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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Berichte der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)

Jahr/Year: 1991

Band/Volume: 15_1991

Autor(en)/Author(s): Wiesinger Klaus, Otte Annette

Artikel/Article: Extensiv genutzte Obstanlagen in der Gemeinde /Inn - Baumbestand, Vegetation und Fauna einer traditionellen, bäuerlichen Nutzung 69-94 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)

15 69-94 Bef- A N L Extensiv genutzte Obstanlagen in der Gemeinde D ez. 1991 Neubeuern/Inn — Baumbestand, Vegetation und Fauna einer tra­ ditionellen, bäuerlichen Nutzung

Klaus Wiesinger und Annette Otte

Inhaltsverzeichnis: Seite

1. Einleitung 69 2. Untersuchungsgebiet 70 2.1 Geographische Lage 70 2.2 Klimadaten und deren obstbauliche Bewertung 71 2.3 Geologie und Böden 71 2.4 Landwirtschaft und Bodennutzung 72 3. Obstbaumbestand 72 3.1 Erhebungsmethoden 72 3.2 Obstnutzung 72 3.3 Obstarten . . 74 3.3.1 Artenbestand in den Ortschaften der Gemeinde 75 3.3.2 Obstbaulagen 75 3.3.3 Veränderungen von Obstartenverteilung und Obstbaufläche im Zeitraum von 1874 bis 1989 75 4. Vegetationskundliche Untersuchungen 78 4.1 Methoden 78 4.1.1 Kartierung in den Ortschaften 78 4.1.2 Pflanzensoziologische Aufnahmen in Obstanlagen 78 4.2 Arten- und Pflanzengesellschaftenspektrum in den Ortschaften der Gemeinde Neubeuern/Inn 80 4.3 Vegetation der extensiv genutzten Obstanlagen 80 4.3.1 Nutzung der Krautschicht 80 4.3.2 Beschreibung der Vegetation 82 4.3.2.1 Blühaspekte 82 4.3.2.2 Allgemeine Charakterisierung der Artenzusammensetzung 82 4.3.2.3 Lokale Varianten des Lolio-Cynosuretum, Subass. von Ranunculus ficaria 85 4.3.3 Epiphyten 86 5. Faunistische Bedeutung extensiv genutzter Obstanlagen 86 5.1 Säugetiere (Mammalia) 86 5.2 Vögel (Aves) . . . 86 5.3 Kriechtiere (Reptilia) und Lurche (Amphibia) 87 5.4 Gliederfüßler(Arthropoda) 87 5.5 Honigbiene (Apis mellifica) 88 6. Möglichkeiten der Erhaltung extensiv genutzter Obstanlagen 89 6.1 Vergleich und Bewertung der wichtigsten Förderprogramme in Bayern 89 6.2 Vorschläge zur Programmgestaltung 90 6.3 Erhaltung durch Vermarktung 91 7. Zusammenfassung 92 Summary 92 8 8. Literatur- und Kartenverzeichnis 93

1. Einleitung stark zu. Diese traditionelle Obstanbauform hat Während der extensiv betriebene Obstbau als sich nicht in dem Ausmaß verändert wie viele an­ landwirtschaftliche Kultur an Bedeutung stark dere landwirtschaftliche Nutzungsweisen, und verloren hat, ist seine ökologische Bedeutung als deshalb bildet sie immer noch einen artenreichen „schätzenswertes Biotop“ entdeckt worden Lebensraum im Übergangsbereich zwischen Dorf (BAYERISCHES LANDESAMTf. UMWELT­ und Feldflur. SCHUTZ 1986). Der Wert der „Streuobstwie­ Für den Wortursprung von „Streuobst“ gibt es sen“ als Lebensraum bedrohter Tierarten und als verschiedene Definitionen. Die plausibelste Er­ Refugium für Pflanzenarten und -gemeinschaften klärung ist diejenige, die den Wortteil „Streu“ aus nahm mit der Intensivierung von Grünland, Ak- der gestreuten Verteilung der Obstbäume in der ker und Forst in den vergangenen Jahrzehnten Gemarkung ableitet (HOLLWECK 1988). Da

69 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) diese Wortwahl nicht zutreffend ist, denn die MANN 1985). So ist z. B. in einer von ELLEN­ Obstbäume sind meist nach einem festen Schema BERG (1990) veröffentlichten Übersichtskarte gepflanzt, wird im folgenden von „Obstwiesen“ über „Obstwiesen und Streuobst in der Acker­ und „Obstweiden“ oder „Obstanlagen“ gespro­ flur“ (S. 368) Oberbayern insgesamt als sehr obst­ chen. baumarm gekennzeichnet, obwohl es im. Alpen­ Zur näheren Kennzeichnung werden öfters die vorland Gebiete mit hohen Obstbaumdichten Adjektive „extensiv genutzt“ oder „traditionell“ (bezogen auf die landwirtschaftliche Nutzfläche) vorangestellt, um den wenig pflegeaufwendigen gibt, wie z. B. die Altlandkreise , Ro­ Charakter dieser Form der Obstkultur zu kenn­ senheim, Wasserburg und Laufen (PESSERL zeichnen. Aus dem Kontext wird verständlich, 1954, S. 100). Will man den lokalen und regiona­ daß sich „extensiv“ nicht auf die Grünlandnut­ len Verhältnissen der extensiv genutzten Obstan­ zung bezieht, sondern im Vergleich zu den heute lagen gerecht werden, so muß ihr Charakter vor im Marktobstbau vorherrschenden „intensiven“ Ort untersucht werden. Eine Übertragung der Dichtpflanzungssystemen zu verstehen ist. von anderen Standorten (z. B. Maingebiet, Ba­ Gefährdet sind die extensiv genutzten Obstanla­ den-Württemberg) gewonnenen Erkenntnisse ist gen (nicht nur im Untersuchungsgebiet) durch nur bedingt möglich. Siedlungsverdichtung im Dorf und die Auswei­ In der vorliegenden Arbeit werden an dem Fall­ sung neuer Baugebiete am Dorfrand, ferner beispiel einer Gemeinde am Alpenrand die Nut­ durch Straßen-, Kanal- und Leitungsbau und zungsformen der Baum- und Krautschicht und durch Nutzungsaufgabe oder Intensivierung hin das floristische Artenpotential von extensiv ge­ zur reinen Grünlandnutzuhg. nutzten Obstanlagen beschrieben. Die Beschrei­ Wie auch in anderen Bundesländern gibt es in bung der Tierwelt umfaßt eine Literaturauswer­ Bayern seit wenigen Jahren die Möglichkeit einer tung. staatlichen Förderung für die Erhaltung von ex­ Die Ergebnisse bilden die Grundlage für ein mo­ tensiv genutzten Obstanlagen: difiziertes Pflegekonzept zur Wiederbelebung des — Das Kulturlandschaftsprogramm, Teil A, be­ extensiven Obstbaus. sondere Bewirtschaftungsweisen (seit 1.4.1988) und das 2. Untersuchungsgebiet — Programm zur Pflege und Verbesserung öko­ logisch wertvoller Streuobstbestände (seit 2.1 Geographische Lage 15.09.1989). Die Gemeinde Neubeuern (479 m üNN) liegt im Als Instrument für den Naturschutz ist letzteres Süden des Landkreises , im Regie­ für eine weite Anwendung am besten geeignet, da rungsbezirk Oberbayern. Angrenzende Gemein­ es für alle „ökologisch wertvollen“ Obstanlagen den sind Rohrdorf, , Nußdorf und anwendbar ist und die Förderung von Nachpflan­ (Karte 1). zungen ermöglicht (vgl. Kap. 6.1). Die ökologische Bedeutung der extensiv genutz­ 2.2 Klimadaten und deren ten Obstanlagen in Oberbayern wird erst in neue­ obstbauliche Bewertung rer Zeit bearbeitet. Literatur aus diesem Regie­ Da für das Gemeindegebiet Neubeuern keine Kli­ rungsbezirk gibt es von RICHARZ (1989) und madaten vorliegen, werden zur Beschreibung der RICHARZ, KRULL & SCHÜMM (1989), wäh­ klimatischen Verhältnisse Daten der Kreisstadt rend für Schwaben und Unterfranken bereits Rosenheim (10 km nördlich gelegen) und der Ge­ mehrere Untersuchungen vorliegen (REICH, meinde (5 km westlich gelegen ver­ FUNKE, HEINLE & KUPITZ 1986, ULL- wendet (Tab. 1).

Karte 1 Lage des Untersuchungsgebietes in Bayern und die angrenzenden Gemeinden um Neubeuern/Inn

a) % Lage des Untersuchungsgebietes in Bayern b) Neubeuern/Inn und die angrenzenden Gemeinden

70 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) TabeUe 1 Der Landkreis Rosenheim gehört innerhalb Ausgewählte Klimadaten mit Bedeutung für Baumkul­ der Bundesrepublik zu den am meisten hagelge­ turen fährdeten Gebieten, daher wird hier ein flugzeug­ gestütztes Hagelabwehrsystem eingesetzt Klimafaktoren Rosenheim Brannenburg (BAYERISCHES STAATMINISTERIUM für Meßzeitraum 1951-1989 1980-1982 LANDESENTWICKLUNG und UMWELT­ FRAGEN 1977), das u. a. auch die Obstkulturen Temperatur-Mittel (°C) 8.0 8.3 vor Schäden schützen soll. Mai-Sept.-Mittel (°C) 15.2 14.9 Sommertage (Max. 2.3 Geologie und Böden > 25 °C) 40.4 31.0 Frosttage (Min. < 0 °C) 111.8 103.0 Die geologischen Verhältnisse von Neubeuern Frosttage im April/Mai 6.0/0.7 10.0/1.0 und Umgebung wurden von HAGN (1956) und Mittl. tägl. Min./Januar -5.1 -3.9 WOLFF (1973) beschrieben. Zahl der Nebeltage 55.9 30.0 Neubeuern befindet sich im Gebiet des ehemali­ Tage mit geschlossener gen Vorland-Eisfächers des Inngletschers. Die Schneedecke o. A. 100.0 geologische Situation ißt geprägt von den Hinter­ Sonnenscheindauer lassenschaften der würmeiszeitlichen Vereisung. in Stunden 1569 1417 Deshalb sind die meisten Böden 8000-10000 Jah­ Niederschlagshöhe (mm) 1131 1510 re alt und jünger. Tagem. Niederschlag Nach abnehmender Höhenlage (von Süd nach (> 0,1mm) 176.7 179.0 Nord geordnet) läßt sich für die einzelnen Gemar­ kungen folgende geologische Einteilung vorneh­ men: — Flyschzone (Zementmergel unter diluvialen Brannenburg und Rosenheim sind innerhalb von Abdeckungen) Oberbayem als wärmebegünstigt einzustufen. Ortschaften: Vordersteinberg, Noppenthal, Günstig für den Obstbau sind die wenigen Frost­ Oberpößnach, Nockl, Freibichl, Holzham. tage im Mai, da in diesem Monat die Hauptobst­ Im Süden bilden Dandlberg und Steinberg (909 blüte stattfindet . Hinzu kommt die relativ geringe bzw. 726 m üNN) die höchsten Erhebungen des Zahl an Nebeltagen, denn das Ausbleiben von Gemeindegebietes. Sie zählen mit der Höhe bei Nebel begünstigt eine harmonische Fruchtreife. Nockl (557 m üNN) zur oberbayerischen Flysch­ Die im Vergleich zu Rosenheim in Brannenburg zone und sind aus Zementmergel aufgebaut, der um 400 mm höhere Niederschlagsmenge bei fast unter einer Abdeckung aus Moränenschutt oder gleicher Zahl an Regentagen ist typisch für häufi­ unter einer bis zu einem Meter mächtigen Verwit­ ge Starkregenereignisse. Dieses Phänomen be­ terungsdecke liegt. Die daraus entstandenen Bö­ schreibt PESSERL (1954, S. 105): „Allerdings den sind durchwegs sandige Lehmböden mit guter verträgt der Obstbau hier im Süden relativ hohe bis mittlerer Wasserversorgung. Niederschläge und bedarf vor allem häufiger Re­ genfälle in Anbetracht der überwiegend durchläs­ — Helvetikumzone (unter diluvialen Abdeckun­ gen) sigen Moränenböden.“ Die häufigen Regenfälle fördern jedoch bei Ortschaften: Holzham, Wieslering, Althaus, gleichzeitig warmen Temperaturen das Auftreten Scheuern, Neubeuern, Hinterhör, Entleiten, Saxenkam, Pinswang. pilzlicher Schaderreger wie Apfelschorf und Mo- nilia. Der Flyschzone vorgelagert sind die „Inselberge“ Besonders wichtig sind für den Obstbau die Wind­ des Helvetikum, die aus Sandsteinen bestehen. Sie blieben weitgehend vom Eis verschont und verhältnisse (zu den Windverhältnissen im unte­ stehen heute als Härtlinge in einer diluvial-allu­ ren Inntal siehe FREYTAG & HENNEMUTH 1983 und FREYTAG 1988). Für die Gemeinde vial geformten Umgebung. Der Neubeuerer Schloßberg und die Höhen nördlich von Hinter­ Neubeuern sind drei Phänomene von Bedeutung: hör und Althaus sind derartige Inselberge. Auf ih­ — ein Hangwindsystem bewirkt das Abfließen rer Südseite haben sie nach Norden und Osten ge­ von Kaltluft während der Nacht zum Talboden schützte Fluren mit einem obstbaulich sehr gün­ hin, stigen Kleinklima. Die Böden ähneln denen der — der Föhn,der im Inntal talabwärts weht und an durchschnittlich 30-40 Tagen im Jahr auftritt Flyschzone. und — Diluviale Ablagerungen des Rosenheimer — der Erler Wind. Er ist ein lokales Phänomen des Sees Talausgangs, der als (kalter) Berg-(Talaus-)- Ortschaften: Sondert, Sollach, Holzham, Neu­ wind von spät nachts bis gegen 11 Uhr vormit­ beuern, Altenbeuem, Langweid, Pinswang. tags weht. Der ehemalige Rosenheimer See erreichte eine Größe von über 300 km2 Auf dem Grund des Die genannten Windphänomene haben positive ehemaligen Rosenheimer Sees kamen als Seeab­ und auch negative Auswirkungen auf die Obst­ lagerungen Feinsande, Schluffe und Tone zum kulturen, denn einerseits können sie Nebel und Absatz. Im. Gebiet von Neubeuern bestehen die Kaltluftseen auseinandertreiben oder, wie der hochgelegenen Terrassen aus glimmerreichen Föhn im Herbst die Vegetationszeit verlängern, Feinsanden mit einer durchschnittlichen Mächtig­ andererseits verursacht z. B. der. Föhn ein Aus­ keit von 5-7 Metern und Karbonatgehälten zwi­ trocknen der Blütennarben und die Kaltluftzu­ schen 10 und 30 %. Die eigentlichen Seetone ste­ fuhr durch den Erler Wind hat ungünstige Wir­ hen z. B. nordöstlich von Altenbeuern an. Das kungen auf die Baumblüte. Material ist ebenfalls nur mäßig karbonathaltig

71 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) (10 bis 30 Prozent). Die Bodenart der grauen bis wandel“ zu einer Verringerung der Fläche der graublauen Bändertone ist toniger Schluff bis Obstanlagen und vor allem zu einer Rücknahme schluffiger Ton. Die Terrassenhochflächen tragen der Pflegeintensität bei. Gemildert wird diese im Gegensatz zu den Terrassenhängen sehr viele Entwicklung durch ein oft zu beobachtendes Bei­ Obstanlagen und weisen die besten Böden des behalten eines „Freizeit-Obstbaus“ nach Aufgabe Gebietes auf. der Landwirtschaft. Die Obstbaufläche ist in der amtlichen Statistik — Alluvialer Talboden des Inns nicht gesondert auf geführt, aber in der Rubrik Ortschaften: Noppenthal, Unterpößnach, Au, Grünland enthalten. Altenmarkt, Hepfengraben, Fröschenthal, Im Rahmen dieser Arbeit wurden für 1988/89 48,3 Neuwöhr, Winkl. Hektar extensiver Obstanlagen ermittelt; dies Im Talbereich sind die ca. 40 Meter mächtigen entspricht 5,9 % der landwirtschaftlichen Nutz­ Seetone von Innschottern überdeckt. Der gewun­ fläche bzw. 8,2 % der gesamten Grünlandfläche. dene, breite Flußlauf schuf die aus Kies, Sand und Schluff bestehenden Auensedimente der heuti­ 3. Obstbaumbestand gen Talniederung. Durch die Begradigung des Ehemals waren die Dörfer in Mitteleuropa von ei­ Inn im Laufe des vorigen Jahrhunderts fand diese nem breiten Gürtel von Obstgärten umgeben, der Entwicklung ihren Abschluß. In dieser Zone fin­ einen fließenden Übergang vom bebauten Be­ det man meist Lehm- bzw. lehmige Sandböden. reich in die freie Landschaft schuf. Derartige Zo- nierungen werden aufgrund der sich ausweiten­ den Dörfer aufgelöst und nicht wieder nachge­ 2.4 Landwirtschaft und Bodennutzung pflanzt. Dadurch entsteht ein kurzer, steiler Nut­ 1982 hatte Neubeuern 3101 Einwohner. Die Zahl zungsgradient zwischen bebauter Siedlung und der landwirtschaftlichen Betriebe ist von 93 im landwirtschaftlich genutzter Feldflur. Durch eine Jahre 1971 auf 69 im Jahr 1987 zurückgegangen mit Obstbäumen bestockte Randzone wurde die­ (BAYER. LANDESAMTf. STATISTIK u. DA­ ser Effekt gemildert, denn Obstanlagen vereinen TENVERARBEITUNG 1982, 1987). Dies be­ Merkmale des Waldes (Baumbestand, mehr oder deutet, daß jährlich ein bis zwei Betriebe ihre Tä­ weniger geschlossenes Kronen dach) mit denen tigkeit aufgeben. Da der Obstbau eine handar­ der offenen Feldflur (genutzte Bodenoberfläche, beitsintensive Kultur ist, trägt dieser „Struktur- weiter Horizont (HOFMANN & NIEDERMAY­ ER 1987) und bilden daher eine zwischen Sied­ lung, Feldflur und Wald vermittelnde, extensiv genutzte Übergangszone aus. Tabelle 2 Flächennutzung und Landwirtschaftliche Nutzung in 3.1 Erhebungsmethoden der Gemeinde Neubeuern/Inn Um Obstwiesen und -weiden vom Obstbestand der Kleingärten und Plantagen abzugrenzen wur­ FLÄCHENNUTZUNG den drei Kriterien gewählt: Die zu kartierenden in der Gemeinde Neubeuern (1989) *1 Anlagen sollten mindestens zehn Bäume enthal­ ten oder 1000 m2 Grundfläche umfassen, die Un­ Gesamtfläche 1.532 (ha) ternutzung mußte eine landwirtschaftliche Kultur Landw. Fläche (LF) 810 sein (also kein Zierrasen, Blumenbeet etc.) und Wasser 49 die Baumform sollte Hoch- oder Halbstamm sein. Wald 418 Aufgenommen wurden Baumarten und Beson­ Verkehrsfläche 550 derheiten (wie z. B. Epiphytenbewuchs). Die Ar­ Gebäude- u. Betriebsflächen 80 ten der Obstverwendung wurden durch Befra­ Erholungsfläche 13 gung von Baumbesitzern und Obstverarbeitern andere 107 festgestellt.

3.2 Obstnutzung LANDWIRTSCHAFTLICHE NUTZUNG Die Nutzungsformen für das Neuböuerer Obst in der Gemeinde Neubeuern (1987) *2 sind: Verkauf von Tafelobst ab Hof und auf dem Wpchenmarkt, Brennen von Obstschnäpsen, Es­ Landw. Nutzfläche 823(ha) sig- und Mostherstellung, Eigenverbrauch, Ver­ intens. Grünland 541 kauf an Bäckereien (Kletzen1 und Zwetschgen) extens. Grünland 47 und Verfütterung ans Vieh. Getreide 118 Silo-Mais 98 Wichtigste Verwertungsquelle von Äpfeln ist die Hackfrüchte 3 Verarbeitung in der Obstverwertungsgenossen- Sonstige 12 schaft Rohrdorf (ORO). Bei den Befragungen der Obstbaumbesitzer wurde ermittelt, daß 95 % von diesen Mostobst an die „ORO“ abliefern. 1 BAYER. LANDESAMT f. STATISTIK u. DA­ TENVERARBEITUNG (1989): Häufig wurde als Grund für die Beibehaltung des Statistische Berichte. Bodenflächen Bayerns nach Obstbaus diese Möglichkeit der Nutzung angege­ Nutzungsarten. ben. 2 BAYER. LANDESAMT f. STATISTIK u. DA­ TENVERARBEITUNG (1987): 1 Kletzen: gedörrte Birnen; traditionell im Backofen Gemeindestatistik. Betriebsstruktur der Landwirt­ nach dem Brotbacken, im Küchenherd oder in eigens schaft in Bayern. Heft 428. dafür gebauten „Darröfen“ hergestellt.

72 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) Extensiv genutzte Obstanlagen im südli­ chen Landkreis Rosenheim)

Foto 1 Blick auf das Inntal (August 1990). Deut­ lich erkennbar ist der Obstgürtel, der die Ortschaft Litzldorf umgibt.

Extensiv genutzte Obstanlage in der Ort­ schaft Sonnenham (Juli 1990). Hier wer­ den die hängigen Flächen sowohl gemäht als auch beweidet.

Foto 3 Zum Schutz gegen Verbiß und Trittschä-, den durch das Weidevieh werden die jun­ gen Obsthäume eingezäunt (Sonnenham, Juli 1990).

Foto 4 Edel-Kastanien {Castanea sativä) weisen auf die klimatische Gunst des Inntales hin. Derzeit gibt es noch 29 Exemplare dieses submediterran-subatlantisch verbreiteten Baumes im Gemeindegebiet. Im Winter werden die Früchte als „Maroni“ gegessen (Nockl, Juli 1990).

73 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) Der Einzugsbereich der Genossenschaft umfaßt 300 1 Weingeist pro Jahr). Gebrannt werden vor in etwa den Großlandkreis Rosenheim und die allem Äpfel und Zwetschgen, aber auch Birnen Nachbargemeinden der angrenzenden Landkrei­ und Kirschen. se. Sie existiert seit 1958 und wurde von Obstbau­ Diese Form der Obstverwertung ist typisch für ern aus dem Landkreis gegründet. Jährlich wer­ das Alpenvorland. Von den rund 1300 Obst- den ca. 1 Mio. 1 Apfelsaft, 1000001 Apfelwein und Brennrechten in Oberbayern entfallen allein ca. 50000 1 Birnensaft erzeugt. Entsprechend den 800 auf den Landkreis Rosenheim, während z. B. sehr variablen Erntemengen schwankt auch die in ganz Niederbayern nur 6 solcher Rechte beste­ jährliche Anlieferung. So betrug sie z. B. 1987 hen [LOHSE (Geschäftsführer des „Kleinbren­ nur 3000 dt und 1988 hingegen 60000 dt. Dieser nerverbandes Südostbayern“), mdl.]. Effekt wird dadurch verstärkt, daß die Obsterzeu­ Die Kleinbrennereien leiden nach einhelliger ger in Jahren geringer Ernte zuerst Eigenver­ Aussage der Brennrechtsbesitzer unter der hohen brauch, Obstkäufer und ihre Brennereien versor­ Steuerbelastung ihres Produkts (zur wirtschaftli­ gen. chen Situation der Kleinbrennereien siehe LAU­ Die Trocknung von Obst („Darren“) hat im ober­ BE 1989). bayerischen Alpenvorland eine lange Tradition, worauf die heute noch auf manchen Höfen vor­ 3.3 Obstarten handenen Darröfen hinweisen (z. B. in Vorder­ Tabelle 3 gibt einen Überblick der Artenvertei­ steinberg, Hintersteinberg und Sachsenkam). lung in der Gemeinde Neubeuern. Deutlich er­ Aus diesem Trockenobst werden Lebensmittel kennbar sind als Hauptobstarten Apfel und wie das „Kletzenbrot“ hergestellt. Wesentlich Zwetschge (einschließlich Frühzwetschgen, größere Obstmengen werden aber von den Hof­ Pflaumen, Mirabellen, Reineclauden, Spillinge brennereien zu Bauernschnaps verarbeitet. In der und Kriechenpflaumen). Für die Neubeuerer An­ Gemeinde Neubeuern wird noch auf 16 Hofstel­ lagen ist eine gemischte Pflanzung dieser Arten len (entspricht 23 % der landwirtschaftlichen Be­ mit Birne, Kirsche und Walnuß charakteristisch, triebe) Obstschnaps gebrannt (Brennrecht von welche zusammen fast ein Drittel des Baumbe-

Tabelle 3 Obstbaumbestand (nach Arten) in den einzelnen Ortschaften der Gemeinde Neubeuern/Inn(eigene Erhebungen)

Or ts c h a f t Höhe m O b st ar t QNN

Apfel Zwet sc hg e Birne Kirsche Wa l n u ß Hasel Edelk. Sonst Ges.

Winkl 450 56 26 47 5 3 137

N e uw öh r 451 115 89 46 19 7 13 3 292

A l t e n m a r k t 452 178 125 68 34 11 7 2 425

Fröschenthal, 452 103 Lang we id 49 24 14 .5 7 2 2

N i ed er au 455 52 51 17 13 8 2 1 144

Mitterau, S c hl ec ht 470 21 23 7 '8 8 67

Altenbeuern 474 176 91 43 38 17 20 3 388

N e ub eu er n 478 94 67 32 20 13 2 8 16 252

H o lz ha m 480 113 129 43 34 20 2 341

Sol lach 480 48 70 13 8 3 1 143

Sond er t 480 36 47 13 17 2 1 116

Pi ns wa ng 480 274 272 73 35 21 7 2 4 688

S a x e nk am 540 189 230 89 29 20 5 2 2 566

Entl ei te n 580 133 131 58 39 9 1 2 373

Sc he ue rn 490 26 38 14 5 5 1 2 91

Hi nt e r h ö r 520 13 33 7 13 8 74

Wi es l e r i n g 540 65 55 17 23 3 163

Alth au s 550 63 70 23 17 5 3 5 186

Noppenthal 480 31 31 16 11 4 93

Oberpößnach 510 20 69 76 16 7 ? 5 195

Nockl 515 47 92 34 45 10 2 230

Freibichl 525 83 85 36 29 18 8 1 1 261

Vordersteinberg 590 57 113 49 71 15 1 306

Gesamt 1939 1962 835 533 224 77 29 35 5634

% 34,4 34,8 14,8 9,5 4,0 1,4 0,5 0,6 100

74 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) Standes ausmachen. Reine Apfel- oder Zwetsch­ Äpfel, auffallend viel Walnuß; insgesamt genbestände sind selten. Als Unterlagen werden 1263 Bäume (22 % von 5634 Bäumen). fast ausschließlich Sämlinge verwendet. Die Er­ IV Obstbaulage „Schwarzerz-Inselberge“ ziehungsform ist der Hochstamm, bei Zwetsch­ (Scheuem, Hinterhör, Wieslering, Althaus), gen häufig auch der Halbstamm. Eine Besonder­ Höhenlage 490-560 m üNN, meist Südexposi­ heit des Obstbaus in Neubeuern ist die Edelkasta­ tion, Windschutz nach Norden, Osten und nie, die besonders in Nockl und Althäus schöne Süden, sandige Lehm- bis reine Lehmböden. Früchte liefert. Apfel und Zwetschge gleich häufig, Edelka­ Auffallend groß ist die Sortenvielfalt dieses tradi­ stanienlage, insgesamt 514 Bäume, (9 % von tionellen Obstbaus. Durch Befragung der Baum­ 5634 Bäumen). besitzer und Bestimmung mit Hilfe pomologi- scher Literatur konnten 74 Apfel- und 46 Birnen­ V Obstbaulage „Pinswanger Graben“(Pins­ sorten in den extensiv genutzten Obstanlagen des wang, Saxenkam, Entleiten), Höhenlage 480- Gemeindegebietes ermittelt werden. Lokal- und 580 m üNN, vorwiegend Nord- und Westex­ regionaltypische Sorten sind v. a. bei den position, Windschutz nach Osten und Süden, Schnaps- und Dörrbirnen zu finden. schluffige Ton- (Pinswang) bis sandige Lehm­ Ein Vergleich der Obstartenzusammensetzung böden (Saxenkam). Apfel und Zwetschge mit gesamtbayerischen Werten ist nicht mögüch, gleich häufig, insgesamt 1627 Bäume, (29 % da bisher keine landesweite Zählung der Hoch­ von 5634 Bäumen). stammobstanlagen durchgeführt wurde. VI Obstbaulage „Fuß von Dandlberg und Stein­ berg“ (Noppenthal, Oberpößnach, Nockl, 3.3.1 Artenbestand in den Freibichl, Vordersteinberg), einzelnen Orten der Gemeinde Höhenlage 480-630 m üNN, vorwiegend Süd- Wie aus Tabelle 3 ersichtlich ist, weisen die höher und Westexposition, Windschutz nach Nor­ gelegenen Orte des südlichen Gemeindegebietes den und Osten, teilweise auch nach Süden, (Holzham, Sollach, Sondert, Nockl, Vorderstein­ sandige Lehm- bis reine Lehmböden. Haupt­ berg, Oberpößnach) sowie Saxenkam überdurch­ obstart Zwetschge, überdurchschnittlich vie­ schnittlich viele Zwetschgenbäume auf. In Vor­ le Kirschen und Birnen, insgesamt 1085 Bäu­ dersteinberg und Nockl sind ein Viertel bzw. ein me (19 % von 5634 Bäumen). Fünftel des Obstbaumbestandes Kirschbäume. Die. Ebene, die etwa die Hälfte der Gemeindeflä­ Außergewöhnüch viele Walnußbäume stehen in che umfaßt, ist relativ obstbaumarm. Der Obst­ Freibichl, Holzham und Altenbeuern. Die Edel­ bau konzentriert sich auf ein knapp einen Kilome­ kastanien haben ihren Verbreitungsschwerpunkt ter breites Band, das sich vom Westende des an den Waldrändern der Sandsteinrücken von Steinbergs bis Entleiten in nordöstlicher Richtung Neubeuern und Althaus, wo ihnen der kalkarme hinzieht. Etwa auf halber Strecke zweigt von die­ Boden und das geschützte Kleinklima besonders sem ein zweites Band ab, das von Wieslering bis Zusagen. Der Apfelbaum ist in Altenmarkt, Pins­ Altenmarkt in ost-westlicher Richtung verläuft. wangs Altenbeuern, Winkl, und Neuwöhr die Hauptobstart, also in den tieferen Lagen und im In diesen Gebieten bedecken die Obstanlagen un­ gefähr ein Viertel der Grünlandfläche (siehe Kar­ nördlichen Gemeindegebiet. Mostbirnbäume fin­ te 2). Die hier gelegenen Obstwiesen/-weiden det man überall dort, wo Schnaps gebrannt wird weisen einen im Vergleich zur Ebene besseren oder gebrannt wurde. Windschutz auf und sind klimatisch dadurch be­ günstigt, daß die Kaltluft zum Talgrund hin abflie­ 3.3.2 „Obstbaulagen“ ßen kann. Das Gemeindegebiet läßt sich in fünf Obstbaula­ gen einteilen, wobei Bodenverhältnisse, Gelän­ deform und Kleinklima, sowie die oben genannte 3.3.3 Veränderungen in der Obstartenver- Verteilung der Obstarten berücksichtigt wurden teilung und der Obstbaufläche (vgl. Karte 2). In den Innauen (I) und auf den be­ Die letzte Obstbaumzählung auf Gemeindeebene waldeten Hängen des Dandlbergs (VII) findet in Bayern stammt von 1965. Spätere Zählungen man keinen Obstanbau. (1977, 1982, 1987) erfassen nur noch die Land­ II Obstbaulage „Talboden und Ebene“(Winkl, kreise und beschränken sich auf den Erwerbsobst­ Neuwöhr, Altenmarkt, Fröschenthal, Niede­ bau, weshalb sie für einen Vergleich auf Gemein­ rau), debasis nicht aussagekräftig sind. Darum waren Höhenlage 450-455 m üNN, ebene Lage, eigene, aktuelle Erhebungen notwendig. Windschutz nach Osten und Süden, zum Teil In der Zählung von 1965 wurden auch die Bäume windoffen (Neuwöhr, Winkl), Bodenart in Hausgärten berücksichtigt. Die Ausweitung schluffiger Sand bis Lehm. Hauptobstart Ap­ des bebauten Gemeindegebietes hat bewirkt, daß fel, viel Walnuß (außer Winkl und Neuwöhr); heute viel mehr von diesen vorhanden sind als da­ insgesamt 1191 Bäume, (21 % von 5634 Bäu­ mals. Nach Angaben von PAUL (Geschäftsfüh­ men). rer der Obstverwertungsgenossenschaft Rohr­ III Obstbaulage „Neubeuerner Bucht“ (Seeter­ dorf) , stammt heute ca. die Hälfte der in der ORO rasse) (Schlecht, Altenbeuern, Neubeuern, verarbeiteten Äpfel aus solchen Hausgärten. Der Sondert, Sollach, Holzham), zum Teil sehr alte Obstbaumbestand auf den Neu­ Höhenlage 470-490 m üNN, Süd- und West­ baugrundstücken belegt, daß sie in ehemalige exposition, Windschutz nach Osten und Sü­ Obstanlagen hineingebaut wurden (Karten 3 und den, Bodenart sandiger Lehm bis Lehm, be­ 4). Eine Gegenüberstellung der Obstartenvertei­ ste Böden des Gebietes. Im Südteil vorwie­ lung in Neubeuern von 1965 und 1988/89 ist in gend Zwetschgen, im Nordteil vorwiegend Tab. 4 zusammengestellt.

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Karte 2IV IIIIII * Obstbaulagen in der Gemeinde Neubeuern/Inn I : Innaue V : Pinswanger Graben II : Talboden und Ebene VI : Fuß von Dandl- und Steinberg III : Neubeuerner Bucht VII : Dandl-und Steinberg IV : Schwarzerz-Inselberge (Die Lagen I, II und VII tragen keine ext. Obstanlagen)

Deutlich rückläufig ist der Anteil der Apfelbäu­ sen, da die dort erfaßten Baumbestände nicht mit me, während alle anderen Obstarten, vor allem den Flächen des extensiven Obstbaus überein­ Kirschen, Walnüsse und sonstige Arten an Um­ stimmen, bzw. diesen unberücksichtigt lassen. fang zugenommen haben. Ein Grund hierfür mag Deshalb wurde ein Kartenvergleich durchge­ sein, daß die Äpfel dieses Gebietes, welche in den führt. fünfziger Jahren auf dem Markt noch gute Preise Karte 3 zeigt die Flurstücke mit Obstkulturen, wie erzielten, heute fast ausschließlich als „Indu­ sie in der topographischen Karte von 1874 ver­ strieobst“ in die Mostherstellung gehen und damit zeichnet sind, Karte 4 die Obstbauflächen, welche kein finanzieller Anreiz für einen ausgedehnten nach Luftbildern und Feldbegehung 1988/89 fest­ Apfelanbau mehr vorhanden ist. Kirschen und gestellt wurden. Walnüsse lassen sich bisher noch gut über Ab- Der Rückgang und die Verschiebung der Flächen Hof-Verkauf vermarkten, weshalb ihr Anbauum­ mit Obstbau ist klar erkennbar. In den Dorfberei­ fang weiter leicht ansteigt. chen und den ebenen Lagen zeigt sich der Verlust Aus den Kreis- und Gemeindestatistiken läßt sich an Obstwiesen und -weiden am deutlichsten. eine Entwicklung der Obstbaufläche nicht able­ Auch der damals vorhandene Straßenobstbau

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77 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) T ab elle 4 Anteile der Obstarten am gesamten Obstbaumbestand der Gemeinde Neubeuern/Inn

Obstart Gemeinde Apfel Zwetschge Birne Kirsche Sonstige Altenbeuern 100 % 46,1 33,5 13,3 5,1 2,0 und Neubeuern = 8382 19651 Bäume Neubeuern 100 % 34,4 34,8 14,8 9,5 6,5 1988/89 = 5634 Bäume Veränderung in % — -11,7 + 1,3 + 1,5 . +4,4 +4,5

1 Seit der Gebietsreform zur Gemeinde Neubeuern zusammengeschlossen

(Straße Neubeuern-Altenbeuern und Neubeu- Die Gründe für den Rückgang der Obstanlagen ern-Nußdorf) ist bis auf wenige Reste verschwün- werden an späterer Stelle erläutert (Kap. 6). Zwei den. Gründe lassen sich für die Verschiebung der Flä­ chen anführen:

Karte 3 Flächen mit Obstbau im Jahr 1874 (Quelle: Bayer. Landesvermessungsamt, Flurkarten SO 27-18, SQ 27-19, SO 27-20, SO 28-18, SO 28-19, SO 28-20, SO 29-19, Ausgabe 1874)

78 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) — Die zunehmende Verdichtung der innerdörfli- LUDWIG (1990). Ergänzend dazu wurde auch chen Bebauung und der Zugriff auf die Dorf­ eine Aufnahme der dort vorkommenden Pflan­ ränder für Bauzwecke ist immer mit einem zengesellschaften auf geführt, um die pflanzenso­ Verlust der Obstgärten verbunden, auch wenn ziologische Vielfalt zu belegen. einzelne Bäume von der Rodung verschont werden. 4.1.2 Pflanzensoziologische Aufnahme — Aus Gründen der Fruchtfolge („Bodenmüdig­ in Obstanlagen keit“) werden Neuanlagen auf bisher nicht Von März bis Juli 1989 wurden in der Gemeinde obstbaulich genutzten Flächen angelegt, wäh­ Neubeuern 44 pflanzensoziologische Aufnahmen rend überalterte Anlagen gerodet werden oder nach der Methode von BRAUN-BLANQUET Baum für Baum zusammenbrechen. (1964) erhoben. Die Deckungsgrade (Flächenan­ teile) der einzelnen Arten wurden nach einer sie­ 4. Vegetationskundliche Untersuchung benteiligen Skala geschätzt: r = nur wenige Indi­ 4.1 Methoden viduen; + = wenig vorhanden; 1 = unter 5 % flä­ chendeckend; 2 = bis 25 % ; 3 = bis 50 %; 4 = bis 4.1.1 Kartierungen in den Ortschaften 75 %; 5 = bis 100 % der Aufnahmefläche bedek- Im August 1990 wurde in Altenbeuern, Pinswang, kend. Holzham und Nockl eine floristische Kartierung Die Klassifizierung der Aufnahmen erfolgte nach ausgewählter Arten und ihrer Häufigkeit vorge­ dem bei KNAPP (1971) beschriebenen üblichen nommen. Die Arbeitsanleitung für diese Doku­ pflanzensoziologischen Verfahren, die Nomen­ mentation erstellten im Rahmen von Untersu­ klatur der Arten entspricht den Vorschlägen von chungen zur dörflichen Vegetation OTTE & EHRENDORFER (1973). Die Benennung und

Karte 4 Flächen mit Obstbäumen in den Jahren 1988/89 (Quelle: eigene Erhebungen)

79 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) Charakterisierung der Pflanzengesellschaften 4.3 Vegetation der extensiv richtet sich nach der Einteilung bei OBERDÖR­ genutzten Obstanlagen FER (1983 b). 4.3.1 Nutzung der Krautschicht Obstwiesen und -weiden sind im Untersuchungs­ gebiet in Höhenlagen zwischen 450 und 630 m üNN verbreitet. Der Einfluß der Nutzung wirkt auf den Artenbestand und die Struktur der Pflan­ 4.2 Arten- und Pflanzengesellschaftsspek- zengesellschaften stärker als klimatische und trum in den Ortschaften der Gemeinde Standortfaktoren. Neubeuem/Inn Die Milchwirtschaft spielt aus ökonomischer Sicht für die meisten landwirtschaftlichen Betrie­ Die floristischen und pflanzensoziologischen Er­ be des Gebietes eine bedeutendere Rolle als die hebungen (Tab. 5, Tab. 6)geben einen Überblick Obstkultur. So werden rund 70 % der Fläche als über das Spektrum an dörflichen Ruderalarten Weiden genutzt, weil dadurch der Arbeitsauf­ und ihren Pflanzengesellschaften. Auffällig ist, wand weit geringer ist als bei der Mahd. Von den daß nur allgemein häufige Arten und Pflanzenge­ Obstweiden sind 77 % Rinder-, 15 % Schaf- und sellschaften dominieren. Dazu zählen Aegopo- 5 % Roßweiden. Drei Prozent der Obstanlagen dium podagraria, Agrostis stolonifera, Glechoma werden als Hühnergärten verwendet. Mähweide- hederacea, Potentilla anserina und Urtica dioica. nutzung ist (in ihrer Wirkung auf Krautschicht Sie sind kennzeichnend für nährstoffreiche, und Baumbestand betrachtet), eher der reinen frisch-feuchte Standorte, die mechanisch bean­ Weide- als der Mahdnutzung zuzuordnen, da ei­ sprucht (d. h. im Dorf: befahren oder abgemäht) ner einmaligen Mahd drei bis vier Weidegänge ge­ werden. Die häufigsten Pflanzengesellschaften genüberstehen. sind Brennessel-Giersch-Saum (Urtico- Aegopo- Gedüngt wird auch in den Obstanlagen (wie im dietum), Brennesselfelder (Fazies von Urtica dio­ übrigen Grünland) vorwiegend mit Gülle. Nur ica) , W eidelgras-Y ogelknöterich-T rittpflanzen- wenige Betriebe bringen ausschließlich Mist auf gesellschaft (Lolio-Polygonetum arenastri), Ge­ ihre Flächen auf. Von den durchschnittlich 1,9 sellschaft des Einjährigen Rispengrases (Ges. von Großvieheinheiten pro Hektar landwirtschaftlich Poa annua ), Gesellschaft des Gänse-Fingerkrau- genutzter Fläche (= GV/ha — errechnet nach tes (Ges. von Potentilla anserina ), Dominanzbe­ Zahlen des BAYER. LANDESAMTES f. STA­ stände des Kleinen Knöterichs (Fazies von Poly- TISTIK u. DATENVERARBEITUNG 1982) gonum minus), Mähweiden (Cynosurion) und werden jährlich rund 40 m3 Gülle produziert (An­ Breitwegerich-Weißklee-Gesellschaften ( Planta - nahme von 7,5 % Trockensubstanz und 4,5 kg go major-Trifolium repms-Gesellschaft). Von Stickstoff/m3), was einer Stickstoffmenge von ca. diesen Gesellschaften haben das Urtico-Aegopo- 180 kgN/Jahr entspricht. Wird zusätzlich noch dietum, Cynosurion-Gesellschaften (Lolio-Cyno- mineralischer Stickstoffdünger gestreut, so ent­ suretum) und die Plantago major- Trifolium re- stehen Nährstoffverhältnisse, von denen Futter­ pens-Gesellschaften ihren Verbreitungsschwer­ gräser und nitrophile Kräuter am meisten profi­ punkt in den extensiv genutzten Obstanlagen der tieren. Von den 48,3 ha Obstanlagen werden Ortschaften. Wo ein bäuerlicher Dorfcharakter rund 30 % als Wiesen genutzt, von denen die mei­ vorherrscht — wie in Pinswang — findet man noch sten drei- bis viermal jährlich gemäht werden. Die an vielen Stellen im Dorf die Gesellschaft des Gu­ zweischürigen Wiesen haben nur einen Anteil von ten Heinrichs (Chenopodietum boni-henrici) und 10 % an der Obstwiesenfläche (= 1,5 ha), ein- vereinzelt die Gänsemalven-Gesellschaft in der schürige Obstwiesen kommen im Gebiet nicht Ausbildung der Kleinen Brennessel (Urtico-Mal- vor. vetum, Ausbildung von Urtica urens). Nutzungsart und -intensität haben deutliche Aus­ Im Gegensatz zu Ackerbaugebieten, wo ein ho­ wirkungen auf die vegetationskundliche Zusam­ her Anteil an Therophyten in der Feldflur und in mensetzung und auf die Arten Vielfalt. Am arten­ der dörflichen RuderalVegetation typisch ist, sind reichsten war eine Obstwiese bei Neuwöhr mit 50 sie in Grünlandgebieten selten (vgl. dazu die Aus­ Arten (Tab. 5: Aufn. Nr. 32) und eine bei Sondert sagen über Högling (Lkr. Rosenheim) in OTTE mit 52 Arten (Tab. 5: Aufn. Nr. 34). Beide wer­ & LUDWIG 1990). den dreimal jährlich gemäht. In Neuwöhr ist nach Auskunft der Bäuerin seit 30 Jahren weder Mine­ raldünger noch Jauche aufgebracht worden. Ein Indikator für den sich auf Kosten der Grün­ landfläche ausweitenden Maisanbau ist der annu- Artenarm sind die Bestände der Variante von elle Feigenblättrige Gänsefuß ( Chenopodiumfici- Stellaria media (Tab. 5: Aufn.-Nr. 4-9). Diese folium), der von den Maisäckern über Maissilos Weiden werden mit Jungvieh und Kühen be­ und Futter in die Ortschaften Pinswang und Al­ schickt und haben einen höheren Bestoß als der tenbeuern eingeschleppt worden ist. Trotz der Pflanzenbestand vertragen kann, was man am Arten- und Pflanzengesellschaftsarmut in den Al­ verstärkten Auftreten von Vefdichtungs- ( Rumex penrandsiedlungen bilden häufige und dominante obtusifolius, Ranunculus repens, Plantago major) Pflanzengesellschaften wie Urtico-Aegopodie- und Störungszeigern ( Stellaria media, Veronicafi- tum und Lolio-Cynosuretum (Cynosurion) deut­ liformis) ablesen kann. Diese Ausbildung be­ lich abgestufte, standörtliche Differenzierungen deckt bereits 26,5 % des Grünlands der Obstanla­ aus. Am Beispiel des Lolio-Cynosuretums, das in gen. Sie ist allgemein vom Wirtschaftsgrünland den extensiv genutzten Obstanlagen vorherrscht, bekannt und hat auch vor den Obstanlagen nicht soll dies aufgezeigt werden. haltgemacht.

80 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) Tabelle 6 Pflanzengesellschaften in Ortschaften der Gemeinde Neubeuern/Inn (1990)

Höhe (m üNN)

Ortschaften PinswangHolzham Nockl 490 m üNN 490 m ÜNN 500 m ÜNN Altenbeuern 478 m ÜNN

Pf lanzengesel'l schäften

1. Einjährige Pionierpflanzengesellschaften (Chenopodietea) 1 i 1.1 Gänsemalven-Gesellschaft (Urtico-Malvetum neglectae) 1 1 . 2 Kompaßlattich-Gesellschaft (Conyzo-Lactucetum serriolae) 1 1 . 3 Ruderales Gänsefußgestrüpp (Chenopodietum ruderale)

2. Ausdauernde Hochstauden-Pflanzengesellschaften (Artemisietea) 2 . 1 Bei fuß-Gesell schäften (Artemisietalia) 2 . 1 . 1 Gesellschaft des Guten Heinrich (Chenopodietum boni-henrici) 2 2 . 2 Gundelrebe-Gesellschaften (Glechometalia) 2 . 2 . 1 Brennessel-Giersch-Saum (Urtico-Aegopodietum podagrariae) 1 3 1 1 2 . 2 . 2 M , Fazies d. Brennessel, "Brennesselfelder" (Fazies v. Urtica dioica) 1 1 1 1 2 . 2 . 3 Wiesenkerbel-Gesellschaft (Gesellschaft von Anthriscus sylvestris) 1 2 . 2 . 4 Gold-Kälberkropf-Gesellschaft (Chaerophylletum aurei) 1 2 . 3 Zaunwinde-Gesellschaften (Calystegietalia) 2 . 3 . 1 Zaunwinden-Weidenröschen-GeselIschaft (Calystegio-Epilobietum hirsuti) 2

3. Halbruderale Queckenrasen (Agropyretea intermedii-repentis) 3 . 1 Ackerwinden-Queckenrasen (Convolvulo arvensis-Agropyretum repentis) 1

.4. Trittpflanzengesellschaften (Plantaginetea majoris) 4 . 1 Ges. d. Gehörnten Sauerklees (Ges. v. Oxalis cornioulata) 1 4 . 2 Trittknöterich-Gesellschaft (Polygonetum calcati) 1 4 . 3 Weidelgras-Vogelknöterich-Trittpflanzenges. (Lolio-Polygonetum arenastri) 2 2 1 2 4 . 4 Ges. d. Einjährigen Rispengrases (Ges. v. Poa annua) 1 1 2 4 . 5 Ges. d. Zarten Binse (Ges. von Juncus tenuis) 1 1 4 . 6 Mastkraut-Trittgesellschaft (Bryo-Saginetum procumbentis) 1 1

5. Flutrasen-Gesellschaften (Agrostietea) 5 . 1 Roßminzen-Blaubinsen-Ges. (Mentho longifoliae-Juncetum inflexi) 1 1 5 . 2 Ges. d. Gänsefingerkrautes (Agrostis stolonifera-Potentilla anserina-Ges.) 2 2 2 1 5 . 3 Platthalmbinsen-Gesellschaft (Juncetum compressi) 1 1

6. Zweizahn-Gesellschaften (Bidentetea) 6 . 1 Dominanzbestand d. Kleinen Knöterichs (Polygonum minus) 1 1 1

7. Röhrichte (Phragmitetea) 7 . 1 Faltschwadenbestände (Glycerietum plicatae) 1 7 . 2 Großseggenröhrichte (Magnocaricion) 1 7 . 3 Schilfbestände (Gesellschaft v. Phragmites australis) 2 1

8. Grünland-Gesellschaften (Molinio-Afrhenatheretea) 8.1. Glatthafer-Wiesen (Arrhenatherion elatioris) 2 8 . 2 Mähweiden, Parkrasen (Cynosurion) 3 3 3 3 8 . 3 Breitwegerich-Weißklee-Ges. (Plantago major-Trifolium repens-Ges.) 1 2 3 3 8 . 4 Mädesüß-Wiesen, nasse Staudenges. (Fi 1ipendülion ulmariae) 1

9. Mauer- und Felsspalten-Gesellschaften (Asplenietea rupestria) 9 . 1 Mauerrauten-Gesellschaft (Asplenietum trichomano-rutae-murariae) 1

10. Mauerpfeffer-Gesellschaften (Sedo-Scleranthetea) 1 0 . 1 Mauerpfeffer-Dominanzgesellschaft (Sedum acre-sexangulare-Ges.) 1

Häufigkeitsangaben: 1 = selten, nur 1-5 x gesehen

2 = zerstreut, nur an spez. Wuchsorten häufig

3 = häufig, überall vorkommend

81 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) 4.3.2 Beschreibung der Vegetation (Tab. 7) delgras) überwachsen. Im Frühsommer (Anfang Die Doppelnutzung der Obstwiesen bzw. Obst­ bis Mitte Juni) bestimmen Veronicafiliformis (Fä- weiden als Obst- und Grünfutterproduktionsstät­ diger Ehrenpreis) und Glechoma hederacea te bedingt eine komplexere Zusammensetzung (Efeu-Gunderman) den Blühaspekt in der niede­ der Krautschicht als bei reiner Grünlandnutzung. ren Krautschicht, während Chaerophyllum hirsu- Die beschattend wirkenden Obstbäume verursa­ tum (Rauhhaariger Kälberkropf) der oberen chen einen ausgeglichenen Tages-Temperatur- Krautschicht einen weiß-rosa Farbaspekt ver­ verlauf, so daß ein schwach ausgebildetes Wald­ leiht. Im Hoch- und Spätsommer fehlen einheitli­ klima herrscht. Darüber hinaus reichert der jähr­ che Blühaspekte, da dann die unterschiedlichen liche Bestandsabfall (Zweige, Laub, Blüten, Grünland-Bewirtschaftungsweisen (Mahdhäufig­ Früchte) die Krautschicht zusätzlich zur Düngung keit, Viehbesatz etc.) das Erscheinungsbild der noch mit weiteren Nährstoffen an (vgl. 4.3.1). Ei­ Krautschicht stark beeinflussen. ne scharfe Selektion der Arten erfolgt durch ihre Anpassungsfähigkeit gegenüber Mahd, Verbiß 4.3.2.2 Allgemeine Charakterisierung und Tritt. Die Differenzierung in der Artengarni­ der Artenzusammensetzung tur der Obstanlagen ergibt sich daher aus der In­ (Tab. 7) tensität der Grünlandnutzung (GV/ha, Besatz­ Das Lolio-Cynosuretum im Üntersuchungsgebiet dichte), der Dichte der Obstbaumbestände und ist aufgrund der hohen Stetigkeit von Alchemilla standörtlichen/topographischen Gegebenheiten. vulgaris der montanen Form der Gesellschaft an­ Die vegetationskundliche Untersuchung der zugliedern. Wegen des Vorkommens von Phleum Krautschicht extensiv genutzter Obstanlagen pratense (Wiesen-Lieschgras) kann sie als östliche dient zur Ergänzung der Beschreibung des Grün­ Rasse bestimmt werden, wie von OBERDÖR­ landes im Alpenvorland. Bislang sind Wiesen/ FER 1983b (S. 435) vorgeschlagen wurde. Weiden mit einer (Obst-)Baumschicht in pflan­ Weitere häufige Arten der Stand- und Mähwei­ zensoziologische Übersichten nicht mit eingear­ den (Cynosurion) sind Veronica filiformis (Fa­ beitet worden (OBERDÖRFER 1983b, denförmiger Ehrenpreis), Veronica serpyllifolia DIERSCHKE 1990), da Gehölze nicht „grün­ (Quendelblättriger Ehrenpreis), Poa annua (Ein­ landtypisch“ sind. Inzwischen liegen jedoch eini­ jähriges Rispengras) und Plantago major (Breit­ ge Arbeiten dazu vor (ULLMANN 1985, Main­ wegerich). Die angeführten Arten gelten als wei­ franken (Arrhenatheretum elatioris), HUCK & defest, da sie aufgrund ihres niederen Wuchses FISCHER 1988, Wetterau (Arrhenatheretum nur wenig verbissen werden können. MÜLLER elatioris), KNAPP 1963, Odenwald (Arrhenathe­ (1989) schreibt über Veronicafiliformis, daß die­ retum elatioris, „Schatten-Glatthaferwiese“). ser Neophyt sich zwar in vielgeschnittenen Park­ Die Vegetation der extensiven Obstanlagen der rasen verbreitet, aber durch Beweidung nicht ge­ Gemeinde Neubeuern/Inn zählt zu den Weidel­ fördert wird. Für die extensiven, beweideten Ob­ gras-Weiden (Lolio-Cynosuretum). Spezifisch stanlagen des Alpenvorlandes ist dies jedoch und kennzeichnend für die voralpinen Obstanla­ nicht zutreffend. Dort wächst er mit hoher Stetig­ gen ist die hohe Stetigkeit der Frühjahrsgeophy- keit und hohen Deckungsgraden (Tab. 7). Poa ten Ranunculus ficaria, Anemone nemorosa, Leu- annua hat einen kurzen annuellen Generationszy­ cojum vernum und Gagea lutea, weshalb sie als klus und kann sehr schnell wieder auskeimen, Subassoziation von Ranunculus ficaria eingestuft wenn die Bodenfeuchtigkeit hoch ist. wird. Von den fürs Wirtschaftsgrünlandtypischen Ar­ ten dominieren im Untersuchungsgebiet Dactylis 4.3.2.1 Blühaspekte glomerata (Knäuelgras), Poa pratensis (Wiesen- Die Krautschicht der Obstanlagen ist durch sehr Rispengras), Taraxacum officinale (Löwenzahn), auffällige Frühjahrs- und Frühsommer-Blüh- Ranunculus acris (Scharfer Hahnenfuß), Cera- aspekte ausgezeichnet. Nach dem meist plötzli­ stium holosteoides (Wiesen-Hornkraut), Holcus chen Abschmelzen der Schneedecke (Föhnwind; lanatus (Wolliges Honiggras) und Trifolium re- x = 100 Schneetage/Jahr) blühen die schnell aus­ pens (Weiß-Klee). treibenden Geophyten Gagea lutea (Gelbstern), Am weiteren Bestandsaufbau sind Artengruppen Leucojum vernum (Frühlings-Knotenblume), sehr unterschiedlicher pflanzensoziologischer Corydalis cava (Hohler Lerchensporn), Anemone Klassen beteiligt: so enthalten die Lolio-Cynosu- nemorosa (Busch-Windröschen), Primula elatior reten im Untersuchungsgebiet eine Reihe von (Hohe Schlüsselblume) und Allium ursinum (Bär­ Laubwaldarten(Querco-Fagetea), von denen die lauch). Diese Lichtpflanzen nutzen ihren phäno- Frühjahrsgeophyten die höchste Stetigkeit auf­ logischen Vorsprung vor den langsamer und des­ weisen {Ranunculus ficaria, Anemone nemorosa, halb später austreibenden, höher wüchsigen Grä­ Gagea lutea, Leucojum vernum, Allium ursinum, sern und Kräutern (Hemikryptophyten) und dem vgl. Kap. 4.2.3.1). Sie entstammen ursprünglich Austreiben der Bäume. Von Mitte April bis zur den Wäldern, die an die Obstanlagen angrenzen ersten Weide- oder Mahdnutzung im Mai domi­ und haben sich unter den waldähnlichen Stand­ nieren Taraxacum officinale (Löwenzahn), Car­ ortbedingungen der Obstbaumschicht erhalten damine pratensis (Wiesen-Schaumkraut) und Ra­ können. nunculus acris (Scharfer Hahnenfuß). Von Ende Durch eine hohe Stetigkeit in den Beständen Mai bis Anfang Juni werden sie von frühblühen­ zeichnet sich eine Artengruppe nitrophiler Rude- den Gräsern wie Poa pratensis (Wiesen-Rispen- ralarten(Artemisietea) aus. Die häufigsten Arten gras), Bromus hordeaceus (Weiche Trespe), Poa sind Glechoma hederacea (Efeu-Gundermann), trivialis (Gemeines Rispengras), Anthoxanthum Aegopodium podagraria (Giersch), Urtica dioica odoratum (Ruchgras), Dactylis glomerata (Knäu­ (Große Brennessel) und Rumex obtusifolius elgras) und Lolium multiflorum (Welsches Wei­ (Stumpfblättriger Ampfer). Zu finden sind diese

82 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) Die Weidelgras-Weiden (Lolio-Cy- nosuretum) in den extensiv genutzten Obstanlagen der Gemeinde Neubeu- ern/Inn

Foto 5 Den Frühjahrsaspekt einer beweideten Obstanlage in Fröschenthal (März 1988) bilden Geophyten wie Frühlings-Knoten­ blume ( Leucojum vernum), Gelbstern (Gagea lutea) und Busch-Windröschen {Anemone nemorosd).

Foto 6 Im Schatten der Obstbäume entwickelt sich auf den stark vom Vieh zertretenen, offenen Stellen die Variante der Vogel- Miere {Stellaria media).

Foto 7 Unter Obstbäumen mit Mäh-Weide-Nut- zung wächst die Subvariante des Rauhhaa­ rigen Kälberkropfes {Chaerophyllum hir- sutum), dessen weiß-rosa Dolden dort im Mai aspektbildend sind (Sachsenkam, Mai 1988).

Foto 8 Zu den bestandsbildenden Arten mit einer hohen Stetigkeit zählt in allen Varianten das Welsche Weidelgras {Lolium multi- florum ).

83 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) Arten vorwiegend im Baumschatten, wo Exkre­ wieder aufgegriffen und er könnte in analoger mente oder Fallobst eutrophierte Standorte be­ Form auch auf das Lolio-Cynosuretum angewen­ dingen. Glechoma hederacea und A e g o p o d iu m det werden, wenn hier nicht die Geophyten spezi­ p o d o g ra ria gelten als Halbschattenpflanzen, die fischer wären. also an die verminderte Strahlungsintensität und die erhöhte Luftfeuchtigkeit unter einer Baum­ Die Weidetiere verursachen Schäden an der schicht angepaßt sind. KNAPP (1963) hat von Grasnarbe, in die Störungszeiger einwandern Obstanlagen im hessischen Odenwald eine können. Meistens sind es einjährige Arten wie „Schatten-Glatthaferwiese“ (ArrhCnatheretum (schon erwähnt) P o a ann u a (Einjähriges Rispen­ aegopodietosum) beschrieben. Diesen Terminus gras), Lolium multiflorum (Welsches Weidel­ haben HUCK & FISCHER (1988) bei der Be­ gras), Capsella bursa-pastoris (Hirtentäschel) schreibung ähnlicher Bestände in der Wetterau oder Stellaria media (Vogel-Miere).

Karte 5 Lage der Vegetationsaufnahmen der geophytenreichen, montanen Weidelgras-Weiden (Lolio-Cynosuretum , monta­ ne Alchemilla vulgaris-Form, Subassoziation von Ranunculus ficarid) im Gebiet der Gemeinde Neubeuern/Inn

Legende:

1 Variante von Stellaria media 2 Variante ohne Stellaria media

• 1.1 Subvariante von Arum maculatum 2.1 Subvariante von Trisetum flavescens © 1.2 Typische Subvariante A 2.1 a Gruppe von Vicia sepium a 1.3 Subvariante von Chaerophyllum hirsutum ▼ 2.1 b Gruppe von Carex sylvatica o 1.4 Subvariante von Trisetum flavescens ■ 1.5 Subvariante von Cynosurus cristatus

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Zu Lolium multiflorum ist zu bemerken: Es ist ei­ Chaerophyllum hirsutum nach zweimaliger Über­ ne Pionierart, die in ruderalen Rasengesellschaf­ flutung wieder vegetativ regenerieren konnte; al­ ten (Agropyretea) und Ansaaten ihre Hauptver­ lerdings kam die Art nach der zweiten Überflu­ breitung hat, wobei sie warme Gebiete mit plana­ tung im Juni nicht wieder zur Blüte. Dies bedeu­ rer bis submontaner Höhenlage bevorzugt tet, daß Chaerophyllum hirsutum an die traditio­ (SCHÖNFELDER & BRESINSKY, 1990). Die nelle, höchstens dreimalige Mahd (evtl, mit Nach- hohe Stetigkeit der Art im Gebiet wird durch die beweidung im Herbst) gut angepaßt ist. Häufige­ hohe Jahresmitteltemperatur von 8,0 °C (siehe re Nutzungseingriffe führen zu seinem Ver­ Kap. 2.2) begünstigt. schwinden, wie aus Tab. 7(Zeile Nutzung) her­ vorgeht: Auf Rinderweiden (RW) ist die Art sel­ 4.3.2.3 Lokale Varianten des Lolio-Cynosu- tener (26 %) als auf Wiesen (W: 83 %) und Mäh­ retum, Subass. von Ranunculus Bca- weiden (MW: 56 %). ria (Tab. 7, Karte 5) 1.4 Subvariante von Trisetum flavescens 1. Variante vonStellaria media (Tab. 7: Aufn. (Tab. 7: Aufn. 18-23) 1-34) Mit der Subvariante von Trisetum flavescens (d3) Neben Stellaria media zählen Ranunculus repens, treten zu der von Chaerophyllum hirsutum (d2) Gagea lutea, Veronica chamaedrys und Cardami­ weniger anspruchsvolle Arten {Trisetum flaves­ ne pratensis zur Trennartengruppe der Variante cens, Anthoxanthum odoratum, Plantago lanceo- (dl). Sie ist fast im gesamten Gebiet sowohl in lata und Trifolium pratense ) hinzu. Der hohe Weiden als auch in Wiesen verbreitet. Sie fehlt Deckungsgrad der Krautschicht (> 95 %) ist kenn­ nur an den süd- bis westexponierten, wechsel­ zeichnend für eine geringere Nutzungsintensität feuchten Waldrändern des Hügellandes (vgl. Kar­ als in den Subvarianten 1.1,1.2 und 1.3, denn of­ te 5). Die Lehm- und Tonböden sind frisch bis fene Viehtrittstellen fehlen weitgehend und eben­ feucht, oft verdichtet, Stickstoff- und nährstoff­ so auch Nährstoffüberschuß durch Tierexkre- reich. Die Krautschicht ist lückig und erleichtert mente. Die Subvariante findet sich in ebenen und Störungszeigern wie Stellaria media die Ansa­ geneigten Lagen. mung, Ranunculus repens das Eindringen mit Hil­ 1.5 Subvariante von Cynosurus cristatus fe seiner oberirdischen Stolonen und bei Gagea (Tab. 7: Aufn. 24-34) lutea die Verbreitung der flach im Boden liegen­ Die Subvariante von Cynosurus cristatus (d4) mit den Zwiebeln über den Tritt des Weideviehs. Ajuga reptans, Galium mollugo und Potentilla ste- Für Variante d l können fünf Subvarianten ausge­ rilis ist charakteristisch für mäßig trockene Flä­ gliedert werden, die unterschiedliche Nutzungs­ chen, auf denen Feuchte- und Verdichtungszeiger und Bodeneinflüsse wiederspiegeln: {Rumex obtusifolius, Cirsium oleraceum) ausfal- 1.1 Subvariante vonArum maculatum (Tab. len. Vorherrschende Nutzungen sind hier Wiese 5: Aufn. 1-3) oder Mähweide. Die SubVariante von Arum maculatum (d2) Vicia sepium, Arrhenaterum elatius, Lathyruspra­ wächst in der Übergangszone von Obstanlagen zu tensis und Crepis biennis (d5) [= Übergangsform feuchten Wäldern. Der Aronstab bevorzugt lok- zwischen Fettweide (Cynosurion) und Glatthafer­ kere, tiefgründige Mullböden und wächst im wiese (Arrhenaterion)] kennzeichnen innerhalb Halbschatten bis Schatten. Derartige Standortbe­ der Subvariante Wuchsorte mit einer besseren dingungen gibt es, wo von Wald umsäumte Bäche Basenversorgung. Gleichzeitig sind es auch die durchs Grünland fließen und am Rande der Laub­ artenreichsten Bestände mit durchschnittlichen wälder der ehemaligen Hartholzaue des Inns. Artenzahlen von 36 (Spanne 27-52 Arten). Verur­ 1.2 Typische Subvariante (Tab. 7: Aufn. 4-9) sacht wird dies durch die Vermischung mehrerer Die Typische Subvariante ist nur durch die Trenn­ Standort- und Nutzungsfaktoren (z. .B. Mahd und arten von Variante 1 {Stellaria media-G ruppe) ge­ Hühnerweide, bewegtes Relief, Anreicherung kennzeichnet. Die Flächen sind eben oder leicht von Bestandsabfall am Stammfuß, extensive geneigt und befinden sich vorwiegend in West- Düngung), die jeweils durch spezifische Arten ge­ und Nordexposition. Sie werden meistens bewei- kennzeichnet sind. det (durch Rinder) und haben deshalb eine relativ 2 Variante ohne Stellaria media (Tab. 7: lückige Krautschicht (x =83 % Deckungsgrad). Aufn. 35-44) 1.3 Subvariante vonChaerophyllum hirsutum Die Variante ohne die Artengruppe von Stellaria (Tag. 7: Aufn. 10-17) media besiedelt die relativ steil geneigten Hangla­ Sie ist durch Chaerophyllum hirsutum, Rumex gen (15-55°). Dort fallen die feuchte- und nähr­ acetosa, Bellis perennis, Bromus hordeaceus, He- stoffbedürftigen Störungszeiger {Stellaria media, racleum sphondylium, Süene dioica und Achillea Ranunculus repens u. a., dl) und die nitrophilen, millefolium ausgezeichnet (d2). Auffällig ist die feuchtebedürftigen Hochstauden {Chaerophyll­ Häufung von nitrophilen Hochstauden in dieser um hirsutum, Heracleum sphondylium, Silene Gruppe, die die gute Nährstoff- und Wasserver­ dioica u. a., d2) aus. Wegen der erschwerten Nut­ sorgung dieser Sub Variante anzeigen. Die hohe zungsmöglichkeit werden die Flächen als Rinder­ Stetigkeit und Artmächtigkeit von Chaerophyl­ oder Schafweide genutzt, allerdings ist die Bewei- lum hirsutum wird einerseits durch seine Schat­ dungsintensität relativ gering. tenverträglichkeit und zum anderen durch seine 2.1 Subvariante von Trisetum ñavescens Regenerationsfähigkeit nach mechanischen Stö­ (Tab. 7: Aufn. 35-44) rungen (Mahd, Viehtritt) gefördert. Charakteristisch für die Artenkombination der Phänologische Untersuchungen von OTTE Variante sind die Artengruppen von Trisetum fla­ (1986) an bachnahen Hochstaudengesellschaften vescens (d3) und Cynosurus cristatus (d4) , die aus im Harz (Süd-Niedersachsen) zeigten, daß sich weniger anspruchsvollen Spezies bestehen. Die

85 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) Subvariante untergliedert sich in zwei weitere nivalis) und Stein-Marder {Martes foina, HOF­ Einheiten: MANN & NIEDERMAYER 1985, S. 121 f.). So Die Artengruppe von Vicia sepium (d5) an Steil-, schreibt FALTIN (1988, S. 14) in einer Studie hängen mit höherem Basengehalt im Oberboden über die Bilche in Bayern: „Baumschläfer, Sie­ (vgl. 1.5) ist typisch für die Übergangsituation benschläfer, Gartenschläfer und Haselmaus be­ zwischen Wiese und Weide. siedeln dort, wo sie zu Kulturfolgem werden, Die Artengruppe von Carex sylvatica (d6) dringt auch die Obstanlagen“ und (S. 9) „Das nördlich­ in Rinder- und Schafweidert ein, die an frische bis ste Vorkommen des Tiroler Baumschläfers mäßig trockene Waldränder grenzen. Carex syl­ {Dryomys nitedula, ssp. intermedius) liegt südöst­ vatica und Brachypodium sylvaticum weisen auf lich von Neubeuern in einer Höhe von ca. 600 m benachbarte oder ehemals vorhandene Edellaub- üNN“ Der Sieben-Schläfer {Glis glis) ist in Neu­ Mischwälder hin. beuern jedem Obstbauern bekannt, er wird hier Gleyerer (oder Gleirer) genannt. Die Bilche bau­ en ihre Nester meist in Baumhöhlen, aber sie be­ 4.3.3 Epiphyten nutzen auch Nistkästen in den Obstanlagen als Während der Obstbaumkartierung konnten auch Tagesquartier. einige Beobachtungen zur Epiphytenflora ge­ Auch für manche Fledermäuse sind diese Baum­ macht werden. In Neubeuern trugen 106 (3,9 %) höhlen, wie man sie vor allem an alten Apfel- und Obstbäume Laubholz-Misteln ( Viscum album Mostbirnbäumen findet, lebensnotwendig. Sie ssp. album), davon waren 105 Apfelbäume, einer werden zur Jungenaufzucht und als Sommerquar­ ein Birnbaum. Moosbewuchs (Deckungsgrad auf tier benutzt. Nach Aussagen von Obstbauern der Borke > 1 %) zeigten 977 (35,6 %) Exempla­ werden in den Obstanlagen von Neubeuern häu­ re. fig Fledermäuse beobachtet. BLAB (1984, S. Die Apfel- und Birnbäume waren deutlich am 164) nennt Abendsegler {Nyctalus noctula), stärksten bemoost (47 bzw. 48 % der Bäume), Bechstein- {Myotis bechsteini) und Fransenfleder­ während Zwetschgen-, Kirsch- und Walnußbäu­ maus {Myotis nattereri) als Baumhöhlen bewoh­ me wesentlich seltener Moos trugen (26, 11 und nende Fledermausarten. Eine aktuelle Darstel­ 13 %). Geradezu als Charakteristikum der Neu- lung der Fledermauspopulationen im südlichen beuerer Obstbäume kann ihr Flechtenbesatz an­ Landkreis Rosenheim findet man bei RI- gesehen werden, denn alle Bäume die älter als CHARZ, KRULL & SCHÜMM (1989). Im fünf Jahre sind, haben artenreichen Flechtenbe­ 15 km westlich von Neubeuern gelegenen Au wuchs. konnten sie bisher 13 Fledermausarten nachwei- Der Schwefel-Porling und andere Baumpilze sind sen, darunter seltene. Arten wie Wimper-Fleder­ vor allem an älteren Birnbäumen zu finden. maus {Myotis emarginatus), Mops-Fledermaus {Barbastella barbastellus), Kleine Hufeisennase 5. Faunistische Bedeutung extensiv genutzter {Rhinolophus hipposideros) und große Kolonien Obstanlagen von Großem Mausohr {Myotis myotis), Kleiner Bartfledermaus {Myotis mystacinus) und Großer Eigene faunistische Erhebungen wurden für diese Bartfledermaus {Myotis brandti) (S. 118). RI- Arbeit nicht durchgeführt, aber zur ökologischen CHARZ (1989, S. 77) betont die Bedeutung der Bewertung des Lebensraums „extensiv genützte extensiven, nicht pestizidbehandelten Obstanla­ Obstanlage“ wurde eine Literaturauswertung zu­ gen als Jagdgebiete der Fledermäuse. sammengestellt. Seit Beginn der achtziger Jahre erschienen meh­ rere Veröffentlichungen über die Tierwelt exten­ 5.2 Vögel (Aves) siv genutzter Obstanlagen. Eine Reihe von quan­ Seit Beginn der achtziger Jahre erschienen einige titativen Untersuchungen beschäftigte sich mit vergleichende Untersuchungen der Avifauna in­ den Unterschieden zwischen intensiv genutzten tensiv und extensiv genutzter Obstanlagen (MA­ „Obst-Plantagen“ und den extensiv genutzten DER 1982, SCHUSTER & SEITZ 1984, ZWY- Obstanlagen (JASSER 1987, MADER 1982). GART 1984). MADER (1982) zeigte, daß das Die Arbeiten beschreiben Vogel- und Insekten­ Verhältnis von Vogeleinflug zu Vogelüberflug in welt. Über Reptilien, Amphibien, Säugetiere einer extensiv genutzten Anlage 13 mal höher oder über das Bodenleben ist nur wenig publiziert liegt als in einer Obstplantage, was eine deutliche worden. Bevorzugung Ersterer als Ressource bedeutet. Er beobachtete als häufigste Arten Blau-Meise {Pa- rus caeruleus), Haus-Sperling {Passer domesti- 5.1 Säugetiere (Mammalia) cus), Buch-Fink {Fringilla coelebs) und Kohl- Obstwiesen und -weiden bieten Lebensraum für Meise {Parus major). „Der Obstbauer sieht die eine Vielzahl von Kleinsäugern. Die große Menge Meisenarten gern in seinen Gärten. In England des von Juni (Burschen) bis Dezember (manche wurde beobachtet, daß Meisen rund 95 % der Apfel- und Birnensorten) vorhandenen Obstes überwinternden Raupen des Apfelwicklers {La- dient Mäusearten, Eichhörnchen {Sciurus vulga­ speyresia pomonella) gefressen hatten“ (HOF­ ris), Dachsen {Meies meles) und Büchen (= Schlä­ MANN & NIEDERMAYER 1985, S. 188). fer, Gliridae) als Nahrung. Walnüsse, Haselnüsse Wie auch anderswo werden in den Neubeuerer und Edelkastanien haben als Wintervorrrat für Obstanlagen Meisenarten durch das Aufhängen manche Arten Bedeutung. Eine Vielfalt an Insek­ von Nistkästen gefördert.Auf den 5600 Obstbäu­ ten, Vögeln, Schnecken und Kleinsäugern dient men im Gebiet wurden 1988/89 insgesamt 163 wiederum Räubern als Beute, wie einigen Bilch- funktionsfähige Nistkästen, meist Meisenkästen arten, dem Igel {Erinaceus europaeus), Iltis (Pu- (Flugloch 28-32 mm 0) gezählt; dies entspricht ei­ torius putorius), Großem Maus-Wiesel {Mustela nem Kasten pro 34 Bäume.

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Krone Mäusebussard , Rabenkrähe, Elster

Seitenkrone Raubwürger

Stam m itte: B untspecht

S eitenast Wacholderdrossel, Buch fin k , Grauschnäpper

Hauptstamm Grünspecht, G rauspecht

P eripherie S tieg litz

Potentielle Nistplätze in einem alten Birnbaum („Trißlbirne“) aus Pinswang 1989.(Informationen Überträgen nach ULLRICH 1987).

Die ausführlichste Darstellung der Vogelwelt der 5.3 Kriechtiere und Lurche „Streuobstbestände“ gibt ULLRICH (1987) in ei­ (Reptilia und Amphibia) ner Arbeit aus Baden-Württemberg. Er wies Obstanlagen sind als Lebensraum für Gras- nach, daß dort Arten leben, die, aufgrund der Frosch {Rana temporaria), Erd-Kröte {Bufo bu- Verarmung der Agrarlandschaft an Kleinstruktu­ fo ), Laub-Frosch {Hyla arbored) , Wald-Eidechse ren, woanders keine entsprechenden Lebensbe­ {Lacerta vivipara ) und Blindschleiche {Anguis dingungen mehr finden (z. B. Rotkopf-Würger fragilis) von großer Bedeutung (HOFMANN & {Lanius Senator), Wiedehopf ( Upupa epops ), NIEDERMAYER 1985, S. 121 f.). Während der Steinkauz {Athene noctua ). Andererseits können Bestandsaufnahmen im Gebiet Neubeuern (1988/ sich dort noch Vögel entwickeln [Feld-Mäuse 1989) konnten die genannten Arten, sowie Feuer- {Microtus arvalis), Feld-Sperlinge {Passer monta- Salamander {Salarhandra salamandra) und Ge­ nus) und Wacholder-Drosseln {Turdus pillaris)\, wöhnliche Ringel-Natter {Natrix natrix ) beobach­ die wegen ihrer Massenvermehrung einer Anzahl tet werden. Die während der letzten Flurbereini­ von Raubvögeln [z. B. Turm-Falke {Falco tin- gung (Anfang der 70er Jahre) verlegte Straße von nunculus ), Mäuse-Bussard {Buteo buteo) und Nockl nach Holzham durchschneidet bei Sondert Stein-Kauz] als Nahrungsgrundlage dienen ein Habitat des Feuer-Salamanders, so daß im (ULLRICH 1987). Stämme und Borken bieten September täglich bis zu drei überfahrene Exem­ insektenfressenden Vögeln Nahrung [Spechten, plare zu finden wären. Kleibern {Sitta europaea ) und Baumläufern {Cer- thia brachydactyla und C. familiaris)\. Außerdem 5.4 Gliederfüßler (Arthropoda) bieten alte Apfel- und Birnbäume den Höhlen- und Halbhöhlenbrütern und Höhlenbewohnern In extensiv genutzten Obstanlagen wird viel (Steinkauz) Nistplätze und Quartier. pflanzliche Biomasse produziert. Lebendes Holz, Totholz, Blätter, Früchte, Kräuter und Gräser Auf die Bedeutung einer artenreichen Insekten­ bieten Arthropoden ein breitgefächertes Nah­ fauna als Nahrungsgrundlage für viele Vogelarten rungsangebot. Schichtungen (Mull-, Moos-, wurde bereits hingewiesen. Kraut- und diverse Baumschichten), Strukturviel­ Das Nebeneinander von Weiden, zwei- und falt und ökologische Gradienten (feuchte bis trok- mehrschürigen Wiesen, die durch die Bäume be­ kene, schattige bis sonnige, gemähte und unge- hinderte, langsame Mahd und die durch viele ver­ mähte, windgeschützte und windexponierte Stel­ schiedene Bewirtschafter verursachten wechseln­ len) in extensiven Obstwiesen bilden eine große den Nutzungszeitpunkte schaffen ein Mosaik von Zahl ökologischer Nischen (FUNKE, HEINLE, Flächen, die für Vogelarten mit unterschiedlichen KUPTZ, MAJZLAN & REICH 1986, REICH Nahrungsansprüchen gleichzeitig nutzbar sind. 1988) und bieten somit Platz für eine hohe Arten­ Viele der in extensiven Obstanlagen vorkommen­ vielfalt an Arthropoden. Vergleichende Untersu­ den Vogelarten findet man auch ah Waldrändern, chungen zwischen intensiv genutzten Plantagen in Feldgehölzen, Hagen und Hecken. Diese Biot­ und extensiven Anlagen zeigen in letzteren stets ope sind jedoch in den vergangenen Jahrzehnten höherer Artenzahlen und gleichmäßigere Domin­ in Deutschland selten geworden. anzfolgen (MADER 1982, JASSER 1982).

87 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) Als Ergebnis der Studien (MADER 1982, FUN­ Gründe für die hohe Aktivitätsbiomasse in KE ett al. 1986, JASSER 1982) ist folgendes her­ Streuobstwiesen sind: — Die pflanzliche Produktion ist meist hoch und auszustellen: Die Artenvielfalt in einer extensiv genutzten An_ gut zersetzbar (Laubmasse der Bäume, Fall­ läge war bei Laufkäfern zweieinhalbmal, bei obst, üppige Krautschicht). Spinnen dreimal höher als in der Plantage. In der — Die Nahrungsbeziehungen zwischen Konsu­ extensiv genutzten Fläche zeigten die Laufkäfer menten und Produzenten sind auf engem eine ausgeglichene Dominanzfolge, in der Raum konzentriert. Intensivanlage dominierte eine einzige Art mit — Die Bäume stehen lichter als im Wald. Licht, 75,8 % der Gesamtindividuenzahl. Ausgegliche­ Strahlungsgenuß, Niederschlag und Wind wei­ ne Dominanzverhältnisse sind ein Kennzeichen sen kleinräumig sehr variable Verteilung auf. funktionierender biologischer Regelkreissyste­ Die Stämme dienen wirbellosen Tieren der me. Fünf Arthropodengruppen kamen nur in der Krautschicht temporär als Lebensraum. „Streuobstfläche“ vor: Plecoptera (Steinfliegen), Die Mahdtermine sind einschneidende Ereignisse Coccoideae (Schildläuse), Mecoptera (Schnabel­ für Insektenpopulationen. Verschiedene Fami­ fliegen), Trichoptera (Köcherfliegen) und Opilio- lien passen sich unterschiedlich gut an Mahdter­ nes (Weberknechte). In der für die Blütenbe­ min und Mahdhäufigkeit an. So weisen folgende fruchtung wichtigen Ordnung der Hautflügler Gruppen bei einer bestimmten Nutzungsform die (Hymenoptera , hierzu zählen Bienen, Wespen, höchste Imaginalbiomasse auf: Hornissen, Grab- und Schlupfwespen) zeigte sich — Anisopodidae (Fenstermücken), Stratiomyi- ein Individuenzahlverhältnis von circa 1:4 zugun­ dae (Waffenfliegen): bei einmaliger Mahd sten der extensiven Anlage (MADER 1982). — Dolichopodidae (Dolchwespen), Agromyzi- dae (Minierfliegen): bei viermaliger Mahd JASSER (1982) beobachtete, daß die Popula­ — Ceratopogonidae (Gnitzen), Phoridae (Buk- tionsdichte von Individuen (Abundanz) starken kelfliegen): keine Präferenz erkennbar. Jahreseinflüssen unterworfen sind, so daß Aussa­ gen erst nach mehrjährigen Untersuchungen Die Insektenfamilien lassen sich einer Frühjahrs-, möglich sind. einer Frühsommer-, einer Hochsommer- und ei­ ner Herbstgruppe zuordnen.Durch die hohe Ar­ Maxima der Individuendichte traten stets Ende tenvielfalt, die Aufeinanderfolge der Popula- Mai/Anfang Juni auf. In der extensiv genutzten tionsmaxima von Frühjahr bis Herbst und die aus­ geglichenen Dominanzverhältnisse (keine „Mas­ Anlage fand er für folgende Arthropodengruppen senarten“) stellen die Insekten des Lebensraumes höhere Individuenzahlen bzw. Abundanzen als in „Streuobstanlage“ eine breitgefächerte Nah­ der intensiv genutzten Plantage: rungspalette für eine Vielzahl von Räubern, ins­ Acari (Blattläuse), Arachnidae (Spinnentiere), Dermaptera (Ohrwürmer), Homoptera (Wanzen) besondere Vögeln dar (FUNKE et al. 1986). und Hymenoptera (Hautflügler). Bei den Coleóp­ tera (Käfer) und den Planipennia (Echte Netz­ 5.5 Honigbiene (Apis melUfica) flügler) waren Artenzahlen und Individuendich­ Obstwiesen haben eine herausragende Bedeu­ ten geringer als in den Plantagen. Für die Coleóp­ tung als Bienenweide. Im Jahr 1989 wurde im Ge­ tera vermutet JASSER deshalb eine günstigere biet Neubeuern Anfang März der erste blühende Habitateignung des geschlossenen Bestandes ge­ Obstbaum, eine Kriechenpflaume, gesehen. Die genüber der Einzelpflanzenstruktur der extensiv Obstbaumblüte endet hier Ende Juni / Anfang Ju­ genutzten Anlage. Die sich räuberisch von Blatt­ li mit den Edelkastanien. läusen ernährenden Chrysopidae (Florfliegen) Fast überall in Streuobstbeständen gibt es im haben eine sehr große Toleranz gegenüber Pflan­ Halbschatten und Windschutz kleinklimatisch zenschutzmitteln . günstige Standorte für Bienenhäuser. Auf den insgesamt 48,3 Hektar Obstflächen in Neubeuern Neben dem Einfluß der Intensität von Düngung befinden sich zehn beflogene Bienenhäuser mit und Pflanzenschutz auf Abundanz und Artenviel­ insgesamt ca. 60 Völkern. Häufig ist die Imkerei falt der Baumkronenfauna spielt der Abstand der ein wichtiger Grund für die Beibehaltung des Kronen voneinander eine bedeutende Rolle. Obstbaus. Wo (wie in Pinswang) keine Bienen Lückige „Streuobstbestände“ bieten für manche mehr gehalten werden, berichten die Bauern von Arten ungünstigere Bedingungen als dichtere deutlich schlechterem Fruchtansatz ihrer Bäume. Pflanzungen. Die tägliche Nektarmenge einer Apfelblüte be­ trägt 2-6 mg. Bei einer Blütenzahl von zwei Mil­ FUNKE et al. (1986) stellten fest, daß die Aktivi­ lionen pro Baum (Annahme für einen älteren tätsbiomasse (Trockengewicht der pro qm erfaß­ Hochstamm) und zehn Tagen Blühdauer liefert er ten Tiere) der Arthropoden in „Streuobstwiesen“ 120 kg Nektar, woraus Bienenvölker bis zu 40 kg deutlich höher ist als in allen bisher untersuchten Honig produzieren. Birnbäume sind ähnlich wert­ Waldökosystemen! Schlüpf abundanz bzw. Akti­ voll. Auch der Pollen dieser Obstarten ist für die vitätsdichte und Stammauflauf und -anflug weisen Bienen sehr wichtig (LAMPEITL 1987). hohe Übereinstimmung mit den in Laubwäldern Zwei Faktoren machen den besonderen „Bienen­ gefundenen Werten auf. Die hohe Produktivität wert“ der Bäume in extensiven Obstanlagen aus: verteilt sich über eine Vielzahl von Familien und Die Sorten- und Artenmischung, durch die (im Arten und ist nicht auf das Massenauftreten eini­ Vergleich zu Plantagen) über längere Zeit und ge ubiquitärer (also nicht auf Sonderstandorte an­ auch nach Frühfrösten (durch spätblühende Ar­ gewiesener) Arten zurückzuführen, wie dies häu­ ten und Sorten) Nektar und Pollen bereit stehen fig in intensiven Plantagen beobachtet werden und die Nicht-Verwendung von Insektiziden und kann. Fungiziden!

88 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) 6. Möglichkeiten der Erhaltung der extensiv ge­ sitzer haben in den vergangenen 30 Jahren trotz nutzten Obstanlagen ungünstiger Marktverhältnisse die extensiv ge­ An dieser Stelle sollen die Funktionen von exten­ nutzten Obstanlagen erhalten! Die Entwertung siv genutzten Obstanlagen bewertet werden, um der bäuerlichen Obsterzeugung durch den Markt Argumente und Möglichkeiten zu ihrer Erhaltung und die Marktordnungen ist neben dem Verlust abzuleiten. Die Funktionen sind: durch das Ausufern der Siedlungen der wichtigste — Lebensraum für Fledermäuse, Bilche und an­ Grund für den Rückgang extensiv genutzter Obst­ dere Säuger, für eine artenreiche Vogelwelt, anlagen; dazu leisten auch Staßenbau, Flurberei­ für Reptilien und Amphibien und für zahlrei­ nigung, die Aufgabe und Änderung landwirt­ che Insektenarten. schaftlicher Nutzung ihren Beitrag (REICH 1988). — Wuchsorte für eine Vielfalt von Pflanzenarten (z. B. Frühjahrsgeophyten) und Pflanzenge­ meinschaften. 6.1 Vergleich und Bewertung der wichtig­ sten Förderprogramme in Bayern — Produktion von Obst zur Erhaltung eines Min­ destmaßes an lokaler und regionaler Versor­ Eine Unterschutzstellung „extensiv genutzter gung mit Früchten. Produktion von Grünfut­ Obstanlagen“ ist nach dem bayerischen Natur­ ter aus der Unterkultur, von Nektar und Holz. schutzgesetz möglich (Art. 9 bzw. 12), wird aber — Abwechslungsreicher Erholungsraum in einer wegen des aufwendigen Verfahrens nur selten bäuerlichen Kulturlandschaft. durchgeführt. Die staatliche Förderung gründet — Sorten- und Typenreservoir von Kulturpflan­ sich heute hauptsächlich auf Programme, welche zen (Obstbäumen). die Beibehaltung einer definierten Nutzung und — Ressourcenschutz (Boden, Wasser) und Aus­ teilweise die Neuanpflanzung fördern (siehe Tab. gleich des Mikro- und Mesoklimas. 8). Im folgenden wird eine kurze Gegenüberstel­ lung der derzeit in Bayern wichtigsten Förderpro­ Obwohl das Erkennen dieser „Wohlfahrtswir- gramme gegeben. kungen“ durch Naturschutz, Wissenschaft und die staatliche Fachadministration (Landwirt­ Aus den in Neubeuern gemachten Erfahrungen schaftsverwaltung, Naturschutzbehörden) zu ergibt sich folgende Bewertung der beiden Pro­ Fördermaßnahmen geführt hat, ist dieser Lebens­ gramme: raum stark im Schwinden begriffen. Nicht Behör­ Die Beschränkung auf eine definierte „Gebiets­ den und Verbände sondern Bauern und Baumbe­ kulisse“ erscheint nicht gerechtfertigt, da der

Übersicht I Kulturlandschaftsprogramm, Teil A, II Programm zur Pflege und Erhaltung besondere Bewirtschaftungsweisen ökologisch wertvoller Streuobstbestände (BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM (BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM f. ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFTu. f. LANDESENTWICKLUNG u. UMWELT­ FORSTEN, BSMELF) FRAGEN, BSMLU) — Nur für landwirtschaftliche — Für alle Eigentümer oder Nutzungs­ Betriebe berechtigten — Beschränkung auf eine definierte — Keine Beschränkung „Gebietskulisse“ (Natur-, Landschaftsschutz- und Überschwemmungsgebiete, Moore, Hänge mit > 12 % Neigung) — Max. 1,5 GV/ha im Betrieb — Keine Beschränkung — Max. 100Bäume/ha — Keine Beschränkung — Nur Hochstammobstbäume — Nur Hochstammobstbäume — Förderprämie pro Baum (erste 20 Bäume — Förderprämie pro ha je nach Bewirtschaf­ DM 10,—/B aum, alle weiteren DM 5,—/B aum tungserschwernis und ökologischen Leistun­ u. Jahr) gen — keine Förderung von Nachpflanzungen — Förderung von Nachpflanzungen mit bewähr­ ten Sorten (DM60,— je Baum) — Verbot, Bäume zu beseitigen — gleichfalls — Verbot des Einsatzes von Pestiziden — gleichfalls — Keine leichtlöslichen Mineraldünger erlaubt — Keine Düngung (Ausnahme: B aumscheiben von Nachpflanzungen erlaubt) — Landwirtschaftliche Nutzung muß — Beweidung oder max. Zweischnittnutzung gewährleistet sein — Höchstfördersumme DM 600, — pro ha — Grundförderung DM 250,— bis 600, —, je nach Grad der Bewirtschaftungserschwemis und ökologischen Leistungen — Staffelung der Fördersumme nach Zahl — Zusatzleistungen bis max. DM 300, — pro der Bäume pro Hektar Hektar für Verbesserung des Biotopwertes und reduzierte Mahdnutzung

89 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) Biotopwert“ einer Obstanlage nicht an Hangnei­ Zielsetzungen, aber einheitlichen Richtlinien der gungen gebunden ist und Erosionsschutzwirkung Einzelprogramme ist. nicht Gegenstand der genannten Programme ist. Solche teuren Programme sollten bereits während Die Großvieheinheiten pro Hektar (GV/ha) des der Testphase mit einer Erfolgskontrolle durch Gesamtbetriebes sagen wenig über die tatsächli­ unabhängige Stellen ergänzt werden, um zu Er­ chen Besatzstärken in den oft überweideten, hof­ kenntnissen über Akzeptanz innerhalb der Ziel­ nahen Obstweiden aus. Eine Begrenzung des gruppe und ökologische Wirkungen zu gelangen. Viehbesatzes in Obstweiden wäre hier sinnvoller, ist aber schwer kontrollierbar und nur als „Soll- 6.2 Vorschläge zur Programmgestaltung Bestimmung“ (wie im Programm des BSMfLU) dem Vertrag anzufügen. Aus den Neubeuerer Untersuchungen lassen sich Obstanlagen mit hohem Anteil an Zwetschgen einige VerbesserungsVorschläge für das Pro­ (Neubeuern: 34,8 %) erreichen wegen deren ge­ gramm des BSMfLU formulieren: ringerem Standraumbedarf oft Baum dichten von — Die unterschiedlichen standörtlichen Voraus­ über 100 Bäume/ha, ohne daß ein geringerer Bio­ setzungen innerhalb Bayerns erfordern eine topwert solcher Flächen nachweisbar wäre (in naturräumliche Differenzierung der Förder­ Neubeuern ist die mittlere Baumdichte pro Hek­ programme. So mag für Mittel- und Unter­ tar 116, wobei 82 % der Flächen mehr als 100 franken die Zweischnittnutzung anzustreben Bäume/ha aufweisen, aber mit 6 % mehr als 150 sein, für das südliche Schwaben, Oberbayern, Bäume/ha). Das „Kulturlandschaftsprogramm“ den Bayerischen und den Oberpfälzer Wald ist würde bei langfristiger Anwendung zu dem unbe­ aus den oben angeführten Gründen die Drei­ absichtigten Nebeneffekt der Rodung von durch­ schnittnutzung in den Obstanlagen bereits als schnittlich 16 Bäumen/ha führen, um die Ver­ extensive Nutzung zu betrachten. tragsvoraussetzungen erfüllen zu können. Das — In diesen Gebieten sollte bereits die Zwei­ Verbot der Anwendung von Pflanzenschutzmit­ schnittnutzung den erhöhten Fördersatz, der teln und leichtlöslichen Mineraldüngern ist für bisher der Einschnittnutzung Vorbehalten ist, Naturschutzprogramme eine Voraussetzung. Das erhalten. Die Rückführung der im Gebiet übli­ Unterlassen jeglicher Düngung ist aber nicht chen vier bis fünf Nutzungen pro Jahr auf drei wünschenswert, da dieses „Zweinutzungssystem“ Nutzungen entspricht in ihrer Wirkung in etwa einen gegenüber reinem Grünland höheren Nähr­ der in trockeneren Gebieten praktizierten Ex- stoffbedarf hat (für die Holz- und Fruchtproduk­ tensivierung von drei bis vier Nutzungen auf tion). Eine solche Einschränkung erfordert den zwei Nutzungen. weitgehenden Verzicht auf den Obstertrag, der — Die völlige Unterlassung der Düngung ist in für die kleinen landwirtschaftlichen Betriebe im Gebieten, wo der Obstbau auf Hochstamm ei­ Gebiet wichtig ist und durch eine Fördersumme ne noch immer lebendige landwirtschaftliche von 600, - bis 900, - DM/ha bei weitem nicht aus­ Kultur ist, nicht wünschenswert. Die Entwer­ geglichen werden kann. tung der Obstnutzung ist ja, wie früher bereits erwähnt, mit ein Grund für den Rückgang und Die Aufgliederung in Grund- und Zusatzleistun­ Verfall der extensiv genutzten Obstanlagen. gen ist aus Sicht des Naturschutzes sinnvoll. Eine Eine solche Auflage mag einzelnen Natur­ zu detaillierte Vertragsausgestaltung erschwert schützzielen dienen, sie widerspricht aber völ­ aber die (notwendige) Kontrolle der Einhaltung lig dem Selbstverständnis der Obstbauern, die der Verträge. ja nicht aus Naturschutzgründen das Land be­ Der Ausschluß der Dreischnittwiesen von einer wirtschaften, sondern um Obst zu ernten. Sie Föderung ist aus verschiedenen Gründen nicht er­ kann nur von nichtlandwirtschaftlichen strebenswert: Die Dreischnittnutzung ist im Ge­ Grundbesitzern akzeptiert werden. Außer­ biet eine traditionelle Nutzungsform, dreischüri- dem führt das Unterlassen jeglicher Düngung ge Wiesen weisen die höchsten Artenzahlen auf zum vorzeitigen Vergreisen der Bäume, die so­ und das bei zwei Schnitten gewonnene Heu ist mit nicht mehr so leicht das für den biologi­ aufgrund geringen Nährstoff- und hohem Rohfa­ schen Artenschutz interessante Alter von über sergehalt nur als Pferde- und Jungviehheu ver­ 40 Jahren erreichen. Ein Verzicht auf leicht wendbar, dessen Bedarf begrenzt ist. Außerdem lösliche Mineraldünger ist möglich, da der hof­ wären die Betriebe wegen fehlender Zupacht­ eigene Dünger gut im Obstbau eingesetzt wer­ möglichkeiten gezwungen, auf dem verbleiben­ den kann (Probleme bereiten nur Steilhänge, den Grünland, zur Sicherung der Grundfutterver­ die mit dem Traktor nicht mehr befahren wer­ sorgung, die Nutzungsintensität zu erhöhen, wo­ den können). durch eine unbeabsichtigte Nebenwirkung entste­ — In Gebieten, in denen die Weidenutzung der hen würde. Obstanlagen vorherrscht, sollte für Bewei- Zusammenfassend betrachtet erscheint das Pro­ dung ein niedrigerer Fördersatz angesetzt wer­ gramm des BSMLU als breiter anwendbar und den, denn die übliche Beweidung führt zu zur Erreichung der naturschutzfachlichen Ziele Schäden an Grasnarbe und Bäumen. Einige (Arten- und Biotopschutz) besser geeignet. Be­ positive Aspekte der Beweidung sind: Die Un­ sonders die Förderung der Nachpflanzung ist eine terdrückung von Wühlmäusen durch den langfristig wirksame Maßnahme. Das Kulturland­ Viehtritt, das Vorhandensein magerer Weide­ schaftsprogramm ist rein konservierend, in seinen säume an den Zäunen entlang und die ökolo­ Auflagen an den falschen Stellen restriktiv (z. B. gisch wertvollen, hölzernen Weidezaunpfähle. Baumzahl/ha, Gebietskulisse) und finanziell nicht Deshalb soll auf keinen Fall die Weidenutzung attraktiv genug. Viele Auflagen sind nur dadurch von der Förderung ausgenommen werden. erklärbar, daß das „Kulturlandschaftsprogramm“ Dagegen erfordert die Wiesennutzung einen ein Programmpaket zwar mit unterschiedlichen höheren Arbeitsaufwand und der geringe An­

90 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) teil an Wiesen (< 30 %) sollte aus faunistischer — Wertvolle Vegetation der Krautschicht und floristischer Sicht erhöht werden. (Reichtum an Frühjahrsgeophyten,viele Ma­ — Das Mulchen der Krautschicht als Maßnahme gerkeitszeiger, Rote-Liste-Arten) und ein ho­ der Weidepflege (Entfernen von Weiderück­ her Epiphytenanteil sollten als Zusatzleistung ständen) ist aus Gründen des faunistischen Ar­ ebenso honoriert werden wie ein wertvoller tenschutzes zu unterlassen, da der Sog des Baumbestand oder eine Nutzungsextensivie- Mulchgerätes die Insekten in die rotierenden rung. Werkzeuge hineinzieht. Die Auswirkungen auf Reptilien und Amphibien sind ebenfalls Förderprogramme können nur einen Teil der ge­ negativ. Als tierschonendste Weidepflege wird fährdeten Obstanlagen erhalten und auch dies nur daher die Mahd mit Messerbalken oder Sense für begrenzte Zeit. Diese Form der Erhaltung ist empfohlen, da hier wegen des höheren außerdem vom Engagement der behördlichen Schnitts und der fehlenden Sogwirkung die Sachbearbeiter und der Zuweisung von Haus­ Überlebensquote der erwähnten Tiere weit haltsmitteln abhängig, also von den Unwägbar­ größer sein dürfte. Ebenfalls negativ zu beur­ keiten politischer und gesellschaftlicher Willens­ teilen ist Mähen mit dem Kreiselmähwerk, das bildung. Deshalb hegt der Verdienst staatlicher noch tiefer als das Mulchgerät geführt wird Programme darin, einer breiten Öffentlichkeit und ebenfalls eine Sogwirkung aufweist. die Bedeutung gefährdeter Lebensräume (wie z. B. der extensiv genutzten Obstanlagen) nahe­ zubringen! Tabelle 8 Programme zur Förderung von Obsthochstammpflan­ zungen und des „Streuobstbaus“ in Bayern 6.3 Erhaltung durch Vermarktung Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Land­ Der Hochstammobstbau als landwirtschaftliche wirtschaft und Forsten: Kultur gilt, wie einschlägige Veröffentlichungen — Bayerisches Kulturlandschaftsprogramm, immer wieder betonen (WELLER 1984; LUCKE Teil A: 1988,1989), heute als nicht mehr wirtschaftlich. Erhaltung wertvoller „Streuobstbestände“ Verzicht auf Dennoch haben Naturschutzgruppen1, Verbände Rodung, Anwendung von Mineraldünger und Pflanzen­ des ökologischen Landbaus und zum Teil auch die schutzmitteln. Landwirtschaftliche Verwertung der Un­ Baumbesitzer selbst Vermarktungsinitiativen zur terkultur. Fördersatz: DM 20,—/Baum (max. 100 Bäume/ha) bei Förderung des extensiven Obstbaus begonnen. Erstantragstellung vor dem 31.7.1989. DM 10,— für die Die grundlegende Überlegung ist, dem Obstbau­ ersten 20 Bäume je Hektar und DM5,— für jeden weite­ ern über den Kauf seiner Produkte zu einem ga­ ren Baum (max. 100 Bäume/ha). Gesamtfördersumme rantierten höheren Preis einen Anreiz für die Bei­ max. DM 12000,— pro Betrieb. behaltung und Weiterentwicklung seiner naturna­ Antragstellung bei den Ämtern für Landwirtschaft. hen Wirtschaftsweise zu geben. — Ländliche Neuordnung durch Flurbereinigung (Mehr Grün durch Flurbereinigung): Förderung der Pflanzung heimischer Bäume und Sträu- Gegenüber dem intensiven Obstbau sind bei die­ cher. ser Anbauform im Mittel der Jahre niedrigere Fördersatz: 100 % der Kosten für Pflanz- und Zaunma­ Erntemengen, eine geringere Ertragssicherheit terial. und ein höherer Arbeitsaufwand für Pflegemaß­ Antragstellung beim Vorstand der Teilnehmergemein­ nahmen und Ernte charakteristisch. Obwohl der schaft. Betriebsmittelaufwand niedriger liegt (weniger — Bayerisches Dorfemeuerungsprogramm: Pflanzung von Hochstammobstbäumen zur Erhaltung Aufwendungen für Düngemittel- und Pestizid­ und Gestaltung des Ortsbildes. zukauf) , sind insgesamt höhere Produktpreise nö­ Zuschuß bis zu 65 % der Kosten. tig, um zu einem befriedigenden Geldertrag aus Antragstellung bei den Ämtern für Landwirtschaft bzw. der Obstkultur zu gelangen. den Flurbereinigungsdirektionen. Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung Zur Verdeutlichung des besonderen Wertes von und Umweltfragen: Obst und Obstprodukten aus extensivem Anbau — Landschaftspflegeprogramm: scheint die Einführung eines eigenen Markenzei­ Förderung des Pflanzens von Obsthochstämmen in chens gerechtfertigt. der Landschaft und am Ortsrand. Fördersatz: 70 %, Naturschutzgebiet 100 % der Ko­ sten für Planung und Durchführung der Maßnahmen Als Grundlagen für Anbau- und Förderrichtlinien (incl. Pflanz- und Zaunmaterial). könnten folgende Vorgaben gelten: Äntragstellung bei der Unteren Naturschutzbehör­ — Hohe Arten- und Sortenvielfalt um einerseits de. den Habitatwert der Obstanlagen für die Tier­ — Programm „Pflege und Verbesserung ökologisch welt zu erhöhen und um andererseits Lebens­ wertvoller Streuobstbestände“: mitteleigenschaften über die Pflanze und nicht Nachpflanzung von Hochstammobstbäumen zur Er­ chemisch-technisch zu erzeugen (Lagerfähig­ haltung von Streuobstbeständen. Verzicht auf Ro­ dung, Mineraldünger- und Pflanzenschutzmittelein­ keit, Fruchtfarbe und -große, Geschmack, satz. Mahd und Beweidung nach Vereinbarung. Zu­ Verarbeitungseignung, Reifezeit). satzleistungen zur Verbesserung des Biotopwertes. Fördersatz: DM 250,— bis 900,— pro Hektar sowie Zuschuß von DM 60,— je nachgepflanzter Hoch­ stamm-Obstbaum . 1 Z. B. das Konzept zur „Rettung fränkischer Antragstellung bei der Unteren oder Höheren Na­ Streuobstflächen“ des Bund Naturschutz (BN) Forch- turschutzbehörde . heim (HEIMEN & RIEHM 1987, S. 69 f.).

91 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) — Gleichwertige Berücksichtigung ökonomi­ Die Bedeutung von Obstwiesen und -weiden als scher (einschließlich arbeitswirtschaftlicher) Lebensraum für bestimmte Tierartengruppen und ökologischer (im weitesten Sinne) Krite­ wird dargestellt. Hervorzuheben ist das häufige rien bei der Bewirtschaftung und Neupflan­ Vorkommen von Fledermäusen (Chiroptera ), zung von Obstanlagen. Schläfern ( Gliridae ) und des Feuersalamanders — Überschaubarkeit der Erzeugungs- und Ver­ {Salamandra salamandra ). marktungsstrukturen für alle am Marktgesche­ Als Möglichkeit zur Erhaltung extensiv genutzter hen Beteiligten. Förderung lokaler Erzeuger­ Obstanlagen werden Staatliche Förderprogram­ zusammenschlüsse , Erzeuger-Verbraucherge- me, die in Bayern angewandt werden können dis­ nossenschaften, Einkaufsgemeinschaften, kutiert und kritisch bewertet. Die vorhandenen Wochen- und Hofmärkte u. a. m., sowie de­ Naturschutzprogramme sollten nach naturräum­ ren fachlicher Beratung (ökonomisch und pro­ lich unterschiedlichen Anforderungen differen­ duktionstechnisch-ökologisch) . ziert werden. Ein Vorschlag zur Erhaltung durch Ihre Konkretisierung muß sich an den örtlich vor­ Vermarktung von Obst und Obstprodukten wird handenen Strukturen orientieren. Die Förderung gemacht. und Einbeziehung des bäuerlichen obstverarbei­ Zusammenfassend können die extensiv genutzten tenden Handwerks (Brennereien, Essigherstel­ Obstanlagen Neubeuerns als ökologisch wertvol­ lung, Obstdarren) sollte ein wichtiges Anliegen ler Lebensraum herausgestellt werden, der sich jeglicher Vermarktungsinitiative in dieser Rich­ floristisch von bisher aus Deutschland beschriebe­ tung sein. Durch eine engagierte Presse- und Öf­ nen Obstwiesen deutlich unterscheidet. fentlichkeitsarbeit aller an der Erhaltung der ex­ Summary tensiv genutzten Obstanlagen Interessierten soll­ The Vegetation of 119 acres extensively used or­ ten die marktbezogenen Maßnahmen zur Erhal­ chards in Neubeuern (a rural community in the tung der extensiven Obstwiesen und -weiden un­ southern part of Upper ) is studied in de­ terstützt und die Verbraucher informiert werden. tail. The stock of fruit trees and its use are descri­ bed. The faunistic importance of these orchards 7. Zusammenfassung ist explained. The fruit production is mainly used In der vorliegenden Arbeit werden 48 Hektar ex­ for fresh fruit, schnapps and fruit juice. The inve­ tensiv genutzte Hochstamm-Obstanlagen in Neu- stigated orchards are still rich of different species beuern/Oberbayern vegetationskundlich unter­ (plums, apples, pears, sweet cheries, walnuts, sucht, ihr Obstbaumbestand und die Nutzung be­ sour cherries, hazelnuts and Spanish chestnuts) schrieben. Die faunistische Bedeutung der Obst­ and cultivars of trees, although the fruit growing anlagen wird anhand einer Literaturauswertung areas have obviously declined during the last 115 herausgestellt. years Das Obst wird überwiegend als Frischobst, Obst­ The villages are poor in different rural plant com­ branntwein und Saft verwertet. Die Obstanlagen munities, but those who are widespread (e. g. Ur- sind gemischte Pflanzungen verschiedener Obst­ tico-Aegopodium and Lolio-Cynosuretum) have arten (Zwetschgen, Pflaumen, Äpfel, Birnen, a great diversity in variants. The grassland under Süßkirschen, Walnüsse, Sauerkirschen, Hasel­ the fruit-trees is mainly exploited as pasture. Fer­ nüsse und Edelkastanien) und Obstsorten. An­ tilizing is mainly based on liquid manure. hand eines Kartenvergleichs konnte ein deutli­ Under the phytosociological aspect the pastures cher Rückgang der Obstbauflächen in den ver­ belong to Lolio-Cynosuretum green-plant-com­ gangenen 115 Jahren festgestellt werden. Die munity and it is characterized by a high presence Ortschaften selbst sind relativ arm an dörflichen of springtime-geophytes such as Ranunculus fica­ Pflanzengesellschaften, bilden aber, wie z. B. Ur- ria, Anemone nemorosa, Leucojum vernum and tico-Aegopodietum und Lolio-Cynosuretum, Gagea lutea. In addition to them there is a high deutlich abgestufte, standörtlich differenzierte amount of nutrient-loving and shade-tolerant spe­ Varianten. Die Krautschicht der extensiv genutz­ cies like Glechoma hederacea, Aegopodiumpoda- ten Obstanlagen wird hauptsächlich als Weide ge­ graria, Urtica dioica and Rumex obtusifolius. nutzt. Die Düngung erfolgt überwiegend mit Gül­ Other species, Veronica filiformis and Lolium le und Jauche. multiflorum, which are highly present too, show Vegetationskundlich sind die Weiden als Weidel­ the regular destruction of the pastures caused by grasweiden (Lolio-Cynosuretum) einzustufen cattle. Two variants and six subvariants of the gre­ Und werden durch die hohe Stetigkeit von Früh- en-plant-community Lolio-Cynosuretum, Subas­ jahrsgeophyten wie Ranunculus ficaria, Anemone sociation of Ranunculus ficaria are described. nemorosa, Leucojum vernum und Gagea lutea They are characterized by different growth condi­ charakterisiert und als Subassoziation von Ranun­ tions, modified ways and intensities of exploita­ culus ficaria benannt. Hohe Stetigkeit weisen tion. auch nitrophile Ruderalarten (Artemisietea-Ar- The importance of orchards as habitat for certain ten) wie Glechoma hederacea, Aegopodiumpoda- animals is pointed out. To emphasize is the occu­ graria, Urtica dioica und Rumex obtusifolius und rence of some species of bats {Chiroptera), Gliri­ Störungszeiger wie Veronica filiformis und Lo- dae and of Salamandra salamandra. lium multiflorum auf. Bavarian government’s nature conservation pro­ Es können zwei Varianten und sechs SubVarian­ jects are discussed as a chance of preserving the ten des Lolio-Cynosuretum, Subassoziation von extensively used orchards. Existing nature con­ Ranunculus ficaria unterschieden werden, die servation projects should be differentiated accor­ durch unterschiedliche Standortbedingungen, ding to the demands of the areas. A proposal for Nutzungsarten und -intensitäten gekennzeichnet preservation by marketing of fruits and fruit pro­ sind. ducts is made.

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