Schätze aus Vulkanen Eine Zeitreise durch 500 Millionen Jahre Erdgeschichte Wenn Sie dieses Symbol auf den Doppelseiten rechts oben anklicken, erreichen Sie wieder das Inhaltsverzeichnis.

Inhalt

Willkommen 3 Das Mügelner Schmalspurnetz und der Kaolintransport 30 Geopark Porphyrland 4 Glossen – lebendiges Zeugnis histori- Wie unser Rohstoffreichtum scher Verlade- & Transporttechnologie 31 entstand – eine Zeitreise 6 Geoportal Bahnhof Mügeln Supervulkanismus – Basis des mit der Erlebniswelt Kaolin 32 Geoparks Porphyrland 8 Die Erden der Keramik im Steinreiche Landschaften 10 Künstlerhaus Schaddelmühle 33

Berge und Türme 11 Die Fayence- und Steingut-Manufaktur 34 Geotope – Erlebnisorte zum Begreifen der Erdgeschichte 12 Erlebniswelt Eiszeit im Geopark Porphyrland 36

Industriekultur - Spuren der Trinkwassergewinnung im Geopark 38 industriellen Steinnutzung 13 Bad Lausick – traditionsreicher Kurort seit 1820 39 Einzigartig und kostbar: „Rochlitzer Porphyrtuff“ 14 Burgen und Schlösser im Geopark Porphyrland 40 Die Porphyrbrüche am und ihre Besitzer 16 Geopark und Genuss: Jagd und Fischerei 43

Granitporphyr für das größte Denkmal Europas 18 Geopark und Genuss: Obstbau 44

Basalt-Actien-Gesellschaft 21 Aktiv im Geopark 46

Unternehmerverband mineralische Baustoffe 21 Geopark-Faszination für Kinder 48

Die Geschichte der Steinbruchbetriebe Bildungs-, Erlebnis- und Projektangebote 49 im Raum Wurzen/Grimma 22 Klimaschutz im Geopark 50 Geoportal Herrenhaus Röcknitz 24 Nationale und transnationale Kooperationen 51 Geoportal Museum Steinarbeiterhaus Hohburg 25 Geopark – Visionär seiner Regionen 52

GeoErlebnis Werkstatt im Rittergut Trebsen 26 Informationen 53

Wanderungen zum Steinreichtum 27 Quellenverzeichnis 55

Das weiße Gold 28 Besonderheiten des Geoparks Porphyrland 56

2 Willkommen

Gleisbergbruch auf dem Rochlitzer Berg mit 60 Meter hohen Porphyrwänden

Willkommen

Herzlich willkommen zu einer Entdeckungstour durch und ausgedehnten Talhänge im Unterlauf zeugen den Geopark „Porphyrland. Steinreich in Sachsen“. Er davon. Die jüngste Vergangenheit und Gegenwart gehört mit der facettenreichen Landschaft und seinen hingegen sind durch eine neue, landschaftsformende erdgeschichtlichen Besonderheiten zu einem der 16 Nati- Kraft geprägt: die Besiedlung, Bewirtschaftung und onalen Geoparks Deutschlands. 500 Millionen Jahre alte Rohstoffnutzung durch den Menschen. Mit ihm ent- und an einzelnen Stellen an die Oberfläche ragende Mee- wickelte sich in der rohstoffreichen Geopark-Region resablagerungen wie der bei sind eine vielfältige Industriekultur hinsichtlich des Abbaus in 800 Meter mächtigen vulkanischen Schichten aus der und der Nutzung von Bau- und Keramikrohstoffen. Zeit des Perms vor ca. 290 Millionen Jahren ertrunken. Heute bilden die Hinterlassenschaften des Supervulka- Absätze von Glutwolken, Lavaströmen und Vulkantuf- nismus eine inhaltliche Klammer für die landschaftlich fen bilden das Herzstück unseres Geoparks. Markante reizvolle und mit vielen kulturhistorischen Zeugnissen Beispiele sind die Porphyrtuffe auf dem Rochlitzer Berg ausgestattete Muldenregion. Auch die Themen Archi- und die Quarzporphyre bei Wurzen. Aus den Vulkange- tektur, Baukunst und Handwerk sind mit dem Geopark steinen entstanden durch Verwitterung in Jahrmillionen verbunden und die Erdgeschichte wird sogar in Musik, wertvolle Kaolintone. Im Tertiär, etwa vor 66 Millionen Kunst, Sport, Wellness und Gastronomie aufgegriffen. Jahren beginnend, lag die Geoparkregion an der Süd- küste der Urnordsee. Der Abbau der Braunkohlenflöze Die Städte und Gemeinden zwischen den Hohburger kann bis in das Jahr 1697 zurückverfolgt werden. Bergen und dem Rochlitzer Berg, den Naunhofer Seen und dem Collmberg, die Landkreise , Nordsach- Mit den großen nordischen Vereisungen während der sen und Mittelsachsen sowie die Mitglieder des Trä- letzten 500.000 Jahre erhielt die Region des Porphyrlan- gervereins treiben die Geopark-Entwicklung durch des im wahrsten Sinne ihren letzten Schliff, eindrucks- Installation neuer Besucherzentren und -ziele, durch voll illustriert durch die Gletscher- und Windschliffe Ausweisung und Beschilderung von GeoRouten so- auf vielen der Porphyrfelsen. Ihre Entdeckung in den wie mit einem vielseitigen Angebot für nachhaltige Hohburger Bergen bei Wurzen führte 1844 zur Begrün- Bildung und sanften Tourismus stetig weiter voran. dung der heute weltweit anerkannten Eiszeittheorie. Die skandinavischen Gletscher mit ihren eiszeitlichen Hinterlassenschaften aus Geschiebemergel, Sand Geopark Porphyrland e. V. und Kies gaben dem Flachland sein heutiges Gewand. Die Mulde mit ihren unterschiedlich alten Flusssedi- Trägerverein des Nationalen Geoparks menten erzählt uns ihre eigene Geschichte. Ihr teils „Porphyrland. Steinreich in Sachsen“ schroff eingeschnittener Oberlauf und die lieblichen

3 Geopark Porphyrland

B 182

87 B Belgern-Schildau Landkreis Eilenburg Röcknitz

B 184 B 2 A B 1 107 Thallwitz 2 Hohburger Berge B Hohburg 5 M 4 Lossatal u 3 ld e 87 B Wurzen Machern Dahlen B 6 Bennewitz Leipzig 6 Brandis

B 7 Beucha Naunhof- 6 Brandiser Forst Wermsdorfer Wald Collmberg Naunhofer Seen 8 Trebsen 9

S F Wermsdorf 38 Naunhof

A 38 B 107 Parthenstein A 14 Landkreis Leipzig Grimma Mügeln 2 B 107a B 10 C Börtewitz Schaddel 11 12 13 D Thümmlitzwald

14 de ul Leisnig M 15 Bad Lausick er B 176 B 176 16 Borna Colditz

Colditzer Forst e

d l Döbeln

u M

r e 175 u B a B 93 k Waldheim ic w

Geithain Z

9 6 1

A 72 B B 7 Rochlitzer Berg Kohren-Sahlis 17 E Wechselburg X Geoportale 18 Landkreis Mittelsachsen Altenburg X GeoErlebnis Werkstatt B

107 Mittweida O O Geotope B

180 0 1 2 3 4 5 10 km 4 A

4

B 175 Geopark Porphyrland Leipziger Str. 17a · 04668 Grimma Tel. 03437 707361 · www.geopark-porphyrland.de

Geoportale und GeoErlebnis Werkstatt Geotouristische Ziele

A Geoportal Herrenhaus Röcknitz (Seite 24) Bad Lausick Ausstellung „Zeit-Wandel-Stein – Bewegte Geschichte Kurpark mit historischen Thermalquellen, Parthenquelle, Kur- und einer Landschaft“ Stadtmuseum mit Bohrkern aus Thermalwasserbohrung, Colditzer An der Wasserburg 3, 04808 Thallwitz, OT Röcknitz Forst Tel. 034263 70723 · www.gemeinde-thallwitz.de Bennewitz B Geoportal Museum Steinarbeiterhaus Hohburg (Seite 25) Planitzwald, LSG Großsteinberg-Ammelshain; Muldefähre Kirchgasse 5, 04808 Lossatal, OT Hohburg Tel. 034263 41344 · www.steinarbeiterhaus.de Brandis Kirchbruch Beucha mit Bergkirche, Beucha - Dorf der Steine, C Geoportal Bahnhof Mügeln „Erlebniswelt Kaolin“ (Seite 32) 7-Brüche-Weg, Kohlenberg mit Ost- und Westbruch, Bahnhofstr. 2, 04769 Mügeln Naunhof-Brandiser Forst Tel. 034362 442906 · www.stadt-muegeln.de Colditz D Geoportal „Erden der Keramik“ im Künstlerhaus Schaddelmühle Töpelsberg-Felsen mit Heimatturm, Zeugnisse der Keramikindustrie, Zur Schaddelmühle 5, 04668 Grimma, OT Schaddel (Seite 33) Schloss Colditz, Erlebnisgärtnerei Tanndorf, Colditzer Forst Tel. 034384 71202 · www.schaddelmuehle.org Grimma E Geoportal „Porphyrhaus“ auf dem Rochlitzer Berg (Seite 17) Geoportal Schaddelmühle, Alt-Steinbruch Schwemmteichbrüche, Rochlitzer Berg, 09306 Rochlitz Kössern – Dorf der Baumeister, Wilhelm Ostwald Park, Weg der Tel. 03737 7830 · www.rochlitz.de Steine, Muldeschifffahrt, Schiffsmühle Höfgen mit Bowlinggrotte, Thümmlitzwald F GeoErlebnis Werkstatt im Rittergut Trebsen (Seite 26) Thomas-Müntzer-Gasse 4c, 04687 Trebsen Leisnig Tel. 034383 92344 · www.rittergut-trebsen.de Burg Mildenstein mit Roter Porphyrwand, „Versteinerter See“ Börte- witz, Kloster Buch Geotope Lossatal Geoportal Museum Steinarbeiterhaus Hohburg, Kleiner Berg mit � Gletscherschliffe am Spielberg, Thallwitz, OT Böhlitz Wind- und Gletscherschliffen, Kaolinsee, GeoRouten Bergbaupfad � Gaudlitzberg, Thallwitz, OT Röcknitz und Kleiner Berg, aktiver Steinbruch Lüptitz, Alt-Steinbrüche Spitzbe- rg und Wolfsberg, Hohburger Berge � Steinbruch Spitzberg, Lossatal, OT Lüptitz

� Steinbruch Wolfsberg, Lossatal, OT Lüptitz Mügeln � Windschliffe und Gletscherschrammen Geoportal Bahnhof Mügeln mit „Erlebniswelt Kaolin“, Schmalspurbahn, Feldbahn Glossen, Kaolin-Verladerampe Glossen, auf dem Kleinen Berg, Lossatal, OT Hohburg aktive Kaolin-Tagebaue, ehemaliger Mühlsteinbruch Sornzig � Steinbrüche und Pflanzenschutzgebiet Naunhof am Wachtelberg, Wurzen, OT Dehnitz Wasserwerke Naunhof, Alt-Steinbruch Ammelshain, Moritzsee, � Kirchbruch Beucha, Brandis, OT Beucha Grillensee, Albrechtshainer See, Naunhof-Brandiser Forst � Felswand am Haselberg, Naunhof, OT Ammelshain Rochlitz � Steinbruch am Collmberg, Wermsdorf, OT Collm Rochlitzer Berg mit Friedrich-August-Turm, ehemalige und aktiver Steinbruch, Porphyrlehrpfad, Waldlehrpfad zum Kloster Wechselburg, �� Gattersburger Porphyr an der Hängebrücke Grimma, Grimma GeoRoute Rochlitz-Fischheim-, Schloss Rochlitz �� „Versteinerter See“, Leisnig, OT Börtewitz Thallwitz �� Mühlsteinbruch am Hasenbach, Mügeln, OT Sornzig Geoportal Herrenhaus Röcknitz, Vulkanspielplatz, Park Canitz, �� Schwemmteichbrüche, Grimma Wasserwerke Canitz und Thallwitz, Wasserroute, geologischer Ent- deckerpfad, Alt-Steinbrüche Gaudlitzberg, Spielberg, Holzberg �� „Großer Monolith“ und „Teufelsstein“, Grimma, OT Thümmlitzwald Trebsen GeoErlebnis Werkstatt, Steinbrüche Altenhain und Trebsen, Alt-Stein- �� Rote Porphyrwand an der Burg Mildenstein, Leisnig brüche am Frauenberg, Schloss Trebsen �� Parthequelle „Gossenborn“, Bad Lausick, OT Glasten Wermsdorf �� Gleisbergbruch, Rochlitz, OT Noßwitz Collmberg mit Albertturm, Grauwacke-Steinbruch am Collmberg, �� Eulenklufft, Wechselburg Steinbruch Wermsdorf, Schloss Hubertusburg, Kulturlandschafts- museum, Wermsdorfer Teiche, Wermsdorfer Wald Touristische Ziele und Angebote der Region Leipzig unter Wurzen www.leipzig.travel/de/region GeoRoute NSG Mühlbachtal-Wachtelberg, Wachtelberg mit Bismarckturm, Muldefähre

5 Wie unser Rohstoffreichtum entstand – eine Zeitreise

Kaolintagebau Schleben/Crellenhain bei Mügeln

Pyroxenquarzporphyr Jahre vor heute mit Windschliff Holozän 10 Tsd. 20 T. 30 T. 40 T. 50 T. Das Porphyrland ist steinreich. Hier liegen 60 T. Weichsel-Eiszeit 70 T. 80 T. Eem-Warmzeit 100 Tsd. 90 T. 200 T. Locker- und Festgesteine aus 500 Millionen Saale-Eiszeit Holstein-Warmzeit 300 T. Elster-Eiszeit 400 T. Pleistozän 500 T. 600 T. Jahren Erdgeschichte dicht beieinander. Die

Quartär 700 T.

Eiszeitalter 800 T. Frühpleistozän 1 Mio. 900 T. Geschichte der Rohstoffe, die heute im Geopark

2 M.

3 M. gefördert werden, ist eine spannende Zeitreise. Pliozän 4 M. Quarzporphyr 5 M. 6 M. mit Gletscherschliff 7 M. Vor 500 Millionen Jahren, im Kambroordovizium, 8 M. Miozän 9 M. reichte ein Ur-Meer bis in unseren Raum. Sandige, quarz-

KÄNOZOIKUM 10 Mio. reiche Meeressedimente kamen zur Ablagerung. Vor fast 20 M. 320 Millionen Jahren, im Karbon, falteten Gebirgsbil- Tertiär Tertiär Oligozän 30 M. dungsprozesse diese Sedimente zu gewaltigen Bergzü- Braunkohlenzeit Braunkohlenzeit

Braunkohle 40 M. gen auf. Es war ein Hochgebirge, dessen allmähliche Ab- Eozän tragung so begann, wie wir das heute beispielsweise in 50 M. den Alpen beobachten können: über Verwitterungsvor- 60 M. Paläozän gänge, Muren und Flüsse. Erosionsreste dieses Gebirges

70 M. bilden heute die quarzitische Grauwacke des Collm- 80 M. bergs bei Oschatz und der Deditz-Höhe bei Grimma. KREIDE Kaolin 90 M.

100 Mio. Vor 290 Mio. Jahren, im Perm, war der nordwestsächsi- sche Raum eine Senke, die sich mit Ablagerungen füllte.

MESOZOIKUM JURA 200 M. Hier kreuzten sich unterirdisch tiefreichende Störungssys- TRIAS Zechstein teme, die einen intensiven und großflächigen Vulkanismus PERM Rotliegend 300 M. KARBON verursachten. Seine aus tiefer liegenden Magmenherden „Rochlitzer Porphyrtuff“ stammenden vulkanischen Gesteinsprodukte, unter dem DEVON 400 M. SILUR Namen Porphyre zusammengefasst, sind namensgebend ORDOVIZIUM für den Geopark Porphyrland. Sie dominieren das Erschei- 500 M. PALÄOZOIKUM KAMBRIUM nungsbild dieser Region.

600 M. Die in dieser Zeit gebildeten Vulkangesteine unterscheiden quarzitische 700 M. sich nach der Form der vulkanischen Ablagerung: Gesteine Grauwacke aus Lavaergüssen, aus vulkanischen Aschen (Tuffe) und 800 M. aus mächtigen Glutwolken (Ignimbrite, siehe Seite 8). Aus Lava entstand beispielsweise der Leisniger Porphyr, Granulit 900 M. der die Wände im Einschnitt der Freiberger Mulde bei 1000 Mio. Leisnig bildet. Zeitliche Einordnung wichtiger geologischer Jahre vor heute NEOPROTEROZOIKUM Ereignisse im Geopark Porphyrland Weite Verbreitung haben Ignimbrite, die auf einen explosiven Vulkanismus und die Ablagerung von unter-

6 Wanderpause an den Gletscherschliffen auf Am Gleisbergbruch auf dem Kleinen Berg bei Hohburg dem Rochlitzer Berg

schiedlich heißen Glutwolkenabsätzen zurückgehen. Alle oberflächennahen Gesteine waren nun einer inten- Unter ihnen bilden die von der Mulde zwischen Rochlitz siven chemischen Verwitterung ausgesetzt, bei der sich und Colditz weitflächig angeschnittenen Ignimbrite des Feldspäte zu Tonmineralen umbildeten. Das für die Kera- Rochlitzer Porphyrs mit 400 Meter Mächtigkeit die mikherstellung bedeutsame Gestein Kaolin entstand. verbreitetste vulkanische Schicht im Porphyrland. Unter Aus den kalifeldspatreichen Porphyren und Ignimbriten dem Namen „Rochlitzer Porphyrtuff“ wird ein nur bildeten sich im Zeitraum Oberkreide bis Tertiär Kaolin- am Rochlitzer Berg verbreitetes Ignimbritgestein seit lagerstätten, die noch heute bei Mügeln im Abbau sind. Jahrhunderten als begehrter Werkstein abgebaut. Auch im Norden bis Nordwesten des Porphyrlandes haben Während des Tertiärs, etwa zwischen 66 bis 2 Millionen Ignimbrite in Form der Pyroxenquarzporphyre eine Jahren, der Braunkohlenzeit, wurde Mitteleuropa vom weite Verbreitung. Sie wurden hier von Magmen durch- damaligen Nordmeer aus überflutet. Nordwestsachsen lag schlagen, die bereits bei dem Aufstieg aus dem Erdinne- am Südrand dieser Ur-Nordsee. Die Sande, Schluffe, Tone ren erstarrten und heute als Pyroxengranitporphyre und Braunkohlen sind vorwiegend Ablagerungen einer bekannt sind. Das bekannteste Abbaugebiet ist Beucha. von Gezeiten beeinflussten Flachmeerküste sowie ihres durch Flusssedimente geprägten Hinterlandes. Zeitweilig Am Ende des Perms (Zechstein) drang ein mit dem Ozean entstanden Küstenmoore, aus denen sich Braunkohlenla- verbundenes flaches Binnenmeer in unseren Raum ein. ger bildeten. Der Abbau dieser isolierten Braunkohlenvor- Bedingt durch das trocken-heiße Klima verdunstete das kommen ist in der Geopark-Region zahlreich belegt. Durch Salzwasser und ausgedehnte Dolomit-, Gips- und Salz- Abschlämmung und Umlagerung der Kaoline entstanden ablagerungen entstanden. Der Norden und Nordwesten tertiäre Tonschichten, deren Gewinnung zu einer reich diffe- Sachsens befand sich damals am Rande dieses Binnen- renzierten keramischen Industrie im Geopark-Gebiet führte. meeres. Hier bestimmten während dieser Zeit abgelagerte Fluss- und Schuttstromsedimente die Szenerie. Lediglich Das Quartär, das Eiszeitalter, begann vor etwa der marine Karbonathorizont des Plattendolomits ist ein- 2,6 Millionen Jahren mit einer starken Abkühlung. Perio- heitlich bis weit nach Süden verbreitet. Er ist in der Mügel- disch erreichte Mitteleuropa arktisches Klima. Schließlich ner Senke im Norden und in der Bornaer Senke im Westen rückte das Gletschereis aus Skandinavien während der von der nachfolgenden Erosion verschont geblieben und Elster- und Saale-Eiszeit bis in unser Gebiet vor. Es hin- steht noch heute in den Kalkbrüchen bei Ostrau im Abbau. terließ mächtige Moränenablagerungen und überformte die Landoberfläche. In Eisstauseen vor der Gletscher- Die Erdzeitalter von Trias und Jura, deren Ablagerun- front gelangten Seesedimente als Sande, Schluffe und gen im Thüringer Becken (Trias) weitflächig und in der Bändertone zur Ablagerung. Zeiten der Vergletscherung Lausitz (Jura) punktuell erhalten geblieben sind, fielen wechselten mit eisfreien Zeiten der Lösssteppe. In letzte- in Nordwestsachsen weitgehend der Erosion zum Opfer. ren wehten teils mächtige Lösse und Lösslehme an. Auf Nur in den Senken von Borna und Mügeln sind Sandsteine ihnen bildeten sich in den letzten 10.000 Jahren im Holo- und Konglomerate der Unteren Trias (Buntsandstein) im zän, der heutigen Warmzeit, besonders fruchtbare Böden. Untergrund und teilweise an der Oberfläche (Bad Lausick/ Eiszeitliche Fluss- bzw. Terrassenablagerungen der Elbe, Hopfgarten) vorhanden. Mulde oder Zschopau mit ihren Kiessandablagerungen sind als Lagerstätten für die Baustoffindustrie von hoher Im Kreidezeitalter gelangte Mitteleuropa im Zuge der wirtschaftlicher Bedeutung. Kontinentalverschiebung in subtropische Klimaregionen.

7 Supervulkanismus – Basis des Geoparks Porphyrland

Fossilienfundstelle „Versteinerter See“ Börtewitz

Vor etwa 300 bis 275 Millionen Jahren Tuffe ab. Am gefährlichsten waren jedoch Gemische aus befand sich Mitteleuropa am Äquator. Auf turbulenten Gasen, Aschen, vulkanischen Bomben und Fetzen des eruptierten Magmas. Sie ergossen sich in dem Urkontinent Pangäa herrschte über viele Form von gewaltigen, bis 1.000 Grad heißen Glutlawi- Millionen Jahre ein sehr starker Vulkanismus. nen (pyroklastische Ströme) in rasender Geschwindig- Der Geopark Porphyrland liegt in einem keit mehrfach über die Region des heutigen Geoparks. Im Zusammenhang mit den Glutlawinen-Ablagerungen solchen Eruptionszentrum, dem heutigen (Ignimbrite) kam es im Abstand weniger Millionen Nordwestsächsischen Vulkanitkomplex: Mit Jahre zum Einbruch zweier vulkanischer Kesselstruk- zirka 2.000 Quadratkilometern Fläche ist es turen, sogenannter Calderen: Mit Durchmessern von das größte aufgeschlossene Vulkangebiet Euro- bis zu 60 Kilometern ist die Rochlitz-Caldera gegen- über der Wurzen-Caldera mit etwa 40 Kilometern die pas aus dem Erdaltertum. größte. Die für Calderen typische Morphologie fiel inzwischen den Jahrmillionen Erdgeschichte und der Eine Folge explosiver Vulkanausbrüche gigantischen Erosion zum Opfer. Heute lässt sich ihre geologische Ausmaßes hinterließ umfangreiche vulkanische Ablage- Geschichte nur noch als Puzzle aus einzelnen Auf- rungen. Neben der am Boden aus zahlreichen Erdspal- schlüssen, Bohrungen und Geotopen rekonstruieren. ten und Vulkanschloten ausfließenden Lava gelangten vulkanische Aschen von feiner bis grober Beschaffenheit Die Mengen der vulkanischen Auswurfmassen, die bis weit in die Atmosphäre und lagerten sich später als diese extremen vulkanischen Ereignisse hinterließen,

Eyjafjallajokull, Island 0,27 km Puyehue Cordon-Caulle, Chile 0,28 km Mount Pinatubo, Philippinen 4,8 km im Jahr 1991 3 Mount Krakaktau, Indonesien 10 km , 2010 Mount Tambora,im Jahr Indonesien 1883 50 km 3 im Jahr 1815 , 2011 Long Valley, USA 580 km vor 0,76 Mio. Jahren Yellowstone, USA 1.000 km Rochlitz Caldera >5.500 kmYellowstone, USAvor 2.400 0,64 kmMio. Jahren Wurzen Caldera ca. 1.000 vorkm 2,1 Mio. Jahren vor ca. 290 Mio. Jahren Einordnung des

3 3 Vulkanismus im Geo-

3 3 park Porphyrland im 3

3 3 Vergleich zu globalen

3 Ereignissen

8 Der „Versteinerte See“ bei Börtewitz

Leben in der Vulkanlandschaft: In den Ruhezeiten vor, nach oder zwischen den vulkanischen Ereignissen formten sich Überschwem- mungsebenen heraus, über die sich in flussartigen Systemen die Abtragung fortsetzte oder in deren Bereich sich zeitweilig Seen anstauten. Zu ihnen zählen die Seeablagerungen von Börtewitz, aus denen zahlreiche Pflanzenreste mit Koniferen und Farnsamern sowie tierische Fossilien mit Amphibien, Fischen (unter anderem Reste eines eines Süßwasserhais) und Gliederfüßlern erhalten geblieben sind. Mit mehreren geowissenschaftlichen Grabungen der Bergakademie Freiberg und des Naturhistorischen Museums Schleusingen wurde hier reichhaltiges Fossilmaterial gefunden.

Der „versteinerte oder fossile See“ Börtewitz ist ein offener Schurf, der als Flächennaturdenkmal unter Schutz steht. Nur an der freige- Lebensbild des versteinerten Sees legten Klopfhalde dürfen Fossilien gesucht werden.

Phase 1 – Initialphase Phase 2 – Hauptphase Phase 3 – Spätphase Phase 4 – Überleitung zum nächs- (vor ca. 296 Millionen Jahren) (vor ca. 294 Millionen Jahren) (vor ca. 290 Millionen Jahren) ten vulkanischen Großereignis, dem Entstehen der Wurzen-Cal- dera (vor ca. 289 Millionen Jahren)

heutige Situation – Schematische Schnitt- darstellung zu den heute im Geopark Porphyrland anzutref- fenden und genutzten permischen Vulkan- gesteinen (Schemata jeweils stark überhöht)

zählen zu den größten der weltweit bekannten, soge- nannten „Supervulkanen“. Als solche werden Ausbrüche bezeichnet, die nach geologischen Maßstäben in kurzer Zeit ein Volumen von mehr als 1.000 Kubikkilometern an Asche, Lava und Gesteinstrümmern fördern. Das Mindestvolumen der Rochlitz-Eruptionen ist mit mehr als 5.500 Kubikkilome­ter, das der Wurzen-Eruption mit mindestens 1.000 Ku­bikkilometer berechnet worden.

Caldera Aniakchak/Alaska, ein Beispiel für eine noch vollständig erhaltene Caldera (Durchmesser etwa 10 km, Tiefe bis 600 m)

9 2) Ignimbrite

ehemalige pyroklastische Massenstromablage- rungen (Glutwolkenabsätze)

Steinreiche

Landschaften Pyroxenquarz- porphyr aus dem Steinbruch Lüptitz

Das Erbe der permischen Vulkane machen den 3) Lavagesteine Geopark im wahrsten Sinne „steinreich“. Por- phyre – heute geologisch exakter als Rhyolithe ehemalige Extrusiva, zu bezeichnen – werden schon seit Jahrhunder- d. h. Lavaausflüsse ten als Baustoffe und Werksteine genutzt.

Hervorzuheben sind die Porphyrtuffe des Rochlit- zer Berges und der Granitporphyr aus den Stein- brüchen um Beucha. Demgegenüber fristen die mehr grauen Quarzporphyre aus der Wurzener Leisniger Porphyr Region ein bescheidenes Dasein. Für den heutigen Verkehrsbau (Bahn, Straße) sind sie aber als hoch- wertige Schotter und Splitte nicht zu ersetzen.

4) Ganggesteine Das Verwitterungsprodukt der Porphyre, der Kaolin, wird zwischen Mügeln und Wermsdorf seit rund 300 ehemalige Intrusiva, d. h. Jahren abgebaut. Ohne die „weiße Erde“ von Colditz Magmaaufstiege bis in die hätte der Alchimist Johann Friedrich Böttger im Jahre obere Erdkruste und/oder 1708 nicht das für Europa erste weiße Hartporzellan an die Oberfläche herstellen können. Bis heute ist Kaolin für die Kera- mikindustrie ein zunehmend interessanter Rohstoff, der unter Einsatz modernster Fördertechnik durch den ortsansässigen Kaolinbergbau gewonnen wird.

Gesteinstypen im Geopark Porphyrland Trebsener Andesit

1) Tuffe/Tuffite 5) Subvulkanite

ehemalige ehemalige Intrusiva, vulkanische d. h. Magmaauf- Asche-Fallabla- stiege bis in die gerungen ohne obere Erdkruste bzw. mit Sedi- unter bzw. in die mentanteil Vulkane

Lastauer Tuff Grimmaer Porphyr

10 Die Hügel im Geopark Porphyr­land ragen zwar nicht wie der Himalaya bis in den Himmel, aber sie bergen nicht weniger interessante Geschich- ten. In drei Richtungen markieren die weithin sichtbaren Zeugen der Erd- und Landschaftsentstehung das Gebiet.

Gesteine, die der Verwitterung Jahrmillionen Berge und Türme widerstanden, treten als Berge und Höhenzü- ge aus der überwiegend flachen Landschaft der Muldentäler hervor. Diese waren Sied- Ausblick vom Albertturm auf dem Collmberg lungs- und Zufluchtsort, Versammlungs- und Gerichtsort; im 19. und 20. Jahrhundert zen- trale Vermessungspunkte, Orte romantischen Heimat- von 1853, benannt nach dem späteren sächsischen gefühls und patriotischer Sehnsüchte; Rohstoffquellen König. Von hier oben genießt man eine hervorragende oder einfach nur beliebte Ausflugsziele – letzteres bis Sicht. Die 1865 aufgestellte Granitsäule auf der Aus- heute. Erdgeschichte lässt sich hier mannigfaltig erle- sichtsplattform war Triangulationspunkt I. Ordnung ben: vom Gipfel geschaut, auf ausgewiesenen GeoRou- innerhalb eines auf ganz Mitteleuropa ausgedehnten ten erkundet, kletternd auf Tuchfühlung mit dem Fels,… Vermessungsnetzes. Mit optischen Hilfsmitteln konn- te unter anderem der Fichtelberg angepeilt werden. Höchste Kuppe der Hohburger Berge im Norden ist der Löbenberg (240 m ü. NHN). Die durch den industri- Der Rochlitzer Berg (353 m ü. NHN), die höchste ellen Steinabbau der vergangenen zwei Jahrhunderte Erhebung im Süden des Geopark Porphyrland, war geprägte „Hohburger Schweiz“ hat schon seit über wie auch der Löbenberg Teil dieses Dreiecksnetzes. 150 Jahren als Wander- und Klettergebiet Tradition. Die Triangulationssäule aus Sandstein steht seit 1866 Der 1961 stillgelegte Steinbruch auf dem Gaudlitzberg auf der Plattform des Friedrich-August-Turmes. Der ist wegen seiner Kletterwand und des jährlich statt- eckige, oben polygonale Turm wurde 1859 zu Ehren des findenden Bergfilmfestivals international bekannt. verunglückten Königs Friedrich August II. von Sachsen Spektakuläre geologische Sehenswürdigkeiten bie- errichtet, entworfen von Eduard Heuchler im neuro- ten zwei kleinere Anhöhen: Das Geotop Gletscher- manischen Baustil. Er ist vollständig mit Rochlitzer schliffe am Spielberg sowie das Nationale Geotop Porphyrtuff verblendet, der seit dem frühen Mittelalter Wind- und Gletscherschrammen am Kleinen Berg. am Rochlitzer Berg gebrochen wird. Steinbruchbesit- zer Christian Gottlob Seidel beförderte ambitioniert Südlich der Hohburger Berge befindet sich der Wach- den Turmbau. Der Rochlitzer Berg wurde bereits im telberg (148,5 m ü. NHN). Seine Kuppe krönt seit 1909 frühen 19. Jahrhundert – im Zeitalter der Romantik – als ein Turm des Architekten Wilhelm Kreis aus Lüptitzer Wanderziel inszeniert. Schon 1817 ließ Seidel am Ran- Quarzporphyr mit wuchtigen, antik anmutenden de seines Steinbruchs die „Einsiedelei“ errichten, ein Ecksäulen – ein ehemaliger Bismarckturm. Im Inneren kleines Refugium mit Spitzbogenfenstern. Die tou- des heute „Wachtelbergturm“ genannten Bauwer- ristische Tradition auf dem Rochlitzer Berg hat ihren kes informiert eine Ausstellung über seine Erbauung Reiz bis heute behalten. Auch hier gibt es vielseitige sowie zur Flora und Fauna um den Wachtelberg. Wanderwege und Themenpfade, Kletterwände in alten Steinbrüchen, Kulturevents - und immer wieder beein- Im Osten dominiert der Collmberg (ca. 316 m ü. NHN) druckende Aussichten in den Geopark Porphyrland. in der flachen Landschaft. Die quarzitische Grauwacke, aus der er besteht, ist das älteste freiliegende Gestein des Geoparks Porphyrland. Ein seit 1975 unter Schutz stehender zugängli- cher Steinbruch an der Südwest-Seite lieferte ab 1835 größere Mengen an Baumaterial. Auf dem Gipfel steht der schlichte runde, durch eine Außentreppe erschlossene Albert-Turm links: Bismarckturm auf dem Wachtelberg Mitte: Friedrich-August-Turm auf dem Rochlitzer Berg rechts: Albertturm auf dem Collmberg 11 Geotope – Erlebnisorte zum Begreifen der Erdgeschichte

Felswand am Haselberg in Naunhof, OT Ammelshain

Was wäre der Nationale Geopark „Por­phyr- • Dem permischen Vulka- land. Steinreich in Sachsen“ ohne seine Geo- nismus vor ca. 290 Millionen Jahren ist der „Porphyr- tope? Eine mitteleuropäische Flusslandschaft, tuff“ auf dem Rochlitzer wie es wohl noch viele andere gibt. Berg zuzuordnen. Er ist ein vulkanisches Ge- Erst die Geotope – Gebilde der unbelebten Natur wie stein, das aus Ablagerung Steinbrüche, Landschaftsformen, Fossilien, Minerale von heißen Glutwolken entstand, ein sogenannter oder auch Quellen – ermöglichen Einblicke in den Boden Ignimbrit. Der geologisch nicht exakte Name „Por- unter unseren Füßen: In den Geotopen offenbaren sich phyrtuff“ hat sich allerdings bis heute erhalten, mehr als 500 Millionen Jahre wechselvolle geologische da das ästhetische rötliche Gestein seit Jahrhun- Geschichte der Mulde-Region zwischen Rochlitzer Berg derten weltweit als Baustein genutzt wurde. und Leipziger Tieflandsbucht. Sie berichten von der Landschaftsgeburt im Perm aus der Lava von Super- • Das Geotop Kirchbruch Beucha ist ebenfalls ein vulkanen bis zu deren Überformung durch die nordi- Zeuge des permischen Vulkanismus. Allerdings han- schen Inlandeisgletscher während des Eiszeitalters. delt es sich bei dem dortigen Granitporphyr um ein magmatisches Gestein, das unterhalb der damaligen Es gibt eine Vielzahl von Geotopen im Geopark. Die geo- Erdoberfläche erkaltete und deshalb sehr schön anzu- logische Geschichte vor dem permischen Vulkanismus sehende Mineraleinschlüsse enthält. Es ist der Bau- erzählen z. B. die Quarzite auf dem Collmberg, einem stein, aus dem das Leipziger Denkmal für das Jahrhun- der ältesten Berge in Sachsen. Viele Geotope zeigen dertjubiläum der Völkerschlacht von 1813 entstand. Phänomene des permischen Vulkanismus teilweise in einer Deutlichkeit, wie man sie heute noch an aktiven • Während des Eiszeitalters ab etwa 500.000 Jahren Vulkanen beobachten kann. Aber auch der Kontext vor Heute ritzten die damaligen riesigen Inlandeisglet- von Kultur- und Industriegeschichte mit Gesteinsabla- scher die im Geopark angetroffenen Porphyre. Winde gerungen, die als Rohstoffe schon seit langer Zeit vom schliffen die offenen Felsen ab: Die in den Hohburger Menschen genutzt wurden (Porphyre, Kaolin, Ton, Kies- Bergen bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sande, Braunkohlen u. a.), lässt sich in den Geotopen gefundenen Gletscher- und Windschliffe spielten eine studieren. Ebenso kann die Wiederbesiedlung von bedeutende Rolle im geologischen Wissenschaftskrimi stillgelegten Steinbrüchen durch eine wertvolle Tier- um die heute allgemein anerkannte Eiszeittheorie. und Pflanzenwelt studiert oder die Folgenutzung der ehemaligen Steingewinnungsstätten für den Kletter- Die achtzehn geowissenschaftlich wertvollsten und und Tauchsport im Geopark Porphyrland erlebt werden. ästhetisch eindrucksvollsten Geotope des „Geoparks Porphyrland. Steinreich in Sachsen“ sind in der Bro- Von den vielen Geotopen im Geopark zählen drei schüre „Geotope – Einblicke in die Erdgeschichte“ mit Geotope als „Nationale Geotope“ zu den bedeutends- detaillierten geologischen Informationen, Fotos und ten geologischen Zeugen in Deutschland. Gleichzeitig Logistik-/Wanderhinweisen dargestellt. Das Heft verdeutlichen sie wesentliche Etappen der Erdgeschich- ist damit auch ein „Reiseführer“ für das individuel- te im Land links und rechts der Mulde-Flusslandschaft: le Entdecken der Geologie in der Geoparkregion.

12 Industriekultur - Spuren der industriellen Steinnutzung

Werksanlage der Firma H. Aug. Schmidt Transportanlagenbau Wurzen

Was ist die Basis der Industriekultur und wo Der Abbau der Gesteine und Verwitterungsprodukte ist sie im Geopark zu finden? erforderte, möglichst in der Region selbst Geräte für den Abbau und den Transport herzustellen. Seit 1837 gehört beispielsweise die Firma H. Aug. Schmidt Die natürlichen Schätze der Erde von Festgesteinen, Transportanlagenbau Wurzen zu den nachgefrag- Sanden, Kiesen, Erden bis zum Wasser sind in Kombi- ten Produzenten. Aus der Industrialisierung ergab nation mit dem Ideenreichtum der Menschen zu ihrer sich die Aufgabe, eine leistungsstarke Infrastruktur Nutzung und Wertschöpfung Voraussetzungen für zu entwickeln. Leipzig – Dresden als erste deutsche die Entstehung einer vielfältigen Industriekultur. Seit Ferneisenbahnverbindung, das größte Schmalspur- Jahrhunderten werden Werk- und Schottersteine aus netz Europas zwischen Oschatz und Mügeln, die durch Rhyolith und Porphyrtuff abgebaut. Lockergesteine wie die Postmeilensäulen bis heute nachzuvollziehende Kaolin und Tone, Lehm, Kies und Sand treten im Gebiet Überlagerung von Knotenpunkten, z. B. in Bad Lau- des heutigen Geoparks ebenfalls in großem Umfang auf. sick mit der Eisenbahnlinie Leipzig– (1887) und der zeitweilig bestehenden Eisenbahnverbindung Mit der Industrialisierung und der damit einhergehen- Bad Lausick–Großbothen (1920), sind Beispiele dafür. den intensiven Rohstoffgewinnung veränderte sich das natürlich gewachsene Landschaftsbild. Die ursprünglich Heute ist es Aufgabe, die Zeugnisse der industriellen aus agrarischen und handwerklichen Siedlungen Entwicklung zu erhalten, zu erklären und damit die Leis- und Kleinstädten bestehende Region wandelte tungen des Handwerks, der Industrie und Wirtschaft in- sich. Die Industrie der Steine- und Erdenge- nerhalb der zurückliegenden 150 Jahre zu würdigen. Zu- winnung hielt Einzug und mit ihr Herstel- gleich geht es um das Verstehen der heutigen Industrie. lerbetriebe zur Fertigung von Geräten und Anlagen zum Rohstoffabbau und -trans- Die Akzeptanz des heutigen und künftigen Rohstoffab- port. Kaolin und Tone bilden bis heute baus wird befördert und die dabei notwendigen Eingrif- die Basis einer leistungs- fe in die Landschaft werden starken Keramikindustrie, in die langfristige Entwick- die umfassender ist als der lung der Industriekultur- Blick auf das Meißner Por- landschaft eingeordnet. zellan nahelegt. Mügeln, Leisnig, Colditz, Brandis und Bennewitz sind einige Orte dieser Industrie.

Eimerkettenbagger EB 60, herge- stellt von der VEB Fördertechnik Wurzen, heute H. Aug. Schmidt Transportanlagenbau Wurzen

13 Einzigartig und kostbar: „Rochlitzer Porphyrtuff“

Schloss Rochlitz mit Porphyrschau

Mit dem heute 353 Meter über dem Meeres- vulkanischer Aktivitäten im Zeitraum vor ca. 296 bis spiegel liegenden Rochlitzer Berg befindet sich 289 Millionen Jahren. Sein Ausgangsmaterial war ein kieselsäurereiches Magma. Das gasreiche und zähe im Geopark Porphyrland eines der ausgezeich- Magma eruptierte in gigantischen Explosionen. neten Nationalen Geotope Deutschlands. Der Rochlitzer Berg bildet eine in Mittelsachsen Wolken aus heißen zerfetzten Gesteinen, so genann- ten Pyroklasten („pyr“ = Feuer; „klastos“ = zerbrechen) weithin sichtbare Landmarke sowie den mar- charakterisierten die Eruptionen. Das Spektrum der kantesten Grenzpunkt zwischen der Leipziger Pyroklastika reichte von reinen Aschefall-Ablagerungen Tieflandsbucht im Norden und der Vorerz- (Tuffen) bis zu Ablagerungen gasreicher pyroklastischer gebirgssenke im Süden. Sein rotes Gestein ist Ströme und Glutwolken (Ignimbrite), die aufgrund ihrer Dichte am Boden fließen können. Von der Temperatur einzigartig und kostbar. zum Zeitpunkt der Ablagerung hängt es ab, ob die Partikel verschweißen und lavaähnliche dichte Gesteine Entstehung ergeben oder ob poröse Massen entstehen. Das Gestein Der nur am Rochlitzer Berg vorkommende „Rochlitzer am Rochlitzer Berg ist ein überwiegend gering ver- Porphyrtuff“ gilt als das markanteste Gestein des Geo- schweißter Ignimbrit. Das rote, rotviolette, braune, teils parks. Unter der Bezeichnung Rochlitzer Porphyr wird graugelbe poröse Gestein wird oft von unregelmäßigen es seit Jahrhunderten als Werkstein vielseitig bautech- Klüften durchzogen. Es ist von zahlreichen Einschlüssen nisch eingesetzt sowie künstlerisch genutzt und ziert wie rundlichen Quarzen und Feldspäten gekennzeich- viele öffentliche net und enthält Bruchstücke von vulkanischen Gläsern Bauten in ganz und von älteren Gesteinen des Untergrundes (Fremd- Deutschland. gesteinseinschlüsse). Markant für das Vorkommen am Das einzigar- Rochlitzer Berg sind zahlreiche gelbliche Bänder, die das tige Gestein sonst rote Erscheinungsbild durchziehen. Radiometri- des „Rochlitzer sche Altersdatierungen zeigen einen unterpermischen Porphyrtuffs“ Ablagerungszeitraum um 294 Millionen Jahre entstand im vor Heute. Zuge massiver

14 Porphyrschau im Schloss Rochlitz

Edler Stein für Steinmetz-Kunst und Architektur Steinbruchbesitzer, blieb bis in das 19. Jahrhundert Bereits in der Bronzezeit wurde das am Rochlitzer hinein Organisationsform des Gewerbes der Steinhauer Berg gebrochene Gestein zur Herstellung von Mahl- und Steinmetze. Zu den bedeutendsten Bauten dieser steinen zum Zerreiben des Getreides genutzt. Funde Zeit zählt das von Hieronymus Lotter erbaute Alte Rat- solcher Steine weisen ein Alter von 3.000 Jahren auf. haus zu Leipzig. Zuletzt wurden in Verantwortung der Der Beginn des Abbaus in Steinbrüchen und der Be- Hütte die massive Steinbrücke über die Zwickauer Mul- arbeitung lässt sich anhand der Entstehungszeit der de in Wechselburg (1844 bis 1846) und der Friedrich-Au- Bauwerke verfolgen. Bereits im 9. und 10. Jahrhun- gust-Turm auf dem Rochlitzer Berg (1859) erbaut. dert belegt die Verwendung an bedeutenden Bau- ten eine überraschend weite Verbreitung. 862 wird Schloss mit Porphyrschau beispielsweise der Grabstein des Heiligen Arno von Die ehemalige Hofstube auf Schloss Rochlitz aus dem Würzburg in der Kirche St. Aegidien zu Colditz aus Jahr 1588 beherbergt seit einiger Zeit die Porphyrschau dem roten Stein gefertigt. Für Kirchen und Grabma- in ihren Mauern. Verfolgen Sie mit Hilfe von vielen Aus- le wird seit der Romanik „Rochlitzer Porphyrtuff“ in stellungsstücken und informativen Tafeln die Entste- Rochlitz abgebaut. Das bekannteste Bauwerk ist das hung des Rochlitzer Porphyrs und die Entwicklung des Benediktinerkloster Wechselburg mit prachtvollen Abbaus in Rochlitz. Neben Werkzeugen aus dem Architekturdetails und wundervollen Skulpturen. 18. Jahrhundert sehen Sie das Wanderbuch des späteren Bruchbesitzers Johann Gottlieb Schilling aus den 1820er In der Gotik nehmen Verwendung und Verbreitung Jahren, die Abschrift einer Urkunde von König Ferdinand des „Rochlitzer Porphyrtuffs“ weiter zu. Beispielhaft II. aus dem Jahr 1621 und verschiedene Porphyr-Skulptu- zu nennen sind das Schloss Rochlitz sowie der beein- ren aus dem 12./13. und den da- druckende Chorbau und das Schiff der St. Kunigunden- rauffolgenden Jahrhunderten. kirche in Rochlitz. Verwendet wurde der Stein auch recht früh für Brücken – 1333 für die Brücke zu Bad Besonderheiten: Düben und hundert Jahre später für die massive Roch- • Ausstellung auf Schloss litzer Werksteinbrücke über die . Rochlitz • Abbaugeschichte vom Die erste Steinmetzhütte als Zunft entstand in Rochlitz 16. bis zum 21. Jahrhun- vermutlich im 15. Jahrhundert; erhalten ist das Rochlit- dert anschaulich zusam- zer Zunftlied von 1462. Die „Rochlitzer Hütte“, der tradi- mengefasst tionelle zünftige Zusammenschluss der Steinmetze und • Diashow und Audioguide

Bilder von links nach rechts: Basilika des Klosters Wechselburg, vor 1200 Pöppelmannbrücke (Steinbrücke) in Grimma, 1719, Neu- aufbau 2015 Schloss Rochlitz, 10. Jh., mehrfach erweitert bis 1852 St. Trinitatis-Kirche in Leipzig, erbaut 2013 bis 2015

15 Die Porphyrbrüche am Rochlitzer Berg und ihre Besitzer

Steinabbau auf dem Rochlitzer Berg um 1930

Das heute auf dem Rochlitzer Berg tätige und Otto Seidel und der Wechselburger Emil Schilling. Abbau- und Verarbeitungsunternehmen Die Handschrift der Rochlitzer Steinhauer tragen seit dieser Zeit zahlreiche Objekte der Staatseisenbahnlinie „Vereinigte Porphyrbrüche auf dem Rochlitzer Chemnitz-Leipzig, darunter das Göhrener Viadukt, die Berge“ GmbH versichert sich in seiner Fir- Bahnhöfe Cossen und Rochlitz und sämtliche Sta- men-Vita einer langen Geschichte als „Roch- tions-Steine. Zunehmend entdeckte das Bürgertum den Stein für Bürgerschulen (Rochlitz), Industriear- litzer Porphyr-Manufaktur seit 1585“. chitektur (Eisenwerke in Hof und Schwarzenstein), Universitäten (Lehrgebäude und Gewächshäuser des Botanischen Gartens Leipzig), Unternehmervillen und Rathäuser (Colditz, Groitzsch) sowie Grab- und Denk- mäler. Zahlreiche Kirchenrenovierungen und -umbauten führten bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer wachsenden Nachfrage nach „Rochlitzer Porphyrtuff“.

Mit verbesserten Transportmöglichkeiten in Europa wuchs die Konkurrenz. Vor allem aus Skandinavien drängten Steinbruchunternehmen auf den attrak- tiven deutschen Markt. 1907 bis 1909 wurde am Verladebahnhof Breitenborn ein Werkbetrieb mit modernem Steinsägewerk aufgebaut. Das Werk er- hielt ein eigenes Zweiggleis zu den Königlich-Säch- sischen Staatsbahnen und damit Anschluss an die rasant wachsenden Großstädte Leipzig, Chemnitz und Dresden, aber auch andere Großstädte wie Ham- burg. 1924 wurde ein Steinbrech- und Walzwerk ein- geweiht. Aus zerkleinertem Tuff wurde Porphyrgrus für Putze, Wegbeläge und Sportstätten gewonnen. Geologische Exkursion im Seidelbruch auf dem Rochlitzer Berg Zu den bedeutenden Bauten jener Jahre gehören Sie bezieht sich auf den vom ersten Steinmetz der Gebäude der Allgemeinen Ortskrankenkasse und das Familie Haberkorn seit dieser Zeit betriebenen Stein- Untergrundmessehaus am Markt in Leipzig. An ei- bruch. Die Steinbruchbesitzer jener Zeit, deren Namen nem der größten Museumsneubauten, dem Leipziger sich mit der Bezeichnung der Steinbrüche fest mit dem Grassi-Museum, wurden 1.600 Kubikmeter des roten Rochlitzer Berg verknüpft haben, schlossen sich 1897 Werksteines verbaut. Als Schmuck für Grabmale und zu einer neuen wirtschaftlichen Organisationsform Denkmäler verbreitete sich der Stein über den ganzen zusammen: Sie gründeten die nach eigener Auskunft deutschsprachigen Raum. Das Grabmal Immanuel Kants dritte sächsische Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Königsberg wurde 1923 in „Rochlitzer Porphyrtuff“ aus- (GmbH). Dazu gehörten die Steinmetze und Stein- geführt. Auch bedeutsame Brückenbauwerke zeugen bruchbesitzer Emil und Oswald Haberkorn, Clemens von dem Gestein des Rochlitzer Berges. Die berühmte

16 und Bildunterschriftmit moderner Technik heute

Pöppelmannbrücke über die Mulde in Grimma, die nach ihrem Neuaufbau nach dem Hochwasser 2002 in neuem Glanz erstrahlt, sei an dieser Stelle hervorgehoben.

Nach dem Kriegsende 1945 blieben die Brüche in Privat- besitz der Familie Haberkorn, bis sie 1972 verstaatlicht wurden. 1990 wurde der Betrieb an Ruth Haberkorn rückübertragen. 1991 übernahm die Kalenborn KG aus Essen das Unternehmen. Einer der größten Auf- träge war die Verkleidung für den 2015 geweihten Neubau der katholischen Kirche der Kirchgemeinde der Leipziger Probsteikirche St. Trinitatis in Leipzig. Porphyrhaus auf dem Rochlitzer Berg „Porphyrhaus“ – das Geoportal auf dem Rochlitzer Berg Performance zum Stein – Klang, Licht und Magie Das Geoportal im ehemaligen Sozialgebäude der im Steinbruch Steinmetze auf dem Rochlitzer Berg steht für Touristen, Jährlich überrascht die Performance zum Stein in einem Ausflügler, aber auch Wissenschaftler, Fachleute und Steinbruch auf dem Rochlitzer Berg die Besucher mit Schüler zur Verfügung. Es bietet Platz für Seminare und einer neuen Idee und verzaubert mit künstlerischen Workshops und ist Veranstaltungsort für Vortragsreihen. Installationen. Die nächtliche Performance ist tradi- Die GeoRanger des Geoparks Porphyrland und der Hei- tioneller Teil des Mittelsächsischen Kultursommers. mat- und Verkehrsverein „Rochlitzer Muldental“ nutzen www.miskus.de das Geoportal als Ausgangspunkt → Kontakt siehe S. 54 für schulische und außerschuli- sche Programmangebote, z. B. Aktivprogramme mit dem Stein- metz, Erlebnisangebote auf dem Porphyrlehrpfad oder geführte Wanderungen nach Wechsel- burg, Fischheim oder Seelitz. www.rochlitzer-muldental.de → Kontakt siehe S. 53

Performance zum Stein

17 Granitporphyr für das größte Denkmal Europas

Nationales Geotop „Kirchbruch Beucha“ mit der malerisch gelegenen Bergkirche

Im Nordwestsächsischen Vulkanitkomplex Hinzu kam die Mächtigkeit der Steine im Felsverband. wurden Magmen und Tuffe in mächtigen In den Lagerstätten waren horizontale und vertikale Klüfte weiträumig verteilt und erlaubten den Abbau Schichten abgelagert. Im Zuge von Intrusio- von großformatigen Steinen von zehn Kubikmetern nen – dem Eindringen fließfähigen Gesteins- und größer. materials in bestehende Gesteinskörper – Umgehend wurden Steinmetze in Beucha angestellt

entstanden Gesteine in Form von Gängen. und eine Lehrausbildung begonnen. Die Stadt Leipzig Der Beuchaer Granitporphyr ist ein in rund einem entwickelte in der Blütezeit von Historismus und Ju- Kilometer Tiefe erstarrter Magmakörper (Subvulkanit) gendstil einen enormen Bedarf. Die prächtigen Bür- aus der Rotliegendzeit (Perm). Kristalline Einspreng- gerhäuser im Waldstraßenviertel tragen Stufen und linge geben dem Gestein sein charakteristisches Sockelverkleidungen aus Beucha. Granitporphyr wurde Bild. Die Gemengeteile sind Quarz, Orthoklas, Pla- verlegt beim Bau des Hauptbahnhofes, der Deutschen gioklas, Pyroxen, Chlorit, Biotit und Erzminerale. Bücherei (heute Deutsche Nationalbibliothek), des damaligen Reichsgerichtes (heute Bundesverwaltungs- Den besonderen Wert des gericht) und bei der Restaurierung des Alten Rathauses. Beuchaer Granitporphyrs zur Natursteinverwen- 1894 beschließen Leipzigs Stadträte den Bau des Völker- dung erkannte als erste die schlachtdenkmals, das in seinen sichtbaren Teilen kom- Firma Günther & Fiedler im plett aus Beuchaer Granitporphyr errichtet wurde. Am Jahre 1884. Geschäftstüch- 300.000 Tonnen schweren Denkmal wurden 26.500 tig hatte sie zwei bayrische Steine verbaut, die im Steinbruch „Sorge“ und im Kirch- Steinmetze nach Beucha bruch von Beucha gebrochen wurden. 1560 Steinmetze eingeladen, die den Stein und 450 Arbeiter wurden neu eingestellt, um die große auf Tauglichkeit für ihr Menge Steine maßgerecht im Steinbruch zu gewinnen, Handwerk prüfen sollten. sie zum Werksteinplatz an der „Sorge“ zu transportie- Die Steinblöcke erwiesen ren und sie dort nach Zeichnungen und Schablonen zu sich nicht nur als geeignet bearbeiten und die nötigen Werkzeuge zu schärfen. Der für die weitere Bearbeitung lukrative Auftrag erforderte Fachkräfte. Steinmetze aus in Steinmetz-Werkstätten, Bayern, aus dem Fichtelgebirge und aus Italien kamen Sägereien und Schleiferei- nach Beucha. „Bei allen Kollegen, die an dem berühmten en. Ihre Eigenschaften wie Denkmal mitgearbeitet haben, war ein gewisser Stolz Härte, hohe Druckfestig- zu erkennen, denn immerhin war dieser Bau mit allen keit, Wetterbeständigkeit Schwierigkeiten des Steinmetzhandwerks bestückt“, bei Frost und Tauwetter, erinnern sich Johan Halser und Max Singer, die als Wasserundurchlässigkeit, junge Gesellen Steine für das Denkmal bearbeiteten. Polierfähigkeit eröffneten neue Chancen des Einsat- Der erste Weltkrieg brachte die Steinindustrie in zes in Bau und Architektur. Beucha fast zum Erliegen. Nur noch ein Bruchteil der

Betonsäulen am Kirchbruch Beucha, ummantelt mit Werksteinen aus sächsischen Gesteinsvorkommen 18 Völkerschlachtdenkmal in Leipzig

einstigen Arbeitskräfte konnte beschäftigt werden. meter Platten, je vier Zentimeter dick. 1996 stellte der Sie stellten zunächst Straßenpflaster her. Erst in den inzwischen modernisierte Betrieb seine Arbeit ein. 1930er Jahren waren bearbeitete Werksteine aus Beucha für Brücken und Gebäude wieder gefragt. Der Das Dorf der Steine Beucha zweite Weltkrieg setzte dem schnell wieder ein Ende. Das 3000 Einwohner zählende Dorf Beucha nennt sich zu Recht „Dorf der Steine“. Steinbrüche prägen das Ortsbild; in der Ortsmitte verdoppelt sich im Wasserspiegel des einstigen Kirchbruchs das Bild der Beu- chaer Bergkirche. Der schon den Slawen als Kultort dienende Kirchberg sollte Mitte des 19. Jahrhunderts samt Kirche für die Steingewinnung abgetragen werden. Turm und Sakristei der Kirche entstanden bereits im Mittelalter. Als das Gotteshaus dem gewaltigen Bedarf nach Steinen weichen sollte, erhob der damalige Pfarrer Stephani Verladestation mit Steinmetzhütten Beucha um 1900 erfolgreich Einspruch. Kirche und Friedhof blieben auf dem Rest des Kirchbergs Im Oktober 1945 wurden die drei großen Beuchaer stehen und der Steinbruch fraß sich an den Seiten Natursteinbetriebe durch die sowjetische Militärad- vorbei. Heute sind Bergkirche und Kirchbruch das ministration enteignet und demontiert. Die Betriebe Wahrzeichen von Beucha und beliebtestes Fotomotiv. übernahm anschließend der VEB Granitwerke Beucha. Die technische Ausrüstung blieb bis in die sechziger Durch den Rundbogen des Was- Jahre mangelhaft. Aber Ruf und Können der handwerk- serturms steigt man zur Kirche lich erfahrenen Techniker und Steinmetze sicherten hinauf. Von hier aus kann man die Realisierung weiterer Aufträge: das Denkmal der bei schönem Wetter das Völ- Begegnung in Torgau, ein Teil des Buchenwalddenk- kerschlachtdenkmal sehen und mals und Brücken für die Grachten in Amsterdam. In Einblicke in den Steinbruch „Sorge“ den 1960er Jahren beförderte der Wohnungsneubau erhalten. Es ist der einzige der einen großen Bedarf. Mehr als 15 000 Quadratmeter fünf Beuchaer Steinbrüche, Platten aus Granitporphyr wurden allein in der Leipziger der heute noch genutzt wird. Innenstadt, so z. B. am Gewandhaus verbaut. Von hier kam auch kurz vor der politischen Wende der große Beucha – Dorf der Steine, Auftrag für den Querbahnsteig des Leipziger Haupt- Sax-Verlag, 2012 bahnhofes mit der Herstellung von 10 000 Quadrat-

19 Beuchaer Granitporphyr Denkmal zur Erinnerung an den Steinabbau in Beucha

Hier wurden die Steine für Wandelkonzert – Klangpfad um die Restaurierung des Völ- den Kirchbruch Beucha kerschlachtdenkmals und des davor liegenden Wasserbeckens gebrochen. „Spit- Der im Brandiser Ortsteil Beucha ansässige Klangkünst- telbruch“ und „Hausbruch“ befinden sich im Ortsteil ler Erwin Stache organisiert seit 2019 gemeinsam mit Kleinsteinberg. Die stillgelegten Brüche gehörten dem Verein Kulturhaus Beucha am Kirchbruch Beucha früher zum Besitz der Familie Preißer. An dem am ein in der Region Leipzig einzigartiges Kulturevent: Ortsausgang Richtung Brandis liegenden ehemaligen Ausgehend von der malerisch gelegenen Bergkirche „Tollertbruch“ finden sich zur Erinnerung an den Ab- führt eine musikalisch-szenische Erlebniswanderung bau von Granitporphyr eine Lore aus dem Steinbruch, um den ehemaligen Steinbruch, der im Sommer 2019 etliche Blöcke Granitporphyr und eine Hinweistafel. als Nationales Geotop Deutschlands zertifiziert wurde.

Die Beuchaer selbst haben ihre Geschichte als Dorf der Steine und Steinmetzen stets bewahrt. Vom Kirchbruch aus findet man in der August-Bebel-Straße das Steinarbei- terdenkmal. 1984 entstand es in Erinnerung an die hundertjährige Steinmetztradition in Beucha. Die Gemeinde bot den Platz am Kirchbruch an. Auf figürliche Darstel- lung, so erinnert sich der damalige Be- triebsleiter Rainer Habel, wurde bewusst verzichtet, damit nicht der Bildhauer, sondern der Steinmetz dominiert. Der Leipziger Bildhauer Hans Förster entwarf die Steinsäule auf einem rustikalen Sockel.

Nur wenige Schritte weiter auf dem Park- platz begegnet man Resten des einstigen Aufzuges für die gebrochenen Steine des Kirchbruchs, zwei fünf Meter hohe Stahlbetonsäulen, An den Hör- und Sehstationen sind Chöre, Musiker die man nicht sprengen konnte. 1988 entstand die Idee, und Klangkünstler aus Beucha und Umgebung be- die Betonsäulen für eine Darstellung der Werksteine teiligt, und es werden außergewöhnlichen Klangkör- aus Hartgestein in der damaligen DDR zu nutzen. pern, wie einer selbstspielenden Kuckucksuhrenor- Grafiker Gerd Nawrot und die Geologen von „Elbna- gel, ungewöhnliche Töne entlockt. Die Verwandlung turstein Dresden“ berieten bei der Umsetzung. Das des Kirchbruchs Beucha in eine klingende Land- Umfeld wurde von der Gemeinde gestaltet. Hier kann schaft findet einmal im Jahr im Sommer statt. man bis heute Granit, Syenit, Quarzporphyr, Diabas www.kulturhaus-beucha.org und www.estache.de und Syenitgranit verschiedener Vorkommen aus dem → Kontakt siehe Seite 54 Osten Deutschlands vergleichen und bewundern.

20 Basalt-Actien-Gesellschaft

Unternehmerverband mine- ralische Baustoffe

Brechanlage am Steinbruch Großsteinberg zur Herstellung von Schotter und Splitt

Basalt-Actien-Gesellschaft Unternehmerverband mineralische Baustoffe (UVMB) Die Basalt AG ist der größte Hersteller von gebro- chenen Natursteinprodukten und Asphalt in Deutsch- Ein Fundament des täglichen Lebens: land. Nach sorgfältiger Abwägung von Vorrat und Mineralische Baustoffe Reichweite der Lagerstätten, Gesteinsqualität, Jeder von uns braucht 1 Kilogramm Steine pro Stun- technischer Betriebsausstattung und Anbindung de – ob nun als Baustoff für Häuser, Straßen, Wege bezüglich Bahn und Straße entschied die Basalt und Brücken oder beispielsweise als feines Gesteins- AG, von den Betrieben im Geopark Porphyrland be- mehl in der Zahnpasta. Den benötigten Rohstoff vorzugt Lüptitz und Großsteinberg zukunftsfähig dafür finden wir in unserer Nachbarschaft: in Stein- auszubauen und unter voller Kapazitätsauslastung brüchen, Sand- und Kieswerken in der Region. betriebswirtschaftlich optimiert zu betreiben. Das gewonnene Gestein ist ein Naturprodukt, das den Neben Großsteinberg und Lüptitz werden die Reser- Anfang einer langen Wertschöpfungskette für viele wei- vebetriebe Trebsen, Hohnstädt und Dornreichen- terverarbeitende Produktionen setzt, die Gewinnungs- bach zeitweilig mit mobiler Aufbereitungstechnik betriebe prägen seit Jahrhunderten das Gesicht der betrieben und für künftige Aufgaben in Bereitschaft Region. Bewusst sind wir uns dieser Tatsache im Alltag gehalten. Besondere Bedeutung kommt hierbei auch allerdings oft nicht. Gemeinsam mit seinen Mitglieds- dem Betrieb Röcknitz-Frauenberg zu, der als Reser- unternehmen informiert der Unternehmerverband velagerstätte für Lüptitz die Zukunft des Gesteinsab- Mineralische Baustoffe (UVMB) e.V. daher beispiels- baus zwischen Wurzen und Eilenburg maßgeblich weise in Broschüren zum Gestein des Jahres, mit prägen und Schritt für Schritt an Bedeutung gewin- Schautafeln zur Artenvielfalt von Tieren und Pflan- nen wird. Die Steinbrüche entlang der Mulde erfüllen zen oder mit Spiel- und Lernmaterial für Kinder zur eine wichtige Versorgungsfunktion für Baustoffe, nachhaltigen Rohstoffnutzung. Tage der offenen Tür, nicht nur für die Region Leipzig und Sachsen. Über die Schulprojekte und geführte Touren in den Gewin- leistungsfähigen Bahnanschlüsse gelangen die Pro- nungsstätten machen Geologie und die Gewinnung dukte aus Quarzporphyr bis nach Berlin-Brandenburg, dieser heimischen Schätze für die Menschen erlebbar. Mecklenburg, Hamburg oder Schleswig-Holstein. Der UVMB begrüßt das besondere Engagement des Verwendet als Gleisschotter für die Deutsche Bahn Geoparks Porphyrland. Steinreich in Sachsen, das geolo- AG, als Asphalt- und Betonzuschlag im Hoch-, gische Erbe der Region zu bewahren und das wertvolle Tief- und Verkehrswegebau, als Schüttsteine für Wissen um diesen Schatz an die nächsten Generationen Uferbefestigungen, als Unterbaumaterial, für Spe- anschaulich und begeisternd weiterzugeben. Es ist für zialprodukte in der Grundstoff- und Keramikindus- den Verband eine Herzensangelegenheit, diese ehren- trie u.v.a.m. hat sich der Quarzporphyr eine breite amtliche Arbeit zu unterstützen und gemeinsam mit Anwendungspalette erschlossen und ist auch in der dem Geopark und den Unternehmen neue Projekte zu Zukunft als Baustoff unverzichtbar. www.basalt.de entwickeln. Erfahren Sie mehr auf www.uvmb.de

→ Kontakte siehe S. 54

21 Die Geschichte der Steinbruchbetriebe im Raum Wurzen/Grimma

Mit dem Bau der ersten deutschen Ferneisen- betriebseigene Anschlussgleise mit Dampflokbetrieb bahnstrecke von Leipzig nach Dresden (Bau- oder Drahtseilbahnen zu den Verladestationen an zeit 1835 bis 1839) begann der systematische den Bahnstrecken gebaut. Kammerherr Adolf Frei- herr von Schönberg, dem der Steinabbau am Zin- Steinabbau in der Region. Die zunehmende ken- und Gaudlitzberg unterstand, ließ im Jahre 1896 Industrialisierung erforderte den raschen Aus- eine private Eisenbahnverbindung nach Doberschütz bau des Verkehrsnetzes. Immer größere Men- bauen. Sie beförderte Pflastersteine in die Großstadt gen an Steinmaterial wurden benötigt. Berlin, nach Potsdam sowie nach Norddeutschland. 1899 schlossen sich die einzelnen Steinbruchunterneh- Die Gebrüder Carl und Gustav Harkort gaben Mit- men um Röcknitz zur „Hohburger Quarz-Porphyr-Wer- te der 1830er Jahre den Anstoß zum organisierten Abbau von Quarzporphyr. Quarzporphyr eignete sich wegen seiner hohen Druckfestigkeit und an- derer hervorragender gesteinstechnischer Eigen- schaften besonders für die Herstellung von Pack- lager und Steinschlag sowie für Pflastersteine.

Im Hügelland um die Mulde entstanden meh- rere Abbauzentren. 1862 gründete Friedrich Zachmann eine Steinbruch-Firma in Lüptitz. Daneben entstanden in der Gegend um Grim- ma und Brandis zahlreiche Steinbrüche.

Bis Ende des 19. Jahrhunderts war die Steingewin- nung manuell geprägt. Die Verladung erfolgte per Hand. Die gebrochenen Steine wurden mittels Holzschubkarren transportiert. Pferdefuhrwer- ke beförderten die Steine zum Abnehmer oder zur nächstgelegenen Bahnstation. Der Stein- bruchunternehmer besaß nur Steinböcke und Schuttkarren. Die beschäftigten Arbeiter muss- ten sich ihr Handwerkszeug selbst mitbringen.

Um 1890 begann die Zeit des industriellen Steinab- baus. Die Arbeitsbedingungen in den Steinbrüchen verbesserten sich durch den Einsatz von Kipploren auf Gleisen. Der Anschluss an das Eisenbahnnetz wurde ausschlaggebend für die Existenz und Er- weiterung von Steinbrüchen. Deshalb wurden Schotterwerk und Edelsplittanlage Zinkenberg mit Bahn- anschluss zur Strecke Wurzen-Eilenburg im Jahre 1934

22 Bossierhütten am Hengstberg-Steinbruch bei Hohnstädt, Anfang der 1930er Jahre

ke Aktiengesellschaft Röcknitz“ als wirtschaftlich des Krieges gab es zunächst einen Produktionsstopp schlagkräftiges Unternehmen zusammen. Es mo- in allen Steinbrüchen. dernisierte Abbau und Verarbeitung, setzte Brecher zur maschinellen Zerkleinerung von Quarzporphyr 1946 wurden viele Steinbruchfirmen enteignet und Kompressoren-Anlagen zur Drucklufterzeugung und in Volkseigentum überführt. Aus den Stein- ein und schloss die Steinbrüche ans Stromnetz an. brüchen nördlich von Wurzen entstanden die Quarz-Porphyrwerke Lüptitz und Collmen-Böhlitz, Ab 1925 gab es erste Versuche mit sogenannten „Kunst- ähnliches geschah mit den Steinbrüchen im Grim- straßen“ mit Teerbelag, heute Asphaltstraßen. In maer Raum. Mit sehr wenigen Beschäftigten lief der Folgezeit bekam der Zinkenberg bei Röcknitz ein die Produktion in den Steinbrüchen wieder an. neues Schotterwerk. Die Nachfrage nach Edelsplitten stieg, eine neue Feinsplittanlage wurde 1934 in Betrieb Löffelbagger und Lastkraftwagen erleichterten ab den 1950er Jahren den Transport. Durch die Vollmechanisie- rung der Brüche entfiel die schwere körperliche Arbeit. 1963 erfolgte die Vereinigung der Steinbrüche in Röck- nitz, Böhlitz und Lüptitz und später der Werke Hohn- städt, Trebsen und Großsteinberg. Es entstand ein volkseigener Großbetrieb – der VEB Splittwerk Röck- nitz-Hohnstädt. In der Folge löste neuere, noch größere Technik alte Transportmittel ab. Lastkraftwagen mit zunächst zehn Tonnen möglicher Zuladung wichen Kippern mit 27 Tonnen. Leistungsfähigere Bagger wurden eingesetzt. In Trebsen entstand eine neue Schotter- und Splittanlage. Doch Mitte der 1980er Jahre spürten auch die Steinbrüche die sich verschär- fende Krise der staatlichen Planwirtschaft. Mehr und mehr wurden die Anlagen auf Verschleiß gefahren.

In den gesellschaftlichen Veränderungen 1989/90 wur- den die großen Kombinate aufgelöst und privatisiert. Unter Regie der Treuhandgesellschaft entstanden die Blick in den Hengstberg-Steinbruch mit Sächsische Quarzporphyr-Werke (SQW) GmbH Röck- Loren-Schrägaufzug, Anfang der 1930er Jahre nitz. Die Philipp Holzmann AG und ein mittelständisches Unternehmen kauften die Anteile der SQW GmbH. Nach genommen. Später kamen Teersplittmischanlagen der Übernahme gab es umfangreiche Investitionen, hinzu. Mitte der 1920er Jahre wurde von Wurzen über vorwiegend in neue Verlade- und Transporttechnik. Das Böhlitz eine neue Bahnlinie nach Eilenburg gebaut. alte Werk Lüptitz machte 1994 einem Neuwerk zur Her- stellung von Schotter- und Splitterzeugnissen Platz. Mit Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1939 der Insolvenz der Holzmann AG im Jahre 2002 wurde die bremste die Entwicklung. Nach Beendigung SQW GmbH an die Basalt-Actien-Gesellschaft verkauft.

23 Geoportal Herrenhaus Röcknitz

Vulkanspielplatz „Fred Porphyrstein“ am Herrenhaus Röcknitz

Im Geoportal Röcknitz lädt die Ausstellung „Zeit – Wan- ausstellung im Herren- del – Stein. Erlebte Geologie einer Landschaft“ in die haus Röcknitz aufgreift. längst vergangene Zeit voller gewaltiger Vulkanaus- brüche, Meeresüberflutungen und Eiszeiten ein. Die Seit der touristische Rastplatz Ausstellung erklärt, wie Porphyr, Kaolin und Braunkohle „Fred Porphyrstein“ Röcknitz mit entstanden sind und welche enormen geologischen dem Vulkanspielplatz 2017 eröff- Kräfte das heutige Landschaftsbild formten. Höhe- net wurde, zieht das Geoportal im Herrenhaus punkt der Ausstellung ist die Videozeitreise durch 300 Röcknitz viele junge Gäste an. Vom zentralen „Vulkan“ Millionen Jahre Erdgeschichte mit aus überblicken die Kinder den gesamten Geoerlebnis- instruktiven Einblicken in die natür- garten. Während sie in sieben verschiedenen Spielplatz- lichen Landschaftswechsel unserer bereichen klettern, die beiden Lavarutschen testen, Region: von der Vulkanlandschaft Kriech- und Rutschtunnel ausprobieren oder schaukeln, des Perms, über die Verwitterungs- können Eltern, Wanderer und Radtouristen im Erleb- landschaft der Oberkreide, den nisgarten verweilen. Auch die Zeitplanung können die Kohlemooren und dem Vordrin- Eltern am Geoportal Röcknitz an ihre Kinder abgeben: gen der Ur-Nordsee während des Ein Blick auf die Steinsonnenuhr, die per Schattenwurf Tertiärs, der Gletscherbedeckung kindgerecht die Zeit anzeigt, unserer Region im Eiszeitalter bis genügt. hin zur Eroberung und Prägung der www.gemeinde-thallwitz.de Landschaft durch den Menschen. → Kontakt siehe S. 5

In der unmittelbar am Herrenhaus angrenzenden Parkanlage befindet sich der Geoerlebnisgarten mit eis- zeitlichem Steinlabyrinth, Eisberg, Barfußpfad und Tertiärwald, der die geologischen Themen der Dauer-

24 Geoportal Museum Steinarbeiterhaus Hohburg

Ausstellungsraum zum Steinabbau mit Handwerkszeug und Traditionsfahne von 1890

Das Geoportal Museum Steinarbeiterhaus ist in einem die Knack-Hämmer der Frauen, mit denen sie Schotter Fachwerkhaus mit Stall und Garten von 1802 unterge- herstellten, Loren und Schienen erinnern an das schwe- bracht, das einer Steinarbeiterfamilie Wohnung und re Leben der Steinarbeiter zu Beginn des Abbaus. Nahrung sicherte. Im original erhaltenen Fachwerkbau ist die Lebensweise der Steinbrecher sowie die Geschich- Halbjährlich wechselnde Sonderausstellungen zeigen te der nordwestsächsischen Steinindustrie dargestellt. Themen der Fotografie sowie der regionalen bildenden Küche, Wohn- und Schlafzimmer sind so zu besichtigen, Kunst und stellen Sammlungsschwerpunkte des Muse- als seien sie eben verlassen worden, Hausrat und Hand- ums vor. Führungen werden nicht nur durch das Muse- werkszeug für Feld-, Garten- und Stallarbeit stehen pa- um, sondern auch entlang des Bergbaupfades und zu rat. In einigen Räumen wird die Arbeitsweise zu Beginn technischen Denkmalen im Wurzener Land angeboten. des industriellen Steinabbaus gezeigt sowie die Entwick- Regelmäßig finden im Garten des Steinarbeiterhauses lung der Technik und der Arbeitsweise in den Brüchen. Folk- und Dixieland-Konzerte statt. Kultureller Höhe- punkte ist jedes Jahr zu Pfingsten das Country-Konzert. Die Freilichtausstellung am Museum zeigt Maschinen und Geräte aus der Steinindustrie sowie ein nachgebau- Das Museumsgebäude ist nicht barriere- tes Maschinenhaus für eine Dampflokomobile von 1907, frei. Parkmöglichkeiten sind in unmittelbarer eine Tankstelle aus den 1930er Jahren und eine fahrbare Nähe ausreichend vorhanden. Brecheranlage. Die Maschinen und Geräte sind teilweise www.steinarbeiterhaus.de funktionsbereit. 2011 wurde eine neue Primus-Garage → Kontakt siehe S. 5 eingeweiht. Eine Bossierhütte, in der Pflastersteine per Hand geschlagen wurden, und

Museumseingang (links), Dampf-Lokomobile von 1907 als Antrieb für Steinzerkleinerungsanlagen (rechts)

25 GEOERLEBNIS WERKSTATT

Trebsen

GeoErlebnis Werkstatt im Rittergut Trebsen

Edelsteinschleifaktion in der GeoErlebnis Werkstatt

Im Rohstoffkompetenzzentrum Trebsen der „GeoErleb- nis Werkstatt“ können regionale, mineralische Roh- Die „GeoErlebnis Werk- stoffressourcen, deren Gewinnung und Verwendung statt“ bietet eine umfassende kennen gelernt werden. Durch kreative und künstle- Arbeitssammlung sächsischer Natursteine und rische Bearbeitung von Naturmaterialien, wie Kiese, Erden. Im Rahmen der Dauerausstellung „Edle Steine Sande, Erden und Natursteine vulkanischen Ursprungs, in Sachsen – Schätze im Porphyr“ werden im Rittergut sowie fachübergreifende Bildungsangebote zu den Trebsen sächsische Edelsteine von Achat bis Amethyst in Themen der kulturellen und Umweltbildung werden ihrer Einzigartigkeit der Öffentlichkeit vorgestellt. In der die Schritte vom Bodenschatz zum Baumaterial und die Ausstellung „Porphyr, Tuff & Co.“ werden ca. 50 Gesteins- Entwicklung der sächsischen Bau- und Industriekultur arten vulkanischen Ursprungs aus dem „Geopark nachvollziehbar. Der Förderverein Rittergut Trebsen e. V. Porphyrland“ präsentiert. Regelmäßig finden im Rit- bietet in seiner „GeoErlebnis Werkstatt“ vielfältige tergut Trebsen Edelsteinschleiftage statt, an denen Programme rund um die Themen Vulkanismus, Eis- es möglich ist, eigene Schmucksteine zu bearbeiten. zeit, edle Steine, Rohstoffe und Baustoffe an. Darüber hinaus runden folgende Interessensgemein- schaften das Angebot im Rittergut Trebsen ab: In den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden des Ritter- gutes stehen 40 Projektarbeitsplätze zur Verfügung, – IG Edle Steine – eine Plattform für den Austausch von um über erlebnisorientierte Lern- und kulturelle Bil- Erfahrungen und der fachlichen Beratung über die dungsangebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene regionalen Vorkommen an mineralischen die Erdgeschichte hautnah erfahren zu lassen. Dazu Bodenschätzen. gehören neben Theorie und künstlerisch-kreativem – IG Keramik – ein Treffen von Jugendlichen und Erwach- Umgang mit Naturmaterialien Themen der Rohstoff- senen, die mit Ton formen, bauen und gestalten. nutzung sowie des Umwelt- und Naturschutzes. – IG Experimentelle Archäologie – praktische Tätigkeiten rund um die Entwicklungsgeschichte Einen Schwerpunkt stellt der Vulkanismus vor ca. der Metallurgie in Sachsen. 290 Millionen Jahren im nordwestsächsischen Raum www.rittergut-trebsen.de dar. Gemeinsam mit Experten der Universität Leipzig → Kontakt siehe S. 5 (Bereich Geowissenschaften) und Unternehmen zur Ge- winnung mineralischer Baustoffe werden Projekte in den Werkstätten entwickelt. Auch mehrtägige Projekte sind möglich, da das Rittergut über eine Herberge verfügt.

Themen wie Bauen oder kreatives Gestalten mit Lehm oder Specksteinen, die Herstellung von Mosaiken aus Natursteinen, Arbeiten wie ein Steinmetz, die Entde- ckung der Mulde als Rohstofflieferant, das Erforschen der Welt der Minerale sowie Gesteinsbestimmung und die Beschäftigung mit dem Kreislauf der Gesteine können von Schulklassen, Hort- und Feriengruppen und anderen interessierten Gruppen gebucht werden.

26 Wanderungen zum Steinreichtum

Benediktinerkloster Wechselburg am Walderlebnispfad, ausgehend vom Rochlitzer Berg

GeoRouten und Themenwege führen zu interes- Weg der Steine Grimma santen geologischen, naturkundlichen und indus- Zahlreiche Künstler haben mit Ihrer Handschrift auf dem triekulturellen Orten im Geopark Porphyrland. Sie 8 Kilometer langen Weg entlang der Mulde zwischen können individuell begangen und als Gruppe mit Grimma und Förstgen reizvolle Akzente gesetzt. Begleitung durch einen zertifizierten GeoRanger 28 Steinstationen, wie Steinwegweiser, Sitz- und Tast- im Geopark gebucht werden. Alle Touren sind auf steine und Skulpturen nehmen Bezug auf die geologische www.outdooractive.com mit Karten und Beschrei- und geografische Besonderheit der Muldelandschaft. bungen der Erlebnisstationen veröffentlicht. Porphyrlehrpfad auf dem Rochlitzer Berg Bergbauroute in den Hohburger Bergen Der Rochlitzer Berg bietet nicht nur einen besonderen Der ausgeschilderte 7,1 Kilometer lange Rundweg Blick über das umliegende Land, sondern auch eine geo- mit Start am Geoportal Museum Steinarbeiter- logische Einmaligkeit: den Rochlitzer Porphyrtuff. haus in Hohburg führt an drei Steinbrüchen vorbei, 15 Stationen vermitteln auf dem 2,7 Kilometer langen von denen jedoch keiner mehr im aktiven Abbau zu Weg Wissen über dieses vulkanische Gestein. Höhepunkt sehen ist. Schautafeln informieren über die lange der Wanderung ist der Blick vom Friedrich-August-Turm. Steinbruchgeschichte. An der Skiwiese bietet sich ein schöner Fernblick auf das Dorf und die Natur rund Weitere vom Rochlitzer Berg ausgehende GeoRouten um Hohburg. Am Steinarbeitermuseum beginnt • Walderlebnispfad Wechselburg (9,5 km, Rundweg auch die 4,1 Kilometer lange GeoRoute Kleiner Berg zwischen Rochlitzer Berg, Wechselburg und Mulde) zu den dortigen Wind- und Gletscherschliffen. • Erlebnistour Seelitz (13 km langer Wanderweg durch die Muldenlandschaft von Rochlitz über 7-Brüche-Wanderweg in Brandis Beedeln, Seelitz zurück nach Rochlitz) Ausgehend vom Kirchbruch Beucha mit der impo- santen Bergkirche tangiert der 13,2 Kilometer lange Das Angebot an GeoRouten wird stetig ausgebaut und Rundweg sechs weitere Steinbrüche zwischen Bran- auf der Website des Geoparks veröffentlicht. Als großes dis und Beucha, aus denen über viele Jahrzehnte der Entwicklungsziel hat sich der Geopark Porphyrland Beuchaer Granitporphyr gebrochen wurde, unter die Ausschilderung von Supervulkan-Radrouten anderem für das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig. gesetzt, die Geoportale, GeoErlebnis Werkstatt, Heute kann man am Ost- und Westbruch auf dem sehenswerte Geotope und die reizvolle Muldenland- Kohlenberg den Kletterern bei ihrem Sport zuschauen. schaft im gesamten Geopark verbinden sollen.

Wanderung rund um den Wachtelberg Der 3,8 Kilometer lange Rundweg im Naturschutzge- biet „Wachtelberg-Mühlbachtal“ im Wurzener Ortsteil Dehnitz verbindet geologische, botanische und land- schaftliche Besonderheiten auf engstem Raum. Höhepunkte sind der Wachtelberg mit dem Bismarckturm und dem ehemaligen Pyroxen- granitporphyr-Steinbruch, und im Frühling die Blüten der Gewöhnlichen Kuhschelle.

Unterwegs auf der GeoRoute Rochlitz-Fischheim-Seelitz 27 Das weiße Gold

Bildunterschrift Kaolintagebau Schleben/Crellenhain bei Mügeln

Im Zeitraum der Oberkreide bis hinein in die hafte Ausbildung. In Abhängigkeit von der Intensität der ältere Tertiärzeit führten subtropisch-humide Verwitterung variiert der Kaolin aus dem Kemmlitzer Porphyr in seiner Mineralzusammensetzung und Struk- Klimabedingungen zur tiefgründigen Verwit- tur deutlich: In den Mulden mit der größten Mächtigkeit terung aller an der Oberfläche anstehenden weist er einen geringeren und in den Randbereichen ei- Gesteine. Das Verwitterungsgestein Kaolin nen höheren Tonmineralgehalt auf. Die Verwitterungs- entstand. Ausgangsgesteine der Kaoline in der zone zum Kaolin beginnt über dem Festgestein mit einer Zersatzzone aus Porphyr, die von einer Schicht mit un- Region Kemmlitz-Mügeln sind der Rochlitzer vollständiger Umwandlung der Feldspäte in Tonminera- Quarzporphyr und der Kemmlitzer Porphyr. le überlagert wird. Darüber folgt der eigentliche Kaolin.

Neben der unterschiedlich tiefgreifenden Kaolinisierung Der Kaolin wird hauptsächlich von eiszeitlichen Sedi- hatten und haben Erosionsvorgänge einen Hauptein- menten überlagert, vereinzelt stehen tertiäre Ablage- fluss auf den Erhaltungsgrad der Lagerstätten. Diese rungen an. Unter durchschnittlich 0,4 Meter holo- werden als Relikte einer ehemaligen weitverbreiteten, zänem Mutterboden folgt lokal Aue- oder Gehänge- über 100 Meter mächtigen Kaolindecke ange- sehen. Innerhalb der einzelnen Lagerstätten existieren Mulden mit einer Kaolinmächtigkeit über 30 Meter, welche durch Areale mit gering mächtigem Kaolin bzw. durch aufragende Porphyrrücken voneinander getrennt sind.

Die Kaoline des Rochlitzer Quarzporphyrs zeigen in Farbe und Struktur eine sehr wechsel-

28 lehm (1–5 m). Hauptablagerung ist weichseleiszeitli- terschiedlichen Erzeugnissen der Sanitärkeramik, in cher Lösslehm (1–12 m). Geschiebelehme bzw. -mergel Kacheln und Fliesen, in Produkten der Elektrokeramik und Seesedimente (Beckenschluffe und Bändertone) und in feinem, weißem Geschirrporzellan wieder. stehen nur als Relikte an. Auf der Kaolinoberflä- che ist oft eine Steinsohle aus Kiesen und Geröllen Die Kaolinvorkommen bei Kemmlitz wurden bereits im ausgebildet. Dabei handelt es sich in der Regel um 18. Jahrhundert entdeckt. Die bergmännische Förde- Reste von pleistozänen Schmelzwasserrinnen. rung begann ab 1883 im Tiefbau durch vier eigenständi- ge Betriebe zwischen den Orten Kemmlitz, Börtewitz Die Kemmlitzer Kaolinwerke und Querbitzsch. 1928 wurde der erste Tagebau aufge- Die KEMMLITZER KAOLINWERKE blicken auf eine über schlossen, um den steigenden Bedarf an Kaolin für die 135jährige Geschichte zurück. Aufgrund der beson- Industrie decken zu können. Nach der Enteignung der deren Qualitätseigenschaften des Kaolins besitzen Betriebe entstand 1951 der Volkseigene Betrieb (VEB) die Kemmlitzer Kaolinwerke seit langem einen festen Vereinigte Kemmlitzer Kaolinwerke, der als Teil großer Platz als Lieferant für die keramische Industrie. So Kombinate bis zur politischen Wende bestand. Danach finden sich die Kemmlitzer Kaolinsorten in den un- wurde der VEB zunächst der Treuhandanstalt übertra- gen. Nach verschiedenen Eigentümerwechseln sind seit 1999 die Kemmlitzer Kaolinwerke Zweigniederlassung des Caminauer Kaolinwerkes. Heute produziert das Werk vor allem Kaoline für die keramische Industrie im In- und Ausland. Die Kunden schätzen die Kaoline aufgrund ihrer weißen Brennfarbe und ihrer breiten Verwendbarkeit für verschiedenste Porzellane und andere feinkeramische Erzeugnisse. In den letzten Jahren wurden die Produktpalette und die Absatzmärk- te deutlich erweitert. Die Produktionsanlagen sind auf den modernen Stand der Technik gebracht. Heute betreiben die Kemmlitzer Kaolinwerke den Kaolinabbau in den Tagebauen Schleben/Crellenhain und Glückauf.

Auf den Flächen des Kaolinwerks befinden sich Werks- anlagen, Tagebaue und Spülhalden. Nach Inanspruch- nahme werden diese wieder nutzbar gemacht. Die Flächen stehen für Land- und Forstwirtschaft zur Verfügung. Weiterhin haben sich in den ehemaligen Abbaugebieten Restseen umgeben von Pionierwäldern entwickelt, die inzwischen wertvolle Biotope für vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten darstellen. www.schleben-crellenhain.de → Kontakt siehe S. 54 Mit dem Schaufelradbagger SRs 130 wird im Tagebau Schleben/ Crellenhain Kaolin gewonnen.

29 Das Mügelner Schmalspurnetz und der Kaolintransport

Schmalspurbahnhof Mügeln mit Geoportal im ehemaligen Bahnhofsgebäude.

Döllnitzbahn – Auf schmaler Spur durchs Döllnitztal Mitten im Sächsischen Heideland, entlang der Döll- nitz, fährt seit 1884 die Schmalspurbahn bis zum ehemals größten Schmalspurbahnhofs Deutschlands nach Mügeln. Der „Wilde Robert“, wie die Dampflok der Döllnitztalbahn liebevoll genannt wird, wurde nach Überlieferung von einem Lokführer abgeleitet, der einen wilden Fahrstil hatte. In den Anfangsjahren

transportierte die Bahn vor allem Zuckerrüben und Eröffnung der Strecke Nebitzschen - Kroptewitz am 3. August 1903 andere landwirtschaftliche Erzeugnisse. Später, ab 1889, wurde die Schmalspurbahn auch als Transport- Im ehemals größten Schmalspurbahnhof Deutschlands mittel für das vor Ort abgebaute Kaolin genutzt. hat sich in den letzten Jahrzehnten viel verändert. Gleis- anlagen wurden erneuert, Gebäude saniert und das Au- Im Laufe der Jahrzehnte konnte die Strecke auf ßengelände wurde ansehnlich hergerichtet. Mittlerwei- 91,7 Kilometer erweitert werden. Zu frühen Zeiten des le können Dank des Fördervereins „Wilder Robert“ e.V. Kaolintransports wurde unter anderem die gute Ha- und der Döllnitzbahn GmbH wertvolle Fahrzeuge fenanbindung in Strehla an der Elbe genutzt. So konn- aufgearbeitet werden. ten sämtliche landwirtschaftliche Produkte und das wertvolle Kaolin in die Welt verschifft werden. In der Seit dem 24. August 2019 hat auch das ehemalige Bahn- Herbstzeit kam es zu regem Güterverkehr Richtung hofsgebäude eine neue Nutzung gefunden. Durch die Döbeln. Die geernteten Zuckerrüben mussten in- regionale Bedeutung des Rohstoffs Kaolin in Verbindung nerhalb weniger Wochen in die Fabriken nach mit der Schmalspurbahn wurde hier das Geoportal Bahn- Oschatz und Döbeln befördert werden. hof Mügeln eröffnet. In der multimedialen Ausstellung „Erlebniswelt Kaolin“ können Besucher einen Einblick in den Kaolinbergbau seit dem 18. Jahrhundert und in die Geschichte der Döllnitzbahn gewinnen. An ausgewähl- ten Wochenenden und Feiertagen sowie zu Sonderver- Mitte anstaltungen kommt eine über 100 Jahre alte Dampflok, bis Ende die „Sächsische IV K“ zum Einsatz. Besonders beliebt sind des letzten die traditionellen Oster-, Pfingst- und Glühwein- Jahrhunderts hatte fahrten. Zum Tag des offenen Denkmals die Zeit das Netz so und zu Halloween locken Vereine und überholt, dass nach und Programme zum Bahnhofsfest. nach der Verkehr eingestellt www.doellnitzbahn.de werden musste. Einzig das Reststück Oschatz-Kemmlitz blieb für den Kaolintransport übrig. Heute wird die Döllnitzbahn für den Schü- → Kontakt ler- und Touristenverkehr eingesetzt und siehe S. 54 bringt jedes Jahr viele Besucher nach Mügeln.

30 Glossen – lebendiges Zeugnis histori- scher Verlade- & Transporttechnologie

historische Verladerampe am Bahnhof in Glossen

Der große Transportanteil landwirtschaftlicher und steinbruchs Glossen wurde die Rampe zur Verladung industrieller Erzeugnisse machte die Schmalspurbahn des gebrochenen und von Feldbahnen herantrans- um Mügeln schon bald nach ihrer Inbetriebnahme 1884 portierten Gesteins genutzt. Seit der Stilllegung des zu einer der wirtschaftlichsten Schmalspurbahnen der Schmalspur-Streckenabschnitts Mügeln–Neichen Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen. Nach steti- im Jahr 1972 und dem Abbau aller Gleise am Bahnhof gen Erweiterungen erreichte das Schmalspurnetz vor Glossen ist die Verladerampe nicht mehr in Betrieb. dem ersten Weltkrieg seine größte Ausdehnung und die Die Visionen des Fördervereins „Wilder Robert“ zum Bahn ihre Blütezeit. Der Güterverkehr bestimmte den Wiederaufbau des Schmalspur-Streckenabschnitts Ablauf des Bahnbetriebs. Notwendige Be- und Umla- bis Glossen fanden erst 2006 im Zuge der Sächsi- dearbeiten der Wirtschaftsgüter von Fuhrwerken oder schen Landesgartenschau in Oschatz Realisierung. Werksbahnen auf die Schmalspurbahn, aber auch Ent- Seitdem erfreuen sich die Fahrgäste der inzwischen und Umladungen in den Verladebahnhöfen auf Wagen gegründeten Döllnitzbahn an Diesel- und Dampflok- mit Eisenbahn-Regelspurweite bzw. im Verladehafen fahrten durch das landschaftlich reizvolle Döllnitztal. an der Elbe in Strehla erforderten spezialisierte techni- sche Anlagen. Der Erhalt dieser vielfach noch vorhande- Umstieg von der Schmalspur- auf die Feldbahn nen Zeugnisse ingenieurtechnischer Leistungen und der Heute ist der einstige Verladebahnhof Glossen Anzie- industriekulturellen Entwicklung der Region Mügeln– hungspunkt für Eisenbahnfreunde, denn er verknüpft Wermsdorf–Oschatz ist gemeinsames Anliegen der drei Spurweiten: die 600 mm-Quarzit-Feldbahn und Traditionsvereine sowie der Kommunen und erhält die 750 mm-Schmalspurbahn und präsentiert auch Unterstützung durch öffentliche Förderung und den die Regelspur-Fahrzeugbreite von 1435 Millimeter. Geopark Porphyrland. An den Fahrtagen der Döllnitzbahn und des Ver- eins Feldbahnschauanlage Glossen können Gäste Historische Verladerampe in Glossen am Haltepunkt Glossen von der Schmalspur- in die Mit Eröffnung des Streckenabschnitts Mügeln – Nei- Feldbahn umsteigen und in den 1990 geschlossenen chen wurde ab 1889 am Haltepunkt Glossen die Verla- Quarzitsteinbruch fahren. Dank des Vereinsengage- derampe für Kaolin in Betrieb genommen. Den in den ments ist dieses wichtige Zeugnis des Steinabbaus im umliegenden Gruben geförderte Rohstoff transportier- Geopark Porphyrland erhalten geblieben und können te man mit Fuhrwerken heran, lud ihn in Kipploren noch funktionstüchtige Maschinen wie Steinbrecher um und beförderte ihn mittels Verladerampe in die und Eimerkettenbagger am authentischen Ort in bereitgestellten Eisenbahnwaggons. 1903 erhielten Betrieb erlebt werden. Im ehemaligen Sozialgebäu- die Kaolin-Grubenbesitzer den Direktanschluss an das de des Steinbruchs richtete der Verein ein sehens- Schmalspurnetz und konnten damit den Transport von wertes Steinbruch- und Feldbahnmuseum ein. Roh- und Schlämmkaolin deutlich effizienter gestalten. www.feldbahn-glossen.de Für die Zuführung und Abholung der Eisenbahnwag- → Kontakt gons bis zu und ab den Werksanschlüssen war das siehe S. 54 Bahnunternehmen zuständig. Es setzte für den Kao- lintransport schmalspurige Rollwagen ein, auf die im Verladebahnhof die regelspurigen Waggons über eine Ausfahrt mit Rollwagenrampe geschoben wurden. Mit der im Jahr der Feldbahn in 1925 erfolgten Inbetriebnahme des Quarzit- Glossen

31 Geoportal Bahnhof Mügeln mit der Erlebniswelt Kaolin

Einblicke in die Welt des Kaolins

Von dampfenden Vulkanen und Lokomotiven sen oder die Bahndammwanderungen durch Verei- Nur jeweils etwa 60 Kilometer von Leipzig, Dresden und ne als identitätsstiftende Traditionen bewahrt. Chemnitz entfernt, liegt die erstmals 984 urkundlich erwähnte Kleinstadt Mügeln inmitten des malerischen Döllnitztals. Ihre Historie und die der angrenzenden Region des heutigen Obstlandes ist eng verknüpft mit der Geologie: Vulkanische Gesteine des Supervulkanis- mus vor ca. 290 Millionen Jahren, Kaolinentstehung, die Formung der Landschaft und die Herausbildung wertvoller Böden im Eiszeitalter sind Besonderhei- ten, die die Mügelner Region einzigartig machen.

2019 eröffnete das Geoportal im Bahnhof Mügeln mit der Dauerausstellung „Erlebniswelt Kaolin“ als Informations- und Besucherzentrum für die Roh- stoffregion „Land der weißen Erde“ im Geopark Por- phyrland. Die Ausstellung im ehemaligen, komplett umgebauten Bahnhofsgebäude umfasst etwa 400 Quadratmeter Fläche auf zwei Etagen. Sie thematisiert Kaolinentstehung, -förderung und den Kaolintrans- port per Schmalspurbahn in vielfältigen Facetten.

Fotos und interaktive Videoinstallationen erzählen Geschichten aus dem Kaolinbergbau, Vitrinen zeigen ori- ginale Bergbau-Utensilien und Objekte aus Kaolin. Mit einer VR-Brille können die Besucher in ein 360-Grad-Pa- Bahnterminal mit Informationen zum Schmalspurnetz norama eines Kaolin-Tagebaus eintauchen. Schautafeln und Terminals stillen zusätzlichen Wissensdurst der Ausgehend von der Erlebniswelt Kaolin bieten Gäste. Interaktive Spiele machen die Themen auch für sich drei Entdeckertouren an: Kinder interessant. In der oberen Ausstellungsetage wird • zu Fuß auf dem 5,9 km langen Rundweg „Weg zum die Entwicklung der Schmalspurbahn dargestellt. Zum Kaolin“ zum aktiven Kaolintagebau Schleben/Crellen- Angebot des Geoportals gehören Kinderführungen ab hain 5 Jahren, Programme als Ergänzung zum Unterricht • zu Fuß auf dem Lutherweg in Richtung Grimma oder mit Entdecker-Spielen, Schatzsuche und Video zum Leisnig Thema Steine, Vulkane und Bergbau, aber auch Füh- • per Rad auf der Obstland-Radroute durch das rungen zum aktiven Kaolin-Tagebau sowie auf den Sächsische Obstland Spuren der Mügelner Industriegeschichte und auch • per Rad auf der Döllnitztal-Radroute nach Wermsdorf der Verleih von City- und E-Bikes. Viele Zeitzeugen der oder Oschatz Industriekultur sind in und um Mügeln heute noch www.stadt-muegeln.de zu entdecken und werden wie die Feldbahn Glos- → Kontakt siehe S. 5

32 Die Erden der Keramik im Künstlerhaus Schaddelmühle

Die Erden der Keramik im Künstlerhaus Schaddelmühle

Das kleine Dorf Schaddel liegt idyllisch am Hang des Baugebundene Kunst aus Keramik Muldentales und unweit der Muldenfähre in Höfgen. Von sowie Plastik und Gefäß sind Arbeits- Nimbschen kommend, erreichen Radfahrer und Wan- themen der Künstler. Jugendprojekte derer die Schaddelmühle in 5 bis 20 Minuten auf der hier geben den Teilnehmern Einblicke in gemeinsamen Strecke von Mulderad- und Lutherweg. die Arbeitsverfahren und vor allem Auf dem Weg durchstreifen sie nicht nur den Mischwald auch in die Tonaufbereitung und an der Mulde, sondern durchlaufen auch die Kunst- die Entstehung des Rohstoffs. installationen „Aufsitzer“ mit Lutherzitaten. Diese sind in Anlehnung an die Klosterinsassin Katharina Für die Arbeiten der Ateliernutzer in der Schaddel- von Bora aus Nimbschen gestaltet worden. Über die mühle werden Rohstoffe regionaler Ton- und Kao- QR-Codes am Wegesrand erhalten die Besucher um- linvorkommen des Geoparks genutzt und veredelt. fangreiche Informationen zu den Installationen. Auch eine Tonaufbereitung ist angegliedert. Regi- onale Materialien können dort zu Töpfertonen, zu An den Abbruchkanten der ehemaligen Gleisführung Tonen für Plastiken und Reliefs aufbereitet werden. einer Schmalspurbahn wird Vulkangestein sichtbar. Eine keramische Sitzgelegenheit mit Spruchband lädt zum Freiluftgalerie & Ausstellung Verweilen ein und gibt den Blick frei in die Freiluftgalerie Die Freiluftgalerie in der Muldenaue ist ein Novum in des Künstlerhauses Schaddelmühle in der Muldenaue. Sachsen. Hier sind über 45 Plastiken und Installationen Neben dieser alten Wassermühle aus dem 16. Jahrhun- in unmittelbarer Naturnähe zu erleben. Der ehemali- dert liegt das Geoportal „Erden der Keramik“. Es wird ge Trafoturm beherbergt eine kleine Ausstellung zum vom Kulturförderverein Schaddelmühle e.V. geführt. Geopark und zur Keramik- und Porzellanherstellung in Dieser organisiert jährlich Workshops für KünstlerIn- Grimma, Colditz und Umgebung. Produktbeispiele der nen zu Tonen und keramischen Materialien der Region. keramischen Industrie vermitteln nur eine erste Ah- nung von der riesigen Fülle keramischer Erzeugnisse aus den regionalen Rohstoffen. Die beiden Großfragmen- te eines monumentalen keramischen Wandreliefs aus den 1970er Jahren, hergestellt von der Künst- lergruppe Schaddelmühle, sind ein eindrucksvolles Zeugnis der Produktvielfalt. www.schaddelmuehle.org → Kontakt siehe S. 5

Kurse mit künstlerisch-kreativer Tongestaltung am landschaftlich inspirierenden Ort

33 Die Fayence- und Steingut-Manufaktur Hubertusburg

Der Siebenjährige Krieg wütete bis 1763 in Sachsen; das hiesige Unternehmen tonangebend und schränkte mit dem Frieden von Hubertusburg wurden nicht nur die Produktion immer wieder ein. Nach dem Siebenjäh- in Europa die kriegerischen Handlungen dieses ers- rigen Krieg konnte die Porzellanmanufaktur ihre teuren ten überkontinentalen Kriegskonfliktes beendet. Das Erzeugnisse im verarmten Sachsen nur schwer vermark- Wermsdorfer Jagd- und Residenzschloss wurde 1761 in ten. Man kaufte außerhalb Sachsens erzeugtes Fayence. diesem Krieg teilweise zerstört und ausgeräumt. Die So war es den Meißnern zunächst recht, wenn der Lage Kursachsens nach Beendigung des Krieges war Bedarf billigerer Ware unter ihrer Aufsicht in Huber- katastrophal; Schloss Hubertusburg war verwaist. tusburg, im eigenen Land, gedeckt Um das Schloss vor dem völligen Verfall zu bewah- wurde. Meißen gestattete erst ren, verfügten der Kurfürst in Dresden die Gebäude später auch den zweiten Brand. notdürftig instand zu setzen und wieder zu nutzen. Damit entstand ein feineres porzellanähnliches Produkt, In dieser Zeit wandte sich 1768 der Maler der Meißner wie der abgebildete Teller aus Manufaktur und erfahrene Keramiker namens Tännich dem Jahre 1775 mit Muffel- (Tönnig?), an den kurfürstlichen Hof mit der Bitte um farben belegt. Zunächst fer- Unterstützung, ein dem Delfter Fayence ähnliches tigte man die vorgenannten Erzeugnis weiter zu entwickeln. Er brachte – anfangs Erzeugnisse in Hubertusburg als Maler, später als Manufakturleiter – bereits reiche auf Vorrat und verkaufte sie 1771 Erfahrungen aus Straßburg, Frankenthal, Witt/ Ostfries- zur Leipziger Michaelismesse mit land, Jever und Kiel mit. Tännich hatte erfahren, dass gutem Erfolg. Besonders gefragt Fayence-Teller um 1775 aus der in Wermsdorf die Bedingungen durch „...die Nähe des waren Hubertusburger Öfen. Manufaktur Hubertusburg, Brennholzes und des im Fasanenholze sich findenden Museum Deutscher Fayencen, Thones...” günstig waren. Kurfürst Friedrich August III. Der Geheime Rat und Oberstall- Schloss Höchstädt a. d. Donau erteilte am 31. Mai 1770 die Erlaubnis zur Gründung einer meister Graf von Lindenau scheint Fabrik in den Gebäuden des ehemaligen „Deutschen der anfängliche Geldgeber Tännichs gewesen zu sein. Jägerhofes” des Schlosses Hubertusburg und gestattete Als Tännich 1770 fast scheiterte, ermunterte ihn Linde- Tännich den Transport der Waren auf den Poststraßen, nau zu weiteren Versuchen und sah sich gleichzeitig die sonst nur kurfürstlichen Belangen dienten. Die Fa- nach einem neuen Leiter um. Er fand ihn in Johann brikation „im ersten großen Feuer“ war eine Einschrän- Gottfried Förster. Lindenau als nunmehriger Inspektor kung, denn die Porzellanmanufaktur Meißen war für legte dem Landesherrn 1776 verbesserte Brände vor. Der Kurfürst fand Gefallen daran und übernahm die Manufaktur am 9. März

Steingutterrine um 1800 mit der gefälschten Marke „Wedgwood“, Museum Mutzschen

Das Wohnhaus Tännichs (links) und die Trockenscheune der Steingutfabrik sind bis heute erhalten geblieben. 34 Im Hintergrund: Schloss Hubertusburg

1776. Der Kurfürst genehmigte sofort den manufaktur- Rohstoffen wurde man 1780 in dem nur wenige Kilome- tauglichen Umbau weiterer Gebäude im Schlossareal. ter entfernten Pommlitz fündig. Ab 1814 erschloss man Die Direktion übernahm der Oberkammerherr Graf von weitere Fundorte, so bei Neusornzig (1816), Mahlis (1817), Marcolini, der 1752 als Silberpage an den sächsischen Mutzschen (1819), Glossen (1824) und in Kemmlitz (1826). Hof kam und einer der engsten Vertrauten des Kurfürs- Die Hubertusburger Manufaktur war der Schlüssel und ten wurde. Marcolini war von 1774 bis 1814 gleichzeitig Treiber zum Abbau der Kaolinvorkommen des heuti- Generaldirektor der Porzellanmanufaktur Meißen. gen Kemmlitzer Kaolinreviers bis in die heutige Zeit.

Im Jahr 1776 begann damit in der Hubertusburger Fabri- Nach Aufhebung der Kontinentalsperre war ab 1815 ein kation ein neuer Abschnitt. In England hatte 1720 der merklicher Absatzrückgang zu verzeichnen. 1814 war Töpfer Astbury das Steingut erfunden und sein Lands- Marcolini gestorben. Förster war in die Jahre gekommen mann Wedgwood verbesserte es um 1750 weiter. Das und kränkelte ständig. Während der Befreiungskriege englische Steingut kam in Dichte und Härte bekanntlich hatten die Verbündeten das Land Sachsen dem Kaiserli- chen Russischen Generalgouvernement un- terstellt und dieses übertrug die Verwaltung direkt der Meißner Porzellanmanufaktur. Nachdem Kurfürst Friedrich August wieder in seine Herrschaft als sächsischer König eingesetzt war, drückte man auch die Marke „K. S. St. F. H.“ - Königl. Sächs. Steingutfabrik Hubertusburg – mit dem Metallstempel ab 1. Januar 1817 ein. Der König beschloss, die Steingutfabrikation jetzt auf eigene Rech- nung fortzusetzen und nutzte seine ganze Macht, den Rückgang aufzuhalten. Eine Kommission sollte Vorschläge zur Beseiti- Übersicht der Schlossanlage Hubertusburg. 1. Hälfte 19. Jahrhundert. Links die rauchende Esse der Steingutfabrik gung der Mängel unterbreiten. Man verwen- dete neue Grundstoffe, um die Glasur und dem Porzellan sehr nahe und verdrängte gar bald das Festigkeit zu verbessern. Das Formerpersonal wurde plumpe Delfter Fayence. Nur sehr wenige Fayencefa- zu besserer Qualität angehalten und ein neuer Model- briken konnten sich noch behaupten; meist nur durch lierer eingestellt. Der Meißner Malervorsteher Keting Fliesenerzeugung und die Umstellung auf Steingut. fertigte extra Entwürfe für Hubertusburg an und sollte 1776 beschritten die Hubertusburger Werkstätten den künstlerische Ratschläge geben. Man versuchte sich gleichen Weg. Wedgwood stellte u. a. ein Fabrikat mit hier im Kupfer- und Steindruck und später der Bezeichnung Queenware her. Dieses Erzeugnis in einer bescheidenen Emaillemale- begann man nun in Hubertusburg in Form und Farbe rei. Der Meißner Kommissionsrat zu kopieren. Selbst der Stempel „Wedgwood“ wurde zur Kühn trat 1822 Oppels Stelle an. Er Irreführung der Käufer gefälscht und genutzt. Förster führte die weiße Glasur ein. Kühn verstand es, anfänglich auch aus wirtschaftlicher Sicht, versuchte bis 1834 alles, um den die Steingutfabrik zur Blüte zu bringen. Um 1800 fanden mehr und mehr verloren gegan- bis zu hundert Personen Beschäftigung. Hubertusburger genen Markt zurückzuerobern. Erzeugnisse verdrängten mehr und mehr das englische Steingut und die Rudolstädter und Geraer Geschirre. Das alles kam aber zu spät für den wirtschaftliche Erhalt der Wermsdor- 1799 musste der Betrieb räumlich erweitert werden. In fer Manufaktur. Die Hauptursachen Hubertusburger Steingut – der Zeit der Napoleonischen Herrschaft mag sich auch waren wohl doch die Aufhebung der Teller mit Weinlaubdekor. die gegen England gerichtete Kontinentalsperre günstig Kontinentalsperre (echtes engli- für den Absatz der Hubertusburger ausgewirkt haben, sches Steingut erreichte wieder das verkauften sie doch (wenn auch unter gefälschtem übrige Europa) und neu erstandene Fabriken in Colditz, Namen!) rares „englisches” Steingut im In- und Ausland. Rochlitz, Dresden, Pirna und Steyermühle bei Nossen. Die Arbeiter waren teilweise zu einem bescheidenen England und die thüringischen Manufakturen holten Wohlstand gekommen und hatten sich auch im Ort mit Billigwaren den Markt zurück. 1848 schlossen die Wermsdorf angesiedelt. Bei der Suche nach geeigneten Werkstätten Hubertusburg endgültig ihre Pforten.

35 Erlebniswelt Eiszeit im Geopark Porphyrland

Ein Gletscher ist Hobel und Feile, Planierrau- pe und Transportmittel in einem. Sieht man noch die Fähigkeiten, die ihm seine Schmelz- wässer verleihen, nämlich wie ein Hydromo-

nitor und -fördergerät zu wirken, erweist er Eiszeitlicher Blockschutt am Kleinen Berg in Hohburg sich als das universelle natürliche Werkzeug. dieser kaltzeitlichen Terrassenstufen aus dem Zeitraum Das Muldental zwischen Rochlitz und Eilenburg prägen der letzten 500.000 Jahre bis heute (Frühpleistozän bis eiszeitliche Sedimente: Flussablagerungen (Sande, Holozän) sind in den Talhängen der Mulde zu finden. Kiese), Gletschersedimente (Geschiebemergel, -lehm, Bänderton) sowie Wind- und Fließablagerungen (Löss- In der Landschaft des Geoparks Porphyrland sind lehm, Fließerde). Sie spiegeln das gesamte Geschehen insbesondere die Erkennungsmarken der feilend-schlei- des durch wiederholte Wechsel an Kalt- und Warmzeit fenden Tätigkeit der Gletscher des Inlandeises zur charakterisierten Eiszeitalters wider. Während der Kalt- Saalevereisung vor ca. 150.000 Jahren zu beobachten. zeiten waren die nicht vom Eis bedeckten Gebiete mit Ihre Porphyrberge wurden vielfach zu Rundhöckern wenig Vegetation bedeckt, schützende Bodenschichten umgeformt. Zum anderen sind es die markanten Ober- fehlten weitgehend. Die intensive Verwitterung unter flächenspuren in Form von Gletscherschliffen, Glet- sehr kalten Bedingungen lieferte eine Fülle von Locker- scherschrammen und sichelförmigen Oberflächenmar- material. Das von den Porphyrhängen durch Frostwech- ken, die der Gletscher bei seiner steten Bewegung über sel mobilisierte, umfangreiche Block- und Feinsediment- festes Gestein hinterlässt. Die Entdeckung derartiger material konnte von den Flüssen kaum transportiert Schliffflächen in den Hohburger Bergen und später auch werden. Mächtige Aufschotterungen von Flusskiesen an weiteren Stellen im Geopark waren Ausgangspunkt und -sanden entstanden. In den Warmzeiten schnitten für die Geburt der Eiszeittheorie, d. h. der Vorstel- sich die Flüsse wieder in diese Schotterterrassen ein. Bei lung der Bedeckung Nordeuropas durch die Glet- Wiederholung entstanden mehrstufige Strukturen, die scher der großen skandinavischen Inlandeise. auch als Terrassentreppe bezeichnet werden. Zahlreiche

Geologischer Schnitt durch das Muldental bei Grimma

36 Schüler an den Gletscherschliffen auf dem Kleinen Berg in Hohburg

Naumann-Heim-Felsen auf dem Kleinen Berg Felsoberfläche mit Windschliffen am Naumann-Heim-Felsen

Aber auch weitere eiszeitliche Besonderheiten sind in Flussauen mittransportiertes Feinmaterial (Auelehm) der Landschaft des Geoparks zu entdecken. Dies betrifft ab. So entstanden in der jüngsten Warmzeit (Holozän) insbesondere die Mulde. Entgegen ihres heutigen die heutigen Flussauen. Sie sind wichtig als Rückhal- nördlichen Laufes über Grimma floss sie im Vorfeld des teraum für Hochwässer. In seinem Wirken hat der heranrückenden Inlandeises zur Saaleeiszeit vor rund Mensch insbesondere in den letzten 200 Jahren stark in 180.000 Jahren bei Großbothen nach Nordwesten in die Auendynamik eingegriffen, Flussläufe verlegt, begra- Richtung Leipzig. Zahlreiche Kiesgruben bei Pomßen, digt und eingedeicht. Reste der ursprünglich vorhande- Naunhof und Kleinpösna bis Leipzig-Thekla, die heute nen Verzweigungen der Flüsse, Altarme und Nebenströ- als Badeseen dienen, zeugen mit bis 15 Meter mächtigen me bezeugen noch heute den ursprünglichen Zustand. und bis 10 Kilometer breiten Ablagerungen aus Kies und Sand von diesem Verlauf (Hauptterrasse). Diese werden Route zu den Wind- und Gletscherschliffen bis heute wirtschaftlich genutzt. Mit dem Abschmelzen über den Kleinen Berg in Hohburg des Inlandeises der Saaleeiszeit vor rund 130.000 Jahren 4,1 Kilometer lang ist die Route über den Kleinen Berg, änderten sich die Fließwege der Mulde zu unserem heu- bei dem man die Wind- und Gletscherschliffe, eines tigen Entwässerungssystem. Seit dieser Zeit fließt die der Nationalen Geotope Deutschlands, betrachten Mulde über Wurzen, Püchau und Eilenburg. Verschiede- kann. Der Rundweg beginnt und endet am Geoportal ne Verebnungsflächen und Geländestufen an den Seiten Museum Steinarbeiterhaus. Sie führt an den einstigen des heutigen Muldentals, so zwischen Wurzen und Ei- Kaolinabbaustätten vorbei zu den Gletscherschliffen auf lenburg, weisen auf Flussablagerungen jüngeren Alters der Kuppe des Kleinen Berges. Sie dienten schon 1844 hin. Erosion und Sedimentation von Kiesen und Sanden erstmals als Beweis für die Theorie der europäischen während der Weichseleiszeit hinterließen hier bis Inlandvereisung, die nach einem langen Geologenstreit 10 Meter mächtige Flussschotterschichten (Niederter- 1875 schließlich bestätigt wurde: Bedeutende Geologen rasse), wo seit Beginn des 20. Jahrhunderts das Trink- wie Adolf Morlot, Carl Friedrich Naumann und Charles wasser für die Stadt Leipzig gefördert wird. Die Mulde Lyell hatten dazu die Schliffspuren erkundet. Weitere mit ihren zahlreichen Kies- und Sandvorkommen ist Stationen auf der Tour sind Blockschutthalden – Re- geradezu ein Paradebeispiel für eiszeitliche Flusslaufän- likte eiszeitlicher Hangrutsche – und die sehr seltenen derungen und darauf basierende Rohstoffvorkommen. eiszeitlichen Windschliffe am Naumann-Heim-Felsen. Kundigen Augen offenbaren sich auch Reste einer sla- Während der Warmzeiten formten die Flüsse durch wischen Wallanlage auf der Bergkuppe. Der Kleine Berg Gleit- und Prallhänge geprägte Fluss-Schlingen, so ist Naturschutzgebiet und beherbergt seltene Tier- und genannte Mäander. Nach Starkregen und nach Schnee- Pflanzenarten, darunter den Siebenschläfer. Die Touren schmelze haben die Flüsse einen wesentlich höheren können auch als Führung im Geoportal Museum Stein- Wasserstand. Sie treten über die Ufer und lagern in den arbeiterhaus gebucht werden.

37 Trinkwassergewinnung im Geopark

Rund um das Wasserwerk Canitz betreibt das Wassergut Canitz ökologische Landwirtschaft zum Schutz des Grundwassers

Mitten im Geopark Porphyrland liegen seit Ökologische Land- über 100 Jahren die Trinkwasseranlagen der wirtschaft Leipziger Wasserwerke. In den vier Großwas- Bereits seit 1992 setzen die Leipziger Wasser- serwerken Naunhof 1 und 2 sowie Canitz werke im Nahbereich um die Brunnen und auf weiteren und Thallwitz werden gut drei Viertel des für den Grundwasseranstrom wichtigen Flächen auf Wassers für die Versorgung der Stadt Leipzig ökologische Landwirtschaft. Die Wassergut Canitz GmbH, ein Tochterunternehmen der Leipziger Wasser- und der Region aus den Tiefen des urzeitli- werke, erzeugt erfolgreich Bio-Produkte unter Verzicht chen Muldetals gefördert und aufbereitet. auf chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutz- mittel. Auf diese Weise konnte der Nitratwert langfristig auf einen Wert unter 25 Milligramm je Liter gesenkt werden und liegt damit deutlich unter dem Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm je Liter.

Der Park Canitz – Leipzigs Oase vor den Toren der Stadt In einer reich entwickelten, vielfältigen Kulturlandschaft am Flusslauf der Mulde in einem Landschafts- und europäischem Vogelschutzgebiet liegt der Park Canitz. Mit seinen Angeboten für Jung und Alt leistet der Park einen wichti- gen Beitrag zum Verständ- nis des Zusammenhangs Feuermachen wie in der Steinzeit: experimentelle Archäologieangebote im zwischen Naturnutzung Park Canitz durch den Menschen und dem Grundwasserschutz. Wertvolles Grundwasser Projektangebote – Na- Grundwasser ist von besonderer Bedeutung für die tur und Geschichte er- Trinkwasserversorgung. Daher nehmen die Leipziger leben im Park Canitz Wasserwerke in ihren Wasserschutzgebieten Einfluss auf • Einblick in die Welt des Wassers die Landnutzung. Die Einführung wasserschützender • Steinzeitprojekt Landwirtschaft und Waldentwicklung sind dabei zwei • Erlebnisrundgang durch die Geschichte mit wichtige Aufgaben. Sie schützen das Grundwasser vor aktiven Betätigungsmöglichkeiten schädlichen Stoffeinträgen und helfen, zusätzlichen Auf- • Als Wiesendetektive unterwegs bereitungsaufwand in den Wasserwerken zu vermeiden. • Mit allen Sinnen durch die Natur

www.L.de/wasserwerke www.park-canitz.de → Kontakt S. 54 → Kontakt siehe S. 53

38 Bad Lausick – traditionsreicher Kurort seit 1820

Kur- und Freizeitbad RIFF

Die einzige, aber traditionsreiche Kurstadt im Eingangsbereich angeboten. Es ist ein Thermalwasser, Geopark Porphyrland ist Bad Lausick. Die welches aus 1.300 Metern Tiefe gefördert wird. www.freizeitbad-riff.de Stadt liegt am Rande des Colditzer Forstes und blickt auf eine mehr als 900jährige Ge- Exklusives Riff-Resort schichte zurück. Wahrzeichen der Stadt ist Im RIFF-RESORT, einem klassifizierten 3-Sterne-Ferien- wohnungen-Komplex finden auch Urlauber und Well- St. Kilian, eine der am besten erhaltenen ro- nessgäste zur Abrundung eines mehrtägigen Aufent- manischen Kirchen in Sachsen aus dem Jahre haltes die ideale Unterkunft. Ferienwohnungen und 1105, geschmückt mit dem Porphyrtuff vom Suiten für bis zu fünfköpfige Familien oder klassische Rochlitzer Berg. Doppelzimmer stehen hier zur Auswahl. Das Resort ist durch einen Bademantelgang direkt mit dem Kur- und Freizeitbad RIFF verbunden. Das ist eine sehr gute Basis Bad Lausick liegt 173 Meter über dem Meeresspiegel und für eine entspannte und ungezwungene Auszeit. zeichnet sich durch mildes Schonklima aus. 1820 wurde www.riff-resort.de beim Kohlenabbau ein Heilwasser entdeckt. Ihren geolo- gischen Ursprung haben die Eisenvitriolwasser der Bad Lausicker Brunnen in der Belüftung und Durchsickerung von schwefeleisenführender Braunkohle und Alaunton im Untergrund. Ende des 19. Jahrhunderts legte die Stadt einen ausgedehnten Kurpark im englischen Stil an. In unmittelbarer Nähe entstand das Kurviertel mit Villen und Pensionen. Bad Lausick hat sich inzwischen zu einem bedeutenden Zentrum für Kur und Rehabili- tation in Sachsen entwickelt. In zwei Fachkliniken mit mehreren Häusern für kardiologische, orthopädische, neurologische, geriatrische und psychosomatische Rehabilitation finden Patienten und Kurgäste heute beste Voraussetzungen für Genesung und Erholung.

Badespaß im Riff Kur- und Stadtmuseum mit Präsentation des Bohrkerns der Tiefenbohrung Das Kur- und Freizeitbad RIFF bietet Erholungssuchen- den besondere Bade- und Saunafreuden. Neben Sprung- Die Angebote türmen und Erlebnisrutschen laden Sole- und Außen- Bad Lausick bietet verschiedene Pauschalangebote für becken, Luftperlbänke innen und außen, Whirlpool Gesundheit, Wellness, Fitness und Erholung an. Sie sind und Kneipptretbecken zum aktiven Entspannen ein. Im im Ortskatalog der Bad Lausicker Kur- und Touristinfor- Saunagarten mit Schwimmbecken werden Blockhaus- mation gebündelt. Besonderer Nachfrage erfreuen sich und Erdwärmesauna zum besonderen Erlebnis. Im Bad die mehrfach jährlich stattfindenden Fastenwanderkurse. wird auch das neue Heilmittel von Bad Lausick für Bade- www.bad-lausick.de zwecke in verschiedenen Becken und für Trinkkuren im → Kontakte siehe S. 53 - 54

39 Burgen und Schlösser im Geopark Porphyrland

Burg Mildenstein in Leisnig

Seit der Jungsteinzeit sind in der hügeligen Landschaft Baumaterialien eine zentrale Rolle. Das um 1170 ent- Mittelsachsens mit seinen Flusstälern, fruchtbaren Bö- standene Rundbogenportal der Mildensteiner Ka- den und Wäldern Menschen sesshaft. Die Kulturen und pelle zieren unterschiedlich farbige Werksteine: roter Völker wechselten. Im 10. Jahrhundert unterwarfen ost- Rochlitzer, gelblicher Rüdigsdorfer und grauvioletter fränkische Herrscher slawische Stämme östlich von Saa- Hilbersdorfer Porphyrtuff in wechselnder Abfolge. le und Elbe. Burgen und Klöster waren die Militär-, Wirt- Dieses Farbspiel macht das kleine romanische Portal schafts- und Verwaltungszentren ihrer Ansiedlungs- und zu einer baukünstlerischen Kostbarkeit.Der Leisniger Religionspolitik. Waldflächen wurden gerodet, Dörfer Bergfried, Wehrturm der Burg, gehört zu den frühesten und Städte gegründet. Ihre Bewohner betrieben Land- Backsteinbauten in Mitteldeutschland. Die untere Zone wirtschaft, Handwerk und Handel, errichteten Bauwer- bilden dunkel-graublaue Quader aus Tertiärquarzit, ke. Sie nutzten dafür die Rohstoffe ihrer natürlichen Um- einem eingekieselten tertiären Sandstein. Darüber gebung – und wirkten dadurch stetig verändernd auf sie setzt Ziegelmauerwerk auf – ein Novum zur damaligen ein. Im Lauf der Jahrhunderte bis heute entwickelte sich Zeit. Ursprünglich noch höher als heute, überragt der so unsere Kulturlandschaft. In den zahlreichen Burgen mächtige Turm alle übrigen Gebäude der Burg und war und Schlössern im Land von Mulde und Zschopau lässt nicht zuletzt wegen seiner leuchtend roten Farbigkeit sich auch Interessantes über die Nutzung von „Schätzen ein beeindruckendes Zeichen kaiserlicher Macht. aus Vulkanen“ entdecken. Die Architektur und Ausstat- tung von fürstlichen Wohnsitzen, Kirchen und Klöstern Schloss Rochlitz, wie Leisnig aus einem frühen Burg- im Geopark Porphyrland wirkt stil- und landschaftsprä- ward des 10. Jahrhunderts hervorgegangen, präsentiert gend in die Region. Sie erhält dadurch ihren unverwech- sich in Bauformen der Spätgotik. Auf einer Felszunge selbaren Charakter, wie die Beispiele verdeutlichen. am Ufer der Zwickauer Mulde steht auf altem Gebir- ge die Anlage mit den markanten Zwillingstürmen. Der Felssporn aus Leisniger Porphyr, auf dem Burg Sie war Nebenresidenz, Witwensitz und Jagdschloss Mildenstein in Leisnig über der Freiberger Mulde thront, der Wettiner. Lokal vorhandenes Gestein ist auch hier gehört zu den besonders sehenswerten Geotopen im verbaut, zum Beispiel in der Finsteren Jupe, einem Geopark Porphyrland. An der dorti- der beiden Türme: Die massiven Wände bestehen aus gen „Roten Wand“ kann man einen Garbenschiefer. Dieses Gestein aus nahegelegenen Lavafluss aus der Zeit vor etwa 295 Millionen Jahren entdecken. Die wohl im 10. Jahrhundert angelegte Burg zeugt eindrucksvoll von der Zeit als Reichsgut des Stauferkai- sers Friedrich I. „Barbarossa“ (Kaiser Rotbart) im 12. Jahrhundert und war später Nebenresidenz der Wettiner. Beim Bau der repräsen- tativen Gebäude spielten regionale

Vorhangbogenfenster am Querhaus des Schlosses Rochlitz

Blick zum Schloss Rochlitz 40 Brüchen im Muldental gehört zu einer Schichtenfolge, Erde“. Unweit vom Schloss befindet sich die alte Grube, die eine über 550 Millionen Jahre alte Gesteinsserie, aus der Ton für die seit 1708 erfolgreiche Herstellung das sogenannte Granulitgebirge, umschließt. Aus des europäischen Hartporzellans gewonnen wurde. vulkanischem Rochlitzer Porphyrtuff hingegen, auf Colditzer Tonlagerstätten machten später die Stadt zu dem benachbarten Berg seit Jahrhunderten als Bau- einem bedeutenden Standort der Keramikindustrie. stein gewonnen, sind baukünstlerisch herausragende Details an Fassaden und in Innenräumen gearbeitet, Die Entwicklung der Wermsdorfer Kulturlandschaft die heute als sächsische Sonderform der spätgotischen und der Wermsdorfer Schlösser ist eng mit der fürst- Architektur gelten. Erstmals gestaltete hier Baumeis- lichen Jagd verknüpft, denn der Wermsdorfer Wald war ter Arnold von Westfalen in den 1470er Jahren für die eines der traditionellen Jagdgebiete der sächsischen Fürstenbrüder Ernst und Albrecht von Wettin Fenster Herrscher, der Wettiner. In den Laubmischwäldern am Chor der Schlosskapelle und am Querhaus in neuen, wuchsen damals hauptsächlich Buche, Eiche, Birke, bahnbrechenden Formen: filigranes Maßwerk, das Kiefer und in den Auen Erle. Es ist der natürliche Gehölz- oben in der Art eines gerafften Vorhangs abschließt. Mit bestand seit dem Eiszeitalter. Im Ort entstand Ende diesen Vorhangbogenfenstern und weiteren in Roch- des 16. Jahrhunderts zunächst ein Jagdhaus, Anfang des litz erfolgreich erprobten Innovationen, zum Beispiel 17. Jahrhunderts gegenüber das Alte Jagdschloss - ein Zellengewölben, wurde wenig später der Neubau der Renaissancebau mit Gartenanlagen, der den Ansprü- Meißner Albrechtsburg durchgängig ausgestattet. chen von Kurprinz Friedrich August II. jedoch nicht mehr genügte. Dessen Vater, König August „der Starke“, ließ An der Zwickauer Mulde auf einem Porphyrfelsen deshalb anlässlich der Hochzeit des Sohnes mit der liegt weithin sichtbar der mächtige Baukomplex von habsburgischen Kaiserstochter Maria Josepha auf einem Schloss Colditz. Umbauten im 16. und 17. Jahrhundert Hügel ab 1721 das Jagdschloss Hubertusburg errichten – prägen die Anlage, mit Giebeln in Verzierungen der ein barockes Bauwerk von gigantischen Ausmaßen nach Renaissance, die, wie auch ältere Portale und Fenster, französischem Vorbild. Einschließlich der Umbauten ab aus Rochlitzer Porphyrtuff bestehen. Schloss Colditz 1743 unter der Leitung von Oberlandesbaumeister Jo- war kurfürstlicher Jagd- und Witwensitz. Das Besondere hann Christoph Knöffel zählt die Anlage zu den größten sind hier die erhaltenen Reste einer Kulturlandschaft und architektonisch bedeutendsten Schlössern Europas. „en miniature“. Das Kurfürstenpaar Christian I. und So- phie von Brandenburg ließ um 1600 am Schloss Lustgär- An fürstlichen Tafeln wurde nicht nur erlesenes Fleisch, ten anlegen, den angrenzenden Tiergarten – ein Wildge- sondern auch Zuchtfisch gereicht, vor allem Kar- hege – als Jagd- und Vergnügungsort erweitern und mit pfen und Forelle. Die ältesten Teiche um Wermsdorf einem Lusthaus, zahlreichen Fischteichen und Torhäu- sind schon etwa 500 Jahre alt - und werden seitdem sern ausstatten. Der Berg neben dem Schloss wurde bewirtschaftet. Die Wermsdorfer Wald- und Teich- für den Weinbau terrassiert. Zum Schutz des Wildes, landschaft ist heute ein beliebtes Wander- und Aus- aber auch als Zeichen eines gesonderten Rechtsbezirks flugsziel. Einmal mehr Beispiel für den hohen Erho- bekam der Tiergarten eine hohe Umfassungsmauer. lungswert der Kulturlandschaft Geopark Porphyrland.

Neben der Nutzung der Ressource Wald war für den sächsischen Hof hier auch der Abbau eines weiteren Rohstoffs wichtig: „Colditzer weiße

Schloss Colditz Schloss Hubertusburg in Wermsdorf 41 Geopark und Genuss: Jagd …

Im Verlauf der Erdgeschichte entstand nicht re Jagd heranzuziehen, gibt die Anlage des Colditzer nur der Steinreichtum im Geopark, es wurden Tiergartens. Wahrscheinlich handelt es sich um eine der ältesten erhaltenen Anlagen dieser Art in Deutschland. auch die Grundlagen für den heutigen Kul- Größter Verarbeiter von heimischen Wild, vor allem Reh, turraum und eine vielfältige Nahrungsmittel- Hirsch, Wildschwein und Mufflon, ist die Rauchhaupt produktion gelegt. Fischerei, Ackerbau, Jagd GmbH mit Sitz in Bennewitz, OT Altenbach. Sie kauft Wild direkt vom Forstamt oder von den Jägern in Sach- und Obstanbau sind die Säulen einer wohl- sen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg auf. schmeckenden regionalen Küche. Jagdhaus Kössern Jagdrevier und Wildgenuss Wolf Dietrich von Erdmannsdorff (1648 - 1723) war Ober- Im Geopark Porphyrland liegen mehrere große Waldbe- hofjägermeister und Ältesten-Minister im Kabinett des stände, die jagdlich vom Freistaat Sachsen oder privaten sächsischen Kurfürsten Friedrich August I. und späteren Pächtern betreut werden. Mehrere imposante Jagd- Königs von Polen, genannt „August der Starke”. Als „Erb-, schlösser und Jagdhäuser berichten von der kurfürstli- Lehn- und Gerichtsherr“ bewohnte und bewirtschaftete chen und königlichen Jagd. International bedeutende von Erdmannsdorff das Kössernsche Rittergut. Die Krö- Anlage und größte ihrer Art in Sachsen ist die königli- nung seines Bauschaffens war das von Matthäus Daniel che Jagdresidenz Schloss Hubertusburg in Wermsdorf. Pöppelmann entworfene Jagdhaus mit dem gegenüber- Mancherorts ist in den Wäldern deutlich zu erkennen, liegenden Kavalierhaus – es bildete einen angemessenen dass in früheren Zeiten die Jagd wichtiger Bewirtschaf- Rahmen für die Feiern der herrschaftlichen Jagdgesell- tungs- und Nutzungszweck war. So wird für Touristen schaften, die zu organisieren dem Oberhofjägermeister jährlich eine Schleppjagd in Wermsdorf veranstaltet. oblag. Die Jagden wurden mit viel Prunk zelebriert. Die Sie zeigt anschaulich, dass die geraden Alleen und die bemalte Fassade und der reich verzierte Festsaal des rechtwinklig kreuzenden Flügel im Wermsdorfer Forst Jagdhauses zeugen noch immer vom einstigen Glanz. ursprünglich für die Parforcejagd angelegt wurden. Heute engagiert sich der Verein „Das Jagdhaus Dorfent- Aufschluss über die Art und Weise, Tiere für die späte- wicklungs- und Kulturverein Kössern/Förstgen e. V.“ in

Jagdhaus Kössern und Festsaal des Hauses 42 Geopark und Genuss: Jagd und Fischerei

… und Fischerei

Burg Mildenstein über der roten Porphyrwand

enger Zusammenarbeit mit der Eigentümerin, der Stadt 3500 Tonnen liegt. Ein nicht geringer Anteil der säch- Grimma, um Erhalt und Nutzung des Hauses. Eine sischen Fischproduktion wird im Geopark Porphyrland überregional Beachtung findende Konzertreihe mit erzeugt. Größter Lieferant ist die Wermsdorfer Fisch mehr als zwanzig Konzerten jährlich lockt regelmäßig GmbH mit einer Bewirtschaftung von 800 Teichen. über 1500 Besucher nach Kössern. Kindern stehen die Sie betreibt in Wermsdorf einen Hofladen. Fischteiche Türen des Hauses ebenfalls weit offen. Konzerte von und bisweilen sogar ausgedehnte Fischzuchtanlagen und für Schüler stehen auf dem Programm, die Chor- gehörten stets zu den zahlreichen Schlössern, Klös- vereinigung Thümmlitzwald e. V. probt und konzertiert tern, Herrenhäusern und Rittergütern in der Region. hier, die Senioren der Region treffen sich und touris- www.wermsdorfer-fisch.de tische Aktivitäten in und um Kössern, dem Dorf der Baumeister, ergänzen das Programm des Jagdhauses. Horstseefischen – größtes Fischerfest in Deutschland www.jagdhaus-koessern.de Fischzucht wird in Wermsdorf seit 500 Jahren be- → Kontakt siehe S. 53 trieben. Das traditionelle Abfischen des 70 Hektar großen Horstsees jährlich am zweiten Oktoberwo- Karpfen aus dem Geopark chenende nahm 1969 seinen Anfang und hat sich Nach Bayern ist Sachsen der größte Karpfenproduzent seitdem zu einem Anziehungspunkt für tausende in Deutschland. In Sachsen gibt es 8.400 ha Karpfen- Gäste aus nah und fern entwickelt. Höhepunkt teiche. Die Karpfenteichwirtschaft besitzt einen Anteil ist der fachmännisch kommentierte Fischzug. von 90 Prozent an der durchschnittlichen jährlichen www.teichwirtschaft-wermsdorf.de sächsischen Speisefischproduktion, die bei ca.3000 bis → Kontakte siehe S. 54

Größtes Fischerfest in Deutschland: das Horstseefischen 43 Geopark und Genuss: Obstbau

Eines der ältesten Obstanbaugebiete den so genannten „Etagenobstbau“ – eine erste Form Weitläufige Obstanlagen mit Millionen Kern- und der Intensivierung der Obsterzeugung mit mehreren Steinobstbäumen, kilometerlange Obstbaumalleen, Kulturen in verschiedenen Höhen auf ein und derselben Jahrhunderte alte Klöster – sie alle erzählen von der Ge- Anbaufläche – zur Blüte führte. 1973 wurde die Region schichte des Obstanbaus in der Region. Zwischen dem zwischen Mutzschen, Mügeln und Leisnig per Beschluss Leipziger Tiefland, dem Muldental und der Lommatz- der Regierung der ehemaligen DDR dem Obstbau in scher Pflege entwickelte sich eines der ältesten Obstan- ganz besonderer Weise verpflichtet: „Zur Sicherung der baugebiete in Deutschland. Es profitiert von den klima- Versorgung der Bevölkerung“ in der Messestadt und im tischen und geologischen Bedingungen im Geopark ehemaligen Bezirk Leipzig errichtete man in Dürrweitz- Porphyrland. Mildes Klima, ausgewogene Niederschläge schen bei Grimma zunächst einen Kühllagerhauskom- und fruchtbare Lössböden begünstigen den Obstanbau. plex mit 18.000 Tonnen Lagerkapazität und gründete nachfolgend 1976, als Zusammenschluss der Obstbaube- Die Nonnen und Mönche des missionierenden Zister- triebe der Region, die Landwirtschaftliche Produktions- zienserordens pflanzten Mitte des 12. Jahrhunderts in genossenschaft (LPG) Obstproduktion Dürrweitzschen. ihren Klostergärten bereits Obstbäume und -sträucher. Später waren es die sächsischen Kurfürstenhäuser, die „Obstland“ erleben den Obstbau hierzulande nachhaltig förderten. Einem Der Förderverein „Obstland“ e.V. bietet seit 2003 zwi- Erlass von Kurfürst August (Vater) ist es zu verdanken, schen Blüte und Ernte der Obstplantagen genussvolle dass im 16. Jahrhundert entlang der sächsischen Staats- Obstland-Reisen und -Rundfahrten mit Bus und Kremser straßen kilometerlang Obstbäume gepflanzt wurden. an. Rustikale Plantagen-Picknicks, Verkostung von fri- Die Obstbaumalleen dienten der besseren Erkennbarkeit schen Früchten, Fruchtsäften und Obstweinen oder auch des Straßenverlaufes im Winter, wenn der Schnee die Besichtigungen der modernen Sachsenobst-Produktions- Straßen zuwehte. Im Sommer hingegen trugen sie reich- stätten und Führungen durch die Klöster und Kleinstädte lich Früchte. August dem Starken wie- im Obstland können beim Verein gebucht werden. derum schreibt man zu, er habe www.foerderverein-obstland.de seinerzeit alle Heiratswilligen im → Kontakt siehe S. 54 Lande zu ihrer Hochzeit mindes- tens zwei Obstbäume pflan- Obstland-Route zen lassen. Spätere Herrscher Am eindrucksvollsten lässt sich der Zauber der Obst- erhöhten diese Auflage noch bis baumplantagen zwischen Dürrweitzschen, Mügeln und auf sechs Bäume. Ende des 19. Leisnig per pedes oder auf dem Rad erleben. Schmale, Jahrhunderts entstanden in wenig befahrene Straßen schlängeln sich durch das Sornzig der erste gewerbliche leicht hügelige Land. Die 67 Kilometer lange Obst- Obstbaubetrieb und in Leis- land-Radroute ist in drei thematische Teilrouten unter- nig der erste bürgerliche teilt und bietet sich damit sowohl für genussvolle Obstbauverein, der Apfelsorten im Hofladen in Leisnig

44 Apfelblüte in einer Plantage bei Wurzen

Ausflügler als auch für sportlich ambitionierte Rad- und ten Blütenfeste. An drei Wochenenden von Ende April Wandertouristen an. bis Mitte Mai wird in Leisnig, Sornzig (Stadt Mügeln) • Teilroute I – Obstland aktuell: Rundweg 30,3 km und Dürrweitzschen (Stadt Grimma) gefeiert. Dabei Leipnitz über Dürrweitzschen und Börtewitz mit der werden im Abstand von zwei Jahren die „Sächsische Fossilienfundstelle „Versteinerter See“ Blütenkönigin“ gekrönt und die Sieger beim „Blüten- • Teilroute II – Geschichte des Obstanbaus: festturnier im Spring- und Dressurreiten“ ermittelt. Rundweg 20,4 km Börtewitz über Glossen mit der historischen Feldbahn Obstland Dürrweitzschen AG im Steinbruch Glossen, die Stadt Mügeln mit der Erleb- Mit einer Obstanbaufläche von rund 1.500 Hektar und niswelt Kaolin im Geoportal und das Kloster Sornzig einer jährlichen Obsterzeugung von bis zu 45.000 Ton- • Teilroute III – Spirituelles rund ums Obst: nen ist die Obstland Dürrweitzschen AG heute der wohl Rundweg 30,9 km größte, unter einheitlicher Führung stehende Obstbau- Strocken über Klosterbuch mit dem ehemaligen Zister- betrieb Deutschlands. 1991 aus der LPG Obstproduktion zienserkloster St. Marien und die Stadt Leisnig mit der Dürrweitzschen hervorgegangen, ist es dem Unterneh- Burg Mildenstein und dem weltgrößten Stulpenstiefel men erfolgreich gelungen, nach der politischen Wende www.outdooractive.com in der ehemaligen DDR die langjährige Tradition des regionalen Obstbaus in die Marktwirtschaft zu überfüh- Sachsenobst-Hofläden im „Obstland“ ren und fortzusetzen. Unter der Marke „Sachsenobst“ Die Teilstrecken der Obstland-Route führen an den werden Erdbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Sachsenobst-Hofläden in Ablaß, Dürrweitzschen, Leisnig Himbeeren, Süß- und Sauerkirschen, Pflaumen und und Sornzig vorbei. Sehen, kosten und genießen lautet Haselnüsse, vor allem aber Äpfel und Birnen angebaut das Motto auf den Touren. Aber auch unabhängig von und vermarktet. Ein Teil der hier erzeugten Früchte Rad- und Wandertouren sind die Sachsenobst-Hofläden wird in der unternehmenseigenen Kelterei Sachsenobst ein guter Tipp für gesunde Ernährung oder kulinarische in Neugreußnig bei Döbeln verarbeitet und in Mittel- Souvenirs aus dem Geopark. Hinweise zu weiteren Di- deutschland und weit darüber hinaus vertrieben. rektverkäufen an den Obstplantagen, zur Obstverarbei- www.sachsenobst.de tung in der Kelterei des Unternehmens oder zu Präsen- → Kontakt siehe S. 54 tationen auf regionalen Wochenmärkten werden unter www.sachsenobst.de/marktplatz veröffentlicht.

Blütenfestliches Frühlingserwachen Alljährlich im Frühling tauchen Leisnig, Sornzig und Dürrweitzschen in ein schier endloses Obstblütenmeer ein. Dann ist es Zeit für die belieb-

45 Aktiv im Geopark

Klettern in allen Schwierigkeitsstufen ist im Geopark Porphyrland möglich

Wandern auf dem Wasser Nossen an der Freiberger Mulde sind 140 Kilometer zu Zerklüftete Felswände und weit ausschwingende Auen, bewältigen. Beide Strecken führen durch die schöns- -tosende Wasser und still mäandernde Gewässer, Iris, ten Orte des Geoparks Porphyrland und erschließen Teichrosen und Eisvögel – Wandern auf dem Wasser dessen landschaftlichen Reiz. Mehrfach ist der Mul- ist im Geopark Porphyrland ein abwechslungsreiches deradweg mit anderen Radfernwegen verbunden. Naturerlebnis. Die Flusstäler der Mulden sind Vogel- www.mulderadweg.de schutzgebiete, ihre Uferzonen dienen als Brutgebiete auch für vom Aussterben bedrohte Vogelarten. Wer Per pedes durchs Porphyrland die Mulde befährt, braucht Muskelkraft: Kanu, See- Auch für Tages- und ausgiebige Wanderungen bietet kajak oder Schlauchboot sind überall dort richtig, sich der Geopark Porphyrland an. Zur Gänze von wo das Wasser nicht wild ist. Für den ungebärdigen Rochlitz bis Thallwitz lässt sich der Geopark Porphyr- Zschopaufluss erfordert das Flusstrekking zumin- land auf dem Muldentalwanderweg durchwandern. dest robuste Kanus, am besten Wildwasserkajaks. Via Porphyria Jedermann- und Schülerregatta auf der Mulde Wer auf Pilgerreise gehen möchte, muss sich nicht Jährlich im Juni veranstaltet der Grimmaer Seesportver- unbedingt auf den weiten Weg nach Spanien machen. ein „Albin Köbis“ eine Schülerregatta im Kutterrudern an Die Via Porphyria, ein etwa 200 Kilometer langer der Hängebrücke. Parallel dazu ruft der Verein zur Jeder- Rundweg durch die Landschaft des Mulden- und mann-Regatta auf. Die 600 Meter lange Regattastre- Chemnitztals, des Kohrener Landes und des Leipziger cke zwischen Hängebrücke und Rabenstein muss von Südraumes, lädt ein, die Geschichte der Region mit den aus acht Ruderern und einem Steuermann beste- ihrer ganz eigenen Kultur, ihren spirituellen Wurzeln henden Teams in zwei Durchgängen bewältigt werden. und Traditionen kennen zu lernen. Der Pilgerweg wurde www.seesportverein-grimma.de vom Verein „Kirche im Land des Roten Porphyr e.V.“ → Kontakt siehe S. 54 geschaffen. Er verbindet sakrale Bauwerke, Stätten der Andacht und Ruhe, aber auch kulturhistorische, Per Rad in den Geopark kulturtechnische und touristische Kleinode der Region. Der Geopark Porphyrland ist von der nahen Großstadt www.via-porphyria.de Leipzig über zwei Radwege zu erreichen: Der Parthe- Mulde-Radweg windet sich durch die liebliche Parthen- aue über Borsdorf und Naunhof bis nach Grimma. Die Leipzig-Elbe-Radroute führt über Brandis nach Wurzen. Beide treffen auf den Mulderadweg. Die Städte Wurzen und Grimma verbindet der sehr gut ausgebaute der Muldentalbahn-Radweg auf dem Damm der einsti- gen Muldentalbahn.

Unterwegs auf dem Mulderadweg 158 Kilometer am Fluss entlang warten auf Radler, die von Zwickau aus den Mulderadweg entlang der Der Mulderadweg Zwickauer und Vereinigten Mulde folgen. Bei Start in führt auch zum Schloss Colditz

46 Bergfilmfestival im Steinbruch am Gaudlitzberg in Thallwitz

Sächsischer Lutherweg Auch ein Teil des sächsi- Spannend: Jedermannregatta auf der Mulde Geschichtsträchtig: Kloster Nimbschen schen Lutherweges führt durch den Geopark Porphyrland. Als spiritueller Rundwander- betreut. Sie sorgen für Sicherheit und Sauberkeit und weg verbindet er Orte und Stätten, an denen Martin bieten auf ihren Internetseiten Lagepläne der Klet- Luther und seine Wegbegleiter wirkten. Im Kloster tergebiete sowie Kletterkarten mit Schwierigkeits- Nimbschen lebte Katharina von Bora, die spätere Ehe- grad und Verlauf der einzelnen Kletterrouten an. frau Martin Luthers, zwölf Jahre bis zu ihrer Flucht im Jahre 1523. 1241 wurde in Sornzig das Kloster St. Mari- Leipziger Kletterschule enthron von Zisterzienserinnen gegründet und bis zur Der Leipziger Alpinist Felix Simon ließ sich 1919 Reformation betrieben. In Rochlitz erinnert der Luther- vom Ostbruch im Kohlenberg bei Brandis faszinie- weg an Elisabeth von Rochlitz. Sie führte die Reformati- ren. Er entdeckte hier natürliche Trainingswände on in den Orten Rochlitz, Mittweida und Kriebstein ein. für seine Kletterrouten in den Alpen, die fortan www.lutherweg-sachsen.de als Leipzigs alpine Kletterschule dienten. Bis 1934 entstanden hier 19 Kletterwege unterschiedlicher Steile Herausforderungen Schwierigkeit. Der Deutsche Alpenverein, Sektion Der Steinabbau im Geopark Porphyrland hinterließ ein- Leipzig, betreibt heute diese ideale Kletterschu- zigartige Kletterwelten. In Zusammenarbeit zwischen le mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. den Umweltämtern und den betreuenden Bergsport- www.dav-leipzig.de vereinen entstanden Kletterrouten für Kinder, Einstei- → Kontakt siehe S. 54 ger und Profis. Manche, wie zum Beispiel die ehemali- gen Steinbrüche Spielberg, Holzberg und Gaudlitzberg Bergfilm-Festival in den Hohburger Bergen, erreichen sogar den höchst An drei Tagen Ende August findet jährlich das möglichen Schwierigkeitsgrad in Sachsen und sind älteste deutsche Bergfilmfestival im Steinbruch damit gute Schulen für alpine Herausforderungen. am Gaudlitzberg in Thallwitz statt. Das Beson- dere an diesem Bergfilmfestival ist, dass es das Im September 2018 eröffnete der Sächsische Berg- Filmprogramm mit aktivem Bergsport koppelt. steigerbund in den Porphyrbrüchen Seidelbruch Tagsüber kann man an der Wand klettern, und Gleisbergbruch auf dem Rochlitzer Berg einen sich an Sportwettkämpfen, wie dem Gaud- Klettergarten mit zirka 75 Kletterrouten, die so- litzberger Bouldercup, beteiligen oder mit wohl für Einsteiger als auch für fortgeschrittenen der 220 Meter langen Alpinseilbahn von der Kletterer Herausforderungen bereithalten. Neben Steilwand in den Grund rasen. Abends schaut Brandis sind in Grimma auch der Steinbruch Golzern- man gemeinsam Filme. Gezeigt werden mühle und der Rabenstein beliebte Kletterziele. zeitgenössische Dokumentarfilme, welche zum Wettbewerb antreten. Das Publikum Die ausgewiesenen Klettergebiete im Geopark bestimmt, welcher Film die Trophäe gewinnt. Porphyrland werden von den Vereinen www.bergfilmnacht.de • Deutscher Alpenverein (DAV) – Sektion Leipzig, • IG Klettern /Löbejün e.V. und • IG Klettern Mittelsachsen

Kletterziel Gaudlitzberg 47 Geopark-Faszination für Kinder

Vulkanspielplatz „Fred Porphyrstein“ in Röcknitz

Die Erdgeschichte im Geopark Porphyrland wird für Kinder bildhaft und spannend er- kurzweilig zählt und führt sie spielend, kreativ und aktiv pointierte Drehbuch auf Zeitreise durch viele Jahrmillionen. der beiden Schauspielerin- nen Jennifer Demmel und Entdecke die Spuren des Supervulkans … Christine Steuber aus Leipzig und die Spielfreude der heißt es in der Kinderbroschüre des Geoparks. Zeich- Bläser vereinen sich zu einem 45minütigen Gesamtwerk nungen der Leipziger Künstlerin Uta Bettzieche machen – „Der Supervulkan – eine musikalische Erdgeschichte“. brodelnde Vulkane, endlose Eiswüsten oder auch die Die deutschlandweit bisher einzigartige Verbindung Ausdehnung der Nordsee über den heutigen Geopark von Geologie und klassischer Musik ist als öffentliches hinaus begreiflich. Das Heft ist für Kinder und Jugendli- Konzertprogramm zu erleben. Das Orchester gastiert che bis 12 Jahre konzipiert. Steine mit unterschiedlichen damit aber auch in den Schulen. Das Projekt wurde Farben, Strukturen und Größen üben auf Kinder eine durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur magische Anziehungskraft aus. Mit der Kinderbroschüre und Medien gefördert und erhielt finanzielle Unterstüt- erkennen sie die Entstehungsunterschiede des Gesteins zung aus Haushaltsmitteln des Freistaates Sachsen und finden sie in ihrer alltäglichen Umgebung wieder. durch ein beim Sächsischen Oberbergamt angesiedel- ten Förderprogramms. www.saechsische-blae- serphilharmonie.de → Kontakt siehe S. 54

Erlebnisstationen für Kinder Ob Fossiliensuche im „ver- steinerten See“, zerklüftete Felswände, tiefe Steinbrüche, Berge mit Türmen, Bootstou- ren auf der Mulde, Fahrten mit der Schmalspurbahn oder der Vulkanspielplatz – der Aufführung von „Der Supervulkan – eine musikalische Erdgeschichte“ Geopark bietet Familien mit Kindern viele interessante Erlebnismöglichkeiten. Im Erdgeschichte mit Musik erzählen Erlebnishotel „Zur Schiffsmühle“ in Höfgen wurde sogar Gemeinsam mit der im Geopark ansässigen Sächsischen eine Bowlinganlage in den Porphyrfelsen geschlagen. Bläserphilharmonie verwirklichte der Geopark Porphyr- www.schiffsmuehle.de/bowlinggrotte land e.V. im November 2019 ein lange vorbereitetes → Kontakt siehe S. 54 Projekt – ein musikalisch-szenisches Konzertprogramm durch 300 Millionen Jahre Erdgeschichte für Kinder und Jugendliche im Alter von ca. 6–14 Jahren. Die Musik von Matthias Preisinger, einem Berliner Komponisten, das

48 Bildungs-, Erlebnis- und Projektangebote

Ran an die Steine! Ausgebildete GeoRanger erkennen Zusammenhänge zwischen ihrem Han- für den Geopark Porphyrland unterbreiten deln, den Wirkungen auf Umwelt und Gesellschaft und wachsen zu einem starken Team zusammen. spannende Programmangebote für jedes Alter www.vhs-muldental.de – von der Kindergartengruppe bis zu aktiven → Kontakt siehe S. 54 Senioren. Ganzheitlicher Bildungsansatz Neben geführten Exkursionen können Forschungs- Mit dem Lehrplan abgestimmte Handreichungen für reisen mit Lupe, Karte und Fotoapparat, künst- Pädagogen zum Geopark Porphyrland sowie vielfältige lerische Bearbeitung des Rochlitzer Porphyrs, Angebote der für den Geopark Porphyrland zertifizier- kreatives Gestalten mit Ton und Stein im Geo- ten GeoRanger ermöglichen schulische und außer- park, in den verschiedenen Geoportalen und in schulische geowissenschaftliche Projekttage für alle der GeoErlebnis Werkstatt gebucht werden. Klassenstufen. Bereits Kindergartenkinder werden mit spielerischen Programmen für die besondere Landschaft Prähistorische Metallurgie – Bronzeguss ihrer Heimat begeistert. Der Geopark Porphyrland ist In der GeoErlebnis Werkstatt Trebsen beschäftigt sich im Freistaat Sachsen in mittlerweile fünf Lehrbüchern eine Interessensgruppe mit experimenteller Archäologie vertreten. Speziell an die sächsischen Geographielehrer und knüpft damit ein neues Band zur Geologie. Im Fokus richtet sich das Fortbildungsangebot des Geoparks mit steht dabei die Entwicklungsgeschichte der Metallurgie jährlich ein bis zwei thematischen Veranstaltungen. in Sachsen und speziell im mitteldeutschen Raum in der Bronzezeit (2200 - 800 v. Chr.). Mit Schauvorfüh- rungen und Projektangeboten zur bronzezeitlichen Gusstechnik werden die technischen Möglichkeiten der Handwerker jener Zeit präsentiert und verständ- lich gemacht. Die Fertigung der Repliken erfolgt durch das Wachsausschmelzverfahren oder andere Formen der für die Bronzezeit belegten Gussverfahren. www.rittergut-trebsen.de → Kontakt siehe S. 5

JuniorRanger-Ausbildung Seit 2011 organisiert die Volkshochschule Muldental mit Unterstützung durch den Geopark Porphyrland jährlich einen JuniorRanger-Kurs für Kinder im Al- ter von 10 bis 12 Jahren. Ein Jahr lang treffen sie sich einmal im Monat, erkunden ihre Heimat und entde- cken die Vielfalt und die Geheimnisse der Natur. Sie

Viel Spaß haben die JuniorRanger beim Entdecken der Natur. Hier beschäftigen sie sich mit Bienen und mit der Honigernte.

49 Klimaschutz im Geopark

Kinderklimaschutzkonferenz in Bennewitz, 2018

Die Erdgeschichte ist geprägt von extremen Klimaveränderungen. Der • Planung und Geopark stellt sich den aktuellen Fragestellun- Umsetzung eines gen und Herausforderungen des Klimawandels E-Mobilitätskonzepts und Klimaschutzes. im Geopark mit Anschaffung von Elektromobilen, Betreiben von Photovoltaikanlagen und Bau von Er versteht Bildungsprogramme zu Klima und Elektroladesäulen den Ursachen der Klimaänderungen und auch • Durchführung von Kinderklimaschutzkonferenzen in die aktive Beteiligung an Klimaschutzprogram- den Schulen sowie Organisation von Bildungswork- men als eine vordergründige Aufgabe. shops

Seit 2016 ist der Nationale Geopark Porphyrland Part- Projekt WERTvoll ner des europäischen Projektes „Zero Emission Nature Ziel dieses Verbundvorhabens im Geopark Porphyrland Protection Areas (ZENAPA)“. Das bis 2024 geförderte ist die Entwicklung und Implementierung einer dauer- Programm verknüpft Umweltschutz mit praxisorientier- haften WERTvollen Stadt-Land-Partnerschaft zwischen ten Klimaschutzprojekten zur Erreichung einer zugleich dem Wurzener Land und der Stadt Leipzig. Konkret geht nachhaltigen wie ökonomischen Wertschöpfung. Das es um ökologische und trinkwasserschutzgerechte Projektgebiet umfasst acht Bundesländer in Deutschland Bewirtschaftung der Böden im Wurzener Land und die sowie das Großherzogtum Luxemburg und bindet damit Schaffung einer regionalen Kreislauf- etwa zehn Millionen Einwohner auf etwa zehn Prozent wirtschaft zwischen kommunalen der Fläche Deutschlands aktiv ein. Die wissenschaftli- Unternehmen, Landwirten, Handwerk che Projektleitung liegt beim Institut für angewandtes und dem Lebensmitteleinzelhandel. Stoffstrommanagement (IfaS), ein Institut der Hoch- schule Trier mit Sitz am Umwelt-Campus Birkenfeld.

ZENAPA-Projekte im Geopark Porphyrland • Eine der ersten Maßnahmen war die Gründung der Wurzener Land-Werke GmbH im Jahr 2016 durch die Gemeinden Lossatal, Thallwitz, Bennewitz und die Stadt Wurzen. Sie zielt auf gemeinsame Energieein- käufe sowie die nachhaltige umweltschonende Ener- gieproduktion mit Bau und Betrieb der entsprechen- den Anlagen und Netze ab. • Ökologischer Anbau artenreicher Energiepflanzen und nachhaltige Schutzmaßnahmen der Trinkwasser- schutzgebiete im Geopark Porphyrland • Planung und Umsetzung nachhaltiger Energieprojekte mit aktiver Beteiligung der Bürger und zum direkten Nutzen für die Bürgerschaft

Gemeinschaftsstand von Geopark Porphyrland und GeoWerkstatt Leipzig auf der Veranstaltung „Experimentieren im Park“, 2019 50 Nationale und transnationale Kooperationen

Probensammeln in der freien Natur

Mit den Zielen praxisnaher Wissensvermittlung, des projekt mit dem Geopark „Erz der Alpen“ und dem Erfahrungsaustausches und innovativer Projektpla- Lauhanvuori-Hämeenkangas Geopark in Finnland nungen beteiligt sich der Geopark Porphyrland an im Vordergrund. Ziele dieser Zusammenarbeit sind vielfältigen Kooperationsprojekten, auch über die • die Analyse, Vernetzung und Entwicklung von Grenzen Deutschlands hinaus. Die Kooperationen und Angeboten zur Bildung für nachhaltige Entwicklung Partnerschaften sind auf längere Zeiträume angelegt sowie und leisten einen wesentlichen Beitrag für die stetige • die Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung bei inhaltliche Weiterentwicklung der beteiligten Geoparks. Schülern, Lehrern und lokaler Bevölkerung für die Themen Klimawandel und er- Transnationale Kooperation GeoWERT neuerbare Energien. In dieser wurde in den Jahren 2007 bis 2013 mit dem Geopark Erz der Alpen in Die Kooperationspartner profitieren Österreich und dem Geopark Insels- gegenseitig von der Übertragung er- berg – Drei Gleichen in Thüringen sowie folgreicher Bildungsansätze, die bei den den jeweiligen LEADER-Regionen und Kooperationstreffen praktisch erlebbar ihren Lokalen Aktionsgruppen (LAG) werden. So beweisen die schulischen drei große gemeinsame Leitlinien für Aktivitäten in den finnischen Partnerregi- die Weiterentwicklung der Geoparks onen wie die Verbindung vom Lernen in der initiiert und erste Projekte umgesetzt. Natur mit modernsten digita- • Geo und Genuss, len Medien aussehen kann. • Geo und Wellness, weiterführend Geo und Gesundheit sowie • Geo und Rohstoffkompetenz. Die Uni Salzburg im Geopark „Erz der Alpen“ weckt Interesse Transnationale Kooperation Geopark-Plus bei Kindern und Jugendlichen In dieser wurde die erfolgreiche Zusammen- und begeistert im Rahmen arbeit gemeinsam weiterentwickelt. Folgen- der Projekte der Kinderuni für de Aufgabenschwerpunkte der transnatio- Umwelt und Klimaschutz. nalen Kooperation wurden fortgeführt: Die Kinderklimakonferenzen im Leip- • Geoparks und ihre Aufgaben und Chancen im ziger Muldenland informieren altersgerecht demographischen Wandel, zu den dringendsten Problemen der Gegenwart und • Europäische Kupferstraße und sensibilisieren schon die Kleinsten für die Zukunft. • Zertifizierung bzw. Evaluierung als Globaler/UNESCO-Geopark.

Transnationale LEADER-Kooperation „NatureNet“ Ideen für zeitgemäße Umweltbildungsmaß- nahmen stehen auch beim Kooperations-

51 Geopark – Visionär seiner Regionen Übergabe der Zertifizierungsurkunden an die GeoRanger, November 2017

Der Geopark Porphyrland leistet durch die Vernetzung seiner Bildungs- und geotouris- Der Geopark Porphyrland mit seiner Fläche von tischen Angebote mit den Akteuren verschie- 1.200 Quadratkilometer tangiert vier LEADER-Regionen: denster Wirtschaftsbereiche einen maßgebli- • Leipziger Muldenland, • Land des Roten Porphyr, chen Beitrag zur Regionalentwicklung. • SachsenKreuz+ und • Sächsisches Zweistromland – Ostelbien. Über die Geopark-Kernthemen Erdgeschichte, Rohstoff- vorkommen und -förderung, Naturentwicklung und Diese vier LEADER-Regionen sind in enger Ko- Klimaveränderungen hinaus lassen sich die Ergebnisse operation mit dem Geopark verbunden. Die Fe- des permischen Supervulkanismus mit dem großen derführung für die Kooperation liegt bei der Themen- und Angebotsspektrum auf dem Gebiet des LEADER-Region Leipziger Muldenland. Geoparks verbinden – insbesondere mit archäologi- schen Funden, Zeugnissen der Industriekultur und Ausgewählte Beispiele für erfolgreich umgesetzte Technikgeschichte, mit Baukultur und Architektur, LEADER-Vorhaben der Förderphase 2014 - 2020 mit Handwerk und Kunst, mit Genuss, Wellness und Gesundheit und auch mit sportlichen Aktivitäten. Ziel • (Vor-)Studie zur Entwicklung eines Highlights ist die Ingangsetzung neuer Wirtschafts- und Dienst- Supervulkanzentrum leistungskreisläufe für die ländliche Region des Geo- • Machbarkeitsstudie zur Entwicklung des Bahnhofs parks durch Bildungsangebote und Geotourismus. Wurzen als Geoportal • Marketingkonzept Geoportal Bahnhof Mügeln Als Botschafter für den „Geopark - Visionär seiner Regio- • Rundweg Kirchbruch Beucha nen“ fungieren die GeoRanger. Sie pflegen den Kontakt • Projektmanagement „Klimawandelmanager“ und zu den Besuchern, den touristischen Akteuren und den „Netzwerk-Geopark-Manager“ wissbegierigen Kindern, Schülern und allen Einwohnern, • Erstellung eines Ausstellungskonzeptes führen charmant und mit Sachkenntnis durch Flora „Infopoint Archäologie Göttwitz“ und Fauna zu den besonderen geologischen und damit • Entwicklung der Obstland-Radroute verbundenen historischen und kulturellen Highlights • Ausbildung von GeoRangern für den Geopark des Geoparkes. Sie lenken den Blick auf die Herausforde- Porphyrland rungen des Klimawandels und wecken Empathie für die • Neubau von Dorf-, Spiel- und Rastplätzen in den Pflege und den Erhalt dieser wunderbaren Landschaft. Mitgliedskommunen des Geoparks Die GeoRanger-Ausbildung ist ein Vorhaben, welches • Machbarkeitsstudie Klettersteig Brandis mit Unterstützung von EU-Fördermitteln aus dem • Erstellung der Wanderhefte für den Porphyrlehrpfad, LEADER-Fonds umgesetzt werden konnte. Walderlebnispfad und Seelitzer Rundwanderweg • Umbau des Erdgeschosses des Forsthaus Collm zur Wochenendgaststätte und Umbau eines Nebengebäu- des in Wermsdorf zum Café

52 Informationen

Touristinformationen Kreismuseum Grimma Schloss Nischwitz mit Landschaftspark Stadtgeschichte, Sonderausstellungen Dorfstraße 35, 04808 Thallwitz Bad Lausick (04651) Paul-Gerhardt-Straße 43, 04668 Grimma · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Kur- und Tourist-Information Tel. 03437 911132 · www.museum-grimma.de Schloss Rochlitz, → siehe Seite 38 Straße der Einheit 17 · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Witwensitz von Elisabeth von Rochlitz, Dauer- und Tel. 034345 52953 · www.bad-lausick.de Kulturgeschichtliches Museum Wurzen mit Rin- Sonderausstellungen, Porphyrschau · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · gelnatz-Sammlung, Domgasse 2, 04808 Wurzen Sörnziger Weg 1, 09306 Rochlitz Colditz (04680) Tel. 03425 8560405 · www.kultur-in-wurzen.de Tel. 03737 492310 · www.schloss-rochlitz.de Tourist-Information · Markt 6 · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Tel. 034381 43519 · www.tourismus-colditz.de Kulturlandschaftsmuseum Wermsdorf Schloss Trebsen · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Ausgrabungsstätte Wüstes Dorf Nennewitz, Highland-Games und Grimma (04668) Waldklassenzimmer andere Veranstaltungen, Restaurant Stadtinformation · Markt 23 Wermsdorfer Wald, 04779 Wermsdorf Zum Schloss 1, 04687 Trebsen Tel. 03437 9858285 · www.grimma.de www.wermsdorf.de Tel. 034382 40574 · www.schloss-trebsen.com · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Kössern (04668) Kur- und Stadtmuseum Bad Lausick Schloss Wurzen Information im Jagdhaus Kössern Straße der Einheit 19, 04651 Bad Lausick Bischofssitz der Meißnischen Bischöfe im Kösserner Dorfstraße 1, Grimma, OT Kössern, Tel. 034345 52971 · www.museum-bad-lausick.de Wurzener Land, Führungen, Hotel und Restaurant Tel. 034384 73931 · www.jagdhaus-koessern.de · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Amtshof 2, 04808 Wurzen · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Museum Göschenhaus mit Seume-Gedenkstätte Tel. 03425 853590 · www.schloss-wurzen.de Leisnig (04703) Landsitz von Klassikverleger Georg Joachim Gö- · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Gästeamt · Kirchstraße 15, schen und seiner Familie Wasserschloss Podelwitz Tel. 034321 637090 · www.leisnig.de Schillerstr. 25, 04668 Grimma Heimatstube des Ehepaars Knochenmuß, · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Tel. 03437 911118 · www.goeschenhaus.de Parkfeste, Restaurant, Pension Mügeln (04769) · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Am Schloß 4, 04680 Zschadraß Geoportal Bahnhof Mügeln · Bahnhofstraße 2 Museum und technische Schauanlage „Wasser- Tel. 034381 124600 Tel. 034362 442906 · www.stadt-muegeln.de mühle Höfgen“, Betriebsbereite Mühle (18. Jh.) www.wasserschloss-podelwitz.de · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Höfgener Dorfstraße 10, 04668 Grimma, OT Höfgen Naunhof (04683) Klöster Tel. 03437 707572 · www.wassermuehle-hoefgen.de Stadt- und Touristinformation · Bahnhofstr. 25 · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Tel. 034293 475647 · www.naunhof.de Benediktinerkloster Wechselburg Turmuhrenmuseum Naunhof · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Romanische Basilika „Heilig Kreuz“, 12. Jh, zählt zu Ungibauerstraße 1, 04683 Naunhof Rochlitz (09306) den bedeutendsten aus Rochlitzer Porphyr gestal- Tel. 034293 32513, Tourist-Information · Burgstraße 6 teten Gebäuden web.turmuhrenmuseumnaunhof.de Tel. 03737 7863620 · www.rochlitzer-muldental.de Markt 10/12, 09306 Wechselburg · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Tel. 037384 8080 · www.kloster-wechselburg.de Wilhelm Ostwald Park, Großbothen Trebsen (04687) · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Landsitz des Chemikers und Nobelpreisträgers Stadtinformation · Markt 13 Kloster Buch b. Leisnig Wilhelm Ostwald Tel. 034383 60419 · www.trebsen.de Reste des Zisterzienserklosters „St. Marien“ als Grimmaer Str. 25, 04668 Grimma, OT Großbothen, · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · gestaltete und vielseitig genutzte Anlage Tel. 034384 7349152 · www.wilhelm-ostwald-park.de Wermsdorf (04779) Bauernmarkt, Führungen, Kurse, Veranstaltungen Touristinformation · Altes Jagdschloss 1 Sehenswerte Burgen, Schlösser Klosterbuch Nr. 1, 04703 Leisnig Tel. 034364 81132 · www.wermsdorf.de und Herrenhäuser Tel. 034321 68592 · www.klosterbuch.de · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Burg Mildenstein, Leisnig → siehe Seite 40 Wurzen (04808) Kloster Nimbschen wettinische Burganlage mit tausendjähriger Ge- Tourist-Information · Markt 5 Klosterruine, Ausstellung im gleichnamigen Hotel, schichte, Kapelle, Bergfried und Rittersäle Tel. 03425 8560400 · www.tourismus-wurzen.de Hochzeitskirche Burglehn 6, 04703 Leisnig Nimbschener Landstraße 1, 04668 Grimma Geoportale, Geoerlebnis Werkstatt Trebsen Tel. 034321 62560 · www.burg-miIdenstein.de Tel. 03437 9950 · www.kloster-nimbschen.de und Geotope · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Jagdhaus Kössern, → siehe Seite 42 Kloster Marienthal Sornzig → siehe Seite 5 barockes Kleinod, erbaut vom Oberhofjägermeis- Reste der Klosteranlage, Geschichte des Obstbaus Museen und Ausstellungen ter am sächsischen Hof in der Region, Herberge Kösserner Dorfstraße 1, 04668 Grimma, Klosterstraße 16, 04769 Mügeln. Dentalhistorisches Museum Zschadraß Tel. 034384 73931 · www.jagdhaus-koessern.de Tel. 034362 37505 · www.klostersornzig.de Im Park 9b, 04680 Colditz, OT Zschadraß · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Tel. 034381 189506 · www.dentalmuseum.eu Schloss Brandis Umweltbildung · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Veranstaltungen, Tagungen, Trauungen Bildungs- und Sozialwerk Muldental e.V. Dorfmuseum Schönbach Schlosspark, Im Schloss 1, 04821 Brandis Projekt: ERLEBNISGärtnerei Zweitgrößte Korbsammlung Deutschlands, Hand- Tel. 0151 12306630 · www.schloss-brandis.de An der Mulde 16, 04680 Colditz, OT Tanndorf werk, Waldarbeit, Landwirtschaft · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Tel: 034381 170789 oder 0176 61621946 Am Drachenberg 1, 04680 Colditz, OT Schönbach, Schloss Colditz, → siehe Seite 41 www.schlossgaertnerei-tanndorf.de Tel. 034381 40032 Fluchtmuseum der Alliierten Offiziere im Zweiten · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Weltkrieg, Schloßgasse 1, 04680 Colditz Haus Grillensee Freilichtmuseum für Volksarchitektur und Tel. 034381 43777 · www.schloss-colditz.com Familien-, Projekt- und Sportangebote bäuerliche Kultur Schwarzbach · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Ammelshainer Str. 1, 04683 Naunhof originalgetreu wieder aufgebaute alte Bauernhäu- Schloss Hubertusburg Wermsdorf, → siehe Seite 34 Tel. 034293 46400 · www.grillensee.de ser und Werkstätten der Region · Wiesenweg 1a, Größtes und ehemals prächtigstes Landschloss · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 09306 Königsfeld, OT Schwarzbach, Europas im barocken Stil, 04779 Wermsdorf Natur- und Geschichtspark Park Canitz, Tel. 03737 449428 · www.museum-schwarzbach.de www.hubertusburg-wermsdorf.de → siehe Seite 38, Besiedlungsgeschichte, Themen- · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · gärten, Projektangebote Heimatmuseum Mügeln Schloss Mutzschen Canitz 20, 04808 Thallwitz Ortsgeschichtliche Sammlung und Ausstellung in Motorradfahrer-Café und Beherbergung, Veran- Tel. 03425 929086 · www.park-canitz.de der ehemaligen Freibank staltungen, Motorradtouren · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Schulplatz 4, 04769 Mügeln,Tel. 034362 41010 Zum Schloß 7, 04668 Grimma, OT Mutzschen www.heimatmuseum-muegeln.de Tel. 0152 21479917 · https://motosoulresort.de

53 Informationen

Naturfreundehaus Grethen Kommunale Wasserwerke Leipzig GmbH, Abenteuerspielplatz, Aktiv-Camp, Projektangebo- Veranstalter → siehe Seite 38, Johannisgasse 7/9, 04103 Leipzig te, Herbergsweg 5, 04668 Grethen Tel. 0341 9690 · www.L.de Deutscher Alpenverein (DAV) – Sektion Leipzig, Tel. 03437 763449 · www.nfh-leipzig.de · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · → siehe S. 47, Könneritzstraße 98a, 04229 Leipzig · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Unternehmerverband mineralische Baustoffe Tel. 0341 4773138 · www.dav-leipzig.de Naturschutzstation Weiditz, (UVMB), → siehe Seite 21, Geschäftsstelle Leipzig · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Erlebnisangebote für Kinder und Familien Walter-Köhn-Str. 1C, 04356 Leipzig Förderverein „Obstland“ e.V., → siehe Seite 44 Am Stau 1, 09306 Königsfeld, OT Weiditz Tel. 0341 5204660 · www.uvmb.de Obstland-Straße 48, 04668 Grimma, Tel. 03737 40284, Mobil 015730360 424 OT Dürrweitzschen Erzeuger regionaler Produkte www.natur-weiditz.de Tel. 034386 95167 · www.foerderverein-obstland.de · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Obstland Dürrweitzschen AG, → siehe Seite 45 · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Schullandheim Bennewitz Obstland-Straße 48, 04668 Grimma, OT Dürr- Kulturhaus Beucha e.V. ¸→ siehe S. 20 Waldwinkel 2, 04828 Bennewitz weitzschen, Tel. 034386 950 · www.sachsenobst.de August-Bebel-Straße 60, 04824 Brandis, Tel. 03425 817716 · www.schullandheim-bennewitz.de · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · OT Beucha · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Rauchhaupt GmbH (Wildspezialitäten) → siehe S.42 Tel. 034292 438570 · www.kulturhaus-beucha.org Beucha – Dorf der Steine, → siehe Seite 18, Hauptstr. 2a, 04828 Bennewitz · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · geologische Entdeckungen an und in ehemaligen Tel. 03425 89550 · www.rauchhaupt-servicebund.de Mittelsächsischer Kultursommer e.V., Steinbrüchen · www.stadt-brandis.de · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · → siehe S.17 Teichwirtschaft Wermsdorf GmbH → siehe Seite 43 Weitere Freizeitziele Georgenstraße 19, 09661 Hainichen Bischofsweg 33, 04779 Wermsdorf Tel. 037207 651240 · www.miskus.de Döllnitzbahn GmbH/Schmalspurbahn, Tel. 034364 8000 · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · → siehe Seite 30, Bahnhofstraße 6, 04769 Mügeln www.teichwirtschaft-wermsdorf.de Sächsische Bläserphilharmonie, → siehe Seite 48 Tel. 034362 32343 · www.doellnitzbahn.de · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Deutsche Bläserakademie GmbH · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Wermsdorfer Fisch GmbH, → siehe Seite 43 Steingrundweg 1, 04651 Bad Lausick Höfgen – Dorf der Sinne, Gemeinschaftsstraße 5, 04571 Rötha, OT Espen- Tel. 034345 52580 sächsisches Themendorf, Sinneserleben und hain · Tel. 034206 72676 · www.wermsdorfer-fisch.de www.saechsische-blaeserphilharmonie.de Gastronomie · www.dorfdersinne.de · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Gastronomie · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Seesportverein „Albin Köbis“ Grimma e.V., Feldbahn Glossen, → siehe Seite 31 Im Geopark laden schöne Dorfgasthöfe, Restau- → siehe Seite 46, Tel. 03437 75 86 64 erhaltene, betriebsbereite Feldbahnanlage im ehe- rants und Cafés zur Einkehr ein. www.seesportverein-grimma.de maligen Quarzit-Steinbruch mit Techniksamm- · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · lung, Zum Steinbruch 1a, 04769 Glossen Die aufgelisteten gastronomischen Ziele sind Mittelsächsischer Kultursommer e.V. Tel. 0173 6125848 · www.feldbahn-glossen.de zugleich Geo-Informationspunkte im Geopark Georgenstraße 19 , 09661 Hainichen · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Porphyrland. Tel. 037207 651240 · www.miskus.de Kletterwald Leipzig · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Am Albrechtshainer See 1, 04683 Albrechtshain Bad Lausick Volkshochschule Muldental, → siehe Seite 49 Tel. 034293 44200 · www.kletterwald-leipzig.de Riff-Restaurant, Hauptverwaltung Wurzen · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Am Riff 3, 04651 Bad Lausick Lüptitzer Straße 2, 04808 Wurzen Kössern – Dorf der Baumeister, → siehe Seite 42 Tel. 034345 71524 · www.freizeitbad-riff.de Tel. 03425 90470 · www.vhs-muldental.de Musterbeispiel eines barocken Plandorfes · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · www.grimma.de Rohstoff-Unternehmen/-Vereine Grimma · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Erlebnishotel „Zur Schiffsmühle“ Basalt–Actien–Gesellschaft Kur- und Freizeitbad RIFF, → siehe Seite 39 Zur Schiffsmühle 2, 04668 Grimma, OT Höfgen Hartsteinwerke Bayern-Mitteldeutschland, Am Riff 3, 04651 Bad Lausick Tel. 03437 76020 · www.schiffsmuehle.de → siehe Seite 21, Tel. 034345 7150 · www.freizeitbad-riff.de · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Zweigniederlassung der Basalt-Actien-Gesellschaft · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Mügeln Windischholzhäuser Weg 5, 99098 Erfurt RIFF-RESORT Bad Lausick, → siehe Seite 39 Café Volldampf www.basalt.de Am Riff 4, 04651 Bad Lausick Hauptstraße 21, 04769 Mügeln, OT Kemmlitz, · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Tel. 034345 71570 · www.riff-resort.de Tel. 034362 239150 · www.volldampf-kemmlitz.de Kemmlitzer Kaolinwerke, → siehe Seite 28, Zweig- · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · niederlassung der Caminauer Kaolinwerk GmbH Sägemühle Thallwitz, Weitgehend original erhal- Wurzen Straße des Friedens 6-8, 04769 Mügeln, OT Kemmlitz tene, voll betriebsfähige, 200 Jahre alte Sägemüh- Landgasthof Dehnitz Tel. 034362 470 · www.schleben-crellenhain.de le, Mühlenstr. 32, 04808 Thallwitz Am Wachtelberg 9, 04808 Wurzen, OT Dehnitz, · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Tel. 03425 920917 · www.gemeinde-thallwitz.de Tel. 03425 851336 · www.landgasthof-dehnitz.de

Impressum

© Nationaler Geopark Porphyrland, 3/2020 Herausgeber: Geopark Porphyrland Gestaltung: Gerd Hoffmann, gidesign, Leipzig Leipziger Str. 17a · 04668 Grimma Druck: Druckerei Friedrich Pöge e.K., Leipzig Tel. 03437 707361 www.geopark-porphyrland.de Diese Broschüre ist ein Kooperationsprojekt des Nationalen Geoparks Porphyrland mit den vier LEADER-Regionen:

54 Quellenverzeichnis

Autorenverzeichnis Karte

Anger, Heidrun, Kemmlitzer Kaolinwerke, S. 28-29 S. 4, OpenStreetMap-Mitwirkende; bearbeitet von M. Rascher/GEOmontan Arweiler, Klaus, GeoErlebnis Werkstatt Trebsen, S. 26 GmbH Freiberg, gestaltet von Gerd Hoffmann, gidesign Bley, Sonja, Stadtwerke Leipzig GmbH Leipziger Gruppe, S. 38 Bräutigam, Sophia, Gemeindeverwaltung Thallwitz, S. 24 Fotoaufnahmen Dr. Goth, Kurt, Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, S. 14-15 Abitzsch, Lutz, S. 43 o.+u.l. Dr. Heß, Ulrich , Art&Economic History Management, S. 13 Alaska Vulvano Observatory, Dr. Heß, Viola, Geopark Porphyrland, S. 14-15, 42-43, 46-47 https://avo.alaska.edu/images/image.php?id=441, S. 9 Dr. Junge, Frank W., Erdwissen – Einblick und Erlebnis Geowissenschaft, S. 3, Alletter (Privatarchiv der Familie), S. 16 o. 6-7, 24, 36-37 Arweiler, Klaus, S. 49 u. Dr. Rascher, Jochen, GEOmontan GmbH Freiberg, S. 8-10, 12 Barkschat, Jens, S. 39. o.+M. Geißler, Marion, GEOmontan GmbH Freiberg, S. 12 Barttsch, Sven, S. 45 u.r. Habel, Rainer, ehemaliger Betriebsleiter Beucha und Brigitte Süptitz, Hei- Bayerische Schlösserverwaltung; Museum Deutscher Fayencen, matverein Beucha, S. 18-20 Schloss Höchstädt a. d. Donau, S. 34 M. Heibutzki, Henry, BBK Bad Lausicker Bauorganisations-, Betriebs- und Kur Döllnitzbahn GmbH (Archiv), S. 30 M. GmbH, S. 39 Dr. Heß, Ulrich, S. 6, S. 29 u. Heinze, Rebecca, Geopark Porphyrland, S. 27, 31, 44-52 Dr. Hess, Viola, S. 7 links; S. 15 u.M. , S. 36 o. Helbig, Kerstin, Stadtverwaltung Mügeln, S. 30, 32 Dr. Junge, Frank W., S. 36 M., S. 37 M. Henkel, Thomas, Kemmlitzer Kaolinwerke, S. 28-29 Förderverein Obstland e.V., S. 44 u. Holz, Sabine, Regionalmanagement Leipziger Muldenland, S. 51-52 Förderverein Rittergut Trebsen e.V., S. 26 o.+u. John, Manfred, Wermsdorf, S. 34-35 Geopark Porphyrland (Archiv), S. 16 u. S. 24 u., S. 47 M.r. Köppchen, Siri, Jagdhaus Kössern, S. 42-43 Görner, R. (Bergfilm-Festival), S. 47 o.r. Müller, Matthias, Museum Steinarbeiterhaus Hohburg, S.25 Gottschalk, Marlis (Kulturhaus Beucha), S. 20 u. Rüdiger, Sigrun, Geoportal Schaddelmühle, S. 33 Gottwald, Gina (Miskus), S. 17 u. Scheefe, Wolfgang, Förderverein Obstland e.V., S. 44-45 Hartmann, Anja (GEOmontan GmbH Freiberg), S. 11 u.l., S. 12, Schubert, Ralph, Hartsteinwerke Bayern-Mitteldeutschland, S. 21-23 Hartsteinwerke Bayern-Mitteldeutschland (BAG), S. 21 o.l. Seifert, Franziska. Unternehmerverband Mineralische Baustoffe Heidenfelder, Wolfram (GEOmontan GmbH Freiberg), S. 8, S. 13 u. (UVMB) e.V., S. 21 Heimat- und Verkehrsverein Rochlitzer Muldental e.V., S. 7 r., Simmler, Lutz, Geopark Porphyrland, S. 50 S. 11 u.M., S. 14 u.l., S.17 o. Steinert, Annett, Kulturarbeit, S. 11, 40-41 Heimatverein Beucha, S. 18 u., S. 19 M., Zeipert, Matthias, Hartsteinwerke Bayern-Mitteldeutschland, S. 21-23 Heinze, Rebecca (Geopark Porphyrland), S. 27 u., S. 29 M., S. 40 u.r.; S. 52 u. Helbig, Kerstin (Stadtverwaltung Mügeln), S. 31 o., S. 37 M. Lektorat Hofmann, Rolf (Seesportverein Albin Kölbis e.V.), S. 47 M.l. Dr. Frank W. Junge und Dr. Jochen Rascher Jagdhaus Dorfentwicklungs- und Kulturverein Kössern/ Förstgen e.V., S. 42 u.l. Grafiken John, Manfred, S. 34 u.l.+u.r., S. 35 Just, Käte, S. 13 o. S. 6 – stratigraphische Grenzen nach Stratigraphischer Tabelle von Deutsch- Kellner, Mirko Joerg, Titelbild, S. 10 oben land, 2016, geologische Bearbeitung: Dr. J. Rascher/Geomontan GmbH, Kemmlitzer Kaolinwerke, S. 28 o., S. 29 o. Freiberg, Gestaltung: Gerd Hoffmann, gidesign, Leipzig Krug, Gerald, S. 46 o.+u.r. Lange, Kati (LTM), S. 11 o+u.r., S.40-41 o., S. 41 u., S. 44 o., S. 45 o. S. 8 – nach The COMET ® Programm; Einordnung des Vulkanismus im Geo- Leipziger Wasserwerke/Leipziger Gruppe, S. 37 o. park Porphyrland im Vergleich zu globalen Ereignissen, Volumenberechnung Museum Steinarbeiterhaus Hohburg (Archiv), S. 22-23 für Geopark Porphyrland in Anlehnung an Breitkreuz in Schriftenreihe DGG Oschatzer Allgemeine Zeitung, S. 34-35 o. (2016): „GeoTop 2016 – Kultur.Wert.Stein. Verantwortung und Chancen für Pater Georg (Basilika Wechselburg), S. 27 o. Geoparks“, Heft 88, Stuttgart Regionalmanagement Leipziger Muldenland, S. 51 o., S. 52 o. Richter, Matthias (Feldbahnschauanlage Glossen e.V.), S. 31 u. S. 9 oben – Zeichnung: J. Bejsovec nach einem Entwurf von Dr. H. Walter Rückschloß, Dirk (BUR-Werbung), S. 14 o. Rust, Martin, S. 15 o., S. 9, Schemata 1-4 verändert nach H. Bahlburg & C. Breitkreuz (2017): „Grund- Schennerlein, Stefanie (Deutsche Bläserakademie GmbH), S. 48 u.l.+r. lagen der Geologie“, Springer Verlag, Berlin; geologische Bearbeitung: M. Schloss Rochlitz (Archiv), S. 15 u.l. Geißler/GEOmontan GmbH Freiberg; geologischer Schnitt: M. Geißler, Schmidt, Andreas (Leipzig Tourismus und Marketing GmbH), S. 19 o. Dr. J. Rascher/GEOmontan GmbH Freiberg; Visualisierungen: L. Hoschkara/ Schmidt, Frank, S. 3, S. 10 (Handstücke Steine), S. 14 u.M., S. 18 o., S. 20 o. DESIGN & MULTIMEDIA Wermsdorf (Handstück), S. 24 o.+l.M., S. 25, S. 26 (Edelstein), S. 30 o.+u., S. 32 o.+M., S. 33 o.+u., S. 48 o., S.49 o. S. 28 – Karte nach K. Kleeberg (2009): „Geologie von Sachsen II“, Stuttgart; Seifert, Franziska (UVMB), S. 21 r. Visualisierung: L. Hoschkara/DESIGN & MULTIMEDIA Wermsdorf Simmler, Lutz, S. 50 o.+u. Stadtverwaltung Brandis, S. 20 o S. 36 – geologischer Schnitt: nach Prof. L. Eißmann, 1975 Stadtverwaltung Rochlitz (Archiv), S. 17 M. Stuttgarter mago Luftbild Ennepetal, S. 28 S. 48 – Illustrationen Broschüre + Flyer Supervulkanismus: Uta Bettzieche Tourismusverb. Sächs. Burgen- und Heideland e.V., S. 42 o., S. 43 u., S. 46 u. Waldek, Gabriele, S. 42 u.r., 1975 Rücktitel – Lage Geopark in Sachsen, Lars Hoschkara, Design & Multimedia Weiß, Bernhard, S. 15 u.r. Zemann, Michael, S. 40 u.l.

Förderung

Zuständig für die Durchführung von ELER-Förderung im Freistaat Sachsen ist das Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, Referat Förderstrategie, ELER-Verwaltungsbehörde. Die Erarbeitung, Gestaltung und der Druck dieser Broschüre wurde im Rahmen der LEADER-Entwicklungs- strategie gefördert.

55 Besonderheiten des Geoparks Porphyrland

• Supervulkanismus vor rund 290 Millionen Jahren • außergewöhnliche vulkanische Gesteinsvielfalt • Grundstoff Kaolin für die erste europäische Porzellanherstellung durch Johann Friedrich Böttger • 200 Jahre Porphyr- und Kaolinabbau mit mannigfaltigen industriekulturellen Zeugnissen • frühester Nachweis der Braunkohlengewinnung im Muldegebiet • drei der bedeutendsten nationalen Geotope Deutschlands • Nachweis von Gletscher- und Windschliffen auf Porphyrfelsen als Basis der Eiszeittheorie

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