Beschluss (Vorläufig) Kapitel 1 - Fair Und Miteinander Leben in Einem Klimaneutralen Bezirk
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Bezirkswahlprogramm Tempelhof-Schöneberg Beschluss (vorläufig) Kapitel 1 - Fair und miteinander leben in einem klimaneutralen Bezirk Gremium: Mitgliedervollversammlung Tempelhof-Schöneberg Beschlussdatum: 27.03.2021 Text 1 1. Fair und miteinander leben in einem klimaneutralen Bezirk 2 Ein GRÜNES Tempelhof-Schöneberg soll der gesamten Bevölkerung – ob jung oder 3 alt, arm oder reich – ein lebenswertes Zuhause bieten. Dafür soll unser Bezirk 4 bis 2035 klimaneutral werden. Wir wollen bezahlbaren Wohnraum schaffen. 5 Nachhaltiger Neubau und Nachverdichtung mit Augenmaß sollen soziale 6 Infrastruktur mitdenken. Milieuschutz und Vorkaufsrechte sollen Mieter*innen 7 weiter konsequent vor Verdrängung schützen. Entsiegelte Flächen, nachhaltig 8 gepflegtes Stadtgrün, neue Grünflächen und der Schutz der Bäume sollen einen 9 Beitrag leisten für mehr Umweltgerechtigkeit und Klimaschutz in unserem Bezirk. 10 Dafür werden wir: 11 • einen Modellversuch für ein Miet- und Wohnungskataster in unserem Bezirk 12 starten, 13 • Wohnraum für niedrige und mittlere Einkommen schützen und mit dem Konzept 14 des kooperativen Baulandmodells neuen Wohnraum schaffen 15 • in aufsuchenden Formaten der Bürger*innen-Beteiligung gemeinsam mit 16 Anwohner*innen Visionen für unseren Bezirk und unsere Kieze entwickeln, 17 • ein Energie- und Klimaschutzprogramm für den Bezirk mit konkreten Zielen 18 und einem Maßnahmenkatalog aufstellen 19 • mindestens 1 Prozent der öffentlichen Flächen entsiegeln und begrünen 20 • unsere Stadtnatur pflegen, Parks und Gewässer ökologisch aufwerten und 21 mehr Bäume pflanzen als gefällt werden 22 1.1 Hier zu wohnen müssen sich alle leisten können 23 In einem grünen Bezirk zu leben, darf kein Luxus für Wohlhabende sein. Am 24 Wohnort hängen Arbeits- und Kitaplätze, Freundeskreise und die persönliche 25 Identität. Durch doppelt so hohe Mieten wie vor zehn Jahren und einem halbierten 26 Bestand an Sozialwohnungen in unserer Stadt ist Wohnen zu einer der dringendsten 27 sozialen Fragen geworden - auch in unserem Bezirk. 28 In der Wohnungspolitik steht für uns der Schutz der Mieter*innen an erster 29 Stelle. Wir wollen die „Berliner Mischung“ vielfältiger und sozial durchmischter 30 Quartiere erhalten. Dafür arbeiten wir mit gemeinwohlorientierten 31 Vermieter*innen wie den städtischen Wohnungsgebausellschaften, Genossenschaften 32 und Stiftungen zusammen und stellen uns gleichzeitig entschieden gegen 33 Vermieter*innen, die nur auf Gewinnmaximierung aus sind. Beschluss (vorläufig): Kapitel 1 - Fair und miteinander leben in einem klimaneutralen Bezirk 34 In den letzten fünf Jahren hat Jörn Oltmann, unser GRÜNER Stadtrat für 35 Stadtentwicklung und Bauen, bereits viel für die Menschen in unseren Kiezen 1 36 erreicht. Durch die Verdopplung der Milieuschutzgebiete von vier auf acht ist 37 jeder dritte Mensch in Tempelhof-Schöneberg vor steigenden Mieten durch 2 38 Luxusmodernisierung geschützt. Die Nutzung von Vorkaufsrecht und 3 39 Abwendungsvereinbarungen sicherte weitere 1.700 Wohnungen. 40 Damit mehr Bürger*innen besser vor Verdrängung geschützt werden, setzen wir uns 41 für weitere Milieuschutzgebiete ein. Für Mariendorf, Friedenau und Schöneberg- 42 Nord werden weitere Milieuschutzgebiete geprüft. Um das Vorkaufsrecht noch 43 wirksamer umsetzen zu können und die Handlungsfähigkeit der Bezirke zu stärken, 44 fordern wir außerdem einen nachhaltigen Vermögensfonds für Berlin, aus dem Käufe 45 bezuschusst werden. Zum Schutz der Mieter*innen gegen Verdrängung gehört auch 46 die neu eingeführte kostenfreie Mieter*innen- und Sozialberatung auf Landes- und 47 Bezirksebene.Diese Angebote wollen wir langfristig absichern, indem wir sie 48 nachhaltig finanziell ausstatten und hohe Qualitätsstandards festschreiben. 49 Auch die Zweckentfremdung von Wohnraum durch Nutzung als Ferienwohnungen oder 50 spekulativen Leerstand treibt die Preise am Wohnungsmarkt nach oben. Durch die 51 konsequente Umsetzung des landesweiten Zweckentfremdungsverbots konnte unsere 52 GRÜNE Stadträtin Christiane Heiß, zuständig für Bürgerdienste, Ordnungsamt, 53 Straßen- und Grünflächenamt, seit 2016 über 1.000 illegale Vermietungen als 54 Ferienwohnung sowie über 1.200 unbegründete Leerstände in den Wohnungsmarkt 55 zurückzuführen. Das Zweckentfremdungsverbot werden wir auch weiterhin konsequent 56 nutzen, um Wohnraum zu sichern. 57 Um Mietwucher und Zweckentfremdung noch wirksamer zu begegnen, werden wir uns 58 auf der Berliner Landesebene für ein staatliches Miet- und Wohnungskataster nach 59 österreichischem Vorbild einsetzen, welches die Eigentumsverhältnisse der 60 Gebäude und Wohnungen, ihre jeweilige Größe, ihre Nutzung und ihre Mieten 61 erfasst. Mit einem Modellversuch im Bezirk wollen wir vorangehen. 62 Für einen wirklich wirksamen Schutz der Mieter*innen bedarf es jedoch einer 63 wohnungspolitischen Wende auf Bundesebene. Wir werden uns für eine 64 mieterfreundliche Gesetzgebung und eine neue Wohngemeinnützigkeit, ein 65 Umwandlungsverbot von Miet- in Eigentumswohnungen und staatliche Förderungen 66 starkmachen, die dazu beitragen, dass energetische Modernisierung zu einer 67 spürbaren Senkung der Mietnebenkosten führt. 68 1.2. Bezahlbaren Wohnraum schaffen für einen wachsenden Bezirk 69 Unser Bezirk ist in den letzten zehn Jahren um mehr als 25.000 Menschen 70 gewachsen. Die stetig steigende Nachfrage nach Wohnraum bei einem konstanten 71 Angebot hat die Mieten explodieren lassen. Diese Entwicklung bekommen wir nur in 72 den Griff, wenn wir das Angebot an bezahlbarem Wohnraum durch Neubau ausweiten. 73 Dabei setzen wir auf starke städtische Wohnungsbaugesellschaften, 74 Genossenschaften und gemeinwohlorientierte private Bauherr*innen als Partner. 75 Langfristig wollen wir den Anteil an gemeinwohlorientiertem Wohnraum in Berlin 76 auf 50% erhöhen. Die Gründung der gemeinwohlorientierten Stadtbodenstiftung, die 77 Grundstücke gemeinschaftlich erwerben und verwalten will, und sie so dem 78 Verwertungsdruck entzieht, begrüßen wir. Wir werden prüfen, inwieweit der Bezirk 79 die Arbeit solcher Stiftungen unterstützen kann. Der konsequente Einsatz des 80 Konzeptes der kooperativen Baulandentwicklung ist für uns ein Muss. Dabei 81 schaffen wir zusammen mit den Bauherr*innen Wohnraum für alle Einkommensklassen Seite 2 Beschluss (vorläufig): Kapitel 1 - Fair und miteinander leben in einem klimaneutralen Bezirk 82 und beteiligen die Projektentwickler*innen an der 83 Finanzierung der sozialen Infrastruktur. 84 Bei der Genehmigung größerer Neubauvorhaben werden wir auf den Einsatz CO2-armer 85 Baumaterialien sowie ressourcenschonender und recyclingfähiger Baustoffe und - 86 verfahren achten. Begrünte Dächer und Fassaden sind für unser Stadtklima von 87 Bedeutung, während dezentralen Solaranlagen auf Dächern eine wichtige Rolle bei 88 der Energiewende zukommt. Entsprechende grüne Infrastruktur wollen wir in 89 städtebaulichen Verträgen festschreiben und machen uns auf Landes- und 90 Bundesebene für Förderprogramme stark, die die finanzielle Umsetzung solcher 91 Projekte im Bestand ermöglichen. 92 Mit den Stadtquartieren in Lichtenrade, an den Marienhöfen oder am 93 Dreifaltigkeitsfriedhof entwickeln wir mit gemeinwohlorientierten privaten 94 Investor*innen ökologische und soziale beispielgebende 95 Stadtentwicklungsprojekte. 96 Mit dem Neubauprojekt „Marienhöfe“ werden wir höchste ökologische und soziale 97 Standards erfüllen. Das neue Stadtquartier schafft 1.000 neue Wohnungen sowie 98 60.000 qm Gewerbeflächen. Nach dem kooperativen Baulandmodell werden 30% 99 Sozialmietwohnungen entstehen. Unser Ziel sind gemischte Quartiere – mit 100 Wohnraum für Jung und Alt und alle Einkommen. Die „Marienhöfe“ sollen älteren 101 Menschen ermöglichen, so lange wie möglich in ihrem Wohnumfeld zu bleiben und 102 bei Bedarf Hilfen im Alltag, Betreuungsleistungen und Pflegedienste in Anspruch 103 zu nehmen. Darüber hinaus wird der Bauherr für die Fachgemeinschaft „IRRE gut 104 wohnen für ALLE e. V.“zehn Wohnungen für Menschen mit psychosozialen 105 Beeinträchtigungen bereitstellen, die wieder selbstständig und ohne 106 Trägerbegleitung leben wollen. Auch ökologisch passen die Marienhöfe zur Stadt 107 der Zukunft: Zum ökologischen Quartier tragen die Wärmeversorgung über 108 Geothermie, öffentlich nutzbare Fuß- und Radwege sowie eine Aue und ein neuer 109 Park bei. 110 Damit nachhaltiges Bauen für die Berliner Mischung in unserem Bezirk gelingt, 111 treibt Jörn Oltmann die organisatorische Stärkung des Stadtplanungsamts voran. 112 Die regionale Entwicklungsplanung wird dabei ausgeweitet und ein strategisches 113 Flächenmanagement eingeführt. So kann der Bezirk wieder selbst neue Quartiere 114 und strategisch wichtige Grundstücke entwickeln, statt nur auf die Vorschläge 115 der Projektentwickler*innen zu reagieren. 116 1.3 Den Bezirk der Zukunft gemeinsam entwickeln 117 Baupotenziale in den existierenden Quartieren zu nutzen, stellt für die 118 Anwohner*innen oft eine Belastung dar. Wir setzen daher auf eine Nachverdichtung 119 mit Augenmaß, bei der wir die Innen- vor der Außenentwicklung priorisieren. Dazu 120 gehören die Aufstockung von Gebäuden und die Förderung von Wohnungen mit 121 flexiblen Grundrissen. Neue Quartiere wollen wir zuerst dort entwickeln, woes 122 bereits eine Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und eine bestehende 123 Infrastruktur gibt. So sparen wir Kosten und Zeit für die Erschließung. 124 Doch die Herausforderungen einer wachsenden Stadt können wir nur gemeinsam 125 meistern. Wir wollen die Stadtentwicklungs- und Wohnungspolitik zusammen mit 126 Mieter*innen-