Hochwasserschutz für die Hamburger Binnengewässer

Berichte des Landesbetriebes Straßen, Brücken und Gewässer Nr. 3 / 2009 2 Hochwasserschutz für die Hamburger Binnengewässer

Berichte des Landesbetriebes Straßen, Brücken und Gewässer Nr. 3 / 2009

3 Vorwort

4 Der Schutz vor Hochwasser hat für Der Hochwasserschutz ist darum eine kom­ existentielle Bedeutung. Zeit ihres Bestehens hat plexe Aufgabe, die immer im Zusammenhang die Stadt sich mit der Bedrohung durch das Wasser mit anderen Handlungsfeldern wie Naturschutz, auseinandersetzen und dabei aus teilweise trau- Landesplanung oder Infrastruktur-Entwicklung matischen Erfahrungen lernen müssen. Heute hat gesehen werden muss. Er erfordert die Zusammen- Hamburg im Hochwasserschutz einen sehr hohen arbeit vieler verschiedener Akteure. Ihnen gibt der Standard erreicht. Aber der Lernprozess ist nie ab- Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer geschlossen: Mit dem Klimawandel kommen neue mit dieser Broschüre eine umfassende und detail- Gefahren auf uns zu, die nach neuen Antworten reiche Bestandsaufnahme an die Hand, die zu verlangen. Das gilt nicht nur für die Gefahren allen Aspekten des Binnenhochwasserschutzes in durch das Ansteigen des Meeresspiegels. Regionale Hamburg wichtige Daten bereitstellt. Klimaszenarien zeigen, dass die Niederschlags- muster extremer werden und dass wir in Zukunft mit heftigeren Hochwassern aus dem Binnenland rechnen müssen. An diese Entwicklungen müssen wir uns rechtzei- tig anpassen. Für ein erfolgreiches Hochwasser- Management dürfen wir nicht allein auf den technischen Hochwasserschutz setzen. Wir müssen auch Überschwemmungsgebiete in den Flussauen Christian Maaß wieder zurückgewinnen, Gewässer renaturieren, neue Retentionsflächen schaffen und die Versiege- Staatsrat der Behörde für Stadtentwicklung und lung von Flächen reduzieren. Umwelt der Freien und Hansestadt Hamburg

5 Einleitung

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser! Die in vergangenen Jahren geführten intensiven Diskussionen zum Klimawandel und seinen mög- lichen Folgen sind für die Freie und Hansestadt Hamburg von enormer Bedeutung, da die Stadt in zweierlei Hinsicht durch Hochwasser gefährdet ist. Zum einen müssen wir uns gegen auflaufende Sturmfluten aus der Nordsee schützen, die das Hamburger Stadtgebiet entlang der bedro- hen. Zum anderen erreichen und gefährden uns Hochwasserereignisse, die in den Einzugsgebieten der Hamburger Binnengewässer nach starken Niederschlägen entstehen können. Im Juli 2002 beispielsweise entstanden in mehreren Einzugs- gebieten, insbesondere an den Gewässern und , aufgrund von Extremniederschlägen bedeutende Hochwasserereignisse. Der Klimawandel ist die generationenübergreifen- de Herausforderung der Zukunft. Nach Auffas- sung verschiedener Experten wird Hochwasser durch die zunehmende globale Erwärmung der Erdoberfläche häufiger auftreten. Vermutlich wird es in den Wintermonaten zu vermehrten Nieder- schlägen kommen und überdies wird eine Zu- nahme von extremen Wetterlagen prognostiziert. Wenn auch der genaue Anstieg der Wasserstände nicht mit letzter Sicherheit vorausgesagt werden kann, so ist die Tendenz unumstritten. Die Ver- besserung des Hochwasserschutzes ist damit eine Aufgabe der Gegenwart.

6 Im Mai 2005 trat das Bundesgesetz zur Verbes- vor Hochwasser Verantwortung zeigen muss. Die serung des vorbeugenden Hochwasserschutzes Freie und Hansestadt Hamburg wird die ihr zur in Kraft. In ihm spiegelt sich das Konzept eines Verfügung stehenden Möglichkeiten ausschöpfen, umfassenden Hochwasserschutzes für die Bin- um das Restrisiko weitestgehend zu minimieren. nengewässer wider, das neben den technischen Diese Broschüre stellt hierfür die erste Grundlage Hochwasserschutzeinrichtungen verstärkt auch dar. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass Maßnahmen zum Rückhalt in der Fläche sowie trotz aller Vorkehrungen ein absoluter Hochwas- zur Hochwasservorsorge beinhaltet. Diese Rege- serschutz nicht gewährleistet werden kann. lungen sind für die Freie und Hansestadt Ham- burg in das Hamburgische Wassergesetz (HWaG) aufgenommen worden. Die hier vorgelegte Broschüre Hochwasserschutz für die Hamburger Binnengewässer zeigt die vor- handenen Standards für den Hochwasserschutz in Hamburg auf. Für die zukünftigen Anforderungen werden diese überprüft und ggf. umfassendere Strategien entwickelt, um mögliche Hochwas- serschäden zu vermeiden oder zumindest zu minimieren. Des Weiteren gibt die Broschüre den verantwortlich Handelnden, sowie den Bürgerin- nen und Bürgern Informationen zur potentiellen Gefährdung und Hinweise auf geeignete Maßnah- men. Gleichzeitig werden die Grundlagen dar- gestellt, die der Erreichung übergeordneter Ziele der Wasserrahmenrichtlinie und der Hochwasser- risikomanagement-Richtlinie der Europäischen Gemeinschaft dienen werden. Ein erfolgreicher Hochwasserschutz kann nur Dr.-Ing. Olaf Müller funktionieren, wenn alle beteiligten Akteure sich Geschäftsbereichsleitung ihrer jeweiligen Verantwortung bewusst sind und Gewässer und Hochwasserschutz dementsprechend agieren. Das bedeutet, dass Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt zukünftig jeder auch für seinen eigenen Schutz Freie und Hansestadt Hamburg

7 8 Inhaltsverzeichnis

Vorwort 4 5.1.1.1 Überschwemmungsgebiete 34 5.1.1.2 Überschwemmungsgefährdete Gebiete 35 Einleitung 6 5.1.1.3 Wasserwirtschaftliche Modelltechnik 36 1 Veranlassung 8 5.1.1.4 Gefährdete Gewässer und Gewässerabschnitte 36 2 Grundlagen und Strategien 12 5.1.2 Wasserrückhalt in der Fläche 38 5.1.3 Risikokommunikation und Risikovorsorge 39 2.1 Handlungsziele 12 5.2 Technischer Hochwasserschutz 40 2.2 Minderung der Schadensrisiken 13 5.2.1 Schöpfwerke, Deichsiele und sonstige 2.3 Minderung der Hochwasserstände 13 Hochwasserschutzanlagen 40 2.4 Verstärkung des Hochwasserbewusstseins 14 5.2.2 Rückhaltebecken 41 2.5 Fortschreibung des Warn- und Meldedienstes 14 5.2.3 Gewässerausbau 42 3 Untersuchungsgebiet 16 5.2.4 Entsiegelung 42 3.1 Naturräumliche Beschreibung des 5.2.5 Bauvorsorge 42 Untersuchungsgebietes 16 5.3 Operativer Hochwasserschutz 43 3.2 Verwaltungsgrenzen und Zuständigkeiten 17 5.3.1 Betrieb, Unterhaltung und Inspektion 3.3 Wasser- und Bodenverbände 18 der Gewässer und Anlagen 43 3.4 Beschreibung der Einzugsgebiete 19 5.3.2 Warn- und Meldedienst 44 3.4.1 Einzugsgebiet Alster 19 5.4 Bestehender Schutzgrad 45 3.4.2 Einzugsgebiet Mittlere/Untere 20 6 Hochwasserschutz-Maßnahmen 46 3.4.3 Einzugsgebiet Dove Elbe/Obere Bille 21 6.1 Vorbeugender Hochwasserschutz 46 3.4.4 Einzugsgebiet Alte Süderelbe 21 6.1.1 Hochwassergefährdete Gebiete 46 3.4.5 Einzugsgebiet Seevekanal 22 6.1.2 Wasserrückhalt in der Fläche 46 3.4.6 Einzugsgebiet Este 22 6.1.2.1 Gewerbe- und Industriegebiet Obergeorgswerder 48 3.4.7 Einzugsgebiet Hamburger Westen 22 6.1.2.2 Gewerbe- und Industriegebiet 3.5 Flächennutzung 22 Güterverkehrszentrum 48 3.6 Versiegelungsgrad 23 6.1.2.3 Wohnanlage 45 49 3.7 Klima und Niederschlag 24 6.1.2.4 Kompetenznetzwerk 49 3.8 Schutzgebiete 25 6.1.3 Risikokommunikation 50 3.8.1 Naturschutzgebiete 25 6.2 Technischer Hochwasserschutz 50 3.8.2 Landschaftsschutzgebiete 26 6.2.1 Rückhaltebecken 50 3.8.3 Naturdenkmale 27 6.2.2 Gewässerausbau 51 3.8.4 Flora-Fauna-Habitat-Gebiete 27 6.2.2.1 Umgestaltung des Gewässers Mühlenau 51 3.8.5 Wasserschutzgebiete 28 6.2.2.2 Umgestaltung des Gewässers Moorbek/Lottbek 52 4 Rechtsgrundlagen 30 6.2.2.3 Hochwasserschutz im Bereich des 4.1 Europäisches Recht 30 Gewässers Brookwetterung 52 4.1.1 EG-Wasserrahmenrichtlinie 30 6.2.2.4 Umbau der Fuhlsbüttler Schleuse 54 4.1.2 EG-Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie 30 6.3 Operativer Hochwasserschutz 55 4.2 Bundesrecht 31 6.3.1 Betrieb von Anlagen 55 4.2.1 Gesetz zur Verbesserung des vorbeugenden 6.3.2 Warn- und Meldedienst 56 Hochwasserschutzes 31 7 Zusammenfassung und Ausblick 58 4.2.2 Wasserhaushaltsgesetz 31 Literaturverzeichnis 60 4.3 Landesrecht 32 5 Bestandsaufnahme 34 Impressum 62 5.1 Vorbeugender Hochwasserschutz 34 Anhang 1 – Wasser-und Bodenverbände 63 5.1.1 Hochwassergefährdete Gebiete 34 der Freien und Hansestadt Hamburg

9 1 Veranlassung

Hochwasser ist ein Naturereignis, welches in unregelmäßigen Abständen und in wechselnden Höhen auftritt. Es ist ein Bestandteil des natürli- chen Wasserkreislaufes. Während das Hochwasser an den großen Flussläufen in der Regel durch lang anhaltende Niederschläge und Schneeschmelze hervorgerufen wird, wird es hier in Hamburg an den Gewässern durch örtliche Gewitter oder Stark­regen­ereignisse verursacht. Hochwasser­ ereignisse können folglich nicht verhindert, die möglichen Folgen jedoch begrenzt werden. Schäden, die durch Hochwasser entstehen, sind teilweise auf menschliches Handeln zurückzufüh- ren. Durch Eingriffe, wie eine intensive Bebauung und Nutzung der Gebiete in unmittelbarer Nähe der Gewässer, wurde die Hochwasserbedrohung verschärft bzw. hat sich der Mensch dem Hoch- wasserrisiko ausgesetzt. Der Hochwasserschutz ist in den vergangenen Jah- ren durch vermehrtes Auftreten von Hochwasser­ ereignissen mit großer Dauer und Intensität zu einem zentralen Thema geworden und hat in der Öffentlichkeit eine bedeutende Rolle erhalten. Insbesondere das Hochwasser im Juli 2002 hat erhebliche Schäden entlang der Hamburger Ge- wässer verursacht. Weitere extreme Hochwasser­ ereignisse folgten im Juli 2004 und im Juli 2005. Diese Ereignisse haben verdeutlicht, dass der Hochwasserschutz für die Hamburger Binnenge- wässer ver­bessert und das Hochwassermanage- ment optimiert werden müssen.

10 In den vergangenen Jahren traten gesetzliche der Bundesrat mit dem Regierungsentwurf eines Neuregelungen mit dem Ziel der Verbesserung des neuen WHG (Bundesratsdrucksache 280/09 vom vorbeugenden Hochwasserschutzes in Kraft. In 03.04.2009). den Gesetzesnovellierungen wird unter anderem Hinweis: Das Gesetz zur Neuregelung des die Aufstellung von Hochwasserschutzplänen bis Wasserrechts wurde am 31.07.2009 erlassen und Mai 2009 gefordert, soweit dies erforderlich ist tritt am 01.03.2010 in Kraft (BGBI. I, S. 2585). (§ 31d Wasserhaushaltsgesetz (WHG) und § 54c Abs. 1 Hamburgisches Wassergesetz Mit In-Kraft-Treten des neuen WHG lösen die (HWaG)). In diesen Hochwasserschutzplänen soll sogenannten Hochwasserrisikomanagementpläne mindestens das Gefahrenpotenzial eines Hoch­ (Küsten- und Binnenhochwasserschutz) die bishe- wasserereignisses, welches statistisch ein Mal rigen Hochwasserschutzpläne (nur Binnenhoch- in 100 Jahren auftritt, dargestellt und geeignete wasserschutz) ab; entsprechende landesrechtliche Maßnahmen zur Vermeidung oder Verminderung Vorschriften treten außer Kraft. In Umsetzung potentieller Schäden aufgezeigt werden. der Richtlinie wird für die Erstellung der Hoch- wasserrisikomanagementpläne eine Frist bis zum Zurzeit befindet sich das Hochwasserschutzrecht 22.12.2015 vorgesehen. ein weiteres Mal im Umbruch: Der Bund beabsich- tigt, noch in dieser Legislaturperiode ein unmit- Vor diesem Hintergrund wurde entschieden, von telbar geltendes Wassergesetz als Vollrecht zu dem bürokratischen Aufwand eines förmlichen erlassen (Neuerlass des WHG), welches spätestens Erlasses eines Hochwasserschutzplanes gemäß 2010 in Kraft treten soll. Dies ist auch erforder- § 54c HWaG mit Strategischer Umweltprüfung lich, weil für das geltende WHG als Rahmenrecht und umfangreicher Öffentlichkeitsbeteiligung die Übergangsfrist nach der Föderalismusreform abzusehen, gleichwohl aber die Planung inhaltlich am 31.12.2009 endet. Speziell für den Bereich zu Ende zu führen und die Ergebnisse als Infor­ des Hochwasserschutzrechts soll damit zugleich ma­tion und Handlungsleitlinie auch zu veröffent- die EG-Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie lichen. Dies wird angesichts der langfristig strate- in Bundesrecht umgesetzt werden; die Umset- gischen Ausrichtung des Inhalts und der zugleich zungsfrist endet am 26.11.2009. Anders als das nur vorübergehenden rechtlichen Bedeutung für bisherige Bundesrecht erfasst die Richtlinie und vertretbar gehalten. Die Ergebnisse werden nun- insoweit auch das umsetzende künftige Bundes- mehr fortentwickelt und in die nach neuem Recht vollrecht sowohl Tide- bzw. Küstenhochwasser gebotene Hochwasserrisikomanagementpläne als auch Binnenhochwasser. Zurzeit befasst sich eingebracht.

11 2 Grundlagen und Strategien

2.1 Handlungsziele wassers zu optimieren. Hierzu zählen beispiels- weise Hochwasserrückhaltebecken, hinter Sperr- In den vergangenen Jahren haben Hochwasser- werken und an tidefreien Gewässern liegende ereignisse an Binnengewässern in vielen Teilen Dei­che, Schutzwände bzw. –mauern, naturnaher Deutschlands, auch in der Freien und Hansestadt Gewässerausbau, Beseitigung von Engstellen im Hamburg, wiederholt zu Schäden geführt. Diese Ge­wässer wie auch die Entsiegelung von Flächen Ereignisse zeigen, wie wichtig ein umfassender im Einzugsgebiet und an die Hochwassergefahr Hochwasserschutz für potentiell betroffene Berei- an­ge­passte Bauweisen von Gebäuden (Bauvorsor- che ist. ge).

Die Entstehung von Binnenhochwasser hängt von Die Aufgabe des Operativen Hochwasserschut- der Intensität und der Dauer des Niederschlages, zes ist zum einen die Gefahrenabwehr unmittel- den Eigenschaften des Einzugsgebietes und der bar vor sowie während eines Hochwassers. Die Struktur des Gewässers ab. Welche Maßnahmen Handlungsfelder sind das rechtzeitige Erkennen zum Schutz vor Hochwasser letztlich sinnvoll durch den Wetter- und Hochwassermeldedienst, sind, hängt von den jeweiligen Gegebenheiten im die Warnung bzw. Alarmierung der an der Hoch- Einzugsgebiet und des Gewässers selbst ab. wasserabwehr beteiligten Akteure auf der Basis Die Freie und Hansestadt Hamburg verfolgt beim verschiedener Alarmstufen sowie die Planung und Hochwasserschutz ein Drei-Säulenkonzept, das Durchführung von Maßnahmen zur Abwehr der sich aus folgenden Komponenten zusammensetzt Hochwassergefahr. Zum anderen gehören der (siehe auch Abbildung 2-1): Betrieb, die Unterhaltung und regelmäßige Inspek- tionen an den Bauwerken und Gewässern sowie • Vorbeugender Hochwasserschutz Deichschauen zum Operativen Hochwasserschutz. • Technischer Hochwasserschutz • Operativer Hochwasserschutz Übergeordnetes Ziel des Hochwasserschutzes ist es, die menschliche Unversehrtheit sicherzustellen Der Vorbeugende Hochwasserschutz beinhaltet und die durch ein Hochwasser verursachten Schä- Maßnahmen, die der Reduzierung von Hochwas- den zu begrenzen oder von vorneherein auszu- sergefahren und durch Hoch­wasser verursachte schließen. Dieses kann nur im Zusammenwirken Schäden dienen. Der natürliche Wasserrückhalt von öffentlicher Vorsorge und eigenverantwortli- in der Fläche durch eine gezielte Regenwasserbe- chem Handeln jedes Einzelnen optimal gelingen. wirtschaftung und insbesondere die Ausweisung von Überschwemmungsgebieten (Flächenvorsorge) Um das Hochwasserrisiko nachhaltig zu verrin- sind hierfür wichtige Grundlagen. Ferner sind die gern, müssen die verschiedenen Schutzstrategien Risikokommunikation, also die Information der parallel verfolgt werden. Die Überprüfung und das Öffentlichkeit über mögliche Hochwassergefah- Ausweisen von Überschwemmungsflächen sowie ren, wie auch das eigenverantwortliche Handeln die Fortschreibung des Hochwassermeldesystems der Bevölkerung in potenziell überschwemmungs- bilden hierbei in der Freien und Hansestadt Ham- gefährdeten Gebieten (Risikovorsorge, persönliche burg auch zukünftig einen Schwerpunkt. Absicherung des Restrisikos) Bestandteile des Die bauliche Entwicklung soll so weit wie mög- Vorbeugenden Hochwasser­schutzes. lich aus den Überschwemmungsgebieten her- Der Technische Hochwasserschutz hat zum Ziel ausgehalten werden. Durch die Anwendung der mittels baulicher Maßnahmen eine Bewirtschaf- planerischen und wasserrechtlichen Sicherungs­ tung der Abflussverhältnisse herbeizuführen, um instrumente kann die Nutzung der Flächen gezielt die Menge und den zeitlichen Verlauf des Hoch­ gesteuert werden. Gleichzeitig müssen Maßnah-

12 men festgelegt werden, um das Risikobewusstsein der Bevölkerung zu stärken und die Qualität der Hochwasserinformation zu optimieren.

Um die oben genannten Schutzstrategien in der Abb. 2-1: Drei-Säulenkonzept des Hochwasserschutzes für Freien und Hansestadt Hamburg umzusetzen, Binnengewässer in der Freien und Hansestadt Hamburg werden für den Hochwasserschutz folgende Handlungsziele konkret definiert, die im Weiteren Beispielsweise darf in bereits festgesetzten Über- genauer erläutert werden: schwemmungsgebieten grundsätzlich keine neue • Minderung der Schadensrisiken Bebauung stattfinden. • Minderung der Hochwasserstände • Verstärkung des Hochwasserbewusstseins Die Vermeidung von Bebauung stellt die wirk­ • Fortschreibung des Hochwassermeldesystems samste Maßnahme zur Reduzierung möglicher Schäden dar. Die Freihaltung von Bebauung 2.2 Minderung der Schadensrisiken kann auch Zwecken wie der Nutzung als Überschwemmungs­fläche oder Retentionsraum Die Menschen haben über Jahrhunderte die Ge- dienen. Diese Flächen können, je nach Über- wässer vermehrt für ihre Zwecke beansprucht und schwemmungshäufigkeit, landwirtschaftlich oder gleichzeitig ihren natürlichen Lauf und Raum ein- für Freizeitaktivitäten genutzt werden. Die Flächen geengt. Parallel konzentrierten sich Sachwerte, wie mit geringem Schadenspotenzial sind gerade im Wohnhäuser, Industrieanlagen, Gewerbegebiete Hochwasserfall zur Ableitung und kurzzeitigen und Verkehrsinfrastruktur, in den ehemaligen Speicherung der ausufernden Wassermenge nütz- Auengebieten und den natürlichen Überschwem- lich. mungsflächen. Das zweite wichtige Element, um die potenziellen Die Besiedelung der natürlichen Über­schwem­ Schäden durch Hochwasser so gering wie mög- mungs­gebiete führt bei heutigen Überschwem- lich zu halten, ist die Bauvorsorge. Unter diesem mungen dort zu höheren Schäden, so dass dem- Stichwort lassen sich alle baulichen Maßnahmen zufolge das Schadenspotenzial in diesen Gebieten zusammen­fassen, die Hochwasser abwenden oder steigt. Der Begriff Schadenspotenzial beschreibt bauliche Schäden gering halten. Bereits einfache die monetären Werte (Geldwerte), die durch ein Vorkehrungen, wie das Hochlagern wertvoller Ge- Hochwasser geschädigt werden können. Zur genstände oder die Vermeidung von elektrischen Beurteilung der Notwendigkeit und der Effektivi- Geräten im Kellerraum, tragen zu einer Verringe- tät der zu ergreifenden Schutzmaßnahmen ist die rung von Hochwasserschäden bei (Verhaltensvor- Ermittlung des Schadenspotenzials dieser Gebiete sorge). erforderlich.

Das Schadensrisiko ist definiert durch die Wahr- 2.3 Minderung der scheinlichkeit des Eintretens eines Hochwasserer- eignisses bestimmter Größe in einem gewählten Hochwasserstände Zeitraum, welches in Verbindung mit dem ermit- In den vergangenen Jahrhunderten wurden viel- telten Schadenspotenzial betrachtet wird. fach Überschwemmungsflächen von den zugehö- Um das Schadenspotenzial und das Schadensrisi- rigen Gewässern hydraulisch getrennt und ander- ko von Gebieten zu mindern, ist es wirkungsvoll weitig genutzt. Damit können diese Flächen weder direkt bei der Siedlungsentwicklung anzusetzen. Hochwasser aufnehmen noch zurückhalten.

13 Ein Weg zur Minderung von Hochwasserständen 2.4 Verstärkung des besteht folgerichtig darin, größere Flächen für die Hochwasserbewusstseins Ausuferung von Gewässern bereit zu stellen, wenn die örtlichen Gegebenheiten es zulassen. Dies ist Während eines Hochwasserereignisses ist in der zum Beispiel mit der Sicherung von Retentions- Regel nur ein Teil der Bevölkerung der Stadt flächen durch die Festlegung von Überschwem- betroffen. Schäden infolge von Hochwasserereig- mungsgebieten zu erreichen. Dadurch bleiben vor- nissen lassen sich niemals vollständig verhindern. handene Rückhalte­flächen erhalten oder werden Damit die Betroffenen ihren Beitrag zur Schadens- im besten Fall sogar zurück gewonnen. reduzierung leisten können, sind eine umfassende Information und Kommunikation der Hoch- Freigehaltene Überschwemmungsflächen eröffnen wasserrisiken sowie eine bessere Eigenvorsorge auch die Möglichkeit, eine natürliche Auenvegeta- hilfreich. tion wieder anzusiedeln und so einen Beitrag zur Ver­besserung der ökologischen Funktionen der Die Bevölkerung muss sich darüber im Klaren Gewässer zu leisten. Dazu werden ggf. Renaturie- sein, dass hohe Schäden entstehen können, falls rungsmaßnahmen durchgeführt, die eine natur- ein Hoch­wasserereignis eintritt, dass die techni- nähere Entwicklung des Gewässerlaufes zulassen. sche Auslegung der Bauwerke übertrifft. Dieses Eine naturnahe Gewässer­struktur kann z. B. auch Restrisiko bleibt für die potenziell Betroffenen durch die Reaktivierung vorhandener Altarme bestehen. Es gilt also, dass Bewusstsein für die erfolgen. möglichen Gefahren durch ein Hochwasser in der Bevölkerung zu stärken. Diese sogenannte Mit der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung, Risikokommunikation gehört zum Vorbeugenden wie der Regenwasserversickerung und der Entsie- Hochwasserschutz (siehe Abbildung 2-1). gelung von Flächen, sowie einer standortangepass- ten Land- und Forstwirtschaft lässt sich das Was- Die Information der Bevölkerung muss durch eine serspeichervermögen des Bodens verbessern und umfassende und angepasste Öffentlichkeitsarbeit so der natürliche Wasserrückhalt in der Fläche umgesetzt werden. Hierzu dienen Broschüren, vergrößern. Das wirkt sich insbesondere in kleinen Internetauftritte, Ausstellungen sowie Informati- Einzugsgebieten vermindernd auf das Entstehen onsveranstaltungen vor Ort. Des Weiteren sollten von Hochwassern aus. geeignete Vorsorgemaßnahmen (z. B. auch die Versicherung von Hochwasserschäden) und Ver- Weiterhin ist nicht zu vernachlässigen, dass haltensregeln für die Betroffenen, insbesondere bei insbesondere in kleineren Gewässern eine ange- Hochwasserwarnungen, aufgezeigt werden. passte Gewässerunterhaltung Hochwasserstände mindern kann. Die Herstellung und Pflege eines angemessenen Abflussquerschnittes kann die 2.5 Fortschreibung des Warn- Überschwemmung angrenzender Gebiete reduzie- und Meldedienstes ren. Die Belange des Naturschutzes sind hierbei zu Die rechtzeitige und zuverlässige Hochwasservor- beachten. hersage durch Warnung und Meldung sind wichti- Es sind aber auch technische Maßnahmen wie der ge Bestandteile des Operativen Hochwasserschut- Bau oder die Ertüchtigung von Hochwasser- und zes. Die Vorhersagezeiten sind jedoch je nach Lage Regenrückhaltebecken möglich. Des Weiteren des betrachteten Einzugsgebietes sehr unterschied- führen auch Maßnahmen wie eine veränderte, lich. Je kleiner beispielsweise das Einzugsgebiet ist, optimierte Steuerung vorhandener Stauanlagen zu desto stärker hängt die Verlässlichkeit der Hoch- einer Minderung von Hochwasserständen. wasservorhersage von der Güte der Niederschlags-

14 vorhersage ab. Die Einzugsgebiete im Bereich der tiven Erfahrungen seit Einführung des Warn- und Freien und Hansestadt Hamburg sind verhält- Meldedienstes im Jahr 2004 ist eine Fortschrei- nismäßig klein (die Flächen betragen zwischen 6 bung erforderlich, um die Hochwasservorhersage und 285 km2) und vielfach stark versiegelt. Die zu optimieren. Hochwasser in diesen Einzugsgebieten treten im Allgemeinen mit schnell steigenden Wasserständen Neben den Bezirksämtern soll auch die Bevölke- auf und sind meist nur von kurzer Dauer. rung die Möglichkeit erhalten sich zeitnah über Hochwasserereignisse zu informieren, um ggf. per- Der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Ge­ sönliche Maßnahmen zum Objektschutz treffen zu wässer (LSBG) betreibt auf Grundlage von können und so mögliche Schäden zu reduzieren. Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD), des Feuerwehr-Wetter-Informationssystemes (FeWIS) Darüber hinaus wird an einer weiteren Automa- und ausgewählter Hamburger Pegeldaten einen tisierung des Systems unter Nutzung moderner Warn- und Meldedienst. Im Falle einer Warnung Kommunikationstechniken gearbeitet. Die Vorga- oder Meldung aus diesem System für die Bezirks- be ist, dass die Warnungen und Meldungen nicht ämter erfolgt durch diese zunächst eine Kontrolle mehr ausschließlich manuell vom LSBG bewer- der Gewässer. Bei Bedarf werden danach präven- tet und weitergegeben werden müssen, sondern tiv der Abfluss des Gewässers für ein mögliches weitestgehend automatisch abgeglichen, bewertet Hochwasserereignis gesichert (z. B. Freiräumen und an die Akteure weiter geleitet werden. Damit von Brückenquerschnitten) oder weitergehende können Warnungen und Meldungen auch außer- Schutzmaßnahmen vorgenommen. Trotz der posi- halb der Dienstzeiten erfolgen.

15 3 Untersuchungsgebiet

3.1 Naturräumliche Beschreibung die dauernde Vernässung dieser Gebiete mit Aus- des Untersuchungsgebietes sickerungsraten von teilweise mehr als 1000 mm im Jahr ist es hier zur Bildung von Mooren mit Die Freie und Hansestadt Hamburg hat eine Torfmächtigkeiten von bis zu 10 m gekommen. Be- Gesamtfläche von 755 km2 und wird wasserwirt- sonders gut ausgeprägt sind die Geestrandmoore schaftlich von der Elbe mit ihren Nebenflüssen im Süderelbegebiet. In Richtung Geestrand gehen Alster und Bille geprägt. Das Staatsgebiet der Frei- die Geestrandmoore in die sandige Vorgeest über, en und Hansestadt Hamburg grenzt im Norden an die aus den Schwemmflächen vor den Mündungen Schleswig-Holstein und im Süden an Niedersach- der Trockentäler entstanden ist. Im Osten Ham- sen. burgs, bei Boberg und Besenhorst, sind Sande zu Dünen aufgeweht. Das Landschaftsbild Hamburgs wird durch das Stromspaltungsgebiet der Elbe mit seinen Der südliche, bewaldete Geesthang des Untersu- tiefliegenden Marschflächen und angrenzenden chungsraums, das Gebiet der Harburger Berge, Geestgebieten geformt. Die unmittelbar am Fluss gehört bereits zum Naturraum der Lüneburger liegenden Marschen wurden auf beiden Seiten Heide. Er besteht im Wesentlichen aus Sand und der Elbe über Jahrhunderte von den tideabhän- erreicht Höhen von bis zu 100 m. Westlich der Lü- gigen Wasserständen der Elbe überschwemmt, neburger Heide schließt sich die Stader Geest mit wobei sich in diesen Bereichen Sand und Schlick ebenen bis flachwelligen Geländeformen an. abgelagert haben. Die Geest bildet höher gelegene Die Geest ist das bevorzugte Wohngebiet, wäh- Flächen, die durch die Sand- und Geröllabla- rend im Urstromtal der Elbe auch heute noch gerungen der Gletscher während der Eiszeiten große Flächen von der Landwirtschaft genutzt entstanden sind. Der naturräumlich nördliche Teil werden. Ein großer Teil der früher überwiegend des Unter­suchungsraums gehört zur schleswig- landwirtschaftlich genutzten Marschflächen wur- holsteinischen Geest. Sie zeigt sich im Westen als de zwischenzeitlich jedoch an die wirtschaftliche flachwellige Landschaft. Im Nordosten Hamburgs Nutzung wie Industrie und Hafen überführt. geht sie in das schleswig-holsteinische Hügelland über. Hier finden sich lebhafte Geländeformen, die durch die Alster und ihre zahlreichen Nebenflüsse noch weiter gegliedert sind.

Im Süden dominiert das Urstromtal der Elbe, das zwischen Cuxhaven und Geesthacht als Unterel- beniederung bezeichnet wird. Ihre Breite beträgt bei Hamburg etwa 8 km und etwas westlich der Landesgrenze bei Schulau bereits ca. 26 km. An die Uferwälle der Elbe und ihrer Nebenarme und das dahinter liegende „Sietland“ (niedriges Land) schließt sich die weite Niederung der Marsch an. Die Geländehöhe liegt hier meist nur knapp über Normal Null (NN). Der Übergangsbereich der Unterelbeniederung zur Geest wird durch die sogenannten Geestrandmoore geprägt. Hier kommt es zur Aussickerung des im Untergrund Abb. 3-2: Darstellung der Bezirke der Freien und Hansestadt Hamburg (Quelle: Landesbetrieb Geoinformation und der Geesthänge fließenden Grundwassers. Durch Vermessung, Freie und Hansestadt Hamburg, 2008)

16 Abb. 3-1: Untersuchungsgebiet und reduziertes Gewässernetz der Freien und Hansestadt Hamburg

Aus den angrenzenden Bundesländern 3.2 Verwaltungsgrenzen Schleswig-Holstein und Niedersachsen fließen und Zuständigkeiten mehrere Gewässer in das Hamburger Stadtgebiet. Es gibt jedoch auch, insbesondere in den Marsch- Das Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg gebieten, eine Vielzahl kleiner Gewässer. Die ist verwaltungstechnisch in sieben Bezirke ge- Länge der Hamburger Binnengewässer beträgt gliedert, die wiederum aus insgesamt 105 Stadt- insgesamt 640 km. Hierzu addiert sich noch eine teilen bestehen. Im Einzelnen sind es die Bezirke Vielzahl namenloser Gräben, deren Längen nicht Altona, , Eimsbüttel, Hamburg-Mitte, genau quantifiziert sind. Hamburg-Nord, und (sie- he Abbildung 3-2). Seit Herbst 2006 haben die Nach Empfehlungen der Bund/Länder-Arbeitsge- Bezirksämter unter anderem einen Großteil der meinschaft Wasser (LAWA, 2006) wird bei der wasserwirtschaftlichen Aufgaben in Ihre Verant- Betrachtung des Gewässernetzes der Freien und wortung übernommen (siehe „Anordnung über Hansestadt Hamburg das sogenannte reduzierte die Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Wasser- Gewässernetz gewählt. Das reduzierte Gewässer­ rechts und der Wasserwirtschaft“). Hierzu gehö- netz stellt alle Oberflächengewässer mit einem ren beispielsweise die Aufgaben in Bezug auf die ober­irdischen Einzugsgebiet, das größer als oberirdischen Gewässer einschließlich der Gewäs- 10 km2 ist, dar und hat eine Länge von 360 km. seraufsicht, die Beaufsichtigung von Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen, die erste Bekämpfung von Gewässerverunreinigungen so- Bei kleineren Einzugsgebieten handelt es sich wie bestimmte Aufgaben des Hochwasserschutzes. folglich auch um sehr kleine Gewässer mit Breiten von maximal 1,00 m. Bei derartigen Verhältnis- Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt sen kann davon ausgegangen werden, dass die (BSU) der Freien und Hansestadt Hamburg ist durch Überschwemmungen verursachten Schäden insbesondere zuständig für den Schutz gegen vernachlässigbar sind. Die Abbildung 3-1 zeigt das Hochwassergefahren. Der LSBG ist als Teil der reduzierte Gewässernetz der Freien und Hanse- BSU mit der Umsetzung des Hochwasserschutzes stadt Hamburg. beauftragt.

17 3.3 Wasser- und Bodenverbände Die sogenannten „Wasserverbände“ oder „Wasser- und Bodenverbände“ wurden teilweise schon vor Jahrhunderten von der Bevölkerung eines Gebietes als Interessenverbände gegründet. Dies geschah in der Erkenntnis, dass der Einzelne u. a. in der Nut- zung des Wassers für landwirtschaftliche Zwecke sowie bei der Abführung des Niederschlags- wassers von den Eigentümern der benachbarten Flächen abhängig ist. Diese Bedingungen traten und treten ganz beson- ders in den tiefliegenden, ebenen und landwirt- schaftlich genutzten Marschgebieten auf, so dass sich die Verbandsgebiete in Hamburg überwiegend auf diesem Raum erstrecken (siehe Anhang 1). Abb. 3-3: Einzugsgebiete der Gewässer der Freien und Hansestadt Hamburg

Einzugsgebiet Alster Gewässerinformation Gewässerordnung Gebietsgröße [km2] Gewässerlänge [km] Gewässername 1=erster Ordnung innerhalb außerhalb innerhalb außerhalb auf Landes- 2=zweiter Ordnung gesamt gesamt Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg grenze Obere Alster von der Quelle bis zur 1 337,92 70,39 267,53 46,99 18,63 28,33 - Fuhlsbütteler Schleuse* Ammersbek 2 114,95 10,36 104,59 25,98 6,61 19,37 - Saselbek 2 9,12 9,12 - 6,57 6,57 - - Susebek 2 5,24 5,24 - 5,24 5,24 - - Bredenbek 2 20,27 7,37 12,90 10,29 4,71 5,58 - Lottbek/Moorbek 2 10,24 5,51 4,73 9,25 1,98 1,84 5,43 Diekbek 2 10,69 4,84 5,85 4,07 1,99 2,08 - Wittmoorgraben 2 3,93 2,84 1,09 2,66 2,29 0,37 - Mellingbek 2 10,13 6,46 3,67 4,40 4,40 - - Untere Alster von der Fuhlsbüttler Schleuse 1 75,89 75,89 - 10,88 10,88 - - bis zur Mündung in die Elbe (Alsterrevier)* Isebekkanal 1 18,07 18,07 - 2,89 2,89 - - Osterbekkanal 1 6,11 6,11 - 4,20 4,20 - - Eilbekkanal 1 3,76 3,76 - 2,32 2,32 - - Tarpenbek* 2 82,59 62,31 20,31 16,26 7,92 4,61 3,73 Kollau 2 31,6 31,60 - 7,30 7,30 - - Mühlenau 2 11,37 11,37 - 3,63 3,63 - -

Osterbek* (Ohne Osterbekkanal) 2 20,86 20,86 - 5,46 5,46 - - Seebek 2 10,65 10,65 - 4,89 4,89 - -

Wandse* (Ohne Eilbekkanal) 2 83,56 55,81 27,75 22,58 16,29 5,43 0,86 Berner Au 2 21,32 21,32 - 8,38 8,38 - - Stellau 2 13,42 3,72 9,70 5,27 2,81 2,46 - Rahlau 2 5,16 5,16 - 3,96 3,96 - - Summe** - 600,82 285,26 315,59 213,47 133,35 70,07 10,02

* Diese Teileinzugsgebiete (Fettdruck) umfassen die Flächen der in der Tabelle nachfolgend aufgeführten, kleineren Teileinzugsgebiete ** Die Summe in Fettdruck umfasst nur die Flächen in Fettdruck.

Tab. 3-1: Einzugsgebiet Alster

18 Die Hauptaufgabe der Hamburger Wasser- und In der Abbildung 3-3 sind die oben genannten Bodenverbände ist die Be- und Entwässerung des Einzugsgebiete farblich dargestellt. Eine detail- Verbandsgebietes. Dazu wird eine Vielzahl von lierte Darstellung der Einzugsgebiete folgt in den Deichsielen, Schöpfwerken, Pumpen und Stauan- nächsten Kapiteln. Die dort aufgeführten Anga- lagen betrieben. Ziel ist es, die Nutzbarkeit der ben sind dem Hamburgischen Wassergesetz, dem landwirtschaftlichen Flächen zu verbessern, die digitalen Einzugsgebietsverzeichnis sowie den Siedlungsflächen vor Vernässung zu schützen und landesinternen Berichten zur Umsetzung der EG- akzeptable ökologische Verhältnisse zu schaffen Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) (BSU, 2004) und zu erhalten. In der Freien und Hansestadt entnommen. Hamburg gibt es derzeit 26 Wasser- und Boden- verbände. 3.4.1 Einzugsgebiet Alster

3.4 Beschreibung der Das Einzugsgebiet der Alster umfasst insgesamt ca. 600 km2, wobei hiervon 47% auf das Stadt- Einzugsgebiete gebiet Hamburgs fallen. Mit Blickrichtung von Die Fläche der Freien und Hansestadt Hamburg der Quelle bis zur Mündung der Elbe, liegt das ist Teil von sieben oberirdischen Einzugsgebieten. Einzugsgebiet der Alster rechtselbisch. Die Alster Alle Einzugsgebiete der Gewässer gehen über die entspringt im Henstedter Moor in der Gemeinde Grenzen Hamburgs hinaus und liegen teilweise Henstedt-Ulzburg im Kreis Segeberg in Schleswig- auch in den Nachbarländern Schleswig-Holstein Holstein und mündet im Hamburger Stadtteil und Niedersachsen und damit in der Metropolre- Neustadt in die Elbe. Die Fuhlsbüttler Schleuse gion Hamburg. Die sieben Einzugsgebiete Ham- unterteilt die Alster in einen natürlichen (ober- burgs lauten: halb der Schleuse) und einen kanalisierten Bereich (unterhalb der Schleuse). Die Alster ist ein stauge- • Alster regeltes Gewässer (Schaartorschleuse, Rathaus- • Mittlere/Untere Bille Schleuse und Fuhlsbüttler Schleuse) und wird im • Dove Elbe/Obere Bille innerstädtischen Bereich zur Außen- und Binnen- • Alte Süderelbe alster. Weitere größere stehende Gewässer sind im • Seevekanal Einzugsgebiet nicht vorhanden. Die Gewässerin- • Este formationen der zugehörenden Gewässer sind in • Hamburger Westen Tabelle 3-1 aufgeführt.

Einzugsgebiet Mittlere/Untere Bille Gewässerinformation Gewässerordnung Gebietsgröße [km2] Gewässerlänge [km] Gewässername 1=erster Ordnung innerhalb außerhalb innerhalb außerhalb auf Landes- 2=zweiter Ordnung gesamt gesamt Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg grenze Schleemer Bach* 2 24,47 16,79 7,68 8,89 7,80 - 1,09 Jenfelder Bach 2 6,00 6,00 - 3,20 3,20 - - Glinder Au 2 57,30 6,55 50,75 16,26 3,34 12,92 - Mittlere Bille 2 8,90 8,90 - 8,75 8,75 - - Untere Bille (Billerevier) 1 14,13 14,13 - 8,72 8,72 - - Summe** - 104,80 46,37 58,43 45,82 31,81 12,92 1,09

* Diese Teileinzugsgebiete (Fettdruck) umfassen die Flächen der in der Tabelle nachfolgend aufgeführten, kleineren Teileinzugsgebiete ** Die Summe in Fettdruck umfasst nur die Flächen in Fettdruck.

Tab. 3-2: Einzugsgebiet Mittlere/Untere Bille

19 3.4.2 Einzugsgebiet dungsarmes der Bille vorhanden ist, besteht weiter Mittlere/Untere Bille stromabwärts eine Verbindung mit dem Schleusen- graben. Dies führt wiederum zu einer Verbindung Das Einzugsgebiet Mittlere/Untere Bille umfasst der Gewässer Obere und Mittlere Bille. Ab dem insgesamt ca. 105 km2. Der Anteil des Einzugsge- Schöpfwerk Bille nahe der Bundesautobahn A1 bietes in der Freien und Hansestadt Hamburg be- beginnt der Bereich der Unteren Bille. Unterhalb trägt 44%. Die Mittlere Bille, die weiter unterhalb des Schöpfwerkes mündet rechtsseitig das Gewäs- des Serrahnwehrs ihren Verlauf aufnimmt, wurde ser Glinder Au in die Untere Bille. durch anthropogene, d. h. durch den Menschen Bevor die Bille bei der Brandshofer Schleuse im verursachte Eingriffe im 19. Jahrhundert vom na- Stadtteil Hammerbrook in den Oberhafenkanal türlichen oberen Verlauf der Bille abgeschnitten. der Elbe mündet, besteht eine Verbindung über Das Gewässer Mittlere Bille wird anfänglich den Tiefstackkanal und die Tiefstackschleuse zur nur durch ein Regensielauslass an der Straßen- Bucht der Elbe. Die Gewässerinformati- kreuzung Bergedorfer Straße/Sander Damm im onen der zugehörenden Gewässer sind der Tabelle Stadtteil Bergedorf gespeist. Durch die Kampbille, 3-2 zu entnehmen. die noch als Restlauf eines verlandeten Mün-

Einzugsgebiet Dove Elbe/Obere Bille Gewässerinformation Gewässerordnung Gebietsgröße [km2] Gewässerlänge [km] Gewässername 1=erster Ordnung innerhalb außerhalb innerhalb außerhalb auf Landes- 2=zweiter Ordnung gesamt gesamt Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg grenze Obere Bille bis Serrahnwehr 1 347,05 5,50 341,55 45,99 2,31 41,90 1,78 Brookwetterung 2 36,97 4,41 32,56 8,84 6,43 - 2,41 Dove Elbe 2 54,12 54,12 - 19,64 19,64 - - Gose Elbe 2 68,82 68,82 - 18,93 18,93 - - Summe** - 506,96 132,85 374,11 93,40 47,31 41,90 4,19

Tab. 3-3: Einzugsgebiet Dove Elbe/Obere Bille

Einzugsgebiet Alte Süderelbe Gewässerinformation Gewässerordnung Gebietsgröße [km2] Gewässerlänge [km] Gewässername 1=erster Ordnung innerhalb außerhalb innerhalb außerhalb auf Landes- 2=zweiter Ordnung gesamt gesamt Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg grenze Moorwettern* 2 54,85 34,29 20,56 9,61 5,99 2,17 1,45 Falkengraben 2 14,33 7,42 6,91 5,64 5,64 - 2,41 Alte Süderelbe 2 12,76 12,76 - 6,01 6,01 - - Moorburger Landscheide 2 21,19 17,61 3,58 6,78 6,78 - - Summe** - 88,80 132,85 24,14 28,04 24,42 2,17 1,45

* Diese Teileinzugsgebiete (Fettdruck) umfassen die Flächen der in der Tabelle nachfolgend aufgeführten, kleineren Teileinzugsgebiete ** Die Summe in Fettdruck umfasst nur die Flächen in Fettdruck.

Tab. 3-4: Einzugsgebiet Alte Süderelbe

20 3.4.3 Einzugsgebiet Dove 3.4.4 Einzugsgebiet Alte Süderelbe Elbe/Obere Bille Das Einzugsgebiet Alte Süderelbe hat eine Ge- Das Einzugsgebiet Dove Elbe/Obere Bille umfasst bietsgröße von ca. 89 km2, wovon 73% auf dem insgesamt ca. 507 km2, wobei hiervon 26% auf Stadtgebiet Hamburgs liegen. Das Einzugsgebiet dem Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg Alte Süderelbe befindet sich im Südwesten von liegen. Die Bille entspringt östlich von Hamburg Hamburg, linksseitig der Elbe. in der Nähe des Ortes Linau im Kreis Herzogtum Im Zuge von Hochwasserschutzmaßnahmen nach Lauenburg in Schleswig-Holstein. der Sturmflut von 1962 wurde die Alte Süderel- Am Serrahnwehr im Stadtteil Bergedorf endet der be im Bereich zwischen Mühlenberger Loch und Lauf der Oberen Bille. Unterhalb des Serrahn­ Süderelbe durch den Bau einer Deichlinie vom wehrs setzt sich das Gewässer in den kanalisier- Hauptstrom der Elbe getrennt. Die wesentlichen ten, schiffbaren Schleusengraben und Neuen Zuflüsse in das Gewässer Alte Süderelbe sind Schleusengraben fort. Durch die Krapphofschleuse Moorwettern, Falkengraben und Moorburger ist der Neue Schleusengraben mit der Dove-Elbe Landscheide. Die Alte Süderelbe entwässert ins- verbunden, die später über die Tatenberger Schleu- besondere über das Storchennestsiel in die Elbe, se in die Elbe mündet. Das größte Nebenge­wässer genauer in den Vorhafen. Die Ge- der Dove Elbe ist die Gose Elbe, die über die wässerinformationen der zugehörenden Gewässer Reitschleuse linksseitig in die Dove Elbe mündet. sind in Tabelle 3-4 aufgeführt. Die Gewässerinformationen der zugehörenden Ge­ wässer sind in Tabelle 3-3 dargestellt.

Einzugsgebiet Seevekanal Gewässerinformation Gewässerordnung Gebietsgröße [km2] Gewässerlänge [km] Gewässername 1=erster Ordnung innerhalb außerhalb innerhalb außerhalb auf Landes- 2=zweiter Ordnung gesamt gesamt Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg grenze Seevekanal* 2 76,21 28,74 47,47 7,19 4,18 3,01 - Engelbek 2 36,15 14,31 21,84 6,15 6,15 - - Summe** - 76,21 28,74 47,47 13,34 10,33 3,01 -

* Diese Teileinzugsgebiete (Fettdruck) umfassen die Flächen der in der Tabelle nachfolgend aufgeführten, kleineren Teileinzugsgebiete ** Die Summe in Fettdruck umfasst nur die Flächen in Fettdruck.

Tab. 3-5: Einzugsgebiet Seevekanal

Einzugsgebiet Este Gewässerinformation Gewässerordnung Gebietsgröße [km2] Gewässerlänge [km] Gewässername 1=erster Ordnung innerhalb außerhalb innerhalb außerhalb auf Landes- 2=zweiter Ordnung gesamt gesamt Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg grenze Este 1 365,35 6,40 358,95 25,02 1,86 22,85 0,31

Tab. 3-6: Einzugsgebiet Este

21 3.4.5 Einzugsgebiet Seevekanal 3.4.7 Einzugsgebiet

Das Einzugsgebiet Seevekanal hat eine Gesamt- Hamburger Westen 2 größe von ca. 76 km . Auf dem Gebiet der Freien Das Einzugsgebiet Hamburger Westen umfasst und Hansestadt Hamburg umfasst es eine Fläche insgesamt ca. 67 km2, auf hamburgischem Gebiet von 38%. Das Einzugsgebiet liegt linksseitig der liegen hiervon 49%. Das Einzugsgebiet liegt am Tideelbe. Es erstreckt sich südlich des Harbur- westlichen Rand Hamburgs rechtsseitig der Elbe. ger Hafens bis in das Land Niedersachsen und Die Gewässer dieses Einzugsgebietes, die Wedeler grenzt im Norden an die Süderelbe. Genau wie das Au und die Flottbek, entwässern in die Elbe. Die kleinere, dazugehörige Fliessgewässer Engelbek Gewässerinformationen der zugehörenden Ge­ entwässert der Seevekanal in die Süderelbe im wässer sind in Tabelle 3-7 aufgeführt. Stadtteil Harburg. Die Gewässerinformationen der zugehörenden Gewässer sind der Tabelle 3-5 zu entnehmen. 3.5 Flächennutzung

In der Freien und Hansestadt Hamburg leben 3.4.6 Einzugsgebiet Este ca. 1.770.000 Einwohner (Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein, Das Einzugsgebiet der Este umfasst insgesamt ca. Stand: 2007). Bei einer Fläche von 755 km2 sind 365 km2. Auf der Fläche der Freien und Hanse- das statistisch gesehen ca. 2.300 Einwohner pro stadt Hamburg beträgt der Anteil jedoch nur 2%. km2. Somit gehört Hamburg nach Berlin Das Einzugsgebiet berührt das Stadtgebiet Ham- (3.846 Einwohner pro km2, Quelle: Amt für burgs im äußersten Westen im Stadtteil Cranz. Statistik Berlin-Brandenburg) zu den am Einziges Gewässer dieses Einzugsgebietes ist die dichtesten bevölkerten Bundesländern. Este, welche ihre Quelle in der Lüneburger Heide in der Nähe des Wilseder Berges in Niedersach- Diese hohe Einwohnerdichte prägt entschei- sen hat und im Gebiet der Freien und Hansestadt dend den stark urbanen Charakter des Untersu- Hamburg in die Elbe mündet. Die Este ist auf chungsgebietes. Gleichzeitig herrscht aufgrund Hamburger Gebiet vollständig eingedeicht. Die des Flächen­angebotes im Bereich der Freien und Gewässerinformationen sind in Tabelle 3-6 darge- Hansestadt Hamburg eine starke Konkurrenz stellt. zwischen den verschiedenen Flächennutzungsarten

Einzugsgebiet Hamburger Westen Gewässerinformation Gewässerordnung Gebietsgröße [km2] Gewässerlänge [km] Gewässername 1=erster Ordnung innerhalb außerhalb innerhalb außerhalb auf Landes- 2=zweiter Ordnung gesamt gesamt Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg grenze Wedeler Au 2 56,19 21,94 34,25 12,38 4,94 6,26 1,18 Flottbek* 2 10,56 10,56 - 3,11 3,11 - - Kleine Flottbek 2 2,97 2,97 - 1,47 1,47 - - Summe** - 66,75 32,50 34,25 16,96 9,52 6,26 1,18

* Diese Teileinzugsgebiete (Fettdruck) umfassen die Flächen der in der Tabelle nachfolgend aufgeführten, kleineren Teileinzugsgebiete ** Die Summe in Fettdruck umfasst nur die Flächen in Fettdruck.

Tab. 3-7: Einzugsgebiet Hamburger Westen

22 Abb. 3-4: Flächennutzungen der Freien und Hansestadt Hamburg (Quelle: BSU, 2009, verändert) wie Gebäude-, Verkehrs- oder Landwirtschaftsflä- 3.6 Versiegelungsgrad chen. In der Abbildung 3-4 sind die verschiedenen Flächennutzungen und ihre Verteilung auf das Als Versiegelungsgrad wird das Verhältnis einer Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg zu versiegelten (bebauten) Fläche zu einer nicht ver- sehen. siegelten (unbebauten) Fläche bezeichnet. Die Ur- sache der zunehmenden Versiegelung der Böden ist Der Abbildung 3-4 ist zu entnehmen, dass der eine fortschreitende Bebauung von Flächen. Hier- größte Teil der zur Verfügung stehenden Flächen bei wird vormals unbebauter Boden in Flächen im Bereich der Freien und Hansestadt Hamburg für Gebäude, Infrastrukturanlagen und sonstige mit Gebäude- und Freiflächen genutzt (ca. 36%) Anlagen umgewandelt. Im Innenstadt- und Hafen­ wird. Des Weiteren betragen die unversiegelten bereich der Freien- und Hansestadt Hamburg sind Landwirtschafts-, Wald- und Wasserflächen zu- Versiegelungsgrade von 80 bis 100% vorhanden. sammen ca. 40%. Weitere Flächennutzungsarten In den Randgebieten, speziell im Westen und sind mit ihren Größenangaben in der Tabelle 3-8 Osten der Stadt, gibt es jedoch auch sehr viele dargestellt. Flächen mit geringen Versiegelungsgraden von unter 10%. Darin ist der geringe mittlere Versiege-

Flächennutzung Hamburg Stand: 31.12.2004 Bodenfläche Darunter insgesamt Siedlungs- und Verkehrsfläche1) Landwirtschafts- Waldfläche Wasserfläche fläche insgesamt darunter

Gebäude- und Erholungsfläche Verkehrsfläche Freifläche

km2 755,24 442,20 275,04 59,35 91,89 191,89 43,98 61,03

1) „Siedlungs - und Verkehrsfläche“ und „versiegelte Fläche“ können nicht gleichgesetzt werden, da in die Siedlungs- und Verkehrsfläche auch unbebaute und nicht versiegelte Flächen eingehen.

Tab.: 3-8: Flächennutzung in Hamburg (Quelle: Liegenschaftskataster, Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2004))

23 Abb. 3-5: Versiegelungsgrad der Böden in der Freien und Hansestadt Hamburg, Stand: 2006 (Quelle: BSU, 2008)

lungsgrad von 37% für die Gesamtfläche Ham- Winter auf. Östliche Winde werden vorwiegend burgs begründet. Der Versiegelungsgrad allein ist im Frühjahr beobachtet. Die vorherrschende noch kein Kriterium für eine Hochwassergefähr- Windrichtung wird im Stadtgebiet vor allem durch dung. Aus wasserwirtschaftlicher Sicht kommt es den Verlauf der Elbe und die städtische Bebauung insbesondere auf die Lage und Größe versiegelter beeinflusst. Die Winde aus Nord bis Westnordwest Teilflächen im Einzugsgebiet an. Der Abbildung werden demzufolge nach Westen, die Winde aus 3-5 ist die Verteilung des Versiegelungsgerades im Ost nach Südsüdost abgelenkt. Die Bevorzugung Stadtgebiet Hamburgs zu entnehmen. dieser Windrichtungen kommt durch die Leitwir- kung der Elbe und des linken, höher gelegenen 3.7 Klima und Niederschlag und stark bebauten Elbufers zustande. Des Weite- ren wird durch die dichte Bebauung die Windge- Das Untersuchungsgebiet unterliegt aufgrund der schwindigkeit gebremst. Nähe zur Nord- und Ostsee maritimen Witte- rungseinflüssen. Das hat zur Folge, dass das Klima Das Klima ist ganzjährig feucht und es fällt ein in der Freien und Hansestadt Hamburg milder ist durchschnittlicher Jahresniederschlag von 764 mm als im östlichen Hinterland. (Auswertungszeitraum: 1961 – 1990, Deutscher Wetterdienst). Das liegt unter dem Bundesdurch- Im Jahresmittel dominieren die Winde aus west- schnitt von 837 mm. licher Richtung (Nordnordwest bis Südsüdwest). Hierbei treten die Winde aus Nordwesten vor Im langjährigen Mittel fällt im Monat August allem im Sommer, die Winde aus Südsüdwest der höchste und im Monat März der niedrigste und Westsüdwest hauptsächlich im Herbst und Niederschlag. Die Verteilung der Niederschläge

24 im Untersuchungsgebiet schwankt nicht nur in durch öffentliches Recht geschützt sind und deren der zeitlichen Abfolge, sondern auch hinsichtlich Schutzgüter Bestandteile der Natur oder Land- ihrer räumlichen Verteilung. So liegen die mitt- schaft sind. Die Wasserschutzgebiete dienen der leren höchsten Jahresniederschläge in Hamburg Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser. Die im Gebiet der Harburger Berge (Bezirk Harburg), Schutzgebiete leisten einen wesentlichen Beitrag während sie in (Bezirk Bergedorf) in der zur Erhaltung von Natur- und Kulturgüter. In Regel deutlich geringer sind. ihnen werden Oberflächengewässer, Grundwas- ser, Tier- und Pflanzenarten sowie die natürlichen Die für Hamburg charakteristische, räumliche Lebensräume geschützt bzw. wieder entwickelt. Verteilung der Niederschläge liegt überwiegend in den bei Niederschlag vorherrschenden süd- Entsprechend ihrer unterschiedlichen Definition westlichen bis westsüdwestlichen Luftströmungen und Zielstellung können sich die Flächen bzw. begründet. Dabei bilden sich auf den Westseiten Objekte verschiedener Schutzgebietskategorien der Höhenzüge aufgrund des Staueffekts ausge- überlappen. Häufig kommt das z. B. bei Natura- prägte Niederschlagsmaxima, auf den Ostseiten 2000-Gebieten (bestehend aus Flora-Fauna-Habi- dagegen trockenere Gebiete wie die Elbniederung tat- und Vogelschutz-Gebieten) und Naturschutz- mit einem Niederschlagsminimum. gebieten vor.

Im Norden und Nordosten der Stadt finden sich In der Freien und Hansestadt Hamburg sind fol- weitere Bereiche mit höheren Niederschlägen, gende für den Binnenhochwasserschutz bedeuten- für die das dicht bebaute Stadtgebiet verantwort- de Schutzgebietskategorien ausgewiesen: lich ist (Konvektionsregen). Die darüber hinweg • Naturschutzgebiete streichenden Luftmassen erwärmen sich und • Landschaftsschutzgebiete steigen auf. Es bilden sich über dem Stadtgebiet • Naturdenkmale Regenwolken, die in der Hauptwindrichtung • Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Gebiete weiterziehen und dann in den nördlichen und • Vogelschutzgebiete nordöstlichen Stadtteilen zu Niederschlag führen. • Wasserschutzgebiete In Hamburg-Poppenbüttel beispielsweise beträgt Nachfolgend werden diese Schutzgebiete näher der durchschnittliche Jahresniederschlag 813 mm erläutert. (Auswertungszeitraum: 1961 – 1990, Deutscher Wetterdienst). Die Schutzgebiete haben auch für den Hoch- wasserschutz eine wichtige Funktion. Da es sich Die durchschnittliche Jahrestemperatur im Aus- hierbei um unversiegelte Flächen handelt, kann im wertungszeitraum 1961 – 1990 beträgt 8,9 ° C. Hochwasserfall das Wasser ungehindert abfließen Im Jahresverlauf ist der Monat Juli mit durch- und versickern. schnittlich 17,1 °C am wärmsten und der Monat Januar mit durchschnittlich 0,6 °C am kältesten (Deutscher Wetterdienst). 3.8.1 Naturschutzgebiete Naturschutzgebiete gehören zu den am strengsten 3.8 Schutzgebiete geschützten Naturflächen. Hier haben die Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege wei- Schutzgebiete sind naturschutzrechtlicher oder test gehenden, nach Möglichkeit sogar absoluten wasserrechtlicher Art begründet. Ökologische Vorrang vor allen anderen Nutzungsansprüchen. Schutzgebiete sind empfindliche Gebiete, die Demzufolge sind in Naturschutzgebieten alle

25 Handlungen verboten, die zu einer Zerstörung, In der Freien und Hansestadt Hamburg gibt es Beschädigung oder Veränderung des Naturschutz- inzwischen 29 Naturschutzgebiete mit einer Ge- gebietes in Teilen oder im Ganzen führen können. samtfläche von ca. 60,70 km2. Das entspricht über Es gilt ein so genanntes absolutes Veränderungs- 8% der Fläche Hamburgs. Die größten Gebiete verbot. Aus Schutzgründen sind diese Gebiete sind die Wiesen (Neuengamme, ca. grundsätzlich nicht zugänglich. Falls der Schutz- 8,60 km2) und der Duvenstedter Brook (Wohl- zweck es aber zulässt, kann der Öffentlichkeit dorf-Ohlstedt, ca. 7,85 km2). Die Lage der Natur- ein Zugang zum Naturschutzgebiet ermöglicht schutzgebiete kann der Abbildung 3-6 entnommen werden. werden.

Im Übrigen gilt für jedes bauliche oder sonstige Vorhaben im Naturschutzgebiet die Eingriffs-Aus- 3.8.2 Landschaftsschutzgebiete gleichs-Regelung des Bundesnaturschutzgesetzes. Naturschutzgebiete sind bei der Bauleitplanung zu Landschaftsschutzgebiete dienen der großflächigen berücksichtigen und müssen in Bebauungsplänen Erhaltung und Entwicklung der Natur. Sie werden dargestellt und beachtet werden. Diese Flächen ausgewiesen, um Beeinträchtigungen des Natur- sind verbindlich und können nicht etwa aufgrund haushaltes (Boden, Wasser, Klima, Pflanzen- und eines übergeordneten Allgemeinwohls in der Ab- Tierwelt) zu beseitigen und die Leistungs- und wägung überwunden werden. Funktionsfähigkeit des Areals wieder herzustellen.

Abb. 3-6: Natur- ,Landschaftsschutzgebiete, Naturdenkmale sowie FFH- und Vogelschutzgebiete der Freien und Hansestadt Hamburg

26 Hierbei wird die Möglichkeit genutzt, die Vielfalt eines Naturdenkmals oder seiner geschützten und Eigenart der Landschaft, ihre regionaltypi­ Umgebung führen können, sind nach Maßgabe schen Besonderheiten, ihre kulturhistorische näherer Bestimmungen durch Rechtsverordnungen Bedeutung oder ihre besonderen Bedeutung für verboten. die Erholung zu schützen und auch für künftige Die Freie und Hansestadt Hamburg besitzt insge- Generationen zu erhalten. samt zwölf Naturdenkmale in den vier Bezirken Grundsätzlich sind in Landschaftsschutzgebieten Altona, Hamburg-Nord, Wandsbek und Harburg. alle Handlungen, Eingriffe und Vorhaben verbo- Diese Naturdenkmale haben eine Gesamtfläche ten, die den Charakter des Areals verändern oder von ca. 0,40 km2. Der Abbildung 3-6 ist deren die dem besonderen Schutzzweck zuwiderlaufen. Lage im Stadtgebiet Hamburg zu entnehmen. Für jedes bauliche oder sonstige Vorhaben im Landschaftsschutzgebiet gilt die Eingriffs-Aus- 3.8.4 Flora-Fauna-Habitat-Gebiete gleichs-Regelung des Bundesnaturschutzgesetzes. Die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richt- Wie auch die Naturschutzgebiete sind die Land- linie) ist eine europäische Naturschutz-Richtlinie, schaftsschutzgebiete bei der Bauleitplanung zu die 1992 beschlossen wurde. Sie dient gemeinsam berücksichtigen, sowie in den Bebauungsplänen mit der Vogelschutzrichtlinie von 1979 der Um- darzustellen und zu beachten. Auch diese Flächen setzung eines zusammenhängenden, länderüber- sind verbindlich und können nicht etwa aufgrund greifenden Netzes von Schutzgebieten, das Natura eines übergeordneten Allgemeinwohls außer Acht 2000 genannt wird. Die Schutzgebiete nach den gelassen werden. Maßgaben der FFH-Richtlinie und der Vogel- Die bestehenden Landschaftsschutzgebiete der schutzrichtlinie unterscheiden sich hinsichtlich Freien und Hansestadt Hamburg entsprechen ihrer Zielstellung und Behandlung, können sich derzeit mit einer Gesamtfläche von ca. 165,79 km2 jedoch territorial beliebig überlagern. einem Anteil von etwa 22% an der Fläche. In der Die FFH-Richtlinie hat zum Ziel, wildlebende Abbildung 3-6 sind die Landschaftsschutzgebiete Arten, deren Lebensräume und die europaweite Hamburgs dargestellt. Vernetzung dieser Lebensräume zu sichern und zu schützen. Die Vernetzung dient der Bewahrung, 3.8.3 Naturdenkmale (Wieder-)Herstellung und Entwicklung ökologi- scher Wechselbeziehungen sowie der Förderung Als Naturdenkmal können Einzelobjekte der Na- natürlicher Ausbreitungs- und Wiederbesiedlungs- tur, deren besonderer Schutz aus wissenschaftli- prozesse. Damit dient die FFH-Richtlinie dem chen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Erhalt der biologischen Vielfalt in der Europäi- Gründen oder wegen ihrer Seltenheit, Eigenart schen Union. oder Schönheit erforderlich ist, ausgewiesen wer- den. Als Einzelobjekte der Natur gelten insbeson- In den FFH-Gebieten sind geeignete Maßnahmen dere alte oder seltene Bäume und Baumgruppen, zu treffen, um die Verschlechterung der natürli- erdgeschichtliche Aufschlüsse, Gletscherspuren, chen Lebensräume sowie die Störungen von Arten Findlinge, Quellen, Gewässer, Dünen, Bracks, zu vermeiden. Eine Nutzung der Gebiete ist in der Tümpel und Moore. Regel weiterhin möglich, wenn sie die betreffen- den Arten und Lebensräume nicht beeinträchtigt. Die Beseitigung eines Naturdenkmals sowie alle Handlungen, die zu einer Zerstörung, Beschädi- Ist in einem FFH-Gebiet oder in dessen Nähe z. B. gung, Veränderung oder nachhaltigen Störung die Errichtung eines Bauwerks geplant, ist dies

27 Abb. 3-7: Wasserschutzgebiete der Freien und Hansestadt Hamburg

grundsätzlich möglich, wenn davon keine negati- im Interesse der öffentlichen Wasserversorgung ven Auswirkungen auf die für das Gebiet jeweils vor nachteiligen Einwirkungen zu schützen, das festgelegten Erhaltungsziele für die dort geschütz- Grundwasser anzureichern oder das schädliche ten Arten und Lebensraume ausgehen. Für Pläne Abfließen von Niederschlagswasser sowie das Ab- und Projekte (z. B. Bauleitplanungen) besteht des- schwemmen und den Eintrag von Bodenbestand- halb kein kategorisches Verbot, sondern zunächst teilen, Dünge- oder Pflanzenbehandlungsmitteln eine differenzierte Prüfpflicht. Ist der geplante in Gewässer zu verhüten. Die Regelungen hierzu Eingriff nach dem Bundesnaturschutzgesetz in befinden sich im Wasserhaushaltsgesetz einer FFH-Fläche zulässig, muss dafür ein entspre- (siehe § 19 WHG) sowie im Hamburgischen chender Ausgleich geleistet werden. Wassergesetz (siehe § 27 HWaG).

In der Freien und Hansestadt Hamburg sind 16 Um die Gewässer vor Verunreinigungen zu schüt- FFH-Gebiete mit einer Gesamtfläche von zen, werden in Wasserschutzgebieten bestimmte 1,94 km2 ausgewiesen (siehe Abbildung 3-6). Handlungen verboten oder beschränkt. Dazu wer- Dies entspricht einem Flächenanteil von ca. 2,6 % den die Schutzgebiete in der Regel in die Schutzzo- der Fläche Hamburgs. nen I, II und III gegliedert, in denen unterschied- lich strenge Nutzungseinschränkungen gelten und die im Folgenden kurz beschrieben werden. Die 3.8.5 Wasserschutzgebiete Beschreibung bezieht sich dabei auf Schutzgebiete für Grundwasser, da in Hamburg Trinkwasser Wasserschutzgebiete dienen dem vorbeugenden ausschließlich aus Grundwasser gewonnen wird. Schutz von Gewässern, aus denen Trinkwasser ge- wonnen wird. Dies können oberirdische Gewässer In der Schutzzone I, dem Fassungsbereich der oder Grundwasservorkommen sein. Wasserschutz- Brunnen, sind jegliche anderweitige Nutzung und gebiete werden festgesetzt, um diese Gewässer das Betreten für Unbefugte verboten.

28 Die Schutzzone II wird auch als engere Schutzzone Nutzungseinschränkungen beispielsweise für den bezeichnet. Vom Rand dieser Schutzzone soll die Umgang mit wassergefährdenden Stoffen, die Fließzeit des Grundwassers bis zu den Brunnen Ablagerung und Behandlung von Abfällen, die An- mindestens 50 Tage betragen, um das Grundwas- wendung von Düngemitteln, Klärschlamm sowie ser vor bakteriellen Verunreinigungen zu schützen. von Pflanzenschutzmitteln und die Minderung von In diesem Bereich sind zusätzlich zu den im ge- schützenden Deckschichten. samten Gebiet geltenden Nutzungseinschränkun- In der Freien und Hansestadt Hamburg sind 5 gen beispielsweise die Errichtung und Erweiterung Wasserschutzgebiete mit einer Gesamtfläche von baulicher Anlagen, der Transport wassergefähr- 88 km2 ausgewiesen. Dies entspricht in etwa dender Stoffe sowie intensive landwirtschaftliche 11,7 % der Fläche Hamburgs. Die Flächen der und gartenbauliche Nutzungen verboten. Wasserschutzgebiete betragen zwischen 3 und 47 Die Schutzzone III, die sogenannte weitere Schutz- km2 und sind im Einzelnen der Tabelle 3-9 sowie zone, soll das gesamte Einzugsgebiet der geschütz- der Abbildung 3-7 zu entnehmen. ten Brunnen umfassen. Hier gelten Verbote bzw.

Fläche der Wasserschutzgebiete [km2] Gesamt Baursberg Süderelbmarsch/ Curslack/ Langenhorn/ Glashütte Harburger Berge 88 10 47 24 3 4

Tab.: 3-9: Wasserschutzgebiete der Freien und Hansestadt Hamburg, Stand 2008

Derzeit wird die Ausweisung eines Wasserschutz- da auch in diesem Bereich ein zusätzlicher Schutz gebietes für das Wasserwerk Stellingen vorbereitet, der Grundwasservorkommen erforderlich ist.

29 4 Rechtsgrundlagen

Die immer wieder auftretenden Hochwasser Der Hochwasserschutz selbst ist in der EG-WRRL der letzten Jahre und die dadurch verursachten nicht geregelt. Die Maßnahmenprogramme der erheblichen Schäden haben dazu geführt, dass sich EG-WRRL können allerdings Einfluss auf den auch die Gesetzgeber verstärkt des Themas ange- Hochwasserschutz der Gewässer haben. Die EG- nommen haben. Daraus resultieren umfangreiche WRRL ist durch das Wasserhaushaltsgesetz des gesetzliche Regelungen auf Europäischer Ebene, Bundes und das Hamburgische Wassergesetz in Bundes- und Landesebene. nationales Recht umgesetzt. Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sind verpflichtet, die Richtlinien der Europäischen Ge- 4.1.2 EG-Hochwasserrisiko­ meinschaft (EG) in nationales Recht umzusetzen. management-Richtlinie Aufgrund des föderalen Aufbaus der Bundesrepu- Seit dem 26.11.2007 ist die Richtlinie über die blik Deutschland existieren zu bestimmten The- Bewertung und das Management von Hochwas- menbereichen sowohl Bundes- als auch Landesge- serrisiken (EG-Hochwasserrisikomanagement- setze. Die wichtigsten rechtlichen Grundlagen zum Richtlinie (EG-HWRM-RL)) in Kraft. Das Ziel Thema Hochwasserschutz werden im Folgenden dieser Richtlinie ist ein grenzübergreifender, abge- näher erläutert, wobei der Fokus auf dem Wasser- stimmter Hochwasserschutz zur Reduzierung von recht liegt. Hochwasserrisiken in den Flussgebietseinheiten, inklusive der Küstengebiete. 4.1 Europäisches Recht Die Umsetzung der EG-HWRM-RL sieht in einem ersten Schritt die vorläufige Bewertung des 4.1.1 EG-Wasserrahmenrichtlinie Hochwasserrisikos bis Ende 2011 vor. Hierdurch Im Jahr 2000 ist die Richtlinie zur Schaffung werden die Gebiete identifiziert, die ein potenziell eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Ge- signifikantes Hochwasserrisiko aufweisen. meinschaft im Bereich der Wasserpolitik, genannt Daraus resultierend werden bis Ende 2013 Hoch- EG-Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) in Kraft wassergefahrenkarten und Hochwasserrisiko- getreten. Diese Richtlinie fordert u. a. den guten karten erstellt, um die Hochwasserrisiken an den ökologischen und den guten chemischen Zustand jeweiligen Gewässer- oder Küstenabschnitten zu der Oberflächengewässer in den Mitgliedsstaaten verdeutlichen. Die Hochwassergefahrenkarten der Europäischen Union. Ziel dieser Richtlinie stellen Überschwemmungsszenarien in Abhängig- ist, den guten ökologischen Zustand bis zum keit der Eintrittswahrscheinlichkeit von Hochwas- Jahr 2015 zu erreichen. Dazu sind Bewirtschaf- serereignissen dar. In den Hochwasserrisikokarten tungspläne und Maßnahmenprogramme für jede sind die potentiell betroffenen Einwohner, die Art Flussgebietseinheit zu erstellen. der wirtschaftlichen Tätigkeit in dem betrachteten Die EG-WRRL zielt auf die integrierte Bewirt- Gebiet sowie die im Falle der Überschwemmung schaftung der Gewässer im gesamten Flussgebiet. unbeabsichtigte Umweltverschmutzung anzuge- Dieses kommt darin zum Ausdruck, dass die ben. Gewässer auf dem Gebiet der Europäischen Union Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse werden bis von der Quelle bis zur Mündung nach einheitli- Ende 2015 Hochwasserrisikomanagementpläne chen Grundsätzen und einheitlichen ökologischen der jeweiligen Flussgebietseinheiten erarbeitet, die Zielen unter Einbeziehung der Öffentlichkeit Maßnahmen zur Reduzierung der Hochwasserrisi- bewirtschaftet werden sollen. ken aufzeigen.

30 Die EG-HWRM-RL soll ihre Wirkung in enger 4.2.1 Gesetz zur Verbesserung des Verzahnung mit der EG-WRRL entfalten und vorbeugenden Hochwasser- orientiert sich folglich eng an den zeitlichen und organisatorischen Vorgaben dieser Richtlinie. Der schutzes in der EG-WRRL nicht berücksichtigte Hochwas- Mit den Regelungen des Gesetzes zur Verbesse- serschutz wird nun mittels der EG-HWRM-RL rung des vorbeugenden Hochwasserschutzes vom in die Bewirtschaftungspläne und Maßnahmen- 03.05.2005 wurden umfassende Änderungen programme integriert und umgekehrt werden die u. a. des Wasserhaushaltsgesetzes, des Raum- Bewirtschaftungspläne Bestandteil der Hochwas- ordnungsgesetzes, des Baugesetzbuches und des serrisikomanagementpläne. Bundeswasser­straßengesetzes eingeführt.

Diese Änderungen schafften die Voraussetzungen, 4.2. Bundesrecht neben der Festsetzung von Überschwemmungs- Auf Bundesebene existieren mehrere Gesetze, die gebieten auch die überschwemmungsgefährdeten die Belange des Hochwasserschutzes berühren. Gebiete zu schützen und rechtlich zu sichern. Zu den wichtigsten zählen das Gesetz zur Ver- Die Überschwemmungsgebiete und überschwem- besserung des vorbeugenden Hochwasserschutzes mungsgefährdeten Gebiete sind nunmehr in den (Artikelgesetz) und das Wasserhaushaltsgesetz Raumordnungsplänen, den Flächennutzungsplä- (WHG), die im Folgenden näher erläutert werden. nen und den Bebauungsplänen zu kennzeichnen.

Daneben beinhalten auch diese Bundesgesetze Ein Kernpunkt des Gesetzes ist dabei die Vermei- Regelungen, die zu beachten sind: dung und Minderung von Schäden, die z. B. durch Das Raumordnungsgesetz (ROG) regelt die Ko­ das Verbot für die Ausweisung von neuen Bau- ordi­nation der unterschiedlichen Anforderungen gebieten in Überschwemmungsgebieten erreicht und Nutzungen an den Raum (Landesplanung wird. und Regionalplanung). Das Gesetz enthält die Bestimmungen über das Aufstellen von Landes- 4.2.2 Wasserhaushaltsgesetz raumordnungsplänen und regionalen Raumord- nungsplänen sowie für Raumordnungsverfahren. Im Wasserhaushaltsgesetz (WHG) sind u. a. die Als Raumordnungsplan fungieren in der Freien Grundsätze und Instrumente des Hochwasser- und Hansestadt Hamburg Flächennutzungspläne. schutzes festgelegt. Im Interesse eines vorbeugen- Im Flächennutzungsplan können unter anderem den Hochwasserschutzes, insbesondere durch die Flächen dargestellt werden, die im Interesse des Rückhaltung von Hochwasser, die Gewährleistung Hochwasserschutzes und der Regelungen des des schadlosen Wasserabflusses und dem Vor- Wasser­abflusses freizuhalten sind. beugen von Hochwasserschäden sind die Über- schwemmungsgebiete zu schützen, Maßnahmen Das Baugesetzbuch (BauGB) beinhaltet die Rege- in überschwemmungsgefährdeten Bereichen zu lungen der Bauleitplanung. Bei der Aufstellung der treffen und Hochwasserschutzpläne aufzustellen Bauleitpläne sind insbesondere auch die Belange (§§ 31a bis d WHG). des Hochwasserschutzes zu berücksichtigen. Mit dem Gesetz zur Verbesserung des vorbeugen- Das Bundeswasserstraßengesetz (WaStrG) gilt im den Hochwasserschutzes vom 03.05.2005 sind Bereich von Bundeswasserstraßen. einige Neuregelungen im Wasserhaushaltsgesetz Das Gesetz über Wasser- und Bodenverbände (Was- (WHG) eingeführt worden, die insbesondere das serverbandsgesetz, WVG) regelt deren Belange. Verhältnis zwischen der Festsetzung von Über-

31 schwemmungsgebieten und der Bauleitplanung auf zum Ausgleich der Beeinträchtigung oder Beseiti- neue rechtliche Grundlagen stellen. gung natürlicher Wasserrückhalteflächen und die Wiederherstellung früherer Überschwemmungsge- Zentrale Bedeutung kommt den Regelungen über biete. die Festsetzung von Überschwemmungsgebieten zu. Mit § 31b Abs. 2 WHG verpflichtet der Bun- Neben der Unterschutzstellung der Überschwem- desgesetzgeber die Länder, Überschwemmungsge- mungsgebiete ist die Aufstellung von Hochwas- biete festzusetzen. Als Grundlage hierfür müssen serschutzplänen durch die Länder bis Mai 2009 die Länder diejenigen Gewässer und Gewässerab- erforderlich. Die Erstellung der Hochwasser- schnitte, bei denen durch Hochwasser nicht nur schutzpläne verfolgt das Ziel Maßnahmen darzu- geringfügige Schäden entstanden oder zu erwarten legen, die Gefahren, die von einem 100-jährlichen sind, bestimmen. Hochwasserereignis ausgehen, so weit wie möglich und verhältnismäßig minimieren (§ 31d WHG). Dabei sind mindestens die Bereiche, in denen sta- tistisch einmal in 100 Jahren ein Hochwasserereig- Das Wasserhaushaltsgesetz wird derzeit überarbei- nis zu erwarten ist, zu identifizieren und letztlich tet und tritt Anfang 2010 in Kraft. als Überschwemmungsgebiete festzusetzen. Die Festsetzung muss für Überschwemmungsgebiete, 4.3 Landesrecht in denen ein hohes Schadenspotenzial besteht, also insbesondere Siedlungsgebiete, bis zum Neben dem Hamburgischen Wassergesetz beinhal- 10. Mai 2010 erfolgen, im Übrigen bis zum tet u. a. die Hamburgische Bauordnung (HBauO) 10. Mai 2012 (§ 31b Abs. 2 WHG). Regelungen für hochwassergefährdete bauliche Anlagen, die zu beachten sind. Im Weiteren wird Die Bestimmungen zur Bauleitplanung in auf das Hamburgische Wassergesetz eingegangen. festgesetzten Überschwemmungsgebieten (§ 31b Abs. 4 WHG) bzw. in vorläufig gesicherten Das Hamburgische Wassergesetz (HWaG) vom Überschwemmungsgebieten (§ 31b Abs. 5 WHG) 29. März 2005 setzt die Vorgaben aus dem WHG sind im Bundesrecht neu. § 31b Abs. 4 WHG um und regelt u. a. im sechsten Teil den Schutz enthält nunmehr für den Bereich der Bauleitpla- gegen Hochwassergefahren. nung ein Planungsverbot, indem die Vorschrift Die Festsetzung von Überschwemmungsgebieten bestimmt, dass in Überschwemmungsgebieten ist das maßgebliche wasserrechtliche Instrument, nach § 31b Abs. 2 WHG durch Bauleitpläne keine um hochwasserbedingte Schäden durch die Steu- neuen Baugebiete ausgewiesen werden dürfen. erung der Nutzung zu begrenzen. In der Freien Unter den im Einzelnen in § 31b Abs. 4 WHG und Hansestadt Hamburg sind zwischen 1966 genannten Voraussetzungen kann die zuständige und 1988 sechs Überschwemmungsgebiete durch Landesbehörde allerdings die Ausweisung neu- Rechtsverordnung festgesetzt worden (siehe auch er Baugebiete ausnahmsweise zulassen (Bienek, Abbildung 5-2). 2009). Nach den aktuellen Regelungen im Wasserhaus- Der Schutz der Überschwemmungsgebiete durch haltsgesetz sind durch das Landesrecht unter Festsetzung und gesetzlich verankerte Verbote anderem die Gewässer und Gewässerabschnitte wird durch die Pflicht zur Erhaltung und Wie- zu bestimmen, bei denen durch Hochwasser nicht derherstellung von Überschwemmungsgebieten nur geringfügige Schäden entstanden oder zu ergänzt (§ 31b Abs. 6 WHG). Sie beinhaltet neben erwarten sind. Als Überschwemmungsgebiete sind der Erhaltung von Überschwemmungsgebieten in mindestens die Bereiche festzusetzen, in denen ein ihrer Funktion als Rückhalteflächen eine Pflicht Hochwasserereignis mindestens statistisch einmal

32 in 100 Jahren zu erwarten ist (§ 54 Abs. 2 HWaG Erhalt oder die Rückgewinnung von Rückhalteflä- i. V. m. § 31 b (2) WHG). Dies erfordert zum chen sowie die Rückhaltung von Niederschlags- einen die Überprüfung der vorhandenen Über- wasser in der Fläche enthalten. schwemmungsgebiete der Freien und Hansestadt Für den Umgang mit wassergefährdenden Stoffen Hamburg, zum anderen ggf. die Ausweisung neuer in Überschwemmungsgebieten werden in der Ver- Gebiete aufgrund neuer Erkenntnisse. Zudem sind ordnung über Anlagen zum Umgang mit wasserge- festgesetzte Überschwemmungsgebiete im Liegen- fährdenden Stoffen und über Fachbetriebe (Anla- schaftskataster nachzuweisen genverordnung - VAwS) vom 19.05.1998 (zuletzt (§ 54 Abs. 2 HWaG). geändert am 01.09.2005) entsprechende Anforde- Die Umsetzung der gesetzlichen Regelungen in den rungen im Sinne des vorbeugenden Hochwasser- Überschwemmungsgebieten sowie die Abwehr der schutzes und in Abhängigkeit vom Gefährdungs- Gefahren, die durch den Zustand oder die Benut- potenzial und dem Hochwasserrisiko geregelt. zung der Gewässer für die Allgemeinheit oder den Des Weiteren ist im § 52 Abs. 4 HWaG festgelegt, Einzelnen hervorgerufen werden, sind von den dass soweit erforderlich, Warn- und Meldedienste zuständigen Wasserbehörden wahrzunehmen. einzurichten sind, um die Öffentlichkeit sowie mit Mit den Regelungen des § 54 HWaG stehen der Abwehr von Hochwassergefahren betraute weit reichende Möglichkeiten zur Sicherung der öffentliche und private Stellen in den betroffenen Funktions­fähigkeit von Überschwemmungsge- Gebieten rechtzeitig vor zu erwartenden Hochwas- bieten zur Verfügung. So können Anordnungen sergefahren zu warnen. erfolgen, um in Überschwemmungsgebieten Hin- dernisse zu beseitigen oder die Bewirtschaftung von Grundstücken den Erfordernissen des Hoch- wasserschutzes anzupassen. Gemäß § 54 c HWaG sind Hochwasserschutzplä- ne zu erstellen. Die Hochwasserschutzpläne zeigen das Gefahrenpotenzial eines Hochwasserereignis- ses auf. Ebenso stellen sie geeignete Maßnahmen zur Vermeidung oder zumindest Minimierung des möglichen Schadens dar. Beispielsweise sollen Hochwasserschutzpläne Aussagen über Maß- nahmen für einen schadlosen Wasserabfluss, den

33 5 Bestandsaufnahme

5.1 Vorbeugender zur Ableitung und kurzzeitiger Speicherung der Hochwasserschutz ausufernden Wassermengen nützlich. Der Vorbeugende Hochwasserschutz als eine 5.1.1 Hochwassergefährdete Gebiete Säule des Hochwasserschutzes für die Hamburger Binnengewässer (siehe Abbildung 2-1) hat sowohl Hochwassergefährdete Gebiete werden unterschie- die Festsetzung von Überschwemmungsgebieten, den in Überschwemmungsgebiete und über- den Wasserrückhalt in der Fläche als auch die schwemmungsgefährdete Gebiete. Risikokommunikation und hiermit verbunden die Risikovorsorge zum Inhalt. 5.1.1.1 Überschwemmungsgebiete Die sogenannte Flächenvorsorge hat das Freihal- Überschwemmungsgebiete sind Gebiete zwischen ten überschwemmungsgefährdeter Bereiche von oberirdischen Gewässern und Deichen oder Bebauung zum Ziel und ist somit die wirksamste Hoch­ufern und sonstige Gebiete, die bei Hoch- Maßnahme zur Begrenzung möglicher Schäden wasser überschwemmt oder durchflossen oder im Hochwasserfall. Hierzu gehören beispielsweise die für die Hochwasserentlastung oder Rück­ die Ermittlung und Ausweisung von Überschwem- haltung beansprucht werden (§ 31b Abs. 1 WHG mungsgebieten, aber auch die entsprechende bzw. § 54 Abs. 2 HWaG). Als ein natürliches Berücksichtigung in den Flächennutzungs- und Überschwemmungs­gebiet werden Flächen bezeich- Bebauungsplänen. net, die bei einem Hochwasser überschwemmt Eine Freihaltung von Bebauung muss nicht in werden, jedoch nicht explizit ausgewiesen sind. jedem Fall eine Freihaltung von jeglicher Nutzung Festgesetzte Überschwemmungsgebiete werden bedeuten. Die Flächen mit geringer Überschwem- durch Rechtsverordnungen ausgewiesen mungshäufigkeit können für angepasste Nutzun- (§ 31b Abs. 2 WHG). gen, wie Landwirtschaft oder Freizeit­aktivitäten, Die Abbildung 5-1 zeigt einen schematischen verwendet werden. Flächen mit geringem Scha- Querschnitt durch ein hochwassergefährdetes denspotenzial sind gerade im Hochwasserfall Gebiet.

Abb. 5-1: Schematischer Querschnitt durch ein hochwassergefährdetes Gebiet (Quelle: LAWA, 2007)

34 In der Freien und Hansestadt Hamburg sind bisher sechs Überschwemmungsgebiete festgesetzt worden: 1.) Überschwemmungsgebiete am Unterlauf

der Dove- und Gose-Elbe Abb. 5-2: Festgesetzte Überschwemmungsgebiete der (Verordnung vom 19. Juli 1966) Freien und Hansestadt Hamburg 2.) Überschwemmungsgebiet am Unterlauf der Die gesetzliche Vorgabe hat zur Folge, dass die Este (Verordnung vom 15. Oktober 1974) vorhandenen Überschwemmungsgebiete derzeit 3.) Überschwemmungsgebiet der Alster zwischen auf der Grundlage aktualisierter Daten überprüft der Landesgrenze und der Fuhlsbüttler und gegebenenfalls angepasst werden. Bei den Schleuse (Verordnung vom 16. Januar 1979) Überschwemmungsgebieten an der Alster und der 4.) Überschwemmungsgebiet der Bille zwischen Bille erfolgt diese Überprüfung länderübergreifend der Landesgrenze und der Alten Holstenstraße gemeinsam von Schleswig-Holstein und Hamburg. (Verordnung vom 20. April 1982) Die Überprüfung der Überschwemmungsgebie- te erfolgt in mehreren Schritten, die in Kapitel 5.) Überschwemmungsgebiet der Wandse 5.1.1.4 näher erläutert werden. Die Ausdehnung zwischen der Landesgrenze und der Maxstraße einer Überschwemmungsfläche wird mittels nu- (Verordnung vom 19. August 1986) merischer Modelle für die betrachteten Gewässer 6.) Überschwemmungsgebiet der Bille berechnet (siehe Kap. 5.1.1.3). (Mittlere Bille) vom Schöpfwerk Bille an der Bundesautobahn A 1 bis zur Kampchaussee 5.1.1.2 Überschwemmungsgefährdete sowie der Kampbille zwischen Gebiete Kampchaussee und Schleusengraben (Verordnung vom 11. Oktober 1988) Überschwemmungsgefährdete Gebiete sind in der Regel Gebiete, die erst von einem Hochwas- Die örtliche Lage der festgesetzten Überschwem- serereignis betroffen sind, das statistisch gesehen mungsgebiete ist der Abbildung 5-2 zu entnehmen. mindestens einmal in 200 Jahren auftritt oder die Dem besonderen Schutzbedürfnis des urban bei Versagen von öffentlichen Hochwasserschutz- geprägten Stadtgebietes Hamburgs Rechnung einrichtungen überschwemmt werden können tragend wurde für die Festsetzung der vorhan- (§ 31c Abs. 1 WHG und § 54b Abs. 1 HWaG). denen Überschwemmungsgebiete der größeren Die Abbildung 5-1 verdeutlicht die Unterschiede Gewässer Alster, Bille und Wandse das Hochwas- zwischen Überschwemmungsgebieten und über- serereignis gewählt, das statistisch gesehen einmal schwemmungsgefährdeten Gebieten. in min­destens 200 Jahren auftritt. Die anderen Diese überschwemmungsgefährdeten Gebiete sind Überschwemmungsgebiete basieren auf ein Hoch- zu ermitteln und in Kartenform darzustellen, wasserereignis, das statistisch gesehen einmal in sofern das Wohl der Allgemeinheit durch Über- mindestens 100 Jahren auftritt. schwemmungen erheblich beeinträchtigt werden Gemäß § 54 Abs. 4 HWaG sind Überschwem- könnte. Die Darstellung dieser Gebiete dient der mungsgebiete, in denen ein hohes Schadenspoten- Verdeutlichung von Hochwassergefahren und soll zial zu erwarten ist (z. B. Siedlungsgebiete), bis die betroffene Bevölkerung wie auch die verant- Mai 2010 festzusetzen. Die übrigen Überschwem- wortliche Dienststellen für dieses Thema sensibi- mungsgebiete sind bis Mai 2012 auszuweisen. lisieren.

35 Entlang der größeren Gewässer der Freien und Hansestadt Hamburg wie Alster, Bille und Wand- se wurden Überschwemmungsgebiete festgesetzt, die auf ein Hochwasserereignis basieren, das sta- tistisch gesehen einmal in 200 Jahren eintritt. Die überschwemmungsgefährdeten Gebiete entlang dieser Gewässerabschnitte werden folglich auf der Grundlage eines Hochwasserereignisses ermittelt, das größer ist als das mindestens einmal in 200 Abb. 5-3: Berechnungsergebnis für Hochwasserereignisse am Gewässer Alte Kollau Jahren auftretende Hochwasser.

Die Bestimmung der überschwemmungsgefähr- in Gewässern unter Berücksichtigung verschiede- deten Gebiete erfolgt wie die Ermittlung der ner Eingangsparameter. Die in den NA-Modellen Überschwemmungsgebiete mittels numerischer ermittelten Bemessungsabflüsse werden mit Hilfe Modelle. Eine rechtliche Festsetzung der über- der Wasserspiegellagen-Modelle auf das Quer­ schwemmungsgefährdeten Gebiete erfolgt nicht. profil eines Gewässers bezogen und so die Wasser- Die Bestimmung der überschwemmungsgefähr- standshöhen eines Gewässers ermittelt. deten Gebiete findet zeitgleich mit der Ermittlung der Überschwemmungsgebiete statt. Für jedes relevante Einzugsgebiet in Hamburg werden derzeit die entsprechenden Modelle aufgestellt. Mit den Modellen werden in Simula­ 5.1.1.3 Wasserwirtschaftliche tionsrechnungen die Wasserspiegellagen von Modelltechnik Hochwasserereignissen ermittelt, die beispiels­ In der Freien und Hansestadt Hamburg werden weise statistisch gesehen einmal in 10, 50, 100 für die Ermittlung von Überschwemmungsgebie- und 200 Jahren auftreten können. Die Abbildung ten und überschwemmungsgefährdeten Gebieten 5-3 zeigt beispielhaft ein Berechnungsergebnis für wasserwirtschaftliche Modelle genutzt. Mit Hilfe Hochwasser­ereignisse, die einmal in mindestens von sogenannten Niederschlags-Abfluss- (NA-) 10 (HQ 10) und in 100 Jahren (HQ 100) am Ge- und Wasserspiegellagen-Modellen können ver- wässer Alte Kollau entstehen können. schiedene hydrologische und hydraulische Un- tersuchungen durchgeführt werden. Anhand der 5.1.1.4 Gefährdete Gewässer Modelle kann beispielsweise die Wirksamkeit und Gewässerabschnitte geplanter Hochwasserschutzmaßnahmen vor der eigentlichen Umsetzung geprüft und ggf. optimiert Zur Abschätzung der Hochwassergefährdung werden. wurde eine umfangreiche Überprüfung der Ham- burger Binnengewässer durchgeführt. Gemäß Im NA-Modell wird eine reale oder synthetische § 54 Abs. 1 HWaG sind die Gewässer oder Niederschlagsbelastung vorgegeben. Unter Berück- Gewässerabschnitte bei denen durch Binnenhoch- sichtigung der hydrologischen Teilprozesse wie wasser nicht nur geringfügige Schäden entstanden beispielsweise Bodenwasserspeicherung, Grund- oder zu erwarten sind, in einer Gewässerliste wasserneubildung und Oberflächenabfluss wird (gefährdete Gewässer und Gewässerabschnitte) zu der entsprechende Bemessungsabfluss ermittelt. führen und öffentlich bekannt zu machen. Wasserspiegellagen-Modelle dienen der Bestim- Von diesen Gewässern bzw. Abschnitten müssen mung von unterschiedlichen Wasserspiegelständen mindestens die Flächen als Überschwemmungs-

36 Abb. 5-4: Schadens- und Einsatzschwerpunkte der Bezirksämter und der Feuerwehr am Gewässer auf Hamburger Gebiet des Teileinzugsgebietes der Oberen Alster gebiete festgesetzt werden, in denen ein Hoch- sind. Diese Übersichtskarten ermöglichen sowohl wasserereignis statistisch mindestens einmal in Aussagen über die Höhenlage als auch über die 100 Jahren zu erwarten ist (§ 31b Abs. 2 WHG potenziell betroffenen Gebäude. und §54 Abs. 2 HWaG). Die Überprüfung der Für die Beurteilung der Hochwassergefährdung Gewässer und Gewässerabschnitte wird auch den der Gebäude wurde abgeschätzt, dass ein Gebäude Bedarf an weiteren Überschwemmungsgebieten nicht gefährdet ist, wenn es sich in einem ausrei- im Untersuchungsgebiet aufzeigen, die dann ggf. chend Abstand (z. B. außerhalb eines Bereiches festzusetzen sind. von 30 Metern) links bzw. rechts des Gewässers Eine wichtige Grundlage der Überprüfung der Ge- befindet und die Höhenlage des Gebäudes deutlich wässer und Gewässerabschnitte auf ihre Hochwas- oberhalb der Gewässeroberfläche ist. In Fällen, sergefährdung waren die dokumentierten Schäden in denen die Beurteilung nicht eindeutig erfolgen bei Hochwasserereignissen der letzten Jahre durch konnte, wurden zusätzlich Luftbilder ausgewertet die Bezirksämter und die Feuerwehr der Freien und Begehungen vor Ort durchgeführt. und Hansestadt Hamburg. Des Weiteren diente Die Ergebnisse der Einschätzung des Schadenspo- eine Analyse des extremen Niederschlagereignisses tenzials der jeweiligen Gewässer sind in Über- vom 18.07.2002 zur Identifizierung weiterer Berei- sichtskarten dargestellt. Die Abbildung 5-5 zeigt che mit potenziellen Schäden. beispielhaft einen Ausschnitt aus dem Teileinzugs- Die genannten Schadens- und Einsatzschwerpunk- gebiet der Oberen Alster. Deutlich sind die rot te der Bezirksämter und der Feuerwehr sind in markierten Gebäude am Gewässer­lauf zu erken- Übersichtskarten der jeweiligen Gewässer dar- nen, die gefährdet sein könnten. gestellt. Beispielhaft zeigt die Abbildung 5-4 die Die Feststellung der Anzahl der potenziell gefähr- genannten Schadens- und Einsatzschwerpunkte deten Gebäude an den Gewässern dient somit der auf Hamburger Gebiet des Teileinzugsgebietes der groben Überprüfung des Schadenspotenzials des Oberen Alster. Gewässers und dient ggf. als Grundlage für wei- Anschließend wurden die Gewässer bezüglich tergehende Betrachtungen. ihres Schadenspotenzials eingeschätzt. Hierzu wurden in einem Geo-Informationssystem (GIS) Übersichtskarten der betrachteten Gewässer erstellt, in denen der Gewässerverlauf, die Gebäu- de und ein Digitales Geländemodell dargestellt

37 5.1.2 Wasserrückhalt in der Fläche schaftung, die sich aus der örtlichen Versickerung wie auch des verzögerten Ablaufs des Nieder- Eine weitere Maßnahme des Vorbeugenden Hoch- schlagswassers zusammensetzt. Die dezentrale wasserschutzes ist die Verbesserung des natürli- Regenwasserbewirtschaftung hat das Ziel, den chen Wasserrückhalts in der Fläche. Durch die direkten Abfluss des Niederschlagwassers in die Wasserrückhaltung in der Fläche wird der direkte Gewässer und in die Kanalisation auf das not- Abfluss von Niederschlagswasser reduziert und wendige Maß zu beschränken. Weiterhin soll somit der Entstehung von Hochwasserereignissen in Siedlungsgebieten anfallendes Niederschlags­ entgegengewirkt. Eine Verbesserung des natürli- wasser derart bewirtschaftet werden, dass sich der chen Rückhalts in der Fläche wird vor allem durch örtliche Wasser­kreislauf des bebauten Gebietes eine Erhöhung der Versickerungsmöglichkeiten weitestgehend natürlich einstellt. in dem anstehenden Boden, der einer der größten In der Freien und Hansestadt Hamburg werden Wasserspeicher ist, angestrebt. Hierfür wird auch diese Ziele bei wasserwirtschaftlichen Planungen häufig der Begriff „Dezentraler Hochwasser- wie folgt berücksichtigt. Das Niederschlagswasser schutz“ verwendet. soll möglichst im Einzugsgebiet belassen werden, Ein Grundsatz des Dezentralen Hochwasser­ das heißt es soll möglichst über offene Gräben schutzes ist die dezentrale Regenwasserbewirt- versickern oder über naturnah gestaltete Becken

Abb. 5-5: Potenziell gefährdete Gebäude im Teileinzugsgebiet der Oberen Alster

38 zurückgehalten werden, ehe es an ein vorhandenes Dezentrale Hochwasserschutzmaßnahmen ha- Gewässer verzögert abgebeben wird. ben zunächst eine lokal begrenzte Wirkung. Die Summe bzw. die Kombination vieler einzelner Weiterhin werden auch Mulden-Rigolen-Systeme Maßnahmen wirkt sich jedoch insgesamt positiv eingesetzt. Hierbei handelt es sich um eine be- auf die Hochwasserentwicklung in den Einzugsge- grünte, oberirdische Entwässerungsmulde zum bieten und letztlich in den Gewässern aus. Sammeln, Versickern bzw. Fortleiten des Nie- derschlagswassers. Die Mulde ist im Gegensatz zum Graben oder Versickerungsbecken sehr flach 5.1.3 Risikokommunikation ausgebildet. Unterhalb der Mulde ist die Rigole und Risikovorsorge angeordnet. Die Rigole ist ein unterirdisches Rohr, das in der Regel mit Kies oder grob körnigen San- Das planvolle Informieren und Handeln der den ummantelt ist. Das über die Mulde versickerte betroffenen Bevölkerung vor sowie während eines Niederschlagswasser wird von der Rigole zeitver- Hochwasserereignisses kann maßgeblich Schä- zögert aufgenommen und somit auch verzögert den insbesondere am Eigentum jedes Einzelnen abgeleitet. Einige Systeme bieten auch die Mög- reduzieren. lichkeit einer Zwischenspeicherung mittels einer gedrosselten Ableitung. Um dies zu erreichen, müssen die Betroffenen für Extremereignisse sensibilisiert werden. Das heißt, Siele (Regenwasserkanäle), die das Niederschlags- sie müssen sich über die potenziellen Gefahren wasser schnell aus dem Einzugsgebiet herausleiten bewusst werden und gleichzeitig ihre eigenen und es zeitweise dem natürlichen Wasserkreislauf Handlungsmöglichkeiten erkennen. Hierzu dienen entziehen, sollen möglichst vermieden werden. In beispielsweise Informationsveranstaltungen, der Praxis werden häufig, dem jeweiligen Einzel- Ausstellungen oder Medienpräsentationen (Risiko- fall entsprechend, Kombinationen dieser Systeme kommunikation). Die vorliegende Broschüre liefert angewendet. hierfür einen ersten Beitrag. Weiterhin kann durch eine angepasste Land- und Forstwirtschaft die Speicherfähigkeit des anste- Weder der Bund, die Länder noch die Gemeinden henden Bodens verändert werden. Maßnahmen haften für Schäden an privaten Gebäuden und hierfür sind u. a. entsprechende Bodenbearbei- Grundstücken, die durch Hochwasser hervorge- tungsmethoden und -nutzungsveränderungen in rufen werden. Die potenziell Betroffenen müssen der Landwirtschaft. selbst tätig werden und sich vor Auswirkungen des Hochwassers schützen. Die Risikovorsorge Auch Maßnahmen wie die Wiederherstellung und ist gemäß § 31 a WHG für betroffene Personen Erweiterung natürlicher Feuchtgebiete und Rück- verpflichtend. Rechtsansprüche auf öffentliche halteflächen im Einzugsgebiet der Gewässer, die Finanz- oder sonstige Hilfsmittel bei Schäden im Wiedergewinnung ehemaliger Überschwemmungs- Hochwasserfall bestehen nicht. flächen und die naturnahe Gestaltung und Ent- wicklung von Gewässer verlangsamen in der Regel Für den Fall, dass die Schutzmaßnahmen bei den Abfluss der Gewässer. Da der Wasserrückhalt extrem­em Hochwasser nicht ausreichen und in naturnahen Gewässern und ihren Auen stär- Schäden eintreten, bietet die Versicherungswirt- ker ausgeprägt ist als in naturfern ausgebauten schaft in bestimmten Fällen Elementarschadens- Gewässern, dämpfen diese Maßnahmen auch den versicherungen an, die die Risiken von Hoch­ Hochwasserabfluss. wasserschäden verringern.

39 5.2 Technischer Hochwasserschutz vorhandene höherwertige Flächennutzungen in Gewässernähe weiterhin ermöglicht werden sollen. Der Technische Hochwasserschutz (siehe Abbil- Jede geplante lokale Schutzmaßnahme ist darauf- dung 2-1) umfasst die Bauwerke einschließlich hin zu überprüfen, dass sie weder für An-, Ober- deren Errichtung wie z. B. Rückhaltebecken, und Unterlieger nachteilige wasserwirtschaftliche Schöpfwerken und Deichsielen, Hochwasser- Auswirkungen hat. schutzmauern und –wänden sowie Gewässeraus- bauten. Neben den Baukosten sind auch Unterhaltungs- und Betriebskosten zu berücksichtigen. Mit Hilfe dieser Anlagen wird entweder das Abflussvermögen eines Gewässers auf begrenzter Breite und Länge gewährleistet oder auf die Höhe 5.2.1 Schöpfwerke, Deichsiele und und Dauer von Hochwasserereignissen steuernd sonstige Hochwasserschutz­ eingegriffen. anlagen Diese Maßnahmen sind für definierte Bemessungs- Das Hamburger Gebiet weist eine Vielzahl von wasserstände bzw. -lastfälle ausgelegt und auch Bauwerken auf, die neben dem Sturmflutschutz nur bis zu dem vorher festgelegten Schutzziel wirk- auch die Aufrechterhaltung der Binnenschifffahrt sam. Sie sind in der Regel nur dort vorgesehen, wo und den schadlosen Binnenhochwasserabfluss

Abb. 5-6: Auswahl von Bauwerken der Freien und Hansestadt Hamburg

40 gewährleisten. Hierzu zählen Deichsiele, Schleu- sen, Schöpfwerke und Sperrwerke. Die Funktionen dieser Bauwerke werden nachfolgend kurz be- schrieben:

- Deichsiele sind verschließbare Durchlässe für

Gewässer in einem Deich. Sie sind Bestandteil Abb. 5-7: Hochwasserrückhaltebecken der Bezirksämter der des Entwässerungssystems des hinter dem Deich Freien und Hansestadt Hamburg gelegenen Binnenlandes.

- Schleusen sind technische Bauwerke, mit denen Höhenunterschiede in Schifffahrtswegen über- beeinflussen. In diesen Fällen werden technische wunden werden. Rückhaltemöglichkeiten durch Rückhaltebecken genutzt. Bei Rückhaltebecken wird zwischen - Schöpfwerke führen mittels Pumpen das Was- Hochwasserrückhaltebecken und Regenrückhalte- ser einem Gewässer mit höherem Wasserstand becken unterschieden. zu, um das Binnenland zu entwässern und einen gewünschten Wasserstand in einem Gewässer zu Hochwasserrückhaltebecken stellen den notwen- halten (künstliche Entwässerung). Beispielsweise digen Speicherraum im oder am Gewässer zur sichert das Alsterschöpfwerk mit einer Leistung Verfügung, um eine im Einzugsgebiet anfallenden von bis zu 36 m3/s bei 4,5 m Hubhöhe seit 1967 Hochwasserwelle zumindest teilweise aufzufangen und gedrosselt in den Unterlauf des Gewässers die Wasserabfuhr von der Alster zur Elbe auch bei abzugeben. Zudem wird auch anfallendes Nieder- erhöhten Elbewasserständen. schlagswasser einer angeschlossenen Fläche einem - Sperrwerke sind Querbauwerke in oder an einem Gewässer gedrosselt zugeführt. Die Zwischenspei- tidebeeinflussten Gewässer mit Verschlussvor- cherung des Wassers bewirkt eine Senkung der richtungen, um bei Bedarf das dahinter liegende Hochwasserstände. Binnenland vor Fluten und insbesondere vor Regenrückhaltebecken dienen dem kurzfristigen Sturmfluten zu schützen. Rückhalt von Niederschlagswasser aus kleinen Eine Auswahl dieser Bauwerke auf Hamburger durch Versiegelung gekennzeichneten Einzugsge- Gebiet ist in der Abbildung 5-6 dargestellt. bieten und liegen nicht zwingend in Gewässer­ nähe. Durch die temporäre Zwischenspeicherung Die genannten Bauwerke liegen im Allgemeinen im des Niederschlagswassers werden die hohen Übergangsbereich zwischen den Binnenge­wässern Wasser­stände reduziert und die Kanalisation deut- und dem Tidegewässer Elbe. Ihrer Leistungsfähig- lich entlastet. Die gespeicherte Wassermenge wird keit kommt besondere Bedeutung zu, wenn es zum der Kanalisation sukzessive zugeführt. zeitgleichen Zusammentreffen von hohen Wasser- ständen in der Elbe (Sturmflut) und durch hohe In der Freien und Hansestadt Hamburg erfolgt die Niederschläge verursachte Hochwasser in den Verwaltung der Rückhaltebecken zum einen durch zulaufenden Binnengewässern kommt. die sieben Bezirksämter und zum anderen durch Hamburg Wasser. Die Bezirksämter unterhalten und betreiben insgesamt etwa 210 Hochwasser- 5.2.2 Rückhaltebecken rückhaltebecken, Hamburg Wasser insgesamt 84 In dicht besiedelten Gebieten reicht der natürliche Regenrückhaltebecken. Die Standorte der Hoch- Wasserrückhalt in der Fläche häufig nicht aus, um wasserrückhaltebecken der Bezirksämter sind in die Entwicklung von Hochwasserereignissen zu der Abbildung 5-7 dargestellt.

41 5.2.3 Gewässerausbau Zu den Strategien der Bauvorsorge zählen:

Zur Minderung von Hochwasserständen kann • Ausweichen durch Erhöhung oder es in einzelnen, besonders betroffenen Bereichen Abschirmung der Bebauung entlang eines Gewässers erforderlich sein, das • Widerstehen durch Abdichtung oder Gewässer auszubauen oder insbesondere Abfluss- Verstärkung hindernisse zu beseitigen. Auch Gewässeraus- bauten zur Verlängerung des Fließweges oder zur • Nachgeben durch angepasste Nutzung Vergrößerung des Retentionsraumes zählen zu hochwassergefährdeter Stockwerke Ausbaumaßnahmen am Gewässer. Durch diese Maßnahmen soll erreicht werden, dass der betref- • Sichern der Gebäude und der Umwelt durch fende Gewässerabschnitt das Hochwasser schadlos Schutz vor und gegen Kontaminationen abführen kann. Der Gewässerausbau wird in der Die erhöhte Lage einer Bebauung ist eine sehr Freien und Hansestadt von den Bezirksämtern und effiziente Variante zum Schutz vor Hochwasser- der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt schäden. Hierbei sind Ausführungen auf Stützen, durchgeführt. Mauern oder auf Schüttungen möglich.

5.2.4 Entsiegelung Durch eine Abschirmung mit z. B. mobilen Schutzsystemen wird das Wasser vom Gebäude Bebaute Flächen verhindern die unmittelbare ferngehalten. Somit kann die Ausbreitung und die Versickerung. Durch die Entsiegelung bzw. den Intensität der Überschwemmung verringert wer- Rückbau soll möglichst viel Wasser in der Fläche den, jedoch darf diese eine Gefährdung benach- zurückgehalten werden und somit das Nieder- barter Objekte nicht steigern. Maßnahmen der schlagswasser dort ver­sickern, wo es anfällt. Abschirmung können das bestehende Schadenaus- Neben der oben genannten Entsiegelung ist die maß um 60% - 80% reduzieren (Egli, 2002). Vermeidung neuer Versiegelungen im städtischen Die vollständige Abdichtung von Gebäuden Bereich eine geeignete Maßnahme. Derzeit gibt es verhindert das Eindringen von Wasser. Bei der noch kein koordiniertes Entsiegelungskonzept der Abdichtung sind die Fassade, der Keller aber auch Freien und Hansestadt Hamburg. Gebäudeöffnungen zu berücksichtigen. Hierbei ist zu beachten, dass insbesondere die Keller- 5.2.5 Bauvorsorge räume aufgrund von Überschwemmungen als auch von steigenden Grundwasserständen und Die Bauvorsorge ist Aufgabe der betroffenen Qualmwasser vernässen oder statischen Schaden Grundstückseigentümer. Die Freie und Hanse- nehmen können. Eine nachträgliche Abdichtung stadt Hamburg stellt diesbezüglich Informationen von Gebäuden mit ungedichteten Kellerräumen wie Broschüren zur Verfügung. Die Bauvorsorge ist mit einem erheblichen Aufwand verbunden, da beschreibt den Schutz der Gebäude und deren das gesamte Bauwerk freigelegt werden muss. Aus Nutzungen gegen Hochwasser durch angepass- diesem Grund sollten Neubauten in hochwasserge- te Bauweisen unter dem Gedanken „Leben mit fährdeten Bereichen entweder ohne oder ggf. mit dem Hochwasser“. Hierin liegen große Chancen, einem gedichteten Keller hergestellt werden. Die mögliche Schäden am Eigentum beim Auftreten Wirksamkeit von Abdichtungen mit einem gedich- eines Hochwassers kurzfristig und dauerhaft zu teten Keller liegen bei einer Schadensminderung verringern. von 75% - 85% des Gesamtschadens (Egli, 2002).

42 Abb. 5-8: Schematischer Ablaufplan des Warn- und Meldedienstes

Die angepasste Nutzung hochwassergefährdeter 5.3.1 Betrieb, Unterhaltung Stockwerke bedeutet, dass z. B. im Keller und im und Inspektion der Gewässer Erdgeschoss wasserverträgliche Werkstoffe (z. B. Fliesen statt Parkett) verwendet werden. Das und Anlagen Mobiliar in diesen Räumen sollte zudem mobil Der Betrieb, die Unterhaltung und die Inspektion bleiben, um beispielsweise entfernt oder hochge- der Gewässer und Anlagen sind notwendig, um stellt werden zu können. Die angepasste Nutzung die jeweilige Funktionsfähigkeit sicher zu stellen. der gefährdeten Räume vermag den Schaden um Sie ist eine dauerhafte Aufgabe und darf im Inter- 30% bis 40% zu reduzieren (Egli, 2002). esse der Hochwassersicherheit nicht vernachlässigt Zur Sicherung der Gebäude und der Umwelt vor werden. möglichen Kontaminationen gehört beispielsweise Um eine Sicherheit gegen Überschwemmungen zu die Auftriebssicherung von Ölheizungsanlagen. gewährleisten, sind im Rahmen der Unterhaltung Des Weiteren sind für Anforderungen an techni- und der Inspektion der technischen Anlagen insbe- sche Anlagen mit wassergefährdenden Stoffen in sondere die Sicherheitsstandards und die Einhal- hochwassergefährdeten Gebieten Handlungsemp- tung der Bemessungsgrundlagen kontinuierlich zu fehlungen zu beachten (siehe z. B. Verordnung überprüfen und bei Bedarf anzupassen. Über die über Anlagen zum Umgang mit wassergefährden- kontinuierliche Bestandserfassung und Dokumen- den Stoffen und über Fachbetriebe (Anlagenver- tation des Zustandes der Anlagen ist in der Regel ordnung – VawS, 1998)). eine frühzeitige Gefährdungsabschätzung mit erforderlichen Sicherungsmaßnahmen rechtzeitig 5.3 Operativer Hochwasserschutz möglich. Auch die Anpassung von Betriebsvor- schriften der technischen Anlagen unter Berück- Eine weitere Säule des Hochwasserschutzes an den sichtigung des Hochwasserschutzes ist hierbei zu Binnengewässern ist der Operative Hochwasser- beachten. schutz (siehe Abbildung 2-1). Hierzu zählen Be- trieb, Unterhaltung und Inspektion der Gewässer Die Unterhaltung eines Gewässers umfasst u. a. und Anlagen, der Warn- und Meldedienst sowie die Sicherung und Instandhaltung der Ufer sowie die Abwehr der Hochwassergefahr. die Erhaltung des Gewässers in einem den was- serwirtschaftlichen Bedürfnissen entsprechenden Zustand für die Ableitung oder Rückhaltung von Wasser, Geschiebe, Schwebstoffen und Eis. Zudem

43 Abb. 5-9: Eingangsdaten (Vorhersage von Gewitterzellen) des Warn- und Meldedienstes (Quelle: Deutscher Wetterdienst (DWD))

ist die Schiffbarkeit der Gewässer dort zu erhalten, 5.3.2 Warn- und Meldedienst wo sie der durchgehenden Schifffahrt dienen (§ 35 HWaG). Der Warn- und Meldedienst ist ein wichtiger Bestandteil des Operativen Hochwasserschutzes. Die Alster unterhalb der Fuhlsbüttler Schleuse Eingangsdaten des Warn- und Meldedienstes sind sowie die Bereiche Untere Bille, Schleusengraben/ zum einen Daten des Feuerwehrinformations- Neuer Schleusengraben und die Dove-Elbe werden systems (FeWIS) des DWD sowie die aktuellen beispielsweise so unterhalten, dass die für die Wasserstände ausgewählter Gewässer. Schifffahrt benötigten Wassertiefen gewährleistet werden. Hierzu werden bei Bedarf Unterhaltungs- Der LSBG führt diese Informationen zusammen baggerungen durchgeführt. und schätzt auf dieser Basis die Warnlage ein. Im Falle einer Warnung oder Meldung werden die Die Verantwortlichkeiten für den Betrieb, die Bezirksämter und die Feuerwehr informiert. Als Unterhaltung und die Inspektion der Anlagen und nächster Schritt werden die Gewässer kontrol- Gewässer liegen sowohl bei den Bezirksämtern, liert und ggf. Hindernisse an Durchlässen o. ä. der BSU, dem LSBG, der Hamburg Port Authority geräumt. Hierbei richten sich die Beteiligten nach (HPA) sowie bei den Wasser- und Bodenverbän- einer gemeinsamen Einsatzplanung, die die Zu- den. ständigkeiten für hochwassergefährdete Objekte und Gewässerabschnitte festlegt (siehe Abbildung 5-8).

44 Ein rechtzeitiger und zuverlässiger Warn- und unter Berücksichtigung der jeweiligen Besonder- Meldedienst sorgt für einen möglichst großen heiten ermittelt und liegen der entsprechenden Handlungsspielraum zwischen dem Auflaufen Rechtsverordnung zu Grunde. eines Hochwassers und dem Eintritt kritischer Hochwasserstände. Dabei spielt die Vorhersage Ausnahmen hiervon bilden die Überschwem- der Niederschläge, insbesondere bei konvektiven mungsgebiete an der Este, der Dove- und Gose- Starkregenereignissen (z. B. Gewitter) aufgrund Elbe. In diesen Bereichen liegen keine Werte des der kurzen Reaktionszeiten der urban geprägten höchstmöglichen Hochwasserabflusses oder des Gewässer eine besondere Rolle (siehe Abbildung höchstmöglichen Wasserstandes, die statistisch 5-9). gesehen einmal in 200 Jahren erreicht werden, vor. Der Festlegung dieser Überschwemmungsgebiete Diese Zeitspanne sollte im konkreten Hochwas- wurde ein theoretischer Wasserstand von + 4,00 m serfall genutzt werden, um durch schnelles und über Normalnull (NN) zu Grunde gelegt. Dieser richtiges Handeln zur Schadensvorbeugung und Wasserstand entspricht der Höhe der vorhandenen Schadensbegrenzung beizutragen (Verhaltensvor- Deichkronen entlang der Gewässer. sorge). Die bisher bekannten Hochwasserereignisse an 5.4 Bestehender Schutzgrad Binnengewässer in der Freien und Hansestadt Hamburg haben die festgelegten, vorhandenen Die vorhandenen Überschwemmungsgebiete der Überschwemmungsgebiete flächenmäßig nicht Freien und Hansestadt Hamburg wurden durch erreicht. Aus diesem Grund kann nach heutigen Rechtsverordnungen festgelegt (siehe Abbildung Randbedingungen von einem ausreichend hohem 5-2). Die flächenhafte Ausdehnung der Über- Schutzgrad für die potenziell betroffene Bevöl- schwemmungsgebiete basiert auf einen höchst- kerung ausgegangen werden. Die vorhandenen möglichen Hochwasserabfluss bzw. auf einen Überschwemmungsgebiete werden jedoch derzeit, höchstmöglichen Wasserstand, der statistisch auch im Hinblick auf zukünftige klimatische Ver- gesehen einmal in 200 Jahren erreicht wird. Diese änderungen, überprüft und ggf. angepasst (siehe Werte wurden für jedes Überschwemmungsgebiet Kapitel 5.1.1.4).

45 6 Hochwasserschutz-Maßnahmen

Die Hochwasserschutz-Maßnahmen für die Bin- • Informieren, Qualifizieren und Ausbilden von nengewässer der Freien und Hansestadt Hamburg Betroffenen, Schülern, Schülerinnen, Studieren- orientieren sich am Drei-Säulenkonzept (siehe Ab- den und der Öffentlichkeit bildung 2-1). Sie bestehen aus einer Kombination Im Rahmen dieses Projektes werden vom LSBG von Maßnahmen zum natürlichen Wasserrückhalt derzeit eine Verbundsteuerung von drei Wehren in der Fläche, zur Reglementierung und Anpas- der Gewässer Ammersbek und Alster (siehe Kapi- sung der Nutzung in überschwemmungsgefährde- tel 6.3.1) und ein Hochwasserrisikomanagement- ten Bereichen sowie technischen und operativen plan für das Einzugsgebiet der Wandse erarbeitet. Hochwasserschutzmaßnahmen. In den folgenden Die Laufzeit des Projektes ist von 07/2008 bis Kapiteln werden aktuelle und kürzlich abgeschlos- 12/2011 vorgesehen (LSBG, 2008a). sene Hochwasserschutz-Maßnahmen beispielhaft dargestellt. Für das Gewässer Wandse sollen mit Hilfe der aufgestellten wasserwirtschaftlichen Modelle das Überschwemmungsgebiet ausgewiesen und 6.1 Vorbeugender Risikokarten bzw. -pläne erstellt werden (siehe Hochwasserschutz Abbildung 6-1). Der Ablaufprozess der Erstellung der Hochwasser- 6.1.1 Hochwassergefährdete Gebiete risikomanagementpläne soll entwickelt, aufgestellt und dokumentiert werden. Zu beachten sind hier- Dem LSBG obliegt die Federführung (Leadpart- bei auch die aktive Integration der Bevölkerung ner) des durch die EU geförderten Projektes SAWA und die Harmonisierung mit geplanten Maßnah- (Strategic Alliance for Water Management Actions men der EG-WRRL. bzw. Strategische Allianz für integrierte Aktionen Für die transnationale Leistung ergibt sich daraus im Wassermanagement). ein Zugewinn von Kenntnissen über den Inhalt und die Aufstellung von Hochwasserrisikoma- Ziel des Projektes ist die Entwicklung einer Stra- nagementplänen und dem damit verbundenen tegie zur Umsetzung der EG-HWRM-RL, die im Erfahrungsaustausch mit anderen Partnern in Einklang steht mit den Ansprüchen der bestehen- SAWA. Die Erfahrungen sollen bei der Erstellung den EG-WRRL und die es ermöglicht, flexibel eines Leitfadens zur Aufstellung von Hochwasser- auf sich ändernde klimabedingte Anforderungen risikomanagementplänen in der EG mit der Anga- zu reagieren. In einer Partnerschaft von fünf be von internationalen Beispielen für verschiedene Nordsee-Anrainerstaaten (Niederlande, Schwe- Bereiche (städtisch, ländlich, etc.) eingehen (LSBG, den, Norwegen, England und Deutschland) mit 22 2008b). Partnern aus Ministerien, Städten, Landkreisen, Wasserbehörden, Universitäten und wissenschaft- lichen Instituten werden Methoden und Maßnah- 6.1.2 Wasserrückhalt in der Fläche men in drei Schwerpunkten erarbeitet: Die Grundzüge der dezentralen Regenwasserbe- • Entwickeln und Erproben von angepassten wirtschaftung als eine Möglichkeit, den Was- Hochwasserrisikomanagementplänen serrückhalt in der Fläche zu erhöhen, wurden bereits in Kapitel 5.1.2 dargestellt. In der Freien • Identifizieren und Umsetzen von angepassten und Hansestadt Hamburg werden die Ziele der konkreten Maßnahmen vor Ort inklusive dezentralen Regenwasserbewirtschaftung konse- Kosten-Nutzen-Untersuchung quent berücksichtigt, indem bei städtebaulichen

46 Planungen das Niederschlagswasser möglichst im Der größere Flächenbedarf für entsprechen- unmittelbaren Einzugsgebiet belassen und über de Maßnahmen wirkt sich bei der Umsetzung offene Gräben versickert oder verzögert abgeleitet erschwerend aus. Insbesondere bei Planungen wird (Umweltpolitisches Aktionsprogramm des in Bereichen mit dichter Wohnbebauung und in Senats von 1984). Gewerbegebieten ergeben sich Nutzungskonflikte, die im Zuge städtebaulicher Planfestsetzungen Vorteile dieser Vorgehensweisen sind, dass bei- (Bebauungspläne) gelöst werden müssen. spielsweise ein Ausgleich des Eingriffs in den Natur- und Wasserhaushalt, der durch die Ver- Die wasserwirtschaftlichen Planungen werden siegelung bei der Erschließung neuer Baugebiete parallel zu der Aufstellung der Bebauungspläne entsteht, möglich wird und dass der örtliche Was- begonnen und mit deren Fortschreiten weiter serkreislauf weitestgehend erhalten bleibt. konkretisiert. Ein Ziel der frühzeitigen Planungen ist, den Flächenbedarf der wasserwirtschaftlichen Damit eng verknüpft ist die Reduzierung einer Anlagen nachrichtlich im Bebauungsplan auszu- zusätzlichen Belastung durch vermehrtes Nieder- weisen („vorgesehene Oberflächenentwässerung“). schlagswasser für die weitere Vorflut (Gewässer/ Siel), was durch die neue Wohn- bzw. Gewerbe- Eine rechtlich verbindliche Festsetzung ist mit der und Industriebebauung verursacht wird. Ausweisung „Fläche für die Wasserwirtschaft“

Abb. 6-1: Einzugsgebiet der Wandse

47 zwar aus bauleitplanerischer Sicht gegeben, jedoch bedarf es für jede Herstellung/wesentliche Umge- staltung, der Beseitigung (eines Gewässers) oder seiner Ufer eines wasserrechtlichen Verfahrens nach dem Wasserhaushaltsgesetz (§ 31 WHG). Für Hamburg gelten in diesem Zusammenhang darüber hinaus die §§ 48, 49 des Hamburger Was- sergesetzes (HWaG). Je nach Randbedingung(en) kann demnach die Umsetzung durch ein Plan- feststellungs- oder Plangenehmigungsverfahren erfolgen.

Im Folgenden werden drei Beispiele für die Umsetzung wasserwirtschaftlicher Planungen in Abb. 6-2: Vorflut und Wasserrückhalt im Gewerbe- und Bebauungsplänen für zwei häufig anzutreffende Industriegebiet Obergeorgswerder Gebietstypen (Gewerbe- und Industriegebiet mit hohem Versiegelungsgrad, Wohngebiet mit gerin- gerem Versiegelungsgrad) beschrieben.

zeitlich stark verzögert der Östlichen Georgswer- 6.1.2.1 Gewerbe- und Industriegebiet der Wettern zu. Obergeorgswerder Vorteilhaft an dieser Planung ist außerdem, dass Das Gewerbe- und Industriegebiet Obergeorgs- ein hoher punktueller Platzverbrauch für die werder im Stadtteil Wilhelmsburg hat eine Größe Rückhaltung des Niederschlagswassers auf diesem von rd. 350.000 m2, der Versiegelungsgrad beträgt Gebiet vermieden werden konnte. Die Anordnung dabei ca. 90%. der geplanten Gräben (hellblau hinterlegt) sind der Abbildung 6-2 zu entnehmen. Die Planungen der Das Gewerbe- und Industriegebiet entsteht auf wasserwirtschaftlichen Maßnahme erfolgte in den einem ehemaligen Spülfeld mit darunter liegenden Jahren 2006/2007 und wird voraussichtlich bis Klei- und Mudde-Schichten. Diese Bodenverhält- 2010 umgesetzt. nisse schließen eine Versickerung von Nieder- schlagswasser in diesem Gebiet aus. Zur Ableitung des Niederschlagswassers ist weder ein natürli- 6.1.2.2 Gewerbe- und ches Gewässer in unmittelbarer Nähe noch ein Industriegebiet Güterverkehrs- Regenwassersiel vorhanden. Das nächstliegende zentrum Moorfleet Gewässer, die Östlichen Georgswerder Wettern, ist bereits stark ausgelastet. Die Entwässerung der Die Fläche des Gewerbe- und Industriegebie- Östlichen Georgswerder Wettern in die Norde- tes Güterverkehrszentrum (GVZ) Moorfleet im relbe ist zudem aufgrund des Tidegeschehens nur Stadtteil Moorfleet beträgt rd. 300.000 m2, wovon zeitlich begrenzt möglich. 85 % versiegelt werden müssen. Das Gelände liegt im Marschgebiet, wo der Anteil an Klei und Mud- Die wasserwirtschaftlichen Planungen sehen eine de im anstehenden Boden sehr hoch ist. Rückhaltung des Niederschlagswassers vor Ort in den angeordneten langgezogenen Gräben vor. Entsprechend zeigt sich ein sehr hoher Stau- Diese führen das Niederschlagswasser nunmehr (Grund)wasserstand mit einem geringen Flurab-

48 stand von nur 0,20 – 0,30 m. Demzufolge ist eine weisung für den gehobenen Wohnungsbau mit ca. Versickerung von Niederschlagswasser bereits jetzt 270 Wohneinheiten aus. kaum möglich. Da innerhalb des Baugebietes nur ein Regen­ Das vorhandene Gewässer Moorfleeter Schlauch- wasser­siel mit einer begrenzten Leistungsfähigkeit graben, das der Vorflut des Geländes dient, ist be- vorhanden ist, besteht die Gefahr von Über- reits hydraulisch ausgelastet. Aufgrund von Eng- schwemmungen. Das nächstgelegene Gewässer, pässen im Verlauf des Gewässers, wie Durchlässe das zur Vorflut der Fläche dienen könnte, liegt in unter der Bundesautobahn A1 im Norden und der ca. 1,5 km Entfernung. Straße Brennerhof oder den Lärmschutzdamm „Brennerhof“ zur Bundesautobahn A1, kann das Die wasserwirtschaftlichen Planungen sehen für Gewässer nicht den Anforderungen entsprechend diesen Bereich eine offene Oberflächenentwässe- verbreitert werden. Des Weiteren sind in diesem rung über Gräben mit Rückhalteräumen vor. Die Bereich keine Regenwassersiele vorhanden. Baukosten liegen für diese Maßnahmen bei ins- gesamt ca. 1,0 Mio. €. Im Vergleich hierzu würde Die wasserwirtschaftlichen Planungen sehen der Bau eines erneuerten, angepassten Sielsystems einen örtlichen Wasserrückhalt durch eine Anord- insgesamt ca. 3,8 Mio. € betragen. Die offene nung von zwei Grabensystemen vor. Die Gräben Oberflächenentwässerung unterstützt hierbei auch entwässern jeweils mit einem gedrosselten Ablauf die hohe Wohn- und Lebensqualität als gestalteri- zum vorhandenen Gewässer, so dass das Nieder- sches Element durch die Einbindung von Grünflä- schlagswasser zeitlich verzögert und damit diesen chen innerhalb der Wohnanlage (siehe Abbildung verträglich zugeführt wird. Auch bei dieser Pla- 6-4). Die Planung erfolgte 2005/ 2006, die bauli- nung konnte ein Wasserrückhalt auf dem Gelände che Umsetzung steht zurzeit noch nicht fest. ohne einen großen Flächenanspruch realisiert wer- den. In der Abbildung 6-3 sind die zwei Graben- systeme (hellblau hinterlegt) deutlich zu erkennen. Diese Maßnahme wird voraussichtlich bis 2011 umgesetzt sein.

Abb. 6-4: Bebauungsplan Rissen 45 (Quelle: Bezirksamt Altona, 2007) Abb. 6-3: Vorflut und Wasserrückhalt im Gewerbe- und Indust- riegebiet Güterverkehrszentrum Moorfleet 6.1.2.4 Kompetenznetzwerk

6.1.2.3 Wohnanlage Rissen 45 Das Kompetenznetzwerk (initiiert von Hamburg Wasser) ist ein Zusammenschluss von mehr als Die Wohnlage Rissen 45 im Stadtteil Rissen hat zwanzig Unternehmen, Dienststellen und Insti- eine Größe von rd. 125.000 m2. Diese Wohnanla- tutionen der Wasserwirtschaft, die überwiegend ge zeichnet sich durch eine großzügige Flächenaus- aus der Metropolregion Hamburg stammen. Die

49 Partner haben das Ziel, das gebündelte Wissen für Stadtplanung begonnen. Mit Hilfe des DSS sollen nachhaltige und zukunftsfähige Technologien und • die Auswirkung von städtischen Entwicklungs- Projekte einzusetzen, um den Umwelt und Res- vorhaben auf die Wasserführung der innerstäd- sourcen schonenden Umgang mit Wasser auch für tischen Gewässer quantifiziert, die Zukunft sicherzustellen. • geeignete Hochwasserschutz-Maßnahmen Ein Projekt des Kompetenznetzwerkes ist die nachgewiesen und Verbesserung des Regenwassermanagements für die Freie und Hansestadt Hamburg. Durch die • das Vorhaben in Bezug auf wirtschaftliche, innerstädtische Verdichtung entstehen jährlich ökologische und wasserwirtschaftliche Anfor- rund 1,3 km2 neue Siedlungs- und Verkehrsflächen derungen optimiert werden. mit der damit einhergehenden Bodenversiegelung. Die Entwicklung im Rahmen des Projektes Zudem werden auch in Hamburg immer wieder FLOWS beschränkte sich in einem ersten Schritt extreme Niederschläge beobachtet. In der Folge auf die Wirkungsanalyse von Bauleitplanungen kann es in einzelnen Bereichen zu Schäden durch und Maßnahmen der dezentralen Regenwasser- beispielsweise Überschwemmung von Straßen und bewirtschaftung. Die Weiterentwicklung des DSS Kellern kommen. dient der Unterstützung im Entwurfsprozess der Sowohl im Neubau als auch im Bestand soll dieser Stadtplanung und der Wasserwirtschaft, um die Entwicklung u. a. durch Maßnahmen der dezen­ hochwasserrelevanten Fragestellungen schneller tralen Regenwasserbewirtschaftung entschiede- und effizienter bearbeiten zu können. Zusätzlich ner begegnet werden als in der Vergangenheit, soll das DSS die Kommunikation zwischen Stadt- damit sich der niederschlagsbedingte Abfluss in und Raumplanung und der Wasserwirtschaft die Siele nicht weiter verstärkt. Die Regen- und fördern, um langfristig die gegenseitige Sensibilität Mischwassersiele sollen durch Maßnahmen der zu stärken (LSBG, 2008d). Regen­wasserbewirtschaftung sowohl hydraulisch als auch ökologisch entlastet werden wie auch die 6.2 Technischer Hochwasserschutz Oberflächenge­wässer Hamburgs, welche nur über eine begrenzte Abflusskapazität verfügen. 6.2.1. Rückhaltebecken Das Kooperationsziel aller Beteiligten im Kompe- tenznetzwerk ist ein zukunftsorientiertes Regen- Zur Zwischenspeicherung und der zeitlich ver- wassermanagement zum Schutz der Bürger in der zögerten Weitergabe von Hochwasserständen Freien und Hansestadt Hamburg weiter voranzu- wurden in der Freien und Hansestadt Hamburg bringen (LSBG, 2008c). eine Vielzahl von Rückhaltebecken an Gewässer- läufen gebaut. Einige der Rückhaltebecken sind 6.1.3 Risikokommunikation bereits seit mehreren Jahrzehnten vorhanden und bedürfen teilweise einer Anpassung an die heuti- Im Rahmen des von der EU geförderten Projektes gen Gegebenheiten. FLOWS (Flood Plain Land Use Optimising Work­ Um die vorhandenen Rückhaltebecken zu entlas- able Sustainability bzw. nachhaltige Entwicklung ten bzw. ihre Wirkungsweise zu optimieren, sind von flussgeprägten, überschwemmungsgefährdeten folgende Maßnahmen möglich: Gebieten) wurde mit der Entwicklung eines Decisi- on-Support-Systems (bzw. Entscheidungs-Hilfe- • Vergrößerung des Volumens des Rückhalte­ Systeme) (DSS) für die Wasserwirtschaft und die beckens

50 • Herstellen von dezentralen weiteren Rückhalte- 6.2.2. Gewässerausbau möglichkeiten im Oberlauf des Gewässers • Abkopplung von versiegelten Flächen im Zu- 6.2.2.1 Umgestaltung des Gewässers lauf des Rückhaltebeckens Mühlenau • Ausbau des Gewässers unterhalb der Einleit- Die Mühlenau mündet im Stadtteil in stelle des Rückhaltebeckens die Kollau. Es ist beabsichtigt nördlich dieser • Umbau der vorhandenen Drosseleinrichtung Mündung einen Überlauf mit Retentionsspeicher des Rückhaltebeckens für das Gewässer Mühlenau zu schaffen. Hierbei soll gleichzeitig eine naturnahe Umgestaltung des • Steuerung des Rückhaltebeckens Gewässers erfolgen.

Beispielsweise wurde das Rückhaltebecken Die Schaffung des Überlaufbereiches soll zu einer Steinwiesenweg im Stadtteil reaktiviert Abminderung der Wasserstände bei einem Hoch- und mit einer Steigerung des Stauvolumens um wasserereignis führen, was wiederum den Hoch- 13.000 m2 auf 27.400 m2 ausgebaut. Die Maßnah- wasserschutz für die Anlieger im Unterlauf des me wurde Ende 2006 abgeschlossen. Gewässers Kollau erhöhen wird.

Abb. 6-5: Umgestaltung des Gewässers Mühlenau (Quelle: Bezirksamt Eimsbüttel, 2008)

51 Bei der naturnahen Umgestaltung des Gewässers bleibt der vorherige Verlauf erhalten und soll sich als Altarm entwickeln. So wird neben Ver- besserungen des Hochwasserschutzes auch eine Strukturverbesserung des Gewässers Mühlenau erreicht (Bezirksamt Eimsbüttel, 2008). Es handelt sich hierbei um eine Ausgleichsmaßnahme für den zweigleisigen Ausbau der AKN (Regionalbahn im Norden Hamburgs) im Bereich Eidelstedt. Die Maßnahme befindet sich derzeit in der Bauphase. Die Abbildung 6-5 zeigt einen Lageplan zur Umge- staltung des Gewässers Mühlenau.

6.2.2.2 Umgestaltung des Gewässers Moorbek/Lottbek Abb. 6-6: Umgestaltung des Gewässers Moorbek/Lottbek (Quelle: Gemeinde Ammersbek-Hunnau, 2008) Das Einzugsgebiet des Gewässers Moorbek/Lott- bek liegt sowohl im Land Schleswig-Holstein als arm entwickeln (Gemeinde Ammersbek-Hunnau, auch auf dem Gebiet der Freien und Hansestadt 2008). Die Abbildung 6-6 zeigt den Lageplan der Hamburg. Das Gewässer hat eine Gesamtlänge Umgestaltung des Gewässers Moorbek/Lottbek. von etwa 7,3 km. In der Vergangenheit kam es nach verschiedenen 6.2.2.3 Hochwasserschutz im Starkregenereignissen am Gewässer Moorbek/ Bereich des Gewässers Lottbek, insbesondere im Ortsbereich von Am- mersbek, zu erheblichen Überschwemmungen. Brookwetterung Das Gewässer soll nunmehr auf einer Länge von Das Gewässer Brookwetterung hat ein Einzugsge­ 1,2 km derart naturnah umgestaltet werden, dass biet von insgesamt 29 km2. Davon liegen 27 km2 der Hochwasserschutz für die Anwohner ver­ (92 %) auf dem Gebiet des Landes Schleswig- bessert wird. Holstein und 2 km2 auf Hamburger Staatsgebiet Im Bereich des Ortsteils Lottbek der Gemeinde (Bezirk Bergedorf) (siehe Abbildung 6-7). Ammersbek verläuft das Gewässer direkt durch Große Zuflussmengen aus den von der Geest ein Wohngebiet. Eine Vielzahl von kleinen Über- kommenden Gewässern haben im Bereich des fahrten engen das Gewässer Moorbek/Lottbek in Gewässers Brookwetterung mehrfach Über- diesem Bereich deutlich ein. Eine Erhöhung der schwemmungen verursacht. Zusätzlich führen die Leistungsfähigkeit des Hochwasserquerschnittes Gewässer hohe Sandfrachten im Unterlauf mit, die ist hier nicht möglich. im Bereich des Bezirks Bergedorf sedimentieren Aus diesem Grund ist in diesem Ortsteil eine Ver- und zu einer Verminderung der Leistungsfähigkeit legung des Gewässerbettes nach Westen vorgese- des Gewässers Brookwetterung führen. hen. Die Verlegung des Gewässers findet größten- Im Jahr 2004 wurde zwischen dem Kreis Her- teils auf Hamburger Gebiet statt. Das Gewässer zogtum Lauenburg, den Städten Geesthacht und verlängert sich hierdurch um insgesamt ca. 40 m. Hamburg sowie den Gemeinden Börnsen, Esche- Der ursprüngliche Verlauf des Gewässers Moor- burg, Kröppelshagen-Fahrendorf und Hohenhorn bek/Lottbek bleibt erhalten und soll sich als Alt- für die Behebung bzw. Minderung der Proble-

52 • Umbau einer abflusshemmenden Stauanlage im Gewässer Brookwetterung

• Ersatz von fünf veralteten Stauanlagen der Hamburger Wasserwerke durch zwei Neubau- ten

Nachfolgend sind die verschiedenen laufenden bzw. geplanten Maßnahmen aufgeführt. Die an- gegebenen Ziffern beziehen sich auf die Lage der jeweiligen Maßnahme in der Abbildung 6-8.

Derzeit laufende Maßnahmen sind:

Abb. 6-7: Einzugsgebiet der Brookwetterung 1. Grundinstandsetzung der Brookwetterung (Quelle: BWS GmbH, 2004) Die Brookwetterung ist durch Auflandungen in der Sohle, Gewässereinbauten und niedrige me im Einzugsgebiet der Brookwetterung eine Böschungsoberkanten in ihrer Leistungsfähigkeit einzugsgebietsorientierte, länderübergreifende stark eingeschränkt. Die Erhöhung der hydrauli- Zusammenarbeit vereinbart. Dieses Projekt wurde schen Leistungsfähigkeit der Brookwetterung in als Leitprojekt beim Wettbewerb „Neue Leit- und den sensiblen Bereichen ist nur bedingt möglich. Modellprojekte für die Modellregion Hamburg“ Durch die direkt an die rechte Böschungskante ausgezeichnet, da ihm ein länderübergreifendes, angrenzenden Grundstücke im Siedlungsraum des einzugsgebietsorientiertes Gesamtkonzept zu Horster Dammes im Stadtteil Altengamme sowie Grunde liegt. Seither wurden viele Verbesserungs- der links verlaufenden Straße kann das Gewässer maßnahmen im Einzugsgebiet umgesetzt und wei- in seiner Breite nicht verändert werden. Umsetz- tere werden voraussichtlich bis 2010 abgeschlossen bare Maßnahmen (Grundinstandsetzungen) zur sein. Erhöhung der Leistungsfähigkeit sind: Zu den bereits abgeschlossenen Maßnahmen zäh- len (BWS GmbH, 2004): • die Herstellung eines gleichmäßigen Sohlgefälles durch Entfernen von • Regenrückhalt in den Gemeinden Börnsen, Sandablagerungen, Escheburg, Kröppelshagen sowie der Stadt Geesthacht • die Erhöhung der rechten Böschungsoberkante in Teilabschnitten, • Optimierung bestehender Sandfänge im Gewässernetz • das Entfernen der in der Sohle eingebrachten abflusshemmenden Stauanlagen, • Umgestaltung von drei Fischteichen der Ge- meinde Escheburg, um die Hochwasserrück- • die Umgestaltung von abflusshemmenden haltewirkung in diesem Bereich zu optimieren Brücken sowie • Reaktivierung eines Talraumes am Börnsen- • die Verlegung von gewässerkreuzenden graben als Retentionsraum und Ausweisung als Versorgungsleitungen. Überschwemmungsfläche 2. Die unter Punkt 1 beschriebenen Sohlräumun- • Schaffung von Retentionsräumen am Beginn gen werden nur kurzzeitig den gewünschten des Gewässers Knollgraben Erfolg haben, wenn die Sandfrachten aus dem

53 Gewässer Knollgraben nicht reduziert wer- 6. Veränderung der Einleitung von Niederschlags- den. Sie werden über das Gewässer Sander- wasser in die Gewässer (verstärkter Wasser- Knollgraben in das Gewässer Brookwetterung rückhalt vor Ort), eingetragen und lagern sich dort aufgrund des 7., 8. Umgestaltung der Einmündung des geringen Transportvermögens des Gewässers Gewässers Sander-Knollgraben in das ab. Die Sofortmaßnahme sieht vor, am Ein- Gewässer Brookwetterung (Entfernung mündungsbereich des Gewässers Knollgraben von hydraulischen Zwangspunkten). in das Gewässer Sander-Knollgraben einen Sandfang zu errichten, so dass sich ein Teil der mitgeführten Sandfrachten hier absetzen kann. 6.2.2.4 Umbau der Fuhlsbüttler Das Gewässer wird nach Westen am Sander- Schleuse Knollgraben vorbei verlängert, dort verbreitert und vertieft. Zudem führt eine Stauanlage am Gegenstand des geplanten Vorhabens ist der Um- Beginn des Gewässers Sander-Knollgraben bau und die Erneuerung der Fuhlsbüttler Schleuse zur Reduzierung der Fließgeschwindigkeit, so mit Wehranlage und Ufermauern. Der Umbau dass sich die mitgeführten Sandfrachten besser ist erforderlich, weil Bauwerksuntersuchungen ablagern können.

3. Regenrückhalt in den Siedlungsräumen/Entwässerungskonzeption

Die Einleitungsmengen aus den Gemeinden Börnsen, Escheburg, Kröppelshagen und der Stadt Geesthacht sind sehr hoch und stellen für das Gewässer eine zu große Belastung dar. Es ist vorgesehen, die Entwässerungssituation in den Gemeinden detailliert zu betrachten und nach Lösungsmöglichkeiten zur Rückhaltung zu suchen. Dies geht von technischen Lösungen Abb. 6-8: Laufende und geplante Maßnahmen im Einzugsgebiet wie dem Bau von Regenrückhaltebecken bis der Brookwetterung hin zu dezentralem Regenrückhalt in Form von Grauwassernutzung. Die kommunale Entwäs- ergeben haben, dass die Standsicherheit der Anla- serungskonzeption sowie die anschließende ge langfristig nicht mehr gegeben ist. Die beste- Umsetzung entsprechender Maßnahmen stellt henden fast 100 Jahre alten Bauwerke, wie die einen zentralen Bestandteil zur Verbesserung Schleusenkammer, die Wehranlage, die Uferwände der wasserwirtschaftlichen Verhältnisse im und das Betriebsgebäude werden abgebrochen und Einzugsgebiet der Brookwetterung dar. teilweise neu errichtet. Die Schleusenkammer wird entfallen, weil diese Funktion nicht mehr genutzt Zu den weiteren geplanten Maßnahmen gehören wird. Für Wartungs- und Reparaturarbeiten (BWS GmbH, 2004): besteht die Möglichkeit, über eine Slipanlage den oberhalb nichtschiffbaren Bereich der Oberalster 4. Einrichtung weiterer Sandfänge im zu befahren. Eine Bootsschleppe ermöglicht wei- Moorbereich, terhin das Umsetzen von Sportbooten. Der Betrieb 5. Schaffung von Retentionsflächen im der vorhandenen Wasserkraftanlage bleibt auch Geestrandbereich, während der Bauzeit aufrechterhalten. Als Option

54 kann vom Betreiber eine Wasserkraftschnecke nachgerüstet werden. Die Wasserspiegeldifferenz von Oberwasser zum Unterwasser beträgt 4,0 m. Zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie wird ein Mäanderfischpass neu errichtet und damit eine

Durchgängigkeit des Gewässers für Fische und Abb. 6-10: Einzugsgebiete der Oberen Alster und der Makrozoobenthos geschaffen. Die neue Wehr- Ammersbek anlage sichert einen geregelten Hochwasserab- fluss unter Ausnutzung der Retentionsräume des ausgewiesenen Überschwemmungsgebietes an der Alster, bemessen für einen Hochwasserabfluss, der 6.3 Operativer Hochwasserschutz statistisch gesehen ein Mal in 200 Jahren auftritt. Eine doppelte Sicherheit ist gewährleistet durch die 6.3.1. Betrieb von Anlagen zwei Wehrfelder, die gefahrlos einen Abfluss von 40 m3/s abführen können. Der mittlere Jahresab- Das Teilprojekt „Drei-Wehr-Steuerung“ des durch fluss an der Fuhlsbüttler Wehranlage beträgt MQ die EU geförderten Projektes SAWA (siehe Kapi- = 3,4 m3/s und wird an etwa 240 Tagen im Jahr tel 6.1.1) dient als Beispiel für die Verbesserung unterstritten. Die Abbildung 6-9 zeigt das Modell des Hochwasserschutzes durch den optimierten des geplanten Umbaus der Fuhlsbüttler Schleuse. Betrieb von Anlagen.

In einem Planfeststellungsverfahren gemäß Dieses Teilprojekt wird an den Gewässern Am- § 31 WHG in Verbindung mit § 48 HWaG werden mersbek und Alster durchgeführt. In der Abbil- zurzeit die Einwendungen und Stellungnahmen ge- dung 6-10 sind die Einzugsgebiete der Ammersbek prüft. Geplant ist der voraussichtliche Baubeginn (grün hinterlegt) und der Alster (orange hinterlegt) für Anfang 2010, wobei die Bauzeit rund 2 Jahre dargestellt. Hierbei soll die Retentionsfähigkeit betragen wird. Die neue Wehranlage wird maß- mehrerer aufgestauter Teiche am Gewässer erhöht geblich zur Sicherung des Hochwasserschutzes an werden, indem vor Eintreten eines Hochwasser­ Hamburger Binnengewässern beitragen. ereignisses die Wasserstände der Teiche gezielt automatisch abgesenkt werden.

Dafür sollen die drei Wehre am Rückhaltebecken Kupferteich, am Rückhaltebecken Mühlenteich und an der Wohldorfer Schleuse im Verbund gesteuert werden (siehe Abbildung 6-11). So lassen sich eine ungünstige Überlagerung von Hochwas- serwellen verhindern und zwei der größten und wasserreichsten Einzugsgebiete in der Metropolre- gion Hamburg optimal verwalten.

Die Wehre sollen jeweils mit der erforderlichen Mechanik und Elektrotechnik ausgestattet, Steu- erpegel jeweils im Oberlauf eingerichtet und ggf. lokale Regenschreiber eingebunden werden. Mit

Abb. 6-9: Modell des geplanten Umbaus der Fuhlsbüttler Hilfe vorhandener hydrologischer und hydrau- Schleuse (Modell: Ing.-Büro Knabe; Foto: Doris Föllmer) lischer Modelle sollen optimale Steuerungsvor-

55 6.3.2. Warn- und Meldedienst In seiner jetzigen Form besteht der Warn- und Meldedienst des LSBG seit vier Jahren. Es wird jedoch an einer weiteren Automatisierung des Systems unter Nutzung moderner Kommunikati- onstechniken gearbeitet. Das Ziel ist, dass die Warnungen und Meldungen nicht mehr ausschließlich manuell vom LSBG be- wertet und weitergegeben werden müssen, sondern weitestgehend automatisch abgeglichen, bewertet und an die Akteure weitergeleitet werden. Damit können Warnungen und Meldungen jeder Zeit erfolgen. Abb. 6-11: Bauwerke an den Gewässern Ammersbek und Alster Hierzu sollen die erforderlichen Daten auf einem schriften entwickelt und programmiert werden. zentralen Rechner zusammengeführt werden. Mit Durch ein anschließendes Monitoring sollen Aus- Hilfe einer neuen Software soll der Warn- und sagen über die Auswirkung der Verbundsteuerung Meldedienst vorgefertigte Standardtexte an die auf das Hochwassergeschehen und auf die Gewäs- zuständigen Dienststellen ausgeben. Die Warn- serökologie getroffen werden. Die Erkenntnisse texte sollen entsprechend der Warnstufen, die den aus dem Monitoring sollen für eine Optimierung Verlauf des Ereignisses beschreiben, angepasst der Verbundsteuerung im Sinne der Anforderun- werden. Die Warnungen sollen vorerst als Email gen aus der EG-WRRL und der EG-HWRM-RL versendet werden und eventuell später auch in verwendet werden. Form von SMS, Sprachansagen oder Fax gezielt ausgegeben werden. Die Prozessbausteine sind der Das Wehr am Rückhaltebecken Kupferteich ist Abbildung 6-12 zu entnehmen. Der derzeit laufen- bereits automatisiert worden. Die Umsetzung der de Testbetrieb des Warn- und Meldedienstes soll Steuerung der anderen zwei Wehre und die Koppe- im Sommer 2009 abgeschlossen sein. lung aller Anlagen (Steuerung im Verbund) ist der investive Bestandteil des Projektes. Weiterhin soll mittelfristig durch das Einbeziehen weiterer Abflussmessstellen und Niederschlags- Für die transnationale Leistung ergibt sich also messstationen in den automatisierten Warn- und hieraus ein Informationsgewinn zur Wirksam- Meldedienst die Informationen zu den Wasserstän- keit einer Verbundsteuerung mehrerer Wehre in den und zum aktuellen Niederschlagsgeschehen Bezug auf das Hochwassermanagement und über detaillierter erfasst werden. die ökologische Auswirkung einer vorsorglichen Wehrsteuerung zur Hochwasserbeeinflussung (LSBG, 2008e).

56 Abb. 6-12: Übersicht über die Prozessbausteine (Quelle: hydro & meteo, 2008)

57 7 Zusammenfassung und Ausblick

Die Broschüre „Hochwasserschutz für die Ham- Vor diesem Hintergrund gilt es, Gewässer und Ge- burger Binnengewässer“ betrachtet die 360 km wässerabschnitte, an denen nicht nur geringfügige langen Gewässerstrecken des reduzierten Ge­ Schäden entstanden sind oder entstehen können, wässernetzes der Freien und Hansestadt Ham- zu ermitteln und diese durch die Festsetzung burg. Zunächst werden die Charakteristiken des von Überschwemmungsgebieten zu sichern. Die Plangebietes und seine Besonderheiten dargestellt. Broschüre liefert u. a. hierfür die Informations- Hierbei wird auf die verschiedenen Bereiche des basis über die potenzielle Hochwassergefährdung Hochwasserschutzes und die vorhandenen Zu- in Hamburg und gibt Hinweise für zukünftige ständigkeiten sowie auf die Meldewege bei einem Hochwasserschutzmaßnahmen. Hochwasserereignis eingegangen. Ausgehend von einer Bestandsaufnahme des vorhandenen Hoch- Hochwasserschutz ist eine generationenübergrei- wasserschutzes werden Beispiele aktueller Maß- fende Gemeinschaftsaufgabe der Ober-, An- und nahmen für einen umfassenden Schutz aufgezeigt Unterlieger in den Einzugsgebieten. und notwendige Aktionen zur Minderung von Schadensrisiken dargelegt. Die aufgezeigten Möglichkeiten zur Verbesserung des Hochwasserschutzes richten sich sowohl an die Der Hochwasserschutz hat in der Stadtentwick- Städte und Gemeinden sowie an die Wirtschaft, lung, nicht nur in Hamburg, nach wie vor eine hierbei insbesondere an die Land- und Forstwirt- wichtige Bedeutung. Einer stetig ansteigenden schaft. Aber auch die Bevölkerung, die durch Ansammlung von Sachwerten in Gewässernähe Hochwasser gefährdet sein kann, ist im Rahmen steht eine wachsende Gefährdung dieser Güter des ihr Möglichen und Zumutbaren verpflichtet, und Nutzungen durch die Häufung von Stark­ geeignete Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor regenereignissen infolge des prognostizierten Hochwassergefahren und zur Schadensminde- Klimawandels gegenüber. Die Auswirkungen von rung zu treffen. Insbesondere ist die Nutzung Klimaänderungen gingen bislang in die Ermittlung von Grundstücken den möglichen Gefährdungen des Bemessungswasserstandes nicht ein, da bisher von Mensch, Umwelt oder Sachwerten durch speziell für die Freie und Hansestadt Hamburg Hochwasser anzupassen. Hochwasserschutz ohne noch keine belastbaren Grundlagen vorlagen. ein gewisses Restrisiko kann nicht gewährleistet Ein Anpassungsbedarf der hydraulischen Bemes- werden. Deshalb ist es wichtig, gut auf Hochwas- sungsansätze kann sich somit aus weiteren derzeit ser vorbereitet zu sein, um die Unversehrtheit des laufenden Untersuchungen zu Klimaveränderun- Menschen zu schützen und Schäden zu vermeiden gen ergeben. oder zu vermindern.

58 59 Literaturverzeichnis

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Hamburgisches Wassergesetz (HWaG) vom 29. März 2005 (HmbGVBl. S. 97), zuletzt geändert

61 Impressum

Herausgeber und Vertrieb: Anmerkung zur Verteilung: Freie und Hansestadt Hamburg Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffent- Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer lichkeitsarbeit des Senats der Freien und Hanse- (LSBG) stadt Hamburg herausgegeben. Sie darf weder von Sachsenkamp 1 – 3 Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern 20097 Hamburg während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für V. i. S. d. P.: Europa-, Bundestags-, Landtags- und Kommu- nalwahlen. Missbräuchlich ist insbesondere die Helga Lemcke-Knoll Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Infor- mationsständen der Parteien sowie das Einlagen, Verfasser: Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Antje Müller, Jeff Marengwa und Olaf Müller Untersagt ist ebenfalls die Weitergabe an Drit- te zum Zwecke der Wahlwerbung. Unabhängig mit Beiträgen von: davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Dieter Ackermann, Björn Ruge, Roland Zander Anzahl diese Schrift dem Empfänger zugegangen und Doris Föllmer ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer be- vorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet Graphiken: werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstan- Bärbel Schoenrade den werden könnte. Den Parteien ist es jedoch gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer Auflage: eigenen Mitglieder zu verwenden. 500 Stück

Stand: Mai 2009

Gestaltung: Almkontor Werbeagentur, Ratzeburg

Titelbild: Ausgeuferte Alster im Unterwasser der Poppenbütteler Schleuse am 30.10.1998 Dieter Ackermann

ISSN 1867-7959 (Print)

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Anhang 1 der Bodenverbände und Wasser- Freien Hansestadt und Hamburg für die Hamburger Binnengewässer Aufgaben mit wesentlichen und Bodenverbände Wasser-

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