Der Wermsdorfer Wald Das Waldgebiet Des Jahres 2018 Stellt Sich Vor
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Der Wermsdorfer Wald Das Waldgebiet des Jahres 2018 stellt sich vor Inhaltsverzeichnis Waldgebiet des Jahres 2 Der Wermsdorfer Wald 3 1 Historischer Überblick 4 1.1 Siedlungsgeschichte 4 1.2 Waldgeschichte 5 1.3 Jagdgeschichte 6 2 Naturräumliche Ausstattung 10 2.1 Geologie und Klima 10 2.2 Waldböden und forstliche Standorte 10 3 Forstliche Bewirtschaftung 12 3.1. Kennzahlen 12 3.2 Wald im Wandel 13 3.3 Forstliches Versuchswesen 15 4 Naturschutz 16 4.1 Schutzgebiete und Biotope 16 4.2 Artenschutz 17 5 Touristische Angebote 18 5.1 Schloss Hubertusburg 18 5.2 Seen und Teiche 19 5.3 Geschichte im Wald erleben 20 5.4 Sport und Freizeit 21 6 Partner und Kontakte 23 | 1 Waldgebiet des Jahres Anlässlich des Internationalen Jahres der Wäl- Nutzung in Einklang mit dem Naturschutz und der 2011 wurde die Idee entwickelt, jährlich ein der Erholungsnutzung zu bringen. Trotz seiner „Waldgebiet des Jahres“ zu küren und bekannt bedeutenden Funktion für die regionale Forst- zu machen. So kann das Thema Wald, unter Be- und Holzwirtschaft ist das Waldgebiet ein achtung seiner Bedeutung für unsere Gesell- wichtiger Rückzugsraum für bedrohte Tierarten schaft sowie des Wirkens und der Leistungen und ein geschätztes Naherholungsgebiet. Der der Forstleute, an einem praktischen Beispiel BDF dankt mit der Auszeichnung auch den vor anschaulich und emotional in der Öffentlichkeit Ort tätigen Forstleuten, die diesen Spagat täg- kommuniziert werden. lich meistern. Der Bund Deutscher Forstleute (BDF) vertritt Für das „Waldgebiet des Jahres“ werden Koope- als Berufsverband die Interessen der Forstleute rationen mit den Landesforstverwaltungen, in allen Waldbesitzarten und auch die Interes- aber auch mit Tourismusverbänden der Region sen des Waldes im Allgemeinen. Er verleiht den geschlossen, um die Botschaften über Forst- Titel „Waldgebiet des Jahres“ jährlich an vor- kreise hinaus zu vermitteln. bildlich und in allen Bereichen nachhaltig be- wirtschaftete Ökosysteme. Weitere Informationen zum aktuellen Waldge- Im Jahr 2018 wurde der Wermsdorfer Wald als biet des Jahres und zu seinen Vorgängern fin- erster sächsischer Wald ausgewählt, weil es den Sie im Internet: hier in besonderer Weise gelingt, die forstliche www.waldgebiet-des-Jahres.de Wermsdorfer Wald WALDGEBIET 2018 2 | Ein typisches Waldbild für den Wermsdorfer Wald (Foto: Uwe Lange) Der Wermsdorfer Wald Der insgesamt 5.100 Hektar umfassende Sachsenforst, Forstbezirk Leipzig, bewahrt, be- Wermsdorfer Wald liegt im Nordwesten des wirtschaftet und erhalten. Rund 4.100 Hektar Freistaates Sachsen in der geografischen Mitte Staats wald anteil sind dabei auf die drei Landes- zwischen Dresden und Leipzig. Ein von den waldreviere Collm, Horstsee und Wermsdorf Städten Mutzschen im Süden, Oschatz im Os- aufgeteilt. ten und Wurzen im Nordwesten gebildetes Dreieck begrenzt das geschichtsträchtige Wald- Die Fläche des Privatwaldes im Wermsdorfer gebiet. Hufeisenförmig umschließt der fast Wald beläuft sich auf ca. 905 Hektar, wobei es durchgängige Waldgürtel die namensgebende sich hier vorrangig um kleinstrukturierten Gemeinde Wermsdorf, nur im Süden wird Waldbesitz in einer Größe zwischen einem und er durch das Wermsdorfer Teichgebiet unter- drei Hektar handelt. Die restliche Waldfläche brochen. steht im Eigentum von Kirchen und Körper- Durchschnittlich liegt das Gebiet zwischen 150 schaften. Zuständig für die Beratung und Be- bis 220 Meter über NN. Der landschaftsprä- treuung der Privatwaldbesitzer und der Kom- gende Collmberg am Nordostrand erhebt sich munen im Gebiet des Wemsdorfer Waldes ist mit knapp 313 Metern deutlich über die Region. das Privat- und Körperschaftswaldrevier Huber- Das Waldgebiet wird durch den Staatsbetrieb tusburg. | 3 Grundmauern eines Gebäudes des wüsten Dorfes Nennewitz als Teil des Kulturlandschaftsmuseums im Werms- dorfer Wald (Foto: Uwe Lange) 1 Historischer Überblick 1.1 Siedlungsgeschichte Vielfältige archäologische Funde belegen: Mitten in die Entwicklung sorbischer Besiede- Wermsdorf und seine Umgebung waren bereits lung und Wirtschaft fällt 929 die Eroberung des Siedlungsgebiet von Menschen in der Stein-, Gebietes bis zur Elbe durch den deutschen Kö- Bronze- und Eisenzeit. So gibt es beispielsweise nig Heinrich I. Deutsche und Sorben siedelten Fundstellen von Hügelgräbern aus der Jung- nun in der Region des Wermsdorfer Waldes steinzeit nahe des Forsthauses Seelitz und den nebeneinander, auch das Dorf Nennewitz ent- Nachweis eines bronzezeitlichen Gräberfeldes stand in dieser Zeit. der Lausitzer Kultur (zwischen 1350 und 700 v. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts Chr.) am Doktorteich. wurde Nennewitz wieder vom umgebenden Nach der altgermanischen Besiedelung in der Wald überwachsen. Die Gründe für das Verlas- Eisenzeit (ab 400 v. Chr.) war die Region um sen der Siedlung sind nicht bekannt. Mögliche Wermsdorf ab dem 5. Jahrhundert weitestge- Ursachen sind eine spätmittelalterliche Agrar- hend unbesiedelt. Ab Ende des 6. Jahrhunderts krise oder eine Pestepidemie. folgte die slawische Besiedelung, wie zahlreiche Erste schriftliche Überlieferungen der Entste- Fundstellen nördlich von Göttwitz beweisen. hung von Ortsteilen der Gemeinde Wermsdorf 4 | Historische Karte der Waldeinteilung und des Schneisensystems im Wermsdorfer Wald (Quelle: Verlagsanstalt List & v. Bressensdorf, Leipzig, Liz.-Nr. K128) stammen aus der Zeit von 1185 (Collm) bis Schicksal lange Zeit an die sächsischen Kur- 1428 (Lampersdorf). Wermsdorf selbst wird im fürsten und später Könige geknüpft war. Als Jahre 1206 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. erstere Mitte des 16. Jahrhunderts den Besitz Zwischenzeitlich befand sich die Herrschaft über die Waldungen erlangten, befanden sich Mutzschen mit Wermsdorf und seinem Wald im diese aufgrund von intensiver Holznutzung, Besitz der Burggrafen von Leisnig, ehe sie in Waldweide und Streunutzung sowie durch stark den Besitz der Herren von Starschedel gelangte. überhöhte Wildbestände in einem schlechten Wie und wann dieser Besitzübergang stattfand, Zustand. ist nicht bekannt. Überliefert ist jedoch, dass Kurfürst Friedrich August I., bekannt als „Au- die Wettiner in Person von August I. den Besitz gust der Starke“, zeigte großes Interesse an den 1565 kauften und so den Grundstein für die Wäldern, die vor allem als „Kulisse“ für die Jagd spätere, glanzvolle Geschichte Wermsdorfs, dienen sollten. Er übergab das Wermsdorfer seines Waldes und seiner Schlösser legten. Jagdschloss im Jahr 1696 seinem Statthalter, Fürst Egon von Fürstenberg, als dessen Stamm- 1.2 Waldgeschichte sitz und beauftragte ihn, den Wermsdorfer Der Wermsdorfer Wald ist ein Waldgebiet mit Wald für die aus Frankreich übernommene Par- einer wechselvollen Vergangenheit, dessen forcejagd einzurichten. | 5 1822 taxierte Heinrich Cotta, Begründer der zum Laubholz mit dem Wermsdorfer Wald als Forstakademie Tharandt, den verwüsteten, vor- einem Schwerpunktgebiet in Sachsen mit gro- ratsarmen, verlichteten und durch die Jagdnut- ßer Intensität fortgesetzt. Durch entsprechende zung geprägten Wermsdorfer Wald. Er legte Maßnahmen im Staatswald sowie über Bera- den Grundstein für die planmäßige forstliche tung und Betreuung der privaten und kommu- Bewirtschaftung, indem er den Wildbestand nalen Waldbesitzer wird in den nächsten zwei und die Viehhütung im Wald verringern ließ, Jahrzehnten eine weitere Verringerung des Na- regelmäßige Kahlschläge zur nachfolgenden delholzanteils bis auf 40 Prozent angestrebt. Verjüngung einführte und zugleich die planmä- ßige Umwandlung in Nadelwald vorantrieb. 1.3 Jagdgeschichte Diese Zeit wurde besonders durch das Wirken Von Historikern werden zwei Gründe für den des Forstmannes Carl Heinrich Willhelm Zinker- Kauf des 1565 noch „Mutzschener Heyde“ ge- nagel geprägt, der das sachsenweit angewandte nannten Gebietes durch Kurfürst August I. an- Standardverfahren zur Begründung von Fich- gegeben. Zum einen hat die maßvolle Nutzung tenkulturen entwickelte. Zinkernagel war es des Waldes die ökonomische Macht des Hauses aber auch, der über Heisterpflanzung an vielen Wettin gefestigt, zum anderen diente der Waldorten Eichen bewahrte, die heute einen Wermsdorfer Wald als repräsentatives Jagd- Teil des genetischen Reservoirs für den Wald- gebiet. umbau darstellen. Das alte Schloss in Wermsdorf, das den Aus- gangspunkt für die landesherrschaftlichen Jag- Dennoch lag seinerzeit das Hauptaugenmerk den in diesem Gebiet darstellte, wurde 1617 des forstlichen Handelns im Fichtenanbau und errichtet. Durch die Wirren des 30-jährigen so stieg Anfang des 20. Jahrhunderts der Anteil Krieges erreichte das Gebäude erst 1685 seine der Nadelbäume auf ca. 90 Prozent. Die zweite Zweckbestimmung als Jagdschloss. Fichtengeneration war u. a. aufgrund der Zunächst wurden in Wermsdorf überwiegend Standorte und der für die Baumart Fichte zu eingestellte Jagden, bei denen Jagdhelfer das geringen Niederschläge geprägt von schlechten Wild in eingezäunte Bereiche und dann direkt Zuwachsleistungen. Wiederholt traten biotische vor die Schützen trieben, sowie Sauhatzen und abiotische Schäden auf. Dies zog 1922 ei- (Hetzjagd mit Hunden auf Wildschweine) nen Beschluss zur Abkehr von der reinen Fich- durchgeführt. Bereits unter August dem Star- tenwirtschaft nach sich. ken reichten jedoch die Räumlichkeiten nicht mehr aus, um Parforcejagden mit bis zu 300 Trei- Ab den 1930er-Jahren wirkte Johannes Blanck- bern und 200 Hunden durchzuführen, sodass meister, Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft 1721 der Bau der heutigen Hubertusburg be- Naturgemäße Forstwirtschaft, als Forstmeister schlossen wurde. in Wermsdorf. Durch