Sächsische Kunstkammer in Dresden Geschichte Einer Sammlung Die Kurfürstlich- Sächsische Herzlicher Dank Kunstkammer
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Die kurfürstlich- sächsische Kunstkammer in Dresden Geschichte einer Sammlung Die kurfürstlich- sächsische Herzlicher dank Kunstkammer freunde des grünen gewölbes e.v. MUSEIS SAXONICIS USUI – in Dresden freunde der staatlichen Kunstsammlungen dresden e.v. dr. frank Knothe, dresden Geschichte einer tavolozza foundation, münchen thomas färber, genf Sammlung ermöglichten den druck dieses bandes Herausgegeben im au ftrag der staatlicH en Kunstsammlungen dr esden von di r K syndram und marti na mi n n i ng san dstei n ver lag Inhalt 8 Di r K syn dram · marti na mi n n i ng 142 Peter PlaSSmeyer 246 Di rK Weber 380 Clau dia br i n K Literaturbericht zur Dresdner Kunstkammer »liegen hir und da in der grösten confusion herum« »Alles was frembd, das auß den Indias kombt« »auf daß Ich alles zu sehen bekhomme« Die Verwahrung der Dresdner Kunstkammer im Zwinger Von stummen Zeugen und illustrativen Zeugnissen Die Dresdner Kunstkammer bis zu ihrer Auflösung im 19. Jahrhundert exotischer Welten in der Dresdner Kunstkammer und ihr Publikum im 17. Jahrhundert 14 Di r K syn dram Die Anfänge der Dresdner Kunstkammer 152 Marti na mi n n i ng 262 Klaus ThalH eim 408 Peter Wiegand Die Auflösung der königlich-sächsischen Kunstkammer Minerale, Gesteine und Fossilien Die Kunstkammer in der Quellenüberlieferung 46 MattH ias dämmig im Jahr 1832 in der Dresdner Kunstkammer des Hauptstaatsarchivs Dresden Gabriel Kaltemarckts Bedencken, wie Mit einem Exkurs zu den Kunstkammerstücken eine kunst-cammer aufzu richten seyn mochte im Archivbestand von 1587 mit einer Einleitung 166 Marti na mi n n i ng 282 Clara stefen Werkzeug in der Dresdner Kunstkammer Zur Geschichte der zoologischen Sammlung und ihrer Bedeutung 62 U lr i Ke Wei n Hold Die Habsburger und 184 Wolfram dolz An Hang die frühe Dresdner Kunstkammer Die scientifica in der Dresdner Kunstkammer 292 Fran K au r icH · nadine Kulbe 432 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Messinstrumente der Landesvermessung und Geordnetes Wissen Quellen und Literatur des Artilleriewesens als Werkzeuge des tätigen Fürsten, Die Bücher in der Kunstkammer am Dresdner Hof 432 Unpublizierte Quellen 78 Di r K syn dram Karten sowie Erd- und Himmels modelle 438 Publizierte Quellen bis 1850 Die Entwicklung der Kunstkammer als Repräsentations objekte seiner weltlichen Macht 442 Literaturverzeichnis unter Kurfürst Johann Georg I. 330 Ch r isti en melzer 462 Personenverzeichnis Zeichnungen und Kupferstiche 473 Die Lage der kurfürstlich-sächsischen Kunstkammer 200 J utta Kappel in der Dresdner Kunstkammer im Dresdner Residenzschloss 108 Katr i n scH lecHte Elfenbeinkunst in der Dresdner Kunstkammer 476 Abbildungsnachweis »Hier leuchtet / scheint und schimmerts gantz« Entwicklungslinien eines Sammlungsbestandes 476 Impressum Die Kunstkammer zur Zeit Johann Georgs II. (1587 – 1741) 342 Uta n ei dHar dt und Johann Georgs III. im Spiegel von Die Dresdner Gemäldesammlung Tobias Beutels Cedern=Wald zwischen Kuriositätenkabinett und Bildergalerie 222 An n e veltru P Zur Geschichte der Entstehung, Formung und Kunstkammerschränke Präsentation einer bedeutenden Kunstsammlung 120 Di r K syn dram als Spiegel der fürstlichen Ordnung August der Starke und seine Kunstkammer zwischen Tagespolitik und Museumsvision 360 Ch r isti n e nagel 236 Claus deimel Professionalität und Liebhaberei: Das Ferne so nah – oder die Imitation des Fremden die Kunstkämmerer von 1572 bis 1832 Ethnographica in der Dresdner Kunstkammer 121 di rK syn dram August der Starke und seine Kunstkammer zwischen Tagespolitik und Museumsvision Als der russische Zar Peter I. am 1. Juni 1698 spät abends gegen Am 4. Juni setzte er seine Reise in Richtung Wien fort. Mehrere 23 Uhr Dresden erreichte, stand der damals seit gut 140 Jahren Wochen später, am 31. Juli 1698, traf er in Rawa Ruska nahe der existierenden Dresdner Kunstkammer in ihrer Wirkungskraft als russisch-litauischen Grenze erstmals mit dem neuen König von Ausdruck fürstlicher Repräsentation ein besonderer Höhepunkt Polen und sächsischen Kurfürsten zusammen. Zwischen den bei- bevor.1 Peter I. (1672; reg. 1689 – 1725) war im März 1697 in Moskau den Monarchen entwickelte sich sogleich ein freundschaftliches mit der »Großen Gesandtschaft« aufgebrochen und über Königs- Verhältnis, zu dem neben gemeinsamen politischen Interessen berg und Berlin nach Amsterdam und in andere niederländische und charakterlicher Wesensverwandtschaft wohl auch die Faszi- Städte sowie nach London gereist. Mit großer Neugier hatte er dort nation des Zaren bezüglich der Dresdner Kunstkammer beitru- die kulturellen Leistungen Europas erkundet. Bei seiner Rückreise, gen. Wieder nach Moskau zurückgekehrt, begann der Zar mit dem für die er den Weg über Prag, Wien, Brünn und Krakau wählte, Aufbau einer eigenen Kunstkammer, die zwischen 1718 und 1734 führte ihn der Weg ganz gezielt auch über Dresden. Peter I. wollte im Zentrum der neugegründeten Hauptstadt St. Petersburg als nicht nur die sächsische Residenzstadt des neuen polnisch-litaui- museale Institution »Kunstkamera« eingerichtet wurde.3 Für Peter I. schen Königs, sondern auch die damals europaweit bekannte kur- war sie ebenso wie die neubegründete Hauptstadt an der Ostsee sächsische Kunstkammer kennenlernen. mit ihrem Zugang nach Westeuropa ein Zeichen der Modernität Der erst im Jahr zuvor zum König August II. gekrönte Kurfürst und des Strebens nach neuem Wissen. Friedrich August I. (1670; reg. 1694/97 – 1733; Abb. 1), heute bekannt als August der Starke, konnte ihn in Dresden nicht selbst empfan- 1694 – 1709: gen, denn er war noch dabei, Polen in Besitz zu nehmen. Stattdes- Geerbte Tradition im Dresdner Residenzschloss sen wurde der Zar vom sächsischen Statthalter Anton Egon Fürst Die intensive Besichtigung der Kunstkammer durch Peter I. wäh- von Fürstenberg (1656 – 1716) im Residenzschloss begrüßt und in rend seines Aufenthaltes in Dresden ist ein sprechender Beleg für einer Suite im zweiten Geschoss des Georgenbaues untergebracht. den Ruhm der Sammlung. In den Jahrzehnten vor 1700 hatte die Nachdem Peter I. mit seinem Gastgeber zu Abend gespeist hatte, Kunstkammer der sächsischen Kurfürsten den Zenit ihrer publi- eröffnete er ihm seinen Wunsch, sofort die Kunstkammer zu besu- zistischen Bekanntheit erreicht. Johann Quirsfelds 1685 erschie- chen. Dabei bestand der inkognito reisende Zar, der schon durch nene Darstellung der Dresdner Kunstkammer ist dabei ganz sym- seine Körpergröße auffiel, auf strengster Geheimhaltung. Fürsten- p to ma tisch.4 »In Summa / es ist dieses Werck der Kunst-Kammer berg ließ den Weg in die im dritten Geschoss des Westflügels gele- so weitläufftig / und mit einer solchen Menge Raritäten / und gene Kunstkammer von neugierigen Adligen und Bediensteten Kunst-Stücken angefüllet / daß solches mehr zu verwundern als räumen und führte dann den hohen Gast um 1 Uhr nachts in die zu beschrei ben / oder fast gnugsam zu beschauen; Gestalt sich kurfürstliche Sammlung. Peter I. hielt sich dort bis zum Morgen- darüber vielfältig / so wol grosse Herren / als auch andere Standes- grauen auf, besichtigte die Überfülle an Exponaten und ließ sich Personen und reisende kluge Kunsterfahrne Leute verwundert / vor allem die mathematischen Instrumente und die Handwerks- und bekennet / daß dergleichen in so trefflicher Menge / weder in zeuge des 16. und frühen 17. Jahrhunderts vorführen.2 Auch den Teutschland / noch in andern auswertigen Kaiserthumen / König- folgenden Tag verbrachte Peter I. vom späten Nachmittag bis zum reichen und Provintzien / beysammen nicht zu finden.«5 Einbruch der Nacht in der Kunstkammer unter dem Dach des Am 3. Januar 1686 verzeichnete der Kunstkämmerer Tobias Schlosses und kehrte dorthin auch am dritten und letzten Tag sei- Beutel d. Ä. (amtiert 1658 – 1690) in den von ihm geführten Frem- nes Dresden-Aufenthalts zurück. denbüchern als Besucher »den Durchlauchtigsten Prinzen Fried- Abb. 1 König August II. von Polen 1 Die Aufenthalte wurden von Karl von Weber eingehend nach den Akten des Sächsischen Louis de Silvestre · Dresden, 1718 Hauptstaatsarchivs Dresden, insbesondere derjenigen des Oberhofmarschallamtes, doku- Leinwand · H. 253 cm, B. 172 cm mentiert. Siehe Weber 1873. | 2 Ebd., S. 340. | 3 Klamt 2002, S. 139 ff. | 4 Quirsfeld 1685, Gemäldegalerie Alte Meister, SKD, Gal.-Nr. 3943 S. 540 – 551. | 5 Ebd., S. 551. | 124 Di rK syn dram august der starKe und seine KunstKammer zWiscH en tagesPoliti K u n d museumsvision 125 chen prächtige Bereicherung, sie wurde auch von August dem hier ein schrecklicher Allarm und Consternation, nachdem die Starken eindrucksvoll als Leitsammlung in Dresden bestätigt. Nachricht kam, daß die Schweden und Polaken über die Oder Ein anderes, traditionsreiches Exponat konnten Besucher der gegangen / und in Schlesien und Laußnitz einrücken wolten, wel- Kunstkammer des Jahres 1704 allerdings nicht sehen: die beein- ches / je mehr es confirmiret, desto grösser die Consternation druckende Smaragdstufe, die Kaiser Rudolf II. im Jahr 1581 Kur- ward, so, daß die meisten und wohlhabendsten Leute ihre Pretiosa fürst August geschenkt hatte. Sie verblieb mit anderen 1702 aus einpackten / und sich nebst ihren Familien retirirten / und so häu- Warschau heimgekehrten Objekten der Kunstkammer weitere fig davon eileten, daß alle Thore zu klein wurden / und nicht ärger zehn Monate in den im »ersten grünen gewölbe«, dem späteren seyn können / wenn gleich der Feind schon vor der Stadt gestan- Wappenzimmer, unausgepackt deponierten Kisten. Erst nachdem den«.30 Am 5. September entschloss man sich, neun Kästen und August der Starke am 30. November nach der