Das Schweizerische Verlagswesen : Eine Geschichte Kleiner Verlage

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Das Schweizerische Verlagswesen : Eine Geschichte Kleiner Verlage Das schweizerische Verlagswesen : eine Geschichte kleiner Verlage Autor(en): Oprecht, Peter Objekttyp: Article Zeitschrift: Medienwissenschaft Schweiz = Science des mass média Suisse Band (Jahr): - (1994) Heft 1 PDF erstellt am: 04.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-790837 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind. Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch Peter Oprecht Das Schweizerische Verlagswesen - eine Geschichte kleiner Verlage Der ehemalige Präsident des Schweizerischen Buchhändler- und Verleger-Verbands SBW skizziert in seinem Beitrag detail- und kenntnisreich die Geschichte des Schweizerischen Verlagswesens, stellt sich die Frage, was denn ein «Kleinverlag» überhaupt ist, diskutiert dessen Vor- und Nachteile undformuliert einige Anregungen zur Verbesserung der Lage der schweizerischen Kleinverlage. 1. Die Schweiz ist ein Land der Kleinverlage die auch den Romands so grosse Probleme bringt: Die Schriftsprache ist nicht nur für die Französischsprachigen Ein Vergleich schweizerischer Buchverlage mit Buchverlagen eine Sprache, die wohl überall verstanden, im täglichen im Ausland macht deutlich, dass die überwiegende Umgang aber nicht benützt wird, sondern auch für die Zahl der schweizerischen Buchverlage vom Umsatz und Schulkinder, die die Schriftsprache wie eine Fremdsprache von der Zahl der veröffentlichten Titel, aber auch vom erlernen müssen. Die von Martin Luther eingeführte Eigenkapital her gesehen als «Kleinverlage» eingestuft werden sächsische Kanzleisprache hat sich im Gegensatz zu müssen. Es gibt in der Schweiz keine Buchverlagskonzerne, - Frankreich oder Italien, wo heute weitgehend eine Sprache wie sie in Deutschland, in Frankreich, in Italien, Gültigkeit hat in der Schweiz nie so durchgesetzt, vor allem aber in Grossbritannien und den Vereinigten - dass sie die Mundarten verdrängt hätte. Ein Buch in Staaten von Nordamerika, sowie in Spanien mit Einbezug einem der Deutschschweizer Dialekte wird aber nicht in der Südamerikas zu finden sind. ganzen deutschsprachigen Schweiz «verstanden» Verschiedene Ursachen haben zu diesem Erscheinungsbild (ausgenommen vielleicht bemdeutsche Veröffentlichungen, da geführt: hier die «Heimweh-Berner» eine Ausnahme bilden), was wiederum eine Veröffentlichung sehr erschwert. Von der Bevölkerung her gesehen, zählt die Schweiz im Vergleich zu den umliegenden Staaten, aber auch weltweit, Dei französischsprachige Schweiz kennt bei den zu den Kleinstaaten. 1990 lebten 6.87 Millionen Buchverlagen ebenfalls keine «grossen» Verlage, hier kommt Einwohner in der Schweiz, davon waren 1.18 Millionen die Marktmacht der Verlage in Frankreich voll zum Zuge Ausländer, die aus den verschiedensten Kulturkreisen - eine Situation, wie sie auch der französischsprachige herstammten, die zudem aber auch vielfach nicht eine der Teil Belgiens, die kanadische Provinz Québec und das drei Amtssprachen verwenden, sondern ihre eigene, was französichsprachig dominierte Afrika kennen. wiederum die Absatzmöglichkeiten der schweizerischen Das Schulwesen ist eine Angelegenheit der Kantone, es Buchverlage erschwert gibt daher 26 verschiedene Erziehungsdirektionen, die Die Zugehörigkeit der Schweiz zu drei Kulturkreisen ist sehr darauf achten, dass die Eidgenossenschaft hier nicht ein weiteres Hindernis für die Buchverlage, denn die fran- eingreift - sie darf höchstens zahlen -, was wiederum die zösischsprachige Schweiz richtet sich weitgehend nach Tätigkeit der Buchverlage einschränkt. Zudem - als Frankreich aus, das zudem seit Louis XIV eine sehr zen- Überbleibsel der Auseinandersetzung zwischen Radikalen und tralistische Kulturpolitik verfolgt. Die deutschsprachige Konservativen im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts und Schweiz ist weitgehend auf die Buchproduktion aus des «Kulturkampfes» Mitte des vergangenen Jahrhunderts Deutschland und - zu einem weit geringeren Teil - aus - sind in den protestantischen Kantonen kantonale Österreich angewiesen. Der Wegfall der Verlage in der Lehrmittelverlage geschaffen worden, die eine Politik im Deutschen Demokratischen Republik hat auch hier eine Bereiche der Schulbücher betreiben, wie sie sonst eigentlich gewisse zusätzliche Bezugsmöglichkeit ausserhalb der nur in den sozialistischen Staaten und in einigen Bundesrepublik Deutschland ausgeschaltet. Die Entwicklungsländern anzutreffen war und ist. Von Buchverlage in der deutschsprachigen Schweiz können den Lehrmittelfreiheit kann hier kaum gesprochen werden - die Bedarf nicht abdecken, ausgenommen in Zeiten, da die privaten schweizerischen Lehrmittelverlage haben sich daher deutschen Verlage Bücher herausgeben, die dem auf die Herausgabe von Schulbüchern für die zweite schweizerischen Denken nicht entsprechen, wie dies von 1933 an Sekundarstufe und die Berufsschulen festgelegt, ein Bereich, bis etwa 1952 der Fall war. Die Verlage in der den die staatlichen Lehrmittelverlage kaum bearbeiten. italienischsprachigen Schweiz sind nicht nur der Vormachtstellung In diesem Umfeld ist es nie gelungen, eigentliche der italienischen Medienkonzerne schonungslos «Grossverlage» oder gar «Verlagskonzerne» aufzubauen der ausgeliefert, es fehlt hier auch ein eigentliches Vertriebssystem - einheimische Markt ist zu klein und die Bemühungen, in Italien, das die verschiedenen staatlichen sich im gleichsprachigen Ausland durchzusetzen, bedingen Erschwernisse überspielen und ausräumen könnte. viel Geld und sehr genaue Kenntnisse des möglichen Ein weiteres Hindernis ist für die Buchverlage in der Absatzgebietes. deutschsprachigen Schweiz die Vielzahl der Mundarten, SGKM 1/1994 17 2. Zur Geschichte des Verlagswesens rich aus der Mitgliederliste des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig gestrichen wurde, wurde Die Geschichte des schweizerischen Verlagswesens ist die Max Rascher Verlag AG gegründet. Hier ist beizufügen, geprägt von dieser Lage, denn schon zu Beginn des dass die Mitgliedschaft im Schweizerischen Buchdruckes in der Schweiz mussten die Drucker, die gleichzeitig Buchhändler-Verein, gegründet 1849, von 1888 an auf der Verleger und Buchhändler waren, sich bemühen, Voraussetzung beruhte, dem Börsenverein der Deutschen ihre Werke im Ausland zu verkaufen. Die von ihnen Buchhändler zu Leipzig als Mitglied anzugehören. Einzig veröffentlichten Titel erreichten eine Stückzahl, die mit die Mitglieder des Schweizerischen Buchhändler-Vereins heutigen Auflagen als «klein» bezeichnet werden müssen, in der französischsprachigen Schweiz waren von dieser aber die Zahl der Leserinnen und Leser war natürlich Zwangsmitgliedschaft ausgenommen. Erst 1922 wurde ebenfalls bedeutend geringer, was bei einer Bevölkerung diese Bestimmung aufgehoben. Es lag daher die Gefahr um 1500 von etwa 600'000 nicht überraschen kann. durchaus in der Luft, dass die Buchhandlung und der Auflagen von 1*000 Exemplaren gelten daher schon als Verlag Rascher wegen ihren Veröffentlichungen aus dem Erfolg, es gibt hier höchstens Streitschriften, die auf eine Börsenverein der Deutschen Buchhändler ausgeschlossen grössere Zahl kamen. Anderseits hat die politische würden. Entwicklung in Europa im Zeichen der Religionskriege vor allem den Verlagen und Druckern in der französischsprachigen Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Überwindung Schweiz deutliche Vorteile gebracht, die auch in der sich daran anschliessenden Wirtschaftskrise Genf, in Lausanne, in Neuchätel und in Yverdon ausgenutzt beherrschten die deutschen Verlage erneut auch den wurden. Buchmarkt in der Schweiz - die Schweizer Buchverleger sanken wieder auf den Stand ab, den die deutschen Die Zeit der Auflclärung brachte eine gewisse Belebung Buchhändler etwas hämisch als «Provinzverleger» bezeichneten der Buchverlage, vor allem in Zürich mit Bodmer, Gess- und auch heute noch gerne hinter vorgehaltener Hand ner, Breitinger und Lavater, aber selbst dies führte nicht bezeichnen. zur Schaffung von eigentlichen «Grossverlagen». Wie weit hier der Protestantismus mit seiner Nüchternheit Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten mitgeholfen hat, Schranken zu schaffen, müsste noch näher 1933 im Deutschen Reiche und vor allem der Ausbruch untersucht werden. Der Wegfall des Zunftwesens nach des Zweiten Weltkrieges führte zur «Stemstunde des 1798 brachte eine Ausweitung der Zahl der Verlage, aber Schweizer Verlagsschaffens», wie sie Willy Rotzler auch hier galt «small is beautiful». bezeichnete: Der Wettbewerb mit den
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