Bezirkswahlprogramm -Schöneberg

Beschluss (vorläufig) Kapitel 1 - Fair und miteinander leben in einem klimaneutralen Bezirk

Gremium: Mitgliedervollversammlung Tempelhof-Schöneberg Beschlussdatum: 27.03.2021

Text

1 1. Fair und miteinander leben in einem klimaneutralen Bezirk

2 Ein GRÜNES Tempelhof-Schöneberg soll der gesamten Bevölkerung – ob jung oder

3 alt, arm oder reich – ein lebenswertes Zuhause bieten. Dafür soll unser Bezirk

4 bis 2035 klimaneutral werden. Wir wollen bezahlbaren Wohnraum schaffen.

5 Nachhaltiger Neubau und Nachverdichtung mit Augenmaß sollen soziale

6 Infrastruktur mitdenken. Milieuschutz und Vorkaufsrechte sollen Mieter*innen

7 weiter konsequent vor Verdrängung schützen. Entsiegelte Flächen, nachhaltig

8 gepflegtes Stadtgrün, neue Grünflächen und der Schutz der Bäume sollen einen

9 Beitrag leisten für mehr Umweltgerechtigkeit und Klimaschutz in unserem Bezirk.

10 Dafür werden wir:

11 • einen Modellversuch für ein Miet- und Wohnungskataster in unserem Bezirk

12 starten,

13 • Wohnraum für niedrige und mittlere Einkommen schützen und mit dem Konzept

14 des kooperativen Baulandmodells neuen Wohnraum schaffen

15 • in aufsuchenden Formaten der Bürger*innen-Beteiligung gemeinsam mit

16 Anwohner*innen Visionen für unseren Bezirk und unsere Kieze entwickeln,

17 • ein Energie- und Klimaschutzprogramm für den Bezirk mit konkreten Zielen

18 und einem Maßnahmenkatalog aufstellen

19 • mindestens 1 Prozent der öffentlichen Flächen entsiegeln und begrünen

20 • unsere Stadtnatur pflegen, Parks und Gewässer ökologisch aufwerten und

21 mehr Bäume pflanzen als gefällt werden

22 1.1 Hier zu wohnen müssen sich alle leisten können

23 In einem grünen Bezirk zu leben, darf kein Luxus für Wohlhabende sein. Am

24 Wohnort hängen Arbeits- und Kitaplätze, Freundeskreise und die persönliche

25 Identität. Durch doppelt so hohe Mieten wie vor zehn Jahren und einem halbierten

26 Bestand an Sozialwohnungen in unserer Stadt ist Wohnen zu einer der dringendsten

27 sozialen Fragen geworden - auch in unserem Bezirk.

28 In der Wohnungspolitik steht für uns der Schutz der Mieter*innen an erster

29 Stelle. Wir wollen die „Berliner Mischung“ vielfältiger und sozial durchmischter

30 Quartiere erhalten. Dafür arbeiten wir mit gemeinwohlorientierten

31 Vermieter*innen wie den städtischen Wohnungsgebausellschaften, Genossenschaften

32 und Stiftungen zusammen und stellen uns gleichzeitig entschieden gegen

33 Vermieter*innen, die nur auf Gewinnmaximierung aus sind. Beschluss (vorläufig): Kapitel 1 - Fair und miteinander leben in einem klimaneutralen Bezirk

34 In den letzten fünf Jahren hat Jörn Oltmann, unser GRÜNER Stadtrat für

35 Stadtentwicklung und Bauen, bereits viel für die Menschen in unseren Kiezen 1 36 erreicht. Durch die Verdopplung der Milieuschutzgebiete von vier auf acht ist

37 jeder dritte Mensch in Tempelhof-Schöneberg vor steigenden Mieten durch 2 38 Luxusmodernisierung geschützt. Die Nutzung von Vorkaufsrecht und 3 39 Abwendungsvereinbarungen sicherte weitere 1.700 Wohnungen.

40 Damit mehr Bürger*innen besser vor Verdrängung geschützt werden, setzen wir uns

41 für weitere Milieuschutzgebiete ein. Für Mariendorf, und Schöneberg-

42 Nord werden weitere Milieuschutzgebiete geprüft. Um das Vorkaufsrecht noch

43 wirksamer umsetzen zu können und die Handlungsfähigkeit der Bezirke zu stärken,

44 fordern wir außerdem einen nachhaltigen Vermögensfonds für , aus dem Käufe

45 bezuschusst werden. Zum Schutz der Mieter*innen gegen Verdrängung gehört auch

46 die neu eingeführte kostenfreie Mieter*innen- und Sozialberatung auf Landes- und

47 Bezirksebene.Diese Angebote wollen wir langfristig absichern, indem wir sie

48 nachhaltig finanziell ausstatten und hohe Qualitätsstandards festschreiben.

49 Auch die Zweckentfremdung von Wohnraum durch Nutzung als Ferienwohnungen oder

50 spekulativen Leerstand treibt die Preise am Wohnungsmarkt nach oben. Durch die

51 konsequente Umsetzung des landesweiten Zweckentfremdungsverbots konnte unsere

52 GRÜNE Stadträtin Christiane Heiß, zuständig für Bürgerdienste, Ordnungsamt,

53 Straßen- und Grünflächenamt, seit 2016 über 1.000 illegale Vermietungen als

54 Ferienwohnung sowie über 1.200 unbegründete Leerstände in den Wohnungsmarkt

55 zurückzuführen. Das Zweckentfremdungsverbot werden wir auch weiterhin konsequent

56 nutzen, um Wohnraum zu sichern.

57 Um Mietwucher und Zweckentfremdung noch wirksamer zu begegnen, werden wir uns

58 auf der Berliner Landesebene für ein staatliches Miet- und Wohnungskataster nach

59 österreichischem Vorbild einsetzen, welches die Eigentumsverhältnisse der

60 Gebäude und Wohnungen, ihre jeweilige Größe, ihre Nutzung und ihre Mieten

61 erfasst. Mit einem Modellversuch im Bezirk wollen wir vorangehen.

62 Für einen wirklich wirksamen Schutz der Mieter*innen bedarf es jedoch einer

63 wohnungspolitischen Wende auf Bundesebene. Wir werden uns für eine

64 mieterfreundliche Gesetzgebung und eine neue Wohngemeinnützigkeit, ein

65 Umwandlungsverbot von Miet- in Eigentumswohnungen und staatliche Förderungen

66 starkmachen, die dazu beitragen, dass energetische Modernisierung zu einer

67 spürbaren Senkung der Mietnebenkosten führt.

68 1.2. Bezahlbaren Wohnraum schaffen für einen wachsenden Bezirk

69 Unser Bezirk ist in den letzten zehn Jahren um mehr als 25.000 Menschen

70 gewachsen. Die stetig steigende Nachfrage nach Wohnraum bei einem konstanten

71 Angebot hat die Mieten explodieren lassen. Diese Entwicklung bekommen wir nur in

72 den Griff, wenn wir das Angebot an bezahlbarem Wohnraum durch Neubau ausweiten.

73 Dabei setzen wir auf starke städtische Wohnungsbaugesellschaften,

74 Genossenschaften und gemeinwohlorientierte private Bauherr*innen als Partner.

75 Langfristig wollen wir den Anteil an gemeinwohlorientiertem Wohnraum in Berlin

76 auf 50% erhöhen. Die Gründung der gemeinwohlorientierten Stadtbodenstiftung, die

77 Grundstücke gemeinschaftlich erwerben und verwalten will, und sie so dem

78 Verwertungsdruck entzieht, begrüßen wir. Wir werden prüfen, inwieweit der Bezirk

79 die Arbeit solcher Stiftungen unterstützen kann. Der konsequente Einsatz des

80 Konzeptes der kooperativen Baulandentwicklung ist für uns ein Muss. Dabei

81 schaffen wir zusammen mit den Bauherr*innen Wohnraum für alle Einkommensklassen

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82 und beteiligen die Projektentwickler*innen an der

83 Finanzierung der sozialen Infrastruktur.

84 Bei der Genehmigung größerer Neubauvorhaben werden wir auf den Einsatz CO2-armer 85 Baumaterialien sowie ressourcenschonender und recyclingfähiger Baustoffe und -

86 verfahren achten. Begrünte Dächer und Fassaden sind für unser Stadtklima von

87 Bedeutung, während dezentralen Solaranlagen auf Dächern eine wichtige Rolle bei

88 der Energiewende zukommt. Entsprechende grüne Infrastruktur wollen wir in

89 städtebaulichen Verträgen festschreiben und machen uns auf Landes- und

90 Bundesebene für Förderprogramme stark, die die finanzielle Umsetzung solcher

91 Projekte im Bestand ermöglichen.

92 Mit den Stadtquartieren in , an den Marienhöfen oder am

93 Dreifaltigkeitsfriedhof entwickeln wir mit gemeinwohlorientierten privaten

94 Investor*innen ökologische und soziale beispielgebende

95 Stadtentwicklungsprojekte.

96 Mit dem Neubauprojekt „Marienhöfe“ werden wir höchste ökologische und soziale

97 Standards erfüllen. Das neue Stadtquartier schafft 1.000 neue Wohnungen sowie

98 60.000 qm Gewerbeflächen. Nach dem kooperativen Baulandmodell werden 30%

99 Sozialmietwohnungen entstehen. Unser Ziel sind gemischte Quartiere – mit

100 Wohnraum für Jung und Alt und alle Einkommen. Die „Marienhöfe“ sollen älteren

101 Menschen ermöglichen, so lange wie möglich in ihrem Wohnumfeld zu bleiben und

102 bei Bedarf Hilfen im Alltag, Betreuungsleistungen und Pflegedienste in Anspruch

103 zu nehmen. Darüber hinaus wird der Bauherr für die Fachgemeinschaft „IRRE gut

104 wohnen für ALLE e. V.“zehn Wohnungen für Menschen mit psychosozialen

105 Beeinträchtigungen bereitstellen, die wieder selbstständig und ohne

106 Trägerbegleitung leben wollen. Auch ökologisch passen die Marienhöfe zur Stadt

107 der Zukunft: Zum ökologischen Quartier tragen die Wärmeversorgung über

108 Geothermie, öffentlich nutzbare Fuß- und Radwege sowie eine Aue und ein neuer

109 Park bei.

110 Damit nachhaltiges Bauen für die Berliner Mischung in unserem Bezirk gelingt,

111 treibt Jörn Oltmann die organisatorische Stärkung des Stadtplanungsamts voran.

112 Die regionale Entwicklungsplanung wird dabei ausgeweitet und ein strategisches

113 Flächenmanagement eingeführt. So kann der Bezirk wieder selbst neue Quartiere

114 und strategisch wichtige Grundstücke entwickeln, statt nur auf die Vorschläge

115 der Projektentwickler*innen zu reagieren.

116 1.3 Den Bezirk der Zukunft gemeinsam entwickeln

117 Baupotenziale in den existierenden Quartieren zu nutzen, stellt für die

118 Anwohner*innen oft eine Belastung dar. Wir setzen daher auf eine Nachverdichtung

119 mit Augenmaß, bei der wir die Innen- vor der Außenentwicklung priorisieren. Dazu

120 gehören die Aufstockung von Gebäuden und die Förderung von Wohnungen mit

121 flexiblen Grundrissen. Neue Quartiere wollen wir zuerst dort entwickeln, woes

122 bereits eine Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und eine bestehende

123 Infrastruktur gibt. So sparen wir Kosten und Zeit für die Erschließung.

124 Doch die Herausforderungen einer wachsenden Stadt können wir nur gemeinsam

125 meistern. Wir wollen die Stadtentwicklungs- und Wohnungspolitik zusammen mit

126 Mieter*innen- und Bürgerinitiativen sowie anderen Vertreter*innen der

127 Zivilgesellschaft gestalten. Durch Werkstattverfahren und Bürger*innenräte zu

128 spezifischen Fragen wollen wir gemeinsam Visionen für unseren Bezirk entwerfen.

129 Um die Visionen voranzubringen wollen wir Fördergelder der Europäischen Union

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130 verwenden. So wird im Rahmen von Quartiersmanagement und Nachbarschaftstreffs,

131 der Zusammenhalt gestärkt. Durch Beteiligung wird die Demokratie gefördert und

132 für die Bürger*innen die Unterstützung der Europäischen Union im Alltag spürbar.

133 Bei Neubauvorhaben suchen wir GRÜNE bereits jetzt das Gespräch und die

134 Mitwirkung aller Betroffenen über die gesetzlich vorgeschriebenen

135 Beteiligungsverfahren hinaus. So können die Bürger*innen ihre Ideen zu

136 Bauprojekten in ihrer Nachbarschaft einbringen. In der kommenden Wahlperiode

137 wollen wir aufsuchende Formate zur Bürger*innen-Beteiligung stärker einsetzen.

138 Damit erreichen wir auch Gruppen wie junge Familien und Menschen mit

139 Migrationshintergrund, die in Beteiligungsverfahren oft unterrepräsentiert sind.

140 Wir wollen eine Mischung von Wohnen, Leben und Arbeiten und eine „Stadt der

141 kurzen Wege“. Die Stärkung der sozialen und kommunalen Funktionen, zum Beispiel

142 durch neue Kindertagsstätten, Schulbau, neue öffentlich nutzbare Fuß- und

143 Radwege auf privaten Grundstücken, eine Aufwertung der Grünflächen, Verbesserung

144 des Einzelhandels und mehr, soll auch für alle Anwohner*innen einen Mehrwert

145 schaffen. Hier sollen Fördergelder der EU verwendet werden, um so um die gesamte

146 Bevölkerung an den Vorteilen der EU teilhaben zu lassen.

147 Bei allem Druck, Baupotenziale zu erschließen, steht für uns GRÜNE jedoch fest:

148 Wir fühlen uns an den Volksentscheid von 2015 gebunden. Das Tempelhofer Feld ist

149 eine der größten und wichtigsten Grünflächen in Berlin. Wir wollen es zusammen

150 mit den Naturschutzverbänden unter Berücksichtigung des Pflege- und

151 Entwicklungsplanes entsprechend seiner ökologisch-klimatischen Bedeutung weiter

152 entwickeln. Darüberhinaus unterstützen wir im Rahmen des bestehenden

153 Beteiligungsverfahrens die Initiativen bei der Erstellung von Konzepten für die

154 Nutzung der Fläche als Erholungsraum.

155 Die Herausforderungen der Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik enden jedoch

156 nicht an der Bezirksgrenze. Deshalb wollen wir in der kommenden Wahlperiode die

157 Zusammenarbeit mit den angrenzenden Bezirken und Gemeinden, zum Beispiel im

158 Rahmen eines Nachbarschaftsforums, intensivieren.

159 1.4 Die Stadt natürlich kühlen: Flächen entsiegeln, Regen-und Grundwasser nutzen

160 Der Klimawandel macht sich auch auf unseren Straßen und Plätzen bemerkbar –

161 Steine, Asphalt und Beton speichern die Wärme und strahlen sie nachts ab.

162 Tropische Nächte gefährden besonders Ältere und belasten die dicht bebauten

163 Quartiere. Für eine bessere, natürliche Abkühlung muss Regenwasser versickern

164 und verdunsten können.

165 Tempelhof-Schöneberg soll Teil der „Schwammstadt Berlin“ werden. Dafür werden

166 wir in der kommenden Wahlperiode mindestens 1 Prozent der öffentlichen

167 Flächenentsiegeln und begrünen. Bei allen in den nächsten Jahren anstehenden

168 Sanierungs- und Baumaßnahmen – insbesondere an Schulen – werden wir die

169 Entsiegelung von Flächen und eine dezentrale Regenwasserbewirtschaftung

170 zusammendenken. An möglichst vielen Orten wollen wir Regenwasser-Sammelanlagen

171 einrichten. Als Pilotprojekt für Regenwasserversickerung soll die Manfred-von-

172 Richthofen-Straße im Zuge der Umplanung des Areals dienen.

173 Zum Schutz unserer Gewässer werden wir auch ein Konzept zur nachhaltigen Nutzung

174 von Grundwasser entwickeln. Auf dieser Grundlage werden wir alle

175 sanierungsbedürftigen Teiche und trockengefallenen Pfuhle in den Blick nehmen.

176 Nach den großen Projekten der ökologischen Aufwertung des Lichtenrader

177 Dorfteichs und des Kynastteichs sollen in der nächsten Wahlperiode die Teiche

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178 auf dem Friedhof Eythstraße, im Rudolph-Wilde-Park, die Blanke Helle am

179 Alboinplatz und die Pfuhle der Britzer Pfuhlkette ökologisch aufgewertet werden.

180 Dabei sollen Artenschutzmaßnahmen für den rückläufigen Amphibienbestand in einer

181 Strategie des Stillgewässer- und Artenschutzes Berücksichtigung finden. Für die

182 Finanzierung stellen wir einen Investitionsplan für ökologisches

183 Wassermanagement auf.

184 Eine zentrale Herausforderung ist auch die Wasserversorgung unserer Grünanlagen.

185 Viele Bewässerungsanlagen sind kaputtgespart und müssen jetzt teuer saniert

186 werden. Einen Anfang hat unsere GRÜNE Stadträtin Christiane Heiß im alten

187 Botanischen Garten am Kleistpark gemacht. Wir unterstützen außerdem den weiteren

188 und flächendeckenden Ausbau öffentlicher Trinkwasserbrunnen sowie die Sanierung

189 von Straßenbrunnen. Um städtisches Gärtnern klimagerecht zu unterstützen, werden

190 wir mit Initiativen und der Regenwasseragentur neue Lösungen zu kleinen

191 Kreisläufen suchen, um das Bewässern mit Trinkwasser aus der Leitung zu

192 vermeiden.

193 1.5 Ökologisch und nachhaltig gepflegte Stadtnatur

194 Plätze, Parks, Kleingärten und Gemeinschaftsgärten sind beliebte Treffpunkte und

195 Erholungsorte für die Menschen in unserem Bezirk. Für ihre Erhaltung, Erneuerung

196 und ihren Schutz hat sich unsere Stadträtin Christiane Heiß in den letzten fünf

197 Jahren stark gemacht. Das zuvor kaputt gesparte Grünflächenamt konnte personell

198 und finanziell gestärkt werden und beseitigt die Rückstände des letzten

199 Jahrzehnts systematisch. Mit vielen Millionen Euro eingeworbenen Fördermitteln

200 konnten Bosepark, Lehnepark, Alter Park und Franckepark aufgewertet und der

201 historische Blümelteich in Mariendorf saniert werden.

202 Um unser Stadtgrün zu schützen, haben im Kleistpark und im Nelly-Sachs-Park

203 Parkläufer*innen ihre Arbeit aufgenommen. Sie vermitteln mehr Sicherheit,

204 schützen die Grünanlagen und sind für alle ansprechbar. Wir setzen uns dafür

205 ein, dass das Modell „Parkläufer*innen“ und das dortige Parkmanagement

206 fortgesetzt und auf andere Orte ausgeweitet wird. Auch die Naturschutzstation

207 und die Arbeit des dortigen Naturrangers konnte mit Hilfe der GRÜNEN

208 Bezirksverordnetenfraktion dauerhaft gesichert werden. Die Marienfelder Feldmark

209 soll in Kürze als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen werden.

210 In der kommenden Wahlperiode wollen wir gemeinsam mit Anwohner*innen den

211 Volkspark Lichtenrade als öffentliche Grünanlage entwickeln. Sanierungsarbeiten

212 stehen für die Marienhöhe und den Kleistpark an. Das Naturschutzgebiet

213 Südgelände wollen wir um die östlichen Flächen des einstigen Rangierbahnhofes

214 Tempelhof vergrößern und den Freizeitpark Marienfelde um das Gelände der

215 ehemaligen Bezirksgärtnerei und des Klärwerks erweitern. Bestehende

216 Gemeinschaftsgärten und Lernorte für Naturerfahrungen wie die ufa-Fabrik mit

217 ihrer „ökologischen Kulturoase“ und die Gartenarbeitsschule am Sachsendamm sowie

218 neue Projekte dieser Art wollen wir weiter fördern. Bei der Pflege der

219 Grünflächen hat für uns der Erhalt und die Förderung der Biodiversität einen

220 hohen Stellenwert. Deshalb gilt für alle Parks, Grünflächen und Gewässer gilt:

221 Vorhandene Bäume und Nistplätze bleiben als Lebensraum von Wildtieren, Vögeln

222 und Insekten erhalten. Dies gilt auch für die Bäume an der Urania. Hier setzen

223 wir uns beharrlich für einen städtebaulichen Wettbewerb und für den nachhaltigen

224 Umbau des dortigen Straßenraumes ein.

225 Ein wesentlicher Teil unserer bezirklichen Klimaschutzmaßnahmen ist der Schutz

226 von alten Bäumen und das Nachpflanzen von neuen, hitzeverträglichen Arten. Aus

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227 dem verdoppelten Etat für die Baumpflege der Landesregierung haben wir in

228 Tempelhof-Schöneberg allein im Jahr 2020 bereits 600 Bäume nachgepflanzt.

229 Mindestens genauso viele sollen es in den kommenden Jahren werden, möglichst

230 keine Straße soll ohne Bäume bleiben. Weitere Nachpflanzungen sollen primär aus

231 Haushaltsmitteln finanziert werden. Dabei ist klar: Straßenbäume gehören nicht 4 232 in Kübel, sondern brauchen echte Baumscheiben . Alte Baumkübel wollen wir

233 abbauen und jährlich mindestens 100 von ihnen durch echte Baumscheiben ersetzen

234 – vor unserem Rathaus fangen wir an. Darüberhinaus wollen wir beim Umbau von

235 Straßen gleichzeitig die dort befindlichen Baumstandorte nachhaltig optimieren

236 und damit fit für den Klimawandel machen.

237 Gießringe machen das Wässern effektiver und sind für alle Neupflanzungen

238 vorgesehen. Baumscheiben sollen von Anwohner*innen bepflanzt und gestaltet

239 werden können. Auf ihre Unterstützung sind wir auch bei der Bewässerung in

240 Dürrezeiten angewiesen. Dazu wollen wir über den Fachbereich Grünflächen

241 informieren und neue Möglichkeiten wie Gießpatenschaften schaffen und

242 weiterentwickeln.

243 Die Spielplätze in unserem Bezirk werden wir weiterhin nach den Wünschen der

244 Nachbarschaft individuell und möglichst barrierefrei errichten oder umbauen.

245 Unter grüner Regie konnten in der aktuellen Wahlperiode bereits einige neue

246 Spielplätze wie derMärchenspielplatz am Heinrich-Lassen-Park, eine

247 Findlingslandschaft am Rehagener Platz und der „Polizeispielplatz“ am

248 Lichtenrader Damm eröffnet werden. Bei den Umbauten sind zahlreiche EU-

249 Fördergelder eingesetzt worden. So können alle Bür-ger*innen an der Wirkung der

250 Mittel der EU in unsrem Bezirk teilhaben. Neben weiteren Spielplätzen wie einem

251 Regenwasser-Spielplatz wollen wir in der kommenden Wahlperiode einen Garten

252 speziell für Demenzkranke und einen Tast- und Riechgarten für blinde und

253 sehbehinderte Menschen anlegen.

254 Zu unserer Stadtnatur gehören auch viele kleine Trittsteine, Grünverbindungen

255 und unsere Kleingärten. Für Insekten und andere Tiere werden wir das

256 Straßenbegleitgrün ökologisch aufwerten und wollen auch den Wildtieren in der

257 Stadt einen gedeckten Tisch bieten. Dafür initiieren wir die Pflanzung weiterer

258 Obst- und Beerengehölze im öffentlichen Raum. Wir wollen die Kleingärten in

259 unserem Bezirk erhalten und durch weitere Gemeinschaftskleingärten künftig sogar

260 mehr Menschen als bisher einen Zugang dazu verschaffen. Dort, wo wir für soziale

261 Infrastruktur wie einen Schulneubau Flächen benötigen, müssen jedoch unter

262 Umständen Kleingärten wegfallen. Zusammen mit der Senatsverwaltung für Umwelt,

263 Verkehr und Klimaschutz werden wir für alle betroffenen Gartenfreund*innen nach

264 Alternativangeboten suchen.

265 ***

266 Fußnoten

267 1: Milieuschutzgebiete: Der Begriff Milieuschutzgebiete beschreibt ein Gebiet

268 für das eine soziale Erhaltungssatzung gilt. Dies hat das Ziel Veränderungen der

269 Zusammensetzung der Bevölkerung in diesem Gebiet möglichst gering zu halten. Um

270 das zu erreichen, stehen besondere Instrumente zur Verfügung.

271 2: Vorkaufsrecht: Das Vorkaufsrecht darf der Bezirk für Grundstücke oder Häuser

272 anwenden, wenn dies dem Wohl der Allgemeinheit dient. Das ist der Fall, wenn

273 sonst Erhaltungsziele des Milieuschutzgebiets beeinträchtigt werden.

Seite 6 Beschluss (vorläufig): Kapitel 1 - Fair und miteinander leben in einem klimaneutralen Bezirk

274 3: Abwendungsvereinbarungen: Im Falle einer Abwendungsvereinbarungen verzichtet

275 der Bezirk auf sein Vorkaufsrecht. Stattdessen verpflichtet sich die oder der

276 Kaufende die Ziele des Milieuschutzgebiets nicht zu gefährden. Die jeweiligen

277 Details werden in der Abwendungsvereinbarung verbindlich geregelt.

278 4: Baumscheibe: In diesem Kontext beschreiben Baumscheiben die unversiegelte

279 Fläche um die Bäume im Straßenland.

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