Landratsamt Erläuterungsbericht Landschaftsschutzgebiet "Iller - Rottal"

Gesamtbericht | Stand: 27.07.2018

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GEGENSTAND

Erläuterungsbericht Landscha ftsschutzgebiet "Iller - Rottal" Gesamtbericht | Stand: 27.07.2018

AUFTRAGGEBER

Landratsamt Biberach Rollinstraße 9 88400 Biberach

Telefon: 07351 52 -0 Telefax: 07351 52-5350 E-Mail: [email protected] Web: http://www.biberach.de/

Vertreten durch: Erster Landesbeamter Walter Holderried

AUFTRAGNEHMER UND VERFASSER

LARS consult Gesellschaft für Planung und Projektentwicklung mbH Bahnhofstraße 20 87700 Memmingen Telefon: 08331 4904 -0 Telefax: 08331 4904-20 E-Mail: [email protected] Web: www.lars-consult.de

BEARBEITET VON

Prof. D r. Dr. Lothar Zettler Dr. Burgel Schalkhaußer - Dipl. Biologin

Memmingen, den 27.07.2018 Prof. Dr. Dr. Lothar Zettler

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INHALTSVERZEICHNIS

1 Einleitung 5 2 Allgemeines 6 2.1 Schutzbedürfnis und Würdigung 6 2.2 Schutzzweck 7 2.3 Regionalplanung 8 3 Methodik 10 3.1 Erläuterung zur Methodik 10 3.1.1 Festgelegte Rahmenbedingungen 10 3.1.2 Raumkategorien 11 3.2 Bewertungsmethodik 14 3.2.1 Schutzgutkomplexe 14 3.2.2 Bewertungskriterien 15 3.2.3 Bepunktung 19 3.3 Beispielhafte Erläuterung der Bewertungsmethodik 22 4 Bestandssituation 39 4.1 Räumliche Abgrenzung und Lage 39 4.2 Verbund mit angrenzenden Landschaftsschutzgebieten 40 4.3 Siedlungsflächen und Siedlungsräume 42 4.4 Landwirtschaftliche Nutzung 44 4.5 Forstwirtschaftliche Nutzung 46 4.6 Jagd 48 4.7 Fischerei 49 4.8 Imkerei 49 4.9 Sonstige Freizeitnutzungen 49 4.10 Ressourcenabbau 52 4.11 Naturräume 54 4.12 Naturraum Illertal 56 4.12.1 Lage 56 4.12.2 Charakteristik 56 4.12.3 Ökologische Funktionen – Schutzgutbedeutung und Artenvorkommen 57 4.12.4 Erhaltungs- und Entwicklungsziele für den Naturraum Illertal 58 4.13 Naturraum Rottal 59 4.13.1 Lage 59 4.13.2 Charakteristik 59 4.13.3 Ökologische Funktionen – Schutzgutbedeutung und Artenvorkommen 60 4.13.4 Erhaltungs- und Entwicklungsziele 61

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4.14 Landschaftsteile des Laubach-, Reichenbach- und Haslachtales 62 4.14.1 Lage 62 4.14.2 Charakteristik 62 4.14.3 Ökologische Funktionen – Schutzgutbedeutung und Artenvorkommen 63 4.14.4 Erhaltungs- und Entwicklungsziele 64 4.15 Landschaftsteil der Riedel mit der flachwelligen Altmoränenlandschaft sowie den Hügelländern der Molasse 65 4.15.1 Lage 65 4.15.2 Charakteristik 65 4.15.3 Ökologische Funktionen – Schutzgutbedeutung und Artenvorkommen 65 4.15.4 Erhaltungs- und Entwicklungsziele 66 4.16 Fazit Bestandsituation/ Bestandsbewertung 67 5 Ergebnis 68 5.1 Verfahrensablauf 68 5.2 Erläuterungen zu den aus dem LSG herausgenommenen Flächen 68 5.3 Entwurf des Verordnungstextes 72 6 Literatur 78

TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 1: Beispiel Edelbeuren, Erläuterungen zu Abbildung 2 24 Tabelle 2: Beispiel Oberopfingen, Erläuterungen zu Abbildung 3 29 Tabelle 3: Beispiel , Erläuterungen zu Abbildung 4 33 Tabelle 4: Wirtschaftskraft in der Region des LSG 43

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: Flussdiagramm (schematische Übersicht) über das methodische Vorgehen 21 Abbildung 2: Beispielraum Edelbeuren. Für nähere Erklärungen siehe Tabelle 1 23 Abbildung 3: Beispielraum Oberopfingen. Für nähere Erklärungen siehe Tabelle 2 28 Abbildung 4: Beispielraum Tannheim. Für nähere Erklärungen siehe Tabelle 3 32 Abbildung 5: Lage des Landschaftsschutzgebietes (rote Umrandung, nicht maßstäblich), Quelle: LUBW, modifiziert 40

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Erläuterungsbericht Landschaftsschutzgebiet "Iller - Rottal" Gesamtbericht | Stand: 27.07.2018 Einleitung

1 Einleitung

Das Landratsamt Biberach hat die Novellierung der Schutzgebietsverordnung und die Überarbeitung des Grenzverlaufs („innere“ Abgrenzung unter Beibehaltung der Außengrenzen) des Landschafts- schutzgebietes „Iller – Rottal“ (LSG, Schutzgebietsnummer: 4.26.007) beauftragt. Seit Erlass der Schutzgebietsverordnung am 29.05.1971 wurde im Jahr 2002 eine Überarbeitung in Teilbereichen durchgeführt. Mehrere Teilaufhebungsverfahren führten in den darauffolgenden Jahren in einzelnen Bereichen ebenfalls zu Anpassungen der Abgrenzung.

Die Schutzgebietsausweisung aus dem Jahr 1971 erfolgte im Umfeld von Diskussionen zur möglichen Ansiedlung einer Radar-/ Antennenanlage, dem Bau der Autobahn und Überlegungen zur Planung eines Atomkraftwerkes im Illertal. Zum Zeitpunkt des Erlasses der Verordnung wurde keine homo- gene Gesamtbewertung des Gebietes vorgenommen und auf eine klare Formulierung von Schutzziel und Schutzzweck verzichtet.

Seit 1971 kam es zu umfangreichen Entwicklungen der dortigen Gemeinden und deren Siedlungs- strukturen. Die Ausdehnung der Siedlungsgebiete stößt mittlerweile vielerorts an die Grenzen des bestehenden LSG. Zugleich verändern sich die Landnutzung sowie die Nutzungsansprüche an die Landschaft stetig. Diese Veränderungen führten und führen zunehmend zu Konflikten mit dem beste- henden Schutzgebiet. Ausfluss dieser Nutzungskonflikte waren zahlreiche Anträge zu Teilaufhebun- gen, welche nicht unter dem Aspekt einer Gesamtbetrachtung des Gebietes durchgeführt werden konnten bzw. wurden, sondern jeweils in Form einer Einzelbetrachtung. Gleichzeitig wird der Verord- nungstext aus heutiger Sicht den aktuellen und künftig zu erwartenden Anforderungen nicht mehr gerecht.

Aus diesen Gründen hat sich das Landratsamt zu einer Überarbeitung des Schutzgebietes sowie der LSG-Verordnung entschlossen, mit dem übergeordneten Ziel, auf weitere Teilaufhebungen verzich- ten zu können. Dabei sollen zum einen der Verordnungstext überarbeitet werden und zum anderen eine Neuabgrenzung des LSG nach innen unter Beibehaltung der äußeren Grenzen erfolgen.

Ein zentraler Aspekt bei der Überarbeitung des Verordnungstextes ist die Formulierung eines konkre- ten Schutzzwecks. Die aktuelle Fassung beinhaltet neben der Abgrenzung des Schutzgebietes zwar die geltenden Verbotstatbestände, geht jedoch nicht genauer auf die einzelnen Teilräume oder die schützenswerten Charakteristika der einzelnen Landschaftsräume ein. Da das Schutzgebiet unter- schiedlich ausgestaltete Teilräume mit jeweils eigener Prägung und eigenen Ansprüchen an die Schutzgebietsverordnung aufweist, ist es notwendig, detailliert die jeweils maßgebenden Strukturen und die entsprechenden Ziele einzugehen. Diese unterschiedlichen Aspekte müssen zwingend in die Formulierung des Schutzzwecks einfließen. Dies ist, im Gegensatz zu einer kleinräumigen Betrach- tung bei Teilaufhebungen, fundiert nur im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtung des Schutzge- bietes möglich.

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Die bisherige Praxis bei LSG-Teilaufhebungen widerspricht dieser Zielsetzung. Das im vorliegenden Fall gewählte Vorgehen bietet mit seiner ganzheitlichen Betrachtung und Bewertung der Schutzge- bietsflächen die Möglichkeit, bestehende Innen-Abgrenzungen zu überprüfen und in einem transpa- renten und wissenschaftsorientierten Prozess anzupassen.

Das Schutzgebiet umfasst 11 Gemeinden, deren Gemarkungen sich ganz oder teilweise im LSG befin- den.

Zur Umsetzung des Vorhabens wurde im Frühjahr 2017 das Planungsbüro LARS consult aus Memmin- gen mit der fachlichen Ausarbeitung der geplanten Überarbeitung beauftragt.

Aufgabenstellung

Die ganzheitliche und umfassende Überarbeitung zieht folgende Aufgabenstellungen nach sich:

• Erarbeitung eines Bewertungsschemas für die Naturräume bzw. ausgewählte Landschafts- teile innerhalb des gültigen LSG auf Basis anerkannter und nachvollziehbarer Kriterien;

• Überprüfung der bestehenden LSG-Innengrenzen auf Basis der neu erarbeiteten Kriterien und der durchgeführten Bewertungen;

• Vorschlag neuer Innen-Abgrenzungen des Schutzgebietes;

• Novellierung des Verordnungstextes unter besonderer Berücksichtigung der Eigenart der vor- liegenden Naturräume und deren Wertigkeiten.

2 Allgemeines

Den rechtlichen Rahmen für die Formulierung eines Schutzzwecks sowie die Erarbeitung einer Be- wertungsmethodik bilden der § 26 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG), der die Funktion von Land- schaftsschutzgebieten grundsätzlich definiert, die Vorgaben aus dem Regionalplan Donau-Iller und dem Landesentwicklungsprogramm Baden-Württemberg sowie weitere Bundes- und Landesgesetze.

2.1 Schutzbedürfnis und Würdigung

Das Landschaftsschutzgebiet „Iller – Rottal“ (LSG) ist das mit Abstand größte Landschaftsschutzgebiet im Landkreis Biberach und umfasst ca. 10% der Landkreisfläche. Das LSG weist vielfältig geprägte Land- schaftsräume auf. Besonders charakteristisch ist insbesondere die Iller mit ihrem breiten Talraum, in dem sich großflächige Offenland- sowie Auebereiche entwickeln konnten. Der Flusslauf der Iller hat eine besondere, überregionale Bedeutung als Wanderungsbahn von Fauna und Flora, zudem bildet der breite Talraum ein überregional bedeutendes Wasserreservoir. Auch das schmälere Rottal, mit seiner kleinräumigen Strukturvielfalt und weitere Fließgewässer prägen die abwechslungsreiche Land- schaft genauso wie die Riedel, deren zusammenhängenden, größeren Waldungen einen Gegensatz zu den charakteristischen Offenlandflächen im Illertal darstellen. www.lars-consult.de Seite 6 von 79

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Diese verschiedenartige Landschaft weist eine hohe Strukturvielfalt auf, die von den verschiedensten Artengruppen als Habitat genutzt werden kann. Zudem eignet sie sich durch ihr attraktives, mannig- faltiges Landschaftsbild hervorragend zur Erholung und weist damit einen hohen Freizeitwert auf. Auf- grund des unterschiedlichen Charakters der einzelnen Landschaftsräume kommt dem Schutzgebiet in Bezug auf das Landschaftsbild sowie den Naturhaushalt insgesamt eine hohe Bedeutung zu. Geprägt durch unterschiedliche Habitatstrukturen haben die Räume eine hohe Wertigkeit als Lebensraum für unterschiedliche Artengruppen, zu denen auch viele geschützte Arten zählen.

Das Illertal mit seiner Offenlandlandschaft, das schmälere Rottal, die abwechslungsreichen Hochflä- chen der Riedel und die weiteren Bachtäler blicken auf eine lange Entstehungsgeschichte zurück: Das LSG liegt in den Naturräumen „Unteres Illertal“ und „Holzstöcke“, die Teil der Großregion Donau-Iller- Lech-Platte sind. Diese Großregion ist geologisch durch pleistozäne Schotterterrassen und das Altmo- ränenhügelland geprägt, die während der Riß- und Mindel-Kaltzeit durch den Rheingletscher und den Illergletscher entstanden. Über einem Molassesockel verlaufen S-N gerichtete Schotterplatten und - riedel (Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung 1991, S. 53). Diese Schotterplat- ten gliedern sich in Hoch- und Niederterrassen, auf denen sich hauptsächlich sandig-kiesige Lehmbö- den bildeten. Je nach Bodengüte unterscheiden sich die Bewirtschaftungsformen von der Forstwirt- schaft auf den weniger ertragreichen Böden bis hin zu intensivem Ackerbau auf den fruchtbaren Bö- den. Durch die Prägung der beiden Gletscher entstand diese hochdiverse Landschaft, welche die Re- gion so landschaftlich einzigartig gestaltet.

Das Schutzbedürfnis dieses Landschaftsraums leitet sich ortsspezifisch aus der jeweiligen Bestandssi- tuation ab. Dabei spielen der Charakter des Raumes (unzerschnittene Räume, Landschaftsbild usw.) sowie seine Ausstattung (z.B. Naturhaushalt, Artenzusammensetzung und Populationsdichten, Erho- lungsinfrastruktur) bei der Bewertung des Schutzbedürfnisses eine wesentliche Rolle. Gemäß § 26 BNatSchG sind Landschaftsschutzgebiete „rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, in denen ein be- sonderer Schutz von Natur und Landschaft erforderlich ist“. Dabei werden drei Aspekte fokussiert: Regeneration und Entwicklung des Naturhaushaltes und der darin lebenden Organismen, die Bedeu- tung der Landschaft als solche (Vielfalt, Eigenart und Schönheit, bzw. kulturhistorische Bedeutung), die Bedeutung der Landschaft zur Erholung und Regeneration für den Menschen.

2.2 Schutzzweck

Aus dem hohen Schutzbedürfnis leitet sich für den Erhalt dieser besonderen Landschaft und ihres Ar- tenreichtums der nachfolgende Schutzzweck ab. Der Schutzzweck befasst sich dabei mit den drei zentralen Aspekten des Schutzgebietes: der Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Landschaftsbildes, der Bedeutung der Kulturlandschaft für die Erholungs- und Wohnnutzung sowie der Leistungsfähig- keit des Naturhaushaltes. Jeder dieser Hauptaspekte steht dabei in direktem Bezug zu den Land- schaftsraumeinheiten (Illertal, Rottal, Riedel etc.).

Beim Landschaftsbild wird neben der Beschreibung der Teilräume unter § 3 Abs. 4 der Schutzgebiets- verordnung zusätzlich auch auf den Bezug zur nachhaltigen Entwicklungsfähigkeit der Dörfer und Siedlungen eingegangen.

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Der formulierte Schutzzweck (§ 3 der Schutzgebietsverordnung, vgl. Kap. 5.3) für das LSG „Iller- Rottal“ wird folgendermaßen festgesetzt:

„Schutzzweck des Landschaftsschutzgebietes „Iller-Rottal“ ist

(1) Die Bewahrung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Landschaftsbildes im Bereich des Tal- raumes der Iller im Osten und des Rottals mit seinen Seitenbächen im Westen.

(2) Der Erhalt und die Weiterentwicklung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Landschaftsbil- des im Bereich der prägenden Riedellandschaft mit seinen Waldungen, kleineren Gehölzbe- ständen, abwechslungsreichen Wald-Feld-Bereichen sowie die zusammenhängenden Offen- landbereiche in ihrer Gesamtwirkung.

(3) Die Sicherstellung der nachhaltigen Entwicklungsfähigkeit der Dörfer und Siedlungen im Ein- klang mit der umgebenden Landschaft.

(4) Der Erhalt der Kulturlandschaft als ästhetisch ansprechenden Freiraum für lokale und regionale Erholungsnutzung und damit auch der Erhalt der Wohn- und Lebensqualität der Dörfer und Siedlungen.

(5) Der Erhalt und die Entwicklung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes zwischen der natur- räumlichen Untereinheit des Rottals und der naturräumlichen Einheit des „Unteren Illertales“ und insbesondere dessen Bedeutung als Artenreservoir für Offenlandarten und Verbreitungs- gebiet für die verschiedensten Tier- und Pflanzenarten im Rahmen des Artenschutzes und des Biotopverbunds.

(6) Der Erhalt und die Weiterentwicklung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes des Rottals im Naturraum der „Holzstöcke“ mit seinen vielfältigen Talauen sowie des Illertals mit seinem Offenland und der abwechslungsreichen Wald-Feld-Grenzen als Lebensraum für den Men- schen und die verschiedenen Tier- und Pflanzenarten.

2.3 Regionalplanung

Der Regionalplan des bundesländerübergreifenden Regionalverbandes „Donau-Iller“ weist drei maß- gebliche Ziele aus (Regionalplan Donau-Iller 1987, A I):

1. „Die Region Donau-Iller als ein über die Landesgrenze hinweg eng verflochtener Lebens- und Wirtschaftsraum soll in ihren beiden Regionsteilen nicht in Konkurrenz zueinander, sondern gemeinsam in gegenseitiger Ergänzung entwickelt werden.

2. Durch gemeinsame Anstrengungen der beiden Länder sollen die durch die Landesgrenze be- dingten Entwicklungshemmnisse überwunden und angestrebt werden, daß in der Region Do- nau-Iller eine möglichst günstige Bevölkerungs- und Arbeitsplatzentwicklung erreicht wird.

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3. Bei der weiteren Entwicklung der Region Donau-Iller soll auf die natürlichen Lebensgrundla- gen und auf das jeweils charakteristische Landschaftsbild in den einzelnen Teilräumen der Region verstärkt Rücksicht genommen werden.“

Die Verordnung für das LSG wurde vor dem Hintergrund dieser allgemeinen Ziele formuliert. So ist z.B. das Landschaftsbild als zentraler Aspekt in den Schutzzweck miteingeflossen und durch die Dar- stellung der siedlungsnahen Freiräume wurde auch die Siedlungs- und Wirtschaftsentwicklung der Region berücksichtigt.

Für Landschaftsschutzgebiete weist der Regionalplan Donau-Iller (1987) zwei zentrale Ziele auf (B I 3.2):

1. „Die als Landschaftsschutzgebiete geschützten Bereiche sollen in ihrem Bestand gesichert werden.

2. Als weitere Landschaftsschutzgebiete sollen vornehmlich landschaftliche Vorbehaltsgebiete ausgewiesen werden, wenn sie die Voraussetzungen des Art. 10 BayNatSchG [Bayerisches Naturschutzgebiet] bzw. des § 22 NatSchG BW [Naturschutzgesetz Baden-Württemberg] er- füllen.“

Die betrachteten Landschaftsbereiche sind zusätzlich zu ihrer Ausweisung als LSG auch als landschaft- liches Vorbehaltsgebiet Nr. 72 ausgewiesen (Regionalplan Donau-Iller 1987, B I 2). Durch den Status des landschaftlichen Vorbehaltsgebietes kommt den Belangen des Naturschutzes und der Land- schaftspflege in diesen Gebieten zusätzlich ein besonderes Gewicht zu.

Begründet werden die landschaftlichen Vorbehaltsgebiete im Regionalplan mit Auszügen aus dem Bayerischen Landesentwicklungsprogramm (LEP): Nach dem LEP Bayern (B I 2.3) sollten vor allem reich gegliederte Gebiete mit herausgehobener Bedeutung im Gedanken von § 26 BNatSchG als land- schaftliche Vorranggebiete ausgewiesen werden. Auch für Gebiete mit einer herausragenden Bedeu- tung für ökologische Funktionen (z.B. klimatische Ausgleichsflächen) sollte unabhängig der Nutzung (z.B. land-/ forstwirtschaftlich) dieser Status ausgewiesen werden. Landschaftliche Vorbehaltsgebiete gehören aber laut der Begründung nicht zu den Schutzgebieten im Sinne des Naturschutzrechtes und unterstehen somit nicht dem Schutz desselben. Sie stellen auf Regionalebene schützenswerte Ge- biete dar und können Teilgebiete, die nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützt sind, enthalten. Generell ist nach der Begründung des Regionalplanes Donau-Iller eine Unterschutzstellung (z.B. als Natur- oder Landschaftsschutzgebiet oder als Naturpark) anzustreben.

Das derzeit festgesetzte Landschaftliche Vorbehaltsgebiet Nr. 72 stimmt in seinem südlichen Teilbe- reich mit den Abgrenzungen des LSG größtenteils überein, erstreckt sich jedoch deutlich weiter in Richtung Norden bis südlich des Stadtgebietes von Ulm. Abweichungen im Bereich des LSG liegen au- ßer im Norden auch an der östlichen Abgrenzung vor, wo das Vorbehaltsgebiet über die Landes- grenze Baden-Württembergs hinaus auch Teilbereiche des Illertales auf bayerischer Seite umfasst. Die Abgrenzung des LSG „Iller – Rottal“ verläuft entlang der Verwaltungsgrenzen des Landes bzw. der Kommunen. Damit umfasst das landschaftliche Vorbehaltsgebiet Nr. 72 mit seinen Talräumen, Ried- flächen und gewässernahen Gebieten zu einem Großteil feuchtere bzw. gewässergeprägte Land- schaftsteile, wodurch der Grundcharakter des bestehenden Vorbehaltsgebiets bestimmt wird. www.lars-consult.de Seite 9 von 79

Erläuterungsbericht Landschaftsschutzgebiet "Iller - Rottal" Gesamtbericht | Stand: 27.07.2018 Methodik

Derzeit wird eine Gesamtfortschreibung des Regionalplans erstellt, bei der die Gebietskulisse der bis- herigen Landschaftlichen Vorbehaltsgebiete nicht mehr als solche enthalten sein wird. Stattdessen werden neue „Gebiete für Naturschutz und Landschaftspflege“ sowie „Gebiete zur Erholung“ defi- niert. Diese neuen Flächen sind bislang noch nicht abschließend festgelegt. Dabei soll, bezogen auf die derzeitige Fläche des LSG, nach der aktuellen Planung ein „Vorbehaltsgebiet für Naturschutz und Landschaftspflege“ im Nordwesten des LSG bis in etwa auf die Höhe von und nach Osten ungefähr bis auf die westliche Siedlungsgrenze von ausgewiesen werden. Zu- dem ist die Ausweisung eines „Vorbehaltsgebiets zur Erholung“ im Südwesten ca. von Zell bis schräg nach Tannheim und in dieser Linie über die Grenze des LSG hinaus verlaufend geplant. Damit würde zukünftig nur noch ein Teilbereich des LSG unter dem Schutzstatus der Vorbehaltsgebiete stehen. Der Regionalplan Donau-Iller (1987) formuliert auch grundsätzliche Ziele für die land- und forstwirt- schaftliche Nutzung der Fläche (B III). So soll u.a. die bäuerliche Landwirtschaft in der Region Donau- Iller als wichtiger Wirtschaftssektor, die Kulturlandschaft und die Bodenfruchtbarkeit erhalten und weiterentwickelt werden. Dabei sollen insbesondere Flächen mit einer besonderen Eignung so weit wie möglich für die Landwirtschaft genutzt werden. In Bezug auf die Forstwirtschaft soll der Wald aus ökologischen, ökonomischen und landschaftspflegerischen Gründen erhalten und möglichst ver- mehrt werden, insbesondere in den waldarmen Talräumen von u.a. Donau, Iller, Wertach und in der Umgebung von . Dabei sollen die Wälder entsprechend den Funktionszuweisungen im Waldfunktionsplan für den bayerischen Teil und der Waldfunktionskartierung für den baden-würt- tembergischen Teil der Region verschiedene Funktionen übernehmen: Schutzfunktion, Nutzfunktion, Erholungsfunktion und Sonderfunktionen (z.B. besondere Prägung des Landschaftscharakters).

Diese Ziele werden in der Verordnung entsprechend berücksichtigt, indem z.B. eine landwirtschaftli- che und forstliche Nutzung innerhalb bestimmter Parameter, die dem Schutzzweck des LSG nicht zu- widerlaufen, gestatten werden.

3 Methodik

3.1 Erläuterung zur Methodik

Im Rahmen der Überarbeitung des Schutzgebietes wurden in einem ersten Schritt die Naturräume und die ausgewählten Landschaftsteile einer Bewertung unterzogen. Auf dieser Basis erfolgte dann eine Neuabgrenzung bzw. ein Verifizieren der LSG-Grenzen überwiegend im Bereich der siedlungsna- hen Freiräume.

3.1.1 Festgelegte Rahmenbedingungen

Vor dem Beginn des Bewertungsprozesses wurde in Abstimmung mit dem Landratsamt Biberach festgelegt, dass die Außengrenzen des LSG unverändert bleiben. Bereiche im direkten Siedlungsum- feld, die bisher außerhalb des LSG lagen, werden auch in Zukunft nicht einbezogen werden.

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Die Außengrenze des Landschaftsschutzgebietes wird unverändert beibehalten

Eine Ausweitung des bestehenden LSG würde eine umfangreiche Erfassung und Bewertung außenlie- gender Landschaftsräume notwendig machen bzw. nach sich ziehen. Eine grundsätzliche Vergröße- rung des Schutzgebietes ist kein Planungsziel. Ferner würde eine solche Neubewertung und Vergrö- ßerung der Gebietskulisse die zur Verfügung stehenden Ressourcen weit übersteigen.

Des Weiteren würde eine großflächigere Aufweitung zu einer nicht überschaubaren, zeitlichen Aus- dehnung des Gesamtverfahrens führen, was unter den derzeitigen Rahmenbedingungen auch zu Konflikten mit den beteiligten Kommunen führen könnte.

Sollte es in angrenzenden Gebieten schutzwürdige Bereiche geben, so wäre unabhängig von der Überarbeitung des LSG zu überprüfen, welche Instrumente zielführend zum Erhalt, zur Pflege und zur Weiterentwicklung angewendet werden können.

In Einzelfällen wurde die Außengrenze des LSG an die bereits bestehende Bebauung unter Berück- sichtigung kleiner, stark vorbelasteter, angrenzender Räume nach innen bereinigt.

Bereiche im direkten Siedlungsumfeld, die bisher außerhalb des LSG liegen, werden auch in Zu- kunft nicht einbezogen

Eine nachträgliche Aufnahme zusätzlicher Flächen im siedlungsnahen Umfeld in das Schutzgebiet wäre aufgrund der bereits erfolgten Entwicklungen in den Kommunen kaum möglich und würden wahrscheinlich zu Konflikten, insbesondere mit den Grundstückeigentümern führen, die u. a. eine Wertminderung ihrer Grundstücke befürchten („Vertrauensschutz“ bzgl. bisheriger Abgrenzung). Dies würde wiederum eine nicht absehbare zeitliche Verzögerung des Verfahrens nach sich ziehen.

3.1.2 Raumkategorien

Zur Durchführung der Bewertung wurde das Gesamtgebiet in folgende Teilräume untergliedert:

a) Siedlungsräume

b) Siedlungsnahe Freiräume

c) Bereiche und Flächen, die für das Landschaftsbild, die Erholung, den Naturhaushalt und den Artenschutz grundsätzlich bzw. aufgrund ihrer sehr hohen Diversität eine sehr hohe Bedeutung haben („Taburäume“)

d) Freie Landschaftsräume, die außerhalb der siedlungsnahen Freiräume und der Taburäume liegen

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Siedlungsräume

Siedlungsräume sind bebaute Bereiche sowie bisher noch unbebauten Bereiche, deren Flächen im Geltungsbereich einer rechtskräftigen Bauleitplanung (Flächennutzungsplan, Bebauungsplan) unab- hängig von ihrem aktuellen Bestand für eine Bebauung vorgesehen bzw. genehmigt oder ausgewie- sen sind.

Siedlungsnahe Freiräume

Die sogenannten „Siedlungsnahen Freiräume“ sind Bewertungsräume, die innerhalb des bestehen- den LSG liegend unmittelbar an die bestehenden Siedlungsräume angrenzen und stärker vom Sied- lungsraum geprägt sind. Diese Flächen schließen sich sowohl an die bestehende Bebauung, als auch an bereits im Flächennutzungsplan genehmigte bzw. ausgewiesene Siedlungsränder an. Zur Abgren- zung der siedlungsnahen Freiräume ab dem Siedlungsrand wurde in der Regel ein Abstand von der Grenze des jeweiligen Siedlungsrandes nach außen von ca. 300-500 m gewählt.

Dieser Abstand entspricht in der Planungspraxis dem angewandten Aktionsradius, der für die Kurzzei- terholung (z.B. Spaziergänge, Joggingrunden, Hunde ausführen, Fahrradfahren) in der Regel von An- wohnern genutzt wird. Dieser Abstand ist jedoch auch stark von den individuellen Eigenschaften des betrachteten Raumes abhängig: So beeinflussen räumliche Gegebenheiten, wie Dichte und Qualität des Wegenetzes, Erreichbarkeit, nahegelegene, alternative Erholungsräume oder auch Vorbelastun- gen, wie z.B. intensivlandwirtschaftliche Nutzung, stark befahrene Straßen oder Barrieren (Bahn- gleise, Autobahn, Oberflächengewässer), den tatsächlichen Aktionsradius, wodurch der siedlungs- nahe Freiraum die Ausdehnung von 300-500 m auch unter- oder überschreiten kann.

Zusammengefasst wurden bei der Festlegung der Abgrenzungen bzw. der Bewertung dieser Flächen folgende Kriterien verwendet:

• Aktionsradius des Menschen im Rahmen der Kurzzeiterholung (ca. 300-500 m);

• natürliche und/ oder anthropogene Grenzen (z.B. Gewässer, Hangkanten, Waldränder, Stra- ßen, Eisenbahnlinien, Nutzungsgrenzen, etc.);

• vorhandene Anbindung und Ausbau der verkehrlichen Infrastruktur (Straßen, Fuß-, Rad- und Feldwege);

• vorhandene bzw. potentielle Auswirkungen benachbarter Nutzungen (Vorbelastungen) auf die bestehenden Nutzungen (z.B. auch Freizeitnutzung im Wohnumfeld);

• Auswirkungen benachbarter Nutzungen auf das Landschaftsbild bzw. auf vorhandene Sicht- beziehungen.

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Grundsätzlich wurde die Abgrenzung der Räume entlang der Flurstückgrenzen vorgenommen. Abwei- chungen von dieser Vorgehensweise erfolgten nur bei einem sehr ungünstigen Verlauf der Flurstück- grenzen. In solchen Fällen wurden im Ausnahmefall u. a. auch Nutzungsgrenzen für die Abgrenzung herangezogen.

Taburäume - Bereiche, die für das Landschaftsbild, die Erholung, den Naturhaushalt und den Arten- schutz grundsätzlich bzw. aufgrund ihrer hohen Diversität eine sehr hohe Bedeutung haben

Räume innerhalb des Schutzgebietes, die für das Landschaftsbild, die Erholung, den Naturhaushalt und den Artenschutz grundsätzlich bzw. aufgrund ihrer sehr hohen Diversität eine sehr hohe Bedeu- tung haben, wurden nicht im Einzelnen einer Bewertung unterzogen und bepunktet, sondern sie stel- len als Taburäume einen wesentlichen und bedeutenden Bestandteil des LSG dar, der nicht in Frage gestellt wird. Kleinflächige bis kleinstflächige Tabubereiche, die innerhalb größerer, zusammenhän- gender Gebiete liegen, die aus dem LSG herausgenommen werden, verbleiben ebenfalls außerhalb des LSG.

Folgende Bereiche bzw. Flächen wurden, neben den Flächen mit dieser sehr hohen strukturellen Diversität, als Taburäume festgelegt:

• Wälder mit Waldrandbereichen;

• lokale und regionale Grünzüge;

• amtliche Biotopflächen;

• Biotopverbundflächen;

• Schutzgebiete (Schonwald, FFH-Gebiete);

• Fließ- und Stillgewässer;

• Ausgleichsflächen.

Freie Landschaftsräume, die außerhalb der siedlungsnahen Freiräume und der Taburäume liegen

Diese Landschaftsräume wurden in möglichst homogen geprägte Raumeinheiten unterteilt. Diese Raumeinheiten weisen, bezogen auf Nutzung und Topographie, eine weitgehend ähnliche Charakte- ristik auf. Die Grenzziehungen erfolgten im Wesentlichen entlang von Naturraumgrenzen bzw. topo- graphischen oder auch Nutzungsgrenzen.

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3.2 Bewertungsmethodik

Für das vorgenannte Vorhaben wurde eine Bewertungsmethodik in Anlehnung an die wissenschaftli- chen Verfahren von Dr. Frank Roser (Institut für Landschaftsplanung und Ökologie an der Universität Stuttgart) und Prof. Dr. Werner Nohl (Wissenschaftszentrum Weihenstephan für Ernährung, Landnut- zung und Umwelt an der Technischen Hochschule München) entwickelt. Diese wurde einheitlich so- wohl auf die siedlungsnahen Bereiche, als auch auf die Raumeinheiten außerhalb der siedlungsnahen Freiräume (= freie Landschaftsräume) angewandt.

3.2.1 Schutzgutkomplexe

Um zu einer umfassenden Betrachtung des Raumes zu kommen, wurden die üblicherweise unter- suchten Schutzgüter herangezogen, die jedoch zur Vereinfachung der Bewertungssystematik zu Schutzgutkomplexen zusammengefasst wurden. Im Rahmen der Bewertung ergaben sich daher fol- gende vier Schutzgutkomplexe:

• Landschaftsbild;

• Freizeit und Erholung (Schutzgüter: Mensch sowie Kultur- und Sachgüter);

• Naturhaushalt (Schutzgüter: Boden und Geomorphologie, Wasser sowie Luft und Klima);

• Artenschutz (Schutzgut: Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt).

Durch diese Zusammenfassung konnten einzelne Schutzgüter unterschiedlich gewichtet werden. Die Gewichtung erfolgte dabei auf Grundlage der rechtlichen Festsetzungen für Landschaftsschutzge- biete: Gemäß § 26 BNatSchG werden durch den Status des Landschaftsschutzgebietes Gebiete ge- schützt, die eine besondere Bedeutung für die Erholung des Menschen haben, woraus sich im vorlie- genden Fall der Schutzgutkomplex Freizeit und Erholung ableitet. Weiterhin sollen die Vielfalt, Eigen- heit und Schönheit bzw. die besondere, kulturhistorische Bedeutung einer Landschaft geschützt wer- den, was sich hier im Schutzgutkomplex Landschaftsbild widerspiegelt.

Zudem stehen Gebiete unter dem Schutzstatus des LSG, die zur Erhaltung, Entwicklung oder Wieder- herstellung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts oder der Regenerationsfähig- keit und nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter (Boden, Wasser, Luft) notwendig sind, wo- raus sich der Schutzgutkomplex Naturhaushalt ergibt. Ferner fällt neben dem Artenschutz selbst auch der Schutz von Lebensstätten und Lebensräumen bestimmter wildlebender Tier- und Pflanzenarten unter den Schutz des LSG. Hieraus leitet sich der Schutzgutkomplex Artenschutz ab. Für jeden dieser Schutzgutkomplexe wurde ein eigener Kriterienkatalog erarbeitet (vgl. Kap. 3.2.2).

Die Analyse und Bewertung der Schutzgutkomplexe erfolgte verbal-argumentativ mithilfe einer drei- stufigen Skala (gering, mittel, hoch). Bewertungen erfolgten ausschließlich in ganzen Stufen.

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3.2.2 Bewertungskriterien

Die zusammengefassten Schutzgutkomplexe wurden nach den folgenden Kriterien hinsichtlich ihrer Bestandssituation sowie ihrer Vorbelastungen untersucht und mit Hilfe einer dreistufigen Punk- teskala bewertet (vgl. Kap. 3.2.3).

Schutzgutkomplex Landschaftsbild

Das Landschaftsbild vermittelt dem Betrachter einen Gesamteindruck des betrachteten Raumes. Da- bei wird die Charakteristik bzw. Eigenart eines landschaftlichen Raumes im Wesentlichen durch die Anzahl, die Lage und die Art der verschiedenen vorkommenden Strukturelemente (Punkt-, Linien-, Flächenelemente) geprägt. Die dadurch entstehende, landschaftliche Diversität wird zudem als be- sonders charakteristisch empfunden, wenn es durch die besondere Linienführung von Randeffekten (z.B. Waldränder, Raumkanten etc.) zu spezifischen Sichtbeziehungen kommt, die einen Raum bzw. Räume überschaubar und erlebbar machen. Solche charakteristischen Räume können z.B. kleine Tal- räume, unterschiedlich große Rodungsinseln oder auch ein zusammenhängendes, weiträumiges Of- fenland darstellen, die entweder durch Waldränder, Siedlungsränder, Baumreihen, Hangkanten oder Dämme etc. begrenzt werden. Jeder dieser Räume oder Landschaftsraumeinheiten ist somit in seiner spezifischen Art überschaubar und erlebbar.

Zusammenfassend betrachtet, wurden bei der Bewertung des Landschaftsbildes für die Charakteri- sierung der Räume folgende Kriterien herangezogen:

• Überschaubarkeit / Erlebbarkeit

• landschaftliche Diversität

• Sichtbeziehungen (nah und fern)

• Strukturelemente (Anzahl und Art)

• Randeffekte

Gerade beim Gesamteindruck eines Raumes spielt auch das persönliche Erleben und Empfinden bei der Betrachtung eine wesentliche Rolle, so dass jeder Mensch aufgrund der eigenen, bisher durchlau- fenen Lebenswelt, bzw. der eigenen Interessen, und der damit verbundenen persönlichen Prägung bei der Bewertung von Vielfalt, Eigenart und Schönheit zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen kann. Diese mehr oder weniger subjektive Beurteilung der reinen Optik eines Lebensraumes wird aber gleichzeitig durch das emotionale Erleben von besonders positiven oder negativen Bezugspunk- ten („Landmarks“) oder durch das Fühlen und Aufnehmen von Licht-, Lärm-, Geruchs- oder auch Staubemissionen beeinflusst.

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Das bedeutet, dass insbesondere durch Überlagerungen bzw. durch das Nebeneinander von Vorbe- lastungen unterschiedlichster Art das äußere positive Erscheinungsbild und die optische Qualität des betrachteten Raumes in der Empfindung des einzelnen Betrachters negativ wirken kann. In der Folge führen je nach Standort des Betrachters Straßen, ihre Dämme oder Einschnitte, der darauf fließende Verkehr in unterschiedlicher Dichte oder auch die dadurch entstehenden Lärm-, Licht- und Staube- missionen zu dieser gefühlsmäßigen negativeren Einstufung. Dies geschieht auch durch die verschie- denen Wirkungen unterschiedlicher Gebäudekubaturen (gewerbliche Bauten und Wohngebäude), ihrer Dimensionen, ihrer Dichte und gestalterischen Details.

Auch die Jahreszeiten mit ihren unterschiedlichen Witterungsverhältnissen spielen eine entschei- dende Rolle. Dies gilt insbesondere auch für die verschiedenen landwirtschaftlichen Anbau- und Be- wirtschaftungsarten, insbesondere bei vorherrschenden, monostrukturierten Nutzungsformen.

Schutzgutkomplex Freizeit und Erholung

Beim Schutzgutkomplex Freizeit und Erholung geht es schwerpunktmäßig im siedlungsnahen Frei- raum um die Kurzzeiterholung, insbesondere um die Feierabend- und die Wochenenderholung.

Die Bewertung der jeweiligen Räume erfolgt nach Eignung für die Nutzung durch Erholungssuchende unter Berücksichtigung der Landschaftsbildqualitäten, der Art und Dichte der infrastrukturellen Ein- richtungen und der bestehenden Vorbelastungen (negative Beeinträchtigungen).

Die Bewertung der Eignung des Raums für den Schutzgutkomplex Freizeit und Erholung wurde an- hand der folgenden Kriterien durchgeführt:

• Art und Dichte des Wege- und Straßennetzes, Art der Anbindungen

• landschaftliche Diversität, bzw. Landschaftsbildqualität

• Erreichbarkeit (Zeitfaktor, Umwege usw.)

• Bewirtschaftungsart und -intensität

Die Bedeutung der Qualität dieser Bereiche für die Kurzzeiterholung bzw. Naherholung wird im We- sentlichen durch die Art und Dichte des Straßen- und Wegenetzes, deren Erreichbarkeit (in Art und Zeit) sowie die landschaftliche Diversität des jeweiligen Teilraumes bestimmt.

Die Inanspruchnahme des jeweiligen Teilraumes durch die potentiellen Nutzer hängt stark von den bestehenden Vorbelastungen, ihren Überlagerungen, ihrer spezifischen Art, z.B. optischen Beein- trächtigungen bzw. Belastungen durch Lärm-, Licht-, Geruchs- und Staubemissionen und deren Inten- sitäten ab.

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Das kann bedeuten, dass eine Landschaftseinheit je nach ihrer Lage und visuellen Qualität eine hohe Wegedichte mit einer guten Anbindung an den Siedlungsraum aufweist, aufgrund verschiedener Vor- belastungen (z.B. Geruchsemissionen) durch die Erholungssuchenden nur in geringem Umfang fre- quentiert wird. Gleichzeitig kann eine Landschaftsraumeinheit mit einer geringeren Wegedichte bzw. schlechten Erreichbarkeit bei gleicher bzw. geringerer Landschaftsbildqualität auf Grund geringerer Vorbelastungen (z.B. Emissionen) intensiver frequentiert werden.

Eine Quantifizierung ist bei diesem Schutzgutkomplex schwierig, da einige Vorbelastungen auch tem- porären Charakter besitzen (z.B. Geruchsemissionen nach Aufbringen von Gülle). Auch können z.B. lang tradierte Spazierrouten von einer Route, die nach objektiv ausgewählten Gesichtspunkten ge- wählt wird, durchaus historisch bedingt davon abweichen. Eine Bewertung des Schutzgutkomplexes Freizeit und Erholung erfolgte daher primär nach oben genannten, objektiven Gesichtspunkten.

Schutzgutkomplex Naturhaushalt

Der Schutzgutkomplex Naturhaushalt umfasst die Schutzgüter Boden und Geomorphologie, Geohyd- rologische Verhältnisse sowie Klima und Luft. Eine genauere Erfassung der natürlichen Ausstattung (Boden, Wasser, Luft) nach verschiedenen, differenzierten Kriterien hätte beim Schutzgutkomplex Naturhaushalt zu langwierigen und kostenintensiven Untersuchungen geführt und wäre damit im Rahmen der Aufgabenstellung nicht leistbar gewesen. Zudem liegen keine ausreichenden Datensätze für das Gesamtgebiet vor, von welchen die notwendigen Informationen für eine differenzierte Erfas- sung zu gewinnen gewesen wären. Daher wurde der Naturhaushalt im gesamten Gebiet zunächst grundsätzlich mit „sehr hoch“ (höchste Bewertungsstufe) angesetzt.

In der Regel führten die bestehenden, lokalen Vorbelastungen, wie z.B. die intensive Landwirtschaft oder auch bestehende Infrastruktur, zu einer Abwertung um eine Stufe, so dass der größte Teil des LSG eine Gesamtbewertung des Schutzgutkomplexes Naturhaushalt von „mittel“ erhielt.

Schutzgutkomplex Artenschutz

Der Artenschutz wurde gemäß dem Schutzzweck des LSG als eigener Schutzgutkomplex bei der Be- wertung betrachtet. Zur Bewertung dieses Schutzgutkomplexes wurden folgende Kriterien herange- zogen:

• Lebensraumpotential;

• Allgemeines Artenvorkommen;

• Vorkommen besonders und streng geschützter Arten (Rote Liste D, Rote Liste BaWü);

• Vorkommen europarechtlich geschützter Arten (FFH-Arten, Arten der Vogelschutzrichtlinie).

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Die Bedeutung des Artenschutzes in der Konkurrenz um die begrenzte Ressource Raum ist ein wichti- ger Faktor für das Nebeneinander und Zusammenleben von Mensch, Tier- und Pflanzenarten. Daher wurde der Schutzgutkomplex Artenschutz als separater Schutzgutkomplex eingeführt und gleichwer- tig zu den anderen Schutzgutkomplexen gewichtet. Dabei wurde das Potential des Lebensraums un- abhängig von tatsächlich erfolgten Artnachweisen bewertet.

Grundlage für die besonders und streng geschützten Arten bildet grundsätzlich § 7 Abs. 2 Nr. 13 und 14 BNatSchG. Darin enthalten sind auch die „FFH (Fauna-Flora-Habitatrichtlinie) -Arten“. Als FFH-Ar- ten werden Organismen bezeichnet, die nach den EU-Richtlinien FFH-Richtlinie 92/43/EWG und Vo- gelschutzrichtlinie 79/409/EWG geschützt und in den Anhängen II, IV und V aufgeführt sind, wobei im Anhang IV aufgezählten Arten generell geschützt sind, während Arten des Anhangs II nur innerhalb spezieller FFH-Gebiete unter Schutz stehen und der Anhang V Arten beschreibt, für die spezielle Re- gelungen für die Entnahme aus der Natur gelten. Die Artenliste für Baden-Württemberg ist auf der Homepage der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) abrufbar.

Zudem ist ein Teil der geschützten Tierarten für das Land Baden-Württemberg (z.B. FFH-Arten wie z.B. die Zauneidechse, Arten der Vogelschutzrichtlinie wie z.B. der Kiebitz) auch im Zielartenkonzept (LUBW) erfasst, das als Planungswerkzeug zur Erstellung insbesondere eines kommunalen Zielarten- und Maßnahmenkonzepts dient. Dort können Tierarten auf Gemeindeebene aufgerufen werden, um spezifisch die tierökologischen Belange berücksichtigen zu können. Das Zielartenkonzept ist dabei so konzipiert, dass es für die verschiedenen Naturräume Baden-Württembergs ausgewählte Arten („Schirmarten“) benennt, für die das Bundesland somit eine besondere Schutzverantwortung trägt. Diese Schirmarten nehmen zugleich eine Funktion als Stellvertreter für bestimmte Biotoptypen ein, so dass Maßnahmen, die diesen Schirmarten zu Gute kommen, auch weiteren schutzwürdigen Tier- und Pflanzenarten, die ähnliche ökologische Ansprüche haben, dienen.

Generell wurden bei den geschützten Arten die Schwerpunkte entsprechend des Charakters des Rau- mes gesetzt. So lag der Fokus im Naturraum Unteres Illertal auf den Arten des Offenlandes (z.B. Kie- bitz), während im Naturraum Holzstöcke der Schwerpunkt auf Wald- und Heckenbewohnenden Ar- ten lag.

Der Schutzgutkomplex Artenschutz mag im Vergleich zu Landschaftsbild oder Naturhaushalt zunächst indirekter zum Erleben des Raumes beitragen. Gerade scheue Tierarten oder kleine, seltene Pflan- zenarten können nur bei genauer Beobachtung mit entsprechend langen Zeiträumen wahrgenom- men werden. Zudem entziehen sich sehr viele Tierarten durch Flucht, sobald sich Erholungssuchende nähern, so dass sie in der täglichen Wahrnehmung leicht untergehen können. Dennoch sind viele Tier- und Pflanzenarten wahrnehmbar, z.B. über deren Geräusche wie Vogelgesang, oder über Sicht- beobachtung. Eine reichhaltige Artenvielfalt stabilisiert den Naturhaushalt mit (z.B. Abbauprozesse durch Destruenten). Auf der Vielfalt der Lebensräume baut wiederum die Diversität der Tier- und Pflanzenarten auf, die als wesentlicher Bestandteil das Landschaftsbild mitprägen.

Vorbelastungen im Schutzgutkomplex Artenschutz fanden sich in erster Linie in den siedlungsnahen Freiräumen. Die Wertigkeit des Schutzgutkomplexes Artenschutz wurde dementsprechend standort- abhängig variabel in Abhängigkeit der bestehenden Vorbelastungen zwischen hoch bis gering bewer- tet. www.lars-consult.de Seite 18 von 79

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3.2.3 Bepunktung

Bewertet wurden ausschließlich Flächen, die Teil des bestehenden LSG sind. Das bestehende LSG wurde zunächst in Flächen mit weitestgehend homogener Raumnutzung eingeteilt: in Siedlungs- räume, siedlungsnahe Freiräume, Taburäume und freie Landschaftsräume (vgl. Kap. 3.1.2). Die Sied- lungsräume selbst liegen zum überwiegenden Teil außerhalb der LSG-Grenzen und waren somit von einer Bewertung ausgenommen.

Die sogenannten Taburäume hingegen umfassen besonders wertvolle Landschaftsteile, die auf Grund ihrer fachlich nachvollziehbaren und allgemein bekannten Wertigkeit von einer neuen Grenz- ziehung unangetastet innerhalb des LSG verbleiben sollten und deshalb nicht bewertet wurden. so- mit wurden nur die beiden Raumkategorien „siedlungsnaher Freiraum“ und „freier Landschaftsraum“ der differenzierten Bewertung unterzogen. Abbildung 1 zeigt in Form eines Flussdiagramms den Ab- lauf des methodischen Vorgehens. Konkrete Beispiele werden in Kap. 3.3 beschrieben.

Die siedlungsnahen Freiräume und die freien Landschaftsräume wurden wiederum in Teilflächen mit möglichst homogenen Raumstrukturen aufgeteilt und diese Teilflächen jeweils einer separaten Be- wertung unterzogen: Jede Fläche erhielt für jeden der vier Schutzgutkomplexe (Landschaftsbild, Frei- zeit und Erholung, Naturhaushalt, Artenschutz; vgl. Kap. 3.2.1) eine eigenständige Bewertung.

Diese Bewertung erfolgte nach der Einschätzung der Bestandssituation und den bestehenden Vorbe- lastungen und ihren Überlagerungen verbal-argumentativ mithilfe einer dreistufigen Skala, wobei die 1 für „gering“, 2 für „mittel“ und 3 für „hoch“ steht und nur in ganzen Stufen gewertet wurde.

Die Festlegung auf drei Wertstufen ermöglichte eine klare Abgrenzung der Bewertungsräume unter- einander und verdeutlicht schnell verständlich Unterschiede zwischen den verschiedenen Räumen. Eine mehrstufigere Bewertungsskala hätte für Verwirrung gesorgt, da eine eindeutige Unterschei- dung der Einzelflächen dann schwerer und nur mit größerem Zeitaufwand zu erfassen gewesen wäre. Außerdem hätte sie dem Ziel, eine allgemeinverständlich nachvollziehbare Bewertungsskala zu ent- wickeln, entgegengestanden.

Für den Schutzgutkomplex Naturhaushalt wurde zunächst als grundsätzliche Wertigkeit (Ausgangs- wert) der jeweiligen Teilräume (siedlungsnahen Freiräume, freie Landschaftsräume) von der höchs- ten Wertigkeit (Stufe 3) ausgegangen. In einem zweiten Schritt wurden für den Schutzgutkomplex Naturhaushalt die bestehenden Vorbelastungen und deren Überlagerungen in den einzelnen Räu- men mit einbezogen und deren Wertigkeit gegebenenfalls entsprechend der Intensität der Vorbelas- tungen abgewertet.

Bei den anderen drei Schutzgutkomplexen (Landschaftsbild, Freizeit und Erholung, Artenschutz) er- folgte zunächst keine Einstufung auf einen Ausgangswert. Die Einstufung der jeweiligen Wertigkeit wurde hier basierend auf den in Kap. 3.2.2 genannten Kriterien vorgenommen: Für jeden Schutzgut- komplex wurden gemäß den spezifischen Kriterien der jeweilige Bestand mit den bestehenden Vor- belastungen und deren Überlagerungen abgeglichen und so eine Bewertung für den entsprechenden Schutzgutkomplex vorgenommen.

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Als Vorbelastungen wurden alle Störungen bzw. Beeinträchtigungen in der Wahrnehmung des Land- schaftsbildes, in der Freizeit- und Erholungsnutzung, des Naturhaushaltes und/ oder des Artenschut- zes gewertet, die die Aufenthalts- und Bestandsqualität einer landschaftlichen Raumeinheit mindern. Dabei greifen Störungen häufig in mehrere Schutzgutkomplexe ein. So beeinflusst beispielsweise eine große, vielbefahrene Straße alle vier Schutzgutkomplexe: Die Straße wirkt sich rein optisch störend im Landschaftsbild aus, die Emissionen z.B. in Form von Abgasen, Abrieb und Lärm mindern den Er- holungswert in direkter Umgebung, der Flächenversiegelung der Straße geht ein Bodenabtrag und damit der vollständige Verlust sämtlicher Bodenfunktionen, wie z.B. der Versickerungsfähigkeit, vo- raus. Auch der Artenschutz wird durch die Straße und ihrer Nutzung tangiert, so bildet sie als Barriere für einige Arten ein hohes Risiko bei der Querung und weist im Gegenzug keinerlei Habitateigen- schaften für besonders oder streng geschützte Arten auf, sondern verliert mit dem Bodenabtrag auch die Funktion als Lebensraum.

Wertigkeitsmindernde Vorbelastungen sind generell sämtliche störende Emissionen (Lärm, Licht, Ge- ruch, Staub, etc.) sowie Barrieren und anthropogene Strukturen (Gebäudekubaturen, Straßen, insbe- sondere auf Dammlagen, Überlandleitungen, Bahnverbindungen, Intensiv- und Monokulturen in der Landwirtschaft, etc.), z.B. aus nahegelegenen Siedlungs-, Gewerbe- und Industriegebieten.

Grundsätzlich wurden alle aufgeführten Schutzgutkomplexe sowie innerhalb des jeweiligen Schutz- gutkomplexes die aufgeführten Kriterien gewichtet und abgewogen.

Auf diese Weise wurde jeder abgegrenzte, siedlungsnahe Freiraum und freie Landschaftsraum mit vier verschiedenen Werten (eine Bewertung pro Schutzgutkomplex) versehen. Die Summe dieser vier Einzelbewertungen ergab mindestens 4 Punkte (1+1+1+1) und maximal 12 Punkte (3+3+3+3). Die Summe stellt somit die Gesamtbewertung des entsprechenden Teilraumes dar. Diese Bewertungser- gebnisse wurden dann für die abschließende Einordnung der Flächen verwendet.

Die abschließende Einordnung der Räume wurde anhand der Summen der Einzelbewertungen in drei Kategorien eingeteilt:

• Kategorie A: 4 – 6 Punkte. Geringe Gesamtwertigkeit  Teilraum bleibt nicht im LSG

• Kategorie B: 7 – 9 Punkte. Mittlere Gesamtwertigkeit  Teilraum bleibt im LSG

• Kategorie C: 10 – 12 Punkte. Hohe Gesamtwertigkeit  Teilraum bleibt im LSG

Die Räume der Kategorie A (4 -6 Punkte) werden aus dem bestehenden LSG herausgenommen und in diesen Bereichen wird die innere Angrenzung des LSG neu festgelegt.

Teilräume der Kategorie A finden sich überwiegend im Bereich der siedlungsnahen Freiräume. In den freien Landschaftsräumen handelt es sich bei Teilräumen der Kategorie A nur um wenige, kleinflä- chige Bereiche mit einer spezifischen Nutzung (z.B. Entsorgungszentrum).

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Methodisches Vorgehen

Abbildung 1: Flussdiagramm (schematische Übersicht) über das methodische Vorgehen www.lars-consult.de Seite 21 von 79

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3.3 Beispielhafte Erläuterung der Bewertungsmethodik

Nachfolgend wird die Bewertung anhand dreier Beispielräume detailliert dargestellt. Jeder Abbildung ist eine Tabelle zugehörig, in der nähergehende Beschreibungen erläutert wurden. Allgemein wurden nur Flächen bewertet, die Teil des bestehenden LSG sind und nicht als Tabufläche ausgewiesen wur- den.

Beispiel Edelbeuren

Edelbeuren ist ein Ortsteil der Gemeinde Erolzheim und umfasst eine Fläche von ca. 103 ha. Edelbeu- ren liegt im Rottal im Naturraum Holzstöcke im nordwestlichen Teil des LSG.

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Abbildung 2: Beispielraum Edelbeuren. Für nähere Erklärungen siehe Tabelle 1 www.lars-consult.de Seite 23 von 79

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Tabelle 1: Beispiel Edelbeuren, Erläuterungen zu Abbildung 2

# Symbol Bewertung Erläuterung

1 Nicht Siedlungsbereich (außerhalb des bestehenden LSG) bewertet

2 Nicht Siedlungsumland: Bereich außerhalb des Siedlungsbereichs und des bestehenden LSG bewertet 3 - Landwirtschaftliche Betriebsstelle/ Gebäude/ Gehöfte/ privile- gierte Bauten führen in der Regel zu Vorbelastungen (z.B. durch Emissionen, Gebäudehöhe, Verkehr, Lärm usw.), was in Abhängig- keit der Intensität zu einer Abwertung der Räume in direkter Nähe führen kann

4 - Bestehende (schwarz) bzw. Vorschlag für die neue (weiß) Abgren- zung des LSG

5

6 Nicht Taburäume: Bereiche und Flächen, die für das Landschaftsbild, die bewertet Erholung, den Naturhaushalt und den Artenschutz grundsätzlich bzw. aufgrund ihrer sehr hohen Diversität (dunkelgrün ohne bzw. mit Schraffur) eine sehr hohe Bedeutung haben und daher unbe- dingter Bestandteil des LSG bleiben sollten. U. a. Wälder mit Wald- randbereichen, Grünzüge, amtliche Biotopflächen, Fließ- und Still- gewässer, Ausgleichsflächen

7 6 Punkte ≙ 3: Siedlungsnaher Freiraum (gelbes Kästchen), Teilraum um Kategorie A Edelbeuren Nummer 3

1, 2, 2, 1: Einzelbewertungen der Schutzgutkomplexe Erste Ziffer: Schutzgutkomplex Landschaftsbild (1 ≙ geringe Bewer- tung): Vorbelastungen auf Grund von Emissionen (z.B. Staub, Ge- ruch, optische Vorbelastungen) durch die Siedlungsnähe, die bei- den landwirtschaftlichen Betriebsstellen/ privilegierten Bauten, die intensiven, landwirtschaftlichen Nutzung ohne strukturell glie- dernde Elemente (z.B. Feldhecken) sowie die Landstraße zwischen Edelbeuren und Bechtenrot. Zweite Ziffer: Schutzgutkomplex Freizeit und Erholung (2 ≙ mitt- lere Bewertung): Gute Erreichbarkeit über direkte Anbindung an den Siedlungsraum (Wohngebiet) über Straßen (Edelbeurer, Ro- senstraße), geringwertige Landschaftsbildqualität sowie Vorbelas- tungen durch Emissionen (Landwirtschaft). Dritte Ziffer: Schutzgutkomplex Naturhaushalt (2 ≙ mittlere Be- wertung): Intensivlandwirtschaftliche geprägte Agrarlandschaft mit hoher Bewirtschaftungsintensität sowie vollständig versiegelten Flächenanteilen (landwirtschaftliche Betriebsstellen, Straße).

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# Symbol Bewertung Erläuterung

Vierte Ziffer: Schutzgutkomplex Artenschutz (1 ≙ geringe Bewer- tung): Geringes Habitatpotential für wildlebende Arten durch in- tensivlandwirtschaftlich genutzte Flächen in direkter Siedlungs- nähe, da mit häufigen Störungen (Betrieb Landwirtschaft, Erho- lungssuchende, Emissionen, Einfluss der Landstraße) zu rechnen ist und besser geeignete Habitaträume als Ausweichmöglichkeiten im Umfeld vorhanden sind.

Gesamtbewertung (Summe): 1+2+2+1 = 6  Kategorie A (4-6 Punkte)

8 9 Punkte ≙ 1: Siedlungsnaher Freiraum (gelbes Kästchen), Teilraum um Kategorie B Edelbeuren Nummer 1

3, 2, 2, 2: Einzelbewertungen der Schutzgutkomplexe Erste Ziffer: Schutzgutkomplex Landschaftsbild (3 ≙ hohe Bewer- tung): Attraktives Landschaftsbild in Bezug auf die landschaftliche Diversität und die Überschaubarkeit durch die Nähe zu umliegen- den Schutzgebieten und Wäldern mit entsprechenden Waldrandef- fekten; Vorbelastungen durch den kleinen Siedlungsraum nur in geringerem Maße. Zweite Ziffer: Schutzgutkomplex Freizeit und Erholung (2 ≙ mitt- lere Bewertung): Durchgängigkeit über intensiv landwirtschaftlich genutzte Flächen zu dem nahegelegenen Wald mit Waldwegen, in- tensive landwirtschaftliche Nutzung als Vorbelastungen. Dritte Ziffer: Schutzgutkomplex Naturhaushalt (2 ≙ mittlere Be- wertung): Vorbelastungen der Schutzgüter Boden und Geomorpho- logie, der geohydrologischen Verhältnisse und von Luft und Klima durch die Nähe zur Edelbeurer Straße und den Siedlungsbereich (reines Wohngebiet). Vierte Ziffer: Schutzgutkomplex Artenschutz (2 ≙ mittlere Bewer- tung): Auf Grund der Wälder, Schutzgebiete und kleineren Gehölz- strukturen potentielle Habitatstrukturen auch für Rote-Liste-Arten, v.a. für Offenlandarten. Vorbelastungen durch die Siedlungsnähe und die Intensivlandwirtschaft.

Gesamtbewertung (Summe): 3+2+2+2 = 9  Kategorie B (7-9 Punkte)

9 9 Punkte ≙ 28: Freier Landschaftsraum (weißes Kästchen) Nummer 28 Kategorie B 3, 2, 2, 2: Einzelbewertungen der Schutzgutkomplexe Erste Ziffer: Schutzgutkomplex Landschaftsbild (3 ≙ hohe Bewer- tung): Die Nähe zu umgebenden Wald- und Schutzgebieten liefert Waldrandstrukturen, die das ebene Gebiet mit weiteren Sichtbe- ziehungen angenehm umrahmen, wodurch der Raum erfassbar und damit erlebbar wird. Vorbelastungen bestehen durch die Lau- bacher und die Gutenzeller Straße. Zweite Ziffer: Schutzgutkomplex Freizeit und Erholung (2 ≙ mitt- lere Bewertung): Gute Anbindung über Straßen, Feldwege in land- schaftlich hochwertiger Umgebung mit Vorbelastungen durch In- tensivlandwirtschaft.

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# Symbol Bewertung Erläuterung

Dritte Ziffer: Schutzgutkomplex Naturhaushalt (2 ≙ mittlere Be- wertung): kaum versiegelte Flächen mit Vorbelastungen durch mehrere Straßen und Intensivlandwirtschaft. Vierte Ziffer: Schutzgutkomplex Artenschutz (2 ≙ mittlere Bewer- tung): Potentielle Eignung für Offenlandarten und im Bereich der Waldränder und Hecken auch für weitere Arten; Vorbelastungen durch die Intensivlandwirtschaft sowie durch Straßen und Erho- lungssuchende.

Gesamtbewertung (Summe): 3+2+2+2 = 9  Kategorie B (7-9 Punkte)

10 10 Punkte ≙ 4: Siedlungsnaher Freiraum (gelbes Kästchen), Teilraum Nummer 4 Kategorie C 3, 3, 2, 2: Einzelbewertungen der Schutzgutkomplexe Erste Ziffer: Schutzgutkomplex Landschaftsbild (3 ≙ hohe Bewer- tung): Durch Feldgehölze (teils amtlich kartierte Offenland-Bio- tope) strukturreichere Landwirtschaftsflächen in direkter Wald- nähe (Waldrandeffekte) mit interessanten Sichtbeziehungen und guter Erlebbarkeit des Raumes. Zweite Ziffer: Schutzgutkomplex Freizeit und Erholung (3 ≙ hohe Bewertung): Gute Anbindung über Straßen (siedlungsnah) und Feldwege im Übergang zu Waldwegen in angenehmer Landschaft, Vorbelastungen durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung. Dritte Ziffer: Schutzgutkomplex Naturhaushalt (2 ≙ mittlere Be- wertung): Vorbelastungen durch den angrenzenden Siedlungsraum mit Wohngebieten und landwirtschaftlichen Gebäuden (Gehöfte) sowie die intensive Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Nutz- flächen (z.B. Monokulturen, Dünung, weitere Emissionen). Vierte Ziffer: Schutzgutkomplex Artenschutz (2 ≙ mittlere Bewer- tung): Durch Intensivlandwirtschaft und die Landstraße (Vorbelas- tungen) eingeschränktes Habitatpotential für besonders schutzbe- dürftige Arten, jedoch Ausstrahlwirkung aus angrenzenden Wald- flächen (Populationsdruck) und gewisse Eignung für Offenlandar- ten, ferner auf Grund von Heckenstrukturen (Feldgehölze) struk- turreichere Habitatmöglichkeiten als im östlich angrenzenden, siedlungsnahen Freiraum.

Gesamtbewertung (Summe): 3+3+2+2 = 10  Kategorie C (10-12 Punkte)

11 11 Punkte ≙ 25: Freier Landschaftsraum (weißes Kästchen), Teilraum Nummer Kategorie C 25 (bei 23 entsprechend Teilraum Nummer 23)

3, 3, 3, 2: Einzelbewertungen der Schutzgutkomplexe Erste Ziffer: Schutzgutkomplex Landschaftsbild (3 ≙ hohe Bewer- tung): Gute Erlebbarkeit des Raumes durch überschaubaren Be- reich entlang der Raumkante mit hoher Attraktivität (Nähe zu Schutzgebieten) durch Waldrandzonen und Blickbeziehungen mit geringen, optischen Vorbelastungen.

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# Symbol Bewertung Erläuterung

Zweite Ziffer: Schutzgutkomplex Freizeit und Erholung (3 ≙ hohe Bewertung): Hohe Eignung für die Kurzzeiterholung auf Grund der guten Infrastruktur und Anbindung; sehr hohes Freizeit- und Erho- lungspotential durch Wege in landschaftlich hochwertiger Umge- bung. Dritte Ziffer: Schutzgutkomplex Naturhaushalt (3 ≙ hohe Bewer- tung): Geringe Vorbelastungen der Schutzgüter Boden, Wasser, Luft. Vierte Ziffer: Schutzgutkomplex Artenschutz (2 ≙ mittlere Bewer- tung): Wälder und zahlreiche Schutzgebiete (Waldbiotope, FFH-Ge- biet) als Rückzugsorte und potentielle Habitaträume für viele Arten auch der Roten Listen; Vorbelastungen durch Erholungssuchende und intensive, landwirtschaftliche Nutzung.

Gesamtbewertung (Summe): 3+3+3+2 = 11  Kategorie C (10-12 Punkte) LSG = Landschaftsschutzgebiet

Beispiel Oberopfingen

Oberopfingen ist ein Teilort der Gemeinde und umfasst eine Fläche von ca. 80 ha. Oberopfingen liegt im Illertal im Naturraum Unteres Illertal im östlichen Bereich des LSG.

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Abbildung 3: Beispielraum Oberopfingen. Für nähere Erklärungen siehe Tabelle 2 www.lars-consult.de Seite 28 von 79

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Tabelle 2: Beispiel Oberopfingen, Erläuterungen zu Abbildung 3

# Symbol Bewertung Erläuterung

1 Nicht Siedlungsbereich (außerhalb des bestehenden LSG) bewertet

2 Nicht Siedlungsumland: Bereich außerhalb des Siedlungsbereichs und des bestehenden LSG bewertet 3 - Landwirtschaftliche Betriebsstelle/ Gebäude/ Gehöfte/ privile- gierte Bauten führen in der Regel zu Vorbelastungen (z.B. durch Emissionen, Gebäudehöhe, Verkehr, Lärm usw.), was in Abhängig- keit der Intensität zu einer Abwertung der Räume in direkter Nähe führen kann

4 - Bestehende (schwarz) bzw. Vorschlag für die neue (weiß) Abgren- zung des LSG

5

6 Nicht Taburäume: Bereiche und Flächen, die für das Landschaftsbild, die bewertet Erholung, den Naturhaushalt und den Artenschutz grundsätzlich bzw. aufgrund ihrer sehr hohen Diversität (dunkelgrün ohne bzw. mit Schraffur) eine sehr hohe Bedeutung haben und daher unbe- dingter Bestandteil des LSG bleiben sollten. U. a. Wälder mit Wald- randbereichen, Grünzüge, amtliche Biotopflächen, Fließ- und Still- gewässer, Ausgleichsflächen

7 6 Punkte ≙ 2: Siedlungsnaher Freiraum (gelbes Kästchen), Teilraum um Unter-/ Kategorie A und Oberopfingen Nummer 2

1, 1, 2, 2: Einzelbewertungen der Schutzgutkomplexe Erste Ziffer: Schutzgutkomplex Landschaftsbild (1 ≙ geringe Bewer- tung): Starke Vorbelastungen durch die Nähe zur Autobahn A7 und durch geringe, landschaftliche Diversität. Kein gewachsener, diver- genter Siedlungsrand mit inhomogener Bebauung; wenig Abschir- mung zur Autobahn und zur Siedlungsfläche hin (Emissionen); auf Grund fehlender Strukturelemente außerhalb anthropogener Bau- ten keine attraktiven Randeffekte. Zweite Ziffer: Schutzgutkomplex Freizeit und Erholung (1 ≙ geringe Bewertung): Anbindung an den Siedlungsraum gegeben, gering- wertige Landschaftsbildqualität mit wenig Feldwegen in direkter Autobahnnähe sowie Vorbelastungen durch Emissionen (Landwirt- schaft, Autobahn), äußerst geringe Attraktivität. Dritte Ziffer: Schutzgutkomplex Naturhaushalt (2 ≙ mittlere Be- wertung): Offenlandflächen mit Vorbelastungen durch hohe Be- wirtschaftungsintensität der landwirtschaftlichen Nutzflächen. Vierte Ziffer: Schutzgutkomplex Artenschutz (2 ≙ mittlere Bewer- tung): Intensiv landwirtschaftlich genutzte Flächen in direkter Sied- lungsnähe weisen kein hohes Habitatpotential für geschützte Arten auf, häufigen Störungen durch die landwirtschaftliche

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# Symbol Bewertung Erläuterung

Bewirtschaftung, den Autobahnverkehr und den Siedlungsrand; besser geeignete Habitaträume im Umfeld.

Gesamtbewertung (Summe): 1+1+2+2 = 6  Kategorie A (4-6 Punkte)

8 7 Punkte ≙ 3: Siedlungsnaher Freiraum (gelbes Kästchen), Teilraum um Unter-/ Kategorie B und Oberopfingen Nummer 3

2, 1, 2, 2: Einzelbewertungen der Schutzgutkomplexe Erste Ziffer: Schutzgutkomplex Landschaftsbild (2 ≙ mittlere Be- wertung): Durch den Offenlandcharakter nach Westen und Norden weite Sichtbeziehungen und gute Überschaubarkeit des Raumes; Vorbelastungen durch die intensive, landwirtschaftliche Nutzung, Straßen (v.a. die B312), den Siedlungsraum und ein nahes Indust- riegebiet mit weitgehend fehlenden Strukturelementen. Zweite Ziffer: Schutzgutkomplex Freizeit und Erholung (1 ≙ geringe Bewertung): Schlechte Erreichbarkeit vom angrenzenden Wohnge- biet aus auf Grund des Verlaufs des Illerkanals, kaum nutzbare Feldwege, Vorbelastungen in Form von Emissionen durch die Stra- ßen (B312, K7578, K7579) und das Industriegebiet. Dritte Ziffer: Schutzgutkomplex Naturhaushalt (2 ≙ mittlere Be- wertung): Vorbelastungen durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung mit hoher Bewirtschaftungsintensität und die Nähe zum benachbarten Industriegebiet und den Straßen (u.a. B312). Vierte Ziffer: Schutzgutkomplex Artenschutz (2 ≙ mittlere Bewer- tung): Habitatpotential für Offenlandarten mit Vorbelastungen durch Straßen, Siedlungsnähe, ein Industriegebiet im näheren Um- feld sowie einiger landwirtschaftlicher Betriebsstellen/ privilegier- ter Bauten.

Gesamtbewertung (Summe): 2+1+2+2 = 7  Kategorie B (7-9 Punkte)

8 8 Punkte ≙ 4: Siedlungsnaher Freiraum (gelbes Kästchen), Teilraum um Unter-/ Kategorie B und Oberopfingen Nummer 4

2, 1, 2, 3: Einzelbewertungen der Schutzgutkomplexe Erste Ziffer: Schutzgutkomplex Landschaftsbild (2 ≙ mittlere Be- wertung): Zu drei Seiten hin weiter Offenlandcharakter ermöglicht weitläufige Blickbeziehungen – nur nach Osten hin Randeffekte durch Siedlungsstrukturen. Vorbelastungen primär durch die inten- sive, landwirtschaftliche Nutzung, in geringerem Maße auch Vorbe- lastungen durch Straßen (Verbindungsstraßen zwischen - Unteropfingen und Berkheim - Oberopfingen) und die Siedlungs- räume von Ober- und Unteropfingen. Kaum vorhandene, raumglie- dernde Strukturelemente erschweren die Erfassbarkeit des Rau- mes. Zweite Ziffer: Schutzgutkomplex Freizeit und Erholung (1 ≙ geringe Bewertung): Schlechte Erreichbarkeit durch die Abtrennung des Wohngebietes von der Fläche durch den Illerkanal. Kaum für Erho- lungssuchende nutzbares Rundwegenetz,

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# Symbol Bewertung Erläuterung

starke Vorbelastungen durch die Intensivlandwirtschaft und die Siedlungsnähe, geringe Diversität der Landschaft. Dritte Ziffer: Schutzgutkomplex Naturhaushalt (2 ≙ mittlere Be- wertung): Vorbelastungen durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung mit hoher Bewirtschaftungsintensität (z.B. Monokultu- ren). Vierte Ziffer: Schutzgutkomplex Artenschutz (3 ≙ hohe Bewer- tung): Überwiegend Habitatpotential für Offenlandarten mit Vor- belastungen vor allem durch die Siedlungsnähe und die intensiv- landwirtschaftliche Flächennutzung.

Gesamtbewertung (Summe): 2+1+2+3 = 8  Kategorie B (7-9 Punkte)

9 8 Punkte ≙ 8: Freier Landschaftsraum (weißes Kästchen) Nummer 8 Kategorie B 2, 1, 2, 3: Einzelbewertungen der Schutzgutkomplexe Erste Ziffer: Schutzgutkomplex Landschaftsbild (2 ≙ mittlere Be- wertung): Durch den Offenlandcharakter v.a. in Nord-Süd-Richtung weite Sichtbeziehungen mit eingeschränkter Überschaubarkeit des Raumes und Randeffekten überwiegend durch Siedlungen und westlich v.a. durch die Hangkante; Vorbelastungen durch weitge- hend fehlende Strukturelemente und geringer landschaftlicher Diversität, durch die intensiv-landwirtschaftliche Bewirtschaftung, die Straßen (u.a. die B312), die angrenzenden Siedlungsräume (u.a. Oberopfingen, Berkheim) sowie ein nahes Industriegebiet. Zweite Ziffer: Schutzgutkomplex Freizeit und Erholung (1 ≙ geringe Bewertung): schlechte Erreichbarkeit über Straßen mit wenigen Feldwegen in mittlerer Landschaftsbildqualität mit starken Vorbe- lastungen in erster Linie durch die intensive, landwirtschaftliche Nutzung. Dritte Ziffer: Schutzgutkomplex Naturhaushalt (2 ≙ mittlere Be- wertung): Offenlandfläche mit Vorbelastungen durch verschiedene Straßen und intensiv-landwirtschaftliche Bewirtschaftung (z.B. Düngung, Monokulturen, Emissionen). Vierte Ziffer: Schutzgutkomplex Artenschutz (3 ≙ hohe Bewer- tung): Potentielle Eignung für Offenlandarten; Vorbelastungen durch die Intensivlandwirtschaft und stellenweise durch Straßen; Strukturarmut, so dass außerhalb der Offenlandarten kaum Habi- tatpotential für weitere, geschützte Arten vorliegt.

Gesamtbewertung (Summe): 2+1+2+3 = 8  Kategorie B (7-9 Punkte) LSG = Landschaftsschutzgebiet

Beispiel Tannheim

Tannheim umfasst insgesamt eine Fläche von ca. 2.770 ha. Tannheim liegt im Illertal im Naturraum Unteres Illertal am südlichen Rand des LSG.

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Abbildung 4: Beispielraum Tannheim. Für nähere Erklärungen siehe Tabelle 3 www.lars-consult.de Seite 32 von 79

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Tabelle 3: Beispiel Tannheim, Erläuterungen zu Abbildung 4

# Symbol Bewert ung Erläuterung

1 Nicht Siedlungsbereich (außerhalb des bestehenden LSG) bewertet

2 Nicht Siedlungsumland: Bereich außerhalb des Siedlungsbereichs und des bestehenden LSG bewertet 3 - Landwirtschaftliche Betriebsstelle/ Gebäude/ Gehöfte/ privile- gierte Bauten führen in der Regel zu Vorbelastungen (z.B. durch Emissionen, Gebäudehöhe, Verkehr, Lärm usw.), was in Abhängig- keit der Intensität zu einer Abwertung der Räume in direkter Nähe führen kann

4 - Bestehende (schwarz) bzw. Vorschlag für die neue (weiß) Abgren- zung des LSG

5

6 Nicht Taburäume: Bereiche und Flächen, die für das Landschaftsbild, die bewertet Erholung, den Naturhaushalt und den Artenschutz grundsätzlich bzw. aufgrund ihrer sehr hohen Diversität (dunkelgrün ohne bzw. mit Schraffur) eine sehr hohe Bedeutung haben und daher unbe- dingter Bestandteil des LSG bleiben sollten. U. a. Wälder mit Wald- randbereichen, Grünzüge, amtliche Biotopflächen, Fließ- und Still- gewässer, Ausgleichsflächen

7 6 Punkte ≙ 2: Siedlungsnaher Freiraum (gelbes Kästchen), Teilraum um Tann- Kategorie A heim Nummer 2

2, 1, 2, 1: Einzelbewertungen der Schutzgutkomplexe Erste Ziffer: Schutzgutkomplex Landschaftsbild (2 ≙ mittlere Be- wertung): Gute Erfassbarkeit des Raumes durch Randeffekte stark landschaftsprägender Strukturelemente (Hangkanten) mit hoher Diversität durch Gehölzbestände (Streuobst, Gewässerbegleitender Bewuchs). Vorbelastungen durch Erholungssuchende, die Ulmer Straße und die intensive, landwirtschaftliche Nutzung (z.B. Staub, Geruch, Lärm, optische Vorbelastungen). Zweite Ziffer: Schutzgutkomplex Freizeit und Erholung (1 ≙ geringe Bewertung): Unattraktiver Bereich durch großflächige, intensiv ge- nutzte Ackerflächen. Starke Vorbelastungen durch die Ulmer Straße und die intensive, ackerbauliche Nutzung. Dritte Ziffer: Schutzgutkomplex Naturhaushalt (2 ≙ mittlere Be- wertung): Vorbelastungen durch die Intensivlandwirtschaft und den Straßenverkehr. Vierte Ziffer: Schutzgutkomplex Artenschutz (1 ≙ geringe Bewer- tung): Suboptimales Lebensraumpotential mit geringer Struktur- vielfalt. Vorbelastungen durch den Straßenverkehr entlang der Ul- mer Straße und die intensive, landwirtschaftliche Nutzung.

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# Symbol Bewert ung Erläuterung

Gesamtbewertung (Summe): 2+1+2+1 = 6  Kategorie A (4-6 Punkte)

7 6 Punkte ≙ 4: Siedlungsnaher Freiraum (gelbes Kästchen), Teilraum um Tann- Kategorie A heim Nummer 4 (Bewertungen wie bei Teilraum 3)

1, 2, 2, 1: Einzelbewertungen der Schutzgutkomplexe Erste Ziffer: Schutzgutkomplex Landschaftsbild (1 ≙ geringe Bewer- tung): Ausgeräumte Flur mit Randeffekten durch Siedlungsräume, Gewässer, Straßen (z.B. Memminger Straße); geringe landschaftli- che Diversität mit weiten Sichtbeziehungen. Vorbelastungen pri- mär durch den angrenzenden Flughafen, Straßen und mehrere pri- vilegierte Bauten/ landwirtschaftliche Betriebsstellen, zudem durch die Intensivlandwirtschaft. Zweite Ziffer: Schutzgutkomplex Freizeit und Erholung (2 ≙ mitt- lere Bewertung): Erreichbarkeit über die Memminger Straße und Feldwege. Vorbelastungen durch den Flughafen, diverse landwirt- schaftliche Betriebsstellen/ privilegierten Bauten, die Memminger Straße und die intensive Bewirtschaftung sowie die suboptimale Landschaftsbildqualität. Durchgängigkeit zu nahegelegenem Stau- see Tannheim am Illerkanal mit höherem Freizeitwert. Dritte Ziffer: Schutzgutkomplex Naturhaushalt (2 ≙ mittlere Be- wertung): Vorbelastungen durch Emissionen durch den Verkehrs- betrieb (Flughafen, Straße) und die intensive, landwirtschaftliche Nutzung (landwirtschaftliche Betriebsstellen/ privilegierte Bauten, Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Nutzflächen (Monokultu- ren)). Vierte Ziffer: Schutzgutkomplex Artenschutz (1 ≙ geringe Bewer- tung): In Teilbereichen ein beschränktes Habitatpotential für Offen- landarten. Auf Grund der geringen, landschaftlichen Diversität kaum geeignete Habitatpotentiale für weitere Arten. Starke Vorbe- lastungen durch den Flughafenbetrieb, Intensiv landwirtschaftliche Nutzung und den Straßenverkehr (Ulmer Straße, Memminger Straße).

Gesamtbewertung (Summe): 1+2+2+1 = 6  Kategorie A (4-6 Punkte)

7 6 Punkte ≙ 5: Siedlungsnaher Freiraum (gelbes Kästchen), Teilraum um Tann- Kategorie A heim Nummer 5

1, 2, 2, 1: Einzelbewertungen der Schutzgutkomplexe Erste Ziffer: Schutzgutkomplex Landschaftsbild (1 ≙ geringe Bewer- tung): Geringe landschaftliche Diversität; starke Vorbelastungen durch die Bahnlinie in Dammlage, die Leutkircher Straße sowie mehrere landwirtschaftliche Betriebsstellen/ privilegierten Bauten im/ in der Nähe des Teilraums. Zudem Vorbelastungen durch die Intensivlandwirtschaft und Siedlungsrandeffekte.

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# Symbol Bewert ung Erläuterung

Zweite Ziffer: Schutzgutkomplex Freizeit und Erholung (2 ≙ mitt- lere Bewertung): Erreichbarkeit über mehrere Anbindungen an den Siedlungsraum (Leutkircher Straße, Härdtleweg, Oyhofer Straße) mit gut ausgebauter Infrastruktur (Feldwege, Straßen, Parkplatz), Vorbelastungen durch die Bahnlinie und Straßen (Verlärmung, wei- tere Emissionen), die intensive landwirtschaftliche Nutzung. Durch- gängigkeit zu nahe gelegener Waldfläche (Waldwege) mit Wander- parkplatz. Dritte Ziffer: Schutzgutkomplex Naturhaushalt (2 ≙ mittlere Be- wertung): Vorbelastungen durch Emissionen durch die Verkehrs- wege (Straßen, Bahn) und die intensive, landwirtschaftliche Nut- zung (landwirtschaftliche Betriebsstellen, Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Nutzfläche). Vierte Ziffer: Schutzgutkomplex Artenschutz (1 ≙ geringe Bewer- tung): Starke Vorbelastungen durch Siedlungsraumnähe, Erho- lungssuchende (Durchgangsverkehr), Intensivlandwirtschaftliche Nutzung und geringer landwirtschaftlicher Diversität (einge- schränktes Habitatpotential für viele Arten) mit geeigneteren Aus- weichmöglichkeiten im Umland.

Gesamtbewertung (Summe): 1+2+2+1 = 6  Kategorie A (4-6 Punkte)

8 7 Punkte ≙ 6: Siedlungsnaher Freiraum (gelbes Kästchen), Teilraum um Tann- Kategorie B heim Nummer 6

2, 2, 2, 1: Einzelbewertungen der Schutzgutkomplexe Erste Ziffer: Schutzgutkomplex Landschaftsbild (2 ≙ mittlere Be- wertung): Gute Überschaubarkeit des Raumes durch die markante, mit Gehölzen bestandene Hangkante im Westen. Sichtbeziehungen vor allem nach Osten, Vorbelastungen in Nord-Süd-Richtung durch Siedlungsnähe, im Osten auch durch die Bahnlinie in Dammlage so- wie durch die Kronwinkler Straße und die Leutkircher Straße. Zu- dem intensive Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Nutzflä- chen. Zweite Ziffer: Schutzgutkomplex Freizeit und Erholung (2 ≙ mitt- lere Bewertung): Gute Erreichbarkeit von Tannheim aus über den Haldenweg und die Kronwinkler Straße. Vorbelastungen durch den Verkehr (Straßen, Bahn) sowie die intensiv landwirtschaftliche Nut- zung. Dritte Ziffer: Schutzgutkomplex Naturhaushalt (2 ≙ mittlere Be- wertung): Vorbelastungen durch Emissionen (v.a. Staub, Geruch, optische Vorbelastungen) auf Grund des Verkehrsaufkommens (Bahn, Straßen), die Siedlungsnähe sowie die intensive Bewirt- schaftung der landwirtschaftlichen Nutzflächen. Vierte Ziffer: Schutzgutkomplex Artenschutz (1 ≙ geringe Bewer- tung): Nur geringes Habitatpotential für wenige Arten auf Grund der starken Vorbelastungen durch die Siedlungsnähe, Erholungssu- chende, mehrere landwirtschaftliche Betriebsstellen/ privilegierten Bauten, die Bahnlinie sowie die intensive landwirtschaftliche Nut- zung.

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# Symbol Bewert ung Erläuterung

Gesamtbewertung (Summe): 2+2+2+1 = 7  Kategorie B (7-9 Punkte)

8 8 Punkte ≙ 7: Siedlungsnaher Freiraum (gelbes Kästchen), Teilraum um Tann- Kategorie B heim Nummer 7

2, 2, 2, 2: Einzelbewertungen der Schutzgutkomplexe Erste Ziffer: Schutzgutkomplex Landschaftsbild (2 ≙ mittlere Be- wertung): Lage oberhalb des Ortskerns von Tannheim mit weiten Sichtbezügen nahe der mit Gehölz bestandenen Hangkante mit gu- ter Erfassbarkeit des Raumes. Hohe Erlebbarkeit des Raumes durch strukturierende Randeffekte der östlich abfallenden Geländekante und den nahgelegenen Waldstrukturen. Vorbelastungen durch die Siedlungsnähe und die Hauptstraße/ L300. Zweite Ziffer: Schutzgutkomplex Freizeit und Erholung (2 ≙ mitt- lere Bewertung): Eher schlechte Erreichbarkeit mit guter Erho- lungsinfrastruktur (Feldwege, Waldwege angrenzend) in mittelwer- tiger Landschaftsbildqualität. Vorbelastungen durch den Straßen- verkehr und die intensive landwirtschaftliche Nutzung. Dritte Ziffer: Schutzgutkomplex Naturhaushalt (2 ≙ mittlere Be- wertung): Keine Bodenversiegelungen, Vorbelastungen durch die landwirtschaftliche Nutzung (u.a. Monokulturen) und den Straßen- verkehr (Hauptstraße/ L300). Vierte Ziffer: Schutzgutkomplex Artenschutz (2 ≙ mittlere Bewer- tung): Potentialeignung für Offenlandarten, da abseits gelegen, je- doch Vorbelastungen durch Erholungssuchende, Straßenverkehr und die intensive Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Nutzflä- chen.

Gesamtbewertung (Summe): 2+2+2+2 = 8  Kategorie B (7-9 Punkte)

8 9 Punkte ≙ 1: Siedlungsnaher Freiraum (gelbes Kästchen), Teilraum um Tann- Kategorie B heim Nummer 1

3, 2, 2, 2: Einzelbewertungen der Schutzgutkomplexe Erste Ziffer: Schutzgutkomplex Landschaftsbild (3 ≙ hohe Bewer- tung): Gute Erfassbarkeit des Raumes durch die Einbettung des Raum entlang der meist mit Gehölz bestandenen Hangkante. Durch nahgelegene Gehölzstrukturen (Wald, Streuobstwiesen, Einzel- bäume) sowie Wassergräben mit Randeffekten hohe landschaftli- che Diversität mit hoher Erlebbarkeit des Raumes. Geringe Vorbe- lastungen durch die Siedlungsnähe (Friedhof), da zusätzlich durch einen mit Gehölz bestandenen Grünstreifen und Raumstruktur (Geländeerhebung) abgetrennt. Zweite Ziffer: Schutzgutkomplex Freizeit und Erholung (2 ≙ mitt- lere Bewertung): Insgesamt eher schlechte Erreichbarkeit mit gege- bener Durchgängigkeit zu angrenzenden Waldwegen auf die umge- benden Hänge, hohe Landschaftsbildqualität.

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# Symbol Bewert ung Erläuterung

Dritte Ziffer: Schutzgutkomplex Naturhaushalt (2 ≙ mittlere Be- wertung): Keine Bodenversiegelungen, Vorbelastungen durch die landwirtschaftliche Nutzung und den Siedlungsbereich. Vierte Ziffer: Schutzgutkomplex Artenschutz (2 ≙ mittlere Bewer- tung): Hohe Potentialeignung für eine Vielzahl verschiedener Arten durch Strukturvielfalt mit Vorbelastungen durch die Siedlungsnähe, Erholungssuchende und die landwirtschaftliche Nutzung.

Gesamtbewertung (Summe): 3+2+2+2 = 9  Kategorie B (7-9 Punkte)

9 8 Punkte ≙ 4: Freier Landschaftsraum (weißes Kästchen) Nummer 4 (Bewer- Kategorie B tungen wie bei Freiraum 1 und 16)

2, 2, 2, 2: Einzelbewertungen der Schutzgutkomplexe Erste Ziffer: Schutzgutkomplex Landschaftsbild (2 ≙ mittlere Be- wertung): Weite Offenlandfläche mit landschaftlicher Diversität durch Feldhecken sowie Gräben mit teils dichtem Uferbewuchs. Randeffekte primär durch den Gehölzbestand entlang des Illerka- nals und durch Waldränder sowie Siedlungsräume; im südlichen Teil auch durch den Bahndamm. Vorbelastungen durch den Flug- platz, durch Straßen (z.B. Memminger, Arlacher, Ulmer Straße), im Süden durch den Bahnbetrieb, stellenweise durch landwirtschaftli- che Betriebsstellen/ privilegierte Bauten, sowie insgesamt durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung. Zweite Ziffer: Schutzgutkomplex Freizeit und Erholung (2 ≙ mitt- lere Bewertung): Erreichbarkeit über mehrere Fahrstraßen und Feldwege. Vorbelastungen durch den Flughafen, diverse landwirt- schaftliche Betriebsstellen/ privilegierten Bauten, die Memminger Straße und die intensive Bewirtschaftung sowie die geringwerti- gere Landschaftsbildqualität. Im Süden auch durch den Bahnver- kehr auf einem Bahndamm. An mehreren Stellen gewährleistete Durchgängigkeit zu nahegelegenem Stausee Tannheim am Illerka- nal mit höherem Freizeitwert über Feldwege. Dritte Ziffer: Schutzgutkomplex Naturhaushalt (2 ≙ mittlere Be- wertung): Vorbelastungen durch Emissionen vor allem im Nahbe- reich des Flughafens und der Straßen. Weitere Vorbelastungen durch die intensive Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Nutz- flächen und durch landwirtschaftliche Betriebsstellen/ privilegierte Bauten. Vierte Ziffer: Schutzgutkomplex Artenschutz (2 ≙ mittlere Bewer- tung): Hohes Potential für Offenlandarten. Auf Grund der geringen, landwirtschaftlichen Diversität wenig geeignete Habitatpotentiale für weitere Arten (v.a. Feldhecken und Gehölzbestände entlang des Illerkanals). Stellenweise starke Vorbelastungen durch den Flugha- fenbetrieb, Intensivlandwirtschaftliche Nutzung und den Verkehrs- betrieb (v.a. Memminger Straße, im Süden auch Bahn).

Gesamtbewertung (Summe): 2+2+2+2 = 8  Kategorie B (7-9 Punkte)

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# Symbol Bewert ung Erläuterung

9 7 Punkte ≙ 2: Freier Landschaftsraum (weißes Kästchen) Nummer 2 Kategorie B 2, 2, 2, 1: Einzelbewertungen der Schutzgutkomplexe Erste Ziffer: Schutzgutkomplex Landschaftsbild (2 ≙ mittlere Be- wertung): Gut erfassbare Erlebbarkeit des Raumes durch Randef- fekte entlang der Gehölzsäume entlang des Illerkanals, der Feldge- hölze nördlich von Arlach und des angrenzenden Waldgebiets; weite Sichtbeziehungen nach Westen. Vorbelastungen durch die Bahnlinie und die Tannheimer Straße sowie die Nähe zum Sied- lungsraum von Arlach und der intensiven, landwirtschaftlichen Nutzung. Zweite Ziffer: Schutzgutkomplex Freizeit und Erholung (2 ≙ mitt- lere Bewertung): Gute Anbindung über Tannheimer Straße und Au- weg, Vorbelastungen durch Intensivlandwirtschaft, den Bahnver- kehr sowie die Straßen. Dritte Ziffer: Schutzgutkomplex Naturhaushalt (2 ≙ mittlere Be- wertung): kaum versiegelte Flächen mit Vorbelastungen durch Straßen, die Bahnlinie und die Intensivlandwirtschaft (z.B. durch die Pflanzung von Monokulturen, Emissionen). Vierte Ziffer: Schutzgutkomplex Artenschutz (1 ≙ geringe Bewer- tung): Potentielle Eignung für Offenlandarten, im Bereich der Waldränder und Hecken auch für weitere Arten. Hohe Vorbelas- tungen durch die Intensivlandwirtschaft und stellenweise durch Straßen, Erholungssuchende, den Siedlungsbereich und die Bahnli- nie.

Gesamtbewertung (Summe): 2+2+2+1 = 7  Kategorie B (7-9 Punkte) LSG = Landschaftsschutzgebiet

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4 Bestandssituation

Im Folgenden soll ein Überblick über die Bestandssituation des LSG gegeben werden.

4.1 Räumliche Abgrenzung und Lage

Das Landschaftsschutzgebiet „Iller – Rottal“ umfasst eine Fläche von ca. 14.432 ha (Stand März 2018, ohne Berücksichtigung mehrerer Teilaufhebungen) und befindet sich an der östlichen Grenze des Landkreises Biberach, die gleichzeitig die östliche Landesgrenze Baden-Württembergs darstellt. Es erstreckt sich von den Illerauen im Osten bis zum Laubachtal im Westen und schließt dabei die zwi- schenliegenden Talräume der Rot und des Reichenbaches sowie die Hochflächen der Holzstöcke mit ein. Im Norden reicht dieses bis an die nördlichen Gemeindegrenzen von Kirchberg an der Iller und Gutenzell, im Süden bis an die südliche Abgrenzung der Gemeinden Tannheim und . Die Gemeindegrenzen sind in diesen Bereichen deckungsgleich mit der Landkreisgrenze.

Damit umfasst das Schutzgebiet den gesamten Teilbereich des Naturraums des „Unteren Illertales“. Westlich daran anschließend zählen auch die Teilräume der Holzstöcke bis zum Talraum des Lauba- ches zum Schutzgebiet.

Das LSG „Iller-Rottal“ umfasst folgende 11 Gemeinde- bzw. Stadtflächen ganz oder zum Teil:

• Gemeinde Berkheim (ca. 15% der LSG-Fläche)

• Gemeinde (ca. 5% der LSG-Fläche)

• Gemeinde (ca. 5% der LSG-Fläche)

• Gemeinde Erolzheim (ca. 15% der LSG-Fläche)

• Gemeinde Gutenzell-Hürbel (ca. 14% der LSG-Fläche)

• Gemeinde Kirchberg an der Iller (ca. 10% der LSG-Fläche)

• Gemeinde Kirchdorf an der Iller (ca. 12% der LSG-Fläche)

• Stadt (ca. 2% der LSG-Fläche)

• Gemeinde Rot an der Rot (ca. 4% der LSG-Fläche)

• Gemeinde Schwendi (ca. 1% der LSG-Fläche)

• Gemeinde Tannheim (ca. 17% der LSG-Fläche).

Die Abgrenzung wird in § 1 Abs. 3 der bestehenden Verordnung ausführlich beschrieben.

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Abbildung 5: Lage des Landschaftsschutzgebietes (rote Umrandung, nicht maßstäblich), Quelle: LUBW, modifiziert

4.2 Verbund mit angrenzenden Landschaftsschutzgebieten

Im Umfeld des LSG „Iller – Rottal“ sind weitere LSG ausgewiesen. Sie befinden sich innerhalb der glei- chen naturräumlichen Einheiten und Landschaftsräume, wodurch vor allem aufgrund der räumlichen Nähe und der ähnlichen Schutzgegenstände eine Verbundwirkung besteht. Grundsätzlich ist die in- haltliche Ausrichtung dieser Schutzgebietsverordnungen ähnlich.

Die LSG entlang der Iller sind nicht bundesländerübergreifend ausgewiesen, sondern bestehen beid- seitig der Landesgrenze von Bayern und Baden-Württemberg. Werden diese gesamtheitlich betrach- tet, ergibt sich eine nahezu flächendeckende Schutzgebietsfläche.

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In Baden-Württemberg schließen sich im Norden an das Schutzgebiet „Iller – Rottal“ u. a. unmittelbar die LSG „Balzheim “, „ Dietenheim “, „ Illerrieden “, „ Illerkirchberg “ und „ Wiblingen “ an, die auch den Naturraum des Illertales sowie die westlich angrenzenden Holzstöcke umfassen. Diese werden auf bayerischer Seite durch die LSG „Illerauwald von Neu-Ulm bis Kellmünz “, „ Illerauen nördlich von Buxheim “, „ Schutz von Landschaftsteilen südlich und östlich der Iller “, „ Untere Iller bei Kardorf “ sowie „ Schutz von Landschaftsteilen beiderseits der Iller in den Gemarkungen Legau, Maria Stein- bach, Grönenbach und Kronburg “ ergänzt, die sich von Ulm im Norden bis Dietmannsried im Süden erstrecken. Somit ist das Illertal fast durchgängig als LSG ausgewiesen, wobei die Ausdehnung in Ost- West-Richtung stark variiert. Aufgrund dieser Durchgängigkeit der Schutzgebiete kommt es insge- samt zu einer Verbundwirkung, die sich positiv auf die unterschiedlichen Zielsetzungen auswirkt (z.B. Wanderungsbahnen, Wasserreservoir, Landschaftsbild).

Weiter schließt im Südwesten des Schutzgebietes im Bereich zwischen Rot an der Rot und Haslach das vergleichsweise kleinflächige LSG „Höllwiesental “ (ca. 61,2 ha) unmittelbar an das LSG „Iller – Rottal“ an. Dieses umfasst das naturnahe, waldbestandene Wiesentälchen des Rötelsbaches mit Feucht- und Nasswiesen, das im Osten in den Talraum der Rot übergeht. Aufgrund der unmittelbaren Angliederung an das gegenständliche LSG sowie der ähnlichen Schutzgegenstände besteht ein direk- ter Zusammenhang zwischen den beiden Schutzgebieten. Westlich des LSG „Iller – Rottal“ liegen im Umfeld von Ochsenhausen die beiden LSG „Nadelwald am Heselsberg “ sowie „ Bellamonter Rottum mit Krummbachhang “, die ebenfalls sowohl eine räumliche Nähe als auch Übereinstimmungen bei den Schutzgegenständen aufweisen.

Weiter liegen im Bereich der Naturraumeinheit der Holzstöcke nördlich und südlich in größerem Ab- stand zum gegenständlichen Schutzgebiet weitere kleinflächige LSG, die jedoch aufgrund der größe- ren Distanz und der geringen Fläche keine Verbundwirkung aufweisen. Östlich der Iller liegen in grö- ßerer Entfernung ebenfalls weitere LSG vor, die keinen direkten Bezug zum gegenständlichen Schutz- gebiet aufweisen.

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Abbildung 6: Übersicht über die angrenzenden LSG.

4.3 Siedlungsflächen und Siedlungsräume

Grundsätzlich wurden bereits 1971 bestehende Siedlungsflächen inklusive einer Pufferzone vom da- mals geplanten LSG ausgenommen. Im Laufe der Zeit wurden wegen der bevölkerungs- und städte- baulichen Entwicklungen jedoch einige Teilaufhebungen notwendig. Auf Grund der weiteren Ent- wicklungen wären mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere Teilaufhebungen zu prognostizieren.

Der Landkreis Biberach gehört nach dem Landesentwicklungsprogramm (LEP) Baden-Württemberg (2002) zum Ländlichen Raum im engeren Sinn. Ferner ist die Region Donau-Iller dem grenzüber- schreitenden Verdichtungsraum Ulm/ Neu-Ulm zugeordnet.

Der Ländliche Raum ist nach dem LEP „als Lebens- und Wirtschaftsraum mit eigenständiger Bedeu- tung zu stärken und so weiterzuentwickeln, dass sich seine Teilräume funktional ergänzen und seine landschaftliche Vielfalt und kulturelle Eigenart bewahrt bleiben. Günstige Wohnstandortbedingungen sollen gesichert und Ressourcen schonend genutzt sowie ausreichende und attraktive Arbeitsplatz-, Bildungs- und Versorgungsangebote wohnortnah bereitgestellt werden.“ Das LSG umfasst Teilflächen oder Gesamtflächen von 11 Gemeinden/ Städten mit insg. fast 40.000 Einwohnern und über 14.000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen (vgl. Tabelle 4).

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Das LSG liegt zwischen den Oberzentren Ulm/ Neu-Ulm, Memmingen sowie dem Mittelzentrum Bi- berach an der Riß. Dieser bedeutende Wirtschaftsraum soll gemäß LEP gestärkt und weiterentwickelt werden, wozu die Gemeinden geeignete Flächen zur Verfügung stellen müssen. Gerade für die Ge- meinden, die vollständig vom LSG umschlossen sind, stellt dies eine Herausforderung dar.

Tabelle 4: Wirtschaftskraft in der Region des LSG

Gemeinde/ Stadt Einwohnerzahl Sozialversicherungspflichtig Fläche gesamt Fläche innerhalb Beschäftigte [ha] des LSG [ha] der Gemeinde/ Stadt

Berkheim 2.784 1. 038 2.502 2.169

Dettingen an der Iller 2.392 812 1.114 705

Erlenmoos 1.731 335 2.426 756

Erolzheim 3.272 803 2.630 2.194

Gutenzell -Hürbel 1.859 94 3.786 1.998

Kirchberg an der Iller 1.978 411 1.864 1.460

Kirchdorf an der Iller 3.632 2.525 2.285 1.757

Ochsenhausen 8.808 4.943 5.996 309

Rot an der Rot 4.513 897 6.341 561

Schwendi 6.537 2.226 4.923 90

Tannheim 2.404 234 2.769 2432

Summe 39.910 14.318 36.636 14.431 Angaben des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg: Stand Dez. 2016 (Einwohnerzahl, Gemeindege- biet), bzw. Stand Juni 2017 (sozialversicherungspflichtig Beschäftigte). Angaben der LUBW, Datenauswertebogen des LSG Iller-Rottal: Stand Mai 2018 (Flächen innerhalb LSG).

Das heißt, das Gebiet des LSG mit seinen interessanten Flächen für die Natur und Umwelt ist gleich- zeitig ein hochattraktiver Wirtschaftsraum im Kreuz zweier bedeutender Entwicklungsachsen. Diese Ausgangslage erfordert eine objektive Bewertung des Raumes und seiner Teilflächen insbesondere auch in der Erkenntnis, dass die Ausweisung des LSG im Jahre 1971 u. a. (vgl. S. 5) unter dem Druck einer drohenden Ansiedlung des geplanten Atomkraftwerkes „Kirchdorf/ Illertal“ (Landesarchiv Ba- den-Württemberg) usw. stand.

Diese bisher fehlenden, vergleichenden Bewertungen der verschiedenen Teilräume innerhalb des LSG ergaben insbesondere im Bereich der Siedlungen und den Kontaktzonen zu anthropogener Infra- struktur Teilflächen, die es im Vergleich zum restlichen LSG rechtfertigen, auf Grund ihrer Struktur und Vorbelastungen aus dem LSG herausgenommen zu werden.

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Bauen im Außenbereich

Die Verordnungssatzung weist in § 4 Abs. 2 Nr. 1 darauf hin, dass bauliche Vorhaben, die eine Errich- tung oder wesentliche Veränderung einer Anlage darstellen, einer Erlaubnis bedürfen, wenn diese Vorhaben geeignet sind, den Charakter des Gebietes zu verändern, den Naturhaushalt zu schädigen, das Landschaftsbild zu verunstalten, den Naturgenuss zu beeinträchtigen oder sonst dem besonde- ren Schutzzweck zuwiderzulaufen. Dies gilt auch für Anlagen, die grundsätzlich keiner öffentlich- rechtlichen Zulassung oder Anzeige bedürfen. Dies trifft dies in besonderem Maße auf den Außenbe- reich zu, da dieser auf Grund in seiner prägenden Rolle für die Landschaftsraumeinheiten eine große Bedeutung für den Schutzaspekt Landschaftsbild hat. In der Folge gilt dies auch für privilegierte Bau- ten, die eine besondere Wirkung auf das Landschaftsbild sowie die Erholungsnutzung und den Natur- haushalt im betroffenen Landschaftsraum haben.

Diese Vorgabe verfolgt den Schutzzweck, Dörfer und Siedlungen im Einklang mit der Landschaft nachhaltig zu entwickeln (§ 3 Abs. 4), wodurch in Bezug auf die bauliche Entwicklung innerhalb des Schutzgebietes Einschränkungen bestehen.

4.4 Landwirtschaftliche Nutzung

Die landwirtschaftliche Nutzung übernimmt innerhalb des LSG und insbesondere in den Landschafts- raumeinheiten Illertal, Rottal, Laubachtal und Reichenbachtal eine prägende Rolle. Auch die Land- schaftsraumeinheit der Riedel ist stark durch die jeweilige Bewirtschaftung geprägt, wobei hier vor allem die Forstwirtschaft einen großen Flächenanteil einnimmt.

Die Schutzgebietsverordnung beinhaltet in Bezug auf die Nutzung und Bewirtschaftung der Flächen innerhalb des LSG unterschiedliche Erlaubnisvorbehalte, welche die Erhaltung der ökologischen Funktionen sowie des charakteristischen Landschaftsbildes sicherstellen sollen.

Hinsichtlich der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung wird in § 5 Abs. 1 Nr. 1 der Schutzgebietsver- ordnung Bezug auf § 14 Abs. 3 BNatSchG genommen, der unter anderem die Wiederaufnahme der landwirtschaftlichen Bodennutzung ohne Vorliegen eines Eingriffes unter bestimmten Voraussetzun- gen regelt und somit eine ordnungsgemäße landwirtschaftliche Bodennutzung sichert.

Ein weiteres Ziel stellt die Sicherung und Unterstützung der traditionellen Landwirtschaft dar, die den Erhalt einer abwechslungsreichen Kulturlandschaft stärkt. Dabei soll auch die bestehende Struktur aus Voll-, Zu- und Nebenerwerbsbetrieben erhalten werden, wie es auch als Ziel im Regionalplan for- muliert ist. Weiterhin sollen die Flächenbewirtschaftung und die damit verbundene Landschafts- pflege zukünftig gesichert werden. Zudem sollen insbesondere ertragsreiche Flächen geschont sowie die Bewirtschaftung im Bereich von wertvollen Biotopstrukturen und Fließgewässern durch Förde- rung extensiverer Bewirtschaftungsweisen entsprechend der höheren Wertigkeit der Flächen ange- passt werden. Um den Erhalt und die Sicherung der vorhandenen Strukturelemente zu gewährleis- ten, ist auch die Sicherstellung der Pflege ein wichtiger Zielaspekt (Regionalverband Donau-Iller 1987, S. 77).

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Hinweise zur landwirtschaftlichen Nutzung

Umbruch von Grünland nach Landwirtschafts- und Landeskulturgesetz Baden-Württemberg

Im LSG „Iller-Rottal“ sind die Talräume der Rot, des Laubbachs und des Reichenbachs überwiegend von Grünland geprägt. Im Bereich der Riedel weist das Grünland gegenüber den Waldbereichen ei- nen geringeren Flächenanteil auf, während im Illertal die Ackerflächen stark überwiegen.

In Bezug auf eine Änderung der Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Nutzflächen ist in der Schutzgebietsverordnung unter § 4 Abs. 2 Nr. 8 das Verbot des Abbrennens der Bodendecke auf Acker- oder Grünland aufgezählt.

Weiter gilt in Bezug auf den Umbruch von Grünland die Regelung gemäß § 27 a des Landwirtschafts- und Landeskulturgesetzes des Landes Baden-Württemberg (LLG) (). Demnach darf ein Umbruch von Grünland nur unter den in § 27 a Abs. 2 und 3 LLG angeführten Bedingungen erfolgen.

Brachflächen

Die Wiederaufnahme der landwirtschaftlichen Bodennutzung von aus der intensiven Bewirtschaftung herausgenommenen Flächen (Brachflächen), ist unter bestimmten Voraussetzungen möglich, ohne dass dies als Eingriff gewertet wird. Gemäß § 14 Abs. 3 BNatSchG kann innerhalb von zehn Jahren nach Auslaufen der Einschränkungen die Bewirtschaftung fortgesetzt werden, wenn die Beschrän- kung der Nutzungsintensität aufgrund vertraglicher Vereinbarungen oder der Teilnahme an öffentli- chen Programmen vorgenommen wurde. Gleiches gilt für Flächen, auf denen zwar vorgezogene Kompensationsmaßnahmen durchgeführt, die jedoch nicht als Ausgleichsflächen herangezogen wur- den, und die somit in der Folge wieder in die zuvor durchgeführte Bewirtschaftung übergehen.

Ausgleichsflächen

Ein Großteil der vorhandenen bzw. im Landschaftsplan ausgewiesenen, potentiellen Ausgleichsflä- chen sehen Maßnahmen auf bislang intensiv genutzten, landwirtschaftlichen Flächen vor. Dabei ist meist eine Nutzungsextensivierung und in der Folge die Herausnahme aus der intensiven Bewirt- schaftung vorgesehen. Bei der Wahl der Flächen ist jedoch grundsätzlich darauf zu achten, dass hier- für möglichst keine Flächen mit besonders hohen Ertragszahlen genutzt werden.

Ausgleichsflächen können auch innerhalb von Gebieten, mit einer erhöhten Bedeutung für den Na- turschutz ausgewiesen werden. Dazu zählen beispielsweise Natura 2000-Gebiete oder Naturschutz- gebiete. Ebenso eignen sich Flächen, die im Rahmen des Biotopverbundes oder eines Arten- und Bio- topschutzprogramms integriert werden können. Eine hohe naturschutzfachliche Bedeutung sowie eine gute Vereinbarkeit mit der Landwirtschaft gilt grundsätzlich auch für Flächen entlang von Fließ- und Stillgewässern. Flächenentsiegelungen stellen generell eine besonders flächenschonende Mög- lichkeit für Ausgleichsmaßnahmen dar.

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Einfluss auf das Landschaftsbild

Das Landschaftsbild stellt neben den ökologischen Funktionen sowie der Erholungseignung den zent- ralen Schutzgegenstand des LSG dar.

Das Landschaftsbild soll entsprechend dem formulierten Schutzzweck der Verordnung (§ 3 Abs. 1-3) durch die Erhaltung der Charakteristika der einzelnen Landschaftsraumeinheiten bewahrt werden. Dazu dienen grundsätzlich alle Verbotstatbestände bzw. Erlaubnisvorbehalte im Sinne des § 4 der Schutzgebietsverordnung, welche neben baulichen Anlagen und den Neuaufforstungen unter ande- rem auch Aspekte wie Werbeanlagen, Infrastruktureinrichtungen oder landschaftsuntypische Gehölz- pflanzungen beinhalten (§ 4 Abs. 2 Nr. 1, 2, 3, 4, 5 und 9).

Dabei soll die landwirtschaftliche Bewirtschaftung als landschaftsprägende Flächennutzung weiter erhalten werden, da sie die Sicherung und Pflege der Flächen gewährleistet. Boden- und Wasser- schonende Bewirtschaftungsformen (z.B. Vermeidung großflächiger Monokulturen) sind wünschens- wert.

Gleichzeitig wird durch die Zulassung von notwendigen bzw. angeordneten Schutz-, Pflege- und Ent- wicklungsmaßnahmen in § 5 Abs. 1 Nr. 10 der Schutzgebietsverordnung eine Aufwertung des Land- schaftsbildes ermöglicht.

4.5 Forstwirtschaftliche Nutzung

In Analogie zur ordnungsgemäßen Landwirtschaft sind grundsätzlich auch sämtliche Maßnahmen ei- ner ordnungsgemäßen Forstwirtschaft zulässig. Im Bereich der Forstwirtschaft umfassen die Zielset- zungen v. a. den Aufbau naturnaher Wälder, eine nachhaltige Bewirtschaftung sowie die Einhaltung eines hinreichenden Anteils an standortheimischen Forstpflanzen (§ 5 Abs. 4 BNatSchG).

Die Schutzgebietsverordnung führt aber auch auf, dass die ordnungsgemäße forstwirtschaftliche Bo- dennutzung im Sinne des § 14 Abs. 3 BNatSchG auf den rechtmäßig dafür vorgesehenen Flächen zu- lässig ist, wenn die Habitatbäume erhalten bleiben. Gleichzeitig beinhaltet diese unter § 4 Abs. 2 Nr. 2 den Genehmigungsvorbehalt von Neuaufforstungen, sofern diese den Offenlandcharakter des Schutzgebietes beeinträchtigen.

Seit dem Jahr 2010 besteht für den Staatswald Baden-Württemberg ein sog. „Alt- und Totholzkon- zept“ (ForstBW), das auf dem aktuell rechtsgültigen Landeswaldgesetz beruht. Durch das Alt- und Totholzkonzept sollen u. a. die Lebensräume verschiedener und zum Teil streng geschützter Arten gesichert und damit die Biodiversität in den Waldbereichen gesteigert werden. Die Anwendung wird den Gemeinden zwar empfohlen, aber nicht verbindlich vorgeschrieben.

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Entwicklung standortbezogener, naturnaher, strukturreicher Laub- und Mischbe- stände

Grundsätzliches Ziel der Entwicklung naturnaher Waldbestände ist es, an die Standortbedingungen angepasste, naturnahe und strukturreiche Laub- und Mischbestände auf den bestehenden Waldflä- chen durch entsprechende Maßnahmen zu erhalten bzw. zu entwickeln.

Laub- und Mischwälder finden sich innerhalb des Schutzgebietes vor allem in den Auwaldflächen ent- lang der Iller. Insgesamt nehmen die Nadelwaldbestände im LSG eine deutlich größere Fläche ein als die Laub- und Mischwälder.

Der Regionalplan (Regionalverband Donau-Iller 1987, S. 78 f.) sieht für die waldärmeren Bereiche der Region den Erhalt und die Erweiterung der bestehenden Waldflächen vor. Neben den Waldflächen stehen auch die uferbegleitenden Gehölze im Fokus. Dabei wird die Bedeutung des Waldes vor allem als Erholungsraum für die Bevölkerung, als Lebensraum für diverse Pflanzen- und Tiergruppen sowie als Regenerationsraum für den Naturhaushalt hervorgehoben.

Für das LSG ist nur eine geschützte Waldfläche aufgeführt: Eine ca. 3,4 ha große Waldfläche zwischen Edenbachen im Süden und Edelbeuren im Norden ca. 300 m nordwestlich des Reichenbacher Wei- hers wurde als Schonwald ausgewiesen (Schutzgebiets-Nr. 200226). Für die sogenannte „Reichenba- cher Misse“ ist die Erhaltung der natürlichen Sukzession einer fichtenbestockten Waldmoorfläche auf der einen sowie die Erhaltung und Erweiterung des Buchen-Eichen-Bestandes auf der anderen Teil- fläche als jeweiliges Ziel bestimmt.

Illerschutzwald

Im Regionalplan wurden die Auwaldbereiche entlang der Iller zur Ausweisung als Bannwald vorge- schlagen (Regionalverband Donau-Iller 1987, S. 81 ff). Dort heißt es, dass bis zum Inkrafttreten der Bannwaldverordnung Planungen und Maßnahmen unterbleiben sollen, die die Erklärung zu Bann- wald in Frage stellen.

Für den baden-württembergischen Teil der Region „Schutzwald „Illergries““ wird die Ausweisung u.a. der Auwälder entlang der Iller als Schutzwald empfohlen. (vgl. VO vom 09.07.1987). Dabei soll das Waldgebiet entlang der Landesgrenze insgesamt geschützt werden. Das Waldgebiet soll gerade in Einheit mit dem auf bayerischer Seite bereits ausgewiesenen Bannwald als wertvolles Waldgebiet erhalten und die Überschwemmungsgebiete entlang der Iller in ihrer natürlichen Form erhalten bzw. soweit wie möglich wiederhergestellt werden. Besonderer Fokus soll hierbei auch auf der vielfältigen Waldgesellschaft der Auwälder liegen.

Keine der geplanten Ausweisungen steht in Widerspruch zur Schutzgebietsverordnung.

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4.6 Jagd

Die Jagd stellt eine Nutzung der natürlichen Ressourcen dar, vergleichbar mit der Land- und Fortwirt- schaft oder auch der Fischerei. Die Jagd auf Prädatoren kann neben dem Aspekt der Lebensraumqua- lität in manchen Fällen aber auch das weitere Artenspektrum, insbesondere der Avifauna (Vogelwelt) und im speziellen Fall der Boden- und Wiesenbrüter beeinflussen. Für das LSG Iller-Rottal heißt das:

• Das LSG wird durch große zusammenhängende Offenlandbereiche in den verschiedenen Tal- räumen geprägt. Diese stellen potentielle Lebensräume für die bekannten Wiesenbrüter wie Kiebitz, Lerche, Wachtel aber auch Brachvogel und Bekassine dar.

• Diese Vogelarten, insbesondere ihre Gelege und Bruten, sind stark durch Prädation gefährdet bzw. bedroht. Zu den wichtigsten Prädatoren zählen Fuchs, Dachs, Marder, verwilderte Haus- katzen, verschiedene Rabenvogelarten und das Schwarzwild.

• Gleichzeitig stellt auch die intensive landwirtschaftliche Nutzung eine Bedrohung und Belas- tung für die Bodenbrüter dar.

Empfehlungen:

• Jäger und Naturschützer sollten eng zusammenarbeiten und jagdliche und Naturschutzmaß- nahmen miteinander abstimmen und koordinieren.

• Jäger sollten ihre engen Kontakte zu Landwirten nutzen, um gemeinsam aktiv und erfolgreich den Kiebitzschutz zu betreiben (siehe Modellprojekt: „Kiebitzschutz im Bereich des GVV Iller- tal“).

• Die Jagd auf bekannten Prädatoren von Bodenbrütern sollte als Schutzmaßnahme in jeglicher Form gefördert werden.

• Keine weitere Einschränkung der Fallenjagd

• Keine Einschränkungen von Ansitzeinrichtungen in der Feldflur

• Förderung von Kunstbauen zur Verbesserung des jagdlichen „Erfolges“

• Zulassen und Förderung von Wildäckern und Blühwiesen zur Verringerung des Wildverbisses und zur Verbesserung des Insektenlebensraumes

• Förderung der Wildschweinbejagung

• Durchführung gemeinsamer Aktivitäten mit anderen Verbänden, z.B. des Jagdverbandes und dem Landesbund für Vogelschutz zum Schutz und der Entwicklung der Artenvielfalt

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• Durchführung von gemeinsamer Aufklärungsarbeit und Informationsveranstaltungen durch den Bauernverband, den Jagdverband und den Bund für Vogelschutz zu den Wechselbezie- hungen von Bodenbrütervorkommen, Jagd- und Landbewirtschaftung.

4.7 Fischerei

Sowohl der private Angelsport als auch die gewerbliche Fischerei sind im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten und Vorgaben im LSG möglich. Mögliche Konflikte umfassen oftmals:

• Störung seltener Vogelarten beim Brutvorgang oder Rastaufenthalten

• Beeinträchtigung von empfindlicher Ufervegetation bei intensiv betriebener Angelfischerei

• Bau von Infrastruktur (z.B. Fischerhütten, Feuerstellen, PKW-Stellplätzen)

• Besatz von nichtheimischen Fischarten

• Belastung von Stillgewässern durch überzogene Fütterung

• Kormoran- und Biberproblematik.

Sämtliche auftretende Probleme können nur in Einzelfallentscheidungen gelöst werden. Grundsätz- lich ist im Rahmen der Ausübung der Fischerei auf die vorhandene Vegetation und das Artenvorkom- men Rücksicht zu nehmen, dies gilt insbesondere während der Brutzeiten (Avifauna).

4.8 Imkerei

Wie auch bei der Jagd oder der Fischerei werden bei der Imkerei natürliche Ressourcen genutzt. Da- bei bleiben die private und gewerbliche Imkerei im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten und Vor- gaben im LSG nicht nur möglich, sondern sie sind ausdrücklich erwünscht. Da Bienen als essentielle Bestäuber für alle zoophilen (= durch Tiere bestäubte) Pflanzenarten von höchster Bedeutung sind, ist die Imkerei ein äußerst wichtiger Aspekt des Landschaftsschutzes. Zudem dienen Bienen, wie auch andere Insekten, einer Vielzahl an Wildtieren als Nahrung und sind damit auch ein Bestandteil der natürlichen Nahrungskette. Weiterhin weist die Imkerei kein Konfliktpotential mit den Zielen des LSG auf.

Sämtliche auftretende Probleme können nur in Einzelfallentscheidungen gelöst werden. Absprachen mit der Landwirtschaft in Bezug auf einen Düngemitteleinsatz müssen ebenfalls in Form von Einzel- fallentscheidungen der beteiligten Parteien getroffen werden.

4.9 Sonstige Freizeitnutzungen

Neben den oben aufgeführten Nutzungen wird das LSG auch für verschiedene Freizeitaktivitäten ge- nutzt. Diese prägen das Erscheinungsbild stellenweise mit und können standort- und aktivitätsabhän- gig positive bzw. negative Auswirkungen auf die Schutzgutkomplexe haben.

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Freizeitinfrastruktur

Innerhalb des LSG verlaufen zahlreiche Wanderwege. Diese liegen schwerpunktmäßig im Bereich der Riedel, die mit ihrer abwechslungsreichen Topographie sowie den unterschiedlichen Bewirtschaf- tungsformen aus Forst- und Landwirtschaft eine besondere Attraktivität aufweisen. Zudem findet sich auch eine ausgeprägte Freizeit-Infrastruktur mit Sportplätzen, Bademöglichkeiten, Parkanlagen sowie Kirchen, Museen und Schlossanlagen, die Besucher anziehen . Die Riedel und die sich westlich daran angliedernden Gebiete sind in den Landschaftsplänen dementsprechend als attraktiver Land- schaftsbereich für die Naherholung eingezeichnet.

Der Ausbau und die Sicherung von Wanderwegen wird auch im Regionalplan als Ziel angeführt, da die Zugänglichkeit und Erschließung der Landschaft anzustreben sei und dabei die Bündelung der Freizeitaktivitäten auch als Vorteil für den Naturschutz eingeschätzt wird (Regionalverband Donau- Iller 1987, S. 148).

In der Verordnung des LSG werden diese Zielsetzungen an verschiedenen Stellen aufgegriffen: Zum einen bezieht sich § 3 Abs. 4 des Schutzzwecks ausdrücklich auf den Erhalt der Kulturlandschaft als ästhetisch ansprechenden Freiraum für die lokale und regionale Erholungsnutzung. Dies gilt sowohl für das Landschaftsbild als auch die Erschließung des Raumes. Zum anderen dienen diesem Ziel auch die Verbotstatbestände bzw. Genehmigungsvorbehalte unter § 4 Abs. 2, die den Erhalt des besonde- ren Charakters der Landschaftsräume langfristig sichern.

Radwege und Mountainbike-Strecken

Das LSG ist aufgrund seiner landschaftlichen Attraktivität sowie der abwechslungsreichen Topogra- phie ein beliebtes Radsportziel. Die Zugkraft des LSG für den Radsport wird neben den zahlreichen Freizeitzielen (z.B. Sport- und Erholungsstätten, Museen und Sehenswürdigkeiten) durch die gute Vernetzung der Teilbereiche des LSG deutlich erhöht: So finden sich sowohl in Nord-Süd-Richtung als auch in Ost-West-Richtung zahlreiche Verbindungen der einzelnen Landschaftsräume, die die Hoch- flächen und Talräume verknüpfen. Dabei können mit dem Rad weitere Strecken zurückgelegt wer- den, wodurch auch Ausflugsziele im näheren Umfeld des Schutzgebietes wie beispielsweise das Klos- ter Buxheim östlich der Iller zum hohen Freizeitwert der Region beitragen. Offizielle Mountainbike- Strecken liegen innerhalb des LSG jedoch noch nicht vor. Nicht offizielle Strecken sind momentan nicht bekannt.

Zur Stärkung des Angebotes für den Radsport im Allgemeinen ist analog zu den Zielen der Wander- routen ein Ausbau der entsprechenden Infrastruktur als Ziel in den Flächennutzungsplänen vorgese- hen. Dabei soll gerade die Bündelung verschiedener Freizeitaktivitäten eine umweltschonende Erho- lungsnutzung im Gebiet gewährleisten.

Die unter dem Aspekt der Wanderwege und Freizeitinfrastruktur aufgeführten Zielsetzungen und de- ren Verankerung in der Schutzgebietsverordnung gelten für die Radwege und Mountainbike-Strecken entsprechend.

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Reitsport

Innerhalb des LSG liegen mehrere Reitsportanlagen, die sich überwiegend auf den Landschaftsraum des Illertales (z.B. Kirchberg an der Iller, Kirchdorf an der Iller, Erolzheim, Berkheim, Haldau) konzent- rieren. Speziellen Reitwege sind derzeit nicht bekannt; zum Reiten können z.B. die zahlreichen Feld- wege genutzt werden, was der Idee der Bündelung von Freizeitaktivitäten entspricht. Im Regional- plan Donau-Iller sind keine eigenen Zielsetzungen für den Reitsport formuliert. Konflikte mit den Zie- len des Naturschutzes können in Einzelfällen auftreten. Bei der Errichtung separater Reitwege sollten diese wie auch bei Wander- und Radwegen mit dem Naturschutz, der Land- und Forstwirtschaft und der Jagdbehörde abgestimmt werden.

Die Schutzgebietsverordnung weist keine separate Formulierung für den Reitsport auf. Es gelten wie für die anderen Freizeiteinrichtungen auch § 3 Abs. 4 und § 4 Abs. 2.

Gewässerbezogene Freizeiteinrichtungen

Die Gewässer innerhalb des LSG werden im Sinne der gewässerbezogenen Freizeitnutzung zur Bade- nutzung, in geringerem Maße auch für den Wassersport sowie für die Fischerei verwendet. Die Fi- scherei wurde bereits in Kap. 4.7 abgehandelt.

Das Illertal verfügt, bedingt durch das Vorkommen von Kies, Lehm und Sanden im Talbereich, insbe- sondere im östlichen Teilbereich über eine Mehrzahl von Abbaustandorten, die in der Nachnutzung als ehemalige Baggerseen Verwendung finden. Beispielhaft stehen hier die beiden Landschaftsseen südöstlich von Sinningen sowie dem Allmendsee östlich von Dettingen an der Iller, die mit ihren Ba- demöglichkeiten sowie Angelplätze einen hohen Freizeit- und Erholungswert aufweisen.

In den übrigen Landschaftsräumen liegen weitere Abbaustellen vor, die sich aber aufgrund des grö- ßeren Grundwasserflurabstandes nach der Abbautätigkeit jedoch nur zum Teil zu ehemaligen Bagger- seen entwickelt haben. Weiterhin liegen in diesen Landschaftsräumen einige natürliche Weiher, die zum Teil ebenfalls als Badeorte sowie Angelplätze genutzt werden können, wie dies beispielsweise beim Edenbachener oder dem „Roten Weiher“ der Fall ist.

Die Erhaltung des naturnahen Zustandes der Gewässer stellt ein zentrales Ziel dar, auf das die Schutz- gebietsverordnung unter § 5 Abs. 4 in Bezug auf die ordnungsgemäße Unterhaltung eingeht. Zudem gilt auch der Genehmigungsvorbehalt zum Ausschluss von Veranstaltungen mit motorbetriebenen Fahrzeugen (§ 4 Abs. 2 Nr. 7) für wasserbezogene Aktivitäten.

Dabei sind, wie im Regionalplan vermerkt (Regionalverband Donau-Iller 1987, S. 149), die Konflikte der unterschiedlichen Nutzungen von Freizeitaktivitäten (z.B. Badenutzung, Wassersport) und die Ziele des Naturschutzes jeweils im konkreten Einzelfall zu beachten und abzuwägen. Eine Konzentra- tion der Freizeitnutzung auf einige Seen soll nach dem Regionalplan dabei Raum für die Belange des Naturschutzes schaffen.

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Flugsporteinrichtungen

Die größte Flugsporteinrichtung innerhalb des LSG stellt das Tannheimer Flieger- und Freizeitzentrum nordöstlich von Tannheim dar, bei der es sich um einen Verkehrslandeplatz handelt. Dieses umfasst neben dem Flugplatz auch eine Flugschule und steht für den privaten Flugsport zur Verfügung. Zu- dem befindet sich im Gemeindegebiet von Kirchdorf an der Iller ein Modellfluggelände. Dieses liegt inmitten des Offenlandbereiches zwischen Kirchdorf an der Iller, Unteropfingen, Berkheim und Bon- landen, wodurch sich Raumnutzungskonflikte mit den Habitaten der Offenlandarten (z.B. Kiebitz, Rohrweihe) ergeben (FNP, S. 201).

Weitere Flugplätze in der näheren Umgebung liegen ca. 7 km nordöstlich des LSG in Illertissen sowie ca. 13 km südwestlich der Schutzgebietsabgrenzungen in Leutkirch. Trotz dieser benachbarten Flug- plätze ist der Tannheimer Flugplatz von überregionaler Bedeutung.

In Bezug auf Flugsporteinrichtungen schließt die Schutzgebietsverordnung unter § 4 Abs. 2 Nr. 7 Ver- anstaltungen mit motorbetriebenen Fahrzeugen aus. Des Weiteren ist in Bezug auf den Luftverkehr grundsätzlich zu beachten, dass das Schutzgebiet innerhalb des Anlagenbereiches der Flugsiche- rungseinrichtung Zone III Laupheim liegt, weshalb sich beispielsweise Einschränkungen bei Gebäude- höhen ergeben können.

Sonstige Sport- und Freizeiteinrichtungen

Die Gemeinden des LSG weisen zahlreiche weitere Freizeiteinrichtungen wie Tennisplätze, Minigolf- anlagen, Kleingartenanlagen oder einen Campingplatz auf.

Die für die Rad- und Wanderwege getroffenen Zielsetzungen und die diesen Zielen zugeordneten Punkte der Schutzgebietsverordnung (§ 3 Abs. 4, § 4 Abs. 2) gelten ebenso für die genannten Sport- und Freizeiteinrichtungen.

4.10 Ressourcenabbau

Das LSG verfügt aufgrund seiner geologischen Prägung großflächig über oberflächennahe, minerali- sche Rohstoffe. Dabei handelt es sich um Kies-, Sand- sowie in geringerem Maße auch Lehmvorkom- men, die sich regional entsprechend der geologischen Prägung seit der letzten Eiszeit verteilen: Im Talraum der Iller sowie die Altmoränenbereiche und Hügelländer im Gebiet der Riedel befinden sich hauptsächlich Kies- und Sandvorkommen.

Ehemalige Abbaustellen verteilen sich ebenso wie die bestehenden Abbaustellen insbesondere auf die Talräume der Iller und des Laubaches sowie die Riedel östlich und westlich der Rot. Dabei handelt es sich ebenfalls fast ausschließlich um Kies- und Sandabbau.

Die stillgelegten Abbaustandorte werden verschiedentlich nachgenutzt: Wie bereits aufgeführt, lie- gen im östlichen Illertal einige Landschaftsseen in Folge des Nassabbaus vor. Weiter werden die Standorte im Bereich von Trockenabbau zum Teil als Gewerbe- oder Photovoltaikflächen genutzt, wie

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dies beispielsweise im Illertal mit der Asphaltmischanlage östlich von Dettingen an der Iller oder auch im Bereich der Riedel mit dem Entsorgungszentrum Eichenberg der Fall ist. Insbesondere kleinere Abbauflächen werden hingegen oft der natürlichen Sukzession überlassen und stehen somit ver- schiedensten Pflanzen- und Tierarten zur Verfügung. Diese Form der Nachnutzung erweitert die Strukturvielfalt der Region und dient damit auch dem Arterhalt und dem Naturschutz.

Die zum Zeitpunkt des Erlasses der gegenständlichen Verordnung bestehenden Abbauflächen genie- ßen Bestandschutz. In den bestehenden Abbauflächen darf demnach im genehmigten Umfang auch in Zukunft der Abbau von Bodenbestandteilen erfolgen. Ein über die erteilte Genehmigung hinausge- hender Abbau bedarf einer Erlaubnis im Sinne des § 4 Abs. 1 der Verordnung. Eine Erlaubnis ist bei der unteren Naturschutzbehörde zu beantragen und kann nur erteilt werden, sofern ein weiterge- hender Abbau den Schutzzweck des Landschaftsschutzgebietes (§ 3 der Verordnung) nicht beein- trächtigt.

Jenseits der den Bestandsschutz genießenden Flächen sieht die Verordnung ein striktes Abbauverbot vor. Dieses Verbot findet seine Ermächtigungsgrundlage in § 26 Abs. 2 NatSchG. Demnach sind alle Handlungen, die den Charakter eines Landschaftsschutzgebietes verändern oder dessen besonderen Schutzzweck zuwiderlaufen verboten.

Vorliegend wurde im Hinblick auf den Zielkonflikt zwischen den Anforderungen an die Erhaltung ei- ner gesunden Umwelt und eines naturfähigen Naturhaushaltes einerseits und den Interessen der re- gionalen Wirtschaft und der Allgemeinheit an der Gewinnung von Bodenschätzen andererseits, den Belangen des Naturschutzes größeres Gewicht beigemessen.

Dem liegt eine umfassende Abwägung aller betroffenen öffentlich-rechtlichen und privaten Interes- sen im Sinne des § 2 Abs. 2 BNatschG zugrunde. In diese Abwägung wurden sowohl die schutzwürdi- gen Interessen der ansässigen gewerblichen Abbauunternehmer und der Grundstückseigentümer der kieshöffigen Flächen als auch die öffentlichen Belange des Naturschutzes eingestellt. Besondere Be- achtung wurde dabei dem verfassungsrechtlichen Grundsatz der Verhältnismäßigkeit geschenkt. An- gesichts des hohen Ranges des Natur- und Landschaftsschutzes, der sich auch aus der in das Grund- gesetz eingefügten Staatszielbestimmung (Art. 20a GG) ablesen lässt, und der hohen Schutzwürdig- keit der unter Schutz genommenen Fläche, ist es im Ergebnis sachgerecht, den Abbau von Bodenbe- standteilen auf die bestehenden Abbauflächen zu beschränken und Neuaufschlüsse zu verbieten. Hierin ist ein gerechter Ausgleich der divergierenden Interessenlagen zu sehen.

Zweifelsohne sind Bodenbestandteile – insbesondere Kies – ein unverzichtbarer Rohstoff. Durch den Abbau im Landschaftsschutzgebiet werden jedoch schützenswerte Güter schwerwiegend beeinträch- tigt. So wird die Landschaft nachhaltig geschädigt und Lebensräume für Tiere und Pflanzen werden zerstört. Mittels der Verordnung wird einer weiteren Zerstörung naturnaher Lebensräume im Land- schaftsschutzgebiet auf geeignete und angemessene Weise entgegengetreten.

Umfangreiche Rücksprache mit dem Regionalverband Donau-Iller hat ergeben, dass dem regionalen Bedarf an Kies in Zukunft Rechnung getragen wird, da der Kiesabbau auch in Gebieten außerhalb des Landschaftsschutzgebietes bedarfsgerecht erfolgen kann und sich dortige Eingriffe in den Naturhaus- halt als weniger intensiv erweisen.

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In rechtlicher Hinsicht stellt das Abbauverbot für die Grundstückseigentümer des Landschaftsschutz- gebietes keine Enteignung im Sinne des Art. 14 Abs. 3 GG dar, da das Verbot das Grundeigentum nicht entzieht, sondern lediglich regelt, wie weit die Eigentumsbefugnisse im Schutzgebiet reichen. Die gegenständlichen Nutzungsverbote und –beschränkungen sind aus Gründen des Naturschutzes als Ausdruck der Sozialbindung im Sinne des Art. 14 Abs. 1 S. 2 GG grundsätzlich hinzunehmen (BVerwG, NVwZ-RR 1998, 225). Ferner kann die untere Naturschutzbehörde als Normgeberin das Entstehen von Rechten, die nach bisherigem Recht möglich waren, für die Zukunft ausschließen. Die Eigentumsgarantie gebietet gerade nicht, dass eine einmal ausgestaltete Rechtsposition für alle Zu- kunft in ihrem Inhalt unangetastet bleibt. Die betroffenen Grundstückseigentümer können hier bei- spielsweise auf eine landwirtschaftliche Nutzung ihrer Flächen verwiesen werden. Dass es sich hier- bei um eine im Vergleich weniger rentable Nutzung handelt ist unschädlich und von den Grundstück- seigentümern als zumutbar hinzunehmen. Art. 14 GG stellt gerade nicht die einträglichste Nutzung des Eigentums unter Schutz. (VGH München Urteil vom 17.12.1998 – 9 N 93.1261 und Urteil vom 31.10.2000 9 N 96.3505).

Zusätzlich stellt § 4 Abs. 2 Nr. 3 der Schutzgebietsverordnung dazu einen Erlaubnisvorbehalt dar, der für eine „nicht nur unwesentliche Veränderung durch Abgrabungen und Aufschüttungen sowie Ver- festigung, Versiegelung oder Verunreinigung des Bodens“ eine Erlaubnispflicht ausspricht.

Dabei ist nicht nur die grundsätzliche Abbautätigkeit mit den damit verbundenen Emissionen und landschaftlichen Veränderungen zu betrachten, sondern auch die weiteren mit den Vorhaben in Ver- bindung stehenden Auswirkungen wie der zusätzlich verursachte Verkehr und dessen weitreichen- dere Emissionswirkungen. Die Verbotstatbestände bzw. Genehmigungsvorbehalte des LSG decken sich auch mit den Vorgaben des Regionalplanes, nach denen Flächennutzungen vermieden werden sollen, die den Naturhaushalt und das charakteristische Landschaftsbild beeinträchtigen. Hierzu zäh- len neben der Siedlungstätigkeit, dem Bau von Verkehrstrassen sowie Freileitungen auch der Abbau von Rohstoffen (Regionalverband Donau-Iller 1987, S. 39).

4.11 Naturräume

Im Folgenden (Kap. 4.12 bis Kap. 4.15) werden die einzelnen Naturräume bzw. ausgewählten Land- schaftsteile nach ihrer besonderen Eigenart charakterisiert, ihre besonderen ökologischen Funktio- nen beschrieben sowie die im jeweiligen Raum zutreffenden Erhaltungs- und Entwicklungsziele dar- gestellt.

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Abbildung 7: Darstellung der naturräumlichen Einheiten innerhalb des Landschaftsschutzgebietes

Das gegenständliche LSG liegt innerhalb der naturräumlichen Großlandschaft der Donau-Iller-Lech- Platten, welche stark durch die Abtragungskräfte und Ablagerungen der Eiszeiten überprägt sind.

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Der Naturraum als Ganzes gliedert sich in Höhenzüge sowie Flusstäler. Die den Gesamt-Naturraum gliedernden Talräume weisen zudem ausgedehnte Grundwasservorkommen auf (Regionalplan 1987, B I 1, S. 39 ff).

Die Naturraumhaupteinheit Unteres Illertal erstreckt sich entlang der Iller von Ulm im Norden bis Aitrach im Süden. Diese ist vornehmlich durch die großflächige Talebene geprägt. Sie gliedert sich weiter in die Untereinheiten der Illerauen im Osten sowie die Niederterrasse im Westen auf.

Westlich an den Naturraum Unteres Illertal schließt der Naturraum der Holzstöcke an. Dieser wird innerhalb des LSG weiter in die Untereinheiten Hügelländer der Molasse, flachwellige Altmoränen- landschaft sowie das Rottal aufgeteilt.

4.12 Naturraum Illertal

4.12.1 Lage

Der Naturraum Unteres Illertal weist eine ebene Topographie auf und wird durch den stark ausge- prägten Charakter des Offenlandes dominiert. Der betrachtete Ausschnitt des Naturraumes wird im Osten durch die Landesgrenze Baden-Württembergs zu Bayern begrenzt, die sich weitgehend mit dem Auenbereich der Iller überschneidet. Im Westen bildet die Hangkante zum höhergelegenen Rie- del der „Hügelländer der Molasse“ eine natürliche Abgrenzung. Sie wurde in ihrer aktuellen Ausprä- gung – wie auch das gesamte Illertal – maßgeblich in der Würmeiszeit gebildet. Die Breite des Natur- raumes im Bereich des LSG variiert und erstreckt sich in Ost-West-Richtung bis zu 6 km.

Im Norden und Süden wird der Naturraum Illertal durch die Verwaltungsgrenzen der einbezogenen Gemeinden abgegrenzt. Dabei reicht das Schutzgebiet im Norden bis an die nördlichen Gemeinde- grenzen von Kirchberg an der Iller; im Süden bildet die südliche Gemeindegrenze von Tannheim die Abgrenzung. Die Grenze zwischen den beiden naturräumlichen Untereinheiten der Niederterrasse im Westen und der Illeraue im Osten ist topographisch in vielen Bereichen deutlich durch eine mehr o- der weniger breite Hangzone bzw. Hangkante gekennzeichnet.

4.12.2 Charakteristik

Der Naturraum wird durch mehrere landschaftsprägende Teilräume bestimmt, die dem Flusslauf der Iller folgend nebeneinander in Nord-Süd-Richtung liegen. Im Osten des Naturraumes prägen die Iller- auen den Naturraum, die sich aus dem in weiten Teilen begradigten Illerlauf sowie den daran ange- gliederten Auwäldern zusammensetzen. Die westlich daran angrenzenden Teilräume sind stark anth- ropogen durch den Illerkanal sowie die Autobahn A96 überprägt, welche eine Barriere zwischen den unmittelbaren Auenbereichen und den westlich angrenzenden Landschaftsteilen bildet.

Die Niederterrasse sowie die westlichen Bereiche der Naturraumuntereinheit der Illerauen werden im Wesentlichen durch das Offenland bestimmt, das zum überwiegenden Teil intensive, ackerbaulich genutzte Flächen und in geringerer Menge auch Grünlandflächen auf den aus landwirtschaftlicher Sicht als gut zu bewertenden Böden aufweist. Innerhalb des Talraumes liegen keine größeren,

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zusammenhängenden Waldbestände, sondern nur in geringem Maß Feldgehölze sowie Gehölzstruk- turen entlang von Verkehrsachsen oder Gewässern vor. Das Illertal wird im Osten und Westen durch die perlschnurartig aufgereihten Siedlungen begrenzt (Sinningen, Dettingen an der Iller, Kirchdorf an der Iller, Unter- und Oberopfingen, Egelsee im Osten, Kirchberg an der Iller, Erolzheim, Bonlanden, Berkheim, Illerbachen, Tannheim, Kronwinkel im Westen). Im Westen bildet zudem die Hangkante mit den oberhalb gelegenen Waldrändern eine optisch deutlich wahrnehmbare Grenze.

Der Bereich des Offenlandes im Illertal stellt einen weitestgehend unzerschnittenen Raum dar, der nur durch die auf einem Damm verlaufende Bundesstraße B312 und die Gemeindeverbindungsstra- ßen durchquert wird. Aufgrund des Offenlandcharakters und dem grundsätzlich zusammenhängen- den Raum ergeben sich vielfältige Fernblickbeziehungen.

4.12.3 Ökologische Funktionen – Schutzgutbedeutung und Artenvorkommen

Der Naturraum hat mit seiner Charakteristik eine hohe Bedeutung für die Schutzgüter Tiere und Pflanzen, Boden, Wasser und das Landschaftsbild.

Als potentielle natürliche Vegetation ist im Bereich der Illerauen ein Stieleichen-Eschen-Ulmen-Auen- wald mit Übergängen zum Bergahorn-Eschen-Feuchtwald angegeben. Die natürlichen Bedingungen in der Niederterrasse entsprechenden denen eines Waldmeister-Buchenwaldes, der in den westli- chen Hangbereichen durch Frische- und Feuchtezeiger ergänzt wird. Es liegt jedoch eine starke An- gleichung der Standortverhältnisse durch die anthropogenen Nutzungen und Überprägungen vor.

Dem Illertal kommt mit seinen unterschiedlichen Lebensräumen eine wichtige Rolle für verschiedene Artengruppen zu. Diese umfassen unter anderem die Offenlandarten wie beispielsweise Kiebitz oder Feldlerche im strukturarmen und in großen Teilen unzerschnittenen Illertal, das neben der Bedeu- tung als wichtiger Lebensraum zudem auch eine wichtige Funktion als national bedeutender Vogel- zugkorridor für die Offenlandarten hat. Die Illerauwälder stellen Habitate für andere Artengruppen dar, auch wenn diese aufgrund der angelegten Dämme nicht mehr überschwemmt werden. Dabei bilden die Auwälder gemeinsam mit dem Fließgewässer der Iller eine wichtige Verbundachse zwi- schen dem Gebirge und der Donau, die als Wanderungsbahn von großer Bedeutung für Flora und Fauna ist. Diese ökologischen Funktionen werden insbesondere in den Auenbereichen stark durch die anthropogene Überprägung des Raumes eingeschränkt. Dabei gehen die größten Einschränkun- gen vor allem von den Siedlungskörpern, den Gewerbeflächen sowie der Autobahn aus, da die tech- nischen Bauwerke Barrieren für die ökologischen Austauschbeziehungen darstellen. Insbesondere im Bereich zwischen Egelsee und Dettingen an der Iller werden die Illerauen und abschnittsweise auch die Auwaldflächen durch die A7 durchschnitten.

Die geologische Prägung des Naturraums lässt sich zum einen in die quartären Ablagerungen im Be- reich der Illerauen sowie die quartären Niederterrassenschotter der Würmeiszeit auf der Niederter- rasse unterteilen. Der eng mit der Geologie verbundene Bodenaufbau weist im östlichen Bereich der Illerauen meist tiefgründigen Auenboden mit einer mittleren Ertragsfähigkeit auf. Auf der Niederter- rasse liegen Parabraunerden aus Lehmsand, Schluff und Lehm mit geringer bis mittlerer Tiefgründig- keit vor, die sich sehr gut für die ackerbauliche Bewirtschaftung eignen. Die Böden des Illertales sind

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generell durchlässig bis gut durchlässig, in den Auenbereichen liegen im Wechsel stark, gering bzw. nicht grundwasserbeeinflusste Böden vor.

In Bezug auf das Grundwasser weist das Illertal im gesamten Offenlandbereich südlich von Erolzheim großflächig ein Wasserschongebiet auf, das auch ein Wasserschutzgebiet mit unterschiedlichen Was- serschutzgebietszonen einschließt. Betrachtet man die Fließgewässer, so erstreckt sich der stark anthropogen beeinflusste Flusswasserkörper der Iller innerhalb des Gebietes der fluvoglazialen Schotter westlich des Fließgewässers der Iller ebenfalls über große Bereiche des Talraumes. Der öko- logische Gesamtzustand aller Wasserkörper der Fließgewässer wird der Bewertung im Rahmen der Wasserrahmenrichtlinie nach als mäßig (mittlere Stufe) eingestuft. Offizielle Hochwasserflächen nach HQ100 liegen innerhalb des Landschaftsraumes nur im Bereich von Unter- und Oberopfingen und Tannheim vor. Diese befinden sich jedoch ausschließlich östlich der Autobahn und somit nur noch am östlichen Randbereich des LSG. Näher an den Siedlungsflächen bzw. auch westlich der A7 befindet sich gleichzeitig eine größere Zahl an Überflutungsflächen nördlich von Sinningen, südöstlich Oberop- fingens sowie südöstlich Tannheims. Im Bereich der Illerauen liegen einige Stillgewässer, die größten- teils aus anthropogene Nutzungen hervorgehen. Insbesondere in den Gemeinden Dettingen an der Iller und Kirchberg an der Iller befinden sich große Baggerseen, die auf den Kiesabbau zurückgehen. Weiter bestehen entlang des Illerkanals zur Nutzung der Wasserkraft mehrere Stauseen.

Der unzerschnittene und generell strukturarme Talraum des Offenlandbereiches stellt ein bedeuten- des Kaltluftentstehungsgebiet dar. Zudem kommt dem Naturraum im zentralen Bereich der Nieder- terrasse eine wichtige Funktion für den Kaltluftabfluss zu.

4.12.4 Erhaltungs- und Entwicklungsziele für den Naturraum Illertal

Erhaltungsziele

• Erhaltung des für die einzelnen Teilräume charakteristischen Landschaftsbildes (Offenlandcharakter, unbebaute Hangkanten und -bereiche, Auenbereiche)

• Sicherung der Landschaftsgliederung durch Strukturelemente

• Erhalt der großflächigen, unzerschnittenen Landschaftsteile im Bereich des charakteristi- schen Offenlandes

• Beibehaltung von ausreichend Grün- und Freiflächen als regionale Grünzüge und Trenngrün zwischen benachbarten Siedlungseinheiten zur Verhinderung des Zusammenwachsens von Siedlungsräumen

• Sicherung der zusammenhängenden Lebensräume des Kiebitzes sowie der Funktionalität des national bedeutenden Vogelzugkorridors

• Erhalt der bestehenden Flächen und Strukturen mit einer höheren ökologischen Wertigkeit (z.B. Feuchtbiotope, gewässerbegleitende Strukturen, Pufferflächen, potentielle Fließgewäs- ser für Bachmuschel, Steinkrebs etc.)

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• Sicherung der barrierefreien Bereiche, die als Kaltluftentstehungsgebiete bzw. dem Kaltluft- abfluss dienen

Entwicklungsziele

• Durchführung von zugelassenen, baulichen Entwicklungen (z.B. privilegierte Bauten) unter Berücksichtigung eines möglichst geringen Flächenverbrauchs sowie einer möglichst gerin- gen Flächenversiegelung und Landschaftszerschneidung (nicht in Tabuzonen und Bereichen für Offenlandarten)

• Weiterentwicklung des Naturraumes unter Berücksichtigung dessen prägender Charakteristik unter Vermeidung von Aufforstungen sowie dem Ausschluss von größeren Abgrabungen und Aufschüttungen insbesondere im charakteristischen Offenlandbereich

• Förderung eines hohen Grundwasserstandes und der Standortvielfalt in den Auwald-berei- chen der Iller

4.13 Naturraum Rottal

4.13.1 Lage

Der Naturraum Rottal zeichnet sich durch den schmalen und offenen Talraum der Rot aus, dessen kleinräumiger Charakter durch die unterschiedlichen Nutzungen und verschiedene Strukturelemente entsteht. Der Naturraum wird im Osten und Westen durch die höher gelegenen Flächen der Riedel begrenzt, wobei im Osten sowohl die Untereinheit der Hügelländer der Molasse, als auch die der flachwelligen Altmoränenlandschaft angrenzen. Im Westen schließt sich dagegen nur der Naturraum der flachwelligen Altmoränenlandschaft an. Diese Hangkanten, die in vielen Bereichen gleichzeitig auch die Abgrenzung der höher gelegenen Waldflächen darstellen, nehmen ebenfalls eine prägende Rolle für das Erscheinungsbild des Rottals ein.

Ebenso wie im Naturraum Illertal wird der gegenständliche Raum auch im Rottal an seiner nördlichen und südlichen Abgrenzung durch Gemeindegrenzen definiert. Dabei bilden die Gemeindegrenzen von Gutenzell – Hürbel im Norden und Rot an der Rot im Süden die Grenzen.

4.13.2 Charakteristik

Der Naturraum Rottal verläuft grundsätzlich in Nord-Süd-Richtung und ist mit den Talräumen der Haslach, des Laubaches sowie des Reichenbaches verbunden, deren Fließgewässer alle in die Rot münden. Die Breite des grundsätzlich schmalen Talraumes variiert zwischen ca. 400 m und 600 m in den engeren Talbereichen, bzw. zwischen ca. 700 m und 1.000 m in den breiteren Abschnitten zwi- schen Eichenberg und Edelbeuren.

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Das Rottal ist generell durch ein flaches Relief und einen naturnahen Charakter gekennzeichnet und wird vornehmlich durch den in weiten Teilen begradigten Gewässerlauf der Rot sowie dessen gewäs- serbegleitenden Gehölzsaum gekennzeichnet. Die landschaftsprägende und ökologische Rolle der Flusstäler innerhalb der Region und des Betrachtungsraumes wird auch im Regionalplan Donau-Iller hervorgehoben. Das Rottal stellt mit seinem Gewässerverlauf und den Gewässerbegleitgehölzen ei- nes dieser landschaftsprägenden Täler dar. Auch die auf einem Großteil der Flächen vorherrschende landwirtschaftliche Bewirtschaftung bestimmt den Charakter des Landschaftsraumes maßgeblich mit. Dabei ist das Verhältnis zwischen Ackerbau- und Grünlandflächen ausgeglichener als im Illertal, wobei auch hier ein größerer Anteil auf die ackerbauliche Nutzung entfällt.

Gleichzeitig liegen mit Gutenzell, Edelbeuren, Eichenberg und Rot an der Rot und Zell fünf Siedlungs- bereiche innerhalb des Naturraumes, die sich im Fall der nördlichen drei Siedlungsbereiche über die gesamte Breite des Talraumes erstrecken und folglich in Bezug auf die Ökologie sowie das Land- schaftsbild als Barrieren wirken. Die Siedlungsräume von Rot an der Rot und Zell befinden sich hinge- gen ausschließlich östlich des Fließgewässers der Rot, die Flächen im Westen des Talraumes sind von der Bebauung ausgenommen.

Innerhalb des Rottals entsteht durch den schmalen Talraum sowie der großen Zahl an Strukturele- menten eine kleinräumige Gliederung des Naturraumes. Dabei ergeben sich größtenteils hochwer- tige Nahblickbeziehungen innerhalb der Teilräume. Die Hangkanten zeichnen sich in weiten Teilen durch eine dichte Bewaldung oberhalb des Talraumes aus.

4.13.3 Ökologische Funktionen – Schutzgutbedeutung und Artenvorkommen

Als potentielle natürliche Vegetation ist innerhalb des Talraumes der Rot ein Eschen-Erlen-Sumpf- wald mit Wechsel zu Bergahorn-Eschen-Feuchtwald angegeben, wobei sich die Aufteilung stark an den vorherrschenden Standortbedingungen orientiert. Örtlich begrenzt herrscht Walzenseggen-Er- lenbruchwald vor. An den Hangbereichen sowie auf den oberhalb angrenzenden Flächen liegt Hainsimsen-Buchenwald im Übergang zu Waldmeister-Buchenwald bzw. Beerstrauch-Tannenwald vor, an feuchteren Standorten örtlich auch ein Eichen-Eschen-Hainbuchen-Feuchtwald oder Eschen- Erlen-Sumpfwald.

Der Talraum der Rot stellt aufgrund seiner Strukturvielfalt und Kleinräumigkeit einen wichtigen Le- bensraum für Flora und Fauna dar. Dies bezieht sich auf Grund der vielfältigen Ausprägung der ein- zelnen Teilräume auf eine Vielzahl verschiedener Arten, wobei in Bezug auf die ökologische Funktion insbesondere die vielfältigen Talauen sowie die abwechslungsreichen Wald-Feld-Grenzen von Bedeu- tung sind (§ 3 Abs. 6).

In Bezug auf die Böden liegen im Auenbereich der Rot stark grundwasserbeeinflusste Gleye vor, die meist aus tiefgründigen und skelettfreien bis -armen Lehmböden bestehen. Diese haben sich auf der oberen Süßwassermolasse sowie den darübergelegenen Hochwassersedimenten aus dem Quartär gebildet, die die geologischen Einheiten innerhalb des Talraumes bilden. Die Ertragsfähigkeit der Bö- den wird auch hier als „mittel“ eingeschätzt.

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Der Talraum liegt innerhalb der hydrogeologischen Einheit der fluvioglazialen Schotter und weist ins- besondere in den gewässernahen Auenbereichen hohe Grundwasserstände auf, weshalb dem Schutzgut (Grund)Wasser in diesen Bereichen eine hohe Bedeutung zukommt. Im Gegensatz zum Il- lertal wird der ökologische Gesamtzustand des Oberflächenwasserkörpers für das Rottal sowie für die weiteren Talbereiche westlich des Illertales mit „unbefriedigend“ in der schlechtmöglichsten Stufe bewertet. Im Rahmen der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie wurden in diesem Gewässer- abschnitt bereits einige Maßnahmen umgesetzt. Weitere Maßnahmen, die die Durchgängigkeit so- wie die ökologische und biologische Qualität des Gewässers verbessern sollen, sind in Planung. Ent- lang des Gewässerlaufes der Rot sind in den gewässernahen Auenbereichen offizielle Hochwasserflä- chen eingezeichnet. Diese liegen zwar nicht durchgängig, jedoch für einen Großteil des Flusslaufes vor. Durchgängig sind hingegen Überflutungsflächen für ein Hochwasserereignis HQ-Extrem angege- ben, die einen großen Teil der Auenbereiche einnehmen und auch Flächen an und innerhalb der Siedlungsbereiche einschließen.

Die höhergelegenen Offenland- und Waldflächen der Hügel- und Altmoränenlandschaft dienen der Kalt- und Frischluftproduktion. Der Talraum der Rot fungiert für diese als Luftleitbahn, über die die Kalt- und Frischluft der Hochflächen talabwärts in Richtung der tiefergelegenen Siedlungsbereiche abfließen kann.

Das Landschaftsbild ist überwiegend durch den Gewässerverlauf der Rot, die gewässerbegleitenden und weiteren landschaftsprägenden Gehölze sowie die Landwirtschaft geprägt. Diese charakteristi- sche Eigenart des Raumes soll durch das LSG geschützt und erhalten werden.

4.13.4 Erhaltungs- und Entwicklungsziele

Entsprechend der Eigenart und Prägung des Naturraums sowie dessen Bedeutung für das Land- schaftsbild, die Schutzgüter Boden und Wasser, den Artenschutz sowie als Lebensraum für die Men- schen lassen sich folgende Erhaltungs- und Entwicklungsziele für den Naturraum Rottal ableiten:

Erhaltungsziele

• Erhaltung des für die einzelnen Teilräume charakteristischen Landschaftsbildes (schmaler und kleinräumiger Talraum, unbebaute Hangkanten und -bereiche)

• Beibehaltung des Charakters des Talraumes durch Erhalt der bestehenden Grünlandnutzung

• Erhalt der kleinräumigen Strukturen der Landschaft durch Sicherung der landschaftsgliedern- den Strukturelemente

• Sicherung der Wiesentäler bzw. grundwasserfeuchten Talgründe mit den Hängen als Grün- land

• Erhalt der naturnahen Leiten- und Hangwälder als standortgerechte Mischwälder

• Weiterentwicklung der Biotopverbundachse entlang der Rot www.lars-consult.de Seite 61 von 79

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• Erhalt der bestehenden Flächen und Strukturen mit einer höheren ökologischen Wertigkeit (z.B. Feuchtbiotope, gewässerbegleitende Strukturen, Pufferflächen)

• Sicherung des Kaltluftabflusses und Verhinderung von hemmenden Barrieren

Entwicklungsziele

• Durchführung von baulichen Entwicklungen unter Berücksichtigung eines möglichst geringen Flächenverbrauchs sowie einer möglichst geringen Flächenversiegelung und -zerschneidung

• Weiterentwicklung des Naturraumes unter Berücksichtigung dessen prägender Charakteris- tik, Vermeidung von Aufforstungen sowie Verhinderung von Abgrabungen und Aufschüttun- gen

• Anpassung der Grünlandbewirtschaftung an die differenzierten, ökologischen Standortbedin- gungen (z.B. höhere oder niedrigere Grundwasserstände).

4.14 Landschaftsteile des Laubach-, Reichenbach- und Haslachtales

4.14.1 Lage

Alle drei Täler zeichnen sich durch schmale Talräume aus, die sich sowohl aus landwirtschaftlich be- wirtschafteten Flächen als auch Waldbereichen zusammensetzen. Zudem sind diese Landschaftsteile im Vergleich zu den Talräumen der Iller oder der Rot weniger stark anthropogen überprägt. Damit ist im Vergleich noch mehr der ursprüngliche Charakter erhalten.

Bei allen drei Fließgewässern liegen die Unterläufe innerhalb des Schutzgebietes, die Quellbereiche und Oberläufe hingegen jeweils außerhalb des LSG. Im Fall des Laubaches liegt ein Großteil des Ge- samtgewässerlaufes innerhalb des Schutzgebietes. Beim Reichenbachtal und beim Haslachtal entfällt nur etwa die Hälfte bzw. ein kleinerer Anteil der Gewässerlänge auf das LSG. Die Abgrenzung der Tal- räume werden im Süden für das Haslachtal anhand von Gemeindegrenzen, für die anderen beiden Talräume anhand von anthropogenen bzw. natürlichen Grenzen gebildet.

4.14.2 Charakteristik

Die betrachteten Landschaftsteile befinden sich im Bereich der flachwelligen Altmoränenlandschaft. Die Talräume liegen inmitten der Hochflächen der Altmoränen und schließen alle in unterschiedli- chen Abschnitten an den Talraum der Rot an.

Die betrachteten Täler zeichnen sich durch grundsätzlich enge Talräume, kleinräumige Strukturen, den Wechsel von landwirtschaftlicher Bewirtschaftung und Waldflächen sowie gewässerbegleitende Gehölze in den offenen Bereichen aus. Weiter sind die Talabschnitte weitestgehend frei von Sied- lungsflächen.

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Der Talraum des Laubaches wird im Osten durch eine deutlich ausgeprägte Hangkante abgegrenzt, in Richtung Westen geht der Talraum fließend in die angrenzenden Hügelländer über. Die Hangbereiche im Osten sind überwiegend mit Laub- und Mischwäldern bestanden, in den anderen Bereichen sowie zu einem Großteil an der westlichen Abgrenzung werden diese Flächen durch die landwirtschaftliche Bewirtschaftung offengehalten. Der Talraum selbst weist im Süden und Norden großflächige Waldbe- reiche auf; im dazwischen liegenden Abschnitt werden die Flächen überwiegend landwirtschaftlich bewirtschaftet (Grünland- und Ackerflächen). Im Laubachtal befindet sich nur die Ortschaft Laubach, die jedoch nur einen Teil des Talraumes einnimmt. Dadurch ist das Tal auch in diesem Bereich ver- gleichsweise naturnah geprägt.

Das Reichenbachtal verläuft innerhalb des Schutzgebietes zum überwiegenden Teil durch großflä- chige Waldbereiche. Die Hangbereiche sind zum Großteil mit Wald bestanden, zudem liegen inner- halb des Talraumes viele Gehölzstrukturen meist in Form von Gewässerbegleitgehölzen vor. Die Tal- sohle selbst ist jedoch fast frei von Waldflächen und wird intensiv landwirtschaftlich genutzt. Mit Edenbachen weist der betrachtete Talabschnitt zudem einen Siedlungsbereich auf.

Der vergleichsweise kurze Talabschnitt der Haslach, der innerhalb des LSG liegt, ist durch die land- wirtschaftlichen Flächen im Talraum und die überwiegend bewaldeten Hangbereiche geprägt. Ledig- lich der nördliche Bereich der westlichen Hänge ist frei von Waldflächen und wird neben der land- wirtschaftlichen Bewirtschaftung auch durch den Ortsbereich von Rot an der Rot sowie die stellen- weise in den Talraum hineinreichenden Siedlungsbereiche von Habsegg und Murrwangen geprägt. Der Talraum weist eine hohe Zahl an Gehölzstrukturen auf, die größtenteils als Begleitgehölze ent- lang des Fließgewässers bestehen und stark zum Charakter des Raumes beitragen.

4.14.3 Ökologische Funktionen – Schutzgutbedeutung und Artenvorkommen

Als potentielle natürliche Vegetation ist für den Landschaftsraum grundsätzlich ein Hainsimsen-Bu- chenwald im Wechsel mit Waldmeister-Buchenwald angegeben, der an feuchteren Standorten auch in einen Eichen-Eschen-Hainbuchen-Feuchtwald oder Eschen-Erlen-Sumpfwald übergehen kann. Im nördlichen Bereich sind für feuchtere Standorte Eschen-Erlen-Sumpfwald im Wechsel zu Bergahorn- Eschen-Feuchtwald mit örtlichen Walzenseggen-Erlenbruchwald vermerkt.

Ähnlich wie das Rottal erfüllen auch die betrachteten Talräume aufgrund ihres kleinräumigen und durch vielfältige Strukturen geprägten Charakters wichtige Funktionen für die Flora und Fauna. Die Strukturvielfalt bietet einer Vielzahl von Arten ein Habitatpotential an. Von großer Bedeutung sind dabei zum einen die Lebensräume in den Auenbereichen mit den vorliegenden Gehölzstrukturen, die kleinstrukturierten Hangbereiche sowie die unterschiedlich gestalteten Wald-Feld-Grenzen. Einge- schränkt wird die Bedeutung als Lebensraum sowie als Wanderungsbahnen innerhalb der Täler nur durch Siedlungsbereiche, die als Barrieren wirken. Dabei weist jeder der drei Talräume innerhalb des Schutzgebietes einen Siedlungsbereich auf.

Die Talräume des Laubaches sowie des Reichenbaches befinden sich fast gänzlich innerhalb der geo- logischen Einheit der quartären Mindel-Deckenschotter. Das Haslachtal besteht hingegen aus Haslach-Deckenschottern und darüber Hochwassersedimenten, die allerdings ebenfalls aus dem Quartär stammen. www.lars-consult.de Seite 63 von 79

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Zudem liegen das Laubach- sowie das Reichenbachtal überwiegend innerhalb der hydrogeologischen Einheiten der fluvioglazialen Kiese und Sande im Alpenvorland, während sich das Haslachtal im Be- reich der quartären Becken- und Moränensedimente befindet. Dabei kommt den Abschnitten in den Bereichen der fluvioglazialen Kiese und Sande aufgrund der guten Grundwasserleitfähigkeit eine hohe Bedeutung für das Grundwasser zu.

4.14.4 Erhaltungs- und Entwicklungsziele

Aufgrund des grundsätzlich einheitlichen Charakters der drei Talräume ist neben einer gemeinsamen Bewertung auch eine vereinte Formulierung der Erhaltungs- und Entwicklungsziele in einem Schritt- möglich:

Erhaltungsziele

• Erhaltung des für die einzelnen Teilräume charakteristischen Landschaftsbildes (schmale und kleinräumige Talräume, unbebaute Hangkanten und -bereiche, bewaldete Tal- bzw. Hangbereiche)

• Sicherung der charakteristischen Wiesentäler bzw. grundwasserfeuchten Talgründe und si- ckerfeuchten Talhänge als Grünland

• Erhalt der kleinräumigen Strukturen der Landschaft sowie Sicherung der landschaftsgliedern- den Strukturelemente, insbesondere auch der Feuchtbiotope, der gewässerbegleitenden Strukturen und der Pufferflächen

• Erhalt der naturnahen Leiten- und Hangwälder als standortgerechte Mischwälder

Entwicklungsziele

• Durchführung von baulichen Entwicklungen unter Berücksichtigung eines möglichst geringen Flächenverbrauchs sowie einer möglichst geringen Flächenversiegelung

• Weiterentwicklung des Naturraumes unter Berücksichtigung dessen prägender Charakteristik und folglich unter Vermeidung von Aufforstungen sowie dem Ausschluss von größeren Ab- grabungen und Aufschüttungen

• Beibehaltung bzw. Erhöhung des derzeitigen Flächenanteils der Grünlandnutzung in den Tal- räumen

• Beibehaltung der verzahnten, ökologisch bedeutsamen Wald-Feldgrenze

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4.15 Landschaftsteil der Riedel mit der flachwelligen Altmoränenlandschaft so- wie den Hügelländern der Molasse

4.15.1 Lage

Der ausgewählte Landschaftsteil der Riedel zählt zur Naturraumeinheit der Holzstöcke und stellt die Abgrenzung des Naturraums zum östlich gelegenen Unteren Illertal dar. Die Riedel sind als Hochflä- chen zu charakterisieren, die im betrachteten Bereich und auch weiter in Richtung Norden und Sü- den westlich an den Illertalraum anschließen. Diese setzt sich naturräumlich aus den Untereinheiten der Hügelländer der Molasse sowie der flachwelligen Altmoränenlandschaft zusammen.

Die Hochflächen der Riedel werden durch die größeren und kleineren Talräume der Rot, des Lauba- ches, der Haslach sowie des Reichenbaches unterbrochen. Folglich schließt der ausgewählte Land- schaftsteil der Riedel die Altmoränenlandschaft sowie die Hügelländer östlich sowie westlich des Rottals ein, weshalb dieser Raum trotz der Untergliederung durch die Talräume als Einheit betrachtet wird.

Im Norden und Süden wird dieser Landschaftsteil wie auch die Talräume der Iller und der Rot durch die Grenzen der Kommunen gebildet: im Norden durch die Gemeindegrenzen von Kirchberg an der Iller und Gutenzell-Hürbel, im Süden durch die Gemeindegrenzen von Tannheim, Rot, Berkheim und Erlenmoos.

4.15.2 Charakteristik

Der ausgewählte Landschaftsteil der Riedel wird maßgeblich durch die hügelige Topographie auf den Hochflächen sowie die großflächigen Waldbereiche und zwischenliegenden Rodungsflächen charak- terisiert, die sowohl bei der Geländeform als auch den Nutzungen einen starken Gegensatz zum Iller- tal darstellen.

Die Hochflächen mit ihrer hügeligen Topographie sowie den landschaftsbildprägenden Kuppen wei- sen grundsätzlich Höhen zwischen ca. 570 - 650 m ü. NN auf.

Des Weiteren nehmen die Siedlungsräume von Tannheim, Illerbachen, Berkheim, Erolzheim, Kirch- berg an der Iller, Edelbeuren und Gutenzell neben den Flächen in den Talräumen auch Bereiche der Hangkanten und der Hochflächen ein und prägen damit die Riedel in ihrer Charakteristik mit.

4.15.3 Ökologische Funktionen – Schutzgutbedeutung und Artenvorkommen

Als potentielle natürliche Vegetation ist innerhalb des Landschaftsraumes der Riedel Waldmeister- Buchenwald mit Übergängen zu Hainsimsen-Buchenwald angegeben. Auf feuchteren Standorten werden diese Bestände örtlich von Eichen-Eschen-Hainbuchen-Feuchtwald oder auch Eschen-Erlen- Sumpfwald abgelöst.

Die Hochflächen der Riedel dienen mit ihren Waldbereichen, Hangkanten und insbesondere den Übergangsbereichen zwischen Wald und offenen Bereichen verschiedenen Artengruppen als

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hochwertiger Lebensraum. Zudem bilden die durchgängig in Nord-Süd-Richtung bestehenden Wald- bereiche mit ihren Rodungsinseln einen landesweit bedeutenden Wildtierkorridor, der nicht durch größere Barrieren in Form von Siedlungsbereichen oder größeren Infrastrukturverbindungen unter- brochen wird. Durch die deutlich differenzierte Ausstattung der Riedelflächen zu derjenigen der an- grenzenden Talräume, ergibt sich innerhalb des Schutzgebietes ein vielfältiger Lebensraum, der un- terschiedlichen Habitatansprüchen verschiedener Artgruppen gerecht wird.

Die Riedel liegen innerhalb der geologischen Einheit der aus dem Quartär stammenden Mindel-De- ckenschotter. Die Böden des Hügellandes sind meist durch Parabraunerden geprägt, denen eine mitt- lere Bodenfruchtbarkeit zugewiesen ist. Im Bereich der Altmoränen liegen überwiegend Parabraun- erden und Pseudogleye auf Löss- und Decklehm mit großer Mächtigkeit vor. Die meist landwirt- schaftlich bewirtschafteten Parabraunerden weisen eine mittlere Ertragsfähigkeit auf. Die Flächen mit Pseudogleyen werden zum Großteil forstwirtschaftlich genutzt.

Im Bereich der Hochflächen liegen keine größeren Fließgewässer vor. In Bezug auf das Grundwasser sind sowohl östlich des Rottals im Bereich zwischen Tannheim und Rot an der Rot als auch westlich der Rot im gesamten Gebiet zwischen der südlichen Schutzgebietsabgrenzung und Gutenzell Wasser- schutzgebiete mit ihren unterschiedlichen Schutzzonen festgelegt.

Den großflächigen Waldgebieten der Riedellandschaft kommt eine besondere Bedeutung als Frisch- und Kaltluftproduzenten zu. Für diese Funktion sind vor allem die großen Waldbereiche im Süden und Norden von Bedeutung, die sich auch weiter über die Schutzgebietsgrenzen hinaus erstrecken.

Im Regionalplan ist die besondere Bedeutung des ausgewählten Landschaftsteils der Riedel mit sei- nen großräumigen Waldgebieten als Erholungsgebiet sowie als ökologischer Ausgleichsraum hervor- gehoben. Dabei bewirken insbesondere die abwechslungsreichen Übergangsbereiche von Wald- und offenen Bereichen, die überwiegend kleinräumigen Strukturen, Nahblickbeziehungen auf den Hoch- flächen sowie Fernblickbeziehungen in die Talräume eine hohe Aufenthaltsqualität.

Die Nutzung insbesondere der Waldbereiche für die Erholungsnutzung wird auch durch die Nähe zu den Siedlungsräumen begünstigt, die in vielen Bereichen bis an die Waldflächen heranreichen und zudem gute Wegeverbindungen zu diesen aufweisen (Regionalplan 1987, S. 49).

4.15.4 Erhaltungs- und Entwicklungsziele

Erhaltungsziele

• Erhaltung des für die einzelnen Teilräume charakteristischen Landschaftsbildes (hügelige Landschaftsprägung, großflächige Waldbereiche mit Rodungsinseln, geringer Anteil an Siedlungsflächen)

• Sicherung der Landschaftsgliederung durch die bestehenden Strukturelemente

• Erhalt des Wildtierkorridors

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• Erhalt der bestehenden Flächen und Strukturen mit einer höheren ökologischen Wertigkeit (z.B. Feuchtbiotope, gewässerbegleitende Strukturen, Pufferflächen)

Entwicklungsziele

• Durchführung von baulichen Entwicklungen unter Berücksichtigung eines möglichst geringen Flächenverbrauchs sowie einer möglichst geringen Flächenversiegelung

• Weiterentwicklung des Naturraumes unter Berücksichtigung dessen prägender Charakteristik und folglich unter Vermeidung von größeren Aufforstungen sowie dem Ausschluss von grö- ßeren Abgrabungen und Aufschüttungen

4.16 Fazit Bestandsituation/ Bestandsbewertung

Im Rahmen der Durchführung der Überarbeitung des LSG und der vertieft gewonnenen Erkenntnisse zu den verschiedenen Lebensraumtypen, deren Nutzungen und Nutzungsintensitäten sowie den dar- aus entstehenden Konflikten, insbesondere mit den bestehenden, bzw. potentiell vorkommenden oder vermuteten Arten, ist folgendes festzustellen:

Das LSG Iller-Rottal umfasst mit den engeren Illertalbereichen, dem großen, zusammenhängenden Offenland des weiteren Illertals, den höchst differenzierten Naturräumen des Rottals und der zufüh- renden Täler des Laubachs, der Haslach und des Reichenbaches sowie den dazwischenliegenden Rie- delbereichen äußerst verschiedenartige Lebensräume und damit auch ein äußerst breites Artenvor- kommen.

Die nähere Analyse zeigt aber, dass dieses Artenspektrum insbesondere auch auf Grund der großen Dynamik der Entwicklungen und der damit verbundenen Landschafts- und Lebensraumveränderun- gen einem großen Wandel und Wechsel unterworfen ist. Aus diesem Grund sind auch die vorhande- nen Datengrundlagen zum Artenvorkommen äußerst lückig, unzureichend und zum Teil zeitlich über- holt. Es wird dringlich empfohlen, dass sowohl im Sinne der Nutzer, als auch des Naturschutzes Über- legungen angestellt werden, wie in Form eines Pilotprojektes die Datengrundlagen zum Artenvor- kommen weiter verbessert und verdichtet werden können. Auf dieser Basis sollte dann ein Entwick- lungskonzept erarbeitet werden, welches eine objektivere Entscheidungsgrundlage für zukünftige Entwicklungen darstellt, als die bisherigen Basisdaten es ermöglichen.

So eine Analyse und Konzeption könnte in mehreren Stufen über mehrere Jahre realisiert werden. Diese Analysen ergeben erst dann Sinn, wenn das LSG mit der jetzigen Überarbeitung das Verfahren durchlaufen hat und rechtlich abgesichert ist.

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5 Ergebnis

5.1 Verfahrensablauf

Das eigentliche Verfahren zur Neufassung der Verordnung wird vom Landratsamt Biberach durchge- führt. Nach Durchführung des Anhörungsverfahrens und Abwägung der Anregungen wird nach even- tuellen Ergänzungen und Anpassungen die Schutzgebietsverordnung genehmigt und bekanntge- macht. Genehmigt werden die Schutzgebietskarte und der Verordnungstext. Der Erläuterungsbericht ist eine Grundlage der Verordnung. Er unterliegt aber nicht einer Genehmigung.

5.2 Erläuterungen zu den aus dem LSG herausgenommenen Flächen

Im Rahmen der Bewertung ließen sich Flächen mit einer besonders hohen Wertigkeit in Bezug auf die Schutzgutkomplexe von Flächen mit einer geringen Wertigkeit abgrenzen. Hinsichtlich der Überarbei- tung der Schutzgebietsfläche werden Teilräume mit einer geringen Gesamtbewertung zur Heraus- nahme aus dem LSG vorgeschlagen und folglich die Schutzgebietsabgrenzung in diesen Bereichen entsprechend angepasst.

Insgesamt wurden auf diese Weise ca. 936 ha einer niedrigen Gesamtwertigkeit zugeordnet und für die Herausnahme aus dem bestehenden LSG vorgeschlagen. Der überwiegende Teil dieser ca. 936 ha liegt dabei im Bereich der siedlungsnahen Freiräume (ca. 80 %). Durch die sich aus der Bewertung er- gebende neue Abgrenzung des LSG ergibt sich eine neue Flächengröße des LSG von ca. 13.497 ha.

Naturraum Iller

Im Rahmen der Bewertung der siedlungsnahen Freiräume und der freien Landschaftsräume ergibt sich ein differenziertes Bild, das sowohl die naturräumliche und ökologische Bedeutung des Raumes, aber auch die differenzierten Rahmenbedingungen der kulturlandschaftlichen Entwicklung aufnimmt und wiederspiegelt. Insgesamt wurde das sich von Süden nach Norden ziehende landschaftsraumprä- gende Offenland durchgehend mit acht Punkten bewertet. Ausschlaggebend ist das Vorkommen der Wiesenbrüter in diesem Bereich und die hohe Bedeutung des Naturhaushaltes bezogen auf die Schutzgüter Wasser und Boden. Diese Bewertung ergibt sich trotz der zum Teil hohen und sich über- lagernden Vorbelastungen.

Im Bereich der siedlungsnahen Freiräume liegt aufgrund des Nebeneinanders und der Kumulation unterschiedlichster anthropogener Entwicklungen und Nutzungen ein differenziertes Ergebnis vor.

Im Bereich Tannheim ergeben sich folgende Teilräume:

• der Bereich nördlich des Ortsrandes, östlich und westlich der Landesstraße L260 nach Illerba- chen;

• der Bereich zwischen dem Flugplatz, der Landesstraße 300 nach Egelsee und dem nordöstli- chen Siedlungsrand; www.lars-consult.de Seite 68 von 79

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• das Gebiet im Süden Tannheims östlich der Landesstraße L260 nach Mooshausen, der Bahnli- nie Memmingen – Lindau und dem angrenzenden Waldgebiet

• der Bereich südwestlich von Egelsee.

Diese Räume erreichen aufgrund der vorliegenden Nutzungs- und Emissionsverhältnisse die Wertzahl sechs und werden damit aus dem bestehenden LSG herausgenommen.

Die Einstufung beruht im Wesentlichen auf den Beeinträchtigungen durch den Flugplatz und seiner Infrastruktur sowie den Einflüssen durch den Straßen- und Schienenverkehr, die zersiedelten, land- wirtschaftlichen Betriebe und vorhandenen Freizeiteinrichtungen. Dazu überlagern sich je nach Lage noch die Auswirkungen der Ortsrandsituation und die damit zusammenhängenden Auswirkungen der Kurzzeiterholung im siedlungsnahen Freiraum.

Die gleiche Ausgangslage und damit auch Bewertung ergibt sich für mehrere, auf verschiedene Ge- meinden verteilte Teilräume im Illertal:

• der Ortsrandbereich des südlich von Illerbachen gelegenen Haldau;

• der südliche und östliche Ortsrandbereich von Illerbachen;

• den siedlungsnahen Freiräumen östlich, nördlich und nordwestlich von Berkheim;

• die südlich, südöstlich und nördlich von Bonlanden gelegenen Bereiche um die Landes- straße L260;

• die siedlungsnahen Freiräume südlich und östlich von Erolzheim;

• der Bereich östlich von Kirchberg an der Iller nördlich der Landesstraße L264;

• den Ortsrandbereich nördlich von Dettingen an der Iller zwischen der Kreisstraße K7578 im Westen und der Landesstraße L264 im Osten;

• den Ortsrandbereich nordwestlich von Kleinkellmünz und südlich von Buchau östlich der Lan- desstraße L264.

In all diesen Bereichen herrschen deutliche Überlagerungen der verschiedensten Nutzungsarten vor und führen somit zu teils starken Vorbelastungen, was ebenfalls zu einer Bewertung von sechs Punk- ten führt.

Gleiches gilt auch für Teilräume im südlichen Gemeindegebiet von Kirchdorf an der Iller:

• im Bereich südöstlich von Kirchberg an der Iller;

• im Bereich östlich von Oberopfingen;

• im Bereich östlich von Unteropfingen;

• in einem kleinen Bereich südwestlich von Unteropfingen.

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In diesen Räumen ergeben sich ebenfalls die gleichen Bewertungen mit sechs Punkten. Mit aus- schlaggebend für die Beurteilung ist die durchgehende Autobahnachse der A7 im gesamten angren- zenden Bereich und den daraus resultierenden Vorbelastungen.

Südwestlich von Kirchdorf an der Iller ergab die Bewertung einen Bereich, der durch die Überlagerun- gen der Auswirkungen des Verkehrs der Kreisstraße K7578 der Straße zum Betriebsgelände Liebherr sowie der Kreisstraße K7580 nach Fellheim belastet wird. Dazu kommen die Vorbelastungen durch die landwirtschaftlichen Betriebsstellen und die des östlich angrenzenden Gewerbebetriebes.

Für das Umfeld im Bereich des neuen Standortes der Firmengruppe Liebherr südlich von Oberopfin- gen (ein Teil liegt im Gemeindegebiet von Tannheim) ergibt sich ebenfalls eine Bewertung von sechs Punkten. Diese Bewertung folgt zum einen aus den Überlagerungen der Auswirkungen der stark be- fahrenen Bundesstraße B312 von der A96 nach Biberach mit der stark frequentierten Gemeindever- bindungsstraße zwischen Egelsee und Berkheim sowie der Kreisstraße K7578 zwischen Egelsee und Kirchdorf an der Iller. Die Dominanz der prägenden Betriebsgebäude, ihren Betriebsabläufen und ih- ren Auswirkungen auf das Landschaftsbild in diesem Bereich tragen ebenfalls zu diesem Bewertungs- ergebnis bei.

Naturraum Rottal

Die LSG-Flächen innerhalb des Naturraums Rottal wurden zumeist mit 11 Punkten bewertet. Diese hohe Bewertung ergab sich insbesondere durch die hohe Wertigkeit des Talraumes bezogen auf die Schutzgutkomplexe Landschaftsbild und Naturhaushalt. Die Talbereiche, die an den Siedlungsbereich von Edelbeuren angrenzen, wurden aufgrund ihrer hohen Diversität den Taburäumen zugeordnet.

Nachfolgend werden die auf Grund ihrer geringeren Wertigkeit aus dem bestehenden LSG herauszu- nehmenden Flächen genannt. Sie liegen im Bereich der beiden Siedlungsräume von Rot an der Rot bzw. Zell sowie dem Siedlungsbereich von Edelbeuren:

• die Flächen nordwestlich und nördlich des Ortsrandbereiches von Rot an der Rot östlich der Landesstraße L300;

• der Bereich nördlich des Ortsrandbereiches von Zell;

• die Flächen südöstlich von Edelbeuren.

Die geringeren Gesamtbewertungen in diesen Räumen ergeben sich im Wesentlichen durch die Emis- sionswirkungen der durch bzw. entlang der siedlungsnahen Freiräume verlaufenden Straßenverbin- dungen, der angrenzenden Wohn-, Misch- bzw. Gewerbeflächen sowie der zum Teil innerhalb der Bewertungsräume liegenden landwirtschaftlichen Betriebe.

Ferner wurden im Bereich Habsegg und Haslach die Außengrenzen des LSG an die bereits beste- hende Bebauung unter Berücksichtigung kleiner, stark vorbelasteter Flächen angepasst.

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Landschaftsteile des Laubach-, Reichenbach- und Haslachtales

Die betrachteten Talräume werden aufgrund der vorliegenden Waldflächen bzw. ihrer sehr hohen Diversität in Bezug auf Topographie und Strukturvielfalt grundsätzlich als sehr bedeutend für das LSG eingestuft und folglich als Taburäume keiner weiteren Bewertung unterzogen.

Eine geringe Wertigkeit ergibt sich daher nur für wenige Teilräume:

• den siedlungsnahen Freiraum unmittelbar südlich von Rot an der Rot östlich und westlich der Kreisstraße K7577.

Auf diesen Raum wirken mit den Emissionen des angrenzenden Siedlungsraumes sowie des Verkehrs Vorbelastungen, die die Wertigkeit des Raumes deutlich verringern.

Landschaftsteil der Riedel mit der flachwelligen Altmoränenlandschaft sowie den Hügelländern der Molasse

Aufgrund der kleinräumigen, land- und forstwirtschaftlichen Flächennutzung liegen großflächig Berei- che vor, die eine sehr hohe Schutzgut-Bedeutung aufweisen und damit als Taburäume eingestuft wurden. Dies umfasst zum Großteil Waldbereiche, außerdem auch FFH-, Biotop- und Wasserflächen.

Folgende siedlungsnahe Bereiche sowie Raumeinheiten wurden mit sechs Punkten bewertet und da- mit aus dem bestehenden LSG herausgenommen:

Teilräume auf den Riedeln zwischen Iller- und Rottal:

• die Kiesabbaufläche östlich des Siedlungsbereiches von Rot an der Rot;

• der Ortsrandbereich westlich von Illerbachen;

• der siedlungsnahe Freiraum nordwestlich von Bechtenrot;

• der Ortsrandbereich westlich von Erolzheim.

Die sich überlagernden Vorbelastungen sind im Wesentlichen durch den Ressourcenabbau, durch die landwirtschaftlichen Betriebsstätten oder auch durch die angrenzenden Verkehrsverbindungen ver- ursacht.

Auf den Hochflächen der Riedel zwischen Rot- und Laubachtal ist es:

• das Entsorgungszentrum „Eichenberg“ nördlich der Bundesstraße B312 mit der angrenzen- den, östlichen Fläche;

Die Bewertung der Raumeinheiten im Bereich des Entsorgungszentrums Eichenberg erfolgte so auf- grund der Nutzung als Deponie und der damit verbundenen Emissionen und negativen Auswirkungen auf das Landschaftsbild.

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5.3 Entwurf des Verordnungstextes

Verordnung des Landratsamtes Biberach über das Landschaftsschutzgebiet „Iller-Rottal“ vom … .

Auf Grund des § 26 des Gesetzes über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz – BNatSchG vom 29. Juli 2009, BGBL. I S. 2542) i. V. m. § 23 Abs. 4 des Gesetzes des Landes Baden- Württemberg zum Schutz der Natur und zur Pflege der Landschaft (Naturschutzgesetz – NatSchG vom 23. Juni 2015, GBL S. 585) wird vom Landratsamt Biberach als Untere Naturschutzbehörde folgendes verordnet:

§ 1

Erklärung zum Schutzgebiet

Die in § 2 näher bezeichneten Flächen in den Gemeinden …im Landkreis Biberach werden als Land- schaftsschutzgebiet festgesetzt. Das Landschaftsschutzgebiet trägt die Bezeichnung „Iller-Rottal“.

§ 2

Schutzgegenstand

(1) Das Landschaftsschutzgebiet hat eine Größe von rund … Hektar. Es liegt in der/den Gemarkun- gen … im Landkreis Biberach.

(2) Die Grenzen des Landschaftsschutzgebietes sind in Karten im Maßstab von 1: … und in Flurkar- ten mit einer ununterbrochenen Linie eingetragen. Die Karten sind Bestandteil der Verordnung und als Anlagen …-… beigefügt. Ferner ist ein Flurstückverzeichnis Bestandteil der Verordnung und als Anlage … beigefügt. Das Flurstückverzeichnis ist maßgebend für den Grenzverlauf. Die Grenzen bzw. der Geltungsbereich des Landschaftsschutzgebiets bleibt von einer späteren Änderung der Flurstücksgrenzen unberührt.

(3) Die Karten und das Flurstückverzeichnis können beim Landratsamt Biberach, Untere Natur- schutzbehörde von jedermann während der Dienstzeiten kostenlos eingesehen werden.

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§ 3

Schutzzweck

Schutzzweck des Landschaftsschutzgebietes „Iller-Rottal“ ist

(1) Die Bewahrung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Landschaftsbildes im Bereich des Tal- raumes der Iller im Osten und des Rottals mit seinen Seitenbächen im Westen.

(2) Der Erhalt und die Weiterentwicklung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Landschaftsbil- des im Bereich der prägenden Riedellandschaft mit seinen Waldungen, kleineren Gehölzbe- ständen, abwechslungsreichen Wald-Feld-Bereichen sowie die zusammenhängenden Offen- landbereiche in ihrer Gesamtwirkung.

(3) Die Sicherstellung der nachhaltigen Entwicklungsfähigkeit der Dörfer und Siedlungen im Ein- klang mit der umgebenden Landschaft.

(4) Der Erhalt der Kulturlandschaft als ästhetisch ansprechenden Freiraum für lokale und regionale Erholungsnutzung und damit auch der Erhalt der Wohn- und Lebensqualität der Dörfer und Siedlungen.

(5) Der Erhalt und die Entwicklung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes zwischen der natur- räumlichen Untereinheit des Rottals und der naturräumlichen Einheit des „Unteren Illertales“ und insbesondere dessen Bedeutung als Artenreservoir für Offenlandarten und Verbreitungs- gebiet für die verschiedensten Tier- und Pflanzenarten im Rahmen des Artenschutzes und des Biotopverbunds.

(6) Der Erhalt und die Weiterentwicklung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes des Rottals im Naturraum der „Holzstöcke“ mit seinen vielfältigen Talauen sowie des Illertals mit seinem Offenland und der abwechslungsreichen Wald-Feld-Grenzen als Lebensraum für den Men- schen und die verschiedenen Tier- und Pflanzenarten.

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§ 4

Verbote, Erlaubnisvorbehalte

(1) Vorbehaltlich der nach § 5 dieser Verordnung zulässigen Handlungen sind in dem Landschafts- schutzgebiet gemäß § 26 Abs. 2 des Bundesnaturschutzgesetzes folgende Handlungen verboten:

Bodenbestandteile abzubauen.

Erweiterungen bereits bestehender Rohstoffabbauflächen können ausnahmsweise zugelassen werden, sofern der Schutzzweck des Landschaftsschutzgebietes (§ 3) nicht beeinträchtigt wird. Die Erweiterung wird bei der unteren Naturschutzbehörde beantragt.

(2) Sonstige Handlungen, die geeignet sind, den Charakter des Gebietes zu verändern, den Natur- haushalt zu schädigen, das Landschaftsbild zu verunstalten, den Naturgenuss zu beeinträchtigen oder sonst dem besonderen Schutzzweck zuwiderzulaufen, bedürfen der Erlaubnis. Der Erlaub- nis bedarf insbesondere, wer beabsichtigt,

1. bauliche Anlagen, auch solche, die einer öffentlich-rechtlichen Zulassung oder Anzeige nicht bedürfen, zu errichten oder wesentlich zu verändern es sei denn, die untere Naturschutzbe- hörde hat gegen das Baugesuch keinerlei Einwendungen erhoben;

2. Neuaufforstungen vorzunehmen, sofern diese den Offenlandcharakter des Schutzgebietes beeinträchtig;

3. die Bodengestalt nicht nur unwesentlich zu verändern, Abgrabungen oder Aufschüttungen vorzunehmen, die Böden zu verfestigen, zu versiegeln oder zu verunreinigen;

4. Plakate und Werbeanlagen aufzustellen oder anzubringen, es sei denn, das Plakat oder die Werbeanlage dient der Direktvermarktung landwirtschaftlicher Produkte und übersteigt die Fläche von drei Quadratmetern nicht;

5. Straßen, Wege, Plätze oder sonstige Verkehrseinrichtungen anzulegen, Leitungen zu verlegen oder solche Anlagen wesentlich zu verändern;

6. außerhalb öffentlich-rechtlich zugelassener und gekennzeichneter Plätze sowie außerhalb von Hausgärten, Wohnwagen aufzustellen;

7. Veranstaltungen mit motorbetriebenen Fahrzeugen durchzuführen;

8. die Bodendecke auf Acker- oder Grünland abzubrennen;

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9. außerhalb des Waldes standortfremde oder landschaftsuntypische Gehölzpflanzungen vorzu- nehmen;

10. außerhalb von öffentlich-rechtlich zugelassenen und gekennzeichneten Plätzen sowie außer- halb von Hausgärten, Kleingärten und Ferien- und Wochenendhausgrundstücken offene Feu- erstätten zu errichten oder zu betreiben;

11. Bäume außerhalb des Waldes und der Haus- und Kleingärten, Hecken, Gebüsche, Feld- oder Ufergehölze sowie Ufervegetation zu beschädigen oder zu beseitigen.

(3) Die Erlaubnis nach Absatz 2 ist, unbeschadet anderer Rechtsvorschriften, auf Antrag von der unteren Naturschutzbehörde zu erteilen, wenn die beabsichtigte Handlung den Charakter des Gebietes nicht verändert und dem besonderen Schutzzweck nicht oder nur unerheblich zuwi- derläuft. Die Erlaubnis kann mit Nebenbestimmungen versehen werden.

§ 5

Zulässige Handlungen

(1) Entgegen § 4 dieser Verordnung bleiben zulässig;

1. die im Sinne des § 14 Abs. 3 BNatSchG ordnungsgemäße landwirtschaftliche Bodennutzung auf den rechtmäßig dafür genutzten Flächen mit der Maßgabe, dass § 4 Abs. 2 Nr. 8 und 9 gelten;

2. die im Sinne des § 14 Abs. 3 BNatSchG ordnungsgemäße forstwirtschaftliche Bodennutzung auf den rechtmäßig dafür genutzten Flächen mit der Maßgabe, dass Höhlenbäume erhalten bleiben;

3. die rechtmäßige Ausübung der Jagd und Angelfischerei

4. Maßnahmen der Modernisierung, Instandsetzung sowie der notwendigen Anpassung der Inf- rastruktur an umweltgesetzliche Erfordernisse auf räumlich abgegrenzten landwirtschaftli- chen Betriebsstandorten, die als solche im Liegenschaftskataster bezeichnet sind.;

5. Handlungen nach § 4 Abs. 1 Nr. 3 und Abs. 2 Nr. 9 in rechtmäßig bestehenden Baumschulen, Gärten, Friedhöfen, Park- und Gartenanlagen;

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§ 6

Befreiungen

Von den Verboten (gegebenenfalls den Geboten) dieser Verordnung kann die zuständige Untere Na- turschutzbehörde auf Antrag gemäß §§ 54 NatSchG i.V.m. 67 BNatSchG Befreiung gewähren. Die gilt auch im Falle der Versagung einer Erlaubnis nach § 4 Abs. 2 und 3.

§ 7

Ordnungswidrigkeiten

(1) Ordnungswidrig im Sinne des § 69 Abs. 1 Nr. 1 NatSchG handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig

1. Den Vorschriften des § 4 Abs. 1 Nr. 1 zuwider handelt;

2. Handlungen ohne die nach § 4 Abs. 2 Satz 2 Nr. 1 bis Nr. erforderliche Erlaubnis vor- nimmt;

3. Den Maßgaben des § 5 dieser Verordnung zuwiderhandelt.

(2) Ordnungswidrigkeiten nach Absatz 1 können gemäß § 69 Abs. 3 NatSchG mit einer Geldbuße bis zu 50.000 € geahndet werden.

§ 8

Verhältnis zu anderen naturschutzrechtlichen Bestimmungen

(1) Soweit für den Bereich des Landschaftsschutzgebietes weitergehende naturschutzrechtliche Vorschriften bestehen, bleiben diese unberührt.

(2) Soweit diese Verordnung keine weitergehenden Vorschriften enthält, bleiben die Regelungen über gesetzlich geschützte Teile von Natur und Landschaft und über den Schutz und die Pflege wildlebender Tier- und Pflanzenarten unberührt.

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§ 9 Inkrafttreten, Außerkrafttreten

(1) Diese Verordnung tritt am Tage nach der Verkündung in Kraft.

(2) Mit dem Inkrafttreten dieser Verordnung tritt die „Verordnung des Landratsamtes Biberach über das Landschaftsschutzgebiet Iller-Rottal im Landkreis Biberach“ vom 29. Mai 1971 außer Kraft.

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6 Literatur

Fachplanungen

GEMEINDEVERWALTUNGSVERBAND ILLERTAL (2013): Flächennutzungsplan mit integriertem Landschafts- plan. Erolzheim.

VEREINBARTE VERWALTUNGSGEMEINSCHAFT OCHSENHAUSEN (2011): Flächennutzungsplan. Ochsenhausen.

GEMEINDE ROT AN DER ROT (2016): Flächennutzungsplan Rot an der Rot - Tannheim. Rot an der Rot.

REGIONALVERBAND DONAU -ILLER (1987): Regionalplan Donau-Iller. Textband. München.

Fachliteratur

BUNDESMINISTERIUM FÜR ERNÄHRUNG , LANDWIRTSCHAFT UND VERBRAUCHERSCHUTZ (2010): Gute fachliche Pra- xis im Pflanzenschutz. Berlin.

GRAUL , HANS (1952): Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 179 Ulm. Geographische Landesauf- nahme 1:200.000. Naturräumliche Gliederung Deutschlands, herausgegeben vom Amt für Landeskunde. Reise- und Verkehrsverlag Stuttgart.

MEYNEN & SCHMIDTHÜSEN (1962): Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands. Band I. Ge- meinschaftsveröffentlichung des Instituts für Landeskunde und des Deutschen Instituts für Länderkunde. Bad Godesberg.

Gesetzestexte

GESETZ ÜBER NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE (B UNDESNATURSCHUTZGESETZ – BN AT SCH G) vom 29. Juli 2009 (BGBI. I S. 2542), das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 15. September 2017 (BGBI. I S. 3434) geändert worden ist.

LANDWIRTSCHAFTS - UND LANDESKULTURGESETZ (LLG) vom 14. März 1972 (GBI., S. 92), das zuletzt durch Ar- tikel 50 des Gesetzes vom 23. Februar 2017 (GBI. S. 99, 105) geändert worden ist.

WALDGESETZ FÜR BADEN -WÜRTTEMBERG (LW ALD G) vom 31. August 1995 (GBI. 1995, S. 685), das zuletzt durch Artikel 8 des Gesetzes vom 23. Juni 2015 (GBI. S. 585, 613) geändert worden ist.

Kartendienste

LUBW LANDESAMT FÜR UMWELT , MESSUNGEN UND NATURSCHUTZ BADEN -WÜRTTEMBERG (H RSG .): Daten- und Kartendienst der LUBW unter http://fisnat.bayern.de/finweb/ , Stand 15.02.2018

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Erläuterungsbericht Landschaftsschutzgebiet "Iller - Rottal" Gesamtbericht | Stand: 27.07.2018 Literatur

LANDESAMT FÜR GEOLOGIE , ROHSTOFFE UND BERGBAU : Kartenviewer unter http://maps.lgrb-bw.de, Stand 15.02.2018

LANDESANSTALT FÜR UMWELT , MESSUNGEN UND NATURSCHUTZ BADEN -WÜRTTEMBERG (H RSG ): Informationssys- tem Zielartenkonzept Baden-Württemberg. Planungswerkzeug zur Erstellung eines kommu- nalen Zielarten- und Maßnahmenkonzepts Fauna. Leitfaden unter https://www2.lubw.ba- den-wuerttemberg.de/public/abt5/zak/index.php?kreis=8437&gemeinde=8437076&auswer- tung=&sv=&maxLoc=1.3&loc=0.522 , Stand 15.02.2018.

LANDESANSTALT FÜR UMWELT , MESSUNGEN UND NATURSCHUTZ BADEN -WÜRTTEMBERG (H RSG ): Übersicht Was- serkörper mit Kategorisierung und Oberflächengewässer unter http://udo.lubw.baden-wuert- temberg.de/projekte/pages/map/default/index.xhtml;jsessio- nid=4EF0BC026465BC29271A39B17C7F9FC0 , Stand 15.02.2018.

Internetquellen

FRAUNHOFER -INFORMATIONSZENTRUM RAUM UND BAU IRB (2018): Bauforschungsprojekte unter https://www.irb.fraunhofer.de/bauforschung/baufolit/projekt/FuE-Vorhaben-Gute-fachliche- Praxis-in-der-Forstwirtschaft-Entwicklung-naturschutzfachlicher-Grundlagen-f%C3%BCr-eine- Honorierung-%C3%B6kologischer-Leistungen-der-Forstwirtschaft/20040197 , Stand 15.02.2018.

HESSISCHES LANDESAMT FÜR NATURSCHUTZ , UMWELT UND GEOLOGIE (2018): Gute fachliche Praxis unter https://www.hlnug.de/themen/boden/vorsorge/gute-fachliche-praxis.html , Stand 15.02.2018.

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