Jahresbericht 2006
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Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e. V. an der Technischen Universität Dresden Direktor: Prof. Dr. Dr. Gerhard Besier Postanschrift: 01062 Dresden Sitz: Tillichbau der TU Dresden Helmholtzstraße 6 01069 Dresden Tel.: 0351 463 32802 Fax: 0351 463 36079 Mail: [email protected] Internet: www.hait.tu-dresden.de HAIT Dresden – Jahresbericht 2006 Inhalt 1. Das Hannah-Arendt-Institut 4 2. Neuerscheinungen 17 2.1 Schriften des Hannah-Arendt-Instituts 17 2.2 Berichte und Studien 19 2.3 Institutszeitschrift: „Totalitarismus und Demokratie“ 19 2.4 Einzelveröffentlichungen 21 3. Forschungsprojekte 24 3.1 Kernprojekte 24 3.2 Kooperationsprojekte 30 3.3 Qualifikationsprojekte 33 4. Arbeitstagungen, Konferenzen, Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen 35 5. Öffentliche Vorträge 55 6. Kooperation mit ausländischen Universitäten und Instituten 58 7. Ausgewählte Pressestimmen 62 8. Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 71 8.1 Vorstellung 71 8.2 Lehrtätigkeit 80 8.3 Veröffentlichungen 81 8.4 Vorträge 87 9. Technische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 94 10. Bibliothek 95 11. EDV und Internet 95 12. Gremien, Freundeskreis 96 13. Personal und Finanzen 97 HAIT Dresden – Jahresbericht 2006 1. Das Hannah-Arendt-Institut aus der Betrachtung aus. Auch neue Herausforderungen und Gefährdungen der Demokratie durch autokratische, Die Idee zur Einrichtung des Hannah-Arendt-Instituts extremistische, fundamentalistische Bestrebungen erfor- für Totalitarismusforschung e. V. an der Technischen dern daher Aufmerksamkeit. So hat sich das Hannah- Universität Dresden wurzelt in der beinahe 60jährigen, Arendt-Institut eingehend mit den Voraussetzungen und doppelten Diktaturerfahrung Ostdeutschlands und im Folgen des NPD-Wahlerfolgs bei den Landtagswahlen aufklärerischen Impuls der friedlichen Revolution von 2004 in Sachsen befasst. 1989/90. Kurz nach der deutschen Vereinigung und der Gründung des Freistaates Sachsen fasste der Landtag Eine bei den deutschen Diktaturen ansetzende Totalitaris- den Beschluss zum Aufbau des Instituts. 1993 konnte es mus- und Diktaturforschung sollte in ihren Fragestellungen, seine Arbeit aufnehmen. Die Namensgebung ist Refe- Analysekategorien und Methoden „Anschlussfähigkeit“ renz an die deutsch-amerikanische Philosophin und Poli- gegenüber der Transitions- und Konsolidierungsforschung tikwissenschaftlerin Hannah Arendt (1906–1975), die beweisen. Diesem Ziel dient vor allem das von der EU mit ihrem Werk eindringlich vor Augen geführt hat, dass mit Mitteln des 6. Rahmenprogramms geförderte Projekt Diktaturen mit totalitärem Verfügungsanspruch die Sub- zur Demokratiekonsolidierung in Ostmitteleuropa. stanz des Politischen schlechthin zerstören. Das Hannah- Arendt-Institut widmet sich vor allem der systematischen Inzwischen wurde eine neue Schriftenreihe Wege der Untersuchung des Kommunismus und des Nationalso- Totalitarismusforschung ins Leben gerufen. Gedacht ist zialismus. Als Weltanschauungsdiktaturen haben sie das an die Herausgabe von vergriffenen, vergessenen oder zwanzigste Jahrhundert entscheidend geprägt; ihre Fol- unbeachtet gebliebenen Grundlagenwerken der Totalita- gen sind Hypotheken für Gegenwart und Zukunft. Ver- rismusforschung. Bei den aufzunehmenden Texten kann gleichende Perspektiven auf andere faschistische und es sich zudem um verstreute Aufsätze, in Nachlässen auf- staatssozialistische Systeme ergänzen die Untersuchun- gefundene Schriften oder auch um bislang nicht realisier- gen zu den Diktaturen in Deutschland. Die kritische te Übersetzungen ins Deutsche handeln. Ein erster Band Auseinandersetzung mit dem politischen Extremismus in mit den totalitarismustheoretischen Schriften des Berli- Geschichte und Gegenwart ist Bestandteil der Tätigkeit ner Politikwissenschaftlers Richard Löwenthal wird im der Dresdner Forschungseinrichtung. Jahr 2007 erscheinen. Die Substanz des Totalitären lässt sich nur durch verglei- NS- und SED-Regime bilden den Ausgangspunkt für eine chende Untersuchungen auf breiter Grundlage erfassen. umfassendere Betrachtung des Spektrums autokratischer Will man die Konturen des Totalitären umreißen, wie sie Systeme der Zwischen- und Nachkriegszeit. Hierzu zählen sich vor allem in jenen Bewegungen und Regimen zei- die eher autoritären Rechtsdiktaturen eines Piłsudski, gen, die von den Pionieren der Totalitarismusforschung Mussolini (in den Jahren bis 1935), Dollfuß oder Franco wie Waldemar Gurian, Hannah Arendt, Luigi Sturzo ebenso wie die in ihren Herrschaftsstrukturen und Legi- oder Carl J. Friedrich als Inkarnation des Totalitarismus timitätsquellen vielfältigen Linksdiktaturen des sowjeti- im engeren Sinne angesehen wurden, setzt dies umfas- schen Satellitengürtels. Ein Band zu den „Diktaturen im sende Vergleiche nicht nur mit einer breiten Palette von Europa des 20. Jahrhunderts“ ist im Oktober 2006 Diktaturen/Autokratien, sondern auch mit freiheitlichen erschienen. Ordnungsformen voraus. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Rolle ethnischer, reli- NS- und SED-Herrschaft sind nicht angemessen zu verste- giöser und sprachlicher Minderheiten. Der Umgang mit hen, wenn der Regimebildung vorausgehende Ideologien ihnen lässt wesentliche Rückschlüsse auf die Herrschafts- und Bewegungen ausgeblendet bleiben. Wie etwa die For- struktur politischer Systeme und den Grad der Offen- schungen Jacob Talmons zeigen, reichen die ideenge- heit, Autonomie und Zivilität einer Gesellschaft zu. In schichtlichen Wurzeln mindestens ins 18. Jahrhundert Zusammenarbeit mit dem Institute on Religion and Pub- zurück. Das Hannah-Arendt-Institut widmet sich diesem lic Policy in Washington, D. C. (Prof. Dr. Joseph K. Grie- Fragekreis u. a. in Projekten zur Ideengeschichte der boski) sowie den Universitäten in Sarajevo (Prof. Dr. „politischen Extreme“, des „totalitären Denkens“ und Gajo Sekulić), Niš (Prof. Dr. Đokica Jovanović), Belgrad der „Diktatur des Proletariats“. (Prof. Dr. Todor Kuljić, Dr. Rajko Djuric, TANJUG News Agency), Tallahassee (Prof. Dr. David Rasmussen, Das Forschungsfeld des Instituts wird zudem keineswegs Department of Social Sciences, Florida State University, durch das Jahr 1989 begrenzt. Täte man dies, schlösse Prof. Dr. Terry Coonan/Prof. Dr. Daniel Maier-Katkin, man das Erbe und die Nachwirkungen der Diktaturen Center for Advancement of Human Rights, Florida State 4 Das Hannah-Arendt-Institut University) und Madrid (Prof. Dr. Carlos Montero, Cen- Die Ergebnisse zweier international besetzter Konferen- tro de Estudios Políticos y Constitucionales) wird die zen, eines Workshops und eines Panels bei der German Situation von ethnischen, religiösen und sprachlichen Studies Association 2006 werden im Jahr 2007 erschei- Minderheiten unter wechselnden politischen Konstella- nen. tionen im 20. Jahrhundert und danach erforscht. Das Projekt trägt den Titel: „Ethnic, religious and linguistic minorities in Europe during the Twentieth Century and after”. The Hannah Arendt Institute Bei der Erforschung der Diktaturen der Zwischenkriegs- The idea for the establishment of the Hannah Arendt zeit und der Prozesse der Regimetransformation gilt den Institute for the Research on Totalitarianism at the Staaten Ostmitteleuropas hohe Aufmerksamkeit. Durch Technical University of Dresden is rooted in the experi- die Weiterentwicklung der Kontakte zu polnischen, tsche- ence of almost 60 years of double dictatorship in East chischen, ungarischen, russischen, ukrainischen, serbi- Germany and in the enlightened impulse given by the schen und rumänischen Forschungseinrichtungen, die peaceful revolution of 1989/90. Soon after the German intensive Nutzung von Arbeitsstützpunkten des Hannah- reunification and the naissance of the Free State of Arendt-Instituts in Polen und Tschechien und die erfolg- Saxony the local parliament took the decision to establish reiche Umsetzung des von der Europäischen Union the Institute, which began work in 1993. The name was finanzierten Wissenstransfers im Bereich der Transitolo- chosen in honour of the German-American philosopher gie sind dafür günstige organisatorische Voraussetzun- and political scientist Hannah Arendt (1906–1975), who gen geschaffen worden. Durch die Intensivierung der For- with her work vividly showed that dictatorships with a schungsbemühungen im ostmitteleuropäischen Raum totalitarian claim to dispose of their subjects destroy the leistet das Hannah-Arendt-Institut einen Beitrag zur Struk- very essence of polity. The Hannah Arendt Institute deals turierung des Europäischen Forschungsraumes gemäß den principally with systematic research on Communism and Empfehlungen der Europäischen Kommission. Gleiches National Socialism, which in the form of ideological dic- gilt für das im November 2006 begonnene EU-Projekt tatorships decidedly shaped the twentieth century. Their „Überwindung der Diktaturen – Dichter, Künstler und consequences are both a legacy and burden for the pres- Schriftsteller in der Begegnung“, das dem Dialog und ent and the future. Comparative perspectives of other fas- Erfahrungsaustausch, dem Abbau von Vorurteilen und cist and state socialist systems add to the research on the der Verständigung zwischen Künstlern, Dichtern und dictatorships in Germany. The critical analysis of political Schriftstellern aus verschiedenen europäischen Ländern extremism in history and present is part of the work of – Ost und West – dienen soll. this Dresden research institute. Die Ostmitteleuropa betreffenden Aktivitäten bedürfen The substance of totalitarianism can only be understood einer engen Vernetzung mit dem westeuropäischen For- through