Jahrbuch Stiftung Preußische Schlösser Und Gärten Berlin-Brandenburg
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Jahrbuch Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Band 3 1999/2000 Copyright Das Digitalisat wird Ihnen von perspectivia.net, der Online- Publikationsplattform der Stiftung Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland (DGIA), zur Verfügung gestellt. Bitte beachten Sie, dass das Digitalisat urheberrechtlich geschützt ist. Erlaubt ist aber das Lesen, das Ausdrucken des Textes, das Herunterladen, das Speichern der Daten auf einem eigenen Datenträger soweit die vorgenannten Handlungen ausschließlich zu privaten und nicht-kommerziellen Zwecken erfolgen. Eine darüber hinausgehende unerlaubte Verwendung, Reproduktion oder Weitergabe einzelner Inhalte oder Bilder können sowohl zivil- als auch strafrechtlich verfolgt werden. KARL EISBEIN Fontänen, Brunnen und Gewässer im Schlosspark Babelsberg Nach dem Fall der letzten Grenzzäune vor dem Babelsberger Schloss und der nahezu beendeten Instandsetzung der landschaftlichen Situation wird wieder sichtbar, wie unvergleichlich und einzigartig der Schlosspark Babelsberg ist. Der folgende Beitrag beschreibt die verschiedenen Teile des Wassernetzwerkes im Park Babelberg und erläutert die denkmalpflegerischen Maßnahmen zu seiner Wiederherstellung bis zum Jahr 2000. Dem Gartenarchitekten Peter Joseph Lenné verdankt der Babelsberger Park seine Exi- stenz. Er nutzte am 3. August 1826 eine Feier in Glienicke zu Ehren des abwesenden Königs, um den Prinzen Wilhelm für den gegenüberliegenden Hügel als idealen Platz zur Errichtung eines Sommersitzes zu begeistern. In den Planungen Lennés für die Verschö- nerung der Insel Potsdam war der östlich der Stadt, jenseits des Tiefen Sees gelegene Hügel das noch fehlende Bindeglied zwischen dem Brauhausberg – Telegraphenberg, dem Schloss- park von Glienicke und der Pfaueninsel. Im Prinzen Wilhelm, dem späteren Kaiser Wil- helm I., hatte er den potenten Interessenten für die Verwandlung des schütter bewachse- nen märkischen Sandhügels mit Blick auf eine aufblühende Stadt am Strom in einen paradiesischen Landschaftsgarten gefunden. Ab 1833 konnte der Traum verwirklicht wer- den. Auf der Suche nach dem besten Platz für das Schloss einigten sich der Architekt Frie- drich Schinkel, Lenné und Prinz Wilhelm als Bauherr bald auf einen Ort mit einem Rund- blick von 180 Grad auf die Wasserflächen der umgebenden Seen. In den Wirren der napoleonischen Besetzung abgeholzt, bot der Babelsberg eine unge- hinderte Aussicht auf Potsdam inmitten der märkischen Seen- und Hügellandschaft. Über den Tiefen See, die Neue Fahrt, die Vorderkappe und den Templiner See kann man von hier bis zum Schwielowsee schauen. Nördlich und östlich begrenzen Jungfernsee und Bäke- graben bzw. Griebnitzsee den Hügel. Im Südwesten mündet die Nuthe, einst im Blickfeld des Parks, gegenüber der Heiligen Geist Kirche in die Havel. Größer als hier konnte vor 170 Jahren der Gegensatz kaum sein, einerseits die Seen, Flüsse und Feuchtwiesen und andererseits die mit Trockenrasen, Eichenstockausschlägen, Kiefern, Birken und Espen bestandenen Sandhügel. Die Neupflanzungen für den ab 1833 entstehenden Schlosspark brauchten Wasser, das mit großen Mühen und Kosten in Was- 110 Karl Eisbein serwagen auf den Berg gefahren werden musste. Als im Dürrejahr 1834 das Geld für die Bewässerung nicht ausreichte, vertrocknete ein großer Teil der Neupflanzung. Erste Pla- nungen für ein Wasserversorgungsnetz von 1839 sind in der Literatur erwähnt, konnten aber aus Geldmangel nicht verwirklicht werden.1 Fürst Pückler wurde 1842 um seine Meinung zu Lennés Arbeiten in Babelsberg gebeten. In seinem Gutachten forderte er den Bau einer Bewässerungsanlage als Voraussetzung für eine optimale Parkpflege. Nach der Thronbesteigung des kinderlosen Friedrich Wilhelm IV. wurde Wilhelm zum Prinzen von Preußen ernannt und avancierte zum zweiten Mann im Staate. Damit verfügte er nun über die Mittel, es seinen Brüdern in Sanssouci und Glie- nicke gleich zu tun und seinen Sommersitz mit Fontainen, künstlichen Gewässern und einem Bewässerungsnetz auszustatten. Bereits 1843 lag ein erster Leitungsstrang vom Hochbehälter bis zur Schlosshöhe. Die in der Plansammlung der SPSG aufbewahrten Pläne Nr. 7004 und 7005 zeigen zwei Standortvorschläge des Architekten Ludwig Persius für das Maschinenhaus.2 Verworfen wurde der Standort nördlich vom Schloss am Wasserfall (wegen der Initialen auf dem Brückengeländer neuerdings »Wilhelm-Wasserfall« genannt, der historische Name ist unbe- kannt). In Anlehnung an die Anordnung von Schinkels Ensemble von Schloss Charlotten- hof und Maschinenhaus am Maschinenteich sowie an die von umgebautem Kasino und Wasserturm am Maschinenhaus in Glienicke wählte Wilhelm, wie seine Brüder Friedrich Wilhelm IV. und Prinz Carl, einen Standort für das Maschinenhaus in der Ost-West-Achse des Schlosses.3 Die Schwierigkeiten, zu denen es cirka zehn Jahre zuvor bei der Festlegung der Lage des Schlosses zwischen Wilhelm auf der einen Seite und Lenné und Schinkel auf der ande- ren kam, beschreibt J. Sievers.4 Die Orientierung des Schlosses mit der Enfilade und der von der Prinzessin Augusta, der späteren Königin und Kaiserin, entworfenen Pergola auf den 1832 errichteten Telegraphenturm auf dem Schäferberg am Wannsee war offensicht- lich unstrittig. Das Schloss war bewusst auf ein Symbol des beginnenden Industriezeital- ters ausgerichtet. Mit der Entscheidung, das Maschinenhaus in dieser Achse zu platzieren, wurde diese Haltung noch einmal unterstrichen. Auf der Gartenseite des Triumphtores am Winzerberg finden wir hierzu eine geistige Parallele.5 Nach den Nivellementplänen in der Plansammlung Nr. 6988 und insbesondere Nr. 6989 sind die Standorte des Bassins auf der Schlosshöhe, der Schlossfontäne und der Haupt- fontäne in der Havel in der Planung von Anfang an festgelegt, eine Fontäne in der Verlän- gerung der Enfiladeachse analog zu Glienicke findet sich noch nicht an der endgültigen Stelle. Das Bassin auf der Schlosshöhe ist als Hochbehälter für die Schlossfontäne gedacht. Die Formen der Terrassen erhalten erst in den Plänen Nr. 7005 und Nr. 7004 ihre Gestalt. Der Plan Nr. 7004 verdient eine besondere Beachtung. Es ist davon auszugehen, dass er zum einen die Vorzeichnung von Nr. 7005 ist, zum anderen aber weist die Darstellung des Tanz- saaloktogons von Gebhard und die Skizzierung der Terrassen einschließlich der Voltaire- Terrassen auf eine längere Verwendung als Planungsunterlage hin. Fontänen, Brunnen und Gewässer im Schlosspark Babelsberg 111 Abb. 1 Carl Graeb: Blick auf das Wasserwerk und Glienicke um 1844, Aquarell, nach 1919 dem Hause Hohenzollern übergeben, Foto: Messbildarchiv Berlin-Brandenburg, 90 N 31/19089 Das Maschinenhaus projektierte Persius im Stile eines normannischen Kastells. Kom- missionsrat Brix berechnete das Rohrleitungssystem, die Berliner Firma Egell baute die Dampfmaschine mit einer Leistung von 40 PS und Rudolf Wilhelm Gottgetreu leitete die gesamte Ausführung der Hoch- und Tiefbauarbeiten. Das Besondere an diesem Maschinen- haus war die Integration der Dampfmaschine in den Wohnbereich der Kavalierswohnung. Im Flur des Obergeschosses öffnet sich eine Arkade in den Maschinenraum, der durch alle Geschosse geht und mit einem Oberlicht das Dach durchstößt. Unter diesem Oberlicht drehte sich einst der Fliehkraftregler der Dampfmaschine, so dass in der Dämmerung bzw. Dunkelheit aus dem beleuchteten Maschinenraum rhythmische Lichteffekte traten, die zu dieser Zeit noch ungewöhnlich waren. Wohnhaus, Kesselhaus und Schornstein wurden als separate Baukörper aneinander gefügt. Ein Umgang auf der Wasserseite und die um den Schornstein geführte Pergola schaffen eine eindrucksvolle Aussichtsarchitektur, die im Kon- text zur Großen Neugierde in Glienicke steht.6 Die Druckleitung vom Maschinenhaus führte zum Hochbehälter auf der Schlosshöhe und von dort zum großen Hochbehälter neben der Friedrich-Wilhelm-Höhe. Beide Becken konnten unabhängig von einander gefüllt werden. Die Versorgung der Fontänen am Schloss durch das cirka zwölf Meter höher gelegene Bassin auf der Schlosshöhe vereinfachte ver- mutlich das schwierige Problem, Hauptfontäne und Fontänen am Schloss gleichzeitig ohne Druckminderung zu betreiben und ermöglichte das Füllen des großen Hochbehälters beim Betrieb der Fontänen am Schloss. 112 Karl Eisbein Am 25. Mai 1845 wurde feierlich die Inbetriebnahme der Fontänenanlagen begangen. Mit der Erweiterung des Parks 1865 in der Ebene gen Nowawes, ausgeführt von Otto Fer- dinand Kindermann, wurde auch das Maschinenhaus erweitert. Zur zweiten Dampfma- schine kam eine Druckleitung und ein weiterer Hochbehälter hinzu. Im Leitungsnetzplan des Hochbauamtes II vom 31. Dezember 1931 wird sie 1. Drucklei- tung genannt und trägt den Buchstaben A. Aus dem Jahr 1879 sind uns exakte Angaben über Pumpleistung und Verbrauch überliefert.7 Mit dem Abtrag der Schlosshöhe im Zuge der geplanten Schlosserweiterung wurde um 1905 die alte Druckleitung zwischen Schlosszufahrtsweg oberhalb des Maschinenhauses bis in die Nähe des Schwarzen Meeres abgebaggert. Oberhalb der ehemaligen Schlosshöhe wurde 1908 ein Windkessel an das Reststück der Leitung von 1843 geflanscht und eine neue Verbindung zwischen dem im Steilhang oberhalb des Maschinenhauses verbliebenen Rest der alten Druckleitung über den verbliebenen Höhenrücken hergestellt. Eine völlig neue Leitung wurde vom Windkessel abwärts westlich um das Schloss herum zur alten Haupt- fontänenleitung ab Schlossvorplatz geführt. Es ist davon auszugehen, dass der Küchengang bei dieser Aktion unterquert wurde. Die Wasserspiele im Blickfeld des Schlosses Hauptfontäne: Die