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Erinnern. Karl Arnold

Erinnern. Karl Arnold

erinnern.

Karl Arnold – Wegbereiter der Einheitsgewerkschaft

Herausgeber: DGB-Region Düsseldorf-Bergisch Land Verantwortlich: Sigrid Wolf, Regionsgeschäftsführerin Redaktion: Thomas Ziegler Friedrich-Ebert-Str. 34-38 40210 Düsseldorf Tel.: 0211-3683 211 Gestaltung/Druck: Graphik und Druck Lippmann Fotos: Kristof Becker, Anne Orthen (RP), Thomas Ziegler, Archiv Rheinische Post, Hehmke-Winterer / Archiv Rheinische Post, Ruth Hallensleben / Archiv Rheinische Post, Max Schirner / Archiv Rheinische Post

Wir danken der Rheinischen Post für die Erlaubnis den Zeitungsbericht über unsere Feierstunde abzudrucken. DGB-Stadtverband Düsseldorf Vorwort

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

im Jahre 1945 beteiligte sich gemeinsam mit Hans Böckler an der Gründung der Einheitsgewerkschaften im Rheinland, des heutigen DGB. Karl Arnold saß seinerzeit dem Bezirk Düsseldorf vor und war Vorsitzender der Düsseldorfer Christdemokraten. Andreas Meyer-Lauber Am 29. Januar 1946 wurde Arnold zum Oberbürgermeister von Düsseldorf ernannt und im Oktober in den ersten freien Kommunalwahlen gewählt. 1947 wurde Arnold vom Landtag zum ersten Ministerpräsidenten von NRW gewählt und war wesentlich an der Erstellung des „Ahlener Wirtschafts- und Sozialprogramms“ der CDU beteiligt. Arnold sah sich selbst immer als „christlichen Sozialisten“ und setzte sich 1945 für die betriebliche Mitbestimmung ein. Radisson Blu Scandinavia Hotel Düsseldorf (Foto: Two Werbeagentur Düsseldorf) Aus diesem Anlass erinnerten der DGB-Bezirk NRW und der DGB-Stadtverband Düsseldorf in einer Feier - stunde in Düsseldorf an das Leben und an das Lebenswerk von Karl Arnold. 70 Gäste aus Gewerkschaften, Wirtschaft, Verwaltung und Politik, unter ihnen die Landtagspräsidentin NRW Carina Gödecke, der Vorstandsvorsitzende der Karl-Arnold-Stiftung Bernhard Worms, der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf Thomas Geisel, Hildegard Lohse, Tochter von Karl Arnold, und weitere Mitglieder der Familie waren der Einladung gefolgt. Dr. Detlev Hüwel, Biograf Arnolds und Politikredakteur der Rheinischen Post, die Arnold im Jahr 1946 vor seiner Wiederwahl zum Oberbürgermeister gegründet hatte, beschrieb das Lebenswerk Arnolds. Karl-Josef Laumann, Bundesvorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), stellte in seiner Laudatio die Frage, was Arnold wohl zur heutigen Situation im Land sagen würde. Der CDU-Politiker würdigte den 1958 verstorbenen Arnold als einen der prägenden Köpfe des Landes NRW und betonte, dass vieles von dem, was er damals sagte, noch heute Gültigkeit habe. Arnold habe dafür gestanden, Grenzen zu über - winden, und zwar ebenso zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern wie zwischen politischen Parteien und Konfessionen. Dies sei gerade mit Blick auf die Flüchtlingsdebatte aktueller denn je. Schon damals nannte Arnold drei Aspekte, die geregelt werden müssten: die Frage der Arbeitszeiten, der Entlohnung und der Mitbestimmung. 70 Jahre später stehen diese Aspekte – wenn auch unter anderen Voraussetzungen - ganz oben auf der Tagesordnung der Gewerkschaften.

Andreas Meyer-Lauber Sigrid Wolf Vorsitzender des DGB-Bezirk NRW Vorsitzende DGB-Stadtverband Düsseldorf

Anmeldung Heike Froese, DGB-Region Du s?seldorf-Bergisch Land

3 Diese Fülle von Ämtern und Aufgaben macht staunend. Sie zeigt auch die Vorzüge einer engen Zusammen - Rede des arbeit von Land und Landeshauptstadt. Und sicherlich gab es vielfältige und wertvolle Berührungspunkte zwischen den verschiedenen Bereichen. Oberbürgermeisters Es scheint, als ob Karl Arnold in kürzester Zeit nachholen wollte, was ihm fast zwölf Jahre lang während der NS-Diktatur verwehrt blieb: Sich für das Gemeinwesen, sich für einen demokratischen Neuanfang einzuset - Thomas Geisel zen. Und es gab viel zu tun: Unsere Stadt – viele Städte – ein ganzes Land lagen in Schutt und Asche. Karl Arnold hat, wie ich meine, in der Nachkriegszeit entscheidende Weichenstellungen, nicht nur für den Aufbau und den Aufstieg unseres Landes, sondern auch für unsere Stadt gestellt, in politischer und wirt - schaftlicher, wissenschaftlicher aber vor allem auch in sozialer und menschlicher Hinsicht. Der viel zitierte Ausspruch von Nordrhein-Westfalen als „sozialem Gewissen der Bundesrepublik“ kenn - zeichnet seinen hohen Anspruch. Und in Düsseldorf können wir froh und stolz darauf sein, dass Düsseldorf die Hauptstadt dieses Landes Nordrhein-Westfalen, zentraler Ort und Teil dieses „sozialen Gewissens“ ist. Aber wir müssen es auch in der alltäglichen politischen Arbeit fortwährend beweisen.

Sehr geehrter Herr Meyer-Lauber, sehr geehrte Frau Wolf, Thomas Geisel Dass wirtschaftlicher Erfolg und sozialer Anspruch kein Widerspruch sein müssen, zeigt sich bis heute in der sehr geehrter Herr Staatssekretär Laumann, Dynamik unserer Stadt, aber auch im Zusammenhalt und im Miteinander der Menschen hier. sehr geehrter Herr Dr. Hüwel, meine sehr geehrten Damen und Herren! Aktuell erleben wir dies gerade in der Bereitschaft so vieler Düsseldorferinnen und Düsseldorfer, sich für Auch ich begrüße Sie heute sehr herzlich zu dieser Feierstunde, in der der DGB, in der wir gemeinsam an geflüchtete Menschen, die hier zu uns nach Düsseldorf kommen, einzusetzen. Ich bin mir sicher, dies wäre Karl Arnold erinnern möchten. Als einer seiner Nachfolger im Amt des Oberbürgermeisters der Landeshaupt - im Sinne Karl Arnolds, der selbst einmal sagte: „Wir leben aus der Vielfalt. Wir sind kein Einheitsbrei. Die stadt Düsseldorf freue ich mich sehr, dass wir dies am Karl-Arnold-Platz, dass wir dies in der Landeshaupt - Vielfalt macht stark und gibt uns geistige Kräfte.“ stadt Düsseldorf tun. Auch wenn es seine Aufgabe war nach vorne zu blicken, bewies er historisches Bewusstsein und Gespür. Meine Damen und Herren, erst vor wenigen Wochen mussten wir Abschied nehmen von Gottfried Arnold, Düsseldorf war die erste Stadt in Deutschland überhaupt, in der mit einer Gedenktafel an die Reichspo - dem Sohn Karl Arnolds. Es freut mich daher sehr, dass trotz der für sie schweren Zeit der Trauer heute auch gromnacht 1938 erinnert wurde. Er weihte die Tafel bereits am 9. November 1946 ein. Bis heute erinnern Vertreter der Familie Arnold anwesend sind. wir in Düsseldorf in jedem Jahr mit einer Gedenkveranstaltung an die Reichspogromnacht. Fast auf den Tag genau vor 70 Jahren, am 29. Januar 1946, wurde Karl Arnold zum Düsseldorfer Oberbür - Ich bin mir sicher, dass es Karl Arnold gefallen hätte, dass seit einigen Jahren die Büste, die ihn zeigt, germeister gewählt. Gewählt von einer, von der britischen Militärregierung, ernannten Stadtvertretung. gegenüber dem Standbild von vor der ehemaligen Staatskanzlei steht. Johannes Rau prägte einen anderen für unser Land wichtigen Ausspruch: „Versöhnen statt spalten.“ Der DGB hat ganz bewusst dieses Datum zum Anlass genommen, um an Karl Arnold zu erinnern. Damit rückt auch seine Amtszeit als Düsseldorfer Oberbürgermeister ins Blickfeld, diese zwar nur kurze, aber für Meine Damen und Herren, in diesem Jahr feiern wir ein weiteres großes Jubiläum: Das 70-jährige Bestehen ihn und unsere Stadt so wichtige und ereignisreiche Phase seines Lebens. des Landes Nordrhein-Westfalen und damit 70 Jahre Landeshauptstadt Düsseldorf. Diese Jubiläen lassen sich nicht denken ohne Karl Arnold, diesen großen Düsseldorfer, diesen bedeutenden Oberbürgermeister Geboren wurde Karl Arnold im Jahre 1901 in Herrlishöfen im Landkreis Biberach. Womit bewiesen wäre, und Ministerpräsidenten. dass es eine gewisse Tradition gibt, gebürtige Schwaben in Düsseldorf zu Oberbürgermeistern zu wählen. Deshalb freue ich mich auf das große Bürgerfest in Düsseldorf, mit dem wir im August an die Gründung des Karl Arnold kam im Alter von 20 Jahren nach Düsseldorf und wurde Sekretär der christlichen Gewerkschaft. Landes erinnern werden. Spätestens dann wird auch wieder von Karl Arnold die Rede sein. In der Zentrumspartei fand er seine politische Heimat und engagierte sich kommunalpolitisch. Von 1929 bis 1933 gehörte er dem Düsseldorfer Stadtrat an und arbeitete im Fraktionsvorstand mit. 1933 wurde er Thomas Geisel aus dem Stadtrat ausgeschlossen. Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf Nach dem Krieg wurde er zunächst in den Vertrauensausschuss bestellt. Vom 1. Februar 1946 bis zum 4. Juli 1947 war er schließlich Oberbürgermeister von Düsseldorf, zunächst von der ernannten Stadtvertretung gewählt und schließlich durch den ersten freigewählten Stadtrat bestätigt. Dieser kurze Zeitraum von nicht einmal anderthalb Jahren war nicht exklusiv für die Düsseldorfer Kommu - nalpolitik reserviert, wie wir alle wissen. Er war zudem Landtagsabgeordneter, stellvertretender Minister - präsident und wurde schließlich erster freigewählter Ministerpräsident unseres neu gegründeten Landes. Zudem übernahm er publizistische Verantwortung und gründete zusammen mit Mitstreitern die Rheinische Post. Er war Mitbegründer der CDU und Verfechter der Einheitsgewerkschaft.

4 5 eine Urkunde aus, aus der hervorgeht, dass er als Gesellenstück ein Paar Damenschnürstiefel angefertigt Karl Arnold 1901 – 1958 hat. Offenbar auf Vermittlung des einflussreichen Zentrumspolitikers Matthias Erzberger, der die Region im Reichstag vertrat, konnte Arnold die Soziale Hochschule in Kochel – die sogenannte Seehof-Schule – besu - Über ein Lebenswerk chen, deren Gründung auf eine Initiative der „Hauptstelle katholisch sozialer Vereine“ in München zurück - ging. Hier befasste sich Arnold im Verlauf seiner Fortbildung intensiv mit der katholischen Soziallehre, die ihn für sein weiteres Leben prägen sollte. Anschließend machte sich Arnold ins Rheinland auf, um beruflich Tritt zu fassen. In Düsseldorf, wo er sich niederließ, trat er dem Lederarbeiter-Verband bei, der zum christlichen Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) zählte. Düsseldorf war damals geradezu eine Hochburg der christlichen Gewerkschaftsbewegung. Mit dem sprichwörtlichen schwäbischen Fleiß verschaffte sich Arnold rasch Ansehen, wurde Kartellsekretär und später sogar Vorsitzender des damaligen DGB in Düsseldorf. Dieser Dachverband DGB, dessen stärkste Säule die christlichen Gewerkschaften bildeten, stand in der Wei - Dr. Detlev Hüwel, Ressortleiter Landespolitik marer Republik in scharfer Konkurrenz zu dem übermächtigen Dachverband der freien Gewerkschaften, bei der Rheinischen Post dem Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund (ADGB). Im Mittelpunkt der Gewerkschaftsforderungen Dr. Detlev Hüwel standen die Mitbestimmung der Arbeitnehmer und Mitbesitz an Unternehmen. Diese Forderungen machte 2016 ist für uns in Nordrhein-Westfalen ein besonders Jahr: sich auch der Gewerkschafter Arnold zu eigen, und er hielt auch nach dem 2. Weltkrieg unbeirrt daran fest. Unser Land wird 70 Jahre alt – oder soll man besser sagen: jung? Die britische Besatzungsmacht hat es da - In seiner Wahlheimatstadt lernte Arnold in den 20er Jahren seine spätere Frau Liesel Joeres kennen, mit der mals aus dem Nordteil der Rheinprovinz und aus Westfalen zusammengefügt; später kam noch Lippe dazu. er drei Kinder haben sollte. Wie sie wissen, ist sein Sohn Gottfried kurz nach Weihnachten verstorben. Er Im Nachhinein darf man wohl feststellen, dass es sich um eine gelungene Neubildung handelt. Im föderalen war ein vorbildlicher Verleger, der für die Belange der Redaktion stets ein offenes Ohr hatte. System der Bundesrepublik nimmt Nordrhein-Westfalen schon allein aufgrund seiner Bevölkerungszahl sowie seiner Wirtschafts- und Steuerkraft eine herausragende Stellung ein. Karl Arnold kletterte in den Weimarer Jahren auch in der Zentrumspartei, die ganz überwiegend katholisch geprägt war, die Stufenleiter nach oben und war zuletzt Vize-Fraktionschef im Düsseldorfer Stadtrat. Die Mit der Geschichte Nordrhein-Westfalens ist der Name des Mannes untrennbar verbunden, an den wir uns Machtergreifung der Nazis machte seiner gewerkschaftlichen und parteipolitischen Karriere 1933 ein jähes heute dankbar erinnern: Karl Arnold. Er war der erste von den Bürgern gewählte Ministerpräsident des Landes und trat 1947 sein schweres Amt an, in einer Zeit, in der nahezu an allem Mangel herrschte, an medizinischer Versorgung und Wohnraum, vor allem aber auch an Nahrungsmitteln. Damals kam es in Düsseldorf und andernorts an Rhein und Ruhr zu Hungerdemonstrationen. Die Menschen kämpften um jede Kalorie. Der Platz, an dem sich unser heutiges Tagungshotel befindet, ist nach diesem Christdemokraten der ersten Stunde benannt worden. 2012 wurde auf dem Johannes-Rau-Platz unweit des Landtags die bronzene Por - trät-Büste von Karl Arnold aufgestellt. Bert Gerresheim, der das Kunstwerk schuf, hat auf seinem Monument Aussprüche des CDU-Politikers verewigt, die nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben, ja die eigentlich aktueller anmuten denn je. Eine dieser Maxime lautet: „Das Volk draußen im Lande hat kein Verständnis für Parteihader und keinen Sinn für Interessenklüngel. Es will nicht schöne Worte hören, es erwartet von uns Arbeit und Verantwortung.“ Karl Arnold und Johannes Rau – der eine CDU, der andere SPD – hätten sicherlich keine Probleme im Um - gang miteinander gehabt, bildeten die christlichen Grundwerte doch für beide die Leitplanken ihres politi - schen Handelns. Die Büsten beider Politiker stehen vor der ehemaligen Staatskanzlei, in der Rau fast 20 Jahre lang gewirkt hat. Ministerpräsident Arnold hatte sein Büro noch in der Düsseldorfer Elisabethstraße. Die Staatskanzlei zog erst 1959 auf Veranlassung von Arnolds Nachfolger in das ehemalige Landeshaus der früheren Provinzialverwaltung, wozu auch die Villa Horion gehörte. Doch auch da ist die Staatskanzlei nicht mehr zu finden. 1999 hat der damalige NRW-Ministerpräsident seine Behörde in das moderne gläserne Hochhaus Stadttor verlegt. Dort, im elften Stock des Stadttors, hängen die Porträts der bisherigen nordrhein-westfälischen Regierungs - chefs, und natürlich ist dort auch das Ölgemälde von Richard Schreiber zu sehen, das Karl Arnold mit ernstem, aber offenem Gesichtsausdruck zeigt. Er hat es sich in seiner Jugend gewiss nicht träumen lassen, eines Tages einer der wichtigsten deutschen Politiker zu werden. Der junge Karl, geboren im März 1901, wuchs Karl Arnold (Foto: Hehmke-Winterer, in bescheidenen Verhältnisse im katholischen Elternhaus im württembergischen Herrlishöfen bei Archiv Rheinische Post). Biberach an der Riss auf. Sein Vater war ein kleiner Landwirt und Handwerker. Nach dem Besuch der Volks - schule absolvierte Karl eine Lehre als Schuhmacher. Die Handwerkskammer Ulm stellte ihm zum Abschluss

6 7 Ende. Die Nazis zerschlugen die Gewerkschaften und das Parteiensystem. Viele Menschen gerieten in exis - tenzielle Nöte. Arnold arbeitete zunächst beim örtlichen Kirchensteueramt und dann als Vertreter für ein Installationsunternehmen, dessen Teilhaber er später wurde. Die Einstufung des Unternehmens als kriegs - wichtig sollte ihn davor bewahren, als Soldat eingezogen zu werden. Während der braunen Diktatur hatte Arnold Kontakt zu Anti-Hitler-Kreisen, auch wenn er nicht dem engeren Kreis des Widerstandes zugerechnet werden kann. Doch die Nazis hatten auch ihn im Visier. 1944 wurde er verhaftet und für kurze Zeit ins Ge - fängnis gesteckt. In den Diskussionszirkeln im Unter - grund reifte die Entschlossenheit der demokratisch gesonnenen Kräfte, nach dem Krieg, einen radi - kalen politischen Neuanfang zu wagen: Die weitgehende Beschrän - kung der Zentrumspartei auf das katholische Klientel sollte überwun - den werden und eine neue, inter - konfessionelle Christliche Partei entstehen. In Düsseldorf gehörte Karl Arnold zusammen mit dem frü - heren Direktor der Münchner Neu - esten Nachrichten, Anton Betz, zum Gründerkreis dieser „Christli - Links , rechts Karl Arnold (Foto: Max Schirner; Archiv Rheinische Post). chen Volkspartei“ (CVP), wie sie sich anfangs noch nannte. war. Man sieht: Berührungsängste gab es damals nicht. Der Siebener-Ausschuss entwarf einen „Organisa - In einem Aufruf an die Bevölkerung, tionsplan für die Bildung einer Einheitsgewerkschaft in der Nord-Rheinprovinz“, die sich in 17 nicht-auto - der unmittelbar nach Einstellung nome Fach- bzw. Berufsgruppen gliedern sollte. Dementsprechend versuchte Arnold in Düsseldorf die der Kriegshandlungen in Düsseldorf Gewerkschaftsgründung zu forcieren. Wenige Tage, nachdem die Stadt von den Amerikanern eingenommen veröffentlicht wurde, formulierten worden war, schrieb er (28. Mai 1945) an seinen politischen Vertrauten Georg Glock, der US-Gouverneuer Arnold und Betz sechs programm - wolle die Namen und Anschriften der leitenden Gewerkschaftsführer wissen. atische Kernpunkte. Einer davon Bereits wenige Tage später legte Arnold Oberst Bond von der Düsseldorfer US-Militärregierung dar, dass es galt der Forderung nach einer – ich in Zukunft nur eine Gewerkschaftsorganisation geben solle, die konfessionell tolerant und parteipolitisch Karl Arnold (Foto: Archiv Rheinische Post). zitiere – „Wirtschaftsordnung, die neutral zu sein habe. Am 20. Juli 1945 drängten Arnold und Glock die Düsseldorfer Militärregierung abermals soziale Gerechtigkeit und verant - zur Zulassung „einer Gewerkschaftsorganisation“, deren Zweck es sei, nicht nur die Interessen der Arbeiter, wortliche Mitbestimmung aller die Wirtschaft tragenden Gruppen gewährleistet“. Hier ist die Handschrift Angestellten und Beamten wahrzunehmen, sondern auch Einfluss zu nehmen „auf die Gestaltung des Wirt - des Gewerkschafters und Sozialpolitikers Karl Arnold deutlich zu erkennen, der im November 1945 Vorsit - schaftslebens, der Sozialpolitik und des Arbeitsrechts“, wie es hieß. zender der Düsseldorfer Christdemokratischen Partei (CDP) – der späteren CDU – wurde. Die Briten, die im Juni die Amerikaner als Besatzungsmacht in der Nordrhein-Provinz abgelöst hatten, lehnten Zugleich war Arnold unmittelbar nach dem Krieg bestrebt, eine neue Gewerkschaftsbewegung aufzubauen. diese zentralistischen Pläne jedoch ab. Offenbar fürchteten sie, dass die Kommunisten einen zu großen Ein - Auch hier sollte die Zersplitterung in Richtungsgewerkschaften wie zu Zeiten der Weimarer Republik zu - fluß darin haben könnten. Sie pochten stattdessen darauf, dass der Gewerkschaftsaufbau „langsam und gunsten einer einheitlichen, schlagkräftigen Organisation überwunden werden, indem alle gewerkschaftli - gut“ zu erfolgen habe. Der britische Gewerkschaftsverband TUC schickte damals sogar eine Delegation chen Kräfte gebündelt werden. Arnold hat später mehrfach darauf verwiesen, dass die Zerklüftung der nach Düsseldorf, um auf die deutschen Gewerkschafter sanften Druck in Richtung Industrieverbandsprinzip Gewerkschaftsbewegung in Deutschland Hitlers Aufstieg erleichtert hat. auszuüben. Böckler, der inzwischen der unumstrittene Führer der Arbeitnehmer in Rheinland war, kam zu Auf die Gewerkschaftsfrage möchte ich mit Blick auf unsere heutigen Gedenkveranstaltung etwas näher der Einsicht, „dass wir zunächst autonome Gewerkschaften aufzubauen haben, ohne unsere weitergehen - eingehen. Bereits Ende März 1945, als der Krieg im Rheinland noch tobte, trafen sich in Köln, dem Wohnort den, zusammenfassenden Pläne aus dem Auge zu verlieren“. von Hans Böckler, ehemalige Gewerkschafter, um die organisatorischen Maßnahmen für die Gründung einer Am 9. Dezember eröffnete Karl Arnold in der Aula der Luisenschule die Gründungsversammlung der Düs - Einheitsgewerkschaft zu besprechen. seldorfer „Einheitsgewerkschaft“. Von dieser Veranstaltung gibt es ein Foto. Es zeigt ein großes Plakat über Es wurde damals ein sogenannter Siebener-Ausschuss unter Vorsitz von Böckler gegründet, dem auch Karl dem Podium. Darauf steht zu lesen: „Die Einheit der Schaffenden ist das Gebot der Stunde.“ Es nahmen Arnold angehörte, der die im Werden begriffene christdemokratische Parteirichtung vertrat. Böckler und daran 423 Sprecher aus mehr als 270 Betrieben und Verwaltungen teil. Arnold, der in den Vorstand gewählt Werner Hansen standen für die sozialdemokratische Ausrichtung, während Konrad Skrentny Kommunist wurde, forderte nicht nur die paritätische Besetzung der wirtschaftlichen Selbstverwaltungsorgane, sondern

8 9 Das Verhältnis zwischen Arnold und Adenauer, man kann es nicht anders sagen, blieb stets gespannt. Nach der Landtagswahl vom 20. April 1947 wurde Arnold – sehr zum Mißfallen Adenauers – zum Minis - terpräsidenten gewählt und bildete ein Allparteien-Kabinett, dem zunächst auch die Kommunisten ange - hörten. Lediglich die FDP entzog sich wegen der geplanten Sozialisierung der Grundstoffindustrie dem Angebot zur Mitarbeit in der Regierung. Arnold bekam wegen der angestrebten Vergesellschaftung der Grundstoffindustrie mehrfach den Zorn Aden - auers zu spüren, der damals Fraktionschef im Landtag war. Adenauer warnte ihn vor Zugeständnissen, die – wie er sagte – „weit über unser Parteiprogramm, das Ahlener Programm, hinausgehen“. „Unsere Partei besteht nun einmal nicht nur aus Arbeitnehmern“, so Adenauer. Und weiter: „Es erscheint mir im höchsten Grade gefährlich, wenn nicht unverantwortlich, aus propagandistischen Gründen …. viele tausende von Stimmen aus den Kreisen des Mittelstandes und der Landwirtschaft zu verlieren und den Bestand der Partei zu gefährden,“ so der Originalton Adenauers. Das war starker Tobak, aber typisch für seine apodiktische Argumentation. Doch Arnold ließ sich nicht einschüchtern. Die Sozialisierung sei – so konterte er - – „eine Frage von allergrößter Wichtig - Links Konrad Adenauer, rechts Karl Arnold (Foto: Archiv Rheinische Post). keit..., der gerade auch von den christli - chen Bergarbeitern größte Bedeutung auch die Bildung einer paritätisch zusammengesetzten überbetrieblichen Wirtschaftskammer, „um bald - beigemessen wird“. Und er machte deut - möglichst Ordnung in unser Wirtschaftsleben zu bringen“. Es waren Forderungen, die bereits in der Weimarer lich, dass er zusammen mit SPD und den Republik für ihn und die Gewerkschaften im Vordergrund standen und nach den schrecklichen Erfahrungen Gewerkschaften in dieser Frage vorgehen mit der Nazi-Diktatur erst recht obenan rangierten. An der weiteren Verfestigung der Einheitsgewerkschaft wollte. Bekanntlich verlief der Sozialisie - in Düsseldorf hatte Arnold keinen unmittelbaren Anteil mehr, da er Anfang 1946 zum Oberbürgermeister rungsvorstoß des nordrhein-westfäli - der Stadt gewählt wurde. Zum Vorsitzenden des 1947 gegründeten DGB in der britischen Zone, Hans Böck - schen Landtags im Sande, weil sich die ler, behielt Arnold jedoch ein vertrauensvolles Verhältnis, und er konnte sich auch als Ministerpräsident britische Militärregierung, die zunehmend stets der Unterstützung seines Duzfreundes gewiss sein. An der 1951 verankerten Montanmitbestimmung in den Einflußbereich der Amerikaner ge - haben Böckler wie Arnold entscheidenden Anteil. Als sich 1955 eine Gruppe christlicher Gewerkschafter riet, querlegte. An ihrem Veto scheiterten abspaltete, stand Karl Arnold uneingeschränkt an der Seite des DGB. auch die Versuche, zu einer Bodenreform Anfang 1946 wurde Arnold vom (damals noch ernannten) Rat zum Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf und zu überbetrieblichen Mitbestim - gewählt, die noch im selben Jahr, nämlich im Juli, zur Hauptstadt des neugebildeten „Bindestrichlandes“ mungsformen zu kommen. Derweil dau - Nordrhein-Westfalen bestimmt wurde. Oberbürgermeister Arnold reagierte darauf sehr zurückhaltend und erten die Alltagsprobleme, mit denen sich verwies mit kargen Worten auf den großen Mangel an Wohn- und Veranstaltungsraum im stark zerstörten die Regierung Arnold und der Düsseldor - Düsseldorf. Das war auch der Grund, warum der Landtag zu seinen Sitzungen noch längere Zeit im Festsaal fer Landtag immer wieder zu befassen der Henkel-Werke, dem Gesolei-Saal, zusammenkommen musste. Im Zusammenhang mit der „operation hatte, an. marriage“, dem Unternehmen Hochzeit, also der Bildung des Landes Nordrhein- Westfalen, verfügten die Zu dem erwähnten Mangel an Lebens - Briten zudem, dass Arnold Stellvertreter des ernannten NRW-Ministerpräs identen werden mitteln und Wohnungen kamen die von sollte. Walter Hensel, ein enger Vertrauter von Arnold, hat es einmal so ausgedrückt: „Arnold war ein Typ, den Alliierten durchgeführten Industrie - der den Briten lag.“ Und das galt politisch wie menschlich. Oberbürgermeister Arnold gelang es auch, den demontagen und drohende „Grenzkor - Schauspieler Gustaf Gründgens von zurück in dessen Geburtsstadt Düsseldorf ans Schauspielhaus rekturen“ durch die Niederlande und Karl Arnold (Foto: Ruth Hallensleben, Archiv Rheinische Post). zu holen. Zusammen mit Anton Betz und Erich Wenderoth erhielt Arnold 1946 von der britischen Besat - Belgien hinzu. zungsmacht die Lizenz zur Herausgabe einer Zeitung, die zwar der CDU nahestehen, aber keine Parteizeitung sein sollte. Am 2. März 1946 erschien die erste Ausgabe der Rheinischen Post mit einem Umfang von vier 1948, bei der sich abzeichnenden Weststaatsbildung, waren die Länderchefs die obersten Repräsentanten Seiten – das Papier war Mangelware, die Nachfrage war viel höher als die Auflage sein durfte. der drei westlichen Besatzungszonen, denn eine Zentralregierung gab es ja noch nicht. Arnold setzte sich damals dafür ein, die auszuarbeitende Verfassung nicht „Verfassung“ Arnold, der Anwalt der Arbeitnehmerinteressen, machte sich 1945 und 1946 für einen „christlichen , sondern lediglich „Grundgesetz“ zu nennen, wie es dann auch so beschlossen wurde. Arnold wollte mit Sozialismus“ als Mittelweg zwischen dem für gescheitert erklärten Kapitalismus und dem menschenver - diesem Begriff die Vorläufigkeit, das Provisorium der Weststaatsbildung unterstreichen. In seiner Ansprache achtenden Kommunismus stark. Diese Terminologie rief den schärfsten Widerspruch des früheren Zentrums - zur Eröffnung des Parlamentarischen Rates am 1. September 1948 im Bonner Museum Alexander Koenig politikers Konrad Adenauers hervor, der nach anfänglichem Zögern der CDU beigetreten war und dort sagte er in dem ihm eigenen Pathos: „Unser unwiderrufliches, unser heiliges Gelöbnis gehört dem ganzen zielstrebig seine Machtposition ausbaute. Übrigens hatte sich Arnold massiv für den Parteieintritt des deutschen Volke, gehört seiner geistigen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Einheit.“ prominenten ehemaligen Kölner OB eingesetzt, um der CDU einen zugkräftigen Namen zu verschaffen. Zugleich war Arnold ein glühender Anhänger der europäischen Verständigung. Anfang 1949 schlug er in

10 11 einer vielbeachteten Rundfunkansprache einen völkerrechtlichen Zweckverband für die Schwerindustrie vor. Damit gehörte er zu den Wegbereitern der europäischen Einigung, die 1951 mit der Europäischen Gemein - Grenzen überwinden: schaft für Kohle und Stahl (EGKS) ihren institutionellen Anfang nahm. Arnold hätte sicher alles dafür getan, das europäische Einigungswerk, so wie es sich im Laufe der Jahrzehnte entwickelt und verfestigt hat, nicht Was wir auch heute noch von zu gefährden. Er drängte 1949 darauf, dass sich Union und SPD in einer gemeinsamen Koalition an die Regierungsarbeit Karl Arnold lernen können in der taufrischen Bundesrepublik machten, doch Adenauer wollte es anders. Karl Arnold aber blieb der auf sozialen Wandel drängende Stachel der CDU. Das brachte er in seiner Regierungserklärung 1950 besonders deutlich zum Ausdruck, als er sagte: „Nordrhein-Westfalen will und wird das soziale Gewissen der Bundes - republik sein.“ Dieser vielzitierte Anspruch zeigt einmal mehr, dass nach Arnolds fester Überzeugung Politik kein Selbstzweck sein darf, sondern den Menschen zu dienen hat. Vom Begriff Sozialisierung rückte er später zwar ab, ohne jedoch den sozialen Impetus aufzugeben. 1952 betonte er, dass die Eigentumsverteilung in Deutschland zu einer Neuordnung zwinge. Es falle auf, so sagte er in einen Interview, dass sich eine „wenn auch recht dünne besitzende Klasse“ gebildet habe, „die sich von der großen Masse allzu deutlich abhebt.“ Ich frage mich manchmal, was er wohl sagen würde, wenn Von Karl-Josef Laumann, Karl-Josef Laumann er lesen könnte, dass weniger als 100 Superreiche genau so viel besitzen wie die Hälfte der ärmeren Bevöl - Bundesvorsitzender der CDA-Deutschland kerung weltweit. Karl Arnold blieb kein Theoretiker, sondern wollte auch praktische Wege aufzeigen. Deswegen legte er da - Fast auf den Tag genau 70 Jahre ist es her, dass Karl Arnold zum Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf mals (1953) seinen Zwei-Pfennig-Plan zur Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand vor: Zwei Pfennig Stun - ernannt worden ist. Umso mehr freue ich mich, dass Sie alle heute hier in Düsseldorf zusammengekommen denlohn-Erhöhung, ergänzt um weitere zwei Pfennig vom Arbeitnehmer selbst, sollten an eine Zentralkasse sind, um einen Menschen zu würdigen, der die Entwicklung der Gewerkschaften, der Stadt Düsseldorf, des abgeführt werden und so auf die Dauer ein finanzielles Polster schaffen. Landes Nordrhein-Westfalen und der Bundesrepublik Deutschland maßgeblich mitgestaltet hat. 1954 wurde Arnold, der Apologet der sozialen Marktwirtschaft, als Ministerpräsident wiedergewählt, doch Karl Arnold ist einer der prägenden Köpfe unseres Landes – weit über seinen Tod im Jahr 1958 hinaus. Viele bereits knapp zwei Jahre später durch ein Konstruktives Misstrauensvotum im Düsseldorfer Landtag gestürzt. seiner Ideen und Weichenstellungen wirken bis heute nach, sind so aktuell wie eh und je. Ein wesentliches Das war schon bizarr: Die ausschlaggebende Kraft für den Regierungswechsel war die FDP, die doch selbst Merkmal seines Denkens und Handels war dabei Zeit seines Lebens, Grenzen zu überwinden: Grenzen zwi - im dritten Kabinett Arnold vertreten war. Anlass für den eiskalt herbeigeführten Machtwechsel war eine ge - schen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, Grenzen zwischen den verschiedenen Konfessionen und auch Gren - plante Wahlrechtsreform Adenauers im Bund, von der die kleineren Parteien womöglich stark benachteiligt zen zwischen den Parteien. Das bedeutet natürlich nicht, dass Arnolds Denken von Beliebigkeit geprägt war. worden wären. Arnold sprach zu recht von einer Schlacht in einem falschen Saal. Die spektakuläre Abwahl, Ganz im Gegenteil: Arnold hatte ein klares Wertefundament, das insbesondere auf dem christlichen Glauben, die er nicht verhindern konnte und die ein Schuss vor den Bug Adenauers sein sollte, schlug in ganz Deutsch - der unverletzlichen Würde des Menschen, der Absage an jegliche Ideologien sowie dem Streben nach sozialer land hohe Wellen. Gerechtigkeit basierte. Wirklich verstehen können wir das nur, wenn wir uns die wesentlichen Stationen sei - nes Lebens noch einmal vergegenwärtigen. Karl Arnold kam aus vergleichsweise einfachen Verhältnissen: Von da ab wandte sich Karl Arnold noch stärker der Bundespolitik zu. Er ließ sich zusammen mit Eugen geboren in Württemberg in dem nur etwa 70 Einwohner zählenden Weilers-Herrlishöfen (heute: Warthau - Gerstenmaier, Kai-Uwe von Hassel und Jakob Kaiser zu einem der vier stellvertretenden CDU-Bundesvorsit - sen-Höfen), aufgewachsen als eines von vier Kindern in einem katholisch geprägten Elternhaus, sein Vater zenden wählen. 1957 kandidierte er erfolgreich für den und wurde dort Vize-Vorsitzender der ein wenig wohlhabender Landwirt. Nach seinem Abgang von der Schule machte Arnold ab 1916 zunächst Unionsfraktion. Im Mai 1958 übernahm er als Nachfolger von Jakob Kaiser außerdem noch den Bundes - eine Lehre als Schuhmacher, die er drei Jahre später als Geselle abschloss. vorsitz der CDU-Sozialausschüsse. Zugleich wurde nach und nach auch sein politisches und gesellschaftliches Engagement immer deutlicher, Sein großes Ziel blieb allerdings die Rückgewinnung der Macht für die CDU in Nordrhein-Westfalen. Doch indem er beispielsweise sowohl im Katholischen Gesellenverein als auch in der Jugendorganisation des eine Woche vor der Landtagswahl, am 29. Juni 1958, erlag er einem Herzanfall. Karl Arnold wurde unter Zentrums aktiv war. Auf Vermittlung von Matthias Erzberger, des einflussreichen Zentrumspolitikers und großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem Düsseldorfer Südfriedhof beerdigt. An ihn denken wir auch kurzzeitigen Finanzministers der Weimarer Republik, konnte er 1920/21 auch die „Soziale Hochschule Leo - heute noch als einen herausragenden Politiker, der in schwierigen Zeiten maßgeblich an der politischen Wei - haus“ in Kochel am See besuchen, die vom Süddeutschen Verband Katholischer Arbeitnehmer betrieben chenstellung in Nordrhein-Westfalen und im Bund beteiligt war und sich damit um dieses Land verdient wurde. gemacht hat. Landtagspräsidentin Carina Gödecke hat bei der Aufstellung der Arnold-Büste von Bert Nach Abschluss seiner Studien dort begann schließlich seine steile Karriere als Gewerkschafter: Nach einem Gerresheim es einfühlsam so formuliert: „Er hat dem jungen Land Nordrhein-Westfalen, das in Schutt und kurzen Aufenthalt beim „Zentralverband christlicher Lederarbeiter“ folgte der Umzug nach Düsseldorf, wo Asche lag, eine Seele gegeben. Das haben die Menschen gespürt, und deshalb haben sie ihn als Landesvater er im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) aufstieg, dem seinerzeit von den christlichen Gewerkschaften verehrt.“ dominierten Dachverband, der nicht mit dem heutigen DGB verwechselt werden darf. 1924 wurde Arnold Sekretär des Bezirkskartells Düsseldorf, 1926 DGB-Vorsitzender in Düsseldorf. Gleichzeitig engagierte er sich politisch im Zentrum und wurde 1929 in den Rat der Stadt Düsseldorf gewählt. Das Jahr 1933 war dann natürlich auch für Karl Arnold eine große Zäsur: Sein Weg nach oben wurde mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten sowie der Zerschlagung der Gewerkschaften und der Parteien zunächst einmal jäh beendet. Arnold hielt sich beruflich als Anzeigenwerber und Teilhaber eines Heizungs- und Installationsun -

12 13 weise bescheidenen Verhältnissen stammte. Karl Arnold hat das, was man heute wahrscheinlich am besten als „Aufsteiger-Biografie“ bezeichnen kann: Mit Fleiß und Beharrlichkeit arbeitete er sich vom Lehrling zum Ministerpräsidenten hoch, überwand auch in diesem Sinne Grenzen. Dabei hat er nie vergessen, wo er hergekommen ist. Ganz im Gegenteil: Er ist immer ein leidenschaftlicher Verfechter der Arbeitnehmerinteressen geblieben. Parität, gleichberechtigte Mitbestimmung, Ausgleich zwi - schen Kapital und Arbeit, Dialog auf Augenhöhe: Das waren für Karl Arnold mehr als nur Phrasen. Darum trat er beispielsweise so energisch und vor allem auch erfolgreich für die Montanmitbestimmung ein. Darum kämpfte er so nachhaltig für die – wie er es beschrieb – „Eigentumsbildung in breiter Hand“ („Zwei-Pfen - nig-Plan“). Arnold beschrieb das in einer Rede 1957 so: „Der Arbeitnehmer soll aus seiner reinen Verbrauchshaltung herausgenommen werden und die Möglichkeit zur Bildung von echtem Eigentum erhalten. Der Arbeitnehmer soll nicht nur in der Gegenwart leben, er soll als Eigentümer sich für sein Schicksal und für die Zukunft seiner Familie verantwortlich fühlen. (…) Durch die Verbreiterung dieser Basis werden neue Schichten an dieser Ordnung interessiert; sie wird dadurch materiell und geistig gefestigt. (…) Die breite Eigentumsbildung dient dem sozialen Ausgleich in der freiheitlichen Ordnung.“ Dieser Grundgedanke Arnolds ist heute genauso aktuell wie damals: Wir müssen den Menschen in unserem Land – gerade auch den Arbeitnehmern – die Möglichkeit eröffnen, eigenes Eigentum und Vermögen zu bilden. Denn nur wer sich seine eigene Zukunft, seine eigene Freiheit, seine eigenen Aufstiegschancen erarbeiten kann, wird sich mit der Gesellschaft iden - tifizieren, wird sich in und für die Gesellschaft engagieren. Ich wünsche mir, dass wir in so mancher Debatte um unsere Sozialversicherungen ein wenig mehr an den Geist von Karl Arnold denken. Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Krankenversicherung: Das sind keine Almosen für Bedürftige. Nein, Arbeitnehmer zahlen dafür eigene Beiträge, bilden ein eigenes Vermögen, durch das sich Rechtsansprüche ergeben. Darum ist es auch so wichtig, dass jemand, der sein ganzes Leben lang gearbeitet und Beiträge gezahlt hat, am Ende eine Rente bekommen muss, die über der Sozialhilfe Rheinische Post vom 01.02.2016. liegt. Sonst nehmen wir den Menschen ihre Zukunft, ihre Freiheit und ihre Chancen. Und das bringt unser Gemeinwesen in Gefahr. ternehmens über Wasser. Auch wenn er sicherlich nicht zum engeren Kreis des Widerstands gehörte, arbeitete er an Untergrundzirkeln mit und wurde 1944 für kurze Zeit von der verhaftet. Der weitere Lebens - Gerade die tiefe sozialpolitische Verankerung von Karl Arnold ist es gewesen, die in Nordrhein-Westfalen weg nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs dürfte den meisten bekannt sein: Auf Gewerkschaftsebene war als arbeitnehmergeprägtem Land die idealen Voraussetzungen vorfand, auf denen sie sich entfalten konnte. er – gemeinsam mit seinem Freund Hans Böckler – maßgeblich am Aufbau der Einheitsgewerkschaft betei - Ja, ich möchte fast sagen: Karl Arnold und Nordrhein-Westfalen hatten sich geradezu gefunden. „Das Land ligt, auf Parteiebene am Aufbau der CDU. Vorsitzender der Düsseldorfer Einheitsgewerkschaft, Düsseldorfer Nordrhein-Westfalen will und wird das soziale Gewissen der Bundesrepublik sein“ – es ist dieser berühmte, Oberbürgermeister, erst stellvertretender Ministerpräsident, dann Ministerpräsident des Landes Nordrhein- schon oft zitierte Ausspruch Arnolds, aus seiner Regierungserklärung 1950, der beinahe einem Gründungsziel Westfalen, erster Bundesratspräsident, schließlich noch Bundesvorsitzender der CDU-Sozialausschüsse als gleichkommt. Es sind fast immer die einfachen, aber in ihrer Bedeutung so vielumfassenden Sätze, die die Nachfolger von Jakob Kaiser: Die Liste der Ämter, die Karl Arnold bekleidete, ist beeindruckend. Richtschnur unseres Handelns vorgeben. Inwiefern also hat Arnolds Lebenslauf sein Wirken und Denken geprägt? Da ist als erstes sein Glaube: Sein Darum ist es auch kein Wunder, dass die Wiege der modernen Einheitsgewerkschaft in Nordrhein-Westfalen Glaube und die katholische Soziallehre gaben ihm ein festes Wertefundament, auf dessen Basis er seine liegt. Darum ist es kein Wunder, dass – das möchte ich als CDA-Bundesvorsitzender anmerken – die Wiege Überlegungen aus tiefster innerer Überzeugung vertreten konnte. Das machte ihn ganz maßgeblich immun der CDA in Nordrhein-Westfalen liegt. Und darum ist es kein Wunder, dass wesentliche Errungenschaften gegenüber radikalen Ideologien. Der Glaube an die unverletzbare Würde und Freiheit des Einzelnen war unseres Sozialstaats, die für die gesamte Bundesrepublik gelten, ihren Ursprung in Nordrhein-Westfalen eine klare Absage an die Ideen des Rassenkampfs der Nationalsozialisten und des Klassenkampfs der haben. Karl Arnold und die Seinen hatten die Ideen und den Gestaltungswillen, Nordrhein-Westfalen bot Kommunisten. die idealen Voraussetzungen zur Umsetzung. Es war zugleich aber auch der Glaube an die Gestaltungskraft des Einzelnen, der nicht nur seine eigenen, Ich bin der festen Ansicht, dass wir alles daran setzen müssen, dieses Erbe zu bewahren und fortzusetzen. sondern auch die Geschicke der Gesellschaft in die richtigen Bahnen lenken kann. Freiheit im Sinne der Und darum sage ich auch voller Überzeugung: Nordrhein-Westfalen muss auch in Gegenwart und Zukunft katholischen Soziallehre bedeutet damit zugleich keine absolute Freiheit, sondern eine dem Gemeinwohl ver - die Bundespolitik maßgeblich mitgestalten – nicht nur, aber allen voran in der Sozialpolitik. Wir dürfen uns pflichtete Freiheit. Das war auch für Karl Arnold so. Die so verstandene Freiheit beinhaltet sogar zwingend nicht raushalten und sagen: Wir konzentrieren uns alleine auf uns. Wir müssen das soziale Gewissen der Solidarität. Eine solidarische Gemeinschaft eröffnet allen Menschen die gleichen Chancen auf ein eigenver - Bundesrepublik bleiben. antwortliches Leben, auf Teilhabe am Wohlstand, auf Bildung, auf Aufstieg. Und sie unterstützt diejenigen, Neben den vergleichsweise einfachen Lebensverhältnissen und der katholischen Soziallehre gab es schließlich die es nicht aus eigener Kraft schaffen, zum Beispiel aus Armut, Krankheit und Hunger zu entkommen. Eine natürlich noch eine weitere zentrale Erfahrung in Karl Arnolds Leben, die sein Denken und Handeln geprägt solche freiheitliche und solidarische Gesellschaft macht es möglich, Grenzen zu überwinden. hat: den Nationalsozialismus. Arnold musste mit ansehen, wie innerhalb kürzester Zeit die Freiheit fast voll - Nur durch seinen festen Glauben ist es also zu erklären, warum Karl Arnold ganz besonders die Sozial- und ständig abgeschafft wurde, sich die Barbarei ihren Weg bahnte und Millionen von Menschen unter Tyrannei, Gesellschaftspolitik Zeit seines Lebens beschäftigte. Ähnliches gilt für den Umstand, dass er aus vergleichs - Terror und Mord litten und den Tod fanden. Für sein weiteres gewerkschaftliches und politisches Engagement

14 15 prägend war dabei nicht zuletzt auch die Erfahrung, dass es sowohl die demokratischen Parteien als auch die Gewerkschaften nicht vermochten, sich gemeinsam dem Wahnsinn von und seinen Vasallen rechtzeitig in den Weg zu stellen. Die zentrale Ursache dafür lag für ihn in der Tatsache begründet, dass die demokratischen Kräfte selbst untereinander zersplittert, ja teilweise heillos zerstritten waren. Nach der Be - freiung vom Nationalsozialismus war für Arnold daher klar, dass sich dieses Kapitel nicht noch einmal wie - derholen durfte. Deshalb arbeitete er nach dem Zusammenbruch der NS-Diktatur sofort mit daran, alte Gräben zuzuschütten bzw. erst gar nicht wieder auftreten zu lassen – oder anders ausgedrückt: Grenzen zu überwinden. Für die Gewerkschaften war für ihn die zentrale Lehre des Nationalsozialismus, dass sich die Richtungsge - werkschaften überlebt hatten. Die Gewerkschaft der Zukunft konnte für ihn nur die Einheitsgewerkschaft sein, die sich zu parteipolitischer Neutralität und religiöser Toleranz verpflichtete, um geistige Heimat für alle Arbeitnehmer zu sein. Nur eine solche Gewerkschaft bot für ihn die richtigen Voraussetzungen, um ge - sellschaftlich und politisch wirkungsvoll für die Interessen und die Rechte der Arbeitnehmer einzustehen und diese durchzusetzen. Darum stritt er im sogenannten „Siebener-Ausschuss“ mit seinem Freund Hans Böckler auch so vehement für dieses Prinzip. Für mich ist klar: Auch das Prinzip der Einheitsgewerkschaft ist heute noch genauso aktuell wie damals. Gewerkschaften, die die Rechte und Interessen der Arbeitnehmer durchsetzen wol - len, müssen Politik aktiv mitgestalten wollen. Dies wird ihnen Familie von Karl Arnold mit Vertreterinnen und Vertretern des DGB. jedoch nur gelingen, wenn sie selbst parteipolitisch und religiös ist auch heute noch ein Grundpfeiler unseres politischen Systems. Nicht umsonst wird die Bundesrepublik neutral agieren. Darum muss es zum Beispiel auch ganz normal als Parteiendemokratie bezeichnet. sein, dass wir in den Gewerkschaften die verschiedensten Par - teibücher haben – sowohl in der Basis als auch in der Führung. Damit möchte ich zu einem letzten wesentlichen Punkt in Arnolds Denken kommen, der natürlich ebenfalls In diesem Zusammenhang möchte ich eine kritische Anmer - von der Erfahrung des Nationalsozialismus geprägt ist und derzeit wieder eine ganz besondere Aktualität kung machen: Die Gewerkschaften müssen diese parteipoliti - gewonnen hat: der Europapolitik. Wie bei vielen Menschen seiner Zeit hatte sich nach zwei Weltkriegen sche Neutralität auch in der Nachwuchsförderung ganz auch bei Karl Arnold die Überzeugung durchgesetzt, dass das „klassische“ nationalstaatliche Denken über - bewusst leben. Das ist derzeit nicht immer der Fall. wunden werden müsse. Erbfeindschaften, Territorialstreitigkeiten, Feindbilder: Dies bildete die Saat für die Um nicht missverstanden zu werden: Parteipolitische und reli - totale Katastrophe und einen Kontinent, der in Schutt und Asche lag. Arnold war daher ein leidenschaftlicher giöse Neutralität bedeutet nicht, dass sich die Gewerkschaften Verfechter der europäischen Integration, bei der es ebenfalls galt, im wahrsten Sinne des Wortes Grenzen nur in arbeitsmarkt- und wirtschaftspolitische Fragen einschal - zu überwinden. Seiner Überzeugung nach sollte darauf hingearbeitet werden, „dass die staatlichen Grenzen ten dürfen. Nein, sie müssen sich in alle gesellschaftspoliti - mehr und mehr auf die Bedeutung von Verwaltungsgrenzen zurückgehen“. Wer das liest, kann sich vorstel - schen Fragen einmischen. Auch das hat Karl Arnold bereits len, dass Karl Arnold sicherlich ein glühender Verfechter zum Beispiel des Euros und des Schengen-Abkom - 1953 klar formuliert: „Weltanschauliche Toleranz und partei - mens gewesen wäre. Gleichzeitig möchte ich jedem, der angesichts der derzeitigen Flüchtlingskrise so Karl Arnold (Foto: Archiv Rheinische Post). politische Neutralität sind aber nicht gleichbedeutend mit einfache wie falsche Lösungen wie Obergrenzen und Grenzschließungen fordert, auch in dieser Hinsicht die staatspolitischer Neutralität. Eine solche Neutralität verbietet Ansichten Karl Arnolds ans Herz legen. die natürliche Selbsterhaltung. Gegenüber den Feinden der Freiheit kann es keine Neutralität geben, und selbstverständlich ist parteipolitische Neutralität auch nicht mit staatspolitischer Indifferenz gleichzusetzen. Ja, die massiven Flüchtlingsströme müssen Anlass zur Sorge geben. Ja, wenn jedes Jahr mehr als eine Million Man hört hin und wieder, die Gewerkschaften sollten sich ausschließlich auf Tariffragen beschränken und neue Menschen zu uns kommen, wird das unser Land auf Dauer überfordern. Ja, wir müssen es schaffen, sich an allen anderen allgemeinen Fragen desinteressieren. Die Organisationen der Arbeitnehmer sind aber die Zahlen zu senken, und diejenigen, die zu uns kommen, müssen sich an unsere Werteordnung, an unser keine Lohnrechnungsmaschinen“. Recht und unsere Gesetze halten. Und wer das nicht tut, muss die Konsequenzen zu spüren bekommen – bis hin zur Ausweisung. Aber nein, dies alles werden wir nicht erreichen, indem wir alle Grenzen dicht ma - Grenzen zu überwinden – das war auch Arnolds Ziel im Hinblick auf die Arbeit in und zwischen den Parteien. chen, womöglich wieder Mauern und Stacheldrahtzäune in der Mitte Europas errichten. Im Gegenteil: Das So war für ihn nach den Erfahrungen mit dem Zentrum klar, dass Deutschland eine christliche Partei brauchte, würde die jetzt schon gewaltige Herausforderung noch einmal vergrößern. Wir werden die Krise nur im eu - die alle Konfessionen umfasste, die somit gleichsam zur Volkspartei wurde. Was die Zusammenarbeit mit ropäischen Rahmen meistern können. Ja, das wird ein Bohren dicker Bretter. Gerade wenn ich mir ansehe, anderen Parteien anging, sagte er angesichts des in Trümmern liegenden Landes: „So wie uns die Not ge - was für ein teilweise verzerrtes Verständnis einige Länder derzeit davon haben, was Solidarität in Europa meinsam ist, wird auch die Arbeit der Parteien auf langen Wegstrecken gemeinsam sein müssen.“ Vor diesem bedeutet. Aber für eine wirklich dauerhafte Lösung des Problems führt kein Weg an einer gemeinsamen eu - Hintergrund mag auch nicht verwundern, dass am ersten Kabinettstisch vom Ministerpräsidenten Arnold ropäischen Lösung vorbei. nicht nur Vertreter von CDU und Zentrum, sondern auch von SPD und sogar KPD saßen. Auch Karl Arnold wäre sicherlich kein Befürworter eines grenzenlosen Zuzugs gewesen. Aber ich bin mir Sie mögen mir nachsehen, dass ich zwar die Beteiligung der KPD-Vertreter am Kabinettstisch äußerst kritisch sicher, dass er auch im Fall der Flüchtlingskrise Grenzen hätte überwinden wollen: zwischen den Nationen, sehe. Doch Arnolds grundlegender Gedanke, dass in einem demokratischen Gemeinwesen trotz aller Un - zwischen den Religionen, zwischen den Parteien, zwischen den Menschen. Daran sollten wir in seinem Sinne terschiede grundsätzlich alle demokratischen Parteien für das Gemeinwesen zusammenarbeiten müssen, gemeinsam arbeiten.

16 17 Schlusswort

Liebe Familie Arnold, meine sehr verehrten Damen und Herren, V.l.n.r.: Sigrid Wolf, Christina Arnold, Philipp Arnold, Andreas Meyer-Lauber. unsere heutige Feierstunde verdeutlicht, welche positiven Auswirkungen das Handeln und Wirken von Karl Arnold – gemeinsam mit anderen Gewerkschaftern – für die Gewerkschaftsbewegung und unser Land nach Sigrid Wolf dem 2. Weltkrieg hatte. Mit dem Prinzip der Einheitsgewerkschaften wurden politische Richtungsgewerkschaften, wie sie in der Weimarer Republik bestanden, ausgeklammert. Der DGB – als politisches Sprachrohr – und seine Gewerk - schaften sind parteipolitisch unabhängig, aber nicht neutral. Als Interessenvertretung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kämpfen sie für gute Arbeit und soziale Gerechtigkeit. Schon damals nannte Arnold drei Aspekte, die seit jeher geregelt werden müssten: die Frage der Arbeitszeiten, der Entlohnung und der Mitbestimmung. 70 Jahre später stehen diese – wenn auch unter anderen Vorausset - zungen – oben auf der Tagesordnung der Gewerkschaften. Insbesondere vor dem Hintergrund der Herausfor - derungen der Digitalisierung der Produktion und der Dienstleistungen. Plenum im Saal Frankfurt/Wiesbaden. In seinem Antrag an die Militär-Regierung bat Karl Arnold am 20. Juli 1945 um die Zulassung einer Gewerk - schaftsorganisation in Düsseldorf mit den Worten: „Ziel ist die Erreichung einer hohen beruflichen Leistungs - fähigkeit, die Sicherung der sozialen und wirtschaftlichen Existenz der Arbeiter, Angestellten und Beamten sowie die Verankerung der Werktätigen, vor allem der Arbeiterjugend – in den Grundsätzen unverfälschter Demokratie zum Zwecke einer durchgreifenden Ordnungsbildung in Gesellschaft und Staat.“ Diese Ziele sind auch heute weiterhin aktuell. Ich bedanke mich sehr bei Dr. Detlev Hüwel für seine historische Einordnung über das Lebenswerk von Karl Arnold und bei Karl-Josef Laumann, der uns die politischen Verdienste Karl Arnolds im Kampf für die Einheits - gewerkschaft noch einmal deutlich vor Augen geführt hat. Beide Vorträge haben anschaulich beschrieben und deutlich gemacht, wie wichtig es ist – auch in schwierigen Zeiten – Haltung einzunehmen und zu wahren. Menschenwürde, Gerechtigkeit und demokratische Ordnung sind Grundpfeiler einer stabilen Gesellschaftsform, für die es sich zu kämpfen lohnt. V.l.n.r.: Guido Grüning, Annika Wünsche, Dennis Radtke. Zu guter Letzt gilt mein Dank unserem DGB-Vorsitzenden in NRW, Andreas Meyer-Lauber, der diese Feierstunde mit uns gemeinsam möglich gemacht hat. Musikalisch begleitet werden wir heute von dem Gitarrenduo Wiesenekker und Lysov von der Carl-Schumann- Musikschule. Danke sage ich auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meines DGB-Teams und des Radisson Blu Hotels, vertreten durch den General Manager Herrn Erich Bänziger, für die Vorbereitung und Begleitung dieser Veranstaltung. Ihnen allen ein herzliches Dankeschön für Ihr Interesse. Glück Auf!

Sigrid Wolf Vorsitzende des DGB-Stadtverbandes Düsseldorf

Links: Andreas Meyer-Lauber, rechts Sigrid Wolf. 18 19

Einladung

Karl Arnold – Wegbereiter der Einheitsgewerkschaft

Bürgermeister der Stadt Düsseldorf und Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen

❱ Ort der Veranstaltung: Links: Oberbürgermeister Thomas Geisel, rechts Stephanie Peifer. Radisson Blu Scandinavia Hotel Karl-Arnold-Platz 5 40474 Düsseldorf

❱ Der Weg zu uns: Öffentliche Verkehrsmittel: esse U-Bahn U78 oder U79 Richtung M oder Duisburg nehmen. “ Die Haltestelle „Golzheimer Platz liegt unmittelbar vor dem Hotel.

❱ Entfernungen: Messe und CCD: 5 Minuten 1: 00 Uhr Flughafen Düsseldorf: 10 Minuten 30. Januar 2016, 1 inuten Hauptbahnhof: 10 M sseldorf in Dü reise! Wir wünschen Ihnen eine gute An

Karl Arn old – Wegbereiter der Einheitsgewerkschaft

Sehr gee hrte Damen und Herren, liebe Ko lleginnen und Kollegen, Feierstunde im Jahre 1 945 beteiligte sich Karl Ar 11:00 Uhr S d nold mit Hans Böckler an ektempfang er Gründung der Einheitsg ewerkschaft im Rheinland heutigen DGB. Ar , des nold saß dem Bezirk Düss 11:30 Uhr Begrüßu Vorsitze eldorf vor und war ng, nder der Düsseldorfer Chr istdemokraten. Andreas Meyer-Lauber, Vorsit Am 2 zender DGB-Bezirk NRW 9. Januar 1946 wurde Arn Links: Andreas Rimkus, MdB, rechts Oberbürgermeister Thomas Geisel. old Oberbürgermeister von Düsseldorf und im Oktob 11: er – nach den ersten freie 40 Uhr Grußwort Thom nalwahlen – vo n Kommu- as Geisel, m Rat der Stadt wiederge Oberb Arnol wählt. 1947 wurde ürgermeister der Landesha d vom Landtag zum ersten uptstadt Ministerpräsidenten von Düsseldorf gewählt und bekannte NRW sich zum Ahlener Wirtscha Sozialprogram fts- und m der CDU. Arnold forder 11:45 Uhr Übe chri te nach dem Krieg den r ein Lebenswerk stlichen Sozialismus, und s etzte sich für die betrieblic Dr. Detlev Hüwel, Re Mitbestimmung ein. he ssortleiter Landespoliti k bei der Rheinischen Post „Wir müss en uns klar sein, die Demo 12:15 Uhr L + A kratie kann nicht wie ein audatio rzneimittel von oben her v erordnet werden, sie muss Karl-Josef Lauman hen und wachsen ausge- n, aus der politischen Gesinn Bundesvo Staatsbü ung des einzelnen rsitzender der CDA Deutsc rgers.“ (Karl Arnold 1946) hlands 12:45 Uhr Schlusswort Kurz vor sei nem Tod 1958 wurde er a Sig Ka ls Nachfolger von Jakob rid Wolf, Regionsgeschäft iser zum Vorsitzenden der sführerin CDU-Sozialausschüsse ge DGB-Düsseldorf-Be Ihm zu Ehren gilt u wählt. rgisch Land nsere Feierstunde, zu der w einladen. ir Sie herzlich anschließend Musikalischer Ausklang Gitarrenduo Wiesenekk Andreas Meyer-Lauber er und Sigrid Wolf Lysov (Clara-Schum Vorsitzender DGB N ann-Musikschule) RW DGB-Düsseldorf Imb iss: Bayrische Schmankerl

V.l.n.r.: Stephanie Peifer, Sigrid Wolf, Oberbürgermeister Thomas Geisel.

20 21 Preuß Peter, MdL, CDU Landtag NRW Teilnehmerliste Radtke Dennis, 1. stellv. Vorsitzender CDA NRW Reidenbach Karl-Heinz, Vizepräsident Handwerkskammer Düsseldorf Rimkus Andreas MdB, SPD-Bundestagsfraktion Rittinger Klaus, ver.di IT.NRW Arnold Philipp, Familie Karl Arnold Rolshoven Wolfgang, Baas Heimatverein de Jonges Düsseldorf Arnold Christina, Familie Karl Arnold Schäfer Dorothea, Vorsitzende GEW-Landesverband NRW Arnold Irene, Familie Karl Arnold Schneider Günter, Geschäftsführer LAG Arbeit und Leben Lohse-Arnold Hildegard, Familie Karl Arnold Dr. Sobotta Joachim, Chefredakteur a.D. Rheinische Post Dr. Arnold Karl Hans, Familie Karl Arnold Stahl Helmut, stellv. Vorsitzender Karl-Arnold-Stiftung Bänziger Erich, General Manager Radisson Blu Scandinavia Hotel Surmann Anja, Staatssekretärin, Staatskanzlei Düsseldorf Baumdick Fritz, AGD Geschäftsführer Vanselow Achim, DGB-Bezirk NRW Baumdick Roswitha, Chor der Landesregierung Düsseldorf e.V. Vermeer Holger, IG BAU Region Rheinland Becker Kristof, DGB-Region Düsseldorf-Bergisch Land Warden Marion MdL, SPD Landtag NRW Berghausen Gregor, Hauptgeschäftsführer IHK Düsseldorf Welskop-Deffaa Eva Maria, ver.di Bundesvorstand Breitkopf Thorsten, Rheinische Post Wilden Gustav, ver.di Bezirk Düsseldorf Dr. Burkert Sylvia, GEW Vorsitzende Düsseldorf Wolf Sigrid, Regionsgeschäftsführerin DGB-Region Düsseldorf-Bergisch Land Büssow Jürgen, Regierungspräsident a.D. Dr. Worms Bernhard, Vorsitzender Karl-Arnold-Stiftung Churt Klaus, DGB Region Düsseldorf-Bergisch Land Wotke Manfred, DGB-Bezirk NRW Clausius Jürgen, Karl-Arnold-Stiftung Wünsche Annika, DGB-Bundesvorstand Conzen Friedrich G., Bürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf Ziegler Thomas, DGB-Region Düsseldorf-Bergisch Land Eller Dirk, Präsidialbüro der Landtagspräsidentin NRW Erwin Angela, stellv. Kreisvorsitzende CDU Düsseldorf Froese Heike, DGB-Region Düsseldorf-Bergisch Land Geisel Thomas, Oberbürgermeister Landeshauptstadt Düsseldorf Gödecke Carina, Präsidentin des Landtages NRW Dr. Graf Sabine, stellv. Vorsitzende DGB-Bezirk NRW Dr. Gruber Ludger, stellv. Leiter politische Bildung, Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. Grüning Guido, DGB-Region Düsseldorf-Bergisch Land Güttler Daniel, Geschäftsführer, CDA-Landesgeschäftsstelle Düsseldorf Haas Walter, ehem. DGB-Bezirksvorsitzender NRW Düsseldorf Hannack Elke, stellv. Vorsitzende DGB Bundesvorstand Hentschel Detlef, DGB-Bezirk NRW Dr. Hitze Guido, CDU Bereichsleiter Politk und Strategie NRW Dr. Hüwel Detlev, Ressortleiter Landespolitik bei der Rheinischen Post Kahle Norbert, Vorsitzender CDU Rheine Köpke Ralf, DGB-Stadtverband, SV Krefeld Korkmaz Mehmet, stellv. Vorsitzender IG BAU Düsseldorf Laepple Klaus, Vorstandsmitglied Karl Arnold Stiftung Laumann Karl-Josef, Bundesvorsitzender CDA Deutschland Lennartz Sabine, CDA-Landesgeschäftsstelle Düsseldorf Matthis Karsten, Geschäftsführer Arbeitnehmer-Zentrum Königswinter Meyer-Lauber Andreas, Vorsitzender DGB-Bezirk NRW Mihajlovski Igor, Betriebsrat Firma Prosegur Müller-Horn Kai, IG BAU Düsseldorf Müller-Horn Barbara Neumann Marc, DGB-Bezirk NRW Öztürk Nihat, 1. Bevollmächtigter IG Metall Düsseldorf-Neuss Pantel Sylvia, MdB, CDU Bundesfraktion Peifer Stephanie, Geschäftsführerin ver.di Bezirk Düsseldorf Gitarrenduo Wiesenekker und Lysov. Peuler Harald, ver.di Bezirk Düsseldorf Pöttering Johannes, stellv. Hauptgeschäftsführer Unternehmer NRW

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