MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR

Dolomiten UNESCO Welterbe

Managementplan Rosengarten-Latemar

MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR

Inhaltsverzeichnis

1 GEBIETSBESCHREIBUNG...... 1

1.1 Lage im Raum ...... 1

1.2 Schutzstatus...... 2

1.3 Geologie und Geomorphologie ...... 2

1.3.1 Geologischer Überblick...... 2

1.3.2 Geotope...... 8

1.4 Klima...... 8

1.5 Natürliche Vegetation Südtirols ...... 8

1.6 Naturschutzfachliche Raumgliederung ...... 8

1.7 Nutzungen ...... 10

1.7.1 Landwirtschaft...... 10

1.7.2 Forstwirtschaft...... 11

1.7.3 Jagd...... 12

1.7.4 Siedlungswesen und Kulturgüter...... 13

1.7.5 Verkehr und Infrastruktur ...... 13

1.7.6 Tourismus und Erholung...... 14 2 ERGEBNISSE DER KARTIERUNG UND DATENANALYSE...... 15

2.1 Überblick über die FFH-Lebensräume...... 15

2.2 Geschützte Pflanzen- und Tierarten...... 15

2.2.1 Arten gemäß der Vogelschutzrichtlinie Anhang I...... 15

2.2.2 Arten gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie Anhang II...... 16

2.2.3 Arten gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie Anhang IV...... 17

2.2.4 Arten gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie Anhang V...... 17

2.2.5 Weitere naturschutzfachliche Bedeutung des Gebiets...... 18

2.3 Erhaltungszustand der Lebensraumtypen...... 21

2.4 Geotope, Geotopkomplexe und Geotoplandschaften...... 22

2.5 Erholungsnutzung...... 22

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3 LEBENSRÄUME: BEWERTUNG UND MASSNAHMENEMPFEHLUNGEN ...... 27

3.1 Beschreibung und Bewertung der Lebensräume...... 27

3.2 Beeinträchtigungen und Gefährdungen ...... 31

3.2.1 Land- und Forstwirtschaft ...... 31

3.2.2 Nutzungskonflikte durch Erholungsnutzung...... 32

3.2.3 Konflikte in der unmittelbar an das UNESCO-Gebiet angrenzenden Zone...... 36

3.3 Schutz-, Erhaltungs- und Entwicklungsziele...... 37

3.4 Empfehlungen für Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen ...... 38

3.5 Besucherlenkungsmaßnahmen...... 41 4 ERHALTUNGSMASSNAHMEN FÜR DIE AVIFAUNA...... 43 5 ALLGEMEINE MASSNAHMEN ...... 44 6 LITERATUR...... 45 7 ANHANG ...... 49

MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR GEBIETSBESCHREIBUNG

1 GEBIETSBESCHREIBUNG

1.1 Lage im Raum Das Untersuchungsgebiet befindet sich im hinteren Eggental unmittelbar an der Landesgrenze zur Autonomen Provinz Trient und weist eine Gesamtfläche von über 1.500 ha auf. Dabei handelt es sich um zwei nicht zusammenhängende Teilgebiete, die die Gebirgsmassive des Rosengartens und des Latemars umfassen und sich zu beiden Seiten des Karerpasses ausdehnen.

Die nördliche Teilfläche umfasst jenen Südtiroler Teil des Rosengartens, der in der Gemeinde liegt. Die Kernzone besitzt eine Ausdehnung von ca. 125 ha, während knapp 200 ha in der Pufferzone liegen (Tab.1). Der Gebirgsstock weist eine Nord-Süd-Richtung auf. Nördlich schließt der Naturpark und das Natura 2000 Gebiet Schlern-Rosengarten an, in dem weitere Teile des Rosen- gartenmassivs liegen. Der östliche Teil des Bergstocks befindet sich in der Provinz Trient. Schlern-Rosengarten

Rosengarten

Welschnofen

Sägewerk Latemar *

Latemar Obereggen

Eggentaler Horn

Abb. 1 : Die Lage des UNESCO Weltnaturerbes Rosengarten-Latemar.

Südöstlich des Karerpasses dehnt sich das Latemarmassiv aus. In Südtirol bedeckt es Flächen der beiden Gemeinden Welschnofen und , der östliche Teil des Gebirgsstocks liegt in der Gemeinde Trient. Am Lageplan betrachtet stellt sich das Latemarmassiv bogenförmig dar: Ausgehend vom erstreckt es sich anfangs in Ost-West-Richtung (Welschnofen) und dreht im südlichen

1 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR GEBIETSBESCHREIBUNG

Teil (Deutschnofen) in eine Nord-Süd-Richtung. Die Kernzone umfasst eine Fläche von knapp 940 ha, während die Pufferzone etwa 255 ha umfasst (Tab.1). Die Flächen am Latemar unterliegen zur Zeit keiner spezifischen landschaftlichen Unterschutzstellung.

Tab. 1 : Flächengrößen der Kern- und Pufferzonen der jeweiligen Teilgebiete. Kerngebiet (ha) Pufferzone (ha) Summe (ha) Rosengarten 124,67 196,81 321.48 Latemar 938,07 254,91 1.192,98 Summe 1.062,74 451,72 1.514,46

1.2 Schutzstatus Das Untersuchungsgebiet unterliegt einem allgemeinen Schutz durch die Landesgesetzgebung, wobei im Speziellen das Landschaftsschutzgesetz (Nr. 16/1970) und das Naturschutzgesetz (Nr. 6/2010) hervorzuheben sind.

Zudem greifen die allgemeinen Bestimmungen der Landschaftspläne der beiden Gemeinden Welschnofen (2007) und Deutschnofen (2008) und die urbanistischen Bestimmungen, die in den Bauleitplänen der beiden Gemeinden festgeschrieben sind.

Als spezifische Unterschutzstellung scheint die Ausweisung des Landschaftsschutzgebietes Rosengar- ten auf, die sich flächenmäßig mit dem Gebiet des UNESCO-Weltnaturerbes auf der Teilfläche Ro- sengarten deckt und im Landschaftsplan der Gemeinde Welschnofen verankert ist. Die diesbezügli- chen Schutzbestimmungen beziehen sich in erster Linie auf die von Landwirtschaft und Tourismus genutzten Randbereiche der Teilfläche, regeln die Bautätigkeit sowie landschaftliche Eingriffe im Gebiet und unterstellen Trassenänderungen und den Bau von Wanderwegen der Genehmigung durch die Landesbehörde für Landschaftsschutz. Steinbrüche, Gruben und Schotterverarbeitungsan- lagen sind im Gebiet ebenso untersagt wie neue Aufstiegsanlagen und Skipisten.

Der Demanialbesitz des Landesbetriebes ist als Wildschutzgebiet ausgewiesen und beinhaltet ein grundsätzliches Jagdverbot (siehe dazu auch Kapitel 1.7.3).

1.3 Geologie und Geomorphologie.

1.3.1 Geologischer Überblick

Einführung

Die Gebiete der Schlern- und Rosengartengruppe und des Latemar gelten als eine der Zentren der geologischen Erforschung der Dolomiten. Nur an wenigen Stellen ist der sedimentäre Schichtaufbau von Ablagerungen am Kontinent bis zu Flachmeeren mit Bildung von Riffkörpern bzw. Karbonatplatt- formen und vulkanischen Gesteinen derart exzellent erhalten wie hier. Die Schichtabfolge der Rosen- gartengruppe und Latemar reicht von den vulkanischen Gesteinen aus der Zeit des Oberperm (vor ca. 280–274 Millionen Jahren) der Etschtaler Vulkanit-Gruppe („Quarzporphyr“) über den Grödner Sand- stein, die Bellerophon- und Werfen-Formation, das Richthofen-Konglomerat, die Morbiac-, Contrin-

2 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR GEBIETSBESCHREIBUNG und Buchenstein-Formation bis zum Schlerndolomit aus der Zeit der Mitteltrias (vor ca. 242–240 Millionen Jahren). Vulkanische Gänge aus der Zeit des Oberladin (vor ca. 238 Mill. Jahren) durch- schlagen als jüngste Gesteine diesen Schichtaufbau. Alle jüngeren Sedimente fielen der Erosion zum Opfer (Abb. 2). Zahlreiche Geologen aus dem In- und Ausland haben sich mit diesem grandiosen geologischen Auf- bau befasst. An dieser Stelle seien nur einige wenige Autoren genannt: Bosellini (1998), Bosellini & Stefani (1991), Brandner et al. (2007), Carta geologica d’Italia (1972), Doglioni (1987), Gaetani et al. (1981), Goldhammer & Harris (1989), Heißel & Ladurner (1936), Klebelsberg, (1928), Maurer (1999), Mojsisovics (1879), Richthofen (1860).

Die sedimentäre Schichtabfolge

Die Basis der sedimentären Schichtabfolge, rote Sandsteine der Gröden-Formation, ist nur knapp außerhalb des UNESCO-Gebietes in einem Graben nördlich der Völsegger Schwaige aufgeschlossen. Im Graben aufwärts folgen dunkle, teils fossilreiche Kalke, Mergel, Dolomite, Rauhwacken mit Gips- lagen der Bellerophon-Formation. Die Grenze zur darüber lagernden Werfen-Formation entspricht dem Übergang des Erdaltertums (Paläozoikum, Perm) zum Erdmittelalter (Mesozoikum, Trias) vor ca. 252 Millionen Jahren. Die wichtige Perm/Trias-Grenze, an welcher weltweit bis zu 90% aller Tiere und Pflanzen ausgestorben sind, ist im Einschnitt südlich des Ratschigler Hanges auf 1960 m Höhe aufge- schlossen. Die Werfen-Formation tritt am Westhang der Rosengartengruppe bis knapp zum oberen Hirzlsteig in vielen Gräben eindrucksvoll zu Tage und am Latemar besonders im Bereich Außerleger und zwischen Reiterjoch und Satteljoch. Hierbei handelt es sich um gut geschichtete, bunte Kalk-, Mergel-, Sand-, Silt und Tonsteine, die in einem flachen Meer, das ständig von Stürmen heimgesucht wurde, abgela- gert wurden. Die Werfen-Formation wird üblicher Weise in mehrere Sub-Formationen oder Member unterteilt: Tesero-Oolith, Mazzin-, Andraz-, Seis-, Campill-Member, etc. Die jüngsten Anteile der Wer- fen Schichten fehlen, da sie bereits zur Zeit des Anis vor ca. 245 Millionen Jahren wieder aus dem Meer gehoben und erodiert wurden. Erosionsprodukte davon sind u. a. in den grau und ziegelrot gefärbten Schottern und feinkörnigen Strandablagerungen (Voltago- bzw. Richthofen-Konglomerat) überliefert. Der obere Hirzlsteig verläuft abschnittsweise exakt durch diese ehemalige Landoberflä- che mit verzweigten Flussrinnen. Die neuerliche Überflutung dieser Landzonen mit Meerwasser führte zunächst zur Bildung von dun- kelgrauen Kalken und Mergeln mit eingeschlossenen Pflanzenresten (Morbiac-Formation) und an- schließend der hellen, regelmäßig geschichteten Dolomite der Contrin-Formation. Auf diesem Sockel bildeten sich jene Gesteinsformationen, die den Dolomiten vielerorts das charak- teristische Landschaftsbild verleihen: isolierte, hoch aufragende Gebirgsstöcke mit sanft gewellten, grasbewachsenen Böden dazwischen. Die schroffen Gebirgsstöcke sind aus Schlerndolomit aufgebaut und stammen aus ehemaligen, im tropischen Meerwasser entstandenen Riffen beziehungsweise Karbonatplattformen. Die Riffe waren umsäumt von 400 bis 800 Meter tiefen Meeresbecken, in de- nen dünne Kalke, Mergel und vulkanische Tuffe (Buchenstein-Formation) abgelagert wurden

3 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR GEBIETSBESCHREIBUNG

Der Schlern bildete gemeinsam mit der Rosengartengruppe eine zusammenhängende Karbonatplatt- form mit nach Nordosten (Schlern-Seiser Alm), Osten (Mantel) bis Südosten (Rosengarten, Rotwand) geneigten Riffhängen. Nach Westen bestand vermutlich eine Verbindung zur Mendel- Karbonatplattform. Die horizontal geschichteten Dolomitbänke der Vajolettürme sowie die horizon- tal geschichteten Kalkbänke des Latemar spiegeln den ehemaligen Flachwasserbereich, d. h. die La- gune dieser Riffbauten, wider. Die Außenränder der Riffbauten sind geprägt von typisch schräg ge- schichteten, 25–35° steilen Böschungsflächen – die so genannte Überguss-Schichtung im Sinne von Mojsisovics (1879) – die mit den Buchensteiner Schichten der ehemaligen tiefen Becken zwischen den Riffen verzahnen. Diese steilen Riffböschungsflächen des Schlerndolomit sind zwischen dem Rosengarten, der Rotwand und Larsec auf über fünf Kilometer Länge in beeindruckender Weise auf- geschlossen (Abb.3). Der Latemar im Süden bildete ein weiteres, eigenständiges Riff mit entspre- chenden Lagunen- und Hangschichten. Der Karerpass war schon zur Zeit der Trias, d. h. vor 240 Milli- onen Jahren, eine tiefe Wasserstraße zwischen dem Schlern/Rosengarten-Riff im Norden und dem Latemar im Süden. Am Latemar sind diese Riffgesteine im Gegensatz zu den meisten anderen, fossi- len Riffen der Dolomiten größtenteils als Kalkstein erhalten geblieben. Eine größere Zone mit umge- wandeltem Kalk zu Dolomit findet sich vor allem im Inneren des Massivs. Die Unterwasserlandschaft aus Riffen und tiefen Meeresbecken wurde zur Zeit des Oberladin (vor ca. 238 Millionen Jahren) von basischen Vulkaniten (Laven, Tuffiten, vulkanischen Breccien, etc.) begra- ben. Landschaftlich fallen diese schwarzen vulkanischen Gesteine sofort ins Auge: exemplarisch sind die Aufschlüsse im Frötschbach, auf der Schlern-Hochfläche, am Tschafatsch, bei den Mahlknecht- Polen oder im Durontal, wo die Vulkanite mehrere hundert Meter Mächtigkeit erreichen. In der Ro- sengartengruppe und am Latemar zeigt sich dieses vulkanische Ereignis vor allem durch Meter bis wenige Meter breite vulkanische Ganggesteine, welche die gesamte Schichtabfolge bis zum Schlern- dolomit durchschlagen. In der Rosengartengruppe finden sich derartige vulkanische Gänge am West- fuß des Delago Turms (Vajolettürme) im Contrin- und Schlerndolomit oder knapp unterhalb des obe- ren Hirzlsteiges in Falllinie des Masarè in den Werfener Schichten (Campill-Member) und im Richtho- fen-Konglomerat. Weitere Gänge sind im Bereich des Cristomannos-Denkmals oder des Kessel-Kogels aufgeschlossen. Am Latemar sind unzählige NW-SE orientierte Gänge an der gesamten Nord- und Westseite bis zum Eggentaler Horn vorhanden und können entlang des Weges Nr. 18 bequem durchwandert werden. Auf der Südostseite des Latemar sind die Riffhänge unter vulkanischen Ge- steinen begraben – analog der Situation im Frötschbach oder am Molignon östlich des Tierser Alpl.

Rote Farbe vom Latemar Als geologische Besonderheit sei das Vorkommen von Eisenerz im Latemarkalk zu erwähnen, welches bereits in der frühen Neuzeit (16. Jhdt.) zur Eisengewinnung und im 20. Jhdt. vor allem zur Verwen- dung als Pigment abgebaut wurde. Mineralogisch handelt es sich um Limonit und rotem Hämatit. Eines der älteren Abbaugebiete wird in der Erzlahn vermutet, der Hauptbergbau jedoch in den Steil- hängen östlich der Kirchtagweide zwischen 2240 m und 2500 m (BAUMGARTEN et al ., 1998). Dieses Vorkommen wurde erst im Jahre 1909 entdeckt. Das Eisenerz tritt in einer ca. 1 m breiten, N-S strei- chenden Kluft auf, die in Zusammenhang mit den zahlreichen vulkanischen Gängen steht. Das Erz

4 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR GEBIETSBESCHREIBUNG wurde untertage in mehreren Stollen abgebaut. 1936 zerstörte ein Bergsturz einige der Einrichtun- gen und verschüttete die Hälfte der geförderten Erze (BAUMGARTEN et al ., 1998). Die Qualität des Erzes war aufgrund des geringen Eisengehaltes von nur 39% eher mäßig, als Farbpigment bzw. Rost- schutzfarbe war es jedoch sehr gefragt.

Die tektonische Entwicklung

Die tektonische Verformung während der alpidischen Gebirgsbildung hat auch im vorliegenden Ge- biet ihre Spuren hinterlassen, die ursprüngliche Geometrie der Riff-Becken-Übergänge jedoch kaum verändert. Die wichtigsten Störungen sind die E-W-verlaufende Tierser Linie und die Tierser-Alpl-Linie mit Hebung des jeweiligen Südblockes (Fig. 2), sowie zahlreiche NW-SE- und N-S- und NE-SW- orientierte, steile Seitenverschiebungen, die das Schlernmassiv und die Rosengartengruppe zersägen. Entlang dieser Störungen haben sich vielerorts kleinere Täler bzw. sehr tiefe Schluchten (Seiser Klamm, Bärenfalle, Jungbrunntal, Ochsengufl, Vajolettal) eingegraben. Der Wanderweg auf den Vaio- lon Pass folgt einer dieser tektonischen Brüche. Am Latemar verläuft über die Erzlahnscharte eine NW-SE streichende, markante Störungsfläche, an welcher der SW-Block abgeschoben wurde.

Quartärablagerungen und Formgebung

Die Landschaftsformen der Rosengartengruppe und Latemar sind in erster Linie an die vielfältige Gesteinszusammensetzung, Art der Schichtung und besonders an tektonischen Strukturen gebunden. In der Rosengartengruppe und am Latemar sind die jüngsten Meeresablagerungen der prä- vulkanische Schlerndolomit, vulkanische Ganggesteine sowie vulkanische Ablagerungen im Südosten – alle jüngeren Gesteine wurden wieder wegerodiert. Beide Gebirgsgruppen sind durch zahlreiche vertikale Störungs- und Kluftflächen in einzelne schlanke Kämme (Rosengarten), Türme (Vajolett-, Latemartürme, Torre di Pisa, etc.), Zinnen und Zacken (Larsec) zerlegt. Die senkrechten Westflanken der Laurinwand, des Rosengarten und der Rotwand sind ebenso auf Kluft- bzw. Störungsflächen zu- rückzuführen, an denen der harte Schlerndolomit auf den unterlagernden, eher weichen Buchenstei- ner Schichten verkippt und schließlich abgebrochen ist. Die Schichtabfolge darunter, d. h. der helle Contrindolomit, die Morbiac-Fm., das ziegelrot gefärbte Richthofen-Konglomerat und die bunten Werfener Schichten zeigen morphologisch einen deutlichen Stufenbau aufgrund ihrer unterschiedli- chen Verwitterungsanfälligkeit. Die Überprägung des Gebirges durch Gletschereis ist vielerorts sehr deutlich, so zum Beispiel an den zahlreichen abgeschliffenen Kuppen und Karen im Bereich des Grasleitentales, der Lammerköpfe, Vaijolettürme, beim Gartl, der Rosengarten Sp., etc. Entlang des Hirzelsteiges und der Hänge darun- ter finden sich zahlreiche Bergsturzmassen, auch solche der jüngsten Vergangenheit. Am Latemar wird die Zerlegung des Gebirges in Türme, Zinnen und Zacken durch die vielen dunklen, vulkanischen Gänge, welche den Schlerndolomit bzw. „Latemarkalk“ durchschlagen, zusätzlich verstärkt. Spektaku- läre Bergsturzmassen und Schuttfelder zeigen sich auf der Nordseite entlang des Labyrinthsteiges. Aus diesem Material und Kar hat in der Spätphase der letzten Eiszeit (Spätglazial) ein Lokalgletscher

5 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR GEBIETSBESCHREIBUNG beeindruckende Seiten und Endmoränenwälle herausgeformt, die den Karersee mit einschließen und bis Welschnofen reichen.

Abb. 2: Übersicht der klassischen Schichtabfolge im Gebiet Schlern-Seiser Alm. Dieses Modell gilt genauso für die Rosengartengruppe und den Latemar. Allerdings sind dort alle Gesteine über dem Schlerndolomit (Rosen- garten-Fm., Nr. 31) bzw. den vulkanischen Gesteinen der Fernazza-Gruppe (Nr. 35) wieder abgetragen.

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Abb. 3 : Geologischer Profilschnitt zwischen den Rosszähnen im Norden und Karerpass im Süden. Die unter- schiedliche Wachstumsrichtung des Schlern/Rosengraten-Riffes nach Norden und nach Süden mit steilen Riff- böschungsflächen kommt deutlich zum Ausdruck. Entlang der Tierser Line wurde zur Zeit der alpidischen Ge- birgsbildung vor ca. 20–10 Millionen Jahren der südliche Block gegenüber dem nördlichen angehoben.

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1.3.2 Geotope

Geotope sind Bestandteile der Landschaft, welche die Geschichte der Erde, des Lebens und des Kli- mas in besonders typischer oder anschaulicher Weise dokumentieren (KELLER ET AL . 2007). Bei den Geländeerhebungen wurden Geotope wie zum Beispiel besonders schöne Aufschlüsse und Bergstür- ze erfasst.

1.4 Klima Das Untersuchungsgebiet liegt an der Grenze zwischen dem mehr kontinental geprägten zentralalpi- nen Klimatyp und der südlich und östlich angrenzenden Zone des präalpinen Klimas mit höheren Niederschlägen und einer mediterran beeinflussten Niederschlagsverteilung über das Jahr hinweg. Die Niederschläge erreichen ein Jahresmittel von etwa 850-900 mm, wobei knapp ein Drittel im Win- ter fällt und der größere Teil in den Sommermonaten. Die mittlere Temperatur liegt im Hauptort zwischen 8-9°C, wobei im Sommer die 30°C zumeist überschritten werden, während die winterlichen Tiefstwerte unter -15°C liegen. Mit der Seehöhe sinken naturgemäß die Temperaturen, während die Niederschläge zunehmen (AUTONOME PROVINZ BOZEN 2008).

Am Karerpaß hingegen wird ein Jahresniederschlag von fast 1100 mm erricht. Die gegenüber Deutschnofen und Welschnofen höhere Niederschlagssumme dürfte auf sommerliche Quellbewöl- kung und Gewitterregen zurückzuführen sein (VERJANS 1995).

1.5 Natürliche Vegetation Südtirols Das Projektgebiet befindet sich auf einer Höhenstufe von 1.750 bis 2.800 m Seehöhe. Die natürliche Vegetation der Randbereiche wird von Fichtenwald und Lärchen-Zirben-Wald bestimmt. In höheren Lagen folgen Zwergsträucher und alpine Rasengesellschaften, die in Schutt- und Felsfluren überge- hen (Abb. 4).

1.6 Naturschutzfachliche Raumgliederung

Südtirol wird im Landschaftsleitbild (AUTONOME PROVINZ BOZEN -SÜDTIROL 2002) in verschiedene Land- schaftstypen eingeteilt (Abb. 5). Das Leitbild stellt die Basis für die Entwicklung des Natur- und Land- schaftsschutzes in Südtirol dar. Für die einzelnen Landschaftseinheiten werden Nutzungs- und Schutzziele (Tab.2) definiert sowie Maßnahmen und Instrumente zu deren Erreichung vorgeschlagen. Das Untersuchungsgebiet hat Anteile an folgenden Landschaftseinheiten: Raumtyp C (Waldstufen) und Raumtyp D (Alpine Bereiche/Hochlagen). Die im Landschaftsleitbild angeführten Nutzungs- und Schutzziele werden im vorliegenden Managementplan berücksichtigt.

8 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR GEBIETSBESCHREIBUNG

Abb. 4: Natürliche Vegetation Südtirols (PEER 1981). Gelbe Markierung: Projektgebiet.

Tab. 2: Nutzungs- und Schutzziele gemäß des „Landschaftsleitbildes Südtirol“. Raumtyp Nutzungsziele Schutzziele Naturnahe Waldbehandlung zur Wahrung Repräsentative Erhaltung der Waldgesellschaften der Waldformenvielfalt

Wildbiologisch ausgerichtetes und waldver- Anpassung von Schalenwildarten und –dichten an trägliches Jagdwesen Naturbestand Nutzungsbeibehalt und –extensivierung Erhalt der Biodiversität der Mähwiesen und Wei- Waldstufen den Berücksichtigung landschaftlicher Sensibili- Projektbezogene Schutz- und Pflegeregelungen täten Großflächiger Gesamtschutz Aufrechterhaltung der traditionellen Alm- Schutz von Naturwerten wirtschaft mit abgestuften Nutzungsintensi- täten Berücksichtigung landschaftlicher Sensibili- Projektbezogene Schutz- und Pflegeregelungen und Hochlagen

Alpine Bereiche täten

9 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR GEBIETSBESCHREIBUNG

Abb. 5: Landschaftseinheiten Südtirols (Quelle: LANDSCHAFTSLEITBILD SÜDTIROL ). Gelbe Markierung: Projektgebiet.

1.7 Nutzungen

1.7.1 Landwirtschaft

Die landwirtschaftliche Hauptnutzung im Untersuchungsgebiet ist die Grünlandnutzung. An den Hän- gen des Rosengartens und Latemar finden sich Gemeinschafts- und Privatweiden. Seit dem 2. Welt- krieg wurden jedoch viele Almen in steilem Gelände aufgelassen oder werden nur mehr selten be- weidet. Um 1600 war die Weidebelastung noch extrem hoch, da die bestehenden Weiderechte voll ausgenutzt wurden: am Kölblegg wurden zeitweise ca. 350 Stück und im Bereich des Latemars ca. 600 Stück Vieh gehalten (CUMER 1975). Damals gab es große Schwierigkeiten in der natürlichen Ver- jüngung der Wälder wegen der intensiven Ausübung des Weiderechts. Heute ist eine weitgehend extensive Almwirtschaft mit Weidevieh (vor allem Rinder) typisch für die höheren Lagen.

Bei der Geländeerhebung wurden folgende landwirtschaftliche Nutzungen aufgenommen: • Mahd mit Düngung • Mahd ohne Düngung • Weide- und Almwirtschaft • Weidebetrieb vorwiegend Rinder • Waldweide

10 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR GEBIETSBESCHREIBUNG

1.7.2 Forstwirtschaft

Der Waldanteil (Wälder und Latschengebüsche) liegt für das Gebiet Rosengarten bei 39,7% der Pro- jektfläche. Ähnlich hoch mit 40,7% ist der Waldanteil im Gebiet Latemar. Beiden Gebieten gemein- sam ist das Vorherrschen der subalpinen Fichtenwälder (24,2 bzw. 23,0 %), gefolgt vom Lärchen- Zirbenwald mit 12,7 bzw. 14,7 % Anteil an der Gesamtfläche. Die Wälder an den Nordhängen des Latemars sind im Besitz des Landesforstes Latemar. Hierbei han- delt es sich vor allem um subalpine Fichtenwälder im Klimaxbereich. Die an den Westhängen gelege- nen Waldflächen sind in Privatbesitz oder im Besitz der Eigenverwaltung bürgerlicher Nutzungsrech- te. Am Rosengarten befinden sich die Wälder in Gemeindebesitz (siehe dazu auch Karte A4 im An- hang). Die Wälder am Latemar und Rosengarten werden nach den Richtlinien und Bewirtschaftungs- zielen der Waldbehandlungspläne und der„Waldtypisierung Südtirol“ bewirtschaftet, für die Wald- und Weidegüter der Forst- und Domänenstation Latemar handelt es sich bereits um das 12. Operat (ABTEILUNG FÜR FORSTWIRTSCHAFT , AUTONOME PROVINZ BOZEN 2010a, b). Schon seit Jahrhunderten gebührt im Eggental dem Wald als Einkommensquelle ein hoher Stellen- wert. Insbesondere das Latemarholz war bereits um 1600 sehr geschätzt: „… darin wagsen die schönsten segelpaum und enzbaum von allerley holtz genug…. Das holz füeren sy nach Pranzoll und leiffers über Teitschenoffen hinab… in diesem Gericht werden auch viel pigl geprent, weliche man nach Venedig fyert und z uden galeern und schiffen gebraucht “ schreibt Marx Sittich von Wolkenstein in Landesbeschreibung von Südtirol. Bis zum Jahre 1877 wurden die Wälder des Latemars mit einer besonderen Form des Plenterbetriebs genutzt, bei der nicht nur der Stammdurchmesser berücksich- tigt wurde sondern auch die räumliche Aufeinanderfolge der Schlägerungen in Richtung West - Ost (CUMER 1975). In weiten Teilen, auch in den Landesforsten, gibt es alte Weiderechte. Verbiss- und Trittschäden wirkten sich auf den Zustand und die Ertragskraft der Wälder aus. Auf dem Latemarwald liegen nach CUMER (1975) Rechte für 20 Pferde, 350 Ochsen, 163 Kühe sowie 45 weitere Rinder. Außerdem lasten auf dem Karerwald die Rechte zwei Leger Brenn- und Bauholz zu entnehmen, im Winter Gras zu sammeln und die Waldwege für Viehtrieb und Heutransport zu benutzen. Große Flächen der Ge- meindewälder sind mit Weideservituten belastet. Diese Rechte werden heute trotz der im Grund- buch eingetragenen bzw. durch den Neuregelungsplan abgeänderten Weiderechte nur mehr in ge- ringem Umfang wahrgenommen. So wurden zum Erhebungszeitpunkt 2010 die Latemarwiesen nur mit 50 Stück Vieh als Sommerweide genutzt (ABTEILUNG FÜR FORSTWIRTSCHAFT , AUTONOME PROVINZ BOZEN 2010). Im Wald- und Lichtweidegebiet weideten im Sommer 2010 insgesamt 120 Stück Vieh (FORST- STATION WELSCHNOFEN , mündl. Mitteilung am 27.07.2010). Abgekommen sind auch die Nutzung der Waldstreu und das „Labklaubn“. Lörgatbohren und Piglbrennen war früh eine lukrative Nebennutzung des Waldes. In Welschnofen und Tiers war Piglbrennen weit verbreitet, den Pigl trug man nach Bozen und verkaufte ihn an Händler, die damit wiederum Schiffwerften am Gardasee, Venedig oder in Triest belieferten. Gelörgetet wurde bis nach dem 1. Weltkrieg ( PICHLER 1973).

11 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR GEBIETSBESCHREIBUNG

Tab. 3: Übersicht über die Waldtypen (EURAC-Definition) im UNESCO Gebiet Rosengarten-Latemar Waldtypen Rosengarten (ha) Latemar (ha) Gesamt Block- oder Hangschuttwald 1,56 1,56 Lärchen-Zirbenwald (inkl. Lär- 43,07 190,30 233,37 chenwald in Zirbenregionen) Latschengebüsch basischer Stand- 8,52 17.10 25,62 orte Subalpiner Fichtenwald (inkl. 75,99 274,35 350,34 Lärchenwald in Fichtenregionen) Lärchenwiesen/weiden - 2,25 2,25 Wald auf Felsfluren - 16,64 16,64 Gesamt 127,58 485,56 613,14 Prozentualer Anteil an Gesamt- 39,68 40,70 40,48 fläche (%)

Die Ausweisung des Gebietes als UNESCO Weltkulturerbe lässt weiterhin eine forstliche Nutzung der Wälder zu. Im Zentrum steht dabei eine wie größtenteils schon bisher praktizierte schonende, exten- sive Bewirtschaftungsform.

1.7.3 Jagd

Zwei Jagdreviere der Gemeinden und zwei kleinere Eigenjagdgebiete haben Anteil am UNESCO Welt- naturerbe Rosengarten-Latemar (Abb. 6). Die Jagd wird fast im gesamten Gebiet ausgeübt. In den Waldgebieten werden vor allem Reh und Hirsch, auf dem felsigen Gelände auch Gamswild bejagt.

Der Demanialbesitz des Landesbetriebes und die Gebiete, welche im vorher genannten Besitz einge- schlossen sind und eine geringere Oberfläche als fünfundzwanzig Hektar haben, sind Wildschutzge- biete. Etwaige Abschüsse zur Vorbeugung von Krankheiten und bei Wildschäden, sind mit Gesetz Nr. 28/1981 (Ordnung des Landesbetriebes für Forst- und Domänenverwaltung) geregelt. Entnommen wird fast ausschließlich Schalenwild - entweder direkt von den Jagdaufsichtsorganen des Betriebes oder in deren Begleitung (http://www.provincia.bz.it/forst/landesbetrieb/aufgaben.asp). Die Anteile der Domänenverwaltung am Rosengarten eigenen sich nicht als Wildschutzgebiet und wurden daher dem Gemeindejagdrevier Welschnofen in Konzessionen gegeben (gemäß Vorschrift LG 17.10.1981, Nr. 28 Art.4).

12 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR GEBIETSBESCHREIBUNG

Welschnofen

BEWALL

Legende Projektgebiet Kernzone Deutschnofen Pufferzone

Jagdrevier Eigenjagd REITERALPE Gemeindejagdrevier Flächen des Landesbetriebes für Forst- und Domänenverwaltung

Abb. 6: Die Jagdreviere im Projektgebiet.

1.7.4 Siedlungswesen und Kulturgüter

Während der Geländeerhebung wurden folgende, das Siedlungswesen betreffende, Nutzungen auf- genommen: • Scheunen • Baufällige landwirtschaftliche Gebäude • Almhütten • Alpine Objekte • Alpine Schutzhütten

1.7.5 Verkehr und Infrastruktur

1.7.5.1 Zugang zum Projektgebiet von außen Das UNESCO Weltnaturerbe ist ein ebenso wichtiges touristisches Ziel wie auch attraktives Naherho- lungsgebiet. Die überwiegende Mehrheit der Erholungssuchenden reist mit dem PKW an. Die Anbin- dung des motorisierten Individualverkehrs stellt sich wie folgt dar:

• aus Richtung Norden über die Nigerstrasse von Tiers kommend

• aus Richtung Osten über Vigo di Fassa im Fassatal

• aus Richtung Westen über die Eggentalerstrasse

Die öffentlichen Verbindungen bestehen aus einem Busnetz von Bozen nach Welschnofen - Karersee und Obereggen sowie zwischen Tiers und Welschnofen.

13 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR GEBIETSBESCHREIBUNG

1.7.5.2 Innere Erschließung Im UNESCO Gebiet ist der Motorfahrzeugverkehr jeglicher Art für Privatpersonen nicht gestattet. Eine Ausnahme ist der Verkehr zur Bewirtschaftung der land- und forstwirtschaftlichen Flächen sowie zur Versorgung der alpinen Schutzhütten bzw. Almhütten. Im Gebiet besteht ein Netz aus Forst-, Güter- und Wanderwegen. Während sich befahrbare Güter- und Forstwege vor allem in den tieferen, wenig steilen Lagen befinden, erschließen Wanderwege die höheren Lagen des Projektgebiets (siehe Karte 2).

Es wurden folgende Nutzungen der inneren Erschließung erhoben:

• Wanderwege und Pfade ohne Deckschicht, wobei die Wegekartierung des Südtiroler Alpenverein bei den Geländekartierungen ergänzt wurde • Forstwege und landwirtschaftliche Güterwege ohne Deckschicht • Parkplätze außerhalb des Projektperimeters

1.7.6 Tourismus und Erholung

Mit dem Bau der Eggentaler Straße um 1860 und der daraus folgenden Erschließung des Gebiets konnte sich der Tourismus in Welschnofen und Obereggen entwickeln. Bald nach der Eröffnung der Karerpassstraße setzte sich der Tourismus als Erwerbszweig durch. Das 1896 eröffnete Karerpassho- tel wurde zu einem Hauptanziehungspunkt für den österreichischen Adel. Die ersten Gäste waren vor allem Alpinisten, die den Rosengarten und in geringerem Maße auch den Latemar erkundeten. Die Dolomitenstraße, die 1909 bis nach Cortina d’Ampezzo fertig gestellt wurde, entwickelte sich zu ei- ner bedeutenden touristischen Attraktion.

Die Erschließung der Gebiete für den Tourismus und die Entwicklung des Alpinismus, der Bau von Schutzhütten, das Anlegen von Wanderwegen und deren Markierung und die Errichtung von Kletter- steigen gingen gleichzeitig voran. Mit dem Ausbau der Skilifte und Pisten auf dem Karerpaß, der Welschnofer Alm und in Obereggen wurde das Gebiet auch immer mehr zum Ziel von Wintergästen.

Das Gebiet gehört zu den „ Alpine Pearls“. „ Alpine Pearls“ ist das Ergebnis von zwei auf einander auf- bauenden EU-Projekten (Alps Mobility und II - Alpine Pearls), die auf Initiative des Österreichischen Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft initiiert und koor- diniert wurden und werden (EU-Programme INTERREG II C und III B, Alpine Space). Deutschnofen und Welschnofen garantieren durch ihren Beitritt zum Programm einen sanft-mobilen Tourismus.

Im Sommer wird das Projektgebiet durch die drei Lifte Oberggen-Oberholz, Paolina und Laurin er- schlossen, die von Juni bis Oktober geöffnet sind.

Es wurden folgende touristische Nutzungen erhoben: • Liftfahrtenzahlen • Aussichtspunkte • Alpinsport/Bergsteigen • Picknick und Lagerwiesen • Klettergärten • Motocross-Routen

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2 ERGEBNISSE DER KARTIERUNG UND DATENANALYSE

2.1 Überblick über die FFH-Lebensräume In den beiden Untersuchungsgebieten Rosengarten und Latemar wurden jeweils 11 verschiedene FFH – Lebensräume vorgefunden. Diese gehören zu den Großgruppen Süßwasser-Lebensräume, ge- mäßigte Heide- und Buschvegetation, natürliches und naturnahes Grasland, felsige Lebensräume und Höhlen und Wälder“ und nehmen insgesamt 1509,20 ha (99,65%) der Gesamtfläche ein. Nur 5,25 ha (0,35%) werden von Lebensräumen eingenommen, die zu keinem FFH - Typus gerechnet werden können. Dabei handelt es sich um Grünerlengebüsche, Lägerfluren und eine Fettwiese (Tab. 4).

Tab. 4: Flächenbilanz der FFH-Lebensraumtypen für das Untersuchungsgebiet Rosengarten-Latemar. FFH-Lebensraum- Fläche Code FFH-Lebensraumtyp % Großgruppe (ha) Süßwasser- 3220 Alpine Flüsse mit krautiger Ufervegetation 3,78 0,25 Lebensräume 4060 Alpine und boreale Heiden 4,23 0,28 Gemäßigte Heide- * Buschvegetation mit Pinus mugo und Rhododendron und Buschvegetati- 4070 25,12 1,66 hirsutum (Mugo-Rhododendretum hirsuti) - prioritär on 4080 Subarktisches Weidengebüsch 0,32 0,02 Natürliches und 6170 Alpine und subalpine Kalkrasen 226,45 14,95 naturnahes Gras- Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf 6230 1,71 0,11 land dem europäischen Festland) auf Silikatböden - prioritär Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis 6430 0,28 0,02 alpinen Stufe Kalk- und Kalkschieferschutthalden der montanen bis alpi- Felsige Lebensräu- 8120 363,97 24,03 nen Stufe (Thlaspietea rotundifolii) me und Höhlen 8210 Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation 296,74 19,59 Montane bis alpine bodensaure Fichtenwälder (Vaccinio- 9410 347,33 22,93 Wälder Piceetea) 9420 Alpiner Lärchen- und/oder Arvenwald 239,26 15,80 Andere Lebensräume (Grünerlengebüsch, Fettwiese und Lägerfluren) 5,25 0,35 Gesamtfläche FFH-Lebensraumtypen 1.509,20 99,65 Gesamtfläche UG 1.514,45 100

2.2 Geschützte Pflanzen- und Tierarten Die Auflistung der geschützten Tier- und Pflanzenarten basiert auf einer Auswertung von bestehen- den Daten in Kombination mit eigenen Erhebungen. Insgesamt wurden 421 Pflanzenarten erfasst, das Gebiet ist aus floristischer Sicht als sehr artenreich einzustufen.

2.2.1 Arten gemäß der Vogelschutzrichtlinie Anhang I

Die Vogelschutzrichtlinie betrifft die Erhaltung sämtlicher wildlebender Vogelarten, die in der EU heimisch sind. Die im Anhang I dieser Richtlinie genannten Vogelarten müssen geschützt werden, indem Schutzgebiete ausgewiesen werden und Maßnahmen getroffen werden, um ihre Lebensräu- me zu erhalten, aufzuwerten bzw. wiederherzustellen. Im Untersuchungsgebiet sind folgende Vo- gelarten des Anhang I der Vogelschutzrichtlinie anzutreffen (Daten der Abteilung 29, Abteilung 32 sowie mündliche Aussagen der Jagdaufseher des Gebietes):

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Tab. 5: Vorkommende Arten gemäß der Vogelschutzrichtlinie Anhang I. ( *nur Randbereiche und angrenzende Bereiche, ** brütend im Gebiet Tschafon, Latemar und Rosengarten sind Streif und Jagdgebiete, *** brütend im Gebiet Tschafon).

Wissenschaftlicher Artname Deutscher Artname Bonasa bonasia* Haselhuhn Tetrao tetrix tetrix Birkhuhn Tetrao urogallus Auerhuhn Lagopus mutus helveticus Schneehuhn Alectoris graeca saxatilis* Steinhuhn Aegolius funereus Raufußkauz Glaucidium passerinum* Sperlingskauz Aquila chrysaetos** Steinadler Dryocopus martius Schwarzspecht Picoides tridactylus Dreizehenspecht Picus canus Grauspecht Luscinia svecica* Blaukehlchen Lanius collurio* Neuntöter (Falco peregrinus***) (Wanderfalke)

2.2.2 Arten gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie Anhang II

Im Anhang II der FFH-Richtlinie werden jene Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Inte- resse aufgelistet, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen.

Frauenschuh ( Cypripedium calceolus ): Der Frauenschuh ist eine Orchidee mit grünlich bis gelber Blüte. Die Pflanze besiedelt mäßig frische bis wechselfrische, basenreiche, meist kalkhaltige Lehm- und Tonböden über Kalk und Dolomit in halbschattigen Lagen ( OBERDORFER 2001). In der Florenliste des Naturmuseums ist die Art für einen Standort oberhalb des Parkplatzes Kaiserstein angegeben. Empfohlene Maßnahme: Pflückverbot.

Mopsfledermaus (Barbastellus barbastellus): Zu den Anhang II Arten zählen auch einige europäische Fledermausarten. Beobachtungen und Nachweise von Fledermäusen liegen aus dem Untersuchungs- gebiet nur vereinzelt vor und waren nicht genauer bestimmbar (Plafetsch: Myotis sp. , DRESCHER schriftlich). Vom Schlerngebiet gibt es einen Nachweis der Mopsfledermaus (Barbastellus barbastel- lus) aus dem Hauensteiner Hochwald (Fichten- Tannenwald) (DRESCHER 2008). Diese Art findet ihren Lebensraum in waldreichen Gebieten von der Ebene bis ins Gebirge und jagt gern auf Schneisen, in Wäldern, an Waldrändern und Wegbegrenzungen oder entlang von Flussläufen (SKIBA 2009).

Der Goldene Scheckenfalter ( Euphydryas aurinia ) – ist in Südtirol ausschließlich mit der Unterart E.a. glaciegentia vertreten. Eine alpine Art, die subalpine und alpine Rasengesellschaften besiedelt und auch auf ungedüngten Bergmagerwiesen sowie auf Lawinarrasen vorkommt (HUEMER 2004). HUEMER stuft die Art für Südtirol als nicht bis kaum gefährdet ein und aktualisiert damit die in der Roten Liste Südtirols (HOFER 1994) erfolgte Einstufung in die Gefährdungskategorie 3. Schutzmaßnahmen: Ver- zicht auf intensivere Nutzung der Rasengesellschaften an und oberhalb der Waldgrenze.

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Weiters im Gebiet möglich wären die Blanke Windelschnecke ( Vertigo genesii ) (KISS schriftliche Mit- teilung) und die Vierzähnige Windelschnecke (Vertigo geyeri) , beide mit boreo-alpiner Verbreitung. Beide Arten wurden auch im angrenzenden Schlerngebiet (Projekt Habitat Schlern) mehrmals in Hö- hen zwischen 1050 m SH und 2400 mSH gefunden. Beide leben an feuchten, auch nur wenige m² großen Standorten, und sind kalkliebend (KISS 2008, KISS 2009). Schutzmaßnahmen: Erhalt von (auch) kleinsten Feuchtlebensräumen, Vermeidung von Überbeweidung aber auch Verbuschung dieser Flä- chen

2.2.3 Arten gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie Anhang IV

Dolomiten-Glockenblume ( Campanula morettiana ): Die Dolomiten-Glockenblume, ein Endemit der Dolomiten, ist im Untersuchungsgebiet sehr selten, Nachweise gibt es nur für den Rosengarten in Nähe der Roten Wand. Empfohlene Maßnahme: Pflückverbot

Zu den Anhang IV Arten zählen auch die meisten (außer jene des Anhang II) europäischen Fleder- mausarten. Beobachtungen und Nachweise von Fledermäusen liegen aus dem Untersuchungsgebiet nur vereinzelt vor und waren nicht genauer bestimmbar: Paolina-Hütte, vermutlich Nordfledermaus (Eptesicus nilssoni ) oder eine Langohr Art ( Plecotus sp. ) (DRESCHER schriftlich). Im Gebiet ist eine Nut- zung der Flächen durch folgende Arten anzunehmen (DRESCHER schriftlich): Nordfledermaus (Eptesi- cus nilssoni ), eine Langohrartt (Plecotus sp.), die Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus ), Bull- doggfledermaus (Tadarida teniotis ), mehrer Arten aus der Familie der Glattnasen ( Myotis sp. ) sowie der Kleiner Abendsegler (Nyctalus leisleri ). Anzunehmen ist die Präsenz des Alpensalamanders ( Sa- lamandra atra ), da es aus nächster Umgebung nahe der Malga Roncon in Vigo di Fassa eine Beobach- tung dieses Lurches gibt (STOCH 2000-2005). Der Alpensalamander ist bevorzugt in Kalk beeinflussten Gebieten zu finden und lebt in den höheren Lagen vor allem in Bergmischwäldern und feuchten Almwiesen. In den Dolomiten wird eine Vertikalverbreitung von 650 – 2500 m angegeben (Sindaco et al . 2006). Empfohlene Maßnahme : Erhaltung intakter Bergwälder und Bergwiesen .

2.2.4 Arten gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie Anhang V

Ährige Edelraute ( Artemisia genipi ): Die Ährige Edelraute wurde im Felssturzgelände beim Laby- rinthsteig gefunden. Der Fundzeitpunkt liegt schon 30 Jahre zurück und wird in der Florenliste des Naturmuseum nicht mit aktuellerem Datum genannt. Keine besonderen Maßnahmen notwendig

Arnika ( Arnica montana ): Die Arnika kommt auf im Projektgebiet oberflächig versauerten Weiden häufiger vor. Keine besonderen Maßnahmen notwendig.

Zur Verbreitung des Alpenschneehasen ( Lepus timidus ) gibt es im Gebiet keine Erhebungen, er ist aber laut Jagdaufsehern und Eigenbeobachtung (August 2010) vertreten. Seinen Lebensraum findet er im Bergwald, Krummholzgürtel und auf Matten oberhalb 1300 m SH bis nahe der Schneegrenze. Empfohlene Maßnahmen: Aufgrund seiner zurückgezogenen Lebensweise sind störungsfreie Berei- che und Ruhezonen wichtig für den Erhalt der Art.

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Die Gämsen (Rupricapra rupicapra) sind sowohl am Latemar als auch am Rosengarten zu beobach- ten. Der Bereich des Latemar im Untersuchungsgebiet ist nordexponiert und hat daher nur im Som- mer Bedeutung für die Gämsen. Der Rosengarten wird jedoch als Wintereinstand genutzt. Auffallend ist, dass die Tiere erst nach Abschalten der Liftbetriebe im Herbst auf der Westseite des Rosengar- tens auftauchen. Angrenzend an das Untersuchungsgebiet auf Trientner Seite wurden im Mai 2003 erste Gamsräudefälle gemeldet, sie wird nun jederzeit auch im Untersuchungsgebiet erwartet. Erste Vorkehrungen für die Jagdbewirtschaftung wurden getroffen (CARMIGNOLA & GERSTGRASSER 2006). Empfohlene Maßnahmen: Angepasste Jagdbewirtschaftung bei Auftreten der Räude im Untersu- chungsgebiet .

Vom Baummarder ( Martes martes ) gibt es im Untersuchungsgebiet selbst keine Nachweise. Da er jedoch im angrenzenden Naturpark Schlern-Rosengarten beobachtet wurde, könnte er auch im Ge- biet Latemar Rosengarten anwesend sein. Ähnlich wie Auerwild und einige Spechtvögel braucht er lichte Wälder mit dichtem Unterwuchs. Empfohlene Maßnahmen: Erhaltung lichter naturnaher Wäl- der

Der Grasfrosch (Rana temporaria) ist eine weit verbreitete Art entlang des gesamten Alpenbogens und kommt in allen Höhenlage vor. In Italien liegen die Extremwerte zwischen 20 mSH und 2760 mSH (SINDACO 2006). In Südtirol ist er häufig auf Almwiesen sowie in Mooren und Bergmischwäldern zu beobachten. Er benötigt nur zur Laichzeit sehr zeitig im Frühjahr kleine Gewässer zum Ablaichen. Empfohlene Maßnahmen: Erhalt von (auch) kleinsten Feuchtlebensräumen, Vermeidung von Über- beweidung aber auch Verbuschung dieser Flächen .

2.2.5 Weitere naturschutzfachliche Bedeutung des Gebiets

2.2.5.1 Flora

Aufgrund der unterschiedlichen Ausgangsgesteine ist die Vegetation am Latemar äußerst vielfältig. Als botanische Besonderheit des Latemars gilt Carex curvula ssp. rosae , eine Kalksippe der Krumm- segge ( Carex curvula). Diese kommt ausschließlich an Standorten vor, wo Augitporphyr mit Latemar- kalk verzahnt ist (WALLOSSEK 1990, ERSCHBAMER 1990, VERJANS 1995).

Endemiten Endemismus bedeutet das Vorkommen von Pflanzen- oder Tierarten in einer bestimmten, klar defi- nierten geografischen Umgebung. Im Projektgebiet kommen 10 Endemiten vor (Tab.6).

Tab. 6: Endemiten im Untersuchungsgebiet (DATEN DES NATURMUSEUMS BOZEN ).

Wissenschaftlicher Name Deutscher Artname Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Achillea oxyloba Dolomiten-Schafgarbe Potentilla nitida Dolomiten Fingerkraut Campanula morrettiana Dolomiten-Glockenblume Soldanella minima Kleine Soldanelle Gentiana terglouensis Triglav-Enzian Sesleria sphaerocephala Kugelkopf-Blaugras Phyteuma sieberi Sieber-Teufelskralle Saxifraga facchinii Facchinis Steinbrech Pinguicula leptoceras Dünnsporn-Fettkraut Saxifraga squarrosa Sparrig-Steinbrech

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Rote Liste - Arten Insgesamt sind 33 Arten der erhobenen Pflanzenarten in der Roten Liste Südtirols (WILHALM & HILPOLD 2006) vertreten. Die drei Arten Dolomiten-Glockenblume, Kopfiges Läusekraut und Herzblättriger Hahnenfuß weisen die Gefährdungsstufe „stark gefährdet“ auf. Fünf Arten sind als „gefährdet“ ein- getragen: Alpen-Wachsblume, Großblütige Gemswurz, Gelber Enzian, Berg-Pippau und Facchinis Steinbrech (Tab. 7).

Tab. 7: Pflanzenarten der Roter Liste der gefährdeten Gefäßpflanzen Südtirols (WILHALM & HILPOLD 2006); Daten des Naturmuseums Bozen und eigene Erhebungen; Definition der Kategorien der Roten Liste der gefährdeten Gefäßpflanzen Südtirols: CR…vom Aussterben bedroht; EN …stark gefährdet; VU…gefährdet; NT… drohende Gefährdung; LC!…nicht gefährdet mit Hinweis auf besondere Verantwortung;

Wissenschaftlicher Artname Deutscher Artname Rosengarten Latemar Kategorie Achillea oxyloba Dolomiten-Schafgarbe x x LC! Androsace hausmannii Dolomiten-Mannsschild x x LC! Campanula morettiana Dolomiten-Glockenblume x EN Cerinthe alpina Alpen-Wachsblume x x VU Crepis froelichiana Fröhlich-Pippau x LC! Crepissubsp.froelichiana pontana Berg-Pippau x VU Cypripedium calceolus Gelber Frauenschuh x NT Dianthus superbus Pracht-Nelke x x NT Doronicum grandiflorum Großblütige Gemswurz x VU Draba dolomitica Dolomiten-Felsenblümchen x LC! Dryopteris villarii (s. str.) Starre Wurmfarn x VU Festuca varia s.str. Buntschwingel x LC! Gentiana lutea Gelber Enzian x VU Gentiana terglouensis s.str. Triglav-Enzian x x LC! Gentianella engadinensis Engadin-Kranzenzian x LC! Gymnadenia odoratissima Wohlriechende Händelwurz x x LC! Hieracium aurantiacum Orangerote Habichtskraut x x NT Ophrys insectifera Fliegen-Ragwurz x NT Orchis mascula Männliches Knabenkraut x NT Paederota bonarota Blaue Mänderle x x LC! Pedicularis elongata s.str. Langähriges Läusekraut x x LC! Pedicularis rosea Rosafarbenes Läusekraut x x LC! Pedicularis rostratocapitata Kopfige Läusekraut x x EN Phyteuma sieberi Sieber-Teufelskralle x x LC! Polygala amara agg. AG Bitteres Kreuzblümchen x LC! Ranunculus parnassiifolius Herzblättriger Hahnenfuß x EN Rhizobotrya alpina Zwergkugelschötchen x LC! Saponaria pumila Zwerg-Seifenkraut x LC! Saxifraga fachinii Facchinis Steinbrech x VU Saxifraga squarrosa Sparrige Steinbrech x LC! Taraxacum alpinum agg. Alpen-Löwenzahn x x LC! Taraxacum officinale agg. AG Gewöhnlicher Löwenzahn x LC! Traunsteinera globosa Kugel-Knabenkraut x x NT

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2.2.5.2 Fauna

Einige Arten, die in der Roten Liste gefährdeter Tierarten Südtirols (ABTEILUNG FÜR LANDSCHAFT UND NATURSCHUTZ 1994) geführt werden, sind für das Untersuchungsgebiet anzunehmen, auch wenn es keine veröffentlichten Nachweise gibt (Tab. 8). Tab. 8: Potenziell vorkommende Arten der Roten Liste der gefährdeten Tierarten Südtirol Wissenschaftlicher Artname Deutscher Name Tiergruppe Triturus alpestris Bergmolch Amphibien Anguis fragilis Blindschleiche Reptilien Microtus nivalis Schneemaus Säugetiere Mustela erminea Hermelin Säugetiere Sorex alpinus Alpenspitzmaus Säugetiere

Weitere naturschutzfachliche wertvolle Arten:

Die Waldeidechse ( Zootoca vivipara ) ist im Zwergstrauchgürtel und darüber, bis etwa 2600 mSH zu erwarten. Die Kreuzotter ( Vipera berus ) besiedelt Waldlichtungen, Zwergstrauchzonen und steinige bewachsene und sonnenexponierte Hänge bis über 2600 m.

Der für die südlichen Kalkalpen endemische Weberknecht Megabunus armatus bewohnt ausschließ- lich senkrecht Kalkfelswände zwischen 1800 und 2500 mSH (KOMPOSCH 1998) und gilt als „ flagship species “ für Gletscherrandbewohner. In der Roten Liste Österreichs wird er als gefährdet geführt. Als Gefährdungsursachen werden Schadstoff- und Nährstoffeinflüsse, Klimaerwärmung, Sport- und Frei- zeitaktivitäten, Tourismus, infrastrukturelle Maßnahmen, Wintersport, Bergbau, Kraftwerksbau, Windkraftanlagen angegeben.

Einige im Gebiet vorkommende Tagfalterarten werden in der ROTEN LISTE DER GEFÄHRDETEN TIERARTEN SÜDTIROLS (1994) geführt, gelten aber nach den aktuelleren Einstufungen nach HUEMER (2004) nicht mehr als gefährdet: Gelbwürfeliger Dickkopffalter (Carterocephalus palaemon ), Grüner Zipfelfalter (Callophrys rubi ), Hauhechel-Bläuling ( Polyommatus icarus ), Schillender Mohrenfalter ( Erebia cassioi- des ). Als außerhalb der Tallagen nach HUEMER (2004) nicht mehr gefährdet gelten die beiden Arten: Wachtelweizen-Scheckenfalter ( Melitaea athalia ) und Aurorafalter ( Anthocharis cardamine s). Nicht mehr als gefährdet eingestuft wird aufgrund seines ausgeprägten Migrationsverhalten der Postillon (Colias croceus ). Drohende Gefährdung gibt HUEMER (2004) jedoch für folgende im Gebiet vorkom- mende Arten an: Feuriger Perlmutterfalter (Argynnis adippe ), Veilchen-Perlmutterfalter (Boloria euphrosyne ), Weißbindiger Mohrenfalter (Erebia ligea ), Rundaugen-Mohrenfalter ( Erebia medusa ). Die Lebensräume dieser Tagfalterarten sind lichte Waldbestände, strukturreiche Waldränder und blütenreiche und extensiv bewirtschaftete Bergwiesen. Empfohlene Maßnahmen: extensive Bewirt- schaftung und Düngeverzicht auf den Bergwiesen bzw. Erhaltung von lichten, strukturreichen Wald- biotopen und Waldrändern.

Als gefährdet gilt die xerothermophile Offenlandart Graublauer Bläuling (Pseudophilotes baton ), der im Untersuchungsgebiet jedoch seine oberste Verbreitungsgrenze erreicht.

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2.3 Erhaltungszustand der Lebensraumtypen Bei der Bewertung des Erhaltungszustandes der Lebensraumtypen über das gesamte Projektgebiet ergibt sich folgendes Bild (siehe Abb. 7): Etwas mehr als 76 % der Fläche des Untersuchungsgebietes weisen einen sehr guten Erhaltungszustand auf. Ein knappes Viertel der FFH - Lebensraumtypen (23,60 %) wird mit einem guten Erhaltungszustand eingestuft. Nur ein kleiner Teil (0,1 %) erreicht die niedrigste Wertstufe mit mittel bis schlecht. Die große naturschutzfachliche Bedeutung des Gebietes spiegelt sich klar in der hohen Bewertung wieder.

0.11% 23.60%

76.28%

Abb. 7: Flächenanteil der Wertstufen des Erhaltungszustandes aller Lebensräume im gesamten Untersu- chungsgebiet . Grün… sehr guter Erhaltungszustand, gelb… guter Erhaltungszustand, rot … schlechter Erhal- tungszustand ( Prozentwert unter 1).

Die Fels-, Block- und Schuttlebensräume (FFH-Code 8210 und 8120) besitzen aufgrund ihrer ausge- setzten Lage und schweren Erreichbarkeit durchwegs einen sehr guten Erhaltungszustand (Abb. 8). In der Gruppe des natürlichen bzw. naturnahen Graslandes überwiegt aufgrund des geringen Anteils der antropogen genutzten Flächen der sehr gute Erhaltungszustand. Das beweidete oder gemähte Grünland ist in einem guten Zustand.

In den Waldlebensräumen erhöht sich durch die forstwirtschaftliche Nutzung der Anteil der Wertstu- fe gut . Die alpinen Zirbenwälder (FFH-Code 9420) sind aufgrund der steilen Lage und schlechten Er- reichbarkeit an der Waldgrenze in einem sehr guten Erhaltungszustand, während der subalpine Fich- tenwald (FFH-Code 9410) bis auf wenige schlecht erreichbare Bestände bzw. Altholz-Bestände mit sehr gutem Erhaltungszustand fast durchwegs einen guten Erhaltungszustand aufweist (Abb.8).

Flächen mit einem mittleren bis schlechten Erhaltungszustand sind nur wenige vorhanden. Es handelt sich dabei um Lebensräume wie Lägerfluren und eine Fettwiese, welche keinen FFH - Schutzstatus aufweisen.

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9420

9410

8210

8120

6430

6170

6230

4080

4070

4060

3220

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Abb. 8: Verteilung der Wertstufen des Erhaltungszustandes (Prozent der Lebensraumfläche) innerhalb der Lebensraumtypen (nur FFH) im Untersuchungsgebiet. Grün… sehr guter Erhaltungszustand, gelb… guter Erhal- tungszustand.

2.4 Geotope, Geotopkomplexe und Geotoplandschaften Die Fels- und Schuttregionen der Kernzonen am Rosengarten und Latemar wurden in ihrer Gesamt- heit als „Geotoplandschaft“ erfasst (KEIM , mündl. Mitteilung am 23.08. 2010). Außerhalb dieser Zone liegen am Rosengarten besonders gut ausgebildete Aufschlüsse der Werfener Schichten, welche von den Wanderwegen aus gut sichtbar sind. Am Latemar wurde das große Bergsturzgelände, auch als Labyrinth bekannt, als Geotop erhoben. Innerhalb der Geotoplandschaft des Latemars wurden zu- dem markante Felsformationen von touristischer Bedeutung erfasst: „Torre die Pisa“ und das daneben liegende „Felsenfenster“ sowie gut sichtbare vulkanische Einschlüsse (Karte 2).

2.5 Erholungsnutzung Derzeit bilden Wanderer die wichtigste Gruppe der Erholungssuchenden im Gebiet. Aber auch Klette- rer (Klettersteige, alpines Klettern sowie Sportklettern in den Randbereichen) stellen eine große Gruppe dar. Zudem gewinnt das Mountainbiken am Fuße des Latemars in den letzten Jahren ver- stärkt an Bedeutung, wobei sich die Radfahrer auf die Forstwege konzentrieren (Karte 3). Eine kleine- re Gruppe von Extremsportlern betreibt Basejumping von der Rotwand oder fährt mit Motocross - Motorrädern auf kleinsten Steigen.

Bei den Erhebungen im Sommer 2010 wurden mehrmals „wilde Camper“ im Untersuchungsgebiet festgestellt, insbesondere im Wald oberhalb der Nigerstrasse.

Im Winter dominieren Sportarten wie Schifahren, Rodeln (auch Nachtrodeln) und Schneeschuhwan- dern. Im Projektgebiet selbst stehen keine Aufstiegshilfen zur Verfügung. Die Pisten Obereggen- Oberholz, Absam-Maierl, Karersee-Rosengarten befinden sich aber in unmittelbarer Nähe. Die Piste Laurin II grenzt teilweise direkt an den nördlichen Randbereich des Projektgebietes an (Karte 3). Das Skitourengehen ist im Gebiet kaum von Bedeutung, es werden nur wenige Routen begangen. Am

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21.02.2010 wurden an mehreren touristisch interessanten Punkten in Südtirol Skitourengeher und Schneeschuhwanderer gezählt (ASTAT 2010). Im Projektgebiet fanden an den Ausgangspunkten Ka- rerpass (Richtung Latemarscharte) und Obereggen Zählungen satt: von Obereggen starteten 10 und vom Karerpaß 3 Tourengeher, es herrschte die Lawinenwarnstufe 3. Weiters führt ein kurzer Teil der ausgewiesenen Winterwanderwege durch das Projektgebiet am Hangfuß des Rosengartens. Der Wanderweg parallel zur Nigerstrasse wird regelmäßig geräumt und für die Wanderer präpariert.

Durch die leichte Erreichbarkeit mit dem Paolina Lift oder dem König Laurin Lift weist der Rosengar- ten hohe Besucherfrequenzen auf, dies insbesondere im Hochsommer (Tab. 8). Die Schwerpunkte der Erholungsnutzung liegen zwischen Kölner- und Paolinahütte sowie am Vaiolonpass. Der Hir- zelsteig, der mehr oder weniger eben zwischen Paolinahütte und Kölnerhütte verläuft, ist besonders attraktiv. Für eine Vielzahl der Besucher sind die Hütten das Hauptziel, viele Besucher halten sich aber auch länger unterhalb des Vaiolonpasses auf.

Am Latemar wird der Labyrinthsteig und die Mitterleger - Alm stark besucht. Das südliche Latemar- massiv zwischen Gamsstallscharte und Pisahütte ist ebenfalls stark frequentiert, wobei deutlich mehr Wanderer über den Wanderweg 22 zur Pisahütte gehen. Auch im Latemargebiet ist der touristische Druck im Juli und August am höchsten (Tab. 8). Weniger begangen sind die Steige ohne ein direktes Ziel, wie zum Beispiel der Weg am Fuße des Latemars in Richtung Erzlahnscharte.

Die Abbildungen der Besucherfrequenzen der einzelnen Wege (Abb. 9 und 10) geben die Erfah- rungswerte der Bergführer und Förster über die Besucherfrequenzen des Untersuchungsgebietes wieder.

Tab. 8: Anzahl Fahrten im Sommer 2009 bzw. 2010 für die Lifte, die das Projektgebiet erschließen. Quelle: per- sönliche Mitteilung der Liftbetreibergesellschaften, August bzw. September 2010. September Oktober Fahrten Lift Juni 2009 Juli 2009 August 2009 2009 2009 gesamt Paolina (Berg- und 13.472 34.444 49.263 24.249 8.207 129.635 Talfahrten) Obereggen – Ober- holz (nur Bergfahr- 1.177 12.845 16.605 9.323 1.050 41.000 ten) September Oktober Fahrten Juni 2010 Juli 2010 August 2010 2010 2010 gesamt König Laurin (nur 3.054 10.960 14.215 9.410 2.645 40.284 Bergfahrten)

23 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR ERGEBNISSE

Legende Besucherstärke Nicht erhoben Schwach besucht Wenig besucht Stark besucht Sehr stark besucht Kernzone Pufferzone

Abb. 9: Erfahrungswerte der Besucherfrequenzen der Wege im Untersuchungsgebiet Rosengarten.

Das Wanderwegenetz des Untersuchungsgebietes ist im Ganzen 38,07 km lang. Es handelt sich dabei durchwegs um unversiegelte Pfade. Die Kernzonen sind insgesamt durch 21,33 km Wanderwege erschlossen: am Rosengarten sind die Wege in der Kernzone 4,80 km, am Latemar 16,53 km lang. Dies entspricht einer durchschnittlichen Wegedichte von 38,48 m/ha bzw. 17,62m/ha. Die Pufferzo- ne des Latemars ist mit einer durchschnittlichen Wanderwegdichte von 38,82 m/ha annähernd gleich gut erschlossen wie jene des Rosengartens mit 36,58 m/ha.

Werden die Forstwege in der Pufferzone bei der Berechnung mit einbezogen, ist vor allem am Late- mar eine deutliche Veränderung des Erschließungsgrads zu beobachten: die mittlere Wegedichte beträgt am Latemar 61,16 m/ha, am Rosengarten 46,77m/ha (Tab. 9).

Tab. 9 : Weglängen und durchschnittliche Wegdichte des Wegenetzes für Kern- und Pufferzonen. WW… Wan- derwege, FW… Forstwege. Länge Wege- Länge Wege- Länge Wegenetz Durchschnittliche Durchschnittliche netz WW netz WW WW und FW Wegdichte (m/ha) Wegdichte (m/ha) (km) (km) (km) für WW und FW Rosengarten 4,80 38,48 - - Kernzone 12,00 Rosengarten 7,20 36,58 9,206 46,77 Pufferzone Latemar 16,53 17,62 - - Kernzone 26,08 Latemar 9,55 38,82 15,041 61,16 Pufferzone

24 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR ERGEBNISSE

Legende Besucherstärke Nicht erhoben Schwach besucht Wenig besucht Stark besucht Sehr stark besucht Kernzone Pufferzone

Abb. 10 : Erfahrungswerte der Besucherfrequenzen der Wege im Untersuchungsgebiet Latemar.

Wegenetze haben zerschneidende Auswirkungen auf Lebensräume und je nach dem wie stark sie frequentiert werden, stören sie die dort lebenden Tierarten. Besonders Arten mit großem Arealan- spruch (z.B. Auerhuhn, Birkhuhn, Schalenwild, Steinadler …) sind davon betroffen. Anhand der Karte (Abb. 11) wird deutlich, dass der Zerschneidungseffekt durch Wanderwege in der Kernzone des Ro- sengartens deutlich höher ist als in der Kernzone des Latemars. Dagegen kommt es in der Pufferzone des Latemars durch die Forstwege zu höheren Zerschneidungseffekten.

25 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR ERGEBNISSE

Schlern-Rosengarten

Welschnofen

Sägewerk Latemar *

Karersee

Obereggen

Legende Zerschneidung ¯

hoch mittel gering Wege (Quelle AVS, eigene Erhebungen) Fahrwege (Quelle: Autonome Provinz Bozen) Kernzone Pufferzone

Abb. 11: Überblick über den Zerschneidungseffekt durch Wander- und Fahrwege in beiden Gebieten.

26 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR ERHALTUNGSMASSNAHMEN FÜR DIE AVIFAUNA

3 LEBENSRÄUME: BEWERTUNG UND MASSNAHMENEMPFEHLUNGEN Das Gebiet Rosengarten umschließt den Westhang des Rosengartenmassivs zwischen der Kölner Hütte und der Paolina Hütte. Die obersten Höhenlagen werden von Felslebensräumen geprägt, die durch ihre Formenvielfalt ein beeindruckendes Landschaftsbild ergeben. Durch die hohe Erosionsnei- gung sind ausgedehnte Schuttfelder ausgebildet. Diese bilden eng verzahnt mit den alpinen Urrasen ein abwechslungsreiches Mosaik. Das Gebiet in der alpinen Stufe zeigt deutliche Überprägungen durch touristische Nutzungen, die sich vor allem auf den Hirzelsteig konzentrieren. Die mittleren und oberen Hangbereiche werden von subalpinen Lärchen- und Zirbenwäldern dominiert, welche auf- grund der Steilheit kaum bewirtschaftet werden. Auffallend sind hier die tief eingeschnittenen Täler mit Anbrüchen der Werfener Schichten, die schon von weitem erkennbar sind. Die Lärchen- Zirbenwälder gehen nach unten hin in weniger steile subalpine Fichtenwälder über, welche im Gebiet Tschein als Waldweide genutzt werden. Im Waldbestand kommen außerdem einige Weideflächen vor, eine große zusammenhängende Weidefläche findet sich unterhalb der Kölner Hütte und auf dem Ratschigler Hang. Nahe der Nigerstrasse werden die Fichtenwälder forstwirtschaftlich genutzt. Eine Besonderheit ist ein extensiv genutzter, artenreicher Abschnitt einer Mähwiese in Hanglage am Waldrand beim Dorfer.

Das Untersuchungsgebiet am Latemar umfasst die alpinen und subalpinen Bereiche von den Late- marwiesen/Poppekanzel an der nördlichen Grenze bis hin zu den Kalkrasen oberhalb des Reiterjochs an der südlichen Projektgebietsgrenze. Das Latemarmassiv beherrscht mit seinen mächtigen Türmen das obere Eggental. Die senkrechten Felswände laufen in Schutt- und Geröllhalden aus, die zwischen Erzlahnscharte und dem Bergsturzgelände unter den Latemartürmen große Flächen einnehmen. Darüber hinaus prägen in höheren Lagen vor allem lichte Waldbestände auf Felsfluren den Land- schaftscharakter. Block- und Hangschuttwälder sind vor allem zwischen Mitterleger und den Late- marwiesen ausgebildet. An der oberen Waldgrenze finden sich vor allem südlichen Teil ausgedehnte Kalkrasen, die einer Weidenutzung unterliegen. Erwähnenswert sind auch die zwar kleinflächig, aber mehrfach vorhandenen Pionierweidengebüsche.

3.1 Beschreibung und Bewertung der Lebensräume Im Untersuchungsgebiet Rosengarten wurden auf ca. 99 % der Fläche zehn verschiedene FFH- Lebensräume ausgewiesen. Den größten Flächenanteil besitzen die alpinen und subalpinen Kalkrasen (28,9 % der Fläche) gefolgt vom montanen bis subalpinen Fichtenwald (22,56 %). Auch die Kalk- und Kalkschieferschutthalden der montanen bis alpinen Stufe nehmen große Flächen ein (18,73%). Abge- sehen vom Alpinen Lärchen und/oder Arvenwald mit 14,34% und den Kalkfelsen mit Felsspaltenve- getation mit 10,21% sind die restlichen Lebensräume nur mehr kleinflächig vertreten.

Am Latemarmassiv hingegen wird der größte Teil der Fläche von Kalk- und Kalkschieferschutthalden der montanen bis alpinen Stufe bedeckt (25,46%). Auch hier sind die montanen bis alpinen Fichten- wälder mit 23% die am zweitstärksten vertretenen Lebensräume, gefolgt von den Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation (22,12%). Der alpine Lärchen- und/oder Arvenwald bedeckt 16% des Gebiets.

27 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR ERHALTUNGSMASSNAHMEN FÜR DIE AVIFAUNA

Die alpinen und subalpinen Kalkrasen nehmen am Latemar 11,2% des Untersuchungsgebiets ein. Die restlichen Lebensräume sind auch hier nur mehr kleinflächig vertreten (Tab. 10).

Tab. 10 : Flächenbilanzen der FFH-Lebensräume aufgegliedert nach den zwei Bergmassiven. Rosengarten Latemar FFH Code ha % ha % 1 3220 3,78 1,18 - - 2 4060 1,35 0,42 2,88 0,24 3 4070 8,02 2,49 17,10 1,43 4 4080 0,21 0,06 0,11 0,01 5 6230 - - 1,71 0,14 6 6170 92,93 28.91 133,52 11,19 7 6430 0,22 0,07 0,06 0,01 8 8120 60,22 18,73 303,75 25,46 9 8210 32,84 10,22 263,90 22,12 10 9410 72,54 22,57 274,79 23,03 11 9420 46,10 14,34 193,16 16,19 Kein FFH Lebensraum 3,26 1,02 1,98 0,17 Summe 321,47 100,00 1192,98 100,00 Summe FFH 318,21 98,98 1190,99 99,83

Bei der Bewertung der FFH - Lebensräume wurden nur die beiden Wertstufen sehr gut und gut aus- gewiesen. Knapp 78% der als FFH-Lebensraum ausgewiesenen Fläche ist am Latemar mit einem sehr guten Erhaltungszustand bewertet worden, am Rosengarten sind es ca. 72% (Abb. 12). Die Fels- und Schutthalden, Latschengebüsche und Felslebensräume erhalten aufgrund ihrer ausgesetzten und kaum begehbaren Lage durchwegs einen sehr guten Erhaltungszustand. Die alpinen Kalkrasen weisen fast durchwegs die Bewertung sehr gut auf, vor allem bei den Flächen in Waldrandnähe ist aber eine eindeutige Tendenz in Richtung gut festzustellen. Dies kommt zum einen durch die Nutzungsaufgabe, zum anderen durch die unangepasste Bewirtschaftung zustande. Auch die Fichten- und Zirbenwälder weisen teilweise einen durch die Nutzung bedingten guten Erhaltungszustand auf.

0.06% 0.13% 22.45% 27.90%

72.04% 77.43%

a) b) Abb. 12: Flächenanteil der Wertstufen des Erhaltungszustandes der Lebensräume im Teilgebiet Rosengarten (a) und Latemar (b). Grün… sehr guter Erhaltungszustand, gelb… guter Erhaltungszustand, rot … schlechter Erhal- tungszustand ( Prozentwert unter 1).

28 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR ERHALTUNGSMASSNAHMEN FÜR DIE AVIFAUNA

Süßwasser-Lebensräume

Das gesamte Gebiet ist arm an Süßwasserlebensräumen. Der Westhang des Rosengartens wird in den oberen Hangbereichen von sechs Gerinnen entwässert, welche sich am unteren Hangfuß zu zwei Bachläufen vereinen. Unterhalb des Bergsturzgeländes des Latemars ist die kleine Gepläng-Lacke zu finden. Diese ist der Rest des ehemaligen großen Obersees, welcher durch den großen Bergsturz der Östlichen Latemarspitze verschüttet wurde (HAULEITNER 2010). Bewertung Erhaltungszustand: Die Gewässer sind unbeeinträchtigt und in einem sehr guten Erhal- tungszustand.

Gemäßigte Heide- und Buschvegetation

Die gegen Frost und Frosttrocknis empfindlichen Alpenrosen bilden in Geländemulden und Standor- ten, an welchen hohe und lang anhaltende Schneedecken der Vegetation einen Schutz bieten, dichte Gebüsche aus - so zum Beispiel unterhalb des Knappenstuhls und an der Erzlahn (Latemar). Eng ver- zahnt mit den alpinen Kalkrasen sind die Zwergstrauchheiden unterhalb des Reiter Jochs, welche als Folge der Extensivierung bzw. Aufgabe der Weidenutzung entstanden sind. Auch auf dem Ratschigler Hang ist ein größeres Zwergstrauchgebüsch zu finden. Latschengebüsche kommen am Rosengarten typischerweise auf steilen Hängen und in Rinnen vor. Am Latemar bewachsen sie zudem auch Schutt- und Blockhalden, oberhalb der Mitterleger Alm bedecken sie die trockenen Felsköpfe. An feuchteren Standorten wird die Latsche von der konkurrenzstärkeren Grünerle verdrängt, diese bildet am Ro- sengarten im subalpinen Fichtenwald kleinere Gebüsche aus. Auch am Latemar sind kleinere Grüner- lengebüsche in feuchten Rinnen im Wald zu finden. Bewertung Erhaltungszustand: Die Heide- und Buschvegetation ist insgesamt in einem sehr guten Zustand. Die Zwergstrauchheide am Ratschigler Hang weist aufgrund der Weidenutzung einen guten Erhaltungszustand auf.

Natürliches und naturnahes Grasland

Große Flächen unterhalb der Fels- und Schuttregion am Rosengarten und Latemar sind von alpinen Kalkrasen bedeckt. Die Rasen steigen an Lawinenbahnen bis in die subalpine Stufe hinab. Dabei han- delt es sich meist und Blaugras- und Polsterseggenrasen (Seslerietum und Caricetum firmae). Die Violettschwingelrasen (Festucetum violaceae) an wasserzügigen Hängen sind kleinflächiger ausgebil- det (zum Beispiel oberhalb des Satteljochs).

Eine Beweidung findet auf den Fraktionsweiden am Ratschigler Hang, unterhalb der Kölnerhütte und auf der kleinflächigen Privatweide in Nähe der Nigerstraße statt. Im Latemargebiet wird die an die Latemarwiesen angrenzende Lärchenwiese zusammen mit den angrenzenden Waldgebieten bewei- det. Im Süden des Latemars werden die Weiden der Meierlalm sowie oberhalb des Satteljochs als Rinderweide genutzt (Karte 4 im Anhang).

Unterhalb der Waldgrenze sind einige Almen aufgelassen worden und werden mit einer Pflegemahd offen gehalten: Die Schafalm unterhalb des Bewallerkopfs sowie die Almen des Mitter- und Außerle- gers. Die steile, kleinflächige und artenreiche Schafalm (Rigolet) im Süden des Projektgebiets am

29 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR ERHALTUNGSMASSNAHMEN FÜR DIE AVIFAUNA

Rosengarten ist derzeit ungenutzt, was auch am Aufkommen der Fichte ersichtlich ist. Seit April 2010 ist der größte Teil der Rigolet Alm als Wasserschutzgebiet (Zone II, WA 562) ausgewiesen. Bewertung Erhaltungszustand: Die Kalkrasen sind über große Flächen unbeeinträchtigt und weisen einen sehr guten Erhaltungszustand auf. Die beweideten und verbuschten Flächen sind in einem guten Erhaltungszustand.

Lokal sind kleinere Lägerfluren in den Almweiden zu finden. Meist handelt es sich um kleinflächige Rasenschmiele - Lägerfluren ( Deschampsia cespitosa-Gesellschaft), beim Mitterleger ist jedoch eine ausgedehnte Alpenampferflur (Rumicetum alpini) zu finden.

Am Rosengarten oberhalb der Nigerstrasse ist ein Flachmoorrest , welcher eng verzahnt mit einem Kalkrasen ist, vorhanden. Der kleine Moorbereich ist aufgrund einer Wasserfassung degeneriert, es kommen jedoch noch einige Arten der Kalkflachmoore wie Davallsegge ( Carex davalliana ) vor. Bewertung Erhaltungszustand: Durch die enge Verzahnung mit einem Kalkrasen in einem sehr guten Zustand ergibt sich ein insgesamt guter Zustand der Fläche. Das kleinflächige Kalkflachmoor ist je- doch in einem schlechten Zustand.

Felsige Lebensräume und Höhlen

Die meisten der im Gebiet vorkommenden Schutthalden sind den Grobschutthalden (Größe der Ge- steinsbrocken 2-25 cm) zuzuordnen. Am Rosengarten unterhalb des Vaiolonpasses und am Berg- sturzgelände an der nördlich gelegen Westseite des Latemars kommt auch Blockschutt (Größe der Gesteinsbrocken > 25 cm) vor. Feinschutt (Größe der Gesteinsbrocken 0,2 -2 cm) ist immer wieder kleinflächig vorhanden. Größere Feinschutthalden finden sich an der Südseite des Latemars an der Variante des Wegs 22 und auch am Rosengarten im Bereich der Werfener Schichten. Oft ist eine kleinflächig ausgebildete, geschlossene Vegetationsdecke mosaikartig eingestreut. Durch ihre ausge- setzte Lage und schlechte Begehbarkeit sind die Schuttfelder und die Felsmassive insgesamt nur ge- ring durch Nutzungen beeinträchtigt. Bewertung Erhaltungszustand: Die Schutthalden und Felslebensräume haben einen sehr guten Erhal- tungszustand.

Wälder

Nahezu der gesamte Bereich in der Waldzone ist durch die jahrhunderte lange Bewirtschaftung ge- prägt worden. Hochsubalpine ungenutzte Lärchen-Zirben- und Zirbenwälder bedecken als zonale Klimaxgesellschaften die oberen Hanglagen und sind größtenteils in steilem Gelände zu finden. Wäh- rend die Bestände am Rosengarten oft locker sind und einen Hinweis auf die frühere Beweidung ge- ben, sind die Lärchen-Zirbenwälder am Latemar oft dicht und mit einer gut entwickelten Strauch- schicht ausgebildet. Beträchtliche Anteile der Zirbenwälder am Latemar weisen einen sehr guten Zustand auf. Im Gegensatz zu den Fichtenwäldern ist in den Zirbenwälder insgesamt eine starke Ver- jüngung zu bemerken. Der Erhaltungszustand der Zirben-Lärchenwälder ist mit „sehr gut“ zu bewer- ten.

30 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR ERHALTUNGSMASSNAHMEN FÜR DIE AVIFAUNA

Die Fichtenwälder in den Randbereichen des Projektgebietes sind besser erschlossen und zeigen eine stärkere Beeinflussung durch forstwirtschaftliche Nutzung. Auch die Nutzung als Waldweide kann lokal zu einer kleinflächigen Beeinträchtigung der Lebensräume führen. Am Rosengarten wird der nördliche Abschnitt des subalpinen Fichtenwaldes (Tschein) als Waldweide genutzt. Die Beeinflus- sung durch das Weidevieh verändert teilweise den Waldhabitus und kleinflächig treten je nach Nut- zungsintensität durch den Viehtritt bedingte Erosionserscheinungen auf. Auch in Nähe der Latemar- wiesen wird der Wald als Weide genutzt. Die Tiere konzentrieren sich jedoch auf die offenen Flächen, in den Randbereichen kann es vereinzelt zu Verbissschäden kommen. Der Erhaltungszustand der anthropogen genutzten Wälder wird mit „gut“ bewertet. Nur wenige Flächen weisen einen sehr gu- ten Erhaltungszustand auf.

3.2 Beeinträchtigungen und Gefährdungen

3.2.1 Land- und Forstwirtschaft

Die Wälder der Steillagen, vor allem die Zirbenwälder, zeigen keinen bzw. nur geringen Störungsein- fluss. Diese Waldflächen werden, wenn überhaupt, nur sehr extensiv genutzt. Die subalpinen Fich- tenwälder werden meist naturnah bewirtschaftet, es sind einige Altholzbestände in Verjüngung vor- handen.

Auf einigen Weideflächen des Rosengartens kommt es durch übermäßigen Viehtritt bzw. durch loka- le Konzentration der Weidetiere auf zu negativen Auswirkungen auf Vegetation und Boden. Eine intensive Bestoßung mit schweren Rindern auf besonders steilen und flachgründigen Standorten kann zu Bodenerosion durch Viehtritt führen. Derartige Problembereiche finden sich beispielsweise auf dem Ratschigler Hang (Plaikenbildung) sowie auf den Weiden unterhalb der Kölner Hütte.

Erosionserscheinungen natürlichen Ursprungs kommen vor allem am Rosengarten lokal begrenzt in den Süd- und Südwesthanglagen auf Höhe der Werfener Schichten vor.

Eine Folgeerscheinung der ehemaligen Übernutzung der Almfläche am Mitterleger ist die ausgedehn- te Alpenampfer-Flur (Rumicetum alpini). Der Alpenampfer (Rumex alpinus ) bildet auf den frischen, leicht verdichteten Boden neben dem Almgebäude eine äußerst beständige Gesellschaft. Einzelne Rhizome des Alpenampfers können bis zu 13 Jahren überdauern.

Die durch die almwirtschaftliche Tätigkeit geschaffenen Lebensräume in der subalpinen Stufe sind bei Nutzungsaufgabe von Verwaldung bzw. Verbuschung bedroht. Eine extensive Beweidung oder Mahd ist daher unterhalb der Waldgrenze zur Erhaltung der Offenlandschaft notwendig. So befinden sich die ehemaligen Weideflächen „Rigolet“ am Rosengarten und „Mitterleger“ am La- temar im Verbuschungs- bzw. Verwaldungsstadium. Auch die derzeit ungenutzten Almflächen in Oberholz am Latemar sind durch Verwaldung mit Lärche und Zirbe gefährdet, es wurden aber auch vereinzelte Fichtenexemplare in den höher gelegenen Urwiesen beobachtet. Zudem verbuschen die waldnahen Teilflächen derzeit durch Zwergsträucher. Die ehemals als Rinderweide genutzte Fläche

31 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR ERHALTUNGSMASSNAHMEN FÜR DIE AVIFAUNA

„Außerleger“ ist durch Unternutzung gefährdet, derzeit findet eine Entwicklung zu einer artenarmen Borstgraswiese mit stellenweise dominanter Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa ) statt.

Der Standort der Kugelorchis (Traunsteinera globosa ) auf einer Mähwiese in Nähe der Nigerstrasse ist durch die Nutzungsaufgabe und die daraus folgende Streuansammlung und Nährstoffanreiche- rung gefährdet.

3.2.2 Nutzungskonflikte durch Erholungsnutzung

Die Beeinträchtigung der Lebensräume und Pflanzen sowie der Fauna hängt von verschiedenen Fak- toren ab. Neben der direkten Auswirkung der einzelnen Aktivitäten (Tab. 11.) ist auch die Intensität der Erholungsnutzung entscheidend.

Das an die Liftanlagen und Skipisten gebundene Skifahren stellt prinzipiell kein Problem für störemp- findliche winteraktive Vogelarten wie das Birk- und Schneehuhn bzw. für das Schalenwild im Gebiet dar. Hingegen ist das Variantenfahren abseits der Karersee-Rosengarten Piste und unterhalb der Kölner Hütte, welches zwar nur von einer geringen Zahl an Sportlern ausgeführt wird, ein vergleichs- weise großes Konfliktpotenzial. Durch die Skikanten kann es zudem zu einer Schädigung von Gehöl- zen und zur Verletzung der Bodenvegetation in Zeiten zu geringer Schneeauflage kommen. Tab. 11: Auswirkungen von Erholungsaktivitäten in Naturgebieten (nach Bundesamt für Naturschutz (BfN) 1997 in PETERMANN & REVERMANN 2003) Aktivitäten Auslösende Faktoren Auswirkungen Wandern, Bergstei- Physische Präsenz, Lärm, Trittspu- Trittschäden an Vegetation, Störung der Tiere, gen, Klettern ren, Bohrlöcher, Kalkspuren akustische Auswirkungen Radfahren, Moun- Physische Präsenz Radspuren Trittschäden an Vegetation, Störung der Tiere tainbiking Drachenfliegen, Fall- Präsenz und Transport der Flugge- Vertreibung störungsempfindlicher Tierarten schirmspringen räte (Lärm) (Feindschema), Gewichtsabnahme bei Großtie- ren Variantenfahren, Fahren abseits der Pisten und Loi- Vertreibung störungsempfindlicher Tierarten Skitouren, Schnee- pen, Wandern abseits der Wege in Bergwäldern und –wiesen bei hohem win- schuhwandern, Physische Präsenz, Lärm terlichen Energieaufwand, Störung in den Krummholzzonen

Das Tourengehen im Winter weist generell eine hohe Flächenwirksamkeit auf, da die Sportler nicht an Wege gebunden sind, in unerschlossenen Gebieten abfahren und somit ein Störfaktor in ansons- ten weitgehend unbelasteten alpinen Räumen sind. Zusätzlich zur Störung des Wildes kann es wie beim Variantenfahren zur Schädigung der Gehölze kommen. Im Untersuchungsgebiet ist vor allem der Lebensraum des Birkhuhns betroffen. Die Beeinträchtigung wird als gering eingeschätzt, da sich das Skitourengehen am Latemar auf nur zwei Routen im gesamten Gebiet beschränkt. Nachteilig wirkt sich hingegen die eher geringe Nutzungsintensität dieser Skirouten aus, da das Wild durch spo- radisch auftretende Störungen mehr beeinträchtigt wird als durch „gewohnte“ Störfaktoren.

Das Schneeschuhwandern bringt durch die höhere Zahl der Erholungssuchenden ein deutlich höhe- res Konfliktpotenzial mit sich. Zudem können sie sich unabhängig von Wegen oder Pisten frei durch

32 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR ERHALTUNGSMASSNAHMEN FÜR DIE AVIFAUNA das Gelände bewegen. Es besteht somit keine durch Infrastruktur gegebene Kanalisierung. Ein deutli- ches Gefährdungspotential ergibt sich für Rauhfußhühner und das Schalenwild am Latemar vor allem am Labyrinthsteig und den daran anschließenden Verbindungswegen zwischen Ausser- und Mitterle- ger. Diese intensiv besuchten Wander- aber auch Schneeschuhwanderrouten liegen zudem in unmit- telbarer Nähe zu Balzplätzen von Auerhahn und Birkhuhn. Besonders gestört werden diese durch Schneeschuhwanderer, die die Wege verlassen - was immer wieder beobachtet wird. Am Rosengar- ten hingegen ergibt sich durch die Schneeschuhwanderer ein geringes Konfliktpotenzial.

Eine potenzielle Beeinträchtigung aller Lebensraumtypen stellt die Beeinflussung durch Wanderer im Bereich der Steige und Wege dar. Rosengarten und Latemar weisen dabei zwei unterschiedliche Ver- teilungsmuster der Besucherströme auf: Am Rosengarten findet der Großteil der Nutzung entlang einer Hauptachse (Hirzelsteig) statt. Von allen Achsenpunkten des Hirzelsteigs aus nimmt die Besu- cherdichte ins Umland ab. Beim Gebiet des Latemars hingegen handelt es sich um ein Gebiet mit mehreren Konzentrationspunkten (die verschiedenen Gipfel, Gamsstallscharte und Latemarhütte), welche die Anziehungspunkte darstellen. Die meisten Touristen bewegen sich nicht vom Zielpunkt weg, wenn auch in Zeiten mit starkem Besucherandrang ein „Balloneffekt“ beobachtet werden kann (RINGLER 1983): bei Schönwetter sind nicht nur die Zielpunkte von rastenden Gruppen belagert, son- dern auch die Hänge in Umgebung der Zielpunkte. Hier sind vor allem die Wiesen am Aufstieg zur Latemarhütte und die Flächen um die Gamsstallscharte zu nennen.

Je nach Begehbarkeit und Hangneigung ist eine lineare Beeinträchtigung entlang der Wege zu ver- zeichnen. Erosionserscheinungen sind punktuell immer wieder zu beobachten, am stärksten am Wanderweg Nr. 516 zur Pisa-Hütte, wo der Wanderweg abschnittsweise einer Erosionsrinne gleicht. Der Hang oberhalb der Bergstation des Liftes Absam – Maierl wird von mehreren Wegen zerschnitten und weist lokale Erosionserscheinungen auf. Die Kanalisierung des Besucherstromes am Rosengarten hingegen bewirkt aufgrund des Geländes eine begrenzte, kleinflächige und lineare Belastung am Hir- zelsteig. Jedoch kommt es durch die teilweise parallele Führung der Steige (unterer und oberer Hir- zelsteig) zu einer unnötigen Zerschneidung und Störung der Lebensräume. Zu einer flächenhaften Störwirkung kann es auch bei Verlassen der Wege an den als Picknick- und Lagerplätzen genutzten Flächen, an Aussichtspunkten und Gipfelbereichen kommen (Karte 2). Das quantitative Ausmaß ist an die topographischen Gegebenheiten gebunden.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Schadenskartierung an den Wegen, dass der überwiegende Teil des Wegenetzes in einem guten Zustand ist (Tab. 12). Fast 10 km der offiziellen Wege weisen spora- disch Trampelpfade auf, nur 630 m der Wanderwege sind in einem schlechten Zustand (Abb. 13).

33 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR ERHALTUNGSMASSNAHMEN FÜR DIE AVIFAUNA

Tab. 12 : Schadstufen der qualitativen Wegkartierung für die offiziellen Wege laut Wegeprojekt des AVS (Schad- stufen nach Spandau 1988). Schadstufe Bemerkung Länge 1 Keine Schäden an der wegbegleitenden Vegetation 22,17 km 2 Sporadisch Trampelpfade neben dem Weg 9,63 km 3 1-3 Trampelpfade parallel der Wege 1,53 km 4 4 oder mehr Trampelpfade oder flächiger Schaden bis 5 m Breite 0,63 km

Abb. 13: Übersicht über die Schadstufen der Wege im Untersuchungsgebiet. Dunkelgrün…1, hellgrün… 2, gelb… 3, orange… 4 (Kategorien siehe Tab.12).

Das Wegenetz ist zwar bedeutend, aber nicht bindend für Wanderer. Daher wurde eine Bewertung des Untersuchungsgebietes hinsichtlich der Sensibilität der erhobenen Lebensräume gegen die Tritt- beeinflussung durchgeführt (siehe dazu Kapitel A.3 im Anhang). Anhand Abbildung 14 wird deutlich, dass vor allem am Rosengarten der Hauptteil des Wegenetzes durch Lebensräume mit hoher bzw. sehr hoher Empfindlichkeit gegen touristische Nutzung und Tritteinwirkung führt. Am Latemar hinge- gen liegen viele Wege im Waldbereich, welcher generell eine geringere Empfindlichkeit aufweist. Aber auch hier führen Wege in Teilbereichen durch sensible Lebensräume: im Süden des Latemar- massivs, Oberholz und Poppekanzel. Zudem sind insbesondere am Latemar unangeleinte Hunde ein weiterer Störfaktor. Diese wurden vor allem im südlichen Teilgebiet häufig beobachtet. Freilaufende Hunde sind ein wesentlicher Stressfaktor für das Wild.

Am Rosengarten wurden bei den vom Amt für Jagd und Fischerei durchgeführten Erhebungen des Schneehuhns (indirekte Nachwiese von Kot, Federn und Zählung von Gruppen) nur mehr vereinzelte Nachweise erbracht. Die Gründe für den starken Rückgang dieses alpinen Hühnervogels sind nicht

34 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR ERHALTUNGSMASSNAHMEN FÜR DIE AVIFAUNA klar, teilweise wird in der Literatur aber auch von einem Höherwandern der Art aufgrund des Klima- wandels in anderen Gebieten Südtirols berichtet. Ein konkreter Konfliktbereich im Untersuchungsge- biet ergibt sich durch den oberen Hirzelsteig, der zumindest aus der Vergangenheit bekannte (durch die diesjährige Kartierung allerdings nicht mehr bestätigte) Schneehuhnlebensräume berührt oder durchschneidet. Die Störung beschränkt sich hier auf den Sommer, da der Weg im Winter nicht ge- nutzt wird. Eine Schließung dieses Parallelweges könnte auch für die Schneehühner von Vorteil sein. Durch den Wintertourismus (Schneeschuhwandern oder Skitourengeher) ergeben sich für das Schneehuhn im Untersuchungsgebiet nur geringe Beeinträchtigungen. Die Anzahl der Skitourengeher ist sowohl am Latemar als auch am Rosengarten gering und beschränkt sich auf wenige deutlich ein- gegrenzte Routen. Am Latemar konnte das bekannte Schneehuhngebiet mit der diesjährigen Kartie- rung bestätigt werden. Der Bereich wird hauptsächlich im Winter genutzt (Winterlosung). Da der Bereich im Winter nicht von Schneeschuhwanderern und Skitourengehern aufgesucht wird, sind hier keine Konflikte zu erwarten.

Eine weitere Freizeitnutzung mit Beeinträchtigungspotenzial ist das Überfliegen mit Segelfliegern und Gleitschirmfliegern , welches eine Störwirkung auf Tiere haben kann. In weiten, offenen Gebieten wie in den ausgedehnten Schuttfeldern am Latemar gewöhnen sich z.B. die Gämsen nur in sehr be- schränktem Maß an Gleitschirme („Adlereffekt“), woraus eine starke Mindernutzung von wichtigen Teilen ihres Lebensraumes erfolgt (INGOLD 2001). Der Einfluss hängt von der Flughöhe, der Flugfre- quenz und dem Vegetationsdeckungsgrad ab.

Zu einer erheblichen Störung kommt es durch die Motocrossfahrer , die zu Zeiten ohne Liftbetrieb den Hirzelsteig als Motocrosspiste benutzen.

Zusammenfassend können folgende durch Erholungsnutzung hervorgerufene Konflikte konkretisiert werden: • Gefährdung störanfälliger Tierarten durch Sommer- und Wintertourismus • Beunruhigung des Schalenwildes im Einstand, mit Folgeschäden durch Verbiss und Schälen • Schaffung von Erosionsflächen und Bodenwunden an stark frequentierten Wegen mit hoher Hangneigung • Beschädigung von Pflanzen • Zerschneidung von Lebensräumen: vor allem im Waldgebiet am Latemar und unterhalb der Felsenlebensräume am Rosengarten.

35 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR ERHALTUNGSMASSNAHMEN FÜR DIE AVIFAUNA

Latemar Latemarwiesen Außerleger Bewaller Gepläng

Mitterleger Poppekanzel

Bewaller Kopf

Farblöcher Kirchtagweide Kleine Latemarscharte

Latemar Spitze

Erzlahn Spitze

Reiterjoch Spitze Erzlahn Scharte Oberholz Rosengarten

Gamsstall Scharte

Cima Valsorda

Pisa Hütte

Legende Zischgalm Empfindlichkeit Wanderwege Kernzone hoch mittel gering Pufferzone

00.5 1 Kilometer

Abb. 14: Die Grafiken zeigen die Modellierung der Sensibilität der Lebensräume am Latemar und Rosengarten für den Parameter Trittempfindlichkeit überlagert mit dem Wegenetz.

3.2.3 Konflikte in der unmittelbar an das UNESCO-Gebiet angrenzenden Zone

Die an das UNESCO-Gebiet angrenzenden Skigebiete beeinträchtigen auch das Wild im Untersu- chungsgebiet: Beförderungsanlagen und andere technische Einrichtungen mit Seilen, Zäunen, Glas- scheiben, aber auch Licht und Schall sowie Pistenraupen stören oder gefährden die Wildtiere auf unterschiedlichste Art und Weise (ZEITLER 2006):

36 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR ERHALTUNGSMASSNAHMEN FÜR DIE AVIFAUNA

- Vögel kollidieren mit Anlagen bzw. Anlagenteilen; - Aufstiegsanlagen stellen eine Kollisions- und Verletzungsgefahr vor allem für Greifvögel dar und schränken ihren Lebensraum ein

- Zäune (Skipistenbegrenzungen, Schutzzäune) sind für Vögel unfallträchtig und unterbrechen für Säugetiere Zugänge zu guten Nahrungsflächen oder behindern Wanderungen im Spätherbst und Frühjahr.

- Birkhühner vor allem können von Pistenraupen oder auch Variantenfahrern verletzt/überfahren werden.

- Schalenwild weicht den Störquellen oft großräumig aus oder konzentriert sich in kleinen, weniger beunruhigten Rückzugsinseln im Wald, wo in der Folge teilweise gravierende Wildschäden beobach- tet werden können.

- Die Skipisten und die Rodelbahn des Skigebiets Obereggen sind an drei Tagen in der Woche (Diens- tag, Mittwoch und Donnerstag) von 20.00 bis 22.00 Uhr geöffnet. Schall und Licht können die Wild- tiere zumindest irritieren, wenn nicht gar akut gefährden.

Insgesamt kann sich im Winter die menschliche Belastung auf bis zu 24 h pro Tag ausdehnen, wenn nächtliche Skitouren mit Stirnlampen entlang der Pisten, die maschinelle Pistenpflege und Beschnei- ung zu den üblichen Skibetriebszeiten hinzugerechnet werden.

Das UNESCO-Gebiet am Rosengarten, das rundum von Skianlagen begrenzt wird, stellt somit einen wichtigen Rückzugsort für gestörte Wildtiere dar. Wichtig vor allem, da hier ein Großteil der Waldflä- chen und auch der darüberliegenden Regionen im Winter vom Menschen praktisch nicht betreten werden.

Als weitere, lokal begrenzte Konfliktbereiche in der näheren Umgebung können inoffizielle Parkplät- ze entlang der Nigerstrasse genannt werden.

3.3 Schutz-, Erhaltungs- und Entwicklungsziele Alle drei Kategorien von Managementzielen ( Erhalten ohne Pflege, Erhalten mit Pflege und Entwi- ckeln ) wurden den unterschiedlichen Lebensräumen zugewiesen. Die von Weidevieh fast nicht beein- flussten Lebensräume der Schuttflächen, Felslebensräume und Latschengebüsche der höheren Lagen werden dem Ziel Erhalten ohne Pflege zugeordnet. FFH-Lebensräume mit geringen Defiziten (Erhal- tungszustand gut) haben meist das Managementziel Erhalten mit Pflege (Karte 5). Als generelle Schutz-, Erhaltungs- und Entwicklungsziele für die einzelnen Lebensräume können genannt werden:

• Erhalt der Latschengebüsche und Zwergstrauchheiden sowie der arktischen Weidengebü- sche : Standorte mit naturnah oder natürlich ausgeprägten Beständen sollen entsprechend dem natürlichen Standortspotenzial erhalten bleiben. Erhalt der von Zwergstrauchhei- den/Kalkrasenkomplexen als Birkhuhnhabitate.

• Erhalt der Kalkfelsen mit Felsenvegetation sowie Erhalt der Lebensraumqualität für die na- türlicherweise dort vorkommenden typischen Tier- und Pflanzenarten, wobei insbesondere

37 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR ERHALTUNGSMASSNAHMEN FÜR DIE AVIFAUNA

die stärker gefährdeten und seltenen Arten zu berücksichtigen sind. Vermeidung zusätzlicher Beeinträchtigungen durch Freizeitnutzung (Klettern) und Errichtung von weiteren Kletterstei- gen.

• Alpine Kalkrasen : Hauptziel ist die Erhaltung des Lebensraumtyps in seiner räumlichen Aus- dehnung und Qualität. Aktuell genutzte Almweiden dieses Lebensraumtyps unterhalb der natürlichen Waldgrenze sollen in ihrer qualitativen Ausprägung und Flächenausdehnung er- halten bleiben. Die Weiden in der Waldstufe sind anthropogen bedingt und sollen als solche offen gehalten werden. Um die Flächen offen zu halten, ist eine entsprechende Pflege der Weideflächen Voraussetzung. Die Bestoßung ist dabei an das natürliche Ertragspotenzial an- zupassen.

• Niedermoor/Kalkrasenkomplex: Erhaltung und Entwicklung des Flachmoorrestes

• Entwicklung von Lärchenwiesen (Latemarwiesen): Auflichtung und Entstrauchung

• Erhalt der Kalkschutthalden in ihrer räumlichen Ausdehnung, Vielfalt und Qualität. Erhalt der lebensraumtypischen natürlichen Dynamik. Vermeidung zusätzlicher Beeinträchtigungen durch Wegebau.

• Wald : Erhaltung der subalpinen Fichtenwälder mit einer naturnahen Bewirtschaftung, insbe- sondere Erhaltung und Entwicklung eines angemessenen Altholz und Totholzanteils, der na- turnahen Bestandes- und Altersstrukturen. Nutzungsverzicht in den Zirbenwäldern der Steil- lagen, insbesondere am Latemar unterhalb des Knappenstuhls/Bewaller und der Erzlahnspit- ze.

Die überwiegend sehr gute Bewertung der FFH-Lebensräume spiegelt sich in der Zuweisung des Ma- nagementzieles Erhalten ohne Pflege auf ca. 850 ha bzw. 71,3 % der Fläche am Latemar (Latschenge- büsche, alpine Urrasen, Fels und Schutt) wieder. Die Weiden, genutzt oder aufgelassen und die sub- alpinen Fichtenwälder sowie Teile der Zirbenwälder sind durch menschliche Nutzung entstanden bzw. beeinflusst (insgesamt ca. 341 ha bzw. 28.6 %). Für diese Lebensräume wird das Management- ziel Erhalten mit Pflege vorgeschlagen.

Am Rosengarten wurde für ca. 40% des Untersuchungsgebietes das Managementziel Erhalten mit Pflege vorgeschlagen. Hier sind die Weideflächen (Licht- und Waldweide) enthalten. Lebensräume, die keiner Pflege (Managementziel Erhalten ohne Pflege ) bedürfen, nehmen ca. 59 % (knapp 190 ha) ein.

3.4 Empfehlungen für Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen Die in weiten Bereichen gegebene hohe Naturnähe und der sehr gute Erhaltungszustand bedingen einen vergleichsweise wenig komplexen Maßnahmenplan. Für große Teilbereiche soll die natürliche Entwicklung beibehalten werden. Dies gilt vor allem für die felsigen Lebensräume (Schutthalden und Felsen), die derzeit kaum beeinträchtigt sind. Die Latschengebüsche, die natürlichen und ungenutz- ten Zirbenwälder der oberen Hanglagen sowie die Bäche am Rosengartenmassiv fallen in diese Kate-

38 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR ERHALTUNGSMASSNAHMEN FÜR DIE AVIFAUNA gorie. Für alle diese genannten Flächen wird jedoch ein Verzicht auf eine weitere Erschließung durch Wege und (Kletter)steige empfohlen.

Wiesen und Weiden

Die Wiesen am Rosengarten werden teilweise bis zum Hirzelsteig beweidet. Auch das Waldgebiet wird zu einem großen Teil als Waldweide genutzt, lokal ist eine stärkere Beeinflussung (v.a. Trittbe- lastung an Vegetation) zu bemerken. Da extensive Waldweiden infolge von Randeffekte aus natur- schutzfachlicher Sicht prinzipiell positiv zu bewerten sind, wird für die gesamte Weidefläche (Licht- und Waldweideflächen) die Erstellung eines Beweidungskonzepts vorgeschlagen. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf die gleichmäßige Belastung der Licht- und Waldweideflächen gelegt wer- den. Die oberen Bereiche des Ratschigler Hangs sind aufgrund der Steilheit sehr sensibel gegen Vieh- tritt und weisen lokal bereits starke Erosionsschäden auf. Hier sollte an eine Verringerung der Weide- intensität gedacht werden. Eine extensive Beweidung mit leichteren Rinderrassen oder Schafen wird empfohlen. Um den Artenreichtum der ehemaligen Schafalm am Rigolet zu erhalten, ist eine Pflegmahd in ein- bis zweijährigem Rhythmus notwendig. Eine Wiederaufnahme der Beweidung ist nicht möglich, da der größte Teil der Fläche die Fläche seit 2010 als Wasserschutzgebiet ausgewiesen ist.

Die derzeitige Pflege der kleinflächigen Magerwiese beim Dorfer soll beibehalten werden. Die darun- ter angrenzende Fettwiese sollte nach Möglichkeit durch Düngeverzicht und Mahd mit Abtransport des Mahdgutes ausgehagert und extensiviert werden. Da in den umliegenden Wiesen ein hohes na- turschutzfachliches Potenzial steckt, würde das Landschaftsbild von der Extensivierung, welche mit einer arten- und blumenreichen Wiese einhergeht, profitieren. Zudem wird eine Erweiterung des UNESCO-Gebiets mit der nördlich angrenzenden Buckelwiese vorgeschlagen.

Für die kleine Wiesenfläche, welche im angrenzenden Wald an einem Hang oberhalb des Wegs „Al- pine Pearls“ liegt, wird die Wiederaufnahme der Mahd empfohlen. Es handelt sich um einen schüt- zenswerten Standort der Kugelorchis ( Traunsteinera globosa ). Diese wird in der Roten Liste Südtirols (WILHALM & HILPOLD 2006) mit der Kategorie „drohende Gefährdung“ angeführt. Der kleinflächige Niedermoorkomplex in Nähe des Steiges Nr. 9 ist durch eine Wasserfassung stark beeinträchtigt. Da im Gebiet sonst keine Feuchtflächen mit kleinflächigen, offenen Wasserflächen vorkommen, wird eine Renaturierung des Standorts unter Wiederherstellung der hydrologischen Verhältnisse vorgeschlagen.

Die am Latemar vorkommenden Wiesen und Weiden sind derzeit meist keinem starken Nutzungs- druck unterworfen. Am Latemar geht es vor allem darum, einen adäquaten Ersatz für die ehemalige Beweidung zu finden, extensive Nutzungen wieder aufzunehmen und die Offenstandorte vor einer Verwaldung zu schützen. Zur Erhaltung der Arten- und Standortsvielfalt an der Waldgrenze oberhalb der Bergstation Oberholz in Nähe des Steigs Nr. 22 Richtung Erzlahn wird für die Flächen, die derzeit mit Zwergsträuchern zuwachsen, eine Entfernung der Sträucher bis auf 40% der Fläche vorgeschla- gen. Werden keine Maßnahmen gesetzt, kommt es zu einer zunehmenden Ausbreitung der Zwerg- sträucher und Verdrängung des Graslands. Bei zu starkem Deckungsgrad der Zwergsträucher verlie-

39 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR ERHALTUNGSMASSNAHMEN FÜR DIE AVIFAUNA ren die Birkhühner ihr Habitat. Auch die jungen Fichten und Zirben, die vor allem unterhalb der Gamsstallscharte/Reiterjochspitze verstärkt aufkommen, sollen entfernt werden, um den Offenland- schaftscharakter zu erhalten. Für das Grasland unterhalb der Gamsstallscharte wird eine Wiederauf- nahme der Beweidung (extensiv) empfohlen.

Für die Lärchenwiese bei den Latemarwiesen wird eine extensive Bewirtschaftung empfohlen. Die Strukturvielfalt soll durch Auflichtungs- und Entstrauchungsmaßnahmen erhöht werden. Zudem kann – je nach Möglichkeit - eine Vergrößerung der Lärchenwiese angedacht werden. Diese Maßnahmen sind auch im Almverbesserungskonzept des Behandlungsplans der Wald- und Weidegüter der Forst- domäne Latemar–Kölblegg enthalten (ABTEILUNG FÜR FORSTWIRTSCHAFT , AUTONOME PROVINZ BOZEN 2010b).

Die früher beweideten Flächen des Mitterlegers zeigen eine Verwaldungstendenz. Um die Flächen offen zu halten, erscheint eine Weiterführung des Schwendens der Jungbäume und Zwergsträucher sinnvoll. Die großflächige Alpenampferflur neben dem Almgebäude soll nach Möglichkeit bekämpft werden. Durch das regelmäßige, abschnittsweise Stechen des Alpenampfers in Kombination mit ei- ner Mahd vor Blüte und unter Abtransport des Mahdgutes könnte die Fläche schonend in eine gras- reiche Hochstaudenflur umgewandelt werden, wie sie in Randbereichen schon ansatzweise vorhan- den ist.

Die Wiesen beim Ausserleger, oberhalb des Bewallers und die Schafalm unterhalb des Bewaller Köpfls sollen offen gehalten werden. Derzeit wird auf den meisten Flächen eine Pflegemahd durchge- führt. Auf diesen Flächen sollen auf jeden Fall extensive Pflegemaßnahmen beibehalten werden.

Für die alpinen Kalkrasen am Rosengarten und Latemar , welche aufgrund ihrer Steilheil und schwe- ren Erreichbarkeit nicht genutzt werden, sind zur Gewährleistung des günstigen Erhaltungszustandes keine Pflegemaßnahmen erforderlich.

Waldlebensräume

Die Bewirtschaftungsziele für die einzelnen Waldtypen sind in der Waldtypisierung Südtirol enthal- ten. Für die subalpinen Karbonat – Fichtenwälder werden beispielsweise kleinflächige Eingriffe zur Förderung der Verjüngungsansätze und von liegendem Totholz als Maßnahme gegen Steinschlag und Schneeschub sowie die Erhaltung der Rottenstruktur und Förderung von Mischbaumarten genannt. Die waldbaulichen Behandlungsziele für die Karbonat-Lärchen-Zirbenwälder sehen eine Dauerbesto- ckung vor, wobei pflegende Eingriffe meist nicht notwendig sind (ABTEILUNG FORSTWIRTSCHAFT , AUTO- NOME PROVINZ BOZEN 2010a).

Grundsätzlich ist für alle Wälder am Rosengarten und Latemar eine naturnahe Waldbewirtschaftung und eine Extensivierung der intensiver genutzten Bereiche in den unteren Lagen anzustreben. Dabei soll auf Kahlschlag verzichtet und eine heterogene Altersstruktur gefördert werden. Der derzeitige Totholzanteil soll im Wald belassen und im Bereich des intensiver genutzten Fichtenwaldes erhöht werden. Auf zahlreiche Pilzarten und viele Tiergruppen (z. B. Totholzkäfer, Schnecken, Spinnen, Specht- und Eulenvögel) hat die Maßnahme einen positiven Effekt. Zudem sollen der Bestand an Alt-

40 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR ERHALTUNGSMASSNAHMEN FÜR DIE AVIFAUNA und Habitatbäumen gesichert und in den intensiver genutzten Bereichen erhöht werden. Vorhande- ne Habitatbäume, insbesondere Höhlenbäume, sollen möglichst langfristig belassen werden.

Für die unzugänglichen und kaum genutzten Waldbereiche in Steillagen wird nach Möglichkeit ein Nutzungsverzicht vorgeschlagen, wobei der Nutzungsverzicht mit der Funktion als Schutzwald abzu- stimmen ist.

Der Wald am Rosengarten weist lokal begrenzte Schäden durch Viehtritt auf. Die Waldweidenutzung soll zusammen mit der Nutzung der Almflächen durch ein Beweidungskonzept optimiert werden (siehe oben). In diesem Bewirtschaftungskonzept soll auch ein angemessener Totholzanteil berück- sichtigt werden. Eine extensive und genau kontrollierte Waldweide kann auch zu einer Aufwertung des Auerwildlebensraumes führen. Auf nicht unbedingt notwendige Zäune sollte allerdings verzichtet werden.

In allen Waldgebieten wird nach Möglichkeit ein Verzicht auf eine weitere Erschließung durch Forst- und Almwege empfohlen, da die Wegedichte derzeit v.a. am Latemar relativ hoch ist.

Einige der aktuellen Balzplätze von Birk- und Auerhuhn liegen in Nähe stark frequentierter Wege. Daher erscheint es wichtig, durch Auflichtungsmaßnahmen und Wiederherstellung offener Struktu- ren im Wald zusätzliche Lebensräume und attraktive Ausweichmöglichkeiten für die Hühnervögel zu erschließen. Dabei sollte ein inselartiges Vorkommen des Auerwildes jedoch vermieden werden. Durch Auflichtungen oder das Schlagen von schmalen Schneisen können Barrieren überwunden wer- den. Während der Balz- und Aufzuchtzeit (Anfang April bis Mitte Juli), wenn möglich auch schon ge- gen Ende des Winters (Februar - März) sollte auf Waldarbeiten in Auerhuhngebieten (Balz- und Auf- zuchtgebiete, Winterreviere) verzichtet werden.

Empfohlen werden auch die Erhaltung und der Schutz der Waldränder und Waldübergangsbereiche . Nur wo unbedingt erforderlich, sollten Windwurf-, Lawinengang- und Schneebruchflächen wieder aufgeforstet werden, da diese unter anderem Lebensräume der Birkhühner darstellen.

3.5 Besucherlenkungsmaßnahmen Grundlegender Anspruch aller Maßnahmen der Besucherlenkung im UNESCO Gebiet Rosengarten- Latemar muss deren naturschutzfachliche Verträglichkeit sein. Die Nutzung der Natur und Landschaft durch Erholungssuchende führt meist zwangsläufig zu Veränderungen im Naturhaushalt und des Landschaftsbildes.

Auf eine weitere Errichtung von Klettersteigen und Wegen soll verzichtet werden. Das Überangebot von Wanderwegen soll rückgebaut werden. Dies ist vor allem am Rosengarten unter der Vaiolon- scharte der Fall. Zudem soll der parallel geführte obere Hirzelweg geschlossen werden. Dies nicht nur um den aktuell hohen Zerschneidungsgrad der Lebensräume zu verringern, sondern auch um die Sicherheit der Erholungssuchenden zu gewährleisten.

Auch der Hang oberhalb der Bergstation Absam am Latemar wird von einem Netz aus Steigen und Trampelpfaden überzogen. Hier sollen ebenfalls überflüssige Steige rückgebaut werden. Zudem soll

41 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR ERHALTUNGSMASSNAHMEN FÜR DIE AVIFAUNA an den Einstiegen des Alternativweges zum Steig 22 aus Sicherheitsgründen ein Hinweis auf die Schwierigkeit des Steiges angebracht werden. Eine weitere Sicherheitsmaßnahme scheint oberhalb der Kölner Hütte im Rosengartengebiet ange- bracht. Ein schmaler, ausgesetzter Steig, der zur Wasserfassung der Hütte führt, wird oft mit dem Weg Nr. 550 zum Tschager Joch verwechselt. Hier ist unbedingt eine entsprechende Kennzeichnung notwendig. Die Entfernung der Markierungen hingegen wird an den Jagdsteigen, wie sie im Wald des Latemars teilweise vorhanden sind, empfohlen. Die existierenden offiziellen Wanderwege sollen wie bisher gepflegt werden. Außerdem sollten durch geeignete Maßnahmen (wie zum Beispiel Auszäunen) die derzeitigen Trittschäden an Boden und Vegetation, die durch Wegeabkürzer oder wegebegleitende Trampelpfade entstanden sind, behoben werden. Für das Schneehuhn ist vor allem die Schaffung von Ruhezonen während der Hochsaison im Sommer notwendig, die unter anderem mit einer entsprechenden Besucherlenkung und Sperrung von ausge- wählten Wegen und Abkürzungen erreicht werden kann. Absolute Leinenpflicht für Hunde sollte vorgeschrieben werden. Da die Anzahl der Mountainbiker im Steigen ist, soll eine offizielle Mountainbikeroute im Waldgebiet am Latemar ausgewiesen werden. Die aktuellen Schneeschuh- und Skitouren sollen auf „Wildtierver- träglichkeit“ untersucht werden und alternative Routen vorgeschlagen und ausgeschildert werden (in Absprache mit den Jagdaufsehern und dem Amt für Jagd und Fischerei). Wichtig erscheinen in die- sem Zusammenhang auch Aufklärungsmaßnahmen für Wanderer, Schneeschuhwanderer und Skitou- rengeher, um die Erholungssuchenden zu sensibilisieren. Vor allem das Auerhuhn und Birkhuhn wer- den insbesondere von Sportlern abseits der Wege gestört. Auch soll das Motocrossfahren auf dem Hirzelsteig und dem Weg zur Latemarhütte möglichst unter- bunden werden. Gleitschirmflieger sollen Offenland und Wälder in einer Mindestflughöhe von 150 m über Grund und zur Seite überfliegen. Als vertikaler und horizontaler Abstand von Felswänden gelten 300 m. Dieser Abstand von Felswänden ist erforderlich, um eine Beunruhigung von in den Wänden brütenden Vogelarten weitgehend zu verhindern. Insbesondere auch das scharfe Anfliegen über Grate und Rücken und um Felsvorsprünge (Überraschungseffekt) soll unter allen Umständen vermie- den werden. Empfohlene Maßnahmen für die unmittelbar angrenzende Zone: Die Luftkabel der Aufstiegsanlagen entlang des Projektperimeters des Rosengartens und des Latemar sollten in den Zeiten ohne Liftbe- trieb, wenn die Liftsessel und Kabinen eingefahren und die Luftkabel somit schwer sichtbar sind, durch Anbringen von schwarz-weißen Markierungen für Greifvögel gut sichtbar gemacht werden. Die vorhandenen Zäune entlang der Skipisten (derzeit teilweise vorhanden) sollten nach Beenden der Skisaison entfernt werden, um nicht unnötige Hindernisse für Wildtiere darzustellen. Für eine bessere Erreichbarkeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sollte das Busnetz ausgebaut werden. Dabei könnte vor allem eine bessere und schnellere Verbindung zwischen Obereggen und Welschnofen angedacht werden.

42 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR ERHALTUNGSMASSNAHMEN FÜR DIE AVIFAUNA

4 ERHALTUNGSMASSNAHMEN FÜR DIE AVIFAUNA Sämtliche im Bericht bereits erwähnten Maßnahmenvorschläge im Bereich der Waldwirtschaft zur Erhaltung naturnaher, lichter, alt- und totholzreicher Wälder dienen der Erhaltung der meisten im Gebiet vorkommenden Vögel der VHL.

Die Erhaltungsmaßnahmen für die Anhang I Arten der Vogelschutzrichtlinie sind unter Berücksichti- gung der ornithologischen Kriterien gemäß Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG) und der ökologischen Anforderungen der Arten definiert worden.

Unter Berücksichtigung der ornithologischen Kriterien gemäß Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG) und der ökologischen Anforderungen der Anhang I Arten der Vogelschutzrichtlinie sind in Südtirol insgesamt 6 Lebensraumtypologien für die Vogelarten festgelegt worden und zwar:

1. Offene alpine Landschaften

2. Alpine Wälder

3. Halboffene Landschaften der montanen Stufe

4. Steppenvegetation

5. Feuchtgebiete

6. Süßwasserlebensräume und Auwälder

Während die Erhaltungsmaßnahmen für die einzelnen Lebensraumtypologien mit eigenem Beschluss der Landesregierung festgelegt werden, werden die allgemein gültigen Maßnahmen für die ausge- wiesenen Natura-2000-Gebiete mittels Landesgesetz festgelegt.

Weitere Maßnahmen sind bereits in anderen gesetzlichen Vorschriften enthalten: Dazu gehören beispielsweise das Befahren von Forststraßen, das mit Landesgesetz vom 8. Mai 1990 Nr. 10 bezüg- lich der „Bestimmungen über den Kraftfahrzeugverkehr in Gebieten, die aus hydrogeologischen Gründen geschützt sind“ sowie mittels Unterschutzstellungsdekrete der Schutzgebiete geregelt wird. Als weiteres Instrument, das allgemeine Maßnahmen regelt, ist der Beschluss der Landesregierung bezüglich der Umsetzung der Cross Compliance Vorschriften gemäß EG-Verordnung 1782/03. Hier sind beispielsweise Bestimmungen zum Erhalt der organischen Bodensubstanz, zum Erhalt der Bo- denstruktur, zum Schutz des Dauergrünlandes, sowie für das Management der aus der Produktion genommenen Flächen enthalten.

43 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR ALLGEMEINE MASSNAHMEN

5 ALLGEMEINE MASSNAHMEN

Der vorliegende Managementplan dient als eine erste Bestandesaufnahme der Lebensräume und Arten. In Teilbereichen erscheinen vertiefende Untersuchungen sinnvoll: • Fauna: Faunistische Aufnahmen ausgewählter Zeigerarten und Arten der VRL sowie der FFH- RL. Vertiefende Erhebungen zur Wechselwirkung zwischen Erholungs- bzw. Freizeitnutzung und Tierwelt. • Landwirtschaft: Bestoßungsdichten und Weideverhalten sowie Erstellung eines Beweidungs- konzept für das Teilgebiet Rosengarten. • Forstwirtschaft: Detailerhebungen für Ausweisung von potentiellen Ruhezonen • Besucherlenkung: Räumliche und zeitliche Besucherfassungen zur Beurteilung der Nutzungs- intensität.

44 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR LITERATUR

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47 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR ANHANG

48 MANAGEMENTPLAN UNESCO GEBIET ROSENGARTEN-LATEMAR ANHANG

7 ANHANG

Inhaltsverzeichnis

A.1 GRUNDLAGEN DER LEBENSRAUMKARTIERUNG SOWIE DER ERFASSUNG DER FLORISTISCHEN UND FAUNISTISCHEN DATEN...... A1

A.2 ARTENLISTEN...... A2 A.2.1 Floristische Artenliste...... A2

A.2.2 Faunistische Artenliste...... A15 A.3 GIS – GESTÜTZTE ANALYSEN...... A19

A.3.1 Naturschutzfachliche Bewertung und Empfindlichkeit ...... A19

A.3.2 Klassifizierung der Hangneigung ...... A20 A.3.3 Bewertung der Biotope hinsichtlich Trittempfindlichkeit...... A20 A.3.4 Zerschneidungsgrad des Projektgebietes ...... A27 A.4 ANALYSEKARTEN...... A28 A.5 FOTODOKUMENTATION ...... A32

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