Streiks Und Soziale Proteste in Ostdeutschland 1990 – 1994

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Streiks Und Soziale Proteste in Ostdeutschland 1990 – 1994 Streiks und soziale Proteste in Ostdeutschland 1990 – 1994 Eine Zeitungsrecherche von Dietmar Dathe Im Auftrag des Arbeitskreis Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West Berlin, Dezember 2018 Dieses Projekt wurde gefördert durch die STIFTUNG MENSCHENWÜRDE UND ARBEITSWELT (Projektverantwortliche: Renate Hürtgen) Herausgegeben vom Arbeitskreis Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West im Haus der Demokratie und Menschenrechte Berlin, Dezember 2018 Die Weiterverbreitung dieser Dokumentation unterliegt den Bestimmungen dieser Creative Commons Lizenz Deckblattfoto: Ostwind. Zeitung der Initiative Ostdeutscher und Berliner Betriebsräte, Personalräte und Vertrauensleute INHALTSVERZEICHNIS EINLEITUNG (Seite 2 – 54) Streiks und soziale Proteste in Ostdeutschland zwischen 1990 und 1994 – Ein kommentierender Überblick über die Ergebnisse der Zeitungsrecherche Chronologische Übersicht der ausgewerteten Zeitungsartikel und Zeitungsmeldungen mit Quellenangaben (Seite 55 – 62) ZEITUNGSARTIKEL (Seite 63 – 340) Nutzungshinweis: Zur Erleichterung der Nutzung dieser PDF sind die in der Einleitung und in der Chronologischen Übersicht genannten Zeitungsartikel direkt mit deren Kopien verknüpft. Durch einen Mausklick auf die in der Einleitung erwähnten Zeitungsquellen (z.B "taz, 11.01.1991") oder Titel und Datum des Artikels in der Chronologischen Quellenübersicht gelangen Sie automatisch zu dem jeweiligen Zeitungsartikel. Um vom Artikel wieder in die Einleitung zurück zu kommen, klicken Sie auf den Button "Vorwort", ein Klick auf den "Zurück"-Button bringt Sie wieder ins Chronologische Quellenverzeichnis zurück. 1 Streiks und soziale Proteste in Ostdeutschland zwischen 1990 und 1994 Streiks und soziale Proteste in Ostdeutschland zwischen 1990 und 1994, dem Zeitraum der Existenz der Treuhandanstalt, kommen in der Geschichtsschreibung bisher kaum vor. Dies gilt unabhängig von der politischen Proveniènz und Zielrichtung. Sie waren wesentlich von der Treuhandpolitik bestimmt, die in kürzester Zeit eine ganze Volkswirtschaft stilllegte oder an private UnternehmerInnen aus dem Westen verkaufte. Die Treuhandanstalt war eine noch zu DDR-Zeiten geschaffene Anstalt öffentlichen Rechts, die, zunächst der DDR-Regierung unterstellt, als eine Art Industrieholding rund 8.500 der sich „in Volkseigentum“ befindlichen Industriebetriebe der DDR verwalten, sanieren und privatisieren sollte. Bereits mit der Wirtschafts- und Währungsunion am 1. Juli 1990 erhielt die Aufgabe der Privatisierung gesetzlichen Vorrang vor allen anderen Aufgaben. Mit der staatlichen Einheit am 3. Oktober 1990 gingen die Eigentumsrechte an den Betrieben auf die BRD über und die Treuhandanstalt wurde dem Bundesfinanzministerium unterstellt. Sie setzte die politischen Vorgaben der Bundesregierung unter Helmut Kohl um. Doch für die meisten Menschen, die von den Entscheidungen der Treuhandanstalt betroffen waren, wurde sie, und nicht die Bundesregierung, zum Adressaten der Kritik. Die in den Jahren zwischen 1990 und 1994 massenhaft stattfindenden Streiks und betrieblichen Proteste in Ostdeutschland, richteten sich vor allem gegen deren Politik. Eine der wenigen Ausnahmen, in denen von den Auseinandersetzungen in den Betrieben der DDR die Rede ist, ist das 2001 erschienene Buch von Bernd Gehrke und Renate Hürtgen: Der betriebliche Aufbruch im Herbst 1989: die unbekannte Seite der DDR-Revolution. In ihm steht jedoch der betriebliche Aufbruch vom Herbst 1989 im Mittelpunkt; auf die Kämpfe der ostdeutschen Belegschaften in den 1990er Jahre wird lediglich ein Ausblick gegeben. In jüngerer Zeit ist auf die Tagung des AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West Ostwind - Soziale Kämpfe gegen Massenentlassungen und Betriebsschließungen in Ostdeutschland 1990 bis 1994 hinzuweisen, auf der sich nach über 28 Jahren ostdeutsche Betriebs- und Gewerkschaftsaktivist*innen erstmals zusammenfanden und Rückschau hielten. In diesem Zusammenhang liegen nun erstmals zwei umfangreiche Dokumentationen vor, die die Kämpfe gegen die Privatisierung und Deindustrialisierung in Ostdeutschland darstellen: Die von Bernd Gehrke verfasste Dokumentation der Initiative Ostdeutscher und Berliner Betriebsräte, 2 Personalräte und Vertrauensleute sowie die von Renate Hürtgen erarbeitete Studie Dokumenten des Bündnis Kritischer GewerkschafterInnen Ost-West.1 Die in der hier vorgelegten Studie angeführten Proteste, Demonstrationen, Blockaden, Besetzungen, politischen und wirtschaftlichen Streiks zwischen 1990 und 1994 in Ostdeutschland sind zumeist vergessen. "Wenn eine Geschichte von unten für diese Zeit endlich geschrieben wird, müssen sie wieder ins Gedächtnis geholt werden" (Dathe/Hürtgen 2016).2. Es scheint, als sei die Zeit günstig, sie wieder dem Vergessen zu entreißen, da gerade in diesem Jahr 2018 ein deutliches Interesse an der Darstellung der Treuhandanstalt und den Geschehnissen der 1990er Jahre in Ostdeutschland insgesamt festzustellen ist. Mehrere Dokumentationen des Mitteldeutschen Rundfunks, darunter eine akribische Darstellung der Abwicklung der Bischofferöder Kali-Grube „Thomas Müntzer“, eine umfangreiche Studie zur Treuhandanstalt sowie mehrere historische Forschungsprojekte versprechen, dass in der kommenden Zeit endlich die historische Bedeutung der Konflikte und Kämpfe ostdeutscher Belegschaften und Gewerkschaften dieser Zeit erkannt wird.3 Zum Vorgehen in diesem Projekt Es gibt verschiedene Wege, sich diesem Thema zu nähern, etwa Zeitzeugeninterviews und Dokumentenanalyse. In dem hier vorgestellten Projekt wurde eine Zeitungsanalyse gewählt, in der die digitalisierten Ausgaben der Berliner Zeitung (BLZ), der Neuen Zeit (NZ), des Neuen Deutschland (ND) und der Tageszeitung (taz) für den genannten Zeitraum ausgewertet worden sind.4 Die erstgenannten drei Zeitungen wurden u.a. mit ZEFYS, dem Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek zu Berlin, ausgewertet und hier speziell des Zeitungsportals DDR-Presse. In diesem Zeitungsportal DDR-Presse wurden im Rahmen eines Forschungsprojektes der Deutschen Forschungsgemeinschaft drei DDR-Tageszeitungen 1 https://geschichtevonuntenostwest.files.wordpress.com/2017/08/gehrke_doku-br-ini_zweite-korr-auflage_19- aug-2017_buchfass_40-mbinternet_verc3b6ff.pdf sowie https://geschichtevonuntenostwest.files.wordpress.com/2017/12/bkg-doku_hc3bcrtgen_9-oktober-2017.pdf. 2 Dietmar Dathe/Renate Hürtgen: express. Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, Nr. 1 /2016, S.15. 3 Vgl. MDR-Doku Bischofferode: Das Treuhand Trauma, https://www.youtube.com/watch?v=t4mqk3szuL8 (Zugriff 1.12.2018); siehe auch: Marcus Böick, Die Treuhand: Ideen - Praxis - Erfahrungen1990-1994, Wallstein Verlag, Göttingen 2018. 4 Die Auswertung erfolgte zumeist und wenn es möglich war anhand der Stichworte "Protest" und "Streik". 3 digitalisiert und im Volltext für die folgenden Zeiträume erschlossen: Berliner Zeitung: 21. Mai 1945 – 31. Dezember 1993; Neue Zeit: 22. Juli 1945 - 5. Juli 1994; Neues Deutschland: 23. April 1946 - 3. Oktober 1990. Die Berliner Zeitung war und ist neben dem Tagesspiegel die größte Berliner Abonnementzeitung, die vor allem im Ostteil Berlins verbreitet ist. Schon vor dem 3. Oktober 1990 ging die Berliner Zeitung von der PDS an ein Konsortium, bestehend aus Maxwell Communications und Gruner + Jahr, über. 1992 übernahm Gruner + Jahr allein die Zeitung und versuchte mit hohem finanziellen Aufwand vergeblich sie zu der "Hauptstadtzeitung" zu machen. Seit 1994 werden Artikel der Berliner Zeitung digitalisiert kostenlos zur Verfügung gestellt.5 Das ehemalige Zentralorgan der Ost-CDU Neue Zeit hatte am 8. Februar 1990 den Parteibezug im Untertitel gestrichen. Am 1. Juni 1990 wurde die Zeitung an den Verlag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung verkauft. Das Ziel war, die führende Qualitätszeitung Ostdeutschlands zu schaffen. 1991 wurde die Abonnentenkartei der ehemaligen FDGB-Zeitung Tribüne übernommen. Am 5. Juli 1994 erschien die Zeitung zum letzten Mal. Das Blatt musste sein Erscheinen aus wirtschaftlichen Gründen einstellen. Das Neue Deutschland war das Zentralorgan der SED. Ab Dezember 1989 bis Anfang 2007 gehörte die Zeitung über eine GmbH der PDS. Sie versteht sich als "sozialistische Tageszeitung" und hat ihren Leser*innenschwerpunkt in Ostdeutschland. Laut Wikipedia liegt der Haustarif beim ND gut 60 Prozent unter dem Flächentarifvertrag für Tageszeitungen. Man kann digitalisierte Artikel ab 3. Oktober 1990 suchen und die Ausgaben 1946-90 sind online.6 Aufgenommen in die Recherche wurde auch die Die Tageszeitung (taz). Im Zuge einer existenziellen finanziellen Krise wurde 1992 eine Verlagsgenossenschaft gegründet. Bestandteil der Recherche sind ebenfalls die Regionalausgabe Nord und die vom 26. Februar 5 https://www.berliner-zeitung.de/archiv 6 https://www.neues-deutschland.de/archiv.php 4 1990 bis November 1991 produzierte taz ddr bzw. taz Ost. Die Artikel von taz sind komplett digitalisiert.7 Ein gewisser Nachteil der hier vorgestellten Auswahl besteht darin, dass der Sitz der Redaktionen in Berlin war. Dennoch meinen wir, dass die ostdeutsche Situation repräsentativ dargestellt werden konnte.8 Es wurden 229 von insgesamt 481 in den genannten Zeitungen recherchierten Artikeln hier aufgenommen (siehe Chronologie nach der Einleitung).9 Wiederholte sich der Bericht über einen Streik oder Protest, war er nicht ausdrücklich auf betriebliche Anlässe bezogen oder kam nicht deutlich zum Ausdruck, in welchem Betrieb sich der Streik abspielte, haben wir ihn nicht in die engere Wahl gezogen. Zählte man all diese Streiks und Proteste in Ostdeutschland zwischen 1990 und 1994
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