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4. Ausgabe April 2011

Koordinierte EngagementFörderung

Herausgeber: Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familien und Senioren Baden-Württemberg Stabsstelle Bürgerengagement und Freiwilligendienste Das Schellingstraße 15 70174 Telefon 0711 123-0 Wissensmagazin Telefax 0711 123-39 89 [email protected] aus Baden-Württemberg. Zahlen, Daten, Fakten zum bürgerschaftlichen Engagement www.buergerengagement.de

Gestaltung und Realisierung: freelance project GmbH Silberburgstraße 112 70176 Stuttgart Telefon 0711 993386-0 [email protected] www. freelance-project.de

Bilde r: Annette Breitsameter-Grössl; cw-design, photocase; Udo Dilger Fotodesign; Gemeinde Denkingen; Hugo Fössinger; Sergei Golikov, Vector-Images.com; Svenja Grössl; iofoto, istockphoto; Walter Käsmair; real-enrico, photocase; Stadt ; Stadt Ettenheim; Stadt ; Stadt Heidenheim; Stadt Schwäbisch- Gmünd; W. Weller, digitalstock, wikipedia.org.

© 2011, Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familien und Senioren Baden-Württemberg

Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Baden-Württemberg Koordinierte Engagementförderung Inhalt

Editorial 2 Vorwort: Koordinierte Engagementförderung 3 Die Organisation des BE – Quadratur des Kreises 6

Engagementförderung in den Kommunen Esslingen: Meilensteine 10 Schwäbisch Gmünd: die Praxis und koordinierte Engagementförderung 14 Koordinierte Engagementförderung in den Gemeinden 17 Heidenheim: „Ich für uns“ 18 Ravenstein: Der Bürgermeister als Hauptansprechpartner 19 Sulz am : Sachgebietsleitung Bürgerdienste 20 Ettenheim: Einsatz einer BE-Fachkraft 21 Denkingen: das Beispiel Bürgerhaus 22 Augsburg: ein Blick über den Zaun 23

Engagementförderung in den Landkreisen Breit, koordiniert und vernetzt 26 Landkreis : Fachstelle BE 28 Oberschwaben: BE und Menschen mit Behinderung 30

Editorial Vorwort Koordinierte Engagementförderung Das Wissens- Liebe Leserin, lieber Leser, magazin gibt's Qualitätssprung im bürger- auch im Internet 20 Jahre Engagementförderung in Baden-Württemberg haben ein unter www.buerger- schaftlichen Engagement dichtes Netz von kommunalen Anlaufstellen für Bürgerschaft- Was die systematische Engagementförderung in Baden-Württemberg in den letzten 20 Jahren liches Engagement (BE) schaffen helfen. In den zurückliegenden engagement.de Jahren wurde BE von den politisch Verantwortlichen immer stär- bewirkt hat, macht ein Vergleich mit anderen Bundesländern deutlich. ker wahrgenommen als eine für den gesellschaftlichen Zusam- menhalt kostbare Ressource, die es zu unterstützen gilt. Die In keinem anderen Bundesland ha- (Zivilgesellschaft) und innerhalb der Verwaltung allmählich Frage, wie dies im Reflex auf die örtlichen Bedürfnisse am besten ben die Kommunen so viele Anlauf- zugenommen. gelingen kann, stellt sich in diesem Zusammenhang immer dring- zur Sprache; ein Blick über die Landesgrenzen nach Augsburg stellen für bürgerschaftliches Engage- Die Förderung des Bürgerschaftlichen Engagements (BE) licher, da die Anforderungen an die kommunalen Anlaufstellen rundet diese Beispiele ab. ment geschaffen, in keinem anderen hat zunächst vor allem auf der operativen Ebene Erfolge erzielt. kontinuierlich wachsen. Schließlich wird der Blick auf die besondere Situation der Bundesland gibt es so viele Möglich- In den neunziger Jahren wurde das dritte Lebensalter entdeckt, Wir wollen dieser Frage in der vorliegenden Ausgabe des Landkreise gelenkt, und es werden deren spezifische Engage- keiten, sich fachlich zwischen den die Lebensphase nach dem Erwerbsleben und vor der Altersge- Wissensmagazins nachgehen. Grundlegend ist die formale Bewer- mentfelder in konkreten Beispielen angesprochen. Kommunen auszutauschen, nirgend- brechlichkeit. Die neue Zielgruppe der „jungen Alten“ hat die tung von BE als Querschnittsaufgabe der Kommune. Das vorliegende Wissensmagazin versteht sich als Hilfestel- wo sonst gibt es die Fachberatungen, Engagementlandschaft revolutioniert und zugleich neue Anfor- Im ersten Beitrag werden Organisationsmodelle vorgestellt, lung für alle die Kommunen, die bürgerschaftliches Engagement die kommunalen Entwicklungsbau- derungen gestellt. Sollten die Erfolge der Projekte nachhaltig

die auf unterschiedliche Bedarfe reagieren und die jeweils gebo- als Ressource bergen wollen und über die fachlich notwendige Prof. Dr. Ralf Vandamme, steine und die intensive Einarbei- sein, mussten Strukturen geschaffen werden. Dies geschah vor tene institutionelle Antwort suchen. Unterstützung nachdenken. Fachberater im tung und Begleitung neuer Fach- allem über die Einrichtung kommunaler Anlaufstellen, die konti- StädteNetzWerk BE Dieser organisationstheoretischen Betrachtung folgen kon- kräfte. Kommunale Engagementför- nuierlich den engagementbereiten Bürgerinnen und Bürgern zur krete Beispiele aus verschiedenen Kommunen. Dabei kommen Gottfried Wolf derung hat sich in der Praxis bewährt und stetig weiterentwickelt. Seite stehen. Gleichzeitig wurden immer neue Fragen laut: sowohl Großstädte und große Städte als auch kleine Gemeinden für das Redaktionsteam Dabei hat der Grad der Vernetzung mit der Bürgerschaft Welche Zielgruppen werden noch nicht angesprochen? Wie ge-

2 Das Wissensmagazin 01/11 Das Wissensmagazin 01/11 3 Koordinierte engagementFörderung Koordinierte engagementFörderung

Prof. Dr. Jürgen Kegelmann henwir mitder prognostizierten Altersarmutund derzunehmen- denBezahlung im bürgerschaftlichen Engagement um? Die Organisation des bürgerschaftlichen Engagements – Fragen im Zusammenhang mitder gesellschaftlichen Ver- änderung undinfolgedessen selbstverständlichauchder Verän- derung undGestaltungvon Quartieren stellensichzwangsläufig undmüssenbehandelt werden.Engagementförderungmussdes- Quadratur des Kreises? halb immermehrseinals nureineDienstleistungamBürger. Sie muss vorausdenken. So sind dieAnforderungen an diekommunalenAnlauf- 1. einleitung und ZielsetZung dadurch aus, dass siekeine direkteAußenwirkung entfaltenson- stellenfür bürgerschaftliches Engagementkontinuierlichgewach- dern verwaltungsinternsind. ZumZweiten habendie klassischen senund siehaben sich dabeivon deroperativenEbene zuneh- DasThema „Bürgerschaftliches Engagement“(BE)hat Kon- QuerschnittsaufgabeneinegenerellstarkePositioninder Ver- mend aufdie strategische verschoben.Auf derstrategischen junktur,ist doch eine engagierteBürgerschaft diewichtigste waltung, da dieFachaufgabenzwingend darauf angewiesen sind, Ebeneabernehmendie Abstimmungsbedarfezu, weil Schnitt- Voraussetzungfür einendemokratischorganisierten Staat. Ziel dieerwähnten Ressourcen durchdie „Querschnittsämter“zur stellenzuanderen,strategischarbeitenden Bereichenentstehen desBEist es,die Bürger zu ermutigenund zu unterstützen, Verfügunggestelltzubekommen. Damitsinddie klassischen —und zwar genaudort, wo dieKommunalverwaltunggegenüber Verantwortung fürdas Gemeinwesenzuübernehmenund sich QuerschnittsfunktionenimGesamtsystemwichtig unddurchset- allenanderen Akteuren derEngagementförderung, z. B. in der aktivfür bürgerschaftlicheBelange einzusetzen. Damitgehtes zungsfähig. freien Wohlfahrtspflege,besondereVerantwortung undKompe- auch um eine Re-Politisierung derBürger, damitsie sich direkt Weil dieklassischenQuerschnittsaufgabeneinewichtige tenzen hat. Dies sind dieBereichePlanungshoheit, Neutralität (nicht nurrepräsentativ)produktiv einmischen. DerBürgerwird Ressource fürdie Fachaufgabenumsetzung darstellen,berühren (Versammlungsmachtund Anwalt desGemeinwohls),öffentliche DieneueZielgruppeder „jungenAlten“ damitTeilkommunalerSelbstverwaltungbzw.Selbstgestaltung. siedie FachaufgabeninsbesondereimBereich derPlanung, Anerkennungskultur, aber auch dasverstärkt im Fokus stehende Im Folgenden soll dargestelltwerden,wie dieKommune Entscheidung undKontrolle.Die Umsetzungwiederumerfolgt Problemfeld derdemokratischgebotenen Bürgerbeteiligung. Es hatdie Engagementlandschaftrevolutioniert dasBEfördern undwirksam organisieren kann. Hierbeigibtes normalerweise starkautonom,sodasssichauchdie Koordination versteht sich vonselbst, dass es dembürgerschaftlichen Engage- undzugleichneueAnforderungengestellt. nichtden „onebestway“, aber es lassensichstrukturelleErfolgs- derZusammenarbeit zwischenFach-und Querschnittsfunktio- ment abträglich ist, wenn Stadtentwicklungsprozessenicht offen voraussetzungenableiten, unterdenen dieOrganisation desBE nenauf bestimmteProzessphasen beschränkt. füralleGruppen sind.Bürgerbeteiligung wirdzunehmend auch besseroderschlechtergelingenkann. Im Folgenden sind dieMerkmale derklassischen Quer- eingefordert,wennesumdie PlanungkommunalerGroßprojekte befassen.Gleichzeitigmüssensie möglicherweise ihre Präsenzin Um dieFrage nach dersinnvollen Organisation zu beant- schnittsaufgabendargestellt,auf derGrundlage derAufgaben- geht. anderen Aufgabengebieten zurückfahren.Dieskanndurchaus ein worten,wirdineinem ersten Schritt dargestellt, wiesichdie typen„Fach vs.Querschnitt“und denProzessdimensionen Parallel zu denEntwicklungen innerhalbder Verwaltungen schmerzlicherProzess sein,wenninder Vergangenheitgerade Aufgabe „BE“ charakterisieren lässtund welche Herausforderun- „Planung,Entscheidung,Vollzug,Kontrolle“. habenauchTrägerund Einrichtungen derFreienWohlfahrts- dort diegrößteArbeitszufriedenheiterreichtwurde.Geradedie gensichaus denMerkmalenfür dieorganisatorische Ver- pflege inden letztenJahren in Strukturen zurUnterstützung von Projektarbeitmit engagierten Bürgerinnenund Bürgerngibt ankerung ergeben. In einemzweiten Schritt werden unterschied- Freiwilligen investiert.Gut beschrieben istdiesamBeispiel der immerauchKraft zurück.Gleichzeitigist Projektarbeitimmer licheLösungsansätzeskizziert undankurzenBeispielen darge- merkmale vonQurschnittsaufgabenimallgemeinen Bruderhaus-Diakonie,die nichtnur Leitlinienzum Verständnis auch einSensorium, mitdem dieVerantwortlichenerkunden stellt.Abschließendwerden Lösungsansätze diskutiert undpro- vonfreiwilligem Engagement undseinerFörderung erarbeitet können,was dieBürgerschaftgeradewirklichbewegt. Dieange- vokative Thesenzur Organisationder Querschnittsaufgabe „BE“ Zentrale Fachaufgaben vs. Querschnittsaufgaben hat, sondernauchBeauftragte fürfreiwilligesEngagement in stammten Aufgaben können also nichtvollkommenausgelagert in denRaumgestellt. Funktionen allenDienststellen sowieeinen zentralenBeauftragteninder werden,sondern müsseninein neuesGleichgewicht überführt Geschäftsstellezur Begleitung derBeauftragteninstallierte.1 werden.KoordinierteEngagementförderungmussein 2. cHaraKterisierung der auFgabe allgemeine Fachaufgaben Querschnittsaufgaben Prozesse Danebensindgeradeauchvon Trägernder Freien Wohlfahrts- Gleichgewichtherstellenzwischenoperativerund strategischer „bürgerscHaFtlicHes engagement“ (be) 2.1 merKmale VonQuerscHnitts- pflege Freiwilligenzentren oder -börseneingerichtetworden. Arbeit,zwischenService undOrientierung, Entwicklungsarbeit Jugend, organisation Personal Finanzen Wenn diese vielfältigen Angebote nichtkoordiniert sind,entsteht undKoordination. auFgaben im allgemeinen soziales, … schnellder Eindruck,ein Konkurrenzkampf um diekostenlose Planung  Die klassischen Querschnittsaufgaben sind Personal, aber kostbare Ressource „engagierterBürger“ seiausgebrochen. Prof.Dr. ralf VanDamme, Beim BE handeltessichumeinesogenannteQuerschnitts- finanzen,organisation und it.Sie sind verwaltungsintern. Dies schadet demKlima im Gemeinwesenund verhindert so fachberater im StäDtenetzWerk be aufgabe. WährendFachaufgaben derAufgabenerfüllung einer entscheidung  klassische Querschnittsaufgaben haben eine starke effektiv neuesEngagement. Als„Gegengifte“helfenauchhiervor Kommunedienen, stellenklassischeQuerschnittsaufgabenwie Position im Gesamtsystem (starkeQuerschnittsämter). allemKommunikation,Vertrauensaufbauund eine enge „Personal“ oder „Finanzen“Ressourcenzur Verfügung, dienot- klassische Querschnittsaufgaben berühren die fachauf- Abstimmung auförtlicher Ebene. wendig sind,umdie Fachaufgabenzuerfüllen. Diewichtigsten Vollzug  gaben primär im rahmen der Planung,ansonsten können Koordination istalsosowohlinnerhalbals auch außerhalb Querschnittsfunktionensindhierbei dieBereitstellungvon die fachaufgaben stark autonom ausgeübt werden. derVerwaltungein wichtigesAufgabengebietgeworden, ein Personal-, Sach-und Finanzmittelnund dieKompetenz,die Kontrolle  Die klassischen Querschnittsaufgaben stellen Schlüsselinstrument derkommunalenEngagementförderung. Die 1 Vgl. Roß, Paul-Stefan/Tries,Hilli:Die Kernfragedes freiwilligen Engagements Organisationsstrukturen im Rahmen derAufgabenerfüllung zu eine ressource für die fachaufgaben dar. istdie Gewinnungder Hauptberuflichen, Newsletter Wegweiser Bürgergesell- kommunalen Anlaufstellentun gutdaran,sichintensivdamit zu schaft 10 /2010vom 28.05.2010 gestalten. Alle diese Querschnittsfunktionenzeichnensich

4 DasWissensmagazin 01/11 DasWissensmagazin 01/11 5 Koordinierte Engagementförderung Koordinierte Engagementförderung

2.2. Merkmale der Querschnitts- ment der Weisung zu arbeiten. Die Aufgabenpartner haben alle In der Mehrzahl der Kommunen wird hierbei eine verwaltungs- 3.2 Prozessorientierte Implementierung aufgabe BE im Besonderen einen hohen eigenen Autonomiegrad und müssen deshalb über- interne Zuordnung vorgenommen, wobei die Unterschiede zeugt und motiviert werden. Gewohnte verwaltungsinterne Steue- zwischen dem Zentralisierungs- und Dezentralisierungsgrad Ein weiterer Ansatz ist die prozessorientierte Organisation des Auch beim bürgerschaftlichen Engagement handelt es sich ein- rungsmuster greifen deshalb nicht. sowie dem Spezialisierungs- und Generalisierungsgrad groß sein bürgerschaftlichen Engagements. deutig um eine Querschnittsaufgabe. Sie liegt quer zu allen ande- Die Aufgabe BE weist noch eine weitere Besonderheit auf, können. Hierbei wird entweder ein eigener Prozess initiiert, bei dem ren Fachaufgaben und berührt diese inhaltlich. Allerdings ist die die es besonders anspruchsvoll macht, die Aufgabe erfolgreich in Manche Kommunen hängen die Aufgabe hoch auf, indem Bürger und Institutionen aus der Bürgerschaft eingeladen wer- Aufgabe BE keine „Ressource“ für die Fachaufgabenerfüllung, der Kommunalverwaltung zu verankern: Sie liegt quer zur übli- sie die entsprechende Funktion der Führungsspitze, z. B. in Form den, an einem BE-Prozess teilzunehmen. Nach einer umfassen- sondern hat eigene inhaltliche Zielsetzungen. Damit handelt es chen Verwaltungskultur. Kann die klassische Verwaltungs- und einer Stabsstelle, zuordnen. Dies bedeutet oft auch, dass die den Information und einer großen Auftaktveranstaltung werden sich um eine „Fach-Querschnittsaufgabe“. Bürokratiekultur als Funktion eher ganzheitlich-generell verstanden wird und sich auf Projektideen gesucht, die dann, oft auf der Grundlage verschie- Ein weiterer Unterschied ist der, dass die betroffenen . hierarchisch, viele, amtsübergreifende Aspekte des BE bezieht. Weil eine dener Handlungsfelder gemeinsam mit der Bürgerschaft umge- Fachbereiche nicht auf die „Ressource“ BE angewiesen sind und . formal aufgabenorientiert, Stabsstelle normalerweise keine Entscheidungsbefugnis besitzt, setzt werden. sie deshalb vordergründig nicht benötigen. Dies schwächt die . weisungs- und zwangsorientiert, bleiben gleichwohl amtsspezifische BE-Funktionen in der Dabei handelt es sich um einen originären, eigenständigen Aufgabe in ihrer Durchsetzungsfähigkeit, weshalb die Aufgabe . monologisch und Zuständigkeit der Ämter. Die Stabsstelle begreift sich dann als Innovationsprozess. Darüber hinaus kann versucht werden, das BE (im Gegensatz zu den funktionsorientierten Querschnitts- . spezialisiert amtsübergreifender Facilitator, Koordinator und Unterstützer. Thema an bereits vorhandene Routineprozesse (z. B. Stadtpla- aufgaben) verwaltungsintern relativ ohnmächtig ist. beschrieben werden, so sind die Erfolgsvoraussetzungen für das Andere Kommunen wiederum ordnen die BE-Funktion spe- nungsprozesse) anzudocken, um so das Thema BE in den Rou- Zum Dritten ist das Handlungsfeld BE sehr unspezifisch. bürgerschaftliche Engagement geradezu das Gegenteil. zifischen Fachämtern zu, wobei die Zuordnung sich auf den tineprozessen der Verwaltung nachhaltig zu verankern. BE kann als „eierlegende Wollmilchsau“ beschrieben werden, Bürgerschaftliches Engagement setzt die Vernetzung von Amtsauftrag beziehen kann oder aber eine amtsübergreifende eine Aufgabe also, die alles umfassen kann, damit aber auch sehr Akteuren voraus, die informal beziehungsorientiert kooperieren. Zielsetzung verfolgt. So kann es sein, dass BE bei der Stadt- 3.3 Projektorientierte Implementierung schwer greifbar ist. Auch hier gilt wieder: Je unspezifischer eine Die Zielsetzung des Engagements erfolgt paretnerschaftlich auf planung angesiedelt ist und sich besonders auf die Bürger- Aufgabe, desto schwerer fällt es, sie systematisch in die Organi- Augenhöhe. Wo Überzeugung im Vordergrund steht, sind des- beteiligung an Planungsprozessen fokussiert. Ober aber die Auch die projektorientierte Vorgehensweise ist denkbar. Hierbei sation einzubinden. Sie konkurriert einerseits mit den anderen halb auch der Dialog und die Kommunikation zentrale Erfolgs- Aufgabe wird dem Jugend- und Sozialamt zugeordnet und fokus- wird keine eigene Struktur in der Verwaltung geschaffen. verwaltungsinternen Aufgabenbereichen, zum anderen sind die voraussetzungen. Die hierarchischen, spezialisierten Aufgabener- siert sich auf die entsprechenden Zielgruppen (z. B. Jugendliche, Stattdessen wird eine Arbeits- oder Projektgruppe beauftragt, das angesprochenen Zielgruppen sehr heterogen, sodass es schwierig füllungsstrukturen korrespondieren mit linearen Kommunika- Senioren). Offensichtlich ist, dass es fachamtsbezogene Zuord- Thema voranzubringen und die entsprechenden Aktivitäten zu ist, diese spezifisch zu mobilisieren und zu motivieren. tionskanälen, die eine informale, vernetzte Kommunikation nur nungen eher schwerer haben, amtsübergreifend zu agieren, da die planen. Die Projektgruppe ist amts- und hierarchieübergreifend Die mangelnde Spezifität betrifft aber nicht nur die inhalt- schwer ermöglichen. Ressortegoismen oft zu Abschottungstendenzen führen. besetzt. Auch können Externe hinzugezogen werden. Vorteil die- liche Beschreibung, sondern auch die Verortung im Manage- Auch die starke funktionale Arbeitsteilung, verbunden mit ser Organisationsform ist eine starke Flexibilität sowie die Betei- mentprozess. BE hat einer Vielzahl von (Teil-)-Verantwortlichkeiten im Aufgabenvoll- ligung der betroffenen Ämter, die mit in die Verantwortung . eine Planungs- und Entscheidungskomponente, zug widerspricht der Aufgabe BE, die ganzheitlich orientiert ist. Verwaltungsinterne Ansätze des BE genommen werden. Die Ansätze müssen hierbei nicht nebenein- . eine Umsetzungs- und Vollzugskomponente und auch Deutlich wird: Neben der Charakterisierung der Aufgabe anderstehen, sondern können kombiniert erfolgen. . eine Kontrollkomponente. als Querschnittsaufgabe sind es vor allem die „querliegenden“ Während in der Mehrzahl der Fälle eine verwaltungsinterne Fazit: Überspitzt könnte man sagen, dass die Querschnitts- Erfolgsvoraussetzungen, die besondere Anforderungen an die gering Organisationsform gewählt wird, gehen immer mehr Städte dazu Zuordnung zu einem aufgabe BE (fast) alle Aufgabenbereiche berührt und in allen Organisation stellen. spezifischen über, räumliche und organisatorische Strukturen außerhalb der Prozessphasen von Bedeutung ist. Damit gibt es (fast) nichts, was Fachamt mit amts- Stadtverwaltung zu schaffen, um die Barrieren zwischen Bürger übergreifenden nicht unter BE fällt, bzw. fallen könnte. 3. Mögliche Organisationsmodelle BE-Funktionen und Verwaltung abzubauen und um die verwaltungsspezifischen Neben der Charakterisierung des bürgerschaftlichen Engage- und Beispiele Funktionsweisen zu minimieren. Gleichwohl bleibt die zentrale ments als Querschnittsthema lohnt sich eine genauere Beschrei- Aufgabe, das Anliegen auch in die Verwaltung zu transportieren, bung der Aufgabe BE in Bezug auf weitere relevante Aspekte. Die Frage stellt sich deshalb, welche Organisationsstrukturen weshalb auch die Ansiedlung außerhalb der Verwaltung noch Durch die mangelnde Spezifität berührt die Aufgabe viele hilfreich sein können, um die Aufgabe BE erfolgreich zu imple- Stabstelle BE beim kein Garant für den Erfolg ist. Akteure und Interessen, weshalb die Anzahl der an BE beteili- mentieren. Generell können verschiedene Ansätze verfolgt wer- Bürgermeister Spezialisierung gten Personen als hoch bezeichnet werden kann. Normalerweise den, um das Thema in der Kommune zu verankern. 3.4 Beispiele erfolgreicher Implementierung gilt für die Aufgabenerfüllung: Je mehr involvierte Personen, desto komplexer ist die Aufgabe und desto höhere Anfor- 3.1 Strukturorientierte Implementierung Zuordnung Abschließend sollen einige Beispiele die Kombination der unter- derungen stellen sich an die Prozesssteuerung der Aufgabe. spezifischer Ämter schiedlichen Ansätze verdeutlichen. Sie werden an anderer Stelle mit amtsspezifischen Dazu kommt: Die Verwaltung soll die Aufgabe nicht selbst Im ersten Ansatz wird die Aufgabe BE und ihre Zielsetzung defi- hoch BE-Aufgaben vertieft ausgeführt. erledigen, sondern soll andere zur Umsetzung ermutigen. Damit niert, es werden die zur Umsetzung notwendigen Kompetenzen In Esslingen ist eine Stabsstelle Bürgerengagement beim ist die Verwaltung der „Enabler“, der ermöglicht, aber nicht selbst diskutiert und die Aufgabe wird einer Organisationseinheit zuge- gering Zentralisierung hoch Amt für Sozialwesen angesiedelt und dort direkt an die tut. Sie erfüllt damit die Aufgabe nur indirekt. Gleichzeitig hat ordnet. Amtsleitung angebunden. Das Amt für Sozialwesen ist Teil des sie keine Möglichkeit, mit dem hierarchischen Steuerungsinstru- Dezernats IV, das die Bereiche Ordnung, Kultur, Soziales und

6 Das Wissensmagazin 01/11 Das Wissensmagazin 01/11 7 Koordinierte Engagementförderung Koordinierte Engagementförderung

Schulen umfasst. Allerdings ist eine sehr enge strategische Thesen zur Organisation der Querschnittaufgabe BE – Anbindung an den Oberbürgermeister organisiert, indem die 5. dass die Aufgabe BE nicht nur in der formalen Stellenbe- Etablierung von Netzwerken Bürgerreferentin im Büro des Oberbürgermeisters an der strate- schreibung des BE-Verantwortlichen vorkommt, sondern gischen Weiterent-wicklung des Bürgerengagements beteiligt ist. sich auch in den Organisationsstrukturen der Ämter nie- Auch die Kommunikation ist stark verzahnt. So wurde in Eine erfolgreiche Organisation von BE setzt voraus, derschlägt. Erst wenn die konkreten Ämter und Stellen- Esslingen über die interne Verwaltungsorganisation hinaus das 1. dass der Aufbau verwaltungsinterner Strukturen mit dem inhaber im Rahmen z. B. von Zielvereinbarungen und Netzwerk ESaktiv gegründet, an dem einerseits andere bürgeren- Aufbau verwaltungsexterner Strukturen gekoppelt wird. Mitarbeitergesprächen auch hinsichtlich ihres Beitrags gagierte Ämter wie auch außenstehende Gruppen beteiligt sind. Hintergrund ist, dass das BE verwaltungsintern sonst einer- zum bürgerschaftlichen Engagement Rechenschaft able- Während die Geschäftsführung des Netzwerkes bei der seits nicht das notwendige Durchsetzungsvermögen er- gen müssen, kann davon ausgegangen werden, dass ein Stabsstelle liegt, ist für die Kommunikation nach außen die zielen kann. Zum anderen müssen über die informale Kom- Kulturwandel stattfindet. Bürgerreferentin verantwortlich. Eine enge interne Verzahnung munikation hinaus auch formale Kommunikationskanäle 6. dass Ziele definiert werden, die mehr Prozess- als Inhalts- ist deshalb organisiert. aufgebaut werden. Dies ermöglicht eine transparente, charakter haben. Da sich BE nicht befehlen lässt, da BE In Schwäbisch Gmünd wie auch in Heidenheim ist die legitime Kommunikation nach außen. mehr mit Beteiligung von Menschen als mit Vollzug von

Stabsstelle, bzw. Koordinierungsstelle Bürgerschaftliches Enga- Renate Schaumburg und Wolfgang Kirst von der Stabsstelle Bürgerengagement 2. dass die Aufgabe zwar hoch angesiedelt ist, dass sie aber Beschlüssen zu tun hat, ist das Ergebnis und der Output gement direkt dem Oberbürgermeister zugeordnet. In Schwä- in Esslingen gleichzeitig mit dezentralen Verantwortlichkeiten in den von BE nicht voraussagbar. Damit ist auch ein Verlust an bisch Gmünd gibt es darüber hinaus eine stadtinterne Fach- Ämtern / Ortsteilen verknüpft wird. Auch hier liegt der Kontrolle verbunden. Nur wer bereit ist, diese Kontrolle zu gruppe Bürgerschaftliches Engagement, in der die Koordination des Netzwerks „Generationenforum“, das wichtige Kooperations- Grund im beschriebenen Aufgabencharakter. BE setzt verlieren und Inhalte im Vorfeld bewusst nicht festzulegen, innerhalb der Stadtverwaltung erfolgt. Nach außen gibt es eine partner und -projekte integriert. zwingend eine starke Unterstützung seitens der Führungs- wird langfristig eine engagierte Bürgerschaft entwickeln. „Plattform BE“. Die Verzahnung zwischen der stadtinternen Fach- Die wohl ausdifferenzierteste Organisationsstruktur im spitze voraus. Genauso zwingend ist aber, dass dezentrale Dies setzt eine entsprechende Prozesskompetenz vonsei- gruppe und der Plattform BE erfolgt über eine kleine Koordi- Bereich bürgerschaftliches Engagement weist die Stadt Augsburg Eigenverantwortung der Ämter nicht ausgehebelt wird. ten der Verwaltungen voraus. nierungsgruppe. In Heidenheim ist die Koordinierungsstelle Teil auf. Innerhalb der Stadtverwaltung ist das Büro für Bürgerschaft- Bürgerengagement muss mit den konkreten kommunalen 7. dass man von anderen Handlungsfeldern lernt, die schon liches Engagement dem Oberbürgermeister zugeordnet. Darüber Aufgabenfeldern verknüpft bleiben und darf nicht einer wesentlich länger in intra- und interorganisatorischen hinaus ist eine Vielzahl von einzelnen Projekten direkt den rein spezialisierten Sondereinheit zugeordnet werden. Netzwerken arbeiten. Hier ist beispielsweise das Stadt- Dienststellen zugeordnet. Für jedes dieser konkreten Projekte Die Verknüpfung zwischen zentraler und dezentraler Ver- marketing zu nennen, das schon seit Anfang der 90er Jahre sind eigene Beteiligungsstrukturen mit zivilgesellschaftlichen antwortung setzt voraus, dass die Komplexität nicht zu alternative Organisationsmodelle erprobt, die jenseits der Akteuren definiert. Neben der stadtinternen Geschäftsstelle gibt groß wird. Eine Beschränkung auf wichtige Handlungs- klassischen Hierarchien liegen. es das Freiwilligen-Zentrum Augsburg, ein auch räumlich außer- felder des BE ist deshalb sinnvoll. halb der Stadtverwaltung organisierter Raum, der die Vielzahl 3. dass intelligente formale Strukturen durch eine intelli- Fazit: Die Organisation von BE ist anspruchsvoll. Es lassen der Bürgeraktionen, gemeinsam mit der Geschäftsstelle bündelt gente interne und externe Prozessarchitektur ergänzt wer- sich Grundsätze für eine erfolgreiche Organisation nennen, und koordiniert. Die strategische Steuerung des „Bündnis für den. BE bedarf einer Initiierung, einer Bestandsanalyse und die aber im Einzelfall auf die individuelle Situation (z. B. Augsburg“ erfolgt in einer Steuerungsgruppe, in die Vertreter der Planung, Entscheidung über Aktivitäten, die konkrete Größe der Kommune, vorhandene Anknüpfungspunkte etc.) Bürgerschaft, der Wirtschaft und der Stadtratsfraktionen ent- Umsetzung sowie einer Erfolgskontrolle. Diesen Prozess angepasst werden müssen. Im Kern geht es darum, Netz- sandt werden. Die Leitung obliegt dem Oberbürgermeister. Die gilt es gezielt zu gestalten. Hierzu können projektorien- werke zu etablieren, die erfolgreich an die Stadt bzw. die Bündelung der Vielzahl der Einzelprojekte erfolgt in regelmä- tierte Organisationsformen eine wichtige Rolle spielen. Gemeinde und die verwaltungsinternen Steuerungsmuster ßigen Projektversammlungen. Hierzu sind je zwei Vertreter aus Eine amtsinterne Projekt- und Arbeitsgruppe auf der opera- angedockt (damit auch formalisiert) werden, gleichzeitig aber den definierten Projekten eingeladen. Die basisdemokratische tiven Ebene kann durch eine intern und extern besetzte genug Spielraum für hierarchiefreie Steuerung ermöglichen. Plattform bildet die Vollversammlung, zu der alle aktiv Mitwir- Lenkungsgruppe auf der strategischen Ebene ergänzt wer- dass dieses (paradoxe) Ansinnen gelingt, ist die Hoffnung kenden eingeladen sind. Deren Aufgabe ist es, die Vertreter der den. Auch können großgruppenspezifische Methoden und der Anspruch des vorliegenden Artikels. Hierbei sind Bürgerschaft für die Steuerungsgruppe zu wählen und den stadt- genutzt werden. sinnvolle Strukturen eine notwendige, aber nicht hinrei- weiten Informations- und Gedankenaustausch zu fördern. Damit 4. dass es den BE-Verantwortlichen in den Verwaltungen chende Bedingung. ist ein nachhaltiges städtisches Netzwerk organisiert, das einer- erlaubt ist, über die klassisch hierarchischen, formalen entscheidend ist der kommunalpolitische Wille, das seits klare und transparente Strukturen ausgebildet hat, inner- Kommunikationsstrukturen hinaus zu kommunizieren. Es Ehrenamt und damit auch die Einmischung zu fördern und halb dieser Strukturen aber genügend Freiraum für Entwicklung klingt paradox: Durch formale Kommunikationsregelungen dem Bürger damit auch Selbstverantwortung zurückzugeben. und Eigeninitiative bietet. kann informale vertikale und horizontale Kommunikation Auch dies ein Paradoxon: Es geht darum, Macht abzugeben, In Augsburg wird die Arbeit der Steuerungsgruppe koordiniert von der Geschäftsstelle des Bündnis für Augsburg. (V.l.n.r.) OB-Beauftragter Auf der Grundlage der bisherigen Ausführungen können erlaubt werden. um neue kommunale Handlungsspielräume zu gewinnen. Stadtdirektor Josef Schwarz, , Oberbürgermeister Dr. , abschließend folgende Thesen formuliert werden: Reiner Erben, Herta Hiemer, Hans Blöchl, Regina Stuber-Schneider, 1 Weitere fachliche Querschnittsaufgaben sind beispielsweise die Themen Europa, Familie, Integration etc. Dr. Manfred Uhl, Herbert Roßnagel, Nergiz Acarsoy, Gottfried Swoboda 2 Bereits Max Weber hat die Merkmale der bürokratischen Organisation Anfang des 20. Jahrhunderts detailgenau beschrieben. Trotz „Neuer Steuerung“ und einer- abwesend: Dr. Werner Lorbeer und Barbara Kraus Vielzahl von Verwaltungsreformen sind die Grundprinzipien erhalten geblieben.

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Aktualität verloren. Sie waren und sind Ausdruck des neuen rend für diesen Prozess verantwortlich.) Im September 2001 wur- Meilensteine der kommunalen Engagementförderung in Esslingen Selbstverständnisses, mit dem Bürger beteiligt werden wollten. de das Haus eröffnet. Wie beim „Forum Esslingen – Zentrum für Sie waren in der Folge handlungsleitend für die kommunale Bürgerengagement“ liegt die Trägerschaft auch hier bei der dama- Unterstützung des Aufbaus zahlreicher Initiativen. Entstanden ligen Altenhilfe-Fachberatung und heutigen Stabsstelle Bürger- Ein Blick zurück nach vorn sind dabei z.B. der Stadtseniorenrat und die Freiwilligenagentur engagement. EBBE (Esslinger Börse BürgerEngagement). 2005 wurde in enger Zusammenarbeit von Altenhilfe- 2010 wurde in Baden-Württemberg das 20-jäh- Ein wichtiger Entwicklungsimpuls waren 1995 die „Volunteers- 1998 fanden diese Gruppen im „Forum Esslingen – Zen- Fachberatung und Bürgerreferentin (Büro OB) das „Netzwerk Grundsätze“, die unter dem Dach der Altenhilfe-Fachbera-tung trum für Bürgerengagement“ auch räumlich eine Heimat. In städ- ESaktiv – in Vereinen Kirchen und Stadt“ initiiert. Es entstand rige Jubiläum staatlicher Förderung bürger- im Landkreis Esslingen entwickelt worden waren. Ein Jahr lang tischer Trägerschaft, aber von Beginn an unter Beteiligung aller aus dem Anliegen, den zahlreichen informellen Kooperationen schaftlichen Engagements gefeiert. Ähnlich hatte sich eine „Denkwerkstatt“ mit Literatur und Erfah- Initiativen, die dort beheimatet waren, wurde dieses Haus zu und den Kontakten zu vielfältigen Netzwerkpartnern eine forma- wie im Land hat sich auch auf kommunaler rungsberichten beschäftigt, um die amerikanischen Volunteers- einem Ort, an dem Selbstorganisation bis heute groß geschrieben le Plattform zum Austausch zu geben. Gleichzeitig wurde damit Ebene die Förderung von Engagement in die- Grundsätze „ins Schwäbische“ zu übersetzen. wird.2 Die kommunale Altenhilfe-Fachberatung bot unterstüt- das Ziel verfolgt, weitere wichtige Akteure im Bereich des frei- Entstanden ist dabei ein Thesenpapier, das Rahmenbedin- zende Begleitung an und trug Sorge, dass die vorhandenen willigen Engagements einzubeziehen, wie z. B. die Verbände, ser Zeit kontinuierlich weiterentwickelt. Neben gungen benennt, die gewährleistet sein müssen, damit Menschen Rahmenbedingungen zu einem Engagement ermutigten. Neue Vereine und Selbsthilfegruppen. Um ein arbeitsfähiges Gremium der Vereinsförderung ist dabei ein neues Auf- bereit sind, ihre Zeit und ihre Kompetenzen einzubringen. Projekte erhielten Raum und Förderung, um sich entwickeln zu zu erhalten, wurden gezielt Personen angesprochen, die als Kno- gabengebiet entstanden, das auf eine aktive Beschrieben wurden dabei auch Erwartungen an Hauptamtliche können. Der damals gegründete Koordinierungsausschuss ent- tenpunkte im Netzwerk und damit als Multiplikatoren in ihre Bürgerschaft setzt, die sich freiwillig für ihr und Träger, um diese Rahmenbedingungen abzusichern. scheidet auch heute noch über alle gemeinsamen Belange im jeweiligen Organisationen hinein fungieren sollten. Ein wichtiges Gemeinwesen engagiert. Wie dieser Entwick- An diesem Prozess waren seitens der Stadt Esslingen neben Haus und organisiert gemeinsame Veranstaltungen und Feste. Kriterium bei der Auswahl der Netzwerkmitglieder war es, ein Fachkräften auch Esslinger Bürgerinnen und Bürger beteiligt, die 1999 entstand im Rahmen der Lokalen Agenda 21 ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Mitarbeitern und Mitarbei- lungsprozess kommunaler Engagementförde- anschließend daran mitwirkten, die Grundsätze in konkreten zweiter Handlungsstrang bürgerschaftlichen Engagements. Initi- terinnen der städtischen Fachämter und „externen“ Netzwerk- rung in bisher verlaufen Projekten in der Stadt mit Leben zu füllen. Die damals entwi- iert sowie fachlich und organisatorisch begleitet wurde der Ess- partnern herzustellen.3 Die Geschäftsführung erfolgte zunächst ist und welche weiteren Entwicklungen sich ckelten Volunteers-Grundsätze haben bis heute nicht an linger Agenda-Prozess vom Büro des Oberbürgermeisters. An der gemeinsam durch die damalige Altenhilfe-Fachberatung und die abzeichnen, wird in diesem Artikel dargestellt. Auftaktveranstaltung nahmen mehr als 400 Esslinger Bür- Bürgerreferentin. Mit der Neuorganisation der Zuständigkeiten gerinnen und Bürger teil. In der Folge entstanden zahlreiche im Jahre 2009 hat die heutige Stabsstelle Bürgerengagement die- Als die kommunale Altenhilfe-Fachberatungsstelle1 sich 1993 des Meilensteine des Bürgerschaftlichen Engagements eigenständig agierende Gruppen, die über regelmäßige Projektlei- se Aufgabe alleine übernommen. Themas Bürgerengagement annahm, war nicht absehbar, wohin tertreffen miteinander vernetzt blieben. Zur Unterstützung der Bereits im Gründungsjahr organisierte das Netzwerk die Reise gehen würde. 1993 altenhilfe-Fachberatung Gruppen wurde das „Aktivbüro“ gegründet und als Servicestelle ESaktiv einen Markt des bürgerschaftlichen Engagements, der Die Chronologie, die hier dargestellt wird (vgl. Schaubild), 1993ff aufbau und Gründung an zentraler Stelle im Rathaus angesiedelt. Zweimal jährlich wird seither alle drei Jahre stattfindet. Es beteiligten sich rund 120 zeigt rückblickend eine schlüssige und logische Entwicklung. vieler bürgerschaftlicher Gruppen seither die Zeitschrift „ESaktiv“ herausgegeben. Zunächst berich- Organisationen, was zu einem Austausch führte. Gruppen Diese beruht jedoch nicht auf einer zu Beginn festgelegten lang- 1995 Volunteers-Grundsätze teten dort nur die Gruppen der Lokalen Agenda 21 über ihre fristigen Zielformulierung mit klar abgestecktem Weg zu diesem 1998 Forum Esslingen Arbeit. Mittlerweile sind alle bürgerschaftlichen Gruppen, Ziele und Aufgaben des Netzwerks sind in den Flyern formuliert. Ziel. Sie verdeutlicht vielmehr einen kontinuierlichen Entwick- und Freiwilligenagentur EBBE Selbsthilfegruppen und Vereine eingeladen, ihre Arbeit und ihre lungsprozess, bei dem viele Einflüsse und Entscheidungen aus 1999 Lokale Agenda 21 aktuellen Projekte vorzustellen. Sie erscheint weiterhin regelmäßig dem Bereich des Bürgerengagements, der Kommunalpolitik und 2000 esslinger Aktivbüro und Zeitschrift zweimal jährlich – zum Neujahrsempfang und zum Bürgerfest im ESSLINGEN AM NECKAR Aufgaben des Netzwerkes ESaktiv: Mitglieder im Netzwerk ESaktiv: des Verwaltungshandelns, aber auch viele andere Faktoren inein- „ESaktiv“ Juli. Um das Engagement von Esslingerinnen und AG Evangelische Krankenpflegevereine andergegriffen haben und aufgenommen wurden. 2001 bürger- und Vereinshaus Von Beginn an gab es auf Verwaltungsebene Esslingern zu unterstützen, sieht das Netzwerk Tel. 0711/378225 Die Stadt Esslingen am Neckar blickt auf eine ESaktiv seine Aufgaben darin: AOK – CompetenceCenter Selbsthilfegruppen lange Tradition bürgerschaftlichen Engage- Tel. 07021/721287 2005 netzwerk ESaktiv – in Vereinen, • ein Bindeglied zwischen Engagierten, Der Gesamtprozess war mehrfach von unterschiedlichen Kontakt zwischen den Verantwortlichen für den ments zurück. Viele Esslingerinnen undAM Ess- NECKAR Caritas-Zentrum Esslingen, Tel. 0711/396954-0 P Organisationen,R O G R A M Verwaltung M und Politik linger bringen sichESSLINGEN mit ihrer beherzten Arbeit DasEvangelische Netzwerk Gesamtkirchengemeinde ESaktiv Kirchen und Stadt und erster Markt für das Gemeinwohl in dieser Stadt ein und zu sein; Tel. 0711/3969734-0 Handlungssträngen geprägt, die sich teilweise parallel entwickel- Agenda-Prozess und der damaligen Altenhilfe Fach- • einen gemeinsamen Standard für Rahmen- hat sich zum Ziel gesetzt: tragen zu einer hohen Lebensqualität bei. Forum Esslingen, Tel. 0711/357420 Mitglieder im Netzwerk ESaktiv: bedingungen für bürgerschaftliches ten, im Lauf der Zeit aber zusammengeführt werden konnten. des bürgerschaftlichen Engagements beratung, aber auch zu den anderen Fachämtern, Engagement zu entwickeln; • FreiwilligenagenturBürgerschaftliches Engagement– EBBE, Tel. 0711/3512-2487 in Esslin- Damit dieses bürgerschaftliche Engagement AG Evangelische Krankenpflegevereine • Möglichkeiten der Fort- und Weiter- genKatholische noch stärker Gesamtkirchengemeinde zu etablieren, weiterzu- Aufgaben des Netzwerkes ESaktiv: weiter wächst und gestärkt wird, bedarf es Tel. 0711/378225 bildung für Engagierte zu bieten; entwickelnTel. 0711/396919-15 und zu stärken; Der Blick zurück macht deutlich, dass der grundlegende Ansatz, 2006 mehrgenerationen- und Bürgerhaus die thematische Schnittstellen zu den Gruppen hat-einer strukturierten Zusammenarbeit der ver- Um das Engagement von Esslingerinnen und • Öffentlichkeitsarbeit zu leisten; • als Ansprechpartner für Bürgerschaft- AOK – CompetenceCenter Selbsthilfegruppen schiedenen Lokale Agenda 21, Tel. 0711/3512-2371 Esslingern zu unterstützen, sieht das Netzwerk Initiativen liches Engagement bereit zu stehen; Tel. 07021/721287 und Organisationen. • Gratifikations- und Anerkennungsmaß- Stadtjugendring Esslingen e.V. Kooperationen zu suchen und Netzwerke aufzubauen, sich als Pliensauvorstadt ten (z. B. Umwelt und Verkehr). Einzelne Agenda- • eine Interessenvertretung ESaktiv seine Aufgaben darin: Caritas-Zentrum Esslingen, Tel. 0711/396954-0 nahmen für bürgerschaftliches Engage- Tel. 0711/310580-0 Diese Aufgabe setzen seit Herbst 2005 ansäs gemeinützigen, örtlichen Einrichtungen,für die Evangelische Gesamtkirchengemeinde ment zu entwickeln. • ein Bindeglied zwischen Engagierten, sige Träger, Einrichtungen - Initiativen,Stadt Esslingen am Neckar roter Faden durch diese Entwicklung zieht und mit Sicherheit als 2009 Neue Bezeichnung: Gruppen waren und sind unmittelbarTel. 0711/3969734-0 im sozialen und Institutionen Vereine, Lokale Organisationen, Verwaltung und Politik aus dem freiwilligen Bereich gemeinschaft- und• Stabsstelle Selbsthilfegruppen Bürgerengagement zu sein;Agenda 21- Forum Esslingen, Tel. 0711/357420 Tel. 0711/3512-3108 zu sein; lich im Netzwerk ESaktiv um. • eine Plattform stabsstelle Bürgerengagement • Bürgerreferentin,für Informations- Tel. 0711/3512-2480 einer der Erfolgsfaktoren für die positive Entwicklung der Enga- • einenBereich gemeinsamen tätig,Standard für Rahmen- hier war dieFreiwilligenagentur Kooperation – EBBE, Tel. 0711/3512-2487 mit der Erfahrungsaustausch zu bieten; und • Frauenbeauftragte, Tel. 0711/3512-2993 bedingungen für bürgerschaftliches Katholische Gesamtkirchengemeinde Das Netzwerk ESaktiv möchte durch eine • eine Schnittstelle zwischen den verschie- • Referat für Migration und Integration gementförderung in Esslingen beschrieben werden kann. 2009 neuorganisation der Zuständigkeiten EngagementAltenhilfe-Fachberatung zu entwickeln; besondersTel. 0711/396919-15 intensiv. So warenge Zusammenarbeit dazu beitragen, dass denen Trägern und Koordinatoren im Tel. 0711/3512-2876 • Möglichkeiten der Fort- und Weiter- vermehrt Lokale Agenda 21, Tel. 0711/3512-2371 Synergien zwischen bürgerschaft Freiwilligenbereich• Koordinierungsstelle zu sein. Umweltschutz bildung für Engagierte zu bieten; lich Engagierten - Bereits wurde im Rahmen der Seniorenarbeit damit für die Agenda 21 zum Beispiel die AgendagruppeStadtjugendring „Bürgerhäuser“ Esslingen e.V. maß- und Hauptamtlichen entste- Tel. 0711/3512-2572 1993 • Öffentlichkeitsarbeit zu leisten; hen. Tel. 0711/310580-0 • Kulturreferat, Tel. 0711/3512-2705 • Gratifikations- und Anerkennungsmaß- • Schul- und Sportamt, Tel. 0711/3512-2312 begonnen, die im Land diskutierten Ideen zu neuen Engagement- 2010 gründung BE – Plenum und nahmengeblich für bürgerschaftliches am Gründungsprozess Engage- Stadt Esslingen des am Neckar Bürger- und • Stabsstelle Bürgerengagement Das Netzwerk ESaktiv fühlt sich den ment zu entwickeln. Tel. 0711/3512-3108 Volunteers-Grundsätzen des Land- 2010 verwaltungsinterne AG „Bilanz Tel. 0711/3512-2480 kreises Esslingen verpflichtet. formen in konkrete Projekte umzusetzen. Dabei entstanden die Vereinshauses Mettingen beteiligt.• Bürgerreferentin, (VonTel. 0711/3512-2993 Verwal- Kontakt: Netzwerk ESaktiv • Frauenbeauftragte, Integration für Migration und Stadt Esslingen am Neckar Bürgerschaftliches Engagement und Ausblick BE“ • Referat www.esslingen.de ersten bürgerschaftlichen Gruppen in Esslingen. tungsseite war die Altenhilfe-Fachberatung federfüh - Tel. 0711/3512-2876 Umweltschutz • Koordinierungsstelle Stabsstelle Bürgerengagement Tel. 0711/3512-2572 Renate Schaumburg Netzwerk ESaktiv - Tel. 0711/3512-2705 Ritterstraße 16 • Kulturreferat, Tel. 0711/3512-2312 in Vereinen, Kirchen und Sportamt, 73728 Esslingen • Schul- Telefon 0711/3512-3108 und Stadt Netzwerk ESaktivAnimationsprogramm für Kinder Telefax 0711/3512-553108 Bürgerschaftliches Engagement renate.schaumburg@ 10 Das Wissensmagazin 01/11 Kontakt: esslingen.de 11 Stadt Esslingen am Neckar www.esslingen.de Netzwerk ESaktiv - Stabsstelle Bürgerengagement in Vereinen, Kirchen Renate Schaumburg Ritterstraße 16 und Stadt 73728 Esslingen Telefon 0711/3512-3108 Telefax 0711/3512-553108 renate.schaumburg@ esslingen.de Koordinierte Engagementförderung Koordinierte Engagementförderung

Mitglieder des BE-Plenums beim Gründungstreffen aus dem Migrations-, Selbsthilfe-, Umwelt- oder Sozialbereich, Austausch der Engagierten untereinander fördern. Zu diesem allel laufenden Handlungsstränge von BE und Lokaler Agenda 21 Der Blick zurück bestätigt, dass es richtig war, von Beginn an auf Vertreterinnen und Vertreter von Vereinen aus den Bereichen Zweck wird alljährlich eine übergreifende Fortbildungsreihe endgültig in einer gemeinsamen Struktur zusammengeführt. Kooperation zu setzen, Engagierte zu Beteiligten zu machen und Sport, Kultur und Rettungswesen sowie Träger verschiedener angeboten. Die Themen sind so gewählt, dass sowohl Vereins- Die neu abgestimmte Aufgabenverteilung zwischen der den Aufbau von Netzwerken zu fördern. Die kommunale Einrichtungen – vom Frauenhaus bis zu den Pflegeeinrichtungen vertreter wie Engagierte in Selbsthilfegruppen, der Lokalen Stabsstelle BE, dem Büro des Oberbürgermeisters und dem Stabsstelle Bürgerengagement war dabei immer eine treibende – waren beteiligt. Sie fanden in den Begegnungen neue Berüh- Agenda, BE-Gruppen, im Jugendgemeinderat oder in den Migran- Esslinger Aktivbüro (zugehörig zum Hauptamt) ist in der Ab- Kraft. Sie wird von allen Beteiligten als zentrale Schaltstelle rungspunkte und Ansätze für Kooperationen. 2011 wird der tenorganisationen angesprochen werden und sich in den einzel- bildung links dargestellt. akzeptiert, die in der Lage ist, koordinierend zu wirken. Die Markt im Rahmen der Esslinger Aktivitäten zum europäischen nen Veranstaltungen begegnen und näher kennenlernen. Erst- Mit der Neuorganisation der Zuständigkeiten wurde auch Träger von Engagement und die Engagierten selbst haben wesent- Jahr der Freiwilligentätigkeit stattfinden. mals wurde 2010 eine neu konzipierte Kursreihe zum Einstieg ins die weitere Vernetzung der Engagierten selbst erneut in den lich vom Erfahrungsaustausch profitiert, manches neue Projekt Neben der öffentlichen Darstellung der Arbeit und der Engagement angeboten. Auch hier ist es das vorrangige Ziel, als Blick genommen. Dabei erschien es sinnvoll, die bisherigen Pro- ist auf diesem Weg entstanden. Einiges wurde von den Entwicklung gemeinsamer Rahmenbedingungen für Bürgeren- Netzwerk-Knoten zu agieren und Engagierte je nach Interesse für jektleitersitzungen der Lokalen Agenda 21 in ein größeres „BE- Netzwerkpartnern gemeinsam realisiert; ein Träger alleine hätte gagement in Esslingen will das Netzwerk ESaktiv vor allem den unterschiedlichste Handlungsfelder zu begeistern. Plenum“ zu überführen, das auch Vertreterinnen und Vertreter es nie auf den Weg bringen können. Durch die verstärkte Kooperation im Netzwerk ESaktiv ent- anderer Engagement-Bereiche einbezieht, insbesondere die 21 Die gemeinsamen Fortbildungsangebote für Engagierte aus standen auch häufiger gemeinsame Aktivitäten innerhalb der Gruppen, die im „Forum Esslingen“ ihre Heimat haben. Dieses unterschiedlichsten Bereichen haben den Wissenstransfer und Aufgabenverteilung in der Verwaltung Kommune. Im Rahmen der Würdigung des bürgerschaftlichen BE-Plenum wird sich künftig zweimal pro Jahr treffen. Ziel ist es das gegenseitige Verständnis für die Rahmenbedingungen in ver- Engagements wurde zum Beispiel 2006 damit begonnen, für die auch hier wieder, Berührungspunkte zu identifizieren und schiedenen Engagementformen und -feldern befördert. Das Stabsstelle Bürgerengagement (Amt für Sozialwesen) Mitglieder der Agenda-Gruppen und die Aktiven aus den BE- Kooperationen anzustoßen, wo immer dies sinnvoll erscheint. Es gemeinsame Auftreten der Netzwerkpartner hat die öffentliche . Sicherstellung der Rahmenbedingungen, damit sich BE in Gruppen im Forum Esslingen eine gemeinsame Jahresabschluss- soll neben der Informationsweitergabe und dem Austausch auch Wahrnehmung des Themas „Bürgerengagement“ in Esslingen der Kommune etablieren und weiterentwickeln kann feier zu organisieren, an der auch der Oberbürgermeister regelmä- die Diskussion übergreifender Fragen des BE aus der Sicht der unterstützt. Die jetzt begonnene Diskussion von Leitlinien für . Qualitätssicherung und Weiterentwicklung des Bürger- ßig teilnimmt. Neben der Bündelung von Ressourcen stand auch Betroffenen voranbringen. Anknüpfend an die bereits länger be- bürgerschaftliches Engagement in Esslingen wird mit großer engagements in Esslingen,Beratung von Vereinen, Institu- hier wieder die Idee der Schaffung eines Begegnungs- und stehende gemeinsame Festkultur in Form einer Jahresabschluss- Wahrscheinlichkeit dazu beitragen, einen weiteren Schritt voran tionen zum Thema BE Austauschrahmens im Vordergrund. Im Lauf der Jahre wurden feier wird eines der beiden jährlichen Treffen weiterhin mit zu kommen auf dem Weg zu gemeinsamen Standards für . O rganisation und konzeptionelle Entwicklung der Bürger- verschiedene weitere Gruppen zu dieser Veranstaltung eingela- einem Fest verbunden werden, zu dem alle Aktiven aus den Engagement und Engagementförderung in Esslingen. häuser den. 2010 wurde diese Veranstaltung mit der Gründung des beteiligten Gruppen eingeladen sind. Im September 2010 fand Spannend wird es sein, wie sich ein weiterer Rückblick in . G eschäftsführung des Netzwerkes ESaktiv und des „BE-Plenums“ verbunden. das erste Treffen dieses neuen Gremiums statt, der Schwerpunkt zehn Jahren gestaltet. Wird es möglich sein, auch dann wieder BE-Plenums Ein drittes Bürgerhaus wurde 2006 seiner Bestimmung lag auf der gegenseitigen Vorstellung der Arbeitsschwerpunkte. das „Näher-Aneinander-Rücken“ verschiedener Handlungsstränge . Öffentlichkeitsarbeit zur Etablierung von BE im Gemeinwesen übergeben. Unter Nutzung der Impulse aus dem Bundespro- Bereits hier wurden Ansatzpunkte für Kooperationen deutlich. zu konstatieren? Wie weit wird es bis dahin zum Beispiel gelun- . A nsprechpartner auf Stadt-, Landkreis-, Landes- und gramm „Soziale Stadt“ gelang es hier erstmals, eine hauptamt- Wie beim Netzwerk ESaktiv wird davon ausgegangen, dass gen sein, engere Kooperationen zwischen dem mittlerweile nicht Bundesebene zu Fragen des BE in Esslingen liche Stelle (50 %) einzurichten, die im Stadtteil die Gründung sich dieses Plenum weiter entwickelt und aus der gemeinsamen mehr ganz so jungen „Neuen BE“ und den Engagierten in den . E rschließung neuer Potentiale für Bürgerengagement von Initiativen unterstützt (Gemeinwesenorientierung / weitere Arbeit auch neue Impulse entstehen. Bereits jetzt zeichnet sich traditionellen Vereinen zu erreichen? Welche neuen Handlungs- . L eitung/Koordination bestehender Initiativen und Agenda- Förderung der Stadtteilarbeit). Diese Fachkraft ist auch für die ab, dass der Teilnehmerkreis noch wachsen wird, weitere felder und Beteiligungsformen werden in der Zeit nach Stuttgart gruppen Koordination der Aktivitäten im Haus sowie für die Vernetzung Gruppen haben Interesse an einer Mitarbeit bekundet oder wur- 21 entstanden sein, und wie eng sind diese verknüpft mit dem, . E rstellung von Publikation über BE- Angebote der Akteure im Stadtteil verantwortlich. Die erfolgreiche Bewer- den von den Beteiligten am Gründungstreffen als potenzielle was hier als bürgerschaftliches Engagement beschrieben wird? . Weiterentwicklung der Anerkennungskultur bung um Aufnahme in das Bundesprogramm Mehrgeneratio- Teilnehmer benannt. nenhäuser ermöglichte die weitere Aufstockung dieser Stelle für Verwaltungsintern hat sich 2010 eine Arbeitsgruppe gebil- Wol fg a n g K irs t, A mt für Sozialw esen , Bürgerreferentin, Büro OB die Programmlaufzeit. Das Haus hat sich im Stadtteil mittlerwei- det, die den Auftrag hat, die Strukturen des bürgerschaftlichen S ta bss t el le Bürgerengagement . Strategische Beteiligung bei der Weiterentwicklung des le fest etabliert, die hauptamtliche Kraft ist Mitglied im Engagements in Esslingen zu überprüfen und zu bilanzieren. Auf 1 Mit verschiedenen Veränderungen der Aufgabenschwerpunkte ist aus der Bürgerengagements Netzwerk ESaktiv. dieser Grundlage sollen geeignete Maßnahmen zur Weiter- kommunalen Altenhilfe-Fachberatung zunächst die Stelle der Beauftragten für Strategische Beteiligung bei übergeordneten Gremien/ Im Rahmen einer Organisationsentwicklung im Amt für entwicklung und Sicherstellung der Zukunftsfähigkeit des bür- Senioren und Bürgerengagement (2006) und dann die Stabsstelle Bürgeren- . gagement und Senioren (2009) entstanden. Im weiteren Verlauf des Artikels Aktionen des Bürgerengagements (Part Lokale Agenda 21) Sozialwesen wurde auch die kommunale Begleitung des bürger- gerschaftlichen Engagements in Esslingen formuliert werden. Der werden die chronologisch gültigen Amts- und Stellenbezeichnungen verwendet. 2 Pflege der Anerkennungskultur schaftlichen Engagements neu positioniert. 2009 wurde dieses Blick richtet sich dabei vor allem auf die Voraussetzungen, die in Von Beginn an wurde z. B. ein regelmäßiger „Bürodienst“ der im Haus behei- . mateten Gruppen organisiert. Dieser sorgt dafür, dass das gemeinsame Büro Aufgabengebiet unter der Bezeichnung „Stabsstelle Bürger- den kommenden Jahren erfüllt sein müssen, um das bürger- im Haus täglich zu festgelegten Zeiten besetzt ist. 3 Externe Partner sind derzeit Vertreterinnen und Vertreter der Selbsthilfe- Esslinger Aktivbüro, Hauptamt engagement und Senioren“ direkt bei der Amtsleitung angesie- schaftliche Engagement noch attraktiver zu gestalten und weitere gruppen, Kirchen, Wohlfahrtsverbände, der Jugend, BE-Gruppen im Forum Wegweiserfunktion für Bürgerschaftliches Engagement delt. Im gleichen Jahr wurde durch eine weitere Umstruktu- Einwohner für ein freiwilliges Engagement zu gewinnen. Esslingen, Lokalen Agenda 21, Freiwilligenagentur, des Mehrgenerationen- . & Bürgerhauses sowie des Stadtseniorenrates. Kommunale Partner im Netz- . O rganisatorische Unterstützung der Agenda-Gruppen rierung auch die Zuständigkeit für die Agenda-Gruppen neu Nach der Vorlage einer ersten Bilanz ist die Arbeitsgruppe werk sind neben der Stabsstelle Bürgerengagement und der Bürgerreferentin  geregelt. Wesentliche Teile der Gesamtsteuerung wurden dabei derzeit damit beschäftigt, einen Entwurf für „Leitlinien des im Büro des Oberbürgermeisters, die Frauenbeauftragte, der Referent für . Mitwirkung bei öffentlichkeitswirksamen Aktionen / Migration und Integration, die Koordinierungsstelle Umweltschutz sowie Mit- Veranstaltungen an die Stabsstelle BE übertragen, die fachliche Begleitung der Bürgerschaftlichen Engagements“ in Esslingen zu entwickeln, der arbeiter aus dem Kulturreferat und dem Schul- und Sportamt, die dort für die Unterstützung der Vereine zuständig sind. (Stand Jan. 2011) . A nmelde- und Versandaktionen im Bereich Bürgerengagement Gruppen erfolgt durch die jeweiligen Fachämter oder andere Grundlage für eine breit angelegte Diskussion dieses Themas mit 4 z.B. Leitung städtischer Verkehrbetrieb für die ÖPNV-Gruppe (Öffentlicher geeignete kommunale Ansprechpartner.4 Damit wurden die par- allen Akteuren sein wird. Personennahverkehr)

12 Das Wissensmagazin 01/11 Das Wissensmagazin 01/11 13 Koordinierte Engagementförderung Koordinierte Engagementförderung

Engagement sichtbar machen – Die finanziellen Ressourcen für das Vorhaben „Staufersaga“ sind Das Beispiel Schwäbisch Gmünd Vorbereitungen Stadtjubiläum knapp bemessen. Die Einbindung von Unternehmen und deren Know-how ist für die Organisation deshalb von großer Engagement- Identitätsstiftend für Schwäbisch Gmünd verlaufen seit Herbst Bedeutung. So hat sich die Firma Voestalpine-Polynorm spontan 2010 die Vorbereitungen für die Jubiläumsfeier „850 Jahre Stadt dazu bereiterklärt, Teilbereiche der Helmproduktion zu überneh- Schwäbisch Gmünd“ im Jahr 2012. Im Rahmen der Staufersaga men. Damit erweitert sich das Portfolio des Unternehmens vom förderung – (Theaterstück) und des Stauferzugs (Umzug) entwickelte sich ein Kotflügel für Premium-Sportwagen bis zur historisch korrekten außergewöhnlich starkes bürgerschaftliches Engagement – ob in Ausstattung von Rittern, Sarazenen und der Stadtwache. Es zeigt aus der Praxis der Gewandmeisterei mit über 60 Aktiven, der Rüstmeisterei mit sich, dass Spaß und Freude sehr starke Motivationsgründe für ca. 50 Teilnehmern oder auch bei der Sammlung von Kleidern, bürgerschaftlches Engagement sind. Im Juni 2010 wurde in Schwäbisch Gmünd als Stof-fen, Pelzen und Leder. Es gingen so viele Spenden ein, dass Baustein einer Gesamtkonzeption zur Förderung die Lagerkapazitäten in kürzester Zeit erschöpft waren und neue A le x a n der K rol l , des bürgerschaftlichen Engagements eine Räumlichkeiten gesucht werden mussten. S ta bss t el le Bürgersch a f t liches En g agemen t Stabsstelle direkt beim Oberbürgermeister einge- richtet. Anlaufstellen für bürgerschaftliches Engagement gab es zwar in der Verwaltung auch schon zuvor und Ein neuer Spielplatz als generationenübergreifendes Projekt die bürgerschaftlich Engagierten wurden auch bisher schon Koordinierte Engagement- betreut, allerdings mit unterschiedlichem Aufwand und nicht mit takt mit der Verwaltung wird für den Ehrenamtlichen dadurch der gleichen Qualität. Außerdem versprach man sich durch eine sehr effektiv, außerdem erhält der Mitarbeiter des betroffenen bessere Koordination der Akteure verbesserte Rahmenbedin- Amtes eine engere Bindung zum Engagement in seinem förderung gungen für das bürgerschaftliche Engagement in der Stadt. Zuständigkeitsbereich. Ziel der Stadt Schwäbisch Gmünd ist es, den Entwicklungs- Im § 1 der Baden-Württemberg heißt es: „Die Hand. Die Arbeit wird von hauptamtlichen Stadtteilkoordinato- schritt von der Ordnungskommune über die Dienstleistungs- Ressourcenmanagement Gemeinde fördert in bürgerschaftlicher Selbstverwaltung das ren unterstützt. kommune hin zur aktivierenden Kommune fortzusetzen. Die gemeinsame Wohl ihrer Einwohner und erfüllt die ihr von Land Das heutige Ulmer Dialogmodell der Gemeinwesenarbeit Ressource des aktiven Bürgers, der sich in die kommunale Bisher beschafften die Fachämter über das dezentrale Res- und Bund zugewiesenen Aufgaben.“ Was aber ist das gemein- ist ein kommunales Strukturmodell zur Umsetzung der Bürgerge- Gesellschaft einbringt, ist ein hoch einzuschätzendes Gut. Ent- sourcenmanagement in Eigenverantwortung Hilfsmittel zur Erfül- same Wohl der Einwohner? Wie kann das Engagement der sellschaft in einer Stadt und zur dezentralen Förderung des Bür- scheidungen werden unter Einbindung von Bürgern getroffen, lung der alltäglichen Aufgaben – vom Faltpavillon über Mode- Bürgerinnen und Bürger dazu beitragen? Je bunter und differen- gerschaftlichen Engagements (BE). Zu Beginn der 90er Jahre aus Projekte werden gemeinsam mit Bürgern und deren aktivem rationskoffer bis hin zu Werkzeugen, Laptops und Beamern. zierter die kommunale BE-Landschaft ist und noch werden wird, der Jugendhilfeplanung heraus entstanden, entwickelte es sich Engagement vorangetrieben. Damit dies gelingt, ist es notwendig, Damit einher geht die dezentrale Verwaltung vorhandener Räum- um so notwendiger ist es für die Städte, eine Vorstellung, ja viel- dynamisch unter der Beteiligung aller Akteure aus Bürgerschaft, verwaltungsintern Strukturen zu bilden, die Transparenz für die lichkeiten. Nun sorgt eine softwaregestützte Verwaltung dieser leicht sogar eine mit allen Akteuren abgestimmte Strategie zu Politik und Verwaltung weiter. Engagierten schaffen und fähig sind, Hindernisse für den Erfolg Ressourcen für mehr Transparenz und Effektivität. Andere Fach- entwickeln. Den Kommunen kommt dabei die zentrale Rolle zu. In Schwäbisch Gmünd nun war die Funktion des Leiters des von bürgerschaftlich getragenen oder gestützten Vorhaben schnell ämter erhalten Einblick, die Buchung erfolgt jedoch durch das Amtes für Familie und Soziales mit der Vertretung in einer zu beseitigen. Amt. Die Ressourcen stehen zunächst allen Ämtern, in einem Schwäbisch Gmünd auf dem Weg zur Steuerungsgruppe für BE – gemeinsam mit fünf anderen großen Schwäbisch Gmünd hat hierzu verwaltungsintern eine soge- weiteren geplanten Schritt aber auch den Vereinen zur Verfügung, koordinierten Engagementförderung Sozialträgern, die im Bereich BE tätig sind – verbunden. Dieser nannte Fachgruppe für bürgerschaftliches Engagement gebildet, die dann auch ihre Ressourcen einbringen können. in der sich die betroffenen Fachämter regelmäßig treffen. Die Ich konnte in Schwäbisch Gmünd auf die Vorerfahrungen aus Fachgruppe agiert dabei nach festgelegten Zielsetzungen, die für Einsatz der Bürgerstiftung meiner Tätigkeit in aufbauen. Einige Beispiele: eine effektive Förderung des bürgerschaftlichen Engagements als Die Urzelle für bürgerschaftliches Engagement war die Vorerfahrungen zum Thema notwendig erachtet wurden: Mit der Bürgerstiftung ist künftig ein weiteres Instrument zur Einrichtung KORN. Sie war ursprünglich sehr breit angelegt als „Koordinierte Engagementförderung“ Unterstützung des bürgerschaftlichen Engagements verfügbar. Koordinationsstelle für den Gesundheits- und Sozialbereich zwi- • 1988 - Ziel: Aufbau einer Koordinationsstelle Regionales Netzwerk – KORN: Koordination- Anlauf- und Vermittlungsstelle für Menschen, zwischen Bereichen (z.B. zwischen gesundheitlicher Selbsthilfe Alles aus einer Hand Temporär aktive Initiativen können leichter Spenden sammeln, schen Selbsthilfe und Profisystem, stationärer und ambulanter und Ärzten), Ergebnis: Einrichtung eines Selbsthilf ebüros (gefordert von den Selbsthilfegruppen) Spendenquittungen können zügig ausgestellt werden. Dabei wer- Versorgung und als Informations- und Anlaufstelle für Bürger in Koordination durch eine Universität in Kooperation mit Selbsthilfegruppen (über Vereinsvorstand) • 1997 - Dialogmodell der Gemeinwesenarbeit zur dezentralen Förderung des BE in einer Stadt Ehrenamtlich Engagierte haben feste Anlaufstellen: Der Sport- den die Projekte dem Stiftungsvorstand vorgestellt, der dann ent- einer Region mit zwei Städten, zwei Landkreisen und einer Uni- mit Hilfe von Gesamtkoordination und Stadtteilkoordination durch städtische Mitarbeiter, Koordination (einschließlich bürgerschaftlichem Diskurs) durch eine Kommune verein wendet sich an das Amt für Bildung und Sport, die kultur- scheidet, ob das Sammeln übernommen wird. Seit Sommer 2010 versitätsklinik. auf der Grundlage eines Gemeinderatsbeschlusses • 2005 - Konkurrenz in Sachen Fortbildungsangebote für Ehrenamtliche zwischen Wohlfahrtsverbänden treibenden Vereine an das Kulturbüro und der sozial Engagierte wurden bereits drei Projekte gestartet: der Bau eines Modells der Seit 1997 gibt es in den fünf Stadtteilen Böfingen, Eselsberg, einerseits und einer Volkshochschule in Kooperation mit einer Freiwilligenagentur andererseits Vermittlung, Abstimmung und Ergänzung der Angebote durch Stabsstelle BE an das Amt für Familie und Soziales. Bei diesen Anlaufstellen Johanniskirche, die Restaurierung von vier stadtbildprägenden Mitte-Ost, Weststadt-Söflingen und Wiblingen regionale Pla- • 2008 - Kooperation im Bereich des BE im Sozialbereich von verschiedenen Trägern in Schwäbisch Gmünd erhalten die Hilfesuchenden alle Leistungen, auch wenn diese Stationskreuzen und die Sanierung eines Denkmals auf dem nungsgruppen. Dort können die Bewohner ihre Vorstellungen Koordination durch einen Wohlfahrtsverband originär von anderen Fachämtern bearbeitet werden. Der Kon- Leonhardsfriedhof. äußern; sie arbeiten mit der Verwaltung und der Politik Hand in

14 Das Wissensmagazin 01/11 Das Wissensmagazin 01/11 15 Koordinierte Engagementförderung Koordinierte Engagementförderung

„Generationaktiv“ genannte Verbund war bereits der zweite An- Sie erarbeiteten in einem Workshop Empfehlungen, die dann in . Erfahrungsaustausch auf verschiedenen Ebenen lauf in Gmünd, ein solches Netzwerk bzw. eine solche Koordi- Workshop II den Vertretern der Verwaltung zur Bearbeitung vor- . Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit über Termine, nierung des Bürgerschaftlichen Engagements zu begründen. Die- gelegt wurden, die immer wieder mit BE zu tun haben – vom Inhalte, Ergebnisse und Angebote im BE-Bereich ses Netzwerk scheiterte jedoch nach Auffassung aller Beteiligten, Ordnungsamt, Schul- und Sportamt, Kulturbüro, Stadtplanungs- . Anbindung an die Verwaltung (wird im Folgenden darge- weil die Vernetzung „vorgegeben“ wurde und im übrigen nicht amt, Baubetriebsamt, Frauenbeauftragte, Integrationsbeauftragte stellt) dem damaligen Wunsch und Bestreben der beteiligten Institu- bis hin zum Amt für Familie und Soziales. Ergebnis war das . Synergien herstellen, einheitliche Sozialräume definieren und tionen im Bereich des Bürgerschaftlichen Engagements entspro- sollten ehrenamtliche und entlohnte Tätigkeiten (Service Plus für Konzept „Hand in Hand für Gmünd“. Wesentliche Inhalte: . Freiwillige gewinnen chen hatte. Menschen über 50) angeboten und Motivation und Zufriedenheit . Vernetzung der Organisationen, die mit Engagierten arbeiten; der Ehrenamtlichen, das Miteinander der Generationen, die posi- koordinierte Informationsarbeit; Qualifizierung /Fortbildung Bemerkenswert war, dass die Teilnehmer der beiden Workshops Generationaktiv als Projekt tive Wahrnehmung des Alters, soziale Beziehungen und Netze der freiwillig Tätigen; Monitoring /Steuerung; Stabilisierung sehr ähnliche Einschätzungen, Meinungen zu den durch die . wurde 2006-2008 von der Robert-Bosch- finanziell der Unterstützung sowie öffentliche Anerkennung von sozialem von ehrenamtlich tätigen Institutionen; Anerkennung der Analyse vorgegebenen Themen hatten. gefördert, Engagement gefördert werden. bürgerschaftlichen Arbeit durch bestimmte Leistungen / . hatte eine hauptamtliche Projektleitung und einen Die Stärken-Schwächen-Analyse war die Grundlage für ei- Vergünstigungen; Erarbeitung einer Geschäftsordnung bzw. Die t er Lehm a n n , Wohlfahrtsverband als Antragssteller und Projektträger, nen erneuerten Anlauf in Gmünd, zu einer koordinierten Engage- von Leitlinien, Lei t er des Sozi a l a m t s . wurde an fünf Schulen, in 15 sozialen Organisationen und mentförderung zu gelangen. vier Unternehmen durchgeführt, Am Beginn stand die Erarbeitung eines Gesamtkonzepts für . ließ neue Einrichtungen entstehen, die sogenannten die Stadt. Daran wirkten mit: das Bürgermentorennetzwerk, die Generationenbüros in Ortschaften und Kirchen, die Stadtverbände Musik und Gesang, die Wohlfahrts- . verfügte über eine Begleitforschung durch das ZZE. verbänden, Seniorenrat, Stadtjugendring, Integrationsrat, Lokale Agenda, Aktion Familie, Frauenforum, die Teilnehmern an den Koordinierte Engagement- Die Ziele waren eine systematische Förderung bürgerschaftlichen drei von Generationaktiv gebildeten Arbeitsgruppen: Schulen, Engagements von Menschen ab 50 bzw. der Aufbau von entspre- Unternehmen, Gemeinwesenarbeit/ Stadtteilarbeit und verschie- chenden Strukturen im Raum Schwäbisch Gmünd. Insbesondere dene andere. förderung in Gemeinden Die derzeit 123 Städte und Gemeinden im Gemeindenetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Die Stärken-Schwächen-Analyse in Baden-Württemberg fördern bürgerschaftliches Engagement auf sehr unterschiedliche Weise.

generationaktiv Dies ergibt sich aus der heterogenen Struktur der Mitglieder: während die verwaltungsinterne Koordinierung und Organisa- Gemeinden im ländlichen Raum, Kleinstädte, Städte mit mehre- tion durch die Amtsleitung erfolgt (28 Nennungen). Stärken Schwächen ren Orts-/ Stadtteilen, unterschiedlichen Strukturen und Einwoh- Das Bewusstsein und die Notwendigkeit eines Netzwerks für Bürger- Der konzipierte Ehrenamtspool lief nicht. schaftliches Engagement in der Stadt wurde geschaffen. nerzahlen, Lage und historischer Entwicklung. In einer der klein- Kategorie 3: Amtsleiter sind die Hauptansprechpartner. sten Gemeinde erledigen einschließlich Bürgermeister fünf Per- Förderung bürgerschaftlichen Engagements ist für sie ein Auf- Neue BE-Themen wurden angegangen wie z.B. Entlohnung Eine durchgängige Anerkennungskultur für die Stadt wurde sonen die tägliche Arbeit im Rathaus, in der größten Mitglieds- gabenbereich von vielen. Koordination, Organisation und reprä- des Ehrenamts oder unternehmerisches Engagement (CC) nicht geschaffen. stadt sind es einige hundert. All das sind Gründe, um auch bei sentative Aufgaben werden durch die Amtsleitung übernommen. Arbeitsgruppen zu bestimmten Themen wurden gebildet: Es erfolgte keine Öffnung für weitere Kooperationspartner. der Engagementförderung eigene Wege zu finden. Dies erfolgt in Absprache mit dem Bürgermeister bzw. der • Schulen Van Anfang an war hinderlich, dass dieses Projekt, • Unternehmen gefördert von der Robert-Bosch-Stiftung, auf die Gmünder Eine Umfrage im Gemeindenetzwerk 2010 ergab nicht nur Bürgermeisterin (9 Nennungen). Strukturen des BE aufgesetzt wurden und deshalb vom sehr unterschiedliche Vorgehensweisen, sondern auch individu- • Gemeinwesenarbeit / Stadtteilarbeit Projektträger nicht wahrgenommen wurde, was bereits da war Diese Arbeitsgruppen führten gemeinsame Aktionen durch. bzw. lief. elle Lösungen, die sich an den örtlichen Gegebenheiten orientie- Kategorie 4: Eine Fachkraft für Bürgerschaftliches Engage- Sie bilden eine gute Basis für die Weiterarbeit und sind ausbaufähig. ren. Rückmeldungen ergaben folgende Kategorien: ment wird eingesetzt. Diese übernimmt die Aufgabe nicht zusätz- Eine gute Öffentlichkeitsarbeit wurde gemacht (wenn auch etwas Ein fertiges Konzept des Projektträgers musste / sollte lich zu einer anderen Verwaltungstätigkeit (45 Nennungen). Projektträgerlastig). umgesetzt werden, d.h.: der Projektantrag, der ohne Beteiligung Kategorie 1: Der Bürgermeister oder die Bürgermeisterin ist erstellt wurde, sollte umgesetzt werden. generationaktiv wurde öffentlich wahrgenommen. Hauptansprechpartner / in für bürgerschaftliches Engagement. Kategorie 5: BE wird in den einzelnen Ressorts der Hier werden Projekte initiiert, koordiniert und gemeinsam mit Verwaltung je nach Thema eigenständig organisiert. Eine Ko- Es wurden alle an einen Tisch gebracht um sich Der Projektträger verfügte über alle finanzielle Ressourcen. kennenzulernen. der Verwaltung organisiert (21 Nennungen). ordinierung innerhalb der gesamten Verwaltung findet nicht statt (8 Nennungen). Bausteine für die Weiterarbeit liegen vor. Beteiligte waren der Meinung, dass es das doch schon gab (Gmünd aktiv als Vorläufer von generationaktiv). Kategorie 2: Bürgermeister/in und Amtsleitung (vorwiegend Hauptamt) sind Hauptansprechpartner für BE. Dabei übernimmt Ja nine Blis t le, Die sehr offensive Vorgehensweise des Projektträgers schreckte manche ab. der / die Bürgermeister / in hauptsächlich repräsentative Aufgaben, Fachber at un g Gemein dene t z w erk

16 Das Wissensmagazin 01/11 Das Wissensmagazin 01/11 17 Koordinierte Engagementförderung

Heidenheim Ravenstein Ich für uns: Der Bürgermeister als mehr als geordnetes Engagement Hauptansprechpartner

Für eine der jüngsten Städte im Städtenetzwerk Centers. Eine Kombination, die so in keinem Lehrbuch steht, und Koordinator ist koordinierte Engagementförderung ein gewich- aber dennoch höchst erfolgreich ist. Vier von sechs Jugendlichen tiges und gleichzeitig hochaktuelles Thema. Ich bin wurden innerhalb eines halben Jahres in Ausbildung, zwei in stolz auf die Entwicklung, die Heidenheim im Bür- eine weiterführende Schule gebracht. Die Jugendlichen erfahren Die Stadt Ravenstein (Neckar-Odenwald-Kreis) Instrument der Dorf-Flurneuordnung unsere Stadtteile in einem gerengagement in den letzten anderthalb Jahren dort durch die Freiwilligen Wertschätzung und professionelle hatte am 31.12.2010, 2.946 Einwohner, verteilt auf Zeitraum von zehn bis zwölf Jahren zukunftsfähig machen. In gemacht hat. Betreuung. Alle Freiwilligen haben einen wirtschaftlichen Hin- sechs Stadtteile, zwei Weiler und 29 Anwesen auf „Küchentischgesprächen“, Arbeitskreisen und wiederkehrenden Im März letzten Jahres wurde in Heidenheim die kommu- tergrund. einer Gemarkung mit 5.599 Hektar. Jeder Infoveranstaltungen wurden und werden Wünsche geäußert, nale Anlaufstelle für Bürgerengagement erstmalig personell Oder ein zweites Beispiel: ein Filmprojekt mit einem Ravensteiner ist statistisch gesehen in rund 1,8 Angebote gemacht und Ziele definiert, aber auch die Grenzen besetzt. Dem voraus ging eine Arbeitsgruppe, die eine umfang- Heidenheimer Senior und einer Gruppe Punker in Zusammen- Vereinen Mitglied. Ergänzt wird diese Statistik durch ein reges, des Machbaren aufgezeigt. reiche Konzeption für die Einrichtung dieser neuen Position arbeit mit dem Jugendreferat. Dort verändern sich Sichtweisen pulsierendes Leben in den Kirchen- und Pfarrgemeinden. Ich habe den Eindruck, die Bürgerinnen und Bürger erstellte. Wir gehören zu den ersten Städten in Baden-Würt- und Einstellungen zwischen und innerhalb der Generationen. Erste Anfänge des Bürgerschaftlichen Engagements (BE) beschäftigen sich überhaupt erstmals mit der Situation in ihrer temberg, die eine solche Konzeption vorweisen können, und wir 30 Freiwillige engagieren sich in dem Projekt „Ich für über die genannten Aktivitäten hinaus entstanden bei der Heimatgemeinde und ihrem Wohnumfeld. haben uns auch einige Städte im Städtenetzwerk angeschaut, um Heidenheimer Schulen“. 30 weitere Freiwillige unterstützen zum Planung und beim Bau von Vereinshäusern und Vereinsräumen. Innerörtliche Potenziale sind für mich nicht nur die bestehende Erfolgsfaktoren in das Heidenheimer Modell einflie- ersten Mal Organisationen in Heidenheim. So berät derzeit etwa So konnte z. B. das Merchinger Schloss aus dem 16. Jahrhundert Nutzung brachliegender oder umzuwandelnder Flächen oder ßen zu lassen. eine junge Journalistin die Diakonie in Sachen Marketing und nur durch einen herausragenden Einsatz eines Fördervereins Gebäude, sondern in erster Linie das vielfältige Meinungsbild Ausgangspunkt für die Konzeption war 2008 der Fachtag Pressearbeit – auf Zeit, versteht sich. finanziert und ausgebaut werden. Im nunmehr renovierten und das zukunftsfähige, zielführende Mitgestalten aller Einwoh- „Generationengerechte Stadt“ und der Wunsch, eine Arbeits- Alle diese Menschen wurden durch „Ich für uns“ zusammen Gebäude finden Veranstaltungen der Stadt, der Vereine und ner an ihrem Heimatort. Über die Arbeitskreise, denen naturge- gruppe aus Freiwilligen, Organisationen und Verwaltung zu bil- gebracht. So heißt die Heidenheimer Koordinierungsstelle. Der eines Dienstleistungsbetriebs statt, der mit bürgerschaftlichem mäß zunächst nur die örtliche Sichtweise anhaftet, wollen wir den, die sich mit einer für Heidenheim zugeschnittenen Lösung Name ist Programm geworden und ich hoffe, dass er der Grund- Engagement als eingetragener Verein geführt wird. Ein im letzten aus der Mitte der Einwohner ein Netzwerk für und über die beschäftigt. Ergebnis war ein stimmiges und gut recherchiertes stein für ein neues Selbstverständnis in der Bevölkerung ist. Ins- Bauabschnitt eingerichtetes Hotel rundet das Angebot ab. Gesamtstadt erarbeiten lassen, das allen Ravensteinern einen fundiertes Konzept, von dem ich mich dann auch überzeugen gesamt haben schon über 150 neue Freiwillige die Koordinie- Dieses Beispiel für bürgerschaftliches Engagement wurde Nutzen bringen kann. Für mich war und ist es immer noch eine ließ. Demografische Entwicklung, Generationen verbinden, die rungsstelle aufgesucht, viele Neuzugezogene suchen über ein En- beim Bau oder bei der Modernisierung von öffentlichen und kul- wertvolle Erfahrung, quasi durchs Fenster, von außen, betrachten Suche nach sinnstiftenden Tätigkeiten, die Bürger wieder stärker gagement auch Heimat und eine sinnvolle Freizeitgestaltung. turellen Räumlichkeiten in anderen Stadtteilen zum Vorbild zu können, wie Mitmenschen, Alte und Junge sich ihre Zukunft in die Verantwortung für soziale Gerechtigkeit nehmen – dies Vor Kurzem wurde im Gemeinderat die „Heidenheimer genommen. Vorreiter bei dieser Spielart des BE waren engagierte in ihrem Heimatort vorstellen. sind alles Aspekte, die mir einleuchtend erschienen. Professionell Charta des Bürgerengagements“ verabschiedet. Sie enthält Leit- Ortsvorsteher oder rührige Vereinsvorstände. Wir müssen in unseren Städten und Gemeinden im länd- strukturiertes Bürgerengagement als ein Baustein, um Kommu- linien für ein Miteinander der Organisationen, der Freiwilligen Das Thema demographischer Wandel hat uns Ende der lichen Raum, näher zusammenrücken. Dabei bieten sich enorme nen zukunftsfähig zu machen, unser strategisches Handlungsfeld, und der Kommune. Aus der Charta ergibt sich ein weiterer Auf- 1990er Jahre veranlasst, innerörtlich Bilanz zu ziehen. Ins- Möglichkeiten, die bei Weitem noch nicht ausgeschöpft sind. Ich „die generationengerechte Stadt“ mit Leben füllen: Ehrlich gesagt trag an die Koordinierungsstelle – das Miteinander von Bürger- besondere die Gebäude- und Einwohnerstruktur gaben Anlass, habe versucht, dafür die Instrumente zu beschaffen. war ich skeptisch. Ehrenamt, das sind doch die Vereine, die wer- engagement und Verwaltung zu verbessern. Starten werden wir nachzudenken. Gebäudeleerstände und Alteingessene, deren Kin- Meine Aufgabe war und ist es, die unterschiedlichen Ge- den von der Verwaltung unterstützt und dort findet das Thema im nächsten Frühjahr mit einem Workshop der Fachbereichsleiter. der entweder neu gebaut hatten oder familiär dem Arbeitsplatz sprächspartner an einen Tisch zu bringen, positive Rahmen- dann statt, dachte ich. Heidenheim hat eine sehr lebendige „Ich für uns“ ist von der Bürgerschaft gut angenommen wor- gefolgt waren, haben uns sensibilisiert. bedingungen für konstruktive Gespräche vorzuhalten und allen Vereinslandschaft. Bei rund 48.000 Einwohnern haben wir über den und kann beachtliche Resultate und sinnstiftende Projekte Mir war klar, dass diese Situation nur unter Einbeziehung Gelegenheit zu geben, sich zu beteiligen. Dabei muss die Balance 300 Vereine und 300 weitere Organisationen, die unterschied- vorweisen. Jetzt geht es im nächsten Schritt darum, Projekte, aller Bürgerinnen und Bürger in den jeweiligen Stadtteilen aufge- gehalten werden, die Interessen der Bürgerinnen und Bürger zu lichste Formen von Engagement aufweisen. Eine solide Basis. Seit Ideen und neue Ansätze in der Verwaltung zu verankern. arbeitet und nur gemeinsam mit diesen bewältigt werden kann. hören, das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren und die März letzten Jahres habe ich begriffen, dass es mehr gibt, als das Bürgerengagement darf in Verwaltungen keine Insellösung sein, Gemeinderäte, Ortsvorsteher und Ortschaftsräte konnten von Entscheidungsträger mitzunehmen. Die Politik muss uns aller- „geordnete Engagement“, dass es neue Räume geben muss, damit sondern muss sich harmonisch und selbstverständlich in den ein- den fast grenzenlosen Möglichkeiten einer Dorf-Flurneuordnung dings die Rahmenbedingungen dafür zur Verfügung stellen und sich Menschen im Engagement auch ausprobieren können. zelnen Ämtern, Dezernaten oder Fachbereichen wiederfinden. überzeugt werden. In fünf von sechs Stadtteilen sind wir mit den auch sichern. Da werden zum Beispiel arbeitslose Jugendliche von einer Teilnehmern (Grundstückseigentümer), dem TG-Vorstand, den bunten Gruppe von Freiwilligen betreut, in den Räumen eines Ber n h a r d Ilg , Ortschaftsräten und wirklich engagierten „Kümmerern“ der Hors t W eber , Heidenheimer Unternehmens mit der Unterstützung des Job- Oberbürgermeis t er der S ta dt Heiden heim Flurbereinigungsverwaltung unterwegs. Wir wollen mit dem Bürgermeis t er der Gemein de R av en s t ein

18 Das Wissensmagazin 01/11 Das Wissensmagazin 01/11 19 Koordinierte Engagementförderung Koordinierte Engagementförderung

Sulz am Neckar Ettenheim Sachgebietsleitung Bürger- Einsatz einer dienste koordiniert bürger- BE-Fachkraft schaftliches Engagement innerhalb der

Sulz am Neckar liegt Verwaltung malerisch im Neckartal.

In Ettenheim (Ortenaukreis, 12.200 Einwohner) hat Bürgerbeteiligung mittlerweile Tradition. Bereits 1996 und 2002 wurden zwei Bürger- beteiligungsprozesse initiiert. Damals lag der Schwerpunkt in der Gestaltung und Veränderung des Stadtbilds sowie im Bereich der Ökologie und der Erhaltung der Kulturlandschaft. Mit der erfolgreich durchgeführten Innen- stadtsanierung wurde ein wichtiges Anliegen der engagierten Bür- Heike Schillinger, Stabsstelle Stadtentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit gergruppen umgesetzt. gierten Menschen die Rahmenbedin- Unter dem Motto „Gemeinsam Zukunft gestalten“ begann Bürgern wichtig; sie werden in ihrem Engagement unterstützt, gungen verbessert werden, andererseits den 2009 ein neuer Bürgerbeteiligungsprozess, an dessen Auftakt- beraten und vernetzt. In Absprache mit der Verwaltungsspitze an einem bürgerschaftlichen Engagement veranstaltung besonders viele Neubürger teilnahmen. Dieser setzt sie Gründungsimpulse und initiiert Projekte, organisiert Interessierten aber auch die Möglichkeit neue Prozess soll das Zusammenleben aller Bürgerinnen und Workshops und fördert sie durch professionelle Öffentlich- eröffnet wird, sich tatsächlich einzubringen. Bürger in Ettenheim mit neuen Impulsen bereichern und die keitsarbeit. In Sulz am Neckar gilt der Leitsatz: Kom- Innenstadt weiter beleben. Parallel wurde von Jugendlichen ein munikation des bürgerschaftlichen Engage- Jugendbeteiligungsmodell entwickelt; Ziel war es, ihnen – alter- Vorteile einer BE-Fachkraft ments stärken und ausbauen! nativ zu einem Jugendgemeinderat – mehr Mitsprachemöglichkei- ten bei jugendrelevanten Themen zu geben. In einem Umset- Ein großer Vorteil liegt aus unserer Sicht in der Kontinuität und Die Stadt Sulz am Neckar (12.842 Einwohner) im Was wurde bisher getan? zungsworkshop stellten die engagierten Bürgerinnen und Bürger der Erreichbarkeit einer BE-Stelle in der Stadtverwaltung. Der Landkreis ist seit 2008 Mitglied im erst kürzlich ihre Projektergebnisse vor. Erfolg einer Bürgerbeteiligung hängt stark von den persönlichen Gemeindenetzwerk Bürgerschaftliches Engage- Zunächst wurden die Namen und Adressen aller bürgerschaftlich Auslöser für die Engagementförderung in Ettenheim war der Kontakten und dem Bekanntheitsgrad des verantwortlichen ment in Baden-Württemberg und beschäftigt sich Engagierten der Gesamtstadt erfasst. Sie werden seit 2010 jährlich Wechsel an der Amtsspitze. Bruno wurde 1994 zum Bürger- Mitarbeiters ab. Personelle Kontinuität und eine entsprechende seither mit diesem Thema. im Rahmen einer Jahresabschlussfeier stadtteilbezogen geehrt meister von Ettenheim gewählt. Von Beginn seiner Amtszeit an fachliche Qualifikation gewährleisten, dass das bürgerschaftliche Der Bereich Bürgerschaftliches Engagement ist in Sulz am und erhalten dann eine kleine Aufmerksamkeit. Außerdem sollen war ihm die Beteiligung und Einbeziehung der Bürger ein großes Engagement auf Dauer besteht und immer wieder mit neuen Neckar dem Sachgebiet „Bürgerdienste“ zugeordnet, welches das ab 2011 Informationsveranstaltungen zu bestimmten Themen, Anliegen. Ideen und Ansätzen belebt wird. Die BE-Fachkraft kann bera- Ordnungs- und Standesamt sowie das Bürgerbüro umfasst. Dieses beispielsweise „Steuertipps für gemeinnützige Vereine“, organi- Zunächst war die Engagementförderung im Fachbereich tende Hilfe leisten (z.B. bei der Beschaffung von Finanzmitteln Amt ist Anlaufstelle für bürgerschaftliches Engagement. Es hat siert werden. Zudem unterstützt die Stadtverwaltung das bürger- „Wirtschaftsförderung & Bürgerservice“ angesiedelt. Der Fachbe- oder der Organisation von Räumlichkeiten im Rathaus für die Aufgabe, lokale Aktivitäten zu fördern, zu begleiten und zu schaftliche Engagement durch Bereitstellung von Geräten und reichsleiter unterstützte und begleitete die Bürgergruppen und Treffen) und ist Schnittstelle zwischen Bürgermeister, Gemeinde- vernetzen sowie neue Impulse zu setzen. Materialien. Die Koordinierung dieser Aufgaben wird in initiierte neue Projekte. 2008 wurde eine neue Teilzeitstelle rat und Verwaltung. Die BE-Fachkraft ist im Dialog mit den In Sulz ist keine Fachkraft für bürgerschaftliches Engage- Absprache mit dem Bürgermeister von der Sachgebietsleiterin der (60 %) „Stadtentwicklung“ geschaffen, zu deren Aufgaben die Fachbereichen der Stadtverwaltung, der Jugendreferentin, dem ment angestellt; diese Aufgabe wird zusätzlich zu den amtseige- Bereichs „Bürgerdienste“ übernommen. Gleichzeitig informiert Öffentlichkeitsarbeit, fachbereichsübergreifende Projekte und das Gemeindenetzwerk und den örtlichen Vereinen. nen Aufgaben mit dem vorhandenen Personal bewältigt. sie die Verwaltung und koordiniert gemeinsame Projekte. bürgerschaftliche Engagement gehören. Heike Schillinger nimmt Bürgerschaftliches Engagement ist sowohl in der Kernstadt als Diplom-Verwaltungswirtin (FH) diese Aufgabe wahr, nach- Brun o Me t z , Bürgermeis t er der S ta dt E t t en heim als auch den neun Stadtteilen stark vorhanden. Es gilt also, es so Sarah Viertel, Sachgebiet slei t un g Bürger dien s t e, dem sie davor in der BE-Modellgemeinde Seelbach die Bürger- Heike Schillinger, Stabss t el le S ta dt en t w ick lun g un d zu fördern, dass einerseits für die bereits bürgerschaftlich enga- Sul z a m Neck a r Kommissionen begleitete. Ihr ist der direkte Kontakt zu den Öffentlichkeit s a rbei t

20 Das Wissensmagazin 01/11 Das Wissensmagazin 01/11 21 Koordinierte Engagementförderung Koordinierte Engagementförderung

Denkingen Die Bürger Denkingens freuen sich über ihren neuen Radweg. Ein Blick über den Zaun: Koordinierung des Augsburg Bürgerschaftlichen Augsburg ist mit 270.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Bayerns und die Hauptstadt des Schwaben. Was die Größe und Sozialstruktur betrifft, ist Augsburg als Engagements am Industrie- und Arbeiterstadt am ehesten mit vergleichbar. Beispiel Bürgerhaus Augsburg ist von einer über 2000-jährigen Plattform ohne feste Rechtsform gegründet, und diese Konstruk- Geschichte als Freie Reichsstadt geprägt. Heute tion hat sich bewährt. Das bürgerschaftliche Engagement in der mitteilungen oder die Werbung im Gemeindemitteilungsblatt haben 41,7 % (Stand Januar 2011) der Bewohner – Das trisektorale Netzwerk aus Bürgerschaft, Wirtschaft und Gemeinde Denkingen (Landkreis Tuttlingen, bzw. auf der Homepage der Gemeinde. also fast jeder zweite – eine Zuwanderungsge- Verwaltung / Stadtpolitik generiert so eine erweiterte Qualität; 2.502 Einwohner) hat sehr unterschiedliche Das Hauptamt der Gemeinde übernimmt weitestgehend die schichte. Gerade deswegen ist Augsburg ein das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern ergänzt bei Facetten. An einem Beispiel wollen wir heraus- bürokratische Arbeit, die neben den finanziellen Abrechnungen, gutes Beispiel für die „Normalität der Vielfalt“, Herausforderungen für Fragen der Zukunftsfähigkeit unserer stellen, wie wir bürgerschaftliches Engagement Suche nach Sponsoren usw. auch die Gestaltung des Programm- denn die Stadt hat keine gravierenden ethnisch bedingten Stadt als eigenes Qualitätsmerkmal entstehende Lösungen. Das in unserer Gemeinde durch Bürgermeister und hefts sowie die Anmeldungen zu Kursen beinhaltet. Probleme und Konflikte, sondern teilt sich entlang der Grenzen Engagement ist also nicht nur gewünscht, sondern gefordert und Gemeindeverwaltung koordinieren. Der Bürgermeister lädt zu den Sitzungen des Beirats ein von Milieus, Einkommensunterschieden sowie Bildungsnähe Teil kommunaler sozialpolitischer Lösungsstrategien. Die Gemeinde Denkingen betreibt ein Bürgerhaus mit einer und bereitet die Sitzungen entsprechend vor. Er gibt dabei auch oder -ferne. Knappe, wechselnde politische Mehrheiten bestim- Großen Schwung bekam das Bündnis für Augsburg im Mediathek im bürgerschaftlichen Ehrenamt; das Team der Denkanstöße und Anregungen für Schwerpunktthemen oder men seit 20 Jahren die Kommunalpolitik; katholische wie evan- Sommer 2003 bei der Bewerbung der Stadt zur Kulturhauptstadt Mediathek erhält nur eine kleine Entschädigung. Darüber hinaus einzelne Programmpunkte, ohne allerdings den ehrenamtlich gelische Träger sind prägend für die soziale Landschaft und 2010. „Kulturbotschafter“ sind freiwillig engagierte Menschen, findet in diesem Haus ein reges bürgerschaftliches Engagement Tätigen Vorgaben zu machen. Infrastruktur. Als ehemalige Hochburg der Textilindustrie im 19. die sich im Rahmen dieses Bewerbungsverfahrens mit Projekten statt – es werden Ausstellungen, Vorträge, offenes Singen für Das freiwillige Engagement soll von „lästiger“ Büroarbeit und 20. Jahrhundert hat sich Augsburg inzwischen als und Aktivitäten beteiligten. Senioren, regelmäßige Filzkurse und vieles mehr geboten. Das entlastet werden, damit man sich möglichst auf das eigentliche Umwelttechnologiestandort neue Branchen erschlossen, mit Als erstes Projekt ging 2003 „Change in“ an den Start. Schü- Programm wird jeweils für vier Monate von einem Beirat aus bür- bürgerschaftliche Engagement konzentrieren kann. Die Stärken Produktionsbetrieben wie KUKA, EADS und MAN sind auch lerinnen und Schüler der 8. Klasse engagieren sich 40 Stunden gerschaftlich Engagierten und den Mitgliedern des Verwaltungs- des Ehrenamts sind die kreative Umsetzung eigener Ideen und international agierende „global Player“ vor Ort. Im Nordwesten freiwillig außerhalb der Schulzeit in ökologischen, kulturellen und Kulturausschusses des Gemeinderats festgelegt. Die Finan- die Weiterentwicklung von eigenen Gedanken. Die Stärken der der Stadt entstanden in den letzten 20 Jahren nach dem Abzug oder sozialen Einsatzstellen. Sie werden von freiwilligen Mento- zierung erfolgt durch eigene Einnahmen aus Veranstaltungen Verwaltung sind die Erledigung bürokratischer Abläufe und der der amerikanischen Streitkräfte neue Stadtteile, die den rinnen und Mentoren begleitet, die die Jugendlichen besuchen, und einem festen jährlichen Zuschuss der Gemeinde. Öffentlichkeitsarbeit. So ergibt sich hier eine sinnvolle und bis Immobilienmarkt belebten, und die Chance boten, gesamtstäd- in Orientierungsfragen helfen oder bei Unklarheiten und Kon- zum heutigen Tag spannungsfreie Ergänzung. tische Bedarfe (Ausweisung von Baugebieten, Kultureinrich- flikten vermitteln. Träger des Projekts sind das Freiwilligen- die Rolle der Gemeindeverwaltung: Der Bürgermeister nimmt darüber hinaus auch im erheb- tungen, sozialer Wohnungsbau etc.) zu bedienen. Zentrum Augsburg und der Stadtjugendring. Sie sind für die Entlastung der bürgerschaftlich Engagierten lichen Maße repräsentative Aufgaben für das BE wahr. Diese rei- Am 19.2.2003 gründete Augsburg als erste bayerische Groß- Akquise von Schülerinnen und Schülern, Mentoren und Einsatz- chen von Eröffnungen von Ausstellungen bis zur Begrüßung von stadt mit dem „Bündnis für Augsburg“ eine Verantwortungs- stellen verantwortlich, bilden Mentoren aus und organisieren ge- Der Bürgermeister hat den Vorsitz im Beirat Bürgerhaus inne Referenten, Pressegesprächen oder Führungen durch die Ein- gemeinschaft mit dem Ziel, die Lebensqualität und den sozialen meinsam mit weiteren Beteiligten ein Abschlussfest zu jeder und erledigt in der Hauptsache repräsentative Aufgaben; die richtung. Der regelmäßige Gedankenaustausch zwischen der Zusammenhalt in Augsburg zu verbessern. Die Initiative erfolgte Neuauflage des Projekts. gesamten finanziellen Vorgänge werden vom Hauptamtsleiter ehrenamtlichen Leiterin der Mediathek, anderen Hauptakteuren durch den damaligen Sozialreferenten Dr. Konrad Hummel, der Was mit etwa 50 Schülerinnen und Schülern, 20 Mentoren durchgeführt. Die Finanzen des Bürgerhauses werden selbststän- des Bürgerhauses und dem Bürgermeister oder Hauptamtsleiter mit seinen Erfahrungen aus Baden-Württemberg bürgerschaft- und 40 Einsatzstellen begann, hat sich zum größten, flächen- dig außerhalb des Gemeindehaushalts verwaltet. Die Engagierten ist selbstverständlich. Dazu gehört auch eine Kultur der Aner- liches Engagement auf die Tagesordnung kommunaler Politik organisieren die einzelnen Veranstaltungen selbstständig und kennung, die sich in vielfältiger Weise ausdrückt. setzte. führen diese auch selbstverantwortlich durch, brauchen sich aber Das „Bündnis für Augsburg“ versteht sich als Vernetzungs- um die Finanzen nicht zu kümmern (z. B. Abrechnung mit rU Dol f W uhrer , plattform, die aus der gemeinsamen Haltung von Engagement- Referenten, Gema-Gebühren, Zuschüsse usw.). Bürgermeis t er der Gemein de Denk in gen , förderung traditionelle und neue Formen, langjährige Einrich- Der Bürgermeister oder Hauptamtsleiter führt auch die Fr a nk N a n n , H aup ta m t slei t er tungen (z. B. Vereine, Kirchen, Wohlfahrtsverbände, Stiftungen Öffentlichkeitsarbeit in Zusammenarbeit mit den bürgerschaft- der Gemein de Denkingen, L a n dk reis t U t t lin gen etc.) und institutionell ungebundenen Einzelpersonen und lich Engagierten durch. Soweit diese nicht selbst Plakate und Initiativen zusammenbringt, die Verwaltung für Bürgerengage- Flyer entwerfen, übernimmt dies die Gemeindeverwaltung – wie ment öffnet und die Wirtschaft im Sinne von Corporate Citizen- auch die Verteilung der Werbemittel. Gleiches gilt für Presse- ship einbindet. Deshalb wurde das Bündnis bewusst als offene Schüler und Schülerinnen beim Abschlussfest des Projekts „Change in”.

22 Das Wissensmagazin 01/11 Das Wissensmagazin 01/11 23 Koordinierte Engagementförderung Koordinierte Engagementförderung

deckend in allen Schularten in Augsburg agierenden Jugend- Empfang eine Vielzahl von Engagementmöglichkeiten. Inzwi- Mit zunehmender Ausweitung der Aktivitäten, einer Aus- Fördernde Faktoren engagement-Förderungsprojekt entwickelt: Ein Change in wurde schen kommen jährlich etwa 700 Menschen zu diesem Abend; differenzierung von Projekten, der Verabschiedung eines Leit- bis dato 16 mal durchgeführt; inzwischen sind rund 4.000 viele haben dadurch den Weg ins bürgerschaftliche Engagement bilds und der Fortschreibung von Bündnis-Gremien ergab sich 1. Kommunale Engagementpolitik braucht verlässliche zivilge- Schülerinnen und Schüler freiwillig und heute sogar oft selbst als gefunden. die gegenwärtige Struktur des Bündnisses für Augsburg. sellschaftliche und unternehmerische Partner – im Augsbur- Mentorinnen und Mentoren oder in anderen Projekten aktiv. Das Bündnis für Augsburg startete ergebnisoffen, flexibel Daraus ergibt sich folgendes Aufgabenprofil der kommunal ger Beispiel das Freiwilligen-Zentrum, die Wohlfahrtverbän- Gleichzeitig wurde 2004 mit den Sozialpaten ein inzwischen und nahe an einem aktuellen Thema der Stadt. Mit den ersten verankerten Geschäftsstelle: de, Sparkasse und Banken. ausgezeichnetes und vielfach in andere Städte übertragenes Vorbereitungen zur Bündnisgründung wurde eine Geschäftsstelle . Anlauf- und Informationsstelle zu allen Fragen des Bündnis- 2. Engagementpolitik braucht einen Motor in der Politik. Dr. Projekt initiiert: Bürgerinnen und Bürger bieten in finanzielle im Referat Oberbürgermeister eingerichtet, die fachlich eng am ses für Augsburg Konrad Hummel, Sozialreferent von 2002 - 2008, hat bürger- Schwierigkeiten geratenen Menschen im Rahmen von Sprech- Sozialreferat angegliedert war und 2006 auch dorthin übertragen . Vernetzung der bestehenden Aktivitäten untereinander schaftliches Engagement auf die sozialpolitische Agenda ge- stunden eine Erstberatung an. Gemeinsam mit dem städtischen wurde. Ab 2008 wurde die Geschäftsstelle wieder dem Referat . Unterstützung der einzelnen Projekte und deren Träger in hoben und es in allen relevanten tages- bzw. grundsatzpoli- Amt für Soziale Leistungen wurden in vier Außenstellen niedrig- Oberbürgermeister zurückübertragen. Die Aufgaben bestanden Fragen der Weiterentwicklung tischen Fragen gefordert und gefördert. Für diese Entwick- schwellige Anlaufstellen geschaffen, wobei der Verwaltung die zunächst in der organisatorischen Begleitung der Gründungs- . Aufgreifen von Impulsen für Bündnisaktivitäten aus Bürger- lung war er Vordenker und umtriebiger Motor. Für Oberbür- Prüfung von Antragsberechtigungen sozialer Unterstützungs- phase, Akquise von Kulturbotschaftern, organisatorischen Unter- schaft, Wirtschaft und Verwaltung germeister Dr. Kurt Gribl (seit 2008) ist bürgerschaftliches systeme obliegt und den freiwilligen Sozialpaten die schwierige stützung der Bündnisaktivitäten, Öffentlichkeitsarbeit und ver- . Projektmanagement unter Einbindung des trisektoralen Netz- Engagement ein persönliches großes Anliegen. Die von ihm Erstorientierung in einer oftmals verfahrenen Situation bis hin waltungsbezogenen Begleitung der neu initiierten Steuerungs- werks und weiterer Partner zu gesamtstädtischen Themen geforderte und initiierte Einrichtung des Büros BE Ende 2008 zur Vorbereitung einer professionellen Schuldnerberatung. Die gruppe im Bündnis. und Anlässen (z.B. Tag des Engagements aller Generationen, wurde fraktionsübergreifend unterstützt, engagementpoli- Unterstützung Suchenden sahen sich nun plötzlich nicht mehr und Toleranz, bundesweite Woche des bürger- tische Anliegen finden bei ihm immer ein offenes Ohr. dem auf einem gesicherten Arbeitsplatz sitzenden Verwaltungs- schaftlichen Engagements etc.) 3. Aktivitäten, Veranstaltungen und Projekte sind geprägt vom angestellten gegenüber, sondern dem ehemaligen Banker, der Gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen des entwickel- Zusammenspiel und der Ausgewogenheit vieler gesellschaft- .

erfahrenen Leitungskraft einer sozialen Einrichtung, dem Meister ten Corporate Designs licher Kräfte in der Stadt: Die Pluralität unserer Stadtgesell- im Ruhestand oder dem früheren Juristen, der freiwillig engagiert  Vorbereitung, Durchführung und Ergebnissicherung der schaft spiegelt sich in den engagementpolitischen Zielsetzun- . 

Mitwirkung einfordert.  Sitzungen der Steuerungsgruppe gen, Handlungsstrategien und Lösungsansätzen wider.

 Durch das Tandem „Freiwilliger / Mitarbeiter“, einem Qua-  Unterstützung des Freiwilligen-Zentrums bei der Vorberei- 4. Engagement und Partizipation: Wer sich engagiert, partizi-  .   litätsmerkmal aller Bündnis-Projekte, öffnete sich die Verwaltung   tung, Durchführung und Ergebnissicherung der Projektver- piert an der Gestaltung seiner Stadt. Wer im Rahmen von             für Kompetenzen und Sichtweisen engagierter Mitwirkender. Als       sammlungen Beteiligungsmöglichkeiten mitwirkt, engagiert sich in der    

       zivilgesellschaftlicher Partner war das Freiwilligen Zentrum maß-  Vorbereitung und Durchführung der jährlichen Vollversamm- Stadt. Die sind die zwei Seiten der gleichen Medaille.  .  geblich mitbeteiligt. Erfahrungen bei der Gewinnung, Quali-  lungen, alle zwei Jahre organisatorische Unterstützung der Bestehende Partizipationsprozesse wirken in Augsburg seit              fizierung und Begleitung von Freiwilligen brachte das Freiwilli-      Wahlen der Aktiven-Vertretung in der Steuerungsgruppe Jahren erfolgreich.    gen Zentrum mit ein; es vermittelte bei schwierigen Entwick-      Vertretung des Bündnisses gemeinsam mit Akteuren in über- .   lungsschritten und gestaltete gemeinsam mit den Verwaltungs-  regionalen Gremien, z. B. Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Fazit     mitarbeitern das erfolgreiche Profil der Sozialpaten.         Engagement       Inzwischen stehen den Bürgerinnen und Bürgern neun    „Mitdenken“ des bürgerschaftlichen Engagements bei Verwal- Augsburg ist in Fragen der Engagementpolitik gut aufgestellt. Es      .  Anlaufstellen zur Verfügung, ca. 60 aktive Paten begleiten mit  tungsaktivitäten bleiben vor allem im Hinblick auf die Herausforderungen der

vier Fallmanagern des Amtes finanziell in Not geratene Neues Engagement erschließen unter Mitwirkung kommu- demografischen Entwicklung noch viele Fragen offen, die Auftrag .

Menschen (2010 etwa 2300 Einzelpersonen und Familien). In der naler Verwaltung im Sinne einer Entwicklungsschmiede für und Ansporn für die kommenden Jahre sind. Bürgerschaftliches

Fortentwicklung des Projekts kam 2010 ein weiterer Baustein Engagement in der Stadt Engagement ist der soziale Kitt, der unsere Gesellschaft zusam-

hinzu: Erfahrene Referenten, darunter auch Sozialpaten, halten menhält und den Fliehkräften entgegen wirkt. Die Öffentlichkeit

für die Jahrgangsstufen 6 und 7 der Mittelschulen Im Dezember 2008 wurde die Geschäftsstelle des Bündnisses für mit ihrer großen Medienlandschaft sowie den neuen sozialen

Unterrichtseinheiten zum Thema „Schuldenfalle – nein danke!“ Augsburg dem neu eingerichteten Büro für Bürgerschaft- Medien lassen Rollen und Verantwortungszuordnungen zwischen ab. Die Stadtsparkasse Augsburg und weitere Augsburger Banken liches Engagement, einer Stabsstelle im Referat Oberbürger- Bürgern und politischen Verantwortungsträgern verschwimmen, unterstützen das Projekt mit Know-how und Materialien. meister, zugeordnet. Damit wurde die Rolle der Kommune im setzen auf Beteiligungsformen ohne persönlichen Kontakt und Ein äußerst attraktives Standbein der Bündnisarbeit startete trisektoralen Netzwerk des Bündnisses für Augsburg klarer entfachen kurzfristige Aktionen anstatt nachhaltiges Engagement. früh nach der Gründung: Das Bündnis lädt jährlich alle in umrissen. Im Sinne einer kommunalen Engagementpolitik ist es Das offene Feld von Engagement und Partizipation wird ständig Augsburg zugezogenen neuen Bewohner zum Neubürgerempfang Aufgabe des Büros, verwaltungsintern Engagement fördernde neu zu vermessen sein. ein. „Miteinander reden“ ist das Motto der Veranstaltung im Haltungen, Projekte und Strukturen zu analysieren, zu unterstüt-

 Rathaus, mitten im Herzen unserer Stadt. Neben dem Willkom- zen und gemeinsam mit den Fachreferaten weiterzuentwickeln. S a bine n Ölk e - Sch aufler mensgruß des Oberbürgermeisters und von Augsburger Beiräten Büro für Bürgersch a f t liches En g agemen t bietet das Bündnis für Augsburg den Eingeladenen beim Gesch ä f t ss t el le Bün d nis für Augsburg

24 Das Wissensmagazin 01/11 Das Wissensmagazin 01/11 25 Koordinierte Engagementförderung Koordinierte Engagementförderung

Landkreisspezifische Anliegen Im Landkreisnetzwerk wird derzeit intensiv über das Thema Breite, koordinierte und vernetzte „Netzwerke“ diskutiert, die ihre Wirkung aus kooperativen Auch wenn häufig gesagt wird, Engagement sei der Reichtum Projekten ebenso entnehmen wie aus dem Fundament, auf dem Engagementförderung in den und die Aufgabe der Gemeinden, gibt es doch auch sie aufliegen. Als Fundament hat unser Sozialstaat die Familie Engagementformen, die sich besonders für die Fläche, also für definiert. Im Rahmen des BE könnte das Fundament die alltäg- Landkreisen Baden-Württembergs die Landkreise eignen. liche Nachbarschaft sein, die durch Angebote, in Projekten und Denken wir zum Beispiel an das Engagement der Selbsthilfe Strukturen Besonderes zu leisten, gestärkt wird. im Gesundheitsbereich, die Patientenfürsprecher im Bereich der Das Ziel Ferner wurde deutlich, dass, wer die gesellschaftliche Bedeutung Kliniken oder auch das Engagement der Kreisseniorenräte oder Vielfalt braucht Kooperation des gemeinsinnigen Handelns stärken will, dies nicht in Kreisfrauenräte. Dazu kommen die engagementbasierten Struk- der professionellen Fachkräfte Die Landkreise Baden-Württembergs fördern unter dem Leitbild Konkurrenz zu anderen, sondern gemeinsam mit anderen tun turen der Förderung von bzw. in Schulen (Lernbegleiter, Schüler- „Bürgerschaftliches Engagement“ seit 1997 auf vielfältige Weise muss, im Sinne einer gemeinsamen gesellschaftlichen Logik. mentoren, Integrationslotsen, Elterncafés, Integration Jugendli- Es gilt, im Rahmen der Landkreisförderung kompetente professi- die Bereitschaft der Bürger, sich aktiv und nachhaltig an der Das Landesnetzwerk mit seinen Teilsystemen folgt dieser cher in den Beruf), Strukturen der Förderung von Familien in onelle Strukturen in einer Region zusammenzubringen, mit Weiterentwicklung der Gesellschaft zu beteiligen und sich mit Logik. Es wird davon ausgegangen, dass die gesellschaftliche Familientreffs, der Unterstützung der professionellen Altenhilfe ihnen zusammen Veränderungen zu erspüren und auf sie zu rea- ihrer Sozialzeit in das Zusammenleben der Menschen einzubrin- Dichte (das Netz, die Beziehungen) neben Recht, Geld, Fach- durch „Altenselbsthilfe“ (Seniorenkreise, Seniorentreffs) oder gieren, und mit ihnen zusammen ein regionales Gesamtkonzept gen. Sie tragen dadurch dazu bei, das Sozialkapital in Quartieren, lichkeit und Strukturen die Mitwirkung der Bürger und die aber die vielen Projekte zur Integration von Menschen mit Behin- zu gestalten. Dieses bietet vielen Menschen die Chance, sich in Gemeinden, Regionen zu mehren, ebenso wie die Gemeinden Gegenseitigkeit braucht. Dieses entfaltet sich vor allem dort, wo derung oder von Einwanderern im Rahmen der regionalen Inte- regionale Verantwortungen einzubinden. Es integriert sie und und die Städte des Landes. Menschen gut leben, arbeiten, lernen und sich schließlich enga- grationspläne. lässt sie teilhaben, wodurch in der Konsequenz eine lernende Je mehr diese zwar von oben durch die Landespolitik ange- gieren oder, wie Plasch Spescha sagt: „Arbeitszeit, Freizeit und In allen Bereichen wird jedoch deutlich, dass, auch wenn und gesunde Region nachhaltig gestärkt wird. stoßene, aber unten stattfindende landesweite Förderung reflek- Sozialzeit einbringen“.1 das zivilgesellschaftliche Engagement in einem größeren Sozial- Unser Beitrag zur Berücksichtigung und Förderung zwi- tiert wurde und je mehr ihre Rahmenbedingungen evaluiert raum gefördert wird, dies niemals ohne Abstimmung mit der örtli- schenmenschlichen Engagements ist noch nicht am Ende ange- wurden, umso klarer, in welchem Umfang Menschen ein soziales Förderungsstrukturen chen Ebene und mit den Maßnahmen der freien Träger möglich kommen. Kapital für unsere Gesellschaft und ihre Lebenswelten darstel- ist. Nur diese Abstimmung und ein regional vernetztes bis koor- Für Menschen, die seit vielen Jahren in der Förderung bür- len. Dieses kann nur dann erfolgreich im Sinne des Ganzen „ge- In den Landkreisverwaltungen wird das bürgerschaftliche Engage- diniertes Vorgehen garantieren, dass die Engagierten und die En- gerschaftlichen Engagements tätig sind, ist immer wieder überra- schöpft“ werden, wenn es einen selbstbestimmten Rahmen ment in sehr unterschiedlichen Strukturen und unterschied- gagementförderung nicht gegeneinander ausgespielt werden und schend, wie es die Zahl der Engagierten stabilisiert, wenn man erhält. Der Einzelne muss die Gelegenheit haben, nach seinen lichen Prozessen gefördert: so der Wert des bürgerschaftlichen Engagements verspielt wird. sich für neue Zielgruppen und neue Leitbilder öffnet. Immer Möglichkeiten sein individuelles soziales Kapital zu zeigen, ein- . Es gibt Landkreise, die Fachkräfte in den verschiedenen, mit neue Impulse von außen (z.B. der Diskurs um Freiwilligendienste zusetzen und durch Praxis zu mehren. Deutlich wurde dabei Bürgerengagement befassten Ressorts (z. B. Denkmalschutz, Bewusste Engagementförderung aller Generationen, die Förderung generationenübergreifender auch, dass man immer nur einen Teil der Engagementbereiten Kultur, Umwelt, Betreuungswesen, Integrationsarbeit, Jugend, braucht Vielfalt Formen des Miteinanders, Projekte lernender Regionen oder ansprechen kann, wenn man versucht, das soziale Kapital in Schule, Rettungswesen, Feuerwehr) beispielsweise im Rah- auch Konzepte der Nachbarschaftsförderung) und neue zivilge- Formen zu gießen. Nur eine Vielfalt von Angeboten bietet allen men Runder Tische oder Fortbildungen zusammenbringen. Während viele Vereine mittlerweile klagen, dass die Zahl ihrer Ak- sellschaftliche Impulse erweitern das Spektrum an freiwilligen Menschen die Chance, sich entsprechend ihren sozialen, räum- . Es gibt Landkreise mit Anlaufstellen bzw. Fachstellen zur tiven immer weiter sinkt, ist es möglich, über professionelle und sozialen, gesellschaftlichen Handlungsmöglichkeiten und lichen Möglichkeiten und Kompetenzen in die Gesellschaft ein- Förderung des bürgerschaftlichen Engagements. Sie haben ideenreiche Engagementförderung neue Strukturen des guten Zu- Zeiteinsätzen für Menschen. Angesichts der zunehmenden zubringen. Folgerichtig müssen die Menschen die Deutungs- eigenständige, engagementfördernde, koordinierende, projekt- sammenlebens mit Hilfe engagierter Bürgerinnen und Bürger auf- Vielfalt und Individualität menschlicher Lebensformen und hoheit über das haben, was ihr freiwilliges Engagement für die entwickelnde Aufgaben oder arbeiten den anderen Res- zubauen. Sie sind besonders wirksam, wenn sie mit der Entwick- Bedürfnisse ist diese laufende Innovation im Feld der Gesellschaft ist. Für die professionellen Fachkräfte geht es um sorts zu. lung der klassischen Unterstützungsstrukturen verbunden werden. Engagementförderung unbedingt notwendig und konstruktiv. So . nachhaltige Unterstützung und innovative Weiterentwick- . Es gibt Fachkräfteteams, in denen die Unterstützung von Dieser bewusste „Einbau von Bürgerengagement“ in die Entwick- viele Innovationsimpulse können sicher nicht nur von einzelnen lung gesellschaftlich wichtiger tragender Strukturen des Engagierten und die Anregung von Engagement gemeinsam lung neuer und geeigneter Strukturen und Prozesse in einen Hilfe- Menschen gesetzt werden. Sie müssen auf regionalen Bündnissen Bürgerschaftlichen (Vereine usw.) gepflegt und verantwortet werden. mix setzt professionelle Sensibilität voraus. Es gilt zu erkennen, für mehr Sozialzeiteinsatz aufbauen. Diese regionalen Bündnisse . Anerkennung eigensinniger und eigenständiger individuel- . Es gibt regionale Netzwerke, in denen verschiedenste Orga- wo die Interessen der unterschiedlichen Bürgergruppen liegen, zu koordinieren ist eine Aufgabe der Fachstellen auch in den ler Formen des Sozialzeiteinsatzes im Alltag nisationen und Menschen, die mit Freiwilligen arbeiten, wofür ihr Herz schlägt, was sie antreibt, in welchen Phasen ihres Landkreisen. Wichtigste Voraussetzung für das Gelingen ist Zeit. . Schaffung neuer Möglichkeiten im Sinne von Projekten, gemeinsam mit dem Landkreis und Gemeinden ein regio- Lebens sie für welche Anliegen „brennen“. Es gilt zu sehen und Prozessen und Strukturen, sich entsprechend der eigenen nales Forum zur Förderung des Engagements bilden. anzuerkennen, dass Engagement sich nicht nur in Projekten zeigt, Prof. Dr. Sigrid K a l l fa S S Kompetenzen und Wünsche einzubringen – mit all dem In allen Förderstrukturen zeigt sich immer wieder, wie wichtig sondern auch Teil des Alltags ist. Engagement lebt im Alltag der L a n dk reis ne t z w erk BE daraus resultierenden Mehrwert für die Akteure, die Ziel- gemeinsame Haltungen und Planungen sind. Das freiwillige Nachbarschaft einer betreuten Wohnanlage, im Mietshaus, im gruppen und die Gesellschaft Engagement der Bürger muss von allen Partnern als Chance für Quartier, unter den Eltern an einer Schule, im Freundeskreis. Für die Engagierten geht es um die Abrundung und Be- die regionale Entwicklung gesehen werden, und hier ist eine ge- Auch dieses Engagement im Alltag und Alltagsverhalten zu stär- 1 Plasch, Spescha: Arbeit, Freizeit, Sozialzeit. Die Zeitstruktur des Alltags als reicherung ihres Lebens. meinsame Strategie zu entwickeln, die für neue Impulse offen ist. ken ist Aufgabe gemeinwesenorientierter sozialer Arbeit. Problem ethischer Verantwortung, Peter Lang, Bern 1981

26 Das Wissensmagazin 01/11 Das Wissensmagazin 01/11 27 Koordinierte Engagementförderung Koordinierte Engagementförderung

Nach öffentlicher Ausschreibung und Bewerbung über die Mit den erfolgreich entwickelten und etablierten Projekten hat Lokal- und Regionalmedien, die Gemeindeblätter und Aus- die anfänglich nicht von allen Seiten gleichermaßen begrüßte Fachstelle lage von Flyern sowie Aushang von Plakaten in den Rat- Stelle mittlerweile einen festen und unumstrittenen Platz im häusern der Städte und Gemeinden wurden vor drei Jahren Leistungsangebot des Sozialdezernates. Ihren heutigen Stellen- Bürgerschaft- die ersten Familienpaten nach vorher festgelegten Eignungs- wert verdankt sie auch der Zuordnung zum Sozialdezernat als kriterien ausgewählt und für ihren Einsatz qualifiziert. Mitt- Stabsstelle mit dessen direkten Zugang zur Pressestelle, dem liches lerweile liegen die ersten Erfahrungsberichte vor, das Projekt Landrat und politischen Gremien. wird nun vom Kinderschutzbund und Kreisjugendamt als Die Fachstelle für BE arbeitet eng mit der Kontaktstelle für fester Baustein im Rahmen der Familien- und Kinderhilfe im Selbsthilfegruppen und dem Kreisseniorenrat zusammen. Sie bil- Engagement Landkreis weitergeführt und weiterentwickelt. den zusammen eine Geschäftsstelle und sind verwaltungsintern . Bürgerschaftliches Engagement bewegt den Landkreis Kon- zwischen Sozialdezernat und den Ämtern gut eingebunden. Hier im Landkreis stanz (BEwegt): Dieses Projekt hatte zum Ziel, Wege für Roll- werden auch koordinierende Aufgaben über die Projektarbeit Vielen alleinstehenden älteren Menschen bietet das Projekt „Haustierpaten“ stuhlfahrer zu erkunden und zu dokumentieren. Mit Schü- hinaus im Bereich des bürgerschaftlichen Engagements, der Beruhigung und Sicherheit. lerinnen und Schülern aus fünf Schulen im Landkreis Kon- Selbsthilfeförderung, Suchtprävention, Suchthilfe sowie der Ge- Konstanz stanz wurde es erfolgreich umgesetzt. Gemeinsam mit dem sundheitsförderung wahrgenommen und unterstützt. Kooperationspartner, dem AWO Kreisverband Konstanz e.V., Mit der Gründung einer Lenkungsgruppe Bürgerschaft- Strukturaufbau Öffentlichkeitsarbeit und der Sicherstellung von Projektfinanzie- werden die bestehenden Daten immer wieder ergänzt durch liches Engagement, der der Kreisjugendring, der Kreisseniorenrat, rungen. Die beispielhaft in den letzten Jahren entwickelten neue Wege, die auf der Homepage veröffentlicht werden. die Selbsthilfe, die Liga der Wohlfahrtsverbände, die AG Sport, Der Aufbau der Fachstelle Bürgerschaftliches Engagement beim Projekte zeichnen sich nun rückblickend dadurch aus, dass sie . Aktuell wird von der Fachstelle Bürgerschaftliches Engage- ein Vertreter der Bürgermeister und die VHS angehören und die Landkreis Konstanz geht auf kein festes Datum zurück. Die Stelle unter frühem Einbezug mehrerer Ämter und Institutionen sowie ment das Konzept von Pflegelotsen mit dem neu gegründe- vom Landrat bzw. dem Sozialdezernenten geleitet wird, werden entwickelte sich peu à peu aus der Kontaktstelle für Selbsthilfe- gründlicher Projektplanung bis zum heutigen Tag nachhaltig wir- ten Pflegestützpunkt entwickelt. Es soll spätestens im Januar auch bundes- und landesweite Entwicklungen im breiten Feld der gruppen beim Gesundheitsamt. Innerhalb von ein bis zwei Jahren ken und zu einem festen Bestandteil des bürgerschaftlichen 2012 mit den ersten Lotsen starten. Bis dahin gilt es, das Freiwilligenarbeit und des bürgerschaftlichen Engagements fach- entstanden aus mehreren Veranstaltungen Aktivitäten zum bür- Engagements im Landkreis Konstanz geworden sind. Konzept bekannt zu machen sowie Pflegelosten zu gewinnen politisch auf ihre Bedeutung für den Landkreis reflektiert und gerschaftlichen Engagement und Überlegungen, parallel zur Beispielhaft seien folgende Projekte genannt: und zu schulen. Das neue Projekt wird von der Fachstelle diskutiert. Die Rückkoppelung mit wesentlichen Repräsentanten Selbsthilfekontaktstelle auch eine Servicestelle Bürgerschaftliches . Mit dem Projekt Haustierpaten werden insbesondere ältere parallel zur Begleitung der anderen, bereits bestehenden wichtiger Felder des Engagements vom Bereich Jugend über Engagement einzurichten. Menschen, die ein Haustier haben, entlastet, wenn sie sich Projekte entwickelt. Sport, Bildung, Selbsthilfe und Soziales bis hin zu Senioren Unterstützt wurden diese Überlegungen durch Impulse und über einen gewissen Zeitraum, beispielsweise wegen eines sichert den Blick für das Ganze und schafft auf der strukturellen finanzielle Projektunterstützung durch das Sozialministerium Klinikaufenthaltes, nicht selbst um ihr Haustier kümmern Diese fünf Projekte zeigen, dass es zeitaufwendig ist, neue Ebene ein notwendiges Maß an Austausch und Vernetzung. Und Baden-Württemberg. Durch den Rückgang der Asylbewerberzah- können. Eine engagierte Tierliebhaberin kümmert sich ehren- Projekte zu entwickeln, initiieren und zu finanzieren, da neben nicht zuletzt hat diese Lenkungsgruppe seit ihrem Bestehen len seit Ende der neunziger Jahre konnte dann Anfang 2001 eine amtlich um die Einsätze ihrer Mitstreiterinnen und Mit- der Gewinnung von Projektpartnern (i.d.R. Ämter, Kommunen, schon mehrere landkreisweite Tagungen zu aktuellen Themen 50 %-Stelle der Unteren Eingliederungsstelle für den weiteren streiter. Dabei kann sie auf Vernetzungspartner innerhalb des Institutionen, Verbände) und der Gewinnung und Schulung von konzipiert und durchgeführt. Aufbau der Service- und Fachstelle Bürgerschaftliches Engage- Landkreises sowie der grenznahen Schweiz zurückgreifen. Freiwilligen sowie ihrer Begleitung (nicht jeder ist geeignet) auch ment kostenneutral umgeschichtet werden. Mit dem Wechsel des Aus vielen Begegnungen über dieses Engagement entstehen professionelle Öffentlichkeitsarbeit geleistet werden muss. Nicht Joh a n nes Fuchs Gesundheitsamtes vom Ordnungs- zum Sozialdezernat im Jahr nachbarschaftliche Hilfedienste auf Gegenseitigkeit. zuletzt ist auch die Würdigung und Anerkennung der Freiwil- L a n dk reis Ko n s ta nz 2003 wurden die Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen und die . Das Projekt Sprachmittler wird zunehmend von Behörden, ligen in den Projekten immer wieder neu durch ansprechende Fachstelle Bürgerschaftliches Engagement als Stabsstellen dem Kliniken, Verbänden sowie niedergelassenen Ärzten und Formen sicherzustellen. Sozialdezernenten zugeordnet. Damit hob der Landkreis die Therapeuten nachgefragt. Über 100 Sprachmittler wurden in Im Landkreis Konstanz hat sich die Bedeutung der Engagementförderung nach innen wie nach außen mehreren halb- und ganztägigen Seminaren auf ihre Dolmet- Anlaufstelle Bürgerschaftliches Engage- nochmals deutlich hervor. schertätigkeit vorbereitet und geschult. Regelmäßige Ein- ment zu einer Fach- und Projektstelle ent- ladungen zum Erfahrungsaustausch, die aber auch als Aner- wickelt, deren Arbeit zunehmend von Strukturentwicklung kennungsveranstaltungen ausgeschrieben sind, fördern die Politik, Verwaltung, Verbän den und In- Netzwerkkultur dieses Projektes. Um es in der (Fach-)Öffent- stitutionen als professionelle Struktur in Durch die räumliche Entfernung zur Bürgerschaft war von lichkeit immer wieder bekannt zu machen, organisiert die der Landkreisverwaltung geschätzt wird. Beginn an klar, dass die Fachstelle ihren Schwerpunkt nicht in Projektstelle immer wieder Pressegespräche und versendet erster Linie auf die Beratung und Vermittlung von Bürgern und Flyer an Institutionen. Freiwilligen legen würde. Vielmehr liegt der Schwerpunkt der . Familienpaten: Mit dem Kreisjugendamt und dem Kinder- Die Schülerinnen Janine Hofmann, Laura Herzog, Stelle in der Entwicklung, Umsetzung und Begleitung von Pro- schutzbund wurde über einen längeren Zeitraum das Projekt Jehan Long, Jessica Schrodin (alle Alexander- von-Humboldt-Gymnasium Konstanz) testen jekten und spezifischer projektbezogener Konzeptentwicklung, Familienpaten entwickelt. die Tour 1 auf der Insel Mainau

28 Das Wissensmagazin 01/11 Das Wissensmagazin 01/11 29 Koordinierte Engagementförderung Koordinierte Engagementförderung

Beispiel Entwicklungen in Oberschwaben Mit der Präsenz auf der Oberschwabenschau wurden insbesondere die Fertigkeiten, Verdienste und Fähigkeiten von Menschen mit Behinderung und ihr Beitrag zum Arbeitsmarkt und zur Beschäftigung aufgezeigt. Auf dem "Teil SEIN"- Messestand konnten sich Besucher am Kaffeemobil mit einer Kaffespezialität ver- Bürgerschaftliches wöhnen lassen. Engagement und Menschen mit Behinderung

Als im Jahr 2003, dem Europäischen Jahr der Hier handelten Menschen mit Behinderung für andere und sie Zunehmend lässt sich jedoch ein Umdenken erkennen. Mehrere Menschen mit Behinderung, auch in den erlebten sich auch so. Sie waren die Künstler und sie unter- CAP-Läden in der Region und allgemein zugängliche Cafés, in de- hielten die anderen. Die Zuschauer werteten es jedoch als nen behinderte Mitarbeiter Arbeit gefunden haben, wurden nicht Landkreisen intensiv an Konzepten der Inte- Aufforderung, die Einrichtungen und Träger bei ihrer wichtigen nur als Arbeitsplätze für Behinderte geschaffen, sondern als Orte, gration und Teilhabe von Menschen mit Be- Arbeit zu unterstützen. Auch die Träger selbst sahen hier das an denen die Fähigkeiten der behinderten Mitarbeiter – ihre hinderung gearbeitet wurde, standen auch in hauptsächliche Ziel ihrer Mitwirkung: Die Behindertenhilfe Langsamkeit, ihre Freundlichkeit – als Chance für eine alternde Oberschwaben die Integration von Menschen sollte gestärkt, öffentlich gemacht und als Teil der regionalen Gesellschaft erkannt wurden, und die behinderten Menschen mit Behinderung in Schulen, die Integration Sozial- und Bildungsstruktur anerkannt werden. somit eine besondere Qualität in das Zusammenleben einbringen. Bis heute werden in der Behindertenhilfe1 Gleichstellung In der Region Oberschwaben wird seit 2010/11 an verschie- von Menschen mit Behinderung in die Arbeit und Teilhabe häufig mit einer optimalen Versorgung gleichge- denen Stellen darüber nachgedacht, wie sich auch behinderte und die Integration von Menschen mit stellt. In diesem Sinn betont die Mitarbeiterin einer Behinderten- Menschen engagieren können und wie in diesem Fall dann die . Ein großer genossenschaftlicher Wohnungsbauträger über- Behinderung in die Sozial- und Lebensräume einrichtung, die sich intensiv mit der Frage nach den Mög- Förderung der Engagierten aussehen müsste. legt, wie in einem durch Gemeinwesenarbeit unterstützen der Gemeinden und Städte im Vordergrund. lichkeiten befasst, behinderte Menschen an Entscheidungen zu . In einer stationären Behinderteneinrichtung werden leich- Quartier mit ca. 500 Wohnungen und einem sehr aktiven beteiligen und sie fit zu machen für Gemeinschaftshandeln: „Sie ter Behinderte bzw. erfahrene Bewohner als Paten einge- Bewohnertreff Menschen mit Behinderung als Bewohner haben ein Anrecht auf Integration und erhalten alles: Geld- setzt, um Schwächere in die Werkstatt bzw. in die Schule einer oder mehrerer Wohnungen in das dortige Nachbar- Dabei wurde Integration sehr häufig als Bringschuld der „norma- leistungen, Sachleistungen, Freizeitangebote, Arbeitsangebote, zu begleiten. Dort, wo dies möglich ist, zeigt sich, dass die schaftskonzept eingebunden werden können. Man will die- len“, nicht behindertenpädagogisch ausgerichteten Systeme bzw. Wohnangebote. Was sie aber nicht oder nur sehr wenig erhalten, Helfer von der Aufgabe profitieren, dass der Stolz, mit dem se Einbindung nur dann vorantreiben, wenn beide Seiten der Gesamtgesellschaft gesehen. Diese sollten sich für die ist Bestätigung durch nicht behinderte Menschen. Diese sie ihre Aufgabe wahrnehmen, sie auch in den schulischen voneinander profitieren können. Ressourcen und Bedarfe der Menschen mit Handicaps öffnen. BE Bestätigung erhalten sie, wenn sie in Freizeiten nicht nur bedient Aufgaben bzw. in der Arbeit voranbringt. . Ein Kinderzirkus einer Grund-, Haupt- und Werkrealschule, wurde im Kontext dieser Bringschuld diskutiert. werden, sondern selbst aktive Rollen bekleiden dürfen.“ (M. H., . Ein ambulanter, gemeinwesenorientierter Träger für freizeit- der jeweils nach einer Übungszeit im Rahmen einer Tour- In den Veranstaltungen im Landkreis im 17.02.2011) bezogene Angebote hat, teilweise mit anderen Trägern der neephase in Altenheimen auftritt, hat drei behinderte Europäischen Jahr wurde unter dem Titel „mittendrin statt Jugendarbeit zusammen, mehrere Angebote für die jungen Jugendliche eines örtlichen Behindertenheims in die Tour- außen vor“ die Öffnung der Behindertenhilfe einerseits und die- Menschen entwickelt, die während der Woche in Schule neegruppe aufgenommen. Diese sind mit ihren Fähigkeiten Integration der Menschen mit Behinderung andererseits ganz oder Arbeit sind und am Wochenende bzw. in den Ferien voll integriert. unterschiedlich verstanden und umgesetzt. Immer aber bemüh- die Trägerangebote (Freizeiten, Ausfahrten, Wanderungen ten sich die mitwirkenden Organisationen der Behindertenhilfe, usw.) nutzen. Heute unterstützen diese jungen Menschen Die Projekte, in denen Menschen mit Behinderung eine gemein- die Fähigkeiten „ihrer“ Behinderten vorzustellen und sie in den Ablauf von Partys für behinderte (und nichtbehinderte) nützige Rolle spielen, zeigen, dass nicht nur die anderen, sondern Angebote für die Region einzubeziehen. Menschen durch Übernahme von Theken- und Gardero- sie selbst von dieser Rolle enorm profitieren und dass sie ein Dabei blieb dieses großartige Angebot, an dem sich eine bendienst. In einem Projekt „Schülerkalender“, das mit Bil- Baustein in der Kette der Gleichstellungsangebote sind. enorme Zahl von Einrichtungen beteiligte und das viele Men- dern und Texten das Leben junger Menschen (2011 junger schen in unterschiedlichen Städten und Gemeinden besuchten, Menschen mit Behinderung) im Raum beschreibt, arbeiten Prof. Dr. Sigrid K a l l fa ss jedoch ein Angebot der Einrichtungen. Die Mitwirkung der neben anderen Jugendlichen auch zwei Jugend liche mit L a n dk reis ne t z w erk BE Menschen mit Behinderung verblasste, obwohl mehrere Projekte Behinderung als Fotografen und Interviewer mit. Nach anders hätten gedeutet werden können – beispielsweise der Fertigstellung des Kalenders nehmen sie an einer Fahrt für

Auftritt von Musikgruppen verschiedener Einrichtungen und Gemeinschaftshandeln ist wichtig – im Bild der Geschäftsführer der OWB alle Mitwirkenden teil. Mit dem BUND pflegen weitere 1 Befragung von Studierenden der Hochschule Ravensburg-Weingarten jeweils Schulen oder eine hervorragende Straßenperformance. Egon Streicher (li) und Leupolz (re). Jugendliche Biotope. bei den Aktionen 2003.

30 Das Wissensmagazin 01/11 Das Wissensmagazin 01/11 31 4. Ausgabe April 2011

Koordinierte EngagementFörderung

Herausgeber: Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familien und Senioren Baden-Württemberg Stabsstelle Bürgerengagement und Freiwilligendienste Das Schellingstraße 15 70174 Stuttgart Telefon 0711 123-0 Wissensmagazin Telefax 0711 123-39 89 [email protected] aus Baden-Württemberg. Zahlen, Daten, Fakten zum bürgerschaftlichen Engagement www.buergerengagement.de

Gestaltung und Realisierung: freelance project GmbH Silberburgstraße 112 70176 Stuttgart Telefon 0711 993386-0 [email protected] www. freelance-project.de

Bilde r: Annette Breitsameter-Grössl; cw-design, photocase; Udo Dilger Fotodesign; Gemeinde Denkingen; Hugo Fössinger; Sergei Golikov, Vector-Images.com; Svenja Grössl; iofoto, istockphoto; Walter Käsmair; real-enrico, photocase; Stadt Augsburg; Stadt Ettenheim; Stadt Esslingen; Stadt Heidenheim; Stadt Schwäbisch- Gmünd; W. Weller, digitalstock, wikipedia.org.

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Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Baden-Württemberg