SPD – 04. WP Fraktionssitzung: 05. 03. 1963

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5. März 1963: Fraktionssitzung

AdsD, SPD-BT-Fraktion 4. WP, Ord. 8. 1. 63 – 23. 4. 63 (alt 1033, neu 9). Überschrift: »Protokoll der Fraktionssitzung am Dienstag, d. 5. 3. 1963, 15.00 Uhr«. Anwesend: 163 Abgeordnete. Prot.: Scheele. Zeit: 15.15 – 18.15 Uhr.

Zu Beginn der Sitzung begrüßte den anstelle des verstorbenen Ge- nossen Altmaier in den nachgerückten Genossen Gerhard Flämig.1 Danach beglückwünschte er die Berliner Abgeordneten zu ihrem großartigen Wahl- erfolg2 und kündigte für die nächste in Berlin stattfindende Fraktionssitzung eine Stel- lungnahme Willy Brandts dazu an.3 Die Tagesordnung wurde angenommen. Zu 1) Politischer Bericht. Zunächst berichtet über die unter dem Vorsitz von Erich Ollenhauer stattgefundene Zusammenkunft der Parteivorsitzenden der Sozialistischen Internatio- nale am 23. und 24. 2. in Brüssel.4 Thema dieser Konferenz war der Beitritt Großbri- tanniens zur EWG bzw. die Situation nach dem Scheitern der Beitrittsverhandlungen. Auf dieser Konferenz berichtete der belgische Außenminister5 einführend über die Beitrittsverhandlungen Englands zur EWG und schilderte die Lage nach dem Scheitern dieser Verhandlungen sehr pessimistisch.6 Der österreichische Außenminister Kreisky7 erläuterte den Standpunkt der EFTA-Länder, wobei er besonders darauf hinwies, daß durch das Bestehen zweier Wirtschaftsgruppen in Europa ein Wirtschaftskrieg zwi- schen diesen beiden Gruppen unbedingt vermieden werden müsse. Dänemarks Au- ßenminister Haekkerup8 erläuterte den Standpunkt der skandinavischen Länder und hob besonders hervor, daß auch de Gaulle einsehen müsse, daß Europa nicht ohne die USA zu verteidigen sei. Der außenpolitische Sprecher der Labour-Party Walker9 be- zeichnete das Scheitern der Verhandlungen nicht als ein Verhängnis. Es haben doch zu große sachliche Gegensätze bestanden, als daß die Krise nur durch die Pressekonferenz de Gaulles10 ausgelöst sei. Er sprach sich für eine Reaktivierung der EFTA aus und

1 Flämig war zum 15. 2. 1963 in den Bundestag eingetreten. 2 Bei den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus am 17. 2. 1963 errang die SPD mit 61,9% der Stimmen (1958 52,6%) einen großen Erfolg. Die CDU erhielt nur mehr 28,9% (1958 noch 37,7%), die FDP erreichte 7,9% (1958 3,8%), die SED 1,3% (1958 1,9%). Vgl. AdG 1963, S. 10427. 3 Vgl. Nr. 55. 4 Vgl. zum folgenden auch Wehners Bericht in: »Sitzung des Präsidiums am 4. 3. 1963«, AdsD, Präsidi- um. Vom 8. Januar 1962 bis 8. Juli 1963, der zum Teil ergänzende Informationen enthält sowie Ollenhauers Mitteilungen über Gespräche mit Guy Mollet und anderen SFIO-Politikern am Rande der Tagung. 5 Paul-Henri Spaak (1899-1972), Sozialistische Partei, 1957-1961 Generalsekretär der NATO, belgi- scher Außenminister 1954-1957 und 1961-1966, stellv. Ministerpräsident 1961-1965. 6 Vgl. dazu auch die Dokumentation, die von Außenminister Spaak am 6. 2. 1963 der belgischen Ab- geordnetenkammer vorgelegt worden war; Auszüge in AdG 1963, S. 10408 f. 7 Bruno Kreisky – vgl. Nr. 26, Anm. 16 – (SPÖ), 1959-1966 österreichischer Außenminister. 8 Per Haekkerup (geb. 1915), Sozialdemokrat, dänischer Außenminister 1962-1966. 9 Patrick Gordon Walker, Labour-Party, in dem sog. Schattenkabinett Harold Wilsons »Minister« für Äußeres. 10 Vgl. Nr. 43, bes. Anm. 4.

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vertrat den Standpunkt, die Einigung Europas müsse innerhalb der NATO forciert werden. Herbert Wehner selbst sprach dann über den deutsch-französischen Vertrag. Er erläu- terte zunächst den Standpunkt der Partei zu diesem Vertragswerk und versuchte, die Zweifel an der deutschen Haltung, die durch das zufällige Zusammentreffen des Ver- trages mit der EWG-Krise entstanden waren, zu widerlegen. Spannungen zwischen Deutschland und den USA bedeuten zunächst eine Gefahr für Deutschland. Darüber hinaus aber für ganz Europa. Er befürwortete multilaterale Verträge auch mit weiteren Ländern. In späteren Gesprächen mit Vertretern der kleineren Länder wurde ihm ins- besondere von den Holländern versichert, sie seien nunmehr über die deutsche Haltung beruhigt. Herbert Wehner gab der Fraktion dann noch einen kurzen Abriß über die sich an die einzelnen Referate anschließende Diskussion, wobei noch einmal die Problematik des deutsch-französischen Vertrages und das Scheitern der Beitrittsverhandlungen Eng- lands zur EWG ausgiebig besprochen wurden. Man war sich einig darüber, daß die Bestrebungen um den Beitritt Großbritanniens zur EWG grundsätzlich fortgesetzt werden müßten und die Kluft keinesfalls noch vertieft werden dürfe. Der österreichi- sche Vizekanzler Pittermann11 hob noch besonders hervor, daß aus der Sicht der Nähe des Eisernen Vorhanges agrarpolitische Probleme nur eine zweitrangige Bedeutung hätten. Meinungsverschiedenheiten über den Sachverhalt klangen nur zwischen dem belgischen Außenminister Spaak und den Vertretern der Labour-Party an. Einigkeit bestand auch darüber, daß unter der starren Haltung de Gaulles die jungen afrikani- schen Länder nicht leiden dürfen.12 Der Franzose G. Mollet regte eine weitere Sitzung am 14. 3. über den deutsch-französischen Vertrag an.13 Nachdem Erich Ollenhauer Herbert Wehner für seine Ausführungen gedankt hatte, forderte Harri Bading Maßnahmen, die ein Absinken des Handels mit den EFTA- Ländern zugunsten der EWG-Länder verhindern sollten. Franz Marx fragte Herbert Wehner nach der Haltung der französischen Sozialisten zum deutsch-französischen Vertrag, worauf Herbert Wehner erwiderte, daß die franzö- sischen Sozialisten nach vorheriger Abstimmung mit den deutschen Genossen wahr- scheinlich ablehnen würden. Als nächster berichtete über seine Reise nach London, seine Gespräche mit dem britischen Premierminister Macmillan14, mehreren Kabinettsmitgliedern, den

11 Bruno Pittermann (1905-1983), Parteivors. der SPÖ 1957-1967, österreichischer Vizekanzler 1957- 1966, 1964-1976 Vors. der Sozialistischen Internationale. 12 Bezog sich auf den Assoziierungsvertrag zwischen der EWG und 18 afrikanischen Staaten, der am 20. 12. 1962 paraphiert worden war und der am 19. 3. 1963 unterzeichnet werden sollte. Die Nieder- lande und Italien hatten Ende Februar 1963 erklärt, sie würden das Abkommen nicht unterzeichnen. Italien begründete das mit verfassungsrechtlichen Problemen, die Niederlande mit dem Argument einer Diskriminierung der nicht französisch sprechenden afrikanischen Staaten. Vgl. AdG 1962, S. 10320 und 1963, S. 10343, 10439 f. 13 Zu der Tagung der Vertreter der sozialistischen Parteien aus der EWG am 14. 3. 1963 in Brüssel, an der für die SPD Ollenhauer und Wehner teilnahmen, vgl. Tatsachen/Argumente, Sonderausg. III, März 1963. 14 Zum Inhalt von Erlers Gesprächen in London vgl. auch SOELL, Erler I, S. 448 und 680, Anm. 533 sowie Erlers Bericht in: »Sitzung des Präsidiums am 4. 3. 1963«, AdsD, Präsidium vom 8. Januar 1962 bis 8. Juli 1963 sowie SPD-Pressemitteilungen Nr. 73/63 vom 28. 2. 1963.

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Freunden der Labour-Party, insbesondere Harold Wilson15 und Walker sowie mit 50 Mitgliedern des Ausschusses über Außenpolitik und Verteidigung.16 Drei Fragen stan- den bei den Besprechungen im Vordergrund: 1. Was soll aus Europa nach dem Scheitern der Brüsseler Verhandlungen werden? Nachdem noch besonders bei den Konservativen eine gewisse Enttäuschung vor- herrscht, hat die Haltung de Gaulles bei einigen Labour-Abgeordneten eine Wandlung der Einstellung zugunsten der EWG bewirkt. Ein fertiges Konzept für die Europa- Politik ist jedoch bei den Engländern noch nicht vorhanden. 2. Was kann man tun, um die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit anderen Gemein- schaften zu forcieren. Dabei kann man zunächst an eine Vertiefung der Handelsbezie- hungen zu Amerika denken. Andere Möglichkeiten zur Zusammenarbeit bieten sich an im Rahmen der OECD17 und der WEU18, obwohl Frankreich dort wohl kaum Zuge- ständnisse machen wird, die es an anderer Stelle abgelehnt hatte. Bezüglich des deutsch- französischen Vertrages wurde keine Empfehlung zur Ablehnung ausgesprochen, je- doch wird zu diesem Vertrag eine weitere politische Umgebung für erforderlich gehal- ten. 3. Bezüglich der Verteidigungspolitik wird eine saubere Zusammenarbeit im Rahmen der NATO gefordert. Vor allem die Labour-Politiker treten für eine Stärkung der Alli- anz unter Verzicht Englands auf eigene Atomwaffen ein. Lediglich die Konservativen hängen noch einigen Weltmachtvorstellungen nach. Sie befürchten, daß die Amerikaner die Europäer als Fußvolk betrachten, angesichts der Stärke der amerikanischen Fuß- truppen in Europa ein unhaltbares Argument. Der neue Vorsitzende der Labour-Party Wilson19 erklärte ausdrücklich, daß er sich nicht für eine Anerkennung der DDR ausgesprochen habe20 und sich auch nicht dafür aussprechen werde. Er wiederholte seine bei seinem Berlin-Besuch gemachten Ausfüh- rungen, wonach Truppen der Westmächte in Westberlin bleiben müssen, die Freiheit der Berliner erhalten bleiben müsse, die Zugangswege von und nach Berlin gesichert sein müssen und die Lebensfähigkeit der Stadt garantiert sein müsse.21 Da zur Zeit etwa 90% des Zuganges zu Land und zu Wasser unter der Kontrolle Ulbrichts22 stände,

15 J. Harold Wilson (geb. 1916), seit 14. 2. 1963 Vors. der Labour-Party und Oppositionsführer, 1947- 1951 britischer Handelsminister, 1964-1970 und 1974-1976 Premierminister. 16 Gemeint ist die Arbeitsgruppe der Labour-Fraktion im britischen Unterhaus für Außenpolitik und Verteidigung. 17 Organization for Economic Cooperation and Development (Organisation für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung), Sitz Paris. Ihr gehörten neben den west- und südeuropäischen Staaten noch die Türkei, die USA, Kanada und Japan an. 18 Westeuropäische Union, ein Beistandspakt der NATO-Länder Frankreich, Bundesrepublik Deutschland, Italien, Belgien, Niederlande, Luxemburg und Großbritannien. Der Pakt war am 23. 10. 1954 geschlossen worden und am 6. 5. 1955 in Kraft getreten. 19 Wilson war erst am 14. 2. 1963 zum Nachfolger für den am 18. 1. 1963 verstorbenen Hugh Gaitskell gewählt worden. Vgl. AdG 1963, S. 10429. 20 In einer Rede vor der Universität in Cardiff am 22. 2. 1963 hatte Wilson nach Agenturmeldungen und Presseberichten erklärt, man könne an eine de facto-Anerkennung der DDR denken. Vgl. AdG 1963, S. 10438 und DOKUMENTE ZUR DEUTSCHLANDPOLITIK IV, 9, 1. Hbd., S. 149 mit dem Kommentar Wehners. 21 Wilson hatte als Schatten-Außenminister der Labour Party Ende Juni 1962 Berlin besucht. Vgl. BRANDT, Begegnungen und Einsichten, S. 202. Gegenüber Erler bezog sich Wilson besonders auf seine Rede im Unterhaus vom 5. 7. 1962. Vgl. SPD-Pressemitteilungen Nr. 73/63 vom 28. 2. 1963. 22 Walter Ulbricht – vgl. Nr. 1, Anm. 34 – 1. Sekretär des Zentralkomitees der SED und Vors. des Staatsrates der DDR, galt als der Machthaber der DDR.

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bedeutet eine Unterstellung der Zufahrtswege unter internationale Kontrolle eine Ver- ringerung der Machtbefugnisse Ulbrichts. Zur Frage der Oder-Neiße-Linie erklärte er, daß diese gerade von Frankreich als eine bestehende Tatsache hingenommen würde.23 Das Problem der Oder-Neiße-Linie ist ein gesamtdeutsches Problem, was nicht mit der Berlin-Frage verbunden werden kann. Weitere Besprechungen zwischen Labour-Politikern und Sozialdemokraten sind vorge- sehen. In diesem Zusammenhang kündigte Wilson einen Besuch in Deutschland an. In der sich nun anschließenden Aussprache zu dem Bericht von Fritz Erler begrüßte Kurt Mattick die klare Stellungnahme Wilsons zum Berlin-Problem. Er wies darauf hin, daß im Bericht des Bundesministers für Wirtschaft Berlin in den Statistiken als sonstiges Ausland bezeichnet wird.24 Erich Ollenhauer kündigte an, daß darüber noch zu reden sei. Karl Mommer stellte die Frage, ob die Deutschen in den Augen der Labour-Party tatsächlich als Nationalisten gelten würden, wenn sie den deutsch-französischen Ver- trag ablehnten, wie Fritz Erler in seinem Bericht ausgeführt hatte. Weiter wies Karl Mommer darauf hin, daß England uns häufig eine Abfindung mit der deutschen Teilung empfohlen hatte. Dies sei aber ein Punkt, der gegen unsere Ehre ginge und über den wir unter keinen Umständen mit uns reden ließen. Fritz Erler erwiderte darauf, daß in England zwar ein gewisser Trend bestände, sich mit der deutschen Teilung abzufinden, Harold Wilson jedoch nicht dazu gehöre, son- dern er auf der Wiedervereinigung Deutschlands bei freien Wahlen bestände. Zum Problem des Nationalismus erklärte er, daß man den Franzosen in dieser Hinsicht eine ganze Menge mehr nachsehen würde als uns Deutschen. Zu 2) Spiegel-Bericht. berichtet, daß seitens der SPD-Fraktion ein Bericht über die Behandlung der Spiegel-Affäre fertiggestellt worden sei, der bestehend aus vier Teilen: Einleitung, Zeittafel, Gegenüberstellung der verschiedenen amtlichen Darstellungen und Schluß- folgerungen, sehr umfangreich geworden sei. Nach einer redaktionellen Überarbeitung kündigte er die Übergabe des Berichtes an die Presse für den kommenden Montag an.25 Abschließend bedankte er sich bei allen den Genossen, die durch ihren großartigen Einsatz mitgeholfen haben, diesen Bericht zu erstellen. Ernst Paul regte an, diesen Bericht auch der ausländischen Presse zu übergeben, was von Erich Ollenhauer zugesichert wurde. Zu 3) Vorbereitung der Plenarsitzungen. Karl Mommer erläutert die vom Ältestenrat beschlossene Tagesordnung für die Plenar- sitzungen am 6. und 8. März 1963. Zu Punkt 8 dieser Tagesordnung (Unfallversichungs-Neuregelungsgesetz) erläuterte Ernst Schellenberg die im Rahmen einer interfraktionellen Vereinbarung beschlossene

23 Wilson hatte sowohl in der Rede im Unterhaus am 5. 7. 1962 wie in Cardiff am 28. 12. 1963 die Be- reitschaft des Westens angedeutet, die Grenzen mit Polen und der Tschechoslowakei anzuerkennen. Vgl. AdG 1963, S. 10438, SPD-Pressemitteilungen Nr. 73/63 vom 28. 2. 1963. 24 In dem am 28. 1. 1963 erstmals vom BMWi vorgelegten »Bericht über die Entwicklung der Wirt- schaft im Jahre 1962 und die Aussichten für 1963« wurde Berlin unter »übrige Welt« aufgeführt; sie- he den Abdruck in BT Anl. 83, Drs. IV/1010 (S. 26); vgl. AdG 1963, S. 10438 f. 25 Der Bericht der SPD-Bundestagsfraktion über die Behandlung der Spiegel-Affäre durch die Bundes- regierung wurde am 11. 3. 1963 veröffentlicht. Ein Auszug bei SEIFERT, Spiegel-Affäre I, S. 539-549.

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neue Unfallversicherungsregelung für Abgeordnete.26 Zur Neuorganisation der Unfall- versicherungsträger wies er auf eine interfraktionelle Entschließung hin, wonach bis zum 31. 12. ein Gesetzentwurf über die Neuorganisation vorzulegen sei.27 Zu diesem Punkt äußern sich weiter Oskar Matzner, Karl Mommer und Fritz Erler, Werner Jacobi, Holger Börner, und auch Ernst Schellenberg griff häufig in die Diskussion ein. Heinz Frehsee begründet einen Änderungs- und einen Entschließungsantrag, dem die Grundgedanken des landwirtschaftlichen Sozialplanes zugrunde liegen. Beide Anträge werden von der Fraktion angenommen.28 Clara Döhring kündigt einen Antrag, der eine Entschädigung mißgeborener Kinder vorsieht, an und begründet ihn. Er wird ebenfalls von der Fraktion angenommen.29 Der zu Punkt 13 der Tagesordnung von der SPD eingebrachte Gesetzentwurf wird von Gerhard Koch vertreten.30 Zu dem zu Punkt 16 von der CDU/CSU eingebrachten Entwurf gibt Walter Seuffert eine kurze Stellungnahme ab und bittet, falls dieser Punkt nicht am Mittwoch behandelt werden kann, eine Verschiebung auf die nächste Woche zu beantragen.31 Den zu Punkt 17 a der TO von der SPD eingebrachten Gesetzentwurf wird Werner Jacobi im Plenum be- gründen.32 Zu dem zu Punkt 17 b der TO von der CDU/CSU und FDP eingebrachten Gesetz- entwurf wird die Gen. Berger-Heise, die hier zunächst einen kurzen Überblick über die Entwicklung dieses Gesetzentwurfes abgibt, eine Stellungnahme der SPD-Fraktion im Plenum abgeben. Die Fraktion ist damit einverstanden.33 Zu Punkt 18 der TO ist ein Gesetzentwurf der FDP über die Abschaffung der Bauland- steuer C vorgesehen.34 Margarete Berger-Heise schlägt zunächst eine Überweisung an den zuständigen Ausschuß ohne Debatte vor. Nach einer kurzen Diskussion, an der sich Werner Jacobi, Gerhard Jahn, M. Berger-Heise, H. Bauer und P. Blachstein beteiligen, die teilweise anderer Meinung sind, schlägt H. Deist eine einstimmige Ab- setzung, bis sich die Fraktion mit diesem Entwurf befassen konnte, vor. Dieser Antrag wird von der Fraktion angenommen.

26 Siehe den gemeinsamen Änderungsantrag der Fraktionen von CDU/CSU, SPD, FDP (Umdruck 208) vom 6. 3. 1963; BT Sten. Ber. 52, S. 2898 f. (Anl. 25). 27 Eingebracht wurde er am 6. 3. 1963 als Entschließungsantrag der SPD-Fraktion; ebd., S. 2899 (Anl. 28). 28 Wortlaut der vorgelegten Änderungsanträge und des Entschließungsantrags des Arbeitskreises Sozi- alpolitik mit Datum 5. 3. 1963 in der Anl.; auch in BT Sten. Ber. 52, S. 2894 (Anl. 7). Bei dem »Ände- rungsantrag« handelt es sich um einen Eventualantrag. 29 Er wurde unter Art. 1 als § 548 a in einen ausführlichen Änderungsantrag der SPD-Fraktion vom 5. 3. eingebaut und von Döhring am 6. 3. mit begründet. Vgl. BT Sten. Ber. 52, S. 2821 und 2891-2894 (Anl. 6). 30 Für die Rede von Koch am 13. 3. 1963 zum Gesetzentwurf zur »Änderung des Einkommen- und des Gewerbesteuergesetzes« siehe BT Sten. Ber. 52, S. 2994 f. 31 Zu diesem am 13. 3. 1963 behandelten Gesetzentwurf der CDU/CSU zur Änderung des Bewer- tungsgesetzes sprach für die SPD-Fraktion Seuffert, ebd. S. 2991-2993. 32 Der am 16. 1. 1963 eingebrachte »Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Fristen über den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft und über ein soziales Miet- und Wohnrecht« (BT Anl. 82, Drs. IV/900) wurde unter TOP 15 a am 8. 3. in 1. Lesung beraten und von Jacobi begründet. Vgl. BT Sten. Ber. 52, S. 2913-2918. 33 Vgl. Berger-Heise am 8. 3. ebd., S. 2923-2925 zu dem als TOP 15 b behandelten Gesetzentwurf der CDU/CSU und FDP über Wohnbeihilfe. 34 Dieser Gesetzentwurf zur Änderung des Bundesbaugesetzes wurde unter TOP 8 am 13. 1. 1963 in 1. Lesung beraten; für die SPD-Fraktion sprach sich Jacobi für die Abschaffung der Baulandsteuer aus. Ebd. S. 2996-3004.

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Zu Punkt 20 und 21 der TO gibt Karl Mommer bekannt, daß die darin enthaltenen Gesuche um Aufhebung der Immunität zweier Abgeordneter abgelehnt werden.35 Zu der in Punkt 26 der TO von der SPD eingebrachten Großen Anfrage gibt Karl Rie- gel eine kurze Begründung und teilt mit, daß diese Anfrage im Plenum von Marta Schanzenbach und Walter Fritsch und gegebenenfalls noch von Helmut Bazille im Plenum vertreten werden soll.36 Anschließend gab Karl Mommer die Erweiterung der TO um einige zusätzliche Punk- te bekannt, die aber ebenso wie die nicht aufgeführten Punkte ohne Debatte an die Ausschüsse überwiesen werden sollen. Zu 4) Vorlagen aus den Arbeitskreisen. a) wird begründet vom Gen. Urban. Die Fraktion ist mit dem Antrag einverstanden.37 b) Die Große Anfrage betr. Energiepolitik wird begründet von . Sie soll im Plenum von begründet werden. Heinrich Deist will dann in der Aus- sprache das Wort ergreifen. Die Fraktion ist einverstanden.38 Karl Mommer weist in diesem Zusammenhang auch auf die Versäumnisse der Energiebevorratung der Bun- desbahn hin. c) Kleine Anfrage Bundesjugendplan wird von Harry Liehr begründet. Die Fraktion ist mit Einbringung einverstanden.39 d) Ein Antrag, der im Haushaltsausschuß betreffend Kapitalerhöhung bei der Salzgitter AG gestellt werden soll, wird von Erwin Schoettle begründet. J. Junghans macht dazu einige ergänzende Ausführungen. Die Fraktion ist einverstanden.40 e) Eine Kleine Anfrage betr. Argoud soll evtl. eingereicht werden, wenn eine entspre- chende Frage in der Fragestunde keine zufriedenstellende Beantwortung findet.41

35 Der mündliche Bericht des Immunitätsausschusses wurde am 8. 3. 1963 als TOP 27 und 28 beraten; vgl. BT Sten. Ber. 52, S. 1953. 36 Zu der als TOP 5 am 8. 3. 1963 behandelten Großen Anfrage betr. Neuordnung der Kriegsopferver- sorgung vom 9. 1. 1963 (BT Anl. 82, Drs. IV/882) sprachen für die SPD-Fraktion Riegel (ebd., S. 2928-2931), Fritsch (S. 2935-2937), Schanzenbach (S. 2943-2945), Bazille (S. 2947-2949) und Höh- mann (S. 2950-2952). 37 Der vom AK Innenpolitik erarbeitete, am 6. 3. 1963 eingebrachte Antrag forderte die »Vorlage eines Gesetzes zum Schutze der Rechte aus Arbeitsverhältnissen von Arbeitnehmern mit Wohnsitz im Sowjetsektor von Berlin oder in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands«. BT Anl. 83, Drs. IV/1031. 38 Die Große Anfrage »betr. Energiepolitik« wurde am 5. 3. 1963 eingebracht; Text in der Anl. und in BT Anl. 83, Drs. IV/1029. – Zur Behandlung im Plenum am 29. 3. 1963 siehe BT Sten. Ber. 52, S. 3262-3296, bes. die Begründung durch Arendt (S. 3262-3268) und die Rede von Deist (S. 3273-3282) und Arendts Schlußwort (S. 3295 f.). 39 Die vom AK Innenpolitik ausgearbeitete Kleine Anfrage betr. Bundesjugendplan wurde geringfügig verändert am 7. 3. 1963 eingebracht. Siehe Text der Vorlage in der Anl. und die endgültige Fassung in BT Anl. 83, Drs. IV/1042. 40 Der von der Fraktion beschlossene Antrag forderte im Bundeshaushaltsplan 1963 eine Kapitalauf- stockung »zur Sicherung der Finanzstruktur der Salzgitter AG und zur Sicherung der Arbeitsplätze für die bei ihr Beschäftigten« vorzunehmen. Vgl. »Die SPD-Fraktion teilt mit« Nr. 74/63 vom 6. 3. 1963. 41 Ex-Oberst Antoine Charles Louis Marie Argoud, einer der Führer der OAS (Organisation de l'Ar- mee Secrète) und Organisator des April-Putsches von 1961 gegen die Regierung de Gaulle, war am 26. 2. 1963 gefesselt der Polizei in Paris zugestellt worden. Nach unbestätigten Meldungen war er von französischen Geheimpolizisten aus München entführt worden. Vgl. AdG 1963, S. 10435. In der Fra- gestunde des Bundestages vom 8. 3. 1963 wurden eine Frage von Jahn (SPD) und Zusatzfragen von Jahn, C. Schmid, Ritzel, Mommer, Wittrock (alle SPD) sowie Ertl (FDP) vom BMJ Bucher beant-

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Zu 5) Die nächsten Termine: Folgende Termine wurden bekanntgegeben: Vorstandssitzung am Do., 7. 3. um 17.00 Uhr '' Di., 12. 3. um 11.30 Uhr Fraktionssitzung am Dienstag, d. 12. 3. um 15.00 Uhr. Zu 6 Verschiedenes. L. Herklotz griff das Problem der unterschiedlichen und willkürlichen Festsetzung der Beiträge, die die Bezirke von den Bundestagsabgeordneten fordern, auf. Sie wies darauf hin, daß die hohen Beiträge oftmals gerade für die Abgeordneten, die außer ihren Ab- geordnetenbezügen keine weiteren Einnahmen hätten, sehr ins Gewicht fallen könn- ten.42 Sie wies in diesem Zusammenhang darauf hin, daß beispielsweise von den Ober- bürgermeistern und Landräten, die ebenfalls über hohe Einnahmen verfügen, derartige Beiträge nicht verlangt würden. Karl Mommer warf die Frage auf, ob die Bezirke überhaupt zur Festsetzung der Bei- träge berechtigt seien. Fritz Erler schlug eine Prüfung dieser Frage durch die Beitragskommission beim PV43 vor. Franz Neumann griff ebenfalls noch einmal das Problem der Beitragszahlungen für Wahlbeamte auf. Wolfgang Schwabe schlug für die Abgeordneten eine Staffelung der Beiträge vor. Hans Hermsdorf schlug bei dieser Gelegenheit auch eine Diskussion über die Alters- versorgung der Abgeordneten [vor].44 Diese Frage wurde jedoch vorläufig zurückge- stellt. Nachdem keine weiteren Wortmeldungen mehr vorlagen, schloß H. Deist, der inzwi- schen anstelle von E. Ollenhauer den Vorsitz übernommen hatte, die Sitzung. Beginn der Sitzung: 15.15 [Uhr] Ende der Sitzung: 18.15 [Uhr] Protokollführung: Scheele

wortet; vgl. BT Sten. Ber. 52, S. 2902-2904. Am 13. 3. reichte die SPD-Fraktion eine Kleine Anfrage »betr. Oberst Argoud« ein; BT Anl. 83, Drs. IV/1067. 42 Das Rechnungsjahr 1962 und 1963 wies bei der SPD 629 703,59 DM bzw. 711 029,42 DM Einnah- men aus »Fraktionsbeiträgen« auf, bei Gesamteinnahmen von 12 960 065,78 DM bzw. 16 489 268,73 DM. Vgl. JAHRBUCH SPD 1962/63, S. 376 f.; ferner Einleitung II,3. 43 Gemeint ist der Ausschuß für Beitragsfragen, Vors. Alfred Nau, stellv. Vors. Herbert Wehner; vgl. JAHRBUCH SPD 1962/63, S. 404. 44 Im Or. »an«.

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