Erinnern. Karl Arnold
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erinnern. Karl Arnold – Wegbereiter der Einheitsgewerkschaft Herausgeber: DGB-Region Düsseldorf-Bergisch Land Verantwortlich: Sigrid Wolf, Regionsgeschäftsführerin Redaktion: Thomas Ziegler Friedrich-Ebert-Str. 34-38 40210 Düsseldorf Tel.: 0211-3683 211 Gestaltung/Druck: Graphik und Druck Lippmann Fotos: Kristof Becker, Anne Orthen (RP), Thomas Ziegler, Archiv Rheinische Post, Hehmke-Winterer / Archiv Rheinische Post, Ruth Hallensleben / Archiv Rheinische Post, Max Schirner / Archiv Rheinische Post Wir danken der Rheinischen Post für die Erlaubnis den Zeitungsbericht über unsere Feierstunde abzudrucken. DGB-Stadtverband Düsseldorf Vorwort Liebe Kolleginnen und Kollegen, im Jahre 1945 beteiligte sich Karl Arnold gemeinsam mit Hans Böckler an der Gründung der Einheitsgewerkschaften im Rheinland, des heutigen DGB. Karl Arnold saß seinerzeit dem Bezirk Düsseldorf vor und war Vorsitzender der Düsseldorfer Christdemokraten. Andreas Meyer-Lauber Am 29. Januar 1946 wurde Arnold zum Oberbürgermeister von Düsseldorf ernannt und im Oktober in den ersten freien Kommunalwahlen gewählt. 1947 wurde Arnold vom Landtag zum ersten Ministerpräsidenten von NRW gewählt und war wesentlich an der Erstellung des „Ahlener Wirtschafts- und Sozialprogramms“ der CDU beteiligt. Arnold sah sich selbst immer als „christlichen Sozialisten“ und setzte sich 1945 für die betriebliche Mitbestimmung ein. Radisson Blu Scandinavia Hotel Düsseldorf (Foto: Two Werbeagentur Düsseldorf) Aus diesem Anlass erinnerten der DGB-Bezirk NRW und der DGB-Stadtverband Düsseldorf in einer Feier - stunde in Düsseldorf an das Leben und an das Lebenswerk von Karl Arnold. 70 Gäste aus Gewerkschaften, Wirtschaft, Verwaltung und Politik, unter ihnen die Landtagspräsidentin NRW Carina Gödecke, der Vorstandsvorsitzende der Karl-Arnold-Stiftung Bernhard Worms, der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf Thomas Geisel, Hildegard Lohse, Tochter von Karl Arnold, und weitere Mitglieder der Familie waren der Einladung gefolgt. Dr. Detlev Hüwel, Biograf Arnolds und Politikredakteur der Rheinischen Post, die Arnold im Jahr 1946 vor seiner Wiederwahl zum Oberbürgermeister gegründet hatte, beschrieb das Lebenswerk Arnolds. Karl-Josef Laumann, Bundesvorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), stellte in seiner Laudatio die Frage, was Arnold wohl zur heutigen Situation im Land sagen würde. Der CDU-Politiker würdigte den 1958 verstorbenen Arnold als einen der prägenden Köpfe des Landes NRW und betonte, dass vieles von dem, was er damals sagte, noch heute Gültigkeit habe. Arnold habe dafür gestanden, Grenzen zu über - winden, und zwar ebenso zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern wie zwischen politischen Parteien und Konfessionen. Dies sei gerade mit Blick auf die Flüchtlingsdebatte aktueller denn je. Schon damals nannte Arnold drei Aspekte, die geregelt werden müssten: die Frage der Arbeitszeiten, der Entlohnung und der Mitbestimmung. 70 Jahre später stehen diese Aspekte – wenn auch unter anderen Voraussetzungen - ganz oben auf der Tagesordnung der Gewerkschaften. Andreas Meyer-Lauber Sigrid Wolf Vorsitzender des DGB-Bezirk NRW Vorsitzende DGB-Stadtverband Düsseldorf Anmeldung Heike Froese, DGB-Region Du s?seldorf-Bergisch Land 3 Diese Fülle von Ämtern und Aufgaben macht staunend. Sie zeigt auch die Vorzüge einer engen Zusammen - Rede des arbeit von Land und Landeshauptstadt. Und sicherlich gab es vielfältige und wertvolle Berührungspunkte zwischen den verschiedenen Bereichen. Oberbürgermeisters Es scheint, als ob Karl Arnold in kürzester Zeit nachholen wollte, was ihm fast zwölf Jahre lang während der NS-Diktatur verwehrt blieb: Sich für das Gemeinwesen, sich für einen demokratischen Neuanfang einzuset - Thomas Geisel zen. Und es gab viel zu tun: Unsere Stadt – viele Städte – ein ganzes Land lagen in Schutt und Asche. Karl Arnold hat, wie ich meine, in der Nachkriegszeit entscheidende Weichenstellungen, nicht nur für den Aufbau und den Aufstieg unseres Landes, sondern auch für unsere Stadt gestellt, in politischer und wirt - schaftlicher, wissenschaftlicher aber vor allem auch in sozialer und menschlicher Hinsicht. Der viel zitierte Ausspruch von Nordrhein-Westfalen als „sozialem Gewissen der Bundesrepublik“ kenn - zeichnet seinen hohen Anspruch. Und in Düsseldorf können wir froh und stolz darauf sein, dass Düsseldorf die Hauptstadt dieses Landes Nordrhein-Westfalen, zentraler Ort und Teil dieses „sozialen Gewissens“ ist. Aber wir müssen es auch in der alltäglichen politischen Arbeit fortwährend beweisen. Sehr geehrter Herr Meyer-Lauber, sehr geehrte Frau Wolf, Thomas Geisel Dass wirtschaftlicher Erfolg und sozialer Anspruch kein Widerspruch sein müssen, zeigt sich bis heute in der sehr geehrter Herr Staatssekretär Laumann, Dynamik unserer Stadt, aber auch im Zusammenhalt und im Miteinander der Menschen hier. sehr geehrter Herr Dr. Hüwel, meine sehr geehrten Damen und Herren! Aktuell erleben wir dies gerade in der Bereitschaft so vieler Düsseldorferinnen und Düsseldorfer, sich für Auch ich begrüße Sie heute sehr herzlich zu dieser Feierstunde, in der der DGB, in der wir gemeinsam an geflüchtete Menschen, die hier zu uns nach Düsseldorf kommen, einzusetzen. Ich bin mir sicher, dies wäre Karl Arnold erinnern möchten. Als einer seiner Nachfolger im Amt des Oberbürgermeisters der Landeshaupt - im Sinne Karl Arnolds, der selbst einmal sagte: „Wir leben aus der Vielfalt. Wir sind kein Einheitsbrei. Die stadt Düsseldorf freue ich mich sehr, dass wir dies am Karl-Arnold-Platz, dass wir dies in der Landeshaupt - Vielfalt macht stark und gibt uns geistige Kräfte.“ stadt Düsseldorf tun. Auch wenn es seine Aufgabe war nach vorne zu blicken, bewies er historisches Bewusstsein und Gespür. Meine Damen und Herren, erst vor wenigen Wochen mussten wir Abschied nehmen von Gottfried Arnold, Düsseldorf war die erste Stadt in Deutschland überhaupt, in der mit einer Gedenktafel an die Reichspo - dem Sohn Karl Arnolds. Es freut mich daher sehr, dass trotz der für sie schweren Zeit der Trauer heute auch gromnacht 1938 erinnert wurde. Er weihte die Tafel bereits am 9. November 1946 ein. Bis heute erinnern Vertreter der Familie Arnold anwesend sind. wir in Düsseldorf in jedem Jahr mit einer Gedenkveranstaltung an die Reichspogromnacht. Fast auf den Tag genau vor 70 Jahren, am 29. Januar 1946, wurde Karl Arnold zum Düsseldorfer Oberbür - Ich bin mir sicher, dass es Karl Arnold gefallen hätte, dass seit einigen Jahren die Büste, die ihn zeigt, germeister gewählt. Gewählt von einer, von der britischen Militärregierung, ernannten Stadtvertretung. gegenüber dem Standbild von Johannes Rau vor der ehemaligen Staatskanzlei steht. Johannes Rau prägte einen anderen für unser Land wichtigen Ausspruch: „Versöhnen statt spalten.“ Der DGB hat ganz bewusst dieses Datum zum Anlass genommen, um an Karl Arnold zu erinnern. Damit rückt auch seine Amtszeit als Düsseldorfer Oberbürgermeister ins Blickfeld, diese zwar nur kurze, aber für Meine Damen und Herren, in diesem Jahr feiern wir ein weiteres großes Jubiläum: Das 70-jährige Bestehen ihn und unsere Stadt so wichtige und ereignisreiche Phase seines Lebens. des Landes Nordrhein-Westfalen und damit 70 Jahre Landeshauptstadt Düsseldorf. Diese Jubiläen lassen sich nicht denken ohne Karl Arnold, diesen großen Düsseldorfer, diesen bedeutenden Oberbürgermeister Geboren wurde Karl Arnold im Jahre 1901 in Herrlishöfen im Landkreis Biberach. Womit bewiesen wäre, und Ministerpräsidenten. dass es eine gewisse Tradition gibt, gebürtige Schwaben in Düsseldorf zu Oberbürgermeistern zu wählen. Deshalb freue ich mich auf das große Bürgerfest in Düsseldorf, mit dem wir im August an die Gründung des Karl Arnold kam im Alter von 20 Jahren nach Düsseldorf und wurde Sekretär der christlichen Gewerkschaft. Landes erinnern werden. Spätestens dann wird auch wieder von Karl Arnold die Rede sein. In der Zentrumspartei fand er seine politische Heimat und engagierte sich kommunalpolitisch. Von 1929 bis 1933 gehörte er dem Düsseldorfer Stadtrat an und arbeitete im Fraktionsvorstand mit. 1933 wurde er Thomas Geisel aus dem Stadtrat ausgeschlossen. Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf Nach dem Krieg wurde er zunächst in den Vertrauensausschuss bestellt. Vom 1. Februar 1946 bis zum 4. Juli 1947 war er schließlich Oberbürgermeister von Düsseldorf, zunächst von der ernannten Stadtvertretung gewählt und schließlich durch den ersten freigewählten Stadtrat bestätigt. Dieser kurze Zeitraum von nicht einmal anderthalb Jahren war nicht exklusiv für die Düsseldorfer Kommu - nalpolitik reserviert, wie wir alle wissen. Er war zudem Landtagsabgeordneter, stellvertretender Minister - präsident und wurde schließlich erster freigewählter Ministerpräsident unseres neu gegründeten Landes. Zudem übernahm er publizistische Verantwortung und gründete zusammen mit Mitstreitern die Rheinische Post. Er war Mitbegründer der CDU und Verfechter der Einheitsgewerkschaft. 4 5 eine Urkunde aus, aus der hervorgeht, dass er als Gesellenstück ein Paar Damenschnürstiefel angefertigt Karl Arnold 1901 – 1958 hat. Offenbar auf Vermittlung des einflussreichen Zentrumspolitikers Matthias Erzberger, der die Region im Reichstag vertrat, konnte Arnold die Soziale Hochschule in Kochel – die sogenannte Seehof-Schule – besu - Über ein Lebenswerk chen, deren Gründung auf eine Initiative der „Hauptstelle katholisch sozialer Vereine“ in München zurück - ging. Hier befasste sich Arnold im Verlauf seiner Fortbildung intensiv mit der katholischen Soziallehre, die ihn für sein weiteres Leben prägen sollte. Anschließend