Mitarbeit an der Bestandserhebung und Bedarfsanalyse

Marion Arndt Gerhard Beubl Astrid Brunner Eva Dörpinghaus Irmgard Eichelmann Brigitte Huber Brigitte Jungbauer Gabriele Schäffler

Impressum:

Landratsamt Redaktion und inhaltliche Gestaltung: Amt für Jugend und Familie Brigitte Jungbauer KoKi - Netzwerk frühe Kindheit Landshuter Straße 31 85356 Freising © 2011 Landratsamt Freising Tel: 08161 / 600-268 Amt für Jugend und Familie Email: [email protected] KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Vorwort

Im Juli 2009 wurde im Amt für Jugend und Familie Freising die Koordinierende Kinder- schutzstelle eingerichtet. Die Einführung dieser Stelle war das Ergebnis des länderüber- greifenden Modellprojektes „Guter Start ins Kinderleben“. Das Bayerische Staatsministerium fördert diese Stellen, um eine flächendeckend einheitliche Anlaufstelle für Fachkräfte im Bereich der Frühen Hilfen zu schaffen und ein präventives Angebot für Familien mit Säuglingen und Kleinkindern bis drei Jahre vorzuhalten. Der Anfang eines Kinderlebens ist entscheidend für die weitere Entwicklung und entscheidet häufig darüber, welche Chancen ein Kind in der Zukunft haben wird. Der Gefährdung von Kindern unter drei Jahren soll präventiv mit einem für alle Eltern zugänglichen Unterstützungsangebot begegnet werden. Um ein passgenaues Unterstützungsangebot im Landkreis Freising zu etablieren, bedarf es der vorliegenden Bestandserhebung sowie einer Bedarfsanalyse. Diese beinhaltet die Erfassung der Zielgruppen im Sozialraum und den derzeitigen Bestand an Jugendhilfeangeboten im Bereich der Frühen Kindheit und formuliert entsprechende fachliche Empfehlungen. Die Bündelung aller Kompetenzen und Handlungsmöglichkeiten im bereits bestehenden Netzwerk im Landkreis Freising wird künftig durch die Koordinierende Kinderschutzstelle begleitet und soll in einer einheitlichen Kinderschutzkonzeption verbindlich niederge- schrieben werden. Es sollen nachhaltige Strukturen geschaffen werden, um die gesamtgesellschaftliche Aufgabe des Kinderschutzes von Anfang an bestmöglichst zu gewährleisten. Den Fachkräften der Koordinierenden Kinderschutzstelle, insbesondere Frau Brigitte Jungbauer, aber auch allen anderen Mitwirkenden möchte ich für diese umfassende Arbeit danken.

Freising, im August 2011

Gerhard Beubl Leiter des Amtes für Jugend und Familie

Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Inhaltsangabe

1. Einleitung 5

1.1. Planungsgegenstand 5 1.2. Auftrag der KoKi-Netzwerk frühe Kindheit 6 1.3. Zielgruppe 7 1.3.1. Netzwerkpartner im Bereich Frühe Kindheit 7 1.3.1.1. Innerhalb des Landkreises 7 1.3.1.2. Außerhalb des Landkreises 8 1.3.2. Klientel im Bereich des Netzwerkes Frühe Hilfen 8 1.4. Frühe Hilfen 8 1.5. Gesetzliche Grundlagen 9

2. Bestandserhebung 11

2.1. Verteilung der Angebote im Landkreis Freising 11 2.1.1. Bereich Gesundheitswesen 11 2.1.2. Betreuungsangebote 12 2.1.3. Angebote im Bereich der Beratungsstellen 15 2.2. Bestehende Netzwerkstrukturen 16 2.2.1. Netzwerk „Rund um die Geburt“ 16 2.2.1.1. Einseitige bzw. gegenseitige Vernetzung 16 2.2.1.2. Fehlende Vernetzung 18 2.2.2. Netzwerk „Spezielle Risikolagen“ und Angebote 19 2.2.2.1. Einseitige bzw. gegenseitige Vernetzung 19 2.2.2.2. Fehlende Vernetzung 20 2.3. Qualität der Zusammenarbeit 21 2.4. Bedarf aus Sicht der Netzwerkpartner 22

3. Bedarfserhebung 23

3.1. Anteil der Kinder ab Geburt bis zu 6 Jahren an der Gesamt- bevölkerung nach Gemeinden 23 3.1.1. Geburten im Landkreis nach Gemeinden 23 3.1.2. Kinder von 0-6 Jahren nach Gemeinden 25 3.2. Kinder mit Migrationshintergrund 26 3.3. Kinder mit Armutsrisiko 30 3.4. Kinder in Einelternfamilien 34 3.5. Kinder von Müttern unter 25 Jahren 36

3 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

4. Empfehlung 39

4.1. Netzwerkarbeit 39 4.1.1. Vernetzung mit dem Gesundheitswesen 39 4.1.1.1. Großveranstaltungen 40 4.1.1.2. Regelmäßige Information 40 4.1.1.3. Aufwandsentschädigung 41 4.1.2. Vernetzung im Bereich Jugendhilfe und Beratungsstellen 41 4.1.2.1. Runde Tische, Arbeitskreise 41 4.1.2.2. Fallkonferenzen 42 4.1.2.3. Vernetzung innerhalb des Amtes für Jugend und Familie 42 4.1.2.4. Vernetzung mit dem Jobcenter 42 4.1.2.5. Infoveranstaltungen 42 4.2. Angebote Früher Hilfen 43 4.2.1. Frühe Hilfen im Landkreis Freising und in den anliegenden Landkreisen 43 4.2.2. Für alle Familien 45 4.2.2.1. Anschreiben zur Geburt 45 4.2.2.2. Bildungsangebote 46 4.2.3. Für Familien mit Migrationshintergrund 46 4.2.3.1. Projekte an den Kindergärten 46 4.2.3.2. Sprachkurse 47 4.2.4. Für Familien mit Armutsrisiko 48 4.2.4.1. „Bildungspaket“ 48 4.2.4.2. Erwachsenenbildungsangebote 49 4.2.4.3. „Tafel“, „Rentabel“, „No-was-wert“ 49 4.2.4.4. Mobilität 50 4.2.5. Für Alleinerziehende 51 4.2.5.1. Betreuungsplätze 51 4.2.5.2. Unterstützung bei der Integration in den Arbeitsmarkt 52 4.2.5.3. Integrationsangebote 52 4.2.6. Für junge Eltern 53 4.2.6.1. „Feinfühligkeitstraining“ 53 4.2.6.2. Anbindung an Gleichaltrige in derselben Situation 54 4.2.6.3. Unterstützung bei der Berufsfindung 54 4.3. Öffentlichkeitsarbeit 55

5. Quellen 57

6. Anhang 59

4 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

1. Einleitung

1.1. Planungsgegenstand

Der Übergang von der Partner- in die Elternschaft stellt eine der größten biografischen Her- ausforderungen im Leben dar. Die Geburt eines Kindes beinhaltet viele Veränderungen und Neuheiten für eine Familie. Aus einem Paar werden Eltern, aus Tochter/Sohn werden Mutter/ Vater, ein/e ehemals Berufstätige/r wird zur/zum Hausfrau/ Hausmann, der Andere zum Alleinversorger oder Hauptversorger der Familie. Der Einzelne ist nicht mehr nur für sich selbst verantwortlich, sondern muss nun Verantwortung für einen anderen Menschen, der in ganz besonderem Maße auf Versorgung und Zuwendung angewiesen ist, übernehmen. In der frühen Kindheit wird der Mensch mit vielen Entwicklungsaufgaben in relativ kurzen Zeitfenstern konfrontiert, wie das gesamte spätere Leben nicht mehr. Werden diese nicht in adäquater Weise gemeistert, können irreparable psychische Schäden entstehen. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern in dieser Phase des Lebens ihrem Kind besonders aufmerksam und fein- fühlig gegenübertreten.

Die gesellschaftliche Forderung nach mehr Eigenverantwortung, die Möglichkeit individu- eller Lebensweisen mit den entsprechenden Unsicherheiten, Wertewandel und damit verbun- dene Desorientierung stellen große Herausforderungen an junge Eltern dar, die oftmals kei- nerlei Erfahrungen im Umgang mit einem Säugling sammeln konnten, da es weder im Fami- lien- noch Freundeskreis kleine Kinder gibt.

Sind die Eltern zusätzlich mit weiteren Anforderungen belastet, zum Beispiel Arbeitslosig- keit, soziale Isolation, Wohnungsnot, Beziehungsprobleme usw. bleibt weniger Aufmerksam- keit für den Säugling. Hier setzen frühe Hilfsangebote im Rahmen der Gesundheitshilfe, Jugendhilfe oder anderer Institutionen mit Unterstützungsangeboten an. Dabei wird oftmals das Augenmerk nur auf einen Teil der Gesamtsituation gelegt, sodass die Wirkung der Unter- stützung mitunter nicht immer den gewünschten Erfolg hat oder ganz verpufft. Oder aber die Familie erhält unterschiedliche Hilfsangebote, die nicht aufeinander abgestimmt und koordi- niert sind, sodass es in einem Bereich zu einer Überversorgung kommt, ein anderer dafür kaum Beachtung findet.

Weder die Familien noch die unterstützenden Stellen wissen häufig ausreichend über das ge- samte Angebot an Hilfsmöglichkeiten Bescheid. Aus diesem Grund ist es wichtig, ein professionsübergreifendes Netzwerk zu bilden, welches fallbezogen spezifische, passgenaue Unterstützungsangebote anbieten und vermitteln kann. Ein gut abgestimmtes Netzwerk kann auf der örtlichen Ebene frühzeitig und präventiv Risi- ken oder Gefährdungen im Aufwachsen von Kindern in Familien erkennen und den notwen- digen Unterstützungsbedarf gewährleisten. Um diese gute Abstimmung im Netzwerk zu er- reichen, ist eine Bestandserhebung und Bedarfsanalyse Voraussetzung. Dies ist die Aufgabe der „KoKi – Netzwerk frühe Kindheit“.

Aufsuchende Hilfen sind eher nicht die Regel. In einem Flächenlandkreis wie Freising sind Angebote mit einer „Komm-Struktur“ für Eltern mit einem Säugling, die über kein eigenes Fahrzeug verfügen, schwer zu erreichen, wenn man in einer kleineren Gemeinde lebt. Niederschwellige Unterstützungsangebote für Eltern mit einem Säugling oder Kleinkind sind teilweise gar nicht oder weiter entfernt vorhanden.

5 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

1.2. Auftrag der „KoKi – Netzwerk frühe Kindheit“

Die am Amt für Jugend und Familie angesiedelte „KoKi – Netzwerk frühe Kindheit“ ist prä- ventiv mit der Sicherstellung des Kinderschutzes befasst. Ziel ist die Erarbeitung einer „regi- onalen Kinderschutzkonzeption“, die alle Hilfen und Zuständigkeiten klar erfasst und Stan- dards für die interdisziplinäre Zusammenarbeit regelt. Grundlage der Konzeption ist eine ziel- gruppenspezifische Bedarfsanalyse für die Region.

Die fachliche Aufmerksamkeit der Koordinierenden Kinderschutzstelle gilt einer gelingenden Bewältigung der Entwicklungsaufgaben von Kindern insbesondere in den ersten, besonders sensiblen Lebensjahren. Dieses Ziel soll insbesondere durch den Aufbau, die Pflege und Koordination eines dichten Netzwerks aller Einrichtungen, Dienste und Berufsgruppen, die mit Familien mit Kindern im Alter von 0- 6 Jahren zusammenarbeiten oder für sie tätig sind, erreicht werden. Problematische Entwicklungsverläufe sollen künftig frühzeitig wahrgenommen werden und durch zuverlässige und institutionsübergreifende Unterstützung der Eltern begegnet werden.

Das Netzwerk wird durch die Fachkräfte der KoKi koordiniert und gesteuert. Hintergrund ist die nachhaltige und flächendeckende Etablierung eines interdisziplinären Netzwerkes zur Unterstützung potentiell oder akut belasteter Familien (Etablierung sozialer Frühwarn- und Fördersysteme). Ein besonderes Augenmerk soll auf die Vernetzung aller institutionellen und informellen Kooperationspartner gerichtet werden, besonders auch unter Einbezug von Nachbarschaftshilfen und Ehrenamt. Durch die Arbeit der Koordinierenden Kinderschutzstelle soll das Thema „Prävention für einen effektiven Kinderschutz“ durch das Amt für Jugend und Familie positiv besetzt und die notwendige interdisziplinäre Kooperation vor Ort standardisiert und institutionalisiert werden.

Hierfür ist eine umfassende Bestandserhebung und Analyse der Kooperationspartner, ihrer Aufgaben und Angebote sowie der Zielgruppe vor Ort unerlässlich. Sie umfasst auch die Überprüfung der Angebote vor Ort im Hinblick auf Akzeptanz, gute örtliche Erreichbarkeit durch die Zielgruppe und Bedarfsdeckungen. Ziel soll ein engmaschiges Netz sein, das dazu beiträgt, Elternkompetenzen zu stärken und bedarfsgerechte Hilfsangebote zur Verfügung zu stellen.

Ein besonderes Augenmerk soll auf die Vernetzung der Angebote in der Region im Bereich Früher Hilfen gelegt werden. Hierbei ist auf die Einbindung möglichst aller Professionen, die vor allem mit kleinen Kindern befasst sind, zu achten. Die Verantwortung für die Unterstüt- zung der Eltern muss von allen – nicht nur vom Amt für Jugend und Familie – getragen wer- den; andere Institutionen und Behörden sind hier ebenso in der Pflicht.

______Quelle: Drucksache 15/11369, Bayersicher Landtag, 15. Wahlperiode, 23.09.2008

6 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

1.3. Zielgruppe

1.3.1. Netzwerkpartner im Bereich „Frühe Kindheit“ Als Partner im Netzwerk kommen alle Institutionen, Stellen, Dienste, Personen und Organi- sationen in Frage, deren Angebot sich an Familien mit Kindern im Alter von 0-6 Jahren rich- tet.

1.3.1.1. Innerhalb des Landkreises

Im Bereich des Gesundheitswesens: ° Kinderärzte, Gynäkologen, Allgemeinärzte, Psychiater ° Klinikum Freising ° Gesundheitsamt ° Hebammen

Im Bereich der Kinderbetreuung und der Eltern-Kind-Gruppen: ° Kindertageseinrichtungen, Tagesbetreuungsangebote ° Eltern-Kind-Gruppen

Im Bereich der Beratungsangebote: ° Caritas: ‹ Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche ‹ Beratungsstelle für psychische Gesundheit / Sozialpsychiatrischer Dienst ‹ Soziale Beratung, Schuldnerberatung / Obdachlosenberatung ‹ Ehe-, Familien- und Lebensberatung ° Diakonie ‹ KASA (Kirchliche allgemeine Sozialarbeit) ‹ Stelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit ° Paritätischer Wohlfahrtsverband ‹ Kinderschutzbund ‹ Arbeitskreis für Fraueninteressen e.V. ° Arbeiterwohlfahrt: ‹ Prop e.V. ° Sonstige: ‹ Frühförderstellen (Bundesverband der Lebenshilfe) ‹ Zentrum der Familie (Trägergemeinschaft kath. Erwachsenenbildung) ‹ Donum Vitae (Bayerisches Rotes Kreuz) ‹ Familienberatung Ismaning (Zweckverband kommunale Schwangerenbe- ratung) ‹ Gleichstellungsbeauftragte im Landratsamt ‹ Amt für Jugend und Familie

Im Bereich der Ehrenamtlichen: ° Kirchen ° Frauen- und Mütterzentren ° Nachbarschaftshilfen ° Frauenbund ° Dorfhelferinnen ° Vereine

7 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Träger der Grundsicherung und Behörden: ° Städte, Märkte und Gemeinden ° Amtsgericht ° Jobcenter ° Agentur für Arbeit ° Landratsamt, insbesondere Sozialamt und Ausländeramt

1.3.1.2. Außerhalb des Landkreises

Im Bereich der Gesundheitshilfe: ° Kinderklinik St. Marien, Landshut ° Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ), Landshut ° Krankenhäuser der umliegenden Landkreise, insbesondere gynäkologische Abteilungen Im Bereich der Beratungsstellen: ° Familienberatung Ismaning Im Bereich der Behörden: ° Beauftragte der Polizei für Frauen und Kinder, Ingolstadt

1.3.2. Klientel im Bereich des Netzwerkes Frühe Kindheit

Die Zielgruppen sind grundsätzlich alle Familien mit Kindern im Alter zwischen 0-6 Jahren, vor allem aber Familien in belastenden Lebenssituationen.

1.4. Frühe Hilfen

„Frühe Hilfen bilden lokale und regionale Unterstützungssysteme mit koordinierten Hilfean- geboten für Eltern und Kinder ab Beginn der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren mit einem Schwerpunkt auf der Altersgruppe der 0- bis 6-Jährigen. Sie zielen darauf ab, Ent- wicklungsmöglichkeiten von Kindern und Eltern in Familie und Gesellschaft frühzeitig und nachhaltig zu verbessern. Neben alltagspraktischer Unterstützung wollen Frühe Hilfen insbe- sondere einen Beitrag zur Förderung der Beziehungs- und Erziehungskompetenz von (wer- denden) Müttern und Vätern leisten. Damit tragen sie maßgeblich zum gesunden Aufwachsen von Kindern bei und sichern deren Rechte auf Schutz, Förderung und Teilhabe.

Frühe Hilfen umfassen vielfältige sowohl allgemeine als auch spezifische, aufeinander bezo- gene und einander ergänzende Angebote und Maßnahmen. Grundlegend sind Angebote, die sich an alle (werdenden) Eltern mit ihren Kindern im Sinne der Gesundheitsförderung richten (universelle / primäre Prävention). Darüber hinaus wenden sich Frühe Hilfen insbesondere an Familien in Problemlagen (selektive / sekundäre Prävention). Frühe Hilfen tragen in der Arbeit mit den Familien dazu bei, dass Risiken für das Wohl und die Entwicklung des Kindes frühzeitig wahrgenommen und reduziert werden. Wenn die Hilfen nicht ausreichen, eine Gefährdung des Kindeswohls abzuwenden, sorgen Frühe Hilfen dafür, dass weitere Maßnah- men zum Schutz des Kindes ergriffen werden.

8 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Sie basieren vor allem auf multiprofessioneller Kooperation, beziehen aber auch bürger- schaftliches Engagement und die Stärkung sozialer Netzwerke von Familien mit ein. Zentral für die praktische Umsetzung Früher Hilfen ist deshalb eine enge Vernetzung und Koopera- tion von Institutionen und Angeboten aus den Bereichen der Schwangerschaftsberatung, des Gesundheitswesens, der interdisziplinären Frühförderung, der Kinder- und Jugendhilfe und weiterer sozialer Dienste. Frühe Hilfen haben dabei sowohl das Ziel, die flächendeckende Versorgung von Familien mit bedarfsgerechten Unterstützungsangeboten voranzutreiben, als auch die Qualität der Versorgung zu verbessern“ (NFZH, 2009).

1.5. Gesetzliche Grundlagen

Die Netzwerkarbeit der KoKi – Netzwerk frühe Kindheit ist in allgemeiner Form in § 81 SGB VIII, Zusammenarbeit mit anderen Stellen und öffentlichen Einrichtungen verankert:

„Die Träger der öffentlichen Jugendhilfe haben mit anderen Stellen und öffentlichen Einrich- tungen, deren Tätigkeit sich auf die Lebenssituation junger Menschen und ihrer Familien auswirkt, insbesondere mit 1. Einrichtungen und Stellen der beruflichen Aus- und Weiterbildung, 2. Einrichtungen und Stellen des öffentlichen Gesundheitsdienstes und sonstigen Einrich- tungen des Gesundheitsdienstes, 3. den Stellen der Bundesagentur für Arbeit, 4. den Trägern anderer Sozialleistungen, 5. den Polizei- und Ordnungsbehörden, 6. den Justizvollzugsbehörden und 7. Einrichtungen der Ausbildung für Fachkräfte, der Weiterbildung und der Forschung, im Rahmen ihrer Aufgaben und Befugnisse zusammenzuarbeiten.“

Die planerischen Aufgaben der KoKi lassen sich unmittelbar an § 80 SGB VIII Jugendhilfe- planung, anschließen. Hier gewinnt in Bezug auf die Bestandserhebung insbesondere Abs. 1 an Bedeutung:

„(1) Die Träger der öffentlichen Jugendhilfe haben im Rahmen ihrer Planungsverantwortung 1. den Bestand an Einrichtungen und Diensten festzustellen, 2. den Bedarf unter Berücksichtigung der Wünsche, Bedürfnisse und Interessen der jun- gen Menschen und der Personensorgeberechtigten für einen mittelfristigen Zeitraum zu ermitteln und 3. die zur Befriedigung des Bedarfs notwenigen Vorhaben rechtzeitig und ausreichen zu planen; dabei ist Vorsorge zu treffen, dass auch ein unvorhergesehener Bedarf befrie- digt werden kann.“

„(2) Einrichtungen und Dienste sollen so geplant werden, dass insbesondere 1. Kontakte in der Familie und im sozialen Umfeld erhalten und gepflegt werden können, 2. ein möglichst wirksames, vielfältiges und aufeinander abgestimmtes Angebot von Jugendhilfeleistungen gewährleistet ist, 3. junge Menschen und Familien in gefährdeten Lebens- und Wohnbereichen besonders gefördert werden, 4. Mütter und Väter Aufgaben in der Familie und Erwerbstätigkeit besser miteinander vereinbaren können.“

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10 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

2. Bestandserhebung

2.1. Verteilung der Angebote im Landkreis Freising

Insgesamt kann man drei verschiedene Gemeindegrößenklassen bilden:

Kleine Gemeinden bis 3.500 Einwohner Mittlere Gemeinden 3.500 bis 10.000 Einwohner Große Gemeinden über 10.000 Einwohner

2.1.1. Bereich Gesundheitswesen

Der Schwerpunkt der Gesundheitsversorgung im Bereich „Frühe Kindheit“ liegt eindeutig in den großen Gemeinden, die aber insgesamt auch am bevölkerungsstärksten sind. Schwangere und Eltern mit Säuglingen oder Kleinkindern aus den kleinen und mittleren Gemeinden müs- sen für die fachärztliche Versorgung in die großen Gemeinden fahren. Auch der Anteil an Allgemeinärzten ist im ländlichen Bereich und den mittleren Gemeinden deutlich niedriger als in den großen Gemeinden.

11 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Die Mütter- und Väterberatung des Gesundheitsamtes wird seit 2010 aufgrund mangelnder Auslastung in den kleinen und mittleren Gemeinden nicht mehr angeboten, außer in Rudelz- hausen, Hörgertshausen und - hier ist die Nachfrage weiterhin gegeben. Es gibt 31 niedergelassene Hebammen im Landkreis Freising. 6 davon arbeiten zusätzlich im Klinikum Freising. An den Landkreisgrenzen wird zusätzlich das Angebot der Hebammen aus den Gemeinden der benachbarten Landkreise genutzt. Die meisten Hebammen bieten als Basisleistung auch Geburtsvorbereitung an. Außerdem verfügt der Landkreis Freising über zwei Familienhebammen, die in jeder Ge- meinde des Landkreises eingesetzt werden können. Die Möglichkeit zur außerhäuslichen Entbindung gibt es nur noch im Klinikum Freising, da auch das Geburtshaus in Moosburg aufgrund Finanzierungsproblemen schließen musste.

2.1.2. Betreuungsangebote

Die Zahlen in den Kreisen repräsentieren die Anzahl der Betreuungseinrichtungen. Unterschieden wird in Angebote der Fremdbetreuung (Kinderkrippen, Kindergärten und Tagesmütter) und Angebote, die sich an Mütter mit ihren Kindern zusammen richten (Eltern- Kind-Programm und Eltern-Kind-Gruppen).

12 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Eltern-Kind-Programm und Eltern-Kind-Gruppen: Die Gruppen des Eltern-Kind-Programms des Kreisbildungswerkes sind bis auf wenige Gemeinden im ganzen Landkreis verteilt. Es werden Gruppentreffen für Mütter mit Kinder, Eltern-Kind-Gruppen und Vater-Kind-Treffen angeboten. Die Gruppen werden von geschul- ten Betreuerinnen geleitet. Sie dienen dem Erfahrungsaustausch der Mütter und der Entwick- lung der Kleinkinder in allen Kompetenzbereichen durch eine ganzheitlich frühpädagogische Orientierung. Eltern-Kind-Gruppen, die von Müttern selbst initiiert und durchgeführt werden, dienen vor allem dem Erfahrungsaustausch und der Kontaktmöglichkeit der Mütter untereinander .

Kindertageseinrichtungen: Die Betreuung in Kindertageseinrichtungen wurde unterschieden in Kinderkrippen, Kinder- gärten, die Kinder ab dem 1. Lebensjahr aufnehmen und Kindergärten, die Kinder ab dem 2. Lebensjahr aufnehmen. Kinderkrippen werden in den großen Gemeinden und in den mittel- großen Gemeinden und angeboten. Beide mittleren Gemeinden zeichnen sich durch eine hohen Zuzug aus dem Ballungsraum München aus. In Moosburg gibt es die Möglichkeit im Rahmen einer Großtagespflege Kinder ab einem Jahr betreuen zu lassen. Diese Möglichkeit besteht ebenso in , allerdings schon ab dem Säuglingsalter. Kindergärten, welche die Kinder ab dem 2. Lebensjahr aufnehmen befinden sich in jeder Gemeinde im Landkreis. Integrative Kindergärten gibt es im Landkreis viermal. Alle befinden sich in Gemeinden an der Bahnlinie.

Tagespflege: Die zahlenmäßig meisten Tagesmütter werden in den bevölkerungsstarken Gemeinden (Freising, Neufahrn, Eching und Hallbergmoos) an der S-Bahn Linie durch die Tagesmütter- projekte angeboten. Aber auch in den mittleren und kleinen Gemeinden gibt es ein fast flä- chendeckendes Angebot, welches durch das Amt für Jugend und Familie vorgehalten wird.

Großtagespflege: Großtagespflege ist der Zusammenschluss von mindestens 2 Tagesmüttern, die in (in der Regel) angemieteten Räumlichkeiten zusammen bis zu acht gleichzeitig anwesende fremde Kinder betreuen, bzw. bis zu 10 Kinder, wenn mindestens eine der beiden Tagesmütter Erzie- herin ist. Im Prinzip ist eine Großtagespflege wie eine kleine Krippe; die Tagesmütter der Großtagespflege unterliegen den gleichen Eignungskriterien wie diejenigen, die bei sich zu Hause Tageskinder betreuen.

13 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Versorgungsquote:

Die Versorgung des Landkreises mit Kinderbetreuungsplätzen wurde in den letzten Jahren stark ausgebaut und wird es auch weiterhin.

Versorgungsquote der 0-3jährigen nach Gemeinde

45% 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% Au Haag Wang Eching gesamt Freising Kirchdorf Neufahrn Moosburg Kranzberg Wolfersdorf Langenbach Allershausen Hallbergmoos Hörgertshausen

Quelle: Eigene Erhebung, Stand 2010

Die Versorgungsquote der 0-3-Jährigen im Landkreis Freising liegt mit 18 % deutlich über der Versorgungsquote des Freistaates Bayern mit 6,1 %. In den kleinen Gemeinden haben besonders Hohenkammer (21,7 %), Wang (24,1 %) und Wolfersdorf (24,3 %) ein hohes An- gebot an Betreuungsplätzen für die 0-3-Jährigen. Aber auch kleine Gemeinden mit einem re- lativen hohen Pendleranteil wie Kirchdorf (17,9 %) und Mauern (14,6 %) ebenso wie die kleinen Gemeinden Gammelsdorf (15 %) und Rudelzhausen (16,8 %) haben ein bereits gut ausgebautes Betreuungsangebot im Krippenbereich. Zolling ist mit einer Versorgungsquote von 39,4 % der absolute Spitzenreiter. Hier ist die gesetzliche Forderung nach einer Versorgungsquote von 30% bereits überschritten. Aber auch Allershausen (26,4 %), Au in der (22,0 %), Hallbergmoos (27,0 %) und Langenbach (21,5 %) sind überdurchschnittlich gut versorgt, ebenso wie die Stadt Freising (22,2 %) und die Gemeinde Eching (22,6 %).

Versorgungsquote der 4-6jährigen nach Gemeinde

180% 160% 140% 120% 100% 80% 60% 40% 20% 0% Au Haag Wang Zolling Eching gesamt Mauern Freising Kirchdorf Neufahrn Moosburg Nandlstadt Kranzberg Wolfersdorf Langenbach Attenkirchen Gammelsdorf Allershausen Hallbergmoos Paunzhausen Hohenkammer Rudelzhausen Fahrenzhausen Hörgertshausen

Quelle: Eigene Erhebung, Stand 2010

14 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Die Versorgungsquote der 4-6-Jährigen hat sich im Landkreis Freising im Vergleich zum Jahr 2006 um 6,9 % von 107,5 % auf 114,4 % gesteigert. Dies bedeutet, dass nahezu jede Gemeinde der gesetzlichen Forderung nach einem Kindergartenplatz für jedes Kind ab dem vollendeten 3. Lebensjahr nachgekommen ist. Lediglich Attenkirchen (95,5 %), Au (99,4 %), Neufahrn (96,9 %) und Wang (95,8 %) liegen leicht darunter, erfüllen die gesetzliche Vor- gabe aber faktisch.

Über die Angebote zur Tagesbetreuung von Kleinkindern hinaus gibt es zahlreiche Angebote der stundenweisen Kinderbetreuung (z.B. Zentrum der Familie „Servus Mama“, St. Lampert Freising „Kinderfreie Zeit“, Donum Vitae, Nachbarschaftshilfen und Mütterzentren).

2.1.3. Angebote im Bereich der Beratungsstellen

Das Angebot von Beratungsstellen und Frühen Hilfen beschränkt sich fast ausschließlich auf die großen Gemeinden. Lediglich die Mütterberatung (siehe Landkreiskarte „Angebote im

15 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Bereich Gesundheitswesen“) und die Erziehungsberatungsstelle der Caritas haben noch An- gebote vor Ort. Ansonsten müssen zum Teil Fahrtstrecken bis zu 30 km zurückgelegt werden. Dabei ist die Anbindung durch den öffentlichen Regionalverkehr besonders im nördlichen Landkreis schwierig. Für Familien mit kleinen Kindern ist die mehrmalige Wahrnehmung von Beratungstermine bei Beratungsstellen ohne eigenen PKW sehr aufwändig.

2.2. Welche bestehenden Netzwerkstrukturen gibt es?

Für die Erhebung wurden alle, der „KoKi – Netzwerk frühe Kindheit“ bekannten Beratungs- stellen und möglichen Netzwerkpartner im Landkreis mit einem Fragebogen angeschrieben. Dabei wurden die Häufigkeit der Kontakte und die Zufriedenheit erfasst. Die Rückmeldungen wurden zusammengefasst und in Schaubildern dargestellt.

Es wurde dabei unterschieden in ein Netzwerk „Rund um die Geburt“ mit sehr niedrig- schwelligen Unterstützungsangeboten und in ein Netzwerk „Spezielle Risikolagen“ mit einem problemorientierten Ansatz. Mit „Rund um die Geburt“ wurden die Netzwerkpartner erfasst, welche während Schwangerschaft und Geburt unmittelbar mit den Müttern und Vätern zu tun haben. Die Zusammensetzung des Netwerkes „Spezielle Risikolagen“ orientiert sich an be- sonderen Problemlagen der Familien und den diesbezüglichen Unterstützungsmöglichkeiten.

An der Befragung haben die Kinderklinik Landshut und die Gynäkologen nicht teilgenom- men.

2.2.1. Netzwerk „Rund um die Geburt“

2.2.1.1. Gegenseitige bzw. einseitige Vernetzung

Gegenseitige bzw. einseitige Vernetzung

Gegenseitige Vernetzung Geburtsklinik Koki Einseitige Vernetzung Vom Pfeilfuss ausgehend

Früh- Netzwerkpartner Hebammen förderung

Gesundheits- Kinderärzte amt

Gynäkologen EB

Zentrum der Donum Vitae Familie

Quelle: Eigene Erhebung 2010

16 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Das Schaubild zeigt den Ist-Stand im Netzwerk „Rund um die Geburt“. Von den Fachbera- tungsstellen wurden diejenigen aufgeführt, welche Angebote in ihrem Programm haben, die sich unmittelbar an werdende Eltern bzw. Eltern mit Säuglingen wenden. Ziel soll sein, dass im Laufe der Zeit alle Akteure gleichermaßen miteinander vernetzt sind.

Sowohl die Koordinierende Kinderschutzstelle, als auch das Klinikum Freising sind im Netz- werk gut eingebunden. Aus der Befragung wurde deutlich, dass beide mit den anderen im Netzwerk tätigen Stellen gut vernetzt sind.

Über den Grad der Vernetzung zwischen Gynäkologen und Klinikum Freising sowie den an- deren Netzwerkpartner, können keine Aussagen getroffen werden, da die Gynäkologen an der Befragung nicht teilgenommen haben. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass eine Vernetzung zwischen Gynäkologen und Klinikum Freising besteht, da einige der Gynäkolo- gen im Landkreis als Konziliarärzte in der Klinik tätig sind. Einseitig ankommende Kontakte zeigen sich vor allem bei den Gynäkologen und den Kinder- ärzten. Dies bedeutet, dass beide Professionen als Netzwerkpartner gesehen werden und häu- fig auf sie verwiesen wird.

Das Zentrum der Familie bietet ein breit gefächertes Angebot vor und rund um die Geburt an. Das Vernetzungsbild zeigt, dass vom Zentrum der Familie ausgehend die Weitervermittlung an die anderen Fachstellen im Netzwerk gut funktioniert. Auch die Erziehungsberatungsstellen betreiben eine intensive Netzwerkarbeit, welche vor allem (wie beim Zentrum der Familie auch) im Bereich der anderen Beratungsstellen gut aus- gebaut ist. Umgekehrt werden im Bereich des Gesundheitswesens beide Stellen eher weniger als Netzwerkpartner gesehen.

Eine wichtige Aufgabe der Zukunft der Koordinierenden Kinderschutzstelle und damit das Netzwerk des Landkreises Freising ist die Einbindung aller im Netzwerk tätigen Stellen in Form eines gleichberechtigten Austauschs und einer Zusammenarbeit auf „Augenhöhe“. Eine gute Kooperation ist zur Etablierung eines funktionierenden Kinderschutzes im Bereich Frühe Kindheit sehr wichtig. Vor allem Gynäkologen und Kinderärzte müssen hierfür noch gewon- nen werden.

17 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

2.2.1.2. Fehlende Vernetzung

Fehlende Vernetzung

Keine gegenseitige Vernetzung Keine Vernetzung Geburtsklinik Koki Vom Pfeilfuss ausgehend

Netzwerkpartner

Früh- Hebammen förderung

Gesundheits- Kinderärzte amt

Gynäkologen EB

Donum Zentrum der Vitae Familie

Quelle: Eigene Erhebung, Stand 2010

Vernetzungsbedarf besteht rund um die Kinderärzte, die Gynäkologen und die Frühförderung mit dem Angebot der Elternsprechstunde bei Schrei, Schlaf- und Fütterproblemen von Säug- lingen und Kleinkindern. Diese wird seit Mai 2010 von der Lebenshilfe Freising an mehreren Standorten (Moosburg, Freising, Neufahrn) auf Anfrage angeboten und muss sich noch etab- lieren. Das Zentrum der Familie hat wie im Schaubild „gegenseitige bzw. einseitige Vernetzung“ dargestellt einen häufigen Kontakt zu den Institutionen nach außen, wird aber umgekehrt eher nicht als Netzwerkpartner gesehen. Eine mögliche Erklärung ist, dass die Kurse des Zentrums der Familie kostenpflichtig sind und dass das Angebot niederschwelliger ist als das der Bera- tungsstellen. Von besonderer Bedeutung im Bereich „Rund um die Geburt“ sind gerade die Kinderärzte und Hebammen, die frühe Entwicklungsauffälligkeiten beim Säugling als Erste erkennen können.

18 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

2.2.2. Netzwerk „Spezielle Risikolagen“ und Angebote

2.2.2.1. Gegenseitige bzw. einseitige Vernetzung

Gegenseitige bzw. einseitige Vernetzung

Erziehungs- Jugendamt beratungs- Gegenseitige Vernetzung stellen Sozial- Kinderschutz- Einseitige Vernetzung pädiatrisches bund vom Pfeilfuss ausgehend Zentrum Netzwerkpartner

Arbeitskreis Frühförder- Frauen- stelle Interessen e.V.

Jobcenter Polizei

Caritas Sozial- Prop e.V. beratung Sozial- psychia- Diakonie trischer Dienst

Quelle: Eigene Erhebung, Stand 2010

Im Bereich der „Speziellen Risikolagen“ ist die gegenseitige Vernetzung besonders wichtig. Es zeigt sich, dass es eine sehr starke Vernetzung um den sozialpsychiatrischen Dienst herum gibt. Eltern mit psychischen Auffälligkeiten kommen in allen Gesellschaftsschichten vor und haben die unterschiedlichsten zusätzlichen Unterstützungsbedürfnisse. Dies könnte ein Grund für die Vernetzung in alle Richtungen sein. Auch das Amt für Jugend und Familie kooperiert mit allen unterschiedlichen Netzwerkpartnern. Eine breit gefächerte Kooperation pflegen auch der „Arbeitskreis Fraueninteressen e.V.“ und die Polizei. Sie bieten im Grunde eher reaktive Unterstützungsangebote, wenn sich Problem- lagen in den Familien schon verfestigt haben und eskaliert sind. Sehr niederschwellige Unter- stützungsangebote wie die Frühförderstelle werden eher weniger von Außen frequentiert. Das Amt für Jugend und Familie hat ebenso wie im Netzwerk „Rund um die Geburt“ auch bei den „Speziellen Risikolagen“ eine sehr enge beidseitige Vernetzung zu allen Netzwerkpart- nern, was seiner Aufgabe als Koordinationsstelle entspricht.

Auffallend im Bereich der einseitigen Vernetzung im Bereich „Spezielle Risikolagen“ ist die Stellung der Caritas Sozialberatung. Diese wird offenbar sehr stark von allen anderen Netz- werkpartnern kontaktiert, vermittelt aber selbst weniger aktiv ins Netzwerk. Vom „Arbeitskreis Fraueninteressen e.V.“ gehen viele Kontakte aus. Er bietet hauptsächlich ein Angebot, das zeitlich begrenzt für Akutfälle zur Verfügung steht und im niederschwelli- gen Bereich weniger als Anlaufstation für die Beratungsstellen geeignet ist.

Die anderen Beratungsstellen im Beratungsbereich sind gut miteinander vernetzt. Die Kinder- klinik hat sicherlich, - wie auch im Netzwerk „Rund um die Geburt“ - mehr gegenseitige

19 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Kontakte zu den anderen Netzwerkpartnern. Sie hat aber nicht an der Befragung teilgenom- men.

2.2.2.2. Fehlende Vernetzung

Fehlende Vernetzung

Keine gegenseitige Vernetzung Jugendamt EB Keine Vernetzung vom Pfeilfuss ausgehend Sozial- Kinderschutz- pädiatrisches bund Netzwerkpartner Zentrum

Arbeitskreis Frühförder- Frauen- stelle interessen e.V.

Jobcenter Polizei

Caritas Sozial- Prop e.V. beratung Sozial- psychia- Diakonie trischer Dienst

Quelle: Eigene Erhebung, Stand 2010

Prop e.V. und die Frühförderstelle müssen noch besser in das Netzwerk einbezogen werden. Beides sind Stellen, die mit ihrem Beratungsangebot näher am Gesundheitswesen angesiedelt sind. Die Zugehörigkeit zu verschiedenen Systemen kann eine Rolle dabei spielen wie eng sich die Zusammenarbeit gestaltet. Auch die Kooperation mit den Beratungsstellen der Diakonie, „Kirchliche allgemeine Sozial- arbeit“ (KASA) und der „Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit“ sollen weiter ausgebaut werden. Das Jobcenter wird von fast jeder Beratungsstelle als Netzwerkpartner gesehen, umgekehrt ist das eher nicht so. Die Schwierigkeit besteht auch hier darin, dass das Jobcenter in Bezug auf das Gesundheitswesen und auf die Beratungsstellen systemfremd ist und somit unterschiedli- che Aufgabenstellungen und Leitbilder bestehen.

Die Polizei wird offenbar von den Beratungsstellen eher weniger als Netzwerkpartner im nie- derschwelligen Bereich wahrgenommen.

20 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

2.3. Qualität der Zusammenarbeit

Mittels Fragebogen wurde die Zufriedenheit mit der Qualität der Zusammenarbeit erhoben. Dabei wurde in fünf Kategorien unterschieden (gut – eher gut - eher schlecht – schlecht – weiß nicht). Insgesamt wird die Zusammenarbeit im Netzwerk als gut bewertet.

Neun von zehn Beratungsstellen bewerteten die Zusammenarbeit mit den Allgemeinärzten als „eher gut“, sechs die Zusammenarbeit mit den Psychiatern. Hohe Zufriedenheitswerte (gut) gab es bei den Beratungsstellen auch für die Zusammenarbeit mit der Caritas Sozialberatung, dem Kinderschutzbund, dem Arbeitskreis für Fraueninteressen e.V. und mit dem Jugendamt. Diese Bewertung spiegelt sich auch in der Intensität der Netwerkarbeit wieder (siehe: 2.2.1.1. und 2.2.2.1.). Zwei Stellen bewerteten die Zusammenarbeit mit dem Jobcenter „schlecht“ und auch je eine die Kooperation mit dem Amt für Jugend und Familie und einer Erziehungsberatungsstelle.

Das Klinikum Freising bewertete besonders die Zusammenarbeit mit den Kinderärzten, Gynäkologen, Hebammen, der Kinderklinik in Landshut, den Psychiatern, dem Kinder- schutzbund und Donum Vitae als „gut“. Hier überwiegt die als „gut“ empfundene Zusam- menarbeit innerhalb der eigenen Profession deutlich. Sowohl Kinderschutzbund als auch Donum Vitae sind niederschwellige Beratungsstellen mit einem konkret fassbaren Hilfsangebot für junge Familien (z.B. finanzielle Unterstützung).

Ein ähnliches Bild ergibt sich auch bei den Evaluationsbögen der Kinderärzte. Auch hier überwiegt die Zufriedenheit im eigenen System. Allerdings wird die Zusammenarbeit mit den Hebammen und mit dem Klinikum Freising als „schlecht“ bewertet. „Gut“ wird die Zusam- menarbeit mit der Polizei gesehen und „eher gut“ mit den Erziehungsberatungsstellen, den Kindertageseinrichtungen und dem Amt für Jugend und Familie.

Die Hebammen bewerteten die Zusammenarbeit innerhalb des Systems vorwiegend „gut“. Ein Drittel sieht die Kooperation mit den Kinderärzten und den Gynäkologen als „schlecht“ an. Von den rund 31 Hebammen im Landkreis haben auf die Befragung allerdings nur ca. 10 % geantwortet, so dass sich kein schlüssiges Bild ergibt.

Die Hauptaufgabe der niedergelassenen Ärzte bezieht sich auf die gesundheitliche Versorgung der Kinder und nur zum Teil auf die psychosoziale Situation des Kindes und der Familie. Die Schweigepflichtsentbindung für Ärzte gilt ausschließlich in Situationen eines Verdachtes auf Kindeswohlgefährdung. Darüber hinaus ist die Einbindung in das Netzwerk Frühe Kindheit mit Zeit verbunden, die von den niedergelassenen Ärzten wie auch von den Hebammen ehrenamtlich geleistet wird, bzw. geleistet werden müsste, da keine Abrechnungsmöglichkeiten bestehen. Insgesamt zeigt sich, dass es Häufungen in der Zufriedenheit mit der Qualität der Zusammen- arbeit innerhalb der Bereiche Gesundheitswesen und innerhalb des Bereiches der Beratungs- stellen gibt. Eine gute Zusammenarbeit wird an Stellen benannt, an denen eine konkrete Hilfeleistung an- geboten wird.

Eine Hauptaufgabe der „KoKi – Netzwerk frühe Kindheit“ in den nächsten Jahren wird es sein, durch positiv wahrgenommene Kontakte die Bereitschaft zur Kooperation zu fördern, so dass es möglich sein wird, gemeinsam Wege zu finden um Familien frühestmöglich Unter- stützung anzubieten, - nicht erst, wenn sich Problemlagen bereits auf die Befindlichkeit der Kinder auswirken.

21 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

2.4. Bedarf aus Sicht der Netzwerkpartner

Bedarf für die Altersgruppe von 0-6 Jahren

13% 18% Körperliche Entwicklung

13% Sonstige

Niederschwellige Unterstützungsangebote 28% Betreuungsangebote 28%

Unterstützung in besonderen Lebenslagen

Quelle: Eigene Erhebung, Stand 2010

Mittels Fragebogen wurde der Bedarf aus Sicht der Netzwerkpartner erhoben. Dabei wurden keine festen Antwortmöglichkeiten vorgegeben, so dass eine Vielzahl an Antworten möglich war. Diese wurden in verschiedene Kategorien zusammengefasst: ° Körperliche Entwicklung: In Bezug auf die körperliche Entwicklung wurde der Be- darf nach mehr Logopäden und Ergotherapeuten im Landkreis zur Verringerung der Wartezeiten genannt. ° Niederschwellige Unterstützungsangebote: Unter „niederschwellige Unterstützungs- angebote“ wurden Elterntraining, Schreibabyambulanz, Betreuung durch Hebammen und die kostenlose Teilnahme an Mutter-Kind-Gruppen genannt. ° Betreuungsangebote: Neben einer Aufstockung von Integrationsgruppen wurden vor allem flexiblere Kinderbetreuungszeiten in den Tagesstätten, vermehrte Ganztages- betreuung aber auch ein größeres Angebot an Tagesmüttern und Babysittern als wichtig angesehen. ° Unterstützung in besonderen Lebenslagen: Für alleinerziehende Eltern, Kinder psy- chisch kranker Eltern und Familien mit Migrationshintergrund wurde ein erhöhter Angebotsbedarf gesehen. ° Sonstige: Als hilfreich wurde von den Befragten darüber hinaus ein informeller Aus- tausch mit dem Amt für Jugend und Familie genannt bzw. eine anonyme Fallbera- tung zwischen den Netzwerkpartnern sowie ein fachlicher Austausch mit dem Ju- gendamt bei Kindeswohlgefährdung. Der Bedarf von mehr Kinderpsychiatern im Landkreis wurde gesehen. Ebenso eine weitere Qualifizierung von Kinderpflegerin- nen und Erzieherinnen in Bezug auf das Erkennen von Risikomomenten in der Frü- hen Kindheit. Ein Netzwerkpartner sah aber auch eine eher stattfindende Überver- sorgung der Kinder.

Aus den Abfrageergebnissen lässt sich ableiten, dass unabhängig von der jeweiligen Profes- sion ähnliche Bedarfe im Landkreis gesehen wurden, um die Sozialstruktur im Bereich Frühe Kindheit effizient zu verbessern. Einigkeit herrscht darüber, dass Beratungsangebote niederschwellig sein sollen. Neue Ange- bote sollen für die Eltern mit einem leichteren Zugang verbunden sein. Wünschenswert wären außerdem mehr Angebote mit aufsuchendem Charakter.

22 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

3. Bedarfserhebung

Um den jeweiligen Bedarf in den Gemeinden erheben zu können ist es wichtig, die für die Angebote der Frühen Hilfen relevanten Zielgruppen zu kennen.

Zielgruppe der sozialen Frühwarnsysteme sind grundsätzlich alle Familien mit kleinen Kin- dern bis zum Alter von 3 Jahren, insbesondere Familien, deren soziale und ökonomische Lebensverhältnisse auf hohe Benachteiligungen und Belastungsfaktoren hinweisen und des- halb erhöhter Unterstützung bedürfen (z.B. Unsicherheit im Umgang mit Kindern, Armuts- risiko, Minderjährigkeit der Eltern, Alkohol- und Suchtmittelmissbrauch, psychische Erkran- kung der Eltern, mangelhafte Wohnverhältnisse, Überforderung der Eltern, drohende Ver- nachlässigung des Kindes, sonstige Überforderungssituationen). Im Landkreis Freising ist die Koordinierende Kinderschutzstelle darüber hinaus für alle Kin- der bis zum Schuleintritt zuständig, da ein Hauptansprechpartner Krippen und offene Kinder- tagesstätten sind und diese auch Kinder über drei Jahren betreuen.

3.1. Anteil der Kinder ab Geburt bis zu 6 Jahren an der Bevölkerung je Gemeinde

3.1.1. Geburten im Landkreis je Gemeinde

Im Landkreis Freising wurden im Jahr 2008 insgesamt 849 Kinder geboren. Das ist ein Rück- gang zu den durchschnittlichen Geburtenzahlen der Jahrgänge 2005-2007 (1.041 Kinder pro Jahr) um 14,62 %. Bei den durchschnittlichen Zahlen lassen sich im Vergleich der Gemein- degrößenklassen zwischen den kleinen und mittleren Gemeinden kaum Unterschiede fest- stellen. In den kleinen Gemeinden ging die Geburtenzahl um 18,52 % und in den mittleren Gemeinden um 18,34 % zurück. Am geringsten war der Rückgang der Geburten in den großen Gemeinden mit 11,53 %.

Anzahl der Geburten im Vergleich in den großen Gemeinden 1,20% 1,00% 0,80% 0,60% 0,40% 0,20% 0,00% Freising Neufahrn Moosburg Eching

Geburtenanteil in % an der Gesamtbevölkerung 2008 Geburtenanteil in % an der Gesamtbevölkerung 2005-2007

Quelle: Eigene Erhebung 2008

In den großen Gemeinden war der Rückgang der Geburten in Moosburg am größten mit 22,58 %. Am geringsten in Eching mit 6,67 %. In Freising waren es 10,04 % und in Neufahrn 9,04 %.

23 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Anzahl der Geburten im Vergleich in den mittleren Gemeinden 1,60% 1,40% 1,20% 1,00% 0,80% 0,60% 0,40% 0,20% 0,00%

s u t n g g h oo A tad se sen lin er ac m ls au au ol zb nb erg nd sh zh Z ran ge lb Na ler en K an al Al hr L H Fa Geburten 2008 in % Geburten 2005-2007 in %

Quelle: Eigene Erhebung, 2008

In den mittleren Gemeinden gingen die Geburtenzahlen vor allem in Zolling (40,43 %), in Au (30,00 %), in Fahrenzhausen (26,76 %), in Kranzberg (24,44 %) und in Nandlstadt (22,73 %) zurück. In Allershausen stieg die Geburtenzahl im Vergleich zu den drei vorhergehenden Geburtsjahrgängen um 4,76 %.

Anzahl der Geburten im Vergleich in den kleinen Gemeinden 1,60% 1,40% 1,20% 1,00% 0,80% 0,60% 0,40% 0,20% 0,00%

f g ing aag or orf sen H d chd Wan s Mauern ir fer zhau Marzl K l n Wo au Rudelzhausen Attenkirchen örgertshausenP Gammelsdorf Hohenkammer H Geburtenanteil in % an der Gesamtbevölkerung 2008 Geburtenanteil in % an der Gesamtbevölkerung 2005-2007

Quelle: Eigene Erhebung, 2008

In den kleinen Gemeinden gibt es einen ähnlichen Durchschnittswert wie in den mittleren Gemeinden. Der moderate Mittelwert entsteht jedoch durch sehr große Abweichungen zwi- schen den Gemeinden mit einem sehr starken Rückgang der Geburtenzahlen (Mauern 41,38 %, Paunzhausen 38,46 %, Rudelzhausen 33,33 %, Wang 27,27 %, Wolfersdorf 26,09 % und 24,00 %), geringem Geburtenrückgang (Attenkirchen 7,14 %, Hörgertshausen 6,67 %, Kirchdorf 5,88 % und Haag 4,17 %) und einem Geburtenanstieg (Hohenkammer 15,79%). Allerdings ändern sich die Prozentzahlen in den kleinen Gemeinden auf Grund der geringen Population sehr schnell.

24 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

3.1.2. Kinder zwischen 0-6 Jahren

Anteil der Kinder von 0-6 Jahren nach Gemeindegrößenklassen an der Gesamtzahl der Kinder von 0-6 Jahren im Landkreis Freising

19%

53% 28%

Kleine Gemeinden Mittlere Gemeinden Große Gemeinden

Quelle: Eigene Erhebung, Stand 2009

Betrachtet man die absoluten Zahlen der Kinder von 0-6 Jahren nach Gemeindegrößenklassen wird sehr deutlich, dass über die Hälfte der Zielgruppe der Frühen Hilfen in den großen Gemeinden leben. Das heißt, dass in vier Gemeinden, - Freising, Eching, Neufahrn und Moosburg – 53 % der Kinder zwischen 0-6 Jahren wohnen. Das sind 4.850 Kinder. In den immerhin zwölf kleinen Gemeinden hingegen nur 19 % (1.720 Kinder von 0-6 Jahren). In den acht mittleren Gemeinden lebt knapp ein Drittel der Zielgruppe, das sind 2.505 Kinder zwischen 0-6 Jahren.

Dabei sind die einzelnen Gemeindegrößenklassen in sich relativ homogen. In den kleinen Gemeinden beträgt der Anteil der 0-6-Jährigen an der Gesamtbevölkerung 5,65 %. Die wenigsten Kinder innerhalb der betreffenden Altersklasse gibt es in Paunzhausen mit 4,75 %, die meisten in Kirchdorf mit 6,85 %. Der Anteil der Kinder zwischen 0-6 Jahren in den mittleren Gemeinden ist mit einem Durch- schnittswert von 5,70 % am höchsten. Auch hier gibt es zwischen der Gemeinde mit dem höchsten Anteil (Fahrenzhausen: 6,27 %) und dem geringsten Anteil (Allershausen: 5,09 %) kaum Unterschiede.

Die großen Gemeinden haben zwar in absoluten Zahlen die meisten Kinder in der Alters- gruppe zwischen 0-6 Jahren. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung ist der Anteil aber mit 4,60 % am geringsten. Auch hier gibt es kaum Unterschiede zwischen der Gemeinde mit dem niedrigsten Wert (Moosburg: 4,35 %) und derjenigen mit dem höchsten Wert (Neufahrn: 4,87 %).

25 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

3.2. Kinder mit Migrationshintergrund

Unter einer Familie mit Migrationshintergrund versteht man eine Familie, in der „mindestens ein Familienmitglied außerhalb von Deutschland geboren ist und damit eine eigene Migra- tionserfahrung aufweist oder eine ausländische Staatsangehörigkeit besitzt“.1 Das bedeutet, dass Familien, in denen es Migrationserfahrungen in der Großelterngeneration gegeben hat nicht mehr zur benannten Gruppe gehören. 2009 hatten 19,6 % der deutschen Gesamtbevölkerung einen Migrationshintergrund, bei den Kindern unter sechs Jahren waren es rund 33 %.2 Tendenz steigend. Dabei hatten rund zwei Drittel der Bevölkerung mit Migrationshintergrund eigene Migrationserfahrungen.

Der Anteil der Haushalte mit ausländischem Haushaltsvorstand an allen Haushalten beträgt in Freising 11,0 % gegenüber einem Gesamtwert von Bayern mit 9,3 %. Dabei macht sich die Nähe zur Landeshauptstadt deutlich bemerkbar. 3

Statistisch gesehen sind bei Menschen mit Migrationshintergrund die Anteile Lediger geringer, sie haben im Durchschnitt niedrigere Schulabschlüsse, sind von einer erhöhten Arbeitslosigkeit betroffen und leben überproportional häufig in prekären Einkommensverhältnissen als die Durchschnittbevölkerung in ihrem Aufnahmeland. 4 Integration bedeutet aber gleichberechtigte Teilhabe in allen Lebensbereichen.

Sprache: Voraussetzung hierfür ist unter anderem der Erwerb der Sprache der Gesellschaft, in der man lebt. Dabei zeigen Untersuchungen, dass in einer sehr hohen Anzahl von Familien mit Migra- tionshintergrund nur deutsch (20 %) oder überwiegend deutsch (64 %) gesprochen wird (BMFSFJ 2010b, S. 26). Wichtig ist vor allem, dass der Spracherwerb der Zweitsprache im Alter von zwei bis vier Jahren erfolgt, damit die Zweitsprache gleichermaßen gut wie die Erstsprache beherrscht werden kann. Deshalb ist für diejenigen Kinder mit Migrationshin- tergrund, in deren Umfeld nicht ausschließlich oder überwiegend deutsch gesprochen wird, der Besuch einer Kindertagesstätte besonders wichtig. Insgesamt kann man aber sagen, dass „der Besuch einer frühkindlichen Bildungseinrichtung zu signifikant besseren Bildungsergeb- nissen führt“5. Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund beträgt im bundesdeutschen Durchschnitt 10,5 %. Eine Zahl für den Landkreis Freising kann nicht angegeben werden, da statistisch nur ausländische Kinder im Landkreis erfasst werden.

Spracherwerb: Neben dem Erwerb der Sprache ist Bildung eine Schlüsselqualifikation in Bezug auf eine gelingende Integration. Bildung in Deutschland hängt sehr stark vom Bildungshintergrund der Eltern ab. Familien mit Migrationshintergrund unterscheiden sich von der deutschen Bevölke- rung dadurch, dass sie im Bereich der mittleren Bildungsabschlüsse unterrepräsentiert sind, wohingegen der Anteil der gering qualifizierten Eltern deutlich über dem Durchschnitt liegt. Bei den Eltern mit Abitur oder Ähnlichem gibt es keinen nennenswerten Unterschied. Migranten mit einem sehr unterschiedlichen kulturellen Hintergrund zeigen deutlich unter- durchschnittliche Werte im Vergleich mit anderen Migrationsgruppen. So haben beispiels- weise nur 13 % der türkischen Migranten Abitur oder Ähnliches im Vergleich zu einem Wert von 31 % bei allen Migranten (BMFSFJ 2010b, S. 26).

1 BMFSFJ (2010b): S. 17 2 DJI Bulletin 76, „Das Gelingen von Migration und Integration – ein notwendiges Zeil für die Gesellschaft“, Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, S. 4 3 Sozialraumanalyse Dachau (2009), Darstellung 91 „Anteil der Haushalte mit ausländischem Haushaltsvorstand an allen Haushalten in Prozent, 2008“, Quelle: SAGS 2009 nach Daten der GfK, S. 140 4 DJI Bulletin 76 (2006): „Jugend und Migration“, Artikel „Wie deutsch ist deutsch?“, Jan H. Marbach, S. 8/9 5 BMFSFJ (2008): S. 106

26 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Besuch einer Kindertagesstätte: In den großen Gemeinden sind im Durchschnitt 26 % der Kinder, die eine Kindertagesstätte besuchen, Kinder mit Migrationshintergrund. Wenn wir davon ausgehen, dass der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund an allen Kindern in den großen Gemeinden nicht höher ist, als im bundesweiten Durchschnitt mit 33 % können wir die Schlussfolgerung ziehen, dass der größte Teil der Kinder mit Migrationshintergrund in den großen Gemeinden eine Kinderta- gesstätte besucht.

Armutsrisiko in Familien mit Migrationshintergrund: Kinder unter sechs Jahren, die in einem Haushalt mit einem ausländischen Haushaltsvorstand leben haben im Gegensatz zu Kindern, die in einem Haushalt mit einem deutschen Haushalts- vorstand leben, ein überproportionales Armutsrisiko6. Dabei zeigen sich deutliche Unter- schiede in Bezug auf die ethnische Herkunft der Migranten. Das Deutsche Jugendinstitut untersuchte im Kinderpanel die Auswirkung des jeweiligen Migrationshintergrundes auf die Milieuzugehörigkeit. Hierfür wurden Mütter mit türkischem und russischem Migrationshin- tergrund befragt. Es zeigte sich, dass 41 % der Kinder mit türkischen Wurzeln dem untersten sozialen Milieu zugeordnet wurden, aber keines dem höchsten, wohingegen Kinder mit Aus- siedlerhintergrund überwiegend den mittleren Milieus zugeordnet wurden. 7

Ein Indikator für die Erhöhung des Armutsrisikos einer Familie ist die Anzahl der Kinder. Dies betrifft vor allem Familien mit Migrationshintergrund, die im Unterschied zu deutschen Familien (12 %) häufiger drei und mehr Kinder haben (20 %). Der Indikator „alleinerziehend“ trifft wiederum weniger auf Familien mit Migrationshin- tergrund zu, von denen nur 7 % im Vergleich zu 12 % der deutschen Familien alleinerziehend sind 8.

Wertvorstellungen: In der Bewertung grundlegender Werte unterscheiden sich Bürger mit Zuwanderungsge- schichte kaum von denjenigen ohne dieselben Erfahrungen. Lediglich bei der Bewertung von Religion und Tradition kommt es je nach kultureller Ferne zu unterschiedlichen Einstellungen (vgl. INFO GmbH, Liljeberg Research International Ltd.Sti. 2010).

Ein Unterschied ist, dass Familien mit Migrationshintergrund zu einem größeren Teil in enge- ren Familienverbänden als deutsche Familien leben (vgl. BMFSFJ 2010a, S. 10). Dies er- schwert den Zugang institutioneller Angebote an junge Mütter mit Migrationshintergrund mit kleinen Kindern, die in ihren familiären Kontext gut eingebunden sind und keine Unterstüt- zung in ihrem außerhäuslichen Umfeld suchen

Männer mit Migrationshintergrund sind immer mehr um eine verstärkte Wahrnehmung der Erziehungsverantwortung bemüht. Sie nehmen zum Beispiel häufiger als deutsche Männer allein an Elternabenden der Kinder teil oder begleiten die Kinder zum Arzt. Dies hängt nicht nur mit den häufig besseren Sprachkenntnissen der Väter zusammen, sondern auch damit, dass ein Drittel der Mütter – im Gegensatz zu den oben genannten - niemanden hat, der auf die Geschwisterkinder aufpasst. 9

6 Quote ausländischer Haushaltsvorstand 13,4 %, Quote deutscher Haushaltsvorstand 24,3 %. Quelle: FIT, Prognose 2007; Basis SOEP 2006 in „Kinderarmut in Deutschland“, 2008, S. 8, Bmfsfj 7 DJI Bulletin 76: „Milieu oder Migration – was zählt mehr?“, Christian alt, S. 11 8 Quelle: Datenbasis: Sonderauswertung Mikrozensus 2009 in BMFSFJ 2010b, S. 20 9 IfD Allensbach (2009): Familienbezogene Einstellungen von Personen mit Migrationshintergrund. Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im März 2009.

27 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Auch in Bezug auf Familienbildung gibt es Unterschiede. „Die Wahrscheinlichkeit, Kinder zu bekommen, ist bei Frauen mit Migrationshintergrund in der ersten Zuwanderergeneration in Westdeutschland 2,5-mal höher als die entsprechende Wahrscheinlichkeit bei westdeutschen Frauen, bei der zweiten Zuwanderergeneration 1,2-mal höher“ 10 . Frauen mit Migrationshin- tergrund unterscheiden sich mit ihrem Kinderwunsch kaum von deutschen Frauen, lediglich die türkischen Frauen mit Migrationshintergrund wünschen sich - im Gegensatz zu den Frauen insgesamt - mehr Kinder. Und zwar im Durchschnitt 2,6 bei den Frauen mit türkischen Wurzeln gegenüber 2,0 bei den Frauen insgesamt und. Kein Kind zu bekommen ist für Migrantinnen keine Option (BMFSFJ 2010a, S. 6).

Allerdings haben von den Müttern unter 18 Jahren ca. 23 % einen Migrationshintergrund. Das Durchschnittsalter von Frauen mit Migrationshintergrund bei der Erstgeburt ist mit 26 Jahren ca. zwei Jahre geringer als dasjenige deutscher Frauen (BMFSFJ 2010b, S. 23).

Freising: Für den Landkreis Freising sind allgemeine Aussagen in Bezug auf die Integration der Kinder mit Migrationshintergrund in den kleinen und mittleren Gemeinden schwierig. Bei den klei- nen Gemeinden handelt es sich maximal um eine absolute Zahl von 12 Kindern in der Gemeinde Attenkirchen. Zieht hier eine Familie mit drei Kindern um verändert sich die Pro- zentzahl gleich sehr stark.

Anteil der in einer Kindertagesstätte betreuten Kinder mit Migrationshintergrund an allen betreuten Kindern in den mittleren Gemeinden

100% 90% Anteil der betreuten 80% Kinder mit Migrations- 70% hintergrund an allen 60% betreuten Kindern % 50% 40% Anteil der deutschen 30% betreutenKinder in % 20% 10% 0%

u g en r dt A s be au lsta h enbach nz and Kranz N Lang Allershausen Hallbergmoos Fahre

Quelle: Eigene Erhebung, Stand 2008

In den mittleren Gemeinden liegt die Spanne der betreuten Kinder mit Migrationshintergrund zwischen 1 % in Kranzberg und 15 % in Nandlstadt. Erwähnenswert sind neben Nandlstadt die Gemeinden Allershausen (10 %) und Hallbergmoos (13 %). In absoluten Zahlen gibt es die meisten in Kindertagesstätten betreuten Kinder mit Migrationshintergrund in Hallberg- moos mit 75 Kindern, danach kommen Allershausen mit 30 Kindern und Nandlstadt mit 24

10 BMFSFJ 2010a, S. 9

28 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Kindern. In dieser Größenordnung kann man davon ausgehen, dass Angebote auch nachhaltig nachgefragt werden.

Anteil der in einer Kindertagesstätte betreuten Kinder mit Migrationshintergrund an allen betreuten Kindern in den großen Gemeinden

100% 90% Anteil der betreuten 80% Kinder mit Migrations- 70% hintergrund an allen 60% betreuten Kindern % 50% 40% Anteil der deutschen 30% betreutenKinder in % 20% 10% 0%

g n rn si urg Frei Eching osb Mo Neufah

Quelle: Eigene Erhebung, Stand: 2008

Bei den großen Gemeinden hat Eching mit 16 % den geringsten Anteil an betreuten Kindern mit Migrationshintergrund, das sind 83 Kinder. Am höchsten ist der Anteil der betreuten Kinder mit Migrationshintergrund in der Gemeinde Neufahrn mit 37 %, das entspricht einer absoluten Zahl von 240 Kindern. Etwa gleich groß ist der prozentuale Anteil in Freising (26 %) und Moosburg (25 %), in absoluten Zahlen sind dies aber in Freising 458 Kinder, in Moosburg 141.

Betreute Kinder mit Migrationshintergrund nach Gemeindegrößenklassen in %

30% 26% Mittlere 25% Gemeinden 20% Kleine 15% 9% Gemeinden 10% 4% Große 5% Gemeinden 0%

Quelle: Eigene Erhebung, Stand: 2008

Ein Indiz für eine besondere Problemlage junger Eltern mit Migrationshintergrund zeigt sich, wenn man sich die Zahl der Mütter / Väter betrachtet, die 2010 die Schwangerenkonfliktbe- ratung in Anspruch nahmen. Der Anteil der Eltern mit Migrationshintergrund betrug hier 17

29 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

%, der Anteil derjenigen, die aus dem Ausland innerhalb der EU kamen 6 % und derjenigen die aus dem Ausland außerhalb der EU kamen 23 %. Das sind insgesamt 86 Personen (Donum Vitae: S. 18). Schlussfolgerungen: ° Signifikant für die Integration ist vor allem der Sozialstatus einer Familie, weniger der Migrationshintergrund. ° Der Besuch einer Kindertageseinrichtung ist ein wesentliches Merkmal für den Schulerfolg unabhängig von einem Migrationshintergrund. ° Frauen mit Migrationshintergrund bekommen im Durchschnitt früher und mehr Kin- der als Frauen ohne Migrationshintergrund, so dass der Anteil an jungen Menschen mit Migrationshintergrund weiter ansteigt. ° In Freising beträgt der Anteil nicht deutscher Eltern, bzw. von Eltern mit Migrations- hintergrund, die eine Schwangerenkonfliktberatung bei Donum Vitae in Anspruch nahmen insgesamt 46 %.

3.3. Kinder mit Armutsrisiko

Kinderarmut stellt in Deutschland seit Jahren ein nicht weg zu diskutierendes soziales Prob- lem dar. Dabei stellt sich die Frage, wo Kinderarmut beginnt, wenn man vergleichsweise in Länder der Dritten Welt blickt. Bei dem Begriff „Armut“ bzw. „Kinderarmut“ handelt es sich um eine „soziale Konstruktion“ die „mit gesellschaftlichen Werte- und Normvorstellungen verbunden ist“ 11 . Man unterscheidet in „relative Einkommensarmut“ und „Kinderarmut als Bezug von sozialstaatlichen Grundsicherungsleistungen“. Insgesamt leben in Deutschland 1,8 Mio. Kinder von Leistungen nach dem SGB II, - dies einspricht einer Hilfequote von 16,3 % der gleichaltrigen Bevölkerung (BA 2008: 62).

Der Landkreis Freising unterscheidet sich mit 3.780 Euro mittlerem Monatsnettoeinkommen je Haushalt deutlich von dem Durchschnittswert für Bayern mit 2.959 Euro 12 , wohingegen der Anteil der Haushalte mit einem Monatsnettoeinkommen unter 1.500 Euro mit 9,1 % deutlich unter dem Durchschnittwert für Bayern liegt mit 36,6 % (Sozialraumanalyse II, 2009).

Die zweite Möglichkeit, Armut zu verifizieren ist die Betrachtung der Bezüge sozialstaatli- cher Grundsicherungsleistungen. Hier zeigt sich eine steigende „Infantilisierung der Armut“ (Hauser 1989: S. 126), d.h. dass der Anteil der Bezieher von Sozialleistungen im Durchschnitt immer jünger wird. Der Anteil der Bezieher/innen von Sozialleistungen unter 3 Jahren je 100 Einwohner ist im Landkreis Freising einer der besten in ganz Bayern mit 4,91 % gegenüber 9,1 % bayernweit (Sozialraumanalyse II, 2009). Darüber hinaus ist aber festzustellen, dass die Hilfequote umso höher ausfällt, je geringer das Alter des Kindes ist, wobei die Hilfequote von Kindern unter drei Jahren mit 11,3 % aller Kinder unter 18 Jahren am höchsten ausfällt.

Die im Moment vorliegenden empirischen Befunde zeigen, dass bestimmte Gruppen von Kindern stärker von einem Armutsrisiko bedroht sind als andere. Zu den stärksten Risikogruppen zählen Kinder Alleinerziehender (40,3 % der Kinder in Ein- elternhaushalten und 14,3 % der Kinder in Paarhaushalten leben in Armut (Strengmann-Kuhn 2006: 447; Fertig/Tamm 2008)), Kinder arbeitsloser Eltern und Kinder mit Migrationshin- tergrund. Allerdings lebt selbst bei Vollbeschäftigung eines Elternteils immer noch jedes 10.

11 DJI Kinderarmut in Deutschland (2009), S. 8 12 SAGS 2009, nach Daten der GFK, in Sozialraumanalyse II für den Landkreis Dachau, 2009, S. 135.

30 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Kind in Armut. Das höchste Armutsrisiko haben Kinder in Einelternfamilien mit mehr als 2 Kindern (50,8 %). Aber auch in Paarhaushalten mit mehr als drei Kindern (21,1 %) zeigt sich eine Zunahme des Armutsrisikos gegenüber Paarhaushalten mit zwei Kindern (BMFSFJ 2009, S. 22).

Kinderarmut hat immer einen mehrdimensionalen Charakter. Die Einkommensarmut von Kindern korreliert in den meisten Fällen mit multiplen Problemlagen. Durch Armut verringert sich die Teilhabechance von Kindern im Vergleich zu ihren Altersgenossen.

In Bayern ist der Effekt zwischen sozialer Herkunft und dem Bildungsverlauf von Kindern innerhalb Deutschlands besonders stark ausgeprägt. Kinder aus sozioökonomisch schwachen Verhältnissen sind an Gymnasien deutlich unter- und an Hauptschulen deutlich überrepräsen- tiert. Darüber hinaus hat die Armut in der Familie bereits in der frühen Kindheit bei einem großen Teil der Kinder negative Folgen für die kindliche Lebenssituation. Sie ist ein zentrales Ent- wicklungsrisiko für die betroffenen Kinder. Im „Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS)“ des Robert-Koch-Instituts wurde der Gesundheitszustand von Kindern und Jugend- lichen auch hinsichtlich möglicher Einflüsse durch den sozioökonomischen Status der Eltern analysiert, wobei deutlich wird, dass Kinder aus armen Familien in allen Bereichen von Gesundheit und Lebensqualität die schlechtesten Ergebnisse vorweisen (vgl. KiGSS-Studie 2007; Trabert 2007: 125). Folgende Benachteiligungen wurden nachgewiesen: ° Erhöhtes vorgeburtliches Risiko (beispielweise ist der Anteil der werdenden Mütter, die während der Schwangerschaft rauchen bei Frauen mit niedrigem sozioökonomi- schen Status 2,3 mal höher im Vergleich zu den Frauen mit hohem sozioökonomischen Status) (vgl. Bergmann et al. 2007) ° Erhöhte Betroffenheit von Essstörungen, Adipositas und Mangel an körperlicher Akti- vität (vgl. Hölling/Schlack 2007) ° Häufigere Beteiligung an Unfällen, speziell an Verkehrsunfällen (vgl. Kahl et al. 2007) ° Erhöhte Betroffenheit von psychischen Auffälligkeiten wie beispielsweise Hyper- aktivität, Aggressivität, Depressionen (vgl. Hölling et al. 2007)

Die AWO/ISS-Studie zeigt, dass 40 % der Kinder in einkommensarmen Haushalten darüber hinaus Einschränkungen in ihrer Grundversorgung aufweisen, wohingegen dies nur auf 15 % der Kinder nicht-warmer Eltern zutrifft. Die Einschränkungen umfassen vor allem verspätetes Zahlen von Essengeld o.ä. Beiträgen, hungriges Erscheinen der Kinder in den Kindertagesein- richtungen und die mangelnde körperliche Pflege der Kinder. Auch im kulturellen und sozia- len Bereich sind arme Kinder ungefähr doppelt so stark wie nicht-warme Kinder von Ein- schränkungen betroffen. Arme Kinder weisen beispielsweise stärkere Auffälligkeiten in ihrem Spielverhalten sowie Defizite in ihrem sprach- und Arbeitsverhalten auf, was letztlich mit geringeren Chancen für einen regulären Übertritt von der Kindertagesstätte in die Regelschule verbunden ist. Allerdings gibt es keinen linearen Zusammenhang zwischen Armut und kindlicher Entwick- lung. Das Aufwachsen der Kinder in Armut führt nicht zwangläufig zu multiplen Deprivati- onserscheinungen 13 . Eine Untersuchung der “4. AWO-ISS-Studie“ fand heraus, dass sich „Deutschkenntnisse mindestens eines Elternteils bei nichtdeutschen Eltern, das Freisein von

13 „Der Begriff Deprivation (von lateinisch deprivare , „berauben“) bezeichnet allgemein den Zustand der Entbehrung, des Entzuges, des Verlustes oder der Isolation von etwas Vertrautem sowie das Gefühl einer Benachteiligung.“ in de.wikipedia.org/wiki/Deprivation, letzter Zugriff am 01.03.2011

31 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Überschuldung, ausreichender Wohnraum und regelmäßige gemeinsame familiäre Aktivitä- ten“ als Resilienzfaktoren 14 erweisen.

Von den insgesamt 7,79 % aller unter 15-jährigen Kinder im Landkreis Freising, die Sozial- leistungen nach SGB II beziehen ist der Anteil der unter 6-jährigen mit 4,91 % die größte Gruppe.

Anteil der Kinder mit Sozialbezügen nach SGB II in den kleinen Gemeinden 8,00% 7,00% 6,00% 5,00% 4,12% 4,00% 3,00% 3,45% 1,23% 2,00% 1,27% 3,09% 0,57% 1,53% 1,06% 1,04% 1,00% 1,84% 1,52% 1,25% 1,20% 1,15% 1,15% 0,76% 1,06% 1,27% 0,00% 0,52% Wang Mauern Amper Marzling Kirchdorf Haag a. d. Wolfersdorf Gammelsdorf Rudelzhausen Attenkirchen Hohenkammer Hörgertshausen

Kinder von 4-6 Jahren Kinder von 0-3 Jahren

Quelle: Jobbörse Freising, Stand 2008

In den kleinen Gemeinden liegt die Quote der Kinder mit Sozialhilfebezug nach SGB II in den Gemeinden Rudelzhausen (7,22 %) und Attenkirchen (4,60 %) über dem Landkreis- durchschnitt. Auch weist mit 3,07 % einen deutlich höheren Wert auf als der Durchschnitt der kleinen Gemeinden mit insgesamt 2,52 %. Die Gemeinde Paunzhausen ist im Schaubild nicht aufgeführt, weil dort der Anteil der Kinder mit Sozialbezügen nach SGB II 0,00 %beträgt. Insgesamt müssen die Daten in den kleinen Gemeinden unter dem Gesichtspunkt betrachtet werden, dass es sich jeweils um eine geringe Anzahl von Betroffenen handelt, so dass sich die Prozentzahlen sehr schnell durch den Wegzug einer Familie ändern können.

14 „Unter Resilienz versteht man die Fähigkeit(en) von Individuen oder Systemen (z.B. Familie), erfolgreich mit belastenden Situationen (z.B. Misserfolgen, Unglücken, Notsituationen, traumatischen Erfahrungen, Risikosituationen u.ä.) umzugehen.“ In www.fthenakis.de/.../Vortrag_Bremen_HH1_2001-06-07.pdf, letzter Zugriff am 01.03.2011

32 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Anteil der Kinder mit Sozialbezügen in den mittleren Gemeinden

10,00% 9,00% 8,00% 7,00% 6,00% 5,23% 5,00% 4,00% 3,00% 1,09% 1,79% 2,00% 1,62% 3,48% 1,00% 0,32% 1,72% 0,97% 1,79% 0,87% 1,27% 0,00% 0,77% 0,43%

s n g h Au e r c be moo lstadt z nba g Zolling n e er a g lb Nand Kr an L Hal Allershaus Fahrenzhausen Kinder von 4-6 Jahren Kinder von 0-3 Jahren

Quelle: Jobbörse Freising, Stand 2008

In den mittleren Gemeinden liegt der Durchschnitt der Kinder mit Sozialbezügen nach dem SGB II bei 2,76 %. Hiervon weichen Hallbergmoos (2,81 %), Nandlstadt (8,71 %) und Allershausen (3,58 %) nach oben ab. liegt mit einem Wert von 2,60 % im Durchschnittsbereich. Die Gemeinden Fahrenzhausen (0,32 %), Zolling (0,77 %), Kranzberg (1,30 %) und Langenbach (1,27 %) liegen deutlich darunter. In den Gemeinden Au in der Hallertau und Nandlstadt ist der Anteil der 0-3-Jährigen im Ver- gleich zu den 4-6-Jährigen jeweils deutlich höher.

Anteil der Kinder mit Sozialbezügen nach SGB II in den großen Gemeinden

7,00% 6,00% 5,00% 4,00% 3,56% 3,17% 3,00% 2,84% 2,30% 2,00% 1,00% 2,35% 2,49% 1,80% 1,22% 0,00% Freising Neufahrn Moosburg Eching

Kinder von 4-6 Jahren Kinder von 0-3 Jahren

Quelle: Jobbörse Freising, Stand 2008

Der Durchschnitt der Kinder mit Sozialbezügen nach SGB II liegt bei den großen Gemeinden bei 4,93 % und ist damit im Vergleich der Gemeinden nach Größenklassen am höchsten. Die Gemeinde Eching liegt mit einem Wert von 3,51 % deutlich unter dem Durchschnitt der großen Gemeinden. Freising (5,91 %), Neufahrn (4,64 %) und Moosburg (5,67 %) liegen über dem Durchschnitt. Alle drei Gemeinden haben steigende Werte bei den 0-3-Jährigen.

33 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Schlussfolgerungen: ‹ Der Landkreis Freising hat bayernweit eine überproportional gute Einkommensstruk- tur mit einem unterdurchschnittlichen Anteil an Empfängern von Sozialleistungen. ‹ Der Anteil der unter 3-Jährigen mit Sozialbezügen nach SGB II ist in Bezug auf die Landkreiszahlen der bis 4-6-Jährigen steigend. ‹ Am stärksten betroffen von einem Armutsrisiko sind Kinder Alleinerziehender, Kin- der von Arbeitslosen, von Eltern mit Migrationshintergrund und in Familien mit drei und mehr Kindern bzw. bei Alleinerziehenden mit zwei und mehr Kindern. ‹ Kinderarmut ist ein zentrales Entwicklungsrisiko. ‹ Im Landkreis Freising betrifft das Thema Armutsrisiko für Kinder vor allem die großen Gemeinden.

3.4. Kinder in Einelternfamilien

Im Jahr 2009 lebten in Deutschland 19 % alleinerziehende Familien mit minderjährigen Kin- dern. In Bayern waren es 16,3 % (Statistisches Bundesamt, 2010, S. 8). Je größer die Ge- meinde, desto höher der Anteil an Einelternfamilien, d.h. alle Gemeinden im Landkreis Freising müssten auf Grund ihrer Größe unter dem Durchschnitt der Anzahl der Alleinerzie- henden sein. 8 % der Alleinerziehenden sind unter 25 Jahren alt. Im gesamten Durchschnitt betreuen 31 % der alleinerziehenden Mütter Kinder im Krippen- oder Vorschulalter (Stat. Bundesamt, 2010, S. 14).

Psychosoziale Auswirkungen: Verschiedene Studien versuchten einen Zusammenhang zwischen dem Aufwachsen in einer Einelternfamilie im Gegensatz zum Aufwachsen mit beiden leiblichen Eltern herzustellen. Dabei fand man heraus, dass das Aufwachsen in einer Einelternfamilie keinen oder kaum einen Einfluss auf die Wahl der Schulart, Arbeitslosigkeitsrisiko oder die Gesundheit hat.

Demgegenüber gibt es aber Studien, die „…hingegen auf Stressreaktionen und Beeinträchti- gung der psychosozialen Gesundheit der Kinder hindeuten. Diese äußern sich in Verunsiche- rung und Ängsten, psychischen und Verhaltensauffälligkeiten sowie in schulischen Proble- men und Beziehungskonflikten.“ 15 Dabei wird nach dem Alter der Kinder unterschieden, d.h. Alleinerziehende mit Kindern unter 10 Jahren klagen häufiger über Erziehungsschwierigkei- ten und bezeichnen ihren Erziehungsstil eher als autoritär.

Sozioökonomische Lage: Bei der Erwerbsbeteiligung zeigen sich keine großen Unterschiede zwischen alleinerziehen- den Müttern (60 %) und Müttern in Paarfamilien (58 %) (Stat. Bundesamt 2010, S. 17). Diffe- renzen zeigen sich, wenn man die Erwerbstätigenquote von alleinerziehenden Müttern und Müttern in Paarfamilien nach dem Alter des jüngsten Kindes betrachtet. So ist die Erwerbs- beteiligung von alleinerziehenden Müttern mit Kindern unter drei Jahren mit 22,8 % und bei Alleinerziehenden mit Kindern zwischen 3-5 Jahren mit 54,7 % deutlich geringer als diejeni- gen Quoten von Müttern in Paarfamilien mit Kindern mit entsprechend 30,9 % und 60,4 % (Stat. Bundesamt 2010, S. 19).

Betrachtet man alleinerziehende Mütter und Mütter in Paarfamilien ohne Erwerbstätigkeit nach dem Grund für die Nichtarbeitssuche zeigt sich, dass 81 % der Mütter in Paarfamilien

15 Gloger-Tippelt/König, 1999, zit. In Hagen/Kurth, 2007, zit. in BMFSFJ 2008, Sozialbilanz Familie, S. 40.

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als Grund die Kinderbetreuung nennen, während nur 59 % der alleinerziehenden Mütter der Kinderbetreuung ein so hohes Gewicht beimessen oder beimessen können. Allerdings sind auch 10 % der alleinerziehenden Mütter im Gegensatz zu 3 % der Mütter in Paarfamilien in Ausbildung.

Im Hinblick auf den überwiegenden Lebensunterhalt fällt auf, dass in Bezug auf Transfer- zahlungen und Einkünfte von Angehörigen ein etwa umgekehrtes Verhältnis herrscht. Allein- erziehende Mütter erhalten zu 31 % Transferzahlungen (Sozialleistungen nach dem SGB XII) und partizipieren zu 3 % von den Einkünften Angehöriger. Wohingegen 36 % der Mütter in Paarfamilien von den Einkünften Angehöriger leben und nur 6 % Transferzahlungen nach dem SGB XII erhalten. Das heißt, dass bei Alleinerziehenden in Bezug auf den überwiegen- den Lebensunterhalt der Staat an die Stelle der Angehörigen tritt (Stat. Bundesamt 2010, S.25).

54 % aller erwerbstätigen Alleinerziehenden mit einem Kind unter drei Jahren und 38 % deren jüngstes Kind zwischen 3-5 Jahre alt ist haben ein monatliches Familiennettoeinkom- men unter 1.100,- Euro (Stat. Bundesamt 2010, S. 28). „Ein deutlicher Zusammenhang mit der Bezugshäufigkeit von ALG II zeigt sich bei dem Alter des jüngsten Kindes. Ist das jüngste Kind unter 3 Jahre alt, beziehen drei Viertel der Alleinerziehenden ALG II.“ 16

Erzieherische Hilfen: Im Jahr 2008 lag der Anteil der alleinerziehenden Elternteile mit minderjährigen Kindern, die eine Unterstützungsleistung nach SGB VIII erhielten bei 46 %. Verglichen mit ihrem Anteil von 19 % an allen Familien mit minderjährigen Kindern erhielten alleinerziehende überpro- portional häufig professionelle pädagogische Unterstützung. Knapp drei von vier Alleinerzie- henden (rund 73 %), die erzieherische Hilfen (ohne Erziehungsberatung) in Anspruch nahmen, erhielten zusätzlich auch finanzielle staatliche Unterstützung nach dem SGB XII (Stat. Bundesamt 2010a, S.31).

Landkreis Freising: Im Landkreis Freising wurden im Jahr 2010 388 Infoschreiben an nicht verheiratete Mütter, die ein Baby geboren haben, verschickt. Die Anzahl der Unterhaltsbeistandschaften- und -beratungen ist nochmals sprunghaft angestiegen.

Schlussfolgerung: ‹ Rund 1/3 der Alleinerziehenden betreuen Kinder bis zum Vorschulalter. Dabei sind Mütter gegenüber Vätern in der deutlichen Mehrzahl. ‹ In Bezug auf die Einstellung zu Erwerbstätigkeit und die Erwerbstätigenquote gibt es im Längzeitschnitt kaum Unterschiede zu Müttern in Paarfamilien. Betrachtet man die Frühe Kindheit sind deutlich weniger Alleinerziehende als Mütter in Paarfamilien er- werbstätig. ‹ Eine deutlich geringere Anzahl der Alleinerziehenden gibt die Kindererziehung als Grund für Nichterwerbstätigkeit an. ‹ Im Hinblick auf den überwiegenden Lebensunterhalt zeigt sich ein umgekehrtes Ver- hältnis zwischen Transferzahlungen und Einkünfte Angehöriger bei Alleinerziehenden und Müttern in Paarfamilien. ‹ Das Einkommen von Einelternfamilien ist überdurchschnittlich niedrig.

16 BMFSFJ (2009), S. 25

35 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

‹ Der Anteil von Einelternfamilien mit minderjährigen Kindern, die Unterstützungsleis- tungen nach SGB VIII in Anspruch nehmen ist überproportional hoch. ‹ Im psychosozialen Bereich können sich bei Kindern in Einelternfamilien eher Auffäl- ligkeiten zeigen.

3.5. Kinder von Müttern unter 25 Jahren

Im folgenden Abschnitt wird lediglich auf die Mütter unter 25 Jahren eingegangen, da sie es überwiegend sind, bei denen die Kinder aufwachsen und leben bzw. die meist mit der Betreu- ung und Versorgung des Säuglings / Kleinkindes beschäftigt sind. In Bezug auf das Netzwerk Frühe Kindheit und das Angebot Früher Hilfen stellt diese Gruppe minderjähriger bzw. junger Mütter eine wichtige Zielgruppe dar. Menschen meistern Zeit ihres Lebens Entwicklungsaufgaben, die als ordnungsstiftende Krite- rien dienen. Jede Altersgruppe hat eigene Entwicklungsaufgaben. Diese sind für Adoleszenz und junges Erwachsenenalter die eigene Positionierung in der Gleichaltrigengruppe, die Ablösung vom Elternhaus, der Erwerb einer schulischen und beruflichen Qualifikation und die Entwicklung der eigenen Geschlechterrolle. Die Familienbildung mit der Verantwortung für ein eigenes Kind gehört in der Regel noch nicht dazu. Um die Erziehung eines Kindes ausüben zu können, sollten oben genannte Entwicklungsauf- gaben bewältigt worden sein. Ist dies nicht der Fall können – nach Havinghurst - darauffol- gende Entwicklungsaufgaben, wie die Erziehung eines Kindes, nicht adäquat vollzogen werden. In einer zunehmend individualisierten Gesellschaft lösen sich die Altersgrenzen immer mehr auf, deshalb ist es schwierig, die Gruppe junger Eltern auf minderjährige Mütter zu beschrän- ken.

Angesichts dessen, dass Schul- und Berufsausbildung zum Teil lange andauern und es immer weniger Familien gibt, in denen junge Menschen kleinere Geschwisterkinder haben oder nahe Verwandten mit kleinen Kindern im Umfeld leben, werden von den meisten nur noch wenig bis gar keine Erfahrungen mit Säuglingen und Kleinkindern mehr gemacht. Aus diesen Gründen wird die Gruppe junger Mütter, die von uns betrachtet werden bis zu der Altersgruppe der 25-Jährigen gefasst.

Statistischer Überblick: Wissenschaftliche Untersuchungen zur Situation junger Mütter sind nur sehr eingeschränkt vorhanden. Deshalb wird hier in erster Linie auf statistische Daten zurückgegriffen. Der Anteil der 16-19-jährigen Frauen, die im Jahr 2008 ein Kind geboren haben lag bei 1,18 % im Vergleich zur Gleichaltrigengruppe. Der Anteil der Frauen zwischen 20 und 24, die ihr erstes Kind bekamen lag bei 7,79 %, 1,74 % gebaren bereits ihr zweites Kind. In Bayern be- kamen 5,66 % der 16-24-jährigen Frauen ihr erstes Kind. Damit liegt Bayern von der Alters- struktur der Erstgebärenden unter dem Durchschnitt der Bundesrepublik insgesamt.

Betrachtet man die Frauen nach Alter und Bildungsabschluss zeigt sich, dass es im Alter zwi- schen 16-19 Jahren im Jahr 2008 keine Erstgebärenden mit mittlerem oder höherem Bil- dungsabschluss gab. Der Anteil der Erstgebärenden zwischen 16-19 Jahren mit Hauptschul- abschluss liegt bei 4,59 %, derjenigen ohne Schulabschluss bei 7,34 %. In der Altersgruppe der 20-24-Jährigen hatten 2,72 % der jungen Frauen mit Hauptschulab- schluss bereits zwei Kinder, ohne Schulabschluss waren es nur noch 0,7 %. Dieser Wert ist im Vergleich zu den Schulabgängerinnen mit Schulabschluss deutlich geringer. Bei den Schulabgängerinnen steigen die Geburtenzahlen nach Altersgruppen erwartungsge- mäß, wobei die Geburtenquote umso geringer ist, je höher der Schulabschluss ist.

36 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Bei den 25-29-Jährigen sind die Frauen ohne Schulabschluss die einzigen, die mit einem Pro- zentsatz von 0,56 % bereits drei Kinder haben (Stat. Bundesamt 2008).

Soziale Situation: In den ersten Lebensjahren eines Kindes wird ein erhebliches Maß an Autonomieeinschrän- kung von Eltern gefordert. „Minderjährige Mütter sind in noch stärkerem Maße als andere zwischen eigenen Bedürfnissen und denen des Kindes hin und her gerissen. Jugendliche Mütter sind im Umgang mit ihrem Kind häufig wenig feinfühlig. Im Unterschied zu älteren Müttern sind sie emotional weniger beteiligt, verschaffen dem Kind weniger Anregung und schwanken in der Interaktion zwischen unterstimulierendem und überstimulierendem Ver- halten. Die Kinder minderjähriger Mütter unterliegen einem erhöhten Risiko misshandelt und vernachlässigt zu werden, weil diese Mütter in vielfältiger Weise überfordert sind: Enttäuscht vom Kindesvater, konfrontiert mit der großen alltäglichen Beanspruchung durch den Säug- ling, hin und her gerissen zwischen entwicklungstypischen Autonomiebestrebungen und Ab- grenzungswünschen und der realen Angewiesenheit auf die eigenen Eltern oder professionelle Hilfen usw.“ (Winkelmann, 2005).

Landkreis Freising: Im Landkreis Freising gab es im Jahr 2010 zwei Mütter unter 18 Jahren. Über die Anzahl der Mütter zwischen 18 bis 25 Jahren können für den Landkreis keine gemeindespezifischen Aus- sagen gemacht werden, da die statistische Erfassung – zumindest im Moment - noch nicht möglich ist. (Man kann davon ausgehen, dass die Anzahl im bundesweiten Vergleich eher niedriger ist und eine Häufung in den Gemeinden zu finden ist, die auch ein höheres Armutsrisiko aufwei- sen.)

In der Beratungsstelle Donum Vitae betrug im Jahr 2010 der Anteil der 14-15-Jährigen an allen Hilfesuchenden in der Schwangerenkonfliktberatung (insgesamt: 187 Personen) 2 %, derjenige der 16-17-Jährigen 3 % und derjenigen der 18-25-Jährigen 26 % (Donum Vitae: S. 17). Insgesamt ist dies eine Zahl von ca. 58 Müttern / Vätern, die sich an die Beratungsstelle wandten, um die Frage, die Schwangerschaft zu beenden, abzuklären. Am häufigsten wurde als Grund, einen Abbruch zu erwägen „Angst vor der Verantwortung / Zukunftsangst“ und „psychische / physische Überforderung“ genannt (Donum Vitae: S. 19).

Schlussfolgerungen: ‹ Frauen ohne Schulabschluss haben die höheren Geburtenquoten in den Altersgruppen von 16-29 Jahren und bekommen auch früher weitere Kinder, allerdings eine gerin- gere Anzahl im Vergleich zur Gleichaltrigengruppe. ‹ Für junge Mütter ergibt sich in der Regel eine hohe Belastungssituation durch konkur- rierende Anforderungen der eigenen Entwicklungsaufgaben und den Bedürfnissen des Kindes. ‹ In Freising nahmen im Jahr 2010 58 Mütter / Väter die Schwangerenkonfliktberatung an. ‹ Die häufigsten Gründe einen Schwangerschaftsabbruch in Erwägung zu ziehen, waren „Angst vor der Verantwortung / Zukunftsangst“ und „psychische / physische Überfor- derung.

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4. Empfehlung

4.1. Netzwerkarbeit

Für die Etablierung eines flächendeckende Frühwarnsystem zur Verbesserung des Kinder- schutzes im Landkreis Freising ist die Kooperation zwischen dem Amt für Jugend und Fami- lie, dem Gesundheitsamt, Angeboten der Jugendhilfe und dem Gesundheitswesen, hierbei vor allem mit der gynäkologischen Abteilung im Klinikum Freising, den Kinderärzten und den Gynäkologen sowie den Hebammen entscheidend.

4.1.1. Vernetzung mit dem Gesundheitswesen

Betrachtet man die Angebote im Gesundheitswesen zeigt sich, dass die Versorgung durch Allgemeinärzte flächendeckend gegeben ist. Kinderärzte und Gynäkologen gibt es allerdings nur in den größeren Gemeinden Neufahrn, Eching, Moosburg und Freising. Dies bedeutet weite und oft umständliche Wege für die werdenden Eltern bzw. Eltern mit kleinen Kindern.

Geburtsvorbereitung wird nur in Freising im Klinikum und von einigen Hebammen durchge- führt. Die Hebammen sind im Landkreis gut verteilt, außer im Südwesten - Allershausen, Hohenkammer und Paunzhausen. Hier gibt es aber Hebammen in den benachbarten Gemein- den des Landkreises Pfaffenhofen.

Die Auswertung des Fragebogens der Koordinierenden Kinderschutzstelle zeigt, dass die Vernetzung innerhalb des Gesundheitswesens gegeben ist und auch zum Bereich Jugendhilfe Vernetzung besteht. Allerdings bezieht sich diese in der Regel auf konkrete Einzelfälle. Der Austausch findet fallbezogen statt, ohne dass es Absprachen über strukturelle Vorgehensweisen gibt. Dies führt dazu, dass auf Grund mangelnder Sachkenntnis über den Auftrag und die Möglichkeiten des jeweils anderen, Missverständnisse und Unzufriedenheit entstehen und die Kooperation in Einzelfällen nicht als zufriedenstellend angesehen wird. Daraus ergeben sich systemische Lücken, die problematischen Kinderschutzverläufen Raum geben.

Deutlich wird, dass der Auftrag „Kinderschutz“ von den Systemen Jugendhilfe und Gesund- heitswesen unterschiedlich interpretiert wird. Im Moment ist es häufig noch so, dass der Be- teiligte aus dem Gesundheitswesen als „Melder“ bei einem Verdacht auf Kindeswohlgefähr- dung auftritt und dann die Verantwortung für das weitere Vorgehen beim Amt für Jugend und Familie liegt. Umgekehrt zeigt sich, dass das Amt für Jugend und Familie wiederum Vertreter des Gesund- heitswesens bei Bedarf zur Berichterstattung auffordert, die Akteure des Gesundheitswesens dann aber nicht in die weitere Hilfeplanung einbezieht. So entstehen Lücken, welche dazu führen können, dass Notsituationen von Kindern zu spät oder gar nicht erkannt werden.

Seit dem 01.01.2010 gibt es eine Neuregelung des Schwangerenkonfliktgesetztes. Darin werden die Gynäkologen im Falle einer Pränataldiagnostik verpflichtet, auf die Möglichkeit der psychosozialen Beratung hinzuweisen und dies auch zu dokumentieren. Zu erwarten wäre ein Anstieg im Beratungssektor gewesen, der aber nicht eingetreten ist (Donum Vitae: S. 24). Dies kann zwei Gründe haben. Zum einen, dass die Gynäkologen in diesen Fällen bereits vor der Gesetzesänderung an die Beratungsstellen verwiesen haben oder aber, dass sie ihr Weiter- verweisungsverhalten in Bezug auf das vorangegangene Jahr nicht verändert haben.

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Geklärt werden müssen: ° Gegenseitige Erwartungen ° Rechtliche Rahmenbedingungen ° Gemeinsames Verständnis des Begriffs „Kindeswohlgefährdung“ ° Klärung von Aufgaben, Möglichkeiten, Grenzen der jeweiligen Profession

Grundlage hierfür sind die Bereitschaft, Kinderschutz als gemeinsame Aufgabe zu sehen, sich auf Augenhöhe zu begegnen und die Offenheit, vom anderen zu lernen.

Das Ziel ist es, gemeinsame Standards zu entwickeln. Folgende Fragen müssen geklärt werden: ° Was verstehen wir unter Kindeswohlgefährdung? ° Wann muss was wem gemeldet werden? ° In welcher Form passiert dies? ° Was muss vorher abgeklärt sein? ° Bei wem liegt zu welchem Zeitpunkt die Fallverantwortung? ° Wie sieht der konkrete Auftrag des einzelnen Netzwerkpartners aus? ° Wie findet ein weiterer Austausch statt? ° Wann gilt ein Fall als abgeschlossen?

Erste Schritte zur engeren Vernetzung wurden von der „KoKi – Netzwerk frühe Kindheit“ mit zwei Großveranstaltungen mit den Themen Bindungsentwicklung in der frühen Kindheit und Datenschutz abgehalten. Auch wurden alle Kinderärzte und Gynäkologen - soweit die Bereitschaft dazu bestand – von den Mitarbeiterinnen der Koordinierenden Kinderschutzstelle persönlich kontaktiert.

Insgesamt ist zu erwarten, dass sich die Bereitschaft zur Zusammenarbeit erhöht, je öfter positive Erfahrungen in der Zusammenarbeit gemacht werden. Bisher zeigt sich, dass die Kooperation zwischen Gesundheitswesen und Jugendhilfeanbietern immer dann von den Ärzten als besonders positiv bewertet wird, wenn deren Angebot konkret fassbar ist, z.B. Unterstützung bei Antragstellung für Zuschüsse oder ein bestimmtes Beratungsangebot.

4.1.1.1. Großveranstaltungen

Der nächste Schritt zur besseren Vernetzung besteht in der dauerhaften Installation von Groß- veranstaltungen für das Gesundheitswesen. Geplant ist im Jahr 2011 ein Vortrag mit dem Thema „Unterscheidung von Verletzungsspuren nach Unfällen bzw. Misshandlungen“ durch eine Vertreterin der Rechtsmedizin in München. In dem Zuge soll auch der „Anhaltsbogen für ein vertiefendes Gespräch“ vorgestellt werden. Erarbeitet wurde dieser von der Universität Ulm. Ziel ist es, Medizinern einen Leitfaden zu geben, wie ein Patientengespräch ohne erhöhten Zeitaufwand schnell Überforderungssituationen der Eltern deutlich macht, so dass entsprechende Angebote unterbreitet werden können, z.B. eine Weiterverweisung an die KoKi-Stelle im Amt für Jugend und Familie.

4.1.1.2. Regelmäßige Information

All jenen Ärzten und Hebammen, die nicht an den Veranstaltungen der Koordinierenden Kin- derschutzstelle teilnehmen, sollen in regelmäßigen Abständen – ca. 2-mal jährlich – Infobro- schüren zugesandt werden.

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4.1.1.3. Aufwandsentschädigung

Vertreter des Gesundheitswesens wie Ärzte mit eigener Praxis oder Hebammen mit eigener Praxis sind derzeit gezwungen, Engagement für den Kinderschutz ehrenamtlich zu leisten. Ausgenommen sind Vertreter des Gesundheitsamtes und der Kliniken. Dies erschwert die Bereitschaft zur Kooperation, vor allem auch, wenn man bedenkt, dass beispielsweise Gynä- kologen den Kinderschutz nicht als ihr eigentliches Aufgabengebiet sehen. Ein Ansatz, um die Bereitschaft zur Zusammenarbeit zu erhöhen wäre, wenn frei schaffende Vertreter des Gesundheitswesens ihren Zeitaufwand in Rechnung stellen könnten. Möglich wäre einerseits eine generelle Abrechnung durch die Krankenkasse oder eine direkte Entlohnung durch das zuständige Jugendamt. Dies müsste durch das bayerische Staatsministerium für Arbeit, Sozi- alordnung, Familie und Frauen in die Wege geleitet werden.

4.1.2. Vernetzung im Bereich Jugendhilfe und Beratungsstellen

Die Vernetzung innerhalb des Bereiches Jugendhilfe und Beratungsstellen ist im Kreis Freising bereits sehr gut ausgebaut. Es gibt Kooperationsvereinbarungen zwischen verschie- denen Angeboten und dem Amt für Jugend und Familie. Auch ist das Amt für Jugend und Familie Teilnehmer an allen Runden Tischen im Landkreis.

4.1.2.1. Runde Tische, Arbeitskreise

Die „Koordinierende Kinderschutzstelle- Netzwerk frühe Kindheit“ ist an folgenden Runden Tischen vertreten: ° Agenda 21 ° Gewalt gegen Frauen ° Gesundheitsförderung und Prävention ° Kinder- und Jugendarbeit

Im März 2010 wurde von den Mitarbeiterinnen der KoKi-Stelle ein neuer Runder Tisch mit dem Namen „Netzwerk frühe Kindheit“ gegründet. Eingeladen sind Vertreter aller Institutio- nen aus der Jugendhilfe und dem Gesundheitswesen, die mit den Bereichen Schwangerschaft und Frühe Kindheit in Berührung kommen. Ziel des Runden Tisches ist die Schaffung eines Netzwerkes, in dem gute Kenntnis über die jeweiligen Angebote im Landkreis herrscht und die Erstellung einer Kinderschutzkonzeption für den Landkreis. Diese soll verbindlich für alle Teilnehmer sein und regelmäßig fortgeschrieben werden. Inhaltlich sollen folgende Punkte bearbeitet werden:

° Vorstellung aller Angebote ° Erstellen einer Plattform und regelmäßige Aktualisierung o Für die Fachstellen: Sozialfibel o Für die Öffentlichkeit: Eltern im Netz ° Regelmäßige Infobriefe ° Entwicklung einer gemeinsamen Vorgehensweise bei dem Verdacht auf Kindeswohl- gefährdung o Begriffsbestimmung o Erarbeitung eines gemeinsamen „Handlungsbaumes“ zur Risikoeinschätzung o Klärung von Zuständigkeiten o Dokumentation ° Abschluss einer Kooperationsvereinbarung

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4.1.2.2. Fallkonferenzen

Aufgabe der „KoKi - Netzwerk frühe Kindheit“ ist es, eine Plattform zu schaffen um Hilfeverläufe zu planen und zusammenzuführen. Gibt es innerhalb einer Familie viele verschiedene Beteiligte, kann über eine Fallkonferenz Klarheit über die jeweiligen Aufgaben der Beteiligten und die gemeinsame Zielsetzung gewonnen werden. Voraussetzung dafür ist die Schweigepflichtsentbindung bzw. Zustimmung der Eltern.

Beratungsstellen, Vertreter des Gesundheitswesens, Kindertagesstätten und Personen aus dem persönlichen Umfeld von Familien können sich in Form einer anonymen Fallberatung an die KoKi-Stelle wenden. Gemeinsam kann eine Falleinschätzung vorgenommen werden, inwieweit es sich um eine Gefährdungssituation handelt, welche Handlungsschritte der Mitteiler selbst unternehmen kann und welche Unterstützungsmöglichkeiten es für die betreffende Familie gibt.

4.1.2.3. Vernetzung innerhalb des Amtes für Jugend und Familie

Die Koordinierende Kinderschutzstelle hat durch ihren Auftrag mit jeder Stelle im Amt für Jugend und Familie Berührungspunkte. Die Zusammenarbeit in der Praxis ist besonders eng mit der Bezirkssozialarbeit durch die Weiterverweisung von Fällen von der Bezirkssozialarbeit an die KoKi, - selten umgekehrt -, mit dem Tageselternwesen und dem Bereich Kindertagesstätten. Hier gibt es eine regelmäßige Teilnahme der Mitarbeiterinnen der KoKi an der Qualifizierung der Tageseltern, anonyme Fallberatungen mit den Mitarbeiterinnen der Kindertagesstätten und Infoveranstaltungen in den Kinderkrippen und Kindergärten. Um einen regelmäßigen direkten Informationsfluss und die Besprechung gemeinsamer Projekte zu gewährleisten wäre ein einmal jährlich stattfindender Runder Tisch sinnvoll.

4.1.2.4. Vernetzung mit dem Jobcenter

Die Jobbörse wird im Bereich der Jugendhilfe immer wieder als wichtiger Kooperationspart- ner genannt. Angebote des Jobcenters sind allgemein wenig bekannt. Die Bereitschaft zu Fallkonferenzen ist eher weniger gegeben, da – ähnlich wie im Gesundheitswesen -, der Kin- derschutz nicht die originäre Aufgabe des Amtes ist. Die Teilnahme der Mitarbeiterinnen der KoKi Freising an einem Team der Jobbörse – oder umgekehrt - jährlich zur Abgleichung des aktuellen Standes wäre auch hier sinnvoll bzw. die Teilnahme am AK „Arge Freising und Soziale Einrichtungen“, der dreimal jährlich stattfindet.

4.1.2.5. Infoveranstaltungen

Das KoKi-Team Freising organisiert Großveranstaltungen für die Vertreter des Gesundheitswesens und der Jugendhilfe zu verschiedenen Themen aus dem Bereich frühe Kindheit. Außerdem werden Fortbildungen für Kindertagesstätten zum Thema „Risikoeinschätzung“ abgehalten. Möglich ist auch die Vorstellung der „KoKi – Netzwerk frühe Kindheit“ bei Elternabenden. Da die Mitarbeiterinnen der KoKi selbst regelmäßig an Fortbildungen, Workshops und Semi- naren teilnehmen und sehr gut mit den Kolleginnen in den anderen Jugendämtern vernetzt sind, können auch Empfehlungen für Referenten für weitere Themen im Bereich frühe Kind- heit gegeben werden.

42 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

4.2. Angebote Früher Hilfen

Merkmale von „Frühen Hilfen“ sind gemäß dem Aktionsprogramm des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen : ° Fokussierung auf Prävention von Vernachlässigung und Misshandlung bei Säuglingen und Kleinkindern beginnend mit der Schwangerschaft bis zum Ende des dritten Lebensjahres ° Die Früherkennung von familiären Belastungen und Risiken für das Kindeswohl ° Die frühzeitige Unterstützung der Eltern zur Stärkung ihrer Erziehungskompetenz (Sann: 2008)

4.2.1. Frühe Hilfen im Landkreis Freising und in den anliegenden Landkreisen

Freising

Einrichtung Angebot SAFE Caritas "Von Anfang an", Mütter-Väter-Baby-Gruppe AWO Müttercafe Eltern-Kind-Programm Kreisbildungswerk "KESS" - Von Anfang an Elternschule "Rund um die Geburt" Prager-Eltern-Kind-Programm Montessori Eltern-Kind-Gruppe Babymassage Zentrum der Familie Baby- und Kleinkindschwimmen Väter-Babymassage Väter-Kindgruppe SAFE Elternschule "Rund um die Geburt" Stillvorbereitung Säuglingspflegekurs Klinikum Freising Geburtsvorbereitung (Yoga) Naturheilkunde und Kneippanwendungen Babymassage "Schlaf Kindlein schlaf" Allgemeine Schwangerenberatung Mütter- und Väterberatung für Eltern mit Kindern im Alter von Gesundheitsamt 0-6 Jahren Mütter und Väterberatung in Hörgertshausen, Kranzberg und Rudelzhausen Familienhebamme HOT- Haushaltsorganisationstraining KoKi – Koordinierende TAP - Training alltagsspezifischer Probleme Kinderschutzstelle FHA - Frühe Hilfe zur Alltagsbewältigung FHE - Frühe Hilfe zur Entwicklungsförderung

43 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Einrichtung Angebot

Frühförderung/ Elternsprechstunde bei Schrei-, Schlaf- und Fütterproblemen Lebenshilfe von Säuglingen und Kleinkindern Beratung rund um die Schwangerschaft Familienentlastender Dienst, Betreuung für Kinder von 1½ bis Donum Vitae 4 Jahren Anonyme Geburt (Moses-Projekt) Großeltern Service Mehrgenerationenhaus Baby-Kleinkinderschwimmen Eching Babysittervermittlung Nachbarschaftshilfe Prager-Eltern-Kind-Programm Eching Nachbarschaftshilfe Kinderpark: Stundenweise Betreuung von Kindern im Alter Neufahrn von 2-3 Jahren Kinderschutzbund Kleiderkammer Freising Spendenvermittlung Kinderschutzbund Projekt Familienhilfen Moosburg Deutschkurse an Kindertagesstätten

Darüber hinaus verfügt jede Gemeinde über individuelle kommunale Angebote durch die Kirchen, Nachbarschaftshilfen und Vereine wie z.B. Eltern-Kind-Gruppen oder Flohmärkte usw.

Angebote der umliegenden Landkreise

Angebote Landkreise

Dachau Pfaffenhofen Erding Landshut Kehlheim Entwicklungs-psychologische Beratung • • • Schreibabyambulanz • • • • Familienhebamme • • Wellcome-Projekt • • Prager-Eltern-Kind-Modell • • • SAFE • Junge-Mütter-Gruppe • • Elternschule • • "Stark für Familien" - Familienhelfer • Projekt "Harlekin" - Mobile Frühchen • Babymassage/Babyschwimmen • • Kursangebot für Ernährung und Bewegung •

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Angebote der umliegenden Landkreise

Angebote Landkreise

Dachau Pfaffenhofen Erding Landshut Kehlheim

"Schritt für Schritt" - der

Erziehungsführerschein • KoKi - Beratung an der Klinik • • AG "Kindeswohl" • Sozialpädiatrisches Zentrum • Mütterzentrum • •

Das bedeutet, dass der Landkreis Freising für seine Bewohner ein reiches Bildungs- und Unterstützungsangebot im Bereich der Jugendhilfe vorhält. Dieses soll im Jahr 2011 noch durch das Projekt „Wellcome“ ergänzt werden. Das Amt für Jugend und Familie will damit verstärkt bürgerliches Engagement und Integration fördern. Der vorherrschende Trend zu Mobilität und immer mehr Individualisierung bricht familiäre und soziale Strukturen auf, die nicht ersetzt werden. Das Risiko für junge Familien ohne Unterstützung und Beratung durch eine erfahrene Bezugsperson auskommen zu müssen, steigt damit.

4.2.2. Für alle Familien

Für alle Familien beginnt mit der Geburt eines Kindes ein neuer Lebensabschnitt, der mit Veränderungen im persönlichen Umfeld verbunden ist. Die Elternschaft ist eine schöne, aber auch verantwortungsvolle Aufgabe. Es werden sich aber auch Ängste und Sorgen einstellen, die in der Verantwortung für einen kleinen Menschen, der Herausforderung in der Betreuung und Versorgung eines Säuglings, der Umstellung in den Anforderungen des Alltags und eventueller Schwierigkeiten damit, aber auch gesundheitlichen Belastungen, Partnerschaftskonflikten oder finanziellen Nöten, ihren Ursprung haben können. Dies kann alle Eltern betreffen. Deshalb richtet sich das Ange- bot der „KoKi-Netzwerk frühe Kindheit“ auch grundsätzlich an alle Eltern.

4.2.2.1. Anschreiben zur Geburt

Eine Möglichkeit, die Eltern zum frühesten Zeitpunkt zu erreichen und darauf hinzuweisen, dass sie sich bei Bedarf Rat und Unterstützung holen können besteht in einem Erstanschrei- ben, das an alle Eltern verschickt wird. Dies ist der Auftrag der Koordinierenden Kinderschutzstellen, wie er vom bayerischen Staatsministerium für Arbeit, Familie und Soziales und vom bayerischen Landesjugendamt formuliert worden ist. Leider stehen dem Datenschutzbestimmungen entgegen, die auf politischer Ebene neu verhandelt werden müssen, bevor ein flächendeckendes Anschreiben erfolgen kann. Dabei soll es sich um ein Begrüßungsanschreiben handeln, dem Informationen über alle rechtlichen Grundlagen rund um die Geburt und Elternschaft hinzugefügt werden inklusive aller Ansprechstellen auf Behördenebene und im Landkreis.

45 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

4.2.2.2. Bildungsangebote

Unter dem Begriff „Bildungsangebote“ verstehen wir Kurse und Vorträge, die eine Komm- struktur aufweisen und sich nicht am Einzelfall orientieren. Das heißt, sie bieten ein breites Spektrum an Informationen und richten sich an interessierte Eltern. Diesbezüglich ist der Landkreis Freising, wie unter 4.2.1. aufgeführt gut ausgestattet.

4.2.3. Für Familien mit Migrationshintergrund

Als Gemeinden mit einem relativ hohen Anteil an betreuten Kindern mit Migrationshin- tergrund haben sich bei den mittleren Gemeinden Nandlstadt (24 Kinder), Allershausen (30 Kinder) und Hallbergmoos (75 Kinder) herausgestellt. Bei den großen Gemeinden haben alle Gemeinden einen nennenswerten Anteil an betreuten Kindern mit Migrationshintergrund. Eching (83 Kinder), Moosburg (141 Kinder), Neufahrn (240 Kinder) und Freising (458) Kinder.

Bei relativ kleinen Gruppen würden sich Angebote an den Kindertagesstätten anbieten, die sich in erster Linie an die Kinder richten und gute Deutschkenntnisse vermitteln. Handelt es sich um eine relativ große Bevölkerungsgruppe an Eltern mit Migrationshintergrund ergibt sich in der Praxis oft eine „Ghettobildung“, d.h. die jeweiligen ethnischen Gruppen finden sich zusammen und suchen weniger den Kontakt zur deutschen Bevölkerung und umgekehrt. Hier sind Angebote wichtig, die sich auch an die Eltern richten.

4.2.3.1. Projekte an den Kindergärten

Haben Kindertagesstätten einen besonders hohen Anteil an Kindern mit Migrationshin- tergrund bieten sich Projekte an, die der frühen Sprachvermittlung dienen und die Möglich- keit bieten, die Mütter / Väter früh mit dem deutschen Bildungssystem vertraut zu machen, sollte hier Bedarf bestehen. Dabei muss man sich die jeweiligen Gemeinden, die sich in ihrer Struktur und ihren Angeboten stark voneinander unterscheiden, gesondert betrachten.

Allershausen: Allershausen hat einen Anteil von 10 % betreuter Kinder mit Migrationshin- tergrund, das sind 30 Kinder. Diese verteilen sich auf vier verschiedene Kindertagesstätten. Sollten die Kinder gleichmäßig auf die Kindertagesstätten verteilt sein, lohnt sich kein Grup- penangebot. Förderung müsste hier im Einzelkontakt stattfinden.

Nandlstadt: In Nandlstadt handelt es sich bei den betreuten Kindern mit Migrationshinter- grund um eine Größe von 15 %, dies entspricht 24 Kindern. Hier gibt es zwei Kindertages- stätten. Bei einer gleichmäßigen Verteilung könnte über ein Gruppenangebot nachgedacht werden.

In Hallbergmoos bedeutet ein Anteil der betreuten Kinder mit Migrationshintergrund einen Prozentsatz von 13 % oder die Anzahl von 75 Kindern. Diese verteilen sich durchschnittlich auf sieben Kinderbetreuungsangebote.

In den großen Gemeinden handelt es sich in jeder Gemeinde um eine Größenordnung an betreuten Kindern mit Migrationshintergrund, für die sich ein Gruppenangebot in einem Kin- dergarten lohnen würde.

46 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Empfehlung: ‹ Herausfiltern derjenigen Kindertagesstätten mit einem sehr hohen Anteil an betreuten Kindern mit Migrationshintergrund und die Entwicklung geeigneter Projekte. Ziel dieser Projekte ist ein frühzeitiger Erwerb der deutschen Sprache und die Förderung von Freundschaften zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund. Außerdem die Einbeziehung der Eltern mit der Vermittlung von Orientierungshilfen in den Bereichen: ° Kontakte mit Behörden ° Wohnungssuche ° Arbeitsplatzsuche ° Einkaufen und Gesundheit etc. ‹ Offene Gruppen wie Müttercafes usw.

4.2.3.2. Sprachkurse

Häufig beherrschen vor allem die Mütter der Kinder mit Migrationshintergrund die deutsche Sprache nicht. Gerade sie sind aber diejenigen, die sich mit dem behandelnden Kinderarzt verständigen müssen, die beginnenden Freundschaften ihrer Kinder auch mit deutschen Kin- der unterstützen wollen und die mit Beginn der Grundschule aufgefordert sind, ihre Kinder bei den Hausaufgaben zu unterstützen. Dies erfordert grundsätzliche Kenntnisse der deut- schen Sprache. Außerdem ist es auch wichtig, dass Mütter und Väter mit Migrationshin- tergrund mit den Anforderungen, welche das deutsche Bildungssystem an die Eltern stellt, vertraut sind. Dies geht nur über einen sprachlichen Austausch.

Eine Möglichkeit, nicht deutschsprachige Mütter zu unterstützen, sind Deutschkurse. Dabei ist es vor allem wichtig, dass die Kurse sehr günstig bzw. umsonst sind und vormittags stattfinden, wenn die Kinder im Kindergarten sind. Eine weitere Möglichkeit wäre, ein gleichzeitig stattfindendes Betreuungs- und Spielangebot für Kleinkinder mit anzubieten.

° Mit dem am 1. Januar 2005 in Kraft getretenen Zuwanderungsgesetz wurden erstmalig staatliche Integrationsangebote für Zuwanderinnen einheitlich gesetzlich geregelt. Kernstück der Bundesmaßnahmen ist der Integrationskurs. Diese Kurse dienen der Erlangung ausreichender Sprachkenntnisse und bestehen aus einem Sprachkurs sowie einem Orientierungskurs. Ziel des Sprachkurses ist der Erwerb "ausreichender" Sprachkenntnisse. In den Orientierungskursen werden Grundkenntnisse zur Rechtsordnung, Geschichte und Kultur in Deutschland vermittelt. Der Integrationskurs umfasst 635 Unterrichtseinheiten à 1,- Euro Teilnahmegebühr und findet in Freising an drei Bildungsinstituten (vhs Freising e.V., PUB und CBZ Freising GmbH), in Moosburg an der vhs Moosburg e.V. und an der deutschen Angestellten Akademie GmbH (DAA) und in Neufahrn am Privatinstitut für Bildung/Wissen und Schulung GmbH (BWS) statt. ° Außerdem gibt es in Freising das Projekt „Frauen im Dialog“, das neben allgemeinen Infoangeboten auch einen Deutschkurs und eine zweisprachige Mutter-Kind-Gruppe anbietet. ° Der interkulturelle Garten bietet in Freising eine Möglichkeit, wo die ausländische bzw. Bevölkerung mit Migrationshintergrund mit ihren Kindern ungezwungen mit der deutschen Bevölkerung in Kontakt treten kann. ° In Freising bietet der Verein MiBiKids e.V. Sprachförderung für Kinder im Alter zwischen 3-6 Jahren an.

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° Sprachförderung für Kleinkinder ist in Moosburg bei „KIKU“ möglich. Hier gibt es einen Sprachkurs für ausländische Kleinkinder an der Grundschule Nord.

Empfehlung: ‹ Ausbau des Kontaktes zu den verschiedenen Kulturvereinen, der Migrationsbera- tungsstelle in Freising und der Integrationsberatungsstelle der Stadt Freising, z.B. über das Projekt 21, Arbeitskreis Migration. ‹ Ausbau der Sprachkurse für Kleinkinder vor allem in Freising, Neufahrn und Moos- burg, aber auch in Eching. ‹ Integrationskurs an der vhs Nandlstadt e.V. und vhs Allershausen e.V. ‹ Aufbau interkultureller Müttercafes

4.2.4. Für Familien mit Armutsrisiko

Armut als „relative Armut“ nimmt in unserem Umfeld immer mehr zu. Betroffen hiervon sind vor allem Arbeitslose, Alleinerziehende, Familien mit mehreren Kindern, mit Migrationshin- tergrund, Beschäftigte im Niedriglohnsektor und Menschen mit einem niedrigen Bildungs- stand. Armut ist mit Existenzängsten und Scham verbunden. „Armutsrisiken in Familien be- schränken sich nicht allein auf unzureichende finanzielle Mittel. Bei Kindern und Jugendli- chen zeigen sich zusätzlich Entwicklungsdefizite, Unterversorgung mit der Folge gesundheit- licher Probleme und soziale Benachteiligungen. Die Verwirklichungschancen von Kindern aus bildungsfernen Familien bleiben oft schon in der Grundschule hinter denen anderer Kin- der zurück. Dieser Zusammenhang gilt besonders häufig für Kinder mit Migrationshinter- grund“ (Lebenslagen in Deutschland, S. 101).

Betrachten wir den Landkreis Freising zeigt sich, dass die kleinen Gemeinden keine relevan- ten Zahlen in Bezug auf die Empfänger von Sozialgeldbezügen nach dem SGB XII, die mit Kindern in einem Haushalt leben, aufweisen. Bei den mittleren Gemeinden weichen Nandlstadt mit 8,71 % und Rudelzhausen mit 7,21 % vom Durchschnitt ab, wobei es sich in Rudelzhausen um eine Anzahl von 14 Kindern im Alter zwischen 0-6 Jahren handelt und in Nandlstadt um 25 Kinder. Berücksichtigt man nur die absoluten Zahlen haben wir auch in Hallbergmoos eine etwa gleich große Gruppe an Kin- dern zwischen 0-6 Jahren, deren Eltern von Sozialbezügen nach dem SGB XII leben, nämlich 26 Kinder (2,81 %). In den großen Gemeinden weisen Freising (5,91 %), Moosburg (5,66 %) und Neufahrn (4,64 %) relevante Größen auf, für die ein Angebot sinnvoll sein kann. Eching weist mit einem Anteil von 26 Kindern einen etwa gleich großen Anteil wie die mittleren Gemeinden mit einem größeren Anzahl von Kindern mit einem erhöhten Armutsrisiko auf (Quelle: Jobcenter Freising, 2009).

Unterstützung benötigen Menschen mit einem erhöhten Armutsrisiko und kleinen Kindern vor allem darin, möglichst bald wieder in den Arbeitsmarkt integriert zu werden. Solange dies auf Grund von Kinderbetreuungszeiten noch nicht möglich ist, geht es darum, die Versorgung mit Nahrung, Kleidung und Wohnen der Kinder zu gewährleisten. Aber auch die Integration der Eltern – und damit der Kinder – darf nicht an „Armutsattributen“ wie fehlender Mobilität scheitern.

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4.2.4.1. „Bildungspaket“

Die Bundesregierung hat hierfür das „Bildungspaket“ zur Verfügung gestellt, dessen Leitidee „Chancen eröffnen“ ist. Es besteht die Möglichkeit, dass die Kinder am Kinderturnen oder an der musikalischen Früherziehung teilnehmen und die Kosten vom Sozialamt übernommen werden.

Das „Bildungspaket“ setzt voraus, dass ein Interesse bei den Eltern besteht, ihre Kinder in einer bestimmten Form zu fördern – nämlich in mittelschichtsorientierten Gruppen außer Haus - und gleichzeitig auch die Möglichkeit gegeben ist, daran teilzunehmen, d.h. das Angebot muss entweder vor Ort oder zumindest mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut zu erreichen sein.

In allen großen Gemeinden, aber auch in Hallbergmoos und Nandlstadt gibt es ein sehr breites Freizeitangebot, das Eltern mit Kindern zwischen 0-6 Jahren zur Verfügung steht. Sowohl sportliche als auch Integrationsangebote für Mutter und Kind werden angeboten.

Empfehlung: ‹ Kostenlose oder vergünstigte Teilnahme an Bildungs- und Freizeitangeboten für die Eltern, z.B. vhs-Kurse, Elternschule, Zentrum der Familie usw.

4.2.4.2. Erwachsenenbildungsangebote

Neben den Bildungsangeboten des Zentrums für Familie und der Elternschule hat Freising im Landkreis mehrere Volkshochschulen mit unterschiedlichem Angebot. Diese sind großflächi- ger im Landkreis verteilt – nicht nur auf die Städte und großen Gemeinden, sondern auch noch in Allershausen, Zolling, Nandlstadt, Hallbergmoos und Au. Hier bietet sich mit den Volkshochschulen der benachbarten Landkreise in Pfaffenhofen und Mainburg ein flächende- ckendes Netz einer Institution, die Bildungsangebote an Eltern mit kleinen Kindern und spe- ziellen Fragestellungen anbieten kann. Möglich wäre eine teilweise Kostenübernahme bei Bedarf durch das Amt für Jugend und Familie oder über Gutscheine bei Geburt eines Kindes. Themen für Kursangebote könnten sein: ° Stromsparen ° Sinnvoll wirtschaften ° Welche Versicherung braucht eine Familie? ° Erste Hilfe für Kleinkinder ° etc.

Empfehlung: ‹ Kontaktaufnahme mit den verschiedenen Volkshochschulen wegen Kursen über wirt- schaftliches Haushalten ‹ Kontaktaufnahme mit BRK oder AWO wegen Erste-Hilfe-Kursen für Kleinkinder, evtl. als Angebot in den Kindertagesstätten ‹ Entwicklung eines Projektes, ähnlich dem „Landsberger-Eltern-ABC“, das alters- begleitende Infoveranstaltungen für Eltern von Kindern von 0-3 Jahren anbietet.

4.2.4.3. „Tafel“, „Rentabel“, „No-was-wert“

Im Landkreis Freising gibt es verschieden Stellen, an denen sich sozialschwache Menschen mit dem Nötigsten versorgen können. Dazu zählen die „Tafel“ in Hallbergmoos, Moosburg

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und Freising, sowie „Rentabel“ in Freising und „No-Was-Wert“ in Moosburg. Als Kunden werden vor allem Menschen angesprochen, die ihr Leben vom Existenzminimum bestreiten müssen oder zu den Niedriglohn-Verdienern zählen. Angeboten werden bei der „Tafel“ abgelaufene, aber noch gut erhaltene Lebensmittelmittel zu entsprechend günstigeren Preisen. Bei „Rentabel“ und „No-Was-Wert“ kann man gebrauchtes Mobiliar, Haushaltsgeräte, Kleidung und Dekorationsgegenstände billiger erwerben.

Nandlstadt: Die katholische Nachbarschaftshilfe bietet für Neubürger, die kein Auto zur Verfügung haben, Unterstützung beim Einkaufen, bei Behördenangelegenheiten und Fahrdienste (zum Arzt) an.

Hallbergmoos: Hallbergmoos bietet eine Außenstelle der „Tafel“ an, wo abgelaufene aber noch gut erhaltene Nahrungsmittel gekauft werden können. In der Gemeinde gibt es einen „Tauschring“. Hier können Sach- und Dienstleistungen füreinander ausgetauscht werden, d.h. es wird nicht mit Geld bezahlt, sondern mit dem Austausch von Waren gegen Tätigkeiten.

Eching: In Eching gibt es über das Familienzentrum Flohmärkte und über die Nachbarschaftshilfe Notbetreuung der Kinder und Hilfe im Haushalt.

Neufahrn: In Neufahrn gibt es über die Nachbarschaftshilfe, die ein breites Spektrum an Angeboten für Alleinerziehende, Migrantenkinder und auch ältere Kinder anbietet. Es besteht auch die Mög- lichkeit gebrauchte Kinderkleidung zu erwerben. Allerdings gibt es wenig Angebote für finanziell schlecht gestellte Familien in Form eines „Tauschrings“, der „Tafel“, Notbetreuung der Kinder oder im Notfall Hilfe im Haushalt.

Moosburg: Der Kinderschutzbund der Stadt Moosburg bietet Hilfe zur Alltagsbewältigung, Begleitung zu Behörden und Unterstützung bei der Wohnungssuche. Außerdem gibt es die „Tafel“ und ein Tauschnetz, welches mit Zeitkontingenten handelt.

Freising: Die Nachbarschaftshilfen der Diakonie und der Caritas bieten Basare, Hilfe bei Behördengän- gen, Kleinkinderbetreuung im Notfall, hauswirtschaftliche Unterstützung im Notfall und die „Kleiderkammer“, darüber hinaus gibt es Hilfe zur Verhinderung bei Obdachlosigkeit und Schuldnerberatung. Die Caritas vermittelt ehrenamtliche Ämterlotsen und bietet ebenfalls eine Schuldnerberatung an. Außerdem gibt es den Verein „Schuldner helfen Schuldnern“. Ein Projekt der Caritas ist außerdem „Rentabel“. Gebrauchte Einrichtungsgegenstände, wie z.B. Elektrogeräte, können hier gegen Vorlage einer Bescheinigung des Jobcenters relativ kostengünstig erworben werden.

Empfehlung: ‹ Angebotserweiterung im nördlichen Landkreis, etwa in Nandlstadt oder Au

4.2.4.4. Mobilität

Gerade für Eltern, deren Kinder von einem erhöhten Armutsrisiko betroffen sind ist der Erwerb bzw. der Erhalt eines Beschäftigungsverhältnisses besonders wichtig.

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Voraussetzung dafür ist die infrastrukturelle Anbindung kleiner und mittlerer Gemeinden an Gemeinden mit Arbeits- oder Ausbildungsmöglichkeiten. Diese sind im Landkreis Freising vor allem Freising und Hallbergmoos mit dem Flughafen. Außerdem ist über die Bahnlinie Eching, Neufahrn, Freising und Moosburg die Verbindung nach München und Landshut gegeben.

Betrachtet man Gemeinden an der Landkreisgrenze wie beispielsweise Gammelsdorf oder Wolfersdorf oder abgelegene Ortsteile von großen Gemeinden ist die öffentliche Anbindung an die Verkehrsknotenpunkte keine Alternative zu einem eigenen PKW. Von Gammelsdorf aus fahren beispielsweise morgens zwischen 7:00 - 8:00 Uhr drei Busse nach Moosburg, dann wieder um 13:00 Uhr, einer um 16:00 Uhr und zwei um 18:00 Uhr. Die Erreichbarkeit einer Arbeitsstelle mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist somit teilweise nicht gegeben. Zudem sind im regionalen Busverkehr hauptsächlich Reisebusse im Einsatz. Dies bedeutet für Eltern mit Kleinkindern allgemein, dass sie mit einem Kinderwagen kaum zu benutzen sind.

Empfehlung: ‹ Erweiterung der Infrastruktur ‹ Einsatz von Linienbussen ‹ „Anruf-Sammeltaxi“

4.2.5. Für Alleinerziehende

Alleinerziehende benötigen in besonderer Weise ein funktionierendes Umfeld, um Familie und Beruf gut vereinbaren zu können. Die meisten Alleinerziehenden, selbst mit Kindern unter 3 Jahren möchten arbeiten. Arbeit beinhaltet Anerkennung und eine Steigerung des Selbstwertgefühls. Die Bundesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag 2009 zum Ziel gesetzt, die Rahmenbedingungen für Alleinerziehende durch ein Maßnahmepaket zu verbes- sern. Insbesondere verlässliche Netzwerkstrukturen für Alleinerziehende sollen lückenlos, flexibel und niedrigschwellig bereitgestellt werden. Die Kooperation im Netzwerk soll sich im Besonderen auf arbeitsmarkt- bzw. familienpolitisch ausgerichtete Organisationen bezie- hen, um die Integration Alleinerziehender in den Arbeitsmarkt zu verbessern uns somit Kin- derarmut zu reduzieren.

Für eine erfolgreiche Integration müssen Akteurinnen und Akteure aus sehr verschiedenen Fachgebieten kooperieren, etwa Familienzentren, Jugendämter, Gleichstellungsbeauftragte Bildungsträger, lokale Beratungsstellen, Jobcenter und Arbeitsagenturen.

4.2.5.1. Betreuungsplätze

Dem Ausbau der Betreuungsangebote kommt bei der Integration Alleinerziehender in den Arbeitsmarkt und damit einer Verringerung des Armutsrisikos eine besondere Bedeutung zu.

Wie in 2.1.2. ausgeführt verfügt der Landkreis Freising über ein überdurchschnittliches Betreuungsangebot, das noch weiter ausgebaut wird. Bei der Vergabe von Kinderbetreuungs- plätzen werden berufstätige Alleinerziehende bevorzugt und können über die jeweilige Gemeinde oder über das Amt für Jugend und Familie auch Zuschüsse für den Betreuungsplatz erhalten.

Angepasst werden müssen die Betreuungszeiten an die Arbeitszeiten von Eltern. Gerade im Hinblick auf etwaige lange An- und Abfahrtszeiten zum Arbeitsplatz reichen herkömmliche

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Öffnungszeiten nicht aus. Gerade alleinerziehende Mütter können auf keinen Partner zur abwechselnden Kinderbetreuung zurückgreifen und profitieren in der Regel auch nicht von der Netzwerkbildung unter Müttern vor Ort, da sie davon auf Grund mangelnder zeitlicher Kapazitäten ausgeschlossen sind.

Außerdem haben Berufstätige in der Regel Anspruch auf sechs Wochen Urlaub im Jahr. Die Kindertagesstätten haben ihr Öffnungsangebot inzwischen den Erfordernissen weitestgehend angepasst und bieten in den Oster- und Pfingstferien kleinere Betreuungsgruppen an. Oft wird die Einrichtung in den Sommerferien aber noch für vier Wochen geschlossen. Dies ist für einige Alleinerziehende immer noch problematisch. Eine Möglichkeit wäre, den betroffenen Kindern die Möglichkeit zu eröffnen, in der kurzen Zeit eine Tagesstätte in einer Nachbarge- meinde zu besuchen.

Empfehlung: ‹ Flexibilisierung der Öffnungszeiten von Kindertagesstätten ‹ Abstimmung von Ferienzeiten mit den Kindertagesstätten der Nachbargemeinden

4.2.5.2. Unterstützung bei der Integration in den Arbeitsmarkt

Im Rahmen der Sozialgesetzgebung wurden bereits viele Angebote für alleinerziehende Müt- ter entwickelt, z.B. ein Mehrbedarfszuschlag auf die Grundsicherung für nicht Erwerbstätige alleinerziehende Mütter oder ein Einstiegsgeld bei der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit unter 1200,- Euro brutto. Daneben bestehen Regelungen im SGB VIII in Bezug auf beispielsweise den Unterhaltsvorschuss oder Übernahme der bzw. Zuschüsse zu Kinderbetreuungskosten. Die bedarfsgerechte Kombination dieser Angebote bleibt dem Einzelnen überlassen. Das heißt gerade die Planung der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit stellt hohe Anforderungen an die Fähigkeit, die Angebote systematisch zu verknüpfen.

Empfehlung: ‹ Bildung eines Arbeitskreises mit Familienzentren, Amt für Jugend und Familie, Gleichstellungsbeauftragter, Sozialamt, Bildungsträgern, lokalen Beratungsstellen, Jobcenter und Arbeitsagentur ‹ Außensprechstunde Sozialamt/Jobcenter und Amt für Jugend und Familie in den Gemeinden oder entsprechend informierter Ansprechpartner innerhalb der Gemeinde

4.2.5.3. Integrationsangebote

Besonders erwerbstätige Alleinerziehende verfügen kaum über Zeitkontingente zum Aufbau oder zur Pflege eines Entlastungsnetzwerkes vor Ort. Kontakte gehen oft durch die Verände- rung der Familiensituation oder durch die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit verloren. Das bedeutet, dass gerade diejenigen, die besonders auf Unterstützung bei der Kinderbetreuung angewiesen sind bzw. keinen Partner haben, mit dem sie über Erziehungsfragen oder die Entwicklung des Kindes sprechen können, niemanden haben. Angebote von Mutter-Kind- Gruppen an den Vormittagen der Wochentage können nicht wahrgenommen werden genauso wenig wie Abendveranstaltungen im Rahmen eines Sport- oder Bildungsangebotes. Der Aus- tausch mit Müttern in derselben Situation fehlt. Deshalb ist es wichtig, Freizeitangebote auch an den Wochenenden zu offerieren, an denen die Pflege von Kontakten noch möglich ist.

Empfehlung: ‹ Freizeitangebote an den Wochenenden für Alleinerziehende mit Kindern

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4.2.6. Für junge Eltern

Schon die „alten Philosophen“ (Hippokrates/Platon/Aristoteles/Cicero…) haben sich über die Unterschiede einzelner Lebensabschnitte Gedanken gemacht und das menschliche Leben in verschiedene Phasen eingeteilt. Daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit das Konzept der „Entwicklungsaufgaben“. Eine Entwicklungsaufgabe ist eine Aufgabe im Rahmen der per- sönlichen Entwicklung und Reifung des Menschen, die mit ihrer Bewältigung zu einer Ver- änderung – im Sinne einer Weiterentwicklung – führt. Entwicklungsaufgaben hängen nicht nur von der Persönlichkeit des Individuums ab, sondern auch von gesellschaftlichen Rahmen- bedingungen und Bewertungsprozessen und können sich – je nach Kultur – unterscheiden. Erst wenn eine Entwicklungsaufgabe erfolgreich bewältigt wurde kann sich der Mensch der nächsten Entwicklungsaufgabe stellen. Bekanntester Vertreter des Konzeptes der „Entwick- lungsaufgaben“ ist R. J. Havighurst. Er unterteilt in neun verschiedene Entwicklungsstufen. Für uns sind die Entwicklungsphasen der Adoleszenz (13-17 Jahre) und der Jugend (18-22 Jahre) von Bedeutung (Wikipedia 1, 2011). Die Entwicklungsaufgaben in diesen Phasen sind Adoleszenz: ° Körperliche Reifung ° Formale Operationen ° Gemeinschaft mit Gleichaltrigen / Peer Group ° Sexuelle Beziehungen Jugend: ° Autonomie von den Eltern ° Identität in der Geschlechtsrolle ° Internalisiertes moralisches Bewusstsein ° Berufswahl Erst in der Phase des frühen Erwachsenenalters zwischen 23-30 Jahren siedelt Havighurst die Geburt von eigenen Kindern an.

Wir beziehen uns im Netzwerk „Frühe Kindheit“ deshalb nicht nur auf minderjährige Mütter, sondern auf junge Mütter / Eltern bis 23 Jahren. Angesichts dessen, dass Schul- und Berufs- ausbildung oftmals bis in die erste Hälfte des dritten Lebensjahrzehntes andauern, kann auch erst dann die vollständige Autonomie von den Eltern und der Einstieg in einen Beruf vollzogen werden.

4.2.6.1. Feinfühligkeitstraining

Jeder Mensch ist als Säugling und Kleinkind - wie sonst nie mehr - emotional von seiner Betreuungsperson abhängig. Eine Unterscheidung der eigenen Gefühlswelt von der Gefühls- welt anderer ist noch nicht möglich. Der Grundstein für das Erkennen der eigenen Gefühle wird in den ersten Lebensmonaten gelegt. Voraussetzung dafür ist das „feinfühlige“ Verhalten der Betreuungsperson, - in der Regel ist dies die Mutter.

Das Konzept der „Feinfühligkeit“ bedeutet: ° Die Wahrnehmung der Bedürfnisse des Kindes ° Die richtige Interpretation der Signale des Kindes ° Die angemessene ° und prompte Reaktion durch die primäre Pflege- und Bindungsperson (Albert/Stephan, S. 2).

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Die Fähigkeit zur „Feinfühligkeit“ ist gerade bei jungen Eltern, die sich nach dem Konzept der „Entwicklungsaufgaben“ in einer Phase vor der Elternwerdung befinden, in der Regel noch nicht so ausgeprägt, wie bei Personen, die später Eltern werden. Dies gilt für die Allge- meinheit und lässt keine automatischen Rückschlüsse auf den Einzelfall zu. Um Mutter / Eltern und Kind die Möglichkeit zu geben, eine sichere Bindung aufzubauen, gibt es Unterstützungsangebote, welche die „Feinfühligkeit“ trainieren. Diese sind z.B. der „Safe-Kurs“ oder die entwicklungspsychologische Beratung (EPB). Sowohl die Lebenshilfe, als auch die Caritas und das Zentrum der Familie bieten in Freising Beratung an, die auf dem Konzept der „Feinfühligkeit“ beruht.

Empfehlung: ‹ Entwicklung entsprechender Angebote und ständige Anpassung an den Bedarf

4.2.6.2. Anbindung an Gleichaltrige in derselben Situation

Für junge Frauen und Männer steht in ihrem sozialen Umfeld der Kontakt zu Gleichaltrigen im Vordergrund. In der Gruppe Gleichaltriger fühlt man sich verstanden. Mit den anderen teilt man die gleichen Wünsche, aber auch dieselben Ängste. Durch andersartige Lebensum- stände, wie zum Beispiel die Geburt eines Kindes, geraten junge Eltern leicht in die Position eines Außenseiters. Das Elternsein erfordert die Bereitschaft, auf Vieles zu verzichten. Die Adoleszenz ist jedoch die Zeit, in der junge Menschen ihren eigenen Weg finden und eigene Wert- und Moralvorstellungen entwickeln. Eine Mutter in der Adoleszenz kann ihre Jugend bzw. ihr junges Erwachsenenalter nicht entsprechend ausleben, da sie in ihrer Rolle als Mutter ihre eigenen Bedürfnisse für ihr Kind zurückstellen muss. Im Landkreis Freising gibt es eine Müttergruppe für junge Mütter an der Erziehungsbera- tungsstelle der Caritas, die je nach Bedarf in Freising oder Moosburg stattfinden kann.

Empfehlung: ‹ Kooperation zwischen KoKi – Netzwerk frühe Kindheit und dem Amt für Jugend und Familie Freising, SG 51 Amtsvormundschaften

4.2.6.3. Unterstützung bei der Berufsfindung

Die Entscheidung für ein Kind ist in jungen Jahren meist mit Schwierigkeiten in Bezug auf Schul- bzw. Berufsausbildung verbunden. Im schulischen Bereich führt dies immer wieder dazu, dass die Schule abgebrochen wird, obwohl die Möglichkeit von schulischer Seite zur Wiederholung der Klasse oder Unterbrechung des Schuljahres für die Zeit des Mutterschutzes gegeben ist. Die Betreuung des Säuglings ist aber eine Organisationsleistung, die hohe Anfor- derungen an die junge Mutter stellt, ebenso wie die Ansprüche des Kindes, so dass es zu einer Überforderungssituation kommt. Dasselbe gilt in der Zeit der Berufsausbildung.

Ist die Berufsausbildung abgeschlossen und der Start ins Berufsleben gelungen führt frühe Elternschaft häufig zu Vereinbarkeitsproblemen in Bezug auf berufliche Pläne und Familien- leben, so dass berufliche Ziele nicht mehr erreicht werden können bzw. aufgegeben werden müssen. Ein Versuch, dem entgegenzuwirken ist die 12-monatige (für Paare 14-monatige) Elternzeit.

Empfehlung: ‹ Kooperation / Projektentwicklung Amt für Jugend und Familie, Berufsschule, Job- center, Arbeitgeber mit einem Ansprechpartner für die Betroffenen ‹ Flexible Betreuungsangebote (auch Wochenende oder abends)

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4.3. Öffentlichkeitsarbeit

° Entwurf und Verteilung von eigenen Flyern ° Eigener Link auf der Homepage des Landratsamtes www.kreis-fs.de ° Wöchentliche Bekanntmachung des Angebotes der „KoKi - Netzwerk frühe Kindheit“ in der regionalen Zeitung ° Link auf der Homepage des Gesundheitsamtes www.schwanger-fs.de ° Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen ° „Eltern im Netz“ www.elternimnetz.de

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5. Quellen

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Bundesagentur für Arbeit (BA) (Hg.) (2008): Der Arbeits- und Ausbildungsmarkt in Deutschland. Monatsbericht November 2008. Nürnberg. www.pub.arbeitsagentur.de/hst/services/statistik/000100/html/monat/200811pdf

DJI Bulletin 76 (2006): „Jugend und Migration“

DJI Kinderarmut in Deutschland (2009): „Empirische Befunde, kinderpolitische Akteure und gesellschaftspolitische Handlungsstrategien“ Donum Vitae (2011): „Tätigkeitsbericht 2010 – Freising mit Nebenstelle Haar“, 2011

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NZFH (Hg.) (2009): Arbeitsgruppe ''Begriffsbestimmung Frühe Hilfen'' im Wissenschaft- lichen Beirat des NZFH: Prof. Dr. Sabine Walper, Prof. Dr. Peter Franzkowiak, Dr. Thomas Meysen, Prof. Dr. Mechthild Papoušek, September 2009

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57 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

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58 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

6. Anhang

Gesamtbevölkerung:

Anteil d. Kinder von Geburten Gesamtbevölkerung Kinder 0-3 Kinder 4-6 Kinder von 0-6 gesamt 2008 0-6 in % Attenkirchen 2.671 81 93 174 36 6,51 Gammelsdorf 1.558 38 41 79 14 5,07 Haag 2.873 69 94 163 23 5,67 Hohenkammer 2.294 62 70 132 22 5,75 Hörgertshausen 1.908 55 39 94 14 4,93 Kirchdorf 2.713 102 90 192 32 7,08 Mauern 3.037 67 99 166 17 5,47 Marzling 2.744 81 79 160 19 5,83 Paunzhausen 1.557 42 36 78 8 5,01 Rudelzhausen 3.190 94 100 194 26 6,08 Wang 2.444 90 84 174 24 7,12 Wolfersdorf 2.397 70 61 131 17 5,47 gesamt 29.386 851 886 1.737 252 5,91

Anteil d. Kinder von Geburten Gesamtbevölkerung Kinder 0-3 Kinder 4-6 Kinder von 0-6 gesamt 2008 0-6 in % Allershausen 4.962 130 149 279 44 5,62 Au 5.539 134 174 308 35 5,56 Fahrenzhausen 4.637 156 156 312 52 6,73 Hallbergmoos 8.976 326 315 641 103 7,14 Kranzberg 3.969 122 109 231 34 5,82 Nandlstadt 4.971 124 163 287 34 5,77 Langenbach 3.904 108 128 236 35 6,05 Zolling 4.219 134 126 260 28 6,16 gesamt 41.177 1.234 1.320 2.554 365 6,20

Anteil d. Kinder von Geburten Gesamtbevölkerung Kinder 0-3 Kinder 4-6 Kinder von 0-6 gesamt 2008 0-6 in % Freising 45.154 1.227 1.327 2.554 403 5,66 Eching 13.007 342 398 740 112 5,69 Moosburg 17.457 414 468 882 17 5,05 Neufahrn 19.662 473 584 1.057 171 5,38 gesamt 95.280 2.456 2.777 5.233 703 5,49

Anteil d. Kinder von Geburten Gesamtbevölkerung Kinder 0-3 Kinder 4-6 Kinder von 0-6 gesamt 2008 0-6 in % Kleine Gem. 29.386 851 886 1.737 252 5,91 Mittlere Gem. 41.177 1.583 1.741 3.324 365 8,07 Große Gem. 80.494 2.107 2.356 4.463 703 5,54 gesamt 141.126 4.170 4.412 8.582 1.320 6,08

59 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Anteil der in Kindertagesstätten betreuten Kinder mit Migrationshintergrund im Verhältnis zu allen betreuten Kindern Kleine Gemeinden Betreute Anteil der Anteil der betreuten Betreute Kinder mit deutschen betreute deutsche Kinder mit Migrations- Kinder Migrations- betreuten Kinder insgesamt hintergrund an allen insgesamt hintergrund Kinder in % betreuten Kindern % Attenkirchen 94 12 87 82 13 Gammelsdorf 43 1 98 42 2 Haag 85 1 99 84 1 Hohenkammer 112 3 97 109 3 Hörgertshausen 61 100 61 0 Kirchdorf 110 3 97 107 3 Mauern 109 5 95 104 5 Marzling 161 10 94 151 6 Paunzhausen 36 2 94 34 6 Rudelzhausen 130 6 95 124 5 Wang 155 3 98 152 2 Wolfersdorf 70 0 100 70 0 gesamt 1.166 46 96 1.120 4 Mittlere Gemeinden Betreute Anteil der Anteil der betreuten Betreute Kinder mit deutschen betreute deutsche Kinder mit Migrations- Kinder Migrations- betreuten Kinder insgesamt hintergrund an allen insgesamt hintergrund Kinder in % betreuten Kindern % Allershausen 300 30 90 270 10 Au 167 4 98 163 2 Fahrenzhausen 172 6 97 166 3 Hallbergmoos 567 75 87 492 13 Kranzberg 165 2 99 163 1 Langenbach 159 6 96 153 4 Nandlstadt 163 24 85 139 15 gesamt 1.693 147 91 1.546 9 Große Gemeinden Betreute Anteil der Anteil der betreuten Betreute Kinder mit deutschen betreute deutsche Kinder mit Migrations- Kinder Migrations- betreuten Kinder insgesamt hintergrund an allen insgesamt hintergrund Kinder in % betreuten Kindern % Freising 1.781 458 74 1.323 249 Eching 530 83 100 530 16 Moosburg 571 141 75 430 25 Neufahrn 646 240 63 406 37 gesamt 3.528 922 76 2.689 26 Gemeindegrößenklassen Betreute Anteil der Anteil der betreuten Betreute Kinder mit deutschen betreute deutsche Kinder mit Migrations- Kinder Migrations- betreuten Kinder insgesamt hintergrund an allen insgesamt hintergrund Kinder in % betreuten Kindern % Mittlere Gemeinden 1.693 147 91 1.546 9 Kleine Gemeinden 1.166 46 96 1.120 4 Große Gemeinden 3.528 922 76 2.689 26 gesamt 6.387 1.115 84 5.355 17

60 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Anteil der ausländischen Kinder an der Gesamtzahl der Kinder zwischen 0-6 Jahren Kleine Gemeinden Anteil der ausländische Anteil der Kinder von 0-6 ausländischen Kinder von 0-6 deutsche Kinder deutschen Kinder Jahren insgesamt Kinder an allen Jahren je von 0-6 Jahren an allen 0-6- je Gemeinde 0-6- Jährigen in Gemeinde Jährigen in % % Attenkirchen 174 1 1 173 99 Gammelsdorf 79 0 0 79 100 Haag 163 1 1 162 99 Hohenkammer 132 5 4 127 96 Hörgertshausen 94 1 1 93 99 Kirchdorf 192 1 1 191 99 Mauern 166 0 0 166 100 Marzling 160 1 1 159 99 Paunzhausen 78 1 1 77 99 Rudelzhausen 194 4 2 190 98 Wang 174 2 1 172 99 Wolfersdorf 131 0 0 131 100 gesamt 1.737 17 1 1.720 99 Mittlere Gemeinden ausländische Anteil der Anteil der Kinder von 0-6 Kinder von 0-6 ausländischen deutsche Kinder deutschen Kinder Jahren insgesamt Jahren je Kinder an allen von 0-6 Jahren an allen 0-6- je Gemeinde Gemeinde 0-6-Jährigen in % Jährigen in % Allershausen 279 5 2 274 98 Au 308 0 0 308 100 Fahrenzhausen 312 5 2 307 98 Hallbergmoos 641 29 5 612 95 Kranzberg 231 1 0 230 100 Langenbach 236 4 2 232 98 Nandlstadt 399 3 1 396 99 gesamt 2.406 47 2 2.359 98 Große Gemeinden ausländische Anteil der Anteil der Kinder von 0-6 Kinder von 0-6 ausländischen deutsche Kinder deutschen Kinder Jahren insgesamt Jahren je Kinder an allen von 0-6 Jahren an allen 0-6- je Gemeinde Gemeinde 0-6-Jährigen in % Jährigen in % Freising 2.988 249 8 2.739 92 Eching 740 38 5 702 95 Moosburg 881 33 4 848 96 Neufahrn 1.001 100 10 429 43 gesamt 5.610 420 7 4.718 84 Gemeindegrößenklassen ausländische Anteil der Anteil der Kinder von 0-6 Kinder von 0-6 ausländischen deutsche Kinder deutschen Kinder Jahren insgesamt Jahren je Kinder an allen von 0-6 Jahren an allen 0-6- je Gemeinde Gemeinde 0-6-Jährigen in % Jährigen in % Mittlere Gemeinden 2.406 47 2 2.359 98 Kleine Gemeinden 1.737 17 1 1.720 99 Große Gemeinden 5.610 420 7 4.718 84 gesamt 9.753 484 5 8.797 90

61 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Bezieher von Sozialleistungen nach AlG II nach Gemeinden:

Anteil Hartz Hartz IV IV Hartz IV Hartz IV Kinder Empfänger Empfänger Empfänger Empfänger insgesamt 0- Gesamt 0- 6 Kinder von 0- 3 Jahre 4- 6 Jahre 6 Jahre Jahre 0-6 Jahren in % Allershausen 5 5 10 279 3,58 Attenkirchen 6 2 8 174 4,60 Au 5 3 8 308 2,60 Eching 17 9 26 740 3,51 Fahrenzhausen 1 0 1 312 0,32 Freising 91 60 151 2.554 5,91 Gammelsdorf 1 1 2 79 2,53 Haag a. d. Amper 2 3 5 163 3,07 Hallbergmoos 7 11 18 641 2,81 Hörgertshausen 1 1 2 94 2,13 Kirchdorf 2 1 3 192 1,56 Kranzberg 2 1 3 231 1,30 Langenbach 0 3 3 236 1,27 Marzling 2 0 2 160 1,25 Mauern 2 0 2 166 1,20 Moosburg 28 22 50 882 5,67 Nandlstadt 15 10 25 287 8,71 Neufahrn 30 19 49 1.057 4,64 Rudelzhausen 8 6 14 194 7,22 Wang 1 2 3 174 1,72 Wolfersdorf 2 1 3 131 2,29 Zolling 2 2 4 260 1,54 Gesamt 230 162 392 9.314 4,21

Anteil der jungen Mütter an der jeweiligen Gleichaltrigengruppe nach Schulabschluss in Deutschland 2009 16-19 Jahre 20-24 Jahre 25-29 Jahre Haupt-/Volks- schulabschluss 1 Kind 4,59% 6,06% 5,94% 2 Kinder 2,72% 4,32% Mittlerer Schul- abschluss 1Kind 0,00% 5,27% 9,85% 2 Kinder 0,70% 4,22% Fachhochschul-/ Hochschulreife 1 Kind 1,05% 4,88% 2 Kinder 1,52% Ohne Schulabschluss

1 Kind 7,34% 1,32% 0,71% 2 Kinder 0,70% 1,02% 3 Kinder 0,56%

62 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Kinderbetreuungsangebot je Gemeinde im Juli 2009 Kinder von 4-6 Kinder bis drei Jahre Jahren Versor- Versor- Anzahl der Anzahl der betreuten Kinder gungs- gungs- betreuten Kinder quote quote betreute in der im in Betreute Kinder Kinder- Kinder- Tages- % Schul- % ab 3 krippe garten pflege kinder Jahre Große Gemeinden Freising 85 102 74 22,2 1.255 48 110,4 Neufahrn 21 19 42 15,0 507 8 96,9 Moosburg 20 13 5 12,0 472 108,4 Eching 39 51 25,6 478 52 131.5 Große Gemeinden gesamt 126 173 172 17,5 2.712 108 104,7 Mittlere Gemeinden Hallbergmoos 64 15 4 27,0 309 119,5 Au 24 5 22,0 143 99,4 Nandlstadt 13 0 10,4 150 127,9 Allershausen 46 2 0 26,4 161 115,3 Fahrenzhausen 20 1 11,1 152 94,9 Zolling 54 1 39,4 121 141,3 Kranzberg 18 0 15,8 120 27 129,7 Langenbach 22 1 21,5 132 5 146,6 Mittlere Gemeinden gesamt 110 168 12 22,6 1.288 32 100,1 Kleine Gemeinden Rudelzhausen 19 0 16,8 111 131 Marzling 13 3 23,2 93 132,2 Haag 3 0 4,2 82 97,6 Mauern 11 2 14,6 78 20 120,2 Kirchdorf 18 1 17,9 92 108,7 Attenkirchen 7 0 8,8 78 9 95,5 Wang 19 0 24,1 96 40 95,8 Hohenkammer 15 0 21,7 75 22 159,5 Wolfersdorf 6 11 24,3 64 113,8 Hörgertshausen 4 0 8,0 40 17 120 Paunzhausen 2 0 5,3 34 141,7 Gammelsdorf 5 1 15,0 37 1 102,3 Kleine Gemeinden gesamt 122 18 14,4 880 109 109,3 Landkreis Freising insgesamt 236 463 202 18,2 4.880 249 104,31

63 Amt für Jugend und Familie Freising, KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Fragebogen zur Vernetzung im Landkreis Freising zwischen Jugendhilfe und Gesundheitswesen zur Erarbeitung einer Kinderschutzkonzeption

1. Informationen zu Ihrer Institution/Praxis:

1.1. In welcher Institution/Praxis arbeiten Sie? 1.2. Hat Ihre Institution/Praxis Außensprechstunden im Landkreis (Standort)? 1.3. Bieten Sie Projekte im Rahmen der „Frühen Hilfen“ an (Projektname und Standort)? 1.4. Welchen Bedarf für die Altersgruppe von 0-6 Jahren würden Sie sehen?

2. Informationen zur Vernetz ung

Wie häufig hat Ihre Worin besteht der Wie empfinden Sie die Institution/Praxis Kontakt Qualität der Kontakt zu folgenden (Mehrfachnennungen Zusammenarbeit? Institutionen/Praxen? möglich)

1x in Monaten 1x im Monat 1x pro Woche Mehrmals pro Woche nie Schriftliche Rückmeldung In-formeller Austausch Fallkonferenz Gut Eher gut Eher schlecht Schlecht Weiß nicht Kinderärzte

Allgemeinärzte Gynäkologen Hebammen Geburtsklinik Kinderschutzbund Kinderklinik

Gesundheitsamt Sozialpäd. Zentrum Psychiater

Frühförderstelle Donum Vitae Erziehungs- beratung Zentrum der Familie Caritas Sozialberatung Diakonie KASA Sozialpsych. Dienst Frauenhaus Prop e.V. KiTas Polizei

Arge/Arbeitsamt Familiengericht Jugendamt

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