Matthias Thalmair: Der Ursprung Füssens am Fluss, an der Straße und der Brücke über den Lech, 1. Teil Seit 85 Jahren gibt es Vorschläge zur Trasse der

Abb. 1:Varianten der Via Claudia nach B. Eberl (grün), R. Knussert (gelb), enge bzw. steile Hindernisse beim Ländeweg (rot), Via Claudia (neu) nach M. Thalmair (rot- gelb), römische Nebenstraße (Vizinalstraße) in Richtung Schwangau (grün-gelb).

Der Streit zwischen Barthel Eberl (1931), Richard Knussert (1955) und Magnus Peresson (2009) um den Verlauf der Via Claudia bei Füssen

Nach den drei Theorien von Barthel Eberl, Richard Knussert (1955) und Magnus Peresson (2009) habe die Via Claudia von Faulenbach her am Lechfall vorbeigeführt und erst oberhalb der Lusaltenschlucht den Lech überquert. Über das Wo? und das Wie? des Lechübergangs gab es jedoch völlig unterschiedliche Meinungen. a) Die Theorie von Barthel Eberl 1931 Eberl glaubte, am Lechufer eine Spur der Via Claudia gefunden zu haben. Vom Lusalten habe eine römische Abfahrtsrampe zum Lech hinabgeführt. Von dort hätten die Römer den Lech überquert zu dem Ort Ziegelwies hinüber. Dann wäre die Via Claudia am Weißhaus vorbei nach Tirol weitergegangen. An der Schlucht war ihm aber der Ländeweg zu schmal für die Via Claudia. Er konnte jedoch auf der steilen Nordseite des Lusaltens keine Rampe und keinen Straßenübergang finden. b) Die Theorien von Richard Knussert 1955 Knussert behauptete, der Ländeweg sei an der Schlucht breit genug gewesen. Doch er bleibt nicht am Ländeweg, auch er folgt der Rampe den Berg hinunter. Aber die gut sichtbare Abfahrtsrampe zum Lech hinunter lehnt er ebenso ab. Denn die Via Claudia sei gar nicht nach Ziegelwies über den Lech gegangen. Und die Via Claudia habe auch nicht über das Weißhaus nach Tirol geführt. Sie sei am nördlichen Lechufer bis zum Platz der ehemaligen Grenzschänke gegangen. Hier hätten dann die Römer bei einer Furt den Lech ohne Brücke überquert. Auf der anderen Lechseite seien sie dann über den Stieglbergsattel hinüber. c) Die Theorien von Magnus Peresson 2009 Magnus Peresson widerspricht 2009 ebenfalls B. Eberl in all den oben genannten Punkten und folgt stattdessen der Theorie von R. Knussert, obwohl eine Querschnitt- Grabung an der vermuteten Trasse der Römerstraße ein negatives Ergebnis zeigte. Der Lechübergang sei aber erst an der „Hangenden Wand“ erfolgt. Dort hätten die Römer den Lech mit einer großen „Steinernen Brücke“ überquert. Die Römer seien danach nicht über den Stieglbergsattel, sondern über den Kratzerweg hinüber.

Bei ihren Brückenbauten waren die Römer jedoch schlauer! Seit den Ausgrabungen an der Via Claudia beim Bau des Forggensees 1953 wissen wir, dass diese Römerstraße von Roßhaupten über Dietringen und Osterreinen durch die Augsburger Straße und die Reichenstraße nach Füssen ging und dann über den Lech führte. Die Landvermesser und die Soldaten des römischen Militärs suchten natürlich eine vernünftige und logische Lösung für den Bau der Lechbrücke.

Abb. 2: Die klugen Römer wählten für den Brückenbau natürlich die Engstelle des Lechs bei der heutigen Brücke (Nr. 1 = Flussbreite 45 Meter), nicht oberhalb vom Lechfall bei Ziegelwies (Nr. 2 = 4-fache Breite, 180 m), beim Weißhaus (Nr. 3 = 6- fache Breite, 270 m) oder bei der Hangenden Wand (Nr. 4 = 10-fache Breite, 450 m). Der Brückenbau bei den Römern erfolgte natürlich nicht schräg, sondern quer zum Flusslauf. Bei einer kürzeren Brücke benötigt man weniger Pfeiler und Bögen, das verringert den Material- und den Arbeitsaufwand beim Bau und die Gefahren durch den Lech bei Hochwasser.

Sie errichteten damals eine römische Straßenstation an der Brücke beim späteren Ort Füssen und nicht am steilen Lechufer beim Lusalten. Herberge, Polizeiposten, Poststation und Pferdewechselstation wurden in der Nähe der Lechbrücke erbaut.

Ebenso klug war es von den Römern, das Kastell Foetibus auf dem Schlossberg anzulegen. Von dort oben konnte man gut die Brücke bei Füssen überwachen. Das wäre beim Lechübergang oberhalb des Lusaltens unmöglich gewesen.

Logisch ist auch, dass die neue römische Siedlung an der Lechbrücke bei Füssen entstanden ist und nicht einen Kilometer flussaufwärts, oberhalb der Lechschlucht, an einem Steilufer beim Lechfall.

Ergebnis: Durch das kluge Vorgehen der römischen Landvermesser und Straßenbauer ist demnach Füssen beim Bau der Via Claudia Augusta als römischer Brückenort am Lech entstanden.

Doch bis heute sind die oben genannten Prinzipien des römischen Brückenbaus noch nicht überall bekannt geworden, sonst hätte Peter Nasemann nicht 2015 wieder einen kilometerlangen, schräg über den Lech verlaufenden „vermuteten Verlauf der Römerstraße“ in seinem neu herausgegebenen Buch eingetragen.

Abb. 3: Nasemann, Peter: Der Lech im Gebirge 1, Thalhofen 2015, S. 113, mit den Straßengenerationen Rot: Vermuteter Verlauf der Römerstraße; Blau: Mittelalterliche Handelsstraße; Gelb: Neuzeitliche Straße und Weiß: Moderne Straße. Literatur

Eberl, Barthel: Die Römerstraße Augsburg-Füssen (Via Claudia Augusta), Schwäb. Museum (1931), Heft 1/2, S. 1 – 33, vor allem S. 33 Knussert, Richard: Das Füssener Land in früher Zeit, Kempten 1955, hier: S. 23 – 33 (Römische Straßen im Raum von Füssen, 1. Die Via Claudia) Peresson, Magnus: Der römische Lechübergang bei Füssen, in: Alt Füssen (2009), S. 5 - 41, in erster Linie S. 17-23

Bildnachweis

Abb. 1: Knussert: Das Füssener Land in früher Zeit, Bildanhang, Aufnahme Nr. 5 Abb. 2: Thalmair: Kartengrundlage aus www.bayernatlas.de Abb. 3: Nasemann: Der Lech im Gebirge 1, Thalhofen 2015, S. 113 Matthias Thalmair: Der Ursprung Füssens am Fluss, an der Straße und der Brücke über den Lech, 2. Teil Gab es eine Brücke über den Fluss oberhalb der Lechschlucht?

Einschränkung beim Trassenvorschlag von B. Eberl (1931)

In seiner Darstellung entscheidet sich Barthel Eberl bekanntlich für die 4. Möglichkeit des Lechübergangs bei Füssen: Eine Stelle etwa 220 m oberhalb des Lechfalls, zu der eine alte, gut angelegte und breit gebaute Abfahrtsrampe hinabführt.1 Doch bei den Erläuterungen zu dieser 4. Möglichkeit heißt es dann: Nur nördlich vom Sattel des Ländeweges, über dem letzten Haus von Faulenbach, zeigt anscheinend eine gute Spur an, daß der nördliche Anstieg zum Sattel, über die Gesteinsrippe, die den Lechfall verursacht, erheblich höher lag als der heutige Weg [der Ländeweg 1931], der ein durch die Erosion und an der Stelle dann auch durch Menschenhände kräftig abgegrabenes Gelände zeigt.2

Eberl meint also, dass der Ländeweg an seiner Engstelle bei der Lechschlucht ungeeignet gewesen sei als Trasse für die Via Claudia. Über dem letzten Haus von Faulenbach sei zwar eine gute Wegspur vorhanden. Nach dem geradlinigen Verlauf dieses Weges müsse aber der nördliche Anstieg zum Sattel der Lusaltenfelsen erheblich höher gelegen haben als der Ländeweg. Wegen der steilen Felswände an dieser Stelle konnte er aber diesen Übergang nicht finden. Dadurch fehlte beim nördlichen Anstieg zum Lusalten eine entsprechende Rampe zur Auffahrt auf den Sattel dieser Gesteinsrippe, die den Lechfall verursacht. Doch ohne die nördliche Auffahrtsrampe hat auch die südliche Abfahrtsrampe zum Lechufer hin keinen Sinn. Wenn keine nördliche Auffahrt vorhanden war, blieb also die von Eberl gefundene Möglichkeit des Lechübergangs etwa 220 m oberhalb des Lechfalls nur eine vage Vermutung.

Änderungen an der Via Claudia Trasse durch R. Knussert (1955)

Bei Knussert fällt auf, dass er dieses Problem überhaupt nicht beachtet. Für ihn ist ohne jegliche Erklärung die Engstelle beim Ländeweg nun breit genug für die Via Claudia und den Weg über die Lusaltenfelsen. Doch warum verlässt er danach wieder den Ländeweg? Er hätte doch nach der Engstelle die Via Claudia auf dem Ländeweg weiterführen und damit ohne größere Schwierigkeiten zum Platz der ehemaligen Grenzschenke kommen können, wo nach Knussert der Lechübergang gewesen sein soll. Doch auch die von Eberl entdeckte angeblich römische Zufahrt zum Ufer des Lechs hinunter und über den Fluss hinüber sagt Knussert nicht zu. Etwa 20 m vor dem Ufer weicht er von der Abfahrtsrampe ab und meint, dass die Via Claudia nicht über den Lech gegangen, sondern auf einer Flussterrasse dem steilen Lechufer flussaufwärts gefolgt sei. Als der Weg dann an einer Felsenkante abbricht, erklärt Knussert diese Tatsache mit einer breit ausgeführten Theorie über den wilden Lech, der die Via Claudia weggerissen habe. Einen Beweis dafür gibt es nicht. Problematik bei den Behauptungen von M. Peresson 2009

Auch Peresson lässt die Argumentation von Eberl nur eingeschränkt oder überhaupt nicht gelten. Der enge Pfad des Ländewegs an der Lechschlucht ist bei ihm ebenfalls breit genug für die römische Staatsstraße Via Claudia. Warum sollte sie dann vom Ländeweg abweichen, statt am Hang oben in sonniger Lage und gerader Linie den Weg fortzusetzen? Warum geht sie zum Fluss hinunter, wenn sie dann aber nicht zum Ufer des Lechs hinabführt, sondern auf einer Uferterrasse flussaufwärts am steilen Hang entlang dem Lechufer folgt?

Abb. 1: Streit um die Trasse der Via Claudia: links die Rampe zum Lech hinunter (nach Eberl), rechts auf der Flussterrasse am Lech (nach Knussert und Peresson)

R. Knussert und M. Peresson sind also den Argumenten von B. Eberl nicht gefolgt, sowohl beim Ländeweg als auch beim Flussübergang nach Ziegelwies hinüber. Sie haben sich dennoch immer auf die sog. „Abfahrtsrampe“ berufen, die B. Eberl angeblich entdeckt hatte. Man dachte aber nicht daran, dass diese noch gut sichtbare Rampe vielleicht gar nicht aus der Römerzeit stammen könnte, denn an der Bauweise dieser Rampe sind keinerlei römische Spuren zu erkennen. Sie ist also wahrscheinlich erst später entstanden, z.B. beim Bau des ersten Lechwehrs vor der Schlucht, als man 1784 -1787 mit einem Felsendurchstich das Lechwasser unterhalb der Schlucht in den Mühlbach leitete, um dort die neu entstandenen Mühlenbetriebe anzutreiben. Auch beim Bau der Seilerwarenfabrik um 1862 (später die Hanfwerke) hat man bei der Erhöhung des Wehrs sicher wieder die Zufahrten auf beiden Seiten des Lechs benutzt und weiter ausgebaut. Abb. 2: Abfahrtsrampe zum Lechufer, wahrscheinlich aus der Zeit von 1784 -1787, weiter ausgebaut um 1862 beim Bau der Seilerwarenfabrik (Hanfwerke Füssen)

Abb. 3: Die Querschnittsgrabung durch die angebliche Römerstraße zwischen dem Lech und dem felsigen Steilhang zeigt ebenfalls keine Merkmale der Via Claudia, sondern nur die sandigen Aufschüttungen einer angeschwemmten Flussterrasse. Abb. 4: Die Ausschwemmung bei der Flussterrasse am Lech zeigt ebenfalls nur sandiges Material und keine Merkmale der Römerstraße Via Claudia Augusta.

Damit wird durch die archäologischen Befunde bestätigt, dass es hier keine Trasse der Via Claudia Augusta gegeben hat. Somit steht auch die 1987 aufgestellte Nachbildung eines römischen Meilensteins am falschen Platz und sollte durch das Bayerische Amt für Denkmalpflege an eine Stelle versetzt werden, bei der sich die Fachleute einig sind, die richtige Trasse der Via Claudia gefunden zu haben.

Literatur

Eberl, Barthel: Die Römerstraße Augsburg-Füssen (Via Claudia Augusta), Schwäb. Museum (1931), Heft 1/2, S. 1 – 33, vor allem S. 33 Knussert, Richard: Das Füssener Land in früher Zeit, Kempten 1955, hier: S. 23 – 33 (Römische Straßen im Raum von Füssen, 1. Die Via Claudia) Peresson, Magnus: Der römische Lechübergang bei Füssen, in: Alt Füssen (2009), S. 5 - 41, in erster Linie S. 17-23

Bildnachweis

Abbildungen 1 bis 4: Fotos von Matthias Thalmair Matthias Thalmair: Der Ursprung Füssens am Fluss, an der Straße und der Brücke über den Lech, 3. Teil Neue Ergebnisse bei der Suche nach der Trasse der Römerstraße Via Claudia über den Stieglbergsattel zum Weißhaus und nach Zieglwies

Abb. 1: Auch hier gab es Streit zwischen R. Knussert und M. Peresson: Die Via Claudia habe über den Stieglbergsattel (Knussert: weiße Linie) oder den Kratzerweg (Peresson: grüne Linie) von Unterpinswag zum Lechufer hinübergeführt.

Der Streit um die Trasse der Via Claudia fand seine Fortsetzung auch jenseits der Grenze auf österreichischem Boden. Während bei Dr. Knussert die Römerstraße über den Sattel am Stieglberg geführt hat, favorisierte Peresson die Route über den Kratzerweg. Bei archäologischen Untersuchungen in den Jahren 2004 und 2006 konnte Dr. Grabherr die beiden Theorien gegeneinander abwägen. Er sprach sich ganz klar für den Stieglbergsattel aus. Nach seinen Untersuchungen deutet beim Übergang über den Kratzer kein einziges Anzeichen darauf hin, dass hier irgendwann in der Römerzeit oder im Mittelalter jemals eine Straße über diese Route geführt hat. Dafür sind keine Spuren zu finden, weder auf der Ostseite bei der Auffahrt noch bei der Abfahrt auf der Westseite. Auf beiden Seiten wären an den Wegen auch Ausweichstellen notwendig gewesen, die aber ebenfalls fehlen. Alle noch vorhandenen Spuren zeigen keine Straße, sondern nur einen Fußweg oder Reitweg an, der möglicherweise schon bei den Römern als Saumpfad benutzt wurde. Für den Wagenverkehr ist er aber nicht ausgebaut worden. Im 19. Jahrhundert ließ die Königin Marie den Alpenrosenweg über den Kratzer anlegen. Er ist heute noch teilweise erhalten, weil er gerne als Abkürzung zwischen Ziegelwies und Schluxen benutzt wurde.

Abb. 2: Nach Grabherr ging die Via Claudia Augusta über den Stieglbergpass und dann auf der rechten Lechseite am Weißhaus vorbei zur Zieglwies bei Füssen, wie es schon Barthel Eberl 1931 angenommen hatte. Zur Verdeutlichung wurde diese Strecke mit der roten Linie nachgezeichnet.

Eigentlich ist es gar nicht so wichtig, ob nun die Via Claudia über den Kratzerweg oder über den Stieglbergsattel geführt hat. Entscheidend ist stattdessen, wie der weitere Wegverlauf war. Knussert und Peresson halten hier an der Lechüberquerung fest, obwohl sich bei den Wegspuren zum Lech hin und vor allem an der Abrisskante am Lechufer keine Merkmale einer Römerstraße feststellen lassen. Es ist auch ganz unwahrscheinlich, dass hier an der breitesten Stelle des Lechs, noch dazu schräg über den Fluss, eine Brücke hinübergeführt hätte. Am gegenüberliegenden Ufer war auch keine Möglichkeit für eine Raststelle, für eine Kastellanlage zur Überwachung der Brücke und für die Errichtung einer Ansiedlung. Deswegen hat Dr. Grabherr schon 2006 angenommen, dass die Via Claudia auf der Strecke bis zum Weißhaus auf dem rechten Ufer des Lechs entlanggeführt hat, was B. Eberl bereits 1931 angenommen hat. Dafür spricht zum einen die geradlinige Streckenführung vom Stieglberg bis nach Zieglwies, zum andern die sehr gute Straßengrundlage durch den angeschwemmten Kies auf dieser Flussseite. Dadurch wird auch wett gemacht, dass es nicht auf der Sonnenseite des Tales liegt, aber das ist ebenso der Fall bei der römischen Nebenstraße von Vils über Pfronten und Nesselwang. Abb. 3: Die geradlinige Trasse, die günstigere Bodenbeschaffenheit auf dieser Lechseite, die ebene Strecke und ein geringerer Aufwand beim Bau sprechen für die Trassenführung auf der rechten Lechseite. An dieser Römerstraße gibt es über dem Weißhaus Anzeichen in den Felswänden für einen römischen Steinbruch. Abb. 4: An der deutsch-österreichischen Grenze führt die Via Claudia Augusta in gerader Linie durch Füssen-Ziegelwies und strebt dem Lusaltenübergang zu.

Literatur

Eberl, Barthel: Die Römerstraße Augsburg-Füssen (Via Claudia Augusta), Schwäb. Museum (1931), Heft 1/2, S. 1 – 33, vor allem S. 33 Grabherr, Gerald: Geleisestraßen – Spuren alten Verkehrs, in: Pöll, Johannes: Der Verlauf der Via Claudia Augusta zwischen und /Bez. , Innsbruck 1994 Grabherr, Gerald: Die Via Claudia Augusta in Nordtirol – Methode, Verlauf, Funde, in: Walde, Elisabeth / Grabherr, Gerald (Hrsg.): Via Claudia Augusta und Römerstraßenforschung im östlichen Alpenraum, Innsbruck 2006, S. 35-336 Knussert, Richard: Das Füssener Land in früher Zeit, Kempten 1955, hier: S. 30/31 Peresson, Magnus: Die Via Claudia Augusta am Eintritt in die Alpen. Die Kratzer - Traverse, in: Alt Füssen (2010), S. 5 – 33, besonders: Der Verlauf der Via Claudia Augusta im Bereich von , S. 7-12

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Knussert, Bildanhang, Aufnahme Nr. 6 Abb. 2: Grabherr (2006), S. 152 (Bildausschnitt) Abb. 3-4: Fotos vom Autor Matthias Thalmair Matthias Thalmair: Der Ursprung Füssens am Fluss, an der Straße und der Brücke über den Lech, 4. Teil Neue Ergebnisse bei der Suche nach der Trasse der Römerstraße Via Claudia Augusta am Lusaltenübergang bei Füssen-Ziegelwies

Abb. 1: Eintragung der Altstraße zwischen dem Stadtteil Ziegelwies (unten) und der Bundesstraße vor der Kirche Unserer Lieben Frau am Berg (oben) im Jahr 2013. Abb. 2: Trasse der Altstraße bei der Auffahrt von Ziegelwies zum Lusaltenübergang

Abb. 3: Der Einschnitt zwischen den Felsen am Lusaltenübergang ist 3 Meter breit. Abb. 4: Bei der Abfahrt zur Bundesstraße hin ist die Altstraße von Alleebäumen eingefasst. Der Fußweg daneben wurde erst später angelegt und führt in einer weniger steilen Serpentine nach unten, damit die Fußgänger leichter zur Straße hinuntergehen können. Abb. 5: In einer Kurve um den Felsen herum führte die Altstraße talwärts herunter, so ähnlich, wie es beim Fußweg noch zu sehen ist, der hier auf die Bundesstraße trifft.

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Georeferenzierung von Frau Dr. Stephanie Zintl vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege

Abb. 2 – 5: Fotos vom Autor Matthias Thalmair Matthias Thalmair: Der Ursprung Füssens am Fluss, an der Straße und der Brücke über den Lech, 5. Teil Neue Ergebnisse bei der Suche nach der Trasse der Römerstraße Via Claudia Augusta bei der Überquerung des Lechs mit einer Holzbrücke

Abb. 1: Die zwischen dem Felsen und dem Leprosenhaus nach rechts abzweigende Straße, genannt der „Hohe Weg“, wurde nach der Chronik von Hans Faigele erst am 1. August 1618 errichtet. Die Trasse der Via Claudia muss also zwischen den Hütten (auf der linken Seite) und dem Leprosenhaus (rechts) zum Lech hinabgeführt haben.

Die „Füssener Chronik des Füssener Färbermeisters Hans Faigele (1618 – 1648) Eine heimatkundliche Quelle im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum“ Bearbeitet von Richard Lipp, Reutte i. T.:

Abb. 2: Transkription des Textes, links - Übersetzung ins heutige Deutsch, rechts1 Abb. 3: Der Engpass zwischen Leprosenhaus und Kirche entstand beim Bau der sog. „Hochstraße“ 1618 und wurde erst 1968 beim Abriss des Leprosenhauses beseitigt.

Abb. 4: Auch auf diesem Bild erkennt man, dass vor 1618 die Trasse der Via Claudia zwischen den Hütten und dem Leprosenhaus zum Lech hinabgeführt haben muss. Errichtung der römischen Lechbrücke bei Füssen

Sie war möglicherweise so ähnlich beschaffen, wie es das Modell der Rheinbrücke zeigt, die Cäsar 55 v. Chr. beim Angriff auf die Germanen zwischen Andernach und Koblenz erbauen ließ. Es war eine Pionierbrücke, die nach Cäsars Beschreibung in nur 10 Tagen errichtet wurde. Hölzerne, stromaufwärts gesetzte Prellböcke, sollten die Brückenpfeiler vor Treibgut schützen. Manchmal sorgte auch der Feind für zerstörend wirkende Baumstämme.2

Die römische Via-Claudia-Brücke über den Lech bei Füssen dürfte wohl auch in einer ähnlichen Form durch das römische Militär als Pionierbrücke errichtet worden sein.

Abb. 5: Die Brücken waren in der frühen Römischen Geschichte aus Holz erbaut, wie auch die Rheinbrücke von Cäsar (55 v. Chr.). Mit einer Ramme sind die Tragpfähle vermutlich jedoch senkrecht eingeschlagen worden. Die Bauzeit von 10 Tagen hat man wohl dadurch erreicht, dass an der Brücke mehrere Gruppen eingesetzt waren.3

Nach den vorausgegangenen Untersuchungen kann man mit Recht annehmen, dass die Via Claudia zum Lech hingeführt hat und dort die Römer den Fluss mit einer Holzbrücke überquert haben. Ob danach die Via Claudia geradewegs über den Uferhang nach oben ging, kann wegen der Kloster- und Kirchenbauten nicht mehr festgestellt werden. In der Römerzeit sind dort vermutlich die Bauten der römischen Raststation gewesen. Von dort war das Römerkastell „Foetibus“ schnell zu erreichen, das auf dem heutigen Schlossberg stand. Bei der Reichenstraße knickte die Via Claudia dann nach Norden ab und folgte nun der römischen Vermessungslinie. Abb. 6: Bei dieser geometrisch genau vermessenen Uraufnahme des Bereichs der Stadt Füssen am Lech im Jahr 1818 kann man unter www.bayernaltlas.de die Breite des Flusses und die Länge der beiden Brücken abmessen.

Von 1818 bis 1826 gab es nämlich zwei Brücken über den Lech, weil die damalige Bayerische Verwaltung der Stadt Füssen die alte Lechbrücke für „baufällig“ erklärt und einen Neubau angeordnet hatte. Deshalb wurde neben der (baufälligen) alten Brücke (rechts im Bild) erst einmal eine neue Notbrücke bzw. Behelfsbrücke erbaut (links im Bild), die bis zur Brückenfertigstellung den Verkehr zu tragen hatte. Deshalb gab es also 1818 bei der Uraufnahme Füssens zwei Brücken über den Lech, bis man die alte Lechbrücke neu errichtet hatte. Im Computer kann man heute auf den alten historischen Karten von 1818 die frühere Breite des Lechflusses bei Füssen nachmessen. Sie beträgt bei der Not- oder Behelfsbrücke ca. 45 m und bei der alten und dann neu erbauten Lechbrücke ca. 65 m. Daraus lässt sich folgern: Bei den Römern hat man vermutlich die engste Stelle des Flusses benutzt und dort die Brücke gebaut. Später wurde dann das höhere Widerlager der Lechbrücke bei den Felsen der Schiffwirtschaft bevorzugt und eine längere Brücke in Kauf genommen. Abb. 7: Karte des Bayerischen Vermessungsamts in Marktoberdorf von 1821/22 mit der neu erforschten Trasse der Via Claudia und dem Lechübergang (rot-gelb), der Nebenstraße rechts vom Lech (grün-gelb) und der Vermessungslinie (schwarz).

Soll man glauben, dass die Römer eine Brücke oberhalb der Lechschlucht erbaut haben und erst die Mönche vom Kloster des hl. Magnus sie dann unterhalb der Lechschlucht errichteten? Die Römer fanden bereits die günstigste Stelle für eine Lechbrücke und der Augsburger Bischof wählte über 7 Jahrhunderte danach genau diesen Ort, um am Ausgang der Alpen ein Kloster anzulegen, bei dem die Mönche die Landesgrenze sichern, die Brücke überwachen und Zoll verlangen konnten. Abb. 8: Das alte Kloster St. Mang (1623-1638) vor dem barocken Umbau, mit dem Lechwehr, der hölzernen Lechbrücke mit Zollschranke, dem Faulenbacher Tor und dem Lechtor mit Zollhaus, Barbakane und ein Stück der Stadtmauer. Auf dem Bild fehlen jedoch das Hohe Schloss und die ganze Stadt Füssen.

Anmerkungen 1 Lipp, S. 191 f. 2 vgl. Heinz, S. 54 f. 3 vgl. Heinz, S. 55

Literatur Böhm, Reinhold: ALT FÜSSEN AUF STICHEN, GEMÄLDEN UND PLÄNEN DES 16. BIS FRÜHEN 20. JAHRHUNDERTS, Füssen 1988 Böhm, Reinhold: Füssen: Wesenszüge einer 700jährigen Stadt, Stuttgart 1992 Heinz, Werner: Reisewege der Antike – Unterwegs im Römischen Reich, Stuttgart 2003 Lipp, Richard: Die Füssener Chronik des Füssener Färbermeisters Hans Faigele (1618 – 1648). Eine heimatkundliche Quelle im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, in: Alt Füssen (1990), S. 191-210

Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Böhm (1988), S. 36, Nr. 67, Alois Flad: Füssen von Südwesten – Sammelbild um 1837, Füssen, Heimatmuseum (Detailansicht) Abb. 2: Lipp (1990), S. 191 f. Abb. 3: Bildarchiv der Stadt Füssen Abb. 4: Böhm (1988), Titelbild (Detailansicht) Abb. 5: Heinz (2003), S. 55 Abb. 6: Bayerisches Landesamt in München: Kolorierte Urkarte der Stadt Füssen von 1818 Abb. 7: Vermessungsamt Marktoberdorf, Karte von Füssen mit Ziegelwies (1821/22) Abb. 8: Böhm (1992), S. 27; Das vorbarocke Kloster St. Mang (Kupferstich aus Daniel Meisners Werk „Politisches Schatzkästlein“, zwischen 1623 und 1638 entstanden)