Amtliches Organ Der Jüdischen Gemeinde Frankfurt Am Main Zum
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Euro 2,50 · 5780 תש“פ · Amtliches Organ der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main September 2019 · 52. Jahrgang · Nr. 3 ZUM 20. TODESTAG VON IGNATZ BUBIS SEL. A. Seite 6 EDITORIAL Prof. Dr. Salomon Korn Rosch Haschana 2019 DAS NEUE SCHULJAHR hnken HAT BEGONNEN I Jens Foto: Ignatz Bubis – unvergessen Vor zwanzig Jahren ist Ignatz Bubis sel. A. gestorben. Wir, die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main, 67 verdanken ihm einen Neuanfang nach dem nationalsozialistischen Menschheitsverbrechen. Dass Ignatz Bubis über- lebt hatte, verdankte er neben seiner Intelligenz, seinem Überlebenswillen und seiner Lernfähigkeit jenen glücklichen Schüler*innen wurden in die E1 Klassen aufgenommen. Umständen und Zufällen, die ihn, im Unterschied zu Millionen anderer, immer wieder an einem gewaltsamen Tod vorbeigeführt haben. Bemerkenswert daran bleibt, dass er zu jenen Überlebenden gehört, deren Lebenswille nach dem Inferno des Jahrhundertverbrechens nicht gebrochen war. Neuanfang und Wiederaufbau nach jeder Zerstörung als Vermächtnis der Geschichte des eigenen Volkes bestimmten sein weiteres Leben und darin bezog er die Gemeinschaft, Mehr als der er angehörte, mit ein. Das Provisorische beenden 550 Seit Ignatz Bubis dem Gemeinderat der Jüdischen Gemeinde angehörte − seit 1965 − hat er versucht, das Provisorische dieses Zustandes zu beenden. Zu jener Zeit leitete er, der damals Vierzigjährige, die Liegenschaftskommission der Jüdi- schen Gemeinde. Als deren Hauptaufgabe sah er die Errichtung eines jüdischen Gemeindezentrums in Frankfurt. Groß Schüler*innen besuchen waren die Vorbehalte gegen ein solches Projekt, vor allem unter älteren Gemeindemitgliedern, die einen Neuanfang zurzeit die I. E. Lichtigfeld-Schule. im „Land der Mörder“ ablehnten. Er hat sich damals vieles anhören müssen − von Warnungen wie: es sei noch zu früh für ein solches Vorhaben bis hin zum Vorwurf der Nicht-Finanzierbarkeit und des Größenwahns. Ignatz Bubis sel. A. blieb von all dem unbeeindruckt. Mehrere Standorte hat er für ein jüdisches Gemeindezentrum in Betracht gezogen und wieder verworfen, zahllose Anläufe unternommen, um seine Vision zu verwirklichen. Alle Verhandlungen, sei es mit Firmen, Herstellern oder Beratern, führte er stets selbst. Er reiste mehrfach nach Italien, um bei Möbeleinkäufen der Jüdischen Gemeinde die besten Konditionen zu sichern. Die schwierige Finanzierung des Bauvorhabens hat er schrittweise sichergestellt. Dabei wählte er professionelle und innovative Konstruktionen, von deren Effektivität er viele Gemeinderatsmitglieder in zahlreichen Gesprächen erst überzeugen musste. Während der Realisierungsphase vereinigte er mehrere Funktionen in einer Person: Bauherr, Finanzberater, Ausfüh- Im render, Politiker, Einkäufer, Steuerfachmann, und dabei musste er immer wieder versuchen, jene Zweifler zu besänf- tigen, die ihm bis zu guter Letzt ein Scheitern prophezeiten. Januar Vierzig Jahre Vierzig Jahre hatte es gedauert, jene Zeitspanne der Wüstenwanderung der Kinder Israel, bis die Jüdische Gemeinde Frankfurt ihre provisorischen Zelte in ein festes Haus umgewandelt hatte. Entstanden war schließlich nicht nur ein 2020 neues, dauerhaftes Haus für die Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main, sondern, altmodisch ausgedrückt, ein Gesell- schaftshaus, in dem jüdische und nichtjüdische Frankfurter Bürger sich begegnen sollten, um die Bürger jüdischen soll der Unterricht im Glaubens wieder stärker ins städtische Leben einzubinden − das war es, was Ignatz Bubis, dem großen und weitsichti- neuen Schulgebäude gen Kommunikator, vor allem am Herzen lag. beginnen. Die Errichtung des Jüdischen Gemeindezentrums wird von der künftigen Frankfurter Geschichtsschreibung als histo- rischer Wendepunkt der jüdischen Nachkriegsgeschichte gewertet werden − als offizielles Ende der damaligen „Liqui- dationsgemeinde“, des provisorischen Aufenthaltes und als Beginn einer auf Zukunft gerichteten jüdischen Existenz in Frankfurt am Main. Ohne Ignatz Bubis, ohne sein Engagement, seine Erfahrung und seine Weitsicht, hätte es das 1986 eröffnete, nach ihm benannte Gemeindezentrum nicht gegeben – danke, Ignatz! Ich wünsche allen Gemeindemitgliedern sowie allen Freunden und Unterstützern unserer Gemeinde ein gesundes, friedliches und erfülltes Neues Jahr – Schana Tova! af R Salomon Korn Foto: Foto: ael Herlich JGZ 3/2019 | September Seite 2 JGZ 3/2019 | September Seite 3 INHVE ALTS RZEICHNIS Rosch Haschana 2019 af R Foto: Foto: ael Herlich 1. SEPTEMBER DIE NEUE THORAROLLE AUF DEM WEG IN die Westend-synagoge SEITE 42 NEUES JAHR, NEUE REISE 29. SEPT. 27. OKT. – 17. NOV. 17. NOV. 23. DEZ. EREW ROSCH JÜDISCHE KultuRWOCHEN MitzWah day CHANUKKA HASCHANA 2019 2019 EL AL Israel Airlines wünscht Ihnen und Ihren 2019 NEW YEAR, NEW JOURNEY Familien ein frohes & erfolgreiches neues Jahr! Shana Tova September Oktober November Dezember EL AL is proud to be your airline to Israel. Wishing you a sweet and successful year! www.elal.de Shana Tova EDITORIAL NACHGEFRAGT 40 Sukkot und die Sorge 52 Jiskor um die Umwelt Von Rabbinerin Prof. Dr. Elisa 3 I gnatz Bubis – unvergessen 9 Prof. Dr. Salomon Korn über Von Rabbiner Avichai Apel Klapheck Von Prof. Dr. Salomon Korn persönliche Erinnerungen an Ignatz Bubis sel. A. 41 Veranstaltungen des Rabbinats zu 53 Nachruf den Hohen Feiertagen Wolfgang S. H. Meyer sel. A. GEMEINDEPANORAMA 23 Dr. Elke Maiwald über ein Jahr 6 Im Gedenken an den 20. Todes- gymnasiale Oberstufe 42 Feste und Veranstaltungen des Ferien auf dem Land Rabbinats KULTUR tag von Ignatz Bubis sel. A. 34 Polizeipräsident Gerhard Bereswill 8 Ignatz Bubis-Preis für Verständi- über Innere Sicherheit in Frankfurt 44 G“ttesdienste an den Hohen 70 Lesung, Konzert, Salon – Feiertagen der Kulturrückblick von gung an Cem Özdemir 36 Prof. Dr. Ferdinand Sutterlüty über Juni bis August 2019 ISRAEL – KIBBUTZ 12 Bericht der Gewalt von jungen Männern 46 Gebetsordnung der Synagogen 74 Kulturvorschau: Gemeindeversammlung 38 Ruben Gerczikow über antisemiti- 47 Gebetszeiten der Synagogen Jüdische Kulturwochen 2019 14 Bericht des Vorstands sche Aufkleber im Westend 47 Aktivitäten des Jüdischen Zentrums 76 Konzert mit Yoni Rose Sonderpreis: STAY & DRIVE 16 Bericht des Gemeinderats 39 Marc Grünbaum über die Reise in Bad Homburg und Roglit Ishay Mietwagen und 6 Nächte 16 Website auf Englisch nach Polen mit der Hessischen 47 Kinderbetreuung Landesregierung an den Hohen Feiertagen 76 Bücherrubrik im Doppelzimmer/Frühstück 21 KITA Röderbergweg Dr. Rachel Heuberger 86 Hannah Peaceman über die Zeit- 48 Die Verstorbenen 22 I. E. Lichtigfeld-Schule Pro Person ab 579 € schrift „Jalta“ 48 T ermine und Schiurim des 26 Jugendzentrum „Amichai“ Egalitären Minjan AKTUELL 27 Jewish Experience 17 Nachrichten aus dem Zentralrat Flüge mit EL AL Israel Airlines RELIGIÖSES LEBEN 49 Gebetszeiten und Aktivitäten der 29 Sozialabteilung 11 Wähle das Leben – Synagoge in der Henry und Em- 54 Grußanzeigen zu den Hohen Fei- Pro Person ab 399 € 29 Altenzentrum Uvacharta baChayim ma Budge-Stiftung ertagen 31 Seniorenclub Von Rabbiner Julian-Chaim 50 Mitteilungen und Aktivitäten des 79 Aus den Institutionen Soussan 32 Jüdische Volkshochschule Rabbinats 88 Simches 94 Nachrichten aus der Stadt Superstar Holidays Frankfurt: Tel. 069 / 297285-0 [email protected] Holidays www.superstar.de 34 30 43 53 Limitiertes Platzangebot. Preisänderungen vor Vertragsabschluss vorbehalten. Informationen zu Hotels auf http://superstar.de/html/mittelmeer.php Nachgefragt: Sommerfest im Altenzentrum Feier des Bat Mizwa-Klubs Nachruf: Polizeipräsident Gerhard Wolfgang S. H. Meyer sel. A. Bereswill über Innere Sicherheit JGZ 3/2019 | September Seite 5 GEMEINDEPANORAMA GEMEINDEPANORAMA Zum 20. Todestag Zum 20. Todestag von Ignatz Bubis sel. A. von Ignatz Bubis sel. A. ael Herlich af R Foto: Foto: Foto: Klaus Meier-Ude Foto: Foto: Klaus Meier-Ude Foto: af R Foto: Foto: ael Herlich oben: oben mitte: gnatz Bubis: Karl-Bernd Karwasz; Gemeindezentrum: Klaus Meier-Ude Foto I 20. Dezember 1990: Gegen das Unterzeichnung des Vergessen: Ignatz Stadtvertrags mit der Bubis bei einer Portrait Stadt Frankfurt am Main Demonstration in Frankfurt am Main 1994 rechts: 31. Oktober 1985: Mitglieder der Jüdischen oben: Gemeinde besetzen die 12. Dezember 2000: ael Herlich Frankfurter Kammerspiele af Die Obermainbrücke R wird in Ignatz-Bubis- Foto: Foto: Foto: Jüdisches Gemeindeblatt Foto: Brücke umbenannt. 8. November 1984: Grundsteinlegung für das neue Gemeindezentrum Ignatz-Bubis Im Gespräch mit Schüler*innen er langjährige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Existenz als Immobilienhändler auf. In das Kreuzfeuer po- ihm darum, die Strukturen der Gemeinde zu erweitern und Frankfurt am Main hat wie kaum ein anderer die Ge- litischer Auseinandersetzungen geriet er erstmals während sie den Bedürfnissen der Gemeindemitglieder anzupassen. Dschicke unserer Gemeinde geprägt. Der Bau und die der Häuserkämpfe der 1970er Jahre, als die Stadt Frankfurt In diesem Kontext wurde 1966 die I. E. Lichtigfeld- Eröffnung des Gemeindezentrums 1986 sowie im selben Jahr anfing, im ehemals bürgerlichen Westend ein Bankenviertel Schule gegründet, 1968 entstand das Wohngebäude im Rö- die Unterzeichnung des Staatsvertrags mit der Hessischen Lan- zu errichten. derbergweg und 1974 das Altenzentrum in der Bornheimer desregierung und 1990 mit der Stadt Frankfurt am Main ge- Der Regisseur Rainer Werner Fassbinder hat dieses The- Landwehr. Noch kurz vor seinem Tod wurde der Rückkauf hören ebenso zu seinen Verdiensten wie die Politisierung der ma in seinem Theaterstück „Der Müll, die Stadt und der Tod“