Die territoriale Neugliederung Bayerns durch die Gebietsreform der 1970 er Jahre als Antwort auf die Herausforderungen der Moderne* Eine grundsätzliche Bewertung dieser säkularen Reform und ihre Bedeutung für die

Einleitung 1 Vierzig Jahre Landkreis Der Landkreis Neumarkt i.d.OPf. hat die Gebiets- reform anlässlich von runden Jahrestagen immer Alle Festredner zum Jahrestag der Landkreisreform wieder gefeiert, und heute feiert er den 40. Jahrestag haben stets zu Recht betont, dass mit den neuen dieses einschneidenden Ereignisses. Während bei den territorialen Strukturen der Gebietsreform die posi- früheren Festveranstaltungen Redner aus dem Land- tive Entwicklung in dieser Region beginnt. Populär kreis sprachen und der Landkreis Neumarkt dabei ausgedrückt: Dank der Gebietsrefom wird aus der im Zentrum stand, spricht heute ein Auswärtiger zu armen „Stoapfalz“ eine moderne, attraktive Wirt- Ihnen, weshalb die Zielsetzung dieses Festvortrages schaftsregion. in eine etwas andere Richtung geht: Die zeitgenössischen Dokumente sprechen die Die Gebietsreform ist erstens inzwischen so lange damaligen Probleme dieser Region sehr deutlich an: her, dass der jüngeren Generation die Ergebnisse Das „Landesentwicklungsprogamm Bayern“ von völlig selbstverständlich geworden sind und dass sie 1976 formuliert für Neumarkt: gar nicht mehr versteht, was damals warum verändert Beim Mittelzentrum Neumarkt ist „…die Beseiti- wurde. Deshalb wird im ersten Teil dargestellt, welches gung städtebaulicher und funktionaler Mängel sowie die inhaltlichen Leitideen der Gebietsreform waren die Stärkung des Arbeitsplatzangebotes“ prioritär und wie sie im Raum Neumarkt – Parsberg konkret (LEP 1976: 865), und der Landkreis ist geprägt durch umgesetzt wurden. Dies ist sehr wichtig zum besseren eine ausgeprägte Strukturschwäche, nämlich „…einen Verständnis unserer Gegenwart. geringen Industriebesatz, ein niedriges Niveau der Im zweiten Teil geht es dann um die Zukunft: Löhne, eine sehr geringe Bevölkerungsdichte, sowie Unsere heutige globalisierte Welt unterscheidet sich einen geringen Tertiärbesatz“ (LEP 1976: 877). An stark von der Welt vor vierzig Jahren. Nur wenn wir anderer Stelle wird festgestellt, dass der Anteil der die Leitidee der damaligen Gebietsreform und deren Gymnasiasten 1972 deutlich unter dem bayerischen Umsetzung kennen, können wir angemessen darüber Durchschnitt liege (RPR 1975: 59), und dass die nachdenken, ob die damals gescha!enen territorialen Kaufkraft im alten Landkreis Neumarkt vor der Strukturen für unsere heutige globalisierte Welt noch Gebietsreform an vorletzter Stelle in Deutschland nützlich sind oder nicht. Diese Frage ist heute von gelegen habe (NM 2012: 3). Damit herrscht eine besonderer Bedeutung. schlechte und schwierige Ausgangssituation bei Be- ginn der Gebietsreform vor. Anschließend jedoch entwickelt sich der Land- kreis schnell positiv und steht heute bei zahlreichen * Bei diesem Text handelt es sich um die verschriftlichte Indikatoren ausgesprochen gut da, sei dies die Pro- Fassung des Festvortrages anlässlich der Festaktes „40 Kopf-Verschuldung, die Arbeitslosenquote, die kom- Jahre Landkreis Neumarkt i.d.OPf.“, den der Landkreis munalen Finanzen und andere. Neumarkt am 12. Juli 2012 im Saal des Landratsamtes durchführte. Dieser Text, der den Duktus der mündlichen Eindrucksvoll ist die Entwicklung der Erwerbs- Rede bewusst beibehält, wurde zuerst in der vom Landkreis tätigen am Arbeitsort von 1970–1987: Während der herausgegebenen Broschüre „40 Jahre Landkreis Neumarkt bayerische Durchschnitt in diesem Zeitraum +3,1 % i.d.OPf.“ (Neumarkt i.d.OPf. 2012) publiziert; er wurde beträgt, ist er im Landkreis Neumarkt mit +5,9 % fast dann für diese Verö!entlichung noch einmal durchgesehen doppelt so hoch (BLSD 1987). Und während die Be- und leicht aktualisiert. Zur Vorbereitung dieses Vortrages schäftigten am Arbeitsort zwischen 1995 und 2010 in wurden zahlreiche Dokumente und Publikationen aus den 1970er Jahren ausgewertet und sieben Experteninterviews Bayern um 7,3 % wachsen, wachsen sie im Landkreis geführt, zum größten Teil mit Personen, die damals diese Neumarkt um +9,6 %, also um ein Drittel stärker als Reform miterlebt und aktiv mitgestaltet hatten. der bayerische Durchschnitt (B"#$%&' 2012).

Mitteilungen der Fränkischen Geographischen Gesellschaft Band 59 (2014): 151–164 152 Werner Bätzing

Der eindrücklichste Indikator aber ist die Bevölke- die für die überörtlichen Aufgaben (Krankenhaus, wei- rungsentwicklung: Zwischen 1840 und 1970 wuchs terführende Schulen usw.) zuständig waren. Während der Landkreis Neumarkt (gebietsstandsbereinigt, also die Gemeindestrukturen bis zur Gebietsreform 1969 der Landkreis in seiner heutigen Struktur) um +68 %, nahezu unverändert blieben, gab es bei den Landkreisen aber das bayerische Wachstum lag gleichzeitig bei im Laufe der Zeit verschiedene kleinere Änderungen, +175 % – der Landkreis blieb also sehr stark hinter bei denen jedoch die Strukturen der alten Landge- dem bayerischen Durchschnitt zurück. Zwischen 1970 richte stets eine wichtige Rolle spielten (bis hin zur und 2010 dagegen gibt es die genau entgegengesetzte Gebietsreform der 1970er Jahre, siehe Abschnitt 3.1). Entwicklung: Der Landkreis Neumarkt wächst jetzt Mit diesen neuen Strukturen war Bayern im 19. um +38 %, während ganz Bayern nur um +19 % wächst Jahrhundert gut vorbereitet, um den großen Wandel (BLSD 1991 und 2011) ! der Industrialisierung produktiv zu gestalten. Aber Wieso kann die Gebietsreform eine solche Ände- nach dem Zweiten Weltkrieg gerieten diese Strukturen rung auslösen? Dazu sehen wir uns jetzt die Leitidee schnell in eine fundamentale Krise: Denn die weitere der Gebietsreform etwas näher an. Entwicklung führte – zu einem explosionsförmigen Wachstum der grö- ßeren und großen Städte, 2 Die Leitideen der Gebietsreform – zum Aufbrechen der geschlossenen Lebensgemein- schaften auf dem Lande und zur Entwertung des der 1970er Jahre in Bayern Landes, – zum räumlichen Auseinanderfallen von Wohnen 2.1 Die traditionellen politischen Strukturen und Arbeiten, in Bayern und die Herausforderungen – zu zahlreichen Spezialisierungen in allen Lebens- durch den industriellen Wandel bereichen (Krankenhaus statt Allgemeinarzt und Hebamme, starker Ausbau des Bildungs- und des Die Strukturen, die durch die Gebietsreform der Sozialwesens und von Kultur, Sport, technischer 1970er Jahren verändert wurden, waren die Struktu- Infrastruktur), wobei all diese Spezialisierungen ren, die durch Graf Montgelas in der ersten Hälfte in den Städten angesiedelt wurden, weil nur hier des 19. Jahrhunderts gescha!en worden waren (W(%)) die Nachfrage groß genug war, um diese teuren 2005). Er hatte aus dem Puzzle der sehr heterogenen, Einrichtungen e!ektiv auszulasten. meist kleinen Territorien mit unterschiedlichsten poli- Ergebnis: Die dynamischen und erfolgreichen Ge- tischen und administrativen Zuständigkeiten erstmals meinden waren städtische Gemeinden, die ein starkes eine bayernweit einheitliche Verwaltungsstruktur Wachstum verzeichneten. Diese Gemeinden stießen aufgebaut, die rationalen Prinzipien verpflichtet war. dabei aber schnell an ihre Gemeindegrenzen, wo- Im Rahmen der Gemeindereform (1808–1818) durch ihre weitere Entwicklung behindert oder gar wurden aus den mehr als 40 000 „Ortschaften“ (Städte, blockiert wurde. Dazu ein zeitgenössisches Zitat: Dörfer, Weiler) mit den dazugehörigen Gemarkungen „Der organischen Entwicklung der Städte waren oft damals gut 7 300 Gemeinden gescha!en, die als lokale einschneidende kommunale Grenzen gesetzt; nicht Selbstverwaltungsstrukturen konzipiert wurden, die selten entstanden außerhalb der Städte Siedlungen also alle Aufgaben der lokalen Daseinsvorsorge ei- und Gewerbegebiete, die nur als Annexbebauung genständig durchführen und gestalten sollten (BLSD zum Hauptort verstanden werden konnten. Um die 1991: 5–7). Abwanderung von Bürgern und Gewerbe zu verhin- Bei der Ebene der Landkreise ist es etwas schwie- dern, erschlossen Städte ungünstige Baugebiete, deren riger: Hier wurden 1802 die Landgerichte gescha!en, Besiedlung planerisch und wirtschaftlich verfehlt u.zw. 249 Landgerichte für Bayern, aber hier lagen war.“ (R(%'* et al. 1978: 14) Justiz und Verwaltung noch in einer Hand. Erst im Die ländlichen Gemeinden dagegen konnten Jahr 1862 wurden im Sinne der demokratischen Leit- ihre Aufgaben der örtlichen Daseinsvorsorge nicht idee der Gewaltentrennung die Bereiche Justiz und mehr angemessen erfüllen, weil sich diese Aufgaben Verwaltung voneinander getrennt: Neben den weiter- vervielfacht hatten und weil ihre gemeinschaftliche hin 249 Landgerichten, die jetzt allein nur noch für Bewältigung in Form der traditionellen „Hand- und die Rechtspflege zuständig waren, wurden neu sog. Spanndienste“ (dazu gehörte auch, dass der Dorf- „Bezirksämter“ (heute Landratsämter) als staatliche schullehrer die Gemeindeprotokolle führte und alle Verwaltungsstellen gescha!en, deren Gebiet sich im „Schreibereyen“ erledigte) nicht mehr möglich war Durchschnitt aus dem Gebiet von zwei Landgerichten (R(%'* et al. 1978: 14). Dies führte zur Schwächung zusammensetzte, so dass 1862 142 Landkreise entstan- der Selbstverwaltungsstruktur. Analoges galt für die den (R(%'* et al. 1978: 2–3). Diese Landkreise wurden überörtlichen Aufgaben der Daseinsvorsorge durch ebenfalls als Selbstverwaltungsstrukturen konzipiert, die Landkreise und die kreisfreien Städte. Die territoriale Neugliederung Bayerns durch die Gebietsreform der 1970 er Jahre 153

Kurz gesagt: Die neuen Strukturen der modernen Als Leitidee für die Umsetzung der kommunalen Gesellschaft mit der starken Verstädterung und Spe- Gebietsreform wurde die so genannte „Theorie der zialisierung und dem räumlichen Auseinanderfallen Zentralen Orte“ ausgewählt, die vom Geographen von Wohnen – Arbeiten – Freizeit usw. passten mit Walter Christaller 1933 entwickelt worden war. den alten politischen Strukturen der Gemeinden In einer Zeit, die durch räumliche Spezialisierun- und Kreise nicht mehr zusammen – so ging es nicht gen und Funktionstrennungen geprägt ist, sind nach mehr weiter, wenn die Selbstverwaltungsstrukturen Christaller die spezialisierten Funktionen nicht in als Basis des demokratischen Staates erhalten bleiben beliebigen Orten zu finden, sondern sie konzentrieren sollten. Interessant ist, wie damals dabei argumen- sich in so genannten. „Zentralen Orten“, die einen tiert wurde: „Ein Staat, dem an der kommunalen „Bedeutungsüberschuss“ besitzen und die mit ihren Selbstverwaltung nicht gelegen wäre, hätte sich die spezialisierten Funktionen ihr Umland versorgen. Reformen und den damit verbundenen politischen wie Diese Zentralen Orte lassen sich je nach dem Grad verwaltungsmäßigen Aufwand ganz sicher erspart. ihrer Spezialisierung in ein hierarchisches System von Er hätte die Gemeinden und Landkreise klein und Ober-, Mittel- und Unterzentren gliedern, wodurch leistungsschwach erhalten und ihnen jede staatliche der Raum eine systematische Ordnung und Struktur Hilfe durch die Aufsichtsbehörden angeboten…“ erhält. (R(%'* et al. 1978: 16). Diese Theorie wurde dann zur Leitidee der kom- munalen Gebietsreform, um mittels der Idee der Zentralen Orte den Raum so zu strukturieren, dass 2.2 Die normativen Leitideen überall ein flächendeckendes Netz von Unter-, Mittel- der Gebietsreform und Oberzentren in guter Erreichbarkeit aufgebaut werden sollte, so dass von jedem Dorf aus die spezia- Am 25. Januar 1967 kündigte der damalige bayerische lisierten Funktionen wie Krankenhaus, Gymnasium Ministerpräsident Dr. Alfons Goppel in seiner Regie- usw. leicht erreichbar wären und keine „Löcher“ im rungserklärung eine umfassende Verwaltungsreform Raum existierten. Da man die spezialisierten Funk- an. Diese wurde dann in zwei Teilen umgesetzt, eine tionen keineswegs in jedem Dorf anbieten konnte, Gemeindegebietsreform (01.01.1969 – 01.05.1978) und also räumliche Ungleichheiten unausweichlich waren, eine Landkreisreform (01.07.1972). Da Gemeinden, wurde der Aufbau des flächendeckenden Netzes von Landkreise und kreisfreie Städte zur kommunalen Zentralen Orten damals als die Realisierung der Ebene zusammengefasst werden, wird diese Reform „gleichwertigen Lebensbedingungen“ im Rahmen der auch als „kommunale Gebietsreform“ bezeichnet bundesdeutschen Raumordnung verstanden (G+,,(* (BLSD 1991: 7). 1995: 584–585). Als Hauptzielsetzung der Gebietsreform wurden Leitidee für die Gemeindeebene: Die Selbstverwal- in den zeitgenössischen Dokumenten folgende drei tungsstruktur der Gemeinde sollte gestärkt werden, Punkte genannt (R(%'* et al. 1978: 17): damit sie ihre Aufgaben der örtlichen Daseinsvorsorge 1. Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung, eigenständig und eigenverantwortlich erfüllen könn- 2. Steigerung der Wirksamkeit, Wirtschaftlichkeit te. Angesichts der immer größeren Anforderungen und Bürgernähe der gesamten Verwaltung, brauchte es dazu eine gewisse Gemeindemindestgröße, 3. Verbesserung der Lebensverhältnisse und der damit die wirtschaftliche Nutzung der kommuna- Abbau des Leistungsgefälles von Stadt und Land. len Grundausstattung möglich war und damit in Dabei sollten die neuen Gebietsstrukturen einerseits der Gemeindeverwaltung hauptamtliches Personal den größer gewordenen Aktionsräumen der Menschen mit einer entsprechenden Ausbildung und moderne (den so genannten „gesellschaftlichen Verflechtungs- EDV–Technik zu e!ektiveren Verwaltung eingesetzt bereichen“) angepasst werden, andererseits sollte die werden konnte. Deshalb wurde damals ein Richtwert Größe von Gemeinden und Kreisen aber noch über- von 5 000 Einwohnern als sinnvolle Mindestgemein- schaubar bleiben, damit die Bürgernähe der Verwal- degröße angesetzt, wobei eine Entfernung von 7–8 km tung gewährleistet bliebe (a.a.O.: 18). Und das Ganze vom entferntesten Dorf zum Gemeindezentrum als sollte so gelöst werden, dass der vierstufige Aufbau akzeptabel angesehen wurde (BStMI 1971: 50, R(%'* der Verwaltung in Bayern (Gemeinde – Landkreis – et al. 1978: 25). Bezirk – Staatsregierung) beibehalten würde, wobei Gemeinden sind im System der Zentralen Orte die beiden unteren Ebenen gezielt gestärkt werden so genannte „nicht–zentrale Orte“; ihre Aufgabe der sollten (a.a.O.: 17). Ursprünglich war auch angedacht örtlichen Daseinsvorsorge umfasst die Basisfunktio- worden, die Ebene der Bezirke neu zu ordnen und nen, während alle spezialisierten Funktionen an die die neuen „Planungsregionen“ (Einzugsbereiche der Zentralen Orte abgegeben werden. Oberzentren) aktiv mit einzubeziehen, aber davon Leitidee für die Landkreise: Die Landkreise nahm man bald wieder Abschied. wurden nach den so genannten „gesellschaftlichen 154 Werner Bätzing

Abb. 1: Die Struktur der bayerischen Landkreise und der kreisfreien Städte mit ihrer Bevölkerungsdichte vor der Gebietsreform (Quelle: BStMI 1972: 66) Die territoriale Neugliederung Bayerns durch die Gebietsreform der 1970 er Jahre 155

Abb 2: Die Struktur der bayerischen Landkreise und kreisfreien Städte nach der Gebietsreform (Quelle: BLSD 1991: 4) 156 Werner Bätzing

Verflechtungsbereichen“ um ein Mittelzentrum herum Dies stellt eine fundamentale räumliche Veränderung gebildet, in denen die wichtigen Funktionen für den Bayerns dar – so etwas wäre heute wohl nicht mehr Landkreis wie Krankenhaus, weiterführende Schulen, möglich! Sozialeinrichtungen usw. konzentriert werden sollten. Dabei sollten die neuen Landkreise so groß sein, dass in den verschiedenen Bereichen überall qualifizierte 2.3 Kritik an der kommunalen Gebietsreform Spezialisten eingesetzt werden könnten, dass alle Kreis- aufgaben ökonomisch e-zient erfüllt werden könnten Interessant ist, dass damals alle tragenden gesell- (Rationalisierungse!ekte – je größer der Landkreis, schaftlichen und politischen Kräfte (politische Par- desto geringer die Verwaltungskosten pro Einwohner) teien, Gewerkschaften, Sozialpartner, Kirchen) diese und dass darüber hinaus der Kreishaushalt so groß Reform unterstützten – die Leitidee der deutlichen würde, dass eine „freie Finanzspanne“ existierte, mit Vergrößerung der kommunalen Strukturen zum der man eine sinnvolle Strukturpolitik auf Kreisebene Zwecke der Nutzung von Rationalisierungse!ekten (Stichwort „Bündelungse!ekt“) betreiben konnte und der besseren Spezialisierung der überörtlichen (BStMI 1971: 56, R(%'* et al. 1978: 30–32). Daseinsvorsorge in den Zentralen Orten entsprach Darüberhinaus sollten ganz bewusst struktur- dem damaligen Zeitgeist in hohem Maße. Deshalb starke und strukturschwachen Teilräumen in einem gab es auch keine grundlegende Ablehnung dieser Landkreis zusammengefasst und Landkreise mit einer Reform. Widerstand kam deshalb in erster Linie von einseitigen Wirtschaftsstruktur vermieden werden, betro!enen Gebietskörperschaften, die sich dagegen um die Ausgleichsfähigkeit der kommunalen Ebene wehrten, mit Gemeinde- / Kreisteilen zusammengelegt zu stärken und um zu verhindern, dass ein Teil der zu werden, die eine andere Religion oder Identität Landkreise von staatlichen Zuwendungen abhängig besaßen, mit denen man seit langem verfeindet war würde (M.&$(/ 1995: 366). (die traditionellen Rivalitäten zwischen Nachbarorten Als Richtgröße für einen Landkreis wurde damals waren ja weit verbreitet) oder die hoch verschuldet eine Bevölkerung von 80 000 Einwohnern und eine waren. Ebenso heftig wehrten sich Oberbürgermeis- Fläche von 1 000 km2 angesetzt. ter, Landräte und Bürgermeister, die durch die Zu- Leitidee für kreisfreie Städte: Die kreisfreien Städte sammenlegungen zu Recht um ihr Amt fürchteten, besitzen die gleichen Aufgaben wie die Landkreise, denn durch die Gebietsreform wurde die Zahl der nur auf sehr viel geringerer Fläche. Hier wurde als kommunalen Mandate halbiert (1966 gab es in Bay- Ziel formuliert, dass die kleineren kreisfreien Städte ern 69 100, 1978 dann nur noch 36 700 kommunale diesen Status verlieren und zu einer fast normalen Mandate, siehe R(%'* et al. 1978: 48). Gemeinde werden sollten (sog. „Einkreisung“ oder Da in der letzten Phase der Gemeindegebietsreform „Rückkreisung“, neuer Status für solche Städte: Gemeindezusammenlegungen von der Bayerischen „Große Kreisstadt“), um so die bestehenden Stadt- Staatsregierung erzwungen wurden, gab es zahlreiche Umland-Spannungen zu mildern und eine gemein- Prozesse, die sowohl gegen Einzelentscheidungen wie same Entwicklung von Stadt und Land zu stärken gegen die Gebietsreform insgesamt gerichtet waren, (M.&$(/ 1995: 367). Als Richtwert für eine kreisfreie wie z.B. die Popularklage der „Aktionsgemeinschaft Stadt wurden 50 000 Einwohner angesetzt (R(%'* et Demokratische Gemeinde-Gebietsreform Bayern“, die al. 1978: 34). 211 Gemeinden vertrat, die aber letztlich scheiterte Oberzentren: Oberhalb der Mittelzentren mit den (R(%'* et al. 1978: 53–55). dazugehörigen Landkreisen wurden im ersten „Lan- Der heftigste Widerstand gegen die bayerische desentwicklungsprogramm Bayern“ im Jahr 1976 18 Gebietsreform fand in der Gemeinde Ermershausen Oberzentren mit ihren oberzentralen Einzugsberei- (Landkreis Hassberge/Unterfranken) statt, die sich chen, den so genannten „Planungsregionen“ ausgewie- geschlossen und vehement dagegen wehrte, nach sen (LEP 1976). Diese Ebene lag aber außerhalb der Maroldsweisach eingemeindet zu werden. Deshalb kommunalen Gebietsreform, und sie wurde auch nicht wurde sie am 19. Mai 1978 um 3.30 Uhr in der Nacht prioritär ausgebaut. Diese Planungsregionen erhielten von 1.800 Polizisten besetzt, die die Eingemeindung die Aufgabe, mittels der Regionalpläne die regionale mit Gewalt vollzogen, wobei bürgerkriegsähnliche Entwicklung zu gestalten. Da sie aber vergleichsweise Zustände nur mit Mühe verhindert werden konnten. geringe Kompetenzen und Finanzmittel erhielten, Ermershausen klagte dann gegen diese Eingemein- konnten sie diese Aufgabe nicht e!ektiv angehen. dung durch alle Instanzen hindurch, und wurde am Auf diese Weise wurde die politische Territorial- 1. Januar 1994 dann wieder erneut zu einer eigen- struktur Bayerns fundamental umgestaltet: ständigen Gemeinde erhoben.1 – Aus gut 7 000 Gemeinden werden 2 051 Gemeinden, – Aus 143 Landkreisen werden 71 Landkreise, – Aus 48 kreisfreien Städten werden 25 Kreisstädte. Die territoriale Neugliederung Bayerns durch die Gebietsreform der 1970 er Jahre 157

3 Die Umsetzung der kommunalen war zu klein, um diese Aufgaben allein zu lösen, und die Gebietsreform im Gebiet des heutigen Zusammenarbeit mit dem Landkreis erö!nete völlig neue Möglichkeiten für beide Seiten (Vergrößerung des Krankenhauses nicht bloß um 50 Betten, wie von der Stadt angedacht, sondern gleich um 300 Betten, Bau 3.1 Die territorialen Veränderungen eines zweiten Gymnasiums statt seiner Vergrößerung im Raum Neumarkt – Parsberg usw.), so dass der Verlust der Kreisfreiheit der Stadt Neumarkt als sinnvoll erlebt wurde. Der Landkreis Neumarkt wurde stark verändert Zugleich nutzte die Stadt die Möglichkeiten der und vergrößert und 1972 aus folgenden Teilen neu Gemeindereform, um durch Eingemeindungen von zusammengesetzt (Details siehe BStMI 1972: 20 und 9 Gemeinden ihre Stadtfläche von 14,5 auf 79 km2 zu S012304 1997: 60–61): verfün!achen. Dadurch hatte sie jetzt Platz für neue – Altlandkreis Neumarkt ohne die fünf Gemeinden großzügige Verkehrslösungen (Umgehungsstraßen um Kastl herum (östlicher Teil des alten Landge- zur Entlastung des Stadtkerns) und für neue große richts Kastl) und einige kleine Gemeindeteile, die Wohn- und Gewerbegebiete. an den Landkreis Amberg fallen; Insofern kann man sagen, dass der Verlust der – das Gebiet der Stadt Neumarkt i.d.OPf. (Aufhebung Kreisfreiheit Neumarkts die Voraussetzung für den der Kreisfreiheit, die seit 1903 bestanden hatte, also e!ektiven Ausbau der Infrastrukturen in Stadt und Rückkreisung); Landkreis war. – große Teile des Altlandkreis Parsberg, ohne die Gemeinden des alten Landgerichts ; – größere Teile des Altlandkreises Beilngries ohne 3.3 Verlust des Status Kreisstadt die Gemeinden des alten Landgerichts Beilngries; für die Stadt Parsberg – ein kleinerer Teil des Altlandkreises Riedenburg; – zwei Gemeinden aus dem Altlandkreis Hilpoltstein. Mit der Scha!ung des neuen Landkreises Neumarkt Der neugescha!ene Kreis zählte bei seiner Grün- wurde der Altlandkreis Parsberg aufgelöst, und die dung gut 93 000 Einwohner und übertraf daher den Stadt Parsberg verlor ihren Status als Kreisstadt. Das vorgegebenen Richtwert von 80 000 Einwohnern war mit zwei Problemen verbunden: Erstens verlor deutlich. Die Gemeindegebietsreform fiel sogar noch Parsberg dadurch wichtige Amtsstellen und Arbeits- konsequenter aus: Aus den 145 Gemeinden des Jah- plätze, und zweitens bedeutete dies einen Verlust von res 1970 wurden 1978 nur noch 19 Gemeinden, von Eigenständigkeit, also eine kulturelle Entwertung. denen nur 5 Gemeinden damals weniger als 3 000 Deshalb gab es vor Ort dagegen heftigen Widerstand, Einwohner besaßen – eine in Bayern außergewöhnlich dessen Höhepunkt die Ausladung des Neumarkter konsequente Umsetzung der Gemeindegebietsreform.2 Oberbürgermeisters vom Parsberger Volksfest 1971 Bei dieser Reform gab es drei konkrete Probleme, darstellte (NM 2002: 12). Daher stellte die Gebietsre- die jetzt thematisiert werden sollen. form für Parsberg einen „schmerzlichen Einschnitt“ dar (NM 2002: 12, L6&' 1997: 9). Allerdings wurde diese Entwertung nach einer 3.2 Verlust der Kreisfreiheit Reihe von Jahren erfolgreich kompensiert: Im Rahmen der Stadt Neumarkt der Zentralen-Orte- und der Landkreispolitik wurde Parsberg gezielt zum Schul- und Krankenhausstandort Der damalige Oberbürgermeister von Neumarkt ausgebaut, womit viele neue Arbeitsplätze verbunden kämpfte anfangs sehr heftig gegen die Rückstufung waren, und was dazu führte, dass aus dem ehemaligen seiner Stadt, obwohl sie damals mit gut 27 000 Ein- Unterzentrum heute ein leistungsfähiges Mittelzent- wohnern doch ziemlich weit vom Richtwert 50 000 rum geworden ist. Einwohner entfernt war: „Rückkreisung heißt Rück- schritt“ war seine Parole (NM 2012: 3). Allerdings brach dieser Widerstand recht schnell 3.4 Aufhebung des Altlandkreises Parsberg zusammen, u.zw. genau aus den Gründen, die mit den Leitideen der Gebietsreform zu tun hatten: Die Die bevorstehende Aufhebung des Altlandkreises kreisfreie Stadt Neumarkt war finanzschwach und Parsberg wurde von der Landkreisbevölkerung als verschuldet und war bereits vor 1972 auf den Kreis bedrohlich erlebt: Der Altlandkreis Parsberg stand zugegangen, um zusammen mit ihm die beiden größten damals finanziell besser als der Altlandkreis Neumarkt anstehenden Infrastrukturaufgaben – die Vergrößerung da, und die Eingliederung in den neuen Großlandkreis des Krankenhauses und den Ausbau des Gymnasi- ließ die Befürchtung aufkommen, dass das Gebiet des ums – zu realisieren. Anders ausgedrückt: Die Stadt alten Landkreises als Peripherie im neuen Landkreis 158 Werner Bätzing

Abb. 3: Die Struktur der alten Kleingemeinden vor der Gebietsreform mit den alten Landkreisgrenzen (etwas dickere Linien) und den neuen Landkreis- und Regierungsbezirksgrenzen (sehr dicke Linien) (Quelle: BStMI 1972: Beilagekarte (Ausschnitt)) Die territoriale Neugliederung Bayerns durch die Gebietsreform der 1970 er Jahre 159

Abb. 4a: Der neue Landkreis Neumarkt i.d. OPf. nach 1972 und die Grenzen der früheren Altlandkreise im Gebiet des neuen Land- kreises (Quelle: Schmuck 1997: 61)

Abb. 4b: Die neuen Groß- gemeinden im neuen Landkreis Neumarkt i.d. OPf. nach 1978 (Quelle: Schmuck 1997: 61) 160 Werner Bätzing

gezielt benachteiligt werden könnte. Und da die Iden- gelungen, im Raum Neumarkt moderne und große tität der Parsberger mit „ihrem“ Landkreis stark war, Verwaltungsstrukturen aufzubauen. Dies war die wurde diese Aufhebung als kulturelle Entwertung Voraussetzung dafür, dass in allen Bereichen der wahrgenommen. örtlichen und der überörtlichen Daseinsvorsorge die Deshalb entstand auch hier eine breite Protest- bestehenden Blockaden überwunden und zeitgemäße bewegung, die vom damaligen Altlandrat angeführt Infrastrukturen aufgebaut werden konnten, die bis wurde – auch dies ist typisch, weil in vielen Fällen in heute eine sehr gute Qualität aufweisen (besonders Bayern Altlandräte, die um ihr Mandat fürchteten, zu erwähnen sind wegen der teilweise überregionalen die Träger des Protests wurden. Ausstrahlung das Krankenhaus in Neumarkt und Als Alternative wurde ein so genannter „Juraland- die weiterführenden Schulen), die auch heute sehr kreis“ angedacht. Er sollte aus dem Altlandkreis e-zient und kostengünstig funktionieren und deren Parsberg und Teilen der Altlandkreise Beilngries, Zukunft ebenfalls positiv aussieht. Dies ist direkt auf Riedenburg und Burglengenfeld bestehen, und Pars- die Gebietsreform zurückzuführen. berg sollte die Kreisstadt dieses neuen Kreises werden Natürlich ist das außergewöhnliche Wachstum (BStMI 1971: 196). im Landkreis Neumarkt seit 1970 nicht monokausal Diese Idee fand aber – typischerweise – in den auf die Gebietsreform zurückzuführen: Der Bau der anderen Altlandkreisen nur wenig Unterstützung. Autobahn A3, der Ausbau der Bundesstraßen, der Und da sie den Zielen der Gebietsreform widersprach Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals sowie das starke (mit 69 000 Einwohnern wäre der Richtwert von 80 000 Wachstum des Verdichtungsraumes Nürnberg haben Einwohnern nicht erreicht worden, und ein solcher ihrerseits für starke Entwicklungsimpulse gesorgt. Landkreis hätte eine einseitige Wirtschaftsstruktur Aber: Die neuen Strukturen der Gebietsreform haben gehabt) war diese Idee letztlich chancenlos.3 m.E. dafür gesorgt, dass der westliche Landkreisteil Sieht man sich die Strukturdaten der Gemeinden nicht vollständig von Nürnberg abhängig wurde, des Altlandkreises Parsberg mit Ausnahme der Stadt sondern eine relative Eigenständigkeit bewahren Parsberg an, so kann man sagen, dass ihre Entwicklung und diese sogar stärken konnte. Auch dies ist auf die von 1970 bis heute deutlich schwächer ausfällt als die Gebietsreform zurückzuführen. im übrigen Landkreis. Ist das jetzt ein Beweis für die Im neuen großen Landkreis nimmt die Stadt Benachteiligung des Altlandkreises Parsberg durch den Neumarkt eine besondere Rolle ein: Sie ist mit 33 000 neuen großen Landkreis? Alle meine Gesprächspartner Einwohnern im Jahr 2010 mit weitem Abstand die haben betont, dass dies nicht an der Landkreisreform, größte Gemeinde (an Platz 2 folgt mit nur sondern an der geographischen Lage dieser Gemeinden knapp 8 600 Einwohnern) und hier wohnen heute liege, die relativ weit von den nächsten großen Zentren 26 % der gesamten Landkreisbevölkerung. Nach der Nürnberg, und Ingolstadt entfernt und Leitidee der Zentralen-Orte-Theorie wurde hier der dadurch grundsätzlich benachteiligt seien. Großteil der spezialisierten Infrastrukturen konzent- Jedenfalls konnte nach der Gebietsreform be- riert, und deshalb flossen 70 % aller Investitionen des obachtet werden, dass zahlreiche Bürger noch viele Landkreises auch logischerweise in seine Kreisstadt. Jahre lang sehr demonstrativ mit ihrem alten Auto- Diese politisch gewollte Konzentration bedeutet natür- kennzeichen PAR herumfuhren (L6&' 1997: 3).4 Das lich eine Bevorzugung der Kreisstadt gegenüber den heute plötzlich neu entstandene Interesse an diesem anderen Gemeinden, zumal Neumarkt nicht mitten alten Autokennzeichen kann man einerseits – wie im Landkreis, sondern in seinem nordwestlichen einige meiner Gesprächspartner meinten – als „bloße Teil liegt, wodurch die anderen Teile benachteiligt Nostalgie“ und „völlige Unkenntnis“ der politischen werden (O7)# 1997: 183). Deshalb sprechen einige Situation bewerten, aber andererseits dürfte dies auch Gesprächspartner von einem gewissen Spannungs- ein Hinweis darauf sein, dass durchaus noch nicht verhältnis zwischen der Stadt Neumarkt und dem alle Wunden der Gebietsreform verheilt sind und übrigen Landkreis, das bis heute besteht. Zwar ha- dass das Parsberger Gebiet von der Gebietsreform ben sich in den letzten vierzig Jahren Ansätze für vergleichsweise wenig profitierte. eine neue Landkreisidentität entwickelt, aber meine Gesprächspartner merkten teilweise deutlich an, dass die alten Territorien und ihre Identitäten immer noch 3.5 Gesamtbilanz der Gebietsreform in den Köpfen seien und es immer noch Reibereien im Raum Neumarkt-Parsberg zwischen diesen Gebieten gäbe. In drei Bereichen – Schwäche des Parsberger Ge- Folgende Bilanz der Gebietsreform kann gezogen bietes, Dominanz der Kreisstadt über den Landkreis, werden: Landkreisidentität noch unvollkommen – sind also Durch die Scha!ung des neuen großen Land- die Veränderungen durch die Gebietsreform bis heute kreises und der 19 relativ großen Gemeinden ist es noch nicht vollständig bewältigt. Die territoriale Neugliederung Bayerns durch die Gebietsreform der 1970 er Jahre 161

4 Die Strukturen der Gebietsreform vor wird noch verstärkt durch die Vorgabe bei der Kreis- dem Hintergrund der heutigen reform, dass strukturstarke mit strukturschwachen Globalisierung Teilräume zu einem Landkreis zusammengefasst werden sollen. Das bedeutet: Periphere Räume mit gleichen Problemen wurden durch die Kreisreform Sind diese Strukturen, die vor vierzig Jahren neu ge- ganz bewusst zerschnitten und die Einzelteile dann scha!en wurden, heute noch für unsere Gegenwart der unterschiedlichen Landkreisen zugeteilt, damit sie globalisierten Welt geeignet oder nicht, oder braucht im Sinne der Zentrale-Orte-Politik besser entwickelt es jetzt erneut eine Gebietsreform, die die bestehen- werden konnten. Deshalb konnte der Juralandkreis den Strukturen noch einmal deutlich vergrößert und nicht realisiert werden, und deshalb ist auch das sehr verändert? Diese wichtige Grundsatzfrage soll jetzt große strukturschwache Gebiet der Jurahochfläche, anhand von vier Punkten beantwortet werden. das viele gemeinsame Probleme und Potenziale besitzt, ganz bewusst auf die vier Landkreise Neumarkt, Amberg-Sulzbach, Schwandorf und Regensburg 4.1 Bürgerferne aufgeteilt worden. Das war damals im Kontext der Zentralen-Orte- Die Gebietsreform hat einen räumlichen Maßstabs- Theorie logisch und konsequent, aber später merkte sprung ausgelöst, wodurch sich die kommunalen man, dass man sich damit auch einen gravierenden Strukturen vergrößerten und damit deutlich vom Nachteil eingehandelt hatte: Die Aufwertung der Bürger entfernten. Das betri!t einerseits die gewähl- endogenen Potenziale wurde sehr erschwert, wenn ten politischen Vertreter: Die vielen ehrenamtlichen die Landkreisgrenzen diese gemeinsamen Potenzi- Bürgermeister und Gemeinderäte traf man früher ale zerschnitten und damit stark entwerteten (z.B. oft abends in der Kneipe, den hauptamtlichen Bür- naturräumliche Potenziale für den Tourismus wie germeister und den Gemeinderat tri!t man heute das Laaber-Tal, durch das die Grenze der Landkrei- meist nur noch bei politischen Veranstaltungen. se Neumarkt – Regensburg verläuft) und wenn die Ähnlich ist es in der kommunalen Verwaltung: An Landkreisgrenzen die lokalen Akteure auf beiden die Stelle der früheren Gemeindeangestellten mit Seiten der Grenze in ihrer Zusammenarbeit stark Hauptschulabschluss, mit der man gemeinsam in behinderten (O7)# 1997: 181–183, grundsätzlich dazu: die Schule gegangen war, treten jetzt spezialisierte S+&8(/)163) 2008). Personen mit Fachausbildung, die man oft nicht Auch hier ist nicht die Lösung eine neue Land- mehr versteht. Ergebnis: Die Basisebene von Politik kreisstruktur, sondern der gezielte und systemati- und Verwaltung rückt vom Bürger weg – Stichwort sche Auf- und Ausbau der grenzüberschreitenden „Bürgerferne“. Dies ist in unserer heutigen Demo- Zusammenarbeit mehrerer Landkreise im Hinblick kratie durchaus ein relevantes Problem (siehe dazu auf Teilräume mit gemeinsamen Problemen und Po- H(&4(* 1993: 272–274). tenzialen. Auch hier gibt es im Landkreis Neumarkt Da es aber nicht sinnvoll und auch nicht bezahlbar früh sehr wichtige Initiativen wie die touristische ist, zu den kleinen ehrenamtlichen Strukturen vor 1970 Zusammenarbeit mit dem Landkreis Regensburg zurückzukehren, braucht es andere Lösungen: Die im Laaber-Tal, das frühere Nepomuk- und heutige Bürger müssen mittels breit ansgelegten Diskussio- Juradistlprojekt, das vier Landkreise betri!t, oder nen um Gemeindeleitbilder und um ein Kreisleitbild das Gebiet des Altmühltals, wo sogar Teile von sie- aktiv in die Diskussion um die Zukunftsgestaltung ben Landkreisen aus vier Regierungsbezirken gezielt ihres Ortes einbezogen werden, so wie dies im Land- zusammenarbeiten. kreis Neumarkt bereits erfolgreich geschehen ist. Eine weitere Möglichkeit der grenzüberschrei- Aber dies ist nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt tenden Zusammenarbeit stellen die flächengroßen abgeschlossen, sondern bleibt seit den neuen großen Naturparke dar, die oft die Peripherie mehrerer Land- Kommunalstrukturen, die durch die Gebietsreform kreise umfassen, und die zu „Motoren der Regional- gescha!en wurden, eine Daueraufgabe! entwicklung“ ausgebaut werden können bzw. sollen (NPV 2007, W(7(/ 2013). Ich bin der Meinung, dass nur mit einer sol- 4.2 Zerschneidung von Teilräumen chen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit die mit gleichen Problemen strukturellen Probleme des Altlandkreises Parsberg (mit Ausnahme der Stadt Parsberg), die durch die Die neuen großen Landkreise sind stärkere Struktu- Gebietsreform entstanden sind, erfolgreich gelöst ren als die kleinen Altlandkreise, und deshalb wer- werden können. den die neuen Landkreisgrenzen auch zu stärkeren Grenzen, deren trennende Wirkung zunimmt. Dies 162 Werner Bätzing

4.3 Landkreise als Entwicklungsagenturen New York, Hongkong oder Tokio. Das System der Zentralen Orte war noch von der Voraussetzung aus- Im Rahmen der kommunalen Gebietsreform war gegangen, dass ein Oberzentrum oder eine Großstadt die Aufgabe der Regionalentwicklung eigentlich den grundsätzlich immer positiv dasteht und prinzipiell regionalen Planungsverbänden (ein Oberzentrum mit keinen Förderbedarf besitzt. seinem jeweiligen Einzugsgebiet; der Landkreis Neu- Das hat sich inzwischen aber grundsätzlich geän- markt gehört zur Planungsregion 11 „Regensburg“) dert: Altindustrialisierte Großstädte wie Dortmund zugewiesen worden. Diese sollten dazu in einem auf- oder Bochum und kleinere Oberzentren wie Ansbach wändigen Prozess unter Einzug aller gesellschaftlichen haben erhebliche Probleme oder stecken in der Krise, Interessensgruppen „Regionalpläne“ entwickeln, die aber auch wirtschaftsstarke Großstädte müssen heute die jeweilige Situation zuerst genau analysieren und permanent um ihre globale Konkurrenzfähigkeit dann auf dieser Grundlage langfristige Entwicklungs- kämpfen. planungen erarbeiten sollten. Als Konsequenz weist die bundesdeutsche Raum- Dieser Prozess begann 1975 mit dem ersten „Re- ordnung im Jahr 1997 so genannte „Metropolregio- gionalbericht“ (RPR 1975) und führte 1988 zum nen“ als neue Ebene oberhalb der Oberzentren aus, ersten Regionalplan der Region 11 (RPR 1988), aber und als 2005 die Region Nürnberg als Metropolregion anschließend geriet diese Entwicklung ins Stocken, anerkannt wird, wird auch der Landkreis Neumarkt und seit einigen Jahren sprechen Experten davon, Teil dieser Metropolregion. dass die bayerische Regionalplanung, die sowieso Was folgt jetzt aus dieser erneuten räumlichen stark dereguliert und entbürokratisiert werden soll, Maßstabsvergrößerung? Wird dadurch das System der derzeit eigentlich inexistent sei.5 traditionellen Zentralen Orte entwertet, und werden Das bedeutet, dass die Aufgabe der Regionalent- ganz neue Strukturen erforderlich, um im Kontext wicklung auf der Ebene der Planungsverbände immer der Globalisierung bestehen zu können? mehr versandet ist. Der Landkreis Neumarkt hat Eine Antwort kennen Sie alle: Im Januar 2011 trat daraus sehr früh Konsequenzen gezogen und bereits der Zukunftsrat der Bayerischen Staatsregierung mit im Jahr 1997 die „Regina-Kommunalentwicklungs- seinem Gutachten an die Ö!entlichkeit und forderte und Wirtschaftsförderung GmbH“ (kurz: REGINA) für Bayern neue Strukturen (ZBS 2010): Nur noch gegründet (L91&(/ 1997: 15) und gleichzeitig eine die sieben größten Städte in Bayern seien groß genug, „kommunale Agrarpolitik“ (a.a.O.: 16) und andere um sich im Kontext der Globalisierung behaupten einschlägige Aktivitäten entwickelt. Damit nahm zu können, und deshalb müsse der Freistaat in erster er im Freistaat eine Pionierrolle ein. Heute ist diese Linie diese sieben Zentren stützen und fördern. Das neue Aufgabenstellung für die Landkreise inzwischen Gebiet um diese sieben Zentren herum, das in maximal zur Selbstverständlichkeit geworden, und derzeit hat einer Stunde erreichbar sei, sei der Ergänzungsraum fast jeder bayerische Landkreis sein eigenes Regio- für diese Zentren, und all diejenigen Gebiete in Bayern, nalmanagement. die jenseits davon lägen, bräuchte man überhaupt Grundsätzlich möchte ich feststellen, dass die nicht mehr! Verschiebung der Entwicklungsaufgabe weg von Das stellt eine gezielte Abkehr von der bisherigen den Planungsverbänden und hin zu den Landkrei- Politik der Zentralen Orte dar und eine bewusste sen positiv ist, weil sie dadurch bürgernäher wird. Hinwendung zur neoliberalen Idee der Aufwertung Allerdings kann diese Entwicklungsaufgabe nur der großen Zentren und der Abwertung des ländlichen dann wirklich gelingen, wenn sie erstens eng mit den Raumes und der peripheren Gebiete. Gemeinde- und Kreisleitbildern verbunden wird und Was kann man aus den Erfahrungen im Raum wenn sie zweitens gezielt auch grenzüberschreitend Neumarkt zu diesem Vorschlag sagen? (siehe Abschnitt 4.2) ausgerichtet wird. Ich habe den Erstens: Die mit und seit der Gebietsreform ge- Eindruck, dass die meisten bayerischen Landkreise scha!enen Infrastrukturen erweisen sich hier auch im dabei vom Landkreis Neumarkt viel lernen könnten. Zeitalter der Globalisierung als tragfähig und e-zient. Zweitens: Die Erfahrungen im Landkreis und besonders im Altlandkreis Parsberg zeigen, wie stark 4.4 Metropolenorientierung die Menschen auch heute noch dezentral in der Region verwurzelt sind. Eine Konzentration aller Die Globalisierung, die Bayern seit dem Jahr 1990 Förderungen auf die großen Zentren und die Aufgabe beschleunigt verändert, bedeutet – ähnlich wie die des peripheren ländlichen Raumes als Lebens- und Industrielle Revolution – erneut eine räumliche Maß- Wirtschaftsraum würde viele Menschen in Bayern stabsvergrößerung: Nürnberg, Regensburg und Mün- bodenlos machen und ihre Lebensqualität zerstören. chen konkurrieren jetzt nicht mehr mit Frankfurt, Und dies würde sich auch auf den „Standort Bayern“ Hamburg, Stuttgart oder Berlin, sondern mit London, (also auf die großen Zentren) negativ auswirken. Die territoriale Neugliederung Bayerns durch die Gebietsreform der 1970 er Jahre 163

Deshalb ist es richtig und notwendig, dass die tradi- oder sinnvolles Ziel? In: Mitteilungen der Fränkischen tionelle dezentrale Raumstruktur nicht aufgegeben Geographischen Gesellschaft 55: 1–14. B"#$%&', Werner. 2007: Der ländliche Raum – erneut benach- wird: Das System der Zentralen Orte sorgt dafür, teiligt für alle Zeiten? In: Mitteilungen der Fränkischen dass überall die überörtliche Daseinsvorsorge in an- Geographischen Gesellschaft 53–54: 11–36. gemessener Entfernung erreichbar ist, so dass man B"#$%&', Werner. 2003/2001: Die Bevölkerungsentwicklung in auch abseits der großen Städte in Bayern gut leben den Regierungsbezirken Ober-, Mittel- und Unterfranken kann; und die Aufwertung der dezentralen endogenen im Zeitraum 1840–1999. 1. Teil: Analyse auf der Ebene Potenziale – der Landkreis als „Entwicklungsagen- der kreisfreien Städte und der Landkreise. 2. Teil: Analyse auf der Ebene der Gemeinden. In: Jahrbuch für fränkische tur“ – sorgt dafür, dass Arbeitsplätze auch in der Landesforschung 61: 183–226 und 63: 171–224. Peripherie erhalten bleiben. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Aber: Wie bereits mehrfach angesprochen ziehen (BLSD). 2011: Gemeindedaten 2010. München. neue Entwicklungen auch neue Aufgaben nach sich. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Das Thema räumliche Maßstabsvergrößerung ist auch (BLSD). 1991: Die Gemeinden Bayerns nach dem Gebiets- für den Landkreis Neumarkt heute sehr relevant und stand 25.Mai 1987. Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns und die Änderungen im Bestand und Gebiet von herausfordernd, aber nicht als Infragestellung der be- 1840 bis 1987. München (= Beiträge zur Statistik Bayerns, stehenden Raumstrukturen, sondern als Erweiterung Heft 451). seines Aufgabenspektrums: Die Zusammenarbeit Bayerisches Staatsministerium des Inneren (BStMI). 1972: mit der Metropolregion Nürnberg müsste gezielt Verordnung zur Neugliederung Bayerns in Landkreise ausgebaut und gestärkt werden, um die Vorteile dieses und kreisfreie Städte/Gesetz zur Neuabgrenzung der Re- gierungsbezirke vom 27. Dezember 1971. München (= Die großen politischen „Dachs“ zu nutzen, ohne dabei richtige Ordnung – Gebiets-Reform Bayern). die Eigenständigkeit des Landkreises zu gefährden. Bayerisches Staatsministerium des Inneren (BStMI). 1971: Ent - Die Metropolregion Nürnberg hat derzeit ihre würfe der Bayerischen Staatsregierung: Gesetz zur Neu- Aufbauphase abgeschlossen und ist politisch kon- abgrenzung der Regierungsbezirke, Verordnung zur Neu- solidiert. Jetzt steht – nach meiner Bewertung – die gliederung Bayerns in Landkreise und kreisfreie Städte. nächste Phase an, nämliche die gezielte inhaltli- München (= Die richtige Ordnung – Gebietsreform Bay- ern). che Zusammenarbeit zwischen allen Landkreisen, Bayerisches Statistisches Landesamt (BSL). 1975: Die Ge- kreisfreien Städten und Gemeinden, um diese große meinden Bayerns. Änderungen im Bestand und Gebiet „regionale Verantwortungsgemeinschaft“ (so die von 1840 bis 1975. München (= Beiträge zur Statistik zentrale Selbstaussage in der programmatischen „Bad Bayerns, Heft 350). Windsheimer Erklärung“) mit Leben zu erfüllen und Bayerisches Statistisches Landesamt (BSL). 1953: Historisches inhaltlich zu stärken, ohne dass die Einzelteile dabei Gemeindeverzeichnis. Die Einwohnerzahlen der Gemein- den Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952. München entwertet werden. (= Beiträge zur Statistik Bayerns, Heft 192). Bei dieser neuen Aufgabe sehe ich derzeit im Gebiet G+,,(*, Karl. 1995: Artikel „Landesplanung“. In: ARL (Hg.): der Metropolregion einige wichtige, aber noch eher Handwörterbuch der Raumordnung. Hannover: 579–586. schwache Ansätze, vor allem was die Aufwertung der H(&4(*, Gerhard. 1993: Der Ländliche Raum. Stuttgart endogenen Potenziale in Form dezentraler Arbeits- (= Teubner Studienbücher). H+*#26&&, Everhard & Winfried K%**%)01. 1991: Lokale plätze betri!t. Daher würde ich mir wünschen, dass Identität und Gemeindegebietsreform. Der Streitfall Er- der Landkreis Neumarkt hierbei eine Pionierrolle mershausen. Erlangen (= Erlanger Forschungen Reihe A: in der Metropolregion übernimmt, genauso wie er Geisteswissenschaften Bd. 58). beim Thema regionale Entwicklungsagentur schon L6&', Herbert. 1997: 25 Jahre Gebietsreform – 25 Jahre einmal in Bayern eine Pionierrolle gespielt hat – und Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz. Festakt zum 25. daraus könnte dann ein wichtiger Impuls für alle Jahrestag der Gebietsreform. Unverö!entlichtes Vortrags- manuskript. Neumarkt i.d.OPf. bundesdeutschen Metropolregionen erwachsen. LEP. 1976: Landesentwicklungsprogramm Bayern. Teil C: Regionale Ziele und Begründung. (Hg.): Bayerische Staats- regierung, München: 859–899. L91&(/, Albert. 1997: Die Zukunft gehört dem ländlichen Raum – sie gehört uns! Der Landkreis Neumarkt i.d.OPf. Literatur aus persönlicher Sichte des Landrats. In: Landkreis Neu- markt i.d.OPf. – das große Heimatbuch der westlichen B"#$%&', Werner. 2012: Zur Aufwertung von Regionalpro- Oberpfalz, Regensburg 2. Aufl.: 11–21. dukten unter der Dachmarke „Original Regional“. Eine M.&$(/, Elmar. 1995: Artikel „Gebietsreform“. In: ARL (Hg.): zentrale Strategie zur Sicherung gleichwertiger Lebens- Handwörterbuch der Raumordnung. Hannover: 365–370. bedingungen angesichts relevanter wirtschaftlicher Stadt- Neumarkter Nachrichten (NM). 2012: 40 Jahre Landkreis Land-Unterschiede. In: Metropolregion Nürnberg (Hg.): Neumarkt – eine Sonderbeilage der „Neumarkter Nach- Regionalmonitor 2012. Zahlen. Karten. Fakten. Nürnberg: richten“. Neumarkt i.d.OPf. 28–33. Neumarkter Nachrichten (NM). 2002: 30 Jahre Landkreis B"#$%&', Werner. 2008: Der Naturpark als zentraler Motor Neumarkt – eine Sonderbeilage der „Neumarkter Nach- für Regionalentwicklung – ho!nungslose Überforderung richten“. Neumarkt i.d.OPf. 164 Werner Bätzing

Naturparkverband Bayern (NPV). 2007: Naturparks in Bayern – 3) Interessant ist es, dass auch in anderen Gebieten Bayerns eine Erfolgsgeschichte vor dem Aus? Bayerische Naturparke ähnliche Ideen entwickelt wurden wie z.B. ein Landkreis als Stiefkinder der bayerischen Landespolitik. Beschluss des „Fränkische Schweiz“. Da er jedoch ebenfalls eine einseitige Naturparkverband Bayern (NPV) 2007. 07.07.2012. Bamberg, Bayreuth und Forchheim gestanden wäre, konnte O7)#, Johannes. 1997: Industrieregion vor den Toren Nürn- er ebenfalls nichts realisiert werden (BStMI 1971: 225). bergs. Starker Wirtschaftsstandort in altem Bauernland. 4) An dieser Stelle des Vortrages klatschten Teile des Pu- In: Landkreis Neumarkt i.d.OPf. – das große Heimatbuch blikums spontan lebhaft Beifall, und ein Zuhörer hob der westlichen Oberpfalz. Regensburg, 2. Aufl.: 173–183. demonstrativ sein altes PAR-Kennzeichen in die Höhe. Das R(%'*, Otto et al. 1978: Kommunale Gliederung in Bayern Thema der alten Autokennzeichen hat seitdem bayern- und nach der Gebietsreform. München. deutschlandweit weiter stark an Bedeutung gewonnen. R%(8*, Fritz. 2002: Rebell ohne Reue. Bürgermeister Höhn 5) Bereits 1999 dachten die bayerischen Parteien darüber kämpfte für Ermershausen und gegen die Gebietsreform. nach, die regionalen Planungsverbände mit den Bezirken In: Süddeutsche Zeitung Nr. 31 vom 06.02.2002: 49. zusammenzulegen oder sie gar aufzulösen. Seit 2006 wird R+2)#904, Kurt. 1997: Die Gebietsreform (im Landkreis über die „Entbürokratisierung“ und „Deregulierung“ der Neumarkt). Unverö!entlichtes Vortragsmanuskript. Neu- bayerischen Landesplanung und Regionalentwicklung markt i.d.OPf. diskutiert, wobei die „harten“ (verbindlichen) Planungs- RPR. 1988: Regionalplan Region Regensburg (11). (Hg.): instrumente immer unbeliebter und die „weichen“ Inst- Regionaler Planungsverband Regensburg. Regensburg. rumente (wie Regionalmanagement, Regionalmarketing, RPR. 1975: Regionalbericht Region Regensburg. (Hg.): Bay- Public-Private-Partnership-Vereinbarungen usw.) immer erisches Staatsministerium für Landesentwicklung und beliebter werden. Erstaunlicherweise wird das Instrument Umweltfragen/Regionaler Planungsverband Regensburg. des Regionalplans als hartes, verbindliches Instrument bei Regensburg. der Ausweisung von Flächen für die Windenergienutzung S012304, Johannes. 1997: Zankapfel der Konfessionen. Von auf einmal in den Jahren 2011–12 wieder aktiviert, was mit den historischen Wurzeln des Landkreises Neumarkt in der heftigen Konflikten verbunden ist. Die aktuellen politischen Oberpfalz bis zur Gebietsreform. In: Landkreis Neumarkt Diskussionen um das neue „Landesentwicklungsprogramm i.d.OPf. – das große Heimatbuch der westlichen Oberpfalz. Bayern“ sind derzeit noch nicht abgeschlossen. Regensburg: 49–61. S+&8(/)163), Frank. 2008: Eigenständige Regionalentwick- lung und nachhaltige Entwicklungsräume. Überlegungen Verzeichnis der durchgeführten zum Raumbezug eigenständiger Entwicklungskonzepte Experteninterviews vor dem Beispiel des administrativ geteilten Raumes der Fränkischen Schweiz. In: Mitteilungen der Fränkischen Bauer, Josef Werner: Landrat des Landkreises Neumarkt von Geographischen Gesellschaft 55: 15–47. 1958–1996 (12.06.2012). W(7(/, Friedericke. 2013: Naturparke als Manager einer nach- Iberl, Werner: Landratsamt Neumarkt, Hauptverwaltung haltigen Regionalentwicklung. Probleme, Potenziale und (05.06.2012). Lösungsansätze (Dissertation Erlangen 2012). Heidelberg/ Jobst, Helmut: Mitglied des Kreistages des Altlandkreises Berlin (= RaumFragen: Stadt – Region – Landschaft). Parsberg, ehemaliger Schulleiter, Leiter des Fördervereins W(%)), Eberhard. 2005: Montgelas. Der Architekt des modernen Burgmuseum (08.06.2012). bayerischen Staates 1799 – 1838. München. Krappitz, Uwe: Geschäftsführer der Regina GmbH. (04.07.2012). Zukunftsrat der Bayerischen Staatsregierung (ZBS). 2010: Zu- Ried, Hans: Landratsamt Neumarkt, Abteilungsleiter Haupt- kunftsfähige Gesellschaft – Bayern in der fortschreitenden und Finanzverwaltung (12. 06. 2012). Internationalisierung. Gutachten des „Zukunftsrates“ der Romstöck, Kurt: Ehemaliges Mitglied des Kreistages, stellver- Bayerischen Staatsregierung. München. tretender Landrat, Oberbürgermeister der Stadt Neumarkt 1972–1990 (12.06.2012). Steiner, Walter: Ehemaliger Archivpfleger des Landkreises Anmerkungen Neumarkt (08.06.2012).

1) Zur Geschichte des Konflikts siehe H+*#26&&/K%**%)01 1991, zur Wiedererhebung als eigenständige Gemeinde R%(8* 2002. Interessant ist, dass dieses Beispiel auch heute noch nicht vergessen ist: So erinnerte die Tageszei- tung „Fränkischer Tag“ am 5. Februar 2013 im Kontext von Diskussionen über eine Landkreisreform unter der Überschrift „Ermershausen heißt das Menetekel“ an diese Geschichte. 2) Die Rekonstruktion der im Detail sehr komplizierten Gemeindeveränderungen ist am einfachsten mittels BLSD 1991: 78 möglich, allerdings auf der Grundlage der neuen Autor Großgemeinden. Will man von den alten Kleingemeinden ausgehen, dann ist die Publikation BSL 1975 nicht hilfreich, Werner Bätzing da ihr Redaktionsschluss mitten in der Gemeindereform Institut für Geographie lag. Deshalb muss man in diesem Fall auf BSL 1953 der Universität Erlangen-Nürnberg zurückgreifen. [email protected]