Rechtsextremismus in Europa I Ii Rechtsextremismus in Europa Rechts- Extremismus in Europa
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Ralf Melzer, Sebastian Serafi n (Hrsg.) RECHTS- EXTREMISMUS IN EUROPA Länderanalysen, Gegenstrategien und arbeitsmarktorientierte Ausstiegsarbeit FES GEGEN RECHTS EXTREMISMUS Forum Berlin RECHTSEXTREMISMUS IN EUROPA I II RECHTSEXTREMISMUS IN EUROPA RECHTS- EXTREMISMUS IN EUROPA Länderanalysen, Gegenstrategien und arbeitsmarktorientierte Ausstiegsarbeit 1 Impressum ISBN: 978-3-86498-521-8 Herausgegeben für die Friedrich-Ebert-Stiftung von: Ralf Melzer und Sebastian Serafi n Forum Berlin/Politischer Dialog Projekt „Gegen Rechtsextremismus“ Hiroshimastraße 17, 10785 Berlin Lektorat: Barbara Engels, Barbara Hoffmann, Stephan Schmauke,(H Viktoria Kleber Übersetzung: zappmedia GmbH, Berlin Fotos: Siehe Seite 463 Gestaltung: Pellens Kommunikationsdesign GmbH, Bonn Druck: Druck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG Sontraer Straße 6, 60386 Frankfurt am Main Copyright 2013 by Friedrich-Ebert-Stiftung, Projekt „Gegen Rechtsextremismus“, Forum Berlin Anmerkungen der Herausgeber: Zu Gunsten eines fl üssigeren Textes und einer besseren Lesbarkeit wird in diesem Buch nicht jeweils die weibliche und männliche Schreibweise personenbezogener Hauptwörter verwendet. Auch wenn nur die männliche grammatikalische Form Anwendung fi ndet, sind selbstverständlich Frauen und Männer gleichermaßen gemeint. Die in den Artikeln geäußerten Einschätzungen und Auffassungen liegen in der Verantwortung der Autoren und spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Friedrich-Ebert-Stiftung oder der Herausgeber wider. Um den individuellen Charakter der einzelnen Beiträge in diesem Sammelband zu wahren, wurde bewusst auf eine Vereinheitlichung der Zitierweise verzichtet. Dieser Sammelband ist entstanden im Projekt „Internationale Vernetzung der ausstiegsorientierten Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus“ im Rahmen des XENOS-Sonderprogramms „Ausstieg zum Einstieg“ und wird gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds. Inhalt Vorwort Ralf Melzer | Sebastian Serafi n ............................................................................. 5 1. Bestandsaufnahme: Michael Minkenberg Die europäische radikale Rechte und Fremdenfeindlichkeit in West und Ost: Trends, Muster und Herausforderungen ................ 9 Länderanalysen Deutschland | Britta Schellenberg ......................................................... 39 Griechenland | Vassiliki Georgiadou ......................................................79 Italien | Roberto Chiarini ...................................................................... 107 Portugal | Riccardo Marchi .................................................................. 139 Polen | Rafał Pankowski und Marcin Kornak ........................................ 165 Rumänien | Radu Cinpoeş ................................................................... 181 Ukraine | Mridula Ghosh ..................................................................... 213 Ungarn | András Bíró Nagy, Tamás Boros, Zoltán Vasali ........................ 247 2. Gegenstrategien: Gideon Botsch | Christoph Kopke | Fabian Virchow Verbote extrem rechter Vereinigungen in der Bundesrepublik Deutschland ...........................................................273 Brigitte Bailer Das „Wiederbetätigungsverbot“ als politisch-gesellschaftliche Gegenstrategie in Österreich ........................................................... 297 RECHTSEXTREMISMUS IN EUROPA 3 Petra Boumaiza Die arbeitsmarktorientierte Ausstiegsarbeit gegen Rechtsextremismus am Beispiel des XENOS-Sonderprogramms „Ausstieg zum Einstieg“ .................................................................. 323 Katrine Fangen | Yngve Carlsson Rechtsextremismus in Norwegen: Prävention und Intervention ...........................................................343 3. Perspektiven: Martin Schulz Ein gemeinsames Europa der Vielfalt gegen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus ................................... 377 Harald Weilnböck Das narrative Prinzip: „Good Practice“-Interventionen im Kontext des Radicalisation Awareness Network (RAN) ...........397 Kristina Nauditt | Gerd Wermerskirch Lessons learned – Können die erfolgreichen Ansätze arbeitsmarktorientierter Ausstiegsarbeit für andere europäische Länder adaptiert werden? ..........................................429 Anhang: Kurzbiografi en der Autorinnen und Autoren ....................................................446 FES-Publikationen zum Thema Rechtsextremismus ........................................... 458 Bildnachweise .................................................................................................. 463 4 RECHTSEXTREMISMUS IN EUROPA Vorwort der Herausgeber Rechtsextremismus ist ein Problem von gesamteuropäischer Dimension. Eine von der Friedrich-Ebert-Stiftung 2011 veröffentlichte europäische Vergleichsstudie über gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ergab, dass rund die Hälfte der Befragten in acht europäischen Staaten der An- sicht sind, es gebe zu viele Zuwanderer in ihrem Land. Rund ein Drittel glaubt an eine natürliche Hierarchie zwischen Menschen unterschied- licher Ethnien. Sekundärantisemitische Aussagen treffen bei den polni- schen Befragten auf bis zu 70 Prozent Zustimmung.1 Wie stark sind Vorurteile, rechtsextremes Denken und rechte Strukturen in Europa verbreitet? Wie entwickeln sich europaweit rechtsextreme und rechtspopulistische Parteien und Bewegungen? Welche historischen Wur- zeln haben sie und warum ziehen sie Menschen an? Der vorliegende Sammelband leistet einen Beitrag zur aktuellen Bestands- aufnahme des Problems und zur wirkungsvollen Positionierung gegen- über der radikalen Rechten in Europa. Damit knüpft er an den 2011 von der Friedrich-Ebert-Stiftung herausgegebenen Sammelband „Europa auf dem ‚rechten‘ Weg? Rechtsextremismus und Rechtspopulismus in Europa“2 an. Abermals zweisprachig in einer deutschen und einer englischen Fas- sung, ist der neue Band zugleich die Abschlusspublikation des deutschen XENOS-Sonderprogramms „Ausstieg zum Einstieg“. Zwischen 2009 und 1 Vgl. Andreas Zick/Beate Küpper/Andreas Hövermann, Die Abwertung der Anderen. Eine europä- ische Zustandsbeschreibung zu Intoleranz, Vorurteilen und Diskriminierung, Berlin (FES) 2011. 2 Nora Langenbacher/Britta Schellenberg (Hrsg.), Europa auf dem ‚rechten‘ Weg? Rechtsextremis- mus und Rechtspopulismus in Europa, Berlin (FES) 2011. RECHTSEXTREMISMUS IN EUROPA 5 2013 wurden aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) Projekte der arbeits- marktorientierten Ausstiegsarbeit gefördert. Dabei gewonnene Erkennt- nisse werden in diesem Buch diskutiert. Die Beiträge zu ausgewählten Ländern konzentrieren sich zum einen auf Mittel- und Osteuropa, zum anderen wird ein Schwerpunkt auf südeuro- päische Staaten gelegt, die im besonderen Maße von der gegenwärtigen Wirtschafts- und Finanzkrise bzw. von den massiven sozialen Auswirkun- gen betroffen sind (Griechenland, Italien, Portugal), sich gleichwohl im Hinblick auf das rechtsextreme politische Lager deutlich unterscheiden. Neben den Länderanalysen beinhaltet der Band einen Überblicksartikel zu Trends und Strukturen der radikalen Rechten in Europa und mehrere Beiträge, die sich mit Gegenstrategien sowie mit historischen Erfahrun- gen und Perspektiven der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus beschäftigen. Uns freut besonders, dass wir abermals Martin Schulz – seit 2012 Präsident des Europäischen Parlaments – für einen Artikel gewin- nen konnten. Sein leidenschaftlicher Appell: In Zeiten, in denen Rechtspopulismus europaweit an Boden gewinnt, brauchen wir die Euro- päische Union mehr denn je. Die EU sei der einzigartige Versuch, „mit- tels einer politischen Union demokratische Prinzipien in die transnatio- nalen Beziehungen einzuführen, das heißt, Demokratie auch in einer globalisierten, interdependenten Welt weiterhin zu ermöglichen“. Die extreme Rechte in Europa weist eine Reihe von Gemeinsamkeiten, aber auch deutliche Unterschiede auf. Gerade die Unterschiede genauer zu analysieren, erscheint im Hinblick auf Gegenstrategien und möglichst passgenaue Handlungsansätze besonders geboten. Nationalismus und Vorstellungen von ethnischer Homogenität bestanden im sowjetischen Einfl ussbereich jahrzehntelang ungebrochen unterhalb der offi ziellen Doktrin von Antifaschismus und Internationalismus fort und dienten teilweise den kommunistischen Regimen als Legitimation, was dazu führte, dass sie sich nach dem politischen Umbruch ab 1989/1990 umso massiver zu artikulieren begannen: vor allem gegen Sinti und Roma, aber 6 RECHTSEXTREMISMUS IN EUROPA auch gegen nationale Minderheiten, gegen Juden und Homosexuelle. Rechtsextremismus ist jedoch keineswegs ausschließlich ein Phänomen Ostmitteleuropas. Im heutigen Westeuropa richten sich Ablehnung und Abwertung besonders gegen muslimische Migranten – eine Tendenz, die rechtspopulistische Kräfte zunehmend instrumentalisieren wollen. Derzeit blicken wir vor allem mit Sorge auf die Entwicklungen in Ungarn. Bis vor kurzem war es mit Dänemark jedoch ausgerechnet ein skandina- visches Land mit ausgeprägt liberaler Tradition, in dem die radikale Rech- te Einfl uss auf Regierungshandeln nahm, indem die Dänische Volkspartei (DPP) von 2001 bis 2011 als Mehrheitsbeschafferin einer liberal-konser- vativen Minderheitsregierung fungierte3: aus Sicht der radikalen Rechten eines der erfolgreichsten Beispiele ihrer Betätigung in Westeuropa. In Deutschland ist zwar der parteipolitisch organisierte Rechtsextremis- mus bzw. Rechtspopulismus relativ schwach und die NPD in „nur“ zwei