Nr 103 2013 EDITORIAL

Cityshopping

Nachdem Luxemburg 1839 ein unabhängiger Staat geworden war, allerdings ein sehr armer, da er damals noch allergrößtenteils auf landwirtschaftliche Erträge angewiesen war, rief der König-Großherzog Wilhelm II. zwei Jahre später, am 1. Oktober 1841 eine Handels- kammer ins Leben, dies vor allem, um deren Meinung über den bevorstehenden Beitritt in den Deutschen Hoffmann Guy Projektleiterin Anne Darin-Jaulin und Direktor Yves Piron Zollverein zu hören. von der UCVL zusammen mit Bürgermeister Xavier Bettel Doch obwohl sich eine Zweidrittelmehrheit gegen den Beitritt aussprach, sollte Luxemburg dem Zollverein Seither ist über ein Jahrhundert vergangen, und auch der ununterbrochen bis nach dem Ersten Weltkrieg angehö- hauptstädtische Geschäftsverband hat sich stets dem ren. Eine Tatsache, die den damaligen Geschäftsleuten Zeitgeist anpassen müssen. gar nicht gefiel, weil nun die bisher lukrativen Handels- „Probleme gibt es für uns nicht. Wir kennen nur Her- beziehungen mit Brabant und Frankreich ein Ende hatten. ausforderungen.“ So der Direktor der hauptstädtischen Erst mit dem Bau der ersten Eisenbahnen wurden diese Union Commerciale Yves Piron augenzwinkernd, der seit Bestimmungen gelockert, und in der zweiten Hälfte des nunmehr fünf Jahren zusammen mit einem gut einge- 19. Jahrhunderts begann sich endlich ein Geschäftsleben zu spielten Team die Geschicke des Geschäftsverbandes lei- entwickeln, das einer neuen kleinen Metropole würdig war. tet, in enger Zusammenarbeit mit dem UCVL-Präsidenten Und die Gründung der ersten Schmelzen brachte dann die Guill Kaempff und dem Schöffenrat, versteht sich. Piron Wende: Ein ärmlicher Agrarstaat wandelte sich nach und und seine Mannschaft treffen sich mindestens einmal im nach zu einer Industrie- und Handelsnation. Monat mit Bürgermeister Xavier Bettel, um alles Mögliche Dies bedeutete auch den Übergang aus dem aristokra- in die Wege zu leiten, damit die Hauptstadt für in- und tischen ins demokratische Zeitalter. Es kam zur Grün- ausländische Kunden und Besucher noch attraktiver wird. dung der großen Parteien, vor allem der Liberalen, der Ein City-Management wie in der Vergangenheit gibt es Rechtspartei und später der Sozialisten. Gewerkschaften, somit nicht mehr. Bettel: „City-Manager ist heute der Krankenversicherungen und zahlreiche Berufsverbände Schöffenrat!“ wurden anfangs des zwanzigsten Jahrhunderts ins Leben Seit der Renovierung des Cercle-Gebäudes hat der gerufen, und 1906 schlug auch die Geburtsstunde der Geschäftsverband eine innovative Kontaktstelle einge- Union Commerciale de la Ville de Luxembourg, und zwar richtet, die die Produkte und Dienstleistungen der zahl- am Abend des 23. März im damals bestbekannten Café reichen Kaufleute und Handwerker auf dem Gebiet der Amberg auf der Place d’Armes. Stadt Luxemburg mit viel Erfolg promoviert. Das haupt- amtliche Team des direkt an der Ecke Cercle/Waassergaass gelegenen Cityshopping Info point bietet den zahlreichen in- und ausländischen potentiellen Kunden eine persona- lisierte Beratung an, die es ihnen ermöglicht, das breite Angebot der Geschäfte zu entdecken und genau das zu finden, was sie suchen. Zusammen mit der Ausstellung Shop Shop Shop, die noch bis zum 30. März 2014 im Geschichtsmuseum der Stadt Luxemburg zu besichtigen ist, versteht sich diese ons stad-Nummer als Rück- und Ausblick auf das haupt- städtische Geschäftsleben mit seinen zahlreichen Facetten.

© UCVL r.cl.

2 SOMMAIRE

4 40 Shop Shop Shop Eng Promenade duerch Eine Zeitreise durch die d’Erënnerungen Luxemburger Geschäftswelt De Raymond Schaack ënnerwee Am Beispiel Luxemburgs geht duerch d’Butteker aus senger die Ausstellung im städtischen Kandheet Geschichtsmuseum der Frage nach, wie sich die Stadt zuneh- mend zu einem Ort des Einkaufens bzw. „Shoppings“ entwickeln konnte. Eine bunte Vielfalt an Exponaten – antike Vitrinen, Tre- sen, Kassen, Verpackungen, Hut- schachteln, Tüten, Werbeplakate, Schaufensterpuppen sowie Filme und historische Fotos – laden den Besucher zu einer interessanten 28 Zeitreise ein. Handel und Wandel 56 Eine Einführung von Guy Thewes in der Hauptstadt Luxembourg, Flaniert man heutzutage durch die capitale de la rose Geschäftsstraßen der Oberstadt, hier et aujourd’hui fällt einem auf, dass der Unter- schied zwischen dem Waren- Par Claudine Als angebot in Luxemburg, Metz, Trier, Brüssel, Lüttich oder gar 44 Paris eher gering ist. Geschäfte Vom Wanderhandel wie Sephora, H&M, Jack Wolfskin zum Kaufhaus 60 Store, Laura Ashley, Springfield, Nostalgie pur Max Mara, C&A oder Paris 8 Die jüdischen haben sich in sämtlichen europä- Geschäftsleute in und Christiane Walerich besuchte drei ischen Städten etabliert und sind um die Stadt Luxemburg nicht ganz alltägliche Geschäfte sich sowohl vom Konzept als auch von der Innenausstattung her sehr Ein historischer Exkurs ähnlich. von Renée Wagener 66 Eine Analyse von Henri Fischbach La collection luxembourgeoise du Musée National d'Histoire et d'Art Iva Mrazkova: 12 une œuvre polymorphe Cityshopping et sensible Der hauptstädtische Par Nathalie Becker Schöffenrat hat zusammen mit dem Geschäftsverband viel vor 69 Von René Clesse Aktuelles aus der Cité-Bibliothek 18 52 Le développement du Alles in einer Hand: 72 commerce et l’apparition Cercle Cité: Buchhandel, Druckerei des grands magasins à 33 Calendrier culturel Luxembourg de 1850 à 1920 und Papierproduktion „Bonjour. Monsieur Dame in Luxemburg Par Robert L. Philippart wann ech gelift?“ Eine Recherche von Perséinlech Erënnerungen Stadtarchivarin Evamarie Bange 74 vum Corinne Cahen La rentrée théâtrale: Splendide! 55 Par Simone Beck Mobilier Bonn: das erste Möbelhaus in Luxemburg Der im Art-Déco-Stil erbaute 78 „Palais du Mobilier“ prägt seit Krämers Alptraum 1925 das Gesicht der Hauptstadt. Ein satirisches Gedicht Von Dani Schumacher von Jacques Drescher

22 La saga de la gourmandise, signée Namur Glaces. Pâtés froids pour les jours ons stad N° 103 Juillet 2013 de fête. Marrons confits. Chez N. 36 Namur, confiseur. Ces annonces Kaf dech fräi! – E Koschmar. laconiques et sobres apparaissent Eng Lëtzebuerger Short-Story Recherche internet: onsstad.vdl.lu Supervision: Patricia Rix périodiquement dans la presse vum Nico Helminger Périodique édité par Rédaction et coordination: René Clesse luxembourgeoise des années 1860. Layout: Dynamo s.à r.l., Luxembourg Elles n’ont rien du faste, avec l’administration communale lequel le confiseur français, ayant de la Ville de Luxembourg Photos: imedia, Guy Hoffmann exercé dans certaines des meil- 39 paraissant trois fois par an Photothèque de la Ville de Luxembourg leures maisons de Paris et New Dessins: Pit Weyer York, a lancé son premier com- Was bedeuten Fondé en 1979 par Henri Beck † Imprimé sur les presses de merce à Sacramento, en Californie. die Straßennamen Tirage: 56 000 exemplaires I’lmprimerie St-Paul S.A., Luxembourg Une documentation historique der Stadt? Distribution à tous les ménages de Christiane Grün Eine Serie von Fanny Beck de la Ville de Luxembourg Couverture: imedia

3 © Christof Weber Eine Zeitreise durch die Kasse aus einem Luxemburger Luxemburger Geschäftswelt Konfektionsgeschäft, um 1930

Die Welt der Waren und Geschäfte übt heute mehr denn je eine Faszination aus, der sich kaum einer entziehen kann oder will. In der modernen Konsumgesellschaft unterstreicht der Besitz bestimmter Güter unseren sozialen Status und vermittelt, zumindest vorübergehend, Lebensfreude. Gleichzeitig hat der private Konsum einen enormen Anteil an der Wirtschaftsleistung eines Landes. Städte waren die ersten Orte, an denen dieser gesellschaftliche Wandel greifbar wurde. Am Beispiel Luxemburgs geht die Ausstellung der Frage nach, wie sich die Stadt zunehmend zu einem Ort des Einkaufens bzw. „Shoppings“ entwickeln konnte. Eine bunte Vielfalt an Exponaten – antike Vitrinen, Tresen, Kassen, Verpackungen, Hutschachteln, Tüten, Werbeplakate, Schaufensterpuppen sowie Filme und historische Fotos – laden den Besucher auf eine Reise durch die Zeit ein. Die Entwicklung der Geschäftswelt hat nicht nur das Aussehen der Stadt verwandelt, sie zeigt auch, wie sich der Lebensalltag der Menschen in den beiden Jahrhunderten grundlegend verändert hat.

4 Von den Zünften zur wachte. Nicht das freie Spiel von Angebot modernen Geschäftswelt und Nachfrage, sondern der Magistrat der Stadt legte die Preise für Brot und Fleisch Geschäfte prägen das heutige Bild fest. Die Zahl der Zunftmitglieder war be- der Stadt. Doch dies war nicht immer so. schränkt. Eine strenge Reglementierung Schaut man sich alte Darstellungen von hemmte die Konkurrenz, aber auch das Luxemburg an, fällt einem auf, dass vor wirtschaftliche Wachstum. Produziert wur- allem Wohnhäuser die engen Gassen der de in kleinen Werkstätten. Kleider, Schu- Festungsstadt säumten. Die Händler und he oder Möbel wurden in der Regel auf Handwerker verschlossen die schmalen Bestellung hergestellt. Die Warenauslage Fenster ihrer Lokale mit hölzernen Läden, war dementsprechend gering, außer auf die sie zu den Öffnungszeiten aufklappten dem wöchentlichen Markt, wo Bauern und und als Verkaufs- oder Präsentationsfläche fahrende Händler Nahrungsmittel sowie nutzten. Die Bezeichnung Laden erinnert importierte Güter feilboten. Die Zünfte noch an diese ursprüngliche Form der Aus- wachten eifersüchtig über ihre jeweiligen lage. Schaufenster gab es keine vor dem Produktionsmonopole und fochten des Öf- 19. Jahrhundert. teren ruinöse Gerichtsprozesse gegenein- Ein freier Handel, wie wir ihn heute ander aus. Ein Streit zwischen den Krämern kennen, existierte ebenfalls nicht. Handel und Schneidern, die Ersteren den Verkauf und Gewerbe wurden durch das Zunft- von Knöpfen verbieten wollten, beschäf- wesen bestimmt. Luxemburg, eine kleine tigte jahrelang die Justiz. Provinzstadt, die im 18. Jahrhundert etwa Nachdem die französischen Revo- 8 000 Einwohner ohne die Garnison zähl- lutionstruppen 1795 die Festung einge- te, besaß dreizehn Zünfte oder Ämter: die nommen hatten, wurde die Zunftordnung Wollweber, die Bäcker, die Metzger, die abgeschafft. Jetzt erst war der Rahmen Gerber und Schuster, die Bruderschaft des gegeben, in dem sich eine neuartige heiligen Eligius (Schmiede, Schlosser, Sei- Geschäftswelt entwickeln konnte. Um ler), die Krämer, die Schneider, das Theo- die Stadt herum siedelten sich die ers- baldus-Amt (Steinmetzen, Schreiner), die ten Fabriken an. 1835 richten die Gebrü- Leinenweber, die Fischer, die Tagelöhner der Godchaux eine Tuchmanufaktur in und die Zunft der Köche, Wirte und Spiel- der Schleifmühle am Ufer der Alzette ein. leute. Jedes Amt wählte einen Meister, 1841 gründet der Buchhändler Jean-Pierre der die Mitglieder kontrollierte sowie die Kuborn die „Mechanische Trikot Webe- Frauenbüste aus dem Hutgeschäft Qualität und die Preise der Waren über- rei Pulvermühle“, ebenfalls außerhalb der Waldbillig, 1920er Jahre

Laksembörg-Sitti Text: Serge Tonnar & Gilles Corbi (Ausschnëtt) Musek: Serge Tonnar & Legotrip

D’Stad heescht Stad an net Laksembörg-Sitti Léift Kätti, léiwe Pitti, ech wunnen zwar zu Miersch dat weess hei am Land dach all Kätti an all Pitti mee meng Eltere si Minetter, an ech si vum Lampertsbierg Zu Diddeleng d’Ignitti an zu Ettelbréck all Litti Ech weess vu wat ech schwätzen, an als Stater son ech iech all Strummert op der Gare an am Pescatore all Ditti déi Stad ass sat ze glat vum Gronn op de Kierchbierg D’Haaptstad vum Land heescht ganz einfach Stad Lauter iwwel Fierz déi d’Loft mat hire Kuare verpeschten well de Lëtzebuerger jo soss keng Stad méi hat d’Haaptsaach d’Paltongszéier, déi kommen op hier Käschten Mee d’Stad gëtt sech glat, dat wat gëllt ass d’Fassad Wou si mer geland, mir liewen an enger Plastikswelt mam Reklammenapparat e Facelifting gemaacht wou jideree sech sou gëtt datt en deem anere gefällt Ech sinn e Stater Jong ma vun där Stad kréien ech de Soud Léif Stater Haryen, mir wëssen net wat dir gär hätt do ‘t ass keng Stad fir dran ze liewen an no sechs ass se dout eng Stad ass dach keng vip-lounge a keen entertainment ghetto An denkt emol drun, tëscht de Bijouen an der Moud Amplaz all Bopebistro an all Bomebuttek ze verjon virun honnert Joer gouf um Glacis nach geplout loosst se gon, loosst se ston, loosst mol nees eppes entston Vum Bauer zum Banker an dat ouni Tëschestopp D’Stad gehéiert net de Flicen an och net de Paschtouren an de Piff hänkt hinnen nach un de Suelen drop a scho guer net deene Bloen déi eis de Kapp voll souren An déi Stater Politiker gi sech gär ganz top Maacht d’Aen op a spëtzt emol är Ouren mee hier Zopp ass e Flop, Laksembörg-Sitti, hal dach op! well eng Stad gehéiert och de Fixer an den Houren

Laksembörg-Sitti, wärri pritti Laksembörg-Sitti, wärri pritti wärri dout, dout, wärri dout, dout wärri dout, dout, wärri dout, dout Laksembörg-Sitti, uatt e pitti Laksembörg-Sitti, uatt e pitti wärri dout, dout, wärri dout wärri dout, dout, wärri dout

5 Die Ehrengäste bei der Eröffnung der Ausstellung am 16. Mai, v.l.n.r.: Anne Darin-Jaulin und Yves Piron von der UCVL, Guill Kaempff, Präsident des Geschäftsverbandes, Bürgermeister Xavier Bettel, Museumsdirektorin Danièle Wagener und Kulturschöffin Lydie Polfer Stadtmauern. In Eich, in der Eisenschmelz der Familie Metz, werden seit 1845 Koch- und Heizöfen sowie andere Eisenwaren für den alltäglichen Gebrauch hergestellt. Die Industrialisierung schafft eine neue Waren- fülle und verändert die Konsumgewohn- heiten der Menschen. Die Stadtbewohner, aber auch immer größere Teile der Land- bevölkerung, erzeugen nicht mehr für den eigenen Bedarf. Nähte man früher seine Unterwäsche selbst, kauft man jetzt billi- ge Fabrikware ein. Immer mehr Menschen werden zu Konsumenten. Sie versorgen sich nicht mehr selbst, sondern kaufen die be- nötigten Güter in Läden ein. Nun kann der Einzelhandel sich entwickeln. Spezialisierte Geschäfte entstehen, um die starke Nach- frage nach immer neuen Konsumgütern zu befriedigen. Das 19. Jahrhundert wird zur Blütezeit des Einzelhandels. Eine sta- tistische Erhebung zählt 1862 bereits 284

Geschäfte in der Stadt Luxemburg. Zahl- Hoffmann Guy reiche Traditionshäuser entstehen in dieser Zeit: die Buchhandlung Hoffman 1819, die Eisenwarenhandlung Neuberg 1835, das Möbelgeschäft Bonn 1855, der Glas- und Porzellanladen Lassner 1860, die Kondito- rei Namur 1863, die Bijouterie Schroeder 1877 oder der Gemischtwarenladen Kel- ler 1898. Geschäfte mit ihren Schaufens- tern und Reklameschildern prägen fortan das Erscheinungsbild der Stadt. Eine erste Geschäftspassage wurde in Luxemburg schon sehr früh (1857) realisiert. Sie ver- band den Wilhelmsplatz mit der Rue du Curé. Weitere Projekte von Geschäftspass- sagen oder einer Markthalle mit Läden wurden leider nicht ausgeführt. Der Einzelhandel kam demnach in Luxemburg noch vor der Schleifung der Festungsanlagen auf. Die Entfestigung der Stadt nach 1867 beschleunigte jedoch die wirtschaftliche Entwicklung. Der städtische Raum dehnte sich ins Umland aus, neue

Viertel entstanden, moderne Fabrikanla- imedia gen siedelten sich auf dem Gebiet der Stadt an. Die Bevölkerung wuchs von 11 000 Einwohnern im Jahr 1830 auf fast 40 000 Einwohner um 1900. Die fortschreitende Urbanisierung und Industrialisierung ver- änderte wiederum die Geschäftswelt.

Guy Thewes, der Kurator der Ausstellung (rechts) Hutschachtel aus dem Geschäft während der Führung Waldbillig, 1910-1920 durch die Räumlichkeiten

6 Die Belle Époque der Warenhäuser

Die ersten Geschäfte hatten sich in den alten Adels- und Bürgerhäusern der Stadt niedergelassen, historische Wohngebäude, die nur selten für die neue Zweckbestim- mung geeignet waren. Monopol mietete das Haus de la Fontaine an der Ecke Wil- helmsplatz-Grabenstraße, Rosenstiel nutzte ein Gebäude, das zum ehemaligen Refu- gium der Abtei Echternach gehörte, und Lassner installierte sich im Hôtel de Raville. Die Läden waren dementsprechend eng, die Schaufenster kleinteilig. In den Jahren kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges kam es dann aber zu Neubauten und um- fangreichen Vergrößerungen. Mit einiger zeitlicher Verzögerung zum Ausland ent- standen auch in Luxemburg moderne Wa- renhäuser, die eine neue Form der Waren- distribution anboten. 1911 dehnte sich der

© Christof Weber Grand Bazar Champagne von der Avenue de la Gare bis in die Avenue de la Liberté aus, 1912 baute Klees-Kaiser „Luxemburgs größtes Spezialhaus für Damen und Mäd- chenkonfektion“ an der Ecke Grand’Rue und Rue des Capucins, 1913 kam das Wa- renhaus Maison Moderne am Roude Pëtz dazu, und im September 1914 eröffnete schließlich der Geschäftsmann Emmanuel Alexandre das Kaufhaus Au Nouveau Paris mit einer Verkaufsfläche von 1 500 qm. Um ihre Neuartigkeit zu unterstreichen, über- nahmen viele Luxemburger Warenhäuser in ihrer Architektur Jugendstilelemente. Ab den 1880er Jahren war es zudem technisch möglich, großflächige Glasschei- ben herzustellen und somit die Geschäfts- fassaden zu öffnen. Bei den neu errichteten Warenhäusern nahmen die Schaufenster die gesamte Ladenfront ein und bezogen oft auch noch das erste Obergeschoss mit ein. Mit der Einführung des elektrischen Lichts wurde die Wirkung der Auslagen nachts

© Christof Weber noch stärker als tagsüber. Um die Blicke der Passanten einzufangen, erneuerten die Wa- renhäuser ständig ihre Schaufensterdekora- tionen. Man ging dazu über, lebensgroße Puppen zur Warenpräsentation zu benutzen. Schaufensterpuppen deren Gestalt gemäß den Gesetzen der Mode und den Körper-ide- alen variierte, lockten fortan die Käufer an. Spätestens seit 1900 wurde das „win- dow shopping“, das Flanieren zu Vergnü- gungszwecken vor Schaufenstern in Stra- ßen oder Einkaufspassagen ohne konkrete Kaufabsicht, zu einem gesellschaftlichen Phänomen. Der englische Begriff „shopping“ kam bereits um 1900 im deutschen Sprachraum zur Verwendung. Er stand für eine neue Form des Konsumierens. „Man kommt, ohne kaufen zu wollen, ohne auch nur et- was zu brauchen, dennoch geht man sehr oft nicht, ohne gekauft zu haben“, erklärte ein „Praktisches Handbuch für Verkäufer und Verkäuferinnen“ im Jahr 1899 das neue Kaufverhalten. Der Kunde soll kaufen, im-

7 Ech sinn e Butteksmeedchen Text: Louis Petit (ëm 1914) Musek: „The Gondolier“ vum W. C. Powel

Kuckt mech un, ech sinn e Meedchen, Refrain: Wéi en Däppchen a beim Monopol am Buttek, Ech sinn e Butteksmeedchen, Dir fannt mech jo ëmmerzou lëschteg a frou, Aus onser klenger Stiedchen, Ech hunn dee ganzen Dag keng Rou. Bei mir krit dir ze kafen, Et gëtt gelaacht, de Spaass gemaach Däpp déi vum selwe lafen. Mat alle Leit, déi bei ons kommen an de Buttek. Dir gitt reell zervéiert Zumol déi Häre komme gären bei ons kafen An och am Lift geféiert, An dann dongen se ons lafen, jo jo jo, Wat wëllt Dir weider haut nach hunn?

Refrain: Wéi Dir wësst kann d’Bestueden Ech sinn e Butteksmeedchen, Kengem schueden, dofir wëll ech et och maachen, Aus onser klenger Stiedchen, Well ech hunn en hierzeg gier, mäi léiwe Pir, Bei mir krit dir ze kafen, Wat wëllt dir hunn, wie kann derfir Däpp déi vum selwe lafen. Hien ass net domm an och net kromm, Dir gitt reell zervéiert Well hie wor dräi Joer an der Stad bei den Zaldoten, An och am Lift geféiert, Mee alles dat léisst mech ganz kal, Wat wëllt Dir weider haut nach hunn? An esoubal wéi hie mech freet, Da kritt hie flott gesot: Ja ja ja. D’Auer huet kaum aacht geschloen, Ugedoe gëtt den Hutt a fort et geet, Refrain: Well ech weess virun der Dir do waart de Pir, Ech sinn e Butteksmeedchen, Hien ass verléift an huet mech gier. Aus onser klenger Stiedchen, Wéi d’lescht en anere mech begleet Bei mir krit dir ze kafen, A mech gläich freet, wéi et mer geet Däpp déi vum selwe lafen. An nach vill Sachen, Dir gitt reell zervéiert Do hunn ech him jo op der Dot Bescheed gesot: An och am Lift geféiert, “Här Affekot, et deet mir séier leed.” Jee jee jee. Wat wëllt Dir weider haut nach hunn?

mer mehr und immer wieder etwas Neues, nicht nur für den Bedarf, sondern aus Lust. Insbesondere die Frau rückte immer mehr in den Vordergrund des neuen Konsumverhal- tens. Seit dem späten 19. Jahrhundert galt der Schaufensterbummel als eine vorwie- gend weibliche Tätigkeit. Die Feminisierung des Konsums hing mit dem bürgerlichen Familienmodell und der entsprechenden Aufgabenverteilung zusammen. Der Mann sicherte das Einkommen der Familie durch seine Erwerbstätigkeit. Die Frau dagegen war zuständig für den Haushalt und das Einkaufen. Konsum galt demnach als eine weibliche Aufgabe. Die Warenhäuser waren einer der wenigen Orte, wo die bürgerliche Frau sich unbegleitet im öffentlichen Raum aufhalten konnte. In diesem Kontext ent- stand um die Jahrhundertwende auch die Figur der „Warenhausdiebin“. Frauen, die aus guten Verhältnissen stammen, stehlen ohne Notwendigkeit. Die Warenhausdie- bin verkörperte das Ausgeliefertsein an die Emailletafel des Möbelgeschäfts Reize der modernen Konsumgesellschaft, Bonn Frères in Luxemburg, was angeblich besonders für das sogenann- 1930er-Jahre te „schwache Geschlecht“ zutraf. Solche psychologisierenden Rollenklischees gelten heute zu Recht als überholt.

8 Die schwierigen Jahre mehrere große Geschäftshäuser, die sich Wegwerfgesellschaft. Im Alltag zeigte sich der Zwischenkriegszeit durch ihre avantgardistische Architektur der neue Wohlstand in der Anschaffung auszeichneten. Das Pelzgeschäft Hertz- von immer mehr Konsumgütern. Kühl- Der Erste Weltkrieg stellt eine Zäsur Grünstein wurde 1932 neu eröffnet, das schränke, Waschmaschinen, Staubsauger, in der Entwicklung der Luxemburger Ge- Konfektionsgeschäft À la Bourse 1934 und Mixer, Radio- und Fernsehapparate zogen schäftswelt dar. Während der Kriegsjah- das Kaufhaus Sternberg 1935. in die Luxemburger Haushalte ein. re waren die Lebensmittel rationiert, und Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs Die Geschäftswelt reagierte auf die auch in der Nachkriegszeit stagnierte der und die darauf folgende nationalsozialisti- Veränderung der Lebensgewohnheiten. Konsum zunächst. Die wirtschaftliche Re- sche Besatzungszeit traf insbesondere die Fassaden wurden modernisiert, die Aus- orientierung des Landes erwies sich als jüdische Geschäftswelt hart. Die Besitzer lagen attraktiver gestaltet, die Werbung schwierig. Nach der Aufkündigung des wurden enteignet, die Geschäfte „arisiert“ gewann an Bedeutung. Im Lebensmittel- Zollvereins mit Deutschland wurde Bel- oder liquidiert. Eine Liste, die in den Be- einzelhandel setzte sich die Selbstbedie- gien zum wichtigsten Handelspartner. ständen des Nationalarchivs überliefert ist, nung durch. Dank des Kühlschranks konnte Doch erreichten die Realeinkommen erst zählt allein für die Hauptstadt 141 Geschäf- die Hausfrau auf das tägliche Einkaufen 1937 wieder das Niveau von 1913. Die te, deren jüdische Inhaber vertrieben wur- im Tante-Emma-Laden verzichten. Der Weltwirtschaftskrise von 1929 bewirk- den. Nur einem Teil der jüdischen Gemein- Kunde sparte Zeit, verlor aber auch zuse- te auch in Luxemburg eine Teuerung und schaft Luxemburgs gelang die Emigration. hends den persönlichen Kontakt zum Ver- einen Rückgang der Kaufkraft. Zahlreiche Von den 1940 in Luxemburg wohnhaften käufer. 1952 eröffnete im Bahnhofsviertel Firmen gerieten in Konkurs. Juden kamen 1 200 in den Vernichtungs- der Supermarkt „Economat“, 1956 ließ In diesem schwierigen ökonomi- lagern um. sich die „Kooperativ“ in Bonneweg nieder. schen Umfeld zeigten einige Luxemburger Auch bei der Bekleidung zeichnete sich der Geschäftsleute Mut zum Risiko und zur Luxemburg im Kaufrausch Trend zum Kauf von der Stange ab. 1957 Innovation: 1929 veranstaltete der 1906 wurde im Bahnhofsviertel das Kaufhaus gegründete Luxemburger Geschäftsver- Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte „Monopol Scholer“ gebaut. Außen hatte band die erste „Braderie“, ein Straßen- das Großherzogtum, ebenso wie die an- das Gebäude eine verglaste Front, innen verkauf, der die Gelegenheit bot, übrigge- deren Industriestaaten, ein nie zuvor ge- war es mit einer Rolltreppe ausgestattet. bliebene Ware zu herabgesetzten Preisen kanntes Wirtschaftswachstum. Während 1962 entstand eine Zweitniederlassung in anzubieten. Die Idee kam aus den nahe- der 1950er und 60er Jahre verbesserte sich der Grand-Rue, deren Modernität in der gelegenen Städten Metz und Nancy. Ab der Lebensstandard einer Mehrheit der Formensprache noch radikaler war. der Mitte der 1920er Jahre wurden auch Luxemburger. Die Einkommen stiegen, die wieder neue Warenhäuser gebaut. Das Arbeitslosigkeit ging stark zurück und die Möbelgeschäft Bonn zog 1925 in ein neu- Menschen verfügten über mehr Freizeit. es, siebenstöckiges Gebäude ein. Entlang Auch Luxemburg befand sich auf dem Weg der verbreiterten Grabenstraße entstanden in die Massenkonsum-, Überfluss- und

Woher stammt der Name „Dräikinneksgaass“?

Die erste Erwähnung eines Hauses, welches nach den Heiligen Drei Köngen aus der Weihnachtsgeschichte des Matthäus-Evangeliums benannt ist, reicht ins 16. Jahrhundert zurück. Eine Schriftquelle aus dem Jahr 1562 berichtet von einem gewissen „Jacob Jottert uff der achten, inn dryen Kunigen“. Das Haus „zu den drei Königen“ stand demnach anfänglich nicht in der Rue Chimay, sondern in der Nähe der Achtpforte, also in der heutigen Grand-Rue. Erst im 18. Jahrhundert geht die Benennung auf ein Haus über, das sich in einer anderen Straße befindet. welches traditionell am Dreikönigstag und durch ein auf Blech nachgemaltes 1768 lässt sich der Bäckermeister Hilaire verzehrt wird. Das Schild war an Bild von Corneille Lentz ersetzt. Houver in der Rue Chimay nieder und der Fassade des Hauses angebracht, Letzteres, das schlecht ausgeführt war, ist wählt für sein Hausschild das Motiv der das heute die Nummer 5 trägt und heute verschwunden. Das Originalschild Heiligen Drei Könige aus. Es handelt wo sich vor nicht allzu langer Zeit aus dem 18. Jahrhundert hat jedoch sich um ein Schildmotiv, das für diesen das stadtbekannte Restaurant Club 5 überlebt. Nachdem es 1913 von der Gewerbezweig relativ häufig ist. Bäcker befand. Das Hausschild war so beliebt, Fassade abgelöst wurde, hing es während wählten gerne die Darstellung der drei dass die Straße bald im Volksmund Jahren in der Druckerei Soupert, bevor Weisen aus dem Morgenland, da diese „Dräikinneksgaass“ genannt wurde. es, wahrscheinlich nach 1945, in die auf das Gebäck (galette des rois) verweist, 1913 wurde die alte Tafel abmontiert Sammlung des Nationalmuseums kam.

9 Shoppingcenter gegen Innenstadt

In den 1960er und 70er Jahren nahm die Automobildichte in Luxemburg rasant zu. Die Zahl der angemeldeten Autos stieg von 33 446 im Jahr 1960 auf 128 612 im Jahr 1980. Die Massenmotorisierung der Luxemburger Gesellschaft veränderte die Struktur des Einzelhandels. Die Läden in der Innenstadt verloren an Attraktivität, da sie mit dem Auto schwer zugänglich wa- ren. Der Mangel an Parkplätzen schreckte so manchen Kunden ab. An der Peripherie der Stadt, auf der sogenannten „grünen Wiese“ wurden große Supermärkte hoch- gezogen, die mit unbegrenztem Parkraum und einer bis dahin ungekannten Waren- fülle warben. Am 9. Mai 1974 eröffnete in Bartringen das Shoppingcenter Le Con- corde mit 12 Geschäften und einer Ver- Werbeplakat des Geschäfts kaufsfläche von 10 000 qm. Im gleichen Grand Bazar Metropole auf Jahr wurde das Shoppingcenter La Belle dem Wilhelmsplatz, um 1938 Etoile mit 21 Geschäften und 23 000 qm errichtet. Die Stadt reagierte mit dem Bau von Parkhäusern und der Einrichtung einer verkehrsfreien Zone. 1975 wurde das erste Parkhaus in der Rue Glesener im Bahnhofs- viertel gebaut, 1977 und 1979 entstanden die unterirdischen Parkhäuser Aldringen und Knuedler. 1979 wurden die Grand-Rue und die angrenzenden Straßen zur Fußgän- gerzone. Der Fußgänger, vor allem aber der Konsument, war wieder König in den Ein- kaufsstraßen der Innenstadt. Im Zuge der Umwelt- und Menschen- rechtsbewegung der 1970er und 80er Jah- re regte sich erstmals auch Kritik an den gängigen Mustern des Konsums, die zur Gründung von Dritte-Welt- und Naturkost- läden führte. 1979 gründete eine Gruppe von Freiwilligen die Boutique Tiers-Monde in der Lantergässelchen, um dort Produkte aus Entwicklungsländern zu für die Erzeu- ger fairen Handelspreisen zu verkaufen.

Herrenbüste aus dem Hutgeschäft Waldbillig,

1930er-Jahre imedia

10 Das Warenhaus Monopol auf dem Wilhelmsplatz, um 1920 Wohin wird die Reise gehen?

Die Geschäftswelt der Stadt Luxem- burg erlebt momentan einen tiefgreifenden Wandel. Bereits jetzt ist ein Trend zurück zur Nahversorgung und zu kleineren Läden mit menschlichem Maßstab zu erkennen. Die im Stadtgürtel gelegenen Hypermärkte könnten in Zukunft an Bedeutung verlie- ren, weil sie dem heutigen Konsumenten nicht mehr das gesuchte Shopping-Erlebnis bieten. Städtisches Flair ist wieder ange- sagt. Routine-Einkäufe verlagern sich auf neue Einkaufsmodelle, die Internetbestel- lung und Lieferservice bzw. Selbstabholung miteinander kombinieren. 2010 gab es auf dem Gebiet der Stadt insgesamt 947 Einzelhandelsbetrie- be mit einer Verkaufsfläche von 130 630 Quadratmetern. Sie realisierten einen Um- satz von 727,9 Millionen Euro. Die beiden Haupteinkaufsbereiche „Oberstadt“ und „Bahnhofsviertel“ beherbergen die Hälfte der Verkaufsfläche und erwirtschaften 50 Prozent des Umsatzes. Der Standort Lu- xemburg zeichnet sich durch die Konzen- tration zahlreicher internationaler Marken auf kleinem Raum aus. Insbesondere die hohen Mieten in der Innenstadt führen dazu, dass zunehmend Franchising-Unter- nehmen den Geschäftsraum einnehmen. Auch nimmt die Zahl der sogenannten Lu- xusgeschäfte stark zu. Alteingesessene Tra- ditionsgeschäfte verschwinden hingegen. Der Einzelhandel der Stadt ist einer starken Konkurrenz der Shopping-Center in den benachbarten Gemeinden, aber auch der des Angebotes der Städte Trier und Metz ausgesetzt. Ein Teil der Kaufkraft fließt ins Umland oder ins nahe Ausland ab. Bauvor- haben wie das Projekt Royal Hamilius sol- len das Profil der Luxemburger Innenstadt stärken und die „Kaufkraftflucht“ verhin- dern.

imedia Die größte Herausforderung für die Ge- schäftswelt wird jedoch der elektronische Handel sein. Immer mehr Kunden kaufen heutzutage online ein. Bereits in wenigen Jahren soll ein Viertel des gesamten Han- dels übers Internet laufen. Im Zeitalter des Online-Shoppings wird das Zusammenspiel zwischen den mobilen Technologien und dem klassischen Ladenverkauf entschei- dend für den wirtschaftlichen Erfolg sein.

Guy Thewes

Dauer der Ausstellung: 17.05.2013 - 30.03.2014 Öffnungszeiten: Dienstag - Sonntag 10.00 - 18.00 Uhr Donnerstag 10.00 - 20.00 Uhr

Führungen: Donnerstags 18.00 Uhr (L) Sonntags 15.00 Uhr (F)

11 Guy Hoffmann Guy Der Schöffenrat hat zusammen mit dem hauptstädtischen Geschäftsverband viel vor 12 Monatliche Lagebesprechung mit Bürgermeister Xavier Bettel Guy Hoffmann Guy Direktor Yves Piron, Projektleiterin Anne Darin-Jaulin, Verwaltungsleiterin Vanessa Luz Guill Kaempff, der Präsident des und die Empfangsdamen Simone Weis und Lisa Mallardi (v.l.n.r.) hauptstädtischen Geschäftsverbandes

„Probleme gibt es für uns nicht. Wir Seit der Renovierung des Cercle- zwischen jährlich von 20 000 In- und Aus- kennen nur Herausforderungen.“ So der Gebäudes (siehe ons stad Nr. 96/2011) ländern konsultiert wird, denkbar einfach: Direktor der hauptstädtischen Union Com- hat der Geschäftsverband eine innovative „Der Kunde bzw. der Besucher kommt her- merciale Yves Piron augenzwinkernd, der Empfangshalle eingerichtet, die die Pro- ein und fragt nach einer bestimmten Marke seit nunmehr fünf Jahren zusammen mit dukte und Dienstleistungen der zahlreichen oder einem Trendladen. Wo bekommt man einem gut eingespielten Team die Geschi- Kaufleute und Handwerker auf dem Gebiet diese Schuhe? Dieses bestimmte Rasier- cke des Geschäftsverbandes leitet, in en- der Stadt Luxemburg mit viel Erfolg promo- wasser? Oder wo kann man in der Stadt ger Zusammenarbeit mit dem Schöffenrat, viert. Das hauptamtliche Team des direkt noch einen Hammer oder einen Schrau- versteht sich. Piron und seine Mannschaft an der Ecke Cercle/Waassergaass gelege- benschlüssel erwerben? Wo sind die teuren treffen sich mindestens einmal im Monat nen Cityshopping Info point bietet den Läden und wo die Billigketten?“ mit Bürgermeister Xavier Bettel, um alles zahlreichen potentiellen Kunden eine per- Wer möchte, kann sich auch eine Mögliche in die Wege zu leiten, damit die sonalisierte Beratung an, die es ihnen er- handliche, rund 220-seitige Brochüre mit- Hauptstadt für in- und ausländische Kun- möglicht, das breite Angebot der Geschäf- nehmen, in der – von A wie Alima Bourse den und Besucher noch attraktiver wird. te zu entdecken und genau das zu finden, oder Autoparts bis Z wie Zenzo oder Zwick Ein City-Management wie in der Vergan- was sie suchen. Die moderne Kontaktstelle alles vermerkt ist, was es an Geschäften genheit gibt es somit nicht mehr. Bettel: ermöglicht es zudem den Geschäftsleuten, und Dienstleistungen in der Hauptstadt „City-Manager ist heute der Schöffenrat!“ sich über ihre Produkte und kommerziellen gibt, also auch Friseure, Parkings, Bistrots, Und die Stadt Luxemburg verfügt bisher als Veranstaltungen positiv darzustellen, um Restaurants, Banken usw. Und ganz zum einzige Gemeinde des Landes über eine dy- so ihre Kundenbasis zu erweitern. Schluss findet sich dann ein Straßenplan, in namische Cellule du développement éco- Praktisch, so Yves Piron, funktioniert dem die jeweiligen Adressen genau einge- nomique et commercial. die ansprechende Beratungsstelle, die in- zeichnet sind.

13 Cityshopping Der Schöffenrat hat zusammen mit dem hauptstädtischen Geschäftsverband viel vor Guy Hoffmann Guy

Tourismus und Kommerz gehen Hand in Hand

Bettel und Piron sind sich einig, dass Nicht ganz zufrieden sind angeblich so Kommerz und Tourismus heute nicht mehr manche Besucher aus dem fernen China. zu trennen sind. Unsere Hauptstadt ist in Sie hätten gerne ein Spielcasino in der der Regel ein ein- oder zweitägiges Ziel für Hauptstadt. Dass Mondorf nur gut zwan- Kurzbesucher und –urlauber aus aller Her- zig Kilometer entfernt ist, interessiert sie ren Länder. Und die wollen keineswegs nur nicht. Für sie gehört zumindest eine Spiel- die Kasematten besichtigen oder gemütlich halle mit einarmigen Banditen in eine Met- über die Corniche schlendern. Die Stadt ropole. Bettel und Piron sind diesem Wun- muss heute, genau wie Brüssel oder Amster- sche nicht unbedingt abgeneigt, denn die dam, als Europametropole vermarktet wer- Chinesen verzeichneten im Jahre 2012 im- den, in der jeder das findet, was er sucht. merhin 41 222 Übernachtungen im Groß- Der amerikanische Student auf dem Europe- herzogtum, was einem Plus von 23 Prozent Trip braucht eine preiswerte Jugendherber- gegenüber dem Vorjahr entspricht. Aber ge oder einen Campingplatz, das solvente dazu bedürfte es zuerst einer Genehmi- britische oder japanische Ehepaar fahndet gung des Justizministeriums. nach Toprestaurants, nach Markenschuhen, Affaire à suivre… Antiquitäten und edlen Uhren.

14 Guy Hoffmann Guy

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Zahlen und Strategien

Anne Darin-Jaulin, Yves Pirons rechte nach Arbeitsschluss zu verlassen, sondern Hand und „Responsable de Projets UCVL“, noch ein bisschen zu konsumieren? hat ziemlich exakte Strategien entwickelt, Zusammen mit Yves Piron und dem wie der Kommerz „im größten Freilicht-Su- Bürgermeister schwärmt sie, wie im be- permarkt des Landes“ (dixit Xavier Bettel) kannten Song von Frank Sinatra, von einer mit seinen rund 1 000 über die 24 Stadt- „City that never sleeps“. viertel verteilten Geschäften, von denen Der Geschäftsschluss soll noch viel 478 zahlende Mitglieder der Union Com- flexibler werden, verkaufsoffene Sonntage merciale de la Ville de Luxembourg sind, sozusagen die Regel. Die neue Cité-Biblio- künftig noch intensiviert und verbessert thek mit Internetstuff und Sushi-Restau- werden kann. rant sei ein großer Erfolg. Aber warum wird 159 verschiedene Nationalitäten le- da so früh geschlossen? ben im Augenblick in der Hauptstadt mit Xavier Bettel plädiert auch wieder für ihren mehr als 100 000 Einwohnern. Mit ein Kino im Zentrum: „Es war ein Fehler, den täglichen Grenzgängern steigt diese die städtischen Kinos alle zu schließen und Zahl an Werktagen auf das Doppelte. Wie die Säle ausschließlich nach Limpertsberg könnte man zum Beispiel diese „Fronta- oder auf den Kirchberg zu verbannen.“ liers“ dazu bringen, die Stadt nicht gleich Parkplätze müssen auch neue her: So wird

16 Cityshopping Der Schöffenrat hat zusammen mit dem hauptstädtischen Geschäftsverband viel vor Guy Hoffmann Guy

der Parking Knuedler bereits jetzt um 250 schließlich der Rue Aldringen erweitert. Stellplätze ausgebaut. Eine hochwertige Architektur soll dem Auch fehle es an öffentlichen Plätzen. Projekt eine urbane Ästhetik verleihen. Ein Knuedler und Place d’Armes genügten ein- Panorama-Restaurant auf Dachebene soll fach nicht für die vielen abendlichen Events, den eigentlichen Stadtkern städtebaulich besonders während der Sommerzeit. erkennbar werden lassen. (Siehe dazu auch Um dem Stadtkern neues Leben ein- die Beiträge von Guy Thewes auf Seite 4 zuflößen, haben die Gemeindeverantwort- und von Henri Fischbach auf Seite 28) lichen das Projekt Royal Hamilius ins Le- Sehr wichtig ist dem Bürgermeister ben gerufen. Nach der Umsetzung dieses aber auch, dass künftig wieder mehr richti- gigantischen Projekts, das allerdings durch ge Menschen im Zentrum wohnen werden. ein rezentes Gerichtsurteil leider in Ver- Dafür werde man alles tun, was nur mög- zug geraten ist, soll das ehemalige Centre lich ist. Ob man allerdings Einfluss auf die Aldringen zu einer Stätte umgebaut wer- horrenden Grundstückspreise haben wird, den, wo Menschen sich treffen und auch damit dieser Wohnraum auch bezahlbar bleiben wollen. Ein anziehender Platz soll wird, das steht noch in den Sternen. vor dem Postgebäude geschaffen werden. Zudem wird die Fußgängerzone bis ein- René Clesse

17 Le développement du commerce et l’apparition des grands magasins à Luxembourg 1850-1920

Remplacer la stratégie militaire par la stratégie économique

L’ouverture en 1859 du chemin Grâce au réseau ferroviaire, le com- La stratégie économique de la capi- de fer a des conséquences merce de la capitale va avoir sa place sur tale est donc bel et bien entamée quand la importantes sur le développement l’échiqier de marchés de production et forteresse va être démantelée en 1867. Les de la capitale. Dès lors la fin de d’écoulement. Mais afin qu’il puisse en commerçants de la ville haute cherchent profiter pleinement, de nombreuses adap- maintenant à s’affirmer face au dévelop- de l’existence de Luxembourg tations sont à faire sur le terrain. D’abord, pement du commerce autour de la gare comme ville forteresse est proche. la ville haute va obtenir son accès à la gare centrale. Ils désirent tenir marché dans les Un contexte tout à fait nouveau centrale par la construction du Viaduc. Ce rues de la ville haute. Pour des raisons d’hy- va être créé, donnant lieu à pont est cependant bien plus qu’un axe de giène, le Gouvernement propose d’entou- l’apparition de magasin modernes liaison: il fait de la ville haute, condamnée rer la ville, à l’emplacement du grand fossé, – de détail ou de gros. jusque-là à accueillir la circulation en pro- d’une place de marché de 75 m de largeur. venance de la porte Neuve en cul de sac, Les commerçants refusent, estimant que un lieu de passage. Les nouveaux amé- leurs affaires seraient portées hors la ville. nagements sonneront cependant le glas Finalement la ville haute va obtenir une ou- pour les villes basses. Désormais, tous les verture vers le Front de la Plaine (Parc Mu- efforts de l’urbanisme viseront une mise nicipal) suite à l’aménagement d’avenues en valeur de la ville haute comme centre en cercles concentriques. Dès lors un nou- politique, financier et commercial. L’em- veau quartier élargit les possibilités de mar- placement de l’ancienne poudrière Marie- chés sur l’ensemble de l’espace ainsi créé. Thérèse (aujourd’hui Hôtel Cravat) sera Tout devra être mis en œuvre pour que le converti en 1864 en îlot à commerces et commerce puisse se développer: attirer des logements suivant le modèle de la ville de entreprises et une population résidente au Bruxelles. pouvoir d’achat élevé.

18 Améliorer l’accès et concentrer les masses

L’accès est une question primordiale du Fossé et Grand’Rue, respectivement pour le succès d’une entreprise commer- autour de la gare Centrale que s’établiront ciale, surtout que le commerce vit des rési- les grands magasins. dents de la ville et des visiteurs de la cam- Toute tentative de déconcentration du pagne. Les nombreux projets de transferts pouvoir d’achat est vivement combattue: de la gare Centrale vers la ville haute n’ont pas de musée au plateau Altmünster, pas pas abouti, à l’exception de la halte du de musée, ni de palais de Justice à l’avenue «Charly» à la station du Parc. La liaison du de la Liberté, pas de cathédrale ou d’église boulevard Royal à la gare centrale moyen- de pèlerinage au Glacis, respectivement au nant le pont Adolphe, allait valoriser tout plateau Bourbon. Un îlot si précieux com- ce boulevard ainsi que l’îlot du Piquet. Dès me celui du Piquet ne peut être converti en 1920 et la réorientation de l’économie vers square ou bibliothèque. On y procédera à la Belgique, ce boulevard attirera banques, une densification du commerce et du loge- magasins et assurances. Les commerçants ment. Au plateau Bourbon, l’Etat attire des de la vieille ville s’inquiètent d’une perte entreprises aux employés fortunés, et qui de pouvoir d’achat par l’ouverture de cette appellent à la création de cabinets indé- nouvelle liaison avec la gare. Ils réclameront pendants. Le Gouvernement imposera à la l’aménagement d’une jonction de la Côte Caisse d’Epargne, à la Compagnie des Che- d’Eich via la rue du Fossé vers la gare. mins de fer Guillaume-Luxembourg et aux Le grand magasin, le passage, le mar- Assurances Sociales, leurs emplacements ché couvert, sont conçus pour les masses à la place de Metz/rue Ste Zithe. Dans le qu’il faut concentrer et non pas étaler sur même esprit, l’Etat abandonne tous ses une surface trop étendue. Limpertsberg, propres projets pour vendre son terrain à Hollerich, Bonnevoie et le futur quartier l’ARBED. Maisons de rapports, commerces Belair formeront des réservoirs démogra- et hôtels viendront développer et valoriser phiques à clients pour le commerce de la ce quartier, sans toutefois concurrencer le ville. C’est dans les artères principales, rue commerce centré sur la ville haute.

19 Le développement du commerce et l’apparition des grands magasins à Luxembourg 1850-1920

La place du marché

La place Guillaume est la place du mar- La revendication d’un marché couvert ché de la ville. Or, elle souffre de son enfer- a régulièrement rejailli à l’ordre du jour du mement dans le tissu urbain, et nécessite conseil communal. Le projet en survient des accès supplémentaires. Quoi de plus en 1906. Il est prévu de faire du noyau de simple que de la raccorder aux rues voisi- la ville un grand centre d’alimentation: la nes, à haute fréquentation, par voie de pas- concurrence de Hollerich s’en retrouverait sages commerciaux couverts? Détruit par détrônée. L’utopie est parfaite: un grand un incendie en 1884, le passage vers la rue nombre de vendeurs, de marchands, de du Curé va être reconstruit. Le passage vers clients et de marchandises seraient concen- la rue Chimay constitue la réponse aux re- trés en un lieu, à l’abri des intempéries. Le vendications des commerçants de cette rue marché couvert devrait marquer un saut et de la rue Louvigny. Le passage couvert, qualitatif au niveau de l’hygiène. Comme réservé aux piétons, servant de raccourci aimant supplémentaire, il devrait contri- et proposant des commerces, est devenu buer au bon développement du commerce le symbole de la vie citadine. Le piéton est de la ville haute. Cependant des problèmes invité à flâner à l’abri des intempéries, sous d’expropriation et de financement n’ont un espace couvert par le verre et le fer. pas permis l’exécution de ce projet.

20 Le grand magasin et l’immeuble de commerce

La production industrielle et les che- prix fixe met le client, indépendamment de L’exploitant n’habite pas nécessaire- mins de fer lanceront un tout nouveau type sa condition sociale, sur un pied d’égalité ment l’immeuble. Tout est organisé jus- de commerce, le grand magasin. Celui-ci devant la marchandise. Le grand maga- que dans le moindre détail pour baisser fonctionne comme liquidation de stocks sin offre salle de lecture, pavillon de thé. les frais de fonctionnement et augmenter énormes, à bas prix fixes. C’est un lieu où l’on flâne comme dans les la rapidité de l’écoulement des stocks. Le En instituant les prix fixes et des passages couverts. L’attrait du nouveau est décollage pour l’aménagement, respective- rythmes de liquidation de marchandises essentiel, et l’immeuble du grand magasin ment la construction des grands magasins, bien déterminées – les manteaux de four- va jusqu’à renoncer à toute façade au profit peut être fixé à 1911. Le ralentissement rures en hiver, les rideaux à Pâques, les d’immenses vitrines permettant un étalage économique de 1913, la guerre 14/18 et jouets pour la Saint Nicolas – ils boule- impressionnant de marchandises sur plu- la réorientation économique en 1919 ont versent totalement le commerce tradition- sieurs étages. interrompu le mouvement, qui ne repren- nel sans prix fixe, sans étalage de grandes Le grand magasin ne nie pas ses ra- dra qu’en 1925 avec la construction du quantités de produits, sans offres de sai- cines industrielles. Inspiré du taylorisme, il palais du mobilier Bonn Frères. Entre 1911 son. Les grands magasins deviennent d’im- est conçu à la façon d’un hall de produc- et 1934 Luxembourg voit l’ouverture de 17 menses bazars, offrant jusqu’à 100 000 tion. La cave est réservée au stockage et grands magasins! articles à la fois, en provenance de four- au chauffage. Si la marchandise est trans- Au centre ville, les parcelles demeurent nisseurs différents et de marchés divers. portée par des monte-charges, comme étroites, malgré la fusion de parcelles. Le Les grands magasins apparaissent dans les à l’industrie, les clients se déplacent par commerçant construit en hauteur, et arrive domaines de la confection et de la quincail- ascenseur, un attrait en soi à cette époque. à quatre étages sous toit, faisant de son lerie, enfants directs de l’industrie. Chaque étage propose un autre type d’as- immeuble une référence dans la silhouet- Pour écouler ces quantités de mar- sortiment. La surface commerciale varie te de la ville. Le choix du style relève de chandises à une population citadine et de entre 350 et 1500 m2. la clientèle visée et illustre la qualité de la campagne, le grand magasin invente la Etablis à Luxembourg dans d’ancien- marchandise offerte. Souvent, l’étranger publicité moderne. Les nouvelles arrivées nes demeures patriciennes, les commer- inspire, car le négoce relève de l’échange de marchandises, l’immense choix, les bas çants ne cessent de les approprier, de les d’informations et de marchandises. prix fixes, font du grand magasin un lieu de agrandir avant de reconstruire à neuf. Ils Les immeubles de rapport, combinent découverte et de bonnes affaires. Il devien- sont confrontés à la question de la rationa- surfaces commerciales à un ou deux étages dra ainsi un lieu social de rencontre, où le lisation de l’espace. à des surfaces réservées au logement. A grandes vitrines au rez-de-chaussée, sou- vent surmontées de mezzanines vitrées, ils permettent au propriétaire de toucher des revenus qui l’aident à financer sa retraite. Au moyen de quelques cloisons faciles à dé- monter, les surfaces commerciales peuvent être facilement subdivisées en plusieurs Collection privée boutiques, plus facile à louer. La mezzanine sert de magasin, d’atelier, de dépôt, ou de salon de consommation. L’étage au dessus de la boutique est généralement occupé par le tenancier du magasin, les autres éta- ges à un ou plusieurs appartements sont loués, ou récupérés comme lieux de stoc- kage. Ce plan, reproduit de manière quasi industrielle, témoigne du souci croissant de la rationalisation de l’espace. Le commerce avec ses ramifications à l’étranger contribue fortement au visage international que prendra la ville de Luxem- bourg.

Dr Robert L. Philippart

Avant-projet de construction pour une bourse commerciale et un musée du commerce par Georges Traus

21 Guy Hoffmann La saga de la gourmandise, signée Namur

Glaces. Pâtés froids pour les jours de fête. Marrons confits. Chez N. Namur, confiseur. Ces annonces laconiques et sobres apparaissent périodiquement dans la presse luxembourgeoise des années 1860. Elles n’ont rien du faste, avec lequel le confiseur français, ayant exercé dans certaines des meilleures maisons de Paris et New York, a lancé son premier commerce à Sacramento, en Californie.

San Francisco, cité construite en bois, telle qu’elle existait avant le séisme et les incendies de 1906 © Archives privées famille Nickels

22 ublicité oblige, Nicolas Namur ne s’est Ppas attardé sur un détail aussi insigni- fiant que sa véritable nationalité1, pour ex- porter dans le Nouveau Monde son savoir- faire artisanal, appris entre 1844 et 1850 à Thionville, Metz et Paris. Passons rapidement en revue les es- cales de son périple sur le sol américain. À son arrivée aux États-Unis (port de New York, le 30 octobre 1850), Nicolas Namur doit déclarer son âge, son lieu de départ et son pays d’origine: 262, Le Havre, France. Il a fait le voyage en compagnie des époux Thyes, et à New York ils vont loger tous les trois chez la cousine Mayrisch. Quatre années plus tard, Nicolas Na- mur s’installe chez les cousins Mayrisch à San Francisco. Selon une lettre adressée le 26 juillet 1854 à ses chers frères et sœurs, sa situation n’est guère rassurante. Il a perdu un premier emploi au bout de cinq jours car la maison, qui l’a employé, a fait faillite. Il est par conséquent décidé d’aller travailler aux mines. Nous perdons alors sa trace jusqu’à l’apparition d’une annonce au Sacramen- to Daily Union, le 2 septembre 1857: «N. NAMUR, Confiseur français expérimenté, Une histoire de cousinages Latham’s Building, J street (…) – ayant ra- cheté les parts de son partenaire, a acquis «Qui ne risque rien, n’a rien, et je ne désormais le contrôle total de son commer- puis perdre que ma peau», tels sont les ce (…)». Le prestigieux bâtiment Latham, mots de Nicolas Namur, dans une lettre à proximité du Capitole, siège du Gouver- postée à New York le 19 mai 1854. Le neur de Californie! L’excitation de Nicolas confiseur vient de renoncer aux petites af- Namur est compréhensible! Par la suite, faires, menées avec son associé Thyes. Il a et ce jusqu’au 5 février 1861, le confiseur perdu presque tout son argent et il est sur français va continuer à inviter via la presse le point de quitter la côte Est pour rejoindre locale les «Ladies and Gentlemen», à venir la Californie par voie d’eau. goûter ses gâteaux de fruits confits, char- Que s’est-il passé à New York entre le lottes russes, pyramides du plus élégant de- 12 janvier 1851, où Nicolas Namur a donné sign, glaces de tous les parfums, chocolats pour la première fois de ses nouvelles, et et caramels faits par aucune autre maison, la veille de son départ pour San Francisco? thés et cafés. Il propose par ailleurs de livrer Nous n’en savons rien, car aucune autre sa marchandise, pour les prix les plus bas, lettre ne nous renseigne sur les activités aux fêtes et aux soirées dansantes. Enfin, new yorkaises de nos trois immigrés, partis il sert au Capitol Chop House des côtelet- apparemment dans la bonne entente pour tes, des steaks et des huîtres préparées de l’aventure américaine. Par contre, il serait manière supérieure. Autant pour l’alimen- intéressant d’analyser de plus près l’identité tation. En effet, Nicolas Namur vend aussi des personnages auxquels Nicolas Namur des articles de cadeaux – paniers de tous fait référence dans ses lettres. Il y a là Jean genres, objets en coquille de tortue ou en Baptiste Thyes, son épouse Sophie et la ivoire, poterie et verrerie. cousine Mayrisch de New York. N. Namur Sa publicité au Sacramento Daily écrit: «En débarquant nous avons été trou- Union est certes tapageuse, mais ne témoi- ver tout de suite ma cousine Mayrisch, que gne-t-elle pas de la réussite d’un homme, je n’avais pas encore l’honneur de connaî- qui avait risqué le tout pour le tout, en s’ex- tre, c’est la tante à Mme Thyes, et nous Lettres écrites par Nicolas Namur lors de son séjour aux Etats-Unis patriant de son Luxembourg natal en 1844, avons été reçus chez eux comme chez des (New-York, 1850-1854; San Francisco âgé de 20 ans? parents (…)» et Sacramento, 1854-1861)

23 La saga de la gourmandise, signée Namur

La modestie luxembourgeoise, après les fastes américains

Nous l’avons vu en introduction: Nicolas s’est assagi à son retour au Luxembourg. Il fond une famille avec Catherine Wittenauer et le couple va avoir six enfants, dont nous ne retiendrons que ceux qui ne sont pas morts en bas âge: Marie (*1863), Marguerite Louise (*1865), Jean Maximilian (*1869) et Georges (*1874). Dans la rue Mamer, ce n’est plus le confiseur français expérimenté, mais N. Namur, confiseur, qui attire l’attention de sa clientèle sur son Gingembre de Chine, ses Chinois confits, glaces, pâtés froids et mar- rons confits. Malgré les annonces laconiques et sobres, parus entre mars 1865 et novembre 1869 dans le Luxemburger Wort, le Courrier, L’Union et L’Avenir, les affaires semblent bien marcher. En effet, le confiseur figure sur la liste des électeurs de la ville de Luxembourg pour les élections du 8 juin 1869 – signe que Nicolas Namur paie assez d’impôts pour être admis au suffrage censitaire. Max Paquet et son chauffeur Jang Clausse avec la légendaire camionnette verte Le 3 février 1870, Nicolas Namur obtient l’autorisation d’établir pour l’exercice de sa profession un four à cuire dans sa maison rue Consultons la Notice Généalogique sur cas là, elle n’aurait pas pu se trouver à Le des charbons aux conditions la branche de la Famille Van der Noot ha- Havre le 19 août 1850 – mais c’est précisé- 1° que la cheminée devra dépasser la faîte bituée en Luxembourg de Paul-Adam Even ment cette date que Nicolas Namur indique du toit d’un mètre avec la réserve, que (1934), pour retrouver l’origine de ce mys- pour le départ du navire Guillaume Tell à le concessionnaire adaptera telle mesure térieux cousinage Namur-Mayrisch. Nous destination de New York4. qui sera jugée nécessaire pour empêcher voyons alors qu’il faut remonter jusqu’au Il est difficile de se retrouver dans le que les voisins ne soient incommodés grand-père de Nicolas, Bartholomé Namur cousinage Namur-Mayrisch-Thyes, mais par la fumée, (1728-1779), sculpteur de bois très connu l’entraide familiale a dû jouer un rôle im- 2° que la cheminée ainsi exhaussée sera au Luxembourg, pour faire la connaissance portant dans la vie de Nicolas Namur, solidement fixée au toit de la maison de Marie-Thérèse et de Marianne Namur. autant à New York que plus tard à San d’habitation par des tirants en fer, Ces deux femmes, cousines de Bartholomé, Francisco. Les cousins Mayrisch qui l’y ont 3° que la ramonage de la cheminée se fera ont été les épouses successives de Jean-Ni- hébergé, pourraient notamment être les fils aux époques fixées par le règlement et colas Van der Noot (1759-1822), qui figura, de Nanette Mayrisch: Gustave, Rodolphe même plus souvent en cas de nécessité sous l’Empire, parmi les cent plus imposés et Adolphe, manufacturiers en tabac. reconnue.5 de la capitale. Marie-Thérèse est morte Même à Luxembourg, où Nicolas Na- Voilà donc que le confiseur prépare son après avoir donné naissance à sept enfants. mur va s’établir comme confiseur en 1863, déménagement vers un nouveau local, situé Marianne va ajouter huit autres enfants il semble qu’une de ses cousines soit inter- dans l’actuelle rue des Capucins. Il va notam- à la fratrie Van der Noot. Nanette est sa venue, pour mettre à sa disposition un lo- ment y élargir sa gamme de produits. Outre seconde fille, c’est elle qui va s’allier par cal de commerce, au rez-de-chaussée de la les gourmandises qu’il a fabriquées et ven- mariage à la famille Mayrisch, une dynastie maison Settegast dans la rue Mamer – en- dues jusqu’ici, il propose maintenant du sirop de médecins, de père en fils. Serait-ce elle tre l’actuelle rue du Fossé et la rue du Mar- de groseille, framboise, orgeat, gomme et la cousine, dont Nicolas Namur parle dans ché aux herbes. En effet, toujours d’après lemon, de la marmelade d’abricots et de mi- sa lettre? Quant à Mme Thyes, s’agirait-il Paul-Adam Even, la cadette des sœurs Van rabelles, de la gelée de groseilles et de coings, d’Anne Sophie Aniel, fille de Jean-Bernard der Noot, Marie-Cécile, a épousé un cer- des abricots confits, du punch au rhum, de la Aniel, artiste vétérinaire à Vitry-le-Fran- tain Settegast. liqueur de coing, des oranges de Jérusalem et çois, et de Marie Madeleine Van der Noot, des mandarines. Le pain d’épices et les spé- seconde fille de Marie-Thérèse? Sophie culatius apparaissent pour la première fois en Aniel est née le 12 juin 1822. Selon un acte 1882, le chocolat à la crème et praliné (cara- de mariage établi dans le second arrondis- que pur) s’y ajoutent en novembre 1886, et sement de Paris, elle aurait épousé Jean l’année d’après, il va y avoir par ailleurs des Baptiste Thyes le 27 août 18503. Dans ce Leckerlets de Bâle, pour la St-Nicolas – tou-

24 jours d’après les publicités apparues dans la presse luxembourgeoise. Notabilité oblige, le confiseur N. Namur apparaît sur plusieurs listes de souscription, notamment celle du Congrès international des Américanistes (1877), et celle en faveur des inondés des contrées du Rhin, suite aux crues de janvier 1883. La générosité de notre protagoniste à l’égard des sinistrés des inondations du Rhin nous rappelle les intempéries qu’il avait vé- cues en 1850, à bord du navire Guillaume Tell. Il les a notamment décrites dans sa pre- mière lettre de New York: «(…) nous avons été ballotés pendant six jours que la mer était haute (…) pendant le mauvais temps on se croyait des fois engloutis par les vagues qui montaient plus haut que le navire (…) c’est terrible quand on ne voit qu’une vague d’eau de la hauteur d’une maison, et où on se croit perdu à chaque instant, il pleuvait et il faisait

un vent à ne pas pouvoir respirer (…)». Hoffmann Guy

Portrait de Nicolas Namur, fait à San Francisco vers 1854. Nicolas est le 15e des 16 enfants du drapier Pie Namur et de Marie-Françoise Gonner.

25 La saga de la gourmandise, signée Namur

L’influence helvétique

L’année 1904 va être marquée par deux événements majeurs pour les Na- mur: l’obtention du titre de fournisseur de la Cour et la succession de Georges Na- mur, fils cadet de Nicolas, à la tête de l’en- treprise. L’oncle Georges, célibataire sans descendance, va rester jusqu’à sa mort en 1961, celui qui détient la bourse de l’em- pire familial. Mais à l’opposé de son père, mort en 1912, il n’aurait été, aux dires de Max Nickels, ni entreprenant ni innova- teur. Ce serait plutôt Georges Paquet, fils de sa sœur aînée Marie et de l’employé de banque Charles Paquet, qui aurait fait souffler un vent nouveau sur l’héritage de Nicolas Namur. Georges Paquet est né le 11 juin 1892. Il est mis en apprentissage chez son oncle, à la mort de son père en 1906, alors que ses frères Emile, Jospeh et Eugène sont déjà partis pour faire des études. Le cadet Hoffmann Guy de la fratrie Paquet parfait sa formation à Bruxelles, à Paris chez Rabattet, à Lu- cerne, à Neufchâtel et à Zurich6, notam- ment auprès du confiseur Sprüngli. C’est là qu’il rencontre Claire Laedrach, née en 1899 à Steffisburg, dans la banlieue nord de Thoune. Il va l’épouser en 1920 à Lyss, re Charles Laedrach, accompagné de son au nord-ouest de Berne. ami Henri Studer, tous deux confiseurs à Par la suite, Georges Paquet emprun- Yverdon, près du Lac de Neufchâtel, vien- Serenad vum Hanepéip te de l’argent à son oncle, pour acheter nent renforcer l’équipe de production. l’immeuble au N° 60 de la Grand’Rue et y Passons outre les dures années de la faire transférer, en 1924, le magasin de la Seconde Guerre Mondiale, où le couple „Schoklasknippchen, Nonnebees, rue du Charbon. Il va exploiter le nouveau Paquet-Laedrach a perdu son fils Max, Geckeg ginn ech, wann s de sees: local avec l’obligation de payer un loyer pour accueillir, ensemble avec les confi- Hanepéip, ech hunn dech gär, à Georges Namur, qui lui, est et restera seurs Namur, les libérateurs américains. En Wéini gi mer bei den Här? une figure emblématique du monde de entrant dans la capitale le 10 septembre la confiserie luxembourgeoise. En 1938, 1944, les soldats de la 5e division blindée il a notamment été nommé président de américaine ont dans leurs bagages non Crèmeflütt, Merenkentaart, la commission des pâtisseurs-confiseurs seulement du chocolat et des chewing- O wéi ass däi Mëndchen zaart, pour l’examen du titre et du brevet de gums, mais aussi des boîtes de lait en O wéi mokeleg, o wéi séiss maîtrise dans l’exercice des métiers7 et poudre et un mélange déshydraté qui sert dans ses ateliers, beaucoup de jeunes à fabriquer de la glace. Georges Paquet Bass de vun dem Kapp zu Féiss!“ confrères, dont Pierre Oberweis, vont ob- possède, pour sa part, une machine frigo- tenir leurs lettres de noblesse. rifique à compression, de la marque Linde. Batty Weber Mais voilà que nous avons sauté les C’est ainsi qu’il est chargé de produire années 1920, où sont nés les enfants 10 000 glaces pour les libérateurs, sous de Georges et Claire Paquet-Laedrach: l’œil attentif de l’un d’entre eux. Marie-Louise, Max, Georgette, Lucie et Charles. Les naissances des trois premiers enfants sont très rapprochées et la jeune mère ne peut plus gérer toute seule la vente au salon de consommation. Voilà pourquoi sa sœur Louise vient lui prêter main forte au magasin. De même, son frè-

26 „Sie treffen sich täglich um viertel nach drei Sie schwatzen und schmatzen, dann holen sie sich, Am Stammtisch im Eck in der Konditorei Noch Buttercremetorte und Bienenstich. Und blasen zum Sturm auf das Kuchenbuffet, Sie pusten und prusten, fast geht nichts mehr rein. Auf Schwarzwälder-Kirsch und auf Sahne-Baiser, Nur ein Mohrenkopf höchstens, denn Ordnung muss sein. Auf Früchteeis: Ananas, Kirsch und Banane Bei Mathilde, Ottilie, Marie und Liliane, Aber bitte mit Sahne. Aber bitte mit Sahne.“ Udo Jürgens

Les successeurs de Georges Paquet

Après la mort de Georges Namur en 1961, il revenait à Georges Paquet de régler la succession de la maison Namur. L’oncle Georges n’avait pas d’enfants, Paquet avait perdu ses deux fils Max (+1943) et Charles (+1952). Son choix allait se porter sur ses petits-fils Jean-Paul et Max Nickels. Le trio avait fêté ses 100 ans le 11 juin 1962: 14 pour Max, 16 pour Jean-Paul et 70 pour le grand-père Paquet. L’aïeul a légué le droit d’exploitation à ses petits-fils. Ses filles -Ma rie-Louise, Georgette et Lucie allaient héri- ter des biens immobiliers. Malgré les dispositions prises par Geor- ges Paquet, sa mort en 1967, allait prendre la famille au dépourvu. Jean-Paul et Max venaient d’entamer leurs études: économie pour l’aîné, droit pour le cadet. Ils ne pou- vaient donc pas être présents en continue pour s’occuper de la production et de la

Guy Hoffmann Guy vente. C’est ainsi que leur mère Georgette Jean-Paul et Max Nickels Nickels-Paquet, épaulée du chef d’équipe à la production, Gaston, a assuré l’intérim jusqu’à ce que ses fils prennent la direction Dirbach, la camionnette verte de l’entreprise familiale en 1974. et les framboises À l’heure actuelle, Jean-Paul Nickels, Max Nickels et ses enfants Max (*1969) et Vient ensuite, dans les années 1950- familiale, dès qu’il a terminé les livraisons. Anne (*1973), relèvent le défi de l’engage- 60, l’essor d’après-guerre, pour les confi- Il a une maisonnette dans le voisinage et y ment pris envers leur famille: continuer au seurs Namur. Patrons d’un salon de passe ce qui reste du week-end, ramenant mieux la tradition du travail bien fait. Il y va consommation fréquenté par la haute so- la famille Paquet en ville, le dimanche soir. de l’honneur de leur aïeul Nicolas Namur! ciété de la capitale, Georges et Claire Pa- À Pentecôte, la camionnette verte est par quet-Laedrach sont aussi des employeurs ailleurs chargée de pains d’épices, prépa- Christiane Grün de choix. En effet, les jeunes filles s’em- rés en avance pour les fêtes de fin d’an- pressent à descendre de l’Oesling, pour se née. En effet, Georges Paquet stocke ces faire engager par eux, comme serveuses. gâteaux au miel dans la cave humide de la Elles sont logées et nourries sur place – maison de campagne de Dirbach – c’est là leurs dortoirs se trouvent aux 3e, 4e et 5e que murissent leur goût et leur moelleux. étages du N°60, Grand-Rue. Le couple La recette des pains d’épices, façon Paquet veille sur ces demoiselles, comme Dirbach, va rester un souvenir tout aussi si elles étaient leurs propres filles. Pas de pittoresque que le sirop de framboises. 1 Nicolas Namur était d’origine luxembourgeoise. sorties sans permission le soir, visites mas- En effet, Max Nickels nous raconte que 2 Sur la liste des passagers du navire Guillaume Tell, arrivé au port de New York le 30 octobre 1850, l’âge indiqué culines interdites. Par contre, les patrons les framboises servant à la production du pour Nicolas Namur est 28. Or Nicolas Namur est né au ne lésinent pas sur les repas: la cuisine est sirop, ont été récoltées par des gens du Luxembourg le 20 août 1824 comme 15e des 16 enfants du drapier Pie Namur et de son épouse Marie-Françoise de qualité, la cheffe s’appelle Gréitchen. pays – généralement des femmes et leurs Gonner. Par contre l’âge indiqué pour la passagère Les serveuses rentrent pour le week- enfants – dans les bois, entre Bridel et Sophie Thyes, est 26. Tout porte à que les deux âges ont été inversés. end et la famille Paquet remonte de même, Waldhof. Les Namur leur ont acheté leurs 3 L’acte en question peut être consulté en ligne: récoltes, qui pouvaient atteindre jusqu’à http://canadp-archivesenligne.paris.fr passer ses fins de semaine dans l’Oesling, 4 N. Namur affirme aussi que la traversée a duré 40 jours. notamment à Dirbach, où elle possède 600 kg par an. Peu à peu, l’enthousiasme Avec un départ fixé selon lui au 19 août 1850, le navire serait arrivé à destination bien plus tôt que le 30 octobre une résidence secondaire. Comme Geor- pour la cueillette s’est estompée – était-ce 1850 – date d’arrivée selon la liste des passagers du ges Paquet n’a pas de permis de conduire, dû, entre autres, à l’apparition du ténia du navire Guillaume Tell. 5 L’UNION, annonce du 16 février 1870 le trajet se fait en train, via Ettelbrück et renard? – et le sirop de framboise a dis- 6 1863-1963 L’histoire d’une entreprise qui est l’histoire Goebelsmühle. Jang, le chauffeur de la paru des étalages de la confiserie Namur. d’une famille, Edmond Reuter 7 Annonce parue au Luxemburger Wort le 28/11/1938, confiserie Namur, les rejoint le samedi soir faisant référence à une inscription au Mémorial avec la camionnette verte de l’entreprise Un grand Merci à Jean Ensch, qui sait presque tout!

27 Handel und Wandel in der Hauptstadt imedia

28 laniert man heutzutage durch die Ge- Fschäftsstraßen der Oberstadt, fällt ei- nem auf, dass der Unterschied zwischen dem Warenangebot in Luxemburg, Metz, Trier, Brüssel, Lüttich oder gar Paris eher gering ist. Geschäfte wie Sephora, H&M, Jack Wolfskin Store, Laura Ashley, Spring- field, Max Mara, C&A oder Paris 8 haben sich in sämtlichen europäischen Städten etabliert und sind sich sowohl vom Konzept als auch von der Innenausstattung her sehr ähnlich. Auffallend ist hingegen, dass zahl- reiche Grands Magasins, die sich um die Jahrhundertwende und zwischen den bei- den Weltkriegen oder kurz danach auf dem Gebiet der Hauptstadt niederließen, in den vergangenen Jahren von der Bildfläche ver- schwunden sind. Als Beispiele seien die be- kannten Häuser Maison Moderne, Rosen- stiel, Economat, Monopol oder Sternberg

genannt. imedia Wie hat sich die Hauptstadt im Laufe Robert L. Philippart (links) bei einer seiner geschichtskundigen Führungen durch die Hauptstadt der Jahrhunderte, und insbesondere seit der Schleifung der Festung im Jahre 1867 zu einer Geschäftsstadt entwickelt? Von der Gräfin Ermesinde In einem Gespräch mit dem Historiker über Johann den Blinden … Robert L. Philippart haben wir versucht, den ons stad-Lesern einen kurzen Überblick Die Handelsaktivitäten auf dem Ge- Ein wichtiges Datum für die Haupt- über die Entwicklung des Handels auf dem biet der Stadt Luxemburg wurden ei- stadt ist zweifelsohne das Jahr 1859. Es Territorium der Stadt Luxemburg zu ver- nerseits durch die so genannten lettres steht für die Einweihung des ersten Bahn- mitteln. Philippart bietet auch Führungen d’affranchissement der Gräfin Ermesinde hofsgebäudes auf dem Gebiet der da- mit geschichtskundigen Erklärungen zum im Jahre 1244 erleichtert, andererseits maligen Gemeinde Hollerich. Es war aus selbigen Thema an. Die Führungen dauern durch die Gründung der Schueberfouer Holz konstruiert, um den Bau im Falle anderthalb Stunden und finden am 21. Juli durch Johann den Blinden im Jahre 1340. eines gegnerischen Angriffes sofort nie- (französisch), am 22. September (deutsch) Insbesondere die Schueberfouer war eine derreißen zu können. 1859 steht auch für und am 20. Oktober (luxemburgisch) je- wichtige Etappe für die Händler auf dem die Errichtung der Passerelle, der so ge- weils um 11.00 Uhr statt. Ausgangspunkt Weg von Süditalien über den Gotthardpass nannten Al Bréck. Durch den Bau dieser der Führungen ist das Geschichtsmuseum ins reiche, produktive Flandern. Luxemburg Brücke wurden zwei Plateaus miteinan- der Stadt Luxemburg, wo zurzeit die Aus- besaß keinen Hafen und verfügte über kei- der verbunden: das Plateau Bourbon mit stellung shop shop shop stattfindet. Die ne Bodenschätze, und es wäre demnach jenem der Oberstadt. Zudem erhielt die Führung zeigt nicht allein die Rue du Fossé ein Leichtes gewesen, unser heutiges Land Oberstadt mit dem an der Al Bréck gele- oder die Groussgaass als Geschäftsstraßen, zu umgehen. Dank Johann dem Blinden genen Heinrichtor neben dem Neutor ei- sondern weist auch darauf hin, dass im wurden jedoch die Bedingungen geschaf- nen zweiten Zugang, was für den Handel Zuge der Stadtentwicklung der Jahrhun- fen, die Luxemburg als Handelsplatz at- von enormer Bedeutung war. Der Verkehr dertwende zusätzlicher Geschäftsraum in traktiv machten. verlief nun von Norden nach Süden quer der Côte d’Eich, der Rue Beaumont oder Adels- oder kirchliche Refugien wa- durch die Oberstadt. Den Kürzeren beim zwischen der Rue Beck und der Rue Aldrin- ren eigentlich Lagerhäuser für Waren und Bau der Passerelle zogen allerdings die gen geschaffen wurde. finanzielles Eigentum ihrer Besitzer. in der Unterstadt gelegenen Stadtviertel Im Laufe der Jahrhunderte änderte Grund, Clausen und Pfaffenthal, da die sich das Stadtbild zugunsten des Handels: Einwohner der Stadt sich nicht mehr ins Öffentliche Flächen wie der Fischmarkt, Tal begeben mussten, um die Oberstadt Auffallend ist, dass zahlreiche der Krautmarkt, die Place d’Armes oder zu erreichen, und ein Großteil des Han- Grands Magasins, die sich um die der Knuedler wurden erschlossen bzw. er- delsverkehrs via Eisenbahn an den Unter- weitert. städten vorbeigeschleust wurde. Günstig Jahrhundertwende und zwischen den Das Mittelalter ist eher geprägt vom für den Handel in der Mitte des 19. Jahr- beiden Weltkriegen oder kurz danach Handwerk. Die von Nicolas Jamez 1774 hunderts wirkte sich schließlich auch die auf dem Gebiet der Hauptstadt erstellte Aufsicht nennt die Zahl von 7 900 Entwicklung des Eisenbahnverkehrs aus. Soldaten, die in den sechs Kasernen des Die Militärstrategie wurde durch das Pri- niederließen, in den vergangenen Festungsplatzes Unterkunft finden konn- mat der Wirtschaft ersetzt. Im Jahre 1864, Jahren von der Bildfläche ten, dies bei einer verhältnismäßig gleich also zur Festungszeit, wurde der Häuser- verschwunden sind. großen Zivilbevölkerung von 8 423 Ein- block zwischen der Rue de l’Ancien Athé- wohnern (1784). Sie waren Abnehmer für née, der Rue Notre Dame, der Rue Chimay Erzeugnisse aus dem lokalen Handwerk und dem Boulevard Roosevelt nach Brüs- und dem einheimischen Handel. Dazu kam seler Modell errichtet. Hotels, Geschäf- Das Projekt Royal-Hamilius, ein das Vermieten von Zimmern an Studenten te und Wohnungen sollten künftig neue urbaner Ort, in der die Menschen sich wohl fühlen sollen, ist noch aus Wallonien, die das hauptstädtische Viertel am Stadteingang an der Passerelle Zukunftsmusik. Athenäum besuchten. prägen.

29 imedia Der Knuedler sollte 1906 eine gedeckte Markthalle erhalten Erinnerung an die ehemalige Mohren- apotheke am Roude Pëtz

Der Schock von 1867

Einen regelrechten Schock erlebte die mehr an demselben Ort wohnen mussten, Stadt Luxemburg, als sie am 11. Mai 1867 an dem produziert wurde. In der Folge sie- durch den Londoner Vertrag zur offenen delten sich ebenfalls eine ganze Reihe Ban- Stadt deklariert wurde. Zu jenem Zeitpunkt ken in der Hauptstadt an, wie die Staats- bewohnten neben den 13 000 Arbeitern sparkasse, die Banque Internationale, die und Handwerkern, Geschäftsleuten und Be- Banque Nationale, die Bank van der Lin- amten auch rund 4 000 Soldaten die Stadt. den, die Société Alsacienne de Banque oder Mit dem Abzug der Garnison sollte das Mi- die Bank Werling, um nur diese zu nennen. litär von heute auf morgen die Stadt ver- Luxemburg entwickelte sich zu einer Stadt, lassen. In der Folge fielen die Immobilien- in der Wohnen und Arbeiten ein Ganzes preise drastisch, und das Festungsareal bildeten. Menschen mit einem relativ ho- glich einem Niemandsland, geprägt von hen Kaufpotential sollten als neue Stadtbe- hohen Mauern, tiefen Gräben und einem wohner angelockt werden. Das Stadtgebiet schlechten Zugang ins Stadtinnere. wird monozentristisch angelegt, um den Nun gab es drei Möglichkeiten, um Handel und die Stellung der Oberstadt als der Stadt Luxemburg eine neue Zukunft zu oberes Zentrum zu fördern. Die an das Zen- Die Place du Théâtre diente früher als sichern. Sie sollte entweder zu einer Uni- trum grenzenden Viertel wie Limpertsberg, Abstellplatz für die Wagen der Markthändler versitätsstadt, einer Industriestadt oder zu Bonneweg oder Belair sollten vorwiegend einer regelrechten Hauptstadt umgebaut ein demographisches Hinterland mit einem werden. Der Plan einer Universitätsstadt Kundenpotential für den Stadtkern darstel- Luxemburg wurde fallen gelassen, und das len. Ihre Einkäufe erledigten diese Stadt- Projekt der Universität wurde in Fribourg bewohner im Zentrum. Die Raumplanung in der Schweiz verwirklicht. Der Plan einer der Hauptstadt trug diesen Gewohnheiten Industriestadt konnte ebenfalls nicht ver- Rechnung: Sozusagen sternenförmig wur- wirklicht werden, zum einen, weil die Kon- den breite Straßen und Alleen in Richtung kurrenz aus dem mit Bodenschätzen ver- ausländischer Nachbarstädte angelegt: die wöhnten Landessüden zu groß war, zum Route de Thionville, die Avenue Monte- anderen, weil die Topographie der Stadt rey in Richtung Longwy, die Avenue Emile Luxemburg den Bau eines neuen Bahnhofs Reuter als Anbindung an die Route d’Arlon in unmittelbarer Nähe zur Oberstadt er- oder die Côte d’Eich in Richtung Lüttich. schwerte. Die dritte Alternative sollte sich Die Verbindungen zu den Nachbarstädten indes als erfolgreich erweisen. Aus Luxem- wurden somit vereinfacht, was zum einen burg wurde eine regelrechte Metropole, dem Warenhandel zugute kam, zum ande- in der die politischen Entscheidungsträger ren es den Menschen erlaubte, sich schneller (Regierung und Ministerien, Parlament, und sicherer in der Hauptstadt zu bewegen. Großherzoglicher Hof) und das Kapital Mit der rasanten Industrialisierung in ganz (Banken) angesiedelt werden sollten. Der Europa wurden auch hierzulande spezifische Entwicklung von Luxemburg zur Haupt- Geschäfte eröffnet: Kurzwaren- und Eisen- stadt kam eine neue Gesetzgebung zugu- warenhandlungen, Konfektionsgeschäfte, Die Eingangstür des ehemaligen te, die es erlaubte, dass Fabrikbesitzer nicht Tabakläden usw. Geschäftshauses Klees-Kaiser

30 Der Boulevard Royal als Businessstraße

Um die Jahrhundertwende wurden schließlich die Nei Bréck und 1904 die Nei Avenue eröffnet. Hieraus ergab sich ein weiterer bedeutender Zugang zum Stadt- zentrum, der die Entwicklung des Boule- vard Royal als Geschäfts- und Business- straße beschleunigte. In der Folge siedelten sich nach dem Ersten Weltkrieg unter an- derem die Banque Générale, die Versiche- rungsgesellschaft La Luxembourgeoise und der Crédit Lyonnais am „Königsring“ an. 1906 erlaubte die Gemeinde Hollerich, die zu diesem Zeitpunkt noch eine eigen- ständige Kommune war, das Abhalten ei- nes wöchentlichen Marktes. Als Reaktion darauf sollte im Stadtzentrum auf dem Knuedler eine überdeckte Markthalle mit Geschäftspassage und Wohnungen ent-

imedia stehen. Ein 56 Meter hoher Turm sollte Der Architekt Pierre Funck fertigte bereits 1893 Pläne zur Erweiterung Luxemburg als Handels- und Marktplatz der oberen Côte d’Eich an bereits von fern erkennbar machen. 950 Marktstände sollten hier Unterkunft fin- Lagerstätten für Kleidung den. Weil einer der Anrainer seine Immo- und Eisenwaren bilie jedoch nicht verkaufen wollte, wurde dieses großzügige Bauprojekt allerdings nie Im Gegensatz zu den bisherigen Ge- fürs Geschäft bestimmt, auf dem ersten verwirklicht. 1908 richteten mehrere Hote- schäften, die nur verkauften, was der Stockwerk wohnte der Geschäftsbesitzer liers eine Petition an die politisch Verant- Geschäftsführer produzierte, boten Fach- und die zweite Etage wurde vermietet. Da wortlichen mit der Forderung, die Kaserne geschäfte sowie Grands Magasins fertige es um die Jahrhundertwende noch keine Am Piquet endlich niederzureißen, um dort Produkte an, die meistens aus dem Aus- ausgeprägten Kranken- und Altersversi- Geschäfte und Appartements zu bauen. land importiert wurden. Die Grands Ma- cherungen für Freiberufler gab, konnte Der Anschluss an den Bahnhof über die gasins dienten sozusagen als Lagerstätten der Besitzer nach der Geschäftsaufgabe Avenue de la Liberté hatte zum Aufblühen für industrielle Produkte wie Kleidung oder im hohen Alter von den Einkünften aus dieses bis dahin entlegenen Stadtteils ge- Eisenwaren. Neuartige Materialien, allen der Miete leben. führt. voran Beton, Stahl und Glas, erlaubten Auch von Regierungsseite aus wurde Um die Jahrhundertwende kam das so den Bau von lichtdurchfluteten, ausstel- alles getan, damit die Stadt sich moder- genannte Flanierungsshopping in Mode: In lungsfreundlichen und zweckorientierten nisieren konnte. Eine urbane Mischung überdachten Passagen wie beispielsweise Einkaufskathedralen, die sehr viel Platz für von Arbeits- und Wohnvierteln sollte eine in der Rue du Curé konnte man auch bei Lagerung und Verkauf boten. Massenpro- optimale Lebensqualität schaffen. Konkret schlechtem Wetter gemütlich seine Einkäu- dukte konnten auch in Massen weiterver- wurden beispielsweise 1893 in der Côte fe erledigen. Glasdächer sorgten für beste kauft werden, und zwar zu einem festen d’Eich seitens des Architekten Pierre Funck Beleuchtung, während Stahlträger und Be- Preis. Es gab Rabatt auf verschiedenen Pläne zum Bau von Geschäftshäusern mit ton es ermöglichten, Fassaden im Erd- und Waren, und es gab das Recht auf Um- zwei Stockwerken entwickelt. Neben Ge- Zwischengeschoss durch Auslagefenster zu tausch oder der Rückerstattung des Ein- schäftsräumen auf dem Erdgeschoss soll- ersetzen. kaufspreises. Verschiedene Grands Maga- ten Mieter über jede Menge Raum zum Einzelne Häuser boten Extras an: In sins erstatteten angereisten Kunden sogar Wohnen verfügen. Die Rue Beaumont der Maison Moderne gab es beispielsweise die Eisenbahnfahrkarte zurück. Die Fassa- wurde zum Theaterplatz hin verlängert, einen Lesesalon für Damen. Und Magasin den der Grands Magasins waren nicht nur und auf zwei Stockwerken schuf man Ap- Knopf stellte sogar einen japanischen Tee- zweckmäßig, sondern vor allem dekorativ, partements, während das Erdgeschoss zu- salon für seine Kunden bereit. und sie dienten der Werbung fürs eigene sätzliche Verkaufsflächen bot. Nachdem Warenhaus. Monogramme wurden in Fas- bereits 1905 der obere Teil der Côte d’Eich saden eingebaut, und der Modernismus erweitert worden war, wurde 1932 die hielt Einzug in die Architektur der Haupt- Rue du Fossé verbreitert. Was man dabei stadt, so dass man sich problemlos an an Fläche verlor, durfte in die Höhe ge- den durch ihre typische Architektur leicht baut werden. Luxemburgs modernistische findbaren Plätzen verabreden konnte. Auf Großwarenhäuser entstehen schnell nach- Auch von Regierungsseite mehreren, durch Fahrstühle und Treppen einander, so etwa Fourrures Hertz-Grun- aus wurde alles getan, zugänglichen Etagen wurden die Waren stein, A la Bourse und Sternberg. Eine Pa- damit die Stadt sich feil geboten. Jedes Stockwerk war einem rallelavenue zur Freiheitsstrasse sollte die spezifischen Warentypus vorbehalten. Die Côte d’Eich mit dem Viadukt verbinden. modernisieren konnte. neuen Baumaterialien erlaubten den Ver- Dieses nicht ausgeführte Projekt hätte zur Eine urbane Mischung von zicht auf Zwischenwände, was die Auslage Belebung der Geschäftswelt der Altstadt Arbeits- und Wohnvierteln der Waren stark valorisierte. So entstand beitragen sollen. ein ganz neuer Gebäudetypus: Beim mo- sollte eine optimale dernen Ertragshaus war das Erdgeschoss Lebensqualität schaffen.

31 Der Boom der Grands Magasins

Zwischen 1911 und 1934 entstanden siebzehn Grands Magasins mit einer Ver- kaufsfläche zwischen 350 und 1 500 Qua- dratmetern. Bekannte Namen sind Mai- son Moderne, Monopol, Au Bon Marché, Klees-Kaiser, A la Bourse, Bazar Champa- gne, Neuberg, Maison Lassner, Magasin Knopf, Bonn Frères oder Rosenstiel (Ro- senstiel bestand allerdings schon als Fach- geschäft seit 1887). Einzelne Häuser wie Au Nouveau Paris arbeiteten sogar mit den bekannten französischen Galeries Lafayette zusammen, getreu nach dem Motto „Vom Billigsten bis zum Feinsten“. Die 1906 gegründete Union Com- merciale sah der Entwicklung des Handels in der Hauptstadt eher besorgt zu, entwi- ckelte jedoch rasch wertvolle Initiativen. Sie führte die Braderie ein, organisierte

regelmäßig Preisreduzierungen, setzte auf imedia die Weiterbildung ihrer Mitglieder und ver- Beim Projekt Royal-Hamilius soll die Rue Aldringen zur Fußgängerzone ausgebaut werden langte rechtlichen Schutz vor unfairer Kon- kurrenz. Auffallend ist, dass mehrere Inhaber Die Stadt ist überall und nirgendwo Projekt Royal Hamilius von Geschäften, die um die Jahrhundert- wende eröffnet wurden, jüdische Wurzeln Wie sieht die Situation des hauptstädti- Um dem Stadtkern neues Leben einzu- haben. 1808 lebten 78 Juden auf dem Ter- schen Handels heute aus? Im Zuge der Glo- flößen, haben die Gemeindeverantwortli- ritorium der Stadt Luxemburg. Dreißig Jah- balisierung ist die Hauptstadt zu einer Art chen das Projekt Royal Hamilius ins Leben re später waren 35 jüdische Haushalte, die Kulisse geworden, in der vieles austausch- gerufen. Royal Hamilius schreibt sich in die meist aus Lothringen zugewandert waren, bar scheint. Die seit den fünfziger Jahren von Osten nach Westen, vom Fischmarkt in der Hauptstadt ansässig. 1880 kamen auf von der Automobilindustrie und den Erd- bis zur zukünftigen Place Emile Hamilius 16 700 Einwohner 369 Personen mit jüdi- ölproduzenten geförderte und vom Staat seit dem Mittelalter währende Tradition schen Wurzeln. Zu Beginn des Ersten Welt- unterstützte Mobilität hat den meisten der Stadtentwicklung nach Westen hin ein. krieges schließlich lebten 1 270 Juden in der kleinen Tante Emma-Läden das definitive Bis dato ist der zwischen dem Boulevard Stadt Luxemburg, die zu jenem Zeitpunkt Aus beschert. Die automobilgerechte Stadt Royal und dem Centre Hamilius gelegene 26 000 Einwohner zählte. Sie waren vor- fördert die Zersiedlung der Landschaft, Busbahnhof ein Platz, an dem Menschen wiegend im Industrie- und Geschäftswesen fehlende Dichte lässt kaum städtisches kommen und gehen, ohne dort verbleiben tätig. Eine Erklärung für die steigende Zahl Ambiente entstehen. Immer mehr Stadt- zu können. Nach Umsetzung des Projektes an Juden liegt darin, dass Luxemburg durch teile verwandeln sich zu einseitigen Wohn- Royal Hamilius, das allerdings durch ein die Zollunion mit Deutschland verbunden vierteln. Zuerst entsteht der Supermarkt, rezentes Gerichtsurteil wohl noch etwas war. Ab 1870 war Elsass-Lothringen an ab Mitte der siebziger Jahre wird auf der dauern wird, soll das ehemalige Centre Al- Deutschland annektiert. Die aus dieser Re- grünen Wiese in den Shoppingpalästen an dringen zu einer Stätte umgebaut werden, gion zugewanderten Juden wollten keine der Peripherie der Hauptstadt eingekauft. wo Menschen sich treffen und auch blei- deutschen Staatsbürger werden, allerdings Die auf dem Territorium der Hauptstadt ben wollen. Ein architektonisch reizvoller vom deutschen Markt profitieren. Es lag ansässige, international gemischte Bevöl- Platz soll vor dem Postgebäude geschaffen demnach auf der Hand, sich in Luxemburg kerung ist überaus konsumorientiert und werden. Zudem wird die Fußgängerzone anzusiedeln, das politisch neutral war, sich nutzt die Stadt selbst wie ein Produkt. Die bis einschließlich der Rue Aldringen erwei- jedoch geographisch und wirtschaftlich hauptstädtische Geschäftswelt muss sich tert. Eine hochwertige Architektur soll dem zu Deutschland hingezogen fühlte. Hin- den Gewohnheiten dieser Bürger anpas- ganzen Projekt möglichst viel urbane Äs- zu kam, dass in Luxemburg im Gegensatz sen, falls Luxemburg weiterhin seine Stel- thetik verleihen. Dies erklärt auch, warum zu anderen Ländern die Religionsfreiheit lung im Konkurrenzkampf der Städte als ein Architekturwettbewerb veranstaltet durch die Verfassung garantiert war. Die europäische Hautpstadt und internationa- worden war. Ein Panorama-Restaurant auf Ansiedlung von jüdischen Investoren vor- ler Finanzplatz behaupten möchte. Dabei Dachebene soll den eigentlichen Stadtkern wiegend aus Elsass-Lothringen verlieh der sollte dem Konzept der richtigen Mischung städtebaulich identifizierbar werden lassen. einheimischen Industrie und dem Handel von Wohnen, Arbeiten und Freizeitgestal- Der Stadtbewohner oder der Besucher sei- jedenfalls einen besonderen und innovati- tung weiterhin vermehrt Aufmerksamkeit nerseits erlebt das Stadtgebiet neu, sozusa- ven Aufschwung. geschenkt werden. gen aus der Vogelperspektive. Den Plänen der zuständigen Architekten zufolge werden durch das Projekt Royal Hamilius neben den bereits vorhandenen 135 000 Quadratme- tern Geschäftsfläche auf dem Territorium Interessante Informationen zur Stadtentwicklung der Stadt Luxemburg zusätzliche 10 000 bis findet man unterwww.histoireurbaine.eu . 15 000 qm Geschäfts- und etwa 1 500 qm Dienstleistungsfläche geschaffen. Weitere Informationen über das Projekt Royal Hamilius unter www.vdl.lu. Henri Fischbach

32 Bonjour, Monsieur Dame wann ech gelift?

1957, v.l.n.r., 1. Rei: Josette Dahm-Tautges, Marie-Louise, Albertine Luja; 2. Rei: Léon Cahen, Marie François, Selma Cahen an André Cahen

’Vendeuse huet dacks keng Schipp Dméi un, mee soss huet se sech an den al agesiessene Geschäfter net geännert. Si ass frëndlech, sans plus. Si ass riet er- aus. Si ass net ëmmer gebaut wéi e Foto- modell, mee si versteet hier Clienten. Si ass gedëlleg. Se kennt hier Wuer a mécht alles, fir de Client sou gutt wéi méiglech ze beroden. An si schwätzt natierlech och lëtzebuergesch. Als Kand kruuts de ëmmer eng Kamell. Oder e Loftballon. An du hues dech an all deene Rosenstielen, Monopolen, Sternber- gen gefillt ewéi doheem: d’Vendeuse war ëmmer déi selwecht. Si huet hier Clienten kannt. Si huet zum Inventaire gehéiert. Schonn als Kand huet déi Stater Geschäftswelt mech faszinéiert. Ech weess elo nach, wéi ech am Rosenstiel mäin éisch- te Soutien krut an d’Madame ouni mech unzepaken an trotz weidem achtziger Jore Pullover meng Gréisst direkt wosst a mer dat richtegt an d’Cabine gehaangen huet. Hoffmann Guy 2013, v.l.n.r.: Robi Sinner, Corinne Cahen, André Cahen, Maria Vales, Mandy Matagne- Ech weess elo nach, wéi ech mat menger Mariany, Tamara Richter, Micheline Goncalves-Lentz, Francine Back-Weffling, Patrice Mamm an de Quick gaange sinn, deen Georges, Danielle Mathias-Becker an Liliane Flohr

33 Bonjour, Monsieur Dame wann ech gelift? alles, awer wierklech a l l e s hat. An ech erënnere mech ëmmer nach un de Gérant am Sternberg, e feine Mann, deen ëmmer do war. Oder u mäi Lieblingsbuttek, de Spielzeugparadies. Mat deem sénger Fer- meture ass meng Kannerzäit gestuerwen. Ech war nach ëmmer e richtegt But- teksmeedchen. Meng Elteren hunn hiert Liewen am Chaussures Léon verbruecht, an ech par la force des choses och. Als klengt Kand war ech dacks do. Dono sinn ech regelméisseg no der Schoul an de Buttek gaangen. Ouni ze vergiessen, ënnerwee bei jidderengem fläisseg Reklamm ze maa- chen (wat ech haut nach erzielt kréien). Ech si mat de Vendeusen a mat de Clienten op- gewuess. A mam Beruff vum Schongver- keefer a Commerçant. Scho ganz fréi wollt ech de Leit Schong umoossen, zerwéieren (matschwätzen hunn ech wuel nach ëmmer gemaach). All Joer gouf et Zodi doheem, well ech on- bedéngt op d’Braderie wollt hëllefe goen. Abee, mat zwielef Joer hunn ech endlech dierfen: mëng éischt Braderie, virun der Dier, an all Schlapp, déi ech verkaaft hunn, war en Erfolgserlebnis! Lues a lues hunn ech vun do un mol däerfe Kannerschong oder Schlappen an de Keller siche goen, wa méi Clienten am Buttek ware wéi Ven- deusen. Ech hunn d’Vendeusen ëmmer be- wonnert: d’Maria an d’Mina hunn de Kel- ler propper gehalen an hu geschnësst ouni Enn, wa se geraumt hunn. D’Albertine hat de ganze Buttek am Bléck, et wosst ëm- mer genee, wat wee géing maachen an et huet selwer quasi ëmmer eng Fatz an der Hand gehat fir ze botzen. Dem Josette seng Bibel war d’Telefonsbuch: soubal eng Cliente eraus war, huet et am Buch ge- D'Reklamm vun der Ouverture vu Chaussures Léon am Joer 1924 kuckt, wou déi da genee géing wunnen. Hatt huet se all kannt, d’Clienten: hiren Numm, hir Famill, hire Beruff… A wann wert säi Präis an säi Confort ausseet. Nieft Chaussures Léon hunn ech awer net, dann huet et esou laang mat de Leit Nieft de Gréissten ginn et och verschidde och aner Butteker immens gutt kannt, geschwat, bis dass et alles wosst. Breeten. Wann dausende Puer Schong am ugefaangen mat eisen Noperen. Et war Impressionant war (an ass) awer virun Rayon sinn, muss een natierlech och wës- eng schéi Strooss, d’Avenue de la Liberté, allem, dass d’Meedercher de Clienten hier se, wuer ee wat siche geet. Et muss een mat de schickste Butteker aus der Stad: Féiss auswendeg kennen. „Ah, dat ass d’Orthopédie kennen, fir de Leit de richte- Paris Fourrure an d’Boutique Michèle d’Madame mam 37, déi Einlagen huet an ge Schong fir hir Féiss ze proposéieren. An ware fir déi besser Dammen. D’Hären déi, déi e bësse méi eng breet Form bräuch“; natierlech muss een noläuschtere kënnen, haten e grousse Choix u Costumer an u „den Här huet e Problem op der klenger et muss ee mat de Leit schwätze kënnen, flotten Hiemer a Boxe beim Kieffer. Beim Zéif, do däerf op kee Fall eng Nout sinn.“ frëndlech sinn. Och wann et engem net Scheer oder Namur konnt ee sech stäer- Eis Meedercher waren ëmmer extrem pro- dono ass. ken. An d’Kanner goufen am Palais de fessionell. An ech hat d’Chance, nieft der Dat alles hunn ech als Teenager gelé- l’enfant gekleet. Schoul, zesumme mat de Léiermeedercher, iert. Well wann ech net am Lycée oder am Als Teenie war een dann och gär beim de Beruff ze léieren, allerdéngs mat manner Conservatoire war, da war ech am Buttek. Paris Musique, wou ee stonnelaang an Contrainten: d’Botzen ass mir glécklecher- Vu méngen 18 Joer un hu méng Elte- den CDen dat richtegt gesicht huet. weis erspuert bliwwen, well ech jo moies ren mer de Buttek alt heiansdo „uvertraut“. No der Uni hunn ech nach net dru an der Schoul war, wann de Buttek opge- Wa si mol fort waren, an ech awer do, dann geduecht, an de Buttek schaffen ze goen. maach huet. hunn ech däerfen de Buttek géréieren. No De Beruff, deen ech mer erausgesicht An der Schongbranche gëtt et vill an no hunn ech mech och am Büro age- hunn, war Journalistin. Nach haut ass ze léieren, wann ee säi Beruff anstänneg schafft. Et huet allerdéngs extrem laang dat en Dramberuff fir mech, an de Radio wëll maachen: et muss een déi verschidde gedauert, bis ech alles maache konnt a mäin Dram-Medium. Mee och wéi ech zu Liederzorten kennen an den Ënnerscheed wollt. Ech hu sechs Joer net zu Lëtzebuerg Lëtzebuerg geschafft hunn, war ech nieft wëssen tëschent Kou-, Schwäin- oder gewunnt a war deemno net méi grad sou menger regulärer Aarbecht bei RTL éiweg Hirschlieder z.B. Et muss ee wëssen, wéi dacks op der Gare. am Buttek. Bis ech no e puer Joer ent- e Schong fabrizéiert ass, well dat vill iw- scheed hunn, ganz an de Buttek ze goen.

34 E puer Joer laang hunn ech weider fräibe- Moi, mes souliers rufflech als Journalistin geschafft, ech hat déi zwee Beruffer also ausgetosch. Moi, mes souliers ont beaucoup voyagé Doduerch, dass ech e Beruff hat, Ils m´ont porté de l´école à la guerre konnt ech méngen Elteren natierlech e J´ai traversé sur mes souliers ferrés puer Konditioune stellen. Déi dräi Haapt- Le monde et sa misère. konditioune waren, dass d’Fënster misst frësch gemaach gin, dass de Buttek an der Moi, mes souliers ont passé dans les prés Mëttesstonn riicht duerch misst opblei- Moi, mes souliers ont piétiné la lune wen an dass ech e Computer géng kréien. Puis mes souliers ont couché chez les fées Ech hu mech och an de Conseil vun der Et fait danser plus d´une... Union commerciale gemellt, well ech ak- Sur mes souliers y a de l´eau des rochers tiv un der Zukunft vun der Stad an dem D´la boue des champs et des pleurs de femmes Commerce wollt matschaffen, mee dat J´peux dire qu´ils ont respecté le curé war deemools éischter e Poterclub mat L´pays, l´bon Dieu et l´âme. ville Leit, déi nach ni e Commerce haten. Nom Mandat hunn ech méng Kandidatur S´ils ont marché pour trouver l´débouché net méi gestallt. S´ils ont traîné de village en village Wéi sech 2007 awer eng ganz nei Suis pas rendu plus loin qu´à mon lever Equipe opgesat huet, war ech direkt nees Mais devenu plus sage. derbäi. Eist Ziel war et, d’Union commer- ciale ze professionaliséieren an d’Stad Tous les souliers qui bougent dans les cités professionell ze vermaarten. D’Stad Lëtze- Souliers de gueux et souliers de reine buerg an den deemolege Buergermeesch- Un jour cesseront d´user les planchers ter Paul Helminger waren och direkt be- Peut-être cette semaine. reet, eis finanziell a logistesch ze hëllefen. No zwee Mandater hate mer all déi Moi, mes souliers n´ont pas foulé Athènes Projeten, déi mer eis virgeholl haten, ëm- Moi, mes souliers ont préféré les plaines Quand mes souliers iront dans les musées gesat, sou dass mer Plaz gemaach hu fir Ce s´ra pour s´y accrocher. eng nei Equipe. Parallel dozou hunn ech mech och weider ëm mäi Betrieb gekëm- Au paradis, paraît-il, mes amis mert. Déi trauregste Momenter waren C´est pas la place pour les souliers vernis a sinn nach ëmmer déi, wann eng Ven- Dépêchez-vous de salir vos souliers deuse, déi 20, 30 oder souguer 40 Joer bei Si vous voulez être pardonnés... eis geschafft huet, an hir wuelverdéng- ...Si vous voulez être pardonnés. te Pensioun geet. De Buttek ass wéi eng grouss Famill. Et verbréngt ee jo quasi méi Félix Leclerc, chanteur québécois Zäit mat séngen Aarbechtskollegen wéi mat (1959) sénge Leit doheem. Dofir si mer ëmmer im- mens frou, wann all déi „Al“ erëmkommen

fir d’Braderie. Deen Dag ass ëmmer wéi e grousse Konveniat. Mee och soss kom- men eis Ex-Vendeusen eis dacks besichen: d’Jeanny huet schon viru siechzeg Joer beim Léon geschafft. Zu enger Zäit, wou d’Meedercher nach Schiertecher unhaten. An d’Jeanny kënnt och haut nach dacks bei eis. Et gehéiert einfach zum Haus. Grad wéi och d’Albertine an d’Josette. Si wäerte bei eis ëmmer wéi doheem sinn. Déi gréissten Anciennetéit huet awer mäi Papp, den André. Hien huet 1957 als Léierbouf beim Léon ugefaang. Duerno gouf e Vendeur. Wéi de Léon gestuerwen ass, huet mäi Papp de Betrieb iwwerholl. Dee Buttek ass seng Passioun. Fir hien ass de Buttek, d’Schong, d’Vendeusen a vi- run allem d’Clienten méi wéi nëmmen e Beruff. Chaussures Léon ass säi Liewen. Heen hat ni en aneren Hobby. En huet fir de Buttek gelieft. An och elo, no 56 Joer 1984, 1. Rei, v.l.n.r.: Magali Cahen & Corinne Cahen; 2. Rei: Jeanny Lacaff, Josette Dahm, beim Léon, bréngt en et nach ëmmer net André Cahen, Paulette Cahen, Sylvie Podlogar a Marie-France Kohl; 3. Rei: Albertine fäerdeg, mol en Dag doheem ze bleiwen. Bernard-Luja, Sonja Bruck-Reimen, Béatrice Blang, Erika Hellers, Antoinette Zimmermann a Simone Giroud; 4. Rei: Marie-Jeanne Horpert, Yvette Weber, Danièle Blang, Karin Feller a Liliane Jung Corinne Cahen

35 Kaf dech fräi!

ch war ënnerwee an der Groussgaass, Ewéi et op eemol lass goung. Weess net méi wéi, awer op eemol koum eng droleg Well iwwer d’Leit, déi ech och lo net sou genee ka beschreiwen, eng Zort séiss Lëft- chen, en Hauch vu parfuméierte Wënsch, duuss, awer iergendwéi och rabiat, wéi wa ganz op eemol d’Sonn méi waarm gi wier oder iergendwou nei Sauerstoffkrinn opgedréit oder soss mysteriéis Substan- zen ënnert d’Vollek gemëscht gi wieren, déi all Foussgänger euphoresch gestëmmt hätten. An ech war voll dran, matten ënnert de Leit, gedroe vum Gefill, derzou ze gehéieren, bereet op d’Ganzt ze goe wéi all déi aner, déi do gelaatscht a gewackelt sinn, ob lues, ob séier, jidderengem huet een d’Begeeschterung vun der Nues oflie- se kënnen. D’Gesiichter hu geglënnert virun de Vitrinne wéi frësch geblénkte Klensche- goldtelleren, an d’Vitrinne selwer hu gefén- kelt, wéi wa weider näischt wéi Diamanten do ausleie géifen, an och den Himmel war eng grouss Vitrinn voller Luucht, déif blo wéi dat déifste Mierblo a kristallkloer. A Musek war an der Strooss an an de But- teker, sou flott a schmasseg a voller Ge- fill, datt vill Leit spontan ugefaang hu mat Danzen. Dertëscht si Spréch gejaut ginn, déi d’Gesellschaft nach méi lëschteg ge- maach hunn; verschidde Keefer si vu Gléck- séilegkeet oder och nëmmen duerch Laach- krämpercher einfach an d’Gette gaang a bal net méi opkomm. ‘Am léifsten dat Bescht!’ huet ee gejaut, an en aneren: ‘Gutt, datt et dat gëtt!’ Oder: ‘Come in and find out!’– ‘Lëtzebuerger Grillwurscht, all dat ze erkenne gëtt, féiert mat elegante Gesten sen Händschen e klengen Tipp – schwaarze anert ass Kabes!’– ‘Dir nennt et Verschmot- iergendwellech faarweg Fändele vir, ëm déi Kostüm, Sonnebrëll, d’Hoer zu engem zung, mir nennen et Liewen!’ – ‘Sief derbäi, honnerte vu Fraen sech räissen; si huelen se Päerdsschwanz gebonnen – d’Leit erbäi zu kaf dech fräi!’ – ‘Eemol ran, alles dran!’ u sech, si leeën sech se ëm den Hals, iwwert senger Show mat ganz dënne Meedercher, - Hei den Néckel, hien ass och derbäi! de Kapp, këssen se, heemelen se, verstop- Meedercher, déi all op engem Briet op- an - Salü, soen ech, ouni richteg ze pen se an hire Poschen. Dann trëtt en Här ofginn an dobäi spatz Knéien a spatz Bake wëssen, mat weem ech d’Éier hunn. Ëm Kenzo op mat nach méi Fändelen a Scha- weisen an ëmmer, wa se stoe bleiwen, mech Gewulls, Gelaachs, Leit mat Tuten a len a Fatzen, déi grad sou ugehimmelt ginn d’Hand an d’Hëft stäipen. Den Tipp mat de Poschen a Kierf voller Wueren. Hei ass wéi déi vun der Konkurrenz. Eng Madam wäissen Händschen léisst sech als ‘Feldlager’ et, wou et gëllt! En Tipp mat gelackten Chanel iwwertrëfft se all mat enger Schleef uschwätzen – oder sou ähnlech – a wierkt Hoer an enger gëllener Haut huet d’Hiem aus bloem Kaschmir, déi si wéi e siwenzéng bei sengen Ausféirungen e bëssen sou eropgestrëppt a weist säi gëllenen Aarm Meter laange mat Smaragden dekoréierte wéi en nervöse Kleeschen oder Houseker mat enger nach méi gëllener Auer drun. Pohunneschwanz hannert sech hir zitt. Et op Branntewäinentzuch. Mir wëlle méi! Leit drécken sech vir, fir déi Auer dierfen ass eng lass wéi op engem Sportsterrain; jäitzen d’Nokucker. A kréie wat d’Häerz be- ze beréieren. Op der anerer Säit eng Fra déi eemoleg Begeeschterung vun enger giert: Delikatessen-Ënnerwäsch aus Satin an engem Rack aus rengster Seid, déi eng Coupe-Final am Foussball mat gläichzäiteg an Zobel mam Goût vun enger Proust- Posch an den Himmel hält, eng hell Posch, der zäitloser Fäifillegkeet vum Golf-Green, scher Madeleine, Sportsween, déi ganz aus déi sou masseg Glanz ofgëtt, datt si et mat komplett geckeg an apart, snob a vulgär, Viagra gebaut sinn, Dammenauere mat der Sonn kéint ophuelen. Eng aner, méi onerhéiert, saugutt a vu schwäiräichen souvill Diamanten drop, datt een d’Zäit net stänneg Fra, déi sech als Madam Hermes Elteren. Op der Kräizung wénkt mat wäis- méi matkritt an éiweg jonk bleift, a vill aner

36 E Koschmar

Guy Hoffmann matten am Geglënners vun Autoskarosse- rien, ee Luxuswon um aneren, an en Tipp seet zu mär: Wéi, Här Helminger, sidd Dir kee richtege Lëtzebuerger, datt Dir Iech net all zwee Méint en neien Auto kaaft? Ech weess iwwerhaapt net méi, wien ech sinn. Eng Stëmm seet: Kaaft a bei H & N! An ech erféieren iwwer meng Initialen. Ech wäert dach net selwer e Geschäft gi sinn, soen ech mer. Dann trëtt e klenge Chinees dertëscht a seet: Mumpitz! Wat Dir do fir deier Suen ersteet, fabrizéiere mir ganz bël- leg an ënnerierdesche Fabricke fir eng Boll Räis, oder wéi Dir hei sot: fir en Apel an e Stéck Brout! Dat mécht Gucci, Hermes, Béchanel a Prada schwäiwëll. Verréider, jäizen si, klengt verschassent Schlëtz- guckelchen! Du méchs eis net hei de Maart futti! Mat dengem näidgielen Teint, mat dengen Intepatten an denge mat Intefett verschläimten Ënnereien. Mer zéien der d’Träipe bei liewegem Leif aus der Panz, du mongoloid gielgeféierlech Fréijoersrull! An iwwerdeems d’Frae weider Fatzen a Fändele kafen an hir Männer Autoen hee- melen, gëtt de klenge Chinees hannen- aus geschleeft a vu Sécherheetsleit nonee gemaach. Da steet niewent mer op eemol en Tipp mat enger Stëmm wéi d’Rausche vum Mier a seet: Ech sinn deen Éischten an dee Leschten, deen Absolutten, an hunn de Schlëssel zur Ënnerwelt vum Kafen! Ech sinn dee mat de siwe Stären an der Hand, siwe BellÄtoallen an engem Grëff kann ech der liwweren! Schreif un den Engel vun der Stad, schreif wat s du hei gesäis! ongewéinlech deier Iwwerraschungen, déi Chanel Filter, Tucci a Galbani oder wéi se Ëm hien ass eng Luucht aus Jaspis, déi einfach ni ze deier kënne sinn. Genoss huet all heeschen, déck am Business, eng Bourse déi ganz Géigend an en onheemlecht Liicht einfach kee Präis! Multiplen Orgasmus vun de gudde Gefiller, e Maart voll am setzt. Iwwer dem Feldlager senge goue- garantéiert! Ech sinn iwwerrascht, wéi ech Kommen, en éischtklassesche Service, fan- rege Meedercher steet de Mound wéi en mech selwer do mat eranzéie loosen. Wéi tastesch Leeschtungen, diskret Ofwéck- décke Bluttfleck an niewendrun klätschen e wann ee mer eng Sprëtz gemaach hätt, déi lungen. Iergendwéi hunn ech ës genuch puer Stären erof wéi zeideg Figen. Et héiert mech dreift, vu Geschäft zu Geschäft, vu vum Tour duerch d’Butteker, et ass mer, wéi een de klenge Chinees birele vu Péng, an e Vendeuse zu Vendeuse. Vun enger loossen wann ech eng kludderen hätt an ech wëll puer Leit probéiere mam Raschele vum Pa- ech mer Manchetteknäpp opschwätzen, fort do, awer eng Stëmm seet mer: D’éischt beiergeld déi Kreesch ze iwwertéinen, wat mat deenen ech telefonéiere kann, obwuel muss du dech fräi kafen, kaf dech fräi, du hinnen awer net richteg geléngt. Et gesäit ech ni Manschetteknäpp undoen an den muss dech fräi kafen! An alt weider. Qua- aus, wéi wann dem Chinees seng Kreesch Telefon haassen. Eng aner wëllt mer eng dratkilometer voller Méiglechkeeten, alles déi allgemeng Euphorie nach weider géif Sonnebänk verklappen, déi op den Dag kanns de kafen, do ass souguer een, dee an d’Lut dreiwen, op en onheemlechen vum Auto passt a bei schlechtem Vakanze- Muedebëtzegkeet ubitt. A wee keeft dann Héiepunkt zou. Verschidde Frae käiche wieder ganz nëtzlech kéint sinn. Bei gud- sou eppes? Fir ze verschenken, seet de Ver- beim Kafen, wéi wa se matten an enger dem Wieder och als Duschkabinn ze be- keefer, un een, deen Dir net leide kënnt! Alt Séance vu ganz intime Spillercher wieren, notzen, seet si mat sou vill Iwwerzeegung, weider. Wie mengt e wier ze midd, hëlt eng anerer këssen de Männer d’Kreditkaarten, datt ech e schlecht Gewëssen hunn, wann Matmaachpëll – vun der Gesondheetskeess nach anerer spane jonk Kärelen, déi virdru ech erausginn ouni se ze kafen. Dobaussen erëmbezuelt! – an ass rëm voll derbäi, eng Reklamm gemaach hu fir Kalzonge vun ëmmer nach Gucci, Molex, Philippe Pastek, Kafkraaft wéi nach ni. Ech stinn op eemol Afercrombie & Bitch virun hiren Akafswon

37 Kaf dech fräi! E Koschmar

Guy Hoffmann Kand ënner fuerchtbarer Péng eng Kichen op d’Welt, dréckt no an no aus hirem bluddege Kierper Kachplacken, déi duerch d’Reiwung gliddeg ginn, e Spullsteen aus schwéirem Marber, en iwwerdimensio- nalen amerikanesche Killschaf, e Mixer an eng Mikrowell. Aus hirem schwiefelgiele Kierper krécht Damp, hir Ae sinn no ban- ne gekéiert, hir Kreesch méi haart wéi déi vum Chinees, deen ëmmer nach an den Hänn ass vun de Gucciprada-Wiechter, déi sech lo u seng Zong erumaachen, him se laang zéien wéi e Lastik a se da mat engem mat Onyx, Chrysopras a Beryll bestéckten Zigaremesser ofsäbelen. Wien net kääft, ass dout! jäizen si a fänken dann un, dem Chinees d’Haut vum Leif ze zéien, fir se duerno zu Reemäntel ze verschaffen. D’Leit jauwen duerch d’Stroosse wéi vu wëllem Féiwer gedriwwen, vu Stroum- stéiss gejot, vun engem kranke Kafzwang gepaakt, schwéier gelueden, mat Tuten, mat Kierf a mat Säck, a wann se näischt méi an hir Valisse kréien, stoppen si sech et selwer eran, zum Mond, zur Nues, zu den Oueren an zum Aasch eran, bis et wéi deet, bis se sech iwwerginn, gierksen, katzen, e puer baschten der och an e puer platzen der, an aus hirem wéie Gedäerms fale Ketten an Aueren an Handyen a versëlwert Porsche- Auspuffen a Krokodilsliederposchen, wat ausgesäit, wéi wann d’Déier nach lieweg aus dem Bluttbulli vun hirem Bauch géif er- auskrauchen. D’Fassade vun de Geschäfter sinn elo grouss Tablets, wou een direkt an eng Computerwelt aus Wënsch a Fantas- a jauwe mat hinnen als Quadriga duerch en An e jonke Borscht, mat Aen an der Faarf men kann erantrëppelen, an iwwerdeems éiwegen Akafsparadäis. Männer stinn op vu Metall, mat engem Kierper ganz aus eent vun dem Feldlager senge gourege Yachten, nennen sech Moet Vuitton a Lou- Muskelen an Uelech, schéin an arrogant Meedercher als Luxembourgs next Popp- is Crouton, hunn un all Aarm siwe Molex- wéi e Preiss vun 1933 just ier hien Nazi Modell geaffert a vun engem Skorpioun Aueren an an all Nueslach siwe gëlle Réier- gëtt, schäisst e bronge Sonnenopgang an mat Léiwekapp, dee ganz aus Schwiefel cher vu Cartier, mat deenen si sech exklu- d’Landschaft, eng wonnerbar sténkeg Bléi, besteet, geschwängert gëtt, deet sech sivt Babypudder an d’Nues zéien a kucke an där d’Leit sech sonnen an danzen a san- en hyazinthfaarwegen Himmel op an ze vun hirem Schëff aus, wéi de Chinees mat gen: Mir si glécklech, mir si fräi, a mir wëllen gesinn ass op sengem Troun de Béischt, engem gëllene Läffel vu Billeroy & Foch et bleiwen! An d’Stëmm niewent mer, déi den Draach mam bluddegen Diadem, mam säi riets A aus dem Kap gedréckt kritt. Ech wéi d’Rausche vum Mier ass, seet: Dat hei Feierotem an de Flilleken aus Gëft, d’Déier gesinn, wéi d’Blutt sprëtzt a grouss ass se, dës Stad, déi al babylonesch Houer mat de siwe Käpp an de siwe BellÄtoallen, Bluttflecke wéi feierrout Päerd duerch mat hire vu verduerwene Mënschemas- déi wéi Mëllechstroosse glënneren a kéip- d’Raimlechkeete fléien an en neien Han- sen ausgetrëppelte sënnege Stroossen, dat weis Knëppelsteng aus gliddegem Lava a nergrond bidde fir déi gouereg Meeder- scharlachrout Déier, déi verduerwe Klont, Phosphor op d’Stad erofknuppe loosen an cher, déi ëmmer nach op an of ginn op déi sëft aus hirem gëllene Becher, gefëllt eng leschte Kéier ass déi siwent Posaun ze hirem Briet, ugefeiert vum Feldlager an mam Dreck vun hirer Hourerei! An ech gesi héiren, sou haart, datt eleng duerch den enger gewëssener Madame Heidi Klamm- siwen déck plakeg Fraen, déi an hirem Fett Toun all Liewen zerstéiert gëtt. Dat, soen Riefenstahl, déi mat enger Stëmm, haart glënneren an hir gefierfte Mutschen op an ech, hunn ech gesinn. wéi siwe Posaunen, de Volleksmasse Gléck, zou goe loossen wéi Päiperleksflilleken. An Schéinheet an éiwege Konsum versprécht. eng vun de Fraen setzt aplaz vun engem Nico Helminger

38 Was bedeuten die Straßennamen der Stadt?

Paul Wilwertz Eugène Wolff

Wiltz (Rue de) Wilwertz (Rue Paul) Wolff (Rue Eugène) Die Rue de Wiltz verbindet in Bonneweg Die Rue Paul Wilwertz verbindet in Cents In Hamm verläuft diese Straße parallel zur die Route de Thionville mit der Rue Paul den Boulevard Charles Simonis mit der Rue Rue Thomas Byrne und mündet in die Rue Medinger auf Kaltreis. Durch Gemeinde- Auguste Trémont. Sie trägt den Namen eines de Hamm. Sie trägt ihren Namen seit dem ratsbeschluss vom 13. März 1957 wurde sozialistischen Politikers und ehemaligen 11. Oktober 1957. Eugène Wolff wurde am einer etwas kürzeren Straße dieser Name Bürgermeisters der Stadt Luxemburg. Am 23. September 1865 in Oberpallen (Kanton gegeben, der später auf eine Verlängerung 7. April 1905 in Wiltz geboren, widmete Redingen) geboren. Schon sehr früh zeigten der Straße ausgedehnt wurde. sich Paul Wilwertz nach seinen Sekundar- sich bei dem Jungen Zeichen einer außerge- Wiltz (oder Wolz auf Luxemburgisch) ist studien in Luxemburg dem Jurastudium wöhnlichen intellektuellen Begabung. Nach eine Kantonalhauptstadt im Norden des an den Universitäten Nancy, Montpellier seinen Sekundarstudien am Athenäum stu- Landes, zugleich aber auch ein bedeutendes und Toulouse. 1926 wurde er Mitglied der dierte er Philologie und Kunstarchäologie in Industrie-, Handels- und Kulturzentrum. Lëtzebuerger Aarbechterpartei. Von 1955 bis Lille, Paris und Berlin. 1891 begann er seine Die Stadt soll keltischen Ursprungs sein. 1958 sollte er Präsident der LSAP werden. Laufbahn im Lehrfach, zuerst als Repetitor, 1240 erhielt sie ihren ersten Freiheitsbrief, Er trat in den Staatsdienst ein, und in sei- dann ab 1895 als Professor. Wolff war vor und ihre Grafen zählten zu den mächtigsten ner langen administrativen und politischen allem fasziniert von der Welt der Kunst als Fürsten des Landes. Karriere hat er dem öffentlichen Wohl in dem Bereich „alles Edlen und Schönen“. Auf dem Gebiet der Kultur genießt Wiltz zahlreichen hohen Staatsämtern gedient, Seine Kenntnisse und seine „ästhetische einen Ruf, der weit über unsere Grenzen so etwa als Direktor des Office national du Ergriffenheit“ reiften durch seine zahlrei- hinausgeht. Jeden Sommer zieht das Wiltzer travail, als Mitglied des Gemeinderates, des chen Reisen und durch das systematische Festival, das im Bering des Schlosses statt- Staatsrates, als Staatssekretär, als Mitglied Studium der einschlägigen Fachliteratur. findet, zahlreiche Freunde der klassischen der Europäischen Kommission (1958) und Es war Wolff daran gelegen, nicht nur seine Musik, der Oper, des Tanzes und des Sprech- alsPräsident der sozialistischen Fraktion, als Schüler, aber auch ein kunstinteressiertes theaters an. Nicht minder bekannt ist das Vizepräsident der Abgeordnetenkammer Publikum an seinen Kenntnissen teilhaben Gënzefest, das alljährlich am Pfingstmontag und schließlich – von 1964 bis 1969 – als zu lassen. Eugène Wolff war auch Sekretär einen großen Publikumserfolg verzeichnen Bürgermeister der Stadt Luxemburg. Diese der historischen Abteilung des Großherzog- kann. Hauptattraktion ist der Ginsterumzug Tätigkeit war – nach seinem eigenen Einge- lichen Instituts und des Kunstvereins. Er mit prächtig geschmückten Festwagen und ständnis – von seinen zahllosen und vielfäl- schrieb mehrere dokumentarische Abhand- der Ginsterkönigin. tigen Arbeitsfeldern diejenige, die ihm am lungen, zum Beispiel über Sandro Botticelli Auch für die portugiesische Bevölkerung meisten am Herzen lag. Seine Sorge galt der (Sandro Botticelli: commentaire esthétique unseres Landes hat Wiltz einen eigenen Reiz. Gesundung der Gemeindefinanzen. Ihm ist de son oeuvre, 1904 bei M. Huss erschie- Zu Ehren der Jungfrau von Fatima, deren es auch zu verdanken, dass es zwischen Staat nen) oder über den belgischen Humanisten Statue auf einer Anhöhe oberhalb von Wiltz und Gemeinde zu einer Einigung bezüglich Barthélémy Latomus d’Arlon. steht, findet alljährlich am Christi Himmel- des Baus eines „Hôpital municipal“ kom- Auf der Rückkehr von einer Kunstreise, fahrtstag eine große Wallfahrt statt, die in men sollte, aus dem schließlich das „Centre die ihn nach Griechenland geführt hatte, den letzten Jahren zu einem wahren portu- Hospitalier“ erstand. erkrankte Wolff ernstlich und verstarb in giesischen Volksfest geworden ist. Erwähnenswert ist auch des Interesse, das einer Klinik in Ancona am 22. Oktober Wir wollen diesen kurzen Überblick nicht Paul Wilwertz zeit seines Lebens dem Sport 1908 im Alter von nur 43 Jahren. Auf eige- abschließen, ohne an das tragische Geschick entgegenbrachte. So war er Präsident der nen Wunsch wurde er in Ancona beerdigt, der Stadt Wiltz während des Zweiten Welt- „Fédération du Sport cycliste luxembour- wo er unter einem von seinen Freunden und krieges zu denken. Auf die Proklamation des geois“ und Mitglied des Direktoriums der Verehrern gestifteten Grabstein ruht. Gauleiters Gustav Simon, der im August „Union cycliste internationale“. Auch stand 1942 die allgemeine Wehrpflicht für die jun- er dem Nationalen Olympischen Komitee Fanny Beck gen Luxemburger befahl, erfolgte ein natio- vor. Paul Wilwertz verstarb am 28. Dezem- naler Streik, der von Wiltz ausging und auf ber 1979 im Alter von 74 Jahren in Luxem- den die Besatzungsmacht mit Standgericht, burg. Hinrichtungen und Umsiedlung reagierte. Bibliographie: Sechs Einwohner der Stadt Wiltz – Nicolas - Arendt Karl, Porträt-Galerie, Verlag Edouard Kutter, Luxemburg 1972 (Neuauflage); Müller, Michel Worré, Alfred Bruck, Jos - Beck Henri, Hommage à Paul Wilwertz, ons stad 03/1980; Ewen, Célestin Lommel und Charles Meiers - Bour Roger, Wer ist wer in Luxemburg? Ed. Saint Paul, Luxemburg 2000; – wurden hingerichtet. An ihr Opfer erinnert - http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Wilwertz; ein Denkmal in Wiltz. - http://lb.wikipedia.org/wiki/Eugene_Wolff.

39 Eng Promenade duerch d’Erënnerungen Edouard Kutter © Photothèque de la Ville de Luxembourg

40 éi mäi Papp 1945 als Substitut vu WClierf an d’Stad genannt gouf, hu mer fir d’éischt néng Méint laang op der Gare, an der Sigfridstrooss (haut Origer- strooss), direkt nieft dem Wort, zu véier Mann héich op dräi Zëmmeren net ge- wunnt, ma gehaust, ouni Buedzëmmer a mat Toilette um hallwe Stack fir zwou Familljen. Meng Souveniren un déi Zäit sinn duerfir gemëscht. Ma ech erënnere mech nawell nach gär un d’Epicerie Mo- rosi vu just geeniwwer. Den Här Morosi war en typeschen Italiener: pechschwaarz Hoer, feiereg Aen, kleng, frëndlech, ass en ëm d’Cliente gedanzt wéi eng Wissbei, ëmmer beflass hinnen et mondsgeriet ze maachen. Seng Fra war physesch genee de Géigendeel: bleech a blond, e wéineg wéi wa s’an d’Mielkëscht gefall wier, ma och ëmmer frëndlech. Eise Metzler, an der aler Avenue, war den Här Koch. E kräftege Mann, wéi et sech fir e Metzler gehéiert, ma och sympathesch, well e fir eis Kanner ëmmer e Rëndelche prett hat. Iwwregens war hien nach méi dichteg am Geschäft

wéi Morosis, well wann déi sech mat Collection Marcel Tockert © Photothèque de la Ville de Luxembourg siechzeg Joer konnten op d’Renten zréck- zéien, sou hat den Här Koch d’Pensioun ewell mat fofzeg geholl. Manner Chance hat d’Madame Manen, déi nieft dem Ma- derfir dropgaang. De Kostüm, deen ech ne. Donieft houngen och nach Biller do, rivaux e Fëschbuttik hat, a bei déi mer kafe haut unhunn, krut ech fir 100 Euro, war mat faarwege Bukkien, méi schéin ewéi gounge wann et eppes Bëlleges sollt sinn, also net méi deier, ma meng Pensioun ass se jee a mengem Bopa sengem Gaart ge- well déi Zäit de Fësch vill manner kascht awer zegmol méi héich. wuess sinn. D’Madame Lilli Unden hat se huet ewéi d’Fleesch. Rietserhand, kuerz éiert ee bei d’al gemoolt. Terribel deier waren dogéint d’Kleeder. Bréck kënnt, blouf ech ëmmer laang virun An der neier Avenue war ee Buttek, Mengem Papp säin éischte Kostüm nom engem Geschäft stoen, wou et gefénkelt a dee mer et besonnesch ugedinn hat. Dat Krich koum vum Printania-Zwick aus der geglënnert huet ewéi am Ali Baba senger war d’Pâtisserie Bourone, well den Här aler Avenue. Dat gutt Stéck huet 4.000 Hiel. Do, beim Bradtké, stoungen a louche Bourone huet dee Kuch gemaach, deen Frang kascht, an et ass bal eng ganz Pai wonnerschéi Kristallsaachen an der Vitri- ech bis haut am léifsten hunn, eng Du- chesse. Dat si grouss Rondele Meringue mat Bottercrème dertëscht a mat Schmant uewendrop. Dee gouf et ëmmer bei men- gen „Adoptivbomien“, de Joffere Feier- eisen, déi léifste Persounen, déi ech jee kannt hunn. Nodeems den Här Bourone d’Geschäft opginn hat, hunn ech jore- laang ëmsoss no deem Kuch gesicht, bis de Jeff Oberweis mer en nees op Bestellung mouch a mécht. No néng Méint si mer op de Belair geplënnert, an d’Rue Bel-Air, déi haut zur schicker Avenue Gaston-Diderich ginn ass. Do war eis Epicerie fir d’éischt um Eck vun der Dahliestrooss an der Avenue du Dix- Septembre. Den hallwe Quartier goung duer akafen, an et huet een ëmmer misse Schlaang stoen. Besonnesch latzeg war et, wann déi al Madame Feck, d’Patronne, zer- véiert huet, well déi huet d’Kanner nawell gär iwwersinn. Ech sinn all Kéier gebascht, wa s’eng Bom alt nees viru mir gefrot huet: „An d’Madame?“ Duerfir war ech frou (an ech net nëmmen eleng), wéi ënnen an der Belairer Strooss eng ganz jonk Koppel eng kleng Epicerie opmouch. Hire richtegen Numm war Steil, ma well si esou jonk wa- ren, huet et bei eis geheescht: „Géi nach

© Photothèque de la Ville de Luxembourg bei de Jong...“ Duerch hir ausgemaachte

41 Eng Promenade duerch d’Erënnerungen

Frëndlechkeet krute si geschwënn esou masseg Clienten, datt d’Epicerie gewuess a gewuess ass. Leider ass den Här Steil ge- schwënn derno un engem Häerzinfarkt ge- stuerwen. En hat sech iwwerholl. Och d’Madame Scheer, d’Bäckesch op der Lonkécher Strooss war eng dichteg Ge- schäftsfra, ëmmer frëndlech a korrekt mat de Kanner. Well bei hir goung et schéin der Rei no, grad esou wéi bei Gelhausens Bat- ti, dem Metzler, deen ëmmer gudder Déng war, net ewéi seng Fra, eng ganz erkaalte Persoun, déi Summer wéi Wanter an deem kale Buttek gelidden huet, an dat och klo- er gewisen huet. Ma um Belair gouf et net all Zorte vu Geschäfter. An duerfir huet een da missen an d’Stad goen, wann een eppes Besonne- sches wollt. Well d’Preisen an der Rundstedtoffen- siv menger Mamm hir véier Dose Läidecher geklaut haten, huet missen nei Bettwäsch kaaft ginn. Duerfir goung et bei de Sett- egast. Do krut een deeës Geschir am pure Léngent (dat war dat Deierst), am Hallef-

léngent oder am Kotténg. Och Futaines- Léon Stirn © Photothèque de la Ville de Luxembourg läidecher fir de Wanter gouf et nach, alles méi oder wéineger opwänneg brodéiert. D’Auswiel war grouss, ma de Portemonni kleng. Trotzdeem huet et misse Purléngent Sternberg war de Lassner. Och do hat de ren d’Nimm vun anere Librairen, déi engem sinn. Kleeschen elauter lackeleg Saachen ausge- Bicherwuerm dat néidegt Fudder konnte Bal geeniwwer vum Settegast war de stallt. E wonnerschéine Kasperltheater hat verschafen. Goung et awer ëm d’Schreiwen, Sternberg. Do hu mer eis virun Niklosdag mer et hei besonnesch ugedinn. Ma och da war d’Adress Nummer Eent den Eugène d’Nuese plattgedréckt. Gréissten Attrak- dee koum net an eist Haus. Hoffmann an der Groussgaass. Do goufen tioun fir Bouwe waren déi elektresch Zich, Wat awer ni um Niklosdësch gefeelt et eleng well fofzégerlee stole Fiederen an déi ouni opzehalen an der Vitrine duerch huet, ware Bicher. Déi huet mäi Papp am nach méi Zorte Grëffer fir se dranzestie- Tunnellen an iwwer Brécke gedizzt sinn. léifste beim Här Hausemer, engem wierkle- chen. Tëntefässer an alle Gréissten a For- Ma deeër krute mir ni een, well si ware che Kenner a Bicherfrënd, an der Grouss- men, mat allerlee verschiddene Faarwen ferm deier. Déi direkt Konkurrenz vum gaass kaaft. Bruck, Ernster, Schummer wa- Tënt hunn de Fiederen hiren Duuscht ge- läscht. A wann déi emol zevill gormangzeg waren a gesabbelt hunn, da konnt ee mat engem wäissen, gréngen, roude Klompes (Löschblat) déi Sabbel oplecken. Fir all dat huet den Eugène gesuergt, obwuel en ewell laang dout war, an d’Familljen Herr a Schaack de Buttek geféiert hunn. D’éischt Kommioun mouch ech 1946 mat engem Joer Verspéidung (wéinst der Rundstedtoffensiv). Ech sollt als Matrous verkleet ginn, eng vun den zwou Méiglech- keeten, déi et deemools fir d’Jonge gouf. Duerfir gounge mer bei den New England an d’Groussgaass. Dat war eng richteg Aventure, well bis dohin hat ech nach ni e Kostüm aus engem Geschäft kritt. Zu Clierf haten d’Joffere Steil meng Saache gebitzt, an um Belair war et en Noper, de Schneider Poos. Ech hu mech gefillt ewéi e richtege Lord. Mer kruten d’Dier feierlech opgehal. E schicken Här huet no eise Wënsch gefrot. Duerno krute mer eng ganz Rei Kostüme gewisen, ee méi afeg (wéi ech et haut géif soen) wéi deen aneren. Et gouf ëmständ- lech ugemooss. Ech gouf virun e grousse Spigel gestallt. Hei gouf nach geruppt an do nach gezuppt. Dee schicken Här mouch ee Béckléck nom aneren. A wéi ech bis déi

© Photothèque de la Ville de Luxembourg formidabel wäiss Flätsch um Aarm pechen

42 hat, sinn ech mer virkomm, wéi e Pohunn. E puer Jore méi spéit wiere mer bestëmmt e wéineg méi héich an der Groussgaass bei de Bastian gaang, well du meng Tata a Gie- del do Haaptvendeuse war. Ma deemools hate meng Elteren den Zock nach net no duer. Wou ech d’Schong fir bei dee famouse Kostüm krut, weess ech net méi genee. Et war entweder beim Witry-Rausch an der Groussgaass oder beim Wolwert geeniw- wer vum Palais. Beim Witry-Rausch konnt een d’Féiss an eng Maschinn stiechen, déi se duerchliicht, a gewisen huet, wéi wäit d’Zéiwe géingen. Dat war kammoud, ma hautjesdaags géif dee Geschäftsmann ge- lyncht, well déi Miggenick huet mat Rönt- gestrale geschafft. Beim Wolwert gouf et keng esou Maschinn, ma do huet der Patronne hir Hand déi méi wéi gutt ersat. Ënnerwäsch, vun der Marque Petit Bâ- teau, gouf et bei de Joffere Knaff. Doban- nen huet et no nobelem Muff geroch. Ef- fektiv stoung deene Jofferen hiren Numm fir Qualitéit an Adel, well hir Schwester

war d’Éducatrice vun de groussherzogle- Batty Fischer © Photothèque de la Ville de Luxembourg che Kanner. Si hunn duerfir nëmmen dat Bescht geféiert, ënnert anerem och déi al- bekannte Marque Bleyle. Deeër ënnescht Boxen huet meng Mamm bei de Joffere fir ginn, datt hei d’Rëtschen aus hiren deiere gei, de Glassomax, Reklamm gemaach. de Wanter kaaft. Seidestrëmp opgehuewe géifen. De „re- War et am Summer gutt waarm, koum en Zwéi Buttécker awer ware bei alle Sta- maillage de bas“ huet sech déi Zäit nach esouguer virun d’Dier, entweder a sengem ter Kanner fir hir besonnesch Attraktioune rentéiert. Ma wéi den Nylon bis opkoum, Käfeg oder op enger hëlze Staang. Da war bekannt a beléift. Deen ee war de Palais war et domat eriwwer, an alt nees hunn e d’Gellecht nach méi grouss, well da konnt des Bas. Do hunn an der Vitrine zwéi Bull- puer Leit hir Aarbecht verluer. ee mat him schwätzen ouni an de Buttek doggen deeg- a méintelaang versicht eng An deem anere Geschäft, dat der Ma- eranzegoen. Ma rabbelkäppesch wéi déi Strëmp ze zerrappen. Si hunn net nëmme dame Millim-Peusch gehéiert huet, krut Vullen nun eemol sinn, huet en nach laang Reklamm fir d’Qualitéit vun der Wuer ge- ee virun allem Faarwen ze kafen. An fir net ëmmer geäntwert. maach, ma den Dammen och ze verstoe déi huet an der Fënster e liewege Papa- En etlech Joeren derno, wéi ech bis an de Lycée goung, koumen aner Geschäfter a Plazen an d’Gespréich. Déi éischte Milk- bar an der Neipuertsgaass huet d’Jeunesse dorée ugezunn, zu deeër ech awer ni ge- héiert hunn. Aner Jonker stoungen all gud- den Dag bei der Pâtisserie Arendt nieft der Post um Trëttoir hir Glace z’iessen oder hu sech um Groussgaasseck mat der Frëndin getraff. Déi Plaz war bekannt ewéi Pontius Pilatus am Credo, an do hu jorelaang d’Madame Wolff an hir trei Vendeuse, van der Elst Zigaren an allerlee aner Tubaaks- wuere verkaaft. Meng Elteren hunn nach vum Meta Brahms a vum Jenny Grünstein geschwat. Dat ware fréier ganz bekannte Moude- geschäfter gewiescht. Ma déi hunn ech nëmme méi dem Numm no kannt. Si si verschwonn, grad esou wéi bal all déi al agesiesse Geschäfter vun deemools. D’Bijouterie Schroeder, de Krau-Hart- mann, de Santos, de Metzler Kaiffer, si souzesoen déi eenzeg, déi an der Grouss- gaas nach u fréier erënneren. Iwwerall entsti „Boutiques“, eng méi deier ewéi déi aner, ma ob a fofzeg Joer nach ee vun hin- ne schwätzt, steet an de Stären.

Raymond Schaack

43 44 Die jüdischen Geschäftsleute der Stadt Luxemburg fragen beim Bürgermeister ein Führungszeugnis an. Dieses ist in der napoleonischen Zeit eine der Bedingungen, um ein „Judenpatent“, eine spezifische Handelsgenehmigung für Juden, zu erhalten.

Ein ganzer Laden in einem Stoffballen

Vor allem jedoch gab es seit eh und je den kleinen Wanderhandel, die Hausie- rerei. Besonders auf dem Land war man auf diese Form des Warenaustauschs an- gewiesen, und das Metier hatte an sich nichts Anrüchiges. Die Hausierer versorg- ten die Landbevölkerung, aber auch die Armeen mit Waren des täglichen Bedarfs. In ihren Ballen brachten sie Tücher, Klei- dungsstücke, Messer, Uhren und Geschirr. Der Wanderhandel bot allerdings vor al- lem jenen eine wirtschaftliche Aktivität, die aus dem Zunftsystem ausgeschlossen waren: Mitglieder der Zünfte hatten ka- tholischen Glaubens zu sein, mussten aus guter Familie stammen und sich von Pfar- rer und Schöffenrat einen guten Leumund bescheinigen lassen. Zudem wurde in den Zünften das Handwerk häufig vererbt, denn Söhnen und Schwiegersöhnen von Meistern wurde die Aufnahme in die Zunft erleichtert. Der Hausierhandel wurde oft von Fa- milien, manchmal von ganzen Dörfern betrieben, das Metier vererbte sich von Generation zu Generation. So gab es im luxemburgischen Raum Hausiernetze aus der Savoie, aus Tirol oder Tessin,2 wäh- rend Luxemburger Hausierer in Frankreich zu finden waren. Manche dieser Handels- strukturen funktionierten nach Kriterien kollektiver Zugehörigkeit. Die Luxemburger Lakerten sahen sich als eigene Spezies, und bei den jüdischen Kolporteuren, die häufig aus dem Elsaß herkamen, war die Religion die Grundlage ihrer „Nation“. Auch wenn einzelne Kolporteurs- familien „Karriere“ machten, wurde der Hausierhandel meist von kleinen Leuten ausgeübt. Auch die Klientel lebte nicht auf Eine Liste der jüdischen Personen, die in der Stadt leben. Fast alle Männer sind Hausierer. großem Fuß: Häufig ließ man anschrei- ben oder zahlte in Raten. So entwickelte sich ein Kreditwesen, und zugleich eine Bindung zum Hausierer, die häufig jahr- „Monsieur le Gouverneur, Journelle- Wir schreiben das Jahr 1817, und wer zehntelang andauerte. Hausierer wurden ment des gens suspects ou sans aveu font sich hier an den Gouverneur Luxemburgs häufig des Wuchers beschuldigt, sie trugen renouveller dans la campagne où ils sont in- richtet, ist niemand geringerer als der Graf jedoch auch hohe Risiken: wenn etwa die connus, leur passeporte surannée; ils atteig- von Thiennes, der niederländische Staats- angekündigte gute Ernte der chronisch ver- nent aisément ce but en produisant deux té- minister. Aus dem Brief des Ministers zu schuldeten Bauersleute ausblieb, stand ihre moins gagnés et en s’adressant à des maires den verdächtigen Hausierern spricht nicht eigene Liquidität oder Kreditfähigkeit als mal intentionnés ou ignorans. J’ai remarqué nur der Argwohn gegen Menschen frem- Zwischenhändler auf dem Spiel. aussi avec quelle facilité de petits mar- der Nation oder Religion, sondern auch die Der Kolporteur stand so an der Grenze chands étrangers surtout italiens ou juifs, Sorge um die Staatskasse. zwischen der geordneten Welt des Bürger- parviennent à se procurer sur notre territoire Dass Händler von auswärts in der Re- und Bauerntums und jenen, die am Rand un domicile fictif dans quelque cabaret de gion unterwegs sind, ist dabei keine Neu- dieser Gesellschaft lebten. Häufig kamen village, afin de se soustraire à la patente de igkeit. Zwar gab es bis 1791 das strenge Hausierer auch selbst mit dem Gesetz in 24 florins imposée au colporteur étranger. Zunftsystem, das auch den Handel ein- Konflikt, etwa weil sie Steuereintreibun- Le cabaretier gagné par appâs d’une légère grenzte; wer es sich leisten konnte, hohe gen, Mautgebühren und Schlagbäume récompense, prête son nom, et sa signature Durchgangstaxen zu bezahlen, durfte aber umgingen, oder weil sie Waren vertrieben, pour faire obtenir des passeporte à ces in- auf den Märkten seine Ware feilbieten. auf denen sich eine Zunft das Monopol ge- dividus qui sont aussi tôt inscrits aux rôles Besonders die Garnisonsstadt Luxemburg sichert hatte. Der Hausierhandel brachte comme colporteurs indigènes et ne payent mit ihrem Bedarf an Alltagswaren, Stoff zudem Luxus und Konsumneuheiten aufs alors qu’une patente de 4 florins. Je vous und Pferden war für den Handel interes- Dorf, was besonders von der Kirche mit prie de donner aux maires de votre adminis- sant. Auch die Schobermesse war ein Um- Missbilligung gesehen wurde. Im Volks- tration les instructions les plus sévères et les schlagplatz für Tuch, Pferde, Zucht- und mund entstanden Legenden um Kolpor- plus propres à remédier à cet abus.“ Schlachtvieh.1 teure, die die Pest verbreiteten oder sons-

45 Der Handelskalender, später die Presse dokumentieren: Schon seit dem 19. Jh. gibt es fest etablierte jüdische Geschäfte in der Stadt.

tiges Unheil brachten. Das Bild vom ewig Ein bisschen Gleichheit Die Französische Revolution mit ihrem wandernden Juden lebt vom christlichen Anspruch auf Gleichheit aller (männlicher) Argwohn gegen Andersgläubige und Mi- In Mittelalter und Neuzeit kam es von Bürger und die Einführung der Gewerbe- granten. Es verdeutlicht auch den Glauben christlicher Seite gegenüber den jüdischen freiheit schafften eine neue Situation: Jahr- der Zeit an naturgegebene Eigenschaften Glaubensangehörigen immer wieder zu hundertelang verboten, stand nun der offi- der Völker. Pogromen und Vertreibungen. Doch ziellen Ansiedlung jüdischer „Citoyens“ im Weil geographische Mobilität den auch in friedlicheren Zeiten verhinderte „Département des Forêts“ nichts mehr im Sesshaften stets suspekt ist, wurden Kol- die im Zunftsystem festgelegte religiöse Weg. Zugleich spielte die Aufhebung der porteure häufig auch für Spione gehalten. Ausgrenzung die Einbindung vor allem Zunftordnung die Rolle eines Wirtschafts- Seit dem 18. Jahrhundert verstärkten sich der jüdischen Minderheit in die neuzeitli- katalysators. Nachdem sich bereits 1798 die staatlichen Bestrebungen, geographi- che Gesellschaft und reduzierte die wirt- Pinhas Godchaux und Isaac Lazare in der sche Mobilität vor allem Fremder einzu- schaftlichen Tätigkeiten, die ihr erlaubt Stadt Luxemburg niedergelassen hatten, schränken. So wurde auch im Herzogtum waren, enorm. Im Herzogtum Luxemburg folgten nach 1800 weitere Familien – ge- Luxemburg eine „Marechaussée“ einge- jedoch durften sich jüdische Religions- gen Ende der napoleonischen Zeit waren es führt, um gegen „Egyptiens vagabonds et angehörige bis zur Französischen Revolu- in der Stadt Luxemburg über 80 Personen. voleurs“ oder „des gens sans aveu même tion nicht einmal ansiedeln. Doch es gab Sie ließen sich in der Großgasse, der Rue des voleurs d’Eglise“ vorzugehen. Ein Frem- in nahen Städten wie Metz oder Trier jüdi- de l’Arsenal, der rue de l’Egalité oder der der, der sich in einer Ortschaft ansiedeln sche Gemeinschaften, von deren Mitglie- Rue du Soleil nieder. Ihre Besonderheit: Mit wollte, „quand bien même il auroit épousé dern wohl einige als Händler die Festung wenigen Ausnahmen waren alle Männer une fille du lieu“ musste einen moralischen Luxemburg und die umliegende Region Hausierhändler. Lebenswandel und Beruf bescheinigen so- bereisten. Allerdings mussten sie spezielle Die Revolution hatte zwar das Gleich- wie eine Kaution hinterlegen. Judentaxen zahlen. heitsprinzip durchgesetzt, Napoleon aber

46 Vom Wanderhandel zum Kaufhaus Die jüdischen Geschäftsleute in und um die Stadt Luxemburg

tigen Hausierer, gerade auch die jüdischen, zudem spezifisch überwacht, da man sie der Betrügerei verdächtigt. Dabei gibt die jüdische Gemeinschaft gerade in Luxem- burg ein gegenteiliges Bild ab: Bemüht um gesellschaftliche Anerkennung, zeigt sie sich als Pfeiler der neuen Ordnung. Ein Zei- chen davon ist die Sesshaftigkeit: Der jü- dische Hausierhandel macht immer stärker dem Markt- und Ladenbetrieb Platz. 1826 zählt die Stadt Luxemburg of- fiziell 39 762 Seelen, davon sind 55 Per- sonen von nicht-katholischer christlicher, 279 von jüdischer Konfession. Erst nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 wächst die Gemeinschaft stetiger, viele el- sässische und lothringische Glaubensange- hörige finden im Großherzogtum ein neues Zuhause. Auch unter diesen Neuankömm- lingen sind viele Händlerfamilien. Generell ist im 19. Jahrhundert der Übergang vom Wanderhandel zum festen Verkaufsstand und schließlich zum Laden zu verzeichnen. Auch die Eisenbahn spielt eine wichtige Rolle bei der Modernisierung des Warenaustauschs. Sie steht am Anfang der Verbreitung fester Ladenstrukturen in den kleineren Ortschaften, aber auch des Auftretens der großen Warenhäuser in den Städten. Eisenbahn und Festungs- schleifung tragen dazu bei, dass die Stadt Luxemburg ein nationales und regionales Geschäftszentrum wird. Während die Rol- le der lokalen Märkte langsam aber sicher zurückgeht, wird das Warengeschäft zur Normalität. Mit diesem Prozess geht einher, dass der Hausiererei ein immer schlechterer Ruf anhaftet und sie zumindest in den Städten zunehmend zum Störfaktor wird. Wäh- rend Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten regelrechten Geschäfte in der Stadt Lu- Das Haushalts- und Spielwarengeschäft Sternberg. xemburg ihre Türen öffnen, werden dem Wanderhandel zunehmend Schranken auferlegt. 1850 wird per Gesetz der Hau- sierhandel von Edelmetallen, Baumwoll-, stellte mit seinem „Décret infâme“ von pétitionnaires se soient livrés à l’usure soit Seiden- und Wollstoffen, Gewürzen und 1808 die jüdischen Glaubensangehörigen à un autre commerce illicite“ und empfahl, Tabak verboten. unter Generalverdacht: So mussten sie u.a. der Anfrage nachzukommen. Überhaupt, Vor allem das Verbot des Stoffhandels neben dem üblichen Patent, der Handels- so unterstrich Bürgermeister de Tornaco dürfte auch die noch verbleibenden jüdi- genehmigung, noch ein spezielles „Juden- in einem Bericht, hätten sich die Juden seit schen Hausierer empfindlich treffen. Zu patent“ besitzen, um Handel betreiben zu ihrer Ansiedlung in der Stadt stets gut be- visieren scheinen die neuen Gesetze aber dürfen. In einem Brief an den Bürgermeis- nommen, und es sei ihm keine Klage ge- auch die „nombreux Luxembourgeois qui ter der Stadt Luxemburg hieß es deshalb in genüber einem von ihnen eingegangen. ont embrassé la vie nomade“: Die Anzahl geschwungenen Lettern: „Monsieur, Les Die Prozedur wurde von Anfang bis Ende der Weimerskircher Lakerten ist ab Mitte Israëlites de cette Ville Ont l’honneur de der napoleonischen Ära alljährlich durch- des 19. Jahrhunderts auf 674 im Jahre 1868 vous demander la faveur, de vouloir bien gezogen, ohne dass es zu Beanstandungen angestiegen. Die Stadt Luxemburg vergibt leur faire délivrer par le Conseil Municipal, kam. 1869 immerhin noch 262 Hausierscheine. des Certificats de bonne conduite et de Der Staatsrat unterstreicht bei der Diskus- Moralité, suivant le Décret Impérial du 17 Sesshaftigkeit ist Trumpf sion zu diesem Gesetz zwar, es gebe unter mars 1808. Lesquels sont: Lyon Godchaux, den Wandergewerben auch solche „pro- Abraham Lazare, Hayum Sichel, Lyon Ja- Ab der niederländischen Zeit wendet curant une existence honnête à beaucoup cob, Salomon Bonne, Perle Salomon, Is- sich das Blatt. Unter Wilhelm I. von Ora- de personnes appartenant à la classe peu raël Rouben, Abraham Cahen, tous Mar- nien wird zwar das Prinzip der Gleichheit aisée et qui offrent de véritables commodi- chands colporteurs; Isac Lazare, Schoulem beibehalten, das Judenpatent wird aufge- tés aux habitants de la campagne“. Häufig Gompel, aubergistes, et Abraham Joseph hoben. Doch nun gibt es ein Sonderpatent werden die Hausierer jedoch verdächtigt, in Cahen, boucher.“ Der Stadtrat hielt fest, für fremde Händler. Wie der Brief des Gra- Wirklichkeit Landstreicherei und Bettelei zu „qu’il n’est pas à sa connaissance que les fen von Thiennes zeigt, werden die auswär- betreiben.

47 Vom Wanderhandel zum Kaufhaus Die jüdischen Geschäftsleute in und um die Stadt Luxemburg

Success Stories

Mit etwas Verspätung zu den christ- lichen etablieren auch die jüdischen Geschäftsleute feste Läden. Sie finden sich zunächst vor allem unter den Café- Betreibern, im Möbel- und Manufaktur-, Stoff- und Kleiderhandel. Moïse Bonn,3 aus Lothringen eingewandert, eröffnet 1855 ein erstes Geschäft in Stadtgrund, sein Sohn verlegt das Geschäft auf die heutige Adresse in der Rue Philippe II. 1880 öffnet das Stoffgeschäft Kahn seine Türen an der Ecke Grand-Rue-Côte d’Eich. 1918 entsteht eine Filiale an der Place de Paris. 1887 gründet der aus Deutsch- land eingewanderte Jacques Rosenstiel in der Großgasse sein erstes „Kurz- und Das Textilgeschäft Rosenstiel- Wollwaren-Geschäft“, ein Jahr später eta- Schwarz ist zunächst am „Knuedeler“ bliert sich der Laden in der Rue du Fos- angesiedelt, bevor es in die „Philippsgaass“ umzieht. sé, nahe am Knuedler, wo halbwöchent- lich der Markt stattfindet. 1910 eröffnen die Gebrüder Max und Louis Sternberg einen „Detail- und Engrosverkauf sämt- licher Artikel der Haus- und Küchengerä- tebranche“. Louis Abraham eröffnet ein Kleidergeschäft, das zunächst unter dem Namen „Louis Brahms“ geführt wird.4 Louis Cohen gründet das „Maison mo- derne“ und Maurice Blau das Hutgeschäft Meta Brahms. Das Pelzgeschäft von Jenny Grünstein Ecke Großgasse / Grabenstra- ße heißt „Fourrures Jenny“. Im Bahnhofs- viertel eröffnet Nathan Liebermann 1930 „A l’Innovation“, das ein Jahr später „A la Renommée“ umgenannt wird. Bei Aach- Sender gibt es Bettwäsche, bei Hirschber- ger Konfektion und Berufskleidung. Auch in Luxemburg schreiben die jü- dischen Geschäftsfamilien häufig success stories: Innerhalb weniger Generationen entwickelt sich aus dem Kolportage-Han- del ein kleines, dann ein größeres Geschäft, später ein Kaufhaus. Jüdische Geschäfts- leute gehen häufig mit der Zeit: Sie gehö- ren zu den ersten in Luxemburg, die sys- tematisch Werbung betreiben. Auch ihre Gegen Warenhaus, Konsumverein Partie: So ist der jüdische Schuh- und Le- Schaufenster und ihre Geschäftsarchitektur und Krammarkt derhändler Sylvain Ackermann unter den präsentieren sich oft schon früh in moder- Gründern der „Union commerciale“. Er nem Gewand. Schon im 17. und 18. Jahrhundert ist wird später sogar ihr Präsident und 1917 Ein weiterer Verkaufszweig, in dem die Konkurrenz zwischen der Schneider- Vize-Präsident des Kaufmännischen Lan- jüdische Händler stark präsent sind, ist und der Weberzunft und den Krämern, desverbands.5 Es gibt also – ein Zeichen der Vieh- und Pferdehandel. Der Vieh- die ausländische Ware importieren, of- dafür, dass die jüdischen Familien in der handel ist auch der einzige, der bis ins 20. fensichtlich. Auch lange nach der Ab- Luxemburger Gesellschaft angekommen Jahrhundert hinein sowohl von reisenden schaffung der Zünfte bleibt der protekti- sind – auch andere Solidaritäten als die Händlern als auch auf dem Markt betrie- onistische Gedanke bestehen, und ab der der Religion: zum Beispiel, wie in diesem ben wird. So zählt allein die Stadt Luxem- Wende zum 20. Jahrhundert rüstet der Fall, die der Einzelhändler. Genauso wie burg 1904 dreizehn Viehmärkte. Vom Einzelhandel zum Gefecht. 1906 kommen bei den christlichen besteht bei den mitt- Viehhandel zum Metzgergewerbe ist es Geschäftsleute aus der Hauptstadt zusam- lerweile eingesessenen jüdischen Familien nur ein Schritt – allerdings gibt es in der men, um einen Interessensverein zu grün- oft eine ablehnende Haltung gegenüber Stadt nur wenige jüdische Metzger: Der den: die „Union commerciale“. Konkrete neuer Konkurrenz aus dem Ausland. Zugang zu diesem früheren Zunfthand- Ursache ist die Entstehung von Koopera- Mag man die Kampagnen der Ge- werk scheint im proletarischen Süden des tiven wie dem „Staatsbeamtenkonsum“, schäftsleute zunächst noch als Rückzugs- Landes leichter als in der bürgerlich-kon- aber auch die Eröffnung von Warenhäu- gefecht des von modernen Verkaufs- servativen Hauptstadt. sern, in denen die Kundschaft unter einem formen konkurrenzierten, traditionellen Dach die verschiedensten Artikel findet. Einzelhandels betrachten, so spitzen sich Auch einzelne jüdische Einzelhändler sind dessen korporatistische Tendenzen bis in der „Union commerciale“ mit von der zum Zweiten Weltkrieg weiter zu. In den

48 sind in der „Association des voyageurs et employés du commerce et de l’industrie“ jüdische Namen zwar unter den Mitglie- dern, aber nicht im Verwaltungsrat auszu- machen. Offensichtlicher wird antisemitisches Ressentiment mit der Ankunft der soge- nannten „galizischen“ Juden und Jüdin- nen. Wie Westeuropa insgesamt wird auch Luxemburg ab dem Ersten Weltkrieg An- kunftsland für zumeist jüdische Flüchtlinge aus Polen, aber auch aus anderen Ländern Osteuropas. Die Hoffnung auf eine Weiter- reise nach Amerika erfüllt sich längst nicht immer. Für diese Menschen ist der Han- del oft eine naheliegende Einkunftsquelle, denn sie haben ihn auch in ihrer früheren Heimat schon betrieben. So ist es vielleicht kein Zufall, dass unter dem Vorzeichen der unerwünsch- ten Konkurrenz auch die Krammärkte ein Der Roude Pëtz: Dauerthema werden. Zwar haben diese Ganz links „À la Bourse“, beim Publikum durchaus Erfolg, denn 1934 hinten „Louis Brahms“. heißt es im „Escher Tageblatt“, dass die Ar- beiterpartei in Differdingen eine Verlänge- rung der Öffnungszeiten des Krammarktes verlange. Doch der örtliche Bürgermeister Mark zeigt sich vom Krammarkt nicht ganz erbaut, weil derselbe von zu vielen polni- schen Juden befahren werde. Wenn also Pierre Mart als Vize-Präsident der „Fédéra- tion des Commerçants“ 1933 auf das „un- zulässige Überhandnehmen der Ausländer bei den Krammärkten“ hinweist, „die in den meisten Ortschaften bis zu 80% der Händler ausmachen“, so mag man sich fragen, ob hier nicht mit Euphemismen ge- arbeitet wird, und ob mit den Ausländern nicht vor allem jüdische Ausländer gemeint sind. Ein ähnliches Muster findet sich beim Wirtschaftswissenschaftler Paul Weber, der 1932 bedauert, dass die luxemburgi- sche Kundschaft nicht genügend über die Gefahren des Hausierhandels aufgeklärt sei: „Or au Grand-Duché, où depuis près zahlreichen Jubiläums- und Jahresbro- Bekämpfung des Hausierhandels auf der d’un siècle le colportage se trouve légale- schüren aus der Zeit vor dem Zweiten Tagesordnung. 1926 will man das „einhei- ment interdit, et où son flot submerge de Weltkrieg wird gegen die ausländische mische Handwerk gegen die Überbevölke- nouveau le pays, le public luxembourgeois Konkurrenz gewettert. Niemals äußert rung durch die Ausländer schützen“, 1931 se révèle nécessairement dépourvu d’une sich jedoch eine spezifische Ablehnung verlangt der Verband, dass Ausländer be- telle éducation. Et on peut opiner que les gegen jüdische Geschäfte. Ein Zeichen da- weisen müssen, „das Handwerk von jeher éléments étrangers d’origine principale- für, dass religiöse Zugehörigkeit schlicht ausgeübt zu haben“, wenn sie in den Besitz ment orientale qui, ne cherchant nulle- kein Thema mehr ist? Oder verstecken eines Meistertitels kommen wollen. 1935 ment la création d’une clientèle fidèle, sich die antisemitischen Tendenzen, von werden zwei ausländische Schneider aus procèdent plutôt par la méthode des rafles, denen auch Luxemburg nicht ausgenom- dem Verband ausgeschlossen. 1936 wird ne sont nullement indiqués pour la faire. Le men ist, hinter der Fassade hochgehal- sich gegen die Konkurrenz durch die Kon- colportage tel qu’il est pratiqué chez nous tener Neutralität? Jedenfalls ist es nicht fektionshäuser ausgesprochen. exerce ses ravages sur les ménagères inex- unwahrscheinlich, dass die Klagen gegen Bemerkenswert ist ebenfalls, dass die périmentées, qui subissent non seulement – vorzugsweise ausländische – Warenhäu- jüdischen Geschäftsleute in den diversen l’attrait de la présentation immédiate, ser und Hausierer auch antijüdische Res- Geschäfts- und Gewerbeverbänden unter- mais encore celle du fruit défendu. Ainsi sentiments transportieren. repräsentiert sind, vor allem in ihren Aus- on constate que l’interdiction du colpor- Besonders aggressiv tritt der der „All- führungsorganen. Dies fällt besonders bei tage a le résultat inattendu d’en augmenter gemeine Luxemburger Schneiderverband“ der hauptstädtischen „Union commercia- les chances de réussite dans ses méthodes auf. 1908 warnt er in den Tageszeitungen le“ in den Dreißigerjahren auf, als jüdische les plus déplorables.“7 „gegen die Hausierer und ausländischen Geschäfte einen wichtigen Wirtschaftsfak- Reisenden, die Anzüge“ anbieten.6 1914 tor darstellen. Aber auch bei nationalen steht bei seiner Delegiertentagung die Verbänden zeigt sich ein ähnliches Bild. So

49 Jüdische Geschäftsleute sind oft Vorreiter, wenn es um architektonische Modernisierung geht. Hier das Beispiel von „À la Bourse“ und „Fourrures Jenny“: Sie gehören in den Dreißigerjahren zu den ersten der Stadt, die ein modernistisches Gepräge erhalten.

Im Zweiten Weltkrieg werden jüdische Geschäfte arisiert und umbenannt.

Zugleich fällt auf, dass antisemitische Der „Zweite Weltkrieg“ und portiert: etwa Jacques und Régine Rosen- Aktionen gegen jüdische Geschäftsleute die jüdischen Geschäftsleute stiel-Schwarz oder die Brüder Robert und in der Vorkriegszeit weder von der „Union Raoul Bonn vom Möbelgeschäft Bonn. Wie commerciale“ noch vom Landesverband Nach dem Einmarsch der deutschen so manche Luxemburger Juden kämpften thematisiert werden. Aus der Tagespresse Truppen in Luxemburg machen die natio- auch Geschäftsmänner auf der Seite der erfährt man dagegen, dass 1936 anti-semi- nalsozialistischen Machthaber mit der Ju- Alliierten: so z.B. René Bermann von „Tis- tische Flugblätter in der Stadt Luxemburg denverfolgung ernst. Bereits im September sus Max Kahn“. verbreitet werden, die u.a. die Aufschrift 1940, noch unter der Verwaltungskommis- Inwieweit interessieren sich katholische „Kauft nicht beim Juden“ enthalten.8 1938 sion, werden Juden und Jüdinnen aus dem Geschäftsleute für das Los ihrer jüdischen werden während der Braderie die Schau- Land gewiesen; jüdische Geschäfte und Berufskollegen? Es ist anzunehmen, dass fenster jüdischer Geschäfte mit antisemiti- Firmen werden geschlossen oder arisiert. die Geschäftswelt, in der es im Alltag zahl- schen Parolen beschmiert. So wird aus „Maison moderne“ „Moder- reiche christlich-jüdische Kontakte gibt, die nes Kaufhaus“, aus Rosenstiel „Neuzeit“, Judenverfolgung viel konkreter erlebt und aus „À la Bourse“ “Zur Börse“ usw. ihr Ausmaß besser einschätzen kann als die Eine Reihe der jüdischen Geschäftsleu- restliche Bevölkerung. Doch auch bei die- te aus der Hauptstadt können noch früh sem Teil der Luxemburger Gesellschaft hat genug mit ihren Familien flüchten, zum man den Eindruck, dass man sich vor al- Teil auch ihr Vermögen schützen. Andere lem um das eigene Los sorgt. In den Nach- verlassen das Land erst nach dem 10. Mai kriegsbroschüren wird die spezifische Ver- oder kommen gar nicht mehr fort. Manche folgung jüdischer Geschäftsleute oft gar von ihnen werden in Luxemburg oder auf nicht erwähnt. So geht etwa die Jubiläums- der Flucht im Ausland aufgegriffen und de- broschüre der „Fédération des Commer-

50 Vom Wanderhandel zum Kaufhaus Die jüdischen Geschäftsleute in und um die Stadt Luxemburg

Die „Maison moderne“ an der Ecke Großgasse / Eicherberg erhält in den Sechzigerjahren eine resolut moderne Fassade.

çants du Grand-Duché de Luxembourg“ Überhaupt wird die religiöse Unter- 1 Siehe etwa Pauly, Michel (Hg.): Schueberfouer 1340- 1990. Untersuchungen zu Markt, Gewerbe und Stadt in von 1950 zwar kurz auf das Thema „Épu- scheidung immer weniger relevant. Bereits Mittelalter und Neuzeit. Luxemburg, 1990; ration“ ein, von der auch die Geschäftswelt in der Zwischenkriegszeit beginnen sich 2 Reuter, Antoinette: De village en village, de maison en maison. Marchands et artisans ambulants en nicht ausgenommen ist, nicht aber auf die die Betriebsstrukturen der Geschäfte zu Luxembourg (XVIIe-XXe siècle). In: Traditions et Folgen der Arisierung jüdischer Kaufhäuser verändern. Dem Familienbetrieb, ob christ- saints de l’automne: l’almanach des vieux ardennais. Bastogne, Namur 1997; oder auf Fälle von Geschäftsplünderung lich oder jüdisch, erwächst immer stärkere 3 Die jüdische Religionsangehörigkeit vieler der hier durch Luxemburger Privatpersonen. Konkurrenz durch anonyme kommerzielle angegebenen Personen konnte in der Volkszählung von 1864 nachgewiesen werden. Allerdings ist es nicht Das gemeinsame Agieren von christli- Gesellschaften. Der klassische „Buttek“, ausszuschließen, dass Einzelpersonen konvertierten chen und jüdischen Geschäftsleuten scheint der von Generation zu Generation wei- oder nicht mehr religiös aktiv waren; zunächst auch nicht intensiver zu werden: tergeführt wird, ist nicht mehr das erfolg- 4 Moyse, Laurent: Du rejet à l’intégration. Histoire des Juifs du Luxembourg des origines à nos jours. 1959 zählt die „Fédération des Commer- reiche Geschäftsmodell. Und wenn doch, Luxembourg 2011; çants du Grand-Duché de Luxembourg“ dann spielt die Religion dabei keine zent- 5 Krau, Jacques: Entstehung und Entwicklung der Fédération des Commerçants du Grand-Duché unter den Mitgliedern ihrer Vollversamm- rale Rolle. Es gibt sogar Geschäfte, die von de Luxembourg. Ziele und Erfolge der Fédération. lung keine jüdischen Namen, nicht einmal gemischt-religiösen Paaren geführt wer- Luxemburg 1950; 6 Le métier de tailleur et son organisation au Luxembourg à in der Gruppe „Textiles“, die immerhin vier den. Hat sich im 21. Jahrhundert also end- travers les siècles. Luxembourg 1953, S. 76, S. 114, S. 212; Delegierte stellt.9 Schließlich bringt die lich das Prinzip verwirklicht, dass Religion 7 Weber, Paul: La réglementation légale des professions ambulantes dans le Grand-Duché de Luxembourg. befürchtete Konkurrenz der Großkaufhäu- Privatsache ist? Colportage, foires et marchés, liquidations. Luxembourg ser die Geschäftsleute dennoch dazu, ihre 1932, S. 6; 8 Moyse, Rejet, S. 177; Kräfte zu bündeln. Als die hauptstädtische 9 Krau, Jacques: Die Fédération des Commerçants „Union commerciale“ gegen die Niederlas- im zweiten Weltkrieg und seit Kriegsende bis zur Gegenwart. In: Fédération, des commerçants du Grand- sung des „C&A“ ankämpft, spielt die Reli- Duché de Luxembourg: Cinquantième anniversaire gionszugehörigkeit keine Rolle mehr. Renée Wagener 1909-1959, S.l. 1959, S. 46-47.

51 Die erste Geschichte Luxemburgs von Jean Bertholet wurde 1743 bei André Chevalier in der Rue du Curé gedruckt und von ihm vertrieben.

Alles in einer Hand:

© Archives de la Ville de Luxembourg Buchhandel, Druckereien und Papierproduktion in Luxemburg

Die Anfänge der Luxemburger Drucker und Buchhändler liegen nebulös im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts und lassen sich heute nicht mehr genau rekonstruieren. Sicher ist aber, dass der Stadtschöffe Mathias Birthon am 10. April 1598 das erste Druckerpatent für Luxemburg erhält, um für das Jesuitenkolleg Schulbücher zu drucken. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Luxemburg noch keine Papiermühle. Sämtliches Papier, sowohl für den Druck als auch für die handschriflich erstellten Dokumente von Magistrat und Gerichten, muss aus dem Ausland importiert werden. Nach fast fünfzig Jahren Luxemburger Buchdruckerkunst verlegt Birthons Nachfolger Hubert Reulandt seinen Betrieb 1641 nach Trier. Von nun an kommen sowohl Papier als auch Bücher aus dem Ausland. Letztere werden von zwei Buchhändlern vertrieben.1

52 Erste Druckereien und Buchhändler Aufdruck von Jacob Ferry mit dem Wappen der Stadt Luxemburg Die erneute und diesmal dauerhafte Niederlassung von Buchdruckern ist unse- ren französischen Nachbarn zu verdanken. Nach der Einnahme Luxemburgs durch Vauban veranlassen sie um 1686 den aus Metz stammenden Drucker und Buch- händler André Chevalier durch Zusicherung eines Monopols, sich in Luxemburg nieder- zulassen2. Seit 1690 bis zu seinem Tod 1741 lebt und arbeitet er im Haus Nummer 5 der Rue de Curé, in dem auch teilweise die in der Druckerei beschäftigen Arbeiter woh- nen.3 André Chevalier stirbt am 10. Dezem- ber 1747 im Alter von 87 Jahren.4 Das äl- teste aus seinem Betrieb stammende Buch ist von 1688.

Schon bald kam ein weiterer Buchhänd- © Archives de la Ville de Luxembourg ler aus Metz nach Luxemburg: Jacob Ferry Wasserzeichen aus luxemburgischer heiratete am 24. November 1701 die aus Papierproduktion: Mühlenbach Luxemburg stammende Magdalena Gourey Cheneau, Buisson und Pescatore und wurde am 9. Februar 1703 in die Bür- (1722-1776) gerlisten eingetragen. Die Druckerei befand sich offenbar in Stadtgrund, unweit der Kir- che Saint Jean. Bereits 1728 verstirbt Jacob Ferry. Seine Witwe lebt im Jahr 1732 mit drei Kindern in der Groussgaass. Im Jahr 1753 erhält der aus Luxemburg stammende Jean- Baptiste Kleber die kaiserliche Erlaubnis, sich als Buchhändler und Drucker niederzulassen. Der Sohn eines lothringischen Vaters und einer Luxemburger Mutter heiratet 1754 Die Ursprünge der Luxemburger Margaretha Catharina Ferry, die Tochter Papierproduktion des Buchdruckers Jakob Ferrry. Nach nur drei Jahren ist sie verwitwet, führt aber die Fast zeitgleich mit dem ersten Drucker Lamort, der sich 1802 in Luxemburg etab- Geschäfte unter dem Namen Veuve Jean- Chevalier etablieren sich mit Pierre Garnier lierte und in der „Maison Maximin“ (heu- Baptiste Kleber fast dreißig Jahre weiter. und (Hubert?) Lefranc im Jahr 1689 die ers- tiges Außenministerium) seine „Imprimerie Die ersten dauerhaft in Luxemburg ten Papierproduzenten in Mühlenbach. Die de la Préfecture“ einrichtet. Im Jahr 1815 etablierten Buchhändler stammten aus Papiermühle wird bereits zehn Jahre später kauft er der Witwe von Antoine-Joseph Metz. Mit Anne Chevalier und Margaretha von François Cheneau übernommen. Das Pescatore, Angéliqaue Naveauv, die Müh- Catharine Ferry übernehmen in der zweiten von ihm produzierte Papier hat als Was- lenbacher Papierfabrik ab und wird somit Hälfte des 18. Jahrhunderts zwei Frauen die serzeichen ein doppeltes C mit oder ohne Drucker und Papierfabrikant.5 1818 zieht beiden größten Druckereien Luxemburgs. Krone, das sowohl André Chevallier als auch sein Sohn und Nachfolger Jacques mit Jacob Ferry für ihre Druckerzeugnisse ver- seiner Druckerei auf die Place d’Armes6. wenden. Dieses Qualitätszeichen wird von Jaques Lamort war ein umtriebiger, auf Ge- den nachfolgenden Mühlenbesitzern Joseph meindeebene politisch sehr aktiver Indus- Buisson und dessen Schwiegersohn Antoine trieller, der sich schließlich aus dem Drucke- Pescatore weiterbenutzt, die beide ebenfalls reibetrieb zurückzog. Er stirbt 1856, sein aus dem Ausland – Frankreich (Haute-Sa- Sohn betreibt die Papierfabrikation weiter. voie) bzw. Norditalien – stammen. Um 1852 übernimt der Buchhändler Victor Im Jahr 1793 wird Luxemburg Hauptort Bück den Betrieb an der Place d’Armes. des französischen Wälderdepartements Doch was wurde aus dem Geschäft in und damit erstmals republikanisch. Die der Rue du Curé? Ab 1784 erscheint in den neuen Machthaber führen nicht nur eine alten Geschäftsräumen des Druckers und stärkere Bürgerbeteiligung ein, sondern le- Buchhändlers Chevalier erstmals der Buch- gen auch gesteigerten Wert auf eine ange- händler Pierre Brück. Dessen Witwe heira- messene Kommunikation mit der Bevölke- tet im Jahr 1802 Jean-François Schmit, der rung. Dies macht sich im Stadtarchiv durch die alten Ateliers der Druckerei Chevalier eine große Anzahl an Publikationen und kauft und dort Buchhandel und Druck Anschlägen bemerkbar und führt zu einer unter einem Dach vereinigt. Bereits 1776 erneuten Ansiedlung französischer Drucker. hat Schmit-Brück die alte Papiermühle Waren die ersten Buchdrucker auch Buch- der Jesuiten in Mühlenbach und 1824 die händler, so konzentrierte sich die Zunft im Beggener Mühle gekauft. Schmit-Brück 19. Jahrhundert auf die Papierproduktion. monopolisiert demnach die Luxemburger Nummer 5, Rue du Curé (1680-1925) Ein erstes Beipiel hierfür ist der wiederum Papierproduktion. Buchhandel und Druckerei aus Metz stammende Buchdrucker Claude

53 Alles in einer Hand: Buchhandel, Druckereien und Papierproduktion in Luxemburg © Archives de la Ville de Luxembourg

Jacques Lamort und das Produkt mit dem entsprechenden Wasserzeichen aus der Papierfabrik Lamort (1853)

Druck und Buchhandel

Um 1856 zieht Victor Bück von der ben sich immer wieder dem Luxemburger Place d’Armes in die fast 200 Jahre vorher Markt und seinen Bedürfnissen angepasst. gebaute Buchhandlung mit Druckerei in So mutierte ersterer vom Buchhandel über der Rue du Curé.7 Sein Geschäft trägt den den Vertrieb von Schreib- und Druckwaren Titel: „Imprimerie de la Cour“. Die Drucke- zum Verkauf von luxuriösen Schreibgerä- rei an der Place d’Armes übernimmt 1889 ten, während die Librairie Ernster den klas- Joseph Beffort. sischen Buchhandel um das Schreibwaren- Dieser kurze Blick in die Geschichte segment erweitert hat.8 Die Zukunft wird des Luxemburger Buchhandels zeigt des- zeigen, ob das gedruckte Wort eine Über- sen Nähe zum Druckereigewerbe und zur lebenschance hat. Papierproduktion. Viele Luxemburger Tra- ditionsbetriebe wie die Papeterie Eugène Wasserzeichen der Papierfabrik Hoffmann und die Librairie Ernster ha- Evamarie Bange Schmit-Bruck von 1837-1842

1 François-Xavier Würth-Paquet, Notes relatives 4 Alphonse Rupprecht, Logements miliaires à 8 Michel Raus: Vom Rosenkranz zum Rotationsroman. à l’introduction de l’imprimerie dans la Ville de Luxembourg pendant la période de 1794 à 1814 (1932) Porträtskizzen als Schlaglichter auf die neuere Luxembourg. PSH II, 1846, 44 - 50, bes. 47; S. 281; François-Xavier Wurth-Paquet, Typographie Geschichte des Luxemburger Buchhandels. In: 2 Jean-Pierre Kunnert, André Chevalier, imprimeur Luxembourgeoise. PSH VI, 1851, S. 59 - 67; Lëtzebuerger Almanach vum Joerhonnert 1900 - 1999, 1886 - 1747. 125 anniversaires de la Fédération 5 LU Imp. II_ 154 (1808) Claude Lamort (* 17.4.1758 à Luxemburg 1999, S. 379 - 376. Eug. Hoffmann: Luxembourgeoise des Travailleurs du Livre. Luxembourg Nancy; 1784: imprimeur à Metz; + 1821 à Metz) cède Mit feinster Feder. Luxemburger Wort vom 22.1.2005. 1989, S. 102; ses affaires de Luxembourg à son fils Jacques Lamort 3 Guy May, La Ville de Luxembroug en l’an 1732 (VI). qui les dirigeaient depuis 1807. www.industrie.lu; Jules Hémecht 39, 1987 Heft 2, S. 258 (Nr. 457) Mersch, Biographie Nationale IV, 1951, S. 541 – 580; LU I 20_34 fol 47 - 48: Chevalier lehnt es ab, 6 Jules Mersch, Biographie Nationale IV, 1951, S. 546; einen Offizier zu beherbergen; 7 Jules Mersch, Biographie Nationale IV, 1951, S. 584; imedia Die ehemalige Druckerei Beffort, Place d‘Armes

54 Mobilier Bonn: Das erste Möbelhaus in Luxemburg

ls Stanislas Bonn sein Geschäft eröffne- Ate, wurden hierzulande die Möbel noch vom Schreiner hergestellt. Die Eröffnung eines Möbelhauses war denn auch für Lu- xemburg eine Premiere. Dass der Unter- nehmer mit seiner Idee richtig lag und die Zeichen der Zeit rechtzeitig erkannt hatte, beweist die nunmehr fast 150-jährige Tra- dition des Hauses Bonn. Wer früher einen Schrank, einen Tisch oder sonst ein Möbelstück brauchte, ging zum Schreiner. In den zahlreichen kleinen Dorfschreinereien entstanden in mühevol- ler Handarbeit die Einrichtungsgegenstän- de der Bevölkerung. Erst mit der Industrialisierung setz- te auch in der Möbelbranche eine neue Hoffmann Guy Epoche ein. Anstelle der handgefertigten Das „carré Bonn“ heute. Eine Ladenpassage verbindet die Rue Philippe II mit der Place d'Armes Einzelstücke trat die industrielle Serienpro- duktion. In Luxemburg war es Stanislas Bonn, errichtet wurden, einer für die zwanziger zunächst allein weiter, bis sein Sohn André der als erster die sich bietende Gelegenheit Jahre revolutionären Technik. 1960 nach seiner Ausbildung als Innenar- erkannte und vielversprechendes Neuland Das siebenstöckige Gebäude mit sei- chitekt in den Familienbetrieb einstieg. betrat. Der Spross einer um 1815 aus Loth- ner charakteristischen Fassade mit den 1967 wurde der Firmensitz in der Rue ringen eingewanderten Familie eröffnete großen Fenstern und dem floralen Dekor Philippe II zum ersten Mal umgebaut. Doch 1855 in der Rue des Bains das erste Mö- entstand nach den Plänen des Architekten es dauerte bis in die neunziger Jahre, bis belhaus in ganz Luxemburg. Mit seiner in- Léon Bouvart, errichtet wurde es von dem das markante Bauwerk sein heutiges Aus- novativen Idee konnte sich der dynamische renommierten Bauunternehmer Achille Gi- sehen erhielt. Paul Lazard sollte die Neu- Unternehmer auf Anhieb durchsetzen und orgetti, der sich bereits mit anderen Pracht- gestaltung allerdings nicht mehr erleben, er bereits 1860 zog das Haus Bonn ein erstes bauten in der Hauptstadt einen Namen ge- verstarb 1986 im Alter von 88 Jahren. Mal um. Von der Bädergasse wechselte das macht hatte. Möbelgeschäft auf Nummer 11 in der Rue Als der „Palais du Mobilier Bonn Aus dem „Palais du Mobilier“ Philippe II, gleich gegenüber des heutigen Frères“, der heute unter Denkmalschutz wird der „carré Bonn“ Firmensitzes. steht, seiner Bestimmung übergeben wur- Kurz vor der Jahrhundertwende über- de, war nicht nur das größte Möbelhaus Zwischen 1990 und 1994 wurde das nahmen drei der vier Söhne von Stanislas des Großherzogtums entstanden, das riesi- Gebäude unter der Leitung des Architekten Bonn das väterliche Geschäft, das in der ge Angebot, auf den sieben Etagen vorzüg- Gilbert Huyberechts von Grund auf reno- Folge unter dem Namen „Bonn Frères“ fir- lich präsentiert, zog Kunden bis weit über viert: es entstand das „carré Bonn“ samt miert. Der Name „Bonn Frères“ blieb übri- die Landesgrenzen hinaus an. Zudem ver- Ladenpassage und Büroräumen. gens bis 1994 ein fester Begriff der haupt- fügte das Möbelhaus Bonn über eine eige- Bei den Umbauarbeiten, die 1994 städtischen Geschäftswelt, erst nach den ne Schreiner- und Polsterwerkstatt, in der abgeschlossen werden konnten, wurden umfangreichen Restrukturierungsmaßnah- zeitweise bis zu 25 Fachkräfte tätig waren. sowohl das angrenzende Haus zur Place men in den neunziger Jahren erhält das Un- Da Myrtil Bonn keine männlichen d'Armes hin als auch die Nachbarimmobilie ternehmen den Namen „mobilier Bonn“. Nachkommen hatte, stieg Paul Lazard, in der Rue Philippe II in den neuen Kom- Einige Zeit später zogen sich zwei der Ehemann von Gabrielle Bonn, im Jahr 1928 plex integriert. Seit der Renovierung, bei drei Brüder wieder aus der Geschäftsfüh- in die Firma seines Schwiegervaters ein. der die Fassade unverändert erhalten blieb, rung zurück, so dass der 1869 geborene erstreckten sich die Ausstellungsräume des Myrtil Bonn ab 1920 die Firma allein leitete. Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen Möbelhauses Bonn über drei Etagen, die restliche Fläche wid als Büroraum genutzt. Ein Gebäude setzt Zeichen Der Zweite Weltkrieg bedeutete für In der Passage, die Rue Philippe II mit der das Traditionshaus Bonn eine wahre Tra- Place d'Armes verbindet, zogen mehrere Unter seiner Führung entstand das gödie: Die deutschen Besatzer beschlag- Geschäfte ein. prächtige Gebäude, das seither das Gesicht nahmten das Unternehmen und zwischen Das Möbelhaus Bonn selbst wurde der Hauptstadt prägt und das dem Un- 1940 und 1944 stand das Möbelhaus unter ebenfalls vollständig restrukturiert. An der ternehmen „mobilier Bonn“ bis heute als deutscher Leitung. Geschäftsphilosophie des Hauses änderte Stammhaus dient. Der Neubeginn nach dem Zweiten dies indes nichts. Mit dem Bau des „Palais du Mobilier Weltkrieg gestaltete sich zunächst als Die Innenarchitektur trägt übrigens die Bonn Frères“ in den Jahren 1925/26 setz- ziemlich schwierig. Doch schließlich ging Unterschrift von Jean-Claude Lazard. Mit te die Familie Bonn erneut Akzente: Zum es wieder aufwärts. Dekorationsartikel und dem Sohn von André Lazard ist seit 1994 einen ist das Gebäude eines der wenigen Orient-Teppiche bildeten neben den Mö- bereits die fünfte Generation des Familien- einheimischen Bauwerke im Art-Déco-Stil, beln die Schwerpunkte des Angebots. unternehmens in der Verantwortung. zum anderen handelt es sich um eine der Nach dem Tod von Myrtil Bonn im Jahr ersten Konstruktionen, die mit Stahlbeton 1956 führte Paul Lazard das Unternehmen Dani Schumacher

55 © Photothèque de la Ville de Luxembourg

Le potentiel économique des roses luxembourgeoises autour de 1900

Autour de 1900, les roses Les rosiéristes luxembourgeois étaient Les entreprises de roses les plus con- cultivées sur les champs de la des travailleurs indépendants. Ils étaient à nues étaient Soupert et Notting, Ketten Ville de Luxembourg et de ses la fois horticulteurs et chefs d’entreprises Frères, Gemen et Bourg – des noms qui alentours, étaient exportées – en tant que tels, ils étaient des emplo- étaient connus bien au-delà de nos fron- yeurs importants. En effet, il leur fallait tières. En effet, les rosiéristes n’hésitaient dans le monde entier. beaucoup de mains-d’œuvre pour exploiter pas à entreprendre de lointains voyages, Jusqu’à 10 millions de plantes leurs plantations, dont la superficie pou- afin de conseiller leur clientèle prestigieuse. quittaient chaque année les vait atteindre un total de 100 hectares. La Evrard Ketten prêta notamment main forte roseraies luxembourgeoises plupart des roseraies se trouvaient au Lim- pour planter des roses dans le jardin du Tsar pour aller fleurir, entre autres, pertsberg, mais il y en avait aussi à Beggen, à Saint-Pétersbourg, Jean Soupert planta des parcs princiers, royaux et Dommeldange, Walferdange et Strassen. des roses au Brésil, dans le parc municipal présidentiels. De nombreuses À cette époque, la rose représentait de Rio de Janeiro. Notons que la renommée de la société Soupert et Notting était telle variétés de l’époque portaient un facteur économique national. Les cul- tivateurs de roses étaient de véritables que Jean Soupert était considéré comme les noms de têtes couronnées, pionniers de l’industrie rosière. Leur en- étant le Roi de la rose luxembourgeoise – de présidents d’états ou de gagement a valu à notre pays notoriété et primus inter pares – sa réputation interna- célébrités de la vie publique. devises. tionale était une valeur sûre!

56 Renaissance des roses luxembourgeoises modernes

La rose était tombée dans le sommeil de la belle au bois dormant. Elle allait s’en réveiller près de 100 ans plus tard, pour connaître une nouvelle destinée. En effet, l’Association ‘Les amis de la Rose Luxem- bourg’ (Lëtzebuerger Rousefrenn, www. rousefrenn.lu) s’engage depuis 1990 à faire revivre le patrimoine rosier luxembourgeois à travers différentes actions: des confé- rences, des publications (Rousenzeidung), des contacts internationaux – notamment pendant les concours rosiers –, des cours de taille de roses, des concours de photos,

© Photothèque de la Ville de Luxembourg de nombreux baptêmes de roses, créées par des pépiniéristes internationaux, et un jardin spécialisé. De nouvelles roses sont baptisées Déclin après la régulièrement par des parrains prestigieux, Première Guerre mondiale à l’occasion de dates anniversaires histo- riques. Citons notamment la rose ‘Hom- Différents événements ont mis fin Par la suite, les cultivateurs de roses mage à Soupert et Notting’, baptisée en à l’âge d’or de la rose luxembourgeoise: ont souffert des conséquences de la ré- 2006: elle commémore le 150e anniver- la Première Guerre mondiale avec l’inter- cession et du protectionnisme écono- saire de la commercialisation des premières ruption des chemins de transport, les dif- miques des années 1920. Le phylloxéra, roses luxembourgeoises. La rose ‘Grande ficultés financières de la clientèle, mais aussi champignon attaquant les rosiers aussi Duchesse Maria Teresa de Luxembourg’, et surtout, l’embargo politico-économique bien que les vignes, a par ailleurs forte- baptisée en 2007, commémore le Con- envers un pays membre du ‘Deutscher ment décimé les productions. C’est ainsi grès Mondial des Sociétés de Roses tenu à Zollverein’. Il était en effet impensable que des 100 hectares exploités vers 1900, Luxembourg. La rose ‘Bonjour Luxembourg’, qu’un Français passe une commande à un il n’est plus resté qu’une superficie de 10 promotion 2013, commémore le 1050e Luxembourgeois, considéré comme en- hectares en 1939, puis la production a anniversaire de la Ville de Luxembourg. nemi. Le marché français ayant représen- encore diminué pendant la Seconde té 75% du chiffre d’affaires de nos rosié- Guerre mondiale. De nos jours, on ne Le conservatoire du patrimoine rosier ristes, on peut imaginer sans peine les con- trouve plus ces cartes postales bordées du Luxembourg séquences économiques de son effondre- de roses symboliques, qui avaient prévalu ment, notamment au niveau de l’emploi de dans la Ville de Luxembourg pendant la Le conservatoire du patrimoine rosier mains-d’œuvre. première moitié du 20e siècle. du Luxembourg est un jardin privé, prop- riété des fondateurs des Rousefrënn. Il est Roses dites ‘nouvelles’, créées par des pépiniéristes en dehors du Luxembourg, situé à Calmus, dans le canton de Redange, en principe à floraison multiple. et il abrite 800 espèces de plantes diffé- Nom de la Rose Année de création rentes, dont 160 espèces de roses. Les pla- Ville d’Ettelbrück 1981 tebandes sont agencées selon des thèmes Princesse Maria Teresa 1982 de couleur: jaune, bleu, rose-rouge, etc. Eurosong 1982 Des roses lianes grimpent dans de vieux Erna Doris 1984 pommiers. Une vue magnifique au-delà Grande Duchesse Joséphine Charlotte 1989 des champs avoisinants et des collines Indépendance du Luxembourg 1990 lointaines permet de voir Arlon par beau Josyane 1991 temps. Ce jardin exceptionnel a été amé- Baronne A. de Schorlemer 1992 nagé à l’emplacement d’un ancien pré et Walferdange 1992 nous le devons à l’engagement enthou- Grand Duc Henri 2001 siaste et au savoir-faire de ses propriétaires. Mondorf-les-Bains 2005 Des visites guidées de groupes sont organi- Gaare Um Titzebierg 2005 sées sur rendez-vous (www.rousefrenn.lu). Hommage à Soupert et Notting 2006 Le passé rosier de la Ville de Luxem- Grande-Duchesse Maria Teresa 2007 bourg est plus que remarquable. Les listes Grand-Duc Jean 2009 ci-avant en font foi: le long sommeil, dans lequel la Belle au Bois Dormant était tom- Alexandra – Princesse de Luxembourg 2009 bée à l’issue de la Première Guerre Mon- Télévie 2010 diale, est désormais terminé. Depuis les Schengen Rose 2010 années 1980, les Lëtzebuerger Rousefrënn Princesse Sibilla de Luxembourg 2010 insufflent une nouvelle vie à la rose, ren- Jean de Luxembourg, Roi de Bohème 2010 dant ainsi hommage au remarquable passé Melusina 2011 rosier de la Ville de Luxembourg. Avec Amour 2012 Bonjour Luxembourg 2013 Claudine Als

57 Les roses reviennent en pompe à la Ville de Luxembourg

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Baptême de la rose ‘Bonjour Luxembourg’®

L’année 2013 commémore le 1050e anni- versaire de la création de la Ville de Luxem- bourg en 963 par le Comte ‘Siggy vu Lëtze- buerg’. A cette occasion, l’Association ‘Les Amis de la Rose Luxembourg’ ou ‘Lëtzebuer- ger Rousefrënn’ (www.rousefrenn.lu) sous la présidence de Annette Blok, propriétaire du légendaire ‘Gaart um Tietzebieg’, a offert en cadeau à la Ville une rose nouvelle, fruit de dix ans d’essais en culture par un rosiériste français (www.melarosa.fr). La nouvelle rose baptisée le 22 juin 2013 répond au nom accueillant de ‘Bonjour Luxembourg’®. ➌

58 Présence de la Rose lors du cortège aux flambeaux du 22 juin 2013

Le traditionnel cortège aux flambeaux à la veille de la Fête Nationale, était différent en 2013 des années précédentes, à savoir un cortège à thème historique, pour commémorer le 1050e anniversaire de la Ville de Luxembourg. Chaque association participant au défilé arborait un cos- tume ou un char décoré en relation avec l’histoire de la Ville de Luxembourg, de Mélusine et Siegefroid à nos jours. Les ‘Amis de la Rose Luxembourg’, ainsi ➍ ➎ que d’autres associations avaient choisi le sujet de la rose comme déguisement et décoration. Une Ja- guar Type E du début des années 60 décorée de roses, des chapeaux pleins de roses fraîches tels des Jardins de Babylone, et un t-shirt arborant fière- ment la nouvelle rose étaient les nouveautés!

Bénévolat pour la taille de roses

La Ville de Luxembourg est une ville verte. Il est prévu d’introduire le bénévolat rosier en sep- tembre 2013, à l’exemple d’autres villes, qui subis- sent aussi des restrictions budgétaires. Ainsi par exemple Baden-Baden, ville verte par excellence, membre du réseau des villes rosières européen- nes, a une expérience impressionnante de près de 10 ans avec des bénévoles détachés à la taille des roses fanées, en coopération avec le Service des Parcs local. Les bénévoles sont actifs au sein de ➏ ➐ roseraies mondialement connues, dont le site du concours rosier international. Le niveau d’entretien et le degré de floraison de ces roseraies sont ainsi améliorés. Les fonctionnaires du Service des Parcs ne voudraient plus se passer de cette coopération profitable, grâce à laquelle la fierté des habitants de la Ville envers leurs parcs est accentuée.

Idée de cadeau: T-shirt ‘Bonjour Luxembourg’® au profit d’œuvres humanitaires

Un t-shirt blanc en (coton 100%, six tailles, deux modèles) avec l’effigie géante de la rose et l’appellation ‘Bonjour Luxembourg’® est en vente au Luxembourg City Tourist Office, Place Guillaume, Luxembourg, (www.lcto.lu, tel: 22 28 09 au prix de 15 €). Le bénéfice intégral de l’action sera versé au profit des Associations humanitaires ➑ ➒ luxembourgeoises Rahna, Muppen ënnerstëtze Leit am Rollstull (www.rahna.org) et le Centre thérapeutique Kannerhaus Jean (www.croix- ➊ La rose nouvelle ‘Bonjour Luxembourg’® est dévoilée lors du baptême rouge.lu/de/blog/tag/kannerhaus-jean/). Par ail- du 22 juin 2013 par la marraine Françoise Hetto-Gaasch, Ministre du Tourisme leurs, une cave viticole propose son mousseux tra- et le parrain Xavier Bettel, Bourgmestre de la Ville de Luxembourg. ditionnel avec sur l’étiquette l’effigie de la rose et ➋ Baptême de la rose ‘Bonjour Luxembourg’® le 22 juin 2013: le libellé ‘Bonjour Luxembourg’® (commandes sur le parrain Xavier Bettel signe l’acte de baptême. www.bernardmassard.com). ➌ Le t-shirt vendu au profit d’œuvres humanitaires au LCTO est offert à la Grande-Duchesse Maria Teresa et à la Grande-Duchesse Héritière Stéphanie lors du ‘Fakelzuch’ du 22 juin 2013. Comment se procurer la rose ® ➍ De véritables ‘jardins de Babylone’ garnis de roses fraîches étaient portés ‘Bonjour Luxembourg’ ? sur les têtes des ‘Amis de la Rose’ lors du cortège aux flambeaux. ® ➎➏ Les ‘Amis de la Rose’ et les ‘Jeunes Jardiniers’ ont participé au cortège aux La rose ‘Bonjour Luxembourg’ est destinée à flambeaux 2013 accompagnés d’une Jaguar Type E du début des années 60 être une star. Comme toutes les stars dignes de ce décorée de roses. nom, elle se fait attendre. Elle peut être comman- ➐ Le rosiériste-père de la rose ‘Bonjour Luxembourg’®: Jean-Lin Lebrun, qui en 10 dée à travers le site internet www.melarosa.fr et ans de patient travail, a créé une espèce nouvelle (www.melarosa.fr). sera livrable en automne 2014. Il s’agit d’une rose ➑ Le t-shirt ‘Bonjour Luxembourg’® de haute qualité est en vente au Luxembourg buisson de 100-120 cm de hauteur, robuste, fleu- City Tourist Office en six tailles et deux modèles, au profit d’œuvres caritatives. rissant abondamment tout l’été, de couleur fuchsia. ➒ L’Union Royale Belge (URB) à Luxembourg soutenait le thème rosier du cortège aux flambeaux à l’aide d’une sublime Citroën Traction avant noire de 1954 décorée de roses en tricolore. Claudine Als

59 Elektrowaren: Perfekter Dienst am Kunden

Eine junge Generation steht bei ie Gestaltung des Schaufensters ist un- Nicht wie in großen Ladenketten steht „Electricité Steffes“ hinter der Theke. Dprätentiös, keine Affekthascherei oder hier der Geschäftsführer noch selbst hinter Es ist heute eher die Ausnahme, szenische Aufmachung. Hier ist die Deko der Auslage. Julien Steffes, 29 Jahre alt, dass ein Familienbetrieb über auf ein Minimum beschränkt: Auf grauem hat das Fachgeschäft mit seinem Bruder Teppichboden sind einzelne Küchengeräte Philippe Steffes vor einem Jahr übernom- Generationen weiter geführt wird. in ihrer Verpackung wie Bauklötze neben- men, nachdem der Vater gestorben war. einander aufgestellt, vom Eierkocher, der „Die Schaufensterdeko soll einfach und roten Kaffeemaschine bis hin zum neues- übersichtlich sein“, kommentiert der jun- ten Haartrockner. Ein Ast mit Kunstblüm- ge Leiter die schlichte Auslage. Weniger chen hängt von der Decke: immerhin ist sei mehr, so das Leitmotiv. Und irgendwie Frühling. passt es. Hier stehen die Produkte noch für das, Julien Steffes hat keine Kaufmannsaus- was sie sind, nämlich Gebrauchsgegen- bildung, sondern neben einem Gymnasial- stände und nicht nur Lebensgefühl. Auch abschluss das Geschäftswesen sozusagen im Innern von „Electricité Steffes“ weht von der Pike auf gelernt, da er als Kind ein anderer Wind. Der grün geflieste Bo- schon immer hinter der Theke stehen durf- den stammt noch aus den siebziger Jahren; te. Jedoch würde er heute keinem Kollegen sowohl die individuelle Art des Anordnens empfehlen, sich als Geschäftsmann selb- der Küchengeräte als auch das freundliche ständig zu machen. „Es ist momentan nicht Personal zeugen vom Esprit eines Familien- der Zeitpunkt dafür. Die Krise ist spürbar.“ unternehmens. Von den in einer Reihe Bereits das Weihnachtsgeschäft vom letz- aufgebauten Waschmaschinen über die ten Jahr sei wirklich nicht gut gewesen. Kühlschränke stechen vor allem die in allen April-Mai seien zudem immer ruhige Mo- Pastell-Farbtönen ausgestellten Bügeleisen nate: „Einige bereiten die Feierlichkeiten sowie die beeindruckende Sammlung an der Kommunion vor, andere buchen bereits Weckern ins Auge: Pinguin-Wecker, solche den Sommerurlaub und sind deshalb knapp in Fußballform oder moderne Digitalgeräte. bei Kasse“, mutmaßt Steffes. Jedoch auch

60 systemtechnik, die per Smartphone steuer- bar ist. Auf seinem Arbeitsplatz kann der Kunde dann per Kamera verfolgen, ob die Kinder in der Küche sind. Oder auf Reisen können die Lichter im Haus an- und aus- geschaltet werden. So kann eine Präsenz vorgetäuscht werden. Julien Steffes: „Sol- che Systeme können wir problemlos instal- lieren.“ Die Kunden scheinen ihrem Geschäft die Treue zu halten, die meisten von ihnen sind über 40 Jahre alt. Die wenigsten stam- men aus dem Bahnhofsviertel, viele sind dagegen aus Bonneweg oder Cents. Aber auch der Süden des Landes wird immer öfter beliefert. Die Kundschaft aus dem Osten habe dagegen durch die Geschäfts- schließung in Remich abgenommen. Das Internet stelle heute noch keine Gefahr dar. „Große Elektrogeräte werden kaum online gekauft“, so Steffes. Tank- stellen indes, die ihr Sortiment zunehmend ausbauen und jetzt auch Wecker verkau- fen, würden langsam zu einer Konkurrenz. „Vor zwanzig Jahren war es undenkbar, dass eine Tankstelle auch als Supermarkt fungierte. Vielleicht stehen in zehn Jahren Waschmaschinen dort?“, orakelt der jun- ge Geschäftsführer. Auch bei Filialen wie

imedia Schlecker könne man mittlerweile Haus- haltsgeräte erwerben. Große Elektrohandelsketten, wie sie sich im Bahnhofsbezirk angesiedelt haben, die hohen Mieten stellen für viele – und errichtet, und Bürgermeister Xavier Bettel sind dagegen als Konkurrenz eher harmlos. gerade für Familienbetriebe – eine enor- hat bei der Eröffnung dort den ersten Ra- „Diese sind, entgegen ihrem Image, nicht me Belastung und für angehende private sierapparat erworben. Dennoch befindet billiger als wir“, meint der Inhaber. Nur bei Geschäftspersonen ein unüberwindba- sich die meiste Laufkundschaft in der Ave- großen Verkaufsaktionen könne der kleine res Hindernis dar. „Persönlich können wir nue de la Liberté. Hier gibt es auch noch ei- Familienbetrieb mit den Preisen nicht mit- nicht klagen. Aber es ist schon pervers, nige weitere Familienbetriebe, vom Bäcker halten. „Wenn ein Kunde einfach nur eine wenn Mieten sich im Zentrum auf 10 000 über den Zeitungsladen bis zum Hut- oder elektrische Zahnbürste sucht, so findet er Euro und mehr beziffern und die Gebäude- Schuhgeschäft. „Diese Straße ist sozu- sie bei uns zum gleichen Preis.“ Falls ein installationen zum Teil aus den 1980er sagen noch fest in Luxemburger Hand“, Kunde jedoch einen Philips- oder Samsung- Jahren stammen“, moniert Steffes. Dort meint Steffes. Fernseher sieht, der bei der Konkurrenz wo Familienbetriebe aufhören, werden bei Nichts habe sich seit den Ursprüngen günstiger ist, und er das beweisen kann, diesen Preisen demnach wohl kaum neue am Verkaufskonzept von „Electricité Stef- dann kann Electricité Steffes durchaus den Geschäfte entstehen. fes“ verändert, denn noch heute stehe der gleichen Preis anbieten. Unschlagbar sei Der Elektroladen Steffes blickt mittler- Betrieb für Haushaltsgeräte und Elektro- vor allem die Sachkenntnis des Familien- weile auf ein halbes Jahrhundert Familien- installationen und beschäftige mittlerwei- unternehmens. „Wir haben einen Fernseh- tradition zurück. Angefangen hatte al- le dreizehn Personen. Die Reparatur von techniker und einen Elektroinstallateur, die les im Jahr 1938, als der Großvater die defekten Geräten hat sogar zugenommen. beide schon jahrelang im Betrieb arbeiten. Meisterprüfung absolvierte und als einer Die Wegwerfmentalität scheint durch die Mit dieser Kompetenz kann der Großhan- der ersten Elektriker in Grevenmacher tä- Krise zumindest bei einigen Kunden ge- del nicht mithalten.“ Vorteilhaft sei zudem, tig war. Schon damals spezialisierte sich bremst worden zu sein. Viele kaufen heute dass das Familienunternehmen seine Wa- die Familie auf Elektroinstallationen, aber – im Gegensatz zu früher – eher nur dann, ren vorwiegend von ansässigen Zuliefe- auch auf den Verkauf von Haushalts- wenn sie ein Gerät wirklich brauchen oder rern bezieht. Miele etwa hat einen Sitz in geräten. Zwischen 1990 bis 2010 unterhielt wenn etwas ganz Neues auf dem Markt ist, Luxemburg. Bei technischen Problemen sie zudem eine Filiale in Remich. Seit Ende so der Geschäftsinhaber. lassen sich so viel einfacher und schneller der achtziger Jahre führt sie das Geschäft in Neu ist etwa das KNX-System. Die drei Ersatzteile oder neue Geräte beziehen. der Avenue de la Liberté. 2006 wurde ein Buchstaben stehen für die intelligente Ver- moderner Firmensitz auf der Cloche d’Or netzung moderner Haus- und Gebäude- Christiane Walerich

61 Arbeitskleidung: Charles, Michel, Charles... imedia

Über hundert Jahre gibt es sie nun uf Auszeichnungen musste die „Mai- er gelernter Mechaniker. Vor rund zwan- schon, die „Maison Lessure“, ein Ason Charles Lessure“, ein Fachgeschäft zig Jahren ist er jedoch in das Fachgeschäft Fachgeschäft, das sich auf moderne für Stoffe und Arbeitskleidung in der Ave- seiner Schwiegermutter Micheline Thill- Berufskleidung spezialisiert hat. nue de la Gare, in all den Jahren nicht ver- Lessure eingestiegen. zichten. So hängen über dem alten Holz- Das altehrwürdige Geschäft blickt auf Noch heute zeugt das Interieur schreibtisch, der in der Mitte des Ladens eine lange Geschichte zurück: Seit 1870 von einer vergangenen Epoche. steht, mehrere schön gerahmte Ehrenabzei- existiert der Betrieb, und das bereits in der chen: Vom „Diplôme d’honneur“ der fran- fünften Generation. „Als mein Ur-Urgroß- zösischen Verkaufswoche in Luxemburg vater anfing, gab es noch keinen Stoffme- aus dem Jahre 1962 über die „Médaille de ter. Dazu wurde immer die Armlänge bis zu la reconnaissance nationale des victimes den Ellbogen benutzt“, erklärt Micheline du nazisme enrôlés de force“ des Zwei- Thill-Lessure. Die muntere, über achtzig- ten Weltkrieges bis hin zu einer „Médaille jährige Hausherrin freut sich noch heute d’or“ aus dem Jahre 1978 des städtischen über ihr „Ellbogengeschäft“, wie sie den Geschäftsverbandes für 108 Jahre Dienst Laden liebevoll in Gedanken an frühere am Kunden. Zeiten nennt. Damals, als ihr Ur-Urgroß- Kundenservice wird auch heute hier vater mit dem Geschäft anfing, gab es die noch groß geschrieben, auch wenn sich Passerelle noch nicht. Er musste vom Pfaf- über die Jahre das Angebot und der Ver- fenthal, wo die Familie wohnte, mit einem trieb verändert haben. „Heute haben wir Leiterwagen auf den städtischen Markt zwei Standbeine: Einerseits Kunden, die fahren, um Stoffe zu verkaufen. Das erste in der Umgebung arbeiten und die das Geschäft wurde schließlich ein paar Häuser Geschäft schon lange kennen, und ande- weiter vom heutigen Standort in der Ave- rerseits große Firmen, die wir besuchen nue de la Gare eröffnet. Zu den Stoffen und die wir über unsere Produktpalette kam bald die Arbeitskleidung hinzu. „Al- informieren“, erklärt Gilbert Schilling den lerdings waren das nur blaue Arbeitshosen heutigen Geschäftsbetrieb. Eigentlich ist in den Größen 105, 110 und 115“, erinnert

62 sich Madame Thill-Lessure. Heute dagegen Metall, die in der Mitte des Ladens thront das noch Ahnung von der Schneiderei hat, führe der Laden Hosen in allen Varianten, und auf der noch Francs und Centimes an- denn die Kunden wollen beim Stoffkauf zudem sei die Kleidung berufsspezifischer gezeigt sind. Gilbert Schilling dreht an der beraten werden. Fazit: Das Ganze lohne geworden. Der Großvater habe schließlich seitlich angebrachten Kurbel der Kasse, sich heute einfach nicht mehr. den heutigen Firmensitz an der Ecke Rue und dann springt mit einem Klingelton die Um 1920 fing Vater Charles mit der Jean Origer und Avenue de la Gare in den Schublade mit den Einnahmen des Tages Berufskleidung an. „Damals war diese 1920er Jahren von einem Belgier ersteigert. auf. „Daher das Sprichwort: Wenn es in Branche noch nicht so phantasievoll. Heute Über dem alten Haus prankt noch der Kasse klingelt...“, so Schilling lachend. existiert Kochkleidung sogar in rosa“, lacht heute in geschwungener Schrift der Name Noch heute benutzt die Familie das schöne Micheline Lessure. Die Kochmütze könne „Maison Lessure“. „Das Haus hat immer alte Stück, doch werden Ein- und Ausga- mittig oder seitlich getragen werden. Im abwechselnd Charles oder Michel Lessure ben – sicher ist sicher! – inzwischen auch Bereich der Kochwesten habe das Haus geheißen“, meint die dynamische Hausher- per Computer registriert. dreißig Modelle auf Lager, 150 weitere sind rin. Angefangen habe alles mit dem Ur-Ur- Was den Verkauf angeht, so hat sich ei- auf Bestellung lieferbar. Großvater Charles, dann kam Großvater niges verändert: Die Tendenz geht weg von Die Berufskleidung sei einerseits ein Michel und schließlich Vater Charles. „Und den Stoffen in Richtung Berufskleidung. Modeartikel, andererseits aber auch ein auch der Enkel trägt bereits den Namen „Das war eine schöne Zeit, als sich die technisches Kleidungsstück. „Sie ist ein Charles“, freut sich Micheline Thill-Lessure. Kundinnen noch vor dem Spiegel drehten Sicherheitsfaktor und soll vor Schmutz und Inzwischen sind dreizehn Personen im und fragten, welcher Stoff am schönsten Gefahren schützen.“ Ein Elektriker, der an Haus Lessure angestellt, das zudem eine ist“, erinnert sich Micheline Thill-Lessure. einer Hochspannung arbeitet, muss zum Filiale in Niederanven eröffnet hat. Der Sitz Es seien sogar Damen aus Paris angereist, Beispiel durch eine adäquate Arbeitsklei- des Betriebes sei zwar noch in Luxemburg- um Stoff zu kaufen. „Eine Kundin trank im- dung vor Verbrennungen geschützt wer- Stadt, doch wenn sich die Situation nicht mer zuerst einen Schnaps, bevor sie zu uns den. Oder jemand, der am Bau Leitungen verbessere, könnte es durchaus sein, dass kam.“ verlegt, muss solides Schuhwerk tragen, dieser verlegt würde, meint Schilling. „Wir Im Zweiten Weltkrieg, unter der deut- wenn er beispielsweise auf einen Nagel werden dort anders von der Gemeinde schen Besatzungsmacht, wurden einige tritt. Hier ist viel Fachwissen erfordert, und empfangen und haben Parkmöglichkeiten Stoffballen versteckt, erinnert sich die man muss die vorgeschriebenen Sicher- vor der Tür.“ Hausherrin. „Dann sind Bauern zu uns ge- heitsbestimmungen des jeweiligen Berufes In Luxemburg-Stadt dagegen bestehe kommen, und sie haben Butter und Schin- kennen. Mittlerweile beliefert die Mai- das Problem, dass sich das Geschäft nicht ken gegen Stoff eingetauscht.“ Das Haus son Lessure viele große Firmen, vom EU- mehr ausweiten kann. „Vor einiger Zeit Lessure hat in dieser schweren Zeit auch Parlament bis zu den großen Luxemburger wurde gar ein Lieferwagen, der zum Abla- junge Luxemburger aufgenommen, die in Kliniken. den vor der Tür parkte, von der Polizei be- die Wehrmacht zwangsrekrutiert werden Die Krise sei auch im Sektor der Ar- schlagnahmt“, ärgert sich Schilling. Wenn sollten. „Einmal war ein Junge im Ober- beitskleidung spürbar. „Unsere Kunden der Kommerz sich in Luxemburg-Stadt geschoss hinter der Tür versteckt, als die kaufen weniger“, stellt Schilling fest. Zu- weiter entwickeln soll – und nicht nur die Nazis mit der Aufforderung hereinstürm- dem werde heute vieles über Internet be- Banken – dann müssen auch die Voraus- ten: „Fenster verdunkeln!“ Hätten sie den stellt oder einfach geleast. So gibt es große setzungen stimmen. Der neue Bürgermeis- Jungen entdeckt, dann wären wir wohl alle Firmen in Luxemburg, die Arbeitskleidung ter habe hier noch nichts unternommen. erschossen worden“, so Madame Thill- vermieten und anschließend waschen. „Wir sind halt zu klein, als dass sich etwas Lessure. „Dennoch: Wenn der einzelne Arbeiter sei- ändert.“ Ärgerlich sei auch, dass auf dem Seit zehn Jahren gibt es für die Stof- ne Kleidung selbst aussuchen kann, dann Bürgersteig vor dem denkmalgeschützten fe leider immer weniger Abnehmer. Nicht passt sie auch wirklich“, so der Geschäfts- Haus mittlerweile nicht nur Verkehrsam- nur, dass außer einigen Hobbyschneidern führer. peln stehen, sondern zudem ein großes kaum noch jemand Stoff kauft, auch aus Heute muss jedoch alles schnell gehen, Werbeschild. anderen Gründen lohnt das Gewerbe und die Menschen sind bequemer gewor- In der Tat springt das Haus Lessure ins kaum mehr: Gute Zulieferer sind rar ge- den. Von Nachteil ist, dass das Haus keine Auge und gehört schon fast zum Stadt- worden. Diese Grossisten – vorwiegend eigenen Kurzzeitparkmöglichkeiten vor der inventar. Vor allem durch seine großen aus Deutschland – sind früher herum- Tür hat. Obwohl der Bahnhof nicht weit ist Schaufenster, in denen Arbeitsschuhe mit gereist und haben ihre Produkte vorge- und mehrere hundert Parkplätze im Um- griffigem Profil aufgestellt sind, Schür- führt. Dann konnte die Familie Lessure 20 kreis liegen, würden viele potentielle Kun- zen, bunte Stoffbahnen, Ärztekittel und Meter von diesem oder 12 Meter von je- den lieber aus der Stadt heraus in große Designer-Kochuniformen vor historischen, nem Stoff kaufen. Gekauft wurde in klei- Supermärkte fahren. schönen Holztäfelungen aufgespannt sind. nen Quantitäten. Teurer Stoff wurde bei Besorgt denkt die Familie Lessure auch Auch im Innern entdeckt der verblüffte großen Couturiers in Paris gekauft, und an die irgendwann anstehende Großbau- Kunde eine längst vergangen geglaubte dann erhielt die Luxemburger Firma auch stelle für die Tram. Bereits als vor mehreren Epoche. An den Wänden stehen noch die die Exklusivität auf einem Produkt. Jahren in der Avenue de la Gare Straßen- selbstgezimmerten Regale des Großvaters, Micheline Thill-Lessure kann sich auch arbeiten getätigt wurden, die sich über ein die sich bis zur Decke erstrecken und auf noch gut an die Zeit erinnern, als die Stof- Jahr hinzogen, hätten mehrere Familien- denen fein säuberlich Stoffbahnen nach fe in Luxemburg selbst eingekauft wurden. betriebe dicht gemacht. „Die Miete, das Farben sortiert liegen und die Arbeitsklei- Ganz früher gab es nämlich Fabriken an der Personal und Heizkosten, all das muss ja dung nach der jeweiligen Berufssparte ge- Sauer oder auf der Schleifmühle, wo Stoffe bezahlt werden. Sollten dann die Kunden stapelt ist. gewebt und Hosen aus fester Baumwolle monatelang ausbleiben, dann wird es für Beeindruckend ist auch der Tresen hergestellt wurden. „Hosen und Westen uns kritisch werden“, so Gilbert Schilling. entlang der Wände, der eigentlich aus ei- kamen zudem aus den Kleiderfabriken Ve- nem Bankhaus stammt: Er legt Zeugnis ab stimenta und Ginter aus Larochette. Diese von einem Verkaufskonzept aus einer Zeit, Betriebe gibt es schon lang nicht mehr“, als der Kunde noch an die Theke trat, um so die alte Dame. Heute könne man keine bedient zu werden. Historisch ist auch die Stoffballen mehr unter 200 Metern erwer- große alte Registrierkasse aus verziertem ben. Zudem brauche man auch Personal, C. W.

63 Dessous: Olala

Pompadour, der kleine Laden mit uf historischen Ölgemälden posiert sie Seit nun fast vierzig Jahren, genauer Unterwäsche gehört nach vierzig Ain rauschenden Kleidern aus Brokat gesagt seit März 1977, betreibt Daisy Jahren fast schon zum Stadtinventar. mit engem Korsett, das an den Enden mit Grethen den schmalen Laden, in dem be- Schleifen, Rüschen und Spitzen versehen reits vorher Unterwäsche vertrieben wur- ist, in ihrem Haar trägt sie Blumengeste- de. Um ihr kleines Geschäft zu eröffnen, cke oder Perlen. Die Rede ist von Jeanne- musste Daisy Grethen seinerzeit noch eine Antoinette Poisson, bekannt als Madame eigene Gesellschaft gründen, da sie selbst de Pompadour. 1745 war es ihr gelungen, als gelernte Kosmetikerin nicht die notwen- auf einem Maskenball, der im Stadthaus dige Fachausbildung im Lingerie-Bereich von Paris stattfand, die Aufmerksamkeit hatte. „Ich benötigte einen Anwalt, und von König Ludwig XV. auf sich zu lenken. es brauchte viel Geduld, bis die Genehmi- Dieser ernannte sie fortan zu seiner offizi- gung da war. Das ist heute weniger büro- ellen Mätresse, der ersten Bürgerlichen mit kratisch“, so Daisy. In den Regalen stapeln diesem Status am französischen Hof. sich Pappschachteln, dicht gedrängt hän- Unwillkürlich wird man an diese schil- gen bunte Nachthemden in einer Vitrine, lernde und frivole Figur erinnert, wenn man der längliche Raum wird von zwei rustika- die geschwungenen Lettern Pompadour len Lampen beleuchtet. Die verbliebenen auf dem Schaufenster in der Avenue de la Kunden sind in der Regel ältere Damen Liberté liest. Zwar hat das Geschäft nichts oder auch junge Frauen, die schon mit ihrer mit der frivolen französischen „Hofdame“ Mutter im Pompadour waren. Und natür- zu tun, aber hier wurden über Jahrzehnte lich so manche Herren, die Unterwäsche „typisch französische“ Produkte verkauft, erwerben oder verschenken wollen. die mittlerweile längst europaweit vertrie- Gekauft werde vor allem normale ben werden: Wir reden von Unterwäsche, Lingerie. „Erotische Unterwäsche, das ist von Nachthemden und Bademode. längst vorbei. Die Sachen sind teuer, und

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dafür gibt es heute einen eher speziellen Auch im Bereich des Unterwäschehan- Fachhandel,“ so Daisy Grethen. Geändert dels sei die Krise spürbar. „2000 bis 2008 habe sich mit der Zeit aber nicht nur der waren sehr gute Jahre, und die heutige Zeit Wunsch der Kunden, die mit der Mode ge- ist nur noch gut“, bringt die Inhaberin die hen wollen, sondern auch die Ware. Vor Entwicklung in der Branche auf den Punkt. dreißig Jahren gab es noch nicht so viele Doch immerhin hat das kleine Marken und Farben. Auch die Zulieferer Geschäft im Bahnhofsviertel keine Kon- haben gewechselt, und die ehemaligen kurrenz. „Hier im Bezirk öffnen wir im Familienunternehmen sind fast alle ausge- Gegensatz zum Stadtzentrum morgens um storben. Die Unterwäsche kommt heute 9.00 Uhr, und die Kunden kommen, um nicht mehr nur aus Frankreich, sondern es zu kaufen und nicht, um zu flanieren.“ sind Gesellschaften und Fabriken, die über Geschäftsfördernd sei auch die Tatsa- ganz Europa verstreut sind, von Portugal che, dass tagsüber zig Busse vorbeifahren über Tschechien bis nach Nordafrika. würden. Das sei eine gute Gratiswerbung, Nach wie vor komme es beim Einkauf und viele neue Kunden würden so spontan auf die Qualität der Produkte an: Wenig vorbeikommen oder anrufen und nach ei- Synthetik und viel Baumwolle sei wichtig. nem bestimmten Produkt fragen. „Exklusive Wäsche gibt es kaum noch. Sa- Doch das Geschäft Pompadour wird tin ist ganz weggefallen, Seide findet sich keinen Nachfoler haben. Wann sie aufhö- noch. Aber auch hier kommt es darauf ren will, weiß Daisy Grethen noch nicht. an, richtig schöne Seide zu finden. Diese „Keine Ahnung. Wir haben aber bereits die Wäsche wird meist vor den Feiertagen ge- Kollektion für den nächsten Sommer ein- kauft“, so Daisy Grethen. Verändert haben gekauft.“ sich auch die BH-Größen; früher gab es z.B. keine Körbchengröße H, G oder F. C. W.

65 © Jean Bichel Iva Mrazkova

ée en 1964 à Opava en République démie des Beaux-Arts. Dominant la Vltava Ntchèque, diplômée de l’Académie des avec une vue imprenable sur Pražský hrad, Une œuvre Beaux-arts de Prague et de l’Académie le château de Prague, l’institution fut créée Pietra Vanucci de Perugia (Italie), l’artiste en 1885 et au moment de sa fondation, elle indépendante professionnelle Iva Mraz- était la seule école d’art de Bohême et de polymorphe kova s’est installée voilà 24 ans au Grand- Moravie. De nombreuses figures de l’his- Duché de Luxembourg. Depuis lors, elle toire de l’art tchèque y ont enseigné ou y est devenue une figure incontournable de ont été étudiants. Citons par exemple, Jan et sensible l’art luxembourgeois. Son travail pictural Kotera ou Pavel Janak en tant que profes- et sculptural nous entraîne dans un univers seurs et Otto Gutfreund ou Josef Gocar, re- inédit, élégant et novateur, dominé par la présentants majeurs du cubisme tchèque en traduction du mouvement dans l’espace. tant qu’élèves. Iva Mrazkova suivra dans ce Passionnée par la pratique artistique et haut-lieu, outre les cours de peinture, ceux dotée, dès l’adolescence d’un réel talent, Iva consacrés à l’art du textile. Dans cette sec- Mrazkova a quitté à l’âge de 14 ans le cocon tion, revenait souvent le nom d’un profes- familial d’Opava pour intégrer l’École Se- seur, qui en 1969, un an après l’invasion de condaire d’Arts Appliqués de Prague. Là, à la Tchécoslovaquie par les troupes du Pacte 400 km de chez elle, la jeune Iva va s’édifier de Varsovie avait choisi de quitter son pays au contact des musées et des galeries pra- pour l’Europe Occidentale. Il s’agit de l’ar- goises et surtout forger son indépendance tiste Ota Nalezinek, naturalisé luxembour- et sa force de caractère. Puis viendront les geois en 1976 et lauréat du Prix Grand-Duc années de formation à la prestigieuse Aca- Adolphe la même année. Le persuasif Ota

66 va réussir à attirer Iva Mrazkova au Luxem- bourg, lui vantant la qualité de vie et d’ac- cueil du pays et surtout sa liberté. Il prendra Iva sous son aile et lui permettra de faire connaître son art au Grand-Duché. C’est là, que quelques années plus tard, la jeune femme rencontrera Michal Wittmann celui qui allait devenir son époux et tous deux s’installeront à Waldbredimus. Le couple donnera le jour à deux garçons, Mathieu et Marc. Dès ses premiers travaux exécutés au Luxembourg, Iva Mrazkova a exprimé le désir de monumentaliser le mouvement dans de rigoureuses compositions mettant en scène des espaces géométriques. Très rapidement, l’idée de travailler sur le sup- port polychrome de coton et de lin, tissé par ses anciens condisciples de l’Académie des

Beaux-arts de Prague s’est imposée à elle Urhausen Fernand © afin de lui servir de toile de fond. Là, la rigu- Nature morte, 88x40cm (2012) eur géométrique se verra contrebalancée par la richesse chromatique. Les orangés et surtout le rouge, couleur phare de l’artiste en plus sur la conquête du champ spatial et L’artiste abordera parallèlement la symbolisant pour elle l’énergie vitale, vont y pictural, elle fera dorénavant de ses toiles technique du bronze à la cire perdue. Cette vibrionner, instaurant un jeu de positif-né- de vigoureux espaces imaginaires aux cir- matière dont elle apprécie la souplesse et gatif. La plasticienne a également toujours convolutions dansantes. la malléabilité était au départ une sorte de eu le désir de doter sa production d’une Rapidement, des tentations tridimen- boule «anti-stress» qu’elle modelait à l’envi dimension ludique, particulièrement pal- sionnelles vont la tarauder. Dès 2007, dans son atelier quand elle transcrivait sur pable dans ses compositions où règne une grâce aux encouragments d’un de ses la toile les courbes dansantes et l’entremê- cohorte de formes évoquant des patrons élèves, puisque la dame est également pro- lement des formes, éléments prépondé- de poupées et des pièces de jouet en Kit ou fesseur de nombreux cours d’art, le forge- rants de ses recherches sur le mouvement bien encore dans ses aériennes tuniques de ron et maître en constructions métalliques dans l’espace. Quelle ne fut-pas sa sur- papier, suspendues comme des chasubles Jean Bichel, l’artiste jette aux orties toute prise de constater qu’elle donnait à la cire liturgiques dans un Trésor de Cathédrale, retenue et donne libre cours à des expéri- le rythme et les circonvolutions exactes oscillant avec ostentation et légèreté lors de mentations sculpturales. Et les fruits de ses qu’elle désirait traduire en peinture? De ce l’exposition «Or-ne-ment» en 2002. recherches sont remarquables. Citons par quasi-automatisme est ainsi né son intérêt La construction de son vaste et lumi- exemple, la monumentale et altière sculp- croissant pour la sculpture. Privilégiant le neux atelier dans une vieille grange de ture en acier Corten de 3 m de hauteur et bronze pour les pièces de format réduit inti- Waldbredimus en 2004-2005, apportera de 2 tonnes qui trône aujourd’hui dans le miste et poétique, Iva Mrazkova a désiré y un nouvel élan à son travail. Iva Mrazkova parc communal d’Hesperange, «Rythme» fixer certaines de ses fluctuations émotion- osera alors tout voir en grand. Privilégiant en 2010 ou bien encore «Etreinte», pièces nelles et doter ses œuvres de sa concep- les formats monumentaux, jouant de plus également de dimension ambitieuse. tion personnelle sur les relations de couple, son rapport aux autres et au monde dans les tasses et demi-tasses, sortent de pièces Cène, 250x150cm (2010) modulaires qui s’unissent, s’imbriquent ou se séparent en restant autonomes. L’artiste a réalisé en 2012 «L’homme qui marche», pièce stylisée qui est en passe de devenir une œuvre monumentale de 2m10 en acier Corten toujours réalisée en collaboration avec le forgeron Jean Bichel. Le plus édi- fiant dans la production d’Iva Mrazkova est ce va-et-vient incessant et cohérent entre la peinture et la sculpture. Certaines œuvres sculptées deviennent des modèles pictu- raux de choix et vice-et-versa. Souvent un artiste préfère le refuge douillet que lui offre son atelier au tumulte du monde. Iva Mrazkova a durant, de nombreuses années, travaillé en solitaire. La maturité venant, elle a ressenti le be- soin de nourrir son inspiration, d’élargir le spectre de son savoir pratique, de s’offrir une échappée belle. Elle a donc choisi dès 2007 de prendre le large, d’aller travail- ler extra-muros à la rencontre des autres

© Fernand Urhausen Fernand © et de mettre tout son talent et sa vivace

67 curiosité au profit d’institutions culturelles et muséales. Le premier à en bénéficier fut le Musée National d’Histoire et d’Art à l’occasion de l’exposition «Pierre Ernest de Mansfeld, un prince de la Renaissance» où l’artiste réalisa in situ une prodigieuse et époustouflante reconstitution de la grande galerie du Château de la Fontaine à Clau- sen. L’ébouriffant rendu perspectiviste, les peintures de batailles et de sièges réinter- prétées selon la facture et l’imagination d’Iva, les somptueux portraits d’hommes il- lustres exécutés parfois simplement à partir de quelques menus documents d’archives ont littéralement subjugués les nombreux visiteurs de l’exposition ainsi que de hautes personnalités comme le Roi Juan Carlos et la reine Sophie en visite officielle. Si le décor éphémère a aujourd’hui disparu, le

MNHA conserve encore des acryliques sur Urhausen Fernand © toile de cette série. Mouvement, 150x100cm (2009) Puis ce fut sa collaboration avec l’au- teur et éditrice Katja Rausch. De ce binôme est né l’ouvrage «Portraits de femmes architecturaux du Rockefeller center ou de pris un retour à la figuration en revisitant et célèbres luxembourgeoises» paru en no- l’escalier hélicoïdal du Musée Guggenheim en leur insufflant un supplément de vie et vembre 2007. L’accueil que le grand public entre autres, des vues d’espaces publics d’émotion à des clichés historiques de Pierre et les institutions ont réservé à ce livre fut new-yorkais, de sculptures monumentales, Bertogne ou de Batty Fischer, a fait de ses tel que les deux jeunes femmes ont été des éléments saisis sur des affiches publici- travaux de petits formats de véritables ré- conviées à le présenter au Consulat géné- taires. Bref, tout un flux d’impressions sai- ceptacles intimistes et enfin, a donné une ral de Luxembourg à New York. Iva Mra- sies sur le vif et revisitées selon la facture nouvelle impulsion à ses tentations tridi- zkova a su mettre à profit cette escapade de l’artiste. Iva Mrazkova dévoilera encore mensionnelles en rendant pérennes dans le dans «Big apple» pour encore plus s’édifier, sa facette d’illustratrice sous la direction de bronze volutes, circonvolutions et rythmes. s’ouvrir à de nouvelles créations, nour- l’éditrice de livres pour la jeunesse Corinne Ses récents tableaux quant à eux sont rir son inspiration et s’enrichir sur le plan Kohl dans la série des fameuses aventures riches d’une portée sensible. Plus person- humain. Elle s’est totalement imprégnée dans l’histoire et le temps de «Lucky, l’oi- nelles, ils sont les fruits d’émotions, de de l’ambiance incomparable New-York, de seau bleu» et dans les ouvrages consacrés tensions, de regrets, de blessures secrètes. son effervescence, de ses marques identi- à Jean l’Aveugle en 2010 et à Ermesinde Dans ces compositions aux accents ocre taires et à son retour, a transcrit toutes ses en 2011. et métalliques, dynamisées par le tissage réminiscences dans un carnet de voyage Prolifique, Iva Mrazkova, l’est assuré- versicolore des toiles artisanales, l’artiste pictural, un cycle de toiles de petit format ment. Durant l’année 2012, elle s’est atte- y a fixé des arrêts sur image d’un intérieur où l’espace est étonnamment ouvert et lée à de nouvelles toiles aux dimensions spartiate: une table, une chaise et surtout architecturé. Dans cet ensemble aux ac- ambitieuses où la conquête du mouvement d’incroyables plis et drapés d’une nappe cents métalliques, se lisent des fragments et de la spatialité règne en maître, a entre- blanche glissant au sol. Vide de présence humaine, ces toiles nous évoquent la brû- lure de l’absence de l’être chéri, la dou- Sacco di Roma 1527, 140x200cm (2007) leur de son départ et le fossé creusé par l’incompréhension lisible dans les plis laby- rinthiques alors que dans d’autres toiles, comme le vibrant «Le Paradis vert» présen- té en mai 2013 à la Biennale d’art contem- porain de Strassen, la luxuriance végétale contraste avec de puissants fragments architecturaux. Intérieur et extérieur se confrontent, s’opposent dans un élan vers le renouveau. Cumulant les expositions au Grand- Duché et à l’étranger, régulièrement récom- pensée par des prix prestigieux, reconnue par ses pairs et appréciée de ses nombreux élèves, Iva Mrazkova nous dévoile dans ses œuvres, son tréfonds avec pudeur, subtilité et une émouvante sincérité. Elle est égale- ment l’incarnation parfaite de la multicul- turalité laquelle, au fil des générations, a donné au Luxembourg son visage incom- parable et son effervescence artistique.

Tom LucasTom © MNHA Nathalie Becker

68 Aktuelles aus der Cité-Bibliothek

Hislop, Victoria Hillenbrand, Tom Brown Dan Lange-Müller, Katja L’île des oubliés Letzte Ernte Inferno Böse Schafe Les escales, 431 p. KiWi, 320 S. Lübbe, 2013. Fischer Verlag, 2009.

Alors que sa mère Sophia refuse de Xavier Kieffer, der luxemburgische Dante Alighieris „Inferno“, Teil Westberlin im Jahr 1987: Sonja, parler de l’histoire de sa famille, la Koch, der schon in „Teufelsfrucht“ seiner „Göttlichen Komödie“, ge- gelernte Schriftstellerin, Republik- protagoniste Alexis part en Crète und „Rotes Gold“ ermittelt hat, hört zweifellos zu den geheim- flüchtling, Aushilfsblumenhändle- et se rend à Plaka, le village natal wird auch in diesem dritten kuli- nisvollsten Schriften der Weltlite- rin mit großem Herzen, trifft Har- de sa mère, afin de se renseigner narischen Krimi von Tom Hillen- ratur. Ein Text, der vielen Lesern ry, groß, frei, still, entschlossen, sur ses origines. Lors de ses recher- brand wieder mit Mord, Verbre- noch heute Rätsel aufgibt. Um die- abgründige Vergangenheit, düste- ches Alexis découvre Spinalonga, chen und kriminellen Handlungen ses Mysterium weiß auch Robert re Zukunft. Und fortan bestimmt l’île des lépreux située à l’est de la in Kontakt kommen. Seit langem Langdon, der Symbolforscher aus sein Schicksal ihr Leben. Crète, où son arrière-grand-mère schon plant Kieffer, einen Stand Harvard. Doch niemals hätte er Komisch und traurig zugleich, aurait vécu. auf der „Schueberfouer“ zu er- geahnt, was in diesem siebenhun- schnoddrig und empfindsam, la- Durant la première moitié du 20e öffnen. Dieses Jahr hat es endlich dert Jahre alten Text schlummert. konisch und glaubwürdig erzählt siècle Spinalonga abritait une geklappt, und er kann auf der Gemeinsam mit der Ärztin Sienna Katja Lange-Müller in ihrem Ro- grande léproserie où les lépreux „Fouer“ seine leckeren „Grompe- Brooks macht sich Robert Langdon man davon, wie eine unglück- grecs vécurent isolés de leurs rekichelcher“ anbieten. Auch sei- daran, das geheimnisvolle „Infer- liche Liebe das größte Glück im familles et du reste du monde. ne Freundin, die Gastrokritikerin no“ zu entschlüsseln. Aber schon Leben sein kann. Es ist dies ein Quelle était la vie d’Eleni, l’aïeule Valérie Gabin, ist angereist, um im bald muss er feststellen, dass die unerhört wesentlicher Roman des d’Alexis qui était institutrice avant „Roude Léiw“ auf der Kirmes bei junge Frau ebenso viele Rätsel Überlebens für all jene, die sich son infection et qui a dû quitter Xavier die luxemburgischen Spezi- birgt wie Dantes Meisterwerk. bedenken-grenzenlos dem Leben Plaka avec Dimitri, un jeune gar- alitäten zu genießen. Alles scheint Erst auf seiner Jagd durch halb Eu- ausliefern. çon également malade? Pourquoi perfekt bis plötzlich ein junger ropa, verfolgt von finsteren Mäch- Ihr Roman „Böse Schafe“ hat den Sophia s’obstine-t-elle à ne rien Mann in Kieffers Zelt zu randa- ten und skrupellosen Gegnern, Wilhelm-Raabe-Literaturpreis er- dévoiler sur le passé familial? lieren beginnt und dabei einen wird ihm klar: Dantes Werk ist kei- halten und war auf der Shortlist Schlüsselbund verliert. ne Fiktion. Es ist eine Prophezei- für den Deutschen Buchpreis 2007. Am nächsten Tag wird der Mann ung. Eine Prophezeiung, die uns Katja Lange-Müller las am Don- tot unter der Roten Brücke aufge- alle betrifft. Die alles verändern nerstag, den 11. Juli 2013 um 18.30 funden! Was ist passiert? kann. Die Leben bringen kann Uhr vor einem zahlreich erschiene- oder den Tod. nen Publikum im Cité-Auditorium. Die Veranstaltung wurde von der Cité-Bibliothek und dem Institut Pierre Werner organisiert.

Krieps, Rosch Aufs Ganze gehen Das andere Wandern Op der Lay, 2013, 558 S.

Der ehemalige „Land“-Journalist Rosch war. Aber es ist noch viel mehr. Nämlich eine Krieps, inzwischen 87 Jahre alt, der sich schon philosophische und größtenteils autobiogra- mit seiner Biographie über Edward Steichen phische Auseinandersetzung mit dem Leben, einen Namen gemacht hat, präsentiert uns dem Alter, der Krankheit und dem Tod. Man hier einen regelrechten Schmöker. „Aufs muss dieses Buch nicht linear lesen, sondern Ganze gehen“ ist einerseits eine Hommage kann sich nach Lust und Laune einzelne Ka- an seinen Freund und Mentor Carlo Hem- pitel zu Gemüte führen. Jedenfalls sollte das mer (1913-1988), der übrigens 1954 die an- voluminöse Werk niemanden abschrecken, gesehene Wochenzeitung „d’Lëtzebuerger im Gegenteil. Es findet sich viel Weisheit Land“ gründete und selbst ein Weltenbumm- darin. Etwas für auf den Nachttisch, wie Kurt ler und ein fast schon fanatischer Wanderer Tucholsky geschrieben hätte.

69 Suter, Martin: La part des anges Die dunkle Seite des Mondes Film de fiction Diogenes, 2013 Titre original: The angels' share 7 CDs (etwa 508 min.) Réalisateur: Ken Loach Gelesen von Gert Heidenreich 1 DVD vidéo (ca 105 min.) Helminger, Nico Langues: français, anglais lëtzebuerger léiwen Blank arbeitet als erfolgreicher Sous-titres: français ultimomondo, 2013 Anwalt in der Wirtschaftsbranche. 325 S. Er lebt für seinen Beruf, während Dès sa jeunesse, Robbie se joue des sein Privatleben lediglich eine lois. Après avoir agressé un incon- Literaresch Erënnerungen aus schued wor, well „lëtzebuerger untergeordnete Rolle zu spielen nu en pleine rue, il a de nouveau deene wëlle siwenzeger Joren am léiwen“ zeechent e Bild vun enger scheint. affaire à la justice. Le tribunal le Minett sinn am Moment ugesot. Clique vu jonken Escher an enger Sein durchorganisiertes Leben ge- condamne à des travaux d'intérêt No dem Blaus Luss séngem Buch Zäit, wou d‘Gesellschaft sech nom rät aus den Fugen, als er durch Zu- général. Lors de ses séances de tra- „Mat der Döschewo bei de Mao Mee 68 radikal verännert. Den fall auf einem Flohmarkt das junge vail d'intérêt général, Robbie fait Tse-Tung“ huet dee bekannte Lët- Nico Helminger huet iwregens Hippiemädchen Lucille kennen- connaissance d'autres criminels: la zebuerger Autör Nico Helminger den 2. Juli an der Cité-Bibliothéik lernt und beide eine leidenschaft- kleptomane Mo, le balourd Albert bei ultimomondo e Roman eraus- Auszich aus dësem Wierk virgelies, liche Affäre beginnen. Durch sei- et le vandale Rhino. Tous sont sou- ginn, deen hie schon zënter zwan- déi bewisen hunn, dass et der- ne Geliebte kommt der Anwalt in mis à la surveillance de l'éduca- zeg Joer als Manuskript am Tirang wäert ass, säi flotten an exzellent Kontakt mit Rauschmitteln. Blank teur Harry. leien hat. Wat eigentlech déck geschriwwene Roman ze liesen. beginnt Drogen, unter anderem Celui-ci est fasciné par le monde bewusstseinsverändernde Pilze, zu des Whiskys et il réussit à enthou- nehmen, und recht schnell stellen siasmer Robbie à propos de ce sich seltsame Reaktionen und Ne- sujet. Jusqu'à présent totalement benwirkungen ein: Er wird zuneh- ignorant dans ce domaine, le mend gewaltbereiter und egoisti- voyou reconnaît rapidement la va- scher. Zudem schreckt er nicht vor leur de ce produit haut de gamme. Morden zurück. Vêtus en kilt écossais, les filous Das Hörbuch „Die dunkle Seite des décident de voler le Whisky le plus Mondes“ des Schweizer Bestseller- précieux du monde pour le vendre autors Martin Suter wird vom viel- au marché noir. fach preisgekrönten Schriftsteller «La part des anges» est une comé- und Radiosprecher Gert Heiden- die dramatique réalisée par Ken Cité-Bibliothèque reich gelesen. Loach et décernée au Festival de Cannes en 2012 (Prix du Jury). 3, rue Génistre L-1623 Luxemburg

Tél.: 47 96 27 32

e-mail: [email protected]

Heures d‘ouverture: du mardi au vendredi 10 à 19 h samedi 10 à 18 h

Fermée le lundi

70 Am kommenden 1. Oktober in der Cité-Bibliothek: En Owend fir de Josy Braun

Die einheimische Luxemburger Literatur-, Thea- ter- und Kabarettszene hat ihm sehr viel zu ver- danken: Sechs Romane auf luxemburgisch, zahllose politische Kabarettprogramme mit den Ensembles Huwwelbänk, Bëschzeck, j.b. mat äis und Caba- renert, siebzehn Theaterstücke (von D‘Kromm an der Heck bis Leschte Konveniat (1998), Kinderthea- ter und Kinderbücher, Moritaten, Songs, deutsche Prosa und deutsche Lyrik. In ons stad verfasste Josy Braun ab der Nummer 8 (1981) insgesamt 83 short-stories in Luxemburger Sprache, die bei der Leserschaft äußerst beliebt waren. Josy Braun verstarb nach langer Krankheit am 3. August 2012 im Alter von 74 Jahren. Am Dienstag, den 1. Oktober wird in der Cité- Bibliothek um 18.30 Uhr ein Programm zur Auf- führung gelangen, das dem Publikum vor allem den Kabarettisten, Song- und Moritatenschreiber Josy Braun in Erinnerung rufen soll. Es wirken mit: Gérard Bintener und Jos Pletschet (Millermoaler), Roland Gelhausen, Claude Mangen, Monique Melsen, Camille Nanquette und Danielle Wenner. Der Eintritt ist frei.

Autoren im Gespräch Mardis Littéraires Katja Lange-Müller Dradio Kultur „Eine der präzisesten und sprachlich versiertesten Autoren.“ Programm Oktober - Dezember 2013, ëmmer um 18.30 Auer Donnerstag 11.07.2013 • 18:30 1. Oktober Cité Auditorium „Lesung Böse Schafe“ 3, rue Genistre, L-1623 Luxembourg Wilhelm-Raabe-Literaturpreis En Owend fir de Josy Braun SZ Eintritt frei „Traurig, wahr, von großer Wucht“ www.ipw.lu Gespräch mit 15. Oktober Janina Strötgen (Tageblatt) In Zusammenarbeit mit Mit Unterstützung von Pol Greisch: De Monni aus Amerika 5. November Mordlandschaft Luxemburg: eine Anthologie 19. November Rosch Krieps: Aufs Ganze gehen 3. Dezember Roland Meyer: Zickelalarm

© juergen-bauer.com

71 Cercle Cité [email protected] Place d’Armes – BP 267 Tél.: (+352) 47 96 51 33 www.cerclecite.lu L-2012 LUXEMBOURG Fax: (+352) 47 96 51 41 www.facebook.com/cerclecite

Gala Dansant Exposition de la Photothèque de la Ville de Luxembourg € «Batty Fischer (1877 - 1958)» Cercle | 29/09 | 14h30 - 18h00 | Entrée 10 „ Le Cercle Cité en collaboration avec le Service Seniors de la Ratskeller | 13/07 - 8/09 | ouvert tous les jours Ville de Luxembourg, transformera la Grande Salle pour tout de 10h00 - 19h00 | Entrée libre un après-midi en magnifique piste de danse. Manifestation „ L’exposition estivale de cette année sera consacrée au ouverte à tous. photographe Batty Fischer. Dentiste de formation, il a découvert sa passion pour la photographie assez tôt. Renseignements T: 36 04 78 27 E-mail: [email protected] Pendant plus de 50 ans, ce photographe amateur a fait Réservations T: 36 04 78 - 27 / - 28 des prises de vue de la vie quotidienne, de la Ville de Luxembourg et de beaucoup d’événements organisés au cœur de la capitale. Thés Dansants Cercle | 13/10 + 3/11 | 14h30 - 18h00 | Entrée 15€ Exposition Quattropole «Tout près, tout autre» „ Le Cercle Cité et le Luxembourg City Tourist Office vous invitent à passer un après-midi chaleureux sur la piste de Ratskeller | 28/09 - 27/10 | ouvert tous les jours danse du Cercle Cité, un des bâtiments historiques les plus de 11h00 - 19h00 | Entrée libre prestigieux de la capitale luxembourgeoise. „ Après la Stadtgalerie à Sarrebruck, l’Arsenal de Metz et l’Académie de droit européen à Trèves, l’exposition Renseignements et réservations de photos termine son parcours à Luxembourg au T: (+352) 47 08 95-1 E-mail: [email protected] Ratskeller du Cercle Cité. www.luxembourgticket.lu | www.lcto.lu | www.cerclecite.lu

Katja Lange-Müller - Lesung und Gespräch Cité Auditorium | 11/07 | 18h30 | Freier Eintritt „ Auf Einladung des Institut Pierre Werner und der Cité Bibliothèque liest die bekannte Berliner Schriftstellerin Katja Lange-Müller Auszüge aus ihrem neuesten Roman “Böse Schafe”.

Krimiowend Auditorium Henri Beck - 2 rue Genistre | 5/11 | 18h30 | Fräi Entrée „ Am Kader vun der Série «les mardis littéraires», proposéiert d’Cité-Bibliothéik e spannenden Krimiowend. Exposition Maus Ketti Ratskeller | 5/11 - 1/12 | ouvert tous les jours de 11h00 – 19h00 | Entrée libre Stadgespréich / Cité Talks „ „Maus Ketti“ (la souris Catherine), personnage principal „ Un nouveau cycle des «Stadgespréich / d’une fable de l’auteur luxembourgeois Auguste Liesch, Cité Talks» organisé en partenariat par a fêté ses 75 ans en 2011. L’histoire parle de la rencontre le Cercle Cité, la Ville de Luxembourg entre une souris de la campagne et une souris de la et la Fondation de l’Architecture et ville, basée sur une fable du poète grec Ésope. Pour de l’Ingénierie, accueille des invités et l’exposition présentée au Ratskeller, une sélection de le public à discuter autour d’un sujet travaux réalisés par les jeunes dans le cadre de «L’Art thématique. à l’école» donnera à voir une interprétation 2013 du • «Patrimoine bâti» sujet et mettra en avant ce personnage populaire qui Cité Auditorium | 3/10 | 18h30 | Entrée libre a figuré pendant des décennies au programme scolaire des Luxembourgeois. • «Ville et société» Cité Auditorium | 14/11 | 18h30 | Entrée libre

72 CeCiL’s Afterwork Cercle | à partir de 18h00 | Entrée libre Chaque dernier mercredi du mois, CeCiL (Cercle Cité Luxembourg) invite de 18h00 à 20h00 tous les curieux à un Afterwork culturel au cœur de la ville. Le temps d’un apéritif, le public peut venir partager un moment convivial et assister à des créations originales, visuelles et sonores par des artistes luxembourgeois.

31/07 CeCiL’s Afterwork: Diamonds Are a Girl’s Best Friend 30/10 „ La parure de Guy de Maupassant transposée à un singulier CeCiL’s Afterwork: travail de matières, Diamonds Are a Girl´s Best Friend, mis Sascha Ley meets Anne-Mareike Hess en scène par Stéphane Ghislain Roussel avec la prestation de Ludmilla Klejniak, propose une réflexion sur le sens des „ Zusammen mit dem Publikum lassen sich Schauspielerin icônes. L’éternité du diamant contre la force du destin. und Sängerin Sascha Ley gemeinsam mit der Tänzerin und Choreografin Anne-Mareike Hess auf das Abenteuer der 25/09 Improvisation ein. Auf spielerische Art und Weise nutzen die beiden Künstlerinnen den Augenblick, um durch Klang CeCiL’s Afterwork: Vincent Soubeyran und Bewegung in Austausch miteinander und auch mit „ This year Vincent Soubeyran and self-made poet and dem Publikum zu treten. storyteller Luc Elsen are renewing their collaboration which started four years ago, along with newly arrived 27/11 juggler Chloé Weyders. On this peculiar day the always CeCiL’s Afterwork: Maus Ketti evolving project Parole Nue will be presented in one of its newest versions to the public who will be invited to „ En Afterwork am Zesummenhang mat der Ausstellung participate in the event. iwwert d’Maus Ketti. Landliewen versus Stadliewen.

Research for Lunch Concert USMVL Un cycle de conférences publiques organisé par la Faculté des Cercle |19/10 | 20h00 | Fräi Entrée Lettres, des Sciences Humaines, des Arts et des Sciences de „ D’Union des Sociétés de Musiques de la Ville de Luxembourg l’Education. (USMVL) organiséiert zesummen mat der Fanfare Royale Grand-Ducale aus dem Gronn e flotten Concert am Cercle Cité. 27/09 | 18/10 | 22/11 | 13/12 Auditorium Henri Beck - 2 rue Genistre | 12h30 - 13h30 | Concert Union des Sociétés de chant Entrée libre Cercle | 22/11 | 20h00 | Fräi Entrée „ Quels sont les défis qui nous attendent face au vieillissement de la population? Comment le multilinguisme est-il vécu dans „ D’Union des Sociétés de Chant proposéiert vir Grouss a Kleng e flotten Owend an engem traditionelle Kader mat ale la société luxembourgeoise? Comment les réalités sociales lëtzebuerger Lidder. se présentent-elles d’un pays à l’autre et que pouvons-nous en retirer pour le Luxembourg? Rencontrez les experts de Photomeetings l’Université du Luxembourg pendant le temps du midi et 11/09 - 13/09/2013 découvrez comment la recherche en sciences humaines aide € à mieux comprendre la société d’aujourd’hui et à mieux se Workshops au Centre de conférences | Participation 250 préparer aux défis de demain. „ Les workshops sont animés par la photographe espagnole Isabel Munoz. Renseignements: wwwfr.uni.lu/flshase 10/09 - 13/09/2013 Conférences au Cité Auditorium | Entrée libre „ Dans le cadre des 9e Photomeetings, l’a.s.bl ARTfountain Concerts ActArt au Cercle Cité organise à nouveau des conférences avec comme invités les Les manifestations ActArt – ACTion ARTistique, regroupent photographes Isabel Munoz, Massimo Vitali et Roger Ballen. www.photomeetings.lu des enseignants du Conservatoire de Musique de la Ville de Luxembourg en proposant une programmation de concerts avec comme axe principal la musique de chambre.

Cercle | 24/11 | 18h00 | Entrée 5€ / 10€ „ Le Conservatoire de Musique propose, à l’occasion du bicentenaire de la naissance du compositeur controversé Richard Wagner, un concert étonnant dans la Grande Salle du Cercle Cité.

73 La rentrée théâtrale: Splendide!

Les Nuits Lucas© Marquand-Perrier

DANSE

La saison 2013-2014 commence en «Plexus», un spectacle né de la ren- chirons les frontières entre le cinéma et luxe, grâce et volupté avec «Les nuits», le contre entre Aurélien Bory et la danseuse la danse. Cinq danseurs filmés par un ca- regard personnel que le grand chorégraphe Kaori Ito, marquera l’histoire de la création méraman mettent en question notre per- Angelin Preljocaj porte sur «Les mille et une visuelle, comme le souligne Ouest France ception de l’espace et du temps. (GTL, 22 nuits». Inspiré depuis toujours par les textes qualifiant le spectacle d’absolument subli- et 23 novembre) fondateurs de l’humanité, Preljocaj nous me. Quel est l’impact de la danse sur l’âme, Pour son deuxième spectacle de cette entraine dans son nouveau spectacle au le for intérieur du danseur? Influencés aus- saison, Aurélien Bory fait revenir dans «Azi- cœur d’un Orient érotique et flamboyant. si par les mille courants qui viennent de mut» le Groupe acrobatique de Tanger qui (GTL, 23 et 24 septembre). l’extérieur… (GTL, 5 et 6 novembre) avait suscité l’enthousiasme du public dans Avec «Reunion/Goldberg Variations» Avec la compagnie Michèle Moiret et «Chouf Ouchouf» de Zimmermann & de c’est un spectacle d’un tout autre genre son spectacle «Hors-Champ» nous fran- Perrot en 2010. (GTL, 12 et 13 décembre) qui suit dans la programmation «Danse». Si l’on peut dire… car un des protagonis- Plexus tes est Francesco Tristano, le célèbre pia- niste luxembourgeois, tout aussi dévoué à Bach qu’au jazz et à la techno. Le danseur japonais Rihoko Sato danse sur des «Gold- berg Variationen» de Bach, des œuvres de Francesco Tristano et de John Cage, et ceci sur des chorégraphies du grand artiste japo- nais Saburo Teshigawara, connu pour son style sobre, épuré. (GTL, 19 et 20 octobre) Une star de la danse contemporaine britannique prend la relève: c’est pour la première fois que le chorégraphe d’origine israélienne Hofesh Shechter présente son œuvre à Luxembourg où aura lieu la créati- on européenne de son dernier travail «Sun» avec quatorze danseurs sur une bande-son créée par Shechter lui-même, puisant dans ses expériences de batteur d’ungroupe rock(GTL, 25 et 26 octobre). @ Mario Del Curto

74 OPERA

L’Orchestre Philharmonique du Lux- embourg et les chœurs de la Vlaamse Ope- ra invitent les amis du spectacle lyrique à «La Forza del Destino» de Guiseppe Verdi, sous la direction musicale d’Erik Nielsen. Le metteur en scène Michael Thalheimer donne toute son importance au chœur qui dans un décor dépouillé accompagne le trio Leonora (Catherine Naglestad), Alvaro (Mikhail Agafonov) et Carlo (Dimitris Tilia- kos). (GTL 12, 15 et 18 octobre) Avec «Egisto» de Francesco Cavalli, un autre opéra italien prend la relève. Créé à Venise en 1643, «Egisto» est une «rareté baroque» (Libération) qui narre les abîmes dont l’être humain en quête d’amour peut plonger. Des critiques particulièrement élo- gieuses relèvent la prestation de Marc Mauil- lon dans le rôle titre. (GTL, 5 et 7 décembre) «Neige», une œuvre contemporai- ne – créée à Luxembourg le 19 décembre 2013 – est signée Catherine Kontz. Pour son opéra qui joue au Japon du XIXe siècle, elle se laisse inspirer par le roman de Maxence

Fermine qui relate la quête d’un jeune poète © Pierre Grosbois de haïku. (Orchestre: United Instruments of Egisto (Anders J. Dahlin et Isabelle Druet) Lucillin). (GTL, 19 et 20 décembre)

THEATRE MUSICAL

Dans «Répertoire» Jos Houben, Fran- «Le crocodile trompeur/Didon et C’est dans un monde beaucoup çoise Rivalland et Emily Wilson mettent en Enée» promet d’être un spectacle to- moins baroque que nous convie «A l’altra œuvre (et non en scène) une pièce écrite en tal inspiré par Henry Purcell, complété banda / De l’autre côté», u un spectacle 1970 par Maurizio Kagel, créant une œuvre par «L’Enéide» de Virgile, les sonnets de sur la guerre civile espagnole. Des textes loufoque, dadaïste, magistrale. «Cinq per- Shakespeare, des scènes de cinéma et des d’Elsa Triolet, Simone Weil, Léon Blum sonnages font sur scène de brèves appari- tableaux. Ce sont les musiciens talentueux ou Federico Garcia Lorca sont à la base tions, instrumentalistes chaque fois d’objets venant du jazz qui portent «cet ovni théâ- d’une œuvre composée en français, es- sonores et plastiques totalement loufoques», tral et lyrique» (Les Echos) qui a fait salle pagnol et catalan (surtitré). (TDC, 29 et dit Libération, qui estime le spectacle «une comble au Théâtre des Bouffes du Nord. 30 novembre) totale réussite». (TDC, 5 octobre) (GTL, 26 et 27 novembre) «Emigrant / Chants du Friûl» illust- re la recherche de Nadia Fabrizio de ses origines, de ses racines. Fille d’émigrés Répertoire ou d’immigrés, selon le point de vue, elle – comme tant d’autres – vit dans un «ent- re-deux». Chant nostalgique, certes, mais aussi chant d’amour pour le Frioul et sa langue, le frioulan, si bien mis en poésie par Georgio Ferigo. (TDC, 10 octobre) Cécile de France prêtera ses traits lumi- neux à «Anna» dans une comédie musica- le inspirée par le septième album de Serge Gainsbourg. C’est cet album qui a servi de bande sonore d’un film diffusé en 1967 par l’ORTF. «Anna» y est incarnée par Anna Karina, encadrée par Jean-Claude Brialy et Serge Gainsbourg lui-même. Quelques dé- cennies plus tard, Cécile de France et Gré- goire Monsaingeon prêtent leurs traits au même couple en quête d’amour, mais dans un spectacle rigoureusement 2013. (GTL, 9 et 10 novembre) © Christophe Raynaud de Lage

75 IN ENGLISH

A grand opening for the new season: «As You Like It» by William Shakespeare, directed by Douglas Intoul, will be crea- ted in and for Luxembourg at the end of September. But we will be far away from the world of a Shakesperean Rosalind and her love for Orlando: by transposing the story into our times, in a refugee camp at a border that could be anywhere (Syria? Turkey?) «As You Like It» becomes a very

timely story about the human capacity to © Pascal Victor - Artcomart endure» (text: GTL). (GTL, 27 and 30 Sep- Molly Bloom tember, 1 October)

THEATRE EN LANGUE FRANÇAISE

Quelle joie de trouver aussi un grand classique en ouverture de la saison en langue française: «Bérénice» de Jean Racine sera mise en scène par Carole Lorang avec Bach- Lan Lê-Bà Thi dans le rôle titre. Luc Schiltz interprétera Titus, Jérôme Varanfrain, Denis Jousselin et Pitt Simon feront également partie de la distribution. Après Hanokh Le- vin et Garcia Lorca, Carole Lorang et son dramaturge Mani Muller s’attaquent à un des grands textes de la littérature française, narrant un amour impossible et tragique. (GTL, 11, 14 et 16 octobre) Joël Pommerat, qualifié parLe Figa- ro comme «un des meilleurs auteurs et metteurs en scène d’aujourd’hui», met en scène son propre texte, au titre plus qu’énigmatique «La réunification des deux Corées». Les critiques sont unanimes à sou-

ligner la qualité de la mise en scène, la maî- © Elizabeth Carecchio trise des participants et la finesse du regard La réunification des deux Corées que l’auteur porte sur les humains. (GTL, 23 et 24 octobre) Anouk Grinberg s’attelle à une tâche Après Racine, les amateurs des pièces impressionnante: elle interprète le derni- classiques auront le plaisir de retrouver Glaube Liebe Hoffnung er chapitre de «Ulysses» de James Joy- Molière, quitte avec un «Georges Dan- ce («Pénélope»), la confession de Molly din» quelque peu revisité par les jeunes Bloom que l’immense auteur fait parler acteurs de la Compagnie des Transports. sans point ni virgule, déversant sur nous François Rodinson met en scène «George en une seule phrase ses états d’âme. Dandin / Le grand divertissement royal Anouk Grinberg réussit son pari avec bra- de Versailles» en introduisant «la téléréa- voure: les critiques parisiens saluent son lité dans le monde de Molière et de Lul- immense prestation au Théâtre des Bouf- ly». Divertissement garanti! (GTL, 19, 20 fes du Nord. (TDC, 7 et 9 novembre) et 21 novembre) Il fallait y penser: les Capulet et Les deux derniers spectacles de les Montaigu ne sont pas des familles l’année en français sont voués à deux ennemies de Vérone, mais incarnent les mondes très différents: celui de la banque deux camps parfois ennemis de la Bel- des Lehman Brothers (de Stefano Massini gique: les Capulet flamands contre les au GTL le 3 et le 4 décembre) et celui des Montaigu wallons. Roméo et Juliette sont solitaires et des errants. Myriam Muller incarnés par de jeunes acteurs belges et met en scène «Pour une heure plus bel- nous montrent – si besoin était – que le», des adaptations de pièces de Daniel la mentalité bornée des adultes n’a pas Keene, réunissant Louis Bonnet, Dennis d’époque. Yves Beaunesne met scène ce Josselin et Oliver Foubert (e.a.) pour in- «Roméo et Juliette» créé en avril 2013 à carner des laissés-pour-compte de notre Beauvais. (GTL, 12 et 13 novembre) société. (TDC, 11, 14 et 16 décembre) © Walter Mair

76 DEUTSCHSPRACHIGES THEATER

Die Freunde des deutschprachigen Theaters müssen bis Mitte November warten, werden dann aber gleich mit ei- ner hochkarätigen Produktion verwöhnt. Ödön von Horvaths «Glaube Liebe Hoff- nung» in der viel besprochenen und viel gelobten Inszenierung von Christoph Marthaler, ist eine Koproduktion der Wei- ner Festwochen, des Züricher Schauspiel- hauses, dem Théâtre de l’Odéon in Paris und der Berliner Volksbühne. Christoph Marthaler trägt Horvaths Charakterisie- rung seines Werkes, das er als einen «klei- nen Totentanz» bezeichnet, Rechnung, bestens unterstützt von einem hochran- gigen Ensemble (Ueli Jäggi, Ulrich Voss, Bettina Stucky, Irm Hermann, Joseph Ost- endorf, um nur ein paar zu nennen). (GTL, 14. und 15. November) Zwei großartige Autoren – wenn

auch aus sehr verschiedenen Zeiten und © Vlaamse Opera_Annemie Augustijn mit sehr verschiedenen Stilen – hat Anne La Forza Del Destino Simon sich ausgesucht für ein gemeinsa- mes Projekt der Théâtres de la Ville und des Théâtre National. «Begrabt mein im März mit Don Quijote, dem Kämpfer Das Kalenderjahr schließt ab mit einer Pferd in La Mancha» von Sam Shephard gegen Windmühlen, und dies im Théâtre nun mehr alljährlich stattfindenden Begeg- (engl. Titel: «Kicking a Dead Horse») er- National. Am 8. März besteht die Mög- nung: André Jung, Michael Wittenborn zählt die Geschichte eines Möchtegern- lichkeit, beide Vorstellungen an einem und Marie Jung lassen mit Patrick Barlows Cowboys, der sich meilenweit von jeder Tag zu sehen: «Begrabt mein Pferd in La «Der Messias» die Weihnachtsfeiertage Zivilisation entfernt und lediglich in Ge- Mancha» um 17.00 im Kapuzinertheater nachklingen. «Wortwitz und Slapstick, (…) sellschaft seines toten Pferdes mit seinem und «Don Quijote» um 20.00 im TNL wundervoll obsoleter Charme und tiefe Leben auseinander setzt. Eine Traum- (route de Longwy). Menschlichkeit» (Luxemburger Wort) cha- rolle für Steve Karier! (TDC, 18. und rakterisieren dieses herrliche Stück. Unbe- 25. November). Der zweite Teil dieses dingt (wieder)sehenswert! (TDC, 26., 27. Text-Dyptichons beschäftigt sich dann und 28. Dezember).

Le crocodile trompeur

Réveillon de … AN OP LËTZEBUERGESCH la Saint-Sylvestre

Splendid: Magic of Beijing Et wäerte vill Leit sech freeën, dass dem Steve Karier säi Renert – esou kann een dat wuel soen, well seng schauspiller- Les Théâtres de la Ville vous esch Leeschtung ass eemoleg – nach eng invitent à terminer 2013 avec les Kéier am Kapuzinertheater gewise gëtt. acrobates et artistes magiques An enger Regie vum Anne Simon spillt de la «China National Acrobatic hien all Rollen aus dem Michel Rodange Troupe». 49 artistes danseront, sengem Wierk: de Fuuss am Frack an a virevolteront, chanteront dans Maansgréisst, awer och de Grimpert, de un spectacle illustrant à la per- Léiw, de Hond Finett asw. asw. E Free- fection la culture traditionnelle defeier – och fir en Text neess ze héieren, chinoise et l’art acrobatique. deen haut méi aktuell ass wéi jee. (TDC, Comme les années précéden- de 17. an 22. Oktober). tes, le spectacle de la Saint-Syl- vestre commencera à 19h00 et sera suivi par un buffet et une Simone Beck grande soirée dansante qui vous permettra d’accueillir 2014 en compagnie de vos amis au Foyer du Grand Théâtre. (GTL, 29, 30 et 31 décembre) GTL: Grand Théâtre Luxembourg

© Victor Tonelli TDC: Théâtre des Capucins

77 Es türmten sich in seinem Geiste Die Liebesknochen, Streusel, Torten, Viel Pudding, Schnecken, und das meiste War viel zu schad‘, um es zu horten. Und also nahm er sie beim Schopf: Den Butternapf, den Kugelhopf, Den Negerkuss, den Milchreistopf.

Ein Alptraum war’s, dass er versagte.

Dann drehte er die letzten Runden, Doch die Regale blieben leer. Er hatte sich umsonst geschunden, Ein Leben lang geschuftet schwer. Der arme Mann (er schwitzt noch heute) War über Nacht auf einmal pleite. So ging sein Traum, den er bereute.

Er wachte auf und tat, was Krämer tun – er klagte.

Mit achtzig noch saß er verbissen In seinem Laden an der Kasse, Jacques Drescher Ein Zuckerbäcker, schlau, gerissen. Sein Haus stand in der schönsten Gasse. Er lebte wie im Speck die Made, Er rechnete und dachte grade An sein Geschäft mit Schokolade.

So sann er, bis dass ihn der Hunger plagte.

Es war ihm bisher nie passiert, Noch nicht mal in den Pausen, Doch da begann er ungeniert Mit Schlemmen und mit Schmausen: Ein rosa Schwein aus Marzipane, Drei Schokotörtchen mit viel Sahne, Vom guten Essen und vom Trinken Verschlang er beinah wie im Wahne. Ermüdete der Meister plötzlich. Er ließ – man ahnt’s – die Lider sinken Wonach ein Strudel ihm behagte. Und hub zu schnarchen an ergötzlich. Er träumte von gebratnen Tauben, Die Kunden störte, wie vermessen Von Bienenstich und Sahnehauben, Der ungehobelte Gesell, Von Erdbeerschnitten, süßen Trauben. Ganz öffentlich beim Kuchenessen, So schmatzte, mampfte, gierig schnell, Das ging von früh bis spät und bis es tagte. Als täte er es nur zum Spaß, Die ausgestellten Waren fraß Als Nimmersatt im wahren Leben Und dann noch einen Klaren maß. War Krämers Seele nur im Traum Bereit sich völlig hinzugeben; Nur dass kein Schwein dazu was sagte. In seinem Magen war noch Raum. Ihm flogen Plätzchen in den Mund, Gefüllte Herzen, Printen und Ein Obstsalat auf Bisquitgrund.

Nun war er losgelassen, so dass er alles wagte. 78

Illustr. KraemersAlptraum 0.1.indd 1 7/3/13 11:36 AM Es türmten sich in seinem Geiste Die Liebesknochen, Streusel, Torten, Viel Pudding, Schnecken, und das meiste War viel zu schad‘, um es zu horten. Und also nahm er sie beim Schopf: Den Butternapf, den Kugelhopf, Den Negerkuss, den Milchreistopf.

Ein Alptraum war’s, dass er versagte.

Dann drehte er die letzten Runden, Doch die Regale blieben leer. Er hatte sich umsonst geschunden, Ein Leben lang geschuftet schwer. Der arme Mann (er schwitzt noch heute) War über Nacht auf einmal pleite. So ging sein Traum, den er bereute.

Er wachte auf und tat, was Krämer tun – er klagte.

Mit achtzig noch saß er verbissen In seinem Laden an der Kasse, Jacques Drescher Ein Zuckerbäcker, schlau, gerissen. Sein Haus stand in der schönsten Gasse. Er lebte wie im Speck die Made, Er rechnete und dachte grade An sein Geschäft mit Schokolade.

So sann er, bis dass ihn der Hunger plagte.

Es war ihm bisher nie passiert, Noch nicht mal in den Pausen, Doch da begann er ungeniert Mit Schlemmen und mit Schmausen: Ein rosa Schwein aus Marzipane, Drei Schokotörtchen mit viel Sahne, Vom guten Essen und vom Trinken Verschlang er beinah wie im Wahne. Ermüdete der Meister plötzlich. Er ließ – man ahnt’s – die Lider sinken Wonach ein Strudel ihm behagte. Und hub zu schnarchen an ergötzlich. Er träumte von gebratnen Tauben, Die Kunden störte, wie vermessen Von Bienenstich und Sahnehauben, Der ungehobelte Gesell, Von Erdbeerschnitten, süßen Trauben. Ganz öffentlich beim Kuchenessen, So schmatzte, mampfte, gierig schnell, Das ging von früh bis spät und bis es tagte. Als täte er es nur zum Spaß, Die ausgestellten Waren fraß Als Nimmersatt im wahren Leben Und dann noch einen Klaren maß. War Krämers Seele nur im Traum Bereit sich völlig hinzugeben; Nur dass kein Schwein dazu was sagte. In seinem Magen war noch Raum. Ihm flogen Plätzchen in den Mund, Gefüllte Herzen, Printen und Ein Obstsalat auf Bisquitgrund.

Nun war er losgelassen, so dass er alles wagte. 79

Illustr. KraemersAlptraum 0.1.indd 1 7/3/13 11:36 AM BATTY FIScHER «Regard aiguisé, verbe incisif» E 2013 leCité eptembR rc Ce ILLET - 8 S

1954. Rue Louvigny. Maisonnette qui défend énergiquement l’entrée de la rue Louvigny prolongée. Appelée à disparaître après l’achèvement du grand immeuble voisin, elle a pour l’instant un grand succès de curiosité auprès des touristes avides de sensations nouvelles ! © Batty Fischer - Photothèque de la Ville de Luxembourg Ratskelle r 13 Ju 13

L’exposition estivale de cette année sera consacrée au photographe Batty Fischer (1877-1958). Au cours du temps, Batty Fischer, dentiste de formation, a découvert sa passion pour la photographie et pendant plus de 50 ans, ce photographe amateur a fait des prises de vue de la vie quotidienne, de la Ville de Luxembourg et de beaucoup d’événements organisés au cœur de la capitale. Toutes ses photos s’accompagnent d’un texte explicatif, d’une légende et de remarques personnelles souvent railleurs. La Ville de Luxembourg a acquis son inestimable œuvre photographique en 1960 avec tous les droits de reproduction. L’exposition qui sera présentée au Ratskeller du Cercle Cité du 13 juillet au 8 septembre comprendra 91 photos avec les commentaires de Batty Fischer. Le catalogue reprenant les éléments clés de l’exposition peut être acquis au prix de 2,50 €. L’exposition sera ouverte tous les jours de 10.00 - 19.00 heures. L’entrée est libre.

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