Ausgabe Mai 2021
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
• Wie gehe ich mit Veränderungen um? • "Veränderung - eine Zumutung des Lebens oder eine Chance?" • Katholische Erwachsenenbildung • Neues aus Burkina Faso • … Mai 2021 1 Mut zur Veränderung?! Oft kommt Veränderung von außen und nicht als Ergebnis unserer individuellen Entscheidung. Wir wehren uns meist dagegen, da Gewohnheiten uns Sicher- heit und Halt versprechen. Gerade jetzt wird aber durch die Pandemie schon über ein ganzes Jahr lang unser Leben in vielerlei Hinsicht radikal anders. Auf vieles, was uns lieb und wichtig ist, müssen wir verzichten, und gleichzeitig bemerken wir, je nach unserer persönlichen Lebenssituation, dass nicht nur um uns, sondern auch in uns manches anders wird. Krankheit, existentielle Sorgen, Einsamkeit, aber auch bei Manchen die Gedanken, dass wir auf so vieles, was wir für ungeheuer wichtig und unabdingbar für unser Wohl- befinden gehalten haben, eigentlich verzichten können, all das begleitet und verändert unser Leben in diesen Tagen. Der eine fürchtet dies alles, möchte am Althergebrachten festhalten, der andere sieht in der Veränderung auch Chancen zum Aufbruch. Gerade Ostern hat uns gelehrt, dass auch die Jüngerinnen und Jünger Jesu mutlos geworden sind, Furcht, Verzweiflung, Angst und Ratlosigkeit empfanden. Doch der Weg von Karfreitag führte sie zu einer radikalen Veränderung: Zur Auferstehung des Herrn! So wurden sie auf ganz unterschiedliche und individuelle Weise zu Hoffnung, Zuversicht und Stärke geführt. Gleichermaßen für unser Leben, gerade in der schwierigen Zeit der Pandemie, gilt diese Osterbotschaft, die uns sagt: Vertraue und fürchte dich nicht! Auch das bevorstehende Pfingstfest hat für uns eine wichtige Botschaft: Es zeigt, wie sich im Leben der Jüngerinnen und Jünger Eingeschlossensein zu Öffnung wandelt. Der Heilige Geist verhilft ihnen, frei und selbstbewusst die Isolation zu verlassen und die Frohe Botschaft Jesu Christi den Menschen zu verkünden. Ralf Cieslik 2 Nicht aufhören, neu anzufangen! Aufbruch trotz der Pandemie und ihrer Einschränkungen Ja, Corona ist eine Zumutung. Wir können nicht mehr mit der Fa- milie zusammen sein, Freunde nicht treffen, die Gruppen und Gemeinschaft nicht erleben. Die Gedanken spielen verrückt. Wie soll das weitergehen? Zurzeit liegt so vieles brach in der Gemeinde, der Stadt, in der Caritasarbeit, den Vereinen. Trotzdem gab es letztes Jahr neue Ideen: andere Gottesdienstformen wurden ange- boten im Freien, eine Plauderecke am Rhein, Grußkarten an Ostern von Jugendlichen an Senioren, Einkaufshilfe und vieles mehr. Das war gut so. Wird es auch nach der Pandemie noch tragen? Wie können wir noch besser Menschen erreichen, die Hilfe benötigen? Wie sollen wir das Miteinander der Generationen stützen? Wie kann eine sinnvolle, schöne Freizeit- gestaltung aussehen? Wie wäre es, wenn wir uns gemeinsam, Jung und Alt, auf den Weg machen würden und überlegen, was ist gut, was wollen wir, was müssen wir anders machen? Im Generationenprojekt haben Michaela Wolff und Astrid Haderlein vieles angestoßen, auf das wir aufbauen können: das Netzwerktreffen aller im sozialen Bereich Tätigen der Stadt, der „Runde Tisch für bezahlbaren Wohnraum“, Überlegungen zur Modernisierung der Nachbarschaftshilfe, die bisher von „Hallo Nachbar e.V.“ geleistet wurde, aber sich nun aus Altersgründen der Mitglieder auflösen wird. Nun, da wir eine Projektstelle für eine(n) Sozialarbeiter(in) im Pastoralteam für 5 Jahre genehmigt bekommen haben, können wir an diesen Themen weiterarbeiten. Es gibt eine(n) Ansprechpartner(in) mit fachlicher Kompetenz in sozialraumorientierter Arbeit, der/die uns unterstützen und begleiten kann. Mit Gottes Hilfe können wir es wagen, neue Wege zu gehen. Sind Sie dabei? Brigitte Bendel, Gemeindecaritas Sankt Martin Lahnstein 3 Veränderung aktiv mitgestalten Haben Sie ein Testament gemacht? Besitzen Sie eine Betreuungsvollmacht? Ist die Patientenverfügung ausgefüllt und unterschrieben? Haben Sie festgelegt, wie Ihre Beerdigungsfeier sein soll? Wissen Ihre Ange- hörigen, wie Sie beigesetzt werden möchten? Alles mit Ja beantwortet? Dann haben Sie nichts dem Zufall überlassen. Bei einem Besuch einer Demenzstation hatte ich ein einschneidendes Erlebnis: Lange vor Corona besuchte ich regelmäßig Bewohner einer Demenzabteilung; bei allen war die Demenz weit fortgeschritten, und es war kaum möglich über ein Gespräch mit ihnen in Kontakt zu kommen. Meine Besuche am Bett bestanden aus dem Halten der Hände, ein vorsichtiges Streicheln, dem Summen alter Kirchenlieder oder auch dem Beten des Vaterunsers und am Ende einem persönlichen Segen mit der Bezeichnung des Kreuzes auf der Stirn. Bei allen Besuchten war im Biographiebogen notiert, dass sie religiöse Bezüge hatten bzw. dass der Glaube eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielte. Als ich wieder einmal zu Besuch kam, schallte Musik der Gruppe „Die Toten Hosen“ in voller Lautstärke durch das Haus. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich mag die „Toten Hosen“; ihre Musik ist mitreißend, die Texte genial und treffen immer den Nerv der Zeit. Aber die Bewohner der Abteilung waren in 20-er bzw. Anfang der 30-er Jahre geboren, also im Alter meiner Eltern, und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dies ihre gewohnte Musik war; aber sie konnten sich nicht wehren und die Musik lief und lief und lief. Ich habe mir vorgestellt, ich wäre in der Situation der Bewohner, mir würde „Heino“ in voller Lautstärke „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ ins Ohr plärren, und ich könnte mich nicht wehren. Aber hören, hören müsste ich ihn. Und dann fiel mir eine Fortbildung im Rahmen der Sterbebegleitung ein. Der Referent sprach mit großem Engagement über die Verantwortung jedes Einzelnen, für sich selbst vorzusorgen und zwar nicht nur rechtlich, testamentarisch, medizinisch sondern auch seelisch. Er erzählte davon, dass er, ähnlich wie in einem Testament oder in der Patientenverfügung, festgelegt hat, welche Musik beispielsweise er hören möchte, wenn er sich nicht äußern kann. Und er spielte uns diese Musik vor und legte uns eindringlich ans Herz, auch selbst dieses seelische Testament zu machen; es dann Menschen anzuvertrauen, die evtl. in der Betreuungsvollmacht als Betreuer festgelegt sind. Sie sind auf diese Weise verpflichtet, auch diese Verfügung umzusetzen. Zumindest ist es ein Versuch wert, um vorzubeugen, einer Atmosphäre, einer Musik, bei der sich einem im gesunden Leben die Haare zu Berg stellten, hilflos ausgesetzt zu sein, wenn man nicht mehr in der Lage ist, sich zu äußern. Ich fand die Eindringlichkeit des Referenten enorm, denn er machte deutlich, dass jeder auch für sein seelisches Wohl verantwortlich ist und dafür sorgen kann und sollte. Und das heißt, auf mögliche Veränderungen aktiv zu reagieren und nicht sie passiv auf mich zukommen zulassen oder sie anderen zu überlassen. Auch Geschichten, Gedichte, Gebete könnten genannt werden, die mir zu gesunden Zeiten gut getan haben, Ruhe gebracht haben. Vielleicht haben Sie dies schon getan; wenn nicht, wagen Sie sich einmal daran und gestalten Sie die vielleicht eines Tages eintretende Veränderung aktiv mit; unterstützen Sie auf diese Weise die Menschen, die sich dann um Sie kümmern und Sie gut begleiten möchten. Hella Schröder 4 Veränderung in meinem Leben…… Bei Google kann man folgendes lesen: Veränderung ist der Beginn von etwas Neuem und dem Loslassen von Altem. Veränderungen begleiten uns ständig. Es gibt Veränderungen, die nehmen wir wahr, doch sie tangieren nicht unser Leben direkt. Am meisten tangieren uns Veränderungen, die unser ganz persönliches Leben betreffen. Dies können erfreuliche oder schwierige sein, im Leben begegnen wir beiden. So erging es mir auch in meinem Berufsleben. Nach der Lehre im Krankenhaus Lahnstein im Labor, wechselte ich nach sechs Jahren Tätigkeit zur Berufsfachschule in Dernbach - verbunden mit einem Internatsaufenthalt für ein Jahr. Am 1.1.75 startete dann meine Praxistätigkeit mit vielen Kolleginnen. Sie kamen und gingen wieder. Ständige Veränderungen. Nur eine blieb genau wie ich den Chefs „treu“. Es war mehr als ein Angestelltenverhältnis. Wir fühlten uns zugehörig. Jeder war für den anderen da und dies merkten auch die Patienten. Nach 25 Jahren mussten die Chefs aus Altersgründen ihre Tätigkeit aufgeben und es kam ein neues Ehepaar. Fachlich hoch qualifiziert, aber die menschliche Ebene, der christliche Faktor, das Familiengefühl, das wir oft bei den „alten Chefs“ als zu viel bemängelten, fehlte plötzlich. Nach 10 Jahren kam eine weitere Veränderung. Wir wurden an ein Versorgungszentrum „verkauft“. Von da an stand der Profit an erster Stelle und wir mit unserer mitmenschlichen Art wurden belächelt. Nach einem weiteren Verkauf an einen anderen Gesellschafter wurde es auch nicht besser. Ein sehr kompetenter Arzt kam zwar zu uns, wechselte dann aber nach zwei Jahren wieder, da er sich mit dieser Art der Praxisführung nicht identifizieren konnte - eine sehr schmerzliche Veränderung für mich. Am 15.12.2014 wurde die Praxis vom Praxismanager für mich nach 40 Jahren für immer geschlossen. Da ich mich innerlich immer mehr von „meiner“ Praxis getrennt hatte, war es gut zu verkraften. Ich fiel auch nicht in das sogenannte „Rentnerloch“, da ich genug andere Aufgaben hatte. Ich übernahm immer mehr die häuslichen Aufgaben bei meiner Mutter, um ihr die alters- entsprechenden Beschwerden zu erleichtern, half sonntags im Altenheim St. Martin bei de r Begleitung der Gottesdienstbesucher aus und nahm dann 2018 die Küstervertretung an. Die nächste Veränderung, die uns leider alle traf, war Corona. Eine sehr schmerzliche Erfahrung. Kein