser auf Gemeinschafts- ebene verfolgt werden. In vielen Bereichen, wo die Europäische Union tätig wird, muss die Umsetzung dennoch auf nationaler Ebene erfolgen. Aber nicht nur in rechtlicher, sondern auch in politischer Hinsicht stellen die nationalen Parlamente ein Bindeglied zwischen den europäischen Bürgern und den EU-Institutionen dar. Die vielen tausenden nationalen Parlamentarier trachten danach, alle politischen Interessen ihrer Wähler entsprechend zu vertreten – und dazu zählen genauso Themenbereiche, die eine EU-Dimension haben. So liegt es in der Natur des über Jahrzehnte erfolgreichen europäischen Integrationsprozesses, dass die nationalen Parlamente immer stärker in EU-Angelegenheiten mitwirken. Das österreichische Parlament hat dieser Entwicklung während der österreichischen Ratspräsident- schaft Rechnung getragen und vor allem einen Schwerpunkt auf die Diskussion über die Zukunft Europas und die zukünftige Ausgestaltung des Subsidiaritäts- und Verhältnismäßigkeitsprinzips gelegt. Bereits im Herbst 2005 wurde gemeinsam mit dem finnischen Parlament ein anspruchsvolles Arbeitsprogramm für das Jahr 2006 vorgelegt.

Gerade die Zukunft Europas war im Mittelpunkt vieler Überlegungen: Nach dem Vertrag von Nizza bestand das Europäische Parlament auf einen Konvent, der eine neue, verständlichere, übersichtlichere und kürzere „Verfassung“ vorlegen sollte. Der Konvent wurde vom Europäischen Rat eingerichtet. Er bestand aus Mitgliedern des Europäischen Parlaments, Parlamentariern der Mitgliedstaaten und Vertretern der Regierungschefs. Er war ein Organ sui generis. Sein Ergebnis wurde von der Regierungskonferenz der Mitgliedstaaten in 88 Details verändert, von bisher 15 staatlichen Parlamenten ratifiziert und in zwei Volksabstimmungen gutgeheißen, in zwei verworfen - er steckt. In die Nachdenkzeit für die weitere Vorgangsweise fiel der österreichische Ratsvorsitz. Manche im Europäischen Par- lament wollten einen zweiten Konvent, unter Einbindung des Verfassungsaus- schusses, als eine vom Europäischen Parlament geleitete Arbeitsgruppe, an der auch Vertreter staatlicher Parlamente teilnehmen sollten. Dieses Konzept lehnten wir im Einklang mit den finnischen und deutschen Parlamentspräsidenten ab; die staatlichen Parlamente sind die „Herren der Verträge“ – gemeinsame Entschei- dungen durch eine Gruppe des Europäischen Parlaments kennen unsere Ge- schäftsordnungen und Verfassungen nicht. In einem gemeinsamen Schreiben der Präsidenten des österreichischen Nationalrates, des finnischen Parlaments und

3 des Deutschen Bundestages an den Präsidenten des Europäischen Parlaments wurde dies auch zu Beginn der österreichischen Präsidentschaft klargestellt: Die nationalen Parlamente bekennen sich zu einer Zusammenarbeit mit dem Europäi- schen Parlament als gleichberechtigte Partner, wobei es vor allem um den Infor- mations- und Meinungsaustausch geht. Gemeinsame Beschlussfassungsmecha- nismen kann es aufgrund der unterschiedlichen Rechtsgrundlagen nicht geben und der Umfang der Kooperation muss auf die den nationalen Parlamenten zur Verfü- gung stehenden Ressourcen Rücksicht nehmen. Der Präsident des Europäischen Parlaments Josep Borrell Fontelles schloss sich dieser Position an, und mit seiner großen Unterstützung folgte ein halbes Jahr hervorragender Zusammenarbeit.

In enger Kooperation haben das österreichische Parlament und das Europäische Parlament die großen interparlamentarischen Konferenzen zu den Themen Wachstum und Beschäftigung (31. Jänner und 1. Februar 2006) und zur Zukunft Europas (8. und 9. Mai 2006) vorbereitet und durchgeführt, an denen hunderte nationale Parlamentarier und Mitglieder des Europäischen Parlaments teilnahmen. Gerade die interparlamentarische Konferenz zur Zukunft Europas, in deren Rah- men am „Europatag“ (9. Mai) die Präsidenten des Europäischen Rates, der Euro- päischen Kommission und des Europäischen Parlaments Grundsatzerklärungen zur Weiterentwicklung der Union abgaben, zeugte von der Vitalität dieses Zu- kunftsprojektes Europa. Es ist bereits in Aussicht genommen, weitere interparla- mentarische Konferenzen in diesem Format durchzuführen.

Die Anwendung und Ausgestaltung des Subsidiaritätsprinzips stand im Mittelpunkt der Konferenz „Europa fängt zu Hause an“, die das österreichische Parlament am 18. und 19. April 2006 in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Bundeskanz- leramt und der Niederösterreichischen Landesregierung in St. Pölten durchführte. Themenschwerpunkte dieser Konferenz waren die Rolle der Länder und Gemein- den in Europa, die Mitwirkung der nationalen Parlamente in EU-Angelegenheiten und die Verbesserung der Rechtsetzung auf EU-Ebene („Better Regulation“). Die Vertreter der nationalen Parlamente, aber auch die anderen Teilnehmer, waren sich weitgehend einig, dass die nationalen Parlamente verstärkt in die Subsidiari- tätsprüfung einbezogen werden sollten. So heißt es in der Schlusserklärung der Vorsitzenden: „Auf der Grundlage des geltenden EU-Rechts wird auch die Euro- päische Kommission ersucht, ihre Rechtsetzungsvorschläge nicht nur den europäi- schen Institutionen, sondern zeitgleich auch den nationalen Parlamenten zuzulei- ten, und sie einer neuerlichen Überprüfung zu unterziehen, falls eine repräsenta- tive Anzahl von nationalen Parlamenten begründete Zweifel an deren Vereinbarkeit mit dem Subsidiaritätsprinzip vorbringt.“

Dieses Thema der Subsidiaritätsprüfung durch die nationalen Parlamente wurde dann umgehend vom Präsidenten der Europäischen Kommission José Manuel Durão Barroso aufgenommen. Bei der Konferenz zur Zukunft Europas am 8. und 9. Mai 2006 sicherte er den nationalen Parlamentariern zu, dass die Kommission in Zukunft alle neuen Vorschläge und Konsultationsdokumente den nationalen Parla-

4 menten übermitteln werde, um sie zur Stellungnahme im Sinne eines verbesserten politischen Prozesses einzuladen. Dieser Vorschlag wurde dann in einer Mitteilung der Kommission an den Europäischen Rat festgehalten. Das Thema von Sub- sidiarität und Verhältnismäßigkeit stand auch im Mittelpunkt der Diskussion im Rahmen der Konferenz der Europaausschüsse (COSAC) am 22. und 23. Mai 2006 im österreichischen Parlament. So begrüßte die COSAC diese Zusage von EK- Präsident Barroso und ersuchte die Kommission darüber hinaus, die Stellung- nahmen der nationalen Parlamente – vor allem hinsichtlich des Subsidiaritäts- und Verhältnismäßigkeitsprinzips – zu berücksichtigen und diese entsprechend zu be- antworten.

Der Europäische Rat hat bei seiner Tagung am 15. und 16. Juni 2006 in Brüssel diesen Anregungen der nationalen Parlamente Rechnung getragen. In den Schlussfolgerungen des Europäischen Rates heißt es wörtlich:

„In Anbetracht der Bedeutung, die den Grundsätzen der Subsidiarität und der Ver- hältnismäßigkeit zukommt, begrüßt der Europäische Rat die Initiative des österrei- chischen Vorsitzes, der am 18. und 19. April 2006 in St. Pölten eine Konferenz zum Thema Subsidiarität veranstaltet hat, die an der Konferenz vom vergangenen Jahr in Den Haag anknüpfte. Die auf diesen Konferenzen entwickelten Ideen soll- ten geprüft werden, und künftigen Vorsitzen wird nahe gelegt, diese Arbeit fort- zuführen.

Der Europäische Rat weist auf die Zusammenhänge zwischen europäischer und einzelstaatlicher Rechtssetzung hin. Er begrüßt daher besonders die Zusage der Kommission, den nationalen Parlamenten alle neuen Vorschläge und Konsulta- tionspapiere direkt zur Verfügung zu stellen und sie um Stellungnahme zu bitten, um so den Prozess der Politikgestaltung zu verbessern. Die Kommission wird ersucht, die Stellungnahmen der nationalen Parlamente – insbesondere in Bezug auf die Grundsätze der Subsidiarität und der Verhältnismäßigkeit – gebührend zu berücksichtigen. Die nationalen Parlamente werden aufgefordert, bei der Überwa- chung der Einhaltung des Subsidiaritätsprinzips verstärkt im Rahmen der Konfe- renz der Ausschüsse für Gemeinschafts- und Europa-Angelegenheiten (COSAC) zusammenzuarbeiten.

Der Europäische Rat bekräftigt ferner, dass das Vertrauen der Bürger in das euro- päische Projekt gestärkt wird, wenn der zusätzliche Nutzen des Handelns der EU in den europäischen Rechtsvorschriften besser zum Ausdruck kommt. Er ruft da- her den Rat, das Europäische Parlament und die Europäische Kommission auf, die korrekte Anwendung der Grundsätze und Leitlinien des Protokolls über Subsidiari- tät und Verhältnismäßigkeit systematisch zu prüfen.“

Die verschiedenen Konferenzen der Vorsitzenden von Fachausschüssen der natio- nalen Parlamente und des Europäischen Parlaments sind bereits zu einer guten Tradition geworden. Auf Einladung des österreichischen Parlaments trafen sich im ersten Halbjahr 2006 die Vorsitzenden der auswärtigen Ausschüsse (27. und 5 28. März 2006), der Innenausschüsse (10. April 2006), der Finanzausschüsse (29. Mai 2006) und der Umweltausschüsse (16. Juni 2006). An diesen Konferen- zen nahmen jeweils die zuständigen Mitglieder der österreichischen Bundesregie- rung als Vertreter der EU-Ratspräsidentschaft und teilweise auch die zuständigen Vertreter der Europäischen Kommission teil. Während der finnischen Ratsprä- sidentschaft werden nun die Vorsitzenden der auswärtigen Ausschüsse (28. und 29. September 2006), der Verteidigungsausschüsse (20. Oktober 2006), der Land- wirtschaftsausschüsse (12. und 13. Oktober 2006) und der Gleichbehandlungsaus- schüsse (31. Oktober und 1. November 2006) im zweiten Halbjahr 2006 in Helsinki tagen.

Außerdem war das österreichischen Parlament von 18. bis 20. April 2006 Gast- geber des 61. Transatlantischen Dialoges von Mitgliedern des Repräsentanten- hauses der Vereinigten Staaten und Mitgliedern des Europäischen Parlaments. Vom 25. bis 28. Mai 2006 veranstaltete das österreichische Parlament in Zusam- menarbeit mit AWEPA (Vereinigung europäischer Parlamentarier für Afrika) eine Parlamentarierkonferenz in Kapstadt zur Förderung der europäisch-afrikanischen parlamentarischen Partnerschaft im Rahmen der neuen EU-Strategie für Afrika.

Mit der vorliegenden Publikation sollen nun diese Aktivitäten des österreichischen Parlaments im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2006 doku- mentiert werden. Es ist uns auch weiterhin ein großes Anliegen, dass die nationa- len Parlamente verstärkt in EU-Angelegenheiten mitwirken. Zu diesem Zweck wird das österreichische Parlament die Parlamente der kommenden Ratspräsident- schaften mit ganzer Kraft unterstützen.

Unser Dank gilt dem Europäischen Parlament, der Europäischen Kommission, dem österreichischen Bundeskanzleramt, dem Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten und dem Land Niederösterreich für die hervorragende Koopera- tion sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des österreichischen Parlaments für ihren großen Einsatz.

Wien, 30. Juni 2006

Sissy Roth-Halvax Andreas Khol Präsidentin des Bundesrates Präsident des Nationalrates

6 Inhalt

Terminübersicht: Konferenzen und Sitzungen des österreichischen Parlaments im Zusammenhang mit der EU-Ratspräsidentschaft

1. Schülerforum 11 1.1. Pressemeldung

2. „Die Parlamente auf dem Weg nach Lissabon“ 16 2.1. Programm 2.2. Teilnehmerliste 2.3. Pressemeldungen

3. Konferenz der Vorsitzenden der Außenpolitischen Ausschüsse 32 3.1. Programm 3.2. Teilnehmerliste 3.3. Pressemeldungen

4. Konferenz der Vorsitzenden der Innenpolitischen Ausschüsse 52 4.1. Programm 4.2. Teilnehmerliste 4.3. Pressemeldungen

5. „Europa fängt zu Hause an.“ Subsidiaritätskonferenz 69 5.1. Programm 5.2. Teilnehmerliste 5.3. Pressemeldungen 5.4. Zusammenfassung der Beiträge 5.5. Erklärung der Vorsitzenden

6. Transatlantic Legistlator’s Dialogue 112 6.1. Programm 6.2. Teilnehmerliste 6.3. Pressemeldung

7. Parlamentarisches Treffen zur „Zukunft Europas“ 119 7.1. Briefwechsel im Vorfeld der Konferenz 7.2. Programm 7.3. Teilnehmerliste 7.4. Redebeiträge 7.5. Pressemeldungen

8. COSAC 157 8.1. Programm Treffen der COSAC-Troika und COSAC-Vorsitzenden 8.2. Programm XXXV. COSAC 8.3. Teilnehmerliste Treffen der COSAC-Troika und COSAC-Vorsitzenden 8.4. Teilnehmerliste XXXV. COSAC 8.5. Pressemeldungen 8.6. Beitrag XXXV. COSAC

9. Joint EU-Presidency Seminar in Kapstadt 192 9.1. Programm 9.2. Teilnehmerliste

7 9.3. Empfehlungen

10. Konferenz der Vorsitzenden der Finanzausschüsse 201 10.1. Programm 10.2. Teilnehmerliste 10.3. Pressemeldungen

11. Konferenz der Vorsitzenden der Umweltausschüsse 216 11.1. Programm 11.2. Teilnehmerliste 11.3. Pressemeldungen

12. Die Tätigkeit der EU-Ausschüsse und des Plenums des Nationalrates während der EU-Präsidentschaft 232 12.1. Pressemeldungen

Anhang: Terminübersicht: Gesamtliste der EU- und internationalen Termine 281

8 Terminübersicht

Konferenzen und Sitzungen des österreichischen Parlaments im Zusammenhang mit der EU-Ratspräsidentschaft

19. Dezember 2005 Schülerforum mit dem Präsidium des Europäischen Parlaments und dem Präsidium des österr. Nationalrats

26. Jänner EU-Unterausschuss

31. Jänner bis 1. Februar Gemeinsame Konferenz des EP und der nationalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten zum Lissabon-Prozess in Brüssel Österreichischer Vorsitz: Präsident des Nationalrates Präsidentin des Bundesrates

15. Februar EU-Unterausschuss

20. Februar Treffen der COSAC-Troika und der COSAC-Vorsitzenden in Wien, Parlament Österreichischer Vorsitz: Abg. Werner Fasslabend BR Gottfried Kneifel

21. März EU-Hauptausschuss (Vorbereitung ER 23./24. März)

27. bis 28. März Konferenz der Vorsitzenden der auswärtigen Ausschüsse der nationalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten und des EP in Wien, Parlament Österreichischer Vorsitz: Abg. Peter Schieder BR Hans Ager

30. März EU-Plenarsitzung des Nationalrates

10. April Konferenz der Vorsitzenden der Innenausschüsse der nationalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten und des EP in Wien, Parlament Österreichischer Vorsitz: Abg. Rudolf Parnigoni BR Franz Eduard Kühnel

18. bis 19. April Subsidiaritätskonferenz in St. Pölten Österreichischer Vorsitz: Bundeskanzler Landeshauptmann von NÖ Präsident des Nationalrates Präsidentin des Bundesrates

18. bis 20. April Transatlantic Legislators Dialogue in Wien, Parlament (EP/US Interparliamentary Meeting)

19. April EU-Unterausschuss

9

8. bis 9. Mai Gemeinsame Konferenz des EP und der nationalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten zur Zukunft Europas in Brüssel Österreichischer Vorsitz: Präsident des Nationalrates Präsidentin des Bundesrates

10. Mai EU-Unterausschuss

11. Mai Plenarsitzung des Bundesrates mit Kommissionspräsident Barroso

11. Mai EU-Hauptausschuss mit Kommissionspräsident Barroso

22. bis 23. Mai XXXV. Konferenz der Europaausschüsse (COSAC) in Wien, Parlament Österreichischer Vorsitz: Abg. Werner Fasslabend BR Gottfried Kneifel

25. bis 28. Mai Joint Seminar AWEPA/Österreichisches Parlament, Kapstadt

24. Mai EU-Plenarsitzung des Nationalrates

29. Mai Konferenz der Vorsitzenden der Finanzausschüsse der nationa- len Parlamente der EU-Mitgliedstaaten und des EP in Wien, Parlament Österreichischer Vorsitz: Abg. Günter Stummvoll BR Johann Kraml

14. Juni EU-Hauptausschuss (Vorbereitung ER 15./16. Juni)

16. Juni Konferenz der Vorsitzenden der Umweltausschüsse der nationa- len Parlamente der EU-Mitgliedstaaten und des EP in Wien, Parlament Österreichischer Vorsitz: Abg. Kai Jan Krainer BR Karl Boden

4. Juli EU-Unterausschuss

10 1. Schülerforum: Europa und die Jugend – ein gelungener Auftakt Schüler/-innen diskutieren mit Spitzen des EU-Parlaments

Projekt Europa, das ein Lebensmodell für die In Vorbereitung der österreichischen EU-Rats- ganze Welt sein könne, nicht zu übersehen. präsidentschaft fand am 19. Dezember 2005 Die EU habe Frieden, Freiheit und Sicherheit ein Schülerforum im Parlament statt, das live gebracht und garantiere eine freie Gesellschaft im ORF-Fernsehen übertragen wurde. und die Wahrung der Menschenrechte. Dieses Schülerinnen und Schüler aus insgesamt fünf größte Friedens- und Freiheitsprojekt dürfe da- Oberstufenklassen nahmen teil: her auch nationalen Streitigkeiten nicht zum Opfer fallen. Er hoffe daher, dass das während Theresianische Akademie des letzten Gipfels vereinbarte Budget auch International Business College Hetzendorf vom Europäischen Parlament mitgetragen Bundesgymnasium Klosterneuburg werde. Der Europäische Verfassungsvertrag Höhere Bundeslehranstalt für stecke ohne Zweifel in einer Krise, sagte Khol, wirtschaftliche Berufe Wien 19 und deshalb sei es notwendig, nun den Dialog Gymnasium und Realgymnasium Wien 21 mit den Bürgerinnen und Bürgern zu verstärken. Neben dem Präsidenten des Nationalrates nahm am Präsidium auch der Präsident des Die beiden Fraktionsvorsitzenden Hans-Gert Europäischen Parlaments, Josep Borrell Fon- Poettering (Fraktion der Europäischen Volks- telles, Platz. In seiner Stellungnahme betonte partei) und (Sozialdemokra- Borrell, dass das Schülerforum am Beginn tische Fraktion) bekräftigten angesichts der einer Reihe von Bürgerforen steht, die dazu steigenden Skepsis in der Bevölkerung gegen- dienen sollen, den Dialog mit den Bürgerinnen über der EU, dass man nur gemeinsam eine und Bürgern Europas zu intensivieren, um das Chance haben werde, indem man die kultu- Vertrauen in Europa wieder zu stärken. relle, soziale, ökonomische und politische Kraft binde, ohne die nationale Identität zu verlieren. Was erwarten sich junge Menschen von der Schulz kritisierte scharf die "Hauptstadtmenta- EU? Welche Sorgen bedrängen sie angesichts lität", wonach nur alles gut sei, was auf natio- der Entwicklung der Union? Welche Hoffnun- naler Ebene passiere und alles Europäische gen verbinden sie mit einem vereinten Euro- schlecht sei. pa? Die Schülerinnen und Schüler nutzten die

Gelegenheit, ihre Anliegen und Kritik Spitzen- Ähnlich formulierte es auch der Europäische vertreterinnen und -vertretern des österreichi- Parlamentspräsident Borrell, der meinte, Euro- schen und des Europäischen Parlaments in pa laufe Gefahr, an seinem Erfolg zu ersticken, Form einer parlamentarischen Fragestunde zu und an seinen Egoismen zugrunde zu gehen. unterbreiten. Europa müsse vielmehr eine europäische Identität bilden, die der nationalen Identität Nationalratspräsident Andreas Khol appellierte jedoch in keiner Weise entgegen steht. in seinem Eingangsstatement an die Jugend- lichen, vor lauter Einzelproblemen das große

11 Neben Nationalratspräsident Andreas Khol, In den Antworten der Abgeordneten spiegelten der Zweiten Präsidentin des Nationalrates, sich natürlich die unterschiedlichen Stand- Barbara Prammer, und Staatssekretär Hans punkte wider. Das Schülerforum war ein Dialog Winkler standen der Präsident des Europäi- im besten parlamentarischen Sinn – gerade schen Parlaments, Josep Borell Fontelles, die Unterschiede machen Europa und ganz sowie die Vorsitzenden bzw. stellvertretenden allgemein die Demokratie aus. Kompromisse Vorsitzenden der europäischen Parlaments- zu finden ist nicht immer einfach, aber das ge- parteien Hans-Gert Poettering (Europäische meinsame Haus Europa verdient die Anstren- Volkspartei und Europäische Demokraten), gung auf dem Weg zu einer gemeinsamen Martin Schulz (Sozialdemokrat/innen), Graham Lösung. Nationalratspräsident Andreas Khol Watson (Liberale Fraktion), Francis Wurtz meinte abschließend, es gebe für die diffizilen (Konföderale Fraktion der Vereinigten Europäi- Fragen keine gültigen und einzig richtigen schen Linke/Nordische Grüne Linke), Monica Antworten, und das sei Demokratie. Wesent- Frassoni (Fraktion der Grünen/Freie Euro- lich sei es aber, das große Projekt nicht aus päische Allianz), Jens-Peter Bonde (Fraktion den Augen zu verlieren. Unabhängigkeit/Demokratie), Brian Crowley Dieser Dialog findet und fand aber natürlich (Fraktion Union für das Europa der Nationen) nicht nur zwischen Bürger/innen und Parla- und Philip Claeys (fraktionslos) den Jugend- mentarier/innen, sondern auch zwischen den lichen Rede und Antwort. Abgeordneten der EU-Mitgliedstaaten statt. Der Bogen spannte sich von den Themen Eindrucksvoll ist dies in dieser Bilanz doku- Arbeitslosigkeit, umweltfreundliche und men- mentiert. Am 22./23. Mai waren die Schülerin- schenwürdige Arbeitsbedingungen, bildungs- nen und Schüler, die beim Schülerforum de- politische Initiativen über Fragen zu den Gren- battiert hatten, noch einmal eingeladen. Sie zen der EU, zur Erweiterung, zur Migration, zur konnten der Tagung der COSAC (vgl. auch Zukunft der Verfassung und zu einer gemein- den entsprechenden Abschnitt in dieser Bilanz) samen Außen- und Verteidigungspolitik bis hin als Zuhörer/innen beiwohnen. Die Veranstal- zu kritischer Hinterfragung der Gentechnik in tung galt aus parlamentarischer Sicht als ein der Landwirtschaft. Den Abschluss des Kata- Höhepunkt der österreichischen EU-Ratspräsi- logs bildete die Frage, wie man die EU volks- dentschaft. näher gestalten könnte, nachdem die Umfra- gen eine immer größere EU-Skepsis unter der Bevölkerung konstatieren.

12 1.1. Pressemeldung

Parlamentskorrespondenz/06/19.12.2005/Nr. 1043

Schülerinnen und Schüler diskutieren mit sellschaft und die Wahrung der Menschenrechte. Spitzen des EU-Parlaments Dieses größte Friedens- und Freiheitsprojekt dürfe daher auch nationalen Streitigkeiten nicht Khol: Friedensprojekt EU nicht vor lauter zum Opfer fallen. Er hoffe daher, dass das wäh- Einzelproblemen übersehen rend des letzten Gipfels vereinbarte Budget auch Wien (PK) - Was erwarten sich junge Menschen vom Europäischen Parlament mitgetragen werde. von der EU? Welche Sorgen bedrängen sie Der Europäische Verfassungsvertrag stecke angesichts der Entwicklung der Union? Welche ohne Zweifel in einer Krise, sagte Khol, und des- Hoffnungen verbinden sie mit einem vereinten halb sei es notwendig, nun den Dialog mit den Europa? Schülerinnen und Schüler von fünf Bürgerinnen und Bürgern zu verstärken. Von den Oberstufenklassen hatten heute im Rahmen des anwesenden europäischen ParlamentarierInnen "Schülerforums" im Parlament Gelegenheit, ihre wurde auch der Erwartung Ausdruck verliehen, Anliegen und Kritik Spitzenvertreterinnen und dass Österreich während der Ratspräsidentschaft -vertretern des österreichischen und des Euro- gemeinsam mit Finnland und Deutschland, die im päischen Parlaments in Form einer parlamenta- Anschluss daran die Präsidentschaft überneh- rischen Fragestunde zu unterbreiten. men werden, einen Anstoß zu diesem offenen Dialog und zu neuen Visionen für Europa geben Am Vorabend der Übernahme der Ratspräsident- werde. schaft durch Österreich sollte damit bewusst ein Zeichen gesetzt werden. Wie der Präsident des Die beiden Fraktionsvorsitzenden Hans-Gert Europäischen Parlaments, Josep Borell Fon- Poettering und Martin Schulz bekräftigten ange- telles, betonte, steht das Schülerforum am Be- sichts der steigenden Skepsis in der Bevölkerung ginn einer Reihe von Bürgerforen, die dazu die- gegenüber der EU, dass man nur gemeinsam nen, den Dialog mit den Bürgerinnen und Bür- eine Chance haben werde, indem man die kultu- gern Europas zu intensivieren, um das Vertrauen relle, soziale, ökonomische und politische Kraft in Europa wieder zu stärken. Er begrüßte es binde, ohne die nationale Identität zu verlieren. daher auch, dass Österreich beabsichtigt, der Schulz kritisierte scharf die "Hauptstadtmentali- Debatte über die Zukunft Europas mit den Bürge- tät", wonach nur alles gut sei, was auf nationaler rinnen und Bürgern im nächsten Halbjahr einen Ebene passiere und alles Europäische schlecht Schwerpunkt zu widmen. Als Moderatorin fun- sei. Ihm sei es völlig unverständlich, wenn der gierte Gertrude Aubauer von der ORF-Parla- österreichische Bundeskanzler für seinen Beitrag mentsredaktion. Der ORF übertrug das Schüler- zum Europäischen Kompromiss während des forum direkt - ein Hinweis auf die Bedeutung, die letzten Gipfels in den Medien Kritik erntet, so man diesem Zusammenkommen mit jungen Schulz. Menschen beimisst. Ähnlich formulierte es der Europäische Parla- Nationalratspräsident Andreas Khol appellierte mentspräsident Borrell, der meinte, Europa laufe an die Jugendlichen und die ZuseherInnen vor Gefahr, an seinem Erfolg zu ersticken, und an den Fernsehschirmen, das große Projekt Europa, seinen Egoismen zugrunde zu gehen. Europa das ein Lebensmodell für die ganze Welt sein müsse vielmehr eine europäische Identität bilden, könne, nicht vor lauter Einzelproblemen zu über- die der nationalen Identität jedoch in keiner sehen. Die EU habe Frieden, Freiheit und Sicher- Weise entgegen steht. heit gebracht und garantiere eine folterfreie Ge-

13 Neben Nationalratspräsident Andreas Khol, der Zum Fragenkomplex Arbeitslosigkeit und soziale Zweiten Präsidentin des Nationalrates, Barbara Standards waren sich die Abgeordneten grund- Prammer, und Staatssekretär Hans Winkler stan- sätzlich einig, dass Investitionen in Forschung den der Präsident des Europäischen Parlaments, und Bildung zu den zentralen Punkten für eine Josep Borell Fontelles, sowie die Vorsitzenden erfolgreiche Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik bzw. stellvertretenden Vorsitzenden der europäi- gehören. Die derzeitige Situation, sagte etwas schen Parlamentsparteien Hans-Gert Poettering Hans-Gert Poettering, bringe sowohl Gefahren (Europäische Volkspartei und Europäische De- als auch Chancen mit sich, was die steigenden mokraten), Martin Schulz (SozialdemokratInnen), Exportzahlen bestätigten. Sowohl Poettering als Graham Watson (Liberale Fraktion), Francis auch Graham Watson traten für mehr Wettbe- Wurtz (Konföderale Fraktion der Vereinigten werb ein, wobei Watson den Schwerpunkt auf Europäischen Linke/Nordische Grüne Linke), Subventionsabbau und verstärkten Handel mit Monica Frassoni (Fraktion der Grünen/Freie außereuropäischen Ländern legte, denn nur die- Europäische Allianz), Jens-Peter Bonde (Fraktion ser schaffe Arbeitsplätze und Reichtum. Abge- Unabhängigkeit/Demokratie), Brian Crowley ordneter Martin Schulz warnte vor einer Senkung (Fraktion Union für das Europa der Nationen) und der sozialen Standards und forderte mehr Investi- Philip Claeys (fraktionslos) den Jugendlichen tionen in die Qualifizierung. Francis Wurtz erach- Rede und Antwort. Sie besuchen die Theresiani- tete es als notwendig, Kreditvergaben an Unter- sche Akademie, das Bundesgymnasium Kloster- nehmen an bestimmte Bedingungen zu knüpfen neuburg, die Höhere Bundeslehranstalt für wirt- und Monica Frassoni sprach sich für eine ver- schaftliche Berufe Wien 19, das Gymnasium und stärkte Unterstützung menschenwürdiger und Realgymnasium Wien 21. und das International ökologischer Arbeitsplätze aus. Die EU müsse Business College Hetzendorf (IBC). Das IBC Standards setzen, so Frassoni. erhielt im Jahr 2004 den Demokratiepreis der Margaretha Lupac-Stiftung des österreichischen Als unfair und enttäuschend bezeichnete Staats- Parlaments. sekretär Hans Winkler das EuGH-Urteil zum freien Universitätszugang. Als Eckpunkte für eine Der Bogen spannte sich von den Themen Lösung des Problems nannte er eine Beschrän- Arbeitslosigkeit, umweltfreundliche und men- kung für ausländische Studierende, um den schenwürdige Arbeitsbedingungen, bildungs- nationalen Bedarf nicht zu gefährden. Zugangs- politische Initiativen über Fragen zu den Grenzen beschränkungen dürften einzelne Staaten nicht der EU, zur Erweiterung, zur Migration, zur Zu- veranlassen, das Problem einfach auszulagern. kunft der Verfassung und zu einer gemeinsamen Allgemein zeigten die europäischen Abgeord- Außen- und Verteidigungspolitik bis hin zu kri- neten großes Verständnis für die Schwierigkeiten tischer Hinterfragung der Gentechnik in der Land- an österreichischen Universitäten. Sie warnten wirtschaft. Den Abschluss des Katalogs bildete jedoch davor, neue Barrieren aufzubauen. Wäh- die Frage, wie man die EU volksnäher gestalten rend aber zum Beispiel Jens-Peter Bonde und könnte, nachdem die Umfragen eine immer grö- Philip Claeys meinten, über die Universitäten ßere EU-Skepsis unter der Bevölkerung konsta- sollte nur im eigenen Land bestimmt werden, tieren. sprach sich Graham Watson für eine europäische Politik in diesem Bereich aus, was gleichzeitig In den Antworten spiegelten sich die unterschied- auch mehr finanzielle Ressourcen der EU bedeu- lichen Standpunkte wider, was Nationalratspräsi- ten würde. Francis Wurtz trat für eine vernünftige dent Andreas Khol abschließend zur Bemerkung Kooperation europäischer und nationaler Bil- veranlasste, es gebe für die diffizilen Fragen dungspolitik ein. keine gültigen und einzig richtigen Antworten, und das sei eben Demokratie. Wesentlich sei es Einen zentralen Punkt nahm auch die Frage der aber, das große Projekt nicht aus den Augen zu Erweiterung und der Grenzen Europas ein. Dabei verlieren. unterstrich Poettering, dass es europäische Wer- te gebe, die in allen EU-Mitgliedern verwirklicht und respektiert sein müssen. Selbstverständlich

14 gehöre auch die Ukraine zu Europa, Kasachstan gung von Krisen zu bringen und den Wiederauf- jedoch nicht, denn das würde die demokratische bau zu unterstützen. Das Instrument dazu sei die Union unterwandern. Abgeordnete Francis Wurtz Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, und sowie Martin Schulz legten großen Wert auf die dazu bedürfe es sowohl materieller als auch zivi- Erweiterungsfähigkeit der Union. Schulz ging ler Unterstützung, wie PolizistInnen, ZollbeamtIn- auch auf die Länder des Westbalkans ein und nen, WahlbeobachterInnen oder Menschen- unterstrich die Notwendigkeit, diesen eine euro- rechtsexpertInnen. Selbstverständlich gehörten päische Perspektive zu geben. Die Perspektive auch militärische Mittel dazu. Ziel sei eine euro- EU habe wesentlich zu Reformen in dieser päische Verteidigungspolitik, von einer gemein- Region beigetragen und darüber hinaus auch samen Armee sei derzeit keine Rede. Jedenfalls befriedend gewirkt. Vor der Erweiterung brauche sei die Neutralität kein Hindernis, sich solidarisch Europa aber eine Verfassung, sagte er und auch an den Aktivitäten zu beteiligen. die nötigen Finanzen. In diesem Zusammenhang brachte er Kritik an der Budgeteinigung vor und Unisono hielten die Europa-Abgeordneten eine meinte, so wie man dort verhandelt habe, werde verfassungsmäßige Ordnung der EU und damit man Europa an die Wand fahren. eine Verfassung für notwendig. Während etwa Hans-Gert Poettering den vorliegenden Verfas- Auf die Frage zur gemeinsamen Außenpolitik sungstext als einen Kompromiss bezeichnete, bei vertraten Monica Frassoni und Brian Crowley die dem es erstmals gelungen sei, die europäischen Auffassung, dass man in Zukunft eine kohären- Werte zu beschreiben und die Grundlagen für tere Außenpolitik brauche, und zwar unter Ein- eine demokratische transparente und handlungs- beziehung des Europäischen Parlaments. Beide fähige EU zu legen, meinten etwa Philip Claeys vermissten aber einen entsprechenden politi- und Jens-Peter Bonde, der Verfassungstext sei schen Willen. Frassoni hielt auch das Abgehen tot und man brauche einen neuen Entwurf. Auch vom Einstimmigkeitsprinzip in dieser Frage für Monica Frassoni, die grundsätzlich für den vorlie- notwendig. genden Verfassungstext eingetreten war, hielt eine neue Initiative für erforderlich, und diese Staatssekretär Hans Winkler definierte die Rolle sollte ihrer Meinung nach vom Europäischen der EU in der Welt damit, Hilfe bei der Bewälti- Parlament ausgehen.

15 2. Gemeinsames parlamentarisches Treffen „Die Parlamente auf dem Weg nach Lissabon“, Brüssel, 31. Jänner und 1. Februar 2006

Am 31. Jänner und 1. Februar 2006 trafen sich Nachdenkprozesses über eine neue globale Vertreter der nationalen Parlamente der Vision Europas gewesen sei. Die gegenwärtige 25 EU-Mitgliedstaaten, der Beitritts- und Kandi- Verstrickung der Mitgliedstaaten in nationale datenländer sowie des Europäischen Parla- Interessenslagen offenbare sehr deutlich die ments in Brüssel, um im Rahmen einer inter- Notwendigkeit einer Fortsetzung der Verfas- parlamentarischen Konferenz die bisherigen sungsdebatte. Die derzeitigen Diskussionen Erfolge sowie die nächsten Schritte bei der über die Finanzielle Vorausschau würden in Umsetzung der Lissabon-Strategie zu beraten. aller Deutlichkeit die Schwächen des gegen- wärtigen Finanzierungssystems der Union Es war dies – nach einem ersten Treffen im aufzeigen, daher sei die neu initiierte Diskus- März 2005 – bereits die zweite Konferenz sion über ein Eigenmittelsystem der Union zu zwischen nationalen Parlamenten und dem begrüßen. Steigende Ölpreise und der jüngste Europäischen Parlament, die im Rahmen der Gaskonflikt hätten die Notwendigkeit einer Lissabon-Strategie stattgefunden hat. gemeinsamen Energiepolitik deutlich gemacht. An der Konferenz nahmen über 110 Abgeord- Die gesamtwirtschaftliche Situation habe sich nete aus 29 nationalen Parlamenten und rund im Vergleich zum Vorjahr zwar verbessert, 60 Mitglieder des Europäischen Parlaments jedoch verstärke sich der Globalisierungsdruck teil. Den Vorsitz der Tagung führten der Präsi- immer mehr, wodurch das europäische Sozial- dent des Europäischen Parlaments Borrell, der modell in Gefahr gerate. Die realistische Neu- Präsident des Nationalrates Khol und die Prä- definition der Lissabon-Strategie und der Kom- sidentin des Bundesrates Roth-Halvax. Das missionsbericht zu den Nationalen Aktions- österreichische Parlament war durch 11 Mit- plänen seien der Beweis, dass Europa fähig glieder des National- und Bundesrates vertre- ist, Wettbewerbsfähigkeit mit sozialer Gerech- ten. tigkeit und Umweltverantwortung zu vereinen. Jetzt sei es aber nötig, praktische Umset- Im Mittelpunkt der Beratungen standen die im zungsschritte zu unternehmen, denn die Bür- Herbst 2005 vorgelegten nationalen Aktions- ger müssten Ergebnisse spüren. pläne, deren Bewertung durch die Europäische Kommission sowie deren Behandlung beim Präsidentin Roth-Halvax wies in ihren einlei- Europäischen Rat im März 2006. Als Gastred- tenden Worten darauf hin, dass im Hinblick auf ner traten der Präsident der Europäischen die Wiederbelebung der Lissabon-Strategie Kommission Barroso und der Präsident des der Kohäsionspolitik der EU entscheidende Europäischen Rates Schüssel auf. Bedeutung zukomme. Die Regionen würden einen wertvollen Beitrag zur Umsetzung der Präsident Borrell betonte in seiner Eröffnungs- Lissabon-Strategie leisten. Eine richtig ausge- rede, dass die Ablehnung des Verfassungs- richtete Kohäsionspolitik bewirke nicht nur in vertrages durch Referenden in Frankreich und den weniger entwickelten Mitgliedstaaten und den Niederlanden Anlass für den Beginn eines Regionen beträchtliche Wachstumseffekte,

16 sondern wirke als Wachstumsspritze für die Ratspräsident Schüssel strich in seiner Rede gesamteuropäische Wirtschaft. Die Kohäsions- die Bedeutung eines kohärenten gemeinsa- politik übe darüber hinaus eine bedeutende men Programms zur Umsetzung der Lissabon- Hebelwirkung auf die Durchführung anderer Agenda heraus. Durch ein gemeinsames Ein- Gemeinschaftspolitiken aus. Die Rolle von treten für den „European Way of Life“ sei ein Gemeinden, Städten und Regionen für die Mehrwert für ganz Europa zu erzielen. Wirt- Implementierung der Europäischen Kohäsions- schaft, sozialer Zusammenhalt und Umwelt politik solle stärker gewürdigt werden. Grenz- seien die Eckpfeiler dieses Lebensmodells, die und grenzübergreifende Regionen seien Bau- auch auf dem Frühjahrsgipfel des Europäi- steine und Brücken für den europäischen Eini- schen Rates im Mittelpunkt stehen würden. gungsprozess, für das Zusammenleben der Konkrete Selbstverpflichtungen der Mitglied- europäischen Bevölkerungen und der Minder- staaten seien von Nöten. Auch in Bezug auf heiten. Ein Musterbeispiel für erfolgreiche die Kommissionsberichte sei künftig eine Kon- grenzübergreifende Zusammenarbeit zwischen zentration auf wenige konkrete Punkte zu Regionen in Europa sei das Projekt Centrope. empfehlen. Als die vier wichtigsten Heraus- forderungen nannte Schüssel Investitionen in Präsident Khol merkte einleitend an, dass im Wissen und Innovation, Forschung und Ent- Jahr 2000 bei der Konzipierung der Lissabon- wicklung, ein verbessertes unternehmerisches Ziele mit Superlativen nicht gegeizt worden sei, Umfeld insbesondere für KMU, mehr und die Bilanz jedoch zeige, dass Europa diese bessere Arbeitsplätze angesichts der Globali- Ziele bisher klar verfehlt habe. Insgesamt sierung und der demographischen Entwick- werde europaweit zuviel von einer Krisen- lung, sowie die Energiepolitik. Abschließend situation geredet, Optimismus und Zuversicht forderte Schüssel im Hinblick auf die Finanzie- würden fehlen. Dabei gäbe es Anlass genug, rung der Union eine Debatte über EU-Eigen- stolz auf die Entwicklungen der letzten fünf mittel. Jahre zu blicken, wie die Einführung des Euro, die historische Erweiterung der Union auf Kommissionspräsident Barroso verwies in sei- 25 Mitgliedstaaten und die durch den Schen- nem Redebeitrag darauf, dass die Mitglieder gen-Acquis erzielten Fortschritte. Im Hinblick der nationalen Parlamente aufgrund ihrer Nähe auf die Verfassungsdebatte sei zu beachten, zu den Anliegen der Bürger, aber auch wegen dass jeder Konstitutionalisierungsprozess Zeit ihrer Möglichkeit, Druck auf die nationalen Re- benötige. Insgesamt zeichne sich das Lissa- gierungen auszuüben, unverzichtbare Binde- bon-Programm durch eine äußerst komplexe glieder und Legitimitätsstellen innerhalb der Aufgabenverteilung aus, was in der Vergan- Lissabonner Partnerschaft seien. Das Konzept genheit dazu geführt habe, dass sich in Wahr- der „New Governance“ stelle die Partnerschaft heit keiner der handelnden Akteure für die in den Vordergrund. Es sei festzustellen, dass Umsetzung zuständig gefühlt habe. Vorerst sei sich die Mitgliedstaaten gut an die Spielregeln der Prozess auf die Regierungen der Mitglied- halten, insbesondere würden die vorgelegten staaten begrenzt gewesen, der Übergang zu Nationalen Aktionspläne eine solide Basis für einem parlamentarischen Prozess und zu die Messbarkeit der Fortschritte bieten. Die maßgeschneiderten Konzepten sei zu be- Kommission habe ihrerseits bereits zum jetzi- grüßen. gen Zeitpunkt zwei Drittel der im Lissabon-Pro-

17 gramm der Gemeinschaft gesetzten Ziele gen eingerichtet werden. Der für Unter- umgesetzt. nehmensgründungen nötige Zeitaufwand soll damit um 50 Prozent reduziert werden Konkrete Aktionen seien nunmehr wichtiger und die Gründungsgebühren so niedrig denn je: Auf Grund der Analyse der Nationalen wie möglich gehalten werden. Reformpläne schlage die Kommission Selbst- verpflichtungen der Mitgliedstaaten in den Bis Ende 2007 soll es möglich sein, dass Bereichen Wissen und Innovation, KMU-För- jeder Schulabgänger innerhalb von sechs derung, Schaffung von mehr und besseren Monaten ein Arbeitsangebot, Lehrstellen- Jobs sowie bezüglich einer gemeinsamen angebot, eine Zusatzausbildung oder Energiepolitik vor. andere Qualifizierungsmaßnahmen erhält. Bis 2010 soll diese Periode auf nicht mehr Im Anschluss an die Eröffnungsreden und als 100 Tage verkürzt werden. Firmen Keynote-Speeches der beiden Sitzungstage sollen Anreize erhalten, um Studenten fanden Debatten unter Beteiligung nahezu bzw. jungen Arbeitslosen Arbeitserfahrung sämtlicher Teilnehmer statt, deren überwiegen- anzubieten. der Tenor eine äußerst positive Bilanz des Treffens war. Zentrale Themen in den ein- Im Energiebereich ist eine Verstärkung zelnen Wortmeldungen waren unter anderem und Vertiefung des Energiebinnenmarktes die Bereiche Wachstum, Bekämpfung der vorgesehen, und zwar durch zeitgerechte Arbeitslosigkeit, Haushalt, Energie, Forschung, Umsetzung und wirksame Regulierung der Bildung und die Dienstleistungsrichtlinie. Energiemärkte, stärkeren Wettbewerb im Bereich Strom und Gas, bessere Koopera- Präsident Khol zog am Ende der Tagung tion und Integration der Netze zwischen detaillierte Schlussfolgerungen aus den den Mitgliedstaaten und Identifizierung Debatten: sowie Vervollständigung fehlender oder Die Dienstleistungsrichtlinie soll in Zusam- unzureichender grenzüberschreitender menarbeit mit den europäischen Sozial- Abschnitte. partnern rasch fertig gestellt und rechtlich Außerdem wird die Förderung erneuer- durchsetzbar gestaltet werden. barer Energien und mehr Energieeffizienz Die Mitgliedstaaten sollen stärkere Ver- angestrebt. Hierfür soll ein entsprechen- pflichtungen für Foschung, Technologie- des gemeinsames Regelwerk zu erneuer- entwicklung und Innovation eingehen und baren Energien entworfen werden. sich bis zum Europäischen Rat präzise Präsident Khol zeigte sich erfreut über die festlegen, welchen Prozentsatz für For- fruchtbare Diskussion im Rahmen des Parla- schungs- und Entwicklungsausgaben sie mentariertreffens, die Europa bei der Umset- bis 2010 erreicht haben wollen. zung der Lissabon-Ziele weiter bringen werde. Als Maßnahme für kleine und mittlere Die von der Kommission vorgelegten Bewer- Unternehmen sollen bis Ende 2007 in tungen seien wichtig für die Identifizierung und jedem Mitgliedstaat "One Stop Shops" zur die Evaluierung von Best Practices in den Unterstützung bei Unternehmensgründun- mitgliedstaatlichen Reformprogrammen. Das

18 Motto müsse aber nunmehr sein, von Plänen Strategie zu ermöglichen. Die erfolgreiche zur Tat zu schreiten. Umsetzung der Lissabon-Strategie sei vom Engagement der nationalen Regierungen, aber Präsident Borrell betonte in seinen Schluss- vor allem auch von Anstößen durch die natio- worten die Bedeutung der Konferenz und nalen Parlamente abhängig, wodurch diesen äußerte seinen Wunsch nach einer For- eine Schlüsselrolle in der Partnerschaft für tsetzung des erfolgreichen parlamentarischen Wachstum und Beschäftigung zukomme. Ins- Treffens. Darüber hinaus sei es erstrebens- gesamt sei die Lissabon-Partnerschaft mehr wert, eine ähnliche Versammlung abzuhalten, als nur ein Bündel nationaler Strategien, sie um den Sozialpartnern eine verstärkte Teil- erzeuge vielmehr einen klaren europäischen nahme an der EU-Debatte zur Lissabon- Mehrwert.

19 2.1. Programm

DG INTERNAL POLICIES OF THE UNION RELATIONS WITH NATIONAL

Parliamentary Meeting "THE PARLIAMENTS ON THE WAY TO LISBON" 31ST JANUARY - 1ST FEBRUARY 2006

European - – Paul-Henri Spaak Building -Room 3C50

Interpretation in 19 official languages of the EU

Meeting between the National Parliaments and the , Organised by the European Parliament in collaboration with the , Co-chaired by Mr. Josep Borrell Fontelles, President of the European Parliament, Mr. Andreas Khol, President of the Austrian Nationalrat, Mrs. Sissy Roth-Halvax, President in office of the Austrian Bundesrat.

The European Parliament in collaboration with the Chamber of Deputies of Luxembourg organised on the eve of the 2005 European Council a "Parliamentary Meeting" on the re-launch of the Lisbon Strategy. The meeting gathered together MEPs and more than 120 national parliamentarians. The president-in-office of the Council, Mr. Jean-Claude Juncker participated as did Commission President, Mr. Barroso, Commission Vice-President, Mr. Verheugen and Mr. Wim Kok, Chairman of the High Level Group of Independent Experts. It was agreed at this "Parliamentary Meeting" that cooperation at this level was indispensable to strengthen parliamentary democratic will, to evaluate progress made on the Lisbon reforms and to contribute to improving the implementation of these reforms in the following areas: -a knowledge based society, - the completion of the Internal Market, -a labour market based on integration and strengthened social cohesion, -an environment favourable to enterprise and entrepreneurship. This second "Parliamentary Meeting" co-chaired by Mr. Josep Borrell Fontelles, President of the European Parliament, Mr. Andreas Khol, President of the Nationalrat, Mrs. Sissy Roth-Halvax, President in office of the Bundesrat, and Mr. Joseph Daul, Chairman of the Lisbon Strategy Coordination Group in the European Parliament, has as its objective a full exchange of information and wide-ranging discussion of 'best practice' for achieving growth and jobs. To this end the preparation and the preliminary results of the first national and European action plans will be analysed and debated.

20 Programme Tuesday 31st January 2006 9.30 - 13.00 Meeting with the European Parliament political groups

15.00 Official Welcome: Mr. Josep BORRELL FONTELLES, President of the European Parliament Mr. Andreas KHOL, President of the Austrian Nationalrat Mrs. Sissy ROTH-HALVAX, President in office of the Austrian Bundesrat

Session I: DISCUSSION ON THE PREPARATION AND IMPLEMENTATION OF ACTION PLANS AT EUROPEAN AND NATIONAL LEVEL This session will examine the new method of coordination put in place in 2005. How in each Member State the national Parliaments were involved in the process of elaboration and adoption of the National Lisbon Reform Programmes? What are the best means of mobilisation and cooperation at national level (organisation of a dialogue with social partners and citizens)? What actions have already been undertaken for an effective implementation of reforms?

15.30 Introduction: Mr. Josep BORRELL FONTELLES, President of the European Parliament 15.45-17.00 Mr. Wolfgang SCHÜSSEL, Federal of the Republic of Austria, President- in- office of the Council followed by a debate 17.00-18.45 General Debate on the issue of session

Wednesday 1st February 2006 Session II: THE FUTURE OF THE ACTION PLANS - PREPARATION OF THE SPRING 2006 EUROPEAN COUNCIL This session aims at advancing the discussion on alternative forms and possibilities of more effective cooperation at European level in the implementation of the Lisbon Strategy. How can the reforms be followed up? On what criteria can the reforms be evaluated? What support can the EU give to Member States? How can inter-parliamentary cooperation be further developed to allow best practices across the board in the national action plans. How can communication and information for the citizen on the objectives of the Lisbon Strategy be improved?

08.45 - 09.45 Opening by Joseph DAUL, Chairman of the Lisbon Strategy Coordination Group of the European Parliament Mr. José Manuel BARROSO, President of the European Commission, followed by a debate 09.45 - 10.30 Mr. Joseph DAUL, Chairman of the Lisbon Strategy Coordination Group of the European Parliament; Presentation by the European Parliament's co-rapporteurs Mr. Klaus-Heiner LEHNE and Mr. Robert GOEBBELS of a progress report in view of the Spring European Council; Mr. Werner FASSLABEND, Chairman of the Committee on the European Affairs of the Nationalrat and Mr. Antti KAIKKONEN, Vice-Chairman of the Grand Committee of the Eduskunta 10.30 - 12.30 General debate on Session II. 12.30 Conclusions of the Presidency

21 2.2. Teilnehmerliste

SECOND PARLIAMENTARY MEETING on the LISBON STRATEGY "PARLIAMENTS ON THE WAY TO LISBON" 31st January- 1st February 2006

European Parliament Room PHS 3C50 BRUSSELS

Participants

Chairmen of the Meeting I Special Guests II Members of National Parliaments of the Member States of the EU III Members of the European Parliament IV Members of Parliaments from Acceding and Candidate Countries to the EU V European Institutions / Organisations

Meeting Secretariat: European Parliament, DG Internal Policies, Directorate for Relations with National Parliaments Brussels

CHAIRMEN Mr. Josep BORRELL FONTELLES, MEP President of the European Parliament Mr. Joseph DAUL, MEP Chairman Lisbon Strategy Coordination Group European Parliament Mr. Andreas KHOL Chairman, Austrian Nationalrat Mrs. Sissy ROTH-HALVAX Chairman-in-office, Austrian Bundesrat

I SPECIAL GUESTS

Mr. Wolfgang SCHÜSSEL Federal Chancellor of the Republic of Austria President-in-office of the European Council Mr. José Manuel BARROSO President of the European Commission Mr. Werner FASSLABEND Chairman of the Standing Sub-Committee on European Affairs Nationalrat Mr. Antti KAIKKONEN Vice Chairman Grand Committee Eduskunta

II MEMBERS OF NATIONAL PARLIAMENTS OF THE MEMBER STATES OF THE EU

Names of participants appear in the order in which they were transmitted to the Meeting Secretariat. Membership of parliamentary committees is not indicated in all cases, nor does the list appear in alphabetical or hierarchical order. N.B. The asterisk and initials denote the European Parliament political group to which the MP and his/her national political party are affiliated (example EPP-ED* , PES*...).

AUSTRIA Mr. Werner FASSLABEND, Chairman of the Standing Sub-Committee on European Affairs, Nationalrat, (EPP- ED*) Mr. Günter STUMMVOLL, Chairman Committee on Budgets, Nationalrat, (EPP-ED*) Mr. Gottfried KNEIFEL, Chairman Committee on European Affairs, Bundesrat, (EPP-ED*) Mrs. Christine MAREK, member Nationalrat, (EPP-ED*) Mrs. Marianne HAGENHOFER, Vice-Chair Standing Sub-Committee on European Affairs, Nationalrat, (PES*) Mr. Friedrich VERZETNITSCH, Chairman Industry Committee, (PES*) Mr. Caspar EINEM, Vice-chairman Standing Sub-Committee on European Affairs, Nationalrat, (PES*) Mr. Maximilian HOFMANN, Vice-Chairman Committee on Economc Affairs, Nationalrat (Freiheitliche Partei Österreichs) Mrs. Helene PARTIK-PABLÉ, Vice-Chairman Committee on Internal Affairs, Nationalrat, (Freiheitliche Partei Österreichs) Mrs. Michaela SBURNY, Vice-Chairman Committee on Economic Affairs, Nationalrat, (Greens/EFA*) Mr. Dieter BROSZ, Member, Nationalrat, (Greens/EFA*) Mr. Alexis WINTONIAK, Director Dept. of International/EU Relations Mr. Gerhard KOLLER, Dept. of International/EU Relations Mr. David LIEBICH, Dept. of International/EU Relations 22 Mrs. Heike MALICEK, National Parliament Representative to the EP Mrs. Astrid SPREITZER, Assistant

BELGIUM Mr. Philippe MAHOUX, Co-chairman of the Federal Committee on European Affairs, , (PES*) Mr. Dirk VAN DER MAELEN, Leader SPA party Chamber of Representatives, (PES*) Mrs. Simone CREYF, Chamber of Representatives (EPP-ED*) Mr. Hans BONTE, Chamber of Representatives (SPA) (PES*) Mr. Jean-Marc DELIZÉE, Chamber of Representatives (PS) (PES*) Mrs. Camille DIEU, Chamber of Representatives, (PS) (PES*) Mrs. Claudine STUAERT, Chamber of Representatives Mrs. Delphine VAN DAELE, Chamber of Representatives Mr. Hugo D'HOLLANDER, Chamber of Representatives Mr. Daniel LUCION, Chamber of Representatives Mr. Michel VANDEBORNE, Senate

CYPRUS Mr. Aristos CHRYSOSTOMOU, Chairman Committee on Budgets (ALDE) Mrs. Tasoula JERONYMIDOU, Assistant to the Chairman

CZECH REPUBLIC Mr. Premysl SOBOTKA, of the Senate (EPP-ED*) Mr. Ludek SEFZIG, Chairman, Committee on European Affairs, Senate (EPP-ED*) Mrs. Alena GAJDUSKOVA, Member of the Senate (PES*) Mr. Petr LACHNIT, Vice-Chairman, Committee on European Affairs, Chamber of Representatives, (PES*) Mr. Jan BAUER, Member of the Committee on European Affairs, Chamber of Representatives (EPP-ED*) Mr. Vaclav KOLAJA, Permanent Representation of the Czech Republic to the Mr. Peter DOLEJSI, Permanent Representation of the Czech Republic to the European Union Mr. Michal CASTEK, Parliamentary Institute, Chamber of Representatives Mr. Edvard KOZUSNIK, Director, Speaker's Office, Senate Mrs. Valerie CIPROVA, Head of Protocol Service, Senate Mr. Petr KOSTKA, Press Service, Senate Mrs. Vitezslava FRICOVA, European Affairs Division, Senate Mr. David PRINESDOM, Press and Documentation Division, Senate Mr. Zdenek HOFMAN, Interpreter Mr. Martin PANTLIK, Assistant to Speaker of the Senate Mrs. Hana DANKOVA, National Parliament Representative to the EP

DENMARK Mrs. Elisabeth ARNOLD, Chairman Committee on European Affairs (ALDE*) Mr. Mongin FORREST, National Parliament Representative to the EP Mrs. Marie Kristine TANG, Assistant

ESTONIA Mrs. Kristiina OJULAND, Chairwoman Committee on European Affairs, member Committee on Constitutional Affairs (ALDE*) Mr. Olev AARNA, Chairman Committee on Culture Mr. Meelis ATONEN, Chairman Committee on Budgets, member Committee on European Affairs (ALDE*) M. Avri KAROTAM, National Parliament Representative to the EP

FINLAND Mr. Jouko SKINNARI, Chairman of the Committee on Economic Affairs, member of the Grand Committee of the Eduskunta (PES*) Mr. Kimmo SASI, Chairman, Committee on Constitutional affairs, member Grand Committee (EPP-ED*) Mr. Antti KAIKKONEN, Vice-Chairman Grand Committee (ALDE*) Mrs. Outi OJALA, member Grand Committee (GUE/NGL*) Mr. Jere LAHTI, member Committee on Economy (EPP-ED*) Mr. Pekka NURMINEN, Counsellor Grand Committee Mrs. Carita OLLIKAINEN, National Parliament Representative to the EP

23 FRANCE Mr. Michel DELEBARRE, Member of the EU Delegation and member of the Committee on Foreign Affairs of the , co-rapporteur on the Lisbon Strategy (PES*) Mr. Daniel GARRIGUE, Member of the EU Delegation and member of the Committee on Budgets of the National Assembly, co-rapporteur on the Lisbon Strategy (EPP-ED*) Mr. Robert LECOU, Member of the EU Delegation of the National Assembly (EPP-ED*) Mr. Jean BIZET, member of the EU Delegation of the Senate (EPP-ED*) M. Christian OUDIN, Counsellor, Senate M. François DULUC, National Parliament Representative to the EP

GERMANY Mr. Hermann WINKLER, State Minister (Saxony), Member of the European Affairs Committee of the Bundesrat, (EPP-ED*) Mr. Kurt BODEWIG, Vice-Chairman of the European Affairs Committee of the , (PES*) Mr. Rainder STEENBLOCK, Spokesperson on European Affairs, B90/Die Grünen Party, Bundestag, (Greens/EFA*) Mrs. Doris BARNETT, Member Bundestag (PES*) Mr. Axel SCHÄFER, Member Bundestag (PES*) Mrs. Vesna POPOVIC, National Parliament Representative to the EP

GREECE Mr. Sotiris HATZIGAKIS, 1st Vice-Chairman of the Parliament and Chairman of the Committee on European Affairs (EPP-ED*) Mrs. Aikaterini PAPACOSTA, Member of the Legal and Internal Affairs Committee, (EPP-ED*) Mr. Ilias KALIORAS, member of the Economic Committee (EPP-ED*) Mr.Petros EFTHIMIOU, member of the European Affairs Committee(PES*) Mr. Asterios PLIAKOS, Head of Research Dept. Mrs. Anastasia FRANGOU, Head of European Affairs Division Mr. Ioannis TSAGADOPOULOS, assistant to the chairman of the European Affairs Committee Mrs. Helena NICOLOPOULOU, assistant to Mr. EFTHIMIOU Mr. Haris KARABARBOUNIS, National Parliament Representative to the EP Mme Stamatina KOUTSAFTI, Assistant

HUNGARY Mrs. Imre SZEKERES, Member of the Committee on Budgets and Vice-Chairwoman of the Socialist Party (PES*) Mr. Mátyás EÖRSI, Chairman, Committee on European Affairs (ALDE*) Mr. István SZABÓ, Member, Committee on European Affairs Mr. András CSÁKY, Vice-Chairman, Committee on Health Mr. Balint ODOR, Director, Dept. of Foreign Affairs Mr. László SINKA, National Parliament Representative to the EP Mrs. Antónia BEREI-NAGY, Assistant

IRELAND Mr. Kevin LEYDON, National Parliament Representative to the EP

ITALY Mr. Mario GRECO, Chairman, Committee on Political Affairs, Senate, (EPP-ED*) Mr. Andrea MANZELLA, Vice-chairman Committee on Political Affairs, Senate, (PES*) Mr.Tino BEDIN, member of the EU Political Affairs Committee, Senate (ALDE*) Mr. Luigi D'AGRO (EPP-ED*) Mr. Sergio GAMBINI Mr. Davide Alberto CAPUANO, European Union office, Senate

LATVIA Mr. Oskars KASTĔNS, Chairman, Committee on European Affairs, member Committee on Foreign Affairs and Sub-Committee on Health (EPP-ED*) Mrs. Jevgenija STALIDZÃNE, Chairwoman, Committee on Social Affairs and Employment, member (EPP-ED*) Mr. Janis STRAZDINS, Chairman, Committee on Education Culture and Sciences (Greens/EFA) Mrs. Inese KRASTIŊA, Member, Committee on European Affairs, Committee on Human Rights, Sub-Committee on Future Development of Latvia (EPP-ED*) Mr. Andris TOLMAČOVS, Member, Committee on Economic Policy, Agriculture, the Environment and Regions, (ALDE*) Mrs. Lilija STELPE, Committee Advisor Mrs. Anzelika BRUZE, Committee Advisor Mr. Andris CAPANS, Committee Advisor Committee M. Gundars OSTROVSKIS, National Parliament Representative to the EP Mrs. Inese KRISKANE, National Parliament Representative to the EP

LITHUANIA Mr. Andrius KUBILIUS, Member, Committee on European Affairs, Leader of the Opposition Party, (Homeland Union Party) (EPP-ED*) 24 Mr. Vytas NAVICKAS, Chairman, Committee on Economic Affairs, (National Farmer´s Group) Mrs. Vilija VERTELIENE, Member, Committee on Health (ALDE*) Mrs. Roma ZAKAITIENE, Member, Committee on Education, Science and Culture (EPP-ED*) Mr. Julijus GLEBOVAS, Assistant Committee on European Affairs

LUXEMBOURG Mr. Alex BODRY, Chairman, Committee on Economic Affairs, Energy, Post and Sports, Leader of the Luxembourg Socialist Workers Party (PES*) Mr. Marcel SAUBER, Vice-Chairman, Committee on Economic Affairs, Energy, Post and Sports (EPP-ED*) Mr. Charles GOERENS, Vice-Chairman, Committee on Foreign and European Affairs (ALDE*) Mr. Henri KOX, Member, Committee on Economic Affairs, Energy, Post and Sports (Greens/EFA*) Mr. Gaston GIBERYEN, Member of the Committee on Action for Democracy and Social Justice (UEN*) Mr. Guy LENTZ, Permanent Representation of Luxembourg to the European Union Mr. Patrick THILL, Chamber of Deputies responsible for the Lisbon Strategy Mr. Yves CARL, National Parliament Representative to the EP

MALTA Mr. George VELLA, (PES*) Mr. David AGIUS, (EPP-ED*)

NETHERLANDS Mr. Kris DOUMA, Tweede Kamer (PES*) Mr. J.H. EIGEMAN, Eerste Kamer, (PES*) Mr. . Sander VAN DER SLUIS, Permanent Representation of the to the EU Mr. Jan Nico VAN OVERBEEKE, National Parliament Representative to the EP Mrs. Harmanda POST, Assistant

POLAND Mr. Andrzej GALAZEWSKI, Vice-Chairman of the Committee on European Affairs (EPP-ED*) Mr. Andrzej GRZYB, Vice-Chairman of the Committee on European Affairs, Sejm (EPP-ED*) Mr. Artur ZAWISZA, Chairman of the Committee on Economic Affairs, Sejm (UEN*) Mrs. Maria ZUBA, Member, Committee on Public Finance Sejm (UEN*) Mrs. Malgorzata MIKA-BRYSKA, 1st Secretary, Permanent Representation of to the European Union Mrs. Magda SKULIMOWSKA, Clerk to the Committee on European Affairs, Senate Mrs. Magdalena SKRZYNSKA, Clerk to the Committee on European Affairs, Sejm Mrs. Agnieszka KRAWCZYK, National Parliament representative to the EP

PORTUGAL Mr. António ALMEIDA HENRIQUES, Member of the European Affairs Committee, Draftsman Lisbon Strategy (EPP-ED*) Mr. Elisio COSTA AMORIM, Member, Committee on European Affairs (PES*)

SLOVAKIA Mrs. Mária DEMETEROVÁ, member Committee on European Affairs and Committee on Social and Internal Affairs(EPP-ED*) Mr. Igor ŠULAJ, member, Committee on Budgets and Finance (PES*) Mrs. Marta LUPTAKOVÁ, Dept. of European Affairs Mr. Martin HOŠTÁK, Parliamentary Institute Mrs. Miriam LEXMANN, National Parliament Representative to the EP

SLOVENIA Mr. . Anton KOKAJ, Chairman of the European Affairs Committee (EPP-ED*) Mr. Franc (Feri) HORVAT, Chairman, Committee on Economic Affairs (PES*) Mr. Mitja SLAVINEC, Vice-Chairman, Committee on European Affairs (ALDE*) Mr. Milenko ZIHERL, member, Committee on Foreign Affairs (EPP-ED*) Mrs. Barbara RAFLAK, Secretary to the Delegation Mrs. Radica NUSDORFER, National Parliament Representative to the EP

25 SPAIN Mr. Rogelio PARDO GABALDÓN, 2nd Vice Chair Economic Committee, Senate, (EPP-ED*) Ms. María del Mar ANGULO MARTÍNEZ, member of the Economic Committee, Senate, (EPP-ED*) Mr. Antonio GUTIÉRREZ VEGARA, Chairman Economic Committee, Congress of Deputies, (PES*) Mr. Francisco UTRERA MORA, Spokesperson, Popular Party and member of the Economic Committee, Congress of Deputies (EPP-ED*) Mr. Pedro María AZPIAZU URIARTE, spokesperson of the Basque party on the Economic Committee, Congress of Deputies, (ALDE*) Mr. Manuel FERNÁNDEZ-FONTECHA TORRES, Legal Service, Senate Mrs. Ana Belén GARCÍA SÁNCHEZ, Inter-parliamentary Relations, Senate Mrs. Mónica MORENO FERNÁNDEZ-SANTA CRUZ, Legal Service, Congress of Deputies

SWEDEN Ms. Ingegerd SAARINEN, 2nd Vice Chairman, Committee on Industry and Commerce, leader of the Delegation (Greens/EFA*) Ms. Sylvia LINDGREN, member of the Committee on Industry and Commerce (PES*) Mr. Krister HAMMARBERGH, Member of the Committee on Industry and Commerce (EPP-ED*) Ms. Karin GRANBOM, member of the Committee on European Affairs (ALDE*) Mr. Lars LINDÈN, member of the Committee on Industry and Commerce (EPP-ED*) Mr. Håkan LARSSON, member of the Committee on Industry and Commerce (ALDE*) Ms Stina SVENSSON, Joint Secretary to the Committee on Industry and Commerce Mr. Bengt OHLSSON, National Parliament Representative to the EP

UNITED KINGDOM Mr. Michael CONNARTY, member, European Scrutiny Committee, House of Commons (PES*) Mr. Michael J. FOSTER, member, Work and Pensions Committee, House of Commons (PES*) Mr. James BROENSHIRE, member, Committee on Constitutional Affairs, House of Commons (EPP-ED*) Lord (Robert) MACLENNAN, member, European Union Select Committee, (ALDE*) Lord (Timothy) BEAUMONT OF WHITLEY, Member, House of Lords (Greens/EFA*) Mr. . Keith NEARY, Clerk, European Scrutiny Committee, House of Commons Mr. Ed LOCK, Clerk, European Union Select Committee, House of Lords Mr. Richard McLEAN, House of Lords Representative to the EP Mr. Martyn ATKINS, House of Commons Representative to the EP

III MEMBERS OF THE EUROPEAN PARLIAMENT

Mr. Edward McMILLAN-SCOTT, Vice President responsible for relations with National Parliaments (UK) (EPP-ED Group) M. Pierre MOSCOVICI, Vice-President responsible for Relations with National Parliaments (F) (PES Group)

EUROPEAN PARLIAMENT Office of the President Mrs. Christine VERGER, Director Mr. Doriano DRAGONI, Advisor Mrs. Eszter FAY, Advisor

MEMBERS OF THE LISBON STRATEGY COORDINATION GROUP CHAIRMAN Mr. Joseph DAUL (F) ( EPP-ED Group) (Chairman of the Committee on Agriculture and Chairman of the Conference of Committee Chairmen of the EP)

26 GROUP OF THE EUROPEAN PEOPLE'S PARTY (CHRISTIAN DEMOCRATS) AND EUROPEAN DEMOCRATS Mr. John BOWIS (UK) Mrs. Françoise GROSSETÊTE (F) Mr. Malcolm HARBOUR (UK) Mr. Luis Francisco HERRERO-TEJEDOR (E) Mr. Georg JARZEMBOWSKI (D) Mr. Timothy KIRKHOPE (UK) Mr. Klaus-Heiner LEHNE (D) (Co-rapporteur Lisbon Strategy) Mrs. Ria OOMEN-RUIJTEN (NL) Mr. (D) Mr. Paul RÜBIG (A) Mr. Antonis SAMARAS (GR) Mrs. Amalia SARTORI (I) Mrs. Marianne THYSSEN (B)

SOCIALIST GROUP IN THE EUROPEAN PARLIAMENT Mrs. Inés AYALA SENDER (E) Mr. (D) Mr. Harlem DÉSIR (F) Mr. Robert GOEBBELS (L) (Co-rapporteur Lisbon Strategy) Mrs. Edit HERCZOG (H) Mr. Stephen HUGHES (UK) Mr. Reino PAASILINNA (FIN) Mrs. Christa PRETS (A) Mr. Guido SACCONI (I)

GROUP OF THE ALLIANCE OF LIBERALS AND DEMOCRATS FOR EUROPE Mrs. Lena EK (S) Mr. Alexander Graf LAMBSDORFF (D) Mr. Bernard LEHIDEUX (F) Mr. Jules MAATEN (NL)

GROUP OF /EUROPEAN FREE ALLIANCE Mrs. (D) Mr. Pierre JONCKHEER (B)

CONFEDERAL GROUP OF THE EUROPEAN /NORDIC GREEN LEFT Mrs. Ilda FIGUEIREDO (P) Mr. (D)

INDEPENDENCE / DEMOCRACY GROUP Mrs. KATHY SINNOTT (IRL)

UNION FOR EUROPE OF THE NATIONS GROUP Mr. Guntars KRASTS (LV)

NON-ATTACHED Mr. Leopold Jósef RUTOWICZ (PL)

OTHER REGISTERED MEPS Mr. Dieter L. KOCH (D) (EPP/ED) Mrs. Marie PANAYOTOPOULOS (GR) (EPP/ED) Mr. Stanislaw JALOWIECKI (PL) (EPP/ED) Mrs. Charlotte CEDERSCHIOLD (S) (EPP/ED) Mr. (D) (EPP/ED) Mrs. Pilar DEL CASTILLO (E) (EPP/ED) Mrs. Maria BERGER (A) (PES) Mr. Othmar KARAS (A) (EPP-ED) Mr. Karsten Friedrich HOPPENSTEDT, (D) (EPP-ED) Mrs. Gisela KALLENBACH, (D) (GREENS/EFA) Mr. Peter ŠŤASTNÝ (SK) (EPP-ED) Mr. Jürgen SCHRÖDER (D) (EPP-ED)

FORMER MEP Mrs. Christa RANDZIO-PLATH (D) (PES)

27 EUROPEAN PARLIAMENT SUPPORT GROUP LISBON STRATEGY COORDINATION GROUP Mrs. Thérèse LEPOUTRE-DUMOULIN Director, DG Internal Policies (Economic and Scientific Policies) Mr. Francesco PERRONI DG Internal Policies, Relations with National Parliaments Mr. Jochen RICHTER DG Internal Policies Mr. Gianpaolo MENEGHINI DG Internal Policies Mrs. Michèle JOPPART DG Internal Policies Mrs. Sabine LEITNER DG Internal Policies

CHAIRMEN OF POLITICAL GROUPS Mr. Hans-Gert PÖTTERING, Chairman EPP-ED Group (D) Mr. Martin SCHULZ, Chairman PES Group (D) Mr. Graham WATSON, Chairman ALDE Group (UK) Mrs.. Monica FRASSONI, Co-President Greens/EFA Group (I) Mr. Daniel M. COHN-BENDIT, Co-President Greens/EFA Group (D) Mr. Francis WURTZ, Chairman GUE/NGL Group (F) Mr. Jens-Peter BONDE, Chairman IND/DEM Group (DK) Mr. Nigel FARAGE, Chairman IND/DEM Group (UK) Mr. Brian CROWLEY, Co-President UEN Group (IRL) Mrs. Cristiana MUSCARDINI, Co-President UEN Group (I)

CHAIRMEN OF "LISBON STRATEGY" COMMITTEES Mr. Janusz LEWANDOWSKI Chairman Committee on Budgets (PL) (EPP-ED) Mrs. Pervenche BERÈS Chairwoman Committee on Economic and Monetary Affairs (F) (PES) Mr. Jan ANDERSSON Chairman Committee on Employment and Social Affairs (S) (PES) Mr. Karl-Heinz FLORENZ Chairman Committee on the Environment, Public Health and Food Safety (D) (EPP-ED) Mr. Giles CHICHESTER Chairman Committee on Industry, Research and Energy (UK) (EPP- ED) Mrs. Arlene McCARTHY Chairwoman Committee on Internal Market and Consumer Protection (UK) (PES) Mr. Paolo COSTA Chairman Committee on Transport and Tourism (I) (ALDE) Mr. Nikolaos SIFUNAKIS Chairman Committee on Culture and Education (GR) (PES) Mr. Giuseppe GARGANI Chairman Committee on Legal Affairs (I) (EPP-ED) Mrs. Anna ZÁBORSKÁ Chairwoman Committee on Women's Rights and Gender Equality (SK) (EPP-DE)

* * *

EUROPEAN PARLIAMENT Directorate General Internal Policies Mr. Klaus WELLE Director General Mr. Alain BARRAU Acting Director, Relations with National Parliaments Mr. Francesco PERRONI Principal Administrator, Relations with National Parliaments Mr. Josep Maria RIBOT IGUALADA Administrator, Relations with National Parliaments Mr. Tomász BANKA Administrator, Relations with National Parliaments Mr. Jan PÀTEK Administrator, Relations with National Parliaments Mr. Dionyz HOCHEL Administrator, Relations with National Parliaments Mr. Maximilian SCHRÔDER Administrator, Relations with National Parliaments Ms Marine SALMON Administrator, Relations with National Parliaments Ms Nadezda NOVAKOVA Assistant, Relations with National Parliaments Ms Hanneke COPPOLECCHIA- Assistant, Relations with National Parliaments, co-secretary of the SOMERS European Centre for Parliamentary Research and Documentation (ECPRD) Ms Amalia NICOLAIDOU Secretary, Relations with National Parliaments Ms Brigitte DELAUNOY Secretary, Relations with National Parliaments Ms Marika SULANKO Secretary, Relations with National Parliaments Ms Helen O'BRIEN Secretary, Relations with National Parliaments Ms Stéphanie LERATE Secretary, Relations with National Parliaments Ms Beata TURANOVA Secretary, Relations with National Parliaments Ms Tania PENTCHEVA Stagiaire, Relations with National Parliaments Ms Angélique CHAOUDOUR Stagiaire, Relations with National Parliaments

IV PARLIAMENTS OF THE EU ACCEDING and CANDIDATE COUNTRIES Delegations invited as Observers to the Meeting

BULGARIA Mr. Atanas ATANASSOV PAPARIZOV, Chairman Committee on European Affairs, Observer European Parliament (PES*) Mr. Peter VLADIMIROV DIMITROV, Chairman, Committee on Budgets (PES*)

28 CROATIA Mr. Gordan JANDROKOVIC, Chairman Committee on Foreign Affairs Mr. Neven MIMICA, Chairman Committee on European Integration Ms. Vesna LONCARIC, Secretary Committee on European Integration and Liaison Officer to the European Parliament

ROMANIA Mrs. Daniela POPA, Vice-Chairman Chamber of Deputies (ALDE*) Mr. Antonie IORGOVAN, Secretary of the Senate Bureau, member Legal Affairs Committee (PES*)

TURKEY Mr. Ali Rıza ALABOYUN, Member, Committee on European Harmonisation (EPP-ED*) Mr. Necdet BUDAK member, Committee on European Harmonisation (EPP-ED*)

V EUROPEAN INSTITUTIONS / ORGANISATIONS

EUROPEAN COMMISSION Mr. Bo Manderup JENSEN Mrs. Michela BEATI Ms. Aysegul Gulsen COUNCIL OF THE EU EUROPEAN ECONOMIC AND Mr. Roger BRIESCH, Vice President SOCIAL COMMITTEE Mr. Vasco DE OLIVEIRA, Head of Unit Mr. Dirk JARRÉ, Expert Advisor to Mr. Briesch, Synthesis Report on Lisbon Strategy M. Philippe Bon, Administrator, Unit for Inter-institutional Relations Ms Veronica TOMÉI, Administrator, Unit for Inter-institutional Relations M. Jose ISIAS RODRIGUEZ Adviser ESC COMMITTEE OF THE REGIONS Mr. Gerhard STAHL, Secretary General EUROPEAN INVESTMENT BANK Mr. Dominique de CRAYENCOUR, Director, Institutional Affairs COUNCIL OF EUROPE Mr. Evgeni KIRILOV, Chairperson, Committee on Economic (PARLIAMENTARY ASSEMBLY) Affairs and Development Mrs. Aiste RAMANAUSKAITE, Official

Other Participants

ANP Press Agency, Netherlands Mr. Kees BOS College of Europe, Bruges Mrs. Amandine CRESPY Association of Turkish Industries Burçu Dagurkuden Court of Auditors of the EU Emilie SCHUTZ, stagiaire Parliament of the Belgian "French Community" Mrs. Viviane GERARD, Head of Unit 'Solidar' NGO Ms. Katrin HUGENDUBEL Mr. Giuseppe SAPIO

Abbreviations of the political groups: EPP-ED Group of the European People's Party (Christian Democrats) and European Democrats PES Socialist Group in the European Parliament ALDE Group of the Alliance of Liberals and Democrats for Europe Greens/EFA Group of the Greens /European Free Alliance GUE/NGL Confederal Group of the European United Left-Nordic Green Left IND/DEM Independence/Democracy Group UEN Union for Europe of the Nations Group NI Non-Attached

29 2.3. Pressemeldung

Parlamentskorrespondenz/05/01.02.2006/Nr. 60

Khol in Brüssel: Europa hat einmaliges Wirt- Die Mitgliedstaaten sollen stärkere Verpflich- schafts- und Sozialmodell tungen für Forschung, Technologieentwick- lung und Innovation eingehen und sich bis NR-Präsident fasst Ergebnisse der Parlamen- zum Europäischen Rat präzise festlegen, tarierkonferenz zusammen welchen Prozentsatz für Forschungs- und Entwicklungsausgaben sie bis 2010 erreicht Wien/Brüssel (PK) - Am Ende der zweitägigen haben wollen. gemeinsamen Sitzung von Mitgliedern der 25 na- tionalen Parlamente und des Europäischen Par- Als Maßnahme für kleine und mittlere Unter- laments in Brüssel fasste Nationalratspräsident nehmen sollen bis Ende 2007 in jedem Mit- Dr. Andreas Khol als Ko-Vorsitzender heute, gliedstaat "One Stop Shops" zur Unterstüt- Mittwoch, die Diskussion zusammen und legte zung bei Unternehmensgründungen einge- Vorschläge für die Umsetzung der Lissabon richtet werden. Der für Unternehmensgrün- Strategie auf den Tisch: Das Ziel dieser Strate- dungen nötige Zeitaufwand soll damit um gie, Wachstum und Beschäftigung in Europa zu 50 Prozent reduziert werden und die Grün- fördern und Europa zum dynamischsten Wirt- dungsgebühren so niedrig wie möglich schaftsraum zu machen, sei mit Optimismus und gehalten werden. Ferner ist anzustreben, Zuversicht zu erreichen, betonte Khol. dass alle Mitgliedstaaten eine Methode zur Messung administrativer Belastungen "Europa hat das Potenzial, mit seinem einmali- annehmen und anwenden. Bis Ende 2007 gen Wirtschafts- und Sozialmodell", sagte der sollte die Europäische Kommission zudem Nationalratspräsident. "Die 25 staatlichen Pro- die Verpflichtung zur Notifizierung niedriger gramme konkretisieren die Maßnahmen und Beihilfen in bestimmten Kategorien werden uns, wenn umgesetzt, weiter helfen." abschaffen. Khol wies darauf hin, dass nur im Zusammen- wirken der Organe der Union, der staatlichen Bis Ende 2007 soll es möglich sein, dass Regierungen, der Parlamente und der europäi- jeder Schulabgänger innerhalb von sechs schen Sozialpartner konkrete Schritte gesetzt Monaten ein Arbeitsangebot, Lehrstellen- werden und nannte folgende Schlussfolgerun- angebot, eine Zusatzausbildung oder andere gen, die aus der Debatte in Brüssel gezogen Qualifizierungsmaßnahmen erhält. Bis 2010 wurden: soll diese Periode auf nicht mehr als 100 Ta- ge verkürzt werden. Firmen sollen Anreize Die Dienstleistungsrichtlinie soll in Zusam- erhalten, um Studenten bzw. jungen Arbeits- menarbeit mit den europäischen Sozial- losen Arbeitserfahrung anzubieten. partnern rasch fertig gestellt und rechtlich durchsetzbar gestaltet werden. Im Energiebereich ist eine Verstärkung und Vertiefung des Energiebinnenmarktes vorge- Der Vorschlag des ÖGB-Vorsitzenden Fritz sehen, und zwar durch zeitgerechte Umset- Verzetnitsch, wonach die Sozialpartner aller zung und wirksame Regulierung der Ener- 25 Länder im Europaparlament zusammen- giemärkte, stärkeren Wettbewerb im Bereich treffen, um die Umsetzung der Lissabon- Strom und Gas, bessere Kooperation und Strategie zu beraten, soll rasch umgesetzt Integration der Netze zwischen den Mitglied- werden. staaten und Identifizierung sowie Vervoll-

30 ständigung fehlender oder unzureichender mechanismen zu gewährleisten. In inter- grenzüberschreitender Abschnitte. nationalen Gremien und gegenüber externen Energieversorgern soll "mit einer Stimme" Außerdem wird die Förderung erneuerbarer gesprochen werden. Energien und mehr Energieeffizienz ange- strebt. Hierfür soll ein entsprechendes ge- Der Nationalratspräsident zeigte sich erfreut über meinsames Regelwerk zu erneuerbaren die fruchtbare Diskussion im Rahmen des Parla- Energien entworfen werden. Schließlich ist mentariertreffens und ist überzeugt, dass "dieses die Sicherstellung der Energieversorgung engagierte Programm" Europa bei der Umset- durch einen fokussierteren, kohärenteren zung der Lissabon-Ziele einen großen Schritt und integrierteren Ansatz inklusive Notfalls- weiter bringen wird.

31 3. Konferenz der Vorsitzenden der Außenpolitischen Ausschüsse der nationalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten und des Europäischen Parlaments in Wien, 27. und 28. März 2006

Am 27. und 28. März 2006 fand im österreichi- schen Union unterschiedliche Fortschritte schen Parlament die Konferenz der Vorsitzen- erzielt. Kroatien habe bereits Beitrittsverhand- den der nationalen Parlamente der EU-Mit- lungen aufgenommen, Mazedonien sei der gliedstaaten und des Europäischen Parla- Kandidatenstatus zuerkannt worden. Albanien ments statt. stehe kurz vor dem Abschluss eines Stabilisie- rungs- und Assoziierungsabkommens mit der Themenschwerpunkte der Konferenz bildeten EU, Serbien-Montenegro und Bosnien-Herze- die Blöcke „Die weitere Festlegung der euro- gowina hätten erst unlängst Verhandlungen päischen Perspektive der Westbalkanländer“ über solche Abkommen aufgenommen. Das und „Der Stand der aktuellen Kosovo-Verhand- Ziel der Europäischen Union, so der Aus- lungen“. schussobmann, müsse es sein, die Konsoli- Zu dieser unter der Leitung der Vorsitzenden dierung des Friedens und die Verbesserung der Außenpolitischen Ausschüsse von Natio- des Lebensstandards der Menschen in den nalrat und Bundesrat stehenden Tagung waren Westbalkan-Ländern nachhaltig voranzutrei- erstmals auch Vertreter/innen von Kroatien, ben. Man müsse sich gemeinsam mit diesen Mazedonien, Albanien, Bosnien-Herzegowina Ländern für die Stärkung ihrer Demokratien sowie von Serbien-Montenegro eingeladen, und die Reform ihrer Wirtschaft einsetzen. um nach einem Einleitungsstatement eines Wenn diese Ziele verwirklicht würden, werden Vertreters der EU-Kommission auch ihnen sie der EU näher rücken und eine Verbesse- Gelegenheit zu geben, ihre Sicht der Situation rung der materiellen Lebensbedingungen in darzulegen. der Region erzielen können.

Die EU-Mitgliedstaaten hatten sich auf dem Über den aktuellen Stand der Verhandlungen Gipfeltreffen in Thessaloniki im Jahr 2003 zum künftigen Status des Kosovo berichtete geschlossen dafür ausgesprochen, den Län- der Stellvertreter des UN-Chefverhandlers, dern des Westbalkans eine klare europäische Botschafter Albert Rohan, der in der Einleitung Perspektive zu geben. Der Obmann des seines Statements auf die Komplexität des Außenpolitischen Ausschusses des National- Problems hinwies, die durch die gegensätz- rates, Abgeordneter Peter Schieder, führte in lichen Forderungen der beiden Seiten hervor- seiner Einleitung aus, dass es dabei insbeson- gerufen würden. So sei für Belgrad alles außer dere darum gehe, diese Länder darin zu einer Unabhängigkeit annehmbar, für die bestärken, ihre Reformen mit Nachdruck fort- Kosovaren hingegen sei nichts Anderes als die zusetzen, um raschere Fortschritte auf dem Unabhängigkeit denkbar. Verschärft werde die Weg der europäischen Integration zu erzielen. Situation überdies noch dadurch, dass die In der Zwischenzeit hätten die betreffenden Kosovo-Serben auf Anraten Belgrads nach wie Staaten bei ihren Beziehungen zur Europäi- vor die Institutionen in Pristina boykottierten,

32 dies im Glauben, dadurch die Unabhängigkeit entwickelt worden sei. Es solle verhindert wer- verzögern oder verhindern zu können. Vor den, dass zwischen den Ländern, die Mitglie- diesem Hintergrund rief Rohan sowohl Pristina der der EU wurden, und jenen, die nicht EU- als auch Belgrad zu mehr Realismus auf. Die Mitglieder sind, Barrieren entstünden. Auch in internationale Gemeinschaft habe den Koso- diesen Ländern müssten Bedingungen für varen klar gemacht, dass mit dem Beginn der Wohlstand, Stabilität und Sicherheit geschaf- Statusgespräche nicht automatisch die Unab- fen werden. Die Nachbarschaftspolitik werde hängigkeit kommen werde, und dass Pristina für die einzelnen Partner in Form von Aktions- die Standards, insbesondere die Behandlung plänen maßgeschneidert, so Landaburu, und der serbischen Minderheit, deutlich verbessern wies beispielhaft auf die Ambitionen Marokkos müsse. Gegenüber den Serben im Kosovo hin, sich zu einem demokratischen Rechtsstaat wiederum habe man betont, dass sie an der zu entwickeln. Solche Aktionspläne seien mit Gestaltung der Zukunft des Kosovo mitarbeiten Israel, Moldawien, Marokko, Jordanien, Tune- müssten und jeder weitere Boykott kontrapro- sien, Ukraine und den Palästinensern bereits duktiv sei. Die derzeitige Strategie der inter- abgeschlossen worden. In Verhandlungen nationalen Gemeinschaft bestehe, so Rohan, stünden Aktionspläne mit Ägypten, Libanon, vor allem darin, die Gespräche nicht automa- Aserbaidschan und Armenien. Die Umsetzung tisch auf die Statusfrage zu konzentrieren, son- des Aktionsplans mit der Ukraine habe jeden- dern zuerst konkrete, praktische Themen zu falls den WTO-Beitritt der Ukraine beschleu- behandeln, etwa die Dezentralisierung, den nigt, hob der Generaldirektor mit Stolz hervor. Schutz der religiösen Stätten, die Minderhei- Im Rahmen der Konferenz skizzierte die Bun- tenrechte, wirtschaftliche Fragen sowie die Zu- desministerin für auswärtige Angelegenheiten kunft der internationalen Präsenz im Kosovo. Ursula Plassnik die zentralen Aspekte der Der Tagesordnungspunkt „Die Aufgaben der gegenwärtigen EU-Politik unter österreichi- nationalen Parlamente sowie des EU-Parla- scher Präsidentschaft. Österreich sei bemüht, ments in der europäischen Nachbarschafts- so die Bundesministerin, die EU wieder stärker politik“ war ebenfalls Thema einer lebhaften an die Bürger heranzuführen und dabei die Debatte. Der zuständige Generaldirektor der Kontakte zu den Menschen auf den verschie- EU-Kommission Eneko Landaburu machte densten „Baustellen“ der Union zu intensivie- darauf aufmerksam, dass sich die Bürger ren. Es gehe vor allem darum, auf die Anliegen Europas eine stärkere internationale Rolle der der Bevölkerung zu reagieren und die Themen EU wünschten. Außerdem sähen die Bürger Beschäftigung, Wachstum, Jugend und Ener- den Kampf gegen den Terrorismus, die Über- gie als Prioritäten ins Zentrum der Politik der windung der Armut sowie Sicherheit und poli- Union zu rücken. Die österreichische Präsi- tische Stabilität als wichtige Aufgaben der dentschaft sah Plassnik von zwei Punkten ge- europäischen Außenpolitik an und wollten, prägt, der Diskussion um die Zukunft Europas dass sich die EU auf die unmittelbaren Nach- nach den Verfassungsreferenden in Frankreich barländer konzentriere. Diesem Wunsch und den Niederlanden sowie der Frage der entspreche das Konzept der Europäischen Erweiterung der EU. Plassnik trat dafür ein, Nachbarschaftspolitik, das in der Zeit der Ver- hinsichtlich des Verfassungsvertrages die handlungen mit den neuen Mitgliedsländern Nachdenkpause zu nützen, um die Gespräche

33 mit den Bürgern zu verstärken. Sie rechne und ein Budget von 104 Millionen US-Dollar nicht mit konkreten Lösungen während der verfüge, nannte Toth die Unterbindung aller österreichischen Präsidentschaft und betonte, Atomtests. Denn diese stellten das Kriterium dass es jetzt viel mehr gelte, sich auf einen zur Unterscheidung zwischen friedlicher und gemeinsamen Arbeitsplan zu einigen und die militärischer Nutzung der Atomenergie dar. nächsten Schritte zu planen. Zum Thema Nukleare Tests hätten ausschließlich militä- Westbalkan stellte die Außenministerin fest, rische Zwecke. Um dafür zu sorgen, dass dass im laufenden Jahr wichtige Entscheidun- keine Tests stattfinden, habe seine Organisa- gen über Statusfragen anstünden. Es gehe tion ein Monitoringsystem zu Lande, zur See darum, ein möglichst stabiles Ambiente zu und zur Luft aufgebaut, das mit seismischen schaffen und den Partnern eine europäische und hydroakustischen Technologien sowie mit Perspektive mit einer Mitgliedschaft als letztem Infraschall und Radioerhebung arbeite. Welt- Ziel anzubieten. Dieser Stabilisierungs- und weit seien für diese Zwecke bislang 337 Statio- Assoziierungsprozess sei ein adäquates nen und Labors in 89 Ländern eingerichtet. Instrument, die Länder dieser Region an Die Konferenz der Vorsitzenden der Außen- europäische Standards heranzuführen. politischen Ausschüsse war die erste von Den Abschluss der Konferenz bildete eine insgesamt fünf Konferenzen von Fachaus- Aussprache über den Vertrag über das umfas- schüssen im Rahmen der österreichischen EU- sende Verbot von Nuklearversuchen (CTBT). Ratspräsidentschaft und setzte zweifelsohne Das einleitende Referat hielt der Exekutivsek- neue Akzente im Hinblick auf die Mitwirkung retär der in Wien ansässigen Vorbereitenden nationaler Parlamente im EU-Entscheidungs- Kommission für die Organisation des Vertra- prozess. Die Parlamentariertagung gab Gele- ges über das umfassende Verbot von Nuklear- genheit, eigene Positionen mit den Sichtwei- versuchen (CTBTO) Botschafter Tibor Toth. sen der Parlamentarier/innen anderer Länder Als Ziel der 1997 gegründeten internationalen zu vergleichen und die Suche nach allgemein Organisation, die mittlerweile von 132 Staaten akzeptierten Lösungen schwieriger und kontro- ratifiziert wurde und heute über 170 Mitarbeiter versieller Probleme zu unterstützen.

34 3.1. Programm

KONFERENZ DER VORSITZENDEN DER AUSWÄRTIGEN AUSSCHÜSSE DER NATIONALEN PARLAMENTE DER EU MITGLIEDSTAATEN UND DES EP

Wien, 27. und 28. März 2006

Programm

Montag, 27.3.2006 9.15 Uhr Eröffnung durch den Obmann des Außenpolitischen Ausschusses Abgeordneter zum Nationalrat Dr. h.c. Peter SCHIEDER in Lokal VI des Parlamentsgebäudes 9.20 Uhr Die weitere Festigung der europäischen Perspektive der Westbalkanstaaten Keynote-Speaker: Botschafter Dr. Christian FALKOWSKI, Leiter der Delegation der Europäischen Kommission in Wien Frage und Antwort 10.30 Uhr Kurze Statements der Vertreter der Westbalkanstaaten: Kroatien, die ehemalige ju- goslawische Republik Mazedonien, Albanien, Bosnien und Herzegowina, Serbien und Montenegro 11.30 Uhr Diskussion 12.15 Uhr Grußadresse des Präsidenten des Nationalrates, Univ.-Prof. Dr. Andreas KHOL

14.00 Uhr Die Aufgaben der nationalen Parlamente sowie des EU-Parlaments in der Europäischen Nachbarschaftspolitik Keynote-Speaker: Eneko LANDABURU, Generaldirektor bei der Europäischen Kom- mission - GD für Außenbeziehungen 14.20 Uhr Diskussion 16.00 Uhr Die österreichische EU-Ratspräsidentschaft Keynote-Speaker: Dr. Ursula PLASSNIK, Bundesministerin für auswärtige Angelegen- heiten und EU-Ratsvorsitzende 16.20 Uhr Frage und Antwort sowie Diskussion 17.30 Uhr Ende

Dienstag, 28.3.2006 9.15 Uhr Der künftige Status des Kosovo Keynote-Speaker: Botschafter Dr. Albert ROHAN. Stellvertreter des UN-Sonderge- sandten für die Verhandlungen über den künftigen Status des Kosovo 9.45 Uhr Diskussion 11.00 Uhr Aktuelles aus dem Tätigkeitsbereich der Vorbereitenden Kommission für die Organisation des Vertrages über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO) Keynote-Speaker: Botschafter Tibor TOTH, Exekutivsekretär der CTBTO 11.15 Uhr Diskussion 12.05 Uhr Resümee der Ausschussvorsitzenden 12.15 Uhr Ende der Konferenz

35 3.2. Teilnehmerliste

CONFERENCE OF FOREIGN AFFAIRS COMMITTEE CHAIRMEN CONFÉRENCE DES PRÉSIDENTS DES COMMISSIONS PARLEMENTAIRES DES AFFAIRES ÉTRANGÈRES Vienna, 27-28 March 2006/Vienne, les 27-28 mars 2006

List of Participants / Liste des participants

MEMBER STATES / ETATS MEMBRES

AUSTRIA / AUTRICHE Nationalrat (National Council) Dr. h.c. Peter SCHIEDER, Chairman of the Foreign Policy Committee Bundesrat (Federal Council) Hans AGER, Chairman of the Foreign Policy Committee : Dr. Joseph WIRNSPERGER, Clerk of the Foreign Affairs Committee Mag. Sophie LANDERTSHAMMER, Clerk Assistant Mag. Susanna WAGNER, Administrative Secretary Martin WASSERER, Administrative Secretary Julia KRAJCIK, Administrative Secretary Yilmaz KARA, Administrative Secretary

BELGIUM / BELGIQUE Chambre des Représentants (House of Representatives) Hendrik DAEMS, President of the Foreign Relations Committee Mireille PÖTTGENS, Secretary of the Foreign Relations Committee Sénat (Senate) François ROELANTS DU VIVIER, Chairman of the Committee of Foreign Affairs Marianne VAN OPSTAL, Secretary of the Committee of Foreign Affairs

CYPRUS / CHYPRE Vouli Ton Antiprosopon (House of Representatives) Eleni THEOCHAROUS, Deputy Chairperson of the House Standing Committee on Foreign Affairs Socrates SOCRATOUS, Acting Director of the International Relations Service

CZECH REPUBLIC / REPUBLIQUE TCHEQUE Poslanecká Snĕmovna (Chamber of Deputies) Vladimir LAŠTŮVKA, Chairman of the Foreign Affairs Committee Stanislava MIKŠOVÁ, Secretary of the Foreign Affairs Committee Sénat (Senate) Josef JARAB, Chairman of the Committee on Foreign Affairs, Defence and Security Alena DOLEŽALOVÁ, Secretary

DENMARK Folketinget Jeppe KOFOD, MP – Vice-Chairman of the Foreign Affairs Committee Pia MORTENSEN, Secretary of the Foreign Affairs Committee

ESTONIA / ESTONIE Enn EESMAA, Chairman of the Foreign Affairs Committee Eve ANTON, Consultant of Secretariat of the Foreign Affairs Committee

FINLAND / FINLANDE Eduskunta-Riksdagen (House of Parliament) Liisa JAAKONSAARI, MP, Chairperson of the Foreign Affairs Committee Raili LAHNALAMPI, Counselor to the Foreign Affairs Committee Liisa MARKKULA, Assistant to the Foreign Affairs Committee

FRANCE Assemblée Nationale Hervé DE CHARRETTE, Vice-President of the Foreign Affairs Committee Anne FRAGO, Clerk of the Foreign Affairs Committee Sénat (Senate) Serge VINÇON, President of the Foreign Affairs Committee Philippe BOURASSE, Advisor

36 / ALLEMAGNE Bundestag Ruprecht POLENZ, Chairman of the Foreign Affairs Committee Sylvia HARTLEIF, Advisor

GREECE / GRECE Vouli Ton Ellinon () Joannis THEODOSIADIS-GIANNELLIS, MP, Vice-Chairman of theCommittee for Defence and Foreign Affairs Nick KARAPAPAS, Secretary of the Committee for Defence and Foreign Affairs

HUNGARY / HONGRIE Országgyülés (National Assembly) Robert FÜRJES, Member of the Foreign Affairs Committee

IRELAND / IRLANDE Dáil Éireann / Seanad Éireann Michael WOODS, Chairman of the Joint Committee on Foreign Affairs Dermot O`MAHONY, Foreign Affairs Advisor

ITALY / ITALIE Camera dei Deputati (Chamber of Deputies) Gian Paolo LANDI DI CHIAVENNA, Member of the Foreign Affairs Committee Renzo DICKMANN, Clerk of the Foreign Affairs Committee Senato della Repubblica (Senate) Fiorello PROVERA, President of the Foreign Affairs Committee Marco D’AGOSTINI, Administrator of the Foreign Affairs Committee

LATVIA / LETTONIE Vaira PAEGLE, Chairwoman of the Saeima Foreign Affairs Committee Artūrs JEFIMOVS, Adviser to the Foreign Affairs Committee

LITHUANIA / LITUANIE Justinas KAROSAS, Chairman of the Foreign Affairs Committee Deividas STANKEVIČIUS, Senior Adviser to the Foreign Affairs Committee

LUXEMBOURG Chambre des Députés (Chamber of Deputies) Ben FAYOT, President of the Committee for Foreign Affairs, European Affairs, Defense, Cooperation and Immigration Isabelle BARRA, Secretary of the Committee for Foreign Affairs, European, Defense, Cooperation and Immigration

NETHERLANDS / PAYS-BAS Eerste Kamer der Staten-Generaal (Senate) Jos VAN GENNIP, Chairman of the Committee on Foreign Affairs Tweede Kamer der Staten-Generaal (House of Representatives) Henk DE HAAN, Chairman of the Committee on Foreign Affairs Peter VAN OORT, Clerk of the Committee on Foreign Affairs

POLAND / POLOGNE Sejm Paweł ZALEWSKI, Chairman of the Foreign Affairs Committee Piotr BABIŃSKI, Clerk of the Foreign Affairs Committee Senat Ryszard GÓRECKI, Member of the Foreign Affairs Committee Agata MIANOWSKA, Senior Secretary of the Foreign Affairs Committee

PORTUGAL Assambleia da República José ARNAUT, President of the Foreign Affairs Committee António FONTES, Clerk of the Foreign Affairs Committee

SLOVAK REPUBLIC / REPUBLIQUE SLOVAQUE Národná Rada (National Council) Pavol PAŠKA, Chairman of the Foreign Affairs Committee Oľga MARČÁKOVÁ, Secretary of the Foreign Affairs Committee

37 SLOVENIA / SLOVENIE Državni Zbor (National Assembly) Jožef JEROVŠEK, Chairman of the Committee on Foreign Policy Ursula ZORE TAVČAR, Secretary of the Committee on Foreign Policy Državni Svet (National Council) Vincenc OTONIČAR, Member of the International Relations and EuropeanAffairs Commission Ana IVAS, Adviser to the International Relations and European Affairs Commission

SWEDEN / SUEDE Riksdagen (Swedish Parliament) , Chairman of the Foreign Affairs Committee Martin BROTHÉN, Secretary of the Foreign Affairs Committee

UNITED KINGDOM / ROYAUME-UNI House of Commons Mike GAPES, Chairman of the Foreign Affairs Committee Sarah IOANNOU, Second Clerk of the Foreign Affairs Committee House of Lords Lord Peter BOWNESS, Chairman of the Sub-Committee of the European Affairs Committee on Foreign Affairs, Defence and Development Policy Emily BALDOCK, Clerk to Sub-Committee of the European Affairs Committee on Foreign Affairs, Defence and Development Policy

EUROPEAN PARLIAMENT / PARLEMENT EUROPEEN

Elmar BROK, Chairman of the Foreign Affairs Committee Rosemary OPACIC, Administrator in the Foreign Affairs Committee

ACCEDING COUNTRIES / PAYS ADHÉRENTS

BULGARIA / BULGARIE Narodno Sabranie (National Assembly) Solomon PASSY, Chairman of the Foreign Affairs Committee Nadezhda HRISTOVA, Expert to the Foreign Affairs Committee

ROMANIA / ROUMANIE Camera Deputaţilor (Chamber of Deputies) Ştefan GLĂVAN, Chairman of the Foreign Affairs Committee Petre MOLDOVAN, Embassy of Romania/Vienna Senatul Christian DIACONESCU, Member of Foreign Affairs Committee Floricel Paul MOCANU, Councilor of Foreign Affairs Committee

CANDIDATE COUNTRIES / PAYS CANDIDATS

CROATIA / CROATIE Hrvatski Sabor () Gordan JANDROKOVIĆ, Chairman of the Foreign Policy Committee Gordana GENC, Secretary of the Foreign Policy Committee Ivana GORANIĆ, Embassy of Croatia/Vienna

THE FORMER YUGOSLAV REPUBLIC OF MACEDONIA / L'ANCIENNE REPUBLIQUE YOUGOSLAVE DE MACEDOINE Sobranie (Assembly) Teuta ARIFI, Chair of the Foreign Affairs Committee Ljilja TRPKOVSKA, Clerk of the Foreign Affairs Committee Gjorgji MISAJLOVSKI, Embassy

TURKEY / TURQUIE Tükiye Büyük Milet Meclisi (Grand Nationial Assembly) Mehmet DÜLGER, Chairman of Foreign Affairs Committee

38 GUEST COUNTRIES / PAYS D'ACCUEIL

ALBANIA / ALBANIE Kuvendi I Shqipërisë (Parliament of the Republic of Albania) Preç ZOGAJ, Chairman of the Parliamentary Committee on Foreign Policy and Trade Policy

BOSNIA AND HERZEGOVINA / BOSNIE-ET-HERZÉGOVINE Predstavnički dom/Zastupnički dom (Chamber of Representatives) Martin RAGUŽ, Chairman of the Foreign Affairs Committee and Vice-Chairman of Chamber of Representatives Dom naroda (House of Peoples - Upper Chamber) Hasan ČENGIĆ, Chairman of the Committee for Foreign Affairs and Trade Policy

Mag. Daria KRSTIČEVIĆ, Ambassador of Bosnia and Herzegovina/Vienna Haris HRLE, Embassy of Bosnia and Herzegovina/Vienna

SERBIA AND MONTENEGRO / SERBIE-ET-MONTÉNÉGRO Skupština Srbije I Crne Gore (Federal Assembly of Serbia and Montenegro) Ivan KALEZIĆ, Chairman of Foreign Affairs Committee Nikola LAZIĆ, Vice-Chairman of Foreign Affairs Committee Draga VUKCEVIĆ-ANDELKOVIĆ, Interpreter

Skupština Republike Crne Gore (Parliament of the Republic of Montenegro) Miodrag VUKOVIĆ, Chairman of the International Relations Committee Mira DJUROVIĆ, Secretary of the Foreign Affairs Committee Narodna skupština Republike Srbije (National Assembly of the Republic of Serbia) Gordana ČOMIĆ, Chairwoman of the Foreign Affairs Committee

OTHER PARTICIPANTS / AUTRES PARTICIPANTS

ASSEMBLY OF WEU / ASSEMBLEE DE L’UEO Floris DE GOU, Head of Political Section

39 3.3. Pressemeldungen

Parlamentskorrespondenz/05/27.03.2006/Nr. 252

Für ein stabiles Europa terungen der EU hätten Europa sicherer, demo- kratischer und wohlhabender gemacht, unter- Konferenz der Vorsitzenden der auswärtigen strich der Redner. Dennoch brauche es eine Ausschüsse im Parlament Debatte über weitere Erweiterungen, eine dies- bezügliche Reflexion, auch im Hinblick auf die Wien (PK) – Das Hohe Haus fungierte heute als Aufnahmekapazität der Union, sei erforderlich. Gastgeber einer Konferenz der Vorsitzenden der auswärtigen Ausschüsse der nationalen Parla- Die Länder des Westbalkans seien Nachbarn der mente der EU-Mitgliedstaaten und des Europäi- EU, und es könne kein Zweifel daran bestehen, schen Parlaments. Im Mittelpunkt der Veranstal- dass ihre Zukunft in der EU liege, doch sei dies tung stand dabei die Zukunft der Westbalkan- eine mittel- bis langfristige Perspektive, deren staaten und deren Integration in die EU. Realisierung auch von den Anstrengungen der Staaten selbst abhängen werde. Die EU habe Abgeordneter Peter Schieder (S), der gemein- ihre Erweiterungsagenda konsolidiert und stehe sam mit Bundesrat Hans Ager (V) den Vorsitz zu ihren diesbezüglichen Verpflichtungen, be- über die Konferenz führte, begrüßte die Teil- kenne sich aber nach wie vor zum Prinzip der nehmer auf das Herzlichste, bedankte sich bei Konditionalität. Die Länder selbst müssten ergo den britischen Freunden für die gelungene Kon- das Ihrige beitragen, um diesen Prozess zu ferenz in London und begrüßte insbesondere die einem erfolgreichen Abschluss bringen zu finnischen Kollegen, die Österreich im Vorsitz können. nachfolgen werden. Besonderes Willkommen bereitete Schieder auch den Delegationen aus Es gelte, so Falkowski, die europäischen Per- den Westbalkanstaaten, so namentlich aus spektiven greifbarer und konkreter zu machen, Makedonien, Albanien, Bosnien-Herzegowina wie dies der Rat auch in Salzburg klargemacht und Serbien-Montenegro. habe. Als konkreten Ausfluss dieser Bemühun- gen verwies der Redner auf das geplante regio- Schieder ging auf den geplanten Ablauf der nale Freihandelsabkommen, zu dem die Ver- Tagung ein und äußerte sein Bedauern, dass es handlungen Anfang April in Bukarest beginnen trotz mehrmaligen Urgierens nicht möglich gewe- sollen. sen sei, ein Mitglied der Kommission zur Teil- nahme an dieser Konferenz zu bewegen. In Die junge Generation müsse europäisiert diesem Zusammenhang verwies Schieder auf werden, erklärte Falkowski, dazu müsse die einen Brief des Nationalratspräsidenten an Kom- Mobilität von Wissenschaftlern und Studierenden missionspräsidenten Barroso, in welchem Khol durch Stipendien und andere geeignete Maßnah- der Unzufriedenheit Österreichs mit diesem men seitens der Kommission und der Mitglieds- Umstand Ausdruck verliehen habe. Sodann staaten gefördert werden. Auch habe man mehr stellte Schieder den ersten Referenten vor. für zwischenmenschliche Kontakte zu tun, be- tonte der Redner, der Erleichterungen bei der Botschafter Christian Falkowski, der Vorsitzende Visavergabe und beim lokalen Grenzverkehr in der Delegation der Europäischen Kommission in Erwägung zog. Salzburg habe diese Ziele be- Wien, setzte sich mit der zukünftigen Entwicklung kräftigt, nun gehe es um deren Umsetzung, hielt am Westbalkan auseinander. Besonders betonte Falkowski fest, der sodann auf die Zukunft des er dabei die zwei Ziele Erweiterung und Vertie- Kosovo im Speziellen einging. fung, welche die EU parallel verfolge. Die Erwei-

40 Makedonien sei mittlerweile Beitrittskandidat, das Bürgern diese Abkommen bringen würden. Der Assoziationsabkommen mit Albanien stehe kurz Referent schloss mit einem Appell an die ge- vor der Unterzeichnung, mit Bosnien-Herze- meinsame Anstrengung, damit alle in dieser gowina und Serbien-Montenegro stehe man in Region von dem in Gang gesetzten Prozess diesbezüglichen Verhandlungen, erklärte Fal- profitieren würden. kowski, der auf die Vorteile verwies, die den

Parlamentskorrespondenz/05/27.03.2006/Nr. 255

Khol: Ohne Balkan bleibt die europäische Khol begrüßte es daher außerordentlich, dass Einigung Stückwerk erstmals VetreterInnen der Parlamente von Kroa- tien, Mazedonien, Albanien, Bosnien-Herze- Konferenz der außenpolitischen Parlaments- gowina sowie Serbien und Montenegro eingela- ausschüsse den worden waren, im Rahmen einer derartigen Tagung zur aktuellen Lage Stellung zu nehmen Wien (PK) - "Ohne Balkan bleibt die europäische und in Diskussion mit den VolksvertreterInnen Einigung unvollständig und nur Stückwerk", das der EU Staaten treten zu können. Er, Khol, sehe betonte heute Nationalratspräsident Andreas die Beitrittsperspektive für die Länder des West- Khol in seiner Begrüßung anlässlich der Konfe- balkans als einen wichtigen Stabilitätsfaktor und renz der Vorsitzenden der auswärtigen Aus- damit als einen friedenserhaltenden Faktor für schüsse der nationalen Parlamente der EU- diese Region. Er hoffe auch, dass die euro- Mitgliedstaaten und des Europäischen Parla- päische Perspektive weiterhin als Reformmotor ments, die vom 27.bis 28. März 2006 im österrei- gesehen wird. chischen Parlament stattfindet.

Parlamentskorrespondenz/05/27.03.2006/Nr. 257

Westbalkan: EU-Perspektive entscheidender schaft darstelle. Einige EU-Vertreter wiesen aber Faktor für Reformen auf die Notwendigkeit der Aufnahmefähigkeit der EU hin. VertreterInnen des Westbalkans betonen Re- formbereitschaft EU-Beitritt Kroatiens als Anker für Demokratisie- rungsprozess am Westbalkan Wien (PK) – Anlässlich der heutigen Konferenz der Vorsitzenden der auswärtigen Ausschüsse Gordan Jandrokovic, Vorsitzender des Außen- der nationalen Parlamente der EU-Mitglieds- politischen Ausschusses des kroatischen Parla- länder und des Europäischen Parlaments hatten ments, betonte, dass die jüngste Mitteilung der auch VertreterInnen von Kroatien, Mazedonien, Europäischen Kommission hinsichtlich der Bosnien-Herzegowina sowie von Serbien und Staaten des Westbalkans zu Stabilität und Wohl- Montenegro die Gelegenheit, in kurzen State- stand beitragen werde. Die europäische Perspek- ments ihre Sicht der aktuellen Lage darzulegen. tive stelle einen entscheidenden Faktor für die Dabei wurde übereinstimmend betont, dass die positive Entwicklung in dieser Region dar. europäische Perspektive für diese Region einen großen Motivationsfaktor für die Reformbereit-

41 Die Eröffnung der Beitrittsverhandlungen mit Kro- ren Länder haben könne. Denn nur so sei es atien sei ein Zeichen für die Leistungen, die sein möglich, eine feste Basis für eine demokratische Land auf dem Weg zur EU bereits erbracht hat, Entwicklung zu legen. Nach 15 Jahren Gewalt in und er erwarte, dass Kroatien auch nach seinen der Region müsse auch die EU über ihre Werte eigenen Leistungen beurteilt werde. Kroatien sei nachdenken, sagte Arifi und unterstrich, dass der entschlossen, die Reformen konsequent fortzu- Westbalkan geographisch und geistig zu Europa setzen, um die Kopenhagener Kriterien für einen gehöre. Beitritt zu erfüllen. Die Politik sei auch bemüht, die EU den Bürgern näher zu bringen. Ein Beitritt Bosnien und Herzegowina: Gesellschaft gegen- Kroatiens bedeutet aus der Sicht Jandrokovics seitiger Achtung aufbauen einen wichtigen Schritt zur Stabilisierung des Aus Bosnien und Herzegowina nahmen Martin Westbalkans und kann als ein wichtiger Anker für Raguz, der Vorsitzende des Außenpolitischen den Demokratisierungsprozess in dieser Region Ausschusses des Abgeordnetenhauses, sowie dienen. Selbstverständlich müssten die offenen Hasan Cengic, der Vorsitzende des Außenpoliti- Fragen in der Region gelöst werden und die Län- schen Ausschusses der Kammer der Völker, der müssten selbst die Reformen in die Hand Stellung. Beide stellten fest, dass nach den nehmen. Kroatien selbst unterstütze die Liberali- letzten schwierigen 15 Jahren die europäische sierung des Handels und die multilaterale Zu- Zukunft für Bosnien und Herzegowina von sammenarbeit. größter Bedeutung sei. Die Aussicht auf eine EU- Gelungene ethnische Integration in Mazedonien Mitgliedschaft diene als größter Motivations- als Vorbildfunktion faktor; negative Stimmen in der EU seien dem Reformprozess auf keinen Fall dienlich. Die Vorsitzende des Außenpolitischen Ausschus- ses des Parlaments von Mazedonien, Teuta Arifi, Raguz ging auch auf das Dayton-Abkommen ein, unterstrich, dass der Kandidatenstatus ihres das vor zehn Jahren unterzeichnet worden ist. Landes als eine große Verpflichtung angesehen Das Abkommen habe zwar Frieden gebracht, es werde, den Aufgaben auch nachzukommen. Eine bereite aber auf Grund inkonsequenter verfas- EU-Mitgliedschaft sehe sie grundsätzlich nicht sungsmäßiger Strukturen noch immer Schwierig- nur als Vorteil sondern auch als Verantwortung. keiten. Man arbeite daher an einer Verfassung, Mazedonien habe eine neue Philosophie ent- um die Institutionen auf staatlicher Ebene zu wickelt, die zum Erfolg geführt habe. Noch 2001 stärken und eine Dezentralisierung in die Wege habe das Land am Rande eines Bürgerkriegs zu leiten. Ohne Verfassung werde die Fraktionie- gestanden. Mazedonien habe aber den Mut rung der Gesellschaft fortdauern, sagte Raguz, gehabt, Schritte in Richtung interethnische Integ- weshalb man bemüht sei, die internen Unter- ration zu setzen. Die gewonnene Stabilität und schiede aufzulösen und eine Gesellschaft gegen- Toleranz seien die Voraussetzung für den Kann- seitiger Achtung anstelle von Konfrontation auf- didatenstatus geworden. In Mazedonien herrsche zubauen. nun das Prinzip der Gleichberechtigung als Hasan Cengic wies auf die signifikanten Fort- Grundlage für die neue Republik. Die bevorste- schritte hin, die bislang erzielt worden sind. Trotz- henden Wahlen würden sehr ernst genommen, dem sei noch viel Arbeit zu leisten, insbesondere sagte Arifi und man werde alles daran setzen, hinsichtlich der bestehenden wirtschaftlichen saubere und faire Wahlen durchzuführen. Daher Instabilität und hoher Arbeitslosigkeit. Cengic hätten neben der Reform des Justizwesens eine erwartet sich daher eine weitere Stärkung der neue Wahlordnung sowie die Stärkung der EU-Politik in Richtung Westbalkan. Bosnien und demokratischen Werte höchste Priorität. Herzegowina gehe sehr aktiv an den Prozess der Arifi gab zu bedenken, dass die Region des europäischen Integration heran, da dies einen Westbalkans derzeit eine heikle Phase durch- Anreiz für wirtschaftliche und demokratische laufe, dass aber die gelungene ethnische Integra- Reformen darstelle. Aus seiner Sicht muss auch tion in Mazedonien Vorbildfunktion für die ande- die Zusammenarbeit mit Den Haag verstärkt werden und sein Land sei auch durch die Ver-

42 handlungen über ein Stabilisierungs- und Assozi- Die Probleme Serbiens, die einen Hemmschuh ierungsabkommen mit der EU ermutigt worden. für das Land darstellen, bezeichnete Gordana Er, Cengic, hoffe auf einen Abschluss bis Ende Comic als eine Herausforderung. Es sei notwen- des Jahres. dig, mit dem Haager Tribunal eng zusammenzu- arbeiten und das Kosovo-Problem zu lösen. Trotz Serbien und Montenegro entschlossen, soziale, aller Schwierigkeiten könne Serbien Fortschritte wirtschaftliche und demokratische Reformen in in Wirtschaft, Finanzen und Gesetzgebung ver- die Wege zu leiten zeichnen. Das Jahr 2006 bezeichnete sie als ein Jahr der Klarstellung, denn man sei nun dabei, Serbien und Montenegro waren durch Ivan Kale- eine Prioritätenliste für die Zukunft zu erstellen, zic, dem Vorsitzenden des Außenpolitischen um Reformen in die Wege zu leiten. Dabei wolle Ausschusses des Parlaments der Staatenunion man die NGO und die Zivilbevölkerung stärker Serbien und Montenegro, Miodrag Vukovic, dem mit einbinden, sagte Comic, und man forciere Vorsitzende des Ausschusses für internationale auch die Zusammenarbeit mit anderen Staaten. Beziehungen des Parlaments der Republik Mon- Serbien brauche Freunde in der Region und tenegro und Gordana Comic, die Vorsitzende des wolle mit den anderen Staaten nicht in Kon- Außenpolitischen Ausschusses der National- kurrenz treten, sondern auf Grund eines regio- versammlung der Republik Serbien, vertreten. nalen Ansatzes zur Stabilität beitragen. Sie hoffe, Ivan Kalezic warnte vor einem Stopp des Erwei- dass die Probleme auf nationaler Ebene gelöst terungsprozesses, da die EU-Perspektive Stabili- werden können, sagte Comic, jedenfalls sei Ser- tät und Reformbereitschaft fördere. Serbien und bien für die EU-Integration bereit, auch wenn es Montenegro seien entschlossen, soziale und dafür großer Anstrengungen bedürfe. Persönlich demokratische sowie auch wirtschaftliche Refor- äußerte die Parlamentarierin die Hoffnung, dass men durchzuführen. Die Auslieferung von Ratko die EU-Außenpolitik in Bezug auf den Westbal- Mladic wurde von ihm als Vorbedingung für den kan eine gemeinsame ist. Beitritt zur Partnerschaft für den Frieden befür- Die Diskussion: Aufnahmefähigkeit der EU wird wortet. Kalezic ging in weiterer Folge auf das betont Unabhängigkeitsreferendum in Montenegro am 21. Mai ein und meinte, die Unabhängigkeit der Als erster Redner in der Diskussion stellte Hervé Teilrepublik sollte keine negativen Auswirkungen de Charrette, stellvertretender Ausschussvorsit- auf das Stabilitäts- und Assoziierungsabkommen zender der französischen Nationalversammlung mit der EU haben, denn die Verantwortung für fest, Europa dürfe sich nicht vor der Festlegung die Verhandlungen lägen bei den Staaten selbst. seiner Grenzen drücken. Es sei kein Zweifel, Jedenfalls müsse aber das Problem in Bezug auf dass der Westbalkan zum europäischen Raum die BürgerInnen der anderen Staaten im Vorfeld gehöre, dennoch seien zahlreiche Hindernisse des Referendums gelöst werden. für einen Beitritt noch nicht aus dem Weg ge- räumt. Darunter verstand De Charrette nicht nur Miodrag Vukovic bemerkte, die Verhandlungen den inneren Zustand der einzelnen Länder, son- zwischen den beiden Teilrepubliken seien gut dern auch EU-eigene Probleme wie die unge- vorbereitet und ließen den Schluss zu, dass die löste Frage der Institutionen und die Aufnahme- Verhandlungen zum Stabilitäts- und Assoziati- fähigkeit der EU. Er plädierte dafür, dem West- onsabkommen mit der EU von beiden Staaten balkan eine starke und entschlossene Perspek- durchaus auch getrennt geführt werden können. tive zu geben, dennoch aber eine Pause in der Montenegro könne als Beispiel für ein dynami- Erweiterung einzulegen. Um die Zwischenzeit zu sches Wirtschaftssystem und interessantes überwinden, sollte man Formen einer engen poli- Investitionsgebiet gelten, wo das Zusammen- tischen, wirtschaftlichen und strategischen Part- leben verschiedener ethnischer Gemeinschaften nerschaft suchen, meinte De Charrette. funktioniere. Ziel Montenegros sei die Assoziie- Jozef Jerovsek von der Nationalversammlung rung als international anerkannter Staat und die des slowenischen Parlaments sprach sich für EU-Mitgliedschaft.

43 eine baldige Integration der Staaten des Westbal- dürfe man keinesfalls die Perspektive einer EU- kans aus. Nach dem Tod von Slobodan Milosevic Mitgliedschaft aufgeben, sondern andere Wege sieht er durchaus eine Chance für eine neue Ent- der Zusammenarbeit suchen, sagte er. wicklung in Serbien, er warnte jedoch vor einer Machtübernahme reaktionärer Kräfte. Dies würde Auch Polen unterstütze die europäische Per- zu einem Stillstand in Serbien führen, sagte er spektive des Westbalkans, unterstrich Pawel und erinnerte in diesem Zusammenhang an die Zalewski, der Vorsitzende des Außenpolitischen Notwendigkeit, den Status für den Kosovo zu Ausschusses des Sejm. Zalewski sah aber eben- bestimmen, sowie an das Unabhängigkeitsrefe- falls die Notwendigkeit, innerhalb Europas eine rendum in Montenegro. Grundlage für die Erweiterung zu schaffen. Za- lewski sprach sich auch für die Möglichkeit junger Auch , der Vorsitzende des Außenpo- Menschen aus den Ländern des Westbalkans litischen Ausschusses des Europäischen Parla- aus, in den Staaten der EU studieren zu können. ments, hielt eine europäische Perspektive für die Staaten des Westbalkans für notwendig und Schließlich betonte Nikola Lazic, stellvertretender bekräftigte die Vereinbarung von Thessaloniki. Ausschussvorsitzender des Parlaments der Staa- Dennoch müsse die EU als solche auch in der tenunion Serbien und Montenegro nochmals die Lage sein, neue Staaten aufzunehmen. Die Bedeutung der europäischen Perspektive für die äußeren Grenzen der EU stehen, so Brok, in Westbalkanländer und die wirtschaftliche Integra- Korrelation zur inneren Stärke der EU, und diese tion dieser Region. Europa müsse eine starke habe ihre Hausaufgaben bislang nicht gemacht. Botschaft senden, sagte er und keine neuen Sollte die EU für eine Erweiterung nicht fit sein, Mauern errichten, sondern Brücken bauen.

Parlamentskorrespondenz/05/27.03.2006/Nr. 259

stärkere internationale Rolle der EU wünschen. EU-Parlamentarierkonferenz zum Thema Außerdem sehen die Bürger den Kampf gegen Nachbarschaftspolitik den Terrorismus, die Überwindung der Armut sowie Sicherheit und politische Stabilität als wich- Indem wir unseren Nachbarn helfen, helfen tige Aufgaben der europäischen Außenpolitik an wir uns selbst. und wollen, dass sich die EU auf die unmittelba- Wien (PK) - Am Nachmittag setzte die Konferenz ren Nachbarländer konzentriert. Diesem Wunsch der Vorsitzenden der Außenpolitischen Aus- entspreche das Konzept der Europäischen Nach- schüsse der nationalen Parlamente der EU-Mit- barschaftspolitik, das in der Zeit der Verhandlun- gliedstaaten und des Europäischen Parlaments gen mit den neuen Mitgliedsländern entwickelt ihre Beratungen unter dem Vorsitz des Obmanns wurde. Es solle verhindern, dass zwischen den des Außenpolitischen Ausschusses des Bundes- Ländern, die Mitglieder der EU wurden, und rates Hans Ager fort. Thema der lebhaften De- jenen, die nicht EU-Mitglieder sind, Barrieren batte, die der Generaldirektor für die Außenbe- entstehen. Auch in diesen Ländern sollen Bedin- ziehungen der Europäischen Union Eneko Lan- gungen für Wohlstand, Stabilität und Sicherheit daburu mit einem Referat einleitete, waren "Die geschaffen werden. Aufgaben der nationalen Parlamente sowie des "Indem wir unseren Nachbarn helfen, helfen wir EU-Parlaments in der Europäischen Nachbar- uns selbst", sagte Landaburu und betonte, dass schaftspolitik". dies nur auf der Basis gemeinsamer Werte mög- Generaldirektor Eneko Landaburu machte darauf lich sei. "Demokratie statt Instabilität" laute das aufmerksam, dass sich die Bürger Europas eine Motto, sagte der Generaldirektor und wies auch

44 auf den notwendigen Kampf gegen die Armut hin, nach Litauen zu reisen. Außerdem sollte die die zur Verunsicherung der Bevölkerung und zu Europäische Union überlegen, was sie gegen Instabilität führe. Dazu kommt die Zusammen- Lukaschenko und sein Regime tun könne. Auf arbeit beim Kampf gegen den Terrorismus und jeden Fall sollte man der weißrussischen Bevöl- bei der Beseitigung seiner Ursachen sowie beim kerung zeigen, dass es attraktiv sei, in der Euro- Kampf gegen die organisierte Kriminalität. päischen Union zu leben. Schließlich plädierte Ahlin für die Einrichtung einer Europäischen Die Nachbarschaftspolitik werde für die einzelnen Stiftung für Demokratie nach US-Vorbild. Partner in Form von Aktionsplänen maßge- schneidert, sagte Landaburu und wies beispiel- Francois Roelants du Vivier (Belgien) erinnerte haft auf die Ambitionen Marokkos hin, sich zu daran, dass der Barcelona-Prozess die Grund- einem demokratischen Rechtsstaat zu entwi- lagen für Gespräche zwischen den Mittelmeer- ckeln. Solche Aktionspläne seien mit Israel, Mol- ländern und der Europäischen Union geschaffen dawien, Marokko, Jordanien, Tunesien, Ukraine habe, und drängte darauf, die Nachbarschafts- und den Palästinensern bereits abgeschlossen politik mit dem Barcelona-Prozess zu verbinden. wurden. In Verhandlung stehen Aktionspläne mit Ägypten, Libanon, Aserbeidschan und Armenien. Peter Schieder (Österreich) kritisierte, dass die Mit Algerien bestehe ein Assoziierungsvertrag, Auswahl der Länder in der Nachbarschaftspolitik über einen Aktionsplan werde in der Zukunft ver- nicht nach politischen Kriterien getroffen werde, handelt. Die Umsetzung des Aktionsplans mit der und bemängelte, dass ihr Konzept kein stimmi- Ukraine habe den WTO-Beitritt der Ukraine be- ges Modell darstelle, sondern eine Summe von schleunigt, berichtete der Generaldirektor mit Einzelpolitiken. Beim Thema Menschenrechts- Stolz. politik brach der ehemalige Präsident der Parla- mentarischen Versammlung des Europarates Die Europäische Kommission wolle der Nachbar- eine Lanze für das erfolgreiche Engagement des schaftspolitik Priorität einräumen und für die Um- Europarates und wandte sich gegen den "institu- setzung des Konzepts auch die Mitgliedsstaaten tionellen Heißhunger" der Europäischen Union. mobilisieren. In der Umsetzung sollten auch die nationalen Parlamente die Zusammenarbeit mit In seinen Antworten auf die an ihn gerichteten den Nachbarländern vertiefen, das Prinzip der Fragen unterstrich Generaldirektor Eneko Lan- Gewaltenteilung stärken und bei der Verbesse- daburu die Bedeutung von "Good Governance" rung der Gesetzgebung durch technische Hilfe und verwies auf die diesbezüglichen Erfolge bei mitwirken. den Beitrittsverhandlungen mit den neuen EU- Mitgliedsländern. Vaira Paegle (Lettland) unterstrich in ihrem De- battenbeitrag die Bedeutung von "Good Gover- Beim Thema Weißrussland sprach sich der nance" für die Stabilität in den Nachbarländern Generaldirektor für Sanktionen gegen jene aus, und betonte die Notwendigkeit von Reformen zur die dafür verantwortlich sind, dass diese Wahlen Verbesserung der wirtschaftlichen Wettbewerbs- demokratischen Standards nicht entsprochen fähigkeit sowie zur Integration von Minderheiten haben. Die Zivilgesellschaft in Weißrussland sei und Zuwanderern. Angesichts der Ereignisse in zu unterstützen, zugleich aber der politische Weißrussland rief die Vertreterin Lettlands dazu Dialog mit der Regierung aufrecht zu erhalten. auf, ein Statement gegen die Gewalt zu unter- Für die Forderung vieler Parlamentarier nach zeichnen, denn die Parlamentarier seien die einem Instrument zur Förderung der Menschen- moralische Stimme der Europäischen Union. rechte zeigte Landaburu Verständnis.

Urban Ahlin (Schweden) hielt die Perspektive Der Barcelona-Prozess habe ehrgeizige Ziele eines Beitritts zur Europäischen Union - wie weit verfolgt, sei aber als ein relativer Misserfolg zu immer der Weg dahin sein möge - für die Ukraine betrachten, da es nicht gelungen sei, den Konflikt für sehr wichtig. Kritik übte der schwedische Ver- zwischen Israel und den Palästinensern zu lösen. treter an hohen Visa-Gebühren, die es etwa Die Nachbarschaftspolitik stehe nicht im Wider- weißrussischen Studenten unmöglich machen,

45 spruch zum Barcelona-Prozess, sondern ergänze päischen Union sehr nahe stehen und die EU in ihn, fügte der Generaldirektor hinzu. diesem Raum eine große Verantwortung habe. Sie habe starke Interessen an Sicherheit und Bei der Auswahl der Länder für die Nachbar- Stabilität im Mittelmeerraum. schaftspolitik seien nicht wirtschaftliche Kriterien maßgeblich, das politische Ziel von Stabilität, Generaldirektor Eneko Landaburu berichtete Sicherheit und Wohlstand stehe prinzipiell im über die Beratungen im Rat für Allgemeine Ange- Vordergrund, sagte Landaburu, der die hervor- legenheiten zur Frage des Visa-Preises, die noch ragende Zusammenarbeit der Europäischen nicht abgeschlossen seien. Der Vorschlag der Kommission mit dem Europarat auf dem Gebiet EU-Kommission laute auf eine Ausnahme für der Menschenrechte unterstrich. Länder in der Nachbarschaftspolitik. Es sei ein Problem, wenn die EU von Öffnung für die Nach- In einer zweiten Verhandlungsrunde sprach Ben barländer spreche, den Menschen dort aber mit Fayot (Luxemburg) von einem Widerspruch, hohen Visagebühren Reisen in die EU unmöglich wenn man eine Politik der Öffnung gegenüber mache. Unbestritten sei aber, dass sich die EU den Nachbarländern betreibe, ohne die eigenen gegen illegale Einwanderung und organisierte Sicherheitsbedürfnisse beim Kampf gegen die Kriminalität schützen müsse. Aus diesem Grund organisierte Kriminalität aus den Augen zu sei es im Rahmen der Vorbeitrittshilfe wichtig, verlieren. den Schutz der Außengrenzen zu verbessern.

Mike Gapes (Großbritannien) befasste sich mit Beim Thema Hamas sah Generaldirektor Landa- den Beziehungen der Europäischen Union zur buru das Problem, dem palästinensischen Volk Hamas und mit Detailproblemen beim Schutz der helfen zu wollen, ohne Kontakt zu einer Orga- EU-Außengrenze. "Bürokratischen Konzepten" nisation zu halten, die die EU als terroristisch bei der Unterstützung der Demokratie in den einstuft. Prinzipiell sah Landaburu die Notwen- Nachbarländern erteilte der Parlamentarier eine digkeit einer neuen Strategie gegenüber dem Absage. Islam. Man habe bisher keine ausreichenden politischen Kontakte mit moderaten Kräften des Jeppe Kofod (Dänemark)gab zu bedenken, dass Islam gehabt, sagte Landaburu. die EU-Nachbarschaftspolitik kein Konzept für Stabilität, sondern für Veränderung habe. Jedes Die Nachbarschaftspolitik sei ein Motor der Land, das die Kriterien erfülle, soll die Möglichkeit Veränderung mit dem Ziel, Wohlstand und habe, Mitglied der EU zu werden. Für Weißruss- Stabilität herbeizuführen. Die Frage nach der land forderte Kofod einen Aktionsplan, denn Zukunft der Erweiterungspolitik werde zwischen immerhin habe man unter den Fahnen, die die den Ländern der Europäischen Union mit unter- Demonstranten in Minsk trugen, auch die EU- schiedlichen Auffassungen diskutiert. Hinsichtlich Flagge gesehen. Weißrussland warte die EU auf den Bericht der OSZE, dann werde sie entscheiden, was zu tun Jose Arnaut (Portugal) machte darauf aufmerk- sei. sam, dass die südlichen Nachbarländer der Euro-

Parlamentskorrespondenz/05/27.03.2006/Nr. 260

Plassnik für mehr Bürgernähe der EU ministerin Ursula Plassnik die zentralen Aspekte der gegenwärtigen EU-Politik unter österreichi- Außenministerin präsentiert Zwischenbilanz scher Präsidentschaft. In einer Zwischenbilanz des Ratsvorsitzes meinte sie vor der Konferenz der Vorsitzenden Wien (PK) – Mehr Klarheit, mehr Vertrauen und der Außenpolitischen Ausschüsse im Parlament, mehr Dynamik sind nach den Worten von Außen- Österreich sei bemüht, die EU wieder stärker an

46 die Bürger heranzuführen und dabei die Kontakte Österreichs mit seiner islamischen Bevölkerung zu den Menschen auf den verschiedensten Bau- als vorbildhaft bezeichnete. stellen der Union zu intensivieren. Es gehe vor allem darum, auf die Anliegen der Bevölkerung Als weitere Herausforderung des EU-Vorsitzes zu reagieren und die Themen Beschäftigung, nannte Plassnik schließlich die Lage im Nahen Wachstum, Jugend und Energie als Prioritäten Osten nach dem Wahlsieg der Hamas. Die EU ins Zentrum der Politik der Union zu rücken, habe eine klare Position formuliert und der dabei aber klar zu stellen, was auf EU-Ebene und Hamas eine konsequente Botschaft übermittelt. was auf Ebene der einzelnen Mitgliedstaaten Ziel der Union ist es, so Plassnik, zu einer fried- getan werden kann. lichen Entwicklung auf Basis einer ausverhan- delten Lösung beizutragen, deren Grundpfeiler Die österreichische Präsidentschaft sah Plassnik die Anerkennung des Existenzrechtes Israels, die derzeit von zwei Punkten geprägt, der Diskussion Absage an Gewalt sowie die Einhaltung der inter- um die Zukunft Europas nach den Verfassungs- nationalen Abkommen sind. Die Union wolle die referenden in Frankreich und den Niederlanden Hamas ermutigen, die notwendigen Schritte in sowie der Frage der Erweiterung der EU. Plass- die richtige Richtung zu setzen. Eine Unterstüt- nik trat dafür ein, hinsichtlich des Verfassungs- zung der palästinensischen Bevölkerung hielt vertrages die Nachdenkpause zu nützen, um die Plassnik auch weiterhin für wichtig, sie gab aber Gespräche mit den Bürgern zu verstärken. Sie zu bedenken, die EU werde nicht Terrorismus rechnete nicht mit konkreten Lösungen während und Gewalt finanzieren. der österreichischen Präsidentschaft und be- tonte, vielmehr gelte es jetzt, sich auf einen Zum Thema Westbalkan stellte die Außenminis- gemeinsamen Arbeitsplan zu einigen und "ganz terin fest, im laufenden Jahr stünden wichtige prosaisch" die nächsten Schritte zu planen. Entscheidungen über Statusfragen an. Es gehe darum, ein möglichst stabiles Ambiente zu schaf- Rückblickend auf die ersten drei Monate des fen und den Partnern eine europäische Perspek- österreichischen Ratsvorsitzes hob Plassnik tive mit einer Mitgliedschaft als letztem Ziel anzu- zunächst die Krise um die Gaslieferungen Russ- bieten. Dieser Stabilisierungs- und Assoziie- lands an die Ukraine als erste Herausforderung rungsprozess sei ein adäquates Instrument, die hervor, auf die die EU erfolgreich reagiert hatte. Länder dieser Region an europäische Standards Im Atomstreit mit dem Iran wiederum sah sie es heranzuführen. als Hauptaufgabe der Union an, Teheran gegen- über auf die Notwendigkeit von vertrauensbilden- In einer anschließenden Diskussionsrunde kam den Maßnahmen zu pochen und darüber hinaus Serge Vincon (Frankreich) auf die institutionelle die Autorität der IAEO zu stärken. Die volle Ein- Zukunft Europas und den Erweiterungsprozess stellung der Anreicherung von Uran wäre eine zu sprechen und stellte dabei auch die Möglich- solche vertrauensbildende Maßnahme, fügte sie keit einer privilegierten Partnerschaft in den an. Raum. Jos Van Gennip (Niederlande) wiederum erkundigte sich nach dem Stand der Beitrittsver- Was die Krise anlässlich der Mohammed-Karika- handlungen mit Kroatien. Solomon Passy (Bulga- turen betrifft, betonte sie, es gehe darum, Miss- rien) appellierte an die EU-Staaten, den Beitritts- verständnisse auszuräumen. Österreich habe vertrag mit Bulgarien und Rumänien rasch zu den Stellenwert von Meinungsfreiheit in Verant- unterzeichnen und nicht mit dem diesbezüglichen wortung als Schlüsselelement des Wertesystems Fortschrittsbericht der Kommission zu verknüp- der EU betont. Die Präsidentschaft habe ihre fen. Francois Roelants Du Vivier (Belgien) diplomatischen Bemühungen eingesetzt und die brachte das Verhältnis der Türkei zu Zypern zur Notwendigkeit des Dialogs herausgestrichen. Sprache und meinte, die Türkei müsste ihre Dialog dürfe sich aber nicht nur auf die internatio- Verpflichtungen gegenüber dem EU-Mitglied nale Ebene beschränken, er müsse auch inner- Zypern einhalten. Liisa Jaakonsaari (Finnland) halb unserer eigenen Gesellschaften geführt wer- rief hinsichtlich des Verfassungsvertrages zu den, betonte Plassnik, die überdies den Umgang einem politischen Ruck auf, um die "Siesta"

47 abzukürzen. Urban Ahlin (Schweden) schlug Der Rat habe an die Behörden in Minsk appel- ebenso wie Pawel Zalewski (Polen) kreative liert, nicht in das Recht der Versammlungsfreiheit Maßnahmen gegenüber Weißrussland vor. Es einzugreifen, nun würden konkrete Aspekte, etwa gehe darum, die Menschen zu gewinnen und vor restriktive Maßnahmen gegen den Präsidenten allem die positiven Aspekte der EU herauszu- geprüft. streichen. Ahlin konnte sich vor allem Austausch- programme für weißrussische Studenten vorstel- Was die Erweiterung betrifft, zeigte sich Plassnik len. Enn Eesmaa (Estland) meinte wiederum, die skeptisch hinsichtlich der Bereitschaft der Union, EU sollte die Opposition ermutigen, konstruktive, ein Modell einer privilegierten Partnerschaft zu konzertierte Politik zu betreiben. entwickeln. Klar war für die Außenministerin aber, dass die Aufnahmefähigkeit der EU keine Außenministerin Ursula Plassnik stellte zum Ver- blockierende Auflage für die Türkei sein dürfe, fassungsvertrag klar, dass es keine Patentlösung sondern als Ausdruck einer wichtigen Vorbedin- gibt und vor allem nicht darum geht, kreativ zu gung zu verstehen sei. Sollte sich der Vollbeitritt sein und einen neuen Text zu offerieren. Viel- nicht verwirklichen lassen, dann müsste eine mehr sei die Union aufgerufen, in der gegenwär- differenzierte, nuancierte Form für die Türkei ge- tigen Nachdenkphase Punkt für Punkt Lösungen funden werden, meinte sie. Mit Kroatien befinden zu finden und auf die Befürchtungen der Bürger sich die Beitrittsverhandlungen, wie Plassnik mit- einzugehen. Ein Beitrag dazu sei bereits mit der teilte, derzeit in einer technischen Phase, der Aufnahme der Themen Energie und Beschäfti- Vorgang laufe regulär ab. Vor einem Beitritt Kroa- gung gemacht worden. Ziel Plassniks ist ein tiens müssten aber auf institutioneller Ebene ent- schrittweises Vorgehen, das einem Europa der sprechende Vorkehrungen getroffen werden, gab Projekte den Vorrang gibt. die Ministerin zu bedenken.

Zu Weißrussland bemerkte die Außenministerin, die Wahlen hätten grundsätzliche Mängel auf- gewiesen, die EU habe strukturelle Bedenken.

Parlamentskorrespondenz/05/28.03.2006/Nr. 261

COFACC diskutiert über künftigen Status des Kosovaren hingegen sei nichts anderes als die Kosovo Unabhängigkeit denkbar. Verschärft werde die Situation überdies noch dadurch, dass die Ko- Albert Rohan ruft Pristina und Belgrad zu sovo-Serben auf Anraten Belgrads nach wie vor mehr Realismus auf die Institutionen in Pristina boykottieren, dies im Glauben, dadurch die Unabhängigkeit verzögern Wien (PK) – Die Konferenz der Vorsitzenden der oder verhindern zu können. auswärtigen Ausschüsse der nationalen Parla- mente der EU-Mitgliedsländer (COFACC) setzte Vor diesem Hintergrund rief Rohan sowohl Pris- ihre Arbeit heute in Wien mit Beratungen über die tina als auch Belgrad zu mehr Realismus auf. Die Situation im Kosovo fort. Botschafter Albert internationale Gemeinschaft habe den Kosovaren Rohan, der Stellvertreter des UN-Sondergesand- klar gemacht, dass mit dem Beginn der Statusge- ten für die Verhandlungen über den künftigen spräche nicht automatisch die Unabhängigkeit Status des Kosovo, wies in einem Statement auf kommen werde, und dass Pristina die Standards, die Komplexität des Problems hin, die durch die insbesondere die Behandlung der serbischen gegensätzlichen Forderungen der beiden Seiten Minderheit, deutlich verbessern müsse. Gegen- hervorgerufen wird. So sei für Belgrad alles über den Serben im Kosovo wiederum habe man außer einer Unabhängigkeit annehmbar, für die betont, dass sie an der Gestaltung der Zukunft

48 des Kosovo mitarbeiten müssten und jeder weite- In der anschließenden Diskussion sprach Mike re Boykott kontraproduktiv sei. Rohan bedauerte Gapes (United Kingdom) die wirtschaftlichen allerdings, die Kosovo-Serben seien nur zum Teil Schwierigkeiten des Kosovo an und äußerte die kooperativ. Befürchtung, dass die Provinz über Jahre von internationaler Hilfe abhängig sein werde. Die derzeitige Strategie der internationalen Ge- meinschaft besteht nach den Worten Rohans vor Francois Roelants du Vivier (Belgien) stellte für allem darin, die Gespräche nicht automatisch auf die serbische Minderheit das Konzept einer Kul- die Statusfrage zu konzentrieren, sondern zuerst turgemeinschaft unabhängig von einem Territo- konkrete, praktische Themen zu behandeln, etwa rium in den Raum. Ben Fayot (Luxemburg) the- die Dezentralisierung, den Schutz der religiösen matisierte die Rückkehr der Flüchtlinge und wies Stätten, die Minderheitenrechte, wirtschaftliche auf die Notwendigkeit der Wiederintegration in Fragen sowie die Zukunft der internationalen die Bevölkerung hin. Präsenz im Kosovo. Das Bildungssystem im Kosovo war ein Anliegen Als politisch besonders brisant qualifizierte von Josef Jarab (Tschechien), der eine stärkere Rohan die Frage der Beziehung zwischen den Berücksichtigung dieses Aspektes wünschte. serbischen Gemeinden und Belgrad. Der inter- Wichtig sei es seiner Meinung nach vor allem, nationalen Gemeinschaft gehe es in erster Linie dass die Jugendlichen eine gemeinsame Ver- darum, Bedingungen zu schaffen, die es den kehrssprache erlernen. Serben ermöglichen, im Kosovo zu bleiben, die Vorstellung eines Staates im Staat werde aber Gordana Comic (Serbien) kritisierte, dass von strikt abgelehnt. Darüber hinaus gelte es, das offizieller Seite überwiegend wirtschaftliche Grün- wirtschaftliche Überleben des Kosovo zu sichern. de für die Abwanderung der Serben angeführt Rohan verwies in diesem Zusammenhang auf werden. Nikola Lazic (Serbien und Montenegro) eine positive Einschätzung seitens der Weltbank, stellte klar, dass sein Land bereit sei, Kompro- die vor allem von einer gewinnbringenden Nut- misse einzugehen, einschließlich der Gewährung zung der Braunkohlevorkommen im Kosovo einer weit gehenden Autonomie unter der Bedin- ausgeht. gung der Anerkennung der legitimen Interessen der Serben und eines hohen Grades an Selbst- Hinsichtlich der internationalen Präsenz sprach verwaltung. Die Lösung müsste, wie er betonte, sich Rohan für eine "schlanke" Präsenz aus, die auf dem Völkerrecht beruhen. Eine einseitige ihre Aufgaben auf die Implementierung der Ent- Lösung könne nicht zu Stabilität beitragen, son- scheidungen beschränkt, so vor allem auf dem dern würde bloß Sezessionsbewegungen in Gebiet der Gerichtsurteile, aber auch bei der anderen Teilen der Welt fördern. Nach Ansicht Grenzkontrolle. Sämtliche anderen Bereiche Lazics liegt es jedenfalls im Interesse der EU, sollten den Kosovaren übertragen werden. dass der Balkan eine integrierte Region bleibt Rohan ging davon aus, dass die praktischen und nicht in wirtschaftlich nicht lebensfähige Aspekte bis zum Sommer dieses Jahres abge- Staaten zerfällt. handelt werden können. Teuta Arifi (Mazedonien) rief dazu auf, die Klar war sich der Botschafter darüber, dass im Erfahrungen der Dezentralisierung in Maze- Falle einer Unabhängigkeit eine gewisse Gefahr donien zu berücksichtigen und den Geist des eines Exodus der Serben bestehe. Rohan warnte Ohrid-Abkommens einzubringen. aber zu Vorsicht und meinte, je mehr man von einem Exodus der Serben spreche, umso eher Liisa Jaakonsaari (Finnland) warnte vor einer könnte dieser auch tatsächlich stattfinden. Ent- möglichen Auflösung der Union zwischen Ser- scheidend für den Verbleib der serbischen Min- bien und Montenegro. derheit sei vor allem auch die wirtschaftliche Ent- Albert Rohan erinnerte an die klare Position der wicklung des Kosovo. Kontaktgruppe, wonach es für den Kosovo eine gemeinsame, für die Bevölkerung akzeptable

49 Lösung geben müsse, die weder in einer Teilung Skeptisch zeigte sich der Botschafter hinsichtlich noch in einem Zusammenschluss mit Albanien eines Zwangs zur Rückkehr der Flüchtlinge, bestehen könne. Das Thema Groß-Albanien wobei er meinte, angesichts des Fehlens von spiele heute bloß eine geringe Rolle bei den Arbeitsplätzen und Infrastruktur sei eine Wieder- Überlegungen der Kosovaren. Die politische Integration schwierig. Überdies rechnete er mit Führung sei sich darüber bewusst, dass eine einer Trennung des Schulsystems mit eigenen allfällige Unabhängigkeit des Kosovo Hand in Schulen für beide Seiten. Der Kosovo sei nie Hand gehen würde mit dem Verbot eines Zusam- eine integrierte Gesellschaft gewesen, gab er zu menschlusses mit Albanien. Einen Einfluss des bedenken. Ein multiethnischer Staat sei zwar Referendums in Montenegro auf den Kosovo äußerst wünschenswert, es wäre aber naiv zu schloss Rohan mit Nachdruck aus. glauben, dass dies in absehbarer Zeit machbar sei. Das Maximum wäre vielmehr ein friedliches Miteinander der ethnischen Gruppen.

Parlamentskorrespondenz/05/28.03.2006/Nr. 262

EU-Parlamentarier befassen sich mit dem erhebung arbeitet. Weltweit wurden für diese Thema Atomtests Zwecke bislang 337 Stationen und Labors in 89 Ländern eingerichtet, oft in sehr entlegenen Tibor Toth wirbt um Ratifizierung des Atom- Regionen, zuletzt etwa in der Antarktis. 65 % des teststopp-Vertrags geplanten Netzes sei installiert, am weitesten sei man beim Einsatz der Hydroakustik. "Wir ver- Wien (PK) - Im zweiten Teil der Konferenz der drahten die gesamte Welt und lauschen sehr Vorsitzenden der Auswärtigen Ausschüsse der genau, ob irgendwo ein Test stattfindet". Darüber Nationalen Parlamente der EU-Mitgliedsstaaten hinaus werden alle Geräusche wahrgenommen, und des Europäischen Parlaments unter dem egal ob sie von Atomtests, Tsunamis, Erdbeben, Vorsitz von Ausschussobmann Peter Schieder Meteoriteneinschlägen oder Raketenstarts stand das Thema "Verbot von Nuklearversuchen" stammen. auf der Tagesordnung. Das einleitende Referat hielt der Exekutivsekretär der in Wien arbeiten- Alle Signale aus den Stationen werden in einem den Vorbereitenden Kommission für die Organi- Datenzentrum gesammelt, analysiert und die Er- sation des Vertrages über das umfassende Ver- gebnisse den Mitgliedern zur Verfügung gestellt. bot von Nuklearversuchen (CTBTO), Botschafter Zudem habe seine Organisation die Möglichkeit, Tibor Toth. Inspektoren an potentielle Gefahrenherde zu ent- senden, erfuhren die Mitglieder der Konferenz. Als Ziel seiner 1997 gegründeten internationalen Organisation, die über 170 Mitarbeiter und ein Anhand von Beispielen aus Indien und Pakistan Budget von 104 Mill. US-Dollar sowie über zeigte Exekutivsekretär Toth, dass das Monito- 132 Ratifikationen verfügt, nannte Toth die Unter- ring-System seiner Organisation empfindlich ge- bindung aller Atomtests. Denn diese stellen das nug sei, um auch Kalibrierungstests zu erkennen. Kriterium zur Unterscheidung zwischen friedlicher Mehr noch: Die Geräte seien sogar imstande, und militärischer Nutzung der Atomenergie dar. kleine Unfälle in U-Booten zu registrieren. Der Nukleare Tests haben ausschließlich militärische Umfang der an 300 Einrichtungen in 90 Staaten Zwecke. Um dafür zu sorgen, dass keine Tests weitergegebenen Daten habe sich in den letzten stattfinden, habe seine Organisation ein Monito- Jahren verdreifacht. ringsystem zu Lande, zur See und zur Luft aufge- baut, das mit seismischen und hydroakustischen Um ihren Auftrag, dem große politische Bedeu- Technologien sowie mit Infraschall und Radio- tung zukomme, erfüllen zu können, habe die

50 CTBTO seit 1997 ein global unvergleichbares In seinen Antworten auf Detailfragen von Lord System aufgebaut und erfasse Daten, deren Be- Peter Bowness (Großbritannien), Hendrik Daems deutung weit über den Zweck der Verhinderung (Belgien) und Mike Gapes (Großbritannien) von Atomtests hinausreichen. Sie können bei- unterstrich Exekutivsekretär Tibor Toth die Ent- spielsweise für die Erdbebenvorsorge, die Früh- schlossenheit seiner Organisation, für das In- warnung bei Tsunamis oder zur Erforschung der krafttreten des Vertrages zu kämpfen und ver- globalen Erwärmung sowie auf vielen weiteren wies auf diesbezügliche Fortschritte, die noch Gebieten angewendet werden. Alle Teilnehmer Anfang der neunziger Jahre niemand für möglich an dem System erhalten einzigartige Daten für gehalten hätte. Veränderungen brauchten ihre wissenschaftlich begründete Entscheidungen auf Zeit, wobei in manchen Perioden schrittweise vielen Gebieten. Fortschritte, in anderen plötzliche Entwicklungen möglich seien. Die geschilderten Investitionen Die Bedeutung des Atomsperrvertrags wachse seiner Organisation seien nicht nur auf kurzfris- mit der Zahl der Länder, die potenziell über tige, sondern auch auf mittel- und langfristige Atomwaffen verfügen, erinnerte Tibor Toth und Ziele gerichtet. Die Verwendung der erhobenen machte zudem darauf aufmerksam, dass es Daten sei nicht beschränkt, sie dienten nicht nur sowohl darum gehe, die Verbreitung der Atom- der Verifizierung von Atomtests, sondern stehe waffen zu verhindern als auch deren Verbesse- für alle Forschungsgebiete zur Verfügung sowie rung. In jedem Fall seien die Atomtests die letzte für die Erdbeben-Vorsorge und die Tsunami-Vor- Barriere bei der Entwicklung dieser Waffen, die warnung. nicht überschritten werden dürfe. Beim Thema "Iran" machte CTBTO-Exekutivsek- Einige Ratifizierungen fehlen noch für das Inkraft- retär Tibor Toth schließlich darauf aufmerksam, treten des Vertrags. Zu den zehn noch ausstän- dass seine Organisation auch in diesem Land digen Ländern gehören Indien, Pakistan, China, eine Station unterhalte und in der Lage sei, alle USA, Iran, Ägypten und Nordkorea. Es werde Ereignisse zu verzeichnen; das gelte auch für schwierig sein, diesen Vertrag in Kraft zu setzen, Indien, wobei Toth noch einmal die große Sensi- sagte Tibor Toth und wies auf die drei Ratifi- bilität seiner Monitoring-Einrichtungen unterstrich. zierungen hin, die in Europa noch fehlen. Sein In Asien sei aber noch viel zu tun, schloss Tibor Appell an die Konferenz lautete daher, seitens Toth und erneuerte seinen Appell an die Parla- der Parlamente aktiv zu werden, um die Ratifizie- mentarier, die CTBTO tatkräftig zu unterstützen. rung des Vertrages voranzutreiben. Jedes Land, das den Vertrag ratifiziert, trage dazu bei, dass die Norm "Atomteststopp" universell wird.

51 4. Konferenz der Vorsitzenden der Innenpolitischen Ausschüsse der nationalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten und des Europäischen Parlaments in Wien, 10. April 2006

Am 10. April 2006 fand im österreichischen illegale Einwanderung. Er wies auf die bisheri- Parlament die Konferenz der Vorsitzenden der gen Erfolge der EU in den Bereichen der Asyl- Innenausschüsse der nationalen Parlamente und Migrationspolitik hin und betonte die Aktivi- und des Europäischen Parlaments statt. täten, die sich gegen den internationalen Men- schenhandel richten. „Asyl- und Migrationspolitik als neue Aufgaben der EU“ sowie „Kriminalitäts- und Terrorbe- In der äußerst aufschlussreichen, vom Vorsit- kämpfung im Spannungsverhältnis zu den zenden Parnigoni geleiteten Diskussion war europäischen Bürgerrechten“ standen im Mit- ein klares Bekenntnis zu einer gemeinsamen telpunkt der von den Vorsitzenden der Aus- Asylpolitik und gemeinsamen Maßnahmen im schüsse für innere Angelegenheiten des Natio- Kampf gegen die illegale Einwanderung er- nalrates und des Bundesrates, Abg. Rudolf kennbar. Ein gemeinsames Anliegen aller Län- Parnigoni und Bundesrat Franz Eduard Küh- der war die bessere finanzielle und technische nel, geleiteten Konferenz. Die Parlamente von Unterstützung von Seiten der EU sowie die 20 EU-Mitgliedstaaten, Rumäniens, Bulga- effizientere Bekämpfung der Schwarzarbeit. riens, Kroatiens und der Türkei waren vertre- Im zweiten Teil der Tagung, dem Thema „Ge- ten. meinsame Kriminalitäts- und Terrorbekämp- In seinem Eröffnungsstatement zum ersten fung im Spannungsverhältnis zu den euro- Themenschwerpunkt „Asyl- und Migrations- päischen Bürgerrechten“ gewidmet, kamen politik“ sprach sich Vorsitzender Parnigoni für Experten, der Vorsitzende der europäischen eine einheitliche europäische Asylpolitik aus. Datenschützer/innen Peter Schaar, der Präsi- Die Bundesministerin für Inneres, Liese dent des österreichischen Rechtsanwaltskam- Prokop, meinte in ihrem Einleitungsreferat, mertages Gerhard Benn-Ibler und der Vizeprä- dass die Asyl- und Migrationspolitik eine sident der europäischen Internetservice Provi- zentrale Aufgabe der Union sei und deren der Kurt Einzinger zu Wort. Den Vorsitz führte erfolgreiche Wahrnehmung im Interesse der Bundesrat Kühnel. Mitgliedstaaten und ihrer Bürger liege. Denn Einig waren sich die drei Hauptredner, dass innere Sicherheit und Stabilität können nur die Zusammenarbeit von Polizei und Justiz auf dann erreicht werden, wenn man mit den Pro- EU-Ebene zur Bekämpfung der internationalen blemen, die von außen kommen, umgehen Kriminalität und des Terrorismus notwendig könne. Gesamteuropäische Lösungsansätze sei, dabei dürfe es aber nicht zu einer Aus- seien daher notwendig. höhlung von Bürgerrechten und zu einer Ver- Seitens der Kommission befasste sich Jean- nachlässigung des Datenschutzes kommen. Louis de Brouwer, Direktor für Zuwanderung, Es gebe eine Tendenz zu präventiver Über- Asyl und Grenzen, mit dem Kampf gegen die wachung und Datenerhebung, die jedoch - ins-

52 besondere bei fehlendem Datenschutz - eine digkeit unterstrichen, die Grundrechte sowie potenzielle Gefahr für den Rechtsstaat sei. Alle die parlamentarischen Rechte im Sinne der drei Experten äußerten sich zudem skeptisch Gewaltenteilung zu wahren und zu stärken. In hinsichtlich der EU-Richtlinie über die verpflich- wesentlichen Fragen der Sicherheit fehlen auf tende Vorratsdatenspeicherung von Telekom- europäischer Ebene noch immer präzise Defi- unternehmen. nitionen, resümierte Vorsitzender Kühnel.

Auch in der anschließenden von Vorsitzenden Am Abschluss der Konferenz bestand Einig- Kühnel geleiteten Diskussion gingen die Teil- keit, die Diskussion unter finnischer Präsi- nehmer/innen auf die Datenspeicherung und dentschaft weiterzuführen, wobei die finnische den europäischen Haftbefehl ein und unter- Vertreterin vorschlug, auf der nächsten Sitzung zogen vor allem den Richtlinienentwurf zur eine Evaluierung aller bisher ungesetzten Vorratsdatenspeicherung wegen dessen Un- Maßnahmen zu diskutieren. klarheit Kritik. Allgemein wurde die Notwen-

53 4.1. Programm

Konferenz der Vorsitzenden der Innenpolitischen Ausschüsse der nationalen Parlamente der EU- Mitgliedsstaaten, der Beitrittskandidaten und des Europäischen Parlaments in Wien, 10. April 2006

Programm

Montag, 10. April 2006 10.00 Uhr Eröffnung durch den Obmann des Ausschusses für innere Angelegenheiten des Natio- nalrates Abgeordneter Rudolf PARNIGONI, Lokal VI Erste Tagung: Vorsitz Abg. Rudolf PARNIGONI „Asylpolitik und/oder Migrationspolitik als neue Aufgaben der EU“ key-note speaker: Jean-Louis DE BROUWER, Direktor für Zuwanderung, Asyl und Grenzen, Generaldirektion Justiz, Freiheit und Sicherheit, aus der Sicht der Europäischen Kommission key-note speaker: Liese PROKOP, Bundesministerin für Inneres, aus der Sicht der EU- Präsidentschaft und aus nationalstaatlicher Sicht 11.30 Uhr Diskussion der Referate 12.30 Uhr Resümee der Diskussionsergebnisse durch den Obmann Abg. Rudolf PARNIGONI

14.30 Uhr Zweite Tagung: Vorsitz BR Dr. Franz Eduard KÜHNEL, Vorsitzender des Ausschusses für innere Angelegenheiten des Bundesrates „Gemeinsame Kriminalitäts- und Terrorbekämpfung im Spannungsverhältnis zu den europäischen Bürgerrechten“ key-note speaker: Peter SCHAAR, Bundesbeauftragter für Datenschutz und Vorsitzen- der der Europäischen Datenschützer/innen (Artikel-29-Gruppe) key-note speaker: Dr. Gerhard BENN-IBLER, Präsident des Österreichischen Rechts- anwaltskammertages key-note speaker: Dr. Kurt EINZINGER, Vizepräsident der EURO ISPA 16.00 Uhr Diskussion der Referate 17.15 Uhr Resümee der Diskussionsergebnisse durch Vorsitzenden BR Dr. Franz Eduard KÜHNEL 17.30 Uhr Ende des Treffens

54 4.2. Teilnehmerliste

CONFERENCE OF HOME AFFAIRS COMMITTEE CHAIRPERSONS CONFÉRENCE DES PRÉSIDENTS DES COMMISSIONS DE L’INTERIEUR Vienna, 10 April 2006/Vienne, 10 avril 2006

List of Participants

MEMBER STATES

AUSTRIA National Council Mr. Rudolf PARNIGONI, Chairman of the Conference of Home Affairs Committees Mr. Günter KÖSSL, Deputy Chairman of the Home Affairs Committee Ms. Katharina PFEFFER, MP Federal Council Mr. Franz Eduard KÜHNEL, Chairman of the Conference of Home Affairs Committees Mr. Lukas MUSSI, Clerk of the Committee Mr. David Christian LIEBICH, Deputy Clerk of the Committee Ms. Julia Loretta KRAJCIK, Conference Secretary

BELGIUM House of Representatives Mr. André FRÉDÉRIC, Chairman of the Home Affairs Committee Mr. Carlos DEMEYERE, Clerk of the Committee

CZECH REPUBLIC Senate Mr. Rostislav SLAVOTINEK, Deputy Chairman of the Committee on Foreign Affairs, Defence and Security Mr. Jan HADRAVA, Member of European Affairs Committee Ms. Adela MIKOVA, International Relations Department Mr. Jaroslav SUCHMANN, International Relations Department

DENMARK Folketing Mr. Simon Emil AMMITZBØLL, MP Ms. Anne-Mette Winther CHRISTIANSEN, MP Ms. Nelly TERLAAK, Secretary to the Committee of Justice

ESTONIA Riigikogu Ms. Evelyn SEPP, Vice-Chairwoman of the Constitutional Committee Ms. Tiina Runthal, Official

FINLAND Eduskunta (House of Parliament) Ms. Tuija BRAX, Chairwoman of the Legal Affairs Committee

FRANCE National Assembly Mr. Guy GEOFFROY, Vice-Chairman of the Constitutional Committee Mr. Laurent SAUNIER, Clerk Senate Mr. François-Noël BUFFET, Sénateur Mr. Thierry ARON, Administrateur

GERMANY Bundestag Mr. Sebastian EDATHY, Chairman of Home Affairs Committee

55

GREECE Vouli Ton Ellinon (Hellenic Parliament) Ms. Zoe MAKRI, Chairwoman of the Committee for Public Administration, Public Order and Justice Mr. Theofilous VASILIOU, Vice-Chairman of the Committee for Public Administration, Public Order and Justice Ms. Christine VRETTOU, Directorate for European Relations

HUNGARY Ms. Katalin BALÁZS, Legal advisor

ITALY Mr. Claudio TUCCIARELLI, Office for Relations with the European Union

LITHUANIA (Parliament) Mr. Alvydas SADECKAS, Chairman of the National Security and Defence Committee Mr. Julius SABATAUSKAS, Chairman of the Committee on Legal Affairs

LUXEMBOURG Chamber of Deputies Mr. Marco SCHANK, Chairman of the Home Affairs Committee

MALTA House of Representatives Mr. David AGIUS, MP Mr. Gavin GULIA, MP

POLAND Senate Mr. Mariusz WITCZAK, Senator Mr. Lukasz ZBONIKOWSKI, Member of the Committee on Home Affaires and Administration of the Sejm

PORTUGAL Assambleia da República Mr. Osvaldo DE CASTRO, MP

SLOVENIA Drzavni Zbor (National Assembly) Ms. Mojca KUCLER DOLINAR, Chairwoman of the Committee on Domestic Policy, Public Administration and Justice

SPAIN (Spanish Parliament) Ms. Goria RIVERO ALCOVER, Deputy Chairwoman of the Home Affairs Committee Ms. Rosa RIPOLLÉS SERRANO, Legal advisor Senate Mr. Miguel MARTINEZ, Senator Mr. Eugenio DE SANTOS, Legal advisor

SWEDEN (Swedish Parliament) Mr. Johan PEHRSON, Chairman of the Committee on Justice

UNITED KINGDOM House of Commons Mr. James CLAPPISON, MP Mr. Robin JAMES, Clerk Ms. Arabella THORP, Inquiry Manager House of Lords Lord Patrick WRIGHT OF RICHMOND, Chairman of Sub-Committee F (Home Affairs) of the European Committee Mr. Michael COLLON, Clerk

56 ACCEDING COUNTRIES

BULGARIA Narodno Sabranie Mr. Nikolay SVINAROV, Chairman of the Internal Security and Public Order Committee Ms. Dennitza NEDEVA, Adviser to the Internal Security and Public Order Committee

ROMANIA Senate Mr. Peter ECKSTEIN KOVACS, Chairman Mr. Christian MAIOR, Chairman Mr. Floricel Paul MOCANU, Councilor (Senate) Mr. Eduard Raul HELLVIG, Secretary of the Committee for Defence, Public Order and National Security of the Chamber of Deputies

CANDIDATE COUNTRIES

CROATIA Hrvatski sabor (Croatian Parliament) Mr. Krešimir COSIC, Head of the Croatian Delegation to the NATO PA

TURKEY Tükiye Büyük Milet Meclisi (Grand National Assembly) Mr. Tevfik Ziyaettin AKBULUT

OTHER PARTICIPANTS

ASSEMBLY OF WEU

Mr. Colin CAMERON, Secretary-General

KEY NOTE SPEAKERS Mr. Gerhard BENN-IBLER, President of the Austrian Bar Association Mr. Jean-Louis DE BROUWER, Directorate General Justice, Freedom and Security, European Commission Mrs. Liese PROKOP, Federal Minister of the Interior Mr. Peter SCHAAR, Special Representative for Data Protection and Chairman of the Article 29 Data Protection Working Party Mr. Kurt EINZINGER, Vice-President of EURO ISPA

INTERPRETERS Ms. Eva FÜRTHAUER Ms. Angelika HODONSKY Ms. Annie WEICH Ms. Suzanne MAGNIN Ms. Ingrid KURZ Ms. Birgit STROLZ Ms. Adelaida CALLIGARIS Ms. Adela BURELLI Ms. Jolanta OLECHNOVIC Mr. Levent BİLGİLİ

57 4.3. Pressemeldungen

Parlamentskorrespondenz/05/10.04.2006/Nr. 311

Parnigoni: Länder wollen gemeinsame Asyl- wichtige Punkte waren die Verstärkung der und Migrationspolitik gemeinsamen Anstrengungen hinsichtlich der Grenzkontrollen, der Einsatz von Expertenteams Konferenz der innenpolitischen Ausschüsse sowie die gegenseitige Hilfestellung im Kampf im Hohen Haus gegen die illegale Migration. Auch die Innenmi- nisterin habe sich deutlich zu einer integrierten Wien (PK) – Bei der heute im Hohen Haus statt- Asylpolitik bekannt, da ein gemeinsamer Lebens- findenden Konferenz der Innenpolitischen Aus- raum auch vereinheitlichte Regelungen notwen- schüsse, an der Vertreter der nationalen Parla- dig mache. Besonders hob sie die Notwendigkeit mente der EU-Mitgliedsstaaten, der Beitrittskan- des gemeinsamen Vorgehens in struktureller, didaten sowie des Europäischen Parlaments teil- normativer Hinsicht sowie die Erarbeitung ein- nahmen, war der Vormittag den Themen Asyl- heitlicher Verfahren, Schutzgarantien und Stan- und Migrationspolitik gewidmet. Der Obmann des dards, etwa bei der Bekämpfung des Asylmiss- Ausschusses für innere Angelegenheiten des brauchs, hervor, konstatierte Parnigoni. Nationalrats, Rudolf Parnigoni, leitete die Sitzung und resümierte schließlich die Diskussions- Die äußerst aufschlussreiche Diskussion habe ergebnisse. Sowohl im Beitrag von Jean-Louis gezeigt, dass die einzelnen Länder oft sehr unter- De Brouwer (Europäische Kommission) als auch schiedliche Problemlagen aufweisen. Während in der Wortmeldung von Innenministerin Liese kleine, abgelegene Regionen, zum Beispiel die Prokop war ein klares Bekenntnis zu einer ge- Mittelmeerinseln, unter einem großen Migrations- meinsamen Asylpolitik und gemeinsamen Maß- druck aus den afrikanischen Ländern leiden, nahmen im Kampf gegen die illegale Einwande- sehen sich andere Länder mit der Herausforde- rung erkennbar. rung konfrontiert, sehr lange EU-Außengrenzen kontrollieren zu müssen, wie dies in Rumänien Parnigoni erinnerte daran, dass der Vertreter der der Fall ist. Es wurde auch der Vorschlag vorge- Europäischen Kommission, Jean-Louis De Brou- bracht, eine engere Kooperation zwischen den wer, auf die bisherigen Erfolge in den Bereichen südlichen EU-Staaten anzustreben, merkte Asyl- und Migrationspolitik und vor allem auf die Parnigoni an. Ein gemeinsames Anliegen aller Aktivitäten, die sich gegen den internationalen Länder war die bessere finanzielle und tech- Menschenhandel richten, hingewiesen hat. Inter- nische Unterstützung seitens der EU sowie die essant war auch, dass eine Forderung nach effizientere Bekämpfung der Schwarzarbeit. einem neuen Verhandlungsmandat für die EU er- Einigkeit bestand auch darin, diese Diskussion hoben wurde, um den zahlreichen neuen Heraus- fortzusetzen; diese Aufgabe komme dann der forderungen begegnen zu können. Weitere finnischen Präsidentschaft zu, schloss Parnigoni.

58 Parlamentskorrespondenz/05/10.04.2006/Nr. 312

Innenpolitische Ausschüsse tagen im Parla- In der Migration seien Verschärfungen festzu- ment stellen. Diese Verschärfungen resultierten aus den Spannungen, die zwischen den traditionellen Thema: Asyl- und Migrationspolitik in der EU Staatsbürgern und den Migranten entstanden

Wien (PK) – Die Vorsitzenden der Innenpoliti- sind. Sie führten bis zur Gründung neuer Par- schen Ausschüsse der nationalen Parlamente teien, die diese Verunsicherung manchmal für der Mitgliedsstaaten, der Beitrittskandidaten und ihre parteipolitischen Zwecke missbrauchten. des Europäischen Parlaments traten im Parla- Zum Teil war auch die mangelnde Integration in ment zu einer Konferenz zusammen. Der vormit- den bestehenden Gesellschaften ein Grund für tägige Schwerpunkt betraf die Asyl- und Migra- die Unruhe. Nunmehr werde mit verschiedenen tionspolitik in der EU. Eröffnet wurde die Tagung Rezepten versucht, dem Thema Integration mehr vom Obmann des Innenausschusses des Natio- Raum zu widmen. Es handle sich oftmals um nalrats, von S-Abgeordnetem Rudolf Parnigoni. Anreizsysteme bis hin zu verpflichtenden Unter- richtseinheiten. Der Ruf nach einer gemeinsamen Parnigoni tritt für europäische Asylpolitik ein europäischen Migrationspolitik sei eher die Aus- nahme als der Regelfall. In seinem Einleitungsworten wies Parnigoni dar- auf hin, dass Österreich ein Land mit einer sehr Prokop: Gemeinsames Asylsystem bis 2010 hohen Anzahl von Asylwerbern sei. Außerdem sei Österreich auch ein Land mit sehr hohen Bundesministerin für Inneres Liese Prokop Anerkennungsquoten. Trotz dieser hohen Aner- meinte im Zusammenhang mit der Asylpolitik, in kennungsquote werde eine deutliche Mehrheit letzter Zeit sei eine starke Begriffsvermischung der Verfahren negativ erledigt. Die Problematik zwischen Asyl, Migration und Einwanderung und verstärke sich dadurch, dass in Österreich die dadurch große Rechtsunsicherheit entstanden. Asylverfahren äußerst lange dauern. Wird das Laut der neuesten Statistik des UN-Flüchtlings- Verfahren nach Durchlaufen aller Instanzen hilfswerks sei die Zahl der Asylwerber allgemein negativ abgeschlossen, kann es schon vorkom- rückläufig, im EU-Raum sei sie um 15 % zu- men, dass Asylwerber teilweise über fünf Jahre, rückgegangen; die EU habe innerhalb der Mit- in Ausnahmefällen noch länger, in Österreich gliedstaaten 2005 37.840 Asylanträge zu bear- gewesen sind. Es wurden daher von österreichi- beiten gehabt, die USA und Kanada gemeinsam scher Seite Hoffnungen in eine gemeinsame 68.510 Asylanträge. Auch Österreich als kleines Asylpolitik gesetzt. Diese mache aber nur dann Land sei weltweit im absoluten Spitzenfeld der Sinn, meinte der Ausschussvorsitzende, wenn Asylaufnahmeländer; Österreich nehme mit diese europäische Asylpolitik der humanitären 22.000 Anträgen hinter Frankreich, USA, Groß- Tradition folgt, rasche und faire Verfahren garan- britannien und Deutschland den fünften Platz ein. tiert und es dann bei den positiven Erledigungen Die stärksten Herkunftsländer von Asylsuchen- zu einem Ausgleich zwischen den europäischen den innerhalb der EU waren 2005 Serbien und Ländern kommt. Nur gemeinsam könne man Montenegro und die russische Föderation mit diese "Europa auszeichnende Arbeit" leisten. jeweils rund 20.000 Asylansuchenden. Knapp ein

59 Viertel davon kam nach Österreich. Allein die zum Jahr 2010 zu erreichen. U.a. ist die Struktur jüngsten Zahlen des UNHCR machen deutlich, zur Verbesserung der praktischen Zusammen- warum die EU als Ganzes, aber auch die einzel- arbeit der nationalen Asylbehörden wichtig, die nen Länder insbesondere ein kleines Land wie Partnerschaft mit Herkunfts- und Trasitstaaten Österreich großes Interesse an einer gemeinsa- angesagt, der Ausbau der Schutzkapazitäten in men europäischen Asylpolitik haben. den Herkunftsregionen voranzutreiben und eine europäische Asylunterstützungsagentur aufzu- Die Mitgliedstaaten in der EU bilden einen ge- bauen. Das Hauptaugenmerk werde auf einige meinsamen Lebensraum, der immer mehr zu- konkrete Punkte gelegt, u.a. auf den Beginn der sammenwächst und der sich kontinuierlich zu Arbeiten zur längerfristigen Einrichtung einer einem Raum der Wirtschaft, aber auch einem Datenbank mit Informationen über Herkunfts- Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts länder von Flüchtlingen und den Beginn von entwickelt. Daher sei es notwendig, zu definieren, Pilotprojekten für den Schutz von Flüchtlingen wer sich in diesem Raum aufhalten darf und wer sowohl in der Transitregion als auch in der nicht. Die EU-Staaten haben sich zur Einhaltung Herkunftsregion. der Genfer Flüchtlingskonvention verpflichtet; sie garantiert den verfolgten Menschen, dass sie in Die Asyl- und Migrationspolitik sei eine zentrale einem sicheren Land aufgenommen werden. Aufgabe der Union und deren erfolgreiche Wahr- Folglich habe die EU schutzbedürftigen Men- nehmung liege im Interesse der Mitgliedstaaten schen aus der ganzen Welt Aufnahme zu gewäh- und ihrer Bürger, denn innere Sicherheit und ren. Diese Pflicht sei heute eine Selbstverständ- Stabilität können nur dann erreicht werden, wenn lichkeit. Ein gemeinsames Vorgehen – auch im man mit den Problemen von außen umgehen Interesse der Schutzbedürftigen selbst – sei not- könne. Gesamteuropäische Lösungsansätze wendig. Mit der Errichtung eines gemeinsamen seien daher notwendig, so Prokop. Asylsystems mit einem einheitlichen Verfahren De Brouwer: EU räumt Kampf gegen illegale und einem Status für all jene Personen, die inter- Einwanderung zunehmend Priorität ein nationalen Schutz benötigen, sollen folgende

Ziele erfüllt werden: rascher wirksamer Schutz für Jean-Louis De Brouwer (Direktor für Zuwande- Flüchtlinge, Prüfung aller Schutzbelange in rung, Asyl und Grenzen, Generaldirektion Justiz, einem einzigen Verfahren, Verhinderung von Freiheit und Sicherheit) befasste sich in seinen Asylmissbrauch, Rückkehr der abgelehnten Ausführungen mit dem Kampf gegen die illegale Asylwerber in ihre Herkunftsländer und die Einwanderung. Er wies darauf hin, dass im Aufstockung der finanziellen Mittel durch Fonds Jahr 2005 der Start der zweiten Phase mit dem zur Erleichterung der Belastungen, die die Haager Programm erfolgt sei. Es gebe keine Mitgliedsstaaten zu tragen haben. Zahlen über die Zuströme von illegalen Einwan- derern, sondern lediglich Näherungswerte. In den Die erste Phase des Harmonisierungsprozesses letzten drei Jahren seien 660.000 Rückkehrent- sei bereits abgeschlossen und umfasse die scheidungen erfolgt, lediglich ein Drittel dieser Richtlinie betr. vorübergehenden Schutz aus dem Entscheidungen sei umgesetzt worden. Die Zahl Jahr 2001, die Aufnahmerichtlinie (2003), Dub- der illegalen Migranten, die festgenommen oder lin II bzw. Eurodac (2003) sowie die Statusricht- an den Grenzen abgewiesen wurden, sei leicht linie (2004) und die Verfahrensrichtlinie (2005). zurückgegangen, aber die Zahl der Aufgriffe mit Die Eckpunkte der zweiten Phase, die im Haager 350.000 pro Jahr in den drei Jahren sei nicht Programm festgelegt sind, markieren den weite- gering, sodass sich die Kommission einig dar- ren Weg, um ein gemeinsames Asylsystem bis

60 über sei, dass Maßnahmen ergriffen werden Menschenschmuggler. Am Beispiel Ceuta & Me- müssen hinsichtlich der Sicherung der Außen- lilla habe man gesehen, dass der Migrations- grenzen, der Rückweisungen und der Rückkehr. druck auf die EU steige, deshalb forderte er zu- An den Außengrenzen haben verstärkte Grenz- sätzliche Finanzmittel für den Bereich Migration kontrollen zu erfolgen; eine Koordination operati- ein. ver Maßnahmen erfolge durch FRONTEX, das De Brouwer sprach in seinem Impulsreferat auch seit Mai 2005 besteht und das 2007 einer Evalu- die finanzielle Solidarität bei der Steuerung der ierung zugeführt werden soll. Der Schengener Migrationsströme an, kündigte eine Mitteilung zu Grenzkodex sei ein Schritt in Richtung integrier- den künftigen Prioritäten im Bereich der illegalen tes Grenzschutzsystem. Einwanderung an und trat für eine Verstärkung Im Zusammenhang mit der Visapolitik sprach der der operativen Zusammenarbeit zwischen den Referent u.a. von der erhöhten Dokumenten- Mitgliedsländern ein. Etwa werde vorgeschlagen sicherheit etwa durch Biometrie und von einem werden, dass Expertenteams eingesetzt werden, Visainformationssystem, das auch die Anweisun- die anderen Staaten bei ihrer Grenzkontrolle gen für Konsulate beinhalten werde. Zur Rück- unterstützend zur Seite stehen. Auch neue Tech- kehrpolitik meinte Brouwer, durch Zusammen- nologien wie die Biometrie sollen zur Verbesse- arbeit könne viel erreicht werden. Er kam auf die rung der Grenzkontrollen beitragen. Fest steht für gemeinsamen Charterabschiebungen ebenso zu De Brouwer, dass die EU und ihre Mitgliedstaa- sprechen wie auf Vorbereitungsmaßnahmen zum ten in relativ kurzer Zeit viel erreicht haben; nun Rückkehrfonds. Eine rasche Rückkehr illegaler müsse man daran gehen, ein ehrgeiziges Pro- Migranten trage zu einer stabilen Migration bei gramm weiter umzusetzen. Denn die EU könne und untergrabe die Aktivitäten internationaler "es sich nicht leisten, zu versagen".

Parlamentskorrespondenz/05/10.04.2006/Nr. 313

Gemeinsamer Wille zur Koordination der EU- wobei von Seiten der EU noch mehr finanzielle Migrationspolitik und technische Unterstützung erwartet wird.

Konferenzteilnehmer diskutieren über den Gavin Gulia (Malta) wies in seiner Wortmeldung zukünftigen Weg darauf hin, dass der Einwanderungsstrom aus Afrika in den letzten Jahren sehr stark zugenom- Wien (PK) – Im Anschluss an die Referate von men habe. Seit dem Jahr 2000 sei Malta jährlich Jean-Louis De Brouwer (Europäische Kommis- mit ca. 1.500 Einwanderungswilligen konfrontiert, sion) und von Innenministerin Liese Prokop war was für ein kleines Land ein großes Problem dar- eine einstündige Diskussion angesetzt, bei der stelle. Die meisten Menschen sehen Malta nur die einzelnen Staaten ihre Standpunkte hinsicht- als Transitland an und wollen dann weiter in die lich einer gemeinsamen Asyl- und Migrations- EU einreisen, informierte Gulia. Obwohl es sich politik präsentierten. Die Vertreter der jeweiligen bei der Mehrheit um Wirtschaftsflüchtlinge han- Länder stimmten darin überein, dass die Maß- delt, können viele nicht in ihre Heimatländer nahmen im Bereich Asyl und Migration stärker rückgeführt werden, da oft ihre Identität nicht be- harmonisiert und abgestimmt werden müssen, kannt sei oder es keine Verträge mit den jeweili-

61 gen Ländern gibt. Es sei dringend notwendig, Lastenverteilung Bedacht genommen werden dass Malta von Seiten der EU in dieser Frage sollte. geholfen wird, appellierte der Redner. Solidarität Goria Rivero Alcover (Abgeordnetenhaus, Spa- dürfe nicht nur ein Lippenbekenntnis bleiben, es nien) war der Auffassung, dass die Themen ille- müssen auch Taten folgen, unterstrich auch gale Einwanderung, Migration und Menschen- David Agius aus Malta. Es sei nicht nur sein Land handel umfassend betrachtet werden müssen. stark betroffen, sondern auch viele andere Mittel- Ihrer Auffassung nach sei es unbedingt erforder- meerinseln, hob er hervor. Man wolle die euro- lich, die eigentlichen Ursachen dafür zu ergrün- päischen Innen- und Justizminister einmal nach den und entsprechende Maßnahmen schon in Malta einladen, damit sie sich ein Bild von der den Herkunftsländern der Migranten zu setzen. spezifischen Problemlage vor Ort machen Als Vertreterin der Kanarischen Inseln im spani- können. schen Parlament sei sie sich im besonderen Lord Patrick Wright of Richmond (Großbritannien, bewusst, dass vor allem kleine, abgelegene Re- House of Lords) berichtete darüber, dass man im gionen und Inseln bevorzugte Zielländer seien. zuständigen Ausschuss gerade dabei sei, die Gerade diese Gebiete müssten vermehrt von der EU-Richtlinie über die Rückführungspolitik zu EU finanziell unterstützt werden, forderte sie. prüfen. Eine der Empfehlungen werde lauten, Wenn alles gut gehe, werde sein Land ab 2007 dass die Leitlinien des Europarates berücksichtigt Mitglied der EU sein, meinte Christian Maior aus werden sollen, und zwar mit dem Ziel des Schut- Rumänien. Eine große Herausforderung stelle zes besonders gefährdeter Personen, zum von dann die über 1.000 Kilometer lange EU-Außen- Beispiel Kindern. Er begrüße jedenfalls die öster- grenze mit der Ukraine dar, gab er zu bedenken. reichische Initiative, den europaweiten Informati- Der Vertreter aus Luxemburg, Marco Schenk, er- onsaustausch zu verbessern. kundigte sich insbesondere nach der Herkunfts- Kresimir Cosic (Kroatien) sprach insbesondere länderdatenbank. den illegalen Handel vor der kroatischen Küste Francois-Noel Buffet (Senat, Frankreich) machte an. In den Sommermonaten sind in den kroati- darauf aufmerksam, dass sich die Migrationspro- schen Gewässern mehr als 200.000 Schiffe bleme in seinem Heimatland sehr unterschiedlich unterwegs, von denen niemand wisse, woher sie darstellen; einerseits gehe es um die Situation in kommen und wohin sie fahren. Unter dem Deck- Frankreich selbst und andererseits um die über- mantel des Tourismus komme es dabei zu illega- seeischen Gebiete. Er war überzeugt davon, len Aktivitäten, die kaum kontrolliert werden kön- dass die Einreise- und Ausreisekontrollen noch nen, da sie nicht unter den integrierten Grenz- stark verbessert werden müssen. Da viele schutz fallen. Dies sei ein Gefahrenpotential für Illegale zunächst mit einem Touristenvisum alle Mittelmeeranrainerstaaten, meinte Cosic. einreisen und dann untertauchen, schlug Buffet Die Vertreterin aus Slowenien, Mocja Kucler die Einführung eines biometrischen Visums so- Dolinar, gab zu bedenken, dass ihr Heimatland wie die Durchführung von Evaluierungsmaßnah- am Kreuzungspunkt mehrerer Immigrations- men in diesem Bereich vor. Auch Guy Geoffroy routen liege. Auch sie befürchtete, dass die (Nationalversammlung, Frankreich) zeigte sich illegale Migration übers Meer noch zunehmen froh darüber, dass ein gemeinsamer Wille zu wird. Sie unterstütze die Bemühungen, ein einer Harmonisierung der Rechtsgrundlagen bei gemeinsames Asylsystem zu schaffen, wobei so heiklen Fragen wie dem Schutz der Außen- insbesondere auf eine gerechte – finanzielle – grenzen oder der Sicherheit der Dokumente

62 erkennbar sei. Im besonderen interessierte er sehr deutlich, dass die EU bereit und in der Lage sich für das Verhältnis nationale Gesetzgebung sei, den Mitgliedstaaten "größere finanzielle Soli- versus EU-Recht. darität zuzugestehen als bisher", betonte er.

Jean-Louis De Brouwer (Europäische Kommis- Ein integriertes Vorgehen strebe man auch be- sion) bedankte sich für die Kommentare der Kon- züglich der Visapolitik an, erklärte De Brouwer. ferenzteilnehmer. Was die spezifische Situation Man müsse davon ausgehen, dass die Mehrheit von Malta anbelangt, so könnte man natürlich der Personen, die sich illegal in der EU aufhalten, sehr lange darüber sprechen. Mit ähnlichen Pro- zunächst legal, und zwar entweder mit einem blemen haben Zypern, die Kanarischen Inseln, Touristenvisum oder als Asylwerber, eingereist Lampedusa oder einige griechische Inseln zu sind. Eine weitere Schlüsselfrage sei die Bezie- kämpfen, gab er zu bedenken. hung zwischen nationaler Gesetzgebung und EU-Recht, betonte er. Während es die einhellige Die Kommission gehe davon aus, dass im Herbst Meinung gebe, dass EU in der Asylpolitik mehr der erste Dreijahresbericht betreffend die Imple- tun müsse als bisher, seien die Positionen bei mentierung von Dublin II und dem EURODAC- der legalen Einwanderung nicht so klar; denn in System vorliegen wird. Derzeit werden noch dieser Frage müsse die Entscheidung einstimmig Informationen von den Mitgliedstaaten eingeholt zustande kommen. Der Migrationsdruck werde in bzw. gesammelt. Bei der Diskussion über ein Zukunft nicht nachlassen, war De Brouwer über- europäisches Asylsystem werde Dublin II eine zeugt. Darauf müsse man entsprechende Ant- ganz zentrale Rolle einnehmen. In dieser Ver- worten finden; ein Dichtmachen der Grenzen ordnung wird festgelegt, dass jener Staat für den oder eine strengere Visapolitik allein seien als Asylantrag zuständig ist, in dem der Flüchtling Antworten aber sicherlich zu wenig. zuerst registriert wurde. Im Herbst soll die Dis- kussion auf der Basis des Berichts nun neu auf- Innenministerin Liese Prokop sprach sich für eine genommen werden, kündigte De Brouwer an. Diskussion auf breitester Ebene aus, um die anstehenden Probleme, zum Beispiel das "Asyl- Was die Effizienz der Rückführungspolitik an- shopping", lösen zu können. Es sei äußerst un- geht, so gebe es drei Hauptelemente, die dafür befriedigend, dass sich die Anzahl der Asylwer- entscheidend sind: eine gemeinsame Plattform ber in Österreich, das seit 2004 EU-Binnenland für die operationelle Zusammenarbeit, eine ist, kaum verändert habe. Auch Legalisierungen, gemeinsame Finanzierung und gemeinsame wie sie in Spanien durchgeführt wurden, haben Regeln. Nachdem die ersten beiden Punkte zu einem "Run" auf die Grenzen geführt. Man gelöst werden konnten, fehlen jetzt nur noch die müsse bedenken, dass Maßnahmen im Bereich gemeinsamen Standards. Die Diskussion über Asyl oder Migration, die in einem Land getätigt eine gemeinsame Rückführungsrichtlinie gestalte werden, sofort Auswirkungen auf die anderen sich allerdings schwierig, weshalb man für die EU-Staaten haben; eine gewisse Abstimmung österreichische Initiative in diesem Bereich sehr wäre daher sehr wichtig. Ein nationaler Spiel- dankbar sei. Eine Reihe von Maßnahmen wurden raum sollte jedoch immer bleiben, da etwa Län- bezüglich des Einsatzes neuer Technologien ge- der wie Malta und Finnland kaum vergleichbar setzt, führte De Brouwer aus, und wies u.a. auf sind und da sie ganz unterschiedliche Problem- jene im Bereich der Biometrie hin. Im 7. For- lagen aufweisen. schungsprogramm zum Beispiel sei ein Teil der Mittel für die Sicherheitsforschung vorgesehen. Enorm wichtig sei auch die Verbesserung des Die Einigung über den Finanzrahmen zeige auch Informationsaustausches zwischen den einzel-

63 nen Ländern, führte Prokop weiter aus. Es sollten Dokumentensicherheit), wobei das Hauptaugen- zumindest die bisher vorhandenen Dokumenta- merk auf den Westbalkan gelegt wurde. All diese tionen ausgetauscht und laufend aktualisiert wer- Fragen können natürlich nicht isoliert betrachtet den. Dieser erste Schritt soll jetzt gesetzt werden, werden, warnte die Ministerin, zumal Probleme kündigte die Innenministerin an. Ein prioritäres wie die Schlepperei, der Drogen- und Menschen- Anliegen der österreichischen Präsidentschaft sei handel, organisierte Kriminalität und Terrorismus auch der Grenzschutz sowie die Verbesserung eng damit zusammenhängen. der Einreise- und Ausreisekontrollen (Stichwort

Parlamentskorrespondenz/05/10.04.2006/Nr. 314

Terrorbekämpfung: Wie viel Datenschutz sident Kurt Einzinger einig. Alle drei äußerten braucht man in der EU? sich zudem skeptisch hinsichtlich der EU-Richt- linie über die verpflichtende "Vorratsdatenspei- Experten warnen bei EU-Konferenz vor der cherung" von Telekom-Unternehmen. Aushöhlung von Bürgerrechten Eingeleitet wurde die Runde der Referenten von Wien (PK) - Die Zusammenarbeit von Polizei und Peter Schaar. Er zeigte sich davon überzeugt, Justiz auf EU-Ebene zur Bekämpfung der inter- dass Datenschutz Kriminalitäts- und Terrorismus- nationalen Kriminalität und des Terrorismus ist bekämpfung nicht behindere, sondern sich letzt- notwendig. Dabei darf es aber nicht zu einer endlich im Sinne der Sicherheit auszahle. Seiner Aushöhlung von Bürgerrechten und zu einer Ver- Ansicht nach geht es nicht um die Wahl zwischen nachlässigung des Datenschutzes kommen. Das Datenschutz und Sicherheit, sondern darum, war der Tenor jener Experten, die bei der EU- diese beiden Rechtsgüter in einen Ausgleich zu Konferenz der parlamentarischen Innenaus- bringen. Man werde, so Schaar, nicht automa- schüsse im Hohen Haus zum Thema "Gemein- tisch zu mehr Sicherheit kommen, wenn man die same Kriminalitäts- und Terrorbekämpfung im Freiheit einschränke. Schließlich sei Terrorismus Spannungsverhältnis zu den europäischen Bür- nicht nur eine Gefahr für die Sicherheit, sondern gerrechten" referierten. Den Vorsitz beim zweiten habe auch zum Ziel, den Rechtsstaat selbst zu Teil der Konferenz der Innenausschüsse führte gefährden. der Vorsitzende des Innenausschusses des Bundesrats, Franz Eduard Kühnel. Terrorismus und Kriminalität machten nicht vor nationalen Grenzen halt, räumte Schaar ein, Die Stimmen der Experten deshalb könne auch er als Datenschützer sich

Es gebe eine Tendenz zur präventiven Überwa- nicht vor der Erkenntnis verschließen, dass es chung und Datenerhebung, die jedoch, insbeson- auf internationaler und europäischer Ebene der dere bei fehlendem Datenschutz, eine potentielle Kooperation von Sicherheitsbehörden unter Ein- Gefahr für den Rechtsstaat sei, waren sich der beziehung personenbezogener Daten bedürfe. Er deutsche Bundesbeauftragte für den Daten- erachtet rechtsstaatliches Vorgehen dabei aber schutz Peter Schaar, der Präsident des Österrei- für unabdingbar. Unter anderem gehe es darum, chischen Rechtsanwaltskammertages Gerhard den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit einzuhal- Benn-Ibler sowie der europäische ISPA-Vizeprä- 64 ten und größtmögliche Transparenz zu gewähr- chen unterscheiden lasse, könne ein Bürger mit leisten. rechtstreuem Verhalten nicht mehr wie in der Vergangenheit damit rechnen, vom Staat in Ruhe Zu den bedeutendsten Grundrechten in diesem gelassen zu werden. Zusammenhang gehören nach Meinung Schaars das Recht auf Wahrung der Privatsphäre und das Er sei sich nicht sicher, ob die EU in diesem Zu- Recht auf informationelle Selbstbestimmung. In sammenhang immer richtig agiert habe, sagte einem Rechtsstaat müsse es einen unantast- Schaar. Als Beispiel führte er die neue EU-Richt- baren Kernbereich der persönlichen Lebens- linie über die "Vorratsdatenspeicherung" an, die gestaltung geben, der zu schützen sei, sagte Telekommunikationsunternehmen verpflichtet, Schaar. Es gelte Situationen zu vermeiden, in der Daten für Behörden zu speichern, ohne sie selbst jeder Einzelne letztendlich als potenzieller Straf- zu brauchen. Auch wenn es dabei um Terroris- täter oder Gefährder gesehen werde. musabwehr gehe, stelle sich für ihn schon die Frage, ob eine präventive Datensammlung solch Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung ungeheuren Ausmaßes gerechtfertigt sei. Positiv bedeutet für Schaar, dass grundsätzlich jeder wertete Schaar allerdings, dass die Richtlinie den selbst über die Preisgabe und Verwendung einzelnen Staaten erhebliche Spielräume lasse. seiner persönlichen Daten entscheiden dürfen solle. Datenschutz sei dabei keine Idee irgend- Generell hielt Schaar fest, auch die "Dritte Säule" welcher Außenseiter, die sich dafür rechtfertigen der EU, also die Zusammenarbeit in den Berei- müssten, bekräftigte er, sondern ein Verfas- chen Polizei und Justiz, brauche hohe und ein- sungsgebot. Vielmehr müssten Einschränkungen heitliche Datenschutzstandards. Es könne keinen des informationellen Selbstbestimmungsrechts unbegrenzten Datenaustausch geben, wenn kein begründet werden und gerechtfertigt sein. angemessener Datenschutz existiere, bekräftigte er. Bei der Terrorbekämpfung müsse man sich, so Schaar, darüber hinaus stets vor Augen halten, Gerhard Benn-Ibler schloss sich grundsätzlich dass auch mit noch so großem Aufwand keine den Ausführungen seines Vorredners an und hundertprozentige Sicherheit erreicht werden wandte sich ausdrücklich gegen ein eigenes könne. Es sei genau abzuwägen, ob ins Auge "Feindstrafrecht". Nach der abendländischen gefasste die Freiheit einschränkende Maßnah- Rechtsordnung seien Freiheitsrechte nicht dis- men tatsächlich ihr Ziel erreichten oder nicht nur ponibel, bekräftigte er, es sei "zutiefst inhuman zu einer "Sicherheitsillusion" führten. Seiner und in aller Schärfe abzulehnen", Terroristen Meinung nach hat sowohl ein Staat, der keine Grund- und Menschenrechte abzuerkennen. "Wir Sicherheit gewähren kann, als auch ein Staat, müssen die Freiheit wagen, denn wenn wir die der die Wahrung von Grundrechten vernachläs- Sicherheit überborden lassen, dann werden wir sigt, in der Bevölkerung ein Vertrauensdefizit. die Freiheit verlieren", unterstrich Benn-Ibler.

Als Paradigmenwechsel sieht es Schaar, dass Positiv hob Benn-Ibler hervor, dass die EU im bei der Bekämpfung von Terrorismus und Krimi- Haager Programm den Menschen in den Mittel- nalität das Präventionsprinzip immer mehr in den punkt ihres Handelns stelle und einen Raum der Vordergrund rückt. Man gehe bereits sehr weit in Freiheit, der Sicherheit und des Rechts schaffen das Vorfeld möglicher Gefahren, skizzierte er. Da wolle. Gleichzeitig halte sie darin ausdrücklich sich dabei ganz normales Verhalten aber nicht fest, dass Terrorismus nur unter Wahrung der mehr von vorbereitenden Handlungen für Verbre- Grundrechte zu bekämpfen und zu verhüten sei.

65 Jemand, der die Grundordnung leugne, habe Detailliert setzte sich Einzinger mit der EU-Richt- natürlich einen Vorteil, sagte Benn-Ibler, dennoch linie betreffend Vorratsdatenspeicherung ausein- müssten Grundrechte vom Staat stets ander, die in Kürze in Kraft treten wird. Er sieht eingehalten werden. gerade diese Richtlinie als Beispiel für einen Paradigmenwechsel im Verhältnis zwischen Benn-Ibler sieht hierbei allerdings, wie er erklärte, Staat, Wirtschaft und Bürger. Es sei das erste "Aufweichungstendenzen". Als Beispiel nannte er Mal, betonte Einzinger, dass kommerzielle Unter- neben der Vorratsdatenspeicherung die zweite nehmen verpflichtet würden, Daten zu speichern und die dritte Geldwäscherichtlinie der EU, in und für Zwecke der Strafverfolgung bereit zu denen er das Anwaltsgeheimnis durch Melde- halten, ohne diese selbst zu benötigen. Bisher pflichten aufgehoben sieht. Auch beim seiner sei laut österreichischem Telekommunikations- Ansicht nach an sich vernünftigen Europäischen gesetz das Speichern nicht benötigter Daten Haftbefehl sei es möglich, einen Beschuldigten sogar explizit verboten gewesen. von einem Land mit hohen Verteidigungsrechten in ein Land auszuliefern, in dem diese Rechte Einzinger zufolge entsteht durch die neue Ver- weniger gut ausgestaltet seien. pflichtung europaweit eine umfassende Daten- sammlung. Man speichere Telefonate, E-Mails Zur Verlagerung der Terrorismusbekämpfung und Standorte von Millionen von Bürgern, die zum abstrakten Gefährdungsdelikt merkte Benn- noch nie eine Straftat begangen hätten bzw. nie Ibler an, der nächste terroristische Anschlag eine Straftat begehen werden. Das immer wieder könnte durchaus dazu führen, dass die Bürger gehörte Argument, jemand, der nichts verbro- selbst eine Einschränkung ihrer Grundrechte chen habe, brauche auch keine Angst vor Daten- verlangten. Seiner Meinung nach ist hier daher aufzeichnungen zu haben, wertete Einzinger auch keine generelle Lösung möglich. Vielmehr dabei als "Unsinn". müsse man von Fall zu Fall grundrechtsorien- tierte Entscheidungen treffen. Das Motto müsse Als weiteres bemerkenswertes Faktum bei der lauten, "so viel Freiheit wie möglich, so viel Vorratsdatenspeicherung qualifizierte Einzinger Sicherheit wie notwendig". die Art der Entstehung der Richtlinie. Es habe zunächst auf Initiative einiger Länder wie Groß- Kurt Einzinger nahm als Vertreter von rund 900 britannien und Schweden einen Ratsvorschlag europäischen Internet-Providern zum Thema gegeben, skizzierte er, der von der Wirtschaft Stellung und wies darauf hin, dass sowohl Wirt- aber von Anfang an abgelehnt worden sei, da schaft als auch Gesellschaft in hohem Maß von diese die Verhältnismäßigkeit zwischen Aufwand den neuen Informations- und Kommunikations- und möglichen Ergebnissen in Frage gestellt technologien profitierten, insbesondere auch vom habe. Die Europäische Kommission habe den Internet. Es sei leicht vorherzusagen, dass in Vorschlag aber aufgenommen. wenigen Jahren privater Breitband-Internetzu- gang zum Standard gehöre, meinte er. In diesem In Österreich sei der Richtlinienvorschlag in der Sinn sei es auch nicht verwunderlich, dass Öffentlichkeit kaum diskutiert worden, klagte Ein- Terroristen und Kriminelle das Internet verwen- zinger, und zeigte sich überzeugt, dass es auf deten. Die neuen Informations- und Kommunika- nationaler Ebene nie zu einem solchen Be- tionstechnologien ermöglichten aber auch eine schluss gekommen wäre, wie er auf EU-Ebene bessere Verfolgung von Straftätern und Verbre- getroffen wurde. Gerade in solchen Fällen, die chensaufklärung. jeden Einzelnen so stark betreffen, müsste der

66 EU-Bevölkerung die Möglichkeit gegeben Aus langjährigen Erfahrungen bei der Be- werden, mitzudiskutieren, forderte er. kämpfung des Terrorismus sprach Goria Rivero Alcover (Spanien). In ihrem Land gehe man von Um unnötige Abfragen so weit wie möglich zu einem integrierten Ansatz aus, das heißt, man vermeiden, regte Einzinger an, die EU-Richtlinie setze auf Zusammenarbeit und den Austausch in den einzelnen Staaten so umzusetzen, dass von Informationen. Gleichzeitig würden die die Stelle, die die abgefragten Daten benötigt, die Grundrechte des Einzelnen sowie die parlamen- Kosten für die Abfrage übernehmen müsse. tarischen Rechte gewahrt. Die Freiheit sei jedoch

Die Debatte nicht aufgegeben worden, um die Sicherheit zu erhöhen, bekräftigte sie. Spanien setze auf Zu- In der anschließenden Diskussion gingen die sammenarbeit mit den anderen Ländern und ParlamentarierInnen auf die Datenspeicherung könnte sehr viel in die Diskussion auf europäi- und den europäischen Haftbefehl ein und unter- scher Ebene einbringen. Auch Osvaldo De Cast- zogen vor allem den Richtlinienentwurf zur Vor- ro (Portugal) hielt fest, dass es ohne Freiheit ratsdatenspeicherung wegen dessen Unklarheit keine Sicherheit gebe. einer massiven Kritik. Allgemein wurde die Not- wendigkeit unterstrichen, die Grundrechte sowie Peter Schaar teilte die Auffassung von Abgeord- die parlamentarischen Rechte im Sinne der netem Parnigoni voll inhaltlich und appellierte an Gewaltenteilung zu wahren und zu stärken. die ParlamentarierInnen, bei der Umsetzung der Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung um Har- Es mache ihn "nervös", meinte etwa Abgeordne- monisierung bemüht zu sein. Mit unterschied- ter Rudolf Parnigoni (S), dass es den VertreterIn- lichen nationalen Bestimmungen sei der Strafver- nen der Regierungen im Rat nicht gelungen sei, folgung in keiner Weise gedient, sagte er. Der genau zu definieren, welche Datenarten bei Entwurf der Richtlinie definiere beispielsweise welchen Kommunikationsarten nun tatsächlich zu nicht genau den Begriff der schweren Straftaten, speichern seien. Derlei gravierende Unschärfen bemerkte Schaar und kommentierte kritisch die könnten zu 25 verschiedenen, nicht vergleichba- Diskussion im Rat der EU, wonach sogar an die ren Lösungen in den einzelnen Mitgliedsländern Einbeziehung von Straftaten durch Kommunika- führen, was der Verbrechensbekämpfung tionsmittel gedacht sein soll. Schaar trat dezidiert äußerst abträglich wäre. Parnigoni vermisste für die Zustimmung durch die Gerichte bei der auch eine Klarstellung, welche Kosten zu Verwendung von Daten ein, was nach dem der- erwarten sind und wer die Kosten zu tragen hat. zeitigen Wortlaut der Richtlinie auch nicht eindeu- tig festgelegt ist. Ähnlich kritisch äußerte sich Tuija Brax (Finn- land). Sie schlug daher vor, bei der nächsten Kurt Einzinger appellierte an die Parlamenta- Sitzung der Ausschussvorsitzenden eine Evalu- rierInnen, bei der Speicherung von Daten Augen- ierung aller bisher umgesetzten Maßnahmen zu maß walten zu lassen. Daten sollten nur dann diskutieren. Brax bedauerte auch, dass der Ver- gespeichert werden, wenn dies sinnvoll und not- fassungsvertrag bislang nicht zustande gekom- wendig ist. Eine Speicherung auf Vorrat lehnte men ist, denn die EU-Verfassung hätte die Pro- Einzinger ab. Er unterstützte daher den Vor- bleme mit der dritten Säule beseitigt und dem schlag der finnischen Abgeordneten Brax, eine EuGH wäre die Möglichkeit eingeräumt worden, Evaluierung durchzuführen. eine Grundsatzentscheidung zum Schutz der Grundrechte zu treffen. Präsident Gerhard Benn-Ibler ging auf eine Frage des maltesischen Abgeordneten Gavin Gulia zum

67 europäischen Haftbefehl ein und hielt fest, dass ein, als Ausweg könnte man aber einen Rah- ein solcher grundsätzlich sinnvoll ist. Das Pro- menbeschluss zur Festlegung von Mindest- blem liege jedoch darin, dass die materiellen standards andenken, um zu verhindern, dass Strafrechte und Strafprozessrechte zu unter- jemand in ein Land mit geringerem Rechtsschutz schiedlich und damit nicht kompatibel seien. Eine ausgeliefert wird. Harmonisierung werde schwer sein, räumte er

Parlamentskorrespondenz/05/10.04.2006/Nr. 315

Bundesrat Kühnel fordert präzise Definitionen Es werde immer ein gewisses Maß an Unsicher- in Sicherheitsfragen heit bleiben, um die Freiheit zu gewährleisten zu können, bemerkte Kühnel. Eine absolute Sicher- Datenspeicherung braucht demokratische heit könne es nicht geben. Als Voraussetzungen Kontrolle für die Sicherung der Grund- und Bürgerrechte

Wien (PK) – In wesentlichen Fragen der Sicher- sah Bundesrat Kühnel Verhältnismäßigkeit, heit fehlen auf europäischer Ebene noch immer Bestimmtheit, Transparenz und rechtstaatliche präzise Definitionen, so das Resümee von Bun- Kontrolle. Die Erfassung und Speicherung von desrat Franz Eduard Kühnel am Ende der Konfe- Daten erfordere klare und eindeutige Regelun- renz der innenpolitischen Ausschüsse der natio- gen, da es hier um eine besonders sensible nalen Parlamente und des EU-Parlaments. Die Materie gehe. Kühnel bekräftigte die Forderung Referate sowie die Diskussion zum Thema "Ge- Peter Schaars, die Verwendung von Daten einer meinsame Kriminalitäts- und Terrorbekämpfung unabhängigen richterlichen Kontrolle zu unter- im Spannungsverhältnis zu den europäischen werfen. Er appellierte auch an die Anwesenden, Bürgerrechten" hätten gezeigt, dass es beispiels- zur Stärkung der demokratischen Errungenschaf- weise nicht geklärt sei, was unter einem erweiter- ten beizutragen, um die Gewaltenteilung weiter- ten Sicherheitsbegriff zu verstehen ist, wie weit hin zu gewährleisten. Prävention gehen darf und welche Daten auf Abschließend kritisierte Kühnel, dass der für Vorrat gespeichert werden sollten. Es habe auch Justiz, Freiheit und Sicherheit zuständige Kom- massive Bedenken gegenüber der Datenspeiche- missar Franco Frattini die Teilnahme an dieser rung gegeben, sagte Kühnel und regte an, die Konferenz abgesagt hat. Für eine bürgernahe Kontrolle und damit die demokratischen Struktu- Politik auf EU-Ebene sei gerade der Kontakt mit ren zu stärken, damit keine Kraft im Staat zu nationalen ParlamentarierInnen und PraktikerIn- mächtig wird. Kühnel griff auch die angedeutete nen wichtig, so Kühnel an die Adresse der EU- Kritik am Europäischen Parlament auf, nicht Kommission. ausreichend über die sensible Frage der Daten- speicherung und die diesbezügliche Richtlinie diskutiert zu haben.

68 5. „Europa fängt zu Hause an.“ Subsidiaritätskonferenz 2006, St. Pölten, 18. und 19. April 2006

Am 18. und 19. April 2006 fand im Landhaus in Im ersten Teil der Konferenz betreffend den St. Pölten eine Konferenz über Mittel und Beitrag der Regionen und Kommunen betrach- Wege statt, eine effektivere Anwendung des tete Dimitrij Rupel die Subsidiarität unter dem Subsidiaritätsprinzips im europäischen Recht- Blickwinkel der Schlüsselworte Ausgewogen- setzungsprozess zu erreichen und dadurch heit, Aufgabenteilung und bessere Leistung. einen Beitrag zu mehr Bürgernähe zu leisten. Gerade bei der Lösung praktischer Probleme Die Tagung sollte an eine im November 2005 könnte die Euro-Region Alpen-Adria Beispiel- in Den Haag abgehaltene Konferenz mit dem wirkung haben. Titel "Sharing Power in Europe: Striking the Ivan Jakovcic verwies auf die Bedeutung der right balance between EU and Member State Subsidiarität für den Balkan und meinte, Sub- action" anschließen. sidiarität sei der Schlüssel der europäischen Die Veranstaltung war in drei Teile gegliedert, Demokratie, ohne Subsidiarität werde es in den Vorsitz führten abwechselnd Bundeskanz- Südosteuropa keine Demokratie geben ler Schüssel, Nationalratspräsident Khol und können. der Landeshauptmann von Niederösterreich Michel Delebarre wertete das Subsidiaritäts- Pröll. Die Konferenz befasste sich in Form von prinzip als Aktionsprogramm für die Zukunft, Impulsreferaten, weiteren Beiträgen und Dis- um aus der gegenwärtigen Sackgasse heraus- kussionsrunden mit dem möglichen Beitrag der zukommen. Ausschlaggebend sind bei der Regionen und Kommunen, mit der Rolle der Ausgestaltung des Subsidiaritätsprinzips die nationalen Parlamente in der Europäischen Schlagworte Partnerschaft, demokratischer Union und mit der Wechselbeziehung zwi- Dialog, Kooperation und Anpassungsfähigkeit. schen Subsidiarität und „Better Regulation“, einer Initiative der EU, die eine bessere Recht- Als Referenten im zweiten, parlamentsbezoge- setzung und einen Abbau bürokratischer nen Teil der Konferenz, fungierten der Präsi- Hemmnisse zum Ziel hat. dent des Europäischen Parlaments, Josep Borrell Fontelles, der Präsident des finnischen Parlamentarier/-innen und Regierungsver- Parlaments Paavo Lipponen, der Präsident der treter/-innen aus nahezu allen 25 EU-Ländern EU-Delegation in der französischen Natio- und den Beitrittsländern Bulgarien und Rumä- nalversammlung Pierre Lequiller, der frühere nien diskutierten gemeinsam mit Experten so- EU-Kommissar Franz Fischler und Professor wie Vertretern der Europäischen Kommission Christian Calliess von der Universität Göttin- und des Europäischen Parlaments über eine gen. bessere Aufgabenverteilung zwischen der Europäischen Union auf der einen und der Unter anderem zur Diskussion stand ein von nationalen bzw. regionalen Ebene auf der an- Nationalratspräsident Andreas Khol einge- deren Seite. Einige Kandidatenländer waren brachter Vorschlag, jene Teile des EU-Verfas- als Beobachter vertreten. sungsvertrags, die stärkere Mitwirkungsbefug- 69 nisse der nationalen Parlamente im Gesetzge- Nach Meinung des Abgeordneten Lequiller gibt bungsprozess der EU zum Inhalt haben, auf es in der EU für nationale Abgeordnete mehr Basis bereits bestehender Möglichkeiten vorab denn je eine Zukunft, aber diese gelte es mit Leben zu erfüllen. Dabei geht es, wie Khol gemeinsam und ohne Konkurrenz zwischen zum Auftakt der Subsidiaritätskonferenz be- europäischer und nationaler Ebene zu tonte, nicht darum, "Rosinen" aus dem Verfas- gestalten. Das Subsidiaritätsprinzip mit Leben sungsvertrag herauszupicken und vor dessen zu erfüllen, hielt er für ein wichtiges Instrument Beschlussfassung in Geltung zu setzen, son- und begrüßte die Möglichkeit des dern das Subsidiaritätsprinzip auf der Grund- Frühwarnmechanismus im EU- lage des Amsterdamer Vertrags besser umzu- Verfassungsvertrag. Es gehe nun darum, die setzen. Worte in Taten umzusetzen, und dabei seien nationale Abgeordnete besonders gefordert. EP-Präsident Borrell forderte eine genauere Sie müssten ihren Beitrag zum europäischen Definition der Kompetenzen der EU, gleichzei- Aufbau leisten und dass sie das im Stande tig räumte er aber ein, dass Reibungsflächen seien, beweise ihre Arbeit im EU-Konvent, wo und geteilte Kompetenzen unvermeidlich sie gemeinsam mit den Abgeordneten des seien. Diese Fragen seien aber politisch zu Europäischen Parlaments wesentliche Ideen lösen und könnten keinesfalls von Richtern auch zur Grundrechte-Charta beigetragen geklärt werden, unterstrich Borrell. Er meinte haben. auch, die Länder müssten sich mehr der Frage zuwenden, welche Gemeinsamkeiten sie ha- Auch Franz Fischler meinte, man brauche ben, und rief daher zu einem entsprechenden nicht auf den Verfassungsvertrag zu warten, politischen Engagement auf. um dem Prinzip der Subsidiarität und Verhält- nismäßigkeit zum Durchbruch zu verhelfen. Ebenso wie Borrell vertrat Präsident Lipponen Wenn es gelinge, die entsprechenden Schritte die Auffassung, dass Subsidiaritätsmechanis- zu setzen, dann würde man einen wichtigen men politische Werkzeuge sind und kein juris- Beitrag dazu leisten, die Vorurteile der Bürge- tisches Konstrukt sein dürften. Vielfach betreffe rinnen und Bürger gegenüber der EU abzu- aber die Kritik an der Europäischen Gesetzge- bauen und gleichzeitig die Politik kohärenter bung nicht die Subsidiarität, sondern die Quali- und effizienter zu gestalten. Er unterstützte tät der Rechtsetzung. So prüfe das finnische auch den Wunsch der nationalen Parlamente Parlament seit zehn Jahren, ob eine Verlet- nach rechtzeitiger Konsultation, um Stellung- zung des Subsidiaritätsprinzips vorliege, aber nahmen zu Gesetzesvorhaben ausarbeiten zu in keinem einzigen Fall sei man zu dieser können, die von der Kommission zu berück- Auffassung gelangt. Kritisiert werde aber sichtigen sind. regelmäßig, dass die Gesetze zu detailliert sind. Lipponen brach weiters eine Lanze für Christian Calliess versuchte aus der Sicht des bessere Qualität im Gesetzgebungsprozess Wissenschafters Kriterien für die Prüfung von und für eine verständlichere Sprache. Das Subsidiarität und Verhältnismäßigkeit zu for- Ergebnis sollten klare und in sich stimmige mulieren. Im Hinblick auf die Subsidiarität Rechtsnormen sein. stellten sich nach seiner Meinung anhand der Grundstruktur des EG-Vertrages drei Fragen: Zunächst sei zu prüfen, ob die EU überhaupt 70 tätig werden darf. Des weiteren müsse man die satz entspreche er selbst in seinem Verantwor- Frage der Kompetenzausübung stellen, ob die tungsbereich, indem er die Vorschläge zum EU auch Gebrauch von ihrer Kompetenz ma- Bereich Binnenmarkt stark reduziert habe. chen soll. Würden diese Fragen bejaht, so Zentrale Bedeutung maß der Verheugen dem seien die Art, der Umfang und die Intensität Prinzip der Transparenz bei. Er könne keinen der Regelung zu beachten, wobei man von der Grund dafür erkennen, dass Teile der EU-Ge- größtmöglichen Schonung dezentraler Struk- setzgebung hinter verschlossenen Türen aus- turen ausgehen müsse. gehandelt werden. Das Recht der Bürger zu wissen, wie und warum entschieden werde, sei Bundeskanzler Schüssel, der den Vorsitz im zu respektieren. dritten Teil der Konferenz innehatte, erinnerte zunächst an das Ziel der österreichischen Prä- Der Europaabgeordnete Joseph Daul unter- sidentschaft, den Bürgern konkrete Antworten strich das Bemühen des Europäischen Parla- auf ihre Fragen zu geben und Lösungen anzu- ments, das Vertrauen der Bürger in die Euro- bieten. Dies setze voraus, auf die Bürger zu päische Union zu stärken und die Effizienz der hören und ihre Angst vor einer Zentralisierung Entscheidungsfindung auf Europäischer Ebene ernst zu nehmen. zu erhöhen.

Für Bundesministerin Plassnik ist die Subsidia- Das Subsidiaritätsprinzip stelle laut dem Präsi- rität der "Klebstoff" zwischen den verschiede- denten des Europäischen Gerichtshofes Skou- nen Ebenen des europäischen Geschehens, ris die Kompetenzverteilung nicht in Frage, es sowohl ein politisches Gestaltungsprinzip als handle sich vielmehr um eine Kompetenzaus- auch ein Rechtsprinzip. übungsregel, die nur dort wirksam werde, wo die Gemeinschaft keine ausschließliche Kom- Ministerpräsident Stoiber machte darauf auf- petenz besitze. In der Rechtsprechung habe merksam, dass höhere Ebenen generell ver- das Subsidiaritätsprinzip aber kaum Spuren sucht seien, Kompetenzen von unten an sich hinterlassen und relativ wenig Einfluss auf den zu ziehen und sah eine wichtige Bedeutung Ausgang der Verfahren gehabt. des Subsidiaritätsprinzip darin, dafür zu sor- gen, dass die EU sich auf jene Aufgaben kon- Der Präsident des österreichischen Verfas- zentrieren könne, die nur gemeinsam gelöst sungsgerichtshofes Korinek äußerte den werden können. Besonders wichtig sei das Wunsch, dass der Respekt vor den Kompeten- Subsidiaritätsfrühwarnsystem unter Einbindung zen zwischen gemeinschaftlichen und staat- der nationalen Parlamente. Es gelte zu ver- lichen Organen wachse und der EuGH die Ba- hindern, dass die nationalen Parlamente Rege- lance zwischen der Realisierung des Europäi- lungen umsetzen müssen, die sie für falsch schen Rechts und der Gestaltungsfreiheit der halten. nationalen Gesetzgebung wahre und die Sen- sibilität dafür entwickle. Nach Meinung des Vizepräsidenten der Euro- päischen Kommission Verheugen sei die Sub- Die Veranstaltung wurde durch eine rege Dis- sidiarität seit Maastricht eine lebendige Maxi- kussion abgerundet, wobei viele interessante me der EU, die nur regeln soll, was National- regionale, kommunale, nationale und euro- staaten nicht regeln können. Diesem Grund-

71 päische Aspekte und Erfahrungen präsentiert Rechtsetzungsvorschläge neben den europäi- wurden. schen Institutionen zeitgleich auch den natio- nalen Parlamenten zuzuleiten und sie einer In der Schlusserklärung der Vorsitzenden neuerlichen Prüfung zu unterziehen, falls eine wurde für die nationalen Parlamente und das repräsentative Anzahl von nationalen Parla- Europäische Parlament die Absicht ausge- menten begründete Zweifel an deren Verein- drückt, in regelmäßigen Abständen parallel barkeit mit dem Subsidiaritätsprinzip vorbringt. zueinander die von den EU-Institutionen ge- Die nationalen Parlamente werden ermuntert, planten Rechtsakte im Hinblick auf das Sub- ihre Zusammenarbeit bei der Subsidiaritäts- sidiaritäts- und Verhältnismäßigkeitsprinzip zu prüfung im Rahmen der Konferenz der Europa- prüfen. Die Kommission wurde ersucht, ihre ausschüsse (COSAC) weiter auszubauen.

72 5.1. Programm

„EUROPA FÄNGT ZU HAUSE AN“ EUROPÄISCHE SUBSIDIARITÄTSKONFERENZ 2006

18./19. APRIL 2006, ST. PÖLTEN

DIENSTAG, 18. APRIL 2006 12.00 Auftakt-Pressekonferenz, St. Leopold-Saal 13.00 I. BÜRGERNAHE POLITIK: DER BEITRAG DER REGIONEN UND KOMMUNEN Vorsitz: Dr. Erwin PRÖLL, Landeshauptmann von Niederösterreich Moderation: Prof. Paul LENDVAI „Europe all Weather“ - TV Jam by Thomas Schneider, Ars Electronica Begrüßung und Einleitung: Dr. Erwin PRÖLL Impulsreferate: „Subsidiarität am Beispiel der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria“ Dr. Dimitrij RUPEL, Minister für auswärtige Angelegenheiten der Republik Slowenien „Regionalisierung in Südosteuropa zur Stärkung der Demokratie“ Dr. Ivan JAKOVCIC, Vizepräsident der Versammlung der Regionen Europas „Für eine bürgernahe Rechtssetzung in Europa“ Michel DELEBARRE, Präsident des Ausschusses der Regionen Panel- und Plenardiskussion Schlussstatement: Dr. Erwin PRÖLL, Landeshauptmann von Niederösterreich 16.00 II. SUBSIDIARITÄT UND VERHÄLTNISMÄSSIGKEIT: DIE ROLLE DER PARLAMENTE Vorsitz: Univ.-Prof. Dr. Andreas KHOL, Präsident des Nationalrates und Elisabeth ROTH-HALVAX, Präsidentin des Bundesrates Moderation: Mag. Gertrude AUBAUER „Leading Opinions“, Ars Electronica Begrüßung und Einleitung: Dr. Andreas KHOL Impulsreferate: „Europäisches Parlament und nationale Parlamente – Partner oder Konkur- renten? – Die europäische Perspektive“ Prof. Dr. Josep BORRELL FONTELLES, Präsident des Europäischen Parla- ments „Europäisches Parlament und nationale Parlamente – Partner oder Konkur- renten? – Die nationale Perspektive“ Dr. Paavo LIPPONEN, Sprecher des Finnischen Parlaments „Gibt es für nationale Abgeordnete in Europa noch eine Zukunft?“ Pierre LEQUILLER, Präsident der Delegation für die EU in der Assemblée Nationale „Subsidiarität und Verhältnismäßigkeit – die Verantwortung der Europäischen Institutionen“ Dr. Franz FISCHLER, Kommissar a.D., Präsident des Ökosozialen Forums, Wien „Fiche Subsidiaire – Kriterien für die Prüfung von Subsidiarität und Verhält- nismäßigkeit“ Prof. Dr. Christian CALLIESS, Universität Göttingen Panel- und Plenardiskussion Schlussstatement: Univ.-Prof. Dr. Andreas KHOL, Präsident des Nationalrates 18.30 Ende

73 MITTWOCH, 19. APRIL 2006 9.30 III. SUBSIDIARITÄT UND BETTER REGULATION Vorsitz: Dr. Wolfgang SCHÜSSEL, Bundeskanzler der Republik Österreich und Vorsitzender des Europäischen Rates Moderation: Prof. Alfred PAYRLEITNER „Faces of Europe by Oliviero TOSCANI“ – Ars Electronica Begrüßung und Einleitung: Dr. Wolfgang SCHÜSSEL Impulsreferate: „Subsidiarität und Bürokratieabbau als politische Herausforderungen“ Dr. Edmund STOIBER, Ministerpräsident des Freistaates Bayern „Bessere Rechtssetzung in der EU - ein Beitrag zur Subsidiarität“ Dr. Günter VERHEUGEN, Vizepräsident der Europäischen Kommission „Der Beitrag des Europäischen Parlaments zu einer besseren Rechts- setzung“ Joseph DAUL, Vorsitzender der Konferenz der Ausschussvorsitzenden des Europäischen Parlaments „Die Rolle des Subsidiaritätsprinzips in der Rechtsprechung des EuGH“ Prof. Dr. Vassilios SKOURIS, Präsident des EuGH „Subsidiarität und Ausmaß sowie Intensität der Ausübung von Gemein- schaftskompetenzen: der Dialog des EuGH mit nationalen Höchst- gerichten“ Univ.-Prof. Dr. Karl KORINEK, Präsident des VfGH Panel- und Plenardiskussion Schlussstatement: Dr. Wolfgang SCHÜSSEL Bundeskanzler der Republik Österreich und Vorsitzender des Europäischen Rates IV. ERKLÄRUNG DER VORSITZENDEN 12.30 Abschluss-Pressekonferenz, 3. OG, Landtagsschiff 14.00 Ende der Konferenz

74 5.2. Teilnehmerliste

LISTE DER TEILNEHMER UND TEILNEHMERINNEN LIST OF PARTICIPANTS LISTE DES PARTICIPANTS

„EUROPA FÄNGT ZU HAUSE AN“ EUROPÄISCHE SUBSIDIARITÄTSKONFERENZ 2006 18./19. APRIL 2006, ST. PÖLTEN

“EUROPE BEGINS AT HOME“ EUROPEAN CONFERENCE ON SUBSIDIARITY 2006 18-19 APRIL 2006, ST. PÖLTEN

„L’EUROPE COMMENCE CHEZ SOI” CONFÉRENCE EUROPÉENNE SUR LA SUBSIDIARITÉ 2006 18 ET 19 AVRIL 2006, ST. PÖLTEN

Arnoldas Abramavicius, Lithuania Committee of the Regions Silke Albin, Germany Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Juan Antonio Alvarez, Spain Cortes Generales Gerolf Annemans, Belgium Member of Parliament, House of Representatives Gert Antsu, Estonia The State Chancellery of the Republic of Estonia Eleni Apeyitou, Cyprus Second Secretary, Embassy of Cyprus Gertrude Aubauer, Austria Moderatorin, ORF

Susanne Bachmann, Austria Parlamentsdirektion Karl Bader, Austria Stellvertretender Vorsitzender des Landesverteidigungs- ausschusses des Bundesrats, Parlament Karin Baker, United Kingdom Assistant Presidency Liaison Officer, British Embassy Juan Manuel Barandica, Spain Botschafter, Botschaft des Königreiches Spanien José Luís Barao, Portugal Member of Cabinet, Ministry of the Interior Christian Barth, Germany Freistaat Bayern Martynas Barysas, Lithuania Director, Ministry of Economy of Lithuania Meritxell Batet, Spain MP Joint Committee on European Affairs, Cortes Generales Hannes Bauer, Austria Vorsitzender des Ständigen Gemeinsamen Ausschusses im Sinne des § 9 des Finanz- VerfassungsG 1948, Nationalrat Gerhard Baumgartner, Austria Kabinett des Bundeskanzlers, Bundeskanzleramt Jörg Beirer, Austria Präsident der Niederösterreichischen Rechtsanwaltskammer Peter Beno, Slovakia Ministry of Foreign Affairs of the Slovak Republic Gábor Bihary, Hungary Councillor, City of Budapest Inese Birgele, Latvia Zweite Botschaftssekretärin, Botschaft der Republik Lettland Karl Boden, Austria Vorsitzender des Umweltausschusses des Bundesrates, Parlament Peter Herbert Boden, Austria Präsident des Unabhängigen Verwaltungssenats im Land Niederösterreich Tonio Borg, Malta Deputy Prime Minister, Ministry for Justice and Home Affairs Darren Borg, Malta Private Secretary to the Deputy Prime Minister and Minister for Justice and Home Affairs Alfons Borginon, Belgium Member of Parliament, House of Representatives Josep Borrell Fontelles, European Union President, European Parliament Alfred Brader, Austria Abgeordneter zum Nationalrat, Parlament Peter Brand, Austria Verbindungsstelle der Bundesländer Christian Braun, Luxembourg Botschafter, Botschaft des Großherzogtums Luxemburg Danica Brendzová, Slovakia Adviser, Office of the Government of the Slovak Republic Adelheid Bretterbauer, Austria Stadt Wien Ankie Broekers-Knol, Netherlands Member, Senate Christiane Busch, Germany Staatskanzlei Düsseldorf Peter Bußjäger, Austria Direktor, Vorarlberger Landtag

75 Eduardo Cabrita, Portugal Secretary of State, Ministry of the Interior Christian Calliess, Germany Direktor des Instituts für Völkerrecht und Europarecht, Georg-August-Universität Göttingen Miroslav Cíc, Slovakia Member of Parliament, National Council of the Slovak Republic Valerie Ciprova, Czech Republic Head of Protocol, Senate of the Parliament Czech Republic Peter Clever, Germany Ministerialdirektor a.D., Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände Rosario Condorelli, Belgium Committee of the Regions Anca Constantin, Romania Counselor Foreign Relations, Andrei Corbea-Hoisie, Romania Botschafter, Botschaft der Republik Rumänien Richard Corbett, European Union Member of the European Parliament, European Parliament Joe Cordina, Malta Committee of the Regions Johannes Coreth, Austria Stellvertretender Generaldirektor, Die Niederösterreichische Versicherung Maria Corrigan, Ireland UEN-EA Group President, Committee of the Regions Pál Csáky, Slovakia Vice Premier Minister, Office of the Government of the Slovak Republic France Cukjati, Slovenia President, National Assembly of the Republic of Slovenia

Hugo D`Hollander, Belgium Principal Advisor European Affairs, House of Representatives Kestutis Daukšys, Lithuania Minister, Ministry of Economy of Lithuania Joseph Daul, France Chairman of the Conference of Committee Chairmen, European Parliament Cristian David, Romania Beigeordneter Minister für die Umsetzung des EU-Aquis, Regierung der Republik Rumänien Wayne David, United Kingdom European Scrutiny Committee, House of Commons Francois Delagrange, Belgium President´s Councillor, Committee of the Regions Michel Delebarre, France President, Committee of Regions Manuel Delgado-Irbarren, Spain Legal Advisor of the Joint Committee on European Affairs, Cortes Generales Mária Demeterová, Slovakia Member of Parliament, National Council of the Slovak Republic Andrej Didenko, Lithuania Adviser to the Committee on European Affairs, Seimas of the Republic of Lithuania Isabelle Dirkx, Belgium Policy Advisor, Ministry of the Flemish Community Luisa Domenicelli, Italy Staff, Committee of the Regions Carmen Dominguez, Spain Secretary Joint Committee on European Affairs, Cortes Generales Karl Donabauer, Austria Stv. Vorsitzender des EU-Unterausschusses, Parlament Didier Donfut, Belgium Staatssekretär für Europäische Angelegenheiten, Föderaler Öffentlicher Dienst, Auswärtige Angelegenheiten Heribert Donnerbauer, Austria Vorsitzender des Immunitätsausschusses des Nationalrates, Parlament David Donoghue, Ireland Ambassador of Ireland, Embassy of Ireland Bert Doorn, Netherlands Europäisches Parlament Harald Dossi, Austria Stellvertretender Leiter, Bundeskanzleramt-Verfassungsdienst Karl Doutlik, European Union Leiter der Vertretung in Österreich, Europäische Kommission Renata Dromantaite, Lithuania Adviser to Minister, Ministry of Economy of Lithuania Jelena Drozdova, Latvia Head of Division, Ministry of Foreign Affairs of Latvia Claude Du Granrut, Sweden Member of Commission, Committee of the Regions

Adelheid Ebner, Austria Vorsitzende des Ausschusses für Frauenangelegenheiten des Bundesrates, Parlament Anton Erber, Austria Abgeordneter, Niederösterreichischer Landtag Risto Ervelä, Finland Member of Buero, Committee of the Regions Franz Eßl, Austria Abgeordneter zum Nationalrat, Parlament

Ladislav Fňouka, Czech Republic Leiter des Europa-Büros, Südböhmischer Kreis Martin Falb, Austria Kabinettschef, Bundeskanzleramt Verena Farre Capdevila, Austria Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit Werner Fasslabend, Austria Vorsitzender des Ständigen Unterausschusses in EU Angelegenheiten des Nationalrates, Parlament Eszter Fay, European Union Adviser, European Parliament Carina Felzmann, Austria Abgeordnete zum Nationalrat, Parlament Vojtěch Filip, Czech Republic Vice President, Chamber of Deputies Klemens H. Fischer, Austria Gesandter, Ständige Vertretung Österreichs bei der Europäischen Union Franz Fischler, Austria Kommisar a.D., Präsident, Ökosoziales Forum 76 Chris Foote-Wood, United Kingdom Member, Committee of the Regions Edmund Freibauer, Austria Präsident, Niederösterreichischer Landtag Jörg Freunschlag, Austria 1. Landtagspräsident, Kärntner Landtag Ortfried Friedreich, Austria Präsident, Kammer der Architekten u. Ingenieurkonsulenten Rudolf Friewald, Austria Abgeordneter zum Niederösterreichischen Landtag Joachim Fritz, Austria Büroleiter, Institut der Regionen Europas Leopold Fruhmann, Austria Parlamentsdirektion Pavlína Frýdková, Czech Republic Botschaft der Tschechischen Republik in Wien Giancarlo Gabbianelli, Italy Sindaco di Viterbo, Comune di Viterbo, Committee of the Regions Asem Gagauzov, Bulgaria Minister, Ministry of Regional Development and Public Works Kurt Gaßner, Austria Abgeordneter zum Nationalrat, Parlament Jiří Georgiev, Czech Republic Secretary EU Comitee, Senate of the Parliament Karel Geschwandtner, Czech Republic Staff, Südböhmischer Kreis Stephen Gethins, Belgium UNE-AE Group, Committee of the Regions Johann Giefing, Austria Vorsitzender des Justizausschusses des Bundesrates, Parlament Ivana Goranić, Croatia Gesandte, Botschaft der Republik Kroatien Hubert Gorbach, Austria Vizekanzler/ Minister, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie Julian Grenfell, United Kingdom Chair to the EU Committee, House of Lords Fritz Grillitsch, Austria Vorsitzender des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft des Nationalrates, Parlament Jonas Groes, Belgium Head of Brussels Office, Local Government Denmark/Committee of the Regions Aivars Groza, Latvia Botschafter, Botschaft der Republik Lettland Christian Gsodam, Belgium Referatsleiter, Ausschuss der Regionen Billy Gustafsson, Sweden Member of the Commitee on the Constitution, The Swedish Parliament

Angelika Hable, Austria Bundeskanzleramt Hubert Haenel, France Sénateur, Polt de la Diligation pour EU, Senat Janko Halb, Slovenia Mayor of Rogašovci, Občina Rogašovci Gebhard Halder, Austria Präsident, Vorarlberger Landtag Hermann Haller, Austria Bundesrat, Parlament Philip Hannon, Ireland Department of Foreign Affairs Jordi Harrison, Belgium Head of Cabinet, Committee of the Regions Philip Hartig, Austria Parlamentsdirektion, Parlament Manfred Hasenöhrl, Austria Vorstandsdirektor, Uniqa Versicherung Nikiforos Hatzigakis, Greece Hellenic Parliament Sotirios Hatzigakis, Greece 1st Vice President and Chairman of the EU Affais Committee, Hellenic Parliament Bernard Hauwen, Belgium Conseiller, Föderaler Öffentlicher Dienst Auswärtige Angelegenheiten Jiří Havel, Czech Republic Deputy Prime Minister of the Czech Republic, Regierungsamt der Tschechischen Republik in Prag Joël Hebrard, France Advisor of President Delebarre, Hebrard Consultant Hans Hegeland, Sweden Deputy Secretary of the Committee on Finance, The Swedish Parliament Anton Heinzl, Austria Abgeordneter zum Nationalrat, Parlament Hubert Heiss, Austria Bundeskanzleramt Kateřina Hejdová, Czech Republic Leiterin der Abteilung für EU-Angelegenheiten, Regierungsamt der Tschechischen Republik in Prag Marie-France Herin, France Chef de Secretariat de la Delegation pour l`Union europeenne, Assemblee Nationale Nicole Hirsch, Austria Parlamentsdirektion Elisabeth Hlavac, Austria Abgeordnete zum Nationalrat, Parlament Volker Hoff, Germany Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Hessische Staatskanzlei Wolfgang Hofstätter, Austria Parlamentsdirektion Martin Hojni, Austria Kabinett des Staatssekretärs, BM für auswärtige Angelegenheiten Gottfried Holzer, Austria Kammerdirektor, NÖ Landeslandwirtschaftskammer Johann Holztrattner, Austria Präsident, Salzburger Landtag Geoffrey Hoon, United Kingdom Minister, Leader of the House of Commons, Government of the United Kingdom Matthieu Hornung, Belgium Advisor of President Delebarre, Committee of the Regions

77 Claus Hörr, Austria Bundespressedienst Hans Henning Horstmann, Germany Botschafter, Botschaft der Bundesrepublik Deutschland Erja Horttanainen, Finland EU Affairs Manager, Association of Finnish Local and Regional Authorities István Horváth, Hungary Botschafter, Botschaft der Republik Ungarn

Steen Illeborg, Belgium Director, Committee of the Regions Antonie Iorgovan, Romania Senator, Senate of Romania Teemu Isoaho, Finland Superintendent, Finish Security Police Zlatko Ivanov, Bulgaria Botschaftsrat, Botschaft der Republik Bulgarien

Ivan Jakovcic, Croatia President, Region of Istria Susanne Janistyn, Austria Parlamentsdirektion Peter Jann, European Union Kammerpräsident, Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften Maria-Luise Janota, Austria Parlamentsdirektion Zoran Jašić, Croatia Botschafter, Botschaft der Republik Kroatien Marek Jedrys, Poland Botschafter, Botschaft der Republik Polen Manderup Jensen, European Union Principal Adviser, European Comission Marina Jensen, Cyprus Director of planning, Planning buerau Rudolf Jíndrák, Czech Republic Botschafter, Botschaft der Tschechischen Republik Werner Jostmeier, Germany Abgeordneter, Landtag Nordrhein-Westfalen, Committee of Regions Majorie Jouen, Belgium Administrator, Committee of the Regions Alexandra Jour-Schroeder, European Union Mitglied, Kabinett Vizepräsident Verheugen Lásló Juhász, Hungary Advisor, Hungarian National Assembly Angéla Juhász-Tóth, Hungary Advisor of the National Assembly, Hungarian National Assembly Annika Jürisson, Estonia Dritte Botschaftssekretärin, Botschaft der Republik Estland

Othmar Karas, Austria Abgeordneter, Europäisches Parlament Karol Karski, Poland President of the EU Affairs Committee, Sejm of the Republic of Poland Sylvia-Yvonne Kaufmann, European Union Vizepräsidentin, Europäisches Parlament Sarita Kaukaoja, Finland COSAC-secretariat Päivi Kaukoranta, Finland Counsellor, Institutional and Legal Affairs, Government Secretariat for EU Affairs, Prime Ministers Office Kirsti Kauppi, Finland Botschafterin, Botschaft von Finnland in Wien Jürgen Kessler, Austria Büroleiter Landeshauptmann, Amt der Vorarlberger Landesregierung Andreas Khol, Austria Präsident des Nationalrates, Parlament Pauline Kiernan, Ireland Department of Foreign Affairs Karl-Heinz Klär, Germany Staatssekretär, Landesvertretung Rheinland-Pfalz, Committee of Regions Jozef Klimko, Slovakia Botschafter, Botschaft der Slowakischen Republik Heinz-Peter Knapp, Germany Secretary General EPP Group/ COR, Committee of the Regions Gottfried Kneifel, Austria Vorsitzender des EU Aussschusses des Bundesrates, Parlament Risto Koivisto, Finland Mayor of Pirkkala, Committee of the Regions Gerhard Koller, Austria Parlamentsdirektion Albrecht Konecny, Austria Stv. Vorsitzender des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten des Bundesrates, Parlament Karl Korinek, Austria Präsident, Verfassungsgerichtshof Kornelios Korneliou, Cyprus Botschafter, Embassy of Cyprus Petr Kostka, Czech Republic Press Secretary, Senate of the Parliament Czech Republic Edvard Kožušník, Czech Republic Head of Cabinet, Senate of the Parliament Czech Republic Marta Kraszewska, Poland MS (Official), Chancellery of the Sejm of the Republic of Poland Georg Kreuzhuber, European Union Pressesprecher, Kabinett Vizepräsident Verheugen Gunther Krichbaum, Germany Deutscher Bundestag Mária Krošláková, Slovakia Liaison Officier, Chancellery of the Parliament of the Slovak Republic Adam Krzeminski, Poland Polityka-Wochenzeitung Manfred Kunert, Austria Vorstandsdirektor, Österreichische Volksbanken AG

Jerôme Lambert, France Deputé, Assemblee Nationale Jean Laporte, France Directeur du Service des Affaires europiennes du Sénat français Ami Larsson, Sweden Desk Officer, Prime Minister´s Office Paul Lendvai, Austria Moderator, ORF Europastudio

78 Pierre Lequiller, France President de la delegation pour l`Union europeenne, Assemble Nationale Andreas Lernhart, Austria Head of Private Office, European Economic and Social Committee Eleni Lianidou, Greece Deputy Director of the European Integration, Ministry of Foreign Affairs Chrysoula Liatsou, Greece Special Advisor of the Deputy Minister, Ministry of Foreign Affairs Georg Lienbacher, Austria Sektionsleiter VD, Bundeskanzleramt Elisabeth Linhart, Austria Parlamentsdirektion Michael Georg Link, Germany Abgeordneter, Deutscher Bundestag Paavo Lipponen, Finland Speaker, Jan Pieter Lokker, Netherlands Province of Utrecht, Committee of the Regions Lukáš Lopatník, Slovakia Liaison Officer, Chancellery of the Parliament of the Slovak Republic Martin Lorenz, Austria Büro des Landesamtsdirektors, Land Oberösterreich Michael Losch, Austria Sektionsleiter, Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit Arto Luhtala, Finland Ministerial Councellor, Ministry of the Interior Britt Lundberg, Sweden Member, Committee of the Regions

John Macgregor, United Kingdom Ambassador, British Embassy Eva Macháčková, Czech Republic Head - Protocol Department, Chamber of Deputies Robert Maclennan, United Kingdom House of Lords Helmut Mader, Austria Präsident, Tiroler Landtag Philippe Mahoux, Belgium Senator, Belgischer Senat Johannes Maier, Austria EU-Angelegenheiten, Kärntner Landesregierung Heike Malicek, Austria Parlamentsdirektion Christian Mandl, Austria Leiter der Abteilung EU-Koordination, Wirtschaftskammer Österreich Hannes Manninen, Finland Minister of Regional and Municipal Affairs, Ministry of the Interior Enrico Martial, Italy Secretary General, Conference of European Legislative Assemblies Manfred Matzka, Austria Sektionschef, Bundeskanzleramt Andreas Maurer, Germany Stiftung Wissenschaft und Politik Klaus Mayr, Austria Redakteur, Bundespressedienst Barbara Medved Špiletič, Slovenia Head of cabinet, National Assembly of the Republic of Slovenia Teodor Melescanu, Romania Vice President, Senate of Romania Ian Micallef, Malta Committee of the Regions Martin Michalitsch, Austria Abgeordneter, Niederösterreichischer Landtag Aleš Michl, Czech Republic Berater des stellvertretenden Premierministers Doc.DI Jiří Havel, Regierungsamt der Tschechischen Republik in Prag Katrin Mieth, Germany Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Andreas Mihalits, Austria Büro Landeshauptmann, Burgenländische Landesregierung Johanna Mikl-Leitner, Austria Landesrätin, Amt der NÖ Landesregierung Tibor Mikuš, Slovakia Member of Parliament, National Council of the Slovak Republic Frank Mittendorff, Netherlands Staff, House of Representatives Peter Mitterer, Austria Bundesrat, Parlament Helmut Mödlhammer, Austria Präsident, Österreichischer Gemeindebund Walter Moens, Austria Repräsentant der Flämischen Regierung in Österreich, der Tschechischen Republik und Ungarn, Belgische Botschaft – Flämische Repräsentanz Tatjana Molk, Slovenia Protocol, National Assembly of the Republic of Slovenia Ireneusz Momot, Poland Senior Expert, Ministry of Foreign Affairs Wolfgang Motz, Austria Abgeordneter, Niederösterreichischer Landtag Vineta Muizniece, Latvia Vice Speaker of the Parliament, Parliament of the Republic of Latvia Jan Mulder, European Union Committee on Budgetary Control, European Parliament Bernhard Müller, Austria Bürgermeister, Stadt Wr. Neustadt

Wolfgang Nebes, Austria Stellvertreter des Landesamtsdirektors, Amt der NÖ Landesregierung Siret Neeve, Estonia Counsellor, Riigikogu EU Affairs Committee Eva Nejstgaard, Denmark Mayor of Allerød, Allerod Municipality/Committee of the Regions Riccardo Nencini, Italy Presidente, Consiglio Regionale Della Toscana Michael Neureiter, Austria 2. Präsident, Salzburger Landtag James Newman, United Kingdom Private Secretary to Mr. Hoon, Government of the United Kingdom Atzo Nicolai, Netherlands Minister, Ministry of EU Affairs Philippe Nieuwenhuys, Belgium Botschafter, Botschaft des Königreichs Belgien Verena Nowotny, Austria Pressesprecherin, Bundeskanzleramt

79 Breifne O`Reilly, Ireland Counsellor, Department of Foreign Affairs Thomas Oberreiter, Austria Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten Kristiina Ojuland, Estonia Chairperson, Riigikogu EU Affairs Committee Angela Orthner, Austria Präsidentin, Oberösterreichischer Landtag Gunnar Ortmann, Denmark Botschafter, Königliche Botschaft von Dänemark Olga Overdevestova, Czech Republic Secretary - Committee for European Affairs, Chamber of Deputies

Antun Palaric, Croatia State Secretary, Central State Office Christos Papoutsis, Greece MP, Vice Chairman of the European Affairs Committee, Hellenic Parliament George Parker, Belgium Bureau Chief, Financial Times Rudolf Parnigoni, Austria Vorsitzender des Ausschusses für innere Angelegenheiten des Nationalrates, Parlament Simon Patrick, United Kingdom European Scrutiny Committee, House of Commons Alfred Payrleitner, Austria Moderator, ORF Francisca Pedrós Carretero, Spain Advisor to the Secretary General for EU, Ministry of Foreign Affairs and Cooperation (Spain) Edith Pekarek, Austria Juridikum Wien Alfredas Pekeliúnas, Lithuania Deputy Chairman of the Seimas, Seimas of the Republic of Lithuania Tapio Pekkola, Finland Advisor in international affairs for the Speaker, Parliament of Finland Antii Peltomäki, Finland State Secretary, Government Secretariat for EU Affairs, Prime Minster's Office Daniele Perico, Italy 1. Botschaftsrat, Botschaft der Republik Italien Eduard Pesendorfer, Austria Landesamtsdirektor, Land Oberösterreich Ernest Petrič, Slovenia Botschafter, Botschaft der Republik Slowenien Madeleine Petrovic, Austria Klubchefin, Grüner Klub im NÖ Landtag Eric Philippart, European Union European Commission Lenka Pítrová, Czech Republic Parlamentary Institute, Chamber of Deputies Andrew Pittam, United Kingdom Desk Officer, Foreign Commonwealth Office Andreas Pittler, Austria Parlamentsdirektion Ursula Plassnik, Austria Außenministerin, Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten Asterios Pliakos, Greece Head of 1st Directorate of Studies, Hellenic Parliament Klemen Polak, Slovenia 3. Secretary, Embassy of the Republic of Slovenia Georg Posch, Austria Parlamentsdirektor, Parlament Stefan Prähauser, Austria Abgeordneter zum Nationalrat, Parlament Sarah Price, United Kingdom Second Clerk to the EU Committee, House of Lords Erwin Pröll, Austria Landeshauptmann von Niederösterreich

Dzintars Rasnacs, Latvia Deputy chairperson of European Affairs Committee, Saeima of the Republic of Latvia Fabien Raum, Luxembourg Assistant du Ministre délégué Nicolas Schmit, Ministère des Affaires étrangères Michael Reinprecht, European Union Head of Office in Vienna, Europäisches Parlament Urmas Reinsalu, Estonia Member, Riigikogu EU Affairs Committee Heidemarie Rest-Hinterseer, Austria Abgeordnete zum Nationalrat, Parlament Riccardo Ribera, European Union Director, European Parliament Alfred Riedl, Austria Präsident, Niederösterreichischer Gemeindevertreterverband Karl-Heinz Riegler, Austria Akkreditierung Medien, Bundespressedienst Magnus Robach, Sweden Director General, Prime Minister´s Office Inés Roseta, Spain Administrator, Committee of the Regions Andreas Rosner, Austria Verbindungsstelle der Bundesländer Sissy Roth-Halvax, Austria Präsidentin des Bundesrates, Parlament Dimitrji Rupel, Slovenia Außenminister, Ministerium für auswärtige Angelegenheiten der Republik Slowenien

Malgorzata Sadurska, Poland Member of the EU Affairs Committee, Sejm of the Republic of Poland Maria Eugénia Santos, Portugal National Expert on Subsidiarity, Ministry of the Interior Peter Saramo, Finland Counselor Grand Comi, Parliament of Finland Michael Sarris, Cyprus Minister of Finance, Ministry of Finance Cyprus Herbert Sausgruber, Austria Landeshauptmann, Vorarlberger Landesregierung Johannes Schachinger, Austria Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten

80 Heinz Schaeffer, Austria Universität Salzburg, Österreichische Gesellschaft für Gesetzgebungslehre Axel Schäfer, Germany Europapolitischer Sprecher, SPD-Bundestagsfraktion Franz Schausberger, Austria Institutsvorstand, Institut der Regionen Europas Rüdiger Schender, Austria Kabinettchef, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie Stefan Schennach, Austria Bundesrat, Parlament Agnes Schierhuber, Austria Abgeordnete, Europäisches Parlament Jean-Joël Schittecatte, Belgium Conseiller diplomatique, Föderaler Öffentlicher Dienst Auswärtige Angelegenheiten Jan Schlichting, Germany EU Ausschusssekretariat, Deutscher Bundestag Tanja Schmidt-Konecny, Austria Referentin, BKA Nicolas Schmit, Luxembourg Ministre délégué aux Affaires étrangères et à l'Immigration, Ministère des Affaires étrangères Klaus Schneeberger, Austria Klubobmann, Landtagsklub der Volkspartei NÖ Sabine Schneeberger, Austria Referentin, BKA Justus Schönlau, Germany Sekretariat der PSE Fraktion, Committee of the Regions Maximilian Heinrich Schröder, EU Administrator, European Parliament Barbara Schüller, Austria eu2006.at, Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten Hermann Schultes, Austria Präsident, Landeslandwirtschaftskammer NÖ Wolfgang Schüssel, Austria Bundeskanzler der Republik Österreich und Vorsitzender des Europäischen Rates Rudolf Schwarzböck, Austria Präsident, Landwirtschaftskammer Österreich Marc Schweiker, Austria Referent, BKA Ludék Sefzig, Czech Republic Chairman EU Commitee, Senate of the Parliament Czech Republic Werner Seif, Austria Landesamtsdirektor, Amt der Niederösterreichischen Landesregierung Evangelos Sekeris, Greece Deputy Director of the Diplomatic Cabinet of the Deputy Minister, Ministry of Foreign Affairs Philippe Setton, France Head of Department, Ministry of Foreign Affairs Anne-Marie Sigmund, Austria President, European Economic and Social Committee Guilherme Silva, Portugal Vice President, Assembly of the Republic Vassilios Skouris, European Union Präsident, EuGH Mitja Slavinec, Slovenia Deputy chairman of the comittee on EU affairs, National Assembly of the Republic of Slovenia Maarten Smit, European Union Assistant to Mr. Mulder, European Parliament Přemysl Sobotka, Czech Republic President, Senate of the Parliament Czech Republic Roberto Soravilla, Spain MP Joint Committee on European Affairs, Cortes Generales Theodoros Sotiropoulos, Greece Botschafter, Griechische Botschaft in Wien Michael Spindelegger, Austria Vorsitzender des Geschäftsordnungsausschusses des Nationalrates, Parlament Matthias Stadler, Austria Bürgermeister, Landeshaupstadt St. Pölten Ilse Stadlmann, Austria Leiterin, NÖ Verbindungsbüro Gerhard Stahl, Germany Generalsekretär, Ausschuss der Regionen Annelie Stark, Sweden Member, Committee of the Regions Hannah Starmann, Slovenia Interpreter, National Assembly of the Republic of Slovenia Fritz Staudigl, Austria Nationaler Koordinator, Ausschuss der Regionen Hans Staudinger, Austria Direktor, Kammer der Architekten u. Ingenieurkonsulenten Gerda Steinberger, Austria Parlamentsdirektion Barbara Steiner, Austria Referentin, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie Christine Stix-Hackl, European Union Erster Generalanwalt, Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften Edmund Stoiber, Germany Ministerpräsident, Freistaat Bayern Tinca Štokojnik, Slovenia Pressesprecherin, Ministerium für auswärtige Angelegenheiten Peter Straub, Germany Landtagspräsident, Landtag von Baden-Württemberg, Committee of the Regions Michael Stübgen, Germany CDU/CSU-Bundestagsfraktion, AG Europa Günter Stummvoll, Austria Vorsitzender des Finanzausschusses des Nationalrates, Parlament Barbro Sundback, Finland Speaker, Aland Parliament Pavel Svoboda, Czech Republic Chairman of the Committee for European Affairs, Chamber of Deputies Ann Swampillai, United Kingdom First Secretary (Future of Europe), UK Permanent Representation to the EU

81 Robert Tauber, Austria Landesamtsdirektor, Amt der Burgenländischen Landesregierung Béatrice Taulègne, France Chef d´unité, Committee of the Regions Elisabeth Tichy-Fisslberger, Austria Bundesministerium für Äußere Angelegenheiten Seppo Tiitinen, Finland Secretary General, Parliament of Finland Noel Treacy, Ireland Minister of State, Department of Foreign Affairs Ioannis Tsagadopoulos, Greece 1st Vice President´s Assintant, Hellenic Parliament

Kirsten Valentin, Germany Freistaat Bayern Iannis Valinakis, Greece Deputy Minister for Foreign Affairs, Ministry of Foreign Affairs Luc Van den Brande, Belgium Senator, Belgischer Senat Jan Jacob Van Dijk, Netherlands Chairman cee Subsidiarity check, House of Representatives Godelieve Van Heteren, Netherlands Chairwoman, Committee on European Affairs, House of Representatives Katarina Vatovec, Slovenia Adviser, National Assembly of the Republic of Slovenia Christine Verger, European Union Director of President´s Cabinet, European Parliament Günter Verheugen, European Union Vizepräsident, Europäische Kommission Daniel Vernet, France Directeur, Le Monde (Abt. relations internationales) Jari Vilén, Finland Chairman, Parliament of Finland Erik Vilstrup Lorenzen, Denmark Head of EU Policy Departement, Ministry of Foreign Affairs Victória Virová, Slovakia Liaison Officer, Chancellery of the Parliament of the Slovak Republic Bernd Vögerle, Austria Präsident, Verband sozialdemokratischer Gemeindevertreter in NÖ Bernhard Vogl, Austria Berater des Präsidenten, Salzburger Landtag Stefan Vrbata, Austria Parlamentsdirektion Christine Vrettou, Greece Staff - European Relations, Hellenic Parliament

Susanna Wagner, Austria Parlamentsdirektion Jerzy Walewski, Poland Deputy Officer, City of Christian Wegener, Denmark Erster Botschaftssekretär, Königlich Dänische Botschaft Robert Weiss, Austria Landtagsdirektor, Kärntner Landtag Hannes Weninger, Austria Klubobmann, SPÖ Klub im NÖ Landtag Franz Wiedersich, Austria Direktor, Wirtschaftskammer NÖ Gerhart Wielinger, Austria Landesamtsdirektor, Amt der Steiermärkischen Landesregierung Katharina Wieser, Austria eu2006.at, Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten Karl Wilfing, Austria Abgeordneter, Niederösterreichischer Landtag Hans Winkler, Austria Staatssekretär, Bundesministerium für ausw.Angelegenheiten Alexis Wintoniak, Austria Leiter des EU- und Internationalen Dienstes, Parlamentsdirektion Edmund Wittbrodt, Poland Senator, Klaus Wölfer, Austria Botschafter, Bundeskanzleramt Horst Wonka, Germany Persönlicher Referent, Freistaat Bayern

Jordi Xuclá, Spain MP Joint Committee on European Affairs, Cortes Generales

Jan Zahradník, Czech Republic Kreishauptmann, Südböhmischer Kreis Hofman Zdenék, Czech Republic Interpreter, Senate of the Parliament Czech Republic Kristína Zdichyncová, Czech Republic Protokoll, Regierungsamt der Tschechischen Republik in Prag Kosma Zlotowski, Poland Senator, Senate of Poland Sonja Zwazl, Austria Stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit des Bundesrates, Wirtschaftskammer Niederösterreich

82 5.3. Pressemeldungen

Parlamentskorrespondenz/05/18.04.2006/Nr. 326

Europa fängt zu Hause an Empfehlungen für den Europäischen Rat im Juni 2006 abzugeben. Subsidiaritätskonferenz in St. Pölten will Dis- kussion in Gang setzen Unter anderem zur Diskussion steht ein von Na- tionalratspräsident Andreas Khol eingebrachter Wien (PK) - "Europa fängt zu Hause an" - unter Vorschlag, jene Teile des EU-Verfassungsver- diesem Motto steht eine zweitägige, hochrangig trags, die stärkere Mitwirkungsbefugnisse der na- besetzte EU-Konferenz in St. Pölten zum Thema tionalen Parlamente im Gesetzgebungsprozess Subsidiarität, die heute vom Niederösterreichi- der EU zum Inhalt haben, auf Basis bereits be- schen Landeshauptmann Erwin Pröll eröffnet stehender Möglichkeiten vorab mit Leben zu wurde. ParlamentarierInnen und Regierungs- erfüllen. Dabei geht es, wie Khol zum Auftakt der vertreterInnen aus allen 25 EU-Ländern und den Subsidiaritätskonferenz betonte, nicht darum, Beitrittsländern Bulgarien und Rumänien diskutie- "Rosinen" aus dem Verfassungsvertrag heraus- ren gemeinsam mit Experten sowie Vertretern zupicken und vor dessen Beschlussfassung in der Europäischen Kommission und des Europäi- Geltung zu setzen, sondern das Subsidiaritäts- schen Parlaments über eine bessere Aufgaben- prinzip auf der Grundlage des Amsterdamer Ver- verteilung zwischen der Europäischen Union auf trags besser umzusetzen. Der Grundsatz der der einen und der nationalen bzw. regionalen "sachgerechten Aufgabenverteilung" sei nämlich, Ebene auf der anderen Seite. so Khol, bereits mit dem Amsterdamer Vertrag in die europäische Grundordnung eingebaut wor- Auf der Tagesordnung stehen Diskussionsrunden den, es gebe aber Klagen, dass sich die EU we- über die Rolle der nationalen Parlamente in der niger mit "den großen Fragen" beschäftige und Europäischen Union, den möglichen Beitrag der sich stattdessen viel mehr um lokale Fragen Regionen und Kommunen und die Wechselbe- kümmere. "Wir sind mit der Praxis nicht ziehung zwischen Subsidiarität und "Better Regu- zufrieden." lation", einer Initiative der EU, die eine bessere Rechtsetzung und einen Abbau bürokratischer Von der Konferenz erwartet sich Khol einen Hemmnisse zum Ziel hat. Zu den Referenten politischen Dialog darüber, was auf der einen gehören u.a. der Präsident des Europäischen Seite sachgerecht die EU bewältigen soll und Parlaments Josep Borrell-Fontelles, der Vizeprä- was auf der anderen Seite die nationalen bzw. sident der Europäischen Kommission Günter regionalen Parlamente wahrnehmen sollen, Verheugen, der Präsident des Europäischen wobei er die nationalen Parlamente als "Hüter Gerichtshofs Vassilios Skouris und der slowe- der Subsidiarität" sieht. Unter anderem strebt nische Außenminister Dimitrij Rupel. Khol eine "Vorbegutachtung" von EU-Gesetzent- würfen durch die nationalen Parlamente an, um Die Konferenz, die auf eine gemeinsame Initia- vorab prüfen zu können, ob diese unnötige zent- tive des österreichischen Parlaments, des Bun- ralistische Regelungen beinhalten. Er kann sich deskanzleramts und der Niederösterreichischen für diesen Zweck etwa die Entwicklung eines Landesregierung zurückgeht, will dabei an eine konkreten Prüfrasters vorstellen. im November in Den Haag abgehaltene Konfe- renz mit dem Titel "Sharing Power in Europe: Auch Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und der Striking the right balance between EU and Niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Member State action" anschließen. Ziel ist es, Pröll wiesen bei der Auftakt-Pressekonferenz auf die Notwendigkeit hin, die Sorge der Bevölkerung

83 vor einer "schleichenden Zentralisierung" der EU europaweit eine "subsidiäre Gesinnung" entwi- ernst zu nehmen. Es brauche ein Gegengewicht ckeln, um ein "abwechslungsreiches, buntes mit einer Stärkung der Regionen, betonte Schüs- Europa" beizubehalten. Dazu müssten die Zent- sel, "wir ringen um eine neue Balance und ein ralstellen auch "loslassen können". neues Miteinander". Pröll betonte, man müsse

Parlamentskorrespondenz/05/18.04.2006/Nr. 328

Europa: Der Beitrag der Regionen und der einem verstärkten Ausmaß Heimat geben, stand Kommunen für den niederösterreichischen Landeshaupt- mann fest. Dies sei aber nur dann möglich, wenn EU-Konferenz über Subsidiarität und Bürger- der bürgernahe Hausverstand mehr wiege als nähe in St. Pölten überzogene und bürgerfremde Regelungen. Sub- sidiarität bedeutet nach den Worten Prölls einen St. Pölten (PK) – Mit der Ausgestaltung des Sub- Vorrang der kleinen Einheit, aber gleichzeitig sidiaritätsprinzips in der Europäischen Union be- auch die Verpflichtung zur Unterstützung durch schäftigt sich derzeit eine zweitägige EU-Konfe- die größere Einheit, wenn dies notwendig und renz in St. Pölten, die heute vom niederöster- gewollt ist. Das im Maastricht-Vertrag festge- reichischen Landeshauptmann Erwin Pröll eröff- schriebene Prinzip der Subsidiarität wurde nach net wurde. Der erste Teil der Veranstaltung war Meinung Prölls bisher kaum spürbar praktiziert. dabei der Frage gewidmet, welchen Beitrag die Auch der Verfassungsvertrag sehe keine bin- Regionen und Kommunen zu einer bürgernahen dende Verpflichtung zur Berücksichtigung der Politik in Europa leisten können. Regionen vor. Pröll sah daher die Staaten und Pröll: Bürgernähe durch mehr Hausverstand, Regionen aufgerufen, selbst diese Normen mit weniger technische Detailregelungen Leben zu erfüllen. Europa brauche eine sub- sidiäre Gesinnung in den Zentralstellen der EU, Landeshauptmann Erwin Pröll interpretierte in betonte Pröll. Daneben bedürfe es aber auch seinem Einleitungsstatement den Titel "Europa einer freiwilligen Selbstverpflichtung der Kommis- fängt zu Hause an" als Ausdruck einer Emotion, sion, die Regionen vor dem Erlassen von Geset- in der sich Erfolg oder Misserfolg des europäi- zen anzuhören. Weiters appellierte Pröll an die schen Weges entscheidet. Heimat und Zuhause Nationalstaaten und deren Parlamente, bereits seien nicht technische Begriffe, sondern drücken vor dem Inkrafttreten des Verfassungsvertrages vielmehr ein Gefühl aus – ein Gefühl der Sicher- die darin verankerten Subsidiaritätsgrundsätze heit, des Verstandenwerdens, des Mitredendür- wahrzunehmen und im politischen Alltag umzu- fens. Dieses Gefühl der Sicherheit sei derzeit setzen. Schließlich forderte Pröll die Regionen aber nicht überall in dem gewünschten Ausmaß selbst auf, sämtliche Chancen und Möglichkeiten vorhanden. Viele Bürger hätten eher den Ein- der Subsidiarität voll auszuschöpfen. druck, den Institutionen der EU ausgeliefert zu sein, die Menschen seien frustriert und fürchteten Erfolg versprechende Ansätze der Subsidiarität einen Verlust an Kultur, Identität und Mitwir- sah Pröll vor allem in der Arbeit des Ausschusses kungsmöglichkeiten. Je größer die Europäische der Regionen in Sachen Luftreinhaltung, aber Union werde, umso kleiner sei in den Augen auch im Mobilfunkpakt Niederösterreichs und in weiter Teile der Bevölkerung der Schutz des der Initiative "Förderungskulisse Grenzgebiete". Einzelnen, die Europaskepsis nehme zu. Der niederösterreichische Landeshauptmann Dies könne und dürfe aber nicht die Zukunft drückte seine Hoffnung aus, dass die Konferenz Europas sein, betonte Pröll. Wir müssen uns in eine europaweite Diskussionswelle auslösen werde, eine Subsidiaritätsgesinnung schaffe und 84 allen klar mache, dass die Bürger dann Gefallen Südosteuropa bedeuten Dezentralisierung und an Europa finden würden, wenn nicht technische Regionalisierung nicht nur Wachstum und Pros- Vorgaben diktiert werden, sondern Hausverstand perität, sondern auch und vor allem Frieden und und Lebenserfahrung walteten. Sicherheit, betonte Jakovcic.

Rupel: Alpen-Adria-Region als Modellfall für Csaky: Subsidiarität muss ausgewogen sein regionale Zusammenarbeit Pal Csaky (Vizepremierminister der Slowakei) Dimitrij Rupel (Außenminister Sloweniens) be- sah in der Einbindung der ungarischen Bevöl- trachtete die Subsidiarität unter dem Blickwinkel kerungsgruppe in das politische System der Slo- der Schlüsselworte Ausgewogenheit, Aufgaben- wakei eine mutige Anwendung des Subsidiari- teilung und bessere Leistung. Neben der "gro- tätsprinzips. Mittlerweile habe sich in Bratislava ßen" Subsidiaritätsdebatte, die sich mit der Ein- die Idee der regionalen Verwaltung auch bei den heit in der Vielfalt und den zwischenstaatlichen ursprünglichen Gegnern dieses Prinzips durchge- supranationalen Fragen auseinandersetzt, hat es setzt, die slowakische Gesellschaft sei stabiler seiner Meinung nach aber auch um die vielen geworden, zumal immer mehr Agenden auf die kleinen Subsidiaritätsfragen zu gehen, die Zu- kleineren Einheiten übertragen wurden. Nach sammenarbeit in kulturellen, sprachlichen oder den Worten Csakys geht es nun darum, ein ver- Minderheitenfragen. Gerade bei der Lösung nünftiges Gleichgewicht zu wahren und darauf zu dieser praktischen Probleme könnte die Euro- achten, dass die Anwendung des Subsidiaritäts- Region Alpen-Adria Beispielwirkung haben. prinzips nicht in blinden Nationalismus mündet Rupel sah darin ein Instrument, Missverständ- und die EU-Institutionen blockiert. nisse aufzuklären und Bande zu schmieden. Er erinnerte daran, dass Slowenien schon in der Schmit: EU muss sich vor den Bürgern neu legiti- Zeit des früheren Jugoslawien eine rege Koope- mieren ration mit seinen Nachbarn pflegte. Eine eigene Nicolas Schmit (Stellvertretender Außenminister Euro-Region mit Zentrum Ljubljana könnte zu- Luxemburgs) unterstrich, Europa müsse sich vor dem auch ein potenzieller Sitz für EU-Institutio- dem Hintergrund der aktuellen Krise wieder neu nen werden, glaubte Rupel. legitimieren. Nach den beiden Referenden in Jakovcic: Ohne Subsidiarität keine Demokratie in Frankreich und in den Niederlanden sei die De- Südosteuropa batte über die Subsidiarität nun umso wichtiger geworden, da die Bürger das Gefühl hätten, dass Ivan Jakovcic (Präsident der Region Istrien) ver- die Entscheidungsprozesse an ihnen vorbei- wies auf die Bedeutung der Subsidiarität für den gehen. Dies sei oft bloß ein Eindruck und ent- Balkan und meinte, Subsidiarität sei der Schlüs- spreche nicht immer der Realität, in der Politik sei sel der europäischen Demokratie, ohne Subsidia- der Eindruck aber wichtiger als die Realität. Nach rität werde es in Südosteuropa keine Demokratie Einschätzung Schmits bleibe noch viel zu tun, um geben können. Europa beginne nicht erst in die EU wieder in den Köpfen ihrer Bürger zu ver- St. Pölten, in Strassburg oder in München, son- ankern. Europa müsse vor allem auf den Ebenen dern auch in Sarajewo, Ljubljana und Zagreb. der Union, der Mitgliedstaaten und der Regionen Jakovcic präsentierte die Euro-Region Istrien als wieder aufgebaut werden, wobei es vor allem beispielhaft für die Lösung von Minderheitenpro- auch darum gehe, den Regionen Kompetenzen blemen und sprach in diesem Zusammenhang in die Hände zu geben, meinte Schmit. vor allem die Behandlung der italienischen Volks- gruppe an. Die Regionalisierung im übrigen Süd- Valinakis fordert europäischen "Demos" osteuropa sei aber nach wie vor unbefriedigend, Iannis G. Valinakis (stellvertretender Außenminis- insbesondere Serbien, Mazedonien und Bulga- ter Griechenlands) sprach von einer Vertrauens- rien würden Defizite aufweisen. Jakovcic erwar- krise der EU und forderte ebenfalls mehr Bürger- tete sich in diesem Bereich Lösungsansätze nähe. Europa stehe nicht vor der Herausforde- durch die EU und plädierte für die Schaffung rung, eine Union der starken Nationen zu bauen, einer adriatischen Euro-Region. Gerade für

85 sondern eine Union der Bürger zu entwickeln, päischen Politik zu erleichtern. Auf europäischer einen europäischen "Demos", in dem alle Stim- Ebene müsse sichergestellt werden, dass die men gehört werden können. Das Subsidiaritäts- lokalen und regionalen Behörden voll anerkannt prinzip könne dabei gute Dienste leisten, um die werden, mahnte David. Bürger in den Entscheidungsprozess einzubin- den. Valinakis trat dafür ein, spezielle Maßnah- Hannes Manninen (Finnland) verwies auf den men für strukturell benachteiligte Regionen zu großen Stellenwert des Subsidiaritätsprinzips auf setzen und meinte im übrigen, Grenzen sollten der lokalen Ebene in Finnland, meinte aber, die nicht als Festungsmauern, sondern vielmehr als regionale Ebene sei in der EU noch ausbaufähig. Brücken betrachtet werden, die eine Chancen zu Er kündigte spezielle Akzente in Richtung des Zusammenarbeit bieten. Das Prinzip, "global Subsidiaritätsprinzips für die kommende finnische denken, lokal handeln", wollte er dabei vor allem Präsidentschaft an. auf die Bereiche Energie, Umwelt und Fremden- Herbert Sausgruber (Österreich) ortete kritisch verkehr angewendet wissen. einen "Strickfehler" der EU und meinte, die Fach- Delebarre: Subsidiarität darf keine Waffe werden minister seien oft dem Lobbyismus ausgesetzt und würden zu Übertreibungen neigen. Die klei- Michel Delebarre (Präsident des Auschusses der nen Einheiten hätten dem gegenüber entschei- Regionen) wertete das Subsidiaritätsprinzip als dende Mobilisierungskräfte. Seiner Meinung nach Aktionsprogramm für die Zukunft, um aus der sollte die EU Standards und Grundsätze entwi- gegenwärtigen Sackgasse herauszukommen. ckeln, nicht aber ein Zuviel an Detailregelungen Die Subsidiarität dürfe aber nicht zu einer Waffe erlassen. Andererseits bedeutet Subsidiarität für werden, sondern müsse als dynamisches Instru- Sausgruber auch, dass die große Einheit dort zu ment nach dem Grundsatz der Verhältnismäßig- handeln hat, wo die kleine Einheit dies nicht keit eingesetzt werden. Als Ausdruck des Regie- vermag. rens auf mehreren Ebenen sind nach den Worten Delebarres auch die Regionen und Gemeinden Jan Zahradnik (Tschechien) verwies auf das aufgerufen, neben der Union kollektiv zur Errei- Wiedererstarken der Regionen in Tschechien chung der Ziele von Frieden und Wohlstand in und würdigte insbesondere die gute Zusammen- der EU beizutragen. Die politischen Akteure arbeit zwischen Südböhmen und Oberösterreich. müssten dabei als Partner handeln. Der Aus- Aus Sicht der tschechischen Regionen sei es an schuss der Regionen werde sich in Zukunft, wie der Zeit, das Subsidiaritätsprinzip weiter zu ent- der Redner unterstrich, dafür einsetzen, im Vor- wickeln und den Stellenwert der regionalen Ein- feld der Rechtssetzungsakte durch frühzeitige heiten zu stärken. Konsultationen, Folgenabschätzungen und Früh- Angela Orthner (Österreich) sah in den Regionen warnsysteme die Interessen der Gebietskörper- Mitgestalter und Mitentscheider und trat dafür schaften zu berücksichtigen, ohne das Verfahren ein, vor jeder Gemeinschaftsaktion nicht nur die zu behindern. Ausschlaggebend sind für Dele- wirtschaftlichen, sondern auch die politischen barre bei der Ausgestaltung des Subsidiaritäts- Folgen abzuschätzen. Sie drängte weiters auf prinzips dabei die Schlagworte Partnerschaft, einen Abschluss des Ratifikationsprozesses der demokratischer Dialog, Kooperation und Anpas- EU-Verfassung und meinte, wenn dies nicht sungsfähigkeit. möglich ist, dann sollte möglichst viel von den Die Diskussion Inhalten "gerettet werden".

In der darauf folgenden Diskussion hob u.a. Cris- Karl-Heinz Klär (Deutschland) warf in die Dis- tian David (Rumänien) die Bedeutung des bür- kussion ein, die Bürger würden sich von der EU, gernahen Entscheidungsprozesses hervor und würde man sie fragen, nicht Subsidiarität, son- merkte an, Rumänien habe als Beitrittswerber dern eine "gute Politik" erwarten. Das Geheimnis bereits entscheidende Schritte zur Dezentralisie- liege demnach im vertrauensvollen Zusammen- rung gesetzt, um damit die Umsetzung der euro- arbeiten der verschiedenen Ebenen.

86 Franz Schausberger (Österreich) argumentierte, die so genannten jungen Demokratien sei die ein Land, das derart föderalistisch geprägt ist wie Subsidiarität ein Schlüssel zu einem demokra- Österreich, habe eine Vorreiterrolle bei der Ver- tischen Zusammenleben. Er leitete daraus für wirklichung des Subsidiaritätsprinzips. Subsidiari- Brüssel den Auftrag ab, Dezentralisierung und tät und Regionalisierung sah er darüber hinaus Regionalisierung als Aufgabe zur Gewährleistung als entscheidend an für die Lösung der Probleme für einen dauerhaften Frieden in Europa zu se- auf dem Balkan. Seiner Meinung nach sollten hen. Pointiert merkte Pröll überdies an, Politiker kommunale und regionale Selbstverwaltung dürften nicht in den Fehler verfallen, nach den Kriterien für den Beitritt zur EU sein. Juristen zu rufen, wenn sie mit ihrem Latein am Ende sind. Subsidiarität sei ureigenste Aufgabe Landeshauptmann Erwin Pröll meinte zusam- der Politiker, es liege an ihnen, ihr zum Durch- menfassend in seinem Schlusswort, vor allem für bruch zu verhelfen.

Parlamentskorrespondenz/05/18.04.2006/Nr. 329

Khol zur Subsidiarität: Wir müssen Nägel mit Vertrag aufbauen, wo das Prinzip der Subsidiari- Köpfen machen tät und der Verhältnismäßigkeit in einem eigenen Protokoll festgelegt ist. Der Nationalratspräsident Subsidiarität wirkt in zwei Richtungen erwartete sich von der Diskussion konkrete Vor- schläge für die Festlegung von Maßstäben für die St. Pölten (PK) – Der zweite Themenblock der Subsidiaritätsprüfung und verlieh auch seiner Subsidiaritätskonferenz "Europa fängt zu Hause Hoffnung Ausdruck, dass die Kommission eine an" widmete sich der Diskussion "Subsidiarität Selbstverpflichtung übernimmt, die nationalen und Verhältnismäßigkeit: Die Rolle der Parla- Parlamente sechs Wochen vor der Weiterleitung mente". Nationalratspräsident Andreas Khol, der eines Gesetzesvorhabens zu informieren. Diese gemeinsam mit der Präsidentin des Bundesrates, hätten dann Zeit, ein Gutachten zu erstellen, das Sissy Roth-Halvax, den Vorsitz führte, betonte, von der Kommission auch ernst genommen man wolle beim Thema Subsidiarität von den werden müsse. Deklamationen wegkommen und endlich Nägel mit Köpfen machen. Ziel sei es, die EU-Gesetz- Der Nationalratspräsident sah in der Subsidiari- gebung auf bloße Grundsätze zu beschränken. tätsprüfung jedoch nicht allein einen Weg zur Dezentralisierung. Subsidiarität wirke in beide Wie Khol ausführte, brauche man nicht auf die Richtungen, sagte er, denn große europäische Beschlussfassung des EU-Verfassungsvertrages Fragen, wie z.B. Sicherheit, müssten auf EU- warten, sondern könne auf den Amsterdamer Ebene gelöst werden.

Parlamentskorrespondenz/05/18.04.2006/Nr. 330

Roth-Halvax für stärkere Einbindung St. Pölten (PK) – Die Präsidentin des Bundes- nationaler Parlamente rates, Sissy Roth-Halvax, die gemeinsam mit Nationalratspräsident Andreas Khol den zweiten Zweite Kammer soll Standpunkte der Länder Themenkomplex der Subsidiaritätskonferenz bündeln leitete, bezeichnete die nationalen Parlamente

87 als das Fundament der europäischen Bürger- Bürger zu den Institutionen der Europäischen und Staatenunion. Sie forderte daher, diese stär- Union verbessern, zeigte sich Roth-Halvax über- ker und früher in den Gesetzgebungsprozess auf zeugt, denn derzeit hätten die Menschen das Ge- europäischer Ebene einzubeziehen. fühl, in ein dichtes Netz nationaler und europäi- scher Gesetze, Verordnungen und Richtlinien Zielführend wäre ihrer Meinung nach, einen ein- eingebunden zu sein, ohne dabei wesentliche fachen rechtlichen Mechanismus zur wirksamen Regelungs- und Gestaltungsmöglichkeiten zu Artikulierung der Interessen zu schaffen, wobei haben. Dieser Entfremdung der Bevölkerung von die zweiten Kammern der Parlamente in das den europäischen Institutionen und ihrer zuneh- Subsidiaritätsprüfungsverfahren aufgenommen menden Angst und Skepsis gegenüber der EU werden müssten. Dort sollten die Standpunkte müsse man entgegenwirken. Die Integrations- der Länder gebündelt werden, und damit gäbe bemühungen dürften Europa nicht zu einem man auch den zweiten Kammern eine neue und Schmelztiegel desinteressierter Bürger werden zukunftsträchtige Aufgabe. Keinesfalls aber dürfe lassen, so die Bundesratspräsidentin. Nicht fern- das Subsidiaritätsprüfungsverfahren einen gesteuerter Zentralismus, sondern Föderalismus Ausbau der Bürokratie mit sich bringen. und Regionalismus gäben die Gelegenheit, Hei- mat zu schaffen, die den Menschen Mitdenken, Die verstärkte Einbindung der nationalen Parla- Miturteilen und Mitentscheiden ermöglichen. mente würde die Beziehung der Bürgerinnen und

Parlamentskorrespondenz/05/18.04.2006/Nr. 332

EP-Präsident Borrell für genaue Definition der dabei große Sorgfalt walten lassen. Die nationa- Kompetenzen len Parlamente wiederum hätten die Aufgabe, ihre RegierungsvertreterInnen in den EU-Instituti- Subsidiaritätsprüfung auch ohne EU-Verfas- onen zu kontrollieren. sung möglich Der EP-Präsident forderte eine genauere Definiti- St. Pölten (PK) – Die Reihe der Statements zum on der Kompetenzen der EU, gleichzeitig räumte Thema "Subsidiarität und Verhältnismäßigkeit: er aber ein, dass Reibungsflächen und geteilte Die Rolle der Parlamente" eröffnete der Präsident Kompetenzen unvermeidlich seien. Diese Fragen des Europäischen Parlaments Josep Borrell seien aber politisch zu lösen und könnten keines- Fontelles. Die EU sei dabei, eine supranationale falls von Richtern geklärt werden, unterstrich Demokratie aufzubauen, sagte er, und versuche Borrell. Er meinte auch, die Länder müssten sich damit ein Experiment. Jede einzelne Institution mehr der Frage zuwenden, welche Gemeinsam- müsse beim Aufbau dieser supranationalen keiten sie haben, und rief daher zu einem ent- Demokratie ihre Aufgaben erfüllen. sprechenden politischen Engagement auf.

Borrell widersprach den Vorwürfen heftig, das Lipponen: Qualität der Rechtsetzung verbessern Europäische Parlament sei zu mächtig. Dem hielt er entgegen, dass das Europäische Parlament im Paavo Lipponen, der Sprecher des finnischen Gegensatz zu nationalen Parlamenten keine Parlaments, hielt zu Beginn seiner Ausführungen Gesetzesinitiative habe und nur Stellungnahmen fest, Europäisches Parlament und nationale Par- zu Vorschlägen der Kommission erarbeiten lamente seien Partner, solange jeder seine Rolle könne. Die europäische Gesetzgebung bringe richtig verstehe. Auch er sprach sich dafür aus, auch einen Mehrwert, so Borrell, denn auf glo- den nationalen Parlamenten mehr Möglichkeiten bale Probleme könne es nur eine gemeinsame zu eröffnen, auf die europäische Gesetzgebung Antwort geben. Selbstverständlich müsse man Einfluss zu nehmen. Dies dürfe jedoch nicht dazu

88 führen, weitere Hürden in der ohnehin komplexen oder die COSAC, bemühen. Es gehe nun darum, Rechtsprechung aufzubauen. die Worte in Taten umzusetzen, und dabei seien nationale Abgeordnete besonders gefordert. Sie Ebenso wie Borrell vertrat er die Auffassung, müssten ihren Beitrag zum europäischen Aufbau dass Subsidiaritätsmechanismen politische leisten, und dass sie das im Stande seien, be- Werkzeuge sind und kein juristisches Konstrukt weise ihre Arbeit im EU-Konvent, wo sie gemein- sein dürften. Vielfach betreffe aber die Kritik an sam mit den Abgeordneten des Europäischen der Europäischen Gesetzgebung nicht die Sub- Parlaments wesentliche Ideen zur Grundrechte- sidiarität, sondern die Qualität der Rechtsetzung. Charta beigetragen haben. So prüfe das finnische Parlament seit zehn Jah- ren, ob eine Verletzung des Subsidiaritätsprinzips Fischler: Subsidiarität auch ohne EU-Verfassung vorliege, aber in keinem einzigen Fall sei man zu möglich dieser Auffassung gelangt. Kritisiert werde aber regelmäßig, dass die Gesetze zu detailliert sind. Auch Franz Fischler, Kommissar a.D. und Prä- sident des Ökosozialen Forums, meinte, man Auch der Verfassungskonvent habe keinerlei brauche nicht auf den Verfassungsvertrag zu Vorschläge zur Rückführung von Kompetenzen warten, um dem Prinzip der Subsidiarität und auf die nationale Ebene gemacht, bemerkte Verhältnismäßigkeit zum Durchbruch zu ver- Lipponen. Lipponen brach daher eine Lanze für helfen. Wenn es gelinge, die entsprechenden bessere Qualität im Gesetzgebungsprozess und Schritte zu setzen, dann würde man einen wich- für eine verständlichere Sprache. Das Ergebnis tigen Beitrag dazu leisten, die Vorurteile der Bür- sollten klare und in sich stimmige Rechtsnormen gerinnen und Bürger gegenüber der EU abzu- sein. Es gehe nicht an, komplizierte Kommis- bauen und gleichzeitig die Politik kohärenter und sionsvorschläge noch komplizierter zu machen. effizienter zu gestalten. Wie Fischler unterstrich, Jedenfalls sollte die Union keine Verordnung sei die Subsidiaritätsprüfung in zwei Richtungen erlassen, wenn man auch mit einer Richtlinie das zu verstehen. Es gebe sicherlich Fälle, wo die EU gleiche Ziel erreichen könne. Denn damit würde tätig werden müsse, vieles könnte aber auch man den einzelnen Ländern mehr Spielraum rückgängig gemacht werden, um Fehler in der geben. Vergangenheit zu korrigieren, erläuterte er.

Lequiller: Subsidiarität bedeutet ein besseres Fischler sprach sich dezidiert dafür aus, weiter- Europa gehende Vertragsänderungen in Zukunft nur von Konventen vorzunehmen, da diese demokra- Der Frage "Gibt es für nationale Abgeordnete in tischer seien. Die Verträge seien bislang auch Europa noch eine Zukunft?" ging Pierre Lequiller, nicht überprüft worden, ob sie dem Subsidiari- der Präsident der Delegation für die EU in der tätsprinzip gerecht werden. Er forderte daher die französischen Assemblee Nationale, nach. Sei- Parlamentarierinnen und Parlamentarier auf, ihre ner Meinung nach gibt es für nationale Abgeord- Zusammenarbeit zu intensivieren und die Artikel nete mehr denn je eine Zukunft, aber diese gelte auf diese Frage hin zu untersuchen. es, gemeinsam und ohne Konkurrenz zu gestal- ten. In diesem Zusammenhang befürwortete der ehe- malige Kommissar einen "Fiche Subsidiaire" ein- Subsidiarität bedeute keine Einbahn, bemerkte zuführen, das heißt, bei Gesetzesvorhaben Be- Lequiller, und bedeute auch nicht in jedem Fall gründungen anzufügen, worin der europäische weniger Europa, sondern ein besseres Europa. Mehrwert der betreffenden Initiative besteht und Das Subsidiaritätsprinzip mit Leben zu erfüllen, wieso es wichtig ist, in diesem Bereich überhaupt hielt er für ein wichtiges Instrument und begrüßte tätig zu werden. Er unterstützte auch den die Möglichkeit des Frühwarnmechanismus im Wunsch der nationalen Parlamente nach recht- EU-Verfassungsvertrag. Die nationalen Parla- zeitiger Konsultation, um Stellungnahmen zu mente würden sich aber auch ohne diesen Ver- Gesetzesvorhaben ausarbeiten zu können, die trag um eine effizientere Kontrolle der EU-Ge- von der Kommission zu berücksichtigen sind. setzgebung, etwa über das Legislativprogramm Diese Vorgangsweise könnte durch ein interinsti-

89 tutionelles Übereinkommen festgelegt werden, möglichen Schonung dezentraler Strukturen aus- sagte Fischler. Dafür brauche man nicht auf den gehen müsse. EU-Verfassungsvertrag warten. Was den Parla- menten ohne Verfassungsvertrag fehle, sei ledig- Calliess beurteilte auch den Verfassungsvertrag lich das Klagsrecht beim EuGH. weniger positiv, da sich dessen Protokoll auf die Festlegung der verfahrensrechtlichen Vorgaben In Bezug auf die Überschreitung des Prinzips der beschränke und damit das Subsidiaritätsprinzip Verhältnismäßigkeit wollte Fischler keine Institu- gegenüber dem Amsterdamer Vertrag entmate- tion auf europäischer und nationaler Ebene aus- rialisiere. Das stelle eine erhebliche Verschlech- nehmen. Überall seien derartige Überregulierun- terung dar, betonte Calliess, weshalb er dafür gen festzustellen und in vielen Fällen würden plädierte, die Kriterien des Amsterdamer Proto- auch nicht die Inhalte der Gesetze kritisiert, son- kolls in den Vertrag aufzunehmen. Um Maßnah- dern deren Anwendung. Um derartige Miss- men zu begründen, bedürfe es materieller Krite- stände abzubauen, schlug Fischler eine engere rien und Maßstäbe, sagte er. Materielle Kriterien Zusammenarbeit der europäischen und nationa- und verfahrensrechtliche Vorgaben gehörten un- len Verwaltungsebenen sowie einen regen Per- trennbar zusammen, so seine Feststellung. Der sonalaustausch vor. Verfassungsvertrag brauche daher unbedingt eine materielle Anreicherung. Große Probleme wie Arbeitslosigkeit, der Aufbau einer wissensbasierten Gesellschaft und Umwelt- In der anschließenden Diskussion unterstrich schutz könnten weder von Regionen noch von eine Reihe von Rednern die Bedeutung des Sub- Nationalstaaten noch von Europa allein bewältigt sidiaritätsprinzips für die Europäische Union. So werden, meinte Fischler abschließend. Hier be- betonte Premysl Sobotka, Präsident des tsche- dürfe es neuer Wege der Politik, neuer Wege der chischen Senats, Subsidiarität schütze Europa Kooperation und neuer Messmethoden für poli- vor bürokratischen und technokratischen Ent- tische Erfolge und Misserfolge. Dabei müssten scheidungen. Europäische Rechtsetzung habe Sozialpartner und NGOs miteinbezogen werden. nur dann einen Sinn, wenn daraus ein Mehrwert für die EU-Staaten entstehe, bekräftigte er. Die Calliess: Subsidiarität ist ein Rechtsprinzip nationalen Parlamente sieht Sobotka als Wächter des Subsidiaritätsprinzips, wobei er unterstrich, Christian Calliess von der Universität Göttingen dass Subsidiaritätskontrolle auch auf Basis des versuchte aus der Sicht des Wissenschafters Amsterdamer Vertrags erfolgen könne und man Kriterien für die Prüfung von Subsidiarität und dafür nicht die EU-Verfassung brauche. Verhältnismäßigkeit zu formulieren. Dabei wider- sprach er den Politikern vor ihm, die gemeint Hubert Haenel mahnte als Vertreter des Franzö- hatten, die Subsidiaritätsprüfung sei eine poli- sischen Senats, es sei hoch an der Zeit, opera- tische Aufgabe. Im Gegensatz dazu müsse er tive Schritte zu setzen und nicht immer nur über darauf hinweisen, dass das Subsidiaritätsprinzip Subsidiarität zu diskutieren. Der Bürger wolle, ein Bestandteil des EG-Vertrages und damit ein dass Europa in manchen Bereichen noch mehr Rechtsprinzip und kein politisches Prinzip sei. tue, meinte er, wenn sich die EU aber um Dinge Daher sei die juristische Kontrolle durch den wie Vogelfang oder Wasserwirtschaft kümmere, EuGH gefragt, so Calliess. dann verstehe die Bevölkerung das nicht. Sie gewinne oft den Eindruck, dass die EU wie ein Im Hinblick auf die Subsidiarität stellten sich an- Blitz auf sie niedergehe und die Entscheidungen hand der Grundstruktur des EG-Vertrages drei ohne sie getroffen würden. Fragen: Zunächst sei zu prüfen, ob die EU über- haupt tätig werden darf. Des weiteren müsse An die Europäische Kommission appellierte man die Frage der Kompetenzausübung stellen, Haenel, den Dialog mit den nationalen Parla- ob die EU auch Gebrauch von ihrer Kompetenz menten endlich aufzugreifen. Die Kommission machen soll. Würden diese Fragen bejaht, so zögere und warte, man wisse nicht worauf, kriti- seien die Art, der Umfang und die Intensität der sierte er. Subsidiarität sei, so Haenel, unumgäng- Regelung zu beachten, wobei man von der größt- lich, sie sei keine Bremse, sondern eine Vorbe-

90 dingung, um den Aufbau Europas weiterzufüh- wesenden. Das niederländische Parlament habe ren. Als geeigneten Ort für den Austausch der bereits rund 15 Kommissionsvorschläge für einen nationalen Parlamente untereinander erachtet er Subsidiaritätscheck ausgewählt, skizzierte er und die COSAC. bedauerte in diesem Zusammenhang die seiner Auffassung nach zu zögerliche Haltung der France Cukjati, Präsident der slowenischen COSAC. Zudem plädierte Van Dijk dafür, auch Nationalversammlung, stellte die Zusammen- Grün- und Weißbücher der EU einer Subsidiari- arbeit zwischen dem Europäischen Parlament tätsprüfung zu unterziehen, da, wie er meinte, und den nationalen Parlamenten in den Vorder- viele europäische Gesetze darin ihre Grundlage grund seiner Überlegungen. Man brauche eine hätten. Formalisierung dieser Zusammenarbeit, bekräf- tigte er und regte an, abgestimmte Standpunkte ÖVP-Abgeordneter Werner Fasslabend hielt da- der nationalen Parlamente an das Europäische zu fest, die COSAC habe sich darauf verständigt, Parlament zu übermitteln, damit diese bei Ab- den Prozess der freiwilligen Subsidiaritätsprüfung stimmungen mitberücksichtigt würden. im Herbst fortzusetzen.

Um die Standpunkte der nationalen Parlamente Noel Treacy, Minister für europäische Angele- besser aufeinander abzustimmen, plädierte genheiten in Irland, zeigte sich überzeugt davon, Cukjati dafür, das für diese Zwecke eingerichtete dass die nationalen Parlamente besser in die EU- Büro der COSAC zu stärken. Ihm zufolge gehö- Gesetzgebung eingebunden werden sollten, da ren Subsidiarität und Verhältnismäßigkeit zu den viele EU-Regelungen das Alltagsleben der Men- Grundprinzipien der EU, wobei die nationalen schen betreffen. Man müsse eine ehrlichere Dis- Parlamente am besten geeignet seien, eine früh- kussion führen, was die EU könne und was nicht zeitige Subsidiaritätskontrolle vorzunehmen. und was sie tun solle und was nicht, forderte er. Treacy gab dabei zu bedenken, dass die EU oft Der britische Abgeordnete Geoffrey Hoon sprach für Vieles verantwortlich gemacht würde, wofür sich für eine Verbesserung des Kontrollmecha- sie nichts könne. Irland selbst plant, wie der EU- nismus in Bezug auf das Subsidiaritätsprinzip Minister ankündigte, eigene Parlamentssitzungen aus und wies in diesem Zusammenhang auf die ausschließlich EU-Themen zu widmen. Bedeutung einer frühzeitigen Einbindung der nationalen Parlamente in Gesetzesvorhaben auf SPÖ-Abgeordneter Hannes Bauer hielt fest, die europäischer Ebene hin. Nur wenn die Parla- EU stehe in einem Dilemma zwischen mehr und mente rechtzeitig informiert würden, könnten sie weniger Europa. Als besonders wichtig erscheint Vorhaben wirklich beeinflussen, unterstrich er. ihm eine Diskussion über die Verbindlichkeit der Derzeit sei es so, dass die Diskussion auf EU- Entscheidungen auf den einzelnen Ebenen. Ebene schon sehr weit fortgeschritten sei, wenn sich die nationalen Parlamente damit auseinan- Richard Corbett, Abgeordneter des Europäischen dersetzten. Großbritannien nehme die Subsidiari- Parlaments, gab zu bedenken, dass die EU-Ge- tät sehr ernst, bekräftigte Hoon. setzgebung hervorragend funktioniere, wenn es um sinnvolle Regelungen im Zusammenhang mit Nikiforos Hatzigakis, Vorsitzender des EU-Aus- dem gemeinsamen Markt gehe. Wer kontrolliere schusses des griechischen Parlaments, erklärte, aber, wenn die EU zu weit gehe, fragte er. Cor- das Subsidiaritätsprinzip sei wichtig für ein har- bett selbst hält es für vordringlich, dass die natio- monisches Funktionieren der EU. Seiner Ansicht nalen Parlamente ihre eigenen Minister besser nach muss sich die EU in dieser Hinsicht „neu kontrollierten und wertete diesbezügliche skandi- erfinden“, es sei notwendig, dass die Mitglied- navische Modelle als vorbildlich. Schließlich staaten eine wichtigere Rolle spielten. brauche man im Rat stets eine sehr breite Mehr- heit, um ein EU-Gesetz zu beschließen, konsta- „Fangen wir an und reden wir nicht länger“, ap- tierte er. pellierte Jan Jacob Van Dijk, Vorsitzender des für Subsidiaritätsprüfungen zuständigen Ausschus- Ein Vertreter Tschechiens wies darauf hin, dass ses des niederländischen Parlaments, an die An- das tschechische Parlament bereits entspre-

91 chende Rahmenbedingungen geschaffen habe, tisierte eine regionale Abgeordnete die geringe um seine Mitwirkung in EU-Angelegenheiten Beteiligung von Frauen an der Subsidiaritäts- sicherzustellen. Von Seiten Finnlands thema- diskussion.

Parlamentskorrespondenz/05/19.04.2006/Nr. 333

Subsidiarität - ein Hausmittel gegen das schöpft sei, zeigte sich Plassnik zuversichtlich. Demokratiedefizit der EU Das Subsidiaritätsprinzip diene dazu, das Ver- trauen der Bürger in die Europäische Union zu Fortsetzung der Subsidiaritätskonferenz in stärken. Dieses Prinzip sei weder abstrakt noch St. Pölten akademisch, sondern ein Prinzip des praktischen St. Pölten (PK) – Bundeskanzler Wolfgang Lebens, das alle Menschen in ihren Familien und Schüssel begrüßte als Vorsitzender des Euro- Gemeinden erleben können: Entscheidungen päischen Rates die Teilnehmer der "Europäi- sollen dort getroffen werden, wo es sinnvoll ist. schen Subsidiaritätskonferenz 2006", die sich am Auf einzelne Themen eingehend führte die heutigen zweiten Sitzungstag in der Niederöster- Außenministerin aus, dass der österreichische reichischen Landeshauptstadt St. Pölten dem Vorsitz einen Impuls für den Balkan und die Themenkomplex "Subsidiarität und Better Regu- Betonung der Aufnahmefähigkeit geben, dabei lation" widmeten. aber zugleich vor Illusionen warnen wolle. Hin- Schüssel: Subsidiarität gegen Überregulierung sichtlich des Verfassungsvertrages stellte Plass- nik klar, dass es während der österreichischen Schüssel, der den Vorsitz bei dem genannten EU-Präsidentschaft nicht zu einer Deblockierung Programmpunkt innehatte, erinnerte zunächst an kommen könne, was nicht am mangelnden Wil- das Ziel der österreichischen Präsidentschaft, len liege, sondern daran, dass die Diskussion in den Bürgern konkrete Antworten auf ihre Fragen manchen Mitgliedsländern noch nicht ausgereift zu geben und Lösungen anzubieten. Dies setze sei. Dies bedeute keinen Stillstand in der EU, voraus, auf die Bürger zu hören und ihre Angst fügte Plassnik hinzu und kündigte die Abhaltung vor einer Zentralisierung ernst zu nehmen. Das eines informellen Außenministertreffens zum Subsidiaritätsprinzip sei die Antwort darauf und Thema "Zukunftsaufgaben Europas" an. Die bessere Rechtssetzung wirke der Überregulie- Subsidiarität sei für sie der "Klebstoff" zwischen rung entgegen, sagte Schüssel und nannte eine den verschiedenen Ebenen des europäischen gerechtere Finanzordnung mit verbesserten Geschehens, sowohl ein politisches Gestaltungs- Eigenmittelquellen als Beispiel für einen konkre- prinzip als auch ein Rechtsprinzip. Dabei sei die ten Lösungsansatz. Sorgen wegen des Neolibe- Kommunikation ein wichtiger Auftrag, ein "Haus- ralismus will der Ratsvorsitzende mit dem Euro- mittel" gegen das Demokratiedefizit der EU, für päischen Sozialmodell zerstreuen, gegenüber ein "Europa von unten". Klagen über den Streit der EU-Institutionen bemühe sich Österreich, eine Team-Präsident- Stoiber: Subsidiarität als politische Herausforde- schaft zu präsentieren. rung

Plassnik: EU ist lernfähig Der Ministerpräsident von Bayern, Edmund Stoi- ber, leitete seine Ausführungen mit der Feststel- Außenministerin Ursula Plassnik registrierte eine lung ein, dass erstaunlich viele Länder in die EU "Frischeschub" durch eine "Konferenz der Mut- wollen, während gleichzeitig die Zustimmung der macher" mit umsetzbaren Vorschlägen für eine Bürger zur EU abnehme. Um die Akzeptanz der Europäische Union. Die EU sei viel lernfähiger EU zu verbessern, müsse man den Bürgern der sei als viele glaubten und besitze ein Potenzial Mitgliedsstaaten erklären, dass Deutschland oder zur Zusammenarbeit, das noch lange nicht er- 92 Frankreich oder Österreich ihre weltpolitischen die "sperrigen" Themen Subsidiarität und bessere Interessen nur im Rahmen der EU wahren könn- Rechtssetzung als Zukunftsthemen Europas dar- ten. Es gelte, den Kenntnisstand über die Euro- zustellen. "Das sind fundamentale politische Fra- päische Union zu verbessern. In diesem Zusam- gen zum Spannungsverhältnis von Freiheit und menhang bedauerte Stoiber, dass es in Europa Verantwortung, von Pflicht und Recht, von Trans- nur nationale Öffentlichkeiten, aber keine euro- parenz und Bürokratismus, die an die Wurzeln päische Öffentlichkeit gebe. einer demokratischen Gesellschaft rühren".

Die Bürger haben wenig Verständnis für Rege- Die Subsidiarität sei seit Maastricht eine leben- lungen, deren Mehrwert nicht erkennbar sei. In dige Maxime der EU, die nur regeln soll, was diesem Zusammenhang übte der bayrische Nationalstaaten nicht regeln können. Diesem Ministerpräsident heftige Kritik am Cross-Com- Grundsatz entspreche er selbst in seinem Ver- pliance-System des EU-Agrarsystems, das die antwortungsbereich, berichtete Verheugen, Bauern durch eine ausgeweitete Bürokratie indem er die Vorschläge zum Bereich Binnen- belaste. Er wolle dies zum "ganz großen Thema markt stark reduziert habe. Dem Bild einer EU als der deutschen EU-Präsidentschaft" machen, eines kalten, technokratischen und bürokrati- kündigte Edmund Stoiber an und nannte auch die schen Molochs trat Verheugen aber entgegen Hochwasserrichtlinie und die Feinstaubrichtlinie und machte darauf aufmerksam, dass die Kom- sowie das REACH-System als Beispiele für mission weniger Beamte habe als das Bundes- problematische Regelungen. Es beeinträchtige land Niederösterreich. das Vertrauen in die Politik, wenn etwa Grenz- werte beschlossen werden, die technisch nicht Zentrale Bedeutung maß der Vizepräsident der einhaltbar seien. Kommission dem Prinzip der Transparenz bei. Er könne keinen Grund dafür erkennen, dass Teile Stoiber machte darauf aufmerksam, dass höhere der EU-Gesetzgebung hinter verschlossenen Ebenen generell versucht seien, Kompetenzen Türen ausgehandelt werden. Das Recht der Bür- von unten an sich zu ziehen und sah eine wich- ger zu wissen, wie und warum entschieden tige Bedeutung des Subsidiaritätsprinzip darin, werde, sei zu respektieren. dafür zu sorgen, dass die EU sich auf jene Auf- gaben konzentrieren könne, die nur gemeinsam In seinen weiteren Ausführungen unterstrich Ver- gelöst werden können. Daher begrüße er den heugen die politischen und die ökonomischen EU-Vertrag, der eine Subsidiaritätskontrolle Ziele, die mit dem Projekt "bessere Rechtsset- inklusive Klagsrecht rechtsverbindlich vorsehe. zung" verfolgt werden und bekannte sich zum Besonders wichtig sei das Subsidiaritätsfrüh- Verfassungsvertrag. Es soll gerichtlich nachprüf- warnsystem unter Einbindung der nationalen bar sein, ob alle vom Subsidiaritätsprinzip gefor- Parlamente. Es gelte zu verhindern, dass die derten Verfahrensschritte eingehalten wurden, nationalen Parlamente Regelungen umsetzen wobei zu beachten sei, dass das Subsidiari- müssen, die sie für falsch halten. Schließlich tätsprinzip von Ländern wie Österreich oder stellte Stoiber fest, dass die nationalen Parla- Deutschland anders verstanden werde als von mente viel zu wenig über europäische Themen Frankreich oder Spanien. Klar sei aber, dass ein diskutieren. Auch diese hätten die Aufgabe, eine EU-Projekt einen europäischen Mehrwert bringen europäische Öffentlichkeit herzustellen. Stoibers müsse und nicht nur lokalen und regionalen Inter- konkreter Vorschlag lautete, das Subsidiaritäts- essen entsprechen dürfe. frühwarnsystem unabhängig vom Verfassungs- Hinsichtlich der Kritik an der hohen Regelungs- vertrag noch unter österreichischer Präsident- dichte ließ der Vizepräsident der Kommission mit schaft einzuführen. der Ankündigung aufhorchen, die bürokratischen Verheugen: Bessere Rechtssetzung ein Beitrag Kosten nicht nur zu messen, sondern auch quan- zur Subsidiarität tifizierbare Ziele für deren Abbau zu formulieren. Verheugen hielt eine 25-prozentige Reduktion Der Vizepräsident der Europäischen Union, Gün- der Bürokratiekosten für Unternehmen und - in ter Verheugen, bemühte sich in seinem Referat,

93 einem zweiten Schritt – auch in der Verwaltung vor, das Mitwirkungsverfahren und die Zusam- für ambitioniert, aber erreichbar. menarbeit auszuweiten.

Abschließend erinnerte Verheugen daran, dass Skouris: Das Subsidiaritätsprinzip in der Rechts- die Kommission ein Drittel ihrer Regelungsvor- sprechung des EuGH schläge an das Europäische Parlament zurück- Der Präsident des Europäischen Gerichtshofs, gezogen habe. In diesem Zusammenhang be- Vassilios Skouris, begrüßte die Bemühungen der tonte er, dass er unter Vereinfachung und Modi- Europäischen Union um eine bessere Rechtsset- fizierung des Rechtsbestandes nicht Deregulie- zung, weil dies positiv für die Rechtskontrolle sei. rung verstehe. Das sei kein marktradikales Pro- Das Subsidiaritätsprinzip sei im EG-Vertrag gere- jekt, das erreichte Niveau der EU, ihr fester und gelt und liege inhaltlich zwischen den Prinzipien stabiler Ordnungsrahmen, müssten bewahrt der begrenzten Ermächtigung und der Verhältnis- werden, schloss Günter Verheugen. mäßigkeit. Die Subsidiarität sei justiziabel gewor- Daul: Der Beitrag des EU-Parlaments zu einer den, ihre Verletzung könne gerügt werden. Das besseren Rechtssetzung Subsidiaritätsprinzip stelle die Kompetenzvertei- lung nicht in Frage, es handle sich vielmehr um Der Vorsitzende der Konferenz der Ausschuss- eine Kompetenzausübungsregel, die nur dort vorsitzenden des EU-Parlaments, Joseph Daul, wirksam werde, wo die Gemeinschaft keine aus- unterstrich das Bemühen des Europäischen Par- schließliche Kompetenz besitze. In diesem Zu- laments, das Vertrauen der Bürger in die Euro- sammenhang erinnerte Präsident Skouris an die päische Union zu stärken und die Effizienz der Feststellung des EuGH, dass die Subsidiarität Entscheidungsfindung auf Europäischer Ebene auch bei der Umsetzung des Binnenmarkts be- zu erhöhen. Für besonders wichtig hielt er es, achtet werden müsse. In der Rechtsprechung den Gesetzgebungsprozess für die Bürger trans- habe das Subsidiaritätsprinzip aber kaum Spuren parenter zu gestalten. Für die Qualität der Ge- hinterlassen und relativ wenig Einfluss auf den setzgebung sei es zudem von Bedeutung, die Ausgang der Verfahren gehabt. wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Rechts- setzung genauer abzuschätzen. In dieses Ver- Bei der Frage, ob eine Rechtsangleichung zu- fahren sollen auch andere Personengruppen ein- lässig sei, orientiere sich der Gerichtshof an der bezogen werden, schlug Joseph Daul vor und Frage, ob Grundrechte beeinträchtigt werden. Je erinnerte an die guten Erfahrungen, die das präziser das Prinzip der Verhältnismäßigkeit ein- Europäische Parlament mit dem Instrument gehalten werde, desto unwahrscheinlicher sei Gesetzesfolgenabschätzung gemacht habe. eine Verletzung der Subsidiarität. Eingriffe in die Freiheit des Einzelnen dürften nicht weiter gehen Wichtig sei auch die Qualität der Umsetzung von als es notwendig sei, um ein gemeinschaftliches Entscheidungen, weil bekannt sei, dass die teil- Ziel zu erreichen. Zugleich würden die Mitglied- weise oder verspätete Umsetzung europäischer staaten vor Eingriffen in Regelungsbereiche ge- Rechtsakte große Problem nach sich ziehe. Das schützt, wo auf nationalstaatlicher Ebene bes- Europäische Parlament beschäftige sich intensiv sere Regelungen erzielt werden können. In die- mit dieser Frage. Denn oft liege es nicht an der sem Zusammenhang erinnerte Skouris an die Qualität europäischer Normen, wenn Bürger Kri- Wurzeln der Subsidiarität in der Enzyklika tik üben, sondern an der mangelhaften Umset- "Quadragesimo Anno", die festhält, dass dem zung europäischer Vorschriften durch regionale einzelnen Menschen Aufgaben nicht entzogen oder lokale Behörden. werden sollen, die er aus eigenen Kräften leisten In seinen weiteren Ausführungen bekannte sich kann. Dies gelte auch für kleine Gemeinschaften Daul zur Zusammenarbeit mit dem Ausschuss gegenüber dem Staat. der Regionen und zur Vereinfachung der Rechts- Korinek: Der Dialog des EuGH mit nationalen ordnung. Die Zurückziehung von 68 Kommis- Höchstgerichten sionsvorschlägen begrüße das Europäische Par- lament, es lege aber Wert darauf, dass solche Der Präsident des Verfassungsgerichtshofs, Karl Zurückziehungen begründet werden. Daul schlug Korinek, hielt fest, dass es für jedes Gemeinwe-

94 sen aus Gründen der Rechtsstaatlichkeit und der des EuGH gegenüber den ersten Jahren der Effektivität wichtig sei, dass verbindlich festgelegt Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Der sei, welche Institutionen für welche Aufgaben EuGH sei nicht mehr Motor der Integration, son- zuständig seien. Dies gelte auch für die Euro- dern achte auf die Kompetenzgrenzen der Ge- päische Union. Das Subsidiaritätsprinzip sei als meinschaft. Durch den Verfassungsvertrag und eine sehr abstrakte Regel nicht für konkrete dessen Realisierung des Subsidiaritätsprinzips Rechtsentscheidungen geeignet, aber ein entwickle sich der EuGH zum Kompetenzge- Rechtsprinzip, ein weiter konkretisierbarer Maß- richtshof. Der EuGH habe auf die Balance zwi- stab, vergleichbar mit den Baugesetzen der Ver- schen dem EU-Recht und den nationalstaatlich fassung. Bei der Verwirklichung des Binnenmark- gestalteten Spielräumen zu achten. In diesem tes habe der EuGH immer Wert darauf gelegt, Zusammenhang äußerte Präsident Korinek den dass die Umsetzung nicht in der ausschließlichen Wunsch, dass der Respekt vor den Kompeten- Kompetenz der Gemeinschaft liege. zen zwischen gemeinschaftlichen und staatlichen Organen wachse und der EuGH die Balance zwi- Der EuGH kontrolliere, ob die Gesetzgebung im schen der Realisierung des Europäischen Rechts vereinbarten Rahmen eingehalten werde. In die- und der Gestaltungsfreiheit der nationalen Ge- sem Zusammenhang registrierte Präsident Kori- setzgebung wahre und die Sensibilität dafür ent- nek einen Paradigmenwechsel in der Funktion wickle.

Parlamentskorrespondenz/05/19.04.2006/Nr. 334

und müsse dem demokratischen Gestalten mehr Hin zum Bürger! Raum geben.

Subsidiaritätskonferenz in St. Pölten abge- Die Anwendung des Subsidiaritätsprinzips bringe schlossen einen Mehrwert für ganz Europa, betonte Pröll. Um diese win-win-Situation auch tatsächlich zu St. Pölten (PK) – Zum Abschluss der Subsidiari- nutzen, müsse eine Balance zwischen Europäi- tätskonferenz in der niederösterreichischen Lan- sierung und Regionalisierung gefunden und das deshauptstadt St. Pölten zogen Landeshaupt- unglaubliche Potenzial in den Regionalstellen mann Erwin Pröll, Nationalratspräsident Andreas mobilisiert werden. Zudem müsste man sich auch Khol und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel eine auf den untersten politischen Ebenen mit den erste Bilanz. Bürgern ständig auch in europäischen Fragen Pröll: Mit Optimismus gegen ein deutliches Unbe- auseinander setzen. Eine Nicht-Regelung sei oft hagen die beste Regelung, so der Landeshauptmann weiter. Dazu brauche es aber auch Politiker, die Landeshauptmann Pröll erklärte, er stehe nach Mut haben, für ihre Ziele einstehen und die Ver- eineinhalb Tagen der Diskussion voller Optimis- antwortung nicht abschieben: "Jede Regelung mus da ob der Wahl des Zeitpunkts und ob des unterbindet ein Stück Andersartigkeit, die Chance Geistes, der hier zustande gekommen sei. Einer- von Europa lebt aber in der Andersartigkeit und seits sei auf allen europäischen Ebenen ein deut- Abwechslung". liches Unbehagen zu spüren, so der Landes- hauptmann, andererseits aber auch der ausge- Jeder bekenne sich zum Subsidiaritätsprinzip, prägte Wille, diesem Unbehagen entgegenzutre- der Weg vom Realen zum Idealen sei aber den- ten. Europa befinde sich jetzt an einem Schnitt- noch ein steiniger. Er sei überzeugt, der Geist punkt und Scheideweg: Das erweiterte Europa der St. Pöltner Konferenz werde den einen oder bedürfe auch einer Vertiefung auf dem Kontinent anderen Stein beseitigen, wenn der Vorsatz, der kleinen überschaubaren Einheit eine Chance zu 95 geben, bestehen bleibe, äußerte Pröll abschlie- Subsidiarität auch darum, eine neue Balance zu ßend den Wunsch, dass die Subsidiaritätskonfe- finden, die Verteilungsfragen zwischen den ein- renz dazu beigetragen habe, den Widerspruch zu zelnen Ebenen partnerschaftlich zu lösen und Europa zu einem Zuspruch zu Europa zu ma- auch auf die Rolle der Regionen und Gemeinden chen. Zudem bedankte sich Landeshauptmann nicht zu vergessen. Dies seien spannende The- Pröll später in der Abschlusspressekonferenz bei men, die auch die Bürger interessierten. Präsident Khol für seine Initiative zur Abhaltung Wichtig sei aber auch ein entsprechendes "Fol- dieser Konferenz. low Up", so Schüssel, der sich erfreut darüber Khol: Zeitgleiche Prüfung durch EP und nationale zeigte, dass alle künftigen Präsidentschaften Parlamente schon signalisiert hätten, diese Initiative fortzu- setzen. Diese Diskussion müsse eine dauerhafte, Nationalratspräsident Andreas Khol zeigte sich bleibende Einrichtung werden, ein wichtiger Bau- sehr zufrieden, sei es hier doch gelungen, zu stein für Europa, meinte der Bundeskanzler ab- konkreten Ergebnissen zu kommen. Konkret ging schließend. der Präsident auf die Mitwirkung der nationalen Parlamente an der europäischen Ebene, die auf Plassnik: Subsidiaritätskonferenz hatte "Boden- zwei Schienen erfolge. Zum einen im Rahmen kontakt" der nationalen Verfassungen über die nationalen Bei einer Abschlusspressekonferenz zog auch Regierungen, zum anderen auf der Vorprüfung Außenministerin Ursula Plassnik ein positives der Gesetzesinitiativen der Kommission. Auf die- Resümee der Veranstaltung. Diese sei eine Ver- sen zwei Schienen müssten die Abgeordneten anstaltung "mit Bodenkontakt" gewesen, wo kon- fahren, wobei die vorhandenen Instrumente, die krete Initiativen gesetzt und "die Ärmel aufge- ihnen der Vertrag von Amsterdam bei der Sub- krempelt" worden seien. Man habe einen klaren sidiaritätsprüfung einräume, auch genützt werden Auftrag erteilt, es gebe frischen Schwung. Sie sei müssten, betonte der Präsident. zuversichtlich, dass man dem europäischen Bür- Khol trat dafür ein, zeitgleich mit dem EP auch ger näher kommen werde und wichtige Impulse die nationalen Parlamente von diversen Initia- für Europas Zukunft gesetzt habe, schloss die tiven zu unterrichten, damit diese gemeinsam Ministerin. prüfen und entsprechend reagieren könnten. Es Die Debatte vor der Schlussbilanz spreche nichts dagegen, dieses Vorprüfverfahren sofort in Kraft treten zu lassen, wie man heute Vor dieser bilanzierenden Schlussrunde waren gehört habe, meinte der Präsident. die in den Einleitungsreferaten angesprochenen Themen in einer umfassenden und inhaltsreichen Eine Schlüsselrolle bei diesen Prozessen werde Plenardiskussion vertieft worden. die COSAC haben, welche die nationalen Ein- wendungen zu koordinieren und sich mit der Der niederländische Minister Atzo Nicolai betonte Frage der best practices zu befassen habe und die Rolle der nationalen Parlamente in der Subsi- das Legislativprogramm der Kommission einmal diaritätskontrolle und wollte diese durch konkrete im Jahr mit der Kommission diskutieren sollte. In Vereinbarungen mit den europäischen Institutio- diesem Sinne sollten die nationalen Parlamente nen gestärkt sehen. Weiters sprach er den EU- ihre Zusammenarbeit weiter ausbauen. Konkrete Rat und die Rolle des EuGH in diesem Zusam- Schritte in diese Richtung würden in Österreich menhang an. bereits im Mai im Rahmen der COSAC gesetzt werden, kündigte Khol an. Der belgische Staatssekretär Didier Donfut nahm vor allem die erforderliche Bürgernähe in den Schüssel: Europa braucht konkrete Projekte Fokus. Das Bild Europas müsse in den Augen der Bürger deutlicher werden. Man dürfe sich Bundeskanzler Wolfgang Schüssel meinte, Euro- aber nicht in der nationalen Perspektive einigeln, pa brauche konkrete Projekte, um die Krise, in sondern müsse europäisch denken, um gemein- der sich Europa befinde, in eine Chance zu ver- sam effizienter zu werden, denn mehr Effizienz wandeln. Es gehe bei der wichtigen Frage der bedeute auch mehr Bürgernähe. 96 So müsse man vermehrt auf europäischer Ebene sprechend Rücksicht nehmen und deren Ansich- gesetzgebend wirken, meinte Donfut unter Be- ten auf der europäischen Ebene einbringen. Man zugnahme auf die Energiepolitik, wobei hier die müsse dem Bürger vor Augen führen, dass sich nationalen Parlamente wie das Europäische die Abgeordneten wirklich für ihn einsetzten, be- Parlament entsprechend einbezogen werden tonte der Mandatar. müssten. Mit Vernunft und Sachverstand müsse man sich um mehr Harmonisierung auf allen In der Folge entspann sich eine lebhafte Diskus- Ebenen bemühen, schloss Donfut. sion im Plenum. Ein Abgeordneter aus Deutsch- land erinnerte daran, dass Erstentwürfe von Michel Delebarre, Präsident des Ausschusses Richtlinien oftmals absurde Züge trügen, die der Regionen, betonte den Kontrollaspekt im dann, auch wenn sie in dieser Form niemals in Interesse der Bürger. Konkret wünschte er sich Kraft träten, in der Erinnerung der Bürger haften eine schnellere Umsetzung europäischer Richt- blieben. Hier wäre von vornherein mehr Sorgfalt linien auf nationaler Ebene, trat aber daneben wünschenswert. Ein irischer Abgeordneter be- dafür ein, dem Bürger durch eine bessere und tonte den Aspekt der Bürgernähe, während ein verständlichere Politik, die auch mehr wirtschaft- Vertreter Finnlands auf die Bedeutung der loka- liche Möglichkeiten schaffe, näher zu kommen. len und regionalen Ebene verwies. Mehr Trans- Man müsse, zitierte er Jean Jaures, durch das parenz, aber auch die Einbeziehung der regiona- Reale gehen, um zum Idealen zu kommen. len Parlamente, waren ebenso ein Thema in der Diskussion wie erforderliche Schritte für mehr Julian Grenfell vom britischen House of Lords politische und soziale Demokratie in Europa. sprach von einer echten Erfolgsgeschichte im Zusammenhang mit den Bemühungen um eine Schließlich meldete sich auch Abgeordneter Verbesserung der Rechtssetzung. Konkret trat er Michael Spindelegger zu Wort, der darauf ver- dafür ein, die europäischen Richtlinien einfacher wies, dass sich Subsidiarität immer noch nicht zu gestalten, Details sollten in Verordnungen ge- durchgesetzt habe. Das liege daran, dass es regelt werden, denn Gesetze sollte man nicht derzeit nicht nachahmungswert sei, subsidiär zu überfrachten. handeln. Er trete daher dafür ein, einen eigenen Die nationalen Parlamente stünden dem Bürger Preis für Subsidiarität zu stiften, der einmal im näher als die europäischen Institutionen, sie Jahr für besondere Verdienste auf dem Gebiet sollten daher auf die Anliegen der Bürger ent- der Subsidiarität vergeben werden solle.

97 5.4. Zusammenfassung der Beiträge

I. Panel: Bürgernahe Politik: Der Beitrag der Regionen und Kommunen

Rupel: Alpen-Adria-Region als Modellfall für durch die EU und plädierte für die Schaffung regionale Zusammenarbeit einer adriatischen Euro-Region. Gerade für Süd- osteuropa bedeuten Dezentralisierung und Regi- Dimitrij Rupel (Außenminister Sloweniens) be- onalisierung nicht nur Wachstum und Prosperität, trachtete die Subsidiarität unter dem Blickwinkel sondern auch und vor allem Frieden und Sicher- der Schlüsselworte Ausgewogenheit, Aufgaben- heit, betonte Jakovcic. teilung und bessere Leistung. Neben der "gro- ßen" Subsidiaritätsdebatte, die sich mit der Ein- Csáky: Subsidiarität muss ausgewogen sein heit in der Vielfalt und den zwischenstaatlichen supranationalen Fragen auseinandersetzt, hat es Pal Csaky (Vizepremierminister der Slowakei) seiner Meinung nach aber auch um die vielen sah in der Einbindung der ungarischen Bevölke- kleinen Subsidiaritätsfragen zu gehen, die Zu- rungsgruppe in das politische System der Slowa- sammenarbeit in kulturellen, sprachlichen oder kei eine mutige Anwendung des Subsidiaritäts- Minderheitenfragen. Gerade bei der Lösung prinzips. Mittlerweile habe sich in Bratislava die dieser praktischen Probleme könnte die Euro- Idee der regionalen Verwaltung auch bei den Region Alpen-Adria Beispielwirkung haben. ursprünglichen Gegnern dieses Prinzips durchge- Rupel sah darin ein Instrument, Missverständ- setzt, die slowakische Gesellschaft sei stabiler nisse aufzuklären und Bande zu schmieden. Er geworden, zumal immer mehr Agenden auf die erinnerte daran, dass Slowenien schon in der kleineren Einheiten übertragen wurden. Nach Zeit des früheren Jugoslawien eine rege Koope- den Worten Csakys geht es nun darum, ein ver- ration mit seinen Nachbarn pflegte. Eine eigene nünftiges Gleichgewicht zu wahren und darauf zu Euro-Region mit Zentrum Ljubljana könnte zu- achten, dass die Anwendung des Subsidiaritäts- dem auch ein potenzieller Sitz für EU-Institutio- prinzips nicht in blinden Nationalismus mündet nen werden, glaubte Rupel. und die EU-Institutionen blockiert.

Jakovcic: Ohne Subsidiarität keine Demokratie in Schmit: EU muss sich vor den Bürgern neu legiti- Südosteuropa mieren

Ivan Jakovcic (Präsident der Region Istrien) ver- Nicolas Schmit (Stellvertretender Außenminister wies auf die Bedeutung der Subsidiarität für den Luxemburgs) unterstrich, Europa müsse sich vor Balkan und meinte, Subsidiarität sei der Schlüs- dem Hintergrund der aktuellen Krise wieder neu sel der europäischen Demokratie, ohne Subsidi- legitimieren. Nach den beiden Referenden in arität werde es in Südosteuropa keine Demo- Frankreich und in den Niederlanden sei die De- kratie geben können. Europa beginne nicht erst batte über die Subsidiarität nun umso wichtiger in St. Pölten, in Strassburg oder in München, geworden, da die Bürger das Gefühl hätten, dass sondern auch in Sarajewo, Ljubljana und Zagreb. die Entscheidungsprozesse an ihnen vorbei- Jakovcic präsentierte die Euro-Region Istrien als gehen. Dies sei oft bloß ein Eindruck und ent- beispielhaft für die Lösung von Minderheitenpro- spreche nicht immer der Realität, in der Politik sei blemen und sprach in diesem Zusammenhang der Eindruck aber wichtiger als die Realität. Nach vor allem die Behandlung der italienischen Volks- Einschätzung Schmits bleibe noch viel zu tun, um gruppe an. Die Regionalisierung im übrigen Süd- die EU wieder in den Köpfen ihrer Bürger zu ver- osteuropa sei aber nach wie vor unbefriedigend, ankern. Europa müsse vor allem auf den Ebenen insbesondere Serbien, Mazedonien und Bulga- der Union, der Mitgliedstaaten und der Regionen rien würden Defizite aufweisen. Jakovcic erwar- wieder aufgebaut werden, wobei es vor allem tete sich in diesem Bereich Lösungsansätze

98 auch darum gehe, den Regionen Kompetenzen demokratischer Dialog, Kooperation und Anpas- in die Hände zu geben, meinte Schmit. sungsfähigkeit.

Valinakis fordert europäischen "Demos" Die Diskussion

Iannis G. Valinakis (stellvertretender Außenminis- In der darauf folgenden Diskussion hob u.a. Cris- ter Griechenlands) sprach von einer Vertrauens- tian David (Rumänien) die Bedeutung des bür- krise der EU und forderte ebenfalls mehr Bürger- gernahen Entscheidungsprozesses hervor und nähe. Europa stehe nicht vor der Herausforde- merkte an, Rumänien habe als Beitrittswerber rung, eine Union der starken Nationen zu bauen, bereits entscheidende Schritte zur Dezentralisie- sondern eine Union der Bürger zu entwickeln, rung gesetzt, um damit die Umsetzung der euro- einen europäischen "Demos", in dem alle Stim- päischen Politik zu erleichtern. Auf europäischer men gehört werden können. Das Subsidiaritäts- Ebene müsse sichergestellt werden, dass die prinzip könne dabei gute Dienste leisten, um die lokalen und regionalen Behörden voll anerkannt Bürger in den Entscheidungsprozess einzubin- werden, mahnte David. den. Valinakis trat dafür ein, spezielle Maßnah- men für strukturell benachteiligte Regionen zu Hannes Manninen (Finnland) verwies auf den setzen und meinte im übrigen, Grenzen sollten großen Stellenwert des Subsidiaritätsprinzips auf nicht als Festungsmauern, sondern vielmehr als der lokalen Ebene in Finnland, meinte aber, die Brücken betrachtet werden, die eine Chancen zu regionale Ebene sei in der EU noch ausbaufähig. Zusammenarbeit bieten. Das Prinzip, "global Er kündigte spezielle Akzente in Richtung des denken, lokal handeln", wollte er dabei vor allem Subsidiaritätsprinzips für die kommende finnische auf die Bereiche Energie, Umwelt und Präsidentschaft an. Fremdenverkehr angewendet wissen. Herbert Sausgruber (Österreich) ortete kritisch Delebarre: Subsidiarität darf keine Waffe werden einen "Strickfehler" der EU und meinte, die Fach- minister seien oft dem Lobbyismus ausgesetzt Michel Delebarre (Präsident des Auschusses der und würden zu Übertreibungen neigen. Die klei- Regionen) wertete das Subsidiaritätsprinzip als nen Einheiten hätten dem gegenüber entschei- Aktionsprogramm für die Zukunft, um aus der dende Mobilisierungskräfte. Seiner Meinung nach gegenwärtigen Sackgasse herauszukommen. sollte die EU Standards und Grundsätze entwi- Die Subsidiarität dürfe aber nicht zu einer Waffe ckeln, nicht aber ein Zuviel an Detailregelungen werden, sondern müsse als dynamisches Instru- erlassen. Andererseits bedeutet Subsidiarität für ment nach dem Grundsatz der Verhältnismäßig- Sausgruber auch, dass die große Einheit dort zu keit eingesetzt werden. Als Ausdruck des Regie- handeln hat, wo die kleine Einheit dies nicht ver- rens auf mehreren Ebenen sind nach den Worten mag. Delebarres auch die Regionen und Gemeinden aufgerufen, neben der Union kollektiv zur Errei- Jan Zahradnik (Tschechien) verwies auf das Wie- chung der Ziele von Frieden und Wohlstand in dererstarken der Regionen in Tschechien und der EU beizutragen. Die politischen Akteure würdigte insbesondere die gute Zusammenarbeit müssten dabei als Partner handeln. Der Aus- zwischen Südböhmen und Oberösterreich. Aus schuss der Regionen werde sich in Zukunft, wie Sicht der tschechischen Regionen sei es an der der Redner unterstrich, dafür einsetzen, im Vor- Zeit, das Subsidiaritätsprinzip weiter zu entwi- feld der Rechtssetzungsakte durch frühzeitige ckeln und den Stellenwert der regionalen Einhei- Konsultationen, Folgenabschätzungen und Früh- ten zu stärken. warnsysteme die Interessen der Gebietskörper- Angela Orthner (Österreich) sah in den Regionen schaften zu berücksichtigen, ohne das Verfahren Mitgestalter und Mitentscheider und trat dafür zu behindern. Ausschlaggebend sind für Dele- ein, vor jeder Gemeinschaftsaktion nicht nur die barre bei der Ausgestaltung des Subsidiaritäts- wirtschaftlichen, sondern auch die politischen prinzips dabei die Schlagworte Partnerschaft, Folgen abzuschätzen. Sie drängte weiters auf einen Abschluss des Ratifikationsprozesses der

99 EU-Verfassung und meinte, wenn dies nicht kommunale und regionale Selbstverwaltung Kri- möglich ist, dann sollte möglichst viel von den terien für den Beitritt zur EU sein. Inhalten "gerettet werden". Landeshauptmann Erwin Pröll meinte zusam- Karl-Heinz Klär (Deutschland) warf in die Diskus- menfassend in seinem Schlusswort, vor allem für sion ein, die Bürger würden sich von der EU, die so genannten jungen Demokratien sei die würde man sie fragen, nicht Subsidiarität, son- Subsidiarität ein Schlüssel zu einem demokra- dern eine "gute Politik" erwarten. Das Geheimnis tischen Zusammenleben. Er leitete daraus für liege demnach im vertrauensvollen Zusammen- Brüssel den Auftrag ab, Dezentralisierung und arbeiten der verschiedenen Ebenen. Regionalisierung als Aufgabe zur Gewährleistung für einen dauerhaften Frieden in Europa zu Franz Schausberger (Österreich) argumentierte, sehen. Pointiert merkte Pröll überdies an, Politi- ein Land, das derart föderalistisch geprägt ist wie ker dürften nicht in den Fehler verfallen, nach Österreich, habe eine Vorreiterrolle bei der Ver- den Juristen zu rufen, wenn sie mit ihrem Latein wirklichung des Subsidiaritätsprinzips. Subsidiari- am Ende sind. Subsidiarität sei ureigenste Auf- tät und Regionalisierung sah er darüber hinaus gabe der Politiker, es liege an ihnen, ihr zum als entscheidend an für die Lösung der Probleme Durchbruch zu verhelfen. auf dem Balkan. Seiner Meinung nach sollten

II. Panel: Subsidiarität und Verhältnismäßigkeit: Die Rolle der Parlamente

EP-Präsident Borrell für genaue Definition der er aber ein, dass Reibungsflächen und geteilte Kompetenzen Kompetenzen unvermeidlich seien. Diese Fragen seien aber politisch zu lösen und könnten keines- Subsidiaritätsprüfung auch ohne EU-Verfassung falls von Richtern geklärt werden, unterstrich möglich Borrell. Er meinte auch, die Länder müssten sich mehr der Frage zuwenden, welche Gemeinsam- Die Reihe der Statements zum Thema „Subsidia- keiten sie haben, und rief daher zu einem ent- rität und Verhältnismäßigkeit: Die Rolle der Parla- sprechenden politischen Engagement auf. mente“ eröffnete der Präsident des Europäischen Parlaments Josep Borrell Fontelles. Die EU sei Lipponen: Qualität der Rechtsetzung verbessern dabei, eine supranationale Demokratie aufzu- bauen, sagte er, und versuche damit ein Experi- Paavo Lipponen, der Sprecher des finnischen ment. Jede einzelne Institution müsse beim Auf- Parlaments, hielt zu Beginn seiner Ausführungen bau dieser supranationalen Demokratie ihre Auf- fest, Europäisches Parlament und nationale Par- gaben erfüllen. lamente seien Partner, solange jeder seine Rolle richtig verstehe. Auch er sprach sich dafür aus, Borrell widersprach den Vorwürfen heftig, das den nationalen Parlamenten mehr Möglichkeiten Europäische Parlament sei zu mächtig. Dem hielt zu eröffnen, auf die europäische Gesetzgebung er entgegen, dass das Europäische Parlament im Einfluss zu nehmen. Dies dürfe jedoch nicht dazu Gegensatz zu nationalen Parlamenten keine Ge- führen, weitere Hürden in der ohnehin komplexen setzesinitiative habe und nur Stellungnahmen zu Rechtsprechung aufzubauen. Vorschlägen der Kommission erarbeiten könne. Die europäische Gesetzgebung bringe auch Ebenso wie Borrell vertrat er die Auffassung, einen Mehrwert, so Borrell, denn auf globale Pro- dass Subsidiaritätsmechanismen politische bleme könne es nur eine gemeinsame Antwort Werkzeuge sind und kein juristisches Konstrukt geben. Selbstverständlich müsse man dabei sein dürften. Vielfach betreffe aber die Kritik an große Sorgfalt walten lassen. der Europäischen Gesetzgebung nicht die Sub- sidiarität, sondern die Qualität der Rechtsetzung. Der EP-Präsident forderte eine genauere Definiti- So prüfe das finnische Parlament seit zehn Jah- on der Kompetenzen der EU, gleichzeitig räumte 100 ren, ob eine Verletzung des Subsidiaritätsprinzips Fischler: Subsidiarität auch ohne EU-Verfassung vorliege, aber in keinem einzigen Fall sei man zu möglich dieser Auffassung gelangt. Kritisiert werde aber regelmäßig, dass die Gesetze zu detailliert sind. Auch Franz Fischler, Kommissar a.D. und Prä- sident des Ökosozialen Forums, meinte, man Auch der Verfassungskonvent habe keinerlei brauche nicht auf den Verfassungsvertrag zu Vorschläge zur Rückführung von Kompetenzen warten, um dem Prinzip der Subsidiarität und auf die nationale Ebene gemacht, bemerkte Verhältnismäßigkeit zum Durchbruch zu ver- Lipponen. Lipponen brach daher eine Lanze für helfen. Wenn es gelinge, die entsprechenden bessere Qualität im Gesetzgebungsprozess und Schritte zu setzen, dann würde man einen wich- für eine verständlichere Sprache. Das Ergebnis tigen Beitrag dazu leisten, die Vorurteile der Bür- sollten klare und in sich stimmige Rechtsnormen gerinnen und Bürger gegenüber der EU abzu- sein. Es gehe nicht an, komplizierte Kommis- bauen und gleichzeitig die Politik kohärenter und sionsvorschläge noch komplizierter zu machen. effizienter zu gestalten. Wie Fischler unterstrich, Jedenfalls sollte die Union keine Verordnung sei die Subsidiaritätsprüfung in zwei Richtungen erlassen, wenn man auch mit einer Richtlinie das zu verstehen. Es gebe sicherlich Fälle, wo die EU gleiche Ziel erreichen könne. Denn damit würde tätig werden müsse, vieles könnte aber auch man den einzelnen Ländern mehr Spielraum rückgängig gemacht werden, um Fehler in der geben. Vergangenheit zu korrigieren, erläuterte er.

Lequiller: Subsidiarität bedeutet ein besseres Fischler sprach sich dezidiert dafür aus, weiter- Europa gehende Vertragsänderungen in Zukunft nur von Konventen vorzunehmen, da diese demokrati- Der Frage „Gibt es für nationale Abgeordnete in scher seien. Die Verträge seien bislang auch Europa noch eine Zukunft?“ ging Pierre Lequiller, nicht überprüft worden, ob sie dem Subsidiari- der Präsident der Delegation für die EU in der tätsprinzip gerecht werden. Er forderte daher die französischen Assemblee Nationale, nach. Sei- Parlamentarierinnen und Parlamentarier auf, ihre ner Meinung nach gibt es für nationale Abgeord- Zusammenarbeit zu intensivieren und die Artikel nete mehr denn je eine Zukunft, aber diese gelte auf diese Frage hin zu untersuchen. es gemeinsam und ohne Konkurrenz zu gestal- ten. In diesem Zusammenhang befürwortete der ehe- malige Kommissar einen „Fiche Subsidiaire“ ein- Subsidiarität bedeute keine Einbahn, bemerkte zuführen, das heißt, bei Gesetzesvorhaben Be- Lequiller, und bedeute auch nicht in jedem Fall gründungen anzufügen, worin der europäische weniger Europa, sondern ein besseres Europa. Mehrwert der betreffenden Initiative besteht und Das Subsidiaritätsprinzip mit Leben zu erfüllen, wieso es wichtig ist, in diesem Bereich überhaupt hielt er für ein wichtiges Instrument und begrüßte tätig zu werden. Er unterstützte auch den die Möglichkeit des Frühwarnmechanismus im Wunsch der nationalen Parlamente nach recht- EU-Verfassungsvertrag. Die nationalen Parla- zeitiger Konsultation, um Stellungnahmen zu Ge- mente würden sich aber auch ohne diesen Ver- setzesvorhaben ausarbeiten zu können, die von trag um eine effizientere Kontrolle der EU-Ge- der Kommission zu berücksichtigen sind. Diese setzgebung, etwa über das Legislativprogramm Vorgangsweise könnte durch ein interinstitutio- oder die COSAC, bemühen. Es gehe nun darum, nelles Übereinkommen festgelegt werden, sagte die Worte in Taten umzusetzen, und dabei seien Fischler. Dafür brauche man nicht auf den EU- nationale Abgeordnete besonders gefordert. Sie Verfassungsvertrag warten. Was den Parlamen- müssten ihren Beitrag zum europäischen Aufbau ten ohne Verfassungsvertrag fehle, sei lediglich leisten und dass sie das im Stande seien, be- das Klagsrecht beim EuGH. weise ihre Arbeit im EU-Konvent, wo sie gemein- sam mit den Abgeordneten des Europäischen In Bezug auf die Überschreitung des Prinzips der Parlaments wesentliche Ideen zur Grundrechte- Verhältnismäßigkeit wollte Fischler keine Institu- Charta beigetragen haben. tion auf europäischer und nationaler Ebene aus- nehmen. Überall seien derartige Überregulierun-

101 gen festzustellen und in vielen Fällen würden plädierte, die Kriterien des Amsterdamer Proto- auch nicht die Inhalte der Gesetze kritisiert, son- kolls in den Vertrag aufzunehmen. Um Maßnah- dern deren Anwendung. Um derartige Miss- men zu begründen, bedürfe es materieller Krite- stände abzubauen, schlug Fischler eine engere rien und Maßstäbe, sagte er. Materielle Kriterien Zusammenarbeit der europäischen und nationa- und verfahrensrechtliche Vorgaben gehörten un- len Verwaltungsebenen sowie einen regen Per- trennbar zusammen, so seine Feststellung. Der sonalaustausch vor. Verfassungsvertrag brauche daher unbedingt eine materielle Anreicherung. Große Probleme wie Arbeitslosigkeit, der Aufbau einer wissensbasierten Gesellschaft und Umwelt- Die Diskussion schutz könnten weder von Regionen noch von Nationalstaaten noch von Europa allein bewältigt In der darauf folgenden Diskussion hob u.a. Cris- werden, meinte Fischler abschließend. Hier be- tian David (Rumänien) die Bedeutung des bür- dürfe es neuer Wege der Politik, neuer Wege der gernahen Entscheidungsprozesses hervor und Kooperation und neuer Messmethoden für poli- merkte an, Rumänien habe als Beitrittswerber tische Erfolge und Misserfolge. Dabei müssten bereits entscheidende Schritte zur Dezentralisie- Sozialpartner und NGOs miteinbezogen werden. rung gesetzt, um damit die Umsetzung der euro- päischen Politik zu erleichtern. Auf europäischer Calliess: Subsidiarität ist ein Rechtsprinzip Ebene müsse sichergestellt werden, dass die lokalen und regionalen Behörden voll anerkannt Christian Calliess von der Universität Göttingen werden, mahnte David. versuchte aus der Sicht des Wissenschafters Kriterien für die Prüfung von Subsidiarität und Hannes Manninen (Finnland) verwies auf den Verhältnismäßigkeit zu formulieren. Dabei wider- großen Stellenwert des Subsidiaritätsprinzips auf sprach er den Politikern vor ihm, die gemeint der lokalen Ebene in Finnland, meinte aber, die hatten, die Subsidiaritätsprüfung sei eine poli- regionale Ebene sei in der EU noch ausbaufähig. tische Aufgabe. Im Gegensatz dazu müsse er Er kündigte spezielle Akzente in Richtung des darauf hinweisen, dass das Subsidiaritätsprinzip Subsidiaritätsprinzips für die kommende finnische ein Bestandteil des EG-Vertrages und damit ein Präsidentschaft an. Rechtsprinzip und kein politisches Prinzip sei. Daher sei die juristische Kontrolle durch den Herbert Sausgruber (Österreich) ortete kritisch EuGH gefragt, so Calliess. einen "Strickfehler" der EU und meinte, die Fach- minister seien oft dem Lobbyismus ausgesetzt Im Hinblick auf die Subsidiarität stellten sich an- und würden zu Übertreibungen neigen. Die klei- hand der Grundstruktur des EG-Vertrages drei nen Einheiten hätten dem gegenüber entschei- Fragen: Zunächst sei zu prüfen, ob die EU über- dende Mobilisierungskräfte. Seiner Meinung nach haupt tätig werden darf. Des weiteren müsse sollte die EU Standards und Grundsätze entwi- man die Frage der Kompetenzausübung stellen, ckeln, nicht aber ein Zuviel an Detailregelungen ob die EU auch Gebrauch von ihrer Kompetenz erlassen. Andererseits bedeutet Subsidiarität für machen soll. Würden diese Fragen bejaht, so sei Sausgruber auch, dass die große Einheit dort zu die Art, der Umfang und die Intensität der Rege- handeln hat, wo die kleine Einheit dies nicht ver- lung zu beachten, wobei man von der größtmög- mag. lichen Schonung dezentraler Strukturen ausge- hen müsse. Jan Zahradnik (Tschechien) verwies auf das Wie- dererstarken der Regionen in Tschechien und Calliess beurteilte auch den Verfassungsvertrag würdigte insbesondere die gute Zusammenarbeit weniger positiv, da sich dessen Protokoll auf die zwischen Südböhmen und Oberösterreich. Aus Festlegung der verfahrensrechtlichen Vorgaben Sicht der tschechischen Regionen sei es an der beschränke und damit das Subsidiaritätsprinzip Zeit, das Subsidiaritätsprinzip weiter zu entwi- gegenüber dem Amsterdamer Vertrag entmate- ckeln und den Stellenwert der regionalen Einhei- rialisiere. Das stelle eine erhebliche Verschlech- ten zu stärken. terung dar, betonte Calliess, weshalb er dafür

102 Angela Orthner (Österreich) sah in den Regionen tät und Regionalisierung sah er darüber hinaus Mitgestalter und Mitentscheider und trat dafür als entscheidend an für die Lösung der Probleme ein, vor jeder Gemeinschaftsaktion nicht nur die auf dem Balkan. Seiner Meinung nach sollten wirtschaftlichen, sondern auch die politischen kommunale und regionale Selbstverwaltung Kri- Folgen abzuschätzen. Sie drängte weiters auf terien für den Beitritt zur EU sein. einen Abschluss des Ratifikationsprozesses der EU-Verfassung und meinte, wenn dies nicht Landeshauptmann Erwin Pröll meinte zusam- möglich ist, dann sollte möglichst viel von den menfassend in seinem Schlusswort, vor allem für Inhalten "gerettet werden". die so genannten jungen Demokratien sei die Subsidiarität ein Schlüssel zu einem demokrati- Karl-Heinz Klär (Deutschland) warf in die Diskus- schen Zusammenleben. Er leitete daraus für sion ein, die Bürger würden sich von der EU, Brüssel den Auftrag ab, Dezentralisierung und würde man sie fragen, nicht Subsidiarität, son- Regionalisierung als Aufgabe zur Gewährleistung dern eine "gute Politik" erwarten. Das Geheimnis für einen dauerhaften Frieden in Europa zu se- liege demnach im vertrauensvollen Zusammen- hen. Pointiert merkte Pröll überdies an, Politiker arbeiten der verschiedenen Ebenen. dürften nicht in den Fehler verfallen, nach den Juristen zu rufen, wenn sie mit ihrem Latein am Franz Schausberger (Österreich) argumentierte, Ende sind. Subsidiarität sei ureigenste Aufgabe ein Land, das derart föderalistisch geprägt ist wie der Politiker, es liege an ihnen, ihr zum Durch- Österreich, habe eine Vorreiterrolle bei der Ver- bruch zu verhelfen. wirklichung des Subsidiaritätsprinzips. Subsidiari-

III. Panel: Subsidiarität und Better Regulation

Schüssel: Subsidiarität gegen Überregulierung sei als viele glaubten und besitze ein Potenzial zur Zusammenarbeit, das noch lange nicht er- Bundeskanzler Schüssel, der den Vorsitz bei schöpft sei, zeigte sich Plassnik zuversichtlich. dem genannten Programmpunkt innehatte, Das Subsidiaritätsprinzip diene dazu, das Vert- erinnerte zunächst an das Ziel der österreichi- rauen der Bürger in die Europäische Union zu schen Präsidentschaft, den Bürgern konkrete stärken. Dieses Prinzip sei weder abstrakt noch Antworten auf ihre Fragen zu geben und Lösun- akademisch, sondern ein Prinzip des praktischen gen anzubieten. Dies setze voraus, auf die Bür- Lebens, das alle Menschen in ihren Familien und ger zu hören und ihre Angst vor einer Zentralisie- Gemeinden erleben können: Entscheidungen rung ernst zu nehmen. Das Subsidiaritätsprinzip sollen dort getroffen werden, wo es sinnvoll ist. sei die Antwort darauf und bessere Rechtsset- zung wirke der Überregulierung entgegen, sagte Auf einzelne Themen eingehend führte die Schüssel und nannte eine gerechtere Finanzord- Außenministerin aus, dass der österreichische nung mit verbesserten Eigenmittelquellen als Bei- Vorsitz einen Impuls für den Balkan und die spiel für einen konkreten Lösungsansatz. Sorgen Betonung der Aufnahmefähigkeit geben, dabei wegen des Neoliberalismus will der Ratsvorsit- aber zugleich vor Illusionen warnen wolle. Hin- zende mit dem Europäischen Sozialmodell sichtlich des Verfassungsvertrages stellte Plass- zerstreuen, gegenüber Klagen über den Streit nik klar, dass es während der österreichischen der EU-Institutionen bemühe sich Österreich, EU-Präsidentschaft nicht zu einer Deblockierung eine Team-Präsidentschaft zu präsentieren. kommen könne, was nicht am mangelnden Wil- len liege, sondern daran, dass die Diskussion in Plassnik: EU ist lernfähig manchen Mitgliedsländern noch nicht ausgereift sei. Dies bedeute keinen Stillstand in der EU, Außenministerin Ursula Plassnik registrierte eine fügte Plassnik hinzu und kündigte die Abhaltung "Frischeschub" durch eine "Konferenz der Mut- eines informellen Außenministertreffens zum macher" mit umsetzbaren Vorschlägen für eine Thema "Zukunftsaufgaben Europas" an. Die Sub- Europäische Union. Die EU sei viel lernfähiger 103 sidiarität sei für sie der "Klebstoff" zwischen den sonders wichtig sei das Subsidiaritätsfrühwarn- verschiedenen Ebenen des europäischen Ge- system unter Einbindung der nationalen Parla- schehens, sowohl ein politisches Gestaltungs- mente. Es gelte zu verhindern, dass die nationa- prinzip als auch ein Rechtsprinzip. Dabei sei die len Parlamente Regelungen umsetzen müssen, Kommunikation ein wichtiger Auftrag, ein "Haus- die sie für falsch halten. Schließlich stellte Stoiber mittel" gegen das Demokratiedefizit der EU, für fest, dass die nationalen Parlamente viel zu we- ein "Europa von unten". nig über europäische Themen diskutieren. Auch diese hätten die Aufgabe, eine europäische Öf- Stoiber: Subsidiarität als politische Herausfor- fentlichkeit herzustellen. Stoibers konkreter Vor- derung schlag lautete, das Subsidiaritätsfrühwarnsystem unabhängig vom Verfassungsvertrag noch unter Der Ministerpräsident von Bayern, Edmund Stoi- österreichischer Präsidentschaft einzuführen. ber, leitete seine Ausführungen mit der Feststel- lung ein, dass erstaunlich viele Länder in die EU Verheugen: Bessere Rechtssetzung ein Beitrag wollen, während gleichzeitig die Zustimmung der zur Subsidiarität Bürger zur EU abnehme. Um die Akzeptanz der EU zu verbessern, müsse man den Bürgern der Der Vizepräsident der Europäischen Union, Gün- Mitgliedsstaaten erklären, dass Deutschland oder ter Verheugen, bemühte sich in seinem Referat, Frankreich oder Österreich ihre weltpolitischen die "sperrigen" Themen Subsidiarität und bessere Interessen nur im Rahmen der EU wahren könn- Rechtssetzung als Zukunftsthemen Europas dar- ten. Es gelte, den Kenntnisstand über die Euro- zustellen. "Das sind fundamentale politische Fra- päische Union zu verbessern. In diesem Zusam- gen zum Spannungsverhältnis von Freiheit und menhang bedauerte Stoiber, dass es in Europa Verantwortung, von Pflicht und Recht, von Trans- nur nationale Öffentlichkeiten, aber keine euro- parenz und Bürokratismus, die an die Wurzeln päische Öffentlichkeit gebe. einer demokratischen Gesellschaft rühren".

Die Bürger haben wenig Verständnis für Rege- Die Subsidiarität sei seit Maastricht eine leben- lungen, deren Mehrwert nicht erkennbar sei. In dige Maxime der EU, die nur regeln soll, was diesem Zusammenhang übte der bayrische Nationalstaaten nicht regeln können. Diesem Ministerpräsident heftige Kritik am Cross-Com- Grundsatz entspreche er selbst in seinem Ver- pliance-System des EU-Agrarsystems, das die antwortungsbereich, berichtete Verheugen, in- Bauern durch eine ausgeweitete Bürokratie be- dem er die Vorschläge zum Bereich Binnenmarkt laste. Er wolle dies zum "ganz großen Thema der stark reduziert habe. Dem Bild einer EU als eines deutschen EU-Präsidentschaft" machen, kün- kalten, technokratischen und bürokratischen Mo- digte Edmund Stoiber an und nannte auch die lochs trat Verheugen aber entgegen und machte Hochwasserrichtlinie und die Feinstaubrichtlinie darauf aufmerksam, dass die Kommission weni- sowie das REACH-System als Beispiele für pro- ger Beamte habe als das Bundesland Niederös- blematische Regelungen. Es beeinträchtige das terreich. Vertrauen in die Politik, wenn etwa Grenzwerte beschlossen werden, die technisch nicht einhalt- Zentrale Bedeutung maß der Vizepräsident der bar seien. Kommission dem Prinzip der Transparenz bei. Er könne keinen Grund dafür erkennen, dass Teile Stoiber machte darauf aufmerksam, dass höhere der EU-Gesetzgebung hinter verschlossenen Tü- Ebenen generell versucht seien, Kompetenzen ren ausgehandelt werden. Das Recht der Bürger von unten an sich zu ziehen und sah eine wich- zu wissen, wie und warum entschieden werde, tige Bedeutung des Subsidiaritätsprinzip darin, sei zu respektieren. dafür zu sorgen, dass die EU sich auf jene Auf- gaben konzentrieren könne, die nur gemeinsam In seinen weiteren Ausführungen unterstrich gelöst werden können. Daher begrüße er den Verheugen die politischen und die ökonomischen EU-Vertrag, der eine Subsidiaritätskontrolle inklu- Ziele, die mit dem Projekt "bessere Rechtsset- sive Klagsrecht rechtsverbindlich vorsehe. Be- zung" verfolgt werden und bekannte sich zum Verfassungsvertrag. Es soll gerichtlich nachprüf-

104 bar sein, ob alle vom Subsidiaritätsprinzip gefor- Wichtig sei auch die Qualität der Umsetzung von derten Verfahrensschritte eingehalten wurden, Entscheidungen, weil bekannt sei, dass die teil- wobei zu beachten sei, dass das Subsidiari- weise oder verspätete Umsetzung europäischer tätsprinzip von Ländern wie Österreich oder Rechtsakte große Problem nach sich ziehe. Das Deutschland anders verstanden werde als von Europäische Parlament beschäftige sich intensiv Frankreich oder Spanien. Klar sei aber, dass ein mit dieser Frage. Denn oft liege es nicht an der EU-Projekt einen europäischen Mehrwert bringen Qualität europäischer Normen, wenn Bürger Kri- müsse und nicht nur lokalen und regionalen Inter- tik üben, sondern an der mangelhaften Umset- essen entsprechen dürfe. zung europäischer Vorschriften durch regionale oder lokale Behörden. Hinsichtlich der Kritik an der hohen Regelungs- dichte ließ der Vizepräsident der Kommission mit In seinen weiteren Ausführungen bekannte sich der Ankündigung aufhorchen, die bürokratischen Daul zur Zusammenarbeit mit dem Ausschuss Kosten nicht nur zu messen, sondern auch quan- der Regionen und zur Vereinfachung der Rechts- tifizierbare Ziele für deren Abbau zu formulieren. ordnung. Die Zurückziehung von 68 Kommis- Verheugen hielt eine 25-prozentige Reduktion sionsvorschlägen begrüße das Europäische Par- der Bürokratiekosten für Unternehmen und - in lament, es lege aber Wert darauf, dass solche einem zweiten Schritt – auch in der Verwaltung Zurückziehungen begründet werden. Daul schlug für ambitioniert, aber erreichbar. vor, das Mitwirkungsverfahren und die Zusam- menarbeit auszuweiten. Abschließend erinnerte Verheugen daran, dass die Kommission ein Drittel ihrer Regelungsvor- Skouris: Das Subsidiaritätsprinzip in der Rechts- schläge an das Europäische Parlament zurück- sprechung des EuGH gezogen habe. In diesem Zusammenhang beton- te er, dass er unter Vereinfachung und Modifizie- Der Präsident des Europäischen Gerichtshofs, rung des Rechtsbestandes nicht Deregulierung Vassilios Skouris, begrüßte die Bemühungen der verstehe. Das sei kein marktradikales Projekt, Europäischen Union um eine bessere Rechtsset- das erreichte Niveau der EU, ihr fester und sta- zung, weil dies positiv für die Rechtskontrolle sei. biler Ordnungsrahmen, müssten bewahrt werden, Das Subsidiaritätsprinzip sei im EG-Vertrag gere- schloss Günter Verheugen. gelt und liege inhaltlich zwischen den Prinzipien der begrenzten Ermächtigung und der Verhältnis- Daul: Der Beitrag des EU-Parlaments zu einer mäßigkeit. Die Subsidiarität sei justiziabel gewor- besseren Rechtssetzung den, ihre Verletzung könne gerügt werden. Das Subsidiaritätsprinzip stelle die Kompetenzvertei- Der Vorsitzende der Konferenz der Ausschuss- lung nicht in Frage, es handle sich vielmehr um vorsitzenden des EU-Parlaments, Joseph Daul, eine Kompetenzausübungsregel, die nur dort unterstrich das Bemühen des Europäischen Par- wirksam werde, wo die Gemeinschaft keine laments, das Vertrauen der Bürger in die Euro- ausschließliche Kompetenz besitze. In diesem päische Union zu stärken und die Effizienz der Zusammenhang erinnerte Präsident Skouris an Entscheidungsfindung auf Europäischer Ebene die Feststellung des EuGH, dass die Subsidiarität zu erhöhen. Für besonders wichtig hielt er es, auch bei der Umsetzung des Binnenmarkts be- den Gesetzgebungsprozess für die Bürger trans- achtet werden müsse. In der Rechtsprechung parenter zu gestalten. Für die Qualität der Ge- habe das Subsidiaritätsprinzip aber kaum Spuren setzgebung sei es zudem von Bedeutung, die hinterlassen und relativ wenig Einfluss auf den wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Rechts- Ausgang der Verfahren gehabt. setzung genauer abzuschätzen. In dieses Ver- fahren sollen auch andere Personengruppen ein- Bei der Frage, ob eine Rechtsangleichung zu- bezogen werden, schlug Joseph Daul vor und lässig sei, orientiere sich der Gerichtshof an der erinnerte an die guten Erfahrungen, die das Frage, ob Grundrechte beeinträchtigt werden. Je Europäische Parlament mit dem Instrument Ge- präziser das Prinzip der Verhältnismäßigkeit ein- setzesfolgenabschätzung gemacht habe. gehalten werde, desto unwahrscheinlicher sei eine Verletzung der Subsidiarität. Eingriffe in die

105 Freiheit des Einzelnen dürften nicht weiter gehen und der Gestaltungsfreiheit der nationalen Ge- als es notwendig sei, um ein gemeinschaftliches setzgebung wahre und die Sensibilität dafür ent- Ziel zu erreichen. Zugleich würden die Mitglied- wickle. staaten vor Eingriffen in Regelungsbereiche ge- Die Debatte vor der Schlussbilanz schützt, wo auf nationalstaatlicher Ebene bes- sere Regelungen erzielt werden können. In die- Vor dieser bilanzierenden Schlussrunde waren sem Zusammenhang erinnerte Skouris an die die in den Einleitungsreferaten angesprochenen Wurzeln der Subsidiarität in der Enzyklika Themen in einer umfassenden und inhaltsreichen "Quadragesimo Anno", die festhält, dass dem Plenardiskussion vertieft worden. einzelnen Menschen Aufgaben nicht entzogen werden sollen, die er aus eigenen Kräften leisten Der niederländische Minister Atzo Nicolai betonte kann. Dies gelte auch für kleine Gemeinschaften die Rolle der nationalen Parlamente in der Sub- gegenüber dem Staat. sidiaritätskontrolle und wollte diese durch kon- krete Vereinbarungen mit den europäischen Insti- Korinek: Der Dialog des EuGH mit nationalen tutionen gestärkt sehen. Weiters sprach er den Höchstgerichten EU-Rat und die Rolle des EuGH in diesem Zu- sammenhang an. Der Präsident des Verfassungsgerichtshofs, Karl Korinek, hielt fest, dass es für jedes Gemeinwe- Der belgische Staatssekretär Didier Donfut nahm sen aus Gründen der Rechtsstaatlichkeit und der vor allem die erforderliche Bürgernähe in den Effektivität wichtig sei, dass verbindlich festgelegt Fokus. Das Bild Europas müsse in den Augen sei, welche Institutionen für welche Aufgaben der Bürger deutlicher werden. Man dürfe sich zuständig seien. Dies gelte auch für die Euro- aber nicht in der nationalen Perspektive einigeln, päische Union. Das Subsidiaritätsprinzip sei als sondern müsse europäisch denken, um gemein- eine sehr abstrakte Regel nicht für konkrete sam effizienter zu werden, denn mehr Effizienz Rechtsentscheidungen geeignet, aber ein bedeute auch mehr Bürgernähe. Rechtsprinzip, ein weiter konkretisierbarer Maß- stab, vergleichbar mit den Baugesetzen der Ver- So müsse man vermehrt auf europäischer Ebene fassung. Bei der Verwirklichung des Binnenmark- gesetzgebend wirken, meinte Donfut unter Be- tes habe der EuGH immer Wert darauf gelegt, zugnahme auf die Energiepolitik, wobei hier die dass die Umsetzung nicht in der ausschließlichen nationalen Parlamente wie das Europäische Par- Kompetenz der Gemeinschaft liege. lament entsprechend einbezogen werden müss- ten. Mit Vernunft und Sachverstand müsse man Der EuGH kontrolliere, ob die Gesetzgebung im sich um mehr Harmonisierung auf allen Ebenen vereinbarten Rahmen eingehalten werde. In die- bemühen, schloss Donfut. sem Zusammenhang registrierte Präsident Kori- nek einen Paradigmenwechsel in der Funktion Michel Delebarre, Präsident des Ausschusses des EuGH gegenüber den ersten Jahren der der Regionen, betonte den Kontrollaspekt im Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Der Interesse der Bürger. Konkret wünschte er sich EuGH sei nicht mehr Motor der Integration, eine schnellere Umsetzung europäischer Richt- sondern achte auf die Kompetenzgrenzen der linien auf nationaler Ebene, trat aber daneben Gemeinschaft. Durch den Verfassungsvertrag dafür ein, dem Bürger durch eine bessere und und dessen Realisierung des Subsidiaritätsprin- verständlichere Politik, die auch mehr wirtschaft- zips entwickle sich der EuGH zum Kompetenzge- liche Möglichkeiten schaffe, näher zu kommen. richtshof. Der EuGH habe auf die Balance zwi- Man müsse, zitierte er Jean Jaures, durch das schen dem EU-Recht und den nationalstaatlich Reale gehen, um zum Idealen zu kommen. gestalteten Spielräumen zu achten. In diesem Julian Grenfell vom britischen House of Lords Zusammenhang äußerte Präsident Korinek den sprach von einer echten Erfolgsgeschichte im Wunsch, dass der Respekt vor den Kompeten- Zusammenhang mit den Bemühungen um eine zen zwischen gemeinschaftlichen und staatlichen Verbesserung der Rechtssetzung. Konkret trat er Organen wachse und der EuGH die Balance zwi- dafür ein, die europäischen Richtlinien einfacher schen der Realisierung des Europäischen Rechts zu gestalten, Details sollten in Verordnungen 106 geregelt werden, denn Gesetze sollte man nicht wünschenswert. Ein irischer Abgeordneter be- überfrachten. tonte den Aspekt der Bürgernähe, während ein Vertreter Finnlands auf die Bedeutung der loka- Die nationalen Parlamente stünden dem Bürger len und regionalen Ebene verwies. Mehr Trans- näher als die europäischen Institutionen, sie soll- parenz, aber auch die Einbeziehung der regio- ten daher auf die Anliegen der Bürger entspre- nalen Parlamente, waren ebenso ein Thema in chend Rücksicht nehmen und deren Ansichten der Diskussion wie erforderliche Schritte für mehr auf der europäischen Ebene einbringen. Man politische und soziale Demokratie in Europa. müsse dem Bürger vor Augen führen, dass sich die Abgeordneten wirklich für ihn einsetzten, Schließlich meldete sich auch Abgeordneter betonte der Mandatar. Michael Spindelegger zu Wort, der darauf ver- wies, dass sich Subsidiarität immer noch nicht In der Folge entspann sich eine lebhafte Diskus- durchgesetzt habe. Das liege daran, dass es sion im Plenum. Ein Abgeordneter aus Deutsch- derzeit nicht nachahmungswert sei, subsidiär zu land erinnerte daran, dass Erstentwürfe von handeln. Er trete daher dafür ein, einen eigenen Richtlinien oftmals absurde Züge trügen, die Preis für Subsidiarität zu stiften, der einmal im dann, auch wenn sie in dieser Form niemals in Jahr für besondere Verdienste auf dem Gebiet Kraft träten, in der Erinnerung der Bürger haften der Subsidiarität vergeben werden solle. blieben. Hier wäre von vornherein mehr Sorgfalt

Abschluss der Europäischen Subsidiaritätskonferenz

Pröll: Mit Optimismus gegen ein deutliches Unbe- weiter. Dazu brauche es aber auch Politiker, die hagen Mut haben, für ihre Ziele einstehen und die Ver- antwortung nicht abschieben: "Jede Regelung Landeshauptmann Pröll erklärte, er stehe nach unterbindet ein Stück Andersartigkeit, die Chance eineinhalb Tagen der Diskussion voller Optimis- von Europa lebt aber in der Andersartigkeit und mus da ob der Wahl des Zeitpunkts und ob des Abwechslung". Geistes, der hier zustande gekommen sei. Einer- seits sei auf allen europäischen Ebenen ein deut- Jeder bekenne sich zum Subsidiaritätsprinzip, liches Unbehagen zu spüren, so der Landes- der Weg vom Realen zum Idealen sei aber den- hauptmann, andererseits aber auch der ausge- noch ein steiniger. Er sei überzeugt, der Geist prägte Wille, diesem Unbehagen entgegenzutre- der St. Pöltner Konferenz werde den einen oder ten. Europa befinde sich jetzt an einem Schnitt- anderen Stein beseitigen, wenn der Vorsatz, der punkt und Scheideweg: Das erweiterte Europa kleinen überschaubaren Einheit eine Chance zu bedürfe auch einer Vertiefung auf dem Kontinent geben, bestehen bleibe, äußerte Pröll abschlie- und müsse dem demokratischen Gestalten mehr ßend den Wunsch, dass die Subsidiaritätskonfe- Raum geben. renz dazu beigetragen habe, den Widerspruch zu Europa zu einem Zuspruch zu Europa zu ma- Die Anwendung des Subsidiaritätsprinzips bringe chen. Zudem bedankte sich Landeshauptmann einen Mehrwert für ganz Europa, betonte Pröll. Pröll später in der Abschlusspressekonferenz bei Um diese win-win-Situation auch tatsächlich zu Präsident Khol für seine Initiative zur Abhaltung nutzen, müsse eine Balance zwischen Europäi- dieser Konferenz. sierung und Regionalisierung gefunden und das unglaubliche Potenzial in den Regionalstellen Khol: Zeitgleiche Prüfung durch EP und nationale mobilisiert werden. Zudem müsste man sich auch Parlamente auf den untersten politischen Ebenen mit den Bürgern ständig auch in europäischen Fragen Nationalratspräsident Andreas Khol zeigte sich auseinander setzen. Eine Nicht-Regelung sei oft sehr zufrieden, sei es hier doch gelungen, zu die beste Regelung, so der Landeshauptmann konkreten Ergebnissen zu kommen. Konkret ging der Präsident auf die Mitwirkung der nationalen 107 Parlamente an der europäischen Ebene, die auf der sich Europa befinde, in eine Chance zu ver- zwei Schienen erfolge. Zum einen im Rahmen wandeln. Es gehe bei der wichtigen Frage der der nationalen Verfassungen über die nationalen Subsidiarität auch darum, eine neue Balance zu Regierungen, zum anderen auf der Vorprüfung finden, die Verteilungsfragen zwischen den ein- der Gesetzesinitiativen der Kommission. Auf die- zelnen Ebenen partnerschaftlich zu lösen und sen zwei Schienen müssten die Abgeordneten auch auf die Rolle der Regionen und Gemeinden fahren, wobei die vorhandenen Instrumente, die nicht zu vergessen. Dies seien spannende ihnen der Vertrag von Amsterdam bei der Sub- Themen, die auch die Bürger interessierten. sidiaritätsprüfung einräume, auch genützt werden müssten, betonte der Präsident. Wichtig sei aber auch ein entsprechendes "Fol- low Up", so Schüssel, der sich erfreut darüber Khol trat dafür ein, zeitgleich mit dem EP auch zeigte, dass alle künftigen Präsidentschaften die nationalen Parlamente von diversen Initiati- schon signalisiert hätten, diese Initiative fortzu- ven zu unterrichten, damit diese gemeinsam setzen. Diese Diskussion müsse eine dauerhafte, prüfen und entsprechend reagieren könnten. Es bleibende Einrichtung werden, ein wichtiger Bau- spreche nichts dagegen, dieses Vorprüfverfahren stein für Europa, meinte der Bundeskanzler ab- sofort in Kraft treten zu lassen, wie man heute schließend. gehört habe, meinte der Präsident. Plassnik: Subsidiaritätskonferenz hatte "Boden- Eine Schlüsselrolle bei diesen Prozessen werde kontakt die COSAC haben, welche die nationalen Ein- Bei einer Abschlusspressekonferenz zog auch wendungen zu koordinieren und sich mit der Außenministerin Ursula Plassnik ein positives Frage der best practices zu befassen habe und Resümee der Veranstaltung. Diese sei eine Ver- das Legislativprogramm der Kommission einmal anstaltung "mit Bodenkontakt" gewesen, wo kon- im Jahr mit der Kommission diskutieren sollte. In krete Initiativen gesetzt und "die Ärmel aufge- diesem Sinne sollten die nationalen Parlamente krempelt" worden seien. Man habe einen klaren ihre Zusammenarbeit weiter ausbauen. Konkrete Auftrag erteilt, es gebe frischen Schwung. Sie sei Schritte in diese Richtung würden in Österreich zuversichtlich, dass man dem europäischen Bür- bereits im Mai im Rahmen der COSAC gesetzt ger näher kommen werde und wichtige Impulse werden, kündigte Khol an. für Europas Zukunft gesetzt habe, schloss die Schüssel: Europa braucht konkrete Projekte Ministerin.

Bundeskanzler Wolfgang Schüssel meinte, Euro- pa brauche konkrete Projekte, um die Krise, in

108 5.5. Erklärung der Vorsitzenden

1. Als Teil der europäischen Zukunftsdebatte ver- Grundgedankens der Subsidiarität auch gericht- anstaltete der österreichische EU-Ratsvorsitz am lich kontrolliert werden können. 18. und 19. April 2006 gemeinsam mit dem öster- reichischen Parlament und dem Bundesland Nie- 5. Die Regionen und Gemeinden tragen eine Mit- derösterreich die Europäische Subsidiaritätskon- verantwortung für eine bürgernahe europäische ferenz 2006 „Europa fängt zu Hause an“. Vertre- Politik. Sie haben den direkten Kontakt zur Bevöl- terinnen und Vertreter der EU-Mitgliedstaaten kerung und sind dadurch in der Lage, die Anlie- sowie der EU-Institutionen diskutierten gemein- gen und Sorgen der Bürgerinnen und Bürger in sam mit Expertinnen und Experten über Mittel den europäischen Rechtsetzungsprozess einzu- und Wege, eine effektivere Anwendung des Sub- bringen. Sie sollen im Dialog mit den Bürgerinnen sidiaritätsprinzips im europäischen Rechtset- und Bürgern den Europagedanken, die Bedeu- zungsprozess zu erreichen und dadurch einen tung und die Ziele der EU noch mehr als bisher Beitrag zu mehr Bürgernähe zu leisten. bewusst machen und dazu beizutragen, dass sich die Menschen mit Europa und seiner 2. Wenn das europäische Projekt auch in Zukunft Rechtsordnung identifizieren können. erfolgreich sein soll, müssen die Bürgerinnen und Bürger wieder mehr Vertrauen in die EU gewin- 6. Die Europäische Kommission wird eingeladen, nen. Dazu müssen sich die Menschen in Europa die Regionen und Gemeinden verstärkt und mög- wieder besser mit dem europäischen Integrati- lichst frühzeitig bei der Vorbereitung von Recht- onsprozess identifizieren können. Eine starke setzungsvorschlägen einzubinden, damit europä- Union, die vom Willen ihrer Bürgerinnen und Bür- ische Regelungen bürgernahe formuliert werden. ger getragen wird, muss ihre Entscheidungen Sie wird weiters ersucht, im Rahmen ihrer Fol- bürgernahe und für die Bürger verständlich tref- genabschätzungen auch die Auswirkungen eines fen und bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben Rechtsetzungsvorschlages auf die lokale und das richtige Gleichgewicht zwischen der EU und regionale Ebene zu berücksichtigen. Der Aus- ihren Mitgliedstaaten zu finden. schuss der Regionen wird eingeladen, sein Sub- sidiaritätskontrollnetzwerk weiter zu entwickeln, 3. Die EU kann – so steht es in ihren Gründungs- damit die Ergebnisse seiner Subsidiaritäts- verträgen - nur dort tätig werden, wo ihr die Mit- prüfungen bei der Formulierung europäischer gliedstaaten ausdrücklich eine Befugnis dazu Rechtsakte so weit wie möglich berücksichtigt übertragen haben. Im Zweifelsfall sind die Mit- werden können. gliedstaaten zuständig - nicht die Union. Wo auch immer die EU keine ausschließliche Zuständig- 7. Die europäischen, nationalen und regionalen keit hat, gilt das Subsidiaritätsprinzip, d.h. die Ausbildungsstätten für den öffentlichen Dienst Union kann nur tätig werden, wenn sie im Ver- werden eingeladen, ihre Fortbildungsprogramme gleich zu den Mitgliedstaaten einen Mehrwert zum europäischen Rechtsetzungsprozess stärker erzielen kann. Damit ist der Grundsatz der Sub- zu vernetzen und dabei den Subsidiaritätsgedan- sidiarität auch ein Garant für die Erhaltung der ken und das partnerschaftliche Kooperieren aller nationalen und regionalen Identität, Kultur und Ebenen im Interesse der Bürger zu betonen. Eigenständigkeit. 8. Die Bemühungen um eine Verbesserung der 4. In sämtlichen Phasen des europäischen rechtlichen Möglichkeiten zur interregionalen Zu- Rechtsetzungsprozesses muss sowohl durch sammenarbeit in Europa müssen als Beitrag zur europäische als auch durch nationale Akteure Stärkung der lokalen und regionalen Komponen- überwacht werden, dass die Grundsätze von te und als bewährtes Instrument des friedlichen Subsidiarität und Verhältnismäßigkeit respektiert grenzüberschreitenden Kooperierens gezielt fort- werden. Im Einzelfall muss die Einhaltung des gesetzt werden.

109 9. Den nationalen Parlamente stehen grundsätz- 15. Die Initiativen der Europäischen Kommission lich zwei Möglichkeiten offen, an der EU-Recht- zur Verbesserung der Qualität europäischer setzung mitzuwirken: einerseits über ihre natio- Rechtsakte werden als Beitrag zu einer europa- nalen Regierungen, andererseits durch die direk- weiten Subsidiaritätskultur ausdrücklich begrüßt. te Prüfung der Rechtsetzungsinitiativen der EU- Vermehrtes Augenmerk wäre darüber hinaus Institutionen. auch der Beachtung des Verhältnismäßigkeits- prinzips bei der Vollziehung von Gemeinschafts- 10. Die nationalen Parlamente sind aufgerufen, recht zu schenken. die Mitwirkungsmöglichkeiten bei der Subsidiari- tätsprüfung, die ihnen die Protokolle zum Vertrag 16. Die Europäische Kommission ist aufgerufen, von Amsterdam einräumen, voll auszuschöpfen. bei der Prüfung des Subsidiaritäts- und Ver- hältnismäßigkeitsgrundsatzes im Rahmen ihrer 11. Das Europäische Parlament und die nationa- Folgenabschätzungen noch mehr als bisher auf len Parlamente sollten in regelmäßigen Abstän- objektiv nachvollziehbare Daten und Fakten ab- den parallel zueinander die von den EU-Institutio- zustellen und dies in die Begründungen für ihre nen geplanten Rechtsakte im Hinblick auf das Rechtsetzungsvorschläge aufzunehmen. Zudem Subsidiaritäts- und Verhältnismäßigkeitsprinzip wird sie ermuntert, die von ihr entwickelte Metho- prüfen. de zur Messung administrativer Belastungen für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen 12. Auf der Grundlage des geltenden EU-Rechts konsequent weiter einzusetzen. wird auch die Europäische Kommission ersucht, ihre Rechtsetzungsvorschläge nicht nur den 17. Auch im Rahmen der Vereinfachung des europäischen Institutionen, sondern zeitgleich europäischen Rechtsbestandes sollte verstärkt auch den nationalen Parlamenten zuzuleiten, und geprüft werden, ob die Grundsätze der Subsidia- sie einer neuerlichen Überprüfung zu unterzie- rität und der Verhältnismäßigkeit eingehalten hen, falls eine repräsentative Anzahl von nationa- wurden. Um die administrativen Lasten für die len Parlamenten begründete Zweifel an deren Wirtschaft wie auch für die Bürgerinnen und Bür- Vereinbarkeit mit dem Subsidiaritätsprinzip vor- ger möglichst gering zu halten, sind die Mitglied- bringt. staaten aufgerufen, auch auf nationaler Ebene Initiativen zum Bürokratieabbau zu setzen. 13. Die Mitgliedstaaten werden eingeladen, zu prüfen, wie sie ihren nationalen Parlamenten die 18. Der Rat, das Europäische Parlament und die Möglichkeit einräumen können, im Falle einer Europäische Kommission werden eingeladen, Verletzung des Subsidiaritätsprinzips über ihre einen einheitlichen Subsidiaritäts- und Verhältnis- Regierungen den Europäischen Gerichtshof mäßigkeits-Prüfbogen für das Rechtsetzungsver- (EuGH) anzurufen. fahren zu entwickeln. Damit könnte die euro- päische Rechtsetzung besser auf jene Bereiche 14. Die nationalen und regionalen Parlamente konzentriert werden, in denen sie deutliche Vor- haben in ihren jeweiligen Rechtsordnungen un- teile gegenüber einzelstaatlichem Handeln er- terschiedliche Wege und Prozesse für die Subsi- bringen kann. Der Prüfbogen kann dann auch als diaritätsprüfung. Dennoch können der laufende Grundlage für die Subsidiaritätsprüfung durch die Erfahrungsaustausch und die gemeinsame nationalen Parlamente dienen. Suche nach „best practices“ eine wichtige Rolle spielen. Die nationalen Parlamente werden 19. Wenn die Einhaltung von Subsidiarität und ermuntert, ihre Zusammenarbeit bei der Subsi- Verhältnismäßigkeit nach klaren Kriterien unter- diaritätsprüfung im Rahmen der Konferenz der sucht wird, dann lässt sie sich auch leichter ge- Europaausschüsse (COSAC) weiter auszubauen. richtlich überprüfen. Der EuGH nimmt bei der Die regionalen Parlamente werden weiters er- Auslegung und Überprüfung der Einhaltung des muntert, ihre diesbezügliche Zusammenarbeit im europäischen Rechts eine zentrale Rolle ein. Rahmen des Ausschusses der Regionen ver- Ergänzend zu den Bemühungen des Rates, des stärkt fortzusetzen. Europäischen Parlaments und der Kommission um eine verstärkte Berücksichtigung des Subsi-

110 diaritätsprinzips wird der EuGH ermutigt, dem ten beteiligen, wird mit Spannung entgegen Vorbringen von Verfahrensbeteiligten betreffend gesehen. die Einhaltung des Subsidiaritätsprinzips bei seiner Entscheidungsfindung besondere Beach- 21. Als Beitrag zu einem noch besseren gegen- tung zu schenken. seitigen Verständnis auf der Ebene der europäi- schen Gerichtsbarkeit wird schließlich ein ver- 20. Es wäre zu begrüßen, wenn sich der EuGH stärkter Informationsaustausch mit nationalen vermehrt mit Argumenten von Mitgliedstaaten Höchstgerichten angeregt. auseinander setzt, die sich auf die sozialen, wirt- schaftlichen und ökologischen Auswirkungen 22. Die Vorsitzenden begrüßen den von den einer möglichen Entscheidung beziehen. Der Konferenzteilnehmern geäußerten Willen, auch bevorstehenden Entscheidung des EuGH in im Rahmen der kommenden Präsidentschaften einem Verfahren, welches sich mit der zeitlichen an der effektiven Anwendung des Subsidiaritäts- Rückwirkung von Vorabentscheidungsurteilen prinzips weiterzuarbeiten. befasst und an dem sich zahlreiche Mitgliedstaa- St. Pölten, 19. April 2006

111 6. Interparlamentarisches Treffen EP – US-Kongress, Wien, 18. bis 21. April 2006 (Transatlantic Legislators’ Dialogue)

Vom 18. bis 21. April 2006 war das österrei- Diplomatische Beziehungen zwischen der chische Parlament Schauplatz des 61. Inter- Europäischen Union bzw. deren Vorgänger- parlamentarischen Treffens zwischen dem organisationen und den USA wurden erstmals Europäischen Parlament und dem US-Kon- 1953 aufgenommen, als Washington Beobach- gress, in dessen Rahmen neben Arbeitssitzun- ter zur Europäischen Gemeinschaft für Kohle gen und einem Workshop Treffen mit Bundes- und Stahl (EGKS) entsandte. Im Jahr darauf präsident Heinz Fischer, Bundesministerin für nahm die Delegation der Europäischen Kom- auswärtige Angelegenheiten Ursula Plassnik mission ihre Tätigkeit in Washington auf. Die- und Vertretern von in Wien ansässigen interna- ser wurde aber erst 1971 der vollwertige Sta- tionalen Organisationen stattfanden. tus einer diplomatischen Vertretung mit allen Privilegien und Immunitäten zuerkannt. Eine Die europäische Delegation, die sich aus US-Mission in Brüssel gibt es seit 1961. 24 Europaparlamentariern/-innen aus zwölf Mitgliedstaaten der Union zusammensetzte, Grundlagen-Dokument der Beziehungen zwi- stand unter der Leitung des britischen Europa- schen der Union und den Vereinigten Staaten abgeordneten Jonathan Evans. Die amerika- ist die Transatlantische Deklaration von 1990. nische Seite wurde von der republikanischen Dort sind die Modalitäten des politischen Dia- Kongressabgeordneten Jo Ann Davis ange- logs zwischen beiden Seiten sowie Wirtschaft, führt. Bildung, Wissenschaft und Kultur als Kernbe- reiche der Kooperation festgeschrieben. So Abgeordneter zum Nationalrat Peter Schieder, finden zwei Mal jährlich EU-USA-Konsultatio- Vorsitzender des Außenpolitischen Ausschus- nen mit dem jeweiligen EU-Ratsvorsitzenden ses des Nationalrates, begrüßte in Vertretung und dem Kommissionspräsidenten auf der des Präsidenten des Nationalrates die Teilneh- einen Seite und dem amerikanischen Präsi- merinnen und Teilnehmer der Tagung und be- denten auf der anderen Seite statt, abwech- tonte, dass die Konsolidierung und Stärkung selnd in Washington und dem EU-Vorsitzland. der Partnerschaft zwischen der EU und den USA ein zentrales Anliegen des österreichi- Unter der Überschrift „Transatlantische Her- schen und des finnischen EU-Vorsitzes dar- ausforderungen“ wurde bereits vor 15 Jahren, stelle. Dabei gehe es insbesonders um die kurz nach dem Zusammenbruch des Kommu- Umsetzung der Wirtschaftsinitiative, um Maß- nismus in Europa, die Bekämpfung des Terro- nahmen gegen den Klimawandel, die Förde- rismus in der Deklaration an erster Stelle ange- rung von Demokratie und Stabilität, Konflikt- führt. Dahinter nennt die Erklärung den Kampf lösung in Südosteuropa und schließlich um die gegen den illegalen Drogenhandel, gegen die Bekämpfung des Terrorismus. Beim letztge- Organisierte Kriminalität und gegen die Weiter- nannten Thema sei es ein wichtiges Anliegen verbreitung von nuklearen, chemischen und der Parlamente, dass damit nicht ein Weniger biologischen Waffen als weitere Herausforde- an Menschen- und Grundrechten einhergehe rungen. und in diesem Zusammenhang sowohl die Par- Fünf Jahre nach der Deklaration folgten 1995 lamente als auch die Zivilgesellschaft ange- die Neue Transatlantische Agenda (NTA), die messen einzubinden seien.

112 im Dezember auf dem Gipfel in Madrid vom In ihrem Statement hielt die Bundesministerin damaligen EU-Ratspräsidenten, dem spani- für auswärtige Angelegenheiten Ursula Plass- schen Regierungschef Felipe Gonzalez, dem nik fest, dass es für die EU keinen anderen damaligen EU-Kommissionspräsidenten Partner gebe, mit dem die Beziehungen derart Jacques Santer und US-Präsident Bill Clinton dicht und vielfältig seien. Gut funktionierende, unterzeichnet wurde, sowie der Gemeinsame tragfähige transatlantische Beziehungen seien EU-USA-Aktionsplan. Hauptziele dieser Ko- daher für jeden EU-Ratsvorsitz ein zentrales operationsvereinbarungen sind die weltweite Anliegen. EU und USA seien für einander un- Förderung von Frieden, Stabilität, Demokratie verzichtbare Partner, die eine globale Verant- und Entwicklung, eine Antwort auf weltweite wortung gemeinsam zu tragen haben. Plassnik Bedrohungen, ein Beitrag zur Ausweitung des verwies auf die engen Wirtschaftsbeziehungen Welthandels und zur Vertiefung der Wirt- und die laufende Kooperation mit den USA in schaftsbeziehungen und die Schaffung neuer internationalen Fragen, etwa zu Belarus oder Kommunikationskanäle auf zahlreichen gesell- zum Westbalkan. Man sei sich über die not- schaftlichen Ebenen. wendige europäische bzw. euro-atlantische Perspektive für die Westbalkan-Staaten einig Eine weiter reichende Einigung über eine bi- und überzeugt, dass eine enge auf Gleich- und multilaterale Zusammenarbeit unter dem berechtigung beruhende Zusammenarbeit Dach der Welthandelsorganisation im ökono- zwischen der EU und der NATO im sicher- mischen Bereich gelang im Mai 1998 mit der heitspolitischen Bereich unabdingbar sei. Transatlantischen Wirtschaftspartnerschaft (TEP) auf dem Gipfel von London. Im Zum EU-USA-Gipfel im Juni 2006 in Wien Juni 1999 folgte schließlich die Bonner Erklä- verwies die Außenministerin auf die positive rung, in der sich beide Seiten zu einer „umfas- Entwicklung der transatlantischen Beziehun- senden und ebenbürtigen Partnerschaft“ in gen im vergangenen Jahr. Der österreichische wirtschaftlichen, politischen und Sicherheits- Vorsitz werde auf dieser Dynamik aufbauen angelegenheiten verpflichteten. und neue Impulse setzen. Dazu gehöre unter anderem eine verstärkte Zusammenarbeit in Zwischen der US-Regierung und Europa be- der weltweiten Förderung von Frieden, Demo- stehen mehr als 30 Abkommen, vom Schutz kratie und Menschenrechten, ein neuer Dialog des Fischbestandes im Nordatlantik, über den zur Energiesicherheit, das Ziel eines Luftver- Handel mit Stahlerzeugnissen, den Handel mit kehrsabkommens und eine Konzentration auf Tierprodukten und den Zoll bis hin zur Auslie- die Durchsetzung von geistigen Eigentums- ferung gesuchter Personen. Kommunikations- rechten in Drittstaaten. Die Wertegemein- kanäle bestehen im Rahmen des Transatlanti- schaft, die die USA und Europa eine, müsse schen Business Dialogs (TABD), des Trans- sich auch gerade angesichts der Herausforde- atlantischen Umweltdialogs (TAED), des Kon- rung des internationalen Terrorismus bewäh- sumentendialogs (TACD) und eben des Dia- ren. Man müsse sicher sein, dass man im logs der Gesetzgeber (TLD), also der Abgeord- Kampf gegen den Terrorismus nicht demokra- neten des Europaparlaments und des US-Kon- tische und rechtsstaatliche Institutionen und gresses. Verfahren beschädige oder in Frage stelle.

113 6.1. Programm

EUROPEAN PARLIAMENT

DELEGATION FOR RELATIONS WITH THE UNlTED STATES

TRANSATLANTIC LEGISLATORS' DIALOGUE 61st Meeting of Delegations from the European Parliament and the Vienna, 18-21 April 2006

PROGRAMME

Tuesday, 18 April 14.30-15.30 Briefing by the European Commission Austrian Parliament Building Dr.-Karl-Renner-Ring 3, 1010 Wien Room VI 16.00-18.30 TLD Working session I Austrian Parliament Building - Room VI

Wednesday, 19 April 09.00-12.30 TLD Working session II Austrian Parliament Building - Room VI

14.30-18.00 TLD Working session III Austrian Parliament Building - Room VI 16.00-16.30 Meeting with Dr. Ursula Plassnik, Minister for Foreign Affairs

Thursday, 20 April 08.30-11.45 TLD Workshop on EU/US Joint Economic Initiative Austrian Parliament Building Room VI

12.00 Meeting with Dr. Heinz Fischer, Federal President of Austria President's Residence 13.30-15.00 TLD Working session IV Austrian Parliament Building Room VI

Friday, 21 April 08.30 - 09.15 Meeting with Mr. Antonio Maria Costa, Executive Director oft he United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC) and Director-General of the United Nations Office in Vienna (UNOV) 09.15-10.30 Meeting with Representative of OSCE Presidency-in-Office, Ambassador de Crombrugghe

114

A. Political and Security issues I. Iran, Iraq, Middle East Peace Process (Session I) 2. Integration policies, terrorism, and international Human Rights issues. (meeting with Ms Beate Winkler, Monitoring Center for Racism and Xenophobia) (Session I) 3. Central and Eastern Europe: Belarus, Kosovo, Romania (adoptions) (Session II) B. Assistance, Development, Energy and Culture (Session II) I. Development policies and Millennium goal 2. Fight against pandemics; disaster relief and prevention 3. Energy Security initiatives C. Economic and Trade issues; other (Session III) 1. WTO - Doha Round, state of play (FTAs?) 2. Bilateral issues (including financial dialogue) (FSC, Airbus/Boeing, anti-dumping, biotech, ...) [3. Convention on cultural diversity]

Note on: Special workshop on Improving EU-US Economic Cooperation

115 6.2. Teilnehmerliste

EUROPEAN PARLIAMENT

DELEGATION FOR RELATIONS WITH THE UNITED STATES

61st EP/US Congress Interparliamentary Meeting Transatlantic Legislators Dialogue

18-21 April 2006, Vienna

List of Members (24) Mr. EVANS Jonathan, Chairman PPE-DE United Kingdom Mr. HAMON Benoît, 1st Vice-Chair PSE France Mr. BONSIGNORE Vito, 2nd Vice-Chair PPE-DE Italy Mr. BARÓN CRESPO Enrique PSE Spain Mr. BROK Elmar PPE-DE Germany Mr. KLICH Bogdan PPE-DE Poland Mr. ADAMOU Adamos GUE/NGL Cyprus Mr. DUCHOŇ Petr PPE-DE Czech Republic Mr. PURVIS John PPE-DE United Kingdom Mr. GIERTYCH Maciej Marian IND/DEM Poland Ms DESCAMPS Marie-Hélène PPE-DE France Mr. SUMBERG David PPE-DE United Kingdom Mr. FATUZZO Carlo PPE-DE Italy Mr. ELLES James PPE-DE United Kingdom Mr. KUHNE Helmut PSE Germany Ms MANN Erika PSE Germany Mr. BRADBOURN Philip PPE-DE United Kingdom Mr. HÖKMARK Gunnar M. PPE-DE Sweden Mr. RÜBIG Paul PPE-DE Austria Ms GOMES Ana Maria PSE Portugal Ms JÄÄTTIEENMÄKI Anneli ALDE Finland Mr. PINIOR Józef PSE Poland Mr. GUARDANS CAMBÓ Ignasi ALDE Spain Ms KAUPPI Piia-Noora PPE-DE Finland

PPE-DE Group of the European People's Party (Christian Democrats) and European Democrats PSE Socialist Group in the European Parliament ALDE Group of the Alliance of Liberals and Democrats for Europe Verts/ALE Group of the Greens/European Free Alliance IND/DEM Independence/Democracy Group UEN Union for Europe of the Nations Group GUE/NGL European United Left/Nordic Green Left

List of Staff Secretariat. Interparliamentary Delegations DG m (9) Mr. STOKELJ Ciril Director DGIII Ms FIALHO Maria Jose Head of Unit Mr. CHICCO Carlo Administrator, Delegations Ms OPACIC Rosemary Administrator, Foreign Affairs Committee Mr. CASTRO Pelayo Administrator, Internal Trade Committee Mr. SCHULZ Stefan Administrator, Policy Unit Ms CARNAZZA Germana Administrative Assistant Ms NADEJDE Alida National Expert Ms GAILITE Kristine Secretary

Political Groups (4) Mr. KROEGEL Werner PPE-DE Mr. REED Derek PSE Mr. CHADWICK Roger ELDR Mr. BARRETT Frank UEN

116 Interpreters (8) REIS-EMRICH Margarete German booth, team leader STACHOWSKI Annette German booth GROSSETETE-VIL Marie-Therese French booth SLOVENEC Ludovic French booth HAYCOCK BIGGS Maureen English booth ADLINGTON Sarah English booth CONFALONIERI-BREZZI Ludovica Italian booth COSOLO B. Italian booth

EC Delegation Washington, DC (3) Ambassador BRUTON John Head of Delegation Mr. COESSENS Philippe Mr. WHITEMAN Robert Congressional and Parliamentary Liaison EU Delegation, Washington, DC

Members of Congress: (11 + 7) Rep. Jo Ann Davis (R-VA), Chair Chuck Davis Rep. Eliot Engel (D-NY), Vice-Chair Rep. Gary Ackerman (D-NY) Rita Ackerman Rep. Solomon Ortiz (D-TX) Rep. Cliff Stearns (R-FL) Rep. Al Wynn (D-MD) Gaines Wynn Rep. Phil English (R-PA) Chris English Rep. Ed Whitfield (R-KY) Connie Whitfield Rep. Silvestre Reyes (D-TX) Carolina Reyes Rep. Shelley Berkley (D-NV) Rep. Susan A. Davis (D-CA) Steve Davis, M.D.

Staff: (7) Candace Abbey, Democratic Professional Staff Member, HlRC Christopher Connelly, Chief of Staff, Rep. Jo Ann Davis Sarah Kiko, Staff Associate, HlRC Kay King, Democratic Senior Policy Advisor, HlRC Laura Rush, Professional Staff Member/Security Officer, HIRC (also serves as Treasurer, U.S. TLD delegation) Jason Steinbaum, Democratic Professional Staff Member, HIRC Hillel Weinberg, Senior Professional Staff Member and Counsel, HlRC (also serves as Secretary, U.S. TLD delegation)

Military: (5) Col. J.R. Smith, USAF Maj. Don Bevis, USAF Mr. A.J. Johnson MSgt. Barbara Davis, USAF LCDR Rick Stoebner, M.D., USN, Office of the Attending Physician

117 6.3. Pressemeldung

Parlamentskorrespondenz/05/18.04.2006/Nr. 327

Für eine stabile und zielgerichtete Zusammen- nen des Treffens und betonte, die Konsolidierung arbeit EU - USA und Stärkung der Partnerschaft zwischen der EU und den USA stelle ein zentrales Anliegen des 61. Interparlamentarisches Treffen EP-US- österreichischen und des finnischen EU-Vorsit- Kongress im Parlament zes dar. Dabei gehe es um die Umsetzung der Wirtschaftsinitiative, um Maßnahmen gegen den Wien (PK) – Das österreichische Parlament ist Klimawandel, die Förderung von Demokratie und Schauplatz des 61. Interparlamentarischen Tref- Stabilität, Konfliktlösung in Südosteuropa und um fens zwischen dem Europäischen Parlament und die Bekämpfung des Terrorismus. Beim letztge- dem US-Kongress. Das Treffen wurde Dienstag nannten Thema sei ein wichtiges Anliegen der Nachmittag eröffnet und wird bis Freitag dauern. Parlamente, dass damit nicht ein Weniger an Neben Arbeitssitzungen und einem Workshop im Menschen- und Grundrechten einhergehe. Beim Budgetsaal des Parlaments sind Treffen mit Bun- geplanten USA-EU-Gipfeltreffen werde es auch despräsident Fischer, Außenministerin Plassnik darauf ankommen, sowohl die Parlamente als und Vertretern von in Wien ansässigen internatio- auch die Zivilgesellschaft einzubinden, sagte nalen Organisationen geplant. Schieder in seiner Begrüßung. Peter Schieder, der Vorsitzende des Außenpoliti- schen Ausschusses, begrüßte die TeilnehmerIn-

118 7. Parlamentarisches Treffen zur „Zukunft Europas“, Brüssel, 8. und 9. Mai 2006

Am 8. und 9. Mai 2006 fand in Brüssel eine referenden in Frankreich und Niederlande vom österreichischen Parlament gemeinsam hätten Europa in eine Sackgasse geführt. mit dem Europäischen Parlament organisierte Außerdem stehe Europa vor großen Heraus- interparlamentarische Konferenz zur Zukunft forderungen und müsse Antworten finden auf Europas statt. Ziel war ein Meinungsaustausch die Globalisierung und den internationalen und eine Debatte zwischen Abgeordneten der Wettbewerb, die Bedrohung der sozialen Stan- Parlamente der 25 EU-Mitgliedstaaten, der dards, die Überalterung, die Einwanderung, die Beitritts- und Kandidatenländer sowie des Probleme in der Energieversorgung und den Europäischen Parlaments zu den für die Bür- Terrorismus. Eine sektorale Politik und die ger der Union wichtigsten Fragen betreffend bloße Umsetzung von Projekten sei sicherlich die Zukunft Europas. zu wenig, war Borrell überzeugt. Darüber hin- aus bräuchten gute Politiken auch gute Institu- Der Fokus der Diskussionen lag dabei in vier tionen. Die Konferenz solle dazu dienen, das Arbeitsgruppen auf den großen Themenberei- europäische Aufbauwerk neu zu aktivieren und chen „Die Globalisierung und das europäische den Bürgern das Vertrauen in Europa wieder Wirtschafts- und Sozialmodell", „Die Grenzen zu geben. Man müsse den Menschen klar der Union und Europas Rolle in der Welt", „Ein machen, dass Europa nicht das Problem, son- Raum der Freiheit, der Sicherheit und des dern Teil der Lösung sei. Rechts" und „Die zukünftige Finanzierung der Union". Auch Präsident Khol sah in seiner Einleitung ein wichtiges Ziel der Konferenz darin, klar zu An der Konferenz nahmen über 140 Abgeord- machen, dass eine Weiterentwicklung der nete aus 28 nationalen Parlamenten und rund europäischen Verfassungslage unabdingbar 70 Mitglieder des Europäischen Parlaments sei. Khol unterstrich in einer historischen teil. Die Tagung wurde vom Präsidenten des Retrospektive die seit dem Jahr 1956 mit der Europäischen Parlaments Borrell, dem Präsi- Erklärung von Adenauer und Schuman zur denten des Nationalrates Khol und der Präsi- Errichtung einer Gemeinschaft für Kohle und dentin des Bundesrates Roth-Halvax geleitet. Stahl erreichten großen Fortschritte. 50 Jahre Von Seiten des österreichischen Parlaments seien in Wahrheit nur ein "Wimpernschlag der nahmen an der Konferenz die Abgeordneten Geschichte" und jeder Konstitutionalisierungs- Einem, Fasslabend, Hagenhofer, Machne, prozess benötige Zeit und Geduld. Das gelte Regler, Stummvoll und Wattaul sowie Bundes- auch für die gegenwärtige europäische Verfas- rätin Konrad teil. sungsdebatte. Allerdings sollte jetzt nicht ein- Präsident Borrell erinnerte in seinen einleiten- fach abgewartet und die Krise zelebriert wer- den Worten zunächst daran, dass der Vertrag den, sondern es müsse alles getan werden, von Nizza keine geeignete Grundlage für eine was möglich sei. Khol warnte davor, Europa effiziente Fortsetzung des Integrationsprozes- innerstaatlich zum Sündenbock für die eigenen ses darstelle. Der Ausgang der Verfassungs- Versäumnisse auf nationaler Ebene zu ma-

119 chen. Allerdings würden auf innerstaatlicher nächsten Schritte“ sowie konkrete Projekte Ebene die Parlamente auch sehr viel zur euro- europäischen Mehrwerts an, die mit konkreten päischen Integration beitragen, und zwar so- Zeitplänen für die nächsten Präsidentschaften wohl auf nationaler Ebene als auch im Rah- verbunden werden sollten. Zur Erweiterung men der COSAC. meinte Schüssel, dass die laufenden Verhand- lungen mit den Kandidatenstaaten weiterge- Europa befinde sich heute in einer Phase der führt werden müssten und es auch wichtig sei, Reflexion, von der wichtige Impulse für das den Balkanländern eine klare europäische gemeinsame Projekt ausgehen werden, kon- Perspektive zu geben, dass aber zur gleichen statierte Bundesratspräsidentin Sissy Roth- Zeit die Aufnahmefähigkeit der EU diskutiert Halvax in ihrer Eröffnungsrede. Dabei würden und definiert werden müsse. Bezüglich der die nationalen Parlamente eine unverzichtbare Finanzierung der EU trat Schüssel dafür ein, Rolle als Mediatoren zwischen den Anliegen das Finanzierungssystem für das EU-Budget und Erwartungen der Bevölkerung auf nationa- zu überdenken und neue Eigenmittel zu ler und regionaler Ebene sowie den Repräsen- erschließen. tanten auf europäischer Ebene einnehmen. Gerade angesichts der gescheiterten Verfas- Auch Kommissionspräsident Barroso betonte, sungsreferenden sei die Methode der Kommu- dass die Europäische Kommission den Prinzi- nikation ebenso wichtig wie daraus resultie- pien des Verfassungsvertrages treu bleiben rende politische Weichenstellungen. Den werde und sah den 9. Mai als gute Gelegen- Vertretern der nationalen Parlamenten komme heit, über das europäische Projekt in strategi- dabei die besondere Verantwortung zu, das scher Weise nachzudenken. Für ihn müsse die Europabewusstsein der Bürger auf allen Ebe- EU demokratischer, transparenter und effizien- nen zu fördern, insbesondere auf regionaler ter werden, um das Vertrauen der Bürger in Ebene. In diesem Zusammenhang wies Roth- dieses Projekt wiederzugewinnen. Er kündigte Halvax auf die Bedeutung der Förderung der an, die nationalen Parlamente in Zukunft stär- Subsidiarität und eines Europas der Regionen ker in die Arbeit auf europäischer Ebene einzu- hin. binden und alle Legislativvorhaben der Euro- päischen Kommission in Zukunft von Beginn Die Präsidenten des Europäischen Rates, des an den Parlamenten in den Mitgliedstaaten zur Europäischen Kommission und des Europäi- Stellungnahme zu übermitteln. schen Parlaments gaben dann im Rahmen der Konferenz am Europatag (9. Mai) Grundsatz- Der Kommissionspräsident präzisierte ab- erklärungen zur Zurkunft der Union ab. schließend, worin er die besonderen Heraus- forderungen für die zukünftige europäische Schüssel sprach sich ausdrücklich für eine Tagesordnung sehe: Schaffung von Arbeits- Wiederbelebung des Verfassungsvertrags aus plätzen und mehr Wirtschaftswachstum, mehr und betonte, dass er den Vertrag für den bis- Transparenz, Demokratie und Subsidiarität, her gelungensten Versuch halte, die in den Schutz der Umwelt, Bekämpfung des Terroris- letzten 50 Jahren erreichten europäischen Er- mus, Maßnahmen gegen die chronische Unter- rungenschaften zu erhalten und weiterzuentwi- entwicklung in Teilen der Welt und die nach- ckeln. Für den Europäischen Rat im Juni 2006 haltige Sicherung der Energieversorgung. kündigte Schüssel eine „Choreografie der

120 Sowohl nach der Präsentation der Berichte der Formel dieser interparlamentarischen Kon- vier Arbeitsgruppen durch die jeweiligen Be- ferenz sowie mit den geführten Diskussionen richterstatter im Plenum, als auch nach den und begrüßte die Ankündigung des finnischen Erklärungen von Ratspräsident Schüssel und Parlaments, ein solches Treffen auch unter Kommissionspräsident Barroso wurde die Zu- finnischer Präsidentschaft durchzuführen. Die kunftskonferenz mit ausführlichen Debatten Arbeitsgruppen hätten außerordentlich wich- unter breiter Beteiligung der anwesenden tige Vorschläge für die weitere Diskussion um Abgeordneten fortgesetzt. die Zukunft Europas gebracht, wobei sich quer durch alle Diskussionen die positive Bewertung Dabei kamen die weit gespannten Positionen des Verfassungsvertrages gezogen habe. der Mandatare deutlich zum Ausdruck. Befür- worter einer "Denkpause” im Zusammenhang Khol begrüßte ausdrücklich den Vorschlag, auf mit der Europäischen Verfassung meldeten der Basis des Amsterdamer Vertrags ein Sub- sich ebenso zu Wort wie Gegner jedweder sidiaritätsprüfungsverfahren zu vervollständi- Pause. Die einen plädierten für einen neuen gen und in Gang zu setzen und wies auf die Verfassungstext, weil der alte "juristisch tot” vorangegangenen fruchtbaren Diskussionen sei, während andere den bestehenden Text im Rahmen der COSAC, auf der Subsidiari- verteidigten und für die Fortsetzung des Rati- tätskonferenz in St. Pölten und auch innerhalb fikationsprozesses eintraten. Die Problematik der Regionalen Partnerschaft in Mitteleuropa zwischen Erweiterung der Union und ihrer hin. Besonders bemerkenswert sei, dass die- Vertiefung kam ebenso zur Sprache wie die ses Ziel nicht nur von Präsident Barroso sehr Gefahr, dass der Einfluss der Staatskanzleien positiv und konkret in seinem Referat unter- gegenüber den Parlamenten überhand stützt worden sei, sondern dass auch Ratsprä- nehmen könne. sident Schüssel in seinen Schlussworten ein Ansprechen des Themas auf dem Europäi- Nahezu Einhelligkeit herrschte hingegen in schen Rat am 15. und 16. Juni 2006 angekün- Bezug auf die Einschätzung des Treffens als digt habe. solches: Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer zeigte sich im Ergebnis äußerst Präsident Borrell schlug in seinen Schlussbe- zufrieden mit dem Format der Konferenz. merkungen vor, von einer Phase der Reflexion Betont wurde in den Wortmeldungen insbe- überzugehen in eine Phase der Vorschläge. sondere die Wichtigkeit des Dialogs zwischen Das Jahr der Nachdenkphase sei nun vorbei, Abgeordneten mit dem Ziel einer verbesserten jetzt müssten Taten folgen. Die Zukunft Euro- Zusammenarbeit der nationalen Parlamente pas sei aus seiner Sicht abhängig von den und des Europäischen Parlaments. parallel verlaufenden Prozessen der Erweite- rung und der Integration, die gegenseitig Am Ende der zweitägigen Konferenz zeigte abgestimmt und harmonisch gestaltet werden sich auch Präsident Khol in seiner Zusammen- müssten. fassung der Debatte sehr zufrieden mit der

121 7.1 Briefwechsel im Vorfeld der Konferenz

DER DEUTSCHE BUNDESTAG ~ EDUSKUNNAN PUH'MIES REPUBLIKÖSTERREICH Parlament

Mr. Josep Borrell FonteIles President of the European Parliament Rue Wiertz 1047 Brussels BELGIUM Vienna, 16 January 2006

Dear Mr. President,

Having received the latest draft for areport on the period of reflection, which shall be voted on by the European Parliament this week, we would like to communicate to you our opinion on those articles which refer to the national parliaments.

First of alt we would like to thank the European Parliament for alt its initiatives to promote the European dialogue on the future of the Union. We also highly appreciate that the European Parliament seeks the cooperation with the national parliaments with regard to the reflection period.

However, in article 13 of the draft it is proposed that "the European Parliament and national parliaments jointly organise conferences - Parliamentary Forums - in order to stimulate the debate and to shape, step by step, the necessary political conclusions". In this regard we are not in a position to commit national parliaments to such aseries of conferences or parliamentary fora. Due to the fact that 13 countries have already ratified the constitutional treaty and 12 countries have not, the national parliaments have very different approaches towards the debate on the future of Europe and there is neither a need nor a mechanism to find a joint strategy of national parliaments on how to engage in a lasting debate. Furthermore national parliaments do not have the resources to engage in such a broad and long lasting process of aseries of conferences and parliamentary fora, and they would not like to be seen just as an appendix to the European Parliament in such a process. -2-

Concerning article 16, where a first parliamentary forum shall be convened in the spring of 2006, we agree that such a conference of members of the European Parliament and members of national parliaments be held on 8/9 May 2006 as previously discussed. This shall be a single interparliamentary conference, aiming at an exchange of views on the status quo and the perspectives for the debate on the future of Europe. But we do not see any institutional or legal basis for drawing "comprehensive conclusions to the European Council". Therefore, we can not commit national parliaments to enter in such adecision making process. As concerns further interparliamentary conferences, this shall be decided after the Spring conference and after the European Summit in June, possibly in the frame of the Conference of Presidents of Parliaments to be held in Copenhagen from 29 June to 1 July 2006.

Dear Mr. President, we attach great importance to this interparliamentary conference in spring 2006, and we very much appreciate the European Parliament's readiness to cooperate with the national parliaments in the debate on the future of Europe. Finally, we would like to reassure you that we fully respect the complete autonomy of the European Parliament in adopting areport on the period of reflection, however, we wanted to let you know our opinion on the issues concerning national parliaments.

With best regards,

Andreas Khol Paavo Lipponen President of the Nationalrat Speaker of the Eduskunta

Norbert Lammert President of the Bundestag llRLAMENTO EUROPEO EVROPSKYPARLAMENT ~ jROP~ ~ ,MENTET EUROPÄISCHESPARLAMENT EUROOPAPARLAMENT EYPOnAiKOKOINOBOYAIO EUROPEANPARLlAMENT PARL IENT EUROPEEN PARLAMENTOEUROPEO PARLAMENTS EUROPOSPARLAMENTAS EUROPAIPARL MENT D o. Il PARLAMENTEWROPEW EUROPEESPARLEM NT PARL~~Q6N'fK:1 PARLAMENTO EUROPEU EUROPSKY PA tID.tif$ NAT:()t\IAlRAT EI,ROn DJ'.RL'\1ENT EUROOPANPARLAMENTTI UROPAPARLAMENTEt. ES Einge ?nm: -01-3 0 ZI Josep Barrel!Fontelles .~~...... Presidente L. _ Herrn Univ.-Prof. Dr. Andreas KHOL Präsident desNationalrats Parlament 300973 2 6.01.2006 A - 1017WIEN

Herra Paavo LIPPONEN Eduskunnan Puhemies Eduskunta FIN - OOiOi HELsn..rKI

Herrn Norbert LAMMERT Präsident des DeutschenBundestages Platz der Republik 1 D-11011 BERLIN

Messieurs les Presidents,

J'ai bien res:u la lettre que vous m'avez adressee en date du 16 janvier et vous en remercie. vous connaissez ma sensibilite personnelle vis-a-vis du röle des Parlements nationaux, ayant moi-meme preside une commission parlementaire dans le Parlement de mon pays, quej'ai par ailleurs representeala Convention.

Le Parlementeuropeen n'a qu'un objectif pendant la periode de reflexion qui a ete decidee par le Conseil Europeen : celui de contribuer aux debats sur le futur de l'Europe, dans un esprit de dialogue et de cooperation avec toutes les instances interessees,y inclus bien evidemment les Parlementsnationaux.

Personne, au Parlement europeen, n'imagine que le röle des Parlements nationaux puisse etre secondaire par rapport au nötre, vis-a-vis de la construction europeenne.

De meme, il n'a jamais ete question que notre Institution se fasse le porte-parole de positions politiques communes,en particulier devant le Conseil europeen.

--- Je prends egalement bonne note que, selon vous, les Parlements nationaux ne sont pas prets, en particulier pour des raisons de ressourees, a participer a de trop nombreuses reunions interparlementaires. C'est la raison pour laquelle, dans la resolution votee la semaine demiere a une tres large majorite, nous faisons reference a une seule rencontre au cours du premier semestre 2006, sans prejuger d'autres rencontres qui pourraient avoir lieu lors 'des semestres suivants.

Notre objectif commun doit etre de faire de cette rencontre interparlementaire des 8 et 9 mai un succes, qui mette en valeur le röle de la democratie parlementaire dans la construction europeenne. Je me rejouis de travailler avec vous dans cette perspective.

Je vous prie de croire, Messieurs les Presidents, a l'assurance de ma haute consideration.

Josep BORRELL FONTELLES

~-- 7.2. Programm

PARLAMENTARISCHES TREFFEN ZUR "ZUKUNFT EUROPAS"

GEMEINSAM VERANSTALTET VOM ÖSTERREICHISCHEN PARLAMENT UND VOM EUROPÄISCHEN PARLAMENT

Ort: Europäisches Parlament - Brüssel 8. und 9. Mai 2006

Adresse: Rue Wiertz 1047 – BRUSSELS

PROGRAMM

Montag, 8. Mai 2006 15.00: Plenaarsaal Eröffnung des Treffens durch Herrn Josep Borrell Fontelles, Präsident des Europäischen Parlaments, Herrn Andreas Khol, Präsident des Österreichi- schen Nationalrats und Frau Sissy Roth-Halvax, amtierende Präsidentin des Österreichischen Bundesrats. 15.30 bis 19.00 Uhr: Arbeitsgruppen: - Gruppe 1 (Hemicycle): Die Europäische Union in der Welt und die Grenzen der Europäischen Union. - Gruppe 2 (Saal 3C50): Globalisierung und das europäische Wirtschafts- und Sozialmodell. - Gruppe 3 (Saal 1A02): Perspektiven für den Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Recht. - Gruppe 4 (Saal 5G03): Die künftigen Finanzmittel der Union.

Dienstag, 9. Mai 2006 Plenarsitzungen (Hemicycle) unter dem gemeinsamen Vorsitz von Herrn Andreas Khol, Präsident des Österreichischen Nationalrats, und Herrn Josep Borrell Fontelles, Präsident des Europäischen Parlaments. 9.00 – 10.00 Uhr: Vorlage der vier Berichte der Arbeitsgruppen im Plenum (10 Minuten pro Bericht). 10.00 – 12.30 Uhr: Allgemeine Aussprache mit jeweils dreiminütiger Redezeit (Aufteilung: jeweils zwei Beiträge der Vertreter der nationalen Parlamente gefolgt von einem Beitrag eines Mitglieds des Europäischen Parlaments).

12.30 Uhr: Pressekonferenz von Präsident Borrell Fontelles und Präsident Khol (Presse- saal). 14.00 Uhr: Rede von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, amtierender Ratspräsident, mit anschließenden Fragestellungen. 14.45 Uhr: Rede von Herrn José Manuel Barroso, Präsident der Europäischen Kommis- sion, mit anschließenden Fragstellungen. 15.30 Uhr: Abschließende Bemerkungen von Präsident Khol und Präsident Borrell Fontelles. 16.00 Uhr: Abschluss des Parlamentarischen Treffens.

126 7.3. Teilnehmerliste

RENCONTRE PARLEMENTAIRE SUR LE FUTUR DE L'EUROPE JOINT PARLIAMENTARY MEETING ON THE FUTURE OF EUROPE 8 - 9 Mai/May 2006

Parlement européen- European Parliament Hémicycle - Hemicycle BRUXELLES - BRUSSELS

LISTE de/LIST of

PARTICIPANTS

Cette liste a été établie sur la base des inscriptions et des informations reçues avant la Rencontre. Prière de vérifier les données et de communiquer au secrétariat les corrections ou les ajouts éventuels. Les huissiers circuleront avec des listes de présence supplémentaires pendant la Rencontre. Les parlementaires européens ou nationaux, ainsi que toute autre personne, sont priés d'y inscrire en majuscules leur nom et titre.

I Co-présidents de la Rencontre - Co-chairs of the Joint Parliamentary Meeting II Invités spéciaux - Special guests III Membres du Parlement européen - Members of the European Parliament IV Délégations des Parlements des pays membres de l'UE - Delegations from Parliaments of members countries of the EU V Délégations des Parlements des pays candidats à l'adhésion à l'UE - Delegations from Parliaments of candidate countries to the EU accession VI Institutions européennes / Organisations - European Institutions / Organisations VII Autres participants / Other participants

Organisateur de la Rencontre: Parlement européen, DG Politiques internes, Direction pour les Relations avec les Parlements nationaux Bruxelles

I CO-PRÉSIDENTS – CO-CHAIRS M. Josep BORRELL FONTELLES, Président du Parlement européen / President of the European Parliament M. Andreas KHOL, Président du Nationalrat autrichien / President of the Austrian Nationalrat Mme. Sissy ROTH-HALVAX, Présidente en exercice du Bundesrat autrichien / President-in-office of the Austrian Bundesrat

II INVITÉS SPÉCIAUX - SPECIAL GUESTS M. Wolfgang SCHÜSSEL, Chancelier fédéral de la République d´Autriche, Président en exercice du Conseil européen / Chancellor of the Austrian Republic, President-in- office of the European Council M. José Manuel DURÃO BARROSO, Président de la Commission européenne / President of the European Commission

III MEMBRES DU PARLEMENT EUROPÉEN - MEMBERS OF THE EUROPEAN PARLIAMENT M. Edward McMILLAN-SCOTT, vice-président, chargé des relations avec les Parlements nationaux (GB) (Groupe PPE-DE) M. Pierre MOSCOVICI, vice-président, chargé des relations avec les Parlements nationaux (F) (Groupe PSE)

GROUPE DU PARTI POPULAIRE EUROPEEN (DEMOCRATES-CHRETIENS) ET DES DEMOCRATES EUROPEENS Richard ASHWORTH Reimer BÖGE Elmar BROK Charlotte CEDERSCHIÖLD Jean-Luc DEHAENE Panayiotis DEMETRIOU Giorgos DIMITRAKOPOULOS James ELLES 127 Maria da Assunçao ESTEVES Camiel EURLINGS Salvador GARRIGA-POLLEDO Othmar KARAS Timothy KIRKHOPE Alain LAMASSOURE Mario MAURO Jaime MAYOR OREJA Íñigo MÉNDEZ DE VIGO Ria OOMEN-RUIJTEN Csaba ORY Alojz PETERLE João de Deus PINHEIRO José Ignacio SALAFRANCA SÁNCHEZ-NEYRA Alexander STUBB Antonio TAJANI Charles TANNOCK Marianne THYSSEN

GROUPE SOCIALISTE AU PARLEMENT EUROPEEN Pervenche BERÈS Herbert BÖSCH Carlos CARNERO GONZÁLEZ Richard CORBETT Proinsias DE ROSSA Edite ESTRELA Neena GILL Ana Maria GOMES Genowefa GRABOWSKA Catherine GUY-QUINT Klaus HÄNSCH Magda KÓSÁNÉ KOVÁCS Stavros LAMBRINIDIS Jo LEINEN Pasqualina NAPOLETANO Martine ROURE Sérgio SOUSA PINTO Hannes SWOBODA Anne VAN LANCKER

GROUPE ALLIANCE DES DEMOCRATES ET DES LIBERAUX POUR L'EUROPE Andrew DUFF Marielle DE SARNEZ Bronislaw GEREMEK Ignasi GUARDANS CAMBÓ Anne E. JENSEN Ona JUKNEVIČIENĖ Jules MAATEN Lapo PISTELLI Graham WATSON

GROUPE DES VERTS / ALLIANCE LIBRE EUROPEENNE Pierre JONCKHEER Gérard ONESTA Helga TRÜPEL Johannes VOGGENHUBER

GROUPE CONFEDERAL DE LA GAUCHE UNITAIRE EUROPEENNE / GAUCHE VERTE NORDIQUE André BRIE Ilda FIGUEIREDO Sylvia-Yvonne KAUFMANN Esko SEPPÄNEN

GROUPE INDEPENDANCE / DEMOCRATIE Nigel FARAGE Miroslaw PIOTROWSKI 128 GROUPE UNION POUR L'EUROPE DES NATIONS Mieczyslaw JANOWSKI Inese VAIDERE

NON-INSCRITS James Hugh ALLISTER Jan Tadeusz MASIEL Andreas MÖLZER

PRÉSIDENTS DES GROUPES POLITIQUES - PRESIDENTS OF THE POLITICAL GROUPS M. Hans-Gert PÖTTERING, président du Groupe PPE-DE (D) M. Martin SCHULZ, président du Groupe PSE (D) M. Graham WATSON, président du Groupe ALDE (GB) Mme. Monica FRASSONI, co-présidente du Groupe Verts/ALE (I) M. Daniel M. COHN-BENDIT, co-président du Groupe Verts/ALE (D) M. Francis WURTZ, président du Groupe GUE/GVN (F) M. Jens-Peter BONDE, co-président du Groupe IND/DEM (DK) M. Nigel FARAGE, co-président du Groupe IND/DEM (GB) M. Brian CROWLEY, co-président du Groupe UEN (IRL) Mme. Cristiana MUSCARDINI, co-présidente du Groupe UEN (I)

PARLEMENT EUROPÉEN - EUROPEAN PARLIAMENT

Cabinet du Président - Office of the President Mme. Christine VERGER Directrice du Cabinet M. Marco AGUIRRANO NALDA Mme. Esther FAY Mme. Hélène LANVERT

Cabinet du Secretaire General - office of the Secretary General Julian PRIESTLEY Secrétaire General Constantin STRATIGAKIS M. Walter MASUR

Abréviations des groupes politiques: PPE-DE Groupe du Parti populaire européen (Démocrates-Chrétiens) et des Démocrates européens PSE Groupe Socialiste au Parlement européen ALDE Groupe Alliance des démocrates et des libéraux pour l'Europe Verts/ALE Groupe des Verts/Alliance libre européenne GUE/GVN Groupe confédéral de la Gauche unitaire européenne / Gauche verte nordique IND/DEM Groupe Indépendance/Démocratie UEN Groupe Union pour l'Europe des Nations NI Non-inscrits

Fonctionnaires de la Direction générale des Politiques internes - Officials from Directorate General Internal Policies M. Klaus WELLE Directeur Général M. Gerard LAPRAT Directeur, Droits des Citoyens et Affaires Constitutionnelles M. Alain BARRAU Directeur f.f., Relations avec les parlements nationaux M. Krzysztof BERNACKI Chef d'unité Relations avec les parlements nationaux Peter SCHIFFAUER Chef d'unité, Secrétariat de Commission Constitutionnelle M. Francesco PERRONI Administrateur principal, Relations avec les parlements nationaux M. Josep Maria RIBOT Administrateur Relations avec les parlements nationaux M. Jan PÀTEK Administrateur Relations avec les parlements nationaux M. Dionyz HOCHEL Administrateur Relations avec les parlements nationaux M. Maximilian SCHRÖDER Administrateur Relations avec les parlements nationaux Mme. Marine SALMON Administratrice Relations avec les parlements nationaux Mme. Danielle RICHARD Administratrice coordinatrice Dept thématique Politique Interne M.Wilhelm LEHMANN Administrateur, Dept. Thématique Droits des citoyens Arnelle DOUAUD Administrateur DG Politiques Externes. Dept Thématique Rel Extérieures Christine BAHR Administratrice Dept. Thématique Politiques économiques Huberta HEINTZEL Administrateur, Dept. Thématique Politiques économiques José Luis PACHECO Administrateur, Commission des affaires Constitutionnelles Fabia JONES Administratrice, commission du contrôle budgétaire Mme. Nadezda NOVAKOVA Assistante, Relations avec les parlements nationaux

129 Mme. Hanneke Assistante, Relations avec les parlements nationaux, co-secrétaire COPPOLECCHIA-SOMERS du Centre européen de recherche et documentation parlementaires (CERDP) Mme. Lydia SPITAELS Assistante, Droits des Citoyens et Affaires Constitutionnelles Mme. Amalia NICOLAIDOU Secrétaire, Relations avec les parlements nationaux Mme. Brigitte DELAUNOY Secrétaire, Relations avec les parlements nationaux Mme. Marika SULANKO Secrétaire, Relations avec les parlements nationaux Mme. Helen O'BRIEN Secrétaire, Relations avec les parlements nationaux Mme. Beata TURANOVA Secrétaire, Relations avec les parlements nationaux Mme. Sine EDAL Stagiaire, Relations avec les parlements nationaux Mme. Judith LEVY Stagiaire, Relations avec les parlements nationaux

Fonctionnaires du Service Protocole - Officials from the Protocole Service M. Francois BRUNAGEL Responsable Service du Protocole Mme. Elisabetta SANTELLA Service Protocole

Fonctionnaires du Service juridique - Officials from the Legal Service M. Gregorio GARZON CLARIANA Le Jurisconsulte M. Christian PENNERA Directeur M. Ricardo PASSOS Chef d'Unité Mme. Evelyn WALDHERR Juriste

IV DÉLÉGATIONS DES PARLEMENTS NATIONAUX DES ÉTATS MEMBRES DE L'UE - DELEGATIONS FROM NATIONAL PARLIAMENTS OF THE EU MEMBER COUNTRIES

NB L'astérisque placé après le sigle d'un groupe du PE indique l'affinité d'un parlementaire national avec une famille politique spécifique (exemples: PPE* ; PSE*...).

ALLEMAGNE - GERMANY Mme. Doris BARNETT, président de la sous-commission pour la politique économique régionale, Bundestag (PSE*) M. Michael GROSSE-BRÖMER, président de la sous-commission pour le droit européenne, Bundestag (PPE- DE*) M Gunther KRICHBAUM, membre commission des affaires européennes, Vice-porte-parole pour les affaires européennes, Bundestag (PPE-DE*) M. Michael ROTH, membre commission des affaires européennes, Vice-porte-parole pour les affaires européennes, Bundestag (PSE*) M. Thomas SILBERHORN, membre commission des affaires européennes, Bundestag (PPE-DE*) M. Rainder STEENBLOCK, membre commission des affaires européennes, Porte-parole pour les affaires européennes, Bundestag (ALE/VERTS*) Mme. Lena STROTHMANN membre commission des affaires économiques et de technologie, Bundestag (PPE- DE*) M. Alexander ULRICH, membre commission des affaires européennes, Porte-parole pour les affaires européennes, Bundestag (GUE/GVN) Dr. Erhart KÖRTING. Bundesrat, sénateur pour les affaires intérieure de Berlin (PSE*) M. Rainer SPEER, Bundesrat, ministre des finances de Brandenburg (PSE*) M. Oliver VOGT, administrateur, secrétariat commission des affaires européennes, Bundestag M. Klaus NAWAROTZKY, administrateur, représentant du Bundestag auprès du PE

130 AUTRICHE - AUSTRIA M. Andreas KHOL, président Nationalrat (PPE-DE*) Mme. Sissy ROTH-HALVAX, présidente en exercice, Bundesrat (PPE-DE*) M. Werner FASSLABEND président sous commission affaires européennes (PPE-DE*) M. Günter STUMMVOLL président commission de finance (PPE-DE*) Mme. Helga MACHNE, membre (PPE-DE*) M. Roderich REGLER, membre (PPE-ED*) M. Caspar EINEM vice-président sous commission affaires européennes (PSE*) Mme. Marianne HAGENHOFER, vice-président sous commission affaires européennes (PSE*) Mme. Eva KONRAD, vice-président commission éducation et science, Bundesrat (Verts/ALE*) M. Anton WATTAUL, membre M. Georg POSCH, secrétaire général Nationalrat M. Alexis WINTONIAK, chef du bureau relations internationales/UE M. Gerhard KOLLER, bureau relations internationales/UE M. David LIEBICH, bureau relations internationales/UE M. Paul HEFELLE, service Presse cabinet du président M. Franz Josef WEIßENBÖCK, directeur service presse Mme. Maria Luise JANOTA, service presse Mme. Ute WEILINGER, service presse Mme. Sabine SUETTE, service presse Mme. Andrea ITZLINGER, fonctionnaire Chancellerie fédérale Mme. Tanja SCHMID-KONECNY fonctionnaire Chancellerie fédérale Mme. Heike MALICEK, représentante du Parlement autrichien auprès du Parlement européen Mme. Astrid SPREITZER, assistante de la représentante auprès du PE.

BELGIQUE - BELGIUM M. Herman DE CROO, président chambre des représentants (ALDE*) Mme. Anne-Marie LIZIN, présidente du Sénat (PSE*) Mme. Camille DIEU, membre chambre des représentants (PSE*) M. Jacques GERMEAUX, membre chambre des représentants (ALDE*) M. Daniel DUCARME, membre chambre des représentants (ALDE*) M. Stef GORIS, membre chambre des représentants (ALDE*) M. Phillipe MAHOUX, membre du Sénat (PSE*) Mme. Fauzaya TALHAOUI, membre du Sénat (VERTS/ALE) M. Luc VAN DEN BRANDE, membre du Sénat (PPE-DE*) M. Hugo D'HOLLANDER, fonctionnaire Chambre des Représentants M. Daniel LUCION, fonctionnaire Chambre des Représentants Mme. Delphine VAN DAELE, fonctionnaire Chambre des Représentants M. Michel VANDEBORNE, fonctionnaire Sénat

CHYPRE - CYPRUS pas de représentants à cause des élections

DANEMARK - DENMARK M. Christian MEJDAHL, président du Folketinget Mme. Elisabeth ARNOLD, Président commission des affaires européennes (ALDE*) Mme. Lone DYBKJAER, membre commission des affaires européennes Mme. Charlotte ANTONSEN, membre commission des affaires européennes (ALDE*) M. Svend AUKEN, membre commission des affaires européennes (PSE*) M. Henrik TVARNӨ, Secrétaire géneral M. Peter JUHL LARSEN, Directeur Relations Union européenne M. Mongin FORREST, représentant auprès du Parlement européen Mme. Marie Kristine TANG, assistante du représentant auprès du PE

ESPAGNE - SPAIN M. Manuel HUERTAS, vice-président commission mixte affaires européennes, Congrès des Deputés (PSE)* Mme. Soraya RODRIGUEZ, membre commission mixte des affaires européennes, Congrès des Deputés (PSE)* M. Roberto SORAVILLA, membre commission mixte des affaires européennes, Congrès des Deputés (PPE/ED)* Mme. Rosa BONÁS, membre commission mixte des affaires européennes, Congrès des Deputés (ALE/VERTS*) M. Carles GASÒLIBA, membre commission mixte des affaires européennes, Sénat (ALDE*) M. Ramón ESPASA, membre du Sénat commission mixte des affaires européennes (PSE*) M. Manuel DELGADO-IRIBARREN, conseiller juridique Mme. Carmen DOMÍNGUEZ, secrétariat commission mixte des affaires européennes

131 ESTONIE - ESTONIA Mme. Kristiina OJULAND, Présidente commission des affaires européennes (ALDE*) Mme. Liina TÕNISSON, vice-président commission des affaires européennes M. Mati KEPP, membre commission des affaires européennes (UEN*) M. Küllo ARJAKAS, membre commission des affaires européennes (ALDE*) M. Olev AARMA M. Andres KUNINGAS, conseiller en finance, représentation permanente de l'Estonie auprès de l'UE M. Arvi KAROTAM, représentant auprès du Parlement européen

FINLANDE - FINLAND Mr. Paavo LIPPONEN, président Eduskunnan puhemies (PSE*) M. Jari VILÉN, président Grande Commission (PPE-DE*) M. Antti KAIKKONEN vice-président Grande commission (ALDE*) M. Johannes KOSKINEN, membre (PSE*) Mme. Outi OJALA, membre (GUE*) Mme. Ulla ANTTILA, membre (ALE/VERTS) Mme. Astrid THORS, membre (ALDE*) M. Tapio PEKKOLA, cabinet du président Mme. Kirsi PIMIÄ, conseiller Grande Commission M. Jukka SALOVAARA, conseiller commission des affaires étrangères M. Teemu ISOAHO service de sécurité cabinet du président Mme. Carita OLLIKAINEN, représentante auprès du Parlement européen

FRANCE - FRANCE M. Yves BUR, député du Bas-Rhin(UMP), 1er Vice-Président de l'Assemblée nationale, représentant le Président Jean-Louis Debré (PPE-DE*) M. Pierre LEQUILLER,député des Yvelines(UMP), Président de la Délégation pour l'Union européenne, Assemblée Nationale (PPE-DE*) M. Christian PHILIP, député du Rhône(UMP) vice-président de la délégation pour l'union européenne - Assemblée nationale (PPE-DE*) Mme. Anne-Marie COMPARINI, députée du Rhône(UDF), Assemblée nationale (ALDE*) M. Jean-Claude LEFORT, député du Val-de-Marne(PCF), Assemblée nationale (GUE*) M. Guy LENGAGNE, ancien ministre, député du Pas-de-Calais (PS), Assemblée nationale (PSE*) M. Hubert HAENEL, président de la délégation pour l'Union européenne du Sénat (PPE-DE*) M. Robert BADINTER, sénateur, ancien ministre, membre de la délégation pour l'Union européenne du Sénat (PSE*) M. Denis BADRÉ, vice-président de la délégation pour l'Union européenne du Sénat (ALDE*) Mme. Marie Therèse HERMANGE, membre de la délégation pour l'Union européenne du Sénat (PPE-DE*) M. Jean-Pierre BLOCH, directeur des affaires européennes Assemblée nationale Mme. Marie-France HÈRIN, directeur-adjoint des affaires européennes, chef de division de la Délégation pour l'Union européenne M. Jean LAPORTE, directeur des affaires européennes, Sénat M. François SICARD, conseiller, Sénat M. Hervé MONANGE, administrateur, Sénat M. François DULUC, représentant de l'Assemblée nationale auprès du Parlement européen Mme. Anne Marquant, représentante du Sénat auprès du Parlement européen

GRÈCE - GREECE M. Sotiris HATZIGAKIS, vice-président du parlement, président commission des affaires européennes (PPE-DE*) M. Christos PAPOUTSIS, vice-président commission des affaires européennes (PSE*) Mme. Katerina PAPAKOSTA, membre commission des affaires européennes (PPE-DE*) M. Ilias KALLIORAS.membre (PPE-DE*) M. Michalis CHRYSSOHOIDIS, membre (PSE) M. Asterios PLIAKOS, Directeur Direction de Recherche Mme. Anastasia FRANGOU Directeur Direction des affaires européennes M. Ionnis TSAGADOPOULOS, cabinet du président M. Haris KARABARBOUNIS, représentant auprès du Parlement européen Mme. Stamatina KOUTSAFTI, assistante du représentant auprès du PE

HONGRIE - HUNGARY Mme. Katalin SZILI, présidente parlement national M. Pál VASTAGH, président commission des affaires constitutionelles et judiciaires M. Attila GRUBER M. Kornél ALMÁSSY M. Krisztián KOVÀCS M. ZOLTAN SZABO

132 M. Péter SÁRDI, directeur relations internationales M. Zoltan SOMFAI, directeur service protocole M. Attila WEBER, chef de cabinet du président M. Gábor KARAKAI fonctionnaire Mme. Katalin BALÀZS M. László SINKA, représentant auprès du Parlement européen Mme. Antónia BEREI-NAGY, assistante du représentant auprès du PE

IRLANDE - IRELAND M. Dan WALLACE, membre Dáil Éireann commission mixte des affaires européennes (UEN*) M. Don LYDON, sénateur Seanad Éireann commission mixte des affaires européennes (UEN*) M. Ned O'KEEFEE, membre Dáil Éireann commission finance et service publique (UEN*) M. Brian PRUNTY, fonctionnaire commission finance et service publique M. Kevin LEYDON, représentant du Parlement irlandais auprès du Parlement européen

ITALIE - ITALY pas de représentants à cause des élections du président de la république

LETTONIE - LATVIA M. Oskars KASTĒNS Président commission des affaires européennes, membre commission des affaires étrangères; (PPE-DE*) M. Paulis KĻAVIŅŠ, membre de la commission des affaires européennes et commission de la défense et des affaires intérieurs, (PPE-DE*) Mme. Liene LIEPIŅA, membre de la commission des affaires européennes, membre commission des affaires sociales et de l'emploi, (PPE-DE*) Mme. Vera BANKOVSKA, conseillère commission des affaires sociales et de l'emploi Mme. Lilja STELPE, conseillère, commission des affaires européennes M. Gundars OSTROVSKIS représentant du Parlement letton auprès du Parlement européen Mme. Inese KRIŠKĀNE, représentante du Parlement letton auprès du Parlement européen

LITUANIE - LITHUANIA M. Gintaras STEPONAVIČIUS, vice-président du Seimas, membre commission des affaires européennes (ALDE*) M. Audronius AŽUBALIS, vice-président commission des affaires étrangères, membre commission des affaires européennes (PPE-DE*) M. Algirdas BUTKEVIČIUS, membre commission des affaires européennes (PSE*) Mme. Jadvyga ZINKEVIČIŬTE, vice-président commission des affaires européennes (ALDE*) Mme. Ruta BUNEVIČIŬTE, administrateur principale commission des affaires européennes Mme. Loreta RAULINAYTITE, représentante permanent du Parlement lithuanien auprès de l'UE

LUXEMBOURG - LUXEMBURG M. Yves CARL, représentant auprès du Parlement européen

MALTE - MALTA M. Clyde PULI, membre commission des affaires étrangères et européennes (PPE-DE*), M. George VELLA, membre commission des affaires étrangères et européennes (PSE*)

PAYS-BAS - THE NETHERLANDS Mme. Godelieve VAN HETEREN, Chambre des Représentants (Tweede Kamer) présidente commission des affaires européennes (PSE*) M. René VAN DER LINDEN Sénat (Eerste Kamer) Président de l'Assemblée parlementaire du Conseil de l'europe (PPE-DE*) M. Jean Henry EIGEMAN Sénat (Eerste Kamer) Vice-Président EV-Coorparation (PSE*) M. Jos VAN GENNIP Sénat (Eerste Kamer) Président commission des affaires étrangères (PPE-DE*) M. Luuk BLOM, membre commission des affaires européennes Chambre des Représentants (Tweede Kamer) (PSE*) M. Jan Nico VAN OVERBEEKE, représentant du Parlement néerlandais auprès du Parlement européen Mme. Harmanda POST, assistante du représentant auprès du PE Mme. Hester MENNINGA, fonctionnaire Sénat (Eerste Kamer)

POLOGNE - POLAND M. Jarosław KALINOWSKI, vice-président, Sejm (PPE-DE*) M. Artur ZAWISZA, président commission des affaires économiques, Sejm (UEN*)

133 Marzena WRÓBEL, membre commission des affaires européennes et commission des droits de l'homme et justice, Sejm (UEN*) M. Andrzej GRZYB, membre commission des affaires européennes et commission des affaires étrangères, Sejm (PPE-DE*) Mme. Beata MAZUREK, membre commission des affaires européennes et commission de l'emploi, Sejm (UEN*) M. , vice-président Sénat M. Edmund WITTBRODT, président commission des affaires européennes, Sénat (PPE-DE*) Mme. Agnieszka KOTYNSKA, expert de la division européenne Chancellerie Sjem Mme. Agnieszka KRAWCZYK, représentante du Sejm auprès du Parlement européen Mme. Magdalena SKRZYNSKA, expert de la division européenne Chancellerie Sjem Mme. Barbara WADACH, conseiller Ministère des affaires étrangères M. Laszek BIERA, Fonctionnaire, Section Affaires Internat. , Chancellerie du Senat

PORTUGAL - PORTUGAL M. Jaime José MATOS DA GAMA président de l'Assembleia da República M. Armando FRANÇA Mme. Ofélia MOLEIRO M. Nuno MAGALHÃES M. Luis FAZENDA M. Honório NOVO Mme. Madalena FISCHER M. Luciano FERNANDES Mme. Teresa PAULO

RÉPUBLIQUE TCHÈQUE - CZECH REPUBLIC M. Jiri LISKA, vice-président Sénat (PPE-DE*) M. Ludek SEFZIG , président commission des affaires européennes Sénat (PPE-DE*) M. Martin BENDA conseiller cabinet vice-président Sénat Mme. Adela MIKOVA, fonctionnaire division européenne, Sénat Mme. Hana DANKOVA, représentante du Sénat auprès du Parlement européen

ROYAUME-UNI - UNITED KINGDOM M. Jimmy HOOD, Président de la commission de contrôle des affaires européennes, Chambre des Communs, (PSE*) M. John DENHAM, Président Commission des affaires intérieures, Chambre des Communs (PSE*) M. Jim DOBBIN, membre commission de contrôle des affaires européennes, Chambre des Communs (PSE*) M. David HEATHCOAT-AMORY, membre commission des affaires étrangères et commission de contrôle des affaires européennes, Cambre des Communs (PPE-DE*) Lord GRENFELL, Président Commission pour l'Union européenne, Chambre des Lords Lord HANNAY OF CHISWICK, membre commission pour l'Union européenne, Chambre des Lords Lord MACLENNAN OF ROGART, membre commission pour l'Union européenne, Chambre des Lords (ALDE*) Lord MARLESFORD, membre Commission pour l'Union européenne, Chambre des Lords (PPE-DE*) M. Simon PATRICK, chef d'unité commission de contrôle des affaires européennes, Chambre des Communs M. Simon BURTON, chef d'unité Commission pou l'Union européenne, Chambre des Lords Mme. Sarah PRICE, secrétariat commission de l'Union européenne, Chambre des Lords M. Ed LOCK, secrétariat commission pour l'Union européenne, Chambre des Lords M. Michael COLLON, secrétariat commission pour l'Union européenne, Chambre des Lords M. Richard McLEAN, représentant de la Chambre des Lords auprès du Parlement européen M. Martyn ATKINS, représentant de la Chambre des Communs auprès du Parlement européen M. Graham ZIEGNER, représentant adjoint Chambre des Communs après du PE

SLOVAQUIE - SLOVAKIA pas de représentants à cause des élections en Slovaquie M. Maroš ŠEFČOVIČ, Ambassadeur, représentation permanente de Slovaquie auprès de l'union européenne M. Juraj NOCIAR, représentant adjoint, représentation permanente de Slovaquie auprès de l'union européenne Mme. Edita FILADELFIOVÁ, représentation permanente de Slovaquie auprès de l'union européenne Mme. Miriam LEXMANN, représentante du Parlement slovaque auprès du Parlement européen

SLOVÉNIE - SLOVENIA M. Vasja KLAVORA, vice-président de l'Assemblée nationale M. Franc HORVAT, président commission sur l'économie Assemblée nationale (PSE*) M. Tomasz ŠTEBE, membre commission affaires européennes Assemblée nationale (PPE-DE*) Mme. Maria POZSONEC, membre commission des affaires étrangères Assemblée nationale Mme. Katarina VATOVEC, fonctionnaire commission des affaires étrangères l'Assemblée nationale Mme. Radica NUSDORFER, représentante auprès du Parlement européen

134 SUÈDE - SWEDEN M. , président commission des affaires européennes (PSE*) M. Eskil ERLANDSSON, président commission de la défence (ALDE*) M. Lars LINDBLAD, membre commission des affaires européennes (PPE-DE*) M. Tuve SKĀNBERG, membre (PPE-DE*) M. Jan ERTSBORN, membre commission juridique (ALDE*) Mme. Karin THORBORG, membre (GUE*) Mme. Charlotte RYDELL, secrétariat Riksdagen M. Bengt OHLSSON, représentant auprès du Parlement européen

V DÉLÉGATIONS DES PARLEMENTS DES PAYS CANDIDATS À L'ADHÉSION À L'UE - DELEGATIONS FROM PARLIAMENTS OF THE CANDIDATE COUNTRIES TO THE EU ACCESSION

BULGARIE - BULGARIA M. Georgi PIRINSKI, Président de l'Assemblée nationale M. ATANAS PAPARIZOV, Président commission des affaires européennes et Observateur au PE, (PSE*) M. Kristian VIGENIN, membre Assemblée et observateur du PE, (PSE*) M. Tchetin KAZAK, membre Assemblée et observateur du PE, (ALDE*) Mme. Maria CAPONNE, membre Assemblée et observateur du PE, (PPE-DE) Mme. Veronica ANTOVA, Directrice, relations internationales M. Hsisto KRAEVSKI, Chef d'unité relations publiques

ROUMANIE - ROMANIA M. Bogdan OLTEANU, Président Chambre des Députés Mme. Laura ATANASIU, Chambre des Députés Mme. Julia LEFERMAN, Chambre des Députés

CROATIE - CROATIA M. Gordan JANDROKOVIC, président commission des affaires étrangères, (PPE-DE*) M. Neven MIMICA, président commission de l'integration européenne, (PSE*) Ms. Vesna Loncaric, Secretary of the European integration Committee of the Croatian Parliament Danka PETRICEVIC, Conseiller Mission de Croatie auprès de l'UE

TURQUIE - TURKEY M. Murat MERCAN , President of Turkish Parliamentary Delegation to the Council of Europe,

ANCIEN RÉPUBLIQUE YUGOSLAV DE MACEDOINE - FORMER YUGOSLAV REPUBLIC OF MACEDONIA M. Ljupco JORDANOVSKI président de l'assemblée nationale Mme. Blagorodna Mingova KREPIEVA (SDSM) M. Slobodan ČAŠULE (VMRO) Mme. Lidija KARAKAMCEVA Directeur Relations Internationales M. Toni PAVLOSKI,Counseliller, Mission de la république Macedoine auprès de l'UE

135 VI INSTITUTIONS EUROPÉENNES / ORGANISATIONS - EUROPEAN INSTITUTIONS / ORGANISATIONS

COMMISSION EUROPÉENNE - EUROPEAN COMMISSION M. Bo Manderup JENSEN, Cabinet du président de la Commission européenne G. MASSANGIOLI, Secretariat General M. Gerard KEINHORST, Secretariat General P.GODTS, Secretariat General J. FERNANDEZ RIVEIRO, Secretariat General Mme. Carmen PREISING, Secretariat General Mme. Sabrina POCHERON, Secretariat General

CONSEIL DE L'UE - COUNCIL OF THE EU M. Hans BRUNMAYR

COMITÉ DES RÉGIONS -COMMITTEE OF THE REGIONS M. Michel DELEBARRE, Président

ASSEMBLÉE PARLEMENTAIRE DU CONSEIL DE L'EUROPE - PARLIAMENTARY ASSEMBLY OF THE COUINCILOF EUROPE M. René VAN DER LINDEN Président de l'assemblée parlementaire du Conseil de l'Europe M. Murat MERCAN , President Turkish Parliamentary Delegation to the Council of Europe

ASSEMBLÉE DE L'UNION DE L'EUROPE OCCIDENTALE - ASSEMBLY OF THE WESTERN EUROPEAN UNION M. Jean Pierre MASSERET, Président de l'Assemblée M. Robert WALTER Président du groupe fédéré des démocrates chrétiens et des démocrates européens M. Mike HANCOCK président du groupe libéral M. Colin CAMERON, Secrétaire Général

VII AUTRES PARTICIPANTS / OTHER PARTICIPANTS M. José Isaías RODRÍGUEZ GARCÍA-CARO - Directeur Délégation CEOE auprès de l'Union européenne - Espagne Mme. Patricia CIREZ MIQUELEIZ - Délégation CEOE auprès de l'Union européenne - Espagne Mme. Merete Juhl VINCENTS SVENDSEN - Department for European Policy – The Royal Danish Ministry of Foreign Affairs - Danemark M. Mathieu ROSEMAIN Journaliste (F) M. Pierre GODON Journalist (F) M. Adrien GINDRE Journalist (F) Mlle. Agnes Loredana BUZNOSU, stagiaire, Mission de la Roumanie auprès de l'UE Mme. Desa Srsen, conseiller Mission de Croatie auprès de l'UE M. Arnaud Magnier, fonctionnaire SGAE (France)

136 7.4. Redebeiträge

Rede von Andreas Khol der Tag zum 55. Mal wieder- haben Robert Schuhmann und Konrad Adenauer mit ihrer Er- Sehr geehrte Damen und Herren, klärung den ersten Schritt zur europäischen Ge- meinschaft für Kohle und Stahl gesetzt. 55 Jahre ich möchte Sie auch sehr, sehr herzlich hier beim später treten wir heute zusammen, und wenn europäischen Parlament bei dieser Konferenz man sich anschaut, was in diesen 55 Jahren an „sui generis“ willkommen heißen. Ich glaube, europäischer Integration geschaffen wurde, und dass nach all den Vorbereitungen, die wir getrof- wie weit wir gekommen sind, so sollte man nicht fen haben, das eine gute Formel der Zusammen- von Krise reden. Ich glaube, dass 55 Jahre ein arbeit sein kann, wenn gewählte europäische Wimpernschlag der Geschichte sind und dass wir Parlamentarier mit gewählten staatlichen Parla- als europäische Politiker in langfristigen Zusam- mentariern zusammentreten, um Europas Zu- menhängen denken müssen. Ich sage Ihnen, ich kunft zu beraten. Das Stocken, das wir in der war vor meiner Studienzeit überzeugter Euro- Entwicklung Europas feststellen können, ist eine päer, aber ich habe es in meinen kühnsten Träu- direkte Folge der Entscheidungen der Völker von men nicht geglaubt, dass wir einmal ein Europa Frankreich und der Niederlande, vor denen wir der 27 haben werden, das so geeint, so verfasst Respekt haben müssen. Die Konferenz heute und so gut da steht, wie das Europa heute. sollte es uns aber ermöglichen, heute und morgen, über verschiedene Problemfelder zu Ich möchte hier einen optimistischen Grundton in diskutieren, die ganz einfach auch den Zögern- unsere Überlegungen einbringen. Natürlich den, uns Stockenden noch klarmachen sollten, braucht eine europäische Verfassung Zeit. Und dass wir eine Weiterentwicklung in der europäi- was wir jetzt vor allem brauchen, ist Geduld. "Chi schen Verfassungslage ganz einfach brauchen. va piano, va sano e va lontano" – sagen die Italiener und das ist also auch das Gebot der Wir müssen über die Grenzen Europas diskutie- europäischen Verfassungsentwicklung. Ich ren, wir müssen über die Notwendigkeit einer ge- glaube aber auch, dass wir nicht so wie manche - meinsamen europäischen Außenpolitik beraten. dieses Stocken, habe ich es genannt – nach den Ich glaube auch, dass soziale Markwirtschaft als Referenden in Frankreich und in den das europäische Lebensmodell gegenüber einer Niederlanden einfach dazu benützen sollten, die bloßen liberalen Markwirtschaft wichtig ist zu Hände in den Schoß zu legen und zuzuschauen, beraten, und auch die spezifische Solidaritäts- wie wir eine Krise zelebrieren können. differenz unseres Modells zu anderen darstellt. Vieles, meine Damen und Herren, was Europa Die europäische Sicherheit ist ebenso gefragt weiterbringt, was unsere Einigkeit fördert, „an wie: wer bezahlt das Ganze und wie wird das ever closer union“, zu einer immer engeren Ganze finanziert? Wobei es interessant ist, ich Union, kann gemacht werden, bis es zum Ver- habe mir kurz auf dem Flughafen hierher ange- fassungsvertrag kommt. Ich persönlich, meine schaut, wer in den Arbeitsgruppen sitzt, bei den Damen und Herren, halte den Verfassungstext Finanzen sitzen die wenigsten. Also, wahrschein- für ausgezeichnet. Ich glaube nicht, dass wir lich geht man davon aus, das Geld kommt vom leicht zu einem besseren kommen können. Ich Bankomat, der wird im Himmel gefüttert und auf glaube auch, dass er früher oder später, sei es Erden verbraucht. Also, wir werden sehen, aber durch Osmose, sei es irgendwie anders, oder sei auch das ist notwendig. es formell, in Kraft treten wird. Aber jetzt heißt es Ich habe in Vorbereitung auf diese Konferenz „reculer pour mieux sauter“, das heißt, man muss doch ein bisschen den bisherigen europäischen sich überlegen, was können wir machen, bis wir Verfassungsprozess Revue passieren lassen – zu einer solchen Formalisierung kommen Sie müssen das einem Professor für Verfas- können. sungsrechte verzeihen. 1950 - und morgen kehrt

137 Jeder muss hier vor seiner eigenen Türe kehren, richtshof ein Kompetenzgerichtshof sein soll, der Die europäischen Staaten dürfen nicht Europa die Zuständigkeiten nach dem geltenden Verfas- zum Sündenbock machen. Alles was funktioniert, sungsrecht auslegt und dabei auf das Tempo macht die eigene Regierung, alles was schief Rücksicht nimmt. Manches geht ganz einfach zu geht, das machen die Europäer. Das funktioniert schnell. so nicht und das ist auch nicht der Fall. Die Par- lamente, wir die staatlichen Parlamente, und das Meine Damen und Herren, in dieser Konferenz, haben wir bei der Subsidiaritätskonferenz in in zwei Tagen, werden wir viele wichtige Fragen Österreich in St. Pölten gleich nach Ostern sehr besprechen. Ich halte es für gut, dass wir unsere eindrucksvoll diskutiert, können sehr viel auf zwei Standpunkte kennenlernen, dass sich sozusagen Ebenen machen, um die europäische Rechtsset- Meinungsrichtungen ausbilden, und ich bin schon zung mitzugestalten. Einerseits auf der Ebene sehr gespannt, was wir morgen erfahren werden, unserer eigenen Parlamente, wo wir verfas- was das Zusammentreffen von 25 Parlamenten sungsmäßige und staatlich verfassungsmäßige und dem Europäischen Parlament auf diesen vier und geschäftsordnungsmäßig verbriefte Rechte wichtigen Gebieten als Ergebnis haben werden. haben. Das ist nicht ganz einfach, das bedeutet Ich bin zuversichtlich, dass das der erste Schritt viel Arbeit und viel Fleiß. Nämlich die Projekte einer längeren Reise ist, das heisst. also, dass der europäischen Rechtssetzung zu überprüfen wir noch viele Begegnungen brauchen, um aus und durchzugehen. diesem stockenden europäischen Verfassungs- prozess herauszukommen. Ich bin aber zuver- Und wir können im Rahmen der COSAC, also sichtlich, dass wir auch den nächsten Schritt des Komitees zwischen europäischem Parlament schaffen werden, den nächsten Schritt der not- und den Vorsitzenden der Europaausschüsse der wendig ist, damit wir unser Programm einer staatlichen Parlamente, können wir mitgestalten europäischen Union auf der Grundlage des und ich glaube, wir müssen diese Möglichkeit europäischen Lebens- und Gesellschaftsmodells, ganz einfach wesentlich konsequenter nützen. der ökologisch orientierten, sozialen Marktwirt- Und auch die Kommission kann sehr vieles dazu schaft weiterbringen. Und so wünsche ich den beitragen, dass wir, ohne das wir jetzt Rosinen Arbeiten alles Gute und ich freue mich, dass wir picken oder Teile des Verfassungsvertrags in dieser Formel uns gefunden haben. vorwegnehmen, aber die Kommission kann die staatlichen Parlamente gleichzeitig mit dem Rede von Elisabeth Roth-Halvax europäischen Parlament über Akte der Rechts- setzung informieren, geplante Akte, und kann Sehr geehrte Damen und Herren, das, was die staatlichen Parlamente dazu zu wenn wir uns heute in Europa in einer Phase der sagen haben, ernstnehmen. Und ich glaube, Reflexion befinden aus der wichtige Impulse für niemand hindert die Kommission daran, das die Zukunft unseres großen gemeinsames Pro- Projekt „better regulation“, also ein Eindämmen jektes entstehen sollen, so gibt es einige Eck- der Regelungsflut und bessere Gesetzgebungs- punkte, denen besondere Beachtung gebührt. werke, umzusetzen. Und so weiter, und so Die nationalen Parlamente sind unverzichtbare weiter. Mediatoren zwischen den Anliegen und Erwar- Und was vor allem wichtig ist, ich glaube, dass tungen der Bevölkerung auf nationaler und regio- sowohl die Kommission als auch der Gerichtshof naler Ebene, und den Aktivitäten der politischen sich im Klaren sein müssen, dass wir jetzt auch Repräsentanten auf der gesamteuropäischen auf gesteigerte Sensibilitäten unserer Bevölke- Ebene. Gerade in der derzeitigen Phase des rung Rücksicht nehmen sollen. Das heißt also, Nachdenkens nach den gescheiterten Verfas- ich sage beispielsweise, der Gerichtshof hat sich sungsreferenden in Frankreich und den Nieder- immer als Motor der Integration verstanden, also landen ist die Frage der Methode der Kommuni- immer weiter, immer weiter die europäischen kation miteinander genauso wichtig wie die im Zuständigkeiten ausgedehnt. Ich glaube, es ist Endeffekt daraus resultierende politische Wei- an der Zeit, dass man also sieht, dass der Ge- chenstellung.

138 Um die bevorstehenden Entwicklungen in Europa lamentarierinnen und Parlamentariern zentrale offener und demokratischer im Weg eines trans- Aufgabe sein muss. Dieses Konzept des Europas parenten Diskurses zwischen allen politischen der Regionen muss auch als wichtiger Eckstein Akteuren und möglichst breiten Bevölkerungs- Eingang in jede Debatte der Zukunft des Konti- schichten vorzubereiten, kommt gerade den nents finden, und soll daher auch heute nicht aus nationalen Parlamenten mit ihren MandatarInnen den Augen verloren werden. als Katalysatoren in der Debatte um die Zukunft Europas die besondere Verantwortung zu, das Rede von Wolfgang Schüssel Europabewusstsein der Bürger zu fördern und dies auf europäischer, nationaler und insbeson- Herr Vorsitzender, meine Damen und Herren! dere auf regionaler Ebene. Ich darf in der gebotenen Kürze zu den Themen Die entscheidenden Veränderungen des Um- Stellung nehmen. Ich glaube, dass wir es so feldes staatlicher Willensbildung durch die Wir- machen, dass einfach auch Zeit für Diskussion kung der europäischen Integration hat naturge- gegeben ist und Sie nicht durch einen Vortrag mäß auch die Rolle der nationalen Parlamente berieselt werden. innerhalb der EU stark beeinflusst. Auf mitglieds- Mir ist aufgefallen, als ich das jüngste Eurobaro- staatlicher und regionale Ebene steht der Ver- meter gesehen habe, dass die europäischen Bür- pflichtung zur Umsetzung europäischer Rechts- ger ein gespaltenes Verhältnis zu Europa haben. akte immer mehr auch die aktive Teilhabe an der Auf der einen Seite sehen 67 %, also 2/3 der Vorbereitung der europäischen Gesetzgebung Europäerinnen und Europäer, die EU als demo- gegenüber. Gerade die Europäisierung der Ge- kratisch, als , als friedlich an, und wün- setzgebung birgt jedoch die Gefahr in sich, dass schen sich auch in vielen Bereichen mehr Euro- die Rechtssetzung fernab von den Bürgerinnen pa. Auf der anderen Seite sind aber weniger als und Bürgern stattfindet. Europäisierung und die Hälfte (49 %) überzeugt, dass die Mitglieds- Regionalisierung politischer Strukturen bedingen chaft eine gute Sache ist, und nicht einmal 40 % einander daher. glauben, dass sich die Dinge in der europäischen Die steigende Bedeutung der nationalen Parla- Union in die richtige Richtung entwickeln. mente daher sollte vor diesem Hintergrund als Also wir haben ein ganz merkwürdiges, fast schi- Gelegenheit ergriffen werden, um die Bemühun- zophrenes Verhältnis – 150 Jahre ist der Sig- gen um die Förderung des Subsidiaritätsprinzips mund Freud jetzt alt - wäre er alt – also irgendwo in allen Bereichen fortzusetzen und die Vorteile, im Wiener Vorsitz kann man da ruhig auf ihn die sich aus der größtmöglichen Bürgernähe rekurrieren. Da spielt sich offensichtlich im Unbe- europäischen Handelns ergeben, zu nutzen. Zu wussten, im Unterbewussten etwas ab, was wir diesem Zweck ist es notwendig, dass die Parla- auf der rationalen Ebene, auf der Ebene der Ver- mente der Mitgliedstaaten der europäischen nunft nicht ausreichend berücksichtigen. Union eine aktive Rolle bei der Überprüfung der Anwendung des Subsidiaritätsprinzips durch die Das Jahr 2005 war ein Katastrophenjahr, was die EU-Institutionen einnehmen. Es ist daher zu Stimmung betrifft. Die Verfassung wurde in 2 Re- begrüßen, dass der österreichische Bundesrat ferenden gekippt, in Frankreich und in Holland. mit anderen nationalen Parlamenten der Mit- Und überall ist eigentlich nach diesen zwei Refe- gliedsstaaten sich zunehmend dazu berufen renden in fast allen europäischen Ländern die fühlt, die regionalen Bezugspunkte nicht nur in öffentliche Meinung gekippt. der staatlichen, sondern darüber hinaus auch in der europäischen Willensbildung zu vertreten. Wenn Sie heute die FAZ lesen, die hat ein eige- Dies erscheint mir als ein sehr zeitgemäßer Aus- nes Journal Europe gemacht, zum Europatag druck jenes wachsenden Bewusstseins von der und zu unserer Initiative „Café d’Europe“, wo in Bedeutung regionaler Identität, das auch im Wort den großen, historisch bedeutsamen Kaffeehäu- von Europa der Regionen mitschwingt, als ein sern in allen 25 Hauptstädten über Europa disku- Ausdruck jener bürgernahen Politik, die uns Par- tiert wird und quasi zum ersten Mal – nicht zum

139 ersten Mal, aber versucht wird, eine Art euro- Bürger zu sprechen und deren Anliegen päische Öffentlichkeit herbeizuführen. Und der in den Rechtssetzungsprozessen der Leitartikel in dieser FAZ ist so, dass am Ende im europäischen Union einzuspeisen. Verfassungsprozess es den Fürsprechern Euro- pas nicht einmal gelungen ist, die Bürger ausrei- 2. Die Kommission soll sich verpflichten, mit chend davon zu überzeugen, dass der Verfas- den nationalen Parlamenten bei der sungsvertrag einen europäischen Mehrwert hat, Frage der Subsidiaritätsprüfung für neue dass er etwas Positives ist für ihr Leben, für ihre Vorhaben eng zusammen zu arbeiten. Zukunft, für das Schicksal Europas. Und wenn 3. Die Kommission soll die Notwendigkeit jedes wir die Menschen nicht gewinnen für dieses Pro- europäischen Vorhabens anhand eines – jekt, dann ist Europa am Ende. Also der "top- ich nenne es einmal Subsidiaritätstests – down process" funktioniert nicht mehr, wenn wir einer „fiche subsidiaire“ nachweisen nicht Europa wiederum "bottom-up" aufbauen, müssen. und die einzelnen Probleme, die kleinen Sorgen und Schwierigkeiten ernst nehmen und auch Und ich glaube, dass dies ein sehr wichtiger Im- Lösungen anbieten. Das meint etwa Jose Manuel puls war, danke auch sehr, dass sowohl Barroso Barroso immer wieder, wenn er von einem wie auch Verheugen diesem Gedanken viel ab- "Europe des Projets", einem konkreten Projekt- gewinnen konnten und ich bin sicher, dass der Europa, konkreten Projekten, die in Europa Kommissionspräsident auch heute darauf einge- verwirklicht werden, spricht. Wenn wir das nicht hen wird. schaffen, dann wird es sehr schwerer möglich sein, den Verfassungsprozess als solchen Für uns war auch wichtig, einmal zu zeigen, dass wiederum zu revitalisieren. die Institutionen miteinander partnerschaftlich arbeiten und nicht sich in der täglichen Arbeit an- Unsere Aufgabe war es, in der Reflexionsdebatte einander aufreiben. eine glückliche, inhaltliche Diskussion zu begin- nen. Wir haben versucht, mit einigen Symbolen, Wir haben das etwa sehr gut in der Frage der Fi- auch diese Idee zum Ausdruck zu bringen. Wenn nanzvorschau bewiesen, wo wir im Rat zunächst Sie etwa hier unser Symbol der österreichischen eine Einigung im Dezember hatten und dann Präsidentschaft hernehmen: dieses Logo ist ja sehr intensiv mit dem Europaparlament und mit nichts anderes als die Vielfalt Europas. Die Flag- der Kommission ein gutes Ergebnis zustande gen, die Buntheit Europas soll da zum Ausdruck gebracht haben. gebracht werden. Und das haben wir am Beginn Genauso bei der Dienstleistungsrichtlinie, wo das des Jahres mit „Sound of Europe“, mit dem Klang erste Mal eigentlich das Parlament hier den Weg Europas gebracht, mit der großen Identitäts-Kon- zu einen vernünftigen Kompromiss gewiesen hat. ferenz. Wir haben vor drei Wochen, übrigens mit In der Komitologie sind wir noch nicht ganz so vielen Parlamentariern aus dem EP und den weit, aber wir hoffen sehr, dass wir hier durchaus nationalen Parlamenten, eine breit angelegte vorankommen. Subsidiaritätskonferenz gehabt mit dem Titel „Europa beginnt zu Hause“, um auch das Demo- Auch wenn es für manche in der Öffentlichkeit kratiedefizit aufzuarbeiten. Und vor allem zum seltsam klingt, oder wenn es gefährlich ist, wenn ersten Mal alle europäischen Institutionen, Parla- ich das jetzt sage, ich mache persönlich keinen ment, Kommission, Rat, Ausschuss der Regio- Hehl daraus, dass ich den Verfassungsvertrag nen, europäischer Gerichtshof, alle zu involvieren als den bisher gelungensten Versuch halte, die in in diese Diskussionen mit den nationalen Parla- den letzten 50 Jahre erreichten europäischen Er- menten. Und dabei sind drei wesentliche Ge- rungenschaften zu erhalten und weiter zu entwi- sichtspunkte oder Ergebnisse erzielt worden: ckeln. Es soll mir einer zunächst einmal ein bes- seres Modell vorschlagen, oder eine bessere 1. Die Länder, die nationalen und die regiona- Idee auf den Tisch legen, dann lasse ich mich len Gebietskörperschaften sind zentrale natürlich gerne davon überzeugen. Aber bis zur Einrichtungen, um regelmäßig mit dem

140 Stunde kenne ich jedenfalls kein besseres Verfassungsvertrag zu ratifizieren. Estland hat, Modell. wie ich gehört habe, gerade die Ratifikation weitergeführt, Finnland kommt noch dazu. Und Daher ist es für mich der wichtigste Punkt: wie dann hätten wir 16 Mitgliedsstaaten, die den können wir das Vertrauen der Bürger in diesen Verfassungsvertrag ratifiziert hatten, zwei davon Prozess und in die Inhalte wiederum darstellen? sogar mit einem positiven Referendum. Zwei Wir wollen das im Junigipfel zum Ausdruck brin- Referenda waren negativ. Sieben Mitgliedsländer gen. Im Junigipfel soll es eine "road map" geben, haben den Prozess mittlerweile stillgelegt. Aber eine Choreographie der nächsten Schritte, wo wir wenn wir Demokratie ernst nehmen, dann müs- etwa sieben, acht konkrete Themen, konkrete sen wir alles ernst nehmen, nicht nur die zwei ne- Projekte mit Zeitplänen, für die nächsten Präsi- gativen Referenda sondern ja auch die positiven dentschaften auch fixieren können. Ratifikationsschritte. Und ich glaube persönlich, dass es noch immer genügend Möglichkeiten Ein wichtiger Punkt übrigens, gerade vor einer gibt, durch dieses Europa der Projekte einen halben Stunde wurde Barroso und mir ein Vor- Mehrwert anzubieten, zusätzliche Elemente schlag präsentiert. Ein wichtiger Punkt wäre z.B. anzubieten, dass wir in gegebener Zeit, nicht bis die ganze Frage des zivilen Krisenmanagements. Juni und sicherlich nicht in den nächsten Mona- Das ist ein klassischer Bereich, wo jeder weiß ten, aber innerhalb einer nächsten Periode mit und jeder spürt, der Nationalstaat ist hier überfor- dem Verfassungsvertrag selber wieder voran- dert. Ob es die Tsunami-Krise war, wo manche schreiten können. Länder ja in manchen Regionen nicht einmal durch Diplomaten oder durch Konsularbeamte Tony Blair, der britische Premierminister, der vertreten gewesen sind. ganz sicher nicht im Verdacht steht, dass er jetzt das Verfassungsprojekt der europäischen Union Ob es die Frage von Naturkatastrophen, Wald- mit besonderem Enthusiasmus fördert, hat zutref- bränden oder Trockenheiten ist. Ob das maritime fend wörtlich erklärt: Katastrophen sind, ein Tankunfall etwa in einer sensiblen biologischen Region. Ob das Terror- “We will need to return to the issues around the anschläge sind, jeder weiß und spürt, hier ist ein European Constitution. The European Union of gemeinsames Handeln jedenfalls sicher. Und 25 can not function properly with today’s rule of Barroso und ich haben Michel Barnier, den frü- governance. Having spent six months as EU heren Außenminister Frankreichs und Regional- President I am a good witness to that.” – I add: kommissar früher, beauftragt, gemeinsam mit after four months as a president I could also be Experten eine Studie zu schreiben, um uns taken as a good witness to that. Vorschläge zu machen, wie das besser koordi- niert werden könnte. Etwa Bergrettungsexperten Ich glaube daher, dass wir versuchen sollten, aus den alpinen Ländern, Feuerwehren mit Wald- auch die Inhalte dieses Verfassungsvertrags branderfahrung in den mediterranen Ländern. noch einmal neu zu probieren und auch darzu- Und wir haben heute zwölf konkrete Empfehlun- stellen. Denn viele Themen, die ja immer wieder gen vorgelegt bekommen, wie wir das optimal verlangt werden von den Bürgern, sind hier in erreichen können. Zu dem europäischen Kata- einer guten Art und Weise beschrieben, etwa die strophenschutz, der auch mit europäischen Sym- Grund- und Freiheitsrechte. Ich sage das hier bolen antreten soll und den Menschen zeigt, offen dazu, vieles von dem, was uns wichtig ist, dass hier Europa gemeinsam agiert. Wir werden was ich nicht missen möchte, soziale Gerechtig- nun bis zum europäischen Rat unsere bisherigen keit, Solidarität, die Nicht-Diskriminierung, die Arbeiten und diese Kenntnisse zu einem Bericht Gleichbehandlung zwischen Männern und Frau- verdichten. Denn unsere Bürger erwarten sich, en, das ist ausdrücklich in diesem Verfassungs- dass wir gerade in diesem Bereichen konkrete vertrag fixiert. Das ist ja quasi unser heiliges Erbe Vorschläge machen. für die europäische Union, diese Fragen auch nach außen in einem Vertrag vor uns her zu tra- Nun, wir haben in diesen Tagen und Wochen gen. auch zwei Mitgliedsländer, die ja bereit sind, den

141 Vollbeschäftigung, soziale Marktwirtschaft wur- wichtiges Element sein wird. Ich freue mich sehr, den als neue Ziele in diesem Vertrag fixiert. Die dass die Kommission diesen Punkt ja auch sehr Charta der Grundrechte ist erstmals rechtsver- stark aufgegriffen hat, und auch das europäische bindlich für alle verankert. Und sie enthält im Ab- Parlament und viele nationale Parlamente haben schnitt "Solidarität" immerhin zwölf verbindliche dies Aufnahmefähigkeit, „the absorption capa- soziale Grundrechte, die dann einklagbar sind bei city“, sehr stark ins Zentrum gerückt. Die be- den europäischen Institutionen. Ich denke schon, stehenden Erweiterungsverhandlungen gehen dass gerade für diejenigen, die auch an der so- selbstverständlich und auch richtigerweise weiter. zialen Dimension Europas nicht nur Gefallen Rumänien, Bulgarien - darüber wird sicher noch finden sondern sie für essentiell halten, diese später zu reden sein, aber Türkei, Kroatien da Punkte absolut entscheidend sind. beginnen wir jetzt mit den Verhandlungen. Der Balkan hat aufgrund der erneuerten Beitrittsper- Der Verfassungsvertrag sieht eine für alle Politi- spektive eine klare Vision, dazuzugehören. ken der Union geltende soziale Querschnitts- klausel vor, und alle Institutionen haben sich Aus meiner Sicht, und das ist vielleicht jetzt ein selbstverständlich daran zu halten. Die Sozial- bisschen pointiert gesagt, hängt für die Wieder- partner werden erstmals aufgewertet, wie wir belebung des Verfassungsprozesses mehreres dies in einer Einladung zum europäischen Rat im zusammen. Das wird letztlich inhaltlich zusam- März ja auch zum Ausdruck gebracht haben. men gehören oder zusammengehängt werden Daher denke ich mir, dass diese Fragen viel zu müssen. Das eine ist die Frage des Verfassungs- wenig bekannt sind und dass wir schon auch die vertrages, die Frage des Reviews der Ausgaben Verpflichtung haben, nicht nur über den Prozess, und Einnahmen, was soll Europa letztlich tun, wie wie man zu einer Verfassung oder zu einer Bele- soll es finanziert werden. Letztlich auch die Frage bung der Verfassung kommt, sondern auch die der Neuordnung der Institutionen. Schon mit der Inhalte in einer verbesserten Form darzustellen. Neuwahl zum Europäischen Parlament wird sich Denn viele Bürger, gerade in Frankreich und ja in jedem Fall die Zusammensetzung der Kom- Holland, die ja keine traditionell europaskepti- mission ändern müssen. Daher wird meiner schen Länder sind, sondern ganz im Gegenteil Meinung nach das Jahr 2007 ein sehr wichtiges eher europafreundliche Länder, die einen großen Vorbereitungsjahr sein. Aber das entscheidende Mehrwert in ihrer Mitgliedschaft zu europäischen Jahr ist für mich 2008 gegeben, wo dann ja alle Union sehen, viele Bürger fürchteten dort viel- diese Elemente letztlich in allen Facetten auf leicht eher den Kontrollverlust über ihr eigenes dem Tisch liegen. Der Review der Einnahmen, Projekt. Und dies ist ein entscheidender Punkt, der Ausgaben, die Zukunft des Verfassungs- den wir, glaube ich, unbedingt sehen sollten. vertrages, die beginnende Positionierung der europäischen Parteien und letztlich auch die Wie könnte man jetzt weitergehen, oder was sind Vorbereitung für die neuen Institutionen. die wichtigen Punkte, die hier angesprochen wer- den müssen. Zunächst einmal die Erweiterung. Und wenn Sie mir zum Schluss noch erlauben, ein Wort zur Europäischen Union als "global Sie wissen, dass ich – dies gilt nicht nur für mich, player", die hier natürlich in diesem Bereich auch dies gilt auch für meine Regierung und für das im Verfassungsvertrag angesprochen, eine wich- ganze Land – das Österreich immer ein beson- tige Rolle spielt, da möchte ich schon darauf hin- derer Advokat der Erweiterung gewesen ist, weil weisen, dass wir es in der letzten Woche mit der wir ja auch unmittelbar davon betroffen sind und Finanzvorschau immerhin geschafft haben, dass sehr viel davon zu gewinnen hatten. Und das ist wir das Budget zur gemeinsamen Außen- und Si- empirisch belegt. Aber zugleich weiß ich, dass es cherheitspolitik von 100 Mio. auf fast 300 Mio. € Grenzen für die Aufnahmefähigkeit und für die pro Jahr angehoben haben. Damit wird natürlich Ausdehnung der Union gibt. Und deswegen die Substanz der europäischen Politik, der denke ich, dass jetzt neuerdings auch die Frage Außenpolitik schlagkräftiger. Wir sind eben zu der Aufnahmefähigkeit der Union und die Einhal- 20 % ein "global player" im Handel, 20 %, ein tung, die Implementierung der Kriterien ein ganz Fünftel des Welthandels wird mit uns gemacht.

142 Wir sind der wichtigste Exportpartner, Handels- gen reflektiert haben. Aber ich glaube, wenn man partner für 130 Länder, mehr als eine Mrd. Men- einen Schlussstrich unter diese eineinhalb Tage schen hängen direkt von uns ab. Wir haben 30 % zieht, so war das ein absolut positives Beraten. Stimmgewicht im internationalen Währungsfonds, Und ich glaube, dass die Formel, die wir hier 56 % der globalen Entwicklungszusammenarbeit angewandt haben, die allgemeine Zustimmung kommt letztlich von der europäischen Union. Wir trifft. Und ich persönlich bin sehr froh, wir haben haben exzellente Beziehungen mit vielen wichti- diese Konferenz hier in Zusammenarbeit mit gen "playern" in diesem Bereich, gerade in dieser Paavo Lipponen und Herrn Borrell entwickelt. Ich Woche findet der große Lateinamerika-Kongress glaube, das war jetzt die Nullnummer sozusagen, statt. Bedeutsam wird sein die Weiterentwicklung "le cobaye", das Versuchskaninchen, war heute, der Nachbarschaftspolitik. Nämlich in Abgren- und ich denke, dass Paavo Lipponen wird das zung zu Artikel 49, der die Beitrittsperspektive unter seinem Vorsitz mit Herrn Borrell im Dezem- explizit beschreibt. Das wird natürlich auch ber weiterführen. Und ich werde auf der Parla- zugleich der Grenzbereich sein, wie man das mentspräsidentenkonferenz in Kopenhagen, voneinander abgrenzt und letztlich fixiert. unter dem Vorsitz von unserem Kollegen Mejdahl, werde ich dafür eintreten, dass wir Nicht reden kann ich jetzt über die Fragen regelmäßig einen solchen Typus von Konferenz "Hampton Court - Follow-up" und Energiepolitik. abhalten, weil das uns alle weiterbringt. Das wären sicherlich Fragen, die es lohnend wären noch zu besprechen. Aber ich hebe mir Zweitens, ich bin persönlich sehr zufrieden, dass einiges für die Diskussion mit Ihnen auf. Ich der Vorschlag, den wir ja schon verschiedentlich wollte dazu mal als Beginn, als Einleitung hier in der COSAC, auf der Subsidiaritätskonferenz sagen, dass wir überlegen müssen und vermit- und auch in unserer Regionalen Partnerschaft in teln müssen, dass Europa kein Nullsummenspiel Mitteleuropa diskutiert haben, nämlich dass auf ist. Was der eine gewinnt, verliert der andere. Wir der Basis des Amsterdamer Vertrags wir ein können und sollen auch begründen, dass letztlich Subsidiaritätsverfahren vervollständigen und jetzt eine win-win-Situation insofern entsteht: der, der durchführen, dass das jetzt nicht nur von Präsi- Hilfe gibt, gewinnt einen verlässlichen Partner, dent Barroso sehr positiv und sehr konkret in und der, der Hilfe nimmt, ist einer, der selbstver- seinem Referat unterstützt wurde, sondern dass ständlich profitiert. Europa will und kann die Ge- auch der Ratspräsident jetzt in seinen Schluss- wissheit geben, dass man Hilfe bekommt, wenn worten gesagt hat, dass das auch im Europäi- man sie braucht. Und in diesem Sinn wird Europa schen Rat am 15. und 16. Juni einfließen wird. natürlich viel weniger ein entweder-oder sein, sondern ein sowohl-als auch. Ein Kontinent, der Das bedeutet, dass wir dieses Verfahren bekom- vor allem auf die Balancen vieler wichtiger Prio- men werden, und das bedeutet nicht die allge- ritäten Wert legt und sie auch tatsächlich in die meine Glückseligkeit, sondern das bedeutet sehr, Praxis umsetzt. sehr viel Arbeit, denn es gibt sehr viele Geset- zesprojekte, wenn wir sie alle zur Stellungnahme bekommen, müssen wir uns alle intensiv in unse- Schlussworte von Andreas Khol ren jeweiligen Europaausschüssen damit befas- Meine Damen und Herren, sen. Das bedeutet viel Arbeit. ich werde jetzt eine Kurzfassung meiner per- Die Arbeitsgruppen haben, glaube ich, uns alle sönlichen Schlussfolgerungen abliefern, in vier weitergebracht, ich habe mir da eine ganze Minuten kann man sehr viel sagen. Reihe von Schlussfolgerungen herausgeschrie- ben, die ich jetzt alle nicht mehr sagen kann. Nur Erstens, wir haben diese neue Formel des Zu- eines zieht sich wie ein roter Faden durch alle sammenkommens zwischen staatlichen Parla- Arbeitsgruppen: Der Verfassungsvertrag, ach, menten und dem Europäischen Parlament vorbe- gäbe es ihn doch schon! Denn er wäre für alle raten und vorbereitet, es hat darüber Diskussio- Bereiche, die angesprochen wurden, entweder nen gegeben, die ja heute zum Teil in sehr ein großer Fortschritt, oder bereits eine Veranke- abgemilderter Form sich in einigen Wortmeldun-

143 rung dessen, was wir uns für das vereinte Europa die Regelungen des Verfassungsvertrags wären am Europatag, dem 9. Mai, für die Zukunft vor- gerade auf dem Gebiet von Menschenrechten stellen. Es hat Herr Roth ausdrücklich auf den und Sicherheit ein großer Fortschritt, und Lord Verfassungsvertrag hingewiesen als eine Grund- Grenfell hat zwar nicht wörtlich auf den Verfas- lage für ein handlungsfähiges Europa, es hat sungsvertrag hingewiesen, aber gezeigt, dass wir Herr Karas darauf hingewiesen, dass der Verfas- hier auch eine gemeinsame Regelung, ein neues sungsvertrag ein geeignetes Instrument wäre, um System, notwendig machen. die notwendigen Reformen für das Europäische Sozial- und Lebensmodell zu bewahren und Ich bedanke mich bei allen für die Mitarbeit und weiterzuentwickeln, Herr Koskinnen hat gemeint, freue mich schon auf die nächste Konferenz.

144 7.5. Pressemeldungen

Parlamentskorrespondenz/05/08.05.2006/Nr. 418

Khol und Roth-Halvax eröffnen Konferenz in zum Ausdruck gebracht, dass dieser Vertrag Brüssel keine Grundlage für eine effiziente Fortsetzung des Integrationsprozesses darstelle. Der Aus- Parlamentarisches Treffen zur Zukunft Euro- gang der Referenden in Frankreich und Nieder- pas am 8. und 9. Mai lande haben Europa in eine Sackgasse geführt, Brüssel/Wien (PK) – Heute Nachmittag wurde in und es stelle sich heute die Frage, ob die Verfas- Brüssel die zweitägige Konferenz zur Zukunft sung in Kraft tritt, oder ob nur Teile davon umge- Europas eröffnet. Bei der gemeinsam vom öster- setzt werden sollen oder ob sie ganz anders kon- reichischen und vom Europäischen Parlament zipiert werden soll. Außerdem stehe Europa vor veranstalteten Tagung soll im Rahmen von vier großen Herausforderungen und müsse Antwor- Arbeitsgruppen eine Grundsatzdiskussion dar- ten finden auf die Globalisierung und den interna- über geführt werden, wohin der europäische Weg tionalen Wettbewerb, die Bedrohung der sozialen führen soll. "Das Stocken des europäischen In- Standards, die Überalterung, die Einwanderung, tegrationsprozesses war die indirekte Folge der die Probleme in der Energieversorgung und den negativen Verfassungsreferenden in den Nieder- Terrorismus. Eine sektorale Politik und die bloße landen und Frankreich", konstatierte Nationalrats- Umsetzung von Projekten sei sicherlich zu wenig, präsident Andreas Khol in seiner Begrüßungs- war Borrell überzeugt, denn gute Politiken brau- rede. Deshalb sei es wichtig, dass gewählte chen auch gute Institutionen. Das Jahr der Re- nationale sowie europäische Parlamentarier flexionsphase sei nun vorbei, jetzt müssen Taten zusammentreffen, um über die zentralen Fragen folgen. Diese heutige Konferenz soll dazu die- zu diskutieren und um ihre gegenseitigen Stand- nen, das europäische Aufbauwerk neu zu aktivie- punkte kennenzulernen. "Dies sei der erste ren und den Bürgern das Vertrauen in Europa Schritt einer längeren Reise", so Khol, aber er sei wieder zu geben. Wir müssen den Menschen klar zuversichtlich, dass "wir auch die nächsten machen, dass Europa nicht das Problem ist, son- Schritte schaffen werden". dern Teil der Lösung, und zwar in allen Berei- chen. Bundesratspräsidentin Sissy Roth-Halvax appel- lierte daran, dass bei all den Diskussionen um Bei der Konferenz, an der sowohl nationale als die Zukunft Europas das Subsidiaritätsprinzip auch europäische Parlamentarier teilnehmen, soll sowie das Europa der Regionen nicht aus den über zentrale Problemfelder, die eng mit dem Augen verloren wird. europäischen Integrationsprozess zusammen- hängen, ausführlich beraten werden, meinte Der Gastgeber der Konferenz und Präsident des Nationalratspräsident Andreas Khol. Es sollte klar Europäischen Parlaments, Josep Borrell Fon- gemacht werden, dass eine Weiterentwicklung telles, begrüßte die über 250 Abgeordneten aus der europäischen Verfassungslage unabdingbar den Mitgliedstaaten, die Vertreter aus den beiden ist. Notwendig sei auch eine Diskussion über Beitrittskandidatenländern Rumänien und Bulga- eine gemeinsame Außenpolitik, über die Auf- rien sowie aus Kroatien, Mazedonien und der rechterhaltung des europäischen Wirtschafts- Türkei. und Sozialmodells, über Sicherheitsfragen sowie über die Finanzmittel. Borrell Fontelles erinnerte zunächst daran, dass der Vertrag von Nizza schon einen Tag nach sei- Sodann ließ Khol den europäischen Verfas- ner Unterzeichnung als unzureichend betrachtet sungsprozess Revue passieren, der im wurde. Auch das Europäische Parlament habe Jahre 1956 mit der Erklärung von Adenauer und

145 Schuman zur Errichtung einer Gemeinschaft für den Anliegen und Erwartungen der Bevölkerung Kohle und Stahl seinen Ausgang nahm. Wenn auf nationaler und regionaler Ebene sowie den man sich anschaut, was seitdem geschaffen Repräsentanten auf europäischer Ebene ein. Ge- wurde, dann sollte man nicht von Krise reden, rade angesichts der gescheiterten Verfassungs- unterstrich Khol. 50 Jahre sind nur ein "Wimpern- referenden sei die Methode der Kommunikation schlag in der Geschichte", und er hätte sich als ebenso wichtig wie daraus resultierende poli- junger Student nie vorstellen können, dass es tische Weichenstellungen. Den Vertretern der einmal ein voll integriertes Europa der 25 - und nationalen Parlamenten komme dabei die beson- bald 27 - Länder gibt, wie dies heute der Fall ist. dere Verantwortung zu, das Europabewusstsein der Bürger auf allen Ebenen zu fördern, insbe- Was die Verfassungsfrage angeht, so brauche sondere auf regionaler Ebene. In diesem Zusam- man jetzt Zeit und Geduld, meinte Khol. Aller- menhang wies Roth-Halvax auf die Bedeutung dings sollte nicht einfach abgewartet und die der Förderung der Subsidiarität und das Europa Krise zelebriert werden, sondern es muss alles der Regionen hin. Der österreichische Bundesrat getan werden, was möglich ist, bis die Verfas- fühle sich immer mehr dazu berufen, die regiona- sung kommt. Er sei der festen Überzeugung, len Bezugspunkte nicht nur im nationalen, son- dass der Text ausgezeichnet ist und dass es dern auch im europäischen Willensbildungspro- nicht leicht sei, einen besseren zu finden. zess zu vertreten; dies sei Ausdruck einer bür- gernahen Politik. Das Europa der Regionen sei Khol gab sodann zu bedenken, dass jedes Land Kernstück des Integrationsprozesses und dürfe vor seiner eigenen Tür kehren müsse. Er warnte daher nicht aus den Augen verloren werden, davor, Europa zum Sündenbock für die eigenen betonte Roth-Halvax. Versäumnisse auf nationaler Ebene zu machen. Allerdings können die staatlichen Parlamente Nach der Eröffnung ging es mit den Beratungen auch sehr viel beitragen, und zwar sowohl auf in den Arbeitsgruppen weiter, wobei sich die Teil- nationaler Ebene als auch im Rahmen der nehmer mit folgenden Themen befassten: "Die COSAC. Von der Europäischen Kommission Europäische Union in der Welt und die Grenzen wünsche er sich, dass die nationalen Parlamente der EU”, "Globalisierung und das europäische umfassend über die geplanten Rechtsakte infor- Wirtschafts- und Sozialmodell”, "Perspektiven für miert werden. Die Kommission müsse sich eben- den Raum der Freiheit, der Sicherheit und des so wie der Europäische Gerichtshof über die Rechts” sowie "Die künftigen Finanzmittel der gesteigerten Sensibilitäten der Bevölkerung be- Union”. Morgen, am Europatag, werden dann die wusst sein. Ergebnisse der Arbeitsgruppen im Plenum prä- sentiert und diskutiert. Am Nachmittag werden Europa befinde sich heute in einer Phase der Re- dann Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und flexion, von der wichtige Impulse für das gemein- Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso eine same Projekt Europa ausgehen werden, konsta- Rede halten. tierte Bundesratsprasidentin Sissy Roth-Halvax. Dabei nehmen die nationalen Parlamente eine Näheres zu dieser Konferenz unter unverzichtbare Rolle als Mediatoren zwischen www.zukunfteuropas.parlament.gv.at.

Parlamentskorrespondenz/05/09.05.2006/Nr. 423

Zukunftskonferenz in Brüssel unter der Leitung von Nationalratspräsident And- reas Khol und EP-Präsident Josep Borrell Fon- Berichte aus den Arbeitsgruppen telles mit den Berichten aus den vier Arbeitsgrup- pen fortgesetzt. Diese hatten am Vortag die The- Brüssel/Wien (PK) – Am Vormittag des 9. Mai, men "Die Europäische Union in der Welt und die des Europatages wurde die Zukunftskonferenz 146 Grenzen der Europäischen Union", "Globalisie- auch einer handlungsfähigen GASP mit einem rung und das europäische Wirtschafts- und multilateralen Ansatz. Aber in dieser Frage sei Sozialmodell", "Perspektiven für den Raum der die EU noch nicht gut genug. Sie müsse endlich Freiheit, der Sicherheit und des Rechts" und "die mit einer Stimme sprechen und handeln, denn künftigen Finanzmittel der Union" diskutiert. davon würden alle Mitglieder profitieren, und damit könne man die Globalisierung verantwor- Roth: Parlamente in die GASP einbinden tungsvoller gestalten. Als wesentlich bezeichnete Roth die Einbindung der nationalen Parlamente Abgeordneter Michael Roth (SPD, Mitglied des und des Europäischen Parlaments in die Ent- EU-Ausschusses des Deutschen Bundestages) scheidungen im Rahmen der Gemeinsamen unterstrich die zentrale Stellung der Gemein- Außen- und Sicherheitspolitik. Der intergovern- samen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) für mentale Ansatz allein sei kein Schlüssel für die die Stärkung der Union. Die Mitglieder der Ar- Zukunft, so der Abgeordnete abschließend. beitsgruppe, so Roth, hätten ein klares Bekennt- nis zum Erweiterungsprozess zum Ausdruck Karas: Europäisches Lebensmodell und Werte- gebracht. Dieser habe nicht nur die Trennung system sichern Europas überwunden, sondern sei auch ein Ge- winn für alle. Dennoch sei bei den Bürgerinnen Abgeordneter Othmar Karas (EVP-Mitglied des und Bürgern eine Ernüchterung eingetreten, weil Ausschusses für Wirtschaft und Währung des man es verabsäumt habe, mit ihnen eine öffent- Europäischen Parlaments) leitete seinen Bericht liche Debatte über die Chancen der Erweiterung mit der Feststellung ein, die nationalen Parla- zu führen. Es liege nun vor allem an den Parla- mente müssten mehr zusammenarbeiten und in mentarierinnen und Parlamentariern, die Vorteile den Mitgliedsländern der EU müsse das Lebens- der Erweiterung zu erklären. Die Türen der EU und Wertemodell Europas umgesetzt werden, um müssen für alle europäischen Länder offen blei- die Rolle in der Welt und die Verpflichtungen ge- ben, denn dies sei ein wesentliches Element des genüber den BürgerInnen und Bürgern erfüllen Gründungsmythos, sagte Roth und hielt zugleich zu können. fest, dass dabei nicht nur die Kopenhagener Kri- terien zu gelten haben, sondern auch die Union Die Zukunft der EU hänge davon ab, wie man mit weitere Partner verkraften müsse. Daher müsse der Globalisierung und der demographischen man die EU konsolidieren, um sie zu stärken und Entwicklung umgehe, von der Einigkeit darüber, handlungsfähig zu machen. wo gemeinsames Handeln und wo nationalstaat- liches Handeln erforderlich ist und von der Ent- Eine besondere Verantwortung sah Roth für schlossenheit aller, die EU zu einer demokrati- Südosteuropa, wo die EU schon einmal versagt schen und entscheidungsfähigen Union weiter zu habe. Man müsse sich heute mehr denn je entwickeln. Die Arbeitslosigkeit und Globalisie- bewusst sein, dass die EU Solidarität mit den rung machten den Menschen Angst, sagte Karas. Ländern Südosteuropas und darüber hinaus Globalisierung sei aber eine Realität, die man als beweisen müsse. Die EU habe die Aufgabe, ge- Herausforderung annehmen müsse. Sie bringe rade für diesen Teil Europas als Stabilitätsanker mehr Vorteile als Nachteile, die EU habe aber die zu fungieren und einen Beitrag zu mehr Demo- Aufgabe, die Rahmenbedingungen so zu gestal- kratie und Wohlstand zu leisten. Zukünftige Bei- ten, dass Stabilisierung und Friedenssicherung trittsverhandlungen würden aber viel Geduld und erreicht werden. Mit Nationalismen, Populismen Sorgfalt brauchen, resümierte Roth. und Protektionismus werde man die Risiken nicht minimieren können, betonte Karas. Mit dem Bin- Der SPD-Abgeordnete kam abschließend auch nenmarkt und der Lissabon-Strategie habe die auf den Verfassungsvertrag zu sprechen, den er EU eine Antwort auf die Globalisierung und die als den Schlüssel für ein handlungsfähiges Euro- Änderungen auf dem Arbeitsmarkt gefunden. Die pa bezeichnete. Vor allem die darin festgelegten Mitgliedstaaten hätten die Verantwortung für die außenpolitischen Instrumente und Strukturen Umsetzung dieser Strategien. würden Europa weiter bringen, zeigte er sich überzeugt. Eine starke Wirtschaftsunion bedürfe

147 Globalisierung bedeute nicht Reduzierung der beurteilt worden. Einig sei man sich darüber ge- Löhne und Sozialstandards, sondern es gelte, wesen, die Grund- und Bürgerrechte zu stärken einen Ausgleich zwischen wirtschaftlicher Pro- und die Zusammenarbeit der Sicherheitsapparate sperität und sozialer Sicherheit zu schaffen, das effizienter zu gestalten. Auch die Einwanderungs- europäische Lebensmodell sowie die soziale und Asylpolitik brauche einen allumfassenden Marktwirtschaft und Solidarität zu verwirklichen. Ansatz, meinte Koskinen, wobei die Integrations- "Wir müssen mobiler und flexibler werden", sagte politik einen Schlüsselfaktor darstelle. Als not- Karas, die Lissabon-Strategie besser umsetzen wendig habe man auch die Annäherung und Har- und mehr Anstrengungen im Bereich Forschung monisierung der Strafrechtsbestimmungen in der und Entwicklung machen. "Schaffen wir den Pro- EU betrachtet, wobei viele für die Schaffung von tektionismus ab und kommunizieren wir mit den Mindeststandards strafrechtlicher Verfahren ein- Bürgerinnen und Bürgern", so der abschließende getreten seien. Der Europäische Haftbefehl funk- Appell von Othmar Karas. tioniere nach Beurteilung der Mitglieder der Ar- beitsgruppe sehr gut. Erforderlich seien mehr Koskinen: Justiz und Inneres - EU-Verfassung Transparenz und Qualität in der Rechtsetzung, hätte Fortschritte gebracht unterstrich Koskinen am Ende seines Berichts.

Abgeordneter Johannes Koskinen (Sozialde- Grenfell: Struktur des EU-Budgets überprüfen mokraten, Mitglied des Grand Committee der und ändern Eduskunta) hob die Bedeutung der Bereiche Justiz und Inneres für die Akzeptanz der EU bei Abgeordneter Lord Grenfell (parteilos, Vorsit- den Menschen hervor. In diesem zentralen Be- zender des European Scrutiny Committee des reich würden konkrete Maßnahmen erwartet, House of Lords) trat im Hinblick auf die Finanzen sagte Koskinen. Auch er wies auf die Fortschritte der EU für mehr Transparenz und ein besser ver- hin, die der Verfassungsvertrag in diesen Fragen ständliches System ein. "Das jetzige System wird gebracht hätte. Der Verfassungsvertrag hätte die nicht mehr reichen. Wir müssen weg vom Kuh- Pfeilerstruktur abgeschafft, das Parlament ge- handel", so der Befund des Berichterstatters der stärkt und auch die Wahrung der Grundrechte vierten Arbeitsgruppe. Die Abgeordneten hätten gewährleistet. Er hätte aber auch die nationale zwar die Einigung über die finanzielle Voraus- Souveränität und rechtliche Strukturen respek- schau begrüßt, sagte Grenfell, zufrieden seien tiert. Die derzeitige Aufteilung auf zwei Pfeiler sie jedoch nicht. Die meisten hätten die Einigung habe aber die Entscheidungsfindung schwierig als eine verpasste Chance gesehen, grundsätz- gestaltet und oft habe auch der politische Wille liche Probleme zu lösen. Der Haushalt diene gefehlt, räumte er ein. Dennoch habe sich die eher nationalen Interessen und weniger der EU. Politik in Bezug auf Justiz und Inneres in den Er müsse aber zukünftigen Erweiterungen ge- letzten Jahren schnell entwickelt und der nächste recht werden. Meilenstein werde die Halbzeitrevision für das Haager Programm darstellen. Die Konsequenz daraus sei, eine umfassende Änderung anzustreben. Die Rolle des Europäi- Auch ohne Verfassungsvertrag sah der Bericht- schen Parlaments bei der Erstellung des Haus- erstatter Möglichkeiten, weitere Fortschritte zu halts sei notwendig, das Muster der Ausgaben erzielen. In der Arbeitsgruppe habe es zwar müsse auf alle Fälle auf den Prüfstand. Zu über- keinen Konsens darüber gegeben, einige Leit- denken sei insbesondere auch die Ausgaben- linien hätten sich aber herauskristallisiert. Vor struktur der gemeinsamen Agrarpolitik, wobei allem brauche man eine effizientere Entschei- durchaus eine Co-Finanzierung angedacht wer- dungsfindung durch qualifizierte Mehrheiten und den könnte, sowie Rabatte, wie sie derzeit Groß- eventuell die Einbindung des EuGH sowie mehr britannien zugestanden werden. Man müsse sich politischen Willen. Viele Abgeordnete seien für auch klar werden, auf welche Aufgaben sich die die Schaffung eines Amtes für Grundrechte ein- EU in Zukunft konzentriere. Als unerlässlich er- getreten, die Position eines europäischen Staats- achtete Grenfell, die finanzielle Struktur der EU anwaltes sei jedoch von den meisten ablehnend transparenter zu gestalten.

148 Was die Eigenmittel der Union betrifft, so habe es entwickeln. Einig war man sich aber darin, dass in der Arbeitsgruppe unterschiedliche Auffassun- es zu viele politische Hindernisse gibt, um für die gen gegeben. Einige seien für eine eigene Euro- EU eine finanzielle Autonomie zu schaffen. Ent- pasteuer eingetreten, wie die Besteuerung der scheidend für die Zukunft werde die Fähigkeit Treibstoffe für die Luftfahrt oder Unternehmens- sein, eine solide Grundlage zu schaffen. Alle Mit- steuern, andere wiederum hätten gemeint, es sei gliedstaaten würden von der Zusammenlegung besser, die gegenwärtigen Systeme weiter zu der Ressourcen profitieren, meinte er.

Parlamentskorrespondenz/05/09.05.2006/Nr. 425

Diskussion über zukünftigen Weg Europas in Skepsis gegenüber dem europäischen Projekt Brüssel zur Gleichgültigkeit.

Nächstes interparlamentarisches Treffen Der Vorsitzende der Fraktion der Europäischen unter finnischem Vorsitz Volkspartei, Hans-Gert Pöttering, erinnerte dar- an, dass Europa immer als Friedensprojekt kon- Brüssel/Wien (PK) – Nach der Präsentation der zipiert war. Ein weiterer wichtiger Eckpfeiler sei Berichte im Plenum wurde die Zukunftskonferenz die Demokratie. Das Europäische Parlament mit einer ausführlichen Diskussion fortgesetzt. habe schon viel mehr Einfluss in die Gesetz- Grundsätzlich gab es Konsens darüber, dass der gebung als zu Beginn, aber der Demokratisie- interparlamentarische Dialog sehr erfolgreich war rungsprozess müsse fortgesetzt werden, forderte und fortgesetzt werden soll. Der finnische Parla- Pöttering. Ein vereinigtes Europa basiere zudem mentspräsident, Paavo Lipponen, kündigte an, auf dem Prinzip der Solidarität. In diesem Zusam- dass eine ähnliche Konferenz voraussichtlich am menhang gab Pöttering zu bedenken, dass zum 4. und 5. Dezember unter finnischer Präsident- Beispiel die polnische Regierung, die mehr En- schaft stattfinden soll. Dieser Vorschlag wurde gagement der EU im Energiebereich fordere, von Nationalratspräsident Andreas Khol aus- auch ihrerseits solidarisch sein müsse und die drücklich unterstützt. Verfassungsprinzipien umzusetzen habe. Gefor- dert sei auch, dass die Union handlungsfähig ist, In der an die Berichte aus den Arbeitsgruppen betonte der Redner. Nur dann könne Europa anschließenden Debatte kamen die weit ge- seine Interessen verfolgen und etwa die ameri- spannten Positionen der Abgeordneten deutlich kanische Politik beeinflussen. Europa bestehe zum Ausdruck. Befürworter einer "Denkpause” im auch nicht nur aus Wirtschaft und Währung, son- Zusammenhang mit der Europäischen Verfas- dern verkörpere wichtige Werte, wie die Men- sung kreuzten die rhetorischen Klingen mit Geg- schenrechte; diese müssen verteidigt werden. nern jedweder Pause. Die einen plädierten für einen neuen Verfassungstext, weil der alte "juris- Martin Schulz (Sozialdemokratische Fraktion im tisch tot” sei, während andere den bestehenden Europäischen Parlament) unterstrich, dass die Text verteidigten und für die Fortsetzung des Vertreter der nationalen und des Europäischen Ratifikationsprozesses eintraten. Die Problematik Parlaments keine Gegner sind, sondern vielmehr zwischen Erweiterung der Union versus ihrer Partner im Verfassungsprozess. Eines der ent- Vertiefung kam ebenso zur Sprache wie die scheidenden Ziele des Konstitutionsprozesses Gefahr, dass der Einfluss der Staatskanzleien sei nämlich eine Stärkung der Mitwirkungsrechte gegenüber den Parlamenten obsiegen werde. der Parlamente und des EP. Ein Grundproblem Man sah die Gefahr einer "Verzerrung des sei, dass die Bürger nicht den Mehrwert erkannt europäischen Projekts” und wähnte die euro- hätten, der durch den Verfassungsvertrag ge- päischen Völker bereits auf dem Weg von der währleistet worden wäre, und zwar ein Mehr an Effizienz, Transparenz und Bürgernähe. Der 149 identitätsstiftende Gründungsgedanke der Uni- Es sei ein primäres Anliegen der Bevölkerung, on – Europa als Friedensprojekt – gelte auch dass sich die EU zu einem Gegengewicht zur noch heute. Europa substituiere nicht die natio- Globalisierung entwickelt und entsprechende nalen Elemente, sondern es werde etwas Zusätz- Antworten auf die zahlreichen Probleme findet. liches hinzugefügt, war Schulz überzeugt. Die Bürger hätten das Gefühl, dass Europa nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems sei, Graham Watson (Fraktion der Allianz der Libera- gab er zu bedenken. Es sei auch zu wenig, nur len und Demokraten für Europa) stellte die Frage, eine Informationskampagne durchzuführen, es wo die EU elf Monate nach Beginn der Nach- müsse vielmehr einen offenen Dialog über einen denkphase stehe. Einiges wurde zwar schon Kurswechsel geben. Nicht die Staaten sollen erreicht, aber man brauche nicht nur einen Dia- zusammengeführt werden, sondern die Völker logplan, sondern auch einen Visionsplan, forderte vereint, unterstrich Wurtz. er. Noch immer gebe es zu wenig Transparenz in den Verfahren, die Ratssitzungen erfolgen hinter Jens Peter Bonde (Fraktion Unabhängigkeit und verschlossenen Türen, wobei hauptsächlich die Demokratie) versprach sich nichts davon, die nationalen Interessen verfolgt werden. Deshalb "tote Verfassung” wiederzubeleben. Es müsse sei eine Konferenz wie die heutige sehr wichtig, eine neue Verfassung ausgearbeitet und Alterna- dieser Weg müsse weiter fortgesetzt werden und tiven entwickelt werden, wünschte er sich. Außer- die Politiker müssten näher an die Bürger heran- dem sollte die neue Version vor den Europawah- rücken. Gerade vor dem Hintergrund der Globali- len diskutiert und Referenden in allen Ländern sierung sei ein europäischer Verfassungsrahmen abgehalten werden. Wie einige seiner Vorredner von großer Bedeutung, um auf die neuen Her- war auch er der Auffassung, dass transparentere ausforderungen entsprechend reagieren zu Verfahren notwendig sind. Er schlug zum Bei- können. Europa sei mehr als die Summe aller spiel vor, dass die Kommissare die nationalen Teile, war Watson überzeugt. Nach 60 Jahren Parlamente besuchen und auch mit den Bürgern Union seien die Franzosen noch immer franzö- vor Ort sprechen müssten. Er konnte sich auch sisch, die Italiener noch immer italienisch und die eine Wahl der Kommissare durch die nationalen Deutschen noch immer deutsch. Dies müsse der Parlamente vorstellen, um die mangelnde Verbin- Bevölkerung vermittelt werden. dung zwischen Brüssel und den Bürgern zu ver- bessern. Es sollen nicht nur formelle Reden gehalten werden, bekräftigte Monica Frassoni (Fraktion Abgeordneter Caspar Einem (S) sprach von einer der Grünen/Freie Europäische Allianz), die Vor- sehr erfolgreichen Konferenz, da es wichtig sei, schläge des Parlaments sollen auch endlich auf- wenn nationale und internationale Parlamentarier gegriffen werden. Die Grünen waren noch nie der in einen Dialog treten. Er begrüßte ausdrücklich Meinung, dass der negative Ausgang der Verfas- den Vorschlag von Lipponen, diese Form des in- sungsreferenden ein Nein zu Europa darstelle. terparlamentarischen Austausches fortzusetzen. Das Gegenteil sei der Fall, meinte sie. Die Bürger Was die Globalisierung angeht, so könne man wollen einen Mehrwert, und zwar ein Mehr an der Bevölkerung nicht ständig sagen, was sie Lebensqualität, an Beschäftigung, an sozialen machen müsse oder wo sie sich einschränken Standards etc. Dies sei allerdings nicht zu errei- solle. Es gehe darum, entsprechende Rahmen- chen mit dem Vertrag von Nizza. Frassoni trat bedingungen zu schaffen, die es den Menschen vehement dafür ein, die europäischen Institutio- ermöglichen, sich zu engagieren. Kritisch be- nen zu stärken; deshalb müsse der Verfassungs- urteilte er die Lissabon-Strategie, weil das Kon- prozess vorangetrieben werden. Der Bevölke- zept – Europa muss in allen Bereichen der Beste rung müsse aber ein klarer und verständlicher sein - seiner Ansicht nach von Anfang an falsch Text vorgelegt werden, forderte sie. war.

Francis Wurtz (Fraktion der Vereinten Europäi- Abgeordneter Johannes Voggenhuber (G/EVA) schen Linken/Nordische Grüne Linke) plädierte sah in der national geblockten Sitzordnung ein für eine kritische Analyse und Vorgehensweise. Zeichen für die Gefahr der Rückkehr zum natio-

150 nalen Denken. Er verwies auf leere Besucher- Nach Schluss der Debatte durch den Ko-Vor- tribünen und auf das Desinteresse der Medien sitzenden, EP-Präsident Josep Borrell Fontelles, und betonte, der europäische Selbstfindungspro- kam Protest aus den Reihen der fraktionslosen zess könne nicht aus "dem Dunkel der Staats- Mitglieder des Europäischen Parlaments, weil kanzleien” und intergovernmentalen Gesprächen diese nicht zu Wort gekommen seien. Borrell gelingen, sondern nur aus dem Gespräch der wies darauf hin, dass er bei der Vergabe der Parlamente, denn nur so werde es gelingen, Wortmeldungen den von unabhängigen Beamten Europa zur "res publica” zu machen. Nicht die erstellten Listen gefolgt sei. Die Konferenz wird Vielfalt Europas sei bedroht, sondern die Idee der am Nachmittag fortgesetzt; dabei wird zunächst politischen Einheit Europas sei gefährdet, sagte Ratsvorsitzender Bundeskanzler Wolfgang Voggenhuber. Schüssel eine Rede halten.

Parlamentskorrespondenz/05/09.05.2006/Nr. 426

Khol: Die europäische Verfassung braucht meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer dafür ihre Zeit ausgesprochen haben, den vorliegenden Text des Verfassungsvertrags weiterhin als wesent- Borrell: Supranationale Demokratie auf allen lichen Bezugspunkt für die zukünftige Entwick- Ebenen aufbauen lung zu betrachten. Brüssel/Wien (PK) – "Die europäische Verfas- Beide Präsidenten waren sich darin einig, die sung braucht ihre Zeit”, betonte heute National- Zusammenarbeit zwischen Europäischem Par- ratspräsident Andreas Khol bei einer Pressekon- lament und nationalen Parlamenten zu intensi- ferenz anlässlich der Zukunftskonferenz in Brüs- vieren. "Wir müssen enger und kontinuierlich sel. "Der Stein der Weisen ist noch nicht gefun- zusammenarbeiten”, so der Tenor Khols und den. Wir müssen weiter arbeiten und suchen”. Borrells. Die österreichische Präsidentschaft Eine überwiegende Mehrheit der Parlamentarie- habe mit Finnland, das die nächste Präsident- rinnen und Parlamentarier vertrete aber die Auf- schaft übernimmt, eine Formel entwickelt, wo- fassung, die EU-Verfassung würde wesentliche nach in Hinkunft während jedes Ratsvorsitzes Erleichterungen bringen. Das habe der bisherige derartige Fachkonferenzen abgehalten werden Verlauf der Konferenz eindeutig gezeigt, so Khol. sollen, erläuterte Khol und ließ kurz die Jänner- Das Thema werde jedenfalls beim Gipfel am 15. Konferenz zur Lissabon-Strategie und die Subsi- und 16. Juni auf der Tagesordnung stehen, im diaritätskonferenz in St. Pölten Revue passieren, Vorfeld finde ein "Brainstorming” der Außenminis- deren Ergebnisse er positiv bewertete. Er hoffe, terinnen und -minister bei einem informellen Tref- dass diese gemeinsamen Initiativen auch von fen am 27. und 28. Mai statt. Sollte man jedoch Deutschland fortgeführt werden. zu keinem Ergebnis kommen, so sehe er, Khol, "Wir versuchen, eine supranationale Demokratie dabei kein Malheur. Der Nationalratspräsident auf verschiedenen Ebenen aufzubauen”, ergänz- plädierte für mehr Selbstbewusstsein, denn man te Borrell. Als wichtigen Schritt bewerteten Khol habe Europa auf einen guten Weg gebracht, und und Borrell die Bemühungen, auf Grundlage des wenn im Juni der Stein der Weisen nicht gefun- Amsterdamer Vertrags die nationalen Parlamente den werde, so werde man weiterarbeiten. früher in den europäischen Gesetzgebungspro- Auch Präsident Josep Borrell Fontelles appel- zess einzubeziehen, um prüfen zu können, ob lierte, den so genannten Reflexionsprozess nicht die Gesetzesvorschläge der Kommission auch negativ zu sehen. Man prüfe derzeit, was in Zu- mit dem Prinzip der Subsidiarität und der Ver- kunft möglich ist. Ebenso wie Präsident Khol hältnismäßigkeit übereinstimmen und somit die zeigte er sich zufrieden darüber, dass sich die Befugnisse der Parlamente nicht überschreiten.

151 Parlamentskorrespondenz/05/09.05.2006/Nr. 427

Schüssel: Die Europäische Union ist kein nen seien nicht vom "Mehrwert Europas" über- Nullsummenspiel zeugt, von oben initiierte Prozesse funktionierten nicht mehr, konkrete Projekte "bottom up" seien Schüssel und Barroso bei der Zukunftskon- gefragt. ferenz in Brüssel Der Bundeskanzler kam dann auf Beiträge der Brüssel/Wien (PK) – Die Europäische Union ist österreichischen Ratspräsidentschaft im Zuge kein "Nullsummenspiel", sondern ergebe eine der Reflexionsdebatte nach dem Scheitern des win-win-Situation sowohl für jene, die Hilfe ge- Verfassungsvertrags in Frankreich und in den ben, als auch für die, die Hilfe annehmen, sagte Niederlanden zu sprechen. So habe Österreich heute EU-Ratspräsident Bundeskanzler Wolf- mit dem Logo seiner Präsidentschaft, das die gang Schüssel in seiner Rede im Rahmen der Buntheit und Vielfalt Europas spiegle, ein Symbol Zukunftskonferenz im Europäischen Parlament in gesetzt. Schüssel nannte dann die Veranstaltung Brüssel. Kommissionspräsident Jose Manuel "Sound of Europe" in Salzburg und drei Ergeb- Barroso, der nach Schüssel zu den Teilnehmern nisse der vor kurzem in St. Pölten durchgeführten der Konferenz sprach, kündigte an, dass die Subsidiaritätskonferenz: Die Länder und Regio- Kommission alle neuen Vorschläge und Kon- nen seien zentral für das Gespräch mit den Bür- sultationspapiere an die nationalen Parlamente gerInnen; die Kommission werde mit dem Rat übermitteln wolle, um sie damit in den Prozess und den nationalen Parlamenten eng zusam- der Politikgestaltung besser einzubinden. Natio- menarbeiten; für neue Vorhaben werde es einen nalratspräsident Andreas Khol, der bei der Konfe- "Subsidiaritätstest" geben. renz gemeinsam mit EP-Präsident Borrell den Vorsitz führte, dankte dem Kommissionspräsi- Bei der Finanzvorschau habe sich die partner- denten nach dessen Rede ausdrücklich und schaftliche Zusammenarbeit der Institutionen unter dem Applaus der Abgeordneten dafür. bereits bewährt, fuhr Bundeskanzler Schüssel fort, ebenso bei der Dienstleistungsrichtlinie. Er Schüssel: Die "europäischen Inhalte" müssen persönlich halte auch den Verfassungsvertrag für besser dargestellt werden gelungen – wer dies anders sehe, müsse erst bessere Ideen auf den Tisch legen. Für den Juni- Ratspräsident Bundeskanzler Wolfgang Schüssel Gipfel der EU kündigte der Ratspräsident eine konstatierte zu Beginn seiner Rede unter Bezug- "Roadmap" an, wie das Vertrauen der BürgerIn- nahme auf das Eurobarometer und den 150. Ge- nen in den EU-Prozess wieder gewonnen werden burtstag Sigmund Freuds ein "gespaltenes Ver- könne. Ein Punkt werde dabei ziviles Krisenma- hältnis" der Bürger zu Europa: Zwar schätzten nagement sein, zumal nationales Krisenmanage- 67 % Europa als demokratisch, modern und ment bei Naturkatastrophen, Terroranschlägen friedlich ein und wünschten in diesem Sinn "mehr etc. oft überfordert sei. Bis zum Europäischen Europa", anderseits seien rund 40 % der Ansicht, Rat werde dazu eine Studie mit Empfehlungen dass Europas Entwicklung nicht in die richtige vorliegen, sagte Schüssel. Richtung gehe. 2005 bezeichnete Schüssel als "Katastrophenjahr für die Stimmung": Zunächst Beim Europäischen Verfassungsvertrag gelte es, sei der Verfassungsvertrag in Frankreich und in alle Ergebnisse – nicht bloß die beiden negativen den Niederlanden gekippt worden, und danach Referenden – zu berücksichtigen. Wenn dem- sei die öffentliche Meinung gekippt. Die BürgerIn- nächst der Ratifizierungsvorgang in Finnland ab-

152 geschlossen sein werde, hätten 16 Mitgliedslän- der Union seien Änderungen nötig, und der der den Vertrag ratifiziert, in zwei Ländern haben "Plan D" sei dafür nützlich gewesen. Die oberste die Referenden negativ geendet, sieben Mitglied- Priorität der Bürger seien aber nicht institutionelle staaten hätten den Ratifikationsprozess stillge- Fragen, sondern die Themen Renten, Arbeits- legt. Es müsste nicht nur der Prozess, es sollten plätze und Erhaltung des Wohlstands. Es gelte auch die Inhalte besser dargestellt werden, fuhr nun, durch konkrete Ergebnisse die BürgerInnen Schüssel fort: die Grund- und Freiheitsrechte, Europas mit der europäischen Idee zu versöh- das Bekenntnis zu Gleichbehandlung und Nicht- nen. "Wir brauchen mehr Europa, nicht weniger” diskriminierung, zu Vollbeschäftigung und sozia- betonte Barroso, und es brauche angesichts der ler Marktwirtschaft, die einklagbaren sozialen Globalisierung eine europäische Antwort, sonst Grundrechte. versinke Europa "in der globalen Irrelevanz".

Zum Thema Erweiterung der Union betonte Der Kommissionspräsident präzisierte dann, Schüssel, dass Österreich sich zur Erweiterung worin er die besonderen Herausforderungen für bekenne; bestehende Erweiterungsverhandlun- die zukünftige europäische Tagesordnung sah: gen würden selbstverständlich weiter geführt. Es Gefährdung der Umwelt, Terrorismus, chronische sei aber auch die Aufnahmefähigkeit der Union in Unterentwicklung in Teilen der Welt, Energiepoli- Rechnung zu stellen. Ausdrücklich sprach sich tik. Europa sei vereint stärker als nationale Poli- Schüssel für eine Wiederbelebung des Verfas- tiken, auch von den stärksten Mitgliedern der sungsvertrags aus; 2008 werde dafür und für die Union, stellte Barroso mit Nachdruck fest. Er Institutionenreform ein entscheidendes Jahr sein. forderte ein stärkeres Eingehen auf die Anliegen der BürgerInnen und die Konzentration auf Die Rolle der EU als "global player" sei durch die Hauptziele ein. Die Erweiterung habe Europa Erhöhung des Budgets für die GASP auf 300 Mill. bereichert, sei aber kein "Selbstläufer", fuhr der Euro verbessert worden. Wichtig werde die Wei- Kommissionspräsident fort. Es brauche weiter terentwicklung der Nachbarschaftspolitik – auch Konsens über die Ziele Europas, und Europa in Abgrenzung gegenüber der Beitrittspolitik – brauche Unterstützung von allen Partnern auf sein. Europa sei ein "Sowohl – Als auch", bei allen Ebenen. Barroso warb für ein stärkeres dem es auf die "Balance der Prioritäten" ankom- Engagement der politischen Akteure, für mehr me, schloss der österreichische Bundeskanzler Transparenz der europäischen Institutionen und seine Rede bei der Zukunftskonferenz. trat für Rechenschaftspflicht und Subsidiarität

Barroso: Wir brauchen nicht weniger, sondern ein. mehr Europa "Die EU ist dazu da, den BürgerInnen zu dienen", unterstrich der Kommissionspräsident. Die Kom- Der heutige Europatag sei ein geeigneter Tag, über Europas zukünftige Tagesordnung nachzu- mission werde ihr politisches Engagement ge- denken, und das Europäische Parlament sei genüber den nationalen Parlamenten verstärken, dafür der geeignete Ort, sagte der Präsident der kündigte Barroso an: Er habe bereits damit be- Europäischen Kommission, Jose Manuel Bar- gonnen, die nationalen Parlamente zu besuchen, roso, der unmittelbar nach Schüssel sprach. Er und er werde das bereits in der kommenden erinnerte daran, dass der Verfassungsvertrag Woche mit einem Besuch im österreichischen Parlament fortsetzen. Starke Institutionen seien aus dem Konvent gekommen, also unter Mitwir- wichtig; dafür brauche es aber starke Führungs- kung der Abgeordneten entstanden sei. Die persönlichkeiten – im Sinne der Unsetzung der Frage sei, ob sich Europa durch zwei negative Ideen von Frieden, Freiheit, Demokratie und Referenden lähmen lasse, betonte Barroso und ging dann auf "Plan D" ein. Für das Funktionieren Rechtsstaatlichkeit, schloss Barroso.

153 Parlamentskorrespondenz/05/09.05.2006/Nr. 428

Periode), sondern auch die Infrastrukturmittel Schüssel und Barroso im Dialog mit Abge- (plus 100 %) massiv erhöht. ordneten im EP Zum Verfassungsvertrag erklärte Schüssel, dass Debatte über Erweiterung, Budget und Ver- es noch keinen endgültigen Konsens über den fassungsvertrag in Brüssel "Schlussstein” gebe. Derzeit werde im Rahmen eines Bottom-up-Verfahrens versucht, für jedes Brüssel/Wien (PK) - In der anschließenden Dis- wichtige Problem (z.B. mangelnde Bürgernähe, kussion gingen Bundeskanzler Wolfgang Schüs- Überregulierung etc.) innerhalb eines bestimmten sel und Kommissionspräsident Jose Manuel Bar- Zeitplans konkrete Vorschläge zu machen. Am roso auf die aufgeworfenen Fragen der Abgeord- Ende dieses Prozesses, wahrscheinlich neten ein. Im Mittelpunkt der Wortmeldungen Ende 2007/Anfang 2008, werde dann die Ent- standen vor allem die Themen Erweiterung, Ver- scheidung über den Verfassungstext getroffen. fassungsvertrag, EU-Budget, Beschäftigungs- situation, Schengengrenzen und Integration des Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso Westbalkans. dankte für die Unterstutzung des Vorschlags der Kommission im Bereich Sicherheit. Er glaube, Hinsichtlich der EU-Erweiterung wies Schüssel dass gerade auf diesem Gebiet der große darauf hin, dass der Prozess fortgesetzt werde. Wunsch der Bevölkerung sei, dass koordiniert Rumänien und Bulgarien werden bald Mitglieder und gemeinsam vorgegangen werde. Terroris- sein, die Verhandlungen mit Kroatien und der mus sei eine globale Bedrohung und deshalb Türkei haben begonnen. Davor muss allerdings müssten auch gemeinschaftliche Maßnahmen festgelegt werden, nach welchen Kriterien die gesetzt werden. Bezüglich des Beitritts von Aufnahmefähigkeit der EU überprüft wird, gab Rumänien und Bulgarien wolle er klar und deut- der EU-Ratsvorsitzende zu bedenken. Die Er- lich feststellen, dass die Kommission am 16. Mai weiterung müsse gut abgesichert sein, denn es eine Entscheidung treffen wird. Es gebe drei habe niemand Interesse daran, dass eine "neue Möglichkeiten: ein Ja zum Beitritt Anfang 2007; OSZE" entsteht. Der Abgeordneten Hagen- ein Nein, weil die Länder noch nicht bereit sind, hofer (S), die die Beschäftigungssituation in der oder ein Ja unter bestimmten Voraussetzungen. EU angesprochen hat, teilte er mit, dass in der Auf jeden Fall werde die Kommission aber eine vorigen Woche im COREPER ein historischer Entscheidung am 16.5. fällen, unterstrich Bar- Beschluss gefasst wurde. Man habe sich nämlich roso. Was die letzte Erweiterungsrunde angeht, darauf geeinigt, dass in Hinkunft die Kommission so könne man von einem großen Erfolg spre- bei allen größeren Investitionsprojekten informiert chen, war der Kommissionspräsident überzeugt. wird. Damit soll verhindert werden, dass die Ver- Sie habe positive Auswirkungen sowohl auf die lagerung von Arbeitsplätzen von einem Mitglieds- alten als auch die neuen Mitgliedsstaaten gehabt. land ins andere gefördert wird. Dies sei den Menschen allerdings noch zu wenig Auf Fragen zum EU-Budget eingehend erklärte bewusst, weshalb man sie mit rationalen Argu- Schüssel, dass er der Meinung sei, dass die menten und Beweisen überzeugen müsse. Union eine bessere Eigenmittelquelle brauche. In Beantwortung einer Frage von Abgeordnetem Dazu liegen bereits verschiedene Vorschläge Roderich Regler (V) ging Bundeskanzler Wolf- vor; er vertraue darauf, dass die Kommission den gang Schüssel auf den Schutz der Schengen- besten auswählt. Allerdings dürfe man nicht ver- Grenzen sowie die Integration des Westbalkans gessen, dass die EU bei den "Zukunftsausgaben” ein. Die Mitgliedschaft bei Schengen sei von den bereits gut aufgestellt sei. So wurden nicht nur individuellen Fortschritten der einzelnen Länder die Forschungsmittel (plus 70 % seit der letzten abhängig, meinte Schüssel. Er habe allerdings 154 den Eindruck, dass sehr professionell vorgegan- abend über die Ankündigung von Kommissions- gen wird und dass die Staaten in diesem Bereich präsident Barroso, seitens der Kommission den langsam zusammenwachsen. Auch hinsichtlich Subsidiaritätsprozess, nämlich die frühzeitige des Westbalkans sei er der Auffassung, dass es Information der nationalen Parlamente über unmöglich sei, die Staaten als eine homogene Gesetzesvorhaben, in Gang setzen zu wollen. Gruppe zu betrachten. Die Probleme seien sehr Dies werde er bei der kommenden Tagung der verschieden und es gebe enorme Entwicklungs- COSAC am 22. und 23. Mai berichten. unterschiede. Jedes Land habe eine europäische Perspektive, müsse aber individuell seinen Weg Auch Bundeskanzler Wolfgang Schüssel nannte gehen. den Subsidiaritätsprozess als ein entscheidendes Ergebnis der Zukunftskonferenz, das auf der In weiterer Folge der Diskussion sprach sich EP- Subsidiaritätskonferenz von St. Pölten aufbaue. Abgeordneter Hannes Swoboda dafür aus, das Diese interinstitutionelle Vereinbarung müsse europäische Wirtschafts- und Sozialmodell im klug und professionell gehandhabt werden, sagte Rahmen der Reflexionsphase stärker hervorzu- Schüssel. kehren. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel be- Was den Erweiterungsprozess betrifft, so stellte kräftigte darauf hin sein uneingeschränktes Ja Schüssel klar, dass vor jeder weiteren Aufnahme zum europäischen Lebensmodell. in die EU nicht nur Grenzprobleme und Fragen Außerordentlich zufrieden mit dem Ablauf und der Identität der beitrittswilligen Staaten geklärt den Ergebnissen der Konferenz zeigte sich Ab- werden müssen, sondern vor allem auch die Fi- geordneter Werner Fasslabend. Für ihn habe nanzfragen. sich in der Diskussion klar die einhellige Meinung „Die Union braucht positive Resultate“, bekräf- herauskristallisiert, dass Europa eine eigenstän- tigte Kommissionspräsident Jose Manuel Bar- dige Finanzierung braucht. Als zweiten Punkt roso. Die Kommission wolle morgen mit konkre- nannte Fasslabend die Notwendigkeit, Ländern, ten politischen Vorschlägen dazu beitragen, kün- die noch nicht zur EU gehören, eine Zusammen- digte er an. Als wesentliche Aspekte in diesem arbeit und damit eine europäische Perspektive Zusammenhang nannte er die Schaffung von anzubieten. Dies müsse auf einer Ebene passie- Arbeitsplätzen und mehr Wirtschaftswachstum ren, die unter der Vollmitgliedschaft liege, um als zentrale Themen für das Wohlergehen der eine Entscheidung zwischen alles oder nichts zu Menschen sowie mehr Transparenz, Demokratie vermeiden. Überaus glücklich zeigte sich Fassl- und Subsidiarität.

Parlamentskorrespondenz/05/09.05.2006/Nr. 429

Khol zieht positive Bilanz der Zukunftskon- Parlament und nationalen Parlamenten allge- ferenz meine Zustimmung gefunden. Die Beratungen um die Zukunft Europas seien absolut positiv Engere Einbindung der Parlamente in EU- gelaufen, sagte Khol. Er werde auf der nächsten Gesetzgebung Konferenz der Parlamentspräsidenten in Kopen- hagen für ein derartiges regelmäßiges Zusam- Brüssel/Wien (PK) – Ein positives Resümee über menkommen plädieren. die Zukunftskonferenz zogen Nationalratspräsi- dent Andreas Khol und der Präsident des Euro- Außerordentlich zufrieden zeigte sich der Natio- päischen Parlaments Josep Borrell Fontelles. nalratspräsident, dass der Vorschlag, das Subsi- Wie Khol betonte, habe die neue Formel des diaritätsprüfungsverfahren auf Basis des Amster- Zusammenkommens zwischen Europäischem damer Vertrages abzuwickeln, von Kommissions-

155 präsident Barroso unterstützt werde und Bun- würde, betonte Khol. Auch Präsident Josep Bor- deskanzler Schüssel dies auch auf die Tages- rell Fontelles vertrat die Auffassung, dass der ordnung des Europäischen Rats im Juni setzen Verfassungstext eine gute Grundlage für eine werde. "Wir werden ein Verfahren bekommen effizientere Gestaltung der Union bieten würde. und das bedeutet viel Arbeit für die Europaaus- schüsse" sagte Khol. Borrell sprach sich für die Fortsetzung des Dia- logs zwischen Europäischem Parlament und Nach Einschätzung von Khol haben die Arbeits- nationalen Parlamenten in dieser Form aus. Der gruppen außerordentlich wichtige Vorschläge für Dialog der letzten beiden Tage sei besonders die weitere Diskussion um die Zukunft Europas bereichernd gewesen. Nationale Parlamente und gebracht. Europäisches Parlament müssten zusammen- arbeiten, um die Union aufzubauen, die auf dem Quer durch alle Diskussionen habe sich die posi- gemeinsamen Willen der Bürgerinnen und Bürger tive Bewertung des Verfassungsvertrages gezo- beruhe. "Wir tragen eine gemeinsame Verant- gen. Eine große Mehrheit habe bestätigt, dass er wortung", so der abschließende Appell Borrells. für die Union einen großen Fortschritt bedeuten

156 8. Konferenz der Europaausschüsse (COSAC)

Im Rahmen des österreichischen EU-Vorsitzes Diskussionen zur weiteren Vorgangsweise bei übernahm das österreichische Parlament tur- der Subsidiaritätsprüfung durch nationale Par- nusmäßig den Vorsitz in der COSAC, der seit lamente sowie zum Lissabon Prozess (unter 1989 bestehenden und seit dem Amsterdamer besonderer Berücksichtigung der demographi- Vertrag auch in den EU-Verträgen formell ver- schen Aspekte) zum Gegenstand, letzteres ankerten Konferenz der Europaausschüsse unter Einleitung durch Universitätsprofessor der nationalen Parlamente der EU-Mitglied- Wolfgang Lutz und Universitätsdozentin Alexia staaten und des Europäischen Parlaments. Prskawetz (Österreichische Akademie der Wis- Jedes Parlament ist mit sechs Delegierten senschaften und IIASA). vertreten. Plassnik nannte es dabei als Aufgabe Öster- In diesem Zusammenhang fanden ein Treffen reichs, in den kommenden Monaten die natio- der COSAC-Troika (Österreich, Großbritan- nalen Debatten über die Zukunft Europas zu nien, Finnland und das Europäische Parla- bewerten und in Abstimmung mit den anderen ment) und der COSAC-Vorsitzenden am Ländern die weitere Vorgangsweise festzule- 20. Februar sowie die XXXV. COSAC am 22. gen. Es gehe in erster Linie darum, die Frage und 23. Februar Parlament im Parlament in nach dem europäischen Lebensmodell zu be- Wien statt. antworten und die Ziele des EU-Verfassungs- vertrags - in Frieden leben, eine wettbewerbs- Den Ko-Vorsitz bei diesen Treffen führten der fähige Wirtschaft, ein hohes Maß an sozialer Obmann des Ständigen Unterausschusses des Sicherheit und Nachhaltigkeit - zu verwirk- Hauptausschusses in EU-Angelegenheiten, lichen, betonte sie. Abg. Werner Fasslabend, und der Vorsitzende des EU-Ausschusses des Bundesrats, Das Europäische Lebensmodell erlebte nach BR Gottfried Kneifel. Seitens des österreichi- Meinung Plassniks in Zusammenhang mit dem schen Parlaments nahmen darüber hinaus die Karikaturenstreit eine Bewährungsprobe. Die Präsidenten des Nationalrats und Bundesrats Europäische Union müsse mit Festigkeit ihre sowie die Abgeordneten Caspar Einem, Anton Prinzipien, zu denen auch Meinungsfreiheit ge- Wattaul, Detlev Neudeck, Ulrike Lunacek, Karl höre, klarlegen und jegliche Gewaltanwendung Öllinger und BR Albrecht Konecny teil. zurückweisen, bekräftigte sie. In diesem Sinn habe Österreich in allen Ländern vorgespro- Treffen der COSAC-Vorsitzenden, 20. Feb- chen, wo es zu Gewalt gekommen sei. Aber ruar 2006 auch der Respekt vor religiösen Werten sei Das Treffen der Vorsitzenden am 20. Februar wesentlicher Teil des Europäischen Lebens- hatte neben der Vorbereitung der Plenarsit- modells, unterstrich Plassnik. Es müsse ein zung im Mai einen Gedankenaustausch mit der Dialog geführt werden. Ratsvorsitzenden und Bundesministerin für Zur EU-Außenpolitik merkte Plassnik an, die auswärtige Angelegenheiten Ursula Plassnik "Nachfrage nach Europa steigt in der Welt". zum Thema „Reflexionsperiode und Prioriäten Die EU habe in mehreren Fällen bewiesen, der österreichischen Ratspräsidentschaft“ und 157 dass sie in der Lage sei, eine gemeinsame und der Pensionisten - heute 4:1 - bis 2050 auf Außenpolitik zu verfolgen und rasch für Ein- 2:1 sinken könnte. Um dem entgegen zu wir- sätze bereit zu stehen. Europa sei ein Konti- ken, zähle die Erhöhung der Beschäftigungs- nent, der sich engagiere und nicht wegschaue, quote zu den Zielen der Lissabon-Strategie. betonte die Ministerin und wies in diesem Zu- Die meisten Länder liegen derzeit aber noch sammenhang auch auf den Balkan-Schwer- unter den Zielvorgaben. punkt der österreichischen Ratspräsidentschaft Eine alternde Gesellschaft habe Probleme bei hin. der Innovation und bei der Steigerung der Statistische Daten, Prognosen und Analysen Produktivität zu erwarten, sagten auch die zum nächsten Thema stellten vorweg Univer- Experten und wiesen darauf hin, dass zwar die sitätsprofessor Wolfgang Lutz und Universi- Berufserfahrung mit zunehmenden Alter tätsdozentin Alexia Prskawetz vom Institut für wachse, andere Qualifikationen aber, etwa die Demographie an der Akademie der Wissen- manuelle Geschicklichkeit, abnehmen. Demo- schaften zur Verfügung. Lutz ging einleitend graphisch jüngere Regionen treten bei den auf die dramatischen demographischen Verän- Investitionen global als Konkurrenten für Euro- derungen in den einzelnen europäischen Län- pa auf, Europa stehe also vor großen Heraus- dern ein und sagte, Grund zur Besorgnis gebe forderungen. Die Lissabon-Strategie sei ein vor allem die Prognose, dass das Verhältnis Motor, um gegen die demographischen Ent- zwischen der Zahl der arbeitenden Menschen wicklungen anzukämpfen.

XXXV. COSAC, 22. und 23. Mai 2006

Nach der Subsidiaritätskonferenz von St. Pöl- das Budget 2007 bis 2013 "total zerstritten" ge- ten und der Konferenz zur Zukunft Europas in wesen. Ebenso habe es schwere Störungen im Brüssel nahm sich die XXXV. COSAC am 22. Vertrauen der EU-Institutionen zueinander ge- und 23. Mai vor allem des Themas „Zukunft geben und auch das Vertrauen der Bürger zur des Verfassungsvertrags und Subsidiaritäts- EU sei schwer beschädigt. Schüssel wertete prüfung durch nationale Parlamente“ an. es daher als eine der bedeutendsten aktuellen Aufgaben, Europa "zusammenzuhalten". Als ersten Themenblock widmeten sich die Parlamentarierinnen und Parlamentarier dem Als einen der Erfolge Österreichs hob Schüs- Programm des österreichischen EU-Vorsitzes. sel den Konsens über das EU-Budget hervor. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel wies in sei- Er machte geltend, dass das Forschungsbud- nem Einleitungsreferat "Europa - Perspektiven get erhöht, das Budget für die transeuropäi- und Pragmatik" darauf hin, dass das Jahr 2005 schen Netze mehr als verdoppelt und ein ein sehr schwieriges Jahr für die EU gewesen großer Impuls für den Studentenaustausch sei. Das Verfassungsprojekt sei an zwei nega- gesetzt worden sei. Mehr Geld gebe es auch tiven Referenden beinahe gescheitert, skiz- für Klein- und Mittelbetriebe sowie für die zierte er, gleichzeitig seien die EU-Länder über Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Außen-

158 und Sicherheitspolitik. Auch die Dienstleis- sungsvertrags und Subsidiaritätsprüfungs- tungsrichtlinie habe Österreich, so Schüssel, verfahren durch nationale Parlamente" wurde "auf Schiene gebracht". die COSAC-Konferenz fortgesetzt. Dabei kris- tallisierte sich im Hinblick auf das Subsidiari- In Bezug auf das Subsidiaritätsprinzip zeigte tätsprüfungsverfahren ein gewisses Span- sich Schüssel über die Zusage von EU-Kom- nungsverhältnis zwischen den Vertretern der missionspräsident Jose Manuel Barroso nationalen Parlamente und des Europäischen erfreut, die nationalen Parlamente in Form Parlaments heraus. Das Europäische Parla- einer Selbstverpflichtung der Europäischen ment hatte zum Vorschlag von Kommissions- Kommission künftig stärker in EU-Vorhaben präsident Jose Manuel Barroso einige kritische einzubinden und bei jedem einzelnen geplan- Anmerkungen gemacht mit dem Tenor, die ten Rechtsakt zu begründen, warum das Vor- Hauptaufgabe der nationalen Parlamente sei haben am besten auf europäischer Ebene die Kontrolle ihrer Regierungsmitglieder in den gelöst werden könne. Der Bürger habe das europäischen Institutionen und man dürfe den Gefühl, dass in der EU "wie auf einer schiefen Subsidiaritätsmechanismus nicht miss- Ebene" alles in Richtung Zentralisierung laufe, bräuchlich verwenden. Grundsätzlich sprach erklärte er, das Subsidiaritätsprinzip sei eine sich aber eine überwiegende Mehrheit der gute Antwort darauf. COSAC – Mitglieder für dieses Verfahren auf Zur EU-Erweiterung merkte Schüssel an, er sei der Grundlage des Amsterdamer Vertrags aus. ein "glühender Anhänger" des erfolgten EU- Eine Diskussion mit Außenkommissarin Benita Beitritts zehn neuer Länder und des baldigen Ferrero-Waldner und dem Sonderkoordinator Beitritts Bulgariens und Rumäniens. Er sehe für den Stabilitätspakt für Südosteuropa Erhard aber auch, dass das Tempo der Erweiterung Busek über den Westbalkan und die europäi- manche überfordert habe, meinte der Kanzler. sche Nachbarschaftspolitik bildete den letzten Zudem müsse die EU darauf achten, hand- Themenpunkt. lungsfähig zu bleiben. In diesem Sinn strebt Schüssel für die Zukunft, wie er sagte, objekti- In einer mehr und mehr globalisierten Welt sei vierte Aufnahmeverfahren an. die EU wichtiger denn je, hielt Ferrero-Waldner fest. Sie sei nachgerade die europäische Ant- Als weitere Schwerpunkte der österreichischen wort auf die Globalisierung. Gerade an dieser Ratspräsidentschaft nannte der Bundeskanzler Stelle werde eine aktive Außenpolitik immer die Energiestrategie, eine Nachhaltigkeitsstra- wichtiger. Die EU müsse Stabilität exportieren, tegie und den Westbalkan. Der Reflexionspro- um nicht Instabilität zu importieren, formulierte zess über die Zukunft Europas und über den die Kommissarin. Die Nachbarschaftspolitik Verfassungsvertrag soll Schüssel zufolge in der EU gebe mithin politische Antworten auf einer konkretisierten Form mit genauem Zeit- strategische Fragen und die geostrategischen plan weitergeführt werden. Im Jahr 2007 Aufgaben der EU. könnte man dann, so Schüssel, zu einer Ent- scheidung kommen. In der Folge ging die Kommissarin auf die poli- tischen Aktionspläne der EU ein, die eine Viel- Mit einer äußerst lebhaften und ausführlichen zahl von politischen Fragen aufgreife und kon- Debatte zum Thema "Zukunft des Verfas- kreten Antworten zuführe. Die Palette reiche

159 von Menschenrechtsaspekten über die Um- weshalb sich der Pakt heute verstärkt des welt- und die Wirtschaftspolitik bis hin zu The- Themas der Migration annehme, das auch men der Bildung. Zudem illustrierte die Redne- Auswirkungen auf die innenpolitische Lage der rin die Formen der Nachbarschaftspolitik an jeweiligen Länder und auf die Arbeitsmärkte konkreten Beispielen wie der Ukraine oder beider Seiten habe. Moldawien. Als weitere Aufgabe gelte es, so Busek weiter, Die europäische Nachbarschaftspolitik nütze parlamentarische Kooperation zu stärken, der der EU und ihren Nachbarn, und die nationalen Lokalpolitik vermehrtes Augenmerk zu schen- Parlamente spielten dabei im Interesse einer ken und regionale Kooperationen anzuregen. bürgernahen EU eine bedeutende Rolle, hielt Schließlich sprach Busek auch noch Aspekte Ferrero-Waldner abschließend fest. der Sicherheitspolitik an, dabei vor allem der Bekämpfung der Kriminalität - insbesondere Busek erläuterte zunächst die aktuelle Situa- des Drogenhandels - und der Korruption das tion auf dem Balkan, der eine wichtige Region Wort redend. Hier gebe es immer noch viel zu für Europa darstelle. Er rekapitulierte die Ge- tun, schloss Busek. schichte des Stabilitätspaktes und meinte, dieser sei eine Erfolgsstory, weil es nicht nur Der von der XXXV. COSAC angenommene gelungen sei, den Krieg und die damit ver- COSAC-Beitrag wurde einvernehmlich verab- bundenen Gräuel zu beenden, sondern auch schiedet. Zentral ist dessen Punkt 3.4, in dem stabile politische und wirtschaftliche Verhält- Kommission ersucht wird, Kommentare der nisse zu schaffen. Die Aufgabe des Peace- nationalen Parlamente – insbesondere in be- making und Peacekeeping habe der Pakt zug auf das Subsidiaritäts- und Verhältnis- damit hervorragend gelöst. mäßigkeitsprinzip – zu berücksichtigen und innerhalb angemessener Frist den Parlamen- Busek umriss die Arbeitsfelder des Paktes und ten zu antworten. Weitere Punkte betreffen kam auf die bisherigen Resultate zu sprechen. insbesondere die Themen Reflexionsperiode, In politischer Hinsicht laufe heute alles ordent- Verfassungsvertrag, Transparenz im Rat und lich ab, auch das Problem der Flüchtlinge sei bessere Gesetzgebung. in vielen Bereichen erfolgreich gelöst worden,

160 8.1. Programm Treffen der COSAC-Troika und COSAC-Vorsitzenden

Treffen der COSAC-Troika und COSAC-Vorsitzenden Wien, 20. Februar 2006

Programm

Tagungsort: Parlament, Sitzungssaal des Nationalrats

Montag, 20. Februar 2006 8.30 Uhr Sitzung der Troika im Lokal I 9.30 Uhr Eröffnung der Sitzung der COSAC-Vorsitzenden 9.45 Uhr Reflexionsperiode und Prioritäten der österreichischen Ratspräsidentschaft - Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten Dr. Ursula Plassnik Debatte 11.30 Uhr Weitere Vorgangsweise bei der Subsidiaritätsprüfung durch nationale Parlamente

14.45 Uhr Der Lissabon Prozess unter besonderer Berücksichtigung der demographischen Aspekte Einleitung durch Prof. Dr. Wolfgang Lutz - Österreichische Akademie der Wissenschaften und IIASA Debatte 16.15 Uhr Besprechung der Tagesordnung der XXXV. COSAC Ergebnisse der Troika-Sitzung ca. 17.00 Uhr Ende des Treffens

161 8.2. Programm XXXV. COSAC

XXXV. COSAC Wien, 22. und 23. Mai 2006

Programm

Konferenzsort: Parlament – Sitzungssaal des ehemaligen Abgeordnetenhauses

Montag, 22. Mai 2006 9.30 Uhr Eröffnung der XXXV. COSAC Annahme der Tagesordnung 9.45 Uhr Europa – Perspektiven und Pragmatik Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel Debatte

12.00 Uhr Zukunft des Verfassungsvertrags und Subsidiaritätsprüfungsverfahren durch nationale Parlamente Debatte 15.00 Uhr Zukunft des Verfassungsvertrags und Subsidiaritätsprüfungsverfahren durch nationale Parlamente (Fortsetzung) 17.00 Uhr Treffen der COSAC-Vorsitzenden zur Vorbereitung des COSAC-Beitrags

Dienstag, 23. Mai 2006 9.00 Uhr Westbalkan und europäische Nachbarschaftspolitik Außenkommissarin Dr. Benita Ferrero-Waldner und Sonderkoordinator des Stabilitätspaktes für Südosteuropa Dr. Erhard Busek Debatte 11.15 Uhr Verabschiedung des COSAC-Beitrags ca. 12.30 Uhr Ende der Konferenz

162 8.3. Teilnehmerliste Treffen der COSAC-Troika und COSAC-Vorsitzenden

MEETING OF COSAC TROIKA AND CHAIRPERSONS RÉUNION DE LA TROIKA ET DES PRÉSIDENTS DE LA COSAC Vienna, 19-20 February 2006/Vienne, les 19-20 février 2006

List of participants/Liste des participants

CHAIR / PRÉSIDENCE Mr. Werner FASSLABEND, Chairman of the Permanent Subcommittee on EU-affairs of the Nationalrat Mr. Gottfried KNEIFEL, Chairman of the EU Affairs Committee of the Bundesrat

Mr. Alexis WINTONIAK, Head of the EU and International Service Mr. Gerhard KOLLER, Head of European Affairs Division Ms. Katharina REITMAYR, Personal assistant to Mr. Fasslabend

MEMBER STATES / ETATS MEMBRES

AUSTRIA / AUTRICHE Nationalrat (National Council) Mr. Caspar EINEM, Deputy Chairman of Permanent Subcommittee on EU-affairs Mr. Detlev NEUDECK, Member of Parliament Ms. Ulrike LUNACEK, MP/Mr. Karl ÖLLINGER, MP Ms. Elisabeth LINHART, Counsellor

BELGIUM / BELGIQUE Chambre des Représentants (House of Representatives) Mr. Herman DE CROO, Président de la Chambre des Représentants Mr. Hugo D’HOLLANDER, Principal Advisor, European Affairs Sénat (Senate) M. Philippe MAHOUX, Président de la délégation du Sénat M. Michel VANDEBORNE, Secrétaire de Commission

CYPRUS / CHYPRE Vouli Ton Antiprosopon (House of Representatives) Mr. Nicos CLEANTHOUS, Chairman of the Standing Committee on European Affairs Ms. Vassiliki ANASTASSIADOU, Director of the European Affairs Service

CZECH REPUBLIC / REPUBLIQUE TCHEQUE Poslanecká Snĕmovna (Chamber of Deputies) Mr. Petr LACHNIT, Vice-Chairman of the Committee for European Affairs Ms. Olga ADAMCOVÁ, Chief Secretary of the Committee for European Affairs Senate Mr. Ludek SEFZIG, Chairman of the Committee on European Affairs Mr. Jiri GEORGIEV, Expert Advisor to the Committee on European Affairs

DENMARK Folketinget Ms. Elisabeth ARNOLD, Chairwoman of the European Affairs Committee Mr. Peter JUUL LARSEN, Head of the EU Secretariat Mr. Morten KNUDSEN, Counsellor Mr. Mongin FORREST, Permanent representative of the Folketing to the EU

ESTONIA / ESTONIE Riigikogu Ms. Kristiina OJULAND, Chairwoman of the EU Affairs Committee Mr. Olev AARMA, Head of the Secretariat, EU Affairs Committee

FINLAND / FINLANDE Eduskunta (House of Parliament) Mr. Jari VILÉN, Chairman of the Grand Committee Ms. Kirsi PIMIÄ, Counsel to the Grand Committee

163 FRANCE Assemblée nationale (National Assembly) M. Pierre LEQUILLER, Président de la Délégation pour l’Union Européenne Ms. Marie-France HERIN, Chef de secrétariat de la Délégation Sénat (Senate) M. Hubert HAENEL, Président de la Délegation pour l’Union européenne M. Jean LAPORTE, Directeur du Service des Affaires européennes

GERMANY / ALLEMAGNE Bundestag Mr. Matthias WISSMANN, Chairperson of the Committee on European Affairs Mr. Oliver VOGT, Advisor (Bundestag) Ms. Ute MÜLLER, Head of Secretariat (Bundesrat) Mr. Andreas VEIT, Deputy Head of Secretariat (Bundesrat)

GREECE / GRECE Vouli Ton Ellinon (Hellenic Parliament) Mr. Sotirios HATZIGAKIS, Chairman of the Committee for European Affairs Ms. Niki BOEHM, Directorate for European Affairs Mr. Asterios PLAIKOS, Head of Studies Directorate Mr. Ioannis TSAGADOPOULOS, Assistant to the Chairman

HUNGARY / HONGRIE Mr. Lászlò JUHÁSZ, Chief Counsellor Ms. Angela JUHÁSZ-TOTH, Counsellor

IRELAND / IRLANDE Mr. Bernard ALLEN, Member of the Joint Committee on European Affairs, Dail Eireann Mr. Michael MULCAHY, Member of the Joint Committee on European Affairs, Dail Eireann Mr. Myles GEIRAN, Policy Advisor to the Joint Committee on European Affairs Mr. Kevin LEYDON, Permanent representative of to the EU

ITALY / ITALIE Camera dei Deputati (Chamber of deputies) Mr. Giacomo STUCCHI, Chairman of the European Union Policy Committee Mr. Gianfranco NERI, Counsellor to the EU Department Mr. Francesco PETRICONE, First Clerk to the EU Politics Standing Committee Ms. Silvia LANZANI, Assistant to Mr. Stucchi Ms. Manuela Molinari, Interpreter Senato (Senate) Mr. Mario GRECO, Chairman of the EU-Affairs Committee Mr. Luigi GIANNITI, Clerk Ms. Patrizia MAURACHER, Interpreter

LATVIA / LETTONIE Saeima (Parliament) Mr. Dzintars RASNAČS, Deputy Chair of the European Affairs Committee Ms. Simona MEGNE, Advisor to European Affairs Committee Ms. Inese KRISKANE, Representative of the Parliament to the EU

LITHUANIA / LITUANIE Saeimas (Parliament) Mr. Vydas GEDVILAS, Chairman of the European Affairs Committee Ms. Rūta BUNEVICIŪTE, Senior Advisor

LUXEMBOURG Chambre des Députés (Chamber of Deputies) M. Laurent MOSAR, Président de la délégation luxembourgeoise Mme Isabelle BARRA, Secrétaire de la délégation

MALTA / MALTE House of Representatives Mr. Jason AZZOPARDI, Chairman of the Foreign and European Affairs Committee Ms. Melanie VELLA, Research analyst

164 NETHERLANDS / PAYS-BAS Eerste Kamer (Senate) Mr. P.R.H.M. VAN DER LINDEN, Chairman of the Committee on European Organisations Ms. Hester MENNINGA Tweede Kamer (House of Representatives) Ms. Godelieve M. VAN HETEREN, Chairwoman, Committee on European Affairs

POLAND / POLOGNE Sejm Mr. Andrzey GALAZEWSKI, Deputy Chairman of the EU Affairs Committee Mr. Leszek KIENIEWICZ Senate Mr. Edmund WITTBRODT, Chairman of the European Union Affairs Committee Mr. Stanislaw PUZYNA, Expert

PORTUGAL Assambleia da República Mr. Luis PAIS ANTUNES, Vice-President, Commission des Affaires Européennes

SLOVAK REPUBLIC / REPUBLIQUE SLOVAQUE Ms. Mária KROŠLÁKOVÁ, Advisor to the Committee on European Affairs

SLOVENIA / SLOVENIE Drzavni Zbor (National Assembly) Mr. Anton KOKALJ, Chairman of the Committee on EU Affairs Ms. Romana KOFLER, Advisor to the Committee on EU Affairs Drzavni Svet Republike Slovenije (National Council) Mr. Jozef JERAJ, Chairman of the European Affairs Committee Mr. Dusan STRUS, Advisor

SPAIN / ESPAGNE Cortes Generales (Spanish Parliament) Ms. Ana PALACIO, Chairwoman of the Joint Committee for European Affaires Mr. Manuel DELGADO-IRIBARREN, Clerk Ms. Carmen DOMINGUEZ, Administrative Staff

SWEDEN / SUEDE Riksdag (Swedish Parliament) Mr. Tommy WAIDELICH, Chairman of the EU-Committee Mr. Carl B. HAMILTON, Deputy Chairman of the EU-Committee Ms. Ingrid LAREN MARKLUND, Head of Secretariat, EU-Committee

UNITED KINGDOM / ROYAUME-UNI House of Commons Mr. Simon PATRICK, Clerk, European Scrutiny Committee Mr. Martyn ATKINS, UK National Parliament Representative to the EU House of Lords Lord GRENFELL, Chairman of the EU-Committee Mr. Simon BURTON, Clerk to the EU-Committee

EUROPEAN PARLIAMENT / PARLEMENT EUROPEEN Mr. Edward MCMILLAN-SCOTT, Vice-President of EP Mr. Alain BARRAU, Head of Unit, Directorate for Relations with National Parliaments M. Peter SCHIFFAUER, Chef d’unité, Commission des affaires constitutionnelles Mr. Dionyz HOCHEL, Administrator, Directorate for Relations with National Parliaments Mr. Maximilian SCHRÖDER, Administrator, Directorate for Relations with National Parliaments Ms. Beatrice SCARASCIA MUGNOZZA, Administrator, EPP-ED Group Ms. Maria Odilia HENRIQUES, Administrator, PES Group Ms. Jennifer FORREST, Cabinet of Vice-President

COSAC SECRETARIAT / SECRETARIAT DE LA COSAC Ms. Heike MALICEK, Member of the COSAC Secretariat, Austria Mr. Richard McLEAN, Member of the COSAC Secretariat, United Kingdom Mr. Jan PÁTEK, Member of the COSAC Secretariat, European Parliament

165 Ms. Sarita KAUKAOJA, Permanent Member

ACCEDING COUNTRIES / PAYS ADHERENTS

BULGARIA / BULGARIE Narodno Sabranie (National Assembly) Mr. Atanas PAPARIZOV, Chairman of the Committee on European Integration Mr. Atanas SHTEREV, Member of the Committee on European Integration Mr. Dimitar HADJINIKOLOV, Advisor

ROMANIA / ROUMANIE Chamber of Deputies Mr. Vasile PUŞCAŞ, Secretary of the Committee on European Integration Mr. Andrei MOCEAROV, Senior Adviser

CANDIDATE COUNTRIES / PAYS CANDIDATS

CROATIA / CROATIE Hrvatski sabor (Croatian Parliament) Mr. Neven MIMICA, Chairman of the European Integration Committee Ms. Vesna LONČARIĆ, Secretary of the European Integration Committee

THE FORMER YUGOSLAV REPUBLIC OF MACEDONIA / L’ANCIENNE RÉPUBLIQUE YOUGOSLAVE DE MACÉDOINE Assembly of the former Yugoslav Republic of Macedonia Ms. Karolina RISTOVA, Chairwoman of the Committee on European Affairs Mr. Andrej ZERNOVSKI, Member of Parliament Ms. Liljana PETRESKA, Advisor, Committee on European Affairs

TURKEY / TURQUIE Tükiye Büyük Milet Meclisi (Grand Nationial Assembly) Mr. Yasar YAKIS, Chairman of the EU Harmonisation Commission Mr. Aydin DUMANOGLU, Co-Chairman of the Turkey-EU Joint Parliamentary Commission Mr. Ulas KIRLI, Secretary of the EU Harmonisation Commission

OTHER PARTICIPANTS / AUTRES PARTICIPANTS

EUROPEAN COMMISSION / COMMISSION EUROPEENNE Mr. Philippe GODTS, Personne de contact avec les parlements nationaux au Secrétariat Général de la CE

EU-COUNCIL / CONSEIL DE L’UNION EUROPEENNE Mr. Ignacio DÍEZ PARRA, Legal Counsellor

166 8.4. Teilnehmerliste XXXV. COSAC

XXXV COSAC / XXXVème COSAC

Vienna, 22-23 May 2006/Vienne, les 22-23 mai 2006

List of participants/Liste des participants

CHAIR / PRÉSIDENCE Mr. Werner FASSLABEND, Chairman of the Permanent Subcommittee on EU-affairs of the Nationalrat Mr. Gottfried KNEIFEL, Chairman of the EU-Committee of the Bundesrat

Staff Mr. Alexis WINTONIAK, Head of the EU and International Service Mr. Gerhard KOLLER, Head of the European Affairs Division Ms. Elisabeth LINHART, Counsellor, EU and International Service Ms. Katharina REITMAYR, Personal assistant to Mr. Fasslabend

MEMBER STATES/ETATS MEMBRES

AUSTRIA / AUTRICHE Nationalrat (National Council) Mr. Caspar EINEM, Vice-Chair of the Permanent Subcommittee on EU-affairs Mr. Anton WATTAUL, MP Ms. Ulrike LUNACEK, MP Bundesrat (Federal Council) Mr. Albrecht KONEČNY, Vice-Chair of the EU-Committee Ms. Susanna WAGNER, Counsellor, EU and International Service Ms. Astrid SPREITZER, EU and International Service, Brussels office

BELGIUM / BELGIQUE Chambre des Représentants (House of Representatives) Mr. Herman DE CROO, Président de la Chambre des Resprésentants Mr. Jacques GERMEAUX, Député Mr. Daniël DUCARME, Député Mr. Hugo D’HOLLANDER, Principal advisor, European Affairs Sénat (Senate) Mr. Philippe MAHOUX, Président de la délégation du Sénat Mr. François ROELANTS DU VIVIER, Président de la commission des relations extérieures Mr. Stefaan NOREILDE, Sénateur Mr. Michel VANDEBORNE, Conseiller

CZECH REPUBLIC / REPUBLIQUE TCHEQUE Poslanecká Snĕmovna (Chamber of Deputies) Mr. Pavel SVOBODA, Chairman of the Committee for European Affairs Mr. Petr LACHNIT, Vice-Chair of the Committee for European Affairs Mr. Stanislav FISCHER, MP Mr. Miloš KUŽVART, MP Ms. Olga OVERDEVEST, Secretary of the Committee for European Affairs Ms. Lenka PITROVÀ, Parliamentary Institute Senate Mr. Ludek SEFZIG, Chairman of the Committee on European Affairs Ms. Alena GAJDUSKOVA, Vice-Chair of the Committee on European Affairs Ms. Hana SEDLACKOVA, International Department

DENMARK Folketinget Ms. Elisabeth ARNOLD, Chairwoman of the European Affairs Committee Ms. Charlotte ANTONSEN, Vice-Chair of the European Affairs Committee Ms. Lone DYBKJÆR, Member of the European Affairs Committee Mr. Morten MESSERSCHMIDT, Member of the European Affairs Committee Mr. Morten KNUDSEN, EU Counsellor Mr. Peter JUUL LARSEN, Head of EU Department Mr. Mongin FORREST, Permanent representative of the Folketing to the EU

167 ESTONIA / ESTONIE Riigikogu Ms. Liina TÕNISSON, Vice-Chair of the EU Affairs Committee Mr. Sven SESTER, Member of the EU Affairs Committee Ms. Katrin SAKS, Member of the EU Affairs Committee Mr. Olev AARMA, Head of the Secretariat of the EU Affairs Committee

FINLAND / FINLANDE Eduskunta (House of Parliament) Mr. Jari VILÉN, Chairman of the Grand Committee Mr. Johannes KOSKINEN, Member of the Grand Committee Mr. Matti VÄISTÖ, Member of the Grand Committee Mr. Roger JANSSON, Member of the Grand Committee Ms. Heidi HAUTALA, Member of the Grand Committee Ms. Kirsi PIMIÄ, Counsel to the Grand Committee Ms. Marjo LASSILA, Secretary to the Grand Committee Ms. Heli HÄKKÖNEN, Technical Assistant Mr. Mika KIVINEN, Technical Assistant Mr. Iiro TUOMOLA, Technical Assistant Ms. Anna-Kaisa ITKONEN, Informator Ms. Mari MÄNNISTÖ, Project Secretary Ms. Merja PUSKA, Secretary

FRANCE Assemblée nationale (National Assembly) M. Pierre LEQUILLER, Président de la délégation pour l'Union Européenne M. Christian PHILIP, Vice-président de la délégation pour l'Union Européenne M. Jérôme LAMBERT, Député M. Jean-Pierre BLOCH, Directeur Mme Marie-France HERIN, Chef de secrétariat de la délégation pour l'Union Européenne M. Guy CHAUVIN, Conseiller Sénat (Senate) M. Hubert HAENEL, Président de la délégation pour l'Union européenne M. Denis BADRÉ, Vice-président de la délégation pour l'Union européenne M. Bernard FRIMAT, Vice-président de la délégation pour l'Union européenne M. Jean LAPORTE, Directeur du Service des Affaires européennes M. François SICARD, Conseiller au Service des Affaires européennes

GERMANY / ALLEMAGNE Bundestag Mr. Kurt BODEWIG, Vice-Chair of the Committee on the Affairs of the EU Mr. Rainder STEENBLOCK, Spokesman Mr. Gunther KRICHBAUM, Spokesman Mr. Thomas SILBERHORN, MP Ms. Margot HEIMBACH, Head of the secretariat of the Committee on the Affairs of the EU Mr. Oliver VOGT, Adviser Ms. Karin GOTTSCHALK, Staff Mr. Klaus NAWAROTZKY, Adviser Bundesrat Mr. Willi STÄCHELE, Minister, Chairman of the Committee for Questions of the EU Mr. Volker HOFF, Minister, Member of the Committee for Questions of the EU Ms. Ute MÜLLER, Head of secretariat

GREECE / GRECE Vouli Ton Ellinon (Hellenic Parliament) Mr. Sotirios HATZIGAKIS, Vice-President of the Hellenic Parliament, Chairman of the Committee for EU Affairs Mr. Kiriakos MITSOTAKIS, Member of the Committee for EU Affairs Ms. Sophia KALANTZAKOU, Member of the Committee for EU Affairs Mr. Socratis KOSMIDIS, Member of the Committee for EU Affairs Mr. Antonis SKYLLAKOS, Member of the Committee for EU Affairs Mr. Athanasios LEVENDIS, Member of the Committee for EU Affairs Mr. Asterios PLIAKOS, Head of 2nd Studies Directorate Mr. Alexis MARKOPOULOS, European Affairs Department Mr. Yiannis FOTOULAS, Communication Department Mr. Grigoris TZIOVARAS, Communication Department Mr. Ioannis TSAGADOPOULOS, Vice-President's assistant

168 HUNGARY / HONGRIE Országgyülés (National Assembly) Mr. Richard HÖRCSIK, Vice-Chair of the Committee on European Affairs Mr. László JUHÁSZ, Chief Counsellor Mr. Bálint ÓDOR, Counsellor Ms. Angela JUHASZ- TOTH, Counsellor

IRELAND / IRLANDE Dáil Éireann Mr. Michael MULCAHY, Member of Joint Committee on European Affairs Mr. Barry ANDREWS, Member of Joint Committee on European Affairs Mr. Bernard ALLEN, Member of Joint Committee on European Affairs Mr. Myles GEIRAN, Policy Adviser to Joint Committee on European Affairs Ms. Anne-Marie FAHY, Clerk to the Joint Committee on European Affairs Mr. Kevin LEYDON, Oireachtas permanent representative to EP

ITALY / ITALIE Senato (Senate) Mr. Antonio GIRFATTI, Vice-Chair of the Committee on EU policies Mr. Andrea MANZELLA, Vice-Chair of the Committee on EU policies Mr. Giovanni BAIOCCHI, Clerk to the Committee on EU policies (Senato) Mr. Luigi GIANNITI, Head of European Affairs Office (Senato) Mr. Gianfranco NERI, Clerk to the Committee on EU policies (Camera dei Deputati) Mr. Antonio ESPOSITO, Clerk to the Committee on EU policies (Camera dei Deputati)

LATVIA / LETTONIE Saeima (Parliament) Mr. Paulis KLAVINS, Member of the European Affairs Committee Mr. Stanislavs SKESTERS, Member of the European Affairs Committee Mr. Gundars OSTROVSKIS, Permanent Representative of the Saeima to the EU

LITHUANIA / LITUANIE Seimas (Parliament) Ms. Jadvyga ZINKEVIČIŪTĖ, Vice-Chair of the European Affairs Committee Mr. Rimantas Jonas DAGYS, Vice-Chair of the European Affairs Committee Mr. Arminas LYDEKA, Vice-Chair of the European Affairs Committee Mr. Algirdas BUTKEVIČIUS, Member of the European Affairs Committee Mr. Juozas JARUŠEVIČIUS, Member of the European Affairs Committee Ms. Rūta BUNEVIČIŪTĖ, Senior Adviser Ms. Živilė PAVILONYTĖ, Adviser Ms. Loreta RAULINAITYTĖ, Permanent Representative of the Seimas to the EU

LUXEMBOURG Chambre des Députés (Chamber of Deputies) M. Laurent MOSAR, Président de la délégation M. Ben FAYOT, Membre de la délégation M. François BAUSCH, Membre de la délégation M. Gast GIBERYEN, Membre de la délégation Mme Isabelle BARRA, Secrétaire de la délégation

MALTA / MALTE House of Representatives Mr. Clyde PULI, MP Mr. George VELLA, MP Ms. Melanie VELLA, Research Analyst

NETHERLANDS / PAYS-BAS Eerste Kamer (Senate) Ms. Ankie BROEKERS-KNOL, MP Mr. Eimert VAN MIDDELKOOP, MP Ms. Hester MENNINGA, Clerk of the delegation Tweede Kamer (House of Representatives) Ms. Godelieve VAN HETEREN, Chairwoman of the Committee on European Affairs

169 Mr. , Member of the Committee on European Affairs Mr. Frank MITTENDORFF, Deputy Clerk to the Committee on European Affairs

POLAND / POLOGNE Sejm Mr. Karol KARSKI, Chairman of the European Union Affairs Committee Mr. Andrzej GAŁAŻEWSKI, Vice-Chair of the European Union Affairs Committee Mr. Andrzej GRZYB, Vice-Chair of the European Union Affairs Committee Mr. Wojciech WIERZEJSKI, Vice-Chair of the European Union Affairs Committee Mr. Leszek KIENIEWICZ, Head of the European Union Division Ms. Joanna KOWALSKA, Expert in the Secretariat of European Union Affairs Committee Senate Mr. Edmund WITTBRODT, Chairman of the EU Affairs Committee Mr. Kosma ZŁOTOWSKI, Vice-Chair of the EU Affairs Committee Mr. Stanisław PUZYNA, Expert

PORTUGAL Assembleia da República Mr. Luís PAIS ANTUNES, Vice-Chairman of the European Affairs Committee Mr. Vitalino CANAS, MP Mr. Armando FRANÇA, MP Ms. Maria de Lurdes RUIVO, MP Mr. Mário DAVID, MP Mr. Honório NOVO, MP Ms. Maria Teresa PAULO, Clerk to the European Affairs Committee

SLOVAK REPUBLIC / REPUBLIQUE SLOVAQUE Narodna Rada (National Council) Ms. Mária DEMETEROVÁ, MP Mr. Jozef HERIBAN, MP Ms. Mária KROŠLÁKOVÁ, Counsellor to the Committee on European Affairs Ms. Gabriela MÁDROVÁ, Counsellor to the Committee on European Affairs Ms. Miriam LEXMANN, Permanent representative of National Council to the EU

SLOVENIA / SLOVENIE Drzavni Zbor (National Assembly) Mr. Anton KOKALJ, Chairman of the Committee on EU Affairs Mr. Bogdan BAROVIČ, Vice-Chair of the Committee on EU Affairs Mr. Milenko ZIHERL, Member of the Committee on EU Affairs Mr. Milan M. CVIKL, Member of the Committee on EU Affairs Ms. Romana KOFLER, Adviser to the Committee on EU Affairs Ms. Lucija SILA, Protocol Ms. Radica NUSDORFER, Permanent Representative to the European Parliament Drzavni Svet Republike Slovenije (National Council) Mr. Vincenc OTONICAR, Member of the European Affairs Committee Mr. Dusan STRUS, Advisor

SPAIN / ESPAGNE Cortes Generales (Spanish Parliament) Mr. Juan Antonio ALVAREZ, Senator, Member of the Joint Committee on European Affairs,Head of delegation Mr. Roberto SORAVILLA, MP, Member of the Joint Committee on European Affairs Ms. Meritxell BATET, MP, Member of the Joint Committee on European Affairs Mr. Carles GASÒLIBA, Senator, Member of the Joint Committee on European Affairs Mr. Iñaki ANASAGASTI, Senator, Member of the Joint Committee on European Affairs Mr. Manuel DELGADO-IRIBARREN, Clerk Ms. Carmen DOMINGUEZ, Administrative Staff

SWEDEN / SUEDE Riksdag (Swedish Parliament) Mr. Billy GUSTAFSSON, MP Mr. Lennart FREMLING, MP Ms. , MP Mr. Lars LILJA, MP Mr. Lennart HEDQUIST, MP Ms. Karin THORBORG, MP Ms. Margareta HJORTH, Deputy Secretary

170 Ms. Eva STERNDAL, Principal Administrative Officer Ms. Pia TÖRSLEFF HERTZBERG, Deputy Secretary Mr. Lars SEGER, Deputy Secretary Mr. Bengt OHLSSON, Permanent Representative to the EU Institutions

UNITED KINGDOM / ROYAUME-UNI House of Commons Mr. Jimmy HOOD, Chairman of the European Scrutiny Committee Mr. David HAMILTON, Member of the European Scrutiny Committee Mr. Angus ROBERTSON, Member of the European Scrutiny Committee Mr. Simon PATRICK, Clerk of the European Scrutiny Committee Mr. Martyn ATKINS, UK National Parliament Representative to the EU House of Lords Lord GRENFELL, Chairman of the European Union Select Committee Lord BOWNESS, Chairman of the Sub-Committee C, EU-Committee Baroness THOMAS, Chairwoman of the Sub-Committee G, EU-Committee Mr. Simon BURTON, Clerk to the European Union Select Committee

EUROPEAN PARLIAMENT / PARLEMENT EUROPEEN Mr. Jo LEINEN, Chairman of the Committee on Constitutional Affairs Mr. Íñigo MÉNDEZ DE VIGO, Member of the Committee on Constitutional Affairs Ms. Maria BERGER, Member of the Committee on Legal Affairs Ms. Jamila MADEIRA, Member of the Committee on Regional Development Ms. Sylvia-Yvonne KAUFMANN, Vice-President of the European Parliament Mr. Andrew DUFF, Member of the Committee on Constitutional Affairs Mr. Alain BARRAU, Directeur ff Mr. Krzysztof BERNACKI, Chef d'unité Mr. Maximilian SCHRÖDER, Administrateur Mr. Wolfgang LEONHARDT, Principal Administrator Ms. Beatrice SCARASCIA MUGNOZZA, Administrator, EPP-ED Group Ms. Maria Odilia HENRIQUES, Administrator, PES Group Mr. Willem VANDEN BROUKE, Policy Adviser

COSAC SECRETARIAT / SECRETARIAT DE LA COSAC Ms. Heike MALICEK, Member of the COSAC Secretariat, Austria Ms. Carita OLLIKAINEN, Member of the COSAC Secretariat, Finland Mr. Richard MCLEAN, Member of the COSAC Secretariat, United Kingdom Mr. Jan PÁTEK, Member of the COSAC Secretariat, European Parliament Ms. Sarita KAUKAOJA, Permanent Member

ACCEDING COUNTRIES / PAYS ADHERENTS

BULGARIA / BULGARIE Narodno Sabranie (National Assembly) Mr. Atanas PAPARIZOV, Chairman of the Committee on European Integration Ms. Maria ANGUELIEVA-KOLEVA, Vice-Chair of the Committee on European Integration Mr. Dimitar HADJINIKOLOV, Adviser

ROMANIA / ROUMANIE Chamber of Deputies Mr. Vasile PUSCAS, Secretary of the Joint Committee on European Integration Mr. Andrei MOCEAROV, Counsellor Senate Ms. Silvia CIORNEI, Vice-Chair of the Committee on European Integration Ms. Luminita CERCEL, Parliamentary Expert

CANDIDATE COUNTRIES / PAYS CANDIDATS

CROATIA / CROATIE Hrvatski sabor (Croatian Parliament) Mr. Neven MIMICA, Chairman of the European Integration Committee Mr. Milenko DORIĆ, Member of the European Integration Committee Ms. Lucija ČIKEŠ, Member of the European Integration Committee Ms. Vesna LONČARIĆ, Secretary of the European Integration Committee

171 THE FORMER YUGOSLAV REPUBLIC OF MACEDONIA / L´ANCIENNE REPUBLIQUE YOUGOSLAVE DE MACEDOINE Mr. Gorgi MISAJLOVSKI, Minister-advisor at the Macedonian Embassy in Vienna

TURKEY / TURQUIE Tükiye Büyük Milet Meclisi (Grand National Assembly of Turkey) Mr. Yasar YAKIS, Chairman of the EU Harmonisation Commission Mr. Aydin DUMANOGLU, Co-Chairman of the Turkey-EU Joint Parliamentary Commission Mr. Onur OYMEN, Vice-Chair of the EU Harmonisation Commission Mr. Ulas KIRLI, Secretary of delegation

SPECIAL GUESTS / INVITÉS SPÉCIAUX

COSAP

ALBANIA / L’ALBANIE Albanian Parliament Mr. Ilir META, Chairman of the Integration Committee

BOSNIA AND HERZEGOVINA / BOSNIE ET HERZÉGOVINE Parliamentary Assembly Mr. Milorad ŽIVKOVIĆ, Member of Joint Committee on European Integration

SERBIA AND MONTENEGRO / SERBIE ET MONTÉNÉGRO Skupština (Parliament) Mr. Oliver DULIĆ, Chairman of the Committee on European Integration Ms. Rajka MIHALJEVIĆ, Secretary of the Committee on European Integration

OTHER PARTICIPANTS / AUTRES PARTICIPANTS

COUNCIL OF EUROPE / CONSEIL DE L'EUROPE Mr. René VAN DER LINDEN, President of the Parliamentary Assembly

EUROPEAN COMMISSION / COMMISSION EUROPEENNE Mr. Bo JENSEN, Principal Adviser on Parliamentary Affairs, Cabinet Barroso Mr. Philippe GODTS, Personne de contact avec les parlements nationaux au Secrétariat Général de la CE

EU-COUNCIL / CONSEIL DE L’UNION EUROPEENNE M. Ignacio DĺEZ PARRA, Conseiller juridique

COMMITTEE OF THE REGIONS / COMITE DES REGIONS Ms. Karina SULEIMANOVA, Administrateur

ASSEMBLY OF WEU / ASSEMBLEE DE L’UEO Mr. Michael HILGER, Head of External Relations

172 8.5. Pressemeldungen

Parlamentskorrespondenz/05/20.02.2006/Nr. 132

EU-Konferenz im Parlament ler Sicherheit, Nachhaltigkeit - zu verwirklichen, betonte sie. Abgeordnete aus 30 Ländern diskutieren aktuelle europäische Fragen Einen besonderen Stellenwert misst die öster- reichische Regierung dabei, wie Plassnik fest- Wien (PK) - Die Zukunft des EU-Verfassungs- hielt, der "Vertrauensarbeit" bei. Es sei wichtig, vertrags, die Prioritäten der österreichischen das Vertrauen der europäischen Bevölkerung in Ratspräsidentschaft, die weitere Vorgangsweise das Europäische Projekt zu stärken, unterstrich bei der Subsidiaritätsprüfung durch die nationa- sie und begrüßte jede Unterstützung von parla- len Parlamente und der Lissabon-Prozess stehen mentarischer Seite. im Mittelpunkt einer eintägigen EU-Konferenz im österreichischen Parlament, an der Abgeordnete Das Europäische Lebensmodell erlebt nach aus allen EU-Ländern und dem Europäischen Meinung Plassniks in Zusammenhang mit dem Parlament sowie aus Rumänien, Bulgarien, Kroa- Karikaturenstreit eine Bewährungsprobe. Die tien, Mazedonien und der Türkei teilnehmen. Die Europäische Union müsse mit Festigkeit ihre Konferenz ist Teil der parlamentarischen Aktivitä- Prinzipien, zu denen auch Meinungsfreiheit ge- ten im Rahmen des österreichischen EU-Vor- höre, klarlegen und jegliche Gewaltanwendung sitzes im ersten Halbjahr 2006 und soll, wie einer zurückweisen, bekräftigte sie. In diesem Sinn der beiden Vorsitzenden, Abgeordneter Werner habe Österreich in allen Ländern vorgesprochen, Fasslabend festhielt, einen Input zu der EU-weit wo es zu Gewalt gekommen sei. Aber auch der geführten Diskussion über die Zukunft Europas Respekt vor religiösen Werten sei wesentlicher leisten. Teil des Europäischen Lebensmodells, unter- strich Plassnik. Es müsse ein Dialog geführt wer- Konferenz-Veranstalter ist die COSAC, ein parla- den. mentarisches Gremium auf EU-Ebene, das sich aus den Vertretern der Europaausschüsse der Zur EU-Außenpolitik merkte Plassnik an, die nationalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten "Nachfrage nach Europa steigt in der Welt". Die und Vertretern des Europäischen Parlaments EU habe in mehreren Fällen bewiesen, dass sie (EP) zusammensetzt. in der Lage sei, eine gemeinsame Außenpolitik zu verfolgen und rasch für Einsätze bereit zu ste- Zum Auftakt der Konferenz referierte Außen- hen. Europa sei ein Kontinent, der sich engagiere ministerin Ursula Plassnik über die Prioritäten der und nicht wegschaue, betonte die Ministerin und österreichischen Ratspräsidentschaft und die wies in diesem Zusammenhang auch auf den laufende Reflexionsphase in der EU in Bezug auf Balkan-Schwerpunkt der österreichischen Rats- den Verfassungsvertrag. Plassnik nannte es präsidentschaft hin. dabei als Aufgabe Österreichs, in den kommen- den Monaten die nationalen Debatten über die Bereits zuvor hatte Abgeordneter Werner Fassl- Zukunft Europas zu bewerten und in Abstimmung abend, der gemeinsam mit Bundesrat Gottfried mit den anderen Ländern die weitere Vorgangs- Kneifel die Konferenz leitet, gemeint, es gehe weise festzulegen. Es gehe in erster Linie darum, während der österreichischen EU-Ratspräsident- die Frage nach dem europäischen Lebensmodell schaft nicht darum, mit einer Lösung in Bezug auf zu beantworten und die Ziele des EU-Verfas- die Zukunft des EU-Verfassungsvertrages aufzu- sungsvertrags - in Frieden leben, eine wettbe- warten, sondern Vorschläge zu machen, um den werbsfähige Wirtschaft, ein hohes Maß an sozia- Europäischen Prozess weiterzubringen. Die

173 politische Elite Europas habe hinsichtlich der EU- Was den Zeitrahmen betrifft, äußerten sich meh- Verfassung zwar einen Konsens erzielt, skiz- rere Parlamentarier überzeugt, dass die Ent- zierte er, die starke Ablehnung der französischen scheidung über die Zukunft des Verfassungsver- und niederländischen Bevölkerung habe aber trags nicht vor Mitte 2007 fallen werde. Die nie- einiges in Frage gestellt. derländische Abgeordnete Godelieve M. van Heteren warnte davor, die alte EU-Verfassung Bundesrat Gottfried Kneifel wies auf die Bedeu- "mit einer neuen Masche" erneut vorzulegen und tung von Subsidiarität und Bürgernähe hin, um unterstrich, erst wenn es eine neue Vertrauens- die Akzeptanz der EU in der Bevölkerung zu basis bei den europäischen Bürgern gebe, könn- verbessern. Er erachtet es für notwendig, Ent- ten neue Schritte gesetzt werden. Ihr Landsmann scheidungsprozesse möglichst nahe an die P.R.H.M. van der Linden stellte hingegen fest, Bevölkerung heranzuführen und klar festzulegen, kein Land könne "das europäische Grundgesetz was in die Kompetenz der EU und was in die für tot erklären". Kompetenz der Nationalstaaten falle. In Bezug auf das in der EU-Verfassung verankerte Früh- Zum Thema Karikaturenstreit vertraten die Abge- warnsystem für die nationalen Parlamente kann ordneten teilweise unterschiedliche Auffassun- sich Kneifel auch vorstellen, auf Basis der gelten- gen. So bedauerte Laurent Mosar aus Luxem- den EU-Verträge einen parlamentarischen Kon- burg, dass sich die Europäische Union nicht stär- sultationsmechanismus vorzusehen, der von den ker hinter Dänemark gestellt habe und merkte an, EU-Institutionen wahrgenommen und anerkannt er habe das Gefühl, dass der Dialog zwischen werde. den Kulturen derzeit eher ein Monolog der west- lichen Welt sei. Auch der belgische Abgeordnete In der Debatte zum Referat Plassniks ging es vor Phillippe Mahoux bekräftigte ausdrücklich, das allem um die Zukunft der EU-Verfassung und den Recht auf freie Meinungsäußerung dürfe nicht Karikaturenstreit. So teilten mehrere Abgeordne- eingeschränkt werden. te die Einschätzung der Außenministerin, wonach es von großer Bedeutung sei, das Vertrauen der Dem gegenüber machte der türkische Abgeord- Bevölkerung für das Europäische Projekt zu nete Yasar Yakis geltend, wenn man bestimmte gewinnen. Die Bürger fühlten sich nicht ausrei- christliche Karikaturen als blasphemisch einstufe, chend eingebunden, meinte etwa der griechische müsse man auch moslemische Karikaturen in Abgeordnete Sotirios Hatzigakis. gleicher Weise bewerten. Die Türkei sei ein laizistisches Land und halte das Recht auf freie Ana Palacio (Spanien) gab zu bedenken, dass Meinungsäußerung hoch, konstatierte er, es sich die Bevölkerung von der Globalisierung müsse aber auch Grenzen für dieses Recht bedroht fühle und man ihr klar machen müsse, geben. Yakis glaubt, dass das Problem anders dass die EU-Erweiterung nicht nur von Nutzen für gelöst hätte werden können, wenn Dänemark die neuen EU-Länder, sondern für die gesamte anders vorgegangen wäre. EU sei. Abgeordneter Matthias Wissmann (Deutschland) hielt fest, je mehr Europa leiste, Senator Mario Greco (Italien) drückte gegenüber umso mehr werde das Vertrauen der Bevölke- Dänemark die Solidarität der italienischen Dele- rung steigen. Die Erweiterung Europas könne gation aus und betonte, es sei notwendig, von nicht mit der gleichen Geschwindigkeit wie bisher der Phase der Toleranz zu einer Phase des ge- fortgesetzt werden, mahnte er. genseitigen Respekts und der Achtung überzu- gehen. Für einen Dialog brauche man zwei Part- Pierre Lequiller (Frankreich) führte aus, gerade ner, unterstrich er. viele Jugendliche verstünden nicht mehr, um welche Ziele es Europa gehe, schließlich sei Abseits der beiden Schwerpunktthemen betonte beispielsweise Frieden etwas, das sie ohnehin der bulgarische Abgeordnete Atanas Paparizos, haben. Abgeordnete Kristiina Ojuland (Estland) Bulgarien tue alles dafür, um mit 1. Jänner 2007 hielt fest, vielleicht sei die EU in den letzten Jah- der EU beitreten zu können. Man sei bestrebt, ren mit der gleichzeitigen Erweiterung und Ver- alle Empfehlungen der EU-Kommission in ihrem tiefung der Union zu ehrgeizig gewesen. letzten Bericht zu erfüllen. Der kroatische Abge-

174 ordnete Neven Mimica gab zu bedenken, dass irland einzubeziehen. Wichtig war für Grenfell ein Erweiterungsstopp der EU die Reformkräfte ebenso wie für die niederländische Abgeordnete am Balkan entmutigen würde. Er hoffe, dass die Godelieve M. Van Heteren, dass die Beratungen Reflexionspause keine Erweiterungspause nach öffentlich und transparent geführt werden. sich ziehe, sagte er. Der Abgeordnete Jari Vilén (Finnland) trat dafür Abgeordnete besprechen weitere Vorgangsweise ein, bei der Behandlung über die Scheidungs- der Parlamente bei der Subsidiaritätsprüfung richtlinie auch das Thema der Rechte des Kindes mit einzubeziehen. Für den griechischen Abge- Vorsitzender Abgeordneter Werner Fasslabend ordneten Sotirios Hatzigakis kam auch der Be- erinnerte an die grundsätzliche Einigung, den reich Immigration, insbesondere der Kampf Prozess der Subsidiaritätsprüfung fortzusetzen. gegen illegale Einwanderung als Thema für die Unter den Themenvorschlägen, die von insge- Subsidiaritätsprüfung in Frage. samt 14 Ländern und 18 Kammern eingebracht wurden, haben sich nun vor allem zwei Bereiche Der deutsche Abgeordnete Matthias Wissmann herauskristallisiert, berichtete Fasslabend: die betonte, die Subsidiarität sei eine Voraussetzung Fragen der Ehescheidung sowie der Komplex der für die Wiedergewinnung des Vertrauens der Be- Postdienstleistungen. völkerung in die Europäische Union.

In der Debatte erinnerte der belgische Abgeord- Vorsitzender Werner Fasslabend teilte abschlie- nete Hermann De Croo daran, dass rund ein ßend mit, dass die Webseite für den interparla- Drittel aller Mitgliedstaaten eine föderalistische mentarischen Informationsaustausch ab März Verfassung habe, was bei der Diskussion und bei probeweise zur Verfügung stehen und An- der Entscheidung in Subsidiaritätsfragen berück- fang Juli offiziell eröffnet werde. Was die Einbe- sichtigt werden müsste. Gerade Belgien mit ziehung der regionalen Institutionen in die Dis- seinem komplexen Staatsgefüge könnte hier kussion über die Subsidiarität betrifft, wies Fassl- richtungweisend sein, meinte er. abend auf die Konferenz in St. Pölten am 18. und 19. April hin, die auch diesem Thema ihr Augen- Der Abgeordnete Lord Grenfell (Vereinigtes merk schenken wird. Grundsätzlich begrüßte der Königreich) berichtete von der Bereitschaft Vorsitzende die von vielen Abgeordneten gefor- seines Landes, in diesen Fragen auch die derte Öffentlichkeit der Debatten als Schritt zu Parlamente von Schottland, Wales und Nord- mehr Transparenz.

Parlamentskorrespondenz/05/20.02.2006/Nr. 134

COSAC berät über die Auswirkungen des hielt Fasslabend vorweg fest, wobei er die ver- Geburtenrückgangs in Europa ringerte Innovationskraft als das Hauptproblem einer alternden Gesellschaft sah und vor den Fasslabend: Eine Schlüsselfrage für das Folgen einer abnehmenden Investitionsbereit- europäische Sozialmodell schaft als Folge des Geburtenrückgangs warnte.

Wien (PK) - Am Nachmittag setzte die COSAC Statistische Daten, Prognosen und Analysen zum ihre Beratungen unter dem Vorsitz von Präsident Thema stellten vorweg Universitätsprofessor Werner Fasslabend fort, wandte sich dem Thema Wolfgang Lutz und Universitätsdozentin Alexia "Lissabon-Strategie" zu und konzentrierte sich Prskawetz vom Institut für Demographie an der dabei auf Fragen der demographischen Entwick- Akademie der Wissenschaften zur Verfügung. lung. "Das ist eine Schlüsselfrage für die Zukunft Lutz ging einleitend auf die dramatischen demo- des europäischen Lebens- und Sozialmodells, graphischen Veränderungen in den einzelnen

175 europäischen Ländern ein und sagte, Grund zur Europa hin. Zur Lösung der demographischen Besorgnis gebe vor allem die Prognose, dass Probleme empfahl Greco die Förderung der Wirt- das Verhältnis zwischen der Zahl der arbeitenden schaft durch Verbesserung der sozialen Schutz- Menschen und der Pensionisten - heute 4:1 - bis systeme. Es geht um soziale Stabilität und um 2050 auf 2:1 sinken könnte. Um dem entgegen Anreize für die Menschen, länger zu arbeiten. zu wirken, zähle die Erhöhung der Beschäfti- Dieser Forderung schloss sich Anton Kokalj (Slo- gungsquote zu den Zielen der Lissabon-Strate- wenien) an, der seinerseits die eingeschränkte gie. Die meisten Länder liegen derzeit aber noch Personenfreizügigkeit auf dem Binnenmarkt für unter diesen Zielvorgaben, Österreich und Italien die neuen EU-Mitgliedsländer kritisierte. etwa bei den 55- bis 65-jährigen Frauen - nur Skandinavien liege über dem europäischen Atanas Shterev (Bulgarien) berichtete von Maß- Durchschnitt. nahmen der Regierung seines Landes, Eltern finanzielle Anreize in Form steuerlicher Erleichte- Eine alternde Gesellschaft habe Probleme bei rungen zu geben und die gesellschaftliche Des- der Innovation und bei der Steigerung der Pro- integration von Familien mit Kindern zu verhin- duktivität zu erwarten, sagten auch die Experten dern. und wiesen darauf hin, dass zwar die Berufs- erfahrung mit zunehmenden Alter wachse, Sotirios Hatzigakis (Griechenland) sprach sich für andere Qualifikationen aber, etwa die manuelle eine großzügige Politik zur Lösung der demogra- Geschicklichkeit, abnehmen. Demographisch phischen Probleme aus, wobei er die Integration jüngere Regionen treten bei den Investitionen der Einwanderer und die Notwendigkeit lebens- global als Konkurrenten für Europa auf, Europa langen Lernens in den Vordergrund stellte. stehe also vor großen Herausforderungen. Die Frage des polnischen Vertreters Golozemski, Eine exakte Prognose sei aber nicht möglich, da wie es den skandinavischen Ländern gelinge, die Entwicklung von Lebenserwartung, Geburten- ihre demographischen Probleme zu lösen, beant- rate und Migration unsicher sei. Ungewiss sei wortete Elisabeth Arnold aus Dänemark. Sie auch, wie sich Versuche, die Geburtenrate poli- erinnerte an die Frauen, die seit den sechziger tisch zu beeinflussen, tatsächlich auswirkten. Die Jahren zunehmend in die Gemeinderäte und Einführung des Kinderbetreuungsgeldes in Öster- Parlamente einzogen und sich dort erfolgreich für reich habe die Geburtenrate gesteigert, aber Kinderbetreuungseinrichtungen und die bessere nicht stark, die Frage, ob dieser kurzfristige Effekt Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzten. anhalten werde, sei offen. Dies habe zu einem Ansteigen der Geburtenrate geführt. Man dürfe aber nicht vergessen, dass In der Geschichte der Menschheit habe es noch die Familien heute frei darüber entscheiden, wie nie eine so lang anhaltende Steigerung der Le- viele Kinder sie haben wollen - Geburtenraten benserwartung bei gleichzeitiger Abnahme der wie in den alten Zeiten, als dies noch nicht mög- Geburtenrate gegeben, ein Prozess, der Gesell- lich war, hielt Arnold daher für unmöglich. schaft und Wirtschaft stark verändern werde, sagte Lutz abschließend. Er sehe dennoch keine Herman De Croo (Belgien) schlug vor, die Bil- Krise, sondern eine Herausforderung für Europa. dungsanstrengungen zu verstärken, die Lebens- Die Lissabon-Strategie sei ein Motor, um gegen arbeitszeit zu verlängern und die Arbeitszeit zu die demographischen Entwicklungen anzukämp- flexibilisieren. Dies sei notwendig, um die Kon- fen. kurrenzfähigkeit Europas zu erhalten. De Croo wandte sich gegen künstliche Barrieren bei der Mario Greco (Italien) leitete die Diskussion mit Einwanderung, kritisierte aber die Politik der USA der Aufforderung ein, die Zusammenhänge zwi- und Großbritanniens, die gut ausgebildete Fach- schen der Umsetzung der Lissabon-Strategie kräfte aus armen Ländern "importieren", aus Län- und den Maastricht-Kriterien nicht aus dem Auge dern, die sich die Ausbildungskosten kaum leis- zu verlieren und wies auf die steuerlichen Unter- ten können. schiede zwischen den einzelnen Regionen in

176 Jozef Jeraj (Slowenien) erinnerte an das Ziel sei- zu besetzen, sagte Kneifel und schilderte seine nes Landes, das BIP auf EU-Durchschnitt anzu- persönliche Familiengeschichte als typisch für die heben. Im Zusammenhang damit habe die Er- europäische Entwicklung: Selbst aus einer zehn- werbsquote der Frauen zugenommen, die Ge- köpfigen Familie stammend sei er zwar Vater von burtenrate sei aber auf den schlechtesten Wert in vier erwachsenen Kindern, aber kein Großvater. der EU gesunken. Zugleich habe das Verhältnis Arbeitnehmer:Pensionisten auf 2:1 abgenom- In einer Antwortrunde ging zunächst Universi- men, weil Arbeiter, die in Produktionen für den tätsdozentin Alexia Prskawetz auf Fragen ein, die ehemaligen jugoslawischen Markt tätig waren, in in der Diskussion aufgeworfen wurden. In der Pension geschickt wurden. Daher fehle jetzt Geld EU-Beschäftigungspolitik sollte man sich nicht zur Unterstützung der Familien. Jeraj plädierte für nur auf die Arbeitnehmer, sondern auch auf die eine veränderte Sozialpolitik mit dem Ziel, die Arbeitgeber konzentrieren und nicht außer Acht Natalität zu erhöhen, da die Zuwanderung das lassen, dass eine größere Mobilität der Arbeit- demographische Problem nicht lösen könne. nehmer auch die Produktivität und die Innovati- Europa brauche bessere Bedingungen, um dem onskraft der Wirtschaft steigern können, dies Menschen die Entscheidung für Kinder zu er- gelte insbesondere auch bei den Dienstleis- leichtern. tungen. Große Bedeutung maß Prskawetz auch der Bildungspolitik und dem lebenslangen Lernen Petr Lachnit (Tschechien) sprach von einer gro- zu. Bei der Diversifizierung der Sozialsysteme ßen wirtschaftlichen und sozialen Herausforde- sollte man die sozialen Ziele nicht aus den Augen rung, verlangte eine neue europäische Sozial- verlieren, meinte sie. agenda und hielt es für notwendig, die Zustim- mung zum europäischen Verfassungsvertrag zu Universitätsprofessor Wolfgang Lutz bezeichnete erreichen. es als schwierig, die Auswirkungen familienpoliti- scher Maßnahmen zu "messen", weil für das Auch Giacomo Stucchi (Italien) riet dazu, die Steigen und Sinken der Geburtenrate mehrere demographische Herausforderung anzunehmen, Wirkungskräfte maßgeblich seien. Eine Aus- indem man den Familien unter die Arme greift nahme stelle offenbar Frankreich dar, dessen und zugleich die Zuwanderung behutsam lenkt. Familienpolitik historisch weit zurückreiche. Nötig sei eine konzertierte Aktion in der EU. Lebensvorstellungen und Idealbilder der Fami- liengröße ändern sich nicht rasch und sind kurz- Edmund Wittbrodt (Polen) befasste sich mit der fristig nicht beeinflussbar, sagte Lutz. Frage, inwieweit steigende Produktivität die Auswirkungen der demographischen Entwicklung In seiner Schlusszusammenfassung hielt Präsi- kompensieren könne und wie das Kinderbetreu- dent Werner Fasslabend fest, die demographi- ungsgeld wirke. Wie viele andere Vertreter aus schen Entwicklung sei an sich kein Thema für die den neuen EU-Mitgliedsländern kritisierte auch EU, sondern ein nationales Thema der Mitglieds- Wittbrodt die mangelnde Personenfreizügigkeit staaten. Da sich die demographische Entwick- auf dem Binnenmarkt. lung aber auch auf europäischer Ebene auswir- ken, sei es wichtig gewesen, darüber auf einer Eine dramatische Entwicklung sah auch der COSAC-Sitzung zu beraten. Dass es möglich sei, Vorsitzende des EU-Ausschusses des Bundes- die demographische Entwicklung politisch zu rates Gottfried Kneifel. Der Anteil der europäi- beeinflussen, zeigten Frankreich und die skandi- schen Bevölkerung hatte um 1900 noch 25 % der navischen Länder. Es gelte, Problembewusstsein Weltbevölkerung betragen, 2050 werde er nur und politische Konzepte zu schaffen und die noch 7 % ausmachen. Die EU benötige 1,6 Mil- Diskussion fortzusetzen, schloss Werner Fassl- lionen Zuwanderer jährlich, um die Arbeitsplätze abend.

177 Parlamentskorrespondenz/05/22.05.2006/Nr. 497

XXXV. COSAC nahm Beratungen im Parla- sagte, unverzichtbare Mediatoren und Vermittler ment auf zwischen den Anliegen und Erwartungen der Bevölkerung und den Aktivitäten der politischen Schüssel informiert Parlamentarier über Repräsentanten auf gesamteuropäischer Ebene. Österreichs EU-Schwerpunkte Europa brauche das Vertrauen und das Mitwir- Wien (PK) - Das aktuelle Programm des österrei- ken der europäischen Bürger und das Engage- chischen EU-Vorsitzes, die zukünftige Entwick- ment auf nationaler und regionaler Ebene, be- lung der Europäischen Union, die stärkere Ein- kräftigte Kneifel. Es gehe um die Frage, was die bindung der nationalen Parlamente in die Recht- Bürger von Europa haben und erwarten. So hätte setzung auf europäischer Ebene und die Bezie- die Bevölkerung in einer Meinungsumfrage etwa hungen der EU mit dem Westbalkan stehen im vergleichbare Lebensstandards in allen EU-Län- Mittelpunkt einer zweitägigen Konferenz der dern, die Einführung des Euro in der gesamten Europaausschüsse der nationalen Parlamente EU und eine gemeinsame Verfassung als we- und des Europäischen Parlaments im Hohen sentliche Bestandteile Europas gewertet. Haus, die heute vom Vorsitzenden des EU- Unterausschusses des Nationalrats Werner Als einen Schlüssel für mehr Bürgernähe und Ak- Fasslabend eröffnet wurde. Eines der Ziele der zeptanz der EU durch die Bürgerinnen und Bür- mittlerweile 35. COSAC ist es, wie Fasslabend ger qualifizierte Kneifel das Subsidiaritätsprinzip. bereits im Vorfeld betont hatte, nach der Sub- Der Entscheidungsprozess müsse möglichst sidiaritätskonferenz in St. Pölten nunmehr kon- nahe an die Bevölkerung herangetragen werden, krete Schritte bezüglich der besseren Einbindung konstatierte er. Diese hätte wenig Verständnis für der nationalen Parlamente in die Rechtsetzung EU-einheitliche Regelungen "ohne erkennbaren der EU zu erörtern und die in St. Pölten erzielten Mehrwert". Das Subsidiaritätsprinzip sei bereits Ergebnisse in eine Realisierungsphase überzu- im Amsterdamer Vertrag verankert, betonte leiten. Kneifel, jetzt, da Diagnose und Therapie bekannt seien, gehe es darum, Taten zu setzen. Zum heutigen Auftakt der COSAC erinnerte Fasslabend, der gemeinsam mit dem Vorsitzen- Als ersten Themenblock widmeten sich die Par- den des EU-Ausschusses des Bundesrats, Gott- lamentarierinnen und Parlamentarier dem Pro- fried Kneifel, die Konferenz leitete, daran, dass gramm des österreichischen EU-Vorsitzes. Bun- im historischen Sitzungssaal des Parlaments deskanzler Wolfgang Schüssel wies in seinem bereits Ende des 19. Jahrhunderts elf Nationen Einleitungsreferat "Europa - Perspektiven und getagt und verhandelt hätten. Ihm zufolge hat es Pragmatik" darauf hin, dass das Jahr 2005 ein sich bereits in St. Pölten gezeigt, dass das Inter- sehr schwieriges Jahr für die EU gewesen sei. esse der nationalen Parlamente an der Frage der Das Verfassungsprojekt sei an zwei negativen Zukunft der Europäischen Union und an der Referenden beinahe gescheitert, skizzierte er, Identitätsfrage - "Wo beginnt Europa, wo hört gleichzeitig seien die EU-Länder über das Bud- Europa auf?" - groß sei. get 2007 bis 2013 "total zerstritten" gewesen. Ebenso habe es schwere Störungen im Ver- Bundesrat Gottfried Kneifel (V) wies in seinem trauen der EU-Institutionen zueinander gegeben Einleitungsstatement darauf hin, dass nicht nur und auch das Vertrauen der Bürger zur EU sei die Akteure auf europäischer Ebene, sondern schwer beschädigt. Schüssel wertete es daher auch die nationalen Parlamente in der derzeiti- als eine der bedeutendsten aktuellen Aufgaben, gen Reflexionsphase über die Zukunft der Euro- Europa "zusammenzuhalten". päischen Union eine besondere Rolle spielten. Für ihn sind die nationalen Abgeordneten, wie er

178 Es sei die Intention Österreichs, alle europäi- geführt werden. Im Jahr 2007 könnte man dann, schen Länder "mitzunehmen", sagte Schüssel, so Schüssel, zu einer Entscheidung kommen. von Ideen, wie sie etwa unter dem Stichwort "Kerneuropa" vorgebracht worden seien, halte er Die Debatte wenig. Überdies bemühe sich Österreich, Die anschließende Diskussion eröffnete Herman Schwung in die Europadebatte zu bringen. De Croo (Belgien) mit einem Appell zu verstärk- Als einen der Erfolge Österreichs hob Schüssel ter parlamentarischer Zusammenarbeit auf euro- den Konsens über das EU-Budget hervor. Er päischer Ebene, um die nach wie vor bestehen- machte geltend, dass das Forschungsbudget den Gegensätze zwischen dem Europäischen erhöht, das Budget für die transeuropäischen Parlament und den nationalen Parlamenten zu Netze mehr als verdoppelt und ein großer Impuls überwinden. Frans Timmermans (Niederlande) für den Studentenaustausch gesetzt worden sei. gab zu bedenken, die Europäisierung der natio- Mehr Geld gebe es auch für Klein- und Mittel- nalen Debatte dürfe nicht vernachlässigt werden, betriebe sowie für die Zusammenarbeit auf dem sonst werde Europa nicht das gewünschte Ver- Gebiet der Außen- und Sicherheitspolitik. Auch trauen finden. Für eine Reparlamentarisierung die Dienstleistungsrichtlinie habe Österreich, so der europäischen Entscheidungen trat Ludek Schüssel, "auf Schiene gebracht". Sefzig (Tschechien) ein, der wie Lord Grenfell (Großbritannien) einen Mangel an Transparenz In Bezug auf das Subsidiaritätsprinzip zeigte sich beklagte. Schüssel über die Zusage von EU-Kommissions- präsident Jose Manuel Barroso erfreut, die natio- Kurt Bodewig (Deutschland) rief in der Frage der nalen Parlamente in Form einer Selbstverpflich- Verfassung dazu auf, den Dialog mit den Bürgern tung der Europäischen Kommission künftig stär- fortzusetzen und von jeglicher Aufgeregtheit Ab- ker in EU-Vorhaben einzubinden und bei jedem stand zu nehmen. Es müsse deutlich gemacht einzelnen geplanten Rechtsakt zu begründen, werden, dass mit dem Verfassungsvertrag für warum das Vorhaben am besten auf europäi- den Einzelnen ein Mehr an Grundrechten und scher Ebene gelöst werden könne. Der Bürger Mitbestimmungsrechten entstanden ist, betonte habe das Gefühl, dass in der EU "wie auf einer er. In diesem Sinn äußerte sich auch Christian schiefen Ebene" alles in Richtung Zentralisierung Philip (Frankreich), der konkrete Signale Europas laufe, erklärte er, das Subsidiaritätsprinzip sei einforderte, um den Bürgern zu beweisen, dass eine gute Antwort darauf. die Union mehr bringt. Vorstellbar waren für Philip dabei unter anderem Infrastrukturprojekte. Zur EU-Erweiterung merkte Schüssel an, er sei Armando Franca (Portugal) meinte ebenfalls, den ein "glühender Anhänger" des erfolgten EU-Bei- Menschen müsste durch eine bessere Kommuni- tritts zehn neuer Länder und des baldigen Bei- kation vermittelt werden, dass Europa für sie ein tritts Bulgariens und Rumäniens. Er sehe aber Erfolg ist. Anton Kokalj (Slowenien) wiederum auch, dass das Tempo der Erweiterung manche vertrat die Ansicht, das Vertrauen der Menschen überfordert habe, meinte der Kanzler. Zudem könne auch dadurch gestärkt werden, dass die müsse die EU darauf achten, handlungsfähig zu kulturelle Zusammenarbeit stärker in den Vorder- bleiben. In diesem Sinn strebt Schüssel für die grund gerückt werde. Zukunft, wie er sagte, objektivierte Aufnahme- verfahren an. Die Frage der Erweiterung sprach unter anderem Neven Mimica (Kroatien) an, der für pragma- Als weitere Schwerpunkte der österreichischen tische Lösungen bei der Fortsetzung des Pro- Ratspräsidentschaft nannte der Bundeskanzler zesses plädierte. Andrzej Galazewski (Polen) die Energiestrategie, eine Nachhaltigkeitsstrate- drängte dabei auf konkrete Beitrittskriterien für gie und den Westbalkan. Der Reflexionsprozess weitere Mitglieder, während Elisabeth Arnold über die Zukunft Europas und über den Verfas- (Dänemark) einwarf, neue Mitgliedsstaaten seien sungsvertrag soll Schüssel zufolge in einer kon- willkommen, wenn sie Rechtsstaatlichkeit, Demo- kretisierten Form mit genauem Zeitplan weiter- kratie und Menschenrechte einhalten. Dann wür-

179 den, wie sie meinte, Kultur und Religion eine ein "Schuhlöffel", um von unten herauf sichtbar geringere Rolle spielen. zu machen, dass diese Projekte im Interesse der Bürger funktionieren und bestmöglich in einem Bundeskanzler Wolfgang Schüssel unterstrich Verfassungsvertrag verwirklicht werden können. grundsätzlich, in der nationalen Debatte sollte es Schüssel warnte überdies davor, Europa an die mehr Zeit für Europa geben. Zum Verfassungs- Kommission und das Europäische Parlament zu vertrag meinte er, dieser bringe eine Fülle von delegieren. Europa müsse ein gemeinsames Pro- zusätzlichen Individualrechten für die Bürger und jekt aller Institutionen sein, Aufgabe der Politiker Mitspracherechten für die nationalen Parlamente. und der Regierungen sei es, jeden Tag bereit zu Für ihn, Schüssel, sei es deshalb unverständlich, sein, dieses Projekt vor den Bürgern zu begrün- dass dieser Vertrag in der Öffentlichkeit als "Ein- den. Schüssel bedauerte in diesem Zusammen- stiegsdroge" in ein zentralistisches, von Brüssel hang, die europäische Vision sei in allen Ländern aus gesteuertes Europa präsentiert wurde. Der von einer gewissen provinziellen Enge bedroht, Entwurf sei jedenfalls viel besser als alles, was und meinte, dieser Gefahr gelte es gemeinsam es bisher gab, und sollte deshalb nicht leichtfertig entgegen zu wirken. geopfert werden. In der Verfassungsdiskussion sprach sich der Das Europa der Projekte, wie es vom franzö- Kanzler zudem gegen einen konkreten Termin für sischen Außenminister Michel Barnier propagiert eine endgültige Entscheidung aus und betonte, wurde, sah Schüssel nicht als Gegensatz zum Europa sollte sich unaufgeregt die notwendige Verfassungsprojekt. Es sei vielmehr eine Hilfe, Zeit nehmen.

Parlamentskorrespondenz/05/22.05.2006/Nr. 501

Khol zum Verfassungsvertrag und zum Sub- über die Zukunft Europas diskutiert. Er glaube, sidiaritätsprüfungsverfahren dass sich diese Form der Zusammenarbeit – Europaparlamentarier, nationale Abgeordnete COSAC-Konferenz im Parlament setzt Bera- sowie Vertreter der Beitrittskandidaten – bewährt tungen fort habe. Paavo Lipponen habe bereits angekündigt, dass die finnische Präsidentschaft diesen Weg Wien (PK) – Die Zukunft des Verfassungs- fortsetzen will und eine derartige Konferenz ab- vertrags sowie die Subsidiaritätsprüfung durch halten wird. die nationalen Parlamente waren die weiteren Themenschwerpunkte der XXXV. COSAC- Bevor Österreich den EU-Vorsitz übernommen Konferenz, die heute im Parlament abgehalten hat, habe er sich drei Ziele gesetzt, führte Khol wurde. Vor Eingang in die Debatte begrüßte weiter aus. Erstens sollte es mehr Debatten über Nationalratspräsident Andreas Khol die Teil- europäische Themen im österreichischen Parla- nehmer im historischen Sitzungssaal. ment geben. Im Rahmen einer Änderung der Ge- schäftsordnung wurde festgelegt, dass es vier Die Veranstaltung sei ein Höhepunkt der öster- Sitzungen im Nationalrat geben soll, in denen reichischen EU-Ratspräsidentschaft, konstatierte ausschließlich Europathemen auf der Agenda Khol. Auch das österreichische Parlament habe stehen. Als zweites Ziel habe man sich vorge- sich sehr angestrengt, seinen Beitrag zu leisten nommen, das Subsidiaritätsprüfungsverfahren und unter anderem zwei große parlamentarische auf Basis des Amsterdamer Vertrags und des Konferenzen in einem neuen Format organisiert. Protokolls Nr. 30 zu "regularisieren" und die Infor- Ende Jänner gab es eine Tagung zum Thema mationsmöglichkeiten und -rechte der staatlichen Lissabonstrategie und Anfang Mai wurde in Brüs- Parlamente – auch im Wege der COSAC – zu sel gemeinsam mit dem Europäischen Parlament verstärken. Die Europäische Kommission soll 180 ihre Gesetzgebungsentwürfe an beide Kammern ten dann von allen Ländern im IPEX abgerufen der Parlamente übermitteln und ihnen die Mög- werden. Er glaube, dass in den Schlussfolge- lichkeit geben, Stellungnahmen abzugeben. Die- rungen des Europäischen Rates im Juni schon se Stellungnahmen sollten von der Kommission einiges dazu zu finden sein werde. auch berücksichtigt und in Erwägung gezogen werden, betonte Khol. Der Vizepräsident der EU- Der Vorsitzende der Konferenz, Abgeordneter Kommission, Günter Verheugen, habe bei der Werner Fasslabend, ging sodann auf den Ablauf Subsidiaritätskonferenz in St. Pölten am 20. April der Konferenz ein. Was die inhaltlichen Schwer- diesen Vorschlag begrüßt und zugesagt, dass er punkte angeht, so würde er es sehr begrüßen, sich für die Umsetzung einsetzen wird. Auch dass neben den einzelnen Bestandteilen des Präsident Barroso habe im Mai bei der Konferenz Verfassungsvertrages auch über das spezifische in Brüssel in seiner Mitteilung diesen Vorschlag europäische Sozial- und Lebensmodell, also die wiederholt und darauf hingewiesen, dass das Verbindung von wirtschaftlicher Leistungsfähig- Jahresprogramm der Kommission den nationalen keit, sozialer Sicherheit und ökologischer Ba- Parlamenten direkt zugeschickt werden soll. lance, diskutiert wird. Es herrsche Einigkeit dar- über, dass auch unter der finnischen Präsident- Khol war weiters der Auffassung, dass die schaft die Debatte über das Subsidiaritätsprü- COSAC, und dabei vor allem das Informations- fungsverfahren fortgesetzt werden soll, führte system IPEX, einen wichtigen Beitrag zur Umset- Fasslabend weiter aus. Dies sei deshalb wichtig, zung der Subsidiarität leisten kann. Ministerpräsi- weil es dabei nicht nur um mehr Bürgernähe, dent Stoiber habe etwa bei der Subsidiaritätskon- sondern auch um mehr Effizienz gehe. Ein wichti- ferenz darauf hingewiesen, dass der Deutsche ger Nebeneffekt sei nämlich, dass es durch die Bundestag über 30 Mitteilungen zu Fragen der bessere und rechtzeitige Einbindung der nationa- Subsidiarität nach Brüssel gesandt hat. Solche len Parlamente eine höhere Bereitschaft gebe, Informationen oder zum Beispiel die Stellung- die EU-Beschlüsse in den einzelnen Ländern nahmen des französischen Parlaments, das sich auch umzusetzen. ausführlich mit diesem Thema befasst hat, könn-

Parlamentskorrespondenz/05/22.05.2006/Nr. 503

COSAC-Konferenz diskutiert Verfassung und gen gemacht mit dem Tenor, die Hauptaufgabe Subsidiarität der nationalen Parlamente sei die Kontrolle ihrer Regierungsmitglieder in den europäischen Insti- Fasslabend: Jetzt ist die Chance, etwas zu tutionen und man dürfe den Subsidiaritätsmecha- verbessern nismus nicht missbräuchlich verwenden. Grund- sätzlich sprach sich eine überwiegende Mehrheit Wien (PK) – Am Nachmittag wurde die COSAC- der COSAC – Mitglieder für dieses Verfahren auf Konferenz mit einer äußerst lebhaften und aus- der Grundlage des Amsterdamer Vertrags aus. führlichen Debatte zum Thema "Zukunft des Ver- fassungsvertrags und Subsidiaritätsprüfungsver- Diese Zustimmung unterstrich auch der Vorsit- fahren durch nationale Parlamente" fortgesetzt. zende der Konferenz, Abgeordneter Werner Dabei kristallisierte sich im Hinblick auf das Fasslabend, in seinem Resümee. Trotz offener Subsidiaritätsprüfungsverfahren ein gewisses Diskussion sei der Wunsch nach Kooperation Spannungsverhältnis zwischen den Vertretern zwischen nationalen Parlamenten und Europäi- der nationalen Parlamente und des Europäischen schem Parlament zu spüren gewesen, sagte er Parlaments heraus. Das Europäische Parlament und es habe sich gezeigt, dass die gemeinsame hatte zum Vorschlag von Kommissionspräsident Ebene erweiterungs- und vertiefungsfähig sei. Er Jose Manuel Barroso einige kritische Anmerkun- halte es für notwendig, dass Sensibilitäten in 181 einer lebhaften Diskussion angesprochen wer- der nationalen Parlamente sah sie die Kontrolle den. Der Zeitpunkt für das Subsidiaritätsprü- der jeweiligen Regierungsmitglieder in den euro- fungssystem sei gut, um nüchtern zu überlegen, päischen Institutionen. Auch das Europäische welche Schritte zu setzen sind. Er halte es für Parlament führe eine Subsidiaritätskontrolle wert, diesen Versuch zu starten, denn in der durch, betonte Berger und appellierte, diese Fra- gegenwärtigen Situation habe man die Chance, ge nicht zu einem Konfliktthema mit dem Euro- für die Zukunft etwas zu verbessern. päischen Parlament aufzubauen.

Auch hinsichtlich des Verfassungsvertrages habe Eher kritisch zum Subsidiaritätsprüfungssystem die Diskussion einen Willen nach gemeinsamer äußerte sich Abgeordneter Caspar Einem (S). Lösung gezeigt, stellte Fasslabend fest. Er sei Die nationalen Parlamente hätten jetzt schon die darin bestärkt worden, dass der Glaube an Euro- Möglichkeit, mehr zu prüfen, sie interessierten pa nicht verloren gegangen ist. Das Thema Ver- sich jedoch zu wenig für die europäischen Mate- fassungsvertrag müsse man vorsichtig behan- rien, meinte Einem. Wer über die nationalen Par- deln und vor allem müsse man die Einwände und lamente "drüberfahre", das sei nicht das Euro- die Zustimmungen ernst nehmen, nur dann päische Parlament, sondern das seien die natio- werde Europa profitieren können. nalen Regierungen. Durch das neue Verfahren werde man noch mehr Papier bekommen, be- Die Diskussionsbeiträge der österreichischen fürchtete er. Einem zeigte für die Haltung des COSAC-Mitglieder Europäischen Parlaments Verständnis, denn auch die nationalen Parlamente würden sich da- Seitens der österreichischen Abgeordneten mel- gegen wehren, wenn regionale Parlamente diese dete sich zuerst Ulrike Lunacek (G) zu Wort. Sie kontrollieren wollten. Alle Parlamente seien direkt meinte, dass im Rahmen der Verfassungsdebatte gewählt und hätten eigene Aufgaben und unter von den Bürgerinnen und Bürgern Ängste artiku- diesem Aspekt sollten sie besser miteinander liert würden, die nichts mit der Verfassung zu tun kooperieren. Abschließend unterstützte Einem haben. Man müsse daher jene Passagen des den vorliegenden Verfassungsvertrag. Verfassungsvertrags besser kommunizieren, wo es um wichtige Rechte gehe, zum Beispiel um Eine lebhafte Diskussion die Vollbeschäftigung. Die Subsidiarität halte sie für sinnvoll, wenn diese zum Ziel habe, das Euro- In der weiteren Debatte meinte Rainder Stehen- päische Parlament und die nationalen Parla- block (Deutscher Bundestag), die Subsidiaritäts- mente enger zu verbinden. Für wenig hilfreich debatte könne eine große Chance sein, um das hält sie die Subsidiarität aber, wenn darin Re- Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger wieder zu nationalisierung zum Ausdruck kommt. Jedenfalls gewinnen. Gleichzeitig sollte aber auch eine De- dürfe es nicht zum "Cherrypicking" kommen, hielt mokratiedebatte geführt werden, da die Men- Lunacek fest. Sollte das Subsidiaritätsprüfungs- schen wissen wollen, wer für die Entscheidungen verfahren kommen, hält sie eine Aufstockung der verantwortlich ist. Seiner Ansicht nach fehlen Ressourcen für die Fraktionen für notwendig, um derzeit vor allem in den nationalen Parlamenten die zahlreichen Unterlagen auch entsprechend entsprechende Strukturen sowie echte Mitent- sichten zu können. scheidungsmöglichkeiten, denn Information allein sei zu wenig. EP-Abgeordnete Maria Berger (S) bekannte sich nachdrücklich zum Subsidiaritätsprüfungsverfah- Bogdan Barovic (Slowenien, Nationalversamm- ren. Sie verwahrte sich aber dagegen, dieses lung) sprach sich in der Verfassungsfrage für missbräuchlich zu verwenden. Subsidiarität sei einen gemeinsamen Nenner und die Definition kein Allheilmittel für die Sorgen der Bürgerinnen klarer Fundamente aus. Die Bürgerinnen und und Bürger, sagte sie, und wenn Europa in be- Bürger Europas wünschten sich eine stabile stimmten Fragen keine Regelungen treffe, dann Union mit sozialer Sicherheit; dies sei aber nur müssten es die Nationalstaaten tun, was jedoch mit einer Verfassung möglich. Der derzeitige Ent- nicht immer der Fall sei, verteidigte sie so man- wurf sei für ihn kein totes Dokument, sondern che Regelung auf EU-Ebene. Als Hauptaufgabe "lebe noch immer". Man müsse ihn entweder ver-

182 bessern oder eine neue Fassung erarbeiten, Andrea Manzella (Italien, Senat) sprach sich schloss er. dafür aus, hinsichtlich der Subsidiarität Vorsicht walten zu lassen. Die Verfassung sei bereits jetzt Jo Leinen (Europäisches Parlament) war der schon ausgewogen und diese Balance dürfe man Meinung, dass den Bürgerinnen und Bürgern die nicht zerstören. Er wolle daher von einer euro- bisherige "Begründung" – die Union ist eine Frie- päisch-parlamentarischen Kooperation sprechen. densunion – nicht mehr ausreiche. Die Menschen erwarten sich Antworten auf die brennenden Fra- Johannes Koskinen (Finnisches Parlament) ver- gen und Probleme, etwa die Globalisierung, die langte eine baldige Umsetzung des Subsidiari- Beschäftigungssituation, den wirtschaftlichen tätsprüfungsverfahrens, damit die Parlamente Aufschwung Chinas und Indiens, die Migration, rechtzeitig gesetzgeberisch tätig werden können. die Kriminalität und den Terrorismus etc. Dazu Dadurch sei man besser vorbereitet, um euro- brauche man nicht nur die nationalen Parla- päische Standards zu schaffen. Die Probleme mente, sondern auch die politischen Parteien, innerhalb der Union sah Koskinen zum Teil auch war Leinen überzeugt. in der Tatsache begründet, dass die Parlamente bisher viel zu spät reagiert haben. Pierre Lequiller (Frankreich, Nationalversamm- lung) gab zu bedenken, dass man nicht nur über Honorio Novo (Portugiesisches Parlament) den Verfassungsvertrag, sondern auch über nannte die bisherigen Strategien brüchig. Die konkrete Inhalte diskutieren sollte. Als wichtige Prioritäten für Europa liegen seiner Ansicht nach Themen nannte er dabei die Zukunft der Ener- beim Thema Arbeit und Kohäsion. Man brauch gieversorgung, Religion und Kultur. Ein großes einen soliden Verfassungsvertrag, mehr Trans- Anliegen war ihm auch, das Interesse und die parenz und Subsidiarität, so Novo. Begeisterung der Jugendlichen für europäische Anliegen zu wecken. Inigo Mendez de Vigo (Europäisches Parlament) meinte, die Hauptaufgabe in nächster Zukunft Phillippe Mahoux (Belgien, Senat) sprach sich für liege darin zu erklären, warum die Verfassung so mehr Transparenz innerhalb der EU aus und wichtig ist. Sie bringe beispielsweise mehr Effi- meinte, dass man das Verhältnis zwischen Euro- zienz und Transparenz. Man dürfe sich nicht die päischem Parlament und den nationalen Parla- Rosinen herauspicken, sagte er, begrüßte jedoch menten institutionalisieren sollte. Er trat auch für den Vorschlag von Kommissionspräsident Bar- eine Stärkung der Rolle des Europäischen Parla- roso zum Subsidiaritätsprüfungsverfahren. ments durch die Verfassung ein. Ben Fayot (Luxemburgisches Parlament) sprach Socratis Kosmidis (Griechisches Parlament) sich dafür aus, sich auf die zentralen Punkte zu unterstützte das Subsidiaritätsprinzip, da dieses konzentrieren. Einer dieser Punkte sei die Frage, hilfreich sei, um den europäischen Besitzstand zu ob man den Souveränitätstransfer wolle, oder ob sichern. Er begrüßte daher den Vorschlag Barro- man auf der intergouvernementalen Ebene sos, die nationalen Parlamente möglichst früh bleiben wolle. von den Vorhaben zu unterrichten. Thomas Silberhorn (Deutscher Bundestag) be- Godelieve van Heteren (Niederlande, Repräsen- wertete das Subsidiaritätsprüfungsverfahren auf tantenhaus) hielt die Reflexionsphase für wichtig, Grund der hohen formalen Hürden ambivalent. um eine neue Vertrauensbasis mit den Bürgerin- Die nationalen Parlamente müssten seiner Mei- nen und Bürgern aufbauen zu können. Ihrer nung nach bemüht sein, mehr öffentliche Auf- Ansicht nach bedarf es neuer Formen der Mit- merksamkeit anzustreben. sprachemöglichkeiten und mehr Transparenz. Sie rief alle dazu auf, die Spannungen zwischen Billy Gustafsson (Schwedisches Parlament) wies Europäischem Parlament und nationalen Parla- auf die politischen Perspektiven der Subsidiarität menten abzubauen. hin. Sie sei Hilfe, bei den Menschen Verständnis für europäische Lösungen zu wecken. Die Men-

183 schen würden, so Gustafsson, eine Politik erseh- zum Subsidiaritätsprüfungsverfahren kritisch ge- nen, die ihren Interessen entgegenkomme. äußert hat, und betonte, dass man das Euro- päische Parlament keineswegs schwächen wolle. Antonio Girfatti (Italien, Senat) appellierte, die Befugnisse des Europäischen Parlaments nicht Ähnlich die Wortmeldung von Charlotte Antonsen zu beschneiden. Vor allem müsse es das Zustim- (Dänisches Parlament). Auch sie zeigte kein Ver- mungsrecht zum Haushalt behalten. ständnis dafür, dass das Europäische Parlament das Angebot Barrosos an die nationalen Parla- Jimmy Hood (Großbritannien, House of Com- mente reduzieren möchte. Den österreichischen mons) kritisierte heftig das Europäische Parla- Vorschlag hält sie für ausgezeichnet, da er die ment wegen dessen Aussagen zur Subsidiarität. Balance wahre. Die nationalen Parlamente haben das Recht zu prüfen, bekräftigte Hood. "Verteidigen wir die Baroness Thomas (Großbritannien, House of nationalen Interessen und teilen wir das, was wir Lords) stellte ebenfalls die Frage, warum das gemeinsam haben!", so sein Aufruf. Europäische Parlament gegen eine genauere Prüfung durch nationale Parlamente sei. Allge- Sophia Kalantzakou (Griechisches Parlament) mein sprach sie sich für eine Verbesserung der vertrat die Auffassung, dass der Verfassungstext Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern zu technisch formuliert ist. Die Bürgerinnen und aus. Bürger müssten verstehen, was in den Gesetzen stehe und man brauche eine Verfassung, in der Liina Tonisson (Estnisches Parlament) begrüßte das Recht auf Arbeit, auf soziale Sicherheit und die Initiativen der österreichischen Präsident- auf Umweltschutz verankert sei und wo die schaft zum Bürokratieabbau. Der Vorschlag Bar- Macht der Konzernmultis eingeschränkt werde. rosos zur Subsidiarität sollte die nationalen Parla- Kalantzakou forderte auch mehr Rechte für das mente mutiger machen, sagte sie, wobei es not- Europäische Parlament und einen Abbau von wendig sei, Regeln zu vereinbaren, in welcher Art Bürokratie. und Weise die Kommission die Dokumente über- mittelt. Barry Andrews (Irisches Parlament) wendete ein, dass nationale Parlamente nicht unbedingt volks- Aydin Dumanoglu (Türkische Nationalversamm- näher agierten und knüpfte daran seine Forde- lung) bezeichnete die EU als eine Zone des Frie- rung nach mehr demokratischer Verantwortlich- dens und der Stabilität und als einen Magnet, der keit der Volksvertretungen. weit über die Grenzen hinaus wirke. Die Union müsse daher die Herausforderung annehmen Ankie Broekers-Knol (Niederlande, Senat) unter- und alles tun, um ein Global Player zu sein. stützte den Vorschlag der österreichischen Präsi- dentschaft nach mehr Transparenz im Europäi- Neven Mimica (Kroatisches Parlament) sprach schen Rat. Sie trat für das Subsidiaritätsprü- die derzeitige Patt-Stellung an und meinte, man fungsverfahren ein, meinte aber, dass in Hinkunft müsse nun eine Debatte über die gemeinsamen die Proportionalität noch wichtiger sein werde als Werte und die Identität führen. Vor allem sei es die Subsidiarität. notwendig, die Balance im europäischen sozial- ökonomischen Modell zu halten. Roger Jansson (Finnisches Parlament) thema- tisierte die Mitspracherechte regionaler Parla- Edmund Wittbrodt (Polen, Senat) trat für eine mente in föderalen Staaten im Rahmen des Sub- Ausdehnung der Reflexionszeit ein, da die Men- sidiaritätsprüfungsverfahrens. Das Europa der schen von den Bestimmungen des Verfassungs- Regionen werde man schwer umsetzen können, textes erst überzeugt werden müssten. Auch er wenn die Menschen nicht das Gefühl haben, zeigte sich überrascht über die Haltung des Euro- dass sich die Entscheidungen ihren Interessen päischen Parlaments zum Subsidiaritätsprü- annähern, bemerkte er. fungsverfahren.

Richard Hörcsik (Ungarn, Nationalversammlung) Daran knüpfte auch Herman de Croo (Belgien, bedauerte seinerseits, dass sich der Verfas- Repräsentantenhaus) an und meinte, dass die sungsausschuss des Europäischen Parlaments nationalen Abgeordneten näher beim Bürger 184 seien. Auch er schnitt das Thema der regionalen Lone Dybkjaer (Dänisches Parlament) bedauerte Ebene in föderalen Staaten in Zusammenhang den Konflikt mit dem Europäischen Parlament mit dem Subsidiaritätsprüfungsverfahren an. und appellierte an alle, zusammenzuarbeiten, um die europäische Vision zu verwirklichen. Sie Juozas Jarusevicius (Litauisches Parlament) könne nicht verstehen, dass die Europa-Abge- begrüßte die Initiative Barrosos zur Subsidiarität ordneten die nationalen Abgeordneten nicht als und schlug vor, das Arbeitsprogramm der Kom- gleichberechtigt anerkennen. mission im Europäischen Parlament und in den nationalen Parlamenten gleichzeitig zu disku- Kurt Bodewig (Deutschland, Bundestag) be- tieren. merkte kritisch, er habe den Eindruck, das Euro- päische Parlament sei der Hauptgegner. Viel- Jozef Heriban (Slowakei, Nationalrat) themati- mehr würde den nationalen Parlamentarierinnen sierte die wachsende Kluft zwischen PolitikerIn- und Parlamentariern die Information durch die nen und BürgerInnen und sah als einen Grund eigenen Regierungen verweigert. Das deutsche dafür die negative Darstellung der Politik in den Parlament führe daher derzeit mit der Regierung Medien. Man müsse daher die Kommunikation Verhandlungen bezüglich einer Informationsver- verbessern, meinte er. pflichtung. Bodewig sprach sich gegen ein "Cherrypicking" aus, da er darin die Gefahr sah, Karin Thorborg (Schwedisches Parlament) lehnte den Verfassungsvertrag nie zu realisieren. Dieser den Verfassungsvertrag ab, weil er ihrer Ansicht sei aber die Grundlage für die Zukunft und die nach nicht gut ist. Sie wandte sich daher auch Erweiterung. Die EU sei ein Integrationsprojekt, gegen die Formulierung im Abschlussdokument, in einer reinen Freihandelszone hätten die natio- dass die Unwissenheit der Bürgerinnen und Bür- nalen Parlamente nichts zu sagen, warnte er. ger zur Ablehnung des Vertrags geführt habe.

Parlamentskorrespondenz/05/23.05.2006/Nr. 504

Europas Perspektiven: Einheit in der Vielfalt manchen Bereichen der Bevölkerung zu regist- rieren, zum anderen müsse man sich mit einer Nachbarschaftspolitik und Westbalkan The- ökonomischen Strukturreform befassen, zum men der COSAC-Konferenz dritten habe man sich mit der Globalisierung mit ihren Chancen und Risken zu konfrontieren. Wien (PK) – Mit dem Fokus auf europäische Nachbarschaftspolitik und die weitere Entwick- In einer mehr und mehr globalisierten Welt sei lung auf dem Westbalkan ging heute die die EU wichtiger denn je, hielt die Kommissarin XXXV. Konferenz der COSAC im Hohen Haus fest. Sie sei nachgerade die europäische Antwort weiter. Einleitende Statements kamen dazu von auf die Globalisierung. Keinesfalls sei also die EU-Kommissarin Benita Ferrero-Waldner und EU überholt, sie müsse jedoch transparenter und vom ehemaligen Vizekanzler Erhard Busek. demokratischer werden und sich inhaltlich stär- ken, um der Skepsis der Bürger wirkungsvoll zu Ferrero-Waldner unterstrich eingangs ihrer Aus- begegnen. führungen die grundlegende Bedeutung natio- naler Parlamente für die EU-Politik, seien diese Die Kommission habe dies auch erkannt und doch die Transmissionsriemen, ohne welche beabsichtige nun, von der Reflexions- in eine europäische Politik nicht funktionieren könne. Aktionsphase einzutreten. Man dürfe in diesem Zusammenhang den Verfassungsvertrag nicht ad Drei Themenfelder seien es, mit denen sich die acta legen, sondern müsse eine schrittweise EU in ihrer gegenwärtigen Situation auseinander- Strategie verfolgen, wobei es gelte, die bestehen- setzen müsse. Zum einen gelte es die Skepsis in

185 den Verträge aktiver und effektiver auszuschöp- schaffen. Die Aufgabe des Peacemaking und fen. Peacekeeping habe der Pakt damit hervorragend gelöst. Gerade an dieser Stelle werde eine aktive Außenpolitik immer wichtiger. Die EU müsse Busek umriss die Arbeitsfelder des Paktes und Stabilität exportieren, um nicht Instabilität zu kam auf die bisherigen Resultate zu sprechen. In importieren, formulierte die Kommissarin. Die politischer Hinsicht laufe heute alles ordentlich Nachbarschaftspolitik der EU gebe mithin poli- ab, auch das Problem der Flüchtlinge sei in vie- tische Antworten auf strategische Fragen und die len Bereichen erfolgreich gelöst worden, weshalb geostrategischen Aufgaben der EU. Ferrero- sich der Pakt heute verstärkt des Themas der Waldner bezeichnete die EU-Nachbarschafts- Migration annehme, das auch Auswirkungen auf politik als ein Erfolgsmodell, das eine Wohl- die innenpolitische Lage der jeweiligen Länder stands-, Stabilitäts- und Sicherheitspolitik für die und auf die Arbeitsmärkte beider Seiten habe. EU und ihre Partner schaffe. Als weitere Aufgabe gelte es, so Busek weiter, In der Folge ging die Kommissarin auf die poli- parlamentarische Kooperation zu stärken, der tischen Aktionspläne der EU ein, die eine Viel- Lokalpolitik vermehrtes Augenmerk zu schenken zahl von politischen Fragen aufgreife und kon- und regionale Kooperationen anzuregen, wobei kreten Antworten zuführe. Die Palette reiche von Busek als konkretes Beispiel die alljährlichen Menschenrechtsaspekten über die Umwelt- und Waldbrände an den Adriastränden rund um Du- die Wirtschaftspolitik bis hin zu Themen der Bil- brovnik ansprach, die mit einer Zusammenarbeit dung. Zudem illustrierte die Rednerin die Formen der Feuerwehren Bosniens, Kroatiens und Mon- der Nachbarschaftspolitik an konkreten Beispie- tenegros effizienter bekämpft werden könnten. len wie der Ukraine oder Moldawien. In wirtschaftlicher Hinsicht sei der Pakt gleichfalls Von besonderer Wichtigkeit seien in diesem Zu- eine Erfolgsgeschichte, wie das Engagement sammenhang auch parlamentarische Koopera- ausländischer Unternehmen in der Region eben- tionen. Die Zusammenarbeit auf parlamentari- so zeige wie die Wachstumsraten, die zwischen scher Ebene und die Rolle der nationalen Parla- vier und sieben Prozent lägen, was auch nötig mente für die europäische Nachbarschaftspolitik sei, wenn diese Länder wirtschaftlichen An- seien keinesfalls zu unterschätzen, unterstrich schluss an Europa finden wollten. die Rednerin, die in diesem Zusammenhang das Prinzip der Subsidiarität ansprach, das eines Dennoch müsse man hier unterscheiden: Kroa- jener Elemente sei, die dazu dienten, die euro- tien, Rumänien und Bulgarien entwickelten sich päischen Akteure effizienter zu vernetzen, damit sehr gut, Serbien-Montenegro entwickle sich man schneller zur Aktion schreiten könne. mittelprächtig, die anderen Länder, Makedonien, Bosnien, Moldawien, der Kosovo und Albanien, Die europäische Nachbarschaftspolitik nütze der böten teilweise Anlass zur Sorge. Es zeige sich, EU und ihren Nachbarn, und die nationalen Par- dass sich jene Staaten, die der EU näher stün- lamente spielten dabei im Interesse einer bürger- den, besser entwickelten als die anderen; hier nahen EU eine bedeutende Rolle, hielt Ferrero- gelte es, entsprechend zu agieren. Waldner abschließend fest. Schließlich sprach Busek auch noch Aspekte der Der Sonderkoordinator des Stabilitätspaktes für Sicherheitspolitik an, dabei vor allem der Be- Südosteuropa Erhard Busek erläuterte zunächst kämpfung der Kriminalität - insbesondere des die aktuelle Situation auf dem Balkan, der eine Drogenhandels - und der Korruption das Wort wichtige Region für Europa darstelle. Er rekapitu- redend. Hier gebe es immer noch viel zu tun, lierte die Geschichte des Stabilitätspaktes und schloss Busek. meinte, dieser sei eine Erfolgsstory, weil es nicht nur gelungen sei, den Krieg und die damit ver- An die beiden Vorträge schloss sich eine inten- bundenen Gräuel zu beenden, sondern auch sta- sive Diskussion unter den anwesenden Parla- bile politische und wirtschaftliche Verhältnisse zu mentariern an, an der sich Vertreter Serbien-

186 Montenegros, Deutschlands, Portugals, Grie- trittskandidaten besonders gefördert würden, was chenlands, Belgiens, Hollands, Polens, Groß- die Kluft zu den anderen Staaten vergrößere. britanniens, Tschechiens, Sloweniens, Kroatiens, Schließlich setzte sich Lunacek abermals dafür Finnlands, Frankreichs, Litauens und der Türkei ein, den Visazwang weitestgehend zu reduzie- beteiligten. Thematisiert wurden dabei die unter- ren, um schon jetzt den Bürgern dieser Staaten schiedlichsten Aspekte der Außenpolitik, aber vermehrt eine europäische Perspektive zu bieten. auch Energie-, Bildungs- und Umweltfragen so- wie wirtschaftliche Themen. Ferrero-Waldner hielt abschließend fest, dass es im Interesse der Union liege, die Energiepolitik Aus Österreich meldeten sich dabei Bundesrat der Mitgliedsstaaten zu koordinieren und zu har- Albrecht Konecny und Abgeordnete Ulrike Luna- monisieren, da eine ansprechende Energiever- cek zu Wort. Konecny votierte dafür, mit den sorgung der Union im Interesse aller Mitglieds- Staaten des Westbalkan lieber ehrlich als höflich staaten gelegen sei. In der Nachbarschaftspolitik zu reden, denn die Perspektive des Balkan müs- gebe es für jedes Land eine eigene Strategie, die se als eine langfristige eingeschätzt werden, so- differenziert und auf die spezielle Problemlage dass es wichtig sei, darüber zu sprechen, welche abgestimmt sei. Diese Politik sei vor kurzem an- Zwischenstufen im Rahmen einer europäischen gelaufen, und das Ergebnis sei abzuwarten. Die Integration zu beachten seien. Zudem sollte die Zukunft sei nicht präjudiziert, es gehe darum, die Union auch die regionale Kooperation fördern, Möglichkeiten effizient zu nutzen. Man müsse denn diese Länder müssten mit sich selbst Frie- aber realistisch an die Dinge herangehen und den schließen und nicht mit der EU. Im Sinne der dürfe nicht zu hohe Erwartungen haben, warnte Integration und der Stärkung der Wirtschaftskraft die Kommissarin, die bei dieser Gelegenheit auf brauche es daher eine entsprechende Zusam- konkrete Fragen einging. menarbeit in der Region selbst, hielt Konecny fest. Busek sprach die aktuelle Situation zwischen Serbien, Montenegro und dem Kosovo an und Lunacek thematisierte die Zukunft Montenegros, meinte, es sei hinsichtlich künftiger Erweiterun- wo man sich überlegen müsse, wie man vor dem gen der EU nicht ratsam, konkrete Daten zu nen- Hintergrund des knappen Ergebnisses des Refe- nen, vielmehr müsse es zuerst um Implementie- rendums über eine Unabhängigkeit dieses Ge- rungen gehen, um die diesbezüglichen Projekte biets eine Polarisierung in der Bevölkerung hint- wirklich zu einem Erfolg werden zu lassen, wozu anhalten könne. Zudem sei die Heranführungs- es auch, wie erwähnt, entsprechende regionale strategie an die EU problematisch, da die Bei- Kooperation brauche.

Parlamentskorrespondenz/05/23.05.2006/Nr. 505

Fasslabend: Europa hat seine Schwierig- abend (V) unterstrich die Bedeutung des gefun- keiten, aber es lebt denen Kompromisses, indem er auf die lebhafte und teilweise kontroversielle Diskussion hinwies. COSAC verabschiedet einstimmig Schluss- Trotz unterschiedlicher Positionen sei es gelun- dokument gen, zu einem Konsens zu kommen, der sub- stanzielle Punkte enthält, sagte Fasslabend. Wien (PK) – Mit einem einstimmig verabschiede- "Europa hat seine Schwierigkeiten, aber es lebt. ten Schlussdokument ging heute Mittag die Es lebe Europa", so das Resümee Fasslabends. XXXV. COSAC, die Konferenz der Europaaus- schüsse der nationalen Parlamente der Mitglied- Von einigen Konferenzteilnehmern wurde die staaten und des Europäischen Parlaments, zu Ausgewogenheit des vorliegenden Textes noch- Ende. Vorsitzender Abgeordneter Werner Fassl- mals explizit begrüßt (Herman de Croo, Belgien,

187 Repräsentantenhaus und Pierre Lequiller, Frank- mationsaustausch zwischen den Parlamenten reich, Nationalversammlung). Jo Leinen, der Vor- durch die IPEX Website werden, die von den sitzende des Verfassungsausschusses des Euro- Präsidenten der nationalen Parlamente und des päischen Parlaments, äußerte sich ebenfalls zu- Europäischen Parlaments anlässlich ihrer Konfe- frieden über den Verlauf der Debatte. Sie habe renz in Kopenhagen vom 29. Juni bis 2. Juli 2006 gezeigt, dass die Parlamentarierinnen und Parla- vorgestellt wird. mentarier gegen eine Stagnation in Europa ein- treten und sich für eine aktive Agenda, insbeson- Die Teilnehmer der COSAC wollen mit ihrer dere für das große Projekt eines neuen Europa- Resolution auch die Kommission ermutigen, eine vertrags, einsetzen. In einer Replik auf die gest- Methode zum Abbau von Bürokratie bis rige Diskussion bekräftigte Leinen, das Europäi- Ende 2006 auszuarbeiten, und begrüßen die Ini- sche Parlament und die nationalen Parlamente tiative der Kommission, bestehendes EU-Recht seien Partner. Es gehe um Parlamentarismus zu vereinfachen und in Zukunft für eine bessere und damit um die Demokratisierung der Europa- Qualität der Rechtsvorschriften zu sorgen. politik. Die Subsidiaritätskontrolle verkörpere ein Sie sprechen sich im Dokument auch für mehr wesentliches Prinzip der Union, nämlich die Transparenz in der EU und in diesem Zusam- Dezentralität, sagte er. menhang für die Öffnung der Ratssitzungen aus. Der finnische Abgeordnete Jari Vilen versicherte, Was den Verfassungsvertrag betrifft, so erwartet dass unter finnischer Präsidentschaft die Frage man sich, dass beim Europäischen Rat am der Subsidiarität und der Nachbarschaftspolitik 17. Juni 2006 eine so genannte Road Map für als Schwerpunktthemen weitergeführt würden. weitere Schritte vorgelegt wird, wobei auf den Hinsichtlich der Subsidiarität werde man um Ratifikationsprozess im Allgemeinen eingegan- einen praktischen Ansatz bemüht sein, bei der gen werden soll, aber auch gezielte Vorschläge Nachbarschaftspolitik wolle sich Finnland in ers- präsentiert werden sollen, wie die Union besser ter Linie auf die nördliche und östliche Dimension funktionieren könnte. Die Abgeordneten vertreten konzentrieren. Die nächste Sitzung der COSAC die Auffassung, dass das Vertrauen der europäi- kündigte er für den 20. und 21. November 2006 schen Bürgerinnen und Bürger in die Union nur an. dann gestärkt werden könne, wenn die Debatte Mehr Transparenz, Umsetzung der Subsidiarität über den Verfassungsvertrag hinaus auf allen und näher zum Bürger Ebenen weiter geführt wird und vor allem die spezifischen Anliegen und Befürchtungen der Schwerpunkte des Abschlussdokuments sind die Menschen thematisiert werden. Themen Subsidiarität und Transparenz. Darin wird die effektive Anwendung des Subsidiaritäts- Schließlich unterstützen die COSAC-Teilneh- und Proportionalitätsprinzips aufgrund des Ams- merinnen und -Teilnehmer den Reform- und terdamer Vertrags als ein wesentliches Kontroll- Stabilisierungsprozess am Westbalkan und die element der nationalen Parlamente bezeichnet. Bemühungen, diese Staaten an die EU heranzu- Die Konferenz begrüßt die Zusage des Kommis- führen. Positiv wurde auch der Reformprozess in sionspräsidenten anlässlich der Zukunftskonfe- der Ukraine bewertet. Grundsätzlich betrachten renz am 9. Mai 2006, den nationalen Parlamen- die Parlamentarierinnen und Parlamentarier die ten direkt alle Legislativvorschläge zu übermit- Nachbarschaftspolitik als eine notwendige Er- teln. Die Kommission wird ersucht, Einwände der gänzung der Erweiterungspolitik. nationalen Parlamente zu berücksichtigen bzw. innerhalb eines vertretbaren Zeitraums darauf begründet zu reagieren. Erleichtert soll der Infor-

188 8.6. Beitrag XXXV. COSAC

Conference of Community and European Affairs Committees of Parliaments of the European Union (COSAC)

Contribution adopted by the XXXV COSAC Vienna, 22-23 May 2006

The Future of Europe and the Period of respecting the decision of other Member States Reflection which have not yet ratified.

1.1 COSAC believes that in order to renew the Subsidiarity and Proportionality confidence of Europe’s citizens in the Union a broad debate which does not limit itself to the fate 3.1 COSAC regards the monitoring of the of the Constitutional Treaty has to be continued effective application of the principles of at all levels. In this regard citizens’ specific subsidiarity and proportionality as an important concerns and the status of public opinion in the element of the scrutiny role of National Member States need to be understood. Parliaments.

1.2 COSAC takes good note of the debate in the 3.2 COSAC stresses that the EU should act in Joint Parliamentary Meeting on the Future of areas where action on the European level clearly Europe on 8 and 9 May 2006. COSAC is brings added value. This matter was dealt with at convinced that the meeting made a valuable a conference on subsidiarity in St. Pölten on 18 contribution to conclusions that might be drawn and 19 April 2006 as a follow-up to the Hague- from the period of reflection. conference.

1.3 COSAC calls on the European Council on 17 3.3 COSAC bearing in mind the role national June 2006 to present a roadmap for further parliaments already play in the scrutiny of EU measures to be taken, in particular for the future legislation as acknowledged in the Amsterdam of the ratification process in general, and to come Treaty’s Protocol No 9 on the role of national up with specific proposals on how the Union parliaments in the European Union and Protocol could function better. No 30 on the application of the principles of subsidiarity and proportionality stresses that their The Constitutional Treaty full use should lead to more efficiency in implementing EU policies. 2.1 COSAC calls on the European institutions to explain better the advantages of the 3.4 COSAC warmly welcomes the commitment of Constitutional Treaty not just in terms of the President of the Commission at the Joint institutional questions but also with regard to Parliamentary Meeting on the Future of Europe citizens’ rights, transparency, balance of on 9 May 2006 to transmit directly all new solidarity and subsidiarity, democracy, rights of legislative proposals and consultation papers to national parliaments and values. National Parliaments, inviting them to react so as to improve the process of policy formulation. 2.2 COSAC welcomes the decision of 16 COSAC asks the Commission to take into Member States including most recently Belgium, account comments from National Parliaments – Estonia and Finland who have either already in particular with regard to the subsidiarity and ratified the Constitutional Treaty or declared their proportionality principles - and within an intention to do so as a positive signal to keep the acceptable timeframe to acknowledge receipt ratification process in motion while equally and offer a reasoned response.

189 3.5 COSAC requests the Commission to provide existing EU law and to achieve a better quality of its annual legislative and work programme, the new proposals while preserving the acquis annexes and indicative lists in all languages. In communautaire. addition, more detailed information on the proposals would allow national parliaments to 4.3 COSAC encourages the Commission to discuss the substantial policy direction of the devise a method aiming at assessing and Commission. reducing bureaucratic costs by the end of 2006.

3.6 COSAC welcomes the Conclusions of the 4.4 COSAC welcomes the launch of the Conference of the Speakers of European Union Commission’s impact assessment web page on Parliaments of Budapest of 7 May 2005 that the Europa website where the proposals of the referred to COSAC’s “declaration on the role of legislative and work programme together with National Parliaments in the European debate: roadmaps, impact assessment reports and policy Raise national European awareness” and called documents can be found. upon the National Parliaments to hold a debate Openness in the Council preferably in plenary session each year on the annual legislative and work programme of the 5.1 COSAC underlines the necessity to realise Commission with due respect for their internal maximum transparency in the EU decision work programme, legal framework and traditions. making process for the benefit of our citizens, European democracy and the future of the EU. 3.7 COSAC notes that a significant number of National Parliaments have agreed to take part in 5.2 COSAC calls on the Council to allow open the second subsidiarity and proportionality check sessions for European Union legislative based on legislative proposals from the proposals including on certain matters not subject Commission's annual work programme for 2006. to the co-decision procedure as set out in Art 251 Since part of the proposals will only be dealt with ECT and amend its rules of procedure in the second half of 2006 COSAC invites the accordingly. incoming Finnish Presidency to take over the th coordination under the terms of the conclusions The 5 Biannual Report of the XXXIV COSAC. 6. COSAC welcomes the 5th biannual report 3.8 COSAC looks forward to the official prepared by the COSAC Secretariat which has inauguration of the IPEX website by the again been helpful for obtaining an overview of Conference of the Speakers of European Union the developments in the European Union that are Parliaments at their next conference in relevant to parliamentary scrutiny. Copenhagen from 29 June to 2 July 2006 which The Western Balkans should allow National Parliaments to better coordinate their activities and exchange their best 7.1 COSAC expresses its support for the reform practises in the framework of COSAC. and stabilisation process in the Western Balkans as steps towards the integration of these Better regulation countries into the European Union. In this context 4.1 COSAC thanks the President of the COSAC welcomed the presence of COSAP at its Commission for the information on the follow up meeting as a special guest. of its contribution of the XXXIV COSAC with 7.2 COSAC welcomes the start of negotiations to regard to impact assessments. COSAC asks the transform the Central European Free Trade Commission to translate at least the summaries Association CEFTA into a comprehensive Free of all its impact assessments into all official Trade arrangement for South Eastern Europe as languages of the Union. an important step on the road to full integration of 4.2 COSAC welcomes the Commission’s all countries of the region into the European initiative on better regulation, its efforts to simplify structures.

190 Neighbourhood Policy part of complementing the EU enlargement policy. 8. COSAC takes a positive note of the transformation process in the Ukraine and regards the neighbourhood policy as a necessary

191 9. Joint EU-Presidency Seminar in Kapstadt/Südafrika, 25. bis 26. Mai 2006

In den vergangenen Jahren hat AWEPA wäh- Mehr als 120 Parlamentarier/-innen aus 24 af- rend der jeweiligen EU-Präsidentschaften eine rikanischen und 15 europäischen Ländern Reihe von Konferenzen organisiert. Das sprachen sich bei der Konferenz in Kapstadt Hauptziel der diesjährigen Konferenz, die auf für eine stärkere Rolle der Volksvertretungen Initiative des österreichischen Parlaments bei der Intensivierung der europäisch-afrikani- erstmals in Afrika stattfand, war die Förderung schen Beziehungen aus. Die Verantwortung der europäisch-afrikanischen parlamenta- der Parlamentarier müsse gestärkt werden, vor rischen Partnerschaft im Rahmen der neuen allem was die Kontrolle der Verwendung der EU Afrika Strategie, NEPAD. Das Seminar bot Entwicklungshilfe anbelangt; das Nachvollzie- eine Plattform, den Dialog und die Partner- hen von Geldflüssen von Geber- zu Empfän- schaft zwischen den Abgeordneten aller gerländern sei die gemeinsame Aufgabe der teilnehmenden Länder zu fördern. Ein beson- Parlamentarier aus beiden Kontinenten, so der derer Schwerpunkt wurde dabei auf die Zu- einhellige Tenor der Konferenzteilnehmer. sammenarbeit mit den Parlamenten der neuen In Afrika gäbe es positive Entwicklungen, was EU-Mitgliedstaaten gelegt. die Eindämmung von Konflikten, die Demokra- Die Konferenz hatte drei thematische Schwer- tisierung und die Wahrung der Menschen- punkte: rechte, aber auch was die wirtschaftliche Ent- wicklung betreffe. Ein wesentlicher Faktor für Information und Diskussion der Teilneh- die Zukunft Afrikas sei die intensivere Ausbil- mer über die neue EU Afrika Strategie, dung und Befähigung, eigene Probleme selbst der ODA-Ziele sowie über das Cotonou zu lösen. Noch wichtiger aber sei es, dass Abkommen; neben all der Grundlagenarbeit die Umsetzung Die Förderung der Umsetzung von vor Ort nicht auf sich warten lasse. Das Errei- NEPAD und die Rolle der Parlamente chen der UN-Milleniumsziele werde nur durch in diesem Prozess, sowie zur Errei- konkretes Handeln möglich sein. chung der MDGs und ihre Rolle im

Entwicklungsprozess; Die österreichischen Parlamentarier/-innen Ein spezieller Konferenzteil hat sich der strichen im Rahmen des Seminars auch die Mobilisierung von Parlamentariern für Bedeutung des politischen Dialogs mit allen Anliegen von Kindern im Rahmen der relevanten Akteuren in der Entwicklungs- HIV/Aids Bekämpfung gewidmet. zusammenarbeit heraus. Die Parlamente seien aufgefordert, in permanenter Auseinanderset- Das österreichische Parlament als Co-Ver- zung mit Regierungen, Zivilgesellschaft, aber anstalter war durch die Abgeordneten Peter auch mit Vertreter/innen und marginalisierten Schieder, Franz Glaser, Petra Bayr, Carina Gruppen der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Felzmann, Magda Bleckmann und Sabine Medien und der Bevölkerung im Norden wie im Mandak vertreten. Süden aktiv nach einer neuen Welt zu streben:

192 Einer Welt, in der die Vision von Frieden, Ge- Im Schlussdokument bekannten sich die Teil- rechtigkeit, Freiheit, Gleichheit und Wohlstand nehmer dazu, die Neue Partnerschaft für die für alle Menschen Realität sein könne. afrikanische Entwicklung, NEPAD, zu unter- stützen. Neben der Notwendigkeit, faire Han- Der Konferenzteil, der sich auf die Frage des delsbeziehungen zu etablieren und die recht- Aufbaus von Strukturen für Entwicklungs- liche Absicherung gegenüber multinationalen zusammenarbeit in den neuen EU-Mitglied- Unternehmen zu gewährleisten, bleibe die Not- staaten bezog, wurde von der Obfrau des wendigkeit der öffentlichen Entwicklungshilfe entwicklungspolitischen Unterausschusses des als wichtiger Faktor bestehen, heißt es im Nationalrates, Abgeordnete Petra Bayr, mode- Schlussdokument weiter. Eine wesentliche riert. Die österreichische Abgeordnete hob Voraussetzung für die weitere wirtschaftliche dabei die Wichtigkeit der Kohärenz aller Politik- Entwicklung gerade in den Ländern südlich der bereiche für eine erfolgreiche Entwicklungs- Sahara sei der Kampf gegen HIV und AIDS. zusammenarbeit hervor. Nur wenn Fragen des Handels, der Wirtschaft, der Gesundheit, des Die Parlamentarier sprachen sich auch für ein Umweltschutzes, der Daseinsvorsorge, der Gipfeltreffen der afrikanischen und europäi- Gleichberechtigung, der Bildung, der Men- schen Staatschefs aus, das wesentliche Bei- schenrechte seriös und verantwortungsvoll träge zur Lösung vieler Probleme bringen gegenüber den Menschen im Süden parla- könne. mentarisch behandelt und beschlossen wür- den, sei ein Leben in Würde auf der gesamten Welt möglich.

Österreichs Initiative, das von der jeweiligen EU-Präsidentschaft veranstaltete Parlamenta- riertreffen nicht im EU-Vorsitzland, sondern in einem afrikanischen Land durchzuführen, wur- de allgemein als gute und nachahmenswerte Idee begrüßt.

193 9.1. Programm

EU Presidency Seminar on Africa Towards a Euro-African pact for Africa's development: The Role of Parliamentarians

Cape Town, 25 - 26 May 2006

Programme

THURSDAY 25 MAY Opening session 09:00 - 9:45 Chair: Dr. Jan Nico Scholten, Executive President of AWEPA Opening speeches: Hon. Pieter Schieder, Member of the Austrian Parliament Mr. L. Briet, Head of the EU Delegation in South Africa Mr. Murumba Werunga, Clerk of the Pan African Parliament Mr. Jose Carlos Correia-Nunes, Executive Director of the North-South Centre

Session 1: African initiatives for democracy and development 10:00 - 11:15 Chair: Prof. Korwa Adar, Research Director, Africa Insitute Speakers: Representative NEPAD Secretariat Ms. Yazini April, Reseacher, Africa Institute Mr. David Gakunzi, North South Center of the Council of Europe Prof. Ben Turok, Member of Parliament, South-Africa Theme: In recent years a series of promising pan-African initiatives have been taken to address the political and economic problems of the continent (African Union, NEPAD, African Peer Review Mechanism...). What realistic priority actions should be taken to sustain these processes of political governance, African continental and regional integration and integration in the world economy? How can the processes of change In Africa best be supported by the international community, including the European Union? 11:15 - 12:30 Discussion

Session 2: New EU Strategy for Africa 14:00 - 15:15 Chair: Hon. Johan van Hecke, Member of the ACP-EU Joint Parllamentary Assembly Speakers: Ms. Gwénaëlle Corre, European Centre for Development Policy Management, Netherlands Prof. Dr. Herta Däubler-Gmelin, Member of the German Parliament Hon. Michael Kitt, Member of the Irish Parliament Hon. Carina Felzman, Member of the Austrian Parliament Hon. Halifa Sallah, Member of the Pan African Parliament Theme: On the 12th October the European Commission adopted a new EU strategy for Africa, which suggests a framework for action for all 25 EU member states. This new strategy for Africa is structured around three clusters of policy proposals: in areas considered prerequisites for attaining the MDGs (peace and security and good governance), in areas that create the economic environment necessary for achieving the MDGs (economic growth, trade and interconnection) in areas directly targeting the MDGs (social cohesion and environment). What is the rationale and the objectives of this new strategy? 15:15 - 16:15 Discussion 194 Session 3: The new EU Member States and their Development Policies 16:30 – 17:30 Chair: Hon. Petra Bayr, Member of the Austrian Parliament Speakers: Hon. Pawel Zalewski, Member of the Hon. Franc Horvat, Member of the Hon. Ingrida Circence, Member of the Parliament of Latvia Hon. Toomas Alatalu, Member of the Parliament of Estonia Theme: One of the cornerstones of the ACP-ISU Cotonou Agreement is the need for more frequent, intense and meaningful political dialogue to ensure consistency and increased impact of development cooperation. This session provides an important opportunity for parliamentarians from the new EU member states to report back to the conference what actions their countries take in terms of development policies towards Africa, and how this is organized. 17:30 – 18:15 Discussion

FRIDAY 26 MAY Session 4: HIV/AIDS and ARV Procurement (Report - back from Pre-Conference meeting) 09:00 – 10:00 Chair: Hon. Schadrack Niyonkuru, Member of the National Assembly of Burundi Speakers: Hon. Lediana Mafuru Mng’ong’o, Member of the National Assembly of Tanzania Mr. Tenu Avafia, UNDP Dr. Mickey Chopra, Medical Research Council South Africa Theme: Helping Africa in its effort to achieve the MDGs (especially MDG 6 -combating HIV / AIDS) is one of the objectives of the new EU Strategy for Africa. HIV/AIDS is deepening and spreading poverty, reversing human development and is the leading cause of death in the continent. This session will explain WTO and TRIPs agreements, explore current availability of patented and generic ARV alternatives and contractual agreements, and assist parliamentarians to formulate legislation/policy reforms. It will report back on the special pre-conference session for countries from the Great Lakes Region on ARV procurement that took place on 24 May. 10:00 – 10:30 Discussion

Session 5: Euro-Africa partnership and the parliamentary oversight 10:45 – 12:00 Chair: Hon. Samuel Sitta, Speaker of the National Assembly of Tanzania Speakers: Mr. Andrea Goldstein, Senior Economist, OECD Development Centre Hon. Johan van Hecke, Member of the ACP-EU Joint Parliamentary Assembly Hon. Alfa-Naiki BARRY, Secretary General of the Forum of Parliamentarians for NEPAD, Benin Hon. Malcolm Bruce, Member of the House of Commons, United Kingdom Prof. Ben Turok, Member of Parliament, South-Africa Theme: Development cooperation policies in the North are made inside specialised departments and Institutions. In most eases, the respective parliaments have only a cursory role In determining the policy and setting the amounts disbursed. In the South, the same situation applies. Parliamentarians have only the vaguest Information about aid received and how It Is disbursed. Often it Is off-budget. Yet In many cases, the proper use of aid can make a vital difference. It Is In the interests of both North and South that development aid is properly monitored so that good governance is practiced in both North and South. In North and

195 South, what strategies and programs should be put in place to strengthen the participation, ownership and parliaments oversight role and governments accountability? 12:00 – 13:15 Discussion

Closing session Chair: Mr. Jose Carlos Correia-Nunes, Executive Director of the North-South Centre 14:30 – 15:00 Action Plan presentation 15:00 – 16:00 Discussion, adoption of Action Plan 16:00 - 16:30 Closing Ceremony Hon. Pieter Schieder, Member of the Austrian parliament Mr. Jose Carlos Correia-Nunes, Executive Director of the North-South Centre Dr. Jan Nico Scholten, Executive President of AWEPA

196 9.2.Teilnehmerliste

EU PRESIDENCY SEMINAR ON AFRICA 24-27 MAY 2006, CAPE TOWN, SOUTH AFRICA

PARTICIPANTS LIST

Country Name Institution Austria Hon. Ms. Petra Bayr Parliament of Austria Austria Hon. Ms. Magda Bleckmann Parliament of Austria Austria Hon. Ms. Carina Felzmann Parliament of Austria Austria Hon. Mr. Franz Glaser Parliament of Austria Austria Hon. Mr. Peter Schieder Parliament of Austria Austria Mr. Joseph Wirnsperger Parliament of Austria Austria Dr. Helmut Freudenschuss Ambassador, Embassy of Austria Austria Mr. Norman Spitzegger North-South Institute Austria Christine Hofer Parliament of Austria Austria Hon. Ms. Sabine Mandak Parliament of Austria Austria Nadia Schuster Parliament of Austria Austria Martin Wasser Parliament of Austria Austria Hon. Ms. Gisela Wurm Parliament of Austria Belgium Hon. Mr. Johan van Hecke European Parliament Belgium Hon. Mr. Patrick Moriau House of Representatives of Belgium Belgium Ms. Lydia Maximus Vice President of AWEPA Benin Hon. Alfa-Naiky Barry Secretarv General. AFP Benin Hon. Leon Bani Bio Bigou Parliament of Benin Benin Hon. Andre Dassoundo Parliament of Benin Benin Hon. Rene Sounon Koto Parliament of Benin Brussels Marle Heuts AWEPA Burundi Hon. Zozim Vyubusa Senate of Burundi Burundi Hon. Benoit Ndabashika National Assembly of Burundi Burundi Hon. Schadrack Niyonkuru National Assembly of Burundi Burundi Hon. Caraziwe Clotilde Senate of Burundi Burundi Jocelyne Nahlmana AWEPA Burundi Schadrack Niyonkuru National Assembly of Burundi Denmark Ms. Dorte Neimann DRC Hon. Rose Koyo National Assembly of DRC DRC Hon. Kumbu ki Lutete Raphael National Assembly of DRC DRC Hon. Zephyrin Mamoko Mukwa-Moul Senate of DRC DRC Mr. Kambu Mabiala Bernard National Assembly of DRC DRC Hon. Lambert Mende Omalanga Senate of DRC EALA Hon. George Nangala EALA Estonia Hon. Mr. Toomas Alatalu Parliament of Estonia Estonia Eva Alatalu France Ms. Gwenalle Corre ECDPM Ireland Hon. Mr. Brendan Howlin Parliament of Ireland Ireland Hon. Mr. Michael Kitt Leinster House Ireland Hon. Mr. Dermot O'Mahonv Leinster House Ireland Hon. Mr. Michael Woods Leinster House Ireland Mr. Gerard Corr Ambassador, Embassy of Ireland Italy Hon. Umberto Ranier Parliament of Italv Italy Hon. Dario Rivolta Parliament of Italv Italy Hon. Valdo Spini Parliament of Italv Kenya Hon. Ali Wario National Assembly of Kenya Kenya Ms. Nancy Mukunya National Assembly of Kenya Kenya Marianne Lateste AWEPA Kenya Lawrence Thlongo AWEPA Latvia Hon. Ms. Ingrida Circene Parliament of Latvia

197 Lithuania Hon. Mr. Vytas Navickas Seimas Lithuania Hon. Ms. Vilija Verteliene Seimas Lithuania Ms. Mante Meskeleviciute Seimas Lithuania Hon. Mr. Egidijus Vareikis Seimas Mauritius Hon. Mr. Veda Baloomoodv Parliament of Mauritius Mozambique Hon. Maria Virgínia Videira Parliament of Mozambique Mozambique Hon. Abel Mabunda Parliament of Mozambique Mozambique Angelo Matusse AWEPA Mozambique Luis Dava Namibia Barney Karuoombe SADC PF NEPAD Amb. Willoughbv NEPAD Secretariat NEPAD Ms. Litha Musyimi Qgana NEPAD Secretariat Netherlands Rob Boscha Netherlands Jeff Balch AWEPA Netherlands Marc Holtkamp AWEPA Poland Hon. Mr. Pawel Zalewski Parliament of Poland Poland Artur Kucharski Parliament of Poland Portugal Jose Correia Nunes North South Centre Romania Hon. Mr. Gheorghe Constantin Senate of Romania Romania Hon. Mr. Paul Floricel Senate of Romania Romania Hon. Mr. Petru Movlla Romania Hon. Mr. Petru Gabriel Vlase Parliament of Romania Romania Hon. Mr. Stefan Glavan Parliament of Romania Romania Hon. Mr. Viorel Stefan Senate of Romania Rwanda Hon. Mike Rugema National Assembly of Rwanada Rwanda Hon. Marie Clare Ingabire National Assembly of Rwanada Rwanda Hon. Anastase Nzirasanaho Senate of Rwanada Rwanda Beata Mkabaranga AWEPA Slovenia Hon. Franc Horvat National Assembly of Slovenia South Africa Hon. Speaker Shaun Byneveldt WesternCape Provincial South Africa Hon. Speaker Dr T. Farisane Limpopo Provincial Legislature South Africa Hon. Speaker Mxolisi Dukwana Free State Provincial Legislature South Africa Hon. Speaker Richard Mdakane Gauteng Provincial Legislature South Africa Hon. Speaker Connie Seoposengwe Northern Cape Provincial Legislature South Africa Craig Padayachee Mpumalanga Provincial Legislature South Africa Hon. Prof Ben Turok National Assembly of South Africa South Africa Ms. Charmaine Estment Conflict and Governance Facilitv South Africa Mr. Andrea Goldstein OECD South Africa Mr. Devan Moodley Department of Foreign Affairs South Africa Dr. K Adar Africa Institute South Africa Ms. Yazini April Africa Institute South Africa Tenu Avafia UNDP South Africa Jessica Longwe AWEPA Cape Town South Africa Christine Leibach AWEPA Cape Town South Africa Nomawethu Xali AWEPA Cape Town South Africa Pamela Mpama AWEPA Cape Town South Africa Alexandrina Wonani AWEPA Cape Town Tanzania Hon. Lediana Mafuru Ng'Ong'O Parliament of Tanzania Tanzania Hon. Prof Kilontsi M. Mporogomyi Parliament of Tanzania Tanzania Mr. Christopher Ndalu Parliament of Tanzania Tanzania Basil F. Mtei Uganda Hon. Jane Babiiha Alisemera Parliament of Uganda Uganda Hon. Kabakumba Labwoni Masiko Parliament of Uganda Uganda Jennifer Kwarislima AWEPA Uganda United Kingdom Ms. Emily Baldock House of Lords United Kingdom Hon. Mr. Malcolm Bruce House of Commons United Kingdom Ms. Katie Phelan House of Commons United Kingdom Mr. Michael Mayhew Consul General British Consulate United Kingdom Hon. Lord Peter Truscott House of Lords Zambia Catherine Namugala Parliament of Zambia

198 9.3. Empfehlungen

Euro-African Pact for Africa's development: The Role of Parliamentarians

Draft Recommendations for Action

Cape Town, 25 – 26 May 2006

On 25 and 26 May 2006 in Cape Town, South We would like to draw attention to the following Africa, parliamentarians from 24 African points: countries, including the Pan African Parliament, and 15 European countries, including the - To promote African development, we must European Parliament and the Parliamentary strengthen and redefine partnership. Partnership Assembly of the Council of Europe, participated implies consultation, accountability and in the EU Presidency Seminar on Africa that was transparency. It also includes mutual recognition, organized by AWEPA and the North-South mutual respect and the definition of mutual Centre of the Council of Europe in the framework collective interests. of the Austrian Presidency of the European - A critical element in Europe's support for Africa Union, with support from Austrian Development is ODA, and this requires the intervention of Cooperation and the European Commission. The parliamentarians within their structures in order to seminar provided a platform to promote dialogue examine, monitor and evaluate whether the and partnerships between African objectives of the programme are fulfilled, and parliamentarians and their colleagues from the whether the recipient is benefiting in the manner EU member states and the Council of Europe. intended. Detailed researched will be required We, Members of Parliaments from Europe and into the transfer of resources and the Africa met in Cape Town on 25 and 26 May 2006 achievement of objectives. to discuss matters relating to Europe-Africa - The MDGs are unrealisable or unsustainable relations and particularly the new EU Strategy for without fair terms and conditions for trading, Africa. Acknowledging the contribution of especially in agriculture and duty escalations on development in addressing global challenges, we processed products. Therefore the establishment welcome the new EU Strategy as a coherent and of fair trading relations must be given top priority long-term framework for the relations between in international trade negotiations, including WTO Europe and Africa as a whole, based on common and EPAs. priorities and values, especially the achievement of the MDGs. - Good governance requires effective parliamentary action in Africa and Europe, and We reaffirm our support to NEPAD and African consensus on the definition of good governance initiatives aiming to strengthen good governance, and the relation between governance and democracy, human rights and peace. Africa' development. problems should be addressed by African solutions. - The principles enshrined in the new EU strategy should be translated into a set of operational and We recognize the efforts made by many African implementation guidelines, accompanied by a countries during the last decade to strengthen detailed action plan that includes more democratic systems, accountable to their coherence in development policy and better citizens. coordination in terms of delivering aid.

199 Proclaiming that the days when development 4. The enhancement of dialogue between African policy was the exclusive domain of the executive and European parliamentarians, and especially are over, we stress the importance of promoting those of the new EU member states. the parliamentary dimension in Europe-Africa relations, and call for the explicit recognition of 5. The prioritisation of support for the struggle the important function of parliament in prioritizing against HIV and AIDS, including to reach the goal and monitoring development policies and of universal access to life-saving medicines. resources. 6. Parliamentarians and parliamentary networks Therefore we call for: to ensure that they fulfil their roles in holding governments to account on the commitments 1. The promotion of a parliamentary monitoring made to development in Africa, taking into mechanism with equal representation from Africa account the fundamental role of women. and Europe for the implementation of the new EU Strategy. Adequate resources must be made 7. A follow-up meeting to report back on progress available for this purpose. Such a mechanism made by parliamentarians. should avoid unnecessary bureaucracy so that it African parliamentarians commit themselves to can be speedy and effective. the fulfilment of the MDGs, including through 2. Recognition that the 10th European effective oversight, legislation and budgets. Development Fund under the Cotonou European parliamentarians commit themselves to Agreement includes a provision on good fulfilment of the promises made to Africa with governance, whereby parliaments should be regard to ODA, debt relief and trade reforms. involved in monitoring. Acknowledging the need for a continuous 3. The EU to continue and reinforce its support Europe-Africa dialogue, we call on the for: a) NEPAD; b) African institutions, such as the parliamentarians to press their governments to Pan-African Parliament, regional and national organise the second Europe-Africa Summit. parliaments; and c) the Africa Peer Review Mechanism.

200 10. Konferenz der Vorsitzenden der Finanzausschüsse der nationalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten und des Europäischen Parlaments, Wien, 29. Mai 2006

Am 29. Mai 2006 fand im Parlamentsgebäude nationale Regierungen dazu, gute Bedingun- eine Konferenz der Vorsitzenden der Finanz- gen für Investoren anzubieten. Denn nur mit ausschüsse der nationalen Parlamente und Wettbewerb werde es gelingen, die wirtschaft- des Europäischen Parlaments zu den Themen lichen Herausforderungen durch die USA, Steuerwettbewerb und Betrugsbekämpfung China und Indien zu bewältigen. statt. In seinen weiteren Ausführungen ging Kom- Die Konferenz stand unter dem Vorsitz des missar Kovács auf die unterschiedlichen Be- Obmanns des Finanzausschusses des Natio- rechnungsmethoden für Gesellschaftssteuern nalrates Günter Stummvoll und des Vorsit- ein, die derzeit in den 25 EU-Ländern beste- zenden des Finanzausschusses des Bundes- hen. Er trat für eine gemeinschaftliche Steuer- rates Johann Kraml. Als Referenten fungierten berechnungsmethode ein, mit dem Argument der Kommissar für Steuern und Betrugsbe- der Kostensenkung und der Erleichterung der kämpfung László Kovács, der Bundesminister Tätigkeit grenzüberschreitender Unternehmen. für Finanzen Karl-Heinz Grasser, der stellver- Vorschläge dazu wollte der Kommissar bereits tretende Vorsitzende des Haushaltskontroll- im Juni dem Ecofin-Rat vorlegen. ausschusses des Europäischen Parlaments Beim Thema "Betrugsbekämpfung" betonte MEP Herbert Bösch und der Steuerexperte Kovács die enge Verbindung zwischen einer Professor Michael Lang von der Wirtschafts- erfolgreichen Betrugsbekämpfung und der universität Wien. 19 EU-Mitgliedstaaten, Lissabon-Strategie. Es habe sich aber gezeigt, Rumänien und Bulgarien sowie Mazedonien dass nationale Methoden beim Kampf gegen waren als Teilnehmer vertreten. den Steuerbetrug an Grenzen stießen. "Wir Kommissar László Kovács gab zunächst zu brauchen eine gemeinsame Strategie und bedenken, dass die Europäische Kommission einen gemeinsamen Ansatz", sagte Kovács in der Steuerpolitik ohne Unterstützung der und kündigte neue Ideen für eine intensivere Mitgliedsstaaten, des Rates und des EU-Par- Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten sowie mit laments nichts unternehmen könne, und be- Drittstaaten und für das Schließen von Lücken tonte die wichtige Rolle der nationalen Parla- in der Mehrwertsteuerrichtlinie, ohne die Büro- mente sowie den starken Einfluss, den diese kratie ausufern zu lassen, an. auf die Regierungen ausüben. "Einstimmigkeit Finanzminister Karl-Heinz Grasser leitete seine ist die Voraussetzung für steuerpolitische Ent- Ausführungen mit einem Resümee zur öster- scheidungen im Europäischen Rat", sagte der reichischen Ratspräsidentschaft ein. Diese sei Kommissar. Dieses Prinzip spiegle die na- in der Finanzpolitik auf die Prioritäten Wachs- tionale Souveränität der EU-Mitgliedsländer tum und Beschäftigung in Europa gerichtet, um wider. Den Steuerwettbewerb betrachtete der den Bürgern zu signalisieren, dass die Union Kommissar als wichtig für Europa, er zwinge

201 alles daran setze, die Arbeitslosigkeit zu redu- müssten möglichst pragmatische Lösungen zieren und die Rolle Europas im internationa- gefunden werden. Im Bereich der Eigenmittel, len Kontext zu stärken. Mit den Ergebnissen der Landwirtschaft und der Strukturpolitik habe des Lissabon-Zwischenberichts konnte nie- der europäische Haushalt im Jahr 2004 mand zufrieden sein, sagte Grasser und 982,3 Mill. €, also ca. 1 % des Gesamtbudgets, äußerte die Hoffnung, dass die nationalen Re- verloren, zeigte Bösch auf. Zwischen 1971 bis formpläne die Identifikation der Mitgliedsländer Ende 2004 seien im Bereich der Landwirt- mit dem Lissabon-Prozess erhöhen werde. Der schaft rund 3,1 Mrd. € an vorschriftswidrigen Minister informierte über verbesserte Investiti- Zahlungen gemeldet worden. Davon seien onsanreize für kleine und mittlere Unterneh- 17 % wieder eingezogen, 8 % zu Lasten des men, für höhere Energiesicherheit und für die EU-Haushalts oder des entsprechenden Mit- transeuropäischen Netze sowie über bessere gliedstaates abgeschrieben worden, rund 75 % Rahmenbedingungen für Finanzdienstleistun- seien aber noch offen. Dies zeige sehr deut- gen auf dem Binnenmarkt und die Senkung lich, dass Missbrauch nur dann verhindert wer- von Verwaltungskosten durch bessere Rechts- den könne, wenn es auch Sanktionen gibt. Als setzung. Nicht zuletzt sei es der österreichi- positives Faktum hob Bösch hervor, dass die schen Ratspräsidentschaft gelungen, eine Eini- Unregelmäßigkeiten im Bereich der Landwirt- gung über die finanzielle Vorausschau bis schaft über die letzten Jahre hinweg deutlich 2013 herbeizuführen. weniger geworden seien. Ein Grund dafür liege sicherlich in der Einführung des integrierten Finanzminister Grasser unterstrich ebenfalls Verwaltungs- und Kontrollsystems (INVEKOS). die Bedeutung des Steuerwettbewerbs; zu Dies sei aber ein Beweis dafür, dass man denken geben sollten allerdings die zu langen, Europa administrieren und betrugssicherer oft jahrzehntelangen Diskussionen über Ent- machen könne, sagte er. scheidungen in Steuerfragen. Dieses Tempo reiche nicht aus, Europa gegenüber Asien und Michael Lang referierte anschließend zum den USA wettbewerbsfähig zu halten. Weiters Thema "Betrugs- und Missbrauchsbekämpfung problematisierte er das Einstimmigkeitsprinzip bei den direkten Steuern in der EU". Den in diesen Fragen. Als ein positives Beispiel im Schwerpunkt seiner Ausführungen legte er Kampf gegen den Mehrwertssteuerbetrug dabei auf die direkten Steuern, wo es nicht, nannte der Minister das 2002 in Österreich für wie bei den indirekten Steuern, um einen oft die Baubranche eingeführte „Reverse-Charge- recht "primitiven" Betrug gehe, sondern um System“, womit ein erhebliches steuerliches missbräuchliche Gestaltungen, Steuervermei- Mehraufkommen erzielt worden sei. dung oder Steuerflucht. Bezüglich der Wirk- samkeit der Steuerkontrolle stellte Lang fest, Bei der Frage des Schutzes der finanziellen die Mitgliedstaaten müssten zur Kenntnis neh- Interessen der EU liegt nach Ansicht von Euro- men, dass das Gemeinschaftsrecht die Ab- paabgeordnetem Herbert Bösch das grund- schottung vom Steuerwettbewerb verhindere, legende Problem darin, dass zwischen dem es liege nach der Judikatur des EuGH auch an gemeinsamen Binnenmarkt und der nationalen ihnen, die Amtshillfemöglichkeiten (Informati- Steuerpolitik eine "Lücke der Kompetenzen" onsaustausch und Vollstreckungsamtshilfe) besteht. Gerade in diesem Bereich entstehen effizienter zu gestalten. Es müsse entspre- die meisten "Betrügereien", urteilte er, und hier 202 chende Entwicklungs- und Schulungsarbeit eine Harmonisierung der Doppelbesteuerungs- geleistet werden, damit sich die Finanzver- abkommen an. Lang vertrat die Auffassung, waltungen besser an derartige Instrumentarien dass gerade in der Frage der Abgrenzung der gewöhnen. Weiters sollten nach Ansicht von Steuerhoheiten es sehr sinnvoll wäre, wenn Lang die Koordinierungs- und Harmonisie- die EU-Mitgliedstaaten eine einheitliche Vor- rungsbemühungen forciert werden. Als Bei- gangsweise im Verhältnis zu Drittstaaten wähl- spiele führte er die Einführung einer einheit- ten. lichen Steuerbemessungsgrundlage, eine Eine anregende Debatte unter Beteiligung einheitliche Abgrenzung der Steuerhoheiten in nahezu aller teilnehmenden Parlamentarier den Doppelbesteuerungsabkommen sowie rundete die Veranstaltung ab.

203 10.1. Programm

Konferenz der Vorsitzenden der Finanzausschüsse der nationalen Parlamente und des Europäischen Parlaments Wien, 29. Mai 2006 „Steuerwettbewerb und Betrugsbekämpfung“

Programm

Montag, 29. Mai 2006 10.00 Uhr Eröffnung durch den Obmann des Finanzausschusses des Nationalrates Günter STUMMVOLL und den Vorsitzenden des Finanzausschusses des Bundesrates Johann KRAML, Lokal VI 10.05 Uhr Vorsitz Günter STUMMVOLL key-note speaker: László KOVÁCS, Kommissar für Steuern und Zollunion, aus der Sicht der Kommission: „Steuerwettbewerb und die Bekämpfung von Mehrwertsteuerbetrug" Diskussion 11.35 Uhr key-note speaker: Karl-Heinz GRASSER, Bundesminister für Finanzen, aus der Sicht der EU-Präsidentschaft und aus nationalstaatlicher Sicht: „Die Bekämpfung des Mehrwertsteuerbetruges“ Diskussion 12.35 Uhr Resümee der Diskussionsergebnisse durch Günter STUMMVOLL und Johann KRAML

14.30 Uhr Vorsitz Johann KRAML, Vorsitzender des Finanzausschusses des Bundesrates key-note speaker: Herbert BÖSCH, Stellvertretender Vorsitzender des Haushalts- kontrollausschusses des Europäischen Parlaments „Der Schutz der finanziellen Interessen der EU“ Diskussion 16.00 Uhr key-note speaker: Michael LANG, Wirtschaftsuniversität Wien „Betrugs- und Missbrauchsbekämpfung bei den direkten Steuern in der EU“ Diskussion 17.00 Uhr Resümee durch Günter STUMMVOLL und Johann KRAML 17.30 Uhr Ende des Treffens

204 10.2. Teilnehmerliste

CONFERENCE OF CHAIRPERSONS OF FINANCIAL AFFAIRS COMMITTEES Vienna, 29 May 2006

List of Participants

MEMBER STATES

AUSTRIA Mr. Günter STUMMVOLL, MP, Chairman of the Financial Affairs Committee, National Council Ms. Gabriele TAMANDL, MP, Member of the Financial Affairs Committee, National Council Mr. Johann MOSER, MP, Member of the Financial Affairs Committee, National Council Mr. Johann KRAML, MP, Chairman of the Financial Affairs Committee, Federal Council Mr. Stefan SCHENNACH, MP, Member of the Financial Affairs Committee, Federal Council

Ms. Susanne BACHMANN, Clerk of the Committee Mr. David Christian LIEBICH, Deputy Clerk of the Committee Ms. Julia Loretta KRAJCIK, Conference Secretary

BELGIUM Mr. Luk VAN BIESEN, MP, President of the Sub-Committee „Cour des comptes“ of the Finance and Budget Committee, House of Representatives

CZECH REPUBLIC Mr. Robert KOLAR, MP, Member of the Committee on Economy, Agriculture and Transport

DENMARK Ms. Lene JENSEN, MP Mr. Peter BOHLBRO, Head of Secretariat

ESTONIA Mr. Meelis ATONEN, MP, Chairman of the Finance Committee

FINLAND Mr. Jari KOSKINEN, MP, Member of the Finance Committee, Chairman of the Subcommittee for Tax Affairs

FRANCE Mr. Michel BOUVARD, MP, Vice-President of the Finance Committee, National Assembly Ms. Annabelle ARCHIEN, Administrateur

GERMANY Mr. Eduard OSWALD, MP, Chairman of the Finance Committee, Bundestag Mr. Dietmar HÜSEMANN-MENGE, Head Administrator of the Finance Committee, Bundestag

GREECE Mr. Theodoros SKREKAS, MP, Chairman of the Committee for Economic Affairs Mr. Miltiadis MAKRIYANNIS, European Relations Deputy of the Greek Parliament Ms. Aikaterini SKREKA, Associate of the Chairman

HUNGARY Mr. Krisztián KOVÁCS, Advisor

IRELAND Mr. Michael FINNERAN, MP, Vice-Chairman of the Joint Committee on Finance and Public Service, Dail Eireann Mr. Patrick F. TIMMINS, Secretary to the Joint Committee on Finance and Public Service (Seanad Eireann)

205 LITHUANIA Mr. Raimundas PALAITIS, MP Mr. Vladimiras VOLČIOK, MP

LUXEMBOURG Mr. Laurent MOSAR, MP, Vice-President of the Chamber of Deputies, President of the Finance and Budget Committee

MALTA Mr. Robert ARRIGO, MP Mr. Charles MANGION, MP

NETHERLANDS Mr. Ferd CRONE, MP, House of Representatives

POLAND Ms. Renata ROCHNOWSKA, MP, Vice-Chairperson of the Public Finance Committee, Sejm Mr. Tomasz MISIAK, MP, Deputy Chairman of the National Economy Committee, Senate

PORTUGAL Mr. Mario ANTÃO, MP, President of the Committee

SLOVENIA Mr. Bojan STARMAN, MP, Chairman of the Committee on Finance and Monetary Policy, National Assembly Ms. Marija STIBILJ, Secretary of the Committee on Finance and Monetary Policy

SPAIN Mr. Erasmo ARMAS, MP, Chairman, Congress of Deputies Ms. Monica MORENO Mr. Rogelio Pardo GABALDON, MP, Senate Mr. Manuel FERNÁNDEZ CARNICERO, Legal Advisor

UNITED KINGDOM Mr. John McFALL, MP, Chairman of the Treasury Committee, House of Commons Mr. Andrew STAINES, Staff of the Treasury Committee, House of Commons Lord John KERR, MP, Member of the EU Committee, House of Lords Mr. Ed LOCK, Clerk, EU Committee, House of Lords

ACCEDING COUNTRIES

BULGARIA Mr. Petar DIMITROV, MP

ROMANIA Mr. Varujan VOSGANIAN, MP, Chairman of the Committee for Budget, Finance and Banks, Senate Ms. Ruxandra NĂSTASE, Legal Advisor

CANDIDATE COUNTRIES

THE FORMER YUGOSLAV REPUBLIC OF MACEDONIA Mr. Spiro MAVROVSKI, MP, Vice-Chairman of the Finance and Budget Committee

OTHER PARTICIPANTS

KEYNOTE SPEAKERS Mr. László KOVÁCS, Commissioner responsible for Taxation and Customs Union, European Commission Mr. Karl-Heinz GRASSER, Federal Minister of Finance Mr. Herbert BÖSCH, Vice-Chairman of the Committee on Budgetary Control, European Parliament Mr. Michael LANG, Vienna University of Economics and Business Administration

206 INTERPRETERS Ms. Birgit STROLZ Ms. Michaela OTT-SPRACKLIN Ms. Alix STEWART-SEHR Mr. Yannick QUERO Ms. Suzanne MAGNIN Ms. Ruth POHLHAMMER Ms. Teresa POVO-SCHWEIGHOFER Ms. Angela FUENTE-MEDINA Ms. Ona MISINYTE Ms. Violetka SPASOVA

207 10.3. Pressemeldungen

Parlamentskorrespondenz/05/29.05.2006/Nr. 522

Kovacs und Grasser wollen Steuerberech- Alkohol- und Treibstoffabgaben hin. In der Dis- nung in EU harmonisieren kussion über eine Harmonisierung direkter Steuern hielt der Kommissar das Argument, Aber weiter Wettbewerb bei Steuersätzen; Wettbewerb bei den Gesellschaftssteuern führe Kampf dem Steuerbetrug zu einer Spirale nach unten, nicht für richtig und Wien (PK) - Die Konferenz der Vorsitzenden der sah keinen Handlungsbedarf der Gemeinschaft. EU-Finanzausschüsse mit den Hauptthemen Direkte Steuern seien kein wesentlicher Grund "Steuerharmonisierung" und "Kampf dem Steuer- für die Auslagerung von Produktionen. Die Ursa- betrug" wurde heute vom Vorsitzenden des chen liegen, so Kovacs, in der Verbesserung des Finanzausschusses des Nationalrates Günter Marktzugangs, in der Infrastruktur, im rechtlichen Stummvoll eröffnet. EU-Finanzkommissar Laszló Umfeld, in Qualität und Kosten der Arbeitskräfte Kovacs und Finanzminister Karl-Heinz Grasser sowie in der Gesamtsteuerlast. leiteten die Tagung mit ausführlichen Impulsrefe- raten ein. Welche steuerlichen Maßnahmen schädlich seien, werde von einer Arbeitsgruppe der Kom- Kommissar Kovacs: Steuerwettbewerb ist wichtig mission geprüft und ein Verhaltenskodex ausge- für Europa arbeitet. Die Überlegungen gehen in Richtung Kommissar Laszlo Kovacs gab zunächst zu be- Transparenz und Verhinderung von Diskriminie- denken, dass die Europäische Kommission in der rung. Eine Gemeinschaftssanktion bei den Ge- Steuerpolitik ohne Unterstützung der Mitglieds- sellschaftssteuern sei nicht vorgesehen, weil dies staaten, des Rates und des EU-Parlaments den fairen Wettbewerb behindern würde, sagte nichts unternehmen könne, und betonte die Kovacs. wichtige Rolle der nationalen Parlamente sowie In seinen weiteren Ausführungen ging Kommis- den starken Einfluss, den diese auf die Regie- sar Kovacs auf die unterschiedlichen Berech- rungen ausüben. "Einstimmigkeit ist die Voraus- nungsmethoden für Gesellschaftssteuern ein, die setzung für steuerpolitische Entscheidungen im derzeit in den 25 EU-Ländern bestehen. Das ver- Europäischen Rat", sagte der Kommissar. Dieses ursache Kosten, insbesondere für KMU. Zudem Prinzip spiegle die nationale Souveränität der verunmöglichten unterschiedliche Steuerberech- EU-Mitgliedsländer wider. nungsmethoden den Vergleich von Steuersätzen. Den Steuerwettbewerb, über den derzeit in Euro- Eine gemeinschaftliche Berechnungsmethode pa diskutiert werde, sah Kommissar Kovacs nicht würde Kosten senken und die Tätigkeit grenz- negativ, er zwinge die Regierungen, gute Bedin- überschreitender Firmen erleichtern. Vorschläge gungen für Investoren zu bieten. Wettbewerb sei für eine gemeinsame Methode würden von einer generell ein wichtiges Element der Lissabonner EU-Arbeitsgruppe ausgearbeitet. Deren bisherige Strategie für mehr Wachstum und Beschäftigung. Ergebnisse will die Kommission bereits im Juni Denn nur mit Wettbewerb werde es gelingen, die dem Ecofin-Rat vorlegen, von dem sich Kommis- wirtschaftlichen Herausforderungen seitens der sar Kovacs grünes Licht für die Fortsetzung die- USA, Chinas und Indiens zu bewältigen. "Dies ist ser Arbeit erhofft. Offen sei noch, ob eine konsoli- die Voraussetzung für die Zukunft unserer Kinder dierte gemeinsame Bemessungsgrundlage frei- und die Erhaltung der europäischer Sozialpolitik." willig oder verpflichtend eingeführt werden soll; die Kommission präferiere eine freiwillige Lösung Bei den direkten Steuern sei die Harmonisierung zugunsten von KMU, die nur in einem Land tätig weit gediehen, sagte Kovacs und wies auf Min- seien. deststandards bei der Mehrwertssteuer sowie für 208 Kommissar Kovacs setzte sich auch mit Argu- österreichischen Ratspräsidentschaft ein. Diese menten auseinander, die gegen eine konsoli- sei in der Finanzpolitik auf die Priorität Wachstum dierte Berechnungsmethode ins Treffen geführt und Beschäftigung in Europa gerichtet, um den werden. Befürchtungen wegen einer Einschrän- Bürgern zu signalisieren, dass die Union alles kung der nationalen Steuerhoheit zerstreute daran setze, die Arbeitslosigkeit zu reduzieren Kovacs mit dem Hinweis darauf, dass die Festle- und die Rolle Europas im internationalen Kontext gung der Steuersätze in der nationalen Souverä- zu stärken. Mit den Ergebnissen des Lissabon- nität bleiben soll. Harmonisierte Berechnungs- Zwischenberichts konnte niemand zufrieden sein, methoden seien auch kein "Trojanisches Pferd" sagte Grasser und äußerte die Hoffnung, dass für harmonisierte Steuersätze - die Kommission die nationalen Reformpläne die Identifikation der will keine harmonisierten Steuersätze, wieder- Mitgliedsländer mit dem Lissabon-Prozess erhö- holte der EU-Finanzkommissar. hen werde. Der Minister informierte über verbes- serte Investitionsanreize für KMU, für höhere Einen Gesetzesvorschlag für eine harmonisierte Energiesicherheit und für die transeuropäischen Berechnungsmethode hofft Kommissar Kovacs Netze sowie über bessere Rahmenbedingungen bis 2008 vorlegen zu können. Soviel Zeit werde für Finanzdienstleistungen auf dem Binnenmarkt es brauchen, um alle Mitgliedsländer zu überzeu- und die Senkung von Verwaltungskosten durch gen. Gelinge diese Überzeugungsarbeit nicht, bessere Rechtssetzung. Nicht zuletzt sei es der könnte man bei der Einführung der harmonisier- österreichischen Ratspräsidentschaft gelungen, ten Steuerberechnungsmethode das Instrument eine Einigung über die finanzielle Vorausschau der verstärkten Zusammenarbeit einsetzen. Vor- bis 2013 herbeizuführen. aussetzungen dafür wären die Zustimmung eines Drittels der Mitgliedsländer - die schon heute ge- Zur aktuellen Steuerdiskussion in der EU unter- geben sei -, und eine Politik der "offenen Tür für strich auch Finanzminister Grasser die Bedeu- alle". "Warum soll man Ländern die Möglichkeit tung des Steuerwettbewerbs, der die Wettbe- nehmen, bei der Einführung gemeinsamer Be- werbsfähigkeit der Unternehmen erhöhe. Daher rechnungsmethoden auf den Zug aufzuspringen", sei er gegen eine Harmonisierung von Steuersät- formulierte Kovacs. zen. Was den europäischen Regierungen zu denken geben sollte, seien die viel zu langen, oft Beim Thema "Betrugsbekämpfung" betonte Ko- jahrzehntelangen Diskussionen über Entschei- vacs die enge Verbindung zwischen einer erfolg- dungen in Steuerfragen, etwa über einheitliche reichen Betrugsbekämpfung und der Lissabon- Berechnungsgrundlagen. Die Debatte für die Strategie. Der Steuerentgang durch Betrug, ins- Körperschaftssteuern habe 1975 begonnen, besondere durch den "Karussell-Betrug", werde ähnliches gelte für die grenzüberschreitende auf 200 Mrd. € bis 250 Mrd. € geschätzt. Die EU Berechnung von Gewinnen und Verlusten oder habe allen Grund, den Steuerbetrug entschlos- für die Besteuerung von Zinseinkünften. Dieses sen zu bekämpfen. Es habe sich aber gezeigt, Tempo der Entscheidungsfindung reiche nicht dass nationale Methoden beim Kampf gegen den aus, um Europa gegenüber Asien und den USA Steuerbetrug an Grenzen stießen. "Wir brauchen wettbewerbsfähig zu erhalten, zeigte sich der eine gemeinsame Strategie und einen gemeinsa- Finanzminister überzeugt und fügte hinzu, man men Ansatz", sagte Kovacs und kündigte neue komme mit dem Einstimmigkeitsprinzip in dieser Ideen an: für eine intensivere Zusammenarbeit Frage nicht weiter. "Wir können es uns nicht der Mitgliedstaaten sowie mit Drittstaaten und für leisten, bei der Harmonisierung der Körper- das Schließen von Lücken in der Mehrwertsteu- schaftssteuerbemessungsgrundlage zu warten, errichtlinie, ohne die Bürokratie ausufern zu las- bis alle 27 Mitgliedsländer eine einstimmige Ent- sen. scheidung zustande bringen. Minister Grasser: Mehr Tempo bei EU-Entschei- dungen über Steuerfragen Beim Thema "Betrugsbekämpfung" sprach sich der Finanzminister für einen verstärkten Kampf Finanzminister Karl-Heinz-Grasser leitete seine gegen die Mehrwertsteuerhinterziehung aus. Es Ausführungen mit dem thematischen Schwer- sei nicht hinzunehmen, wenn europaweit punkt "Steuerbetrug" mit einem Resümee zur 209 200 Mrd. € bis 250 Mrd. € zu Lasten redlicher mit diesem Modell gute Erfahrungen gemacht Steuerzahler hinterzogen werden, allein 1,3 Mrd. und ebenso wie Österreich neuerlich beantragt, bis 1,5 Mrd. € in Österreich. Als Ursache identifi- das "Reverse-Charge-System" nicht nur in einer zierte der Minister die Mängel des gegenwärtigen Branche, sondern bundesweit anzuwenden. Er Mehrwertsteuer-Erhebungssystems auf Basis der hoffe auf Genehmigung dieses Antrages, sagte fraktionierten Verrechnung, die leicht zu durch- Grasser und schlug vor, dieses System allen brechen sei. Ein zusätzliches Problem entstehe Ländern zu ermöglichen. durch verstärkte Kontrollen, die ehrliche Unter- nehmen benachteiligten. Statt punktueller Maßnahmen soll die EU Sys- temreformen andenken. Mit dem "Reverse- Als ein positives Beispiel für im Kampf gegen den Charge-System" könnte ein guter Teil der derzeit Mehrwertssteuerbetrug nannte der Finanzminis- hinterzogenen 250 Mrd. € auf der Basis von Aus- ter das "Reverse-Charge-System", das Öster- nahmeregelungen hereingebracht werden. Mit- reich 2002 in der Baubranche eingeführt und ein telfristig gehe es um ein neues wirkungsvolles damit ein steuerliches Mehraufkommen von System. 200 Mill. € erzielt habe. Auch Deutschland habe

Parlamentskorrespondenz/05/29.05.2006/Nr. 523

Kommissar Kovacs: Reverse-Charge-System richtete der Redner die Frage, ob er, Kovacs, kann Steuerbetrug bekämpfen bzw. die Mitgliedstaaten mit der Strategie Rumä- niens glücklich sind. Vorsitzende der Finanzausschüsse tagen im Parlament Abgeordneter Johann Moser (S) wollte von Kom- missar Kovacs wissen, ob er ökonomische Stu- Wien (PK) – In der Debatte zu den beiden Refe- dien gemacht habe, in denen er nachweisen kön- raten zeigte sich Mario Antao (Portugal) – so wie ne, dass Wirtschaftsräume, die innerhalb ihres andere Redner nach ihm auch – froh darüber, Raumes Steuerwettbewerb betreiben, effizienter dass die heutige Konferenz organisiert wurde, oder erfolgreicher sind oder schneller wachsen dass die nationalen Parlamente in die Steuerpoli- als andere Räume. Seine weiteren Fragen laute- tik einbezogen werden und verschiedene Sicht- ten u.a.: Führen Systeme mit Flat Tax zu höhe- weisen erörtert werden können. Der Redner hielt ren Reinvestitionen bei den Unternehmen als in einen fairen Wettbewerb zwischen großen Fir- den anderen Ländern? Werden Direktinvestiti- men und kleineren europäischen Firmen für not- onsströme vermehrt in ein Land kommen, wenn wendig. Seine Fragen betrafen die Analyseinstru- die Unternehmensbesteuerung sinkt? Ist es nicht mente zum Steuerwettbewerb sowie die Risiken für Europa wichtig, dass es eine harmonisierte des Steuerwettbewerbs bzw. etwaige Steueran- Finanzverfassung gibt? reize für kleinere und mittlere Betriebe.

Varujan Vosganian (Rumänien) gab bekannt, Laurent Mosar (Luxemburg) meinte, Steuerwett- dass Rumänien im Vorjahr die Flat Tax einge- bewerb sei nötig, um die Wettbewerbsfähigkeit in führt hat; ein Grund hierfür war das sehr niedrige der EU zu stärken, wies aber auf den Umstand Lohnniveau in Rumänien, ferner habe man auch, hin, dass sich einige europäische Länder in Be- wenn man die Kosten einer Arbeitseinheit be- zug auf die Körperschaftssteuer gegenseitig rechnet, die Sozialbeiträge mit zu berechnen, die unterbieten. Luxemburg habe eine hohe Steuer- in seinem Land sehr hoch sind. Nach der Einfüh- progression, und in Bezug auf die Körperschafts- rung der Flat tax und der neuen Besteuerung von steuer liege sein Land bei über 30 %. Hinsichtlich Gewinnen wurde eine Zunahme des BIP ver- der Steuerharmonisierung in der EU teilte er die zeichnet, teilte er mit. An Kommissar Kovacs Meinung von Grasser, dass man so lange nicht 210 weiterkommen werde, solange das Einstimmig- müsse eine Neuregelung kommen – ist eine Re- keitsprinzip herrsche. form zum Mehrwertsteuerbetrug angedacht?

Lene Jensen (Dänemark) betonte, beide Vortra- Eduard Oswald (Deutschland): Wir brauchen gende hätten Bemerkenswertes zum Thema wettbewerbsfähige Unternehmen, und diesen Be- Wettbewerb gesagt. Prinzipiell sei man auf dem trieben müssen gute Bedingungen zur Verfügung richtigen Weg, wenn man sagt, die Basis der stehen, so auch international wettbewerbsfähige Besteuerung müsse erweitert werden; als Poli- Steuersätze. Deutschland habe im Jahr 2005 tiker müsse man jedoch viel über die Basis der eine Summe von 17 Mrd. € an Umsatzsteuer- Besteuerung wissen, vielleicht gebe es auch eine ausfällen ermittelt. Ein großer Teil beruhe in Diskussion darüber, wie man in den Firmen eine Deutschland auf Umsatzsteuerkarussellverfah- gute Bemessungsgrundlage festlegen kann. Eine ren. Obwohl in Deutschland in den letzten Jahren weitere Anfrage betraf die Kapitalfonds. intensiv Betrugsbekämpfung vorgenommen wur- de, sind die Möglichkeiten der Gesetzgebung und Lord John Kerr (Großbritannien) bezog sich in der Verwaltung nahezu ausgeschöpft. Durch ein seiner Wortmeldung auf die Ausführungen Gras- Reverse-Charge-Verfahren könne der Umsatz- sers hinsichtlich der Einstimmigkeit, verwies steuerbetrug wirksam reduziert werden; zudem darauf, dass schon 2002/03 beim Konvent in wäre dieses Verfahren binnenmarktverträglich. Brüssel keine Chance für ein Abgehen gegeben war. Die Zahl der Bereiche, die mehrheitlich Michel Bouvard (Frankreich) bezog sich in seiner beschlossen werden können, sind vom Konvent Wortmeldung auf die Körperschaftssteuer, wies sogar reduziert worden. Dass eine Vertrags- auf Zweifel in manchen Ländern hin, ob man sich änderung zustande kommt, um mit qualifizierter in Europa sehr niedrige Körperschaftssteuersätze Mehrheit im Bereich der Steuern zu entscheiden, leisten könne. Will man eine Harmonisierung der glaubte er nicht. Seine Frage an Kovacs betraf Bemessungsgrundlage, müsse man auch die die gemeinsame Bemessungsgrundlage. Er Auswirkungen auf die Arbeitskosten mitberück- unterstützte die Meinung Mosers, dass man auch sichtigen. Weiter habe der Rückgang der Körper- den internationalen Wettbewerb mit berücksichti- schaftssteuer positive Auswirkungen auf die Kon- gen müsse, denn wenn ein höherer Steuersatz sumenten, die seiner Meinung nach gar nicht schlussendlich herauskomme, wäre man in der bemerkt haben, dass sie davon profitieren. Der Weltwirtschaft weniger wettbewerbsfähig. Mehrwertsteuerbetrug sei ein echtes Problem in Europa. Notwendig wären verlässliche Zahlen. Erasmo Armas (Spanien) machte darauf auf- merksam, dass im spanischen Parlament derzeit Meelis Atonen (Estland) teilte mit, dass sein Land ein Gesetz zum Steuerbetrug behandelt wird. In skeptisch der Steuerharmonisierung gegenüber Spanien bestehe ein Betrugsbekämpfungssys- stehe, müsse man doch vor allem älteren Mit- tem, das bisher gute Ergebnisse brachte, konnte gliedsländern, die das Harmonisierungskonzept man doch einen 14-%igen Anstieg des Steuer- unterstützen, zuhören, wenn sie über unfairen einkommens erreichen. Spanien versuche, ver- Wettbewerb im Steuerbereich reden; dabei gehe schiedene Fragen des Steuerbetruges zu lösen, nicht nur um die Harmonisierung der Bemes- vornehmlich gehe es um den Kampf gegen den sungsgrundlage, sondern auch um die Harmoni- Immobilienbetrug und die Steueroasen. sierung der Steuersätze. Viele vertreten die An- sicht, dass die EU nicht nur intern im Wettbewerb Abgeordnete Gabriele Tamandl (V) strich heraus, stehe, sondern dass es einen "größeren Kampf- die Binnenmarktregelung funktioniere im Bereich platz" außerhalb Europas gebe: USA, China, der Waren sehr gut, jedoch seien eine Auswei- Japan, Russland. Wie solle man mit dem Pro- tung und Harmonisierung bei den sonstigen Leis- blem umgehen, dass Europa Investitionen an tungen notwendig, zumal in Österreich durch ein diese Länder verliert? Man könne nicht sagen, besseres Nachverfolgen einer Rechnung bzw. dass die alten Mitgliedstaaten Investitionen an einer Leistung die Bereitschaft zum Betrug nicht die neuen Mitglieder verlieren, denn sie verlieren mehr so stark gegeben ist. Auch im Binnenmarkt Investitionen an Länder außerhalb der EU! Die neuen Mitgliedstaaten könnten Steuerraten wie 211 Deutschland oder Frankreich einführen. Weltweit Abgeordneter Günter Stummvoll begrüßte bei der wettbewerbsfähig werde man aber nur sein, Konferenz Nationalratspräsident Andreas Khol. wenn man intern flexible Steuersysteme hat. Der Präsident wies darauf hin, dass die österrei- chische Präsidentschaft u.a. das Ziel gehabt Abgeordneter Günter Stummvoll (V) wollte von habe, neue Formen der Zusammenarbeit zwi- Kommissar Kovacs wissen, ob es Argumente schen staatlichen Parlamenten und den Organen gegen die Genehmigung des Reverse-Charge- der Union einzurichten. Es wurden einige große Systems gebe. parlamentarische Konferenzen durchgeführt. Der Kommissar Laszlo Kovacs meinte u.a., eines der finnische Vorsitz werde diese Formen der neuen Instrumente zur Bekämpfung des Steuerbetrugs Zusammenarbeit weiter fortführen. Die Bedeu- sei das Reverse-Charge-System. Er vertrat die tung der staatlichen Parlamente könne nach Da- Meinung, man müsse die traditionellen Instru- fürhalten Khols nur dann aufrechterhalten wer- mente zur Bekämpfung des Steuerbetrugs nut- den, wenn man sich intensiv mit der europäi- zen, jedoch werden sie von den Mitgliedsländern schen Gesetzgebung beschäftigt, und zwar im nicht ausreichend genutzt. Daher brauche man Vorfeld der Willensbildung in den europäischen ein neues, ein innovatives System, das Reverse- Organen. Charge-System. Eine weitere Lösung stelle die Finanzminister Karl-Heinz Grasser hielt es für Gesamtänderung des Steuersystems dar und die gut, dass es in der Euro-Zone eine zentrale Geld- Beseitigung der mehrwertsteuerfreien Verbrin- politik gibt, und begrüßte die dezentrale Verant- gung von Gütern. Es sollte ein intensiver Mei- wortung der Nationalstaaten dort, wo es um die nungsaustausch, etwa auch bei der Ecofin- Fiskal- und Wirtschaftspolitik und damit auch um Tagung in der nächsten Woche, erfolgen. Man die Steuerpolitik geht. Bei den Steuern gebe es wolle die Diskussion beschleunigen, aber es ein paar Bereiche, sagte er, in denen eine ge- hänge weitgehend von den Mitgliedsstaaten und meinsame Vorgangsweise für die Wettbewerbs- vom Europäischen Parlament ab, wie schnell fähigkeit Europas Sinn mache; der Mehrwertsteu- man zu einer Entscheidung komme. erbereich sei so ein Beispiel. Der Kommissar strich im Zusammenhang mit der Bei den Zahlen bezüglich Betrugsbekämpfung Flat Tax heraus, er sei nicht gegen die Flat Tax, handle es sich um Schätzungen. Die Verlässlich- aber er habe dazu keine offizielle Meinung. Ko- keit des Reverse-Charge-Systems sei sehr hoch; vacs sah keinen Zusammenhang zwischen Har- seit Anfang 2002 laufe ein Pilotprojekt. Man gehe monisierung und einer breiten gemeinsamen Be- davon aus, dass mit dem System die 1,5 Mrd. €, messungsgrundlage. die in Österreich bei der Umsatzsteuer hinterzo- Jene Staaten, die eine Flat Tax haben, sind der gen werden, wieder hereingebracht werden Meinung, dass sie mehr direkte Investitionen ins können. Land gebracht haben, aber niemand wisse ge- Abgeordneter Günter Stummvoll meinte, man nau, ob dies das Verdienst des Flat Tax-Systems habe heute in dreifacher Weise Konsens erzielt: sei oder ob das auf andere Faktoren zurückgehe, Dialog fortsetzen, an Tempo zulegen und ein so Kovacs. Europa der Ergebnisse erreichen.

Parlamentskorrespondenz/05/29.05.2006/Nr. 524

EU-Finanzausschüsse: Bessere Koordinie- Wien (PK) – Am Nachmittag wurde die Konferenz rung in der Steuerpolitik der Vorsitzenden der Finanzausschüsse der na- tionalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten und Debatte über Bekämpfung von Steuerbetrug des Europäischen Parlaments fortgesetzt. Der und -missbrauch in der EU

212 Stellvertretende Vorsitzende des Haushaltskon- päische Rechnungshof seit dem Vertrag von trollausschusses des Europäischen Parlaments, Maastricht noch kein einziges Mal eine positive Herbert Bösch, referierte zunächst zum Thema Zuverlässigkeitserklärung hinsichtlich der Durch- "Der Schutz der finanziellen Interessen der EU". führung des europäischen Budgets abgegeben Sodann sprach Professor Michael Lang, der Vor- hat, wobei das Problem vorrangig bei den Mit- stand des Instituts für Österreichisches und Inter- gliedstaaten liege. Hier sollten alle aktiv werden, nationales Steuerrecht an der Wirtschaftsuniver- um die nationalen Exekutiven in die richtige sität Wien, über die "Betrugs- und Missbrauchs- Richtung zu lenken, appellierte der Redner. bekämpfung bei den direkten Steuern in der EU". Im Bereich der Eigenmittel, der Landwirtschaft Bösch für pragmatische Lösungen im Kampf und der Strukturpolitik habe der europäische gegen Missbrauch von EU-Mitteln Haushalt im Jahr 2004 982,3 Mill. €, also ca. 1 % des Gesamtbudgets, verloren, zeigte Bösch auf. Bei der Frage des Schutzes der finanziellen Inter- Zwischen 1971 bis Ende 2004 seien im Bereich essen der EU liegt nach Ansicht von Herbert der Landwirtschaft rund 3,1 Mrd. € an vorschrifts- Bösch das grundlegende Problem darin, dass widrigen Zahlungen gemeldet worden. Davon zwischen dem gemeinsamen Binnenmarkt und seien 17 % wieder eingezogen, 8 % zu Lasten der nationalen Steuerpolitik eine "Lücke der des EU-Haushalts oder des entsprechenden Mit- Kompetenzen" besteht. Gerade in diesem gliedstaates abgeschrieben worden, rund 75 % Bereich entstehen die meisten "Betrügereien", seien aber noch offen. Dies zeige sehr deutlich, urteilte er, und hier müssten möglichst pragma- dass Missbrauch nur dann verhindert werden tische Lösungen gefunden werden. könne, wenn es auch Sanktionen gibt. Als posi- tives Faktum hob Bösch hervor, dass die Unre- Um die Problematik besser verstehen zu können, gelmäßigkeiten im Bereich der Landwirtschaft müsse man sich generell mit dem EU-Budget be- über die letzten Jahre hinweg deutlich weniger fassen und eine klare Analyse anstellen. Bösch geworden seien. Ein Grund dafür liege sicherlich wies darauf hin, dass der europäische Haushalt in der Einführung des integrierten Verwaltungs- wahrscheinlich der einzige Haushalt in der Welt und Kontrollsystems (INVEKOS). Dies sei aber sei, der zu 95 % aus Subventionen bestehe. ein Beweis dafür, dass man Europa administrie- Außerdem werden 80 % der Gelder "durch und ren und betrugssicherer machen könne, sagte er. über die Mitgliedstaaten ausgegeben", und zwar in Form der Agrar- und der Strukturpolitiken. Es Eine negative Entwicklung könne man hingegen sei auch eine Tatsache, dass 80 % der Betrüge- bei den Strukturfonds beobachten; hier gebe es reien und Unregelmäßigkeiten nicht in Brüssel, noch einen großen Handlungsbedarf. Weiters sondern in den Mitgliedsländern stattfinden. sprach der Europaabgeordnete die geplante Re- Weitere "Reibungsverluste" können dadurch form des Antibetrugsamtes "OLAF", den Mehr- entstehen, dass in die Mittelvergabe nicht nur die wertsteuerbetrug sowie die Bekämpfung des Bundesstaaten, sondern auch die föderalen Zigarettenschmuggels an, der den Bedarf nach Strukturen einbezogen werden. einer Steuerharmonisierung in der EU klar auf- zeige. Bösch machte schließlich noch darauf Das Europäische Parlament sei insofern in den aufmerksam, dass im Jahr 2008 eine profunde Schutz der finanziellen Interessen einbezogen, Reformdiskussion durchgeführt werden soll, wo- als es der Kommission das Vertrauen für die bei die Themen Eigenmittel und Finanzierung Verwaltung der Mittel ausspricht oder es eben des europäischen Budgets im Mittelpunkt stehen. verweigert. Es wurde nun auch ein neuer Punkt Die heutige Veranstaltung sei ein wichtiger Bei- in die interinstitutionelle Vereinbarung zwischen trag dazu, war er überzeugt. EP und den europäischen Regierungen aufge- Lang: Notwendigkeit zur Koordinierung der Steu- nommen, informierte Bösch. Von nun an solle es erpolitik und Verbesserung der Amtshilfeinstru- eine jährliche Zusammenfassung der Kontrollen mentarien und Erklärungen auf nationalstaatlicher Ebene geben; und dies sei keineswegs selbstverständ- Professor Michael Lang, Vorstand des Instituts lich. Bösch gab zu bedenken, dass der Euro- für Österreichisches und Internationales Steuer- 213 recht an der Wirtschaftsuniversität Wien, refe- rade in der Frage der Abgrenzung der Steuer- rierte anschließend zum Thema "Betrugs- und hoheiten es sehr sinnvoll wäre, wenn die EU- Missbrauchsbekämpfung bei den direkten Steu- Mitgliedstaaten eine einheitliche Vorgangsweise ern in der EU". Im besonderen wolle er darauf im Verhältnis zu Drittstaaten wählten. eingehen, welchen Spielraum der Europäische Gerichtshof der nationalen Steuerpolitik, und Zusammenfassend stellte Lang fest, dass zum zwar vor allem hinsichtlich des Steuerwettbe- einen die Mitgliedstaaten zur Kenntnis nehmen werbs sowie der Betrugs- und Missbrauchbe- müssen, dass das Gemeinschaftsrecht die Ab- kämpfung, lässt. Den Schwerpunkt seiner schottung vom Steuerwettbewerb verhindere. Ausführungen legte er dabei auf die direkten Zum zweiten weise der EuGH darauf hin, dass es Steuern, wo es nicht, wie bei den indirekten an den einzelnen Ländern liege, die Amtshilfe- Steuern, um einen oft recht "primitiven" Betrug möglichkeiten (Informationsaustausch und Voll- gehe, sondern um missbräuchliche Gestal- streckungsamtshilfe) effizienter zu gestalten. Der tungen, Steuervermeidung oder Steuerflucht. dritte Bereich betreffe die Koordinierung der Steuerpolitik, wo sinnvolle Lösungen –zum Bei- Grundsätzlich sei von einer Rechtssprechung spiel im Bereich der Doppelbesteuerungsabkom- des EuGH auszugehen, die den Steuerwettbe- men – möglich sind. werb zwischen den Mitgliedstaaten zulässt, kon- statierte Lang. Auch wenn der Spielraum der Die Debatte Nationalstaaten in der letzten Zeit etwas größer In der anschließenden Diskussion unterstrich geworden sei, so habe der EuGH sukzessive Ferd Crone (Niederlande, Repräsentantenhaus), Maßnahmen der Mitgliedstaaten, sich vor dem es sei notwendig zu klären, wie die Steuerlast für Steuerwettbewerb zu schützen, Einhalt geboten. die Unternehmen in den einzelnen Mitgliedstaa- Konkret habe der Gerichtshof festgestellt, dass ten aussieht. Hier sei viel Ideologie mit im Spiel, der Verlust der Steuereinnahmen keine Benach- bemerkte er kritisch und forderte, eine transpa- teiligungen rechtfertige. Eine geringere steuer- rente Grundlage für künftige Entscheidungen zu liche Belastung in einem Mitgliedstaat berechtige schaffen. Europa könne durchaus gemeinsam nicht zur Einhebung "kompensatorischer Abga- eine Lösung finden, man müsse aber wissen, ben" in einem anderen Mitgliedstaat. "was sich im trojanischen Pferd verberge". Bezüglich der Wirksamkeit der Steuerkontrolle Mario Antao (Portugal) thematisierte nochmals wies Lang darauf hin, dass die Amtshilferichtlinie den EuGH und dessen Position in Hinblick auf in der Praxis kein effizientes Instrumentarium eine bessere Zusammenarbeit der Mitgliedslän- darstelle. Sie würde von den Mitgliedstaaten auf der, wobei er nicht die Harmonisierung meine, dem Gebiet der direkten Steuern kaum genutzt, wie er betonte. Michael Lang bezeichnete darauf- was den EuGH in seiner Rechtsprechung jedoch hin den EuGH als "Motor der Harmonisierung". Er nicht beeindrucke. Er glaube daher, dass die könne den Mitgliedsstaaten Schranken setzen Mitgliedstaaten aufgerufen sind, die Kontroll- und damit einen Druck in Richtung Harmonisie- mechanismen effizienter zu gestalten. Es müsse rung ausüben, denn im Rat herrsche das Ein- auch entsprechende Entwicklungs- und Schu- stimmigkeitsprinzip, was zu Blockaden führe. lungsarbeit geleistet werden, damit sich die Damit sei der EuGH in diesem Zusammenhang Finanzverwaltungen besser an derartige Instru- der einzige Player, der seine Rolle wahrnehme mentarien gewöhnen. Weiters sollten nach und immer wieder seine Finger auf offene Wun- Ansicht von Lang die Koordinierungs- und den lege, nämlich dass die Mitgliedstaaten die Harmonisierungsbemühungen forciert werden. bestehenden Instrumentarien des Informations- Als Beispiele führte er die Einführung einer austauschs und der Vollstreckungsamtshilfe einheitlichen Steuerbemessungsgrundlage, eine bisher nicht ausreichend wahrnehmen. einheitliche Abgrenzung der Steuerhoheiten in den Doppelbesteuerungsabkommen sowie eine Auf die Frage von Mario Antao, ob es hinsichtlich Harmonisierung der Doppelbesteuerungsabkom- der Transferpreise bei großen internationalen Fir- men an. Lang vertrat die Auffassung, dass ge- men eine zu große Bandbreite gebe, hielt Lang

214 fest, die derzeitigen Regelungen seien viel zu Staaten mit größerer ökonomischer und politi- vage und führten damit zu Rechtsunsicherheit. scher Potenz eine weitaus bessere Position. Eine einheitliche Bemessungsgrundlage würde Lang sah daher in dieser Vorgangsweise eine Art dieses Problem deutlich mildern. "Kanonenbootpolitik". Er hielt es für sinnvoll, die CFC-Besteuerung gegenüber Drittstaaten ein- John McFall (Großbritannien, House of Com- heitlich auszubauen; das sei keine Frage der mons) sowie Michel Bouvard (Frankreich, Natio- Steuersouveränität, sagte er. nalversammlung) schnitten die Frage der Steuer- paradiese an. Bouvard wies dabei auf das Forum John Kerr (House of Lords, Großbritannien) der OECD hin, in dem auch Staaten vertreten nannte die Transparenz innerhalb eines Steuer- sind, zu denen diese Steueroasen gehören. Ziel systems als unabdingbare Notwendigkeit. Er dieses Forums sei es, Abkommen zu schließen, bedauerte, dass man ein System geschaffen um derartig schädlichen Praktiken Einhalt zu ge- habe, das sich nur auf 20 % des EU-Budgets bieten. Michael Lang machte darauf aufmerksam, beziehe. 80 % des Budgets würden von den dass es notwendig sei, bei den Offshore-Gesell- Mitgliedstaaten ausgegeben und diese böten schaften zu unterscheiden, ob sie innerhalb oder nicht die notwendige Unterstützung, um die außerhalb der EU liegen. Bei jenen innerhalb der Ausgaben dieser 80 % auch entsprechend zu Union sollte in Zukunft das Beihilfenrecht zu dokumentieren. Es sei daher erforderlich, einen einem schärferen Schwert werden, wie er sich Ausweg zu finden. ausdrückte. Die zahlreichen Steuerbegünstigun- gen würden in wachsendem Ausmaß eher kri- Auch Bundesrat Johann Kraml meinte abschlie- tisch gesehen. In Bezug auf die Offshore-Gesell- ßend, es sei bedauerlich, zur Kenntnis nehmen schaften außerhalb der EU spiele die OECD eine zu müssen, dass über diese wichtigen Fragen große Rolle. Derartige Steueroasen in Verträge bereits 30 Jahre lang diskutiert werde. Man zu zwingen, sei durchaus praktikabel und prag- müsse schneller vorankommen, wenn man mit matisch. Dennoch habe er dabei ein flaues Ge- dem wirtschaftlichen Gefüge wieder Schritt halten fühl, denn bei derartigen Verhandlungen hätten wolle, so Kraml resümierend.

215 11. Konferenz der Vorsitzenden der Umweltausschüsse der nationalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten und des Europäischen Parlaments, Wien, 16. Juni 2006

Das Thema Energieeffizienz stand im Mittel- gien sowie der Förderung von Unternehmen, punkt der Konferenz der Vorsitzenden der Um- die Umwelttechnologien anbieten. Die Wachs- weltausschüsse der nationalen Parlamente der tumsrate der 150 Unternehmen umfassenden EU-Mitgliedstaaten, der Beitrittskandidaten und Branche liege derzeit zwischen 20 und 30 %. des Europäischen Parlaments. Dieses Treffen Weiters informierte Landesrat Anschober, dass fand unter dem Vorsitz des Stellvertretenden beim Einsatz der Biomasse für Heizzwecke Vorsitzenden des Umweltausschusses des Oberösterreich erst 50 % des jährlichen Nach- Nationalrates, Kai Jan Krainer (in Vertretung wuchses nutze. Bedenken hinsichtlich der der Vorsitzenden des Ausschusses, Eva Gla- Emissionen von Holzheizungen zerstreute der wischnig-Piesczek), und des Vorsitzenden des oberösterreichische Landesrat mit dem Hin- Umweltausschusses des Bundesrates, Karl weis auf die neuen technischen Standards. Boden, statt. Umweltminister Josef Pröll unterstrich eben- Eingeleitet wurde die Konferenz vom oberös- falls die Bedeutung der Energiebewirtschaf- terreichischen Energie- und Umweltlandesrat tung, seiner Meinung nach handelt es sich da- Rudolf Anschober, der die Erhöhung der Ener- bei um eine zentrale Frage von ökologischer, gieeffizienz als Schlüsselthema in Fragen des wirtschaftlicher und sozialer Dimension. Es Umweltschutzes bezeichnete. Anschober un- müsse gelingen, bei gleich bleibendem Kom- terstrich, dass das Bundesland Oberösterreich fort und gleich bleibenden Dienstleistungen mit im Jahre 2004 bereits 41,4 % seiner Wärme- weniger Energieeinsatz auszukommen, denn energie mit Öko- und Fernwärme produziert bis 2030 werde ein Energieverbrauchszu- habe. Ökostrom habe in Oberösterreich einen wachs von 20 % und ein Stromverbrauchszu- Anteil von 6 % an der Stromproduktion, 70 % wachs von 45 % prognostiziert. In den neunzi- der Stromproduktion in Oberösterreich stamme ger Jahren sei es gelungen, die Energieeffi- aus der Wasserkraft. In seinen weiteren Aus- zienz jährlich um 1,4 % zu steigern, derzeit führungen erläuterte Landesrat Anschober das liege die Steigerung jedoch lediglich bei 0,5 % umfassende Energieeffizienz-Programm, das jährlich. Oberösterreich beschlossen hat, um jährlich In der Frage der besseren Nutzung der Ener- 1 % Energie einzusparen. Der öffentliche Sek- gie hob Pröll hervor, dass der Wärmedäm- tor solle dabei mit einer Einsparungsquote von mung sowohl bei Neubauten wie auch bei der 1,5 % als Vorbild vorangehen. Sanierung von Althäusern großes Augenmerk In der folgenden Diskussion ging Landesrat geschenkt werde. Dabei unterstrich der Um- Anschober auf Fragen der Konferenzteilneh- weltminister, wie wichtig es sei, Professionis- mer etwa zur steuerlichen Förderung von In- ten zu fördern, die ihre Kunden auf Energie- vestitionen ein und unterstrich die Bedeutung alternativen aufmerksam machen können. der Entwicklung energieeffizienter Technolo-

216 In der folgenden Diskussion wies Umweltminis- den letzten 30 Jahren. So würde man heute ter Pröll darauf hin, dass ökologische Vorga- rund 50 % mehr Energie benötigen, hätte man ben in der Umweltpolitik die Innovation in der nach wie vor die gleiche Energieeffizienz wie Wirtschaft fördern und Arbeitsplätze schaffen. zu Beginn der 1970-er Jahre. Trotz dieser Ver- Pentti Tiusanen (Finnland) wies darauf hin, besserungen könnte Energie noch viel effizien- dass die Biodieselproduktion in Schwellenlän- ter genutzt werden. Besonders bedeutsam für dern zu Problemen mit der Biodiversität führe. die Entwicklung politischer Strategien ist in die- Umweltminister Josef Pröll informierte darüber, sem Zusammenhang für Nilsson die Tatsache, dass bei der Beimischung von Biokraftstoffen dass sich Kosten und Preise bei steigender die Auflage existiere, dass der beigemischte Produktionszahl eines Produkts verringern. Treibstoff unter EU-Bedingungen produziert Beispielsweise liegt die "Lernrate" bei Photo- sein soll; diese Auflage müsse aber noch die voltaik bei 20 %, was bedeutet, dass sich der WTO passieren. Es gehe jedenfalls darum, Preis des Produkts bei jeder Verdoppelung des ökologisches Dumping bei der Förderung er- Marktes um 20 % verringert. Hier könne nach neuerbarer Energieträger zu vermeiden. Meinung Nilssons die Politik mit Förderungen entsprechend eingreifen, bis der Markt ent- Umweltminister Pröll zeigte sich erfreut dar- sprechend groß sei, um sich selber zu tragen. über, dass der Einsatz erneuerbarer Energie- träger zunehmend nicht mehr nur als ein öko- Stefan Thomas vom Wuppertaler Institut für logisches, sondern auch als ein wirtschaft- Klima, Umwelt und Energie unterstrich in sei- liches und soziales Projekt betrachtet werde. nem Referat, dass die durchschnittliche Ren- Abschließend meinte Minister Pröll, dass die dite von Investitionen in Energieeffizienz über Umweltpolitik in der EU noch einen weiten 20% liege. Steigende Energieeffizienz habe Weg der Entwicklung vor sich habe und die einen hohen Wohlstandseffekt, verbessere die Verantwortung der einzelnen Mitgliedsländer in sozialen Rahmenbedingungen, erhöhe die der Umweltpolitik weiterhin sehr hoch sei. Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft, schaffe neue Arbeitsplätze und schütze die Umwelt. Als Experte referierte Hans Nilsson, Vorsit- Das Hauptproblem bei der Steigerung der zender des Demand-Side-Management-Pro- Energieeffizienz besteht nach Ansicht von gramms (DSM) der Internationalen Energie- Thomas darin, dass eine Vielzahl kleiner und agentur, darüber, mit welchen Maßnahmen die mittlerer Verbesserungen notwendig seien, so- Nachfrage nach energieeffizienten Produkten dass der Einzelne vor die Frage stehe, wo er erhöht werden könne. Dabei wies er auf das beginnen solle. Erste Aufgabe der Politik sei Problem hin, dass Konsumenten über energie- daher die Information der Energieverbraucher. sparende Eigenschaften technischer Geräte oft nicht ausreichend informiert seien. Es reiche Darüber hinaus hielt Stefan Thomas öffentliche daher nicht, so Nilsson, ausschließlich das Ausgaben zur Steigerung der Energieeffizienz technische Potenzial zu steigern, noch wichti- für gerechtfertigt. Es gehe nicht nur um ger sei es, die Akzeptanz für energieeffiziente Rechtsvorschriften, steuerliche Maßnahmen, Produkte zu erhöhen. den Emissionshandel und Informationen, son- dern auch um Ausbildung und Unterstützung Nach Meinung Nilssons gab es große Erfolge für Investoren. Diese Ausgaben rechnen sich bei der Verbesserung der Energieeffizienz in volkswirtschaftlich, zeigte sich der Experte 217 überzeugt und belegte dies am Beispiel Groß- zusammen, entwickle Werbekampagnen, biete britanniens und Dänemarks, welche die Ziel- Schulungen an und habe begonnen, die Ge- setzungen ihrer Energieeffizienzprogramme räte zu kennzeichnen. übertreffen konnten und nun neue, noch ehr- Während Lechner allgemein die Möglichkeit geizigere Programme starten. sah, die Steigerung des Stromverbrauchs mit Energieeinsparungen durch höhere Energie- 12,2 % bis 2020 durch Einsparungsmaß- effizienz führen zu einer Senkung der Energie- nahmen zu begrenzen – anstelle einer Steige- importe und reduzieren den Druck zur Erhö- rung von 24,4 % ohne entsprechende Maß- hung von Energiepreisen, führte Thomas nahmen -, zeigte er sich in diesem Zusammen- weiter aus. Wer damit beginne, Energie zu hang im Hinblick auf den Dienstleistungssektor sparen, lerne technisch dazu, verändere sein skeptischer. Durch neue Investitionen und Ge- Verhalten und vergrößere damit die Dynamik räte rechnete er dort mit einem Zuwachs von für weitere Energieeinsparungen. Hinsichtlich 71,5 % trotz Sparmaßnahmen. der Rolle der Netzbetreiber und Stromlieferan- Helmut Moser vom Bundesministerium für Bil- ten sah Stefan Thomas die Möglichkeit, ihnen dung, Wissenschaft und Kultur erläuterte in Energieeffizienz-Dienstleistungen zu übertra- seinem Referat die Bemühungen um die Öko- gen. logisierung von Schulen und die Bildungsmaß- Herbert Lechner, der wissenschaftliche Leiter nahmen zum Schutz der Umwelt. Nachhaltig- der Österreichischen Energieagentur, präsen- keit und Umweltschutz seien ein fächerüber- tierte am Beginn seines Referates Berechnun- greifendes Bildungsziel, legte Moser dar und gen, welche Einsparungspotentiale in Haus- präsentierte das Programm "Ecolog". In des- halten und im Dienstleistungssektor bis 2020 sen Rahmen seien für Lehrer/-innen und Schü- möglich seien. Während man in den Haus- ler/-innen anspruchsvolle Unterlagen sowie halten durch gezielte Maßnahmen den Ener- methodische Zugänge erarbeitet und zur Ver- gieverbrauch auf einen Zuwachs von 3 % jähr- fügung gestellt worden. Darüber hinaus gebe lich stabilisieren könnte, liegt der Anstieg des es Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung, um Energieverbrauchs im Dienstleistungssektor das Schulgebäude selbst, aber auch die nä- deutlich höher. here Umgebung ökologisch zu gestalten bzw. zu bewahren. Für gelungene Projekte gebe es Um auf dem Stromsektor Einsparungen erzie- dann eine Zertifizierung, erklärte Moser und len zu können, habe man ein Maßnahmenpa- bekräftigte, dass damit die Schulen zum Trä- ket entwickelt, das jährlich mit ca. 50 Mill. € ger eines ökologischen Netzwerks würden. gefördert wird. Dazu gehören für die Haushalte der Austausch von Haushaltsgeräten, die Ver- Ab dem Jahr 1996 habe man auch mit wis- ringerung von Standby-Einschaltungen, effi- senschaftlicher Unterstützung begonnen, die zientere Warmwasserbereitung und Heizungen Schulgebäude nach Energiedefiziten zu un- sowie Energiesparlampen. Im Bereich der tersuchen und sie in ein "energy contracting" Dienstleistungen setze man zusätzlich auf ver- einzubinden. Derzeit umfasse das Programm besserte Gebäudeplanung und effizientere 175 Standorte, die eine Energieeinsparung von Bürobeleuchtung. Um die Ziele auch zu errei- 18 bis 23 % verbuchen könnten, wobei für den chen, arbeite man enger mit den Produzenten Vergleich eine gleiche Basis herangezogen

218 worden sei. Real sei jedoch eine steigende ein Projekt in einer Bundesschule in Nieder- Tendenz beim Energieverbrauch wegen der österreich hin, das auf bessere Lüftung und umfassenden EDV-Ausstattung an den Schu- Luftqualität abziele und gleichzeitig untersu- len festzustellen. Auch die Universitäten seien chen soll, inwieweit dadurch auch die Leistun- durchforstet worden. Dabei konnten große Er- gen positiv beeinflusst werden können. folge erzielt werden, zumal die Universitäten In seiner abschließend Stellungnahme be- auf Grund der Globalbudgets großes Interesse dankte sich Vorsitzender Kai Jan Krainer für an Energieeinsparung hätten. Abschließend die rege Teilnahme an der Konferenz. Energie- berichtete Moser vom ersten Studentenheim in effizienz bedürfe vielfältiger Maßnahmen, die Wien, das in Passivbauweise errichtet worden von Land zu Land unterschiedlich sein können, sei, womit man die Energiekosten um rund sagte er. Man sollte aber von den Best- 80 % habe senken können. Er wies auch auf practice-Modellen lernen.

219 11.1. Programm

Konferenz der Vorsitzenden der Umweltausschüsse der nationalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten, der Beitrittskandidaten und des Europäischen Parlaments Wien, 16. Juni 2006

Programm

Freitag, 16. Juni 2006 9.30 Uhr Erste Tagung: „Energieeffizienz in Europa – Potentiale und Maßnahmen“ Begrüßung durch Herrn Abgeordneten Kai Jan KRAINER und Herrn Bundesrat Karl BODEN Eröffnung der Konferenz durch Herrn Kai Jan KRAINER 9.40 Uhr Referat Josef PRÖLL, Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft der Republik Österreich anschließend Diskussion Referat Rudolf ANSCHOBER, oberösterreichischer Landesrat für Umwelt, Energie, Wasser und KonsumentInnenschutz anschließend Diskussion Referat Hans NILSSON, Vorsitzender des DSM-Programms der Internationalen Energieagentur, FourFact, Schweden anschließend Diskussion

14.00 Uhr Zweite Tagung: „Energieeffizienz im Bereich Haushalte und Büros“ Einleitung durch den Vorsitzenden des Umweltausschusses des Bundesrates 14.10 Uhr Referat Stefan THOMAS, Leiter der Forschungsgruppe „Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik“ am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie anschließend Diskussion Referat Herbert LECHNER, Wissenschaftlicher Leiter der Österreichischen Energie- agentur Referat Helmut MOSER, Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur der Republik Österreich anschließend Diskussion der Referate 16.45 Uhr Resümee der Diskussionsergebnisse durch den stellvertretenden Vorsitzenden des Umweltausschusses des Nationalrates und den Vorsitzenden des Umweltaus- schusses des Bundesrates 17.00 Uhr Ende des Treffens

220 11.2. Teilnehmerliste

CONFERENCE OF ENVIRONMENT COMMITTEE CHAIRPERSONS CONFÉRENCE DES PRÉSIDENTS DES COMMISSIONS PARLEMENTAIRES DE L’ENVIRONNEMENT Vienna, 16 June 2006 / Vienne, le 16 juin 2006

List of participants/Liste des participants

CHAIR / PRÉSIDENCE Mr. Kai Jan KRAINER, MP Mr. Karl BODEN, MP Staff Mr. Christian HÜTTERER Ms. Elisabeth LINHART Mr. Martin WASSERER

MEMBER STATES/ETATS MEMBRES

AUSTRIA / AUTRICHE Mr. Erwin HORNEK, MP, Nationalrat (National Council) Ms. Brigid WEINZINGER, MP, Nationalrat (National Council)

BELGIUM / BELGIQUE Mr. Denis DUCARME, Membre de la Chambre des Représentants (House of Representatives) Ms. Nicole MARQUET, Conseiller adjoint, Chambre des Représentants (House of Representatives) Mr. Wouter BEKE, Senateur, Membre de la commission des Affaires sociales, Sénat (Senate) Mr. Bart MARTENS, Senateur, Membre de la commission des Affaires sociales, Sénat (Senate)

ESTONIA / ESTONIE Mr. Tõnis KÕIV, MP, Chairman of Environment Committee, Riigikogu

FINLAND / FINLANDE Eduskunta-Riksdagen (House of Parliament) Mr. Pentti TIUSANEN, MP, Chairman of the Environment Committee Mr. Tuomo HÄNNINEN, MP, Member of the Environment Committee Ms. Säde TAHVANAINEN, MP, Member of the Environment Committee Ms. Marka EKROOS, Counsel to the Environment Committee

GERMANY / ALLEMAGNE Mr. Hans-Heinrich SANDER, Minister of the Environment of Lower Saxony, Bundesrat Mr. Jens MEYBURG, Personal Secretary/Assistant

GREECE / GRECE Vouli Ton Ellinon (Hellenic Parliament) Mr. Athanasios KATSIGIANNIS, Chairman of the Committee on Environment Protection Ms. Aspasia PAPALOI, European Relations Directorate

HUNGARY / HONGRIE Országgyülés (National Assembly) Mr. Andor NAGY, Deputy Chairman of the Environmental Committee Ms. Katalin SZALÓKI, Advisor of the EU Department

IRELAND / IRLANDE Dáil Éireann/Seanad Éireann Mr. Ciaran CUFFE, MP Mr. James BANNON, MP Mr. Colm DOWNEY, Clerk to Parliamentary Committee

221 ITALY / ITALIE Mr. Stefano SAGLIA, MP, Camera dei Deputati (Chamber of Deputies) Mr. Tino IANNUZZI, MP, Camera dei Deputati (Chamber of Deputies) Ms. Zaira RINELLA, Parliament’s Officer Mr. Antonio ESPOSITO, Staff Mr. Gianfranco NERI, Staff

LATVIA / LETTONIE Mr. Indulis EMSIS, MP, Saeima Mr. Andris CAPANS, Senior Adviser, Saeima

LITHUANIA / LITUANIE Mr. Gediminas JAKAVONIS, Deputy Chairman of Committee on Environment Protection, Seimas Ms. Rasa MATUSEVIČIŪTÉ, Advisor to the Committee on Environment Protection, Seimas

LUXEMBOURG Chambre des Députés (Chamber of Deputies) Ms. Martine STEIN-MERGEN, Députée et membre de la Commission de l’Environnement

MALTA / MALTE Mr. Joseph FALZON, MP, Kamra tad Deputati (House of Representatives) Mr. Joseph MIZZI, MP, , Kamra tad Deputati (House of Representatives)

NETHERLANDS / PAYS-BAS Mr. , MP, Tweede Kamer der Staten-Generaal (House of Representatives) Mr. , MP, Tweede Kamer der Staten-Generaal (House of Representatives) Mr. Ger KOOPMANS, MP, Tweede Kamer der Staten-Generaal (House of Representatives) Mr. Herman BEUN, Secretary, Tweede Kamer der Staten-Generaal (House of Representatives)

POLAND / POLOGNE Mr. Jerzy CHRÓŚCIKOWSKI, Chairman of the Agriculture and Environmental Protection Committee, Senat Mr. Pawel MICHALAK, Deputy Chairman of the Agriculture and Environmental Protection Committee, Senat Mr. Krzysztof SOBKÓW, Embassy of the Republic of Poland

PORTUGAL Mr. Antonio RAMOS PRETO, President of Committee, Assambleia da República

SLOVENIA / SLOVENIE Mr. Pavel GANTAR, MP, Vice-Chairman of the Commission on the Environment and Spatial Planning, Državni Zbor (National Assembly)

SWEDEN / SUEDE Ms. , MP, Riksdagen (Swedish Parliament)

UNITED KINGDOM / ROYAUME-UNI Mr. David DREW, Member of the Environment, Food and Rural Affairs Committee, House of Commons Mr. Patrick HALL, Member of the Environment, Food and Rural Affairs Committee, House of Commons Mr. Marek KUBALA, Committee Clerk, House of Commons Lord Lyndon Henry Arthur HARRISON, Member of the European Union Committee, House of Lords Ms. Suzanne TODD, Clerk to Sub-Committee D, European Union Committee, House of Lords

EUROPEAN PARLIAMENT / PARLEMENT EUROPEEN Ms. Satu HASSI, MP Mr. Francis JACOBS, Staff

222 ACCEDING COUNTRIES / PAYS ADHÉRENTS

BULGARIA / BULGARIE Mr. Georgi BOZHINOV, MP, Narodno Sabranie (National Assembly) Mr. Ognyan VELEV, Councellor

ROMANIA / ROUMANIE Mr. Relu FENECHIU, President of the Committee for Public Administration Territorial Planning and Ecological Balance, Camera Deputaţilor (Chamber of Deputies) Mr. Dan CARLAN, President Environment Committee, Senatul Ms. Marcela IVASCU, Counsellor, Senatul

OTHER PARTICIPANTS / AUTRES PARTICIPANTS

KEYNOTE SPEAKERS Mr. Josef PRÖLL, Federal Minister of Agriculture and Forestry, Environment and Water Management of the Republic of Austria Mr. Rudolf ANSCHOBER, Member of the Government of Upper Austria responsible for environment issues, energy, water and consumer protection Mr. Hans NILSSON, Chairman of the DSM-Programme of the International Energy Agency, FourFact, Sweden Mr. Stefan THOMAS, Head of the Research Group on „Energy, Transport and Climate Policy“ at the Wuppertal Institute for Climate, Environment and Energy Mr. Herbert LECHNER, Scientific Director of the Austrian Energy Agency Mr. Helmut MOSER, Austrian Federal Ministry of Education, Science and Culture

INTERPRETERS/INTERPRÈTES Angelika HODONSKY Michaela OTT-SPRACKLIN Lissy SCHWARZ Yannick QUERO Denise TSCHAGER Thomas MUSYL

223 11.3. Pressemeldungen

Parlamentskorrespondenz/08/16.06.2006/Nr. 577

Tagung der Vorsitzenden europäischer Um- tion und 13 %, wenn man Kleinwasserkraftwerke weltausschüsse im Parlament einbezieht. 70 % der Stromproduktion in Ober- österreich stamme aus der Wasserkraft. Beim Hauptthema Steigerung der Energieeffizienz Energieverbrauch konnte 2004 erstmals eine spürbare Absenkung des Energieverbrauchs er- Wien (PK) - Das Thema Energieeffizienz stand reicht werden. Die Energiewende ist für Ober- heute im Mittelpunkt einer Konferenz der Vorsit- österreich erreichbar. zenden der Umweltausschüsse des Europäi- schen Parlaments, der EU-Mitgliedstaaten und In seinen weiteren Ausführungen erläuterte Lan- der EU-Beitrittskandidaten. Auf dem Präsidium desrat Anschober das umfassende Energieeffi- der EU-Veranstaltung wechselten der Stellver- zienz-Programm, das Oberösterreich beschlos- tretende Vorsitzende des Umweltausschusses sen hat, um jährlich 1 % Energie einzusparen, des Nationalrates, Kai Jan Krainer, und der Vor- wobei der öffentliche Sektor mit einer Einspa- sitzende des Umweltausschusses des Bundes- rungsquote von 1,5 % als Vorbild vorangehen rates, Karl Boden, einander ab. soll. Dem dienen Informationskampagnen, Ener- giestandards für Gebäude, Unterstützungen und Landesrat Rudolf Anschober: Oberösterreichs die Förderung von neuen Energie-Dienstleis- Weg zur Energiewende tungsunternehmen. Im Industrieland Oberöster- Eingeleitet wurde die Konferenz vom oberöster- reich sei es außerdem sehr wichtig, das enorme reichischen Energie- und Umweltlandesrat Rudolf Potential an industrieller Abwärme zu nutzen. Anschober, der die Erhöhung der Energieeffi- Besondere Bedeutung misst Landesrat Anscho- zienz als Schlüsselthema in allen Strategien für ber dem Energiesparprogramm für die Gemein- die Energiewende, also die Substitution fossiler den zu. Es zielt auf deren Energieautarkie und Energieträger durch erneuerbare Energieträger zugleich auf viele neue Arbeitsplätze. An Hand bezeichnete. Energieeffizienz sei auch das Kern- eines Pilotprojekts erläuterte Anschober die Mög- thema im Kampf gegen die Klimaveränderungen, lichkeiten beim Einsatz der Passivhaustechnik im die den Inuits den Lebensraum wegschmelzen öffentlichen Bereich und rechnete vor, dass die lassen und das Leben vieler Menschen in Afrika thermische Sanierung eines Schulgebäudes aus bedrohen. In Europa erkenne man seit der Dis- den sechziger Jahren die jährlichen Energiekos- kussion um die Gaslieferungen aus der Ukraine ten um bis zu 95 % senken lasse. Die diesbezüg- zu Beginn des Jahres, wie abhängig man von liche Investition amortisiere sich in vier bis fünf Energieimporten sei. Großbritannien etwa habe Jahren. Angesichts von 200.000 solcher Ge- darauf mit der Zielsetzung reagiert, den Energie- bäude in Oberösterreich sieht Anschober ein rie- verbrauch im Gewerbe um 15 % zu senken und siges Potential für die Verbesserung der Energie- die Firma BP investiere 6 Mrd. US-Dollar in die effizienz im Bereich Raumwärme. Energiewende. Landesrat Anschober ging auf Detailfragen der Das Bundesland Oberösterreich sei auf dem Konferenzteilnehmer zum System steuerlicher Weg aus dem Öl und hin zu erneuerbaren Ener- Investitionsförderungen ein und unterstrich die gieträgern gut unterwegs und habe 2004 bereits Bedeutung der Entwicklung energieeffizienter 41,4 % seiner Wärmeenergie mit Öko- und Fern- Technologien und des Know-how in der Wirt- wärme produziert. Ökostrom habe in Oberöster- schaft sowie der Förderung des Marketings von reich einen Anteil von 6 % an der Stromproduk- Unternehmen, die Umwelttechnologien internatio-

224 nal anbieten. Die Wachstumsrate der 150 Un- Pröll. Auch für ihn stelle die Energiebewirtschaf- ternehmen umfassenden Branche liege derzeit tung eine zentrale Frage von ökologischer, wirt- zwischen 20 und 30 %. Weiters informierte Ru- schaftlicher und sozialer Dimension dar. Es müs- dolf Anschober über die Umrüstungsförderung se gelingen, bei gleich bleibendem Komfort und beim Umstieg von fossilen Heizungssystemen gleich bleibenden Dienstleistungen mit weniger auf Heizungen mit erneuerbaren Energieträgern Energieeinsatz auszukommen, denn für den Zeit- und betonte, dass die Anstrengungen zur Erhö- raum bis 2030 werde ein Energieverbrauchszu- hung der Energieeffizienz nicht nur der Umwelt, wachs von 20 % und ein Stromverbrauchszu- sondern auch der Versorgungssicherheit, der wachs von 45 % prognostiziert. In den neunziger Preisstabilität und der Wettbewerbsfähigkeit Jahren sei es gelungen, die Energieeffizienz um dienen. Beim Einsatz der Biomasse für Heiz- 1,4 % zu steigern, derzeit liege die Effizienzquote zwecke nütze Oberösterreich erst 50 % des jähr- bei 0,5 % jährlich. Dies veranlasste den Umwelt- lichen Nachwuchses. Bedenken hinsichtlich der minister zum Appell an alle Verantwortlichen, ihre Emissionen von Holzheizungen zerstreute der Anstrengungen zu erhöhen. oberösterreichische Landesrat mit dem Hinweis auf die neuen technischen Standards. Als ein besonderes Problem nannte Pröll den Verkehrssektor, der nicht nur wegen des hohen Abgeordneter Erwin Hornek (Österreich) berich- Energieverbrauchs, sondern auch wegen der tete über die erfolgreiche Umsetzung eines Ener- Luftschadstoffe und der Lärmemissionen ein giekonzepts seiner Waldviertler Heimatgemein- spezielles Umweltproblem darstelle. Daher wird de, der es durch Informationsveranstaltungen der Biodiesel- und Ethanolanteil an den Kraft- schon vor 15 Jahren gelang, die Bevölkerung für stoffen bis 2008 auf 5,75 % gesteigert und auch Investitionen in Solaranlagen und Biomassehei- für die Verlagerung des Verkehrs von der Straße zungen zu gewinnen - nun bleibe Geld in der auf die Schiene seien die Weichen gestellt. In Region, das früher für Öl und Strom ausgegeben den Dörfern sollen Biomassekraftwerke nicht nur werden musste. die Energieeffizienz erhöhen, sondern auch das Emissionsproblem lösen. Der Wärmedämmung Umweltminister Josef Pröll informierte die Konfe- werde im Neubau und bei der Sanierung von renzteilnehmer über das Projekt der Biogaseinlei- Althäusern großes Augenmerk geschenkt. Dabei tung in Erdgasleitungen sowie über 50.000 mit unterstrich der Umweltminister, wie wichtig es Gas betriebene Automobile bis 2010 in Öster- sei, Professionisten zu fördern, die ihre Kunden reich. auf praktikable Energiealternativen aufmerksam machen können. Landesrat Anschober machte darauf aufmerk- sam, dass Biogas auch in der Kunststofferzeu- In der Diskussion wies Umweltminister Pröll dar- gung fossile Rohstoffe ersetzen könne, und plä- auf hin, dass ökologische Vorgaben in der Um- dierte für ein Biogas-Einspeisgesetz. weltpolitik die Innovation in der Wirtschaft fördern und Arbeitsplätze schaffen. Abgeordneter Brigid Die Frage einer Vertreterin Finnlands nach der Weinzinger (Österreich) gab der Minister darin Gefahr eines Pelletsmangels in Österreich sah recht, dass auf EU-Ebene mehr Geld in die För- Landesrat Anschober nicht. Der Markt entwickle derung erneuerbarer Energieträger statt in die sich sehr rasch, die Versorgungs- und Preisstabi- Atomkraft investiert werden sollte. lität sei aber gegeben. In Oberösterreich habe der Pellets-Preis in den letzten sieben Jahren Pentti Tiusanen (Finnland) brachte, wie auch der lediglich um 3 % zugenommen. Vertreter Großbritanniens, Patrick Hall, Probleme mit den Emissionen des Flugverkehrs zur Spra- Minister Pröll: Mehr Europa in der Umweltpolitik che und wies darauf hin, dass die Biodieselpro- Umweltminister Josef Pröll ortete beim Thema duktion in Schwellenländern zu Problemen mit Energieeffizienz Aufbruchstimmung in den öster- der Biodiversität führe. Umweltminister Josef reichischen Regionen und in Wien. Dies sei wich- Pröll informierte darüber, dass die EU das Pro- tig, um die Klimaschutzziele zu erreichen, sagte blem der Flugverkehrsemissionen durch den

225 Emissionshandel lösen wolle. Bei der Beimi- Energieeffizienz etwas sei, "das wir nicht sehen". schung von Biokraftstoffen laute in der EU die Energieeffizienz sei kein Produkt, sondern die Auflage, dass der beigemischte Treibstoff unter Eigenschaft eines Produkts und damit nur ein EU-Bedingungen produziert sein soll; diese Auf- Merkmal unter vielen, skizzierte er. Konsumenten lage müsse aber noch die WTO passieren. Es würden über diese spezielle Eigenschaft oft gar gehe jedenfalls darum, ökologisches Dumping nicht nachdenken. Es reiche daher nicht, so bei der Förderung erneuerbarer Energieträger zu Nilsson, ausschließlich das technische Potenzial vermeiden. zu steigern, noch wichtiger sei es, die Akzeptanz für energieeffiziente Produkte zu erhöhen. Auf weitere Fragen von Martine Stein-Mergen (Luxemburg), Boris Van der Ham (Niederlande) Dabei sei es notwendig, alle am Kaufprozess und Christina Axelsson (Schweden) betonte Um- Beteiligten einzubeziehen, erklärte Nilsson, sei weltminister Pröll die Notwendigkeit der Unter- es den Erzeuger, den Großhändler, den Klein- stützung von Professionisten im Bereich energie- händler oder den Konsumenten. Nur wenn alle sparender Technologien und zeigte sich erfreut zusammenarbeiteten und dem Merkmal Energie- darüber, dass der Einsatz erneuerbarer Energie- effizienz eine entsprechende Bedeutung beimes- träger zunehmend nicht mehr nur als ein ökologi- sen, würden auch tatsächlich energieeffizientere sches, sondern auch als ein wirtschaftliches und Güter produziert. soziales Projekt betrachtet werde. Nach Meinung Nilssons gibt es zwar große Er- Mit Tschechien pflege Österreich eine intensive folge bei der Verbesserung der Energieeffizienz Energiepartnerschaft, sagte Pröll. Österreich in den letzten 30 Jahren. So würde man heute wolle dem Nachbarn zeigen, dass es Alternativen rund 50 % mehr Energie benötigen, hätte man in zur Atomenergie gebe. diesem Zeitraum keine energiesparenden Maß- nahmen - etwa bei Produkten, in der Bauwirt- Hinsichtlich der Entwicklung des Pelletsmarktes schaft, in der Industrie und im Transport - gesetzt sprach sich der Umweltminister für eine Poten- und nach wie vor die gleiche Energieeffizienz wie tialabschätzung aus, um Engpässe in der Versor- zu Beginn der siebziger Jahre. Dennoch könnte gung zu vermeiden, weil dies der Öllobby in die seiner Auffassung nach Energie noch viel effi- Hände spielen würde. Investitionen in den Aus- zienter genutzt werden. bau von Fotovoltaik-Anlagen in den sonnenrei- chen Maghrebländern bezeichnete der Umwelt- Erfolg lässt sich Nilsson zufolge nicht nur an stei- minister als wichtig. genden Produktionszahlen messen, ein entschei- dendes Kriterium ist auch die Marktdurchdrin- Abschließend sprach Minister Pröll sein Bedau- gung. So habe sich bei der Einführung von Ener- ern darüber aus, dass die Umweltpolitik in der giesparlampen gezeigt, dass es eine ausgespro- EU, wenn man etwa den Vergleich zur Agrarpoli- chen lange Zeitspanne benötige, um den Sätti- tik heranzieht, noch einen weiten Weg der Ent- gungsgrad des Marktes zu erreichen. wicklung vor sich habe. Daher sei die Verantwor- tung der einzelnen Mitgliedsländer in der Umwelt- Besonders bedeutsam für die Entwicklung politi- politik sehr hoch. Das Ziel müsse aber lauten: scher Strategien ist für Nilsson die Tatsache, Mehr Europa in der Umweltpolitik. dass sich Kosten und Preise bei steigender Pro- duktionszahl eines Produkts verringern. Bei- Nilsson: Nischenmärkte könnten als Trendsetter spielsweise liegt die "Lernrate" bei Photovoltaik fungieren ihm zufolge bei 20 %, was bedeutet, dass sich der Preis des Produkts bei jeder Verdoppelung Als Experte referierte Hans Nilsson, Vorsitzender des Marktes um 20 % verringert. Hier könne die des Demand-Side-Management-Programms Politik mit Förderungen entsprechend eingreifen, (DSM) der Internationalen Energieagentur, dar- bis der Markt entsprechend groß sei, um sich über, mit welchen Maßnahmen die Nachfrage selber zu tragen, betonte er. nach energieeffizienten Produkten erhöht werden könne. Dabei wies er auf das Problem hin, dass

226 Wichtig ist es Nilsson zufolge, jemanden zu fin- auch wenn die Anwendung dann auf lokaler den, der in das "Lernen" investiert, also am Ebene erfolge. Beginn einer Produktentwicklung höhere Markt- preise in Kauf nimmt oder diese auch durch För- Am DSM-Programm der Internationalen Energie- derungen senkt. Das könnten Regierungen sein, agentur, das bereits 1993 gestartet wurde, neh- aber auch Nischenmärkte, die als Trendsetter men laut Nilsson derzeit 17 Länder teil. Aber fungieren. Habe sich dann ein Produkt einmal auch in Ländern wie China oder Russland spielt etabliert, könnte es auch für die breite Masse ihm zufolge Energieeffizienz eine immer stärkere attraktiv sein. Nilsson rechnete vor, dass, würde Rolle. China habe, so Nilsson, Ende 2004 einen ganz Indien mit Solarenergie versorgt, wozu es Energieeffizienzplan eingeführt, in dessem Rah- 38 mal 38 km Fläche für Solaranlagen bräuchte, men es von einer Vervierfachung der Wirtschafts- die Kosten für die Errichtung von Photovoltaik- leistung bis zum Jahr 2020 ausgeht, in dieser anlagen von derzeit drei Dollar pro Watt auf unter Zeitspanne aber nur eine Verdoppelung des ein Dollar pro Watt gesenkt würden. Energieverbrauchs erlaubt.

Die Politik sieht Nilsson insofern gefordert, als es Auf Fragen seitens der Abgeordneten hielt seiner Ansicht nach stets ein ganzes Maßnah- Nilsson u.a. fest, der Internationalen Energie- menpaket braucht, um energieeffiziente Produkte agentur gehe es vor allem darum, den Markt zu zu forcieren. Steuerliche Maßnahmen würden ändern. Konkrete Empfehlungen hält er erst nach zwar helfen, allein aber nicht ausreichen, bekräf- einer genauen Analyse des jeweiligen Problems tigte er. Für wichtig erachtet Nilsson in diesem für möglich. Er wies aber nochmals auf die Be- Zusammenhang auch die Teilnahme an globalen deutung von Nischenmärkten hin, mit deren Hilfe Rahmenprogrammen für Forschung und Entwick- es gelingen könne, ein Produkt so weit zu etab- lung. Lernen finde global statt, unterstrich er, lieren, dass die breite Masse von selber folge.

Parlamentskorrespondenz/08/16.06.2006/Nr. 578

Konferenz der europäischen Umweltaus- gebracht hat. Tatsächlich liegen die Einsparungs- schuss-Vorsitzenden möglichkeiten in manchen Bereichen nahe bei 100 %. Im Durchschnitt betrage die Rendite von Investitionen in die Energieeffizienz rechnen Investitionen in Energieeffizienz über 20 %. Als sich weitere Beispiele nannte Thomas den energie- optimierten Kühlschrank, der mehr als 60 % Wien (PK) - Die Konferenz der Vorsitzenden der weniger Strom braucht als traditionelle Modelle, europäischen Umweltausschüsse wurde am neue Umwälzpumpen, die bei gleicher Leistung Nachmittag unter der Verhandlungsführung des um 75 % weniger Energie verbrauchen oder das Obmannes des Umweltausschusses des Bun- Passivhaus, das fast ohne Heizungsenergie aus- desrates Karl Boden mit Fachreferaten und ein- kommt. gehenden Diskussionen fortgesetzt und abge- schlossen. Allein der Einsatz der genannten energieoptimier- ten Umwälzpumpen in allen Haushalten der EU- Stefan Thomas vom Wuppertaler Institut für Kli- 25 würde den Energieverbrauch in der EU um ma, Umwelt und Energie schloss in seinem Refe- 1 % reduzieren, gab der Energieexperte zu be- rat über nachfrageseitige Energieeffizienz im pri- denken. Steigende Energieeffizienz habe einen vaten und öffentlichen Sektor an die Beispiele an, hohen Wohlstandseffekt, verbessere die sozialen mit denen Landesrat Anschober am Vormittag Rahmenbedingungen, erhöhe die Wettbewerbs- die enormen Einsparungspotenziale bei der Heiz- fähigkeit der Wirtschaft, schaffe neue Arbeits- energie in oberösterreichischen Schulgebäuden plätze, erhöhe die Versorgungssicherheit und 227 schütze die Umwelt. Die Klimaschutzziele der EU dem Ausmaß zu erhöhen, in dem Energie ge- seien bis 2020 erreichbar. Stefan Thomas hält es spart werde. für möglich, den CO2-Ausstoß um 38 % zu redu- zieren, wobei in seiner Berechnung auf die Erhö- Patrick Hall (Großbritannien) gab zu bedenken, hung der Energieeffizienz unter anderem 22 % dass der CO2-Ausstoß in den letzten Jahren und auf die erneuerbaren Energieträger 14 % gestiegen sei, obwohl die Energieeffizienz stark entfallen. zugenommen habe. Zugenommen habe eben auch der Energieverbrauch. Das Hauptproblem bei der Steigerung der Ener- gieeffizienz bestehe darin, dass eine Vielzahl Lord Lyndon Henry Arthur Harrison (Großbritan- kleiner und mittlerer Verbesserungen notwendig nien) machte auf das Problem aufmerksam, dass seien, sodass der Einzelne vor die Frage stehe, in der ersten Zeit der Umsetzung von Energieeffi- wo er beginnen solle. Erste Aufgabe der Politik zienzprogrammen große Einsparungen möglich sei daher die Information der Energieverbrau- seien, dies im Lauf der Zeit aber immer schwie- cher. Zudem erscheinen die finanziellen Vorteile riger werde, weil anfangs "niedrig hängende auf den ersten Blick oft nur gering und überdies Früchte" geerntet werden können. mangle es an Finanzierungsmöglichkeiten für Christina Axelsson (Schweden) und Säde Investitionen. Im Gebäudebereich scheiterten Tahvanainen (Finnland) drängten darauf, in den Maßnahmen auch daran, dass sich Besitzer und Haushalten Strom zu sparen, indem Geräte ab- Mieter nicht auf eine gemeinsame Vorgangs- geschaltet statt im Standby-Betrieb belassen weise einigen können. werden. Finnland könnte damit etwa ein ganzes Es bedürfe daher gesetzlicher Regelungen und Kohlekraftwerk einsparen. finanzieller Anreize. Die bestehenden EU-Richt- Satu Hassi (EU-Parlament) sah in den steigen- linien seien schnell und streng umzusetzen, wo- den Ölpreisen, die durch den wachsenden welt- bei die Maßnahmen mit dem EU-Emissionshan- weiten Ölverbrauch bedingt seien, einen starken delssystem verbunden werden sollten. Generell Impuls für Programme zur Steigerung der Ener- plädiert der Experte dafür, Steuern und Abgaben gieeffizienz. auf Energie zu erhöhen, auf Arbeit aber zu sen- ken. Darüber hinaus hielt Stefan Thomas öffent- Bart Martens (Belgien) sprach sich für die Dritt- liche Ausgaben zur Steigerung der Energieeffi- finanzierung von Energieeffizienzinvestitionen so- zienz für gerechtfertigt. Es gehe nicht nur um wie dafür aus, Elektrizitätslieferanten und -netz- Rechtsvorschriften, steuerliche Maßnahmen, den betreiber zur Energieeinsparung zu verpflichten. Emissionshandel und Informationen, sondern auch um Ausbildung und Unterstützung für Inves- Stefan Thomas erläuterte in Beantwortung der an toren. Diese Ausgaben rechnen sich volkswirt- ihn gerichteten Fragen unter anderem den Re- schaftlich, zeigte sich der Experte überzeugt und bound-Effekt, der bei erfolgreicher Steigerung der belegte dies am Beispiel Großbritanniens und Energieeffizienz beobachtet werde. Einsparungs- Dänemarks, die die Zielsetzungen ihrer Energie- gewinne werden zur Erhöhung des Komforts ge- effizienzprogramme übertreffen konnten und nun nutzt, etwa dazu, mehr Wohnraum pro Person zu neue, noch ehrgeizigere Programme starten. heizen oder mehr Büros einzurichten. Thomas hielt das Energieeffizienzpotenzial aber für groß In der Diskussion erkundigten sich Ciaran Cuffe genug, um den Wohlstand zu erhalten und (Irland) nach Teilaspekten der Kostenberechnun- gleichzeitig den Energieverbrauch zu senken. gen, die Stefan Thomas für seine Prognosen herangezogen hatte. Energieeinsparungen durch höhere Energieeffi- zienz führen zu einer Senkung der Energieimpor- Indulis Emsis (Lettland) wies darauf hin, dass te und reduzieren den Druck zur Erhöhung von Energieproduzenten, die über große Marktmacht Energiepreisen, führte Thomas weiter aus. verfügen, kein Interesse an Energieeinsparung haben und dazu tendierten, die Energiepreise in Einerseits hängen die Früchte bei der Steigerung der Energieeffizienz zwar immer höher, räumte

228 der Referent ein, aber andererseits würden Lern- im Dienstleistungssektor trotz Energiesparmaß- effekte immer stärker wirksam. Wer damit be- nahmen mit 20 %. ginne, Energie zu sparen, lerne technisch dazu, verändere sein Verhalten und vergrößere damit Um auf dem Stromsektor Einsparungen erzielen die Dynamik für weitere Energieeinsparungen. zu können, habe man ein Maßnahmenpaket ent- wickelt, das jährlich mit ca. 50 Mill. € gefördert Hinsichtlich der Rolle der Netzbetreiber und wird. Dazu gehören für die Haushalte der Aus- Stromlieferanten sah Stefan Thomas die Möglich- tausch von Haushaltsgeräten, die Verringerung keit, ihnen Energieeffizienz-Dienstleistungen zu von Standby-Einschaltungen, effizientere Warm- übertragen. Man könne das Ausschöpfen von wasserbereitung und Heizungen sowie Energie- Effizienzpotenzialen als ein neues Gewerbe be- sparlampen. Als ein wesentliches Element be- treiben, zeigte sich Stefan Thomas überzeugt. trachtete er aber das Verhalten der Nutzer. Im Bereich der Dienstleistungen setze man zusätz- Lechner: Verbraucherpsychologie mehr Augen- lich auf verbesserte Gebäudeplanung und effi- merk schenken zientere Bürobeleuchtung. Um die Ziele auch zu erreichen, arbeite man enger mit den Produzen- Für Herbert Lechner, dem wissenschaftlichen ten zusammen, entwickle Werbekampagnen, Leiter der Österreichischen Energieagentur, ist biete Schulungen an und habe begonnen, die bislang die Verbraucherpsychologie, nämlich Geräte zu kennzeichnen. Dennoch sei es schwie- Bewusstseinsbildung und Information, etwas zu rig, den Stromverbrauch einzuschränken, weil es kurz gekommen. Seiner Ansicht nach müsse dabei vor allem um Fragen des persönlichen man diesem Aspekt mehr als bisher Beachtung Komforts gehe. Während Lechner allgemein die schenken. Hohe Energiepreise würden zwar Möglichkeit sah, die Steigerung des Stromver- Energieeffizienz-Maßnahmen unterstützen, sagte brauchs mit 12,2 % bis 2020 durch Einsparungs- Lechner, dennoch bleiben wirtschaftliche Maß- maßnahmen zu begrenzen – anstelle einer Stei- nahmen in großem Ausmaß noch immer unge- gerung von 24,4 % ohne entsprechende Maß- nützt. Für den notwendigen Effizienzschub hielt nahmen -, zeigte er sich in diesem Zusammen- Lechner umfassende Strategien für angebracht, hang im Hinblick auf den Dienstleistungssektor wobei er große Hoffnungen in die nun geforder- skeptischer. Durch neue Investitionen und Geräte ten Energieeffizienz-Aktionspläne setzte. Auf rechnete er dort mit einem Zuwachs von 71,5 % nationaler Ebene müssten alle Ressourcen ge- trotz Sparmaßnahmen. bündelt werden, appellierte Lechner, Bund und Länder müssten an einem Strang ziehen. Die Lechner stellte im Anschluss daran einige Pro- öffentliche Hand habe auch im Bereich Energie- gramme vor. Als zentrale Klimaschutzinitiative sparen eine Vorbildfunktion zu übernehmen. des Lebensministeriums nannte er das Pro- Lechner begrüßte auch das EU-Programm "Intel- gramm "Klima:aktiv". Diese stärke und ergänze ligent Energy for Europe", da man in dessen bestehende Initiativen und versuche, freiwillige Rahmen gemeinsam Aktivitäten und Kampagnen Maßnahmen in ein Programm zu bündeln. Dazu entwickeln könne. zählten Energieeffizienz-Programme genauso wie Programme im Bereich der Mobilität, Pro- Am Beginn seiner Ausführungen stellte Lechner gramme auf lokaler Ebene und Programme zur Berechnungen gegenüber, welche Einsparungs- Förderung erneuerbarer Energien. Als Beispiel potentiale in Haushalten und im Dienstleistungs- im Rahmen der Energieeffizienz nannte Lechner sektor bis 2020 möglich seien. Auf Grund des das Programm "ecofacility", das den Neubau und Strukturwandels in der Produktion würden aber die Sanierung privater Dienstleistungsgebäude im Dienstleistungssektor die Einsparungen we- betrifft. Dafür seien klare Qualitätsstandards sentlich geringer ausfallen als in den Haushalten. fixiert worden, man erarbeite Sanierungsmodelle, Während man in den Haushalten durch gezielte trainiere unabhängige Berater und Beraternetz- Maßnahmen den Energieverbrauch auf einen werke und lege großen Wert auf Marketing. Zuwachs von 3 % jährlich stabilisieren könnte, bezifferte er den Anstieg des Energieverbrauchs

229 Das Programm "Klima:aktiv leben" biete wieder- Derzeit umfasse das Programm 175 Standorte, um gezielte Information und Beratung für Haus- die eine Energieeinsparung von 18 bis 23 % ver- halte. So würden Rauchfangkehrer zu "Klimabot- buchen könnten, wobei für den Vergleich eine schaftern", die die Kunden beraten, und dieses gleiche Basis herangezogen worden sei. Real sei "Dialogmarketing" wolle man auf Installateure jedoch eine steigende Tendenz beim Energiever- und MitarbeiterInnen der Fernwärmeversorgung brauch wegen der umfassenden EDV-Ausstat- ausdehnen. Wenn seitens der KonsumentInnen tung an den Schulen festzustellen. Auch die Uni- Interesse besteht, konzentriere man sich in der versitäten seien durchforstet worden. Dabei Folge auf die Sanierungsmöglichkeiten, wobei konnten große Erfolge erzielt werden, zumal die man mit den Energieberatungen der Länder eng Universitäten auf Grund der Globalbudgets gro- zusammenarbeite. ßes Interesse an Energieeinsparung hätten. Ab- schließend berichtete Moser vom ersten Studen- Gemeinsam mit dem Energieregulator habe man tenheim in Wien, das in Passivbauweise errichtet den so genannten "quick check" entwickelt, das worden sei, womit man die Energiekosten um bedeutet, Interessierte erhalten nach einer Über- rund 80 % habe senken können. Er wies auch prüfung eine genaue Zusammenstellung und auf ein Projekt in einer Bundesschule in Nieder- Analyse der vorhandenen Geräte sowie eine Ge- österreich hin, das auf bessere Lüftung und Luft- genüberstellung, wie groß die finanziellen Ein- qualität abziele und gleichzeitig untersuchen soll, sparungen durch geeignete Maßnahmen sein inwieweit dadurch auch die Leistungen positiv könnten. Eine Informationsquelle, wo alle Geräte beeinflusst werden können. neutral dargestellt werden, bietet die Information "top-produkte". Derzeit gebe es diese Information Die Diskussion nur für Haushaltsgeräte, man beabsichtige dies aber auch auf Geräte für Gewerbe und Industrie In der anschließenden Diskussion sprach Abge- auszudehnen. ordnete Brigid Weinzinger (G) die Berechnungen des zukünftigen Stromverbrauchs durch Herbert Moser: Schulen sind ein wesentlicher Teil der Lechner an und nannte das von ihm gezeichnete Bewusstseinsbildung Szenario "defensiv". Lechner räumte daraufhin ein, dass die Maßnahmen durch den Einsatz Helmut Moser vom Bundesministerium für Bil- höherer Finanzmittel zu einer noch größeren Ein- dung, Wissenschaft und Kultur erläuterte in sei- sparung führen könnten, fügte aber gleichzeitig nem Referat die Bemühungen um die Ökologisie- hinzu, dass mehr Geld allein nicht ausreichend rung von Schulen und die Bildungsmaßnahmen sei. Er betonte abermals den Faktor der Energie- zum Schutz der Umwelt. Nachhaltigkeit und Um- verbraucherInnen, worüber man noch viel zu weltschutz seien ein fächerübergreifendes Bil- wenig wisse. dungsziel, legte Moser dar und präsentierte das Programm "Ecolog". In dessen Rahmen seien für Die Wichtigkeit der Verbraucherpsychologie und LehrerInnen und SchülerInnen anspruchsvolle der frühen Bewusstseinsbildung in den Schulen Unterlagen sowie methodische Zugänge erarbei- wurde auch von Lord Lyndon Henry Arthur Harri- tet und zur Verfügung gestellt worden. Darüber son (Großbritannien) unterstrichen. Helmut Mo- hinaus gebe es Maßnahmen zur Bewusstseins- ser bekräftigte darauf hin nochmals die Notwen- bildung, um das Schulgebäude selbst, aber auch digkeit, im frühen Kindesalter mit der Bewusst- die nähere Umgebung ökologisch zu gestalten seinsbildung zu beginnen, denn die Nachhaltig- bzw. zu bewahren. Für gelungene Projekte gebe keit sei keine technische Frage, sondern eine des es dann eine Zertifizierung, erklärte Moser und Bewusstseins. Schulen seien der örtliche Kristal- bekräftigte, dass damit die Schulen zum Träger lisationspunkt, sagte Moser und betonte die hohe eines ökologischen Netzwerks würden. Sensibilität für Belange der Umwelt in der Gruppe der Lehrerschaft. Er antwortete damit auf eine Ab dem Jahr 1996 habe man auch mit wissen- Frage des Abgeordneten Ciaran Cuffe aus Irland. schaftlicher Unterstützung begonnen, die Schul- gebäude nach Energiedefiziten zu untersuchen Lord Harrison sah aber auch Einsparungspoten- und sie in ein "energy contracting" einzubinden. tiale im Hotel- und Gastgewerbe, worauf Herbert

230 Lechner meinte, dass dort für die Steigerung der schüsse sollten ihre jeweiligen Programme via Energieeffizienz derzeit zu wenig Anreize bestün- Internet besser untereinander kommunizieren. den, da man die höheren Energiekosten offen- sichtlich in den Preisen unterbringe und die Ho- Martine Stein-Mergen aus Luxemburg fand telgäste hier noch zu wenig Problembewusstsein besonders interessant, die Professionisten für zeigten. Lechner hielt auch ordnungspolitische eine effizientere Energienutzung einzubinden, Maßnahmen für ein wichtiges Instrument, womit weshalb sie diese Idee in ihrer Heimat propa- er auf die Bemerkung eines Parlamentariers aus gieren wolle. dem Abgeordnetenhaus des Niederländischen Am Abschluss der Konferenz bedankte sich Vor- Parlaments reagierte. Dennoch müsse mehr sitzender Abgeordneter Kai Jan Krainer für die Gewicht auf Information und Bewusstseinsbil- rege Teilnahme an der Konferenz. Energieeffi- dung gelegt werden, bekräftigte er abermals. zienz bedürfe vielfältiger Maßnahmen, die von Pentti Tiusanen (Finnland) wies auf das finnische Land zu Land unterschiedlich sein können, sagte Programm für die Nachhaltigkeitsstrategie hin er. Man sollte aber von den Best-practice-Model- und schlug vor, die nationalen Umweltaus- len lernen.

231 12. Die Tätigkeit der EU-Ausschüsse und des Plenums des Nationalrates während der EU-Präsidentschaft

Thema der Sitzung des EU-Unterausschusses Plassnik standen die in der Lissabon-Strategie am 26. Jänner 2006 waren das integrierte EU- gesetzten Ziele zu Wachstum und Beschäfti- Aktionsprogramm der EU-Kommission im Be- gung in Europa sowie die Notwendigkeit einer reich des lebenslangen Lernens 2007-2013, koordinierten europäischen Energiepolitik. das einen Beitrag zur Entwicklung einer "fort- Der dritte Plenartag zur ausschließlichen Er- geschrittenen Wissensgesellschaft mit dauer- örterung von EU-Themen am 30. März 2006 haftem Wirtschaftswachstum", zu mehr und befasste sich zum einen mit „erfolgreicher besseren Arbeitsplätzen und zu größerem Justizpolitik zum Wohle Österreichs und der sozialen Zusammenhalt sowie zum Schutz der europäischen Sicherheit“, zum anderen mit Umwelt für künftige Generationen leisten soll, „neuen Impulsen für die Beschäftigungs- und sowie die partielle politische Einigung des Wachstumspolitik in der Europäischen Union Rates dazu. und in Österreich“. Zum zweiten Thema wurde Am 15. Feber 2006 wurde im Rahmen des EU- eine Entschließung betreffend Vorrang für Be- Unterausschusses das Jahresprogramm des schäftigung und Wachstum angenommen. Rates für 2006 thematisiert. Die Bundesminis- Am 19. April 2006 diskutierte der EU-Unteraus- terin für Auswärtige Angelegenheiten wurde in schuss die österreichische Ratspräsident- Form einer Ausschussfeststellung beauftragt, schaft, wobei Themen wie das Subsidiaritäts- im Konsens mit den europäischen Partnern prinzip, die EU-Erweiterung und die Zukunft sicherzustellen, dass die vielfältigen Kontakte des Verfassungsvertrages im Vordergrund mit lateinamerikanischen Staaten auf Grund standen. der Schwerpunktsetzung während der österrei- chischen EU-Ratspräsidentschaft auch dafür Im Zuge der Debatte zur 50jährigen Mitglied- genutzt werden, menschenrechtliche Fragen schaft Österreichs im Europarat, verabschie- entsprechend zu thematisieren. Einen weiteren dete der Nationalrat am 26. April 2006 eine Diskussionspunkt bildeten nächste Schritte be- Entschließung zur verstärkten Mitwirkung der züglich gentechnisch veränderte Organismen nationalen Parlamente bei der Prüfung neuer (GVO) im Hinblick auf die Grundsatzdebatte EU Rechtssetzungsvorschläge nach dem Sub- des Rates (Umwelt) vom 2. Dezember 2005. sidiaritäts- und Proportionalitätsprinzip: Dabei wurde die Bundesregierung aufgefor- „Die Bundesregierung wird ersucht, mit dem dert, im Sinne des Ausschussbeschlusses vom österreichischen Parlament bei der Wahrneh- 15. Feber 2005 den gentechnikfreien Anbau in mung seiner internationalen Aufgaben und Österreich abzusichern. Kontakte im Rahmen der parlamentarischen Der EU-Hauptausschuss trat am 21. März Versammlungen des Europarates, der Euro- 2006 im Vorfeld der Frühjahrstagung des Euro- päischen Union sowie der parlamentarischen päischen Rates am 23. und 24. März 2006 zu- Dimension anderer europäischer oder interna- sammen. Im Mittelpunkt der Diskussion mit tionaler Institutionen weiterhin aktiv zusam- Bundeskanzler Schüssel und Außenministerin menzuarbeiten. 232 Insbesondere wird die Bundesregierung der Bürgerinnen und Bürger nur dann zurück ersucht, das österreichische Parlament bei gewonnen werden könne, wenn Europa zu seinen Bemühungen, den nationalen Parla- einem Europa der Ergebnisse werde und die menten auf EU-Ebene eine verstärkte Mitwir- Politik konsequent das strategische Ziel des kung im Rechtssetzungsprozess zu ermög- Wohlstands, der Solidarität und der Sicherheit lichen, zu unterstützen. Dabei soll auf die verfolge. Der Kommissionspräsident kündigte Grundlage des geltenden EU-Rechts die Euro- auch einen weiteren Bürokratieabbau und An- päische Kommission ersucht werden, ihre strengungen um eine qualitative Verbesserung Rechtsetzungsvorschläge nicht nur den euro- der Rechtsvorschriften im Interesse sowohl der päischen Institutionen, sondern zeitgleich auch Menschen als auch der Unternehmen an. den nationalen Parlamenten zuzuleiten. Falls Der vierte Plenartag zur ausschließlichen Er- eine repräsentative Anzahl von nationalen örterung von EU-Themen am 24. Mai 2006 war Parlamenten begründete Zweifel an der Ver- zunächst "Initiativen für ein soziales Europa!" einbarkeit der Rechtsetzungsvorschläge mit gewidmet. Eine Entschließung betreffend dem Subsidiaritätsprinzip oder mit dem Pro- Dienstleistungen und Daseinsvorsorge begrüßt portionalitätsprinzip vorbringt, soll die Kommis- den Kompromiss des EP und den daraufhin sion diese entsprechend berücksichtigen bzw. geänderten Vorschlag der Kommission und ihren Vorschlag einer neuerlichen Prüfung un- ersucht die Bundesregierung, den diesbezüg- terziehen. In diesem Zusammenhang werden lichen Legislativprozess auf europäischer die nationalen Parlamente ihre Zusammen- Ebene zügig voranzutreiben. arbeit sowohl bei der Subsidiaritätsprüfung als auch bei der Proportionalitätsprüfung im Rah- Der zweite Teil dieser Plenarsitzung befasste men der Konferenz der Europaausschüsse sich mit der „Europäischen Sicherheitspartner- (COSAC) weiter ausbauen.“ schaft“. Dabei wurde eine Entschließung be- treffend "weitere Maßnahmen zur Förderung In einer weiteren Sitzung des EU-Hauptaus- der Integration in Österreich" angenommen schusses am 11. Mai 2006 hatten die Abge- womit die Bundesregierung aufgefordert wird, ordneten Gelegenheit, mit dem Präsidenten „alles Mögliche zu unternehmen, um die Integ- der EU-Kommission Barroso über das Legisla- ration ausländischer Mitbürger auf der Grund- tivprogramm der Kommission für 2006 zu lage von Toleranz und Gleichberechtigung von diskutieren. José Manuel Barroso nützte die Mann und Frau weiterhin zu fördern, um da- Gelegenheit zu unterstreichen, wie ernst er die durch insbesondere Radikalisierungen in Ös- Umsetzung des Subsidiaritätsprinzips nehme. terreich zu vermeiden“. Er bekräftigte in diesem Zusammenhang noch- mals die Zusage der Kommission, den nationa- Am 14. Juni 2006 tagte der EU-Hauptaus- len Parlamenten Gesetzesvorschläge sowie schuss zur Vorbereitung des Europäischen andere wichtige Dokumente direkt zu übermit- Rates am 15. und 16. Juni. Die Mitglieder des teln, um diese so früh wie möglich in den Ent- Ausschusses diskutierten mit dem Bundes- scheidungsprozess einbinden zu können. kanzler und der Außenministerin über die Kommissionspräsident Barroso sprach sehr Tagesordnung und den Entwurf für Schlussfol- offen die Vertrauenskrise in der Union an und gerungen des Europäischen Rates. hielt aus seiner Sicht fest, dass das Vertrauen

233 12.1. Pressemeldungen

Parlamentskorrespondenz/02/26.01.2006/Nr. 44

EU-Unterausschuss diskutiert Programme zu der Ministerin, die Mittel für die Programme wür- lebenslangem Lernen den von 4 Mrd. € in den letzten sieben Jahren auf 6 Mrd. € für die kommende Periode angehoben, Gehrer: Bildung muss nationale Kompetenz hielt man seitens SPÖ und Grünen entgegen, bleiben dass die Kommission ursprünglich wesentlich mehr Mittel vorgesehen habe und man auch be- Wien (PK) – Der Ständige Unterausschuss in rücksichtigen müsse, dass die Gelder nunmehr Angelegenheiten der Europäischen Union be- auf 25 Staaten aufgeteilt werden. fasste sich heute mit dem Thema "Lebenslanges Lernen". Grundlage für die Diskussion bildete der diesbe- zügliche Vorschlag der Kommission sowie die Auch wenn Bildungspolitik nationale Kompetenz partielle politische Einigung des Rates. Das in- ist, misst die EU der Bildung einen besonderen tegrierte Programm gliedert sich in vier "Socra- Stellenwert bei, insbesondere auch im Zusam- tes-Einzelprogramme": "Comenius" für den Be- menhang mit den so genannten Lissabon Zielen. reich Schulbildung, "Erasmus" für Hochschulbil- Das ambitionierte "integrierte EU-Aktionspro- dung, "Leonardo da Vinci" betreffend berufliche gramm im Bereich des lebenslangen Ler- Bildung und "Grundvig" hinsichtlich Erwachse- nens 2007-2013" soll einen Beitrag zur Entwick- nenbildung. Weiters sind ein Querschnittspro- lung einer "fortgeschrittenen Wissensgesellschaft gramm mit vier Schwerpunktaktivitäten - die Ent- mit dauerhaftem Wirtschaftswachstum", zu mehr wicklung von Strategien, das Erlernen von Spra- und besseren Arbeitsplätzen und zu größerem chen, innovative Ansätze und Verbreitung von sozialen Zusammenhalt sowie zum Schutz der Projektergebnissen - sowie ein Programm "Jean Umwelt für künftige Generationen leisten. Ferner Monnet" vorgesehen, mit dem Maßnahmen im will man damit den Austausch, die Zusammen- Bereich der europäischen Integration und Euro- arbeit und die Mobilität zwischen den Systemen päische Organe und Vereinigungen gefördert der allgemeinen und beruflichen Bildung in der werden. Gemeinschaft fördern, sodass sich diese zu einer "weltweiten Qualitätsreferenz" entwickeln. Gehrer: Qualität ist das Ziel

In diesem Zusammenhang stellte Bundesminis- Eingeleitet wurde die Diskussion durch eine terin Elisabeth Gehrer dezidiert fest, dass Bildung Stellungnahme von Bundesministerin Elisabeth nationale Angelegenheit bleiben müsse. Schulbil- Gehrer, die zunächst auf die Schwerpunkte der dung und Universitäten seien keine Rechtsmate- Präsidentschaft einging, die unter dem Motto rie der Union und auch nicht Teil der Verträge. "Qualität ist das Ziel" steht. Vorrangig sei es, eine Selbstverständlich müssten aber gemeinsame interinstitutionelle Einigung über die Programme Ziele formuliert, die Abschlüsse auf Grund von zum lebenslangen Lernen zu erreichen, zumal Qualitätsstandards gegenseitig anerkannt und das Europäische Parlament hier über ein Mitent- die Mobilität gefördert werden. Sie appellierte, die scheidungsrecht verfügt. In der Ratssitzung vom Schulen zu ermutigen, an den Programmen Februar werde dann über die einzelnen Länder- teilzunehmen. berichte diskutiert und beim Gipfel der Staats- und Regierungschefs im März solle dieses The- Die Opposition (Abgeordnete Andrea Kuntzl – S ma dann einen Teil des Zwischenberichts zur und Dieter Brosz – G) kritisierten die mangelnde Lissabon-Strategie darstellen, berichtete die finanzielle Ausstattung für die Einrichtungen des Ressortchefin. lebensbegleitenden Lernens. Der Feststellung

234 Als weitere wesentliche Ziele nannte Gehrer, res 2000 erreicht habe. Das sei aus ihrer Sicht Mobilität und Qualität sichern sowie Schlüssel- keine erfreuliche Entwicklung und daher könne kompetenzen und Mehrsprachigkeit fördern. Mit sie auch keine Schwerpunktsetzung für diesen der Mobilitätscharta werde auch die Qualität für Bereich erkennen. die Mobilität festgeschrieben. In Österreich wür- den die Angebote gut angenommen, so würden Kuntzl schlug vor, die Bildungskarenz weiterzu- rund 4000 österreichische Studierende ins Aus- entwickeln und flexibler zu gestalten, um Beruf land gehen, während ca. 2000 nach Österreich und Weiterbildung zeitlich und räumlich besser kämen. Ein besonderes Anliegen sei ihr die miteinander verbinden zu können. Sie erinnerte Unterstützung der Länder des Westbalkans. auch an das von der SPÖ entwickelte Bildungs- Österreich bemühe sich um einen Know-how- prämienmodell, das einen einkommensabhän- Transfer, Austausch von LehrerInnen und Aus- gigen Zuschuss vorsieht. bildung von ProfessorInnen. Die Schwierigkeiten Auch Abgeordneter Dieter Brosz (G) griff die ergäben sich vor allem durch die mangelnde Frage der Finanzierung auf und erinnerte an den Infrastruktur in dieser Region, sagte sie. Kommissionsvorschlag in der Höhe von Die Ministerin unterstrich, dass zur erfolgreichen 13,6 Mrd. €. Daher stelle sich nun die Frage, Durchführung der Programme das Engagement welche Teile des Programms gekürzt bezie- der einzelnen Mitgliedsländer notwendig sei, hungsweise wegfallen werden. Brosz vertrat die weshalb es auch eine Kofinanzierung gebe. Dies Ansicht, dass in Österreich eine wirkliche Stra- würde aber für die Länder des Balkans ein gewis- tegie für lebensbegleitendes Lernen fehle. Die ses Problem darstellen. Im Bildungsministerrat zusätzlichen Mittel für die Verbände in der Höhe würden auch Maßnahmen zum Bürokratieabbau von 5 % seien jedenfalls zu wenig, um die not- bei der Antragstellung überlegt, so Gehrer. Hin- wendige Kofinanzierung auch leisten zu können. sichtlich der budgetären Ausstattung des Pro- Brosz thematisierte insbesondere die Gruppe der gramms sei noch eine größere Diskussion zwi- lernschwachen SchülerInnen und stellte die Fra- schen Europäischen Parlament, Kommission und ge, mit welchen konkreten Schritten man auch Ratspräsidentschaft erforderlich, da zurzeit nur diese Jugendlichen erreichen könnte. das Übereinkommen über das Gesamtbudget Der Kritik an der finanziellen Ausstattung der Pro- vorliege. gramme hielt Abgeordnete Gertrude Brinek (V) Höhe der notwendigen Budgetmittel bleibt weiter entgegen, dass man angesichts der Steigerung umstritten gegenüber dem letzten Budgetzeitraum von rund 4 auf 6 Mrd. € nicht von einer Kürzung sprechen Daran knüpfte Abgeordnete Andrea Kuntzl (S) an könne, sondern lediglich von einer Abänderung und appellierte an die Ministerin, die Chance zu des Kommissionsvorschlags für das neue Budget nützen, um die notwendigen Mittel für das le- durch den Rat. Auch sie räumte jedoch ein, dass bensbegleitende Lernen bereitstellen zu können, die kommende Diskussion schwierig sein werde. denn der Erfolg des Programms stehe und falle Für den Erfolg der Programme sei eine ständige mit den entsprechenden Rahmenbedingungen. Überprüfung des treffsicheren Einsatzes der Mit- Kuntzl übte Kritik an der Ratsentscheidung, die tel notwendig, sagte sie. Jedenfalls sei der öster- 5,9 Mrd. € vorsehe, während die Kommission reichische Beitrag hervorzuheben und das werde und das Europäische Parlament einen wesentlich auch durch internationale Benchmarks belegt. höheren Betrag für erforderlich hielten. Die auf Brinek unterstrich die Notwendigkeit, durch Ange- den ersten Blick erfolgte Erhöhung von 4 Mrd. € bote des lebensbegleitenden Lernens Menschen auf rund 6 Mrd. € müsse vor dem Hintergrund der zu motivieren, fehlende Abschlüsse nachzuholen Erweiterung beurteilt werden, wodurch die Mittel und Mädchen und Frauen für naturwissenschaft- für die einzelnen Staaten geringer würden. Auch liche und technische Berufe und Studienrichtun- in Österreich habe man die Mittel für die Erwach- gen zu interessieren. senenbildung des öfteren gekürzt, sodass man im Jahr 2005 erst wieder das Niveau des Jah- Ähnlich argumentierte Abgeordneter Peter Sonn- berger (V). Für ihn stellt die Aufstockung von 4

235 auf 6 Mrd. € eine positive Entwicklung dar, die die Europäische Union grenzüberschreitende zeige, dass der Stellenwert der Bildung in Öster- Förderprogramme, ohne in die nationalen Kom- reich und Europa ein hoher sei. Sonnberger ging petenzen eingreifen zu wollen. Jede einzelne im Anschluss daran auf mehrere Aspekte des Teilnahme an diesen Programmen bezeichnete lebensbegleitenden Lernens ein und unterstrich Karas als einen Mehrwert der EU. Es sei daher die Bedeutung der Bildungsinformation und Bil- erforderlich, neue Impulse für lebensbegleitendes dungsberatung, wofür es gute Beispiele sowohl Lernen zu setzen. Die Kofinanzierung hielt er im an Schulen als auch an Universitäten gebe. Die Interesse von nationalen Initiativen für notwendig. allgemeine Erwachsenenbildung hielt er für einen Auch Karas sprach sich für mehr finanzielle Mittel wichtigen Bereich, da zu diesem bildungsferne im Bereich Bildung, Forschung, Jugend, innere Schichten eher Zugang fänden. Weiterbildungs- und äußere Sicherheit und Infrastruktur aus. Dies angebote sind seiner Meinung nach auch Auf- werde seitens des Europäischen Parlaments bei gabe der Länder und Gemeinden, und Sonnber- den kommenden Verhandlungen sicherlich the- ger führte in diesem Zusammenhang das Bil- matisiert werden. Das Europäische Parlament dungskonto des Landes Oberösterreich an, wo- warte nun darauf, dass die Kommission den ge- durch das Bildungsbewusstsein gestiegen sei. samten Budgetvorschlag des Rates für die ein- Als weitere wichtige Punkte sprach Sonnberger zelnen Programme konkretisiere. schließlich die Qualitätsstandards, die Durchläs- sigkeit und die Weiterbildungsverbünde als fir- Die weitere Diskussion menübergreifende Initiativen von Klein- und Abgeordnete Andrea Kuntzl (S) sowie Abgeord- Mittelbetrieben an. neter Dieter Brosz (G) thematisierten auch die Abgeordneter Roderich Regler (V), maß vor Definition von lebenslangem Lernen und die dar- allem der Mobilität einen wichtigen Stellenwert aus resultierende Vergleichbarkeit von Statis- bei. Insbesondere begrüßte er es, dass auch Bul- tiken. Diesen Vorbehalten gab die Ministerin garien, Rumänien und die Türkei an den Pro- durchaus Recht, und sagte, diese Frage werde grammen teilnehmen können und dass man die- immer wieder diskutiert. Es sei äußerst schwierig, se auch für Studierende der Länder des Westbal- eine gleiche Basis herzustellen, insbesondere im kans öffnen wolle. Bereich des informellen Lernens.

In Ergänzung dazu wies Bundesministerin Elisa- Auf die Frage der Abgeordneten Marianne Ha- beth Gehrer darauf hin, dass die budgetären Mit- genhofer (S) nach einem etwaigen Aktionsplan tel aus der EU sowie das Budget der Erwachse- für Fremdsprachenunterricht berichtete die Minis- nenbildung nicht alles umfasse, was der Staat für terin, dass die Kommission derzeit ein Dossier das lebensbegleitende Lernen tue. Sie erinnerte erarbeite, worüber es noch viele Diskussionen unter anderem an die Fachhochschulstudien- geben werde. In Österreich habe man auf diesem gänge, an die Abendgymnasien, an die Kollegs, Gebiet gute Fortschritte gemacht, man denke an an die Angebote der Berufsreifeprüfung und an den Fremdsprachenunterricht ab der ersten Klas- die so genannten Schumpeter-Kurse. Rechne se Volksschule sowie an Initiativen in der Lehrer- man das alles zusammen, so ergebe das eine fortbildung. Es würden viele Native Speaker ein- Summe, die sich sehen lassen könne. Auch im gesetzt und alles in allem könne man von einer Rahmen der Lissabon-Strategie liege Österreich, neuen Ära des Fremdsprachenunterrichts spre- gemessen an einigen Benchmarks, relativ gut, so chen. Ein besonderes Anliegen sei ihr, die Spra- Gehrer. chen der Nachbarländer zu forcieren. Die Diskus- sion über Gleichwertigkeiten und Berechtigun- Der Abgeordnete des Europäischen Parlaments gen, ebenfalls eine Frage der Abgeordneten Ha- Othmar Karas unterstrich de Wichtigkeit des Bil- genhofer, bezeichnete Gehrer als schwierigen dungsbereiches für die Europäische Union, da Prozess unter 25 Ländern. Binnenmarkt, Mobilität und Wettbewerbsfähigkeit in großem Maße von der Qualifikation der Bürge- Den Vorschlag der Abgeordneten Hagenhofer, rinnen und Bürger abhänge. Deshalb entwickle sich besonders der SchichtarbeiterInnen anzu- nehmen und für deren besondere Arbeitssituation

236 die Möglichkeit zu schaffen, Weiterbildungsange- zin zeige es sich, dass Zulassungsverfahren bote anzunehmen, griff die Ministerin auf und nicht ausreichten, um genügend Platz für öster- sagte zu, hier weitere Überlegungen anstellen zu reichische Studierende zu schaffen. In Belgien wollen. werde nun wieder die Wohnsitzregelung einge- führt, und das wäre sicherlich auch eine gute Was den Bereich der Informations- und Kommu- Lösung für Österreich. Eine weitere Variante nikationstechnologie betreffe, so gebe es zahl- stelle die Einführung einer Quote dar, und als reiche Programme, antwortete Gehrer auf eine dritte Möglichkeit sehe sie die Zulassung mit der Frage des Abgeordneten Christian Faul (S). Sie Studienberechtigung im eigenen Land zu ver- wies auch seine Kritik an mangelnden Schulver- knüpfen. Sie wolle einen einvernehmlichen Be- suchen zurück und betonte, dass es dafür ausrei- schluss erreichen, wobei man beabsichtige, nach chende Angebote und Möglichkeiten gebe. einer Frist von zwei Jahren eine Evaluierung vor- zunehmen. Auch Abgeordneter Roderich Reg- Abgeordneter Reinhard Eugen Bösch (F) thema- ler (V) betonte, es sei notwendig, den österreichi- tisierte auch das EuGH-Urteil zum Hochschulzu- schen Bedarf an MedizinerInnen zu decken. gang und fragte nach der aktuellen Entwicklung. Dazu hielt die Ministerin fest, gerade in der Medi-

Parlamentskorrespondenz/02/15.02.2006/Nr. 109

EU-Unterausschuss diskutiert Menschen- sprechend zu thematisieren und mit Nachdruck rechte in Lateinamerika zu vertreten.

Mehrheitliche Annahme einer Ausschussfest- Keine Mehrheit fand jedoch der Antrag auf Stel- stellung lungnahme, eingebracht von den Abgeordneten Petra Bayr, Caspar Einem (beide S) und Ulrike Wien (PK) – Im Zuge der heutigen Sitzung des Lunacek (G) betreffend Thematisierung der Frau- Ständigen Unterausschusses in Angelegenheiten enmorde in Mexiko und Guatemala sowie der der Europäischen Union, der sich mit dem Jah- Freilassung von Ingrid Betancourt im Rahmen resprogramm des Rates für 2006 beschäftigte, des EU-Lateinamerikagipfels während der öster- nahmen die Abgeordneten von ÖVP, SPÖ und F reichischen EU-Ratspräsidentschaft durch die einen Antrag auf Ausschussfeststellung betref- EU-Ratsvorsitzende Dr. Plassnik. fend Menschenrechte in Lateinamerika an, der von den Abgeordneten Roderich Regler (V) und Abgeordnete Petra Bayr (S) kritisierte in diesem Barbara Rosenkranz (F) vorgelegt wurde. Zusammenhang, dass das Thema Menschen- rechte erst auf der vorletzten Seite des Rahmen- Darin wird unter anderem auf den einstimmigen programms zu finden sei. In Mexiko und Guate- Beschluss des Nationalrates vom 7. Dezember mala würden hunderte Frauen ermordet und 2005 betreffend Maßnahmen gegen Folter und entführt, die Behörden seien extrem säumig, die unmenschliche Behandlung Bezug genommen. Hilfsorganisationen würden behindert. Bayr Die Abgeordneten gehen davon aus, dass die meinte daher, dass es der österreichischen Prä- Bundesministerin für Auswärtige Angelegenhei- sidentschaft gut anstehen würde, sich dieses ten im Konsens mit den europäischen Partnern Themas anzunehmen. Grundsätzlich stellte sie sicherstellen wird, dass die vielfältigen Kontakte fest, dass, wie in den anderen Fällen auch, beim mit lateinamerikanischen Staaten auf Grund der kommenden Lateinamerika-Gipfel vor allem wirt- Schwerpunktsetzung während der österreichi- schaftspolitische Fragen im Vordergrund stünden schen EU-Ratspräsidentschaft auch dafür ge- und Menschenrechte nur am Rande behandelt nutzt werden, menschenrechtliche Fragen ent-

237 würden. Das sei ein inakzeptables Ungleich- lungnahme zu machen, hielten sie jedoch für pro- gewicht. blematisch, da es sich um Einzelfälle handle. Außerdem sei die EU-Ratsvorsitzende zur Über- Der Antrag wurde von Abgeordnetem Peter parteilichkeit verpflichtet. Menschenrechtsverlet- Schieder (S) unterstützt, indem er darauf hinwies, zungen in Südamerika würden auch in anderen dass dieser der einheitlichen Linie im Europarat internationalen Organisationen diskutiert, wes- entspreche, der auch die österreichischen Dele- halb man die nötige Flexibilität brauche, auf de- gierten zugestimmt hätten. ren Beschlüsse zu reagieren. Die Ausschussfest- stellung sei daher der bessere Weg, weil sie um- Die Abgeordneten Roderich Regler und Werner fassender sei. Dem widersprach Abgeordnete Fasslabend (beide V) teilten die Auffassung, Ulrike Lunacek (G), die meinte, in dieser stünden dass es sich dabei um außerordentlich wichtige nur Selbstverständlichkeiten. Fragen handle. Daraus einen Antrag auf Stel-

Parlamentskorrespondenz/02/15.02.2006/Nr. 110

EU-Unterausschuss bekräftigt Gentechnik-kri- sowie aus Verordnungen betreffend gentech- tische Haltung nisch veränderte Lebens- und Futtermittel und Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung von GVO V-F-Antrag fordert Schutz des GVO-freien An- besteht. Aus österreichischer Sicht fehlen klare baus in Österreich Regelungen über die Frage des Saatgutes sowie die Koexistenz mit dem biologischen Landbau, Wien (PK) – Der Ständige Unterausschuss in An- gab Rupprechter zu bedenken. Auch die WTO gelegenheiten der Europäischen Union bekräf- habe in ihrem Zwischenbericht im Zusammen- tigte heute die kritische Haltung der Parlaments- hang mit der Klage der USA, Kanadas und Ar- fraktionen zur Gentechnik. In der Debatte über gentiniens die Vorgangsweise der EU als inkon- die nunmehr auf EU-Ebene im Gefolge des sistent betrachtet, das bestehende Regelwerk sei WTO-Panels zu treffenden Maßnahmen steckten aber nicht Gegenstand dieses Panels gewesen. die Parteien ihre bereits im gestrigen Landwirt- schaftsausschuss geäußerten Standpunkte in Österreich werde, wie Rupprechter berichtete, Sachen Gentechnik ab. So wurde die Bundes- seine Präsidentschaft nützen, um die Frage der regierung mit V-F-Mehrheit aufgefordert, im Gentechnik intensiv im Rat der Umweltminister Sinne des gestrigen Ausschussbeschlusses den und im Rat der Landwirtschaftsminister zu be- gentechnikfreien Anbau in Österreich abzusi- handeln. Überdies sei für 4. bis 6. April eine Gen- chern. Weiter gehende Vorstöße der Opposition, technik-Konferenz in Wien anberaumt, an der so auch ein Antrag der SPÖ auf Etablierung der Experten und Parlamentarier, insbesondere auch Nationalparks als gentechnikfreie Zonen, fanden die Landwirtschaftssprecher der Parlamentsfrak- wie schon gestern keine Mehrheit. tionen, teilnehmen werden.

Eingangs der Debatte skizzierte Sektionschef Abgeordneter Johannes Schweisgut (V) knüpfte Andrä Rupprechter die aktuelle Situation in der an den in der gestrigen Sitzung des Landwirt- EU und erinnerte an die überwiegend vorherr- schaftsausschusses beschlossenen Entschlie- schende Kritik einer Mehrheit von EU-Mitglied- ßungsantrag der Regierungsparteien betreffend staaten an der Begutachtungspraxis der Europäi- Erhaltung des gentechnik-freien Anbaus an und schen Lebensmittelbehörde und an der Zulas- betonte, seine Fraktion sei zuversichtlich, dass sung von GVO insgesamt. Diese Praxis basiere Landwirtschaftsminister Pröll an der Gentechnik- aber auf dem derzeitigen Regelwerk der EU, das kritischen Haltung auch weiterhin festhalten im wesentlichen aus der Freisetzungsrichtlinie werde.

238 Mit den Stimmen der Regierungsparteien wurde Abgeordneter Jan Krainer (S), der den Antrag der eine von den Abgeordneten Schweisgut (V) und Grünen unterstützte, kam auf die Initiative seiner Klaus Wittauer (F) beantragte Ausschussfeststel- Fraktion auf rechtliche Sicherstellung der Gen- lung angenommen, in der der Ausschuss davon technik-Freiheit der Nationalparks zurück, die er ausgeht, dass die Bundesregierung die Stand- als ersten Schritt wertete, gentechnik-freie Zonen punkte dieses gestrigen Entschließungsantrages zu etablieren. auch den von Österreich vertretenen Positionen Gesprächsbereit in der Frage der Nationalparks in den EU-Institutionen zu Grunde legen werde. zeigte sich Abgeordneter Klaus Wittauer (F). Er Diese bloße Ausschussfeststellung war dem Ab- meinte, in diesem Bereich sollte man ein Zeichen geordneten Wolfgang Pirklhuber (G) zu wenig. Er setzen, und bekräftigte sein Bestreben, bis zur forderte in einem Antrag auf Stellungnahme die nächsten Nationalratssitzung eine gemeinsame Bundesregierung auf, sich auf EU-Ebene für eine Initiative aller vier Fraktionen auszuarbeiten. Das Reform der Europäischen Lebensmittelagentur Bekenntnis zu einem gentechnik-freien Öster- einzusetzen, sodass eine unabhängige GVO- reich sollte gerade bei sensiblen Zonen wie den Risikoforschung und die Berücksichtigung aller Nationalparks besondere Priorität haben, stand Bedenken von Mitgliedstaaten zur Sicherheits- für ihn fest. bewertung ermöglicht wird. Darüber hinaus ver- Bei der Abstimmung blieb der Antrag der SPÖ in langte Pirklhuber auch Initiativen der Bundesre- der Minderheit, auch die Initiative der Grünen gierung für EU-weit gültige rechtliche Rahmenbe- wurde abgelehnt. dingungen zur Errichtung von gentechnik-freien Regionen.

Parlamentskorrespondenz/02/15.02.2006/Nr. 111

Österreich versteht EU-Präsidentschaft als menwirken mit der Kommission gelungen sei, ein Service an Europa innerhalb von drei Tagen die Gaslieferungen zu sichern. Neben dem Wiederaufflackern der EU-Unterausschuss diskutiert Jahrespro- Kämpfe in Nepal hätten die Präsidentschaft bis- gramm des Rates für 2006 her insbesondere die Ereignisse im Nahen und Wien (PK) – Die Mitglieder des Ständigen Unter- Mittleren Osten, die Erkrankung des israelischen ausschusses in Angelegenheit der Europäischen Ministerpräsidenten Sharon und die Wahlen in Union diskutierten heute das Jahresprogramm den Palästinensergebieten mit ihrem unerwarte- des Rates für 2006 und nahmen die Gelegenheit ten Ausgang beschäftigt. Auch die Wiederauf- wahr, sich sehr ausführlich mit den Schwerpunk- nahme der Atomforschung und die Anreicherung ten, Zielen und Aktivitäten der österreichischen von Uran im Iran sei ein wesentliches Thema für Ratspräsidentschaft auseinanderzusetzen. die Ratspräsidentschaft, und die Außenministerin Grundlage dafür bot das vom österreichischen habe deshalb auch lange Gespräche mit ihrem und künftigen finnischen Vorsitz vorgelegte Pro- iranischen Amtskollegen geführt. Im Zuge des so gramm sowie detaillierte Ausführungen durch genannten Karikaturenstreites seien in enger Ab- den stellvertretenden Sektionschef Dr. Scheide stimmung mit der Kommission und Javier Solana sowie durch Botschafter Dr. Heiss. eine Reihe von Maßnahmen gesetzt worden. Dieses Thema werde angesichts der grundlegen- Sektionschef Scheide ging zunächst auf die ver- den Fragen, die dabei aufgeworfen werden, wei- gangenen sechs Wochen ein, die auch von Er- terhin Schwerpunkt der Präsidentschaft sein. eignissen geprägt waren, die man nicht vorher- sehen konnte. Scheide nannte in diesem Zusam- Österreich verstehe seine Präsidentschaft in ers- menhang die Gaskrise, bei der es der Präsident- ter Linie als ein "Service an Europa", unterstrich schaft in der Rolle des Vermittlers und im Zusam- Scheide, und agiere auch dementsprechend. Als 239 horizontale Themen stünden daher die Förde- damit ab 2007 konkrete Linien vorgegeben wer- rung von Beschäftigung und Wachstum in Euro- den können. pa, die Absicherung des spezifischen europäi- Schließlich informierte Sektionschef Scheide die schen Lebensmodells in einer globalisierten Welt, Abgeordneten über die neuesten Entwicklungen die Festigung des Vertrauens der BürgerInnen in im Erweiterungsprozess und auf dem Westbal- das europäische Projekt und die Rolle Europas kan. Bulgarien und Rumänien stünden im End- als starker und verlässlicher Partner in der Welt spurt des Beitrittsprozesses. Beide Länder müss- im Vordergrund. ten die verbliebene Zeit jedoch für ausstehende Nachdem es im Dezember gelungen sei, unter Reformen nützen, um die Verschiebung des Bei- den Staats- und Regierungschefs eine Einigung tritts um ein Jahr zu vermeiden. Die Kommission über die finanzielle Vorausschau 2007 bis 2013 werde dazu im Mai Stellung nehmen. Was die zu erreichen, gehe es nun darum, diesen Vor- Türkei und Kroatien betreffe, prüfe die Kommis- schlag in eine interinstitutionelle Vereinbarung sion derzeit den Rechtsstand beider Länder mit zwischen Kommission und Europäischem Parla- der Vereinbarkeit mit dem EU-Recht. Dieser ment umzugießen. Die Kommission habe dazu Prozess werde bis Herbst 2006 dauern, meinte am 1. Februar einen Vorschlag vorgelegt, in dem Scheide. sowohl die Eckpfeiler des Europäischen Rates Ein zentrales Thema für die österreichische Rats- als auch jene des Europäischen Parlaments be- präsidentschaft stelle der Westbalkan dar. Die rücksichtigt seien. Dennoch seien Wünsche offen Erwartungen dieser Region an Europa seien sehr geblieben, sagte Scheide. hoch, und man werde diesen nur dann gerecht EU-Verfassung: Zukunftsdebatte muss dynami- werden können, wenn sich Europa im Kosovo so- siert werden wie in Serbien und Montenegro als starker Part- ner erweise. Österreich gehe es insbesondere auch um die Dynamisierung der Zukunftsdebatte. Dies könne, Scheide beendete sein Statement mit dem Hin- so die österreichische Auffassung, nur dann ge- weis auf die Vogelgrippekonferenz in Peking, wo lingen, wenn sich die EU nicht nur mit dem Ver- es seitens der EU eine Finanzzusage in der Hö- fassungsvertrag als solchen auseinandersetze, he von 215 Mill. € gegeben habe. Die strategi- sondern die Frage stelle, welches Europa wir schen Überlegungen müssten aber nun weiter- eigentlich wollen. Diese Debatte brauche Geduld gehen. und Behutsamkeit, merkte Scheide an und zeigte Zentrales Thema Wirtschaft und Beschäftigung - sich skeptisch gegenüber Vorschlägen, Einzel- Energiedebatte muss breiter geführt werden teile aus dem Verfassungsvertrag herauszuneh- men. Botschafter Hubert Heiss konzentrierte sich bei seinen Ausführungen auf das Thema Wachstum Botschafter Hubert Heiss ergänzte, dass der Rat und Beschäftigung. Dabei, so Heiss, gehe es um im Juni im Zeichen der Zwischenbilanz dieser vier wichtige Politikfelder: So soll der Anteil von Debatte um die Zukunft Europas stehen werde. Forschung und Entwicklung auf 3 % des BIP an- Vorher werde dazu eine Konferenz in Salzburg gehoben werden, wobei Österreich gut unter- abgehalten. Am 18. und 19. April werde in wegs sei. Besonderes Augenmerk wolle man den St. Pölten eine Subsidiaritätskonferenz statt- kleinen und mittleren Unternehmen schenken, da finden, das Europäische Parlament werde am es dort ein besonderes Potenzial für neue Ar- 9. Mai mit den nationalen Parlamenten über die beitsplätze gebe. Für diesen Wirtschaftszweig sei Zukunft Europas diskutieren. Auch er betonte die es notwendig, durch Reduktion des bürokrati- Notwendigkeit, sich zum jetzigen Zeitpunkt weni- schen Aufwandes, durch einen Zugang zum Ka- ger um den Text des Verfassungsvertrages, son- pitalmarkt und einen verbesserten Austausch von dern vielmehr um das Umfeld zu kümmern. Eine Informationen auf dem Gebiet der angewandten wesentliche Etappe könnte geschafft werden, Forschung ein besseres Umfeld zu schaffen. Hin- wenn man über die Dienstleistungsrichtlinie Kon- sichtlich des Arbeitsmarktes werde man sich vor sens erzielt. Die österreichische Präsidentschaft allem jungen Menschen mit geringen Qualifika- wolle vor allem einen Prozess in Gang setzen, 240 tionen sowie den Problemen älterer Menschen die Notwendigkeit eines einheitlichen Auftritts und Frauen auf dem Arbeitsmarkt zuwenden. Europas nach außen. Die Integration in der EU schreite sehr schnell, oft zu schnell voran, Euro- Heiss unterstrich auch die Notwendigkeit, die pa gelinge es aber nicht, mit einer Sprache zu europäische Energiedebatte breiter als bisher zu sprechen, sagte sie. Dazu stellte Sektionschef führen. Bisher habe man sich lediglich auf den Scheide fest, die Verfassung würde eine Hand- Binnenmarkt und auf den Klimaschutz konzent- habe bieten, um die europäische Linie und eine riert, in Zukunft wäre es erforderlich, sich auch einheitliche Außenpolitik zu stärken. Botschafter mit der Frage diversifizierter Träger, erneuerbarer Heiss glaubte, dass eine Einigung über den Energien und Investitionen in Netze und Produk- Haushalt und die Dienstleistungsrichtlinie Ver- tionen zu befassen. Die Kommission schätze, trauen schaffen könnte, da damit die Funktions- dass bis ca. 2020 Investitionen in der Höhe von fähigkeit der Union unter Beweis gestellt würde. 600 Mrd. € notwendig sein werden, sagte Heiss. Die Kompetenz auf dem Energiesektor liege zwar Des öfteren wurde von den Abgeordneten die bei den Mitgliedstaaten, dennoch sei es wün- Energiefrage angesprochen. So erkundigte sich schenswert, gemeinsame Ziele zu entwickeln. Abgeordneter Caspar Einem (S), ob daran ge- dacht sei, die Rahmenbedingungen für Investiti- Europäisches Sozialmodell, wirtschaftliche Dyna- onen und Reservehaltung neu zu überlegen. Die mik, Nachhaltigkeit Liberalisierung habe nämlich die Neigung zu In- In der Diskussion gingen die Abgeordneten auf vestitionen eher reduziert, so sein negativer Be- zahlreiche Fragen ein. Der Vorsitzende des Aus- fund. Auch Abgeordneter Werner Fasslabend (V) schusses, Abgeordneter Werner Fasslabend (V), hielt neue Weichenstellungen für notwendig. Ab- merkte zunächst grundsätzlich an, dass ange- geordneter Kai Jan Krainer (S) machte sich für sichts der gewaltigen Probleme kein Land mehr die Unterstützung erneuerbarer Energien stark in der Lage sei, diese allein zu lösen. Das zeigten und meinte, dass beim Ausbau erneuerbarer nicht nur die politischen Konflikte, sondern auch Energien weniger Investitionen in die Netze nötig die Entwicklungen auf dem Sektor der Energie seien. Dazu erläuterte Botschafter Heiss, dass und der Wirtschaft sowie die demographische die genannten 600 Mrd. € Investitionen einem Entwicklung. Er habe erstmals das Gefühl, dass Grünbuch der Kommission entnommen seien Themenschwerpunkte gesetzt werden, die auch und darin Investitionen in erneuerbare Energien den Menschen wichtig seien. Fasslabend nannte mit eingeschlossen seien. In Zukunft werde man in diesem Zusammenhang die Balance zwischen sich vor allem näher mit der Vorratshaltung und europäischem Sozialmodell, wirtschaftlicher mit der Sicherung der Infrastruktur beschäftigen Dynamik und Nachhaltigkeit und begrüßte gleich- müssen. Grundsätzlich werde der Klimaschutz im zeitig die Parallelität zwischen Rat und Kommis- Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie ein Thema sion, die in der Verfassungsdebatte und im so beim Gipfel im Juni sein, sagte Heiss. genannten Lissabon-Prozess festzustellen sei. Abgeordnete Ulrike Lunacek (G) thematisierte die Offensichtlich entstehe hier etwas "Runderes", Frauenbeschäftigung und übte Kritik, dass ein zeigte sich Fasslabend zuversichtlich. Er appel- Großteil der Frauen nur Teilzeit arbeitet oder ge- lierte daher, diese Linie beizubehalten und noch ringfügig beschäftigt ist. Auch Abgeordnete Bar- stärker herauszustreichen, damit eine euro- bara Rosenkranz (F) ging auf die Situation des päische Linie entstehen könne, unabhängig von Arbeitsmarktes ein, der durch einen starken Ver- der jeweiligen Präsidentschaft. drängungswettbewerb und einen Druck auf die Auch Abgeordneter Caspar Einem (S) hielt die Löhne geprägt sei. Obwohl die Bekämpfung der Festigung des Vertrauens in die EU für notwen- Arbeitslosigkeit Schwerpunkt jeder Regierung dig, fragte aber, welche konkreten Schritte vor- sei, gebe es eine starke Abwärtsentwicklung, so gesehen seien. Abgeordnete Ulrike Lunacek (G) Rosenkranz. Es stiegen aber nicht nur die Ar- zeigte sich froh darüber, dass die österreichische beitslosenzahlen, sondern auch die Zahl der Be- Präsidentschaft nicht beabsichtige, einzelne Teile schäftigten steige. Dazu komme auf Grund der aus der Verfassung heraus zu brechen, und Ab- demographischen Situation ein weiteres Struktur- geordnete Barbara Rosenkranz (F) unterstrich problem. Die Abgeordnete zeigte sich skeptisch

241 gegenüber der Dienstleistungsrichtlinie und Erleichterungen, für die sich Abgeordnete Luna- meinte, österreichische Arbeitsplätze würden cek interessiert hatte, habe die EU-Kommission kaum durch eine weitere Öffnung des Arbeits- eine Mitteilung bezüglich Westbalkan veröffent- marktes gesichert oder geschaffen werden kön- licht. nen. Dazu hielt Botschafter Heiss unter Hinweis Abgeordnete Ulrike Lunacek (G) erkundigte sich auf seine einleitende Stellungnahme fest, man auch, ob die Präsidentschaft vorhabe, in die müsse ein Umfeld schaffen, das zu beschäfti- Schlussfolgerungen die Feststellung aufzuneh- gungswirksamen Investitionen anrege. Die Kom- men, dass Atomwaffen kein Mittel der Politik petenzen lägen jedoch bei den Mitgliedstaaten. seien. Die atomare Aufrüstung Frankreichs hielt Angesprochen auf die Ereignisse im Nahen und sie für äußerst problematisch. Die EU selbst ver- Mittleren Osten von den Abgeordneten Caspar füge über keine Atomwaffen, daher könne dies Einem (S) und Ulrike Lunacek (G) hielt Sektions- auch kein Thema in den Schlussfolgerungen chef Scheide zunächst fest, dass es nach dem sein, reagierte Scheide, gab aber der Abgeord- für alle überraschenden Wahlausgang in Paläs- neten in ihrer Einschätzung recht. tina zahlreiche Stellungnahmen seitens der EU Scheide nahm auch zur Frage des Gefangenen- gegeben habe und auch der Außenministerrat lagers Guantanamo Stellung, nachdem Abgeord- habe sich eingehend mit dem Thema beschäftigt. nete Ulrike Lunacek (G) auf einen Bericht der Das Problem sei, so Scheide, dass die Hamas UNO eingegangen ist, in dem die Schließung des auf der Terrorliste stehe, weshalb man auf EU- Lagers verlangt wird. Er gehe davon aus, dass Seite und im Nahost-Quartett Bedingungen für dieses Thema beim Gipfel mit den USA ange- die Zusammenarbeit mit einer von der Hamas sprochen werde. Scheide hielt aber grundsätzlich geführten Regierung formuliert habe. Diese fest, dass die Zusammenarbeit mit den Vereinig- beträfen die Anerkennung des Existenzrechts ten Staaten eine zentrale Frage darstelle, um auf Israels, den Gewaltverzicht und die Anerkennung internationaler Ebene Fortschritte zu erzielen. der bisherigen Fortschritte im Oslo-Prozess. Die Road-Map stelle auch weiterhin ein wichtiges Abgeordnete Ulrike Lunacek (G) hatte in ihrer Instrumentarium dar, sagte Scheide, sein Opti- Wortmeldung auch die Wichtigkeit der Meinungs- mismus sei jedoch begrenzt. Jedenfalls halte er und Medienfreiheit unterstrichen, und appellierte in dieser schwierigen Situation Unilateralismus an die Präsidentschaft, dafür zu sorgen, dass alle für nicht gangbar. Lösungen müssten von allen JournalistInnen bei Pressekonferenzen zugelas- Streitparteien akzeptiert werden. Die EU sei vor sen würden, egal, was sie fragen könnten. Die allem um Hilfeleistungen für die palästinensische Abgeordnete replizierte damit auf einige Vorfälle Bevölkerung bemüht. im Zusammenhang mit Treffen mit russischen und chinesischen Politikern. Scheide meinte Hinsichtlich des Westbalkans, auf den die Abge- dazu, im konkreten Fall sei ein Journalist nicht ordneten Caspar Einem (S) und Ulrike Luna- aus politischen Gründen abgewiesen worden, cek (G) eingegangen waren, sagte Scheide, man sondern aus Sicherheitsgründen, was sich im sei mit dem EU-Vermittlungsteam in ständigem nachhinein als ein bedauerliches Versehen her- Kontakt. Die Frage von Assoziierungsabkommen ausgestellt habe. Beim Treffen mit Russland wür- werde sich sicherlich stellen. Zur Frage der Visa- den alle Journalisten zugelassen, versicherte er.

Parlamentskorrespondenz/02/21.03.2006/Nr. 235

EU-Ratspräsidentschaft will konkrete und Wien (PK) – Der Hauptausschuss des National- realistische Ziele setzen rates in Angelegenheit der Europäischen Union trat heute im Vorfeld der Frühjahrstagung des Hauptausschuss diskutiert Wirtschaft, Europäischen Rates am 23. und 24. März 2006 Arbeitsmarkt, Energiepolitik zusammen. Im Mittelpunkt der Diskussion stan- 242 den die in der Lissabon-Strategie gesetzten Ziele da dieser von den anderen Fraktionen als unrea- zu Wachstum und Beschäftigung in Europa so- listisch eingeschätzt wurde. Sie verlangen darin wie die Notwendigkeit einer koordinierten euro- u.a. die verbindliche Festlegung, den Gesamt- päischen Energiepolitik. energieverbrauch der EU um 2 % jährlich zu reduzieren, den Anteil erneuerbarer Energien in Bundeskanzler Wolfgang Schüssel unterstrich, der EU von 12 % im Jahr 2010 auf 25 % im man habe sich konkrete und realistische Ziele Jahr 2020 zu steigern, langfristig eine Versor- vorgenommen. Vor allem wolle man die einzel- gung Europas zu 100 % aus erneuerbaren Ener- nen Mitgliedstaaten dazu anhalten, die eingegan- gien anzustreben, die Treibhausgasemissionen genen Selbstverpflichtungen im Hinblick auf das der EU bis 2020 um 30 % unter den Wert von Wirtschaftswachstum und den Arbeitsmarkt auch 1990 zu senken und die Erdölabhängigkeit der umzusetzen. Gehe man mit Ernsthaftigkeit vor, EU im Verkehrswesen durch konkrete Maßnah- so sei es möglich, bis 2010 jährlich 2 Millionen men deutlich zu reduzieren. zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen, meinte der Bundeskanzler. Insbesondere wolle man die Sowohl Bundeskanzler Wolfgang Schüssel als Bedeutung der Klein- und Mittelbetriebe in den auch Bundesministerin Ursula Plassnik wiesen Mittelpunkt rücken, da diese der eigentliche Job- den Vorwurf der Opposition zurück, der österrei- motor seien. Auf seine Initiative seien daher auch chischen Ratspräsidentschaft fehle es an konkre- erstmals am Beginn des Rates die europäischen ten Zielen und Vorgaben. Beide betonten, dass Sozialpartner und der Chef der Europäischen ihnen gegenüber sogar die Meinung geäußert Zentralbank eingeladen worden. werde, die österreichische Präsidentschaft gehe zu ambitioniert vor. Österreich würde als fairer Ein von der SPÖ eingebrachter Antrag auf Stel- und sachlicher Partner angenommen und ernte lungnahme zu diesem Thema, in dem u.a. ein viel Anerkennung für die geleistete und aufwän- koordiniertes mehrjähriges Investitionsprogramm, dige Koordinationsarbeit. Es sei vor allem not- die Stärkung und Vertiefung des europäischen wendig, ganz konkrete Punkte zu vereinbaren, Wohlfahrtsmodells, die Sicherung und der Aus- die dann auch umgesetzt werden können und vor bau der Sozialsysteme, eine mit den wachstums- allem die einzelnen Länder an ihre Selbstver- und beschäftigungsorientierten Zielen der Wirt- pflichtungen zu erinnern. Ziel der österreichi- schaftspolitik abgestimmte Fiskal- und Geldpoli- schen Präsidentschaft sei nüchterne Sacharbeit, tik, die Überwindung der restriktiven Geldpolitik betonte Außenministerin Ursula Plassnik. Eine der EZB und die Harmonisierung der Körper- Ratspräsidentschaft habe in erster Linie zur Auf- schaftsteuersysteme sowie die Vereinheitlichung gabe, 25 Länder zu koordinieren und Impulse zu der Bemessungsgrundlagen und die Etablierung setzen. Es sei aber nicht möglich, einseitig etwas eines Mindeststeuersatzes gefordert werden, zu diktieren oder das österreichische Modell zum wurde von ÖVP und F mehrheitlich abgelehnt. europäischen zu erklären, ergänzte Bundeskanz- ler Wolfgang Schüssel. Hinsichtlich der Energiepolitik warnte der Kanzler davor, den Eindruck zu erwecken, in allen Berei- Wachstum und Beschäftigung: Klein- und Mittel- chen eine europäische Energiepolitik durchset- betriebe sollen besonders unterstützt werden zen zu wollen. Der Energie-Mix und damit auch die Entscheidung gegen den Einsatz von Atom- Am Beginn der Diskussion ging Bundeskanzler energie müsse nationale Kompetenz bleiben, Schüssel vor allem auf das Kernthema Wachs- bekräftigte der Kanzler. tum und Beschäftigung ein. Um die Anstrengun- gen in diesem Bereich zu verdoppeln, würden die SPÖ und Grüne haben auch zu diesem Thema einzelnen Länder angehalten, ihre selbst formu- jeweils einen Antrag auf Stellungnahme einge- lierten Verpflichtungen und Ziele nun umzuset- bracht. Die SPÖ tritt darin für eine rasche Bera- zen. Man wolle dazu auch die verbesserte Wirt- tung der Frage einer Euratom-Revisionskonfe- schaftslage nützen, und mit gemeinsamer An- renz ein. Ihr Antrag blieb aber auf Grund der strengung könne man auch erreichen, zwei Mil- Ablehnung durch ÖVP und F in der Minderheit. lionen Arbeitsplätze zusätzlich im Jahr zu schaf- Ebenso abgelehnt wurde der Antrag der Grünen,

243 fen. Jedes Mitglied der EU müsse erklären, mit nützen, um die einzelnen Staaten anzuhalten, die welchen Maßnahmen es den Anteil von For- TEN-Strecken in ihren Ländern auch tatsächlich schung und Entwicklung auf 3 % des BIP errei- zu bauen. chen wolle, denn davon sei man weit entfernt, erläuterte Schüssel weiter. Das geplante euro- Abgeordnete Michaela Sburny (G) thematisierte päische Technologie-Institut soll eine Brücke zu das Ungleichgewicht zwischen Wohlstandsge- den einzelnen Universitäten darstellen und be- winn einerseits und sozialer Lage der Arbeitneh- stehende Strukturen unterstützen und vernetzen. merInnen andererseits. Dies hänge damit zusam- Ab 2008 sollen dafür 2 bis 2,5 Mill. € zur Verfü- men, dass die Wirtschaft transnational agiere, die gung stehen, wobei privates Sponsoring eine Politik aber noch immer in erster Linie innerhalb große Rolle spielen werde. Die Kommission der nationalen Grenzen denke. Die Strukturen in werde dazu im Juni einen Vorschlag vorlegen. der EU seien nicht ausreichend und das zeige Österreich liege in diesem Zusammenhang mit sich insbesondere bei der Lissabon-Strategie, so dem Projekt Gugging sehr gut, bemerkte Sburny. Deren erfolgreiche Umsetzung kranke Schüssel. nämlich daran, dass es kaum Instrumente für eine gemeinsame Vorgangsweise gebe. Sburny Ein besonderes Augenmerk werde man in Hin- übte auch heftige Kritik an den Vorgängen rund kunft den Klein- und Mittelbetrieben schenken, um das Forschungsinstitut in Gugging und fragte, sagte Schüssel, da insbesondere bei diesen das warum man dieses nun auf Biegen und Brechen größte Potential zur Schaffung von Arbeitsplät- verwirklichen wolle, während auf für das euro- zen liege. Vieles sei zwar noch vage, sagte er, päische Technologie-Institut lediglich ein grober aber man denke an die Reduktion des Verwal- Entwurf vorliege. Daran erkenne man, dass es tungsaufwandes und an einen besseren Zugang keine gemeinsame Planung gebe, bemerkte zu Forschung und Entwicklung. Darüber hinaus Sburny. Die Anhebung der F&E-Ausgaben auf wolle man besondere Beschäftigungsimpulse für 3 % des BIP allein sei zu wenig, es bedürfe junge und ältere Menschen sowie für Frauen vielmehr eines koordinierten Vorgehens unter setzen. den einzelnen EU-Staaten, um Parallelstrukturen zu vermeiden und richtige Schwerpunkte zu set- Abgeordneter Caspar Einem (S) stimmte grund- zen. Unglücklich zeigte sich die Abgeordnete sätzlich dem Bundeskanzler zu, dass es notwen- auch mit der Dienstleistungs-Richtlinie, in der dig sei, konkrete Punkte umzusetzen und die ein- noch zu stark das Herkunftslandprinzip verankert gegangenen Selbstverpflichtungen der einzelnen sei, womit hohe soziale Standards gefährdet Staaten endlich zu realisieren. Auch im Bereich würden. Forschung und Entwicklung registrierte der S-Ab- geordnete deutliche Fortschritte und räumte ein, Ähnlich argumentierte die Abgeordnete des Euro- dass hinsichtlich der Bekämpfung der Jugend- päischen Parlaments, Evelin Lichtenberger (G), arbeitslosigkeit die richtigen Schritte ins Auge die sich jedoch auf die Budgetdebatte konzent- gefasst würden. Dennoch bleibe alles übrige "er- rierte. Das, was die Staats- und Regierungschefs staunlich schwammig", wie Einem sich aus- hinsichtlich der finanziellen Vorausschau ausge- drückte, und die Betroffenen würden kaum in die macht haben, widerspricht ihrer Ansicht nach den Überlegungen mit einbezogen. Einem ging dann vom Bundeskanzler genannten Zielen. Wichtige auf den S-Antrag auf Stellungnahme ein und Positionen seien stark gekürzt worden, bedauerte verlieh seiner Sorge hinsichtlich der Entwicklung Lichtenberger. Sie ersuchte daher die Präsident- der Lohnpolitik in der EU Ausdruck. Es gebe schaft, auf das Europäische Parlament offen zu- schon lange keine produktivitätsorientierte Lohn- zugehen, da es hier um die Substanz der Lissa- politik mehr, meinte er, und eine wachstumsför- bon-Strategie gehe. In Bezug auf die Klein- und dernde Strategie brauche auch eine Investitions- Mittelbetriebe unterstrich Lichtenberger die Be- strategie. deutung des Gemeinschaftspatents, das aber derzeit blockiert sei. Sein Klubkollege Kurt Eder appellierte an den Bundeskanzler, die Präsidentschaft dafür zu

244 Der Kritik am Budgetentwurf der Staats- und Re- auseinander dividieren, aber man brauche so- gierungschefs schloss sich Abgeordneter Werner wohl die Industrie als auch den Mittelstand. Kogler (G) an und nannte dieses ein "Lissabon- Stummvoll zeigte sich auch überzeugt davon, Skelett". Auf alle Fälle halte er die Dotierung für dass Österreich durch die Einbindung der Sozial- Forschung und Entwicklung sowie für die Infra- partner auf EU-Ebene Bleibendes geleistet habe. struktur für unzureichend. Er unterstützte die Beides werde sich für Wachstum und Beschäfti- Haltung des Europäischen Parlaments und gung positiv auswirken, merkte er an, und helfe hoffte, dass man in den Verhandlungen durch auch, die Akzeptanz der EU in der Bevölkerung zusätzliche Mittel oder Umschichtungen eine zu verbessern. gute Lösung finden werde. Kogler bewertete die Vorschläge Schüssels zur Eigenfinanzierung der Ebenso positiv zur bisherigen Präsidentschaft EU, wie Tobin-Tax und die Besteuerung von äußerte sich Abgeordneter Werner Fassl- Schiffs- und Flugbenzin, als durchaus positiv. abend (V). Wenn es gelingen sollte, pro Jahr zwei Millionen Arbeitsplätze zusätzlich zu schaf- Anders als die Opposition lobte Abgeordneter fen, würde man die bisherigen Arbeitslosenzah- Michael Spindelegger (V) die ersten Monate der len beträchtlich reduzieren können. Wie Abgeord- österreichischen Ratspräsidentschaft als "mutig, neter Anton Wattaul (F) begrüßte er die geplante konsequent und schlüssig". Er begrüßte die Be- Förderung des Mittelstands. mühungen um konkrete und messbare Ziele im Bereich Wachstum und Beschäftigung sowie For- Wattaul meinte im Zusammenhang mit der schung und Entwicklung, die auch realisierbar Dienstleistungs-Richtlinie, es wäre notwendig, in seien, und betonte die positive Signalwirkung der Europa einen Mindestlohn einzuführen, um die österreichischen Politik, die auch international Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten. anerkannt werde. Spindelegger nannte in diesem In seiner Reaktion auf die Diskussion nannte Zusammenhang das 285-Mill.-€-Paket zur Förde- Bundeskanzler Wolfgang Schüssel die Selbst- rung von Gesundheits- und Pflegeberufen sowie verpflichtung der Länder, die Ausgaben für For- die Programme für Lehrlinge und den Schwer- schung und Entwicklung auf 3 % des BIP zu er- punkt Forschung und Entwicklung. Die Zwischen- höhen, als einen historischen Beschluss. Das bilanz der Präsidentschaft könne sich durchaus würde ab 2010 100 Mrd. € pro Jahr für diesen sehen lassen, sagte Spindelegger, die Energie- Zukunftsbereich bedeuten. Er verteidigte in die- krise sei hervorragend bewältigt worden und der sem Zusammenhang den Beschluss über das Außenministerrat habe auf die sicherheitspoli- Forschungsinstitut in Gugging und wies auf die tische Entwicklung im Nahen Osten sehr gut drei international anerkannten Forscher hin, die reagiert. Die Bemühungen, den Ländern des für dieses Projekt gewonnen werden konnten. Westbalkans eine europäische Perspektive zu Selbstverständlich sei es wichtig, Forschungs- geben, werde als österreichische Initiative an- schwerpunkte in den einzelnen Staaten zu set- gesehen. Auch das Thema Subsidiarität werde zen und koordiniert vorzugehen, sagte er. Was ambitioniert angegangen, schloss Spindelegger die TEN-Projekte betreffe, so sehe der Budget- seine positive Stellungnahme. vorschlag eine Verdoppelung des Betrags vor, Abgeordneter Günter Stummvoll (V) zeigte sich man werde aber auch mit der Europäischen In- zufrieden, dass man nun besonders den Klein- vestitionsbank über zusätzliche finanzielle Im- und Mittelbetrieben unter die Arme greifen wolle. pulse reden, kündigte Schüssel an. Österreich habe durch seine Politik seit dem Grundsätzlich meinte der Kanzler, dass man hin- Jahr 2000 eine Wende geschafft und gezeigt, sichtlich des Budgets ein enges Mandat habe was man mit einer Politik für den Mittelstand und man nahe am Dezember-Kompromiss blei- erreichen könne. Nach dem neuesten Ranking ben wolle. Das Geld müsse vom Rat aufgebracht liege Österreich hinsichtlich der Wettbewerbs- werden und dessen Mitglieder hätten dies gegen- fähigkeit bereits auf Platz 3 innerhalb der EU und über den eigenen nationalen Parlamenten zu ver- gelte als ein Musterbeispiel für Reformen. Er, antworten. Auf alle Fälle müsse die Finanzvor- Stummvoll, wolle keineswegs groß und klein schau vor dem nächsten Erweiterungsschritt un-

245 ter Dach und Fach gebracht werden, versicherte Liberalisierung und unterstrich die Notwendigkeit, Schüssel und ging damit auf eine Frage des Ab- zur Energieversorgung ein zweites Standbein geordneten Anton Wattaul (F) ein. aufzubauen, wie die so genannte Nabucco-Gas- leitung. Sein Klubkollege Peter Marizzi betonte, Die Dienstleistungs-Richtlinie bezeichnete er als man dürfe sich nicht allein auf die Pipelines aus einen klugen Kompromiss des Europäischen Par- dem Iran und aus Russland verlassen. Er erin- laments. Österreich könne gut damit leben, an- nerte auch daran, dass der letzte große Kraft- dere Länder leider nicht. Er werde jedenfalls den werksbau in Österreich in der Freudenau stattge- Vorschlag des Europäischen Parlaments unter- funden hat. Besorgt zeigte sich Marizzi auch über stützen und hoffe auf eine baldige Lösung, damit die Atomkraftwerkspläne in der Ukraine. die Kommission so rasch wie möglich einen le- gistischen Vorschlag erstellen kann. Klubobmann Josef Cap (S) ging dann näher auf den Euratom-Vertrag ein und forderte eine bal- Schüssel: Energie-Mix muss nationale Kompe- dige Revisionskonferenz. Er kritisierte dabei die tenz bleiben Regierung, die es unterlassen habe, ein System der Kooperation mit anderen atomfreien Staaten Zum Thema Energie führte Bundeskanzler Wolf- aufzubauen. Die Forderungen im Antrag der gang Schüssel aus, dieses werde das zweite Grünen hielt Cap für unrealistisch. zentrale Thema des Gipfels sein. Die Kommis- sion habe ein Grünbuch vorgelegt, wozu die ein- Dem pflichtete auch Bundeskanzler Wolfgang zelnen Mitgliedstaaten zahlreiche zusätzliche Schüssel bei, der betonte, das Ziel, 1 % Energie konkrete Punkte angemerkt hätten. Vor allem im Jahr einzusparen, sei schon schwierig genug gehe es um die Beziehung zu den Produzenten gewesen, zumal die Entwicklung anders laufe. und um die Versorgungssicherheit. Als Ziel for- Jedenfalls sollen die Länder verpflichtet werden, mulierte Schüssel die Stärkung der erneuerbaren ihre Versprechungen hinsichtlich der erneuer- Energie und die Erhöhung der Biokraftstoffe. Not- baren Energien endlich in die Tat umzusetzen. wendig ist laut Schüssel vor allem die Entkoppe- Das Thema Atomenergie sei äußerst sensibel lung von Wirtschaftswachstum und Energiever- und kontrovers, sagte Schüssel und es müsse brauch. eine klare Unterscheidung bleiben, was im Ener- giebereich auf europäischer und was auf nationa- Dieses Bekenntnis zum Energiesparen sowie zu ler Ebene zu regeln ist. Jedenfalls müsse der den erneuerbaren Energieträgern wurde von den Energie-Mix nationale Kompetenz bleiben, sagte Abgeordneten Werner Fasslabend und Martin der Kanzler. Preineder (beide V) voll unterstützt. Preineder sprach insbesondere die Bedeutung der Energie- Plassnik zu Westbalkan: Strategie der Ermuti- produktion aus erneuerbaren Energieträgern für gung die Arbeitsplatzsicherheit in der Landwirtschaft an. Österreich könne dabei durchaus beispielge- Beim kommenden Frühjahrsgipfel werden außen- bend sein, sagte Preineder und lobte in diesem politische Themen nicht im Zentrum der Debatte Zusammenhang die Arbeit von Bundesminister stehen, erläuterte Bundesministerin Ursula Plass- Pröll. nik. Die Entwicklung im Nahen Osten werde mit Aufmerksamkeit verfolgt und die Haltung der EU Als eine der zentralen politischen Fragen be- sei unverändert. Man verlange von der neuen zeichnete Abgeordneter Kurt Eder (S) die Ener- palästinensischen Regierung Gewaltverzicht, die giepolitik der EU. Während Abgeordnete Ulrike Anerkennung der bisherigen Vereinbarungen und Lunacek (G) die Befürchtung äußerte, dass das die Anerkennung des Existenzrechts von Israel. Grünbuch der EU-Kommission zu einer erneuer- ten Förderung der Atomenergie führen könnte, Was die Länder des Balkans betreffe, so habe es sah Eder den Vorschlag der Kommission weniger auf Grund der europäischen Perspektive eine negativ. Er unterstrich jedoch den österreichi- Reihe von Fortschritten gegeben. Die EU habe schen Konsens in der Anti-Atompolitik. Eder kri- sich vorgenommen, konkrete Hilfen und Erleich- tisierte das Fehlen eines Energiemarktes trotz terungen zu gewähren, um die Strategie der Er-

246 mutigung umzusetzen. Diese Initiativen wurden und könne nicht allein mit geografischen Linien von Abgeordneter Ulrike Lunacek (G) begrüßt. umrissen werden. Grundsätzlich trete sie bei der Zu einer Strategie der Ermutigung müsste es Erweiterung für ein differenziertes Herangehen aber auch gehören, jungen Leuten aus dem dor- von Land zu Land ein. Für die Länder des West- tigen Raum im Rahmen von Programmen die balkans habe sich Österreich in stiller, konse- Möglichkeit zu bieten, nach Europa ohne gröbere quenter und beharrlicher Weise eingesetzt und Formalitäten zu kommen. Allgemeine Visa-Er- die EU leiste nun viel Hilfe vor Ort. Österreich leichterungen seien zu wenig, so die Auffassung werde als ein fairer und sachlicher Partner so- Lunaceks. wohl von diesen Ländern als auch von der Türkei anerkannt. Gegenüber der Türkei würden alle Abgeordneter Reinhard Eugen Bösch (F) kon- Fragen klar angesprochen, selbstverständlich zentrierte sich auf das Thema Erweiterung und auch die Meinungs- und Religionsfreiheit. fragte nach künftigen Erweiterungsgrenzen sowie nach der Definition des Begriffs Aufnahmefähig- Was die Diskussion um die Zukunft Europas be- keit. Er schlug auch vor, neue Bündnisformen trifft, so ortete die Außenministerin mehr Offen- zwischen EU und Drittstaaten im Interesse einer heit bei den anderen Partnern. Sie wolle nun un- institutionalisierten Beziehung zu schaffen. Im ter ihren AmtskollegInnen Impulse setzen, um im Gegensatz zu seiner Vorrednerin Lunacek, die Juni eine Bewertung der Diskussion in den ein- sich für das Ziel eines Türkeibeitritts ausgespro- zelnen Ländern vornehmen und weitere Schritte chen hatte, meinte Bösch unter Hinweis auf die in die Wege leiten zu können. Das sei auch ein Zypern-Frage und zahlreiche positive Bescheide wichtiger Teil der Strategie des Vertrauens. zu Asylanträgen türkischer StaatsbürgerInnen, die EU hätte bei den Verhandlungen längst die Die Meinung der Abgeordneten Ulrike Luna- Stopp-Taste drücken müssen. cek (G) hinsichtlich des Verfassungsvertrages, nicht nur zuzuhören, sondern bereits jetzt kon- Bundesministerin Ursula Plassnik reagierte dar- krete Schritte zu setzen, wurde von den anderen auf mit der Betonung, man müsse von der emo- nicht geteilt. Außenministerin Plassnik betonte, tionalen Diskussion weg und hin zu einer nüch- dass die Reflexionsphase bis Juni vorgesehen ternen Betrachtung kommen. Dies gelte vor allem sei, weshalb es falsch wäre, bereits jetzt konkrete für die Diskussion der Aufnahmefähigkeit, wo Maßnahmen zum Verfassungsvertrag zu setzen. Österreich einstmals eine "Eisbrecherposition" Sie wurde darin von den Abgeordneten Werner eingenommen habe, die jedoch nun von vielen Fasslabend (V) und Markus Fauland (F) unter- Staaten geteilt werde. Für den nördlichen Teil stützt. Abgeordneter Reinhard Eugen Bösch (F) Zyperns habe man 139 Mill. € für die Hilfe vor Ort meinte dazu, die Verfassungsfrage sei sekundär, bereit gestellt und auch das sei ein Beitrag, um denn die EU müsse ihre Politik grundsätzlich Bewegung in dieses schwierige Thema zu brin- ändern. Das betreffe nicht nur die Wirtschaft und gen. Österreich werde auch der Debatte um die den Arbeitsmarkt. Es dürfe auch keine grenzen- Grenzen Europas nicht ausweichen, Europa sei lose Erweiterung geben. jedoch immer ein politisches Projekt gewesen

Parlamentskorrespondenz/01/30.03.2006/Nr. 274

Europa-Plenum: Österreichs Justizpolitik und Wien (PK) - Die heutige 144. Sitzung des Na- europäische Sicherheit tionalrates war EU-Themen gewidmet. Auf der Tagesordnung des von Nationalratspräsident Zweites Thema: Wachstum und Beschäfti- Andreas KHOL eröffneten Plenums standen zwei gung in Europa Punkte: "Erfolgreiche Justizpolitik zum Wohle Österreichs und der europäischen Sicherheit" 247 und "Neue Impulse für die Beschäftigungs- und Justizministerin Mag. GASTINGER erinnerte an Wachstumspolitik in der Europäischen Union und die Erwartung der BürgerInnen, vor illegaler Mig- in Österreich". ration, Asylmissbrauch, Menschenhandel, Terro- rismus und organisierter Kriminalität geschützt zu Abgeordnete Dr. PARTIK-PABLE (F) leitete den werden. Daher seien gemeinsame Lösungen auf ersten Tagesordnungspunkt ein, indem sie sich EU-Ebene wichtig, denn diese Probleme könnten mit der Empfehlung von EU-Politikern an Öster- nur auf europäischer Ebene gelöst werden. reich auseinandersetzte, in erster Linie an die Sicherheit Europas zu denken. Für eine österrei- Die Ministerin erläuterte das diesbezügliche Ar- chische Politikerin gehe es aber nicht nur um das beitsprogramm der EU, das "Haager Programm" europäische Gemeinwohl und um das Vertrauen und die darin vorgesehenen Maßnahmen für der Bürger in die EU, sondern auch um das Wohl Freiheit, Sicherheit und Recht im Zeitraum 2007 der Österreicher sowie darum, österreichische bis 2010. Dazu gehört eine gemeinsame euro- Forderungen in der EU durchzusetzen. In diesem päische Asylregelung bis 2010 und der Grund- Sinne wandte sich die Rednerin dagegen, die satz der gegenseitigen Anerkennung der nationa- jeweiligen nationalen Strafrechtsordnungen in len Strafrechtssysteme, die beibehalten und nicht Europa voll zu vereinheitlichen. Dies wäre harmonisiert werden sollen. Dies deshalb, weil schwierig und würde zu unbefriedigenden Kom- sich in den Strafrechten die nationalen Wertesys- promissen führen. Als Beispiel nannte die Abge- teme widerspiegeln. Es gibt ein gemeinsames ordnete die Unterschiede zwischen der Strafvoll- europäisches Wertesystem, aber auch die Werte- zugspraxis in Großbritannien und in Österreich. systeme der jeweiligen EU-Mitgliedstaaten. Auch Die Justizministerin sollte Vorstößen zur Verein- bei den Bemühungen um Strafvollzug im Heimat- heitlichung des Strafrechtes in der EU daher ent- land des Täters sei das Prinzip der gegenseitigen gegen treten. Ebenso erteilte die Rednerin Vor- Anerkennung wichtig, betonte die Justizminis- schlägen für die Einrichtung eines europäischen terin. Staatsanwalts eine Absage, dies sei für Öster- reich nicht notwendig. "Wir sind mit unserem Beim Kampf gegen Terrorismus und organisierte hoch entwickelten Rechtssystem in der Lage, alle Kriminalität informierte die Ministerin über die Rechtsbrüche, auch jene gegen EU-Recht", zu Intensivierung der Zusammenarbeit auf europäi- verfolgen, zeigte sich die Richterin überzeugt. - scher Ebene und die dafür notwendige Vernet- Anders liegen die Dinge allerdings im Zivilrecht, zung der Polizei- und Justizbehörden. wo die Rednerin Vereinheitlichungen und Dem Schwerpunktthema "Westbalkan" der öster- Anpassungen für sinnvoll und notwendig hält. reichischen EU-Präsidentschaft entspreche ihr Österreich habe ein starkes Interesse daran, Bemühen, beim Aufbau des Justizwesens in die- dass die Strafen ausländischer Täter in deren sen Ländern mitzuhelfen, weil dies der Demokra- Heimatland vollzogen werden können, Partik- tie und der Sicherheit in der Region diene. Öster- Pable will dabei aber sichergestellt sehen, dass reich könne helfen, weil es dort aus historischen weder österreichische Urteile unterlaufen noch Gründen großes Vertrauen habe. überzogene Urteile anderer Staaten in Österreich vollzogen werden müssen. F-Klubobmann SCHEIBNER gab dann ein klares Bekenntnis zur internationalen Zusammenarbeit Im Asylrecht gehe es um ein einheitliches EU- auf dem Gebiet der Sicherheitspolitik ab. Zwar Recht, weil Österreich im Asylwesen große sei gegenüber der EU vielfach Kritik angebracht, Lasten zu tragen habe. Die Österreicher ver- bei der Verbesserung der Sicherheitsstandards stünden nicht, dass kriminell gewordene Asyl- gebe es aber keine Alternative zur Zusammen- werber nicht abgeschoben werden können, sagte arbeit auf europäischer Ebene. Dies deshalb, Partik-Pable und erneuerte in diesem Zusam- weil Drogenkartelle und Menschenhändler welt- menhang den Vorschlag des ehemaligen deut- weit mit modernster Technologie organisiert wer- schen Innenministers Schily nach Einrichtung den. Daher dankte Scheibner der Justizminis- von Auffanglagern für Asylwerber außerhalb terin, die sich auf diesem Gebiet gleichermaßen Europas.

248 für die Verbesserung der Sicherheit in Europa Bedauern darüber aus, dass Bundeskanzler und in Österreich engagiere. Schüssel "nichts aus seinem EU-Vorsitz macht". Er würde moderieren, aber keine Entscheidun- Dem Vorschlag nach Einrichtung von Aufnahme- gen herbeiführen. Zugleich habe der Kanzler die zentren für Asylwerber außerhalb Europas höchste Arbeitslosigkeit und Jugendarbeitslosig- schloss sich Scheibner an und unterstrich die keit in Österreich zu verantworten und verzichte Bedeutung von Friedenseinsätzen des Bundes- darauf, österreichisches Know-how für Fort- heeres in Krisenregionen. Es gelte, Perspektiven schritte auf europäischer Ebene einzusetzen. für die Menschen in diesen Regionen zu schaf- Heftige Kritik übte der Redner an der Kriminali- fen, das Gewaltpotential zu vermindern, Terror- tätsentwicklung in Österreich und an der Ver- prävention zu betreiben und dem Migrationsdruck schlechterung der Aufklärungsquote seit dem entgegen zu treten. Jahr 2000. Die steigende Kriminalität von Asyl- Abschließend betonte der Abgeordnete die Not- werbern führte Jarolim auch darauf zurück, dass wendigkeit einer gemeinsamen Außenpolitik so- Österreich die längsten Asylverfahren habe, weil wie des Eintretens für die gemeinsamen europäi- sich die Regierung weigere, den Bundesasyl- schen Grundwerte, sei es bei der Presse- und senat personell aufzustocken. Dies werde von Meinungsfreiheit, sei es bei den Menschenrech- der organisierten Kriminalität gezielt ausgenützt. ten. Versäumnisse ortete der Redner auch im Innen- ministerium, wo man verhindert habe, Jugend- Abgeordnete Dr. FEKTER (V) sah die euro- lichen, Frauen und Kindern, die von Stalking päische Justizpolitik von der Verantwortung für betroffen sind, Polizeischutz zu geben. die Sicherheit der Menschen und ihres Schutzes vor Kriminalität getragen. Kriminalität mache Abgeordnete Mag. STOISITS (G) gab ihrer erfahrungsgemäß immer weniger Halt vor natio- Freude über das Engagement der Justizminis- nalen Grenzen, Europa brauche daher ein ge- terin in den Ländern des ehemaligen Jugosla- meinsames Strafregister und gemeinsame Stel- wien Ausdruck, vermisste aber ihre Initiative in len wie Europol und Eurojust. Nötig seien auch der europäischen Visum-Politik. Es gelte dafür zu gemeinsame Standards im Strafrecht, etwa um sorgen, dass Menschen, etwa aus Serbien, ihre zu verhindern, dass Menschen außerhalb Öster- Verwandten in Österreich gebührenfrei besuchen reichs frei herumlaufen können, obwohl sie in können. In der Asylpolitik plädierte Stoisits für Österreich strafbar geworden sind. eine Teilung der Verantwortung. Sicherzustellen sei aber, dass Menschen aus Krisengebieten um Auf aktuelle Themen eingehend, wies die Redne- Asyl ansuchen können, wenn sie das brauchen. rin darauf hin, dass im Bereich der Finanzkrimi- Dabei nannte Stoisits die historischen Stichwörter nalität Delikte in Europa verfolgt werden können, Ungarn, Tschechoslowakei, Polen und Balkan, nicht aber in der Karibik. Dabei sprach Fekter ihr um den Ruf deutlich zu machen, den Österreich Bedauern darüber aus, dass die EU keinerlei in der Asylpolitik zu verteidigen habe. Stoisits rechtlichen Zugriff auf Steueroasen außerhalb vermisste Vorlagen der österreichischen EU-Prä- Europas habe. Es gehe nicht nur um den Schutz sidentschaft für eine europäische Asylpolitik und der Bürger, sondern auch um den Schutz ihres drängte darauf, die Vorfragen für die Einrichtung Vermögens, sowie darum, die Finanzierung des regionaler Schutzprogramme zu klären. In sol- Terrors mit Drogengeldern zu unterbinden. chen Auffanglagern müssen die Menschenrechte Abgeordneter Dr. JAROLIM (S) merkte gegen- und die Genfer Flüchtlingskonvention gelten, über seiner Vorrednerin an, dass seit gestern unterstrich die Abgeordnete. Eine weitere große bekannt sei, wie lange Finanzminister Grasser Aufgabe für den EU-Vorsitz sah Stoisits darin, die bereits über den BAWAG-Skandal Bescheid ge- menschlichen Tragödien zu verhindern, die sich wusst habe und dass es sich bei den Praktiken täglich beim Versuch von Menschen ereignen, der BAWAG um solche gehandelt habe, die man das Mittelmeer in Richtung Europa zu über- aus allen Banken kenne. queren.

Seine Fraktion bekenne sich zur Europäischen Abgeordneter FAULAND (F) lobte die Justiz- Union, sagte Jarolim, und sprach deshalb sein ministerin für ihre ausgezeichnete Arbeit im Rah- 249 men des österreichischen EU-Vorsitzes und stärkte Zusammenarbeit mit den Ländern des unterstrich ihr engagiertes Eintreten für die Europarates. Schutzbedürfnisse der Menschen sowie für die Geltung der Grundrechte. Der Kritik des Abge- Abgeordnete Mag. LUNACEK (G) sprach das ordneten Jarolim wegen steigender Kriminalitäts- Problem der Visumpflicht für Bürger Südosteuro- raten hielt Fauland die Tatsache entgegen, dass pas an und beklagte, jungen Menschen würde fast die Hälfte der Straftäter nicht aus Österreich dadurch die Möglichkeit genommen, die EU- stammt. Probleme im Asylrechtsbereich hätten Staaten zu besuchen und kennen zu lernen. Hef- ihre Wurzeln auch in einer Gesetzgebung, die in tig kritisierte sie auch eine Praxis, ausländische die Zeit der sozialdemokratische Regierungsver- Ehepartner von Österreichern abzuschieben und antwortung zurückreiche. Das neue Asylgesetz diesen Menschen zu unterstellen, eine Schein- sei demgegenüber der Versuch, im Rahmen der ehe geschlossen zu haben. Anliegen der Redne- internationalen Möglichkeiten optimale Regelun- rin waren zudem auch die Anerkennung gleich- gen für Österreich zu schaffen. geschlechtlicher Partnerschaften und ein ver- stärktes Engagement in der EZA. Auf Details eingehend verlangte Fauland, im Ver- kehrsstrafrecht dafür zu sorgen, dass nicht nur Abgeordneter DI SCHEUCH (F) bezeichnete Ös- österreichische, sondern auch ausländische terreich als Vorzeigeland und rief die Regierung Raser abgestraft werden, und drängte auf eine auf, sich dafür einzusetzen, dass die österreichi- Intensivierung der internationalen Zusammen- schen Gesetze im Bereich des Asyl- und Frem- arbeit beim Kampf gegen die Drogenkartelle so- denrechtes auch auf EU-Ebene umgesetzt wer- wie beim Schutz der Konsumenten bei Internet- den. geschäften. Abgeordnete Mag. HAKL (V) sah die Justizpolitik Abgeordneter Mag. DONNERBAUER (V) be- durch den Missbrauch der neuen Technologien tonte, ein gemeinsamer europäischer Wirt- vor neue Herausforderungen gestellt. Vor allem schaftsraum benötige Sicherheit. Er sah die EU bei der Bekämpfung der Internetkriminalität be- aufgerufen, bei der Bekämpfung von Kriminalität darf es ihrer Meinung nach verstärkter internatio- und Terrorismus zusammenzuarbeiten. So wich- naler Zusammenarbeit und einer entsprechenden tig die internationale Kooperation mit Polizei- und Vernetzung der europäischen Behörden. In An- Justizfragen sei, so wichtig sei aber auch ein spielung an den BAWAG-Skandal forderte Hakl transparenter Umgang mit prominenten Kriminal- überdies eine bessere justizielle Kooperation der fällen in Österreich, wie etwa der Causa BAWAG, EU mit den Karibik-Staaten. stand für den Redner fest. Donnerbauer appel- Abgeordneter Mag. MAIER (S) forderte die Re- lierte in diesem Zusammenhang an den ÖGB, gierung auf, die europäischen Vorgaben zum sich besonders genau an die Regeln der wirt- Schutz der Konsumenten umzusetzen. So gebe schaftlichen und politischen Hygiene zu halten. es nach wie vor keine österreichischen Konsu- Die SPÖ forderte er wiederum auf, sich klar von mentenschutzbehörde, auch habe man die Ver- den Malversationen bei der BAWAG und beim ordnung über die Fluggastrechte noch nicht im- ARBÖ zu distanzieren und für eine schonungs- plementiert. Der Justizministerin wiederum warf lose Aufklärung zu sorgen. Maier vor, europäischen Datenschutzkriterien, Abgeordnete Mag. WURM (S) drängte auf euro- denen sie auf EU-Ebene zugestimmt hatte, inner- paweite Aktivitäten im Kampf gegen Frauen- und staatlich noch nicht entsprochen zu haben. Kinderhandel und meinte, es gehe darum, dem Abgeordnete Mag. WEINZINGER (G) kritisierte Geschäft mit der Ware Mensch Einhalt zu bieten. die Behandlung von Asylwerbern durch Öster- Die bisherigen Anstrengungen könne man nicht reich und vermisste eine europäische Initiative in als ausreichend betrachten, solange Sicherheits- Richtung Harmonisierung und gleicher Stan- und Freiheitsrechte nicht für die Opfer dieser mo- dards. Handlungsbedarf ortete sie insbesondere dernen Sklaverei gelten. Sie forderte vor allem bei der Schubhaftdauer und bei der Unterbrin- Ermittlungen über die Grenzen hinweg und ver- gung in Flüchtlingslagern. Im Übrigen qualifizierte

250 sie die österreichische Sicherheitspolitik als ein- Abgeordneter Dr. PUSWALD (S) hielt es für "be- seitig und warf der Regierung vor, sich nur auf schämend und erschreckend", dass die Regie- den Asylmissbrauch zu konzentrieren, bei der rungsfraktionen EU-Themen missbrauchen, um Problematik des Frauenhandels aber blind zu politisches Kleingeld zu wechseln. Man wolle da- sein. mit offensichtlich vor den wirklichen Themen ab- lenken, sagte Puswald, denn dem österreichi- Justizministerin Mag. GASTINGER plädierte für schen Vorsitz würde mangelnder Eifer vorgewor- die Entwicklung einer gemeinsamen Grund- fen. Puswald zeigte sich zwar in einigen Punkten rechtscharta und unterstützte die Forderungen mit der Justizministerin einig, er vermisste jedoch nach Mindestgarantien in strafrechtlichen Ver- die Umsetzung von Ankündigungen. Grundsätz- fahren und nach EU-weiten Datenschutzbestim- lich warf er der Regierung vor, ein sinkendes mungen. Zur Asylpolitik meinte sie, wichtig sei Wirtschaftswachstum und steigende Arbeitslo- es, Hilfe vor Ort mit den finanziellen Mitteln und senzahlen verursacht zu haben. dem Know-how der EU zu geben. Mit Nachdruck wies die Ministerin Vorwürfe der Säumigkeit bei Abgeordnete Dr. PARTIK-PABLE (F) gab den der Bekämpfung von Menschenhandel und Vorwurf, in der EU-Debatte politisches Kleingeld Schlepperei zurück. Sie erinnerte daran, dass die zu schlagen, an die Opposition zurück. Es gebe diesbezüglichen Strafbestimmungen verschärft in Österreich vieles, worauf man stolz sein kön- wurden, auch habe man den Opferschutz we- ne. So nehme derzeit Österreich den dritten Platz sentlich gestärkt. in der EU in Bezug auf Wettbewerbsfähigkeit ein. Partik-Pable widersprach Abgeordneter Stoisits Abgeordneter KÖSSL (V) betonte die Notwendig- heftig und meinte, deren Vorwürfe träfen nicht zu. keit der Zusammenarbeit in Europa und meinte, Europa gewähre Afrika und dem Nahen Osten diese Zusammenarbeit sei gerade im Bereich der massive finanzielle Unterstützung, Europa könne Sicherheit sowohl auf europäischer als auch auf aber nicht für die gesamte Asylproblematik zu- nationaler Ebene gefordert. Österreich könne nur ständig sein. In Afrika warteten laut Partik-Pable dann sicherer gemacht werden, wenn auch Euro- rund 500.000 Menschen darauf, in die EU zu pa sicherer ist, sagte Kößl. Er begrüßte daher die kommen, was sie verhindern möchte. Man Ziele des Amsterdamer Vertrages sowie des brauche vielleicht Einwanderung, sagte sie, aber Haager Programms, wonach es eine Harmoni- man müsse sich aussuchen können, wer kommt. sierung der Asyl- und Migrationspolitik und der Asyl dürften nur diejenigen bekommen, die die- grenzüberschreitenden Koordination der Sicher- ses brauchen und die Gesetze auch einhalten. heitsbehörden geben soll. Vor allem im Bereich Partik-Pable sprach sich auch für die Anpassung der Einwanderungs- und Asylpolitik müsse man internationaler Verträge wie der Genfer Konven- Schranken dort setzen, wo sie notwendig sind, tion an die heutigen Gegebenheiten aus. Europa einen europäischen Lastenausgleich schaffen, stehe vor ungeheuerlich großen Aufgaben und Perspektiven für jene bieten, die Schutz suchen, man müsse jetzt darauf schauen, dass sich Euro- und klare Regelungen treffen, um den Miss- pa auch konsolidiere. brauch der europäischen Freizügigkeit zu verhin- dern.

Parlamentskorrespondenz/01/30.03.2006/Nr. 275

Europatag im Nationalrat: Debatte zum Thema Wien (PK) - Abgeordneter Dr. EINEM (S) be- Beschäftigung klagte in seinem Debattenbeitrag das schwache Wirtschaftswachstum in Österreich und Europa, EU-weit sollen jährlich 2 Mill. Arbeitsplätze das nicht ausreiche, die Zahl der Arbeitslosen zu geschaffen werden reduzieren. Die Prognose von rund 2,2, % Wirt-

251 schaftswachstum sei bescheiden, meinte er, die zwei Millionen Arbeitsplätze zu schaffen und ArbeitnehmerInnen hätten nur eine geringe bzw. SchulabgängerInnen innerhalb von sechs Mo- keine Reallohnerhöhung zu verzeichnen und die naten eine Beschäftigung zu ermöglichen. Für Klein- und Mittelbetriebe litten unter der schwa- die Klein- und Mittelbetriebe, die das Rückgrat chen Binnenmarktnachfrage. Die ständigen Re- der Wirtschaft und die Arbeitsplätze der Zukunft formen der Bundesregierung hätten die Men- darstellten, habe man administrative Erleichte- schen verunsichert und das Wachstum gebremst, rungen vorgesehen und die Förderungsgrenze so die Analyse Einems. Er zeigte sich überzeugt verdoppelt. Die österreichische Ratspräsident- davon, dass der Staat Arbeitsplätze schaffen schaft habe die einzelnen EU-Mitgliedstaaten könne. Lediglich die Regierung wolle das nicht, auch dazu gebracht, sich selbst dazu zu ver- fügte er hinzu. pflichten, den Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung mit konkreten Zielsetzungen zu Nach Auffassung Einems braucht Europa ein erhöhen. Mit dem Konzept der Flexicurity sei Wirtschaftswachstum, unterstützt durch Inves- man übereingekommen, das europäische soziale titionen in die Infrastruktur, in die Bildung und in Lebensmodell zu verankern. Bartenstein zeigte die Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch sich auch zufrieden darüber, dass es gelungen ganztägige Schulmodelle. Wenn auch einiges bei sei, die Dienstleistungsrichtlinie weit voranzubrin- den Investitionen in Forschung und Entwicklung gen. Er führte den Erfolg vor allem auch darauf geschehen sei, würde dies allein nicht genügen. zurück, dass Bundeskanzler Schüssel in dieser Vielmehr bedürfe es mehrjähriger Programme, Frage die europäischen Sozialpartner eng einge- um Vertrauen zu schaffen. Einem forderte mehr bunden hat. Spielraum für die Gemeinden, um in die Infra- struktur investieren zu können, sowie bessere Als einen Erfolg wertete der Minister auch die Investitionsbegünstigungen für die Klein- und Übereinkunft, wonach die Energiepolitik in Euro- Mittelbetriebe. Diese hätten auch Unterstützung pa kohärenter gestaltet werden soll und wonach nötig, um die richtigen MitarbeiterInnen zu finden, die EU in Hinkunft auf mehr Energieeffizienz sagte Einem und nannte als erfolgreiches Bei- setzen wird. Der Bundeskanzler habe erreicht, spiel den Job-Fonds der Gemeinde Wien. Alles in dass bis 2015 die Gesamtenergie aus erneuer- allem brauchen Österreich und die EU eine baren Energieträgern kommen wird. Der Energie- Änderung der Politik, die die Grundlage für den Mix werde aber nationale Angelegenheit bleiben, wirtschaftlichen Aufschwung schafft. unterstrich Bartenstein.

Bundesminister Dr. BARTENSTEIN widersprach Abgeordneter KATZIAN (S) hielt anfangs seiner der These Einems, wonach der Staat Arbeits- Rede fest, der neue Generaldirektor der BAWAG plätze schaffen könne. Der Staat könne nur sowie das Team der Bank genießen volles Ver- Rahmenbedingungen schaffen, bekräftigte der trauen des ÖGB. Der ÖGB selbst arbeite an Wirtschaftsminister. Er räumte ein, dass Europa einem Corporate-Governance-Katalog. Die Ge- eine Wachstumsschwäche hinter sich habe, werkschaftsbewegung in Österreich war, ist und derzeit sei aber eine Wende im Gang, die auch wird auch weiterhin ein verlässlicher Partner der zur Entspannung am Arbeitsmarkt führen werde. ArbeitnehmerInnen bleiben, so Katzian. Zweifellos seien 18,5 Millionen Arbeitslose in Europa zu viel, die Tendenz sei jedoch fallend, Katzian kritisierte die europäischen Staats- und bemerkte er. Regierungschefs, indem er bezweifelte, dass diese trotz großer Ankündigungen Konkretes für Bartenstein ging in weiterer Folge auf die Ergeb- die Schaffung von Arbeitsplätzen beschlossen nisse des vergangenen Gipfels der Staats- und hätten. Es müsse um Arbeit gehen, von der man Regierungschefs der EU ein, die, wie er betonte, auch leben könne, betonte Katzian. Leider wür- beachtlich seien. Österreich habe in der ersten den neue Arbeitsplätze nur im Bereich prekärer Hälfte seiner Präsidentschaft mehr erreicht als Beschäftigungsverhältnisse geschaffen, kritisierte man sich erhofft habe. So hätten sich die Staats- er. Hier ticke eine Zeitbombe in Europa, wenn und Regierungschefs selbst verpflichtet, jährlich nicht bald glaubhafte Signale vor allem an die

252 Jugend ausgesendet würden. Katzian forderte "Green Card" einzuführen. Ziel müsse es sein, eine europäische Investitionsoffensive in den Be- spezifisch solche Leute nach Österreich zu reichen Forschung und Entwicklung, Bildung und holen, die man brauche. TEN-Projekte und sprach sich schließlich für eine Tobin-Steuer zur Verbesserung des EU-Budgets Abgeordneter ÖLLINGER (G) gab zu bedenken, aus. dass Unternehmer es zunehmend nicht als ihre Aufgabe sehen würden, Arbeitsplätze zu schaf- Abgeordneter Dr. MITTERLEHNER (V) unter- fen. Vielmehr ginge es ihnen in erster Linie dar- strich die Notwendigkeit, sich besonders der Ar- um, "Riesengewinne" zu machen. Dennoch zahl- beit suchenden Jugendlichen anzunehmen und ten sie dafür kaum Steuern, kritisierte er. Das wies auf die Initiative von Wirtschaftskammer und könne nicht so weitergehen. Er habe aber, mein- AMS hin, für alle Jugendliche, die sechs Monate te Öllinger, nicht bemerkt, dass sich beim Früh- arbeitslos sind, eine Beschäftigung zu finden. jahrsgipfel der EU über diesen Sachverhalt je- Bisher habe man auf diese Weise rund 1.000 Ar- mand Gedanken gemacht habe. beitsplätze für junge Menschen finden können, berichtete Mitterlehner. Er erwartete sich auch Wenn es Europa nicht gelinge, vor allem jungen von der Dienstleistungsrichtlinie Beschäftigungs- Menschen ausreichend Arbeitsplätze zur Verfü- impulse und hielt das Ziel, jährlich zwei Millionen gung zu stellen und ihnen ein ausreichendes Ein- Arbeitsplätze zu schaffen, als eine ambitionierte kommen zu garantieren, dann habe Europa, so Anstrengung. Im Bereich der Klein- und Mittelbe- Öllinger, seine Zukunft verspielt. triebe sprach er der SPÖ jegliche Kompetenz ab In einem von Öllinger eingebrachten Entschlie- und meinte, dass bei den KMUs vor allem das ßungsantrag urgieren die Grünen eine Aufhe- unternehmerische Potential belebt werden müs- bung der Übergangsfristen am Arbeitsmarkt für se. Man habe endlich auch auf europäischer die neuen EU-Ländern sowie ein entsprechendes Ebene dafür eine Lobby gefunden, so Mitterleh- flankierendes Maßnahmenpaket. Öllinger be- ner. Im Hinblick auf die Kritik Einems, die Ge- gründete diese Forderung damit, dass Österreich meinden hätten zu wenig Geld, um investieren zu mit seinen Arbeitsmarktproblemen nur dann fertig können, warf Mitterlehner der SPÖ vor, dass sie werden könnte, wenn osteuropäische Arbeitneh- es mit den großen Gemeinden bei den Finanz- mer zu den gleichen Konditionen beschäftigt wer- ausgleichsverhandlungen verhindert hätte, den den müssten wie Österreicher und prekäre Ar- kleinen Gemeinden mehr Geld zukommen zu beitsverhältnisse wie ErntehelferInnen, Sai- lassen. sonnier-Jobs und Praktika durch reguläre Jobs Abgeordneter DI SCHEUCH (F) wandte sich ge- ersetzt würden. Gleichzeitig mahnen die Grünen gen das, wie er sagte, "Dramatisieren" durch die einen Mindestlohn ein. Opposition und wies darauf hin, dass Österreich Abgeordnete BURES (S) führte aus, 20 Millionen derzeit die höchste Beschäftigungsquote ver- arbeitslose Menschen in Europa und die höchste zeichne. Nicht die Regierung, sondern der ÖGB Arbeitslosigkeit in Österreich in der Zweiten Re- habe versagt, und mit der Milliarde Euro, die die publik seien Grund genug, sich mit diesem The- BAWAG in den Sand gesetzt hat, hätte man rund ma zu beschäftigen. Österreich sei in vielen Eck- 100.000 Arbeitsplätze für Lehrlinge und rund daten mittlerweile Schlusslicht der EU, kritisierte 50.000 direkte Arbeitsplätze schaffen können, sie und nannte als Beispiel die öffentlichen Inves- rechnete Scheuch vor. titionen und das Beschäftigungswachstum. Statt Was die Arbeitslosenstatistik betrifft, gab dessen habe die Regierung durch "Steuerge- Scheuch zu bedenken, dass 20 % der Arbeits- schenke für Großkonzerne" und den Ankauf der losen Ausländer seien. Seiner Meinung nach ist Eurofighter "Milliarden in Sand gesetzt". Wenig es notwendig, sich gegen diese Entwicklung zuversichtlich ist Bures, dass Bundeskanzler Strategien zu überlegen. Scheuch regte an, den Schüssel das Arbeitslosenproblem auf europäi- Zuzug von Ausländern künftig nicht über Zu- scher Ebene lösen könne, nachdem er ihrer An- wanderungsquoten zu regeln, sondern eine Art sicht nach in diesem Bereich auch in Österreich keinen Erfolg hat.

253 Abgeordneter AMON (V) hielt fest, es sei "gera- en von Ende 2000 bis Ende 2005 von 86.800 auf dezu leichtsinnig", dass die SPÖ für die heutige 120.300 gestiegen sei. Darüber hinaus mahnte Debatte das Thema Wachstum und Beschäfti- Sburny mehr Investitionen in erneuerbare Ener- gung in der EU gewählt habe. Die ÖVP habe auf gie ein. diesem Gebiet nämlich ihre Kernkompetenz, erklärte er und machte geltend, dass das Wirt- Abgeordneter Dr. BAUER (S) sprach sich gegen schaftswachstum in Österreich in den letzten eine sofortige Öffnung des Arbeitsmarkts für Ar- Jahren stets über dem EU-Schnitt und deutlich beitnehmer aus den neuen EU-Ländern aus und über dem Schnitt Deutschlands gelegen sei. begründete dies damit, dass dadurch der Druck Gleichzeitig hat sich Amon zufolge in Deutsch- auf den österreichischen Arbeitsmarkt weiter stei- land gezeigt, dass man mit sozialdemokratischen gen würde. Generell erachtet er es für notwendig, Rezepten keine Wirtschaftspolitik machen könne. wieder stärker das Konzept einer nachfrageorien- Auch wenn es die Opposition nicht hören wolle, tierten Wirtschaftspolitik zu verfolgen. Eine ange- es gebe in Österreich Rekordbeschäftigung, botsorientierte Wirtschaftspolitik trage wenig zur bekräftige er. Schaffung von Arbeitsplätzen bei, weil Massen- kaufkraft fehle, meinte er und mahnte mehr Abgeordneter WALCH (F) fragte sich, warum der öffentliche Investitionen ein. "Wir brauchen keine ÖGB sich so sehr dagegen wehre, die Mitarbei- Politik der Sachzwänge." Als positiv wertete terbeteiligung bei der AMAG zu verkaufen. Er Bauer, dass die neue EU-Politik für mehr Wachs- äußerte den Verdacht, dass auch diese Beteili- tum und Beschäftigung in Abweichung von der gung bereits verpfändet sein könnte. Lissabon-Strategie verstärkt verbindliche Pro- gramme der einzelnen EU-Länder einfordere. Scharfe Kritik übte Walch am Entschließungs- antrag der Grünen. Seiner Ansicht nach ist die Abgeordneter GRILLITSCH (V) hielt seinem Beibehaltung der siebenjährigen Übergangsfrist Vorredner entgegen, dass der Vermögensstand in Bezug auf die Freizügigkeit am Arbeitsmarkt der ÖIAG heute wesentlich höher sei als im für die neuen EU-Länder erforderlich, da sonst Jahr 2000; außerdem wurden alle Schulden ab- etwa tschechische Arbeitnehmer österreichische gebaut. Wachstum und Beschäftigung seien die Beschäftigte in Oberösterreich verdrängen Grundvoraussetzungen für eine positive Entwick- würden. In Richtung SPÖ hielt Walch fest, die lung, betonte der Redner. Dafür müssen aber die Regierungsparteien hätten trotz des hohen, von entsprechenden Rahmenbedingungen geschaf- der SPÖ hinterlassenen Schuldenbergs mehrere fen werden, wie dies die Bundesregierung in den Wirtschafts- und Beschäftigungsprogramme letzten Jahren – durch die Wachstumspakete, die beschlossen. Steuerreform etc. – getan hat. Weitere Schwer- punkte waren die verstärkte Förderung der Be- Abgeordnete SBURNY (G) wies auf die Ankündi- reiche Wissen und Information, die Unterstützung gung von Bundeskanzler Schüssel am Ende des der KMU, die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, EU-Frühjahrsgipfels hin, wonach die EU-Länder das Nutzen der Energiesparpotentiale, der Aus- bis zum Jahr 2010 jährlich zusätzlich zwei Millio- bau der erneuerbaren Energieträger und vieles nen neue Jobs schaffen würden. Sie fürchtet, mehr. Die Regierung gebe zudem genau soviel dass dieser "vollmundigen Ankündigung" keine für Arbeitsmarktmaßnahmen pro Jahr aus wie die Konsequenzen folgen werden, und stellte insge- BAWAG in der Karibik versenkt hat. samt die Glaubwürdigkeit der Regierung in Frage. Die Misswirtschaft tritt nicht nur bei der BAWAG auf, sondern auch in Wien, wo es die höchsten Österreich liege bei der Frauenbeschäftigungs- Arbeitslosenzahlen gibt, meinte Abgeordnete quote am Papier zwar über dem EU-Schnitt, DI ACHLEITNER (F) in Richtung der SPÖ-Frak- skizzierte Sburny, dies liegt ihrer Ansicht nach tion. Jede dritte arbeitslose Frau lebe in Wien aber nur daran, dass eine große Zahl von Voll- und auch die Frauenbeschäftigung sei im Sinken, zeitjobs in den letzten Jahren in Teilzeitjobs und zeigte die Rednerin auf. In Österreich könne man prekäre Jobs "zerstückelt" wurde. Das sehe man zwar heuer ein Beschäftigungswachstum in der auch daran, dass die Zahl der arbeitslosen Frau-

254 Höhe von 1,3 % erwarten, dennoch gelte es, ge- die Arbeitnehmerfreizügigkeit aufrechtzuerhalten, eignete Maßnahmen in der gesamten EU zu set- da Österreich exponiert sei und die bei weitem zen. Sehr gut schneide Österreich hinsichtlich längste Grenze mit neuen Mitgliedstaaten auf- der Wettbewerbsfähigkeit (3. Platz in der EU) weise. Außerdem werden in manchen Bereichen sowie bei der Frauenbeschäftigung ab, wo man die Grenzen sehr wohl geöffnet, es gebe zum noch vor Dänemark und Schweden den ersten Beispiel keine Quoten für Schlüsselarbeitskräfte Platz einnehme. Auch was die Vereinbarkeit von mehr, es gibt Grenzgänger- und Praktikantenab- Beruf und Familie angeht, sei Österreich ein Vor- kommen. Junge Menschen, die in Österreich die reiter (Stichwort Kinderbetreuungsgeld), aller- Schule abschließen, können hier bleiben und ar- dings müsse man noch mehr tun, räumte Achleit- beiten, führte Bartenstein weiter aus. ner ein. Sodann ging sie noch auf die Bereiche Forschung und Entwicklung ein, in denen eben- Ablehnend äußerte er sich zum Vorschlag, einen falls große Steigerungen erzielt werden konnten; gesetzlichen Mindestlohn einzuführen. Er halte die Forschungsquote 2006 wird wahrscheinlich es für besser, diese Frage auf sozialpartner- bei 2,5 % liegen. schaftlicher Ebene und im Rahmen von Kollektiv- verträgen zu regeln, weil damit auf die Bedürf- Wenn die Politik von Landeshauptmann Pröll nisse der einzelnen Branchen eingegangen wer- wirklich so erfolgreich wäre, dann müssten nicht den kann. Was die Jugendarbeitslosigkeit betrifft, 200.000 Niederösterreicher nach Wien pendeln, so habe Abgeordnete Bures falsche Zahlen ge- gab Abgeordneter Mag. HOSCHER (S) gegen- nannt. 2005 gab es durchschnittlich nicht 70.000, über Amon zu bedenken. In der Folge befasste sondern 41.000 beschäftigungslose Jugendliche; sich der Redner mit der Freizeit- und Tourismus- natürlich sei aber auch diese Zahl noch viel hoch. wirtschaft, der große Wachstumschancen einge- Allerdings sei es erfreulich, dass die Jugendar- räumt werden. Allein in den neuen Mitgliedstaa- beitslosigkeit seit einigen Monaten aufgrund zahl- ten wird der Bedarf an neuen Arbeitsplätzen in reicher Maßnahmen der Bundesregierung, die diesem Bereich auf rund 3 Millionen geschätzt. von der SPÖ immer mitbeschlossen wurden, Gefragt sei eine europäische Strategie zur För- rückläufig ist. derung des Tourismus in Europa, da viele Fragen länderübergreifend beantwortet werden müssen. In einer tatsächlichen Berichtigung wies Abgeord- Als Beispiele führte Hoscher unter anderem die nete STEIBL (V) darauf hin, dass Wien heuer Ferienstaffelung, die internationale Verkehrspla- gleich viel Arbeitsplätze hat wie im Jahr 1956. Im nung, die Alpenkonvention, steuerliche Aspekte europäischen Vergleich schneide Österreich (z.B. ermäßigter Umsatzsteuersatz) oder Finan- dank der hervorragenden Regierungspolitik unter zierungsfragen wie Basel II an. Von Seiten der Kanzler Schüssel in vielen Bereichen, wie z.B. österreichischen Ratspräsidentschaft hätte er bei der Wettbewerbsfähigkeit, der Frauenbe- sich daher mehr Engagement in diesem Bereich schäftigung, der Energieeffizienz und den Schul- gewünscht. Ein konkretes Problem sei etwa auch abschlüssen, sehr gut ab. Außerdem wurde ein die Nachfolgeproblematik bei den KMU, wobei in umfangreiches Arbeitsmaßnahmenpaket ge- der EU über internationale Nachfolgebörsen oder schnürt, das beispiellos in Europa ist, hob Steibl moderne Beratungssysteme nachgedacht wird. hervor. Schließlich erinnerte sie noch an die zahl- reichen familien- und sozialpolitischen Maßnah- Bundesminister Dr. BARTENSTEIN ging auf ein- men, die in den letzten Jahren umgesetzt wur- zelne Wortmeldungen der Abgeordneten ein. den, wie etwa die Einführung der Elternteilzeit Oberstes Ziel der österreichischen Ratspräsi- oder die Abfertigung Neu. dentschaft sei es, einen Aktionsplan für Wachs- tum und Beschäftigung voranzutreiben. In Rich- Österreich stehe im internationalen Vergleich tung des Abgeordneten Öllinger merkte der Mi- sehr gut da, war auch Abgeordneter DI HOF- nister an, es sei nicht richtig, dass die Förderung MANN (F) überzeugt. Bei allen wesentlichen des sozialen Zusammenhalts aus dem Plan her- Kenndaten und Wirtschaftszahlen liege Öster- ausgefallen sei. Bartenstein verteidigte auch die reich im Spitzenbereich. Trotzdem sei die Bun- Entscheidung, die Übergangsfristen in Bezug auf desregierung ständig bestrebt, diese gute Posi-

255 tion noch weiter auszubauen. Keine adäquaten Die BAWAG-Krise belege wieder einmal mehr, Lösungen biete seiner Meinung nach das Wirt- dass man sich genau anschauen müsse, wie schaftsprogramm der SPÖ, das eine Umvertei- eigentlich die Wirtschaftsprüfer und die Banken- lung über das Steuersystem anstrebt. Es dürfe aufsicht bei solchen Vorfällen agieren, gab Abge- nämlich keine Planwirtschaft in Europa eingeführt ordneter Mag. KOGLER (G) zu bedenken. Was werden, betonte Hofmann. Außerdem müsse ver- die Debatte über die europäische Beschäfti- hindert werden, dass einzelne Regierungen, die gungspolitik angeht, so müsse man aufpassen, in ihrem Land untätig sind oder unfähig agieren, dass man nicht Opfer der eigenen statistischen die Schuld auf Brüssel abschieben können. Spielereien wird. Hinsichtlich des Lissabon-Pro- Generell befinde sich die SPÖ in einer großen zesses kritisierte Kogler, dass dort, wo makro- Glaubwürdigkeitskrise, denn neben der Misswirt- ökonomische Maßnahmen gefragt wären, wie schaft in der BAWAG und beim ÖGB sei nun zum Beispiel auch in der Energie- und Verkehrs- auch die Saunaaffäre bekannt geworden, in die politik, nichts getan wird. SPÖ-Politiker verwickelt sein sollen. Schließlich erläuterte Hofmann noch den Entschließungsan- Abgeordneter Dr. WITTMANN (S) hielt mit Nach- trag, der vom Abgeordneten Amon eingebracht druck fest, dass er in keiner Weise in die so ge- wurde. nannte Saunaaffäre involviert ist. Er könne weder geschäftlich noch privat damit in Zusammenhang Der europäische Binnenmarkt biete nicht nur gebracht werden. Tatsache ist, dass der Ge- Chancen für Wachstum und Beschäftigung, son- schäftsführer der Sauna Geschäftsführer einer dern führe manchmal auch zu Sozialdumping Gesellschaft war, die ihm selbst und Karl Schlögl und Wettbewerbsverzerrung, konstatierte Abge- gehört hat. Diese Funktion übte er bis zum No- ordnete HAGENHOFER (S). So habe etwa im vember 2003 aus. Nach dem Ausscheiden aus Innviertel ein Unternehmen aus Bayern eine Aus- der Firma habe er weder privaten noch geschäft- schreibung für einen Bauauftrag gewonnen, von lichen Kontakt mit diesem Herrn gehabt. der man nun weiß, dass die Arbeitnehmer zwölf Stunden im Monat gratis zum Wohle ihrer Firma Bei der Abstimmung wurde zunächst der G-Ent- zu arbeiten haben. Deshalb sei es dringend not- schließungsantrag betreffend Aufhebung der wendig, umgehend ein Umsetzungsgesetz für die Übergangsfristen am Arbeitsmarkt abgelehnt; der Dienstleistungsrichtlinie zu beschließen, um der- V-F-Entschließungsantrag betreffend Vorrang für artige Auswüchse zu verhindern. Beschäftigung und Wachstum wurde mehrheitlich angenommen.

Parlamentskorrespondenz/02/19.04.2006/Nr. 337

EU-Unterausschuss diskutiert österreichische Staatssekretär Hans Winkler nützte die Gelegen- Ratspräsidentschaft heit, auf die vergangenen Monate der österreichi- schen Ratspräsidentschaft einzugehen, obwohl Unterschiedliche Beurteilung durch die Frak- es, wie er betonte, für eine Bilanz viel zu früh sei. tionen Den Frühjahrsgipfel im März wertete er als einen Erfolg, da es entgegen allen Erwartungen und Wien (PK) – Die Union müsse sich auf Fragen trotz vieler Widerstände anderer Mitgliedstaaten konzentrieren, "die für die Bürger in ihrem täg- gelungen sei, konkrete Ziele in den Schlussfolge- lichen Leben von Belang sind", heißt es in dem rungen zu verankern. Winkler wies in diesem Zu- 59 Seiten umfassenden Jahresprogramm des sammenhang auf den Durchbruch zur Dienstleis- Rates für 2006, das auf der Tagesordnung des tungs-Richtlinie sowie auf die Selbstverpflichtung heutigen Ständigen Unterausschusses in Angele- der Staaten im Rahmen der Förderung der Be- genheiten der Europäischen Union stand.

256 schäftigung und Wettbewerbsfähigkeit hin, wo- den Vordergrund zu stellen. Österreich sei be- durch er sich wesentliche Impulse erwartete. strebt, aktiv etwas weiter zu bringen, man müsse aber die Grenzen einer Präsidentschaft akzeptie- Der Gipfel habe darüber hinaus Erleichterungen ren. für die Klein- und Mittelbetriebe, die ein wesent- licher Motor für Wirtschaft und Beschäftigung Darin wurde er von Abgeordnetem Werner Fassl- sind, gebracht, so Winkler weiter, und es sei ge- abend (V) unterstützt, der meinte, Österreich sei lungen, den Ansatz einer Energiepolitik für Euro- ein echter Akteur auf der europäischen Ebene pa zu schaffen. Als großen Erfolg wertete Winkler geworden, und in dieser Auffassung werde er die Einigung über die finanzielle Vorausschau mit durch die positiven Reaktionen der anderen dem Europäischen Parlament und der Kommis- Staaten bestätigt. Auch Abgeordneter Markus sion. Das Paket habe Hand und Fuß, sagte er, Fauland (F) sah die österreichische Ratspräsi- und es seien in wichtigen Bereichen, wie im dentschaft auf gutem Wege, da sie sich dadurch Bereich Bildung sowie Forschung und Entwick- auszeichne, durch Konsenssuche zum Ziel zu lung und bei den TEN-Projekten nach inakzep- kommen. tablen Kürzungen Erhöhungen erreicht worden, ohne aber das Budget ausufern zu lassen. Auch Wie geht es mit Europa und der EU-Verfassung für die Entwicklungshilfe und Entwicklungszu- weiter ? sammenarbeit hätten durch die Einigung ent- Laut Programm, das im Dezember des Vorjahrs scheidende Weichenstellungen vorgenommen vorgelegt worden war, ist für die österreichische werden können. und finnische Präsidentschaft vorgesehen, einen Besonderen Wert legt die österreichische Rats- umfassenden Dialog in Gang zu bringen, um die präsidentschaft laut Winkler auf die Zusammen- wichtigen Fragen- und Politikbereiche zu ermit- arbeit mit dem Europäischen Parlament. teln, um die Herausforderungen bewältigen zu können. Als einen Schwerpunkt weist das Doku- Im Gegensatz dazu bewerteten die Abgeordne- ment die Diskussion über das Subsidiaritätsprin- ten der Opposition die bisherige Präsidentschaft zip aus, die Sondierung von Möglichkeiten, wie weniger positiv. So meinte Abgeordneter Wolf- Entscheidungen auf möglichst niedriger Ebene gang Pirklhuber (G), die österreichische Präsi- getroffen werden können. Diesem Thema hat dentschaft beschränke sich vorwiegend auf die sich auch die Konferenz "Europa fängt zu Hause Moderation und setze zu wenig Aktivitäten. So an" vom 18. und 19. April in St. Pölten gewidmet, müsste man etwa im Interesse der Bekämpfung in der sich ParlamentarierInnen aus allen 25 Mit- der Arbeitslosigkeit Schritte gegen das Steuer- gliedstaaten sowie aus Rumänien und Bulgarien dumping setzen und das öffentliche Engagement gemeinsam mit ExpertInnen, mit VertreterInnen bei den Investitionen erhöhen. Ihm fehlten auch des Europäischen Parlaments und der Kommis- mutige Schritte zur Nachhaltigkeitsstrategie. sion erstmals mit der Frage der Subsidiarität aus Pirklhuber kritisierte darüber hinaus das Weiß- den unterschiedlichsten Blickwinkeln auseinan- buch der Kommission zur Energiepolitik und be- dergesetzt haben. zeichnete es als ein großes Defizit des Gipfels, keine entschiedenen Schritte gegen die Atom- Darauf nahmen die Abgeordneten Carina Felz- politik gesetzt zu haben. mann, Werner Fasslabend und Karl Donabauer (alle V) Bezug. Die Konferenz sei geprägt gewe- Dem hielt der Staatssekretär entgegen, dass die sen von einer intensiven Diskussion auf hohem Kommission im Juni etwas Neues zur Nachhal- Niveau, bemerkten sie. Man habe den Gleich- tigkeitsstrategie vorlegen werde und dass man klang aller mitnehmen können, dass man das davon sehr ehrgeizige Ziele erwarten dürfe. Thema Subsidiarität intensiv weiter behandeln Grundsätzlich, so Winkler, sei es Aufgabe einer wolle, da es eine mögliche Antwort auf die EU- Präsidentschaft, als guter Mediator darauf hin- Skepsis darstelle. Es sei ermutigend gewesen zu zuwirken, dass eine Einigung zustande kommt, sehen, wie viele konkrete Vorstellungen artikuliert und das erfordere Leadership. Die Präsident- worden sind. Felzmann sprach sogar von einer schaft sei nicht dazu da, nationale Interessen in gewissen Aufbruchstimmung, die man gespürt

257 habe. Abgeordnete Elisabeth Hlavac (S) wieder- und Beschäftigung legen, als "Teilschritt zur Er- um sah die Notwendigkeit, sich mehr auf inhalt- reichung des Gesamtziels der Stärkung der liche Fragen zu konzentrieren, da für die Akzep- Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirt- tanz in der Bevölkerung weniger die Entschei- schaft und der Sicherung der Tragfähigkeit des dungsebenen wichtig seien, sondern ob und wie europäischen Wohlfahrtsmodells". Hauptziel sei die für die Zukunft tatsächlich entscheidenden "eine in wirtschaftlicher, sozialer und ökologi- Fragen in Angriff genommen werden. scher Hinsicht nachhaltige Entwicklung". Staats- sekretär Hans Winkler hatte in seiner Einleitung Was den Verfassungsvertrag betrifft, so soll der auf die diesbezüglichen konkreten Zielsetzungen, Europäische Rat auf seiner Tagung im Juni Bi- auf die man sich anlässlich des Frühjahrsgipfels lanz über den so genannten Reflexionsprozess geeinigt hatte, hingewiesen. Er unterstrich insbe- ziehen und darauf aufbauend das weitere Vor- sondere die Selbstverspflichtung der Staaten und gehen festlegen. Abgeordneter Caspar Einem (S) der Kommission, diese Ziele auch umzusetzen. vermisste jedoch Ideen, wie es mit dem Verfas- sungsvertrag weitergehen könnte. Auch Abge- Abgeordneter Caspar Einem (S) zeigte sich je- ordneter Wolfgang Pirklhuber (G) forderte eine doch skeptisch, nachdem sämtliche Maßnahmen entschiedenere Debatte und die Vorlage eines der letzten sechs Jahre nicht funktioniert haben. Zeitplans für die Beschlussfassung des Verfas- Anders beurteilte Abgeordneter Werner Fassl- sungsvertrags ein. abend (V) die Lage, zumal es gelungen sei, für den gesamten Komplex Wirtschaft, Soziales und Dem hielten die Abgeordneten Werner Fassl- Umwelt konkrete Maßnahmen zu vereinbaren. abend (V) und Markus Fauland (F) entgegen, es Auch die Dienstleistungs-Richtlinie, die nun auf wäre falsch, während des Reflexionsprozesses gutem Weg sei, werde seiner Meinung nach mit vorgefertigten Antworten zu kommen. Europa einen wesentlichen Beitrag zur Förderung der müsse sich Zeit nehmen, strukturiert weiter zu Binnenkonjunktur leisten. Winkler sprach die denken, meinte Fasslabend. Auch Staatssekretär Erwartung aus, die Dienstleistungs-Richtlinie Winkler hielt diese Vorgangsweise für die einzige nach der grundsätzlichen Einigung zwischen Möglichkeit, da etwa die Herausnahme einzelner Kommission, Parlament und Rat noch während Teile einen neuen Beschluss in der EU erforder- der Präsidentschaft endgültig beschließen zu lich machten. Derzeit würden jedenfalls verschie- können. dene Überlegungen angestellt und die vorliegen- den Vorschläge diskutiert, und im Juni werde Kurz wurde in der Diskussion auch die Erweite- man versuchen, auf Grund dessen konkrete Vor- rung der Union gestreift, wobei Staatssekretär schläge zu machen. Es wäre unrealistisch zu Hans Winkler an das informelle Treffen der meinen, ein Konsens über den Verfassungs- Außenminister in Salzburg erinnerte. Dort sei es vertrag sei noch während der österreichischen gelungen, Einigkeit darüber zu erzielen, den Präsidentschaft zu erzielen, betonte er. Aber man Staaten des Balkans eine europäische Perspek- wolle Weichenstellungen vornehmen, etwa im tive unter Berücksichtigung der Aufnahmefähig- Rahmen des Subsidiaritätsprinzips die Rolle der keit der Union zu geben. Beitrittsverhandlungen nationalen Parlamente zu stärken und so ge- dürften auch zu keinem Automatismus führen, nannten better regulations zum Durchbruch zu unterstrich der Staatssekretär. Abgeordneter verhelfen. Winkler sprach sich auch dafür aus, Caspar Einem (S) wies auf die Sorge anderer mehr Transparenz in die Entscheidungsfindung Staaten hin, dass mit den Balkanländern eine des Rates zu bringen und diesen zu öffnen, wo- große Zahl kleinerer Staaten beitreten, wodurch bei es aber massiven Widerstand gebe, räumte die Balance im Rat im Hinblick auf das Stimm- er ein. recht gestört wäre. Winkler bemerkte dazu, dass es derzeit um die Heranführung dieser Staaten Großes Gewicht will man seitens der EU im lau- an die EU und die Stabilität am Balkan gehe. Die fenden Jahr auch auf die Umsetzung der ersten von Einem angesprochene institutionelle Frage nationalen Reformprogramme im Rahmen der werde erst vor einem eventuellen Beitritt spruch- Lissabon-Strategie zur Förderung von Wachstum reif und dann sei es selbstverständlich notwen-

258 dig, eine Lösung für die Stimmengewichtung im richt der EU-Kommission anlässlich des WTO- Rat zu finden, um die Balance zwischen großen Gentechnik-Schiedsverfahrens, der die bisherige und kleinen Staaten aufrecht zu erhalten. Kritik der europäischen Gentechnik-GegnerInnen an der Zulassungspraxis der Kommission bestä- Ganz oben auf der Aufgabenliste der EU-Politik tigt. Die Grünen fordern daher eine entspre- stehen weiters die Bekämpfung des Terrorismus chende Initiative des Umweltministers ein, mit und der schweren Kriminalität, die Verbesserung dem Ziel, die bisherige Politik der Kommission in des Austausches wichtiger Informationen und die Bezug auf Gentechnik umgehend zu ändern. Förderung der gegenseitigen Anerkennung ge- richtlicher Entscheidungen, sowie die Bemühun- Pirklhuber nannte den Umgang der Kommission gen um eine gemeinsame Asylpolitik und eine mit der Gentechnik als einen symbolischen Be- gemeinsame Migrationssteuerung. Nachdem von reich für die Vertrauenskrise in der Union. Die Abgeordneter Bettina Stadlbauer (S) gefordert Kommission habe bisher eine Politik verfolgt, die worden war, Opfer des Menschenhandels nicht die Menschen nicht mittragen. Der Antrag spre- mit illegalen Einwanderern gleichzusetzen, be- che daher konkrete Lebensinteressen der euro- kräftigte Winkler, dass der Kampf gegen den päischen Bevölkerung an. Pirklhuber zitierte in Menschenhandel, der Schutz der Opfer und Pro- diesem Zusammenhang auch die positive Reak- gramme zur Verhinderung von Menschenhandel tion des Umweltministers auf die so genannte ein besonderes Anliegen der österreichischen Wiener Erklärung für ein gentechnikfreies Euro- Präsidentschaft darstellten. pa. Er konnte daher die ablehnende Haltung von Abgeordnetem Karl Donabauer (V) nicht verste- Antrag der Grünen zur Gentechnik hen, der gemeint hatte, die Annahme dieses An- trags würde Österreich in eine Außenseiterrolle In der Diskussion über das Jahresprogramm treiben und zu einer Blockade führen. Donabauer stellten die Abgeordneten Caspar Einem, Mari- versicherte wiederum, er bringe der Wiener Er- anne Hagenhofer und Bettina Stadlbauer (alle S) klärung großes Interesse entgegen und er ver- sowie Carina Felzmann (V) und Wolfgang Pirkl- stehe auch deren Intention. Mit ihr solle nun eine huber (G) zahlreiche Detailfragen. Pirklhuber Diskussion eingeleitet werden. Derzeit sei aber brachte dazu einen Antrag auf Stellungnahme der im Landwirtschaftsausschuss angenommene zur Gentechnik ein, der von den V- und F-Abge- Entschließungsantrag ausreichend. ordneten mehrheitlich abgelehnt wurde. Darin zitieren die Grünen den wissenschaftlichen Be-

Parlamentskorrespondenz/02/11.05.2006/Nr. 446

Barroso: Kommission nimmt soziale Dimen- die Gelegenheit zu unterstreichen, wie ernst ihm sion der EU ernst die Umsetzung des Subsidiaritätsprinzips ist. Er bekräftigte in diesem Zusammenhang nochmals EU-Kommission fühlt sich dem Subsidiaritäts- die Zusage der Kommission, den nationalen Par- prinzip verpflichtet lamenten direkt die Gesetzesvorschläge sowie andere wichtige Dokumente zu übermitteln, um Wien (PK) – Der Hauptausschuss in Angelegen- diese so früh wie möglich in den Entscheidungs- heiten der Europäischen Union erlebte heute prozess einbinden zu können. Nationalratspräsi- eine Premiere. Erstmals seit der Mitgliedschaft dent Andreas Khol bedankte sich ausdrücklich für Österreichs in der EU besuchte ein Kommis- diese Bestätigung, denn damit habe der Kommis- sionspräsident das Parlament, um mit Abgeord- sionspräsident einen der wesentlichsten Wün- neten zu diskutieren. Jose Manuel Barroso nützte

259 sche der nationalen Parlamente erfüllt, sagte scheidungsstrukturen verbessert, mehr Bürger- Khol. nähe gebracht und eine Grundrechtskatalog mit sozialen Rechten verankert. Hinsichtlich der Er- Kommissionspräsident Barroso sprach sehr offen weiterung wurde von der Mehrzahl der Abgeord- die Vertrauenskrise in der Union an und hielt aus neten die Aufnahmefähigkeit der EU, die Lösung seiner Sicht fest, dass das Vertrauen der Bürge- der institutionellen Frage und der Finanzierung rinnen und Bürger nur dann zurück gewonnen der Union als Voraussetzung angesehen. werden könne, wenn Europa zu einem Europa der Ergebnisse werde und die Politik konsequent Barroso: Wir brauchen ein Europa der Ergeb- das strategische Ziel des Wohlstands, der Solida- nisse rität und der Sicherheit verfolge. Er räumte durch- aus ein, dass seitens der Menschen der Eindruck Der intensive Gedankenaustausch wurde durch entstehen könne, die Union fühle sich nur dem die Feststellung von Kommissionspräsident Jose Binnenmarkt und der Wettbewerbsfähigkeit ver- Manuel Barroso eingeleitet, Europa könne nur pflichtet. Dies sei auf die Verträge zurückzufüh- dann Fortschritte erzielen, wenn es in einem di- ren, die der EU im sozialen Bereich weit weniger rekten Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern Kompetenzen zuschreiben. Die soziale Dimen- eintritt, und deren Vertretungen, die Parlamente, sion sei in erster Linie ein nationales Thema, aktiv mit einbezieht. Die Menschen wollten nicht aber die Kommission werde mit Engagement und weniger Europa, betonte Barroso, ihnen gehe es Nachdruck die Sozialagenda weiterführen. Sie in erster Linie um ein besseres Europa, das funk- beabsichtige daher auch, hinsichtlich der sozia- tioniere und Ergebnisse erziele. Der Verfas- len Agenda parallel zur Überprüfung des Binnen- sungsentwurf, so der Kommissionspräsident markts eine Bestandsaufnahme durchzuführen. weiter, beruhe auf diesen Werten. Die Verfas- Die Werte und Prinzipien des europäischen Le- sung hätte die Union demokratischer und effi- bensmodells könnten nur dann verteidigt werden, zienter gestaltet, so wie es sich die Bürgerinnen wenn man mit der Globalisierung richtig umgehe, und Bürger erwarten. Man müsse aber akzeptie- meinte Barroso. ren, dass derzeit kein Konsens darüber bestehe, wie es weitergehen soll. Dennoch dürfe man Der Kommissionspräsident kündigte auch einen nicht die Hände in den Schoß legen, denn die EU weiteren Bürokratieabbau und Anstrengungen verfüge über ein funktionierendes politisches um eine qualitative Verbesserung der Rechtsvor- Rahmenwerk und dieses müsse man bestens schriften im Interesse sowohl der Menschen als nützen. Als Beispiele für die Handlungsfähigkeit auch der Unternehmen an. der Union nannte Barroso den Kompromiss über die finanzielle Vorausschau für die nächsten sie- In der Diskussion unterstrichen die Parlamenta- ben Jahre, die Reform des Lissabon-Prozesses, rierinnen und Parlamentarier die Notwendigkeit, den Kompromiss über die Dienstleistungs-Richt- der sozialen Dimension mehr Augenmerk zu linie und den neuen Stabilitäts- und Wachstums- schenken. Die Union müsse zu diesem Zweck pakt. Barroso hob in diesem Zusammenhang die auch gegenüber internationalen Organisationen, Arbeit der österreichischen Ratspräsidentschaft wie der WTO, stärker auftreten, denn derzeit positiv hervor. fehle es im Welthandel an Fair Play. Wie Präsi- dent Khol, begrüßten sie das Versprechen Barro- Als wesentlichste strategische Ziele der EU sos, das Subsidiaritätsprinzip auf Grundlage der müssten die Sicherung des Wohlstands, der bestehenden Verträge umzusetzen, gleichzeitig Sicherheit und der Solidarität verfolgt werden, wurde aber klargestellt, dass dies kein Ersatz für denn dies stünde auch im Zentrum der Erwar- die weiteren Bemühungen sein könne, die Ver- tungen der Bürgerinnen und Bürger, so Barroso fassungsdebatte weiterzuführen und Wege zu weiter. Um Wohlstand zu sichern, bedürfe es der suchen, Europa doch noch eine Verfassung zu Realisierung des Binnenmarktes, denn dieser geben. Der Verfassungsvertrag hätte vieles schaffe Arbeitsplätze und stärke die Wirtschaft. erleichtert, so der allgemeine Tenor, die Ent- Gleichzeitig dürfe man den sozialen Zusammen-

260 halt der Gesellschaft und die Solidarität zwischen sei dem Subsidiaritätsprinzip verpflichtet, bestä- den Regionen nicht aus den Augen verlieren, tigte er, die Partnerschaft könne nicht einseitig denn das seien die Werte, die Europa verbinden. sein, sondern bedürfe einer engen Zusammen- Die Kommission werde daher eine Bestandsauf- arbeit mit dem Europäischen Parlament und den nahme der sozialen Dimension parallel und in nationalen Parlamenten. Das werde einen Mehr- enger Zusammenarbeit mit einer Überprüfung wert bringen, zeigte er sich überzeugt, denn mit des Binnenmarktes vornehmen. der Einbindung der jeweiligen Volksvertretungen bestehe auch die Chance einer besseren Akzep- Priorität werde auch die Sicherheitsfrage haben, tanz der EU durch die Bürgerinnen und Bürger. bestätigte Barroso. Dazu zähle eine Verbesse- Daher sei die Kommission überein gekommen, rung der Antiterrorismus-Politik, eine engere Zu- auf der zur Verfügung stehenden rechtlichen sammenarbeit der Exekutive und eine bessere Basis des Amsterdamer Vertrages alle Gesetzes- Sicherung der Außengrenzen. vorschläge und relevanten Dokumente den natio- nalen Parlamenten direkt zu übermitteln. Dies Der Kommissionspräsident sah auch die Notwen- könnte eventuell auf dem Weg des interparla- digkeit, Wohlstand, Solidarität und Sicherheit auf mentarischen Dokumentationsaustausches globaler Ebene zu fördern, um die eigenen Ziele (IPEX) geschehen. der Union erreichen zu können. Daher bedürfe es einer kohärenteren Zusammenarbeit der Kom- Um den Kontakt mit den nationalen Parlamenten mission mit den anderen europäischen Institutio- möglichst eng zu gestalten, werde er alle Parla- nen und den Mitgliedstaaten. mente besuchen, kündigte Barroso an, da er an deren Meinung außerordentlich interessiert sei. Obwohl die Erweiterung ein Erfolg sei, habe die Er hoffe, dadurch verlorenes Vertrauen wieder zu Geschwindigkeit und das Ausmaß der Erweite- gewinnen, denn man müsse zugeben, die derzei- rung bei den Bürgerinnen und Bürgern Befürch- tige Vertrauenskrise sei durch ein zu technokra- tungen und Unsicherheit ausgelöst, stellte Bar- tisches Europa entstanden. "Wir brauchen Demo- roso mit Bedauern fest. Die Kommission werde kratie, Offenheit, Transparenz und Rechen- aus diesem Grund die Diskussion über die Kapa- schaftspflicht", fasste Barroso seine Bemühun- zität und Aufnahmefähigkeit der Union weiter- gen als Kommissionspräsident zusammen. führen. Parallel dazu müsste auch die institutionelle Fra- Aufhorchen ließ der Präsident mit seiner Ankün- ge weiter entwickelt werden, hielt Barroso fest digung, den Bürokratieabbau weiter forcieren zu und regte an, eine entsprechende Entscheidung wollen. Um die Aufgaben erfüllen zu können, beim Rat im Juni zu treffen. Als weiteren Schritt brauche man eine neue Arbeitsweise, die kosten- zu einer institutionellen Festigung schlug er vor, intensive und kontraproduktive Überregulierung im nächsten Jahr, 50 Jahre nach der Unterzeich- vermeidet. "Wir brauchen keine Bürokratie, son- nung des Vertrags von Rom, eine politische dern Investitionen," so Barroso. Verbesserungen Erklärung zu veröffentlichen, die eine Selbstver- würden auf allen Ebenen des politischen Kreis- pflichtung enthält, die europäischen Werte und laufs angestrebt und Strategien für eine bessere Zielsetzungen zu stärken. Darauf könnte eine so Rechtsetzung für eine Vereinfachung der Vor- genannte Roadmap für die weitere Lösung der schriften und für eine Folgenabschätzung der institutionellen Frage aufbauen. Gesetze entwickelt. Unter dieser Prämisse habe die Kommission bereits einige Vorschläge zu- "Wir haben bemerkenswerte Stärken. Nützen wir rückgezogen, weil sie nicht notwendig gewesen sie!" appellierte der Kommissionspräsident ab- seien. schließend. Die Politik habe die Verpflichtung, den Wohlstand, die Sicherheit und die Solidarität Barroso bekräftigte auch den Willen der Kommis- unter allen Europäerinnen und Europäern zu sion über "den Tellerrand hinauszuschauen". Sie gewährleisten.

261 Parlamentskorrespondenz/02/11.05.2006/Nr. 447

Parlamentarier für Stärkung der Sozialen Di- dell eines neoliberalen Binnenmarktes betrachtet mension der EU wird, oder ob man nicht doch eher eine Sozial- union anstreben sollte. Cap fehlten auch Definiti- Kommissionspräsident Barroso im Hauptaus- onsansätze zum Begriff Aufnahmefähigkeit sowie schuss des Nationalrats eine klare Aussage, wo die geographische Gren- ze der Union anzusiedeln sei. Auch die Vor- Wien (PK) – Kommissionspräsident Jose Manuel gangsweise in Bezug auf die Türkei, nach dem Barroso stand heute den Mitgliedern des Haupt- Beschluss, Beitrittsverhandlungen zu führen, ausschusses Rede und Antwort. Nach seiner einen negativen Bericht zu veröffentlichen, habe einleitenden Stellungnahme zu den Zielen und nicht zur Stärkung des Vertrauens geführt. Die notwendigen Erneuerungsschritten innerhalb der Erweiterung mit der Türkei und eventuell auch Union, entwickelte sich eine lebhafte Debatte. mit der Ukraine werde die Skepsis weiter stärken Wie kann das Vertrauen der BürgerInnen in die und die Grenzen der Union sprengen, zeigte sich EU gestärkt werden? Cap überzeugt. Vor allem fehle die institutionelle Weiterentwicklung innerhalb der Union. Klubobmann Wilhelm Molterer (V) teilte die Auf- fassung Barrosos, dass die Intensivierung des Abgeordneter Maximilian Hofmann (F) bezeich- Dialogs mit den Bürgerinnen und Bürgern auf der nete den Verfassungsvertrag trotz berechtigter einen Seite und mit den nationalen Parlamenten Kritik als richtungweisend, weil er u.a. die Ach- auf der anderen Seite eine essentielle Vorausset- tung der nationalen Identität und verfassungs- zung für die Stärkung des Vertrauens bei den rechtlichen Grundstrukturen bekräftigt und ein Menschen darstelle. Die vom Kommissionsprä- Subsidiaritätsprüfungsverfahren festlegt. Man sidenten angekündigte Bereitschaft, das Subsi- müsse daher nach Alternativen suchen, wie man diaritätsprinzip auf der Basis bestehender Ver- Bürgernähe und Demokratisierung auch ohne träge umzusetzen, sah Molterer als einen konkre- EU-Verfassung realisieren kann. Hinsichtlich ten Anknüpfungspunkt für diesen Dialog und als eines Türkeibeitritts teilte er die Auffassung ein Vehikel, den Verfassungsvertrag wieder zu Caps. beleben. Molterer begrüßte auch die Bedeutung, Ein Bekenntnis zum vorliegenden Verfassungs- die der Kommissionspräsident der sozialen Di- vertrag legte Abgeordnete Ulrike Lunacek (G) ab. mension beigemessen hat, und befürwortete den Die Grünen stünden der Schaffung und Stärkung geplanten Bürokratieabbau. Im Hinblick auf die einer politischen Union positiv gegenüber, sagte zukünftigen Erweiterungsschritte teilte Molterer sie und somit auch dem Verfassungsvertrag, den die Auffassung Barrosos, der Aufnahmefähigkeit sie als einen wertvollen Kompromiss bezeich- der Union besonderes Augenmerk zu schenken. nete. Auf Grund einiger in den Medien veröffent- Schließlich erkundigte er sich nach den Perspek- lichter Äußerungen Barrosos hegte sie jedoch tiven im Bereich der erneuerbaren Energien. den Verdacht, dass man derzeit dessen Realisie- Etwas kritischer reagierte Abgeordneter Josef rung nicht mit dem nötigen Nachdruck voran- Cap (S) auf die Ausführungen Barrosos, da die- treibe. Sie unterstützte in diesem Zusammen- ser nach Auffassung Caps eine falsche Gewich- hang den von den EP-Abgeordneten Duff und tung vorgenommen habe. Das Hauptgewicht auf Voggenhuber vorgelegten Plan, der insbeson- den Binnenmarkt zu legen und die soziale Di- dere auch die soziale Dimension der Union unter- mension sowie die Erweiterung eher kurz zu streicht. Auch hinsichtlich des Subsidiaritätsprin- streifen, treffe nicht die Stimmung in der Bevöl- zips, das sie grundsätzlich für richtig hält, be- kerung, sagte der SPÖ-Klubobmann. Man müsse fürchtete sie, dieses könnte dazu benützt wer- sich die Frage stellen, ob die Union als ein Mo- den, Nationalismen zu stärken. Die Erweiterung

262 wurde von der außenpolitischen Sprecherin der ÖVP: Im Welthandel fehlt es an Fair Play Grünen bejaht, zumal diese dazu diene, Europa als Friedenskontinent zu sichern. Im Gegensatz zu Abgeordnetem Cap hielt Abge- ordneter Michael Spindelegger (V) die von Kom- SPÖ für eine Änderung der EU-Politik und eine missionspräsident Barroso vorgenommene Ge- neue Form des Dialogs wichtung für richtig dimensioniert. Der zukünftige Fokus der Politik müsse sich sowohl auf den Bin- In der zu geringen Beachtung der sozialen Di- nenmarkt als auch auf den Schutz des europäi- mension der Union sah auch die Zweite Präsi- schen Lebensmodells in der Außenvertretung dentin des Nationalrats, Barbara Prammer, einen gegenüber internationalen Organisationen, wie der Gründe für die Unzufriedenheit der Bürge- der WTO, konzentrieren. Besondere Bedeutung rinnen und Bürger. Diese negative Stimmung maß er einer gemeinsamen Asyl- und Migrations- betreffe vor allem die Frauen, wo die EU-Skepsis politik bei. Spindelegger begrüßte die Aussagen besonders hoch sei. Die zahlreichen Studien und Barrosos zur Subsidiarität und Zusammenarbeit das Datenmaterial würden ein ernüchterndes und mit den nationalen Parlamenten. Die Subsidiarität Besorgnis erregendes Bild im Bereich Gleichstel- diene der richtigen Balance zwischen den Ebe- lung der Geschlechter am Arbeitsmarkt zeichnen, nen und nicht der Renationalisierung, hielt er aus beklagte Prammer. Die Teilzeitrate bei den Frau- seiner Sicht fest. en sei viel zu hoch, die Einkommensschere ent- wickle sich dadurch weiter auseinander. Sie, Die Globalisierung dürfe nicht als Bedrohung, Prammer, erwarte sich daher von der Kommis- sondern als Chance aufgefasst werden, sagte sion eine konkrete Strategie. Abgeordneter Günter Stummvoll (V), indem er die Ausführungen Barrosos dazu unterstrich. Ihr Klubkollege Caspar Einem mutmaßte, die Globalisierung stelle einen Teil der EU-Skepsis Globalisierung werde oft als Vorwand für Anpas- dar, weshalb es einer europäischen Antwort auf sungen des Sozialsystems sowie Verzicht und die Globalisierung bedürfe. Er knüpfte dabei an hohe Leistungen durch die Bürgerinnen und Bür- die Aussagen seines Vorredners an und meinte, ger genommen. Das rufe Skepsis hervor, sagte im Welthandel fehle es trotz aller Bekenntnisse er, weshalb er dafür eintrat, Bedingungen zu an einem Fair Play. Europa habe es bislang ver- schaffen, auf die sich die Menschen verlassen absäumt, Strategien zu entwickeln, um stark ge- können. Das erfordere aber eine Änderung der gen einen unfairen Wettbewerb aufzutreten. Die- EU-Politik und eine neue Art des Diskurses. ses Fair Play im Welthandel sei aber Vorausset- Einem räumte ein, dass ein gut funktionierender zung für den Erhalt der sozialen und ökologi- Binnenmarkt eine Voraussetzung für Wachstum schen Marktwirtschaft. und Wohlstand darstelle, ein zweiter wesentlicher Aspekt sei aber die Binnenmarktnachfrage, und Dem stimmte Abgeordneter Martin Preineder (V) die müsse stimuliert werden. zu, der die Ernährungssicherheit und die Produk- tion erneuerbarer Energien in den Mittelpunkt Abgeordneter Hannes Bauer (S) ging auf die seiner Wortmeldung stellte. Auch er plädierte für Energiepolitik ein und fragte, wie man den Bedarf eine stärkere Position gegenüber der WTO und in Zukunft decken wolle. Ihm fehlte in der Debatte meinte, bei der Lebensmittelproduktion sei ein vor allem die Thematisierung der sozialen Ver- besserer Außenschutz notwendig. Preineder träglichkeit der Energiepreise. Abgeordnete brach auch eine Lanze für die Unterstützung er- Marianne Hagenhofer (S) sprach den Globalisie- neuerbarer Energieträger und der Biomasse. rungsfonds an, der zur Unterstützung arbeitslos gewordener Menschen nach Absiedelung von EP-Abgeordneter Othmar Karas (V) reagierte auf Betrieben eingerichtet wurde, und kritisierte, dass Abgeordnete Lunacek und ersuchte um Klarstel- die Grenze ab 2.000 Beschäftigten für die Aus- lung Barrosos, dass die Umsetzung des Subsi- schüttung von Mitteln viel zu hoch gegriffen sei. diaritätsprinzips keinen Ersatz für den Verfas- Man müsse bedenken, dass auch zahlreiche Mit- sungsvertrag darstelle. Er erinnerte an die kürz- telbetriebe ihren Standort verlagern. lich abgehaltene Zukunftskonferenz in Brüssel und sprach sich dafür aus, diese Form der parla-

263 mentarischen Foren beizubehalten. Dieses Mo- Abschließend sprach Pirklhuber die Situation im dell könnte man auch auf das nationale Parla- afrikanischen Darfur an. ment und die Landtage übertragen, schlug er vor. F-BZÖ: Finanz- und Verfassungsfrage vor Erwei- Karas sah ebenso, wie einige Redner zuvor, hin- terung lösen sichtlich der sozialen Dimension eine Schieflage und nannte den Werdegang der Dienstleistungs- Ein breites Meinungsspektrum hinsichtlich der richtlinie als ein gutes Beispiel dafür, wie man zukünftigen Finanzierung der Union und der Ver- zwischen Binnenmarktkompetenz und sozialer fassungsfrage konstatierte Abgeordneter Anton Dimension zu einem Kompromiss kommen kann. Wattaul (F). Jedenfalls sollten vor einer zukünfti- gen Erweiterung diese Fragen geklärt werden, Grüne: EU-Verfassung nicht aus den Augen ver- forderte er. Er kritisierte auch die komplizierte lieren Sprache in der EU und trat für eine verständ- EP-Abgeordnete Evelin Lichtenberger (G) teilte lichere Ausdrucksweise ein. die Befürchtung ihrer Klubkollegin Ulrike Luna- Barroso: Alle pro-europäischen Kräfte bündeln cek, dass der Verfassungsvertrag nicht mehr im Zentrum der EU-Politik stehe. Sie gab jedoch zu "Wir sind der Europäischen Verfassung verpflich- bedenken, dass bisher nur zwei Staaten nein ge- tet und haben diese immer unterstützt", reagierte sagt haben, 17 Staaten ratifiziert haben, und die- Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso auf sen sollte man genauso viel Augenmerk schen- die Wortmeldungen der Abgeordneten. Diese ken, meinte sie. Mit dem Vorziehen einiger "Rosi- aber in Kraft zu setzen, liege bei den Mitglieds- nen" werde man die Verfassungsdebatte nicht in staaten. Die Kommission werde alles tun, um den Schwung halten. Sie kritisierte auch die unterge- Stillstand in der Diskussion zu vermeiden. Er ordnete Rolle der Grund- und Sozialrechte in der räumte ein, dass die EU vor einem schwierigen Diskussion. Lichtenberger schnitt kurz die finan- und komplexen Problem stehe und kurzfristig zielle Vorausschau an und bedauerte, dass die kein Konsens in Sicht sei. Jetzt sei eine politisch Mittel für jene Projekte nicht ausreichen, die die und intellektuell ehrliche Auseinandersetzung Bürgerinnen und Bürger von der EU erwarten. gefragt und dafür solle man sich noch etwas Zeit Sie interessierte sich auch für konkrete Überle- nehmen, sagte Barroso. Er appellierte, alle pro- gungen zur Frage der Eigenmittel und bedauerte europäischen Kräfte zu bündeln, denn man stehe die erhöhte Mittelzuteilung zu EURATOM, derzeit an einer Weggabelung, und die Wider- obwohl ein Großteil der Europäerinnen und stände könne man nur dann überwinden, wenn Europäer die Atomenergie ablehnen. man in Europa mit einer Stimme spreche.

Abgeordneter Wolfgang Pirklhuber (G) trat dafür Die Kommission fühle sich auch dem Subsidiari- ein, die sozialen und ökologischen Prinzipien in tätsprinzip verpflichtet, bekräftigte Barroso. Auch der Union zu stärken, zumal die Menschen das wenn man aufgrund der derzeitigen Verträge die Gefühl hätten, die EU sei in erster Linie ein Subsidiaritätsprüfung, wie sie in der Verfassung Markt. Viele Großunternehmen leisten keine Bei- vorgesehen sei, nicht anwenden könne, könne träge mehr für das Bestehen der Gemeinschaft, man das Prinzip institutionell weiter entwickeln. führte er an, und im internationalen Handel wür- Die Idee, die dahinter stehe, sei es, ein Gleichge- den qualitative Aspekte wie Menschenrechte und wicht zu schaffen. Für wichtiger als viele Vor- Arbeitsrecht kaum berücksichtigt. In Bezug auf schriften halte er die Kultur des Dialogs und des gentechnisch veränderte Pflanzen gehe die Kom- Systems. Ein gutes Beispiel dafür stelle der Kom- mission nicht wirklich demokratisch vor, so sein promiss zur finanziellen Vorausschau und zur Vorwurf gegenüber Barroso, die regionalen und Dienstleistungsrichtlinie dar. Wenn man das nationalen Wissenschafter und Behörden würden europäische Friedens-, Freiheits- und Solidari- in die Diskussion nicht einbezogen. Im Gegen- tätsprojekt umsetzen wolle, brauche man Kom- satz zum Vorgehen der Kommission sei jedoch promissbereitschaft. die Mehrheit der Europäerinnen und Europäer gegen gentechnisch manipulierte Lebensmittel. Der Kommissionspräsident unterstrich abermals die Bedeutung der sozialen Dimension Europas

264 und wiederholte seine Ankündigung einer Be- wolle auch die Zuschussmöglichkeiten vereinfa- standsaufnahme parallel zur Überprüfung des chen, Verbesserungen beim Risikokapital erzie- Binnenmarkts. Es sei notwendig, sich in der EU len und das geistige Eigentum besser schützen. auf eine neue soziale Agenda zu einigen. Dass Der Kommissionspräsident betonte auch die Not- sich die Union manchmal mehr für die Liberalisie- wendigkeit einer stärkeren Investitionstätigkeit, rung einsetze, liege an den Verträgen, erläuterte vor allem in saubere Technologien. Die Kommis- er. Denn nur im Bereich Binnenmarkt und Wett- sion, so Barroso, hätte für die TEN-Projekte und bewerbsfähigkeit verfüge die Kommission über regionale Entwicklung sowie für Forschung und starke Kompetenzen, nicht jedoch im Sozialbe- Entwicklung mehr Finanzmittel gefordert, da dies reich. Dieser sei in erster Linie eine nationale An- eine Antwort auf die Globalisierung darstelle. gelegenheit. Die Gründung des Globalisierungs- Dazu brauche man aber die Hilfe der Mitglieds- fonds stelle einen ersten Lösungsansatz dar, und länder, aus deren Budgets die Beiträge kommen. er versichere, dass die Sozialagenda, wie auch die Bemühungen um die Gleichstellung von Män- Was die Umwelt betrifft, so sei die EU kein Mus- nern und Frauen, fortgesetzt werde. Bei der terschüler, bekannte Barroso, aber wesentlich Gleichstellung stünden viele Mitgliedsstaaten besser als beispielsweise die USA, Russland und wesentlich schlechter da als die EU. China. Man müsse sich aber in diesen Fragen sicher noch mehr einbringen. Zu den gentech- Die Globalisierung werde uns auch in Zukunft be- nisch veränderten Lebensmitteln bemerkte Bar- gleiten und sei von den Märkten, von den Staats- roso, dass hier die Gesetze besonders streng bürgerinnen und Staatsbürgern sowie vom tech- seien. nischen Fortschritt bestimmt, so Barroso in seiner Antwort weiter. Es gelte daher, mit ihr richtig Die Kernenergie sei dem Prinzip der Subsidiarität umzugehen und sie zu gestalten, das heiße unterworfen und ein Konsens sei nicht in Sicht. auch, die Instrumente weiter zu entwickeln und Hinsichtlich der erneuerbaren Energieträger habe zu modernisieren, um das europäische Lebens- die Kommission einen Aktionsplan beschlossen, modell und die soziale Marktwirtschaft verteidi- wobei sich das Europäische Institut für Techno- gen zu können. Barroso ging auch auf die demo- logie zu einem europäischen Exzellenzzentrum graphische Entwicklung der europäischen Gesell- im Bereich Energie und Umwelt entwickeln sollte. schaft ein und unterstrich die Notwendigkeit, die Grundsätzlich sei die Energiepolitik kein Feld der Sozialversicherungssysteme zu reformieren. gemeinsamen Politik, bemerkte Barroso, aber Sicherlich sei es populär, Gelder zu verteilen, man habe erkannt, dass es keinen Sinn mache, Politiker und Politikerinnen trügen aber auch Ver- einzeln vorzugehen. Daher habe man anlässlich antwortung und sollten ehrlich zugeben, schwie- des Frühjahrsgipfels im März einen ersten wichti- rige Entscheidungen treffen zu müssen. gen Schritt zu einer gemeinsamen Energiepolitik gesetzt. Barroso sprach sich auch für die völlige Verwirkli- chung des Binnenmarkts aus, da die Verbrauche- Zum Erweiterungsprozess bemerkte Barroso, rinnen und Verbraucher davon profitierten. Als dass die Union ihren Verpflichtungen nachkom- Beispiel nannte er die Preissenkung in der Tele- men werde, um gleichzeitig zu betonen, dass kommunikation und bei den Flugtickets. Weniger neue Mitglieder nur dann aufgenommen werden, gut funktioniere derzeit der Binnenmarkt im Ver- wenn diese alle politischen und wirtschaftlichen sicherungs- und Bankwesen, sagte Barroso, Kriterien erfüllen. Dabei gebe es "Null Toleranz". weshalb man weiterhin bemüht sei, die Hinder- Die Diskussion über die Kriterien der Aufnahme- nisse zu beseitigen. Jeder europäische Bürger fähigkeit werde intensiv geführt. und jede europäische Bürgerin müssten in den Als Ziel der Entwicklungshilfe nannte der Kom- einzelnen Mitgliedsländern gleich behandelt wer- missionspräsident die Verdoppelung der Hilfen. den. Die Kommission lege bei den Wettbewerbs- Zur Lösung des Konflikts in Darfur wolle man die regeln strenge Maßstäbe an und sie sei um die Afrikanische Union und deren institutionelle Klein- und Mittelbetriebe besonders bemüht. Kapazitäten stärken. Ihnen komme der Bürokratieabbau zugute. Man

265 Parlamentskorrespondenz/01/24.05.2006/Nr. 513

Europatag im Nationalrat: Initiativen für ein jedes Land der EU müsse da "seine Hausauf- soziales Europa gaben machen". Haubner kam auf Initiativen des österreichischen Ratsvorsitzes zu sprechen und Zum 4. Mal widmet der Nationalrat eine Sit- betonte, dass an der Erstellung eines verbind- zung dem Thema Europa lichen Aktionsplans gearbeitet werde. Österreich sei eines der wenigen europäischen Länder mit Wien (PK) – "Initiativen für ein soziales Europa!" einer Mindestsicherung im Alter. Zu beachten sei Diesen Imperativ stellten die für die Themenwahl aber auch die Schlüsselrolle, die der Jugend zu- zuständigen Grünen in den Mittelpunkt der ersten komme. Haubner ging dann kurz auf die demo- Hälfte der mittlerweile bereits 4. ausschließlich graphische Herausforderung – konkret die un- Europathemen gewidmeten Sitzung des Natio- günstige Altersverteilung – und den Wert der Fa- nalrats. milie ein: "Investitionen in die Familie sind Investi- Erstredner ÖLLINGER (G) begrüßte ausdrücklich tionen in ein soziales Europa." Zufrieden äußerte Sozialministerin Haubner und Vizekanzler Gor- sie sich darüber, dass soziale Dienstleistungen bach auf der Regierungsbank, meinte aber, im aus der Dienstleistungsrichtlinie der EU heraus Hinblick auf das gewählte Thema sollten auch genommen seien. Wirtschaftsminister Bartenstein, Gesundheits- "Schöne Worte, aber meistens leer", kommen- und Frauenministerin Rauch-Kallat und Bundes- tierte Abgeordnete Mag. WEINZINGER (G) die kanzler Schüssel an der Debatte teilnehmen – Wortmeldung der Sozialministerin. Die Wirt- letzterer auch im Hinblick auf eine Äußerung schaftspolitik steche die Sozialpolitik allemal, Schüssels über Maßnahmen zur "Abschlankung" befand sie, und die EU selbst habe konstatiert, und Erhöhung der Treffsicherheit im sozialen Be- dass es im Kampf gegen Armut und soziale reich. In immer mehr Ländern gebe es Einspa- Ausgrenzung wenig Beweise für Fortschritt gebe. rungsprogramme im Interesse eines Standort- Weinzinger forderte konkrete Maßnahmen statt wettbewerbs, meinte Öllinger, und ging dann auf schöner Reden und nannte u.a. einen gesetz- zwei Aspekte dieses Standortwettbewerbs näher lichen Mindestlohn von 1.000 € und Maßnahmen ein: Steuerwettbewerb und Lohndumping. So zur Angleichung der Entlohnung der Frauen an gäbe es in Bulgarien und Rumänien für 40 Stun- das Lohnniveau der Männer. "Reden Sie nicht den Arbeit 70 bis 80 €, in Luxemburg hingegen immer nur von Sozialpolitik, tun Sie etwas", for- 1.500 – an diesem Problem müsse gearbeitet derte Weinzinger die Sozialministerin auf. werden. Der Steuerwettbewerb in der EU sei ruinös für das Wirtschafts- und Sozialsystem, und Abgeordneter NEUGEBAUER (V) eröffnete seine statt Lohndumping sollten die Mindestlöhne – Rede mit einem Kokoschka-Zitat: Die Welt sei gemäß dem Programm der Regierung – auf nicht das Eigentum einer Generation. Gegen die 1.000 € angehoben werden, betonte der Grün- Anhäufung von Schulden zu Lasten kommender Mandatar. Generationen sah er die ökosoziale Marktwirt- schaft als Überlebensstrategie. In Europa würden Noch nie sei während einer Ratspräsidentschaft 20 Millionen Menschen nicht nur auf "Jobs", son- so intensiv über die soziale Dimension Europas dern auf "sinnstiftende Arbeit" warten. Bevor aber gesprochen worden wie unter der österreichi- etwas verteilt werden könne, müsse es erst er- schen, befand Sozialministerin HAUBNER. Ge- wirtschaftet werden. Neugebauer brach eine Lan- mäß Eurobarometer wünschten sich die Bürger ze für die vor zwei Jahrzehnten von Alfred Dallin- mehr soziales Engagement ihrer Regierungen; ger in die Diskussion gebrachte Wertschöpfungs- die Bekämpfung der Armut, die Förderung der abgabe und erinnerte dann an die drei Prinzipien sozialen Eingliederung und die Erhaltung der sozialen Systeme seien nationale Aufgabe und

266 der katholischen Soziallehre: Personalität, Subsi- die Redner der Regierungsparteien die Debatte diarität und Solidarität. bestreiten. Ihre Forderung lautete auf konkrete Verbesserungsvorschläge für die Menschen in Abgeordneter Dr. EINEM (S) ortete bei der Sozi- Europa: Mindestlöhne, Frauenförderung und alministerin guten Willen und machte ihr daher Unterstützung der kleinen und mittleren Unter- ein Angebot zur Zusammenarbeit. So gelte es zu nehmen. Denn viele Menschen vertrauten der EU verhindern, dass der durch das Europäische Par- nicht, wenn es um soziale Sicherheit gehe. Die lament errungene Kompromiss bei der Dienstleis- Menschen seien über 72 Millionen armutsgefähr- tungsrichtlinie "wieder abrutscht". Es gelte sicher- dete Menschen in der EU besorgt, auch in Öster- zustellen, dass die Leistungen, die die Menschen reich lebt mehr als eine Million Menschen an im Alltag brauchen – vom Kindergarten bis zur oder unter der Armutsgrenze. Abwasserentsorgung – europarechtlich abgesi- chert werden. Das Wohl der Menschen müsse im Zwar nehme der Wohlstand zu, zugleich werden Mittelpunkt stehen, nicht der Wettbewerb, be- aber viele Menschen ärmer. Das sei ein politi- tonte Einem und wünschte sich eine Initiative der scher Skandal, sagte Sburny und warnte, die zu- Regierung zur Schaffung eines entsprechenden nehmende Jugendarbeitslosigkeit könnte dazu Rahmenrechts. führen, dass junge Menschen auf der Straße landen. Wer die Armut bekämpfen wolle, müsse Einem brachte einen Entschließungsantrag ein, Arbeitsplätze schaffen und Bildungsprogramme in dem die Regierung ersucht wird, "sich in der finanzieren. Die Regierung kenne aber nur ein EU mit Nachdruck für ein Übereinkommen der Ziel: die Steuern immer weiter zu senken, kriti- Mitgliedstaaten zur Absicherung der Leistungen sierte Sburny. der Daseinsvorsorge einzusetzen", in diesem Bereich Rechtssicherheit herzustellen, eine ent- Abgeordneter Dr. MITTERLEHNER (V) wandte sprechende Rahmenrichtlinie "auch für kleine sich gegen die aus seiner Sicht einseitige Dar- Gemeinden ohne große Rechtsabteilungen les- stellung der Grünen. Zwar betrachten die Men- bar und EuGH-sicher anwendbar" zu machen schen die Globalisierung tatsächlich als Problem und dem Nationalrat darüber zu berichten. und nicht als Chance. Auch stehe die EU vor der Aufgabe, Arbeitsplätze zu schaffen und sozialen Abgeordnete Dr. PARTIK-PABLE (F) hielt G-Ab- Anliegen gerecht zu werden. Diese Ziele seien geordnetem Öllinger entgegen, dass jedes Land aber nicht erreichbar, wenn man die Diskussion gefordert sei, für seine Bürger Wohlstand zu mit einer Umverteilungsdebatte beginne. Am An- schaffen und zu sichern. Öllinger hingegen trete fang komme die Wirtschaft, denn "sozial ist, was für eine Wiedereinführung der längst gescheiter- Arbeit schafft", zeigte sich Mitterlehner über- ten Planwirtschaft ein. In Richtung Abgeordnetem zeugt. In diesem Sinne musste Österreich - am Einem stellte sie fest, der soziale Bereich sei bei Schnittpunkt zwischen alten und neuen EU-Staa- der Dienstleistungsrichtlinie ohnedies ausgenom- ten - bei den Steuern nachziehen, um Investitio- men, zu kämpfen gelte es gegen das Herkunfts- nen zu sichern, sagte der Abgeordnete, räumte landprinzip. Österreich habe "seine Hausauf- aber ein, dass man mit den Steuern nicht unend- gaben gemacht" und sei zu einem europäischen lich nach unten gehen könne. Die besten Strate- "Vorzeigeland" geworden. Partik-Pable führte das gien gegen Globalisierungsängste sind für Mitter- u.a. auf die Maßnahmen der Regierung zur Be- lehner die ökosoziale Marktwirtschaft und ein lebung von Konjunktur und Wachstum, auf die europäisches Bündnis für soziale Verantwortung. Standortförderung und die aktive Arbeitsmarkt- politik zurück. Man dürfe jetzt nicht die Hände in Abgeordnete SILHAVY (S) hielt fest, dass sich den Schoß legen, sondern müsse die Weichen die Bürger ein sozialeres Europa wünschen, die für die Zukunft stellen, betonte die Abgeordnete, für die Sozialpolitik in Österreich zuständige Bun- und dies bedeute in Forschung und Entwicklung desregierung habe aber Rekordarbeitslosigkeit zu investieren. und eine Verdoppelung der Jugendarbeitslosig- keit zu verantworten. Die Bundesregierung habe Abgeordnete SBURNY (G) wandte sich gegen der Entwicklung tatenlos zugesehen und damit die, wie sie sagte, "Allgemeinplätze", mit denen

267 zugelassen, dass Menschen bis zum Umfallen Hände und mit dem neoliberalen Kampfkauder- arbeiten, während andere keine bezahlte Arbeit welsch". finden. "Sie hat nicht die Arbeitslosigkeit be- kämpft, sondern die arbeitslosen Menschen", Abgeordnete RIENER (V) widersprach ihrem warf die Rednerin der Regierung vor und drängte Vorredner und sagte, die Europäische Union kön- darauf, das Steuersystem in Richtung einer Wert- ne nur so gut sein wie ihre Mitgliedstaaten. Lob schöpfungsabgabe zu reformieren. Es gehe nicht spendete die Rednerin der österreichische Präsi- länger an, nur die Arbeit zu besteuern. Diese dentschaft für die Fortschritte, die sie in der euro- Bundesregierung hat versagt - es ist Zeit für eine päischen Sozialpolitik erreicht habe. So wurde Trendwende, schloss Silhavy. vereinbart, die Erwerbsbeteiligungen zu erhöhen, jährlich 2 Mill. Arbeitsplätze zu schaffen, die Zahl Abgeordneter WALCH (F) forderte die SPÖ auf, der Schulabbrecher zu reduzieren und die Ver- darüber nachzudenken, dass ihre Finanzminister mittlungsdauer für Arbeitslose bis 2010 auf vier und Bundeskanzler für 174 Mrd. € Staatsschul- Monate zu senken. Dieses Ziel habe Österreich den, für 100 Mill. € Zinsen jährlich und für den für junge und ältere Arbeitslose schon heute er- Verlust von 60.000 Arbeitsplätze in der verstaat- reicht, sagte Riener. lichten Industrie verantwortlich sind. Demgegen- über habe die jetzige Bundesregierung ein In ihren weiteren Ausführungen bekannte sich die 30 Mrd.€-Investitionspaket für Straße und Rednerin zur Flexicurity und warnte davor, ältere Schiene geschnürt und Arbeitsplätze gesichert. Arbeitnehmer, die über große Erfahrung verfü- Wenn die SPÖ Mindestlöhne fordere, dürfe sie gen, in den Betrieben nur als Kostenfaktor zu nicht vergessen, dass es der ÖGB verabsäumt sehen. Eine Gesellschaft werde daran gemes- habe, ordentliche Löhne für die Frauen heraus- sen, wie sie mit Älteren, Frauen und behinderten verhandeln. Die Bundesregierung hingegen habe Menschen umgehe. Denn das wichtigste Projekt für überdurchschnittliches Wachstum, familien- der EU sei die Erhaltung des sozialen Friedens. politische Maßnahmen und steuerliche Entlastun- Abgeordnete CSÖRGITS (S) erinnerte an die gen gesorgt. Überfällige Forderungen der Arbeit- Kollektivvertragsrunden des heurigen Frühjahrs, nehmer, wie die Abfertigung für die Arbeiter, bei denen hervorragende Ergebnisse für Frauen wurden umgesetzt und die Situation behinderter erzielt werden konnten. Versagt habe die Bun- Menschen verbessert, lobte Abgeordneter Walch. desregierung, die Einkommensschere zwischen Abgeordneter Mag. KOGLER (G) erinnerte Abge- Männern und Frauen bleibe offen, weil Frauen ordneten Mitterlehner an die aktuellen Entwick- nach der Babypause immer größere Probleme lungen in der Arbeitswelt. Es stimme nicht mehr, haben, auf ihren Arbeitsplatz zurückzukehren. dass sozial sei, was Arbeit schaffe. "Denn es ist Wenn nun die Beschäftigung erfreulicherweise nicht alles sozial, was im Rahmen der Deregulie- wieder zunehme, dürfe man nicht vergessen, rungsorgie gerade noch ein Job genannt wird", dass in Österreich eine Million Menschen formulierte Kogler. Richtig sei, dass zuerst erwirt- atypisch arbeiten und 65 % der Frauen, die Leih- schaftet werden müsse, was verteilt werden soll. arbeit leisten, armutsgefährdet seien. Unver- Soziale und ökologische Mindeststandards zähl- ständlicherweise werde die diesbezügliche Stu- ten aber auch zu den Voraussetzungen für er- die der Öffentlichkeit vorenthalten, kritisierte folgreiches Produzieren, gab Kogler zu beden- Csörgits und verlangte arbeitsrechtliche Schutz- ken. maßnahmen. Die ArbeitnehmerInnen seien die- ser Bundesregierung offenbar nicht wichtig, Wenn aber die Europäische Zentralbank eine schloss die Rednerin. Hochzinspolitik betreibe, gerate die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik der Mitgliedsländer unter Druck. Abgeordneter DI HOFMANN (F) sah die EU vor "Wir brauchen eine gemeinsame europäische der Herausforderung stehen, die wirtschaftliche Wirtschaftspolitik", forderte Kogler. "Machen wir Integration auf dem Binnenmarkt zu vollziehen, Schluss mit dem Druck auf die öffentlichen die demographischen Probleme zu bewältigen und vor dem Hintergrund der Globalisierung zu- gleich die sozialen Standards und die Wettbe-

268 werbsfähigkeit der Wirtschaft zu sichern. Öster- Abgeordneter DI SCHEUCH (F) wies Vorhaltun- reich sei sehr gut aufgestellt. Es habe seine gen zurück, wonach in Österreich wegen der Hausaufgaben in der Sozial- und Arbeitsmarkt- Politik der Regierung eine schlechte Stimmung politik erfüllt, die Finanzierbarkeit der Pensions- herrsche. Wenn es eine schlechte Stimmung systems gesichert, Wirtschaft und Bürger durch gebe, dann wegen der Vorkommnisse in der die Steuerreform entlastet, eine hohe For- BAWAG und im ÖGB, sagte er. "Es schaut nicht schungsquote erreicht und rechtzeitig Konjunk- so schlecht aus in diesem Land." Zur Diskussion turpakete beschlossen. Diesen erfolgreichen um ein sozialeres Europa merkte Scheuch an, Weg werde diese Bundesregierung auch in hier seien sowohl die europäische Ebene als Zukunft fortsetzen. auch die einzelnen EU-Länder gefordert.

Abgeordneter ÖLLINGER (G) unterstrich die For- Abgeordneter Dr. LEUTNER (S) verwies darauf, derung seiner Fraktion nach einem Mindestlohn dass es in Österreich im Winter 400.000 Arbeits- in allen 27 EU-Mitgliedsländern, der nicht einheit- lose gegeben habe, das Realeinkommen der Ar- lich, sondern dem jeweiligen Wohlstandsniveau beitnehmerinnen und Arbeitnehmer "auf Grund angepasst sein soll. 600 €-Monatsbruttolöhne in der Belastungen der Regierung" stagniere und Österreich bezeichnete der Redner in diesem Zu- das Einkommen der Pensionisten zurückgehe. sammenhang als einen Skandal. Die Anpassung Es sei "viel kälter geworden in diesem Land", fol- des europäischen Sozialmodells an das andere, gerte er. Sozialministerin Haubner hielt Leutner das US-Modell, sei weit fortgeschritten. Die Zahl vor, in ihrer Rede nicht gesagt zu haben, was sie der Menschen, die mehrere Jobs brauchen, um in Europa ändern wolle, um Lohnstandards und leben zu können, steige auch in Europa, klagte soziale Standards zu erhalten. Abgeordneter Öllinger. ÖVP-Klubobmann Mag. MOLTERER sprach Abgeordnete HÖLLERER (V) sah Europa vor Leutner das Recht ab, über soziale Verantwor- den Herausforderungen der Globalisierung, des tung zu reden. Leutner sei Leitender Sekretär technischen Fortschritts und des demographi- des ÖGB, welcher 3 bis 3,5 Mrd. € "in den Sand schen Wandels stehen. Unternehmen müssen gesetzt" und mit Mitgliedsbeiträgen einfacher Ge- neue Märkte erobern, was sich auch auf die werkschaftsmitglieder spekuliert habe, konsta- Arbeitnehmer auswirke. Die Aufgabe laute, tierte er. Auch Pensionsprivilegien ortet er im soziale Standards und Wettbewerbsfähigkeit ÖGB. zugleich zu erhalten. In diesem Sinne legte die Abgeordnete einen V-F-Entschließungsantrag Abgeordneter Dr. CAP (S) sprach seinerseits vor, mit dem der Kompromiss zwischen dem EU- Molterer das Recht ab, über soziale Verantwor- Parlament und der Kommission für die Dienstleis- tung zu sprechen. Die ÖVP habe die höchste tungsrichtlinie begrüßt wird. Zugleich wird die Arbeitslosenrate der Zweiten Republik und eine Bundesregierung aufgefordert, auf EU-Ebene "katastrophale Wirtschaftsbilanz" zu verantwor- dafür zu sorgen, dass die Zuständigkeit der Mit- ten, erklärte er. Die ÖVP hat seiner Meinung gliedsstaaten für Dienste von allgemeinem wirt- nach kein Interesse an einer starken Arbeitneh- schaftlichem Interesse (Leistungen der Daseins- mervertretung und einer starken Sozialpartner- vorsorge) unangetastet bleibe. schaft.

Abgeordneter SPINDELBERGER (S) bekräftigte, Bei der Abstimmung wurde der Entschließungs- die Menschen wollten ein sozialeres Europa und antrag der SPÖ betreffend Initiative der Bundes- ein sozialeres Österreich. Seiner Ansicht nach regierung für eine EU-Rahmenrichtlinie über hat die Bundesregierung jedoch nichts getan, um Dienstleistungen von allgemeinem Interesse von "die soziale Schieflage" in Europa in den Griff zu den Koalitionsparteien abgelehnt. Der Entschlie- bekommen. Spindelberger wies auf die EU-weit ßungsantrag der Koalition betreffend Dienstleis- hohe Arbeitslosigkeit hin und meinte, "es kann tungen und Daseinsvorsorge wurde hingegen mit uns nicht egal sein, wenn unsere Kinder und V-S-F-Mehrheit angenommen. Enkelkinder immer noch ohne Job dastehen".

269 Parlamentskorrespondenz/01/24.05.2006/Nr. 514

Nationalrat debattiert über europäische terreich kooperiere daher eng mit seinen Nach- Sicherheitspartnerschaft barländern und mit den anderen EU-Staaten. Gleichzeitig habe die EU mit Ländern des West- Konzept für Zusammenarbeit zwischen balkans Sicherheitspartnerschaften vereinbart, Europa–Russland–USA entwickelt die darauf abzielten, die Sicherheitsstandards dieser Länder an jene der EU heranzuführen. Wien (PK) – Als zweites Thema diskutierten die Mandatare das Thema "Europäische Sicherheits- Die intensive Zusammenarbeit habe sich, so Pro- partnerschaft". kop, bereits bewährt, erste Erfolge seien mess- bar. Sie verwies in diesem Zusammenhang etwa Abgeordneter Dr. SPINDELEGGER (V) führte auf den Rückgang fremder Tatverdächtiger in aus, die ÖVP habe das Thema "Europäische Österreich. Auch das Problem minderjähriger Sicherheitspartnerschaft" deshalb gewählt, weil Taschendiebe aus Bulgarien und Rumänien hätte sie dem Thema Sicherheit einen sehr hohen Stel- mittlerweile gelöst werden können. lenwert einräume und weil Europa auf diesem Gebiet vor großen Herausforderungen stehe. Der Besonders hob Prokop auch den im Rahmen der Schengenraum habe große Bewegungsfreiheit österreichischen EU-Ratspräsidentschaft in An- geschaffen, skizzierte er, deshalb seien auch griff genommenen Dialog Europa-Russland-USA europäische Initiativen notwendig, um Eigen- hervor. Es sei bereits mehr als erwartet erreicht tumskriminalität, Menschenhandel und Drogen- und ein Konzept für die trilaterale Zusammen- kriminalität zu bekämpfen. Die EU habe sich arbeit entwickelt worden, schilderte sie. Als Prio- entschlossen, diese Ziele konsequent zu verfol- ritäten habe man die Bekämpfung von Drogen- gen, zeigte sich Spindelegger erfreut und sieht handel und internationalem Terror sowie Doku- bereits erste Erfolge. So sei etwa die Eigentums- mentensicherheit festgelegt. kriminalität in Österreich rückläufig. Abgeordneter KÖSSL (V) gab zu bedenken, dass Eine weitere große Herausforderung für die EU Sicherheit ein zentrales Anliegen der Österrei- sieht Spindelegger beim Zurückdrängen illegaler cherinnen und Österreicher und ein bedeutender Migration. Europa könne nicht für alle offen sein, Faktor für Lebensqualität sei. Sicherheit könne warnte er, eine "schrankenlose Zuwanderung" sei dann gewährleistet werden, wenn die nationalen nicht möglich. Europa dürfe nicht zu einem Kon- Rahmenbedingungen stimmten und gleichzeitig tinent werden, "wo jeder sich herumtummeln die grenzüberschreitende Zusammenarbeit funk- kann". tioniere, sagte er.

Jüngste Kritik an Innenministerin Prokop im Zu- Durch die Zusammenlegung von Polizei und sammenhang mit der Integrationsdebatte wertete Gendarmerie, die Modernisierung der Ausrüstung Spindelegger als "geradezu absurd". Die Innen- und des Fuhrparks der Exekutive, die Veran- ministerin habe nur offen angesprochen, was alle kerung der erweiterten Gefahrenforschung sowie sehen, meinte er. Die Gesellschaft könne Perso- die Einrichtung von Schutzzonen und von Video- nen, die sich nicht integrieren wollten, nicht ak- überwachung öffentlicher Orte habe Österreich zeptieren. Spindelegger zufolge müssten Zuwan- seine Hausaufgaben "sehr gut gemacht", hielt derer nicht nur geschriebenes Recht befolgen, Kößl fest. Da internationale Kriminalität aber nur sondern auch gesellschaftliche Regeln einhalten. international bekämpft werden könne, habe man gleichzeitig die grenzüberschreitende Koopera- Innenministerin PROKOP betonte, nur durch die tion intensiviert. Kößl listete eine ganze Reihe Zusammenarbeit mit anderen Ländern sei es konkreter Schritte auf und verwies u.a. auf die möglich, innere Sicherheit zu gewährleisten. Ös-

270 "Wiener Erklärung" und die Sicherheitspartner- Notwendig sei die Vernetzung der Nachrichten- schaften mit den Ländern des Westbalkans. systeme, Prävention und Entwicklungszusam- menarbeit in den Herkunftsländern. Die Regie- SPÖ-Klubobmann Dr. GUSENBAUER übte Kritik rung stelle sich der Verantwortung gemeinsamer an einigen sicherheitspolitischen Entscheidungen Sicherheitspolitik, die SPÖ stehle sich aber da- der Regierung. Es habe sich als Irrtum erwiesen, von, so das Resümee Scheibners. dass man mit weniger Polizisten ein Mehr an Si- cherheit schaffen könne, wie dies der Vorgänger Abgeordneter Dr. PILZ (G) thematisierte aber- von Innenministerin Prokop geglaubt habe, er- mals die Eurofighter und kritisierte Verteidigungs- klärte er. Die Entwicklung der Kriminalitätsrate minister Platter, der im Ausschuss den Ankauf und der Aufklärungsquote würden das deutlich mit dem Schutz der Fußball-EM 2008 argumen- zeigen. tiert hatte. Die 4 Mrd. € Steuergelder, die dafür aufgebracht werden müssten, fehlten in der Si- Als "katastrophale Fehlentscheidung" qualifizierte cherheitspolitik an allen Ecken und Enden, sagte Gusenbauer die Reduzierung der Zahl von Be- Pilz und bezeichnete sowohl die ÖVP als auch gleitlehrern an Schulen. Das Entstehen von das BZÖ als "Eurofighter-Parteien". Der Redner "Parallelgesellschaften" sei in der Tat ein Pro- warf dem Bundeskanzler vor, die Chance der blem, meinte er, es sei wichtig, dass alle Men- Ratspräsidentschaft nicht genützt zu haben, um schen, die auf einem bestimmten Territorium leb- Menschenrechte durchzusetzen. Denn die USA ten, gewisse Werte teilten. Dabei gehe es nicht habe noch immer mit EU-Mitgliedstaaten Ver- nur um Gesetze und Verfassungsprinzipien, son- träge, auf Grund derer Lager errichten werden dern auch um den "ungeschriebenen common können, wo gefoltert werde. Ebenso schaue man sense". Wenn man Integration fordere, müsse weg, wenn die USA Raketenstationierungspläne man aber auch Integration ermöglichen, unter- in Europa veröffentlichen, und man tue auch strich Gusenbauer. Eine Streichung von Begleit- nichts gegen die ungeschützten grenznahen lehrern erschwere es Kindern von Migranten Atomkraftwerke. Im Gegensatz dazu erlaube die allerdings, Deutsch zu lernen. Auch verstärkte Regierung die Überwachung aller Handys sowie Saisonnierkontingente passen für ihn nicht in das den Austausch personenbezogener Daten von Integrationskonzept, da diese seiner Auffassung GewerkschafterInnen und UmweltaktivistInnen. nach die ausschließliche Funktion haben, Lohn- Die Kritik von Pilz richtete sich in weiterer Folge druck auf den österreichischen Arbeitsmarkt aus- nicht nur an die Regierungsfraktionen, sondern zuüben. auch an die SPÖ, die zugestimmt habe, Familien auseinander zu reißen, die Schubhaft zu verlän- Abgeordneter SCHEIBNER (F) verlangte von Ab- gern und traumatisierte Opfer abschieben zu geordnetem Gusenbauer mehr Selbstkritik, denn können. Den Grund dafür sah er im Beginn eines die mangelnde Integration sei eine Folge jahr- "sicherheitspopulistischen Wahlkampfs". Der zehntelanger verfehlter Einwanderungspolitik un- Innenministerin warf er im Hinblick auf die Integ- ter SPÖ-dominierten Regierungen. Das Problem rationsstudie "politische und bildungspolitische sei nicht erst in den letzten sechs Jahren entstan- Ignoranz" vor, denn Integrationsprobleme ent- den, stellte er fest. Vor dem Jahr 2000 habe man stünden durch Mangel an LehrerInnen, durch un- Einwanderungs- und Sicherheitspolitik als eine zureichende materielle Unterstützung und durch ideologische Frage betrachtet und nicht darauf eine schlechte Wohnsituation. geachtet, wie und mit welchen Methoden man die Menschen integrieren könne. Die Folge seien Abgeordneter MURAUER (V) erwiderte, die Si- Parallelgesellschaften, und vor diesem Problem cherheit nehme in dieser Regierung einen hohen stehe man heute. Er plädierte daher für einen Stellenwert ein. Die Regierung wolle aber nicht Höchstanteil von einem Drittel nicht deutsch verunsichern, wie dies die Grünen tun, so Mur- sprechender Kinder in Schulklassen und vertei- auer. Was die gemeinsame Außen- und Sicher- digte die verpflichtenden Deutschkurse. Sicher- heitspolitik betrifft, so sah Murauer Europa auf heit sei ein europäisches Problem, so Scheibner Grund des Drogenhandels, des Menschenhan- weiter, und daher nur europäisch zu bewältigen. dels und des Terrors vor einer großen Herausfor-

271 derung stehen. Murauer reagierte auch auf die zog auch die Aussagen des Präsidenten des Aussagen seines Vorredners zu den Eurofightern Europäischen Parlaments, Josep Borrell, einer und betonte, jedes Land sei für seine Sicherheit herben Kritik, der gemeint hatte, statt der Innen- selbst verantwortlich, sowohl am Boden als auch ministerInnen sollten die SozialministerInnen in der Luft. Das hänge mit der Souveränität und über Asylpolitik entscheiden. Borrell habe auch mit Neutralitätsverpflichtungen zusammen. Vor- die Legalisierung illegaler Einwanderer in Spa- beugende Maßnahmen müssten im Vordergrund nien unterstützt. So gehe es nicht, sagte Partik- der Sicherheitspolitik stehen und mit den Euro- Pable. Europa stehe vor einem enormen Migrati- fightern werde man über eines der besten Flug- onsdruck, wodurch der Friede gefährdet sei. Man zeuge aus europäischer Produktion verfügen. müsse daher die Einwanderung und den Asyl- Ohne Luftraumüberwachung gebe es keine in- missbrauch eindämmen und die Außengrenzen ternationalen Veranstaltungen und bereits der sichern. Sie befürwortete auch, Zentren in Afrika Lateinamerika-Gipfel habe gezeigt, wie wichtig zu schaffen, um dort Auswanderungswilligen zu diese sei, da es 23 Luftraumverletzungen gege- erklären, dass sie nicht nach Europa kommen ben habe. können. Auch die Moslems müssten die Regeln der Toleranz, der Demokratie und der Gleichbe- Abgeordneter Mag. DARABOS (S) ging zunächst rechtigung akzeptieren. auf die Ausführungen von Klubobmann Scheib- ner ein und rechnete vor, dass der Ausländer- Abgeordnete Mag. STOISITS (G) bezeichnete zuzug sowie die Kriminalität noch nie so hoch dem gegenüber Josep Borrell als einen "bemer- gewesen seien wie in den letzten sechs Jahren. kenswerten Mann", denn der Zugang zur Flücht- Abgeordnetem Pilz gegenüber bekräftigte er, die lingspolitik sei nur über die Sozialpolitik möglich. sozialdemokratische Sicherheitspolitik orientiere Sie lehnte die Schutzzentren kategorisch ab, sich an den Grundrechten und der Europäischen denn diese seien nichts anderes als Gefäng- Menschenrechtskonvention. Er vermisste Initiati- nisse. Diese Zentren böten keinen Schutz für die ven seitens der Ministerin in Bezug auf den Akti- Flüchtlinge, sondern Schutz vor diesen Men- onsplan zum Haager Programm sowie hinsicht- schen. Es gehe vielmehr darum, in jenen Län- lich langfristiger Strategien zur Terrorismusbe- dern, aus denen die MigrantInnen kommen, kämpfung, zur Schengen Evaluierung und zur Maßnahmen zu setzen, um ihnen wenigstens Migrationspolitik. Auch zur Beschleunigung des physisches Überleben zu ermöglichen. Es wäre Asylverfahrens gebe es keine konkreten Schritte, wert, das zu einem Schwerpunkt in der Prä- hielt er fest. Der mit der SPÖ vereinbarte Asylge- sidentschaft zu machen, meinte Stoisits. Seitens richtshof sei noch immer nicht eingerichtet wor- der Innenministerin fehlten ihr Initiativen zur den, was an der Pakttreue und Handschlagqua- Verbesserung der Situation. Diese habe lediglich lität der Regierung zweifeln ließe. Ministerin Pro- die Visa-Gebühren für Drittstaatsangehörige von kop wolle offensichtlich aus Wahlkampfstrategie 35 € auf 60 € erhöht, was beispielsweise für Bos- diese Themen am Köcheln lassen, mutmaßte nierInnen ein echtes Vermögen darstelle und für Darabos und konstatierte ein Auseinanderklaffen diese Menschen einen Verwandtenbesuch deut- zwischen Sein und Schein in der lich erschwere. Die Aussagen Prokops zur Integ- Sicherheitspolitik. rationsunwilligkeit innerhalb der muslimischen Bevölkerung Österreichs tadelte Stoisits als "ge- Abgeordnete Dr. PARTIK-PABLE (F) hielt die fährlichen Unsinn". Selbst die Autoren hätten sich Rolle der SPÖ für "merkwürdig". Diese habe von diesen Aussagen distanziert. Sie, Stoisits, mehr als 20 Jahre lang die Zügel schleifen las- halte es für falsch, die Sicherheitsprobleme jenen sen, keine Kriterien aufgestellt, unter welchen zuzuschreiben, die von außen kommen. Die Ver- Bedingungen Menschen ins Land kommen kön- unsicherung der ÖsterreicherInnen entstehe viel- nen, und keine Vorsorge getroffen, dass die Kin- mehr durch konkrete Bedrohungen wie die Ar- der vor dem Schuleintritt Deutsch lernen. Die beitsplatzsituation und die Reduzierung sozialer Auswirkungen des Familienzuzugs würde man Absicherung. erst heute spüren, die Probleme seien die Folge sozialdemokratischer Politik. Partik-Pable unter-

272 Abgeordneter HORNEK (V) wies darauf hin, dass Defizite aufweise und in wichtigen Bereichen die die Kriminalität nicht vor den Grenzen Halt ma- vorhandenen Probleme nicht im Griff habe. Es che und diese daher nur gemeinsam bekämpft sei "5 nach 12", so seine Einschätzung. Als Bei- werden könne. Vielfach stünden dem aber noch spiel nannte er die Erweiterung und führte die sprachliche, kulturelle und bürokratische Hürden Beitrittskandidaten Bulgarien und Rumänien an, entgegen. Im Kampf gegen den Terrorismus sei die aus seiner Sicht noch nicht reif seien, der EU die Verbesserung des Informationsaustauschs beizutreten. Dennoch wolle man den Menschen entscheidend, stellte Hornek fest, man müsse vormachen, dass diese beiden Länder die Vor- aber auch die Ursachen des Terrorismus be- aussetzungen erfüllen. Ebenso verhalte es sich kämpfen. Die österreichische Ratspräsident- mit der Türkei. Die EU sei auch nicht in der Lage, schaft arbeite daher an diesem Thema weiter ein Mittel gegen die Massenzuwanderung zu fin- und forciere einen intensiveren Informationsaus- den, und bereite damit den Boden für soziale und tausch und den Schutz kritischer Infrastruktur. sicherheitspolitische Probleme. Bösch hielt es Durch den Dialog unter den Kulturen und Reli- daher nur für eine Frage der Zeit, dass in Wien gionen versuche sie auch, gegen die Radikali- die gleichen Verhältnisse herrschen wie in Paris sierung vorzugehen und ergreife Maßnahmen oder London. Er forderte daher, die Sicherung gegen die Terrorismusfinanzierung. Für die Si- der EU-Außengrenzen zum Hauptthema zu ma- cherheitsbehörden forderte Hornek die Ausstat- chen, und plädierte für eine vernünftige Vor- tung mit bester Technologie. Bundesministerin gangsweise bei der Erweiterung, damit sich die Prokop habe ein umfassendes Paket vorgelegt, Union nicht übernimmt. wo die Sicherheitspolitik mit der Nachbarschafts- politik eng vernetzt werde. Abschließend brachte Bundesministerin PROKOP ging auf einige er einen Entschließungsantrag betreffend Förde- Punkte in den Wortmeldungen ein und wies rung weiterer Integrationsmaßnahmen ein. darauf hin, dass die Integrationsstudie auf der Homepage ihres Ressorts veröffentlicht sei. Die Abgeordneter PARNIGONI (S) hätte diesem Ent- Steigerung der Einbürgerungen gehe auf die Tat- schließungsantrag gerne zugestimmt, da in der sache zurück, dass die Verleihung der Staats- Begründung jedoch auf die Integrationsstudie bürgerschaft an eine bestimmte Aufenthaltszeit in Bezug genommen werde, die SPÖ diese jedoch Österreich gebunden ist und sich der starke Zu- nicht kenne, könne er nicht zustimmen. Er, Par- zug in den neunziger Jahren nun bemerkbar nigoni, glaube nicht, dass die Eurofighter nötig mache. Durch gesetzliche Vorkehrungen habe seien, um die Sicherheit von Fußballspielen zu man das Problem aber in den Griff bekommen. gewährleisten. Er zeigte sich auch "erschüttert" Die Regierungen vor 2000 hätten auch in der darüber, in welchem Ausmaß die Kriminalitäts- Nachbarschaftspolitik nichts gemacht, nun sei es rate gestiegen sei. Auf Grund des Personal- aber gelungen, Verträge zu schließen und poli- mangels in der Polizei sei die Aufklärungsrate zeiliche Kooperation zu forcieren. Die Frage des stark gesunken. Deshalb müsste man seiner Asylgerichtshofes werde im Besonderen Aus- Ansicht nach die Regierung als "Unsicherheits- schuss zur Verfassungsreform diskutiert, und regierung" bezeichnen. Eine ähnlich negative man wolle dem nicht vorgreifen, da man ein ein- Entwicklung stellte Parnigoni bei den Asylan- heitliches Gerichtssystem erhalten wolle. Sie trägen fest, die genau so wie die Einbürgerungen habe aber das Personal des Unabhängigen Asyl- seit dem Jahr 2000 enorm zugenommen haben. senats um ein Drittel aufgestockt. Die Aussagen Auch er kritisierte, dass es noch keinen eigenen von Abgeordneter Stoisits hinsichtlich der Visa Asylgerichtshof gibt, und verlieh seiner Hoffnung seien falsch, da es klare Ausnahmen gebe und Ausdruck, dass es gelingen werde, bis 2010 ein Kinder, StudentInnen und SchülerInnen die Visa gemeinsames Asylrecht zu schaffen. Die Minis- gratis erhielten. Die Schutzzentren seien eine terin habe jedenfalls noch nichts dazu beigetra- neue Form, die von allen Parteien im Europäi- gen, sagte Parnigoni. schen Parlament unterstützt würden, sagte Pro- kop. Bei der Umsetzung würden NGOs und der Abgeordneter Dr. BÖSCH (F) bedauerte, dass UNHCR eingebunden. Die gemeinsame Asyl- die EU in wesentlichen Politikfeldern erhebliche politik solle bis 2010 umgesetzt werden, bekräf-

273 tigte Prokop, und während der österreichischen Abgeordnete Dr. HLAVAC (S) vermisste Aktivi- Ratspräsidentschaft seien erste Schritte, wie eine täten zur Integration und lehnte es ab, dieses gemeinsame Statistik, ein Informationssystem in Thema zu einem Wahlkampfthema zu machen. den Herkunftsländern und Unterstützung für be- Es dürften nicht Ängste geschürt werden, son- sonders belastete Regionen im Mittelmeerraum dern vielmehr müssten Probleme gelöst werden, gesetzt worden. meinte Hlavac, wobei Integration von beiden Sei- ten zu geschehen habe. Selbstverständlich seien Abgeordnete Mag. LUNACEK (G) brachte zwei Demokratie, Menschenrechte, Chancengleichheit Entschließungsanträge seitens der Grünen ein. und eine gewaltfreie Konfliktkultur von allen zu Einer betrifft die Flüchtlingstragödien vor den akzeptieren. Der Spracherwerb sei eine Voraus- europäischen Küsten, der zweite behandelt die setzung zur Integration, leider fehlten aber mehr Dublin II-Verordnung. Der UNHCR habe schwere als 1.000 BegleitlehrerInnen, kritisierte die Red- Mängel bei deren Umsetzung festgestellt, und nerin und verlangte ein Staatssekretariat im Bun- dies sollte von Ministerin Prokop bei der nächs- deskanzleramt sowie eine entsprechende Bil- ten Ratssitzung zur Sprache gebracht werden. dungs-, Gesundheits- und Arbeitsmarktpolitik. Lunacek kritisierte die Ausführungen von Abge- ordnetem Spindelegger und konnte sich des Ein- Abgeordneter FAULAND (F) widmete sich in sei- drucks nicht erwehren, dass die Regierungsfrak- nem Redebeitrag der Drogenproblematik, in der tionen am liebsten eine Mauer um Europa bauen er eine Gefährdung von Sicherheit und Gesund- würden. Zu meinen, dass die Sicherheit für Euro- heit vor allem von Kindern sah. In Europa allein pa allein in Europa gewährleistet werden könne, gebe es rund 2 Millionen KonsumentInnen, und sei eine Illusion, sagte Lunacek. Hilfe in den das Erschütternde daran sei die ständig sinkende betreffenden Herkunftsländern sei ebenso zu Altersgrenze. Er sprach sich daher strikt gegen wenig. Was man brauche, sei mehr Gerechtigkeit jedwede Legalisierung weicher Drogen aus. unter den Wirtschaftssystemen. Abgeordnete PFEFFER (S) brachte zunächst Abgeordneter ELLMAUER (V) beklagte die Zu- einen S-Entschließungsantrag ein, in dem die nahme der Gewaltbereitschaft und unterstrich die Innenministerin ersucht wird, dem Nationalrat Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit umgehend die gesamte Studie "Perspektiven und zur Kriminalitätsbekämpfung über die europäi- Herausforderungen in der Integration muslimi- schen Grenzen hinaus. Die Schritte von Ministe- scher MitbürgerInnen in Österreich" vorzulegen. rin Prokop zu einer engen Kooperation mit den Was das Asylrecht anlangt, so hoffe sie, dass die Staaten Ost- und Südosteuropas seien daher Ministerin ihre Versprechen (Installierung des wichtig und zukunftsweisend. Sie habe auch die Asylgerichtshofs, Beschleunigung der Verfahren, Umsetzung des Haager Programms mit Nach- Aufstockung des Personals) auch halten wird. druck vorangetrieben. Österreich sei mit seiner Die SPÖ werde jedenfalls die Entwicklungen Fremdenrechtspolitik auf dem richtigen Weg, genau beobachten. bemerkte Ellmauer und habe damit sowohl eine Vorreiterrolle in Europa übernommen als auch Er sehe Europa als Friedensmacht und nicht als eine Vorbildfunktion für eine gemeinsame Asyl- Festung, meinte Abgeordneter GAAL (V), die politik eingenommen. Ellmauer begrüßte die per- Entwicklung ziviler und militärischer Fähigkeiten sonelle Aufstockung des Asylsenats, dessen Out- sollte daher in diese Richtung gehen. In diesem put nun erstmals so groß sei wie der Input. Die Zusammenhang verwies er auf die Katastrophen- von der Opposition kritisierte Integrationsstudie hilfe, humane Maßnahmen, Friedenssicherung, sei eine Bestandsaufnahme, um entsprechende ziviles Krisenmanagement und die Weiterent- Schritte zur Problemlösung setzen zu können, wicklung und den Ausbau der polizeilichen Zu- verteidigte er die Ministerin. Asylmissbrauch sei sammenarbeit. Auch die europäische Sicher- zu ahnden, betonte Ellmauer und warnte sowohl heitsarchitektur gehe natürlich weit über den mili- vor einer Scharfmacher-Politik als auch vor einer tärischen Bereich hinaus, betonte Gaal. Schließ- Weichmacher-Politik. lich wiederholte der Redner die Forderung nach einer parlamentarischen Prüfung der Eurofighter-

274 Verträge; die Karten müssen endlich auf den "Flüchtlingstragödien vor den Küsten der EU" und Tisch gelegt werden. "Dublin II-Verordnung der EU" sowie der S-Ent- schließungsantrag bezüglich "Vorlage der Studie Der V-F-Entschließungsantrag betreffend "Wei- über Perspektiven und Herausforderungen in der tere Maßnahmen zur Förderung der Integration in Integration muslimischer MitbürgerInnen in Öster- Österreich" wurde mehrheitlich angenommen; die reich an den Nationalrat" wurden hingegen abge- G-Entschließungsanträge betreffend lehnt.

Parlamentskorrespondenz/02/14.06.2006/Nr. 575

Kontroversielle Diskussion über EU-Ratsprä- Im Gegensatz dazu verwies beispielsweise Klub- sidentschaft obmann Wilhelm Molterer (V) auf die Verabschie- dung der finanziellen Vorausschau 2007 bis 2013 EU-Hauptausschuss im Vorfeld des Europäi- sowie auf die Dienstleistungsrichtlinie, beides ein schen Rats am 15./16. Juni Nachweis dafür, dass Europa auch in kritischen Situationen entscheidungsfähig ist. Eine neue Wien (PK) – Im heutigen Hauptausschuss des Schiene sei auch durch die Konkretisierung der Nationalrats, der im Vorfeld des kommenden Wachstums- und Beschäftigungsziele gelegt wor- Europäischen Rats am 15. und 16. Juni 2006 den, unterstrich er, wobei erstmals die Bedeu- einberufen worden war, wurden einmal mehr die tung der KMUs hervorgehoben worden sei. unterschiedlichen Einschätzungen und Bewertun- Durch das Subsidiaritätsprüfungsverfahren würde gen des österreichischen Ratsvorsitzes deutlich. die Rolle der nationalen Parlamente gestärkt, und Während die Opposition konkrete und substan- damit komme ein neues Element dazu, meinte tielle Ergebnisse vermisste, sprachen die Abge- er. Abgeordneter Maximilian Hofmann (F-BZÖ) ordneten von ÖVP und F-BZÖ von einem Erfolg. begrüßte ebenso die neue Rolle der nationalen So konnte etwa Abgeordneter Josef Cap (S) Parlamente in Bezug auf die Subsidiarität sowie keine Handschrift des Bundeskanzlers und Rats- den Beschluss, dort, wo die europäischen Orga- vorsitzenden erkennen. Nirgendwo habe die ös- ne legislativ handeln, die Öffentlichkeit zuzulas- terreichische Präsidentschaft Spuren hinterlas- sen. sen, sagte er. Ähnlich argumentierte Abgeord- Bundeskanzler Wolfgang Schüssel sah die Auf- nete Ulrike Lunacek (G), die auf das Vorhaben gabe der Ratspräsidentschaft in erster Linie als der österreichischen Präsidentschaft hinwies, eine professionelle Koordinationsaufgabe. Die wieder ein positiveres Bild Europas im Bewusst- Präsidentschaft sei ein Gesamtanliegen, dem alle sein der Menschen zu verankern. Die jüngsten verpflichtet seien, und er wolle den Erfolg weder Umfragen zeigten, dass dies in keiner Weise für sich selbst noch für eine Partei nutzbar ma- gelungen sei, kritisierte sie. Abgeordneter Caspar chen, bekräftigte er. Noch nie, so der Kanzler, Einem (S) sah das Projekt EU-Verfassung in den seien die europäischen ParlamentarierInnen so Tiefschlaf versetzt und äußerte seine Sorge dar- eng eingebunden worden, und die Subsidiaritäts- über, dass die EU zunehmend versuche, regelnd konferenz in St. Pölten sei ein riesiger Erfolg ge- einzugreifen, wo es bewährte Strukturen gebe, wesen. Schüssel unterstrich die Bedeutung einer ohne aber die Betroffenen miteinzubeziehen. kontinuierlichen Arbeit an der Spitze der Union Subsidiarität bedürfe daher der Rücksichtnahme und erläuterte, dass Beschlüsse wie die finan- der nationalen VertreterInnen in den EU-Gre- zielle Vorausschau oder die Dienstleistungsricht- mien. Das, was man jetzt beim Subsidiaritätsprü- linie ein Erfolg mehrerer Präsidentschaften sei. fungsverfahren vorhabe, sei nicht das zentrale Was Österreich gesät habe, würden wieder die Problem, so Einem. anderen ernten, bemerkte er und hob hervor, 275 dass unter österreichischem Vorsitz erstmals über die finanzielle Vorausschau und die Dienst- substantiell über Energiefragen diskutiert worden leistungsrichtlinie als einen Durchbruch bezeich- ist. Auch in der Verfassung sei das Schweigen nete. Intention der Ratspräsidentschaft sei es ge- gebrochen worden, hielt Schüssel fest und wesen, eine "Double Track Strategy" zu verfol- sprach sich einmal mehr für eine europaweite gen. Man habe konkrete Projekte weiterführen Volksabstimmung aus. und Resultate erzielen wollen. Das sei in den bei- den genannten Bereichen gelungen wie auch in Auch Außenministerin Ursula Plassnik wies auf der Frage der Subsidiarität, wo die nationalen die Langzeitwirkungen österreichischer Initiativen Parlamente stärker in den EU-Entscheidungspro- hin und nannte in diesem Zusammenhang insbe- zess eingebunden werden. Darüber hinaus wür- sondere die Bemühungen, die Länder des West- den die EU-Organe öffentlich tagen, wenn sie balkans an die EU heranzuführen, sowie den legislativ handeln. Die Kommission werde beauf- Lateinamerikagipfel. In der europäischen Außen- tragt, eine Studie über die Frage der Aufnahme- politik habe es eine greifbare und vorzeigbare fähigkeit zu erstellen, denn diese Frage werde Entwicklung gegeben und man habe durch die neben den Themen Inneres und Justiz auch in klaren Worte zum Iran sowie zu den Wahlen in Zukunft eine zentrale Stellung einnehmen. Palästina keinen Zweifel an der Haltung der Union gelassen. Die Aufnahme der Beitrittsver- Deutschland werde das Thema "Better regu- handlungen mit der Türkei sei schwierig gewe- lations" während seiner Präsidentschaft durch ein sen, sagte sie, denn man teile die Sorge, dass Zwischenergebnis bewerten, informierte Schüs- die Türkei die rechtlichen Verpflichtungen, die sel. Außerdem sei eine eigene Deklaration zum das Land eingegangen ist, nicht bereit sei um- europäischen Lebensmodell geplant. Hinsichtlich zusetzen. Die Verhandlungen seien daher in dem der EU-Verfassung werde Deutschland die Stra- Wissen aufgenommen worden, dass diese jeder- tegie weiterentwickeln und man beabsichtige, bis zeit blockiert werden können. Ende 2008 unter französischem Vorsitz eine end- gültige Einigung zu erzielen. Großen Wert legte Der Antrag der Grünen betreffend Flüchtlingstra- der Kanzler auf die Entwicklung und Umsetzung gödien vor den Küsten der EU wurde von ÖVP, von Nachhaltigkeitsstrategien mit einem effizien- SPÖ und F-BZÖ abgelehnt und blieb somit in der ten Überprüfungsmechanismus. Weitere Themen Minderheit. des Gipfels werden Migration und Energie sein, berichtete der Kanzler, ebenso werde man über Aus Geschäftsordnungsgründen nicht zugelas- die aktuelle Situation in Rumänien und Bulgarien sen wurde vom Ausschussvorsitzenden National- sowie über den Euro-Beitritt Sloweniens diskutie- ratspräsident Andreas Khol ein gemeinsamer ren. Antrag von SPÖ und Grünen, in dem die Schlie- ßung des Gefangenenlagers in Guantanamo so- Plassnik: Ratspräsidentschaft konnte in der EU- wie eine lückenlose Aufklärung hinsichtlich der Außenpolitik wesentliche Impulse setzen CIA-Gefangenenflüge und Geheimgefängnisse gefordert wird. Inhaltlich sah jedoch der Bundes- Bundesministerin Ursula Plassnik betonte, dass kanzler damit kein Problem, da sowohl er als die Struktur der Schlussfolgerungen die konse- auch die Außenministerin des Öfteren öffentlich quente Linie von der Gestaltung der Diskussion Kritik an den Überflügen geleistet und die Schlie- "Europa hört zu" bis zum "Europa der Projekte ßung des Gefangenenlagers gefordert haben. und Resultate" widerspiegle. Im Zentrum stünden Selbstverständlich werde man daher dieses The- die Europäerinnen und Europäer und Europa ma beim Besuch des US-Präsidenten in Öster- müsse auf die Herausforderung der Globalisie- reich ansprechen, versicherte der Kanzler. rung antworten. Es gehe darum, auf Grund der bestehenden Verträge Verbesserungen zu erzie- Schüssel: Frage der EU-Verfassung soll bis len. Ende 2008 geklärt werden Bei der Erweiterung seien wichtige Impulse ge- Eingeleitet wurde die Diskussion von Bundes- setzt worden, sagte die Ministerin, und die Frage kanzler Wolfgang Schüssel, der die Einigung der Aufnahmekriterien werde jetzt auf eine klare

276 Basis gestellt. Zum Nahen und Mittleren Osten Abgeordneter Josef Cap (S) warf der Regierung habe es vier Erklärungen gegeben, erläuterte im Hinblick auf die Ratspräsidentschaft Propa- Plassnik, eine Erklärung betreffe den Westbal- ganda vor. Die Dienstleistungsrichtlinie sei in kan, eine Afrika. Mit der Schwerpunktsetzung erster Linie ein Erfolg des Europäischen Parla- Westbalkan und den Einzelschritten – Anerken- ments gewesen. Er könne nichts erkennen, was nung Montenegros, Stabilisierungs- und Assozi- von der Ratspräsidentschaft dauerhaft bleibe, ierungsabkommen mit Albanien, Verhandlung stellte Cap fest und zitierte zur Untermauerung und Abschluss des ersten Kapitels mit Kroatien - seiner Argumentation Medienberichte. Nirgendwo habe man bewiesen, dass die europäische Per- seien Spuren gezogen worden, nichts trage die spektive für diese Region kein leeres Wort sei. Handschrift Schüssels. Cap zeigte auch wenig Man habe auch die Situation im Kosovo bespro- Verständnis für den Kompromiss zur Aufnahme chen, und vor allem müsse man in der nun für von Verhandlungen mit der Türkei, da er keine Serbien schwierigen Situation überlegen, wie Änderung zur vorherigen Situation erkennen man das Land unterstützen könne. Besonders konnte. Die Studie über die Aufnahmefähigkeit wichtig war für Plassnik die verbesserte Reakti- sei viel zu spät, da die zahlreichen Aufnahmen onsfähigkeit der EU in Notfällen und Krisen, wes- bereits erfolgt seien. halb sie den Bericht von Michel Barnier den Ab- geordneten besonders ans Herz legte. Abgeordneter Peter Schieder (S) zog zwar eine positive Bilanz in Bezug auf die Entwicklungen in SPÖ: Österreichischer Vorsitz wird keine Spuren Montenegro, er bat jedoch, das Erfordernis von hinterlassen 55 % bei einer Volksabstimmung als eine Son- derregelung zu betrachten. In Hinkunft sollte man Die Opposition übte harsche Kritik an der ös- wieder bei 50 zu 50 bleiben, so Schieder. Er er- terreichischen Ratspräsidentschaft. Der Euro- innerte auch an das gemeinsame Seminar der päische Rat werde eine Reihe von Fragen be- österreichischen Präsidentschaft mit dem Nord- handeln, sagte Abgeordneter Caspar Einem (S), Süd-Zentrum in Kapstadt, dessen Ziel es gewe- jedoch sei nichts Substantielles darunter. Die sen sei, die neuen Mitgliedstaaten der EU an die Reflexionsphase für die Verfassung werde um Entwicklungszusammenarbeit heranzuführen. ein Jahr verlängert und das sei keineswegs Diese Zusammenkunft sei ein "Riesenerfolg" ge- eindrucksvoll. Was das Subsidiaritätsverfahren wesen, stellte er fest. betrifft, so werde das für die Praxis wenig brin- gen, zeigte sich Einem überzeugt, da die Parla- Abgeordnete Elisabeth Hlavac (S) sprach die mente bereits heute in einem frühen Stadium Zu- Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeerraum an und gang zu den Dokumenten hätten. Als zentrales forderte ein Gesamtpaket dazu. Die Schwer- Problem im Bereich der Subsidiarität sah Einem punktsetzung Westbalkan bewertete sie positiv, jedoch die Tendenz in der EU, Regelungen dort sie hätte sich aber gewünscht, wenn neben Kroa- treffen zu wollen, wo es bewährte Strukturen tien auch Mazedonien extra erwähnt worden gebe. Anstatt die Betroffenen miteinzubeziehen, wäre, zumal das Land auch über Kandidaten- konzentriere man sich nur auf die dogmatischen status verfüge. Regeln des Wettbewerbsrechts. Das Subsidiari- tätsprinzip müsste daher insbesondere von den Grüne ziehen negative Bilanz über die Ratspräsi- nationalen VertreterInnen in den EU-Gremien dentschaft berücksichtigt werden. Kritisch äußerte sich Abgeordnete Ulrike Lunacek (G) erinnerte daran, Einem zum genannten Barnier-Bericht, weil hier dass die Reflexionsphase dazu gedacht gewesen offensichtlich der Versuch unternommen werde, sei, wieder ein positiveres Bild von Europa im Be- der EU nach außen hin bei Katastropheneinsät- wusstsein der Bevölkerung zu verankern. Neues- zen eine durch einheitliche Uniformen erkenn- te Umfragen bewiesen aber, dass die Europäe- bare Identität zu schaffen. Damit stoße man rinnen und Europäer genauso skeptisch wenn insofern an substantielle Probleme, weil bei- nicht noch negativer eingestellt seien, bedauerte spielsweise das Rote Kreuz davon betroffen Lunacek und mutmaßte, dass so manche Ver- wäre. anstaltungen dazu beigetragen haben, die Kluft

277 noch zu vergrößern. Kritik übte Lunacek an der pas positiv zu gestalten. Die Zielsetzung, Europa Subsidiaritätskonferenz in St. Pölten, wo Europa- in Schwung zu bringen und die Zukunftsdebatte abgeordnete nicht zu Wort gekommen seien. Der zu führen, sei richtig gewesen, hielt Molterer fest. Ort, wo man sich mit EU-Agenden intensiv aus- Neben den Ergebnissen zur finanziellen Voraus- einander setzen sollte, sei der Hauptausschuss. schau zur Dienstleistungsrichtlinie sowie zur Dort würden aber die Möglichkeiten nicht wahr- Mehrwertsteuer, zur Wegekostenrichtlinie und genommen. Es sei zwar gelungen, so Lunacek zum Europäischen Führerschein sei vor allem die weiter, ein Budget zu beschließen, dennoch sei Konkretisierung der Lissabon-Strategie von es im Vergleich zu dem, was die EU brauche, zu Wichtigkeit. Erstmals sei die Bedeutung der gering. KMUs für Wachstum und Beschäftigung ent- sprechend berücksichtigt worden. Damit sei die Lunacek thematisierte auch den Vorschlag des Strategie auf eine neue Schiene gelenkt worden, Kanzlers, über eigene finanzielle Ressourcen der unterstrich er. Als eine neue Dimension für die EU nachzudenken, und begrüßte seinen Vorstoß nationalen Parlamente begrüßte er das Subsidia- nach einer europaweiten Volksabstimmung. ritätsprüfungsverfahren, denn Europa müsse Ebenso unterstützte sie die Schritte zur Heran- auch bei uns zuhause stattfinden. Der Westbal- führung der Staaten des Westbalkans an die EU. kan werde untrennbar mit der österreichischen Ein Anliegen war ihr die EU-Grundrechtsagentur, Präsidentschaft verbunden sein, sagte Molterer doch diese müsste ihrer Ansicht nach auch für und erwähnte darüber hinaus die Maßnahmen die dritte Säule, Inneres und Justiz, zuständig zur Sicherheitskooperation und die erfolgreiche sein. Lunacek kritisierte auch die Passagen der Bewältigung der heiklen Situationen im Nahen Schlussfolgerungen in Bezug auf Migration, da und Mittleren Osten sowie in der Energiekrise. dort nur von Abwehr die Rede sei, nicht aber von der Schutzfunktion, die man diesen Menschen Abgeordneter Günter Stummvoll (V) knüpfte gegenüber habe. Der Antrag auf Stellungnahme, daran an und bezeichnete es als einen großen der von ihr eingebracht wurde, geht konkret auf Erfolg, dass im Hinblick auf Wachstum und Be- die Flüchtlingstragödien vor den Küsten der EU schäftigung erstmals quantifizierbare und über- ein. Darin wird unter anderem der Zugang zu prüfbare Zielsetzungen beschlossen worden einem fairen Verfahren und die Unterstützung der sind. Europa habe klare Prioritäten bei den KMUs betroffenen Mitgliedstaaten gefordert. gesetzt und habe damit anerkannt, dass bei diesen die Wachstumsstrategie beginne. Diese Abgeordneter Wolfgang Pirklhuber (G) hielt die Schwerpunktsetzung würde auch von den künf- Nachhaltigkeitsstrategie, wie von der Kommis- tigen Ratspräsidentschaften weiter verfolgt. Zur sion vorgeschlagen, für nicht ausreichend ambi- Kritik der Opposition meinte er, man könne Euro- tioniert. Die Bürger hätten den Eindruck, so Pirkl- pa nicht in einem halben Jahr verändern. Man huber, dass auf höherer Ebene die Interessen habe jedoch Europa wieder in Schwung ge- abgeglichen würden, man aber in für die Men- bracht. schen wichtigen Fragen diesen Interessenaus- gleich nicht suche. Er kritisierte die Regierung für Abgeordneter Werner Fasslabend (V) wider- deren Zustimmung zum siebenten Rahmenpro- sprach Abgeordneter Ulrike Lunacek heftig. Vor gramm, wo Millionen für die Atomforschung statt allem zum Themenkomplex Demokratie und Bür- für erneuerbare Energie ausgegeben werden, gernähe seien wesentliche Weichenstellungen und bedauerte, dass der Gipfel mit dem Europäi- erfolgt, bekräftigte er. In der Frage der Subsidia- schen Parlament und Bundesminister Pröll ge- rität und Transparenz seien entscheidende Fort- scheitert ist. schritte erzielt worden, denn es gehe nicht nur darum, die Gesetzesvorhaben den nationalen ÖVP: Zukunft Europas wurde positiv gestaltet Parlamenten besser zu kommunizieren, wesent- lich sei, dass die Kommission auf deren Stellung- Für Klubobmann Wilhelm Molterer (V) ist die nahmen eingeht. Die EU habe auch wieder Tritt österreichische Ratspräsidentschaft bisher positiv gefasst, was den Verfassungsprozess betreffe, verlaufen. Sie habe dem Ansehen Österreichs denn in der Zwischenzeit hätten Estland und genützt, und es sei gelungen, die Zukunft Euro-

278 Finnland ratifiziert und in Frankreich und in den begrüßte das Subsidiaritätsprüfungsverfahren Niederlanden sei die Debatte nun wieder aufge- und das Mehr an Transparenz sowie den Vorstoß nommen worden. Es sei auch gelungen, das des Kanzlers nach einer europaweiten Volksab- Thema des Europäischen Lebens- und Sozialmo- stimmung. Hofmann erkundigte sich nach der dells in den Mittelpunkt der Diskussion zu rücken, Position Zyperns in Bezug auf die Verhandlungen sagte Fasslabend und freute sich, dass die Vor- mit der Türkei, weiters nach der Definition der behalte gegenüber der Dienstleistungsrichtlinie Aufnahmekriterien sowie nach dem Bericht der ausgeräumt werden konnten. Kommission zum Beitritt Rumäniens und Bulga- riens. Abgeordneter Michael Spindelegger (V) bezeich- nete die Haltung der Opposition als kleinlich. In Sein Klubkollege Anton Wattaul (F-BZÖ) teilte die einer Reaktion auf Abgeordnetem Cap versuchte positive Einschätzung seines Vorredners, er anhand der Außenpolitik zu beweisen, dass wünschte sich aber in Bezug auf die Dienst- die österreichische Ratspräsidentschaft Spuren leistungsrichtlinie mehr Information für die Klein- hinterlassen hat. So werde die Strategie für den und Mittelbetriebe. Westbalkan eine lange Wirkung haben, meinte Spindelegger. Mazedonien habe den Kandi- Schüssel: Die Präsidentschaft ist ein österreichi- datenstatus erhalten, mit Kroatien hätten die sches Gesamtanliegen Verhandlungen begonnen, mit Albanien seien In seiner Antwort unterstrich der Kanzler, der Assoziierungsabkommen geschlossen worden Ratsvorsitz sollte weder für eine Partei noch für und für den Stabilitätspakt habe man sich über einen Politiker nutzbar gemacht werden. Die Prä- einen Nachfolgepakt geeinigt. Großes Lob spen- sidentschaft sei ein österreichisches Gesamtan- dete Spindelegger für den Umgang mit den Kri- liegen, dem alle verpflichtet seien. Er orientiere senherden Naher und Mittlerer Osten, wo es ge- sich daher nicht an Meinungsumfragen. Worum lungen sei, die Lage nicht eskalieren zu lassen es in erster Linie gehe, sei eine professionelle und trotzdem klare und gemeinsame Stellung- Koordinierungsaufgabe, deren Erfolg von rund nahmen abzugeben. Spindelegger verteidigte 10.000 MitarbeiterInnen abhänge, die aus allen auch den Barnier-Bericht zum gemeinsamen pro- politischen Lagern kommen. In diesem Zusam- fessionellen Krisenmanagement, das er als eine menhang unterstrich Schüssel auch die Bedeu- europäische Dienstleistung für die europäischen tung einer kontinuierlichen Arbeit in Europa. Der BürgerInnen bezeichnete. Erfolg etwa bei der Dienstleistungsrichtlinie oder Abgeordneter Franz Eßl (V) konzentrierte sich in der finanziellen Vorausschau sei auf die Arbeit seiner Wortmeldung auf die Frage der Nachhal- mehrerer Präsidentschaften zurückzuführen. Der tigkeit und vertrat die Auffassung, bei der Gen- österreichischen Ratspräsidentschaft sei es ge- technik-Konferenz habe man konkrete Ziele, lungen, die Frage mit dem Europäischen Parla- Maßnahmen und klare Verantwortung festgelegt. ment und der Kommission erfolgreich fertig zu Er unterstrich die Bedeutung erneuerbarer Ener- verhandeln. Wieder andere würden ernten, was gien und die Erhöhung der Energieeffizienz und Österreich gesät habe. meinte, auch im Bereich der Lebensmittel müsse Schüssel betonte, dass während der österreichi- man der Nachhaltigkeit mehr Augenmerk schen- schen Ratspräsidentschaft erstmals substantiell ken. Eßl wies auch die Forderungen nach Kür- über Energie mit außenpolitischer Dimension dis- zung der Direktzahlungen zurück. kutiert worden sei. Auch halte er die Kultur für F-BZÖ: Österreichische Ratspräsidentschaft eine wichtige Dimension, die im Binnenmarkt zu konnte wichtige Schritte setzen kurz komme. Er habe daher bewusst das Mozart- jahr miteinbezogen und den Dialog mit den Reli- Als einen Erfolg für Europa bezeichnete Abge- gionen gesucht. Was die Verfassung betrifft, so ordneter Maximilian Hofmann (F-BZÖ) die öster- habe Österreich das Schweigen gebrochen. Er reichische Ratspräsidentschaft. Es sei gelungen, persönlich trete für eine europaweite Volksab- wesentliche Schritte zu setzen, auch wenn nicht stimmung ein, wiederholte Schüssel. Er sprach alle Probleme gelöst werden konnten. Hofmann auch die Frage der sozialen Dimension an, die

279 von Deutschland weiter geführt werde. Die Defi- um Menschenwürde und um den Schutz der nition der Aufnahmefähigkeit der EU werde Euro- Flüchtlinge. Gefragt sei dabei aber auch die pa die nächsten Jahre begleiten, zeigte er sich Grenzschutzfunktion der EU und die Entwick- überzeugt. Die Subsidiaritätskonferenz in St. Pöl- lungszusammenarbeit, zu der es konkrete Im- ten bezeichnete er als einen "Riesenerfolg" und pulse gegeben habe. Positiv berichtete Plassnik verteidigte Umweltminister Pröll, der wie kein an- über den Lateinamerikagipfel sowie über den derer Umweltminister zuvor Umweltthemen auf Dialog der Kulturen und Religionen, was bisher die Tagesordnung gesetzt habe. Schüssel listete kein Thema gewesen sei. Themen wie Biomasse, Anheben der Energie- gewinnung aus erneuerbarer Energie und gen- Ganz bewusst habe sie das Thema Serbien auf technikfreie Zonen auf. Was den Euratom-Ver- die Tagesordnung gesetzt, um das europäische trag betrifft, so befürwortete er Fusionsversuche, Know-how und die Sensibilität zu mobilisieren. betonte jedoch, dass die restlichen Gelder nur für Die Diskussion über den Beginn der Verhandlun- die Forschung im Bereich der Sicherheit von gen mit der Türkei sei schwierig gewesen, da Atomtechnologie ausgegeben werden. viele die Sorge hätten, die Türkei wolle nicht jene rechtlichen Verpflichtungen umsetzen, die sie Plassnik: Initiativen werden Langzeitwirkung eingegangen war. Die Gespräche seien klar und haben offen verlaufen und die Art des partnerschaft- lichen Umgangs sowohl mit Zypern als auch mit Bundesministerin Ursula Plassnik dankte allen der Türkei sei für beide glaubwürdig gewesen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die zum Gelin- Die Verhandlungen könnten aber jederzeit blo- gen der Präsidentschaft beigetragen haben. Zur ckiert werden, sagte sie, und dessen seien sich Illustration rechnete sie vor, dass in den letzten auch alle Beteiligten bewusst. Auch zu den Kri- Monaten 10.339 Ratsdokumente erstellt worden senherden Naher Osten und Iran habe man ein seien. Daraus bestehe der "Teppich der EU", so gemeinsames Vorgehen erreicht und damit ge- Plassnik. Zur GASP habe es 115 Erklärungen zeigt, was in der europäischen Außenpolitik mög- gegeben, wodurch die Substanzlinie der EU- lich ist. Die Ratspräsidentschaft und die EU hät- Außenpolitik vorgegeben werde, und 30 Schluss- ten durch ihre klare Haltung auch keinen Zweifel folgerungen als Kernelemente der Ratstagungen. im Hinblick auf den Iran und die Hamas gelas- sen. Was Rumänien und Bulgarien betrifft, so sei Sie betonte noch einmal die Wichtigkeit eines ge- der Beitritt nach wie vor für 1.1.2007 vorgesehen. meinsamen Katastrophenschutzes und zeigte Dieser Termin werde eingehalten, es sei denn, sich überzeugt, dass die während der Präsident- der Rat entscheidet im Herbst auf Empfehlung schaft gesetzten Initiativen langfristig Wirkung der Kommission, den Beitritt um ein Jahr zu ver- zeigen werden. Selbstverständlich, so Plassnik in schieben. Derzeit wolle man dem Bericht der Richtung Abgeordneter Lunacek, werde die Mig- Kommission nicht vorgreifen. ration nicht nur aus dem Blickwinkel der Sicher- heit gesehen. Hier gehe es um Menschenrechte,

280 Terminübersicht

EU- und internationale Konferenzen, Tagungen und Delegationen im ersten Halbjahr 2006

9. und 10. Jänner Arbeitsbesuch des Präsidenten des Nationalrates in Helsinki

9. bis 11. Jänner Besuch einer österreichischen Parlamentarierdelegation zu altösterreichischen Minderheiten in Rumänien

19. Jänner Besuch einer Delegation des Außenpolitischen Ausschusses des britischen House of Commons im Parlament

23. bis 27. Jänner ER-PV – 1. Teil der ordentlichen Sitzungsperiode in Straßburg

24. bis 25. Jänner Konferenz des EP-Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie mit den nationalen Parlamenten in Brüssel

25. Jänner Besuch des EU-Sonderbeauftragten für Afghanistan, Francesc Vendrell, in Wien - Aussprache mit Mitgliedern des Außenpolitischen und Verteidigungsausschusses des Nationalrates

25. Jänner Besuch des Präsidenten der 60. Generalversammlung der Vereinten Nationen, Botschafter Jan Eliasson, in Wien - Gespräch mit dem Präsidenten des Nationalrates

26. Jänner Treffen der Vizepräsidentin des EP Dagmar Roth-Behrendt mit der Obfrau des Umweltausschusses des Nationalrates Abg. Eva Glawischnig-Piesczek im Parlament

29. und 30. Jänner Audienz der Präsidenten der Parlamente der Länder der Regionalen Partnerschaft unter Leitung des Präsidenten des Nationalrates bei Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. im Vatikan

29. bis 31. Jänner Besuch der Generalsekretärin des Schweizer Nationalrates Mariangela Wallimann-Bornatico in Wien

31. Jänner bis 1. Februar Gemeinsame Konferenz des EP und des österreichischen Parlaments mit den nationalen Parlamenten der EU- Mitgliedstaaten zum Lissabon-Prozess in Brüssel

1. bis 2. Februar Besuch einer Delegation der österreichisch-rumänischen parlamentarischen Freundschaftsgruppe unter Leitung des Obmanns Abg. Peter Wittmann in Rumänien

2. Februar Besuch des Europaausschusses des Deutschen Bundestages in Wien - Gespräch mit dem Präsidenten des Nationalrates und Aussprache mit Mitgliedern des EU-Unterausschusses des Nationalrates

2. Februar Besuch des Außenpolitischen Ausschusses der ungarischen Nationalversammlung in Österreich - Gespräch mit dem Präsidenten des Nationalrates

8. Februar WEU-PV – Ausschusssitzungen in Brüssel

281 8. bis 10. Februar OSZE-PV – Arbeitsbesuch von Berichterstatter Abg. Großruck im Kosovo, Bosnien-Herzegowina und Belgrad

9. bis 10. Februar Vorbereitungstreffen der Generalsekretäre zur Parlamentspräsidentenkonferenz in Kopenhagen

9. Februar Besuch einer Delegation des Rechtsausschusses des Europäischen Parlaments im Parlament - Aussprache mit Mitgliedern des Immunitätsausschusses und/oder Justizausschusses des Nationalrates

13. Februar Besuch einer Delegation des Europaausschusses des dänischen Parlaments in Wien – Aussprache mit Mitgliedern des EU- Unterausschusses des Nationalrates

16. bis 17. Februar Besuch einer Delegation der schweizerisch-österreichischen parlamentarischen Freundschaftsgruppe in Österreich

20. Februar Treffen der COSAC-Troika und der COSAC-Vorsitzenden in Wien

20. Februar Besuch des Staatspräsidenten und Regierungschefs von Zypern Tassos Papadopoulos in Wien - Gespräch mit dem Präsidenten des Nationalrates

20. bis 21. Februar Treffen des EP-Ausschusses für Wirtschaft und Währung mit den nationalen Parlamenten zum Thema „Wie lässt sich das Wachstum in der Eurozone steigern?“ in Brüssel

20. bis 21. Februar Besuch einer österreichischen Parlamentarierdelegation zu altösterreichischen Minderheiten in Slowenien

21. Februar Besuch des kroatischen Parlamentspräsidenten Vladimir Seks in Österreich

21. Februar Besuch des stellv. mazedonischen Premierministers Musa Xhaferi in Österreich - Gespräch mit dem Präsidenten des Nationalrates und mit dem Obmann des außenpolitischen Ausschusses des Nationalrates

22. Februar Besuch des Verteidigungsausschusses der WEU-Versammlung im Parlament

22. bis 23. Februar NATO-PV – OECD-Treffen und Treffen des Wirtschaftsausschusses in Paris

23. bis 24. Februar OSZE-PV – 5. Wintertagung in Wien

25. bis 27. Februar Besuch des Präsidenten des Deutschen Bundestages Norbert Lammert in Wien

27. Februar EMPV – Treffen des Kulturausschusses in Rom

27. Februar bis 2. März Teilnahme der Zweiten Präsidentin des Nationalrates an Seminaren der OSZE-PV und der IPU sowie der IPU- Parlamentspräsidentinnenkonferenz in New York

1. März Teilnahme der Präsidentin des Bundesrates an der feierlichen Eröffnung des walisischen Senats in Cardiff

282 1. März Besuch einer Delegation des Landwirtschaftsausschusses der Tschechischen Republik in Wien - Aussprache mit Mitgliedern des Landwirtschaftsausschusses

3. März Besuch des Staatssekretärs des sudanesischen Außenministeriums Mutrif Siddig in Wien - Aussprache mit Mitgliedern des Außenpolitischen Ausschusses

6. März EMPV-Treffen des Politischen Ausschusses in Brüssel

7. März WEU-PV – Treffen des Verteidigungsausschusses in Paris

7. bis 9. März Besuch des Parlamentspräsidenten der Republik Zypern Demetris Christofias in Österreich - Gespräch mit dem Präsidenten des Nationalrates

8. März Besuch des türkischen AM Abdullah Gül anlässlich des EU- TROIKA-Treffens in Wien - Gespräch mit dem Präsidenten des Nationalrates

8. bis 10. März Teilnahme BR-Präs. Roth-Halvax an der Inauguration des portugiesischen Staatspräsidenten in Lissabon

9. bis 13. März Teilnahme NR-Präs. Khol an der Inauguration der chilenischen Staatspräsidentin

13. bis 14. März Besuch einer österreichischen Parlamentarierdelegation zu altösterreichischen Minderheiten in der Tschechischen Republik (1.Teil)

14. März Besuch des Präsidenten der palästinensischen Autonomiebehörde Mahmoud Abbas in Österreich - Gespräch mit dem Präsidenten des Nationalrates

16. bis 18. März Konferenz der Parlamentspräsidenten der SEECP in Athen

17. März Besuch des australischen Senators Ian Macdonald in Österreich - mit dem Stellvertretenden Obmann des Ausschusses für innere Angelegenheiten

19. März OSZE-PV – Präsidentschaftswahlen in Belarus

21. März Besuch des Premierministers der burmesischen Exil-Regierung Sein Win in Wien

21. März Besuch des 1. Vizepräsidenten des Ausschusses der Regionen Luc van den Brande in Wien - Gespräch mit der Präsidentin des Bundesrates

22. März Besuch des norwegischen Außenpolitischen Ausschusses in Wien

22. bis 23. März Besuch des Präsidenten des Nationalrates in der Slowakischen Republik

24. März Sitzung des Präsidialausschusses der WEU-Versammlung in Brüssel

26. März OSZE-PV – Parlamentswahlen in der Ukraine

283 26. März Teilnahme der Präsidentin des Bundesrates an den Staatsbegräbnisfeierlichkeiten für den verstorbenen Altpräsidenten der Republik Estland Lennart-Georg Meri

26. bis 27. März 2. Jahrestagung der EMPV in Brüssel

27. März Besuch einer Delegation des EU-Ausschusses des schwedischen Parlaments in Wien

27. bis 28. März Konferenz der Vorsitzenden der auswärtigen Ausschüsse der nationalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten und des EP in Wien

27. bis 28. März Besuch einer österreichischen Parlamentarierdelegation zu altösterreichischen Minderheiten in der Tschechischen Republik (2. Teil)

2. bis 4. April Interparlamentarische Konferenz zum Thema „Inspire-Richtlinie“ in Stockholm

3. bis 4. April Tagung der Vorsitzenden der Petitionsausschüsse des deutschsprachigen Raumes in Berlin

4. April WEU-PV – Sitzung des Verteidigungsausschusses in Paris

3. bis 5. April Besuch der österreichisch-mazedonischen parlamentarischen Freundschaftsgruppe in Mazedonien

5. April Besuch einer Delegation aus Sri Lanka in Österreich - Gespräch mit dem Präsidenten des Nationalrates

4. bis 6. April Besuch des Präsidenten der bulgarischen Nationalversammlung Georgi Pirinski in Österreich

6. April Besuch des tunesischen Außenministers Abdel Wahab Abdalla in Österreich - Gespräch mit dem Obmann des Außenpolitischen Ausschusses des Nationalrates

7. April Besuch des serbischen Staatspräsidenten Boris Tadic in Wien- Gespräch mit dem Präsidenten des Nationalrates)

7. bis 8. April Konferenz „Balkans and Black Sea“ im Parlament

9. bis 16. April Besuch einer russischen Delegation im Rahmen des Projekts "Institutional, legal and economical Federalism" in Wien - Arbeitsgespräch auf Beamtenebene

10. April Konferenz der Vorsitzenden der Innenausschüsse der nationalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten und des EP in Wien

10. bis 13. April ER-PV – 2. Teil der ordentlichen Sitzungsperiode in Straßburg

13. bis 15. April OSZE-PV – Besuch Berichterstatter Großruck in Albanien und Bosnien Herzegowina

18. April Besuch des neuseeländischen Außenministers Winston Peters in Österreich - Gespräch mit Mitgliedern des Außenpolitischen Ausschusses des Nationalrates

18. bis 19. April Subsidiaritätskonferenz in St. Pölten

284 18. bis 21. April 61. Interparlamentarisches Treffen zwischen dem Europäischen Parlament und dem US-Kongress im Parlament

20. bis 21. April Besuch von Mitgliedern des Ausschusses für Wissenschaft und Forschung des Nationalrates bei der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) in Genf

20. bis 22. April 8. Treffen der Vereinigung der Europäischen Senate in Bern

22. bis 24. April NATO-PV – Rose-Roth-Seminar in Tirana, Albanien

24. April OSZE-PV – Tagung des Erweiterten Präsidiums in Kopenhagen

24. April Besuch einer Delegation des EP-Ausschusses Binnenmarkt und Verbraucherschutz im Parlament - Gespräch mit dem Präsidenten des Nationalrates und Aussprache mit Mitgliedern des Wirtschaftsausschusses des Nationalrates und des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit des Bundesrates

24. bis 25. April Parlamentarisches Vorbereitungstreffen zum Europa- Lateinamerika-Gipfel in Bregenz

25. April Besuch einer Delegation des EU-Ausschusses des Bundesrates in Prag

25. bis 26. April WEU-PV – Seminar in London

3. bis 4. Mai Besuch der Präsidentin der Versammlung der Republik Albanien Jozefina Topalli in Österreich

4. Mai Besuch des Vorsitzenden der Abteilung für auswärtige Angelegenheiten des Moskauer Patriarchats und Metropoliten von Smolensk und Kaliningrad Kirill in Wien - Gespräch mit dem Präsidenten des Nationalrates

3. bis 5. Mai Konferenz „Gemeinsame Visionen für eine gemeinsame Nachbarschaft“ in Vilnius

4. bis 5. Mai 4. Asien-Europa parlamentarische Konferenz in Helsinki

4. bis 5. Mai Besuch des polnischen Sejmmarschalls in Österreich Präs. d. NR Andreas KHOL, ÖVP

8. bis 9. Mai Gemeinsame Konferenz des EP und des österreichischen Parlaments mit den nationalen Parlamenten der EU- Mitgliedstaaten zur Zukunft des Verfassungsvertrags in Brüssel

9. Mai Besuch des bulgarischen Vizepremiers und Wirtschaftsministers Rumen Ovcharov in Österreich - Gespräch mit Mitgliedern des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit des Bundesrates

11. Mai Besuch des Präsidenten der Europäischen Kommission José Manuel Barroso in Wien

11. Mai Besuch des mexikanischen Staatspräsidenten Lic. Vincente Fox Quesada in Österreich - Gespräch mit dem Präsidenten des Nationalrates

285 11. Mai Besuch des Ministers für internationalen Angelegenheiten des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas Wang Jiarui in Wien - Gespräch mit dem Präsidenten des Nationalrates

7. bis 12. Mai 114. IPU-Konferenz in Nairobi

12. Mai Besuch von chilenischen Abgeordneten in Wien - Gespräch mit der Zweiten Präsidentin des Nationalrates

15. Mai Besuch des Präsidenten des Verfassungsgerichtshofes der Mongolei Byambadorj in Wien - Aussprache mit Mitgliedern des Justiz- und Verfassungsausschusses des Nationalrates

16. Mai WEU-Versammlung – Sitzung des Verteidigungsausschusses in Paris

18. Mai Treffen mit dem tschechischen Senat zum Thema „Seite an Seite – tschechische und österreichische Politik im 19. und 20. Jahrhundert“ in Znaim

18. bis 19. Mai Besuch einer Delegation des Bundesrates unter der Leitung der Präsidentin des Bundesrates in Rumänien

21. Mai OSZE-PV – Referendum in Montenegro

22. bis 23. Mai XXXV. COSAC in Wien

22. bis 23. Mai Besuch des Präsidenten der PV des Europarates Rene van der Linden in Wien

22. bis 27. Mai Besuch einer Delegation des Bundesrates unter der Leitung der Präsidentin des Bundesrates in Vietnam

25. bis 28. Mai Joint AWEPA Seminar in Kapstadt

29. Mai Konferenz der Vorsitzenden der Finanzausschüsse der nationalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten und des EP in Wien

29. Mai Besuch des russischen Abgeordneten Andrey Klimov im Parlament - Aussprache mit Mitgliedern der österreichisch- russischen parlamentarischen Freundschaftsgruppe

26. bis 30 Mai NATO-PV – Frühjahrstagung in Paris

30. Mai Sitzung der auswärtigen Ausschüsse und der Verteidigungsausschüsse der nationalen Parlamente der EU- Mitgliedstaaten und des EP in Brüssel

30. bis 31. Mai Konferenz der Präsidenten der ER-Mitgliedstaaten in Tallinn

1. Juni Festsitzung anlässlich des 100. Jubiläums der Eduskunta in Helsinki

2. Juni Besuch von österreichischen Mitgliedern des Europäischen Parlaments in Wien

2. bis 4. Juni Besuch des Präsidenten der Volksversammlung der Arabischen Republik Ägypten, Ahmed Fathy Sorour, in Wien

286 6. Juni Sitzung des Präsidiums des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses im Parlament

7. Juni EMPV – Sitzung des Politischen Ausschusses in Brüssel

7. bis 9. Juni WEU-PV - Sitzung des Verteidigungsausschusses in Helsinki

12. bis 13. Juni OSZE-PV – Arbeitsbesuch von Berichterstatter Abg. Großruck im Kosovo

16. Juni Konferenz der Vorsitzenden der Umweltausschüsse der nationalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten und des EP in Wien

18. Juni EU-AKP-Frauenforum in Wien

18. Juni Abendessen zu Ehren der Präsidien der 11. Session der ACP-EU Joint Parliamentary Assembly

19. Juni Eröffnung der 11. ACP-EU Joint Parliamentary Assembly im Austria Center

19. Juni Besuch einer Delegation der Kommission zum Lissabon-Prozess in Wien - Aussprache mit Mitgliedern des EU-Unterausschusses des Nationalrates

19. bis 20. Juni Zweite Parlamentarierinnenkonferenz zum Thema „Schutz von Kindern und Jugendlichen“ in Sofia

19. bis 21. Juni WEU-PV – 1. Teil der 52. Session in Paris

20. Juni AWEPA – parlamentarisches Briefing für die neuen EU- Mitgliedstaaten über die EU-Strategie für Afrika, Wien

20. Juni Besuch einer Delegation des EU-Harmonisierungsausschusses des türkischen Parlaments in Wien

21. Juni EP – Jahrestreffen des Haushaltsausschusses mit den Vorsitzenden der Haushaltsausschüsse der nationalen Parlamente der EU in Brüssel

22. Juni EP – Seminar des Ausschusses für die bürgerlichen Freiheiten, Justiz und Inneres zum Prümer-Vertrag in Brüssel

22. bis 24. Juni Besuch des Direktor des Deutschen Bundesrates Dirk Brouer und des Generalsekretärs des schweizerischen Ständerates Christoph Lanz in Wien

25. bis 26. Juni Treffen der Präsidenten der Parlamente der Regionalen Partnerschaft in Warschau

26. Juni Partnerschaftskonferenz österreichischer Städte und Gemeinden in Budweis

26. Juni EMPV – Sitzung des Frauenausschusses in Warschau

26. bis 30. Juni ER-PV – 3. Teil der ordentlichen Sitzungsperiode in Straßburg

287 28. Juni Besuch des Präsidenten des IOC Jacques Rogge im Parlament - Gespräch mit dem Präsidenten des Nationalrates und mit Mitgliedern des Sportausschusses

29. Juni bis 2. Juli Konferenz der Präsidenten der Parlamente der EU- Mitgliedstaaten und des EP in Kopenhagen

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ACP-EU: Afrika Karibik Pazifik – Europäische Union AWEPA: Vereinigung Europäische Parlamentarier für Afrika COSAC: Konferenz der Europaausschüsse ER-PV: Europarat-Parlamentarische Versammlung EMPV: Euromediterrane Parlamentarische Versammlung IPU: Interparlamentarische Union OSZE-PV: Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit – Parlamentarische Versammlung SEECP: Südostwirtschaftlicher Kooperationsprozess WEU-PV: Westeuropäische Union – Parlamentarische Versammlung

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