Humboldt-Universität zu Berlin Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät Institut für Rehabilitationswissenschaften Abteilung Pädagogik bei Beeinträchtigungen des Sehens

Wintersemester 2020/21

Marvel’s - In der Wahrnehmung von Personen mit professionellem und fachfremdem Hintergrund

Marvel’s Daredevil - In perception of people with professional and non-specialist background

Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Master of Education (ISG)

Dieses Werk ist lizenziert unter einer CC BY 4.0 Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz [https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/]

Vorgelegt durch: Nikola Ueberreiter

Berlin, den 30. November 2020 Abstract

In der Ausarbeitung wird die Serie „Marvel’s Daredevil“ in der Wahrnehmung von Professionellen und Fachfremden diskutiert. Der Hauptprotagonist der Serie ist ein Superheld, der nach seiner Er- blindung, über überdurchschnittlich gute kämpferische Fähigkeiten, geschärfte Sinne, übermensch- liche Balance und einen Radarsinn verfügt. Weiterhin wird erläutert, inwiefern sich die Inszenierung und Darstellungsweise Daredevils von denen anderer Menschen mit Blindheit in den Medien unter- scheidet. Mit Hilfe von zwei Fokusgruppen, die mit Studentinnen des Faches Sonderpädagogik und Studenten der Fächer Informatik, Maschinenbau und Bauingenieurwesen geführt wurden, wurden die Meinungen und Sichtweisen beider Gruppen erforscht. Die daraus resultierten Ergebnisse und die Diskussion dieser werden vorgestellt. Letztlich werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Personenkreise aufgezeigt.

I Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ...... 1

2 Theoretischer Hintergrund ...... 3 2.1 Definition Wahrnehmung ...... 3 2.2 Serie „Marvel’s Daredevil“ ...... 5

2.2.1 Entstehung ...... 5 2.2.2 Zusammenfassung ...... 7 2.2.3 Kritik ...... 9

2.3 Superheldenkonzept ...... 12 2.3.1 DefinitionSuperheldIn...... 12 2.3.2 VonComiczuFilmundSerie...... 13 2.3.3 BlindeSuperheldInneninFilmundSerie ...... 15

2.4 StigmatisierungundIdentitätsfindung ...... 18 2.4.1 Umgang mit behinderten Menschen ...... 18 2.4.2 Erblindung und Wahrnehmung durch die übrigen Sinne ...... 21

2.4.3 Turbo-Blinder und Supercrip ...... 23

3 Methoden ...... 29 3.1 Datenerhebung ...... 29

3.1.1 Fokusgruppen ...... 29 3.1.2 Leitfaden ...... 32 3.1.3 Stimulus ...... 33

3.1.4 Erhebung ...... 35 3.2 Datenauswertung ...... 37 3.2.1 Vorgehensweise ...... 37 3.2.2 Auswertung ...... 39

II 4 Ergebnisse und Diskussion ...... 41 4.1 Merkmale blinder Menschen ...... 41

4.2 Schärfung der übrigen Sinne ...... 43 4.3 Daredevil’s Fähigkeiten ...... 45 4.4 Geburtsblind oder spätere Erblindung ...... 46 4.5 Kontakt und Umgang mit blinden Menschen ...... 49

4.6 Sehen als Ablenkung ...... 53 4.7 CharakterDaredevil ...... 54 4.8 Blindheit als Behinderung oder besondere Gabe ...... 57

4.9 Weiteres ...... 59

5 Zusammenfassung und Fazit ...... 60 5.1 Zusammenfassung ...... 60 5.2 Fazit ...... 61

Literatur ...... 62

Anhang ...... 65

III Abbildungsverzeichnis

1.1 Darstellung behinderter Menschen in den Medien (Maskos, 2014) ...... 1

2.1 Subjektive Wahrnehmung (Mißfeldt, 2020) ...... 3 2.2 Daredevils Entstehungsgeschichte (Marvel, 2020; CBS Interactive Inc., 2020; Film- starts, 2010; Weisenhorn, 2015, eigene Darstellung) ...... 6 2.3 Fisks Verhaftung (Marvel Cinematic Universe Wiki, 2020) ...... 9 2.4 Kampf zwischen Fisk, Daredevil und Dex (Chrismathias21, 2018) ...... 10 2.5 Vom Comic zum Film (Wikipedia, 2020a; Wikipedia, 2020b, eigene Darstellung) . . 14 2.6 Daredevil im Kampf (Otterson und Stedman, 2018) ...... 16 2.7 Behinderung durch die Gesellschaft (Hubbe, 2015) ...... 19 2.8 Bildbeschreibungen auf Fotos mit Menschen mit Behinderung (Young, 2014) . . . . . 26

3.1 Ablaufmodell von Fokusgruppen (Misoch, 2019, S. 147, eigene Darstellung) . . . . . 30 3.2 Matt Murdocks Erblindung (Seidl, 2020) ...... 33 3.3 Daredevils Kampf gegen Fisk (CBS Interactive Inc., 2017) ...... 34 3.4 Ablaufschema qualitativer Inhaltsanalysen (Bürki, 2000, S. 128, eigene Darstellung) 38

4.1 Matt Murdock und Daredevil auf Filmplakaten (Serienjunkies, 2020) ...... 42 4.2 Chris Nikic beim Ironman (Haack, 2020) ...... 57

IV 1 Einleitung

In der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) steht unter dem achten Artikel „Bewusstseins- bildung“ geschrieben:

„(1) Die Vertragsstaaten verpflichten sich, sofortige, wirksame und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um Klischees, Vorurteile und schädliche Praktiken gegen Menschen mit Behinderungen, einschließlich aufgrund des Geschlechts oder des Alters, in allen Lebensbereichen zu bekämpfen.“ „(2) Zu den diesbezüglichen Maßnahmen gehören die Aufforderung an alle Me- dienorgane, Menschen mit Behinderungen in einer dem Zweck dieses Überein- kommens entsprechenden Weise darzustellen. (vgl. UNBRK, 2007)

Bilder wie die in Abbildung 1.1 zeigen, dass die verpflichtenden Forderungen der UN-BRK bis- her noch nicht umgesetzt wurden. Ganz im Gegenteil werden mit Fotos und Aussagen wie diesen behinderte Menschen auf eine stereotype Art und Weise in den Medien dargestellt, die von Reprä- sentantinnen und Repräsentanten der Behindertenbewegung sowie der Disability Studie kritisiert wird.

Abbildung 1.1: Darstellung behinderter Menschen in den Medien (Maskos, 2014)

Laut Journalistin Rebecca Maskos stammen die meisten Informationen über Menschen mit Behin- derung aus den Medien. In einem ihrer Vorträge thematisiert sie die Darstellungsweisen behinderter Menschen in den Medien und macht auf alternative Ausdrucksweisen aufmerksam. Anstatt bspw. Formulierungen wie „leiden an“ und „Schicksal meistern“ zu verwenden, schlägt Maskos Alternativen wie „jemand hat eine Behinderung oder Krankheit“ und „jemand lebt mit einer Behinderung oder Krankheit“ vor. Dadurch wird weder der Person unterstellt an ihrer Erkrankung zu leiden, noch werden Menschen mit Beeinträchtigungen auf ihre Behinderung reduziert. Weitere Redewendungen

1 wie „trotz ihrer bzw. seiner Behinderung“ unterstellen, dass eine Behinderung grundsätzlich eine negative Lebenserfahrung ist. (Maskos, 2013) Unter leidmedien.de bieten - neben Rebecca Maskos -auchweitereRedakteurinnenundRedakteuremitundohneBehinderungFormulierungsalternati- ven und Perspektivenwechsel in der Berichterstattung an. Seit dem Jahr 2012 ist die Sensibilisierung von Journalistinnen und Journalisten und der Öffentlichkeit, um Betroffene nicht mehr zu stigma- tisieren, das oberste Ziel.

Im Gegensatz dazu, steht der Zusammenhang zwischen den Themen Behinderung bzw. Blindheit und Superheldinnen bzw. -helden. „Marvel’s Daredevil“ ist eine US-amerikanische Serie, die einen blinden Superhelden zum Hauptprotagonisten gemacht hat. Die Ausarbeitung untersucht mittels Fokusgruppen die Frage, inwiefern sich die Wahrnehmung der Hauptfigur Daredevil von Personen mit professionellem und fachfremdem Hintergrund unterscheidet. Die Idee, sich mit diesem Thema der Wahrnehmung und Darstellung behinderter und insbesondere blinder Menschen in den Medien auseinanderzusetzen, kam während der Zeit des Praxissemesters auf. Dieses wurde an einer Schule mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt Sehen absolviert. Das halbjährige Praxissemes- ter diente dazu, erstmalig Lerngruppen mit sehbehinderten und blinden Schülerinnen und Schülern zu unterrichten. Die dort gesammelten Erfahrungen wurden zum einen mit den an dem Nachberei- tungsseminar teilnehmenden Studierenden ausgetauscht. Zum anderen wurden diese parallel dem Bekanntenkreis mitgeteilt. Dabei fiel auf, dass die Sichtweisen beider Gruppen gegensätzlich sind. Dies gab den Anlass, sich mit der Wahrnehmung unterschiedlicher Gruppen auf die Inszenierung blinder Menschen in den Medien zu beschäftigen. Um neben der in Gruppendiskussionen ohnehin vorhandenen sprachlichen Ebene, die visuelle Ebene einzubeziehen, wurde das Medium Serie ge- wählt. Stark sehbeeinträchtigte und blinde Menschen werden in Serien äußerst unterschiedlich und vielfältig dargestellt. Obwohl das Spektrum in der Inszenierung groß ist, besetzen vorrangig blinde Männer die Hauptrollen, die ihre Behinderung bzw. Erblindung mit ihrer eigenen Stärke und Kraft überwinden und zum gleichwertigem - oder sogar überwertigem - Mitglied der Gesellschaft werden. Superheldenserien bieten hierbei großes Potenzial. Das Superheldengenre erfreut sich zunehmend großer Beliebtheit, ist insbesondere in der heutigen Zeit etabliert und derzeit das erfolgreichste Film- und Seriengenre. (Maslon und Kantor, 2013) Da Marvel’s Daredevil all diese Teilaspekte umfasst, wurde sich nach reichlicher Überlegung, für die nähere Betrachtung dieser Serie und den blinden Superhelden Daredevil entschieden.

Im Rahmen dieser Arbeit wurde einerseits die Serie Marvel’s Daredevil - und insbesondere der Hauptcharakter Matt Murdock alias Daredevil - in der Wahrnehmung von Studierenden des Fachs Sonderpädagogik in der Fachrichtung Pädagogik bei Beeinträchtigungen des Sehens untersucht. An- dererseits wurde - um eine möglichst differente Betrachtungsweise zu erhalten - die Wahrnehmung von Studierenden der Fächer Informatik, Maschinenbau und Bauingenieurwesen näher beleuchtet. Hierzu wurden Fokusgruppen mit den soeben genannten Personenkreisen durchgeführt, die mit- tels zweier Stimuli in Form von Bewegbildausschnitten aus der Serie Marvel’s Daredevil angeregt wurden. Ob und inwiefern sich die Wahrnehmung der an den beiden Gruppendiskussionen Teilneh- menden jeweils inner- oder außerhalb der Fokusgruppen glich oder unterschied, ist Inhalt dieser Ausarbeitung.

2 2 Theoretischer Hintergrund

2.1 Definition Wahrnehmung

Mit Hilfe unserer Sinnesorgane können wir sensorische Informationen und Reize aufnehmen. Dies geschieht visuell, auditiv, gustatorisch, olfaktorisch, vestibulär, über die protopathische oder epikri- tische Sensibilität. Im Gegensatz zum Seh-, Gehör-, Geschmacks-, Geruchs- und Gleichgewichtssinn, ist die Sensibilität kein direktes Sinnesorgan, sondern beruht auf einem Netzwerk von Rezeptoren und Nervenendigungen, die über den Körper verteilt sind. (Antwerpes, 2018) Der BegriffWahrnehmung ist das Produkt zweier nacheinander ablaufender Prozesse - dem der Aufnahme von Informationen und Reizen über die genannten Kanäle und der Verarbeitung dieser. Neben dem biologischen Sinn, umfasst Wahrnehmung im erweiterten, physiologischen Sinn die Prozessierung und Interpretation von Sinnesreizen. (Stangl, 2020)

„Gemäß dieser Definition sind Sinnesreize nur dann echte Wahrnehmungen, wenn sie kognitiv verarbeitet werden. Hier überschneidet sich der Wahrneh- mungsbegriffmit dem Konstrukt des Gefühls.“ (vgl. Antwerpes, 2018)

In der Psychologie bedeutet Wahrnehmung die Aufnahme, Interpretation, Auswahl und Organisa- tion von Informationen. Wahrnehmung setzt neben dem Einsatz der Sinne, Fähigkeiten, wie z.B. Aufmerksamkeit oder das Auswählen relevanter Informationen, voraus. Um in der Lage zu sein wahrzunehmen, müssen Menschen auf Vorwissen zurückgreifen. Individuen aus einer bestimmten Kultur werden bspw. soziale Signale anders wahrnehmen, als Menschen aus einem anderen Kul- turkreis. Daraus resultiert, dass Wahrnehmungen nicht richtig oder falsch, sondern immer an das Individuum gebunden sind. (Stangl, 2020) Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das in Abbildung 2.1 verwendete Bild, das je nach Sichtweise, eine junge Frau oder alte Dame zeigt.

Abbildung 2.1: Subjektive Wahrnehmung (Mißfeldt, 2020)

3 „[...] das optische Bild, das man wahrzunehmen vermeint, wird zum großen Teil vom Gehirn kon- struiert.“ (vgl. Stangl, 2020) Bei der Aufnahme von neuen Eindrücken, verrechnet das Gehirn die Informationen mit dem bereits vorhandenen Wissen. Im Umkehrschluss kann ohne eine Interaktion bzw. Auseinandersetzung mit der Umwelt, das Gehirn nicht auf Assoziationen zurückgreifen. Dabei spielen für die Bewertung des Wahrnehmungseindrucks neben Sinnesreizen, aktuelle Empfindungen, Einstellungen und Annahmen der jeweiligen Person eine wichtige Rolle. Das Wahrgenommene ist somit ein subjektives Abbild einer objektiven Wirklichkeit, die abhängig von der Verarbeitungs- leistung des Gehirns, sowie den Erfahrungen, Grundannahmen und der aktuellen Situation des Wahrnehmenden ist. (Stangl, 2020) Was Menschen wahrnehmen, ist kontextabhängig, da sich das Gehirn der Umgebung und ihren Herausforderungen anpasst. Es handelt sich demzufolge um einen Prozess, bei dem das Gehirn sensorische Informationen organisiert, um sie anschließend zu interpretieren. (Stangl, 2020) Ent- scheidend für diese Ausarbeitung ist der BegriffWahrnehmung im psychologischen Sinn. In diesem Kontext umfasst der Begriffden subjektiven Anteil. Demzufolge findet ein selektiver Prozess statt, der sich auf die Informationen bzw. Informationsmenge richtet, die für das Individuum relevant sind. Die in der Abschlussarbeit verwendete Methode zur Gewinnung von Daten, nutzt die subjektive Wahrnehmung der an den Fokusgruppen Teilnehmenden.

4 2.2 Serie „Marvel’s Daredevil“

2.2.1 Entstehung

Im Jahr 1964 erscheint die Figur Daredevil erstmals im gleichnamigen Comic, welches von geschrieben und gezeichnet wurde. Frank Miller ist der prägendste Zeichner und Autor der Comicserie. Er zeichnet die Figur Daredevil erstmalig im Jahr 1979 in der Comicserie „Peter Parker, the Spectacular Spider-Man“, in welcher er als Gastzeichner mitwirkte. Das Heft 27 mit dem Titel „The Blind Leading the Blind“ von Bill Mantlo, setzt die Behinderung Daredevils in den Fokus. Der sehende Titelheld Spider-Man erblindet zeitweise durch einen Opti-Blast eines Schurken. (Meteling, 2016) Das Heft beginnt mit den folgenden Worten:

„The spectacular Spider-Man is blind! Rendered sightless by the Masked Ma- rauder, accused of complicity and hunted by the police - Spidey fled into the night where, cowering in darkness, he was discovered by the one man who can truly understand his anguish - one who is blind, though few indeed know it - the man ... Daredevil.“ (vgl. Meteling, 2016, S. 218 f.)

In der modernen Neufassung Daredevils steht die Bewältigung der Blindheit Spider-Mans im Zen- trum. Mit Hilfe von Daredevil gelingt es Spider-Man alle Schwierigkeiten zu meistern, die sich aufgrund seiner Blindheit ergeben. Am Ende des Heftes erlangt Spider-Man seinen Sehsinn wieder. Die erfolgreiche Figur Spider-Man ist in vielerlei Hinsicht das Vorbild für den Charakter Daredevil. Der „Spinnensinn“ ist - ebenso wie Daredevils Fähigkeiten - ein übernatürlicher Alarmmechanis- mus. Neben der Schärfung seiner nicht visuellen Sinne, verfügt Daredevil über eine übermenschliche Balance und „den so genannten ‚Radarsinn‘, der eine fokalisierte Visualisierung der Umgebung er- möglicht.“ (vgl. Meteling, 2016, S. 219) Der Sinn wird in Volume 3 der Comicserie „Daredevil“ (2011-2014) von Mark Waid, mit Silhouetten-Sehen beschrieben. (Meteling, 2016) Durch den Tonfall von Autor Roger McKenzie in den 1980 Jahren, mit dem Miller die Serie ge- meinsam schrieb, verdüsterte sich das Comic erheblich und erwachsene Themen wurden in den Comic eingebracht. Miller führte in den Comic „“, einen ebenfalls blinden Kampfkunstexper- ten und Mentor von Daredevil, und „ Natchios“, eine weibliche Ninja und ehemals Geliebte von Murdock, ein. Zudem fokussiert Miller den Kampf gegen das organisierte Verbrechen rund um Gangsterboss Wilson Fisk - alias „ of Crime“ - die eine Figur aus den Spider-Man-Comics ist. Die Antwort Millers auf das Angebot des Marvel Verlags war:

„I wanted the job. Boy, did I want the job. I’d always been intrigued by the notion of a hero whose defining attribute is a disability - a blind protagonist in apurelyvisualmedium[...].“(vgl.Meteling,2016,S.217)

Einige Jahre später folgte die Verfilmung der Comicreihe Daredevil von Stan Lee und Bill Ever- ett. Mark Steven Johnson schrieb dabei das Drehbuch führte gleichzeitig Regie. Die Hauptrolle übernahm Ben Affleck. Im März 2003 startete der Film in deutschen Kinos. (Wikipedia, 2020c)

5 Comic "Daredevil - The man without fear!" (Stan Lee, 1964)

Comic "Spider-Man - The blind leading the blind!" (Bill Mantlo, drawn by Frank Miller, 1979)

Film "Daredevil" (Mark Steven Johnson, 2003)

Serie "Marvel's Daredevil" (Drew Goddard, 2015)

Abbildung 2.2: Daredevils Entstehungsgeschichte (Marvel, 2020; CBS Interactive Inc., 2020; Film- starts, 2010; Weisenhorn, 2015, eigene Darstellung)

Abbildung 2.2 zeigt die Entstehungsgeschichte Daredevils, bis hin zu seiner Inszenierung in der Serie Marvel’s Daredevil. Diese ist eine von Drew Goddard und Steven S. DeKnight US-amerikanische Fernsehserie. Sie baut auf den Figuren des gleichnamigen Comics auf und spielt im Marvel Cinematic Universe (MCU). Die Hauptrolle Matt Murdock alias Daredevil wird von Charlie Cox gespielt. Marvel’s Daredevil ist die erste Serie von vier Serien, die zu einer Crossover-Serie namens Marvel’s The führt. Die Serie umfasst drei Staffeln mit jeweils 13 Folgen. Alle Episoden der ersten Staffel wurden im April 2015, die zweite Staffel etwa ein Jahr später im März 2016 und die dritte Staffel im Oktober 2018 auf Netflix veröffentlicht. (Wikipedia, 2020d) Ausgehend von der Comicvorlage, sind für die Inszenierung des Superhelden der Serie drei thema- tische Komplexe entscheidend: Zusammenhang von Gerechtigkeit und Vergeltung, Geschichte und Blindheit des Superhelden. Daredevil bewegt sich nahezu permanent im Spannungsfeld zwischen

6 einem gerechten Vorgehen gegenüber seinen Gegnerinnen und Gegnern und der Vergeltung dieser. Privat ist Daredevil alias Matt Murdock Rechtsanwalt. Während der Bekämpfung des Bösen in Hell’s Kitchen kontrahiert er zum Teil gleichzeitig mit denselben Verbrecherinnen und Verbrechern in beiden Identitäten. Die Geschichte Daredevils beginnt mit seiner Erblindung in der Kindheit. Weiterhin werden mehrere geliebte Menschen, wie sein Vater oder enger Vertrauter Pater Lantom, ermordet. Während des ständigen Leidens des Superhelden, hat dieser einen ausgeprägten Schuld- komplex, den dieser versucht in der katholischen Kirche zu bewältigen. Die Blindheit des Helden wird über seine Superkraft kompensiert, die die Fähigkeit übermenschlicher Sinneswahrnehmung ist. (Meteling, 2016)

2.2.2 Zusammenfassung

Daredevil alias Matt Murdock erblindet im Alter von neun Jahren durch einen Unfall mit Chemi- kalien. Von diesem Moment an sind seine übrigen Sinne geschärft, wodurch er in der Lage ist bspw. den Herzschlag eines Menschen zu hören oder Parfüm durch mehrere Wände hindurch zu riechen. Murdock lebt im New Yorker Viertel Hell’s Kitchen in Manhattan. Sein Vater Jack Murdock war Preisboxer, den das Hineinziehen in dubiose Wettgeschäfte schließlich sein Leben kostete. Murdock wurde als Waisenkind von dem ebenfalls Blinden „Stick“, der über ähnlich scharfe Sinne verfügt, in der Kampfkunst unterrichtet. Als Erwachsener entschied sich Murdock Jura zu studieren.

Zu Beginn der Serie und ersten Staffel eröffnet Matt Murdock gemeinsam mit seinem besten Freund Franklin „Foggy“ Nelson eine Anwaltskanzlei, die vorrangig Menschen ohne viele finanzielle Mittel helfen soll. Gleichzeitig bekämpft Murdock als Daredevil mit Hilfe seiner besonderen Fähigkeiten und erlernten Kampfkunst Unrecht und Kriminalität in Hell’s Kitchen. Dabei hält er seine Doppe- lidentität, auch vor seinem besten Freund Nelson, geheim. Nelson erfährt erst durch einen Zufall von Murdocks Geheimidentität als Daredevil und beendet enttäuscht die Zusammenarbeit mit ihm. Daredevil findet die Basis einer gut organisierten Vereinigung, die Menschen- und Drogenhandel betreibt und sowohl Polizei als auch Politik besticht und kontrolliert. Wilson Fisk reißt als Anführer der Verbrechersyndikate - bestehend aus James Wesley, Leland Owlsley, Madame Gao, Vladimir Ranskahov und Nobu - zunehmend die Macht in Hell’s Kitchen an sich und schaltet seine Konkur- rentinnen und Konkurrenten nach und nach aus. Weiterhin behauptet er vor den Medien, dass der Mann mit der Maske alias Daredevil Schuld an den durch ihn verursachten Verbrechen sei, sodass die Menschen von Fisks Unschuld überzeugt sind. Während Nelson, deren Sekretärin der Kanzlei und der Reporter des New York Bulletin , Fisk und seine Gefolgsleute auf le- gale Weise verurteilen lassen, nimmt Murdock das Recht als Selbstjustizler Daredevil in seine eigene Hand und zusammen schaffen sie es, Fisk und die anderen Verbrechersyndikate zu besiegen. Nach diesem Erfolg nehmen Murdock, Nelson und Page ihre Arbeit in der gemeinsamen Anwaltskanzlei wieder auf.

In der zweiten Staffel werden nach Fisks Verurteilung die Mitglieder von insgesamt drei Verbrecher- organisationen auf brutale Weise getötet. Die Morde wurden allesamt von Frank Castle verübt, der in den Medien „“ genannt wird. Später stellt sich heraus, dass die Organisationen für den Tod von Castles Familie verantwortlich sind. Grund ist, dass ein Drogendeal der drei Banden wis-

7 sentlich nicht geräumt wurde, um besagte Organisationen zu fassen. Nachdem Castle mit Daredevils Hilfe von der Polizei verhaftet werden kann, übernehmen Nelson und Murdock seine Verteidigung. Allerdings erfährt Page, dass Castle keinen fairen Prozess bekommen soll. Während Nelson und Pa- ge an Castles Verteidigung arbeiten, wird Murdock von seiner ehemalig Geliebten Elektra Natchios abgelenkt. Auch Elektra wurde als Kind von Stick zu einer Kämpferin ausgebildet. Seither kämpft sie - ebenso wie Daredevil - gegen das Böse, allerdings auf eine deutlich erbarmungslosere und brutalere Weise, indem sie ihre Gegnerinnen und Gegner tötet. Murdock und Elektra bekämpfen gemeinsam eine uralte und mysteriöse asiatische Vereinigung, namens „die Hand“. Zwischen Nelson und Murdock entstehen zunehmend Spannungen, da sich Murdocks Doppelleben negativ auf ihre gemeinsame Arbeit auswirkt. Schließlich verlieren sie den Prozess, da Castle im Zeugenstand über- raschend alle seine Taten gesteht. Daraufhin lösen Nelson und Murdock ihre Kanzlei auf. Durch die Vermittlung einer alten Freundin, wird Nelson in einer anderen Kanzlei angestellt, während Page mit der Unterstützung von Ben Urichs ehemaligen Chef Mitchell Ellison beim New York Bulle- tin unterkommt. Page untersucht weiterhin die Hintergründe zu Castles Taten. Im Gefängnis trifft Castle auf Fisk. Er benutzt Castle, um sich seine Machtstellung im Gefängnis zu sichern, indem er diese dem Mörder von Castles Familie entreißt. Von Fisk erhält Castle Informationen über den besagten Mann. Fisk lässt Castle mit dem Mörder seiner Familie sprechen, erfährt wer in Wahrheit für den Tod seiner Frau und beiden Kinder verantwortlich ist und tötet ihn daraufhin. Anschlie- ßend lässt Fisk Castle aus dem Gefängnis entkommen, um Fisks konkurrierende Verbrecherbanden auszuschalten. Sowohl Castle als auch Elektra und Murdock kämpfen, mit der Unterstützung von Stick, gegen die Vereinigung die Hand. Deren Anführer Nobu, erklärt Elektra „Black Sky“ zu sein - die ultimative Waffe der Hand. Elektra will sich nicht von „der Hand“ benutzen lassen und opfert sich im Kampf für Murdock. Nach dem Sieg, offenbart Murdock auch Page seine Geheimidentität als Daredevil.

Die dritte und letzte Staffel beginnt mit einem Hauseinsturz auf Daredevil alias Murdock, der diesen überlebt. Nachdem bereits mehrere Monate seit dem Einsturz vergangen sind, wird Murdock von der Öffentlichkeit für tot erklärt. Page und Nelson hoffen stets, dass ihr Freund überlebt hat, weshalb Page sich um Murdocks Wohnung kümmert. Murdock wird derweil in einer Kirche umsorgt. Der Unfall verursachte mehrere Verletzungen, sodass Murdock längere Zeit braucht um wieder bei Kräften zu sein. Ebenso hat er einen Großteil seiner außergewöhnlichen Wahrnehmung eingebüßt. Unterdessen handelt der inhaftierte Fisk mit FBI-Agent Rahul Nadeem einen Deal aus, der es ihm ermöglicht, das Gefängnis zu verlassen und sich stattdessen in einem Hotel in Obhut des FBI zu begeben. Im Gegenzug verrät Fisk Nadeem Verbrecheridentitäten, die anschließend durch das FBI gefasst werden können. Als Page über den Gebäudeeinsturz recherchiert, erfährt sie, dass Murdock am Leben ist. Während der Verlegung Fisks, wird sein Fahrzeug angegriffen. Der FBI Agent Benjamin „Dex“ Poindexter tötet alle Angreifenden. Murdock trifft sich mit Nelson, sodass dieser weiß, dass er am Leben ist. Obwohl sich Fisk bei Dex für seine Rettung bedankt, wird er vom Dienst suspendiert. Später stellt sich heraus, dass Fisks Machenschaften der Grund dafür sind. Fisk will Dex für sich gewinnen, was ihm letztlich gelingt. Während Murdock und Page nach Beweisen für Fisks Schuld suchen, begeht Dex - getarnt als Daredevil - Verbrechen, sodass das FBI folglich Daredevil beschuldigt, diese begangen zu haben. Daredevil sucht Nadeem auf und berichtet ihm,

8 dass ein Mann vom FBI Verbrechen in seinem Namen ausübt. Nadeem nimmt darauf Dex ins Visier und findet heraus, dass Fisk inzwischen das gesamte FBI kontrolliert. Murdock, Nelson und Page helfen Nadeem vor Gericht auszusagen. Als dieser erfährt, dass Fisk von seiner Aussage weiß und die Jury bestochen wurde, flieht er und nimmt eine Videonachricht auf. Kurz darauf wird er von Dex auf Fisks Befehl getötet. Nadeems Frau wendet sich nach dem Tod ihres Mannes an Nelson und übergibt ihm die Videonachricht, welche er mit Hilfe von Page verbreitet. Nachdem Dex erfährt, dass Fisk seine Geliebte ermordet hat, kämpften er und Daredevil gegen Fisk.

Abbildung 2.3: Fisks Verhaftung (Marvel Cinematic Universe Wiki, 2020)

Die Polizei verhaftet daraufhin Dex, die übrigen FBI Agenten und Fisk - siehe Abbildung 2.3. Schließlich wird Nadeems Aussage von mehreren FBI Agenten bestätigt. Erfreut über den Erfolg, wollen Murdock, Nelson und Page zukünftig in ihrer Kanzlei wieder zusammenarbeiten. Die einzelnen Zusammenfassungen der insgesamt 39 Folgen aller drei Staffeln können im Anhang eingesehen werden.

2.2.3 Kritik

Der Film „Daredevil“ (2003) von Mark Steve Johnson, erfreut sich nur wenig Beliebtheit. Gründe dafür sind Casting, Handlung, visuelle Gestaltung und Tenor des Films. (Meteling, 2016) Weiterhin hat der Verlag Mitte der 1990er Jahre aufgrund seiner annähernden Insolvenz, Film-Rechte von Marvel-Figuren - wie Daredevil - für geringe Summen verkauft. (Osteried, 2020)

“Now with Daredevil, they just wrote the whole thing wrong. They made him too tragic. That’s not the way I wrote him. I think they’re working on a new Daredevil movie and it will be better, so hold your judgment until then.” (vgl. Rigney, 2012)

9 Möglicherweise bezieht sich Stan Lee auf die nur wenige Jahre später erschienene und deutlich erfolgreichere Serie. Entgegen der negativen Rezensionen des Films, wird die Serie deutlich positiver bewertet. Ein Artikel in der Frankfurter Allgemeine beschreibt die Serie Marvel’s Daredevil mit den Worten „hervorragend geschriebenen und inszeniert.“ Weiterhin ist Daredevil laut Rehfeld der verletzlichste und zugleich einer der dunkelsten Superhelden aus dem Marvel Cinematic Universe. Aufgrund der Inszenierung als großes Ensemblestück und des Kontrastes zwischen düsteren Momenten und moralisch facettenreichen Charakteren, wird Marvel’s Daredevil Personen empfohlen, die sich bisher kaum Superheldengeschichten ansehen. Allerdings hat der Drehbuchautor Steven S. DeKnight die Serie mit vielen brutalen Kampf- und Konfliktszenen geschmückt, sodass „empfindlichen Gemütern“ von der Serie abgeraten wird. Aber auch eingeschworene Fans sind von der Serie begeistert und empfehlen diese weiter. (Rehfeld, 2015) Die Netflix Serie Marvel’s Daredevil unterscheidet sich von allen ihren Vorgängern. Marvel’s Dare- devil ist deutlich düsterer, brutaler und überzeugt durch seine gut choreographierten Kampfszenen - wie in Abbildung 2.4 zu sehen.

Abbildung 2.4: Kampf zwischen Fisk, Daredevil und Dex (Chrismathias21, 2018)

Während in Kämpfen ohnehin viel Blut fließt, werden Körperteile gebrochen und Menschen er- stochen, gefoltert oder getötet. Im Gegensatz zu anderen Marvel Heldinnen und Helden - schlägt Daredevil und wird des Öfteren verletzt. „It gives this series a touch of realism that’s absent from many Marvel franchises.“ (vgl. Terrones, 2015) Neben Produktionswert, Set und Kameraführung, ist vor allem die Besetzung der Serie hervorragend. Die Serie baut sowohl Handlung als auch Cha- raktere langsam auf, was einige stört, andere hingegen begeistert. Kritisiert wird, dass Zuschauende keinen Einblick bekommen, wie Daredevils Kräfte tatsächlich funktionieren. (Terrones, 2015)

„The series is a breath of fresh air: It’s not flippant, but neither is it geekily ear- nest; it’s moody and dark, yet never self-indulgent; it has strong characterization without resorting to caricature.“ (vgl. Derakhshani, 2015)

10 Obwohl Daredevil keine Superkräfte hat und blind ist, schafft er es seine verbleidenden Sinne ebenso mächtig und erfolgreich, wie der mythisch japanische Schwertkämpfer Zatoichi einzusetzen. Beide sind dazu in der Lage einen Raum voller sehender Menschen ohne große Anstrengung zu bekämpfen oder sogar zu töten. Die Handlung der Serie ähnelt der vieler Comics. Eine Nachbarschaft wird durch ein Konglomerat krimineller Banden übernommen, die durch einen mysteriösen Anführer bzw. eine Anführerin dirigiert werden. „Daredevil, of course, is preposterous stuff.“ (vgl. Derakhshani, 2015) Laut Derakhshani sollten dennoch bei steigendem Interesse der Zuschauerinnen und Zuschauer Serien wie Marvel’s Daredevil produziert werden. (Derakhshani, 2015) „Within the Marvel universe there are thousands of heroes of all shapes and sizes, but The are here to save the universe and Daredevil is here to save the neighborhood.“ (vgl. Hibberd, 2014) Im Gegensatz zur sonstigen bekannten Jagd über mehrere Galaxien, ist Daredevil ein eigenwilliger Selbstjustizler in Hell’s Kitchen, New York. Seine Nachbarschaft, die er seit der Kindheit kennt, wird von organisierten kriminellen Banden beherrscht. Weiterhin liegt der Fokus der Serie auf der Verbrecherjagd und nicht auf der Verherrlichung des Superhelden. Anders als es im Comic „the man withour fear“ heißt, wird Daredevil sehr wohl von seiner Angst beherrscht, was ihn menschlich macht und den Zuschauerinnen und Zuschauern den Zugang zu ihm erleichtert. Auf dieselbe Art und Weise wird auch die Geschichte von Daredevil’s größtem Feind Fisk - die unter anderem eine Liebeserzählung einschließt - einfühlsam erzählt, sodass die Betrachtenden sich ebenso mit diesem identifizieren können. (Hibberd, 2014) Auch Forbes erklärt Marvel’s Daredevil zu einem der größten Erfolge Marvel’s. Die Serie wird sogar mit den bekanntesten Superheldengeschichten und -verfilmungen verglichen. Laut Hughes wären die ersten beiden Folgen zusammen genommen einem Marvel Film würdig und sogar einer der Besten bis heute. Weiterhin sei Daredevil eine von Marvel’s besten Schaffungen, die unterhaltsame und zugleich actionreiche Abenteuer bietet. Durch die hervorragende Produktion und Dramatik, soll die Serie schnell zu Netflix beliebtester Originalserie werden. (Hughes, 2015)

„Why am I so sure Daredevil will be an enormous success for Netflix and Mar- vel? Quite simply, in Daredevil Marvel delivers one of the greatest live-action superhero origin stories ever made. It is in the same top-tier category of true superhero origin films along with Batman Begins, Iron Man, and Superman: The Movie.“ (vgl. Hughes, 2015)

Nicht nur die Serie selbst, sondern auch die am Comic und an der Produktion Mitwirkenden werden gelobt. Die Inszenierung der Serie durch Drew Goddard entspräche dem Zeichenstil Frank Millers. Durch die anfänglich zu starke Orientierung Frank Millers am Superhelden Batman aus DC Comics, wurde er des Öfteren von Redakteurinnen und Redakteuren kritisiert. Im Laufe der Zeit entwickelte Miller ein Gefühl für Daredevil, sodass Kritiker und Kritikerinnen überzeugt werden konnten. „I think his Daredevil work is actually his greatest comic writing.“ (vgl. Hughes, 2015)

11 2.3 Superheldenkonzept

2.3.1 Definition SuperheldIn

Obwohl Superheldinnen und -helden ihren Anfang im amerikanischen Genre finden, wurden sie von den globalen Legenden, Mythen und Charakteren der Groschenromane im 18. und 19. Jahrhunderts beeinflusst. Laut Coogan definieren die drei folgenden Hauptelemente einen Superhelden bzw. eine Superheldin: Mission, Kräfte und Identität. Die Mission wird durch die Handlungen des Superhel- den bzw. der Superheldin widergespiegelt, die meist - trotz kämpferischer Natur - selbstlos und für die Gesellschaft sind. Die Kräfte beziehen sich auf übermenschliche Fähigkeiten, die oftmals in ma- gischer Form erscheinen oder fern von den Gesetzen der Realität sind. Zuletzt umfasst die Identität sowohl den Decknamen als auch die äußere Erscheinung wie bspw. das Kostüm. Weiterhin hat der Superheld oder die Superheldin meist eine geheime Identität, die im Gegensatz zum Decknamen steht. Diese Doppelidentität führt gelegentlich zu Konflikten. (Coogan, 2006) Das Tragen eines Kostüms, einer Maskierung und eines Pseudonyms, sind wesentliche Kennzeichen von Superheldinnen und -helden. Ebenso wie die Kostüme, sind die Superkräfte äußerst unterschied- lich. Manche Charaktere können fliegen, andere spinnen Netze zwischen Häusern in Großstädten und wieder andere verfügen über übernatürliche Sinne, wie einen Röntgenblick mit dem sie durch Wände schauen können. (Coogan, 2007) Die Wichtigkeit der visuell orientierten Repräsentation des Äußeren und der Superkräfte resultiert aus dem Medium, aus dem sie sich Superheldinnen und -helden entwickelt haben. Da die meisten Figuren erstmalig in Comics auftauchten, wird die Iden- tität eines Charakters über ein visuell und thematisch passendes und vor allem unverwechselbares Kostüm dargestellt. (Reinhard und Olson, 2019) Coogan hat die Entstehungsgeschichte von Superheldinnen und Superhelden in fünf Zeitalter un- terteilt: Goldenes (1938–1956), Silbernes (1956–1971), Bronzenes (1971–1980), Eisernes Zeitalter (1980–1987) und das Zeitalter der Renaissance (1987–2000). (Coogan, 2006) Die ersten drei Zeital- ter haben das Superheldengenre definiert und konsolidiert, sodass in dieser Zeit die Konventionen des Superheldengenres entstanden, wie bspw. Trikots, übermenschliche Fähigkeiten oder Superschur- ken. Mit Beginn des Eisernen Zeitalters in den 1980er-Jahren zeigen die Superheldengeschichten zunehmend mehr Realismus und es entsteht die Tendenz, Konsequenzen zu hinterfragen, die es gäbe, wenn Superheldinnen und -helden in der realen Welt existierten. Weiterhin kommen dunk- lere und ungeschöntere Superhelden und -heldinnen auf, wie z. B. der Punisher, derzeit bekannt aus „Marvel’s Daredevil“ (2015) oder „Marvel’s “ (2017). Die Kräfte der sogenannten Anti-Superhelden und -heldinnen ziehen mehr Gewalt nach sich, deren Kostüme sind dunkel und die Mission meist fraglich und zweifelhaft. Kennzeichnend für Superhelden und -heldinnen ist es von ihrer Mission angetrieben zu werden und ihre Fähigkeiten für die Gerechtigkeit, die Wehrlosen und zur Vertreibung es Bösen zu nutzen. (Reinhard und Olson, 2019) Diese Konflikte der Superheldinnen und -helden spiegeln laut Coogan die Werte der Gesellschaft und Kultur wider. Superman - als einer von vielen - nutzt seine Kräfte, um ungerechte Verhältnis- se in der Gesellschaft zu vertreiben. Dabei steht er für die „amerikanischen Werte der Gleichheit, der Fairness, des Individualismus und des amerikanischen Traums (d. h. Aufstiegsmöglichkeiten)“. (Reinhard und Olson, 2019, S. 5) Folglich verkörpert Superman exemplarisch einen überdurch-

12 schnittlich guten Mensch, der sich ebenso beispielhaft für die Schaffung einer besseren Gemeinschaft und Welt einsetzt. (Loeb und Morris, 2005) Das Superheldengenre orientiert sich oftmals an Geschichten über kostümierte, mit besonderen Kräften ausgestattete Superheldinnen und -helden, die sich selbst dazu antreiben, die Welt vor dem Bösen zu beschützen. Die in Comics beschriebenen Bedrohungen repräsentieren Probleme, die die Superheldinnen und -helden erkennen und bekämpfen. Demzufolge stattet das Superheldengenre eine Gesellschaft mit den notwendigen Mitteln aus, um die Probleme der realen Welt zu untersuchen und sich mit diesen zu befassen. (Reinhard und Olson, 2019)

2.3.2 Von Comic zu Film und Serie

Erstmalig in der Geschichte von Superhelden und -heldinnen, tritt Superman im Jahr 1938 in Action Comics No. 1 in Erscheinung. Der Held Superman regt zur Inszenierung weiterer Superhel- dinnen und -helden in anderen Medien an, um ein breiteres oder sogar neues Publikum zu erreichen. Während das Radio „The Adventures of Superman“ sendet, werden Kurztrickfilme mit Superman produziert und es erscheint eine Superman-Serie. Allerdings schaffen es sowohl Captain Marvel (1941) und Batman (1943) vor Superman in die Kinos. Kurz darauf bringt Timely Comics - heute Marvel Comics - mit einer Filmreihe im Jahr 1944 auf die Leinwand. Diese Film- reihen erwecken die Standbilder der Comics zum Leben, ohne die definierenden Eigenschaften von Superhelden und -heldinnen zu stark anpassen zu müssen. Mit Beibehaltung der Kernmerkmale der Figuren, adaptieren die moderneren Medien - mit Hilfe von Bewegbildern - den seriellen Charakter von Comics. (Reinhard und Olson, 2019) Das Fernsehen bietet dasselbe Potenzial, sodass zwischen den Jahren 1952 und 1958 die „Adven- tures of Superman“ gesendet werden. Zu Beginn der Sendung bekämpft Superman Kriminelle, wie Gangster, betrügerische Geschäftsleute und ausländische Spioninnen und Spione, anstatt der aus den Comics bekannten bunten Widersacher. Batman wird ebenfalls in Form einer Serie von 1966 bis 1968 gesendet, während diese allerdings das Bunte der Batman-Comics einbringt. Nach „Superman and the Mole-Men“ (1951) ist „Batman hält die Welt in Atem“ (1966) der zweite im Fernsehen am Abend gesendete Superheldenfilm. (Maslon und Kantor, 2013) Während der 1970er Jahre werden die Figuren in von Marvel Comics produzierten Filmen im Fernsehen gezeigt. Der im Jahr 1977 veröffentlichte Realfilm „Spider-Man“, kommt weltweit in die Kinos, während die Serie mit dem Titel „Spider-Man - Der Spinnenmensch“ im Fernsehen läuft. Darauf folgen die Fernsehserie „Der unglaubliche Hulk“ (1977–1982), der Fernsehfilm „Doctor Strange“ (1978) und zwei Fernsehfilme über Captain America (1979). Während Marvel Comics eher Fernsehfilme produziert, schlägt Detective Comics (DC Comics) einen anderen Weg ein. Mit „Superman“ (1978) ist das Superheldengenre im Film und vor allem in den Kinos etabliert. Durch die Nutzung von Spezialeffekten, werden die Zuschauerinnen und Zuschauer davon überzeugt, „dass ein Mann fliegen kann.“ (Maslon und Kantor, 2013, S. 196) Beflügelt durch den Erfolg, werden drei Fortsetzungen von Super-Man und ein Ableger namens Supergirl (1984) produziert. Einige Jahre später produziert DC Comics die erste Batman-Serie. In den 1980er- und 1990er-Jahren werden weitere Filme veröffentlicht in denen Superhelden und

13 -heldinnen ihren eigenen Namen als Titel verwenden, wie bspw. die „Teenage Mutant Ninja Turtles“ oder „The Mask“. Seit der Jahrtausendwende schnellt das Superheldengenre weltweit mit hunderten Real- und Animationsfilmen in die Höhe. (Reinhard und Olson, 2019) „Vor 20 Jahren bereiteten die X-Men den Weg für Superhelden im Kino. Und sie legten den Grund- stein für das das revolutionäre Konzept des Shared Universe im Film.“ (vgl. Osteried, 2020) Mit der Veröffentlichung von „Marvel’s X-Men“ (2000) in denen die Figuren und Geschichten ernsthafter als zuvor behandelt werden, dominieren insbesondere die Charaktere von Marvel und DC Hollywood und sind fester Bestandteil vieler Blockbuster. Durch den Verzicht auf die in Comics verwendeten bunten Kostüme, können die Figuren auch denjenigen im Publikum nähergebracht werden, die bis- her keine Fans von Comic-Heften waren. Die Geschichte wirkt realistischer, sodass der Zugang für die Zuschauerinnen und Zuschauer erleichtert wird. Neben der Darstellungsweise der Superhelden und -heldinnen, sind die Effekte ebenfalls ein Grund für den Erfolg der X-Men. Aufgrund des Fort- schritts der Technik, konnten die Superkräfte der X-Men im Film umgesetzt werden. Nachdem der Film das Doppelte seines Budgets in den USA und nochmals dasselbe im Rest der Welt eingespielt hatte, begann ein Wettrüsten in der Filmbranche. Ab diesem Moment wollten auch andere Studios von Filmen aus dem Superheldengenre profitieren. (Osteried, 2020) Egal ob Filme über die Avengers, Iron-Man, X-Men oder Batman, allesamt bescheren den Studios hohe Gewinne und legitimieren das Superheldengenre auch außerhalb von Comics bzw. Subkultu- ren. Keine Superheldenfilme sind erfolgreicher und adaptieren das Grundlegende des Superhelden- genres gewissenhafter als die des Marvel-Kino-Universums. Beginnend mit Iron Man (2008), der bereits die Andeutung der Kinofassung der Avengers enthält, hat das Marvel-Kino-Universum in- einandergreifende Filme hervorgebracht, die derzeit große Beliebtheit erfahren. Mit Beginn „des 21. Jahrhunderts sind Superhelden und -heldinnen zu einem weltweiten Phänomen des Mainstreams geworden.“ (Reinhard und Olson, 2019, S. 2)

1938: Superman in "Action Comics #1" 1940: Superheldenserie im Radio gesendet

1941: Superheldenfilmen in Kinos gezeigt

1951: Superheldenfilmen am Abend gesendet 1978: Superheldengenre in Kinos und Fernsehen etabliert

2000: SuperheldInnen sind weltweites Phänomen des Mainstreams 2019: "Avengers: Endgame"

Abbildung 2.5: Vom Comic zum Film (Wikipedia, 2020a; Wikipedia, 2020b, eigene Darstellung)

Die Merkmale des Superheldengenres entwickelten sich aus Comics weiter (Abbildung 2.5). Das Ki- no hat - durch seine Fähigkeit zur Adaption dieser Merkmale - zur Erhaltung des Superheldengenres beigetragen. Superheldenfilme vereinen sowohl in ihren Figuren als auch Erzählungen Realismus und Fantasie. Das Genre ist zu verschiedenen Zeiten und weltweit erfolgreich, da es mit seinen Filmen

14 soziokulturelle Fragen sowie gegenwärtige Probleme und Konflikte fokussiert. In den Filmen werden Themen, wie der Krieg gegen den Terror, posttraumatische Belastungsstörungen oder der Aufstieg des Faschismus behandelt und verarbeitet, zu denen das Superheldenkonzept Lösungen anbietet. Obwohl Comics Geschichten enthalten, die verschiedene Genres umfassen, werden sie oftmals dem Superheldengenre zugeschrieben. Grund dafür ist, dass Comics auf strahlenden, schwungvollen Bil- dern und dem seriellem Erzählen von Geschichten basieren, was wiederum zur Inszenierung von Superheldinnen und -helden geeignet ist. Diese Merkmale des Superheldengenres wurden in andere Medien - wie Film und Fernsehen - übernommen. Der Zugang des transmedialen Erzählens stellt die neueste Innovation des Superheldengenres dar. (Burke, 2015)

2.3.3 Blinde SuperheldInnen in Film und Serie

Laut Tacke zählt Blindheit zu den in Filmen am häufigsten dargestellten körperlichen Beeinträchti- gungen, sodass es mittlerweile diverse Filme gibt, in denen die Behinderung Blindheit thematisiert wird. Sowohl namenhafte Regisseurinnen und Regisseure - wie Charlie Chaplin, Steven Spielberg oder Fernando Meirelles - als auch Schauspielerinnen und Schauspieler - wie Audrey Hepburn, Al Pacino oder Ben Afflek - sind daran interessiert sich im Rahmen ihrer Karriere mit Blindheit ausein- anderzusetzen. Heutzutage gibt es zunehmend blinde Menschen, wie Mohsen Sarab in „Das Paradies der Farben“ (1999), die sich selbst in Filmen darstellen. Nicht nur in der Besetzung, sondern auch in der Art und Weise wie Sehbeeinträchtigungen und Blindheit in Filmen inszeniert werden, lässt sich ein Wandel feststellen. (Tacke, 2016)

„Heavy makeup was utilized in the 1920s to create the impression of a ‚blank stare‘. Bandages wrapped around the head were eventually replaced by dark glasses. Canes appeared more often than guide dogs in the more recent films. Words such as ‚dark‘and ‚night‘were regularly used in film titles up trough the 1970s.“ (vgl. Erickson und Wolfe, 1985, S. 10)

Erst seit etwa den 1980er Jahren und den immer stärker werdenden Behindertenbewegungen, dif- ferenziert sich zunehmend die Darstellungsweise in Filmen. Dennoch lassen sich deutlich, wieder- kehrende Erzählmuster erkennen, wie die Kopplung von Blindheit und Liebe in bspw. „Das Liebes der Blinden“ (1910/11) oder Filme bzw. Dokumentationen mit aufklärerischen Funktionen in bspw. „Vom Reiche der sechs Punkte“ (1927). (Tacke, 2016) Insbesondere bei der Bewältigung von Kriegstraumata oder Traumata im Allgemeinen werden oft- mals erblindete Männer zu Hauptprotagonisten gemacht. Nachdem sich die Männer nach ihrer Erblindung wertlos fühlen, überwinden sie meist mit Hilfsmitteln wie der Blindenschrift, einer Schreibmaschine oder einem Führhund ihr „Schicksal“. Entscheidend ist, dass es ihnen alleine und aus eigener Kraft gelingt. Letztlich können sie wieder am Alltag teilnehmen oder sogar am Arbeits- leben teilhaben. (Tacke, 2016)

15 Abbildung 2.6: Daredevil im Kampf (Otterson und Stedman, 2018)

Filme oder Serien mit blinden Superhelden und -heldinnen erkunden meist die Frage wie man ohne etwas sehen zu können auf einem so hohen Niveau kämpfen kann. Über die Besinnung auf sein Inneres, sammelt der Superheld bzw. die Superheldin unbemerkt Informationen, wie bspw. über die Körperposition des Gegners oder der Gegnerin und findet sich infolgedessen zurecht. (Tacke, 2016) Abbildung 2.4 zeigt den Superhelden Daredevil im Kampf, bei dem er diskret - und vermeintlich unbeobachtet - von einem Ninja aus dem Hinterhalt angegriffen wird. Ohne Möglichkeiten der visuellen Erkundung, erhalten nicht-sehende Superheldinnen und -helden ihr Wissen über motorische, auditive und taktile Sinneskanäle. Durch die Erblindung des Helden bzw. der Heldin, wird den Zuschauerinnen und Zuschauern suggeriert, dass Gehör-, Tast- und Ge- ruchssinn geschärft werden. Der Zusammenhang zwischen Behinderung und Stigmatisierung besteht nicht mehr. Das Nicht-Sehen entwickelt sich aus einem Nachteil sogar zunehmend zu einem Vorteil gegenüber den sehenden Rivalinnen und Rivalen im Kampf. Insbesondere in absoluter Dunkelheit können sich blinde Superhelden und -heldinnen, durch die Schärfung der übrigen Sinne deutlich besser räumlich orientieren. (Köhne, 2016)

„Diese Zusatzkraft bedingt, dass er weder zur Welt der Sehenden noch zur Welt der Blinden zählt [...]. Er wird von keiner als Mitglied akzeptiert, ist ewiger Grenzgänger und lebt in einem Zwischenreich: zwischen Sehenden und Blinden, Gesunden und Beeinträchtigten.“ (vgl. Köhne, 2016, S. 286)

Superheldinnen und -helden werden, aufgrund der Auswirkungen der Blindheit und der Kompen- sation dieser mittels der Schärfung ihrer übrigen Sinne, ihrer Wehrkraft und ihres Wachstums nach dem erlebten Trauma, zu ethischen Idealbildern. Sehende wissen nur wenig über die Art und Weise wie hochgradig Sehbeeinträchtigte und Blinde die Welt wahrnehmen. Die Vorstellungskraft reicht nicht aus um nachvollziehen zu können, wie Handlungen und Bewegungen aus den generierten in-

16 neren Bildern der übrigen Sinne, abgeleitet werden können. Blinde Superhelden und -heldinnen zeigen, wie Sehende anders sehen könnten. (Köhne, 2016) Als Teil der Jury während des „International Disability Film Festival - Wie wir leben 2009“ in Mün- chen bemerkte Krauthausen, dass es eine große Bandbreite an der Darstellungsweise von Menschen mit Behinderung in Filmen gibt. Die Art und Weise wie sich die Massenmedien mit dem Thema Be- hinderung beschäftigen unterscheidet sich vollkommen von den auf dem Festival gezeigten Filmen. Die auf dem Filmfestival gezeigten Filme gehen deutlich „fortschrittlicher, offener und ehrlicher mit dem Thema Behinderung um, als [Krauthausen] es von den üblichen TV-Formaten und den Spiel- und Fernsehfilmen gewohnt war.“ (vgl. Krauthausen, 2011) Daraus kann geschlussfolgert werden, dass die Darstellung von Menschen mit Blindheit oder Behinderung im Allgemeinen in den meisten Medien nicht der Realität entspricht.

17 2.4 Stigmatisierung und Identitätsfindung

In Cloerkes „Soziologie der Behinderten“ werden in Kapitel sechs im Unterkapitel „Stigma und Stigmatisierung“, Definition, Funktionen und Folgen dieser vorgestellt. Laut Goffman handelt es sich bei einem Stigma um ein Merkmal, das ein Individuum besitzt und sich einer Person aufdrängt. Dies kann bewirken, dass sich Menschen von dem Individuum abwenden. „Mit Stigma bezeichnet man eine Eigenschaft einer Person, die zutiefst diskreditierend ist.“ (vgl. Goffman, 1967, S. 11) Das bedeutet wiederum, dass ein stigmatisierter Mensch in irgendeiner Art und Weise von normativen Erwartungen bzw. Vorstellungen abweicht. Merkmale, die zu Stigmatisierungen führen, können sichtbar (wie bspw. körperliche Behinderungen) oder unsichtbar sein. Auf Basis der sichtbaren Merkmale, kann es zur Unterstellung weiterer und negativer Eigenschaften kommen - bis hin zur Generalisierung. (Cloerkes, 2007) Auf Mikroebene des Individuums stigmatisieren Menschen andere Personen um sich bspw. in sozia- len Situationen besser zu orientieren, zu entlasten oder sich von der Andersartigkeit abzugrenzen. Auf Makroebene der Gesellschaft wird das System stabilisiert, Aggressionen werden auf Schwache kanalisiert, Normen verstärkt und die Herrschaft verdeutlicht. Diese Funktionen haben erhebliche Folgen für Betroffenen. Durch die aus den Funktionen resultierende Diskriminierung, droht auf gesellschaftlicher Ebene Kontaktverlust, Isolation oder Ausgliederung; auf Ebene der Interaktion orientiert sich die Biographie des Individuums am Stigma und auf Ebene der Identität entwickeln sich Gefährdungen und Probleme. (Cloerkes, 2007) Cloerkes Identitätskonzepte basieren auf Goffmans „Stigma - Über Techniken der Bewältigung be- schädigter Identität“. Es wird in die drei folgenden Identitäten unterschieden: soziale, persönliche und Ich-Identität. Die dreifache Identitätstypologie befasst sich mit verschiedenen Problemberei- chen im Umgang mit Stigmatisierten. Die soziale Identität wird über die von Personen gewünschte Gruppenzugehörigkeit definiert. Menschen - mit und ohne Behinderung - ordnen sich sozialen Ka- tegorien (wie bspw. Studierende, Sehbehinderte oder Blinde) zu. Durch ein bestimmtes Merkmal oder mehrere Merkmale werden Personen nachteiligen sozialen Kategorien zugeordnet. Infolgedes- sen kommt es langfristig zur Stigmatisierung. Die persönliche Identität ist das Einzigartige eines jeden Menschen und dient zur Identifizierung einer Person. Ein Individuum wird aufgrund der per- sönlichen Identität von allen anderen differenziert. Über die Ich-Identität empfindet eine Person die eigene Situation. Es handelt sich um das subjektive Empfinden eines Menschen. Diese Identität resultiert aus unterschiedlich gemachten sozialen Erfahrungen eines Individuums und kann durch Interaktionserfahrungen beeinflusst werden. (Goffman, 1967)

2.4.1 Umgang mit behinderten Menschen

In Interaktionen mit gemischten Kontakten, reagieren sowohl stigmatisierte als auch nichtbehinder- te Personen oftmals mit Unsicherheit. Daraus resultiert in der Kontaktsituation Befangenheit in beiden Personenkreisen, die sich wiederum auf die Konzentration auf das eigentliche Thema aus- wirkt. „Kleine Kinder zeigen meist noch originäre Reaktionen in Form von Anstarren, Neugier und explorativem Verhalten.“ (vgl. Glofke-Schulz, 2008, S. 65) Erst durch die Erziehung entwickelt sich Behinderung zunehmend zu einem Tabuthema. Das Stigma selbst wird zum „Master Status“, sodass

18 alle weiteren Merkmale der Person der Behinderung untergeordnet werden. In Interaktionen wird Behinderung zum dominierendem Gesprächsthema. Zuletzt wird in Gesprächen die Behinderung häufig geleugnet, um die Akzeptanz dieser zu demonstrieren. Auch hierbei nimmt die Behinderung eine übermäßig wichtige Rolle ein. (Glofke-Schulz, 2008) Raul Krauthausen ist Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit und seit seiner Geburt behindert. Seine Eltern legten großen Wert darauf, dass ihr Sohn seine Behinderung als „normal“ und nicht als „schlimmes Schicksal“ wahrnimmt. Im Gegensatz dazu, geben ihm seine Mitmenschen das Ge- fühl anders zu sein. Menschen verändern ihm gegenüber Verhaltensweisen, welche vom alltäglichen Anstarren, über das Streicheln des Kopfes, bis hin zum Zustecken von Geld reicht. Laut Kraut- hausen resultiert dieses Verhalten vermutlich aus mangelndem Kontakt und der Darstellungsweise behinderter Menschen in die Medien. Weiterhin sei das Thema Behinderung bei vielen Menschen mit Vorurteilen belastet. Geschuldet ist das jahrhundertelanger Ausgrenzung, Vernichtung während des Nationalsozialismus, mangelhafter Integration und anhaltender Stigmatisierung. Behinderung ist allerdings ein Thema, das sowohl Menschen mit als auch ohne Behinderung beträfe. Die Art und Weise, wie in der Gesellschaft mit Behinderung umgegangen wird, verriete etwas über diese selbst. Auch Menschen mit Behinderung sollten sich entsprechend ihren Anforderungen an die Gesellschaft verhalten. (Krauthausen, 2011)

Abbildung 2.7: Behinderung durch die Gesellschaft (Hubbe, 2015)

19 Krauthausen macht oftmals die Erfahrung nicht als gleichwertiges Mitglied der Gesellschaft wahr- genommen zu werden. Wie in Abbildung 2.7 dargestellt - wird er in Begleitung seines Assistenten häufig nicht als Gesprächspartner akzeptiert, obwohl die Assistenz weder etwas sagt noch auf Blicke reagiert. (Krauthausen, 2011)

„Am deutlichsten wird dies, wenn ich in Begleitung unterwegs bin, die grundsätz- lich als verantwortliche Ansprechperson wahrgenommen wird und an die Fragen gestellt werden, die eindeutig an mich gerichtet sind.“ (vgl. Krauthausen, 2011)

Der direkte Kontakt mit Menschen mit einer Behinderung ist maßgeblich für die Einstellung gegen- über behinderten Menschen. Cloerkes geht davon aus, „da[ss] unmittelbare und möglichst frühzeiti- ge Kontakte einer positiven und akzeptierenden Haltung im späteren Leben förderlich sind.“ (vgl. Cloerkes, 2007, S. 145) Es gibt drei Grundannahmen der Kontakthypothese. Die erste besagt, dass der Kontakt mit behinderten Menschen, Vorurteile korrigieren kann. Der Kontakt soll Vertrautheit aufbauen, um Fremdheit abzubauen, wie der zweiten Annahme zu entnehmen ist. Laut der dritten Annahme erhöht sich die Zuneigung zwischen Menschen mit und ohne Behinderung, je häufiger sie miteinander interagieren. Die Annahmen lassen sich in zwei Thesen zusammenfassen:

1. „Personen, die über Kontakte mit Behinderten verfügen, werden günstigere Einstellungen gegenüber Behinderten zeigen als Personen, die keine derartigen Kontakte haben oder hatten.“ 2. „Je häufiger Kontakt mit Behinderten bestanden hat, um so positiver wird die Einstellung des Betreffenden sein.“ (vgl. Cloerkes, 2007, S. 146)

Neben der Häufigkeit, ist insbesondere die Intensität des Kontaktes entscheidend. Dennoch ga- rantiert intensiver oder enger Kontakt nicht die Entwicklung positiver Einstellungen. Nebenbedin- gungen sind emotionale Fundierung und Freiwilligkeit. Günstige Bedingungen sind relative Status- gleichheit, eine aus der sozialen Beziehung folgende Belohnung und die Verfolgung gemeinsamer Aufgaben und Ziele. Eine ursprüngliche Einstellung kann sich im Kontakt nochmals verstärken. So kann eine anfangs negative Einstellung negativ oder eine positive Einstellung positiv bestärkt werden. (Cloerkes, 2007) Viele Personen unterstellen behinderten Menschen diverse Tätigkeiten schlechter ausführen zu kön- nen - egal ob diese die Behinderung betreffen oder nicht. Diese Form der Unterstellung ist laut Maskos ein Beispiel für ein abwertendes Urteil. Alleinig durch die Tatsache einer Behinderung, wird Betroffenen von vornherein weniger zugetraut und infolgedessen werden Kompetenzen abgespro- chen. Gesellschaftlich äußern sich diese Fehleinschätzungen, neben Vorbehalten vieler Arbeitgebe- rinnen und -geber, auch in alltäglichen Interaktionen. Nicht nur Krauthausen, sondern auch Maskos erlebt regelmäßig, dass anstatt mit ihr zu sprechen, ihre vermeintlich nichtbehinderte Begleitper- son angesprochen wird. Während übertriebene Fürsorge gezeigt wird oder Kompetenzen in Frage gestellt werden, wird gleichzeitig Menschen mit Behinderung der volle Subjektstatus abgesprochen. Das bedeutet, dass die betroffene Person nicht mehr als ernstzunehmendes erwachsenes Individu-

20 um mit eigenem Einkommen, das für sich selbst sprechen und eigenständig Entscheidungen treffen kann, wahrgenommen wird. (Maskos, 2015) Nichtbehinderte Menschen haben häufig eine falsche Vorstellung über Behinderungen und ein un- sicheres Gefühl, wenn sie mit einer Person mit einer sichtbaren Behinderung interagieren. Aus diesen Gründen verspüren behinderte Menschen den Druck die Interaktion leiten zu müssen, um das eigene Stigma zu überwinden. Menschen, die bereits seit Geburt mit einer Behinderung leben, entwickeln oftmals eine gute Kommunikationsfähigkeit und einen ebenso guten Sinn für Humor, um sich leichter anpassen zu können. Negative Einstellungen gegenüber Menschen mit Behinderung wirken sich stärker auf Mobbing und Feindseligkeit aus, sodass behinderte Menschen bspw. in ihrem Arbeitsumfeld doppelt so häufig Ungerechtigkeit, Diskriminierung, Mobbing oder Belästigung im Vergleich zu nichtbehinderten Personen erfahren. Diese Umstände erzeugen Angst und Leiden, was unter Umständen sogar zum Tod der Betroffenen führt. (Shakespeare, 2018) Menschen mit Behinderung wollen behandelt werden wie jeder andere. „We are more like everyone else than we are different.“ (Shakespeare, 2018, S. 78) Alle Menschen - so auch Menschen mit einer Behinderung - sind dazu in der Lage freundlich und erfolgreich oder ebenso grausam und erfolglos zu sein. Die Behinderung selbst bestimmt nicht den Charakter eines Individuums. Dennoch kann eine Beeinträchtigung die einzelne Person beeinflussen. Menschen mit Behinderung überwinden tagtäglich viele Schwierigkeiten und Hindernisse, sehen sie aber aufgrund der Alltäglichkeit als gewöhnlich an. Da Barrieren ein Teil des Lebens beeinträchtigter Individuen ist, ist es für sie seltsam, wenn nichtbehinderte Menschen sie für Selbstverständliches bewundern. Nichtbehinderte Menschen denken oftmals, dass sie mit einer starken Beeinträchtigungen nicht zurechtkommen würden und halten aus diesem Grund behinderte Menschen für Superhelden, wenn sie scheinbar mit erschwerten Bedingungen gut zurechtkommen. Dieser Trugschluss ist allerdings falsch. (Shakespeare, 2018)

2.4.2 Erblindung und Wahrnehmung durch die übrigen Sinne

Laut Glofke-Schulz ist die Erblindungsursache entscheidend, da es einen Unterschied macht, ob eine Person geburtsblind ist, plötzlich oder allmählich erblindet. Im Gegensatz zum plötzlich Erblinde- ten, steht eine allmählich erblindende Person unter ständigem Druck sich neu anpassen zu müssen. Allerdings hat das betroffene Individuum die Chance sich schrittweise umzuorientieren. Weiterhin ist, neben dem Verlauf der Erblindung, der Grund dieser von Bedeutung. Wenn ein Mensch durch sein eigenes Verschulden erblindet, hat dies ganz andere Auswirkungen auf sein weiteres Leben - wie bspw. die Auseinandersetzung mit Selbstvorwürfen - im Vergleich zur Erblindung durch eine Erb- krankheit oder einen fremdverschuldeten Unfall. Ebenso gibt es in der Krisenverarbeitung deutliche Unterschiede. Während es Geburtsblinden meist leicht fällt ihre Behinderung als Teil ihrer selbst zu akzeptieren, erleben später erblindete Menschen einen tiefen Einschnitt in ihrer Biographie, den es zu bewältigen gilt. (Glofke-Schulz, 2008) Damit sich eine erblindete Person der Wahrnehmung durch die nichtvisuellen Sinneskanäle öffnet, „muss [diese] zunächst die beherrschende Stellung des Sehens innerhalb der Sinnesorgane relativie- ren.“ (vgl. Glofke-Schulz, 2008, S. 244) Der bzw. die Betroffene muss verstehen, dass das Sehen nur eine unter vielen Möglichkeiten der Wahrnehmung ist. Eine sehgeschädigte Person ist dazu in der

21 Lage ihre übrigen nichtvisuellen Sinneskanäle besser zu nutzen. Durch kontinuierliches Training, ist das Gehirn dazu fähig, sich neuen Anforderungen anzupassen, sodass sich neue Optionen für den blinden Menschen eröffnen. Die Überlegenheit blinder Menschen wird seit geraumer Zeit ge- nutzt, sodass Erblindete bspw. zum Treiben von Kamelen eingesetzt werden, da in der Wüste der Geruchssinn gegenüber dem Sehsinn vorteilhafter ist. Ein weiteres Beispiel ist, dass blinde Perso- nen bei der Polizei Tonbandaufnahmen von Gesprächen auswerten, da sie Hintergrundgeräusche deutlich leichter identifizieren und am Gespräch Teilnehmende besser auseinanderhalten können. Allerdings ist es laut Glofke-Schulz ausgeschlossen, dass ein Mensch nach seiner Erblindung bspw. Töne hört, die er vorher nicht hätte wahrnehmen können. Vielmehr könne die Person lernen, den durch die anderen Sinne aufgenommenen Informationen, mehr Aufmerksamkeit zu schenken. „Als Erblindete müssen (und können) wir lernen, unsere Sinne zu öffnen für Eindrücke, die der Sehende oft ignoriert [...].“ (vgl. Glofke-Schulz, 2008, S. 257)

Ob sich andere Sinne nach Erblindung verbessern, ist Bestandteil diverser Forschungen. Die Studie „Assessing the effect of posture change on tactile inhibition-of-return“ untersuchte, inwiefern sich die taktile „inhibition-of-return“ (kurz IOR, zu Deutsch „Hemmung der Rückkehr“) in einem somatoto- pischen im Vergleich zu einem allozentrischen Referenzrahmen unterscheidet. Im ersten Experiment wurden dem Zeige- und Mittelfinger jeder Hand taktile Hinweis- und Zielstimuli präsentiert. Die Zie- lerkennungsreaktionen waren bei Zielen, die von einem Finger und benachbarten Finger derselben Hand angezeigt wurden, am langsamsten. Deutlich schneller waren die Zielerkennungsreaktionen beider Fingern auf der jeweils anderen Hand. Zu denselben Ergebnisse gelangen Röder et al. im zweiten Experiment, bei dem die Probandinnen und Probanden die Finger ineinander verschachtel- ten. Dies deutet darauf hin, dass der Gradient bzw. der Verlauf der taktilen IOR eher somatotopisch als durch den allozentrischen Abstand zwischen Hinweis und Ziel moduliert wird. (Röder, Spence und Rösler, 2002) In Verbindung mit dem visuellen Reiz, der durch die verbundenen Augen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer außer Acht gelassen wurde, folgt die anschließende Annahme.

„In accordance with this view, it could be speculated [...] that the requirement to make an eye movement to the tactile target would result in oculocentric-coded IOR from which it follows that interleaving the fingers would have an effect [...].“(vgl. Röder, Spence und Rösler, 2002, S. 460)

Laut Röder et al. könnte die zusätzliche Erfordernis, die Augen zum taktilen Ziel zu bewegen, zu einer okulozentrisch kodierten IOR führen. Die verbundenen Augen der an der Studie Teilnehmen- den könnten somit eine Verbesserung der taktilen Erkennung zur Folge haben. Blinde - oder auch kürzlich erblindete Menschen - hätten demzufolge gegenüber Sehenden einen verbesserten Tastsinn. Allerdings wären hierzu weitere Untersuchungen nötig. (Röder, Spence und Rösler, 2002) Aus bisherigen Untersuchungen ist bekannt, dass der Okzipitallappen blinder Probandinnen und Probanden bei taktilen Unterscheidungsaufgaben - wie beim Lesen von Braille - aktiviert wird. Ziel der Studie „Tactile discrimination activates the visual cortex of the recently blind naive to Braille: a functional magnetic resonance imaging study in humans“ war es zu untersuchen, ob diese Aktivie- rung auf das Erlernen von Braille oder die sensorische Deafferenzierung zurückzuführen ist. Hierzu

22 wurden mittels der funktionellen Magnetresonanztomographie (kurz fMRT) und taktiler Aufgaben, Teilnehmende untersucht, die kürzlich erblindet sind und die Blindenschrift bisher nicht erlernt haben. Der Okzipitallappen blinder Probandinnen und Probanden ohne vorheriges Braille-Training wurde während der taktilen Aufgaben aktiviert, während dies bei Personen der Kontrollgruppe nicht der Fall war. Die Aktivierung des visuellen Kortex der Blinden während der Ausführung ei- ner taktilen Diskriminierungsaufgabe könnte auf eine sensorische Deafferenzierung zurückgeführt werden. (Sadato u.a., 2004) Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass die visuelle und taktile Verarbeitung im Okzipi- tallappen gleichwertig ist. Während der Ausführung taktiler Aufgaben werden deafferente Bereiche des visuellen Kortex bei Blinden, aber nicht bei Sehenden rekrutiert. „Our results suggest that this recruitment is not a learning-related phenomenon, but rather due to sensory influences.“ (vgl. Sa- dato u. a., 2004, S. 51) Allerdings zeigen die Ergebnisse keinen Unterschied in der Aufgabenleistung zwischen blinden und sehenden Probandinnen und Probanden. Obwohl kürzlich Erblindete keinen taktilen Vorteil haben, zeigt die Aktivierung deren Okzipitallappens, dass dieser bereits auf taktile Reize reagiert. Weitere Studien sind erforderlich, um zum einen die funktionelle Relevanz der Ak- tivierung, zum anderen den Vergleich von Menschen in verschiedenen Stadien der Erblindung zu untersuchen. (Sadato u. a., 2004) Die Studie „How the Blind “See” Braille: Lessons From Functional Magnetic Resonance Imaging“ untersuchte den visuellen Kortex blinder Probandinnen und Probanden, während diese die Blin- denschrift Braille lasen. Beim Lesen der Blindenschrift werden taktile Informationen in Aussagen mit lexikalischen und semantischen Gehalt umgewandelt. Während bei sehenden Menschen die Ver- arbeitung von Schwarzschrift im visuellen System stattfindet, wird Braille im somatosensorischen System verarbeitet. Dennoch ist der primäre visuelle Kortex kürzlich erblindeter Menschen für das Lesen der Blindenschrift funktionell relevant. „[...] suggesting that the brain shows remarkable pla- sticity that potentially permits the additional processing of tactile information in the visual cortical areas.“ (vgl. Sadato, 2005, S. 577) Die Kombination elektrophysiologischer und hämodynamischer bildgebender Verfahren ist essenti- ell, um die kortikale Plastizität bei Menschen zu untersuchen. Mit Hilfe dieser wurde - aufgrund sensorischer Deafferenzierung - eine plastische Reorganisation des Gehirns festgestellt. Wenn der primäre visuelle Kortex nicht an der visuellen Wahrnehmung beteiligt ist - wie im Fall einer Erblin- dung - verarbeitet dieser andere Sinnesreize, wie bspw. die des Tastsinns. Da diese Reorganisation laut Sadato über die neuronalen Netze der taktil-visuellen intermodalen Integration stattfindet, be- stätigen die Ergebnisse der Studie das bisher angenommene Verständnis für eine multisensorische Integration von Sinnesinformationen. (Sadato, 2005)

2.4.3 Turbo-Blinder und Supercrip

Glofke-Schulz beschreibt in ihrem Buch mit dem Titel „Löwin im Dschungel“ in Kapitel „Coping - und dann? Fragen zur Identität“ Fragen zum Körperbild, zur Selbstdefinition, Sinngebung, zu Rollenpositionen, Beziehungen, Zielen und Lebensentwürfen behinderter bzw. blinder Menschen. Nach einer gelungenen Krisenverarbeitung und Reorganisation der Persönlichkeit, ist es wichtig zu

23 erforschen wer man selbst überhaupt ist. Obwohl behinderungsspezifische Aspekte im Vordergrund stehen, betreffen viele der angesprochenen Themen auch nichtbehinderte Menschen. Dabei ist eine Sehschädigung nicht zwangsläufig der Ausgangspunkt der Bildung der eigenen Identität. Genauso setzt ein Mensch mit Sehbeeinträchtigung oder Blindheit seine Identität nicht aus Teilidentitäten zusammen. (Glofke-Schulz, 2007) Die Autorin stellt in ihrem „Polaritätenmodell“ Gegensätze wie „Kränkbarkeit - Selbstbewusstsein“ oder „Abhängigkeit - Autonomie“ auf, um ihren Leserinnen und Lesern die Komplexität der Span- nungsfelder näherzubringen. Letztlich soll das Individuum die eigene Mitte zwischen den jeweiligen Polen finden. Unter „Anpassung - Individualität“ ist das folgende Zitat zu finden:

„Wo ordne ich mich unhinterfragt den vermuteten Werten und Normen anderer Behinderter unter (wenn etwa die Glanzleistungen „Turbo-Blinder“, wie wir in Betroffenenkreisen manchmal ironisch sagen, in den Medien hochgejubelt wer- den)?“ (vgl. Glofke-Schulz, 2007, S. 325)

Aufgrund des Hochjubelns blinder bzw. behinderten Menschen in den Medien findet eine Zuschrei- bung von außen bzw. Fremdzuschreibung statt. Demzufolge fühlen sich Menschen mit Blindheit (oder Behinderung im Allgemeinen) unter Druck gesetzt oder müssen sich ihre individuellen Mög- lichkeiten und Grenzen eingestehen. Da die Bezeichnung Turbo-Blinder aus Betroffenenkreisen stammt, kann der Begriffspezifisch für Blindheit betrachtet werden. Ferner bedeutet dies, dass blinde Mensch selbst Turbo-Blinde erschaffen, was für Betroffene erhebliche Konsequenzen nach sich zieht. (Glofke-Schulz, 2007) Es stellt sich die Frage, ob eine Anpassung sehbehinderter und blinder Menschen vielleicht sogar unvermeidlich ist oder, ob es Freiräume für ein unangepasstes Dasein gibt. Integration könnte auch ein Zusammenleben bedeuten bei dem jeder vom anderen lernt, d.h. sowohl Personen von Menschen mit Behinderungen bzw. Blindheit als auch umgekehrt. Somit sind Menschen mit Behinderung Teil einer Ganzheit, die ohne sie nicht vollständig wäre. Es ist irrelevant, welchen Sinn das Leben für den einzelnen behinderten Menschen hat, sondern welchen Sinn der behinderte Mensch für das Leben hat. Demzufolge könnten insbesondere Menschen mit Behinderung kulturell verankerte Werte, wie bspw. Leistungsnormen oder den Umgang mit Begrenzungen des alltäglichen Lebens, anzweifeln und hinterfragen. (Glofke-Schulz, 2007)

Im Gegensatz zum BegriffTurbo-Blinder ist der Begriff„Supercrip“ (zu Deutsch „Superkrüppel“) medial geschaffen und nicht kategoriespezifisch - nicht eine Behinderung betreffend. Selbst für All- tägliches - wie arbeiten, einkaufen, ins Kino oder Café zu gehen - werden Menschen mit Behinderung gelobt. Supercrips faszinieren die meisten nichtbehinderte Menschen. In den Medien sind Menschen, die bspw. im Rollstuhl Unternehmen leiten, blind auf Berge steigen oder es vom Stotterer zum Mo- tivationsredner schaffen, beliebte Protagonistinnen und Protagonisten. (Maskos, 2015) Maskos definiert den Begriff„Ableism“ wie folgt: Es handelt sich um „eine Form der Beurteilung Einzelner hinsichtlich ihrer körperlichen, geistigen und psychischen Fähigkeiten und Funktionen.“ (vgl. Maskos, 2015) Weiterhin wird das Leben mit einer Behinderung häufig gleichgesetzt mit „Lei- den.“ Das oftmals unterstellte „schwere Schicksal“, welches Menschen mit Behinderung „meistern“

24 löst in der Gesellschaft einerseits entweder Mitleid und Bedauern aus. Andererseits werden dieje- nigen behinderte Menschen bewundert, die ihr Leben tapfer und heldenhaft „ertragen“. Supercrips nehmen Nichtbehinderten die Angst vor einer Behinderung, die jeden treffen kann und mit aus- reichendem Willen überwindbar scheint. Demnach kann Ableism auch ein aufwertender Vorgang sein, indem durch die Behinderung, Handlungen und Äußerungen beeinträchtigter Menschen eine größere Leistung zugesprochen wird. (Maskos, 2015) Das Mitleid nichtbehinderter Menschen gegenüber Menschen mit Behinderung drückt oftmals un- wissentlich Minderwertigkeit aus. Um sich im Umgang mit Menschen mit Behinderung richtig zu verhalten, reagieren manche Personen mit übertriebener Freundlichkeit, Fröhlichkeit und Bewun- derung. Im Umkehrschluss werden Erfolge - im Vergleich zu denen nichtbehinderter Menschen - besonders hervorgehoben und der Betroffene nicht gleichwertig wahrgenommen. Dies verdeutlicht der von Krauthausen in der Überschrift des Artikels verwendete Begriff„Superkrüppel“. Er selbst will durch seine Taten und seinen Charakter und nicht wegen seiner Behinderung durch die Gesell- schaft wahrgenommen werden. (Krauthausen, 2011) „[...] there is a distorted ’super crip’ idea, referring to the disabled person who has overcome his or her difficulties and triumphed over them.“ (Shakespeare, 2018, S. 77) Dabei verfügt der Mensch mit Behinderung, neben seiner Entschlossenheit und Zielstrebigkeit, über Fähigkeiten, die seine Beeinträchtigungen kompensieren. Diese Sichtweise vieler Personen, beeinflusst wie erfolgreiche be- hinderte Menschen in den Medien beschrieben bzw. präsentiert werden. Beispiele bekannter Per- sönlichkeiten sind Professor Stephen Hawking, Kriegsveteran Douglas Bader oder paralympische Athletinnen und Athleten. (Shakespeare, 2018) Schlagzeilen wie „Repurposing the (Super)Crip: Media Representations of Disability at the Rio 2016 Paralympic Games“ aus dem Jahr 2019 machen darauf aufmerksam, dass der BegriffSupercrip in den Medien stets zum Einsatz kommt. Die Analyse des Artikels hat gezeigt, dass während der Pa- ralympics in Rio im Jahr 2016 der Diskurs weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Berichterstattung und Presse ist. (McGillivray u. a., 2019) Laut Maskos vermitteln die Paralympics ein einseitiges Bild von Behinderung und Großereignisse wie diese bringen Inklusion nur bedingt voran. Sowie die Pa- ralympics in Rio, waren auch die in London im Jahr 2012 ein riesiges Medienspektakel, das die Akzeptanz und Normalität des Behindertensports und die Präsenz von Menschen mit Behinderung in den Massenmedien zeigt. Bei den Paralympics gibt es grundsätzlich einen Aspekt, der bei der Olympiade außer Acht gelassen wird. (Maskos, 2016)

„Es ist die Leistung trotz Behinderung, die viele begeistert. Die verbreitete Vor- stellung, dass Menschen mit Behinderung kaum zu herausragenden körperlichen Leistungen fähig seien, verleiht den Athleten den Nimbus übermenschlicher Su- perhelden.“ (vgl. Maskos, 2016)

Bedauerlicherweise ist Behinderung nicht alltäglich für die meisten Menschen und beängstigt Nicht- betroffene. Aus der Perspektive von Menschen ohne Behinderung teilen sie die Gesellschaft in „die Behinderten“ und „wir“ auf, sodass es einerseits Menschen gibt die zu bemitleiden und bewun- dern sind, sowie Menschen, die mit dem Thema Behinderung nichts zu tun haben. Infolgedessen bringen die Paralympics nah, dass im Fall einer Behinderung das Leben weiterhin voranschreitet

25 und Anerkennung gefunden werden kann. Allerdings kann diese Darstellung behinderter Menschen nicht pauschal auf alle von Behinderung betroffenen Personen oder auch Nichtbehinderte übertra- gen werden. Um die Inklusion behinderter Menschen voranzutreiben, sollte die Einteilung in „Wir“ und „Die“ aufhören. Laut Maskos wäre eine Idee die Paralympics in die Olympischen Spiele zu inkludieren, ohne, dass alle Athletinnen und Athleten bei denselben Wettkämpfen antreten müssen. Entscheidend ist, dass Verständnis der Menschen in die Richtung zu lenken, indem Behinderung als fester Bestandteil des Lebens aller Menschen angesehen wird. (Maskos, 2016) Die australische Komikerin und Journalistin Stella Young spricht in ihren Vorträgen über bevor- mundende Einstellungen Nichtbehinderter gegenüber Menschen mit Behinderung. Ihr missfällt die Angewohnheit der Gesellschaft Menschen mit Behinderungen als Inspiration zu nutzen und verwen- det dabei den Begriff„Inspirationspornografie“. Ganz im Gegenteil ist Behinderung laut Young „a bad thing“. (vgl. Young, 2014) Auch nur geringe Erfolge behinderter Menschen werden bejubelt und selbst das alltägliche Leben von Menschen mit Beeinträchtigungen wird als wunderbar oder sogar mutig bezeichnet. Als Beispiel erzählt sie die Anekdote, dass sie als Kind mit einer Behinderung, eine Auszeichnung allein durch die Tatsache erhalten sollte, dass sie zur Schule ging. Weiterhin zitiert und kritisiert sie Bildbeschreibungen wie „The only disability in life is a bad attitude“, „Your excuse is invalid.“ oder „Before you quit, try!“, die unter Fotos von Menschen mit Behinderungen gedruckt wurden - siehe Abbildung 2.8. (Young, 2014)

Abbildung 2.8: Bildbeschreibungen auf Fotos mit Menschen mit Behinderung (Young, 2014)

Dieser Versachlichung behinderter Menschen widerspricht sie, da auf diese Art und Weise dem bzw. der Betrachtenden demonstriert wird, dass - egal wie schlecht das eigene Leben ist - es schlechter sein könnte. Damit einhergehend werden Menschen mit Behinderung eher von der Gesellschaft, als vom beeinträchtigten Körper behindert. Eine häufige Erklärung hierfür ist die Herangehensweise, dass auch nichtbehinderte Menschen ihre Probleme überwinden können, wenn eine behinderte Person Schwierigkeiten bewältigen kann. Diesen Ansatz lehnt Young ab, da ihrer Meinung nach behinder- te Menschen nicht ihre Daseinsberechtigung darin haben, nichtbehinderte Menschen in Mut und

26 Entschlossenheit zu unterrichten. Youngs Wunsch ist es in einer Welt zu leben in der Behinderung nicht eine Ausnahme ist, sondern zur Norm gehört; in der Erwartungen an behinderte Menschen höher sind, sodass sie für Selbstverständlichkeiten nicht mehr bejubelt werden und in der nur über- durchschnittlich gute Leistungen wertgeschätzt werden. „Disability doesn’t make you exceptional, but questioning what you think you know about it, does!“ (Young, 2014) Der BegriffSupercrip wird für Menschen verwendet, die eine sichtbare Behinderung haben und „trotz dessen“ etwas beeindruckendes - meist körperlich anstrengendes - erreicht haben. Laut Grue sind Supercrips in Erzählungen deshalb so interessant, weil die Geschichten Behinderung in positiver und optimistischer Weise und als lösbares Problem darstellen. Aufgrund der charakteristischen Merkma- le von Supercrips können sie mit den Begriffen Cyborg und Techno-Marvel verglichen werden. Bei allen dreien handelt es sich um Figuren der Moderne bzw. Spätmoderne, die den technologischen Optimismus begrüßen. Während Supercrips Menschen mit Behinderung und übermenschlicher Wil- lenskraft sind, vermischen sowohl Techno-Marvels als auch Cyborgs die Grenze zwischen Natur und Technologie. Hingegen haben alle Begriffe die Gemeinsamkeit, Beeinträchtigungen als positives At- tribut zu rationalisieren, indem die Behinderung als Ursache für die erbrachten Leistungen gilt. „Cyborgs aren’t disabled, they are super-abled. No supercrip has an impairment that he or she cannot transcend.“ (vgl. Grue, 2015, S. 112) Zusätzlich verkörpern Supercrips und Cyborgs den Abbau negativer Darstellungen von Behinderung und behinderten Menschen. (Grue, 2015)

„If a person with an impairment Z displays positive quality X or achieves posi- tive accomplishment Y, then impairment Z is itself validated”. This, of course, preserves the general premise that impairment Z must be validated, and is the- refore intrinsically problematic.“ (vgl. Grue, 2015, S. 112)

Meteling beschreibt im Abschnitt „Overachievers - Superhelden und Supercrips“ eines Sammelwer- kes, wie Superheldengeschichten und der Behindertendiskurs voneinander profitieren könnten. Laut ihm ist die Gemeinsamkeit beider Begriffe das Konzept des „overachieving“, d.h. eine Leistung zu vollbringen, die die konventionellen Erwartungen übersteigt. So ließen sich Behinderung und Super- helden bzw. -heldinnen mit dem BegriffSupercrip koppeln. Dies könnte einerseits bedeuten, dass die Leistungen behinderter Menschen im Alltag als Supertaten eingeschätzt werden, da sie mehr leisten als Menschen ohne Behinderung. Andererseits könnte es sich um eine behinderte Person handeln, die auf einem bestimmten Gebiet mehr leisten kann als eine Person ohne Behinderung. Der Superheld Daredevil ist dabei eindeutig Letzterem zuzuordnen. Daredevils Blindheit wird in der gleichnamigen Serie nicht als Defizit inszeniert. Ganz im Gegenteil wird die Beeinträchtigung zu einer Superkraft gemacht, indem der verlorene Sinn mit den anderen Sinnen überkompensiert wird. Weitere populäre Beispiele aus Filmen und Serien sind: „Rain Man“ (1988) oder „The Bing Bang Theory“ (2007). (Meteling, 2016) In nahezu sämtlichen Genres werden laut Tacke blinde Männer zu Supermännern. „Trotz“ ihrer Be- einträchtigung sind die blinden Hauptprotagonisten ihren sehenden Darstellerinnen und Darstellern überlegen. Entgegen der vermeintlichen Sichtweise, sind blinde Männer in Filmen und Serien nicht die wehrlosen Opfer, sondern begehrte Helden. (Tacke, 2016)

27 „Unübersehbar ist in diese Filmen eine Tendenz zur Heroisierung männlicher Blindheit, was bis heute in Super-Helden Epen wie Daredevil, Zatoichi etc. fort- zuleben scheint. Furchtlos widersetzen sich die ‚Super-Crips‘ all den physischen Widrigkeiten und stehen ihren Mann.“ (vgl. Tacke, 2016, S. 17)

In der Darstellungsweise blinder Superhelden und -heldinnen wird weitestgehend geleugnet, dass die Behinderung die Heldinnen und Helden in irgendeiner Form einschränkt. Aus diesem Grund schafft es Daredevil meist seine sehenden Rivalinnen und Rivalen - nach langem und ebenbürtigem Kampf - zu besiegen. (Tacke, 2016)

28 3 Methoden

3.1 Datenerhebung

3.1.1 Fokusgruppen

„The method is particularly useful for exploring people’s knowledge and experiences and can be used to examine not only what people think but how they think and why they think that way.“ (vgl. Kitzinger, 1995, S. 299) In dieser Arbeit ist, was die an den Fokusgruppen Teilnehmenden denken, wie und warum sie es tun von Interesse. Neben der entstehenden kommunikativen Interaktion, ist auch die kommunikative Interaktion selbst entscheidend. Beides lässt sich mit der Durchführung von Fokusgruppen - eine Methode zur Erhebung quantitativer Daten - herausfinden. Durch die Gruppensituation müssen die in der Diskussion Befragten, ihre Meinungen und Positionen den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern gegenüber erklären und ggf. sogar verteidigen. „Diese Methode ist also geeignet, um das Wissen, die Meinungen und Einstellungen von Personen zu untersuchen.“ (vgl. Misoch, 2019, S. 140) Fokusgruppen helfen dabei Wahrnehmungen, Gefühle oder Gedanken über Probleme, Produkte, Dienstleistungen und Alternativen zu bestimmen. Sie dienen zum Treffen von Entscheidungen, zur Leitung von Produkt- oder Programmentwicklungen oder Einschätzung von organisatorischen Be- lange und Problemen. Aus diesem Grund werden Fokusgruppen häufig eingesetzt in: Markt- und Meinungsforschung, akademische Forschung, öffentliche und Nonprofit-Organisationen und partizi- patorische Ansätze. (Krueger und Casey, 2015) Fokusgruppen zeichnen sich durch zwei Kernelemente aus. Zum einen wird das Thema von der bzw. vom Forschenden in die Gruppe getragen und zum anderen sind die generierten Daten das Ergebnis von den innerhalb der Gruppe stattfindenden Interaktionen. Durch die Kombination beider Aspekte sind Fokusgruppen eine eigenständige Forschungsmethode. Flexibilität - in Bezug auf Inhalt, Zweck und Teilnehmende - ist die herausragendste Stärke von Fokusgruppen. Weiterhin liegt ein Vorteil von Fokusgruppen in der Exploration, d.h. Hypothesen werden generiert und vergleichsweise wenig getestet. (Bürki, 2000) Bei Fokusgruppen handelt es sich um Diskussionen, die auf ein Thema fokussiert sind, durch einen Stimulus initiiert werden und meist ein bis zwei Stunden dauern. Diese Gruppeninteraktionen fun- gieren als Datenquelle. An Fokusgruppen nehmen etwa sechs bis zehn Personen teil. Ein Moderator bzw. eine Moderatorin moderiert, mit Hilfe eines vorab erstellten Leitfadens, die Fokusgruppe und nimmt eine aktive Rolle ein. (Misoch, 2019)

„Fokusgruppen sind eine Forschungsmethode, bei der Diskussionsgruppen, die anhand bestimmter Kriterien zusammengestellt werden, durch einen Informati- onsinput zur Diskussion über ein bestimmtes Thema angeregt und durch einen Moderator betreut werden.“ (vgl. Bürki, 2000, S. 100)

29 Das Ablaufmodell von Fokusgruppen zeigt, dass sich die Forschungsmethode in drei Phasen glie- dert: Vorbereitungsphase (Auswahl von Untersuchungseinheiten), Durchführungsphase (Datenge- winnung) und Auswertungsphase - siehe Abbildung 3.1. Der Ablauf von Fokusgruppen ist in vielen Punkten mit anderen qualitativen Methoden vergleichbar und wird vor allem dadurch bestimmt, dass nicht Einzelpersonen, sondern Gruppen befragt werden. „Die deutlichsten Unterschiede betref- fen dabei die Planung von Fokusgruppen.“ (vgl. Bürki, 2000, S. 103)

1. Forschungsfrage und Forschungsdesign

2. Bestimmung der Gruppe

3. Moderatorenauswahl- und ausbildung

4. Leitfadenerstellung und Stimulusfestlegung Vorbereitung

5. Pretest

6. Teilnehmer- und Teilnehmerinnenrekrutierung

7. Durchführung der Diskussion, Speicherung und Protokollierung Durchführung

8. Datenanalyse Auswertung

Abbildung 3.1: Ablaufmodell von Fokusgruppen (Misoch, 2019, S. 147, eigene Darstellung)

Im ersten Schritt wird die Forschungsfrage und das Forschungsdesign festgelegt. „Die Forschungs- frage [kann] sehr breit gehalten werden, wenn die Exploration eines Themas im Zentrum steht.“ (vgl. Bürki, 2000, S. 104) Fokusgruppen können für konkrete Fragestellungen in der Markt- und Meinungsforschungen eingesetzt werden. (Misoch, 2019) Im Fall dieser Untersuchung diente die Me- thode zum Ermitteln von Meinungen zur subjektiven Wahrnehmung einer Serie und insbesondere des Hauptdarstellers dieser. Daraufhin erfolgte die Festlegung der zu befragenden Gruppen. Es wurde sich für zwei Fokusgrup- pen entschieden, eine künstliche und eine reale Gruppe mit jeweils sechs Teilnehmenden. Dabei zeigt die künstliche Gruppe die professionelle Sichtweise auf die Fragestellung, die reale Gruppe hingegen die Fachfremde. Fokusgruppen werden meist aus homogenen Gruppen zusammengesetzt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verfügen demzufolge über einen ähnlichen Hintergrund, bspw. in Bezug auf ihre soziale Position, ihren Beruf oder ihr Alter. (Bürki, 2000) Allerdings erweist sich

30 die Zusammenstellung der Gruppen je nach Fragestellung, persönlicher Betroffenheit und Spezifi- tät der Zielgruppe teilweise als schwierig, insbesondere bei mehreren Auswahlkriterien, wie bspw. Geschlecht, Alter, Bildung, Familienstand oder Einkommen. Dennoch lohnt es sich Fokusgruppen bzgl. sozioökonomischer und demografischer Merkmale homogen zu besetzen, da die Teilnehmen- den in diesem Setting meist besser miteinander kommunizieren und auch inhaltlich schneller ein Identifikationsprozess zwischen den Personen stattfindet. (Schulz, 2012) Da die Moderatorin bzw. der Moderator bei Fokusgruppen eine zentrale Rolle einnimmt und die Anforderungen umfangreich und hoch sind, ist der nächste Schritt bei dem diese bzw. dieser aus- gewählt und ausgebildet wird, entscheidend. Der bzw. die Moderierende lenkt das Gespräch auf das Thema und Forschungsinteresse und steuert die Dynamik der Gruppe ohne selbst aktiv an der Diskussion teilzunehmen. Hierzu sind Sachkompetenz, um diskutierte Inhalte zu verstehen; soziale Kompetenz, um die Gruppen leiten zu können und kommunikative Kompetenz, um die Gruppen zu unterstützen konstruktiv und empathisch zu kommunizieren, nötig. (Misoch, 2019) Im Rahmen die- ser Ausarbeitung nahm die Untersuchende selbst die Rolle der Moderatorin ein. Bei Konflikten, die bspw. durch unterschiedliche Werteebenen der Teilnehmenden entstehen, wirken sich diese sowohl auf Sach- als auch auf emotionalen Ebene aus. Moderierende sollten Konflikte frühzeitig erkennen, um möglichst schnell intervenieren zu können. (Schetula und Carrera, 2012) Der vierte Schritt dient zur Leitfadenerstellung und Wahl des Stimulus. Der Leitfaden bestimmt die thematische Ausrichtung, der Stimulus regt indessen die Diskussion an. Der Leitfaden bein- haltet meist einen Fragenkatalog, der darin variieren kann, ob präzise Fragen formuliert oder nur thematische Aspekte beschrieben werden. Charakteristisch für Fokusgruppen ist die Präsentation eines oder mehrerer Stimuli, um die Teilnehmenden in das Thema einzuführen und die Diskussion anzuregen. Beispiele für ein Stimulus sind Videosequenzen, kurze Texte, Bildmaterial oder Musik. (Mack und Tampe-Mai, 2012) Da sowohl der Leitfaden, als auch die Wahl des Stimulus für das Gelingen von Fokusgruppen besonders entscheidend sind, wird in den nachfolgenden Kapiteln auf beides näher eingegangen. Im Pretest werden die einzusetzenden Instrumente, wie der Leitfaden, Stimulus und das Verhalten des Moderierenden vorab getestet. Obwohl auf diesen in der Markt- und Meinungsforschung häufig aus zeitökonomischen Gründen verzichtet wird, sollte er bei wissenschaftlichen Projekten durchge- führt werden. (Bürki, 2000) Im Rahmen dieser Untersuchung, wurde ein Pretest mit einer Gruppe von drei Personen aus dem eigenen sozialen Umfeld durchgeführt. Im sechsten Schritt werden die an den Fokusgruppen Teilnehmenden rekrutiert, d.h. je nach Fra- gestellung wird die Gruppe homogen oder heterogen, als reale oder künstliche Gruppe zusammen- gestellt. Um das Problem der geringen Teilhabebereitschaft zu umgehen, wurden mehr Personen angefragt als letztlich an den Fokusgruppen teilgenommen haben. Für die Untersuchung wurden, eine künstliche und eine reale Gruppe rekrutiert. Beide Gruppen wurden homogen zusammenge- stellt. Die professionelle Gruppe besteht aus Frauen und Studentinnen aus dem Fach Sonderpädago- gik, die zur Zeit der Untersuchung das Seminar „Nachbereitungsseminar Berufsfelderschließendes Seminar“ besuchten. Die fachfremde Gruppe sind Männer und Studenten aus den Fächern Infor- matik, Bauingenieurwesen und Maschinenbau. Die Rekrutierung erfolgt meist über eine schriftliche Vorabinformation mit einer Einladung zur Teilnahme und eine Kontaktaufnahme mit konkreter Terminabsprache und Bestätigung der Teilnahme. (Misoch, 2019)

31 Nachdem die Vorbereitungsphase abgeschlossen ist, kann die Durchführung der Diskussion und so- mit der siebte Schritt im Ablaufmodell von Fokusgruppen erfolgen. „Der erste Eindruck ist wie immer ausschlaggebend, und sollte deshalb gut überlegt sein.“ (vgl. Bürki, 2000, S. 100 f.) Für die Durchführung sollte der Ort neutral gewählt und frei von Störungen sein, die den Prozess der Dis- kussion beeinflussen könnten. Entscheidend ist eine entspannte und offene Atmosphäre herzustellen. In der Markt- und Meinungsforschung muss der Raum so ausgestattet sein, dass der Stimulus von allen Teilnehmenden gleichermaßen wahrgenommen werden kann. Während der Diskussion sollten Protokolle angefertigt werden, um bspw. die Reihenfolge der Gesprächsbeiträge oder besondere Ereignisse schriftlich festzuhalten. (Misoch, 2019)

Der letzte Schritt ist die Datenanalyse in der Auswertungsphase. Die in den Fokusgruppen erhal- tenen Daten werden transkribiert. Je nachdem, ob neben verbalen Äußerungen auch nicht-verbale Elemente von Interesse sind, müssen diese ebenfalls transkribiert werden. Diese wären in dem Fall in der Analyse von Bedeutung. Allerdings bestand in dieser Ausarbeitung das Hauptinteresse an den diskutierten Inhalten, sodass eine inhaltliche Auswertung der Daten mittels qualitativer Inhaltsana- lyse nach Mayring, vorgenommen werden kann. Diese Auswertungsmethode bringt vorrangig drei Vorteile mit sich: Fokus auf inhaltliche Ergebnisse, leichte Nachvollziehbarkeit der Auswertung und verhältnismäßig geringer zeitlicher Aufwand. (Bürki, 2000)

3.1.2 Leitfaden

Ein Leitfaden bringt mehrere Vorteile mit sich. Zum einen bestimmt er die thematische Ausrich- tung der Fokusgruppe. Zum anderen wird, aufgrund der Vorstrukturierung, den Fokusgruppen der Eindruck vermittelt, mit einer kompetenten Moderatorin bzw. einem kompetenten Moderator zu interagieren. Zunächst wurden die Themen, die in den Fokusgruppen angesprochen werden sollten, grob zu- sammengestellt. Anfangs wurden ungefähr 25 Themen mit jeweils ca. einer bis vier Fragen und Unterfragen zusammengetragen. Für die künftige Erstellung der Fragen, wäre die Menge allerdings zu umfangreich, sodass die Themen mehrfach überarbeitet wurden. Letztlich wurden acht The- menfelder formuliert. Dies gelang, indem die Themen in Hinblick auf die Fragestellung nochmals selektiert und mehrere Aspekte zusammengefasst wurden. Es ergaben sich die folgenden Themen:

• Merkmale blinder Menschen • Schärfung der übrigen Sinne • Daredevil’s Fähigkeiten • Geburtsblind oder spätere Erblindung • Kontakt und Umgang mit blinden Menschen • Sehen als Ablenkung • Charakter Daredevil • Blindheit als Behinderung oder besondere Gabe

32 Im Anschluss wurden zu den Themen offene Fragen formuliert. Die Diskussionsfragen erfragten die Meinungen und subjektive Wahrnehmung, der an den Fokusgruppen Teilnehmenden. Die Themen mit den dazugehörigen Fragen zielten sowohl auf die allgemeine Wahrnehmung blinder und hoch- gradig sehbehinderter Menschen, als auch auf die Wahrnehmung Daredevils aus der Serie Marvel’s Daredevil ab. Die Unterfragen in Klammern dienten dazu, die Fragen genauer abzugrenzen und den Teilnehmenden der Fokusgruppen ggf. eine ungefähre Richtung der Antworten vorzugeben. So lautete bspw. die zweite Frage: „Werden durch eine Erblindung die übrigen Sinne geschärft? (Sind das Gehör, der Tastsinn usw. für blinde Menschen entscheidend?).“ Die Frage bezieht sich auf die Merkmale blinder Menschen und somit auf die allgemeine Wahrnehmung dieser. Die bspw. sechste Frage war: „Wäre für Daredevil die Fähigkeit zu Sehen eine Ablenkung? (Hat Daredevil aufgrund seiner Fähigkeiten Vorteile gegenüber Sehenden?).“ Diese Frage hingegen ermittelt, ob das Sehen für Daredevil eine Ablenkung sein kann und somit die Wahrnehmung in Bezug auf den Hauptcharakter der Serie.

3.1.3 Stimulus

Als Stimulus wurden zwei Passagen aus der Serie Marvel’s Daredevil ausgewählt. Die erste Passage stammt aus der ersten Staffel und ersten Folge „Im Ring“, die Zweite aus der ersten Staffel und dreizehnten Folge „Daredevil“.

Abbildung 3.2: Matt Murdocks Erblindung (Seidl, 2020)

Die erste Passage startet mit dem Beginn einer Folge und endet nach 12:21 min. Am Anfang der Folge wird gezeigt wie ein Junge (Matt Murdock) durch einen Autounfall, bei dem er mit Che- mikalien übergossen wird, erblindet (Abbildung 3.2). Dessen Vater gelangt zum Unfallort, nimmt den Jungen in den Arm während dieser wiederholt „Ich kann nichts sehen!“ ruft. In der nächsten

33 Szene sitzt Murdock im Beichtstuhl und spricht mit einem Pater über die Boxkampfkarriere seines Vaters und das Zitat seiner Oma, dass die Männer aus dem Hause Murdock vom Teufel besessen seien. Anstatt für Vergangenes, bittet er den Pater um Vergebung für sein zukünftiges Handeln. In der Nacht bekämpft er in schwarz gekleidet und mit einer Maske, die die Augen verdeckt, als Selbstjustizler mehrere Männer. Letztlich rettet er durch den Kampf, bei dem er sich weitestgehend anhand von Geräuschen orientiert, Frauen vor dem Menschenhandel. Es folgt der Trailer der Serie. In der darauffolgenden Szene wird Murdock durch einen Anruf von seinem Freund Franklin Nelson geweckt. In wenigen Minuten treffen sich die beiden mit einer Mak- lerin, um eine Immobilie für die gemeinsame Anwaltskanzlei zu finden. Während des Telefonats sagt Nelson, dass er sich wünschen würde ebenfalls blind zu sein, um wie Murdock besser mit Frauen in Kontakt treten zu können. Nachdem Nelson das Telefonat beendet, besticht er einen Polizisten, um den ersten Fall für die gemeinsame Kanzlei zu erhalten. Während der letzten Szene der Passage beschreibt die Maklerin Murdock und Nelson die Räumlichkeiten der Immobilie. Dabei macht sie die beiden auf die Aufsicht aus dem Gebäude aufmerksam. Nachdem die Maklerin bemerkt, dass Murdock nicht sehen kann, entschuldigt sie sich bei ihm für ihre Beschreibung der Aussicht. Wei- terhin begrüßt sie Murdock mit einem Knicks, da er auf ihr Händeschütteln nicht reagiert hatte. Im Anschluss zeigt die Maklerin Murdock die Immobilie, indem sie ihn an ihrem Arm herumführt. Murdock entscheidet sich für die Immobilie. Nelson entgegnet vergeblich finanzielle Bedenken, da Murdock vor allem unschuldige Mandantinnen und Mandanten mit nur wenigen finanziellen Mitteln unterstützen möchte.

Abbildung 3.3: Daredevils Kampf gegen Fisk (CBS Interactive Inc., 2017)

Die zweite Passage beginnt am Ende einer Folge bei 43:45 min und endet bei 54:11 min. In der ersten Szene flieht ein Mann namens Wilson Fisk in eine dunkle Gasse. Dort wird er von Murdock, bekleidet in einem rot-schwarzen Kampfanzug, der die Augenpartie verdeckt, und bewaffnet mit zwei Schlagstöcken, gefunden. Fisk dementiert vor ihm, dass er „diese Stadt zu einem besseren

34 Ort“ machen wollte. Da er ihm dieses Vorhaben zerstört hat, will Fisk ihn aus Rache töten will. Sie bekämpfen einander (Abbildung 3.3). Während Fisk auf Murdock einschlägt, brüllt er, dass Hell’s Kitchen keine bessere Zukunft verdienen würde. Nach diesen Worten gelingt es Murdock Fisk bewusstlos zu schlagen und ihn der Polizei zu übergeben. Die Polizei meldet nicht Murdock, sondern lediglich Fisk. Die nächste Szene zeigt wie Fisks Verlobte ohne Fisk aus der Stadt mittels Helikopter fliehen muss. Während Fisk festgenommen wird, fragt der Polizist den maskierten Murdock wie er ihn in seinem Bericht nennen soll. Anstatt zu antworten, flieht Murdock. Im darauffolgenden Bild ist eine Zeitung zu sehen, auf der in großen Buchstaben der Titel „Dare- devil“ geschrieben steht. Karen Page, die Sekretärin von Murdock und Nelson, ließt beiden aus der Zeitung vor. Während Nelson - und Murdock ebenso scheinheilig - den Namen und das Kostüm belächeln, gefällt Page beides. Zu dritt stehen sie vor der Kanzlei, hängen das Schild der Kanzlei auf und sprechen über ihren gemeinsamen Erfolg, Fisk gefasst zu haben. Als sich Nelson entfernt, fragt Murdock Page warum sich ihre Stimme verändert habe. Murdock ging davon aus, dass es sich ihre Stimmlage mit Fisks Einsperren wieder beruhigen würde. Allerdings beteuert Page, dass der Grund dafür die menschlichen Verluste und das Erlebte durch Fisks verursachte Verbrechen sind. Daraufhin sagt Murdock, dass ihnen nur der Weg gemeinsam in die Zukunft bleibt. Er greift ihre Hand und sie gehen zusammen in die Kanzlei. In der nächsten Szene sitzt Fisk im Gefängnis, während er intensiv eine Wand anstarrt. Daraufhin wird Daredevil auf einem Dach stehend gezeigt. Als er mehrere Menschen schreien hört, springt er mit seinen Schlagstöcken in den Händen vom Dach aus in die Tiefe.

3.1.4 Erhebung

Die Rekrutierung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der jeweiligen Fokusgruppe erfolgte unter- schiedlich. Der Kontakt zur professionellen Fokusgruppe wurde über den Betreuer der Masterarbeit und Dozenten des Seminars „Nachbereitungsseminar Berufsfelderschließendes Praktikum“ herge- stellt. Der Betreuer persönlich informierte über eine E-Mail die Teilnehmerinnen des Seminars über das Projekt und bot für die Diskussion einen Sitzungstermin des Seminars an. Dabei stellte der Dozent den Teilnehmerinnen am Seminar frei an der Diskussion teilzunehmen. Nach geäußerten Bedenken, dass die Gruppe im Beisein des Betreuers bzw. Dozenten beeinflusst bzw. anders als ohne seine Anwesenheit antworten könnte, bestätigte dieser, dass die Zweifel berechtigt sind und war am besagten Sitzungstermin nicht anwesend, allerdings erreichbar. Der Kontakt zur fachfrem- den Fokusgruppe wurde persönlich hergestellt. Mit Hilfe eines Instant-Messaging-Dienstes wurde eine Gruppe mit allen männlichen Kontakten, die die Fächer Informatik, Bauingenieurwesen und Maschinenbau studieren bzw. studiert haben, erstellt. Nachdem sechs Personen einwilligten an der Diskussion teilzunehmen, wurde mittels eines Online-Dienstes ein verbindlicher Termin vereinbart. Vor der Durchführung beider Fokusgruppen wurden die jeweiligen Teilnehmerinnen und Teilnehmer nochmals per E-Mail bzw. Instant-Messaging-Dienst an die Diskussionen erinnert. Die Zeitdauer der Diskussionen war unterschiedlich. Im Durchschnitt dauerten die Diskussionen 59:40 min - die Kürzere 55:51 min, die Längere 63:29 min. Die Diskussionen mit beiden Fokusgrup- pen wurden, aufgrund der Kontaktbeschränkungen während des Covid-19 Virus (Coronavirus), mit

35 Hilfe des Konferenzprogramms Zoom durchgeführt. Nach erteilter Erlaubnis die Konferenz mit- schneiden zu dürfen, wurde mit Hilfe der Videofunktion die gesamte Diskussion aufgezeichnet. Dennoch wurde die Diskussion protokolliert und nochmals mit einem weiteren mobilen Endgerät aufgezeigt. Der Stimulus wurde über die Streaming Plattform Netflix abgespielt und durch das Frei- geben des Bildschirms in Zoom gezeigt. Vorteilhaft an diesem Vorgehen war, dass die Diskussionen während des Virus stattfinden konnten, keine aufwändigen Installationen nötig waren und aufgrund der ausschließlichen Inanspruchnahme der Zeit während der Diskussion, die Terminfindung unkom- pliziert war. Allerdings gab es ebenso mehrere Nachteile. Während der Wiedergabe der zweiten Passage des Stimulus in der ersten Diskussion und beider Passagen in der zweiten Diskussion, tra- ten technische Probleme auf, sodass die jeweiligen Videosequenzen nicht ohne Unterbrechungen abgespielt werden konnten. Weiterhin ist ein Gespräch, bei dem sich alle persönlich in einem Raum gegenübersitzen, nicht mit einer Diskussion in einem Konferenzprogramm vergleichbar, da bspw. die Mimik und Gestik der anderen nicht wahrgenommen und gedeutet werden kann. Beim transkri- bieren wurde deutlich, dass die Aufzeichnungsfunktion nicht schnell genug die jeweilige Person bzw. den Namen dieser passend zum Gesprochenen zeigt. Im Nachhinein war es nicht möglich die Person zuzuordnen, insbesondere, wenn mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer gleichzeitig sprachen. Allerdings konnten die Diskussionen durch Hinzuziehen der Aufzeichnung des mobilen Endgeräts und dem erstellten Protokoll transkribiert werden. Um bei der Auswertung die Vergleichbarkeit der Antworten gewährleisten zu können, wurden in beiden Fokusgruppen die Fragen in derselben Reihenfolge gestellt. Diese wurden mitsamt der dazu- gehörigen Unterfragen beantwortet. Insgesamt machten alle Teilnehmenden den Eindruck, während der Diskussion, gelassen aber dennoch involviert auf die Fragen zu reagieren. Somit konnten alle Teilnehmenden - egal ob professionell oder fachfremd - vielseitig und umfassend über das Wahrge- nommene und ihre Erfahrungen berichten.

36 3.2 Datenauswertung

3.2.1 Vorgehensweise

Grundsätzlich werden für die Auswertung von Fokusgruppen qualitative Verfahren eingesetzt. Somit kann zur Auswertung der in der Ausarbeitung durchgeführten leitfadengestützten Fokusgruppen, die Inhaltsanalyse nach Mayring vorgenommen werden. Die Inhaltsanalyse nach Mayring dient zur Strukturierung der in den Gruppendiskussionen erhaltenen verbalen Daten, mit dem Ziel zentrale Aussagen zusammenzufassen. Nicht nur der Inhalt, sondern auch der Text soll kategoriengeleitet analysiert werden. Das heißt, dass fixierte Kommunikation systematisch, regel- und theoriegeleitet analysiert wird und Rückschlüsse auf bestimmte Aspekte der Kommunikation gezogen werden. „Ziel der Inhaltsanalyse ist [...] die Analyse von Material, das aus irgendeiner Art der Kommunikation stammt.“ (vgl. Mayring, 2015, S. 11) Die Strukturierung erfolgt in Form einer Zusammenfassung einzelner Abschnitte. Die Aussagen aus den Fokusgruppen werden zunächst transkribiert, dann schrittweise ausgewertet, um sie an- schließend interpretieren zu können. Wesentlich ist das originalgetreue Beibehalten der Antworten, um den Sinngehalt der Aussagen nicht zu Verfälschen. Grundsätzlich kann das Verfahren deduktiv oder induktiv erfolgen. Beim induktiven Vorgehen wird vom Einzelnen auf Allgemeines geschlossen, beim deduktiven vom Allgemeinen auf das Besondere. In dieser Ausarbeitung wird die deduktive Vorgehensweise angewendet. (Mayring, 2015) Die Wahl der Herangehensweise hängt davon ab, wie viel über den Gegenstandsbereich bekannt ist. In beiden Fällen beinhaltet das Vorgehen eine Tran- skription des Materials und eine anschließende detaillierte Analyse. Die deduktive Vorgehensweise wird herangezogen, wenn bereits gewisse Vorkenntnisse vorliegen oder die Forschung an Aussagen zu vorgegebenen Themen interessiert ist. (Ruddat, 2012)

Mittels Zusammenfassung, Explikation und Strukturierung ist das „Ziel der Inhaltsanalyse [...] vor allem eine Reduktion der Daten, um die wesentlichen Aspekte des Inhalts herauszuarbeiten.“ (vgl. Bürki, 2000, S. 127) In vier Phasen unterteilt, umfasst die Auswertung von Fokusgruppen insgesamt neun Schritte - siehe Abbildung 3.4. Für die Inhaltsanalyse wird in der ersten Phase das Materi- al zunächst vorbereitet, in der zweiten Phase werden die Aussagen kodiert, daraufhin erfolgt in der dritten Phase die eigentliche Analyse und zuletzt werden die Ergebnisse in der vierten Phase überprüft. (Bürki, 2000)

37 Vorüberlegungen mit Bestimmung der Analyseeinheiten und Erstellung eines Kategoriensystems Phase 1 Transkription

Paraphrasierung und Generalisierung

Kodierung gemäß Kategoriensystem: Schlagwort, Unterkategorie, Kategorie Phase 2

Überarbeitung des Kategoriensystems

Sortierung und Gliederung

Zusammenfassung und Interpretation Phase 3

Plausibilitätskontrolle

Rücküberprüfung am Ausgangsmaterial Phase 4

Abbildung 3.4: Ablaufschema qualitativer Inhaltsanalysen (Bürki, 2000, S. 128, eigene Darstellung)

Die erste Phase umfasst Vorüberlegungen und die Transkription. Im Rahmen der Vorüberlegun- gen wird die Analyseeinheit bestimmt, wie bspw. sämtliche Wortbeiträge der Gruppendiskussion. Demnach sind para- und non-verbale Kommunikation von der Analyse ausgeschlossen. Aufgrund der theoretischen Vorüberlegungen, muss das gebildete Kategoriensystem offen für Veränderungen und neue Kategorien sein. Danach wird die gesamte Fokusgruppendiskussion anhand der Audio- und Videoaufnahmen vollständig transkribiert. Der bzw. die Forschende muss in explorativen Un- tersuchungen unvoreingenommen auf das Material zugehen und kann im voraus nicht beurteilen, was relevant für die Auswertung sein wird. (Bürki, 2000) In der zweiten Phase sind Paraphrasierung und Generalisierung, Kodierung sowie Überarbeitung des Kategoriensystems enthalten. Der transkribierte Text wird zunächst paraphrasiert und genera- lisiert, d.h. er wird in eine einheitliche deutsche Schriftsprache übersetzt und auf den allgemeinen Gehalt hin verdichtet, während Abschnitte ohne themenrelevante Aussagen weggelassen werden. Insbesondere bei mehreren Rednerinnen und Rednern ist es wichtig die Paraphrasen auf einer einheitlichen Sprachebene zu formulieren. (Mayring, 2015) Weiterhin wird jede Stellungnahme in Aussageabschnitte mit je einem Bedeutungsinhalt aufgeteilt. Daraufhin werden auf Basis des Kate- goriensystems den Aussageabschnitten Schlagwörter zugeordnet, welche wiederum den entsprechen- den Unter- und Hauptkategorien zugeteilt werden. Zuletzt wird das vorläufige Kategoriensystem verändert sowie ggf. erweitert. (Bürki, 2000)

38 Sortierung und Gliederung sowie Zusammenfassung und Interpretation sind Bestandteile der drit- ten Phase. Die gemachten Zuordnungen der Fokusgruppen - bspw. in Form einer Tabelle - werden gemäß des Kategoriensystems und der Fragestellung sortiert und neu gegliedert. Dabei wird die chronologische Nummerierung beibehalten und durch eine weitere Spalte mit der aktuellen Num- merierung ergänzt. Weiterhin werden die Diskussionen anhand der Transkripte chronologisch zusam- mengefasst, um die jeweilige Richtung der Diskussion auszumachen und erste Vergleiche zu ziehen. (Bürki, 2000) Die thematische Zusammenfassung erfolgt mit Hilfe des sortierten und gegliederten Transkripts, sodass darauf aufbauend die Zusammenstellung der Ergebnisse und die Interpretation in Richtung der Fragestellung erfolgen kann. (Mayring, 2015) Die vierte und letzte Phase der Auswertung umfasst die Plausibilitätskontrolle und die Rücküber- prüfung am Ausgangsmaterial. Die Ergebnisse der Analyse werden zuerst auf ihre Plausibilität kontrolliert, indem die Ergebnisse z.B. mit bisherigen Untersuchungen verglichen oder auf ihre Konsistenz mit theoretischen Grundlagen geprüft werden. Da die Inhaltsanalyse auf Sekundärda- ten - dem Transkript - beruht, ist eine Rücküberprüfung der Ergebnisse anhand der Aufnahmen wichtig. Schon während der Auswertung sollte diese stattfinden, um sie nicht lediglich auf den Schluss zu beschränken. (Bürki, 2000) „Damit ist der Zweck der zusammenfassenden qualitativen Inhaltsanalyse erreicht, eine große Materialmenge auf ein überschaubares Maß zu kürzen und die wesentlichen Inhalte zu erhalten.“ (vgl. Mayring, 2015, S. 85)

3.2.2 Auswertung

In dieser Arbeit wurde das deduktive Verfahren angewendet. Das bedeutet, dass die in den Fo- kusgruppen gemachten Aussagen der Teilnehmenden mit bereits bestehender Theorie verglichen und ggf. wiedergefunden wurden. Dies gelang mit Hilfe der Antworten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und dem anschließenden Vergleich dieser. Die aus den Fokusgruppen erhaltenen Daten, wurden mittels der Inhaltsanalyse nach Mayring aus- gewertet. In der ersten Phase wurden Vorüberlegungen zu Kategorien getroffen. Von Interesse war dabei die Vergleichbarkeit der Aussagen zu gewährleisten, die während der Fokusgruppen getroffen wurden. Um die Aussagen der in den Gruppendiskussionen Befragten auswerten zu können, wurden die Audiospuren beider Fokusgruppen zunächst transkribiert. Dies gelang mittels der aufgezeichne- ten Audio- und Videoausnahmen. Die Fokusgruppen wurden in der Reihenfolge der Aufzeichnung, abgehört und ausgewertet. Gleichermaßen wurde die Anordnung der Fragen innerhalb der Aus- wertung beibehalten. Schon während der Durchführung der Gruppendiskussionen wurden Notizen gemacht, um prägnante Aussagen und Ereignisse unmittelbar zu notieren und diese ggf. in der Auswertung zu verwenden. Anschließend wurden in der zweiten Phase sowohl die Transkripte, als auch die Notizen überar- beitet, um die Hauptaussagen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, zu den acht gestellten Fragen herauszufiltern. Die Kategorien wurden während der Auswertung mehrfach verändert, sodass das Kategoriensystem wiederholt überarbeitet werde musste. Letztlich lauteten die Kategorien: Antwort Fokusgruppe I Mehrheit, Antwort Fokusgruppe I Minderheit, Antwort Fokusgruppe II Mehrheit, Antwort Fokusgruppe II Minderheit. Auf diese Weise können nach der Darstellung der Ergebnis-

39 se, diese sowohl innerhalb als auch außerhalb der Fokusgruppe verglichen werden. In Tabellenform wurden die zentralen Aussagen, die aus beiden Fokusgruppen hervorgingen und den jeweiligen Ka- tegorien zugeordnet wurden, zusammengefasst. In der dritten Phase können die gemachten Zuordnungen der Fokusgruppen sortiert und neu geglie- dert werden. Allerdings entfiel dieser Schritt, da die Reihenfolge der Fragen beibehalten wurde. Die Diskussionen wurden mit Hilfe der beiden Transkripte chronologisch zusammengefasst, sodass die Richtung der Diskussion ausgemacht werden konnte. Anschließend wurden erste Vergleiche gezogen sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede gefunden. Infolgedessen wurden die Ergebnisse thema- tisch zusammengefasst, sodass die Diskussion dieser - einschließlich Interpretation - erfolgen konnte. Um eine bessere Übersicht zu gewinnen, wurden die Hauptaussagen zu den Fragen in einer Tabelle gegenübergestellt. Alle acht Tabellen sind im Anhang zu Finden. Letztlich wurden in der vierten Phase die aus den Fokusgruppen entstandenen Ergebnisse auf ihre Plausibilität kontrolliert, indem diese mit theoretischen Grundlagen geprüft wurden. Während und am Schluss der Auswertung wurden die Ergebnisse anhand der Audio- und Videoaufnahmen rücküberprüft.

40 4 Ergebnisse und Diskussion

Im Folgenden werden die Ergebnisse beider Fokusgruppen vorgestellt. Die Antworten der insge- samt acht gestellten Fragen, wurden sowohl innerhalb der Gruppe als auch der jeweils anderen Gruppe gegenübergestellt. Zuvor wurden die Gruppendiskussionen, nach der im vorherigen Kapitel beschriebenen Methode, ausgewertet. Im Anschluss an die Darstellung der Ergebnisse, wurden die Aussagen diskutiert.

4.1 Merkmale blinder Menschen

Die erste Frage lautete: „Was sind die Merkmale an denen ihr blinde Menschen erkennt?“ Die Teilnehmerinnen aus Fokusgruppen I beantworteten die Frage, indem sie mit einer Aufzählung von Gegenständen, die blinde Menschen meist mit sich führen, begonnen haben: „ein Langstock; [...] die Bi:nde; (.) oder [...] Anstecknadeln;“ (vgl. FG I, Gamora, Z. 28-30). Okoye fügte der Aufzählung die Sonnenbrille hinzu, die ihrer Meinung nach ebenfalls charakteristisch für Menschen mit Blindheit sei. Gamora führte ihre Antwort weiter aus, indem sie benannte, dass blinde Menschen häufig in Begleitung von einer Kontaktperson sind und „dass (sie) geführt wird die Person;“ (vgl. FG I, Gamora, Z. 35 f.).

„Vielleicht auch (.) vom (.) Verhalten her; wenn: (.) man: (.) den Blickkontakt (.) nicht aufbauen kann, [...] wenn eine andere Person den Blickkontakt nicht (.) sucht, (.) wär es halt nen Indikator dass die andere Person blind sein könnte;“ (vgl. FG I, Mantis, Z. 43-46)

Mit dieser Aussage machte Mantis darauf aufmerksam, dass blinde Menschen - im Vergleich zu Sehenden - wohl ein verändertes Verhalten aufweisen. Die Befragten der Fokusgruppe II beantworteten die Frage zunächst ebenfalls mit einer Aufzählung. Sie nannten dabei „Blindenstock, Brille und Armbinde“ (vgl. FG II, Iron Man & Thor, Z. 24-27). Nachdem Hulk das Stichwort „Blick“ sagte, beschrieb Captain America den Augenausdruck blinder Menschen mit den Worten „der Blick ins Leere“ (vgl. FG II, Captain America, Z. 30 f.). Iron Man stimmte den vorherigen Antworten mit der folgenden Aussage zu.

„[S]timmt; die verdrehen [...] oft so die Augen; (.) wenn man [...] mit denen quatscht oder so; [...]“ (vgl. FG II, Iron Man, Z. 33-35)

Weiterhin nannte Hulk als Merkmal blinder Menschen Personen, die Erblindeten helfen. Thor fügte hingegen Blindenhunde hinzu. Danach wurde gefragt, ob ausgehend von den zuvor beschriebenen Merkmalen, die Figur Daredevil blind ist. Die Teilnehmenden beider Gruppen waren sich einig, dass die Hauptfigur aus Marvel’s

41 Daredevil eine Person mit Blindheit sei. Während Gamora hierzu die Aussage: „also [...] der Cha- rakter soll auf jeden Fall blind sein [...]“ (vgl. FG I, Gamora, Z. 51 f.) machte, sagte Iron Man: „also dem Ausschnitt nach zu urteilen (.) ja is er blind;“ (vgl. FG II, Iron Man, Z. 46 f.). Nebula war der Meinung, dass Daredevils Blindheit der Grund für sein Dasein als Superheld ist.

„[J]a (.) es scheint so [...] dass [...] die andere Wahrnehmung irgendwie [...] stärker ausgeprägt sind bei ihm; bei dem Kampf; [...] eben ein Held is (.) weil er; [...] nicht sehend; [...] diese vielen Männer schlägt;“ (vgl. FG I, Nebula, Z. 56-61)

Hawkeye aus Fokusgruppe II hinterfragte aufgrund der kämpferischen Fähigkeiten Daredevils dessen Blindheit. „[I]m Kampf siehts aber dann teilweise (.) nicht so aus; [...]“ (vgl. FG II, Hawkeye, Z. 53 f.). Auch Hulk war misstrauisch, ob Daredevil seine Blindheit vortäuscht.

„[Z]umal er ja auch auf (irgendne) Hand nich reagiert hat; aber (.) irgendwie alles gehört hat; [...] bei dem Kampf; [...] und auf die Hand der Maklerin (.) hat er gar nich reagiert;“ (vgl. FG II, Hulk, Z. 67-71)

Diskussion zu Frage 1 Beide Gruppen nannten zur Beantwortung der Frage nach den erkennbaren Merkmalen blinder Menschen, Gegenstände wie eine Sonnenbrille, Armbinde, Anstecknadeln oder Langstock. Auffällig ist, dass im Gegensatz zu den Teilnehmerinnen der Fokusgruppe I, die Befragten der Fokusgrup- pe II den Begriff„Blindenstock“ für einen Langstock verwendeten. Dies ist auf den fachfremden Umgang mit dem Begriffder Teilnehmer aus Fokusgruppe II zurückzuführen. Weiterhin waren sich die Befragten beider Fokusgruppen einig, dass blinde Menschen oftmals in Begleitung von Kon- taktpersonen sind und nicht die Möglichkeit haben Blickkontakt aufzubauen. Somit bezogen sich alle Teilnehmenden auf Eigenschaften, die in irgendeiner Weise von ihren normativen Vorstellungen abweichen, und auf die sichtbaren Merkmale einer Behinderung.

Abbildung 4.1: Matt Murdock und Daredevil auf Filmplakaten (Serienjunkies, 2020)

42 Wie auf den Plakaten in Abbildung 4.1 zu sehen, wird die Blindheit der Hauptfigur aus Marvel’s Daredevil je nach Darstellung Matt Murdocks oder Daredevils unterschiedlich inszeniert. In der Tagesrolle als Matt Murdock gehören Gegenstände wie die Sonnenbrille oder der Langstock zu seiner Aufmachung. Im Gegensatz dazu ist die Blindheit des Superhelden Daredevils durch seine Maskierung zu erahnen, aber nicht eindeutig zu bestimmen. Die Wahl des Kampfanzuges mit dem Verbinden der Augen könnte - ähnlich wie bei Iron Man oder Black Panther - durch andere Faktoren bedingt sein. Dennoch vertraten die meisten Teilnehmenden der Fokusgruppen die Meinung der Hauptcharakter sei blind, während nur wenige die Blindheit Daredevils - aufgrund der angewandten Technik und Inszenierung während eines Kampfes - bezweifelten.

4.2 Schärfung der übrigen Sinne

Als nächstes wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fokusgruppen danach gefragt, ob ihrer Meinung nach die übrigen Sinne in Folge einer Erblindung geschärft werden. Die an der Fo- kusgruppe I Teilnehmenden waren sich bei der Beantwortung der Frage uneinig. Laut Scarlet Witch würden die nicht visuellen Sinne durch eine Erblindung zwar nicht geschärft werden, allerdings kön- ne man diese besser einsetzen.

„[I]ch würd mal nicht geschärft; aber man weiß [...] wie man besser (mit ihnen) umzugehen hat; also wenn [...] ich dann [...] meine Ohren habe; (1) @(mit de- nen)@ ich dann [...] sehen muss; [. . . ] dann weiß ich die halt besser einzusetzen; (2) aber (.) geschärft dass die dann auf einmal viel besser hören [...] das denke ich nich;“ (vgl. FG I, Scarlet Witch, Z. 68-76)

Auch Gamora beteuerte, dass sie die Theorie der Verbesserung der übrigen Sinne durch eine Er- blindung bezweifelt. Ihrer Meinung nach ist die Behauptung, dass blinde Menschen besser hören oder tasten können, „oft [...] ein Klischee“ (vgl. FG I, Gamora, Z. 86). Daraufhin berichtete Okoye, Geräusche nicht wahrgenommen zu haben, die blinde Menschen allerdings gehört haben.

„[W]obei ich [...] schon öfter erlebt habe; dass [...] blinde Leute (1) was gehört ha:ben; (.) was ich nicht gehört habe; (.) oder (.) was weiß ich (.) die Menschen halt an (.) ihrer Gangweise; an den Schritten; erkannt haben; [. . . ] das würde ich nicht können; wenn ich die Augen zumache.“ (vgl. FG I, Okoye, Z. 98-102)

Gamora bekräftigte anschließend ihren Standpunkt, dass die Schärfung der übrigen Sinne nicht die Erblindung als Ursache hat, sondern die Schulung dieser. „[D]u musst dis halt schulen ne, und du musst halt auch gefördert werden.“ (vgl. FG I, Gamora, Z. 116 f.). Gleichermaßen sind auch die Teilnehmer der Fokusgruppe II zwiegespalten, inwiefern eine Erblin- dung die übrigen Sinne beeinflusst. Hawkeye nahm an, dass dieser Prozess nicht unbewusst und intuitiv erfolgt, sondern das Ergebnis eines langwierigen und kontinuierlichen Trainings ist. Iron Man war der Meinung, dass der Fokus der blinden Person entscheidend sei.

43 „[I]ch glaube auch dass der Gehörsinn [...] dadurch dass man [...] sich vielmehr drauf konzentriert einfach (.) sensibler is;“ (vgl. FG II, Iron Man, Z. 104-106)

Nachdem durch die Befragten der Fokusgruppe II mehrfach unterschiedliche Sinneskanäle genannt wurden, die in Folge einer Erblindung an Bedeutung gewinnen, fragte die Moderatorin welche Sinne nach einer Erblindung entscheidend sind. Thor nannte zunächst neben dem Gehör-, den Tastsinn. Laut ihm seien „auch [...] die anderen Sinne (.) also auch sowas wie Tastsinn; (.) stärker [...] ausgeprägt is; bei denen;“ (vgl. FG II, Thor, Z. 115-117). Hawkeye machte dabei auf eine Methode aufmerksam, mit Hilfe welcher blinde Menschen sich vermeintlich besser orientieren können. Seiner Auffassung nach soll es Personen mit Blindheit durch die Erzeugung von Lauten gelingen, sich im Raum fortzubewegen.

„[E]s gibt ja auch die Methode dass man so Klick-Laute mit dem Mund macht; da ist natürlich dann auch wichtig; wenn man sich da dran orientiert, (1) dass man dis hinkriegt;“ (vgl. FG II, Hawkeye, 132-134)

Letztlich erörterten Thor und Hawkeye, ob der Geruchssinn ebenfalls für erblindete Menschen wesentlich ist. Sie kamen zu dem Schluss, dass dieser ebenfalls stärker ausgeprägt sei und folglich Menschen mit Blindheit im Alltag unterstützte.

Thor: „ja und sonst (.) weiß ich nich; ob jetzt der Geruchssinn auch (1) doller ausgeprägt ist,“ Hawkeye: „ich würd davon ausgehen;“ Thor: „keine Ahnung;“ Hawkeye: „dass das sicherlich auch hilft;“ (FG II, Thor & Hawkeye, Z. 161-167)

Diskussion zu Frage 2 Sowohl die Befragten innerhalb einer Fokusgruppen als auch verglichen mit der jeweils anderen Gruppe waren sich uneinig, ob eine Erblindung die Schärfung der übrigen Sinne nach sich zieht. Die meisten Teilnehmerinnen der Fokusgruppe I hatten die Meinung, dass blinde Menschen - ver- glichen mit Sehenden - einen besseren Umgang mit ihren nicht visuellen Sinnen aufweisen. Dies resultiere aus dem Umstand, dass die übrigen Sinneskanäle für die blinde Person in den Vorder- grund treten. Die Teilnehmerinnen, die über einen professionellen Hintergrund verfügen und auf gemachte Erfahrungen zurückgreifen, gehen von einem automatisiertem Vorgang aus. Wie in Kapi- tel 2.4.2 „Erblindung und Wahrnehmung durch die übrigen Sinne“ beschrieben, findet in Folge einer Erblindung eine Reorganisation des Gehirns statt. Das bedeutet, dass der primäre visuelle Kortex blinder Menschen andere Sinnesreize - wie die des Tastsinns - verarbeitet. Ebenso wie eine Teilnehmerin der Fokusgruppe I, bezweifelten auch die meisten der Fokusgruppe II diesen Zusammenhang und schrieben die Verbesserung einem langem und konstantem Training der nicht visuellen Sinne zu - insbesondere des Hör- und Tastsinns. Der Fokus sei ebenfalls entscheidend,

44 da dieser zur Sensibilisierung der Sinne beiträgt. Die Ergebnisse der in der Ausarbeitung beschrie- benen Studien, zeigen keine Unterschiede in der Aufgabenleistung zwischen blinden und sehenden Personen. Allerdings mutmaßen Röder et al., dass mit Hilfe weiterer Studien, deren These - Blinde hätten gegenüber Sehenden einen verbesserten Tastsinn - bewiesen werden könnte.

4.3 Daredevil’s Fähigkeiten

Auch bei der dritten Frage, ob Daredevil’s Fähigkeiten angeboren sind, waren sich die Befragten uneinig. Mantis sagte zunächst, dass sie davon ausgeht, Daredevil sei durch einen Unfall mit Ge- fahrgut erblindet. Weiterhin meinte sie: „[D]ie kämpferischen Fähigkeiten sind erlernt; und nicht angeboren;“ (vgl. FG I, Mantis, Z. 126 f.). Nebula war anderer Meinung. Obwohl sie sagte, dass die Darstellung im Film darauf hinweist, dass die Fähigkeiten vom Vater vererbt wurden, ging sie davon aus, dass Daredevil seine Fähigkeiten entwickelt hat.

„[D]ass er ne Erfahrung hat; dadurch dass der Vater ja viel gekämpft hat; [...] kann er diese Fähigkeiten; (.) und die hat er eben [...] weiterentwickelt; und (.) hat den Kampfsport weiter betrieben; (1) hat aber diese Wut [...] erst später [...] gespürt; (.) und [...] hat [...] sein Vorhaben in (.) die Tat [...] umgesetzt;“ (vgl. FG I, Nebula, Z. 143-150)

Die Teilnehmer der Fokusgruppe II waren der Auffassung, dass mehr Informationen nötig wären, um die Frage beantworten zu können. Dennoch stellten sie unterschiedliche Theorien auf, wie Daredevil seine Fähigkeiten erlangen konnte. Während sich alle Befragten auf die gezeigten Filmsequenzen bezogen, stellte Iron Man Vermutungen auf ohne sich dabei auf eine festzulegen.

„[I]ch [würd] denken (.) dass er die: [...] nachdem er erblindet is bekommen hat; [...] es wirkte jetzt nich so; als ob er als kleines Kind besonders gut hörn könnte; [...] man erfährt es ja auch nich so richtig aus der Szene; [...] Ob der [...] von Natur aus sowieso schon gut hört; und dann durch (.) dann noch besser hört; (1) oder ob e:r [...] nu:r durch Training (.) besser hört; also [...] eigentlich kann mans nich wissen;“ (vgl. FG II, Iron Man, Z. 214-222)

Im Gegensatz dazu war sich Spider Man sicher, dass Daredevil durch den Unfall zu seinen Fähig- keiten gekommen ist. Zugleich meinte er, dass die Fähigkeiten von seinem Vater stammen könnten und somit vererbt wurden. „[A]lso dis is teils angeborn vielleicht; aber auch teils nich;“ (vgl. FG II, Spider Man, Z. 226 f.). Wiederum Hulk verglich das Erlangen von Daredevils Fähigkeiten mit einer typischen Superheldengeschichte.

„[I]ch glaub auch das is so ne klassische Superkraft Story is; [...] irgendein ein- schneidendes Erlebnis; u:nd [...] daraus [...] resultieren dann die Kräfte; die der [...] Protagonist dann hat; [...] (wie bei) Batman;“ (vgl. FG II, Hulk, Z. 229-233)

45 Zuletzt waren laut Hawkeye Daredevils Fähigkeiten nicht angeboren, sondern ein Resultat seiner Motivation. „[I]ch würds [. . . ] auch eher als Motivation sehn; als [...] wirklich magische Fähigkeiten;“ (vgl. FG II, Hawkeye, Z. 237 f.).

Diskussion zu Frage 3 Wie im Abschnitt der Entstehungsgeschichte der Serie „Marvel’s Daredevil“ beschrieben, handelt es sich bei den Fähigkeiten der Hauptfigur um einen übernatürlicher Alarmmechanismus, der wiederum durch vorherige Superhelden - wie Spider Man - inspiriert ist. Daredevil verfügt über eine Schärfung der nicht visuellen Sinne, eine übermenschliche Balance und einen Sinn, mit Hilfe dessen er seine Umgebung visualisieren kann. Wann genau Daredevil diese Fähigkeiten erlangt, wird nicht in der Serie beschrieben. Auch die an beiden Gruppendiskussionen Teilnehmenden waren sich bei der Beantwortung der Frage unsicher, seit wann Daredevil über seine Fähigkeiten verfügt. Die meisten Befragten beider Fokusgruppen teilten die Meinung, die Fähigkeiten seien nicht angeboren. Nur jeweils einzelne Personen der Fokusgruppen schrieben Daredevils Fähigkeiten der Vererbung dieser durch den Vater zu. Eindeutig ist, dass Daredevil durch den blinden Kampfkunstexperten und seinen Mentor namens Stick seine kämpferischen Fähigkeiten nach seiner Erblindung erlernt. Ebenso waren sich die Teil- nehmenden der Fokusgruppen einig, dass Daredevil seine kämpferischen Fähigkeiten erlernt hat. Durch den Vergleich der Teilnehmer der Fokusgruppe II mit den Geschichten anderer Superhelden, scheint bei ihnen eine gewisse Expertise und Vertrautheit mit dem Superheldengenre vorhanden zu sein. Aus dem Vergleich resultierte die Erklärung, dass die Fähigkeiten von Superheldinnen und -helden oftmals aus einschneidenden Erlebnissen - wie bspw. einem Unfall - entspringen und durch die Motivation des Helden bzw. der Heldin weiterentwickelt werden.

4.4 Geburtsblind oder spätere Erblindung

Die vierte Frage lautete: „Würdet ihr es bevorzugen geburtsblind zu sein oder später zu erblinden?“ Die Teilnehmerinnen der Fokusgruppe I vertraten gegensätzliche Meinungen. Okoye antwortete entschlossen, lieber geburtsblind sein zu wollen, als später im Leben zu erblinden. Black Widow hatte die Einstellung, es sei „erschreckend für (nen) Menschen wenn er [...] sehend geboren wurde; und dann plötzlich (.) erblindet;“ (vgl. FG I, Black Widow, Z. 160-162). Die übrigen Teilnehmerinnen haben sich für eine spätere Erblindung entschieden. Als Begründung dafür gaben sie ihr bisher erlerntes Wissen während des Studiums an.

„Also ich glaube (.) mit dem Wissen was ich jetzt habe (.) würd ich lieber (.) jetzt erblinden; als von Geburt an blind zu sein; (.) weil ich (.) in: (.) meiner jetzigen Situation; zum Beispiel Raumkonzepte kenne; und die sozialen Gepflo- genheiten; (.) und wenn ich jetzt erblinden würde (1) könnte ich einmal (.) schon (.) die Technik (.) eventuell besser verstehen; [...] u:nd (.) mich (.) in sozialen Situationen (.) so anpassen dass es weniger auffällt; dass ich blind (.) wäre.“ (vgl. FG I, Mantis, Z. 174-181)

46 Weiterhin mutmaßte Mantis, dass die Wahl des Förderschwerpunktes Sehen, ein Grund für die Wahl einer späteren Erblindung sein könnte. Aus dem Studium des Förderschwerpunktes Sehen, resultiere das Wissen über Hilfsmittelmöglichkeiten „und dass [...] wir eventuell schon weniger mit so nem großen Schock (1) Schwierigkeiten hätten;“ (vgl. FG I, Mantis, Z. 199 f.). Die Mehrheit der an der Fokusgruppe II Teilnehmenden war konträrer Meinung, da sie es bevorzugen würden geburtsblind zu sein. Captain America begründete dies mit den Worten: „[M]an sagt ja immer (.) was man nicht kennt; kann man nicht vermissen.“ (vgl. FG II, Captain America, Z. 259 f.). Dieser Aussage stimmten neben Thor, auch Hulk und Spider Man zu. Im späteren Verlauf begründete Thor seinen Standpunkt mit der Angst vor dem Prozess der Krisenverarbeitung und der Frage, „ob du denn irgendwann (.) in irgendwelche Depressionen verfällst;“ (vgl. FG II, Thor, Z. 283 f.). Lediglich Iron Man hätte sich für eine spätere Erblindung zu entscheiden.

„[I]ch [...] würde glaub ich lie:ber (.) später erblinden; weil [...] ich glaube es hilft ungemein wenn du einfach (.) die Dinge schon einmal gesehen hast; [...] ich glaube man kann sich auch (.) bei Gesprächen (.) mit Sehenden dann (.) besser verständigen; weil man (.) glaub ich auch (.) n besseren Bezug zu denen hat; [...] generell glaub ich [...] hilft einem dis ungemein mit [...] Sehenden zu kommunizieren; wenn man einfach weiß wie Dinge aussehn.“ (vgl. FG II, Iron Man, Z. 265-280)

Weiterhin war Iron Man der Auffassung, dass sowohl die medizinische Ursache als auch der Zeit- punkt der Erblindung für die Wahrnehmung der Welt entscheidend seien. Hulk relativierte diese Aussage, indem er sagte, dass seiner Meinung nach geburtsblinde Menschen „einfach ne andere (2) ne abstraktere (.) Vorstellung von der Welt [haben].“ (vgl. FG II, Hulk, Z. 316-318). Diese müsse laut ihm nicht grundsätzlich minderwertiger sein - verglichen zur Wahrnehmung der Welt mit Hilfe des visuellen Sinns. Daraufhin folgte die Nachfrage, ob die Teilnehmenden wertschätzen sehen zu können. Die Befragten der Fokusgruppe I waren sich darin einig, die Möglichkeit der visuellen Wahrnehmung zu schätzen zu wissen. Mantis machte deutlich dem Sehsinn - aufgrund des Studiums - mehr Beachtung zu schenken und entsprechend zu würdigen. Gleichzeitig vertrat sie die Meinung, dass „man (1) sich (.) halt (.) darüber keine Gedanken macht; (2) also ich mein (.) normalerweise macht man sich halt einfach keine Gedanken drüber.“ (vgl. FG I, Mantis, Z. 247-249). Nebula war derselben Auffassung.

„[J]a ich [...] schätze dis auf jeden Fall; [...] die Wunder der Natur auch mit den Augen zu sehen; (.) oder [...] meine Familie oder Fotos oder Filme; (.) a:ber ich seh es nicht a:ls (.) Weltuntergang würde (man) jetzt nicht sehen können. (1) Ich glaube dass [...] hat sich verändert bei mir; [...] durch dis Studium; [...] ich denke es gibt (.) ja; andere Arten zu sehen;“ (vgl. FG I, Nebula, Z. 252-258)

Ebenso stelle sich Gamora seit ihrem Studium in bestimmten Situationen die Frage, inwiefern sie der Verlust ihres Sehsinns beeinträchtigen würde. Hierzu sagte sie: „[Z]um Beispiel [...] im Club; (.)

47 oder so; (1) wo es halt super laut is; total überfüllt is;“ (vgl. FG I, Gamora, Z. 265 f.). Auch Black Widow schloss sich ihren Vorrednerinnen an und beschrieb eine erlebte Situation aus dem Bereich Sport.

„[A]ls Mantis und ich im Praktikum waren; durften wir auch Goalball mitspielen; (.) und ich war (.) so: überfordert mit dieser Sportart; [...] und hab mir danach die ganze Zeit so überlegt [...] was ich halt machen würde; (1) weil mein Sport (.) dis is ja alles mehr auf Sehen ausgerichtet; (.) wie: sich mein Leben dann so verändern würde; und da dacht ich mir schon dass ich (.) schon sehr dankbar dafür bin dass ich sehe; obwohl ich auch denk dass meine Welt nicht zu Ende sein würde; aber wär glaub ich extrem ungewohnt für mich;“ (vgl. FG I, Black Widow, Z. 307-317)

Die Teilnehmer der Fokusgruppe II meinten, dem Sehsinn wenig Aufmerksamkeit zu schenken. „[I]ch (.) bin auch eher jemand de:r (.) der selten sich mit sowas befasst; gedanklich;“ (vgl. FG II, Iron Man, Z. 374 f.). Außerdem fiele es laut Iron Man blinden Menschen durch deren Auseinandersetzung und Umständen im Alltag leichter, sich an diese zu gewöhnen. „[I]ch glaub nicht dass man sich denn da noch so krass dran stört.“ (vgl. FG II, Iron Man, Z. 421). Dennoch würden sie die Vorteile der visuellen Wahrnehmung wertschätzen.

„[A]lso es is nich so; dass ich jeden Tag dasitze und mir darüber Gedanken mache; ne, aber [. . . ] in manchen Situationen [...] freu ich mich schon dadrüber dass ich meine Sinne so einsetzten kann; wie ich sie einsetzten kann; [...] wenn ich darauf verzichten mü:sste; würde mir schon schwerfalln;“ (vgl. FG II, Captain America, Z. 365-372)

Hulk fügte - aufgrund einer eigens gemachten Erfahrung - hinzu, den Sehsinn wertgeschätzt gelernt zu haben.

„[I]ch habs [...] nur festgestellt als ich halt längere Zeit [...] mit der Brille Pro- bleme hatte; [...] Dinge nich mehr lesen konnte; [...] dass man [...] schon sehr dankbar ist; wenns dann wirklich funktioniert; und du ne scharfe Sicht hast; und die Dinge lesen kannst; und die Bilder angucken kannst; [...] das is ja noch [...] bisschen was anderes als komplett blind zu sein; allein das is schon irgendwas (.) was mich [...] sehr beeinträchtigt hat; [...] von daher bin ich da schon sehr [...] glücklich (.) drüber (.) dass [...] ich scharf sehen kann; [...] das ist schon [...] vielleicht auch deswegen [ein] sehr wichtiges (.) Sinnesorgan für mich“ (vgl. FG II, Hulk, Z. 385-413)

Weiterhin würden laut Hulk viele alltägliche Situationen durch eine Erblindung komplizierter wer- den und erheblich mehr Zeit in Anspruch nehmen. Zusätzlich seien blinde Menschen oftmals auf

48 andere Personen angewiesen. „[V]iele Sachen werden [...] sehr kompliziert [...] dauert länger [...] dieses immer auf jemand (.) anderes angewiesen zu sein;“ (FG II, Hulk, Z. 429-446). Laut Hulk könnte die Abhängigkeit unter Umständen - ohne dass die Helfenden derartig empfinden - zu einer Belastung der erblindeten Person führen.

Diskussion zu Frage 4 Es ist entscheidend, ob eine Person geburtsblind ist oder im Verlauf seines Lebens erblindet. Ein Mensch, der allmählich erblindet, hat die Möglichkeit sich auf seine Erblindung einzustellen und sich umzuorientieren. Dieser Meinung waren auch die meisten Teilnehmerinnen der Fokusgruppe I. Da es ihrer Auffassung nach deutlich schwieriger ist bei einer Geburtsblindheit bestimmte Dinge zu erlernen, würden sie es bevorzugen später zu erblinden. Vermutlich ist dafür der professionelle Hin- tergrund der Teilnehmerinnen verantwortlich. Durch das vorhandene Wissen über Hilfsmittel und die Relativierung der Einstellung der Sehsinn sei der Wichtigste, gingen die Teilnehmerinnen davon aus, dass sie im Falle einer späteren Erblindung besser auf das darauffolgende Leben vorbereitet wären. Nur ein Befragter der Fokusgruppe II würde ebenfalls eine spätere Erblindung bevorzugen, da auf diese Weise gewisse Konzepte - wie bspw. das Aussehen von Gegenstände oder der Umgang in Interaktionen - schon vorhanden seien. Im Gegensatz dazu sind Geburtsblinde in Bezug auf die Akzeptanz der Behinderung als Teil ihrer eigenen Person überlegen. Dieser Vorteil überwog laut dem Großteil der Teilnehmer der Fokus- gruppe II. Durch die Angst vor dem späteren Verlust des Sehsinns und eventuellen Depressionen aufgrund von Krisenverarbeitungsprozessen, würden sich die meisten für eine Erblindung bei Ge- burt entscheiden. Diese Bedenken könnten sich aus dem Zusammenhang ergeben, dass die Befragten der fachfremden Gruppe über nur wenige Erfahrungen im Bereich Blindheit verfügen und daraus eine Angst vor dem Unbekannten entsteht.

4.5 Kontakt und Umgang mit blinden Menschen

Als nächstes wurden die an den Fokusgruppen Teilnehmenden gefragt, ob und inwiefern sie blinde Menschen anders behandeln als sehende Personen. Grundsätzlich waren die Befragten der Meinung, dass sie kaum ihr Verhalten gegenüber blinden Menschen ändern. Allerdings unterscheide sich laut ihnen der Umgang zwischen sehenden und blinden Menschen, um auf deren Bedürfnisse einzugehen.

„Ich: denke ich würde gerne auf die Frage gerne mit nein antworten; (.) a:ber (.) letztendlich (2) kann ich dis glaub ich nich; [...] weil ich ja dann doch ver- suche (.) wenn ich (.) mit einer blinden Person in Kontakt trete (.) dis auch zu berücksichtigen; [...] aber (1) gleichzeitig is halt die Frage (.) is das gleich anders behandelt, wenn man auf die Bedürfnisse der Person eingeht,“ (vgl. FG I, Mantis, Z. 324-339)

Gamora schloss sich Mantis Meinung an und veranschaulichte ihre Position mit der Erfahrung aus dem Studium, dass „mit unsern Dozenten zum Beispiel da (1) hat man halt am Anfang [...] Regeln abgesprochen“ (vgl. FG I, Gamora, Z. 360 f.). Mit der Ausnahme, dass in den Seminaren auf das

49 Anzeigen per Handzeichen verzichtet wurde, war laut Gamora der Umgang - im Vergleich zu dem mit anderen Dozierenden - gleich. Nebula erwiderte daraufhin, dass sich Interaktionen zwischen Blinden und Sehenden durchaus im Vergleich zu denen zwischen Sehenden unterscheide.

„[S]eh ich ein bisschen anders; also [...] ich (.) hab viel länger Zeit gebraucht; [...] die zu verstehen; (2) u:nd hab mir auch viel mehr Gedanken gemacht; ja.“ (vgl. FG I, Nebula, Z. 366-369)

Die Befragten aus Fokusgruppe II antworteten auf Anhieb, dass sie blinde Menschen anders behan- deln. „[W]ürd ich schon sagen ja;“ (vgl. FG II, Hawkeye, Z. 454 f.). Gleichzeitig machte Captain America darauf aufmerksam, dass er bisher wenig Kontakt zu blinden Menschen hatte. „[M]eine Berührungspunkte mit Blinden sind halt jetzt (.) eher gering“ (vgl. FG II, Captain America, Z. 456 f.). Iron Man nannte zur Veranschaulichung seines Umgangs mit blinden Personen ein Beispiel aus dem Alltag.

„[I]ch denk mal man is prinzipiell hilfsbereiter; man sagt nich (.) ja ja zwei [...] Kreuzungen geradeaus und dann rechts; (.) sondern ich denke mal [...] ich wür- de mir wahrscheinlich mehr Zeit nehm; auch wenn ich in dem Moment vielleicht es so n bisschen eilig habe.“ (vgl. FG II, Iron Man, Z. 467-471)

Neben besonders vorsichtigem Handeln gegenüber blinden Menschen, äußerte Hawkeye Interesse gegenüber ihnen und deren Gestaltung des Alltags.

„[W]enn man halt erkennt dass jemand blind is; dann [...] geh ich auch vor- sichtiger mit dem um; [...] eventuell bin ich auch interessiert (.) wie der dis halt macht; [...] also wie er zurechtkommt im Alltag; und beobachte den halt n bisschen; selbst wenn ich nich (.) Interaktion mit dem habe; (.) dass ich dort nbisschenguckedassichhalt(.)Abstandhalte;damit[...]ernichinmich reinläuft; oder ich in ihn; wenn ich grad nich aufpasse; [. . . ] und dass ich halt gucke; (.) wie: bewegt der sich; was benutzt der für Techniken; und so weiter;“ (vgl. FG II, Hawkeye, Z. 473-484)

Auch Thor meinte, blinde Menschen im Vergleich zu Sehenden anders zu behandeln. Gleichzeitig ging er davon aus, dass die Menschen mit Blindheit selbst dies nicht wünschen. Aus diesem Grund würde er versuchen ein möglichst unverändertes Verhalten ihnen gegenüber zu zeigen und begrün- dete seine Unsicherheit mit dem Umstand des wenigen Kontaktes mit Menschen mit Blindheit bisher.

„[A]ber ich denke mal je länger ich (.) mit nem Blinden auch was zusammen machen würde; (.) desto n:ormaler würde es auch für mich werden; und desto normaler würde ich auch mit ihm umgehn;“ (vgl. FG II, Thor, Z. 492-495)

50 Die meisten Befragten der Fokusgruppe I hatten bisher im Rahmen des Studiums Kontakt mit blinden Menschen. „Also nur in der Uni; und dann durch die Uni mit Kindern;“ (vgl. FG I, Nebula, Z. 394) Lediglich Mantis und Okoye hatten neben dem im Studium abgeschlossenen Praktikum, weitere Erfahrungen mit blinden und hochgradig sehbehinderten Menschen gesammelt.

„Also ich habe [...] bevor ich das Studium angefang hab ein FSJ abgelegt in einer Werkstatt für behinderte Menschen. (1) Und da wa:rn (.) zwei Personen die: vollständig blind warn; [...] und das waren eigentlich meine ersten Kontakte zu blinden Personen;“ (vgl. FG I, Mantis, Z. 402-407)

„Also: (.) ich ha:b [...] seit meiner Gebu:rt (.) eigentlich; [...] Kontakt zu blinden Menschen; ich hab nen großen Bruder; der is vollblind; [...] er hat auch natürlich (.) Freunde und so; mit den ich dann auch (.) Kontakt hatte; (1) und auch noch immer (.) Kontakt habe; [...] meine Mum is: Lehrerin in (1) der Blindenschule; [...] dann hab ich auch [...] in ihrer Schule wo sie arbeitet; [...] 2016 nen Prak- tikum gemacht; [...] und jetzt eben dis Praktikum (.) in der [...] Schule auch;“ (vgl. FG I, Okoye, Z. 419-432)

Die Befragten der Fokusgruppe II machten jeweils ähnliche Erfahrungen in Bezug auf den Kontakt mit blinden Menschen. Der Aussage von Captain America: „[N]a ich (.) also nur in der Öffentlichkeit bisher;“ (vgl. FG II, Captain America, Z. 510 f.) stimmten Iron Man, Spider Man, Hulk und Thor zu. Hulk fügte hinzu, dass er durch seinen erblindeten Großvater mehrmals in Kontakt mit einem blinden Menschen trat. „[J]a bei mir hauptsächlich mein Opa;“ (vgl. FG II, Hulk, Z. 514 f.). Als am Ende der Diskussion nachgefragt wurde, ob die Teilnehmenden noch etwas sagen möchten, erinnerte sich Iron Man an eine Begegnung mit einer blinden Person.

„[M]eine Patentante [...] hat ne Nichte; (.) und die is geburtsblind; [...] und als wir [...] im Urlaub warn; [...] da [....] wurden wir uns vorgestellt; und [...] sie hat mir denn [...] ungefragt einfach ins Gesicht gefasst; [. . . ] bei der Begrüßung; [...] ich weiß noch dass mich dis damals (.) total irritiert hat; [...] und dann hat mir die Mutter erklärt ne ne; die [...] macht dis um (.) sich dein Gesicht vorzustelln; (.) und dann hab ichs auch zugelassen;“ (vgl. FG II, Iron Man, Z. 814-829)

Ähnlich wie die Frage inwiefern blinde Menschen von ihnen anders behandelt werden, beantworteten die Teilnehmerinnen die Frage inwiefern blinde Menschen sie anders behandeln. Die Befragten der Fokusgruppe I waren sich darüber einig, dass sie keinen veränderten Umgang wahrnehmen: „[A]ber da is mir [...] jetzt [...] kein Unterschied aufgefallen;“ (vgl. FG I, Nebula, Z. 448 f.). Dennoch versuchte sich Gamora in die Situation einer ihrer blinden Dozenten hineinzuversetzen.

„[A]lso ich kann jetzt zum Beispiel aufs Seminar eingehen; ich glaub es is schwie- riger (.) bei Herr Falcon wo wir mehr Leute warn; ich glaub da warn wir so 20 (.) 25 vielleicht; [...] dass es schwieriger is ne persönliche Ebene aufzubauen; [...]

51 da es für ihn nich so einfach is [...] dis also zu sortieren; (.) oder sich zu mer:ken (.) wer da: war; oder wer gesprochen hat; [...] wer teilgenommen hat; rege am Seminar; (.) also ich glaub es is schwieriger [...] ne Beziehung aufzubauen; [...] wenn einfach vie:le (.) Menschen im Seminar sind; als jetzt zum Beispiel bei Herr Vision; (.) wo halt weniger sind; und man irgendwie [...] intensiveren Kontakt hatte;“ (vgl. FG I, Gamora, Z. 455-465)

Die Teilnehmenden der Fokusgruppe II haben die Frage nach dem Umgang blinder Menschen ihnen gegenüber kaum beantwortet. Iron Man schloss sich den Aussagen von Captain America und Hulk an, indem er sagte, dass er den Umgang blinder Menschen ihm gegenüber kaum beurteilen kann, da „ich kein (.) persönlichen Kontakt zu denen hatte; sondern halt nur so sporadisch;“ (vgl. FG II, Iron Man, Z. 538 f.). Hulk griffnochmals auf die gemachten Erfahrungen mit seinem Großvater zurück. Ihm fiel ebenfalls nur ein gelegentlich veränderter Umgang seines Großvaters auf.

„[A]lso [...] haben halt öfter mal nachgefragt ob man etwas für sie (.) tun kann; oder etwas [...] holn kann; [...] von daher (.) glaub ich nich dass (.) da jetzt irgendwas spezielles (.) wäre;“ (vgl. FG II, Hulk, Z. 549 f.)

Diskussion zu Frage 5 Bei der Beantwortung der Frage nach dem Kontakt und dem daraus resultierenden Umgang mit behinderten Menschen, glichen sich jeweils die Aussagen innerhalb der beiden Fokusgruppen. Im selben Maße unterschieden sich die Antworten zwischen den beiden Fokusgruppen. Während die Gruppe der Teilnehmer mit fachfremden Hintergrund lediglich auf wenige gesammelte Erfahrungen aus dem sozialen Umfeld zurückgreifen konnte, verfügen die Teilnehmerinnen der professionellen Gruppe über einen deutlich größeren Erfahrungshorizont. Sowohl aufgrund des Studiums als auch diverser Praktika, gingen die Teilnehmerinnen der Fokusgruppe I davon aus, dass ein verändertes Verhalten gegenüber Menschen mit Behinderung aus dem Eingehen auf deren Bedürfnisse resultiere. Sonst sei ihrer Meinung nach der Umgang allerdings nicht von dem mit nichtbehinderten Menschen zu unterscheiden. Die Teilnehmer der Fokusgruppe II waren anderer Meinung. Der Umgang mit behinderten Men- schen wiche deutlich von dem mit nichtbehinderten Personen ab. Der deutlich vorsichtigere und hilfsbereitere Umgang mit behinderten Menschen resultiere daraus, dass bisher kaum Erfahrun- gen mit behinderten Menschen gemacht wurden. Im Sinne der Kontakthypothese hieße dies, dass aufgrund des wenigen Kontakt, sich keine günstige Einstellung gegenüber Menschen mit Behinde- rung bzw. Blindheit und somit auch keine Sicherheit im Umgang mit ihnen entwickeln konnte. Ein Befragter der Fokusgruppe II ging davon aus, dass sich sein Umgang mit behinderten Menschen verändern würde, wenn er häufiger Kontakt mit ihnen hätte - was ebenfalls eine Annahme der Kontakthypothese ist. Neben veränderten Verhaltensweisen, ist auch das Interesse an dem Alltag behinderter Menschen der Befragten mit fachfremden Hintergrund groß. Ein Teilnehmer interessierte sich insbesondere für die Art und Weise wie sich blinde Menschen fortbewegen. Aufgrund der übermäßig geschenkten

52 Aufmerksamkeit auf das Alltägliche eines blinden Menschen, stellt für ihn die Behinderung eine Ausnahme dar. Das für den behinderten Menschen selbstverständliche Verhalten, wird in diesem Fall als etwas Besonderes angesehen. Aus dieser Verbesonderung resultiert die Fehlinterpretation blinde Menschen für geringe Erfolge zu bewundern - ganz im Sinne des Begriffs Supercrip.

4.6 Sehen als Ablenkung

Die sechste Frage lautete: „Wäre für Daredevil die Fähigkeit zu Sehen eine Ablenkung?“ Die an der Fokusgruppe I Teilnehmenden waren bei der Beantwortung der Frage zwiegespalten. Laut Mantis wäre Daredevil im Vorteil, wenn er mehr sehen könnte. Dennoch habe er seine Fähigkeiten an seine Behinderung ausreichend gut angepasst, sodass sie auch der Meinung war: „[W]enn er jetzt (.) plötzlich wieder sehen könnte (.) würde es ihm nichts bringen;“ (vgl. FG I, Mantis, Z. 505 f.). Gamora bezweifelte auf Basis der gezeigten Sequenzen der Serie, ob Daredevil überhaupt eine Einschränkung habe. Folglich war sie - ebenso wie Nebula - der Auffassung der visuelle Reiz wäre für Daredevil nicht von Nutzen.

„[M]anhatjaauchindenAusschnittenjetztnichtgesehn(.)oberjetzteigentlich überhaupt ne Einschränkung [...]; also bisher wirkt dis ja so als ob er (1) es kann; (1) sich komplett orientieren kann; ohne Hilfe; [...] da:her denk ich auch (.) überflüssig is dass er sehen kann; anscheinend; [...] und wenn er jetzt plötzlich wieder sehen könnte (.) würd es ihn (.) wahrscheinlich schon erstmal ablenken und [...] es schwieriger haben;“ (vgl. FG I, Gamora, Z. 509-517)

Hawkeye aus Fokusgruppe II sagte, dass Daredevil der visuelle Reiz nicht ablenken würde. „[W]enn er damit halt umgehn kann; dann glaub ich dis nich;“ (vgl. FG II, Hawkeye, Z. 572 f.). Ganz im Gegenteil würde er lernen seine Sinne anders zu nutzen. Anschließend meinte Iron Man, dass seiner Meinung nach Daredevil kein Superheld wäre, wenn er sehen könnte. Erst durch die Erblindung habe es Daredevil geschafft seine Fähigkeiten zu entwickeln: „[I]ch glaub schon dass ihn dis: [...] schon n Stück weit geprägt hat; (.) als Kind; (.) zu erblinden;“ (vgl. FG II, Iron Man, Z. 578-580). Hulk war gegensätzlicher Meinung und verallgemeinerte, dass der Sehsinn für jemanden, der einst sehen konnte, keine Ablenkung sei. Er verglich dabei Geburtsblinde und später erblindete Menschen.

„[I]ch glaube dadurch dass er schonmal sehen konnte; (2) wär es vielleicht (.) nich so (.) ablenkend; (.) wenn jetzt jemand der noch nie sehen konnte plötzlich sieht; (1) kann ich mir schon vorstelln dass dis dann erstmal (.) sehr sehr schwierig ist das (.) in Einklang zu bringen mit dem Bild was man sich bis jetzt (1) gemacht hat vorher;“ (vgl. FG II, Hulk, Z. 603-608)

Im Anschluss daran wurden die Teilnehmenden gefragt, ob Daredevil aufgrund seiner Fähigkeiten, Vorteile gegenüber Sehenden hat. Aus der Fokusgruppe I beantwortete lediglich Mantis die Frage und sagte, „dass e:r (3) seine (.) Sinne (.) so verfeinert hat dass er mehr wahrnimmt als [...] der

53 Durchschnittsmensch; [...] und [...] dadurch [...] Vorteile hat;“ (vgl. FG I, Mantis, Z. 530-535). Daredevil sei somit gegenüber sehenden Menschen nicht benachteiligt. Die Befragten der Fokusgruppe II machten alle ähnliche Aussagen zur Beantwortung der Frage. Sowohl Hawkeye als auch Iron Man teilten die Ansicht, dass Daredevil gegenüber Sehenden zum Teil bevorteilt ist.

„[I]n: bestimmten Situationen auf jeden Fall“ (vgl. FG II, Hawkeye, Z. 589 f.)

„[J]a gerade in der ersten Szene [...]; da an dem Hafen; wo dis dunkel war; (.) da: is [...] der Vorteil der Sehenden mehr oder weniger wieder weg gewesen; (1) da hatte er natürlich [...] nen Vorteil; weil die Sehenden die sehen (.) schlechter; aber haben nich dann dis gute Gehör;“ (vgl. FG II, Iron Man, Z. 595-599)

Diskussion zu Frage 6 Die Befragten beider Fokusgruppen waren sich nahezu einig, dass der Sehsinn für Daredevil in sei- nem Dasein als Superheld nicht von Bedeutung sei. Laut der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sei die Hauptfigur aus Marvel’s Daredevil - aufgrund seiner durch die Blindheit entwickelten Fähigkei- ten - sehenden Menschen gegenüber bevorteilt. Aufgrund der Kompensation seiner Blindheit mit Hilfe der erlernten Fähigkeiten wird - laut den Teilnehmerinnen der Fokusgruppe I - die Behinde- rung Daredevils relativiert, sodass zwischen Behinderung und Stigmatisierung kein Zusammenhang mehr besteht. Zugleich bezweifelten die Teilnehmerinnen mit professionellem Hintergrund, ob Dare- devil überhaupt eine Behinderung habe. Aufgrund des problemlosen Umgang mit seiner Blindheit, schrieben ihm die Teilnehmerinnen keine Behinderung zu. Gleichermaßen waren auch die Befragten der Fokusgruppe II der Meinung, dass das Nicht-Sehen Vorteile gegenüber sehenden Personen haben kann. Allerdings beschränkten sich die Teilnehmer mit fachfremdem Hintergrund auf bestimmte Situationen - wie bspw. im Kampf in absoluter Dunkel- heit. Durch die deutlich bessere räumliche Orientierung seien blinde Menschen gegenüber Sehenden überlegen. Im Gegensatz zu den Befragten der Fokusgruppe I, milderten die Teilnehmer der Fo- kusgruppe II nicht den Umstand der Blindheit Daredevils, aufgrund seiner erlernten Fähigkeiten. Vielmehr waren sie der Meinung, dass Daredevil dennoch eine Behinderung habe und dessen Blind- heit der Grund für sein Dasein als Superheld sei.

4.7 Charakter Daredevil

In der vorletzten Frage ging es darum herauszufinden, wie den an den Fokusgruppe Teilnehmenden der Charakter Daredevil gefiel. Nebula missfiel die Darstellung Daredevils ohne seine vermeintliche Schwachstellen zu offenbaren.

„Ich hätte gern auch n bisschen [...] Schwachstellen gesehn; [. . . ] jeder Mensch hat so n bisschen [...] Punkte (.) die man nich so gut kann; (.) und auch ein Held;“ (vgl. FG I, Nebula, Z. 551-556)

54 Sie störte die Inszenierung Daredevils derartig, dass sie ihn lieber mit ihrem Gehör, als ihrem Auge wahrgenommen hätte. „[I]ch glaub er hätt mir [...] wäre ich jetzt blind (.) wahrscheinlich besser gefallen;“ (vgl. FG I, Nebula, Z. 586 f.) Auch Mantis und Gamora fiel es schwer Sympathie für den Hauptcharakter aus Marvel’s Daredevil zu empfinden. Obwohl beide Daredevil auch Positives - wie seine interessante Darstellungsweise oder Kampfkunst - abgewinnen konnten, kritisierten sie die persönlichen Eigenschaften Daredevils.

„Ich find den Charakter interessant; (1) ich m:ag ihn nich so sehr weil [...] es kommt für mich s:o rüber als wär er ziemlich verbittert; [...] die Szenen die wir gesehn haben; (.) warn halt (1) sehr emotional rachemäßig aufgeladen; [...] ich [...] hab ihn auch nich so richtig als Held empfunden tatsächlich; (1) weil [...] es hat sich für mich sehr gegensätzlich; widersprüchlich; angefühlt; (.) und er is auch ein sehr sarkastischer Charakter; und das gefällt mir persönlich nicht so;“ (vgl. FG I, Mantis, Z. 562-576)

„Also ich [...] (kenn die Serie und mag die gerne); und kenn den Charakter Dare- devil; [...] tatsächlich hab ich vergessen dass er blind war; [...] und ich fand den Charakter nie wirklich interessant; und ich glaub auch dass was Mantis eigent- lich beschrieben hat; würd ich auch (.) total zustimmen. [...] aber Kampfkunst [...] hat der drauf; das find ich gut.“ (vgl. FG I, Gamora, Z. 588-597)

Lediglich eine Teilnehmerin aus Fokusgruppe I war gegenüber Daredevil positiv gestimmt. Ihr gefiel sein humorvoller Umgang mit seiner Behinderung und die Art und Weise dies anderen Menschen zu zeigen.

„Also ich mag ihn irgendwie; ich weiß nich ob ich @(mit meiner Meinung allein dastehe)@; (.) aber der war mir irgendwie voll sympathisch; (.) u:nd (.) auch (.) irgendwie [...] humorvoll; also: [...] (die ganze Sache) mit der Erblindung an sich; [...] als die zum Beispiel bei der Wohnungsbesichtigung warn; (.) wo er dann meinte dass er ja gar keine Aussicht braucht;“ (vgl. FG I, Scarlet Witch, Z. 600-606)

Daraufhin änderte Mantis allmählich ihre Meinung und sagte, dass ihn der Umgang mit seiner Behinderung sympathischer mache. Weiterhin gefiel ihr die diskrete Darstellung seiner Blindheit, „weil [...] man ihm dis nich anmerkt; dass er blind is; [...] natürlich als dieser kämpfende Daredevil; aber auch als diese normale Figur;“ (vgl. FG I, Mantis, Z. 626-629). Aufgrund dessen schrieb sie ihm eine Vorbildfunktion zu, mit Hilfe welcher viele Menschen erste Berührungspunkte mit blinden Menschen gewinnen könnten. In Fokusgruppe II verglichen die Teilnehmer die Figur Daredevil mit anderen Superhelden und -heldinnen. Thor nahm dabei Bezug auf seine unterschiedlichen Rollen - als Matt Murdock und Anwalt sowie Daredevil und Superheld.

55 „[J]a; ich find [...] dis is ähnlich wie bei Superman; man erkennt halt so nen (1) krassen Gegensatz; also (.) in seiner normalen Rolle is er eher mehr so [...] hilfebedürftig; [...] ich find als Daredevil is er mehr [...] selbstbewusster; [...] komm:t [...] stärker rüber; [....] als in seiner normalen Rolle;“ (vgl. FG II, Thor, Z. 617-624)

Gleichermaßen ging Iron Man auf die unterschiedlichen Darstellungsweisen des Hauptcharakters ein. Seiner Meinung nach entspräche die Inszenierung als Superheld seiner wahren Persönlichkeit. „[I]ch glaube auch (.) seine [...] richtige Persönlichkeit [...] ist eigentlich [...] wie er (.) im Kostüm ist;“ (vgl. FG II, Iron Man, Z. 633-635). Hingegen hinterfragte Hulk mit welcher Rechtfertigung Daredevil sein Handeln über das Gesetz stellt.

„([M]ir stellt sich) halt auch die Frage [...] ob man sozusagen Selbstjustiz oder [. . . ] selbst übers Gesetz stell:n; (.) damit [...] klarkommt; oder [...] weil dis is ja nun (.) nen typisches [...] Super:heldending; [. . . ] weiß nich ob er (2) wo er sozusagen (2) seine Berechtigung sieht oder [...] weswegen er denkt er [...] könnte das (.) sozusagen machen; [...] also nur weil er die Fähigkeiten hat; oder (2) nen Rechtssinn;“ (vgl. FG II, Hulk, Z. 646-665)

Trotz der Selbstjustiz Daredevils hatten die meisten Befragten der Fokusgruppe II eine positive Einstellung ihm gegenüber, sodass versucht wurde sein eigenmächtiges Vorgehen zu relativieren. „[E]r hat ja nicht wirklich Selbstjustiz [ge]übt; [...] er hat ihn [...] im Endeffekt der Polizei übergeben;“ (vgl. FG II, Iron Man, Z.637-675). Daraufhin entsprang zwischen den Teilnehmern eine Diskussion, ob und inwiefern Daredevil seine kämpferischen Fähigkeiten in solch großen Maße einsetzen muss. Letztlich waren sich die Teilnehmer der Fokusgruppe II darüber einig, dass ihnen der Charakter in seiner Tagesrolle deutlich besser gefiel. Auch Hulk stimmte schließlich der folgenden Aussage von Hawkeye zu.

„[I]n seiner [...] Tagesrolle sozusagen (.) [. . . ] is er ja scheinbar irgendwie nen Anwalt für die: (.) Schwachen; [. . . ] und die die nichts haben; (.) dis is natür- lich [....] ne Sache die Einen eben positiv stimmt; würd ich jetzt schätzen; [...] zumindest is es bei mir so;“ (vgl. FG II, Hawkeye, Z. 722-732)

Diskussion zu Frage 7 Die meisten der Befragten aus Fokusgruppe I hatten eine Antipathie gegenüber Daredevil entwi- ckelt. Die negative Einstellung ihm gegenüber war laut den Teilnehmerinnen das Produkt seines Verbittertseins und seiner Rachsucht. Weiterhin sei der Charakter zu widersprüchlich und gegen- sätzlich. Aufgrund dessen, dass es sich bei der Gruppe um Personen mit professionellem Hintergrund handelt, verfügen sie über ein deutlich breiteres Verständnis von Blindheit im Vergleich zur fach- fremden Gruppe. Der BegriffTurbo-Blinder, der in Blindenfachkreisen für das Würdigen blinder Menschen mit besonderen Leistungen verwendet wird, erschafft eine eher negative Sichtweise auf

56 die Betroffenen. Aufgrund der auf ironische Weise genutzten Bezeichnung, werden Turbo-Blinde vermutlich aus Neid erschaffen. Somit könnte die nachteilige Sichtweise gegenüber Daredevil der Teilnehmerinnen diesem Umstand geschuldet sein. Im Gegensatz dazu hatten die Teilnehmer der Fokusgruppe II ein eher positiv Bild vom Haupt- charakter der Serie. Anstatt der implizierten Unterordnung anderer behinderter Menschen unter Verwendung des Begriffs Turbo-Blinder, meint der BegriffSupercrip das Nutzen behinderter Men- schen als Inspirationsquelle. Die Mehrheit der Befragten der Fokusgruppe II hatten eine positive Einstellung gegenüber Daredevil, vor allem in seiner Tagesrolle als Matt Murdock. Insbesondere in seinem alltäglichen Dasein lobten die Teilnehmer der fachfremden Gruppe den Hauptprotago- nisten für seine Inszenierung. Infolgedessen würdigten die Befragten den Charakter vorrangig für gewöhnliche Errungenschaften seines Alltags.

Abbildung 4.2: Chris Nikic beim Ironman (Haack, 2020)

In aktuellen Artikeln schreibt die Bildunterschrift „Beeindruckend und inspirierend: Chris Nikic, hier mit seinem Trainer und Guide Dan Grieb, hat bewiesen, was alles möglich ist“ (Haack, 2020) unter der Verwendung des Bildes in Abbildung 4.2, Chris Nikic mit Down-Syndrom, eine inspirierende Funktion zu. Die Überschrift: „Ich habe Gänsehaut, so unglaublich inspirierend“ trägt ein Artikel einer anderen Zeitschrift zu selbigem Anlass. (FAZ, 2020) Zwar handelt es sich in dem Fall um das Beenden des Triathlon Wettkampfes Ironman, dennoch waren dazu auch viele weitere Athletinnen und Athleten in der Lage. Diese wurden allerdings nicht mit einem Zeitschriftenartikel gewürdigt. Ähnlich wie die in der Fokusgruppe befragten Teilnehmer mit fachfremden Hintergrund, gehen auch die Medien unterschiedlich mit den Leistungen behinderter und nichtbehinderter Menschen um.

4.8 Blindheit als Behinderung oder besondere Gabe

Die abschließende Frage lautete: „Hat Daredevil eine Behinderung oder eine besondere Gabe?“ Die Befragten der Fokusgruppe I antworteten einstimmig, dass Daredevil eine besondere Gabe hat und keine Behinderung. Gamora begründete dies mit der Tatsache, dass Daredevil ihrer Meinung

57 nach keine Einschränkungen im Leben habe. Seinen Orientierungssinn bezeichnete sie als besondere Gabe, da dieser im Vergleich zu anderen Menschen überdurchschnittlich gut sei.

„Also er hat [...] in meinen Augen auf jeden Fall keine Behinderung; (1) da er (.) nicht eingeschränkt is in seinem Leben; in seinen Tätigkeiten; in seinem Beruf; (2) was wir jetzt gesehn haben; (1) er kann alles [...] ausführen; (.) wie er es gern möchte; (2) ne besondere Gabe weil seine [...] Kampfkunst auch oder wie er sich orientiert; wirkt ja schon so als ob es übernatürlich wäre; [...] von daher eher Gabe;“ (vgl. FG I, Gamora, Z. 644-654)

Mantis und Nebula schlossen sich Gamoras Antwort an. Mit der folgenden Aussage fügte Mantis hinzu, dass die Zuschreibung einer Behinderung von der Definition des Begriffs und der Sichtweise abhängig ist.

„Ich denk dis kommt auf die: Definition von Behinderung an; also aus unserer Sicht jetzt (.) wenn wir (.) danach gehen ob er Einschränkungen hat; (.) ob er: [...] teilhabemäßig [...] an der Gesellschaft teilnehmen kann; (1) dann würd ich sagen (.) hat er keine Behinderung; aber wenn man vielleicht ne andere Person fragt die nur sieht dass er nicht Sehen kann; (.) dann würde die wahrscheinlich sagen es ist ne Behinderung;“ (vgl. FG I, Mantis, Z. 662-670)

Anfangs beantworteten die Teilnehmer der Fokusgruppe II die Frage, indem sie Daredevil sowohl eine Behinderung als auch eine besondere Begabung zuschrieben: „[E]ine aus einer Behinderung entstandene besondere Gabe;“ (vgl. FG II, Hulk, Z. 740 f.). Neben Iron Man, schlossen sich auch Spider Man und Thor dieser Aussage an. Iron Man gab als Grund für die Begabung Daredevils seine Behinderung an, d.h., die Hauptfigur der Serie konnte aufgrund seiner Einschränkungen seine besonderen Fähigkeiten entwickeln.

„[E]r hat [...] aus der Not ne Tugend gemacht; [...] durch sein gutes Gehö:r hat er [...] wieder eine Art Gabe; (.) also ich glaube nicht dass jeder Mensch (1) durch [...] Training [...] so gut hören könnte wie er; (.) das heißt er hat schon in der Hinsicht irgendwie eine Gabe;“ (vgl. FG II, Iron Man, Z. 750-755)

Nachdem die Interviewerin darauf hinwies, dass sich die Befragten für eine der Möglichkeiten ent- scheiden sollen, waren die Teilnehmer einstimmig der Meinung, Daredevil habe vordergründig eine Behinderung. Die Teilnehmer rechtfertigten ihre Antworten, indem sie den Fakt des nicht Sehen Könnens als Behinderung definierten. Alle anderen schlossen sich der Aussage: „[E]r kann halt nicht sehn; [...] also [. . . ] das ist ja erstmal (.) ne Behinderung;“ (vgl. FG II, Captain America, Z. 786-791) von Captain America an.

58 Diskussion zu Frage 8 Die Teilnehmerinnen der Fokusgruppe I waren nicht der Meinung Daredevil habe eine Behinde- rung. Aufgrund des Tatsache, dass er keine Einschränkungen in seinem alltäglichen Leben habe, schrieben sie ihm keine Behinderung zu. Dementsprechend ist für die Befragten der Gruppe mit professionellem Hintergrund die Zuschreibung einer Beeinträchtigung abhängig von der Definition und Sichtweise. Da sich die Teilnehmerinnen gegen eine Behinderung Daredevils aussprachen, habe Daredevil ihrer Auffassung nach eine besondere Gabe - bedingt durch seinen außergewöhnlich gu- ten Orientierungssinn. Durch ihre erfahrene Betrachtungsweise, unterstellten sie Fachfremden sich von den sichtbaren Merkmalen einer Behinderung leiten zu lassen und infolgedessen Personen diese zuzuschreiben. Entsprechend der Unterstellung der Befragten der Fokusgruppe I, waren die Teilnehmer mit fach- fremden Hintergrund der Meinung, Daredevil sei aufgrund seiner Blindheit behindert. Entscheidend war für die Befragten der Fokusgruppe II der Fakt, dass der Hauptcharakter der Serie nicht sehen kann. Verglichen mit der Gruppe der professionellen Teilnehmerinnen, bezogen sich die Teilnehmer der Fokusgruppe II auf keine Definition, sondern lediglich auf die Merkmale, die ihrer Meinung nach charakteristisch für Blindheit seien. Durch die Abweichung von den normativen Vorstellungen und Erwartungen der Befragten, teilten sie die Ansicht Daredevil sei nicht besonders begabt, sondern vielmehr blind bzw. behindert.

4.9 Weiteres

Den an den Fokusgruppen Teilnehmenden wurde im Anschluss an die Gruppendiskussion die Mög- lichkeit gegeben etwas zu äußern, das noch nicht thematisiert wurde und ihnen wichtig erschien. Iron Man aus Fokusgruppe II erinnerte sich an eine Situation passend zur Frage, ob jemand schon mal Kontakt mit blinden Menschen hatte und führte diese aus. Dessen Ergänzung wurde unter 4.5 „Kontakt und Umgang mit blinden Menschen“ berücksichtigt. Zwei Teilnehmerinnen aus Fokusgruppe I machten jeweils unterschiedliche Äußerungen. Während sich Nebula für Einzelheiten der vorgespielten Stimuli interessierte, fragte Mantis nach den Hinter- gründen dieser Ausarbeitung und machte auf eine eventuelle Gewaltwarnung aufmerksam.

„Ich wollt nur (.) ä:hm (1) ich bin mir nich sicher ob du sowas zu Anfang gesagt hast; aber ich fand die Szenen die wir gesehn haben; [...] halt schon sehr gewaltlastig; [...] und auch mit dem Blut; (2) ich war nich drauf vorbereitet; [...] von daher (.) (ich) ich (.) keine Ahnung (.) so ne kleine Vorwarnung könnte vielleicht hilfreich sein;“

Insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass die Serie Marvel’s Daredevil zum Teil für die brutale Inszenierung von Kämpfen kritisiert wird, erscheint diese Aussage sinnvoll und hätte im Vorfeld bedacht werden müssen.

59 5 Zusammenfassung und Fazit

5.1 Zusammenfassung

Eingangs wurde der Begriffsubjektive Wahrnehmung definiert. Aufgrund der Abhängigkeit der Wahrnehmung von der Aufnahme, Interpretation, Auswahl und Organisation von Informationen, ist diese immer an das Individuum gebunden. Im Anschluss wurde die Serie Marvel’s Daredevil beschrieben. Ihre Entstehungsgeschichte reicht bis ins Jahr 1964 zurück. In diesem erschien die Fi- gur Daredevil erstmalig im gleichnamigen Comic. Nach der Neufassung Daredevils im Comic „Peter Parker, the Spectacular Spider-Man“ und der Verfilmung des Superhelden, wurde die Serie im Jahr 2015 veröffentlicht. Danach folgte die Zusammenfassung der Serie, die die Lebensgeschichte Dare- devils alias Matt Murdocks und eine Vielzahl seiner bekämpfter Verbrechen umfasst, und die Kritik an Marvel’s Daredevil. Diese erhält neben wenigen negativen Kommentaren - wie der Brutalität und Geheimhaltung der Funktionsweise der Superkräfte - vor allem positive Rezensionen. Insbesondere die Inszenierung des Hauptcharakters und die Gratwanderung zwischen moralischen Handeln und der Selbstjustiz Daredevils wird gelobt. Das Superheldenkonzept weist darauf hin, dass Superhel- dinnen und -helden durch die Hauptelemente Mission, Kräfte und Identität gekennzeichnet werden. Diese Elemente helfen ihnen sich mit Konflikten auseinanderzusetzen, die die Werte der Gesell- schaft widerspiegeln. Superheldinnen und -helden erschienen erstmalig im Jahr 1938 und erfahren den größten Meilenstein ihrer Entwicklung im Jahr 2000 mit der Veröffentlichung von „Marvel’s X-Men“. Seitdem ist das Superheldengenre mit seinen Heldinnen und Helden ein weltweites und anerkanntes Phänomen des Mainstreams. Männliche und blinde Superhelden sind beliebte Haupt- protagonisten in Filmen über die Bewältigung von Traumata. Auffällig ist die Inszenierung des Helden mit besonders ausgeprägten kämpferischen Fähigkeiten ohne die Möglichkeit der visuellen Wahrnehmung. Anschließend wurde der BegriffStigmatisierung definiert und der Prozess der Iden- titätsfindung erklärt. Der Umgang mit behinderten bzw. sehbehinderten Menschen ist für sehende Individuen herausfordernd und wird von vielen Aktivistinnen und Aktivisten sowie Autorinnen und Autoren kritisiert. Die Ursache einer Erblindung ist in Bezug auf den Krisenverarbeitungsprozess und das Leben mit einer Behinderung entscheidend. Studien haben gezeigt, dass eine Erblindung nicht zwangsläufig eine Verbesserung der übrigen Sinne nach sich zieht. Dennoch findet eine Re- organisation des Gehirns bei Verlust des Sehsinns statt, deren Auswirkungen untersucht werden müssten. Im Anschluss wurden die Begriffe Turbo-Blinder und Supercrip definiert und voneinander getrennt. Beide zeigen ein ähnliches Verständnis bezüglich der Darstellungsweise und Inszenierung behinderter Menschen. Im Gegensatz zum BegriffSupercrip, stammt die Bezeichnung Turbo-Blinder nicht aus den Medien, sondern aus Betroffenenkreisen und ist eher negativ belastet. Für die Untersuchung wurden zwei Fokusgruppen mit Studentinnen des Faches Sonderpädagogik und Studenten der Fächer Informatik, Bauingenieurwesen und Maschinenbau geführt. Die mit- tels der Gruppendiskussionen qualitativ gesammelten Daten wurden erhoben und ausgewertet. Im Anschluss wurden die Ergebnisse geschildert und diskutiert. Blinde Menschen können sowohl von Personen mit fachfremden als auch professionellem Hintergrund anhand von Merkmalen - wie bspw.

60 einem Langstock oder einer Sonnenbrille - identifiziert werden. Sehende beziehen sich hierbei auf die sichtbaren Merkmale einer Behinderung. Laut Fachfremden und Professionellen verbessert eine Erblindung die übrigen Sinne. Allerdings besteht ein Diskurs darüber, ob es sich dabei um einen unbewussten Vorgang oder ein langes Training handelt. Entgegen der Erwartungen sind Personen mit professionellen Hintergrund der Meinung, dass dieser Vorgang automatisch geschieht. Beide Personenkreise teilen die Ansicht, dass die besonderen Fähigkeiten des blinden Superhelden Dare- devil nicht angeboren sind, sondern sich allmählich entwickelt haben. Fachfremde haben deutlich mehr Schwierigkeiten im Umgang mit Blinden - verglichen mit Professionellen. Zusätzlich sind Personen mit fachfremden Hintergrund im großen Maße am Alltag blinder Menschen und dessen „Bewältigung“ interessiert. Personen mit professionellem Hintergrund würden es bevorzugen später im Leben zu erblinden. Demgegenüber würden sich Menschen mit fachfremden Hintergrund da- für entscheiden geburtsblind zu sein. Die Personenkreise sind der Auffassung, dass das Sehen für Daredevil eine Ablenkung darstellen könnte und das nicht-Sehen für ihn sogar vorteilhaft ist. Das Missfallen der Personen mit professionellem Hintergrund gegenüber dem Charakter Daredevil, kann mit der Bedeutung des Begriffs Turbo-Blinder gleichgesetzt werden. Hingegen enthält die positi- ve Einstellung gegenüber Daredevil von Personen mit fachfremden Hintergrund, das Verständnis des Begriffs Supercrip. Fachfremde schreiben Daredevil - im Gegensatz zu Professionellen - eine Behinderung zu. Laut letzteren hat der Superheld eine besondere Gabe.

5.2 Fazit

Die Wahrnehmung der Serie Marvel’s Daredevil und die daraus resultierenden Meinungen der Per- sonen mit professionellen und fachfremden Hintergrund, sind zum Teil gleich, häufiger allerdings unterschiedlich. Dies ist zum einen auf die Expertise und die gesammelten Erfahrungen der Profes- sionellen zurückzuführen. Zum anderen haben Fachfremde nur sehr wenige Berührungspunkte mit blinden bzw. behinderten Menschen. Durch den seltenen Kontakt werden Vorurteile gegenüber In- dividuen mit Behinderung eher auf- als abgebaut. Die Behinderung des Hauptcharakters Daredevil wirkt in der Inszenierung nebensächlich, sodass er in erster Linie ein Superheld ist und anderen Heldinnen und Helden gleichgestellt wird. Aus seiner Blindheit entwickeln sich Superheldenkräfte - ähnlich wie bei Iron Man und seinem Herzfehler oder Hulk und seinen übermäßigen Aggressio- nen. Die Serie Marvel’s Daredevil ist ein Schritt in die richtige Richtung, um das Thema Blindheit bzw. Behinderung der breiten Bevölkerungsmasse zu präsentieren und der bisherigen Darstellung behinderter Menschen entgegenzuwirken.

61 Literatur

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64 Anhang

Zusammenfassung der einzelnen Folgen

Staffel 1

Folge 1: Im Ring Im Alter von neun Jahren erblindet Matt Murdock durch einen Autounfall, bei dem er mit Chemi- kalien übergossen wird. Murdock beschützt als Daredevil Hell’s Kitchen und eröffnet mit Franklin „Foggy“ Nelson eine Anwaltskanzlei. Dieser erhält vom Polizisten , ihren ersten Fall. Ihre Mandantin Karen Page wurde mit dem ermordeten Daniel Fischer gefunden. Ein Mann willigt durch die Erpressung James Wesleys ein, Page zu töten, was ihm misslingt. Murdock und Nelson handeln nach dem Angriffdie Entlassung Pages aus. Page hat eine Datei von Union Allied mit ver- untreuten Geldern gesehen. Fischer wurde getötet, da sie ihm davon erzählte. Wesley, Madame Gao, Nobu und Leland Owlsley sprechen über Daredevil und Union Allied. Als Page einen USB-Stick mit der Datei vom Tatort holt, rettet Daredevil sie vor einem Angreifer und veröffentlicht Inhalt. Page arbeitet nach ihrem Fall für die Kanzlei. Wesley überweist Gelder und lässt alle Verantwortli- chen von Union Allied töten. Daredevil hört, dass Russen einen Mann verprügeln und seinen Sohn entführen.

Folge 2: Cutman Schon kurz nach seinem Unfall, hört Murdock Geräusche lauter und intensiver. Murdocks Vater ist Preisboxer. Zwei Männer erpressen ihn einen Kampf zu verlieren. Nach einem Gespräch mit Murdock will er siegen, ihm sein Geld vererben und eine Frau sich um ihn kümmern lassen. Der Vater gewinnt und wird auf dem Heimweg erschossen. In der Gegenwart wird Daredevil nach dem Kampf mit den Russen, von seiner Nachbarin Claire Temple versorgt. Temple verneint einem Mann an der Tür die Frage, ob ihr etwas aufgefallen sei. Da Murdock weiß, dass er ihr nicht glaubt, fesselt er ihn auf dem Dach und erfährt, wo der entführte Junge ist. Daredevil schmeißt den Mann übers Dach, wissend, dass er überlebt hat. Daredevil besiegt die Russen und rettet den Jungen.

Folge 3: Hase im Schneesturm Wesley hat John Healy beauftragt einen Mann, der mehrfacher Holdingbesitzer ist, zu töten. Nach dessen Tod kann sich Owlsley dessen Holdings aneignen. Healy wird von der Polizei verhaftet. Nel- son und Murdock übernehmen auf Wesleys Wunsch den Fall, um mehr über ihn zu erfahren. Healy behauptet, dass er aus Notwehr handelte. Page lehnt eine von Union Allied angebotene Verschwie- genheitserklärung ab. Page spricht mit Ben Urich, der Redakteur beim New York Bulletin ist, über einen von ihm über den Union Allied Skandal veröffentlichten Artikel. Die Mitglieder der Jury im Fall Healy wurden bestochen, sodass dieser freigesprochen wird. Nachdem Daredevil bei einem Kampf gegen Healy erfährt, dass Wesley für Wilson Fisk arbeitet, bringt er sich selbst um. Vanessa Marianna und Fisk unterhalten sich in einer Galerie über ein Gemälde, das Hase im Schneesturm

65 heißt.

Folge 4: Im Blut Daredevil greift die Anführer der Russen Vladimir und Anatoly an. Page erzählt Urich von Union Allieds Insolvenz. Urich erklärt ihr, dass alle Zeugen systematisch getötet wurden. Vladimir und Anatoly erfahren von dem Mann, den Daredevil vom Dach stieß, von Temple und gehen zu ihr. Tem- ple informiert Murdock, dass sie angegriffen und entführt wird. Während Page bei einer Auktion, die Elektronik von Union Allied versteigert, ist, gibt Urich ihr Anweisungen um nicht aufzufallen. Daredevil kommt Temple zur Hilfe und befreit sie. Fisk und Marianna werden bei einem Abendes- sen von Anatoly unterbrochen, da er um Fisks Hilfe bittet. Beim Abschied gesteht Marianna, dass sie sich nicht mehr mit Fisk treffen möchte. Aus Wut tötet Fisk Anatoly und schickt seine Leiche an Vladimir.

Folge 5: Eine Welt in Flammen Bei Anatolys Leiche ist Daredevils Maske versteckt, sodass Vladimir ihn für den Mord verantwort- lich macht. Fisk teilt seinen Geschäftspartnern mit, dass die Russen nicht mehr Teil des Konsortiums sind. Bei einem Angriffvon Daredevil auf zwei Russen, wird einer von ihnen verhaftet. Page, Nelson und Murdock übernehmen den Fall von Elena Cardenas die ihre, durch zwei Männer demolierte, Wohnung verlieren soll. Während Murdock bei der Polizei die Akten zu Cardenas Fall verlangt, hört er wie der verhaftete Russe von Fisk erzählt, die Polizisten einen Kampf vortäuschen und ihn töten. Murdock ahnt, dass die Polizisten für Fisk arbeiten. Vladimir erfährt, dass Fisk Anatoly tötete. Über ein von einem Polizisten gestohlenes Handy, weiß Murdock wo die Stützpunkte der Russen sind. Ein Mann überbringt den Russen eine Lieferung von Gao und sprengt die Halle. Auch die anderen Stützpunkte explodieren. Als Daredevil gegen Vladimir und einen Russen kämpft, werden sie von der Polizei verhaftet.

Folge 6: Reingelegt Beim Verhör will die Polizei alle Zeugen beseitigen. Daredevil schlägt die Polizisten bewusstlos und flieht gemeinsam mit einem Russen, der andere wird getötet. Die Polizei durchsucht die Orte der Explosionen, fragt die Überlebenden nach Vladimir und tötet sie anschließend. Da Cardenas Wohn- gebäude von den Explosionen betroffen ist, bringen Page und Nelson sie in die Klinik. Polizisten hören Vladimir schreien als Daredevil ihm seine Wunde ausbrennt. Daredevil schlägt und fesselt einen Polizisten, der es schafft Einheiten zu informieren. Weitere Polizisten und Urich kommen zum Tatort. Wesley informiert Fisk, dass Daredevil aufgetaucht und Vladimir bei ihm ist. Wesley und Fisk lassen die Spezialeinheit schießen. Fisk spricht über das Walki Talki des Polizisten mit Daredevil. Fisk sagt in den Medien, dass angeblich Daredevil die Explosionen verursacht und die Polizisten erschossen hat. Vladimir und Daredevil kämpfen gegen die Spezialeinheit, die den ge- fesselten Polizisten tötet. Daredevil soll laut Vladimir Owlsley suchen und gehen, sodass er alleine gegen die Einheit kämpft.

Folge 7: Stick Ein Mann namens Stick fragt einen Chinesen nach Black Sky und köpft ihn anschließend. Beim

66 einem Angriffauf Owlsley wird Daredevil durch einen Blindenstock abgelenkt. Owlsley erwischt ihn mit einem Elektroschocker und flieht. Daredevil erkennt Stick, der ihm als Kind lehrte zu kämpfen. Urich berichtet Page, dass er etwas über die Yakuza, Drogengeschäfte und die Explosionen heraus- gefunden hat. Stick sagt Daredevil, dass er Nobu und Fisk ausschalten und er mit ihm Black Sky töten soll. Cardena erzählt Page von Armand Tulley und beschreibt ihr die Männer, die ihre Woh- nung demolierten. Nobu und mehrere Chinesen erhalten einen Container, in welchem Black Sky ist. Daredevil kämpft gegen die Chinesen, während Stick den Jungen Black Sky töten will. Daredevil verhindert es, sodass die Chinesen mit Black Sky fliehen können. Als Stick Murdock erzählt, dass er den Jungen umgebracht hat, soll Stick verschwinden.

Folge 8: Schatten im Glas Fisks Vater kandidiert für den Bezirksrat, für welches er zwielichtige Geldgeber hat. Dennoch ver- liert er die Wahl. Als sich die Mutter Sorgen wegen der Gelder hat, schlägt der Vater sie. Fisk beendet das, indem er ihn tötet. In der Gegenwart gesteht Page Murdock, dass sie mit Urich über Union Allied recherchiert. Murdock will ihnen helfen. Nachdem Blake aufgewacht ist, lässt Fisk ihn von Hoffman töten. Kurz bevor Hoffman das gelingt, würgt Daredevil ihn zu Boden und spricht mit Blake über Fisk. Wesley berichtet, dass es Komplikationen gab und die Polizei Daredevil für Blakes Mord verdächtigt. Laut Owlsley und Gao hat Fisk keine Kontrolle mehr. Daredevil drängt Urich über Fisk, Blakes Tod und Owlsley zu berichten. Urich veröffentlicht den Artikel nicht, da Fisk und Owlsley zuvor Daredevil für das Geschehene verantwortlich machen.

Folge 9: Wenn man vom Teufel spricht Urich erzählt Page, Nelson und Murdock von seiner Begegnung mit Daredevil und berichtet, dass Fisk sein Geld mit einem Unternehmen verdient, das Armand Tulley Wohngebäude der Stadt abge- kauft hat. Fisk garantiert Nobu Cardenas Wohnblock und verlangt als Gegenleistung einen Gegner für Daredevil. Cardena erzählt Murdock und Nelson, dass ihr die doppelte Summe angeboten wur- de, sie diese aber nicht annehmen wird. Kurz darauf wird Cardena ermordet. Page und Nelson haben rausgefunden, dass Hoffman und Tulley verschwunden sind. Murdock findet einen Junkie, der Cardena getötet hat, und erfährt von ihm den Auftragsort. Nachdem Daredevil Fisk und Wesley findet, kommt Nobu dazu und kämpft gegen ihn. Er schafft es Nobu zu besiegen. Daredevil schafft es während eines Kampfes mit Fisk zu fliehen. Nelson sucht Murdock in seiner Wohnung und findet Daredevil verwundet. Er zieht ihm seine Maske aus und erkennt Murdock.

Folge 10: Nelson und Murdock Nelson und Murdock lernten sich im Studentenwohnheim kennen. Murdock vertraut Nelson viel an, auch seine Erfahrungen als blinder Mensch. Sie planen in der Zukunft eine gemeinsame Kanzlei zu eröffnen. In der Gegenwart ist Nelson enttäuscht, dass Murdock ihm sein Geheimnis verschwiegen hat. Gao und Owlsley sind von Fisk, wegen Nobus Tod und Daredevils Flucht, enttäuscht. Page erhält von Urich ein Paket mit seinen sämtlichen Hinweise zu Fisk und hilft ihm ein Pflegewohnheim für seine an Demenz erkrankte Frau zu finden. Sie erfährt von Fisks Mutter, die Bewohnerin des Heimes ist, vom Tod ihres Mannes. Auf einer Benefizgala von Fisk brechen Marianna und weitere Menschen zusammen, nachdem sie Champagner getrunken haben. Nelson ist stets über Murdock

67 verärgert und wirft das Schild der Kanzlei weg.

Folge 11: Der rechte Pfad Fisk, Wesley und Owlsley gehen mit Marianna in eine Klinik. Page erzählt Murdock von Fisks Mutter und dem Mord an seinem Vater. Fisk und Wesley beschuldigen Gao, Owlsley hingegen die Japaner für den Giftanschlag. Urich ist enttäuscht, dass Page ihn benutzt hat um Fisks Mutter zu sprechen, erzählt ihr aber dennoch vom Giftanschlag. Gao bestreitet schuldig zu sein. Wesley erfährt von Fisks Mutter, dass sie besucht wurde. Daredevil geht in eine Werkstatt, trifft auf Melvin Potter und erklärt ihm, dass er Fisk stoppen will. Potter fertigt ihm eine Ausrüstung an. Wesley geht aus dem Krankenhaus und entführt Page vor ihrer Wohnung. Als sie wach wird, legt Wesley eine Pistole auf den Tisch vor sich. Er erzählt, dass er von ihrem Besuch bei Fisks Mutter weiß und droht ihr Umfeld umzubringen, wenn sie nicht positiv über Fisk berichtet. Sie schafft es die Pistole an sich zu nehmen und Wesley zu erschießen.

Folge 12: Blut ist dicker Page wirft die Pistole in einen Fluss. Nachdem Marianna wach wird, sagt einer der Wachmänner Fisk, dass Wesley gefunden wurde. Fisk sieht in Wesleys Handy, dass er mit seiner Mutter ge- sprochen hat. Daredevil erfährt von Urich, dass die Chinesen den Heroinhandeln in Hell’s Kitchen betreiben. Page will, dass Urich über den Mord von Fisk an seinem Vater berichtet. Ellison möchte den Artikel nicht drucken und feuert ihn. Fisks Mutter erinnert sich nicht an das Gespräch mit Wesley. Indem Daredevil eine Chinesen verfolgt, findet er das Gebäude, wo das Heroin hergestellt wird. Als Gao Daredevil entdeck, flieht sie und die Chinesen greifen an. Nachdem mehrere Fässer explodieren, können die blinden Chinesen und Daredevil entkommen. Gao und Owlsley sprechen über den gemeinsamen Giftanschlag auf Marianna. Urich erzählt Page von seiner Vermutung, dass Ellison von Fisk geschmiert wird. Fisk erwartet Urich in seiner Wohnung. Er weiß durch einen In- formanten beim Bulletin von seinem Jobverlust und dem Besuch bei seiner Mutter. Fisk tötet Urich.

Folge 13: Daredevil Page spricht bei Urichs Beerdigung mit seiner Frau, die beteuert, dass er für das gestorben ist, was er geliebt hat. Owlsley verlangt von Fisk eine Alternative für Gaos Heroinhandel und gesteht ihm, dass er den Giftanschlag verursacht. Weiterhin sagt er, dass er Hoffman mit der Polizei in sei- ner Hand hat. Dennoch tötet Fisk ihn. Page, Murdock und Nelson arbeiten zusammen und finden Hoffmans Versteck. Daredevil rettet Hoffman. Als Gegenleistung stellt er sich Mahoney, der Fisks Verbündete, wie Turk Barrett, Polizisten, eine Informantin beim Bulletin, einen Anwalt und einen Senator, festnehmen lässt. Nachdem Fisk verhaftet wird, befreit er sich aus dem Gefangenentrans- port. Murdock erhält von Potter seine Ausrüstung, spürt Fisk auf und folgt ihm in eine Gasse. Daredevil schlägt Fisk bewusstlos und übergibt ihn der Polizei. Fisk ist im Gefängnis, sodass Ma- rianna alleine flieht.

Staffel 2

Folge 1: Peng

68 Als Iren planen Hell‘s Kitchen wiederzuerobern, werden sie mit Schüssen angegriffen. Nur ein Ire namens Grotto überlebt. Murdock ist mit Nelson und Page in einer Bar und spürt, dass ein Mann sie beobachtet. Es ist Grotto, der ihnen von dem Plan der Iren berichtet und kurz darauf zusam- menbricht. Mahoney erzählt Murdock und Nelson, dass die Iren von einer Gruppierung angriffen wurden, die auch die Dogs of Hell im Visier hat. Page hat Grotto ins Krankenhaus gebracht. Vom Waffenhändler Barrett erfährt Daredevil, dass sich Drogenhändler, die einen Stützpunkt beim Schlachthaus haben, ausweiten. Dort entdeckt er töte Mitglieder des Drogenkartells und erfährt von einem Überlebenden, dass der Täter Frank Castle, auch Punisher genannt, ist. Dieser will Grotto töten. Nach einem Kampf gegen Daredevil, schießt Punisher in Daredevils durch den Helm geschützten Kopf.

Folge 2: Hunde zu einer Schießerei Nelson findet Murdock durch Informationen aus dem Medien. Als Murdock wach wird, hat er Aus- setzer seines Gehörs. Damit Grotto wird ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen wird, treffen Nelson und Page die Staatsanwältin Samantha Reyes. Ihre Bedingung ist, dass Grotto einen Part- ner aus dem Drogengeschäft kontaktiert. Potter vermutet, dass Castle Daredevil absichtlich nicht getötet hat und repariert seinen Helm. Murdock folgt beim Tatort der Ermordung der Iren einer Blutsspur bis Castles Unterschlupf, wo er Waffen und Geräte zum Abhören des Polizeifunks findet. Castle tötet weiterhin Mitglieder der Dogs of Hell. Reyes, ihr Assistent , Nelson und Page überwachen Grottos Einsatz. Er dient in Wahrheit als Köder für Castle, der mit Hilfe des Po- lizeifunks von der Falle wusste und Grotto aus der Deckung lockt. Während Daredevil gegen Castle kämpft, kann Grotto fliehen. Daredevil und Castle sind bei Ankunft der Polizei verschwunden.

Folge 3: Dein Freund und Helfer Daredevil wurde vom Ex-Soldaten Castle auf einem Dach gefesselt. Reyes droht Page und Nelson die Schuld am fehlgeschlagenen Polizeieinsatz zuzuschieben und erklärt Grottos Zeugenschutz für ungültig. Nelson erfährt von Temple, dass sie nicht weiß wo Murdock ist. Das Krankenhaus ist überfüllt von Bandenmitgliedern, die von Castle verletzt wurden. Page überzeugt Tower von der Skrupellosigkeit Reyes, sodass er ihr Castles Akte aushändigt. Castle hat Grotto gefasst und will, dass Daredevil ihn erschießt. Daredevil sprengt seine Ketten und Castle erschießt Grotto. Nachdem Castle Motorräder der Dogs of Hell zerstört, flieht er. Page findet in Castles Akten ein Röntgenbild seines durchschossenen Schädel.

Folge 4: Penny and Dime Der irische Mafiaboss Finn Cooley erfährt nach gewaltsamen Befragungen, von Castles Unterkunft, um sich an ihm zu rächen und sein Geld zurückzuholen. Murdock erzählt dem Pater bei Grottos Beerdigung, dass er sich verantwortlich für dessen Tod fühlt. Page erfährt von einem Krankenpfle- ger, der gefeuert wurde, weil er Castle zu seinem Haus brachte, Castles Hausadresse und durchsucht es. Castle kann im Central Park von den Iren gefasst werden. Da Castle von Cooley gefoltert wird, verrät er das Versteck des Geldes und lässt Cooleys Männer dort von einer Bombe sprengen. Castle kann sich mit einer Klinge befreien und Cooley erschießen. Daredevil verhilft Castle zur Flucht. Dieser erzählt ihm von seiner Tochter, ihrem Lieblingsbuch Penny and Dime und, dass seine Frau

69 und Kinder getötet wurden. Daredevil übergibt Castle Mahoney. Nachdem sich Page und Murdock küssen, wird Murdock in seiner Wohnung von Elektra Natchios erwartet.

Folge 5: Kinkabu Vor 10 Jahren lernen sich Murdock und Elektra kennen und entwickeln eine Liebesbeziehung. Elek- tra hat die Gabe Menschen zu durchschauen und eine Kampfleidenschaft. Sie bricht mit Murdock in die Villa des Mörders seines Vaters ein. Elektra und Murdock schlagen ihn nieder. Da Murdock ihn nicht töten will, lässt er ihn verhaften. Enttäuscht verlässt Elektra ihn. Murdock will Elektra nicht helfen über die Geschäfte von Roxxon Energy Corporation zu recherchieren. Reyes hat die Kanzlei Nelson-Murdock geschlossen. Page bemerkt, dass der Kanzlei Geld überwiesen wurde. Im Gegenzug für Grottos Akten, überredet Tower Reyes die Kanzlei zu öffnen. Murdock schleicht sich aufs Dach eines Roxxon Meetings und beobachtet, wie Elektra einen Virus ins System einschleust. Nelson erfährt von Stahl, dass Reyes Bürgermeisterin werden will. Page findet mit der Hilfe von Ellison einen Artikel über eine Schießerei zwischen den Dogs of Hell, dem Kartell und der irischen Mafia. Page ahnt, dass Castles Familie im Central Park ermordet wurde. Elektra fordert Murdock auf, das Geld zu behalten gegen Roxxon zu kämpfen.

Folge 6: Reue Da Elektra ihr Geld bei Roxxon investiert hat und sie zwielichtige Geschäfte machen, will sie sich rächen. Auf Pages Drängen übernehmen Murdock und Nelson Castles Fall. Im Krankenhaus erzählt Page Castle, dass sie in seinem Haus war. Castle gesteht vor Nelson und Page in allen Straftaten schuldig zu sein. Bei einem Gespräch mit Page, liest sie ihm den von Reyes geschriebenen Bericht über die Ermordung seiner Familie vor. Obwohl Nelson eine lebenslange Haftstrafe für Castle ausge- handelt hat, lehnt er diese vor der Richterin ab und plädiert auf nicht schuldig. Um das Hauptbuch der Roxxon zu stehen, entwenden sie auf einer Gala dem Buchhalter die Schlüsselkarte. Murdock und Elektra schleichen sich ins Büro, wo sie das Buch finden. Darin sehen sie Zahlen über den Waffen-, Drogen- und Menschenhandel der Yakuza und eine verschlüsselte Transaktion. Murdock entschließt sich Elektra weiterhin zu helfen. Nelson erzählt Murdock von Castles Entscheidung vor Gericht zu gehen. Sein Prozess beginnt bereits nächste Woche.

Folge 7: Semper Fidelis Castle möchte seine Unschuld nicht mit einer posttraumatischen Belastungsstörung begründen. Elektra erfährt von einem Japanologen, dass sich hinter der Transaktion eine Lieferung am Güter- bahnhof verbirgt. Page hat die Idee den Gerichtsmediziner, der Castles Obduktionsbericht gefälscht hat, als Zeuge vorzuladen. Murdock und Elektra finden im Güterwagen Sand, werden angegriffen und können alle bekämpfen. Durch den Kampf verspätet sich Murdock zur Gerichtsverhandlung, sodass Nelson das Eröffnungsplädoyer improvisiert. Nachdem Elektra ein Gespräch zwischen Page und Murdock belauscht, zwingt sie den Gerichtsmediziner zur Aussage. Diese ist ungültig, weil die Richterin erkennt, dass das Geständnis unter Einwirkung von Gewalt stattfand. Nachdem Murdock Elektra beschimpft, finden sie auf einer Großbaustelle, ein mehrere hundert Meter tiefes Loch.

Folge 8: Schuldig wie die Sünde

70 Als Murdock und Elektra vor dem Lock von Ninjas angegriffen werden, können sie mit Sticks Hil- fe fliehen. In der Gerichtsverhandlung sprechen sich die Zeugen Colonel Ray Schoonover und ein Hirndoktor für Castles Unschuld aus. Stick erklärt, dass die Ninjas zur Gruppe „die Hand“ gehören, die er seit seiner Jugend bekämpft. Er rekrutierte Mitstreiter, so auch Elektra. Die Hand hat eine Verbindung zu Black Sky. Als Castle aussagt, dass er seine Taten nicht bereut und die Zuschauer provoziert, wird er rausgeführt. Murdock denkt, dass Castle beeinflusst wurde. Elektra will nicht mehr mit Stick, sondern Murdock arbeiten. Murdock wird in seiner Wohnung von einem Ninja mit einem Pfeil in die Brust getroffen und wird bewusstlos. Der Ninja ist ein Kind, welchem Elektra die Kehle durchschneidet. Ein korrupter Polizist führt Castle im Gefängnis zu Fisk.

Folge 9: Sieben Minuten im Paradies Murdock entschließt sich wegen Elektras brutalen Vorgehens, alleine gegen die Hand zu kämpfen. Fisk will mit Castle vom Vermittler des Drogendeals Dutton Informationen erhalten und ihm die Machtstellung entreißen. Page untersucht mit Ellison das Verschwinden einer Leiche beim Dro- gendeal, bei dem es sich um einen verdeckten Vermittler handelt, und bekommt von ihm eine Stelle beim Bulletin angeboten. Castle bedroht Dutton und erfährt, dass Blacksmith den Drogendeal organisiert hat. Blacksmith war nicht anwesend, da er vom verdeckten Ermittler wusste. Castle tötet Dutton. Fisk bietet die Freiheit an. Im Gegenzug soll er konkurrierende Verbrecherbanden ausschalten. Daredevil erfährt vom Roxxon-Buchhalter, dass die Hand seinen Sohn in einem Labor gefangen hält, wo ihm und weiteren Jugendlichen Blut abgenommen wird. Nachdem Daredevil ge- gen den totgeglaubten Nobu kämpft, flieht dieser mit einem steinernen Sarkophag. Daredevil befreit die Jugendlichen.

Folge 10: Bis aufs Blut Murdock lässt die Jugendlichen in Temples Krankenhaus bringen. Reyes gibt gegenüber Murdock, Nelson und Page zu, dass sie den Drogendeal nicht geräumt hat, um die Banden zu fassen. Dadurch starb der verdeckte Ermittler und Castles Familie. Als Reyes von einem Maschinengewehr getötet, wird, verdächtigen sie Castle. Murdock wirft Fisk vor, Castle geholfen zu haben und droht Marianna nicht mehr einreisen zu lassen. Fisk schlägt Murdock im Beisein der korrupten Wachen. Page und Ellison erfahren, dass der Gerichtsmediziner ermordet wurde. Castle beteuert gegenüber Page seine Unschuld bezüglich der Morde. Elektra tötet einen Mann, der von Stick geschickt wurde um sie zu töten. Temple bemerkt, dass den Jugendlichen Substanzen injiziert wurden und sie geistesabwesend den Roxxon-Buchhalter getötet haben. Ninjas der Hand stürmen das Gebäude.

Folge 11: .380 Ninjas bringen die Jugendlichen aus dem Krankenhaus. Page erzählt Murdock, dass sie sich Castle anschließt und Blacksmith beschuldigt. Stahl berichtet Nelson, dass er für sein Eröffnungsplädoyer gelobt wird und ihm einen Job verschaffen möchte. Von Tower erfährt Daredevil von Blacksmiths Konkurrenten im Heroingeschäft, den Triaden. Castle und Page werden von Männern angegriffen, von welchen sie erfahren, dass Blacksmith auf einem Schiffam Pier ist. Dieselbe Information erhält Murdock im Versteck der Triaden von Madame Gao. Daredevil erreicht das Schiffals Castle es mit Benzin übergossen und alle Wachen hat. Kurz bevor das Schiffaufgrund von Schüssen in Flammen

71 aufgeht, schubst Castle Daredevil von Bord und flieht. Page trifft mit der Polizei ein, die sich sich über den Heroinfund freut. Die Hand lässt die Jugendlichen ausbluten und das Blut in den Sar- kophag leiten. Elektra ersticht zwei Schüler von Stick. Einer schafft es Murdock mitzuteilen, dass Elektra Stick töten will.

Folge 12: Das dunkle am Ende des Tunnels Als Elektra und Stick kämpfen, wird er von Ninjas entführt. Murdock erfährt von Nelson, dass sich die Ninjas über Eisenbahnschächte anschleichen und untersucht einen. Dort trifft er auf Ninjas und bekämpft diese. Page erkennt bei einem Besuch von Castles ehemaligem Befehlshaber, Colonel Ray Schoonover, auf einem Foto einen Soldaten als eine Leichen vom Pier wieder. Ihr wird klar, dass Schoonover Blacksmith ist. Schoonover zwingt sie mit ihm in den Wald zu fahren. Castle rammt sie mit einem Auto und erschießt Schoonover. Daredevil bekämpft Ninjas, verfolgt sie zum Ge- heimversteck der Hand und befreit Fisk. Elektra erscheint und kurz darauf Nobu mit Ninjas. Nobu offenbart, dass Elektra als Black Sky die größte Waffe der Hand ist, da sie von ihnen ausgebil- det wurde. Daredevil überredet Elektra sich ihnen nicht anzuschließen. Nach einem Kampf, fliehen Daredevil, Elektra und Stick.

Folge 13: Ein kalter Tag in Hell’s Kitchen Mahoney erzählt Daredevil, dass er von der Hand gezwungen wurde eine Liste aller Personen aus- zuhändigen, die Daredevil gerettet hat. Diese Personen werden entführt, können aber aufgrund der Fußfessel von Barrett gefunden werden. Die Polizeistreife wird von Ninjas angriffen. Daredevil hört wie der Beamte Verstärkung fordert und findet das Versteck. Obwohl Daredevil eine Falle ahnt, bekämpft er mit Elektra die Ninjas und befreit alle. Daredevil und Elektra finden Nobu. Als er Daredevil erstechen will, wirft sich Elektra dazwischen und wird getötet. Daredevil stößt Nobu vom Dach. Page sieht, dass Castle Ninjas aus der Entfernung erschießt. Nobu wird von Stick geköpft. Castle verbrennt sein Haus, während Murdock in die Kanzlei geht und Page seine Geheimidentität als Daredevil offenbart. Die Hand exhumiert Elektras Leiche und legt sie in den Sarkophag.

Staffel 3

Folge 1: Wiederauferstehung Daredevil zieht sich schwer verwundet aus dem Wasser. Ein Taxifahrer bringt ihn zu seinem Pater. Schwester Maggie weiß, dass Murdock zugleich Daredevil ist. Page kümmert sich, neben ihrer Ar- beit beim Bulletin, um Murdocks Wohnung. Nelson sagt Page, dass Murdock beim Einsturz eines Gebäudes, gestorben sei. Fisk erhält von seinem Anwalt die Nachricht, dass Marianna vom Gericht als Mittäterin verurteilt wurde. Murdock hat Schwierigkeiten seine zu regenerieren. Der Pater orga- nisiert auf Maggies Wunsch einen Boxkampf, welchen Murdock aufgrund seiner Hörstörung verliert. Auch als Daredevil eine Frau schreien hört und gegen zwei Männer kämpft, können diese in einem Lieferwagen fliehen. Der FBI Agent Rahul Nadeem spricht mit der seiner Chefin Tammy Hattley über eine Beförderung, die sie ablehnt. Der Grund sind Schulden, die er aufgrund der Heilung der Krebserkrankung seiner Schwester hat. Fisk will mit Nadeem einen Deal aushandeln.

72 Folge 2: Bitte Mit Fisks Hilfe kann Nadeem mit dem FBI Verbrecher ausfindig machen. Wegen des Verrats wird Fisk von einen Gefängnisinsassen attackiert. Da Fisk mit dem FBI zusammenarbeitet, wird im Ge- genzug die Mariannas Klage fallengelassen. Um über den Gebäudeeinsturz zu berichten interviewt Page eine Frau im Krankenhaus, die ihr erzählt, dass Daredevil ihren Vater gerettet hat. Nadeem schafft es Fisks Haft aufgrund des Angriffs in das Presidential Hotel zu verlegen. Murdock findet den Lieferwagen aus vergangener Nacht und den dazugehörigen Laden. Im Keller sieht er Waffen, schlägt zwei Männer bewusstlos und fesselt sie. Daredevil erzählt der Frau im Krankenhaus, dass die Angreifer festgenommen wurden. Während Nadeem Fisk in das Presidential Hotel bringt, wird das Auto angegriffen. Der FBI Agent Benjamin „Dex“ Poindexter tötet die Angreifer.

Folge 3: Der Fluch der guten Tat Mehrere Agenten des FBI wurden beim Angriffgetötet und verletzt. Nachdem Murdocks Gehör wieder genesen ist, geht er ins Presidential Hotel. Tower kandidiert für das Amt des Staatsan- walts. Im Gegensatz zu Tower will Nelson Fisk wieder ins Gefängnis einsperren. Da Murdock keine Schlüsselkarte zu den Hotelzimmern hat, lässt Dex ihn nicht durch. Nadeem spricht den Familien der Verstorbenen FBI Agenten sein Beileid aus. Fisk bedankt sich bei Dex für seine Rettung. Dare- devil bedroht Fisks Anwalt und erfährt von Fisks Deal. Page vermutet, dass Fisk das Presidential Hotel gekauft hat, der angegriffene Mann es zurückkaufen wollte und deshalb beinah getötet wurde. Dex stalkt in einem Auto eine Frau. Murdock erzählt Nelson, von seinem Plan Fisk zu töten und entwendet ihm sein Portemonnaie.

Folge 4: Überraschungen Stahl schlägt Nelson vor als Staatsanwalt zu kandidieren. Murdock gelangt mit Nelsons Ausweis ins Gefängnis und verlangt von einem Insassen, dass er ihn den Albanern vorstellt. Daraufhin schlägt der Mann ihn und wird in seine Zelle gebracht. Murdock wird im Gefängnis von einem Arzt unter- sucht, der ihn betäuben will. Daraufhin schlägt er den Arzt bewusstlos. Murdock bekämpft sowohl Insassen als auch Polizisten und erfährt von inhaftierten Albanern, dass Fisk Jasper Evans besto- chen hat, um ihn zu verletzten. Sie helfen Murdock zu fliehen, da er Fisk wieder einzusperren will. Ein Taxifahrer bringt Murdock weg. Fisk wird vom FBI verhört. Aufgrund von Unstimmigkeiten zwischen Dexs Bericht und der Analyse des Tatortes, muss Dex den Raum verlassen. Als Nelson bei einer Versammlung von Polizisten erzählt, dass er über Direktstimmen für das Amt des Staatsan- walts kandidiert und Fisk einsperren will, unterschreiben mehrere Polizisten. Dex erfährt, dass Fisk dem FBI erzählte, Dex habe die Angreifer aus Notwehr erschossen, um ihm zu helfen. Als Murdock wach wird, fährt ein anderer Mann das Taxi und lässt ihn ins Wasser stürzen.

Folge 5: Das perfekte Spiel Fisk berichtet dem FBI von Murdock, woraufhin seine Wohnung gestürmt wird. Kurz vor der Raz- zia konnte er über das Dach fliehen. Nachdem Page Felix Manning beschuldigt Geldwäsche für Fisk begangen zu haben, bringt das FBI sie zu Murdocks Wohnung. Nadeem beschuldigt die Kanzlei Nelson-Murdock für Fisk gearbeitet zu haben. Page erzählt ihm von Manning und, dass Fisk das Presidential Hotel gekauft hat. Fisk erfährt aus Dexs Akten, dass seine Eltern tot sind und er als

73 Junge seinen Trainer tötete. Zu seiner Therapeutin hatte er eine enge Bindung. Dex arbeitete bei einer Suizidhotline, in der er die von ihm gestalkte Frau Juli Barns kennenlernte. Dex trifft in einer Bar auf Barns und verabredet sich mit ihr. In der Fleischerei wirbt Nelsons Bruder für die Wahl, während Nelson von Nadeem befragt wird. Er bestreitet für Fisk gearbeitet zu haben. Beim Essen offenbart Dex Barns Details über sie, woraufhin Barns flieht. Page gesteht Nelson, dass sie Wesley getötet.

Folge 6: Ein kalkulierbares Übel Murdock erzählt Page von Evans, den sie gemeinsam suchen. Dex überwacht Fisk und ahnt, dass er Barns auf ihn aufgesetzt hat. Obwohl Dex suspendiert wird, will Nadeem sich für ihn einsetzten. Page findet Evans bei Drogenhändlern, wird von mehreren Junkies angegriffen und Daredevil ge- rettet. Nelson berichtet Nadeem, dass er ein Gespräch mit Evans organisiert hat. Nadeem wird von Hattley befördert und erzählt ihr, Evans aus dem Gefängnis geflohen ist. Fisk gewinnt Dex für sich. Page kommt mit Evans in die Redaktion. Während Evans interviewt wird, tötet Dex als Daredevil verkleidet Mitarbeiter des Bulletin. Dex schlägt Daredevil bewusstlos und erschießt Evans. Nadeem und das FBI kommen ins Gebäude. Daredevil und Dex fliehen. Nadeem sieht Evans Leiche und beschuldigt Daredevil.

Folge 7: Nachwirkungen Fisk bewacht die FBI Agenten und erfährt, dass Daredevil gesucht wird. Nadeem verhört Page im Beisein ihres Anwalts Nelson zum Vorfall. Sie beantworten seine Fragen nicht und verlassen das Verhör. Als Nadeem vom Gefängnisdirektor wissen will wie Evans entkommen konnte, besteht die- ser auf einen Anwalt. Nelson will Stahl heiraten. Page besucht Ellison im Krankenhaus und erzählt ihm, dass Daredevil nicht der Angreifer war. Daredevil betritt Potters Werkstatt und wird von ihm eingesperrt, um ihn an Fisk auszuliefern. Als das FBI kommt, bringt er Potter zur Vernunft, sodass sie gemeinsam gegen das FBI kämpfen. Potter wird verhaftet, während Daredevil entkommt. Nadeem wird von seiner Familie mit einer Feier zu seiner Beförderung überrascht. Im Keller erzählt ihm Daredevil, dass der Mann, der sich als Daredevil ausgab jemand vom FBI ist.

Folge 8: Oben/Unten Nadeem sieht auf Fisks Überwachungsvideos, dass Dex diese des Öfteren ausschaltet, um mit ihm zu sprechen. Nachdem sich Dex bei Barns entschuldigt, hilft sie ihm. Nadeem hält Dex für den Mann, der sich als Daredevil ausgibt. Nelson überzeugt Page einen Artikel über Fisks Verstoß des Deals zu veröffentlichen. Fisk lässt Barns ermorden. Während Dex mit einer Anwältin spricht, bre- chen Nadeem und Daredevil in seine Wohnung ein. Als Dex auf die Einbrecher in seiner Wohnung schießt, können Nadeem und Daredevil fliehen. Bei seinem Wahlkampf konfrontiert Nelson Tower, dass er mit dem FBI Fisks Konkurrenz ausschaltet. Als Page Fisk erzählt, dass sie vom Mord an seinem Vater weiß und sie Wesley getötet hat, greift er sie an. Nelson kann den Angriffstoppen, den Page allerdings absichtlich provozieren wollte. Fisk verlangt von Dex, dass er sich um Nadeem kümmert.

Folge 9: Offenbarungen

74 Als Murdock den Pater mit seiner Vermutung konfrontiert, dass Maggie seine Mutter ist, bestätigt er dies. Nachdem Nadeem Hattley erzählt, dass Fisk das FBI benutzt und Dex als Daredevil re- krutiert hat, erschießt sie den Mann, der das Verhör leitet, und schiebt den Mord Nadeem unter. Sie arbeitet ebenfalls für Fisk. Nadeem will Daredevil auf Fisks Wunsch an ihn ausliefern und ruft Daredevil an. Maggie hilft Page sich zu verstecken. Hattley teilt dem FBI mit, dass Dex seinen Dienst erneut antreten darf. Nelsons Bruder erzählt Nelson, dass Fisks Männer ihm gedroht ha- ben seine Eltern und ihn zu verhaften, wenn Nelson seine Aussagen nicht zurücknimmt. Für einen Kredit hatten sie ihre Zahlen verfälscht. Nachdem Nadeem Fisks Fußfessel abnimmt, wird er von Dex und ihm weggefahren. Obwohl Daredevil die Falle wittert, fährt er zu einer Adresse, die er von Nadeem erhalten hat. Daredevil findet Fisks Überwachungsraum und erfährt von einer Frau, dass Fisk Page töten will.

Folge 10: Karen Als Teenager nimmt und verkauft, gemeinsam mit ihrem Freund Todd, Koks. Mit diesem wohnt sie in einem Van. Page arbeitete in einem Diner, der ihrer Familie gehört. Ihr Bruder Kevin hat gegen ihren Willen einen Collegeplatz für sie angenommen. Am Abend feiert die Familie Pages Zusage. Ihre Mutter ist vor mehreren Jahren gestorben. Page flüchtet mit Todd von der Feier. Als Todd sieht, dass Kevin ihren Van angezündet hat, prügelt er auf ihn ein. Page und Kevin haben bei ihrer Flucht einen Autounfall, bei dem Kevin stirbt. Auf Bitte des Vaters geht Page und lässt die Polizei sie decken, sodass sie nicht angeklagt wird. In der Gegenwart beauftragt Fisk Dex Page zu töten. In der Kirche tötet Dex Kirchenbesucher und den Pater. Als Page sich ihm stellt, greift Daredevil Dex an. Page hilft den Menschen zu flüchten und schubst Dex über die Empore. Nachdem Dex erwacht, flieht er.

Folge 11: Wiedersehen Maggie erzählt dem FBI und der Polizei, dass sie Menschen und den als Daredevil verkleideten Dex aus der Kirche gehen sehen hat. Page wird vom FBI als Komplizin beschrieben und ebenso wie Murdock gesucht. Als Maggie dem FBI die Räume der Kirche aufschließt, entdeckt sie Blutspuren und versteht, dass Murdock sich versteckt. Fisks Klage wurde vom Gericht fallengelassen. Mahoney ist irritiert, dass laut dem FBI Page eine Komplizin sein soll, da sie laut Zeugen von ihm angegriffen wurde. Maggie findet Page und Murdock und schafft es das FBI wegzulocken. Page stellt sich der Polizei. Nadeem hilft Page, in dem er der Polizei zuflüstert, dass das FBI sie töten will. Dex entdeckt Blutspuren. Mahoney lässt Page gehen und versichert, dass die Polizei ihr hilft. Murdock lässt sich von Page und Nelson überzeugen einen Zeugen zu suchen, der gegen Fisk aussagt. Nachdem Fisk erfährt, dass Nadeem Page geholfen hat, hilft Daredevil ihm seine Familie in Sicherheit zu bringen.

Folge 12: Ein letzter Versuch Murdock und Nelson bringen Nadeems Familie zu Mahoneys Mutter und vertreten ihn. Nachdem Nelson Tower anbietet seine Kandidatur fallenzulassen, hört er sich Nadeems Geständnis an und erteilt ihm fünf Jahre Haft. Dex stellt sich Marianna vor und präsentiert den Hasen im Schnee- sturm. Er bekam das Gemälde, indem er die Frau, die es nicht verkaufen wollte, tötete. Während Nadeem und Murdock zum Gericht fahren, wird ihr Transporter angegriffen. Sie fliehen in einem

75 Taxi und erzählen Page, Nelson und Tower, dass Fisk von Nadeems Aussage weiß. Page trifft vor dem Gericht Ellison mit der Presse und erzählt dieser, dass Fisk alle belogen hat und es sich bei den Angriffen nicht um den wahre Daredevil handelt. Während Nadeem aussagt, hört Murdock, dass die Jury bestochen wurde. Nadeem flieht und zeichnet in seinem Haus eine Videonachricht auf. Auf Mariannas Befehl tötet Dex Nadeem.

Folge 13: Eine neue Serviette Daredevil erfährt, dass Fisk heiratet und Barns ermordet hat. Hattley berichtet von Nadeems Tod, bei dem Dex angeblich aus Notwehr handelte. Nadeems Frau erzählt Nelson, dass sie dem FBI nicht vertraut und die Wahrheit erfahren will. Sie übergibt ihm Nadeems Videonachricht, in welchem er die Wahrheit über Fisk erzählt. Page und Nelson wollen das Video verbreiten und es dem Gericht zeigen. Nachdem Dex von Daredevil erfährt, dass Fisk Barns ermordet hat, findet er in einer Kühlhalle mehrere Leichen, auch die von Barns. Nachdem Dex in Daredevils Anzug zu Fisks Hochzeit kommt, betritt auch Daredevil das Gebäude. Die Hochzeitsgäste erhalten Nadeems Video auf ihre Handys. Nachdem Daredevil und Dex gegen das FBI und Fisk kämpfen, verhaftet die Polizei FBI Agenten, Fisk, Dex und Marianna. Während Nelson seine Kandidatur zurückzieht, wurde Nadeems Aussage von FBI Agenten bestätigt. Murdock, Nelson und Page arbeiten wieder zusammen.

76 Transkription Fokusgruppe I

1 Interviewerin: Hallo ich bin Nikola Ueberreiter; studiere derzeit im Mas-

2 ter; und schreibe meine Abschlussarbeit. (1) Vielen Dank; dass ihr

3 Euch für die Diskussion Zeit nehmt. (1) Bevor wir mit der Diskus-

4 sion beginnen; möchte ich Euch kurz erklären; worum es in meiner Mas-

5 terarbeit geht; ich mache eine Befragung zu der Serie Marvel’s Daredevil;

6 (1) ich möchte herausfinden, wie sich die (.) Wahrnehmung verschie-

7 dener Gruppen zu dieser Serie und blinden Menschen allgemein unter-

8 scheidet. (Von) (.) vor der Diskussion zeige ich euch einen Ausschnitt

9 aus der Serie; (.) danach stelle ich euch mehrere Fragen; (.) dann

10 zeige ich wieder einen Ausschnitt; (.) und stelle die übrigen Fra-

11 gen; es handelt sich um insgesamt acht offene Fragen; bei denen ich

12 Euch bitte einfach all das zu erzählen; was für euch relevant und

13 wichtig ist; (1) dabei gibt es kein richtig oder falsch. Ich schät-

14 ze; dass (diese äh) die Diskussion etwa eineinhalb Stunden in An-

15 spruch nehmen wird; (.) das gesamte Gespräch wird anonymisiert; und

16 die Daten werden nur im Rahmen meiner (Aster) Masterarbeit verwen-

17 det; und nicht weitergegeben. (2) (So), (1) dann beginnen wir jetzt

18 (.) mit dem ersten Videoausschnitt. (8)

19 Erster Stimulus: Staffel 1, Folge 1 (von 0:00 min bis 12:21 min)

20 Interviewerin: (2) (So); das war schonmal die erste Szene; wir begin-

21 nen jetzt mit der ersten Frage; ä:hm; (1) Was sind die Merkmale an

22 denen ihr blinde Menschen erkennt,

23 (11)

24 Gamora: Zeichnest du das jetzt eigentlich auf,

25 Interviewerin: Genau; das wird (mit) auf- b 26 gezeichnet; damit ich es später auswerten kann;

27 Gamora: (ok); ä:hm (1) j:a; b 28 (1) (dann) wären da zum Beispiel (.) ein Langstock; oder auch die

29 Bi:nde; (.) oder irgendwie (anders sein); also auch (.) manchmal (.)

30 sogar (1) so ä:hm (.) Anstecknadeln; wo dieses (blinden) also wo das

31 Blindenzeichen zu sehen ist;

32 Interviewerin: hmm b 33 Gamora: häufig erkenn ichs aber auch ä:hm b 34 (3); weil ne (Kontakt)person mit dabei is; und man halt ähm (.) sieht;

35 dass die eine Person sich ä:h an der anderen; also dass (sie) ge-

36 führt wird die Person;

37 Interviewerin: hmm (3) b 38 Gamora: hmm: (2) ä:h Augen; (ach so); (1) Okoye b 39 du wolltest was sagen,

40 Okoye: ä:hm; (.) also die Sonnenbrille (.) is auch b 41 charakteristisch;

42 (8)

43 Mantis: Vielleicht auch (.) vom (.) Verhalten her; wenn: (.) man: (.)

44 den Blickkontakt (.) nicht aufbauen kann, (1) (vor) also wenn ei-

45 ne andere Person den Blickkontakt nicht (.) sucht, (.) wär es halt

77 46 nen Indikator dass die andere Person blind sein könnte;

47 (5)

48 Interviewerin: mhm ; is dann eurer Meinung nach (.) Daredevil blind, 49 (5)

50 Mantis: Sah danach aus; (.) ja;

51 Gamora: also (de) der Charakter soll auf jeden b 52 Fall blind sein (.) ja. genau; ja ; 53 Interviewerin: hmm b 54 (8)

55 Interviewerin: Ok; (ich stell)

56 Nebula: ja (.) es scheint so; b 57 Interviewerin: mhm b 58 Nebula: dass es so dar- b 59 gestellt wi:rd; (.) ähm (.) dass er (.) deswegen (.) (größere) al-

60 so die andere Wahrnehmung irgendwie ä:hm; (.) stärker ausgeprägt sind

61 bei ihm; bei dem Kampf; (1) und ä:hm (1) ja; (dis) eben ein Held is

62 (.) weil er; (äh) nicht sehend; (.) ä:hm (.) diese vielen Männer schlägt;

63 Interviewerin: (2) mhm b 64 (10)

65 Interviewerin: Ok; dis leitet eigentlich ganz gut über; (.) werden denn

66 durch eine Erblindung die übrigen Sinne geschärft,

67 (7)

68 Scarlet Witch: m:hm (.); ich würd mal nicht geschärft; aber man weiß auf

69 jeden Fall (1) wie man besser (mit ihnen) umzugehen hat; also wenn

70 ich dann (.) ä:hm; (1) meine Ohren habe; (1) @(mit denen)@ ich dann

71 quasi (in denen auch so); (.) na; (.) es klingt blöd (.) aber se-

72 hen muss;

73 Interviewerin: hmm b 74 Scarlet Witch: dann weiß ich die halt besser einzusetzen; (2) aber b 75 (.) geschärft dass die dann auf einmal viel besser hören (und so),

76 das denke ich nich;

77 Interviewerin: hmm (2) b 78 Nebula: ja; b 79 (.) das seh ich auch so; (.) (also) dass man eben (.) ä:hm (.) sie

80 besser benutzt (.) die andern Sinne; also die man (.) man hat die

81 eh; und (.) ä:hm (.) dass man sich da ä:h (.) besser drauf fokus-

82 siert; und ä:hm (.) weil ein Sinn eben fehlt; aber nicht dass es (1)

83 ä:h besser is also (.) genau; @(.)@

84 Interviewerin: mhm (3) b 85 Gamora: (obwohl); ich glaub auch b 86 dass das oft ähm (.) ein Klischee is; also (.) was dann einhergeht;

87 dass denn Menschen die blind sind ä:h; (.) was weiß ich; super gut

88 hören könn; oder (.) auch das Klischee vom total gut erfüh:len; (2)

89 Interviewerin: mhm b 90 Gamora: (wobei) b 91 ich glaub auch (wie gesagt) dass is halt nur ein Klischee is; (1)

92 dass es (ja) auch drauf ankommt wann die Erblindung erfolgt is; ob

78 93 Geburt an; (.) oder erst erwo:rben; (.) oder ob noch ne andere Be-

94 hinderung; (.) oder (Syndrom) mit einhergehen; (1) weil is ja so-

95 gar ne Gehörbeeinträchtigung (2) Kombination also (1) (ja);

96 Interviewerin: mhm b 97 (3)

98 Okoye: wobei b 99 ich dis aber schon öfter erlebt habe; dass (es) ja (.) blinde Leu-

100 te (1) was gehört ha:ben; (.) was ich nicht gehört habe; (.) oder

101 (.) was weiß ich (.) die Menschen halt an (.) ihrer Gangweise; an

102 den Schritten; erkannt haben; (zum Beipiel);

103 Interviewerin: mhm b 104 Okoye: (das würde ich b 105 nicht können) ; wenn ich die Augen zumache. 106 (4)

107 Gamora: Ich glaub es tritt ein anderer Sinneskanal (in) in Vordergrund

108 ne, also (bei) bei Menschen jetzt (.) die sehen könn; (so auf) der

109 visuelle Sinn im Vordergrund; und wenn du den halt nicht hast (.)

110 dann treten andere Sinne vielleicht schon in Vordergrund; genau dass

111 dich halt eher aufs Hören (1) versuchst zu fokussieren; (.) dadurch

112 dann (ähm) zu orientieren; (1)

113 Okoye: ja (.) du musst sie ja (.) ganz häu- b 114 fig (.) stärker benutzen; (.) die anderen Sinne. (6)

115 Gamora: aber dis pas- b 116 siert halt nicht automatisch; (also) du musst dis halt schulen ne,

117 und du musst halt auch gefördert werden; die anderen Sinne; (.) da-

118 mit du die dann ähm (.) gut nutzen kannst; (ja);

119 (6)

120 Interviewerin: mhm; was meint ihr denn, sind Daredevil’s Fähigkeiten 121 angeboren,

122 (16)

123 Mantis: Auf welche Fähigkeiten beziehen Sie sich damit, (2) b 124 Interviewerin: das b 125 liegt in deiner Entscheidung. @(1)@

126 Mantis: @(1)@ also ich denk die kämp- b 127 ferischen Fähigkeiten sind erlernt; und nicht angeboren; (.) außer

128 eventuell diese (.) Szene (.) (mit dem) mit dem Prieste:r da: (.)

129 klang ja schon n bisschen übernatürlich; dis (1) konnt ich jetzt noch

130 nicht so einschätzen; und die (Erbl) Erblindung (1) ähm (.) würd ich

131 jetzt sagen (.) dass er die (äh) in ä:h (.) Kindesalter (.) erwor-

132 ben hat; durch dieses (Ge) (.) fahrengut; durch diesen Unfall;

133 (12)

134 Interviewerin: Was mein die andern, (.) woher und seit wann hat er die

135 Fähigkeiten; die er da hat, beispielsweise im Kampf; (1)

136 Nebula: also ich b 137 glaub im Film (.) wird dis so dargestell:t (.) ähm (.) dass die Fä-

138 higkeiten vererbt wurden. vom Va:ter;

139 Interviewerin: mhm b

79 140 Nebula: aber (.) ä:hm (.) also ich wür- b 141 de dis jetzt nicht so einschätzen; @(.)@

142 Interviewerin: sondern, (2) b 143 Nebula: sondern dass b 144 er ne Erfahrung hat; dadurch dass der Vater ja viel gekämpft hat;

145 (.) als Kind; (.) also (.) ä:hm (.) kann er diese Fähigkeiten; (.)

146 und die hat er eben (.) wahrscheinlich (.) weiterentwickeln; und (.)

147 hat den Kampfsport weiter betrieben; (1) hat aber diese Wut (1) ä:hm

148 (.) erst später (.) ä:hm (.) gespürt; (.) und ä:h (1) ja; (.) und

149 hat äh (.) sein Vorhaben in (.) die Tat (.) oder (.) fast in die Tat

150 umgesetzt;

151 Interviewerin: mhm b 152 (15)

153 Interviewerin: (ähm); (.) es wurde auch einmal schon kurz angesprochen;

154 würdet ihr es denn bevorzugen geburtsblind zu sein, oder später zu

155 erblinden,

156 (4)

157 Okoye: Eindeutlig geburtsblind. @(2)@

158 Interviewerin: @(.)@ b 159 Black Widow: Ich würd mich auch bei ge- b 160 burtsblind anschließen; (.) ich glaub dis is (.) erschreckend für

161 (nen) Menschen wenn er (.) ä:hm sehend geboren wurde; und dann plötz-

162 lich (.) erblindet; ich glaub dis is ne große Vorstellung. (1)

163 Okoye: ja b 164 Black Widow: womit b 165 man erstmal fertig werden müsste; (1)

166 Nebula: Ich könnte mich jetzt nicht entschei:den; weil (.) also es gibt

167 ä:h (.) bei der Geburts:blind:heit is es natürlich auch schwieri-

168 ger bestimmte Dinge zu lernen; (.) von Anfang an; (1) ähm (.) ist

169 natürlich dieser Schock nicht da:; ä:hm (.) und das verarbeiten; (1)

170 wenn man eben das äh (.) im Nachhinein erst (.) einem das passiert;

171 (.) also ich äh find das schwierig (.) sich da zu entscheiden; (1)

172 Interviewerin: mhm b 173 (2)

174 Mantis: Also ich glaube (.) mit dem Wissen was ich jetzt habe (.) würd

175 ich lieber (.) jetzt erblinden; als von Geburt an blind zu sein; (.)

176 weil ich (.) in: (.) meiner jetzigen Situation; zum Beispiel Raum-

177 konzepte kenne; und die sozialen Gepflogenheiten; (.) und wenn ich

178 jetzt erblinden würde (1) könnte ich einmal (.) schon (.) die Tech-

179 nik (.) eventuell besser verstehen; (.) ä:h (.) u:nd (.) mich (.)

180 in sozialen Situationen (.) so anpassen dass es weniger auffällt;

181 dass ich blind (.) wäre. (1)

182 Interviewerin: mhm (3) b 183 Gamora: Also ich glaub ich würd mich auch (an) Mantis anschließen; (.)

184 dass ich e:her (1) später erblinden würde; auch (genau) wie Mantis

185 gesagt hat; weil ich halt schon bestimmte Konzepte (.) (ähm) mir er-

186 schlossen habe; und ich denke dass es (.) einfacher wäre (.) ä:hm

80 187 (1) dann (1) blind mir jetzt (äh) neue Konzepte zu erschließen; (1)

188 und die miteinander vielleicht in meinem @(Gehirn)@ zu verknüpfen;

189 (2) ja; außerdem würd ichs glaub ich sehr schade finden wenn ich (.)

190 nie: äh (.) den visuellen Reiz (kennenler) (.) also kennenlernen durf-

191 te; (1)

192 Interviewerin: mhm b 193 Gamora: also die Welt mit meinen Augen sehen konnte; (.) ja; b 194 (2)

195 Mantis: Ich denk aber bei de:r (1) Auswahl die wir beide jetzt hier b 196 getroffen hätten (.) spielt auch stark mit rein (.) dass wir halt

197 (.) Förderschwerpunkt Sehen sind. (1) und im Prinzip wissen welche

198 Hilfsmittelmöglichkeiten man (.) in Anspruch nehmen könnte; und dass

199 man (.) also wir eventuell schon weniger mit so nem großen Schock

200 (1) Schwierigkeiten hätten; (.) als vielleicht manch andere; (.) @(Men-

201 schen)@; (3)

202 Gamora: ja; (.) weil wir auf jeden Fall wissen dass das @(al- b 203 so)@ (.) vielleicht denke (dann viele) da nicht weiter; weil man nicht

204 mehr sehen kann; weils ja der absolut wichtigste Sinn ist im Leben;

205 für viele; (.) und ich glaub dass ich das jetzt durch mein Studi-

206 um jetzt so n bisschen relativiere; (.) und auch denke es gibt halt

207 auf jeden Fall Hilfsmittel; und es (.) kann halt weitergehen; und

208 (1) man kann viel neues lernen; und (.) sich neu umstrukturieren;(4)

209 Interviewerin: mhm ; b 210 heißt es denn, dass ihr

211 Nebula: ich hör grad ganz schlecht; b 212 Interviewerin: nochmal bitte;(3) b 213 Nebula: ich b 214 hab euch gerade gar nicht gehört; aber ok (geht) einfach @(weiter)@

215 Interviewerin: @(.)@ b 216 (2) ok:; (.) ä:hm; (.) vielleicht kann: (.) eine von euch beiden das

217 nochmal ganz kurz zusammenfassen, weils gerade so schlecht ä:h (.)

218 gehört wurde, (1) was ihr gesagt habt; (5)

219 Mantis: also dis letzte war ein- b 220 fach (.) dass wir glauben dass: (.) wir durch unser Studium (.) und

221 unseren Förderschwerpunkt Sehen (.) ä:hm (.) e:her wissen (.) dass

222 es Hilfsmittelmöglichkeiten gibt Hilfsangebo(.)te gibt (.) und dass

223 wir (.) und dass wir nicht so sehr geschockt wären; (.) oder wir leich-

224 ter mit dem Schock umgehen könnten; als vielleicht Menschen die jetzt

225 nie (.) Berührungspunkte mit Behinderung gehabt haben. (1)

226 Nebula: mhm (1) b 227 (ok) danke;

228 Interviewerin: @(.)@ (1) genau (.) dankeschön (fürs wiederholen); (2) b 229 ä:hm (.) heißt es denn dass ih:r (.) die Zeit (.) wertschätzt (.)

230 in der ihr sehen könnt, oder macht ihr euch da eher weniger Gedan-

231 ken drüber;

232 (11)

233 Mantis: Ä:hm (.) also ich (1) wertschätzte dis schon; (.) mehr als ichs

81 234 früher gewertschätzt habe; (1) ä:hm (.) zum Beispiel (2) seit ich

235 weiß wie sch(wer) also wie umfangreich Brailleschrift wird; (.) al-

236 so wenn man jetzt Bücher in Brailleschrift umwandelt; (.) wie viel

237 (1) m:ehr Platz das braucht; (.) ich habe immer viel gelesen und ich

238 les auch jetzt viel; und ich kann (.) zum Beispiel mit Hörspielen

239 nicht viel anfangen (.) das heißt das wär nen ziemlicher Schlag für

240 mich; wenn ich plötzlich nicht mehr lesen könnte; (.) und natürlich

241 auch Serien und Filme; (1) also: (2) ä:h ach so; (ob) ja (.) des-

242 halb wertschätz ich das schon und auch so (.) die Familie und Land-

243 schaften und Familienurlaube und Fotos und so weiter; (.) dis is dis

244 würde ja alles (.) sozusagen wegfallen wenn man nicht mehr sehen könn-

245 te;

246 Interviewerin: mhm (1) b 247 Mantis: und ich denk (.) wenn man (1) sich (.) halt (.) b 248 darüber keine Gedanken macht; (2) also ich mein (.) normalerweise

249 macht man sich halt einfach keine Gedanken drüber. (.) a:ber durch

250 (.) unser Studium (.) denk ich (.) sind wir schon gezwungen uns da

251 n bisschen mehr Gedanken drüber zu machen. (3)

252 Nebula: ja ich (werschätze) b 253 schätze dis auf jeden Fall; (.) ä:hm es is (äh) die Wunder der Na-

254 tur auch mit den Augen zu sehen; (.) oder ä:hm (.) meine Familie oder

255 Fotos oder Filme; (.) a:ber ich seh es nicht a:ls (.) Weltuntergang

256 würde (man) jetzt nicht sehen können. (1) Ich glaube dass äh (.) hat

257 sich verändert bei mir; (.) ä:hm (1) durch dis Studium; (1) ä:hm (.)

258 ich ä:h (1) ich denke es gibt (.) ja; andere Arten zu sehen; (6)

259 Interviewerin: mhm; b 260 gehts den andern genauso, (2) oder ganz anders vielleicht, (3)

261 Gamora: (ja); b 262 ich hatte es jetzt durchs Studium öfter (.) muss ich sagen (.) dass

263 ich im Alltag (.) wenn ich in bestimmten Situationen war (.) hab ich

264 überlegt wie wäre es wenn ich jetzt eigentlich nicht sehen könnte;

265 (1) zum Beispiel ä:h (.) im Club; (.) oder so; (1) wo es halt su-

266 per laut is; total überfüllt is; (.) was einfach also was ich sehr

267 gerne (.) mache; in Club gehen und mit Freunden dort treffen; und

268 da hab ich halt auch überlegt (.) dis hatten wir auch mal als The-

269 ma (.) ä:hm (ähm) im Seminar; dass das halt super schwierig is; weils

270 einfach so laut is; und du hast das Gefühl du bist allei:ne; (1) oder

271 wirst angerempelt, und (weißt was) kannst dich super schwer orien-

272 tie:ren; und da hab ich gedacht dass (1) dass das irgendwie ein (.)

273 also dass ich auch noch (.) also jetzt nicht offensichtlich einen

274 blinden Menschen im Club gesehn hab; (.)

275 Interviewerin: mhm b 276 Gamora: oder jetzt auch (nicht b 277 mal) ich weiß (echt) nicht wahrgenommen auf jeden Fall; hab ich ge-

278 dacht dass is irgendwie (1) also ich hab auch mal mit Freunden mich

279 ausgetauscht (.) und es gibt so Bereiche wo man blinde nicht unbe-

280 dingt sieht; (dis find) da hab ich gedacht (is irgendwie) is irgend-

82 281 wie ja; (.) schwierig wenn ich gar nicht in diesem Bereich (.) ä:h

282 (.) aktiv sein könnte; aufgrund weil ich nichts sehen kann; (3)

283 Interviewerin: mhm(6) b 284 Gamora: ja(2) b 285 Nebula: Also ich denke es ist auch realistisch; dass uns (.) sowas pas-

286 siert; (.) im (mit nem) höheren Alter; und (1) ä:hm dass ich dann

287 schon (.) Sachen (.) ja klar; bestimmte Sachen (müss) muss man ver-

288 ändern in seinem Leben;

289 Gamora: hmm (1) b 290 Nebula: ä:hm (.) die sind nicht mehr ganz gleich b 291 (ums) umsetzbar; (.) vielleicht; (5)

292 Gamora: ja; oder auch (.) genau; (man) b 293 man (.) also auch jetzt im Urlaub (.) wie ihr meintet ne, wenn man

294 in Urlaub fährt; man guckt sich ja viel an; man macht viel Sight-

295 seeing; das würde auch (1) wahrscheinlich in nem anderen Format dann

296 sein; also man würde (1) nicht unbedingt jetzt zu jedem Ort fahren

297 weil der so schön aussieht; sondern es müsste vielleicht da irgend-

298 wie äh (.) andere Reize auch geben; die dann interessant sind; wenn

299 man nicht sehen kann; (2) (ja oder so); (.) was dieser Ort vielleicht

300 noch öh (.) in sich birgt; (1) aber ich fahr zum Beispiel oft zu Or-

301 ten weil ich sie einfach (1) (von) vom Sehen sehr schön finde ne,(1)

302 Black Widow: hmm b 303 Gamora: das b 304 würde ja auch wegfallen (fallen); (3)

305 Black Widow: na und das was du grad mit dem b 306 Urlaub angesprochen (hat) hast; so gehts mir meistens beim Sport;

307 (.) weil als Mantis und ich im Praktikum waren; durften wir auch Goal-

308 ball mitspielen; (.) und ich war (.) so: überfordert mit dieser Sport-

309 art; (.) ich @(war)@ definitiv die Schlechteste; (.)

310 Mantis: @(.)@ b 311 Black Widow: und hab mir b 312 denn (n) danach die ganze Zeit so überlegt (.) ähm (.) was ich halt

313 machen würde; (1) weil mein Sport (.) dis is ja alles mehr auf Se-

314 hen ausgerichtet; (.) wie: sich mein Leben dann so verändern wür-

315 de; und da dacht ich mir schon dass ich (.) schon sehr dankbar da-

316 für bin dass ich sehe; obwohl ich auch denk dass meine Welt nicht

317 zu Ende sein würde; aber wär glaub ich extrem ungewohnt für mich;

318 (.) weil ich so: (1) viel (1) ja (.) mache mit meinen Augen; (1) al-

319 so ich (.) benutz den Sinn halt wirklich sehr sehr oft.

320 (8)

321 Interviewerin: ok ; dann komm ich zur fünften Frage; (.) ä:hm (.) be- 322 handelt (.) ihr denn blinde Menschen anders als sehende Menschen,

323 (13)

324 Mantis: Ich: denke ich würde gerne auf die Frage gerne mit nein antwor-

325 ten; (.) a:ber (.) letztendlich (2) kann ich dis glaub ich nich; weil

326 man (.) weil ich ja dann doch versuche (.) wenn ich (.) mit einer

327 blinden Person in Kontakt trete (.) dis auch zu berücksichtigen; und

83 328 so in Kontakt zu treten dass die Person damit was anzufangen äh (.)

329 anfangen kann; (.) also zum Beispiel wie wir eben in der Szene ge-

330 sehen haben; wie die Frau (die Fr) die die Hand hingehalten hat so;

331 (1) ähm (1) ich glaube (.) wenn ich weiß dass die Person blind is

332 (.) würd ich versuchen sowas nicht zu machen; weil dis ja (1) zwar

333 ein Kontaktangebot is; aber die andere Person kann dis ja nich wahr-

334 nehm; (.) das heißt in der Hinsicht würd ich versuchen dann ein Kon-

335 taktangebot (.) zu machen (.) was wahrgenommen wird; oder (.) halt

336 (.) sagen (.) möchten Sie mir die Hand geben, oder ich halt Ihnen

337 meine Hand hin; oder so; (1) ä:hm (.) von daher (.) aber (1) gleich-

338 zeitig is halt die Frage (.) is das gleich anders behandelt, wenn

339 man auf die Bedürfnisse der Person eingeht, (1) deshalb (.) würd ich

340 das Wort jetzt @(weitergeben)@

341 Interviewerin: @(.)@ (1) b 342 Nebula: ja; dis is schwierig diese Fra- b 343 gen zu beantworten; (1) ä:hm (.) ich denke eigentlich (.) versuch

344 ich schon jeden (.) (klar) also ähnlich zu behandeln; aber ähm (.)

345 wenn es Situationen sind wo man denjenigen noch nicht gut kennt (1)

346 und man ä:hm (.) (miteinander) kommunizieren muss; (.) hab ich das

347 schon erlebt; dass die Kommunikation erstmal (schwi) ähm mehr Zeit

348 braucht; (.) ä:hm (.) und äh (.) ich mir viel mehr Gedanken mache;

349 und äh (.) dadurch wahrscheinlich (.) also (ich) man sieht sich ja

350 nicht selbst; also man kann ja nicht wissen wie man da genau äh (.)

351 sich verhält; (aber) wahrscheinlich sich etwas anders verhält.(3)

352 Interviewerin: mhm (2) b 353 Gamora: ich b 354 finde was man auch daran schwierig ist; (also) ich weiß ja nich wies

355 bei euch is; aber ich hab ja (.) außerhalb meines Studiums eigent-

356 lich auch kein Kontakt mit Menschen die blind sind; aktuell; (.) al-

357 so sei es jetzt im schulischen Rahmen natürlich; im Praktikum da na-

358 türlich; oder sonst halt (.) durch unsre Dozenten; aber sonst (1)

359 deswegen find ichs auch schwer zu beurteilen; (2) aber jetzt (im im

360 im) im Studium (.) also jetzt mit unsern Dozenten zum Beispiel da

361 (1) hat man halt am Anfang an so (.) Regeln abgesprochen wie man re-

362 det halt rein; man meldet sich nicht; (1) so und öh (.) ansonsten

363 fand ich wars dann ä:hm (1) gleich; (also hab i); hab ich jetzt nicht

364 das Gefühl gehabt dass ich ä:hm (.) jetzt anders zu den Dozenten bin

365 (.) als zu sehenden Dozenten. (3)

366 Nebula: hmm ; (1) seh ich ein bisschen an- b 367 ders; also äh ich (.) glaub ich (.) hab viel länger Zeit gebraucht;

368 ä:hm (.) die zu verstehen; (2) u:nd hab mir auch viel mehr Gedan-

369 ken gemacht; ja. (1)

370 Gamora: wie meinst du sie zu verstehen, (1) b 371 Nebula: ä:hm (.) ich b 372 hatte es manchmal dis Gefühl (.) ä:hm (1) dis is auch schwierig dis

373 zu Verallgemeinern. (.) ähm (.) weil jeder auch ein bisschen anders

374 is (.) Herr Falcon (.) war anders (als) als Herr Vision; a:ber ä:hm

84 375 (2) die Gedanken so nachzuvollziehen; (weil es is) glaub ich schon

376 ab und zu (.) anders; (.) na oder wenn (.) ja (es is) ich kanns nich

377 ganz beschreiben; und ich will auch gar nich diskriminierend; ä:h

378 (1) rüberkommen; (3) is schwierig (.) zu sagen; (3)

379 Gamora: du meinst (die) b 380 die Meinung nachzuvollziehen; die sie jetzt unterschiedlich vertre-

381 ten (haben);

382 Nebula: nein. äh (.) wie man etwas aufbaut; (1) (man hat ja ne b 383 Legung) wie man didaktisch etwas aufbaut; (.) und (.) ä:hm (1) da

384 (muss) musste ich eben ein bisschen länger (.) hab ich ein bisschen

385 länger gebraucht

386 Gamora: ach so; @(.)@ b 387 Nebula: (um dis halt) nachzuvollziehen; (.) b 388 also genau;

389 Gamora: hmm b 390 (8)

391 Interviewerin: Wo und wann hattet ihr schonmal (.) Kontakt zu blinden

392 Menschen,

393 (9)

394 Nebula: Also nur in der Uni; und dann durch die Uni mit Kindern; und da:

395 (1) hat ich mir ganz große Gedanken drüber gemacht; äh (.) komm ich

396 (.) denn gut an bei den Kindern (dann) (1) ähm (.) ich bin eigent-

397 lich Erzieherin und hab da überhaupt keine Probleme mit; (.) u:nd

398 (.) ä:hm (.) hatte aber gedacht vielleicht (.) ä:hm (1) reicht mei-

399 ne Sprache nicht; oder ja: (1) aber dis war überhaupt kein Problem;

400 und dis war (1) ein tolles Erlebnis. Wie mit jedem Kind auch;

401 (6)

402 Mantis: Also ich habe (.) ä:hm (2) bevor ich das Studium angefang hab

403 ein FSJ abgelegt in einer Werkstatt für behinderte Menschen. (1) Und

404 da wa:rn (.) zwei Personen die: vollständig blind warn; (.) bezie-

405 hungsweise auf jeden Fall sehr schwer sehgeschädigt; (1) ä:hm (2)

406 ä:h (.) und das waren eigentlich meine ersten Kontakte zu blinden

407 Personen; (1) ich muss aber sagen das war auch nich anders; (.) als

408 mit andern; (.) man musste halt (1) also (.) meine Aufgabe bestand

409 halt darin Aufgaben zu zeigen; (.) und zu beaufsichtigen; und zu kon-

410 trollieren letztendlich; (1) u:nd (.) es ging halt einfach (1) al-

411 so man musste halt schon lernen (.) zu (.) erklärn; (.) wie man et-

412 was zeigt; (.) also (.) man konnte (2) nicht so frei (.) sprechen;

413 (.) wie mit den andern; (1) weil (.) die: das Verständnis halt ein-

414 fach anders is; dadurch dass sie (.) den Sehsinn ja nicht (.) so:

415 haben wie wir den haben; (1) aber ansonsten (2) wars (2) auch nichts

416 anderes als mit allen andern. (.) und ansonsten halt auch (.) nur

417 über die Uni; (.) und dann dis Praktikum; (.)

418 Interviewerin: mhm (2) b 419 Okoye: Also: (.) ich ha:b (.) e:s (.) seit meiner Gebu:rt (.) eigent-

420 lich; @(.)@ (1) ähm (.) Kontakt zu blinden Menschen; ich hab nen großen

421 Bruder; der is vollblind; (1) ä:hm ja; (.) er hat auch natürlich (.)

85 422 Freunde und so; mit den ich dann auch (.) Kontakt hatte; (1) und auch

423 noch immer (.) Kontakt habe; (1) ä:hm (.) ja (.) meine Mum is: Leh-

424 rerin in (1) der Blindenschule; (.) zwar im Bereich GE (.) aber (.)

425 sie sind ja ähm (.) die Kinder sind ja auch (1) teilweise schwerst

426 mehrfachbehindert; und haben auch Sehbeeinträchtigungen; (.) u:nd

427 (.) ja (da) als (.) Kind war ich da öfter mal mit; (.) auf Arbeit

428 bei meiner Mum; und hab dann mit den Kindern auch gespielt und so;

429 (2) ä:hm (.) dann hab ich auch (.) i:m (.) in ihrer Schule wo sie

430 arbeitet; ä:h (.) 2016 nen Praktikum gemacht; (.) aber im Bereich

431 Sehen; und nich GE; (1) und jetzt eben dis Praktikum (.) in der [...]Schu-

432 le auch; (1) ja;

433 Interviewerin: mhm b 434 (10)

435 Interviewerin: Habt ihr denn dis Gefühl von blinden Menschen anders be-

436 handelt zu werden als euch sehende Menschen behandeln, (5)

437 Nebula: Nein. (5) b 438 Interviewerin: Warum b 439 nein,@(.)@ (1)

440 Nebula: also; (.) ä:hm eben nur was ich gesagt habe die An- b 441 fangskommunikation (.) das (äh) (.) könnte längere Zeit (sei) al-

442 so benötigen; und (.) man (.) muss sich einfach darauf einlassen ä:hm

443 (1) dass (.) dass es einfach länger dauert. Oder ä:hm (bestimmt) aber

444 (.) sicher auch nicht (für) bei allen so; also (.) nu:r die ä:h die

445 Beispiele (.) ich hab ja so wenige Beispiele; (.) ä:hm (1) wenige

446 Leute kennengelernt; (2)

447 Interviewerin: mhm (1) b 448 Nebula: aber da is mir dis jetzt nich ä:hm b 449 (.) kein Unterschied aufgefallen; (1)

450 Interviewerin: mhm b 451 Nebula: außer dis mit der Kom- b 452 munikation; dass dis länger dauert;

453 (8)

454 Gamora: Ich kann mir vorstellen (.) dass zum Beispiel jetzt also im (ähm

455 im im) also ich kann jetzt zum Beispiel aufs Seminar eingehen; ich

456 glaub es is schwieriger (.) bei Herr Falcon wo wir mehr Leute warn;

457 ich glaub da warn wir so 20 (.) 25 vielleicht; (.) ä:hm (.) dass es

458 schwieriger is ne persönliche Ebene aufzubauen; glaub ich da es für

459 ihn nich so einfach is ä:hm (1) dis also zu sortieren; (.) oder sich

460 zu mer:ken (.) wer da: war; oder wer gesprochen hat; wer (n) wer teil-

461 genommen hat; rege am Seminar; (.) also ich glaub es is schwieri-

462 ger (ne) ne Beziehung aufzubauen; (wenn) wenn einfach vie:le (.) Men-

463 schen im Seminar sind; als jetzt zum Beispiel bei Herr Vision; (.)

464 wo halt weniger sind; und man irgendwie (nen) intensiveren Kontakt

465 hatte; (1)

466 Nebula: ja aber; dis is mir beim zweiten Mal (.) wir hatten ja b 467 zwei Seminare; anders dann gegangen; (1) also (es) äh (.) es war dann

468 gar kein Problem mehr; dis brauchte (.) eben irgendwie Zeit;(1)

86 469 Gamora: hmm (2) b 470 aber du bist also (.) bei Herrn Falcon ist es zum Beispiel so (.)

471 es is schon wichtig dass du als (Stu) (.) ähm Studentin sag ich mal

472 (rege) teilnimmst; damit er dich wahrnimmt; (.) also ne, (.)

473 Nebula: ja b 474 Gamora: darum b 475 sehe ich jetzt zum Beispiel; sag ich ma (.)

476 Nebula: @(.)@ b 477 Gamora: ich sag jetzt mal b 478 so 30 Prozent haben rege am Seminar teilgenommen; 70 Prozent nich;

479 und von den 70 Prozent äh (.) wird es wahrscheinlich auch nicht viel

480 wahrgenommen haben; also ähm (.)

481 Nebula: mhm b 482 Gamora: das mein ich halt; weißt du,(.) b 483 Nebula: ja. b 484 (7)

485 Interviewerin: Mhm; (1) ok; bevor ich die drei übrigen Fragen stel- 486 le (.) ä:hm (1) bekommt ihr noch einen Videoausschnitt zu sehen; (35)

487 ok; sagt wieder Bescheid falls irgendwas is;

488 Zweiter Stimulus: Staffel 1, Folge 13 (von 43:45 min bis 54:11)

489 [Technische Probleme während des Abspielens]

490 Interviewerin: Mhm; ; (12) ok ; (2) dann: komm ich jetzt zur sechsten 491 Fra:ge; (.) ä:hm (.) meint ihr für Daredevil wä:re (.) das Sehen kön-

492 nen eine Ablenkung, (27)

493 Scarlet Witch: Sorry; aber kannst du vielleicht (nochmal) b 494 die Frage nochmal wiederholen, ich hab nich ganz zugehört;

495 Interviewerin: Ach so; b 496 nich schlimm. (.) ä:hm (.) ob ihr meint dass für Daredevil die F (.)

497 also die Fähigkeit eine Ablenkung wäre; (29)

498 Mantis: Ich find dis schwierig b 499 zu beantworten; (.) wei:l (1) w:ir (.) oder ich sehr (.) visuell aus-

500 gerichtet bin; und ich mir dis (halt) echt nicht (.) vorstellen kann;

501 halt nichts zu sehen. (.) Und ich denke (.) von meiner Sicht aus (.)

502 wäre er (.) mehr im Vorteil wenn er sehen könnte; (.) (aber) (2) aber

503 andererseits hat er (da) er seit Kindesalter blind is (.) sich dar-

504 an gewöhnt; (.) un:d seine (.) Fähigkeiten dementsprechend angepasst;

505 das heißt wenn er jetzt (.) plötzlich wieder sehen könnte (.) wür-

506 de es ihm nichts bringen; denk ich;

507 Interviewerin: mhm (7) b 508 Gamora: (Ich finds schwierig) b 509 zu beantworten; aber ähm (.) man hat ja auch in den Ausschnitten jetzt

510 nicht gesehn (.) ob er jetzt eigentlich überhaupt ne Einschränkung(2)

511 Interviewerin: mhm b 512 Gamora: (hat); also bisher wirkt b 513 dis ja so als ob er (1) es kann; (1) sich komplett orientieren kann;

514 ohne Hilfe; (2) (und) da:her denk ich auch (.) überflüssig is dass

515 er sehen kann; anscheinend; (2) und wenn er jetzt plötzlich wieder

87 516 sehen könnte (.) würd es ihn (.) wahrscheinlich schon erstmal ab-

517 lenken und denn (2) erstmal ä:hm es schwieriger haben; aber (.) da

518 er ja so super toll is; könnte er es bestimmt auch ganz schnell wie-

519 der (.) @(1)@

520 Interviewerin: @(.)@ (2) b 521 Gamora: anpassen; dass das Sehen ihm dann auch wie- b 522 der (.) also auch nen Vorteil bringen würde; (1)

523 Interviewerin: mhm (2) b 524 Nebula: Ja da geh b 525 ich auch voll mit.

526 (6)

527 Interviewerin: (Ok); (.) ähm (.) meint ihr denn er hat (.) also Dare-

528 devil hat aufgrund seiner (.) Fähigkeiten Vor:teile gegenüber Se-

529 henden, (27)

530 Mantis: Ich glaube dass e:r (3) seine (.) Sinne (.) so verfei- b 531 nert hat dass er mehr wahrnimmt als die (.) allgemeinen Mensch (.)

532 also (.) so der Durchschnittsmensch; (.)

533 Interviewerin: mhm b 534 Mantis: und dass er dadurch b 535 schon Vorteile hat; (1) ä:hm (.) ich habs nicht ganz gecheckt; hat

536 er jetzt übersinnliche Fähigkeiten oder nich; (2) @(.)@

537 Interviewerin: @(.)@ b 538 Nebula: Ähm; b 539 ich hab (äh) mir is was gekommen; wieder also (.) ganz am Anfang (.)

540 war er ja schon ein Held; er hat ja einen Mann gerettet; (1) ä:hm

541 (.) ich weiß nich ob ihr euch an die erste Szene erinnern könnt; er

542 war sehend; (.) und hat einen Mann gerettet; ä:hm (.) er hat ihn ir-

543 gendwie weggestoßen; (1) also denk ich es is ega:l ob er sieht oder

544 nicht sieht; er is ein Held.(.)

545 Interviewerin: @(.)@ (2) b 546 Mantis: Guter Schluss.(.) b 547 Interviewerin: @(1)@ b 548 Mantis: @(2)@ b 549 (7)

550 Interviewerin: Wie gefällt euch denn der Charakter Daredevil, (24)

551 Nebula: Ich b 552 hätte gern auch n bisschen (.) ä:hm (.) Schwachstellen gesehn; (.)

553 Interviewerin: mhm b 554 Nebula: mir b 555 fehln die (1) jeder Mensch hat so n bisschen (2) ä:hm (.) Punkte (.)

556 die man nich so gut kann; (.) und auch ein Held; und (1) ä:hm ja;

557 das fehlt mir so n bisschen; (1) sonst is dis natürlich toll; das

558 alles zu können; und ähm (.) ich würd auch gern so (.) äh (.) gut

559 kämpfen könn wie er; @(.)@

560 Mantis: @(.)@ b 561 Gamora: @(.)@ (3) b 562 Mantis: Ich find den Charakter interessant; b

88 563 (1) ich m:ag ihn nich so sehr weil e:r (1) ä:hm (.) also es kommt

564 für mich s:o rüber als wär er ziemlich verbittert; (1) ich bin mir

565 nicht sicher was also (.) die Szenen die wir gesehn haben; (.) warn

566 halt (1) sehr emotional rachemäßig aufgeladen; und daher fehlt mir

567 so dieses (.) positiv emotionale; (1) u:nd ich denke (.) die Schwach-

568 stellen (.) die du eben angesprochen hattest Nebula; ich glaube (1)

569 Nebula: das b 570 könnten die sein; ja;

571 Mantis: ja genau; ich ich seh seine Schwachstellen so b 572 in diesem (2) m:hm (2) ich weiß nich; ich ich (ich) hab ihn auch nich

573 so richtig als Held empfunden tatsächlich; (1) weil (1) also (es)

574 es hat sich für mich sehr gegensätzlich; widersprüchlich; angefühlt;

575 (.) und er is auch ein sehr sarkastischer Charakter; und das gefällt

576 mir persönlich nicht so; (1) ä:hm und ich hab tatsächlich die Fra-

577 ge wieder vergessen; @(.)@

578 Interviewerin: @(1)@(.) ähm (.) also die Frage war; (.) b 579 wie euch der Charakter Daredevil (.) an und für sich gefällt; (.)

580 Nebula: Ich b 581 glaube hätt ich ihn nich gesehn; sondern nur gehört; (.) hätte er

582 mir besser gefallen; (1) ä:hm (.) ja diese Aufmachung is glaub nich

583 ganz meins; (.) der Typ Mann is auch nich mein; @(.)@

584 Mantis: @(.)@ b 585 Nebula: aber ä:hm(.) b 586 genau; ich glaub er hätt mir (.) (wenn ich) wäre ich jetzt blind (.)

587 wahrscheinlich besser gefallen; (4)

588 Gamora: Also ich (ke kenn die Serie und b 589 mag die gerne); und kenn den Charakter Daredevil; also kannte ich

590 schon vorher; (1) tatsächlich hab ich vergessen dass er blind war;

591 das fand ich ganz spannend; als das denn kam; (da war) ja klar der

592 war ja blind; (.) und ich fand den Charakter nie wirklich interessant;

593 und ich glaub auch dass was Mantis eigentlich beschrieben hat; würd

594 ich auch (.) total zustimmen. (.) Ich fand ihn irgendwie immer un-

595 sympatisch; also: (2) deswegen ich (hab n) den Film glaub damals ge-

596 guckt; aber ich fand den (.) (irgendwie) also ich fand den doof ir-

597 gend@(wie)@; (.) aber Kampfkunst äh hat der drauf; das find ich gut.

598 @(1)@

599 Mantis: @(1)@ (5) b 600 Scarlet Witch: Also ich mag ihn irgendwie; ich weiß nich ob ich @(mit b 601 meiner Meinung allein dastehe)@; (.) aber der war mir irgendwie voll

602 sympathisch; (.) u:nd (.) auch (.) irgendwie (.) ä:hm (1) humorvoll;

603 also: (.) dass e:r (1) (die ganze Sache) mit der Erblindung an sich;

604 relativ (.) humorvoll (aufge) (.) also als die zum Beispiel bei der

605 Wohnungsbesichtigung warn; (.) wo er dann meinte dass er ja gar kei-

606 ne Aussicht braucht; (.) hat er halt nich (.) irgendwie so (.) be-

607 mitleidenswert oder sowas gesagt; sondern (.) hat dis ä:hm (1) mit

608 sehr viel Humor rübergebracht; (.) und (.) (irgendwie ich) @(kei-

609 ne Ahnung der is mir halt relativ gut in Erinnerung geblieben)@;

89 610 Interviewerin: mhm; b 611 (6) kann sich denn jemand der Meinung anschließen, also: (.) eher

612 ein positives Bild von ihm zu haben; (2)

613 Nebula: das hat mich eher (.) gestört; b 614 also: ä:hm (.) ich wäre sensibler gewesen; (.) ä:hm (.) in dem Mo-

615 ment; also (.) wenn ich mich jetzt mit ihm (.) identifiziere; (.)

616 ä:hm (.) diese Fra:u (.) hat wahrscheinlich noch nicht so vie:le (.)

617 (is) wahrscheinlich noch nich so vielen blinden Menschen begegnet;

618 (1) u:nd es war sehr provokant.

619 Interviewerin: mhm b 620 Nebula: Also klar (.) es is (.) Geschmack- b 621 sache; aber dis is nich so mein; (.)

622 Interviewerin: mhm (6) b 623 Mantis: Ich denke es is ä:h (3) b 624 es macht ihn sympathischer (.) dass er (.) das so mit Humor nimmt;

625 dis denk ich schon; (1) hmm: (.) und mein (.) also ich fand den Cha-

626 rakter auch gerade deshalb interessant; weil (2) weil (.) man ihm

627 dis nich anmerkt; dass er blind is; (.) auch (.) also einmal natür-

628 lich als dieser kämpfende Daredevil; aber auch als diese normale Fi-

629 gur; (2) is er nich hilflos; und (.) ä:hm (.) hat (.) seine Coping-

630 Strategien; (1) von daher denk ich is dis auf jeden Fall (.) ei:n

631 (3) ich weiß nich; es is so ne Art Vorbild; denk ich (1) u:nd (1)

632 allein dadurch dass dieser Charakter (.) ä:hm (.) existiert (.) ha-

633 ben (.) vielleicht mehr Menschen (1) ä:hm (.) n ersten entfernten

634 Berührungspunkt; so zu Blindheit; von daher (.) find ich (1) is das

635 schon ein Pluspunkt so für den Charakter; (.) also der Charakter kann

636 zwar jetzt nicht wirklich was dafür;

637 Interviewerin: @(.)@ b 638 Mantis: aber das wollte ich ger- b 639 ne noch @(so dazu sagen)@;

640 Interviewerin: mhm b 641 (9)

642 Interviewerin: (Ok); dann komm ich zur abschließenden Frage; (.) Hat (.)

643 laut euch Daredevil eine Behinderung, oder eine besondere Gabe, (5)

644 Gamora: Also b 645 er hat in meinen (.) in meinen Augen auf jeden Fall keine Behinde-

646 rung; (1) da er (.) nicht eingeschränkt is in seinem Leben; in sei-

647 nen Tätigkeiten; in seinem Beruf; (2) was wir jetzt gesehn haben;

648 (1) er kann alles (auch also) (1) ausführen; (.) wie er es gern möch-

649 te; (2) ne besondere Gabe weil seine (.) ja seine seine Kampfkunst

650 auch oder wie er sich orientiert; wirkt ja schon so als ob es übernatürlich

651 wäre; (.) also auch das wie er da plötzlich an der Wand (3) ne, wo

652 man sich auch fragt ok; woher weiß (d) er dass da jetzt genau die

653 Wand is; also das heißt er muss da so n bisschen was übernatürli-

654 ches haben; (2) von daher eher Gabe; (.)

655 Interviewerin: mhm (4) b 656 Mantis: Ich würd mich dem b

90 657 auch jeden Fall auch anschließen; (4)

658 Nebula: Ich auch; (10) b 659 Interviewerin: Also sieht (.) b 660 keiner von euch dass er (.) ä:hm (.) die Behinderung hat blind zu

661 sein; (3)

662 Mantis: Ich denk dis kommt auf die: Definition von Behinderung an; b 663 (2)

664 Nebula: genau ; b 665 Mantis: also aus unserer Sicht jetzt (.) wenn wir (.) danach b 666 gehen ob er Einschränkungen hat; (.) ob er: (2) ä:h (.) teilhabemäßig

667 nich (1) halt so an der Gesellschaft teilnehmen kann; (1) dann würd

668 ich sagen (.) hat er keine Behinderung; aber wenn man vielleicht ne

669 andere Person fragt die nur sieht dass er nicht Sehen kann; (.) dann

670 würde die wahrscheinlich sagen es ist ne Behinderung; (1)

671 Interviewerin: mhm (2) b 672 Nebula: Ja b 673 er hat soziale Kontakte; (1) er hat einen Beruf; den er ausführen

674 kann; (.) den er auch ohne Hilfe ausführen kann; (.) und is noch Superheld;

675 also

676 Gamora: @(2)@ b 677 Interviewerin: mhm b 678 Nebula: @(entspricht echt)@ b 679 (7)

680 Interviewerin: Ok; (2) dann: (.) ihr habt ja jetzt schon vieles gesa:gt;

681 gibt es noch irgendetwas (.) ä:hm (.) was euch irgendwie: in den Sinn

682 gekommen is, was ihr gerne (.) äh sagen möchtet; was halt nich zur

683 Sprache gekommen is; euch aber wichtig is, (6)

684 Nebula: Was war denn diese b 685 (.) ich hab ich kenn dis ja gar nich;

686 Interviewerin: mhm b 687 Nebula: also ä:hm (.) die Frau mit b 688 dem (.) Helikopter;

689 Interviewerin: ah ja; @(.)@ b 690 Nebula: is dis seine (.) seine Freundin, oder b 691 ich bin nur neugierig;

692 Interviewerin: ä:hm (.) das (.) (äh) die Frau mit dem He- b 693 likopter (.) is die Frau von dem die: (.) ä:h der eingesperrt wur-

694 de;(1)

695 Nebula: ah ok; b 696 Interviewerin: den (.) Daredevil sozusagen ins Gefängnis gebracht hat b 697 ja; (2) genau; (5) o:k; (.)

698 Mantis: Ich hab (.) b 699 Interviewerin: ja: b 700 Mantis: ich hab (.) noch (.) kurz b 701 (1) ä:h (.) machst du diese (.) Umfrage noch mit andern Leuten, (.)

702 Interviewerin: genau; b 703 also ich mach es (.) ihr seid sozusagen meine eine Gruppe; und ich

91 704 machs noch mit ner anderen Gruppe; (.) ä:hm die: ä:h (.) gar nichts

705 mit Sonderpädagogik zu tun haben; also (.) und schau mir da genau

706 (.) den Vergleich an; zwischen euern (.) beiden Gruppen; und

707 Mantis: Spannend. b 708 Interviewerin: ja; b 709 @(.)@

710 Mantis: ok; cool; b 711 Interviewerin: @(1)@ b 712 Mantis: ich wollt nur (.) ä:hm (1) ich bin mir nich si- b 713 cher ob du sowas zu Anfang gesagt hast; aber ich fand die Szenen die

714 wir gesehn haben;

715 Interviewerin: mhm b 716 Mantis: halt schon sehr gewaltlastig; b 717 Interviewerin: mhm b 718 Mantis: und auch mit b 719 dem Blut; (2) ich war nich drauf vorbereitet;

720 Interviewerin: @(ok)@ b 721 Mantis: von daher (.) b 722 (ich) ich (.) keine Ahnung (.) so ne kleine Vorwarnung könnte viel-

723 leicht hilfreich sein;

724 Interviewerin: alles klar; b 725 Mantis: also ich fands jetzt nich schlimm; b 726 Interviewerin: ok; b 727 Mantis: aber: b 728 (.) ich fands schon krass; ich bin normalerweise da: (1)

729 Interviewerin: ok; (2) ja b 730 da hatte ich auch ä:hm (.) mit jemandem drüber gesprochen; und er

731 meinte da alle über achtzehn sind; ä:h (.)

732 Mantis: @(.)@ b 733 Interviewerin: muss ichs nich sa- b 734 gen; (.) u:nd ä:hm genau (.) ich fands auch spannend; man hats an

735 denen die die Videos anhaben;

736 Mantis: @(.)@ b 737 Interviewerin: auch an den Reaktionen @(manch- b 738 mal)@ gesehn; ä:hm (.) aber klar; danke für den Hinweis; [...] dann:

739 @(.)@ bedank ich mich ganz ganz herzlich @(.)@ für eure Teilnahme

740 (.) äh (.) an der Diskussion und wünsch euch noch nen schönen Tag;

741 (.) ä:hm genau; war toll dass ihr das mitgemacht habt; [...] vie-

742 len Dank; [...]

92 Transkription Fokusgruppe II

1 Interviewerin: Erstmal herzlichen Willkommen; zu der Gruppendiskussi-

2 on; (1) (Äh) vielen vielen Dank; dass ihr Euch für die Diskussion

3 Zeit nehmt. (1) Äh (.) bevor wir beginnen; möchte ich euch so kurz

4 erzählen; worum es eigentlich geht; in meiner Masterarbeit; ich ma-

5 che eine Befragung zu Marvel’s Daredevil; (1) und ich möchte her-

6 ausfinden, wie sich die (.) Wahrnehmung verschiedener Gruppen zu die-

7 ser Serie und zu blinden Menschen allgemein unterscheidet. Ähm (.)

8 vor der Diskussion zeige ich euch einen Ausschnitt aus der Serie;

9 (.) danach stelle ich euch mehrere Fragen; (.) dann zeige ich euch

10 wieder einen Ausschnitt; (.) und stelle die übrigen Fragen. (1) Es

11 sind insgesamt acht offene Fragen; bei denen ich euch bitte einfach

12 all das zu erzählen; was euch dazu einfä:llt; was (so) relevant oder

13 wichtig für euch ist; (1) es gibt natürlich kein richtig oder falsch.

14 Ä:hm (.) ich schätze; dass die Diskussion etwa eineinhalb Stunden

15 in Anspruch nehmen wird; (.) das gesamte Gespräch wird aufgezeich-

16 net; allerdings danach anonymisiert; und die Daten werden nur im Rah-

17 men meiner ähm Masterarbeit verwendet; und nicht weitergegeben. (2)

18 (So), noch irgendwelche Fragen, (2) dann (2) lege ich jetzt los; (2:14)

19 Erster Stimulus: Staffel 1, Folge 1 (von 0:00 min bis 12:21 min)

20 [Technische Probleme vor und während des Abspielens]

21 Interviewerin: (2) (So); das war schonmal die erste Szene; (.) u:nd (.)

22 ich komm zur ersten Frage; was sind die Merkmale an denen ihr blin-

23 de Menschen erkennt, (4)

24 Iron Man: Blindenstock; also (.) @(dis war so)@ (.) b 25 ziemlich offensichtlich; ö:hm (3) ja;(.)

26 Thor: an der Brille; (.) an der b 27 Armbinde; falls sie eine umhaben; (.)

28 Hawkeye: genau; (1) b 29 Hulk: am Blick; b 30 Captain America: der Blick b 31 ins Leere; (.)

32 Hulk: genau; (4) b 33 Iron Man: stimmt; die verdrehen auch (äh) oft so die b 34 Augen; (.) wenn man äh (.) also wenn man (irgendwie) mit denen quatscht

35 oder so; dass die Augen so komplett irgendwie (1) ä:h (.)

36 Thor: hmm b 37 Iron Man: so b 38 ne (1) komische Richtung zeigen; (.)

39 Hulk: und eventuell an Personen; (.) b 40 die ihnen helfen; (2)

41 Thor: o:der Hunde; (1) b 42 Hulk: oder auch Hunde @(.)@; b 43 (8)

44 Interviewerin: Ist denn euer Meinung nach (.) äh Daredevil blind,(5)

45 Thor: ja(.) b

93 46 Iron Man: also b 47 dem Ausschnitt nach zu urteilen (.) ja is er blind; also; (1) der

48 is ja dieser Junge von nem von der e:rsten Szene; oder, (1)

49 Hulk: ja (3) b 50 Captain America: davon b 51 würd ich mal ausgehen; (.)

52 Hulk: jo; (2) b 53 Hawkeye: im Kampf siehts aber dann teilwei- b 54 se (.) nicht so aus; @(.)@

55 Iron Man: ich wollt grad sagen; der kannte sich aber b 56 (.)

57 Hawkeye: ja ja; b 58 Iron Man: bei den Containern; erstaunlich gut aus; (.) b 59 Hawkeye: hmm (2) b 60 Iron Man: ä:hm; b 61 (2) ich glaub nich; dass ne blinde Person so: (.) sich orientieren

62 könnte; (1)

63 Interviewerin: mhm (.) b 64 Hulk: glaub ich auch nich; @(.)@ ; (3) b 65 Spider Man: ja; is halt b 66 auch ein bisschen eher unrealistisch @(und so; als ichs)@

67 Hulk: zumal er b 68 ja auch auf (irgendne) Hand nich reagiert hat; aber (.) irgendwie

69 alles gehört hat; ä:hm (.) bei dem Kampf; @(.)@ wo die Waffen sind;

70 und wo die Hände sind; und auf die Hand der Marklerin (.) hat er gar

71 nich reagiert; (1)

72 Hawkeye: ja: gut; b 73 Iron Man: aber das kann ich mir vorstellen; dass b 74 er dis;

75 Hawkeye: wollte dass sie ihn rumführt; obwohl er das natürlich auch b 76 nich braucht;

77 Hulk: ach meinste er hat das; ok ok ; ja:; kann sein; b 78 Iron Man: ja: ä:hm; b 79 (.) ich glaube auch; das mit der Hand; dis dis wirkte auf mich als

80 hätte er dis mit Absicht gemacht; (1)

81 Thor: ja; (4) b 82 Interviewerin: also mit Absicht ge- b 83 macht; mit der Frau; weil, (2)

84 Thor: damit sie ihn herumführt; (1) und ihm b 85 alles zeigt; und Körperkontakt aufzunehmen;

86 Interviewerin: m:hm; (1) ok; b 87 (3)

88 Interviewerin: Ähm; wie sieht (ihr) ihr denn das; jetzt habt ihr dis schon

89 kurz angesprochen; irgendwie war das im Kampf so n bisschen anders;

90 (.) meint ihr denn durch eine Erblindung werden (.) übrige (.) Sin-

91 ne geschärft, (.) automatisch; (2)

92 Hulk: ja; (2) b

94 93 Spider Man: @(.)@ b 94 Hawkeye: Also ich glaub nich b 95 dass dis automatisch is; sondern dass dis dann halt Training is da-

96 nach; (.)

97 Interviewerin: mhm (1) b 98 Hulk: aber ich glaube dass dis Training halt automa- b 99 tisch geschieht dass man (.) dass halt (.) ja (.)

100 Hawkeye: ja; b 101 Hulk: ständig drauf b 102 angewiesen is; und dis ständig macht;

103 Hawkeye: genau; b 104 Iron Man: (ich) ich glaube auch dass b 105 der Gehörsinn sich durch dis (.) dadurch dass man den so (.) (äh äh)

106 quasi sich vielmehr drauf konzentriert einfach (.) sensibler is;(.)

107 Hulk: ähm b 108 (.) mein Opa war blind; der is durch den Krieg blind geworden; (.)

109 und bei ihm wars tatsächlich wirklich so dass sein Gehör auch ein-

110 fach (1) ja sich viel besser orientieren konnte; ähm (.) danach mit

111 den Ohren als äh (.) vorher; sag ich mal;

112 Interviewerin: mhm b 113 Hulk: das halt auch so (.) ge- b 114 sagt; (1)

115 Thor: ich glaub auch (.) dass nich nur Gehörsinn; sondern auch b 116 (die) die anderen Sinne (.) also auch sowas wie Tastsinn; (.) stärker

117 äh ähm ausgeprägt is; bei denen; (.) weil die sich einfach (.) gut

118 darauf verlassen müssen; (.) was sie fühln; was sie hörn; (1) ge-

119 nau; weil sie halt nicht mehr sehen könn; (.)

120 Interviewerin: mhm b 121 (5) [...]

122 Interviewerin: Also was sind die für euch (.) die entscheidenden Sin-

123 ne, für einen blinden Menschen; (.) über die er verfügen sollte,(3)

124 Iron Man: na b 125 (n) also (.) primär Gehörsinn; und dann auch wahrscheinlich (.) wie

126 Thor gesagt hat der Tastsinn; also gerade wenn er nen Blindenstock

127 benutzt oder sowas; (.) oder in der eigenen Wohnung; (.) um sich zu

128 orientieren; da wird er (.) ja (.) also wenns ruhig is halt; muss

129 er sich ja auf den Tastsinn kon(.)zen(.) äh verlassen; (1)

130 Interviewerin: mhm (3) b 131 Hawkeye: mja: b 132 also (.) eventuell (.) es gibt ja auch die Methode dass man so Klick-

133 Laute mit dem Mund macht; da ist natürlich dann auch wichtig; wenn

134 man sich da dran orientiert, (1) dass man dis hinkriegt; (2)

135 Interviewerin: mhm (4) b 136 Iron Man: du b 137 meinst so , (1)

138 Hawkeye: ja; (.) b 139 Iron Man: Ortung quasi, (4) b

95 140 Captain America: das kenn ich bisher nur b 141 von Fledermäusen; @(3)@

142 Thor: @(2)@ b 143 Iron Man: (ich) ich habe dis mal gehört wo (ihr) b 144 wo wir im Dunkelrestaurant essen warn; (.) äh da habn die Kellner

145 sich so: (.) orientiert; aber ich dachte die machen nu:r um (.) qua-

146 si nich (.) auf den Laufwegen gegeneinander zu renn; dass die im-

147 mer wissen wo die andern Kellner sind; aber (.) ä:h dass die das so

148 in ner in ner Wohnung oder sowas zum Orientieren nehmen; (.) das wuss-

149 te ich nich; (3)

150 Hawkeye: also (.) ich weiß jetzt natürlich auch nich ob das b 151 so stimmt; aber (.) ich hab gehört dass die irgendwie schnalzen; und

152 dann am Echo halt erkenn; ob da was is oder nich; (1)

153 Thor: krass.(3) b 154 Hulk: ja ;(2) b 155 Thor: na b 156 ja (.) und den Tastsinn brauchen sie ja auch noch um (.) die: (.)

157 ä:hm (.) Blindenschrift beispielsweise; zu lesen; (.)

158 Interviewerin: mhm b 159 Captain America: mhm (2) b 160 Iron Man: stimmt;(1) b 161 Thor: ja b 162 und sonst (.) weiß ich nich; ob jetzt der Geruchssinn auch (1) dol-

163 ler ausgeprägt ist, (1)

164 Hawkeye: ich würd davon ausgehen; b 165 Thor: keine Ahnung; b 166 Hawkeye: dass b 167 das sicherlich auch hilft; (1)

168 Thor: joa; b 169 Iron Man: stimmt; (beim) beim Essen; die b 170 sehen ja nich was se vor sich auf m Teller haben; die müss (.) die

171 könn ja nu:r (.) per Nase quasi: (.)

172 Thor: @(.)@ b 173 Iron Man: @(2)@ b 174 Thor: da is Tastsinn doof; b 175 eh@(.)@

176 Hawkeye: @(.)@ b 177 Hulk: na wobei das auch gemacht (.) also (1) b 178 Iron Man: ja, b 179 Hulk: mein Opa hat b 180 da teilweise natürlich auch @(.)@

181 Thor: @(.)@ b 182 Iron Man: @(.)@ b 183 Hawkeye: @(.)@ b 184 Spider Man: @(.)@ b 185 Hulk: @(nach nach)@ nachgeguckt; ich mein b 186 @(.)@

96 187 Hawkeye: @(.)@ b 188 Thor: @(.)@ (unverständlich) (1) b 189 Iron Man: Thor Thor (unverständlich) b 190 Hulk: er kann (unverständlich) wenn er sei- b 191 ne mit mit (.) er hat zwar auch mit Besteck gegessen und so; aber

192 is halt trotzdem n bisschen schwierig; ich meine (.) es wurde im-

193 mer klein geschnitten; aber (.) manchmal (1) joa (.)

194 Iron Man: da hat er im- b 195 mer nach dem Steck gefühlt; (.) @(.)@

196 Hulk: joa genau; so ähnlich; oder b 197 oder drauf geschoben; oder so n bisschen halt irgendwie wie ne, weil

198 selbst du (.) nur nen Löffel hast; dann kommt dis Fleischstück halt

199 nich drauf; ja dann nimmst du halt (.) kannst du halt mit der Hand

200 (drauf tun); jetzt nicht ständig; aber (.) schon öfter mal vorge-

201 kommen; (5)

202 Hawkeye: ja: (.) ich denke dass (.) Geruch halt einfach nich ge- b 203 nau genug is; um da

204 Hulk: das glaub ich auch; b 205 Hawkeye: um mit dort zu ordnen; (1) b 206 Thor: hmm b 207 (5)

208 Interviewerin: Ok; wie seht ihr das, si:nd (.) ä:hm (.) die Fähigkei-

209 ten von Daredevil angeborn, oder wie kam er zu denen; (3)

210 Iron Man: du meinst b 211 jetzt dass er so krass hört, (1)

212 Interviewerin: mhm; zum Beispiel (2) b 213 Iron Man: na also (.) b 214 also (.) würden wir jetzt aus dem Videoabsch Ausschnitt würd ich den-

215 ken (.) dass er die: (.) nach (da) nachdem er erblindet is bekom-

216 men hat; weil also es wirkte jetzt nich so; als ob er als kleines

217 Kind besonders gut hörn könnte; (oder so) (.) also (man) man erfährt

218 es ja auch nich so richtig aus der Szene; man es eigentlich nich wirk-

219 lich. (.) Ob der (von) von Natur aus sowieso schon gut hört; und dann

220 durch (.) dann noch besser hört; (1) oder ob e:r (.) eh quasi (.)

221 nu:r durch Training (.) besser hört; also (eigentlich) eigentlich

222 kann mans nich wissen; (1)

223 Spider Man: na ja:; (.) aber es gibt ja die Sequenz b 224 wo er von seinem Vater erzählt; (.) und dass der auch irgendwie ganz

225 krass war; irgendwie; also hmpf (.) is schwierig; (.) aber ich würd

226 sagen hat auf jeden Fall mit diesem Giftunfall da zu tun; also dis

227 is teils angeborn vielleicht; aber auch teils nich; also is schwie-

228 rig zu sagen;

229 Hulk: ich glaub auch das is so ne klassische Superkraft Sto- b 230 ry is; halt eben (.) dass irgendwas irgendein einschneidendes Er-

231 lebnis; u:nd (.) ä:hm (.) dann: (.) daraus resultiert dann (.) die:

232 (.) resultieren dann die Kräfte; die der @(1)@ Protagonist dann hat;

233 (.) ja; (1) (bei wie bei) Batman; (oder oder oder) oder (.) so is

97 234 es ja ähnlich; ne, (1)

235 Hawkeye: ich würds b 236 Thor: (unverständlich) b 237 Hawkeye: zum Beispiel auch eher als Moti- b 238 vation sehn; als als (.) wirklich magische Fähigkeiten; oder so;

239 Hulk: ja b 240 oder Motivation; ja; (2)

241 Interviewerin: mhm b 242 Hawkeye: also ich würd schon sagen dass dis b 243 nich angeborn is; auch dis was er dem Priester beschrieben hatte;

244 hörte sich jetzt nich so an als wenn sich dis aufs Gehör beschränkt;

245 sondern mehr so auf Wut(.)anfälle; oder sowas; (2)

246 Interviewerin: mhm; (4) ok; b 247 (5)

248 Interviewerin: Ä:hm (.) es wurde ja schon angesprochen; Daredevil is in

249 der Kindheit erblindet; Ä:hm (.) (wie) wäre das bei euch, also wenn

250 ihr jetzt (.) entscheiden dürftet oder müsstet; (.) würdet ihr es

251 denn bevorzugen geburtsblind zu sein, oder später zu erblinden,(3)

252 Hulk: uh b 253 @(2)@

254 Spider Man: @(.)@ is schwierig; b 255 Captain America: @(.)@ b 256 Hulk: das is sehr schwierig; @(ja)@; (1) b 257 Interviewerin: (ja b 258 die Frage) (.)

259 Captain America: man sagt ja immer (.) was man nicht kennt; kann man b 260 nicht vermissen. ne, also (.)

261 Hulk: ja; b 262 Captain America: wahrscheinlich eher bei der Geburt b 263 (.) erblinden;

264 Hulk: hmm (1) b 265 Iron Man: ich glaub aber (.) ich würde glaub ich lie:ber b 266 (.) später erblinden; weil (.) (ich) ich glaube es hilft ungemein

267 wenn du einfach (.) die Dinge schon einmal gesehen hast; also auch

268 ab n gewissen Alter; also (.) wie jetzt halt zum Beispiel der Jun-

269 ge; der war ja schon in nem Alter wo er (.) auch die Welt (um sich

270 herum) richtig wahrgenommen hat; und nich erst (.) und nich ä:h zwei

271 oder drei Jahre alt; (1) und das heißt du weißt wie irgendwie ne Co-

272 la Dose aussie:ht; man weiß wie: (.) wie nen Apfel aussieht; oder

273 so; ich glaube man kann sich auch (.) bei Gesprächen (.) mit Sehen-

274 den dann (.) besser verständigen; weil man (.) glaub ich auch (.)

275 n besseren Bezug zu denen hat; (.) ich weiß nich; ob das vielleicht

276 irgendwann wieder verloren geht mit der Zeit; (.) also wenn man ir-

277 gendwie so fünfzig Jahre dann blind is; dass man dis so n bisschen

278 wieder vergisst; (1) aber generell glaub ich (äh) hilft einem dis

279 ungemein mit denn halt Sehenden zu kommunizieren; wenn man einfach

280 weiß wie Dinge aussehn. (2)

98 281 Interviewerin: mhm b 282 Thor: die Frage is halt nur (.) wie es b 283 dann auf dich wirkt; ne, (.) also ich meine (.) ä:hm ob du denn ir-

284 gendwann (.) in irgendwelche Depressionen verfällst; weil du weißt

285 (.) ok so könn:te es sein; und ich hab dis jetzt me:hr; (1) weiß ich

286 nich; also ich glaub ich wär auch ä:hm (.) für die Variante (des)

287 des ähm (.) bei Geburt Erblindens; (3)

288 Captain America: hmm (2) die Frage is ja auch b 289 Hulk: is nich b 290 so einfach;

291 Thor: ja; (2) b 292 Captain America: ja die Frage is ja auch ä:hm (.) das weiß ich im- b 293 mer nich; kann man sich noch Bilder vorstellen, wenn man später er-

294 blindet, (2) also ich (.) (von) von Geburt an ä:h (.) blind bin; dann

295 kann ich mir ja im Prinzip (.) also ich kann mir ja schon wahrschein-

296 lich irgendwelche Bilder (.) vorstellen; aber jetzt nich irgendwel-

297 che realen Bilder; (.) weil ich dann nich weiß so richtig (.) wie

298 die Welt aussieht; (1)

299 Iron Man: ja sowas wie Farben; b 300 Captain America: (is halt unverständlich) b 301 (.) ja; also is (.) wenn ich halt irgendwie (dann) später blind wer-

302 de (.) weiß nich ob man (denn) (.) wie sich dis auf meine Psyche aus-

303 wirken würde; (.) also

304 Thor: hmm (.) b 305 Iron Man: ich glaub dis kommt darauf an wie b 306 man erblindet; wenn dann zum Beispiel also dis Gehirnareal für die

307 (.) Bilderkennung sag ich mal kaputt geht; vielleicht kann man sich

308 denn nich mehr (.) dis vorstellen gut; (.) aber wenn zum Beispiel

309 einfach nur der Sehnerv (1) zerstört wird; oder (oder) dis Auge; (.)

310 durch n durch halt (halt) wie bei dem Kind; durch so n so n Unfall;

311 ich glaub schon dass man sich noch die Sachen (.) also vom (.) von

312 meiner Vorstellungskraft denk ich schon dass man sich dis noch vor-

313 stellen kann; (.)

314 Hulk: aber ich glaube b 315 Iron Man: wenn dann b 316 Hulk: wenn du von Geburt an (1) blind b 317 bist; dann: (.) (ha) hast du halt einfach ne andere (2) ne abstrak-

318 tere (.) Vorstellung von der Welt. (.) Ich weiß nich ob die dann un-

319 bedingt schlechter (.) sein (.) muss; (.) als (.) ä.hm (.) also wir

320 verknüpfen halt viel (.) die Sachen (mit) mit dem was wir sehn; aber

321 wenn du noch nie gesehn hast dann (.) wirst du: (.) das ja auch auf

322 irgendeine Art und Weise lernen; (.) wie die Welt ist; (.) und für

323 dich is dann eben n Apfel (.) etwas was sich anfühlt; wie sich eben

324 ein Apfel anfühlt; u:nd ä:hm (.) was die Eigenschaften hat; (und)

325 (.) (ja) (.) wie der schmeckt; (und) oder was auch immer; (.) klar

326 is es (das) das Verständnis nicht dasselbe; (1) ä:hm (.) vielleicht

327 (.) aber man kann (.) also ich weiß nich ob (2) jemand der wirklich

99 328 noch nie gesehn hat (.) ä:hm (2) das so: also (2) da so komplett an-

329 ders (.) ähm (1) ja (.) im Kopf eh (.) das (1) sich dis vorstellt;

330 oder (sich äh sich da die seine Welt zusammen zusammen) (.) rückt;

331 (.) als wenn du siehst; (also) (2) (weiß ich nich ob man da) jetzt

332 nich (mit) mit Sehenden drüber sprechen kann; also (.) ich hab noch

333 nie mit einem geredet; de:r komplett seit Geburt an blind ist; aber

334 ähm (2) (ich weiß nich ob dis so: (.) anders is) (1)

335 Interviewerin: hmm b 336 Thor: also ich kann b 337 mir dis auch vorstellen; dass dis so ähnlich ist (1) wie sag ich mal

338 (.) wenn du wenn du jetzt nen Buch lie:ßt; (.) denn stellst du dir

339 dis ja auch (.) ganz anders vor als jemand anderes; (ich) und dis

340 hatte ich schon oft; dass ich (.) erst nen Buch gelesen habe; und

341 denn den Film geguckt habe:; (.) und mir dis aber komplett anders

342 vorgestellt habe; (.) es aber in meiner Vorstellung irgendwie (.)

343 krasser war (.) als denn letztendlich dis was ich gesehn hab; (2)

344 so könnt ich mir dis (.) vorstelln; (.)

345 Interviewerin: mhm (3) b 346 Iron Man: ja stimmt; und denn b 347 aber (.) dann fällts einem oft auch ganz schwer wieder (.) dis zu-

348 rück zu (.)

349 Thor: ja; b 350 Iron Man: nehm; ne, b 351 Thor: ja; b 352 Iron Man: der Film überschreibt dis gnadenlos;(.) b 353 Thor: genau; b 354 @(.)@

355 (7)

356 Interviewerin: (Ok (.) also) es klang ja bei euch jetzt zum Teil auch

357 so als wenn ihr (.) sehr viel Respekt davor habt; also überhaupt ä:hm

358 (1) (sich also) sich dann (zu) zu entscheiden; ob geburtsblind oder

359 später (.) zu erblinden; (.) ä:hm heißt es denn dann dass ih:r die

360 Zeit (.) in der ihr jetzt seht (.) wertschätzt, (1) oder macht ihr

361 euch da eher weniger Gedanken drüber; (3)

362 Hulk: (auf jeden Fall) (2) b 363 Iron Man: es b 364 is immer (.)

365 Captain America: also es is nich so; dass ich jeden Tag dasitze und mir b 366 darüber Gedanken mache; ne, aber (.)

367 Spider Man: @(.)@ b 368 Captain America: (eh) in manchen Situatio- b 369 nen @(äh)@ (hmm halt) (.) freu ich mich schon dadrüber dass ich mei-

370 ne Sinne so einsetzten kann; wie ich sie einsetzten kann; (.) al-

371 so (1) wenn ich darauf verzichten mü:sste; würde mir schon schwer-

372 falln; (3)

373 Iron Man: auch wenn man sich mit nem Thema befasst; dann is man dankbar; b 374 (.) aber ich (.) bin auch eher jemand de:r (.) der selten sich mit

100 375 sowas befasst; gedanklich; also halt nu:r wenn ich nen Gespräch mit

376 anderen irgendwie (.) ähm warum auch immer also wie jetzt zum Bei-

377 spiel so n Gespräch ä:h (.) quasi zustande kommt; dann is man schon

378 irgendwie nen Stück weit ä:h (.) öh (.) glücklich; (oder was heißt

379 glücklich); dankbar dass dis (.) dass man Augen (.) also dass man

380 sehen kann. (1) Ä:hm (.) aber man weiß halt auch nich wirklich wie

381 es is wenn man blind is; also ich weiß halt gar nich ob dis über-

382 haupt (1) per se total negativ (.) is; (2) also: (.) ich kanns mir

383 ja nich vorstelln; (1)

384 Interviewerin: mhm (1) b 385 Hulk: also (.) ich habs (ich stell) habs b 386 nur festgestellt als ich halt längere Zeit (.) ähm mit der Brille

387 Probleme hatte; als ich ne neue Brille bekommen sollte; und dann ähm

388 (.) die Brillengläser immer (.) schlecht warn; wie du einfach (.)

389 Dinge nich mehr lesen konnte; (.) das war so (.) unglaublich nervig;

390 (.) @(dass)@ dass man sich dann schon (.) (se) dass man schon sehr

391 dankbar ist; wenns dann wirklich funktioniert; und du ne scharfe Sicht

392 hast; und die Dinge lesen kannst; und die Bilder angucken kannst;

393 und so weiter und sofort; und alleine (.) diese kleine (.) ich kann

394 (.) nichts mehr lesen; weil es einfach unscharf ist; (.) das is ja

395 noch n noch n bisschen was anderes als komplett blind zu sein; al-

396 lein das is schon irgendwas (.) was mich (ähm) (.) sehr beeinträch-

397 tigt hat; und (.) das ist (ähm) einfach (.) (kom) (.) komplett (.)

398 nervig fand; (.) von daher bin ich da schon sehr (hmm) glücklich (.)

399 drüber (.) dass das äh (.) ähm (1) ich scharf sehen kann; und äh (1)

400 deswegen (.) ja dis zu verlieren (.) was ja (.) merkt man ja auch

401 (.) wenn bei den Großeltern oder was auch immer; (.) (hmm) desto schlech-

402 ter da die Sicht wird (2) ä:hm (.) ja desto desto (.) ja (.) unzu-

403 friedener ist man halt; ist halt langweiliger; ich hab nur immer (.)

404 ähm als mein (.) Opa dann halt eben blind war; (war) (.) was kann

405 man dann machen; wenn man blind ist; ne:, dann sitzt man (.) sitzt

406 man dort; und wenn man blind und alt ist; dann ist @(noch n biss-

407 chen)@

408 Interviewerin: hmm b 409 Hulk: bisschen b 410 schwieriger; aber ähm (.) es ist auf jeden Fall du kannst dann nichts

411 lesen; du kannst dann irgendwie Hörbücher hörn oder sowas; ich glau-

412 be das ist schon (1) also vielleicht auch deswegen (ehm) (.) sehr

413 wichtiges (.) Sinnesorgan für mich is; also (1) die Augen sind schon

414 sehr wichtig; (6)

415 Iron Man: ja ich glaub in den (De) bei diesen Details is es b 416 (.) nervig; also gerade wenn man halt sehen kann; und dran gewöhnt

417 is; und dis denn (.) quasi kurzzeitig verliert; aber ich glaube wenn

418 man (.) quasi schon länger also (.) fünf Jahre plus blind ist; und

419 man sich dran gewöhnt hat eben: (.) nicht mehr einfach sowas sehen

420 zu kann; sondern dann zum Beispiel Braille lesen kann oder sowas;

421 (.) ich glaub nicht dass man sich denn da noch so krass dran stört.

101 422 Also hätte ich jetzt würde ich zumindest denken; (1) oder hat dein

423 dein Opa ähm (.)

424 Hulk: (unverständlich b 425 Iron Man: dann: das Gefühl gehabt (.) jetzt würde ich ger- b 426 ne sehen könn; (.)

427 Hulk: es is halt einfach b 428 Iron Man: hmm, b 429 Hulk: viele Sachen werden halt ein- b 430 fach sehr kompliziert dadurch; werden dann komplizierter dadurch;

431 (.) es (dauern) dauert länger und ja; (1)

432 Iron Man: ja man kann nich mal eben b 433 im Park spaziern gehn;

434 Hulk: (oder) genau; oder du kannst auch nich im Internet b 435 surfen; (.) oder ä:hm (.) dir irgendwelche (.) Filme oder sowas an-

436 gucken; Serien angucken;

437 Thor: hmm b 438 Hulk: du kannst dir die anhö:rn; aber (.) (ich b 439 würde niemals) sagen ich geh jetzt mal ins Kino oder sowas; geht halt

440 auch nicht; Theater geht auch nicht; (1) Opern kannst du: machen;

441 (1) is ja dann auch n bisschen was anderes halt eben ne; (.) und du

442 bist halt (.) (irgend) an vielen Stellen öfter auf Andere angewie-

443 sen; was halt (1) (ähm) (.) ja schön ist; wenn du Leute hast; die

444 sich dann: (.) um dich kümmern; aber wenn du halt komplett auf dich

445 alleine gestellt bist; sind halt (.) gehen halt viele Dinge nicht;

446 und ähm (.) dieses immer auf jemand (.) anderes angewiesen zu sein;

447 is halt auch (.) was dich unter Umständen auch belasten kann; ne,

448 weil (1) wenn du immer sozusagen zur Last fällst; (.) nach dem Mot-

449 to; obwohls (.) vielleicht die anderen nicht so empfinden; is ja trotz-

450 dem (1) ähm (.) für dich auch eventuell (1) ne blöde Situation;

451 (7)

452 Interviewerin: (Hmm); komm ich zur nächsten Frage; ä:hm (1) behandelt

453 ihr blinde Menschen (.) denn anders als Sehende, (6)

454 Hawkeye: würd ich schon b 455 sagen ja; (2) (unverständlich) @(.)@

456 Captain America: also ich muss sagen meine (1) (was), (.) meine Be- b 457 rührungspunkte mit Blinden sind halt jetzt (.) eher gering (in mei-

458 nem Leben); also wenn dann ist es halt wirklich so in Situationen

459 wo die dann halt (.) Hilfe brauchen; zum Beispie:l wenn jetzt je-

460 mand (.) mich auf der Straße fragen würde; wo is denn irgendwie: (ob

461 weil) irgendwie was gefragt werden; dann: (.) natürlich dann muss

462 man anders beschreiben; aber ansonsten (1) ja wird (1) (wird wahr-

463 scheinlich) in den Belangen würd ich wahrscheinlich damit umgehen

464 natürlich; (2) aber (.) hab ich jetzt nicht so viel Kontakt bisher

465 gehabt; (.)

466 Interviewerin: mhm b 467 Iron Man: ich denk mal man is prinzipiell hilfsbereiter; man b 468 sagt nich (.) ja ja zwei (Kra) Kreuzungen geradeaus und dann rechts;

102 469 (.) sondern ich denke mal man würde ich wahrschein also ich würde

470 mir wahrscheinlich mehr Zeit nehm; auch wenn ich in dem Moment viel-

471 leicht es so n bisschen eilig habe. (.)

472 Interviewerin: mhm (2) b 473 Hawkeye: ja; also (.) wenn b 474 man halt erkennt dass jemand blind is; dann (.) zumindest geh ich

475 auch vorsichtiger mit dem um; und (.) eventuell bin ich auch inter-

476 essiert (.) wie der dis halt macht; (.) was er da gerade tut; (.)

477 also wie er zurechtkommt im Alltag; und beobachte den halt n biss-

478 chen; selbst wenn ich nich (.) Interaktion mit dem habe; (.) dass

479 ich dort n bisschen gucke dass ich halt (.) Abstand halte; damit (der)

480 (.) er nich in mich reinläuft; oder ich in ihn; wenn ich grad nich

481 aufpasse; (2)

482 Interviewerin: mhm (2) b 483 Hawkeye: und dass ich halt gucke; (.) wie: bewegt der b 484 sich; was benutzt der für Techniken; und so weiter; (3)

485 Thor: ich glaub b 486 ich würde ihn auch anders behandeln; aber ich (.) glau:be dass er

487 das gar nicht wollen würde; (.) ähm (.) also (.) ich würd versuchen

488 so normal halt wie möglich mit ihm auch umzugehn; aber (.) ich glaub

489 (.) (es) geht gar nich halt (.) so: (.) komplett normal; also (.)

490 vor allem wenn mans nich gewohnt is; (.) wie ich; ich bins einfach

491 nich gewohnt; (.) ä:hm (.) deswegen weiß ich jetzt nich (.) auf An-

492 hieb wie ich (.) von Anfang an mit ihm umgehen würde; aber ich den-

493 ke mal je länger ich (.) mit nem Blinden auch was zusammen machen

494 würde; (.) desto n:ormaler würde es auch für mich werden; und de-

495 sto normaler würde ich auch mit ihm umgehn; (2)

496 Interviewerin: mhm (4) b 497 Captain America: ja jetzt wür- b 498 de man sich auch einfach schwer damit tun (.) ä:h (.) ja wie oft be-

499 schreibt man denn irgendwie sowas ä:h wie: ä:hm (.) ja da vorne da

500 sieht man äh da muss man links oder irgendwie sowas in die Richtung;

501 (.) ä:hm (.) dis (ehm) (.) da muss man sich ja natürlich dann erst-

502 mal umgewöhn; ne umstelln; (.) ich glaube würde man irgendwie wie

503 Thor meinte öfter mit ä:h (.) so jemanden zu tun hat; (.) ä:hm (.)

504 dann würde man sich daran natürlich auch gewöhn; ne, und (.) äh das

505 is halt dass man sich am Anfang erstmal umstelln muss wahrschein-

506 lich;

507 (7)

508 Interviewerin: (Ok); wo und wann hattet ihr denn überhaupt schonmal Kon-

509 takt zu blinden Menschen, (5)

510 Captain America: na ich (.) also nur in der Öffentlich- b 511 keit bisher;

512 Iron Man: ja; (.) b 513 Spider Man: hmm; ich auch; (1) b 514 Hulk: ja bei mir hauptsächlich mein b 515 Opa; (2) und ansonsten (.) ja eben dis typische (.) in der Stadt;(.)

103 516 Interviewerin: mhm(3) b 517 Iron Man: b 518 (eigentlich) (.) ja am Häufigsten irgendwie: (.) dass man also gar

519 nich unbedingt dass man äh auch um Hilfe gefragt wird oder so; son-

520 dern irgendwie dass (.) dass der irgendwie in der Ba:hn irgendwie

521 neben einem ste:ht; oder (.) ä:h irgendwie sowas; (.)

522 Thor: genau; b 523 Iron Man: weißt du es fällt ja b 524 einem doch meistens relativ schnell auf; weil die sich doch auch von

525 der (.) von der von der Körper(.)gestik oder so doch meistens un-

526 terscheiden; (also) (.) die stehn dann irgendwie ande:rs; oder lau-

527 fen so ein bisschen anders; also ich find oft man erkennt die (.)

528 relativ schnell doch auch; (3)

529 Interviewerin: mhm b 530 (6)

531 Interviewerin: (Ä:hm); is es denn euch auch schonmal passiert dass ihr

532 von (.) also (.) wenn (.) als ihr Kontakt hattet mit blinden Men-

533 schen dass ihr (.) von denen irgendwie anders behandelt wurdet; als

534 von sehenden Menschen, (9)

535 Captain America: @(.)@ kann ich mich (ehrlich gesagt) nich b 536 dran erinnern; also @(.)@

537 Hulk: nich; (1) ne; (wirklich nich) b 538 Iron Man: ich glaube dadurch dass ich kein (.) persönlichen b 539 Kontakt zu denen hatte; sondern halt nur so sporadisch; (.)

540 Thor: mhm b 541 Iron Man: kann b 542 ich da: (.) auch nich wirklich beurteiln; weil (.) also generell man

543 verhält sich Fremden gegenüber die einem (.) irgendwie zum Beispiel

544 nach nem Weg fragen oder sowas; generell einfach ein bisschen an-

545 ders als (.) Leuten gegenüber die man kennt oder so; und äh (1) des-

546 wegen is das jetzt irgendwie: (1) schwer zu antworten beantworten;(1)

547 Interviewerin: mhm(6) b 548 Hulk: b 549 also die fragen also (.) haben halt öfter mal nachgefragt ob man et-

550 was für sie (.) tun kann; oder etwas (was) holn kann; oder was auch

551 immer; aber das is (.) ich meine bei meinem Opa der war ja auch alt

552 dann; (.) und der (hat) wollte auch nich mehr so vie:l; also von da-

553 her die andern @(unverständlich)@ noch nicht (so) so großartig; aber

554 der saß dann da; und wenn man mal was hatte; dann is man halt zu ihm

555 hingegangen; und dis kam (.) meist von (1) meiner Oma; oder von (.)

556 den Leuten die irgendwie um ihn warn; (.) die was mit ihm machen woll-

557 ten; als (.) dass es von ihm ausging; also (.)

558 Interviewerin: mhm b 559 Hulk: von daher (.) glaub b 560 ich nich dass (.) da jetzt irgendwas spezielles (.) wäre; (4)

561 Interviewerin: (Ok); (3) dann brauche ich eine Sekunde wieder für die

562 Technik; @(.)@ hoffentlich geht dis jetzt schneller; (57) (so) sagt

104 563 auf jeden Fall wieder Bescheid; falls irgendwas nicht funktioniert;(14)

564 Zweiter Stimulus: Staffel 1, Folge 13 (von 43:45 min bis 54:11)

565 [Technische Probleme während des Abspielens]

566 Interviewerin: (So) (6) wie seht ihr das; wäre (.) es: für Daredevil eu-

567 er Meinung nach eine Ablenkung; wenn er Sehen könnte, (8)

568 Hawkeye: glaub ich b 569 nich; (2)

570 Interviewerin: Warum nich, (4) b 571 Hawkeye: also wenn er plötzlich sehen kann dann b 572 sicherlich; aber wenn er damit halt umgehn kann; dann glaub ich dis

573 nich; (.)

574 Interviewerin: mhm (7) b 575 Hawkeye: würde seine Sinne halt anders benutzen; (4) b 576 Iron Man: ich b 577 weiß halt nich ob er überhaupt (.) würde er sehen können; ob er über-

578 haupt n Superheld wär; (.) weil (.) ich glaub schon dass ihn dis:

579 quasi schon n Stück weit geprägt hat; (.) als Kind; (.) zu erblin-

580 den; (2)

581 Interviewerin: mhm (2) b 582 Iron Man: also (der wär) er wär vielleicht einfach nur b 583 Anwalt; also wär (qua) (.) also genau; würde sich halt (an) einfach

584 anders (dann beschäftigen); (2)

585 Interviewerin: mhm b 586 (6)

587 Interviewerin: (Ok); glaubt ihr denn andersrum dass er aufgrund seiner

588 (.) Fähigkeiten Vorteile gegenüber Sehenden hat, (4)

589 Hawkeye: in: bestimmten b 590 Situationen auf jeden Fall ja; (2)

591 Iron Man: na gerade b 592 Hawkeye: zum Beispiel im Dunkelrestau- b 593 rant @(3)@

594 Interviewerin: @(.)@ b 595 Iron Man: @(2)@ (ja) (.) (ja gerade) ja gerade in der ersten Sze- b 596 ne im Prinzip; da an dem Hafen; wo dis dunkel war; (.) da: is ja qua-

597 si der Vorteil der Sehenden mehr oder weniger wieder weg gewesen;

598 (1) da hatte er natürlich denn nen Vorteil; weil die Sehenden die

599 sehen (.) schlechter; aber haben nich dann dis gute Gehör; (1)

600 Interviewerin: mhm b 601 Iron Man: also b 602 zumindest jetzt was die Kampfszenen anbelangt; (11)

603 Hulk: ich glaube da- b 604 durch dass er schonmal sehen konnte; (2) wär es vielleicht (.) nich

605 so (.) ablenkend; (.) wenn jetzt jemand der noch nie sehen konnte

606 plötzlich sieht; (1) kann ich mir schon vorstelln dass dis dann erst-

607 mal (.) sehr sehr schwierig ist das (.) in Einklang zu bringen mit

608 dem Bild was man sich bis jetzt (1) gemacht hat vorher; (1)

609 Interviewerin: mhm b

105 610 (9)

611 Interviewerin: (Ok) (.) wie gefällt euch denn der Charakter Daredevil

612 an und für sich, ganz allgemein; (5)

613 Thor: jetzt in seiner Superhelden Rol- b 614 le oder seiner normalen Rolle, (.)

615 Interviewerin: kannst auf beides eingehn; (is b 616 mir sogar)

617 Thor: ja; ich find (.) man (.) dis is ähnlich wie bei Super- b 618 man; man erkennt halt so nen (1) krassen Gegensatz; also (.) in sei-

619 ner normalen Rolle is er eher mehr so (.) ich sag mal ja; hilfebe-

620 dürftig; und (2) eher so n:ich so: (.) (ja) forsch oder so; (.) und

621 ä:hm (.) ich find als Daredevil is er mehr (1) ja (.) selbstbewus-

622 ster; oder kommt ä:hm (.) so selbstbewusster rüber; (.) komm:t (.)

623 halt ähm (.) stärker rüber; (.) ähm (.) als in seiner normalen Rol-

624 le; find ich; (.)

625 Interviewerin: mhm; (.) also glaubst er hat so ne Art Ein- und b 626 Ausschalter, (.) dass er (.) mal die Fähigkeiten hat und mal nicht,(2)

627 Thor: ne; b 628 dis glaub ich nich; (.) ich glaub er (.) verstellt sich halt nur

629 Interviewerin: mhm b 630 Thor: im: b 631 (.) in Anführungsstrichen normalen Leben; (.)

632 Interviewerin: mhm (1) b 633 Iron Man: (ich) ich glau- b 634 be auch (.) seine (.) in (An) also seine (.) seine richtige Persönlichkeit (.)

635 äh ist eigentlich dass wie er (.) im Kostüm ist; was man auch so n

636 bisschen bei der Unterhaltung vom (.) mit m Pfarrer gesehn hat; (1)

637 da war er auch schon e:her (.) eher forscher; (.) vom (.) vom Cha-

638 rakter; (1) u:nd (.) ä:h (.) genau; (und) als er sich mit seinen Kol-

639 legen dort unterhalten hat; dis war quasi die verstellte Version von

640 ihm; also würde ich jetzt (für) (.)

641 Thor: hmm b 642 Iron Man: für mich jetzt schließen aus b 643 den Szenen; (.)

644 Interviewerin: mhm b 645 Thor: ja; (8) b 646 Hulk: (mir stellt sich) halt auch die Frage b 647 (ob) ob man sozusagen Selbstjustiz oder (oder oder)

648 Interviewerin: @(.)@ (.) b 649 Hulk: ä:hm b 650 (.) @(.)@

651 Thor: @(1)@ b 652 Spider Man: @(1)@ b 653 Hulk: selbst übers Gesetz stell:n; (.) damit ä:h (.) b 654 klarkommt; oder (oder oder oder) wie; (.) also weil dis is ja nun

655 (.) nen typisches Super: Super:heldending; (.) äh dis passiert mir

656 ständig in meiner (.) sowas gehört (.) so n bisschen dazu; @(.)@ (ne),

106 657 ähm (.)

658 Thor: @(.)@ b 659 Hulk: aber an sich (.) vom Charakter her (2) ja; (.) weiß b 660 nich ob er (2) wo er sozusagen (2) seine Berechtigung sieht oder (sein

661 seine) (.)

662 Interviewerin: @(.)@ (4) b 663 Hulk: ja; (.) wo er (1) weswegen er denkt er (.) (er) b 664 könnte das (.) sozusagen machen; (ohne zu) also nur weil er die Fä-

665 higkeiten hat; oder (2) nen Rechtssinn; oder (.) weiß nich; (.)

666 Interviewerin: mhm (2) b 667 Hulk: b 668 bisschen wenig erklärt (vielleicht auch); (.)

669 Interviewerin: @(.)@ (6) (Also) (.) b 670 ums mal so zusammenzufassen; seid ihr eher (.) positiv ihm gegen-

671 über, oder eher negativ, (1) wie ist so eure Gefühlslage, (4)

672 Iron Man: prinzipiell b 673 positiv; weil ich fand schon (n) also er hat ja nicht wirklich Selbstjustiz ver-

674 übt; (.) bei dem Bösewicht; er hat ihn ja schon dann im Endeffekt

675 der Polizei übergeben; also klar die kam auch in der Szene; (1) aber

676 er hat ihn (er hat) er hat ja schon (.) den übergeben; also: (1) prin-

677 zipiell positiv; also er probiert schon noch

678 Hulk: er hat ihn schon erst- b 679 mal verprügelt; ne, also (.) @(.)@

680 Iron Man: ja: @(2)@ @(ich mein so)@ b 681 Hulk: @(.)@ b 682 Captain America: @(.)@ b 683 @(unverständlich)@

684 Iron Man: @(unverständlich)@ b 685 Hawkeye: er hat sich ja nur verteidigt; b 686 Hulk: @(.)@ ja: (.) gut b 687 aber die andern hat er nich (.) da hat er sich nich ver(.)teidigt;

688 also (1) @(.)@ (.)

689 Hawkeye: da hat er die Frauen gerettet; (.) b 690 Hulk: @(.)@ ja; klar; b 691 aber dann halt so (.) ja; @(1)@ @(natürlich)@;

692 Hawkeye: (unverständlich) @(.)@ (5) b 693 Captain America: man weiß natür- b 694 lich nich wie es zu dem Konflikt gekommen is; oder wir wissens jetzt

695 nich; ne, (.)

696 Interviewerin: mhm b 697 Captain America: ob der sich nich b 698 Hulk: (ja ja) (.) b 699 Captain America: wie er in die Situa- b 700 tion gekomm is; dass er den verprügelt hat; (1)

701 Hawkeye: @(.)@ b 702 Hulk: ja; das kann na- b 703 türlich (.) ok; also wir sind positiv; ich entnehme daraus @(.)@

107 704 Interviewerin: @(1)@ b 705 Hawkeye: @(5)@ b 706 Hulk: dass wir b 707 alle positiv sein solln; @(.)@

708 Thor: @(hmm)@ b 709 Interviewerin: nö; ihr dürft sein was ihr was b 710 ihr sein wollt; (.) nur (.)

711 Hawkeye: @(ja)@ b 712 Interviewerin: is natürlich interessant zu wis- b 713 sen; (2) ok: (.)

714 Hulk: (ja) nein aber (.) man kanns auch so sehn; er (.) b 715 sein Vater war irgendwie (.) Schläger; (.) und dann is er jetzt blind

716 geworden; alles ist scheiße; dann verprügelt er halt nen paar; (.)

717 Kriminelle so; (.) um (.) sich (.) @(2)@

718 Interviewerin: @(1)@ (.) b 719 Hulk: (ja) (.) b 720 Iron Man: (unverständlich) b 721 Hawkeye: (ich find b 722 ihn aber) nich so gut; (1) gut in seiner ä:h (.) Tagesrolle sozu-

723 sagen (.)

724 Hulk: genau ; b 725 Hawkeye: is er ja scheinbar irgendwie nen Anwalt für die: b 726 (.) Schwachen; (.)

727 Hulk: genau ; b 728 Hawkeye: und die die nichts haben; (.) dis is na- b 729 türlich schon (.) ja ne Sache die Einen eben positiv stimmt; würd

730 ich jetzt schätzen; (.)

731 Hulk: ja;(.) b 732 Hawkeye: zumindest is es bei mir so; (.) b 733 Interviewerin: mhm b 734 (7)

735 Interviewerin: (Ok); dann: komm ich schon zur abschließenden Frage; (.)

736 hat denn laut euch Daredevil eine Behinderung, (.) oder eine beson-

737 dere Gabe; (3)

738 Iron Man: beides; (1) b 739 Interviewerin: es is ne oder Frage; b 740 Hulk: eine aus einer Behinderung entstande- b 741 ne besondere Gabe;

742 Interviewerin: @(1)@ b 743 Iron Man: ja; b 744 Spider Man: @(.)@ (.) b 745 Iron Man: sehr schön formuliert; (2) aber b 746 genauso würd ichs auch sagen; er hat (.) dass er (.) quasi (.) al-

747 so er wurde ja (.) behindert in Anführungszeichen durch diesen Un-

748 fall; (.)

749 Interviewerin: mhm (.) b 750 Iron Man: und (.) ä:h (.) aber (.) er hat er hat quasi b

108 751 aus der Not ne Tugend gemacht; und hat sein (.) durch sein gutes Gehö:r

752 hat er ja quasi wieder eine Art Gabe; (.) also ich glaube nicht dass

753 jeder Mensch (1) durch (.) quasi (.) Training in Anführungszeichen

754 so gut hören könnte wie er; (.) das heißt er hat schon in der Hin-

755 sicht irgendwie eine Gabe; also (1) zumindest jetzt in der Serie;

756 (.) dass er so gut hörn kann; (1)

757 Interviewerin: mhm (1) b 758 Hulk: so gut kämpfen kann auch; b 759 Interviewerin: @(.)@ b 760 Hulk: mit b 761 den Stöckern; (1) @(.)@ (2)

762 Thor: @(.)@ b 763 Interviewerin: aber es war ja ne oder Frage; (1) Be- b 764 hinderung oder besondere Gabe; man muss sich für eins entscheiden;(.)

765 Hulk: @(.)@ b 766 Interviewerin: oder b 767 ihr müsst euch für eins entscheiden;

768 Hulk: @(.)@ seit wann is die Welt denn schwarz weiß, b 769 Interviewerin: tja; b 770 Hulk: @(.)@ b 771 Spider Man: @(1)@(5) b 772 Hawkeye: (also) b 773 ich würd schon sagen dass er auch ne Behinderung hat; und (.) ja;(.)

774 Interviewerin: mhm(3) b 775 Hawkeye: b 776 wenn man sich jetzt unbedingt entscheiden muss; (.) dann hat er für

777 mich eher ne Behinderung; (.)

778 Interviewerin: mhm (3) b 779 Iron Man: für mich auch; (2) b 780 Thor: ja für mich b 781 auch; (.) er halt was (.) draus gemacht; (.)

782 Interviewerin: mhm b 783 Hawkeye: genau; b 784 Thor: aber hätte ja auch b 785 anders (2) wenn er jetzt gesagt hätte (m) nö; (3)

786 Captain America: er kann halt nicht b 787 sehn; (.) so wie wir es jetzt wissen zumindest; also @(.)@

788 Thor: ja; b 789 Captain America: das b 790 ist ja erstmal (.) ne Behinderung; (.) was er jetzt draus macht is

791 natürlich ganz was anderes; (1)

792 Interviewerin: mhm (1) b 793 Captain America: also Beethoven hat auch sei- b 794 ne Meisterwerke geschaffen; wo er nich mer hörn konnte; also (.) dass

795 (unverständlich)

796 Hulk: @(.)@ (1) aber wer der jetzt nun behindert oder begabt, (.) der b 797 Beet (.) Beethoven; (.)

109 798 Interviewerin: @(.)@ b 799 Iron Man: beides; (.) @(.)@ b 800 Spider Man: @(.)@ b 801 Hulk: ja meinte ich ja; aber is b 802 ne oder Frage; @(.)@

803 Iron Man: @(beides)@; b 804 Hawkeye: @(.)@; b 805 Captain America: @(oder begabt behindert)@; b 806 Spider Man: @(.)@ b 807 (8)

808 Interviewerin: Gut; jetzt habt ihr viel diskutiert; gibt es denn noch

809 irgendetwas (.) was zwischendurch (.) oder andersrum; was nich zur

810 Sprache gekommen is; euch aber wichtig wäre zu erwähn, (.) ä:hm (.)

811 genau; (1) habt ihr da noch irgendein Gedanken, (4)

812 Iron Man: mir is nur äh b 813 eingefalln; und zwa:r (.) äh is schon ziemlich lange her; als ich

814 äh (äh m) meine Patentante kommt eigentlich aus Italien von Sardi-

815 nien; (1) und die hat ne Nichte; (.) und die is geburtsblind;

816 Interviewerin: mhm b 817 Iron Man: und b 818 als wir die dis erste Mal also wir warn n paar mal bei denen im Ur-

819 laub; (.) und ich weiß noch dis erste Mal als wir im Urlaub warn;

820 (.) ä:hm (1) da (.) äh quasi wurden wir uns vorgestellt; und wir warn

821 so beide (.) so (.) um die vierzehn; (.) u:nd ä:hm (.) sie hat mir

822 denn relativ (.) also ungefragt einfach ins Gesicht gefasst;

823 Interviewerin: ok;(.) b 824 Iron Man: bei b 825 der Begrüßung; (1) und ä:h (.) ich weiß noch dass mich dis damals

826 (.) total irritiert hat; (.) also ich bin denn halt erstmal so (.)

827 zurück gegangen; (.) und dann hat mir die Mutter erklärt ne ne; die

828 äh (.) die macht dis um (.) sich dein Gesicht vorzustelln; (.) und

829 dann hab ichs auch zugelassen; aber ich war im ersten Moment total

830 irritiert; (1)

831 Interviewerin: ok; (1) b 832 Iron Man: da hab ich mich noch dran erinnert; (.) b 833 Interviewerin: is schon b 834 lange her; ja, (meintest du), (1)

835 Iron Man: naja ich war v:ierzehn ungefähr; b 836 also (.) [...]

837 Interviewerin: (Ok); (.) sonst noch bei jemanden irgendwas, was er b 838 noch erwähnen möchte, (3) (ok); (1) dann bedanke ich mich ganz ganz

839 doll für eure Teilnahme; (.) ä:hm genau (.) wünsche euch noch einen

840 schönen Tag;

110 Auswertungstabelle Minderheit Antwort Fokusgruppe II -Blindheitmacht Daredevil zum Superhelden - widersprüchlich, dass er bspw. eine Hand nicht sieht, aber kämpfen kann Mehrheit Antwort Fokusgruppe II -Aufzählungvon Gegenständen wie: Blindenstock, Brille, Armbinde -„BlickinsLeere“ - Schwierigkeiten in der Kommunikation -Kontaktpersonen -Blindenführhunde -Daredevilistblind - wirkt er im Kampf durch seine Fähigkeiten sehend Minderheit Antwort Fokusgruppe I Mehrheit Antwort Fokusgruppe I -erkennbareGegenstände wie Langstock, Binde, Anstecknadeln und Sonnenbrille -Kontaktperson,die blinde Personen führen - Verhalten: bspw. Blickkontakt nicht möglich aufzubauen -Daredevilistblind - Charakter wird so dargestellt -andereSinnesind dadurch stärker ausgeprägt Frage 1 Merkmale blinder Menschen Was sind die Merkmale an denen ihr blinde Menschen erkennt? (Ist Daredevil blind?)

111 Frage 2 Antwort Fokusgruppe I Antwort Fokusgruppe I Antwort Fokusgruppe II Antwort Fokusgruppe II Mehrheit Minderheit Mehrheit Minderheit Schärfung der übrigen -nichtgeschärft,aber -Klischee,dassblinde -nichtautomatisch, -Sinnewerdengeschärft Sinne man lernt den Umgang Menschen besser hören sondern mit langem und -Traininggeschieht Werden durch eine mit ihnen oder fühlen können kontinuierlichen Training automatisch Erblindung die übrigen - bspw. das Gehör wird -eskommtdaraufan, -durchdasFokussieren -Orientierungüber Sinne geschärft? feiner wann die Erblindung wird auf übrige Sinne, Klick-Laute (Sind das Gehör, der -andereSinnewerden erfolgt ist (geburtsblind werden diese sensibler -Geruchssinnebenfalls Tastsinn usw. für blinde besser benutzt oder spätere Erblindung) -bessereOrientierung stärker ausgeprägt

112 Menschen entscheidend?) -BlindehörenGeräusche, -entscheidend,ob durch das Gehör die Sehende nicht hören, Mehrfachbehinderung -Gehör-undTastsinn bspw. erkennen sie vorliegt sind für blinde Menschen Menschen an Schritten -SchärfungderSinne entscheidend -andererSinneskanal geschieht nicht tritt in den Vordergrund automatisch (statt Sehsinn bspw. der -dieübrigenSinne Hörsinn) müssen geschult und gefördert werden Frage 3 Antwort Fokusgruppe I Antwort Fokusgruppe I Antwort Fokusgruppe II Antwort Fokusgruppe II Mehrheit Minderheit Mehrheit Minderheit Daredevil’s -Daredevil’skämpferische -Fähigkeitenvererbtvom -nichtangeboren -zumTeilangeboren Fähigkeiten Fähigkeiten sind erlernt Vater -nachErblindungbeim durch die kämpferischen Sind Daredevil’s und nicht angeboren -durchdiespätereWut Unfall mit Chemikalien Fähigkeiten vom Vater Fähigkeiten angeboren? -Darstellungetwas wurden die kämpferischen -klassischeSuperhelden (Woher und seit wann übernatürlich Fähigkeiten bzw. -heldinnen hat Daredevil die -Erblindetim weiterentwickelt Geschichte

113 übermenschlichen Kindesalter durch einen -Fähigkeitenresultieren Kräfte?) Unfall mit Gefahrgut aus einschneidendem Erlebnis -zumTeilauchaus Wutanfällen -eherMotivationals übernatürliche Fähigkeiten Frage 4 Antwort Fokusgruppe I Antwort Fokusgruppe I Antwort Fokusgruppe II Antwort Fokusgruppe II Mehrheit Minderheit Mehrheit Minderheit Geburtsblind oder -beiGeburtsblindheit -eindeutiggeburtsblind -Geburtsblind -spätererblinden spätere Erblindung schwieriger bestimmte -zuerschreckendden -AngstvordemVerlust - gewisse Konzepte sind Würdet ihr es bevorzugen Dinge zu erlernen Sehsinn zu verlieren des visuellen Sinns und vorhanden und entwickelt geburtsblind zu sein oder -dennochschockierend eventuellen Depressionen - Aussehen von bspw. später zu erblinden? -insozialenSituationen -abstraktereVorstellung Gegenständen ist bekannt (Wertschätzt ihr, dass ihr leichter anzupassen der Welt - Interaktionen fallen sehen könnt?) -bedauerlich,dassman -Wertschätzungdes leichter nie sehen konnte Sehsinns -Wahrnehmung -Förderschwerpunkt -wenigeBeachtungim unterschiedlich und Sehen spielt starke Rolle Alltag abhängig von der Ursache 114 -Wissendarüber,welche -Sehsinnistetwas der Erblindung Hilfsmittel es gibt Selbstverständliches -großeWertschätzung -durchsStudium -beiBlindheit: durch zwischenzeitlich Einstellung relativiert, Gewöhnung an die schwächeren Sehsinn dass der Sehsinn der Umstände wichtigste Sinn sei -AlltagdurchErblindung -durchsStudiummehr komplizierter Wertschätzung des -AngstanderenzurLast Sehsinns als früher zu fallen -bestimmteDingewären anders im Leben Frage 5 Antwort Fokusgruppe I Antwort Fokusgruppe I Antwort Fokusgruppe II Antwort Fokusgruppe II Mehrheit Minderheit Mehrheit Minderheit Kontakt und Umgang -könnendieFragenicht -Kommunikationist -andererUmgangmit -Großvateristblind: mit blinden Menschen verneinen anfangs schwierig und blinden Menschen alltäglicher Umgang Behandelt ihr blinde -unmöglichblinde benötigt mehr Zeit -hilfsbereiterund -NichtederPatentante Menschen anders als Menschen genau gleich zu -mehrGedankenim vorsichtiger blind: einmaliges Treffen, Sehende? behandeln Umgang gemacht - Interesse am Alltag irritiert durch Umgang (Hattet ihr schon mal -imStudium:Regeln -didaktischerAufbauist behinderter Menschen Kontakt mit blinden besprochen wie bspw. bspw. unterschiedlich und -versuchenblinde Menschen? & Werdet ihr Reinreden statt Melden schwieriger Menschen möglichst von blinden Menschen -ansonstenistder nachzuvollziehen normal zu behandeln 115 anders behandelt als von Umgang gleich -FSJineinerWerkstatt -kaumKontakt Sehenden?) -Kontaktmitblinden mit behinderten -beimehrKontakt, Menschen durch die Uni, Menschen eventuell weniger vor allem im Praktikum -Bruderistvollblind angespannter Umgang -kaumErfahrungenaus -Kontaktnurinder dem eigenen sozialen Öffentlichkeit Umfeld -keineEinschätzung,ob - kein Unterschied wie sie anderer Umgang durch von blinden Menschen blinde Personen behandelt werden Frage 6 Antwort Fokusgruppe I Antwort Fokusgruppe I Antwort Fokusgruppe II Antwort Fokusgruppe II Mehrheit Minderheit Mehrheit Minderheit Sehen als Ablenkung -immereinVorteilsehen -anfangsAblenkung -daDaredevilalsKind Wäre für Daredevil die zu können -nachGewöhnungkeine sehen konnte, wäre es Fähigkeit zu Sehen eine -Daredevilhatseine Ablenkung mehr keine Ablenkung Ablenkung? Fähigkeiten angepasst -zweifelhaft,ober (Hat Daredevil aufgrund -keinUnterschied,wenn überhaupt ein Superheld 116 seiner Fähigkeiten er wieder sehen könnte wäre, wenn er sehen Vorteile gegenüber -überflüssig,wenn könnte Sehenden?) Daredevil sehen könnte -Daredevilistin -erwürdesichschnell bestimmten Situationen wieder anpassen bevorteilt, wie bspw. im Dunkeln Frage 7 Antwort Fokusgruppe I Antwort Fokusgruppe I Antwort Fokusgruppe II Antwort Fokusgruppe II Mehrheit Minderheit Mehrheit Minderheit Charakter Daredevil -Darstellungdes -positivesBild -positiv -DaredevilsSelbstjustiz Wie gefällt euch der Charakters hat missfallen -sympathischerund - Charakter sehr zum Teil negativ, Charakter Daredevil? -hättengerne humorvoller Umgang mit gegensätzlich aufgrund der Brutalität vermeintliche seiner Behinderung -jenachdem,obMatt Schwachstellen gesehen -Vorbildfunktion Murdock oder Daredevil -kämpferische -fürvielePersonenerste -Selbstjustizpositiv,je Fähigkeiten sind toll Berührungspunkte mit nach Art des Verbrechens 117 - Charakter interessant blinden Menschen seiner Gegnerinnen und -eherAntipathie,dazu Gegner verbittert und rachsüchtig -RollealsMattMurdock - Charakter zu positiver als Daredevil gegensätzlich und widersprüchlich -UmgangmitBlindheit zu unsensibel Frage 8 Antwort Fokusgruppe I Antwort Fokusgruppe I Antwort Fokusgruppe II Antwort Fokusgruppe II Mehrheit Minderheit Mehrheit Minderheit Blindheit als -keineBehinderung -beides:sowohl Behinderung oder -keineEinschränkungen Behinderung als auch besondere Gabe in seinem (alltäglichen) besondere Gabe Hat Daredevil eine Leben -eherBehinderung,weil Behinderung oder eine -besondereGabedurch er in erster Linie nicht

118 besondere Gabe? besonders guten sehen kann kämpferischen -entscheidendist,waser Fähigkeiten und aus seiner Behinderung Orientierung macht -kommtaufdie Sichtweise und Definition von Behinderung an