12. Jahrgang, Nr. 133 Februar 2009 o t u c h s Rr i b ü n e f ü r o m m u n i s t eF n u n d o z i a l i s t e n i n e u t s c h l a n d T K S D Babylonisches ine verwirrende Überschrift? Gemach. Neh- stand gegen das Europa der Monopole? Übri- Emen wir zur Entwirrung der Begriffe eine gens stehen beide Formulierungen auch im Anleihe bei einem Werk der Weltliteratur auf: EL-Wahlprogramm. Es handelt sich um ein der Bibel. Der Babylonische Turm war nach Ja zu jenem imperialistischen Konstrukt, das 1. Moses 11 ein gigantisches Bauvorhaben, die Dominanz vor allem des deutsch-franzö- das bis in den Himmel ragen sollte. Es blieb sischen Kapitals auf diesem Kontinent fest- indes unvollendet, da der über solchen Fre- schreiben will, auch wenn die EL behauptet, vel erzürnte Gott Jahwe die Sprache seiner sie verfechte ein „Alternativkonzept“. Erbauer derart durcheinanderbrachte, daß Die sogenannte europäische Integration hat eine Verständigung unter ihnen nicht länger Hammelragout auf die Speisekarte gesetzt: n h a l t möglich war. Seitdem gilt der Turmbau von Man preist die Einheit der Schafe im Magen I Babel als Synonym für mangelnden Reali- des Wolfes. Seite tätssinn und menschliche Vermessenheit. Und wir? Sind wir als Europäer etwa gegen Israels antisemitischer Amoklauf 2 Zugleich ist davon die Rede, Wahrsagekunst Europa? Eine unsinnige Frage! Wir sind gegen Sarkasmus und Bilanz 2 und Beschwörungen hätten im Leben Baby- die Europäische Union, deren Ministerrat Die Welt im Sog der Systemkrise 3 lons einen hervorragenden Platz eingenom- und Kommission als Vollzugsorgane der ton- Neue Reichsautobahnen? 3 men. Soweit die Legende. angebenden Banken und Konzerne Europas Brief aus Düsseldorf 4 Doch warum in die Ferne schweifen, wenn fungieren. Unsere Europakonzeption geht Das Kampffeld nicht verlassen 4 manches so nahe liegt? Vor geraumer Zeit von der Verteidigung der Souveränität jeder Moralisierende „Grübeleien“ statt nüchterner Geschichtsbetrachtung 5 fand im Berliner Lichtspieltheater „Babylon“ Nation, von der brüderlichen Verbundenheit Nichts als die Wahrheit 6 die Wahlkonferenz der Europäischen Links- der europäischen Werktätigen auf der Basis War der Kaiser nackt? 7 partei (EL) statt, mit der auf die anstehende des proletarischen Internationalismus aus. DBwV: Ruhigstellen hieß die Devise 8 Neubesetzung der heiß begehrten, da hoch- Als Marxisten stellen wir die Realitäten in Mit dem EK in den Heldentod 9 dotierten Mandate des Europaparlaments Rechnung: Die EU existiert als Koordinati- DDR-Staatssicherheit war programmatisch eingestimmt werden sollte. onszentrum des Klassenwillens der euro- keine Ressortangelegenheit 10 Dort war man gewissermaßen „unter sich“, da päischen Monopolbourgeoisie zur Abwehr Das MfS schützte die Volkswirtschaft 11 die EL trotz einer stolzen Zahl ausgewiesener der Konkurrenz aus Übersee, vor allem aber Giftige Saat 12 Mitgliedsparteien und etlicher Beobachter mit jener Staaten, die in anderthalb Jahrzehnten Tillich ist willig 12 beratender Stimme in den Leitungsgremien den Lauf der Dinge in der Welt bestimmen „RotFuchs“: Ort produktiver Debatten 13 über keine wirkliche Repräsentanz verfügt. werden: China, Indien, Rußland, Brasilien. Gefallen vor Madrid: Hans Beimler 14 Die russischen Kommunisten sind dort eben- Lothar Bisky hat sich ja erst unlängst als Schlafzimmer-Affäre 15 sowenig vertreten wie die einflußreichsten EL-Abgesandter in Peking davon überzeugen Löwinnenmoral 15 kommunistischen Parteien des Kontinents können, daß die chinesischen Kommunisten Eine recht unernste Theaterrezension 16 – die portugiesische PCP und die griechische Nägel mit Köpfen machen. Wie Feuer und Wasser 16 KKE. Während auch andere dem Marxismus- Die Losung der Vereinigten Staaten von Eu- n Hugenbergs Leninismus treu gebliebene Parteien wie die ropa ist ein alter Hut. Schon Lenin hat sie Medienimperium RF-Extra I belgische PTB, die es ebenfalls nicht lau- gründlich analysiert. Die europäische Inte- n Im Prisma: Nordirland RF-Extra III warm mag, in diesem Kreis fehlen, geben in gration komme entweder nicht zustande oder Obamas „Falken“-Kabinett 17 der EL neben der jetzt auch den Vorsitzenden sie sei reaktionär, meinte er. Der zweite Fall Die baskische Frage 18 stellenden Partei Die Linke (PDL) vor allem ist eingetreten: Die EU, deren Politik einige Beijing stärkt Menschenrechte 18 Reformisten und übriggebliebene Eurokom- mutige linke Abgeordnete des Europaparla- Um was geht es in Libanon? 19 munisten den Ton an. Auch einige Parteien, ments unablässig bloßstellen, ist der Hort der Tel Aviv verlacht das Völkerrecht 19 auf die eine solche Charakterisierung nicht Reaktion auf dem Kontinent. Wer sich unter In tausend Stürmen bewährt: KKE 20 zutrifft, sind – aus welchen Gründen auch ihrem Vorzeichen auf „Integration“ einläßt, „Terroristen“ heißen jetzt „Piraten“ 20 immer – mit an Bord. wird zum Gefangenen der bürgerlichen Ideo- Bulgariens Partisanen 21 Wohin aber steuert das Schiff? Der Mann auf logie und Terminologie. Warum „Ground Zero“? 22 der Brücke – der PDL-Vorsitzende und Euro- Warum fand der „Wahlauftakt“ der EL aus- Reime für den „RotFuchs“ 23 paparlamentsanwärter Lothar Bisky – gab gerechnet im „Babylon“ statt? Weil es dem Faschistischer „Kulturdünger“ 24 Passauer Dolchstoß 24 im „Babylon“ bereitwillig Auskunft. Die EL Hauptquartier der PDL, das den Namen des Das Moorsoldatenlied 25 sei „eine pro-europäische Kraft“, tat er kund. unbeugsamen Kämpfers gegen die deutsche Überflüssig wie ein Kropf? 25 Das hörte sich etwa so an, als würde ein USA- und europäische Bourgeoisie Karl Liebknecht Spannend und ehrlich 26 Politiker sagen: „Die Vereinigten Staaten von trägt, unmittelbar benachbart ist? Oder weil Zur Freiheit des Pressemenschen 26 Amerika sind pro-amerikanisch.“ Doch Bisky – wie einst in Babel – von Lebensfremden ein Unvergessener Wieland Herzfelde 27 setzte noch eins drauf: „Wir sagen ja zur euro- „Turm in den Himmel“ gebaut werden soll, der Archie und der Landesvater 28 päischen Integration.“ War das ein Wort der eher an ein Wolkenkuckucksheim erinnert? Leserbriefe 29 Unterstützung jener, welche gegen das Diktat Kommt zurück auf den Teppich, Genossen! Grafik des Monats 32 von Brüssel kämpfen, ein Appell zum Wider- Klaus Steiniger Seite 2 RotFuchs / Februar 2009 Israels antisemitischer Amoklauf im Ghetto Gaza

nlängst erhielt die Redaktion einen schwachkalibrige Raketenschläge, wäh- auf die Mühlen des internationalen Anti- UAnruf des 90jährigen Fritz Teppich. rend Tel Avivs Air Force und Panzer ein semitismus. Der deutsch-jüdische Kommunist und Shoa- Blutbad unter Zivilisten anrichteten. Im Bezeichnend ist die Tatsache, daß die politi- Überlebende, dessen nächste Angehörige Visier sind semitische Araber. sche Frontfrau des deutschen Imperialismus in Auschwitz ermordet wurden, brachte Der Überfall auf Gaza stellt ein Völker- den zionistischen Terror der Machthaber seine tiefe Empörung über die jüngsten rechtsverbrechen im Sinne des Nürnberger Israels dadurch gutheißt, daß sie einseitige Verbrechen des zionistischen Terrorismus Prozesses dar. Die zionistischen Anführer Schuldzuweisungen an die Hamas trifft. im Ghetto von Gaza zum Ausdruck. Die vom Schlage der Olmert, Barak und Livni Die von Merkel repräsentierten Kreise israelische Luftwaffe bombardierte die ein- schänden, sich auf den Rückhalt oder das stellen sich damit in eine Reihe mit den gekesselte Millionenstadt in Nazi-Manier. Schweigen von NATO und EU stützend, Bombenterroristen von Gaza. Als Vorwand diente die Bekämpfung der mit ihrem Amoklauf das Andenken der Unsere Solidarität gehört einmal mehr dem palästinensischen Widerstandsorganisa- sechs Millionen vom deutschen Faschis- überfallenen palästinensischen Volk und tion Hamas. Deren Kapazität reichte für mus ermordeten Juden und leiten Wasser allen friedliebenden Israelis. K. S.

Sarkasmus und Bilanz: 36 unverzichtbare Jahre

a, ich gebe es zu: Ich bin ein Opfer der sta- und sammelte auch Briefmarken). Sogar in die große Befreiung, von der ein gewisser Jlinistischen Diktatur! Wie ich es 36 Jahre die sozialistische Produktion wurden wir Emmerlich schon immer geträumt und für lang ausgehalten habe, weiß ich heute auch später alle vierzehn Tage gesteckt. die er jahrelang subversiv im DDR-Staats- nicht mehr. Es gibt nur eine Erklärung: Man Wegen offensichtlich passabler Leistungen fernsehen tätig gewesen war. hat mich erfolgreich korrumpiert! Hinterher (was blieb einem bei diesem Druck denn Und auch ich war nun endlich frei – frei von ist man eben immer schlauer. Aber alles der auch schon weiter übrig) mußte ich nach der jahrzehntelang erlittenem Zwang und Unrecht Reihe nach. zwölften (!) Klasse das Abitur machen und und durfte ein ganz neues Leben in der FDGO Es hatte so harmlos angefangen! Nur neun wurde anschließend zum Studieren an der (Freiheitlich-Demokratischen Grundord- Jahre nach dem Ende des bis dahin verbre- Humboldt-Universität vergattert. In den fol- nung) anfangen – nach 36 Jahren Schmach cherischsten Krieges in der Geschichte setz- genden vier Jahren bestach mich der Staat und Elend (siehe oben) kamen auch für mich ten mich meine Eltern in die Welt, genauer mit Stipendium und Leistungsstipendium, jetzt die blühenden Landschaften! gesagt in den Unrechtsstaat DDR. Der war anstatt ordentliche Studiengebühren von So oder ähnlich verdreht der herrschende damals noch nicht einmal fünf Jahre alt, mir zu verlangen. Ich hatte mir – einfach „Zeitgeist“ am liebsten Biographien wie die und es hieß, daß mit ihm angeblich nun alles so – mein Lieblingsfach aussuchen müssen meine. Distanzierung von eigener Erfahrung besser werden sollte. und mußte dann vier Jahre zwischen Hör- ist heute angesagt, wenn man etwas werden In meinen ersten Jahren mußte ich, wehrlos saal und Seminarraum pendeln, um am Ende will in der „freien“ Gesellschaft. Wendehälse wie ich war, eine glückliche Kindheit über eine Diplomarbeit zu verteidigen. sind noch immer gefragt. Aber damit kann mich ergehen lassen. Als Einzelkind wurde In diesen bis dahin grauenvollsten aller Zei- ich nicht dienen. Die DDR war der wichtig- ich verwöhnt und hatte tagein, tagaus die ten hatte mich die Diktatur endlich da, wo ste Teil meines Lebens, 36 Jahre, auf die ich Liebe meiner Eltern sowie schon frühzeitig sie mich immer hatte hinhaben wollen: Ich nicht verzichten kann und will. die Fürsorge der Diktatur zu ertragen – was wurde Mitglied der staatstragenden Partei. Ihre Erbauer haben Fehler begangen, und es alles zusammen nicht gerade leicht war Da hatten sie es also wirklich geschafft. Zu gab auch nicht zu rechtfertigendes Unrecht. und schon mit der Vorschuluntersuchung allem Übel besorgten mir die Machthaber Das ist leider wahr und darf nicht geleugnet begann. Aber das wappnete mich wohl für auch noch eine Anstellung an einer wissen- werden. Ein „Unrechtsstaat“ war die DDR Schlimmeres. schaftlichen Einrichtung, die der Studien- deshalb trotzdem für mich wie für Millionen 1960 kam der Fernseher ins Haus und mit ausbildung weitgehend entsprach. Dort war ehrlicher Menschen keineswegs, wenn das ihm die ideologischen Einpeitscher von ich – so weit hatte man mich schließlich auch mancher heute nicht wahrhaben will. Schnatterinchen über Pittiplatsch „den Lie- getrieben – neben meiner beruflichen Arbeit Im Gegensatz zu den derzeitigen Zuständen ben“, bis zu Meister Nadelöhr und Professor zugleich systemerhaltend tätig. (Ich nannte hatte jeder, der es wollte, eine reelle Chance, Flimmerich. Was habe ich für grauenvolle mich viele Jahre lang FDJ-Sekretär und je nach eigenen Fähigkeiten und Möglich- Stunden vor diesem Kasten verbringen müs- diente damit der ideologischen und sonstigen keiten etwas aus seinem Leben zu machen sen. Nebenbei wurde ich mit Büchern über- Drangsalierung jüngerer Wissenschaftler – und das völlig unabhängig von Geldbeutel häuft und bekam Weihnachten 1961 meine durch die Partei.) Das ging so etliche Jahre und sozialem Status der Eltern. Das ist keine erste PIKO-Modelleisenbahn – ein Horror weiter, nebenbei nötigte man mich noch zur nostalgische Verklärung eines Ewiggestrigen, jagte den nächsten. Abfassung einer Doktorarbeit. Das nannte wie bis heute immer gern getönt wird, son- Doch das war noch gar nichts, wie sich bald sich Qualifikation des wissenschaftlichen dern eine ganz simple Tatsache, begründet herausstellen sollte. Die sozialistische Schule, Nachwuchses und war letzten Endes auch auf millionenfach gelebtem Leben! ein insgesamt zwölfjähriges Martyrium, nur systemstabilisierend gedacht, wie ich Dr. Jörg-Peter Schultze harrte meiner. Die Diktatur hatte sich vor- heute erkennen muß. Irgendwer sollte den genommen, aus jedem kleinen Schultüten- Laden ja später mal übernehmen, um den Der am 29. Oktober 2008 im Alter von erst träger eine rundum gebildete Persönlichkeit Kommunismus zu vollenden – so die gängige 54 Jahren an einem Herzinfarkt verstor- zu machen, wie es damals hieß. Dabei scheu- Lesart der Geschichte. bene Autor war RF-Leser, Mitglied der PDL ten die Machthaber vor nichts zurück. Ab Doch dazu sollte es dann gar nicht mehr und Funktionär der Gesellschaft für Bür- 5. Klasse mußten wir Russisch, die Sprache kommen. 1989 begann bekanntlich mit der gerrecht und Menschenwürde (GBM). Der unserer „Freunde“, lernen, uns einen Brief- Verlesung eines unscheinbaren Notizzettels Text wurde dem von uns rezensierten Buch freund in der Sowjetunion aussuchen (mei- durch ein bis dahin führendes Mitglied der „DDR – unauslöschbar“ (RF Nr. 132, S. 26) ner hieß Sascha Sulimow, wohnte in Kaluga Staatspartei mit der friedlichen Revolution entnommen. RotFuchs / Februar 2009 Seite 3 Die Welt im Sog der kapitalistischen Systemkrise

rof. Annie Lacroix-Riz lehrt zeitgenös- Geldmärkten zu verspekulieren. Man setzt Psische Geschichte an der Pariser Uni- aufs falsche Pferd. versität VII – Denis Diderot. Sie ist Autorin Das Kapital sieht sich nun gezwungen, die zahlreicher Werke. Unlängst gab die mar- Produktion schrumpfen zu lassen, sie der xistische Wissenschaftlerin der belgischen veränderten Situation anzupassen. Wohl Wochenzeitung „Solidaire“ ein Interview, am stärksten ist davon neben den USA die in dem sie erhellende Aussagen zu den drei BRD betroffen. Warum? Es handelt sich größten Wirtschaftskrisen des Kapitalis- hier um ein Land, das seit Jahrzehnten mus machte. Besonders ging sie dabei auf auf Kredit gelebt hat, der – wie sich jetzt die weltweite Systemkrise ein. Wir fassen herausstellt – weitgehend faul gewesen ihre Darlegungen zusammen. ist. Hinzu kommt, daß die BRD in gro- Die Krise von 1929 war eine Überproduk- ßem Umfang Produktionsmittel erzeugt. tionskrise, d. h., das Angebot überstieg bei Diese Zweige aber brechen in einer Krise weitem die zahlungsfähige Nachfrage. Auch als erste weg. die erste große Krise des Kapitalismus, die 1932 zählte man in Deutschland rund sie- sich 1873 ereignete, wurde durch Überpro- ben Millionen Arbeitslose – eine Situation, duktion ausgelöst, die zu einem solchen die sich auch diesmal wiederholen könnte. Oktober 1929: Panik an der Wall Street Absinken der Profitrate führte, daß es sich Oder sogar noch heftiger. In den USA muß für die Fabrikanten „nicht mehr lohnte“, mit gleichen Erscheinungen gerechnet immer behauptet wird, sondern die Hochrü- weiter produzieren zu lassen. werden. Auch dort gibt es eine besonders stung und dann der Krieg bescherten dem Der 1. Weltkrieg (1914–1918) zerstörte das hohe Konzentration der Produktionsmittel- Kapital der USA den großen Boom Angehäufte, allerdings noch nicht genug. herstellung. In den letzten beiden Jahren Worin besteht nun der wichtigste Unter- So kam es schon 1920/21 – vor allem in den ist hier die industrielle Fertigung um ein schied zwischen dem Fiasko von 1929 und USA – zu einer weiteren ernsten Krise. Die Drittel abgesunken. dem heutigen Desaster? Inflation in Deutschland war eine Folge Das Kapital besitzt die Tendenz, seinen Die Umstände der Auslösung beider Krisen dessen. eigenen Markt dadurch zu liquidieren, sind fast identisch. Die wichtigste Diffe- Im Laufe der 20er Jahre wurde die Akku- daß es Löhne und Gehälter aufhebt. 1932 renz besteht vor allem in der Tatsache, daß mulation und Zentralisation des Kapitals hatte Deutschland nur noch einen einzigen die derzeitige Überproduktion das Niveau – für die Verhältnisse jener Zeit – auf die wirtschaftlich gesunden Abnehmer – die von 1929 bei weitem in den Schatten stellt. Spitze getrieben. Die tonangebenden Mono- UdSSR, deren jährliche Wachstumsrate Zehn Jahre Akkumulation (1919–1929) sind polgruppen formierten sich. damals bei 15 bis 20 Prozent lag. mit über 60 Jahren Anhäufung nicht ver- Eine Überproduktion noch größeren Aus- Aus kapitalistischer Sicht gibt es keinen gleichbar. maßes löste die Weltwirtschaftskrise von anderen Weg aus der Krise als das mas- Obwohl es sich auch diesmal um eine zykli- 1929 aus. Auch hier spielte der enorme sive Einspringen des Staates, der von den sche Krise handelt, besitzt sie eine bisher Absturz der Profitrate die entscheidende Monopolen kontrolliert wird. In „norma- unbekannte Tiefe und Breite. Wenn auch Rolle. Hinzu war zwischen 1924 und 1929 len Zeiten“ verbitten sie sich jede „Ein- die Mechanismen der Herausbildung der noch das spekulative Moment gekommen: mischung“ in ihre Angelegenheiten. Nun Krise die gleichen sind, ist das heutige Erstmals erfolgte eine völlige Trennung aber muß die Regierung – koste es, was es Geschehen für den Kapitalismus weitaus des Geldes von der materiellen Produktion. wolle – die Bedingungen für das Funktio- ernster als das der 30er Jahre, deren öko- Das Kapital wurde weitgehend virtuell. Das nieren der kapitalistischen Mechanismen nomische Verwerfungen wiederum die von Resultat war der New Yorker Bankenkrach, wiederherstellen. 1873 erheblich übertrafen. auch als Schwarzer Freitag bekannt. Wäh- Es ist unwahr, wenn behauptet wird, das R. F., gestützt auf „Solidaire“, Brüssel rend sich moderne Industrien – besonders sei früher nicht der Fall gewesen. Beispiels- die Autoproduktion und der Elektrosektor weise wurde ganz schnell der vom Absturz – weiterhin stürmisch entwickelten, brach bedrohte Banksektor staatlicherseits über- die fiktive Finanzwelt völlig zusammen. nommen. In Deutschland nationalisierte Neue Dutzende Millionen Arbeiter und Ange- Reichskanzler Heinrich Brüning zwischen Reichsautobahnen? stellte flogen in allen entwickelten Län- 1930 und 1932 diesen Bereich. Auch andere dern auf die Straße. Wirtschaftszweige wurden zeitweilig mit Aber nicht das Versagen der Banken war Billigung der Monopole unter staatliche ie von der Merkel-Steinmeier-Regie- die eigentliche Ursache der Krise. Wenn Fittiche gebracht. Überdies denke man Wrung mitgeteilt wurde, gehört zum heute behauptet wird, es handele sich an den Autobahnbau unter Hitler, der vorläufig letzten „Konjunkturpaket“, wie diesmal um ein völlig anders geartetes nichts anderes als eine Intervention des der Katalog von Notstandsmaßnahmen Geschehen, das durch Manipulationen an faschistischen Staates zur Überwindung genannt wird, auch das Ankurbeln des den Börsen verschuldet worden sei, dann der Krise war. Straßenbaus. Damit will man dem drohen- ist das grundfalsch. Tatsächlich wirken Die Regierungen der kapitalistischen den Anstieg der Arbeitslosigkeit begegnen. abermals die bekannten Mechanismen Hauptmächte verhielten sich in jener Peri- Aus Obamas USA verlautet ähnliches. einer Überproduktionskrise. Wenn keine ode genauso wie heute: Sie sanierten das Eine fabelhafte Idee, zumal man dabei hinreichende Profitrate mehr erzielt wer- Großkapital auf Kosten der Steuerzahler. auf „Bewährtes“ zurückgreifen kann: Mit den kann, wird ein Teil des Kapitals „ver- Roosevelts berühmter New Deal (1933 bis der Schaffung eines ganzen Netzes soge- brannt“. Es trifft zuerst und vor allem die 1938) war durch eine beachtliche Finan- nannter Reichsautobahnen, die zufällig kleinen und mittleren Unternehmer, aber zierung aus Mitteln der öffentlichen Hand an alle deutschen Grenzen vorgeschoben inzwischen verlieren auch ganz Große charakterisiert. Zugleich bereitete man wurden, löste Hitler bekanntlich auf seine im „freien Wettbewerb“ Kopf und Kragen. sich – wie andere westliche Staaten auch – Weise das Arbeitslosenproblem. Und zwar Das erste Anzeichen ist meist die mas- intensiv auf den Krieg vor, was dann auch gründlich. senhafte Entlassung von „Mitarbeitern“. den entscheidenden Ausweg aus der Krise Damit kein Mißverständnis entsteht: Jeg- Hinzu kommt die Tendenz, sich auf den darstellte. Denn nicht der New Deal, wie liche Vergleiche liegen uns fern. C. A. Seite 4 RotFuchs / Februar 2009 Brief einer verzweifelten Düsseldorferin

eit dem 16. Juli 2008 ist für mich die Welt offenbar nur für sie galten. Was ist daraus Geschirr erst oder lasse es vorgespült mit Snicht mehr so schrecklich wie bisher; sie geworden? Kinder hungern in Deutschland, kaltem Wasser stehen. Eine Waschmaschine ist noch ein Stück schrecklicher geworden. Zahnbehandlungen sind oft unerschwing- habe ich seit Mitte Januar 2008, vorher war Damals erhielt ich Post von den Stadtwer- lich. Seit 2006 bin ich von einem 1-Euro- Waschsalon angesagt. Auch da spare ich. ken Düsseldorf: Nachzahlung in Höhe von Job in den anderen geschoben worden: Seit zwei Jahren bin ich der Arbeit wegen 491 Euro für vorwiegend Warmwasserko- Diakonie – hausmeisterliche Hilfskraft. viel unterwegs, auch abends. Und trotzdem sten, Heizung, Abwasser, Kaltwasser u. v. Dann SWT – ein Jahr Kinder- und Jugend- habe ich angeblich diesen Mehrverbrauch a. m. Heizkostennachzahlung ist ein Wort, arbeit. Ich arbeitete in der Offenen Ganz- bei kaltem Wasser und den Warmwasser- da brodelt der Adrenalin-Spiegel über den tagsschule, wo ich auf einer Erzieherstelle verbrauch eines Zweipersonenhaushalts. Haarwurzeln. Was die mich schon abge- saß. Inzwischen bin ich in der Druckerei Wie kommt das? zockt haben ... der Caritas beschäftigt und froh, an vier Der Mitarbeiter von den Stadtwerken schrieb Die E-Mail-Korrespondenz spricht Bände. Tagen jeweils fünf Stunden eine z. T. sit- mir, ob ich mich wohl auch beschweren Der Sachbearbeiter schrieb mir, für ihn und zende Tätigkeit verrichten zu können. Der würde, wenn ich sechs Flaschen Milch seine Familie sei häufiges Duschen nicht Job in der Ganztagsschule war körperlich kaufte, weil ich vier beim Eingießen ver- mehr drin. Später teilte er mir detailliert und seelisch hart, und ich empfand mich schüttet hätte. mit, wie die dreiköpfige Familie duscht: oft herabgewürdigt. „Zahl oder stirb“ lautet die Devise der Ener- Wasser aufdrehen, naß machen, Wasser Immer, wenn ich mich ein bißchen einlebe giekonzerne. Ich bin verzweifelt. abdrehen, einseifen, waschen, Wasser und in meiner Situation wohl fühle, kommt Meine Rentenerwartung als alleinerzie- aufdrehen zum Abspülen, höchstens fünf wieder so ein unbezahlbarer Hammer: ver- hende Mutter liegt bei 550 Euro. Jetzt aber Minuten alles und nur jeden zweiten Tag. zichten auf den Gang zum Zahnarzt der bekomme ich, wie gesagt, einen 1-Euro-Job Muffeln für Deutschland? Man spült hier- Kosten wegen oder für Preissteigerungen nach dem anderen. Aber ich brauche das zulande die Toiletten überwiegend mit wie beim Energiekonzern ENBW-Stadt- bißchen Geld, denn ich muß monatlich 150 Trinkwasser. Das regte mich wie andere werke aufkommen. Euro an die Stadtwerke bezahlen. Meine schon vor Jahrzehnten auf. Aber die nor- Ich fange beim Kurz-Duschen mein Dusch- Kinder haben ständig Ärger mit dem BAFöG- male Körperreinigung wird zum Luxus wasser auf und spüle damit die Toilette: Amt. Denen kann ich auch nicht helfen. erklärt. Aufs Jahr gerechnet ist das sicher eine Am 12. September war ich zum Hartz-IV- Ich bin ein Kind des Kalten Krieges und beachtliche Einsparung. Ich putze nicht Hearing unter der Brücke neben dem nor- kann mich noch gut an die „Freiheitsbe- viel, kann mir das auch nicht leisten. Ich drhein-westfälischen Landtag, dort also, griffe“ erinnern, die man damals auf die wasche mir nicht ständig die Hände, fange wo Leute hingehören, die sich in meiner DDR bezog. Die ganze Verlogenheit besteht Regenwasser zum Pflanzengießen auf, mache sozialen Lage befinden. darin, daß die seinerzeitigen Forderungen nur einmal am Tag Abwasch, sammle das Gesine B. Unger, Düsseldorf

Das Kampffeld nicht verlassen

ie „Grübeleien“ von Dr. Franz Köhler vorheben möchte ich hier den Namen des schen Verhältnissen das gesellschaftliche Dwurden durch den „Einspruch“ Klaus Widerstandskämpfers Alfred Schellenber- Kampffeld verlassen. Nicht wenige mach- Steinigers gründlich gestört. Ich war ger. Er gehörte zu vielen hervorragenden ten von dem durch Günter Gaus in seiner gedanklich selbst damit beschäftigt, Franz Menschen, mit denen ich Kontakt hatte. Sendung „Zur Person“ stets propagierten Köhler zu widersprechen. Unserem Chefre- Die Töchter von Alfred Schellenberger „Recht auf Anpassung an die BRD“ leider dakteur stimme ich voll zu. Ich freue mich fand ich über den „RotFuchs“ wieder. Der Gebrauch. immer wieder über dessen klare klassen- Maschinenschlosser wurde 1939 aus dem Ein bewußter Proletarier – und auch ein bewußte Sprache. KZ Buchenwald entlassen. Er war sofort lohnabhängiger Akademiker gehört ja zum Die von Franz Köhler vorgenommene weiter in der illegalen politischen Arbeit Proletariat – wird sich aber nicht anpassen leichtfertige Abstrahierung von Raum und tätig. 1944 wurde er erneut verhaftet und und vom Klassenkampf verabschieden. Zeit kann so nicht hingenommen werden. zum Tode verurteilt. Er konnte im Februar Wir sind die Enkel jener Revolutionäre, Lenin forderte im 1. Weltkrieg, an dessen 1945 bei der Bombardierung Dresdens flie- welche gegen die jeweils herrschenden Ausbruch alle imperialistischen Staaten hen und war noch vor dem Einmarsch der Klassen antraten. Aber wir führen nicht Schuld trugen, Frieden ohne Annexionen U.S. Army in Leipzig wieder aktiv. den gleichen Kampf. Unsere Bedingungen und Kontributionen. Die Übertragung die- Im Rahmen der Bewegung „Freies Deutsch- und Methoden bringen andere Strategien ser Forderung auf den mit großer Schuld land“ bereiteten wir bereits unter dem und Taktiken hervor, die den sich ständig beladenen faschistischen deutschen Staat Hitler-Regime die künftige Legalisierung ändernden Situationen entsprechen müs- hätte uns nicht 50 Jahre Frieden in Europa der antifaschistischen Jugendbewegung sen. Walter Kern, Münchehofe gebracht. Es war notwendig, dem deutschen vor. Eines der Lieder, die wir heimlich, Imperialismus die Krallen zu beschneiden aber mit großer Begeisterung sangen, war: und die Zähne zu ziehen. „Wir sind des Geyers schwarzer Haufen.“ Die RG Güstrow lädt Mitglieder, Leser Als Mangel empfinde ich es, daß Franz Wir betrachteten uns als junge klassen- Köhler, wie er schreibt, den Kampf für eine bewußte Arbeiter und Arbeiterinnen, als und Freunde des „RotFuchs“ für den sozialistische Gesellschaft zukünftigen Enkel von Spartakus und der Revolutionäre 19. Februar um 16 Uhr ins Bürgerhaus Generationen überlassen will. des deutschen Bauernkrieges. Heute mit (Sonnenplatz 1) zu einer Podiumsdis- 15 Jahre alt, wurde ich 1940 Mitglied 83 fühle ich mich noch immer als deren kussion mit Egon Krenz ein. einer antifaschistischen Jugendgruppe Enkel. In ihrem Sinne bin ich tätig und in Leipzig. Sie umfaßte etwa 120 Personen organisiert. Thema und wurde von Genossen betreut, die oft Viele Mitarbeiter des Parteiapparats der schwere Zuchthausjahre unter der faschi- SED und des Staatsapparats der DDR Das Erbe der DDR stischen Diktatur hinter sich hatten. Her- haben nach der Rückwende zu kapitalisti- RotFuchs / Februar 2009 Seite 5 Moralisierende „Grübeleien“ statt nüchterner Geschichtsbetrachtung

örter können etwas signalisieren, sie Krise des Kapitalismus wird offensichtlich. Machteroberung ihr Beginn. Erst mit Hilfe Wlassen aufhorchen, machen neugierig. Man sollte annehmen, daß die „Epoche“ zur der Macht können die dem Sozialismus ent- Das nutzen die Medien für Schlagzeilen. Niederlagenanalyse gehört, entfaltet sich doch sprechenden Produktions- und sonstigen Auch der „RotFuchs“ macht davon Gebrauch. in ihr der Klassenkampf – die Grundform Verhältnisse geschaffen werden. Deshalb In seiner November-Extra-Ausgabe waren der Geschichte von Klassengesellschaften besteht das Primat der Politik gegenüber es für mich gleich vier solche Wörter: „Grü- – als Systemauseinandersetzung. Und weil der Ökonomie. Es reicht nicht aus, auf die beleien“, „respektlos“, „Tabus“ und „Große mit unserer Niederlage die Geschichte nicht wirtschaftlichen Unzulänglichkeiten zu Sozialistische Oktoberrevolution“. Wenn ich ihr Ende fand, leben wir auch gegenwärtig verweisen. Wir müssen der Frage nachge- den dazugehörigen Aufsatz von Dr. Franz in der Epoche des Übergangs vom Kapita- hen, warum es zeitweilig gelang, auch auf Köhler richtig verstanden habe, soll er zur lismus zum Sozialismus. Das alles ist kein ökonomischem Gebiet bedeutende Leistun- Aufklärung der objektiven Ursachen unse- Thema für Franz Köhler. „Übersehen“ und gen zu vollbringen, wir aber letztendlich an rer Niederlage beitragen. Der Autor fordert, „Ausblenden“ sind auffällig. Beides wird der erforderlichen Produktivitätssteigerung „endlich den Mut aufzubringen ... alle, aber ergänzt durch „eigenwillige Interpretatio- scheiterten. Hierauf finden wir ohne Ana- auch wirklich alle Thesen auf den Prüf- nen“, wie seine Beurteilung des Sieges der lyse der politischen Zusammenhänge keine stand zu stellen“ und mahnt, „theoretisch Sowjetunion im Großen Vaterländischen befriedigende Antwort. konsequent“ zu sein. Sieben „Tabus“ hat er Krieg zeigt. Auf der Sowjetunion ruhte die Niemand wird bestreiten wollen, daß die ausgemacht, um Ursachen der Niederlage zu Hoffnung der Völker Europas und darüber Frage nach dem „Warum“ uns noch lange benennen. Zu alledem könnten im einzelnen hinaus. Sie war das einzige Land unseres beschäftigen wird. Das hat nicht nur damit zahlreiche Einwände erhoben und müßte die Kontinents, das der stärksten und bestausge- etwas zu tun, daß der Sieg der Konterrevolu- Auseinandersetzung geführt werden. Das rüsteten imperialistischen Armee nicht nur tion zeitlich noch zu nah ist, um die Leiden- brächte jedoch nur Wiederholungen. widerstand, sondern das den entscheidenden schaftslosigkeit historischer Betrachtungen Mir geht es um Köhlers Grundgedanken, Beitrag zur Zerschlagung des Faschismus zu ermöglichen. Noch gibt es heftige Aus- der sich wie ein roter Faden durch seinen leistete. Die UdSSR ging aus dem Krieg als einandersetzungen unter Kommunisten und Beitrag zieht: Unsere Niederlage war unver- Weltmacht hervor. Sozialisten in der Beurteilung und Gewich- meidbar. „Mußten wir nicht deshalb Schiff- Das habe mit Überlegenheit der sozialisti- tung objektiver und subjektiver Ursachen bruch erleiden ..., weil wir von vornherein schen Gesellschaft nichts zu tun, moniert der Niederlage. Zudem ist deren Analyse auf verlorenem Posten standen?“, fragt er. Franz Köhler und verweist auf die Wieder- kein Selbstzweck, geht es doch auch um Derartige Behauptungen gibt es zuhauf. einführung der alten „russischen Unifor- die positiven Erfahrungen, um Schlußfol- Die Oktoberrevolution sei „Ausgangspunkt mutensilien und Militärränge“ und den gerungen und Lehren. für 70 Jahre sozialistische Staatlichkeit – Segen der orthodoxen Kirche. Das ist ein Seit 1990 wurde eine beachtliche Zahl von und für den größten Scherbenhaufen der Hohn! Es ist hinreichend bekannt, welcher Beiträgen publiziert, die solide, anspruchs- Geschichte gewesen“. „Wir verloren, weil wir immensen Anstrengungen es bedurfte, um voll, anregend und weiterführend sind. Sie verlieren mußten, weil der Rote Oktober zur die materiellen Voraussetzungen dieses einfach beiseite zu schieben, ist überheb- falschen Zeit am falschen Platz stattfand, Sieges, dieser Überlegenheit, zu schaffen. lich. Außer Frage steht: Jeder von uns hat weil die Revolution in einem Land stecken- Mit der Industrialisierung der Sowjet- seine ganz persönliche Sicht, geprägt von blieb, weil die Sowjetunion nicht das war, union wurde innerhalb von zehn Jahren ein vielfältigen individuellen Erfahrungen. was sie hätte sein müssen ...“ An anderer Rückstand von annähernd einhundert Jah- Aber bei der Suche nach objektiven Ursa- Stelle steht die saloppe Kurzfassung: „Es ren wettgemacht. Die Alternative in dieser chen unserer Niederlage darf individuelles hat eben nicht funktioniert.“ konkret-historischen Klassenkampfsituation Erleben, Gesehenes und Gehörtes nicht an Es sind nicht allein derartige Thesen, die faßte Stalin 1931 in einem Satz zusammen: die Stelle historischer Fakten und Prozesse in Erstaunen versetzen. Es ist die Ignoranz „Entweder wir bringen das zustande, oder treten. Ein parteiloser Kommunist bemerkte historischer Tatsachen, die dem Fatalismus wir werden zermalmt.“ im Zusammenhang mit der Niederlagen- entgegenstehen. Unvoreingenommenheit Das alles paßt nicht in Köhlers Konzept analyse: „Wer die Geschichte im Rückblick vorausgesetzt, ist doch kaum zu übersehen, unserer unvermeidbaren Niederlage. Ver- moralisiert, ihr als Richter begegnet, läuft daß die Wirkungen der Oktoberrevolution geblich sucht man bei ihm nach der sich Gefahr, sie nicht zu begreifen, sondern das sich nicht in der sieben Jahrzehnte wäh- regelrecht aufdrängenden Frage, warum Geschichtsbild nach eigenen Wünschen zu renden Existenz sozialistischer Staaten die Sowjetunion als Weltmacht aus dem modeln.“ Diese Wahrheit finde ich in Franz in Europa erschöpfen. Sie waren und sind Krieg hervorging, der Sozialismus lange Köhlers „Grübeleien“ bestätigt. weltweit, tiefgreifend und anhaltend. Zeit lebensfähig war, viele seiner Vorzüge Dr. Dieter Hillebrenner „Die Oktoberrevolution brachte die gewal- zur Geltung bringen konnte, aber im Kalten tigste Revolutionsbewegung der modernen Krieg dennoch zusammenbrach? Um seine Geschichte hervor. Ihre Ausdehnung über Unvermeidbarkeitsthese zu stützen, wählt die Welt ist seit dem Siegeszug des Islam er den Vergleich der Oktoberrevolution mit Am 20. Februar wird unsere treue in seinem ersten Jahrhundert ohne Paral- Sklavenaufständen und dem Bauernkrieg. Leserin Solveig Hansson – in den lele geblieben“, urteilte 1998 der Historiker Seltsamerweise verzichtet er auf einen 30er Jahren revolutionäre Kund- Eric Hobsbawm. Revolutionsvergleich von bürgerlicher und schafterin, später Organisatorin der Aus Köhlers Blickfeld entschwindet, daß sozialistischer Revolution, obwohl sich die Oktoberrevolution eine neue Epoche gerade hieraus eines – nach meiner Auf- antifaschistischen Solidarität und der Menschheitsgeschichte einleitete. Sozi- fassung – der gravierendsten Probleme der schließlich Vizepräsidentin der Gesell- ale Revolutionen künden von dieser Über- Niederlagenanalyse ergibt: das Primat der schaft Schweden/DDR – in Farsta bei gangsperiode. Das Kolonialsystem zerfiel. Politik gegenüber der Ökonomie! Stockholm 95 Jahre alt. Mit zunehmender Stärke des Sozialismus Die kapitalistischen Produktionsverhältnisse entwickelte sich ein für den Kampf der Arbei- können sich spontan im Schoße der alten Wir umarmen die verdienstvolle terklasse in den kapitalistischen Ländern Gesellschaftsformation entwickeln. Die poli- und das Ringen der unterdrückten Völker tische Machtergreifung ist der Höhepunkt Genossin zum großen und seltenen günstiges Kräfteverhältnis. Die im Verlaufe und Abschluß der bürgerlichen Revolution. Jubiläum. des I. Weltkrieges zutage tretende allgemeine Für die sozialistische Revolution ist die Seite 6 RotFuchs / Februar 2009 Nichts als die Wahrheit! Offener Brief Prof. Dr. Harry Nicks an Dr. Klaus Lederer

Prof. Dr. Harry Nick hat sich an den RF cher, im Osten Widerstandskämpfer gegen widersprochen worden, spätestens von mir. mit der Bitte um Veröffentlichung seines den Faschismus. Mußtest Du deshalb in Nahezu einhellig wurde von den Teilnehmern Offenen Briefes an Dr. Klaus Lederer, Lan- die Forderung der Lichtenberger SPD und am Sonntagsgespräch der immer wieder desvorsitzender der Partei Die Linke , fast aller Berliner Zeitungen, wir sollten vorgetragene Vorwurf zurückgewiesen, mit gewandt. Wir entsprechen diesem Wunsch. diese Veranstaltung absagen, einstimmen? diesem Buch solle Stasi-Unrecht relativiert Aus redaktionellen Gründen können wir Warum will man uns vorschreiben, welche werden. Die Autoren gaben keinen Anlaß das Material erst jetzt publizieren. Themen wir behandeln dürfen und welche für solchen Vorwurf. Wohl aber gebrauchte nicht? Wer soll darüber bestimmen? Herr Andreas Köhler, Mitglied des Abge- Genosse Vorsitzender, nachdem Du Dich Ich halte Deine Richtungsweisung zur ordnetenhauses (SPD), das Stasi-Unrecht in der Lichtenberger Hauptversammlung Geschichtsdebatte für genausowenig hilf- als Argument für die Bagatellisierung der Linkspartei am 15. 11. erneut kritisch reich wie die von André Brie, man solle der Besetzung von BRD-Geheimdiensten zu unserem Lichtenberger Sonntagsge- sich überhaupt nicht mehr mit der DDR mit Nazimördern: Diese Leute stünden im spräch vom 5. Oktober geäußert hast, muß befassen, sondern „nach vorn schauen“. Gegensatz zum MfS unter parlamenta- ich Dir als dessen Moderator antworten. Die Geschichtsdebatte ist dringend nötig, rischer Aufsicht; ihr Einsatz hätte keine Das Thema lautete: „Die Gründerväter der sie wird uns auch aufgezwungen. Warum negativen Folgen gehabt. Das aber wurde deutschen Geheimdienste nach 1945“. Refe- fordern wir für sie nicht einfach: Nichts als überzeugend zurückgewiesen. Auch die renten waren Klaus Eichler und Gotthold die Wahrheit! Müssen wir uns nicht darauf Behauptung des Herrn Andreas Köhler, Schramm, Herausgeber des Buches „Angriff einstellen, daß die Härte in den Auseinan- der die Veranstaltung vorzeitig verlassen und Abwehr. Die deutschen Geheimdien- dersetzungen über die jüngere Geschichte hatte, es seien Andersdenkende zu wenig ste nach 1945“, beide ehemalige Oberste zunehmen wird? Nicht nur angesichts der zu Wort gekommen, ist einfach unwahr. im DDR-Ministerium für Staatssicherheit. Jahrestage 2009, der bevorstehenden Bun- Vertreter der DDR-Opferverbände kamen zu Du berufst Dich vor allem auf eine rbb- destagswahl, sondern vor allem wegen Wort wie andere auch, meldeten sich aber Reportage über das Gespräch. Der rbb- härter werdender sozialer Auseinander- vor allem gegen Ende der Veranstaltung. Reporter beruft sich wiederum auf Dich. setzungen? Sollten wir nicht sehen, daß Es gab auch Unterstützung für uns von Nur: Du warst bei diesem Gespräch nicht die Stasi-Hatz in Wahrheit auf die Verteu- Genossen, die in der DDR aus politischen zugegen, und die rbb-Reportage ist nicht felung der DDR und die DDR-Verteufelung Gründen inhaftiert waren. Die dreisteste nur tendenziös, sondern verlogen. Im Sonn- auf die Verteufelung des Sozialismus, die Lüge des rbb-Reporters war, daß diese tagsgespräch am 9. 11. hat es kritische bis Verteufelung der Linken und jedes Ansatzes Veranstaltung die Nähe von Linkspartei heftig kritische Bemerkungen der Teilneh- einer wirklichen Alternative zielt? Nur die und Stasi belegt habe und damit der Partei mer zu Deinen Äußerungen und heftigen Wahrheit kann uns helfen, auch wenn sie geschadet hätte. Das Gegenteil ist wahr: Protest gegen die rbb-Reportage gegeben. uns in vieler Hinsicht weh tut. Vor allem die Diese Veranstaltung belegte, daß Wahrheit Über Hintergründe der Pressekampagne Schwachen brauchen das Recht; vor allem und offene Debatte in der Linkspartei eine gegen die Veranstaltung am 5. 10., ihren die Linken brauchen die Wahrheit. Heimstatt haben. Anders ist wohl der all- Verlauf, vor allem auch über die inhaltlichen Müssen sich die Linken der Stasi-Hatz nicht gemeine und anhaltende Beifall am Ende Fragen und Diskussionen wird in der rbb- unbedingt entgegenstellen? Im Interesse der Veranstaltung nicht zu erklären. Reportage überhaupt nichts geäußert, bei der Wahrheit müssen wir auch akzeptieren, Ist Dir entgangen, daß die SPD- und Medien- Dir nur als Kritik am gewählten Thema. daß die Veröffentlichungen ehemals füh- kampagne gegen die Veranstaltung am 5. 10. Ich bitte Dich um Antworten auf folgende render Leute der Auslandsaufklärung des vor allem auf die Lichtenberger Linkspartei Fragen: MfS ein wichtiger Beitrag zur Geschichts- zielte? Dieselben Autoren hatten zum selben Du hast Deine Kritik an unserem Sonn- aufarbeitung sind. Es ist ein einzigartiger Thema mehrmals öffentliche Veranstal- tagsgespräch mit Überlegungen zur allge- Fall, daß Interna eines Geheimdienstes tungen bestritten, ohne daß sich jemand meinen Richtung der Geschichtsdebatte in von ihren Lenkern publik gemacht werden. aufgeregt hätte. Und der Aufhänger war, der Partei verbunden. Diese solle vor allem Das Bundesverfassungsgericht hat im Jahre daß diese Veranstaltung in den Räumen der die kritische Auseinandersetzung mit der 1995 geurteilt, daß DDR-Kundschafter, die Geschäftsstelle der Linkspartei stattfand. DDR sein. Ich hoffe, daß Du damit nicht Mitarbeiter des Bereichs Aufklärung des Es war keine Veranstaltung des Bezirks- die Bebilderung des Satzes, die DDR sei MfS, ihre Arbeit auf der Grundlage der vorstandes. Thema, Termin und Referen- ein Staat „auf den Spitzen der Bajonette Gesetze ihres Landes geleistet haben wie ten der Lichtenberger Sonntagsgespräche einer fremden Macht“ gewesen (Koaliti- andere Geheimdienste auch und deshalb werden immer von den Teilnehmern für onsvereinbarung der Berliner SPD und gerichtlich nicht verfolgt werden dürfen, das jeweils nächste Gespräch bestimmt. der PDS 2001–2006) meinst. Einen extre- worauf eine große Zahl von Gerichtsver- Die Lichtenberger SPD führt ganz offensicht- meren Versuch der Delegitimierung der fahren eingestellt wurde. Wieso stellen wir lich einen verbissenen, in den Mitteln nicht DDR kenne ich nicht. Darüber wird wohl uns der Anti-Stasi-Hysterie in Lichtenberg wählerischen Kampf gegen die Lichtenberger noch gestritten werden. Meine Frage an nicht entgegen; warum verteidigen wir Linkspartei. Daß hier die Linkspartei die Dich aber ist: Warum fädelst Du Deine in diesem Falle nicht das Recht auf Mei- Bürgermeisterin stellt, ist der SPD offenbar Vorstellungen über die Geschichtsdebatte nungsfreiheit und schauen zu, wenn die ein Dorn im Auge. Die SPD hat in der Links- an einem einzelnen Thema auf, an dem Einführung einer Zensur versucht wird? partei allerdings auch einige willige Helfer, unseres Sonntagsgesprächs vom 5. 10.? Wir Gilt die „Freiheit des anderen“ wieder mal die zum Beispiel auch Thema und Auswahl haben uns wiederholt in diesen seit 1991 nicht für alle anderen? der Referenten für diese Veranstaltung stattfindenden monatlichen Sonntagsge- Wie kommst Du zu der Behauptung, in kritisierten, an ihr aber nicht teilnahmen. sprächen vor allem mit der DDR beschäf- dieser Veranstaltung sei die DDR unkri- Was hast Du unternommen, als nach einer tigt; am 5. 10. zum ersten Mal mit einem tisch behandelt worden? Die von Dir aus SPD-Kampagne im Kiezfest am Lichten- DDR-BRD-Vergleich. Natürlich tut das von der rbb-Reportage übernommene Aussage berger Fennpfuhl vom Kindergarten „Son- uns gewählte Thema vielen weh, vor allem eines Teilnehmers, in der DDR seien nur nenschein“ die Kinder abgewiesen und den DDR-Hassern und den willigen Helfern Leute auf der Grundlage von Gesetzen ver- quasi in politische Geiselhaft genommen des Herrn Kinkel bei der Delegitimierung folgt worden, ist vor der Tür und nicht in wurden, um eine Signierstunde von Wer- der DDR. Diese Gründerväter waren zum der Veranstaltung gemacht worden. Wäre ner Großmann, Autor des Buches „Bonn Großteil im Westen nun mal Naziverbre- das geschehen, wäre ihm mit Sicherheit im Blick“, zu verhindern? Dieses Buch, in RotFuchs / Februar 2009 Seite 7

der „edition ost“ mittlerweile in vierter berger Weitlingstraße eingeschlagen wur- kampagnen entgegentraten. Ohne sich in Auflage erschienen, hat weithin positive den, nachdem wenige Tage vorher durch die inhaltlichen Debatten einzuschalten, Resonanz gefunden, auch bei ehemaligen eine Zählgemeinschaft von SPD bis NPD sagte die Bürgermeisterin, sie werde nicht Angehörigen von BRD-Geheimdiensten. ein Antrag in der BVV eingebracht wor- zulassen, daß in Lichtenberg eine Zensur Ich hatte mich schriftlich an die Leitung den war, der die GBM als Stasi-Zentrale eingeführt wird. Und Gesine Lötzsch: Wir des Kindergartens mit der Bitte gewandt, denunzierte? Es fehlte „uns“, prahlte der lassen uns Themen weder vorschreiben mir diesen Vorgang näher zu erklären. Eine SPD-Fraktionsvorsitzende, nur eine Stimme, noch verbieten. Warum Genosse Vorsit- Antwort habe ich bislang nicht erhalten. um diesen Antrag durchzubringen. zender, bist Du nicht an ihrer Seite? Was hast Du unternommen, als die Fen- Ausdrücklich bezeuge ich meinen Respekt sterscheiben des Bundesvorstandes der unserer Bundestagsabgeordneten Dr. Gesine Mit sozialistischem Gruß Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrech- Lötzsch und unserer Bürgermeisterin Chri- Harry Nick ten und Menschenwürde in der Lichten- stina Emmrich, die diesen Hatz- und Haß- Berlin, den 23. 11. 2008

Die „neuen Kleider“ des ND: War der Kaiser nackt?

as ND hatte angekündigt, daß es im brauchen eine Koalition der Vernunft.“ „Der gische Fiktion. (Jeder ist ein potentieller DJahre 2009 an jedem Montag an die Dialog muß zum Normalfall des Umgangs Verbrecher?) Die egoistischen Antriebe in Ereignisse vor zwanzig Jahren erinnern der Regierung mit dem Volk werden.“ „Wir altruistische verwandeln zu wollen, gehe will, die im Ende der DDR mündeten. brauchen nun eine Struktur der Demokra- am realen Menschen vorbei. (Wozu dann Am 5. Januar hieß der erste Artikel „Der tie von unten nach oben.“ „Setzen wir an christliche Werte und Gottes Gebote?) Kaiser war nackt“. Da der Text die Unver- die Stelle der alten Intoleranz nicht neue „Die generelle Korrumpierbarkeit aller meidlichkeit des Untergangs der DDR Intoleranz.“ „Wir können das Land jetzt ist in Rechnung zu stellen – durch Macht, behauptet, also Gottes Fügung in die nicht ohne die SED aufbauen.“ „Lasset die Geld oder Geltung.“ (Aller? Auch der Kir- Geschichte projiziert, scheint mit dem Geister aufeinanderprallen, nicht die Fäu- chenoberen? Das würde manches schnell „nackten Kaiser“ die „SED-Herrschaft“ ste.“ (Luther-Zitat) erklären.) Wenn das so ist, wie Schorlem- gemeint zu sein. Es hätte sich angeboten, daß Schorlemmer mer behauptet, steht die DDR zwar immer Damit würde verständlich, daß das erste prüft, was davon Wirklichkeit geworden noch nicht nackt da, aber die Ewigkeit von – und eigentlich letzte – Wort ein Theo- ist. Statt dessen verkündet er im Stil eines Ausbeutung und Krieg wäre „bewiesen“. loge aus Wittenberg hat, jener Stadt, von Propheten Selbstverständlichkeiten wie Prof. Dr. Horst Schneider der Luther die Reformation in die Welt „Die beste Sicherheit eines brachte. Zu ihr gehört, daß die Kirche, die Staates ist die Zufrieden- er begründete, den Gehorsam gegenüber heit seiner Bürger“, was Fürsten und Kaisern, zu gegebener Zeit wohl auch der dümmste auch gegenüber dem „Führer“, zum Prinzip Herrscher weiß (und trotz- erhob. Eine nennenswerte Rebellion von dem anders handelt, siehe Bischöfen ist nicht bekannt geworden. Frau Merkel). Bei Schorlemmer ist manches anders. Berühmt Und Schorlemmer schlüpft wurde er 1983, als er mit Hilfe eines Schmie- aus dem Talar in den Man- des die biblische Forderung „Schwerter zu tel des Richters und listet Pflugscharen“ in eine spektakuläre Aktion Sünden der DDR auf, die umwandelte. Damals formulierte Eppel- kein Gottesdiener vergeben mann auch einen entsprechenden Appell, kann (und vom Allmäch- und Pfarrer Bretschneider in Dresden ließ tigen weiß er das nicht): passende Aufnäher herstellen. Die DDR sei ein Gefäng- Die Idee der Abrüstung entsprach der nis gewesen, sie habe eine sozialistischen Außenpolitik, was u. a. „Vertröstungsideologie“ daran zu erkennen ist, daß Moskau der verbreitet (und machte UNO ein Denkmal „Schwerter zu Pflug- damit wohl den Kirchen- scharen“ schenkte, welches heute noch oberen Konkurrenz). Natür- am East River steht. Aber denen, die in lich war die „Mauer“ gräß- der „Welt“ Beifall klatschten, ging es nicht lich und des Teufels. Mit um Abrüstung, sondern um die Kirche Politik hatte sie nichts als Basis und Kern der Opposition. Viele zu tun. (Hoffentlich lesen Bücher bezeugen das. Die Zahl der Pfar- das auch Israelis mit.) rer, die inzwischen zu ,,Helden“ ernannt Die SED-Führung sei so wurden, wächst und wächst. dämlich gewesen, daß sie Schorlemmer gehörte zu den privilegierten „Friedhofsruhe für Frie- zwei Dutzend Rednern (kein einziger Arbei- den“ gehalten habe. Die ter, Bauer oder Wissenschaftler war dabei), DDR war, wenn man die die am 4. November 1989 auf dem Berliner ersten Sätze Schorlemmers Alexanderplatz „das Volk“ repräsentierten. als christliche Wahrheit Zu den Kernsätzen Schorlemmers gehörte: nimmt, keine Stunde exi- „Im Herbst 1989 sind wir auferstanden aus stenzberechtigt: Der gute Ruinen und der Zukunft zugewandt.“ „Wir Mensch sei eine ideolo- Zeichnung: Heinrich Ruynat Seite 8 RotFuchs / Februar 2009 Ruhigstellen hieß die Devise Warum sich der Deutsche Bundeswehrverband um DDR-Militärs „kümmerte“

ls sich Anfang der 90er Jahre die herr- Weshalb trat ich in den Bundeswehrverband der frühere Grenztruppenchef hätte nie Aschenden Kreise der BRD anschickten, ein? Damals wollte fast niemand etwas von aufgenommen werden dürfen.“ Man werde politische Rache an den „Staatsnahen“ der uns wissen. Wir standen faktisch allein auf die ganze Sache noch einmal „aufarbeiten“ DDR zu nehmen, indem sie diese pauschal weiter Flur. Es drohte die pauschale Abstra- müssen. mit Strafrenten überzogen, stand vor den fung durch Rentenkürzung. Der DBwV ver- Den Eintritt Tausender früherer NVA-Ange- Berufssoldaten der NVA und der Grenztrup- sprach uns, sich für unsere Altersbezüge höriger bezeichnete Gertz, der inzwischen pen der DDR die Frage, was zu tun sei, um einzusetzen. Er tat es auch wirklich. ISOR abgetreten ist, als Beitrag zur „inneren diesem Unrecht zu begegnen. und GRH existierten noch nicht. Befriedung“. 1989/1990 hatte sich in der DDR der Ver- 12 Jahre lang war ich Vorsitzender einer Auf einem Kolloquium des nach dem band der Berufssoldaten der NVA (VBS) Kameradschaft im DBwV. Sie hatte rund faschistischen Kriegsverbrecher Molinari zur Wahrnehmung ihrer politischen 250 Mitglieder, anfangs meist ehemalige benannten Bildungswerkes des DBwV am und sozialen Rechte gegründet. Bis zum Grenzer. Uns verband neben den finanziel- 16. Februar 2006 lautete das Thema „Zwei 21. April 1990 war dessen Mitgliederzahl auf len Gründen auch der Wille zu Solidarität deutsche Armeen im Kalten Krieg – 15 46 000 angewachsen. Bald darauf erfaßte und gegenseitiger Unterstützung. Jahre Ringen um die Armee der Einheit“. er mehr als zwei Drittel der noch dienen- Wir führten oft harte politische Auseinan- Dort verkündete Gertz: „Schließlich wur- den DDR-Militärs. dersetzungen mit dem DBwV-Vorstand. So den ohne größere Zwischenfälle einheit- In den Wirren der konterrevolutionären protestierten wir z. B. gegen die Beteiligung liche deutsche Streitkräfte geschaffen, in Ereignisse besaßen die bewaffneten Kräfte der Bundeswehr am Überfall auf Serbien. denen inzwischen Ost- und Westdeutsche der DDR aber keinen Rückhalt mehr im Volk. In Debatten mit dem Bundesvorsitzenden gleichermaßen Dienst leisten.“ Die Verbündeten waren verschwunden, der Oberst Gertz stritten wir über die Traditi- Wo lagen die Beweggründe für das hier geschil- Gegner scheinbar auch. Die „Waffenbrüder“ onsarbeit in der Armee der BRD. Sachlich derte Tätigwerden des Herrn Gertz? von gestern standen entweder selbst in oder und fundiert, scharf und kritisch legten „Für den DBwV stand schon früh fest, daß vor konterrevolutionären Umwälzungen. wir unsere Meinung dar. Und immer wie- wir auch die Soldaten der NVA unter unsere Die Bundeswehr sickerte mit Vorkommandos der drehte sich das Gespräch um die poli- Fittiche nehmen wollen“, erklärte der Oberst. ein und setzte sich überall in den militä- tisch motivierte Strafverfolgung von DDR- Was hieß das im Klartext? rischen Zentren fest. Zunächst traten ihre Grenzsoldaten. Fünf Mitglieder unserer Es ging um Gravierendes: Eine Armee wurde Leute als „Berater“ auf und forderten den Kameradschaft waren betroffen. aufgelöst, „abgewickelt“ und verschwand. Abbau der Feindbilder, ohne ihre eigenen Auch in den Landesversammlungen Ost Nur wenige übernahm man in die Bundes- aufzugeben. wurde die Frage thematisiert. Die richter- wehr. Von Armee der Einheit keine Spur! Die Parteien der DDR und die Staatsorgane liche Bezeichnung der Zugehörigkeit zu den Da waren aber noch Tausende Kader, mili- waren mit sich selbst beschäftigt. Sogar in Grenztruppen der DDR als „Dienst in einem tärisch gut ausgebildet, mit konkreten poli- der PDS, der ein großer Teil der Berufssol- rechtsstaatswidrigen Organ“ lehnte der Lan- tischen Vorstellungen und auch Feindbil- daten noch angehörte, gab es Rufe nach desvorstand Ost des DBwV im Jahre 2004 dern, technisch versiert und diszipliniert. „totaler Abrüstung“. Manche Funktionäre als Relikt des Kalten Krieges ab. Auf einmal standen sie auf der Straße. Es erklärten, sie hätten schon immer Vorbe- Natürlich waren der Druck und die Hetze war ein beachtliches Kräftepotential. Da halte gegenüber den bewaffneten Organen des Gegners enorm. Im rechtsgerichteten rumorte es, keiner wußte so richtig, was aus der DDR gehabt. Niemand äußerte sich klar Nachrichtenmagazin „Focus“ (39/2008) diesen ehemaligen Militärs werden sollte. zu Auftrag und Zukunft der Soldaten. In der wurde der Chef der DDR-Grenztruppen, Ein solcher latenter Unruheherd mußte im Truppe selbst gaben sich einige der Illusion Generaloberst a. D. Klaus-Dieter Baumgar- Prozeß der Einverleibung der DDR durch eines begrenzten Fortbestehens ihrer Ein- ten, noch nach seinem Tode auf das übelste die BRD beseitigt werden. Diese Aufgabe heiten hin. Der Minister für „Verteidigung verleumdet. Man nahm seine Zugehörigkeit fiel nach dem Willen der in Bonn Regie- und Abrüstung“, der fanatische Antikom- zum Bundeswehrverband, dem er 1991 bei- renden dem Bundeswehrverband zu. Es munist Rainer Eppelmann, gaukelte ihnen getreten war, zum Anlaß übler Unterstel- ging um Neutralisierung, darum, um alles das auch noch vor. Doch tatsächlich waren lungen. Oberst Gertz gab sich gegenüber unter Kontrolle zu behalten. Das war für in Bonn bereits alle Messen gesungen: Die „Focus“ zerknirscht, sprach von durchgrei- die BRD von strategischer Bedeutung. Der kompromißlose Auflösung der NVA und der fenden Zweifeln, ob die Aufnahme „ethisch DBwV löste seinen Auftrag sehr geschickt. Grenztruppen stand fest. richtig“ gewesen sei. Er bat um Verständnis Der Plan war raffiniert und gut eingefädelt, In dieser Situation trat der Deutsche Bun- für die „aus heutiger Sicht problematische ging es doch um nicht mehr und nicht weni- deswehrverband (DBwV) auf den Plan. Linie“. Dann ließ der damalige Chef des ger als um die Ausschaltung potentieller Nachdem er schon 1989 Kontakte zum Ver- Bundeswehr-Traditionsverbandes die Katze Unruhestifter. band der Berufssoldaten geknüpft hatte, vollends aus dem Sack: Es habe seinerzeit Übrigens: Ich bin inzwischen aus diesem verstärkten sich diese nun. Beim ersten „auf seiten der westdeutschen politischen Verband ausgetreten. ordentlichen Verbandstag des VBS am und militärischen Führung ernste Befürch- Horst Liebig, Joachimsthal 21. April 1990 in Eggersdorf trat der dama- tungen gegeben, daß Teile der bewaffneten lige Vorsitzende des DBwV Oberst Wenzel Organe der untergehenden DDR das Ende als Gast auf. Er machte den Vorschlag einer der ostdeutschen Republik nicht akzeptie- Am 28. Februar um 9.30 Uhr spricht „kameradschaftlichen Zusammenarbeit“ ren würden und es zu blutigen Auseinan- Oberst a. D. Dr. Dieter Hillebrenner beider Organisationen. dersetzungen kommen könnte“. In dieser auf einer Veranstaltung der RF-Regio- Nach vielem Für und Wider löste sich unser Lage habe sich der Bundeswehrverband nalgruppe Strausberg in der Begeg- Verband auf und empfahl seinen Mitgliedern, zusammen mit dem Verband der Berufs- nungsstätte der Volkssolidarität, einzeln in den DBwV einzutreten. Natür- soldaten der DDR für eine „friedliche und Gerhart-Hauptmann-Straße 6. lich gab es darüber heftige Diskussionen, gewaltfreie Wiedervereinigung“ eingesetzt. besonders um die Aufnahme von Angehöri- Auch das war „Focus“ zu entnehmen. Sein Thema gen der Grenztruppen. Der DBwV-Vorstand Gegenüber der Zeitschrift erklärte nun Opportunismus heute beschloß am Ende, sie zu akzeptieren. Ich Gertz, der „Vorgang Baumgarten“ sei „kein selbst hatte ihnen 32 Jahre angehört. Ruhmesblatt“ für den DBwV. „Jemand wie RotFuchs / Februar 2009 Seite 9 Mit dem EK in den Heldentod „... Ja, auch dich haben sie schon genauso belogen“

m 20. Juli 2008 fand – diesmal vor wundung in einem Lazarett in Polen, ohne Deutschen Volke“ trägt – wenn das nicht Adem Reichstagsgebäude – das übli- bereits richtig gelebt zu haben. Das EK II wirkt! Mit militärischem Gepränge, gegen che Säbelrasseln beim Rekrutengelöbnis hatte er vor versammelter Front aus einem den Willen der Mehrheit der Bevölkerung statt. Wiederum wurde der 20. Juli 1944, Kochgeschirr erhalten. Vielleicht setzte in einem Land mit einer solchen Tradition! der Tag des Attentats auf Hitler durch die man ein Birkenkreuz auf sein Grab. Die Blutlinie des deutschen Militarismus, Verschwörer um den Widerständler Graf Mein Bruder Joachim wurde noch in den zu der Heldentod, Heldenmütter, Heldenge- Schenk von Stauffenberg, mißbraucht, letzten Kriegstagen als 16jähriger in den denksteine und das Segnen der siegreichen um die Trommel für weltweite Interven- Kessel von Halbe bei Berlin gehetzt. Die Waffen durch manchen Kirchenmann gehören, tionen der Bundeswehr zu rühren. Motto: meisten seiner Mitschüler überlebten das sollte ein für alle mal ein Ende finden. Deutsche Interessen lassen sich vorran- Alte Männer begründen diesen Akt mit gig am Hindukusch verteidigen! Doch protzigen Phrasen von Demokratie, Bünd- inzwischen weiß jedes Kind, daß es sich nistreue und angeblicher Ehre. Altkanz- allein um ökonomische Anliegen des ler Helmut Schmidt machte sich durch Großkapitals handelt. Auf-die-Pauke-Hauen zum Fürsprecher Die Leser mögen einen Blick in meine regelmäßiger Rekrutengelöbnisse vor Familienchronik werfen: 1870/71 ritt dem Reichstagsgebäude. Sie sollen immer mein Urgroßvater mütterlicherseits am 20. Juli stattfinden, dem Jahrestag blutjung in den Deutsch-Französischen jenes gescheiterten Anschlags, der als Krieg. Bei Sedan verlor er im Gefecht als einzigartige Befreiungstat dargestellt Brandenburger Dragoner einen Arm, so wird. Was für eine Geschichtsklitterung daß er anschließend seinen Beruf als und Instrumentalisierung der Männer Stellmacher nicht mehr ausüben konnte. um Stauffenberg! Nur ein Eisernes Kreuz für Verdienste Ein Ordenskreuz soll bald wieder an um Gott, König und Vaterland sollte sein deiner Brust prangen, betrogener Soldat, Lohn sein. Der Preußenkönig rief in Ver- oder das nicht auszuschließende Hel- sailles auf fremdem Boden das Deutsche dengrab zieren. Auch dieses Mal sollst Kaiserreich aus. Die Herren des Geldes du für freien Zugang zu Rohstoffen und rissen sich Elsaß und Lothringen unter Märkten des inzwischen global agieren- den Nagel, eine Milliarde französische Heimkehr vom Auslandseinsatz den Kapitals dein Leben hingeben. Auf Goldfranken wanderte als Kontribution, deinem Koppelschloß aber müßte stehen: wie man Kriegsbeute zu nennen pflegt, Profit um jeden Preis! in die deutsche Staatskasse. Massaker nicht. Zwei Vettern entkamen Mein Großvater zog als Sozialdemokrat dem sinnlosen Gemetzel ohne Arm und „... Ja, auch dich haben sie schon genauso 1914 im Taumel demagogisch erzeugter Bein. Joachim diente nach 1945 zuerst in belogen – Kriegsbegeisterung ins Feld. Auf seinem der Hauptverwaltung Ausbildung, dann so wie sie es mit uns heute immer noch Koppelschloß war die Inschrift „Mit Gott der Kasernierten Volkspolizei und zuletzt tun. für Kaiser und Vaterland“ eingraviert. In in der NVA. Er starb 1966 als geachteter Und du hast ihnen alles gegeben – den Materialschlachten des Grabenkriegs Ingenieur im Range eines Majors. deine Kraft, deine Jugend, dein Leben“, an der Ost- und Westfront lernte er den Ich selbst und meine beiden Söhne lei- Fleischwolf der Menschenvernichtung am steten ebenfalls ihren Ehrendienst in sang der Liedermacher und linke Barde Han- eigenen Leibe kennen. Es erwischte ihn der Nationalen Volksarmee. Ich bin stolz nes Wader schon vor mehr als 30 Jahren. 1918 – noch kurz vor Kriegsende – am rech- darauf, dazu beigetragen zu haben, den ten Bein. Auf zwei Krücken kam er heim. ersten Arbeiter-und-Bauern-Staat auf deut- Verweigert euch diesen Verführern! Er wurde Mitstreiter im Arbeiter- und Sol- schem Boden und zugleich den Frieden zu Heinrich Ruynat datenrat . Zeit seines Lebens blieb sichern. Bis 1989 war ich als Leiter einer er Invalide mit Zivilversorgungsschein, Dienststelle auf einem Militärbahnhof tätig. denn seinen geliebten Beruf als Vergolder Orden und Ehrenzeichen gab es auch in konnte er nicht mehr wahrnehmen. Immer- der DDR recht reichlich. Eiserne Kreuze Vorsicht Fälschung! hin war er noch einmal mit dem Leben waren nicht darunter. davongekommen. Sein Fazit: eine Menge Erst die Bundesrepublik brachte es fertig, Seit ein paar Monaten kursiert ein Ordensschrott an der Uniform, darunter beim Überfall auf Jugoslawien – wie einst Kurt Tucholsky zugeschriebenes auch einige Kreuze, und jede Menge Split- die Nazis – Belgrad zu bombardieren. Am ter im Kreuz. Horn von Afrika und vor den Küsten Liba- Gedicht mit dem Titel „Wenn Das Großkapital machte auf beiden Seiten nons patrouilliert die Bundesmarine, in die Börsenkurse fallen“, das maximalen Profit. 1941 – im Jahr meiner „Krisengebieten“ auf dem Balkan stehen die angeblich 1930 in der „Weltbühne“ Geburt – wurde mein ältester Bruder Günter Soldaten des Herrn Jung, die auf Wunsch zur Hitlerwehrmacht eingezogen. Mit 18 des Pentagons und im eigenen Interesse erschienen sein soll. Es wurde marschierte er für Führer, Volk und Vater- des deutschen Kapitals auch in Afghani- uns etliche Male in bester Absicht land in einen Raub-, Vernichtungs- und stan beim „Wiederaufbau“ alle Hände voll zugesandt. Ausrottungskrieg ungeahnten Ausmaßes, zu tun haben. der 1945 mit dem Fiasko der Faschisten Für diese Politik wird die heranwachsende endete. Im Feldzug gegen die Sowjetunion Generation indoktriniert und fit gemacht. Das Gedicht stammt tatsächlich wurden furchtbare Greuel begangen, wie Durch Gelöbnisse wie am 20. Juli vor dem von einem zeitgenössischen Wie- mein Bruder der Mutter bei einem Hei- Reichstag in Berlin stellt man in provokato- ner Autor, der eher dem konservati- maturlaub erschüttert berichtete. Auf dem rischer Absicht deutsche Großmannssucht Rückzug 1944 traf ihn eine Kugel in den zur Schau. Eine Parlamentsarmee vor dem ven Spektrum zuzurechnen ist. Rücken. Er starb an den Folgen der Ver- Parlamentsgebäude, das die Aufschrift „Dem Seite 10 RotFuchs / Februar 2009 DDR-Staatssicherheit war keine Ressortangelegenheit nur eines Ministeriums

ie Sicherheitspolitik habe ich in 40 Diese tiefgreifenden Veränderungen hatten belegschaften wie Landbewohner. Auch DJahren DDR keinesfalls nur als Res- bei Arbeitern, werktätigen Bauern und der unter direkter Führung ausländischer sortangelegenheit des Ministeriums für Jugend besonders durch ihre persönliche Geheimdienste wurde Schädlingsarbeit in Staatssicherheit erlebt, wie es heute oft Teilnahme an den eingeleiteten Maßnah- großem Ausmaß organisiert: Die Gruppe den Anschein hat und wie es gerne viele men zu erheblicher Politisierung, zu gesell- „Bluthunde“ betrieb, ausgestattet mit hätten. Die Sicherheit und der Schutz der schaftlicher Aktivität in Volksvertretungen, gefälschten DDR-Ausweisen, im Auftrag DDR und ihrer Bürger waren eine Sache Massenorganisationen, Berufsverbänden der USA Kriegs- und Boykotthetze gegen der ganzen Gesellschaft. Sie erschöpfte und Parteien geführt. demokratische Einrichtungen. Sie verübte sich nicht in Verboten, Polizeiermitt- Andererseits gab es nicht wenige, die ihren Diversionsakte, u. a. die Sprengung eines lungen, Strafverfolgungen und gericht- politischen und ökonomischen Einfluß, Hochofens in Eisenhüttenstadt. Bekannt lichen Verurteilungen. Vielmehr war sie ihre Machtpositionen durch die Enteig- wegen ihrer besonderen Skrupellosigkeit verbunden mit der Politik, besonders der nung verloren hatten: ehemalige aktive und Brutalität war auch die Gruppe Buria- Wirtschafts- und auch der Sozialpolitik. Nazis, Großgrundbesitzer, Angehörige des nek. Sie wollte u. a. eine Eisenbahnbrücke Ich kenne die Sicherheitspolitik als Ange- Finanzkapitals, leitende Mitarbeiter von bei Erkner in die Luft jagen. Die BRD-Justiz legenheit aller Parteien, der Organe des Konzernen und auch in deren Dienst Ste- rehabilitierte später diese Banditen. Staates und der Wirtschaftsleitungen. hende im Osten. Hinzu kam eine Vielzahl Die Landwirtschaft war auf Grund ihrer Sie wurde mehr und mehr zur Sache der von Organisationen der ausländischen Verantwortung für die Lebensmittelver- Bürger. Deren demokratische Mitwirkung Reaktion, die eine demokratische Entwick- sorgung und bei den noch vorhandenen war gefragt und wurde immer besser lung mit allen Kräften und Mitteln aufhal- Schwierigkeiten ein bevorzugtes Feld für gewährleistet. Das in einem Maße, wie ten wollten, Widerstand leisteten und die Verbrechen aller Art. In den 50er Jahren es die Gesellschaft der Bundesrepublik Sicherheit unseres jungen Staatswesens überwogen – auch zur Störung der genos- Deutschland nie geschafft hat. aufs äußerste gefährdeten. Im Verlauf von senschaftlichen Umgestaltung – nach Poli- Den Gründungstag der DDR erlebte ich 40 Jahren haben sich Organe, Schwerpunkte zeiberichten des Ministeriums des Innern: als 24jähriger Kursant der Antifa-Schule und Methoden in der Sicherheitspolitik Zurückhaltung von Marktgetreide und 2041 bei Gorki in der UdSSR. Wir begin- der DDR verändert. Auch die feindlichen Kartoffeln, die in Feldfluren und Wäldern gen ihn mit einer kleinen Demonstration, Aktivitäten wandelten sich. versteckt wurden; Hetze gegen angesehe- mit selbstgenähten roten Fahnen – einige Anfang der 50er Jahre habe ich kaum ne und einflußreiche Persönlichkeiten im wenige schwarz-rot-goldene waren auch eine Sitzung der Regierung ohne einen Dorf; Morddrohungen und Überfälle auf darunter. Sie führte durch das Lagertor Bericht der Kommission für Staatliche engagierte Bäuerinnen und Bauern sowie in das nahegelegene Dorf. Die allgemeine Kontrolle erlebt, in dem nicht auf ausge- Genossenschaftsfunktionäre bis hin zum Freude war riesig. Wir hatten ein neues, dehnte Schädlingsarbeit, besonders in der Mord; Inbrandsetzung voller Scheunen demokratisches Staatswesen, das Arbeit Wirtschaft, hingewiesen worden wäre. (im Kreis Torgau in einer Nacht 19), von ohne Ausbeutung, Gerechtigkeit, Chancen- Am häufigsten waren: Diebstahl von Kon- Viehställen und Technikstützpunkten; gleichheit und besonders eine Perspekti- struktionsunterlagen und wissenschaft- Unbrauchbarmachen von Landmaschinen, ve im Frieden gewährleisten würde. Viele lichen Erkenntnissen; Verschieben oder Diebstahl von Ersatzteilen, Engpaßmate- der jahrelangen Hoffnungen dürften Unwirksammachen von besonders sensib- rialien und Reifen; Vergiftung von Vieh, nun erfüllbar werden. Die Motivation, len Geräten, Engpaßmaterialien, Ersatztei- besonders Zuchtvieh in bäuerlichen Betrie- daran so schnell wie möglich in der Hei- len, Meßgeräten und Spezialwerkzeugen; ben, die in die LPG eintreten wollten, und mat teilzunehmen, war unbeschreiblich Sprengung von Eisenbahnschienen und in neugegründeten Landwirtschaftlichen hoch. Sie wirkt bis heute. Schon wenige Brücken; Abwerben hochqualifizierter Produktionsgenossenschaften. Wochen später sollte ich – nach einer Ein- Fachleute; Sabotage im Produktionspro- Hinzu kam das Verschieben von Zucht- gewöhnungszeit – als Organisationsleiter zeß, Beschädigung von Anlagen, Werk- vieh und hochwertigem Saatgut und Tie- im Parteivorstand der Demokratischen zeugen und Instrumenten; Störung von ren erfolgversprechender Zuchtstämme Bauernpartei Deutschlands arbeiten. Im Außenhandelslieferungen beim Ex- und nach dem Westen. Einige in staatlichen Mai 1953 wurde ich als Landwirtschafts- Import. Beteiligt waren häufig mit Unter- Verwaltungen und Handelsorganisationen minister in die Regierung berufen, der stützung aus dem Ausland handelnde Ban- verbliebene alte „Fachleute“ veranlaßten ich mit vier Jahren Unterbrechung bis den. Bekanntlich geschah alles bei offener Störungen und Verluste durch Desorga- Anfang 1990 angehörte. Grenze. Viele Prozesse und Gerichtsurtei- nisation bei Verteilung von Saat- und Die grundlegenden gesellschaftlichen le sind dokumentiert. Deshalb nur einige Pflanzgut, Düngemitteln, Baumaterialien, Umwandlungen hatten in der DDR bereits Beispiele: Von 1945 bis 1949 haben acht Treibstoff, Reifen, Futtermitteln und vie- unter Teilnahme großer Teile des Volkes ehemalige Führungskräfte der Deutschen lem anderem. stattgefunden: die Enteignung der Kriegs- Continental AG Vermögen im Wert von Dr. Hans Reichelt und Naziverbrecher in der Industrie und 100 Mill. Mark nach Westdeutschland im Bankwesen, die Bodenreform und verschoben, die Überführung der Werke Der DBD-Politiker war Stellvertreter des Vor- die Bildungsreform. Die politischen und in Volkseigentum verschleppt. Tausende sitzenden des Ministerrates der DDR. ökonomischen Grundlagen des Nazismus Werktätige der damaligen Sowjetischen waren beseitigt. Aktiengesellschaft (SAG) Buna dankten Mit der Schaffung des Volkseigentums der Staatlichen Kontrollkommission für Am 22. Februar um 14 Uhr spricht an entscheidenden Produktionsmitteln, die Aufdeckung der Verbrechen. Auch Dr. Klaus Fischer auf einer Veran- der Übergabe des Großgrundbesitzes an Beauftragte der IG Farben und des Solvay- staltung der „RotFuchs“-Regional- Hunderttausende Landarbeiter-, Landar- Konzerns verschoben riesige Vermögens- men- und Umsiedlerfamilien und der werte nach dem Westen. gruppe Gera im Burgkeller am Markt Öffnung der Bildungszugänge bis in die In Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpom- über das Thema Universitätssäle, auch für die Kinder von mern und traten bewaffnete Arbeitern und Bauern, war der Weg für Sabotagetrupps aus ehemaligen Offizie- Zur Geschichte der Geheim- eine demokratische und antifaschisti- ren und Funktionären von Naziorganisa- dienste in Deutschland sche Entwicklung frei. tionen auf und terrorisierten Betriebs- RotFuchs / Februar 2009 Seite 11 Wie das MfS die Volkswirtschaft schützte Vom wirksamen Eingreifen zum Predigen für taube Ohren

ach Eintritt in das 20. Jahr seit die Stimmung der Bevölkerung ohne von ihnen flüchteten sich dann in den NBeginn der Konterrevolution in der jede Schönfärberei in Kenntnis zu setzen. Ausweg, uns bestimmte Unzulänglich- DDR ist bis zum Herbst 2009 mit einer Dabei ließen sie sich nicht nur von sozia- keiten im Betrieb als Feindtätigkeit zu noch skrupelloseren Medienkampagne listischer Überzeugung leiten, sondern suggerieren. gegen den „Unrechtsstaat“ und besonders folgten oft auch allein humanistischen Auch auf der MfS-Strecke über Halle gegen das MfS zu rechnen. Erwägungen. Diese Tatsache bleibt den (Bezirk) und Berlin (Zentrale) kamen Als Zeitzeuge mit 25 Jahre währender Siegern auf Zeit ein Rätsel. immer seltener hilfreiche Reaktionen Mitverantwortung für die Sicherung der Zur Gestaltung einer vorbeugenden und zu übermittelten Berichten. Wir arbei- Volkswirtschaft im Kreis Quedlinburg schadensabwendenden Arbeit gehörte ein teten überwiegend nur noch für den möchte ich der zu erwartenden neuen gut funktionierendes offizielles Informa- Papierkorb. Lügenflut schon jetzt begegnen. tionssystem. In seinem Rahmen wurden Es ist sehr bedauerlich und mir bis heute Mit einem erfolgreichen Ingenieurabschluß alle in den Betrieben bestehenden Ein- unverständlich, daß wir am Ende unsere wurde ich nach der Einstellung in das MfS richtungen dieser Strecke (Sicherheits- IMs weder schützen noch ihnen helfen zunächst in der Landwirtschaft, danach beauftragte, Sicherheitsinspektionen, konnten, weil wir selbst fast über Nacht im Eisen- und Hüttenwerk Thale, dem VS-Stellen, Dispatcher usw.) einbezogen. zum Freiwild erklärt worden waren – ein mit 7500 Beschäftigten größten Betrieb Uns war aufgetragen, nicht bei der Infor- Zustand, von dem viele noch heute betrof- der Region, und schließlich als für den mationsbeschaffung stehenzubleiben. Es fen sind. Trotz der nicht enden wollen- Schutz der Volkswirtschaft des Kreises galt vielmehr, positive Veränderungen mit den Verleumdung und Diskriminierung Verantwortlicher eingesetzt. Auch wenn wirtschafts- und sicherheitspolitischem blicke ich erhobenen Hauptes auf meine sich spezifische Aspekte der Sicherung Nutzen herbeizuführen und Schaden, der MfS-Tätigkeit zurück. Ich habe mir nichts im Laufe der Zeit veränderten, bestand der Volkswirtschaft drohte, abzuwenden. vorzuwerfen, da ich stets nach Recht meine Aufgabe stets in der vorbeugenden Das wiederum war nur möglich über IMs und Gesetz der DDR handelte – eines operativen Arbeit, d. h. der Aufdeckung in Schlüsselpositionen oder über den von 138 Staaten der Welt anerkannten und Bekämpfung subversiver Handlun- staatlichen Leiter, ohne dabei die Kon- und geachteten UNO-Mitglieds. Daran gen, der Verhinderung von Störungen und spiration zu verletzen und Quellen zu kann das nachträgliche Geschwätz vom Schäden in Betrieben sowie der Unterstüt- offenbaren. Erst wenn sich dieser Kreis „Unrechtsstaat“ nichts ändern. zung der staatlichen Leiter im Interesse spürbar geschlossen hatte, konnten wir Wenn es ein Verbrechen gewesen sein einer hohen inneren Stabilität. das als operativen Erfolg verbuchen. Der soll, daß ich mit meinen Mitarbeitern, Mein Arbeitsgebiet befaßte sich mit feind- Weg war lang und kompliziert, aber lei- den IMs und anderen Kräften im Kreis licher Stützpunkttätigkeit, Geheimnis- der nicht immer erfolgreich zurückzu- Quedlinburg zur Festigung sozialistischer schutz, Bränden, Havarien, Explosionen, legen. Das verleitete dazu, gelegentlich Macht- und Eigentumsverhältnisse und der Gefährdung von Anlagen, der Pro- selbst direkten Einfluß auf volkswirt- damit zur längsten Friedensperiode in duktionssicherheit, Planmanipulationen schaftliche Belange nehmen zu wollen. der europäischen Geschichte beigetra- und Falschmeldungen. Darüber hinaus Ehrlich gesagt, ich habe mich in dieser gen habe, so dürfte eine solche Unter- bestand unsere Aufgabe darin, Ursa- Hinsicht manchmal auf einem schmalen stellung nicht mit der vielgepriesenen chen und Bedingungen für das Entste- Grat bewegt. Einerseits war es zwingend demokratischen Rechtsstaatlichkeit in hen von Kriminalität zurückzudrängen, geboten, eine erfolgreiche vorbeugende Übereinklang stehen. Vor allem, wenn die allgemeine Ordnung und Sicherheit Arbeit zu leisten, andererseits durften man bedenkt, daß die von den Geheim- in den Betrieben zu gewährleisten. Vor- wir die erforderlichen Entscheidungen diensten der alten BRD gegen unsere rang hatte die Prävention und nicht, wie nicht den zuständigen Leitern abnehmen, Volkswirtschaft angesetzten Spione, Sabo- von den Geschichtsfälschern behaup- ohne gegen MfS-Dienstanweisungen zu teure und Terroristen heute als „Helden“ tet wird, die Festsetzung von Personen. verstoßen. und im Falle ihrer Verurteilung wegen Deshalb ist es geradezu grotesk, wenn Zurückblickend kann ich sagen, daß wir erwiesener Verbrechen als „Opfer“ aus- uns Birthlers selbsternannte Historiker im Referat Volkswirtschaft gemeinsam gegeben werden. immer wieder unterstellen, beim Schutz mit den genannten Kräften in den ver- Heinz Tischner, Quedlinburg der Volkswirtschaft gegen die eigenen schiedensten Betrieben unseres Kreises Bürger gewirkt zu haben. Natürlich war nicht unwesentlich dazu beigetragen unsere Arbeit auch darauf gerichtet, Spi- haben, größere Havarien zu verhüten one, Saboteure, Terroristen und andere und damit Volksvermögen zu erhalten. Feinde der DDR-Wirtschaft zu entlarven Es gelang uns, nicht wenige Menschen Prof. Dr. Götz Dieckmann, stellv. und der Bestrafung zuzuführen. Aber vor körperlichen Beeinträchtigungen zu Vorsitzender des RF-Fördervereins, selbst unter diesem Gesichtspunkt ging bewahren und Umweltschäden zu ver- spricht am 19. Februar um 15 Uhr es vorrangig darum, potentiellen Tätern hindern. in Stralsund, Prohnerstraße 41, die Möglichkeit zu entziehen, den von Leider wurde dieser für alle Beteiligten und am 20. Februar um 14 Uhr in ihnen angestrebten Schaden überhaupt sehr befriedigende Prozeß ab Mitte der Wismar-Wendorf, Begegnungsstätte herbeiführen zu können. Dazu war es 80er Jahre immer spürbarer abgeschwächt. der Volkssolidarität, Hanno-Günther- in erster Linie erforderlich, Mißstände, In der Wirtschaftspolitik der Partei- und Straße 6b, über das Thema Mängel und Schlamperei aufzudecken Staatsführung offenbarten sich unver- und zu verhindern. kennbare Fehler, Irrtümer und Mängel. Ein ziemlich zeitgemäßes Für die Realisierung dieser Aufgabe Das bedeutete insbesondere, daß wir Parteiprogramm – das Kommu- stützten wir uns vor allem auf Inoffizielle gesammelte Informationen nicht mehr nistische Manifest Mitarbeiter (IM). Die meisten von ihnen an den Mann bringen konnten. Für die sahen in ihrer Zusammenarbeit mit dem SED-Kreisleitung waren wir bisweilen Veranstalter sind die RF-Regional- MfS eine Möglichkeit, Fehlentwicklungen geradezu „Nestbeschmutzer“, während in ihren Betrieben entgegenzuwirken. Sie die Betriebsleiter notwendige Änderun- gruppen Nördliches Vorpommern und wollten dazu beitragen, die Verantwort- gen aus den verschiedensten Gründen M-V Nord-West. lichen der Partei und des Staates über nicht mehr vornehmen konnten. Manche Seite 12 RotFuchs / Februar 2009 Giftige Saat Antikommunismus – die Marketenderware kalter und heißer Krieger

ls Friedrich Engels 1847 die Frage beant- Hinterlassenschaft des Zarismus den Kom- kas im Visier der Antikommunisten. Ihr Awortete, was Kommunismus sei, fand er munisten in die Schuhe zu schieben. Sturmgeschütz in Deutschland ist derzeit die Formulierung: (Er) „ist die Lehre von den Mit den Batterien des Antikommunismus die berüchtigte These von den zwei Dikta- Bedingungen der Befreiung des Proletariats“. wurde ein Jahrzehnt darauf die bürgerliche turen, mit der eine Wesensgleichheit von Diese Auskunft löste heftige Reaktionen Demokratie sturmreif geschossen, was den Faschismus und Sozialismus konstruiert beim politischen und sozialen Gegner aus. Machtantritt der Hitlerfaschisten zur Folge werden soll. Andererseits will man den Ein Jahr später prägten Marx und Engels hatte. Ein bis dahin beispielloser Terror Eindruck erwecken, als seien Freiheit und im „Manifest“ die klassischen Sätze: „Ein nach innen und außen resultierte aus deren Demokratie nur unter den Bedingungen Gespenst geht um in Europa – das Gespenst Herrschaft. Die im Kern antikommunisti- der „sozialen Marktwirtschaft“ des Kapi- des Kommunismus. Alle Mächte des alten sche Ideologie von Hitler, Rosenberg und talismus möglich. Europa haben sich zu einer Hetzjagd gegen Goebbels gipfelte in Aggressionskriegen Die Bourgeoisie braucht eine gelähmte dieses Gespenst verbündet: der Papst und und Völkermord. und zersplitterte Arbeiterbewegung und der Zar, Metternich und Guizot, französische Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der eine zahnlose Linke. Deshalb bedient Radikale und deutsche Polizisten.“ Antikommunismus zur offiziellen Doktrin sie sich mit besonderer Vorliebe solcher Mit anderen Worten: Der Antikommunismus der USA, der NATO und der BRD. Kriege und abgestandenen Konzepte wie der Theorie ist so alt wie die Arbeiterbewegung selbst. andere Gewaltakte, Spionage und Sabotage vom „dritten Weg“ oder der Bezugnahme Mehr als das. Er ist die schärfste Waffe der gegen die sozialistischen Staaten sowie auf den von Bernstein erfundenen und in Ausbeuter, denn mit der Fixierung der Ideen eine erbarmungslose Ätheroffensive und Bad Godesberg auf den Schild gehobenen und Ziele der Marxisten zeigte sich bereits, die Schaffung militärischer Blöcke bewie- „demokratischen Sozialismus“. daß die Bourgeoisie nicht mehr fähig ist, sen von Beginn an die Absicht, die neue „Alles marode“ hieß es 1990/91 im Chor dem glaubhaft eigene Ideale entgegenzu- Welt aus den Angeln zu heben. Das tragi- der Medien, als die Treuhand wütete und setzen. Sie muß den Weg der Verleumdung, sche Ergebnis – den Sozialismus in Europa das Volksvermögen der DDR-Bürger in Entstellung, plumpen Verfälschung, Beste- betreffend – ist bekannt. kapitalistische Hände verschob. Heute chung und des Terrors wählen, der über Nach dem zeitweiligen Sieg der Konterrevo- ist „Unrechtsstaat“ eine Lieblingsvokabel zügellose Aggressivität und blinden Haß lution hat sich der Schwerpunkt antikommu- des Gegners. Aber immer mehr Menschen zu schwersten Verbrechen führt. Schon in nistischer Aktivitäten verlagert. Sie richten beginnen, die antikommunistischen Haß- der Geburtsurkunde der revolutionären sich jetzt besonders gegen die Volksrepublik tiraden rechter und rechtssozialdemokra- Arbeiterbewegung mußte den verleum- China und zielen zugleich auch auf das nicht tischer BRD-Politiker zu durchschauen. derischen Behauptungen widersprochen mehr sozialistische, doch selbstbewußte Die Lüge vom „SED-Schreckenssystem“, werden, die Kommunisten wollten das Rußland. Da sich ein erneutes Anwachsen die sich BILD abquälte, erzielt nicht die persönliche Eigentum, das Vaterland und der revolutionären Bewegung in verschie- gewünschte Wirkung. Der Antikommu- die Nation abschaffen, jede Individualität denen Teilen der Welt abzeichnet, dient die nismus richtet sich nicht nur gegen Sozia- und persönliche Freiheit aufheben und die antikommunistische Hetze auch dazu, die listen und Kommunisten, er ist zugleich Weibergemeinschaft einführen. Volkskräfte und die marxistisch-leninisti- Widerhall des drohend heraufziehenden Der Antikommunismus steigerte sich in dem schen Parteien solcher Länder Europas wie neuen Faschismus. Wir sollten deshalb Maße, in dem sich die allgemeine Krise des Portugal und Griechenland zurückzudrängen. die Gefahr nicht unterschätzen, sondern Kapitalismus ausprägte und verschärfte. Natürlich befinden sich auch Kuba und die ihr noch offensiver begegnen. Unternehmen wir einen kurzen Streif- antiimperialistischen Kräfte Lateinameri- Bernhard Wartke, Strausberg zug durch die Geschichte: Vor der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution war der Umgang mit der „Kommune“ in jedem Land als innere Angelegenheit betrachtet worden. Neben Verboten und brutaler Verfolgung Tillich ist willig bestand das Ziel darin, die Idee von der sozialistischen Gesellschaft als bloße Uto- ls der sächsische Ministerpräsident Zum „Widerstandskämpfer“ konnten sie pie hinzustellen. Nach 1917 wurde die Idee AStanislaw Tillich im Mai 2008 sein Amt Tillich – so, wie die Dinge lagen –, nicht aber zu einer materiellen Gewalt. Angriffe antrat, veröffentlichte er einige Lebensda- ernennen. Da fanden sie die ihnen gemäße gegen den ersten sozialistischen Staat, der ten. Er habe eine „... Tätigkeit in der Kreis- Formulierung, der heutige Regierungschef bewies, daß die Erkenntnisse von Marx, verwaltung Kamenz ...“ ausgeübt, teilte er habe zur „handverlesenen DDR-Clique von Engels und Lenin wissenschaftlich fun- bescheiden mit. Das trifft für die Zeit zwi- etwa 500 Spitzenkadern“ gehört. diert und umsetzbar waren, wurden für das schen 1987 und 1989 zu. Ich saß ihm als Zu DDR-Zeiten war es üblich, daß alle Kapital zu einer existentiellen Frage. Die Kreisschulrat am Ratstisch gegenüber. Im fünf Blockparteien ihre Kader für entspre- Bourgeoisie begann mit ihrer Intervention Mai 1989 wurde er zum Stellvertreter des chende Ämter qualifizierten. Das ging der 14 Staaten, um den Sozialismus „noch Vorsitzenden des Rates des Kreises Kamenz Tillich und auch mir nicht anders. Heute in der Wiege zu erdrosseln“. So forderte es für Handel und Versorgung gewählt. kümmert er sich um die Interessen seiner der spätere britische Premierminister Win- In dieser Tätigkeit erfüllte er – seiner neuen Auftraggeber, dient er der Diktatur ston Churchill. Furchteinflößende Plakate fachlich-politischen Ausbildung an der des Kapitals. mit einem Wolf und dem Text: „Bolschewis- Akademie für Staat und Recht in Potsdam- Nun hat ein sächsischer Ministerpräsident mus heißt, die Welt in Blut zu ertränken“, Babelsberg entsprechend – den ihm von die Suppe auszulöffeln, die er sich mit seiner tauchten auf. der CDU erteilten Auftrag, im Ratskollek- Doppelmoral, als führender Funktionär in Als nach Bürgerkrieg und Intervention das tiv zur Stärkung des Sozialismus und der einem Kreis angeblich nicht dem Sozialis- ohnehin schwache Rußland völlig am Boden DDR beizutragen. Das muß Tillich verges- mus gedient zu haben, einbrockte. Ob ihm lag und die Sowjetmacht der Rückständigkeit, sen haben. der Notanker hilft, er habe sich nicht in die der Not, dem Hunger und dem Typhus den Was sich nun in jüngster Zeit über ihn und SED „zwingen“ lassen, ist fraglich. Er diente Kampf ansagen mußte, konzentrierte sich seine DDR-Vergangenheit ergossen hat, sich der CDU an, um in ihr Blockpolitik mit die antikommunistische Hetze darauf, die war das übliche Gedöns der Möchtegerne der SED und Karriere zu machen. verheerenden Folgen des Weltkriegs und die aus Politik und Geschichtsschreibung. Dr. Dieter Rostowski, Kamenz RotFuchs / Februar 2009 Seite 13 Ein Vorteil unserer Tribüne Im „RotFuchs“ kann man produktiv debattieren

ie Resonanz auf das vor zwei Jahren ten, Betriebskantinen, große Klubs und Opernbälle, pompöse Preisverleihun- Dvon der Redaktion unterbreitete Ange- Kulturhäuser. Mir ist in Erinnerung, daß gen, Shows der Reichen und Schönen. An bot einer Diskussion über Gründe unserer wir auf unserem Betriebsgelände bei 2500 Medien, Gaffern und kreischenden Teen- Niederlage – ein brisantes Thema – ist stark. Mitarbeitern eine eigene Sparkasse und agern war kein Mangel. Nun tragen alle ihre (roten) Trauben, ihr eine Bibliothek hatten. Viele Minuten, ja Wenn man durch die Nickelbrille die Selbsterlebtes in den gemeinsamen Korb Stunden hat man da seinem sozialisti- „vernachlässigte“ sozialistische Arbeits- „RotFuchs“. Die Autoren, meine Potsda- schen Vaterland gestohlen. Aber die dic- produktivität, die verlorenengegangenen mer Freunde um Helmut Pannhausen und ken Brocken sahen bekanntlich anders Besonderheiten des Sozialismus betrach- viele andere sind dabei. Auch die Kritik aus: ganze Schichten wegen fehlender tet, fallen einem humane Züge auf. Der mit am „sehr geschätzten Ruge“ gehört dazu. Grundstoffe oder Zulieferungen waren Recht beanstandete Gang zum Fleischer- Ohne Rechthaberei wird hier produktiv zum – bezahlten! – Stillstand verurteilt. konsum gehörte zu diesen „sozialistischen debattiert. Niemand beansprucht für sich, Auch hier ist es sinnvoll, die Relationen Extras“, die im nachhinein kritisch regi- der „Weisheit letzten Schluß“ gefunden zu beachten: Selbst diese „Verluste“ sind striert werden. Nachsicht hat stets etwas zu haben. Grundsätzliche Diskussionen Peanuts, verglichen mit den Milliarden- Humanes. Wir wissen um den gesicherten werden gesucht und nicht gescheut. Wo werten, die in den letzten Monaten auf Arbeitsplatz in der DDR – er wurde mit gibt es das sonst noch? Allerdings bestä- dem Altar der Finanzoligarchie geopfert Argusaugen von der Konfliktkommission tigen Ausnahmen die Regel: Das völlig wurden. Es lohnt sich, das Gesamtbild im und der Betriebsgewerkschaftsleitung unverständliche „Abtauchen“ Dr. Köhlers Auge zu behalten. behütet. Praktisch bestand absoluter zeigt, daß sich nicht jeder der Auseinan- Ab der Stunde Null mußten sich diese Kündigungsschutz – eine zutiefst humane dersetzung stellt. ganzen „sozialistischen Extras“ selber Errungenschaft –, die wie manches natür- Es ist kein Verdienst, eher ein nicht zu „tragen“, einen „Träger“ suchen. Unter lich auch ihre negativen Seiten hatte, die leugnender Mangel, daß ich niemals den veränderten Bedingungen war der Eigenwilligkeit des Individuums, des „Schreibtischregent“ (s. RF Nr. 130), son- Produktionsarbeiter jetzt einem Heer von Mitarbeiters stimulierte, ja stimulieren dern immer Produktionsarbeiter war, „Anbietern“ ausgeliefert. Das durch gestie- und zu Disziplinlosigkeit, zu Säumigkeit selbst unter Lagerbedingungen mit her- gene Arbeitsproduktivität pralle Füllhorn verleiten mußte. Dieser absolute Kündi- ausragenden Arbeitsergebnissen, die ergoß sich nicht in die Lohntüten der Pro- gungsschutz blieb ungeachtet diverser Dinge somit stets irgendwie „von unten“ duzenten, sondern als Dividende auf die Makel in seiner Zielstellung human. betrachtet habe. Wie spätere Erfahrun- Konten der Shareholders, in die Briefta- Das „moderne“ Gegenstück, die Mitarbei- gen lehrten, hat Arbeitsproduktivität schen der unersättlichen Manager. Ohne ter ständig unter dem Damoklesschwert viel mit Schreibtisch, mit Logistik, mit jegliche Scham zeigten die Kapitalisten einer Kündigung zu disziplinieren, die Reißbrett, ja mit Laptop zu tun. In einem nunmehr ihr wahres Gesicht. Die Herr- Arbeitsintensität, die Arbeitsprodukti- Gespräch mit der „jungen Welt“ stellte schaften hatten in Jahrhunderten für den vität über die Knute der Arbeitslosigkeit Allin Cottrell die These auf: „Die Sowjet- produzierten Überschuß andere Anwen- ständig zu forcieren, bleibt seinem Wesen union hatte nicht die Computerressour- dungen entwickelt: millionenschwere nach menschenfeindlich. Walter Ruge cen, um eine detaillierte Planung auf die Fußballstars, Casinos, Millionärs- und gesamte zivile Wirtschaft auszudehnen.“ Dem muß man nicht unbedingt zustimmen (erst Computer beschaffen, dann Revolu- tion!), dennoch ist es ein bemerkenswer- ter Gedanke. Hohe Arbeitsproduktivität hängt nämlich weniger davon ab, wie der RF-Leserkreis Erzgebirge gegründet Arbeitende zu den Produktionsmitteln „steht“, wie er „fühlt“, sondern bleibt eine Auf Initiative des verdienten „RotFuchs“-Veteranen Lutz Manke, seiner Lebens- Frage der Produktionsvorbereitung, der gefährtin Biggi Leuchner und des Schneeberger Lehrers Peter Bukvic, der beim Arbeitsorganisation. Wir könnten dabei Eröffnungstreffen in Geyer einen beeindruckenden Vortrag zur kapitalistischen getrost als Axiom zugrunde legen: Hohe Wirtschaftskrise und zum Ausgang der USA-Präsidentschaftswahlen hielt, hat sich Arbeitsproduktivität im Kapitalismus kann ein RF-Leserkreis Erzgebirge konstituiert. nicht damit erklärt werden, daß sich der Unser Foto zeigt Genossen Lutz Manke (links) bei einem Besuch in Graz im Produktionsarbeiter etwa als „Eigentümer“ Gespräch über den „RotFuchs“ mit dem steiermärkischen KPÖ-Abgeordneten der Produktionsmittel „fühlt“. Ernest Kaltenegger und Kubas Bot- Die Restauration alter Machtverhält- schaftsrat in Wien, Gabriel L. Benitez nisse im Osten hat den Kapitalismus in Toledo. anschaulicher Weise kenntlich gemacht, hat gezeigt, was sich unter den ver- meintlich neuen – in Wirklichkeit alten – Bedingungen über Nacht als „überflüssig“ Die RF-Regionalgruppe Chemnitz- erwies. „Überflüssiges“ wurde „ausgeglie- Zwickau-Plauen lädt für den dert“. An vornehmen Umschreibungen 21. Februar um 10 Uhr nach Zwickau, – „abwickeln“ oder zu treuen Händen an die „Treuhand“ – mangelte es nie. Es ist Volkssolidarität, Hölderlinstraße 1, leider in Vergessenheit geraten, wie der herzlich ein. Dieter Popp spricht über Kahlschlag gewütet hat. „Ausgegliedert“ das Thema wurden Betriebsferienheime, Betriebs- sportgemeinschaften nebst Einrichtun- Der Beitrag der Nachrichten- gen, Fußballstadien und Kegelbahnen, dienste sozialistischer Länder Betriebsbibliotheken, Betriebsakademien, zur Friedenssicherung in Europa Betriebspolikliniken, Betriebskindergär- Seite 14 RotFuchs / Februar 2009 Gefallen vor Madrid: Hans Beimler Zwei Millionen Spanier erwiesen ihm die letzte Ehre

er 8. Mai 1933 sollte der letzte Tag dem je erzählt, wie ihm die Flucht gelang in Betrieben und Gewerkschaften ein- Dim Leben des Kommunisten Hans und wer ihm dabei half. gesetzt wurde. 1928 übertrug man ihm Beimler sein. So wollten es die SS-Auf- Wer war dieser Mann, der in einer fast die Funktion des Politischen Leiters im seher im faschistischen Konzentrations- aussichtslosen Lage soviel Mut und Kraft Unterbezirk Augsburg, 1932 die für den lager Dachau in der Nähe von München. aufbrachte, seinen Peinigern zu entkom- gesamten Bezirk Südbayern. Parlamenta- In der Nacht zum 9. Mai erschien einer men? risch war er im Stadtrat Augsburg tätig, von ihnen in seiner Zelle, riß eine Decke Hans Beimler wurde am 2. Juli 1895 als 1932 wurde er in den bayerischen Landtag in Streifen und drehte ein Seil mit gewählt, und ab Juli dieses Jahres einer Schleife daraus. Er sagte gehörte er auch zu den 89 Abgeord- dem Gefangenen, er brauche nur neten der KPD im Reichstag. Am den Kopf hineinzustecken und das 7. Februar 1933 reiste er illegal nach andere Ende an den Fenstergittern Berlin, um an der ZK-Tagung in Zie- zu befestigen. Höhnisch fügte der genhals teilzunehmen. Schwarzuniformierte hinzu, daß Nach der Flucht aus dem KZ verbrachte doch in zwei Minuten alles vorüber Hans Beimler einige Wochen in der sei. Der Häftling käme ohnehin nicht Obhut bayerischer Antifaschisten, mehr lebendig aus der Zelle heraus. um sich zu erholen. In dieser Zeit Er hätte zwei Stunden Zeit, „das schrieb er einen Erlebnisbericht zu erledigen“. Wenn er es nicht bis „Im Mörderlager Dachau“, womit 5 Uhr früh getan habe, werde es von er die Öffentlichkeit über die Ver- der SS besorgt. brechen der Nazis zu informieren Vom ersten Tag ihrer Machtüber- wußte. 1934 bis 1936 leistete er kon- nahme an hatten die Nazis den KPD- spirative antifaschistische Arbeit Bezirkssekretär Südbayerns gejagt. in Frankreich und der Schweiz, vor Sie wollten ihn unbedingt schnell allem aber in der Tschechoslowakei, fassen, nicht nur, um jeden Wider- von wo aus er über die Grenze hin- stand gegen ihr Regime zu unter- weg den Widerstand seiner Genos- binden, sondern weil sie auch Rache sen in Bayern leitete. Obwohl die an dem Mann nehmen wollten, der Gestapo, der Sicherheitsdienst der hohes Ansehen im Freistaat Bayern SS und andere Stellen nach Beimler genoß. Bei der Reichstagswahl am fahndeten, vermochten sie ihn nicht 5. März, der letzten, die die neuen ausfindig zu machen. Machthaber zuließen, hatten 60 000 Kaum waren 1936 nach dem Franco- Münchner Arbeiter trotz faschisti- Putsch die ersten internationalen schen Terrors und Einschüchterung Kämpfer nach Spanien geeilt, folgte für den Kandidaten der KPD gestimmt. Sohn eines Landarbeiters und einer Magd ihnen am 4. August Hans Beimler als Polizisten und SS-Leute konnten ihn bei in München geboren. Nach der Volksschule Beauftragter des Zentralkomitees der KPD. einem illegalen Treffen verhaften und in war er Metallarbeiter, aber lange konnte Er reorganisierte den deutschsprachigen das Polizeipräsidium bringen. 14 Tage er diesen Beruf nicht ausüben. 1914 holte antifaschistischen Sender in Barcelona; später verschleppten sie ihn in das am man ihn zum Militärdienst auf einem im besonderen Maße aber widmete er 22. März auf Befehl Heinrich Himmlers, Minensuchboot. Die Kriegserlebnisse sich der Betreuung der deutschen Inter- damals Polizeipräsident der bayerischen und die Antikriegspropaganda unter den brigadisten, der Besetzung wichtiger Hauptstadt, eröffnete Konzentrationsla- Matrosen ließen ihn zum Revolutionär militärischer und politischer Funktionen. ger Dachau. werden, was er schon 1918 als Mitglied Er nahm Einfluß auf die Formierung der Mit der Verhaftung begannen brutale, eines Soldatenrats beim Aufstand in Cux- XI. Internationalen Brigade und deren ersten unmenschliche Foltern. Mit Gummi- haven bewies. Als sich auch in München Bataillons „Edgar André“. Hauptsächlich knüppeln, Ochsenziemern, Stahlruten revolutionäre Entwicklungen zeigten, eilte aber befand er sich bei den kämpfenden und Fäusten prügelten die Aufseher täg- er dorthin, wurde Kämpfer in der bay- Einheiten, die die spanische Hauptstadt lich auf Hans Beimler ein, traten ihn mit erischen Roten Armee und Mitglied der Madrid gegen die Franco-Faschisten ver- ihren Stiefeln, beschimpften und bedroh- Kommunistischen Partei Deutschlands, teidigten. Als Kriegskommissar des Thäl- ten ihn, verweigerten ihm Nahrung und was eine erste Inhaftierung zur Folge mann-Bataillons suchte er am 1. Dezember Getränke. Sie zwangen ihn, die grausam hatte. 1921 sperrte ihn der bürgerliche 1936 seine Kameraden auf, die eine sehr verstümmelte Leiche seines Genossen „Rechtsstaat“ für zwei Jahre ein, weil er gefährliche Stellung halten mußten. Gegen Fritz Dressel, Landtagsabgeordneter der sich maßgeblich daran beteiligte, den 13 Uhr begab er sich auf den Rückweg. KPD, anzusehen. Sie wollten ihn in den Transport reaktionärer Truppen zu verei- Entgegen den Warnungen seiner Begleiter „Selbstmord“ treiben, um der Öffentlich- teln, die den mitteldeutschen Arbeiterauf- lehnte es Hans Beimler ab, sich gedeckt keit triumphierend mitteilen zu können, stand gewaltsam niederschlagen sollten. zu bewegen. So traf ihn die tödliche Kugel der Kommunist Beimler habe sich feige Nach der Festungshaft nahm er Arbeit in eines faschistischen Scharfschützen. Auf der Verantwortung entzogen. der Münchner Lokomotivenfabrik auf, wo der Trauerfeier sprach neben Vertretern Am nächsten Morgen schäumte die ihn seine Kollegen bald in den Betriebs- der internationalen Arbeiterbewegung Faschistenbande vor Wut. Sie fand keine rat wählten. In dieser Eigenschaft fuhr und des spanischen Volkes auch Dolores Leiche. Die Zelle 4 war leer, das Fenster er 1925 mit der ersten deutschen Arbei- Ibarruri, genannt La Pasionaria. Etwa aufgebrochen, ihr Gefangener entflohen. terdelegation in die Sowjetunion. zwei Millionen Spanier zogen an seiner Sie stellte das ganze Lager auf den Kopf, Seine aktive Parteiarbeit begann er Bahre vorüber und erwiesen ihm so die schikanierte und terrorisierte die Häft- im gleichen Jahr nach der Wahl in die letzte Ehre. Hans Beimler wurde auf dem linge, aber Hans Beimler befand sich Bezirksleitung Südbayern, wo er als Ver- Bergfriedhof von Montjuich in Katalonien schon in Freiheit. Er hat nie und nieman- antwortlicher für das politische Wirken beigesetzt. Günter Freyer RotFuchs / Februar 2009 Seite 15 Schlafzimmer-Affäre

s gibt keinen offiziellen Staatsgründungs- In der Zeit nach der Kapitulation wurde über einschränkende Version einer Nicht-Verfas- Etag der BRD, weil man ihn nicht vorzei- einen Neuanfang und dessen staatsrecht- sung stieß bei den Ministerpräsidenten auf gen kann. Staatsgründungen vollzogen sich liche Grundlagen debattiert. Ein Büchlein keine sofortige Zustimmung. Die Renitenz in der Geschichte seit Urzeiten bis heute in (kein „völkisches“ oder neonazistisches – die dagegen war nicht gering. Und das Ganze aller Regel als Ergebnis eines erfolgreichen Faschisten hatten sich zunächst verkrochen) nannte man dann die Geburtsstunde der Kampfes gegen fremde Unterdrückung. Armi- mit dem Titel „Um Volk und Reich“ befaßte BRD. Ihr ging noch eine Klein-Konferenz nius (Hermann, der Cherusker) vollbrachte sich ausgiebig mit der Verfassungsfrage „auf dem Rittersturz“ voraus, wie ich mich das nach der erfolgreichen Vernichtung von und gelangte zu dem Schluß, daß die Wei- vage erinnere. Die genauen Daten beider drei römischen Legionen allerdings noch marer Konstitution juristisch immer noch Zusammenkünfte vermag ich nicht mehr nicht. Die Staatsbildungen der Deutschen bestehe. Die DDR griff 1952 ebenfalls dar- zu nennen. Sie fanden aber ursächlich und erfolgten erst unter Heinrich (919) und Bis- auf zurück, als sie mit dem Ziel der Wie- zeitlich vor der Bildung des „Parlamentari- marck (1866/71). dervereinigung gesamtdeutsche Wahlen schen Rates“ statt, der aus kleinen Abord- Die Weimarer Republik wurde auf den Trüm- auf der Grundlage des Wahlgesetzes der nungen der Länderparlamente der Trizone mern des Kaiserreichs errichtet. Die in ihrer Weimarer Verfassung vorschlug. bestand. Dieser war das Ergebnis der von Verfassung fixierte neue Staatsgründung Das entsprach natürlich nicht den Absich- mir erwähnten Schlafzimmer-Konferenz hat, so seltsam das klingen mag, juristisch ten des Separatisten Konrad Adenauer, von Herrenchiemsee. bis heute Bestand. Hitler gelangte mit ihr der seine Pläne von 1923 („Rheinische Die Kenntnis dieses Vorgangs erlangte ich an die Macht und bewies danach, was man Republik“) nun in erweitertem Rahmen damals durch das stenographische Pro- alles im Rahmen einer bürgerlichen Verfas- aufzugreifen gedachte. („Die Weinzone tokoll einer Bundestagssitzung, die 1951 sung machen kann. Er änderte kein Jota am muß endlich über die Bierzone und die oder 1952 stattfand. Es ging dabei um Buchstaben der Verfassung, und das auf vier Schnapszone herrschen!“, lauteten die Staatsrechtsfragen im Zusammenhang Jahre begrenzte Ermächtigungsgesetz ließ er, skurrilsten Formulierungen, die in diesem mit einer Ausdehnung der Westintegra- „Korrektheit“ vortäuschend, dreimal durch Zusammenhang ersonnen wurden.) Doch tion, der Verfestigung des Separatismus Reichstagsbeschluß verlängern. Was man Adenauer konnte seine Absichten nicht aus und dem Kurs auf die Remilitarisierung von den heutigen Schnipplern am Grund- eigener Macht verwirklichen – ihm waren der BRD. Der KPD-Bundestagsabgeordnete gesetz nicht sagen kann: Ihre Änderungen die Hände gebunden. Heinz Renner resümierte im Parlament die schreiben sie – wann immer möglich – gleich Die Gründung der Bundesrepublik erfolgte Entstehungsgeschichte des westdeutschen in die Pseudoverfassung hinein. auf der Basis eines Befehls der westlich- Separatstaates. Als er auf die Versamm- Mit der bedingungslosen Kapitulation kapitalistischen Militärherrscher. Deshalb lung der Ministerpräsidenten in Ludwigs verschwand der deutsche Staat nicht. Die kann man auch nicht auf ihre Geburtsstunde Schlafzimmer zu sprechen kam, brach ein Unterzeichner (Delegation des „Reichspräsi- verweisen. Sie erfolgte im Schlafzimmer CDU-Parlamentarier in den verwunderten denten“ Admiral Dönitz) traten für Deutsch- (man höre und staune) König Ludwigs Zwischenruf aus: „Schlafzimmer?“ Das Pro- land signierend auf. Danach wurde es in von Bayern im Schloß Herrenchiemsee, tokoll vermerkte ihn ausdrücklich. vier Besatzungszonen aufgeteilt, in denen wo sich die Ministerpräsidenten der drei So etwas vergißt man natürlich nie wieder. Militärregierungen bestanden. Die Sonder- westlichen Zonen auf Besatzungsbefehl Die Masse der Abgeordneten kannte schon entwicklung der Sowjetischen Besatzungs- versammelt hatten, um die Order zur Vor- zwei Jahre nach der Staatsgründung keine zone/DDR, die es mit einer sozialistischen bereitung eines Grundgesetzes („Basic Details dieses Vorgangs mehr oder hatte Bruder-Staatsmacht zu tun hatte, welche Law“), keineswegs aber einer Verfassung, nie Kenntnis davon erlangt. den Menschen schon bald tausend Traktoren entgegenzunehmen. Denn eine vollgültige Westdeutschland war staatsrechtlich wieder für den Neuanfang übergab, soll hier außer Verfassung konnte es wegen des separa- auf den Status in der Zeit vor dem Sieg des Betracht bleiben. Mir geht es ausschließlich tistischen Hintergrunds ja nicht geben. Arminius über die Römer zurückgefallen. um die Gründungsurkunde des separaten Der Geltungsbereich betraf nur einen Teil So etwas ist nicht vorzeigbar. Weststaates. Gesamtdeutschlands. Doch selbst diese Manfred Lowey, Kamen

Löwinnenmoral

er König der Tiere war zornig. Er kann brücke zu gehen und die Vorratskammern das, was ihnen noch geblieben war: um Dauch eine Löwin gewesen sein, denn die mit den Fleischtöpfen zu öffnen. ihre kargen Vorräte für den Winter. „Ich Mähne war kurz und immer frisch geschnit- Um den Wiederholungstätern zu entgegnen, garantiere Euch“, sprach die Löwin, „daß ten. Sei es wie es sei, der große Skandal ihre Gefräßigkeit vorerst einzudämmen, Ihr sie behalten werdet. Bewahrt nur die forderte einen Rufer in der Wüste. „Ihr setzte man eine Überwachungsinstanz ein. Ruhe. Das Schlimmste ist verhindert, laßt habt das Maß überschritten, Euch in Eurer Dazu winkte die Löwin die vegetarisch le- uns fortan zusammenhalten!“ Gier überfressen! Was sollen die Menschen bende Giraffe herbei. Sie würde dank ihres Da rollte sich der Igel zu einer stachligen von uns denken! Auf das besitzanzeigende langen Halses die Übersicht behalten. Kugel zusammen und zischte: „Gesagt Fürwort „unsere“, das sie früher gebraucht Dem Gedanken, die Reviere der Raubtiere wird, uns bleibe das Übel erspart. Bedeu- hatte, verzichtete sie diesmal. einzuschränken und alles dem König- tet das aber auch, daß uns das Ersparte Die Füchse grinsten, die Hyänen heulten, reich zuzuordnen, konnte man nicht näher- bleibt?“ der Tiger brüllte auf. Die Geier hackten treten, weil das den freien Wettbewerb Die Löwin nickte wie immer, zog einmal aufeinander ein. Der große Haifisch zeigte geschmälert hätte. Der Wolf war gegen die mehr die Maulwinkel herunter, zupfte seine Zähne und schwamm davon. Ein paar Begrenzung der Freiheit kapitaler Kräfte. ihr Jäckchen mit den drei Knöpfen glatt, Luchse versteckten sich hinter dem Busch. Er verwies auf sein Gesetz: Der Starke schnürte das Fleischpaket und trug es Doch die Löwin durchschaute ihr Manöver verschlingt den Schwachen. über die aus bisherigen Einsparungen gut und ging am Ende auf Distanz. Da war es aber höchste Zeit, die inzwi- zementierte steinerne Brücke. Wie andere Löwen des Großreviers hatte sie schen unruhig gewordenen kleineren Tiere sich entschlossen, über die steinerne Ketten- zu besänftigen, denn sie fürchteten um Dr. Käthe Seelig Seite 16 RotFuchs / Februar 2009 Eine reichlich unernste Theaterrezension

nlängst eröffnete die derzeitige deutsche lande unerreichten Überwachungsapparat bajuwarischen Zuchtexperten der CSU URegentin, Mütterchen Merkel, die von geschaffen. Seine Spitzelbuben können überwunden. Beobachtern als Wahlkrampf bezeichnete sogar in den Gehirnen (den elektronischen) Weitere Lachnummern wurden bisher Theatersaison dieses Jahres. Medienwirk- der braven Landeskinderchen lesen! nur angedeutet: sam und vor begeistert applaudierender Die nächste Nummer soll das 2009 anste- Es könnte sich um Rentenerhöhungen über schwarzgewandeter Familie bezeichnete hende große Drama sein: Mit wem möchte mehr als 0,01 % oder um Lohnerhöhungen sie in unübertrefflicher Weisheit einen unser Mütterchen es künftig treiben? unter minus 5,5 %, um eine 25prozentige Teil ihrer Kinderlein als Spitzbuben. Doch Völlig klar dürfte sein, daß die politisch Senkung der Einkommensteuer für Millio- die nachgeschobene Korrektur, diese seien halbseidenen Sozialdemokraten von der näre oder um die Erhöhung der Produktion wohl eher als Spitzelbuben zu betrachten, Bühne des Staatstheaters zu verschwinden nichtverkäuflicher PKWs um 30 % handeln. zeigte sie als böse Stiefmutter aus dem haben. Natürlich sollen linke Spitzelbu- An den Libretti wird noch gebastelt. Details altdeutschen Märchenschatz. ben und grüne Knollenblätterpilze nicht sind davon abhängig, was sich die politolo- Übrigens: Fußballfreunde werden hellauf einmal als Statisten auftreten. gischen Schamanen zur angeblichen Stim- entzückt sein, denn selten ist ein so schönes Was bleibt und schon jetzt hofiert mungslage des großen Publikums ausden- Eigentor geschossen worden. Bekanntlich wird, sind die edlen und pflegeleichten ken. Auf jeden Fall ist mit dessen dankbarem hat Mütterchen Merkels rechte politische Schwestern und Brüder Profitanbeter Beifall zu rechnen. Denn wo in der großen Hand, der Herr Polizeiminister, einen in im schwarzgelben Ornat des schönen weiten Welt gibt es sonst noch derart gran- seiner technischen Perfektion hierzu- Guido. Bei ihnen haben sich sogar die dioses Theater? Dietrich Jahn, Dresden

Wie Feuer und Wasser Das Verhältnis beider deutscher Staaten zu Einheit, Nation und Sprache

ie im Westen weit verbreitete Vorstel- BRD in die NATO und vor Unterzeichnung Das Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig Dlung, Begriffe wie deutsch oder natio- des Generalvertrages, der die vollständige legt davon Zeugnis ab. nal seien in der DDR verboten gewesen, ist Subordination der Bundesrepublik unter Und noch ein Moment unterstreicht die eine Lieblingszüchtung aus der Entenfarm die Politik der Westmächte regelte, war nationale Identität der DDR: Ihre Sprache der bürgerlichen Medienmacher und gehört die Tür für eine Annäherung offen. Pläne war frei von Anglizismen, aber auch von gewissermaßen zur ideologischen Stan- zur Schaffung einer Konföderation beider Russifizierung, die übrigens von den sowje- dardausrüstung antikommunistischer kal- deutscher Staaten wurden erarbeitet und tischen Verbündeten weder gewünscht noch ter Krieger. Dabei ging die Absage an die unterbreitet. aufgedrängt wurde. Die im Westen verbrei- deutsche Einheit schon in den 20er Jahren Die BRD und ihr Außenminister Hallstein tete Amerikanisierung entfiel. Gewiß hatte vom Rheinlandseparatisten Dr. Konrad antworteten mit der Doktrin der Allein- unser Deutsch aufgrund der sozialistischen Adenauer aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg vertretungsanmaßung. Sie zielte auf die Ideologie seine eigenen Begrifflichkeiten, erlebte sie mit der Spaltung des Landes durch Verhinderung der diplomatischen Aner- was aber die Grundsubstanz der Sprache die Westalliierten und das Monopolkapi- kennung der DDR durch andere Staaten. unberührt ließ. Aufgrund des gesellschaft- tal jenseits der Elbe eine neue Konjunktur. Massiver Druck wurde in diesem Sinne lichen Systems entstanden neue Worte, die Adenauer, der Diener Frankreichs und der ausgeübt. jedem geläufig waren. USA, war sich der Konsequenzen seines Von DDR-Seite waren Losungen wie „Deut- Heute braucht man schon ein Wörterbuch, Handelns voll bewußt. „Lieber das halbe sche an einen Tisch“ ausgegangen. Nicht um die durchgängige Amerikanisierung Deutschland ganz als das ganze Deutsch- zufällig erhielt das Bündnis aller anti- der Terminologie und Alltagssprache in land halb“ lautete seine Devise. faschistisch-demokratischen Kräfte der der BRD noch erfassen zu können. Was die Ein Friedensvertrag und die deutsche Ein- DDR zunächst die Bezeichnung „Nationale Römer einst mit der Romanisierung ihres heit unter Einhaltung der Bestimmungen Front des demokratischen Deutschland“. Imperiums, besonders in Spanien, Portugal des Potsdamer Abkommens standen ihm Mit Ausnahme der CDU trugen sämtliche und Frankreich, erreichten, tragen heute nicht im Sinn. Als Brückenkopf im Kampf Parteien der DDR ein D – für Deutschland die USA in die vom Imperialismus globa- gegen den „Kommunismus“ mußte die BRD – in ihren Namen (SED, LDPD, DBD und lisierte Welt. jeden Gedanken an Neutralität und Nation NDPD). Die DDR-Streitkräfte bezeichne- Die Franzosen geben allerdings ein Beispiel verdammen. Hingegen waren die Einbin- ten sich als Nationale Volksarmee und für die Bewahrung nationaler Eigenstän- dung in das NATO-Bündnis und eine enge stellten sich bewußt in die Traditionen digkeit, was man von Deutschland leider Verflechtung der BRD-Konzerne im Rahmen des fortschrittlichen Bürgertums der nicht sagen kann. Entweder bläst man der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft antinapoleonischen Befreiungskriege, der sich in nationalistischer Überhebung und (EWG) von vorrangiger Bedeutung. Interbrigadisten in Spanien und der revo- Geringschätzung anderer Völker auf, oder Die DDR ging aus dem Zweiten Weltkrieg als lutionären deutschen Arbeiterbewegung. man wirft sich auf die Knie. Großbritan- deutsche Alternative zum Kapitalismus der Eine besondere Rolle spielten – angesichts niens einstiger Premierminister Winston BRD hervor. Sie entmachtete die Konzerne der engen Verbundenheit mit der Sowjet- Churchill – ein erzreaktionärer Großmacht- und Banken, zerschlug den Großgrund- armee – auch deren Überlieferungen. politiker – kam in einer Frage der Wahrheit besitz und schaltete aktive Vertreter des Ich selbst habe als Gruppen- und Zug- nahe, als er geringschätzig von gewissen NS-Regimes konsequent aus. Bei all dem führer der Regulierungseinheit eines Deutschen sagte, man habe sie „entweder fühlte sie sich lange Zeit dem Gedanken der Panzerregiments in Vorpommern auf die an der Gurgel oder zu Füßen“. Die heutige Wiederherstellung der Einheit eines antifa- Traditionen von Blücher, Scharnhorst und Politik in Merkels BRD scheint das – ganz schistisch-demokratischen Deutschlands Gneisenau Bezug genommen. Erwähnung im Unterschied zur patriotischen und verpflichtet. Die Volkskongreßbewegung in fand dabei stets auch der Befreiungskampf internationalistischen Haltung der DDR – der zweiten Hälfte der 40er Jahre strebte an der Seite Rußlands seit dem Vertrag von durchaus zu bestätigen. genau dieses Ziel an. Bis zum Eintritt der Tauroggen zwischen Diebitsch und York. Udo Hammelsbeck, Drübeck/Harz RotFuchs / Februar 2009 Seite 17 Obamas „Falken“-Kabinett Scharfmacher haben den neuen USA-Präsidenten umzingelt

arack Obama, der den „Wandel“ ankün- „Warum die Reichen für Obama stimmten“: Bdigte, hat sich bereits sehr weitgehend Der neue Präsident sei bei den Wahlen wandeln müssen. Er steht unter der Kontrolle besonders von zwei Bevölkerungskatego- jener, welche seine Wahl finanziert und auf rien unterstützt worden – den Ärmsten und ihn gesetzt haben, um die Schwarzen, die den Superreichen. Er habe 60 % des Votums Latinos, einen großen Teil der Jugend und jener erhalten, welche weniger als 50 000 der Frauen an die Hand zu bekommen. Auch Dollar im Jahr verdienen, aber auch 52 % wenn ihm das Wahlsystem der Vereinigten derer, die ein Jahreseinkommen von über Staaten (Winner takes all – sämtliche Wahl- 200 000 Dollar erzielen. männer eines USA-Bundesstaates gehen an Am spektakulärsten ist zweifellos die jenen Präsidentschaftskandidaten, der auch Ernennung der Multimillionärin Hillary nur eine einzige Stimme mehr bekommt) Clinton zur USA-Außenministerin. Sie ver- einen überwältigenden Sieg beschert hat: tritt den prononciert rechten Flügel der Das reale Verhältnis zwischen Obama und Demokratischen Partei und galt während McCain war 53 : 47. Die Entscheidung für der Präsidentschaft ihres Mannes als des- einen afroamerikanischen Staats- und sen ihn zu Aggressionen und Abenteuern Regierungschef muß in gewisser Weise als anstachelnde „Ratgeberin“. eine Niederlage des Rassismus betrachtet Obama werde aus dem politischen Zen- werden, obwohl die Mehrheit der Weißen trum, gestützt auf das Votum auch der gegen Obama gestimmt hat. Eines steht progressiven Kräfte des Landes und im fest: Er wurde zum Hoffnungsträger sowohl „Dialog“ mit den Konservativen, regieren, der Ärmsten als auch der Superreichen. hoffte „People’s Weekly World“, das Blatt Die führende Investitionsbank Goldman der KP der USA, vor der Kabinettsbildung. Sachs überwies beispielsweise 743 371 „Die Ultrarechte und die Konzerninteres- Dollar auf das Wahlkampfkonto Obamas, sen werden alles in ihrer Macht Stehende an seinen republikanischen Gegenspieler unternehmen, um den am 4. November vom diesmal aber nur 220 045 Dollar, obwohl Volk errungenen Sieg über Bushs McCain das Finanzkapital traditionell immer zu begrenzen oder sogar zu stehlen.“ McCains Partei unterstützt hat. Bei Citi- „Obama verkündet, alles wandeln zu wollen, group Inc. war die Relation 499 598 zu ohne irgendeinen präzisen Anhaltspunkt 290 101. Insgesamt gingen 49 Millionen dafür zu liefern, worin der Wandel denn Dollar Konzerngelder bei Obama und nur eigentlich bestehen soll“, schrieb der ame- 35 Millionen bei McCain ein. rikanische Publizist Noam Chomsky. Nachdem man den Clintons nahegelegt Schon vor seinem Einzug in das Weiße Haus hatte, angesichts des schwächeren Abschnei- hatte der gewählte Präsident angekündigt, dens von Hillary bei den Vorwahlen ins er wolle die USA-Streitkräfte „zur Erfül- Obama-Lager überzuwechseln, wurde der lung ihrer Mission im 21. Jahrhundert“ Von Falken eingekreist: erst 47jährige Präsidentschaftsanwärter der neue USA-Präsident dadurch befähigen, daß er die Armee um massiv von den rechtesten und politisch 65 000 Mann und 27 000 zusätzliche Mari- übelsten Gestalten aus Bills Administra- iden Barry Goldwater im Senat vertreten neinfanteristen aufstocke. Diese Drohung tion eingekreist. Und selbst Scharfmacher wurde: Janet Napolitano übernahm das läßt darauf schließen, daß auch Obama aus George W. Bushs Kriegstreiber-Lager harmlos anmutende Ressort Heimatschutz, unter der massiven Last des militärisch- beteiligten sich an der Umzingelung des das in Wirklichkeit eine Art Supergeheim- industriellen Komplexes, der Allmacht von Senators aus Illinois. Das Ergebnis dieser dienst ist, neben dem selbst CIA und FBI Rüstungsindustrie und Kriegstreibern der Treibjagd ist Obamas überwiegend aus verblassen. Streitkräfte, stehen dürfte. bekannten Rechten rekrutiertes Kabinett, Was den Finanzsektor betrifft, so liegt er Die liberale Zeitschrift „The Nation“ faßte das ihm seine „Berater“ – unter ihnen der ihr Urteil in dem Satz zusammen: „Das ist unrühmlich bekannte Zbigniew Brzezin- nicht der fundamentale Wandel. Aber nie- ski – offensichtlich aufgedrängt haben. Am mand, der aufmerksam den Wahlkampf eklatantesten ist die Einbeziehung zweier Obamas verfolgte, dachte, daß es um einen Republikaner: des früheren CIA-Direktors solchen Wandel gehen könnte.“ und „Verteidigungs“ministers der Bush- Das heißt auf gut Deutsch: Es bleibt alles Regierung Robert Gates, der auch unter ganz anders. Klaus Steiniger Obama das Pentagon behält, und des ehe- maligen NATO-Oberbefehlshabers Vier- Sterne-General Jim Jones als Nationaler Sicherheitsberater. Stabschef des Weißen „RotFuchs“-Chefredakteur Dr. Klaus Hauses ist fortan der Zionist und israelisch- Steiniger spricht und diskutiert am amerikanische Doppelstaatsbürger Rahm 11. Februar um 14 Uhr im „Sternzei- Emanuel, der von den Clintons geliefert Wie sich die Zeiten ändern: 1925 marschier- chen“, Potsdam, Galileistraße 37, über wurde. Sein Vater gehörte der berüchtigten te der Ku-Klux-Klan vor dem Washingtoner das Thema Terrororganisation Irgun an, die in den 40er Capitol auf. Jahren die palästinensischen Bauern aus Wie steht es um die revolutio- dem Lande jagte. Zu den Genannten gesellt wie bisher fest in Händen der Wall Street. näre Weltbewegung? sich die Gouverneurin des als besonders Deren Sprachrohr „The Wall Street Journal“ reaktionär geltenden USA-Bundesstaates veröffentlichte übrigens einen aufsehen- Die RF-Regionalgruppe i. G. lädt ein. Arizona, der einst durch den faschisto- erregenden Artikel unter der Schlagzeile Seite 18 RotFuchs / Februar 2009 Die baskische Frage Spaniens Regierung setzt Francos Terror gegen Euskadi fort

or einiger Zeit besuchte ich eine Ver- seien gefoltert worden. Die ETA habe ihnen Angehörigen der politischen Gefangenen Vanstaltung in Berlin, auf der die aktu- nämlich befohlen, solches zu behaupten, und deren Anwälte illegalisiert. Die KP elle Situation des Landes mit der ältesten um damit den Staat in Verruf zu bringen. des Baskenlandes ist verboten worden. Sprache Europas verdeutlicht wurde. Es Das ist die Sprache des Krieges. Und die UN-Menschenrechtskommission ging um das Baskenland. Es gibt Hunderte politische Gefangene, die rügt zwar die spanische Regierung wegen Der beliebteste Deutsche bleibt Wilhelm in Hungerstreiks und anderen Kämpfen systematischer Folter, aber die Medien von Humboldt, der baskisch lernte, als er stehen. Sie sind untrennbarer Teil einer schlucken derlei. dort weilte, und es fließend sprach. zähen und langen Widerstandshaltung Nur einer dringt durch mit einer neuen Die DKP hatte zu einer thematischen Ver- der Basken gegen Fremdherrschaft und selbstbewußten Stimme: Venezuelas anstaltung über Euskadi eingeladen. Das Faschismus. Die Wurzeln der baskischen Hugo Chávez, der aus Caracas Spaniens war ein erfreuliches Signal zur Wach- Unabhängigkeitsbewegung sind lang, Repräsentanten und selbsternannte Eli- samkeit angesichts der Realität eines und es ist möglich, daß sie sich weiter ten danach fragt, was sich eigentlich seit Konflikts, den der spanische Staat durch behaupten kann. Den ständigen Terror Francos Tagen an ihren Herrschaftsme- seine Institutionen mit kriegerischen in der Aufstandsbekämpfung kennen wir thoden verändert habe. Oder auch Nica- Mitteln gegen die baskische Gesellschaft alle schon aus den Tagen der sozialde- raguas Daniel Ortega, der die spanischen weiter eskaliert. Sie ist mit einem vom mokratischen Regierung von Felipe Gon- Telekommunikationskonzerne als Verbre- spanischen Staat unerklärten, nichtsde- zalez, als eine paramilitärische Gruppe cher und Gangster benennt. stotrotz vollstreckten Ausnahmezustand mit der Abkürzung GAL baskische Akti- Auf dem Höhepunkt der antichinesischen konfrontiert. Die Jugendorganisation visten entführte und nach grausamen Kampagne über Tibet demonstrierten die der Unabhängigkeitsbewegung Euskadis Folterungen umbrachte. Jugendlichen Euskadis mit Fahnen der wurde in die Illegalität getrieben. Akti- Wer im Europaparlament die Freilassung Volksrepublik. Wer den Basken begegnet, visten werden verhaftet, die Festnahme der letzten drei politischen Gefange- ist erstaunt über deren Lebensfreude, erfolgt aufgrund der unterstellten Mit- nen in Minsk fordert, versucht nur, die ihren Widerstandswillen und ihr ener- gliedschaft in einer der illegalisierten spanische Guardia-Civil-Folter aus den gisches Beharren darauf, keine Bevor- Gruppen. Dann werden die Gefange- Bewußtseinsebenen der Europäer zu ver- mundung zu dulden. nen „incomunicado“ in Haft genommen drängen. Wo sich aber solche brutalen Dafür, daß die Vernachlässigung der bas- – unerreichbar für die Außenwelt – und Systeme über Jahrzehnte etablieren, ist kischen Frage überwunden wird, hat sich mit grauenerregenden Folterungen dazu der Verlust unwiederbringlich, den eine die Berliner DKP eingesetzt. Schade, daß gebracht, Dinge zuzugeben, die sie nie Bewegung wie die baskische erleidet. Sie nicht mehr Besucher kamen. Doch es war getan haben. Spaniens oberster Richter, verliert die besten Leute. Der Terror gibt für alle, die teilnahmen, ein beunruhi- Garzon, hat erklärt, es sei ein Indiz für dem Leben den täglichen bitteren Bei- gender und lehrreicher Abend. die Unterstützung der Guerillaorganisa- geschmack von Tod und unermeßlichen tion ETA, wenn Gefangene anzeigten, sie Greueln. Inzwischen werden auch die Volker Braun, Oderaue

Beijing stärkt Menschenrechte Der Freundeskreis „Ernst-Thälmann- Gedenkstätte“ e. V. lädt aus Anlaß ie Volksrepublik China beabsichtigt, und ethnischen Minderheiten sowie das des 76. Jahrestages der illegalen Dihren ersten nationalen Aktionsplan stärkere Bewußtmachen der Menschen- Tagung des ZK der KPD im Sport- für den Schutz der Menschenrechte aus- rechte, hieß es in der Verlautbarung. haus Ziegenhals zum 8. Februar um zuarbeiten, teilte das Informationsbüro Der Aktionsplan soll von einer Kommis- 11.30 Uhr zu einer Kundgebung ein. des Staatsrates mit. Der Plan werde solche sion entwickelt werden, der Vertreter des Es spricht Eckart Spoo, Herausgeber Aspekte berücksichtigen wie die Verbesse- Informationsbüros des Staatsrates und der Zweiwochenschrift „Ossietzky“. rung der Regierungstätigkeit, den Ausbau des Außenministeriums angehören. Außer- der Demokratie, die Stärkung der Gesetz- dem ist die Einbeziehung von mehr als 50 lichkeit, die Erhöhung des Lebensstandards, Bezirken, von öffentlichen Vereinigun- den Schutz der Rechte von Frauen, Kindern gen und Nichtregierungsorganisationen vorgesehen. Unter den Mitwir- Der marxistische Wissenschaftler kenden befinden sich Vertreter des Parlaments, der Obersten Prof. Dr. Manfred Weien Politischen Beratergruppe, des ehemaliger Prorektor der Medi- Obersten Gerichts, der Obersten zinischen Akademie Magdeburg, Staatsanwaltschaft sowie der hat am 15. Dezember eine Herz- Nationalen Entwicklungs- und operation nicht überlebt. Er war Reformkommission. Eine Reihe namhafter Men- langjähriger Leser des „RotFuchs“ schenrechtsexperten führender und Vorstandsmitglied der Regio- Universitäten und akademi- nalgruppe Magdeburg. scher Einrichtungen des Lan- Wir betrauern den schweren Ver- des wird das Gremium beraten, lust und sprechen seinen Ange- heißt es in der offiziellen Mit- hörigen unser tief empfundenes teilung der chinesischen Nach- Lehrmeister in Sachen Menschenrechte: richtenagentur Xinhua, die am Mitgefühl aus. Merkels BRD 4. November verbreitet wurde. RotFuchs / Februar 2009 Seite 19 Um was geht es in Libanon?

er Nahoststaat Libanon mißt nur Frage im Interesse des internationalen Kapitals Vor allem gehe es dabei um die durchgän- D 10 400 km² und zählt knapp 4 Millio- statt. Im Mai 2008 kam es schließlich zum gige Privatisierung sämtlicher Bereiche des nen Einwohner. Mit den über die ganze Welt Abkommen von Doha, das die Beziehungen öffentlich-rechtlichen Sektors – bis hin zum verstreuten Landsleuten sind es allerdings zwischen den libanesischen Kontrahenten Bildungswesen. Angesichts einer Auslands- 11 Millionen Libanesen. Das kleine, aber durch einen Kompromiß regeln sollte. verschuldung in Höhe von 40 Mrd. Dollar strategisch enorm wichtige arabische Land Die in Brüssel erscheinende Wochenzeitung sei Beiruts Handlungsspielraum äußerst wird von Syrien, Israel und dem Mittelmeer „Solidaire“ veröffentlichte unlängst ein Interview begrenzt. begrenzt. Libanon ist – nicht zuletzt auf- mit der bekannten libanesischen Politologin Auf die Frage, welche Rolle ihre Partei, die grund der Existenz einer Vielzahl bisweilen Marie Debs. Die Gesellschaft ihres Landes KP Libanons, beim aktuellen Geschehen kooperierender, meist aber gegeneinander spiele, erwiderte Marie Debs: „Wir hatten arbeitender christlicher und islamischer eine sehr lebhafte Debatte mit der Hezbol- Strömungen – nur schwer regierbar. Seit mehr lah. Sie wendet sich energisch gegen Israel als 90 Jahren dient es als Spielball fremder und die Vereinigten Staaten, ohne dabei zu Interessen. 1916 wurde ein Geheimvertrag begreifen, daß gerade sie die entscheidenden zwischen Großbritannien, Frankreich und Kräfte jener wirtschaftlichen ,Reformen’ sind, Rußland über die Teilung des Nahen Ostens mit denen der Imperialismus durch die Hin- unterzeichnet. 1920 entstand Groß-Libanon tertür in Libanon eindringen will.“ unter französischer Kolonial-„Aufsicht“. 1943 Die Hezbollah besitze keinerlei Konzept zur erhielt das Land die formelle Unabhängigkeit. Behebung der im Lande grassierenden Mas- In den Jahren 1973 bis 1989 fand ein blutiger senarmut. Sie biete auch keine sozialökono- Bürgerkrieg statt, der Tausende Opfer for- mische Alternative. Diese Tatsache erkläre derte und in dessen Verlauf die Hauptstadt sich daraus, daß ihre Führer selbst ein Teil Beirut weitgehend verwüstet wurde. der libanesischen Bourgeoisie seien und Vor allem aber muß dem Gesagten hinzu- sei nicht nur multikonfessionell, betonte die ausschließlich in deren Kategorien dächten. gefügt werden, daß Israel sein nördliches Kommunistin. Die französischen Koloniali- Dabei gehe es allein um „Effizienz“. Deshalb Nachbarland, in dem 410 000 palästinen- sten hätten auch die Teilung der politischen setze auch die Hezbollah auf Privatisierung. sische Flüchtlinge in Lagern zusammenge- Macht zwischen den verschiedenen religiösen In dieser Hinsicht sei Libanon jetzt ein Test- pfercht leben, unablässig mit Aggressionen Gruppen eingeführt – gewissermaßen einen labor. Der „Westen“ suche Wege zur totalen überzogen hat. 1968 wurden 13 Zivilmaschi- ständigen Proporz. Übrigens betreffe diese Rückeroberung der politischen und ökono- nen durch Tel Avivs Luftwaffe auf Beiruts Aufspaltung sämtliche Bereiche der Gesell- mischen Schlüsselpositionen in sämtlichen internationalem Flughafen zerstört. 1978 schaft – selbst die Gewerkschaften. arabischen Ländern zu erkunden, soweit sich erfolgte der Einfall in Libanons Süden bis Im Jahr 2006 habe das libanesische Volk diese nicht bereits auf Positionen der Unter- zum Fluß Litani. Zwischen 1982 und 2000 Israel erfolgreich getrotzt, betonte Marie stützung von NATO und EU befänden. war der gesamte Süden des Landes durch Debs. Sieger sei dabei vor allem die Hezbollah Die KP Libanons habe in dieser Situation israelische Truppen okkupiert. 1993 fand gewesen. Sie repräsentiere die libanesischen mehrere Anliegen: Sie kämpfe für die Verbes- eine weitere Invasion (Operation „Berechen- Schiiten und spiele eine fundamentale Rolle serung der materiellen Lage breitester Volks- barkeit“) gegen die libanesischen Hezbollah- im Land. Auf Teheran gestützt, verfüge sie schichten, um eine demokratische Reform Milizen und Palästinenser-Camps statt. über gutausgebildete und modern bewaffnete des Wahlsystems und um ein nationales 1996 wurden Beirut und die Bekaa-Ebene Truppen. Aber auch Tausende andere Liba- Programm des Widerstands gegen Israel schwer bombardiert. 2006 griff Israels nesen, darunter viele Kommunisten, seien und die USA. Im Jahr 2007 habe die Partei Armee Süd-Libanon erneut massiv an. Bei an der Abwehr des israelischen Aggressors erstmals eine Konferenz mit ihren engsten dieser „Aktion“, deren Ziel die endgültige aktiv beteiligt gewesen. politischen Kampfgefährten, vor allem im Zerschlagung der Hezbollah war, erlitten Um angeblich den Wiederaufbau Libanons Mittelmeerraum und im Nahen Osten, orga- die Aggressoren eine politische, militärische finanziell zu unterstützen, habe in Paris eine nisiert. Sie werde auch in Zukunft bestrebt und moralische Niederlage. „Geberkonferenz“ in der Absicht stattgefun- sein, die internationalen Bande noch enger Im Januar 2007 fand die Konferenz Paris 3 den, die Republik völlig der ökonomischen zu knüpfen. mit dem Ziel einer „Lösung“ der libanesischen Vormundschaft des „Westens“ auszuliefern. R. F., gestützt auf „Solidaire“, Brüssel

Tel Aviv verlacht das Völkerrecht

ie ersten jüdischen Siedlungen auf dem sich das Umfeld leichter kontrollieren läßt. und – konkret – gegen fünf UNO-Resolu- DBoden des heutigen Israel entstanden Die Zahl der Siedler wächst buchstäblich tionen verstößt. Die 4. Genfer Konvention in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. von Tag zu Tag. Waren es 1972 im Westjor- vom 12. August 1949 fordert den Schutz von Ihre Bewohner lebten mit den Arabern in danland erst 1500 und 1988 dann bereits Zivilisten in Kriegszeiten. Ihr Artikel 49 Frieden und guter Nachbarschaft. Aber 66 300 Kolonisten, so betrug deren Zahl 2007 verbietet ausdrücklich die Vertreibung der nicht von diesen Siedlungen soll hier die nicht weniger als 275 000. Rechnet man die Zivilbevölkerung aus militärisch besetzten Rede sein, sondern von jenen, welche in Siedlungen in Ostjerusalem hinzu, dann ist Territorien. Die israelische Siedlungspolitik den letzten Jahrzehnten im widerrechtlich von etwa 440 000 Personen auszugehen, aber richtet sich direkt gegen diese Bestim- besetzten Westjordanland und in Ostjeru- die sich auf geraubtem Grund und Boden mung. Der UN-Sicherheitsrat hat das mehr- salem sowie auf den syrischen Golanhöhen illegal niedergelassen haben. Übrigens: fach unmißverständlich unterstrichen. In errichtet wurden. Grundsätzlich wurden die fruchtbarsten den Resolutionen 446 und 452 (1979) und Diese Territorien und der Gaza-Streifen wer- Äcker und nahezu alle Wasserreserven der 465, 469 und 471 (1980) wird festgestellt, den durch Israel seit dem Sechstagekrieg Region mit Beschlag belegt. daß die 4. Genfer Konvention im Hinblick von 1967 okkupiert. Die Siedlungen überwie- Illegal ist die Landinbesitznahme deshalb, auf die von Israel eingenommenen Gebiete gend fanatisch religiöser Israelis befinden weil die Schaffung vollendeter Tatsachen volle Anwendung finden muß. sich in der Regel auf Anhöhen, von denen dieser Art eindeutig gegen das Völkerrecht R. F. Seite 20 RotFuchs / Februar 2009 In tausend Stürmen bewährt: Griechenlands KKE

u jenen massengestützten revolutionä- wurden. Der jüngste fand im Dezember statt. Z ren Vorhutparteien Europas, die in guten Ursprünglich ökonomisch motiviert, stellte er wie in schlechten Tagen dem Marxismus- zugleich die politische Antwort der Massen Leninismus treu geblieben sind, gehört die auf den Athener Polizeimord an dem 15jäh- KKE. So nennt sich die Kommunistische rigen Alexis Grigoropoulos dar. Partei Griechenlands abgekürzt in der Lan- Besonders hervorzuheben sind zwei Aspekte dessprache. des internationalistischen Wirkens der KKE: Schon 1918 formiert, konnte sie Ende ver- Einerseits war sie jahrelang Gastgeber der gangenen Jahres ihr 90. Gründungsjubi- von ihr ausgerichteten Welttreffen kommu- läum begehen. Neben der Portugiesischen nistischer und Arbeiterparteien, die einen Kommunistischen Partei (PCP) ist die KKE wichtigen Beitrag zur Revitalisierung unserer heute die – im Verhältnis zur Bevölkerungs- Bewegung leisteten, andererseits ist sie – als so Plakat der Demokratischen Armee zahl – einflußreichste und mitgliederstärkste manche im Nebel wankten – mit beispielhaf- kommunistische Kraft aller europäischen ter Klarheit gegen das Europa der Monopole monarcho-faschistische Athener Regime Länder. So manche andere Partei kann von und dessen EU aufgetreten. Die KKE hat sich und dessen anglo-amerikanische Hinter- ihren Errungenschaften und ihrer Zielklar- nicht – wie die Linkssozialdemokraten von männer bis zuletzt im Grammos-Massiv heit nur träumen. Synaspismos – durch Sirenenklänge in die tapfer geschlagen hat. Unvergeßlich bleibt Die KKE verfügt mit der KNE nicht nur über Netze der Europäischen Linkspartei locken uns der Name des vom Feind erschossenen einen kämpferischen und disziplinierten lassen. Sie lehnt dieses künstlich geschaf- ZK-Mitglieds der KKE Nikos Belojannis, der Jugendverband, sondern hat sich auch große fene Konstrukt, das lediglich eine „soziale für Tausende und Abertausende steht, die Verdienste um den Aufbau der Panhellenischen Abfederung“ der EU erreichen will, ebenso an den Fronten fielen, durch die Reaktion Arbeiterfront (P.A.M.E.) – einer im ganzen ab wie Portugals PCP. ermordet oder in Zuchthäusern und auf Land fest verankerten klassenkämpferischen Zu 90 Jahren KKE gehören der heldenhafte Verbannungsinseln wie Makronissos lange Gewerkschaftszentrale – erworben. Gemein- Kampf der durch die Partei geführten Befrei- Jahre gequält wurden. sam mit den anderen Dachorganisationen der ungsarmee ELAS gegen die hitlerfaschisti- Schließen wir den Kreis mit der Feststellung: Arbeiter und Angestellten rief sie wiederholt schen Okkupanten ebenso wie die unaus- Die KKE gehört zum Besten, was die inter- zu gesamtgriechischen Generalstreiks auf, löschlichen Traditionen der Demokratischen nationale kommunistische Bewegung heute die von der Masse der Werktätigen befolgt Armee Griechenlands, die sich gegen das vorzuweisen hat. R. F.

„Terroristen“ heißen jetzt „Piraten“

ür wie dumm hält man uns eigentlich? Als ausgezahlt: Er bescherte den Waffen- und Bei all dem geht es um den „Schutz“ der Reeder, Fder sowjetische Buhmann verschwunden Munitionslieferanten der „westlichen Verbün- deren Routen hermetisch abgeschirmt wer- war, von dessen angeblichem Bedrohungspo- deten“ einen Goldrausch und der Welt zwei den müssen, damit niemand die Profite des tential die Rüstungsindustriellen sämtlicher furchtbare Kriege. „freien Welthandels“ zu schmälern vermag. NATO-Staaten jahrzehntelang gelebt hatten, Jetzt ist ein zweiter imaginärer Hauptfeind Herr Jung mit seinen schmucken Jungs von erfand der Oberterrorist Dabbelju Bush im aus der freiheitlichen Retorte gestiegen: die der Bundesmarine braucht dazu verständli- Kreise seiner Mitterroristen einen neuen ima- „Piraterie“. Wiederum wurde ein islamisches cherweise ein „extra robustes Mandat“ und ginären Hauptfeind: den „internationalen Ter- Land als seine Wiege ausgemacht: Somalia. 1400 zusätzliche „Piratenjäger“. rorismus“. Um ihn buchstäblich über Nacht Warum sind die Somalis auf einmal Piraten? Hysterie? Scharfmacherei? Plumper Schwin- vorführen zu können, verzichtete man auf ein Ganz einfach: weil die am Horn von Afrika del? Deutscher Größenwahn? paar Wolkenkratzer in New York. Seine Gali- kreuzenden Fangflotten gigantischer Konzerne Wohl eine Melange aus allem. Nur gut, daß onsfigur Osama Bin Laden blieb im doppelten den Ozean mit ihren riesigen Schleppnetzen es neben den „Terroristen“ jetzt auch noch Sinne unfaßbar. derart leergefischt haben, daß den einheimi- die „Piraten“ gibt, um vor fremden Küsten Der Kampf gegen den „internationalen Terro- schen Küstenbewohnern eigentlich nur noch Krieg spielen zu können. rismus“ hat sich für die Imperialisten bereits die Piraterie als Ausweg bleibt. K. S.

Redaktion und Verein beglückwünschen die Veteranen des Monats Genossin Ruth Heinrich (11. 2.) aus Halle-Throta begeht ihren 85. Geburtstag. Zur Vollendung des 80. Lebensjahres beglückwünschen wir Elvira Plavius (14. 2.) und Armin Lufer (11. 2.), beide aus Berlin, Hans Krüger (16. 2.) aus Torgau, Hans Püttner (21. 2.) aus Weißenborn und Werner Bohne (25. 2.) aus Dresden. Genossin Dagmar Degenhardt (23. 2.) aus Milmersdorf begeht ihren 75. Geburtstag. Zu den 70jährigen stoßen Dr. Dieter Hetsch (3. 2.) aus Halle und Helmut Matthes (17. 2.) aus Gera vor. Die Reihen der 65jährigen verstärken Egon Hanauer (18. 2.) aus Reimershagen und Siegfried Bock (15. 2.) aus Neuwegersleben. Seinen 60. Geburtstag begeht André Peter Berlinghoff (15. 2.) aus Jena.

Allen Geburtstagskindern des Monats Januar wünschen wir einen guten Start ins neue Lebensjahr. RotFuchs / Februar 2009 Seite 21 Widerstand in Bulgarien Partisanenbewegung operierte unter Führung der Kommunisten

chon 1903 hatten sich die revolutionären tungen zerfiel die bisherige BKP-Leitung. ßem Auge nahmen wir auf bulgarischem SMarxisten Bulgariens als sogenannte Einige Zellen wurden zerschlagen, illegale Boden das übliche friedliche Leben wahr. Engherzige gegenüber den reformistischen Druckereien ausgehoben, Führer verhaftet In den Ortschaften stieg aus den Schorn- „Weitherzigen“ in der Sozialdemokratie durch- und hingerichtet. steinen Rauch auf, während die Menschen gesetzt, diese ausgeschlossen und die Partei Doch die Bewegung war nicht aufzuhal- ihrer täglichen Beschäftigung nachgingen. 1919 in BKP umbenannt. Die bulgarischen ten. 1942 vereinigten sich in der durch die Truppen wurden nicht entdeckt. Marschall Kommunisten standen auch an der Spitze Partei geführten Vaterländischen Front Tolbuchin erteilte seinen Verbänden den des ersten antifaschistischen Aufstands der sämtliche antifaschistisch-demokratischen Befehl, die Vorausabteilungen in Marsch Welt im September 1923. Dabei konnten die Kräfte. Nun registrierte man bereits 300 zu setzen. Es vergingen keine 30 Minuten, Genossen wertvolle Erfahrungen im Parti- Aktionen. In diesem Jahr stieß auch der als der Befehlshaber der 57. Armee meldete, sanenkampf sammeln und hohes Ansehen daß eine bulgarische Infanteriedivision unter der bäuerlichen Bevölkerung errin- an der Straße angetreten sei und unsere gen. 1924 schuf sich die BKP in Gestalt der Truppen mit wehenden roten Fahnen und Arbeiterpartei eine legale Organisation, die feierlicher Musik begrüßt habe. Nach eini- über Wahlbündnisse sogar ins Parlament ger Zeit kam es auch anderswo zu ähnlichen gelangte. 1931 erhielt sie 170 000 Stimmen, Ereignissen. Die jeweiligen Befehlshaber 1939 waren es bereits 609 000 Bulgaren meldeten, daß eine spontane Verbrüderung (28 %), die für sie votierten. Im Verhältnis der Sowjetsoldaten mit dem bulgarischen zur Einwohnerzahl war die Bulgarische Volk stattfinde.“ KP nach der KP der Tschechoslowakei die So verwandelte sich der „Bulgarien-Feldzug“ zweitstärkste kommunistische Partei Ost- in ein einzigartiges Fest der bulgarisch- europas. Sie besaß in Georgi Dimitroff – seit sowjetischen Freundschaft. Bei Sofia gingen 1935 zugleich auch Generalsekretär der viele Truppenteile der regulären bulgari- Kommunistischen Internationale – einen schen Streitkräfte zur Volksbefeiungsar- herausragenden Führer. Der faschistische mee über. In der Nacht zum 9. September Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni drangen deren Kämpfer in die Hauptstadt 1941 schuf eine völlig neue Lage. Das bulga- Ehrenmal für bulgarische Partisanen ein, befreiten sie, verhafteten die alte Regie- rische Volk, den Russen für seine Befreiung rung und bildeten ein Kabinett der Vater- von der Türkenherrschaft dankbar, sym- 28jährige Kommunist Dobri Dsurow zu den ländischen Front. Erst am 16. September pathisierte überwiegend mit der UdSSR. Kämpfern. 1943 wurde er Kommandeur trafen sowjetische Truppen dort ein. Die Daher wurde auch die BKP-Forderung „Kein der Partisanenbrigade „Tschawdar“. (In Partisanen wurden als Garde in die sich bulgarischer Soldat an die Ostfront!“ über der Volksrepublik Bulgarien war er dann zur Volksarmee entwickelnde bulgarische Klassengrenzen angenommen. lange Zeit Verteidigungsminister.) Im sel- Armee eingeordnet, deren 1. Infanteriedivi- Unter diesen recht günstigen Bedingun- ben Jahr fanden 1606 Aktionen statt. Fast sion und 1. Infanterieregiment sie bildeten. gen begann die Parteiführung mit der 700 Soldaten und Offiziere der regulären Jedem Truppenteil gab man eine Partisa- Organisierung des Partisanenkampfes. Armee liefen zu den Partisanen über. Im nenabteilung bei. So ging der Kampf an der Eine der anfänglichen Hauptschwierig- April 1943 wurde die Volksbefreiungsar- Seite der Roten Armee gegen die Faschisten keiten bestand darin, daß viele Mitglieder mee mit einer Stärke von zunächst 25 000 weiter. Der Sieg war teuer bezahlt worden. der BKP und des Jugendverbandes in die Männern und Frauen geschaffen. Im Rila- 9150 Partisanen und 20 000 andere 230 000 Mann umfassende bulgarische Armee gebirge unternahmen Armee und Polizei Antifaschisten gaben ihr Leben hin. eingezogen und gezwungen worden waren, ausgedehnte Strafoperationen mit dem Ziel, 31 540 wurden in Konzentrationslager und in Griechenland gegen die Befreiungsarmee die Partisanen zu zerschlagen. Ohne den Strafbataillone geschickt. Das Regime der ELAS und in Jugoslawien gegen Titos Par- erhofften Erfolg. Hitlerfreunde warf 60 345 Patrioten in tisanen zu kämpfen. Später liefen etliche Den Höhepunkt des Widerstandskampfes die Gefängnisse und ließ 12 461 zum Tode dieser Genossen zum Widerstand über. Das brachte das Jahr 1944. Bis zum Sommer verurteilen. ZK der BKP verlor keine Zeit. Am 24. Juni wurden mehr als 2000 bewaffnete Aktionen Die marxistisch-leninistische Partei des berief es die Zentrale Militärkommission. unternommen. Im September zählte die Par- bulgarischen Volkes war aus der großen Zwei Tage später wurde im Piringebirge die tei 13 700 Mitglieder und 20 000 Jungkom- Schlacht gestärkt hervorgegangen. 1945 erste Partisanenabteilung formiert. In der munisten, die überwiegend Partisanenab- besaß sie schon eine Viertelmillion Mit- Folgezeit entstanden weitere Abteilungen teilungen oder Kampfgruppen angehörten. glieder. Durch ihr Beispiel der Aufopferung und Einheiten. Zugleich bildeten Kommu- Jetzt verfügte die Volksbefreiungsarmee hatten sich die bulgarischen Kommunisten nisten in der regulären bulgarischen Armee bereits über eine Division, 12 Brigaden an die Spitze ihres Volkes gesetzt. Fast ein Antifaschistische Aktivs. Aus der UdSSR und 70 Abteilungen. 10 000 weitere Kämp- halbes Jahrhundert lang bestimmten sie strahlte der Sender „Christo Botew“, der fer gehörten zu Diversionsgruppen, über die Entwicklung zu einem Leben, von dem eine große Rolle bei der Sammlung von 20 000 galten als Partisanenhelfer. die Bulgaren heute – nach dem Sieg der Kon- Kräften spielte, seine Programme aus. In der In Anbetracht des sowjetischen Vormarsches terrevolution, der mit dem Zusammenbruch UdSSR lebende Emigranten sprangen mit und des Volksaufstandes in Rumänien rief der Sowjetunion verbunden war – nur noch Fallschirmen ab oder wurden von U-Booten das ZK der BKP am 26. August zur allgemei- Erinnerungen besitzen. an Land gesetzt. nen Volkserhebung auf. Die Kräfte wurden Die bulgarische Linke hat manche Wandlun- Große Aufmerksamkeit widmete die Par- umgruppiert. Anfang September überschritt gen erfahren und Rückschläge hinnehmen tei auch dem Aufbau von Sabotagegrup- die Rote Armee die Grenze Bulgariens. müssen. Doch die Euphorie des Westens, pen in den Städten und Dörfern. Von Juni Marschall Shukow notierte: „Am Morgen Bulgarien vollständig und auf alle Zei- bis November 1941 registrierte die Polizei des 8. September war alles bereit, das Feuer ten integriert zu haben, könnte sich eines 69 Anschläge auf kriegswichtige Objekte. zu eröffnen, doch sahen wir von unseren Tages als Trugschluß erweisen. Denn das Allein in Sofia waren es 30 Aktionen. Die Beobachtungsposten keine Ziele, die wir von Georgi Dimitroff entzündete Feuer ist faschistische Staatsmacht stellte sich dar- hätten treffen müssen. Durch die Scheren- im Land der Partisanen nicht erloschen. auf ein. Im Ergebnis von Massenverhaf- fernrohre und Feldstecher sowie mit blo- Dr. Bernhard Majorow Seite 22 RotFuchs / Februar 2009 Warum „Ground Zero“? Wie man in Washington den „neuen Hauptfeind“ erfand

s ist schon ein bedenkenswerter Fall darüber lassen stets Fragen offen, die Notwendigkeit, den abhanden gekommenen Edes Mißbrauchs der Sprache, wenn eine man nicht übergehen kann. So ist es auch „Bolschewismus“ durch den „Terror“ als Grundfläche, auf der einst die Gebäude des mit dem eindeutig frisierten offiziellen neue Weltbedrohung Nr. 1 zu ersetzen, stößt New Yorker Welthandelszentrums (WTC) Bericht, den das „Nationale Institut für man unwillkürlich auf die bei den WTC- standen und in deren höchste Türme Maßeinheiten und Technologie“ (NIST) – Gebäuden vollbrachte Meisterleistung der zwei Flugzeuge stießen, als „Ground Zero“ eine Behörde des Handelsministeriums der Sprengtechnik. Daß hier etwas nicht stimmt, bezeichnet wird. In der angloamerikani- Bush-Administration – zu den Ereignissen ist so augenfällig, daß selbst ein Blinder schen Militärsprache steht dieser Begriff des 11. September 2001 geliefert hat. Das es sehen könnte. Eric Hufschmid gehört zu nämlich für eine Explosionsstelle direkt NIST tritt vehement der von verschiedener den „Zweiflern“. In „Time for Painful Que- über dem Erdboden. Täglich an die „Berei- Seite geforderten unabhängigen Untersu- stions“ (Zeit für qualvolle Fragen) liefert cherung“ des Deutschen durch Anglizis- chung des Geschehens mit allen medialen er Quellenangaben und schlußfolgert, die men gewöhnt, stelle ich mir die Frage: Was und sonstigen Mitteln entgegen. Sämtliche Angriffe vom 11. September seien sowohl wollen uns die Skull-, Bone- und Bush- offenen Fragen bleiben so „der Allgemein- auf Demokratie und Verfassung der Verei- Männer mit diesem Fachausdruck der heit“ überlassen. Aber erst deren Beant- nigten Staaten als auch auf das internatio- Sprengtechnik eigentlich sagen? Warum wortung führt zur Auflösung der Zweifel nale Kräftegleichgewicht gerichtet gewe- markieren sie nicht die Großbrandstelle und damit zu des Pudels Kern. sen. Auffällig ist, daß die amerikanische oder den Einsturzort der beiden WTC- Mir fällt in diesem Zusammenhang der Führung unmittelbar nach der Sprengung Gebäude in Manhattan? „Überraschungsangriff“ auf den USA-Pazifik- „die Schaffung einer neuen Weltordnung“ Es handelt sich offenkundig um einen Stützpunkt Pearl Harbor ein. Hier wurde auf die Tagesordnung gesetzt hat. nichtwiedergutzumachenden termino- mit geheimdienstlichen Mitteln die Taktik, Zu den konsequent Nachfragenden gehört logischen Ausrutscher. Mit den hier ein- „den ersten Schuß von der Gegenseite her- auch der italienische Abgeordnete Giulietto gesetzten Worten „Ground Zero“ soll uns auszukitzeln“, perfekt vorgeführt. Chiesa. In seinem Buch: „Zero Investigation und der Nachwelt, gewissermaßen auf Henry Stimson, damals USA-Verteidigungs- into 9/11“ läßt er international bekannte die feine englische Art, eines beigebracht minister, notierte am 25. November 1941 Experten als Mitautoren zu Wort kommen, werden: Die Wolkenkratzer wurden tat- über ein Japan betreffendes Gespräch mit darunter auch den früheren BRD-Staats- sächlich g e s p r e n g t . Und dabei hat Präsident Roosevelt: „Die Frage war, wie sekretär Andreas von Bülow, der durch man uns doch offiziell immer wieder ver- man sie (die Japaner d. R.) in eine Posi- sein politisches Sachbuch „Die CIA und der sichert, der imaginäre Osama Bin Laden tion hineinmanövrieren könnte, in der sie 11. September. Internationaler Terror und und seine Getreuen mit Mohammed Atta den ersten Schuß abgeben würden, ohne die Rolle der Geheimdienste“ als Experte an der Spitze, dessen Paß in den Trümmern daß uns allzuviel passiert. ... Es wäre bekannt wurde. des WTC zufällig obenauf lag, hätten die wünschenswert sicherzustellen, daß die Wie aber werden die offenen Fragen sol- Türme eigenhändig umgeflogen. Und zwar Japaner jene seien, welche den ersten cher Kapazitäten durch Washington beant- ganz allein. Schuß abgeben, so daß niemand auch nur wortet? Allein durch „Aussitzen“. Anders Sollte man da die Eventualität einer Spren- den geringsten Zweifel haben könnte, wer ausgedrückt: gar nicht. gung – parallel zum Hineinfliegen vorge- der Aggressor war.“ Wie im Falle Pearl Harbors werden „Spin- nommen – nicht doch etwas aufmerksamer Als Admiral Richardson, der den Marine- ner“ und „Verrückte“ kaltgestellt oder tot- in Betracht ziehen? Leider wurden ja die hafen Pearl Harbor auf Hawaii befehligte, geschwiegen. Um solche Nachdenklichen Beweismittel in Windeseile weggefahren von einem Untersuchungsausschuß die und Mahner zu diskreditieren, brachte man und als Schrott kostengünstig ins Ausland Schuld an dem militärischen Desaster in den Begriff „Verschwörungstheoretiker“ verschifft. Warum wohl? die Schuhe geschoben werden sollte, kam ins Spiel. Auf deren Argumente überhaupt Mit einer solchen Überlegung kann man es zu einem Freispruch, weil bekannt einzugehen, lohne sich nicht, heißt es. natürlich sehr rasch bei den „Verschwö- wurde, daß ihm 188 aufgefangene und ent- Als Giulietto Chiesa im März 2008 etwa 1000 rungstheoretikern“ eingeordnet werden. schlüsselte japanische Funksprüche, die Einladungen zu seiner Veranstaltung im Doch ich bin Ingenieur, Konstrukteur und u. a. Datum und Uhrzeit des bevorstehen- Europarat an Journalisten und Mitglieder Wissenschaftler, der 50 Jahre in Produk- den Angriffs nannten, bewußt vorenthalten des Hauses verschickte, um sein Buch und tion und Forschung tätig gewesen ist, also worden waren. Dasselbe traf auf Quellen den dazu geschaffenen Film vorzustellen, nicht gerade der Prototyp eines Spinners. holländischen, britischen und sowjeti- erschienen ganze sechs Personen. Konstruktionen mit ungelösten Problemen, schen Ursprungs zu, welche die Mär vom Herbert Ahlgrimm, Ludwigsfelde geplante Produktionsprozesse, die in der „Überraschungsangriff“ widerlegten. Zwei Praxis versagen oder geschönte Berichte „Spinner“, die Professoren Charles Beard und Harry Elmer Warnes, welche die offizielle Re- gierungsversion vom un- vorhersehbaren Überfall Am 1. März um 10 Uhr spricht widerlegt hatten, wurden Prof. Dr. Christa Luft auf „ganz demokratisch“ aus dem Lehrbetrieb entfernt. einer Veranstaltung der „RotFuchs“- Aber die Version vom Regionalgruppe Frankfurt/Oder in der „Überraschungsangriff“ Begegnungsstätte der Volkssolidarität, auf Pearl Harbor über- Fürstenwalder Straße 24. lebte in den gängigen Lexika bis heute und wird Ihr Thema: auch in Filmen wie im Fernsehen nach wie vor Zur globalen Krise des kolportiert. Imperialismus Bei der Untersuchung der Frage einer strategischen RotFuchs / Februar 2009 Seite 23

Als Ossi bin ich nicht geboren Reime für den „RotFuchs“ (nach der Melodie „In , da bin ich gewesen“)

Als Ossi bin ich nicht geboren, Die Zocker doch hab ich einem kleinen Land Angie einmal meine Treue geschworen, Denn die Herren von den Daxen weil ich dort meine Heimat fand. Im Osten war’n se alle böse, machen ihre Zockerfaxen – im Osten jing et hart uff hart. machen mit dem Gelde Spiele Ich hab meine glücklichsten Stunden in diesem Lande verbracht, Un’ die SEDisten mit Jetöse nur mit einem einz’gen Ziele: Geld soll selber sich vermehren hab dort meine Freunde gefunden, ham dir zum Jugendtreff jekarrt. mit ihnen geweint und gelacht. immer mehr davon begehren ihre nimmersatten Ranzen. Da ham se dir wat rinjebürstet Dem Land hab ich viel zu verdanken. Dazu werde ich immer steh’n, Un’ schikaniert mit M un’ L, Ja, der Markt, er soll es richten mögen and’re wanken und schwanken un’ du hast freiheitlich jedürstet da vergessen sie die Pflichten oder sich wie ein Wendehals dreh’n. un’ stillgestanden zun Appell. raffen nur, so viel sie können nie genug ihr eigen nennen Doch wie wird dies Land heut beschrieben! keiner will gesehen haben Wat ham se dir jetan, du Jute, Ich hab es anders gekannt. du mußtet lernen wie dressiert. wie sie sich am Gelde laben Wo ist all das Gute geblieben, weil sie davon profitieren. Im Osten ham se mit de Rute was die Welt einst anerkannt? den ollen Marx dir intejriert. Hohles Geld und ohne Werte Verfolg ich die Medienberichte, bricht zusammen, das erklärte so scheint mir, gab’s dort fast Un’ denn det Forschen ohnejleichen jetzt die Folgen unbestritten nur Faulpelze und Bösewichte, for eenen schnöden Unrechtsstaat. mit den großen Defiziten nur Spitzel, „Stasi“ und Knast. Du dachtest an die Schönen, Reichen wird belastet jetzt der kleine un’ machtest schnieke uff privat. Steuerzahler der Gemeinde – Man stempelt ein Volk zum Verbrecher, Die Erkenntnis aus dem Ganzen? tritt selbst dann als Glücksbringer auf, kommt daher als rechtender Rächer – De Stasi war uff deinen Fersen, Soll Regierung sich bequemen Ossis, nehmt’s nicht länger in Kauf! du hast et innerlich jespürt. und an die Kandare nehmen Die fragten sich bei Kontroversen, diese Zockerzinsvereine Hans Kluth wat is jeschüttelt, wat jerührt?! und für immer, nicht zum Scheine weil sie sonst beim nächsten Male Entdeckung Im Jrunde biste, ohne Frage, mit Bravour und mit Skandale ganze Völker ruinieren den Schönen un’ den Reichen nah. Schirokko verblies „Ick diene Deutschlands Kassenlage.“ Doch – wer kontrolliert am Ende Steinzeitdörfer, Det war een Wort un’ keen Trara! diese Herrn der Dividende? Römerstraßen. Denn es ist jetzt hier der Fall Zehn Meter Sand auf untergegangenen Im Osten war’n se am Verhungern. Zocker sind schon überall Stätten. Und Städte Statt Jeld da jab et Alu-Chips. in der Welt des Kapitals auf ihnen, und noch Hier brauchste nich mehr rumzulungern, stehen Kirchen und Lydia Kuhnt Häuser an Straßen hier jibt’s zum Frühstück Aktien-Tips. auf Untergegangenem.

Ach, Mädelchen, du arme Kleene, Angriffsminister Der Himmel über den Inseln im Westen, wenn man so verjleicht, atmet. Wolken beschatten da jeht et wesentlich um Beene! an Bedeutung ein Mini-ster das Meer, und alles ändert Det Abi hätt da ooch jereicht. sich von Augenblick dum-dumm spreng-kopflos seine Freude, zu Augenblick. als Bundesminister Angesichts dieses Himmels, Na ja, man kann et drehn un’ steuern von maximaler Wichtigkeit zu sein angesichts dieses Meeres, un’ hin un’ her un’ obendrein. was fange ich an Du wirst det jroße Land erneuern. CDU-schwarz wie Teer mit meinem Sterben? Man zahlt ja jern, klingt humanitär Liparis Völker wurden un’ Spaß muß sein. in seinem Mund: zerstreut und Maximum an Wortverfälschung zerstreut und Et kann ja sein, seine Rauchbomben-Maxime: zerstreut. Wer du bist Trojaner. Kriegsbegriff vernebeln wird wissen wollen, Da wirste wach, da denkste jleich: sonst Stinkbombenmißerfolg welche Worte Mensch, schleppt se da vielleicht bei nächster Wahl ich hatte für Leben und Tod Marxianer in Zeiten, als meine Hoffnung in unser christsoziales Reich? keineswegs minimal sein Beitrag zur Schaffung zerstreut werden sollte? explosionsheißer Gefahrenquellen Unter der Akropolis in Ick weeß ja, un’ det bringt de Quote, enger Gasse in Deutschland du hast die Thatcher anvisiert. fand ich ein dunkles Gelaß. als unstrammer Max mit Du warst nur ’ne lackierte Rote, Setzkästen drinnen und Pressen Strammsteh-Mentalität und in die Wand geschlagen: karrieremäßig geil verziert. Minister für Angriff der Erdball mit Hammer und Sichel. auf innere Sicherheit Gerhard Schmidt Jürgen Riedel Christa Müller Seite 24 RotFuchs / Februar 2009 Faschistischer „Kulturdünger“ Braunes Unkraut und das Gästebuch einer Ausstellung

or zwei Jahren veröffentlichte die insgesamt neun Panzern der Roten Armee Bewußt werden VFriedrich-Ebert-Stiftung „alarmierende vernichtet. düstere Musik Zahlen“: 8,6 % der Deutschen hätten ein In der „Märkischen Oderzeitung“ wurde übertragen und geschlossenes rechtsextremistisches Welt- über die Eröffnung der Ausstellung „Mythos historisch wider- bild, 26,7 % stimmten ausländerfeindlichen Germania – Schatten und Spuren der Reichs- legbare Kommen- Aussagen zu, und 15,2 % meinten, es solle hauptstadt“ der Berliner Unterwelten e. V. tare abgegeben. einen Führer (!) geben, der Deutschland mit berichtet. Auf zwei Seiten sah man riesige „Die Dämonisie- starker Hand regieren würde. Abbildungen der „Großen Halle“ und wei- rung des Dritten Während der Finanzkrise, die ja in Wahrheit terer Monumentalbauten sowie Hitler mit Reiches bzw. die eine Systemkrise ist, kann man beobach- seinem Baumeister Speer „in schöpferi- Verfälschung der ten, wie die Regierung sich als „ein Aus- scher Pose“. Mir war sofort klar, daß diese Geschichte wird schuß“ betätigt, „der die gemeinschaftlichen Monster-Exposition ihre Bewunderer wohl und muß im Sin- Geschäfte der ganzen Kapitalistenklasse finden würde. So entschloß ich mich, sie ne historischer verwaltet“. So steht es schon im Kommu- selbst in Augenschein zu nehmen und ins- und politischer Wahrheit ein Ende ha- nistischen Manifest. besondere im Gästebuch zu blättern. Meine ben!“ Auf diesem Nährboden konnte vor 80 Jah- bösen Vermutungen bestätigten sich. Die - „Wenn das geklappt hätte, hätte uns die ren die faschistische Pest in Deutschland vielen Eintragungen zeugen von schwelgen- ganze Welt beneidet.“ gedeihen. Er ist noch immer fruchtbar für der Begeisterung für die Schau, genauer, für - „Herrliche Architektur des 20. Jahrhun- „braunes Unkraut“, das von Staats wegen die „großartige Architektur“ und die „beein- derts! Dem Architekten der Großen Halle kaum ernsthaft bekämpft wird, zumal druckenden gigantischen Bauten“. Auch sollte man den Nobelpreis für Architek- es als Widerpart gegen „linke Gewächse“ Bedauern, daß die Pläne nicht umgesetzt tur postum verleihen!“ ganz gut zu gebrauchen ist. Man düngt es werden konnten. Jene Informationstafeln, - „Schöne Vision – leider nicht geklappt!“ sogar und wundert sich dann über gewisse die den sozialen Hintergründen gewidmet - „Der Traum lebt weiter!“ Auswüchse. Den entsprechenden „Kultur- waren – vor allem der „Entjudung“ der Stadt, - „Meine Ehre heißt Treue!“ dünger“ findet man in Buchhandlungen der zwangsweisen Umsiedlung Tausender , - „Morgen geht’s in den Untergrund, heute und Supermärkten. Man bekommt ihn im der Sklavenarbeit von Häftlingen des KZs ein wenig Theorie im Vorfeld! Vielen Kino und im Theater vorgeführt, kann ihn Sachsenhausen, die in einem Depot in der Dank für die phantastischen Informa- in Ausstellungen besichtigen. Unter dem Nähe des Oder-Havel-Kanals riesige nume- tionen ...“ Deckmantel sachlicher Information und rierte Quader aus Granit und Marmor für die Einzelne Meinungsäußerungen, die mehr historischer Aufklärung geht so manche Welthauptstadt des „Führers“ bereitzuhalten oder weniger zaghaft den Sinn der Ausstel- Welle brauner Verharmlosung und Verherr- hatten, müssen dagegen weniger beeindruckt lung in Frage stellten oder eine Verklärung lichung durchs Land. haben. Denn darüber war kaum etwas zu des NS-Regimes befürchteten, wurden mit Kürzlich fand ich ohne Zeitaufwand und lesen. Hingegen stieß ich mit Entsetzen auf gehässigen Randglossen wie „Spinner“, Mühe in einer Buchhandlung „satirische“ das, was „nationalistisch gesinnte Deutsche“ „lächerlich“, „Du hast die Ausstellung nicht und „unterhaltende“ Werke über Hitler mit ganz ungeniert und mit borniertem Stolz über verstanden!“, „Die Irren sterben nicht aus Titeln wie „Heil Hitler“, „Mein Führer“, „Heil die „große Vergangenheit“ so von sich geben. – sehr gute Ausstellung!“ versehen. Hitler, das Schwein ist tot“, „Lachen unter Hier nur eine Auswahl (wörtlich): Es ist kaum anzunehmen, daß einer von Hitler – Humor im Dritten Reich“, „Hitlers - „Eine gelungne Ausstellung! Mythos Germa- jenen noch immer „völkisch“ Beseelten das Freunde in England“, „Der Kaisersohn bei nia und die Geschichte erwacht zum Leben.“ Denkmal für die ermordeten Juden Euro- Hitler“ und „Hitlers Schloß – die Führer- Danke, daß man das erleben darf.“ pas direkt nebenan (!) besuchen würde. residenz in Posen“ Hinzu kam „Ernstes“: - „Bin von Germania begeistert.“ Denkbar ist aber, daß ein Holocaust-Opfer „Geschichte der SA“, „Der U-Boot-Krieg“, - „Endlich eine gute Ausstellung über die Ver- mehr über seine Peiniger erfahren möchte. „Riesengeschütze und schwerer Donner“, gangenheit – ohne Polemik. Danke!“ Hoffentlich blättert es dann nicht im Gäste- „Die deutschen Schnellboote im Einsatz“, - „Der Umbau von Berlin in die Stadt Germa- buch der Ausstellung. Oder sollte es dies „Gott mit uns“. Auch die Reihe von Filmen nia ist wohl nicht mit dem rot-roten Senat vielleicht gerade tun? über Nazigrößen reißt nicht ab. Ein neuer vereinbar.“ Volker Link, Frankfurt/Oder Streifen über „Wüstenfuchs“ Rommel ist in Arbeit. Und Woche für Woche erbauen immer neue Landser-Hefte eine große Leserschar mit heroischen Heldentaten und -sagen. Ritter- Passauer Dolchstoß kreuzträger werden mit oder ohne Eichen- laub abgebildet und glorifiziert, Uniformen der SS und der Wehrmacht mit ihren Waf- ls ein in der BRD aufgepäppelter mut- Natürlich steht das Gros der BRD- fengattungen, Laufbahnen, Rangabzeichen A maßlicher Neofaschist den Passauer Polizisten eher zu weit rechts als etwa und Auszeichnungen, die Entstehungsge- Polizeichef Alois Mannichl zu erstechen halblinks. Mannichl, ein gewiß konser- schichte des „Stahlhelms“ dargestellt, alte versuchte, ging für kurze Zeit ein Ruck des vativer Beamter, erwies sich in seinem „Wunderwaffen“ präsentiert. Entsetzens durch die sonst so gleichge- beherzten Auftreten gegen faschistische Es ist makaber: Gerade wurden wieder schalteten Medien: Selten benutzte Begriffe Zusammenrottungen in diesem Milieu an der Oder die sterblichen Überreste von wie „Rechtsextremisten“ und „Neonazis“ als wahre Lichtgestalt. Für uns ist nicht 16- bis 18jährigen Volkssturm-„Männern“ hatten eine Eintagsfliegen-Konjunktur. Polizist gleich Polizist. Auf das Handeln geborgen. Da fällt einem im Supermarkt Dann kehrte man wieder zur Normalität kommt es an. Wenn Ordnungshüter wie „Der Landser“ Nr. 2623 ins Auge. Das Titel- „ausgewogener“ Verdammung der linken der Passauer Dienststellenleiter tatsäch- bild zeigt einen gerade 16 Jahre alten und und der rechten „Szene“ zurück. Und am lich im rechtsstaatlichen Sinne Ordnung damit „jüngsten Ritterkreuzträger“, der 3. Januar marschierten unter dem Protest zu schaffen bemüht sind und dabei ins im Februar 1945 im Nahkampf mit einer des Stadtrats von der Polizei beschirmte Visier von Nazis geraten, zollen wir dem geballten Ladung Handgranaten einen von Nazis erneut durch Passau. Mut solcher Beamter Respekt. S. R. RotFuchs / Februar 2009 Seite 25 Das Moorsoldatenlied Wie die Hymne des antifaschistischen Widerstandes entstand

or 75 Jahren, im Sommer 1933, erblick- seinen „Tatsachenbericht“ als „Zeugen- den Untergang des Schiffes „Cap Arcona“ Vte ein Lied das Licht der Welt, das sich aussage vor dem Richterstuhl des Welt- überlebten. neben der Internationale wohl am tiefsten gewissens“ und veröffentlichte ihn 1935 Für das 1962 vom Arbeiterliedarchiv zusam- in den Liederschatz vieler Völker eingeprägt im Spiegel-Verlag Zürich. Es war eines der mengestellte Buch „Lieder aus den faschi- hat – das Lied der Moorsoldaten. Weltweit ersten publizierten Dokumente über das stischen Konzentrationslagern“ verfaßte wurde es zum Symbol des antifaschisti- wahre Gesicht des Dritten Reiches. Lang- Rudi Goguel einen lebendigen Bericht über schen Widerstandes. Es ist erstaunlich, in hoff beschreibt die Entstehung des Liedes die Uraufführung: „Auf der Kulturveran- welchem Tempo es sich unmittelbar nach aus verständlichen Gründen ohne Benen- staltung, die unter der Bezeichnung ,Zirkus seiner Entstehung durch die KZ-Häftlinge nung der Verfasser. Er schildert anschau- Konzentrazani’ durchgeführt wurde, fand selbst verbreitet hat. lich dessen erste öffentliche Aufführung im Sommer 1933 die Uraufführung des Nachdem Ernst Busch die „Moorsoldaten“ im Rahmen einer selbstinszenierten Kul- Moorsoldatenliedes statt. Die 16 Sänger auf der I. Internationalen Arbeitermusik- turveranstaltung der Häftlinge. Sie sollte marschierten in ihren grünen Polizeiuni- und Gesangs-Olympiade 1935 in Strasbourg zur Aufmunterung der Kameraden nach formen (sie waren unsere damalige Häft- erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt einem brutalen nächtlichen Überfall der lingskleidung) mit geschultertem Spaten hatte, trug er das Lied in die Reihen der SS auf eine Lagerbaracke, die sogenannte in die Arena, ich selbst an der Spitze in Internationalen Brigaden. Während 1938 Nacht der langen Latten, dienen. blauem Trainingsanzug mit einem abge- Bomben auf Barcelona fielen, brachte er Langhoff hatte Johann Esser, einen dich- brochenen Spatenstiel als Taktstock. Wir gemeinsam mit Kameraden der XI. Brigade tenden Bergarbeiter aus dem Ruhrgebiet, sangen, und bereits bei der zweiten Stro- das Moorsoldatenlied auf Schellackplatte um den Text für ein situationsgemäßes phe begannen die fast 1000 Gefangenen heraus. Seitdem galt es in vielen europä- „Heimatlied“ gebeten. Am Refrain, der den Refrain mitzusummen. Von Strophe ischen Ländern als Lied der deutschen ihm stellenweise zu provokativ erschien, zu Strophe steigerte sich der Refrain, und Hitlergegner. Als anonymes Volkslied ist hat Langhoff dann mitgearbeitet. Die bei der letzten sangen sogar die SS-Leute, es in internationalen Veröffentlichungen Melodie, den vierstimmigen Chorsatz die mit ihrem Kommandanten erschie- abgedruckt worden. Auch Radio Moskau und die musikalische Einstudierung für nen waren, mit ... Bei den Worten: ,Dann hat zu seiner Verbreitung beigetragen. den Auftritt von Mitgliedern des Solin- zieh‘n die Moorsoldaten nicht mehr mit Wie entstand das Lied, was war der Anlaß, ger Arbeitergesangvereins, die ebenfalls dem Spaten ins Moor’, stießen die Sänger wer waren die Autoren? inhaftiert waren, lag in den Händen von die Spaten in den Sand und marschierten Dazu finden sich in Wolfgang Langhoffs Rudi Goguel. Er war wegen aktiver KPD- aus der Arena, die Spaten zurücklassend, Buch „Die Moorsoldaten“ ausführliche Mitgliedschaft in Düsseldorf in das Bör- die nun, in der Moorerde steckend, wie Schilderungen. germoor verschleppt worden und mußte Grabkreuze wirkten.“ Nach dreizehnmonatiger Haft im Börger- bis 1945 noch andere Konzentrationslager Inge Lammel moor und im KZ Lichtenburg konnte er in durch­leiden. Nach seiner Haft in Neuen- Aus „Mahnruf“, Wien die Schweiz ausreisen. Hier verfaßte er gamme gehörte er zu den wenigen, die

Häßlich und überflüssig?

Jahre vor der barbarischen Zerstörung nahme der Eisbar – und für die Bow- zen Land verfielen die Häuser, um Geld des Palastes der Republik durch die kai- lingbahn mußte man sich Jahre vorher für Honeckers Prunkpalast zu haben. sertreuen und schloßbesessenen Kultur- anmelden, um einmal die Kugel schieben Wenn die Mitglieder Ihrer Initiative schänder aus der BRD-Regierung (am zu können. damals in der DDR gelebt haben, müs- 15. September 2000) verspritzte die „Ex- Der Bau war auch deshalb für die „Bevöl- sen sie die verbitterten Witze und Kom- Bürgerrechtlerin“ und heutige CDU-Bun- kerung“ völlig ungeeignet, weil er zu mentare doch gehört haben, mit denen destagsabgeordnete Vera Lengsfeld ihr über 70 % aus Verkehrsfläche besteht. das Bauvorhaben begleitet wurde. Der Gift. An die Palastinitiative zur Rettung Im Foyer konnte man sich nur kurz auf- Palast gehörte abgerissen, selbst wenn des Bauwerks aus DDR-Zeiten schrieb sie halten – es fehlten Sitzgelegenheiten und er nicht asbestverseucht wäre, denn er in dümmlicher Unbefangenheit: alles, was zu einem Treffpunkt für Men- steht für die menschenverachtende Poli- schen gehört. tik des Honecker-Regimes, die sich nicht Sehr geehrte Damen und Herren, Mit dem Palast der Republik haben sich an den Bedürfnissen der Menschen ori- SED-Funktionäre ein Denkmal gesetzt, und entiert hat, sondern Menschen als bloßes Ihr Brief an die Bundestagsabgeordne- nun soll die DDR-Bevölkerung herhalten, Material für seine Politik betrachtet hat. ten ist ein Lehrstück für Geschichtsfäl- um einen Bau zu bewahren, der schon von Diese Tradition setzen Sie fort, indem Sie schung. Der Palast der Republik hat nie seiner verfehlten Anlage her niemals auf jetzt die „Bevölkerung“ instrumentalisie- Anziehungskraft für die „Bevölkerung“ eine wirtschaftliche Grundlage gestellt ren, wo es nur darum geht, ein Symbol der DDR besessen. Die stand immer außen werden kann, der überflüssig ist wie ein Ihrer vergangenen Macht zu bewahren. vor, wenn es Funktionärsfeten im Palast Kropf und genauso häßlich. Ihre Initiative wird in mir immer eine gab, egal ob die Bauarbeiter, die Jugend Ich erinnere mich genau, mit welcher entschiedene Gegnerin haben. oder andere als Aushängeschild herhal- Erbitterung die Bevölkerung den Bau ver- ten mußten. folgt hat. Aus dem ganzen Land wurden Hochachtungsvoll Die Palastrestaurants waren teuer und Bauarbeiter abgezogen. Nötige Kranken- Vera Lengsfeld, MdB deshalb meistens halbleer – mit Aus- hausbauten wurden gestrichen, im gan- Seite 26 RotFuchs / Februar 2009 Spannend und ehrlich: „Erinnerungssplitter“

emoiren schreiben, heißt Inventur auf- Tätigkeit begann 1964. Nach erfolgreicher Hässner beschreibt sein Leben sachlich, Mnehmen, heißt Erlebnisse registrieren, Promotion (1970) und Habilitation (1978) augenzwinkernd, manchmal auch etwas heißt einen Schlußstrich ziehen unter eine wurde er 1979 berufener Hochschullehrer. in sich selbst verliebt, jedoch mit Abstand, abgeschlossene Rechnung.“ So beantwortet Immer überzeugt von seinem Tun, bekannte keineswegs nostalgisch, eher selbstkritisch, Erich Mühsam die Frage: Soll man Memoi- er sich zu DDR und SED, die ihm diese Ent- sich ständig befragend. Er sucht nach den ren schreiben? wicklung bei einfacher Herkunft ermöglich- Ursachen für menschliches Versagen, auch Lebenserinnerungen und Autobiographien ten. Da er aus persönlichen Gründen eine für eigene Fehler, um die er keinen Bogen gehören seit Literaturgedenken zu den am verantwortliche Tätigkeit im Ministerium für macht. Er bleibt sich selbst in der Beschrei- meisten gelesenen Büchern. Jede Zeit hat ihre Volksbildung ablehnte, wurde er nicht zum bung bitterer Stunden treu, einschließlich der Vertreter, darunter auch Schwachköpfe, die Professor berufen. Zeit der Arbeitslosigkeit und des keineswegs sich trivial-reißerisch wie Bohlen, Küblbeck, In seiner fachlichen Arbeit beschäftigte sich einfachen Neubeginns als Gastprofessor für Effenberg oder Emmerlich verkaufen. Diese Hässner überwiegend mit Problemen der Deutsch an der Pädagogischen Akademie im sich vor Ehrgeiz krümmenden Selbstdar- Literaturwissenschaft. Dabei drang er tief polnischen Kraków. steller haben oft reißenden Absatz, während in die Problematik der sowjetischen Gegen- Gerade seine Beharrlichkeit, sein Fleiß, sein seriöse Veröffentlichungen heutzutage kaum wartsliteratur ein. Wille, nicht aufzugeben, sich zu behaupten, sich zur Kenntnis genommen werden. Hässner gab trotz mancher Rückschläge nicht nicht von beliebigen Demagogen ins Abseits Hier soll ein Buch vorgestellt werden, das auf. So befaßte er sich mit dem Schaffen des drängen zu lassen, sind jene Faktoren, wel- mich persönlich sehr berührt hat. Mögli- heute leider fast in Vergessenheit geratenen che das Buch so lesenswert und optimistisch cherweise auch deshalb, weil ich vieles ähn- Schriftstellers Tendrjakow, den er persön- stimmend machen. lich erlebt und als langjähriger Kollege des lich kennenlernte. Diese Begegnung und die Hässner erhebt nicht den Anspruch, große Autors manches von ihm Erzählte bildhaft mit vielen anderen russischen Freunden und Literatur zu schreiben. Aber spannender vor Augen habe. Kollegen prägten seine tiefe Liebe zu deren und ehrlicher als manches andere Werk ist Wolfgang Hässner, Jahrgang 1935, hat seine großer Heimat. seine Autobiographie allemal. Der „gelernte „Erinnerungssplitter aus sieben Jahrzehnten“ Ab 1989 geriet Hässner in die Mühlen der DDR-Bürger“ findet sich hier wieder. Gerade unter dem Titel „Im Strom der Zeit“ heraus- „Abwicklung“ des Hoch- und Fachschulwe- die Redlichkeit im Umgang mit sich selbst gegeben. Als Sohn eines Werkzeugmachers sens der DDR, nun schon an der gerade erst in den wechselnden Zeitläuften macht es so in Chemnitz geboren, nahm er einen für die gegründeten Pädagogischen Hochschule interessant. Man kann diesen Memoiren mit DDR typischen Entwicklungsweg. Er studierte Neubrandenburg. Gemeinsam mit anderen bestem Gewissen – vor allem auch im Westen Geschichte und Pädagogik an der Universität DDR-Wissenschaftlern fiel er im Zuge der – viele Leser wünschen, da sie einen Mosa- Leipzig und wurde 1955 als junger Fachlehrer Rückwende, die zur Annexion führte, der ikstein wirklicher Aufarbeitung des Lebens an einer kleinen Landschule im Kreis Schwe- sogenannten Evaluierung zum Opfer: der in der DDR darstellen, ohne in Selbstmitleid rin eingesetzt. Er durchlebte die für diesen Vernichtung eines großen Forschungspoten- und Rückwärtsgewandtheit zu verfallen. Beruf in jener Zeit so typischen Abenteuer und tials. Wie viele Lehrer und in gesellschaftli- Das trifft auch für jene Passagen des Buches Herausforderungen. Hier gründete er seine chen Bereichen Tätige wurde er im Auftrag zu, in denen Hässner freimütig über seine noch heute festgefügte Familie, träumte er inkompetenter Kultusminister Mecklenburg- familiären Beziehungen berichtet, über Tra- von einer wissenschaftlichen Karriere. Vorpommerns von DDR-Scheinrevolutionären gik und Glück, über Liebe und Verlust, über Hässner legte sein zweites Staatsexamen als und drittklassigen Westimporten aus dem Freundschaft und Feindschaft. Unpathetisch Slawist in Russistik am damaligen Pädago- Hochschuldienst entfernt. Mehr und mehr geschrieben, ist der Lebensabriß von beacht- gischen Institut in Güstrow ab, das danach ist heute zu spüren, daß gerade dieser Kahl- lichem menschlichem Wert. für mehrere Jahrzehnte bis 1989 seine wis- schlag maßgeblich zur Bildungsmisere der senschaftliche Heimat werden sollte. Diese BRD beigetragen hat. Dr. habil. Hans-Jürgen Audehm

Zur Freiheit des Pressemenschen Walther Victor über Klopffechter, „Handwerker“ und Journalisten

or rund 60 Jahren erschien im Thü- Karl Marx, W. V.), sie bedeutet nicht nur sen muß, aus welchem Holz er geschnitzt Vringer Volksverlag Weimar GmbH ein eine Korrumpierung der Idee der öffent- ist, ebenso machen auch handwerkliche kleines Buch „Über die Presse. 6 Kapitel für lichen Meinungsbildung, sondern sie kor- Fähigkeiten allein noch keinen Journali- Zeitungsleser“. Der 1947 aus dem USA-Exil rumpiert auch den Pressemenschen, den, sten, der diesen Namen verdient. heimgekehrte sozialistische Journalist und der sie „macht“, ihren Inhalt gestaltet, ihre Er muß mit seiner ganzen Person für seine Schriftsteller Walther Victor (1895–1971) Nachrichten auswählt oder unterschlägt, Sache stehen. Die Sache, der er dient, muß hatte 1947/48 im zeitungswissenschaftli- ihre Artikel schreibt, zum Klopffechter der seine Sache sein, nicht die eines sein Hand- chen Institut der Universität Leipzig Gast- Sache seines Ausbeuters wird. Wie es „die werk bezahlenden Verlegers. Sein Herz, vorlesungen gehalten, auf deren Grundlagen erste Freiheit der Presse“ ist, „kein Gewerbe nicht nur sein Hirn, muß dabei sein! Begei- die „6 Kapitel für Zeitungsleser“ entstanden. zu sein“, so ist es die erste Freiheit des Pres- sterung ist keine Heringsware, und ohne Auf Seite 4 ist oben vermerkt: „In Verehrung semenschen, kein Handwerker zu sein! Begeisterung ist noch niemals eine große für Ilja Ehrenburg / Im Gedenken an Egon Er muß sein Handwerk verstehen – wie Sache zustande gekommen ... Erwin Kisch“. Das folgende Zitat stammt nötig das ist, haben wir nie besser beob- Soweit Victor. aus dem Kapitel 5, das von der Freiheit eines achten können als in unseren Tagen, wo Wie wäre es, wenn „gewendete“ Journali- Pressemenschen handelt: es damit so herzlich schlecht bestellt ist. sten, die zu DDR-Zeiten in Leipzig fleißig Man muß, vom Einzelfalle weg, den „wesent- Aber ebensowenig wie ein Künstler aus ihr Handwerk gelernt haben, diese sechs lichen Charakter“ der Dinge begreifen. Nicht technischem Können allein echte Kunst- Kapitel einmal durchlesen und beherzi- nur ist die Presse nicht frei, die sich „zum werke schaffen kann, ebenso wie auch er gen würden? Gewerbe herabwürdigt“ (hier zitiert Victor einsetzen muß, was er in sich hat, bewei- Werner Voigt, Kromsdorf RotFuchs / Februar 2009 Seite 27 Unvergessener Wieland Herzfelde Büchermacher aus Leidenschaft und profilierter Verleger

in Verleger ist ein Buchnarr, Literatur- der 30er Jahre die beiden Bände „30 neue Nach Kriegsende kehrte Herzfelde aus dem Ekenner, Werbestratege, „Schlitzohr“, Erzähler des neuen Deutschland“ und „30 Exil zurück. Er wurde Professor für Literatur Weltmann, Idealist und Unternehmer in neue Erzähler des neuen Rußland“ heraus. und Soziologie an der Universität Leipzig, einem. Bedeutende Verlegerpersönlichkeiten Nachdem er 1933 von den Faschisten ausge- leitete Prosa-Seminare am Literaturinsti- in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bürgert und vertrieben worden war, baute tut in der Pleißestadt und zählte auch zu waren: Anton Kippenberg, Samuel Fischer, er den Verlag in Prag wieder auf und leitete den Förderern junger Autoren. Aber es gab Kurt Wolff, Fritz Landshoff, Reinhard Piper, ihn bis 1939. Der gesamte Buchbestand des auch Konflikte. Er wurde sogar aus der SED Gustav Kiepenheuer und Ernst Rowohlt. In Malik-Verlages von 400 000 Bänden wurde ausgeschlossen. Dessenungeachtet war er diese Reihe gehört Wieland Herzfelde, der durch die Nazis vernichtet. Ehrenmitglied der Akademie der Künste am 11. März 1896 geboren wurde. Er war und Ehrenpräsident des PEN-Zentrums der der Sohn des Schriftstellers und Anarchi- DDR. Der Filmemacher Ulrich Kasten schuf sten Franz Herzfelde (Pseudonym Franz den Film „Malik, meine Liebe“. Held). Dieser wurde 1895 in München wegen Seine letzten Lebensjahre verbrachte Wie- staatsfeindlicher und gotteslästerlicher land Herzfelde in einem Feierabendheim Texte in Abwesenheit verurteilt und entzog in Berlin-Friedrichshagen, wo ihm seine sich der Haftstrafe, indem er sich mit Frau langjährige Vertraute und Mitarbeiterin und Kindern auf eine Berghütte in den Al- Elisabeth Trepte zur Seite stand. Hochbe- pen zurückzog. 1898 verschwanden die El- tagt starb er am 23. November 1988. tern, und der achtjährige Helmut (später Dieter Fechner John) suchte tagelang nach ihnen in den Wäldern. Franz und Alice Held wurden 1900 in eine Nervenheilanstalt eingewiesen. Bereits vor dem ersten Weltkrieg schrieb Gute Genesungswünsche Wieland Herzfelde Gedichte und Tagebücher Unser langjähriger und bewährter und gründete eine Zeitschrift. Ende 1913 Vertriebsleiter Armin Neumann sandte er der Dichterin Else Lasker-Schüler Herzfelde emigrierte 1939 in die USA, wo er hat über Weihnachten einen seine „Weihnachtserinnerungen“. Schon als sich zunächst als Buchhändler durchschlug, schweren Herzinfarkt erlitten. Neunzehnjähriger begegnete Herzfelde dem bis er 1944 zusammen mit elf Schriftstel- Er befindet sich auf dem Weg der Maler George Grosz, dem später herausra- lern – darunter Bertolt Brecht, Lion Feucht- Besserung. genden gesellschaftskritischen Künstler der wanger, Heinrich Mann, Oskar Maria Graf 20er Jahre. Er gab 1916/1917 die Zeitschrift und Franz Carl Weiskopf – den New Yorker Wir wünschen Armin die maxi- „Neue Jugend“ mit heraus, in der Zeichnun- Aurora-Verlag gründete. Im Malik-Ausstel- male Wiederherstellung seiner gen von Grosz veröffentlicht wurden. Damit lungskatalog von 1966/67 wurde dokumen- Gesundheit und grüßen ihn wurde Herzfelde der Entdecker von George tiert, wie der Verlag ein Stück deutsche herzlich. Grosz. 1923 gaben beide drei Essays unter Literaturgeschichte geschrieben hat. Die dem Titel „Die Kunst ist in Gefahr“ heraus. abenteuerliche Chronik des legendären Ab sofort sind sämtliche Neube- Anläßlich seines 85. Geburtstages produ- Buchhauses zeichnete Hans-Ulrich Faure stellungen und den „RotFuchs“ zierten der Jubilar und Hans Marquardt 1992 nach. (Im Knotenpunkt des Weltver- betreffende Anfragen organisa- gemeinsam den Bild-Text-Band „Paß auf! kehrs. Herzfelde, Heartfield, Grosz und der torischer Art zu richten an: Hier kommt Grosz“ (1981). Herzfelde gilt als Malik-Verlag) Herzfelde galt – Faure zufolge Karin Dockhorn einer der Initiatoren der Dada-Bewegung, – als „Büchermacher aus Leidenschaft“, als Telefon: 030 / 2 41 26 73 die eine polemisch heitere Demonstration „großer ermutigender Anreger“ und als „Vir- E-Mail: [email protected] war, bei der man sich nach Gutdünken, aber tuose des Machbaren“. oder an Sonja Brendel programmlos verhielt. Als feinsinniger Lyriker legte er poetische Telefon: 030 / 5 12 93 18 Mit seinem Bruder John Heartfield – dem Erinnerungsbilder aus seinem ereignisrei- Erfinder der politischen Fotomontage – rief chen Leben in den beiden Gedichtbänden Da es in den letzten Wochen zu er 1917 den legendären Malik-Verlag ins „Sulamith“ (1917) und „Im Gehen geschrie- Lücken bei der Erfassung neuer Leben. Heartfield zeichnete für die buch- ben“ (1956) vor. Von eigenen Prosabüchern Besteller gekommen sein könnte, künstlerische Gestaltung der Werke ver- wären „Tragigrotesken der Nacht“ und seine bitten wir die Betreffenden vor- antwortlieh, die nicht nur Kurt Tucholsky autobiographischen Texte in „Immergrün. sichtshalber um eine abermalige zu rühmen wußte. Dieser schrieb 1932 in Merkwürdige Erlebnisse und Erfahrungen Anmeldung. der „Weltbühne“: „Wenn ich nicht Peter eines fröhlichen Waisenknaben“ (1949, in Panter wäre, möchte ich Buchumschlag im 6 Auflagen) oder „Unterwegs, Blätter aus Malik-Verlag sein ... Bei Malik werden sie fünfzig Jahren“ zu nennen. Adolf Endler (die Bücher) am besten angezogen.“ Herz- schrieb: „Die Autobiographie ,Immergrün‘ felde äußerte sich 1922 in einem Prospekt ist tatsächlich ein immergrünes Prosawerk, Am 21. Februar um 10 Uhr findet in über das Anliegen des Verlagshauses, er eines jener seltenen Bücher, die Lebensret- der REMA-Klause, Neubrandenburg, wolle den Blick auf eine neue Welt öffnen. ter sein können.“ Speicherstraße 3, eine Veranstaltung Folglich erschienen bei Malik zahlreiche Herzfeldes streitbare literaturtheoretische der RF-Regionalgruppe statt. Der Bücher deutscher Emigranten, hoffnungs- Äußerungen und Beiträge beeinflußten ortsansässige „RotFuchs“ Hans- voller junger Autoren und auch russischer erheblich die Literaturentwicklung. Sie Joachim Roeseler stellt sein Buch Schriftsteller wie Wladimir Majakowski wurden in dem Band „Zur Sache geschrieben und Marietta Schaginjan. Verlegt wurden und gesprochen zwischen 18 und 80“ (1976) Auf einmal waren wir Bücher von Leonhard Frank, Franz Jung gesammelt. Jene Reden und Aufsätze – in Judenkinder und anderen, aber auch Werke der Weltli- klarer, klassischer Sprache verfaßt – dien- teratur, so von Lew N. Tolstoi, Maxim Gorki ten auch als ein wirksames Mittel gegen vor. Moderation: Heinz Butzke und Upton Sinclair. Herzfelde gab Anfang die Verschlampung der Sprache. Seite 28 RotFuchs / Februar 2009 Archie und der Landesvater

rinnerungen an große Theaterereignisse DDR-Gegenwartsdramatik kaum zu finden Dramatiker-Kollegen Wsewolod Wischnew- Ebleiben lange im Gedächtnis haften, waren. Das Stück wurde auch im Mutter- ski eintrat, auch theoretisch-essayistisch, um so mehr, wenn man selbst mitgewirkt land lange nicht gespielt. Produktionsdra- um die historisch neuen Probleme entspre- hat. So geht es Archie ganz besonders mit men waren bei der DDR-Bevölkerung nicht chend auf die Bühne zu bringen. dem Stück „Das Leben des Galilei“, das er sonderlich beliebt, aber in dem Werk von Walter Ulbricht hatte mit dieser Form des als Dramaturg am BE in den 70er Jahren Pogodin herrschte eine enorme Dynamik. Theaters kein Problem. Er war offen für betreut hatte. Durch die Besetzung der Auch ging es um prinzipielle Fragen einer solche Stücke, und es gab kaum kritische Hauptrolle in der Neuinszenierung mit dem erfolgreichen oder erfolglosen Ökonomie im Bemerkungen, die Aussage oder die Dra- großen Theatermann und Volksschauspie- Sozialismus, um Sein oder Nichtsein einer maturgie betreffend. Gewiß war es nicht ler Wolfgang Heinz steht ihm jetzt immer Gesellschaft, auch um die Rolle der Partei. Ulbrichts bevorzugte Art des Theaters, aber noch fast jedes Detail dieser Inszenierung Aufgrund der mitreißenden Vorgänge, der er zeigte für die Absichten der „Väter“ der vor Augen, und er hört die Stimme des Inszenierung in einer lebhaften Dis- sprachgewaltigen Mimen wie heute, kussion mit dem Ensemble nach der wenn er die Brecht-Sätze von der Ver- Vorstellung Verständnis. Der Staats- nunft, die sich nicht von allein durch- ratsvorsitzende war offensichtlich von setzt, sprach, und zwar mit „Orgelbe- der Ensembleleistung beeindruckt, ja gleitung in der Stimme“. sogar ein wenig stolz auf diesen rasan- Prof. Wolfgang Heinz hatte seinem ten „Pogodin“ an der Volksbühne. Ihm Dramaturgen für dessen Mitarbeit gefiel das Tempo der Inszenierung. gedankt, indem er ihm Erfahrungen In einer Diskussionspause blinzelte aus seinem reichen Theaterleben ver- der Landesvater Archie, sein Gegen- mittelte, temperamentvoll, präzise, über, an und fragte: „Junger Freund, mitunter auch didaktisch lautstark. eine Frage, ja. Sie haben doch bei uns Begonnen hatte die Zusammenarbeit Dramaturgie studiert und Sprachen, schon in den 60er Jahren, als er, lei- ja, warum gibt es noch keine Thea- der nur ein Jahr lang, Intendant an terfassung, so frage ich, des hervor- der Volksbühne war und Archie vom ragenden Nekrassow-Romans ,In den Adlershofer DDR-Fernsehen ans Thea- Schützengräben von Stalingrad‘ – ein ter engagierte. wichtiges Thema auch heute noch, ja.“ In den Jahren davor hatte sich Archie Archie war verblüfft und blickte rüber intensiv mit Sprachen befaßt, nament- zu seinem Intendanten, der wegguckte. lich mit Russisch, aber auch mit ande- Zunächst wollte er sich aus der Affäre ren, und für den Bühnenvertrieb des ziehen, etwas von Bechers „Winter- Henschelverlags am laufenden Band schlacht“ erzählen, ausweichen also, Lektorate fremdsprachiger Theater- aber dann besann er sich und sagte stücke verfaßt. Dabei war er auf das seine Meinung, eingedenk der Tatsache, Stück „Mein Freund“ von Nikolai Pogo- Mit dem Landesvater im Gespräch daß der hohe Gast gut informiert war, din gestoßen, eine Ausgrabung gewis- frei von der Leber weg. Auch er sei der sermaßen. Allgemein bekannt war Pogodin brisanten Konflikte, der hervorragenden Meinung, daß man das Thema Stalingrad damals durch die legendären Dramen „Das Besetzung – z. B. gab Dieter Franke den nicht außer acht lassen dürfe, aber die Glockenspiel des Kreml“ und „Der Mann mit Brigadier der Krawall-Truppe Grammofo- Frage müsse zunächst an den Intendanten dem Gewehr“, auch verfilmt, die Lenin das now – wurde das Stück ein Erfolg, zu dem oder an den Kulturminister gestellt werden. erste Mal auf die Bühne brachten. auch das Bühnenbild von John Heartfield Alle redeten danach leicht durcheinander, „Mein Freund“, 1932 entstanden, basierte beitrug. der Landesvater aber zwinkerte Archie auf damals aktuellen journalistischen Gerungen wurde um jeden Satz bei der vergnügt durch die Brille zu. Recherchen des Autors beim Aufbau des Inszenierung. Archie – Dramaturg, Regie- Es gäbe noch mehr amüsante Anekdoten Sozialismus in der Sowjetunion und wurde assistent und Übersetzer – schleppte ein von der Begegnung zu berichten. Eins erst 1962 ins Deutsche übersetzt, eben von ziemlich zerfleddertes Originalmanuskript stand indes fest: Walter Ulbricht war an Archie, gemeinsam mit seiner Lebenspart- mit sich herum, weil der Intendant und der diesem Abend ins Theater zu seinen Leu- nerin. Mit dem Regisseur Hannes Fischer Hauptdarsteller Horst Drinda der Meinung ten gekommen und nahm kein Blatt vor wurde dann noch eine Bühnenfassung waren, die Übersetzung müsse noch einmal den Mund. Das beeindruckte Archie und erarbeitet. hinterfragt werden. Die Nervosität steigerte gehört bis heute zu seinen großen Thea- Wolfgang Heinz stellte sich als Intendant sich zu hochgradigem Lampenfieber, als tererinnerungen. mit seiner künstlerischen Autorität hinter man erfuhr, daß der Staatsratsvorsitzende Ihm fällt dazu ein Kalenderspruch zum das riskante, aufwendige Unternehmen und mit Gefolge die Aufführung besuchen würde. Peter-Hacks-Jahr 2008 ein: gab einen hinreißenden Part in der Rolle des Immerhin galt Pogodin als eine Art Ikone Ordshonikidse. Das Stück spielt auf einer der Sowjetdramatik, zu Recht, wenn man Was ich nicht dichte, Großbaustelle der 30er Jahre während des auf sein Gesamtschaffen blickt, das mit dichtet keiner mehr. 1. Fünfjahrplans. Die längere dienstliche seinem Tode 1962 jäh endete. Was du nicht denkst, Abwesenheit des engagierten Direktors im Pogodin war Jahrgang 1900. Er starb also, denkt morgen irgendwer. Ausland führt zu politischen Intrigen, zu als sein Stück ins Deutsche übersetzt bürokratisch-kurzsichtigen Entscheidun- wurde, 30 Jahre nach der Uraufführung Das gilt vor allem auch für das Theater, gen, auch zu Sabotageakten, Schlendrian am „Theater der Revolution“ in Moskau. wie sich leider erwiesen hat. Wo wird denn und Schlamperei. Der Werkdirektor wird Wolfgang Heinz trieb das Ensemble zur heute noch das Thema Sozialismus objektiv in Abwesenheit abgesetzt, dessen Frau Höchstleistung und ging mit bestem Bei- auf die Bühne gebracht? Vorwiegend Zerr- erliegt Einflüssen seiner Gegner. Bei der spiel voran. Pogodin hatte sich damals zu bilder sieht Archie, allerdings mit wenigen Rückkehr des Direktors herrscht Chaos, dieser offenen, operativen, episoden- und rühmenswerten Ausnahmen. das es sofort zu überwinden gilt. Viele temporeichen, auch polemischen Stückform Manfred Hocke heiße Eisen werden angepackt, die in der bekannt, wofür er zusammen mit seinem RotFuchs / Februar 2009 Seite 29

Verbündeten besondere Verantwortung. Da hat sozialistischen Weltsystems, der durch Verrat und Leserbriefe an es in der Vergangenheit gewiß auch ernste Fehler Konterrevolution untergraben wurde, haben wir sehr und Mißgriffe gegeben, die zu vermeiden gewe- viel gelernt, Erhaltenswertes geordert und Negati- Ro t Fu c h s sen wären. Was davon auf das Konto undurch- ves aussortiert. Wir sollten mit berechtigtem histo- dachter Führungsentscheidungen geht und was rischem Optimismus in die kommenden Kämpfe auf mangelhaftes Verständnis einzelner Funktio- gehen. Denn wir sind nicht Tote auf Urlaub, sondern näre zurückzuführen ist, bedarf sicher weiterer immer noch Geburtshelfer einer neuen Welt. sorgfältiger Analyse. Mäder vermittelt wertvolle Karl-Heinz Schulze, Saßnitz Ansätze hierfür. Die leicht verständliche und kulti- Israels „Verteidigungsminister“ Ehud Barak verkün- vierte Sprache seines Beitrags ist hervorzuheben. Dank dafür, daß der „RotFuchs“ nicht nur für die dete unmittelbar nach dem Fest des Friedens, daß Dr. Hans Kaiser, Berlin politisch entmündigten Ostdeutschen eine geistige er den Krieg gegen die Palästinenser „bis zum bit- Heimat ist, sondern auch den medienpolitisch unter- teren Ende“ fortführen werde. Als ich diese Andro- Der obskure Streit um die Biographie des sächsi- drückten westdeutschen Stimmen einen Raum zum hung las, erinnerte mich das an die furchtbarsten schen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich kann demokratischen Durchatmen gibt. Jahre deutscher Geschichte, an die Genozid-Kon- nur auf dem Hintergrund der Auseinandersetzun- Mit Ihrer Hilfe werden wir den Verfassungsdialog noch zeption der Hitlerfaschisten von der „Endlösung gen in der CDU um das Geschichtsbild der DDR vor der nächsten Bundestagswahl loseisen können der Judenfrage“. Dieser mörderische Plan hat über verstanden werden. Tillich hat sich wider besseres – denn die Rechtfertigungsargumentation für das 6 Millionen europäische Juden in den Gaskammern Wissen an der Verleumdung der DDR beteiligt. Ich uns zugemutete System beläuft sich auf Null. der Konzentrationslager das Leben gekostet. Es habe seine Auslassungen am 28. September 2008 Ute Grothusen, Wingst ist für mich unfaßbar, daß führende Leute jenes in der Semperoper gehört, als er die Vortragsreihe Staates, dessen Begründer und frühe Bürger die der Konrad-Adenauer-Stiftung „Wie schmeckte die Herzlichen Dank für die Veröffentlichung meiner Greuel der Faschisten am furchtbarsten erfahren DDR?“ begründete. Der üble Geschmack, den er Zuschrift. Auf diese Weise habe ich fünf gute Freunde mußten, nun ebenfalls eine „Endlösung“ ins Auge dort verbreitete, liegt mir bis heute auf der Zunge. und Bekannte, auch Leser des RF, aus ganz Deutsch- gefaßt haben. Klaus-Peter Breinig, Halle/S. Inzwischen kennt Tillich die Folgen solchen Tuns land wiedergefunden. Seit dieser Zeit ist mein Leben aus eigener Erfahrung. Hat er Konsequenzen gezo- mit dem PC dank des RF noch interessanter gewor- Gestern abend fand hier eine Protestdemonstration gen? Immerhin sagte er den Delegierten des CDU- den. Wir tauschen uns über die Zeitschrift aus und auf der bekannten Plaza de la Virgen gegen den Parteitags in Stuttgart: „Was ich aber für mich und diskutieren über aktuelle Probleme. zionistischen Angriff auf Gaza statt. Trotz Nässe, – wie ich meine – die Mehrzahl der Menschen in Ohne RF möchte ich nicht mehr sein. Heute kam die Kälte und Jahreswechselrausch waren sehr viele der DDR entschieden zurückweise, ist der Versuch, Dezember-Ausgabe. Ich nahm sie mit zu meinem Menschen gekommen. Kleine selbstgefertigte unser Leben insbesondere durch Westdeutsche Hausarzt. Er ist auch politisch interessiert. Als ich Stocktäfelchen mit Vergleichen (... „von den Nazis abwerten zu lassen. Es darf nicht sein, daß ostdeut- ihm die Zeitschrift zeigte, weckte das seine Neu- gelernt“ ...) herrschten vor. Kein Wunder! Dieser sche Verhaltensweisen zunehmend einem Gene- gier. Daraufhin überließ ich sie ihm. Ich werde ihn Ausdruck von Empörung war voraussehbar und ist ralverdacht ausgesetzt werden und das Handeln noch als Abonnenten werben. Hier die Adressen genau das, was ich unter von den Zionisten produ- der DDR-Bevölkerung generell und grundsätzlich weiterer Interessenten. ... ziertem Antisemitismus verstehe, ob uns das paßt stigmatisiert wird.“ Anneliese Schellenberger, Leipzig oder nicht. Sterben muß für diesen Wahnsinn das Prof. Dr. Horst Schneider, Dresden palästinensische Volk. Isolda Bohler, Valencia Ich war Mitglied eines Autorenverbandes, den ich Seit einigen Monaten befasse ich mich mit Eurer wieder verließ, als ich erkannte, daß er seine Entste- Ich begrüße die Herausgabe der Mäder-Beilage Zeitschrift. Ich habe in ihr wieder ein politisches hung Antisozialisten verdankte und von solchen an zum Januar-RF. Es handelt sich um eine exakte Umfeld gefunden, das mir zusagt. Ich dachte lange der Spitze bis heute vertreten wird. Zuvor Mitglied wissenschaftliche Analyse, die ich aus meiner darüber nach, Mitglied des Fördervereins zu wer- eines Landesvorstandes dieses Vereins, hatte ich gesellschaftlichen Tätigkeit als langjähriger Vor- den. Am 3. Oktober 2008 stellte ich den Antrag. An von einem Verbandsmitglied dessen autobiogra- sitzender von Ausschüssen der Nationalen Front einem Feiertag, der nicht der meinige ist, weil ich in phischen Bericht zugesandt bekommen. Es ging bestätigen kann. Ich hatte zu den Vertretern der diesem Deutschland keine Heimat gefunden habe. um die vereitelte Desertion von der NVA über die CDU – und natürlich auch zu Genossen und Freun- Die ist mir vor 19 Jahren abhanden gekommen – grüne Grenze gen Westen und um Erlebnisse mit den aller anderen Blockparteien – ein vertrauens- bis ich Euch traf. Ich habe online eine RF-Anzeige Militärjustiz, Staatssicherheit und DDR-Strafvoll- volles persönliches Verhältnis. Die Tiefgründigkeit in der „jungen Welt“ gesehen. Sofort bestellte ich zug. Meine Bewertung des dem „Protagonisten“ des Artikels bestätigt die gesellschaftliche Praxis die Zeitschrift. Ich habe mir auch die Ausgaben Widerfahrenen: eine im Grunde glimpfliche, jeden- des Lebens in der DDR. von Juni 2006 bis Juli 2008 aus dem Internet her- falls erträgliche Ahndung. In einem Brief an den Manfred Reinsch, Bautzen untergeladen, ausgedruckt und mit Begeisterung Verfasser bemerkte ich bemüht neutral, es sei aus gelesen, viele Artikel sogar studiert. den Kapiteln ersichtlich, in welche „Mühlen“ einer Den Vortrag von Wolfgang Mäder halte ich für eine Ein paar Worte zu mir selbst: Ich bin Jahrgang 1961 auch damals habe geraten können. Meine Erfah- ausgezeichnete und nach meiner Übersicht bisher und wurde in Berlin geboren. Ich hatte die typische rungen aber seien fundamental andere: Ich hätte einmalige Aufbereitung einer speziellen Seite der glückliche und vor allem sorgenfreie Kindheit im unter aktuellen gesellschaftlichen Bedingungen Geschichte der DDR. Er zeigt die konkrete Anwen- Sozialismus, war 1973 als Thälmann-Pionier Teil- keinesfalls eine Entwicklung nehmen können, wie dung der Leninschen Revolutionstheorie und Bünd- nehmerin an den X. Weltfestspielen in Berlin. Sie sie mir, dem jungen Arbeiter, „damals“ geradezu nispolitik unter den besonderen Aufgabenstellungen zählen zu meinen schönsten Erlebnissen. Im Juni offeriert worden sei. der antifaschistisch-demokratischen Umwälzung und 1981 wurde ich Mitglied der SED. Von 1990 bis 1994 Ich schlug den Bogen zu den Ereignissen um die des Übergangs zum sozialistischen Aufbau. Wolf- saß ich für die PDS im Stadtparlament von Neubran- „Wende“ dahingehend, daß den Zehntausenden gang Mäder legt berechtigterweise den Finger auf denburg. Dann trieb mich die Arbeitslosigkeit – ich „Wir-sind-das-Volk-Rufern“ und die Grenzen Durch- „wunde Stellen“ bei der Gestaltung des Bündnisses. bin alleinstehend mit zwei noch kleinen Kindern – brechenden fraglos Millionen passiver Beobachter Was waren hier Fehler, wie muß Kaderpolitik sein, nach Mainz in den tiefen Westen. gegenübergestanden hätten, die seinerzeit einfach wenn Parteien mit unterschiedlicher weltanschau- Politisch bin ich hier sehr einsam. Manchmal habe nicht wußten, wie und wohin. Mittlerweile sei von licher Grundlage zusammen regieren? Fragen, die ich wirklich das Gefühl, meine Kollegen und ich ihnen indes hinreichender Klarblick zurückgewon- in künftigen revolutionären Prozessen beantwortet redeten in unterschiedlichen Sprachen. Natürlich nen worden. werden müssen. Die klare Benennung des Unter- wird auch hier die DDR auf MfS und Mauer redu- Ich hatte mit böser Antwort des Maschinenbau- schieds zwischen der DDR-Blockpartei CDU und ziert wahrgenommen. Da helfen keine Einsprüche ingenieurs (der seit Jahren als Berufspendler in der Nachfolgerin gleichen Namens, die auf dem meinerseits. Das einzige, was bisher akzeptiert die Altbundesländer existiert) oder Schlimme- Territorium der DDR das „Kohlfeld“ mit bearbeitete, wird, ist die Tatsache, daß ich eben meine Heimat rem gerechnet. Was aber bekam ich telefonisch ist eine ganz hervorragende theoretisch-politische anders sehe und keine Widerstandskämpferin war, zu hören? Auch er, der „Dissident“ von ehedem, Klarstellung. Dr. Dr. Ernst Albrecht, Dormagen sondern sehr glücklich darüber bin, in der DDR auf- sähe die Dinge nicht anders als ich! Bald ins gewachsen zu sein. Rentnerdasein eintretend, will er sich dann par- Wolfgang Mäder möchte ich für seinen wichtigen Jeanette Berger, Stadecken-Elsheim tout mit mir zum Kaffee treffen und: Auch er hat Aufsatz zur Rolle der CDU in der DDR aufrichtig dan- jenem Autorenverband mittlerweile valet gesagt. ken und die Redaktion zu dessen Veröffentlichung Wir „RotFüchse“ von Rügen wünschen Euch auch Peter Löw, Mittweida beglückwünschen. Dadurch habe ich zum ersten in Zukunft eine zupackende Hand im sich weiter Mal in meinem politischen Leben so deutlich und verschärfenden Klassenkampf. Ich bin mir sicher, Hegel definierte das Problem der Moral einmal so: einprägsam die Sicht eines aufrichtigen Verbünde- daß immer mehr Menschen, welche grundsätz- Es genüge nicht, das Gute zu wollen, man müsse ten beim Aufbau der sozialistischen Gesellschaft lich Kritik am Kapitalismus üben, sich der einen auch wissen, was das Gute sei. in der DDR auf jene Probleme kennengelernt, wel- oder anderen Formation oder Abteilung der kom- Bei der BRD-Linken als Ganzes ist es fraglich, che bei der Verwirklichung unserer Blockpolitik zu munistischen oder sozialistischen Bewegung in ob sie immer weiß, was das Gute ist. Offenbar ist bewältigen waren. Die führende Partei trug für die Deutschland anschließen werden. Seit der Pariser sozialistische Moral heute selten zu finden. Ein- aufrichtige, kameradschaftliche und achtungsvolle Kommune, der Oktoberrevolution, dem Sieg über stige Ideale, Vorstellungen und Grundsätze wer- Zusammenarbeit mit ihren nicht-marxistischen die faschistische Barbarei und dem Aufbau eines den in faulen Kompromissen verraten und damit Seite 30 RotFuchs / Februar 2009

überflüssig. Sozialistische Grundsätze sind bei er gar nicht. Im Gegenteil: Die Überprüfung erfolgt schreiben: „Wie man revoluzzt und dabei noch der PDL angeblichen „Sachzwängen“ gewichen. nicht gegen, sondern mit der Methode von Marx Lampen putzt.“ Sie ist durch die von ihren Verantwortlichen ein- und Engels, die Lenin übernahm. Köhler vertraut Heute kann man sagen, nirgends in der Welt haben genommenen Positionen bereits so weit in den eben der marxistischen Weltanschauung. Er fürch- „Revoluzzer“ etwas zustandegebracht. Das sollte Kapitalismus involviert, daß sie ihn nicht ernsthaft tet ihre (Über-)Prüfung nicht. Der Marxismus wird uns zu denken geben. Walter Ruge, Potsdam bekämpfen will und kann. tagtäglich durch die Praxis überprüft. Vor jeder Wer meint, links zu wählen, genüge, und die PDL Ausgabe des Kommunistischen Manifests wurde Der Beitrag „Klassenkampf-Einmaleins“ von Walter nähme doch stark zu, irrt sich: Die Linkspartei ist zu ihren Lebzeiten durch die Verfasser ein Vorwort Ruge (Dezember-RF) hat mich angeregt, weitere zwar wählbar, aber den herrschenden Prinzipien in diesem Sinne geschrieben. Also bitte nichts Überlegungen anzustellen. Seiner klaren Einschät- unterworfen. Und in ihrem Programm steht nichts unterstellen, was gar nicht gesagt wurde. zung der sozialen Auseinandersetzungen unter heu- mehr von Abschaffung des Kapitalismus. Sie hat Herbert Münchow, Leipzig tigen Bedingungen stimme ich als Marxist zu. zwar viele ehemalige SED-Mitglieder, die es mit dem Heute wird von fast allen Medien zum Lesen ange- Sozialismus ernst meinen, in ihren Reihen – aber Ich möchte sagen, daß der Beitrag Klaus Steini- regt. Allerdings sollen die Menschen nicht zu Marx, wem nützt es, wenn sich die Partei ausdrücklich gers „Einspruch, Euer Ehren“ wie eine Erlösung auf Engels oder Lenin greifen. Aber auch gute Belle- von der DDR distanziert und diese verteufelt? mich wirkte. Ich wußte mit Dr. Köhlers „Novem- tristik ist selten in ihren Händen. Wer kennt heute Sandra Ludwig, Langenbernsdorf bergrübeleien“ einschließlich seiner sieben Tabus von den Jugendlichen noch Makarenkos „Der Weg streckenweise nichts anzufangen. Ich begann auch ins Leben“, Simonows „Man wird nicht als Soldat Gegenwärtig bin ich bemüht, meine politischen mit einer Antwort, wurde aber unsicher und unter- geboren“ oder Wolfs „Die Troika“? Lebenserfahrungen als 94jähriger in die Reihen ließ es. Die im Dezember-RF erhobenen Einwände Man muß mit den Kindern und Enkeln über die der PDL zu tragen. Deren Zusammensetzung stellen nun den wissenschaftlichen Sozialismus Inhalte sprechen und eigenes Erleben einfließen besitzt allerdings nicht mehr den Klassencharak- wieder vom Kopf auf die Füße. Das tat meinem lassen. Woher sollten sie sonst je etwas von den ter wie unsere vergangene Partei, die SED. Dort Gleichgewicht in Fragen der marxistisch-lenini- großen Leistungen beim Bau der Talsperre Sosa war der Klassenstandpunkt theoretisch begrün- stischen Revolutionstheorie gut. Überhaupt ist oder der Wasserleitung zur Maxhütte Unterwel- det. Es ging um gesellschaftliche Veränderungen die Dezemberausgabe von der Themenwahl und lenborn („Max braucht Wasser!“), des Braunkoh- durch einheitliches Handeln der Arbeiterklasse. der brillanten Darstellung der Inhalte wieder eine lenkombinats „Schwarze Pumpe“ oder der Rohr- Doch der zurückgekehrte Kapitalismus hat diese erbauliche und lehrhafte Lektüre. stoßbankanlage in Riesa erfahren? Ich denke, daß Einheit zerstört. Arno Reinhold, Schwerin man den heutigen Klassenkampf nur richtig erfas- Eine politische Orientierung der Linken im Sinne sen kann, wenn man die Leistungen vergangener der Erkenntnisse von Karl Marx „Das Volk ist der Herzlichen Dank an Dr. Franz Köhler für seine „Grü- Tage nicht außer acht läßt. Souverän“ sollte der richtige Weg sein. beleien“ im Novemberheft. Ich habe diesen Bei- Oberstleutnant a. D. Werner Franke, Meißen Kurt Neukirchen, Burghardtsdorf trag mit Gewinn gelesen. Meine Generation, die die DDR mit aufgebaut und als Soldat geschützt Ich danke für die Zuschrift von Wolfgang Mäder Vor einiger Zeit fand in Leipzig eine wissenschaftli- hat, wird immer darüber nachdenken, wo die Ursa- aus Neubrandenburg. Mir war nicht bekannt, daß che Fortbildungsveranstaltung in der Offizierheim- chen für das Ende der sozialistischen Staatlichkeit Angela Merkels Vater, Pfarrer Horst Kasner, aktiv gesellschaft der General-Olbricht-Kaserne statt. Das in Europa liegen. Jeder, der dazu einen öffentli- gegen den Mißbrauch der Kyritz-Ruppiner Heide Thema lautete: „Psychoreaktive Störungen nach chen Beitarg leistet, verdient Aufmerksamkeit und als Bombodrom aufgetreten ist. Wenn er noch Auslandseinsätzen und die Schnelldiagnostik bei Respekt, auch wenn nicht jede Bemerkung der lebt – was sagt er dann heute seiner Tochter, der angewandten psychotropen Mitteln“. Referent war Weisheit letzter Schluß ist. Kriegskanzlerin, zu den durch sie veranlaßten „Aus- Oberstarzt Dr. med. Karl-Heinz Biesold, Leiter der Es hilft nicht weiter, den Autor „knapp neben“ landseinsätzen“ der Bundeswehr? Abteilung VI B Psychiatrie und Psychotherapie im einen bürgerlichen Historiker zu stellen (Januar- Marianne Wuschko, Hoyerswerda Bundeswehrkrankenhaus Hamburg. Die Teilnahme RF). Verunglimpfung ist nie Teil einer sachlichen brachte zwei Punkte für das Fortbildungszertifikat. Diskussion. Dieter Meusel, Strausberg Tatort Bundestag: Nicht immer tagt er, wenn ich Einlader war Oberfeldarzt Honda. Wie man dem gerade Zeit habe, das Geschehen im Fernsehen gewählten Thema entnehmen kann, gehen die Wem nützt es? hatten alte Genossen uns mal zu zu verfolgen. Diesmal klappte es. Der Bericht war Auslandseinsätze der Bundeswehr für die daran fragen beigebracht, als sie uns das Abc des Mar- in mehrfacher Hinsicht informativ. FDP, Grüne und Beteiligten offenbar nicht so glimpflich ab, wie das xismus-Leninismus vermittelten. Eine prima Formel, Linkspartei schickten ihre Wortgewaltigen an die die Medien vorzuspiegeln suchen. die stets funktioniert hat und die ich noch heute Front. Sie kanzelten Merkel ab. Die saß auf der Klaus Pinkau, Leipzig anwende. Das trifft auch auf Franz Köhlers Beitrag Regierungsbank, versuchte mit trotzig-verächtli- zu. Wenn der RF alle späten Grübeleien und die cher Flappe abzuwehren, bekam nicht mit, daß ihr Ich warte jeden Monat mit Ungeduld auf die neue unterschiedlichsten Meinungen dazu veröffentli- Sessel zur Schulbank mutierte. Sie sollte nachsit- Ausgabe des RF und lese die Zeitschrift von chen wollte – mein lieber Mann –, da hätte er wohl zen, unter Aufsicht einen Aufsatz „Wenn ich einmal A bis Z. Die Aussagen vieler Artikel decken sich keinen Platz mehr für die überwiegend qualifizier- groß bin, möchte ich rein“ verfassen. Wir kennen mit meiner Erfahrung und geben mir Argumente ten Inhalte, die ja gerade sein klares politisches ja von Schröder, daß er am Zaun rüttelte. Als er für Gespräche. Ich habe als Diplomingenieur in Profil ausmachen. Bei aller Akzeptanz von Mei- dann drin war, wollte er wieder raus – in die Indu- Betrieben der Trikotagenindustrie auf dem Gebiet nungsstreit untereinander halte ich es für falsch strie, zum ganz großen Geld. Am Ende plauderte der Rationalisierung und des Einsatzes neuer und nutzlos, eher für „einfache“, aber knallharte Merkel gebärdenreich über Rettungsschirme, die Technik und Technologien gearbeitet. Es hat mir Genossen verwirrend, wenn so etwas im „Rot- sich als Knirpse aus dem Leihhaus entpuppten. Mit wahnsinnigen Spaß gemacht, in Zusammenarbeit Fuchs“ von Leuten ausgetragen werden muß, die Appellen will sie das Vertrauen in ein gescheiter- mit den jeweiligen Kollektiven moderne Methoden weiß Gott Besseres und Wichtigeres zu tun haben. tes Finanz- und Wirtschaftssystem wiederbeleben praktisch und mit Erfolg für eine immer effektivere Auch zu DDR-Zeiten hätte uns das keinen Schritt – ein Psychiater macht das auf der roten Couch Produktion zu realisieren. weitergebracht. besser. Kein Wort über die wahren Ursachen des Mein Mann ist griechischer Staatsbürger und lebt Klaus J. Hesse, Berlin grandiosen Desasters. Merkel schwieg auch zu seit 1964 in der DDR. Er hat seinen Berufswunsch den USA-Atombomben in der BRD. Immerhin ist realisieren können, studierte an der DHfK in Leipzig Im sehr eleganten „Einspruch, Euer Ehren“ stimmt sie ja deren Lagerverwalterin. und war bis zur Rente als Sportlehrer tätig. Jedes einfach alles. Vielleicht nur diese Ergänzung: Wirk- Dr. med. Siegfried Wiesner, Sternberg Jahr verbringen wir vier Monate in Griechenland, liche Revolutionen gehören der Vergangenheit an, vor allem in jenem Dorf, in welchem mein Mann was vielerorts dazu verleitet, sie zu sterilisieren, aus Wenn Showmaster Thomas Gottschalk und Polit- geboren wurde. ihnen einen Retortenvorgang zu machen, sie aus talkerin Maybrit Illner sich vom CDU-dominierten Wir vertreten beide standhaft unsere Meinung. Die ihrem lebendigen Umwelt in eine verstaubte Apo- ZDF einspannen lassen, mit tibetischen Kindern DDR war mit all ihren Mängeln und Schwachpunk- theke mit bewährten Rezepten, mit Pülverchen und Politik gegen die VR China zu machen, dann bin ten das Beste, was bisher auf deutschem Boden Präzisionswaagen zu verlagern. Das beschert uns ich darüber entsetzt, wie gutgläubige Fernsehzu- existiert hat. Ursula Jassonides, Chemnitz dann diese akademischen „zu früh“ und „zu spät“ schauer manipuliert werden. In der Sendung war oder die etwas anmaßenden Urteile wie „Scher- von Kindern aus dem Autonomen Gebiet Tibet die Richtig – es geht nicht um Tabus, sondern um benhaufen“. Wir sollten Revolutionen in erster Linie Rede, die von ihren Eltern auf einen Marsch ins Prinzipien. Aber die Prinzipien sind nicht vom Him- sorgfältig studieren, nicht guillotinieren. Ungewisse (zum Dalai Lama in Indien) geschickt mel gefallen. Und es gehört zu den Prinzipien der Eine Revolution kann vor allem deshalb nicht nach wurden, um „frei zu sein“. wissenschaftlichen Weltanschauung, daß Tabus „Rezept“ verlaufen, weil die andere Seite sie um Für Gottschalk, Illner & Co. gilt: Wes’ Geld ich gebrochen werden. Dies vorangestellt, halte ich jeden Preis verhindern will, sich – verständlicher- nehm’, des’ Lied ich sing’. die Interpretation der Überlegungen von Franz Köh- weise – vehement wehrt. Es geht ja um sehr viel, Hans-Dietrich Grundmann, ler durch Klaus Steiniger für falsch. Wenn Köhler sogar um alles. eine Überprüfung aller Thesen fordert, dann for- Erich Mühsam schrieb seinerzeit den „Revoluz- In letzter Zeit werden im „RotFuchs“ Beiträge dert er nichts Ehrenrühriges, sondern geht davon zer“ – ein großartiges Gedicht. Diesem schmeck- gedruckt, in denen ein „Revisionismus in militäri- aus, daß die allermeisten Thesen des Marxismus ten die Revolutionäre ebenfalls nicht. Daher zog schen Grundfragen“ bei den Führungskräften der sich bestätigen werden. An den Prinzipien rüttelt er sich zurück, um ein Buch mit dem Titel zu NVA vom Minister bis zum Stabsoffizier entdeckt RotFuchs / Februar 2009 Seite 31

wird, „mit dem der Konterrevolution Schneisen von seinen diesbezüglichen Meriten – so schlecht Basis inzwischen völlig egal. Das gehört mit zur geschlagen wurden“ (RF 127/Oberst a. D. Dr. nachgeforscht, daß er von uns in Bautzen und der Analyse unserer Niederlage, da die SED so ihre Dieter Hillebrenner – RF 131/Oberstleutnant a. D. Oberlausitz noch gar nichts weiß? Oder trifft die Glaubwürdigkeit bei den eigenen Mitgliedern und Günter Bartsch). Hier wird in unberechtigter Weise Unkenntnis gar auf den NPD-Mann Holger Apfel vielen Bürgern der DDR verlor. zwischen die „einfachen“ NVA-Angehörigen und zu? Wie dem auch sei: Es ist keine Schande, vom Pastoren und Rechtsanwälte, aber auch selbster- deren Führung ein Keil getrieben. Wenn die NVA Klassenfeind beobachtet zu werden. nannte Widerständler übernahmen unter Vormund- maßgeblich zur Erhaltung des Weltfriedens in Helge Tietze, Bautzen schaft der alten BRD-Eliten dann die Machtge- schwierigen Jahrzehnten beigetragen hat, dann staltung in der noch existenten DDR. Alles wurde mit ihren Generalen und Stabsoffizieren und nicht Der „RotFuchs“ ist mir zu einer unentbehrlichen nun marode geredet. Selbst einfache Arbeiter und ohne oder gar gegen sie. Günter Bartsch macht politischen Lektüre geworden. Er erscheint „pünkt- Angestellte legten mit Hand an, um ihren volks- den angeblichen plötzlichen „Bewußtseinseinbruch“ lich wie ein Maurer“ zu Monatsbeginn, was von eigenen Betrieben die Überlebensgrundlage zu bei den Führungskräften an der „Zustimmung zur einem äußerst harten Stück Arbeit des ehrenamtli- entziehen. Wie ehemals das DDR-Staatswappen unrühmlichen Vereidigung der NVA-Angehörigen chen Chefredakteurs und seiner Mitarbeiter zeugt. vom Palast der Republik gerissen wurde und die- nur wenige Wochen vor der Annexion der DDR“ Viele Beiträge erfreuen mich und finden meine ser jetzt selbst plattgemacht worden ist, so landete fest. Diese Vereidigung fand am 20. Juni 1990 statt, Zustimmung. Einige nicht. Dazu gehören solche ein Großteil des von uns unter Mühen Geschaf- also 10 Wochen vor dem Ende der DDR. Da war von Autoren, die sich heute – nach 19 Jahren! – fenen auf dem Müll. Den Menschen wurde die das Kräfteverhältnis in der Klassenauseinanderset- über Erscheinungen des Untergangs der DDR Arbeit genommen. Erst langsam und viel zu spät zung bereits völlig zuungunsten des Sozialismus äußern, obwohl man von ihnen zum Zeitpunkt die- gelangten etliche zu der Einsicht, daß Westgeld, gekippt, da hatte das Volk im Osten die CDU an ses bedauerlichen historischen Vorgangs weder Reisen in alle Länder, ein Überangebot an Waren, die Regierung gewählt, die Westmark war bereits etwas hörte noch lesen konnte. tolle Autos, bunte Fassaden etc. nicht die alleinige eingeführt, die Medien befanden sich längst unter Millionen ehemaliger DDR-Bürger hofften 1989 auf Glückseligkeit sind. Viele können sich doch jetzt westlicher Kontrolle. So stand ein Fahneneid auf Erklärungen dazu, was um sie herum passiert. Sie nicht mal so nebenbei eine Bahnfahrt Berlin–Ham- den Sozialismus nicht mehr auf der Tagesordnung, hofften vergebens. Die Obrigkeit in Partei, Regierung burg und zurück leisten. ob uns das im nachhinein gefällt oder nicht. und Armee schwieg sich aus. Man ließ uns unvor- Wir sollten uns von niemandem unsere DDR-Bio- Oberst a. D. Dr. Rolf Ziegenbein, Dresden bereitet ins Messer der lauernden Eroberer laufen. graphien streitig machen lassen. Wir mußten uns selbst ein Bild zurechtdeuten. Es Hans-Jürgen Dählk, Berlin Ich teile die Meinung der Genossen Günter Bartsch waren verständliche, aber leider falsche Hoffnun- und Heinz-Joachim Calvelage, möchte aber zu dem gen auf das Weiterbestehen eines verbesserten Die bevorstehenden „Jubiläen“ werden Anlaß sein, Artikel „Politische Naivität oder Bewußtseinsstö- Sozialismus. An die Anwendung militärischer Gewalt die Kinkelsche Delegitimierungsstrategie weiter rung?“ bemerken: Mich empört, daß sich Generale zur Erhaltung der DDR haben wir nicht gedacht. voranzutreiben. Da muß man einige Fragen stellen: der NVA gegenüber einem rechthaberischen NATO- Ich war 20 Jahre Mitglied der Kampfgruppen der Wer gehörte eigentlich zum „Unrechtsstaat“ DDR General und einem fragwürdigen Pfarrer bei der Arbeiterklasse. Als unsere Feinde betrachteten wir – die Staatsmacht und die SED, alle gesellschaft- Auflösung der DDR-Streitkräfte nicht durchgesetzt Diversanten, Saboteure, bewaffnete Eindringlinge lichen Organisationen oder gar sämtliche Bürge- haben und es zuließen, daß die Angehörigen der von außen in kleinen Gruppen, nicht aber DDR- rinnen und Bürger? Haben die Trümmerfrauen NVA ohne Fahnen- und Flaggenappell würdelos Oppositionelle. Auf eigene Bürger hätten wir nicht und die Neubauern, die Junglehrer und die ABF- und wie ehemalige Kriegsgefangene nach Hause geschossen. Dr. Günter Fischer, Berlin Studenten, die Hausgemeinschaften und alle hier geschickt wurden. nicht Genannten einen Unrechtsstaat aufgebaut Hier haben die verantwortlichen Generale total Das Feldbauer-Zitat im Januar-RF läßt mich die und getragen, ohne daß sie das erkannten? versagt. Sie hoben vor Lakaien des Gegners die Frage stellen: Was hat Genosse Dr. Klaus Steini- Wehren wir uns gegen Geschichtsfälschungen Hände. Anders kann ich ein solches Verhalten ger eigentlich getan, um ihn in dieser schroffen und einseitige Schuldzuweisungen! Lassen wir nicht beschreiben, egal, welche Schwierigkeiten Form des Opportunismus zu bezichtigen? Spielten uns nicht für dumm verkaufen und kleiner machen, bei der Abwicklung der NVA auch auftraten. Wie hier etwa nicht in Erfüllung gegangenes eigenes als wir sind! haben einige früher bei ernsthaften Problemen rea- Wunschdenken und verletzte Eitelkeit eine Rolle? Dr. Horst Parlow, Neubrandenburg giert, weil sie die Verbindung zum wahren Leben Ich habe es satt, mit Leuten umzugehen, die sich und zur Truppe längst verloren hatten? „Diskutie- trotz ihrer Lebensleistung und reichen Erfahrung Im Dezember strahlte „Phoenix“ den zweiten Teil ren Sie nicht – Genosse!“ hieß es dann. Wo war wie gekränkte Leberwürste aufführen. der Dokumentation „Setzen, sechs! – Schulge- schichten aus Deutschland“ unter dem Titel „Ver- in dieser Situation ihr Klassenstandpunkt, den sie Heinz-Joachim Maaßberg, Magdeburg paßte Chancen“ aus. Es war eindeutig, daß sich täglich von anderen gefordert haben. Es ist durch- diese Formulierung nur auf den westlichen Teil aus ehrenhaft, daß der größte Teil der Komman- Mit großer Verwunderung sah ich im Januar-RF das beziehen konnte, wie es auch von den Autoren deure aus der Arbeiterklasse kam. Doch das war Zitat von Gerhard Feldbauer. Was will dieser Mann zugegeben wurde. Man kam nicht umhin festzu- kein Privileg auf Lebenszeit. eigentlich? Dr. Steiniger Opportunismus vorzuwer- stellen, daß in der DDR das Recht auf gleiche Bil- Achim Blesse, Gera fen ist ja wohl das letzte an Geschmacklosigkeit. dung für alle durchgesetzt und deren einheitliches Opportunismus ist nach dem Duden „prinzipien- Schulsystem dem dreigliedrig-föderalen der BRD Mein Schwiegersohn tauchte vor Jahren mit dem loses Anpassen an die jeweilige Lage, Handeln deutlich überlegen war. „RotFuchs“ bei uns auf. Seit dieser Zeit sind wir nach Zweckmäßgikeit“. Das kann man ja dem RF Doch ohne Diffamierung des „Unrechtsstaates“ gemeinsam Leser. Es ist eine hervorragende Zei- wohl in keiner Weise nachsagen. wäre der Beitrag wohl nicht gesendet worden. tung, welche die eigene Haltung und Auffassung Ernst-Otto Christalle, Berlin Dafür stellte sich einmal mehr Katrin Saß, die es unterstützen und für die tägliche Arbeit in der GBM in der DDR aufgrund ihrer guten Ausbildung zu und bei den regelmäßig stattfindenden monat- Die Jugendbibliothek Gera ist unter einer neuen einer erfolgreichen Schauspielerin bringen konnte, lichen Gesprächen mit Schülern eine wertvolle Adresse „Werner-Petzold-Straße 17“ zu finden. zur Verfügung. Sie gab von sich, man habe für die Hilfe darstellt. Die künftig vollständig kostenfreie Ausleihe – Verwendung des Wortes „Russe“ statt „Sowjet- Eberhardt Steinhäuser, Görlitz unser Buchbestand ist mittlerweile auf etwa bürger“ hinter Gitter kommen können. Sie emp- 10 000 Bände angewachsen – oder die Einladung finde ein „Gruseln“, wenn sie „an die Aufmärsche Aus der „Freien Presse“ erfuhr ich, daß die Wettiner auf einen Kaffee dürfte den einen oder anderen der Blauhemden“ denke, geiferte Saß und stellte ihre „Restitutionsansprüche“ angemeldet haben Einwohner von Gera-Lusan dazu veranlassen, uns diese denen der Braunhemden in Nazideutsch- und Anfang 2009 über 1860 Kunstwerke, die sie während der Öffnungszeiten (Mittwoch von 16 bis land gleich. Ich kann mich nicht erinnern, daß die zurückhaben wollen, entschieden werden soll. 20 Uhr und Samstag von 14 bis 18 Uhr) zu besu- „Blauhemden“ jemals unter militaristischen oder Wenn diese Familie, die jahrhundertelang die Sach- chen. Jugendbibliothek Gera rassistischen Parolen „aufmarschiert“ wären. sen ausgebeutet und diese Reichtümer ergau- Sicher hat Katrin Saß auch an solchen Demon- nert hat, etwas aus dem Schatz des Freistaates Schon vor dem Herbst 1989 wurde berechtigte strationen teilgenommen, so daß sie es besser zurückbekommt, dann gründe ich eine Initiative, Kritik oft als unerwünschte „Fehlerdiskussion“ wissen müßte. die Restitutionsansprüche zum Volkseigentum der abgetan. Man steuerte Journalisten und hielt sie Ein anderer Befragter meinte, Arbeiter- und Bau- DDR anmeldet. dazu an, immer neue wirtschaftliche und politi- ernkinder hätten für die gleiche schulische Lei- Der sächsische Prinz verkündete im MDR-Fern- sche Erfolge zu vermelden, obwohl die Wirklichkeit stung in der Regel eine bessere Note als Kinder sehen: „Schließlich muß man ja von etwas leben.“ bereits ganz anders aussah. Offene und ehrliche aus anderen sozialen Schichten bekommen. Mir Ich auch! Werner Orzschig, Zwickau Meinungen wurden zunehmend negiert, während ist kein solcher Fall bekannt. die Führung Lobhudelei und Selbstbeweihräu- Die Diffamierungskampagne gegen die DDR wird Die im Dezember-RF reproduzierte Mitteilung des cherung betrieb. Doppelzüngige und karrieregeile sich dieses Jahr ins Maßlose steigern. Es kommt sächsischen Innenministers Dr. Buttolo ist recht Spitzenfunktionäre zwangen anderen, ohne Wider- darauf an, sich darauf einzustellen und dem Paroli aussagekräftig. Ich frage mich aber, warum er seine spruch zu dulden, ihre Parolen auf, von denen sie zu bieten. Ich bin fest davon überzeugt, daß der Beobachtungssucht auf die Dresdner Regionalgruppe nach 1989 auf einmal nichts mehr wissen wollten. „RotFuchs“ dabei eine unverzichtbare Rolle spie- des RF beschränkt. Es gibt nämlich noch andere Leute wie Schabowski & Co. sind die eigentlichen len wird. Michael Brix, Potsdam im Lande. Hat Buttolo als ehemaliges Kampfgrup- Übeltäter, die ihre Machtbefugnisse ohne Skrupel penmitglied – die „Sächsische Zeitung“ berichtete mißbrauchten. Ihnen war die Stimmung an der RotFuchs / Februar 2009 Seite 32

Das einzig wahre Licht am Ende des Tunnels Grafik: Klaus Parche

Der langjährige persönliche Mitarbeiter Am 13. Februar um 16.30 Uhr Der stellvertretende Vorsitzende des RF-Förder- des Staatsratsvorsitzenden und Buch- stellt Prof. Dr. Annelies Laschitza vereins Prof. Dr. Götz Dieckmann spricht am autor Prof. Dr. Herbert Graf spricht 24. Februar um 16 Uhr im Kulturhaus der Stadt ihr Buch „Die Liebknechts“ vor. am 18. Februar um 15 Uhr auf einer Bitterfeld-Wolfen (Ortsteil Wolfen), Puschkin- Veranstaltung der RF-Regionalgruppe Dazu lädt die RF-Regionalgruppe straße 3, über das Thema Rostock im Mehrgenerationenhaus, Berlin Mitglieder, Leser und Der 90. Jahrestag der Ermordung von Karl Maxim-Gorki-Str. 52, über das Thema Liebknecht und Rosa Luxemburg, die Nieder- Interessenten in die Begegnungs- lage der Novemberrevolution und die Schluß- Die DDR von 1949 bis 1971 – stätte der Volkssolidarität, folgerungen für den Kampf aller linken Kräfte Neues über Walter Ulbricht Torstraße 203–205, herzlich ein. in der Gegenwart

IMPRESSUM Der im Februar 1998 gegründete „RotFuchs“ ist eine von Parteien unabhängige kommunistisch-sozialistische Zeitschrift. Herausgeber: Künstlerische Mitarbeit: „RotFuchs“-Förderverein e.V. Autorenkreis: Dr. Klaus Huhn Karlheinz Effenberger, Dr. Matin Baraki Dr. Hans-Dieter Krüger Heinz Herresbach, Klaus Parche, Chefredakteur: Rolf Berthold Rudi Kurz Heinrich Ruynat Dr. Klaus Steiniger (V.i.S.d.P.) Dr. Manfred Böttcher Prof. Dr. Hans Lutter Versand und Vertrieb: Rheinsteinstraße 10, 10318 Berlin Dr. Vera Butler (Melbourne) Wolfgang Mäder Armin Neumann / Karin Dockhorn Anna-Louisa-Karsch-Straße 3, 10178 Berlin Tel. 030/561 34 04 Wolfgang Clausner Bruno Mahlow Fax 030/56 49 39 65 Tel. 030/2 41 26 73 (Dockhorn) Prof. Dr. Götz Dieckmann Dr. Bernhard Majorow [email protected] Mail: [email protected] Dr. Rudolf Dix Wolfgang Metzger oder Sonja Brendel (Redaktionsadresse) Ralph Dobrawa Prof. Dr. Harry Milke Tel. 030/5 12 93 18 Sekretärin: Karin Mory Dieter Fechner Frank Mühlefeldt Bruni Büdler, Hans Ludwig, Harry Schreyer, Peter Barth u. v. a. m. Dr. Peter Fisch Sokrates Papadopoulos (Thessaloniki) Layout: Rüdiger Metzler, Finanzen: Jürgen Thiele Egon Schansker Bernd Fischer Richard Georg Richter Wartenberger Str. 44, 13053 Berlin Peter Franz Prof. Dr. Werner Roß Herstellung: Druckerei Bunter Hund Tel. 030/981 56 74 Günter Freyer Walter Ruge Unser Konto: Internet: www.rotfuchs.net Prof. Dr. Georg Grasnick Karl Schlimme „RotFuchs“-Förderverein Internet-Präsentation und akusti- Dr. Ernst Heinz Gerhard Schmidt Kto-Nr.: 2 143 031 400 sche Ausgabe (für Sehbehinderte): Dr. Dieter Hillebrenner Prof. Dr. Horst Schneider Berliner Sparkasse BLZ: 100 500 00 Sylvia Feldbinder Manfred Hocke Joachim Spitzner Prof. Dr. Hans Heinz Holz Fritz Teppich Für Einzahler im Ausland Redaktionsschluß ist jeweils IBAN: DE 27 1005 0000 0220 1607 59 Hans Horn Dr.-Ing. Peter Tichauer der 10. des Monats. BIC: BELADEBEXXX Die Mitarbeit weiterer Autoren ist erwünscht. Die in namentlich gezeichneten Beiträgen zum Ausdruck gebrachten Auffassungen müssen nicht immer mit denen der Redaktion übereinstimmen.