Nordwalde Von Rolf Lindemann
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Nonower-pE Nordwalde von Rolf Lindemann I. Lage und Entwicklung Nordwalder Gemeindegebietes verlegt. Die bis- Luftbild der Gemeinde herige B 54, die auch heute noch stark befahren Nordwalde liegt ca. 17 km nw von Münster ist, wurde zur L 510 zurückgestufi. Der Ortskern und ca. 10 km sw von Emsdetten. Der größere, von Nordwalde lag auch vorher schon ca. 3 km südwestliche Teil der Gemeinde zählt zur Natur- von dieser Straße entfernt, wird aber durch die landschaft des Kernmünsterlandes, der Nord- gut ausgebaute L 555 an die alte und neue Bun- Unterzentrum in einer osten zum Ostmünsterland. Im Südwesten, der desstraße angebunden. Näher an Nordwalde ver- ländlichen Zone mit dem Altenberger Rücken zuzurechnen ist, ob- läuft die Eisenbahn Münster - Gronau (einglei- wenigerals 100008. im Versorgungsbereich gleich sich dieser als Erhebung kaum bemerkbar sig), die ebenfalls der Entwicklungsachse folgt. macht. werden 80 m ü. NN erreicht. Das Zentrum Der Bahnhof liegt etwa I km westlich des Nord- (Suttorfer Platte) und der Nordosten (Emsdette- walder Zentrums. Für die innere Struktur der Ge- Einwohner: 8 852 ner Sandplatte) unterscheiden sich nicht in der meinde sind die L 555 von Greven und die L 559 Höhenlage (um die 46 m) und in den Oberflä- von Emsdetten wichtig. Sie treffen sich im Kern Fläche: 51,26 km2 chenformen (eben), eher schon in den Bodenar- von Nordwalde, was erhebliche Störungen und ElnwonnerJe Kln-: ten: Geschiebelehm mit Neigung zu Staunässe im Belastungen des Zentrums mit sich bringt. Zentrum und im Südwesten, Terrassensande mit Zum Kirchort Nordwalde gehören die Bauer- teilweise hohen Grundwasserständen im Nord- schaften Scheddebrock, Suttorf, Westerode, osten. Die Grenzen sind jedoch fließend. Kirchbauerschaft und Feldbauerschaft, die die für Nordwalde liegt auf der Entwicklungsachse das Münsterland typische ländliche Streusiedlung 2. Ordnung Münster - Steinfurt. 1983 wurde die und zahlreiche Wallhecken aufweisen. Die Land- HH t72.69 224.58 B 54, die das Rückgrat dieser Achse bildet, auf wirtschaftliche Nutzfläche nimmt 77,2 Vo der Ge- eine kreuzunssfreie Trasse hart westlich des markung ein, der Waldanteil ist mit 14,4 7o rela- (Stand:11.12.92) 131 o o -g o N o o o 'ö @ Nonnwar-oE Gebäude- u. Freiflächen: tiv hoch, so daß pro Einwohner etwa doppelt so- das Kaiserreich Frankreich, bis es dann unter 3,05 km2 (6,0 70) viel Waldfläche zur Verfügung steht wie im Preußen l8l6 zum Kreis Steinfurt in der Provinz davon Durchschnitt des Regierungsbezirks. Der Wald Westfalen gelangte. 38,0 7o Wohnbaufläche 9,2 7o Gewerbefläche - zumeist Mischwald - findet sich jedoch sied- Die Landwirtschaft spielt in den Bauerschaf- 6,6 Vo Mischnutzung lungsf-ern im Nordosten der Gemeinde auf den ten noch immer eine wichtige Rolle. 1970 lag (Stand:1989) relativ unfruchtbaren Terrassensanden. Nordwalde mit 15,9 7a seiner Erwerbstätigen in Nordwalde wird zum ersten Mal in einer Ur- der Landwirtschaft erheblich über dem damali- kunde aus dem Jahre I l5l erwähnt. Als Kerne gen Kreisdurchschnitt von 10,2 7o. Inzwischen können die Oberhöfe des Münsteraner Domkapi- (Zahlen von 1987) ist diese Diskrepanz fast ver- tels (Pröbstinghof) und des Bischofs (Bisping- schwunden: 5,0 7o in Nordwalde gegen 4,7 Vo tm hof) gelten. Die beiden großen Gräfienhöfe sind Kreis Steinfurt. Bei der Struktur des Feldfrüch- heute (bis auf den eindrucksvollen Speicher des teanbaus fällt der hohe Weizenanteil (20 7o der Bispinghofes) verschwunden. Auf dem Pröb- Ackerfläche gegen 8 7o im Kreisdurchschnitt) stinghof steht heute das Franziskushaus, ein Er- auf. Hierin spiegeln sich die Geschiebelehme bei holungsheim für Ordensschwestern, auf dem Bis- den Böden wider. Der geringe Grünlandanteil (19 7a pinghof die evang. Kirche und das evang. Ju- der LF gegen 28 7o im Kreis) ist auf die umfang- gendhilfezentrum. Auf dem Gelände des Pröb- reiche Bewaldung der grundwassernahen Sand- stinghofes erhebt sich die kath. Pfankirche, die gebiete im Nordwesten Nordwaldes zurückzu- wohl um die Mitte des 14. Jh.s in Anlehnung an führen. die Überwasser-stifiskirche in Münster entstan- den ist. Eine erste Pfankirche wird I 193 erwähnt. II. Gefüge und Ausstattung Die gotische Kirche wurde 1962 - 1965 erweitert Nordwalde liegt am Südrand des nordwestfä- und hat jetzt die Grundform eines Kreuzes. I isch-niederländischen Textilbereiches. Auch hier Nordwalde gehörte bis zum Jahre 1803 zum gehen Spinnen und Weben auf alte Traditionen Amt Wolbeck des Fürstbistums Münster. kam zurück. Die Fa. Fraling, die Heimtextilien aller jeweils Der Speicher des dann für kurze Zeit an das Fürstentum Art herstellt und bis 1992 der größte Arbeitgeber Bispinghof-es Rheina-Wolbeck, das Großherzogtum Berg und in Nordwalde war, besteht seit l879. Ihr gegen- über an der Bahnhofstraße liegt die Baumwoll- spinnerei Wattendorff. Die weiterhin große Be- deutung der Textilindustrie, auch wenn die Krise dieses Wirtschaftszweiges auch in Nordwalde spürbar ist, läßt sich aus der Tatsache ersehen, daß 53 Vo aller im Verarbeitenden Gewerbe täti- gen Beschäftigten diesem Zweig angehören. Nordwalde ist jedoch eine gewisse Diversifi- zierung in der Beschäftigtenstruktur gelungen. So gehören zu den größten Arbeitgebern der Ge- meinde der Omnibusbetrieb Schäpers, der Stahl- und Maschinenbaubetrieb Trendelkamp sowie das Recycling-Werk Rethmann-Plano. Nordwalde hat nie den für die Zentren des Textilgebietes typischen hohen Anteil von Be- schäftigten im sekundären Sektor und den großen Arbeiteranteil aufgewiesen. Bei diesen Kenn- größen liegt die Gemeinde heute im Kreisdurch- schnitt. Allerdings ist die Auspendlerquote deut- lich höher als der Kreisdurchschnitt (49.6 Vo gegen 38,9 Vo) die Einpendlerrate deutlich niedri- ger (26,3 Eo gegen 31 ,4 7o). Der weitaus größte Teil der Auspendler (901 von 1.748) geht nach Münster, daneben sind Steinfurt (241), Altenber- ge ( 184) und Greven (124) erwähnenswert. Die Einpendler (600) kommen überwiegend aus 134 Nonnwa.lne Steinfurt (134) und Emsdetten (104). Angesichts legt. Der Kirchring wurde auch durch den Bau Erwerbstätige: 3 534 des nur geringen Auspendlerüberschusses nach des Rathauses (1958) geöffnet. Steinfurt erscheint die Zuordnung Nordwaldes 5,IVo In Nordwalde gibt es zwei Grundschulen und nach dorthin als Mittelzentrum fraglich. eine Gesamtschule, die aus der seit dem Schul- Bis zum Zweiten Weltkrieg gab es eine ge- jahr 199019 | auslaufenden Hauptschule hervor- ,o,o*,," schlossene Bebauung in Nordwalde nur im heuti- gegangen ist. Unter den Sportanlagen ist eine Ta- gen Kernbereich, d.h. rund um den Kirchplatz, in geserholungsanlage (Sportzentrum) und eine der Langestraße und in der Bahnhofstraße. Nach Kleinschwimmhalle hervorzuheben. Das ehema- Erwerbstätige am Arbeitsort: 2 278 lige Krankenhaus wurde schon in den 70er Jah- Tabelle I Einwohner 1900-1992 ren in ein Alten- und Altenkrankenheim umge- **"Ö,^,,," Jahr Einwohner wandelt (St.-Augustinus-Haus, 125 Plätze). r900 3.030 t939 4.158 III. Perspektiven und Planung 1950 6.22\ 196l 6.435 Aufgabe der Kommunalpolitik wird es wei- Land- und 1970 7.350 terhin sein, neue Baugebiete auszuweisen und zu 7 Forstwirtschaft 1987 8.430 erschließen. Daneben soll durch Ansiedlung Produzierendes Gewerbe 1992 8.852 neuer Betriebe die Abhängigkeit von der Tex- 7 tilindustrie weiter gemildert werden. Zur Ansied- Westen wurde hier die Bebauung durch die ber- Diensfleistungen lung bietet Nordwalde vor allem gute Verkehrs- r den Werke von Fraling und Wattendorff abge- verbindungen: nach Westen den Anschluß an die (Stand:25.05.87) schlossen. Stärker als in der Bevölkerungsent- B 54 und damit an die Autobahnauffahrt Mün- wicklung (1950: 6.221; 1992: 8.852) kommt ster-Nord, nach Osten die leicht erreichbare Auf- Nordwaldes Wachstum in der Zahl der Wohnun- fahrt Greven-Nordwalde der A 1. gen zum Ausdruck (1948: 151; 1981:2.544). Berufs- Berufs- einpendler auspendler Einen ersten Entwicklungsschub erhielt Nord- Auf dem Verkehrssektor ist dringend eine walde durch die Ansiedlung von ca. 1.500 Ver- Umgehungsstraße notwendig. Sie ist zwar schon 600 1'748 (Stand: 25.05.87) triebenen. Hauptsächlich für sie wurden schon im FNP von 1980 vorgesehen, aber erst Anfang 1948/49 die Wohnsiedlungen Barkhof und Grot- der 90er Jahre begann man mit der konkreten tenkamp angelegt. Die weitere bauliche Entwick- Planung und der Trassenwahl. Die Umgehungs- lung verlief einmal parallel zur Emsdettener straße wird von der Grevener Straße südlich um Straße, wo im Norden auch gegenwärtig das neuste den Ort herumführen und vor der Kreuzung der Baugebiet Dömerstiege liegt. Zum anderen über- L 555 mit der L 510 wieder die Bahnhofstraße sprang die Wohnbebauung die beiden Textil- erreichen. Hier ist im Westen auch die Auswei- fabriken an der Bahnhofstraße und dehnte sich sung eines neuen Gewerbe- und Industrieparkes weiter in Richtung Bahnhof aus, wobei hier auch vorgesehen. kleinere Gewerbegebiete eingeschlossen wurden. Eine Auslagerung der Textilfabriken ist zwar seit langem geplant, bisher aber nur teilweise be- Literatur werkstelligt worden. Nordwalde hat, da die Aus- Kramann, G. (1984): Nordwalde - Beiträge zur Heimatge- dehnung entlang der Grevener Straße (L 555) nur schichte Bd. I. o.O.. 168 S. gering ist, seine eigenartig gebogene Form, die Kreis Steinfurt (1989): Der Kreis Steinfurt. Stuttgart, 386 S. schon auf dem Urkataster begegnet, bis heute, Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NRW wenn auch erheblich vergrößert, beibehalten. ( I 99 I ): Kreis Steinfurt (Statistische Rundschau für die Kreise Nordrhein-Westfalens). Düsseldorf, 154 S. 1912 bis 1980 wurde der sehr eng bebaute Langkamp, U. (1986): Nordwalde in Wort und Bild, Bd. lll, Ortskem saniert und ein neuer Busbahnhof anse- o.O.. 236 S. 135 .