Stadt Frechen Gewerbeflächenkonzept

Dipl.-Ing. Dominik Geyer Dipl.-Kfm. Claudia Bargmann Mathis Busch, M. Sc. Raumplanung

Köln, August 2019

Geschäftsführende Stadt- und Regionalplanung Gesellschafter: Dr. Jansen GmbH Dipl.-Geogr. Ursula Mölders Neumarkt 49 Stadt- und Regionalplanerin SRL 50667 Köln Dipl.-Ing. Dominik Geyer Stadtplaner AK NW, Bauassessor Fon 0221 94072-0 Stadt- und Regionalplaner SRL Fax 0221 94072-18

Gesellschafter/Seniorpartner: [email protected] Dr. Paul G. Jansen www.stadtplanung-dr-jansen.de

Inhaltsverzeichnis

1 Aufgabenstellung 1 1.1 Handlungsanlass und Zielsetzung 1 1.2 Herangehensweise 2

2 Rahmenbedingungen 3 2.1 Lagefaktoren 3 2.2 Infrastruktur in der Stadt Frechen 4 2.3 Wirtschaftsentwicklung 5

3 Ökonomische Kontextindikatoren 6 3.1 Bevölkerungsentwicklung 6 3.2 Arbeitsplatzentwicklung 7 3.3 Wirtschaftliche Zentralität 9

4 Quantitativer Standort- und Flächenbedarf 11 4.1 Berechnungen zum Gewerbe- und Industrieflächenbedarf 11 4.2 Fortschreibung der Katasterflächen Gewerbe und Industrie IT.NRW 11 4.3 GIFPRO Berechnung nach der Methode der Bezirksregierung Köln 12 4.4 Aktuelle Bedarfsberechnung der Bezirksregierung Köln 13 4.5 Tatsächliche Anfragen 14 4.6 Zwischenfazit 14

5 Flächenreserven 15 5.1 Vorbemerkung 15 5.2 Regionalplanerische Potenzialflächen 15 5.3 Flächenreserven auf FNP-Ebene 15 5.4 Bilanzierung Bedarf und Flächenreserven 19

6 Gewerbeflächenprofile 20 6.1 Vorbemerkung 20 6.2 Kategorie A: Standort für technologie- und wissensbasierte Unternehmen sowie Dienstleistung 21 6.3 Kategorie B: Standort für Handwerk, kleine und mittlere Gewerbebetriebe sowie unternehmensbezogene Dienstleistungen 21 6.4 Kategorie C: Standort für mittlere bis große Gewerbebetriebe, großmaßstäbliche Ansiedlungen und ausgewählte Logistikbetriebe 22

7 Strukturkonzept 24 7.1 Vorbemerkung 24 7.2 Positionierung der Stadt Frechen für die Standortkategorie A 24 7.3 Innovationsachse Königsdorf 25

Stadt Frechen – Gewerbeflächenkonzept

7.4 Innovationsachse Frechen Zentrum 26 7.5 Standortkategorien B und C: Bestandsicherung, Transformation und Neuentwicklung 28 7.6 Europark 29 7.7 Frechen-Wachtberg 30 7.8 Kurzes Resümee 33

8 Vertiefungsbereich Bonnstraße/Kölner Straße 37 8.1 Keramo-Gelände 37 8.2 Städtebauliche Prämissen 37 8.3 Städtebauliches Konzept 38

In dem nachfolgenden Text verwenden wir eine geschlechtsneutrale Sprache. Bei der konkreten Ansprache von Personen werden sowohl die weiblichen als auch die männlichen Personen genannt, z. B. „Bewohnerinnen und Bewohner“. Sollte aus Versehen oder aus Gründen der besseren Lesbarkeit an einigen Stellen nur die männli- che Form, z. B. „Akteure“ gewählt sein, meinen wir aber immer auch die weiblichen Personen, nämlich die Akteurinnen. Selbstverständlich sind für uns immer Männer und Frauen gleichzeitig, gleichgestellt und chan- cengleich angesprochen.

Dieses Gutachten unterliegt dem Urheberrecht. Vervielfältigungen, Weitergabe oder Veröffentlichung des Gutachtens in Teilen oder als Ganzes sind nur nach vorheriger Genehmigung und unter Angabe der Quelle erlaubt, soweit mit dem Auftraggeber nichts anderes vereinbart ist. Alle Fotografien, Pläne und Skizzen, die nicht gesondert gekennzeichnet sind: © Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

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1 Aufgabenstellung

1.1 Handlungsanlass und Zielsetzung In diesem Kontext stellt sich die Frage, ob diese Frechen ist eine wirtschaftlich prosperierende Transformationsräume geeignet sind, neue Wirt- Stadt. Ein ausgeglichenes Spektrum an mittelständi- schaftsprofile zu erschließen und vor allem, welche schen Betrieben in hoher Diversität sowie industriell Wirtschaftsprofile hier marktkonform definiert ausgerichtete Unternehmen sind Basis und zugleich werden können. Motor einer positiven wirtschaftlichen Dynamik. Dabei bindet sich das vorliegende Fachgutachten Der breit gefächerte Branchenmix und die damit auf unterschiedlichen Ebenen in die planerischen einhergehende gegenseitige Ergänzung und Diversi- Perspektiven der Stadt Frechen ein: tät hat für den Wirtschaftsstandort Frechen den entscheidenden Vorteil, dass insbesondere in Zeiten . Aktuell wird der Regionalplan für den Regie- wirtschaftlicher Instabilität, wie z. B. der zurücklie- rungsbezirk Köln neu aufgestellt. Es werden genden Finanz- und Wirtschaftskrise, eine breit sämtliche Wirtschaftsflächen (Gewerbe- und aufgestellte, wenig krisenanfällige und damit stabile Industriebereiche GIB und Allgemeine Sied- Unternehmensstruktur vorherrscht. lungsbereiche ASB) auf den Prüfstand gestellt. Nicht entwickelbare Bereiche werden aus der Für die städtische Prosperität ist es in diesem Kon- regionalplanerischen Perspektive herausge- text eminent wichtig, das mit diesem Branchenmix nommen, andere kommen hinzu. Hierfür ist einhergehende wirtschaftliche Niveau zu halten und die wirtschaftliche und flächenspezifische Posi- darüber hinausgehend Entwicklungsspielräume für tionsbestimmung jeder Kommune erforder- neue Unternehmen zu eröffnen. Hierbei spielt die lich. Flächendisposition eine zentrale Rolle: Unterneh- . Die aktuelle Neuaufstellung des Flächennut- men wirtschaften auf Flächen, und wenn Flächen zungsplans beinhaltet auch die planerische nicht für Unternehmensansiedlungen oder Weiter- Festlegung von Gewerbe- und Industrieflä- entwicklungen zur Verfügung stehen, wird auch die chen. Das Gewerbeflächenkonzept wird paral- wirtschaftliche Dynamik in der Konsequenz nachlas- lel zur FNP-Neuaufstellung erarbeitet und fügt sen. Neugründungen oder Neuansiedlungen wer- sich in den planerischen Prozess ein, wobei es den nicht stattfinden; Verlagerungen oder die Aus- im Verhältnis zum FNP eine deutlich höhere lagerung von Betriebsteilen in andere Kommunen Detailschärfe zeigt. oder Regionen erfolgen zwangsläufig. . Im Rahmen der REload Studie „Zukunft Rhein- Erft-Kreis 2030“ wurden Handlungsmaximen Zentrale Frage im Rahmen des Fachgutachtens zu insbesondere im Kreativ-Sektor für den Rhein- den Gewerbe- und Industrieflächen in der Stadt Erft-Kreis definiert. Frechen ist zunächst, welche Flächenbedarfe für die . Parallel zum vorliegenden Fachgutachten wur- Wirtschaft in Zukunft bestehen und ob die vorhan- de die Fragestellung der Förderung von digital- denen Flächenreserven geeignet sind, die Bedarfe affinen Unternehmen in der Stadt Frechen im zu decken. Ziel des Fachbeitrags ist demnach zu- Hinblick auf Machbarkeit und Standortfakto- nächst die Bestimmung des aktuellen Status quo ren durch IW Consult untersucht. der Reserveflächen und die Vorbereitung des plane- . Bereits im Vorfeld des vorliegenden Fachgut- rischen Handlungs- und Flächenmobilisierungsbe- achtens hat das Büro ASTOC Architects and darfs aufgrund der erforderlichen Bedarfe. Planners als Grundlage für die Bauleitplanung Darüber hinausgehend unterliegt die Stadt Frechen für den Vertiefungsbereich Bonnstraße/Kölner einem steten strukturellen Wandel. Betriebe verla- Straße eine städtebauliche Rahmenplanung für gern ihre Standorte oder stellen ihre Geschäftstä- das ehemalige Steinzeug-Gelände/Hermann- tigkeit ein, Flächen und Grundstücke werden dispo- Seger-Straße erarbeitet. nibel und erfahren im Rahmen der wirtschaftlich prosperierenden Entwicklung eine neue Nutzung.

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1.2 Herangehensweise Die zunächst rein flächenbezogene Betrachtung Zunächst wird im vorliegenden Fachgutachten kurz wird ergänzt um für die Stadt Frechen relevante auf die Standortfaktoren und die sich daraus erge- Wirtschaftsprofile. benden wirtschaftlichen Profile der Stadt Frechen eingegangen. Anhand ökonomischer Kontextindika- Abschließend wird im Rahmen des Strukturkonzepts toren wird die wirtschaftliche Situation der Stadt belegt, welche Wirtschaftsbereiche in der Stadt Frechen ausgewählten Referenzräumen gegenüber- Frechen (noch) unterrepräsentiert sind und über gestellt. Damit kann eine Positionsbestimmung welche (Flächen-) Strategie die möglichen Potenzia- dargestellt werden. le erschlossen werden können. Handlungsleitlinien, differenziert nach Erhalt/Sicherung, Transformation In einem weiteren Schritt wird der zukünftige Be- und Neuausweisung, sind bezogen auf die Einzelflä- darf an Wirtschaftsflächen der Stadt Frechen an- chen dokumentiert. hand unterschiedlicher Berechnungsmethoden ein- gegrenzt. Die Erstellung des Gewerbe- und Industrieflächen- gutachtens zielt im Ergebnis auf die Frage ab, ob die Darauf aufbauend sind die gewerblich-industriellen vorhandenen Flächenpotenziale für die wirtschaftli- Reserveflächen dokumentiert und einer Bewertung che Entwicklung der Stadt Frechen geeignet sind, unterzogen. Die Reserven werden zusammenfüh- welche Anpassungen erforderlich sind, um die zu rend den errechneten Flächenbedarfen in Form erwartende Nachfrage zu decken und welche neuen einer Bilanzierung gegenübergestellt. Daraus ergibt Profile für die Stadt Frechen erschlossen und wo sie sich ein flächenspezifischer Handlungsbedarf. verortet werden können.

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2 Rahmenbedingungen

2.1 Lagefaktoren der Flughafen Frankfurt in 1,5 Stunden erreichbar. Auf europäischer Ebene liegt die Stadt Frechen im Mit der Bundesautobahn A 61 besteht eine direkte Verflechtungsbereich der Regionen Rhein-Ruhr, Verbindung von den Niederlanden und Belgien zum Aachen-Lüttich-Maastricht, Vlaamse Ruit (Belgien) deutschen Autobahnnetz. sowie der niederländischen Randstad. Diese Ver- dichtungsräume bilden den Kernraum der „Euro- Die Stadt Frechen ist dem Rhein-Erft-Kreis zugeord- Rhein-Region“. Hier bestehen die am stärksten net und befindet sich im Regierungsbezirk Köln. messbaren Güter-, Passagier- und Informations- Frechen grenzt westlich an das Kölner Stadtgebiet ströme Zentraleuropas. Die Bevölkerungsdichte und kann so zum Verdichtungsraum Köln-Bonn beträgt das 3,6-fache des EU-Durchschnitts. Der gezählt werden. Die unmittelbaren Nachbarkom- Flughafen Köln/Bonn ist innerhalb einer halben munen sind Bergheim, , und Hürth. Stunde, der Flughafen Düsseldorf in einer Stunde, In der landesplanerischen Ordnung wird Frechen als Mittelzentrum eingestuft. Abbildung 1: Europäische Einordnung der Stadt Frechen

Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen

Frechen ist eine Stadt des Rheinischen Braunkoh- gehört die Stadt Frechen mit ihren westlichen lereviers im Rhein-Erft-Kreis und grenzt westlich an Stadtteilen zum Naturpark Rheinland, zu dem auch die Stadt Köln. Nach Auslaufen des Braunkohleab- der nicht vom Abbau betroffene Königsdorfer Wald baus und der Rekultivierung der Tagebauflächen gehört. Die Stadt Frechen besteht aus neun Stadt-

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teilen, in denen insgesamt 52.212 Einwohner zu ner bzw. Kölner Straße als Landesstraße 277 weiter Hause sind (IT.NRW, Stand 31.12.2017). Das Stadt- nördlich um die Innenstadt herumgeführt. Südlich gebiet umfasst insgesamt 45,11 km2, die Bevölke- der Kernstadt wird der überörtliche Verkehr über rungsdichte beziffert sich entsprechend auf 1.157 die Bundesstraße 264 geleitet. Zur Verkehrsentlas- Einwohner pro km2. tung der B 55 im Stadtteil Königsdorf wird derzeit eine neue Anschlussstelle zur A 4 gebaut, die west- Mit den Universitäten und Hochschulen in Köln, lich des Stadtteils Königsdorf über die ebenfalls neu Düsseldorf und Bonn gibt es eine breit aufgestellte zu errichtende L 361 erreichbar sein wird. regionale Hochschullandschaft, die als maßgeblich positiver Standortfaktor zu werten ist. Darüber Die Bahnstrecke Köln-Frechen wird aktuell aus- hinaus liegen die Messestandorte Köln und Düssel- schließlich von Güterzügen befahren. Der ehemali- dorf im direkten Einzugsbereich der Stadt Frechen. ge Personenbahnhof Frechen ist aufgehoben; das Bahnhofsgebäude wird heute als Gaststätte ge- Es ist mehr als evident, dass die genannten Lagefak- nutzt. Der Stadtteil Frechen-Königsdorf verfügt über toren sich auf die Nachfrage nach Gewerbe- und einen eigenen Haltepunkt auf der Schnellfahrstre- Industrieflächen niederschlagen. In allen Maßgaben cke Köln-Aachen. Hier halten die S-Bahn-Linien S 13, zur Flächendisposition wird dringend empfohlen, S 19 und S 12 der S-Bahn Köln und bieten somit eine diese Rahmenbedingungen zu berücksichtigen und Direktverbindung u. a. zum Flughafen Köln-Bonn. Im sich diese wirtschaftlich zunutze zu machen. Hinblick auf die Einbindung in das regionale und überregionale ÖPNV-Netz ergibt sich somit im Ver- 2.2 Infrastruktur in der Stadt Frechen gleich der Stadträume eine bessere Erreichbarkeit des Stadtteils Königsdorf als der Frechener Kern-/ Die Lage im Rhein-Erft-Kreis und die Nähe zu der Innenstadt. Zudem sind weitere regionale und über- Stadt Köln sowie eine attraktive Kernstadt begüns- regionale Anbindungen über den Hauptbahnhof tigen die Standortfaktoren der Stadt Frechen. Köln in nur rund 10 km Entfernung erreichbar (rund 16 Minuten Fahrtzeit mit der S-Bahn vom Bahnhof Frechen verfügt auf seinem Stadtgebiet über sieben Königsdorf, ca. 30 Fahrminuten mit dem Pkw aus Grundschulen und drei weiterführende Schulen der Frechener Innenstadt). sowie eine Volkshochschule. Neben diesen Bil- dungseinrichtungen befinden sich in Frechen zu- Die ehemalige Hauptverkehrsachse, die Kölner sätzlich zwei Schulen zur Förderung der emotiona- Straße, ist in der Innenstadt Fußgängerzone, durch len und sozialen Entwicklung sowie eine Förder- die die Linie 7 der Kölner Verkehrsbetriebe fährt. In schule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Ent- Frechen-Bachem endet die Buslinie 145 der Kölner wicklung. Das Bildungsangebot wird durch eine Verkehrsbetriebe, die Frechen mit Köln-Weiden Musikschule und die Stadtbücherei vervollständigt. verbindet. Ansonsten wird der Busverkehr in Fre- Zurzeit erfolgt zudem die Errichtung einer Fach- chen und zu den Nachbarstädten durch acht Linien hochschule am Bahnhof Frechen. der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft betrieben. Die- se Linien werden durch ein nächtliches und sonn- Über die Autobahn A 1 und das Autobahnkreuz tägliches Anrufsammeltaxisystem ergänzt. Die Köln-West ist Frechen an den überregionalen Ver- Linien bedienen insbesondere die nicht an die kehr angebunden. Eine weitere Teilanschlussstelle Straßenbahn angeschlossenen Stadtgebiete und (AS Frechen Nord) wurde an der Bonnstraße für die sorgen für eine flächendeckende Mobilität der Be- A 4 errichtet, ist jedoch lediglich einseitig, d. h. für völkerung zwischen der Stadt und dem direkten den Verkehr von und nach Aachen nutzbar. Derzeit Umland. läuft das Planfeststellungsverfahren zum Bau des Vollanschlusses sowie zur Verbreiterung der Bonn- straße. Über die A 1 ist eine direkte Anbindung bis in die Eifel oder das nordwestliche Bergische Land gegeben. Die A 4 ermöglicht zudem eine Verknüp- fung mit Aachen sowie den Niederlanden und Bel- gien. Der Erschließungsverkehr wird von der Düre-

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2.3 Wirtschaftsentwicklung Die Tradition der Stadt Frechen als „Töpferstadt“ reicht bis in das 15. Jahrhundert zurück, als die damaligen Töpfermeister den bis heute bekannten „Bartmannkrug“ aus Frechener Steinzeug schufen. Nachdem die Herstellung von Gebrauchskeramik aus Steinzeug im 18. Jahrhundert ihre überregionale Bedeutung verloren hatte, gewann im 19. Jahrhun- dert mit der industriellen Fertigung von Leitungs- rohren ein weiteres Steinzeugprodukt wirtschaftli- che Bedeutung für die Region. 1852 gründete Hein- rich Eduard Sticker die erste Steinzeugröhrenfabrik in der Breite Straße. Noch heute ist die Herstellung von Kanalrohren ein wichtiger Wirtschaftszweig in Frechen, jedoch mit abnehmender Bedeutung.

Bereits im 17. Jahrhundert wurde mit dem Abbau von kleineren Feldern Braunkohle begonnen, der bis zum zweiten Weltkrieg fortgeführt wurde. Nach diesem Zeitpunkt wurde der Abbau im großen Zent- raltagebau bis ca. zum Jahr 2003 fortgesetzt. Nach- dem die Auskohlung abgeschlossen war, wurde die Tagebaufläche rekultiviert und einer neuen Nutzung zugeführt. Das Gelände wird nun sowohl landwirt- schaftlich als auch teilweise als Industriegebiet genutzt. Weitere Teilflächen stehen heute als Nah- erholungsgebiet zur Verfügung.

Nachdem Frechen bis in die 1980er Jahre von sei- nen Bodenschätzen, wie beispielsweise Braunkohle, Quarzsand und Ton, abhängig war, vollzog sich in den weiteren Jahren ein Strukturwandel. Der heuti- ge wirtschaftliche Schwerpunkt liegt einerseits beim Handel mit einem breit gefächerten Angebot, ande- rerseits in einem Branchenmix von Unternehmen aus der Automobil-, Möbel- und Papierindustrie, aus Logistik, EDV und Medien.

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3 Ökonomische Kontextindikatoren

3.1 Bevölkerungsentwicklung trachtungszeitraums im Jahr 2018 leichte Einwoh- Die Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Frechen nergewinne von 1,6 % generieren. Allen drei Räu- verläuft in den letzten ca. zehn Jahren fast durchge- men gemeinsam ist, dass das Wachstum ab dem hend positiv und kann in diesem Zeitraum ein Plus Jahr 2015 abflacht, in der Stadt Frechen jedoch auf von ca. 5,7 % aufweisen. Der Bevölkerungsanstieg einem hohen Niveau, da hier zwischen den Jahren fiel in dem Zeitraum von 2011 bis 2015 besonders 2005 und 2018 ein Bevölkerungszuwachs von 7,2 % deutlich aus, um in den Folgejahren wieder auf verzeichnet werden kann. einem gemäßigteren Niveau zu verlaufen. Seit dem Jahr 2012 hat die Stadt Frechen ein Bevölkerungs- Abbildung 3: Bevölkerungsentwicklung im regiona- wachstum von ca. 3,7 % zu verzeichnen. Es ist anzu- len Vergleich nehmen, dass diese Entwicklung weiterhin anhalten wird. Heute leben zum letzten durch die Landesda- tenbank veröffentlichten Einwohnerstand zum 31.12.2018 insgesamt 52.473 Menschen in der Stadt Frechen. Der Verdichtungsraum Köln-Bonn gilt als wachsende Bevölkerungsregion, und die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt be- günstigt die Wanderung in das naheliegende Um- land. Quelle: IT.NRW, Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen Abbildung 2: Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Frechen Die aktuelle Bevölkerungsprognose des Landesamts Information und Technik basiert auf dem Basisjahr 2018. Bei der Prognoserechnung in der Basisvarian- te geht das Landesamt Information und Technik von einer Bevölkerungszahl von über 58.900 Personen im Jahr 2040 aus, was einem Wachstum von 12,8 % zum Ausgangsjahr 2018 entspricht.

Abbildung 4: Bevölkerungsprognose bis zum Jahr 2040 für die Stadt Frechen

Quelle: IT.NRW, Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen Hinweis: Die Statistik des Landesamts für Information und Technik (IT.NRW) beruht auf einer Fortschreibung der Bevölkerungszählung aus dem Jahr 1987. Mit dem Zensus im Jahre 2011 wurde der Bevölkerungsstand korrigiert.

Wird die Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Frechen mit den entsprechenden Zahlen für den Rhein-Erft-Kreis und für das Land NRW verglichen, wird deutlich, dass sich die Stadt Frechen deutlich positiver entwickelt hat als die Referenzräume. Die Werte des Landes NRW haben sich bei einem Ver- gleich zum Ausgangsjahr 2005 leicht negativ verän- dert und liegen ca. 0,7 % unter dem Ausgangswert. Der Rhein-Erft-Kreis weist in den Jahren 2011 bis Quelle: IT.NRW, Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen 2014 leichte Einwohnerverluste aus und kann im Zeitraum ab dem Jahr 2005 bis zum Ende des Be-

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3.2 Arbeitsplatzentwicklung Nicht zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftig- In der Stadt Frechen gibt es aktuell 19.457 sozial- ten zählen dagegen Beamtinnen und Beamte, Selb- versicherungspflichtig Beschäftigte. Nach der Defi- ständige und mithelfende Familienmitglieder. nition der Bundesagentur für Arbeit beinhaltet die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten In Frechen sowie im gesamten Rhein-Erft-Kreis alle Arbeitnehmer, die kranken-, renten-, pflegever- zeichnet sich seit Jahren eine positive wirtschaftli- sicherungspflichtig und/oder beitragspflichtig nach che Dynamik ab, wie die nachfolgende Grafik an- dem Recht der Arbeitsförderung sind oder für die hand der Veränderungen der sozialversicherungs- Beitragsanteile zur gesetzlichen Rentenversicherung pflichtig Beschäftigten für die letzten Jahre zeigt. Im oder nach dem Recht der Arbeitsförderung zu zah- Vergleich zum Ausgangsjahr 2008 konnte in den len sind. Dazu gehören u. a. auch Auszubildende, vergangenen zehn Jahren insgesamt ein Plus von Altersteilzeitbeschäftigte, Praktikanten, Werkstu- 5,9 % bei der Anzahl der sozialversicherungspflichtig denten, behinderte Menschen in anerkannten Beschäftigten erreicht werden. Der vorübergehende Werkstätten oder gleichartigen Einrichtungen und Einbruch der Beschäftigtenzahlen um annähernd Personen, die ein freiwilliges soziales/ökologisches 380 Personen im Jahr 2015 konnte im Folgejahr Jahr oder einen Bundesfreiwilligendienst leisten. wieder ausgeglichen werden.

Abbildung 5: Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Stadt Frechen 2008 bis 2018 (Stichtag 30.06.)

Quelle: IT.NRW, Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen

Die Zahlen der sozialversicherungspflichtig Beschäf- gen, des Verkehrswesens und der Lagerei so- tigten werden im Weiteren nach vier Wirtschaftsbe- wie des Gastgewerbes. reichen betrachtet: . Sonstige Dienstleistungen: in dieser Kategorie werden alle Unternehmen subsummiert, die . Land- und Forstwirtschaft, Fischerei zu den folgenden Sparten zu rechnen sind: In- . Produzierendes Gewerbe: hierzu zählen Un- formation und Kommunikation, Finanz- und ternehmen des Bergbaus und der Gewinnung Versicherungsdienstleister, Grundstücks- und von Steinen und Erden, des Verarbeitenden Wohnungswesen, Freiberufliche, wissenschaft- Gewerbes, der Energie- und Wasserversorgung liche und technische Dienstleister, sonstige sowie der Entsorgung. Ferner wird das Bauge- Unternehmensdienstleister, öffentliche Ver- werbe zu diesem Sektor gerechnet. waltung, Verteidigung und Sozialversicherung, . Handel, Gastgewerbe, Verkehr: hierunter Erziehung und Unterricht, Kunst, Unterhaltung fallen alle Unternehmen des Handels, der In- und Erholung, sonstige Dienstleister, private standhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeu- Haushalte mit Hauspersonal und exterritoriale Organisationen und Körperschaften.

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Abbildung 6: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Wirtschaftsbereichen 2008 bis 2018 (Stichtag 30.06.)

Quelle: IT.NRW, Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen

Bei der Betrachtung der sozialversicherungspflichtig den letzten zehn Jahren rund 4,8 Prozentpunkte Beschäftigten nach Wirtschaftsbereichen ist auffäl- verloren. Die Verluste in diesen beiden Bereichen lig, dass die Beschäftigtenzahlen im Bereich von kommen dem Bereich „Sonstige Dienstleistungen“ Handel, Gastgewerbe und Verkehr, auf den im Jahr zugute, der im Vergleichszeitraum rund 10,9 % 2008 noch über die Hälfte aller Beschäftigten ent- Beschäftigte hinzugewinnen konnte. Der Bereich fielen, heute mit 45,8 % vertreten sind und somit Land- und Forstwirtschaft kommt in der Stadt Fre- einen Rückgang von ca. 6,2 % hinnehmen mussten. chen mit 47 Beschäftigten auf einen Anteil von Auch im Sektor des Produzierenden Gewerbes sind 0,2 % im Jahr 2018, der grafisch nicht darstellbar ist. die Beschäftigungszahlen rückläufig: hier wurden in

Abbildung 7: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftsbereichen im regionalen Vergleich 2018

Quelle: IT.NRW, Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen

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Im Vergleich zu den Referenzräumen Rhein-Erft- 3.3 Wirtschaftliche Zentralität Kreis, Regierungsbezirk Köln und Land NRW fällt Allerdings sind es nicht die absoluten Beschäftigten- auf, dass die Stadt Frechen – trotz der deutlichen zahlen, die handlungsorientierte Schlussfolgerun- Rückgänge in den letzten zehn Jahren – anteilmäßig gen erlauben. Erst das Verhältnis der Einwohnerzahl immer noch die meisten sozialversicherungspflich- zu der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäf- tig Beschäftigten in der Kategorie Handel, Gastge- tigten lässt Rückschlüsse auf die eigentliche wirt- werbe, Verkehr hat. Aus diesem Grund ist anzu- schaftliche Prosperität bzw. Wirtschaftszentralität nehmen, dass die Beschäftigtenzahlen auch zukünf- eines Raums zu. tig in diesem Segment weiter rückläufig sein wer- den. Da sich die Beschäftigtenzahlen in dem Bereich Der Stadt Frechen weist mit ca. 329 sozialversiche- „Sonstige Dienstleistungen“ in der Stadt Frechen rungspflichtig Beschäftigten je 1.000 Einwohner in noch auf einem niedrigeren Niveau bewegen als in der zusammengefassten Kategorie „Handel, Gast- den Referenzräumen, sind hier weitere Verschie- gewerbe, Verkehr und Sonstige Dienstleistungen“ bungen zu erwarten. eine vergleichsweise hohe Arbeitsplatzzentralität auf. In diesem Wirtschaftssegment werden selbst die Arbeitsplatzzentralitäten vom Rhein-Erft-Kreis insgesamt, vom Regierungsbezirk Köln und dem Land NRW deutlich übertroffen. Für die Kategorie des Produzierenden Gewerbes dagegen unter- schreitet die Frechener Arbeitsplatzzentralität mit einem Wert von 41 Beschäftigten je 1.000 Einwoh- ner die Werte der Referenzräume deutlich.

Abbildung 8: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftsbereichen im regionalen Vergleich 2018

Quelle: IT.NRW, Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen

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Abbildung 9: Pendlersaldo von 2010 bis 2017 in absoluten Zahlen

Quelle: IT.NRW, Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen Hinweis: Aufgrund einer Revision der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) sind die Ergebnisse der Pendlerrechnung ab dem Jahr 2013 mit den bisherigen nur bedingt vergleichbar.

Diese hohe Arbeitsplatzzentralität schlägt sich bis zum Jahr 2014 auch in durchgehend positiven Pend- lersalden nieder. Da in den Folgejahren die Bevölke- rung der Stadt Frechen durch Wanderungsgewinne stark gewachsen ist, kann vermutet werden, dass sich aufgrund der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt in der Stadt Köln insbesondere junge Familien in der Stadt Frechen den Wunsch nach einem Eigenheim erfüllt haben. Diese zugezo- genen Personen erhöhen die Anzahl der Auspendler entsprechend, da in der Regel der Arbeitsplatz in der „alten“ Heimatstadt beibehalten wird.

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4 Quantitativer Standort- und Flächenbedarf

4.1 Berechnungen zum Gewerbe- und tipliziert. Die im Hinblick auf den bauleitplanerisch Industrieflächenbedarf erforderlichen Umfang von Siedlungsflächen ermit- Verschiedene Methoden werden aktuell eingesetzt, telten Bedarfe können für die regionalplanerische anhand derer die jeweilige Bedarfslage einer Ge- Festlegung von Siedlungsraum um einen Planungs- bietskörperschaft für Gewerbe- und Industrieflä- bzw. Flexibilitätszuschlag von bis zu 20 % erhöht chen für die Zukunft berechnet wird. Allein im Be- werden“ (vgl. Landesentwicklungsplan Nordrhein- reich der GIFPRO Methode (Gewerbe- und Indus- Westfalen, S. 31). Nachdem die hierfür erforderli- trieflächenprognose) ist eine Vielzahl an Versionen chen Daten des Siedlungsflächenmonitorings erst in der Anwendung. Zu nennen sind insbesondere im Jahr 2021 umfassend vorliegen werden, wird zur die sogenannte ILS-Version, das „Regionsmodell“, Ermittlung des zukünftigen gewerblichen Flächen- ein durch die Bezirksregierung Arnsberg weiterent- bedarfs in der Stadt Frechen auf aktuell valide Be- wickeltes Modell, sowie die Berechnungsmethode rechnungsmethoden und Trendfortschreibungen des ISB Aachen („Methode Vallée“). Weitere Modi- zurückgegriffen. Damit soll die künftige Bedarfslage fikationen der GIFPRO-Methode erfolgten durch die in einem realistischen Korridor abgebildet werden. Landesplanung NRW, die Regionalplanungsbehörde Münster sowie das Deutsche Institut für Urbanistik Angewandt werden folgende Methoden: mit einer trendbasierten, standortspezifischen Vari- ante „TBS-GIFPRO“. Die Varianten unterscheiden . Der erste Berechnungsansatz stützt sich auf sich durch unterschiedliche räumliche Bezugsgrö- Werte, die auf Grundlage der Industrie- und ßen, unterschiedliche Eingangsgrößen (statisch ver- Gewerbeflächen-Belegung der letzten zehn sus dynamisch), nach Raumtyp oder Wirtschafts- Jahre ermittelt wurden. Die jahresbezogenen gruppen differenzierten Quoten (Neuansiedlungs- Steigerungsraten werden fortgeschrieben quote, Verlagerungsquote) und durch die jeweils (extrapoliert) und bis zum Prognosehorizont verwendeten Flächenkennziffern. aufaddiert. Grundlage ist die Fortschreibung der Katasterflächen der Landesdatenbank. Darüber hinaus gibt es jenseits der GIFPRO-Berech- . Berechnung auf Basis der durch die Regional- nungsmethode zur Bedarfsermittlung noch trend- planungsbehörde vorgelegte GIFPRO Methode basierte Fortschreibungen vergangener Entwicklun- anhand der Arbeitsmarktdaten der Landesda- gen, z. B. auf Basis der Realnutzungskartierungen tenbank der jeweiligen Gebietskörperschaft, der Katasterflä- chen des Landesamts Information und Technik 4.2 Fortschreibung der Katasterflächen sowie der Daten aus dem durch die Bezirksregie- Gewerbe und Industrie IT.NRW rungen geführten Siedlungsflächenmonitoring. Die in der Landesdatenbank dokumentierten Katas- terflächen sind rückwärtig bis zum Jahr 1994 ver- Alle genannten Methoden haben ihre jeweilige fügbar. Basis für die Berechnung sind die Flächen- Rechtfertigung und auch Begründung; gleichwohl angaben zu Gebäude- und Freiflächen Gewerbe und zeitigen sie jeweils sehr unterschiedliche Ergebnis- Industrie sowie die Betriebsflächen abzüglich des se. Abbaulandes. In der Zeitreihe ist erkennbar, dass die Flächenzahl für diese Nutzungen in der Stadt Künftig ist vorgesehen, entsprechend der Maßga- Frechen tendenziell abnimmt. Dies liegt daran, dass ben des Landesentwicklungsplans (LEP) zu berech- in einer dichten Stadt wie Frechen mit einem hohen nen. Der LEP führt dazu aus: „Der Bedarf an neuen Maß an Nutzungskonkurrenz häufig Flächen aus der Wirtschaftsflächen ergibt sich aus den Ergebnissen gewerblich-industriellen Perspektive herausgenom- des Siedlungsflächenmonitorings (…). Dazu wird (…) men, d. h. planerisch umgewidmet werden. Damit die durchschnittliche jährliche Inanspruchnahme würden sich negative Bedarfszahlen ergeben, die in der letzten (mindestens zwei) Monitoring-Perioden dieser Form nicht realistisch sind. Methodisch wur- mit der Zahl der Jahre des Planungszeitraums mul-

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den demnach diejenigen jährlichen Flächendiffe- branchenzugeordneten Arbeitslosen – eine empiri- renzen, die im negativen Bereich liegen, nivelliert sche Flächenkennziffer je Verdichtungsraum ermit- und nur die positiven Entwicklungen fortgeschrie- telt. Diese liegt für die Stadt Frechen bei 256 m2. ben. Damit lässt sich annäherungsweise die Flä- chenbelegung durch Gewerbe und Industrie in der Im Ergebnis ergibt sich für die Berechnung ein Flä- Stadt Frechen nachhalten. Im Ergebnis ergibt sich chenbedarf bis zum Jahr 2035 von 77 ha, einschließ- auf dieser Grundlage ein Flächenbedarf bis zum Jahr lich des Planungszuschlags von 20 %. 2035 von 21 ha; zuzüglich der Erschließung mit 30 % Im Jahr 2014 hatte die Bezirksregierung Köln eine und eines Planungszuschlags von 20 % ergibt sich Flächenbedarfsberechnung für die Stadt Frechen ein Gesamtbedarf von 33 ha. bereits vorgenommen. Hochgerechnet auf das Jahr Abbildung 10: Flächenbedarfe 2040 ergibt sich aus dieser Berechnung ein Bedarf von 56 ha. Fortschreibung der Flächenentwicklung 21 ha der Vergangenheit bis 2040 Die bloße Bedarfszahl ist allerdings nur bedingt aussagekräftig für die konkrete Flächenplanung in der Stadt Frechen. Insoweit sollte eine Bedarfsab- Zzgl. Erschließung 30 % 6 ha schätzung zumindest differenziert nach Gewerbe und Industrie vorgenommen werden. Hintergrund Summe 27 ha ist, dass in der Regel Industriebetriebe einen deut-

lich höheren Flächenbedarf von Einzelflächen haben Zzgl. Planungszuschlag 20 % 5 ha als Gewerbebetriebe. Auch ist aufgrund des Emissi- onsverhaltens ein bestimmtes Flächenprofil erfor- Gesamtsumme Bedarf bis 33 ha derlich. Sollte sich im Ergebnis herausstellen, dass in 2040 der Summe der Flächen zwar ausreichend Potenzial zur Verfügung steht, dieses Potenzial sich aber aus- schließlich auf gewerblich orientierte Klein- und 4.3 GIFPRO Berechnung nach der Methode der Kleinstflächen aufaddiert und auf der anderen Seite Bezirksregierung Köln vorwiegend großflächige Nachfrager auf dem Aufbauend auf der Zahl der sozialversicherungs- Grundstücksmarkt auftreten, wird erkennbar sein, pflichtig Beschäftigten wird der zukünftige Wirt- dass die vorhandenen Potenziale nicht den Nach- schaftsflächenbedarf ermittelt. Hierbei gehen die fragestrukturen entsprechen – auch wenn die nu- Beschäftigtenzahlen im verarbeitenden Gewerbe merische Flächengröße im Einklang mit dem Bedarf und Baugewerbe zu 100 %, im Handel zu 50 %, in stehen sollte. den Bereichen Verkehr und Nachrichten zu 40 % Konkrete Daten zu Beschäftigten, differenziert nach und in den übrigen Dienstleistungen zu 10 % ein. Gewerbe- und Industriearbeitsplätzen, liegen in Auf empirische Untersuchungen und Analysen ge- Frechen nicht vor. Auch eine Auswertung der in der stützt werden in dem Modell zusätzlich Quoten Stadt Frechen gemäß Bauleitplanung festgesetzten angesetzt, die abbilden, welcher Anteil der Gewer- bzw. dargestellten Baugebietskategorien GE und GI beflächen pro gewerbeflächenbeanspruchendem ist wenig hilfreich, da vielfach Betriebe, die als In- Beschäftigten hiervon für einen Verlagerungsbedarf dustriebetriebe zu werten sind, innerhalb von Ge- bzw. für einen Neuansiedlungsbedarf benötigt wird. werbegebieten liegen und umgekehrt. Es wird von einem durchschnittlichen Neuansied- lungsbedarf von 0,3 % und einem Verlagerungsbe- Insoweit wird die differenzierte Bedarfsermittlung darf von 0,7 % pro Jahr ausgegangen. Die Reaktivie- für Gewerbe- und Industrieflächen hilfsweise abge- rung der durch Verlagerung freigesetzten Flächen schätzt über die Anzahl der Beschäftigten. Dabei wird mit 0,25 % vom Verlagerungsbedarf abgezo- werden die nach Wirtschaftszweigen typischer- gen. Für den Regierungsbezirk Köln wurde darüber weise der jeweiligen Betriebsart (GE oder GI) zuzu- hinaus – basierend auf der faktischen Inanspruch- ordnenden Beschäftigten ermittelt und mit den für nahme von Siedlungsflächen sowie der Zahl aller Frechen relevanten Flächenzahlen je sozialversiche- Erwerbstätigen im Regierungsbezirk inklusive der rungspflichtig Beschäftigten multipliziert.

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Zur Ermittlung des Flächenbedarfs, differenziert Der Wirtschaftszweig Verkehr ist durch die Ansied- nach Gewerbe und Industrie, anhand der Beschäf- lung einer Vielzahl von Logistikbetrieben vorwie- tigtenzahlen wird folgender Schlüssel vorausge- gend der industriellen Nutzung zugeordnet. Moder- setzt: ne Logistikbetriebe sind aufgrund ihrer Flächengrö- ße, ihres Emissionsverhaltens und ihres Dreischicht- Anteil Industrie- Anteil Gewerbe- Betriebs im Grundsatz in Industriegebieten unter- arbeitsplätze arbeitsplätze zubringen. Die Nachrichtenübermittlung spielt im Verarbeitendes 50 % 50 % Gewerbe Hinblick auf den Flächenbedarf eine untergeordne- te Rolle. Im Dienstleistungssektor sind 5 % der Ar- Baugewerbe 10 % 90 % beitsplätze dem industriellen Profil zugeordnet. Handel 0 % 100 % Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass in Industrie- Verkehr/ 60 % 40 % gebieten ein geringer Anteil unternehmensbezoge- Nachrichten ner Dienstleistungen liegt. Übrige Dienst- 5 % 95 % leistungen Unter der Annahme der dargestellten Schlüssel ist davon auszugehen, dass aktuell ca. 64 % der Be- Aufgrund der hohen Bedeutung der industriellen schäftigten eher gewerblichen Nutzungen zugeord- Nutzung in Frechen ist für das verarbeitende Ge- net werden können und ca. 36 % den industriellen. werbe ein ausgeglichener Ansatz gewählt. Das Bau- Unter der Annahme einer äquivalenten Flächen- gewerbe ist wie der Handel, die Instandhaltung und kennziffer ergibt sich damit Reparatur von Kfz und Gebrauchsgütern in der . ein Gewerbeflächenbedarf von ca. 36 bis 49 ha Regel in Gewerbegebieten ansässig. Ein entspre- und chender Schwerpunkt wird in dieser Richtung ge- . ein Industrieflächenbedarf von ca. 20 bis setzt. 28 ha. Zusammenführend ergibt sich der folgende Flä- chenbedarf:

GIFPRO-Berechnung mit Planungszuschlag GIRPRO-Berechnung Hochrechnung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen 23 Jahre Bezirksregierung Köln bis 2040 Insgesamt inkl. 2015 – 2035 Anteil GE Anteil GI 20 % Planungszuschlag

45 ha 56 ha 56 – 77 ha 36 – 49 ha 20 – 28 ha

4.4 Aktuelle Bedarfsberechnung der in der Mischnutzung verankert. Dieser ist allerdings Bezirksregierung Köln nicht näher quantifiziert. Der gewerbliche Anteil Im Januar 2019 hat die Bezirksregierung Köln eine dürfte, vorsichtig geschätzt, zwischen 5 ha und aktuelle Bedarfsberechnung auf Grundlage jüngster 10 ha liegen. Damit würde die aktuelle Bedarfslage statistischer Daten für den endogenen Bedarf der für Gewerbe (einschließlich des Mischgebietsan- Stadt Frechen vorgelegt. Im Ergebnis definiert die teils) zwischen 56 und 61 ha nach aktueller Berech- Bezirksregierung einen Bedarf von 51 ha für Gewer- nung der Bezirksregierung Köln liegen. Gemäß Lan- be- und Industrieflächen. Darüber hinaus ist unter desentwicklungsplan kann situationsabhängig noch der Rubrik Wohnen/Mischnutzung mit der Bedarfs- ein Planungszuschlag von 20 % addiert werden. Im zahl 122 ha ebenfalls hälftig ein gewerblicher Anteil Ergebnis kann insoweit auf Basis der aktuellen Be-

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rechnung der Bezirksregierung Köln von regional- 4.6 Zwischenfazit planerisch darstellbaren Werten zwischen 67 und Im Grundsatz ist darauf hinzuweisen, dass die Be- 73 ha ausgegangen werden. rechnungsmethoden zur Ermittlung des Bedarfs an Gewerbe- und Industrieflächen mit Unsicherheiten 4.5 Tatsächliche Anfragen behaftet sind. Die Gründe liegen in standardisierten Ein weiteres wichtiges Indiz zur tatsächlichen Be- Variablen, wie z. B. Flächenkennziffern, Reaktivie- darfslage sind die konkreten Anfragen nach Grund- rungs-, Verlagerungs- und Neuansiedlungsquoten, die nur annäherungsweise die tatsächlichen Ver- stücken durch gewerblich-industrielle Unterneh- men. Zum Stand November 2018 ist bei der Wirt- hältnisse widerspiegeln können. Aber auch außer- schaftsförderung der Stadt Frechen eine Flächen- ordentliche Ereignisse, wie z. B. der Wegzug oder die Ansiedlung eines oder mehrerer Großunter- größe angefragt zwischen 18,6 ha (Summe der Min- destflächenanfragen) und 21,9 ha (Summe der Ma- nehmen, können nicht prognostiziert und in die ximalflächenanfragen). Insgesamt verteilt sich diese Berechnung eingebunden werden. Flächenzahl auf 50 Anfragen. Der Schwerpunkt der Nachfrage liegt zwischen 1.000 m2 und 5.000 m2, Darüber hinaus ist darauf zu verweisen, dass die die Bandbreite reicht dabei von 500 m2 (IT-Firma) Bedarfsberechnungen immer auf Basis vergangener Entwicklungen erfolgen und diese (in jeweils sehr bis 6 ha (Logistik). Von den ca. 20 ha aktuell nachge- fragter Fläche entfallen alleine 2 ha auf Unterneh- unterschiedlicher Methodik) fortschreiben. Aktive men, die im Bereich Digitaltechnik sowie Forschung Stadtentwicklungsstrategien, Profilierungen für bestimmte (z. B. flächenintensive) Nutzungen oder und Entwicklung agieren und entsprechend syner- getischer Strategien innerhalb eines Technologie- nicht realisierte Nachholbedarfe werden mit den parks ihren optimalen Standort finden würden. Berechnungen nicht abgebildet. Insoweit kann jede Berechnung nur eine Momentaufnahme abbilden, Werden die im Zeitraum Januar 2017 bis November die einen Hinweis auf künftige Flächendispositionen 2018 abgelehnten Anfragen betrachtet, ergibt sich, gibt. Eine Überprüfung sollte in regelmäßigen Ab- ständen erfolgen. dass insgesamt 60 Anfragen abgelehnt wurden. Die gesamte nachgefragte Fläche liegt zwischen 138 ha (Summe der Mindestflächenanfragen) und 185 ha Gleichwohl ist davon auszugehen, dass mit dem Querschnitt unterschiedlicher Methoden ein Annä- (Summe der Maximalflächenanfragen). Zu definie- ren ist in diesem Kontext noch die „Ernsthaftigkeit“ herungswert an die tatsächlichen Bedarfszahlen, der Nachfrage, denn vielfach gibt es von Vorhaben- differenziert nach GE und GI, belegt ist. trägern regional weitgreifende „Streuanfragen“. Statistisch lassen sich die Streuanfragen zwar nicht Zusammenfassend kann von einem Bedarf von ca. isolieren; gleichwohl ist ein wichtiges Indiz für den 70 ha ausgegangen werden. Diese Zahl ist durch die tatsächlichen Anfragen ebenfalls belegt. Bedarf nach dem konkreten Standort Frechen, wenn die Anfrage nicht über die Wirtschaftsförde- rung des Kreises (WfG), sondern direkt in Frechen gestellt wurde. Von der genannten Hektarzahl ist ca. die Hälfte in Frechen direkt angefragt worden.

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5 Flächenreserven

5.1 Vorbemerkung Potenzialflächen Regionalplan Flächenreserven sind alle Flächen, die im Flächen- Fläche Größe (ha) Eignung zur Entwicklung (ha) nutzungsplan als gewerbliche Baufläche (G) oder als RP-Fläche 01 25 21 Gewerbe- oder Industriegebiet (GE/GI) dargestellt RP-Fläche 02 3 3 und nicht genutzt sind. Flächen, die im Regionalplan RP-Fläche 03 2 2 dargestellt, aber (noch) nicht in den Flächennut- zungsplan übernommen wurden, sind demnach keine Flächenreserven in diesem Sinne. Gleichwohl 5.3 Flächenreserven auf FNP-Ebene können sie im Rahmen einer landesplanerischen Auf Ebene des Flächennutzungsplans gibt es eine Anfrage nach § 34 Landesplanungsgesetz in den Reihe von Flächen, die planerisch als gewerbliche Flächennutzungsplan übernommen werden, soweit Bauflächen dargestellt sind. der entsprechende Bedarfsnachweis erbracht wer- den kann. Insoweit sind sie zwar nicht als eigentli- Dabei ist zu unterscheiden zwischen Flächen, die che Flächenreserven, gleichwohl jedoch als Potenzi- tatsächlich eine konkrete Nutzungsperspektive für alflächen zu werten. die gewerblich-industrielle Entwicklung haben, und Flächen, die zwar im Flächennutzungsplan noch 5.2 Regionalplanerische Potenzialflächen dargestellt, aber zwischenzeitlich anderweitig be- Im Regionalplan sind allgemeine Siedlungsbereiche legt sind. Letztere sind nicht mehr als Flächenreser- (ASB) sowie Bereiche für gewerbliche und industri- ve zu werten und aus der regionalplanerischen elle Nutzungen (GIB) zeichnerisch in grauer Farbe Bilanzierung zwischen Bedarf und Reserve heraus- dargestellt. zurechnen. In der Konsequenz sollten diese Flächen im Übrigen auch über ein formales Änderungsver- Abbildung 11: Regionalplanausschnitt Frechen fahren aus der Flächennutzungsplandarstellung herausgenommen werden.

Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an betriebsge- bundenen Flächen, die zwar der Bedarfsdeckung dienen, gleichwohl aber für bestimmte Betriebe reserviert sind und demnach durch die Stadt Fre- chen nicht an Nachfrager vermittelt werden kön- nen. Vor diesem Hintergrund rechnet die Regional- planungsbehörde betriebsgebundene Flächen ledig- Quelle: Bezirksregierung Köln lich zur Hälfte der Bedarfsdeckung an, d. h. nur die halbe Flächenzahl der betriebsgebundenen Flächen Werden die im FNP dargestellten Gewerbe- und findet Eingang in die regionalplanerische Bilanzie- Industrieflächen mit den regionalplanerischen Dar- rung. stellungen verschnitten, verbleiben im Ergebnis drei Potenzialflächen. Diese weisen eine Gesamtflächen- Insgesamt sind im Flächennutzungsplan der Stadt zahl von ca. 30 ha auf, die noch nicht durch den Frechen acht Flächen mit einer gesamten Flächen- Flächennutzungsplan erfasst sind und die demnach zahl von ca. 19 ha dargestellt. theoretisch in die Entwicklung gehen können. Keine der dargestellten Potenzialflächen ist insgesamt ungeeignet. Alle drei Flächen sind grundsätzlich für eine Entwicklung geeignet. Abzüglich ungeeigneter Teilflächen ergibt sich so ein Flächenpotenzial von 26 ha.

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Abbildung 12: Reserveflächen

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Anhand der nachfolgenden tabellarischen Aufstel- lung ist erkennbar, dass von den ca. 19 ha im Flä- chennutzungsplan dargestellten noch „freien“ ge- werblichen Bauflächen ca. 11 ha zu bilanzieren sind.

Flächenreserve gemäß Flächennutzungsplan der Stadt Frechen Flächengröße (ha) regionalplanerisch anrechenbar (ha)

FNP-Reserve 01 Frechen 1,34 1,34

FNP-Reserve 02 Frechen 0,63 0,63

FNP-Reserve 03 Frechen 0,87 0,87

FNP-Reserve 04 Frechen, betriebsgebundene Reservefläche 5,23 2,62

FNP-Reserve 05 Habbelrath, betriebsgebundene Reservefläche 4,21 2,12

FNP-Reserve 06 Habbelrath, betriebsgebundene Reservefläche 6,08 3,04

FNP-Reserve 07 Habbelrath, betriebsgebundene Reservefläche 0,42 0,21

FNP-Reserve 08 Habbelrath, betriebsgebundene Reservefläche 0,51 0,26

Summe 19,29 11,09

Im Ergebnis ergeben sich auf Basis der regionalpla- Damit wird deutlich, dass die regionalplanerischen nerischen Darstellung ein Flächenpotenzial von ca. Flächenpotenziale in die planerische Perspektive 26 ha und auf Basis der Darstellungen im Flächen- gebracht werden müssen, allein um die endogene nutzungsplan Reserveflächen von ca. 11 ha. Nachfrage, d. h. die Gewerbe- und Industrieflä- chenbedarfe, aus Frechen selbst heraus bedienen 5.4 Bilanzierung Bedarf und Flächenreserven zu können. Darüber hinaus müssen weitere Flächen im Umfang von 18 bis 40 ha identifiziert werden, In der Zusammenführung der Daten stehen der um den Bedarf bis 2040 zu decken. Bedarfslage von 55 bis 77 ha demnach ca. 11 ha an Flächenreserven im Flächennutzungsplan zuzüglich

weiterer für eine Entwicklung geeigneter 26 ha Flächenpotenziale aus der regionalplanerischen Darstellung gegenüber. Zusammenfassend ergibt sich das folgende Bild:

Gewerbe- und Industrieflächen

Flächennutzungsplanreserven 11 ha Bedarf 55 bis 77 ha

Delta -44 bis -66 ha

Einbeziehung Potenziale Regionalplan 26 ha

Delta -18 bis -40 ha

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6 Gewerbeflächenprofile

6.1 Vorbemerkung Maß an Offenheit sollte möglich sein. Versuche in der Vergangenheit, Gewerbeflächen sehr genau zu Ein sehr maßgebliches Defizit der aufgeführten profilieren (z. B. nur für Medienbetriebe oder für Bedarfsberechnungen (und in der darauf aufbauen- auch für Betriebe, die gewisse Umweltstandards den Gegenüberstellung von Bedarf und Flächenpo- erfüllen) haben häufig dazu geführt, dass die Flä- tenzial) liegt in der undifferenzierten und pauscha- chen nicht ausreichend nachgefragt wurden und als len Betrachtung. Fläche wird gleich Fläche gesetzt, erschlossene Flächen ungenutzt blieben. Aus der ohne zu berücksichtigen, dass Gewerbeflächen je Not heraus – denn die Erschließungskosten müssen nach Standort, Lage und Ausstattung des Gewerbe- refinanziert werden – wurden dann häufig die Vor- gebiets für sehr unterschiedliche Zielgruppen ge- gaben geöffnet und der hohe Anspruch vollständig eignet und interessant sind. Zum Beispiel nutzt es aufgegeben. einer Kommune oder Region wenig, wenn das Ge- samtmengengerüst an Flächen rein rechnerisch Gleichwohl ist es evident, dass Gewerbefläche nicht ausreichend ist, diese Flächen aber nicht nachfra- gleich Gewerbefläche ist und ein Minimum an Profil georientiert das richtige Profil oder die richtigen vordefiniert sein muss. Grundstücksgrößen aufweisen.

Zur Einstufung wird für Frechen zwischen drei Nicht allein das Flächenangebot, sondern auch grundsätzlichen Kategorien unterschieden. Diese weitere Kriterien wie das bauliche Umfeld, die Prä- Kategorien nehmen die qualitativen Standortpoten- gung durch andere Betriebe oder die Qualität des ziale hinsichtlich möglicher Nachfragergruppen in öffentlichen Raums spielen eine maßgebliche Rolle den Blick: für die Nachfrage. Über die rein quantitative Heran- gehensweise hinausgehend sollten die jeweils er- . Kategorie A forderlichen Qualitäten und Typisierungen der Ge- Standorte für wissensbasierte und technolo- werbestandorte in Form von Aussagen zur künfti- gieorientierte Unternehmen ggf. mit einem gen Gewerbestruktur ermittelt und in ihrer jeweili- Anteil an Forschung und Entwicklung, speziali- gen Größenordnung benannt werden. sierte Kleinproduktion und Dienstleistung . Kategorie B Die rein quantitative und „klassische“ Ermittlung Standorte für mittlere und kleinere Gewerbe- des Gewerbeflächenbedarfs ist demnach aufgrund betriebe und Handwerk, ggf. mit einem Anteil der zunehmend diversifizierten Nachfrage nach an (unternehmensbezogener) Dienstleistung spezifischen Standortkriterien für eine langfristige . Kategorie C Entwicklungsstrategie nicht ausreichend. Standorte für die gewerblich-industrielle Nut- Die Typisierung/Profilierung sollte darauf abzielen, zung in Verarbeitung und Produktion sowie in Gewerbestandorten - soweit möglich und sinn- Logistik und Konfektionierung voll - ein eindeutiges Bild zu verleihen bzw. hinsicht- lich der Ansiedlung von Unternehmen ähnlichen Wichtige Voraussetzungen für diese Flächenprofilie- Typs eine Schwerpunktsetzung vorzunehmen. Dies rung ist der Konsens zwischen Akteuren sowie die soll im Idealfall dazu führen, jeweils Gewerbeunter- Bereitschaft der Akteure vor Ort, auch in Zeiten nehmen mit ähnlichen Betriebseigenschaften oder geringer Nachfrage an dem Gesamtkonzept festzu- vergleichbarer (städtebaulicher) Ausstrahlung an halten und dies bei den Grundstückszuschnitten einem Standort bzw. Standortbereich zu konzent- und der Auswahl der Unternehmen zugrunde zu rieren. legen. Dies kann allerdings nur möglich sein, wenn sichergestellt ist, dass für alle drei Kategorien aus- Diese Form der Typisierung sollte allerdings auch reichend Fläche im Stadtgebiet zur Disposition ihre Grenzen haben. Es ist in der Regel wenig ziel- steht. führend, die Vergabe von Gewerbeflächen an be- stimmte Betriebstypen zu koppeln – ein gewisses

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6.2 Kategorie A: Standort für technologie- und derung durch vernetzte Freiraumstrukturen wissensbasierte Unternehmen sowie und ein einfaches Erschließungssystem Dienstleistung . Repräsentativer Standort, d. h. attraktiver Dienstleistungsbetriebe im Sinne des Fachgutach- Straßenraum (z. B. mit einheitlicher Bauflucht) tens sind vorwiegend institutionelle Dienstleister in für ein zusammenhängendes städtebauliches der Finanz- und Versicherungsbranche, wissen- Bild mit einem hohen gestalterischen An- schaftlich-technische Dienstleistungen, Forschung spruch im Sinne einer Adressbildung und Entwicklung, unternehmensbezogene Dienst- . Ökologische Qualitäten leistungen sowie private und öffentliche Verwal- . Räumliche Nähe zum gewachsenen Ort bzw. tung. Publikumsbezogene Dienstleister, wie z. B. integriert in das Stadtgefüge freie Berufe (Ärzte, Architekten, Steuerberater …), . Grundstücksgrößen ab 500 m2 sind im vorliegenden Gutachten nicht Gegenstand . Bauleitplanerische Gebietskategorie: Mischge- der Betrachtung. biet/Gewerbegebiet (MI/GE)

Übereinstimmendes Merkmal der Flächen für diese In Frechen ist die Kategorie A nur wenig an gebün- Nutzungen ist ein hohes Maß an Bau- und Städte- delten Standorten repräsentiert. Allerdings wurde bauqualität. Der Erfolg dieser Projekte wird sicher- in der REload-Studie der Wirtschaftsförderung des gestellt durch eine eindeutige Ausrichtung der Flä- Rhein-Erft-Kreises sowie in der aktuellen Studie chenentwicklung auf diejenigen Zielgruppen, die „Frechen, digital und kreativ“ eindeutig postuliert, genau die durch die Fachhochschule ausgelösten dass hier ein eminentes Entwicklungspotenzial be- Standortfaktoren nachfragen und sie aktiv nutzen. steht.

Naheliegende oder benachbarte Mischgebiete sind 6.3 Kategorie B: Standort für Handwerk, kleine nicht als Restriktion zu werten. Vielmehr führt die- und mittlere Gewerbebetriebe sowie ses Nebeneinander zur Funktionsmischung und unternehmensbezogene Dienstleistungen Lebendigkeit des Standorts. Unter Gewerbe wird im vorliegenden Fachbeitrag zunächst das „klassische“ Gewerbe im produzieren- Zusätzlich zur Funktionsmischung ist die Freiraum- den, verarbeitenden Sektor, im Handwerk sowie im gestaltung ein wichtiges Instrument zur Attraktivi- Baugewerbe verstanden. Dazu zählen im Grundsatz tätssteigerung des Standorts und Ausgangspunkt alle Nutzungen, die auf die Unterbringung in Ge- für die Entwicklung der Gewerbequalitäten. werbegebieten angewiesen sind, also aufgrund ihrer Verkehrserzeugung, ihres Flächenbedarfs oder Kriterien ihres Emissionsverhaltens in Gewerbegebieten nach . Technologie- und wissensbasierte Tätigkeiten, den §§ 8 BauNVO zulässig sind. Dies kann neben Dienstleistung, ggf. hochspezialisierte Produk- dem produzierenden und verarbeitenden Gewerbe tion technologischer (Klein-) Bauteile auch Nutzungen wie kleinere Logistik, Fuhrunter- . Standorteignung aufgrund der örtlichen Gege- nehmen, Verleih von Baumaschinen, größere Cate- benheiten, insbesondere die direkte Nachbar- ringfirmen, (Gebäude-)Reinigungsdienste etc. bein- schaft zu Hochschul- bzw. Forschungs- und halten. Entwicklungseinrichtungen, bzw. an einer schienengebundenen Verbindung zu diesen Jede Kommune muss in der Lage sein, dem einfa- Institutionen, d. h. ausreichendes Potenzial an chen gewerblichen Mittelstand, in der Regel inha- qualifizierten Arbeitskräften bergeführte Betriebe, mit einer gewerblichen bis . Bündelung von Kompetenzen und Innovatio- handwerklichen Ausrichtung Flächen in ausreichen- nen zur Förderung des Wissens- und Techno- dem Maß vorhalten zu können. Die städtebauliche logietransfers, der gleichzeitig der Ausbildung Qualität folgt hier weniger gestalterisch hohen eines individuellen Standortprofils dient Ansprüchen, sondern vielmehr einer guten Funktio- . Hochwertiges städtebauliches Konzept mit nalität. attraktiv gestaltetem öffentlichen Raum, Glie-

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In Frechen wird diese Kategorie maßgeblich durch und als solche in einem bauplanungsrechtlich nor- die Gewerbegebiete entlang der Alfred-Nobel- mierten Industriegebiet nach § 8 BauNVO unterzu- Straße sowie im Europark repräsentiert. bringen. Es handelt sich damit um Betriebe, die in keiner anderen Gebietskategorie als in Industriege- Die Grundstücksgrößen variieren zwischen 0,1 und bieten nach § 8 BauNVO zulässig sind. Zu beachten 2 ha, wobei der Schwerpunkt im Mittel bei Grund- ist, dass es sich hier keinesfalls um „Schwerindust- stücksgrößen zwischen 3.000 und 5.000 m2 liegt. rie“ handeln muss, die vielfach mit dem Begriff „Industriebetrieb“ assoziiert wird. Kriterien . Klare Ausrichtung auf Handwerk und kleinere Das Standortprofil C ist in der Stadt Frechen vor- bis mittlere Gewerbebetriebe wiegend vertreten am Wachtberg sowie in . Regionale bzw. lokale Bindung und räumlich Grefrath. Die Logistikbetriebe im Europark sowie enge Kundenorientierung, möglichst in das entlang der Alfred-Nobel-Straße sind teilweise Siedlungsgefügt integriert ebenfalls dieser Kategorie zuzuordnen. . Restriktionsarme Flächen . Bedarfsorientierte Erschließung mit der Mög- Bei Standorten der Kategorie C handelt es sich lichkeit, die Grundstücksgrößen flexibel zu ge- demnach um Flächen für Betriebe mit einem hohen stalten Flächenbedarf und z. T. mit Emissionsbedarf bzw. . Ein zusammenhängendes städtebauliches Bild vielen Verkehrsbewegungen. Mittlere bis große (z. B. über eine einheitliche Bauflucht) ist nicht Gewerbebetriebe, Logistiker im Dreischichtbetrieb, unbedingt erforderlich, kann aber je nach ge- großmaßstäbliche Ansiedlungen mit genehmi- wünschter Qualität und Adressbildung inner- gungsbedürftigen Anlagen nach Bundesimmissions- halb eines Gebiets erwünscht sein schutzgesetz bis hin zu Störfallbetrieben bilden die . Ausschluss von gebietsfremden Nutzungen wie primäre Zielgruppe. Bei der Planung stehen funkti- großflächigem Einzelhandel, großflächige Lo- onale Aspekte wie die verkehrliche Anbindung, der gistiker oder Vergnügungsstätten bzw. Bordel- Immissionsschutz und die Vermeidung von betrieb- le und bordellartige Betriebe lichen Restriktionen und Immissionskonflikten im . Kein Wohnen möglich, Betriebsleiterwohnen Vordergrund. Ziel ist es, den ökonomischen Rah- nur in Ausnahmefällen menbedingungen und den funktionalen Anforde- . Möglichst direkter Link zum übergeordneten rungen der späteren Nutzer Rechnung zu tragen. Straßennetz Das bedeutet, dass im Rahmen der verbindlichen . Grundstücksgrößen ab 1.000 m2 Bauleitplanung mögliche Konflikte koordiniert wer- . Bauleitplanerische Gebietskategorie: Gewer- den. Der Gestaltungsanspruch im öffentlichen Raum begebiet (GE) und an die Betriebe, die Adressbildung und beson- dere ökologische Qualitäten sind der Funktionalität und den betrieblichen Ansprüchen untergeordnet. 6.4 Kategorie C: Standort für mittlere bis große Gewerbebetriebe, großmaßstäbliche Ansiedlungen und ausgewählte Kriterien Logistikbetriebe . Großmaßstäbliches Profil Industriebetriebe sind Unternehmen im verarbei- . Konfliktarme Flächen, d. h. Grundsatz der tenden oder produzierenden Sektor, die immissi- Funktionstrennung zur Konfliktminimierung onsschutzrechtlich genehmigungsbedürftige Anla- mit ausreichend großem Abstand zu empfind- gen betreiben und damit per se ein erhöhtes Ge- lichen Nutzungen fährdungspotenzial für empfindliche Nutzungen wie . Gut ausgebautes Infrastrukturnetz, insbeson- z. B. Wohnen oder soziale Infrastruktureinrichtun- dere ausreichend breite Straßenprofile, die für gen auslösen. Auch Unternehmen, die die Arbeits- den Schwerlastverkehr geeignet sind zeiten in mindestens einem Dreischichtbetrieb . Gestaltungsanspruch und Adressbildung sind organisieren (i. d. R. Betriebe der Distribution), sind der Funktionsfähigkeit untergeordnet aufgrund des in der Regel erhöhten Emissionsver- . Direkter Link zur Autobahn und ggf. Möglich- haltens zur Nachtzeit als Industriebetrieb zu werten keit eines Gleisanschlusses bei Einhaltung von

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gestalterischen Grundzügen der Freiraum- und Häufig sind die Übergänge zwischen den Standort- Straßengestaltung kategorien fließend und die Leitmärkte bzw. die . Grundstücksgrößen ab ca. 1 ha Betriebsarten lassen sich nicht eindeutig zuordnen. . Bauleitplanerische Gebietskategorie: Indus- Die folgende Grafik gibt exemplarisch wieder, wie triegebiet (GI) sich Zuordnungen darstellen können.

Abbildung 13: Beispielhafte Zuordnungen zu Standortkategorien

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7 Strukturkonzept

7.1 Vorbemerkung Unternehmen mit der Wissenschaft kooperieren, Das Strukturkonzept stellt räumliche Ziele und Leit- während der bundesweite Anteil bei 34 % liegt. In linien der Gewerbe- und Industrieflächenentwick- Anbetracht der umfassenden universitären Bil- lung für die kommenden Jahre dar. Definiert wird dungslandschaft, in die der Rhein-Erft-Kreis und im Rahmen des Strukturkonzepts, in welchem Um- auch die Stadt Frechen eingebunden sind, wird fang und in welchen Bereichen neue Gewerbe- und deutlich, dass hier erhebliche Potenziale nicht er- Industrieflächen planerisch vorbereitet und wel- schlossen sind. chen Standortprofilen sie zugeordnet werden kön- Ein weiteres wichtiges Indiz für die Marktfähigkeit nen. eines innovativen Nukleus in der Stadt Frechen ergibt sich aus der Studie „Frechen, digital und 7.2 Positionierung der Stadt Frechen für die kreativ“ (IW Consult). In Unternehmensbefragun- Standortkategorie A gen, Workshops und Expertengespräche mit Fre- Das Thema Innovation, Forschung und Entwicklung, chener Akteuren und Unternehmern wird in aller Digitalisierung und Vernetzung ist aktuell in der Deutlichkeit postuliert, dass der Wissens- und Stadt Frechen räumlich unterrepräsentiert. Insoweit Technologietransfer zwischen Unternehmen und wird im Rahmen des Strukturkonzepts ein besonde- mit umliegenden Forschungsinstituten und Univer- res Augenmerk auf die Herleitung und räumliche sitäten mehr Potenzial bietet, als bislang genutzt Verortung von Flächen für die Standortkategorie A wird. gelegt. Im Ergebnis der vorliegenden Analyse, der REload Wie bereits eingangs ausgeführt, ergeben sich die Studie sowie der Untersuchung „Frechen, digital herausragenden Standortfaktoren in der Stadt Fre- und kreativ“ stellt sich zusammenführend die zent- chen aus der Lage innerhalb des EURO-Delta, der rale Frage in welcher Form und an welcher Stelle im sehr guten Verkehrsanbindung, dem direkten Link Stadtgebiet diese Potenziale erschlossen werden zur Metropole Köln und der damit einhergehenden können. Nähe zur Hochschullandschaft. Darüber hinausge- Evident ist, dass die hochqualifizierte Szene, die hend sind die Standortfaktoren in Frechen auch im kreativen Kerne, Technologieunternehmen und Kontext zur Rheinisch-Westfälischen Technischen Gründerinitiativen in erster Priorität den Standort Hochschule (RWTH) Aachen, dem Forschungszent- Köln nachfragen. Die urbane Vielfalt, die sozio- rum (FZ) Jülich und anderen Universitäten und kulturelle Infrastruktur und das innovative Klima Fachhochschulen in der Region zu sehen. Insoweit sind per se Standortfaktoren, die in Köln deutlich ist gerade der Standortfaktor „Verfügbarkeit von höher zu gewichten sind als in der Stadt Frechen. Fachkräften“ äußerst positiv zu werten. Die im Jahr Gleichwohl sind in Köln aufgrund massiver Nut- 2016 im Auftrag der Wirtschaftsförderung des zungskonkurrenzen und damit einhergehender Rhein-Erft-Kreises erarbeitete REload Studie führt mangelnder Flächendispositionen die Kapazitäten hierzu aus: „Die positiven Ausstrahlungseffekte der für die wirtschaftlichen Aktivitäten in der Innovati- Millionenmetropole Köln und der umgebenden Bil- onsszene zunehmend begrenzt. Ein Effekt, der be- dungs- und Forschungslandschaft sind vielfältig und reits seinen Niederschlag im Gewerbe- und Techno- bieten große Potenziale zur Vernetzung. Damit wer- logiepark in Königsdorf gefunden hat. Hier hat sich den positive Kaskadeneffekte im Rhein-Erft-Kreis ein kreative Mischung angesiedelt, die zunächst in erzielt, die bspw. die Impulse von Köln auf den Osten der Metropole Köln vermutet werden kann: Ver- des Kreises verstärken und in den Westen weitertra- triebsunternehmen, Firmen der Medizintechnik gen.“ (vgl. IW Consult; REload, Zukunft Rhein-Erft- über Werbeagenturen bis hin zu einem Plattenlabel. Kreis, Köln 2016, S. 9) Dieses Potenzial ist im Ergeb- Dabei ist der maßgebliche Standortfaktor in Königs- nis der genannten REload-Studie nicht ausge- dorf neben dem schienengebundenen Link nach schöpft. Im Rahmen der Erhebung zur Studie wurde Köln auch die direkte Bahnverbindung zum Hoch- ermittelt, dass im Rhein-Erft-Kreis lediglich 28 % der schulstandort Aachen.

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In diesem Kontext ergeben sich als wichtige und Darauf aufbauend bietet es sich an, an den Gewer- zentrale Aussage des vorliegenden Fachgutachtens be- und Technologiepark (GTP) in Königsdorf anzu- zwei Räume, die das Thema Innovation, Digitalisie- knüpfen und die planerischen Voraussetzungen für rung, Forschung und Entwicklung in Verbindung mit eine Weiterentwicklung zu schaffen. Zunächst kön- Dienstleistungsangeboten für die Standortkategorie nen die planungsrechtlichen Voraussetzungen für A positionieren können. entsprechende Impulse im östlich angrenzenden Gewerbegebiet Zur Mühle geschaffen werden. Hier 7.3 Innovationsachse Königsdorf sind etablierte gewerbliche Nutzungen bereits vor- handen. Ein wichtiger Gewerbe- und Technologiepark (GTP) als Ausgangspunkt für die erste Innovationsachse Abgesehen von dieser räumlichen Erweiterung des liegt in Frechen-Königsdorf südlich der Aachener GTP Königsdorf ist es darüber hinausgehend denk- Straße und verfügt fußläufig über eine Anbindung bar, auf der freien Fläche im Dreieck zwischen Müh- zum Königsdorfer Bahnhof. Der westliche Teil ist auf lenweg, Aachener Straße und Kölner Randkanal den 32.000 m2 von zahlreichen modernen Bürobauten Impuls aus dem Gewerbe- und Technologiepark geprägt, in denen sich ca. 100 Firmen niedergelas- aufzunehmen und hier für entsprechende Nutzun- sen haben. Das Spektrum reicht von Informations- gen Planungsrecht zu schaffen. Es wird empfohlen, und Kommunikationstechnik über Ingenieurleistun- diese Fläche im Flächennutzungsplan als gemischte gen, Medien, Werbung bis hin zu freiberuflichen Baufläche (M) aufzunehmen und bei erkennbarer Tätigkeiten. Beispielhaft seien genannt: Fahrlogistik Nachfrage bzw. konkreten Investitionsabsichten als Wächter, Medizintechnik Vaudlet, Werbeagentur Mischgebiet für technologieaffine Unternehmen Debüser & Bee, ifa systems, AKG Software Consul- sowie Wohnen festzusetzen. Damit kann auf lange ting. Frist in Königsdorf parallel zur Bahntrasse, ausge- hend vom bestehenden GTP, eine „Innovationsach- Östlich des Wendehammers der Augustinusstraße se“ entstehen, die einen wichtigen wirtschaftlichen und von dieser Seite nicht mit dem Auto erreichbar Impuls für die Stadt Frechen leisten kann. liegt das Gewerbecenter Zur Mühle. Die Zufahrt zu der Stichstraße Zur Mühle erfolgt unmittelbar über Standortkategorie A die Aachener Straße. Die neu erstellten Hallenseg- . Forschungs- und Entwicklungslabore mente sind noch nicht vollständig belegt. Auch . Co-working Spaces einige Büroräume unterschiedlicher Größe (zwi- . Gründerzentrum schen 13 und 200 m2) sind aktuell verfügbar. Ansäs- . Verwaltung sig sind in dem Gewerbecenter Freiberufler wie . Freie Berufe, Praxen DMC Datenschutzmanagement oder technischer . Wohnen Kundendienst wie EURO Elektrowerkzeug- und . Nicht störendes Gewerbe Maschinenservice GmbH. . Kleinproduktion und Vertrieb Abbildung 14: GTP Gewerbe- und Technologiepark Abbildung 15: Innovationsachse Königsdorf und Gewerbecenter Zur Mühle

Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen

Stadt Frechen – Gewerbeflächenkonzept 25

7.4 Innovationsachse Frechen Zentrum Die aktuelle Projektierung – die Grundsteinlegung Standort Kölner Straße/Alter Bahnhof erfolgte im Dezember 2018 – sieht auf dem etwa 4.900 m2 großen Grundstück drei Kammgebäude Für Königsdorf ist einschränkend anzumerken, dass mit je dreieinhalb Geschossen vor, die durch niedri- der GTP neben dem immobilienwirtschaftlichen gere Gebäude miteinander verbunden sind. Die Engagement allein aufgrund der guten schienenge- Fertigstellung des Gebäudekomplexes ist für das bundenen Anbindung entstanden ist und entspre- Jahr 2020 geplant. Im mittleren Gebäudeteil wird chend nicht aus Frechen selbst heraus wächst. Es sich die Fachhochschule des Mittelstands (FHM) auf sind die Standortfaktoren der Metropolräume Köln etwa 1.400 m2 Fläche niederlassen. Die FHM mit und Aachen, die diese Lage erst möglich machen. Hauptsitz in Bielefeld ist heute bereits in Pulheim Insoweit wird empfohlen, einen zusätzlichen und vertreten. Sie bietet unter anderem Studiengänge in mit der Stadt Frechen eng verzahnten Standort in den Bereichen Wirtschaft, Recht, Bauwesen, Mode- den Blick zu nehmen. Dabei sind die relevanten design und Hotelmanagement. Die Fachhochschule Prämissen für die im vorliegenden Gutachten do- kann somit zu einem wichtigen Ankerpunkt der kumentierte Standortkategorie A zu beachten: Innovationsachse Frechen werden.

. Standorteignung aufgrund der örtlichen Gege- Auch die Wohnfunktion ist am Standort neben dem benheiten, insbesondere die direkte Nachbar- alten Bahnhof vertreten: in dem neuen Gebäude schaft zu Hochschul- bzw. Forschungs- und sind 65 Appartements vorgesehen, die teilweise Entwicklungseinrichtungen bzw. an einer auch den Studierenden zur Verfügung stehen sol- schienengebundenen Verbindung zu diesen len. Im Erdgeschoss entstehen zudem zwei bis drei Institutionen, d. h. ausreichendes Potenzial an Gewerbeeinheiten, die als Ladenlokale genutzt qualifizierten Arbeitskräften werden können. . Räumliche Nähe zum gewachsenen Ort bzw. integriert in das Stadtgefüge Mit der neuen Fachhochschule des Mittelstands auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände der Stadt Fre- Entlang der Kölner Straße vom Alten Bahnhof bis chen ist aktuell ein Vorhaben projektiert, das als zur Kreuzung mit der Hochstedenstraße liegt eine Nukleus für eine entsprechende Entwicklung Impul- aktuell in der Projektierung befindliche Fläche. Das se geben kann. Dieser Standort bietet gleichzeitig Gebäude des alten Bahnhofs wird heute von einem mit der Haltestelle Frechen Bahnhof eine optimale Brauhaus gleichen Namens genutzt. Weniger als Anbindung in Richtung Köln, ist aber gleichermaßen 100 m Luftlinie entfernt ist ein Haltepunkt der Linie in das innerstädtische Geschehen integriert. Die 7, die Frechen mit der Stadt Köln verbindet. Die Frechener Fußgängerzone (Hauptstraße) liegt eine südliche Begrenzung bilden die Gleisanlagen. Der Stadtbahnhaltestelle entfernt bzw. ist zu Fuß in vier Bereich zwischen den Gleisen und der Häuserzeile Minuten zu erreichen. In Richtung der Fußgänger- an der Kölner Straße wird heute vorwiegend als zone können sich darüber hinaus innenstadtaffine Park- und Abstellfläche genutzt. Das ehemalige Nutzungen bündeln, sodass hier eine klare städte- Signalwerk, das heute als Kunstzentrum genutzt bauliche Einbindung entsteht. Damit sind optimale wird, bildet den südwestlichen Abschluss. Prämissen für einen Hochschulimpuls in Richtung eines Innovationsstandorts gegeben. Die Strahlwir- Abbildung 16: Standort Kölner Straße/Alter Bahnhof kung der neuen Fachhochschule wird durch eine weitere Planung in unmittelbarer Nachbarschaft gestärkt: im Kreuzungsbereich Kölner Straße/Elisa- bethstraße entsteht ein Innovations- und Gründer- zentrum für deutsche und chinesische Unterneh- men.

Für diesen Transformationsraum sind folgende Nutzungen relevant, die als Ausgangspunkt für die Innovationachse und technologie- und wissensba- Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen sierten Tätigkeiten stehen:

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Standortkategorie A Da die Firma Steinzeug Keramo die Produktion an . Fachhochschule des Mittelstands (FHM) ihrem Standort an der Alfred-Nobel-Straße im Juni . Dienstleistungen 2018 beendet hat, ergibt sich durch die freiwerden- . Co-working Spaces den Flächen eine Chance zur Neuordnung des Ge- . Gastronomie biets. Die Unternehmenszentrale von Steinzeug . Wohnen Keramo verbleibt in Frechen, aber die Flächen von . Forschung und Entwicklung Produktion, Lager, Labor und Personalverwaltung werden kurzfristig zur Verfügung stehen. Standort Keramo Die Standortfaktoren der Fläche sind neben der Nordöstlich des Areals für die Fachhochschule liegt Nähe zur neuen Hochschuleinrichtung herausra- das ca. 11 ha große Gelände der Steinzeug Keramo gend: Das Grundstück ist im Süden von der als GmbH. Der Bereich erstreckt sich westlich der Stadteingang überörtlich bedeutsamen Kölner Stra- Bonnstraße entlang der Alfred-Nobel-Straße. Neben ße und im Westen von der gewerblich geprägten zahlreichen kleineren Gewerbebetrieben hatte bis Bonnstraße begrenzt. Im Norden ist der Ausbau des 2018 auch die Firma Steinzeug Keramo GmbH einen Anschlusses der Bonnstraße an die A 4 geplant. Im Produktionsstandort mit verschiedenen Gebäude- Süden liegt die Stadtbahnhaltestelle der Linie 7 in teilen (Verwaltung, Säge- und Fräsehalle, Labor, Richtung Köln. Es wird empfohlen, diese Flächen für Prüfhalle, Versandhalle etc.) und flächenintensiven technologieaffine Unternehmen zu öffnen und die Lagerplätzen. Im Kreuzungsbereich der Bonnstraße entsprechenden planerischen Voraussetzungen zu mit der Alfred-Nobel-Straße befinden sich weiterhin schaffen. In diesem Zuge kann und soll der Bonn- die Autowerkstatt KSM Servicetechnik GmbH & Co. straße und der Kölner Straße an diesem Standort KG sowie der Sitz der New Sports GmbH, einem ein eigenes und attraktives „Gesicht“ verliehen Handelsunternehmen aus der Windsurf-/Funsport- werden. Damit soll eine attraktive Außenwirkung Branche. Im weiteren Verlauf der Alfred-Nobel-Stra- dieses für die Stadtentwicklung eminent wichtigen ße ist neben einem Autohändler auch die Lkw-Spe- Areals geschaffen werden. dition Josef Haas ansässig. Die Johannisstraße als Seitenstraße und südwestliche Begrenzung dieses Der Bereich an der Alfred-Nobel-Straße wird damit Bereichs ist Standort verschiedener kleinerer Be- Teil der Innovationsachse Frechen. Durch die Nähe triebe. Beispielhaft genannt seien hier der Sanitär- zur geplanten Hochschule und die verkehrsgünstige betrieb Elmer, ein Verkauf von Zelten und Planen Lage soll es Ziel sein, hier technologie- und wissens- sowie die Autowerkstatt Nettesheim. Im südlichen basierte Tätigkeiten und Dienstleistungen, ggf. auch Bereich (Kreuzung der Bonnstraße mit der Kölner eine hochspezialisierte Produktion technologischer Straße) liegen das Sportgeschäft US Golf Bauteile, anzusiedeln (Standortprofil A). Zu den GmbH und das Kampfsportcenter Frechen. wünschenswerten Branchen gehören im Einzelnen:

Abbildung 17: Standort Bonn-/Alfred-Nobel-Straße Standortkategorie A . Forschungs- und Entwicklungslabore . Gründerinitiativen/-zentren . Co-working Spaces . Verwaltung . Freie Berufe, Praxen . Allgemeine Dienstleistungen . Computer-Service/Software-Entwicklung . Biotechnologie . Unternehmensberatung, PR, Kommunikation und Medien . Ateliers Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen . Wohnen

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Standort Hermann-Seger-Straße Standortkategorie B Darüber hinaus liegt nordöstlich des Steinzeug . Co-working Spaces Keramo Areals das Dispositionszentrum der Galeria . Unternehmensbezogene Dienstleistungen Kaufhof AG. Aktuell ist in der Diskussion, dass dieser . Ateliers Standort teilweise oder insgesamt aufgegeben wird. . Kleinproduktion und Vertrieb In der Konsequenz sollten auch hier langfristige . Handwerkerhöfe für klassisches Gewerbe Überlegungen zur Neubelegung angestellt werden. (Maler, Tischler, Spengler u. Ä.) . Baugewerbe Der Standort liegt im westlichen Teil des Europarks . Ggf. Kfz-Reparatur, Lackiererei, Reifen und und wird von drei Straßenzügen begrenzt: im Osten Ersatzteile die Hermann-Seger-Straße, im Norden die Werner- von-Siemens-Straße und im Westen die Bonnstraße. Mit der zentralen Entwicklung des Bahnhofs-, Der großflächige Logistikkomplex wird von Parkflä- Keramo- und Kaufhof-Geländes hin zu einem Be- chen für Mitarbeiter an der östlichen Seite zur reich der Standortkategorie A/B mit dem Fokus auf Hermann-Seger-Straße hin gesäumt. Weitere Park- Forschung, Entwicklung sowie Digitalisierung kann möglichkeiten finden sich entlang der Werner-von- und soll für die Stadt Frechen ein neues und wichti- Siemens-Straße. ges Profil erschlossen werden, das die aktuell vor- herrschende wirtschaftliche Situation deutlich er- Abbildung 18: Europark/Hermann-Seger-Straße weitert und gleichermaßen als eigenständiges und präsenter Wirtschaftsbereich Teil der Frechener Stadtgesellschaft werden kann.

Abbildung 19: Innovationsachse Frechen Zentrum

Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen

Aufgrund eines dynamischen Wachstums des Digi- talgeschäfts werden die Kapazitäten der Dispositi- onszentren ausgebaut und in Zülpich zentralisiert. Daher kann sich dieser Bereich zu einem Transfor- mationsraum entwickeln, der Teil der Innovations- achse Frechen ist. Vorstellbar ist an diesem Stand- Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen ort eine klare Ausrichtung auf Handwerk und klei- nere bzw. mittlere Gewerbebetriebe (Standortprofil B). Bei dem Standort Europark/Hermann-Seger- 7.5 Standortkategorien B und C: Straße handelt es sich um eine restriktionsarme Bestandsicherung, Transformation und Neuentwicklung Fläche, die bedarfsorientiert erschlossen kann. Die Grundstücksgrößen innerhalb dieses Bereichs des Neben dem herausragend wichtigen Thema Innova- Gewerbegebiets können flexibel gestaltet werden, tion und Digitalisierung der Standortkategorie A gibt um den Anforderungen möglicher Interessenten zu es im Rahmen vorhandener Gewerbe- und Indus- entsprechen. Idealerweise werden die Flächen von triebereiche der Kategorien B und C Anpassungsbe- den folgenden Branchen, die eine regionale oder darf im Hinblick auf Bestandssicherung, Transfor- auch lokale Bindung haben, nachgefragt und belegt: mation und Erweiterung. Im Grundsatz geht es für die Standortkategorien B und C zunächst darum, die vorhandenen Standorte zu sichern und, ausgehend

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von einer vorhandenen Prägung, das Nutzungsprofil Im Grundsatz gilt es für diesen Standortbereich, die am Standort weiterzuentwickeln. Dies betrifft die vorhandene Struktur zu sichern und den Betrieben Bereiche Europark, Wachtberg, Grefrath, Dürener Entwicklungsmöglichkeiten anzubieten. Straße und Günter-Wiebke-Straße. Standortkategorie B 7.6 Europark . Einzelner Logistikbetrieb (< 10 ha) . Logistik und Konfektionierung (< 5 ha) Der Europark in Frechen erstreckt sich auf einer . Großhandelsbetrieb Verbraucherware Fläche von 1,16 Mio. m2 unmittelbar am Autobahn- . Großhandelsbetrieb Gewerbe- und Industrie- kreuz A 1/A 4 (grau hinterlegt). Dieses Gewerbege- güter biet lebt von der Mischung aus Unternehmen ver- . Verkehrsbetriebe schiedener Branchen, wie z. B. der Automobil-, . Lkw-Service, Reparatur und Waschanlage Papier-, Pharma- und Möbelindustrie sowie Logistik . Lagerei und Hightech. . Fuhrparkmanagement Abbildung 20: Europark . Logistisches Dienstleistungszentrum

Nordwestlich angrenzend wird eine Fläche von ca. 30 ha neu im Flächennutzungsplan verankert. Diese Fläche dient der Standortsicherung des Europarks, indem den dort wirtschaftenden Unternehmen Verlagerungs- oder Auslagerungspotenzial (bei zu engen räumlichen Verhältnisse im Europark) gebo- ten werden kann. Darüber hinaus können hier auch Verwaltung und Dienstleistung – insbesondere in Orientierung zur Krankenhausstraße – etabliert werden. Die Fläche ist mit dem Ausbau des Knotens auf die A 4 herausragend verkehrlich angebunden Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen und bietet sehr gute Standortprämissen. Im nördlichen Bereich des Europarks liegt unmittel- Abbildung 21: Europark – Standort Krankenhaus- bar an der Autobahn die FertighausWelt Köln auf straße über 20.000 m2. Auch die Deutsche Post und Anta- lis, die in Europa marktführende Großhandelsgrup- pe für den Vertrieb von Papier, Verpackungen und Visual Communication Materialien, sind in diesem Bereich zu verorten. Die Firma Lekkerland hat hier ebenso ihren Sitz wie Klöckner Stahl- und Metall- handel. Auf der westlichen Seite der Bonnstraße sind neben dem Bauhaus-Lager eine Niederlassung der Max Weishaupt GmbH, Jasper Industriehydrau- lik GmbH & Co. und Boeser Frischfleisch angesie- delt. Entlang der Kölner Straße haben einige Auto- häuser wie beispielsweise Hans Westkamp GmbH & Co., Automobilgruppe Dirkes, Citroen Car Stop Fre- chen und G.F. Autowelt Frechen ihren Sitz. Südlich Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen der Bahngleise liegt der neuere Teil des Europarks, in dem sich als größte Unternehmen das Dehner

Gartencenter und Kostüme Deiters niedergelassen haben. Entlang der Dr.-Gottfried-Cremer-Allee ha- ben neben einer Filiale des Discounters Lidl zahlrei- che kleinere Betriebe ihren Standort.

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Standortkategorie A/B 7.7 Frechen-Wachtberg . Verwaltung Im Süden Frechens liegt heute der einzige Standort . Allgemeine Dienstleistungen im Rheinischen Revier, an dem im sog. Kohlevered- . Unternehmensbezogene Dienstleistungen lungsbetrieb (früher Brikettfabrik Wachtberg) aus . Unternehmensberatung, PR, Kommunikation Braunkohle Briketts erzeugt werden. In direkter und Medien Nachbarschaft befindet sich das Kraftwerk Frechen- . Computer Service/Software Entwicklung, Ver- Wachtberg, das den RWE-Kohleveredlungsbetrieb trieb mit Strom und Dampf versorgt. . Großhandelsbetrieb Gewerbe- und Industrie- güter Abbildung 23: Frechen-Wachtberg . Verkehrsbetriebe . Lkw-Service, Reparatur Waschanlage . Fuhrparkmanagement . Logistisches Dienstleistungszentrum

Im südöstlichen Bereich des Europarks liegt das Sondergebiet Einzelhandel, das über die Dürener Straße und das Autobahnkreuz hervorragend ver- kehrlich erschlossen ist.

Abbildung 22: Europark – Sondergebiet Einzelhan- Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen del Das Gebiet ist durch Gleise erschlossen, über wel- che die Betriebe mit Braunkohle aus den Tagebauen versorgt werden. Die weitere verkehrliche Anbin- dung erfolgt über die Dürener Straße und die Straße Neuer Weg.

Es ist davon auszugehen, dass mit dem sukzessiven Rückzug der Braunkohle auch am bestehenden Standort der Kohleveredlung eine Transformation erfolgen wird und neue Nutzungen Raum greifen werden. Dabei ist darauf zu achten, das industrielle Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen Profil zu halten und die Transformationsflächen für entsprechende Unternehmen vorzuhalten. Das Möbelhaus Porta belegt Flächen zentral im 2 westlichen Bereich und verfügt über ca. 40.000 m Standortkategorie C Verkaufsfläche. Westlich der Europaallee sind ein . Chemische Erzeugnisse Fachmarkt für Sportbekleidung (Intersport Drucks) . Industrieller Maschinen- und Anlagenbau und ein Textilfachmarkt (Robert Ley) standortprä- . Industrielle Produktion von Stückgütern gend. Östlich der Europaallee hat eine Filiale des . Industrielle Massenproduktion Baumarkts Bauhaus ihren Standort und benachbart . Störfallbetriebe nach Seveso-III-Richtlinie das Gartencenter Blumen Risse. Die Nutzungen sind heute etabliert und als Standorte für nicht zentren- Östlich angrenzend wird empfohlen, Entwicklungs- relevanten Einzelhandel ein wichtiger Handels- möglichkeiten planerisch zu verankern. Eine ca. schwerpunkt in der Stadt Frechen. 40 ha große Fläche (grün dargestellt) wird im Vor- entwurf zum neuen Flächennutzungsplan der Stadt Frechen planerisch abgebildet und soll für eine weitere industrielle Entwicklung disponiert werden. Dabei wird empfohlen, entlang der Straße Neuer

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Weg eher Flächen für Handwerksbetriebe vorzuse- Mit dem erwarteten Auslaufen der Tagebauaktivitä- hen (Abschirmwirkung in Richtung der Wohnbe- ten ab dem Jahr 2030 wird das Instandhaltewerk bauung) und von hier ausgehend erst in zweiter der RWE Power in Grefrath entsprechend sukzessi- Reihe Industrienutzungen vorzusehen. ve weniger benötigt. Aus diesem Grund wird dieser Bereich in zeitlichen und auch räumlichen Abschnit- Standortkategorie B/C ten zu transformieren sein. . Klassisches Gewerbe (Maler, Schreiner, Speng- ler) Für die ca. 48 ha große Fläche empfiehlt sich eine . Elektrotechnik sowie Mess-, Steuerungs- und Mischung der Bereiche Arbeiten, Forschen und Regelungstechnik Leben und somit die Zuordnung zu einer Kombina- . Kleinproduktion tion der Standortortprofile A und B. . Baugewerbe . Kreislaufwirtschaft, Recyclingtechnologien Darüber hinaus kann die Fläche im Kontext zur ggf. . Effizienztechnologie, Kraftwerkstechnik, Kraft- Aktivierung der Nord-Süd-Werkbahn für den öffent- Wärme-Kopplung lichen schienengebundenen Nahverkehr gesehen . Energie- und Umwelttechnik werden. Über einen östlich gelegenen Haltepunkt . Industrieller Maschinenbau kann die Fläche schienengebunden erschlossen . Industrielle Produktion von Stückgütern werden und erhält damit ausgezeichnete Entwick- . Industrielle Massenproduktion lungsmöglichkeiten. . Chemische Erzeugnisse . Störfallbetriebe nach Seveso-III-Richtlinie im Standortkategorie B/C südwestlichen Teilbereich . Freie Berufe, Praxen . Forschungs- und Entwicklungslabore Grefrath . Computer Service/Software-Entwicklung Zwischen den Stadtteilen Grefrath und Habbelrath . Unternehmensberatung, PR, Kommunikation liegt der Standort, der heute durch RWE Power AG und Medien genutzt wird. Hier betreibt das Unternehmen eine . Co-working Spaces Werkstatt auf einer Fläche von 36.000 m2, die sog. . Gründerzentren Hauptwerkstatt Grefrath. Ferner haben Gebäude, . Unternehmensbezogene Dienstleistungen, die als Schreinerei und Dreherei genutzt werden, allgemeine Dienstleistungen hier ihren Standort. Auch ein RWE-Ausbildungs- . Verwaltung zentrum befindet sich hier. Neben mehreren Lager- . Ateliers hallen verfügt das Gebiet über einen Rangier- und . Wohnen Abstellbahnhof für Güterzüge mit vielen Gleissträn- . Baugewerbe gen. Das Gebiet liegt relativ nah zur Wohnbebauung . Kleinproduktion der Stadtteile Grefrath und Habbelrath. . Klassisches Gewerbe (Maler, Schreiner, Speng- ler …) Abbildung 24: Standort Grefrath . Kfz-Reparatur, Lackiererei, Reifen und Ersatz- teile

Zu beachten wird sein, dass diese Fläche an der überörtlichen West-Ost-Grünverbindung zwischen Marienfeld und der Frechener Innenstadt liegt. Auch sollte im Zuge der weiteren Planungen darauf geachtet werden, dass eine Grün- und Wegeverbin- dung in Nord-Süd-Richtung zwischen den Stadttei- len Grefrath und Habbelrath ermöglicht wird.

Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen

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Dürener Straße Standortkategorie A Dieser Standort wird heute durch die Filialen zahl- . Freie Berufe, Praxen reicher Handelsunternehmen und entsprechende . Kommunikation, Medien, PR Parkflächen geprägt: An diesem verkehrsgünstigen . Allgemeine Dienstleistungen Standort in Innenstadtnähe finden sich beispiels- . Verwaltung weise Filialen von HIT, Aldi, Rossmann, Fressnapf, . Wohnen Thomas Philipps Sonderposten und Dänisches Bet- . Handel tenlager. In den Randbereichen sind die Autowerk- statt A.T.U Frechen sowie ein Imbissbetrieb ansäs- Günter-Wiebke-Straße sig. Eine Gleislinie bildet die südöstliche Begrenzung Das Gebiet an der Günter-Wiebke-Straße ist alleini- des Bereichs. ger Standort der Chemiefirma ESK-SIC GmbH, einem Hersteller von Siliciumcarbid-Körnungen und Frakti- Abbildung 25: Standort Dürener Straße onen. In verschiedenen Hallen und Gebäuden auf dem Gelände sind Verwaltung, Produktion, For- schung und Logistik untergebracht. Das Gebiet liegt in der Nähe der Wohnbebauung des Stadtteils Grefraths. Die Zufahrt erfolgt über die Dürener Straße und die Günter-Wiebke-Straße.

Abbildung 26: Günter-Wiebke-Straße

Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen

Wie in der Fortschreibung des Einzelhandelskon- zepts vom April 2018 festgehalten, belegt der Standort Dürener Straße aktuell insgesamt rund 8.700 m2 Verkaufsfläche. Die Angebotssituation wird in erster Linie durch die nahversorgungsrele- vanten Verkaufsflächen der Lebensmittel-SB-Betrie- Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen be HIT und Aldi sowie jeweils eines Getränke- und Drogeriemarkts geprägt. Zentrenrelevante Sorti- Vorherrschende Grundstrategie am Standort ist die mente werden zum Beispiel in zwei Bekleidungs- Sicherung des Unternehmens. Nachdem das Unter- fachmärkten und einigen Fachgeschäften (z. B. nehmen künftig verstärkt in Forschung und Entwick- Schreibwaren und Blumen) geführt. Der Einzelhan- lung investieren und am Standort entsprechende delsstandort befindet sich in räumlicher Nähe zur Nutzungen vorsehen wird sollen die entsprechen- Innenstadt und begründet mit seiner Angebots- den Flächendispositionen eröffnet und planerisch struktur eine ausgeprägte Wettbewerbsintensität. gesichert werden. Aus diesem Grund wurde als planungsrechtliche Zielsetzung beschlossen, die Handelsfunktionen des Standortkategorie B/C Standorts aufzugeben und eine Überplanung des . Forschungs- und Entwicklungslabore Gebiets durch die Neuaufstellung eines Bebauungs- . Handwerk plans mit der Festsetzung eines Mischgebiets i. S. d. . Chemische Erzeugnisse § 6 BauNVO vorzunehmen. . Industrieller Maschinen- und Anlagenbau Aufgrund der räumlichen Nähe zur Frechener In- . Industrielle Produktion von Stückgütern nenstadt und der attraktiven verkehrlichen Lage ist . Industrielle Massenproduktion diesem Transformationsraum das Profil A „Techno- logie- und wissensbasierte Tätigkeiten, Dienstleis- tung, ggf. hochspezialisierte Produktion technologi- scher Bauteile“ zuzuordnen.

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7.8 Kurzes Resümee Die Profile B und C sind in der Stadt Frechen im Europark, in den westlich angrenzenden Gewerbe- gebieten im Umfeld der Alfred-Nobel-Straße (B), in Grefrath (C) sowie am Wachtberg (C) erkennbar vorhanden. Hier soll die Sicherung, Transformation und Weiterentwicklung im Fokus der planerischen Überlegungen stehen. Das Standortprofil A findet sich dagegen nur kleinteilig integriert in Bestandsla- gen – entweder innerhalb gewerblich genutzter Bereiche oder in Mischgebietssituationen. Einen eigenständigen Standort der Kategorie A von aus- reichendem Gewicht (ab 5 ha) gibt es in Frechen nicht. Zu nennen ist hier lediglich der Gewerbe- und Technologiepark (GTP) in Königsdorf. Insoweit wird ein besonderes Augenmerk auf die flächenbezoge- ne Bündelung von Betrieben gelegt, die im Bereich Innovation, Forschung und Entwicklung, Digitalisie- rung sowie Dienstleistung stehen. Die entsprechen- den Marktpotenziale sind über verschiedene Fach- gutachten ausreichend belegt. Die Bündelung er- folgt über die Definition zweier Innovationachsen, in deren Rahmen Flächen für Betriebe im Bereich der wissensbasierten planerisch disponiert werden.

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Abbildung 27: Gewerbliche Bauflächen – Bestand, Transformationsräume, Neuausweisungen, Standortprofile

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8 Vertiefungsbereich Bonnstraße/ Kölner Straße

8.1 Keramo-Gelände wicklung, technologie-affine Unternehmen, Ende des Jahres 2018 hat die Steinzeug Keramo (unternehmensbezogene) Dienstleistungen, GmbH den Frechener Produktionsstandort an der Büros etc. sollen das Nutzungsprofil bilden. Bonnstraße aufgegeben. Wie bereits in Kapitel 7.4 Wohnen kann ermöglicht werden, soll und deutlich gemacht, sind die Standortfaktoren dieser darf aber nicht die dominierende Nutzung ca. 11 ha großen Fläche mehr als herausragend: Sie sein. bildet eine wichtige Stadteingangssituation, liegt . Mit dem Keramo-Gelände können auch die dicht am Stadtzentrum und verfügt angrenzend Flächen östlich der Bonnstraße/nördlich des über die Stadtbahnhaltestelle der Linie 7 mit direk- Umspannwerks mitgedacht werden. Hier tem Link in die Kölner und Frechener Innenstadt. können gewerbliche Nutzungen einer etwas Zudem ist der Vollausbau des Anschlusses der größeren Körnung entstehen. Handwerksbe- Bonnstraße an die A 4 bereits in Vorbereitung. Mit triebe, kleinere Produktionsstandorte können der neuen Fachhochschule des Mittelstands auf hier Raum finden. Wohnen sollte ausge- dem ehemaligen Bahnhofsgelände der Stadt Fre- schlossen bleiben. chen ist aktuell ein Vorhaben projektiert, das dar- . Die städtebaulich unbefriedigende Situation über hinausgehend wichtige Impulse für die Flä- der Zusammenbindung der alten mit der neu- chenentwicklung geben kann. en Kölner Straße (Dreiecksfläche vor der sie- bengeschossigen Immobilie „Bernd Reiter“) sollte einer attraktiven Platzgestaltung wei- 8.2 Städtebauliche Prämissen chen, die eine Verbindung ins neue Keramo- Städtebaulich werden für die Keramo-Fläche fol- Gelände ermöglicht. gende Maßgaben als zielführend erachtet: Abbildung 28: Einmündungsbereich Kölner Straße . Erste Prämisse ist die städtebauliche Integra- tion, mit der erreicht werden soll, dass die umgrenzenden Bereiche zusammengeführt und insgesamt aufgewertet werden. . In diesem Kontext wird dringend empfohlen, dass Außenbezüge hergestellt werden (keine introvertierte Entwicklung) und Bezüge zur Kölner Straße, zur Bonnstraße und zur Alfred- Nobel-Straße entstehen. . Die einmalige Chance, mit dieser Flächenent- wicklung eine attraktive Eingangssituation an der Kölner Straße und an der Bonnstraße zu gestalten, soll wahrgenommen werden. Quelle: tim-online, eigene Bearbeitung . Die in Kap. 6 definierte Kategorie A ist in Fre- chen nicht bzw. nur singulär repräsentiert. . Mit dieser Platzgestaltung sowie einer Neuge- Sowohl in der REload-Studie als auch in der staltung der (alten) Kölner Straße soll auch aktuellen Studie „Frechen, digital und kreativ“ ein direkter Link zur Fachhochschule des Mit- wird eindeutig postuliert, dass für wissensba- telstands hergestellt werden. sierte Tätigkeiten ein eminentes Entwick- . Über Gestaltungsmaßgaben im Rahmen der lungspotenzial besteht. Dies trifft für diesen Bauleitplanung bzw. über städtebauliche Ver- besonderen Standort in herausragendem träge soll sichergestellt sein, dass zur Kölner Maße zu. Insoweit sollte der Schwerpunkt in und zur Bonnstraße hin attraktive Fassaden einer gewerblichen Nutzung für wissensba- mit Außenwirkung entstehen, die geeignet sierte Tätigkeiten liegen. Forschung und Ent- sind, der Adresse Keramo und auch der Stadt

Stadt Frechen – Gewerbeflächenkonzept 37

Frechen insgesamt ein Image und Profil zu 8.3 Städtebauliches Konzept geben. Über den im Folgenden dargestellten Entwurf wird . Auch wenn an dieser prominenten innerstäd- beispielhaft gezeigt, wie die genannten Prämissen tischen Lage eine hohe Dichte ermöglicht städtebaulich umgesetzt werden können. Deutlich werden sollte, wird angeregt, ökologische herausgearbeitet sind die Bezüge zur Kölner Straße Qualitäten, z. B. über eine Durchgrünung, (Grünvernetzung zum neu gestalteten Platz vor vorzusehen. dem Siebengeschosser), der Bezug zur Alfred- Nobel-Straße über einen integrierenden Quartiers- Zusammenfassend wird empfohlen, die Keramo- platz an der Schnittstelle sowie die Verbindung Flächen für technologieaffine Unternehmen zu nach Osten in Richtung der neuen gewerblichen öffnen und die entsprechenden planerischen Vo- Entwicklung östlich der Bonnstraße. Auch sind zur raussetzungen zu schaffen. In diesem Zuge kann Bonnstraße und zur Kölner Straße einheitliche und soll der Bonnstraße und der Kölner Straße ein Baufluchten vorgesehen, die den Straßenräumen eigenes und attraktives „Gesicht“ verliehen wer- eine eindeutige Kontur geben und die – bei ent- den. Damit soll eine attraktive Außenwirkung die- sprechender Gestaltung – geeignet sind, dem ses für die Stadtentwicklung eminent wichtigen Standort eine profilbildende Adresse zu geben. Das Areals geschaffen werden. Erschließungsraster ist einfach und übersichtlich angelegt und lässt ausreichend Entwicklungsspiel- Der Bereich an der Bonnstraße wird damit Teil der räume innerhalb der Baufelder. Innovationsachse Frechen (vgl. Kap. 7.4). Durch die Nähe zur geplanten Hochschule und die verkehrs- Die nachfolgende Tabelle beinhaltet die städtebau- günstige Lage soll es Ziel sein, hier die herausra- lichen Kennziffern für die dargestellte Entwurfsva- genden Standortfaktoren für ein neues wirtschaft- riante zur Entwicklung des Keramo-Geländes sowie liches Profil der Stadt Frechen zu nutzen. die östlich angrenzenden Flächen. Für die Berech- nung der Erschließungsflächen wurden ausschließ- In jedem Falle wird dringend davon abgeraten, lich die neu entstehenden Straßen- und Wegever- eine vorschnelle Entwicklung anzugehen, die aus- bindungen herangezogen, während die bereits schließlich von Verwertungsinteressen des Eigen- erschlossenen Anteile der Bonnstraße sowie der tümers getragen ist. Diese Fläche kann aufgrund Kölner Straße nicht in die Flächenermittlung ein- ihrer herausragenden Standortfaktoren in Verbin- fließen. Aufgrund des einfach angelegten Erschlie- dung mit den wirtschaftlichen Potenzialen in Rich- ßungsrasters bestehen in der zweiten Ausbaustufe tung der Standortkategorie A eine Schlüsselrolle rund 20 ha Baugrundstücke mit einer Spannweite für die künftige Stadtentwicklung der Stadt Fre- von ca. 900 bis rund 8.000 m² Grundstücksgröße. chen einnehmen. Entsprechend sorgfältig sind Markterkundungen, Erschließungsmöglichkeiten und Bauleitplanung vorzubereiten.

Kategorie Flächengröße (ha) Flächengröße (ha) Ausbaustufe 1 Ausbaustufe 2

Bruttogesamtfläche 26,8 28,0

Wasserbehälter/RWE-Grundstück 1,7 1,7

Erschließungsfläche (Straßen und Wege) 2,8 3,2

Grünflächen und Plätze 1,6 1,5

Baugrundstücke 17,0 20,0

38 Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Abbildung 29: Städtebauliches Konzept Keramo-Gelände, Ausbaustufe 1

Stadt Frechen – Gewerbeflächenkonzept 39

Abbildung 30: Städtebauliches Konzept Keramo-Gelände, Ausbaustufe 2

40 Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Abbildungen

Abbildung 1: Europäische Einordnung der Stadt Frechen 3

Abbildung 2: Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Frechen 6

Abbildung 3: Bevölkerungsentwicklung im regionalen Vergleich 6

Abbildung 4: Bevölkerungsprognose bis zum Jahr 2040 für die Stadt Frechen 6

Abbildung 5: Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Stadt Frechen 2008 bis 2018 (Stichtag 30.06.) 7

Abbildung 6: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Wirtschaftsbereichen 2008 bis 2018 (Stichtag 30.06.) 8

Abbildung 7: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftsbereichen im regionalen Vergleich 2018 8

Abbildung 8: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftsbereichen im regionalen Vergleich 2018 9

Abbildung 9: Pendlersaldo von 2010 bis 2017 in absoluten Zahlen 10

Abbildung 10: Flächenbedarfe 12

Abbildung 11: Regionalplanausschnitt Frechen 15

Abbildung 12: Reserveflächen 17

Abbildung 13: Beispielhafte Zuordnungen zu Standortkategorien 23

Abbildung 14: GTP Gewerbe- und Technologiepark und Gewerbecenter Zur Mühle 25

Abbildung 15: Innovationsachse Königsdorf 25

Abbildung 16: Standort Kölner Straße/Alter Bahnhof 26

Abbildung 17: Standort Bonn-/Alfred-Nobel-Straße 27

Abbildung 18: Europark/Hermann-Seger-Straße 28

Abbildung 19: Innovationsachse Frechen Zentrum 28

Abbildung 20: Europark 29

Stadt Frechen – Gewerbeflächenkonzept 41

Abbildung 21: Europark – Standort Krankenhausstraße 29

Abbildung 22: Europark – Sondergebiet Einzelhandel 30

Abbildung 23: Frechen-Wachtberg 30

Abbildung 24: Standort Grefrath 31

Abbildung 25: Standort Dürener Straße 32

Abbildung 26: Günter-Wiebke-Straße 32

Abbildung 27: Gewerbliche Bauflächen – Bestand, Transformationsräume, Neuausweisungen, Standortprofile 35

Abbildung 28: Einmündungsbereich Kölner Straße 37

Abbildung 29: Städtebauliches Konzept Keramo-Gelände, Ausbaustufe 1 39

Abbildung 30: Städtebauliches Konzept Keramo-Gelände, Ausbaustufe 2 40

42 Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH