Bad Berleburg, Stadt Von Franz Rudolf Weber
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Bao BEnr-eeunc Bad Berleburg, Stadt von Franz Rudolf Weber I. Lage und Entwicklung chen Zuordnung und der kulturräumlich-histori- Luftbild Bad Berleburgs schen Entwicklung zu betrachten. Das Stadtgebiet Die Stadt Bad Berleburg liegt im Nordosten gehört zur Berleburger Kammer auf der südöstli- des Kreises Siegen-Wittgenstein und grenzt an chen Abdachung des Rothaargebirges. Das Relief den Hochsauerlandkreis im Norden und an den wird vorwiegend geprägt von den konvex ge- hessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg im formten Talhängen der Eder, Odeborn und ihrer Osten. An das Oberzentrum Siegen ist die Stadt Zuflüsse. Flachreliefi flnden sich lediglich in den durch eine Eisenbahnlinie über Erndtebrück. Hil- Auen der Sohlentäler. auf den tertiären Hoch- chenbach und Kreuztal sowie über die Bundes- flächenresten oder als kleinflächige Terassenrie- Einwohner: 2 I .277 straßen 480 und 62 angeschlossen. Nach Norden del, die in unterschiedlichen Niveaus die Hänge Fläche: 275,24 krn2 in das Hochsauerland gelangt man ebenfalls über oder größere Talzüge gliedern. Die von Nordwe- ') ErnwonnerJe Km-: die B 480 Winterberg-Brilon-Paderborn, nach sten (Rothaarkamm 750 m-Niveau) erfolgende Osten ins Hessische über die L 553, die dem allgemeine Abdachung (Beddelhausen an der Edertal folgt, und nach Süden über die L 718, Eder 350 m) öffnet die Berleburger Kammer welche die Eder-Lahn-Zwischentalscheide quert. nach Südosten hin. Das südliche Stadtgebiet wird Bis zur nächsten Autobahnauffahrt beträgt die begrenzt von der E der -Lahn-Zwi schental scheide .E Entfernung ca. 50 km. Sowohl im Kreis Siegen- (600 m-Niveau). Markant wird die Berleburger Wittgenstein als auch innerhalb des Landes Kammer aufgegliedert von den rechtwinklig zu- ! Nordrhein-Westfalen hat Bad Berleburg eine ver- einander gerichteten Talachsen der Odeborn, die kehrsabgelegene, periphere Lage. dem variskischen Schichtstreichen (SW-NO) folgt und bei Raumland in die Eder rnündet, de- "geo- ffi Die abseitige Lage zu den Zentren trotz ren mäandrierendes Tal vorwiegend quer zum 7'7.30 261.Q0 graphischer Mittelpunktlage" innerhalb Deutsch- Schichtstreichen die südliche Achse im Bad Ber- lands (bis 1990) ist als Ergebnis der natunräumli- leburger Stadtgebiet bildet. Die Höhenunterschie- (LDS, Standr 30.06.94) Beo BrRresuRc Mittelzentrum in einer de und die Lage der Talräume führen zu wahr- Flußerosion wurde im Quartär wesentlich die ländlichen Zone mit nehmbaren klimatischen Unterschieden. So weist heutige Gestalt der Landschaft geschaffen, die bis 50.000 E. 25.000 die Station Girkhausen im Norden (500 m) eine von Mittelgebirgskuppen, mehr oder weniger von im Mittelbereich mittlere Jahresniederschlagssumme von 1172 Terrassen flächig gegliederten Talhängen und mm aui Hatzfeld an der Eder (350 m, Kreis Wal- Sohlentälern gekennzeichnet ist. deck-Frankenberg), unmittelbar an das Stadtge- 1975 wurden die Siedlungsent- Ortschaften Alenshau- biet angrenzend, nur 773 mm. Die mittlere Zahl Die urkundlich dokumentierte sen, Arfeld, Aue, Bed- der Tage mit Schneefall liegt im unteren Edertal wicklung im heutigen Stadtgebiet vollzog sich in delhausen, Berghausen, unter 60 im langjährigen Mittel, die Höhen des verschiedenen historischen Etappen der Land- Diedenshausen, Dotzlar, oberen Odeborntales dagegen weisen über 100 nahme. Die ältesten frühmittelalterlichen Sied- Elsoff, Girkhausen, lungen (Arfeld 800 und Hemschlar, Raumland, Tage auf. Das klimatisch begünstigte Edertal ist liegen im unteren Edertal Richstein, Rinthe, Sas- geprägt von einem lebhaften landschaftlichen Raumland 802 n. Chr.) dort, wo der Zugang vom senhausen, Schüllar, Wechsel: Talengen in Quarzitdurchbrüchen fränkischen Siedlungsraum nach Westen möglich Schwarzenau, Stünzel, (Raumland und westlich Arfeld) gegenüber Tal- war. Der in das Edertal von Norden einmündende Weidenhausen, Wem- (Burg lighausen, Wingeshau- weitungen, Umlaufberge bei Dotzlar) gegen- Talzug des Elsoffbaches wurde zweihundert Jah- sen und Wunderthausen über engen Talmäandern (Arfelder Schlinge) und re später erschlossen (Elsoff und Alertshausen eingemeindet- flächige Tenassenleisten gegenüber steilen Hang- 1059), Berleburg im Odeborntal wiederum zwei- böschungen (Homberg bei Schwarzenau, Honert). hundert Jahre danach (1258). Siedlungsreste be- zeugen jedoch eine frühere Siedlungsstätte. Die Die Abb. I ist der Geologischen Karte Blatt höher gelegenen und in weiter Entfernung zur Berleburg entnommen. Der Ausschnitt zeigt die Eder liegenden Taldörfer wurden vorwiegend im Einmündung der Odeborn in die Eder bei Raum- 14.ll5. Jh. gegründet. Hierzu gehören z.B.Dotz- land. Deutlich ist das von Südwesten nach Nor- lar 1418, Richstein 1384, Rinthe 1338, Sassen- dosten angeordnete Muster des Schichtstrei- hausen 1395, Schüllar 1332, Weidenhausen chens zu erkennen. Die Sedimentgesteine wur- 1421, Wingeshausen 1370, Wunderthausen 1302 den in verschiedenen Phasen des Devonmeeres und Hemschlar 1504. Eine weitere Epoche der vor ca. 400 Millionen Jahren abgelagert. Rekon- Landerschließung fällt in das 18. Jahrhundert. struiert man den Schichtuntergrund entlang der Einzelhöfe und kleine Weiler wurden von den Profillinien I und II, so erkennt man den gefalte- Grafen von Wittgenstein vom Beginn des 18. Jh.s ten Aufbau des Untergrundes, nämlich eine geo- bis 1760 auf Rodungsinseln in Hochflächenlage logische Mulde entlang Profil I und einen geolo- gegründet. Solche "Canonsiedlungen" (Canon = gischen Sattel entlang Profil II. In den aufgelas- verbriefter Zins. den die Siedler zu entrichten senen und in Betrieb befindlichen Raumländer hatten) sind z.B. Kühhude, Dambach, Teiche, Steinbrüchen lassen sich die geologischen Ei- Christianseck, Struthbach, Rübengrund und genschaften des Gebirgsbaus vor Ort studieren. Hainhof. Auf eine ältere als die urkundlich beleg- Die vielzähligen Verwerfungslinien stammen te Besiedlung weisen im weiten Stadtgebiet Bad aus der Zeit der Hebung des Rheinischen Schie- Berleburgs La-Töne-zeitliche Siedlungsfunde hin fergebirges im Tertiär vor etwa 180 Millionen (Wallburgen bei Wemlighausen, Dotzlar und Jahren. Aue). Die Flußauen der Eder und Odeborn werden Berleburg wurde erstmals 1258 in einer Ur- an einigen Stellen von Flächen begleitet, welche kunde erwähnt, die die "civitas Berneborgh" als hangaufwärts das steile Relief durch sanft ge- rechtliches Eigentum zwischen Sigfrid I. von neigte Verebnungen untergliedern. Es handelt Wittgenstein (Residenz in Laasphe) und dem sich um frühere Talböden (= Terrassen) der Eder Kloster Grafschaft aufteilte. Unter Sigfrid II. und ihrer Nebenflüsse, die im älteren Quartär an- ging die Stadt 1322 ganz in den Besitz der Witt- gelegt wurden und ca. 60 m über dem heutigen gensteiner über. Bis heute ist die wirtschaftliche Niveau der Talböden liegen. In der Abb. I wer- und kulturelle Entwicklung der Stadt eng mit der den diese Verebnungen mit dem Kürzel "dgo" Entwicklung des Wittgensteiner Fürstenge- ausgewiesen. Die Höhenlinien auf der topogra- schlechts Sayn-Wittgenstein-Berleburg ver- phischen Karte treten dort vergleichsweise weit knüpft, das hoch auf einem Sporn über der Ode- auseinander und verdeutlichen die relativ flache born in beherrschender Lage zunächst ein festes Hangneigung. Diese Bereiche waren stets bevor- Haus errichtete und später in dem mächtigen, zugte Flächen der landwirtschaftlichen Nutzung, nach Osten geöffneten dreiflügeligen Schloß re- die auch zum Getreide- und Blattfruchtanbau ge- sidierte (Vollausbau im 18. Jh.). Das Schloß in nutzt werden konnten. Es handelt sich um seiner heutigen Gestalt ist eine Anlage der Ba- Flußaufschüttungen, die von der Eder im eiszeit- rockzeit, geschaffen von Graf Casimir (1731 f.). lichen Periglazial geschaffen wurden. Durch Aus der reichen Entwicklung seien folgende, bis in l0 Ban BsRLpsuRc geologische Mulde geologischer Satlel lOOO m FJUßauf schünuno {Terrasse): f---:'l690 - ' | | ätteres euartär OUARTAB a Flußaufsctuttung(Flrßauel lungeres Lluanar \ tektonischeVemerfungen T;;-l dunkle u. sgbänderle, l__-_J IW. KaiKrge tonscnteler Adorfer Stufe OBERDEVON oberer Quarzit lF'E 3iJ; fJTiiEf E?,i,e;,*", 'Hä'#".:; ^ I ronschiefer, ffi 9g9"":Ä:sraubraue Quarzitstufe unteres I\4ITTELDEVON unterer Quarzil ffi 3:?i""1lig""nß?#lu","no I i:l*"; sebänderte Schieferstufe I "'ir' Abb. l: Ausschnitt aus der Geologischen Karte Blatt Berleburg (Ausschnitt Raumland) die Gegenwart nachwirkende Marksteine ge- ordnung, die dem lutherischen Bekenntnis end- nannt: gültig den obrigkeitlichen Segen erteilt. - Hinwendung zum Protestantismus noch im - Aufnahme von verfolgten Pietisten in der Jahr des Augsburger Religionsfriedens 1555; Grafschaft Wittgenstein, für die der Siedlungsplatz Wilhelm von Wittgenstein erläßt eine Kirchen- "Im Hüttental", heute Teil der Ortschaft Schwarz- l1 Ban Bsnr-Eeunc enau an der Eder, bereitgestellt wurde. Diese "Se- Mannus Riedesel, fügt sich in die gleichartige Be- paratisten" wurden nicht nur toleriert, sondern bauung des Dorfes ein. Im Dorf Elsoff liegt das Berleburg wurde auch Zentrum ihrer literarischen Gotteshaus von I I 50 hoch über der Ansiedlung. Produktion. Berühmt wurde die Berleburger Bibel, deren acht Bände 1126-1742 auf Raumländer Pa- Kulturlandschaft und Wirtschaftsstruktur pier in Berleburg gedruckt worden sind. Der Grün- Wittgensteins wurden seit dem ausgehenden Mit- der der in den USA beheimateten Church of telalter von der landesherrschaftlichen Politik ge- Brethren, Alexander Mack, lebte nach Verfolgung prägt. Auffällig sind die weitflächigen Hoch- in seiner pfälzischen Heimat seit 1706 in waldbestände, besonders aus Fichte (ca.1O7o) Schwarzenau.