Ständerat

Conseil des Etats

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis Amtliches Bulletin Frühjahrssession 8. Tagung der 51. Amtsdauer der Bundesversammlung

Session de printemps 8e session de la 51e législature

Sessione primaverile Bulletin off iciel 8a sessione della 51a legislatura de l’Assemblée fédérale

Bollettino uff iciale dell’ Assemblea federale

2021

Frühjahrssession

Session de printemps

Sessione primaverile

Beilagen

2021 I Beilagen

Annexes

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Beilagen – Ständerat

12.491 Parlamentarische Initiative Neirynck Jacques. Unbeschränkter Aufschub des AHV-Rentenbe- 6 zugs 15.3138 Motion Badran Jacqueline. Innovationsförderung für KMU. Rückstellungen für Forschung und 11 Entwicklung ermöglichen 16.3103 Motion CVP-Fraktion. Beseitigung der Heiratsstrafe auch in der AHV 16 16.411 Parlamentarische Initiative Eder Joachim. Für den Persönlichkeitsschutz auch in der Aufsicht 21 über die Krankenversicherung 17.314 Standesinitiative Jura. Verbesserung des Poststellennetzes und Stärkung der Rolle der Ge- 26 meindebehörden bei der geografischen Verteilung der Postämter 17.3314 Motion Bourgeois Jacques. Aussergewöhnliche Frostschäden im Weinbau und an Obstkultu- 34 ren 17.3655 Motion Schelbert Louis. Tierwohlprogramm "Weide für Kälber und Jung-/Mastvieh" 39 17.3714 Motion Chiesa Marco. Steuerliche Doppelbelastung. Möglichkeit zur Senkung der Vermögens- 43 steuer 17.406 Parlamentarische Initiative Feller Olivier. Für eine moderne Sozialpartnerschaft 48 17.407 Parlamentarische Initiative Gschwind Jean-Paul. Für eine moderne Sozialpartnerschaft 56 17.4123 Motion Hess Lorenz. Spirituosenwerbung. Bewährtes System beibehalten 64 18.321 Standesinitiative Genf. Stopp der Administrativhaft für Kinder! 69 18.3777 Motion Hess Lorenz. KVG. Intransparenzabzug für Leistungserbringer, die den Patienten keine 77 Rechnungskopie zustellen 18.4094 Motion Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR. Identifikationsschwelle für Bargeldtrans- 82 aktionen 18.4113 Motion Romano Marco. Für eine gemeinsame Aussenpolitik. Soft Law muss in Absprache mit 87 dem Parlament erarbeitet werden 18.428 Parlamentarische Initiative Minder Thomas. Bundesbetriebe und bundesnahe Unternehmun- 92 gen. Keine Abgangsentschädigungen ans Topkader 18.458 Parlamentarische Initiative Rieder Beat. Differenzbereinigungsverfahren bei Motionen 97 19.037 Stop der Hochpreisinsel – für faire Preise. Volksinitiative und indirekter Gegenvorschlag 99 19.044 Geldwäschereigesetz. Änderung 102 19.046 Bundesgesetz über die Krankenversicherung. Änderung (Massnahmen zur Kostendämpfung 103 - Paket 1) 19.050 Stabilisierung der AHV (AHV 21) 104 19.065 ETH-Gesetz. Änderung 105 19.071 Finanzhaushaltgesetz. Änderung (Vereinfachung und Optimierung der Haushaltssteuerung) 106 19.084 Rechtshilfe in Strafsachen. Abkommen mit Indonesien 107 19.2022 Petition Frei Daniel. Petition für ein Bundesgesetz über die Ausbildung von Taxifahrern 108 19.2027 Petition Andreas Dummermuth. Pflichtpfand auf PET-Flaschen 111 19.2028 Petition Oberrheinrat. Ausbau grenzüberschreitender Verkehrsverbindungen im Grenzraum 114 Schweiz/Deutschland/Frankreich am Oberrhein 19.2032 Petition Catalunya peuple d'Espagne (CPDE). Schliessung der falschen katalanischen Bot- 117 schaft in Genf 19.3034 Motion Fraktion der Schweizerischen Volkspartei. Sicherheitshaft für Dschihad-Rückkehrer 120 19.307 Standesinitiative Basel-Landschaft. Schweizerische Erdbebenversicherung 126 19.310 Standesinitiative Luzern. Einführung einer CO2-Abgabe auf Flugtickets 131 19.314 Standesinitiative Wallis. Umweltabgabe auf Flugtickets 137 19.315 Standesinitiative Freiburg. Einführung einer Lenkungsabgabe für den Flugverkehr 143 19.317 Standesinitiative Genf. Für eine einfachere Bekämpfung sexueller Belästigung 148 19.319 Standesinitiative Bern. Beitrag zum Erreichen der Klimaziele. Falsche Anreize zur Verkehrs- 153 mittelwahl ausmerzen und Flugticketabgabe einführen! 19.3234 Motion Stöckli Hans. Impulsprogramm für die Sanierung von Beherbergungsbetrieben im alpi- 159 nen Raum 19.3448 Motion Dobler Marcel. Provisorische Rechtsöffnung. Anpassung an die gewandelte Ge- 164 schäftspraxis (Digitalisierung) 19.3731 Motion Egger Thomas. Aktionsplan Berggebiete 169 19.3734 Motion Schmid Martin. Mängel im Chemikalienrecht beseitigen zur Stärkung des Werkplatzes 173 Schweiz Inhaltsverzeichnis 2 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.3955 Motion Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR. Ein elektronisches Patienten- 180 dossier für alle am Behandlungsprozess beteiligten Gesundheitsfachpersonen 19.3958 Motion Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR. Besteuerung von elektroni- 185 schen Zigaretten 19.401 Parlamentarische Initiative Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR. Für eine 189 Stärkung der Pflege, für mehr Patientensicherheit und mehr Pflegequalität 19.4059 Motion Vogler Karl. Erfolgreiche Investitionen im Untergrund mit der Digitalisierung 192 19.4072 Motion Dobler Marcel. Nur mit einer kantonalen Hinterlegungsstelle wird die Auffindbarkeit 197 eines Vorsorgeauftrags sichergestellt 19.4180 Motion Lombardi Filippo. Wiederherstellung der Transparenz bei den Gesundheitskosten 202 19.4290 Motion Barrile Angelo. Medizinische Leistungen für alle Kinder! 208 19.430 Parlamentarische Initiative Jans Beat. Konsequenter Schutz des Grund-, Trink-, Fluss- und 213 Seewassers vor nachweislich schädlichen Pestiziden 19.4374 Motion Hösli Werner. Gewässerräume. Geografische und topografische Verhältnisse besser 218 berücksichtigen 19.4381 Motion Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen SR. Rahmenbedingungen für emissi- 223 onsärmere Nutzfahrzeuge 19.4586 Motion Reimann Lukas. Zuständigkeitsregelung bei Beschwerden betreffend fürsorgerische 229 Unterbringung sowie Verfügungen der Kesb und Artikel 439 ZGB. Kompetenzkonflikte dürfen den Rechtsschutz nicht ausschalten 19.475 Parlamentarische Initiative Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR. Das Risiko beim Ein- 234 satz von Pestiziden reduzieren 20.032 Löhne entlasten, Kapital gerecht besteuern. Volksinitiative 236 20.047 Soziale Sicherheit. Abkommen mit Bosnien und Herzegowina 237 20.048 Lissabonner Abkommen über Ursprungsbezeichnungen und geografische Angaben. Geneh- 238 migung 20.060 Betäubungsmittelgesetz. Änderung (Cannabisarzneimittel) 239 20.063 Ausländer- und Integrationsgesetz. Änderung 240 20.065 Doppelbesteuerung. Abkommen mit Kuwait 241 20.066 Doppelbesteuerung. Abkommen mit Bahrain 242 20.067 Administrative Erleichterungen und Entlastung des Bundeshaushalts. Bundesgesetz 243 20.070 Weiterentwicklungen des Schengen-Besitzstands. Genehmigung und Umsetzung der Noten- 244 austausche zwischen der Schweiz und der EU betreffend die Übernahme der Verordnungen (EU) 2019/817 und 2019/ 818 zur Errichtung eines Rahmens für die Interoperabilität zwischen EU-Informationssystemen 20.071 Verkehr mit Tieren und Pflanzen geschützter Arten. Bundesgesetz. Änderung 246 20.074 Eventualverpflichtungen in der Wohnraumförderung 2021-2027. Rahmenkredit 247 20.082 Durchführung von internationalen Abkommen im Steuerbereich. Bundesgesetz 248 20.085 Doppelbesteuerung. Abkommen mit Liechtenstein 249 20.086 Doppelbesteuerung. Abkommen mit Malta 250 20.087 Doppelbesteuerung. Abkommen mit Zypern 251 20.091 Satellitensystem Composante Spatiale Optique. Rahmenvereinbarung mit Frankreich 252 20.2000 Petition Solidaritätsnetz. Sterben auf dem Mittelmeer stoppen! 253 20.2005 Petition Jugendsession 2019. Operation Datenschutz im Gesundheitswesen 257 20.2010 Petition Rüst-Hehli Klausfranz. Präzisierung der Rechte und Pflichten gemäss Kinderrechts- 260 konvention im nationalen Recht 20.2011 Petition Meier Daniel. Änderung des Ausweisgesetzes 264 20.2016 Petition Association culturelle des Azerbaïdjanais en Suisse. Kulturverein der Aserbaidschaner 268 in der Schweiz. Stopp den armenischen Angriffen 20.2020 Petition Jonathan Levy. Freigabe und Rückerstattung von Geldern aus Indonesien 271 20.300 Standesinitiative Tessin. Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien. Um- 274 fassende Information der Kantone zur Ermöglichung einer zweckdienlichen Stellungnahme 20.3010 Motion Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie NR. Das Insektensterben bekämp- 284 fen 20.303 Standesinitiative Genf. Für eine Senkung um 50 Prozent des Einfuhrkontingents für ausländi- 289 sche Weine 20.304 Standesinitiative Genf. Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien. Um- 294 fassende Information der Kantone zur Ermöglichung einer zweckdienlichen Stellungnahme Inhaltsverzeichnis 3 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3066 Motion Nantermod Philippe. Handelsregister. Auf Zefix verlässliche und rechtswirksame Infor- 304 mationen veröffentlichen 20.3127 Motion Cottier Damien. Schweiz und Vereinigtes Königreich. Von der "Mind the gap"-Strategie 308 zur "Build the bridge"-Strategie wechseln 20.317 Standesinitiative Neuenburg. Für die Einführung einer Flugticketabgabe 313 20.3243 Motion FDP-Liberale Fraktion. Covid-19. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen beschleu- 319 nigen 20.325 Standesinitiative Jura. Massnahmen zur Bekämpfung der Ausbreitung des Coronavirus 325 (Covid-19). Schaffung eines Bundesfonds zur Unterstützung der stark betroffenen Sport-, Kul- tur- und Freizeitvereine 20.3263 Motion Die Mitte-Fraktion. Die Mitte. EVP..Lehren aus der Covid-19-Pandemie für das Schwei- 329 zer Gesundheitssystem ziehen 20.330 Standesinitiative Jura. Stärkerer Einbezug der Kantone bei der Genehmigung der Prämienta- 334 rife 20.333 Standesinitiative Freiburg. Den Kantonen mehr Mitspracherecht 343 20.3410 Motion Graf Maya. Die Kurzarbeitsentschädigung soll für Einkommen bis 4000 Franken 100 353 Prozent des Monatslohns betragen 20.3411 Motion Maret Marianne. Dringende Covid-19-Massnahmen für den Rebbau 358 20.3423 Motion Carobbio Guscetti Marina. Es braucht Sofortmassnahmen, um dem Armutsrisiko ent- 363 gegenzuwirken, das infolge der gesellschaftlichen Krise entstanden ist, die durch das Corona- virus ausgelöst wurde 20.3424 Motion Sommaruga Carlo. Einfuhrverbot für Waren aus Zwangsarbeit 368 20.3503 Motion Carobbio Guscetti Marina. Totschlag. Artikel 113 des Schweizerischen Strafgesetz- 375 buchs muss korrigiert werden 20.3504 Interpellation Kuprecht Alex. IV-Entschuldung. Wie sollen die Milliarden der AHV zurückbezahlt 382 werden? 20.3556 Postulat Kuprecht Alex. Auswirkungen von Covid-19 auf die Sozialwerke 384 20.3669 Motion Baume-Schneider Elisabeth. Für ein verstärktes und institutionalisiertes Mitsprache- 385 recht der Studierenden 20.3695 Motion Dobler Marcel. Förderung der Kreislaufwirtschaft. Die Schweiz soll mehr Plastik rezy- 392 klieren 20.3696 Motion Pasquier-Eichenberger Isabelle. Monitoring des alpenquerenden Gefahrguttransports 397 20.3738 Motion Nidegger Yves. Konfliktgeladenes Duopol China-USA. Internationale Positionierung 402 und Freihandelsabkommen der Schweiz überprüfen 20.3754 Motion Sommaruga Carlo. Beteiligung der Schweizer Museen an der Rückgabe von Kultur- 407 gütern, die in der Kolonialzeit weggenommen wurden. Einrichtung eines bundesrechtlichen Verfahrens 20.3908 Motion Sommaruga Carlo. Neuer Schwung für die konsequente Umsetzung der elektronischen 414 Tools zur Ausübung der politischen Rechte 20.3920 Motion Staatspolitische Kommission NR. Monitoring der Bewerbungen auf offene Stellen be- 421 züglich Sprachgemeinschaft und Herkunftskanton der Kandidaten und Kandidatinnen 20.3924 Motion Staatspolitische Kommission NR. Unterstützung von gewaltbetroffenen Geflüchteten in 426 den Bundesasylzentren sicherstellen 20.3925 Motion Staatspolitische Kommission NR. Keine Lehrabbrüche nach langen Verfahren. Rück- 431 kehrhilfe durch den Abschluss einer bereits begonnenen Lehre bei einem negativen Asylent- scheid 20.3934 Motion Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen NR. Private Reisebusbranche in der 436 Existenzkrise. Dringend notwendige Härtefallregelung! 20.3940 Motion Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie NR. Mehr rezyklierten Kunststoff 443 in Kunststoffverpackungen für Getränke und Reinigungsmittel 20.4260 Motion Finanzkommission NR. Zukunftsfähige Daten-Infrastruktur und Daten-Governance in 448 der Bundesverwaltung 20.4328 Motion Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen SR. Service public stärken 453 20.4329 Motion Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie SR. Schweizerische Erdbebenver- 455 sicherung mittels System der Eventualverpflichtung 20.4336 Motion Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen NR. Stützung von DAB-Radios in der 458 Covid-19-Krise Inhaltsverzeichnis 4 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4367 Motion Chiesa Marco. Migranten und Asylbewerber mit ungeklärter Identität oder aus Risiko- 463 gebieten geschlossen unterbringen oder überwachen 20.4368 Motion Salzmann Werner. Keine Resettlement-Migranten mit ungeklärter Identität oder aus 465 Gebieten mit einer starken Präsenz von terroristischen Gruppen 20.4369 Postulat Knecht Hansjörg. Arbeitsplätze des Bundes dank Digitalisierung verstärkt dezentrali- 467 sieren 20.4399 Postulat Caroni Andrea. Für ein modernes Bundesgerichtsgesetz 469 20.4400 Interpellation Gapany Johanna. Wird die Förderung der multimodalen Mobilität durch das Mo- 471 nopol der Transportunternehmen gehemmt? 20.4401 Interpellation Wicki Hans. Rahmenbedingungen für wichtige Infrastrukturprojekte verbessern 473 20.4402 Interpellation Caroni Andrea. Lehren aus der Einreisequarantäne 476 20.4403 Motion Salzmann Werner. Weniger Bürokratie, mehr Sachgerechtigkeit und raschere Ent- 478 scheide in der Raumplanung 20.4404 Postulat Graf Maya. Ausreichende Rechtsgrundlagen für die Triage bei Ressourcenknappheit 480 auf Intensivstationen infolge der Covid-19-Pandemie? Menschen mit Behinderungen vor Dis- kriminierungen schützen 20.4411 Postulat Gapany Johanna. Weiterentwicklung des Abfall-Recyclings. Vereinbarkeit mit dem 482 Raumplanungs- und Umweltrecht 20.4412 Motion Würth Benedikt. Regionalflugplätze als Schlüsselinfrastrukturen sichern 484 20.4423 Motion Salzmann Werner. Im Interesse der Steuerzahlenden das Trassee im Lötschbergtunnel 486 jetzt vollständig sanieren 20.4424 Interpellation Müller Damian. Strategie Digitalaussenpolitik 2021-2024 488 20.4425 Motion Dittli Josef. Abrechnung der Sozialversicherungen und der Steuern bei Hausdienstan- 490 gestellten vereinfachen 20.4463 Motion Herzog Eva. 24-Stunden-Beratungsangebot für von Gewalt betroffene Personen ge- 492 mäss Istanbul-Konvention 20.4464 Postulat Sommaruga Carlo. Krieg in Bergkarabach. Die Rolle von Socar bei der Finanzierung 494 des Krieges beleuchten 20.4465 Motion Caroni Andrea. Reform der lebenslangen Freiheitsstrafe 496 20.4477 Motion Müller Damian. Jetzt mit Algerien Rückführungen auf dem Seeweg verhandeln! 498 20.4478 Motion Dittli Josef. Gleich lange Spiesse bei Arbeits- und Ruhezeitbestimmungen 501 20.4479 Interpellation Carobbio Guscetti Marina. Rete Due, das zweite Radioprogramm der RSI, ist 503 unverzichtbar für die Erfüllung des Service-public-Auftrags in der SRG-Konzession 20.4480 Interpellation Baume-Schneider Elisabeth. Präsenz der Asiatischen Hornisse. Sich gemein- 506 sam mit den Bienenzüchterinnen und Bienenzüchtern auf den Frühling vorbereiten 20.4481 Interpellation Maret Marianne. Nachhaltige Finanzdienstleistungen im Bereich Kundeneinla- 508 gen? 20.4482 Motion Hegglin Peter. Vermeidung von kontaktlosen Guthaben. Geringe Altersguthaben ver- 510 einfacht auszahlen lassen 20.4507 Interpellation Stöckli Hans. Fehler beim Rüsten von Arzneimitteln vermeiden 512 20.4509 Motion Wicki Hans. Gleich lange Spiesse im Strassengüterverkehr 514 20.4510 Interpellation Mazzone Lisa. Menschenrechtskrise in Ostturkestan (chinesisch Xinjiang). Wie 516 reagiert die Schweiz? 20.4511 Interpellation Müller Damian. Ausschaffungen nach einem Strafurteil. Wie weiter? 519 20.4512 Interpellation Burkart Thierry. Sachplan Verkehr. Koordination des Güterverkehrs 521 20.4513 Interpellation Michel Matthias. Versicherungsschutz bei künftigen Pandemien durch eine Risi- 523 kopartnerschaft auf Basis einer Public-Private-Partnership 20.4514 Interpellation Germann Hannes. Kostendämpfung im Gesundheitswesen. Wo sind die sinnvol- 525 len Reformvorschläge der Expertengruppe des Bundesrates geblieben? 20.4570 Interpellation Müller Damian. Durchgangsbahnhof Luzern. Droht eine Etappierung? 527 20.4571 Interpellation Rechsteiner Paul. Unterdotierung der Arbeitsinspektorate und Aufsichtsfunktion 529 des Bundes 20.4572 Motion Zanetti Roberto. Verkürzung der Frist zur Abgrenzung von Neubauten zu bestehenden 531 Bauten bezüglich steuerlicher Abzugsfähigkeit von Investitionen, die dem Energiesparen und dem Umweltschutz dienen 20.4573 Motion Français Olivier. Führerausweis ab 16 Jahren für vierrädrige Leichtmotorfahrzeuge 533 20.4574 Motion Gapany Johanna. Sozialversicherungsschutz für Bauernfamilien. Risikovorsorge für 535 auf dem Betrieb arbeitende Ehepartnerinnen und Ehepartner Inhaltsverzeichnis 5 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4575 Motion Levrat Christian. Vorbereitung der Einführung einer Digitalsteuer 537 20.4576 Motion Hegglin Peter. Die Covid-19-Schulden sollen verträglich abgebaut werden 539 20.4577 Interpellation Sommaruga Carlo. Vertrag der UNO über das Verbot von Kernwaffen. Gedenkt 541 der Bundesrat, dem Willen des Parlamentes Folge zu leisten? 20.4578 Interpellation Carobbio Guscetti Marina. Wann ratifiziert die Schweiz das IAO-Übereinkommen 543 Nr. 190 über die Beseitigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt? 20.4579 Motion Graf Maya. Pflanzenschutzmittel, die für Menschen, Insekten oder Gewässerlebewe- 545 sen toxisch sind. Keine Zulassung mehr für die nichtberufliche Anwendung 20.4669 Interpellation Mazzone Lisa. Änderung des Bundesgesetzes über die Wehrpflichtersatzabga- 547 be. Folgen für die mit 30 oder mehr Jahren eingebürgerten Männer? 20.4738 Motion Ettlin Erich. Sozialpartnerschaft vor umstrittenen Eingriffen schützen 550 20.485 Parlamentarische Initiative Kommission für Rechtsfragen SR. Anpassung der Altersschwelle 552 in der Bundesanwaltschaft 21.004 Jahresbericht 2020 der GPK und der GPDel 555 21.007 Voranschlag 2021. Nachtrag I 556 21.008 Aussenwirtschaftspolitik 2020. Bericht 557 21.016 Covid-19-Gesetz. Änderung und Zusatzkredit 559 21.300 Standesinitiative Neuenburg. Mehr Mitsprache für die Kantone 561 21.3000 Motion Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen SR. Systemführerschaft für die Abwick- 571 lung von Notrufen 21.3002 Motion Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie SR. Schweizer Wolfspopulation. 572 Geregelte Koexistenz zwischen Menschen, Grossraubtieren und Nutztieren 21.3004 Motion Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR. Anpassung der Suisse-Bilanz und deren 574 Grundlagen an die effektiven Verhältnisse 21.3014 Postulat Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR. Sicherstellung einer ange- 576 messenen Behandlung und Rehabilitation für Menschen mit Long Covid 21.3023 Motion Finanzkommission SR. Kein Stopp der Immobilienprojekte der SBB, damit dem Bund 578 und der Wirtschaft keine zukunftsweisenden und rentablen Projekte entgehen 12.491 6 Ständerat Frühjahrssession 2021

12.491 Parlamentarische Initiative Unbeschränkter Aufschub des AHV-Rentenbezugs

Eingereicht von: Neirynck Jacques CVP-Fraktion Christlichdemokratische Volkspartei der Schweiz Einreichungsdatum: 11.12.2012 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung und auf Artikel 107 des Parlamentsgesetzes reiche ich folgende parlamentarische Initiative ein: Artikel 39 Absatz 1 des Bundesgesetzes vom 20. Dezember 1946 über die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHVG) wird wie folgt geändert: Personen, die Anspruch auf eine ordentliche Altersrente haben, können den Beginn des Rentenbezugs beliebig lange aufschieben und die Rente mit einer Vorankündigung von einem Monat abrufen. Begründung Nach geltendem Recht (Art. 39 AHVG) kann der Rentenbezug um höchstens fünf Jahre aufgeschoben werden. Personen, die nach der Pensionierung weiterarbeiten und ihrer Ansicht nach nicht genügend Beiträge bezahlt haben, können nach Artikel 39 AHVG während einer bestimmten Dauer auf den Bezug ihrer AHV-Rente verzichten; dafür erhöht sich diese. Angesichts der steigenden Lebenserwartung ist die aktuelle Beschränkung des Aufschubs auf fünf Jahre nicht mehr sinnvoll. Jede Person sollte frei darüber entscheiden können, wie lange sie den Rentenbezug aufschieben will. Damit die AHV im Gleichgewicht bleibt, sollte – in Anbetracht der demografischen Veränderungen, die auf den medizinischen Fortschritt zurückzuführen sind – die Pensionierung so lange wie möglich aufgeschoben werden. Dabei soll jede Person den Zeitpunkt selber bestimmen können und einen gerechten Ausgleich erhalten. Kommissionsberichte 22.02.2021 - Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates 22.02.2018 - Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrates Chronologie

22.01.2014 Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR Folge gegeben 01.09.2015 Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR Keine Zustimmung 28.05.2018 Nationalrat Folge gegeben 18.03.2021 Ständerat Keine Folge gegeben

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR (SGK-NR) Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) 12.491 7 Ständerat Frühjahrssession 2021

Weitere Informationen Behandlungskategorie V

Erstbehandelnder Rat Nationalrat

Mitunterzeichnende (19) Barthassat Luc, Bugnon André, Buttet Yannick, Darbellay Christophe, Feller Olivier, Freysinger Oskar, Gross Andreas, Gschwind Jean-Paul, Ingold Maja, Leuenberger Ueli, Moser Tiana Angelina, Nidegger Yves, Pezzatti Bruno, Regazzi Fabio, Romano Marco, Vogler Karl, Voruz Eric, Weibel Thomas, van Singer Christian 12.491 8 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 03.03.2021 19:01

S t ä n d e r a t

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12.491 n Pa. Iv. Neirynck. Unbeschränkter Aufschub des AHV-Rentenbezugs

Bericht der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit vom 22. Februar 2021

Die Kommission hat an ihrer Sitzung vom 22. Februar 2021 erneut die parlamentarische Initiative vorgeprüft, welcher der Nationalrat am 28. Mai 2018 Folge gegeben hatte.

Mit der parlamentarischen Initiative wird verlangt, dass Personen, die Anspruch auf eine ordentliche Altersrente haben, den Beginn des Rentenbezugs beliebig lange aufschieben können.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative keine Folge zu geben.

Berichterstattung: Dittli

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Paul Rechsteiner

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stand der Vorprüfung 3 Erwägungen der Kommission

$ 12.491 9 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 03.03.2021 19:01

1 Text und Begründung

1.1 Text Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung und auf Artikel 107 des Parlamentsgesetzes reiche ich folgende parlamentarische Initiative ein: Artikel 39 Absatz 1 des Bundesgesetzes vom 20. Dezember 1946 über die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHVG) wird wie folgt geändert: Personen, die Anspruch auf eine ordentliche Altersrente haben, können den Beginn des Rentenbezugs beliebig lange aufschieben und die Rente mit einer Vorankündigung von einem Monat abrufen.

1.2 Begründung Nach geltendem Recht (Art. 39 AHVG) kann der Rentenbezug um höchstens fünf Jahre aufgeschoben werden. Personen, die nach der Pensionierung weiterarbeiten und ihrer Ansicht nach nicht genügend Beiträge bezahlt haben, können nach Artikel 39 AHVG während einer bestimmten Dauer auf den Bezug ihrer AHV-Rente verzichten; dafür erhöht sich diese. Angesichts der steigenden Lebenserwartung ist die aktuelle Beschränkung des Aufschubs auf fünf Jahre nicht mehr sinnvoll. Jede Person sollte frei darüber entscheiden können, wie lange sie den Rentenbezug aufschieben will. Damit die AHV im Gleichgewicht bleibt, sollte - in Anbetracht der demografischen Veränderungen, die auf den medizinischen Fortschritt zurückzuführen sind - die Pensionierung so lange wie möglich aufgeschoben werden. Dabei soll jede Person den Zeitpunkt selber bestimmen können und einen gerechten Ausgleich erhalten.

2 Stand der Vorprüfung Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrates (SGK-N) prüfte die Initiative, die Nationalrat Jacques Neirynck am 11. Dezember 2012 eingereicht hatte, an ihrer Sitzung vom 22. Januar 2014 vor und gab ihr mit 19 zu 0 Stimmen bei 6 Enthaltung Folge. Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates (SGK-S) nahm ihre Beratungen über die Frage der Zustimmung zum Beschluss der SGK-N am 3. April 2014 auf. Nachdem die Kommission ihre Erstberatung der Reform Altersvorsorge 2020 (14.088 s) beendet hatte, beschloss sie am 1. September 2015, dem Beschluss der SGK-N nicht zuzustimmen. Sie wollte die Reform nicht um weitere Elemente anreichern, um das Paket im Hinblick auf die Volksabstimmung nicht zu überladen. Am 13. Januar 2017 beriet die SGK-N erneut über die Initiative, schob ihren Entscheid aber auf um abzuwarten, wie sich die Ausgangslage nach der endgültigen Beschlussfassung über die Reform Altersvorsorge 2020 präsentieren würde. Nachdem die Reform Altersvorsorge 2020 am 24. September 2017 in der Volksabstimmung abgelehnt worden war, beantragte die SGK-N ihrem Rat am 22. Februar 2018, der Initiative Folge zu geben, da die parlamentarische Initiative in die richtige Richtung gehe und das Anliegen im Rahmen der Neuauflage der AHV-Reform diskutiert werden sollte. Der Nationalrat hiess den Antrag am 28. Mai 2018 ohne Gegenantrag gut.

3 Erwägungen der Kommission Die Kommission befasste sich bei der Vorberatung der Stabilisierung der AHV (AHV 21; 19.050) eingehend mit der Flexibilisierung des Rentenbezugs. Sie folgte dabei dem Antrag des Bundesrates,

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12.491 10 Ständerat Frühjahrssession 2021

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wonach Rentenberechtigte den Bezug der ganzen AHV-Rente oder eines Teils davon bis zum Alter von 70 Jahren aufschieben können. Um die Anreize für eine Weiterführung der Erwerbstätigkeit über das Referenzalter hinaus zu verstärken, beantragt sie, dass über 65jährige Erwerbstätige auf den ersten 2000 Franken Einkommen pro Monat keine AHV-Beiträge leisten müssen. Eine noch weiter gehende Flexibilisierung erachtet sie als unnötig.

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15.3138 11 Ständerat Frühjahrssession 2021

15.3138 Motion Innovationsförderung für KMU. Rückstellungen für Forschung und Entwicklung er- möglichen

Eingereicht von: Badran Jacqueline Sozialdemokratische Fraktion Sozialdemokratische Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 16.03.2015 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, dem Parlament eine Änderung des Bundesgesetzes über die direkte Bundessteuer (DBG), Artikel 63 Absatz 1 Buchstabe d, vorzulegen, sodass Rückstellungen für eigene Forschung und Entwicklung (und nicht nur an Dritte) in Höhe von mindestens 80 Prozent des steuerbaren Gewinnes möglich sind. Begründung Viele KMU sind durch die Aufhebung des Frankenmindestkurses stark negativ betroffen. Dies gilt nicht nur für exportorientierte KMU, sondern auch für alle, die mit Mitbewerbern aus dem Ausland im Wettbewerb stehen. Dies reicht von der Druckereibranche über den Detailhandel und die Beratungsbranche bis zur ICT-Branche. Von diesen KMU wird erwartet, dass sie die Krise mit Effizienzsteigerung und Innovationen wettmachen können. Gerade in auftragsarmen Zeiten stehen den Firmen jedoch interne Personalressourcen zur Verfügung, um Forschung und Entwicklung voranzutreiben. Das Gesetz lässt Rückstellungen für Forschung und Entwicklung jedoch nur zu, wenn Aufträge an Dritte vergeben werden. Zudem ist die Höhe der Rückstellungen mit derzeit 10 Prozent des steuerbaren Gewinns viel zu klein, um Bedeutung zu haben für KMU. Diese Regelung ist grundsätzlich wenig zielführend, da Forschung und Entwicklung von ihrer Natur her intern und eben nicht durch Dritte gemacht wird. Den KMU würde das vor allem ermöglichen, auftragsschwache Zeiten (ob durch einen Währungsschock oder durch eine schlechte Konjunkturlage bedingt) ohne Entlassungen durchzustehen sowie Liquiditätsabfluss zu vermeiden. In Zeiten, wo von Lizenz- und Innovationsboxen für Grosskonzerne geredet wird, wäre es mehr als angemessen, den KMU ein praxistaugliches Instrument in die Hand zu geben, um Innovationen vorwärtszutreiben. Der Innovationsbegriff, wonach Innovationen bei Produkten oder Dienstleistungen mit Patenten oder Lizenzen verbunden sind, ist veraltet und falsch. Rückstellungen sind darüber hinaus – im Gegensatz zu allgemeinen Steuersenkungen – zweckgebunden und bleiben in der Unternehmung, also das deutlich bessere und gezieltere Instrument. Stellungnahme des Bundesrates vom 20.05.2015 Die Motion knüpft an den bestehenden Artikel 63 Absatz 1 Buchstabe d DBG an. Diese Bestimmung erlaubt juristischen Personen die erfolgswirksame Bildung von Reserven für künftige Aufträge für Forschung und Entwicklung an Dritte. Artikel 29 Absatz 1 Buchstabe d DBG sieht die gleiche Regelung für Personenunternehmen vor. Die Motion will die Regelung lediglich für Kapitalgesellschaften in drei Punkten verändern: Erstens sollen Rückstellungen nicht nur für Forschungs- und Entwicklungsaufträge an Dritte, sondern auch bei eigener Forschungs- und Entwicklungstätigkeit gebildet werden können. Zweitens sollen Rücklagen von mindestens 80 Prozent des steuerbaren Gewinns möglich sein, und drittens soll keine betragsmässige Beschränkung mehr gelten. Derzeit gilt, dass Rückstellungen für zukünftige Forschungs- und Entwicklungsaufträge bis zu 10 Prozent des steuerbaren Gewinns zulässig sind, höchstens aber eine Million Franken betragen dürfen. Der Vorschlag würde einen Steueraufschub und somit einen Liquiditätsvorteil für Rückstellungen bildende Unternehmen bewirken. Anders als in der Begründung dargestellt, käme die Massnahme aber nicht primär den KMU zugute, da sich das zulässige Ausmass der Rückstellung durch die Höhe des steuerbaren Gewinns bestimmt und keine Obergrenze vorgesehen ist. Damit im geltenden Recht Rückstellungen für Forschung und Entwicklung zulässig sind, müssen konkrete Verträge mit Dritten bestehen, oder deren angestrebter Abschluss ist durch geeignete Unterlagen 15.3138 12 Ständerat Frühjahrssession 2021

(beispielsweise Projektpläne) glaubhaft zu belegen. Fallen innert angemessener Frist keine Aufwendungen für Forschungs- und Entwicklungsaufträge an, ist die Rückstellung erfolgswirksam aufzulösen. Aufgrund dieser Anforderungen lässt sich mit vertretbarem Aufwand überprüfen, wer zu welchen Rückstellungen berechtigt ist und wann diese wieder steuerwirksam aufzulösen sind. Bei der vorgeschlagenen Ausweitung auf eigene Projekte würden klare Kriterien fehlen, um zu beurteilen, ob eine Rückstellung noch gerechtfertigt oder aufzulösen ist. Deshalb würde sich der Vorschlag bei restriktiver Praxis als administrativ komplex erweisen, und bei extensiver Praxis würden im Extremfall mindestens 80 Prozent der Gewinnsteuereinnahmen auf spätere Steuerperioden verschoben. Der Vorschlag ist wenig zielgerichtet. Er beschränkt sich einerseits nicht auf tatsächlich getätigte Forschungs- und Entwicklungsausgaben und weist hohe Mitnahmeeffekte auf. Anderseits profitieren von der Massnahme nur Unternehmen, die einen Gewinn erzielen. Dies ist typischerweise bei Start-ups und in Krisenzeiten bei vielen Unternehmen nicht der Fall. Eine steuerliche Forschungs- und Entwicklungsförderung sollte jedoch Unternehmen, die kurzfristig Verluste erwirtschaften, aber langfristig profitabel arbeiten, nicht ausschliessen. Diesem Anliegen kann mit alternativen Förderinstrumenten besser entsprochen werden. Der Bundesrat hat in seinem Geschäftsbericht 2014 in Bezug auf das Postulat 10.3894, "Steuerliche Fördermassnahmen im Bereich Forschung und Entwicklung" dargelegt, dass die Arbeiten zum Thema Forschung und Entwicklung inhaltlich und zeitlich eng mit der Unternehmenssteuerreform III abgestimmt werden, da zwischen den Projekten ein enger Zusammenhang besteht. Gemäss dem Bundesratsbeschluss zur Unternehmenssteuerreform III vom 1. April 2015 will der Bundesrat den Kantonen die Möglichkeit einräumen, Forschung und Entwicklung steuerlich zu fördern. Während der Vorschlag der Motionärin zukünftige Forschung und Entwicklung begünstigt, sollen mit jenem des Bundesrates nur Unternehmen gefördert werden, die tatsächlich Forschung und Entwicklung betreiben. Damit kann der Forschungs- und Entwicklungsstandort Schweiz zielgerichteter gestärkt werden. Antrag des Bundesrates vom 20.05.2015 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 18.01.2021 - Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates Chronologie

27.02.2017 Nationalrat Annahme 02.03.2021 Ständerat Ablehnung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Nationalrat

Mitunterzeichnende (38) Aebischer Matthias, Aeschi Thomas, Amarelle Cesla, Bernasconi Maria, Carobbio Guscetti Marina, Flach Beat, Fridez Pierre-Alain, Gasche Urs, Giezendanner Ulrich, Glättli Balthasar, Gmür Alois, Grossen Jürg, Grunder Hans, Hardegger Thomas, Heer Alfred, Jans Beat, Landolt Martin, Maier Thomas, Maire Jacques-André, Marra Ada, Munz Martina, Müri Felix, Naef Martin, Noser Ruedi, Nussbaumer Eric, Pardini Corrado, Parmelin Guy, Pfister Gerhard, Rime Jean-François, Schneider Schüttel Ursula, Schwaab Jean Christophe, Siegenthaler Heinz, Sommaruga Carlo, Tornare Manuel, Trede Aline, Tschäppät Alexander, Voruz Eric, Wermuth Cédric 15.3138 13 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 12.02.2021 09:23

S t ä n d e r a t

Conseil des Etats

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

15.3138 n Mo. Nationalrat (Badran Jacqueline). Innovationsförderung für KMU. Rückstellungen für Forschung und Entwicklung ermöglichen

Bericht der Kommission für Wirtschaft und Abgaben vom 18. Januar 2021

Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 18. Januar 2021 die von Nationalrätin Jaqueline Badran am 16. März 2015 eingereichte und vom Nationalrat am 27. Februar 2017 angenommene Motion vorberaten.

Die Motion beauftragt den Bundesrat, dem Parlament eine Änderung des Bundesgesetzes über die direkte Bundessteuer vorzulegen, sodass Rückstellungen für eigene Forschung und Entwicklung in Höhe von mindestens 80 Prozent des steuerbaren Gewinnes möglich sind.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 5 zu 0 Stimmen bei 8 Enthaltungen, die Motion abzulehnen.

Berichterstattung: Levrat

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Christian Levrat

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 20. Mai 2015 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

101-05/15.3138n/WAK--CER 15.3138 14 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 12.02.2021 09:23

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, dem Parlament eine Änderung des Bundesgesetzes über die direkte Bundessteuer (DBG), Artikel 63 Absatz 1 Buchstabe d, vorzulegen, sodass Rückstellungen für eigene Forschung und Entwicklung (und nicht nur an Dritte) in Höhe von mindestens 80 Prozent des steuerbaren Gewinnes möglich sind.

1.2 Begründung Viele KMU sind durch die Aufhebung des Frankenmindestkurses stark negativ betroffen. Dies gilt nicht nur für exportorientierte KMU, sondern auch für alle, die mit Mitbewerbern aus dem Ausland im Wettbewerb stehen. Dies reicht von der Druckereibranche über den Detailhandel und die Beratungsbranche bis zur ICT-Branche. Von diesen KMU wird erwartet, dass sie die Krise mit Effizienzsteigerung und Innovationen wettmachen können. Gerade in auftragsarmen Zeiten stehen den Firmen jedoch interne Personalressourcen zur Verfügung, um Forschung und Entwicklung voranzutreiben. Das Gesetz lässt Rückstellungen für Forschung und Entwicklung jedoch nur zu, wenn Aufträge an Dritte vergeben werden. Zudem ist die Höhe der Rückstellungen mit derzeit 10 Prozent des steuerbaren Gewinns viel zu klein, um Bedeutung zu haben für KMU. Diese Regelung ist grundsätzlich wenig zielführend, da Forschung und Entwicklung von ihrer Natur her intern und eben nicht durch Dritte gemacht wird. Den KMU würde das vor allem ermöglichen, auftragsschwache Zeiten (ob durch einen Währungsschock oder durch eine schlechte Konjunkturlage bedingt) ohne Entlassungen durchzustehen sowie Liquiditätsabfluss zu vermeiden. In Zeiten, wo von Lizenz- und Innovationsboxen für Grosskonzerne geredet wird, wäre es mehr als angemessen, den KMU ein praxistaugliches Instrument in die Hand zu geben, um Innovationen vorwärtszutreiben. Der Innovationsbegriff, wonach Innovationen bei Produkten oder Dienstleistungen mit Patenten oder Lizenzen verbunden sind, ist veraltet und falsch. Rückstellungen sind darüber hinaus - im Gegensatz zu allgemeinen Steuersenkungen - zweckgebunden und bleiben in der Unternehmung, also das deutlich bessere und gezieltere Instrument.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 20. Mai 2015 Die Motion knüpft an den bestehenden Artikel 63 Absatz 1 Buchstabe d DBG an. Diese Bestimmung erlaubt juristischen Personen die erfolgswirksame Bildung von Reserven für künftige Aufträge für Forschung und Entwicklung an Dritte. Artikel 29 Absatz 1 Buchstabe d DBG sieht die gleiche Regelung für Personenunternehmen vor. Die Motion will die Regelung lediglich für Kapitalgesellschaften in drei Punkten verändern: Erstens sollen Rückstellungen nicht nur für Forschungs- und Entwicklungsaufträge an Dritte, sondern auch bei eigener Forschungs- und Entwicklungstätigkeit gebildet werden können. Zweitens sollen Rücklagen von mindestens 80 Prozent des steuerbaren Gewinns möglich sein, und drittens soll keine betragsmässige Beschränkung mehr gelten. Derzeit gilt, dass Rückstellungen für zukünftige Forschungs- und Entwicklungsaufträge bis zu 10 Prozent des steuerbaren Gewinns zulässig sind, höchstens aber eine Million Franken betragen dürfen. Der Vorschlag würde einen Steueraufschub und somit einen Liquiditätsvorteil für Rückstellungen bildende Unternehmen bewirken. Anders als in der Begründung dargestellt, käme die Massnahme aber nicht primär den KMU zugute, da sich das zulässige

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15.3138 15 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 12.02.2021 09:23

Ausmass der Rückstellung durch die Höhe des steuerbaren Gewinns bestimmt und keine Obergrenze vorgesehen ist. Damit im geltenden Recht Rückstellungen für Forschung und Entwicklung zulässig sind, müssen konkrete Verträge mit Dritten bestehen, oder deren angestrebter Abschluss ist durch geeignete Unterlagen (beispielsweise Projektpläne) glaubhaft zu belegen. Fallen innert angemessener Frist keine Aufwendungen für Forschungs- und Entwicklungsaufträge an, ist die Rückstellung erfolgswirksam aufzulösen. Aufgrund dieser Anforderungen lässt sich mit vertretbarem Aufwand überprüfen, wer zu welchen Rückstellungen berechtigt ist und wann diese wieder steuerwirksam aufzulösen sind. Bei der vorgeschlagenen Ausweitung auf eigene Projekte würden klare Kriterien fehlen, um zu beurteilen, ob eine Rückstellung noch gerechtfertigt oder aufzulösen ist. Deshalb würde sich der Vorschlag bei restriktiver Praxis als administrativ komplex erweisen, und bei extensiver Praxis würden im Extremfall mindestens 80 Prozent der Gewinnsteuereinnahmen auf spätere Steuerperioden verschoben. Der Vorschlag ist wenig zielgerichtet. Er beschränkt sich einerseits nicht auf tatsächlich getätigte Forschungs- und Entwicklungsausgaben und weist hohe Mitnahmeeffekte auf. Anderseits profitieren von der Massnahme nur Unternehmen, die einen Gewinn erzielen. Dies ist typischerweise bei Start- ups und in Krisenzeiten bei vielen Unternehmen nicht der Fall. Eine steuerliche Forschungs- und Entwicklungsförderung sollte jedoch Unternehmen, die kurzfristig Verluste erwirtschaften, aber langfristig profitabel arbeiten, nicht ausschliessen. Diesem Anliegen kann mit alternativen Förderinstrumenten besser entsprochen werden. Der Bundesrat hat in seinem Geschäftsbericht 2014 in Bezug auf das Postulat 10.3894, "Steuerliche Fördermassnahmen im Bereich Forschung und Entwicklung" dargelegt, dass die Arbeiten zum Thema Forschung und Entwicklung inhaltlich und zeitlich eng mit der Unternehmenssteuerreform III abgestimmt werden, da zwischen den Projekten ein enger Zusammenhang besteht. Gemäss dem Bundesratsbeschluss zur Unternehmenssteuerreform III vom 1. April 2015 will der Bundesrat den Kantonen die Möglichkeit einräumen, Forschung und Entwicklung steuerlich zu fördern. Während der Vorschlag der Motionärin zukünftige Forschung und Entwicklung begünstigt, sollen mit jenem des Bundesrates nur Unternehmen gefördert werden, die tatsächlich Forschung und Entwicklung betreiben. Damit kann der Forschungs- und Entwicklungsstandort Schweiz zielgerichteter gestärkt werden.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

3 Beschluss des Erstrates Der Nationalrat hat die Motion am 27. Februar 2017 mit 139 zu 33 Stimmen und 20 Enthaltungen angenommen.

4 Erwägungen der Kommission Die Kommission hält – wie der Bundesrat – den im Rahmen Vorlage Steuerreform und AHV- Finanzierung (STAF) eingeführten steuerlichen Abzug von bis zu 150 Prozent für tatsächlich getätigte Forschungs- und Entwicklungsausgaben für zielführender als die von der Motion geforderte Neuregelung. Da die Motion keine Einschränkung auf KMU enthält, stünde die neue Regelung allen Unternehmen offen. Profitieren könnten vor allem grössere Unternehmen. Wie der Bundesrat in seiner Stellungnahme ausführt, würde sich Ausdehnung auf eigene Forschung und Entwicklung entweder als administrativ komplex erweisen (bei restriktiver Praxis) oder die Gefahr bergen, dass das neue Instrument zur Steuerplanung eingesetzt wird (bei extensiver Praxis). Kritisch ist auch zu beurteilen, dass die geforderte Massnahme nicht tatsächlich getätigte Forschungs- und Entwicklungsausgaben fördert, sondern nur geplante und somit lediglich allfällige Projekte.

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16.3103 16 Ständerat Frühjahrssession 2021

16.3103 Motion Beseitigung der Heiratsstrafe auch in der AHV

Eingereicht von: CVP-Fraktion Sprecher/in: Humbel Ruth Die Mitte-Fraktion. Die Mitte. EVP. Die Mitte Einreichungsdatum: 16.03.2016 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, dem Parlament eine Vorlage zu unterbreiten, welche Benachteiligungen von Ehepaaren und Paaren in eingetragener Partnerschaft gegenüber Nichtverheirateten in der AHV eliminiert. Begründung Die Initiative zur Abschaffung der Heiratsstrafe ist am Volksmehr knapp gescheitert. Wie erste Analysen zeigen, scheiterte die Initiative nicht am eigentlichen Inhalt der Initiative, der Beseitigung von Benachteiligungen bei Steuern und Sozialversicherungen aufgrund des Zivilstandes, sondern an der Ehe-Definition. Die Diskriminierung von Ehepaaren und Paaren in eingetragener Partnerschaft wird als stossend und ungerecht empfunden. Das gilt insbesondere für Rentnerpaare bei der AHV. Zwei Personen, die seit zwanzig Jahren zusammenleben, aber nicht verheiratet sind, bekommen bei der Pensionierung 4700 Schweizerfranken AHV-Rente monatlich. Sind die beiden Personen verheiratet oder leben in eingetragener Partnerschaft, bekommen sie höchstens 150 Prozent der Maximalrente, also 3525 Schweizerfranken monatlich. Diese Differenz von 1175 Schweizerfranken monatlich ist einfach nicht erklärbar. Gemäss Medienberichten gibt es Paare, welche sich im Alter scheiden lassen, um eine höhere AHV-Rente zu erhalten. Der Zivilstand darf aber den Wohlstand von Paaren nicht bestimmen. Im Abstimmungskampf wurde verschiedentlich auf Privilegien von Ehepaaren hingewiesen, welche die Benachteiligungen aufwiegen sollen. Insbesondere der Hinweis auf Witwenrenten ist geradezu zynisch, weil der Vorteil erst nach dem Tod eines Partners eintritt. Ungleichbehandlungen sind daher gesamtheitlich aufzuzeigen sowie deren Behebung mit den gesellschaftspolitischen und finanziellen Folgen. Stellungnahme des Bundesrates vom 11.05.2016 Der Bundesrat hat in seiner Botschaft zur Volksinitiative "für Ehe und Familie – gegen die Heiratsstrafe" vom 23. Oktober 2013 in einer Gesamtanalyse dargelegt, dass Ehepaare nicht nur in der AHV und in der IV, sondern auch in anderen Sozialversicherungen – namentlich der beruflichen Vorsorge oder der Unfallversicherung – insgesamt besser geschützt und gegenüber nicht verheirateten Personen privilegiert behandelt werden. Sollte die Plafonierung der Renten aufgehoben werden, müssten als Ausgleichsmassnahme deshalb auch Anpassungen bei den heutigen Begünstigungen für Ehepaare vorgenommen werden. Eine Aufhebung sämtlicher zivilstandsabhängiger Regelungen in der AHV und IV würde somit einen umfassenden Umbau der ersten Säule bedingen, der insgesamt Mehrausgaben zur Folge hätte. Zu beachten ist auch, dass sich eine Aufhebung der Rentenplafonierung je nach Einkommenshöhe unterschiedlich auswirken würde. Nur Personen mit tiefen Einkommen erreichen heute mit ihren Renten die Plafonierungsgrenze nicht. Eine Aufhebung der Rentenplafonierung würde daher Ehepaaren mit mittleren und hohen Einkommen Verbesserungen bringen und vorwiegend Ehepaare begünstigen, die zusammen mit den Renten aus der zweiten Säule bereits heute vorsorgemässig gutgestellt sind. Ehepaare mit Einkommen unterhalb des Maximalrentenbereichs für Ehepaare würden hingegen keine Leistungsverbesserungen erhalten. Es müsste daher im Rahmen dieses umfassenden Umbaus auch verhindert werden, dass diese Ehepaare und andere AHV-Versicherte mit geringen Einkommen mittels höheren AHV-Beiträgen oder Steuererhöhungen solche Leistungsverbesserungen für die bessergestellten Ehepaare finanzieren müssen. Die Botschaft zur Reform der Altersvorsorge 2020 (BBl 2015 1) vom 19. November 2014 befindet sich gegenwärtig im Zweitrat. Im Rahmen der Behandlung wurden und werden Aspekte erläutert, welche von der Motion thematisiert werden. Der Bundesrat erachtet es deshalb nicht als zielführend, parallel dazu eine neue 16.3103 17 Ständerat Frühjahrssession 2021

Vorlage auszuarbeiten. Antrag des Bundesrates vom 11.05.2016 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 22.02.2021 - Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates Chronologie

07.03.2018 Nationalrat Annahme 18.03.2021 Ständerat Ablehnung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Nationalrat 16.3103 18 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 04.03.2021 11:08

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

16.3103 n Mo. Nationalrat (Fraktion C). Beseitigung der Heiratsstrafe auch in der AHV

Bericht der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit vom 22. Februar 2021

Die Kommission hat an ihren Sitzungen vom 29. Juni 2018 und vom 22. Februar 2021 die Motion geprüft, welche die Fraktion C am 16. März 2016 eingereicht und der Nationalrat am 7. März 2018 angenommen hatte.

Mit der Motion soll der Bundesrat beauftragt werden, dem Parlament eine Vorlage zu unterbreiten, die Benachteiligungen von Ehepaaren und Paaren in eingetragener Partnerschaft gegenüber Nichtverheirateten in der AHV eliminiert.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 6 zu 2 Stimmen, die Motion abzulehnen. Eine Minderheit (Hegglin Peter, Ettlin Erich, Häberli-Koller) beantragt, die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Müller Damian

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Paul Rechsteiner

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 11. Mai 2016 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 16.3103 19 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 04.03.2021 11:08

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, dem Parlament eine Vorlage zu unterbreiten, welche Benachteiligungen von Ehepaaren und Paaren in eingetragener Partnerschaft gegenüber Nichtverheirateten in der AHV eliminiert.

1.2 Begründung Die Initiative zur Abschaffung der Heiratsstrafe ist am Volksmehr knapp gescheitert. Wie erste Analysen zeigen, scheiterte die Initiative nicht am eigentlichen Inhalt der Initiative, der Beseitigung von Benachteiligungen bei Steuern und Sozialversicherungen aufgrund des Zivilstandes, sondern an der Ehe-Definition. Die Diskriminierung von Ehepaaren und Paaren in eingetragener Partnerschaft wird als stossend und ungerecht empfunden. Das gilt insbesondere für Rentnerpaare bei der AHV. Zwei Personen, die seit zwanzig Jahren zusammenleben, aber nicht verheiratet sind, bekommen bei der Pensionierung 4700 Schweizerfranken AHV-Rente monatlich. Sind die beiden Personen verheiratet oder leben in eingetragener Partnerschaft, bekommen sie höchstens 150 Prozent der Maximalrente, also 3525 Schweizerfranken monatlich. Diese Differenz von 1175 Schweizerfranken monatlich ist einfach nicht erklärbar. Gemäss Medienberichten gibt es Paare, welche sich im Alter scheiden lassen, um eine höhere AHV-Rente zu erhalten. Der Zivilstand darf aber den Wohlstand von Paaren nicht bestimmen. Im Abstimmungskampf wurde verschiedentlich auf Privilegien von Ehepaaren hingewiesen, welche die Benachteiligungen aufwiegen sollen. Insbesondere der Hinweis auf Witwenrenten ist geradezu zynisch, weil der Vorteil erst nach dem Tod eines Partners eintritt. Ungleichbehandlungen sind daher gesamtheitlich aufzuzeigen sowie deren Behebung mit den gesellschaftspolitischen und finanziellen Folgen.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 11. Mai 2016 Der Bundesrat hat in seiner Botschaft zur Volksinitiative "für Ehe und Familie - gegen die Heiratsstrafe" vom 23. Oktober 2013 in einer Gesamtanalyse dargelegt, dass Ehepaare nicht nur in der AHV und in der IV, sondern auch in anderen Sozialversicherungen - namentlich der beruflichen Vorsorge oder der Unfallversicherung - insgesamt besser geschützt und gegenüber nicht verheirateten Personen privilegiert behandelt werden. Sollte die Plafonierung der Renten aufgehoben werden, müssten als Ausgleichsmassnahme deshalb auch Anpassungen bei den heutigen Begünstigungen für Ehepaare vorgenommen werden. Eine Aufhebung sämtlicher zivilstandsabhängiger Regelungen in der AHV und IV würde somit einen umfassenden Umbau der ersten Säule bedingen, der insgesamt Mehrausgaben zur Folge hätte. Zu beachten ist auch, dass sich eine Aufhebung der Rentenplafonierung je nach Einkommenshöhe unterschiedlich auswirken würde. Nur Personen mit tiefen Einkommen erreichen heute mit ihren Renten die Plafonierungsgrenze nicht. Eine Aufhebung der Rentenplafonierung würde daher Ehepaaren mit mittleren und hohen Einkommen Verbesserungen bringen und vorwiegend Ehepaare begünstigen, die zusammen mit den Renten aus der zweiten Säule bereits heute vorsorgemässig gutgestellt sind. Ehepaare mit Einkommen unterhalb des Maximalrentenbereichs für Ehepaare würden hingegen keine Leistungsverbesserungen erhalten. Es müsste daher im Rahmen dieses umfassenden Umbaus auch verhindert werden, dass diese Ehepaare und andere AHV-Versicherte

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16.3103 20 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 04.03.2021 11:08

mit geringen Einkommen mittels höheren AHV-Beiträgen oder Steuererhöhungen solche Leistungsverbesserungen für die bessergestellten Ehepaare finanzieren müssen. Die Botschaft zur Reform der Altersvorsorge 2020 (BBl 2015 1) vom 19. November 2014 befindet sich gegenwärtig im Zweitrat. Im Rahmen der Behandlung wurden und werden Aspekte erläutert, welche von der Motion thematisiert werden. Der Bundesrat erachtet es deshalb nicht als zielführend, parallel dazu eine neue Vorlage auszuarbeiten.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Nationalrat nahm die Motion am 7. März 2018 mit 102 zu 88 Stimmen an.

4 Erwägungen der Kommission Die Kommission befasste sich ein erstes Mal an ihrer Sitzung vom 29. Juni 2018 mit der Motion und beschloss, deren Prüfung aufzuschieben. Sie tat dies angesichts der Tatsache, dass der Bundesrat kurz vorher mitgeteilt hatte, die bisherigen Angaben zur Anzahl der von der Heiratsstrafe betroffenen Ehepaare seien grob falsch, worauf eine Abstimmungsbeschwerde zur Abstimmung über die Volksinitiative «für Ehe und Familie – gegen die Heiratsstrafe» eingereicht und die Beratung der Vorlage «Bundesgesetz über die direkte Bundessteuer (ausgewogene Paar- und Familienbesteuerung; 18.034)» sistiert wurden. Die Kommission griff das Anliegen der Motion im Rahmen ihrer Beratungen über die Reform AHV21 (19.050) wieder auf, die der Bundesrat dem Parlament am 28. August 2019 vorgelegt hatte. Sie beantragt ihrem Rat, den Plafond für die Renten von Ehepaaren von 150 auf 155 Prozent anzuheben. Die Renten werden damit in einem Ausmass erhöht, das für die AHV im Jahr 2030 Mehrausgaben von 650 Millionen Franken bedeuten wird. Weitergehende Verbesserungen für Ehepaare erachtet die Mehrheit der Kommission angesichts der finanziellen Auswirkungen auf die AHV als nicht opportun. Eine Minderheit der Kommission beantragt, die Motion anzunehmen, da die Reform AHV21 noch nicht beschlossen sei und das Anliegen der Motion somit noch nicht als aufgenommen betrachtet werden könne.

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16.411 21 Ständerat Frühjahrssession 2021

16.411 Parlamentarische Initiative Für den Persönlichkeitsschutz auch in der Aufsicht über die Krankenversicherung

Eingereicht von: Eder Joachim FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 15.03.2016 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung und Artikel 107 des Parlamentsgesetzes reiche ich folgende parlamentarische Initiative ein: Das Bundesgesetz betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (KVAG) ist dahingehend anzupassen, dass der persönliche Datenschutz gewährleistet wird. Folgende Gesetzesanpassung stellt hierzu einen möglichen Weg dar: Art. 35 ... Abs. 2bis Die Angaben über die Daten sind in gruppierter Form zu liefern, sodass keine Rückschlüsse auf individuelle Daten der versicherten Personen möglich sind. Abs. 2ter Für die Durchführung des Risikoausgleichs stellen die Versicherer die erforderlichen individuellen Daten der gemeinsamen Einrichtung (Art. 18 KVG) zur Verfügung. ... Begründung Die Aufsichtsbehörde ist im Rahmen der sogenannten Efind-Datenerhebung daran, eine umfassende Sammlung von individuellen Gesundheitsdaten aller versicherten Personen in der Schweiz aufzubauen. Eine formalgesetzliche Grundlage hierzu fehlt jedoch, womit die Vorgaben des Datenschutzgesetzes verletzt werden. Fakt ist, dass das Gesetz der Aufsichtsbehörde die Bearbeitung von individuellen Daten der versicherten Personen nicht erlaubt und die Durchführung der Aufsicht über die Krankenversicherung auch keine individuellen Daten der versicherten Personen erfordert. Die Erhebung von Individualdaten durch die Aufsichtsbehörde widerspricht damit den Grundsätzen der Rechtmässigkeit und Verhältnismässigkeit. Artikel 35 KVAG hält explizit fest, dass die Versicherer verpflichtet sind, "Angaben über Daten" zu machen, nicht jedoch, dass die Daten an sich zu liefern sind. Die gesetzliche Formulierung schliesst eine Individualdatenlieferung an die Aufsichtsbehörde damit faktisch aus. Eine Präzisierung der gesetzlichen Grundlage erweist sich zur Klärung der Situation als sinnvoll (neuer Absatz 2bis von Artikel 35). Lediglich für die Umsetzung des morbiditätsbasierten Risikoausgleichs (Artikel 16–17a KVG, in Kraft ab 1. Januar 2017) werden Daten der versicherten Personen benötigt. Hier haben die Entwicklungsarbeiten den entsprechenden Bedarf aufgezeigt, wie aus der Totalrevision der Verordnung über den Risikoausgleich in der Krankenversicherung (VORA) hervorgeht. Die entsprechenden Daten sind der gemeinsamen Einrichtung zur Verfügung zu stellen (neuer Absatz 2ter von Artikel 35). Es erweist sich insgesamt als zielführend, die Frage der Individualdatenerhebung im Bereich der Krankenversicherung wie vorgeschlagen zu regeln. Die "Gemeinsame Einrichtung KVG" ist mit der Durchführung des Risikoausgleichs beauftragt und somit prädestiniert für die zweckgebundene Datenerhebung ausserhalb der Aufsicht. Schliesslich ist festzuhalten, dass dieser Klärungsbedarf unabhängig vom Inkrafttreten des neuen Krankenversicherungsaufsichtsgesetzes (KVAG) besteht. Der Vorstoss zielt insbesondere nicht darauf ab, das KVAG gesamthaft oder in Teilen infrage zu stellen. 16.411 22 Ständerat Frühjahrssession 2021

Kommissionsberichte 06.11.2018 - Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates Bericht und Entwurf der Kommission 21.08.2019 - Stellungnahme des Bundesrates (BBl 2019 5925) 16.05.2019 - Bericht (BBl 2019 5397) Chronologie

04.07.2016 Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR Folge gegeben 13.10.2016 Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR Zustimmung 13.12.2018 Ständerat Fristverlängerung Bis zur Wintersession 2020.

Entwurf 1 Bundesgesetz über die Datenweitergabe der Versicherer in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung BBl 2019 5429

17.09.2019 Ständerat Beschluss gemäss Entwurf 23.09.2020 Nationalrat Abweichung 30.11.2020 Ständerat Abweichung 03.03.2021 Nationalrat Zustimmung 19.03.2021 Ständerat Annahme in der Schlussabstimmung 19.03.2021 Nationalrat Annahme in der Schlussabstimmung

Stand der Beratungen: Erledigt Schlussabstimmungstext: BBl 2021 664 Referendumsfrist: 08.07.2021 Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR (SGK-NR) Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (24) Baumann Isidor, Bischof Pirmin, Bischofberger Ivo, Caroni Andrea, Dittli Josef, Eberle Roland, Engler Stefan, Ettlin Erich, Français Olivier, Germann Hannes, Graber Konrad, Hefti Thomas, Hegglin Peter, Häberli-Koller Brigitte, Keller-Sutter Karin, Kuprecht Alex, Lombardi Filippo, Luginbühl Werner, Müller Damian, Müller Philipp, Rieder Beat, Schmid Martin, Vonlanthen Beat, Wicki Hans 16.411 23 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 09.11.2018 17:08

Ständerat

Conseil des Etats

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

16.411 s Pa.Iv. Eder. Für den Persönlichkeitsschutz auch in der Aufsicht über die Krankenversicherung

Bericht der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit vom 6. November 2018

Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit hat am 6. November 2018 über die Frage der Fristverlängerung nach Artikel 113 Absatz 1 des Parlamentsgesetzes beraten.

Mit der parlamentarischen Initiative wird eine Änderung des Krankenversicherungsaufsichtsgesetzes verlangt, die sicherstellen soll, dass der Datenschutz für die Versicherten gewährleistet wird.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, die Behandlungsfrist der Initiative um zwei Jahre, bis zur Wintersession 2020, zu verlängern.

Berichterstattung: Ettlin Erich

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Joachim Eder

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Bisherige Arbeiten 3 Erwägungen der Kommission

101-04/16.411s/SGK--CSSS 16.411 24 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 09.11.2018 17:08

1 Text und Begründung

1.1 Text Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung und Artikel 107 des Parlamentsgesetzes reiche ich folgende parlamentarische Initiative ein: Das Bundesgesetz betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (KVAG) ist dahingehend anzupassen, dass der persönliche Datenschutz gewährleistet wird. Folgende Gesetzesanpassung stellt hierzu einen möglichen Weg dar: Art. 35 ... Abs. 2bis Die Angaben über die Daten sind in gruppierter Form zu liefern, sodass keine Rückschlüsse auf individuelle Daten der versicherten Personen möglich sind. Abs. 2ter Für die Durchführung des Risikoausgleichs stellen die Versicherer die erforderlichen individuellen Daten der gemeinsamen Einrichtung (Art. 18 KVG) zur Verfügung. ...

1.2 Begründung Die Aufsichtsbehörde ist im Rahmen der sogenannten Efind-Datenerhebung daran, eine umfassende Sammlung von individuellen Gesundheitsdaten aller versicherten Personen in der Schweiz aufzubauen. Eine formalgesetzliche Grundlage hierzu fehlt jedoch, womit die Vorgaben des Datenschutzgesetzes verletzt werden. Fakt ist, dass das Gesetz der Aufsichtsbehörde die Bearbeitung von individuellen Daten der versicherten Personen nicht erlaubt und die Durchführung der Aufsicht über die Krankenversicherung auch keine individuellen Daten der versicherten Personen erfordert. Die Erhebung von Individualdaten durch die Aufsichtsbehörde widerspricht damit den Grundsätzen der Rechtmässigkeit und Verhältnismässigkeit. Artikel 35 KVAG hält explizit fest, dass die Versicherer verpflichtet sind, "Angaben über Daten" zu machen, nicht jedoch, dass die Daten an sich zu liefern sind. Die gesetzliche Formulierung schliesst eine Individualdatenlieferung an die Aufsichtsbehörde damit faktisch aus. Eine Präzisierung der gesetzlichen Grundlage erweist sich zur Klärung der Situation als sinnvoll (neuer Absatz 2bis von Artikel 35). Lediglich für die Umsetzung des morbiditätsbasierten Risikoausgleichs (Artikel 16-17a KVG, in Kraft ab 1. Januar 2017) werden Daten der versicherten Personen benötigt. Hier haben die Entwicklungsarbeiten den entsprechenden Bedarf aufgezeigt, wie aus der Totalrevision der Verordnung über den Risikoausgleich in der Krankenversicherung (VORA) hervorgeht. Die entsprechenden Daten sind der gemeinsamen Einrichtung zur Verfügung zu stellen (neuer Absatz 2ter von Artikel 35). Es erweist sich insgesamt als zielführend, die Frage der Individualdatenerhebung im Bereich der Krankenversicherung wie vorgeschlagen zu regeln. Die "Gemeinsame Einrichtung KVG" ist mit der Durchführung des Risikoausgleichs beauftragt und somit prädestiniert für die zweckgebundene Datenerhebung ausserhalb der Aufsicht. Schliesslich ist festzuhalten, dass dieser Klärungsbedarf unabhängig vom Inkrafttreten des neuen Krankenversicherungsaufsichtsgesetzes (KVAG) besteht. Der Vorstoss zielt insbesondere nicht darauf ab, das KVAG gesamthaft oder in Teilen infrage zu stellen.

2 16.411 25 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 09.11.2018 17:08

2 Bisherige Arbeiten Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates (SGK-SR) hat der Initiative am 4. Juli 2016 mit 8 zu 1 Stimme bei 3 Enthaltungen Folge gegeben. Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrates stimmte diesem Beschluss am 13. Oktober 2016 mit 17 zu 1 Stimmen bei 6 Enthaltungen zu. Am 13. Februar 2017 hörte die SGK-SR Vertretungen der Krankenversicherer, der Ärzteschaft und der Patientinnen und Patienten sowie den Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten (EDÖB) an. Die Kommission beantragte dem Büro des Ständerates, eine Subkommission einzusetzen, was das Büro am 27. Februar 2017 genehmigte. Die Subkommission «Datenlieferung» nahm ihre Tätigkeit am 1. Mai 2017 auf. An insgesamt neun Sitzungen erörterte sie die mit der Initiative zusammenhängenden Fragen und arbeitete einen Vorentwurf sowie erläuternden Bericht aus. Sie verabschiedete das Ergebnis ihrer Arbeiten am 15. Oktober 2018 zuhanden der Kommission.

3 Erwägungen der Kommission Die Kommission hat den Vorentwurf und erläuternden Bericht ihrer Subkommission «Datenlieferung» am 6. November 2018 beraten und beschlossen, ein Vernehmlassungsverfahren durchzuführen. Die Kommission wird die Ergebnisse der Vernehmlassung voraussichtlich im zweiten Quartal 2019 zur Kenntnis nehmen und über das weitere Vorgehen befinden können. Um die bereits weit fortgeschrittenen Arbeiten zur Umsetzung der parlamentarischen Initiative weiterführen zu können, beantragt die Kommission, die Behandlungsfrist um zwei Jahre zu verlängern.

3 17.314 26 Ständerat Frühjahrssession 2021

17.314 Standesinitiative Verbesserung des Poststellennetzes und Stärkung der Rolle der Gemeindebehörden bei der geografischen Verteilung der Postämter

Eingereicht von: Jura Einreichungsdatum: 04.07.2017 Stand der Beratung: Folge gegeben

Eingereichter Text Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung, Artikel 84 Buchstabe o der Verfassung des Kantons Jura und Artikel 58 Absatz 3 seines Geschäftsreglements, reicht das Parlament des Kantons Jura folgende Standesinitiative ein: Die Bundesversammlung wird aufgefordert: 1. die einschlägigen Rechtsgrundlagen so zu ändern, dass die Postcom, wenn sie im Rahmen des Verfahrens bei der Schliessung oder Verlegung einer Poststelle oder Postagentur angerufen wird, nicht nur eine Empfehlung abgibt, sondern einen anfechtbaren formellen Beschluss fasst; 2. dafür zu sorgen, dass auch die Bürgerinnen und Bürger berechtigt sind, eine Eingabe gegen die Schliessung einer Poststelle oder Postagentur an die Postcom zu richten, wenn sie dieselbe Zahl von Unterschriften gesammelt haben, die für eine Gemeindeinitiative erforderlich ist; 3. eine grundsätzliche Diskussion über die Angemessenheit der in Artikel 33 VPG genannten Erreichbarkeitskriterien zu führen (namentlich über die 90-Prozent-Regel und über die Anforderung einer Poststelle pro Raumplanungsregion); 4. per Gesetz dafür zu sorgen, dass sowohl der Umfang als auch die Qualität des Dienstleistungsangebots der Postagenturen erhöht sowie das Ausbildungsniveau und die Arbeitsbedingungen der dortigen Mitarbeitenden verbessert werden; 5. die Post zu verpflichten, Ausgleichsmassnahmen zu ergreifen, damit auch die von der Schliessung von Poststellen betroffenen Gebiete die positiven Auswirkungen der Diversifikationsstrategie der Post zu spüren bekommen. Begründung Folgende Gründe führten zur Einreichung dieser Standesinitiative: Die Post hat in den letzten Jahren einseitig die Schliessung zahlreicher Poststellen beschlossen oder Poststellen in Postagenturen umgewandelt, die der Kundschaft ein deutlich geringeres Leistungsspektrum anbieten. Bei jeder Schliesssung oder Umwandlung einer Poststelle informiert die Post zwar die betroffenen Gemeindebehörden, deren Einschätzung berücksichtigt sie jedoch nicht. Auch wenn sich diese an die Postkommission (Postcom) wenden, ist es die Post, die das letzte Wort zur geografischen Verteilung der Poststellen hat, da die Postcom lediglich eine einfache Empfehlung ausspricht. In der Praxis ist es heute also die Post allein, die über die Ausgestaltung des Schweizer Poststellennetzes entscheidet. Es besteht keine Möglichkeit, formell und rechtlich bindend gegen derartige Rationalisierungsmassnahmen zulasten der Bürgerinnen und Bürger vorzugehen. Die Gemeindebehörden gehören zu den Organen mit der höchsten demokratischen Legitimation, namentlich was das Einschätzen der derzeitigen und künftigen Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung in Sachen Service public angeht. In unseren Augen muss deshalb mittels einer Änderung des Bundesgesetzes die Rolle der Gemeinden bei der Ausgestaltung des Poststellennetzes gestärkt werden. Bereits heute verpflichtet das Gesetz die Post, die Gemeindebehörden im Rahmen des ordentlichen Verfahrens bei der Schliessung oder Verlegung einer Poststelle oder Postagentur zu konsultieren, doch sollte diese Konsultation mehr als nur eine reine Formsache sein. Ferner sollten auch die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit haben, sich an die Postcom zu wenden, und zwar unter denselben Voraussetzungen, die für das Zustandekommen einer Gemeindeinitiative gelten. Die Postcom soll auf jede Eingabe hin einen formellen Beschluss fassen, gegen den ein Rekurs vor dem Bundesverwaltungsgericht möglich ist. Um den bestmöglichen Postservice sicherzustellen, fordern wir zudem, den Standard der Postagenturen zu 17.314 27 Ständerat Frühjahrssession 2021 erhöhen und jenem der Poststellen anzunähern, sowohl was das Leistungsangebot als auch die Ausbildung und den Status der dortigen Beschäftigten angeht. Es stellt sich ausserdem die Frage, ob nicht die gesamte Struktur des Poststellennetzes überprüft werden muss. Einerseits um festzustellen, wie es nach den jüngsten Änderungen um das Dienstleistungsangebot in den Randregionen bestellt ist, andererseits um sicherzustellen, dass den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger heute, wo auch Gemeinden mittlerer Grösse bereits von Schliessungen betroffen sind, tatsächlich Rechnung getragen wird. Der Kanton Jura ist ferner der Ansicht, dass die Diversifikationsstrategie der Post, mit der neue Arbeitsplätze geschaffen werden, landesweit und ausgewogen umzusetzen ist. Er erwartet deshalb von der Post, dass sie konkrete Ausgleichsmassnahmen ergreift, damit auch die von der Schliessung von Poststellen betroffenen Gebiete die positiven Auswirkungen dieser Strategie zu spüren bekommen. Kommissionsberichte 11.01.2021 - Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Ständerates 09.04.2018 - Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Ständerates Chronologie

28.05.2018 Ständerat Folge gegeben 15.10.2018 Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen NR Folge gegeben 02.03.2021 Ständerat Fristverlängerung Bis zur Frühjahrssession 2023.

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen NR (KVF-NR) Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen SR (KVF-SR)

Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 17.314 28 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 24.02.2021 16:41

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

17.314 s Kt. Iv. JU. Verbesserung des Poststellennetzes und Stärkung der Rolle der Gemeindebehörden bei der geografischen Verteilung der Postämter

Bericht der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen vom 11. Januar 2021

Die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Ständerates prüfte an ihrer Sitzung vom 11. Februar 2021 für die im Titel erwähnte Standesinitiative eine Fristverlängerung nach Artikel 113 Absatz 1 des Parlamentsgesetzes.

Mit der kantonalen Initiative wird eine grundsätzliche Prüfung der Struktur des Poststellennetzes, eine Erhöhung des Umfangs und der Qualität des Dienstleistungsangebots der Postagenturen, sowie eine Stärkung der Rolle der Gemeinden und der Bürgerinnen und Bürger bei der Ausgestaltung des Poststellennetzes verlangt.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt oppositionslos, die Frist für die Ausarbeitung einer Vorlage um zwei Jahre, d.h. bis zur Frühjahrssession 2023, zu verlängern.

Berichterstattung: Engler

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Stefan Engler

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stand der Vorprüfung 3 Erwägungen der Kommission

$ 17.314 29 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 24.02.2021 16:41

1 Text und Begründung

1.1 Text Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung, Artikel 84 Buchstabe o der Verfassung des Kantons Jura und Artikel 58 Absatz 3 seines Geschäftsreglements, reicht das Parlament des Kantons Jura folgende Standesinitiative ein: Die Bundesversammlung wird aufgefordert: 1. die einschlägigen Rechtsgrundlagen so zu ändern, dass die Postcom, wenn sie im Rahmen des Verfahrens bei der Schliessung oder Verlegung einer Poststelle oder Postagentur angerufen wird, nicht nur eine Empfehlung abgibt, sondern einen anfechtbaren formellen Beschluss fasst; 2. dafür zu sorgen, dass auch die Bürgerinnen und Bürger berechtigt sind, eine Eingabe gegen die Schliessung einer Poststelle oder Postagentur an die Postcom zu richten, wenn sie dieselbe Zahl von Unterschriften gesammelt haben, die für eine Gemeindeinitiative erforderlich ist; 3. eine grundsätzliche Diskussion über die Angemessenheit der in Artikel 33 VPG genannten Erreichbarkeitskriterien zu führen (namentlich über die 90-Prozent-Regel und über die Anforderung einer Poststelle pro Raumplanungsregion); 4. per Gesetz dafür zu sorgen, dass sowohl der Umfang als auch die Qualität des Dienstleistungsangebots der Postagenturen erhöht sowie das Ausbildungsniveau und die Arbeitsbedingungen der dortigen Mitarbeitenden verbessert werden; 5. die Post zu verpflichten, Ausgleichsmassnahmen zu ergreifen, damit auch die von der Schliessung von Poststellen betroffenen Gebiete die positiven Auswirkungen der Diversifikationsstrategie der Post zu spüren bekommen.

1.2 Begründung Folgende Gründe führten zur Einreichung dieser Standesinitiative: Die Post hat in den letzten Jahren einseitig die Schliessung zahlreicher Poststellen beschlossen oder Poststellen in Postagenturen umgewandelt, die der Kundschaft ein deutlich geringeres Leistungsspektrum anbieten. Bei jeder Schliesssung oder Umwandlung einer Poststelle informiert die Post zwar die betroffenen Gemeindebehörden, deren Einschätzung berücksichtigt sie jedoch nicht. Auch wenn sich diese an die Postkommission (Postcom) wenden, ist es die Post, die das letzte Wort zur geografischen Verteilung der Poststellen hat, da die Postcom lediglich eine einfache Empfehlung ausspricht. In der Praxis ist es heute also die Post allein, die über die Ausgestaltung des Schweizer Poststellennetzes entscheidet. Es besteht keine Möglichkeit, formell und rechtlich bindend gegen derartige Rationalisierungsmassnahmen zulasten der Bürgerinnen und Bürger vorzugehen. Die Gemeindebehörden gehören zu den Organen mit der höchsten demokratischen Legitimation, namentlich was das Einschätzen der derzeitigen und künftigen Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung in Sachen Service public angeht. In unseren Augen muss deshalb mittels einer Änderung des Bundesgesetzes die Rolle der Gemeinden bei der Ausgestaltung des Poststellennetzes gestärkt werden. Bereits heute verpflichtet das Gesetz die Post, die Gemeindebehörden im Rahmen des ordentlichen Verfahrens bei der Schliessung oder Verlegung einer Poststelle oder Postagentur zu konsultieren, doch sollte diese Konsultation mehr als nur eine reine Formsache sein. Ferner sollten auch die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit haben, sich an die Postcom zu wenden, und zwar unter denselben Voraussetzungen, die für das Zustandekommen einer Gemeindeinitiative gelten. Die Postcom soll auf jede Eingabe hin einen formellen Beschluss fassen, gegen den ein Rekurs vor dem Bundesverwaltungsgericht möglich ist.

2

17.314 30 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 24.02.2021 16:41

Um den bestmöglichen Postservice sicherzustellen, fordern wir zudem, den Standard der Postagenturen zu erhöhen und jenem der Poststellen anzunähern, sowohl was das Leistungsangebot als auch die Ausbildung und den Status der dortigen Beschäftigten angeht. Es stellt sich ausserdem die Frage, ob nicht die gesamte Struktur des Poststellennetzes überprüft werden muss. Einerseits um festzustellen, wie es nach den jüngsten Änderungen um das Dienstleistungsangebot in den Randregionen bestellt ist, andererseits um sicherzustellen, dass den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger heute, wo auch Gemeinden mittlerer Grösse bereits von Schliessungen betroffen sind, tatsächlich Rechnung getragen wird. Der Kanton Jura ist ferner der Ansicht, dass die Diversifikationsstrategie der Post, mit der neue Arbeitsplätze geschaffen werden, landesweit und ausgewogen umzusetzen ist. Er erwartet deshalb von der Post, dass sie konkrete Ausgleichsmassnahmen ergreift, damit auch die von der Schliessung von Poststellen betroffenen Gebiete die positiven Auswirkungen dieser Strategie zu spüren bekommen.

2 Stand der Arbeiten Die KVF des Ständerates beantragte ihrem Rat am 9. April 2018 mit 6 zu 3 Stimmen bei 2 Enthaltungen, der Initiative keine Folge zu geben. Entgegen diesem Antrag sprach sich der Ständerat am 28. Mai 2018 mit 23 zu 14 Stimmen bei 1 Enthaltung für Folgegeben aus. Am 15. Oktober 2018 gab auch die KVF des Nationalrates der kantonalen Initiative mit 15 zu 4 Stimmen bei 2 Enthaltungen Folge. Die Büros der beiden Räte haben die Initiative der KVF-S zur Ausarbeitung einer Vorlage zugewiesen. Die Frist, die der Kommission für die Ausarbeitung einer Vorlage zur Verfügung steht, läuft nach Artikel 111 Absatz 1 des Parlamentsgesetzes und unter Berücksichtigung des Fristenstillstands infolge Covid-19 bis zur Frühjahrssession 2021.

3 Erwägungen der Kommission Die Kommission hat Ende August 2020 einen Austausch mit dem Verwaltungsratspräsidenten und dem CEO der Post geführt und dabei die am 14. Mai 2020 der Öffentlichkeit vorgestellte neue Strategie für die Jahre 2021-2024 zur Kenntnis genommen. Die KVF unterstützt diese Strategie und hebt insbesondere hervor, dass schweizweit 800 Poststellen bestehen bleiben sollen. Sie hat in der Folge entschieden, sich im Laufe von 2021 über die Umsetzung der neuen Strategie und die genaue Planung des künftigen Poststellennetzes informieren zu lassen. Bis im Frühjahr 2021 soll zudem der Bericht des Bundesrates zum Postulat 19.3532 der KVF-N vorliegen, der eine Auslegeordnung zur längerfristigen Weiterentwicklung des Zugangs zu Dienstleistungen der postalischen Grundversorgung liefern wird. Die Kommission ist der Ansicht, dass es sinnvoll ist, die ersten Erfahrungen der neuen Post-Strategie und den erwähnten Bericht abzuwarten, bevor sie über die Umsetzung der vorliegenden Initiative befindet. Sie beantragt daher, die Frist zur Ausarbeitung einer Vorlage um zwei Jahre zu verlängern.

3

17.314 31 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.06.2018 17:14

Ständerat

Conseil des Etats

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

17.314 s Kt. Iv. JU. Verbesserung des Poststellennetzes und Stärkung der Rolle der Gemeindebehörden bei der geografischen Verteilung der Postämter

Bericht der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen vom 9. April 2018

Die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 9. April 2018, die vom Kanton Jura am 4. Juli 2017 eingereichte Standesinitiative vorgeprüft.

Mit der Standesinitiative wird von der Bundesversammlung eine Verbesserung des Poststellennetzwerks und eine Stärkung der Gemeindebehörden in Fragen der geografischen Verteilung gefordert.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 6 zu 3 Stimmen bei 2 Enthaltungen, der Initiative keine Folge zu geben. Eine Minderheit (Hêche, Engler, Rechsteiner Paul) beantragt, der Initiative Folge zu geben.

Berichterstattung: Janiak

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Claude Janiak

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Erwägungen der Kommission

101-03/17.314s/KVF--CTT 17.314 32 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.06.2018 17:14

1 Text und Begründung

1.1 Text Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung, Artikel 84 Buchstabe o der Verfassung des Kantons Jura und Artikel 58 Absatz 3 seines Geschäftsreglements, reicht das Parlament des Kantons Jura folgende Standesinitiative ein: Die Bundesversammlung wird aufgefordert: 1. die einschlägigen Rechtsgrundlagen so zu ändern, dass die Postkommission (Postcom), wenn sie im Rahmen des Verfahrens bei der Schliessung oder Verlegung einer Poststelle oder Postagentur angerufen wird, nicht nur eine Empfehlung abgibt, sondern einen anfechtbaren formellen Beschluss fasst; 2. dafür zu sorgen, dass auch die Bürgerinnen und Bürger berechtigt sind, eine Eingabe gegen die Schliessung einer Poststelle oder Postagentur an die Postcom zu richten, wenn sie dieselbe Zahl von Unterschriften gesammelt haben, die für eine Gemeindeinitiative erforderlich ist; 3. eine grundsätzliche Diskussion über die Angemessenheit der in Artikel 33 VPG genannten Erreichbarkeitskriterien zu führen (namentlich über die 90-Prozent-Regel und über die Anforderung einer Poststelle pro Raumplanungsregion); 4. per Gesetz dafür zu sorgen, dass sowohl der Umfang als auch die Qualität des Dienstleistungsangebots der Postagenturen erhöht sowie das Ausbildungsniveau und die Arbeitsbedingungen der dortigen Mitarbeitenden verbessert werden; 5. die Post zu verpflichten, Ausgleichsmassnahmen zu ergreifen, damit auch die von der Schliessung von Poststellen betroffenen Gebiete die positiven Auswirkungen der Diversifikationsstrategie der Post zu spüren bekommen.

1.2 Begründung Folgende Gründe führten zur Einreichung dieser Standesinitiative: Die Post hat in den letzten Jahren einseitig die Schliessung zahlreicher Poststellen beschlossen oder Poststellen in Postagenturen umgewandelt, die der Kundschaft ein deutlich geringeres Leistungsspektrum anbieten. Bei jeder Schliessung oder Umwandlung einer Poststelle informiert die Post zwar die betroffenen Gemeindebehörden, deren Einschätzung berücksichtigt sie jedoch nicht. Auch wenn sich diese an die Postcom wenden, ist es die Post, die das letzte Wort zur geografischen Verteilung der Poststellen hat, da die Postcom lediglich eine einfache Empfehlung ausspricht. In der Praxis ist es heute also die Post allein, die über die Ausgestaltung des Schweizer Poststellennetzes entscheidet. Es besteht keine Möglichkeit, formell und rechtlich bindend gegen derartige Rationalisierungsmassnahmen zulasten der Bürgerinnen und Bürger vorzugehen. Die Gemeindebehörden gehören zu den Organen mit der höchsten demokratischen Legitimation, namentlich was das Einschätzen der derzeitigen und künftigen Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung in Sachen Service public angeht. In unseren Augen muss deshalb mittels einer Änderung des Bundesgesetzes die Rolle der Gemeinden bei der Ausgestaltung des Poststellennetzes gestärkt werden. Bereits heute verpflichtet das Gesetz die Post, die Gemeindebehörden im Rahmen des ordentlichen Verfahrens bei der Schliessung oder Verlegung einer Poststelle oder Postagentur zu konsultieren, doch sollte diese Konsultation mehr als nur eine reine Formsache sein. Ferner sollten auch die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit haben, sich an die Postcom zu wenden, und zwar unter denselben Voraussetzungen, die für das Zustandekommen einer

2 17.314 33 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.06.2018 17:14

Gemeindeinitiative gelten. Die Postcom soll auf jede Eingabe hin einen formellen Beschluss fassen, gegen den ein Rekurs vor dem Bundesverwaltungsgericht möglich ist. Um den bestmöglichen Postservice sicherzustellen, fordern wir zudem, den Standard der Postagenturen zu erhöhen und jenem der Poststellen anzunähern, sowohl was das Leistungsangebot als auch was die Ausbildung und den Status der dortigen Beschäftigten angeht. Es stellt sich ausserdem die Frage, ob nicht die gesamte Struktur des Poststellennetzes überprüft werden muss: einerseits um festzustellen, wie es nach den jüngsten Änderungen um das Dienstleistungsangebot in den Randregionen bestellt ist, andererseits um sicherzustellen, dass den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger heute, wo auch Gemeinden mittlerer Grösse bereits von Schliessungen betroffen sind, tatsächlich Rechnung getragen wird. Der Kanton Jura ist ferner der Ansicht, dass die Diversifikationsstrategie der Post, mit der neue Arbeitsplätze geschaffen werden, landesweit und ausgewogen umzusetzen ist. Er erwartet deshalb von der Post, dass sie konkrete Ausgleichsmassnahmen ergreift, damit auch die von der Schliessung von Poststellen betroffenen Gebiete die positiven Auswirkungen dieser Strategie zu spüren bekommen.

2 Erwägungen der Kommission

Der Umbau des Poststellennetzes hat in den letzten Jahren zu einer intensiven Diskussion über die Herausforderungen und Perspektiven der landesweiten Postversorgung auf politischer Ebene geführt. Die Kommission des Ständerates hat mit einer im Mai 2017 einstimmig eingereichten und von beiden Räten angenommenen Motion 17.3356, "Strategische Poststellennetz-Planung", bereits mehrheitlich die Anliegen der Standesinitiative aufgegriffen. Sie will den Bundesrat bzw. die Post verpflichten, die Kriterien für die Weiterentwicklung des Poststellen-Netzes besser auf die regionalen Bedürfnisse und unterschiedlichen Nutzergruppen abzustimmen. Die Kommission beantragt daher ihrem Rat, der Standesinitiative keine Folge zu geben, da die Anliegen mehrheitlich in dieser Motion aufgenommen worden sind. Der Bundesrat hat damit den Auftrag erhalten, innert Jahresfrist eine Revision des Postgesetztes vorzulegen. Aus diesen Gründen hat der Ständerat auch den zwei gleichlautenden Standesinitiativen des Kantons Tessin (16.320) und Wallis (17.302) keine Folge gegeben. Da nicht alle Forderungen der Standesinitiative in diese Motion Eingang gefunden haben, sieht eine Minderheit diesbezüglich zusätzlichen Handlungsbedarf und beantragt ihrem Rat, der Standesinitiative Folge zu geben.

3 17.3314 34 Ständerat Frühjahrssession 2021

17.3314 Motion Aussergewöhnliche Frostschäden im Weinbau und an Obstkulturen

Eingereicht von: Bourgeois Jacques FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 04.05.2017 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Nachdem der Frost jüngst sehr grosse Schäden angerichtet hat, insbesondere an Reben- und Obstkulturen, ersuche ich den Bundesrat: a. in Zusammenarbeit mit den betroffenen Branchen die entstandenen Schäden zu schätzen; b. mit Hilfe der betroffenen Kantone und mit Unterstützung der Konferenz der kantonalen Landwirtschaftsdirektoren kurz- und mittelfristige Massnahmen zu umreissen; c. Härtefällen Rechnung zu tragen. Begründung In zahlreichen Regionen der Schweiz hat der Frost sehr grosse Schäden angerichtet, insbesondere an Reben- und Obstkulturen. In einigen Regionen hat man seit 1974 nicht mehr einen derart starken Frost erlebt. Die in diesem Jahr entstandenen Schäden sind beispiellos und betreffen Tausende von Hektaren. Angesichts dieser aussergewöhnlichen Lage sollte der Bundesrat mit Hilfe der Kantone nach Möglichkeiten suchen, um den betroffenen Obst- und Weinbäuerinnen und -bauern zu helfen. Auf der Grundlage von Artikel 79 des Landwirtschaftsgesetzes könnten rasch Massnahmen ergriffen werden, beispielsweise die Gewährung zinsloser Darlehen oder ein Aufschub der Rückzahlung von Investitionskrediten. Parallel dazu sollte eine Lockerung der gesetzlichen Rahmenbedingungen erwogen werden. Mittelfristig verdient die Idee, dass der Staat teilweise für die Prämien von Versicherungen gegen witterungsbedingte Risiken aufkommt, eine vertiefte Abklärung. Im Rahmen des Berichtes in Erfüllung meiner Postulate 14.3023 und 14.3815, "Agrarpolitiken. Internationaler Vergleich mit speziellem Fokus auf Risikoabsicherung", wird erwähnt, dass in Österreich, Frankreich, Italien und Spanien die Prämien für Versicherungen gegen witterungsbedingte Risiken subventioniert werden. Dabei übernimmt der Staat zwischen 50 und 65 Prozent der Prämien. Würde der Staat einen Teil der Prämien bezahlen, würde dies den Obst- und Weinbäuerinnen und -bauern ermöglichen, sich besser gegen allfällige Wetterschäden abzusichern und ihre Ernten zu versichern. Ferner sollte der Bundesrat Härtefällen Rechnung tragen angesichts der Tatsache, dass in den erwähnten Sektoren wegen der geringen Fläche der bewirtschafteten Böden die Direktzahlungen nur einen kleinen Teil des Einkommens ausmachen. Folglich sind die Direktzahlungen nicht geeignet, diesen Landwirtschaftsbetrieben die Mittel beizusteuern, die sie brauchen, um ein bestimmtes Einkommensniveau zu halten. Stellungnahme des Bundesrates vom 21.06.2017 Das WBF stand kurz nach den Frostnächten in Kontakt mit den am stärksten betroffenen Branchenverbänden und Kantonen. Es hat das BLW umgehend beauftragt, die Schadensschätzungen zusammenzutragen, die diese Verbände mit der Unterstützung der kantonalen Landwirtschaftsbehörden erstellt haben. Die effektiven finanziellen Einbussen werden sich jedoch erst schrittweise zum Zeitpunkt der Ernten zeigen. Je nach Situation des jeweiligen betroffenen Landwirtschaftsbetriebs können verschiedene Massnahmen in Anwendung von Artikel 79 des Landwirtschaftsgesetzes (SR 910.1) kurzfristig helfen, eine finanzielle Bedrängnis zu überwinden. Angesichts des Ausmasses der geschätzten Schäden werden mögliche Härtefälle im Einvernehmen mit privaten Organisationen geprüft werden. Bezüglich der mittelfristigen Massnahmen und rechtlichen Rahmenbedingungen wird der Bundesrat im Rahmen der Agrarpolitik für die Zeit nach 2022 prüfen, welche Unterstützungsmöglichkeiten die Resilienz der Landwirtschaft, insbesondere der Spezialkulturen, gegenüber den Risiken von Naturschäden optimieren können. Antrag des Bundesrates vom 21.06.2017 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. 17.3314 35 Ständerat Frühjahrssession 2021

Kommissionsberichte 15.02.2021 - Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates Chronologie

29.09.2017 Nationalrat Annahme 03.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Nationalrat

Mitunterzeichnende (80) Addor Jean-Luc, Aebi Andreas, Amarelle Cesla, Amaudruz Céline, Amherd Viola, Barazzone Guillaume, Borloz Frédéric, Brélaz Daniel, Bulliard-Marbach Christine, Buttet Yannick, Béglé Claude, Büchler Jakob, Bühler Manfred, Campell Duri, Carobbio Guscetti Marina, Chevalley Isabelle, Clottu Raymond, Derder Fathi, Dettling Marcel, Fehlmann Rielle Laurence, Feller Olivier, Fluri Kurt, Fridez Pierre-Alain, Fässler Daniel, Gasche Urs, Glauser-Zufferey Alice, Gmür Alois, Graf Maya, Grin Jean-Pierre, Grunder Hans, Gschwind Jean-Paul, Gysi Barbara, Hausammann Markus, Hess Lorenz, Hiltpold Hugues, Jans Beat, Keller Peter, Landolt Martin, Lüscher Christian, Maire Jacques-André, Marchand-Balet Géraldine, Marra Ada, Mazzone Lisa, Moret Isabelle, Müller Leo, Müller Walter, Müller-Altermatt Stefan, Nantermod Philippe, Nicolet Jacques, Nidegger Yves, Nordmann Roger, Nussbaumer Eric, Page Pierre-André, Pezzatti Bruno, Piller Carrard Valérie, Regazzi Fabio, Reynard Mathias, Rime Jean-François, Ritter Markus, Ruiz Rebecca Ana, Ruppen Franz, Rösti Albert, Salzmann Werner, Schelbert Louis, Schilliger Peter, Schmidt Roberto, Schneeberger Daniela, Schneider Schüttel Ursula, Schneider-Schneiter Elisabeth, Schwaab Jean Christophe, Sommaruga Carlo, Thorens Goumaz Adèle, Tornare Manuel, Umbricht Pieren Nadja, Vitali Albert, Vogler Karl, Walter Hansjörg, Wehrli Laurent, Wobmann Walter, de Buman Dominique 17.3314 36 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:42

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

17.3314 n Mo. Nationalrat (Bourgeois). Aussergewöhnliche Frostschäden im Weinbau und an Obstkulturen

Bericht der Kommission für Wirtschaft und Abgaben vom 15. Februar 2021

Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 15. Februar 2021 die von Nationalrat Jacques Bourgeois am 4. Mai 2017 eingereichte und vom Nationalrat am 29. September 2017 angenommene Motion vorberaten.

Die Motion will den Bundesrat beauftragen, die im Frühjahr 2017 entstandenen Frostschäden zu schätzen, mit Hilfe der betroffenen Kantone kurz- und mittelfristige Massnahmen für die Betroffenen zu umreissen und Härtefällen Rechnung zu tragen.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 9 zu 2 Stimmen, die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Levrat

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Christian Levrat

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 21. Juni 2017 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 17.3314 37 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:42

1 Text und Begründung

1.1 Text Nachdem der Frost jüngst sehr grosse Schäden angerichtet hat, insbesondere an Reben- und Obstkulturen, ersuche ich den Bundesrat: a. in Zusammenarbeit mit den betroffenen Branchen die entstandenen Schäden zu schätzen; b. mit Hilfe der betroffenen Kantone und mit Unterstützung der Konferenz der kantonalen Landwirtschaftsdirektoren kurz- und mittelfristige Massnahmen zu umreissen; c. Härtefällen Rechnung zu tragen.

1.2 Begründung In zahlreichen Regionen der Schweiz hat der Frost sehr grosse Schäden angerichtet, insbesondere an Reben- und Obstkulturen. In einigen Regionen hat man seit 1974 nicht mehr einen derart starken Frost erlebt. Die in diesem Jahr entstandenen Schäden sind beispiellos und betreffen Tausende von Hektaren. Angesichts dieser aussergewöhnlichen Lage sollte der Bundesrat mit Hilfe der Kantone nach Möglichkeiten suchen, um den betroffenen Obst- und Weinbäuerinnen und -bauern zu helfen. Auf der Grundlage von Artikel 79 des Landwirtschaftsgesetzes könnten rasch Massnahmen ergriffen werden, beispielsweise die Gewährung zinsloser Darlehen oder ein Aufschub der Rückzahlung von Investitionskrediten. Parallel dazu sollte eine Lockerung der gesetzlichen Rahmenbedingungen erwogen werden. Mittelfristig verdient die Idee, dass der Staat teilweise für die Prämien von Versicherungen gegen witterungsbedingte Risiken aufkommt, eine vertiefte Abklärung. Im Rahmen des Berichtes in Erfüllung meiner Postulate 14.3023 und 14.3815, "Agrarpolitiken. Internationaler Vergleich mit speziellem Fokus auf Risikoabsicherung", wird erwähnt, dass in Österreich, Frankreich, Italien und Spanien die Prämien für Versicherungen gegen witterungsbedingte Risiken subventioniert werden. Dabei übernimmt der Staat zwischen 50 und 65 Prozent der Prämien. Würde der Staat einen Teil der Prämien bezahlen, würde dies den Obst- und Weinbäuerinnen und -bauern ermöglichen, sich besser gegen allfällige Wetterschäden abzusichern und ihre Ernten zu versichern. Ferner sollte der Bundesrat Härtefällen Rechnung tragen angesichts der Tatsache, dass in den erwähnten Sektoren wegen der geringen Fläche der bewirtschafteten Böden die Direktzahlungen nur einen kleinen Teil des Einkommens ausmachen. Folglich sind die Direktzahlungen nicht geeignet, diesen Landwirtschaftsbetrieben die Mittel beizusteuern, die sie brauchen, um ein bestimmtes Einkommensniveau zu halten.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 21. Juni 2017 Das WBF stand kurz nach den Frostnächten in Kontakt mit den am stärksten betroffenen Branchenverbänden und Kantonen. Es hat das BLW umgehend beauftragt, die Schadensschätzungen zusammenzutragen, die diese Verbände mit der Unterstützung der kantonalen Landwirtschaftsbehörden erstellt haben. Die effektiven finanziellen Einbussen werden sich jedoch erst schrittweise zum Zeitpunkt der Ernten zeigen. Je nach Situation des jeweiligen betroffenen Landwirtschaftsbetriebs können verschiedene Massnahmen in Anwendung von Artikel 79 des Landwirtschaftsgesetzes (SR 910.1) kurzfristig helfen, eine finanzielle Bedrängnis zu überwinden. Angesichts des Ausmasses der geschätzten Schäden werden mögliche Härtefälle im Einvernehmen mit privaten Organisationen geprüft werden. Bezüglich der mittelfristigen Massnahmen und rechtlichen Rahmenbedingungen wird der Bundesrat im Rahmen der Agrarpolitik für die Zeit nach 2022 prüfen, welche Unterstützungsmöglichkeiten die Resilienz der Landwirtschaft, insbesondere der Spezialkulturen, gegenüber den Risiken von Naturschäden optimieren können.

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17.3314 38 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:42

Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Nationalrat hat die Motion am 29. September 2017 diskussionslos und ohne Gegenantrag angenommen.

4 Erwägungen der Kommission Die Motion wurde als Reaktion auf die grossen Frostschäden in Reben- und Obstkulturen vom Frühjahr 2017 eingereicht. Wie der Bundesrat in seiner Stellungnahme ankündigte (vgl. Pt. 2), hat er seither geprüft, wie die Risikoabsicherung der landwirtschaftlichen Betriebe gegenüber wetterbedingten Ertragsschwankungen verbessert werden kann. Er schlägt im Rahmen seiner Botschaft vom 12. Februar 2020 zur Weiterentwicklung der Agrarpolitik ab 2022 (AP22+; 20.022) vor, eine gesetzliche Grundlage zu schaffen, damit der Bund Beiträge an die Verbilligung der Prämien von Ernteversicherungen leisten kann (Art. 86b E-LwG). Dieses Vorhaben wird von der Kommission trotz des Beschlusses des Ständerats, die Beratung der AP 22+ zu sistieren, unterstützt.

3

17.3655 39 Ständerat Frühjahrssession 2021

17.3655 Motion Tierwohlprogramm "Weide für Kälber und Jung-/Mastvieh"

Eingereicht von: Schelbert Louis Grüne Fraktion Grüne Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 13.09.2017 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, wenn möglich per 1. Januar 2019 ein RAUS-Weide-Programm für männliche wie weibliche Kälber sowie für das Jung-/Mastvieh einzuführen und den Aufwand dafür fair abzugelten. Begründung Von den RAUS-Beiträgen profitierten 2016 laut BLW-Agrarbericht 54 Prozent der unter einjährigen männlichen und 67 Prozent der weiblichen Rinder. Diese Zahlen sind Augenwischerei, denn die meisten Rinder dürfen nur auf eine Beton-Auslauffläche und nicht wie die Kühe auf eine Weide. Für Kälber gibt es sogar RAUS-Beiträge, wenn sie einzeln in einer kleinen Hütte gehalten werden. Die Weidehaltung von Kälbern und Jung-/Mastvieh ist für die Landwirte nicht attraktiv, weil der zusätzliche Aufwand dafür vom Bund nicht abgegolten wird. Eine vom Bund eingesetzte Arbeitsgruppe hat beim BLW 2016 den praktisch einstimmigen Antrag deponiert, ein zusätzliches Programm "RAUS-Weide für Kälber und Jung-/Mastvieh" einzuführen und den Aufwand dafür fair abzugelten. Das BLW hat die Idee aber mit einer Pseudo-Begründung nicht in das Verordnungspaket 2017 aufgenommen; stattdessen gibt der Bund neuen RAUS-Weide-Programmen für Hirsche bzw. amerikanische Bisons den Vorrang, welche gemäss Tierschutzverordnung sowieso im Freien gehalten werden müssen. Die Unterzeichneten sehen Handlungsbedarf und beauftragen den Bundesrat, wenn möglich per 1. Januar 2019 ein RAUS-Weide-Programm für männliche wie weibliche Kälber sowie für das Jung-/Mastvieh einzuführen und den Aufwand dafür fair abzugelten. Dadurch entsteht kein administrativer Mehraufwand: Bei der Anmeldung kreuzen die interessierten Landwirte künftig nicht mehr "RAUS-Basis", sondern "RAUS-Weide" an. Die Beiträge werden wie bisher automatisch aufgrund der Tierverkehrsdaten berechnet. Antrag des Bundesrates vom 15.11.2017 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Kommissionsberichte 15.02.2021 - Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates Chronologie

15.12.2017 Nationalrat Annahme 09.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) 17.3655 40 Ständerat Frühjahrssession 2021

Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Nationalrat

Mitunterzeichnende (6) Fricker Jonas, Glättli Balthasar, Häsler Christine, Mazzone Lisa, Thorens Goumaz Adèle, de la Reussille Denis 17.3655 41 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 23.02.2021 19:05

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

17.3655 n Mo. Nationalrat (Schelbert). Tierwohlprogramm "Weide für Kälber und Jung-/Mastvieh"

Bericht der Kommission für Wirtschaft und Abgaben vom 15. Februar 2021

Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 15. Februar 2021 die von Nationalrat Louis Schelbert am 13. September 2017 eingereichte und vom Nationalrat am 15. Dezember 2017 angenommene Motion vorberaten.

Mit der Motion wird der Bundesrat beauftragt, ein RAUS-Weide-Programm für männliche wie weibliche Kälber sowie für das Jung-/Mastvieh einzuführen und den Aufwand dafür fair abzugelten.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 9 zu 2 Stimmen, die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Levrat

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Christian Levrat

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 15. November 2017 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 17.3655 42 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 23.02.2021 19:05

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, wenn möglich per 1. Januar 2019 ein RAUS-Weide-Programm für männliche wie weibliche Kälber sowie für das Jung-/Mastvieh einzuführen und den Aufwand dafür fair abzugelten.

1.2 Begründung Von den RAUS-Beiträgen profitierten 2016 laut BLW-Agrarbericht 54 Prozent der unter einjährigen männlichen und 67 Prozent der weiblichen Rinder. Diese Zahlen sind Augenwischerei, denn die meisten Rinder dürfen nur auf eine Beton-Auslauffläche und nicht wie die Kühe auf eine Weide. Für Kälber gibt es sogar RAUS-Beiträge, wenn sie einzeln in einer kleinen Hütte gehalten werden. Die Weidehaltung von Kälbern und Jung-/Mastvieh ist für die Landwirte nicht attraktiv, weil der zusätzliche Aufwand dafür vom Bund nicht abgegolten wird. Eine vom Bund eingesetzte Arbeitsgruppe hat beim BLW 2016 den praktisch einstimmigen Antrag deponiert, ein zusätzliches Programm "RAUS-Weide für Kälber und Jung-/Mastvieh" einzuführen und den Aufwand dafür fair abzugelten. Das BLW hat die Idee aber mit einer Pseudo-Begründung nicht in das Verordnungspaket 2017 aufgenommen; stattdessen gibt der Bund neuen RAUS-Weide- Programmen für Hirsche bzw. amerikanische Bisons den Vorrang, welche gemäss Tierschutzverordnung sowieso im Freien gehalten werden müssen. Die Unterzeichneten sehen Handlungsbedarf und beauftragen den Bundesrat, wenn möglich per 1. Januar 2019 ein RAUS-Weide-Programm für männliche wie weibliche Kälber sowie für das Jung- /Mastvieh einzuführen und den Aufwand dafür fair abzugelten. Dadurch entsteht kein administrativer Mehraufwand: Bei der Anmeldung kreuzen die interessierten Landwirte künftig nicht mehr "RAUS- Basis", sondern "RAUS-Weide" an. Die Beiträge werden wie bisher automatisch aufgrund der Tierverkehrsdaten berechnet.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 15. November 2017 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Nationalrat hat die Motion am 15. Dezember 2017 diskussionslos und ohne Gegenantrag angenommen.

4 Erwägungen der Kommission Das Anliegen der Motion ist seit dem 1. Januar 2019 umgesetzt. Im Rahmen des landwirtschaftlichen Verordnungspakets 2018 hat der Bundesrat die Direktzahlungsverordnung mit einem zusätzlichen RAUS-Beitrag für männliche Tiere der Rindergattung sowie weibliche Kälber und Jungrinder, die im Sommerhalbjahr ausschliesslich geweidet werden, ergänzt.

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17.3714 43 Ständerat Frühjahrssession 2021

17.3714 Motion Steuerliche Doppelbelastung. Möglichkeit zur Senkung der Vermögenssteuer

Eingereicht von: Chiesa Marco Fraktion der Schweizerischen Volkspartei Schweizerische Volkspartei Einreichungsdatum: 25.09.2017 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, eine Änderung des Bundesgesetzes vom 14. Dezember 1990 über die Harmonisierung der direkten Steuern der Kantone und Gemeinden (StHG) vorzulegen, wonach die Kantone die Möglichkeit erhalten, die Steuer auf dem Vermögen zu senken, soweit es sich beim Vermögen um Beteiligungen von mindestens 10 Prozent am Aktienkapital einer Aktiengesellschaft oder am Genossenschaftskapital einer Genossenschaft handelt. Begründung Seit 2009 gibt es in der Bundesgesetzgebung Bestimmungen, wonach die Kantone bei Dividenden, Gewinnanteilen, Liquidationsüberschüssen und geldwerten Vorteilen aus Beteiligungen aller Art, die mindestens 10 Prozent des Aktienkapitals einer Kapitalgesellschaft oder des Genossenschaftskapitals einer Genossenschaft ausmachen (qualifizierte Beteiligungen), die wirtschaftliche Doppelbelastung von Körperschaften und Anteilsinhabern mildern können (Art. 7 Abs. 1 StHG und Art. 18b Abs. 1 und 20 Abs. 1bis des Bundesgesetzes über die direkte Bundessteuer). Solche Einkünfte sollen nach dem Vorentwurf zur Steuervorlage 17 im Umfang von 70 Prozent steuerbar sein. Bis heute besteht aber eine andere Art von wirtschaftlicher Doppelbelastung. Der Gesetzgeber hat sie 2009 nicht berücksichtigt. Sie hat auch nicht in die Steuervorlage 17 Eingang gefunden. Das Kapital eines Unternehmens wird ein erstes Mal vom Unternehmen versteuert und ein zweites Mal als Vermögen von den Beteiligungsinhaberinnen und -inhabern. Einige Kantone sehen in ihren Gesetzen Bestimmungen vor, die diese Art von Doppelbelastung mildern sollen, analog zu den Einkünften der natürlichen Personen. Beispiele sind die Kantone Neuenburg, Wallis und Jura. Sie sehen vor, dass Beteiligungen an nichtbörsenkotierten Kapitalgesellschaften und Genossenschaften mit Sitz in der Schweiz reduziert zu besteuern sind. Der Steuerwert wird im Kanton Neuenburg um 60 Prozent der Differenz zwischen Verkehrswert und Nominalwert (Art. 49 Abs. 4 des Gesetzes über die direkten Steuern des Kantons Neuenburg) reduziert, im Kanton Wallis, allerdings nur für juristische Personen, um 40 Prozent (Art. 56 Abs. 4 des Steuergesetzes des Kantons Wallis) dieser Differenz und im Kanton Jura um 30 Prozent (Art. 45 Abs. 2 des jurassischen Steuergesetzes). Die Milderungspraxis, die in einigen Kantonen also bereits gang und gäbe ist, findet sich aber nicht in der Bundesgesetzgebung (d. h. im StHG). Zudem hat der Gesetzgeber im Bereich der Gewinnsteuer ja einer Milderung der Doppelbelastung bereits zugestimmt. Deshalb ist es sinnvoll, im StHG die Kantone dazu zu ermächtigen, die Vermögenssteuer zu senken. Stellungnahme des Bundesrates vom 22.11.2017 Werden Vermögenswerte auf Unternehmensebene mit der Kapitalsteuer und auf persönlicher Ebene mit der Vermögenssteuer belastet, kann sich daraus eine Mehrbelastung gegenüber anderen Vermögenswerten ergeben. Es liegt dann eine wirtschaftliche Doppelbelastung vor. Diese kann grundsätzlich auf Ebene des Kapitalunternehmens oder auf Ebene des Beteiligten korrigiert werden. Standortpolitisch ist eine Entlastung auf Unternehmensebene überlegen, weil die Schweiz dadurch auch für ausländische und institutionelle Investoren attraktiver wird. Aus Sicht der volkswirtschaftlichen Effizienz kann demgegenüber eine Entlastung auf persönlicher Ebene angezeigt sein, wenn etwa bei der Einkommenssteuer der Entscheid zwischen Ausschüttung und Thesaurierung im Sinne der Gewinnverwendungsneutralität weniger verzerrt wird. Damit verbleiben erwirtschaftete Gewinne dann nicht in reifen, wenig Wachstum versprechenden Unternehmen und können nach der Ausschüttung in jüngere, wachstumsträchtigere Unternehmen mit hohem Investitionsbedarf gelenkt werden. Da die Vermögenssteuer die Gewinnverwendungsneutralität nicht verletzt, entfällt das Effizienzargument, sodass eine allfällige Korrektur der wirtschaftlichen Doppelbelastung auf Unternehmensebene bei der Kapitalsteuer ansetzen sollte. Auf Bundesebene wurde die Kapitalsteuer bereits im Rahmen der Unternehmenssteuerreform 1997 per 1998 17.3714 44 Ständerat Frühjahrssession 2021 abgeschafft. Bestrebungen, den Kantonen das Recht einzuräumen, auf die Erhebung der Kapitalsteuer zu verzichten, sind zuletzt im Vorfeld der Unternehmenssteuerreform III am Widerstand der Kantone gescheitert. Immerhin können die Kantone bereits heute die Gewinnsteuer juristischer Personen an die Kapitalsteuer anrechnen. In den Kantonen, die diese Massnahme eingeführt haben, entfällt für die Unternehmen die Kapitalsteuer, sofern sie eine hinreichend hohe Gewinnsteuer entrichten. Andere Kantone, welche nicht anrechnen, kennen zum Teil sehr tiefe Steuersätze, sodass die Kapitalsteuer bei ihnen kaum ins Gewicht fällt. Obwohl die wirtschaftliche Doppelbelastung durch Kapital- und Vermögenssteuer potenziell alle Personen betrifft, welche Beteiligungen an inländischen juristischen Personen halten, möchte der Motionär die Entlastung bei der Vermögenssteuer auf Beteiligungen mit einem Anteil am Kapital von mindestens 10 Prozent beschränken. Typischerweise sind solche Beteiligungen nicht börsenkotiert und werden in der Vermögenssteuer mit der sogenannten Praktikermethode bewertet. Dabei fliesst der Substanzwert zu einem Drittel und der Ertragswert zu zwei Dritteln ein. Im Vergleich zu nach dem Marktwert erfassten Vermögenswerten ergibt sich daraus eine – je nach Konstellation – mehr oder weniger ausgeprägte Unterbewertung. Allein schon deshalb drängt sich bei qualifizierenden Beteiligungen kein zusätzlicher Rabatt bei der Vermögenssteuer auf. Zum 10-Prozent-Qualifikationskriterium hat das Bundesgericht in BGE 136 I 65, E. 5.5 im Kontext der Teilbesteuerung ausgeschütteter Gewinne festgestellt, dass es gegen das verfassungsrechtliche Prinzip der Belastungsgleichheit verstosse. Es sei schlicht kein Grund erkennbar, der es rechtfertigen würde, die Dividende eines kleinen Teilhabers höher zu besteuern als jene eines grossen Anteilseigners. Eine analoge Beurteilung dürfte auch für das vom Motionär vorgeschlagene Qualifikationskriterium bei Beteiligungen in der Vermögenssteuer gelten. Antrag des Bundesrates vom 22.11.2017 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 18.01.2021 - Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates Chronologie

13.03.2019 Nationalrat Annahme 02.03.2021 Ständerat Ablehnung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Nationalrat 17.3714 45 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 09:20

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

17.3714 n Mo. Nationalrat (Chiesa). Steuerliche Doppelbelastung. Möglichkeit zur Senkung der Vermögenssteuer

Bericht der Kommission für Wirtschaft und Abgaben vom 18. Januar 2021

Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 18. Januar 2021 die vom damaligen Nationalrat am 25. September 2017 eingereichte und vom Nationalrat am 13. März 2019 angenommene Motion vorberaten.

Die Motion will den Bundesrat beauftragen, eine Änderung des Steuerharmonisierungsgesetzes (StHG) vorzulegen, sodass die Kantone die Möglichkeit erhalten, die Steuer auf dem Vermögen zu senken, soweit es sich beim Vermögen um Beteiligungen von mindestens 10 Prozent am Aktienkapital einer Aktiengesellschaft oder am Genossenschaftskapital einer Genossenschaft handelt.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 9 zu 0 Stimmen bei 4 Enthaltungen, die Motion abzulehnen.

Berichterstattung: Levrat

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Christian Levrat

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 22. November 2017 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 17.3714 46 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 09:20

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, eine Änderung des Bundesgesetzes vom 14. Dezember 1990 über die Harmonisierung der direkten Steuern der Kantone und Gemeinden (StHG) vorzulegen, wonach die Kantone die Möglichkeit erhalten, die Steuer auf dem Vermögen zu senken, soweit es sich beim Vermögen um Beteiligungen von mindestens 10 Prozent am Aktienkapital einer Aktiengesellschaft oder am Genossenschaftskapital einer Genossenschaft handelt.

1.2 Begründung Seit 2009 gibt es in der Bundesgesetzgebung Bestimmungen, wonach die Kantone bei Dividenden, Gewinnanteilen, Liquidationsüberschüssen und geldwerten Vorteilen aus Beteiligungen aller Art, die mindestens 10 Prozent des Aktienkapitals einer Kapitalgesellschaft oder des Genossenschaftskapitals einer Genossenschaft ausmachen (qualifizierte Beteiligungen), die wirtschaftliche Doppelbelastung von Körperschaften und Anteilsinhabern mildern können (Art. 7 Abs. 1 StHG und Art. 18b Abs. 1 und 20 Abs. 1bis des Bundesgesetzes über die direkte Bundessteuer). Solche Einkünfte sollen nach dem Vorentwurf zur Steuervorlage 17 im Umfang von 70 Prozent steuerbar sein. Bis heute besteht aber eine andere Art von wirtschaftlicher Doppelbelastung. Der Gesetzgeber hat sie 2009 nicht berücksichtigt. Sie hat auch nicht in die Steuervorlage 17 Eingang gefunden. Das Kapital eines Unternehmens wird ein erstes Mal vom Unternehmen versteuert und ein zweites Mal als Vermögen von den Beteiligungsinhaberinnen und -inhabern. Einige Kantone sehen in ihren Gesetzen Bestimmungen vor, die diese Art von Doppelbelastung mildern sollen, analog zu den Einkünften der natürlichen Personen. Beispiele sind die Kantone Neuenburg, Wallis und Jura. Sie sehen vor, dass Beteiligungen an nichtbörsenkotierten Kapitalgesellschaften und Genossenschaften mit Sitz in der Schweiz reduziert zu besteuern sind. Der Steuerwert wird im Kanton Neuenburg um 60 Prozent der Differenz zwischen Verkehrswert und Nominalwert (Art. 49 Abs. 4 des Gesetzes über die direkten Steuern des Kantons Neuenburg) reduziert, im Kanton Wallis, allerdings nur für juristische Personen, um 40 Prozent (Art. 56 Abs. 4 des Steuergesetzes des Kantons Wallis) dieser Differenz und im Kanton Jura um 30 Prozent (Art. 45 Abs. 2 des jurassischen Steuergesetzes). Die Milderungspraxis, die in einigen Kantonen also bereits gang und gäbe ist, findet sich aber nicht in der Bundesgesetzgebung (d. h. im StHG). Zudem hat der Gesetzgeber im Bereich der Gewinnsteuer ja einer Milderung der Doppelbelastung bereits zugestimmt. Deshalb ist es sinnvoll, im StHG die Kantone dazu zu ermächtigen, die Vermögenssteuer zu senken.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 22. November 2017 Werden Vermögenswerte auf Unternehmensebene mit der Kapitalsteuer und auf persönlicher Ebene mit der Vermögenssteuer belastet, kann sich daraus eine Mehrbelastung gegenüber anderen Vermögenswerten ergeben. Es liegt dann eine wirtschaftliche Doppelbelastung vor. Diese kann grundsätzlich auf Ebene des Kapitalunternehmens oder auf Ebene des Beteiligten korrigiert werden. Standortpolitisch ist eine Entlastung auf Unternehmensebene überlegen, weil die Schweiz dadurch auch für ausländische und institutionelle Investoren attraktiver wird. Aus Sicht der volkswirtschaftlichen Effizienz kann demgegenüber eine Entlastung auf persönlicher Ebene angezeigt sein, wenn etwa bei der Einkommenssteuer der Entscheid zwischen Ausschüttung und Thesaurierung im Sinne der Gewinnverwendungsneutralität weniger verzerrt wird. Damit verbleiben

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17.3714 47 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 09:20

erwirtschaftete Gewinne dann nicht in reifen, wenig Wachstum versprechenden Unternehmen und können nach der Ausschüttung in jüngere, wachstumsträchtigere Unternehmen mit hohem Investitionsbedarf gelenkt werden. Da die Vermögenssteuer die Gewinnverwendungsneutralität nicht verletzt, entfällt das Effizienzargument, sodass eine allfällige Korrektur der wirtschaftlichen Doppelbelastung auf Unternehmensebene bei der Kapitalsteuer ansetzen sollte. Auf Bundesebene wurde die Kapitalsteuer bereits im Rahmen der Unternehmenssteuerreform 1997 per 1998 abgeschafft. Bestrebungen, den Kantonen das Recht einzuräumen, auf die Erhebung der Kapitalsteuer zu verzichten, sind zuletzt im Vorfeld der Unternehmenssteuerreform III am Widerstand der Kantone gescheitert. Immerhin können die Kantone bereits heute die Gewinnsteuer juristischer Personen an die Kapitalsteuer anrechnen. In den Kantonen, die diese Massnahme eingeführt haben, entfällt für die Unternehmen die Kapitalsteuer, sofern sie eine hinreichend hohe Gewinnsteuer entrichten. Andere Kantone, welche nicht anrechnen, kennen zum Teil sehr tiefe Steuersätze, sodass die Kapitalsteuer bei ihnen kaum ins Gewicht fällt. Obwohl die wirtschaftliche Doppelbelastung durch Kapital- und Vermögenssteuer potenziell alle Personen betrifft, welche Beteiligungen an inländischen juristischen Personen halten, möchte der Motionär die Entlastung bei der Vermögenssteuer auf Beteiligungen mit einem Anteil am Kapital von mindestens 10 Prozent beschränken. Typischerweise sind solche Beteiligungen nicht börsenkotiert und werden in der Vermögenssteuer mit der sogenannten Praktikermethode bewertet. Dabei fliesst der Substanzwert zu einem Drittel und der Ertragswert zu zwei Dritteln ein. Im Vergleich zu nach dem Marktwert erfassten Vermögenswerten ergibt sich daraus eine - je nach Konstellation - mehr oder weniger ausgeprägte Unterbewertung. Allein schon deshalb drängt sich bei qualifizierenden Beteiligungen kein zusätzlicher Rabatt bei der Vermögenssteuer auf. Zum 10-Prozent-Qualifikationskriterium hat das Bundesgericht in BGE 136 I 65, E. 5.5 im Kontext der Teilbesteuerung ausgeschütteter Gewinne festgestellt, dass es gegen das verfassungsrechtliche Prinzip der Belastungsgleichheit verstosse. Es sei schlicht kein Grund erkennbar, der es rechtfertigen würde, die Dividende eines kleinen Teilhabers höher zu besteuern als jene eines grossen Anteilseigners. Eine analoge Beurteilung dürfte auch für das vom Motionär vorgeschlagene Qualifikationskriterium bei Beteiligungen in der Vermögenssteuer gelten.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Nationalrat hat die Motion am 13. März 2019 mit 101 zu 86 Stimmen und 3 Enthaltungen angenommen.

4 Erwägungen der Kommission Die Kommission teilt die Auffassung des Bundesrats, wonach eine allfällige wirtschaftliche Doppelbelastung nicht bei der Vermögens-, sondern bei der Kapitalsteuer kompensiert werden soll. In diesem Bereich hat der Bund bereits verschiedene Massnahmen umgesetzt. Ausserdem haben die Kantone die Möglichkeit, die Gewinn- an die Kapitalsteuer anzurechnen oder bei der Kapitalsteuer tiefe Steuersätze einzuführen. Viele Kantone nutzen diese Spielräume, sodass die wirtschaftliche Doppelbelastung in der Praxis kaum noch eine Rolle spielt. Zu Recht weist der Bundesrat zudem auf die fragliche Verfassungsmässigkeit des vom Motionär vorgeschlagenen 10- Prozent-Qualifikationskriterium hin.

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17.406 48 Ständerat Frühjahrssession 2021

17.406 Parlamentarische Initiative Für eine moderne Sozialpartnerschaft

Eingereicht von: Feller Olivier FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 06.03.2017 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung und auf Artikel 107 des Parlamentsgesetzes reiche ich folgende parlamentarische Initiative ein: Das Bundesgesetz über die Allgemeinverbindlicherklärung von Gesamtarbeitsverträgen wird an die heutigen Gegebenheiten der Wirtschaft angepasst, indem Artikel 2 wie folgt geändert wird: Art. 2 Die Allgemeinverbindlichkeit darf nur unter folgenden Voraussetzungen angeordnet werden: ... 3. Am Gesamtarbeitsvertrag müssen mehr als die Hälfte aller Arbeitgeber und mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer, auf die der Geltungsbereich des Gesamtarbeitsvertrages ausgedehnt werden soll, beteiligt sein. Die beteiligten Arbeitgeber müssen überdies mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer beschäftigen. Ausnahmsweise kann bei besonderen Verhältnissen vom Erfordernis der Mehrheit der beteiligten Arbeitnehmer abgesehen werden. 3.bis Wenn die beteiligten Arbeitgeber nicht die Hälfte, aber mindestens 35 Prozent aller Arbeitgeber darstellen, müssen sie mindestens 65 Prozent der Arbeitnehmer beschäftigen. Wenn der Anteil der Arbeitgeber zwischen 35 Prozent und 50 Prozent liegt, verändert sich der erforderliche Anteil der Arbeitnehmer im selben Ausmass und beträgt damit höchstens 65 Prozent und mindestens 50 Prozent. Gegenstand der Allgemeinverbindlicherklärung kann in diesem Fall nur sein, was direkt in Zusammenhang mit den Arbeitsbedingungen steht. Dies sind die minimale Entlöhnung und die ihr entsprechende Arbeitszeit, die Vollzugskostenbeiträge, die paritätischen Kontrollen sowie die Sanktionen gegenüber fehlbaren Arbeitgebern und Arbeitnehmern, insbesondere Konventionalstrafen und die Auferlegung von Kontrollkosten. 3.ter Im Fall eines Antrages auf Allgemeinverbindlicherklärung nach Artikel 1a müssen die beteiligten Arbeitgeber mindestens 50 Prozent aller Arbeitnehmer beschäftigen. ... Begründung Die Sozialpartnerschaft ist einer der Pfeiler der Kultur unseres Landes. Sie hat stark zum Erfolgsmodell Schweiz beigetragen. Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite einigen sich über die Arbeitsbedingungen in einem Wirtschaftszweig oder in einem Unternehmen, manchmal auf regionaler Ebene, ohne dass der Gesetzgeber beteiligt ist. Dies ermöglicht flexible Lösungen, die dem jeweiligen Wirtschaftszweig, den regionalen Unterschieden und den wirtschaftlichen Gegebenheiten Rechnung tragen. Das wichtigste Instrument der Sozialpartnerschaft ist der Gesamtarbeitsvertrag (GAV). Dabei handelt es sich um einen privatrechtlichen Vertrag, der zwischen einem oder mehreren Arbeitgeberverbänden und einem oder mehreren Arbeitnehmerverbänden abgeschlossen wird. Das Ziel ist, die Arbeitsbedingungen für die den beteiligten Verbänden angehörenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und Arbeitgeber verpflichtend zu regeln. Ein GAV kann von der zuständigen Bundesbehörde oder kantonalen Behörde für allgemeinverbindlich erklärt werden, das heisst, auf alle Arbeitgeber und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eines Wirtschaftszweigs ausgedehnt werden. In diesem Fall müssen alle Arbeitgeber und Angestellten im betroffenen Wirtschaftszweig die im GAV festgelegten Bestimmungen einhalten, selbst wenn sie keinem der vertragsschliessenden Verbände angehören. Die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV wird im Bundesgesetz über die Allgemeinverbindlicherklärung von Gesamtarbeitsverträgen (Aveg) geregelt. Dieses Gesetz wurde am 28. September 1956 beschlossen und 17.406 49 Ständerat Frühjahrssession 2021 ist seit 1. Januar 1957 in Kraft. In Artikel 2 Aveg sind die Voraussetzungen für die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV geregelt. Seit das Gesetz 1956 beschlossen wurde, sind diese Voraussetzungen nicht geändert worden, und dies, obwohl sich die Wirtschaft und die Arbeitswelt in den letzten sechzig Jahren stark verändert haben. Artikel 2 Aveg legt fest, dass ein GAV nur dann für allgemeinverbindlich erklärt werden kann, wenn den unterzeichnenden Arbeitgeberverbänden mindestens 50 Prozent der Arbeitgeber des Wirtschaftszweigs angehören (Arbeitgeberquorum) und wenn die Arbeitnehmerverbände mindestens 50 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer repräsentieren (Arbeitnehmerquorum). Zusätzlich gibt es auch die Voraussetzung des gemischten Quorums: Die Arbeitgeber, die den am GAV beteiligten Arbeitgeberverbänden angehören, müssen mindestens 50 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Wirtschaftszweigs beschäftigen. In der Praxis ist es in gewissen Fällen schwierig, diese Quoren zu erreichen, insbesondere auf Arbeitgeberseite in Wirtschaftszweigen, in denen eine grosse Zahl von Mikro-Unternehmen jeweils nur eine kleine Zahl von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern beschäftigt. Um die Voraussetzungen für die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV an die heutigen Gegebenheiten der Wirtschaft anzupassen, schlagen wir vor, die folgenden Regeln in Artikel 2 Aveg aufzunehmen: 1. Für die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV darf das Arbeitgeberquorum unter 50 Prozent liegen, vorausgesetzt, dass der Anteil der betroffenen Angestellten um denselben Betrag über 50 Prozent liegt. Beispiel: Wenn ein Arbeitgeberverband 41 Prozent der Arbeitgeber repräsentiert, ist die Allgemeinverbindlicherklärung des GAV möglich, wenn die betroffenen Arbeitgeber 59 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Wirtschaftszweig beschäftigen. 2. Damit weiterhin ein angemessener Anteil der Arbeitgeber repräsentiert wird, darf das Arbeitgeberquorum nicht unter 35 Prozent liegen. Bei diesem Wert müssten die Arbeitgeber mindestens 65 Prozent der Angestellten des Wirtschaftszweigs beschäftigen. 3. Um zu vermeiden, dass die Allgemeinverbindlicherklärung gegen die Vereinigungsfreiheit verstösst, müssen Schranken vorgesehen werden. Gegenstand der Allgemeinverbindlicherklärung darf demnach nur sein, was direkt in Zusammenhang mit den Arbeitsbedingungen steht. Dies sind die minimale Entlöhnung und die ihr entsprechende Arbeitszeit, die Vollzugskostenbeiträge, die paritätischen Kontrollen sowie die Sanktionen gegenüber fehlbaren Arbeitgebern und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, insbesondere Konventionalstrafen und die Auferlegung von Kontrollkosten. Kommissionsberichte 19.01.2021 - Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates 04.11.2019 - Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Nationalrates Chronologie

23.04.2018 Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR Folge gegeben 08.04.2019 Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR Keine Zustimmung 09.12.2019 Nationalrat Folge gegeben 17.03.2021 Ständerat Keine Zustimmung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) 17.406 50 Ständerat Frühjahrssession 2021

Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Nationalrat 17.406 51 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 09.02.2021 15:17

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

17.406 n Pa. Iv. Feller. Für eine moderne Sozialpartnerschaft

17.407 n Pa. Iv. Gschwind. Für eine moderne Sozialpartnerschaft

Bericht der Kommission für Wirtschaft und Abgaben vom 19. Januar 2021

Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates (WAK-S) hat an ihrer Sitzung vom 19.. Januar 2021 zum zweiten Mal die beiden gleichlautenden parlamentarischen Initiativen vorgeprüft, die die Nationalräte Olivier Feller und Jean-Paul Gschwind am 6. März 2017 eingereicht hatten.

Die parlamentarischen Initiativen verlangen, das Bundesgesetz über die Allgemeinverbindlich- erklärung von Gesamtarbeitsverträgen sei in dem Sinn anzupassen, dass die Anforderungen an die Beteiligung der Sozialpartner im Vergleich zum geltenden Recht etwas gesenkt werden.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 9 zu 4 Stimmen, den parlamentarischen Initiativen keine Folge zu geben. Eine Minderheit (Rechsteiner Paul, Levrat, Thorens Goumaz, Zanetti Roberto) beantragt, ihnen Folge zu geben.

Berichterstattung: Bischof

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Christian Levrat

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stand der Vorprüfung 3 Erwägungen der Kommission

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1 Text und Begründung

1.1 Text [17.406] Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung und auf Artikel 107 des Parlamentsgesetzes reiche ich folgende parlamentarische Initiative ein: Das Bundesgesetz über die Allgemeinverbindlicherklärung von Gesamtarbeitsverträgen wird an die heutigen Gegebenheiten der Wirtschaft angepasst, indem Artikel 2 wie folgt geändert wird: Art. 2 Die Allgemeinverbindlichkeit darf nur unter folgenden Voraussetzungen angeordnet werden: ... 3. Am Gesamtarbeitsvertrag müssen mehr als die Hälfte aller Arbeitgeber und mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer, auf die der Geltungsbereich des Gesamtarbeitsvertrages ausgedehnt werden soll, beteiligt sein. Die beteiligten Arbeitgeber müssen überdies mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer beschäftigen. Ausnahmsweise kann bei besonderen Verhältnissen vom Erfordernis der Mehrheit der beteiligten Arbeitnehmer abgesehen werden. 3.bis Wenn die beteiligten Arbeitgeber nicht die Hälfte, aber mindestens 35 Prozent aller Arbeitgeber darstellen, müssen sie mindestens 65 Prozent der Arbeitnehmer beschäftigen. Wenn der Anteil der Arbeitgeber zwischen 35 Prozent und 50 Prozent liegt, verändert sich der erforderliche Anteil der Arbeitnehmer im selben Ausmass und beträgt damit höchstens 65 Prozent und mindestens 50 Prozent. Gegenstand der Allgemeinverbindlicherklärung kann in diesem Fall nur sein, was direkt in Zusammenhang mit den Arbeitsbedingungen steht. Dies sind die minimale Entlöhnung und die ihr entsprechende Arbeitszeit, die Vollzugskostenbeiträge, die paritätischen Kontrollen sowie die Sanktionen gegenüber fehlbaren Arbeitgebern und Arbeitnehmern, insbesondere Konventionalstrafen und die Auferlegung von Kontrollkosten. 3.ter Im Fall eines Antrages auf Allgemeinverbindlicherklärung nach Artikel 1a müssen die beteiligten Arbeitgeber mindestens 50 Prozent aller Arbeitnehmer beschäftigen. ...

[17.407] Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung und auf Artikel 107 des Parlamentsgesetzes reiche ich folgende parlamentarische Initiative ein: Das Bundesgesetz über die Allgemeinverbindlicherklärung von Gesamtarbeitsverträgen wird an die heutigen Gegebenheiten der Wirtschaft angepasst, indem Artikel 2 wie folgt geändert wird: Art. 2 Die Allgemeinverbindlichkeit darf nur unter folgenden Voraussetzungen angeordnet werden: ... 3. Am Gesamtarbeitsvertrag müssen mehr als die Hälfte aller Arbeitgeber und mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer, auf die der Geltungsbereich des Gesamtarbeitsvertrages ausgedehnt werden soll, beteiligt sein. Die beteiligten Arbeitgeber müssen überdies mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer beschäftigen. Ausnahmsweise kann bei besonderen Verhältnissen vom Erfordernis der Mehrheit der beteiligten Arbeitnehmer abgesehen werden. 3.bis Wenn die beteiligten Arbeitgeber nicht die Hälfte, aber mindestens 35 Prozent aller Arbeitgeber darstellen, müssen sie mindestens 65 Prozent der Arbeitnehmer beschäftigen. Wenn der Anteil der Arbeitgeber zwischen 35 Prozent und 50 Prozent liegt, verändert sich der erforderliche Anteil der Arbeitnehmer im selben Ausmass und beträgt damit höchstens 65 Prozent und mindestens 50 Prozent. Gegenstand der Allgemeinverbindlicherklärung kann in diesem Fall nur sein, was direkt in Zusammenhang mit den Arbeitsbedingungen steht. Dies sind die minimale Entlöhnung und die ihr entsprechende Arbeitszeit, die Vollzugskostenbeiträge, die paritätischen Kontrollen sowie die

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Sanktionen gegenüber fehlbaren Arbeitgebern und Arbeitnehmern, insbesondere Konventionalstrafen und die Auferlegung von Kontrollkosten. 3.ter Im Fall eines Antrages auf Allgemeinverbindlicherklärung nach Artikel 1a müssen die beteiligten Arbeitgeber mindestens 50 Prozent aller Arbeitnehmer beschäftigen. ...

1.2 Begründung [17.406] Die Sozialpartnerschaft ist einer der Pfeiler der Kultur unseres Landes. Sie hat stark zum Erfolgsmodell Schweiz beigetragen. Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite einigen sich über die Arbeitsbedingungen in einem Wirtschaftszweig oder in einem Unternehmen, manchmal auf regionaler Ebene, ohne dass der Gesetzgeber beteiligt ist. Dies ermöglicht flexible Lösungen, die dem jeweiligen Wirtschaftszweig, den regionalen Unterschieden und den wirtschaftlichen Gegebenheiten Rechnung tragen. Das wichtigste Instrument der Sozialpartnerschaft ist der Gesamtarbeitsvertrag (GAV). Dabei handelt es sich um einen privatrechtlichen Vertrag, der zwischen einem oder mehreren Arbeitgeberverbänden und einem oder mehreren Arbeitnehmerverbänden abgeschlossen wird. Das Ziel ist, die Arbeitsbedingungen für die den beteiligten Verbänden angehörenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und Arbeitgeber verpflichtend zu regeln. Ein GAV kann von der zuständigen Bundesbehörde oder kantonalen Behörde für allgemeinverbindlich erklärt werden, das heisst, auf alle Arbeitgeber und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eines Wirtschaftszweigs ausgedehnt werden. In diesem Fall müssen alle Arbeitgeber und Angestellten im betroffenen Wirtschaftszweig die im GAV festgelegten Bestimmungen einhalten, selbst wenn sie keinem der vertragsschliessenden Verbände angehören. Die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV wird im Bundesgesetz über die Allgemeinverbindlicherklärung von Gesamtarbeitsverträgen (Aveg) geregelt. Dieses Gesetz wurde am 28. September 1956 beschlossen und ist seit 1. Januar 1957 in Kraft. In Artikel 2 Aveg sind die Voraussetzungen für die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV geregelt. Seit das Gesetz 1956 beschlossen wurde, sind diese Voraussetzungen nicht geändert worden, und dies, obwohl sich die Wirtschaft und die Arbeitswelt in den letzten sechzig Jahren stark verändert haben. Artikel 2 Aveg legt fest, dass ein GAV nur dann für allgemeinverbindlich erklärt werden kann, wenn den unterzeichnenden Arbeitgeberverbänden mindestens 50 Prozent der Arbeitgeber des Wirtschaftszweigs angehören (Arbeitgeberquorum) und wenn die Arbeitnehmerverbände mindestens 50 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer repräsentieren (Arbeitnehmerquorum). Zusätzlich gibt es auch die Voraussetzung des gemischten Quorums: Die Arbeitgeber, die den am GAV beteiligten Arbeitgeberverbänden angehören, müssen mindestens 50 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Wirtschaftszweigs beschäftigen. In der Praxis ist es in gewissen Fällen schwierig, diese Quoren zu erreichen, insbesondere auf Arbeitgeberseite in Wirtschaftszweigen, in denen eine grosse Zahl von Mikro-Unternehmen jeweils nur eine kleine Zahl von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern beschäftigt. Um die Voraussetzungen für die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV an die heutigen Gegebenheiten der Wirtschaft anzupassen, schlagen wir vor, die folgenden Regeln in Artikel 2 Aveg aufzunehmen: 1. Für die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV darf das Arbeitgeberquorum unter 50 Prozent liegen, vorausgesetzt, dass der Anteil der betroffenen Angestellten um denselben Betrag über 50 Prozent liegt. Beispiel: Wenn ein Arbeitgeberverband 41 Prozent der Arbeitgeber repräsentiert, ist

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die Allgemeinverbindlicherklärung des GAV möglich, wenn die betroffenen Arbeitgeber 59 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Wirtschaftszweig beschäftigen. 2. Damit weiterhin ein angemessener Anteil der Arbeitgeber repräsentiert wird, darf das Arbeitgeberquorum nicht unter 35 Prozent liegen. Bei diesem Wert müssten die Arbeitgeber mindestens 65 Prozent der Angestellten des Wirtschaftszweigs beschäftigen. 3. Um zu vermeiden, dass die Allgemeinverbindlicherklärung gegen die Vereinigungsfreiheit verstösst, müssen Schranken vorgesehen werden. Gegenstand der Allgemeinverbindlicherklärung darf demnach nur sein, was direkt in Zusammenhang mit den Arbeitsbedingungen steht. Dies sind die minimale Entlöhnung und die ihr entsprechende Arbeitszeit, die Vollzugskostenbeiträge, die paritätischen Kontrollen sowie die Sanktionen gegenüber fehlbaren Arbeitgebern und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, insbesondere Konventionalstrafen und die Auferlegung von Kontrollkosten.

[17.407] Die Sozialpartnerschaft ist einer der Pfeiler der Kultur unseres Landes. Sie hat stark zum Erfolgsmodell Schweiz beigetragen. Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite einigen sich über die Arbeitsbedingungen in einem Wirtschaftszweig oder in einem Unternehmen, manchmal auf regionaler Ebene, ohne dass der Gesetzgeber beteiligt ist. Dies ermöglicht flexible Lösungen, die dem jeweiligen Wirtschaftszweig, den regionalen Unterschieden und den wirtschaftlichen Gegebenheiten Rechnung tragen. Das wichtigste Instrument der Sozialpartnerschaft ist der Gesamtarbeitsvertrag (GAV). Dabei handelt es sich um einen privatrechtlichen Vertrag, der zwischen einem oder mehreren Arbeitgeberverbänden und einem oder mehreren Arbeitnehmerverbänden abgeschlossen wird. Das Ziel ist, die Arbeitsbedingungen für die den beteiligten Verbänden angehörenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und Arbeitgeber verpflichtend zu regeln. Ein GAV kann von der zuständigen Bundesbehörde oder kantonalen Behörde für allgemeinverbindlich erklärt werden, das heisst, auf alle Arbeitgeber und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eines Wirtschaftszweigs ausgedehnt werden. In diesem Fall müssen alle Arbeitgeber und Angestellten im betroffenen Wirtschaftszweig die im GAV festgelegten Bestimmungen einhalten, selbst wenn sie keinem der vertragsschliessenden Verbände angehören. Die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV wird im Bundesgesetz über die Allgemeinverbindlicherklärung von Gesamtarbeitsverträgen (Aveg) geregelt. Dieses Gesetz wurde am 28. September 1956 beschlossen und ist seit 1. Januar 1957 in Kraft. In Artikel 2 Aveg sind die Voraussetzungen für die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV geregelt. Seit das Gesetz 1956 beschlossen wurde, sind diese Voraussetzungen nicht geändert worden, und dies, obwohl sich die Wirtschaft und die Arbeitswelt in den letzten sechzig Jahren stark verändert haben. Artikel 2 Aveg legt fest, dass ein GAV nur dann für allgemeinverbindlich erklärt werden kann, wenn den unterzeichnenden Arbeitgeberverbänden mindestens 50 Prozent der Arbeitgeber des Wirtschaftszweigs angehören (Arbeitgeberquorum) und wenn die Arbeitnehmerverbände mindestens 50 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer repräsentieren (Arbeitnehmerquorum). Zusätzlich gibt es auch die Voraussetzung des gemischten Quorums: Die Arbeitgeber, die den am GAV beteiligten Arbeitgeberverbänden angehören, müssen mindestens 50 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Wirtschaftszweigs beschäftigen. In der Praxis ist es in gewissen Fällen schwierig, diese Quoren zu erreichen, insbesondere auf Arbeitgeberseite in Wirtschaftszweigen, in denen eine grosse Zahl von Mikro-Unternehmen jeweils nur eine kleine Zahl von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern beschäftigt. Um die Voraussetzungen für die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV an die heutigen Gegebenheiten der Wirtschaft anzupassen, schlagen wir vor, die folgenden Regeln in Artikel 2 Aveg aufzunehmen:

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1. Für die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV darf das Arbeitgeberquorum unter 50 Prozent liegen, vorausgesetzt, dass der Anteil der betroffenen Angestellten um denselben Betrag über 50 Prozent liegt. Beispiel: Wenn ein Arbeitgeberverband 41 Prozent der Arbeitgeber repräsentiert, ist die Allgemeinverbindlicherklärung des GAV möglich, wenn die betroffenen Arbeitgeber 59 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Wirtschaftszweig beschäftigen. 2. Damit weiterhin ein angemessener Anteil der Arbeitgeber repräsentiert wird, darf das Arbeitgeberquorum nicht unter 35 Prozent liegen. Bei diesem Wert müssten die Arbeitgeber mindestens 65 Prozent der Angestellten des Wirtschaftszweigs beschäftigen. 3. Um zu vermeiden, dass die Allgemeinverbindlicherklärung gegen die Vereinigungsfreiheit verstösst, müssen Schranken vorgesehen werden. Gegenstand der Allgemeinverbindlicherklärung darf demnach nur sein, was direkt in Zusammenhang mit den Arbeitsbedingungen steht. Dies sind die minimale Entlöhnung und die ihr entsprechende Arbeitszeit, die Vollzugskostenbeiträge, die paritätischen Kontrollen sowie die Sanktionen gegenüber fehlbaren Arbeitgebern und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, insbesondere Konventionalstrafen und die Auferlegung von Kontrollkosten.

2 Stand der Vorprüfung Die beiden parlamentarischen Initiativen stehen in der Differenzbereinigung: Nachdem die WAK-N ihnen zunächst Folge gegeben, die WAK-S jedoch die Zustimmung verweigert hatte, gab der Nationalrat ihnen am 9. Dezember 2019 entgegen dem Antrag seiner Kommission Folge. Die WAK- S befasste sich deshalb zum zweiten Mal mit den Anliegen der parlamentarischen Initiativen.

3 Erwägungen der Kommission Die Kommission lehnt es nach wie vor mehrheitlich ab, dass eine Minderheit von Arbeitgebern einer Mehrheit die Allgemeinverbindlichkeit aufzwingen könnte; sie fürchtet, mit der verlangten Änderung der Gesetzgebung könnten die kleinen und mittleren Betriebe gerade in Branchen, in denen es einige grosse und viele kleine Player gebe, majorisiert werden. Nach Ansicht der Mehrheit wurden die Quoren bereits im Rahmen der Personenfreizügigkeit gesenkt, es brauche diesbezüglich deshalb keine weiteren Anpassungen. Die Minderheit argumentiert, die schweizerische Gesetzgebung über die Allgemeinverbindlichkeit stamme aus den Fünfzigerjahren, sei also unter ganz anderen als den heutigen Voraussetzungen entstanden, und sie sei sehr restriktiv. Eine Anpassung der entsprechenden Bestimmungen würde in ihren Augen die Sozialpartnerschaft stärken.

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17.407 56 Ständerat Frühjahrssession 2021

17.407 Parlamentarische Initiative Für eine moderne Sozialpartnerschaft

Eingereicht von: Gschwind Jean-Paul Die Mitte-Fraktion. Die Mitte. EVP. Die Mitte Einreichungsdatum: 06.03.2017 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung und auf Artikel 107 des Parlamentsgesetzes reiche ich folgende parlamentarische Initiative ein: Das Bundesgesetz über die Allgemeinverbindlicherklärung von Gesamtarbeitsverträgen wird an die heutigen Gegebenheiten der Wirtschaft angepasst, indem Artikel 2 wie folgt geändert wird: Art. 2 Die Allgemeinverbindlichkeit darf nur unter folgenden Voraussetzungen angeordnet werden: ... 3. Am Gesamtarbeitsvertrag müssen mehr als die Hälfte aller Arbeitgeber und mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer, auf die der Geltungsbereich des Gesamtarbeitsvertrages ausgedehnt werden soll, beteiligt sein. Die beteiligten Arbeitgeber müssen überdies mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer beschäftigen. Ausnahmsweise kann bei besonderen Verhältnissen vom Erfordernis der Mehrheit der beteiligten Arbeitnehmer abgesehen werden. 3.bis Wenn die beteiligten Arbeitgeber nicht die Hälfte, aber mindestens 35 Prozent aller Arbeitgeber darstellen, müssen sie mindestens 65 Prozent der Arbeitnehmer beschäftigen. Wenn der Anteil der Arbeitgeber zwischen 35 Prozent und 50 Prozent liegt, verändert sich der erforderliche Anteil der Arbeitnehmer im selben Ausmass und beträgt damit höchstens 65 Prozent und mindestens 50 Prozent. Gegenstand der Allgemeinverbindlicherklärung kann in diesem Fall nur sein, was direkt in Zusammenhang mit den Arbeitsbedingungen steht. Dies sind die minimale Entlöhnung und die ihr entsprechende Arbeitszeit, die Vollzugskostenbeiträge, die paritätischen Kontrollen sowie die Sanktionen gegenüber fehlbaren Arbeitgebern und Arbeitnehmern, insbesondere Konventionalstrafen und die Auferlegung von Kontrollkosten. 3.ter Im Fall eines Antrages auf Allgemeinverbindlicherklärung nach Artikel 1a müssen die beteiligten Arbeitgeber mindestens 50 Prozent aller Arbeitnehmer beschäftigen. ... Begründung Die Sozialpartnerschaft ist einer der Pfeiler der Kultur unseres Landes. Sie hat stark zum Erfolgsmodell Schweiz beigetragen. Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite einigen sich über die Arbeitsbedingungen in einem Wirtschaftszweig oder in einem Unternehmen, manchmal auf regionaler Ebene, ohne dass der Gesetzgeber beteiligt ist. Dies ermöglicht flexible Lösungen, die dem jeweiligen Wirtschaftszweig, den regionalen Unterschieden und den wirtschaftlichen Gegebenheiten Rechnung tragen. Das wichtigste Instrument der Sozialpartnerschaft ist der Gesamtarbeitsvertrag (GAV). Dabei handelt es sich um einen privatrechtlichen Vertrag, der zwischen einem oder mehreren Arbeitgeberverbänden und einem oder mehreren Arbeitnehmerverbänden abgeschlossen wird. Das Ziel ist, die Arbeitsbedingungen für die den beteiligten Verbänden angehörenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und Arbeitgeber verpflichtend zu regeln. Ein GAV kann von der zuständigen Bundesbehörde oder kantonalen Behörde für allgemeinverbindlich erklärt werden, das heisst, auf alle Arbeitgeber und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eines Wirtschaftszweigs ausgedehnt werden. In diesem Fall müssen alle Arbeitgeber und Angestellten im betroffenen Wirtschaftszweig die im GAV festgelegten Bestimmungen einhalten, selbst wenn sie keinem der vertragsschliessenden Verbände angehören. Die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV wird im Bundesgesetz über die Allgemeinverbindlicherklärung von Gesamtarbeitsverträgen (Aveg) geregelt. Dieses Gesetz wurde am 28. September 1956 beschlossen und 17.407 57 Ständerat Frühjahrssession 2021 ist seit 1. Januar 1957 in Kraft. In Artikel 2 Aveg sind die Voraussetzungen für die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV geregelt. Seit das Gesetz 1956 beschlossen wurde, sind diese Voraussetzungen nicht geändert worden, und dies, obwohl sich die Wirtschaft und die Arbeitswelt in den letzten sechzig Jahren stark verändert haben. Artikel 2 Aveg legt fest, dass ein GAV nur dann für allgemeinverbindlich erklärt werden kann, wenn den unterzeichnenden Arbeitgeberverbänden mindestens 50 Prozent der Arbeitgeber des Wirtschaftszweigs angehören (Arbeitgeberquorum) und wenn die Arbeitnehmerverbände mindestens 50 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer repräsentieren (Arbeitnehmerquorum). Zusätzlich gibt es auch die Voraussetzung des gemischten Quorums: Die Arbeitgeber, die den am GAV beteiligten Arbeitgeberverbänden angehören, müssen mindestens 50 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Wirtschaftszweigs beschäftigen. In der Praxis ist es in gewissen Fällen schwierig, diese Quoren zu erreichen, insbesondere auf Arbeitgeberseite in Wirtschaftszweigen, in denen eine grosse Zahl von Mikro-Unternehmen jeweils nur eine kleine Zahl von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern beschäftigt. Um die Voraussetzungen für die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV an die heutigen Gegebenheiten der Wirtschaft anzupassen, schlagen wir vor, die folgenden Regeln in Artikel 2 Aveg aufzunehmen: 1. Für die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV darf das Arbeitgeberquorum unter 50 Prozent liegen, vorausgesetzt, dass der Anteil der betroffenen Angestellten um denselben Betrag über 50 Prozent liegt. Beispiel: Wenn ein Arbeitgeberverband 41 Prozent der Arbeitgeber repräsentiert, ist die Allgemeinverbindlicherklärung des GAV möglich, wenn die betroffenen Arbeitgeber 59 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Wirtschaftszweig beschäftigen. 2. Damit weiterhin ein angemessener Anteil der Arbeitgeber repräsentiert wird, darf das Arbeitgeberquorum nicht unter 35 Prozent liegen. Bei diesem Wert müssten die Arbeitgeber mindestens 65 Prozent der Angestellten des Wirtschaftszweigs beschäftigen. 3. Um zu vermeiden, dass die Allgemeinverbindlicherklärung gegen die Vereinigungsfreiheit verstösst, müssen Schranken vorgesehen werden. Gegenstand der Allgemeinverbindlicherklärung darf demnach nur sein, was direkt in Zusammenhang mit den Arbeitsbedingungen steht. Dies sind die minimale Entlöhnung und die ihr entsprechende Arbeitszeit, die Vollzugskostenbeiträge, die paritätischen Kontrollen sowie die Sanktionen gegenüber fehlbaren Arbeitgebern und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, insbesondere Konventionalstrafen und die Auferlegung von Kontrollkosten. Kommissionsberichte 19.01.2021 - Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates 04.11.2019 - Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Nationalrates Chronologie

23.04.2018 Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR Folge gegeben 08.04.2019 Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR Keine Zustimmung 09.12.2019 Nationalrat Folge gegeben 17.03.2021 Ständerat Keine Zustimmung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) 17.407 58 Ständerat Frühjahrssession 2021

Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Nationalrat 17.407 59 Ständerat Frühjahrssession 2021

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Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

17.406 n Pa. Iv. Feller. Für eine moderne Sozialpartnerschaft

17.407 n Pa. Iv. Gschwind. Für eine moderne Sozialpartnerschaft

Bericht der Kommission für Wirtschaft und Abgaben vom 19. Januar 2021

Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates (WAK-S) hat an ihrer Sitzung vom 19.. Januar 2021 zum zweiten Mal die beiden gleichlautenden parlamentarischen Initiativen vorgeprüft, die die Nationalräte Olivier Feller und Jean-Paul Gschwind am 6. März 2017 eingereicht hatten.

Die parlamentarischen Initiativen verlangen, das Bundesgesetz über die Allgemeinverbindlich- erklärung von Gesamtarbeitsverträgen sei in dem Sinn anzupassen, dass die Anforderungen an die Beteiligung der Sozialpartner im Vergleich zum geltenden Recht etwas gesenkt werden.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 9 zu 4 Stimmen, den parlamentarischen Initiativen keine Folge zu geben. Eine Minderheit (Rechsteiner Paul, Levrat, Thorens Goumaz, Zanetti Roberto) beantragt, ihnen Folge zu geben.

Berichterstattung: Bischof

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Christian Levrat

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stand der Vorprüfung 3 Erwägungen der Kommission

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1 Text und Begründung

1.1 Text [17.406] Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung und auf Artikel 107 des Parlamentsgesetzes reiche ich folgende parlamentarische Initiative ein: Das Bundesgesetz über die Allgemeinverbindlicherklärung von Gesamtarbeitsverträgen wird an die heutigen Gegebenheiten der Wirtschaft angepasst, indem Artikel 2 wie folgt geändert wird: Art. 2 Die Allgemeinverbindlichkeit darf nur unter folgenden Voraussetzungen angeordnet werden: ... 3. Am Gesamtarbeitsvertrag müssen mehr als die Hälfte aller Arbeitgeber und mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer, auf die der Geltungsbereich des Gesamtarbeitsvertrages ausgedehnt werden soll, beteiligt sein. Die beteiligten Arbeitgeber müssen überdies mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer beschäftigen. Ausnahmsweise kann bei besonderen Verhältnissen vom Erfordernis der Mehrheit der beteiligten Arbeitnehmer abgesehen werden. 3.bis Wenn die beteiligten Arbeitgeber nicht die Hälfte, aber mindestens 35 Prozent aller Arbeitgeber darstellen, müssen sie mindestens 65 Prozent der Arbeitnehmer beschäftigen. Wenn der Anteil der Arbeitgeber zwischen 35 Prozent und 50 Prozent liegt, verändert sich der erforderliche Anteil der Arbeitnehmer im selben Ausmass und beträgt damit höchstens 65 Prozent und mindestens 50 Prozent. Gegenstand der Allgemeinverbindlicherklärung kann in diesem Fall nur sein, was direkt in Zusammenhang mit den Arbeitsbedingungen steht. Dies sind die minimale Entlöhnung und die ihr entsprechende Arbeitszeit, die Vollzugskostenbeiträge, die paritätischen Kontrollen sowie die Sanktionen gegenüber fehlbaren Arbeitgebern und Arbeitnehmern, insbesondere Konventionalstrafen und die Auferlegung von Kontrollkosten. 3.ter Im Fall eines Antrages auf Allgemeinverbindlicherklärung nach Artikel 1a müssen die beteiligten Arbeitgeber mindestens 50 Prozent aller Arbeitnehmer beschäftigen. ...

[17.407] Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung und auf Artikel 107 des Parlamentsgesetzes reiche ich folgende parlamentarische Initiative ein: Das Bundesgesetz über die Allgemeinverbindlicherklärung von Gesamtarbeitsverträgen wird an die heutigen Gegebenheiten der Wirtschaft angepasst, indem Artikel 2 wie folgt geändert wird: Art. 2 Die Allgemeinverbindlichkeit darf nur unter folgenden Voraussetzungen angeordnet werden: ... 3. Am Gesamtarbeitsvertrag müssen mehr als die Hälfte aller Arbeitgeber und mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer, auf die der Geltungsbereich des Gesamtarbeitsvertrages ausgedehnt werden soll, beteiligt sein. Die beteiligten Arbeitgeber müssen überdies mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer beschäftigen. Ausnahmsweise kann bei besonderen Verhältnissen vom Erfordernis der Mehrheit der beteiligten Arbeitnehmer abgesehen werden. 3.bis Wenn die beteiligten Arbeitgeber nicht die Hälfte, aber mindestens 35 Prozent aller Arbeitgeber darstellen, müssen sie mindestens 65 Prozent der Arbeitnehmer beschäftigen. Wenn der Anteil der Arbeitgeber zwischen 35 Prozent und 50 Prozent liegt, verändert sich der erforderliche Anteil der Arbeitnehmer im selben Ausmass und beträgt damit höchstens 65 Prozent und mindestens 50 Prozent. Gegenstand der Allgemeinverbindlicherklärung kann in diesem Fall nur sein, was direkt in Zusammenhang mit den Arbeitsbedingungen steht. Dies sind die minimale Entlöhnung und die ihr entsprechende Arbeitszeit, die Vollzugskostenbeiträge, die paritätischen Kontrollen sowie die

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Sanktionen gegenüber fehlbaren Arbeitgebern und Arbeitnehmern, insbesondere Konventionalstrafen und die Auferlegung von Kontrollkosten. 3.ter Im Fall eines Antrages auf Allgemeinverbindlicherklärung nach Artikel 1a müssen die beteiligten Arbeitgeber mindestens 50 Prozent aller Arbeitnehmer beschäftigen. ...

1.2 Begründung [17.406] Die Sozialpartnerschaft ist einer der Pfeiler der Kultur unseres Landes. Sie hat stark zum Erfolgsmodell Schweiz beigetragen. Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite einigen sich über die Arbeitsbedingungen in einem Wirtschaftszweig oder in einem Unternehmen, manchmal auf regionaler Ebene, ohne dass der Gesetzgeber beteiligt ist. Dies ermöglicht flexible Lösungen, die dem jeweiligen Wirtschaftszweig, den regionalen Unterschieden und den wirtschaftlichen Gegebenheiten Rechnung tragen. Das wichtigste Instrument der Sozialpartnerschaft ist der Gesamtarbeitsvertrag (GAV). Dabei handelt es sich um einen privatrechtlichen Vertrag, der zwischen einem oder mehreren Arbeitgeberverbänden und einem oder mehreren Arbeitnehmerverbänden abgeschlossen wird. Das Ziel ist, die Arbeitsbedingungen für die den beteiligten Verbänden angehörenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und Arbeitgeber verpflichtend zu regeln. Ein GAV kann von der zuständigen Bundesbehörde oder kantonalen Behörde für allgemeinverbindlich erklärt werden, das heisst, auf alle Arbeitgeber und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eines Wirtschaftszweigs ausgedehnt werden. In diesem Fall müssen alle Arbeitgeber und Angestellten im betroffenen Wirtschaftszweig die im GAV festgelegten Bestimmungen einhalten, selbst wenn sie keinem der vertragsschliessenden Verbände angehören. Die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV wird im Bundesgesetz über die Allgemeinverbindlicherklärung von Gesamtarbeitsverträgen (Aveg) geregelt. Dieses Gesetz wurde am 28. September 1956 beschlossen und ist seit 1. Januar 1957 in Kraft. In Artikel 2 Aveg sind die Voraussetzungen für die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV geregelt. Seit das Gesetz 1956 beschlossen wurde, sind diese Voraussetzungen nicht geändert worden, und dies, obwohl sich die Wirtschaft und die Arbeitswelt in den letzten sechzig Jahren stark verändert haben. Artikel 2 Aveg legt fest, dass ein GAV nur dann für allgemeinverbindlich erklärt werden kann, wenn den unterzeichnenden Arbeitgeberverbänden mindestens 50 Prozent der Arbeitgeber des Wirtschaftszweigs angehören (Arbeitgeberquorum) und wenn die Arbeitnehmerverbände mindestens 50 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer repräsentieren (Arbeitnehmerquorum). Zusätzlich gibt es auch die Voraussetzung des gemischten Quorums: Die Arbeitgeber, die den am GAV beteiligten Arbeitgeberverbänden angehören, müssen mindestens 50 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Wirtschaftszweigs beschäftigen. In der Praxis ist es in gewissen Fällen schwierig, diese Quoren zu erreichen, insbesondere auf Arbeitgeberseite in Wirtschaftszweigen, in denen eine grosse Zahl von Mikro-Unternehmen jeweils nur eine kleine Zahl von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern beschäftigt. Um die Voraussetzungen für die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV an die heutigen Gegebenheiten der Wirtschaft anzupassen, schlagen wir vor, die folgenden Regeln in Artikel 2 Aveg aufzunehmen: 1. Für die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV darf das Arbeitgeberquorum unter 50 Prozent liegen, vorausgesetzt, dass der Anteil der betroffenen Angestellten um denselben Betrag über 50 Prozent liegt. Beispiel: Wenn ein Arbeitgeberverband 41 Prozent der Arbeitgeber repräsentiert, ist

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die Allgemeinverbindlicherklärung des GAV möglich, wenn die betroffenen Arbeitgeber 59 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Wirtschaftszweig beschäftigen. 2. Damit weiterhin ein angemessener Anteil der Arbeitgeber repräsentiert wird, darf das Arbeitgeberquorum nicht unter 35 Prozent liegen. Bei diesem Wert müssten die Arbeitgeber mindestens 65 Prozent der Angestellten des Wirtschaftszweigs beschäftigen. 3. Um zu vermeiden, dass die Allgemeinverbindlicherklärung gegen die Vereinigungsfreiheit verstösst, müssen Schranken vorgesehen werden. Gegenstand der Allgemeinverbindlicherklärung darf demnach nur sein, was direkt in Zusammenhang mit den Arbeitsbedingungen steht. Dies sind die minimale Entlöhnung und die ihr entsprechende Arbeitszeit, die Vollzugskostenbeiträge, die paritätischen Kontrollen sowie die Sanktionen gegenüber fehlbaren Arbeitgebern und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, insbesondere Konventionalstrafen und die Auferlegung von Kontrollkosten.

[17.407] Die Sozialpartnerschaft ist einer der Pfeiler der Kultur unseres Landes. Sie hat stark zum Erfolgsmodell Schweiz beigetragen. Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite einigen sich über die Arbeitsbedingungen in einem Wirtschaftszweig oder in einem Unternehmen, manchmal auf regionaler Ebene, ohne dass der Gesetzgeber beteiligt ist. Dies ermöglicht flexible Lösungen, die dem jeweiligen Wirtschaftszweig, den regionalen Unterschieden und den wirtschaftlichen Gegebenheiten Rechnung tragen. Das wichtigste Instrument der Sozialpartnerschaft ist der Gesamtarbeitsvertrag (GAV). Dabei handelt es sich um einen privatrechtlichen Vertrag, der zwischen einem oder mehreren Arbeitgeberverbänden und einem oder mehreren Arbeitnehmerverbänden abgeschlossen wird. Das Ziel ist, die Arbeitsbedingungen für die den beteiligten Verbänden angehörenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und Arbeitgeber verpflichtend zu regeln. Ein GAV kann von der zuständigen Bundesbehörde oder kantonalen Behörde für allgemeinverbindlich erklärt werden, das heisst, auf alle Arbeitgeber und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eines Wirtschaftszweigs ausgedehnt werden. In diesem Fall müssen alle Arbeitgeber und Angestellten im betroffenen Wirtschaftszweig die im GAV festgelegten Bestimmungen einhalten, selbst wenn sie keinem der vertragsschliessenden Verbände angehören. Die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV wird im Bundesgesetz über die Allgemeinverbindlicherklärung von Gesamtarbeitsverträgen (Aveg) geregelt. Dieses Gesetz wurde am 28. September 1956 beschlossen und ist seit 1. Januar 1957 in Kraft. In Artikel 2 Aveg sind die Voraussetzungen für die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV geregelt. Seit das Gesetz 1956 beschlossen wurde, sind diese Voraussetzungen nicht geändert worden, und dies, obwohl sich die Wirtschaft und die Arbeitswelt in den letzten sechzig Jahren stark verändert haben. Artikel 2 Aveg legt fest, dass ein GAV nur dann für allgemeinverbindlich erklärt werden kann, wenn den unterzeichnenden Arbeitgeberverbänden mindestens 50 Prozent der Arbeitgeber des Wirtschaftszweigs angehören (Arbeitgeberquorum) und wenn die Arbeitnehmerverbände mindestens 50 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer repräsentieren (Arbeitnehmerquorum). Zusätzlich gibt es auch die Voraussetzung des gemischten Quorums: Die Arbeitgeber, die den am GAV beteiligten Arbeitgeberverbänden angehören, müssen mindestens 50 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Wirtschaftszweigs beschäftigen. In der Praxis ist es in gewissen Fällen schwierig, diese Quoren zu erreichen, insbesondere auf Arbeitgeberseite in Wirtschaftszweigen, in denen eine grosse Zahl von Mikro-Unternehmen jeweils nur eine kleine Zahl von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern beschäftigt. Um die Voraussetzungen für die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV an die heutigen Gegebenheiten der Wirtschaft anzupassen, schlagen wir vor, die folgenden Regeln in Artikel 2 Aveg aufzunehmen:

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1. Für die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV darf das Arbeitgeberquorum unter 50 Prozent liegen, vorausgesetzt, dass der Anteil der betroffenen Angestellten um denselben Betrag über 50 Prozent liegt. Beispiel: Wenn ein Arbeitgeberverband 41 Prozent der Arbeitgeber repräsentiert, ist die Allgemeinverbindlicherklärung des GAV möglich, wenn die betroffenen Arbeitgeber 59 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Wirtschaftszweig beschäftigen. 2. Damit weiterhin ein angemessener Anteil der Arbeitgeber repräsentiert wird, darf das Arbeitgeberquorum nicht unter 35 Prozent liegen. Bei diesem Wert müssten die Arbeitgeber mindestens 65 Prozent der Angestellten des Wirtschaftszweigs beschäftigen. 3. Um zu vermeiden, dass die Allgemeinverbindlicherklärung gegen die Vereinigungsfreiheit verstösst, müssen Schranken vorgesehen werden. Gegenstand der Allgemeinverbindlicherklärung darf demnach nur sein, was direkt in Zusammenhang mit den Arbeitsbedingungen steht. Dies sind die minimale Entlöhnung und die ihr entsprechende Arbeitszeit, die Vollzugskostenbeiträge, die paritätischen Kontrollen sowie die Sanktionen gegenüber fehlbaren Arbeitgebern und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, insbesondere Konventionalstrafen und die Auferlegung von Kontrollkosten.

2 Stand der Vorprüfung Die beiden parlamentarischen Initiativen stehen in der Differenzbereinigung: Nachdem die WAK-N ihnen zunächst Folge gegeben, die WAK-S jedoch die Zustimmung verweigert hatte, gab der Nationalrat ihnen am 9. Dezember 2019 entgegen dem Antrag seiner Kommission Folge. Die WAK- S befasste sich deshalb zum zweiten Mal mit den Anliegen der parlamentarischen Initiativen.

3 Erwägungen der Kommission Die Kommission lehnt es nach wie vor mehrheitlich ab, dass eine Minderheit von Arbeitgebern einer Mehrheit die Allgemeinverbindlichkeit aufzwingen könnte; sie fürchtet, mit der verlangten Änderung der Gesetzgebung könnten die kleinen und mittleren Betriebe gerade in Branchen, in denen es einige grosse und viele kleine Player gebe, majorisiert werden. Nach Ansicht der Mehrheit wurden die Quoren bereits im Rahmen der Personenfreizügigkeit gesenkt, es brauche diesbezüglich deshalb keine weiteren Anpassungen. Die Minderheit argumentiert, die schweizerische Gesetzgebung über die Allgemeinverbindlichkeit stamme aus den Fünfzigerjahren, sei also unter ganz anderen als den heutigen Voraussetzungen entstanden, und sie sei sehr restriktiv. Eine Anpassung der entsprechenden Bestimmungen würde in ihren Augen die Sozialpartnerschaft stärken.

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17.4123 64 Ständerat Frühjahrssession 2021

17.4123 Motion Spirituosenwerbung. Bewährtes System beibehalten

Eingereicht von: Hess Lorenz Die Mitte-Fraktion. Die Mitte. EVP. Die Mitte Einreichungsdatum: 13.12.2017 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Die Spirituosenbranche legt der Eidgenössischen Alkoholverwaltung seit Jahren ihre Werbeentwürfe freiwillig zur Vorprüfung vor. Die Oberzolldirektion will diese Vorprüfung ab dem 1. Juli 2018 kostenpflichtig machen. Der Bundesrat wird gebeten, das EFD anzuweisen, von diesem ineffizienten und der Alkoholprävention schadenden Vorhaben abzusehen. Begründung Die seit Jahren bewährte Praxis, wonach die Spirituosenbranche ihre Werbeentwürfe freiwillig zur Vorprüfung vorlegt, ist eine effiziente und wirkungsvolle Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Verwaltung. Sie verhindert rechtswidrige Spirituosenwerbung bereits vor ihrem Erscheinen, dies zugunsten einer griffigen Prävention und des Jugendschutzes. Geht es nach dem Willen der Oberzolldirektion, soll diese Vorprüfung ab dem 1. Juli 2018 kostenpflichtig werden. In der Folge wird die Branche aus Kosten- und Zeitgründen davon absehen, ihre Werbeentwürfe vorprüfen zu lassen. An die Stelle eines vorausschauenden Zusammenwirkens von Wirtschaft und Staat, welches heute praktisch die gesamten Werbeaktivitäten der Branche erfasst, treten langwierige, personalintensive und teure Sanktionsverfahren und Rechtshändel, welche für das EFD wesentlich kostspieliger sein werden, als es die heutige Praxis ist. Die Sanktionsmassnahmen werden zudem erst zu einem Zeitpunkt greifen, da verführerische Werbung ihre Wirkung bereits entfaltet hat. Des Weiteren wird es der Oberzolldirektion aufgrund ihrer beschränkten personellen Ressourcen auch nicht nur annähernd möglich sein, flächendeckend die Gesamtheit der bereits laufenden Werbemassnahmen zu erfassen. Stellungnahme des Bundesrates vom 21.02.2018 Das Alkoholgesetz (AlkG; SR 680) sieht bei der Spirituosenwerbung in Artikel 42b Einschränkungen vor. Viele Werbetreibende wenden sich bereits vor der Lancierung einer Kampagne an die zuständige Vollzugsstelle, um prüfen zu lassen, ob die geplanten Werbemassnahmen gesetzeskonform sind. Darunter befinden sich aber oft unnötige, da offensichtlich rechtskonforme Prüfgesuche. Zur einfacheren Auslegung der Gesetzesbestimmungen erarbeitet die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) gegenwärtig einen kostenlosen Leitfaden, der die Leitplanken der Werbebeschränkungen festlegt. Dieser soll es den Werbetreibenden ermöglichen, selbstständig zu beurteilen, ob eine Werbung zulässig ist oder nicht. In Zweifelsfällen können Entwürfe weiterhin zur Vorprüfung eingereicht werden. Diese soll ab dem 1. Januar 2019 mit einer kostendeckenden Gebühr belegt werden. Damit soll erreicht werden, dass klar zulässige Werbeprojekte, welche die Mehrheit der Eingaben ausmachen, nicht mehr zur Vorprüfung eingereicht werden. Mit dieser Neuausrichtung soll die in den letzten Jahren stark gestiegene Nachfrage nach Vorprüfungen gebremst und gleichzeitig eine effiziente und wirkungsvolle Zusammenarbeit mit der Branche sichergestellt werden. So lassen sich auch künftig unerwünschte Werbeeffekte und Straffälle vermeiden. Antrag des Bundesrates vom 21.02.2018 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 18.01.2021 - Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates 17.4123 65 Ständerat Frühjahrssession 2021

Chronologie

12.06.2019 Nationalrat Annahme 02.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Nationalrat

Mitunterzeichnende (14) Bigler Hans-Ulrich, Campell Duri, Fässler Daniel, Gmür Alois, Grunder Hans, Grüter Franz, Guhl Bernhard, Landolt Martin, Regazzi Fabio, Rutz Gregor, Siegenthaler Heinz, Streiff-Feller Marianne, Wasserfallen Christian, Weibel Thomas 17.4123 66 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 09.02.2021 15:10

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

17.4123 n Mo. Nationalrat (Hess Lorenz). Spirituosenwerbung. Bewährtes System beibehalten

Bericht der Kommission für Wirtschaft und Abgaben vom 18. Januar 2021

Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 18. Januar 2021 die von Nationalrat Lorenz Hess am 13. Dezember 2017 eingereichte und vom Nationalrat am 12. Juni 2019 angenommene Motion vorberaten.

Die Motion beauftragt den Bundesrat, sich beim Eidgenössischen Finanzdepartement (EFD) dafür einzusetzen, dass die Oberzolldirektion darauf verzichtet, die Vorprüfung der Werbeentwürfe, welche die Spirituosenbranche der Eidgenössischen Alkoholverwaltung vorlegt, kostenpflichtig zu machen.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 7 zu 5 Stimmen bei 1 Enthaltung, die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Levrat

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Christian Levrat

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 21. Februar 2018 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 17.4123 67 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 09.02.2021 15:10

1 Text und Begründung

1.1 Text Die Spirituosenbranche legt der Eidgenössischen Alkoholverwaltung seit Jahren ihre Werbeentwürfe freiwillig zur Vorprüfung vor. Die Oberzolldirektion will diese Vorprüfung ab dem 1. Juli 2018 kostenpflichtig machen. Der Bundesrat wird gebeten, das EFD anzuweisen, von diesem ineffizienten und der Alkoholprävention schadenden Vorhaben abzusehen.

1.2 Begründung Die seit Jahren bewährte Praxis, wonach die Spirituosenbranche ihre Werbeentwürfe freiwillig zur Vorprüfung vorlegt, ist eine effiziente und wirkungsvolle Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Verwaltung. Sie verhindert rechtswidrige Spirituosenwerbung bereits vor ihrem Erscheinen, dies zugunsten einer griffigen Prävention und des Jugendschutzes. Geht es nach dem Willen der Oberzolldirektion, soll diese Vorprüfung ab dem 1. Juli 2018 kostenpflichtig werden. In der Folge wird die Branche aus Kosten- und Zeitgründen davon absehen, ihre Werbeentwürfe vorprüfen zu lassen. An die Stelle eines vorausschauenden Zusammenwirkens von Wirtschaft und Staat, welches heute praktisch die gesamten Werbeaktivitäten der Branche erfasst, treten langwierige, personalintensive und teure Sanktionsverfahren und Rechtshändel, welche für das EFD wesentlich kostspieliger sein werden, als es die heutige Praxis ist. Die Sanktionsmassnahmen werden zudem erst zu einem Zeitpunkt greifen, da verführerische Werbung ihre Wirkung bereits entfaltet hat. Des Weiteren wird es der Oberzolldirektion aufgrund ihrer beschränkten personellen Ressourcen auch nicht nur annähernd möglich sein, flächendeckend die Gesamtheit der bereits laufenden Werbemassnahmen zu erfassen.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 21. Februar 2018 Das Alkoholgesetz (AlkG; SR 680) sieht bei der Spirituosenwerbung in Artikel 42b Einschränkungen vor. Viele Werbetreibende wenden sich bereits vor der Lancierung einer Kampagne an die zuständige Vollzugsstelle, um prüfen zu lassen, ob die geplanten Werbemassnahmen gesetzeskonform sind. Darunter befinden sich aber oft unnötige, da offensichtlich rechtskonforme Prüfgesuche. Zur einfacheren Auslegung der Gesetzesbestimmungen erarbeitet die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) gegenwärtig einen kostenlosen Leitfaden, der die Leitplanken der Werbebeschränkungen festlegt. Dieser soll es den Werbetreibenden ermöglichen, selbstständig zu beurteilen, ob eine Werbung zulässig ist oder nicht. In Zweifelsfällen können Entwürfe weiterhin zur Vorprüfung eingereicht werden. Diese soll ab dem 1. Januar 2019 mit einer kostendeckenden Gebühr belegt werden. Damit soll erreicht werden, dass klar zulässige Werbeprojekte, welche die Mehrheit der Eingaben ausmachen, nicht mehr zur Vorprüfung eingereicht werden. Mit dieser Neuausrichtung soll die in den letzten Jahren stark gestiegene Nachfrage nach Vorprüfungen gebremst und gleichzeitig eine effiziente und wirkungsvolle Zusammenarbeit mit der Branche sichergestellt werden. So lassen sich auch künftig unerwünschte Werbeeffekte und Straffälle vermeiden.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

2

17.4123 68 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 09.02.2021 15:10

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Nationalrat nahm die Motion am 12. Juni 2019 mit 129 zu 57 Stimmen bei 3 Enthaltungen an.

4 Erwägungen der Kommission Die Kommission spricht sich dafür aus, dass die Spirituosenbranche der Eidgenössischen Alkoholverwaltung Werbeentwürfe weiterhin kostenlos zur Vorprüfung vorlegen kann. Sie hält einen erleichterten Zugang zu dieser Dienstleistung für notwendig, um übermässigem Alkoholkonsum vorzubeugen. So kann verhindert werden, dass Werbetreibende in nicht eindeutigen Fällen selbst beurteilen müssen, ob ihre Werbung gegen das Alkoholgesetz verstösst. Die Kommission hält die Alkoholverwaltung jedoch dazu an, ihre Vorgaben dahingehend anzupassen, dass die Zahl der Prüfgesuche in Fällen, in denen keine Zweifel bestehen, beschränkt wird.

3

18.321 69 Ständerat Frühjahrssession 2021

18.321 Standesinitiative Stopp der Administrativhaft für Kinder!

Eingereicht von: Genf Einreichungsdatum: 06.11.2018 Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Grosse Rat des Kantons Genf fordert die Bundesversammlung auf, das Bundesgesetz über die Ausländerinnen und Ausländer (AuG; SR 142.20) dahingehend zu ändern, dass die Administrativhaft für Minderjährige in der Schweiz verboten ist. Begründung Der Grosse Rat reicht diese Standesinitiative ein in Anbetracht dessen, dass: – im Jahr 2016 in der Schweiz 64 Kinder aufgrund ihres Aufenthaltsstatus inhaftiert waren; – ein Freiheitsentzug bei Kindern zu ernsten gesundheitlichen Problemen wie Angstzuständen, schwere Depression, posttraumatische Belastungsstörung und sogar Selbstverstümmelung führen kann; – sich alle betroffenen internationalen Instanzen – darunter der Uno-Ausschuss für die Rechte des Kindes, das Uno-Hochkommissariat für Flüchtlinge, das Uno-Hochkommissariat für Menschenrechte, die Parlamentarische Versammlung des Europarates, der Uno-Ausschuss gegen Folter, der Uno-Sonderberichterstatter über Folter sowie Unicef – einig darüber sind, dass die Inhaftierung von Kindern aus migrationsrechtlichen Gründen gegen die Kinderrechte verstösst; – ein Grossteil dieser internationalen Instanzen in Genf ansässig ist oder dort regelmässig zusammenkommt; – mehrere Staaten sowie einige Kantone auf die Administrativhaft für Kinder verzichten, darunter der Kanton Genf; – es andere Optionen als die Administrativhaft gibt, die sich bewährt haben. Kommissionsberichte 01.02.2021 - Staatspolitische Kommission des Ständerates 23.01.2020 - Staatspolitische Kommission des Nationalrates 29.04.2019 - Staatspolitische Kommission des Ständerates Chronologie

09.09.2019 Ständerat Keine Folge gegeben 25.09.2020 Nationalrat Folge gegeben 10.03.2021 Ständerat Keine Folge gegeben

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Staatspolitische Kommission NR (SPK-NR) Staatspolitische Kommission SR (SPK-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) Weitere Informationen Behandlungskategorie IV 18.321 70 Ständerat Frühjahrssession 2021

Erstbehandelnder Rat Ständerat 18.321 71 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 19.02.2021 12:16

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

18.321 s Kt. Iv. GE. Stopp der Administrativhaft für Kinder!

Bericht der Staatspolitischen Kommission vom 1. Februar 2021

Nachdem der Ständerat am 9. September 2019 der Standesinitiative auf Antrag der SPK mit 23 zu 15 Stimmen keine Folge gegeben hatte, ihr der Nationalrat jedoch am 25. September 2020 entgegen dem Antrag seiner Kommission mit 95 zu 93 Stimmen Folge gab, oblag es der SPK an ihrer Sitzung vom 1. Februar 2021, die Initiative zum zweiten Mal vorzuprüfen. Die Standesinitiative war vom Grossen Rat des Kantons Genf am 2. November 2018 angenommen und am 6. November 2018 der Bundesversammlung überstellt worden.

Mit der Standesinitiative wird verlangt, das Bundesgesetz über die Ausländerinnen und Ausländer und über die Integration (AIG) so zu ändern, dass Administrativhaft für Minderjährige verboten ist.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 7 zu 5 Stimmen bei 1 Enthaltung, der Standesinitiative keine Folge zu geben. Eine Minderheit der Kommission (Mazzone, Engler, Jositsch, Stöckli, Zopfi) beantragt, der Initiative Folge zu geben.

Berichterstattung: Bauer

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Andrea Caroni

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stand der Vorprüfung 3 Erwägungen der Kommission

$ 18.321 72 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 19.02.2021 12:16

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Grosse Rat des Kantons Genf fordert die Bundesversammlung auf, das Bundesgesetz über die Ausländerinnen und Ausländer (AuG; SR 142.20) dahingehend zu ändern, dass die Administrativhaft für Minderjährige in der Schweiz verboten ist.

1.2 Begründung Der Grosse Rat reicht diese Standesinitiative ein in Anbetracht dessen, dass: - im Jahr 2016 in der Schweiz 64 Kinder aufgrund ihres Aufenthaltsstatus inhaftiert waren; - ein Freiheitsentzug bei Kindern zu ernsten gesundheitlichen Problemen wie Angstzuständen, schwere Depression, posttraumatische Belastungsstörung und sogar Selbstverstümmelung führen kann; - sich alle betroffenen internationalen Instanzen - darunter der Uno-Ausschuss für die Rechte des Kindes, das Uno-Hochkommissariat für Flüchtlinge, das Uno-Hochkommissariat für Menschenrechte, die Parlamentarische Versammlung des Europarates, der Uno-Ausschuss gegen Folter, der Uno-Sonderberichterstatter über Folter sowie Unicef - einig darüber sind, dass die Inhaftierung von Kindern aus migrationsrechtlichen Gründen gegen die Kinderrechte verstösst; - ein Grossteil dieser internationalen Instanzen in Genf ansässig ist oder dort regelmässig zusammenkommt; - mehrere Staaten sowie einige Kantone auf die Administrativhaft für Kinder verzichten, darunter der Kanton Genf; - es andere Optionen als die Administrativhaft gibt, die sich bewährt haben.

2 Stand der Vorprüfung Der Ständerat hatte der Initiative am 9. September 2019 auf Antrag seiner Kommission mit 23 zu 15 Stimmen keine Folge gegeben. Der Nationalrat gab jedoch der Initiative am 25. September 2020 - entgegen dem Antrag seiner SPK - mit 95 zu 93 Stimmen Folge.

3 Erwägungen der Kommission Die Kommission hält an ihrem ursprünglichen Beschluss fest und beantragt ihrem Rat, der Standesinitiative keine Folge zu geben. Sie erachtet es nicht als angezeigt, Administrativhaft für minderjährige Migrantinnen und Migranten durch eine nationale Gesetzgebung zu verbieten. Administrativhaft für Kinder bis 15 Jahre ist in der Schweiz gesetzlich verboten. Bei Minderjährigen zwischen 15 und 18 Jahren liegt es in der Entscheidkompetenz der Kantone, im Falle einer Wegweisung die Möglichkeit der Administrativhaft vorzusehen oder nicht. Dabei handelt es sich lediglich um wenige Fälle. Die SPK weist darauf hin, dass Administrativhaft von unter 18-Jährigen als letztes Mittel und stets verhältnismässig anzuwenden ist. Im Ausländergesetz sind zudem bereits heute Alternativen zur Ausschaffungshaft vorgesehen. Die Kommission sieht deshalb keinen Handlungsbedarf, in die Kompetenz der Kantone einzugreifen. Eine Minderheit der Kommission erachtet die Inhaftierung Minderjähriger zur Durchsetzung einer administrativen Massnahme als unverhältnismässig, zumal diese Jugendlichen keine Straftat

2

18.321 73 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 19.02.2021 12:16

begangen hätten. Gewisse Kantone nutzten erfolgreich alternative Möglichkeiten im Vorfeld von Wegweisungen.

3

18.321 74 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 29.08.2019 10:00

Ständerat

Conseil des Etats

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

18.321 s Kt. Iv. GE. Stopp der Administrativhaft für Kinder!

Bericht der Staatspolitischen Kommission vom 29. April 2019

Die Staatspolitische Kommission des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 29. April 2019 die titelvermerkte Standesinitiative vorgeprüft. Diese wurde vom Grossen Rat des Kantons Genf am 2. November 2018 mit 49 zu 43 Stimmen angenommen und am 6. November 2018 der Bundesversammlung überstellt.

Die Standesinitiative fordert, das Bundesgesetz über die Ausländerinnen und Ausländer und über die Integration (AIG) so zu ändern, dass Administrativhaft für Minderjährige verboten ist.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 7 zu 5 Stimmen, der Initiative keine Folge zu geben. Eine Minderheit (Stöckli, Bruderer Wyss, Comte, Engler, Janiak) beantragt, der Initiative Folge zu geben.

Berichterstatter: Müller Philipp

Im Namen der Kommission Die Präsidentin:

Pascale Bruderer Wyss

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Erwägungen der Kommission

101-03/18.321s/SPK--CIP 18.321 75 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 29.08.2019 10:00

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Grosse Rat des Kantons Genf fordert die Bundesversammlung auf, das Bundesgesetz über die Ausländerinnen und Ausländer (AuG; SR 142.20) dahingehend zu ändern, dass die Administrativhaft für Minderjährige in der Schweiz verboten ist.

1.2 Begründung Der Grosse Rat reicht diese Standesinitiative ein in Anbetracht dessen, dass: - im Jahr 2016 in der Schweiz 64 Kinder aufgrund ihres Aufenthaltsstatus inhaftiert waren; - ein Freiheitsentzug bei Kindern zu ernsten gesundheitlichen Problemen wie Angstzuständen, schwere Depression, posttraumatische Belastungsstörung und sogar Selbstverstümmelung führen kann; - sich alle betroffenen internationalen Instanzen - darunter der Uno-Ausschuss für die Rechte des Kindes, das Uno-Hochkommissariat für Flüchtlinge, das Uno-Hochkommissariat für Menschenrechte, die Parlamentarische Versammlung des Europarates, der Uno-Ausschuss gegen Folter, der Uno-Sonderberichterstatter über Folter sowie Unicef - einig darüber sind, dass die Inhaftierung von Kindern aus migrationsrechtlichen Gründen gegen die Kinderrechte verstösst; - ein Grossteil dieser internationalen Instanzen in Genf ansässig ist oder dort regelmässig zusammenkommt; - mehrere Staaten sowie einige Kantone auf die Administrativhaft für Kinder verzichten, darunter der Kanton Genf; - es andere Optionen als die Administrativhaft gibt, die sich bewährt haben.

2 Erwägungen der Kommission Die Kommission weist darauf hin, dass im Bundesrecht keine gesetzliche Grundlage dafür existiert, Kinder unter 15 Jahren in Administrativhaft zu nehmen. Die Kantone wurden bereits angewiesen, fortan keine minderjährigen Personen unter 15 Jahren mehr zu inhaftieren. Ob bei einer Wegweisung von 15- bis 18-jährigen Migrantinnen und Migranten eine Administrativhaft vorgesehen werden soll, liegt indessen im Ermessen der Kantone. Weil jede Administrativhaft regelmässig richterlich überprüft werden muss, wenden die Kantone dieses Instrument bei Minderjährigen auch nur zurückhaltend an. Die SPK hat weiter zur Kenntnis genommen, dass eine Arbeitsgruppe des Bundes, auch aufgrund eines Berichtes der Geschäftsprüfungskommission des Nationalrates vom 16. Juni 2018, daran ist, Best Practices zu erarbeiten, die Alternativen zur Ausschaffungshaft wie die Ein- und Ausgrenzung (z. B. Rayonverbote), die Auferlegung von Meldepflichten oder die Hinterlegung von finanziellen Sicherheiten in den Vordergrund stellen. Aus diesen Gründen sieht die Kommission keinen Grund, gesetzgeberisch tätig zu werden und in die Kompetenz der Kantone einzugreifen. Schliesslich weist die SPK darauf hin, dass der Nationalrat in der vergangenen Frühjahrssession eine parlamentarische Initiative mit derselben Forderung mit 118 zu 57 Stimmen abgelehnt hat (17.486 n Pa. Iv. Mazzone, "Kindeswohl respektieren, Administrativhaft von Minderjährigen stoppen"). Eine Kommissionsminderheit ist der Meinung, dass im Sinne der Gewährleistung von Rechtsgleichheit eine Anpassung der Bundesgesetzgebung angezeigt sei. Alternative Möglichkeiten,

2 18.321 76 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 29.08.2019 10:00

wie sie auch bereits für Kinder unter 15 Jahren zur Anwendung kommen, seien auch im Falle von 15- bis 18-Jährigen einer Administrativhaft vorzuziehen.

3 18.3777 77 Ständerat Frühjahrssession 2021

18.3777 Motion KVG. Intransparenzabzug für Leistungserbringer, die den Patienten keine Rechnungs- kopie zustellen

Eingereicht von: Hess Lorenz Die Mitte-Fraktion. Die Mitte. EVP. Die Mitte Einreichungsdatum: 18.09.2018 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird eingeladen, das KVG (Krankenversicherungsgesetz) derart zu ändern, dass gegen Leistungserbringer, die sich systematisch weigern, den Patienten eine Rechnungskopie zuzustellen, Sanktionen ergriffen werden können. Begründung Einzelne Parlamentarier reklamieren seit Jahren zu Recht, dass bestimmte Leistungserbringer im Tiers payant den Patienten systematisch keine Rechnungskopie zustellen. Der Bundesrat hat das Problem bestätigt, aber bisher nicht aufgezeigt, wann und wie er den Missstand konkret angehen will. Rechnungskopien an die Patienten sind deshalb wichtig, weil der Patient nur auf diese Weise elementare Sachverhalte wie das genaue Datum und die Dauer der Behandlung oder die abgegebenen Medikamente und medizinischen Hilfsmittel verifizieren kann. Weiter dienen die Rechnungskopien der Sensibilisierung der Bevölkerung bezüglich der sehr hohen Kosten im Gesundheitswesen, die letztlich mit Prämien- und Steuergeldern bezahlt werden müssen. Die Verifizierung der Rechnungen durch die Patienten ist notwendig: Eine neue Studie von Santésuisse zeigt, dass die Rechnungen im KVG durchschnittlich um über 10 Prozent oder 28 Franken zu hoch ausfallen. Bei 107 Millionen Rechnungen ergibt das den erschreckend hohen Betrag von 3 Milliarden Franken pro Jahr. Eine systematische Kontrolle der Behandlungszeiten und abgegebenen Medikamente und Hilfsmittel durch die Patienten dürfte bereits etliche Fehler – die immer vorkommen können –, aber auch etlichen "Bschiss", dem dringend ein Riegel geschoben werden muss, zutage fördern. Der Intransparenzabzug könnte z. B. so ausgestaltet werden, dass die Krankenversicherer berechtigt sind, von jeder Rechnung 40 Franken in Abzug zu bringen, von der festgestellt wird, dass sie der Leistungserbringer dem Patienten nicht mindestens in Kopie zugestellt hat. Stellungnahme des Bundesrates vom 14.11.2018 Der Bundesrat, der sich der in der vorliegenden Motion angesprochenen Probleme bewusst ist, teilt die Ansicht, dass die Transparenz erhöht werden muss. Deshalb hat er im Rahmen der Kostendämpfungsmassnahmen, die sich noch bis zum 14. Dezember 2018 in Vernehmlassung befinden, namentlich vorgesehen, dass die (derzeit auf Verordnungsebene geregelte) Pflicht des Leistungserbringers zur Zustellung einer Rechnungskopie an die versicherte Person im Gesetz verankert und klarer definiert wird. Vorgesehen ist auch, dass die Leistungserbringer, die auf die Zustellung einer Rechnungskopie an die Versicherten verzichten, im System des Tiers payant sanktioniert werden können. Dazu werden die Sanktionsmöglichkeiten nach Artikel 59 des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG; SR 832.10) auf dieses Versäumnis ausgeweitet. Ein Gesetzgebungsverfahren, das die Sanktionierbarkeit von Leistungserbringern, die auf die Zustellung einer Rechnungskopie an die Versicherten verzichten, vorsieht und damit dasselbe Ziel wie die vorliegende Motion verfolgt, läuft folglich bereits. Antrag des Bundesrates vom 14.11.2018 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 27.01.2021 - Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates 18.3777 78 Ständerat Frühjahrssession 2021

Chronologie

15.09.2020 Nationalrat Annahme 08.03.2021 Ständerat Ablehnung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR (SGK-NR) Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Nationalrat

Mitunterzeichnende (9) Bigler Hans-Ulrich, Brand Heinz, Campell Duri, Frehner Sebastian, Giezendanner Ulrich, Grunder Hans, Humbel Ruth, Pezzatti Bruno, Streiff-Feller Marianne 18.3777 79 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 05.02.2021 13:29

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

18.3777 n Mo. Nationalrat (Hess Lorenz). KVG. Intransparenzabzug für Leistungserbringer, die den Patienten keine Rechnungskopie zustellen

Bericht der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit vom 27. Januar 2021

Die Kommission hat an ihrer Sitzung vom 27. Januar 2021 die Motion geprüft, die Nationalrat Lorenz Hess am 18. September 2018 eingereicht und der Nationalrat am 15. September 2020 angenommen hat.

Mit der Motion soll der Bundesrat beauftragt werden, das KVG derart zu ändern, dass gegen Leistungserbringer, die sich systematisch weigern, den Patienten eine Rechnungskopie zuzustellen, Sanktionen ergriffen werden können.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt einstimmig die Ablehnung der Motion.

Berichterstattung: Bischof

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Paul Rechsteiner

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 14. November 2018 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 18.3777 80 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 05.02.2021 13:29

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird eingeladen, das KVG (Krankenversicherungsgesetz) derart zu ändern, dass gegen Leistungserbringer, die sich systematisch weigern, den Patienten eine Rechnungskopie zuzustellen, Sanktionen ergriffen werden können.

1.2 Begründung Einzelne Parlamentarier reklamieren seit Jahren zu Recht, dass bestimmte Leistungserbringer im Tiers payant den Patienten systematisch keine Rechnungskopie zustellen. Der Bundesrat hat das Problem bestätigt, aber bisher nicht aufgezeigt, wann und wie er den Missstand konkret angehen will. Rechnungskopien an die Patienten sind deshalb wichtig, weil der Patient nur auf diese Weise elementare Sachverhalte wie das genaue Datum und die Dauer der Behandlung oder die abgegebenen Medikamente und medizinischen Hilfsmittel verifizieren kann. Weiter dienen die Rechnungskopien der Sensibilisierung der Bevölkerung bezüglich der sehr hohen Kosten im Gesundheitswesen, die letztlich mit Prämien- und Steuergeldern bezahlt werden müssen. Die Verifizierung der Rechnungen durch die Patienten ist notwendig: Eine neue Studie von Santésuisse zeigt, dass die Rechnungen im KVG durchschnittlich um über 10 Prozent oder 28 Franken zu hoch ausfallen. Bei 107 Millionen Rechnungen ergibt das den erschreckend hohen Betrag von 3 Milliarden Franken pro Jahr. Eine systematische Kontrolle der Behandlungszeiten und abgegebenen Medikamente und Hilfsmittel durch die Patienten dürfte bereits etliche Fehler - die immer vorkommen können -, aber auch etlichen "Bschiss", dem dringend ein Riegel geschoben werden muss, zutage fördern. Der Intransparenzabzug könnte z. B. so ausgestaltet werden, dass die Krankenversicherer berechtigt sind, von jeder Rechnung 40 Franken in Abzug zu bringen, von der festgestellt wird, dass sie der Leistungserbringer dem Patienten nicht mindestens in Kopie zugestellt hat.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 14. November 2018 Der Bundesrat, der sich der in der vorliegenden Motion angesprochenen Probleme bewusst ist, teilt die Ansicht, dass die Transparenz erhöht werden muss. Deshalb hat er im Rahmen der Kostendämpfungsmassnahmen, die sich noch bis zum 14. Dezember 2018 in Vernehmlassung befinden, namentlich vorgesehen, dass die (derzeit auf Verordnungsebene geregelte) Pflicht des Leistungserbringers zur Zustellung einer Rechnungskopie an die versicherte Person im Gesetz verankert und klarer definiert wird. Vorgesehen ist auch, dass die Leistungserbringer, die auf die Zustellung einer Rechnungskopie an die Versicherten verzichten, im System des Tiers payant sanktioniert werden können. Dazu werden die Sanktionsmöglichkeiten nach Artikel 59 des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG; SR 832.10) auf dieses Versäumnis ausgeweitet. Ein Gesetzgebungsverfahren, das die Sanktionierbarkeit von Leistungserbringern, die auf die Zustellung einer Rechnungskopie an die Versicherten verzichten, vorsieht und damit dasselbe Ziel wie die vorliegende Motion verfolgt, läuft folglich bereits.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

2

18.3777 81 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 05.02.2021 13:29

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Nationalrat hat die Motion am 15. September 2020 mit 187 zu 1 Stimme bei 1 Enthaltung angenommen.

4 Erwägungen der Kommission Die Kommission weist darauf hin, dass das Anliegen der Motion bereits im Rahmen der Vorlage 19.046 n KVG. Änderung (Massnahmen zur Kostendämpfung – Paket 1a; Entwurf 2) umgesetzt wird. Die Vorlage befindet sich gegenwärtig in der parlamentarischen Beratung. Die Räte haben jedoch bereits übereinstimmend die Pflicht des Leistungserbringers zur unaufgeforderten Zustellung einer Rechnungskopie an die versicherte Person im Gesetz verankert. Die entsprechenden Sanktionsmöglichkeiten bei der unterlassenen Übermittlung wurden ebenfalls geregelt. Die Kommission beantragt konsequenterweise die Ablehnung der Motion.

3

18.4094 82 Ständerat Frühjahrssession 2021

18.4094 Motion Identifikationsschwelle für Bargeldtransaktionen

Eingereicht von: Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR Einreichungsdatum: 23.10.2018 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, die gesetzliche Grundlage zu schaffen, die Identifikationsschwelle für Bargeldtransaktionen mit Finma-regulierten Finanzinstituten auf 25 000 Franken zu belassen und nicht, wie von der Finma geplant, auf 15 000 Franken zu senken. Eine Minderheit (Pardini, Aebischer Matthias, Bertschy, Birrer-Heimo, Marra, Rytz Regula) beantragt die Ablehnung der Motion. Stellungnahme des Bundesrates vom 21.11.2018 Um Missverständnissen vorzubeugen, ist darauf hinzuweisen, dass die Senkung der Schwelle, von der in der Motion die Rede ist, die "Kassageschäfte" und nicht alle von einem Finanzintermediär vorgenommenen Bargeldtransaktionen betrifft. Im Rahmen der Gesetzgebung zur Geldwäscherei haben diese beiden Begriffe unterschiedliche Bedeutungen. Kassageschäfte sind lediglich Bargeschäfte, die nicht mit einer dauernden Geschäftsbeziehung verbunden sind. Sie betreffen demnach die sogenannte "Laufkundschaft". Somit fallen weder Bareinzahlungen eines Bankkunden auf sein Konto noch das Abheben von Bargeld von einem Bankkonto unter die Definition der Kassageschäfte. Die Senkung des Schwellenwerts betrifft in erster Linie inländische Überweisungen von 15 000 bis 25 000 Franken am Postschalter. Betroffen ist in der Folge nur ein sehr geringer Anteil aller Transaktionen im schweizerischen Zahlungsverkehrssystem (rund 0,012 Prozent). Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass der anwendbare Schwellenwert namentlich für Banken – und deshalb auch für die Überweisungen am Postschalter – nicht in der Geldwäschereiverordnung der Finma (GwV-Finma), sondern in der Vereinbarung über die Standesregeln zur Sorgfaltspflicht der Banken (VSB) der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) geregelt ist. Empfehlung 10 der Financial Action Task Force (FATF) schreibt für Kassageschäfte über 15 000 Euro/US-Dollar Sorgfaltspflichten vor. Diese Schwelle wurde 2003 als Folge der Attentate vom 11. September 2001 eingeführt. Das Erfordernis ist demnach nicht neu. Die FATF hob im Länderbericht 2016 zur Schweiz hervor, dass der Schwellenwert von 25 000 Franken – in der Schweiz seit Juli 2003 anwendbar – über dem Wert der FATF-Empfehlung liegt. Der zu hohe Schwellenwert hat massgeblich zur ungenügenden Bewertung von Empfehlung 10 – eine der wichtigsten Empfehlungen – beigetragen. Wenn die Schweiz die wichtigsten Mängel in diesem Bereich nicht behebt, ist ein Ausstieg aus der Überwachung, der sie seit der Länderprüfung unterstellt wurde, nicht möglich. Der Bundesrat hat deshalb in seiner Mitteilung vom 28. Juni 2017 festgehalten, dass die Folgearbeiten zur Länderprüfung nicht nur Änderungen von Bundesgesetzen erfordern, sondern auch der GwV-Finma und der Selbstregulierung, namentlich der VSB. Aus diesem Grund schlugen die Finma und die SBVg, in Absprache mit dem Eidgenössischen Finanzdepartement, die Senkung des Schwellenwerts für Kassageschäfte von 25 000 auf 15 000 Franken vor. Dem Bericht der Finma über die Anhörung ist zudem zu entnehmen, dass diese Massnahme weitgehend unbestritten war. Ein einziger unter den 30 Anhörungsteilnehmern missbilligte die Senkung. Die Obergrenze von 15 000 Franken entspricht im Übrigen weitestgehend dem Schwellenwert von 15 000 Euro in der Geldwäschereirichtlinie der EU, was im Hinblick auf die Anerkennung der Gleichwertigkeit der Schweizer Rechtsvorschriften von Bedeutung ist. In den Vereinigten Staaten gilt ein Schwellenwert von 10 000 US-Dollar. Der Bundesrat ist deshalb der Auffassung, dass die Senkung des Schwellenwerts von 25 000 auf 15 000 Franken nicht nur aufgrund der FATF-Empfehlungen nötig, sondern auch materiell gerechtfertigt ist. Der tiefere Wert wird von den betroffenen Kreisen unterstützt und entspricht dem Schwellenwert der konkurrierenden Finanzplätze, was der Schweiz die Aufrechterhaltung gleicher Wettbewerbsbedingungen erlaubt. Zu betonen ist ausserdem, dass aufgrund der Risiken im Bereich der Terrorismusfinanzierung die internationale Tendenz zur Senkung der Schwellenwerte besteht. Der Lebensstandard ist des Weiteren nicht massgeblich für die Einschätzung der Risiken im Zusammenhang mit der Terrorismusfinanzierung, weshalb ein höherer Schwellenwert nicht mit diesem Argument gerechtfertigt werden kann. 18.4094 83 Ständerat Frühjahrssession 2021

Schliesslich ruft der Bundesrat in Erinnerung, dass der Gesetzgeber den Aufsichtsbehörden und den Selbstregulierungsorganisationen die Kompetenz zur Festlegung der massgebenden Schwellenwerte in ihren Verordnungen oder Reglementen übertragen hat. Diese können die Schwellenwerte aufgrund der branchenspezifischen Besonderheiten und Risiken unter Einhaltung der bestehenden internationalen Standards selbst festlegen. Formell gesehen würde die Motion aus Kohärenzgründen erfordern, dass nicht nur die Schwellenwerte für von der Finma beaufsichtigte Finanzintermediäre, sondern alle massgebenden Schwellenwerte direkt im Geldwäschereigesetz (GwG) geregelt werden. Die Verankerung im GwG würde zu einem hohen Detaillierungsgrad auf Gesetzesstufe führen. Das GwG ist jedoch ein Rahmengesetz, und ein solches Vorgehen würde eine Abkehr vom Konzept der prinzipienbasierten Regulierung auf Gesetzesstufe, auf welchem die Schweizer Gesetzgebung zur Bekämpfung der Geldwäscherei beruht, bedeuten. Antrag des Bundesrates vom 21.11.2018 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 29.01.2021 - Kommission für Rechtsfragen des Ständerates Chronologie

13.03.2019 Nationalrat Annahme 10.03.2021 Ständerat Ablehnung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Rechtsfragen SR (RK-SR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR)

Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Behandlungskategorie IV

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 18.4094 84 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 11.02.2021 11:47

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

18.4094 n Mo. Nationalrat (WAK-NR). Identifikationsschwelle für Bargeldtransaktionen

Bericht der Kommission für Rechtsfragen vom 29. Januar 2021

Die Kommission für Rechtsfragen des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 29. Januar 2021 die von der Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Nationalrates am 23. Oktober 2018 eingereichte und vom Nationalrat am 13. März 2019 mit 124 zu 61 Stimmen bei 1 Enthaltung angenommene Motion vorberaten.

Die Motion beauftragt den Bundesrat, die gesetzliche Grundlage zu schaffen, um die Identifikationsschwelle für Bargeldtransaktionen mit Finma-regulierten Finanzinstituten bei 25 000 Franken zu belassen und nicht, wie von der Finma geplant, auf 15 000 Franken zu senken.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, die Motion abzulehnen.

Berichterstattung: Rieder

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Beat Rieder

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 21. November 2018 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 18.4094 85 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 11.02.2021 11:47

1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, die gesetzliche Grundlage zu schaffen, die Identifikationsschwelle für Bargeldtransaktionen mit Finma-regulierten Finanzinstituten auf 25 000 Franken zu belassen und nicht, wie von der Finma geplant, auf 15 000 Franken zu senken. Eine Minderheit (Pardini, Aebischer Matthias, Bertschy, Birrer-Heimo, Marra, Rytz Regula) beantragt die Ablehnung der Motion.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 21. November 2018 Um Missverständnissen vorzubeugen, ist darauf hinzuweisen, dass die Senkung der Schwelle, von der in der Motion die Rede ist, die «Kassageschäfte» und nicht alle von einem Finanzintermediär vorgenommenen Bargeldtransaktionen betrifft. Im Rahmen der Gesetzgebung zur Geldwäscherei haben diese beiden Begriffe unterschiedliche Bedeutungen. Kassageschäfte sind lediglich Bargeschäfte, die nicht mit einer dauernden Geschäftsbeziehung verbunden sind. Sie betreffen demnach die sogenannte «Laufkundschaft». Somit fallen weder Bareinzahlungen eines Bankkunden auf sein Konto noch das Abheben von Bargeld von einem Bankkonto unter die Definition der Kassageschäfte. Die Senkung des Schwellenwerts betrifft in erster Linie inländische Überweisungen von 15 000 bis 25 000 Franken am Postschalter. Betroffen ist in der Folge nur ein sehr geringer Anteil aller Transaktionen im schweizerischen Zahlungsverkehrssystem (rund 0,012 Prozent). Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass der anwendbare Schwellenwert namentlich für Banken - und deshalb auch für die Überweisungen am Postschalter - nicht in der Geldwäschereiverordnung der Finma (GwV-Finma), sondern in der Vereinbarung über die Standesregeln zur Sorgfaltspflicht der Banken (VSB) der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) geregelt ist. Empfehlung 10 der Financial Action Task Force (FATF) schreibt für Kassageschäfte über 15 000 Euro/US-Dollar Sorgfaltspflichten vor. Diese Schwelle wurde 2003 als Folge der Attentate vom 11. September 2001 eingeführt. Das Erfordernis ist demnach nicht neu. Die FATF hob im Länderbericht 2016 zur Schweiz hervor, dass der Schwellenwert von 25 000 Franken – in der Schweiz seit Juli 2003 anwendbar - über dem Wert der FATF-Empfehlung liegt. Der zu hohe Schwellenwert hat massgeblich zur ungenügenden Bewertung von Empfehlung 10 – eine der wichtigsten Empfehlungen - beigetragen. Wenn die Schweiz die wichtigsten Mängel in diesem Bereich nicht behebt, ist ein Ausstieg aus der Überwachung, der sie seit der Länderprüfung unterstellt wurde, nicht möglich. Der Bundesrat hat deshalb in seiner Mitteilung vom 28. Juni 2017 festgehalten, dass die Folgearbeiten zur Länderprüfung nicht nur Änderungen von Bundesgesetzen erfordern, sondern auch der GwV-Finma und der Selbstregulierung, namentlich der VSB. Aus diesem Grund schlugen die Finma und die SBVg, in Absprache mit dem Eidgenössischen Finanzdepartement, die Senkung des Schwellenwerts für Kassageschäfte von 25 000 auf 15 000 Franken vor. Dem Bericht der Finma über die Anhörung ist zudem zu entnehmen, dass diese Massnahme weitgehend unbestritten war. Ein einziger unter den 30 Anhörungsteilnehmern missbilligte die Senkung. Die Obergrenze von 15 000 Franken entspricht im Übrigen weitestgehend dem Schwellenwert von 15 000 Euro in der Geldwäschereirichtlinie der EU, was im Hinblick auf die Anerkennung der Gleichwertigkeit der Schweizer Rechtsvorschriften von Bedeutung ist. In den Vereinigten Staaten gilt ein Schwellenwert von 10 000 US-Dollar. Der Bundesrat ist deshalb der Auffassung, dass die Senkung des Schwellenwerts von 25 000 auf 15 000 Franken nicht nur aufgrund der FATF-Empfehlungen nötig, sondern auch materiell gerechtfertigt ist. Der tiefere Wert wird von den betroffenen Kreisen unterstützt und entspricht dem Schwellenwert der konkurrierenden Finanzplätze, was der Schweiz die Aufrechterhaltung gleicher Wettbewerbsbedingungen erlaubt. Zu betonen ist ausserdem, dass aufgrund der Risiken im Bereich der Terrorismusfinanzierung die internationale Tendenz zur Senkung der Schwellenwerte besteht.

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18.4094 86 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 11.02.2021 11:47

Der Lebensstandard ist des Weiteren nicht massgeblich für die Einschätzung der Risiken im Zusammenhang mit der Terrorismusfinanzierung, weshalb ein höherer Schwellenwert nicht mit diesem Argument gerechtfertigt werden kann. Schliesslich ruft der Bundesrat in Erinnerung, dass der Gesetzgeber den Aufsichtsbehörden und den Selbstregulierungsorganisationen die Kompetenz zur Festlegung der massgebenden Schwellenwerte in ihren Verordnungen oder Reglementen übertragen hat. Diese können die Schwellenwerte aufgrund der branchenspezifischen Besonderheiten und Risiken unter Einhaltung der bestehenden internationalen Standards selbst festlegen. Formell gesehen würde die Motion aus Kohärenzgründen erfordern, dass nicht nur die Schwellenwerte für von der Finma beaufsichtigte Finanzintermediäre, sondern alle massgebenden Schwellenwerte direkt im Geldwäschereigesetz (GwG) geregelt werden. Die Verankerung im GwG würde zu einem hohen Detaillierungsgrad auf Gesetzesstufe führen. Das GwG ist jedoch ein Rahmengesetz, und ein solches Vorgehen würde eine Abkehr vom Konzept der prinzipienbasierten Regulierung auf Gesetzesstufe, auf welchem die Schweizer Gesetzgebung zur Bekämpfung der Geldwäscherei beruht, bedeuten.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Nationalrat nahm die Motion am 13. März 2019 mit 124 zu 61 Stimmen bei 1 Enthaltung an.

4 Erwägungen der Kommission Nach Meinung der Kommission ist die Senkung der Identifikationsschwelle für Bargeldtransaktionen von 25 000 auf 15 000 Franken ein wirksames Mittel zur Bekämpfung von Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung und entspräche der Empfehlung 10 der FATF. Ausserdem betont die Kommission, dass nur sehr wenige Transaktionen davon betroffen sind und die interessierten und betroffenen Kreise diese Änderung unterstützen.

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18.4113 87 Ständerat Frühjahrssession 2021

18.4113 Motion Für eine gemeinsame Aussenpolitik. Soft Law muss in Absprache mit dem Parlament erarbeitet werden

Eingereicht von: Romano Marco Die Mitte-Fraktion. Die Mitte. EVP. Die Mitte Einreichungsdatum: 29.11.2018 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, in Artikel 152 des Parlamentsgesetzes (ParlG) festzulegen, dass der Bundesrat im Fall von Soft Law oder internationalen Empfehlungen grundsätzlich das Parlament in den Entscheid- und Genehmigungsprozess mit einbeziehen muss, bevor sich die Vertretung des Bundesrates in internationalen Gremien dazu äussert. Begründung Die parlamentarische Initiative Romano 14.474 hat verlangt, Artikel 152 ParlG so zu präzisieren, dass die Zuständigkeiten des Parlamentes in der Aussenpolitik (Art. 166 Abs. 1 der Bundesverfassung) und dessen Freiheit in Bezug auf die innerstaatliche Gesetzgebung künftig nicht mehr von Soft Law, das im Alleingang vom Bundesrat angenommen wurde, untergraben oder eingeschränkt werden können. Denn Soft Law – auch wenn es rechtlich nicht verbindlich ist – bindet die Schweiz politisch und faktisch. Hält die Schweiz das Soft Law nicht ein, kann dies einen Verstoss gegen den Grundsatz von Treu und Glauben darstellen und dazu führen, dass die Schweiz auf schwarzen Listen landet. Dem Parlament sind daher die Hände gebunden. Das Parlament hat der Initiative keine Folge gegeben, da der Bundesrat das Problem anerkannt und in der Zwischenzeit einen neuen Artikel 5b der Regierungs- und Verwaltungsorganisationsverordnung (RVOV) verabschiedet hatte, der dem Sinn und Geist der parlamentarischen Initiative entsprach. Die derzeitige Praxis zeigt, dass diese per Verordnung eingeführte Reglementierung nicht ausreichend ist und nicht beachtet wird. Ohne vorgängige Konsultation des Parlamentes hat der Schweizer Vertreter bei der Uno aktiv die Erarbeitung des UN-Migrationspakts vorangetrieben; der Bundesrat hat erklärt, er habe beschlossen, diesem Pakt zuzustimmen. Das Parlament wurde erst danach konsultiert. Angesichts einer solchen öffentlichen Ankündigung der Zustimmung ist es für die Schweiz schwierig, einen Rückzieher zu machen – d. h., die formelle Annahme des UN-Pakts ganz oder teilweise zu verweigern –, da sie mit ihrer abweichenden Haltung eine Isolierung oder einen politischen Reputationsschaden und vielleicht auch internationale Retorsionsmassnahmen riskieren würde. Daher muss bekräftigt werden, dass das Parlament nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden darf. Da die Verwaltung die Pflicht der vorgängigen Konsultation nicht einzuhalten scheint, die der (vielleicht zu komplizierte) Artikel 5b RVOV vorsieht, sollte eine Grundlage im Gesetz geschaffen werden; mit einer Änderung des ParlG soll in einer einfacheren Weise präzisiert werden, dass das Parlament grundsätzlich bei allen Soft-Law-Normen und internationalen Empfehlungen vorgängig konsultiert werden muss. Ausnahmen bilden technische internationale Verträge ohne politischen Wert. Stellungnahme des Bundesrates vom 27.02.2019 Die in der Motion aufgeworfene Thematik betreffend Artikel 152 des Parlamentsgesetzes ist Teil der laufenden Diskussion zu Soft Law. In den letzten Jahren hat das Soft Law als Instrument zur Gestaltung der internationalen Beziehungen an Bedeutung gewonnen. Dem Bundesrat ist die Wichtigkeit dieser Thematik bewusst; er hat daher beantragt, das Postulat der Aussenpolitischen Kommission des Ständerates 18.4104 zur Konsultation und Mitwirkung des Parlamentes im Bereich von Soft Law anzunehmen. Im entsprechenden Bericht wird insbesondere auf die Definition von Soft Law eingegangen und erläutert, wie es rechtlich und politisch eingeordnet werden kann. Zudem wird erörtert, inwiefern das Parlament in diesem Bereich unter Wahrung der verfassungsmässigen Kompetenzordnung in geeigneter Form mitwirken und gleichzeitig die aussenpolitische Handlungsfähigkeit der Schweiz gewahrt werden kann. All diese Fragen bedürfen einer vertieften Abklärung. Angesichts der laufenden Ausarbeitung des Postulatsberichtes erachtet es der Bundesrat als verfrüht, bereits zum jetzigen Zeitpunkt diesbezügliche Gesetzesanpassungen vorzunehmen. 18.4113 88 Ständerat Frühjahrssession 2021

Antrag des Bundesrates vom 27.02.2019 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 12.01.2021 - Aussenpolitische Kommission des Ständerates Chronologie

12.03.2020 Nationalrat Annahme 16.03.2021 Ständerat Ablehnung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Aussenpolitische Kommission SR (APK-SR)

Zuständige Behörde Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Nationalrat

Mitunterzeichnende (3) Pfister Gerhard, Regazzi Fabio, Schneider-Schneiter Elisabeth 18.4113 89 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 09.02.2021 15:18

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

18.4113 n Mo. Nationalrat (Romano). Für eine gemeinsame Aussenpolitik. Soft Law muss in Absprache mit dem Parlament erarbeitet werden

Bericht der Aussenpolitischen Kommission vom 12. Januar 2021

Die Aussenpolitische Kommission des Ständerates (APK-S) hat an ihrer Sitzung vom 12. Januar 2021 die von Marco Romano am 29. November 2018 eingereichte und vom Nationalrat am 12. März 2020 angenommene Motion behandelt.

Mittels der Motion soll der Bundesrat beauftragt werden, dass er im Fall von Soft Law oder internationalen Empfehlungen grundsätzlich das Parlament in den Entscheid- und Genehmigungsprozess mit einbeziehen muss, bevor sich die Vertretung des Bundesrates in internationalen Gremien dazu äussert.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 9 zu 0 Stimmen bei 4 Enthaltungen die Ablehnung der Motion.

Berichterstattung: Levrat

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Damian Müller

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 27. Februar 2019 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 18.4113 90 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 09.02.2021 15:18

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, in Artikel 152 des Parlamentsgesetzes (ParlG) festzulegen, dass der Bundesrat im Fall von Soft Law oder internationalen Empfehlungen grundsätzlich das Parlament in den Entscheid- und Genehmigungsprozess mit einbeziehen muss, bevor sich die Vertretung des Bundesrates in internationalen Gremien dazu äussert.

1.2 Begründung Die parlamentarische Initiative Romano 14.474 hat verlangt, Artikel 152 ParlG so zu präzisieren, dass die Zuständigkeiten des Parlamentes in der Aussenpolitik (Art. 166 Abs. 1 der Bundesverfassung) und dessen Freiheit in Bezug auf die innerstaatliche Gesetzgebung künftig nicht mehr von Soft Law, das im Alleingang vom Bundesrat angenommen wurde, untergraben oder eingeschränkt werden können. Denn Soft Law - auch wenn es rechtlich nicht verbindlich ist - bindet die Schweiz politisch und faktisch. Hält die Schweiz das Soft Law nicht ein, kann dies einen Verstoss gegen den Grundsatz von Treu und Glauben darstellen und dazu führen, dass die Schweiz auf schwarzen Listen landet. Dem Parlament sind daher die Hände gebunden. Das Parlament hat der Initiative keine Folge gegeben, da der Bundesrat das Problem anerkannt und in der Zwischenzeit einen neuen Artikel 5b der Regierungs- und Verwaltungsorganisationsverordnung (RVOV) verabschiedet hatte, der dem Sinn und Geist der parlamentarischen Initiative entsprach. Die derzeitige Praxis zeigt, dass diese per Verordnung eingeführte Reglementierung nicht ausreichend ist und nicht beachtet wird. Ohne vorgängige Konsultation des Parlamentes hat der Schweizer Vertreter bei der Uno aktiv die Erarbeitung des UN-Migrationspakts vorangetrieben; der Bundesrat hat erklärt, er habe beschlossen, diesem Pakt zuzustimmen. Das Parlament wurde erst danach konsultiert. Angesichts einer solchen öffentlichen Ankündigung der Zustimmung ist es für die Schweiz schwierig, einen Rückzieher zu machen - d. h., die formelle Annahme des UN-Pakts ganz oder teilweise zu verweigern -, da sie mit ihrer abweichenden Haltung eine Isolierung oder einen politischen Reputationsschaden und vielleicht auch internationale Retorsionsmassnahmen riskieren würde. Daher muss bekräftigt werden, dass das Parlament nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden darf. Da die Verwaltung die Pflicht der vorgängigen Konsultation nicht einzuhalten scheint, die der (vielleicht zu komplizierte) Artikel 5b RVOV vorsieht, sollte eine Grundlage im Gesetz geschaffen werden; mit einer Änderung des ParlG soll in einer einfacheren Weise präzisiert werden, dass das Parlament grundsätzlich bei allen Soft-Law-Normen und internationalen Empfehlungen vorgängig konsultiert werden muss. Ausnahmen bilden technische internationale Verträge ohne politischen Wert.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 27. Februar 2019 Die in der Motion aufgeworfene Thematik betreffend Artikel 152 des Parlamentsgesetzes ist Teil der laufenden Diskussion zu Soft Law. In den letzten Jahren hat das Soft Law als Instrument zur Gestaltung der internationalen Beziehungen an Bedeutung gewonnen. Dem Bundesrat ist die Wichtigkeit dieser Thematik bewusst; er hat daher beantragt, das Postulat der Aussenpolitischen Kommission des Ständerates 18.4104 zur Konsultation und Mitwirkung des Parlamentes im Bereich von Soft Law anzunehmen. Im entsprechenden Bericht wird insbesondere auf die Definition von Soft Law eingegangen und erläutert, wie es rechtlich und politisch eingeordnet werden kann. Zudem wird

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18.4113 91 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 09.02.2021 15:18

erörtert, inwiefern das Parlament in diesem Bereich unter Wahrung der verfassungsmässigen Kompetenzordnung in geeigneter Form mitwirken und gleichzeitig die aussenpolitische Handlungsfähigkeit der Schweiz gewahrt werden kann. All diese Fragen bedürfen einer vertieften Abklärung. Angesichts der laufenden Ausarbeitung des Postulatsberichtes erachtet es der Bundesrat als verfrüht, bereits zum jetzigen Zeitpunkt diesbezügliche Gesetzesanpassungen vorzunehmen.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Nationalrat hat die Motion am 12. März 2020 mit 96 zu 91 Stimmen bei 5 Enthaltungen angenommen.

4 Erwägungen der Kommission

Die APK-S hält fest, dass die beiden APK im ersten Quartal 2020 eine gemeinsame Subkommission «Soft Law» eingesetzt haben. Die Subkommission hat den Auftrag, eine vertiefte Analyse der Mitwirkung des Parlamentes im Bereich von Soft Law vorzunehmen und zu prüfen, ob gesetzgeberischer Handlungsbedarf besteht, um die parlamentarischen Mitwirkungsrechte in der Aussenpolitik auch im Zusammenhang mit Soft Law zu gewährleisten. Die vorliegende Motion verfolgt thematisch eine ähnliche Stossrichtung wie der Auftrag an die Subkommission. Die APK-S ist der Ansicht, dass in diesem Bereich Handlungsbedarf besteht. Trotzdem ist die APK-S namentlich aus Gründen der Verfahrensökonomie zum Schluss gekommen, die Motion abzulehnen. Die Kommission ist der Ansicht, dass es zum aktuellen Zeitpunkt, in dem das Parlament selbst bessere Mitwirkungsmöglichkeiten im Bereich von Soft Law erarbeitet, nicht zielführend wäre, dem Bundesrat einen Gesetzgebungsauftrag mit der gleichen Zielsetzung zu erteilen. Doppelspurigkeiten sollen aus Gründen der Effizienz und Kohärenz vermieden werden. Zudem sieht die APK-S die Subkommission «Soft Law» und die beiden APK in der Verantwortung, die gewünschten Instrumente der aussenpolitischen Mitwirkung zu entwickeln. Da die Ausgestaltung der parlamentarischen Mitwirkung in der Aussenpolitik auch einen Kompetenzkonflikt zwischen Legislative und Exekutive mit sich bringt, hält es die Kommission für sinnvoll, parlamentsintern Lösungen auszuarbeiten.

Weiter ist die APK-S überzeugt, dass jede Weiterentwicklung der parlamentarischen Mitwirkung im Bereich der Aussenpolitik auch praktikabel sein muss. Angesichts der breiten Formulierung des Motionstexts sowie der grossen Menge an Soft Law, welches konstant entwickelt wird, hält die Kommission den Ansatz der Motion nicht für zweckdienlich, um den Einbezug des Parlaments bei wesentlichen aussenpolitischen Vorhaben sicherzustellen.

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18.428 92 Ständerat Frühjahrssession 2021

18.428 Parlamentarische Initiative Bundesbetriebe und bundesnahe Unternehmungen. Keine Abgangsentschädigungen ans Topkader

Eingereicht von: Minder Thomas Fraktion der Schweizerischen Volkspartei parteilos Einreichungsdatum: 14.06.2018 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Folge gegeben

Eingereichter Text Das Bundespersonalgesetz ist so anzupassen, dass Mitglieder der Geschäftsleitung (respektive der obersten operativen Stufe) und des Verwaltungsrates (respektive des übergeordneten strategischen Organs) der zentralen und dezentralen Bundesverwaltung sowie von Anstalten und Betrieben, die vom Bund beherrscht werden, keine Abgangsentschädigungen erhalten. Begründung Artikel 95 Absatz 3 Buchstabe b der Bundesverfassung verbietet seit fünf Jahren Abgangsentschädigungen an die Mitglieder der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrates von börsenkotierten Gesellschaften. Artikel 20 Ziffer 1 der Verordnung gegen übermässige Vergütungen bei börsenkotierten Aktiengesellschaften hat dieses Verbot seit dem 1. Januar 2014 konkretisiert. Solche "goldenen Fallschirme" sind jedoch weiterhin möglich für das Topkader der Bundesverwaltung sowie für Betriebe, die vom Bund beherrscht werden. In der Praxis kommen hier solche verpönten Vergütungen leider auch immer wieder vor. In den fünfzehn Jahren wurden so bei Armasuisse, beim Bundesamt für Statistik, Bundesamt für Migration (heute SEM), Eidgenössischen Personalamt, Bundesamt für Bauten und Logistik, bei der Suva, Billag, SRG, Armee oder aktuell bei der Schweizerischen Post Abgangsentschädigungen für das Topmanagement ausgerichtet, was regelmässig zu öffentlichem Unmut und zu entsprechenden parlamentarischen Anfragen geführt hat. Es ist jedoch kein Grund ersichtlich, weshalb für das oberste Management von Bundesbetrieben weiterhin an dieser Vergütungsart festgehalten werden soll. Die ordentlichen Entschädigungen sind hier bereits sehr hoch und übersteigen gar regelmässig das Gehalt eines Bundesrates. Die "Schleudersitzprämie" ist hier quasi bereits im ordentlichen Lohn mitinbegriffen. In Anlehnung an das Verbot bei privatrechtlichen Gesellschaften soll es fortan auch für das Topkader von Bundesbetrieben Geltung erlangen. Kommissionsberichte 02.02.2021 - Staatspolitische Kommission des Ständerates Chronologie

11.10.2018 Staatspolitische Kommission SR Folge gegeben 31.01.2019 Staatspolitische Kommission NR Zustimmung 02.03.2021 Ständerat Fristverlängerung Bis zur Frühjahrssession 2023.

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Staatspolitische Kommission NR (SPK-NR) Staatspolitische Kommission SR (SPK-SR) 18.428 93 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 18.428 94 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 16.02.2021 16:53

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

18.428 s Pa. Iv. Minder. Bundesbetriebe und bundesnahe Unternehmungen. Keine Abgangsentschädigungen ans Topkader

Bericht der Staatspolitischen Kommission vom 2. Februar 2021

Im Hinblick auf den Ablauf der Frist für die Ausarbeitung einer Vorlage hat die Kommission an ihrer Sitzung vom 2. Februar 2021 über eine Fristverlängerung beraten.

Die Initiative verlangt eine Änderung des Bundespersonalgesetzes, so dass Mitglieder der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrates von Einheiten der zentralen und dezentralen Bundesverwaltung sowie von Anstalten und Betrieben, die vom Bund beherrscht werden, keine Abgangsentschädigungen erhalten.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, die Frist für die Ausarbeitung einer Vorlage bis zur Frühjahrssession 2023 zu verlängern.

Berichterstattung: Caroni

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Andrea Caroni

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stand der Arbeiten 3 Erwägungen der Kommission

$ 18.428 95 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 16.02.2021 16:53

1 Text und Begründung

1.1 Text Das Bundespersonalgesetz ist so anzupassen, dass Mitglieder der Geschäftsleitung (respektive der obersten operativen Stufe) und des Verwaltungsrates (respektive des übergeordneten strategischen Organs) der zentralen und dezentralen Bundesverwaltung sowie von Anstalten und Betrieben, die vom Bund beherrscht werden, keine Abgangsentschädigungen erhalten.

1.2 Begründung Artikel 95 Absatz 3 Buchstabe b der Bundesverfassung verbietet seit fünf Jahren Abgangsentschädigungen an die Mitglieder der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrates von börsenkotierten Gesellschaften. Artikel 20 Ziffer 1 der Verordnung gegen übermässige Vergütungen bei börsenkotierten Aktiengesellschaften hat dieses Verbot seit dem 1. Januar 2014 konkretisiert. Solche "goldenen Fallschirme" sind jedoch weiterhin möglich für das Topkader der Bundesverwaltung sowie für Betriebe, die vom Bund beherrscht werden. In der Praxis kommen hier solche verpönten Vergütungen leider auch immer wieder vor. In den fünfzehn Jahren wurden so bei Armasuisse, beim Bundesamt für Statistik, Bundesamt für Migration (heute SEM), Eidgenössischen Personalamt, Bundesamt für Bauten und Logistik, bei der Suva, Billag, SRG, Armee oder aktuell bei der Schweizerischen Post Abgangsentschädigungen für das Topmanagement ausgerichtet, was regelmässig zu öffentlichem Unmut und zu entsprechenden parlamentarischen Anfragen geführt hat. Es ist jedoch kein Grund ersichtlich, weshalb für das oberste Management von Bundesbetrieben weiterhin an dieser Vergütungsart festgehalten werden soll. Die ordentlichen Entschädigungen sind hier bereits sehr hoch und übersteigen gar regelmässig das Gehalt eines Bundesrates. Die "Schleudersitzprämie" ist hier quasi bereits im ordentlichen Lohn mitinbegriffen. In Anlehnung an das Verbot bei privatrechtlichen Gesellschaften soll es fortan auch für das Topkader von Bundesbetrieben Geltung erlangen.

2 Stand der Arbeiten Die Staatspolitische Kommission (SPK) des Ständerates hat der Initiative am 11. Oktober 2018 mit 5 zu 3 Stimmen bei 4 Enthaltungen Folge gegeben. Die SPK des Nationalrates hat diesem Beschluss am 31. Januar 2019 mit 18 zu 5 Stimmen zugestimmt. Sie war zu diesem Zeitpunkt mit den Umsetzungsarbeiten der parlamentarischen Initiative 16.438 «Angemessene Bezüge und Stopp der Lonhnexzesse bei den Bundes- und bundesnahen Unternehmen» beschäftigt. Bei dieser Initiative geht es auch um Änderungen des Bundespersonalgesetzes. Aufgrund der ähnlichen Thematik erachtete es die SPK des Nationalrates als sinnvoll, das Anliegen der parlamentarischen Initiative 18.428 betreffend die Abgangsentschädigungen in die Vorlage zur Umsetzung der Initiative 16.438 zu integrieren. Sie richtete ein entsprechendes Schreiben an die SPK des Ständerates, welche diesem Vorgehen am 29. April 2019 zustimmte. Nach durchgeführter Vernehmlassung hat die SPK des Nationalrates am 14. August 2020 ihrem Rat eine Vorlage zur Umsetzung der parlamentarischen Initiative 16.438 unterbreitet (BBl 2020 8345). Die Vorlage beinhaltet auch eine Ergänzung von Artikel 19 Absatz 4 des Bundespersonalgesetzes, wonach neu Abgangsentschädigungen für Mitglieder der Geschäftsleitung sowie für das in vergleichbarer Höhe entlöhnte Personal ausgeschlossen sind. Analoge Bestimmungen wurden auch in die Spezialgesetze für die jeweiligen Bundesbetriebe eingebaut. In seiner Stellungnahme vom 21. Oktober 2020 beantragte der Bundesrat die Streichung dieser Neuerung. Die SPK des

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18.428 96 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 16.02.2021 16:53

Nationalrates hat sich jedoch am 19. November 2020 mit 18 zu 7 Stimmen gegen diese Streichung ausgesprochen, so dass das Verbot von Abgangsentschädigungen immer noch Bestandteil der Vorlage ist. Die Vorlage wird vom Nationalrat voraussichtlich in der Frühjahrssession 2021 beraten werden.

3 Erwägungen der Kommission Die SPK des Ständerates wird sich somit voraussichtlich im 2. Quartal 2021 mit der Vorlage des Nationalrates für eine Änderung des Bundespersonalgesetzes und weiterer Erlasse beschäftigen können. Die Kommission wird dann entscheiden können, ob das Anliegen der parlamentarischen Initiative 18.428 in befriedigender Form umgesetzt worden ist und ob die Initiative somit als erfüllt abgeschrieben werden kann. Sollte dies nicht der Fall sein, kann die Kommission entweder Änderungen am Entwurf des Nationalrates anbringen oder eine eigene Vorlage ausarbeiten. Die Kommission beantragt deshalb, die Frist zur Ausarbeitung einer Vorlage um zwei Jahre zu verlängern.

3

18.458 97 Ständerat Frühjahrssession 2021

18.458 Parlamentarische Initiative Differenzbereinigungsverfahren bei Motionen

Eingereicht von: Rieder Beat Die Mitte-Fraktion. Die Mitte. EVP. Die Mitte Einreichungsdatum: 28.09.2018 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Behandelt vom Ständerat

Eingereichter Text Das Verfahren der Differenzenbereinigung bei einer Motion (vgl. Art. 121 Abs. 4 des Parlamentsgesetzes) ist wie folgt zu ändern: Nimmt der Zweitrat eine Änderung vor, so kann der Erstrat in der zweiten Beratung wie bisher der Änderung zustimmen oder sie definitiv ablehnen. Neu soll der Erstrat zusätzlich die Möglichkeit haben, an der ursprünglichen Fassung der Motion festzuhalten. Hält der Erstrat an seiner ursprünglichen Fassung fest, kann der Zweitrat in der zweiten Beratung die Motion annehmen oder definitiv ablehnen. Begründung Im bisherigen Verfahren gemäss Artikel 121 Absatz 4 des Parlamentsgesetzes ergibt sich die für den Erstrat fast unzumutbare Situation, dass eine von ihm gutgeheissene Motion zwar durch den Zweitrat abgeändert werden kann. In der zweiten Beratung hat aber der Erstrat nur mehr die Möglichkeit, der Änderung zuzustimmen oder seine eigene von ihm gutgeheissene Motion mittels Ablehnung der Abänderung des Zweitrates selbst zu "beerdigen". Dem Erstrat fehlt damit jegliche Möglichkeit, an seiner ursprünglichen Motion festzuhalten, selbst wenn er nach eingehender Beratung zum Schluss kommt, die Abänderung durch den Zweitrat sei falsch bzw. verunmögliche sogar die Erreichung des Motionszieles. Dies ist stossend und unbillig und gibt Möglichkeiten zu taktischen Spielchen. Deshalb ist dem Erstrat die Möglichkeit zu geben, an seiner Motion festzuhalten und es anschliessend dem Zweitrat zu überlassen, die Motion in der ursprünglichen Fassung anzunehmen oder abzulehnen. Bericht und Entwurf der Kommission 20.01.2021 - Stellungnahme des Bundesrates (BBl 2021 138) 09.11.2020 - Bericht (BBl 2020 9309) Chronologie

12.02.2019 Staatspolitische Kommission SR Folge gegeben 08.11.2019 Staatspolitische Kommission NR Zustimmung

Entwurf 1 Bundesgesetz über die Bundesversammlung (Parlamentsgesetz, ParlG) (Differenzbereinigungsverfahren bei Motionen) BBl 2020 9315

18.03.2021 Ständerat Beschluss gemäss Entwurf

Stand der Beratungen: Behandelt vom Ständerat 18.458 98 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Staatspolitische Kommission NR (SPK-NR) Staatspolitische Kommission SR (SPK-SR)

Zuständige Behörde Bundeskanzlei (BK) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (10) Baumann Isidor, Bischof Pirmin, Bischofberger Ivo, Eder Joachim, Engler Stefan, Ettlin Erich, Germann Hannes, Hegglin Peter, Luginbühl Werner, Schmid Martin 19.037 99 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.037 Geschäft des Bundesrates Stop der Hochpreisinsel – für faire Preise. Volksinitiative und indirekter Gegenvor- schlag

Einreichungsdatum: 29.05.2019 Stand der Beratung: Erledigt

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 29. Mai 2019 zur Volksinitiative «Stop der Hochpreisinsel – für faire Preise (Fair-Preis-Initiative)» und zum indirekten Gegenvorschlag (Änderung des Kartellgesetzes) BBl 2019 4877 Neue Frist der Initiative nach verordnetem Fristenstillstand: 23. August 2020 (siehe SR 161.16) Kommissionsberichte 19.05.2020 - Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates Chronologie Entwurf 1 Bundesbeschluss über die Volksinitiative «Stop der Hochpreisinsel – für faire Preise (Fair-Preis-Initiative)» BBl 2019 4959

09.03.2020 Nationalrat Beschluss gemäss Entwurf 08.06.2020 Ständerat Fristverlängerung Bis zum 23. August 2021. 02.12.2020 Ständerat Zustimmung 19.03.2021 Ständerat Annahme in der Schlussabstimmung 19.03.2021 Nationalrat Annahme in der Schlussabstimmung

Stand der Beratungen: Erledigt Schlussabstimmungstext: BBl 2021 663

Entwurf 2 Bundesgesetz über Kartelle und andere Wettbewerbsbeschränkungen (Kartellgesetz, KG) BBl 2019 4957

09.03.2020 Nationalrat Beschluss abweichend vom Entwurf 02.12.2020 Ständerat Abweichung 04.03.2021 Nationalrat Abweichung 09.03.2021 Ständerat Abweichung 16.03.2021 Nationalrat Zustimmung 19.03.2021 Ständerat Annahme in der Schlussabstimmung 19.03.2021 Nationalrat Annahme in der Schlussabstimmung Dieses Gesetz wird im Bundesblatt publiziert, sobald die Volksinitiative «Stop der Hochpreisinsel – für faire Preise (Fair-Preis-Initiative)» zu- rückgezogen oder abgelehnt worden ist.

Stand der Beratungen: Erledigt Schlussabstimmungstext: BBl 2021 757 19.037 100 Ständerat Frühjahrssession 2021

Referendumsfrist: 18.07.2021 Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) Weitere Informationen Behandlungskategorie I/II/IIIa/IV

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 19.037 101 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 19.05.2020 16:01

Ständerat

Conseil des Etats

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.037 n Stop der Hochpreisinsel - für faire Preise. Volksinitiative und indirekter Gegenvorschlag

Bericht der Kommission für Wirtschaft und Abgaben vom 19. Mai 2020

Die eidgenössische Volksinitiative «Stop der Hochpreisinsel – für faire Preise» (Fair-Preis-Initiative) wurde am 12. Dezember 2017 mit 107 889 gültigen Unterschriften eingereicht. Gemäss Artikel 100 des Parlamentsgesetzes (ParlG) muss die Bundesversammlung innert 30 Monaten nach Einreichung der Initiative beschliessen, ob sie Volk und Ständen die Initiative zur Annahme oder Ablehnung empfiehlt. Im vorliegenden Fall lief die Behandlungsfrist ursprünglich bis zum 12. Juni 2020. Angesichts des Coronavirus hat der Bundesrat einen Fristenstillstand bei eidgenössischen Volksbegehren beschlossen (Verordnung des Bundesrats vom 20. März 2020; SR 161.16). Er gilt auch für die Behandlungsfristen des Parlaments und erstreckt sich vom 21. März 2020 bis zum 31. Mai 2020. Neue Frist für die Abstimmungsempfehlung der Bundesversammlung zur Fair-Preis- Initiative ist somit der 23. August 2020. Gestützt auf Artikel 105 Absatz 1 ParlG kann die Bundesversammlung die Frist für die Behandlung einer Volksinitiative um ein Jahr verlängern, wenn ein Rat über einen Gegenentwurf oder über einen mit der Volksinitiative eng zusammenhängenden Erlassentwurf Beschluss fasst. Der Nationalrat hat am 9. März 2020 einen indirekten Gegenentwurf in der Gesamtabstimmung angenommen und eine Fristverlängerung – damals noch bis zum 12. Juni 2021 – beschlossen. Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, die Frist für die Behandlung der Fair-Preis-Initiative um ein Jahr, das heisst bis zum 23. August 2021, zu verlängern.

Berichterstattung: schriftlich Im Namen der Kommission Der Präsident:

Christian Levrat

$ 19.044 102 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.044 Geschäft des Bundesrates Geldwäschereigesetz. Änderung

Einreichungsdatum: 26.06.2019 Stand der Beratung: Erledigt

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 26. Juni 2019 zur Änderung des Geldwäschereigesetzes BBl 2019 5451 Chronologie Entwurf 1 Bundesgesetz über die Bekämpfung der Geldwäscherei und der Terrorismusfinanzierung (Geldwäschereigesetz, GwG) BBl 2019 5555

02.03.2020 Nationalrat Nichteintreten 10.09.2020 Ständerat Beschluss abweichend vom Entwurf 15.12.2020 Nationalrat Rückweisung an die Kommission 01.03.2021 Nationalrat Abweichung 10.03.2021 Ständerat Zustimmung 19.03.2021 Ständerat Annahme in der Schlussabstimmung 19.03.2021 Nationalrat Annahme in der Schlussabstimmung

Stand der Beratungen: Erledigt Schlussabstimmungstext: BBl 2021 668 Referendumsfrist: 08.07.2021 Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Rechtsfragen NR (RK-NR) Kommission für Rechtsfragen SR (RK-SR)

Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Behandlungskategorie IIIa/IV

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 19.046 103 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.046 Geschäft des Bundesrates Bundesgesetz über die Krankenversicherung. Änderung (Massnahmen zur Kosten- dämpfung - Paket 1)

Einreichungsdatum: 21.08.2019 Stand der Beratung: Behandelt vom Nationalrat

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 21. August 2019 zur Änderung des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (Massnahmen zur Kostendämpfung - Paket 1) BBl 2019 6071 Chronologie Entwurf 1 Bundesgesetz über die Krankenversicherung (KVG) (Massnahmen zur Kostendämpfung – Paket 1) BBl 2019 6177

29.10.2020 Nationalrat Beschluss abweichend vom Entwurf

Stand der Beratungen: Behandelt vom Nationalrat

Entwurf 2 Bundesgesetz über die Krankenversicherung (KVG) (Massnahmen zur Kostendämpfung – Paket 1a) (Entwurf der SGK-N vom 26.05.2020)

08.06.2020 Nationalrat Beginn der Debatte 18.06.2020 Nationalrat Beschluss abweichend vom Entwurf 09.09.2020 Ständerat Abweichung 14.12.2020 Nationalrat Abweichung 08.03.2021 Ständerat Abweichung 10.03.2021 Nationalrat Abweichung

Stand der Beratungen: Von beiden Räten behandelt Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR (SGK-NR) Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Behandlungskategorie IIIa/IV

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 19.050 104 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.050 Geschäft des Bundesrates Stabilisierung der AHV (AHV 21)

Einreichungsdatum: 28.08.2019 Stand der Beratung: Behandelt vom Ständerat

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 28. August 2019 zur Stabilisierung der AHV (AHV 21) BBl 2019 6305 Chronologie Entwurf 1 Bundesgesetz über die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHVG) BBl 2019 6437

15.03.2021 Ständerat Beschluss abweichend vom Entwurf

Stand der Beratungen: Behandelt vom Ständerat

Entwurf 2 Bundesbeschluss über die Zusatzfinanzierung der AHV durch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer BBl 2019 6455

15.03.2021 Ständerat Beschluss abweichend vom Entwurf

Stand der Beratungen: Behandelt vom Ständerat Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR (SGK-NR) Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Konnexe Geschäfte 17.2021 Petition Für eine Sanierung der AHV

Behandlungskategorie IIIa/IV

Erstbehandelnder Rat Ständerat 19.065 105 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.065 Geschäft des Bundesrates ETH-Gesetz. Änderung

Einreichungsdatum: 27.11.2019 Stand der Beratung: Erledigt

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 27. November 2019 zur Änderung des ETH-Gesetzes BBl 2020 715 Chronologie Entwurf 1 Bundesgesetz über die Eidgenössischen Technischen Hochschulen (ETH-Gesetz) BBl 2020 741

11.06.2020 Nationalrat Beschluss abweichend vom Entwurf 22.09.2020 Ständerat Abweichung 10.12.2020 Nationalrat Abweichung 14.12.2020 Ständerat Abweichung 04.03.2021 Nationalrat Abweichung 09.03.2021 Ständerat Abweichung 16.03.2021 Nationalrat Beschluss gemäss Antrag der Einigungskonferenz 18.03.2021 Ständerat Beschluss gemäss Antrag der Einigungskonferenz 19.03.2021 Ständerat Annahme in der Schlussabstimmung 19.03.2021 Nationalrat Annahme in der Schlussabstimmung

Stand der Beratungen: Erledigt Schlussabstimmungstext: BBl 2021 671 Referendumsfrist: 08.07.2021 Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur NR (WBK-NR) Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur SR (WBK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) Weitere Informationen Behandlungskategorie IIIa/IV

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 19.071 106 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.071 Geschäft des Bundesrates Finanzhaushaltgesetz. Änderung (Vereinfachung und Optimierung der Haushalts- steuerung)

Einreichungsdatum: 27.11.2019 Stand der Beratung: Erledigt

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 27. November 2019 zur Vereinfachung und Optimierung der Haushaltssteuerung (Änderung des Finanzhaushaltgesetzes) BBl 2020 349 Chronologie Entwurf 1 Bundesgesetz über den eidgenössischen Finanzhaushalt (Finanzhaushaltgesetz, FHG) BBl 2020 399

16.12.2020 Ständerat Beschluss abweichend vom Entwurf 11.03.2021 Nationalrat Zustimmung 19.03.2021 Ständerat Annahme in der Schlussabstimmung 19.03.2021 Nationalrat Annahme in der Schlussabstimmung

Stand der Beratungen: Erledigt Schlussabstimmungstext: BBl 2021 670 Referendumsfrist: 08.07.2021 Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Finanzkommission NR (FK-NR) Finanzkommission SR (FK-SR)

Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Behandlungskategorie IIIb/IV

Erstbehandelnder Rat Ständerat 19.084 107 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.084 Geschäft des Bundesrates Rechtshilfe in Strafsachen. Abkommen mit Indonesien

Einreichungsdatum: 13.12.2019 Stand der Beratung: Erledigt

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 13. Dezember 2019 zur Genehmigung des Vertrages zwischen der Schweiz und Indonesien über Rechtshilfe in Strafsachen BBl 2020 861 Vertrag zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Republik Indonesien über Rechtshilfe in Strafsachen BBl 2020 885 Chronologie Entwurf 1 Bundesbeschluss über die Genehmigung des Vertrags zwischen der Schweiz und Indonesien über Rechtshilfe in Strafsachen BBl 2020 883

16.12.2020 Nationalrat Beschluss gemäss Entwurf 01.03.2021 Ständerat Zustimmung 19.03.2021 Ständerat Annahme in der Schlussabstimmung 19.03.2021 Nationalrat Annahme in der Schlussabstimmung

Stand der Beratungen: Erledigt Schlussabstimmungstext: BBl 2021 673 Referendumsfrist: 08.07.2021 Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Rechtsfragen NR (RK-NR) Kommission für Rechtsfragen SR (RK-SR)

Zuständige Behörde Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) Weitere Informationen Behandlungskategorie IIIb/IV

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 19.2022 108 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.2022 Petition Petition für ein Bundesgesetz über die Ausbildung von Taxifahrern

Eingereicht von: Frei Daniel Einreichungsdatum: 20.05.2019 Stand der Beratung: Erledigt

Kommissionsberichte 04.02.2021 - Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Ständerates 17.02.2020 - Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrates Chronologie

25.09.2020 Nationalrat Keine Folge gegeben 18.03.2021 Ständerat Keine Folge gegeben

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen NR (KVF-NR) Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen SR (KVF-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) 19.2022 109 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 07.03.2021 09:41

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.2022 Petition Frei Daniel. Petition für ein Bundesgesetz über die Ausbildung von Taxifahrern

Bericht der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen vom 4. Februar 2021

Die Kommission hat an ihrer Sitzung vom 4. Februar 2021 die Petition geprüft, die Herr Daniel Frei am 20. Mai 2019 eingereicht hatte.

Die Petition fordert ein neues Bundesgesetz, welches schweizweit die Anforderungen und die Qualität der Ausbildung der Taxifahrer regelt.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt einstimmig, der Petition keine Folge zu geben, weil sie das Anliegen ablehnt.

Berichterstattung: schriftlich

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Stefan Engler

Inhalt des Berichtes 1 Inhalt der Petition 2 Erwägungen der Kommission

$ 19.2022 110 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 07.03.2021 09:41

1 Inhalt der Petition Die Petitionäre stören sich an der aktuellen Situation des Zürcher Taxigewerbes. Insbesondere wird eine illegale Situation beanstandet im Zusammenhang mit der Firma Uber, den Landtaxis und den Privatautos, welche illegal Fahrdienste gegen Entgelt in der Stadt Zürich anbieten. Aufgrund dieser Situation sei die bestehende Taxigesetzgebung in der Stadt Zürich dringend anzupassen. Dazu sei ein Bundesgesetz nötig, welches schweizweit die Anforderungen und die Qualität der Ausbildung der Taxifahrer regelt.

2 Erwägungen der Kommission Die Kommission nimmt zur Kenntnis, dass im Bereich des berufsmässigen Personentransports mit der Verordnung über die Arbeits- und Ruhezeit der berufsmässigen Führer und Führerinnen von leichten Personentransportfahrzeugen und schweren Personenwagen (ARV 2) bereits bundesrechtliche Vorgaben bestehen. Gemäss dieser Verordnung müssen Taxifahrer und auch die von Uber angebotenen Fahrdienste die vorgeschriebenen Arbeits-, Lenk- und Ruhezeiten einhalten und das Fahrzeug mit einem Fahrtschreiber ausrüsten. Die Kommission hält weiter fest, dass die Kompetenz, gewerbepolizeiliche Vorschriften über das Taxiwesen zu erlassen, bei den Kantonen bzw. den Gemeinden liegt. Sie sieht keinen Anlass, diese Zuständigkeitsregelung anzupassen. Aus ihrer Sicht überwiegt der Vorteil, dass die Gemeinden das Taxigewerbe basierend auf den lokal sehr unterschiedlichen Bedürfnissen aus einer gewerbepolizeilichen Sicht regeln können.

2

19.2027 111 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.2027 Petition Pflichtpfand auf PET-Flaschen

Eingereicht von: Andreas Dummermuth Einreichungsdatum: 02.10.2019 Stand der Beratung: Erledigt

Kommissionsberichte 16.02.2021 - Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates 01.09.2020 - Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrates Chronologie

25.09.2020 Nationalrat Keine Folge gegeben 18.03.2021 Ständerat Keine Folge gegeben

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie NR (UREK-NR) Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie SR (UREK-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) 19.2027 112 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 07.03.2021 09:40

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.2027 Petition Andreas Dummermuth. Pflichtpfand auf PET-Flaschen

Bericht der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie vom 16. Februar 2021

Die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 16. Februar 2021 die im Titel genannte Petition geprüft, welche am 2. Oktober 2019 von Andreas Dummermuth eingereicht worden ist.

Mit der Petition sollen die Anliegen von zwei parlamentarischen Initiativen unterstützt werden, die Nationalrat Alois Gmür eingereicht hat. Namentlich handelt es sich um die parlamentarische Initiative 19.451 «Schweizer Kreislaufwirtschaft weiterführen. Sammlung und Recycling statt Abfallberge» sowie um die parlamentarische Initiative 19.470 «Einführung eines Pflichtpfands auf Getränkedosen und Getränkeflaschen».

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt einstimmig, der Petition keine Folge zu geben.

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Martin Schmid

Inhalt des Berichtes 1 Inhalt der Petition 2 Erwägungen der Kommission

$ 19.2027 113 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 07.03.2021 09:40

1 Inhalt der Petition Mittels der Petition wird die Unterstützung der Anliegen von zwei parlamentarischen Initiativen zum Ausdruck gebracht. Erstens soll die von Nationalrat Alois Gmür am 19. Juni 2019 eingereichte parlamentarische Initiative 19.451 unterstützt werden. Diese parlamentarische Initiative bezweckt die Einführung von Sammelpflichten für Verpackungen, welche nach Artikel 30d Absatz 4 des Umweltschutzgesetzes (USG; SR 814.01) verwertet werden müssen. Namentlich sollen Sammelpflichten eingeführt werden, sofern es für die Sicherstellung der Verwertung der Verpackungen notwendig ist. Zweitens soll mittels der Petition die von Nationalrat Alois Gmür am 21. Juni 2019 eingereichte parlamentarische Initiative 19.470 unterstützt werden. Mit dieser parlamentarischen Initiative wird verlangt, dass ein obligatorisches Pfand auf allen Getränkeflaschen und -dosen erhoben wird.

2 Erwägungen der Kommission Grundsätzlich teilt die Kommission das Ziel, zur Vermeidung und besseren Verwertung von Abfällen beizutragen. Betreffend die Forderung der Petition, die Anliegen der beiden parlamentarischen Initiativen von Nationalrat Alois Gmür zu unterstützen, sieht die Kommission jedoch keinen Handlungsbedarf. Die erste in der Petition genannte parlamentarische Initiative zu Sammelpflichten für die Verwertung von Verpackungen (19.451) wurde zugunsten der Kommissionsinitiative «Schweizer Kreislaufwirtschaft stärken» (20.433) zurückgezogen. Dieser hat die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates am 22. Juni 2020 Folge gegeben. Ihre Schwesterkommission hat bereits damit begonnen, einen Erlassentwurf auszuarbeiten. Das Anliegen ist damit berücksichtigt. Die zweite angesprochene parlamentarische Initiative, jene zur Einführung eines obligatorischen Pfandes (19.470), wurde ebenfalls zurückgezogen. Bezüglich dieses Anliegens stellt die Kommission fest, dass der Bundesrat bereits heute ein Pfand einführen könnte, sollte die Verwertungsquote von Getränkeverpackungen aus Aluminium, PET oder Glas unter 75 Prozent liegen (Art. 30b USG, SR 814.01; Art. 8 VGV, SR 814.621). Sie ist der Meinung, dass sich der bisherige subsidiäre Ansatz bewährt hat, während die Wirksamkeit eines Pflichtpfandes unklar sei.

Aus Sicht der Kommission ist die Petition also durch den Rückzug der beiden parlamentarischen Initiativen obsolet geworden. Das grundsätzliche Anliegen der Vermeidung und besseren Verwertung von Abfällen wird mittels der parlamentarischen Initiative 20.433 weiterverfolgt. Daher beantragt die Kommission, der Petition keine Folge zu geben.

2

19.2028 114 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.2028 Petition Ausbau grenzüberschreitender Verkehrsverbindungen im Grenzraum Schweiz/Deutschland/ Frankreich am Oberrhein

Eingereicht von: Oberrheinrat Einreichungsdatum: 07.06.2019 Stand der Beratung: Erledigt

Kommissionsberichte 04.02.2021 - Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Ständerates 17.02.2020 - Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrates Chronologie

19.06.2020 Nationalrat Keine Folge gegeben 18.03.2021 Ständerat Keine Folge gegeben

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen NR (KVF-NR) Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen SR (KVF-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) 19.2028 115 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 07.03.2021 09:39

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.2028 Petition Oberrheinrat. Ausbau grenzüberschreitender Verkehrsverbindungen im Grenzraum Schweiz/Deutschland/Frankreich am Oberrhein

Bericht der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen vom 4. Februar 2021

Die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 4. Februar 2021 die am 7. Juni 2019 eingereichte Petition geprüft.

Die Petition verlangt, dass die grenzüberschreitenden Verkehrsverbindungen im Grenzraum Schweiz-Deutschland-Frankreich am Oberrhein weiter ausgebaut werden.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt einstimmig, der Petition keine Folge zu geben.

Berichterstattung: schriftlich

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Stefan Engler

Inhalt des Berichtes 1 Inhalt der Petition 2 Erwägungen der Kommission

$ 19.2028 116 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 07.03.2021 09:39

1 Inhalt der Petition Mit der Petition wird verlangt, dass die grenzüberschreitenden Verkehrsverbindungen im Grenzraum Schweiz – Deutschland – Frankreich am Oberrhein weiter ausgebaut werden. Die Petenten fordern, dass die Schweiz verschiedene Ausbaumassnahmen prüft und sich gemeinsam mit Frankreich und Deutschland auf einen Finanzierungsplan einigt, damit die Bahnanbindung des Regionalverkehrs und an das Hochgeschwindigkeitsnetz 2028 fertiggestellt werden kann.

2 Erwägungen der Kommission Die Kommission teilt die Einschätzung des Oberrheinrates, dass den grenzüberschreitenden Verkehrsverbindungen eine ausserordentlich wichtige Funktion zukommt. In einer dicht besiedelten und wirtschaftsstarken Region sollte sich die Infrastruktur unabhängig von Landesgrenzen nach den Bedürfnissen der Menschen und der Unternehmen richten. Die schweizerische Eidgenossenschaft unterstützt deshalb seit Jahren die Weiterentwicklung der grenzüberschreitenden Verkehrsverbindungen. Sie tut dies mit planerischen, baulichen und sehr substanziellen finanziellen Mitteln. Das strategische Entwicklungsprogramm Eisenbahninfrastruktur (STEP AS 2035), welches die eidgenössischen Räte im letzten Jahr beschlossen haben, ist ein eindrückliches Zeugnis für dieses Engagement. Der Ausbau und der reibungslose Betrieb von guten Verkehrsverbindung braucht alle beteiligten Partner, auf den verschiedenen Staatsebenen und in den verschiedenen Nationen. Die Kommission ist überzeugt, dass auf Seiten des Bundes – wie auch auf den andern Staatsebenen – alle wichtigen Massnahmen eingeleitet oder in Planung sind. Die entsprechenden finanziellen Mittel sind auf Bundesebene bereitgestellt und rechtzeitig verfügbar. Von den Nachbarländern erwartet sie die gleiche Verbindlichkeit im planerischen und finanziellen Engagement. Wichtiger noch als die einzelnen Bauwerke, so die Meinung der Kommission, ist indessen das richtige und bedarfsgerechte Angebot an Verkehrsleistung. Eine Beschleunigung von einzelnen Bauten, die mit sehr hohen Kosten verbunden ist, aber für die zurzeit noch gar kein Bedarf besteht oder die noch keine Netzwirkung entfalten können, weil die übrigen Komponenten fehlen, lehnt sie dagegen ab. Im Grundsatz unterstützt deshalb die Kommission das Anliegen des Oberrheinrates, erkennt aber im Zuständigkeitsbereich des Bundes aktuell keinen weiteren Handlungsbedarf und beantragt ihrem Rat deshalb, der Petition keine Folge zu geben.

2

19.2032 117 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.2032 Petition Schliessung der falschen katalanischen Botschaft in Genf

Eingereicht von: Catalunya peuple d’Espagne (CPDE) Einreichungsdatum: 16.11.2019 Stand der Beratung: Erledigt

Kommissionsberichte 16.02.2021 - Aussenpolitische Kommission des Nationalrates 11.01.2021 - Aussenpolitische Kommission des Ständerates Chronologie

18.03.2021 Ständerat Keine Folge gegeben 19.03.2021 Nationalrat Keine Folge gegeben

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Aussenpolitische Kommission NR (APK-NR) Aussenpolitische Kommission SR (APK-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) 19.2032 118 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 07.03.2021 09:39

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.2032 Petition Catalunya peuple d'Espagne (CPDE). Schliessung der falschen katalanischen Botschaft in Genf

Bericht der Aussenpolitischen Kommission vom 11. Januar 2021

Die Aussenpolitische Kommission des Ständerates (APK-S) hat an ihrer Sitzung vom 11. und 12. Januar 2021 die von Catalunya peuple d'Espagne am 15. November 2019 mit 37 Unterschriften eingereichte Petition vorberaten.

Die Petition verlangt, dass die Büros der Delegation der katalanischen Regierung in Genf geschlossen werden.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Petition keine Folge zu geben.

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Damian Müller

Inhalt des Berichtes 1 Inhalt der Petition 2 Erwägungen der Kommission

$ 19.2032 119 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 07.03.2021 09:39

1 Inhalt der Petition Die Petentinnen und Petenten fordern die Schliessung der Büros der Delegation der katalanischen Regierung in Genf. In ihren Augen dienen die Büros dazu, von der Schweiz aus Aktivitäten zur Destabilisierung der spanischen Regierung zu finanzieren. Sie verweisen darauf, dass diese Delegation weder vom Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) noch von den spanischen Behörden anerkannt wird.

2 Erwägungen der Kommission Die Kommission hält fest, dass alle autonomen Gemeinschaften Spaniens nach spanischem Recht befugt sind, im Ausland Delegationen oder Büros («officines») zu eröffnen. Ausserdem fügt sie hinzu, dass die Delegation der Regierung Kataloniens in Genf weder eine Botschaft in der Schweiz noch eine offizielle ständige Vertretung bei den internationalen Organisationen ist und dass das EDA keinerlei formelle Verbindung zu dieser Einrichtung hat. In Anbetracht dessen sieht die Kommission keinen Grund einzugreifen und auch keinen Anlass, die Schliessung der Büros der Delegation der katalanischen Regierung in Genf zu beantragen.

2

19.3034 120 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.3034 Motion Sicherheitshaft für Dschihad-Rückkehrer

Eingereicht von: Fraktion der Schweizerischen Volkspartei Sprecher/in: Büchel Roland Rino Fraktion der Schweizerischen Volkspartei Schweizerische Volkspartei Einreichungsdatum: 06.03.2019 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, der Bundesversammlung einen Erlassentwurf mit folgender Zielsetzung zu unterbreiten: Wenn Hinweise auf die Beteiligung oder jede andere Form von Unterstützung einer verbotenen Organisation gemäss Artikel 74 des Nachrichtendienstgesetzes (SR 121) vorgebracht werden, namentlich durch den Nachrichtendienst des Bundes, sollen die betroffenen Personen bis zum Abschluss entsprechender Verfahren in Haft genommen werden. Bei der Einreise in die Schweiz soll die Inhaftierung unmittelbar erfolgen. Auf die Anordnung der Haft ist nur zu verzichten, bzw. die Haft ist erst wieder aufzuheben, wenn geklärt ist, dass die Person keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit der Schweiz darstellt. Begründung Das Verbot einer gesamten Organisation ist ein ausserordentliches Mittel. So ist gemäss Artikel 74 des Nachrichtendienstgesetzes eine konkrete Bedrohung der Sicherheit zwingende Voraussetzung, damit die Behörden ein solches Verbot aussprechen können. Entsprechend ist davon auszugehen, dass von Personen, die sich an solchen Organisationen beteiligen oder sie unterstützen, ebenfalls eine konkrete Bedrohung ausgeht. Dies rechtfertigt die präventive Anordnung von Haft, um die vermutete konkrete Gefahr für die öffentliche Sicherheit abzuwenden. Nur wenn die Behörden nachweisen können, dass von der betreffenden Person keine Gefahr ausgeht, soll die Haft aufgehoben bzw. auf eine Inhaftierung verzichtet werden. Bei der Einreise in die Schweiz bzw. der Rückkehr aus dem Konfliktgebiet soll die Inhaftierung unmittelbar erfolgen. Die Behörden sollen sich bei der Anordnung dieser Massnahme auf Einschätzungen des Nachrichtendienstes des Bundes abstützen können, da oftmals keine anderen Informationsquellen vorliegen. Stellungnahme des Bundesrates vom 22.05.2019 Der Bundesrat ist sich der Gefahren des Terrorismus für die Schweiz und ihre Bevölkerung bewusst. Besteht ein hinreichender Tatverdacht, dass sich eine Person an einer terroristischen Organisation beteiligt oder eine solche unterstützt, eröffnet die Bundesanwaltschaft ein Strafverfahren namentlich wegen Unterstützung oder Beteiligung an einer kriminellen Organisation (Art. 260ter des Strafgesetzbuches, StGB, bzw. wegen Verstosses gegen das Bundesgesetz über das Verbot der Gruppierungen Al Kaida und "Islamischer Staat" sowie verwandter Organisationen). Bei dringendem Tatverdacht und wenn ernsthaft zu befürchten ist, dass die beschuldigte Person flüchtet, weitere Taten begeht, Personen beeinflusst oder auf Beweismittel einwirkt, kann die Bundesanwaltschaft Untersuchungs- resp. Sicherheitshaft (Art. 221 Abs. 1 der Strafprozessordnung, StPO) beantragen. Die Haft kann unverzüglich, d. h. auch unmittelbar nach einer Einreise in die Schweiz, angeordnet werden. In diesem Sinne ist das Anliegen der Motion bereits mit dem geltenden Recht umsetzbar. Nach Artikel 221 Absatz 2 StPO ist eine Haft zudem zulässig, wenn ernsthaft zu befürchten ist, dass eine Gefährderin oder ein Gefährder eine Drohung, ein schweres Verbrechen durchzuführen, wahrmachen wird. Auch auf kantonaler Ebene bestehen Rechtsgrundlagen für einen polizeilichen Gewahrsam zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Ausserdem besteht nach Abschluss des Strafverfahrens die Möglichkeit der Verwahrung. Wenn im Rahmen eines Strafverfahrens die Voraussetzungen nach Artikel 64 StGB gegeben sind, d. h., wenn der Täter bzw. die Täterin ein entsprechend schweres Verbrechen begangen hat und aufgrund persönlicher Merkmale die Gefahr weiterer solcher Straftaten besteht, kann das Strafgericht gegen eine wegen terroristisch motivierter Straftaten verurteilte Person diese Massnahme anordnen. 19.3034 121 Ständerat Frühjahrssession 2021

Als zivilrechtliches Instrument kommt die Anordnung einer fürsorgerischen Unterbringung (Art. 426ff. des Zivilgesetzbuches, ZGB) infrage, wenn die Person unter einer psychischen Störung oder einer geistigen Behinderung leidet und sie durch ihr Verhalten nicht nur Dritte, sondern in erster Linie sich selbst gefährdet. Schliesslich hat der Bundesrat – basierend auf der Strategie der Schweiz zur Bekämpfung des Terrorismus vom Jahre 2015 – verschiedene Projekte ausgearbeitet, um das bestehende Instrumentarium zur Bekämpfung des Terrorismus zu ergänzen: – Im November 2017 haben Bund und Kantone den Nationalen Aktionsplan gegen Radikalisierung und gewalttätigen Extremismus (NAP) verabschiedet. Dieser beinhaltet Massnahmen der Prävention und der Reintegration. – Mit der vom Bundesrat dem Parlament am 14. September 2018 unterbreiteten Teilrevision des Strafgesetzbuches soll das strafrechtliche Instrumentarium gestärkt werden. Unter anderem sollen neu das Anwerben, die Ausbildung und das Reisen im Hinblick auf eine terroristische Straftat unter Strafe gestellt und der Strafrahmen für die Unterstützung oder Beteiligung an einer kriminellen oder terroristischen Organisation deutlich erhöht werden. – Das künftige Bundesgesetz über polizeiliche Massnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus (PMT) will das präventiv-polizeiliche Instrumentarium ergänzen und verstärken. Vorgesehen sind gegenüber einer terroristischen Gefährderin oder einem terroristischen Gefährder Massnahmen wie eine Melde- und Gesprächsteilnahmepflicht, ein Kontaktverbot, ein Ausreiseverbot, eine Ein- und Ausgrenzung sowie eine Eingrenzung auf eine bestimmte Liegenschaft ("Hausarrest"). Der Bundesrat wird die Botschaft zuhanden des Parlamentes im zweiten Quartal 2019 verabschieden. Die bestehenden Instrumente und Massnahmen zur Bekämpfung des Terrorismus erlauben es den zuständigen Behörden, die innere Sicherheit der Schweiz zu gewährleisten. Die geplanten weiteren polizeilichen Massnahmen werden das Instrumentarium gezielt verstärken. Demgegenüber wäre eine präventive Inhaftierung von Gefährdern EMRK-widrig, wie ein von der KKJPD und dem Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) in Auftrag gegebenes Gutachten festgestellt hat. Antrag des Bundesrates vom 22.05.2019 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 14.01.2021 - Sicherheitspolitische Kommission des Ständerates Chronologie

30.10.2020 Nationalrat Annahme 01.03.2021 Ständerat Ablehnung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Sicherheitspolitische Kommission NR (SiK-NR) Sicherheitspolitische Kommission SR (SiK-SR)

Zuständige Behörde Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Nationalrat 19.3034 122 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 26.01.2021 08:46

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.3034 n Mo. Nationalrat (Fraktion V). Sicherheitshaft für Dschihad-Rückkehrer

Bericht der Sicherheitspolitischen Kommission vom 14. Januar 2021

Die Kommission hat an ihrer Sitzung vom 14. Januar 2021 die Motion geprüft, welche die Fraktion der SVP am 6. März 2019 eingereicht und der Nationalrat am 30. Oktober 2020 angenommen hatte.

Mit der Motion soll der Bundesrat beauftragt werden, der Bundesversammlung einen Erlassentwurf zu unterbreiten, mit welchem Personen, bei denen Hinweise auf die Beteiligung an oder die Unterstützung einer verbotenen Organisation gemäss Artikel 74 des Nachrichtendienstgesetzes vorliegen, bis zum Abschluss des Verfahrens in Haft genommen werden.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 8 zu 2 Stimmen bei 2 Enthaltungen, die Motion abzulehnen.

Eine Minderheit (Salzmann, Minder) beantragt die Annahme der Motion.

Berichterstattung: Jositsch

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Thomas Minder

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 22. Mai 2019 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 19.3034 123 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 26.01.2021 08:46

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, der Bundesversammlung einen Erlassentwurf mit folgender Zielsetzung zu unterbreiten: Wenn Hinweise auf die Beteiligung oder jede andere Form von Unterstützung einer verbotenen Organisation gemäss Artikel 74 des Nachrichtendienstgesetzes (SR 121) vorgebracht werden, namentlich durch den Nachrichtendienst des Bundes, sollen die betroffenen Personen bis zum Abschluss entsprechender Verfahren in Haft genommen werden. Bei der Einreise in die Schweiz soll die Inhaftierung unmittelbar erfolgen. Auf die Anordnung der Haft ist nur zu verzichten, bzw. die Haft ist erst wieder aufzuheben, wenn geklärt ist, dass die Person keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit der Schweiz darstellt.

1.2 Begründung Das Verbot einer gesamten Organisation ist ein ausserordentliches Mittel. So ist gemäss Artikel 74 des Nachrichtendienstgesetzes eine konkrete Bedrohung der Sicherheit zwingende Voraussetzung, damit die Behörden ein solches Verbot aussprechen können. Entsprechend ist davon auszugehen, dass von Personen, die sich an solchen Organisationen beteiligen oder sie unterstützen, ebenfalls eine konkrete Bedrohung ausgeht. Dies rechtfertigt die präventive Anordnung von Haft, um die vermutete konkrete Gefahr für die öffentliche Sicherheit abzuwenden. Nur wenn die Behörden nachweisen können, dass von der betreffenden Person keine Gefahr ausgeht, soll die Haft aufgehoben bzw. auf eine Inhaftierung verzichtet werden. Bei der Einreise in die Schweiz bzw. der Rückkehr aus dem Konfliktgebiet soll die Inhaftierung unmittelbar erfolgen. Die Behörden sollen sich bei der Anordnung dieser Massnahme auf Einschätzungen des Nachrichtendienstes des Bundes abstützen können, da oftmals keine anderen Informationsquellen vorliegen.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 22. Mai 2019 Der Bundesrat ist sich der Gefahren des Terrorismus für die Schweiz und ihre Bevölkerung bewusst. Besteht ein hinreichender Tatverdacht, dass sich eine Person an einer terroristischen Organisation beteiligt oder eine solche unterstützt, eröffnet die Bundesanwaltschaft ein Strafverfahren namentlich wegen Unterstützung oder Beteiligung an einer kriminellen Organisation (Art. 260ter des Strafgesetzbuches, StGB, bzw. wegen Verstosses gegen das Bundesgesetz über das Verbot der Gruppierungen Al Kaida und "Islamischer Staat" sowie verwandter Organisationen). Bei dringendem Tatverdacht und wenn ernsthaft zu befürchten ist, dass die beschuldigte Person flüchtet, weitere Taten begeht, Personen beeinflusst oder auf Beweismittel einwirkt, kann die Bundesanwaltschaft Untersuchungs- resp. Sicherheitshaft (Art. 221 Abs. 1 der Strafprozessordnung, StPO) beantragen. Die Haft kann unverzüglich, d. h. auch unmittelbar nach einer Einreise in die Schweiz, angeordnet werden. In diesem Sinne ist das Anliegen der Motion bereits mit dem geltenden Recht umsetzbar. Nach Artikel 221 Absatz 2 StPO ist eine Haft zudem zulässig, wenn ernsthaft zu befürchten ist, dass eine Gefährderin oder ein Gefährder eine Drohung, ein schweres Verbrechen durchzuführen, wahrmachen wird. Auch auf kantonaler Ebene bestehen Rechtsgrundlagen für einen polizeilichen Gewahrsam zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Ausserdem besteht nach Abschluss des Strafverfahrens die Möglichkeit der Verwahrung. Wenn im Rahmen eines Strafverfahrens die Voraussetzungen nach Artikel 64 StGB gegeben sind, d. h., wenn

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19.3034 124 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 26.01.2021 08:46

der Täter bzw. die Täterin ein entsprechend schweres Verbrechen begangen hat und aufgrund persönlicher Merkmale die Gefahr weiterer solcher Straftaten besteht, kann das Strafgericht gegen eine wegen terroristisch motivierter Straftaten verurteilte Person diese Massnahme anordnen. Als zivilrechtliches Instrument kommt die Anordnung einer fürsorgerischen Unterbringung (Art. 426ff. des Zivilgesetzbuches, ZGB) infrage, wenn die Person unter einer psychischen Störung oder einer geistigen Behinderung leidet und sie durch ihr Verhalten nicht nur Dritte, sondern in erster Linie sich selbst gefährdet. Schliesslich hat der Bundesrat - basierend auf der Strategie der Schweiz zur Bekämpfung des Terrorismus vom Jahre 2015 - verschiedene Projekte ausgearbeitet, um das bestehende Instrumentarium zur Bekämpfung des Terrorismus zu ergänzen: - Im November 2017 haben Bund und Kantone den Nationalen Aktionsplan gegen Radikalisierung und gewalttätigen Extremismus (NAP) verabschiedet. Dieser beinhaltet Massnahmen der Prävention und der Reintegration. - Mit der vom Bundesrat dem Parlament am 14. September 2018 unterbreiteten Teilrevision des Strafgesetzbuches soll das strafrechtliche Instrumentarium gestärkt werden. Unter anderem sollen neu das Anwerben, die Ausbildung und das Reisen im Hinblick auf eine terroristische Straftat unter Strafe gestellt und der Strafrahmen für die Unterstützung oder Beteiligung an einer kriminellen oder terroristischen Organisation deutlich erhöht werden. - Das künftige Bundesgesetz über polizeiliche Massnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus (PMT) will das präventiv-polizeiliche Instrumentarium ergänzen und verstärken. Vorgesehen sind gegenüber einer terroristischen Gefährderin oder einem terroristischen Gefährder Massnahmen wie eine Melde- und Gesprächsteilnahmepflicht, ein Kontaktverbot, ein Ausreiseverbot, eine Ein- und Ausgrenzung sowie eine Eingrenzung auf eine bestimmte Liegenschaft ("Hausarrest"). Der Bundesrat wird die Botschaft zuhanden des Parlamentes im zweiten Quartal 2019 verabschieden. Die bestehenden Instrumente und Massnahmen zur Bekämpfung des Terrorismus erlauben es den zuständigen Behörden, die innere Sicherheit der Schweiz zu gewährleisten. Die geplanten weiteren polizeilichen Massnahmen werden das Instrumentarium gezielt verstärken. Demgegenüber wäre eine präventive Inhaftierung von Gefährdern EMRK-widrig, wie ein von der KKJPD und dem Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) in Auftrag gegebenes Gutachten festgestellt hat.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Nationalrat hat die Motion an seiner Sitzung vom 30. Oktober 2020 mit 96 zu 79 Stimmen bei 1 Enthaltung angenommen.

4 Erwägungen der Kommission An ihrer Sitzung vom 14. Januar 2021 hat die Kommission umfangreiche Anhörungen zur Bekämpfung des dschihadistisch motivierten Terrorismus durchgeführt. Mit Befriedigung nimmt sie zur Kenntnis, dass sich die Zusammenarbeit zwischen den involvierten Behörden in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert hat, und verweist auf die kürzlich vom Parlament verabschiedeten Vorlagen, welche die Terrorismusbekämpfung in der Schweiz weiter stärken werden (18.071 / 19.032 / 19.067). In der Diskussion um die Motion «Sicherheitshaft für Dschihad-Rückkehrer» (19.3034) hält die Mehrheit der Kommission fest, dass die Anordnung von Untersuchungs- respektive Sicherheitshaft bei dringendem Tatverdacht bereits mit dem geltenden Recht möglich und eine präventive

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19.3034 125 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 26.01.2021 08:46

Inhaftierung von Gefährdern mit der Europäischen Menschenrechtskonvention (SR 0.101) unvereinbar ist. Auch angesichts der erst kürzlich erfolgten Verschärfung der präventiven und strafrechtlichen Instrumente zur Bekämpfung des Terrorismus seien weitere Anpassungen nicht angezeigt. Eine Minderheit beantragt die Annahme der Motion. Nach ihrer Ansicht ist davon auszugehen, dass von Personen, die sich an verbotenen Organisationen beteiligen oder sie unterstützen, eine konkrete Bedrohung für die öffentliche Sicherheit ausgeht. Eine präventive Anordnung von Haft sei deshalb in diesen Fällen unabdingbar.

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19.307 126 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.307 Standesinitiative Schweizerische Erdbebenversicherung

Eingereicht von: Basel-Landschaft Einreichungsdatum: 06.06.2019 Stand der Beratung: Vorprüfung - Behandelt vom Ständerat

Eingereichter Text Die Bundesversammlung wird eingeladen, eine Verfassungsgrundlage auszuarbeiten, die dem Bund die Kompetenz erteilt, eine gesamtschweizerisch obligatorische Erdbebenversicherung einzuführen. Bei der Ausgestaltung der Erdbebenversicherung soll das bewährte Risikopooling des bestehenden schweizerischen Pools für Erdbebendeckung der kantonalen Gebäudeversicherungen als Vorbild dienen. Begründung Die Schweiz wurde glücklicherweise in den letzten Jahrzehnten von grösseren Erdbeben verschont. Trotzdem ist das potenzielle Schadensrisiko für die Schweiz in den letzten Jahren massiv gestiegen. Die dichte Überbauung der Schweiz und die starke Abhängigkeit unserer Wirtschaft und Gesellschaft von einer funktionierenden Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur haben das Schadenspotenzial massiv erhöht. Ein Grossbeben wie anno 1356 in Basel hätte nicht nur für die Region Basel, sondern auch für den Handel und den Verkehr der gesamten Schweiz gravierende Konsequenzen. Bei der Bewältigung eines allfälligen Grossereignisses ist nicht nur ein gut ausgebauter Ereignis- und Katastrophendienst wichtig, sondern auch die finanzielle Bewältigung der Folgen. Nur so lassen sich ein schneller Wiederaufbau und die Behebung der grössten Not sinnvoll bewältigen. Aktuell sind Erdbebenschäden bei den allermeisten Gebäuden nicht versichert. Die Gebäudebesitzer müssten die entsprechenden Schäden aus der eigenen Tasche bezahlen. Es ist zu erwarten, dass gerade bei einem Grossbeben das Ausmass der Schäden die finanziellen Möglichkeiten vieler Gebäudebesitzer übersteigen würde. Als Folge davon würden die entsprechenden Hypothekarkredite teilweise notleidend und je nach Ausmass könnten sogar kreditgebende Banken in der ganzen Schweiz in ihrer Existenz bedroht werden. Angesichts dieses zwar unwahrscheinlichen, doch unter Umständen immensen Risikos scheint es sinnvoll, über die Schaffung eines entsprechenden Risikopools nachzudenken. Durch eine schweizweite Anwendung und einen Aufbau über eine lange Zeit (z. B. von 20 bis 40 Jahren) könnten die entsprechend notwendigen Beiträge der Gebäudebesitzer auf sehr tiefem Niveau gehalten werden. Das angesprochene Thema war bereits mehrfach Gegenstand von parlamentarischen Vorstössen im Kanton Basel-Landschaft (z. B. 2005–086 Interpellation Peter Zwick; 2009–140 Interpellation Felix Keller; offenes Postulat 2005–058 von Martin Rüegg) und auf Bundesebene (z. B. Motion 10.3804 von Susanne Leutenegger Oberholzer (BL), Motion 11.3377 von Peter Malama (BS), Motion 11.3511 von Jean-Rene Fournier (VS)) und parlamentarische Initiative 14.456 von Susanne Leutenegger Oberholzer (BL). Am 20. Juni 2014 hat der Bundesrat mit seinem Bericht 14.054 zwar die Abschreibung der Motion Fournier beantragt. Der Ständerat hat aber am 12. Juni 2018 beschlossen, diese Motion nicht abzuschreiben. Zurzeit ist noch ungewiss, wie der Nationalrat beschliessen wird. Es ist festzustellen, dass die Bemühungen zur Schaffung einer schweizerischen Erdbebenversicherung ins Stocken geraten bzw. blockiert sind. Der Zeitpunkt für verbindlicheres Handeln scheint gekommen, weshalb wir die Standesinitiative einreichen. Es soll eine Bundeskompetenz für eine flächendeckende, obligatorische Erbebenversicherung auf der Basis einer Poolinglösung geschaffen werden. Kommissionsberichte 03.11.2020 - Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates Chronologie

10.03.2021 Ständerat Keine Folge gegeben 19.307 127 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie NR (UREK-NR) Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie SR (UREK-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) Weitere Informationen Konnexe Geschäfte 20.4329 Motion Schweizerische Erdbebenversicherung mittels System der Eventualverpflich- tung

Erstbehandelnder Rat Ständerat 19.307 128 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 18.02.2021 18:54

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.307 s Kt. Iv. BL. Schweizerische Erdbebenversicherung

Bericht der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie vom 3. November 2020

Die Kommission hat die vom Kanton Baselland am 6. Juni 2019 eingereichte Standesinitiative an ihrer Sitzung vom 3. November 2020 vorgeprüft.

Die Initiative verlangt die Ausarbeitung einer Verfassungsbestimmung die dem Bund erlaubt, eine gesamtschweizerische, obligatorische Erdbebenversicherung einzuführen.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 11 zu 0 Stimmen bei 2 Enthaltungen, der Initiative keine Folge zu geben.

Berichterstattung: Rieder

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Martin Schmid

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Erwägungen der Kommission

$ 19.307 129 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 18.02.2021 18:54

1 Text und Begründung

1.1 Text Die Bundesversammlung wird eingeladen, eine Verfassungsgrundlage auszuarbeiten, die dem Bund die Kompetenz erteilt, eine gesamtschweizerisch obligatorische Erdbebenversicherung einzuführen. Bei der Ausgestaltung der Erdbebenversicherung soll das bewährte Risikopooling des bestehenden schweizerischen Pools für Erdbebendeckung der kantonalen Gebäudeversicherungen als Vorbild dienen.

1.2 Begründung Die Schweiz wurde glücklicherweise in den letzten Jahrzehnten von grösseren Erdbeben verschont. Trotzdem ist das potenzielle Schadensrisiko für die Schweiz in den letzten Jahren massiv gestiegen. Die dichte Überbauung der Schweiz und die starke Abhängigkeit unserer Wirtschaft und Gesellschaft von einer funktionierenden Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur haben das Schadenspotenzial massiv erhöht. Ein Grossbeben wie anno 1356 in Basel hätte nicht nur für die Region Basel, sondern auch für den Handel und den Verkehr der gesamten Schweiz gravierende Konsequenzen. Bei der Bewältigung eines allfälligen Grossereignisses ist nicht nur ein gut ausgebauter Ereignis- und Katastrophendienst wichtig, sondern auch die finanzielle Bewältigung der Folgen. Nur so lassen sich ein schneller Wiederaufbau und die Behebung der grössten Not sinnvoll bewältigen. Aktuell sind Erdbebenschäden bei den allermeisten Gebäuden nicht versichert. Die Gebäudebesitzer müssten die entsprechenden Schäden aus der eigenen Tasche bezahlen. Es ist zu erwarten, dass gerade bei einem Grossbeben das Ausmass der Schäden die finanziellen Möglichkeiten vieler Gebäudebesitzer übersteigen würde. Als Folge davon würden die entsprechenden Hypothekarkredite teilweise notleidend und je nach Ausmass könnten sogar kreditgebende Banken in der ganzen Schweiz in ihrer Existenz bedroht werden. Angesichts dieses zwar unwahrscheinlichen, doch unter Umständen immensen Risikos scheint es sinnvoll, über die Schaffung eines entsprechenden Risikopools nachzudenken. Durch eine schweizweite Anwendung und einen Aufbau über eine lange Zeit (z. B. von 20 bis 40 Jahren) könnten die entsprechend notwendigen Beiträge der Gebäudebesitzer auf sehr tiefem Niveau gehalten werden. Das angesprochene Thema war bereits mehrfach Gegenstand von parlamentarischen Vorstössen im Kanton Basel-Landschaft (z. B. 2005-086 Interpellation Peter Zwick; 2009-140 Interpellation Felix Keller; offenes Postulat 2005-058 von Martin Rüegg) und auf Bundesebene (z. B. Motion 10.3804 von Susanne Leutenegger Oberholzer (BL), Motion 11.3377 von Peter Malama (BS), Motion 11.3511 von Jean-Rene Fournier (VS)) und parlamentarische Initiative 14.456 von Susanne Leutenegger Oberholzer (BL). Am 20. Juni 2014 hat der Bundesrat mit seinem Bericht 14.054 zwar die Abschreibung der Motion Fournier beantragt. Der Ständerat hat aber am 12. Juni 2018 beschlossen, diese Motion nicht abzuschreiben. Zurzeit ist noch ungewiss, wie der Nationalrat beschliessen wird. Es ist festzustellen, dass die Bemühungen zur Schaffung einer schweizerischen Erdbebenversicherung ins Stocken geraten bzw. blockiert sind. Der Zeitpunkt für verbindlicheres Handeln scheint gekommen, weshalb wir die Standesinitiative einreichen. Es soll eine Bundeskompetenz für eine flächendeckende, obligatorische Erbebenversicherung auf der Basis einer Poolinglösung geschaffen werden.

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19.307 130 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 18.02.2021 18:54

2 Erwägungen der Kommission Das Anliegen für eine schweizweite, obligatorische Erdbebenversicherung beschäftigt das Parlament seit längerer Zeit. Mit verschiedenen Vorstössen oder Initiativen wurde der Versuch unternommen, eine obligatorische Versicherungslösung für ein grosses Erdbebenereignis in der Schweiz einzuführen – bisher ohne Erfolg. Erdbeben können auf dem Versicherungsmarkt individuell versichert werden. In der Schweiz sind gegenwärtig nur etwa 10 Prozent der Gebäude für Schäden aus Erdbeben abgesichert. Im Weiteren bilden 17 kantonale Gebäudeversicherer freiwillig einen Erdbebenpool: Er stellt seinen Mitgliedern pro Jahr für ein oder mehrere Erdbebenereignisse höchstens zweimal 2 Milliarden Franken bereit. Die Möglichkeiten und die notwendigen rechtlichen Grundlagen, um eine schweizweite, obligatorische Erdbebenversicherung zu realisieren, wurden im Rahmen des Berichts des Bundesrates 14.054 ausführlich diskutiert. Mit dem Bericht richtet der Bundesrat den Antrag an das Parlament, die Mo. 11.3511 abzuschreiben (BBl 2014 5507). Die Motion verlangt vom Bundesrat die Einführung für die gesamte Schweiz einer obligatorischen Versicherung von Gebäuden gegen Schäden, die durch Erdbeben verursacht werden. Bei einem sehr grossen, seltenen Ereignis rechnen die Experten mit Schäden von weit über 50 Milliarden Franken. Alle bisherigen Arbeiten an einer Erdbebenversicherung haben gezeigt, dass im Rahmen eines Versicherungsmodells ein Schaden von höchstens 20 Milliarden Franken mit einer Wiederkehrperiode von etwa 500 Jahren gedeckt werden kann – auch mit Unterstützung des Bundes. Darüber hinaus muss die öffentliche Hand einspringen. Bei den Beratungen zum Bericht des Bundesrates stellte die Kommission fest, dass für eine Beteiligung der Eidgenossenschaft an einer Erdbebenversicherung keine verfassungsmässige Grundlage besteht. Sie müsste erst geschaffen werden. Unlängst hat die Kommission beantragt, dem Antrag des Bundesrates zur Abschreibung der Mo. 11.3511 zuzustimmen und lehnte damit die Einführung einer schweizweiten, obligatorischen Erdbebenversicherung ab. Der Ständerat hat allerdings am 12. Juni 2018 mit 24 zu 20 Stimmen bei 1 Enthaltung dem Minderheitsantrag zugestimmt, die Mo. 11.3511 nicht abzuschreiben. Das Geschäft ist gegenwärtig hängig in der UREK-N. Erneut kommt die Kommission zum Schluss, das Vorhaben für eine Versicherungslösung auf Bundesebene nicht zu unterstützen. Die Schweiz sei heutzutage einer Vielzahl von Risiken ausgesetzt; das Erdbebenrisiko sei nur eines davon, das zudem äusserst selten mit grosser Heftigkeit und weitreichenden Schäden auftrete. Mit erdbebensichereren Bauten könne diesem Risiko wirkungsvoll begegnet werden. Ausserdem sei es äusserst schwierig, eine risikobasierte Differenzierung der Prämiensätze in gerechter Weise umzusetzen, wendet die Kommission ein. Dazu gehören die regionale Gefährdung, der vorhandene Baugrund oder das Niveau der Erdbebensicherheit der individuellen Gebäude. Diese lokalen Informationen lägen meist nicht vor. Ein Teil der Kommission ist zudem nach wie vor der Überzeugung, dass es die Aufgabe der Kantone sei, eine Versicherungslösung für Erdbebenereignisse zu finden. Vor diesem Hintergrund lehnt die Kommission es ab, dass das Parlament tätig wird und eine Verfassungsgrundlage ausarbeitet im Sinne der Initiative. Im Rahmen der Beratungen zur Standesinitiative hat die Kommission hingegen mit knapper Mehrheit eine Kommissionsmotion eingereicht (20.4329). Sie beauftragt den Bundesrat, die rechtlichen Grundlagen zu schaffen, damit eine schweizerische Erdbebenversicherung mittels einem System der Eventualverpflichtung möglich wird – im Gegensatz zur Standesinitiative, die eine obligatorische Verpflichtung vorsieht.

3

19.310 131 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.310 Standesinitiative Einführung einer CO2-Abgabe auf Flugtickets

Eingereicht von: Luzern Einreichungsdatum: 04.09.2019 Stand der Beratung: Vorprüfung - Behandelt vom Ständerat

Eingereichter Text Der Kanton Luzern unterbreitet der Bundesversammlung gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung folgende Kantonsinitiative im Sinne einer allgemeinen Anregung: Der Kanton Luzern fordert die Bundesversammlung auf, eine CO2-Abgabe auf Flugtickets einzuführen. Die daraus resultierenden Mehreinnahmen sollen einerseits im Rahmen der bestehenden Rückvergütung der CO2-Abgaben wieder direkt der Bevölkerung zurückgegeben und andererseits für Massnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstosses verwendet werden. Begründung Der Klimawandel ist eine globale Herausforderung und geht somit alle an. Klimapolitik auf internationaler, nationaler und kantonaler Ebene ist nötig, um die international vereinbarten Klimaschutzziele erreichen zu können. Mit dem Übereinkommen von Paris hat sich die Staatengemeinschaft 2015 das Ziel gesetzt, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad und möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen. In der Schweiz wird infolge des Klimaabkommens von Paris das CO2-Gesetz für den Zeitraum 2021 bis 2030 total revidiert. Der Kanton Luzern hat sich an seiner Klima-Sondersession vom 24. Juni 2019 das Ziel gesetzt, den CO2-Ausstoss bis 2050 auf netto null pro Einwohnerin und Einwohner zu reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, sind verschiedenste Massnahmen auf allen Ebenen (international, Bund, Kantone, Gemeinden und Private) erforderlich. Der Kanton Luzern nimmt seine Verantwortung wahr und erarbeitet zurzeit eine konkrete Massnahmen- und Umsetzungsplanung. Auch in zahlreichen anderen Kantonen werden Massnahmen zur Erreichung der Klimaziele an die Hand genommen. Eine von vielen wichtigen Massnahmen zur Erreichung der Klimaziele ist die Eindämmung des rasant wachsenden Flugverkehrs. Jährlich werden neue Rekorde im Flugverkehrsaufkommen aufgestellt. In der Schweiz ist der Flugverkehr bereits für über 18 Prozent des gesamten menschgemachten Klimaeffekts verantwortlich. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, braucht es wirkungsvolle Massnahmen. Eine dieser Massnahmen ist die Einführung einer CO2-Abgabe auf Flugtickets. Damit soll das Fliegen einen verursachergerechteren Preis erhalten und eine Lenkungswirkung erzielt werden. In Deutschland, Österreich und Grossbritannien funktioniert ein entsprechendes Anreizsystem bereits. Die Einführung einer Flugticketabgabe liegt in der Kompetenz der Bundesversammlung. Mit seiner Kantonsinitiative fordert der Kanton Luzern die eidgenössischen Parlamentarierinnen und Parlamentarier auf, diese wichtige Massnahme für den Klimaschutz zu ergreifen und im Rahmen der laufenden Beratung des CO2-Gesetzes eine CO2-Abgabe auf Flugtickets vorzusehen. Um die Akzeptanz einer solchen Abgabe sicherzustellen, sollen die daraus resultierenden Mehreinnahmen einerseits im Rahmen der bestehenden Rückervergütung der CO2-Abgaben wieder direkt der Bevölkerung zurückgegeben und andererseits für Massnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstosses verwendet werden. Kommissionsberichte 16.02.2021 - Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates Chronologie

02.03.2021 Ständerat Keine Folge gegeben

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie NR (UREK-NR) Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie SR (UREK-SR) 19.310 132 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständige Behörde Parlament (Parl) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 19.310 133 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:45

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.310 s Kt. Iv. LU. Einführung einer CO2-Abgabe auf Flugtickets

19.314 s Kt. Iv. VS. Umweltabgabe auf Flugtickets

19.315 s Kt. Iv. FR. Einführung einer Lenkungsabgabe für den Flugverkehr

19.319 s Kt. Iv. BE. Beitrag zum Erreichen der Klimaziele. Falsche Anreize zur Verkehrsmittelwahl ausmerzen und Flugticketabgabe einführen!

20.317 s Kt. Iv. NE. Für die Einführung einer Flugticketabgabe

Bericht der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie vom 16. Februar 2021

Die Kommission hat an ihrer Sitzung vom 16. Februar 2021 die titelvermerkten Standesinitiativen des Kantons Luzern, eingereicht am 4. September 2019, des Kantons Wallis, eingereicht am 18. September 2019, des Kantons Freiburg, eingereicht am 5. November 2019, des Kantons Bern, eingereicht am 13. November 2019, und des Kantons Neuenburg, eingereicht am 1. April 2020, vorgeprüft.

Mit den Standesinitiativen wird von der Bundesversammlung verlangt, eine Lenkungsabgabe auf Flugtickets einzuführen.

Anträge der Kommission

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 19.310 des Kantons Luzern keine Folge zu geben. Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 19.314 des Kantons Wallis keine Folge zu geben. Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 19.315 des Kantons Freiburg keine Folge zu geben. Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 19.319 des Kantons Bern keine Folge zu geben.

$ 19.310 134 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:45

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 20.317 des Kantons Neuenburg keine Folge zu geben.

Berichterstattung: Schmid Martin

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Martin Schmid

Inhalt des Berichtes 1 Texte der Standesinitiativen 2 Erwägungen der Kommission

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19.310 135 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:45

1 Texte der Standesinitiativen

1.1 Initiative des Kantons Luzern (19.310) Der Kanton Luzern unterbreitet der Bundesversammlung gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung folgende Kantonsinitiative im Sinne einer allgemeinen Anregung: Der Kanton Luzern fordert die Bundesversammlung auf, eine CO2-Abgabe auf Flugtickets einzuführen. Die daraus resultierenden Mehreinnahmen sollen einerseits im Rahmen der bestehenden Rückvergütung der CO2-Abgaben wieder direkt der Bevölkerung zurückgegeben und andererseits für Massnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstosses verwendet werden.

1.2 Initiative des Kantons Wallis (19.314) Der Grosse Rat des Kantons Wallis fordert die Bundesversammlung auf, im CO2-Gesetz eine Umweltabgabe auf Flugtickets einzuführen. Mit dieser Abgabe soll dem unlauteren Wettbewerb zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln ein Ende gesetzt werden, indem einerseits das Verursacherprinzip angewendet und andererseits die Entwicklung von alternativen Verkehrsmitteln gefördert wird, die weniger Treibhausgase produzieren.

1.3 Initiative des Kantons Freiburg (19.315) Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung vom 18. April 1999 reicht der Grosse Rat des Kantons Freiburg bei der Bundesversammlung folgende Standesinitiative ein: Die Bundesbehörden werden eingeladen, die Gesetzesbestimmungen zu erlassen, die nötig sind, um: 1. eine Lenkungsabgabe auf Flugtickets, deren Ertrag vollumfänglich für Projekte zur Förderung umweltschonender Mobilitätsformen eingesetzt wird, zu erheben, um die Treibhausgasemissionen zu senken; 2. Anreize zu schaffen für einen Umstieg auf weniger umweltschädliche Verkehrsmittel; und 3. zur Kompensation der negativen Auswirkungen des Klimawandels beizutragen.

1.4 Initiative des Kantons Bern (19.319) Die Bundesversammlung wird eingeladen, im Bundesgesetz über die Verminderung von Treibhausgasemissionen (CO2-Gesetz) folgenden Text aufzunehmen: 3a. Abschnitt: Flugticketabgabe Art. 30a Grundsatz Abs. 1 Der Bund erhebt ab 1. Januar 2022 eine Flugticketabgabe bei Abflügen im Linien- und Charterverkehr ab allen inländischen Flugplätzen, wenn der Anteil fossiler Flugtreibstoffe an den insgesamt in der Schweiz abgesetzten Mengen an fossilem Treibstoff im Jahr 2020 über 20 Prozent liegt. Abs. 1bis Ein Drittel des Ertrags der Abgabe wird im Rahmen der Zuständigkeiten des Bundes für Beiträge an Massnahmen verwendet, die zur langfristigen Anpassung an den Klimawandel und zur Vermeidung oder Bewältigung von Schäden an Personen oder an Sachen von erheblichem Wert in der Folge der erhöhten Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre beitragen. Abs. 2

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19.310 136 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:45

Zwei Drittel des Ertrags aus der Abgabe werden nach Artikel 41 Absatz 2 an die Bevölkerung verteilt. Art. 30b Bemessung der Flugverkehrsabgabe Abs. 1 Die Abgabe bemisst sich an der Flugdistanz und der Anzahl der beförderten Fluggäste. Abs. 2 Der Bundesrat legt die Höhe der Flugticketabgabe innert folgendem Rahmen fest: a. zwischen 12 und 20 Franken für Flüge in einen Mitgliedstaat des Europarates; b. zwischen 30 und 50 Franken für Flüge in einen anderen Staat. Abs. 3 Er berücksichtigt dabei vergleichbare internationale Regelungen. Art. 30c Abgabepflichtige Personen und Befreiung von der Luftverkehrsabgabe Abs. 1 Abgabepflichtig sind Luftfahrzeugbetreiber, die Flüge ab einem inländischen Flugplatz durchführen. Abs. 2 Der Bundesrat regelt die Ausnahmen. Er berücksichtigt dabei insbesondere Flüge mit hoheitlichen Aufgaben, für die medizinische Versorgung oder mit militärischen Zwecken und das Alter der Fluggäste.

1.5 Initiative des Kantons Neuenburg (20.317) In Ausübung seines Initiativrechts auf Bundesebene reicht der Grosse Rat des Kantons Neuenburg folgende Standesinitiative in der Form der allgemeinen Anregung ein:

Die Bundesversammlung wird aufgefordert, eine pauschale Flugticketabgabe einzuführen, um die Reisenden zur Nutzung umweltfreundlicherer Transportmittel zu bewegen. Diese Abgabe wird zu zwei Dritteln an die Bevölkerung und zu einem Drittel an die Bahn und den regionalen Personenverkehr (RPV) ausgeschüttet.

2 Erwägungen der Kommission Das von den Kantonen Luzern, Wallis, Freiburg, Bern und Neuenburg vorgebrachte Anliegen einer Flugticketabgabe hat die Kommission bereits in die Vorlage zur Totalrevision des CO2-Gesetzes (17.071) eingebracht. Die eidgenössischen Räte haben das revidierte CO2-Gesetz am 25. September 2020 in der Schlussabstimmung angenommen. Vorausgesetzt, die Vorlage wird in der Referendumsabstimmung nicht abgelehnt, tritt das Gesetz am 1. Januar 2022 in Kraft. Die in der Gesetzesvorlage enthaltene Flugticketabgabe wurde vertieft diskutiert und ist breit abgestützt. Die Abgabe soll pro Flugticket zwischen 30 und 120 Franken betragen, je nach Reisedistanz und Beförderungsklasse. Zudem ist im neuen CO2-Gesetz auch eine Abgabe von 500 bis 3000 Franken pro Start für grosse Privat- und Businessjets festgelegt. Die Kommission befürwortet also die Stossrichtung der Standesinitiative, aber hat – via Totalrevision des CO2-Gesetzes – bereits einen anderen Weg eingeschlagen, um rasch eine Lenkungsabgabe im Flugverkehr einzuführen. Aus diesem Grund beantragt die Kommission, den Standesinitiativen keine Folge zu geben.

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19.314 137 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.314 Standesinitiative Umweltabgabe auf Flugtickets

Eingereicht von: Wallis Einreichungsdatum: 18.09.2019 Stand der Beratung: Vorprüfung - Behandelt vom Ständerat

Eingereichter Text Der Grosse Rat des Kantons Wallis fordert die Bundesversammlung auf, im CO2-Gesetz eine Umweltabgabe auf Flugtickets einzuführen. Mit dieser Abgabe soll dem unlauteren Wettbewerb zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln ein Ende gesetzt werden, indem einerseits das Verursacherprinzip angewendet und andererseits die Entwicklung von alternativen Verkehrsmitteln gefördert wird, die weniger Treibhausgase produzieren. Begründung Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die Welt in Trümmern und musste rasch wieder aufgebaut werden. Zu diesem Zweck förderten die USA den Luftverkehr, und kein Land wollte dieses Verkehrsmittel besteuern. 70 Jahre später wird Kerosin – im Gegensatz zu den anderen Energiequellen wie beispielweise der Elektrizität für die Züge – noch immer nicht besteuert, und überdies sind internationale Flüge von der Steuer befreit. Dies ermöglicht es den Fluggesellschaften, ihre Flüge zu unschlagbaren Preisen anzubieten, was zu einer Verzerrung des Verkehrsmarktes führt. So ist beispielsweise der Flug Genf-Paris schon für 18 Franken zu haben, während die gleiche Strecke mit dem Zug mit 52 Franken zu Buche schlägt. Diese Zugfahrt produziert weniger als 1,5 Kilogramm CO2 pro Person, während es beim Flugzeug fast 100 Kilogramm sind, also 60-mal mehr. Die Flugreise kostet also dreimal weniger als die Zugreise, obwohl sie deutlich mehr CO2 produziert. Diese Ungleichbehandlung zwischen dem Flugzeug und den anderen Verkehrsmitteln führt zu einer inakzeptablen Verzerrung des Mobilitätsmarktes. Wir müssen diese Ungleichbehandlung bei der Treibstoffbesteuerung unbedingt abbauen und rasch eine Abgabe auf Flugtickets einführen, wie dies bereits in zahlreichen europäischen Ländern (Frankreich, Deutschland, Italien, England usw.) gemacht wurde. Somit würden alle Verkehrsmittel mehr oder weniger gleich behandelt. Eine solche Massnahme würde auch eine gewisse Internalisierung der Umweltkosten im Einklang mit dem in unserer Verfassung und in unseren Gesetzesgrundlagen verankerten Verursacherprinzip ermöglichen. Diese Abgabe wäre ein starkes Zeichen für unsere Bevölkerung, welche die Energiestrategie 2050 angenommen hat und auf die Strasse gegangen ist, um politische Massnahmen zugunsten des Klimas zu fordern. Überdies hat eine jüngere Tamedia-Umfrage gezeigt, dass 70 Prozent der Bevölkerung eine Abgabe auf Flugtickets befürworten. Für die Verwendung der Einnahmen aus dieser Abgabe gibt es mehrere Möglichkeiten. Sie könnten an die Bevölkerung und Unternehmen rückverteilt werden, wobei ein Teil (z. B. ein Drittel) in die Förderung von Alternativen zum traditionellen Flugverkehr investiert werden könnte (Nachtzüge für Kontinentalstrecken und umweltfreundlichere Technologien für Interkontinentalflüge wie beispielsweise sauberere Treibstoffe oder neue elektrische Antriebsmodelle). Somit würde diese Abgabe weder die Haushalte noch die Wirtschaft benachteiligen, da die Einnahmen rückverteilt und die Alternativen zum umweltschädlichen Flugverkehr gefördert würden. Ein solches System wurde bereits für die CO2-Abgabe auf Heizöl gewählt – ein System, das sich bewährt hat und von der Bevölkerung akzeptiert wird. Wir müssen heute ein offenes Ohr für die Anliegen unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger haben! Kommissionsberichte 16.02.2021 - Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates Chronologie

02.03.2021 Ständerat Keine Folge gegeben 19.314 138 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie NR (UREK-NR) Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie SR (UREK-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 19.314 139 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:46

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.310 s Kt. Iv. LU. Einführung einer CO2-Abgabe auf Flugtickets

19.314 s Kt. Iv. VS. Umweltabgabe auf Flugtickets

19.315 s Kt. Iv. FR. Einführung einer Lenkungsabgabe für den Flugverkehr

19.319 s Kt. Iv. BE. Beitrag zum Erreichen der Klimaziele. Falsche Anreize zur Verkehrsmittelwahl ausmerzen und Flugticketabgabe einführen!

20.317 s Kt. Iv. NE. Für die Einführung einer Flugticketabgabe

Bericht der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie vom 16. Februar 2021

Die Kommission hat an ihrer Sitzung vom 16. Februar 2021 die titelvermerkten Standesinitiativen des Kantons Luzern, eingereicht am 4. September 2019, des Kantons Wallis, eingereicht am 18. September 2019, des Kantons Freiburg, eingereicht am 5. November 2019, des Kantons Bern, eingereicht am 13. November 2019, und des Kantons Neuenburg, eingereicht am 1. April 2020, vorgeprüft.

Mit den Standesinitiativen wird von der Bundesversammlung verlangt, eine Lenkungsabgabe auf Flugtickets einzuführen.

Anträge der Kommission

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 19.310 des Kantons Luzern keine Folge zu geben. Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 19.314 des Kantons Wallis keine Folge zu geben. Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 19.315 des Kantons Freiburg keine Folge zu geben. Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 19.319 des Kantons Bern keine Folge zu geben.

$ 19.314 140 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:46

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 20.317 des Kantons Neuenburg keine Folge zu geben.

Berichterstattung: Schmid Martin

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Martin Schmid

Inhalt des Berichtes 1 Texte der Standesinitiativen 2 Erwägungen der Kommission

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19.314 141 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:46

1 Texte der Standesinitiativen

1.1 Initiative des Kantons Luzern (19.310) Der Kanton Luzern unterbreitet der Bundesversammlung gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung folgende Kantonsinitiative im Sinne einer allgemeinen Anregung: Der Kanton Luzern fordert die Bundesversammlung auf, eine CO2-Abgabe auf Flugtickets einzuführen. Die daraus resultierenden Mehreinnahmen sollen einerseits im Rahmen der bestehenden Rückvergütung der CO2-Abgaben wieder direkt der Bevölkerung zurückgegeben und andererseits für Massnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstosses verwendet werden.

1.2 Initiative des Kantons Wallis (19.314) Der Grosse Rat des Kantons Wallis fordert die Bundesversammlung auf, im CO2-Gesetz eine Umweltabgabe auf Flugtickets einzuführen. Mit dieser Abgabe soll dem unlauteren Wettbewerb zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln ein Ende gesetzt werden, indem einerseits das Verursacherprinzip angewendet und andererseits die Entwicklung von alternativen Verkehrsmitteln gefördert wird, die weniger Treibhausgase produzieren.

1.3 Initiative des Kantons Freiburg (19.315) Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung vom 18. April 1999 reicht der Grosse Rat des Kantons Freiburg bei der Bundesversammlung folgende Standesinitiative ein: Die Bundesbehörden werden eingeladen, die Gesetzesbestimmungen zu erlassen, die nötig sind, um: 1. eine Lenkungsabgabe auf Flugtickets, deren Ertrag vollumfänglich für Projekte zur Förderung umweltschonender Mobilitätsformen eingesetzt wird, zu erheben, um die Treibhausgasemissionen zu senken; 2. Anreize zu schaffen für einen Umstieg auf weniger umweltschädliche Verkehrsmittel; und 3. zur Kompensation der negativen Auswirkungen des Klimawandels beizutragen.

1.4 Initiative des Kantons Bern (19.319) Die Bundesversammlung wird eingeladen, im Bundesgesetz über die Verminderung von Treibhausgasemissionen (CO2-Gesetz) folgenden Text aufzunehmen: 3a. Abschnitt: Flugticketabgabe Art. 30a Grundsatz Abs. 1 Der Bund erhebt ab 1. Januar 2022 eine Flugticketabgabe bei Abflügen im Linien- und Charterverkehr ab allen inländischen Flugplätzen, wenn der Anteil fossiler Flugtreibstoffe an den insgesamt in der Schweiz abgesetzten Mengen an fossilem Treibstoff im Jahr 2020 über 20 Prozent liegt. Abs. 1bis Ein Drittel des Ertrags der Abgabe wird im Rahmen der Zuständigkeiten des Bundes für Beiträge an Massnahmen verwendet, die zur langfristigen Anpassung an den Klimawandel und zur Vermeidung oder Bewältigung von Schäden an Personen oder an Sachen von erheblichem Wert in der Folge der erhöhten Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre beitragen. Abs. 2

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19.314 142 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:46

Zwei Drittel des Ertrags aus der Abgabe werden nach Artikel 41 Absatz 2 an die Bevölkerung verteilt. Art. 30b Bemessung der Flugverkehrsabgabe Abs. 1 Die Abgabe bemisst sich an der Flugdistanz und der Anzahl der beförderten Fluggäste. Abs. 2 Der Bundesrat legt die Höhe der Flugticketabgabe innert folgendem Rahmen fest: a. zwischen 12 und 20 Franken für Flüge in einen Mitgliedstaat des Europarates; b. zwischen 30 und 50 Franken für Flüge in einen anderen Staat. Abs. 3 Er berücksichtigt dabei vergleichbare internationale Regelungen. Art. 30c Abgabepflichtige Personen und Befreiung von der Luftverkehrsabgabe Abs. 1 Abgabepflichtig sind Luftfahrzeugbetreiber, die Flüge ab einem inländischen Flugplatz durchführen. Abs. 2 Der Bundesrat regelt die Ausnahmen. Er berücksichtigt dabei insbesondere Flüge mit hoheitlichen Aufgaben, für die medizinische Versorgung oder mit militärischen Zwecken und das Alter der Fluggäste.

1.5 Initiative des Kantons Neuenburg (20.317) In Ausübung seines Initiativrechts auf Bundesebene reicht der Grosse Rat des Kantons Neuenburg folgende Standesinitiative in der Form der allgemeinen Anregung ein:

Die Bundesversammlung wird aufgefordert, eine pauschale Flugticketabgabe einzuführen, um die Reisenden zur Nutzung umweltfreundlicherer Transportmittel zu bewegen. Diese Abgabe wird zu zwei Dritteln an die Bevölkerung und zu einem Drittel an die Bahn und den regionalen Personenverkehr (RPV) ausgeschüttet.

2 Erwägungen der Kommission Das von den Kantonen Luzern, Wallis, Freiburg, Bern und Neuenburg vorgebrachte Anliegen einer Flugticketabgabe hat die Kommission bereits in die Vorlage zur Totalrevision des CO2-Gesetzes (17.071) eingebracht. Die eidgenössischen Räte haben das revidierte CO2-Gesetz am 25. September 2020 in der Schlussabstimmung angenommen. Vorausgesetzt, die Vorlage wird in der Referendumsabstimmung nicht abgelehnt, tritt das Gesetz am 1. Januar 2022 in Kraft. Die in der Gesetzesvorlage enthaltene Flugticketabgabe wurde vertieft diskutiert und ist breit abgestützt. Die Abgabe soll pro Flugticket zwischen 30 und 120 Franken betragen, je nach Reisedistanz und Beförderungsklasse. Zudem ist im neuen CO2-Gesetz auch eine Abgabe von 500 bis 3000 Franken pro Start für grosse Privat- und Businessjets festgelegt. Die Kommission befürwortet also die Stossrichtung der Standesinitiative, aber hat – via Totalrevision des CO2-Gesetzes – bereits einen anderen Weg eingeschlagen, um rasch eine Lenkungsabgabe im Flugverkehr einzuführen. Aus diesem Grund beantragt die Kommission, den Standesinitiativen keine Folge zu geben.

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19.315 143 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.315 Standesinitiative Einführung einer Lenkungsabgabe für den Flugverkehr

Eingereicht von: Freiburg Einreichungsdatum: 05.11.2019 Stand der Beratung: Vorprüfung - Behandelt vom Ständerat

Eingereichter Text Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung vom 18. April 1999 reicht der Grosse Rat des Kantons Freiburg bei der Bundesversammlung folgende Standesinitiative ein: Die Bundesbehörden werden eingeladen, die Gesetzesbestimmungen zu erlassen, die nötig sind, um: 1. eine Lenkungsabgabe auf Flugtickets, deren Ertrag vollumfänglich für Projekte zur Förderung umweltschonender Mobilitätsformen eingesetzt wird, zu erheben, um die Treibhausgasemissionen zu senken; 2. Anreize zu schaffen für einen Umstieg auf weniger umweltschädliche Verkehrsmittel; und 3. zur Kompensation der negativen Auswirkungen des Klimawandels beizutragen. Begründung Mit der am 28. März 2019 eingereichten und begründeten Motion (Motion 2019-GC-42) ersuchen die Grossrätinnen Christa Mutter und Mirjam Ballmer zusammen mit 33 Mitunterzeichnerinnen und -unterzeichnern den Grossen Rat, sein Standesinitiativrecht zu nutzen und die Bundesversammlung aufzufordern, eine Flugticketabgabe einzuführen, um zur Reduktion der Treibhausgasemissionen beizutragen. Der Flugverkehr ist in der Schweiz eine bedeutende Quelle dieser Emissionen. Dessen ungeachtet wird einzig das Kerosin für Inland- und private Flüge besteuert; ein internationales Übereinkommen aus dem Jahr 1944 verunmöglicht die Besteuerung des Kerosins für internationale Flüge. Der Anstieg der Flugpassagierzahlen in der Schweiz und die damit einhergehende Zunahme der Klimaauswirkungen dieses Verkehrsmittels sind insbesondere auf die relativ tiefen Flugticketpreise zurückzuführen. Mit der Einführung einer Flugticketabgabe wird ein Anreiz für die Nutzung von umweltfreundlicheren Verkehrsmitteln geschaffen. Dies steht zudem in Einklang mit der Bundesverfassung, die festlegt, dass die Kosten der Vermeidung und Beseitigung von lästigen Einwirkungen auf Mensch und Umwelt vom Verursacher getragen werden müssen. Für das Erlassen entsprechender Vorschriften ist der Bund zuständig (Art. 74 der Bundesverfassung). Kommissionsberichte 16.02.2021 - Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates Chronologie

02.03.2021 Ständerat Keine Folge gegeben

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie NR (UREK-NR) Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie SR (UREK-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 19.315 144 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:47

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.310 s Kt. Iv. LU. Einführung einer CO2-Abgabe auf Flugtickets

19.314 s Kt. Iv. VS. Umweltabgabe auf Flugtickets

19.315 s Kt. Iv. FR. Einführung einer Lenkungsabgabe für den Flugverkehr

19.319 s Kt. Iv. BE. Beitrag zum Erreichen der Klimaziele. Falsche Anreize zur Verkehrsmittelwahl ausmerzen und Flugticketabgabe einführen!

20.317 s Kt. Iv. NE. Für die Einführung einer Flugticketabgabe

Bericht der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie vom 16. Februar 2021

Die Kommission hat an ihrer Sitzung vom 16. Februar 2021 die titelvermerkten Standesinitiativen des Kantons Luzern, eingereicht am 4. September 2019, des Kantons Wallis, eingereicht am 18. September 2019, des Kantons Freiburg, eingereicht am 5. November 2019, des Kantons Bern, eingereicht am 13. November 2019, und des Kantons Neuenburg, eingereicht am 1. April 2020, vorgeprüft.

Mit den Standesinitiativen wird von der Bundesversammlung verlangt, eine Lenkungsabgabe auf Flugtickets einzuführen.

Anträge der Kommission

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 19.310 des Kantons Luzern keine Folge zu geben. Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 19.314 des Kantons Wallis keine Folge zu geben. Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 19.315 des Kantons Freiburg keine Folge zu geben. Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 19.319 des Kantons Bern keine Folge zu geben.

$ 19.315 145 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:47

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 20.317 des Kantons Neuenburg keine Folge zu geben.

Berichterstattung: Schmid Martin

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Martin Schmid

Inhalt des Berichtes 1 Texte der Standesinitiativen 2 Erwägungen der Kommission

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19.315 146 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:47

1 Texte der Standesinitiativen

1.1 Initiative des Kantons Luzern (19.310) Der Kanton Luzern unterbreitet der Bundesversammlung gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung folgende Kantonsinitiative im Sinne einer allgemeinen Anregung: Der Kanton Luzern fordert die Bundesversammlung auf, eine CO2-Abgabe auf Flugtickets einzuführen. Die daraus resultierenden Mehreinnahmen sollen einerseits im Rahmen der bestehenden Rückvergütung der CO2-Abgaben wieder direkt der Bevölkerung zurückgegeben und andererseits für Massnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstosses verwendet werden.

1.2 Initiative des Kantons Wallis (19.314) Der Grosse Rat des Kantons Wallis fordert die Bundesversammlung auf, im CO2-Gesetz eine Umweltabgabe auf Flugtickets einzuführen. Mit dieser Abgabe soll dem unlauteren Wettbewerb zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln ein Ende gesetzt werden, indem einerseits das Verursacherprinzip angewendet und andererseits die Entwicklung von alternativen Verkehrsmitteln gefördert wird, die weniger Treibhausgase produzieren.

1.3 Initiative des Kantons Freiburg (19.315) Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung vom 18. April 1999 reicht der Grosse Rat des Kantons Freiburg bei der Bundesversammlung folgende Standesinitiative ein: Die Bundesbehörden werden eingeladen, die Gesetzesbestimmungen zu erlassen, die nötig sind, um: 1. eine Lenkungsabgabe auf Flugtickets, deren Ertrag vollumfänglich für Projekte zur Förderung umweltschonender Mobilitätsformen eingesetzt wird, zu erheben, um die Treibhausgasemissionen zu senken; 2. Anreize zu schaffen für einen Umstieg auf weniger umweltschädliche Verkehrsmittel; und 3. zur Kompensation der negativen Auswirkungen des Klimawandels beizutragen.

1.4 Initiative des Kantons Bern (19.319) Die Bundesversammlung wird eingeladen, im Bundesgesetz über die Verminderung von Treibhausgasemissionen (CO2-Gesetz) folgenden Text aufzunehmen: 3a. Abschnitt: Flugticketabgabe Art. 30a Grundsatz Abs. 1 Der Bund erhebt ab 1. Januar 2022 eine Flugticketabgabe bei Abflügen im Linien- und Charterverkehr ab allen inländischen Flugplätzen, wenn der Anteil fossiler Flugtreibstoffe an den insgesamt in der Schweiz abgesetzten Mengen an fossilem Treibstoff im Jahr 2020 über 20 Prozent liegt. Abs. 1bis Ein Drittel des Ertrags der Abgabe wird im Rahmen der Zuständigkeiten des Bundes für Beiträge an Massnahmen verwendet, die zur langfristigen Anpassung an den Klimawandel und zur Vermeidung oder Bewältigung von Schäden an Personen oder an Sachen von erheblichem Wert in der Folge der erhöhten Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre beitragen. Abs. 2

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19.315 147 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:47

Zwei Drittel des Ertrags aus der Abgabe werden nach Artikel 41 Absatz 2 an die Bevölkerung verteilt. Art. 30b Bemessung der Flugverkehrsabgabe Abs. 1 Die Abgabe bemisst sich an der Flugdistanz und der Anzahl der beförderten Fluggäste. Abs. 2 Der Bundesrat legt die Höhe der Flugticketabgabe innert folgendem Rahmen fest: a. zwischen 12 und 20 Franken für Flüge in einen Mitgliedstaat des Europarates; b. zwischen 30 und 50 Franken für Flüge in einen anderen Staat. Abs. 3 Er berücksichtigt dabei vergleichbare internationale Regelungen. Art. 30c Abgabepflichtige Personen und Befreiung von der Luftverkehrsabgabe Abs. 1 Abgabepflichtig sind Luftfahrzeugbetreiber, die Flüge ab einem inländischen Flugplatz durchführen. Abs. 2 Der Bundesrat regelt die Ausnahmen. Er berücksichtigt dabei insbesondere Flüge mit hoheitlichen Aufgaben, für die medizinische Versorgung oder mit militärischen Zwecken und das Alter der Fluggäste.

1.5 Initiative des Kantons Neuenburg (20.317) In Ausübung seines Initiativrechts auf Bundesebene reicht der Grosse Rat des Kantons Neuenburg folgende Standesinitiative in der Form der allgemeinen Anregung ein:

Die Bundesversammlung wird aufgefordert, eine pauschale Flugticketabgabe einzuführen, um die Reisenden zur Nutzung umweltfreundlicherer Transportmittel zu bewegen. Diese Abgabe wird zu zwei Dritteln an die Bevölkerung und zu einem Drittel an die Bahn und den regionalen Personenverkehr (RPV) ausgeschüttet.

2 Erwägungen der Kommission Das von den Kantonen Luzern, Wallis, Freiburg, Bern und Neuenburg vorgebrachte Anliegen einer Flugticketabgabe hat die Kommission bereits in die Vorlage zur Totalrevision des CO2-Gesetzes (17.071) eingebracht. Die eidgenössischen Räte haben das revidierte CO2-Gesetz am 25. September 2020 in der Schlussabstimmung angenommen. Vorausgesetzt, die Vorlage wird in der Referendumsabstimmung nicht abgelehnt, tritt das Gesetz am 1. Januar 2022 in Kraft. Die in der Gesetzesvorlage enthaltene Flugticketabgabe wurde vertieft diskutiert und ist breit abgestützt. Die Abgabe soll pro Flugticket zwischen 30 und 120 Franken betragen, je nach Reisedistanz und Beförderungsklasse. Zudem ist im neuen CO2-Gesetz auch eine Abgabe von 500 bis 3000 Franken pro Start für grosse Privat- und Businessjets festgelegt. Die Kommission befürwortet also die Stossrichtung der Standesinitiative, aber hat – via Totalrevision des CO2-Gesetzes – bereits einen anderen Weg eingeschlagen, um rasch eine Lenkungsabgabe im Flugverkehr einzuführen. Aus diesem Grund beantragt die Kommission, den Standesinitiativen keine Folge zu geben.

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19.317 148 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.317 Standesinitiative Für eine einfachere Bekämpfung sexueller Belästigung

Eingereicht von: Genf Einreichungsdatum: 06.11.2019 Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Grosse Rat des Kantons Genf fordert die Bundesversammlung auf, Artikel 6 des Bundesgesetzes über die Gleichstellung von Frau und Mann (GlG) dahingehend zu ändern, dass sexuelle Belästigung in die Liste der Diskriminierungen aufgenommen wird, für welche die Beweislasterleichterung gilt. Begründung Der Grosse Rat reicht diese Initiative ein in Anbetracht: – der Bundesverfassung vom 18. April 1999 und insbesondere ihres Artikels 8 Absatz 2 zur Gleichheit; – des Bundesgesetzes vom 24. März 1995 über die Gleichstellung von Mann und Frau, das in Artikel 4 sexuelle Belästigung als Diskriminierung und Beeinträchtigung der Würde definiert; – der Genfer Kantonsverfassung vom 14. Oktober 2012 und insbesondere ihres Artikels 15 Absätze 3 und 4 zur Gleichstellung; sowie vor dem Hintergrund, dass: – es zur Verwirklichung der Gleichstellung nicht reicht, diese in der Verfassung zu verankern; – das Thema sexuelle und sexistische Gewalt aufgrund von zahlreichen Aussagen, die in den vergangenen Wochen gemacht wurden, derzeit im Zentrum des öffentlichen Diskurses steht; – sexuelle Gewalt und Sexismus symptomatisch sind für ein in unserer Gesellschaft sehr weit verbreitetes Machtsystem und dass angemessene und wirksame rechtliche Mittel geschaffen werden müssen, um die Opfer solcher Gewalt zu schützen; – diese rechtlichen Mittel dazu beitragen, die in den Gesetzen von Bund und Kantonen verankerte Rechtsgleichheit in eine tatsächliche Gleichstellung, die de facto auf sich warten lässt, zu verwandeln. Kommissionsberichte 01.02.2021 - Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Ständerates 14.08.2020 - Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Nationalrates Chronologie

17.12.2020 Nationalrat Keine Folge gegeben 18.03.2021 Ständerat Keine Folge gegeben

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur NR (WBK-NR) Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur SR (WBK-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) Weitere Informationen Behandlungskategorie IV 19.317 149 Ständerat Frühjahrssession 2021

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 19.317 150 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 19:13

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.317 n Kt. Iv. GE. Für eine einfachere Bekämpfung sexueller Belästigung

Bericht der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur vom 1. Februar 2021

Die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Ständerates (WBK-S) hat an ihrer Sitzung vom 1. Februar 2021 die vom Kanton Genf am 6. November 2019 eingereichte Initiative vorgeprüft.

Mit der Initiative wird verlangt, das Gleichstellungsgesetz dahingehend zu ändern, dass sexuelle Belästigung in die Liste der Diskriminierungen aufgenommen wird, für welche die Beweislasterleichterung gilt.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 8 zu 4 Stimmen, der Standesinitiative keine Folge zu geben. Eine Minderheit (Carobbio Guscetti, Graf Maya, Herzog Eva, Baume-Schneider) beantragt, der Standesinitiative Folge zu geben.

Berichterstattung: Germann

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Hannes Germann

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stand der Vorprüfung 3 Erwägungen der Kommission

$ 19.317 151 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 19:13

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Grosse Rat des Kantons Genf fordert die Bundesversammlung auf, Artikel 6 des Bundesgesetzes über die Gleichstellung von Frau und Mann (GlG) dahingehend zu ändern, dass sexuelle Belästigung in die Liste der Diskriminierungen aufgenommen wird, für welche die Beweislasterleichterung gilt.

1.2 Begründung Der Grosse Rat reicht diese Initiative ein in Anbetracht: - der Bundesverfassung vom 18. April 1999 und insbesondere ihres Artikels 8 Absatz 2 zur Gleichheit; - des Bundesgesetzes vom 24. März 1995 über die Gleichstellung von Mann und Frau, das in Artikel 4 sexuelle Belästigung als Diskriminierung und Beeinträchtigung der Würde definiert; - der Genfer Kantonsverfassung vom 14. Oktober 2012 und insbesondere ihres Artikels 15 Absätze 3 und 4 zur Gleichstellung; sowie vor dem Hintergrund, dass: - es zur Verwirklichung der Gleichstellung nicht reicht, diese in der Verfassung zu verankern; - das Thema sexuelle und sexistische Gewalt aufgrund von zahlreichen Aussagen, die in den vergangenen Wochen gemacht wurden, derzeit im Zentrum des öffentlichen Diskurses steht; - sexuelle Gewalt und Sexismus symptomatisch sind für ein in unserer Gesellschaft sehr weit verbreitetes Machtsystem und dass angemessene und wirksame rechtliche Mittel geschaffen werden müssen, um die Opfer solcher Gewalt zu schützen; - diese rechtlichen Mittel dazu beitragen, die in den Gesetzen von Bund und Kantonen verankerte Rechtsgleichheit in eine tatsächliche Gleichstellung, die de facto auf sich warten lässt, zu verwandeln.

2 Stand der Vorprüfung Der Nationalrat hat der Initiative am 17. Dezember 2020 mit 91 zu 86 Stimmen bei 9 Enthaltungen keine Folge gegeben.

3 Erwägungen der Kommission Die Kommission hat sich ausgiebig mit der Thematik der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz auseinandergesetzt und zur Beratung eines verwandten Geschäfts (19.441 n Pa. Iv. Wasserfallen Flavia. Externe Beratung für Opfer von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz) die Sozialpartner sowie die Geschäftsinhaberin einer bestehenden Beratungsstelle angehört.

Die Kommission ist sich der fundamentalen Bedeutung umfassender Massnahmen zur Bekämpfung der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz bewusst. Sie erachtet aber die aktuellen Rechtsgrundlagen als genügend und lehnt deshalb das Anliegen der Standesinitiative ab. Dabei verweist sie insbesondere auf die rechtlich festgelegten Sorgfaltspflichten der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber. Die Beweislasterleichterung für sexuelle Belästigung im Gleichstellungsgesetz

2

19.317 152 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 19:13

einzuführen, erachtet sie ohnehin nicht als zielführend zum Schutz der Arbeitnehmenden, zumal dies für die belästigende Person keine direkten Konsequenzen hätte.

Eine Minderheit beantragt, der Initiative Folge zu geben. Die Beweislasterleichterung stelle eine von vielen Massnahmen dar, die der Bekämpfung von sexueller Belästigung dienten.

3

19.319 153 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.319 Standesinitiative Beitrag zum Erreichen der Klimaziele. Falsche Anreize zur Verkehrsmittelwahl aus- merzen und Flugticketabgabe einführen!

Eingereicht von: Bern Einreichungsdatum: 13.11.2019 Stand der Beratung: Vorprüfung - Behandelt vom Ständerat

Eingereichter Text Die Bundesversammlung wird eingeladen, im Bundesgesetz über die Verminderung von Treibhausgasemissionen (CO2-Gesetz) folgenden Text aufzunehmen: 3a. Abschnitt: Flugticketabgabe Art. 30a Grundsatz Abs. 1 Der Bund erhebt ab 1. Januar 2022 eine Flugticketabgabe bei Abflügen im Linien- und Charterverkehr ab allen inländischen Flugplätzen, wenn der Anteil fossiler Flugtreibstoffe an den insgesamt in der Schweiz abgesetzten Mengen an fossilem Treibstoff im Jahr 2020 über 20 Prozent liegt. Abs. 1bis Ein Drittel des Ertrags der Abgabe wird im Rahmen der Zuständigkeiten des Bundes für Beiträge an Massnahmen verwendet, die zur langfristigen Anpassung an den Klimawandel und zur Vermeidung oder Bewältigung von Schäden an Personen oder an Sachen von erheblichem Wert in der Folge der erhöhten Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre beitragen. Abs. 2 Zwei Drittel des Ertrags aus der Abgabe werden nach Artikel 41 Absatz 2 an die Bevölkerung verteilt. Art. 30b Bemessung der Flugverkehrsabgabe Abs. 1 Die Abgabe bemisst sich an der Flugdistanz und der Anzahl der beförderten Fluggäste. Abs. 2 Der Bundesrat legt die Höhe der Flugticketabgabe innert folgendem Rahmen fest: a. zwischen 12 und 20 Franken für Flüge in einen Mitgliedstaat des Europarates; b. zwischen 30 und 50 Franken für Flüge in einen anderen Staat. Abs. 3 Er berücksichtigt dabei vergleichbare internationale Regelungen. Art. 30c Abgabepflichtige Personen und Befreiung von der Luftverkehrsabgabe Abs. 1 Abgabepflichtig sind Luftfahrzeugbetreiber, die Flüge ab einem inländischen Flugplatz durchführen. Abs. 2 Der Bundesrat regelt die Ausnahmen. Er berücksichtigt dabei insbesondere Flüge mit hoheitlichen Aufgaben, für die medizinische Versorgung oder mit militärischen Zwecken und das Alter der Fluggäste. Begründung Der Luftverkehr spielt eine entscheidende Rolle für das Klima. Während sein Beitrag an die Klimaerwärmung weltweit immerhin 5 Prozent beträgt, liegt er in der Schweiz bei 18 Prozent. Die Prognosen zeigen weiter nach oben. Der Preis hat einen grossen Einfluss auf die Verkehrsmittelwahl. Dieser müsste zumindest die ökologischen Kosten enthalten. Doch trotz dieser Ausgangslage profitiert der internationale Flugverkehr nach wie vor von Privilegien. Flüge ins Ausland sind von der Mineralölsteuer, der Mehrwertsteuer und der CO2-Abgabe befreit. Im Rahmen der Vernehmlassung zur Totalrevision der CO2-Gesetzgebung hat sich der Regierungsrat bereits für eine CO2-Abgabe auf Treibstoffen ausgesprochen. Diese muss auch die Treibstoffe bei Flügen umfassen. 19.319 154 Ständerat Frühjahrssession 2021

Kommissionsberichte 16.02.2021 - Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates Chronologie

02.03.2021 Ständerat Keine Folge gegeben

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie NR (UREK-NR) Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie SR (UREK-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 19.319 155 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:47

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.310 s Kt. Iv. LU. Einführung einer CO2-Abgabe auf Flugtickets

19.314 s Kt. Iv. VS. Umweltabgabe auf Flugtickets

19.315 s Kt. Iv. FR. Einführung einer Lenkungsabgabe für den Flugverkehr

19.319 s Kt. Iv. BE. Beitrag zum Erreichen der Klimaziele. Falsche Anreize zur Verkehrsmittelwahl ausmerzen und Flugticketabgabe einführen!

20.317 s Kt. Iv. NE. Für die Einführung einer Flugticketabgabe

Bericht der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie vom 16. Februar 2021

Die Kommission hat an ihrer Sitzung vom 16. Februar 2021 die titelvermerkten Standesinitiativen des Kantons Luzern, eingereicht am 4. September 2019, des Kantons Wallis, eingereicht am 18. September 2019, des Kantons Freiburg, eingereicht am 5. November 2019, des Kantons Bern, eingereicht am 13. November 2019, und des Kantons Neuenburg, eingereicht am 1. April 2020, vorgeprüft.

Mit den Standesinitiativen wird von der Bundesversammlung verlangt, eine Lenkungsabgabe auf Flugtickets einzuführen.

Anträge der Kommission

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 19.310 des Kantons Luzern keine Folge zu geben. Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 19.314 des Kantons Wallis keine Folge zu geben. Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 19.315 des Kantons Freiburg keine Folge zu geben. Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 19.319 des Kantons Bern keine Folge zu geben.

$ 19.319 156 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:47

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 20.317 des Kantons Neuenburg keine Folge zu geben.

Berichterstattung: Schmid Martin

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Martin Schmid

Inhalt des Berichtes 1 Texte der Standesinitiativen 2 Erwägungen der Kommission

2

19.319 157 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:47

1 Texte der Standesinitiativen

1.1 Initiative des Kantons Luzern (19.310) Der Kanton Luzern unterbreitet der Bundesversammlung gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung folgende Kantonsinitiative im Sinne einer allgemeinen Anregung: Der Kanton Luzern fordert die Bundesversammlung auf, eine CO2-Abgabe auf Flugtickets einzuführen. Die daraus resultierenden Mehreinnahmen sollen einerseits im Rahmen der bestehenden Rückvergütung der CO2-Abgaben wieder direkt der Bevölkerung zurückgegeben und andererseits für Massnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstosses verwendet werden.

1.2 Initiative des Kantons Wallis (19.314) Der Grosse Rat des Kantons Wallis fordert die Bundesversammlung auf, im CO2-Gesetz eine Umweltabgabe auf Flugtickets einzuführen. Mit dieser Abgabe soll dem unlauteren Wettbewerb zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln ein Ende gesetzt werden, indem einerseits das Verursacherprinzip angewendet und andererseits die Entwicklung von alternativen Verkehrsmitteln gefördert wird, die weniger Treibhausgase produzieren.

1.3 Initiative des Kantons Freiburg (19.315) Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung vom 18. April 1999 reicht der Grosse Rat des Kantons Freiburg bei der Bundesversammlung folgende Standesinitiative ein: Die Bundesbehörden werden eingeladen, die Gesetzesbestimmungen zu erlassen, die nötig sind, um: 1. eine Lenkungsabgabe auf Flugtickets, deren Ertrag vollumfänglich für Projekte zur Förderung umweltschonender Mobilitätsformen eingesetzt wird, zu erheben, um die Treibhausgasemissionen zu senken; 2. Anreize zu schaffen für einen Umstieg auf weniger umweltschädliche Verkehrsmittel; und 3. zur Kompensation der negativen Auswirkungen des Klimawandels beizutragen.

1.4 Initiative des Kantons Bern (19.319) Die Bundesversammlung wird eingeladen, im Bundesgesetz über die Verminderung von Treibhausgasemissionen (CO2-Gesetz) folgenden Text aufzunehmen: 3a. Abschnitt: Flugticketabgabe Art. 30a Grundsatz Abs. 1 Der Bund erhebt ab 1. Januar 2022 eine Flugticketabgabe bei Abflügen im Linien- und Charterverkehr ab allen inländischen Flugplätzen, wenn der Anteil fossiler Flugtreibstoffe an den insgesamt in der Schweiz abgesetzten Mengen an fossilem Treibstoff im Jahr 2020 über 20 Prozent liegt. Abs. 1bis Ein Drittel des Ertrags der Abgabe wird im Rahmen der Zuständigkeiten des Bundes für Beiträge an Massnahmen verwendet, die zur langfristigen Anpassung an den Klimawandel und zur Vermeidung oder Bewältigung von Schäden an Personen oder an Sachen von erheblichem Wert in der Folge der erhöhten Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre beitragen. Abs. 2

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19.319 158 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:47

Zwei Drittel des Ertrags aus der Abgabe werden nach Artikel 41 Absatz 2 an die Bevölkerung verteilt. Art. 30b Bemessung der Flugverkehrsabgabe Abs. 1 Die Abgabe bemisst sich an der Flugdistanz und der Anzahl der beförderten Fluggäste. Abs. 2 Der Bundesrat legt die Höhe der Flugticketabgabe innert folgendem Rahmen fest: a. zwischen 12 und 20 Franken für Flüge in einen Mitgliedstaat des Europarates; b. zwischen 30 und 50 Franken für Flüge in einen anderen Staat. Abs. 3 Er berücksichtigt dabei vergleichbare internationale Regelungen. Art. 30c Abgabepflichtige Personen und Befreiung von der Luftverkehrsabgabe Abs. 1 Abgabepflichtig sind Luftfahrzeugbetreiber, die Flüge ab einem inländischen Flugplatz durchführen. Abs. 2 Der Bundesrat regelt die Ausnahmen. Er berücksichtigt dabei insbesondere Flüge mit hoheitlichen Aufgaben, für die medizinische Versorgung oder mit militärischen Zwecken und das Alter der Fluggäste.

1.5 Initiative des Kantons Neuenburg (20.317) In Ausübung seines Initiativrechts auf Bundesebene reicht der Grosse Rat des Kantons Neuenburg folgende Standesinitiative in der Form der allgemeinen Anregung ein:

Die Bundesversammlung wird aufgefordert, eine pauschale Flugticketabgabe einzuführen, um die Reisenden zur Nutzung umweltfreundlicherer Transportmittel zu bewegen. Diese Abgabe wird zu zwei Dritteln an die Bevölkerung und zu einem Drittel an die Bahn und den regionalen Personenverkehr (RPV) ausgeschüttet.

2 Erwägungen der Kommission Das von den Kantonen Luzern, Wallis, Freiburg, Bern und Neuenburg vorgebrachte Anliegen einer Flugticketabgabe hat die Kommission bereits in die Vorlage zur Totalrevision des CO2-Gesetzes (17.071) eingebracht. Die eidgenössischen Räte haben das revidierte CO2-Gesetz am 25. September 2020 in der Schlussabstimmung angenommen. Vorausgesetzt, die Vorlage wird in der Referendumsabstimmung nicht abgelehnt, tritt das Gesetz am 1. Januar 2022 in Kraft. Die in der Gesetzesvorlage enthaltene Flugticketabgabe wurde vertieft diskutiert und ist breit abgestützt. Die Abgabe soll pro Flugticket zwischen 30 und 120 Franken betragen, je nach Reisedistanz und Beförderungsklasse. Zudem ist im neuen CO2-Gesetz auch eine Abgabe von 500 bis 3000 Franken pro Start für grosse Privat- und Businessjets festgelegt. Die Kommission befürwortet also die Stossrichtung der Standesinitiative, aber hat – via Totalrevision des CO2-Gesetzes – bereits einen anderen Weg eingeschlagen, um rasch eine Lenkungsabgabe im Flugverkehr einzuführen. Aus diesem Grund beantragt die Kommission, den Standesinitiativen keine Folge zu geben.

4

19.3234 159 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.3234 Motion Impulsprogramm für die Sanierung von Beherbergungsbetrieben im alpinen Raum

Eingereicht von: Stöckli Hans Sozialdemokratische Fraktion Sozialdemokratische Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 21.03.2019 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Motion an 2. Rat

Eingereichter Text Gestützt auf die Artikel 74 und 103 der Bundesverfassung (BV; SR 100) und auf das Bundesgesetz über die Förderung der Beherbergungswirtschaft vom 20. Juni 2003 (SR 935.12) wird der Bundesrat ersucht, eine zeitlich befristete Spezialfinanzierung (Impulsprogramm) für die Sanierung von Beherbergungsbetrieben im alpinen Raum zu schaffen. Dem Parlament ist ein entsprechender Vorschlag zu unterbreiten, in dem die einzelnen Kriterien (u. a. Art der Unterstützung, energetisch vorbildliche Standards der Sanierung, Beitragshöhe) festgelegt sind. Beiträge aus dieser Spezialfinanzierung werden nur geleistet, sofern die Betriebe realistische Businesspläne vorlegen und eine Umnutzung der entsprechenden Liegenschaften grundbuchrechtlich ausgeschlossen ist. Begründung Viele Beherbergungsbetriebe auch im alpinen Raum sorgen sich um ihre Zukunft. Oft fehlt für die dringend notwendigen Investitionen das Eigenkapital, oder es ist schwierig, bei den Banken Kredit aufnehmen zu können. Die Gesellschaft für Hotelkredit gewährt zwar nachrangige Darlehen, was sinnvoll ist, aber offensichtlich in vielen Fällen nicht genügend ist. Die Banken betrachten die Beherbergungsbetriebe im alpinen Raum als risikoreich. Dies führt zu Finanzierungslücken, beziehungsweise es kann nur das Notwendigste saniert werden. Oft muss deshalb auch auf umfassende Massnahmen betreffend Energieeffizienz verzichtet werden. Die Folge davon ist, dass Beherbergungsbetriebe schliessen bzw. energetisch unsaniert bleiben, was weder touristisch sinnvoll ist noch mit den Zielen der Energiestrategie übereinstimmt. Die Anzahl der Hotels sinkt, und Arbeitsplätze in der Hotellerie und Gastronomie gehen verloren. Grosse Häuser, wie Beherbergungsbetriebe, brauchen fürs Heizen sehr viel Energie, besonders im alpinen Raum, wo die Temperaturen gerade in der Hauptsaison, im Winter, tief sind. Es macht deshalb Sinn, diesbezüglich zu investieren bzw. solche Sanierungen zu unterstützen. Mit einer finanziellen Unterstützung der Sanierung von Beherbergungsbetrieben können zwei Fliegen auf einen Streich getroffen werden: einerseits als Unterstützung von Beherbergungsbetrieben, zweitens wird etwas fürs Klima bzw. für die Energieeffizienz gemacht. Der Vorstoss entspricht dadurch sowohl der Energiestrategie des Bundes wie den Zielen des Bundes zur Unterstützung des alpinen Tourismus. Stellungnahme des Bundesrates vom 22.05.2019 Zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Beherbergungsbetriebe sind fortlaufend umfangreiche Investitionen in das Angebot notwendig. Diese sind in erster Linie Sache der Betriebe. Im internationalen Wettbewerbsumfeld und insbesondere mit den eingeschränkten Renditeaussichten sind Infrastrukturinvestitionen in der Beherbergung im Berggebiet eine Herausforderung. Der Bund unterstützt die Beherbergungsbetriebe vor diesem Hintergrund über die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit (SGH). Die SGH gewährt subsidiär zu privaten Kapitalgebern Darlehen zu günstigen Konditionen an Beherbergungsbetriebe in festgelegten Fremdenverkehrsgebieten und Badekurorten. Der Grossteil der von der SGH unterstützten Betriebe liegt im Alpenraum. Besonders förderungswürdige Projekte können von der SGH mit einem zusätzlich reduzierten Zinssatz gefördert werden, hierzu gehören unter anderem auch Projekte zur Verbesserung der energetischen Nachhaltigkeit. Zur Erfüllung ihres gesetzlichen Auftrages stehen der SGH ein zinsfreies Darlehen des Bundes im Umfang von rund 136 Millionen Franken, Genossenschaftskapital von rund 28,4 Millionen Franken sowie Reserven (inklusive Gewinnvortrag) von 16,4 Millionen Franken zur Verfügung. Zusätzlich wurde der SGH im Jahr 2011 ein Zusatzdarlehen von 100 Millionen Franken gewährt, welches 2015 vorsorglich bis Ende 2019 verlängert wurde. Der bis Ende 2019 nicht verwendete Teil des Zusatzdarlehens, etwa 30 Millionen Franken, wird im Jahr 2020 an den Bund zurückfliessen. 19.3234 160 Ständerat Frühjahrssession 2021

Insbesondere energetisch vorbildliche Gebäudestandards werden durch den Bund bereits seit mehreren Jahren mit Beiträgen aus der CO2-Teilzweckbindung an die kantonalen Förderprogramme im Energiebereich (Art. 34 des CO2-Gesetzes) unterstützt. Im Jahr 2019 sind dafür rund 396 Millionen Franken vorgesehen. Von diesen können auch Beherbergungsbetriebe profitieren. Ein Bundesprogramm spezifisch zur Sanierung von Beherbergungsbetrieben im Berggebiet würde der heute geltenden Aufgabenteilung zwischen dem Bund, den Kantonen und den Gemeinden widersprechen und zu Abgrenzungsproblemen bezüglich Gesetzgebung (u. a. Zielvereinbarungen mit Grossverbrauchern gemäss kantonalem Recht) und Förderung (u. a. Doppelförderung) führen. Aufgrund der sich wandelnden Herausforderungen im Tourismus prüft der Bund seine Investitionsförderung laufend auf deren Wirksamkeit. In diesem Zusammenhang wird im Rahmen der Umsetzung der Tourismusstrategie des Bundes vom 15. November 2017 eine Auslegeordnung Investitionsförderung durchgeführt. Dabei sollen die bestehenden und allfällige neue Investitionsförder- und Finanzierungsmodelle für den Tourismus im Rahmen einer Arbeitsgruppe aufgearbeitet und beurteilt werden. Im Zuge dieser Arbeiten soll in der Legislaturperiode 2020–2023 auch die mittel- bis langfristige Weiterentwicklung der SGH geprüft werden. Vor diesem Hintergrund erachtet der Bundesrat ein befristetes Impulsprogramm für die Sanierung von Beherbergungsbetrieben im Alpenraum als nicht zielführend. Antrag des Bundesrates vom 22.05.2019 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 15.02.2021 - Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates Chronologie

17.06.2019 Ständerat Zuweisung an die zuständige Kommission zur Vorberatung 03.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) Weitere Informationen Konnexe Geschäfte 19.3222 Motion Impulsprogramm zur Sanierung von Beherbergungsbetrieben im Berggebiet

Erstbehandelnder Rat Ständerat 19.3234 161 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 11:14

1 9 . S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.3234 s Mo. Stöckli. Impulsprogramm für die Sanierung von Beherbergungsbetrieben im alpinen Raum

Bericht der Kommission für Wirtschaft und Abgaben vom 15. Februar 2021

Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 15. Februar 2021 die von Ständerat Hans Stöckli am 21. März 2019 eingereichte Motion vorberaten.

Mit der Motion wird der Bundesrat beauftragt, eine zeitlich befristete Spezialfinanzierung (Impulsprogramm) für die Sanierung von Beherbergungsbetrieben im alpinen Raum zu schaffen.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 6 zu 6 Stimmen bei 1 Enthaltung und Stichentscheid des Präsidenten, die Motion anzunehmen. Die Kommissionsminderheit (Noser, Kuprecht, Bischof, Ettlin Erich, Germann, Wicki) beantragt, die Motion abzulehnen.

Berichterstattung: Zanetti

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Christian Levrat

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 22. Mai 2019 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 19.3234 162 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 11:14

1 Text und Begründung

1.1 Text Gestützt auf die Artikel 74 und 103 der Bundesverfassung (BV; SR 100) und auf das Bundesgesetz über die Förderung der Beherbergungswirtschaft vom 20. Juni 2003 (SR 935.12) wird der Bundesrat ersucht, eine zeitlich befristete Spezialfinanzierung (Impulsprogramm) für die Sanierung von Beherbergungsbetrieben im alpinen Raum zu schaffen. Dem Parlament ist ein entsprechender Vorschlag zu unterbreiten, in dem die einzelnen Kriterien (u. a. Art der Unterstützung, energetisch vorbildliche Standards der Sanierung, Beitragshöhe) festgelegt sind. Beiträge aus dieser Spezialfinanzierung werden nur geleistet, sofern die Betriebe realistische Businesspläne vorlegen und eine Umnutzung der entsprechenden Liegenschaften grundbuchrechtlich ausgeschlossen ist.

1.2 Begründung Viele Beherbergungsbetriebe auch im alpinen Raum sorgen sich um ihre Zukunft. Oft fehlt für die dringend notwendigen Investitionen das Eigenkapital, oder es ist schwierig, bei den Banken Kredit aufnehmen zu können. Die Gesellschaft für Hotelkredit gewährt zwar nachrangige Darlehen, was sinnvoll ist, aber offensichtlich in vielen Fällen nicht genügend ist. Die Banken betrachten die Beherbergungsbetriebe im alpinen Raum als risikoreich. Dies führt zu Finanzierungslücken, beziehungsweise es kann nur das Notwendigste saniert werden. Oft muss deshalb auch auf umfassende Massnahmen betreffend Energieeffizienz verzichtet werden. Die Folge davon ist, dass Beherbergungsbetriebe schliessen bzw. energetisch unsaniert bleiben, was weder touristisch sinnvoll ist noch mit den Zielen der Energiestrategie übereinstimmt. Die Anzahl der Hotels sinkt, und Arbeitsplätze in der Hotellerie und Gastronomie gehen verloren. Grosse Häuser, wie Beherbergungsbetriebe, brauchen fürs Heizen sehr viel Energie, besonders im alpinen Raum, wo die Temperaturen gerade in der Hauptsaison, im Winter, tief sind. Es macht deshalb Sinn, diesbezüglich zu investieren bzw. solche Sanierungen zu unterstützen. Mit einer finanziellen Unterstützung der Sanierung von Beherbergungsbetrieben können zwei Fliegen auf einen Streich getroffen werden: einerseits als Unterstützung von Beherbergungsbetrieben, zweitens wird etwas fürs Klima bzw. für die Energieeffizienz gemacht. Der Vorstoss entspricht dadurch sowohl der Energiestrategie des Bundes wie den Zielen des Bundes zur Unterstützung des alpinen Tourismus.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 22. Mai 2019 Zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Beherbergungsbetriebe sind fortlaufend umfangreiche Investitionen in das Angebot notwendig. Diese sind in erster Linie Sache der Betriebe. Im internationalen Wettbewerbsumfeld und insbesondere mit den eingeschränkten Renditeaussichten sind Infrastrukturinvestitionen in der Beherbergung im Berggebiet eine Herausforderung. Der Bund unterstützt die Beherbergungsbetriebe vor diesem Hintergrund über die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit (SGH). Die SGH gewährt subsidiär zu privaten Kapitalgebern Darlehen zu günstigen Konditionen an Beherbergungsbetriebe in festgelegten Fremdenverkehrsgebieten und Badekurorten. Der Grossteil der von der SGH unterstützten Betriebe liegt im Alpenraum. Besonders förderungswürdige Projekte können von der SGH mit einem zusätzlich reduzierten Zinssatz gefördert werden, hierzu gehören unter anderem auch Projekte zur Verbesserung der energetischen Nachhaltigkeit.

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19.3234 163 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 11:14

Zur Erfüllung ihres gesetzlichen Auftrages stehen der SGH ein zinsfreies Darlehen des Bundes im Umfang von rund 136 Millionen Franken, Genossenschaftskapital von rund 28,4 Millionen Franken sowie Reserven (inklusive Gewinnvortrag) von 16,4 Millionen Franken zur Verfügung. Zusätzlich wurde der SGH im Jahr 2011 ein Zusatzdarlehen von 100 Millionen Franken gewährt, welches 2015 vorsorglich bis Ende 2019 verlängert wurde. Der bis Ende 2019 nicht verwendete Teil des Zusatzdarlehens, etwa 30 Millionen Franken, wird im Jahr 2020 an den Bund zurückfliessen. Insbesondere energetisch vorbildliche Gebäudestandards werden durch den Bund bereits seit mehreren Jahren mit Beiträgen aus der CO2-Teilzweckbindung an die kantonalen Förderprogramme im Energiebereich (Art. 34 des CO2-Gesetzes) unterstützt. Im Jahr 2019 sind dafür rund 396 Millionen Franken vorgesehen. Von diesen können auch Beherbergungsbetriebe profitieren. Ein Bundesprogramm spezifisch zur Sanierung von Beherbergungsbetrieben im Berggebiet würde der heute geltenden Aufgabenteilung zwischen dem Bund, den Kantonen und den Gemeinden widersprechen und zu Abgrenzungsproblemen bezüglich Gesetzgebung (u. a. Zielvereinbarungen mit Grossverbrauchern gemäss kantonalem Recht) und Förderung (u. a. Doppelförderung) führen. Aufgrund der sich wandelnden Herausforderungen im Tourismus prüft der Bund seine Investitionsförderung laufend auf deren Wirksamkeit. In diesem Zusammenhang wird im Rahmen der Umsetzung der Tourismusstrategie des Bundes vom 15. November 2017 eine Auslegeordnung Investitionsförderung durchgeführt. Dabei sollen die bestehenden und allfällige neue Investitionsförder- und Finanzierungsmodelle für den Tourismus im Rahmen einer Arbeitsgruppe aufgearbeitet und beurteilt werden. Im Zuge dieser Arbeiten soll in der Legislaturperiode 2020-2023 auch die mittel- bis langfristige Weiterentwicklung der SGH geprüft werden. Vor diesem Hintergrund erachtet der Bundesrat ein befristetes Impulsprogramm für die Sanierung von Beherbergungsbetrieben im Alpenraum als nicht zielführend.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

3 Erwägungen der Kommission Die Kommissionsmehrheit ist der Auffassung, dass ein Impulsprogramm für die Sanierung von Beherbergungsbetrieben im alpinen Raum eine hilfreiche Unterstützung für die Betriebe der Region, die Schwierigkeiten haben, Kredite für die Erneuerung ihrer Infrastruktur zu bekommen, sowie für Projekte zur Verbesserung der Energieeffizienz dieser Betriebe im Hinblick auf mehr Klimaschutz darstellen würde. In dieser Hinsicht würde das Impulsprogramm auch die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Tourismus stärken, der von der Covid-19-Krise hart getroffen wurde. Die Kommissionsminderheit begrüsst die Motion, ist aber der Meinung, dass die Massnahme auf die gesamte Schweizer Tourismusbranche ausgeweitet werden sollte, deren Situation sich seit der Einreichung der Motion und der Stellungnahme des Bundesrates im Jahr 2019 Covid-19-bedingt erheblich verändert hat. Aus diesem Grund beantragt die Minderheit, stattdessen die Kommissionsmotion 21.3018 («Impulsprogramm für den Tourismus») zu unterstützen, die den Bundesrat beauftragt, ein zeitlich befristetes Impulsprogramm für den Schweizer Tourismus zu schaffen.

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19.3448 164 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.3448 Motion Provisorische Rechtsöffnung. Anpassung an die gewandelte Geschäftspraxis (Digita- lisierung)

Eingereicht von: Dobler Marcel FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Bekämpfer: Fehlmann Rielle Laurence Sozialdemokratische Fraktion Sozialdemokratische Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 08.05.2019 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, die in Artikel 82 des Bundesgesetzes über Schuldbetreibung und Konkurs festgehaltene Voraussetzung der "durch Unterschrift bekräftigten Schuldanerkennung" an die gewandelte Geschäftspraxis anzupassen, namentlich an die heute übliche Bestellung von Waren und Dienstleistungen per Internet sowie an weitere formfrei mögliche Vertragsabschlüsse. Begründung Gemäss Artikel 82 Absatz 1 des Bundesgesetzes über Schuldbetreibung und Konkurs kann der Gläubiger im Rahmen des Betreibungsverfahrens die provisorische Rechtsöffnung verlangen, wenn die Forderung auf einer "durch Unterschrift bekräftigten Schuldanerkennung" beruht. Verlangt wird damit eine eigenhändige Unterschrift des verpflichteten Schuldners oder dessen qualifizierte elektronische Signatur (Art. 13 und 14 OR). Während der Gläubiger früher gerade im Fernabsatz häufig eine entsprechende Urkunde vorlegen konnte, weil die Bestellung von Waren oder Dienstleistungen schriftlich erfolgt ist, ist dies heute nicht mehr der Fall, da heute eine grosse Zahl von Bestellungen über das Internet (Plattformen, Online-Shops usw.) abgewickelt wird. Diese Änderung der Geschäftspraxis hat grosse Auswirkungen auf die Rechtsdurchsetzung; das geltende Recht stellt eine administrative Hürde dar, welche die Durchsetzung grundsätzlich anerkannter Forderungen erheblich erschwert. Der Bundesrat wird deshalb beauftragt, den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen und grundsätzlich anerkannte Forderungen wieder der provisorischen Rechtsöffnung zugänglich zu machen, namentlich indem auf das Erfordernis der eigenhändigen Unterschrift resp. die Verwendung einer qualifizierten elektronischen Signatur verzichtet wird und auch Online-Bestellungen sowie weitere formfrei mögliche Vertragsabschlüsse dem Verfahren unterstellt werden. Stellungnahme des Bundesrates vom 28.08.2019 Heute bestehen verschiedene Unsicherheiten im Zusammenhang mit der provisorischen Rechtsöffnung. Dies betrifft namentlich das Erfordernis der eigenhändigen Unterschrift bei zusammengesetzten Urkunden – beispielsweise bei einer Bestellung und einer Empfangsbestätigung – sowie auch das erforderliche Beweismass für Einreden des Schuldners. Bei elektronisch abgeschlossenen Verträgen verschärft sich diese Problematik insbesondere dann, wenn diese Verträge ohne qualifizierte elektronische Signatur abgeschlossen worden sind. Eine bundesgerichtliche Rechtsprechung fehlt zu vielen wichtigen Punkten, und die Praxis zeigt sich dementsprechend uneinheitlich. Angesichts dieser unklaren Situation und der enorm gewachsenen Bedeutung des elektronischen Geschäftsverkehrs befürwortet der Bundesrat Bestrebungen nach einer Anpassung der Voraussetzungen an einen provisorischen Rechtsöffnungstitel. Es erscheint sachgerecht, die über moderne Kommunikationswege abgeschlossenen Verträge der provisorischen Rechtsöffnung zugänglich zu machen. Dabei muss entsprechend dem geltenden Recht immer vorausgesetzt sein, dass die Forderung bei einer auf die vorgesehenen Beweismittel eingeschränkten Prüfung als nachgewiesen erscheint. Damit würde auch das heutige bewährte Gleichgewicht zwischen den Interessen der Konsumentinnen und Konsumenten einerseits und den Interessen der Anbieter von Waren und Dienstleistungen andererseits beibehalten werden. 19.3448 165 Ständerat Frühjahrssession 2021

Antrag des Bundesrates vom 28.08.2019 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Kommissionsberichte 22.02.2021 - Kommission für Rechtsfragen des Ständerates Chronologie

27.09.2019 Nationalrat Bekämpft. Diskussion verschoben 04.03.2020 Nationalrat Annahme 17.03.2021 Ständerat Ablehnung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Rechtsfragen NR (RK-NR) Kommission für Rechtsfragen SR (RK-SR)

Zuständige Behörde Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Nationalrat

Mitunterzeichnende (20) Brunner Hansjörg, Burkart Thierry, Cattaneo Rocco, Eymann Christoph, Feller Olivier, Fiala Doris, Fluri Kurt, Grüter Franz, Guhl Bernhard, Jauslin Matthias Samuel, Markwalder Christa, Merlini Giovanni, Nantermod Philippe, Paganini Nicolo, Pezzatti Bruno, Portmann Hans-Peter, Schilliger Peter, Schwander Pirmin, Vitali Albert, Weibel Thomas 19.3448 166 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 25.02.2021 16:08

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.3448 n Mo. Nationalrat (Dobler). Provisorische Rechtsöffnung. Anpassung an die gewandelte Geschäftspraxis

Bericht der Kommission für Rechtsfragen vom 22. Februar 2021

Die Kommission für Rechtsfragen des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 22. Februar 2021 die von Nationalrat Marcel Dobler am 8. Mai 2019 eingereichte und vom Nationalrat am 4. März 2020 mit 123 zu 38 Stimmen bei 29 Enthaltungen angenommene Motion vorberaten.

Die Motion beauftragt den Bundesrat, die in Artikel 82 des Bundesgesetzes über Schuldbetreibung und Konkurs festgehaltene Voraussetzung der «durch Unterschrift bekräftigten Schuldanerkennung» an die neue Geschäftspraxis anzupassen, namentlich an die heute übliche Bestellung von Waren und Dienstleistungen im Internet sowie an weitere formfrei mögliche Vertragsabschlüsse.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 10 zu 2 Stimmen bei 1 Enthaltung, die Motion abzulehnen.

Berichterstattung: Rieder

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Beat Rieder

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 28. August 2019 3 Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 19.3448 167 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 25.02.2021 16:08

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, die in Artikel 82 des Bundesgesetzes über Schuldbetreibung und Konkurs festgehaltene Voraussetzung der «durch Unterschrift bekräftigten Schuldanerkennung» an die gewandelte Geschäftspraxis anzupassen, namentlich an die heute übliche Bestellung von Waren und Dienstleistungen per Internet sowie an weitere formfrei mögliche Vertragsabschlüsse.

1.2 Begründung Gemäss Artikel 82 Absatz 1 des Bundesgesetzes über Schuldbetreibung und Konkurs kann der Gläubiger im Rahmen des Betreibungsverfahrens die provisorische Rechtsöffnung verlangen, wenn die Forderung auf einer «durch Unterschrift bekräftigten Schuldanerkennung» beruht. Verlangt wird damit eine eigenhändige Unterschrift des verpflichteten Schuldners oder dessen qualifizierte elektronische Signatur (Art. 13 und 14 OR). Während der Gläubiger früher gerade im Fernabsatz häufig eine entsprechende Urkunde vorlegen konnte, weil die Bestellung von Waren oder Dienstleistungen schriftlich erfolgt ist, ist dies heute nicht mehr der Fall, da heute eine grosse Zahl von Bestellungen über das Internet (Plattformen, Online- Shops usw.) abgewickelt wird. Diese Änderung der Geschäftspraxis hat grosse Auswirkungen auf die Rechtsdurchsetzung; das geltende Recht stellt eine administrative Hürde dar, welche die Durchsetzung grundsätzlich anerkannter Forderungen erheblich erschwert. Der Bundesrat wird deshalb beauftragt, den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen und grundsätzlich anerkannte Forderungen wieder der provisorischen Rechtsöffnung zugänglich zu machen, namentlich indem auf das Erfordernis der eigenhändigen Unterschrift resp. die Verwendung einer qualifizierten elektronischen Signatur verzichtet wird und auch Online-Bestellungen sowie weitere formfrei mögliche Vertragsabschlüsse dem Verfahren unterstellt werden.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 28. August 2019 Heute bestehen verschiedene Unsicherheiten im Zusammenhang mit der provisorischen Rechtsöffnung. Dies betrifft namentlich das Erfordernis der eigenhändigen Unterschrift bei zusammengesetzten Urkunden – beispielsweise bei einer Bestellung und einer Empfangsbestätigung – sowie auch das erforderliche Beweismass für Einreden des Schuldners. Bei elektronisch abgeschlossenen Verträgen verschärft sich diese Problematik insbesondere dann, wenn diese Verträge ohne qualifizierte elektronische Signatur abgeschlossen worden sind. Eine bundesgerichtliche Rechtsprechung fehlt zu vielen wichtigen Punkten, und die Praxis zeigt sich dementsprechend uneinheitlich. Angesichts dieser unklaren Situation und der enorm gewachsenen Bedeutung des elektronischen Geschäftsverkehrs befürwortet der Bundesrat Bestrebungen nach einer Anpassung der Voraussetzungen an einen provisorischen Rechtsöffnungstitel. Es erscheint sachgerecht, die über moderne Kommunikationswege abgeschlossenen Verträge der provisorischen Rechtsöffnung zugänglich zu machen. Dabei muss entsprechend dem geltenden Recht immer vorausgesetzt sein, dass die Forderung bei einer auf die vorgesehenen Beweismittel eingeschränkten Prüfung als nachgewiesen erscheint.

2

19.3448 168 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 25.02.2021 16:08

Damit würde auch das heutige bewährte Gleichgewicht zwischen den Interessen der Konsumentinnen und Konsumenten einerseits und den Interessen der Anbieter von Waren und Dienstleistungen andererseits beibehalten werden.

Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion.

3 Beschluss des Erstrates Der Nationalrat nahm die Motion am 4. März 2020 mit 123 zu 38 Stimmen bei 29 Enthaltungen an.

4 Erwägungen der Kommission Die Kommission ist der Auffassung, dass sich die derzeitige Regelung der provisorischen Rechtsöffnung bewährt hat. Die vom Motionär vorgeschlagene Änderung würde einen Paradigmenwechsel darstellen, der ein Ungleichgewicht zwischen den Vertragsparteien schaffen könnte. In den Augen der Kommission sind die unterschiedlichen Praktiken der Gerichte bei der Anerkennung einer Rechtsöffnung problematischer als die Formvorgabe für die Schuldanerkennung.

3

19.3731 169 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.3731 Motion Aktionsplan Berggebiete

Eingereicht von: Egger Thomas CVP-Fraktion Christlichsoziale Volkspartei Oberwallis Einreichungsdatum: 20.06.2019 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, alle vier Jahre einen Aktionsplan mit konkreten Umsetzungsmassnahmen zur Konkretisierung der Politik des Bundes für die ländlichen Räume und Berggebiete zu präsentieren. Begründung Seit 2015 verfügt der Bund erstmals über eine Politik für die ländlichen Räume und Berggebiete. Dieser Politik müssen konkrete Massnahmen folgen. Diese Umsetzungsmassnahmen müssen alle raumwirksamen Politikbereiche einbeziehen und dazu beitragen, die Koordination zwischen diesen raumwirksamen Politikbereichen weiter zu stärken. Der Bundesrat wird deshalb beauftragt, im Sinne einer rollenden Planung alle vier Jahre einen departementsübergreifenden Aktionsplan vorzulegen mit konkreten Massnahmen. Stellungnahme des Bundesrates vom 21.08.2019 Ein Aktionsplan zur Konkretisierung der Politik des Bundes für die ländlichen Räume und Berggebiete ermöglicht es, die bereits bestehenden Fördermassnahmen zugunsten des Berggebietes verstärkt aufeinander abzustimmen und auf die raumwirksamen Tätigkeiten auszurichten. Ab 2022 ist eine Gesamtevaluation der Politik des Bundes für die ländlichen Räume und Berggebiete geplant. Diese soll zusammen mit anderen Grundlagen, wie etwa den Erkenntnissen aus der Umsetzung des Postulates Brand 15.3228, "Bericht über die Entwicklungsperspektiven des Alpenbogens aufgrund der veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen", als Basis für die Weiterentwicklung der Politik des Bundes für die ländlichen Räume und Berggebiete dienen, die mit einem entsprechenden Aktionsplan konkretisiert werden soll. Darin werden in erster Linie bereits bestehende Massnahmen – z. B. Massnahmen zur Berggebietsförderung – Eingang finden. Falls die Evaluation zeigen sollte, dass auch neue Massnahmen notwendig sind, werden diese dem Parlament mit separatem Antrag unterbreitet werden. Antrag des Bundesrates vom 21.08.2019 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Kommissionsberichte 15.02.2021 - Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates Chronologie

27.09.2019 Nationalrat Annahme 09.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) 19.3731 170 Ständerat Frühjahrssession 2021

Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Nationalrat

Mitunterzeichnende (18) Ammann Thomas, Brand Heinz, Bregy Philipp Matthias, Bulliard-Marbach Christine, Campell Duri, Candinas Martin, Gschwind Jean-Paul, Hausammann Markus, Kutter Philipp, Marchand-Balet Géraldine, Müller Leo, Nicolet Jacques, Ritter Markus, Roduit Benjamin, Ruppen Franz, Vogler Karl, Zuberbühler David, von Siebenthal Erich 19.3731 171 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 09:22

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.3731 n Mo. Nationalrat (Egger Thomas). Aktionsplan Berggebiete

Bericht der Kommission für Wirtschaft und Abgaben vom 15. Februar 2021

Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 15. Februar 2021 die von Nationalrat Thomas Egger am 20. Juni 2019 eingereichte und vom Nationalrat am 27. September 2019 angenommene Motion vorberaten.

Die Motion beauftragt den Bundesrat, alle vier Jahre einen Aktionsplan mit Umsetzungsmassnahmen zur Konkretisierung der Politik des Bundes für die ländlichen Räume und Berggebiete zu präsentieren.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt einstimmig, die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Engler

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Christian Levrat

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 21. August 2019 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 19.3731 172 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 09:22

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, alle vier Jahre einen Aktionsplan mit konkreten Umsetzungsmassnahmen zur Konkretisierung der Politik des Bundes für die ländlichen Räume und Berggebiete zu präsentieren.

1.2 Begründung Seit 2015 verfügt der Bund erstmals über eine Politik für die ländlichen Räume und Berggebiete. Dieser Politik müssen konkrete Massnahmen folgen. Diese Umsetzungsmassnahmen müssen alle raumwirksamen Politikbereiche einbeziehen und dazu beitragen, die Koordination zwischen diesen raumwirksamen Politikbereichen weiter zu stärken. Der Bundesrat wird deshalb beauftragt, im Sinne einer rollenden Planung alle vier Jahre einen departementsübergreifenden Aktionsplan vorzulegen mit konkreten Massnahmen.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 21. August 2019 Ein Aktionsplan zur Konkretisierung der Politik des Bundes für die ländlichen Räume und Berggebiete ermöglicht es, die bereits bestehenden Fördermassnahmen zugunsten des Berggebietes verstärkt aufeinander abzustimmen und auf die raumwirksamen Tätigkeiten auszurichten. Ab 2022 ist eine Gesamtevaluation der Politik des Bundes für die ländlichen Räume und Berggebiete geplant. Diese soll zusammen mit anderen Grundlagen, wie etwa den Erkenntnissen aus der Umsetzung des Postulates Brand 15.3228, "Bericht über die Entwicklungsperspektiven des Alpenbogens aufgrund der veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen", als Basis für die Weiterentwicklung der Politik des Bundes für die ländlichen Räume und Berggebiete dienen, die mit einem entsprechenden Aktionsplan konkretisiert werden soll. Darin werden in erster Linie bereits bestehende Massnahmen - z. B. Massnahmen zur Berggebietsförderung - Eingang finden. Falls die Evaluation zeigen sollte, dass auch neue Massnahmen notwendig sind, werden diese dem Parlament mit separatem Antrag unterbreitet werden.

Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Nationalrat nahm die Motion am 27. September 20219 diskussionslos und ohne Gegenantrag an.

4 Erwägungen der Kommission Die Kommission schliesst sich den Meinungen des Nationalrates und des Bundesrates an und befürwortet es, die Politik des Bundes für die ländlichen Räume und die Berggebiete mit einem Aktionsplan, der Umsetzungsmassnahmen enthält, zu konkretisieren.

2

19.3734 173 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.3734 Motion Mängel im Chemikalienrecht beseitigen zur Stärkung des Werkplatzes Schweiz

Eingereicht von: Schmid Martin FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 20.06.2019 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Motion an 2. Rat

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, die Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung (ChemRRV) wie folgt zu ändern: 1. Änderung des Inhaltes bezüglich erlaubter Ausnahmen. Im Schweizer Recht ist die Möglichkeit vorzusehen, gefährliche Chemikalien innerhalb der chemisch-pharmazeutischen Industrie weiter verwenden zu können (unter der Voraussetzung, dass die Produktion in geschlossenen Systemen erfolgt und die fraglichen Chemikalien in den vermarkteten Endprodukten nicht mehr in relevanten Konzentrationen vorkommen). 2. Auf eine direkte Bezugnahme auf das Chemikalienrecht der EU ist zu verzichten, insbesondere im Anhang 1.17. Begründung Chemikalien und deren verantwortungsvolle Anwendungen sind wesentliche Grundlagen des heute hohen Lebensstandards. Sie sind für die Herstellung unzähliger Produkte des täglichen Lebens unabdingbar. Reaktive Chemikalien beinhalten unbestrittenermassen immer auch ein stoffspezifisches Gefahrenpotenzial. Die Industrie investiert schon heute enorme Ressourcen in die Minimierung des Risikos, das von der notwendigen Verwendung solcher Stoffe ausgeht. Dabei wird sie von den Behörden eng begleitet und kontrolliert. Für die Verwendung von Chemikalien sind zwei wesentliche Verwendungsbereiche zu unterscheiden. Einerseits werden Chemikalien durch die breite Bevölkerung sowie in weiten Teilen von Gewerbe und Industrie verwendet. Anders sieht die Verwendung in chemischen Reaktionen aus. Die chemische Industrie wandelt Rohstoffe durch chemische Reaktionen in die Produkte um, die in den nachgelagerten Branchen sowie der breiten Bevölkerung Verwendung finden. Solche Herstellungsprozesse finden typischerweise unter streng kontrollierten Bedingungen in geschlossenen Systemen statt. Die Ausgestaltung des Schweizer Chemikalienrechts trägt der Tatsache dieser zwei grundsätzlich unterschiedlichen Verwendungen nicht ausreichend Rechnung: – Der Anhang 1.17 ChemRRV wurde 2012 im Hinblick auf einen möglichen Beitritt der Schweiz zum europäischen Chemikalienrecht Reach erlassen. Aufgrund der Erfahrungen mit Reach und entsprechenden Interventionen der betroffenen Schweizer Unternehmen hat der Bundesrat 2015 beschlossen, vorderhand auf einen Beitritt zu Reach oder dessen Übernahme ins Schweizer Recht zu verzichten und die Weiterentwicklung des Schweizer Chemikalienrechts eigenständig an die Hand zu nehmen. Dabei soll das Schutzniveau von Mensch und Umwelt im Vergleich mit der EU gleich hoch bleiben, mögliche Handelshemmnisse mit dem wichtigsten Handelspartner verhindert und dem Arbeits- und Produktionsstandort Schweiz angemessen Rechnung getragen werden. Diese Zielvorgaben für die Schweiz wurden und werden durch die Motionäre ausdrücklich begrüsst und unterstützt. Gleichzeitig wird auch begrüsst, dass die federführenden Bundesämter die Strategie Chemikaliensicherheit vom Oktober 2017 veröffentlicht haben. – Es ist davon auszugehen, dass im Rahmen der Verwendung von Chemikalien durch die breite Bevölkerung und das Gewerbe eine angemessene Risikoabwägung nur schwer umzusetzen ist. Entsprechend macht für diesen Bereich Substitution Sinn. – Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist in der Lage, die Risiken einer Verwendung einzuschätzen und Massnahmen zu deren weitestmöglichen Reduktion zu ergreifen. Sie wird dabei durch die staatlichen Vollzugsorgane unterstützt und kontrolliert. Deshalb macht es Sinn, für die Verwendung in dieser "Technosphäre" andere Regeln zu definieren. Deshalb werfen Ziel 3 der Strategie Chemikaliensicherheit und 19.3734 174 Ständerat Frühjahrssession 2021 daraus abgeleitet die Massnahmen M8, M9, M10 und M12 in der Absolutheit der Formulierung kritische Fragen auf. Die verlangte Anpassung des Anhangs 1.17 trägt diesen unterschiedlichen Bedürfnissen von Biosphäre und Technosphäre Rechnung: – Sie wahrt den Substitutionsdruck, also Ersatz gefährlicher Stoffe durch weniger gefährliche, in den Bereichen der wirtschaftlichen Tätigkeit und der breiten Bevölkerung, die ihrem Schutzinteresse nicht selbst nachkommen kann. – Sie ermöglicht die weitere Verwendung von gefährlichen Substanzen, dort wo sie in technischen Prozessen nötig sind, ohne teure administrative Massnahmen und stellt gleichzeitig sicher, dass die Schutzinteressen von Mitarbeitern, Umwelt, nachgelagerten Wirtschaftsbranchen und breiter Bevölkerung wahrgenommen werden. Stellungnahme des Bundesrates vom 04.09.2019 Im Rahmen des Aktionsprogramms zur marktwirtschaftlichen Erneuerung hat der Bundesrat am 30. Juni 1993 beschlossen, das schweizerische Chemikalienrecht mit demjenigen der EU zu harmonisieren. Nachdem die EU mit der Inkraftsetzung der Reach-Verordnung im Jahre 2007 ihre Anforderungen an die Chemikaliensicherheit grundlegend revidiert hat, strebte der Bundesrat zunächst ein bilaterales Abkommen mit der EU über eine Partizipation der Schweiz am Reach-System an. Im September 2015 beschloss er jedoch aufgrund der überwiegend kritischen Haltung der Wirtschaft zu Reach, die Aufnahme von Verhandlungen über ein bilaterales Marktzugangsabkommen im Chemikalienbereich mit der EU derzeit nicht aktiv weiterzuverfolgen und das Schweizer Chemikalienrecht harmonisiert mit der EU autonom weiterzuentwickeln. Um ein hohes Schutzniveau zu gewährleisten und Handelshemmnisse mit der EU als wichtigstem Handelspartner zu vermeiden, hat der Bundesrat bereits mit der Änderung der Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung (ChemRRV; SR 814.81) vom 7. November 2012 im Anhang 1.17 eine auf die Reach-Verordnung abgestimmte Regelung über die Substitutionspflicht für bestimmte besonders besorgniserregende Stoffe (dazu zählen insbesondere krebserregende, erbgutverändernde oder reproduktionstoxische Stoffe, Stoffe mit persistenten, bioakkumulierbaren und toxischen Eigenschaften sowie hormonaktive Stoffe) eingeführt. Diese Regelung sieht vor, dass diese Stoffe nach Ablauf einer Übergangsfrist grundsätzlich nicht mehr in Verkehr gebracht und nicht mehr beruflich oder gewerblich verwendet werden dürfen, d. h. substituiert werden müssen. Fehlt jedoch für einen solchen Stoff ein Ersatz, können die Bundesbehörden auf Gesuch hin eine Ausnahmebewilligung für die weitere Verwendung des Stoffes erteilen. Zudem gelten Zulassungen, welche von der Europäischen Kommission für bestimmte Verwendungen in der EU erteilt wurden, auch in der Schweiz als Ausnahmen vom Verbot, sofern der Stoff entsprechend der EU-Zulassung in Verkehr gebracht und verwendet wird. Die geltende Regelung des Anhangs 1.17 ChemRRV verhindert also nicht, dass die chemisch-pharmazeutische Industrie gefährliche Stoffe, welche für bestimmte Produktionsverfahren unverzichtbar sind, weiterverwenden kann, sofern die Risiken für die Gesundheit und die Umwelt angemessen beherrscht werden. Ob diese Voraussetzung tatsächlich erfüllt ist, prüfen die Bundesbehörden im Einzelfall aufgrund des Gesuchs der Antragstellerin für eine Ausnahmebewilligung. Es ist vertretbar, dass die Substitution von besonders besorgniserregenden Stoffen, welche die EU im Anhang XIV der Reach-Verordnung geregelt hat, auch in der chemisch-pharmazeutischen Industrie der Schweiz sorgfältig geprüft werden muss. Infolgedessen hält der Bundesrat an der geltenden Regelung fest. Seit der Inkraftsetzung des Anhangs 1.17 im Jahre 2012 wurde die Liste der geregelten Stoffe von ursprünglich 14 auf 31 erweitert. Die Bundesbehörden hatten bislang nur drei Gesuche zu behandeln. Antrag des Bundesrates vom 04.09.2019 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 18.01.2021 - Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates Chronologie

10.09.2019 Ständerat Zuweisung an die zuständige Kommission zur Vorberatung 09.03.2021 Ständerat Annahme 19.3734 175 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie NR (UREK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (6) Eder Joachim, Hefti Thomas, Hösli Werner, Müller Damian, Rieder Beat, Wicki Hans 19.3734 176 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 09.02.2021 15:15

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.3734 s Mo. Schmid Martin. Mängel im Chemikalienrecht beseitigen zur Stärkung des Werkplatzes Schweiz

Bericht der Kommission für Wirtschaft und Abgaben vom 18. Januar 2021

Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 18. Januar 2021 die von Ständerat Martin Schmid am 20. Juni 2019 eingereichte Motion vorgeprüft.

Mit der Motion wird folgende Anpassung der Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung verlangt: Gefährliche Chemikalien sollen innerhalb der chemisch-pharmazeutischen Industrie weiter verwendet werden können, sofern die Produktion in geschlossenen Systemen erfolgt und die fraglichen Chemikalien in den vermarkteten Endprodukten nicht mehr in relevanten Konzentrationen vorkommen. Zudem sei eine direkte Bezugnahme auf das Chemikalienrecht der EU zu verzichten.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 7 zu 6 Stimmen, die Motion abzulehnen. Eine Minderheit (Schmid Martin, Engler, Ettlin Erich, Germann, Hefti, Wicki) beantragt, die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Thorens Goumaz

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Christian Levrat

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 4. September 2019 3 Erwägungen der Kommission

$ 19.3734 177 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 09.02.2021 15:15

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, die Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung (ChemRRV) wie folgt zu ändern: 1. Änderung des Inhaltes bezüglich erlaubter Ausnahmen. Im Schweizer Recht ist die Möglichkeit vorzusehen, gefährliche Chemikalien innerhalb der chemisch-pharmazeutischen Industrie weiter verwenden zu können (unter der Voraussetzung, dass die Produktion in geschlossenen Systemen erfolgt und die fraglichen Chemikalien in den vermarkteten Endprodukten nicht mehr in relevanten Konzentrationen vorkommen). 2. Auf eine direkte Bezugnahme auf das Chemikalienrecht der EU ist zu verzichten, insbesondere im Anhang 1.17.

1.2 Begründung Chemikalien und deren verantwortungsvolle Anwendungen sind wesentliche Grundlagen des heute hohen Lebensstandards. Sie sind für die Herstellung unzähliger Produkte des täglichen Lebens unabdingbar. Reaktive Chemikalien beinhalten unbestrittenermassen immer auch ein stoffspezifisches Gefahrenpotenzial. Die Industrie investiert schon heute enorme Ressourcen in die Minimierung des Risikos, das von der notwendigen Verwendung solcher Stoffe ausgeht. Dabei wird sie von den Behörden eng begleitet und kontrolliert. Für die Verwendung von Chemikalien sind zwei wesentliche Verwendungsbereiche zu unterscheiden. Einerseits werden Chemikalien durch die breite Bevölkerung sowie in weiten Teilen von Gewerbe und Industrie verwendet. Anders sieht die Verwendung in chemischen Reaktionen aus. Die chemische Industrie wandelt Rohstoffe durch chemische Reaktionen in die Produkte um, die in den nachgelagerten Branchen sowie der breiten Bevölkerung Verwendung finden. Solche Herstellungsprozesse finden typischerweise unter streng kontrollierten Bedingungen in geschlossenen Systemen statt. Die Ausgestaltung des Schweizer Chemikalienrechts trägt der Tatsache dieser zwei grundsätzlich unterschiedlichen Verwendungen nicht ausreichend Rechnung: - Der Anhang 1.17 ChemRRV wurde 2012 im Hinblick auf einen möglichen Beitritt der Schweiz zum europäischen Chemikalienrecht Reach erlassen. Aufgrund der Erfahrungen mit Reach und entsprechenden Interventionen der betroffenen Schweizer Unternehmen hat der Bundesrat 2015 beschlossen, vorderhand auf einen Beitritt zu Reach oder dessen Übernahme ins Schweizer Recht zu verzichten und die Weiterentwicklung des Schweizer Chemikalienrechts eigenständig an die Hand zu nehmen. Dabei soll das Schutzniveau von Mensch und Umwelt im Vergleich mit der EU gleich hoch bleiben, mögliche Handelshemmnisse mit dem wichtigsten Handelspartner verhindert und dem Arbeits- und Produktionsstandort Schweiz angemessen Rechnung getragen werden. Diese Zielvorgaben für die Schweiz wurden und werden durch die Motionäre ausdrücklich begrüsst und unterstützt. Gleichzeitig wird auch begrüsst, dass die federführenden Bundesämter die Strategie Chemikaliensicherheit vom Oktober 2017 veröffentlicht haben. - Es ist davon auszugehen, dass im Rahmen der Verwendung von Chemikalien durch die breite Bevölkerung und das Gewerbe eine angemessene Risikoabwägung nur schwer umzusetzen ist. Entsprechend macht für diesen Bereich Substitution Sinn. - Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist in der Lage, die Risiken einer Verwendung einzuschätzen und Massnahmen zu deren weitestmöglichen Reduktion zu ergreifen. Sie wird dabei durch die staatlichen Vollzugsorgane unterstützt und kontrolliert. Deshalb macht es Sinn, für die Verwendung in dieser "Technosphäre" andere Regeln zu definieren. Deshalb werfen Ziel 3 der

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19.3734 178 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 09.02.2021 15:15

Strategie Chemikaliensicherheit und daraus abgeleitet die Massnahmen M8, M9, M10 und M12 in der Absolutheit der Formulierung kritische Fragen auf. Die verlangte Anpassung des Anhangs 1.17 trägt diesen unterschiedlichen Bedürfnissen von Biosphäre und Technosphäre Rechnung: - Sie wahrt den Substitutionsdruck, also Ersatz gefährlicher Stoffe durch weniger gefährliche, in den Bereichen der wirtschaftlichen Tätigkeit und der breiten Bevölkerung, die ihrem Schutzinteresse nicht selbst nachkommen kann. - Sie ermöglicht die weitere Verwendung von gefährlichen Substanzen, dort wo sie in technischen Prozessen nötig sind, ohne teure administrative Massnahmen und stellt gleichzeitig sicher, dass die Schutzinteressen von Mitarbeitern, Umwelt, nachgelagerten Wirtschaftsbranchen und breiter Bevölkerung wahrgenommen werden.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 4. September 2019 Im Rahmen des Aktionsprogramms zur marktwirtschaftlichen Erneuerung hat der Bundesrat am 30. Juni 1993 beschlossen, das schweizerische Chemikalienrecht mit demjenigen der EU zu harmonisieren. Nachdem die EU mit der Inkraftsetzung der Reach-Verordnung im Jahre 2007 ihre Anforderungen an die Chemikaliensicherheit grundlegend revidiert hat, strebte der Bundesrat zunächst ein bilaterales Abkommen mit der EU über eine Partizipation der Schweiz am Reach- System an. Im September 2015 beschloss er jedoch aufgrund der überwiegend kritischen Haltung der Wirtschaft zu Reach, die Aufnahme von Verhandlungen über ein bilaterales Marktzugangsabkommen im Chemikalienbereich mit der EU derzeit nicht aktiv weiterzuverfolgen und das Schweizer Chemikalienrecht harmonisiert mit der EU autonom weiterzuentwickeln. Um ein hohes Schutzniveau zu gewährleisten und Handelshemmnisse mit der EU als wichtigstem Handelspartner zu vermeiden, hat der Bundesrat bereits mit der Änderung der Chemikalien- Risikoreduktions-Verordnung (ChemRRV; SR 814.81) vom 7. November 2012 im Anhang 1.17 eine auf die Reach-Verordnung abgestimmte Regelung über die Substitutionspflicht für bestimmte besonders besorgniserregende Stoffe (dazu zählen insbesondere krebserregende, erbgutverändernde oder reproduktionstoxische Stoffe, Stoffe mit persistenten, bioakkumulierbaren und toxischen Eigenschaften sowie hormonaktive Stoffe) eingeführt. Diese Regelung sieht vor, dass diese Stoffe nach Ablauf einer Übergangsfrist grundsätzlich nicht mehr in Verkehr gebracht und nicht mehr beruflich oder gewerblich verwendet werden dürfen, d. h. substituiert werden müssen. Fehlt jedoch für einen solchen Stoff ein Ersatz, können die Bundesbehörden auf Gesuch hin eine Ausnahmebewilligung für die weitere Verwendung des Stoffes erteilen. Zudem gelten Zulassungen, welche von der Europäischen Kommission für bestimmte Verwendungen in der EU erteilt wurden, auch in der Schweiz als Ausnahmen vom Verbot, sofern der Stoff entsprechend der EU-Zulassung in Verkehr gebracht und verwendet wird. Die geltende Regelung des Anhangs 1.17 ChemRRV verhindert also nicht, dass die chemisch- pharmazeutische Industrie gefährliche Stoffe, welche für bestimmte Produktionsverfahren unverzichtbar sind, weiterverwenden kann, sofern die Risiken für die Gesundheit und die Umwelt angemessen beherrscht werden. Ob diese Voraussetzung tatsächlich erfüllt ist, prüfen die Bundesbehörden im Einzelfall aufgrund des Gesuchs der Antragstellerin für eine Ausnahmebewilligung. Es ist vertretbar, dass die Substitution von besonders besorgniserregenden Stoffen, welche die EU im Anhang XIV der Reach-Verordnung geregelt hat, auch in der chemisch-pharmazeutischen Industrie der Schweiz sorgfältig geprüft werden muss. Infolgedessen hält der Bundesrat an der geltenden Regelung fest. Seit der Inkraftsetzung des Anhangs 1.17 im Jahre 2012 wurde die Liste

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19.3734 179 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 09.02.2021 15:15

der geregelten Stoffe von ursprünglich 14 auf 31 erweitert. Die Bundesbehörden hatten bislang nur drei Gesuche zu behandeln.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

3 Erwägungen der Kommission Die Mehrheit ist der Ansicht, angesichts der wichtigen Güter Gesundheits- und Umweltschutz sei eine Lockerung der geltenden Vorschriften kein gangbarer Weg. Ausserdem verhindere auch die geltende Regelung nicht, dass die Industrie unverzichtbare gefährliche Stoffe verwende, sofern die Risiken für Gesundheit und Umwelt angemessen beherrscht würden. Eine potenzielle Verlagerung der Produktion in Länder mit weniger strengen Vorschriften, wie sie die Minderheit befürchtet, sei kein Argument. Es sei vielmehr die Aufgabe der Schweiz, den Umwelt- und Gesundheitsschutz im Rahmen internationaler Diskussionen auch von anderen Ländern einzufordern; entsprechend müsse sie sich beispielhaft verhalten. Nicht zuletzt verlange schliesslich auch die Bevölkerung zunehmend mehr Sicherheit in diesem Bereich und fordere, dass weniger Chemikalien in die Umwelt gelangten.

Die Minderheit ist hingegen der Meinung, eine Anpassung der geltenden Regeln ziehe Investitionen an und sei wichtig für die entsprechenden Arbeitsplätze. Es gehe bei dieser Motion um Standortförderung und nicht um eine Senkung des Schutzniveaus, da die Ausnahme ja auf geschlossene Kreisläufe begrenzt bliebe. Ohne Neuregelung für gefährliche Chemikalien würde sich die Produktion jedoch in Länder verlagern, wo die Risiken für Mensch und Umwelt grösser wären, während in der Schweiz nach wie vor gute Standards gälten.

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19.3955 180 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.3955 Motion Ein elektronisches Patientendossier für alle am Behandlungsprozess beteiligten Ge- sundheitsfachpersonen

Eingereicht von: Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR Einreichungsdatum: 04.07.2019 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, die gesetzlichen Grundlagen auszuarbeiten, damit alle Leistungserbringer beziehungsweise Gesundheitsfachpersonen verpflichtet werden, sich einer zertifizierten Gemeinschaft oder Stammgemeinschaft nach Artikel 11 Buchstabe a des Bundesgesetzes vom 19. Juni 2015 über das elektronische Patientendossier anzuschliessen. Begründung Bei der Einführung des elektronischen Patientendossiers hat sich das Parlament für die sogenannte doppelte Freiwilligkeit entschieden. Das heisst, nur die stationären Einrichtungen wie Spitäler, Pflegeheime und Geburtshäuser sind verpflichtet, das elektronische Patientendossier einzuführen. Im Vordergrund stand die Überlegung, dass das Gesetz möglichst rasch eingeführt werden muss, damit es in der Schweiz einheitliche technische Standards gibt und die Rechts- und Investitionssicherheit in diesem Bereich gesichert ist. Damit wurde einem pragmatischen Vorgehen der Vorzug gegeben. Im Rahmen der Änderung des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung 18.047, "Zulassung von Leistungserbringern", hat der Nationalrat im Dezember 2018 entschieden, dass sich Ärzte und Ärztinnen einer zertifizierten Gemeinschaft oder Stammgemeinschaft nach Artikel 11 Buchstabe a des Bundesgesetzes vom 19. Juni 2015 über das elektronische Patientendossier anschliessen müssen. Dies ist sicher ein wichtiger Schritt, damit auch im ambulanten Sektor die Verbreitung des elektronischen Patientendossiers ausgedehnt wird. Gleichzeitig aber soll dieser Schritt für alle am Behandlungsprozess beteiligten Gesundheitsfachpersonen gelten. Das elektronische Patientendossier sollte deshalb von allen Leistungserbringern möglichst schnell eingeführt werden. Stellungnahme des Bundesrates vom 04.09.2019 Der Bundesrat anerkennt, dass sich der Nutzen des elektronischen Patientendossiers (EPD) für die teilnehmenden Gesundheitseinrichtungen, aber auch für die Patientinnen und Patienten erhöht, wenn dieses von allen am Behandlungsprozess beteiligten Gesundheitsfachpersonen genutzt wird. Er ist sich in der Folge bewusst, dass sich die sogenannte doppelte Freiwilligkeit sowohl kurz- wie auch langfristig negativ auf die Verbreitung des EPD im ambulanten Bereich auswirken kann. Vor dem Hintergrund der mit der Einführung und Verbreitung des EPD verbundenen Herausforderungen soll die Aufhebung der doppelten Freiwilligkeit nach Ansicht des Bundesrates jedoch nur schrittweise erfolgen. Mit der Aufnahme der Vorgabe in die Vorlage zur Zulassungssteuerung (18.047, "KVG. Zulassung von Leistungserbringern"), wonach Ärzte und Ärztinnen nur noch dann zur Abrechnung zulasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung zugelassen werden, wenn sie sich einer nach dem Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier (EPDG; SR 816.1) zertifizierten Stammgemeinschaft oder Gemeinschaft angeschlossen haben, ist ein erster Schritt bereits erfolgt. Bevor die Aufhebung der doppelten Freiwilligkeit auch für alle niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte bzw. die weiteren im ambulanten Bereich tätigen Leistungserbringer ins Auge gefasst wird, sollen nun Erfahrungen mit der Nutzung des EPD gesammelt werden. Deshalb spricht sich der Bundesrat zum aktuellen Zeitpunkt gegen die Motion aus und beantragt deren Ablehnung. Antrag des Bundesrates vom 04.09.2019 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 22.02.2021 - Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates 19.3955 181 Ständerat Frühjahrssession 2021

Chronologie

26.09.2019 Nationalrat Annahme 08.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR (SGK-NR) Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Konnexe Geschäfte 18.2005 Petition Digitalisierung und Gesundheitswesen

Behandlungskategorie IV

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 19.3955 182 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 03.03.2021 08:36

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.3955 n Mo. Nationalrat (SGK-N). Ein elektronisches Patientendossier für alle am Behandlungsprozess beteiligten Gesundheitsfachpersonen

Bericht der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit vom 22. Februar 2021

Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates (SGK-S) hat an ihrer Sitzung vom 22. Februar 2021 die von ihrer nationalrätlichen Schwesterkommission am 4. Juli 2019 eingereichte und vom Nationalrat am 26. September 2019 angenommene Motion vorberaten.

Die Motion beauftragt den Bundesrat, die gesetzlichen Grundlagen auszuarbeiten, damit alle Leistungserbringer beziehungsweise Gesundheitsfachpersonen verpflichtet werden, sich einer zertifizierten Gemeinschaft oder Stammgemeinschaft nach Artikel 11 Buchstabe a des Bundesgesetzes vom 19. Juni 2015 über das elektronische Patientendossier anzuschliessen.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Müller Damian

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Paul Rechsteiner

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 4. September 2019 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 19.3955 183 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 03.03.2021 08:36

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, die gesetzlichen Grundlagen auszuarbeiten, damit alle Leistungserbringer beziehungsweise Gesundheitsfachpersonen verpflichtet werden, sich einer zertifizierten Gemeinschaft oder Stammgemeinschaft nach Artikel 11 Buchstabe a des Bundesgesetzes vom 19. Juni 2015 über das elektronische Patientendossier anzuschliessen.

1.2 Begründung Bei der Einführung des elektronischen Patientendossiers hat sich das Parlament für die sogenannte doppelte Freiwilligkeit entschieden. Das heisst, nur die stationären Einrichtungen wie Spitäler, Pflegeheime und Geburtshäuser sind verpflichtet, das elektronische Patientendossier einzuführen. Im Vordergrund stand die Überlegung, dass das Gesetz möglichst rasch eingeführt werden muss, damit es in der Schweiz einheitliche technische Standards gibt und die Rechts- und Investitionssicherheit in diesem Bereich gesichert ist. Damit wurde einem pragmatischen Vorgehen der Vorzug gegeben. Im Rahmen der Änderung des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung 18.047, "Zulassung von Leistungserbringern", hat der Nationalrat im Dezember 2018 entschieden, dass sich Ärzte und Ärztinnen einer zertifizierten Gemeinschaft oder Stammgemeinschaft nach Artikel 11 Buchstabe a des Bundesgesetzes vom 19. Juni 2015 über das elektronische Patientendossier anschliessen müssen. Dies ist sicher ein wichtiger Schritt, damit auch im ambulanten Sektor die Verbreitung des elektronischen Patientendossiers ausgedehnt wird. Gleichzeitig aber soll dieser Schritt für alle am Behandlungsprozess beteiligten Gesundheitsfachpersonen gelten. Das elektronische Patientendossier sollte deshalb von allen Leistungserbringern möglichst schnell eingeführt werden.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 4. September 2019 Der Bundesrat anerkennt, dass sich der Nutzen des elektronischen Patientendossiers (EPD) für die teilnehmenden Gesundheitseinrichtungen, aber auch für die Patientinnen und Patienten erhöht, wenn dieses von allen am Behandlungsprozess beteiligten Gesundheitsfachpersonen genutzt wird. Er ist sich in der Folge bewusst, dass sich die sogenannte doppelte Freiwilligkeit sowohl kurz- wie auch langfristig negativ auf die Verbreitung des EPD im ambulanten Bereich auswirken kann. Vor dem Hintergrund der mit der Einführung und Verbreitung des EPD verbundenen Herausforderungen soll die Aufhebung der doppelten Freiwilligkeit nach Ansicht des Bundesrates jedoch nur schrittweise erfolgen. Mit der Aufnahme der Vorgabe in die Vorlage zur Zulassungssteuerung (18.047, "KVG. Zulassung von Leistungserbringern"), wonach Ärzte und Ärztinnen nur noch dann zur Abrechnung zulasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung zugelassen werden, wenn sie sich einer nach dem Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier (EPDG; SR 816.1) zertifizierten Stammgemeinschaft oder Gemeinschaft angeschlossen haben, ist ein erster Schritt bereits erfolgt. Bevor die Aufhebung der doppelten Freiwilligkeit auch für alle niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte bzw. die weiteren im ambulanten Bereich tätigen Leistungserbringer ins Auge gefasst wird, sollen nun Erfahrungen mit der Nutzung des EPD gesammelt werden. Deshalb spricht sich der Bundesrat zum aktuellen Zeitpunkt gegen die Motion aus und beantragt deren Ablehnung.

2

19.3955 184 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 03.03.2021 08:36

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Nationalrat nahm am 26. September 2019 die von seiner Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit beschlossene Motion mit 161 zu 12 Stimmen bei 4 Enthaltungen an.

4 Erwägungen der Kommission Die SGK-S ist ebenfalls der Meinung, dass die Einführung des elektronischen Patientendossiers rascher erfolgen muss und auf alle in den Behandlungsprozess eingebundenen Gesundheitsfachpersonen zu erweitern ist. Es handelt sich hier um einen wichtigen Schritt hin zur Digitalisierung des Schweizer Gesundheitswesens. In der Covid-19-Gesundheitskrise wurde besonders deutlich, wie wichtig es ist, diese Herausforderung anzugehen.

Aus diesen Gründen beantragt die Kommission ihrem Rat ohne Gegenstimme, die Motion 19.3955 anzunehmen. Im Rahmen dieser Diskussion hat sie auch von der in der Jugendsession 2017 eingereichten Petition 18.2005 («Digitalisierung und Gesundheitswesen») Kenntnis genommen.

3

19.3958 185 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.3958 Motion Besteuerung von elektronischen Zigaretten

Eingereicht von: Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR Einreichungsdatum: 13.08.2019 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, einen Erlassentwurf vorzulegen, welcher die gesetzlichen Grundlagen für die Besteuerung von elektronischen Zigaretten schafft. Einem geringeren Risikoprofil ist durch eine differenzierte Regelung, d. h. eine Besteuerung von elektronischen Zigaretten zu einem tieferen Satz als bei herkömmlichen Zigaretten, Beachtung zu schenken. Antrag des Bundesrates vom 04.09.2019 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Kommissionsberichte 27.01.2021 - Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates 21.02.2020 - Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrates Chronologie

26.09.2019 Ständerat Annahme 30.10.2020 Nationalrat Die Motion wird mit folgender Änderung angenommen: Der Bundesrat wird beauftragt, einen Erlassentwurf vorzulegen, welcher die gesetzlichen Grundlagen für die Besteue- rung von elektronischen Zigaretten schafft. Einem geringeren Risikoprofil ist durch eine differenzierte Regelung, d. h. eine Besteuerung von elektronischen Zigaretten zu einem tieferen Satz als bei herkömmlichen Zigaretten, Beachtung zu schenken. Der Bundesrat sieht vor, dass die Bestimmungen zur Besteuerung von elektronischen Zigaretten nicht in Kraft treten, bevor das Bundesgesetz über Tabakprodukte (15.075) verabschiedet ist. 02.03.2021 Ständerat Zustimmung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR (SGK-NR) Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Konnexe Geschäfte 15.075 Geschäft des Bundesgesetz über Tabakprodukte Bundesrates

Behandlungskategorie IV 19.3958 186 Ständerat Frühjahrssession 2021

Erstbehandelnder Rat Ständerat 19.3958 187 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 15.02.2021 15:43

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.3958 s Mo. Ständerat (SGK-S). Besteuerung von elektronischen Zigaretten

Bericht der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit vom 27. Januar 2021

Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 27. Januar 2021 die vom Ständerat am 26.September 2019 angenommene und vom Nationalrat in der Folge abgeänderte Motion beraten.

Die abgeänderte Motion beauftragt den Bundesrat, einen Erlassentwurf vorzulegen, welcher die gesetzlichen Grundlagen für die Besteuerung von elektronischen Zigaretten schafft. Einem allfällig niedrigeren Risiko hat er dabei durch eine differenziertere Regelung, d. h. eine Besteuerung von elektronischen Zigaretten zu einem tieferen Satz als bei herkömmlichen Zigaretten, Rechnung zu tragen. Zudem soll der Bundesrat dafür sorgen, dass die Bestimmungen zur Besteuerung von elektronischen Zigaretten nicht in Kraft treten, bevor das Bundesgesetz über Tabakprodukte (15.075) verabschiedet ist.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 12 zu 0 Stimmen bei 1 Enthaltung, die Motion in der vom Nationalrat abgeänderten Fassung anzunehmen.

Berichterstattung: Dittli

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Paul Rechsteiner Inhalt des Berichtes 1 Text 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 4. September 2019 3 Beschluss des Erstrates 4 Beschluss des Zweitrates 5 Erwägungen der Kommission

$ 19.3958 188 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 15.02.2021 15:43

1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, einen Erlassentwurf vorzulegen, welcher die gesetzlichen Grundlagen für die Besteuerung von elektronischen Zigaretten schafft. Einem geringeren Risikoprofil ist durch eine differenzierte Regelung, d. h. eine Besteuerung von elektronischen Zigaretten zu einem tieferen Satz als bei herkömmlichen Zigaretten, Beachtung zu schenken.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 4. September 2019 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion.

3 Beschluss des Erstrates Der Ständerat nahm die Motion am 26. September 2019 ohne Gegenstimme an.

4 Beschluss des Zweitrates Der Nationalrat nahm die Motion am 30. Oktober 2020 mit 126 zu 42 Stimmen bei 5 Enthaltungen an. Auf Antrag seiner Kommission präzisierte er den Wortlaut der Motion wie folgt: Der Bundesrat sieht vor, dass die Bestimmungen zur Besteuerung von elektronischen Zigaretten nicht in Kraft treten, bevor das Bundesgesetz über Tabakprodukte (15.075) verabschiedet ist.

Mit der Textänderung will der Nationalrat vermeiden, dass die Besteuerung elektronischer Zigaretten getrennt vom Entwurf des Bundesgesetzes über Tabakprodukte behandelt wird, der sich derzeit in den beiden Räten in Beratung befindet. So soll eine kohärente und gerechte Besteuerung der Tabakprodukte gewährleistet werden.

5 Erwägungen der Kommission Die Kommission hält die von der SGK-N beantragte und vom Nationalrat am 30. Oktober 2020 beschlossene Änderung für sinnvoll. Die Bestimmungen des künftigen Gesetzes über Tabakprodukte werden sich auf die Regulierung des Marktes für elektronische Zigaretten auswirken (z. B. Alter der Konsumentinnen und Konsumenten, Kennzeichnung, Werbung usw.), weshalb diesen Bestimmungen bei der Erarbeitung eines Erlassentwurfs zur Besteuerung elektronischer Zigaretten Rechnung zu tragen ist. Nachdem die Kommission zur Kenntnis genommen hat, dass diese Auffassung von der Verwaltung geteilt wird, beantragt sie ihrem Rat mit 12 zu 0 Stimmen bei 1 Enthaltung, die abgeänderte Motion anzunehmen.

2

19.401 189 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.401 Parlamentarische Initiative Für eine Stärkung der Pflege, für mehr Patientensicherheit und mehr Pflegequalität

Eingereicht von: Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR Einreichungsdatum: 24.01.2019 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrates beschliesst eine Kommissionsinitiative als indirekten Gegenentwurf zur Volksinitiative "für eine starke Pflege (Pflege-Initiative)" mit folgenden Eckwerten: Die gesetzlichen Grundlagen sind so anzupassen, dass: – zur Sicherung der Pflegequalität und der Patientensicherheit genügend Personal (insbesondere Pflegefachpersonen) ausgebildet, eingesetzt und im Beruf erhalten wird; – eigenverantwortliche Handlungsbereiche für Pflegefachpersonen abgebildet werden; – Leistungen, welche in der notwendigen Qualität, effizient und wirtschaftlich erbracht werden, angemessen vergütet werden; – die Aus- und Weiterbildung angemessen finanziert wird. Bericht und Entwurf der Kommission 27.11.2019 - Stellungnahme des Bundesrates (BBl 2019 8377) 17.10.2019 - Bericht (BBl 2019 8015) Chronologie

24.01.2019 Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR Beschluss, einen Erlassentwurf auszuarbeiten 12.03.2019 Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR Zustimmung

Entwurf 1 Bundesgesetz über die Förderung der Ausbildung im Bereich der Pflege BBl 2019 8063 19.401 190 Ständerat Frühjahrssession 2021

16.12.2019 Nationalrat Beginn der Debatte 17.12.2019 Nationalrat Beschluss abweichend vom Entwurf 10.06.2020 Ständerat Abweichung 15.09.2020 Nationalrat Abweichung 30.11.2020 Ständerat Abweichung 03.03.2021 Nationalrat Abweichung 08.03.2021 Ständerat Abweichung 17.03.2021 Nationalrat Beschluss gemäss Antrag der Einigungskonferenz 18.03.2021 Ständerat Beschluss gemäss Antrag der Einigungskonferenz 19.03.2021 Ständerat Annahme in der Schlussabstimmung 19.03.2021 Nationalrat Annahme in der Schlussabstimmung Dieses Gesetz wird im Bundesblatt publiziert, sobald die Volksinitiative «Für eine starke Pflege (Pflegeinitiative)» zurückgezogen oder abge- lehnt worden ist.

Stand der Beratungen: Erledigt

Entwurf 2 Bundesbeschluss über Finanzhilfen zur Förderung der Ausbildung im Bereich der Pflege BBl 2019 8075

16.12.2019 Nationalrat Beginn der Debatte 17.12.2019 Nationalrat Beschluss abweichend vom Entwurf 10.06.2020 Ständerat Abweichung 15.09.2020 Nationalrat Abweichung 30.11.2020 Ständerat Abweichung 03.03.2021 Nationalrat Abweichung 08.03.2021 Ständerat Zustimmung Dieses Beschluss wird im Bundesblatt veröffentlicht, sobald die entspre- chende Rechtsgrundlage in Kraft tritt.

Stand der Beratungen: Erledigt

Entwurf 3 Bundesbeschluss über die Erhöhung der Ausbildungsabschlüsse in Pflege an den kantonalen Fachhochschulen BBl 2019 8077

16.12.2019 Nationalrat Beginn der Debatte 17.12.2019 Nationalrat Beschluss abweichend vom Entwurf 10.06.2020 Ständerat Zustimmung Dieses Beschluss wird im Bundesblatt veröffentlicht, sobald die entspre- chende Rechtsgrundlage in Kraft tritt.

Stand der Beratungen: Erledigt 19.401 191 Ständerat Frühjahrssession 2021

Entwurf 4 Bundesbeschluss über Finanzhilfen zur Förderung der Effizienz in der medizinischen Grundversorgung, insbesondere der Interprofessionalität BBl 2019 8079

16.12.2019 Nationalrat Beginn der Debatte 17.12.2019 Nationalrat Beschluss abweichend vom Entwurf 10.06.2020 Ständerat Zustimmung Dieses Beschluss wird im Bundesblatt veröffentlicht, sobald die entspre- chende Rechtsgrundlage in Kraft tritt.

Stand der Beratungen: Erledigt Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR (SGK-NR) Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Konnexe Geschäfte 18.079 Geschäft des Für eine starke Pflege (Pflegeinitiative). Volksinitiative Bundesrates

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 19.4059 192 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.4059 Motion Erfolgreiche Investitionen im Untergrund mit der Digitalisierung

Eingereicht von: Vogler Karl CVP-Fraktion Christlich-soziale Partei Obwalden Übernommen von: Müller-Altermatt Stefan Die Mitte-Fraktion. Die Mitte. EVP. Die Mitte Einreichungsdatum: 18.09.2019 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Von beiden Räten behandelt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, einen Aktionsplan "Digitalisierung des geologischen Untergrunds" zur Sicherung zukünftiger Investitionen für unterirdische Infrastrukturen, für die Gewinnung von Georessourcen und für die Lagerung von Abfällen zu erstellen. Begründung Die Nutzung des Untergrundes in der Schweiz gewinnt stetig an Bedeutung, nicht zuletzt als Folge des Siedlungsdruckes bei gleichzeitigem Schutz von Kulturland. In diesem Zusammenhang haben heute unterirdische Infrastrukturen (Bauten, Netze, Mobilität), die Gewinnung von Georessourcen (Energie, Wasser, mineralische Rohstoffe) und die Lagerung von Abfällen (CO2-Speicherung und radioaktive Abfälle) grosse Wichtigkeit. Entsprechende Aktivitäten lösen in der Schweiz jährlich Investitionen von mehr als 10 Milliarden Franken aus. Um das Risiko bei der Realisierung derartiger Investitionen zu senken, sind Wissenslücken im geologischen Untergrund zu reduzieren. Für die Planung und Realisierung von Projekten im Untergrund sind die digitale Verfügbarkeit und der digitale Zugang zu geologischen Informationen von zentraler Bedeutung. In diesen Bereichen besteht in der Schweiz erheblicher Nachholbedarf. Von der Schliessung der bestehenden Lücken würden insbesondere die Wirtschaft, die Kantone sowie der Bund profitieren. Des Weiteren ist zu beachten, dass künftig sowohl ober- als auch unterirdische Infrastrukturen vollständig mit der Methode Building Information Modelling (BIM) beschrieben sein werden und somit eine Notwendigkeit an geologischen Informationen in digitalen Formaten besteht. Andere Projekte (z. B. Rohstoffe, Verkehrsinfrastrukturen, Geothermie) benötigen bereits in der Planungsphase digitale und strukturierte geologische Informationen. Deren Fehlen und der mangelhafte zentrale Zugang führen zu grossen Kosten für die Datenbeschaffung, -aufbereitung, -abgabe und die Bewältigung von Schadenfällen. Um diese Situation zu entschärfen, wird der Bundesrat beauftragt, einen Aktionsplan "Digitalisierung des geologischen Untergrunds" zur Sicherung künftiger Investitionen für unterirdische Infrastrukturen, zur Gewinnung von Georessourcen und zur Lagerung von Abfällen zu erstellen. Im Rahmen der Umsetzung wird der Bundesrat aufgefordert, dem federführenden Amt Swisstopo sowie weiteren betroffenen Ämtern und Dienststellen die entsprechend notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Antrag des Bundesrates vom 06.11.2019 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Kommissionsberichte 14.01.2021 - Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates 19.4059 193 Ständerat Frühjahrssession 2021

Chronologie

20.11.2019 Wird übernommen 19.06.2020 Nationalrat Annahme 16.03.2021 Ständerat Die Motion wird mit folgender Änderung angenommen: Der Bundesrat wird beauftragt, in Zusammenarbeit mit den Kantonen einen Aktionsplan "Digitalisierung des geologi- schen Untergrunds" zur Sicherung zukünftiger Investitionen für unterirdische Infrastruk- turen, für die Gewinnung von Georessourcen und für die Lagerung von Abfällen zu erstellen. Die Interessen der Eigentümer von geologischen Informationen sind zu be- rücksichtigen.

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie NR (UREK-NR) Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie SR (UREK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) Weitere Informationen Behandlungskategorie IV

Erstbehandelnder Rat Nationalrat

Mitunterzeichnende (13) Ammann Thomas, Arslan Sibel, Egger Thomas, Genecand Benoît, Grunder Hans, Hadorn Philipp, Hess Lorenz, Knecht Hansjörg, Müller-Altermatt Stefan, Ritter Markus, Semadeni Silva, Streiff-Feller Marianne, Weibel Thomas 19.4059 194 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 08.03.2021 13:01

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.4059 n Mo. Nationalrat ((Vogler) Müller-Altermatt). Erfolgreiche Investitionen im Untergrund mit der Digitalisierung

Bericht der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie vom 14. Januar 2021

Die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates hat an ihren Sitzungen vom 15. und 16. Oktober 2020 sowie 14. und 15 Januar 2021 die von Nationalrat Karl Vogler am 18. September 2019 eingereichte (durch Nationalrat Stefan Müller-Altermatt übernommene) und vom Nationalrat am 19. Juni 2020 angenommene Motion vorberaten.

Die Motion beauftragt den Bundesrat, einen Aktionsplan "Digitalisierung des geologischen Untergrunds" zu erstellen.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 10 zu 0 Stimmen bei 2 Enthaltungen, die Motion in geänderter Fassung (vgl. Ziff. 4 des Berichts) anzunehmen.

Berichterstattung: Fässler Daniel

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Martin Schmid

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 6. November 2019 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Änderungsantrag der Kommission 5 Erwägungen der Kommission

$ 19.4059 195 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 08.03.2021 13:01

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, einen Aktionsplan "Digitalisierung des geologischen Untergrunds" zur Sicherung zukünftiger Investitionen für unterirdische Infrastrukturen, für die Gewinnung von Georessourcen und für die Lagerung von Abfällen zu erstellen.

1.2 Begründung Die Nutzung des Untergrundes in der Schweiz gewinnt stetig an Bedeutung, nicht zuletzt als Folge des Siedlungsdruckes bei gleichzeitigem Schutz von Kulturland. In diesem Zusammenhang haben heute unterirdische Infrastrukturen (Bauten, Netze, Mobilität), die Gewinnung von Georessourcen (Energie, Wasser, mineralische Rohstoffe) und die Lagerung von Abfällen (CO2-Speicherung und radioaktive Abfälle) grosse Wichtigkeit. Entsprechende Aktivitäten lösen in der Schweiz jährlich Investitionen von mehr als 10 Milliarden Franken aus. Um das Risiko bei der Realisierung derartiger Investitionen zu senken, sind Wissenslücken im geologischen Untergrund zu reduzieren. Für die Planung und Realisierung von Projekten im Untergrund sind die digitale Verfügbarkeit und der digitale Zugang zu geologischen Informationen von zentraler Bedeutung. In diesen Bereichen besteht in der Schweiz erheblicher Nachholbedarf. Von der Schliessung der bestehenden Lücken würden insbesondere die Wirtschaft, die Kantone sowie der Bund profitieren. Des Weiteren ist zu beachten, dass künftig sowohl ober- als auch unterirdische Infrastrukturen vollständig mit der Methode Building Information Modeling (BIM) beschrieben sein werden und somit eine Notwendigkeit an geologischen Informationen in digitalen Formaten besteht. Andere Projekte (z. B. Rohstoffe, Verkehrsinfrastrukturen, Geothermie) benötigen bereits in der Planungsphase digitale und strukturierte geologische Informationen. Deren Fehlen und der mangelhafte zentrale Zugang führen zu grossen Kosten für die Datenbeschaffung, -aufbereitung, -abgabe und die Bewältigung von Schadenfällen. Um diese Situation zu entschärfen, wird der Bundesrat beauftragt, einen Aktionsplan "Digitalisierung des geologischen Untergrunds" zur Sicherung künftiger Investitionen für unterirdische Infrastrukturen, zur Gewinnung von Georessourcen und zur Lagerung von Abfällen zu erstellen. Im Rahmen der Umsetzung wird der Bundesrat aufgefordert, dem federführenden Amt Swisstopo sowie weiteren betroffenen Ämtern und Dienststellen die entsprechend notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen zur Verfügung zu stellen.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 6. November 2019

Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Nationalrat nahm die Motion am 19. Juni 2020 ohne Gegenstimme an.

4 Änderungsantrag der Kommission Die Kommission beantragt, die Motion wie folgt zu ändern:

2

19.4059 196 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 08.03.2021 13:01

Der Bundesrat wird beauftragt, in Zusammenarbeit mit den Kantonen einen Aktionsplan "Digitalisierung des geologischen Untergrunds" zur Sicherung zukünftiger Investitionen für unterirdische Infrastrukturen, für die Gewinnung von Georessourcen und für die Lagerung von Abfällen zu erstellen. Die Interessen der Eigentümer von geologischen Informationen sind zu berücksichtigen.

5 Erwägungen der Kommission Die Kommission unterstützt das Ziel, Untergrunddaten in einem digitalen Format verfügbar zu machen. Sie anerkennt die Vorteile eines technisch zeitgemässen Datenformats und einer Plattform zu deren digitaler Nutzbarmachung. Die Modellierung künftiger Bauvorhaben mit Untergrundbezug würde durch die digitale Verfügbarkeit von Daten zum geologischen Untergrund in einem einheitlichen Datenformat wesentlich vereinfacht. Auch die Digitalisierung von Daten aus öffentlichen Archiven befürwortet die Kommission im Grundsatz. Von vermehrt digital verfügbaren Daten zum geologischen Untergrund könnten verschiedene Bereiche profitieren, insbesondere unterirdische Verkehrsinfrastrukturen, die Gewinnung von einheimischer Energie und von Georessourcen sowie die sichere Lagerung von Abfällen.

Die mit dem Aktionsplan einhergehende Rolle des Bundes bei der Koordination der Datenerfassung von geologischen Daten und ihrer zentralisierten Beschaffung und Verfügbarmachung sieht die Kommission jedoch kritisch. Zwar erfordert der durch die Motion geforderte Aktionsplan zunächst vornehmlich Schritte zur Koordination unter den Kantonen und zur Harmonisierung von Datenformaten. Die Kommission sorgt sich aber um die Wahrung der Rechte der Kantone, die gemäss bisherigem Rechtsrahmen hoheitlich über Angelegenheiten des Untergrunds bestimmen. Die Kommission will sicherstellen, dass diese Rechte nicht beschnitten werden. Zudem soll der Bund die bestehenden Rechte an Untergrunddaten nicht einschränken, weder an Daten aus privater noch an solchen aus kantonaler Hand. An ihrer Sitzung vom 14. und 15. Januar 2021 beschloss die Kommission daher, den Motionstext zu ergänzen, sodass die Umsetzung in Zusammenarbeit mit den Kantonen erfolgt und die Interessen der Eigentümer von Geodaten berücksichtigt werden (vgl. Ziff. 4 des Berichts).

3

19.4072 197 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.4072 Motion Nur mit einer kantonalen Hinterlegungsstelle wird die Auffindbarkeit eines Vorsorge- auftrags sichergestellt

Eingereicht von: Dobler Marcel FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 19.09.2019 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, im Schweizerischen Zivilgesetzbuch (ZGB) eine Bestimmung einzuführen, wonach die Kantone dafür zu sorgen haben, dass Vorsorgeaufträge offen oder verschlossen einer Amtsstelle zur Aufbewahrung übergeben werden können (analog Art. 504 und Art. 505 Abs. 2 ZGB für Testamente). Zudem wird der Bundesrat beauftragt, im Schweizerischen Zivilgesetzbuch eine Bestimmung einzuführen, wonach die Erwachsenenschutzbehörde sich (nicht nur beim Zivilstandsamt, sondern auch) bei der Amtsstelle zu erkundigen hat, ob ein Vorsorgeauftrag vorliegt, im Falle, dass eine Person urteilsunfähig geworden ist und ihr nicht bekannt ist, ob ein Vorsorgeauftrag vorliegt. Begründung Gemäss Artikel 504 und Artikel 505 Absatz 2 ZGB haben die Kantone dafür zu sorgen, eine geeignete Aufbewahrung von letztwilligen Verfügungen bei einer Amtsstelle sicherzustellen. Sinn und Zweck ist der rechtspolizeiliche Schutz der Beteiligten vor den Folgen des Verlusts der Urkunde; die Urkunde soll im Todesfall als Beweismittel stets verfügbar bleiben und mit Sicherheit eröffnet werden. Demgegenüber gibt es für Vorsorgeaufträge keine solche Verpflichtung der Kantone. Von Bundesrechts wegen besteht einzig die Möglichkeit, die Tatsache, dass ein Vorsorgeauftrag errichtet wurde, sowie den Hinterlegungsort (z. B. zuhause, in einem Banksafe usw.) beim Zivilstandsamt gegen Gebühr in eine zentrale Datenbank (Infostar) eintragen, nicht aber den Vorsorgeauftrag selbst hinterlegen zu lassen. Damit besteht die Gefahr, dass nach Eintritt der Urteilsunfähigkeit einer Person das Original des Vorsorgeauftrags (insbesondere im Falle der eigenhändigen Errichtung, bei welcher regelmässig nur ein Originalexemplar existiert) unbeabsichtigt oder beabsichtigt nicht auffindbar ist. Trotzdem hat ein Teil der Kantone (AG,AI,AR,BL,BS,GL,OW,UR,SG,SH,TG,ZH) auch ohne bundesrechtliche Vorschrift eine kantonale Hinterlegungsstelle bezeichnet und den Bürgern die Hinterlegung von Vorsorgeaufträgen bei einer Amtsstelle gegen Gebühr ermöglicht. In Anbetracht dessen, dass jeder Kanton bereits verpflichtet ist, die Hinterlegung von letztwilligen Verfügungen bei einer Amtsstelle gegen Gebühr sicherzustellen, ist nicht ersichtlich, weshalb eine solche Verpflichtung nicht auch für Vorsorgeaufträge bestehen soll, zumal keine Mehraufwände/-kosten (Instrastruktur bereits vorhanden, und Hinterlegung erfolgt gegen Gebühr) nötig wären. Antrag des Bundesrates vom 20.11.2019 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Kommissionsberichte 22.02.2021 - Kommission für Rechtsfragen des Ständerates Chronologie

20.12.2019 Nationalrat Annahme 17.03.2021 Ständerat Annahme 19.4072 198 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Rechtsfragen NR (RK-NR) Kommission für Rechtsfragen SR (RK-SR)

Zuständige Behörde Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Nationalrat

Mitunterzeichnende (23) Burkart Thierry, Dettling Marcel, Egger Mike, Eichenberger-Walther Corina, Feller Olivier, Glanzmann-Hunkeler Ida, Glättli Balthasar, Grüter Franz, Gugger Niklaus-Samuel, Guhl Bernhard, Keller-Inhelder Barbara, Landolt Martin, Markwalder Christa, Nantermod Philippe, Nussbaumer Eric, Paganini Nicolo, Pardini Corrado, Rutz Gregor, Schwander Pirmin, Vitali Albert, Walti Beat, Wasserfallen Christian, Weibel Thomas 19.4072 199 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 25.02.2021 16:20

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.4072 n Mo. Nationalrat (Dobler). Nur mit einer kantonalen Hinterlegungsstelle wird die Auffindbarkeit eines Vorsorgeauftrags sichergestellt

Bericht der Kommission für Rechtsfragen vom 22. Februar 2021

Die Kommission für Rechtsfragen des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 22. Februar 2021 die im Titel erwähnte Motion beraten.

Die Motion verlangt, dass Vorsorgeaufträge bei einer kantonalen Amtsstelle aufbewahrt werden können und dass sich die Erwachsenenschutzbehörde bei dieser Amtsstelle zu erkundigen hat, ob ein Vorsorgeauftrag vorliegt.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Rieder

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Beat Rieder

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 20. November 2019 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 19.4072 200 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 25.02.2021 16:20

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, im Schweizerischen Zivilgesetzbuch (ZGB) eine Bestimmung einzuführen, wonach die Kantone dafür zu sorgen haben, dass Vorsorgeaufträge offen oder verschlossen einer Amtsstelle zur Aufbewahrung übergeben werden können (analog Art. 504 und Art. 505 Abs. 2 ZGB für Testamente). Zudem wird der Bundesrat beauftragt, im Schweizerischen Zivilgesetzbuch eine Bestimmung einzuführen, wonach die Erwachsenenschutzbehörde sich (nicht nur beim Zivilstandsamt, sondern auch) bei der Amtsstelle zu erkundigen hat, ob ein Vorsorgeauftrag vorliegt, im Falle, dass eine Person urteilsunfähig geworden ist und ihr nicht bekannt ist, ob ein Vorsorgeauftrag vorliegt.

1.2 Begründung Gemäss Artikel 504 und Artikel 505 Absatz 2 ZGB haben die Kantone dafür zu sorgen, eine geeignete Aufbewahrung von letztwilligen Verfügungen bei einer Amtsstelle sicherzustellen. Sinn und Zweck ist der rechtspolizeiliche Schutz der Beteiligten vor den Folgen des Verlusts der Urkunde; die Urkunde soll im Todesfall als Beweismittel stets verfügbar bleiben und mit Sicherheit eröffnet werden. Demgegenüber gibt es für Vorsorgeaufträge keine solche Verpflichtung der Kantone. Von Bundesrechts wegen besteht einzig die Möglichkeit, die Tatsache, dass ein Vorsorgeauftrag errichtet wurde, sowie den Hinterlegungsort (z. B. zuhause, in einem Banksafe usw.) beim Zivilstandsamt gegen Gebühr in eine zentrale Datenbank (Infostar) eintragen, nicht aber den Vorsorgeauftrag selbst hinterlegen zu lassen. Damit besteht die Gefahr, dass nach Eintritt der Urteilsunfähigkeit einer Person das Original des Vorsorgeauftrags (insbesondere im Falle der eigenhändigen Errichtung, bei welcher regelmässig nur ein Originalexemplar existiert) unbeabsichtigt oder beabsichtigt nicht auffindbar ist. Trotzdem hat ein Teil der Kantone (AG,AI,AR,BL,BS,GL,OW,UR,SG,SH,TG,ZH) auch ohne bundesrechtliche Vorschrift eine kantonale Hinterlegungsstelle bezeichnet und den Bürgern die Hinterlegung von Vorsorgeaufträgen bei einer Amtsstelle gegen Gebühr ermöglicht. In Anbetracht dessen, dass jeder Kanton bereits verpflichtet ist, die Hinterlegung von letztwilligen Verfügungen bei einer Amtsstelle gegen Gebühr sicherzustellen, ist nicht ersichtlich, weshalb eine solche Verpflichtung nicht auch für Vorsorgeaufträge bestehen soll, zumal keine Mehraufwände/- kosten (Instrastruktur bereits vorhanden, und Hinterlegung erfolgt gegen Gebühr) nötig wären.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 20. November 2019 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Die Motion wurde am 19. September 2019 im Nationalrat eingereicht und am 20. Dezember 2019 ohne Gegenstimme vom Nationalrat angenommen.

2

19.4072 201 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 25.02.2021 16:20

4 Erwägungen der Kommission Verschiedene Kantone kennen bereits die Möglichkeit, Vorsorgeaufträge bei einer amtlichen Stelle zu hinterlegen. Die Kommission ist der Ansicht, dass solche kantonalen Hinterlegungsstellen ohne grösseren Aufwand analog den Hinterlegungsstellen für Testamente geschaffen werden können und unterstützt die Motion deshalb ohne Gegenstimme.

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19.4180 202 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.4180 Motion Wiederherstellung der Transparenz bei den Gesundheitskosten

Eingereicht von: Lombardi Filippo CVP-Fraktion Christlichdemokratische Volkspartei der Schweiz Übernommen von: Rieder Beat Die Mitte-Fraktion. Die Mitte. EVP. Die Mitte Einreichungsdatum: 25.09.2019 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Motion an 2. Rat

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, einen Entwurf für eine Änderung des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG) vorzulegen, die den Kantonen erneut das Recht einräumt, auf die Buchhaltungsdaten zuzugreifen, die der Prämienberechnung der Versicherer zugrunde liegen, und Stellung dazu zu nehmen. Begründung Die Gesundheitskosten steigen unaufhaltsam an, insbesondere aufgrund der Alterung der Bevölkerung, der Fortschritte in der Medizin und der Fehlanreize bei der Finanzierung der Spitalbehandlungen. Das heutige System zur Überwachung der künftigen Entwicklung der Gesundheitskosten, mit dem die Versicherer betraut sind, sowie deren jährliche Prämienberechnung sind undurchsichtig. Das muss geändert werden. Die kantonalen Behörden haben in der Tat keinen Zugriff auf die Daten und die Projektionen des Bundesamtes für Gesundheit, das diese auf der Grundlage der Angaben der Krankenversicherer erstellt. Dieser Umstand ist problematisch, denn diese Daten und Informationen sind für die kantonalen Behörden unentbehrlich bei der Überprüfung und der Durchführung von eigenen Analysen in Zusammenhang mit der Kostenentwicklung, den Reserven der Versicherer und der Übernahme von Kosten auf Kantonsgebiet durch die Behörden. Dieser Umstand wird von den kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren immer wieder ins Feld geführt und kritisiert. In der Vergangenheit hatten die Kantone auf der Grundlage der Artikel 61 Absatz 5 und 21a KVG Zugang zu den Daten, und sie hatten die Möglichkeit, zu den vorgesehenen Prämientarifen der Versicherer in ihrem Gebiet Stellung zu nehmen. Diese Bestimmungen waren vom Kanton Tessin angestossen und 1999 im KVG eingefügt worden; mit der Annahme des neuen Krankenversicherungsaufsichtsgesetzes wurden sie jedoch wieder aufgehoben. Artikel 21a KVG regelte, dass die Kantone "die gleichen amtlichen Dokumente einholen können, die von der Bundesbehörde für die Genehmigung der Prämientarife benötigt werden"; damit hatten diese die Möglichkeit, die Buchführung der Versicherer zu überprüfen, was es ihnen damals ermöglichte festzustellen, dass diese gewillkürte Reserven angehäuft hatten, die von überteuerten Prämien herrührten, was dann unter verschiedenen Kantonen zu Ausgleichszahlungen für zu viel bezahlte Prämien führte. Diese gesetzlichen Grundlagen erlaubten also mehr Transparenz in Bezug auf die Mechanismen bei den Prognosen für die Gesundheits- und die Krankenkassenkosten. Ihre Aufhebung ist unter anderem auf das Unverständnis des Bundesamtes für Gesundheit und den fehlenden Sachverstand der kantonalen Behörden und somit auf ein gewisses Misstrauen diesen gegenüber zurückzuführen. Wir müssen zu einer besseren Zusammenarbeit und gegenseitigem Vertrauen zurückfinden, insbesondere auch angesichts des grossen finanziellen Beitrags, den die Kantone im Gesundheitsbereich leisten. Stellungnahme des Bundesrates vom 20.11.2019 Artikel 21a Absatz 1 und Artikel 61 Absatz 5 des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG; SR 832.10) sahen in der Tat bis Ende 2015 vor, dass die Kantone bei den Versicherern die amtlichen Dokumente einholen konnten, aufgrund derer die Bundesbehörde die Genehmigung der Prämientarife vornahm. Ausserdem konnten die Kantone zu den für ihre Wohnbevölkerung berechneten Prämientarifen Stellung nehmen. Mit der Inkraftsetzung des vom Parlament verabschiedeten Bundesgesetzes betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (KVAG; SR 832.12) auf den 1. Januar 2016 wurden diese 19.4180 203 Ständerat Frühjahrssession 2021

Bestimmungen aufgehoben. Damit die Kantone ihre Ausgaben für die individuellen Prämienverbilligungen senken können, haben sie ein Interesse an möglichst tiefen Prämien in ihrem Gebiet. Die Aufsichtsbehörde hat im Rahmen des Prämiengenehmigungsverfahrens dafür zu sorgen, dass die Prämien in den einzelnen Kantonen den jeweiligen Kosten des Kantons entsprechen. Ausserdem hat sie im Rahmen dieses Verfahrens sicherzustellen, dass für sämtliche Versicherer dieselben Voraussetzungen eingehalten werden. In Artikel 16 Absatz 6 KVAG ist nun vorgesehen, dass die Kantone vor der Genehmigung der Prämientarife zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten gegenüber den Versicherern und dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) Stellung nehmen können. Zu den Prämientarifen selbst können sich die Kantone nicht mehr äussern, sondern nur noch zur Kostenschätzung. Die Kantone sind nämlich in erster Linie von der Kostenfrage betroffen, und sie verfügen in diesem Bereich über die besten Kenntnisse. Nach dem Grundsatz der Verhältnismässigkeit (Art. 4 Abs. 2 des Bundesgesetzes über den Datenschutz, DSG; SR 235.1) können die Kantone die Prämientarife vor deren Genehmigung weder bei der Aufsichtsbehörde noch bei den Versicherern einholen. Die Kantone müssen denn auch nicht Kenntnis von den Prämien haben, um Stellung zur Kostenschätzung der Versicherer zu nehmen. Sie erhalten indessen sämtliche benötigten Informationen, damit sie sich zu den Kosten für ihr Gebiet äussern können. Den Prämien liegen neben den Kosten noch weitere Faktoren zugrunde. Es obliegt dem BAG, diese zu prüfen. Die Rollen und Zuständigkeiten von Bund und Kantonen in Bezug auf das Prämiengenehmigungsverfahren sind verschieden. Deren Vermischung ist nicht ratsam, denn dies hätte eine Schwächung des Verfahrens zur Folge. Das Eidgenössische Departement des Innern beabsichtigt, diesbezüglich mit der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) in Kontakt zu bleiben, um die Rolle der Kantone in diesem Verfahren genauer zu definieren. Antrag des Bundesrates vom 20.11.2019 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 22.02.2021 - Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates Chronologie

03.12.2019 Wird übernommen 12.12.2019 Ständerat Zuweisung an die zuständige Kommission zur Vorberatung 08.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR (SGK-NR) Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Konnexe Geschäfte 19.4166 Motion Wiederherstellung der Transparenz bei den Gesundheitskosten

Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (2) Abate Fabio, Engler Stefan 19.4180 204 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 10:57

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.4180 s Mo. (Lombardi) Rieder. Wiederherstellung der Transparenz bei den Gesundheitskosten

Bericht der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit vom 22. Februar 2021

Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 22. Februar 2021 die von Ständerat Filippo Lombardi am 25. September 2019 eingereichte und von Ständerat Beat Rieder übernommene Motion vorberaten.

Die Motion beauftragt den Bundesrat, eine Änderung des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG) vorzulegen, die den Kantonen erneut das Recht einräumt, auf die Buchhaltungsdaten zuzugreifen, die der Prämienberechnung der Versicherer zugrunde liegen, und Stellung dazu zu nehmen.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 8 zu 4 Stimmen bei 1 Enthaltung, die Motion abzulehnen.

Die Kommissionsminderheit (Carobbio Guscetti, Graf Maya, Rechsteiner Paul, Stöckli) beantragt die Annahme der Motion.

Berichterstattung: Dittli

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Paul Rechsteiner

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 20. November 2019 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 19.4180 205 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 10:57

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, einen Entwurf für eine Änderung des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG) vorzulegen, die den Kantonen erneut das Recht einräumt, auf die Buchhaltungsdaten zuzugreifen, die der Prämienberechnung der Versicherer zugrunde liegen, und Stellung dazu zu nehmen.

1.2 Begründung Die Gesundheitskosten steigen unaufhaltsam an, insbesondere aufgrund der Alterung der Bevölkerung, der Fortschritte in der Medizin und der Fehlanreize bei der Finanzierung der Spitalbehandlungen. Das heutige System zur Überwachung der künftigen Entwicklung der Gesundheitskosten, mit dem die Versicherer betraut sind, sowie deren jährliche Prämienberechnung sind undurchsichtig. Das muss geändert werden. Die kantonalen Behörden haben in der Tat keinen Zugriff auf die Daten und die Projektionen des Bundesamtes für Gesundheit, das diese auf der Grundlage der Angaben der Krankenversicherer erstellt. Dieser Umstand ist problematisch, denn diese Daten und Informationen sind für die kantonalen Behörden unentbehrlich bei der Überprüfung und der Durchführung von eigenen Analysen in Zusammenhang mit der Kostenentwicklung, den Reserven der Versicherer und der Übernahme von Kosten auf Kantonsgebiet durch die Behörden. Dieser Umstand wird von den kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren immer wieder ins Feld geführt und kritisiert. In der Vergangenheit hatten die Kantone auf der Grundlage der Artikel 61 Absatz 5 und 21a KVG Zugang zu den Daten, und sie hatten die Möglichkeit, zu den vorgesehenen Prämientarifen der Versicherer in ihrem Gebiet Stellung zu nehmen. Diese Bestimmungen waren vom Kanton Tessin angestossen und 1999 im KVG eingefügt worden; mit der Annahme des neuen Krankenversicherungsaufsichtsgesetzes wurden sie jedoch wieder aufgehoben. Artikel 21a KVG regelte, dass die Kantone "die gleichen amtlichen Dokumente einholen können, die von der Bundesbehörde für die Genehmigung der Prämientarife benötigt werden"; damit hatten diese die Möglichkeit, die Buchführung der Versicherer zu überprüfen, was es ihnen damals ermöglichte festzustellen, dass diese gewillkürte Reserven angehäuft hatten, die von überteuerten Prämien herrührten, was dann unter verschiedenen Kantonen zu Ausgleichszahlungen für zu viel bezahlte Prämien führte. Diese gesetzlichen Grundlagen erlaubten also mehr Transparenz in Bezug auf die Mechanismen bei den Prognosen für die Gesundheits- und die Krankenkassenkosten. Ihre Aufhebung ist unter anderem auf das Unverständnis des Bundesamtes für Gesundheit und den fehlenden Sachverstand der kantonalen Behörden und somit auf ein gewisses Misstrauen diesen gegenüber zurückzuführen. Wir müssen zu einer besseren Zusammenarbeit und gegenseitigem Vertrauen zurückfinden, insbesondere auch angesichts des grossen finanziellen Beitrags, den die Kantone im Gesundheitsbereich leisten.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 20. November 2019 Artikel 21a Absatz 1 und Artikel 61 Absatz 5 des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG; SR 832.10) sahen in der Tat bis Ende 2015 vor, dass die Kantone bei den Versicherern die amtlichen Dokumente einholen konnten, aufgrund derer die Bundesbehörde die Genehmigung der Prämientarife vornahm. Ausserdem konnten die Kantone zu den für ihre Wohnbevölkerung

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19.4180 206 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 10:57

berechneten Prämientarifen Stellung nehmen. Mit der Inkraftsetzung des vom Parlament verabschiedeten Bundesgesetzes betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (KVAG; SR 832.12) auf den 1. Januar 2016 wurden diese Bestimmungen aufgehoben. Damit die Kantone ihre Ausgaben für die individuellen Prämienverbilligungen senken können, haben sie ein Interesse an möglichst tiefen Prämien in ihrem Gebiet. Die Aufsichtsbehörde hat im Rahmen des Prämiengenehmigungsverfahrens dafür zu sorgen, dass die Prämien in den einzelnen Kantonen den jeweiligen Kosten des Kantons entsprechen. Ausserdem hat sie im Rahmen dieses Verfahrens sicherzustellen, dass für sämtliche Versicherer dieselben Voraussetzungen eingehalten werden. In Artikel 16 Absatz 6 KVAG ist nun vorgesehen, dass die Kantone vor der Genehmigung der Prämientarife zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten gegenüber den Versicherern und dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) Stellung nehmen können. Zu den Prämientarifen selbst können sich die Kantone nicht mehr äussern, sondern nur noch zur Kostenschätzung. Die Kantone sind nämlich in erster Linie von der Kostenfrage betroffen, und sie verfügen in diesem Bereich über die besten Kenntnisse. Nach dem Grundsatz der Verhältnismässigkeit (Art. 4 Abs. 2 des Bundesgesetzes über den Datenschutz, DSG; SR 235.1) können die Kantone die Prämientarife vor deren Genehmigung weder bei der Aufsichtsbehörde noch bei den Versicherern einholen. Die Kantone müssen denn auch nicht Kenntnis von den Prämien haben, um Stellung zur Kostenschätzung der Versicherer zu nehmen. Sie erhalten indessen sämtliche benötigten Informationen, damit sie sich zu den Kosten für ihr Gebiet äussern können. Den Prämien liegen neben den Kosten noch weitere Faktoren zugrunde. Es obliegt dem BAG, diese zu prüfen. Die Rollen und Zuständigkeiten von Bund und Kantonen in Bezug auf das Prämiengenehmigungsverfahren sind verschieden. Deren Vermischung ist nicht ratsam, denn dies hätte eine Schwächung des Verfahrens zur Folge. Das Eidgenössische Departement des Innern beabsichtigt, diesbezüglich mit der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und - direktoren (GDK) in Kontakt zu bleiben, um die Rolle der Kantone in diesem Verfahren genauer zu definieren.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Ständerat beschloss am 12. Dezember 2019, die Motion 19.4180 seiner Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit zur Vorberatung zuzuweisen.

4 Erwägungen der Kommission Das Verfahren zur Genehmigung der Krankenkassenprämien wurde mit Inkrafttreten des Krankenversicherungsaufsichtsgesetzes (KVAG; SR 832.12) per 1. Januar 2016 geändert. Gemäss Artikel 16 Absatz 6 KVAG können die Kantone vor der Genehmigung des Prämientarifs zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen. Zu den Prämientarifen an sich können sie sich jedoch nicht mehr äussern.

Nach einer Anhörung von Vertreterinnen und Vertretern der GDK, mehrerer Kantone, der Versicherer sowie der Prämienzahlenden unterstreicht die Kommission, wie wichtig die Kostenschätzung durch die Kantone ist, da diese über die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen, um die für ihren Kanton geschätzten Gesundheitskosten zu überprüfen. Die Kommissionsmehrheit ist jedoch der Ansicht, dass die Beaufsichtigung und Überprüfung der Prämien in den Händen des BAG bleiben muss, weil die Prämien teilweise auf Faktoren basieren, die auf Bundesebene berechnet werden. Das BAG kann somit den erforderlichen Gesamtüberblick

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19.4180 207 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 10:57

gewährleisten. Ausserdem ist die Kommission der Ansicht, dass das bereits jetzt sehr aufwendige Verfahren zur Genehmigung der Prämien durch eine stärkere Beteiligung der Kantone zusätzlich erschwert würde.

Da der Bund und die Kantone im Prämiengenehmigungsverfahren unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen und dieses Verfahren nicht zusätzlich erschwert werden soll, beantragt die Kommissionsmehrheit ihrem Rat die Ablehnung der Motion.

Die Kommissionsminderheit spricht sich für eine stärkere Beteiligung der Kantone am Verfahren zur Genehmigung der Krankenkassenprämien aus – dies aus Transparenzgründen und weil die Kantone über die nötigen Kompetenzen verfügen und die Situation vor Ort besser kennen. Sie beantragt daher die Annahme der Motion.

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19.4290 208 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.4290 Motion Medizinische Leistungen für alle Kinder!

Eingereicht von: Barrile Angelo Sozialdemokratische Fraktion Sozialdemokratische Partei der Schweiz Bekämpfer: Herzog Verena Fraktion der Schweizerischen Volkspartei Schweizerische Volkspartei Einreichungsdatum: 27.09.2019 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, Artikel 64a des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) so anzupassen, dass für Kinder und minderjährige Personen der Zugang zu medizinischen Leistungen gewährleistet bleibt, auch wenn ihre Eltern der Zahlungspflicht der Krankenkassenprämien nicht nachkommen. Begründung Die Krankenversicherer können gemäss Artikel 64a KVG dazu verpflichtet werden, der kantonalen Behörde sämtliche Versicherten zu melden, welche eine Betreibung aufgrund von ausstehenden Prämien oder Kostenbeteiligungen aus der obligatorischen Krankenpflegeversicherung erhalten. Diese Personen werden in gewissen Kantonen auf einer "schwarzen Liste", der sogenannten "Liste säumiger Prämienzahlender" (LSP), erfasst und haben nur noch Anspruch auf Notfallbehandlungen. Wenn nun Eltern aufgrund von ausstehenden Bezahlungen auf diese LSP gesetzt werden, betrifft dies in einigen Kantonen auch ihre Kinder: Die Kassen bezahlen für die Kinder keine medizinischen Behandlungen mehr, ausser in Notfällen. Bereits sind Fälle bekannt geworden, bei denen medizinische Behandlungen aus obigen Gründen verweigert worden sind. Die Unesco bezeichnet das Recht auf bestmögliche medizinische Behandlung als ein fundamentales Recht für Kinder. Alle Kinder in der Schweiz sollten denselben Zugang zu medizinischer Versorgung erhalten und sich bestmöglich entwickeln können, unabhängig von ihrer Herkunft und dem sozioökonomischen Hintergrund ihrer Eltern. In seiner Beantwortung der Frage Graf-Litscher 19.5420 bestätigt der Bundesrat, dass die Praktik gewisser Kantone, Kinder auf schwarze Listen zu setzen und ihnen den Zugang zu medizinischen Leistungen zu beschränken, in Konflikt zur Kinderrechtskonvention steht. Antrag des Bundesrates vom 13.11.2019 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Kommissionsberichte 27.01.2021 - Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates Chronologie

20.12.2019 Nationalrat Bekämpft. Diskussion verschoben 15.09.2020 Nationalrat Annahme 08.03.2021 Ständerat Annahme 19.4290 209 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR (SGK-NR) Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Nationalrat

Mitunterzeichnende (14) Crottaz Brigitte, Flach Beat, Friedl Claudia, Graf-Litscher Edith, Gysi Barbara, Hadorn Philipp, Kiener Nellen Margret, Lohr Christian, Munz Martina, Pardini Corrado, Rytz Regula, Schenker Silvia, Seiler Graf Priska, Streiff-Feller Marianne 19.4290 210 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 19.02.2021 12:10 - INTERN--INTERNE

S t ä n d e r a t INTERN--INTERNE

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.4290 n Mo. Nationalrat (Barrile). Medizinische Leistungen für alle Kinder!

Bericht der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit vom 27. Januar 2021

Die Kommission hat an ihrer Sitzung vom 27. Januar 2021 die Motion geprüft, die Nationalrat Barrile am 27. September 2019 eingereicht und der Nationalrat am 15. September 2020 angenommen hatte.

Mit der Motion soll der Bundesrat beauftragt werden, Artikel 64a des Krankenversicherungsgesetzes dahingehend anzupassen, dass der Zugang zu medizinischen Leistungen für Minderjährige gewährleistet bleibt, auch wenn deren Eltern der Zahlungspflicht für die Krankenkassenprämien nicht nachkommen.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt einstimmig, die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Rechsteiner Paul

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Paul Rechsteiner

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 13. November 2019 3 Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 19.4290 211 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 19.02.2021 12:10 - INTERN--INTERNE

INTERN--INTERNE

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, Artikel 64a des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) so anzupassen, dass für Kinder und minderjährige Personen der Zugang zu medizinischen Leistungen gewährleistet bleibt, auch wenn ihre Eltern der Zahlungspflicht der Krankenkassenprämien nicht nachkommen.

1.2 Begründung Die Krankenversicherer können gemäss Artikel 64a KVG dazu verpflichtet werden, der kantonalen Behörde sämtliche Versicherten zu melden, welche eine Betreibung aufgrund von ausstehenden Prämien oder Kostenbeteiligungen aus der obligatorischen Krankenpflegeversicherung erhalten. Diese Personen werden in gewissen Kantonen auf einer "schwarzen Liste", der sogenannten "Liste säumiger Prämienzahlender" (LSP), erfasst und haben nur noch Anspruch auf Notfallbehandlungen. Wenn nun Eltern aufgrund von ausstehenden Bezahlungen auf diese LSP gesetzt werden, betrifft dies in einigen Kantonen auch ihre Kinder: Die Kassen bezahlen für die Kinder keine medizinischen Behandlungen mehr, ausser in Notfällen. Bereits sind Fälle bekannt geworden, bei denen medizinische Behandlungen aus obigen Gründen verweigert worden sind. Die Unesco bezeichnet das Recht auf bestmögliche medizinische Behandlung als ein fundamentales Recht für Kinder. Alle Kinder in der Schweiz sollten denselben Zugang zu medizinischer Versorgung erhalten und sich bestmöglich entwickeln können, unabhängig von ihrer Herkunft und dem sozioökonomischen Hintergrund ihrer Eltern. In seiner Beantwortung der Frage Graf-Litscher 19.5420 bestätigt der Bundesrat, dass die Praktik gewisser Kantone, Kinder auf schwarze Listen zu setzen und ihnen den Zugang zu medizinischen Leistungen zu beschränken, in Konflikt zur Kinderrechtskonvention steht.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 13. November 2019 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion.

3 Beschluss des Erstrates Der Nationalrat hat die Motion am 15. September 2020 mit 137 zu 45 Stimmen bei 2 Enthaltungen angenommen.

4 Erwägungen der Kommission Die geltende Regelung zum Verfahren bei Nichtbezahlen der Krankenkassenprämien in Artikel 64a KVG ist seit 1. Januar 2012 in Kraft. Ausgehend von der Standesinitiative 16.312 hat sich die Kommission eingehend mit dieser Regelung befasst und einen Gesetzesentwurf ausgearbeitet. An der Sitzung vom 27. Januar 2021 nahm die Kommission von den Ergebnissen des Vernehmlassungsverfahrens Kenntnis und verabschiedete ihren Entwurf. Dabei prüfte sie auch die vorliegende Motion. Mit dem Entwurf der Kommission soll das Verfahren bei Nichtbezahlen von Prämien umfassend verbessert werden. In Erfüllung der materiell identischen Motionen 17.3323 und 18.4176 soll dieses Verfahren im Fall von Minderjährigen grundlegend angepasst werden. Der Entwurf sieht vor, dass

2

19.4290 212 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 19.02.2021 12:10 - INTERN--INTERNE

INTERN--INTERNE

die Prämien und Kostenbeteiligungen ausschliesslich von den Eltern geschuldet werden. Diese Regelung gilt bis zum Ende des Monats, in dem das Kind volljährig wird. Der Versicherer kann die volljährige Person nicht für Prämien belangen, die während seiner Minderjährigkeit angefallen sind. Da Minderjährige gemäss dem Entwurf keine Prämien und Kostenbeteiligungen mehr schulden, dürfen sie auch nicht mehr auf einer Liste säumiger Prämienzahlender erfasst werden. Der Entwurf der Kommission erlaubt es den Kantonen indes weiterhin, Listen säumiger Prämienzahlender zu führen; eine Minderheit beantragt die Streichung dieser Listen. Die Kommission beantragt einstimmig, die Motion anzunehmen. Es ist in der Kommission unbestritten, dass Kinder und Jugendliche nicht auf den Listen säumiger Prämienzahlender geführt werden sollen. Mit den Anpassungen zum Verfahren bei Nichtbezahlen der Prämien von Minderjährigen wird das Anliegen der Motion im Entwurf aufgenommen und würde später eine Abschreibung der Motion erlauben.

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19.430 213 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.430 Parlamentarische Initiative Konsequenter Schutz des Grund-, Trink-, Fluss- und Seewassers vor nachweislich schädlichen Pestiziden

Eingereicht von: Jans Beat Sozialdemokratische Fraktion Sozialdemokratische Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 21.03.2019 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Das Gewässerschutzgesetz ist mit einem Artikel zu ergänzen, der sicherstellt, dass Wirkstoffe von synthetischen Pestiziden nicht mehr eingesetzt werden dürfen, wenn an mehreren Oberflächengewässern wiederholt die Fortpflanzung, Entwicklung und Gesundheit empfindlicher Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen beeinträchtigt wurde oder im Grund- bzw. Trinkwasser Pestizidrückstände (Wirkstoffe und Abbauprodukte) in unerwünscht hohen Konzentrationen gemessen werden. Begründung Messungen der Kantone, des Bundes und der Eawag zeigen, dass verschiedene Pestizidwirkstoffe Gewässerorganismen nachhaltig schädigen. Namentlich werden Wasserinsekten und Algen, welche die Futter- und Lebensgrundlage für Fische darstellen, dezimiert. Bis heute hat die Überschreitung von ökotoxikologischen Grenzwerten in Oberflächengewässern in der Regel keine Konsequenzen. Der Bund informiert zwar die betroffenen Kantone. Diese sind aber kaum in der Lage, die Verursacher der Pestizideinträge zu ermitteln respektive ihnen griffige Auflagen zu machen. Ebenfalls keine Folgen haben die Messungen der Trinkwasserversorger, welche Abbauprodukte von Pestiziden im Grund- bzw. Trinkwasser feststellen. Die Bevölkerung ist dieser Belastung ausgesetzt. Dies widerspricht den Artikeln 74 und 78 Absatz 4 der Bundesverfassung, welche den Bund verpflichten, den Menschen vor lästigen Einwirkungen zu schützen, die Lebensräume in ihrer natürlichen Vielfalt zu erhalten, Arten vor Ausrottung zu schützen und Vorschriften zum Schutz der natürlichen Umwelt vor schädlichen Einwirkungen zu erlassen. Deshalb soll der Bund Pestizide, die nachweislich aquatische Lebensräume schädigen oder das Trinkwasser belasten, aus dem Verkehr ziehen können. Kommissionsberichte 16.02.2021 - Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates 26.08.2019 - Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrates Chronologie

12.12.2019 Nationalrat Folge gegeben 18.03.2021 Ständerat Keine Zustimmung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie NR (UREK-NR) Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie SR (UREK-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) 19.430 214 Ständerat Frühjahrssession 2021

Weitere Informationen Behandlungskategorie IV

Erstbehandelnder Rat Nationalrat

Mitunterzeichnende (5) Glättli Balthasar, Moser Tiana Angelina, Nordmann Roger, Streiff-Feller Marianne, Walti Beat 19.430 215 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 04.03.2021 17:52

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.430 n Pa. Iv. Jans. Konsequenter Schutz des Grund-, Trink-, Fluss- und Seewassers vor nachweislich schädlichen Pestiziden

Bericht der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie vom 16. Februar 2021

Die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 16. Februar 2021 die parlamentarische Initiative vorgeprüft, die Nationalrat Beat Jans am 21. März 2019 eingereicht und der Nationalrat am 12. Dezember 2019 angenommen hatte.

Die parlamentarische Initiative verlangt, dass der Bund die Anwendung jener Pestizide verbietet, die die Wasserqualität nachweislich beeinträchtigen.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 8 zu 4 Stimmen bei einer Enthaltung, der parlamentarischen Initiative keine Folge zu geben. Die Minderheit (Zanetti Roberto, Baume-Schneider, Mazzone, Thorens Goumaz) beantragt, ihr Folge zu geben.

Berichterstattung: Noser

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Martin Schmid

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stand der Vorprüfung 3 Erwägungen der Kommission

$ 19.430 216 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 04.03.2021 17:52

1 Text und Begründung

1.1 Text Das Gewässerschutzgesetz ist mit einem Artikel zu ergänzen, der sicherstellt, dass Wirkstoffe von synthetischen Pestiziden nicht mehr eingesetzt werden dürfen, wenn an mehreren Oberflächengewässern wiederholt die Fortpflanzung, Entwicklung und Gesundheit empfindlicher Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen beeinträchtigt wurde oder im Grund- bzw. Trinkwasser Pestizidrückstände (Wirkstoffe und Abbauprodukte) in unerwünscht hohen Konzentrationen gemessen werden.

1.2 Begründung Messungen der Kantone, des Bundes und der Eawag zeigen, dass verschiedene Pestizidwirkstoffe Gewässerorganismen nachhaltig schädigen. Namentlich werden Wasserinsekten und Algen, welche die Futter- und Lebensgrundlage für Fische darstellen, dezimiert. Bis heute hat die Überschreitung von ökotoxikologischen Grenzwerten in Oberflächengewässern in der Regel keine Konsequenzen. Der Bund informiert zwar die betroffenen Kantone. Diese sind aber kaum in der Lage, die Verursacher der Pestizideinträge zu ermitteln respektive ihnen griffige Auflagen zu machen. Ebenfalls keine Folgen haben die Messungen der Trinkwasserversorger, welche Abbauprodukte von Pestiziden im Grund- bzw. Trinkwasser feststellen. Die Bevölkerung ist dieser Belastung ausgesetzt. Dies widerspricht den Artikeln 74 und 78 Absatz 4 der Bundesverfassung, welche den Bund verpflichten, den Menschen vor lästigen Einwirkungen zu schützen, die Lebensräume in ihrer natürlichen Vielfalt zu erhalten, Arten vor Ausrottung zu schützen und Vorschriften zum Schutz der natürlichen Umwelt vor schädlichen Einwirkungen zu erlassen. Deshalb soll der Bund Pestizide, die nachweislich aquatische Lebensräume schädigen oder das Trinkwasser belasten, aus dem Verkehr ziehen können.

2 Stand der Vorprüfung Die nationalrätliche Kommission beantragte am 26. August 2019 mit 13 zu 9 Stimmen bei 3 Enthaltungen, der parlamentarischen Initiative keine Folge zu geben. Der Nationalrat hingegen hat am 12. Dezember 2019 mit 105 zu 88 Stimmen bei 3 Enthaltungen entschieden, der Initiative Folge zu geben.

3 Erwägungen der Kommission Rückstände von Pflanzenschutzmitteln können in oberirdische Gewässer und ins Grundwasser gelangen und sich so negativ auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit auswirken. Die parlamentarische Initiative 19.430 fordert ein Verbot jener Pestizide, die die Gewässerqualität nachweislich belasten. Auch die Kommission befürwortet strengere Vorsichtsmassnahmen bei der Pestizidanwendung, um die Wasserressourcen der Schweiz besser zu schützen. Ihrer Ansicht nach müssen bei Grenzwertüberschreitungen griffige Massnahmen angeordnet werden. Sollten diese Massnahmen nicht wirken, wäre – als letzte Konsequenz – ein Verbot des entsprechenden Pflanzenschutzmittels angezeigt. Insbesondere beim Schutz des Trinkwassers sieht die Kommission Handlungsbedarf. Grundsätzlich unterstützt die Kommission die Stossrichtung der parlamentarischen Initiative. Änderungen im Gewässerschutzgesetz seien nötig. Allerdings empfiehlt die Kommission dazu nicht den Weg der vorliegenden Initiative, sondern der von der WAK-S lancierten parlamentarischen

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19.430 217 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 04.03.2021 17:52

Initiative «Das Risiko beim Einsatz von Pestiziden reduzieren» (19.475). Dies mit dem Ziel, dass die angestrebten Gesetzesänderungen schneller in Kraft treten können. Die Vorlage zur Initiative der WAK-S ist bereits in der Differenzbereinigung, was eine rasche Umsetzung wahrscheinlich macht. Gemäss Vorlage soll der Bund künftig die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln entziehen können, wenn Grenzwerte wiederholt und verbreitet überschritten werden. Zudem werden die Zuströmbereiche von Trinkwasserfassungen stärker geschützt. Mit diesen neuen Regelungen erfüllt die Vorlage das Hauptanliegen der parlamentarischen Initiative 19.430. Deshalb ist die Kommission der Auffassung, die Initiative sei nicht weiterzuverfolgen. Sie weist darauf hin, dass die Ausgangslage seit dem Entscheid des Nationalrates am 12. Dezember 2019 eine andere geworden ist – eben wegen der WAK-Initiative. Aus Sicht der Minderheit sind die bisherigen Beratungen zur WAK-Initiative keine Garantie, dass das Parlament die Ziele der parlamentarischen Initiative 19.430 am Ende tatsächlich erfüllt. Solange die Schlussabstimmung über die Vorlage zur Initiative der WAK-S noch ausstehe, sei es sinnvoll, an der Initiative 19.430 festzuhalten.

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19.4374 218 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.4374 Motion Gewässerräume. Geografische und topografische Verhältnisse besser berücksichti- gen

Eingereicht von: Hösli Werner Fraktion der Schweizerischen Volkspartei Schweizerische Volkspartei Übernommen von: Stark Jakob Fraktion der Schweizerischen Volkspartei Schweizerische Volkspartei Einreichungsdatum: 27.09.2019 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Motion an 2. Rat

Eingereichter Text Der Bundesrat ist angehalten, das Bundesgesetz über den Schutz der Gewässer wie folgt anzupassen: In nicht kantonal oder national geschützten Gebieten und Landschaften ausserhalb der Bauzone kann die Grösse des Gewässerraumes verkleinert werden, wenn: 1. die geografischen und topografischen Verhältnisse dermassen sind, dass der Landwirtschaft resp. dem einzelnen Landwirtschaftsbetrieb ein übermässiger Anteil der ertragreichen Futtergrundlage entzogen wird, 2. die Düngung im reduzierten Gewässerraum nur mit festem natürlichem Dünger erfolgt und auf die Ausbringung von Gülle und künstlichem Dünger sowie auf den Einsatz von Herbiziden und Pestiziden verzichtet wird. Begründung Gerade in Kantonen mit engen Verhältnissen im Talboden oder in Kantonen mit einer Vielzahl an Nutzungskonflikten entziehen die doch recht gross festgelegten Gewässerräume der Landwirtschaft oft einen Hauptteil der Futtergrundlage für die Betriebe. Leider konnte die Verordnungsanpassung die Problematik nicht genügend entkräften. Die Konfliktlösung ist je nach geografischer und/oder topografischer Lage der Kantone in ausgewogener und verhältnismässiger Art und Weise nicht möglich. Mit angemessenen Gesetzesanpassungen könnte den Kantonen der nötige Spielraum zugedacht werden, um hier individuelle Lösungen zu finden, die von der Bevölkerung vor Ort mitgetragen werden und den Schutz der Gewässer trotzdem nur wenig beeinträchtigen. Stellungnahme des Bundesrates vom 20.11.2019 Die Pflicht der Kantone zur Festlegung des Gewässerraums ist seit 2011 in der Gewässerschutzgesetzgebung verankert. Der Gewässerraum stellt ein Kernelement der parlamentarischen Initiative 07.492 der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates (UREK-S), "Schutz und Nutzung der Gewässer", dar, welche als indirekter Gegenvorschlag zur Volksinitiative 07.060, "Lebendiges Wasser", erarbeitet wurde und schlussendlich zum Rückzug der Volksinitiative führte. Die Festlegung des minimalen Gewässerraums dient der Vernetzung revitalisierter Gewässerabschnitte sowie der Sicherstellung der Hochwasserabflüsse und des Geschiebetransports – insbesondere in Zeiten des Klimawandels. Nach Inkrafttreten der Gewässerraumbestimmungen gab es politische Vorstösse, die eine Flexibilisierung der entsprechenden Vorschriften forderten. Wegweisend dabei war die Motion 15.3001 der UREK-S, "Schaffung von Handlungsspielraum in der Gewässerschutzverordnung", aus dem Jahr 2015. Diesem Anliegen wurde mit zwei Revisionen der Gewässerschutzverordnung (GSchV; SR 814.201) entsprochen, die 2016 und 2017 in Kraft gesetzt wurden. Die Handlungsspielräume in den Kantonen wurden, wie von der Motion beantragt, vergrössert. Die Weiterentwicklung der GSchV im Sinne der Motion 15.3001 erfolgte in enger Zusammenarbeit zwischen der Bau-, Planungs- und Umweltdirektoren-Konferenz der Kantone (BPUK), der Konferenz der kantonalen Landwirtschaftsdirektoren (LDK) und der Bundesverwaltung. Dazu wurde von der BPUK die Austauschplattform Gewässerraum geschaffen. Diese lotete den noch fehlenden Handlungsspielraum auf 19.4374 219 Ständerat Frühjahrssession 2021

Basis der von den Kantonen vorgebrachten Vollzugsprobleme aus. Die geforderte Berücksichtigung geografischer und topografischer Verhältnisse war bereits Gegenstand der Verordnungsrevisionen 2016 und 2017. Nach den Revisionen sah die BPUK keinen Bedarf nach weiteren rechtlichen Anpassungen. Vielmehr war der Wunsch nach Rechtsstabilität gross, um Kontinuität in den Vollzug zu bringen. Im Anschluss an die GSchV-Revisionen hat die Plattform eine Arbeitshilfe für die Vollzugspraxis erstellt, die im Juni 2019 von BPUK und LDK verabschiedet wurde. Die Plattform besteht weiter und wird sich künftig auch mit Fragen der extensiven Bewirtschaftung und Gestaltung des Gewässerraums auseinandersetzen. Antrag des Bundesrates vom 20.11.2019 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 14.01.2021 - Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates Chronologie

31.10.2019 Wird übernommen 05.12.2019 Ständerat Zuweisung an die zuständige Kommission zur Vorberatung 14.01.2021 Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie SR Ziffer 2 zurückgezogen. 09.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie NR (UREK-NR) Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie SR (UREK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 19.4374 220 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 11.02.2021 08:47

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.4374 s Mo. (Hösli) Stark. Gewässerräume. Geografische und topografische Verhältnisse besser berücksichtigen

Bericht der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie vom 14. Januar 2021

Die Kommission hat an ihrer Sitzung vom 14./15. Januar 2021 die von Ständerat Hösli eingereichte und von Ständerat Stark übernommene Motion geprüft. Die Motion wurde der Kommission am 5. Dezember 2019 zur Vorprüfung zugewiesen.

Mit der Motion soll der Bundesrat beauftragt werden, dafür zu sorgen, dass Gewässerräume verkleinert werden können, wenn sie die Futtergrundlage eines landwirtschaftlichen Betriebs gefährden.

Ziffer 2 der Motion ist am 14. Januar 2021 von Ständerat Stark zurückgezogen worden.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 7 zu 5 Stimmen, Ziffer 1 der Motion anzunehmen.

Eine Minderheit (Zanetti Roberto, Baume-Schneider, Graf Maya, Mazzone) beantragt, die Motion abzulehnen.

Berichterstattung: Schmid Martin

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Martin Schmid Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 20. November 2019 3 Verhandlungen des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 19.4374 221 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 11.02.2021 08:47

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat ist angehalten, das Bundesgesetz über den Schutz der Gewässer wie folgt anzupassen: In nicht kantonal oder national geschützten Gebieten und Landschaften ausserhalb der Bauzone kann die Grösse des Gewässerraumes verkleinert werden, wenn: 1. die geografischen und topografischen Verhältnisse dermassen sind, dass der Landwirtschaft resp. dem einzelnen Landwirtschaftsbetrieb ein übermässiger Anteil der ertragreichen Futtergrundlage entzogen wird, 2. die Düngung im reduzierten Gewässerraum nur mit festem natürlichem Dünger erfolgt und auf die Ausbringung von Gülle und künstlichem Dünger sowie auf den Einsatz von Herbiziden und Pestiziden verzichtet wird.

1.2 Begründung Gerade in Kantonen mit engen Verhältnissen im Talboden oder in Kantonen mit einer Vielzahl an Nutzungskonflikten entziehen die doch recht gross festgelegten Gewässerräume der Landwirtschaft oft einen Hauptteil der Futtergrundlage für die Betriebe. Leider konnte die Verordnungsanpassung die Problematik nicht genügend entkräften. Die Konfliktlösung ist je nach geografischer und/oder topografischer Lage der Kantone in ausgewogener und verhältnismässiger Art und Weise nicht möglich. Mit angemessenen Gesetzesanpassungen könnte den Kantonen der nötige Spielraum zugedacht werden, um hier individuelle Lösungen zu finden, die von der Bevölkerung vor Ort mitgetragen werden und den Schutz der Gewässer trotzdem nur wenig beeinträchtigen.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 20. November 2019 Die Pflicht der Kantone zur Festlegung des Gewässerraums ist seit 2011 in der Gewässerschutzgesetzgebung verankert. Der Gewässerraum stellt ein Kernelement der parlamentarischen Initiative 07.492 der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates (UREK-S), "Schutz und Nutzung der Gewässer", dar, welche als indirekter Gegenvorschlag zur Volksinitiative 07.060, "Lebendiges Wasser", erarbeitet wurde und schlussendlich zum Rückzug der Volksinitiative führte. Die Festlegung des minimalen Gewässerraums dient der Vernetzung revitalisierter Gewässerabschnitte sowie der Sicherstellung der Hochwasserabflüsse und des Geschiebetransports - insbesondere in Zeiten des Klimawandels. Nach Inkrafttreten der Gewässerraumbestimmungen gab es politische Vorstösse, die eine Flexibilisierung der entsprechenden Vorschriften forderten. Wegweisend dabei war die Motion 15.3001 der UREK-S, "Schaffung von Handlungsspielraum in der Gewässerschutzverordnung", aus dem Jahr 2015. Diesem Anliegen wurde mit zwei Revisionen der Gewässerschutzverordnung (GSchV; SR 814.201) entsprochen, die 2016 und 2017 in Kraft gesetzt wurden. Die Handlungsspielräume in den Kantonen wurden, wie von der Motion beantragt, vergrössert. Die Weiterentwicklung der GSchV im Sinne der Motion 15.3001 erfolgte in enger Zusammenarbeit zwischen der Bau-, Planungs- und Umweltdirektoren-Konferenz der Kantone (BPUK), der Konferenz der kantonalen Landwirtschaftsdirektoren (LDK) und der Bundesverwaltung. Dazu wurde von der BPUK die Austauschplattform Gewässerraum geschaffen. Diese lotete den noch fehlenden

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19.4374 222 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 11.02.2021 08:47

Handlungsspielraum auf Basis der von den Kantonen vorgebrachten Vollzugsprobleme aus. Die geforderte Berücksichtigung geografischer und topografischer Verhältnisse war bereits Gegenstand der Verordnungsrevisionen 2016 und 2017. Nach den Revisionen sah die BPUK keinen Bedarf nach weiteren rechtlichen Anpassungen. Vielmehr war der Wunsch nach Rechtsstabilität gross, um Kontinuität in den Vollzug zu bringen. Im Anschluss an die GSchV-Revisionen hat die Plattform eine Arbeitshilfe für die Vollzugspraxis erstellt, die im Juni 2019 von BPUK und LDK verabschiedet wurde. Die Plattform besteht weiter und wird sich künftig auch mit Fragen der extensiven Bewirtschaftung und Gestaltung des Gewässerraums auseinandersetzen.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

3 Verhandlungen des Erstrates Am 5. Dezember 2019 hat der Ständerat die Motion der Kommission zur Vorberatung zugewiesen.

4 Erwägungen der Kommission Die Kommission ist sich bewusst, dass die Kantone viel Arbeit in die Umsetzung der Gewässerraumbestimmungen investiert haben. Sie anerkennt die grossen Anstrengungen. Nach einer Anhörung der interkantonalen Direktorenkonferenzen BPUK und LDK stellt die Kommission fest, dass die seit zehn Jahren laufende Umsetzung noch nicht vollkommen ist. Aus Sicht der Kommission würden flexiblere Regeln für spezifische Fälle helfen, den Problemen bei der Umsetzung entgegenzuwirken. So sollen die Kantone lokal zugeschnittene und dadurch breiter akzeptierte Lösungen realisieren können. Zu diesem Zweck fordert die Kommission eine Ergänzung des Gewässerschutzgesetzes, wie es Ziffer 1 der Motion verlangt: Wird auf einer Fläche, die einem Landwirtschaftsbetrieb als wichtige Futtergrundlage dient, ein Gewässerraum festgelegt, dann soll dieser kleiner als vorgesehen sein dürfen – unter der Voraussetzung, dass es nicht um geschützte Gebiete oder geschützte Landschaften handelt. Unter klar festgelegten Bedingungen und in eingeschränktem Umfang soll also mehr Flexibilität ermöglicht werden. Die Kommission betont, dass mit der neuen Regelung sowohl der Gewässerschutz als auch der Hochwasserschutz sichergestellt bleibe. Die Wasserqualität sei durch die Gesetzesanpassung nicht in Gefahr. In diesem Zusammenhang weist die Kommission darauf hin, dass die Ziffer 2 der Motion, die eine Lockerung des Düngeverbots im Gewässerraum beinhaltete, zurückgezogen worden ist und damit der Schutz des Trinkwassers gewährleistet bleibt.

Die Minderheit der Kommission spricht sich gegen die Motion aus. Aus ihrer Sicht schwächt die Motion den Gewässerschutz. Gewässer bräuchten ausreichend Platz, sonst bleibe die Ökologie und der Hochwasserschutz auf der Strecke. Die Minderheit warnt davor, die schweizweit geltenden Minimalanforderungen aufzuweichen. Zudem verweist sie darauf, dass die Delegation der Kantone die Motion zur Ablehnung empfohlen hat, weil sie keine Änderung der Regeln mitten in der Umsetzungsphase wünscht.

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19.4381 223 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.4381 Motion Rahmenbedingungen für emissionsärmere Nutzfahrzeuge

Eingereicht von: Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen SR Einreichungsdatum: 04.11.2019 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, Gesetze und Verordnungen im Bereich von Nutzfahrzeugen regelmässig den neuen technologischen Entwicklungen anzupassen. Damit sollen vorteilhafte Rahmenbedingungen geschaffen werden mit dem Ziel, die Umstellung auf schadstoffärmere Nutzfahrzeuge nicht regulatorisch zu hemmen, sondern eher zu fördern. Folgende aktuelle Anliegen sind einer Lösung zuzuführen: 1. Nutzfahrzeuge mit alternativem Antrieb sollen bis auf Weiteres von der Befreiung bzw. Reduktion der LSVA-Pflicht profitieren (allenfalls unter gleichzeitiger Erhöhung der LSVA für besonders emissionsreiche Nutzfahrzeuge). 2. Nutzfahrzeuge, die als (Plug-in-) Hybridfahrzeuge ausgelegt sind, sollen für die elektrisch zurückgelegten Kilometer von der LSVA befreit werden. Aus Praktikabilitätsgründen kann dabei auch eine Pauschalierung in Betracht gezogen werden. 3. Erhöhung der maximalen Länge von mit Wasserstoff betriebenen Sattelmotorfahrzeugen (1 m bis 1.2 m), Motorwagen und Anhängerzüge, damit die Wasserstoffbehälter Platz finden, ohne dass eine Reduktion des Transportvolumens erfolgen muss. 4. Weitere aufgrund technologischer Entwicklungen. Stellungnahme des Bundesrates vom 19.02.2020 Der Bundesrat unterstützt die grundlegende Stossrichtung der Motion, die Energieeffizienz zu steigern und Antriebe mit geringem CO2-Ausstoss zu fördern. Entsprechend hat er im Verlagerungsbericht 2019 die Prüfung von Massnahmen zur langfristigen und nachhaltigen Weiterentwicklung der LSVA beschlossen, um diesen neuen Entwicklungen Rechnung zu tragen. Der Bundesrat will sicherstellen, dass auch mit der Förderung von umwelt- und klimafreundlichen Antriebsarten die Zielsetzungen der LSVA weiterhin verfolgt werden – nämlich die Deckung der zurechenbaren Wegekosten und der externen Kosten, die Finanzierung der Eisenbahninfrastruktur sowie von Verkehrsprojekten in den Kantonen. Dies sind wichtige Aspekte für ein nachhaltiges Gesamtverkehrssystem. Die Bestimmungen des Landverkehrsabkommens Schweiz-EU und die Entwicklungen auf europäischer Ebene im Umgang mit neuen Antriebsarten sind für die Weiterentwicklung der LSVA ebenfalls relevant und entsprechend zu berücksichtigen. Die Bestimmungen des Landverkehrsabkommens zur Gewichtslimite sowie die gesetzlichen Bestimmungen zu den Ausmassen der Fahrzeuge sind ein wichtiges Instrument der Schweizer Verlagerungspolitik und der Förderung eines umweltfreundlichen Güterverkehrs. Bisher hat der Bundesrat deshalb Vorstösse der EU zu Anpassungen für längere Fahrzeuge und höhere Gewichtslimiten ("Gigaliner") nicht angenommen. Die Schweiz unterstützt hingegen Erleichterungen, welche umweltfreundliche Antriebe und die Verbesserung der Energieeffizienz fördern. Die Entwicklung verbesserter Tanks mit höherer Wasserstoffdichte für Lastwagen mit Brennstoffzellen schreitet rasch voran und bringt neue technische Lösungen. Die Zulassung längerer Fahrzeuge ist für die Förderung dieser Antriebsart aus Sicht des Bundesrates nicht notwendig. Die LSVA muss auch technisch umsetzbar sein. Eine differenzierte Berechnung der gefahrenen Kilometer nach Antriebsart bei Hybridfahrzeugen ist in der Praxis kaum zu realisieren. Befreiungen bzw. Reduktionen der LSVA sollen ausschliesslich für tatsächlich umweltfreundliche, CO2-neutrale und energieeffiziente Antriebe möglich sein. Dafür sind exakte begriffliche Definitionen und Differenzierungen nötig. "Schadstoffärmere Nutzfahrzeuge" und "alternative Antriebe" sind in einer gesamtheitlichen Betrachtung nicht zwingend umweltfreundlich, CO2-neutral und energieeffizient. Lastwagen mit elektrischem Antrieb sind heute von der LSVA befreit und werden so bereits heute gefördert. Damit die LSVA ihre Ziele erreichen kann, ist aus Sicht des Bundesrates langfristig die Integration von 19.4381 224 Ständerat Frühjahrssession 2021 umwelt- und klimafreundlichen Antriebsarten in das LSVA-System erstrebenswert. Er wird die Branche und andere wichtige Interessierte bei der Prüfung der Massnahmen zur langfristigen Weiterentwicklung der LSVA, die mit dem Verlagerungsbericht 2019 beschlossen wurde, miteinbeziehen. Antrag des Bundesrates vom 19.02.2020 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 04.02.2021 - Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Ständerates 26.05.2020 - Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrates Chronologie

11.03.2020 Ständerat Annahme 17.12.2020 Nationalrat Die Motion wird mit folgender Änderung angenommen: Titel: Rahmenbedingungen für fossilfrei angetriebene Nutzfahrzeuge Text: Der Bundesrat wird beauftragt, Gesetze und Verordnungen im Bereich von Nutz- fahrzeugen regelmässig den neuen technologischen Entwicklungen anzupassen. Damit sollen vorteilhafte Rahmenbedingungen geschaffen werden mit dem Ziel, die Umstel- lung auf fossilfrei angetriebene Nutzfahrzeuge nicht regulatorisch zu hemmen, sondern eher zu fördern. Folgende aktuelle Anliegen sind einer Lösung zuzuführen: 1. Nutz- fahrzeuge mit fossilfreiem Antrieb sollen bis auf Weiteres von der Reduktion der LS- VA-Pflicht profitieren (allenfalls unter gleichzeitiger Erhöhung der LSVA für besonders emissionsreiche Nutzfahrzeuge). 2. Nutzfahrzeuge, die als (Plug-in-) Hybridfahrzeuge ausgelegt sind, sollen für die elektrisch zurückgelegten Kilometer von der LSVA befreit werden. Aus Praktikabilitätsgründen kann dabei auch eine Pauschalierung in Betracht gezogen werden. 3. Erhöhung der maximalen Länge von mit Wasserstoff betriebenen Sattelmotorfahrzeugen (1 m bis 1.2 m), Motorwagen und Anhängerzüge, damit die Was- serstoffbehälter Platz finden, ohne dass eine Reduktion des Transportvolumens erfolgen muss. 4. Weitere aufgrund technologischer Entwicklungen. 09.03.2021 Ständerat Zustimmung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen NR (KVF-NR) Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen SR (KVF-SR)

Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Weitere Informationen Behandlungskategorie IV

Erstbehandelnder Rat Ständerat 19.4381 225 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 24.02.2021 16:54

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.4381 s Mo. Ständerat (KVF-SR). Rahmenbedingungen für emissionsärmere Nutzfahrzeuge

Bericht der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen vom 4. Februar 2021

Die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 4. Februar 2021 die von ihr am 4. November 2019 eingereichte Motion beraten, die der Nationalrat am 17. Dezember 2020 geändert hatte.

Mit der Motion wird verlangt, dass der Bundesrat Gesetze und Verordnungen im Bereich von Nutzfahrzeugen regelmässig den neuen technologischen Entwicklungen anpasst. Damit soll die Umstellung auf schadstoffärmere Nutzfahrzeuge gefördert werden.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 11 zu 0 bei 1 Enthaltung, die vom Nationalrat abgeänderte Motion (siehe Ziff. 4 des Berichtes) anzunehmen.

Berichterstattung: Hans Wicki

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Stefan Engler

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 19. Februar 2020 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Verhandlungen und Beschluss des Zweitrates 5 Erwägungen der Kommission

$ 19.4381 226 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 24.02.2021 16:54

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, Gesetze und Verordnungen im Bereich von Nutzfahrzeugen regelmässig den neuen technologischen Entwicklungen anzupassen. Damit sollen vorteilhafte Rahmenbedingungen geschaffen werden mit dem Ziel, die Umstellung auf schadstoffärmere Nutzfahrzeuge nicht regulatorisch zu hemmen, sondern eher zu fördern. Folgende aktuelle Anliegen sind einer Lösung zuzuführen: 1. Nutzfahrzeuge mit alternativem Antrieb sollen bis auf Weiteres von der Befreiung bzw. Reduktion der LSVA-Pflicht profitieren (allenfalls unter gleichzeitiger Erhöhung der LSVA für besonders emissionsreiche Nutzfahrzeuge). 2. Nutzfahrzeuge, die als (Plug-in-) Hybridfahrzeuge ausgelegt sind, sollen für die elektrisch zurückgelegten Kilometer von der LSVA befreit werden. Aus Praktikabilitätsgründen kann dabei auch eine Pauschalierung in Betracht gezogen werden. 3. Erhöhung der maximalen Länge von mit Wasserstoff betriebenen Sattelmotorfahrzeugen (1 m bis 1.2 m), Motorwagen und Anhängerzüge, damit die Wasserstoffbehälter Platz finden, ohne dass eine Reduktion des Transportvolumens erfolgen muss. 4. Weitere aufgrund technologischer Entwicklungen.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 19. Februar 2020 Der Bundesrat unterstützt die grundlegende Stossrichtung der Motion, die Energieeffizienz zu steigern und Antriebe mit geringem CO2-Ausstoss zu fördern. Entsprechend hat er im Verlagerungsbericht 2019 die Prüfung von Massnahmen zur langfristigen und nachhaltigen Weiterentwicklung der LSVA beschlossen, um diesen neuen Entwicklungen Rechnung zu tragen. Der Bundesrat will sicherstellen, dass auch mit der Förderung von umwelt- und klimafreundlichen Antriebsarten die Zielsetzungen der LSVA weiterhin verfolgt werden - nämlich die Deckung der zurechenbaren Wegekosten und der externen Kosten, die Finanzierung der Eisenbahninfrastruktur sowie von Verkehrsprojekten in den Kantonen. Dies sind wichtige Aspekte für ein nachhaltiges Gesamtverkehrssystem. Die Bestimmungen des Landverkehrsabkommens Schweiz-EU und die Entwicklungen auf europäischer Ebene im Umgang mit neuen Antriebsarten sind für die Weiterentwicklung der LSVA ebenfalls relevant und entsprechend zu berücksichtigen. Die Bestimmungen des Landverkehrsabkommens zur Gewichtslimite sowie die gesetzlichen Bestimmungen zu den Ausmassen der Fahrzeuge sind ein wichtiges Instrument der Schweizer Verlagerungspolitik und der Förderung eines umweltfreundlichen Güterverkehrs. Bisher hat der Bundesrat deshalb Vorstösse der EU zu Anpassungen für längere Fahrzeuge und höhere Gewichtslimiten ("Gigaliner") nicht angenommen. Die Schweiz unterstützt hingegen Erleichterungen, welche umweltfreundliche Antriebe und die Verbesserung der Energieeffizienz fördern. Die Entwicklung verbesserter Tanks mit höherer Wasserstoffdichte für Lastwagen mit Brennstoffzellen schreitet rasch voran und bringt neue technische Lösungen. Die Zulassung längerer Fahrzeuge ist für die Förderung dieser Antriebsart aus Sicht des Bundesrates nicht notwendig. Die LSVA muss auch technisch umsetzbar sein. Eine differenzierte Berechnung der gefahrenen Kilometer nach Antriebsart bei Hybridfahrzeugen ist in der Praxis kaum zu realisieren. Befreiungen bzw. Reduktionen der LSVA sollen ausschliesslich für tatsächlich umweltfreundliche, CO2-neutrale und energieeffiziente Antriebe möglich sein. Dafür sind exakte begriffliche Definitionen und Differenzierungen nötig. "Schadstoffärmere Nutzfahrzeuge" und "alternative Antriebe" sind in einer gesamtheitlichen Betrachtung nicht zwingend umweltfreundlich, CO2-neutral und energieeffizient.

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19.4381 227 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 24.02.2021 16:54

Lastwagen mit elektrischem Antrieb sind heute von der LSVA befreit und werden so bereits heute gefördert. Damit die LSVA ihre Ziele erreichen kann, ist aus Sicht des Bundesrates langfristig die Integration von umwelt- und klimafreundlichen Antriebsarten in das LSVA-System erstrebenswert. Er wird die Branche und andere wichtige Interessierte bei der Prüfung der Massnahmen zur langfristigen Weiterentwicklung der LSVA, die mit dem Verlagerungsbericht 2019 beschlossen wurde, miteinbeziehen.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Ständerat hat die Motion am 11. März 2020 mit 35 zu 0 Stimmen bei 3 Enthaltungen angenommen.

4 Verhandlungen und Beschluss des Zweitrates Der Nationalrat seinerseits hat dem Änderungsantrag seiner Kommission am 17. Dezember 2020 mit 183 zu 4 Stimmen bei 1 Enthaltung zugestimmt.

Der Nationalrat ist der Ansicht, dass mit den Anpassungen am Motionstext ein Beitrag zum Umbau der Nutzfahrzeugflotte hin zu sauberen Fahrzeugen geleistet wird. Die erste Anpassung beinhaltet eine Präzisierung der Motion mit der Begrifflichkeit des «fossilfreien Antriebs». Der Grundsatz der LSVA, auch externe Kosten zu internalisieren soll zudem beibehalten werden. Aus diesem Grund strich der Rat als zweite Anpassung die ursprünglich geforderte Befreiung der LSVA-Pflicht. Die Reduktion der Abgabe soll dagegen beibehalten werden:

Titel: Rahmenbedingungen für fossilfrei angetriebene Nutzfahrzeuge

Text: Der Bundesrat wird beauftragt, Gesetze und Verordnungen im Bereich von Nutzfahrzeugen regelmässig den neuen technologischen Entwicklungen anzupassen. Damit sollen vorteilhafte Rahmenbedingungen geschaffen werden mit dem Ziel, die Umstellung auf fossilfrei angetriebene Nutzfahrzeuge nicht regulatorisch zu hemmen, sondern eher zu fördern. Folgende aktuelle Anliegen sind einer Lösung zuzuführen: 1. Nutzfahrzeuge mit fossilfreiem Antrieb sollen bis auf Weiteres von der Befreiung bzw. Reduktion der LSVA-Pflicht profitieren (allenfalls unter gleichzeitiger Erhöhung der LSVA für besonders emissionsreiche Nutzfahrzeuge). 2. Nutzfahrzeuge, die als (Plug-in-) Hybridfahrzeuge ausgelegt sind, sollen für die elektrisch zurückgelegten Kilometer von der LSVA befreit werden. Aus Praktikabilitätsgründen kann dabei auch eine Pauschalierung in Betracht gezogen werden. 3. Erhöhung der maximalen Länge von mit Wasserstoff betriebenen Sattelmotorfahrzeugen (1 m bis 1.2 m), Motorwagen und Anhängerzüge, damit die Wasserstoffbehälter Platz finden, ohne dass eine Reduktion des Transportvolumens erfolgen muss. 4. Weitere aufgrund technologischer Entwicklungen.

5 Erwägungen der Kommission Die Kommission ist nach wie vor der Meinung, dass mit vorteilhafter gestalteten Rahmenbedingungen die Verbreitung von emissionsärmeren Nutzfahrzeugen nachhaltig gefördert werden kann. Zudem ist sie der Ansicht, dass die Stossrichtung der Motion, die Energieeffizienz zu

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19.4381 228 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 24.02.2021 16:54

steigern und Antriebe mit geringem CO2-Ausstoss zu fördern auch mit den Textanpassungen des Nationalrates bestehen bleibt. Die Begriffe «emmissionsärmer» und ähnliche sollen im Motionstext zu Gunsten einer Begriffspräzisierung mit «fossilfrei angetrieben» ersetzt werden. Ausserdem sollen Nutzfahrzeuge mit fossilfreiem Antrieb von einer Reduktion statt einer Befreiung der LSVA-Pflicht profitieren. Die Kommission teilt die Auffassung des Nationalrates, dass eine Senkung der Abgabe als Anreiz für die Anschaffung sauberer Fahrzeuge genügt, da auch fossilfrei angetriebene Fahrzeuge externe Kosten verursachen.

Aus diesen Gründen beantragt die Kommission ihrem Rat ohne Gegenstimme, die Motion in der abgeänderten Fassung anzunehmen

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19.4586 229 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.4586 Motion Zuständigkeitsregelung bei Beschwerden betreffend fürsorgerische Unterbringung sowie Verfügungen der Kesb und Artikel 439 ZGB. Kompetenzkonflikte dürfen den Rechtsschutz nicht ausschalten

Eingereicht von: Reimann Lukas Fraktion der Schweizerischen Volkspartei Schweizerische Volkspartei Einreichungsdatum: 20.12.2019 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, die örtliche Zuständigkeit bei Beschwerden betreffend fürsorgerische Unterbringung sowie Verfügungen der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörden und Verfügungen nach Artikel 439 ZGB klar zu regeln und die Zuständigkeit am Ort der verfügten Einrichtungen (im Falle von Entlassungsgesuchen) oder des verfügenden Arztes (bei amtsärztlicher Unterbringung) festzulegen. Begründung Die negativen wie positiven Kompetenzkonflikte bei interkantonalen, fürsorgerischen Unterbringungen führen regelmässig zu einem Mangel an Rechtschutz, zu einem bürokratischen Mehraufwand und zu Kritik der Literatur. Jeder Kanton hat inzwischen eine eigene Praxis entwickelt, die aber in vielen Fällen nicht kompatibel ist mit anderen Kantonen. So etwa im Kanton St. Gallen (VRP; sGS 951.1): Die Verwaltungsrekurskommission überprüft nur Verfügungen von SG-Behörden (KESB und Amtsärzte). Aus verwaltungsrechtlicher Sicht ist es ihrer Ansicht nach nicht statthaft, ausserkantonale Verfügungen (= ausserkantonale Hoheitsakte) zu überprüfen. Im Thurgau ((EG-ZGB TG; RB 210.1) Paragraph 58 (Artikel 439 ZGB)) hingegen befindet über Beschwerden gegen ärztliche Unterbringungsentscheide die Kesb am zivilrechtlichen Wohnsitz der betroffenen Person. Diese TG-Bestimmung führt etwa zu einem negativen Kompetenzkonflikt, wenn ein TG Arzt eine in SG wohnhafte Person einweist. Wieder anders geregelt ist Zürich ((EG KESR; 232.3) Paragraph 62): Gemäss der Rechtsprechung des Obergerichts ZH ist bei negativen Kompetenzkonflikten das Einzelgericht am ZH Wohnsitz zuständig. In der Praxis führt die Rechtsmittelbelehrung jedoch trotzdem zu Anwendungsschwierigkeiten. Apenzell Ausserrhoden (bGS 211.1) Artikel 66: Trotz vermeintlich klarer gesetzlicher Regelung und entsprechender Rechtsmittelbelehrung weigert sich das Obergericht AR, Verfügungen von Ärzten aus dem eigenen Kanton zu überprüfen, wenn zB ein AR Arzt eine im Kt SG wohnhafte Person in eine Klinik im Kt SG einweist. Daraus resultiert ein negativer Kompetenzkonflikt. Graubünden (EGzZGB; BR 210.100) Artikel 60: Das Kantonsgericht vertrat bislang dieselbe Ansicht wie die AR und es gab immer wieder Probleme. Nach einigem Hin und Her hat sich das Kantonsgericht im August 2019 bereit erklärt, künftig die durch einen Arzt im Kt GR ausgestellten Verfügungen selbst zu beurteilen. Fazit: Leidtragende sind Betroffene, die keine gerichtliche Beurteilung erhalten, weil sich kein Gericht für zuständig erachtet. Ändern wir das! Antrag des Bundesrates vom 19.02.2020 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Kommissionsberichte 22.02.2021 - Kommission für Rechtsfragen des Ständerates 19.4586 230 Ständerat Frühjahrssession 2021

Chronologie

19.06.2020 Nationalrat Annahme 17.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Rechtsfragen SR (RK-SR)

Zuständige Behörde Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Nationalrat 19.4586 231 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 25.02.2021 16:25

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.4586 n Mo. Nationalrat (Reimann Lukas). Zuständigkeitsregelung bei Beschwerden betreffend fürsorgerische Unterbringung sowie Verfügungen der Kesb und Artikel 439 ZGB. Kompetenzkonflikte dürfen den Rechtsschutz nicht ausschalten

Bericht der Kommission für Rechtsfragen vom 22. Februar 2021

Die Kommission für Rechtsfragen des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 22. Februar 2021 die im Titel erwähnte Motion beraten.

Mit der Motion soll der Bundesrat damit beauftragt werden, die örtliche Zuständigkeit bei Beschwerden im Rahmen von fürsorgerischen Unterbringungen und Verfügungen der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörden klar zu regeln.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Rieder

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Beat Rieder

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 19. Februar 2020 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 19.4586 232 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 25.02.2021 16:25

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, die örtliche Zuständigkeit bei Beschwerden betreffend fürsorgerische Unterbringung sowie Verfügungen der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörden und Verfügungen nach Artikel 439 ZGB klar zu regeln und die Zuständigkeit am Ort der verfügten Einrichtungen (im Falle von Entlassungsgesuchen) oder des verfügenden Arztes (bei amtsärztlicher Unterbringung) festzulegen.

1.2 Begründung Die negativen wie positiven Kompetenzkonflikte bei interkantonalen, fürsorgerischen Unterbringungen führen regelmässig zu einem Mangel an Rechtschutz, zu einem bürokratischen Mehraufwand und zu Kritik der Literatur. Jeder Kanton hat inzwischen eine eigene Praxis entwickelt, die aber in vielen Fällen nicht kompatibel ist mit anderen Kantonen. So etwa im Kanton St. Gallen (VRP; sGS 951.1): Die Verwaltungsrekurskommission überprüft nur Verfügungen von SG-Behörden (KESB und Amtsärzte). Aus verwaltungsrechtlicher Sicht ist es ihrer Ansicht nach nicht statthaft, ausserkantonale Verfügungen (= ausserkantonale Hoheitsakte) zu überprüfen. Im Thurgau ((EG-ZGB TG; RB 210.1) Paragraph 58 (Artikel 439 ZGB)) hingegen befindet über Beschwerden gegen ärztliche Unterbringungsentscheide die Kesb am zivilrechtlichen Wohnsitz der betroffenen Person. Diese TG-Bestimmung führt etwa zu einem negativen Kompetenzkonflikt, wenn ein TG Arzt eine in SG wohnhafte Person einweist. Wieder anders geregelt ist Zürich ((EG KESR; 232.3) Paragraph 62): Gemäss der Rechtsprechung des Obergerichts ZH ist bei negativen Kompetenzkonflikten das Einzelgericht am ZH Wohnsitz zuständig. In der Praxis führt die Rechtsmittelbelehrung jedoch trotzdem zu Anwendungsschwierigkeiten. Apenzell Ausserrhoden (bGS 211.1) Artikel 66: Trotz vermeintlich klarer gesetzlicher Regelung und entsprechender Rechtsmittelbelehrung weigert sich das Obergericht AR, Verfügungen von Ärzten aus dem eigenen Kanton zu überprüfen, wenn zB ein AR Arzt eine im Kt SG wohnhafte Person in eine Klinik im Kt SG einweist. Daraus resultiert ein negativer Kompetenzkonflikt. Graubünden (EGzZGB; BR 210.100) Artikel 60: Das Kantonsgericht vertrat bislang dieselbe Ansicht wie die AR und es gab immer wieder Probleme. Nach einigem Hin und Her hat sich das Kantonsgericht im August 2019 bereit erklärt, künftig die durch einen Arzt im Kt GR ausgestellten Verfügungen selbst zu beurteilen. Fazit: Leidtragende sind Betroffene, die keine gerichtliche Beurteilung erhalten, weil sich kein Gericht für zuständig erachtet. Ändern wir das!

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 19. Februar 2020 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion.

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19.4586 233 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 25.02.2021 16:25

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Die Motion wurde am 20. Dezember 2019 im Nationalrat eingereicht und am 19. Juni 2020 ohne Gegenstimme im Nationalrat angenommen.

4 Erwägungen der Kommission Die Kommission hat zur Kenntnis genommen, dass bereits ein Urteil des Bundesgerichts zur Frage der interkantonalen örtlichen Zuständigkeit für die Beurteilung einer ärztlich angeordneten fürsorgerischen Unterbringung vorliegt (Entscheid 5A_175/2020 vom 25. August 2020). Sie wurde von der Verwaltung darüber informiert, dass die Bestimmungen im Abschnitt über die fürsorgerische Unterbringung im Zivilgesetzbuch (Art. 426-439 ZGB) gegenwärtig evaluiert werden. Diese Evaluation wird eine Gesamtschau über die Bestimmungen zur fürsorgerischen Unterbringung ermöglichen. Das Anliegen der Motion kann darin aufgenommen werden, weshalb die Kommission die Motion ohne Gegenstimme zur Annahme beantragt.

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19.475 234 Ständerat Frühjahrssession 2021

19.475 Parlamentarische Initiative Das Risiko beim Einsatz von Pestiziden reduzieren

Eingereicht von: Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR Einreichungsdatum: 29.08.2019 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung und auf Artikel 107 des Parlamentsgesetzes reicht die WAK des Ständerates folgende parlamentarische Initiative ein: Es soll ein Absenkpfad mit Zielwerten für das Risiko beim Einsatz von Pestiziden gesetzlich verankert werden. Die Behandlung der Kommissionsinitiative soll nach Möglichkeit mit der Beratung der Agrarpolitik 2022 plus zusammengelegt werden. Bericht und Entwurf der Kommission 19.08.2020 - Stellungnahme des Bundesrates (BBl 2020 6785) 03.07.2020 - Bericht (BBl 2020 6523) Chronologie

30.08.2019 Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR Beschluss, einen Erlassentwurf auszuarbeiten 07.10.2019 Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR Zustimmung

Entwurf 1 Bundesgesetz über die Verminderung der Risiken durch den Einsatz von Pestiziden (Änderung des Chemikaliengesetzes, des Landwirtschaftsgesetzes und des Gewässerschutzgesetzes) BBl 2020 6557

14.09.2020 Ständerat Beschluss abweichend vom Entwurf 02.12.2020 Nationalrat Beginn der Debatte 10.12.2020 Nationalrat Abweichung 03.03.2021 Ständerat Abweichung 04.03.2021 Nationalrat Abweichung 09.03.2021 Ständerat Abweichung 16.03.2021 Nationalrat Abweichung 18.03.2021 Ständerat Beschluss gemäss Antrag der Einigungskonferenz 18.03.2021 Nationalrat Beschluss gemäss Antrag der Einigungskonferenz 19.03.2021 Ständerat Annahme in der Schlussabstimmung 19.03.2021 Nationalrat Annahme in der Schlussabstimmung

Stand der Beratungen: Erledigt Schlussabstimmungstext: BBl 2021 665 Referendumsfrist: 08.07.2021 19.475 235 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.032 236 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.032 Geschäft des Bundesrates Löhne entlasten, Kapital gerecht besteuern. Volksinitiative

Einreichungsdatum: 06.03.2020 Stand der Beratung: Erledigt

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 6. März 2020 zur Volksinitiative «Löhne entlasten, Kapital gerecht besteuern» BBl 2020 2797 Neue Frist der Initiative nach verordnetem Fristenstillstand: 13. Dezember 2021 (siehe SR 161.16) Chronologie Entwurf 1 Bundesbeschluss über die Volksinitiative «Löhne entlasten, Kapital gerecht besteuern» BBl 2020 2841

24.09.2020 Nationalrat Beschluss gemäss Entwurf 02.03.2021 Ständerat Zustimmung 19.03.2021 Ständerat Annahme in der Schlussabstimmung 19.03.2021 Nationalrat Annahme in der Schlussabstimmung

Stand der Beratungen: Erledigt Schlussabstimmungstext: BBl 2021 662

Entwurf 2 Bundesbeschluss über die gerechte Kapitalbesteuerung (Gegenentwurf zur Volksinitiative «Löhne entlasten, Kapital gerecht besteuern») (Entwurf der Minderheit der WAK-N vom 17.08.2020)

24.09.2020 Nationalrat Nichteintreten

Stand der Beratungen: Erledigt Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Behandlungskategorie I

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 20.047 237 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.047 Geschäft des Bundesrates Soziale Sicherheit. Abkommen mit Bosnien und Herzegowina

Einreichungsdatum: 05.06.2020 Stand der Beratung: Erledigt

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 5. Juni 2020 zur Genehmigung des Abkommens zwischen der Schweiz und Bosnien und Herzegowina über soziale Sicherheit BBl 2020 5791 Abkommen zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und Bosnien und Herzegowina über Soziale Sicherheit BBl 2020 5809 Chronologie Entwurf 1 Bundesbeschluss über die Genehmigung des Abkommens zwischen der Schweiz und Bosnien und Herzegowina über soziale Sicherheit BBl 2020 5807

08.12.2020 Nationalrat Beschluss gemäss Entwurf 08.03.2021 Ständerat Zustimmung 19.03.2021 Ständerat Annahme in der Schlussabstimmung 19.03.2021 Nationalrat Annahme in der Schlussabstimmung

Stand der Beratungen: Erledigt Schlussabstimmungstext: BBl 2021 672 Referendumsfrist: 08.07.2021 Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR (SGK-NR) Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Behandlungskategorie IV

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 20.048 238 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.048 Geschäft des Bundesrates Lissabonner Abkommen über Ursprungsbezeichnungen und geografische Angaben. Genehmigung

Einreichungsdatum: 05.06.2020 Stand der Beratung: Erledigt

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 5. Juni 2020 zur Genehmigung der Genfer Akte des Lissabonner Abkommens über Ursprungsbezeichnungen und geografische Angaben und zu ihrer Umsetzung (Änderung des Markenschutzgesetzes) BBl 2020 5827 Genfer Akte des Lissabonner Abkommens über Ursprungsbezeichnungen und geografische Angaben BBl 2020 5885 Gemeinsame Ausführungsordnung zum Lissabonner Abkommen über den Schutz der Ursprungsbezeichnungen und ihre internationale Registrierung und zur Genfer Akte des Lissabonner Abkommens über Ursprungsbezeichnungen und geografische Angaben BBl 2020 5905 Chronologie Entwurf 1 Bundesbeschluss über die Genehmigung der Genfer Akte des Lissabonner Abkommens über Ursprungsbezeichnungen und geografische Angaben und über ihre Umsetzung (Änderung des Markenschutzgesetzes) BBl 2020 5879

08.09.2020 Ständerat Beschluss gemäss Entwurf 03.03.2021 Nationalrat Zustimmung 19.03.2021 Ständerat Annahme in der Schlussabstimmung 19.03.2021 Nationalrat Annahme in der Schlussabstimmung

Stand der Beratungen: Erledigt Schlussabstimmungstext: BBl 2021 675 Referendumsfrist: 08.07.2021 Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur NR (WBK-NR) Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur SR (WBK-SR)

Zuständige Behörde Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) Weitere Informationen Behandlungskategorie IIIa/IV

Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.060 239 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.060 Geschäft des Bundesrates Betäubungsmittelgesetz. Änderung (Cannabisarzneimittel)

Einreichungsdatum: 24.06.2020 Stand der Beratung: Erledigt

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 24. Juni 2020 zur Änderung des Betäubungsmittelgesetzes (Cannabisarzneimittel) BBl 2020 6069 Chronologie Entwurf 1 Bundesgesetz über die Betäubungsmittel und die psychotropen Stoffe (Betäubungsmittelgesetz, BetmG) BBl 2020 6109

08.12.2020 Nationalrat Beschluss abweichend vom Entwurf 08.03.2021 Ständerat Zustimmung 19.03.2021 Ständerat Annahme in der Schlussabstimmung 19.03.2021 Nationalrat Annahme in der Schlussabstimmung

Stand der Beratungen: Erledigt Schlussabstimmungstext: BBl 2021 666 Referendumsfrist: 08.07.2021 Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR (SGK-NR) Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Behandlungskategorie IIIb/IV

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 20.063 240 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.063 Geschäft des Bundesrates Ausländer- und Integrationsgesetz. Änderung

Einreichungsdatum: 26.08.2020 Stand der Beratung: Von beiden Räten behandelt

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 26. August 2020 zur Änderung des Ausländer- und Integrationsgesetzes (Einschränkungen für Reisen ins Ausland und Anpassungen des Status der vorläufigen Aufnahme) BBl 2020 7457 Chronologie Entwurf 1 Bundesgesetz über die Ausländerinnen und Ausländer und über die Integration (Ausländer- und Integrationsgesetz, AIG) (Einschränkungen für Reisen ins Ausland und Anpassungen des Status der vorläufigen Aufnahme) BBl 2020 7509

16.12.2020 Nationalrat Nichteintreten 17.03.2021 Ständerat Eintreten

Stand der Beratungen: Von beiden Räten behandelt Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Staatspolitische Kommission NR (SPK-NR) Staatspolitische Kommission SR (SPK-SR)

Zuständige Behörde Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) Weitere Informationen Behandlungskategorie IIIa/IV

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 20.065 241 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.065 Geschäft des Bundesrates Doppelbesteuerung. Abkommen mit Kuwait

Einreichungsdatum: 26.08.2020 Stand der Beratung: Erledigt

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 26. August 2020 zur Genehmigung eines Protokolls zur Änderung des Doppelbesteuerungsabkommens zwischen der Schweiz und Kuwait BBl 2020 7075 Protokoll zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und dem Staat Kuwait zur Änderung des Abkommens vom 16. Februar 1999 zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und dem Staat Kuwait zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen BBl 2020 7087 Chronologie Entwurf 1 Bundesbeschluss über die Genehmigung eines Protokolls zur Änderung des Doppelbesteuerungsabkommens zwischen der Schweiz und Kuwait BBl 2020 7085

15.12.2020 Nationalrat Beschluss gemäss Entwurf 02.03.2021 Ständerat Zustimmung 19.03.2021 Ständerat Annahme in der Schlussabstimmung 19.03.2021 Nationalrat Annahme in der Schlussabstimmung

Stand der Beratungen: Erledigt Schlussabstimmungstext: BBl 2021 676 Referendumsfrist: 08.07.2021 Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Behandlungskategorie IIIb/IV

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 20.066 242 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.066 Geschäft des Bundesrates Doppelbesteuerung. Abkommen mit Bahrain

Einreichungsdatum: 26.08.2020 Stand der Beratung: Erledigt

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 26. August 2020 zur Genehmigung eines Doppelbesteuerungsabkommens zwischen der Schweiz und Bahrain BBl 2020 6947 Abkommen zwischen dem Schweizerischen Bundesrat und der Regierung des Königreichs Bahrain zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und zur Verhinderung von Steuerhinterziehung und Steuerumgehung BBl 2020 6961 Chronologie Entwurf 1 Bundesbeschluss über die Genehmigung eines Doppelbesteuerungsabkommens zwischen der Schweiz und Bahrain BBl 2020 6959

15.12.2020 Nationalrat Beschluss gemäss Entwurf 02.03.2021 Ständerat Zustimmung 19.03.2021 Ständerat Annahme in der Schlussabstimmung 19.03.2021 Nationalrat Annahme in der Schlussabstimmung

Stand der Beratungen: Erledigt Schlussabstimmungstext: BBl 2021 677 Referendumsfrist: 08.07.2021 Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Behandlungskategorie IIIb/IV

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 20.067 243 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.067 Geschäft des Bundesrates Administrative Erleichterungen und Entlastung des Bundeshaushalts. Bundesgesetz

Einreichungsdatum: 26.08.2020 Stand der Beratung: Von beiden Räten behandelt

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 26. August 2020 zum Bundesgesetz über administrative Erleichterungen und die Entlastung des Bundeshaushalts BBl 2020 6985 Chronologie Entwurf 1 Bundesgesetz über administrative Erleichterungen und die Entlastung des Bundeshaushalts BBl 2020 7021

15.12.2020 Nationalrat Beschluss abweichend vom Entwurf 02.03.2021 Ständerat Zustimmung 19.03.2021 Ständerat Annahme in der Schlussabstimmung 19.03.2021 Nationalrat Annahme in der Schlussabstimmung

Stand der Beratungen: Erledigt Schlussabstimmungstext: BBl 2021 669 Referendumsfrist: 08.07.2021

Entwurf 2 Bundesgesetz betreffend die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs (Anpassung der gesetzlichen Grundlage zur Nutzung der Daten im Verarbeitungssystem des Dienstes ÜPF) (Entwurf der FK vom 11.11.2020)

15.12.2020 Nationalrat Rückweisung an die Kommission

Stand der Beratungen: Behandelt vom Nationalrat Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Finanzkommission NR (FK-NR) Finanzkommission SR (FK-SR) Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen NR (KVF-NR) Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen SR (KVF-SR)

Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) Weitere Informationen Behandlungskategorie IIIb/IV

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 20.070 244 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.070 Geschäft des Bundesrates Weiterentwicklungen des Schengen-Besitzstands. Genehmigung und Umsetzung der Notenaustausche zwischen der Schweiz und der EU betreffend die Übernahme der Verordnungen (EU) 2019/817 und 2019/ 818 zur Errichtung eines Rahmens für die In- teroperabilität zwischen EU-Informationssystemen

Einreichungsdatum: 02.09.2020 Stand der Beratung: Erledigt

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 2. September 2020 zur Genehmigung und Umsetzung der Notenaustausche zwischen der Schweiz und der EU betreffend die Übernahme der Verordnungen (EU) 2019/817 und (EU) 2019/818 zur Errichtung eines Rahmens für die Interoperabilität zwischen EU-Informationssystemen (Weiterentwicklungen des Schengen-Besitzstands) BBl 2020 7983 Notenaustausch vom 19. Juni 2019 zwischen der Schweiz und der Europäischen Union betreffend die Übernahme der Verordnung (EU) 2019/817 zur Errichtung eines Rahmens für die Interoperabilität zwischen EU-Informationssystemen in den Bereichen Grenzen und Visa und zur Änderung der Verordnungen (EG) Nr. 767/2008, (EU) 2016/399, (EU) 2017/2226, (EU) 2018/1240, (EU) 2018/1726 und (EU) 2018/1861, der Entscheidung 2004/512/EG und des Beschlusses 2008/633/JI (Weiterentwicklung des Schengen-Besitzstands) BBl 2020 8085 Notenaustausch vom 19. Juni 2019 zwischen der Schweiz und der Europäischen Union betreffend die Übernahme der Verordnung (EU) 2019/818 zur Errichtung eines Rahmens für die Interoperabilität zwischen EU-Informationssystemen (polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit, Asyl und Migration) und zur Änderung der Verordnungen (EU) 2018/1726, (EU) 2018/1862 und (EU) 2019/816 (Weiterentwicklung des Schengen-Besitzstands) BBl 2020 8087 Chronologie Entwurf 1 Bundesbeschluss über die Genehmigung und die Umsetzung der Notenaustausche zwischen der Schweiz und der EU betreffend die Übernahme der Verordnungen (EU) 2019/817 und (EU) 2019/ 818 zur Errichtung eines Rahmens für die Interoperabilität zwischen EU-Informationssystemen (Weiterentwicklungen des Schengen-Besitzstands) BBl 2020 8061

09.12.2020 Nationalrat Beschluss abweichend vom Entwurf 01.03.2021 Ständerat Zustimmung 19.03.2021 Ständerat Annahme in der Schlussabstimmung 19.03.2021 Nationalrat Annahme in der Schlussabstimmung

Stand der Beratungen: Erledigt Schlussabstimmungstext: BBl 2021 674 Referendumsfrist: 08.07.2021 Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Sicherheitspolitische Kommission NR (SiK-NR) Sicherheitspolitische Kommission SR (SiK-SR) 20.070 245 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständige Behörde Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) Weitere Informationen Behandlungskategorie IIIb/IV

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 20.071 246 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.071 Geschäft des Bundesrates Verkehr mit Tieren und Pflanzen geschützter Arten. Bundesgesetz. Änderung

Einreichungsdatum: 18.09.2020 Stand der Beratung: Erledigt

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 18. September 2020 zur Änderung des Bundesgesetzes über den Verkehr mit Tieren und Pflanzen geschützter Arten BBl 2020 7965 Chronologie Entwurf 1 Bundesgesetz über den Verkehr mit Tieren und Pflanzen geschützter Arten (BGCITES) BBl 2020 7979

09.12.2020 Ständerat Beschluss gemäss Entwurf 03.03.2021 Nationalrat Zustimmung 19.03.2021 Ständerat Annahme in der Schlussabstimmung 19.03.2021 Nationalrat Annahme in der Schlussabstimmung

Stand der Beratungen: Erledigt Schlussabstimmungstext: BBl 2021 667 Referendumsfrist: 08.07.2021 Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur NR (WBK-NR) Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur SR (WBK-SR)

Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Behandlungskategorie IIIa/IV

Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.074 247 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.074 Geschäft des Bundesrates Eventualverpflichtungen in der Wohnraumförderung 2021-2027. Rahmenkredit

Einreichungsdatum: 02.09.2020 Stand der Beratung: Erledigt

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 2. September 2020 zu einem Rahmenkredit für Eventualverpflichtungen in der Wohnraumförderung für die Jahre 2021–2027 BBl 2020 7517 Chronologie Entwurf 1 Bundesbeschluss über einen Rahmenkredit für Eventualverpflichtungen in der Wohnraumförderung für die Jahre 2021–2027 BBl 2020 7551

16.12.2020 Nationalrat Beschluss gemäss Entwurf 03.03.2021 Ständerat Zustimmung

Stand der Beratungen: Erledigt Erlasstext: BBl 2021 716 Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Finanzkommission NR (FK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) Weitere Informationen Behandlungskategorie IIIa/IV

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 20.082 248 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.082 Geschäft des Bundesrates Durchführung von internationalen Abkommen im Steuerbereich. Bundesgesetz

Einreichungsdatum: 04.11.2020 Stand der Beratung: Behandelt vom Ständerat

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 4. November 2020 zum Bundesgesetz über die Durchführung von internationalen Abkommen im Steuerbereich (Totalrevision des Bundesgesetzes über die Durchführung von zwischenstaatlichen Abkommen des Bundes zur Vermeidung der Doppelbesteuerung) BBl 2020 9219 Chronologie Entwurf 1 Bundesgesetz über die Durchführung von internationalen Abkommen im Steuerbereich (StADG) BBl 2020 9261

10.03.2021 Ständerat Beschluss abweichend vom Entwurf

Stand der Beratungen: Behandelt vom Ständerat Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Behandlungskategorie IIIa/IV

Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.085 249 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.085 Geschäft des Bundesrates Doppelbesteuerung. Abkommen mit Liechtenstein

Einreichungsdatum: 11.11.2020 Stand der Beratung: Behandelt vom Ständerat

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 11. November 2020 zur Genehmigung eines Protokolls zur Änderung des Doppelbesteuerungsabkommens zwischen der Schweiz und Liechtenstein BBl 2020 9391 Protokoll zur Abänderung des am 10. Juli 2015 in Vaduz unterzeichneten Abkommens zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und dem Fürstentum Liechtenstein zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen BBl 2020 9401 Chronologie Entwurf 1 Bundesbeschluss über die Genehmigung eines Protokolls zur Änderung des Doppelbesteuerungsabkommens zwischen der Schweiz und Liechtenstein BBl 2020 9399

02.03.2021 Ständerat Beschluss gemäss Entwurf

Stand der Beratungen: Behandelt vom Ständerat Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Behandlungskategorie IV

Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.086 250 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.086 Geschäft des Bundesrates Doppelbesteuerung. Abkommen mit Malta

Einreichungsdatum: 11.11.2020 Stand der Beratung: Behandelt vom Ständerat

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 11. November 2020 zur Genehmigung eines Protokolls zur Änderung des Doppelbesteuerungsabkommens zwischen der Schweiz und Malta BBl 2020 9377 Protokoll zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und Malta zur Änderung des Abkommens vom 25. Februar 2011 zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und Malta zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen BBl 2020 9387 Chronologie Entwurf 1 Bundesbeschluss über die Genehmigung eines Protokolls zur Änderung des Doppelbesteuerungsabkommens zwischen der Schweiz und Malta BBl 2020 9385

02.03.2021 Ständerat Beschluss gemäss Entwurf

Stand der Beratungen: Behandelt vom Ständerat Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Behandlungskategorie IV

Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.087 251 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.087 Geschäft des Bundesrates Doppelbesteuerung. Abkommen mit Zypern

Einreichungsdatum: 11.11.2020 Stand der Beratung: Behandelt vom Ständerat

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 11. November 2020 zur Genehmigung eines Protokolls zur Änderung des Doppelbesteuerungsabkommens zwischen der Schweiz und Zypern BBl 2020 9405 Protokoll zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Republik Zypern zur Änderung des Abkommens vom 25. Juli 2014 zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Republik Zypern zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen BBl 2020 9415 Chronologie Entwurf 1 Bundesbeschluss über die Genehmigung eines Protokolls zur Änderung des Doppelbesteuerungsabkommens zwischen der Schweiz und Zypern BBl 2020 9413

02.03.2021 Ständerat Beschluss gemäss Entwurf

Stand der Beratungen: Behandelt vom Ständerat Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Behandlungskategorie IV

Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.091 252 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.091 Geschäft des Bundesrates Satellitensystem Composante Spatiale Optique. Rahmenvereinbarung mit Frankreich

Einreichungsdatum: 25.11.2020 Stand der Beratung: Behandelt vom Ständerat

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 25. November 2020 zur Genehmigung der Rahmenvereinbarung zwischen der Schweiz und Frankreich über die bilaterale Kooperation zur Nutzung des Satellitensystems «Composante Spatiale Optique» und zum entsprechenden Verpflichtungskredit BBl 2020 9191 Rahmenvereinbarung zwischen dem Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport der schweizerischen Eidgenossenschaft und dem Verteidigungsminister der französischen Republik über die Bilaterale Kooperation zur Nutzung des Satellitensystems «composante spatiale optique» (CSO) (RV CSO) BBl 2020 9209 Chronologie Entwurf 1 Bundesbeschluss über die Genehmigung der Rahmenvereinbarung zwischen der Schweiz und Frankreich über die bilaterale Kooperation zur Nut¬zung des Satellitensystems «Composante Spatiale Optique» und über den entsprechenden Verpflichtungskredit BBl 2020 9207

16.03.2021 Ständerat Beschluss gemäss Entwurf

Stand der Beratungen: Behandelt vom Ständerat Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Sicherheitspolitische Kommission NR (SiK-NR) Sicherheitspolitische Kommission SR (SiK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) Weitere Informationen Behandlungskategorie IIIa/IV

Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.2000 253 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.2000 Petition Sterben auf dem Mittelmeer stoppen!

Eingereicht von: Solidaritätsnetz Einreichungsdatum: 07.01.2020 Stand der Beratung: Erledigt

Kommissionsberichte 02.02.2021 - Staatspolitische Kommission des Ständerates 16.10.2020 - Staatspolitische Kommission des Nationalrates Chronologie

18.12.2020 Nationalrat Keine Folge gegeben 18.03.2021 Ständerat Keine Folge gegeben

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Staatspolitische Kommission NR (SPK-NR) Staatspolitische Kommission SR (SPK-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) 20.2000 254 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 07.03.2021 09:38

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.2000 Petition Solidaritätsnetz. Sterben auf dem Mittelmeer stoppen!

Bericht der Staatspolitischen Kommission vom 2. Februar 2021

Die Staatspolitische Kommission (SPK) des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 2. Februar 2021 die von Solidaritätsnetz und verschiedenen weiteren Trägerorganisationen am 7. Januar 2020 eingereichte Petition vorberaten.

Durch die Petition werden Bundesrat und Parlament aufgefordert, umgehend Massnahmen zu ergreifen, damit Geflüchtete in Seenot auf dem Mittelmeer gerettet und rasch und dezentral in Europa und in der Schweiz aufgenommen werden.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt, der Petition keine Folge zu geben. Eine Minderheit der Kommission (Jositsch, Mazzone, Stöckli, Zopfi) beantragt, die Petition an die Kommission zurückzuweisen mit dem Auftrag, einen Kommissionsvorstoss auszuarbeiten.

Berichterstattung: Hefti

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Andrea Caroni

Inhalt des Berichtes 1 Inhalt der Petition 2 Stellungnahme des SEM 3 Erwägungen der Kommission

$ 20.2000 255 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 07.03.2021 09:38

1 Inhalt der Petition Durch die Petition werden Parlament und Bundesrat aufgefordert, umgehend Massnahmen zu treffen, damit Bootsflüchtlinge im Mittelmeer gerettet und aufgenommen werden. Hierzu soll sich die Schweiz am Aufbau eines europäisch organisierten und finanzierten zivilen Seerettungssystems beteiligen, sich für eine Verteilung der Geflüchteten unter Beachtung der humanitären und rechtsstaatlichen Grundsätze einsetzen sowie die rechtlichen Grundlagen für eine rasche und dezentrale Aufnahme in der Schweiz schaffen.

2 Stellungnahme des SEM Auf Anfrage der Kommission hat das zuständige Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement (EJPD), vertreten durch das Staatssekretariat für Migration (SEM) zu den Forderungen der Petition wie folgt Stellung genommen:

«1. Die Schweiz soll sich am Aufbau eines europäisch organisierten und finanzierten zivilen Seenotrettungssystems beteiligen. Der Aufbau eines europäisch organisierten und finanzierten zivilen Seenotrettungssystems wurde zwischen den europäischen Staaten in den vergangenen Jahren kontrovers diskutiert und steht aktuell nicht im Vordergrund. Die EU-Mission «EUNAVFOR MED SOPHIA» zur Seenotrettung von Migrantinnen und Migranten und zur Bekämpfung von Schleppernetzwerken im Mittelmeer wurde am 31. Marz 2020 denn auch in die Operation «EUNAVFOR MED IRINI» überführt. Deren Hauptaufgabe ist die Überwachung des UN-Waffenembargos gegen Libyen. Die Bekämpfung des Menschenschmuggels sowie die Ausbildung der libyschen Marine und Küstenwache sind sekundäre Ziele dieser Mission. Die Schweiz fordert in bilateralen Dialogen wie auch auf multilateraler Ebene immer wieder, dass alle im Mittelmeer aktiven staatlichen und nichtstaatlichen Akteure die Prinzipien der Seenotrettung, die Menschenrechte, die Genfer Flüchtlingskonvention und insbesondere das Non-Refoulement-Prinzip vollständig respektieren. Das EJPD engagiert sich zudem auch für den Aufbau von Seenotrettungskapazitäten der Küstenwachen nordafrikanischer Mittelmeeranrainerstaaten. 2. Die Schweiz soll sich für eine Verteilung von Menschen einsetzen, die aus Seenot gerettet werden. Dabei werden humanitäre und rechtsstaatliche Grundsatze eingehalten. Seit mehreren Jahren wird auf EU-Ebene über die Reform des Dublin-Systems und die Einführung eines Verteilmechanismus von Asylsuchenden diskutiert. Die Reform kommt leider kaum voran, weil verschiedene EU-Mitgliedstaaten jeglichen Verteilmechanismus bisher strikt abgelehnt haben. Die EU-Kommission unter Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat für dieses Jahr einen neuen Pakt für Migration und Asyl angekündigt. Damit haben die Diskussionen um die Reformbestrebungen neuen Aufwind erhalten. Die Schweiz spricht sich seit langem für eine nachhaltige Reform des Dublin-Systems aus, die unter anderem auch zu einer gerechteren Verteilung der Verantwortung unter den Staaten führen soll. Im Rahmen dieser Reform setzt sich die Schweiz dafür ein, dass Staaten an der Aussengrenze bei hohem Migrationsdruck entlastet werden. Einer Ad-hoc-Aufnahme von aus Seenot geretteten Migrantinnen und Migranten steht der Bundesrat hingegen skeptisch gegenüber (siehe auch Stellungnahme zu Punkt 3). 3. Der Bundesrat und das Parlament sollen die rechtlichen Grundlagen schaffen, die eine rasche und dezentrale Aufnahme von Bootsflüchtlingen in der Schweiz ermöglichen. Migrantinnen und Migranten, die sich mit Booten auf den Weg nach Europa machen, sind lediglich ein Aspekt einer komplexen globalen Migrationslage. Der Bundesrat ist deshalb überzeugt, dass es eine tragfähige und dauerhafte gesamteuropäische Losung braucht, um das Dublin-System

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20.2000 256 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 07.03.2021 09:38

insgesamt krisenfester zu machen. Das EJPD begrüsst daher die Bestrebungen der EU- Kommission, in naher Zukunft einen breit angelegten Vorschlag vorzulegen. Dieser sollte nach Auffassung des EJPD auch einen Solidaritätsmechanismus enthalten, der insbesondere in Krisensituationen zur Geltung kommen soll. Eine Ad-hoc-Aufnahme von aus Seenot geretteten Migrantinnen und Migranten, bei der weder die Dublin-Kriterien noch die Chancen dieser Personen auf die Gewährung von Asyl berücksichtigt werden, ist hingegen nicht zielführend. Die Probleme werden lediglich verlagert und könnten eine dauerhafte Lösung sogar verzögern. Aus diesen Gründen ist aus Sicht des EJPD die Schaffung einer speziellen rechtlichen Grundlage für die Aufnahme dieser Personengruppe nicht angezeigt.»

3 Erwägungen der Kommission Die Kommission schliesst sich der Einschätzung des EJPD an. Sie unterstützt den Bundesrat in seiner Absicht, durch Resettlement besonders gefährdete Personen aufzunehmen. Dies kann jedoch die Schweiz nicht im Alleingang tun. Voraussetzung dafür ist eine Lösung im gesamteuropäischen Rahmen durch eine Reform des Dublin-Systems, für die sich die Schweiz einsetzt. Bis dahin gilt es, weiterhin eine möglichst wirksame Hilfe vor Ort zu leisten, die zu einer Verringerung der Migrationsbewegungen führt. Aus diesen Gründen beantragt die SPK, der Petition keine Folge zu geben. Eine Kommissionsminderheit beantragt ihrem Rat, die SPK mit der Ausarbeitung eines Kommissionsvorstosses zu beauftragen, der die Anliegen der Petition aufnimmt. Sie teilt die Ansicht der Kommissionsmehrheit, dass eine Reform des europäischen Asylsystems anzustreben ist. Sie ist aber der Meinung dass die Schweiz eigenständig mehr Geflüchtete in Not aufnehmen und dadurch in der europäischen Flüchtlingspolitik eine aktivere Rolle einnehmen solle.

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20.2005 257 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.2005 Petition Operation Datenschutz im Gesundheitswesen

Eingereicht von: Jugendsession 2019 Einreichungsdatum: 20.02.2020 Stand der Beratung: Behandelt vom Ständerat

Kommissionsberichte 01.02.2021 - Staatspolitische Kommission des Ständerates Chronologie

18.03.2021 Ständerat Keine Folge gegeben

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Staatspolitische Kommission NR (SPK-NR) Staatspolitische Kommission SR (SPK-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) 20.2005 258 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 07.03.2021 09:37

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.2005 Petition Jugendsession 2019. Operation Datenschutz im Gesundheitswesen

Bericht der Staatspolitischen Kommission vom 1. Februar 2021

Die Staatspolitische Kommission des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 1. Februar 2021 die von der eidgenössischen Jugendsession 2019 am 20. Februar 2020 eingereichte Petition vorgeprüft.

Die Petition fordert einen Kompetenzausbau des Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten (EDÖB), indem er zumindest Verfügungen erlassen und somit auch Bussen ausstellen kann.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt einstimmig, der Petition keine Folge zu geben, weil sie einen Teil des Anliegens als erfüllt betrachtet und für den nichterfüllten Teil der Petition Prüfarbeiten in Gange sind.

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Andrea Caroni

Inhalt des Berichtes 1 Inhalt der Petition 2 Erwägungen der Kommission

$ 20.2005 259 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 07.03.2021 09:37

1 Inhalt der Petition Die eidgenössische Jugendsession fordert einen Kompetenzausbau des eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten. Er soll zumindest Verfügungen erlassen und somit auch Bussen ausstellen können. Durch die voranschreitende Digitalisierung werde der Datenschutz auch in der Schweiz immer bedeutender. Die Einflussmöglichkeiten des EDÖB seien jedoch stark beschränkt. Deswegen fordert die eidgenössische Jugendsession einen Ausbau der Kompetenzen des EDÖB, damit das Datenschutzgesetz effektiv umgesetzt werden könne.

2 Erwägungen der Kommission Durch das vom Parlament am 25. September 2020 verabschiedete Datenschutzgesetz (nDSG) werden die Kompetenzen des EDÖB wesentlich gestärkt. Der EDÖB erhält mehr Untersuchungsbefugnisse. Konkret kann der EDÖB gemäss Art. 49 Abs. 1 nDSG von Amtes wegen oder auf Anzeige hin eine Untersuchung gegen ein Bundesorgan oder eine private Person eröffnen, wenn genügend Anzeichen bestehen, dass eine Datenbearbeitung gegen die Datenschutzvorschriften verstossen könnte. Art. 50 nDSG erweitert die Instrumente, die dem EDÖB zur Sachverhaltsfeststellung zur Verfügung stehen, für den Fall, dass der Datenbearbeiter (Bundesorgan oder private Person) seinen Mitwirkungspflichten nicht nachkommt. Liegt eine Verletzung von Datenschutzvorschriften vor, so kann der EDÖB gemäss Art. 51 des nDSG Verfügungen aussprechen und nicht bloss wie bis anhin eine Empfehlung erlassen. Dies gilt sowohl bei privaten Datenbearbeitern als auch bei Bundesorganen. Damit wird das erste Anliegen der Jugendsession mit der Totalrevision des DSG erfüllt. Das zweite Anliegen der Petition wurde im Rahmen der Beratung des Datenschutzgesetzes eingehend diskutiert. Der EDÖB wird durch das nDSG nicht ermächtigt direkt Verwaltungssanktionen bzw. Bussen auszusprechen. Hierfür hätte das Verfahren stark ausgebaut werden müssen. Sowohl Bundesrat wie auch das Parlament haben beschlossen, vorläufig am bestehenden System festzuhalten. Aufgrund dieser Diskussionen hat die Staatspolitische Kommission des Nationalrates am 19. Dezember 2018 das Postulat 18.4100 (« Instrument der pekuniären Verwaltungssanktionen») eingereicht. Durch dieses Postulat wird der Bundesrat beauftragt, die Thematik der pekuniären Verwaltungssanktionen umfassend zu vertiefen. Er muss aufzuzeigen, wie für solche Sanktionen nicht nur im Bereich des Datenschutzrechts, sondern für alle betroffenen Rechtsbereiche geeignete Garantien und Verfahren zur Verfügung gestellt werden können. Die Arbeiten in Erfüllung dieses Postulates sind im Gange und es ist vorgesehen, dass der Bundesrat den Bericht in Erfüllung dieses Postulates in der 2. Hälfte des Jahres verabschieden kann. Die Kommission erachtet es als sinnvoll, vorerst diesen Bericht abzuwarten.

Da die Anliegen der Jugendsession mit der Totalrevision des DSG teilweise erfüllt werden bzw. die entsprechenden Arbeiten aufgegleist worden sind, lehnt die Kommission diese Petition ab.

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20.2010 260 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.2010 Petition Präzisierung der Rechte und Pflichten gemäss Kinderrechtskonvention im nationalen Recht

Eingereicht von: Rüst-Hehli Klausfranz Einreichungsdatum: 03.06.2020 Stand der Beratung: Behandelt vom Ständerat

Kommissionsberichte 02.02.2021 - Staatspolitische Kommission des Ständerates Chronologie

18.03.2021 Ständerat Keine Folge gegeben

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Staatspolitische Kommission NR (SPK-NR) Staatspolitische Kommission SR (SPK-SR) 20.2010 261 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 07.03.2021 09:37

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.2010 Petition Rüst-Hehli Klausfranz. Präzisierung der Rechte und Pflichten gemäss Kinderrechtskonvention im nationalen Recht

Bericht der Staatspolitischen Kommission vom 2. Februar 2021

Die Staatspolitische Kommission des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 2. Februar 2021 die von Rüst-Hehli Klausfranz am 3. Juni 2020 eingereichte Petition vorberaten.

Die Petition verlangt zu prüfen, ob gewisse Bestimmungen der UN-Kinderrechtskonvention im nationalen Recht zu konkretisieren sind.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme der Petition keine Folge zu geben.

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Andrea Caroni

Inhalt des Berichtes 1 Inhalt der Petition 2 Stellungnahme des BJ 3 Erwägungen der Kommission

$ 20.2010 262 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 07.03.2021 09:37

1 Inhalt der Petition Mit der Petition wird das Parlament aufgefordert zu prüfen, inwiefern gewisse Bestimmungen, insbesondere die vier Grundprinzipien (Art. 2, 3, 6 und 12) des Übereinkommens über die Rechte des Kindes vom 20. November 1989 (Kinderrechtskonvention, KRK), einer Konkretisierung und Präzisierung der Rechte und Pflichten im nationalen Recht bedürfen. Die Praxis von Bundesgericht und Bundesverwaltungsgericht zeige Gesetzgebungsbedarf insbesondere bezüglich Asylgesetz, Ausländer- und Integrationsgesetz sowie Verwaltungsverfahrensgesetz auf.

2 Stellungnahme des BJ Auf Anfrage der Kommission hat das zuständige Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement (EJPD), vertreten durch das Bundesamt für Justiz (BJ), zu den Forderungen der Petition wie folgt Stellung genommen:

«Mit dem lnkrafttreten der KRK für die Schweiz wurde die KRK Bestandteil der Schweizer Rechtsordnung und erlangte automatisch innerstaatliche Geltung (sog. monistisches System). Die Normen der KRK müssen daher von allen Staatsorganen eingehalten und angewendet werden. Von der innerstaatlichen Geltung ist die unmittelbare Anwendbarkeit der Normen der KRK zu unterscheiden. Das Bundesgericht bejahte beispielsweise die direkte Anwendbarkeit von Art. 12 KRK (BGE 12411190, E. 3a; BGE 1331286, E. 3.2) und verneinte sie für die Art. 2 und 3 Abs. 1 KRK (BGE 14311, E. 1.3; Urteil 9C_833/2018 vom 21. Februar 2019, E. 2.2). Neben der KRK finden sich das Diskriminierungsverbot, das Kindeswohl, der Anspruch auf rechtliches Gehör und das Recht auf Leben auch im nationalen Recht wieder (siehe für detailliertere Informationen den 5. und 6. Bericht der Schweiz zum UNO-Übereinkommen über die Rechte des Kindes, 18.Dezember 2020, §§ 51, 60, 67 ff.).

Verbot der Diskriminierung (Art. 2 KRK) ln seinem Bericht vom 25. Mai 2016 in Erfüllung des Postulats Naef 12.3543 vom 14. Juni 2012 «Recht auf Schutz vor Diskriminierung» kommt der Bundesrat zum Schluss, dass das Schweizer Recht ausreichenden Schutz vor Diskriminierung bietet und dass sich Opfer von Diskriminierungen mit den vorhandenen Rechtsinstrumenten zur Wehr setzen können. Der Bundesrat erklärte sich bereit, gewisse der Empfehlungen des Schweizerischen Kompetenz• Zentrums für Menschenrechte (SKMR) vertieft zu prüfen und beschloss, einige Empfehlungen im Rahmen der Gesetzesarbeiten umzusetzen.

Kindeswohl (Art. 3 Abs. 1 KRK) Nach der allgemeinen Bemerkung Nr. 14 (2013) des Kinderrechtsausschusses kommt dem Kindeswohl eine dreifache Bedeutung zu: (1) Es ist zunächst ein subjektives Recht. (2) Es handelt sich ausserdem um eine Verfahrensregel. (3) Schliesslich wird damit ein Auslegungs-grundsatz aufgestellt. Diese Prinzipien gelten ohne Einschränkung auch in der Schweiz (siehe Stellungnahme des Bundesrates vom 15.05.2019 zur Interpellation 19.3184 Vogler «Begriff des Kindeswohls», Antwort zur Frage 2; 5. und 6. Bericht der Schweiz zum UNO• Übereinkommen über die Rechte des Kindes, § 60). ln einem Asyl- und Wegweisungsentscheid müssen die eingeholten Informationen unter dem vorrangigen Gesichtspunkt des Kindeswohls gewürdigt werden. Ein Leistungsanspruch lässt sich Art. 3 Abs. 1 KRK gemäss Bundesgericht jedoch nicht entnehmen (BGE 136 1297, E. 8.2; siehe dazu auch BBI 2016, 217, 228). Das Bundesgericht versteht die vorrangige Berücksichtigung des Kindeswohls als Leitgedanken, als eine lnterpretationsmaxime, die bei Erlass und Auslegung

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20.2010 263 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 07.03.2021 09:37

der Gesetze zu beachten ist (BGE 136 1 297, E. 8.2; BBI 1994 V 1, 26). Das «Kindeswohl im Asyl- und Ausländerrecht» bildet im Übrigen Gegenstand des Postulats 20.4421 Marti Samira von 8. Dezember 2020, zu welchem der Bundesrat noch nicht Stellung genommen hat.

Recht auf Leben (Art. 6 KRK) Der Bundesrat hielt in seiner Botschaft zum Beitritt zur KRK fest, dass das Recht auf Leben eines der zentralsten Menschenrechte ist und zu den notstandsfesten, zwingenden Normen des Völkerrechts gehört (BBI 1994 V 1, 27). Das Recht auf Leben ist in der Schweizer Rechtsordnung verschiedentlich verankert. inwiefern ein Gesetzgebungsbedarf in Zusammenhang mit dem Recht auf Leben besteht, wird in der Petition nicht näher dargelegt.

Recht des Kindes auf Partizipation (Art. 12 KRK) ln seinem Bericht vom 2. September 2020 in Erfüllung des Postulats 14.3382 WBK-N «Das Recht des Kindes auf Anhörung. Bilanz der Umsetzung von Artikel 12 der Kinderrechtskonvention in der Schweiz» (S. 20) ist der Bundesrat zum Schluss gekommen, dass das Verbesserungspotenzial bei der Umsetzung des Partizipationsrechts des Kindes in der Schweiz nicht primär auf Stufe der Gesetze auszumachen ist, sondern vor allem bei der Information und Sensibilisierung der betroffenen Kreise. Was das Asylverfahren betrifft, so verfügen seit März 2019 alle Asylsuchenden über eine Rechtsvertretung (Art. 102f bis 102h Asylgesetz vom 26. Juni 1998 [AsylG; SR 142.31]), die auch die Interessen der (begleiteten und unbegleiteten) minderjährigen Asylsuchenden vertritt und jederzeit auf die Asylgründe derselben oder sie betreffende Wegweisungshindernisse hinweisen kann. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) wird nun zusätzlich auch die Eltern als die gesetzlichen Vertreter der minderjährigen Kinder explizit auffordern, die Sicht ihrer Kinder darzulegen. Sollten diese eigene Asylgründe haben, werden sie wie bisher persönlich angehört. Eine systematische direkte Anhörung von teilweise noch sehr kleinen Kindern erachtet das SEM hingegen als nicht zielführend. Schliesslich können Individuen, die eine Verletzung ihrer Rechte aus der KRK durch die Schweiz geltend machen, seit Juli 2017 eine Mitteilung beim UN- Kinderrechtsausschuss einreichen. So hat der UN-Kinderrechtsausschuss in seiner Auffassung zur Mitteilung V.A. E.A. und UA. gegen die Schweiz vom 28. September 2020, Nr. 56/2018, beispielsweise eine Verletzung der Art. 3 und 12 KRK infolge der unterlassenen unmittelbaren Anhörung der Kinder im Asylverfahren festgestellt.»

3 Erwägungen der Kommission Die Kommission teilt die Einschätzung des BJ und sieht keinen gesetzgeberischen Handlungsbedarf. Sie lehnt die Petition aus diesem Grund ab.

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20.2011 264 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.2011 Petition Änderung des Ausweisgesetzes

Eingereicht von: Meier Daniel Einreichungsdatum: 28.06.2020 Stand der Beratung: Behandelt vom Ständerat

Kommissionsberichte 02.02.2021 - Staatspolitische Kommission des Ständerates Chronologie

18.03.2021 Ständerat Keine Folge gegeben

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Staatspolitische Kommission NR (SPK-NR) Staatspolitische Kommission SR (SPK-SR) 20.2011 265 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 07.03.2021 09:36

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.2011 Petition Meier Daniel. Änderung des Ausweisgesetzes

Bericht der Staatspolitischen Kommission vom 2. Februar 2021

Die Kommission hat an ihrer Sitzung vom 2. Februar die von Daniel Meier am 28. Juni 2020 eingereichte Petition vorberaten.

Mit der Petition wird angeregt, das Ausweisgesetz so zu ändern, dass in amtlichen Ausweisschriften für Personen mit Schweizer Bürgerrecht die Angabe des Geburtsortes anstelle des Heimatortes vorgesehen wird.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt ohne Gegenantrag, der Petition keine Folge zu geben, weil sie das Anliegen der Petition ablehnt.

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Andrea Caroni

Inhalt des Berichtes 1 Inhalt der Petition 2 Stellungnahme des fedpol 3 Erwägungen der Kommission

$ 20.2011 266 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 07.03.2021 09:36

1 Inhalt der Petition Mit der Petition wird das Parlament aufgefordert zu prüfen, ob das Bundesgesetz vom 22. Juni 2001 über die Ausweise für Schweizer Staatsangehörige (Ausweisgesetz, AwG) so geändert werden soll, dass der Heimatort durch den Geburtsort ersetzt oder das Gesetz in eine anderweitige, in eine ähnliche Richtung gehende Weise geändert wird. Die gegenwärtige Regelung sei der internationalen Mobilität hinderlich, weil gemäss internationalen Richtlinien in Ausweisschriften stets der Geburtsort verlangt werde. Die in Schweizer Ausweisschriften vorgesehene Nennung des Heimatortes- und Heimatkantons behindere deshalb insbesondere Auslandschweizerinnen und -schweizer oftmals bei Behördengängen im Ausland, weil sie diese Besonderheit immer wieder erklären müssten. Zudem sei durch die geltende Regelung auch die Inanspruchnahme von Dienstleistungen im Ausland oder der Geschäftsverkehr im Internet nur beschränkt möglich.

2 Stellungnahme des fedpol Auf Anfrage der Kommission hat das zuständige Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement, vertreten durch das Bundesamt für Polizei (fedpol), wie folgt Stellung genommen:

«In Schweizer Ausweisdokumenten wurde bisher immer der Heimatort eingetragen. Mit der Einführung des neuen Passes und dem Ausweisgesetz (SR 143.1) 2001 wurde die Frage intensiv diskutiert, ob in Pass und Identitätskarten der Heimatort oder Geburtsort eingetragen werden soll. Der damalige Vernehmlassungsentwurf für das neue Ausweisgesetz sah vor, dass inskünftig der Geburtsort in den Ausweisen aufgeführt werden soll. Gestützt auf die Ergebnisse der Vernehmlassung wurde im definitiven Entwurf wieder der Heimatort aufgenommen. Begründet wurde dies in der Botschaft des Bundesrates mit einer starken emotionalen und traditionellen Bindung der Schweizerinnen und Schweizer an den Heimatort und dass dieser im Geschäftsverkehr und Rechtssystem der Schweiz gebräuchlich ist. Zudem wurde argumentiert, dass die Aufführung des Geburtsortes zu Problemen führen könnte, denn ein im Ausland gelegener Geburtsort einer Schweizer Bürgerin oder eines Schweizer Bürgers könnte die Einreise in ein Drittland erschweren oder gar verunmöglichen. Der Umstand, dass international nur der Geburtsort verwendet wird und deshalb die Nennung des Heimatortes bei einer Prüfung der Identität durch ausländische Behörden zu Problemen führen könnte, wurde in der Botschaft thematisiert, aber als nicht ins Gewicht fallend und nicht stichhaltig bewertet (vgl. zum Ganzen BBl 2002 4758). Seit 2002 sehen wir eine Zunahme von Gemeindefusionen, welche oft zu neuen Heimatorten führen. Wenn zum Beispiel vier Gemeinden zu einer neuen Gemeinde fusionieren, kommt es vor, dass auch vier neue Heimatorte kreiert werden (neuer Gemeindenamen bei dem in Klammer der alte Ort angefügt wird). Dies zeigt zum einen, dass der Heimatort offenbar auch heute noch eine Bedeutung hat, führt aber auch dazu, dass bei Neuausstellungen von Ausweisen für Schweizerinnen und Schweizern der Heimatort wechselt. Es liegt auf der Hand, dass dies bei der Prüfung der Identität durch ausländische Behörden oder im Geschäftsverkehr zu Problemen führen kann.

Seit 2002 wurde die Frage, ob in den Schweizer Ausweisen statt des Heimatortes der Geburtsort aufgeführt werden soll, nicht mehr explizit geprüft. Die in der Petition genannten Probleme sind nachvollziehbar und international ist die Nennung eines Ortes in Ausweispapieren nicht vorgeschrieben. Aus diesen Gründen schlägt fedpol vor, im Auftrag Ihrer Kommission weitere Abklärungen durchzuführen. Im Auftrag Ihrer Kommission würde fedpol bei den Kantonen und weiteren betroffenen Stellen abklären, ob in Schweizer Ausweisen der Heimatort durch den Geburtsort ersetzt oder gar auf die Nennung eines Ortes ganz verzichtet werden soll. Gestützt auf

2

20.2011 267 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 07.03.2021 09:36

die Ergebnisse dieser Abklärungen könnte gegebenenfalls entweder durch den Bundesrat oder durch das Parlament eine Anpassung des Ausweisgesetzes angestossen werden.»

3 Erwägungen der Kommission Die Kommission lehnt das Anliegen der Petition ab, weil sie die emotionale traditionelle Bindung an den Heimatort höher gewichtet als die Nachteile, die sich durch diese Regelung im Ausland in gewissen Fällen ergeben mögen. Die Kommission hat als Variante eine Nennung von Heimatort und Geburtsort erwogen, diese jedoch verworfen, weil eine solche Lösung die Situation nicht klären, sondern im Gegenteil für noch mehr Verwirrung sorgen würde. Zudem sei auf den bestehenden Dokumenten kein Platz hierfür. Die vom fedpol vorgeschlagenen Abklärungen bei den Kantonen und weiteren betroffenen Stellen erachtet die SPK daher nicht für angezeigt. Aus diesen Gründen beantragt die SPK ihrem Rat, der Petition keine Folge zu geben.

3

20.2016 268 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.2016 Petition Kulturverein der Aserbaidschaner in der Schweiz. Stopp den armenischen Angriffen

Eingereicht von: Association culturelle des Azerbaïdjanais en Suisse Einreichungsdatum: 04.08.2020 Stand der Beratung: Erledigt

Kommissionsberichte 16.02.2021 - Aussenpolitische Kommission des Nationalrates 11.01.2021 - Aussenpolitische Kommission des Ständerates Chronologie

18.03.2021 Ständerat Keine Folge gegeben 19.03.2021 Nationalrat Keine Folge gegeben

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Aussenpolitische Kommission NR (APK-NR) Aussenpolitische Kommission SR (APK-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) 20.2016 269 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 07.03.2021 09:35

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.2016 Petition Kulturverein der Aserbaidschaner in der Schweiz. Stopp den armenischen Angriffen

Bericht der Aussenpolitischen Kommission vom 11. Januar 2021

Die Aussenpolitische Kommission des Ständerates (APK-S) hat an ihrer Sitzung vom 11. und 12. Januar 2021 die vom Kulturverein der Aserbaidschaner in der Schweiz am 4. August 2020 eingereichte Petition vorberaten.

Die Petition verlangt, dass der Bundesrat die am 12. Juli 2020 begonnenen Militäroperationen Armeniens gegen Aserbaidschan verurteilt und die armenische Regierung zur Umsetzung der Resolutionen der Vereinten Nationen ermahnt.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Petition keine Folge zu geben.

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Damian Müller

Inhalt des Berichtes 1 Inhalt der Petition 2 Erwägungen der Kommission

$ 20.2016 270 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 07.03.2021 09:35

1 Inhalt der Petition Die Petentinnen und Petenten rufen die Schweizer Behörden dazu auf, die militärischen Operationen Armeniens gegen Aserbaidschan zu verurteilen – in der Hoffnung, dass so die Situation in der Region entschärft wird und die territoriale Integrität Aserbaidschans gewahrt bleibt. Sie verlangen insbesondere die Umsetzung der Resolutionen des Sicherheitsrates und der Generalversammlung der Vereinten Nationen, den Rückzug sämtlicher in Aserbaidschan stationierten armenischen Streitkräfte und die Rückkehr der vertriebenen Aserbaidschanerinnen und Aserbaidschaner.

2 Erwägungen der Kommission Die Kommission ist besorgt über die militärische Eskalation ab dem Sommer 2020. Die APK-S spricht sich für eine diplomatische Lösung aus, die mit den Grundsätzen des Völkerrechts vereinbar ist und einen gerechten und dauerhaften Frieden zwischen den beiden Ländern gewährleistet. Deshalb fordert sie den Bundesrat auf, sich weiterhin um den Abbau von Spannungen, die Verhinderung weiterer Gewalt und eine friedliche Lösung des Konflikts zu bemühen und Initiativen zu unterstützen, die solche Bestrebungen fördern und Vertrauen zwischen den Konfliktparteien schaffen. In den Augen der Kommission muss der Dialog zwischen den einzelnen Akteuren unbedingt weitergeführt werden, da es keine Alternative zu einer politischen Lösung des Konflikts gibt.

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20.2020 271 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.2020 Petition Freigabe und Rückerstattung von Geldern aus Indonesien

Eingereicht von: Jonathan Levy Einreichungsdatum: 17.08.2020 Stand der Beratung: Erledigt

Kommissionsberichte 16.02.2021 - Aussenpolitische Kommission des Nationalrates 11.01.2021 - Aussenpolitische Kommission des Ständerates Chronologie

18.03.2021 Ständerat Keine Folge gegeben 19.03.2021 Nationalrat Keine Folge gegeben

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Aussenpolitische Kommission NR (APK-NR) Aussenpolitische Kommission SR (APK-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) 20.2020 272 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 07.03.2021 09:34

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.2020 Petition Jonathan Levy. Freigabe und Rückerstattung von Geldern aus Indonesien

Bericht der Aussenpolitischen Kommission vom 11. Januar 2021

Die Aussenpolitische Kommission des Ständerates (APK-S) hat an ihrer Sitzung vom 11. und 12. Januar 2021 die von Jonathan Levy am 6. August 2020 eingereichte Petition vorberaten.

Die Petition verlangt die Freigabe und Rückerstattung von Geldern und Gütern, die während der Regime von Sukarno und Suharto aus Indonesien in die Schweiz kamen, an die Berechtigten – u. a. an AM Trust – sowie weitere Massnahmen.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Petition keine Folge zu geben.

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Damian Müller

Inhalt des Berichtes 1 Inhalt der Petition 2 Erwägungen der Kommission

$ 20.2020 273 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 07.03.2021 09:34

1 Inhalt der Petition Der Petent verlangt namentlich: - die Freigabe der Vermögenswerte von Adam Malik, dem indonesischen Vizepräsidenten unter dem Suharto-Regime, an AM Trust; - die Bildung einer unabhängigen Expertenkommission zur Klärung der Frage, wo sich die indonesischen Gelder aus den Zeiten von Sukarno und Suharto befinden, sowie der Frage, auf welche Mittel die Schweizer Regierung zurückgreifen könnte.

2 Erwägungen der Kommission Die APK-S betont, dass für die vom Petenten verlangte Rückerstattung von Geldern weder die Regierung noch das Parlament zuständig ist. Aufgrund der Gewaltenteilung darf das Parlament, das mit dieser Petition angerufen wird, hier nicht eingreifen – über Streitfälle zwischen Privaten haben die Gerichte zu befinden. Ausserdem sieht die Kommission keinen Grund für die Bildung einer Expertenkommission.

2

20.300 274 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.300 Standesinitiative Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien. Umfassende Infor- mation der Kantone zur Ermöglichung einer zweckdienlichen Stellungnahme

Eingereicht von: Tessin Einreichungsdatum: 21.01.2020 Stand der Beratung: Vorprüfung - Behandelt vom Ständerat

Eingereichter Text Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung reicht der Kanton Tessin folgende Standesinitiative ein: Artikel 16 ("Genehmigung der Prämientarife") des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (Krankenversicherungsaufsichtsgesetz, KVAG; SR 832.12) ist in Absatz 6 wie folgt zu ergänzen: 6 Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und zu den für ihren Kanton vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden. Begründung Durch den jüngsten Beschluss der Aufsichtsbehörde, d.h. des BAG, den Kantonen von 2019 an zu Analysezwecken keine Prämiendaten mehr zu liefern, ist die Rolle der Kantone im Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, die sowieso lediglich in einer Stellungnahme gegenüber dem BAG besteht, weiter massiv eingeschränkt worden. Das BAG rechtfertigt seine restriktive Haltung mit dem aktuellen Wortlaut von Artikel 16 Absatz 6 KVAG, welcher die Stellungnahme der Kantone auf den Kostenaspekt begrenzt. Auf der Grundlage von Teilinformationen, die kein komplettes Bild der Kosten- und Prämiensituation liefern, ist es den Kantonen nicht möglich, zweckdienlich Stellung zu nehmen und die Aufsichtsbehörde bei der Wahrnehmung ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbewertung untrennbar miteinander verbunden sind, da Kosten und Prämien in direktem Zusammenhang stehen und die Prämien den Löwenanteil der Gesundheitskosten der Bürgerinnen und Bürger ausmachen. Deshalb ist es eben gerade die Bewertung der von den einzelnen Krankenversicherern vorgeschlagenen Prämientarife, dieden wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahme darstellt. Der Kanton kann nach der Analyse der Gesamtkosten und der Kosten der einzelnen Kassen einschätzen, welche Prämienvorschläge plausibel und welche zu hoch oder zu niedrig erscheinen, seine Einschätzung begründen und Änderungen empfehlen. Allgemein ist der Kanton Tessin, der über die Jahre umfassende Kompetenzen in diesem Bereich erworben hat, der Auffassung, dass die Aufsichtsrolle der Kantone von grosser Bedeutung ist, weshalb an dieser festgehalten oder diese sogar gestärkt werden sollte. Angesichts der volkswirtschaftlichen Bedeutung der sozialen Krankenversicherung bedarf es unbedingt einer demokratischen Kontrolle nicht nur durch den Bund, sondern auch durch die Kantone. Diese kennen die eigene gesundheitspolitische Lage am besten, verfügen über fundierte Kenntnisse und tragen Verantwortung für die Gesundheitsversorgung ihrer Bevölkerung, gegenüber der sie auch Rechenschaft abzulegen haben. Mit der beantragten Gesetzesänderung soll der Wortlaut der früheren Artikel 61 Absatz 5 und 21a KVG, welche mit dem Inkrafttreten des Aufsichtsgesetzes gestrichen wurden, wiederaufgenommen werden. Die Aufnahme dieses Gesetzes in das KVG per 1. Juli 1999 war im Übrigen vom Kanton Tessin unterstützt worden. Kommissionsberichte 22.02.2021 - Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates 20.300 275 Ständerat Frühjahrssession 2021

Chronologie

08.03.2021 Ständerat Folge gegeben

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR (SGK-NR) Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.300 276 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 12:26

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.300 s Kt. Iv. TI. Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien. Umfassende Information der Kantone zur Ermöglichung einer zweckdienlichen Stellungnahme

20.304 s Kt. Iv. GE. Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien. Umfassende Information der Kantone zur Ermöglichung einer zweckdienlichen Stellungnahme

20.330 s Kt. Iv. JU. Stärkerer Einbezug der Kantone bei der Genehmigung der Prämientarife

20.333 s Kt. Iv. FR. Den Kantonen mehr Mitspracherecht

21.300 s Kt. Iv. NE. Mehr Mitsprache für die Kantone

Bericht der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit vom 22. Februar 2021

Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 22. Februar 2021 die Standesinitiativen der Kantone Tessin (eingereicht am 23. Januar 2020), Genf (eingereicht am 24. Januar 2020), Jura (eingereicht am 7. September 2020), Freiburg (eingereicht am 15. Oktober 2020) und Neuenburg (eingereicht am 16. Dezember 2020) vorgeprüft.

Die Standesinitiativen verlangen, dass das Krankenversicherungsaufsichtsgesetz (KVAG; SR 832.12) dahingehend geändert wird, dass die Kantone vor der Genehmigung der Prämientarife nicht nur zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten, sondern auch zu den für ihren Kanton vorgesehenen Tarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen können.

$ 20.300 277 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 12:26

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 7 zu 4 Stimmen bei 1 Enthaltung, den Initiativen keine Folge zu geben.

Die Kommissionsminderheit (Carobbio Guscetti, Graf Maya, Rechsteiner Paul, Stöckli) beantragt, den Initiativen Folge zu geben.

Berichterstattung: Dittli

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Paul Rechsteiner

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Erwägungen der Kommission

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20.300 278 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 12:26

1 Text und Begründung

1.1 Text [20.300] Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung reicht der Kanton Tessin folgende Standesinitiative ein: Artikel 16 ("Genehmigung der Prämientarife") des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (Krankenversicherungsaufsichtsgesetz, KVAG; SR 832.12) ist in Absatz 6 wie folgt zu ergänzen: 6 Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und zu den für ihren Kanton vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

[20.304] Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung reicht der Kanton Genf folgende Standesinitiative ein: Artikel 16 ("Genehmigung der Prämientarife") des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (Krankenversicherungsaufsichtsgesetz, KVAG; SR 832.12) ist in Absatz 6 wie folgt zu ergänzen: 6 Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und zu den für ihren Kanton vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

[20.330] Das jurassische Parlament fordert die Bundesversammlung auf, in Artikel 16 Absatz 6 des Krankenversicherungsaufsichtsgesetzes (KVAG) vorzusehen, dass die Kantone von den Krankenkassen sämtliche Informationen einholen können, welche sie benötigen, um im Verfahren zur Genehmigung der Prämientarife der Krankenversicherer angemessen Stellung nehmen zu können. Der Wortlaut des besagten Absatzes soll neu wie folgt lauten: Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und zu den für ihren Kanton vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

[20.333] Die Bundesbehörden werden eingeladen, Artikel 16 Abs. 6 des Bundesgesetzes betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung vom 26. September 2014 (KVAG; SR 832.12) wie folgt zu ändern: Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und den vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

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20.300 279 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 12:26

[21.300] In Ausübung seines Initiativrechtes auf Bundesebene beantragt der Grosse Rat des Kantons Neuenburg der Bundesversammlung, Artikel 16 Absatz 6 ("Genehmigung der Prämientarife") des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (KVAG) wie folgt zu ergänzen: 6 Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

1.2 Begründung [20.300] Durch den jüngsten Beschluss der Aufsichtsbehörde, d.h. des BAG, den Kantonen von 2019 an zu Analysezwecken keine Prämiendaten mehr zu liefern, ist die Rolle der Kantone im Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, die sowieso lediglich in einer Stellungnahme gegenüber dem BAG besteht, weiter massiv eingeschränkt worden. Das BAG rechtfertigt seine restriktive Haltung mit dem aktuellen Wortlaut von Artikel 16 Absatz 6 KVAG, welcher die Stellungnahme der Kantone auf den Kostenaspekt begrenzt. Auf der Grundlage von Teilinformationen, die kein komplettes Bild der Kosten- und Prämiensituation liefern, ist es den Kantonen nicht möglich, zweckdienlich Stellung zu nehmen und die Aufsichtsbehörde bei der Wahrnehmung ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbewertung untrennbar miteinander verbunden sind, da Kosten und Prämien in direktem Zusammenhang stehen und die Prämien den Löwenanteil der Gesundheitskosten der Bürgerinnen und Bürger ausmachen. Deshalb ist es eben gerade die Bewertung der von den einzelnen Krankenversicherern vorgeschlagenen Prämientarife, dieden wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahme darstellt. Der Kanton kann nach der Analyse der Gesamtkosten und der Kosten der einzelnen Kassen einschätzen, welche Prämienvorschläge plausibel und welche zu hoch oder zu niedrig erscheinen, seine Einschätzung begründen und Änderungen empfehlen. Allgemein ist der Kanton Tessin, der über die Jahre umfassende Kompetenzen in diesem Bereich erworben hat, der Auffassung, dass die Aufsichtsrolle der Kantone von grosser Bedeutung ist, weshalb an dieser festgehalten oder diese sogar gestärkt werden sollte. Angesichts der volkswirtschaftlichen Bedeutung der sozialen Krankenversicherung bedarf es unbedingt einer demokratischen Kontrolle nicht nur durch den Bund, sondern auch durch die Kantone. Diese kennen die eigene gesundheitspolitische Lage am besten, verfügen über fundierte Kenntnisse und tragen Verantwortung für die Gesundheitsversorgung ihrer Bevölkerung, gegenüber der sie auch Rechenschaft abzulegen haben. Mit der beantragten Gesetzesänderung soll der Wortlaut der früheren Artikel 61 Absatz 5 und 21a KVG, welche mit dem Inkrafttreten des Aufsichtsgesetzes gestrichen wurden, wiederaufgenommen werden. Die Aufnahme dieses Gesetzes in das KVG per 1. Juli 1999 war im Übrigen vom Kanton Tessin unterstützt worden.

[20.304] Durch den jüngsten Beschluss der Aufsichtsbehörde, d.h. des BAG, den Kantonen von 2019 an zu Analysezwecken keine Prämiendaten mehr zu liefern, ist die Rolle der Kantone im Verfahren zur

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20.300 280 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 12:26

Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, die sowieso lediglich in einer Stellungnahme gegenüber dem BAG besteht, weiter massiv eingeschränkt worden. Das BAG rechtfertigt seine restriktive Haltung mit dem aktuellen Wortlaut von Artikel 16 Absatz 6 KVAG, welcher die Stellungnahme der Kantone auf den Kostenaspekt begrenzt. Auf der Grundlage von Teilinformationen, die kein komplettes Bild der Kosten- und Prämiensituation liefern, ist es den Kantonen nicht möglich, zweckdienlich Stellung zu nehmen und die Aufsichtsbehörde bei der Wahrnehmung ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbewertung untrennbar miteinander verbunden sind, da Kosten und Prämien in direktem Zusammenhang stehen und die Prämien den Löwenanteil der Gesundheitskosten der Bürgerinnen und Bürger ausmachen. Deshalb ist es eben gerade die Bewertung der von den einzelnen Krankenversicherern vorgeschlagenen Prämientarife, die den wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahme darstellt. Der Kanton kann nach der Analyse der Gesamtkosten und der Kosten der einzelnen Kassen einschätzen, welche Prämienvorschläge plausibel und welche zu hoch oder zu niedrig erscheinen, seine Einschätzung begründen und Änderungen empfehlen. Allgemein ist der Kanton Genf, der über die Jahre umfassende Kompetenzen in diesem Bereich erworben hat, der Auffassung, dass die Aufsichtsrolle der Kantone von grosser Bedeutung ist, weshalb an dieser festgehalten oder diese sogar gestärkt werden sollte. Angesichts der volkswirtschaftlichen Bedeutung der sozialen Krankenversicherung bedarf es unbedingt einer demokratischen Kontrolle nicht nur durch den Bund, sondern auch durch die Kantone. Diese kennen die eigene gesundheitspolitische Lage am besten, verfügen über fundierte Kenntnisse und tragen Verantwortung für die Gesundheitsversorgung ihrer Bevölkerung, gegenüber der sie auch Rechenschaft abzulegen haben. Mit der beantragten Gesetzesänderung soll der Wortlaut der früheren Artikel 61 Absatz 5 und 21a KVG, welche mit dem Inkrafttreten des Aufsichtsgesetzes gestrichen wurden, wiederaufgenommen werden.

[20.330] Die Kantone kennen die Gesundheitsleistungen, die auf ihrem Kantonsgebiet erbracht werden, und müssen gegenüber der Bevölkerung die Verantwortung dafür tragen. Seit mehreren Jahren jedoch liefert ihnen das BAG nicht mehr die benötigten Informationen über die Prämientarife. Deshalb müssen die Kantone die Informationen, die ihnen das BAG nicht geben will, direkt bei den Versicheren einholen. Das Bundesamt hat den Versicherern allerdings mitgeteilt, dass sie künftig auf diese Praxis verzichten sollen, da sie den Bestimmungen des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (SR 832.12, KVAG) zuwiderliefe. Die Kantone können die Prämientarife somit nicht mehr prüfen und gegebenenfalls nötige Anpassungen vorschlagen - weder direkt gegenüber den Versicherern noch gegenüber dem BAG. Auch werden sie nicht über die finanzielle Situation der in ihrem Kanton tätigen Versicherer informiert.

[20.333] 1. Einleitung Der Kanton Freiburg unterbreitet der Bundesversammlung drei Standesinitiativen zu Änderungen des Bundesgesetzes betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung vom 26. September 2014 (KVAG). Alle drei Initiativen zielen auf angemessenere Krankenversicherungsprämien im Vergleich zu den Kosten der Leistungen ab, die sie abdecken. Ausgehend vom Kanton Tessin haben mehrere andere Kantone beschlossen oder sind daran zu beschliessen, gleichlautende Initiativen einzureichen.

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20.300 281 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 12:26

Zusammengefasst will die erste Initiative den Kantonen wieder ermöglichen, sich treffend und abgestützt auf vollständige Informationen zu den von den Versicherern für ihr Gebiet vorgeschlagenen Prämientarifen zu äussern. Die zweite Initiative legt eine Schwelle fest, ab welcher Reserven als übermässig gelten und von den Versicherern abzubauen sind. Die dritte Initiative bezweckt eine systematische Korrektur zu hoher Prämieneinnahmen, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. 2. Erläuterung Im Genehmigungsverfahren der Prämien haben die Kantone lediglich die Möglichkeit, vor der Genehmigung des Prämientarifs gegenüber der Aufsichtsbehörde Stellung zu nehmen. Diese ohnehin bereits sehr kleine Rolle wurde im Laufe der Zeit immer stärker eingeschränkt. Zudem hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) beschlossen, den Kantonen ab 2019 für Analysezwecke keine Daten zu den Prämien mehr zu übermitteln. Das BAG rechtfertigt seine restriktive Haltung genau durch den aktuellen Wortlaut von Artikel 16 Abs. 6 KVAG, der die kantonale Meinung zum Kostenaspekt einschränkt. Für die Kantone ist es unmöglich, basierend auf partiellen Informationen zu Kosten und Prämien treffende und aussagekräftige Beobachtungen zu formulieren und die Aufsichtsbehörde in ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbeurteilung untrennbar verbunden sind und letztere als direkte Folge das Schlüsselelement der Gesundheitsausgaben der Bürgerinnen und Bürger darstellt. Eine solche Prämienbeurteilung wird von verschiedenen Krankenversicherern vorgeschlagen und bildet den wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahmen. Nach Beurteilung der Gesamtkosten und der Kosten jedes Krankenversicherers bezeichnet der Kanton die Prämien, die er für plausibel, zu hoch oder zu tief hält, erklärt die Gründe dafür und empfiehlt Korrekturen. Allgemeiner formuliert: Gemäss dem Kanton Freiburg, der über die Jahre Kompetenzen in diesem Bereich entwickelt hat, ist die von den Kantonen übernommene, aufrechterhaltene und gar verstärkte Aufsichtsrolle sehr wichtig. Da die Krankenversicherung zur Volkswirtschaft gehört, ist eine demokratische Kontrolle unabdingbar, und zwar nicht nur seitens Bund, sondern auch seitens der Kantone. Denn sie kennen ihre Realitäten im Gesundheitsbereich am besten; sie verfügen über wichtige Kompetenzen, tragen die Verantwortung und die Kosten für die Sicherstellung der Versorgung ihrer Bevölkerung, der sie Rechenschaft schuldig sind. Die vorliegende Änderung bezweckt die Wiederherstellung des Wortlauts der ehemaligen Artikel 61 Abs. 5 und Artikel 21a Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG), die mit dem Inkrafttreten des KVAG aufgehoben wurden. 3. Schlussfolgerung Drei Jahre nach Inkrafttreten des Krankenversicherungsaufsichtsgesetzes gibt es offensichtlich gewisse Missverhältnisse und Lücken, die verhindern, dass das ohnehin komplexe System zur Festlegung der Krankenversicherungsprämien optimal funktioniert. Es ist deshalb unumgänglich, dass die die Kantone im Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien mitreden können, dies sowohl hinsichtlich ihrer Kompetenzen und Kenntnisse der Realitäten vor Ort, als auch ihrer Informationspflicht gegenüber der Bevölkerung. Gleichzeitig müssen die Prämien den Kosten bestmöglich entsprechen - sei es nur schon angesichts der grossen finanziellen Last für die Bürgerinnen und Bürger -, um die übermässige Anhäufung von Reserven durch entschlossenes und rasches Handeln zu vermeiden.

[21.300] Vor dem Inkrafttreten des KVAG sahen Artikel 61 Absatz 5 und Artikel 21a des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG) vor, dass die Kantone - im Rahmen des Verfahrens zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien - zu den Prämienvorschlägen der Versicherer für ihren Kanton Stellung nehmen können.

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20.300 282 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 12:26

Zu dieser Regelung gehörte es auch, dass den Kantonen die Daten der Krankenversicherer vollständig zur Verfügung gestellt werden. Die Kantone erhielten so Budgetinformationen über die Machbarkeit, die vollständige Erfolgsrechung (Ausgaben und Einnahmen in den Bereichen Versicherungstätigkeit, finanzielle Aktivitäten und ausserordentliche Aktivitäten) und die Prämienvorschläge. Bei der Ausarbeitung des neuen KVAG - bei der unter anderem die Bestimmungen über die Kompetenz des Bundes für die Prämiengenehmigung eingeführt wurden - wurde die Beteilung der Kantone infrage gestellt. Sie war letztlich nicht im Vorentwurf enthalten, der den Kantonen zur Konsultation vorgelegt wurde. Nach der Stellungnahme der Kantone wurde dem Parlament ein revidierter Entwurf unterbreitet. Das Parlament nahm seinerseits ebenfalls Änderungen an den betreffenden Bestimmungen vor. In der endgültigen Fassung von Artikel 16 Absatz 6 KVAG wird den Kantonen lediglich das Recht zugestanden, zu den Kosten Stellung zu nehmen, aber nicht mehr zu den Prämien. Diese Fassung wurde - obwohl sich die Kantone mittels der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und direktoren für die ursprüngliche Formulierung einsetzten - nicht mehr geändert und findet sich im heute geltenden KVAG, das am 1. Januar 2016 in Kraft trat. Seit dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes hat die Aufsichtsbehörde, das BAG, auf der Grundlage von eben diesem Artikel 16 Absatz 6 KVAG schrittweise die Informationen, die den Kantonen von den Versicherern geliefert werden, reduziert und die Möglichkeit der Kantone zur Stellungnahme eingeschränkt. Dies ging so weit, dass das BAG den Kantonen im Jahr 2019 die Daten zu den Prämien 2020 (Prämieneinnahmen und Prämienvorschläge) überhaupt nicht mehr übermittelte und die Kantone nur noch um eine Stellungnahme zu den von den Versicherern prognostizierten Kosten ersuchte. Diese Situation und die damit einhergehende Intransparenz ist unhaltbar. Eine aktive und zweckdienliche Beteiligung der Kantone, die auf vollständigen Informationen über die jeweilige Versicherungslage in den Kantonen beruht, ist unerlässlich bei einer Sozialversicherung wie der obligatorischen Krankenpflegeversicherung, die sowohl für die Volkswirtschaft als auch für die öffentliche Gesundheit von Bedeutung ist. Es sei daran erinnert, dass der Gesundheitsbereich mit Ausnahme der Versicherungen hauptsächlich in der Zuständigkeit der Kantone liegt. Die Prämienerhöhungen sind ein Problem, dass die Bevölkerung direkt und immer stärker betrifft. Sie wirken sich massiv auf die Ausgaben der privaten Haushalte und der Kantone aus. Auf der Grundlage von Teilinformationen über die Kosten- und Prämiensituation ist es den Kantonen nicht möglich, zweckdienlich Stellung zu nehmen, auf nicht plausible Prämienprognosen hinzuweisen und die Aufsichtsbehörde bei der Wahrnehmung ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbewertung untrennbar miteinander verbunden sind, da Kosten und Prämien in direktem Zusammenhang stehen und die Prämien den Löwenanteil der Gesundheitskosten der Bürgerinnen und Bürger ausmachen. Deshalb ist es eben gerade die Bewertung der von den einzelnen Krankenversicherern vorgeschlagenen Prämientarife, die den wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahme darstellt. Der Kanton kann nach der Analyse der Gesamtkosten und der Kosten der einzelnen Kassen einschätzen, welche Prämienvorschläge plausibel und welche zu hoch oder zu niedrig erscheinen, seine Einschätzung begründen und Änderungen empfehlen. Mit der beantragten Gesetzesänderung soll wieder zum Wortlaut der früheren Artikel 61 Absatz 5 und 21a KVG, welche mit dem Inkrafttreten des Aufsichtsgesetzes gestrichen wurden, zurückgekehrt werden.

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20.300 283 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 12:26

2 Erwägungen der Kommission Das Verfahren zur Genehmigung der Krankenkassenprämien wurde mit Inkrafttreten des Krankenversicherungsaufsichtsgesetzes (KVAG; SR 832.12) per 1. Januar 2016 geändert. Gemäss Artikel 16 Absatz 6 KVAG können die Kantone vor der Genehmigung des Prämientarifs zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen. Zu den Prämientarifen an sich können sie sich jedoch nicht mehr äussern.

Nach einer Anhörung von Vertreterinnen und Vertretern der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK), der Kantone, welche die Standesinitiativen eingereicht haben, der Versicherer sowie der Prämienzahlenden unterstreicht die Kommission, wie wichtig die Kostenschätzung durch die Kantone ist, da diese über die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen, um die für ihren Kanton geschätzten Gesundheitskosten zu überprüfen. Die Kommissionsmehrheit ist jedoch der Ansicht, dass die Beaufsichtigung und Überprüfung der Prämien in den Händen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) bleiben muss, weil die Prämien teilweise auf Faktoren basieren, die auf Bundesebene berechnet werden. Das BAG kann somit den erforderlichen Gesamtüberblick gewährleisten. Ausserdem ist die Kommission der Ansicht, dass das bereits jetzt sehr aufwendige Verfahren zur Genehmigung der Prämien durch eine stärkere Beteiligung der Kantone zusätzlich erschwert würde.

Da der Bund und die Kantone im Prämiengenehmigungsverfahren unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen und dieses Verfahren nicht zusätzlich erschwert werden soll, beantragt die Kommissionsmehrheit ihrem Rat, den Standesinitiativen keine Folge zu geben.

Die Kommissionsminderheit spricht sich für eine stärkere Beteiligung der Kantone am Verfahren zur Genehmigung der Krankenkassenprämien aus – dies aus Transparenzgründen und weil die Kantone über die nötigen Kompetenzen verfügen und die Situation vor Ort besser kennen. Sie beantragt daher, den Standesinitiativen Folge zu geben.

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20.3010 284 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3010 Motion Das Insektensterben bekämpfen

Eingereicht von: Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie NR Einreichungsdatum: 11.02.2020 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, 1. die unverzügliche Umsetzung der Aktionspläne Biodiversität, Bienengesundheit und Pflanzenschutzmittel sicherzustellen; 2. gestützt auf wissenschaftliche Studien umgehend festzulegen, welche Massnahmen zu treffen sind, um das Insektensterben kurz-, mittel- und langfristig in den Griff zu bekommen. In diesem Kontext sollen auch neue Produktionsmethoden der Landwirtschaft mitberücksichtigt werden; 3. unter Berücksichtigung des Berichts "Das Insektensterben stoppen – eine Auslegeordnung zuhanden der UREK-N" vom 19. August 2019, dem Parlament rasch ein umfassendes Paket mit notwendigen gesetzlichen Anpassungen sowie ambitionierten, überprüfbaren, terminierten Zielen und Massnahmen zu unterbreiten, zum Schutz und zur Förderung der Insekten in der Schweiz. Dies über alle relevanten Bereiche hinweg, inklusive Bereitstellung der notwendigen, zusätzlichen personellen und finanziellen Ressourcen. Neben den im Bericht enthaltenen sind weitere Schritte namentlich zur Eindämmung der Lichtverschmutzung zu erwägen. Die dem Parlament in einem Paket vorgeschlagenen Massnahmen sind entsprechend ihrer Wirksamkeit und Praktikabilität zu gewichten und zu priorisieren; 4. dem Parlament eine Auslegeordnung über die schweizweite Verbreitung von Schadinsekten ohne natürliche Feinde und über mögliche Massnahmen zu unterbreiten. Stellungnahme des Bundesrates vom 06.03.2020 Der Bundesrat teilt die Auffassung, dass Massnahmen gegen das Insektensterben nötig sind. Er hat bzw. wird diese Massnahmen und die dafür nötigen Mittel dem Parlament abgestimmt auf die jeweiligen Sektorpolitiken unterbreiten: Im Umweltbereich hat er mit der Botschaft zum Voranschlag 2020 die Verpflichtungskredite im Umweltbereich 2020–2024 ans Parlament verabschiedet und dabei u. a. für die Biodiversität zusätzliche Mittel beantragt. Anpassungen des Landwirtschaftsgesetzes zugunsten von Biodiversität und Insekten werden dem Parlament mit der Botschaft zur Agrarpolitik ab 2022 unterbreitet. Der Bundesrat ist bereit zu prüfen, ob sich unter Berücksichtigung des Berichtes zuhanden der UREK-N und den von der Kommission geforderten weiteren Schritten zusätzlicher Handlungsbedarf ergibt. Antrag des Bundesrates vom 06.03.2020 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Kommissionsberichte 16.02.2021 - Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates Chronologie

17.12.2020 Nationalrat Annahme 09.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie NR (UREK-NR) Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie SR (UREK-SR) 20.3010 285 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Weitere Informationen Konnexe Geschäfte 19.3968 Motion Wirksames Handeln gegen das Insektensterben

Behandlungskategorie V

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 20.3010 286 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 24.02.2021 15:20

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.3010 n Mo. Nationalrat (UREK-NR). Das Insektensterben bekämpfen

Bericht der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie vom 16. Februar 2021

Die Kommission hat an ihrer Sitzung vom 16. Februar 2021 die Motion geprüft, die die UREK-N am 11. Februar 2020 eingereicht und der Nationalrat am 17. Dezember 2020 angenommen hatte.

Mit der Motion soll der Bundesrat beauftragt werden, das Problem des Insektensterbens anzugehen, indem er ein umfassendes Massnahmenpaket ausarbeitet und dem Parlament entsprechende Gesetzesänderungen vorschlägt.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt einstimmig, die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Schmid Martin

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Martin Schmid

Inhalt des Berichtes 1 Text 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 6. März 2020 3 Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 20.3010 287 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 24.02.2021 15:20

1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, 1. die unverzügliche Umsetzung der Aktionspläne Biodiversität, Bienengesundheit und Pflanzenschutzmittel sicherzustellen; 2. gestützt auf wissenschaftliche Studien umgehend festzulegen, welche Massnahmen zu treffen sind, um das Insektensterben kurz-, mittel- und langfristig in den Griff zu bekommen. In diesem Kontext sollen auch neue Produktionsmethoden der Landwirtschaft mitberücksichtigt werden; 3. unter Berücksichtigung des Berichts "Das Insektensterben stoppen - eine Auslegeordnung zuhanden der UREK-N" vom 19. August 2019, dem Parlament rasch ein umfassendes Paket mit notwendigen gesetzlichen Anpassungen sowie ambitionierten, überprüfbaren, terminierten Zielen und Massnahmen zu unterbreiten, zum Schutz und zur Förderung der Insekten in der Schweiz. Dies über alle relevanten Bereiche hinweg, inklusive Bereitstellung der notwendigen, zusätzlichen personellen und finanziellen Ressourcen. Neben den im Bericht enthaltenen sind weitere Schritte namentlich zur Eindämmung der Lichtverschmutzung zu erwägen. Die dem Parlament in einem Paket vorgeschlagenen Massnahmen sind entsprechend ihrer Wirksamkeit und Praktikabilität zu gewichten und zu priorisieren; 4. dem Parlament eine Auslegeordnung über die schweizweite Verbreitung von Schadinsekten ohne natürliche Feinde und über mögliche Massnahmen zu unterbreiten.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 6. März 2020 Der Bundesrat teilt die Auffassung, dass Massnahmen gegen das Insektensterben nötig sind. Er hat bzw. wird diese Massnahmen und die dafür nötigen Mittel dem Parlament abgestimmt auf die jeweiligen Sektorpolitiken unterbreiten: Im Umweltbereich hat er mit der Botschaft zum Voranschlag 2020 die Verpflichtungskredite im Umweltbereich 2020-2024 ans Parlament verabschiedet und dabei u. a. für die Biodiversität zusätzliche Mittel beantragt. Anpassungen des Landwirtschaftsgesetzes zugunsten von Biodiversität und Insekten werden dem Parlament mit der Botschaft zur Agrarpolitik ab 2022 unterbreitet. Der Bundesrat ist bereit zu prüfen, ob sich unter Berücksichtigung des Berichtes zuhanden der UREK-N und den von der Kommission geforderten weiteren Schritten zusätzlicher Handlungsbedarf ergibt.

Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion.

3 Beschluss des Erstrates Der Nationalrat hat die Motion am 17. Dezember 2020 oppositionslos angenommen.

4 Erwägungen der Kommission Der Rückgang der Insektenpopulationen ist in der Schweiz beträchtlich. Sowohl die Artenvielfalt der Insekten als auch deren Häufigkeit haben stark abgenommen. Die Kommission betont, dass Insekten für funktionierende Ökosysteme zentral sind. Deshalb müssten die Insekten und ihre Lebensräume besser geschützt werden. Die Kommission ist der Ansicht, dass die heute existierenden Massnahmen zu wenig Wirkung zeigen. Sie sieht deshalb Handlungsbedarf.

Mit der nationalrätlichen Motion soll der Bundesrat beauftragt werden, das Problem des Insektensterbens systematisch mit zielgerichteten Massnahmen anzugehen. Die Kommission befürwortet es insbesondere, dass die Motion eine Gewichtung der Massnahmen entsprechend ihrer

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20.3010 288 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 24.02.2021 15:20

Praktikabilität und Wirksamkeit fordert. So sollen die effizientesten Massnahmen gegen das Insektensterben erkannt und prioritär verfolgt werden können.

Die Kommission unterstützt die Motion einstimmig. Allerdings empfiehlt sie mit Nachdruck, das geforderte Massnahmenpaket auf eine solide Grundlage zu stellen, die das gesamte Spektrum an möglichen Zusammenhängen und Wechselwirkungen berücksichtigt. Ihr ist es ein grosses Anliegen, dass bei der Umsetzung der Motion eine interdisziplinäre Gesamtbetrachtung vorgenommen wird. Diesen ganzheitlichen Ansatz brauche es sowohl bei der Analyse der Ursachen als auch bei der Ausgestaltung von Massnahmen. Nur so könne der Bund der Komplexität der Thematik gerecht werden und Zielkonflikte vermeiden.

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20.303 289 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.303 Standesinitiative Für eine Senkung um 50 Prozent des Einfuhrkontingents für ausländische Weine

Eingereicht von: Genf Einreichungsdatum: 24.01.2020 Stand der Beratung: Vorprüfung - Behandelt vom Ständerat

Eingereichter Text Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung vom 18. April 1999, Artikel 115 des Bundesgesetzes vom 13. Dezember 2002 über die Bundesversammlung und Artikel 156 des Geschäftsreglementes vom 13. September 1985 des Grossen Rates des Kantons Genf (Loi portant règlement du Grand Conseil de la République et canton de Genève), fordert der Grosse Rat des Kantons Genf die Bundesversammlung auf, die Motion 19.4410 zu unterstützen, die den Bundesrat beauftragt, eine Senkung um 50 Prozent des Einfuhrskontingents für ausländische Weine zu verhandeln. Begründung Der Grosse Rat reicht diese Initiative vor dem Hintergrund ein, dass: – der Weinkonsum in der Schweiz innerhalb von 30 Jahren um 22 Prozent gesunken ist; – der Konsum von Schweizer Weinen von 124 Millionen Liter 1994/1995 auf 87 Millionen Liter 2017 zurückgegangen ist; – der Anteil ausländischer Weine am Gesamtkonsum in der Schweiz weitgehend stabil geblieben ist – er sank von 167,5 Millionen Liter 1994/1995 auf 163 Millionen Liter 2017; – Genf der drittgrösste Weinbaukanton der Schweiz ist und die grösste Weinbaudichte des Landes aufweist; – sich die Politik der Marktöffnung und die Beseitigung der Zollschranken negativ auf den inländischen Weinbau auswirken; – der Konsumrückgang auf Kosten der Schweizer Weine geht; – der Einkaufstourismus und die nicht deklarierten Importe den Schweizer Weinen schaden; – bei einigen Einkellerern zwei ganze Ernten gelagert sind; – in den ausländischen Weinbaugebieten bisweilen prekäre Arbeitsbedingungen herrschen; – in der Schweiz und auf der ganzen Welt Demonstrationen für das Klima stattfinden; – der Konsum von Weinen aus fernen Ländern die CO2-Bilanz belastet; – die CO2-Emissionen in der Schweiz verringert werden können, wenn bevorzugt lokale Produkte konsumiert werden; – rund 85 Prozent der Schweizer Weinberge nach den Regeln der integrierten Produktion bewirtschaftet werden; – die Schweizer Arbeitsmethoden modern sind und die Einhaltung zahlreicher Produktionsstandards garantiert wird; – die Landschaft bedroht wäre, sollten Weinbaubetriebe verschwinden. Kommissionsberichte 15.02.2021 - Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates Chronologie

17.03.2021 Ständerat Keine Folge gegeben

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR) 20.303 290 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständige Behörde Parlament (Parl) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.303 291 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 04.03.2021 10:32

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.303 s Kt. Iv. GE. Für eine Senkung um 50 Prozent des Einfuhrkontingents für ausländische Weine

Bericht der Kommission für Wirtschaft und Abgaben vom 15. Februar 2021

Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 15. Februar 2021 die titelvermerkte Standesinitiative vorgeprüft. Diese wurde vom Grossrat des Kantons Genf am 16. Januar 2020 mit 49 zu 1 Stimmen bei 30 Enthaltungen angenommen und am 24. Januar 2020 der Bundesversammlung überstellt.

Mit der Standesinitiative wird die Bundesversammlung aufgefordert, die Motion 19.4410 zu unterstützen, wonach der Bundesrat eine Senkung um 50 Prozent des Einfuhrkontingents für ausländische Weine verhandeln soll.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 10 zu 0 Stimmen bei 2 Enthaltungen, der Standesinitiative keine Folge zu geben.

Berichterstattung: Schmid

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Christian Levrat

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Erwägungen der Kommission

$ 20.303 292 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 04.03.2021 10:32

1 Text und Begründung

1.1 Text Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung vom 18. April 1999, Artikel 115 des Bundesgesetzes vom 13. Dezember 2002 über die Bundesversammlung und Artikel 156 des Geschäftsreglementes vom 13. September 1985 des Grossen Rates des Kantons Genf (Loi portant règlement du Grand Conseil de la République et canton de Genève), fordert der Grosse Rat des Kantons Genf die Bundesversammlung auf, die Motion 19.4410 zu unterstützen, die den Bundesrat beauftragt, eine Senkung um 50 Prozent des Einfuhrskontingents für ausländische Weine zu verhandeln.

1.2 Begründung Der Grosse Rat reicht diese Initiative vor dem Hintergrund ein, dass: - der Weinkonsum in der Schweiz innerhalb von 30 Jahren um 22 Prozent gesunken ist; - der Konsum von Schweizer Weinen von 124 Millionen Liter 1994/1995 auf 87 Millionen Liter 2017 zurückgegangen ist; - der Anteil ausländischer Weine am Gesamtkonsum in der Schweiz weitgehend stabil geblieben ist - er sank von 167,5 Millionen Liter 1994/1995 auf 163 Millionen Liter 2017; - Genf der drittgrösste Weinbaukanton der Schweiz ist und die grösste Weinbaudichte des Landes aufweist; - sich die Politik der Marktöffnung und die Beseitigung der Zollschranken negativ auf den inländischen Weinbau auswirken; - der Konsumrückgang auf Kosten der Schweizer Weine geht; - der Einkaufstourismus und die nicht deklarierten Importe den Schweizer Weinen schaden; - bei einigen Einkellerern zwei ganze Ernten gelagert sind; - in den ausländischen Weinbaugebieten bisweilen prekäre Arbeitsbedingungen herrschen; - in der Schweiz und auf der ganzen Welt Demonstrationen für das Klima stattfinden; - der Konsum von Weinen aus fernen Ländern die CO2-Bilanz belastet; - die CO2-Emissionen in der Schweiz verringert werden können, wenn bevorzugt lokale Produkte konsumiert werden; - rund 85 Prozent der Schweizer Weinberge nach den Regeln der integrierten Produktion bewirtschaftet werden; - die Schweizer Arbeitsmethoden modern sind und die Einhaltung zahlreicher Produktionsstandards garantiert wird; - die Landschaft bedroht wäre, sollten Weinbaubetriebe verschwinden.

2 Erwägungen der Kommission Diese Standesinitiative verlangt, die von Nationalrat Jacques Nicolet eingereichte Motion 19.4410 («Das Einfuhrkontingent für ausländische Weine muss um 50 Prozent gesenkt werden») zu unterstützten. Die Kommission weist darauf hin, dass dies dem Zweck einer Standesinitiative widerspricht, der darin besteht, die Ausarbeitung eines Erlassentwurfs der Bundesversammlung vorzuschlagen (Art. 115 Abs. 1 des Bundesgesetzes über die Bundesversammlung). Die Kommission

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20.303 293 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 04.03.2021 10:32

lehnt diese Standesinitiative deshalb aus formalen Gründen ab, da die Kommission die Motion 19.4410 hätte beraten können, wenn ihr diese in der Folge zugewiesen worden wäre. Von diesen formalen Erwägungen abgesehen ist die Kommission der Auffassung, dass eine Neuverhandlung des Einfuhrkontingents für ausländische Weine nicht automatisch einen höheren Absatz von Schweizer Weinen zur Folge hat und zudem die Gefahr birgt, dass sich die Schweiz im Gegenzug zu Import- und Exportkompensationen für andere Agrarprodukte verpflichten muss. Die Kommission erachtet andere Massnahmen – namentlich die stärkere Förderung der Schweizer Weine – für sinnvoller, um die Branche zu unterstützen.

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20.304 294 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.304 Standesinitiative Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien. Umfassende Infor- mation der Kantone zur Ermöglichung einer zweckdienlichen Stellungnahme

Eingereicht von: Genf Einreichungsdatum: 24.01.2020 Stand der Beratung: Vorprüfung - Behandelt vom Ständerat

Eingereichter Text Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung reicht der Kanton Genf folgende Standesinitiative ein: Artikel 16 ("Genehmigung der Prämientarife") des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (Krankenversicherungsaufsichtsgesetz, KVAG; SR 832.12) ist in Absatz 6 wie folgt zu ergänzen: 6 Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und zu den für ihren Kanton vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden. Begründung Durch den jüngsten Beschluss der Aufsichtsbehörde, d.h. des BAG, den Kantonen von 2019 an zu Analysezwecken keine Prämiendaten mehr zu liefern, ist die Rolle der Kantone im Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, die sowieso lediglich in einer Stellungnahme gegenüber dem BAG besteht, weiter massiv eingeschränkt worden. Das BAG rechtfertigt seine restriktive Haltung mit dem aktuellen Wortlaut von Artikel 16 Absatz 6 KVAG, welcher die Stellungnahme der Kantone auf den Kostenaspekt begrenzt. Auf der Grundlage von Teilinformationen, die kein komplettes Bild der Kosten- und Prämiensituation liefern, ist es den Kantonen nicht möglich, zweckdienlich Stellung zu nehmen und die Aufsichtsbehörde bei der Wahrnehmung ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbewertung untrennbar miteinander verbunden sind, da Kosten und Prämien in direktem Zusammenhang stehen und die Prämien den Löwenanteil der Gesundheitskosten der Bürgerinnen und Bürger ausmachen. Deshalb ist es eben gerade die Bewertung der von den einzelnen Krankenversicherern vorgeschlagenen Prämientarife, die den wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahme darstellt. Der Kanton kann nach der Analyse der Gesamtkosten und der Kosten der einzelnen Kassen einschätzen, welche Prämienvorschläge plausibel und welche zu hoch oder zu niedrig erscheinen, seine Einschätzung begründen und Änderungen empfehlen. Allgemein ist der Kanton Genf, der über die Jahre umfassende Kompetenzen in diesem Bereich erworben hat, der Auffassung, dass die Aufsichtsrolle der Kantone von grosser Bedeutung ist, weshalb an dieser festgehalten oder diese sogar gestärkt werden sollte. Angesichts der volkswirtschaftlichen Bedeutung der sozialen Krankenversicherung bedarf es unbedingt einer demokratischen Kontrolle nicht nur durch den Bund, sondern auch durch die Kantone. Diese kennen die eigene gesundheitspolitische Lage am besten, verfügen über fundierte Kenntnisse und tragen Verantwortung für die Gesundheitsversorgung ihrer Bevölkerung, gegenüber der sie auch Rechenschaft abzulegen haben. Mit der beantragten Gesetzesänderung soll der Wortlaut der früheren Artikel 61 Absatz 5 und 21a KVG, welche mit dem Inkrafttreten des Aufsichtsgesetzes gestrichen wurden, wiederaufgenommen werden. Kommissionsberichte 22.02.2021 - Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates Chronologie

08.03.2021 Ständerat Folge gegeben 20.304 295 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR (SGK-NR) Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.304 296 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 13:52

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.300 s Kt. Iv. TI. Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien. Umfassende Information der Kantone zur Ermöglichung einer zweckdienlichen Stellungnahme

20.304 s Kt. Iv. GE. Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien. Umfassende Information der Kantone zur Ermöglichung einer zweckdienlichen Stellungnahme

20.330 s Kt. Iv. JU. Stärkerer Einbezug der Kantone bei der Genehmigung der Prämientarife

20.333 s Kt. Iv. FR. Den Kantonen mehr Mitspracherecht

21.300 s Kt. Iv. NE. Mehr Mitsprache für die Kantone

Bericht der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit vom 22. Februar 2021

Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 22. Februar 2021 die Standesinitiativen der Kantone Tessin (eingereicht am 23. Januar 2020), Genf (eingereicht am 24. Januar 2020), Jura (eingereicht am 7. September 2020), Freiburg (eingereicht am 15. Oktober 2020) und Neuenburg (eingereicht am 16. Dezember 2020) vorgeprüft.

Die Standesinitiativen verlangen, dass das Krankenversicherungsaufsichtsgesetz (KVAG; SR 832.12) dahingehend geändert wird, dass die Kantone vor der Genehmigung der Prämientarife nicht nur zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten, sondern auch zu den für ihren Kanton vorgesehenen Tarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen können.

$ 20.304 297 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 13:52

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 7 zu 4 Stimmen bei 1 Enthaltung, den Initiativen keine Folge zu geben.

Die Kommissionsminderheit (Carobbio Guscetti, Graf Maya, Rechsteiner Paul, Stöckli) beantragt, den Initiativen Folge zu geben.

Berichterstattung: Dittli

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Paul Rechsteiner

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Erwägungen der Kommission

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20.304 298 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 13:52

1 Text und Begründung

1.1 Text [20.300] Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung reicht der Kanton Tessin folgende Standesinitiative ein: Artikel 16 ("Genehmigung der Prämientarife") des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (Krankenversicherungsaufsichtsgesetz, KVAG; SR 832.12) ist in Absatz 6 wie folgt zu ergänzen: 6 Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und zu den für ihren Kanton vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

[20.304] Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung reicht der Kanton Genf folgende Standesinitiative ein: Artikel 16 ("Genehmigung der Prämientarife") des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (Krankenversicherungsaufsichtsgesetz, KVAG; SR 832.12) ist in Absatz 6 wie folgt zu ergänzen: 6 Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und zu den für ihren Kanton vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

[20.330] Das jurassische Parlament fordert die Bundesversammlung auf, in Artikel 16 Absatz 6 des Krankenversicherungsaufsichtsgesetzes (KVAG) vorzusehen, dass die Kantone von den Krankenkassen sämtliche Informationen einholen können, welche sie benötigen, um im Verfahren zur Genehmigung der Prämientarife der Krankenversicherer angemessen Stellung nehmen zu können. Der Wortlaut des besagten Absatzes soll neu wie folgt lauten: Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und zu den für ihren Kanton vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

[20.333] Die Bundesbehörden werden eingeladen, Artikel 16 Abs. 6 des Bundesgesetzes betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung vom 26. September 2014 (KVAG; SR 832.12) wie folgt zu ändern: Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und den vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

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20.304 299 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 13:52

[21.300] In Ausübung seines Initiativrechtes auf Bundesebene beantragt der Grosse Rat des Kantons Neuenburg der Bundesversammlung, Artikel 16 Absatz 6 ("Genehmigung der Prämientarife") des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (KVAG) wie folgt zu ergänzen: 6 Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

1.2 Begründung [20.300] Durch den jüngsten Beschluss der Aufsichtsbehörde, d.h. des BAG, den Kantonen von 2019 an zu Analysezwecken keine Prämiendaten mehr zu liefern, ist die Rolle der Kantone im Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, die sowieso lediglich in einer Stellungnahme gegenüber dem BAG besteht, weiter massiv eingeschränkt worden. Das BAG rechtfertigt seine restriktive Haltung mit dem aktuellen Wortlaut von Artikel 16 Absatz 6 KVAG, welcher die Stellungnahme der Kantone auf den Kostenaspekt begrenzt. Auf der Grundlage von Teilinformationen, die kein komplettes Bild der Kosten- und Prämiensituation liefern, ist es den Kantonen nicht möglich, zweckdienlich Stellung zu nehmen und die Aufsichtsbehörde bei der Wahrnehmung ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbewertung untrennbar miteinander verbunden sind, da Kosten und Prämien in direktem Zusammenhang stehen und die Prämien den Löwenanteil der Gesundheitskosten der Bürgerinnen und Bürger ausmachen. Deshalb ist es eben gerade die Bewertung der von den einzelnen Krankenversicherern vorgeschlagenen Prämientarife, dieden wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahme darstellt. Der Kanton kann nach der Analyse der Gesamtkosten und der Kosten der einzelnen Kassen einschätzen, welche Prämienvorschläge plausibel und welche zu hoch oder zu niedrig erscheinen, seine Einschätzung begründen und Änderungen empfehlen. Allgemein ist der Kanton Tessin, der über die Jahre umfassende Kompetenzen in diesem Bereich erworben hat, der Auffassung, dass die Aufsichtsrolle der Kantone von grosser Bedeutung ist, weshalb an dieser festgehalten oder diese sogar gestärkt werden sollte. Angesichts der volkswirtschaftlichen Bedeutung der sozialen Krankenversicherung bedarf es unbedingt einer demokratischen Kontrolle nicht nur durch den Bund, sondern auch durch die Kantone. Diese kennen die eigene gesundheitspolitische Lage am besten, verfügen über fundierte Kenntnisse und tragen Verantwortung für die Gesundheitsversorgung ihrer Bevölkerung, gegenüber der sie auch Rechenschaft abzulegen haben. Mit der beantragten Gesetzesänderung soll der Wortlaut der früheren Artikel 61 Absatz 5 und 21a KVG, welche mit dem Inkrafttreten des Aufsichtsgesetzes gestrichen wurden, wiederaufgenommen werden. Die Aufnahme dieses Gesetzes in das KVG per 1. Juli 1999 war im Übrigen vom Kanton Tessin unterstützt worden.

[20.304] Durch den jüngsten Beschluss der Aufsichtsbehörde, d.h. des BAG, den Kantonen von 2019 an zu Analysezwecken keine Prämiendaten mehr zu liefern, ist die Rolle der Kantone im Verfahren zur

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20.304 300 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 13:52

Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, die sowieso lediglich in einer Stellungnahme gegenüber dem BAG besteht, weiter massiv eingeschränkt worden. Das BAG rechtfertigt seine restriktive Haltung mit dem aktuellen Wortlaut von Artikel 16 Absatz 6 KVAG, welcher die Stellungnahme der Kantone auf den Kostenaspekt begrenzt. Auf der Grundlage von Teilinformationen, die kein komplettes Bild der Kosten- und Prämiensituation liefern, ist es den Kantonen nicht möglich, zweckdienlich Stellung zu nehmen und die Aufsichtsbehörde bei der Wahrnehmung ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbewertung untrennbar miteinander verbunden sind, da Kosten und Prämien in direktem Zusammenhang stehen und die Prämien den Löwenanteil der Gesundheitskosten der Bürgerinnen und Bürger ausmachen. Deshalb ist es eben gerade die Bewertung der von den einzelnen Krankenversicherern vorgeschlagenen Prämientarife, die den wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahme darstellt. Der Kanton kann nach der Analyse der Gesamtkosten und der Kosten der einzelnen Kassen einschätzen, welche Prämienvorschläge plausibel und welche zu hoch oder zu niedrig erscheinen, seine Einschätzung begründen und Änderungen empfehlen. Allgemein ist der Kanton Genf, der über die Jahre umfassende Kompetenzen in diesem Bereich erworben hat, der Auffassung, dass die Aufsichtsrolle der Kantone von grosser Bedeutung ist, weshalb an dieser festgehalten oder diese sogar gestärkt werden sollte. Angesichts der volkswirtschaftlichen Bedeutung der sozialen Krankenversicherung bedarf es unbedingt einer demokratischen Kontrolle nicht nur durch den Bund, sondern auch durch die Kantone. Diese kennen die eigene gesundheitspolitische Lage am besten, verfügen über fundierte Kenntnisse und tragen Verantwortung für die Gesundheitsversorgung ihrer Bevölkerung, gegenüber der sie auch Rechenschaft abzulegen haben. Mit der beantragten Gesetzesänderung soll der Wortlaut der früheren Artikel 61 Absatz 5 und 21a KVG, welche mit dem Inkrafttreten des Aufsichtsgesetzes gestrichen wurden, wiederaufgenommen werden.

[20.330] Die Kantone kennen die Gesundheitsleistungen, die auf ihrem Kantonsgebiet erbracht werden, und müssen gegenüber der Bevölkerung die Verantwortung dafür tragen. Seit mehreren Jahren jedoch liefert ihnen das BAG nicht mehr die benötigten Informationen über die Prämientarife. Deshalb müssen die Kantone die Informationen, die ihnen das BAG nicht geben will, direkt bei den Versicheren einholen. Das Bundesamt hat den Versicherern allerdings mitgeteilt, dass sie künftig auf diese Praxis verzichten sollen, da sie den Bestimmungen des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (SR 832.12, KVAG) zuwiderliefe. Die Kantone können die Prämientarife somit nicht mehr prüfen und gegebenenfalls nötige Anpassungen vorschlagen - weder direkt gegenüber den Versicherern noch gegenüber dem BAG. Auch werden sie nicht über die finanzielle Situation der in ihrem Kanton tätigen Versicherer informiert.

[20.333] 1. Einleitung Der Kanton Freiburg unterbreitet der Bundesversammlung drei Standesinitiativen zu Änderungen des Bundesgesetzes betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung vom 26. September 2014 (KVAG). Alle drei Initiativen zielen auf angemessenere Krankenversicherungsprämien im Vergleich zu den Kosten der Leistungen ab, die sie abdecken. Ausgehend vom Kanton Tessin haben mehrere andere Kantone beschlossen oder sind daran zu beschliessen, gleichlautende Initiativen einzureichen.

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20.304 301 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 13:52

Zusammengefasst will die erste Initiative den Kantonen wieder ermöglichen, sich treffend und abgestützt auf vollständige Informationen zu den von den Versicherern für ihr Gebiet vorgeschlagenen Prämientarifen zu äussern. Die zweite Initiative legt eine Schwelle fest, ab welcher Reserven als übermässig gelten und von den Versicherern abzubauen sind. Die dritte Initiative bezweckt eine systematische Korrektur zu hoher Prämieneinnahmen, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. 2. Erläuterung Im Genehmigungsverfahren der Prämien haben die Kantone lediglich die Möglichkeit, vor der Genehmigung des Prämientarifs gegenüber der Aufsichtsbehörde Stellung zu nehmen. Diese ohnehin bereits sehr kleine Rolle wurde im Laufe der Zeit immer stärker eingeschränkt. Zudem hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) beschlossen, den Kantonen ab 2019 für Analysezwecke keine Daten zu den Prämien mehr zu übermitteln. Das BAG rechtfertigt seine restriktive Haltung genau durch den aktuellen Wortlaut von Artikel 16 Abs. 6 KVAG, der die kantonale Meinung zum Kostenaspekt einschränkt. Für die Kantone ist es unmöglich, basierend auf partiellen Informationen zu Kosten und Prämien treffende und aussagekräftige Beobachtungen zu formulieren und die Aufsichtsbehörde in ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbeurteilung untrennbar verbunden sind und letztere als direkte Folge das Schlüsselelement der Gesundheitsausgaben der Bürgerinnen und Bürger darstellt. Eine solche Prämienbeurteilung wird von verschiedenen Krankenversicherern vorgeschlagen und bildet den wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahmen. Nach Beurteilung der Gesamtkosten und der Kosten jedes Krankenversicherers bezeichnet der Kanton die Prämien, die er für plausibel, zu hoch oder zu tief hält, erklärt die Gründe dafür und empfiehlt Korrekturen. Allgemeiner formuliert: Gemäss dem Kanton Freiburg, der über die Jahre Kompetenzen in diesem Bereich entwickelt hat, ist die von den Kantonen übernommene, aufrechterhaltene und gar verstärkte Aufsichtsrolle sehr wichtig. Da die Krankenversicherung zur Volkswirtschaft gehört, ist eine demokratische Kontrolle unabdingbar, und zwar nicht nur seitens Bund, sondern auch seitens der Kantone. Denn sie kennen ihre Realitäten im Gesundheitsbereich am besten; sie verfügen über wichtige Kompetenzen, tragen die Verantwortung und die Kosten für die Sicherstellung der Versorgung ihrer Bevölkerung, der sie Rechenschaft schuldig sind. Die vorliegende Änderung bezweckt die Wiederherstellung des Wortlauts der ehemaligen Artikel 61 Abs. 5 und Artikel 21a Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG), die mit dem Inkrafttreten des KVAG aufgehoben wurden. 3. Schlussfolgerung Drei Jahre nach Inkrafttreten des Krankenversicherungsaufsichtsgesetzes gibt es offensichtlich gewisse Missverhältnisse und Lücken, die verhindern, dass das ohnehin komplexe System zur Festlegung der Krankenversicherungsprämien optimal funktioniert. Es ist deshalb unumgänglich, dass die die Kantone im Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien mitreden können, dies sowohl hinsichtlich ihrer Kompetenzen und Kenntnisse der Realitäten vor Ort, als auch ihrer Informationspflicht gegenüber der Bevölkerung. Gleichzeitig müssen die Prämien den Kosten bestmöglich entsprechen - sei es nur schon angesichts der grossen finanziellen Last für die Bürgerinnen und Bürger -, um die übermässige Anhäufung von Reserven durch entschlossenes und rasches Handeln zu vermeiden.

[21.300] Vor dem Inkrafttreten des KVAG sahen Artikel 61 Absatz 5 und Artikel 21a des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG) vor, dass die Kantone - im Rahmen des Verfahrens zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien - zu den Prämienvorschlägen der Versicherer für ihren Kanton Stellung nehmen können.

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20.304 302 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 13:52

Zu dieser Regelung gehörte es auch, dass den Kantonen die Daten der Krankenversicherer vollständig zur Verfügung gestellt werden. Die Kantone erhielten so Budgetinformationen über die Machbarkeit, die vollständige Erfolgsrechung (Ausgaben und Einnahmen in den Bereichen Versicherungstätigkeit, finanzielle Aktivitäten und ausserordentliche Aktivitäten) und die Prämienvorschläge. Bei der Ausarbeitung des neuen KVAG - bei der unter anderem die Bestimmungen über die Kompetenz des Bundes für die Prämiengenehmigung eingeführt wurden - wurde die Beteilung der Kantone infrage gestellt. Sie war letztlich nicht im Vorentwurf enthalten, der den Kantonen zur Konsultation vorgelegt wurde. Nach der Stellungnahme der Kantone wurde dem Parlament ein revidierter Entwurf unterbreitet. Das Parlament nahm seinerseits ebenfalls Änderungen an den betreffenden Bestimmungen vor. In der endgültigen Fassung von Artikel 16 Absatz 6 KVAG wird den Kantonen lediglich das Recht zugestanden, zu den Kosten Stellung zu nehmen, aber nicht mehr zu den Prämien. Diese Fassung wurde - obwohl sich die Kantone mittels der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und direktoren für die ursprüngliche Formulierung einsetzten - nicht mehr geändert und findet sich im heute geltenden KVAG, das am 1. Januar 2016 in Kraft trat. Seit dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes hat die Aufsichtsbehörde, das BAG, auf der Grundlage von eben diesem Artikel 16 Absatz 6 KVAG schrittweise die Informationen, die den Kantonen von den Versicherern geliefert werden, reduziert und die Möglichkeit der Kantone zur Stellungnahme eingeschränkt. Dies ging so weit, dass das BAG den Kantonen im Jahr 2019 die Daten zu den Prämien 2020 (Prämieneinnahmen und Prämienvorschläge) überhaupt nicht mehr übermittelte und die Kantone nur noch um eine Stellungnahme zu den von den Versicherern prognostizierten Kosten ersuchte. Diese Situation und die damit einhergehende Intransparenz ist unhaltbar. Eine aktive und zweckdienliche Beteiligung der Kantone, die auf vollständigen Informationen über die jeweilige Versicherungslage in den Kantonen beruht, ist unerlässlich bei einer Sozialversicherung wie der obligatorischen Krankenpflegeversicherung, die sowohl für die Volkswirtschaft als auch für die öffentliche Gesundheit von Bedeutung ist. Es sei daran erinnert, dass der Gesundheitsbereich mit Ausnahme der Versicherungen hauptsächlich in der Zuständigkeit der Kantone liegt. Die Prämienerhöhungen sind ein Problem, dass die Bevölkerung direkt und immer stärker betrifft. Sie wirken sich massiv auf die Ausgaben der privaten Haushalte und der Kantone aus. Auf der Grundlage von Teilinformationen über die Kosten- und Prämiensituation ist es den Kantonen nicht möglich, zweckdienlich Stellung zu nehmen, auf nicht plausible Prämienprognosen hinzuweisen und die Aufsichtsbehörde bei der Wahrnehmung ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbewertung untrennbar miteinander verbunden sind, da Kosten und Prämien in direktem Zusammenhang stehen und die Prämien den Löwenanteil der Gesundheitskosten der Bürgerinnen und Bürger ausmachen. Deshalb ist es eben gerade die Bewertung der von den einzelnen Krankenversicherern vorgeschlagenen Prämientarife, die den wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahme darstellt. Der Kanton kann nach der Analyse der Gesamtkosten und der Kosten der einzelnen Kassen einschätzen, welche Prämienvorschläge plausibel und welche zu hoch oder zu niedrig erscheinen, seine Einschätzung begründen und Änderungen empfehlen. Mit der beantragten Gesetzesänderung soll wieder zum Wortlaut der früheren Artikel 61 Absatz 5 und 21a KVG, welche mit dem Inkrafttreten des Aufsichtsgesetzes gestrichen wurden, zurückgekehrt werden.

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20.304 303 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 13:52

2 Erwägungen der Kommission Das Verfahren zur Genehmigung der Krankenkassenprämien wurde mit Inkrafttreten des Krankenversicherungsaufsichtsgesetzes (KVAG; SR 832.12) per 1. Januar 2016 geändert. Gemäss Artikel 16 Absatz 6 KVAG können die Kantone vor der Genehmigung des Prämientarifs zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen. Zu den Prämientarifen an sich können sie sich jedoch nicht mehr äussern.

Nach einer Anhörung von Vertreterinnen und Vertretern der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK), der Kantone, welche die Standesinitiativen eingereicht haben, der Versicherer sowie der Prämienzahlenden unterstreicht die Kommission, wie wichtig die Kostenschätzung durch die Kantone ist, da diese über die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen, um die für ihren Kanton geschätzten Gesundheitskosten zu überprüfen. Die Kommissionsmehrheit ist jedoch der Ansicht, dass die Beaufsichtigung und Überprüfung der Prämien in den Händen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) bleiben muss, weil die Prämien teilweise auf Faktoren basieren, die auf Bundesebene berechnet werden. Das BAG kann somit den erforderlichen Gesamtüberblick gewährleisten. Ausserdem ist die Kommission der Ansicht, dass das bereits jetzt sehr aufwendige Verfahren zur Genehmigung der Prämien durch eine stärkere Beteiligung der Kantone zusätzlich erschwert würde.

Da der Bund und die Kantone im Prämiengenehmigungsverfahren unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen und dieses Verfahren nicht zusätzlich erschwert werden soll, beantragt die Kommissionsmehrheit ihrem Rat, den Standesinitiativen keine Folge zu geben.

Die Kommissionsminderheit spricht sich für eine stärkere Beteiligung der Kantone am Verfahren zur Genehmigung der Krankenkassenprämien aus – dies aus Transparenzgründen und weil die Kantone über die nötigen Kompetenzen verfügen und die Situation vor Ort besser kennen. Sie beantragt daher, den Standesinitiativen Folge zu geben.

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20.3066 304 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3066 Motion Handelsregister. Auf Zefix verlässliche und rechtswirksame Informationen veröffent- lichen

Eingereicht von: Nantermod Philippe FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 09.03.2020 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, Artikel 14 der Handelsregisterverordnung (HRegV) sowie alle gesetzlichen Grundlagen zu ändern, die nötig sind, damit die elektronisch im Zentralen Firmenindex Zefix veröffentlichten Informationen ihre volle rechtliche Wirkung erhalten. Begründung Die Daten des Handelsregisters können auf der Seite www.zefix.ch, die vom Bundesamt für Justiz zur Verfügung gestellt wird, elektronisch abgefragt werden. Laut Artikel 14 der HRegV entfalten die auf dieser Website veröffentlichten Informationen keine Rechtswirkungen. Die revidierte Version der Verordnung, die am 1. Januar 2021 in Kraft treten wird, sieht diesbezüglich keine Änderung vor. Aus Gründen der Rechtssicherheit sollten also Geschäftspartner jedes Mal eine Kopie des Original-Handelsregisterauszugs auf Papier anfordern, bevor sie ein Geschäft abwickeln können, und müssen dafür natürlich auch Gebühren zahlen. Zudem verlangen viele Behörden noch immer die Einreichung des Original-Handelsregisterauszugs, um die gewünschten Handlungen vorzunehmen. Es erscheint wenig befriedigend, dass der Bund Informationen über Unternehmen zur Verfügung stellt, sich jedoch offensichtlich der Verantwortung entzieht, verlässliche und sichere Informationen zu veröffentlichen. Darum sind die betreffenden rechtlichen Grundlagen zu ändern, sodass man Zefix ebenso gutgläubig nutzen kann wie zum Beispiel die Online-Version der Systematischen Rechtssammlung. Antrag des Bundesrates vom 08.05.2020 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Kommissionsberichte 22.02.2021 - Kommission für Rechtsfragen des Ständerates Chronologie

19.06.2020 Nationalrat Annahme 17.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Rechtsfragen SR (RK-SR)

Zuständige Behörde Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) 20.3066 305 Ständerat Frühjahrssession 2021

Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Nationalrat 20.3066 306 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 25.02.2021 16:10

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.3066 n Mo. Nationalrat (Nantermod). Handelsregister. Auf Zefix verlässliche und rechtswirksame Informationen veröffentlichen

Bericht der Kommission für Rechtsfragen vom 22. Februar 2021

Die Kommission für Rechtsfragen des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 22. Februar 2021 die von Nationalrat Philippe Nantermod am 9. März 2020 eingereichte und vom Nationalrat am 19. Juni 2020 ohne Gegenstimme angenommene Motion vorberaten.

Die Motion beauftragt den Bundesrat, Artikel 14 der Handelsregisterverordnung (HRegV) und alle einschlägigen Rechtsgrundlagen dahingehend zu ändern, dass die elektronisch im Zentralen Firmenindex Zefix veröffentlichten Informationen ihre volle rechtliche Wirkung entfalten.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Caroni

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Beat Rieder

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 8. Mai 2020 3 Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 20.3066 307 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 25.02.2021 16:10

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, Artikel 14 der Handelsregisterverordnung (HRegV) sowie alle gesetzlichen Grundlagen zu ändern, die nötig sind, damit die elektronisch im Zentralen Firmenindex Zefix veröffentlichten Informationen ihre volle rechtliche Wirkung erhalten.

1.2 Begründung Die Daten des Handelsregisters können auf der Seite www.zefix.ch, die vom Bundesamt für Justiz zur Verfügung gestellt wird, elektronisch abgefragt werden. Laut Artikel 14 der HRegV entfalten die auf dieser Website veröffentlichten Informationen keine Rechtswirkungen. Die revidierte Version der Verordnung, die am 1. Januar 2021 in Kraft treten wird, sieht diesbezüglich keine Änderung vor. Aus Gründen der Rechtssicherheit sollten also Geschäftspartner jedes Mal eine Kopie des Original- Handelsregisterauszugs auf Papier anfordern, bevor sie ein Geschäft abwickeln können, und müssen dafür natürlich auch Gebühren zahlen. Zudem verlangen viele Behörden noch immer die Einreichung des Original-Handelsregisterauszugs, um die gewünschten Handlungen vorzunehmen. Es erscheint wenig befriedigend, dass der Bund Informationen über Unternehmen zur Verfügung stellt, sich jedoch offensichtlich der Verantwortung entzieht, verlässliche und sichere Informationen zu veröffentlichen. Darum sind die betreffenden rechtlichen Grundlagen zu ändern, sodass man Zefix ebenso gutgläubig nutzen kann wie zum Beispiel die Online-Version der Systematischen Rechtssammlung.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 8. Mai 2020 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion.

3 Beschluss des Erstrates Der Nationalrat nahm die Motion am 19. Juni 2020 ohne Gegenstimme an.

4 Erwägungen der Kommission Die Nützlichkeit der Plattform Zetflix ist unbestritten, da sie einen raschen Zugang zu bestimmten Informationen ermöglicht. Die Kommission räumt ein, dass die fehlende Rechtswirkung der elektronisch veröffentlichten Informationen ein Problem darstellt, ist aber dennoch der Auffassung, dass ein Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Bedürfnissen gefunden werden und ein differenzierter Zugang zu den Informationen möglich bleiben muss.

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20.3127 308 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3127 Motion Schweiz und Vereinigtes Königreich. Von der "Mind the gap"-Strategie zur "Build the bridge"-Strategie wechseln

Eingereicht von: Cottier Damien FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Bekämpfer: Molina Fabian Sozialdemokratische Fraktion Sozialdemokratische Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 12.03.2020 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Infolge des Austritts des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union wird der Bundesrat beauftragt, von der Mind-the-Gap-Strategie zu einer Build-the-Bridge-Strategie überzugehen. Das hochgesteckte Ziel dieser Strategie soll es sein, auf noch engere Beziehungen mit dem Vereinigten Königreich hinzuarbeiten, dies namentlich im Handelsbereich. Die Schweiz soll, allein oder zusammen mit ihren EFTA-Partnern, ein Freihandelsabkommen der zweiten Generation aushandeln. Begründung Die Bedeutung des Vereinigten Königreichs (UK) als Handelspartner der Schweiz muss nicht mehr besonders betont werden; im Jahr 2018 war es für die Schweiz der sechstwichtigste Absatzmarkt und der achtwichtigste Lieferant. Täglich verbinden 160 Flüge die beiden Länder. Ziel der Mind-the-Gap-Strategie war die Bestandswahrung, wie auch immer der Austritt des UK aus der Europäischen Union (EU) verlaufen sollte. Dies führte zum Abschluss von Abkommen, mit denen der Status quo der Beziehungen grossenteils erhalten werden konnte. In seinem Bericht zur Aussenwirtschaftspolitik 2019 (20.008) hält der Bundesrat fest: "Das Handelsabkommen [mit dem UK] sieht exploratorische Gespräche zur Weiterentwicklung der Handelsbeziehungen vor." Weiter führt er darin aus, dass die Sondierung der Möglichkeiten eines Ausbaus der Zusammenarbeit mit dem UK an Bedeutung gewonnen habe. In seiner Stellungnahme zur Interpellation 19.4570 Schneider-Schneiter erwähnt er diese Möglichkeit ebenfalls. Und an anderer Stelle spricht er vom Übergang zu einer Mind-the-Gap-plus-Strategie. Während nun das UK und die EU über ihre zukünftigen Beziehungen verhandeln und die anderen EFTA-Staaten gemeinsam ihre Beziehungen zum UK verhandeln wollen, muss die Schweiz ihren Vorsprung wahren. Sie muss zielstrebig die nächste Etappe ihrer Strategie ansteuern. Diese soll sich aber nicht in einer blossen Erweiterung des Status quo erschöpfen (Mind-the-Gap-plus), sondern vom starken Willen geprägt sein, die Beziehungen zu vertiefen. Ich erwarte vom Bundesrat, dass er mit einer energischen Strategie weiterfährt und, allein oder im Rahmen der EFTA, im besten Interesse der Schweiz mit dem Vereinigten Königreich ein Freihandelsabkommen der neuen Generation vorbereitet, um neue Handelsmöglichkeiten zu entwickeln. Das Abkommen soll der Bedeutung gerecht werden, die der Entwicklung des Handels mit Dienstleistungen zukommt, sowie die Beseitigung technischer Handelshemmnisse (wo solche noch bestehen), den Schutz des geistigen Eigentums, die Investitionserleichterung, den Umweltschutz und weitere Bereiche regeln. Der Bundesrat soll auch in anderen Bereichen wie der Forschung (vgl. Interpellation 19.4003 FDP-Liberale Fraktion) oder der Entwicklungszusammenarbeit einen proaktiven Ansatz wählen. Stellungnahme des Bundesrates vom 13.05.2020 Die mit dieser Motion verfolgten Ziele entsprechen den vom Bundesrat in seiner "Mind the gap"-Strategie festgelegten Zielen. Diese Strategie war von Anfang an darauf ausgerichtet, nicht nur die gemäss den bilateralen Verträgen Schweiz-EU zwischen der Schweiz und dem Vereinigten Königreich bestehenden Rechte und Pflichten möglichst vollständig aufrechtzuerhalten, sondern diese über das Bestehende hinaus zu erweitern ("Mind the gap Plus"). Möglichkeiten könnten sich in dieser Hinsicht etwa beim Handel, bei den Finanzdienstleistungen, beim Schutz des geistigen Eigentums oder bei der Zusammenarbeit im Polizei- und 20.3127 309 Ständerat Frühjahrssession 2021

Justizbereich ergeben. Für letztere haben die Schweiz und das Vereinigte Königreich im Juli 2019 bereits eine Absichtserklärung unterzeichnet. Im Hinblick auf die Handelsbeziehungen sind die Interessen der Schweiz und des Vereinigten Königreichs deckungsgleich: Beide streben den Abschluss eines modernen und umfassenden Handelsabkommens an. Die entsprechenden Gespräche hängen jedoch von anderen laufenden Prozessen ab. Einerseits dauern die Verhandlungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU an und andererseits sind die verfügbaren Ressourcen des Vereinigten Königreichs begrenzt. Was die Form des zukünftigen Abkommens betrifft, hat der Bundesrat bisher noch keinen Entscheid gefällt. Antrag des Bundesrates vom 13.05.2020 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Kommissionsberichte 12.01.2021 - Aussenpolitische Kommission des Ständerates Chronologie

19.06.2020 Nationalrat Bekämpft. Diskussion verschoben 16.09.2020 Nationalrat Annahme 03.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Aussenpolitische Kommission NR (APK-NR) Aussenpolitische Kommission SR (APK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Nationalrat

Mitunterzeichnende (21) Addor Jean-Luc, Binder-Keller Marianne, Borloz Frédéric, Bourgeois Jacques, Bäumle Martin, Farinelli Alex, Giacometti Anna, Glarner Andreas, Kamerzin Sidney, Maitre Vincent, Mettler Melanie, Moser Tiana Angelina, Pfister Gerhard, Portmann Hans-Peter, Riniker Maja, Roth Pasquier Marie-France, Rutz Gregor, Schneider-Schneiter Elisabeth, Silberschmidt Andri, Wehrli Laurent, de Quattro Jacqueline 20.3127 310 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 11.02.2021 11:33

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.3127 n Mo. Nationalrat (Cottier). Schweiz und Vereinigtes Königreich. Von der "Mind the gap"-Strategie zur "Build the bridge"-Strategie wechseln

Bericht der Aussenpolitischen Kommission vom 12. Januar 2021

Die Aussenpolitische Kommission des Ständerates hat die am 12. März 2020 eingereichte und am 16. September 2020 vom Nationalrat angenommene Motion vorgeprüft.

Die Motion beauftragt den Bundesrat, vor dem Hintergrund des Austritts des Vereinigten Königreichs aus der EU, von der Mind-the-Gap-Strategie zu einer Build-the-Bridge-Strategie überzugehen. Ziel dieser Strategie soll es sein, auf noch engere Beziehungen mit dem Vereinigten Königreich hinzuarbeiten, dies namentlich im Handelsbereich. Die Schweiz soll, allein oder zusammen mit ihren EFTA-Partnern, ein Freihandelsabkommen der zweiten Generation aushandeln.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt einstimmig die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Müller Damian

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Damian Müller

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 13. Mai 2020 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 20.3127 311 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 11.02.2021 11:33

1 Text und Begründung

1.1 Text Infolge des Austritts des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union wird der Bundesrat beauftragt, von der Mind-the-Gap-Strategie zu einer Build-the-Bridge-Strategie überzugehen. Das hochgesteckte Ziel dieser Strategie soll es sein, auf noch engere Beziehungen mit dem Vereinigten Königreich hinzuarbeiten, dies namentlich im Handelsbereich. Die Schweiz soll, allein oder zusammen mit ihren EFTA-Partnern, ein Freihandelsabkommen der zweiten Generation aushandeln.

1.2 Begründung Die Bedeutung des Vereinigten Königreichs (UK) als Handelspartner der Schweiz muss nicht mehr besonders betont werden; im Jahr 2018 war es für die Schweiz der sechstwichtigste Absatzmarkt und der achtwichtigste Lieferant. Täglich verbinden 160 Flüge die beiden Länder. Ziel der Mind-the- Gap-Strategie war die Bestandswahrung, wie auch immer der Austritt des UK aus der Europäischen Union (EU) verlaufen sollte. Dies führte zum Abschluss von Abkommen, mit denen der Status quo der Beziehungen grossenteils erhalten werden konnte. In seinem Bericht zur Aussenwirtschaftspolitik 2019 (20.008) hält der Bundesrat fest: "Das Handelsabkommen [mit dem UK] sieht exploratorische Gespräche zur Weiterentwicklung der Handelsbeziehungen vor." Weiter führt er darin aus, dass die Sondierung der Möglichkeiten eines Ausbaus der Zusammenarbeit mit dem UK an Bedeutung gewonnen habe. In seiner Stellungnahme zur Interpellation 19.4570 Schneider-Schneiter erwähnt er diese Möglichkeit ebenfalls. Und an anderer Stelle spricht er vom Übergang zu einer Mind-the-Gap-plus-Strategie. Während nun das UK und die EU über ihre zukünftigen Beziehungen verhandeln und die anderen EFTA-Staaten gemeinsam ihre Beziehungen zum UK verhandeln wollen, muss die Schweiz ihren Vorsprung wahren. Sie muss zielstrebig die nächste Etappe ihrer Strategie ansteuern. Diese soll sich aber nicht in einer blossen Erweiterung des Status quo erschöpfen (Mind-the-Gap-plus), sondern vom starken Willen geprägt sein, die Beziehungen zu vertiefen. Ich erwarte vom Bundesrat, dass er mit einer energischen Strategie weiterfährt und, allein oder im Rahmen der EFTA, im besten Interesse der Schweiz mit dem Vereinigten Königreich ein Freihandelsabkommen der neuen Generation vorbereitet, um neue Handelsmöglichkeiten zu entwickeln. Das Abkommen soll der Bedeutung gerecht werden, die der Entwicklung des Handels mit Dienstleistungen zukommt, sowie die Beseitigung technischer Handelshemmnisse (wo solche noch bestehen), den Schutz des geistigen Eigentums, die Investitionserleichterung, den Umweltschutz und weitere Bereiche regeln. Der Bundesrat soll auch in anderen Bereichen wie der Forschung (vgl. Interpellation 19.4003 FDP- Liberale Fraktion) oder der Entwicklungszusammenarbeit einen proaktiven Ansatz wählen.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 13. Mai 2020 Die mit dieser Motion verfolgten Ziele entsprechen den vom Bundesrat in seiner "Mind the gap"- Strategie festgelegten Zielen. Diese Strategie war von Anfang an darauf ausgerichtet, nicht nur die gemäss den bilateralen Verträgen Schweiz-EU zwischen der Schweiz und dem Vereinigten Königreich bestehenden Rechte und Pflichten möglichst vollständig aufrechtzuerhalten, sondern diese über das Bestehende hinaus zu erweitern ("Mind the gap Plus"). Möglichkeiten könnten sich in

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20.3127 312 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 11.02.2021 11:33

dieser Hinsicht etwa beim Handel, bei den Finanzdienstleistungen, beim Schutz des geistigen Eigentums oder bei der Zusammenarbeit im Polizei- und Justizbereich ergeben. Für letztere haben die Schweiz und das Vereinigte Königreich im Juli 2019 bereits eine Absichtserklärung unterzeichnet. Im Hinblick auf die Handelsbeziehungen sind die Interessen der Schweiz und des Vereinigten Königreichs deckungsgleich: Beide streben den Abschluss eines modernen und umfassenden Handelsabkommens an. Die entsprechenden Gespräche hängen jedoch von anderen laufenden Prozessen ab. Einerseits dauern die Verhandlungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU an und andererseits sind die verfügbaren Ressourcen des Vereinigten Königreichs begrenzt. Was die Form des zukünftigen Abkommens betrifft, hat der Bundesrat bisher noch keinen Entscheid gefällt.

Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Nationalrat hat die Motion am 16. September 2020 mit 122 zu 69 Stimmen bei 0 Enthaltungen angenommen.

4 Erwägungen der Kommission Die Erwägungen der Kommission decken sich mit denjenigen des Bundesrates und mit der Begründung zur Motion. Die Kommission unterstreicht dabei die grosse Bedeutung der weiteren Zusammenarbeit zwischen dem Vereinigten Königreich und der Schweiz. Es ist ihr ein wichtiges Anliegen, dass keiner der beiden Handelsplätze benachteiligt wird.

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20.317 313 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.317 Standesinitiative Für die Einführung einer Flugticketabgabe

Eingereicht von: Neuenburg Einreichungsdatum: 01.04.2020 Stand der Beratung: Vorprüfung - Behandelt vom Ständerat

Eingereichter Text In Ausübung seines Initiativrechts auf Bundesebene reicht der Grosse Rat des Kantons Neuenburg folgende Standesinitiative in der Form der allgemeinen Anregung ein: Die Bundesversammlung wird aufgefordert, eine pauschale Flugticketabgabe einzuführen, um die Reisenden zur Nutzung umweltfreundlicherer Transportmittel zu bewegen. Diese Abgabe wird zu zwei Dritteln an die Bevölkerung und zu einem Drittel an die Bahn und den regionalen Personenverkehr (RPV) ausgeschüttet. Begründung Mit dieser Standesinitiative möchte der Kanton Neuenburg dem Gesetzgeber ein klares Zeichen geben. Kerosin ist seit 1944 von der Steuer befreit, da die USA nach dem Zweiten Weltkrieg den Ausbau der Luftfahrt fördern wollten (Übereinkommen von Chicago). Heute steuert das Flugzeug in der Schweiz 18 Prozent zum menschengemachten Klimawandel bei. Der derzeitige Verzicht auf die Besteuerung von Kerosin führt zu einer krassen Wettbewerbsverzerrung zulasten der anderen Verkehrsträger. Ein Flug in eine europäische Hauptstadt kostet im Durchschnitt dreimal weniger als ein entsprechendes Zugbillet. Der CO2-Ausstoss beträgt für das Flugzeug im Durchschnitt 200 Kilogramm pro Person und für den Zug 7 Kilogramm pro Person. Das Passagieraufkommen an den Schweizer Flughäfen ist von 1998 bis 2017 von 29 Millionen auf 55 Millionen angestiegen, hat sich in zwanzig Jahren also praktisch verdoppelt. 80 Prozent der Flüge aus der Schweiz haben ein europäisches Land zum Ziel. Die Schweiz hat – im Gegensatz zu ihren direkten Nachbarn – keine finanzielle Massnahme zulasten des Flugverkehrs ergriffen. Die Flugticketabgabe gibt es in zwölf europäischen Ländern, u. a. in Deutschland, Frankreich, Italien, Grossbritannien, Norwegen und Österreich. Sie beträgt – je nach Reiseziel – zwischen 3 und 190 Euro. Die Luftfahrt ist die einzige Branche, in der bisher keine Klimamassnahmen ergriffen wurden. Aus Gründen der Kohärenz und des Umweltschutzes sollte diese Wettbewerbsverzerrung abgemildert und sollten die Massnahmen etwas ausgeglichener auf die Sektoren, die Treibhausgase verursachen, verteilt werden. In einer Ende 2018 durchgeführten Umfrage waren 70 Prozent der Befragten für die Einführung einer Flugticketabgabe. Das Neuenburger Parlament hat diese Initiative verabschiedet, obwohl dieses Thema bereits auf Bundesebene beraten wird, weil es auch über die Verwendung des Erlöses aus dieser Abgabe eine Diskussion anstossen will. Mit der Abgabe werden folglich mindestens zwei Ziele verfolgt: Erstens sollen Flugtickets zumindest etwas teuerer werden, damit das Flugzeug im Vergleich zu den anderen Verkehrsmitteln etwas weniger attraktiv wird, und zweitens soll das Geld auch für klimafreundliche Verkehrsmittel verwendet werden. Kommissionsberichte 16.02.2021 - Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates Chronologie

02.03.2021 Ständerat Keine Folge gegeben

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie NR (UREK-NR) Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie SR (UREK-SR) 20.317 314 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständige Behörde Parlament (Parl) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.317 315 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:47

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

19.310 s Kt. Iv. LU. Einführung einer CO2-Abgabe auf Flugtickets

19.314 s Kt. Iv. VS. Umweltabgabe auf Flugtickets

19.315 s Kt. Iv. FR. Einführung einer Lenkungsabgabe für den Flugverkehr

19.319 s Kt. Iv. BE. Beitrag zum Erreichen der Klimaziele. Falsche Anreize zur Verkehrsmittelwahl ausmerzen und Flugticketabgabe einführen!

20.317 s Kt. Iv. NE. Für die Einführung einer Flugticketabgabe

Bericht der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie vom 16. Februar 2021

Die Kommission hat an ihrer Sitzung vom 16. Februar 2021 die titelvermerkten Standesinitiativen des Kantons Luzern, eingereicht am 4. September 2019, des Kantons Wallis, eingereicht am 18. September 2019, des Kantons Freiburg, eingereicht am 5. November 2019, des Kantons Bern, eingereicht am 13. November 2019, und des Kantons Neuenburg, eingereicht am 1. April 2020, vorgeprüft.

Mit den Standesinitiativen wird von der Bundesversammlung verlangt, eine Lenkungsabgabe auf Flugtickets einzuführen.

Anträge der Kommission

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 19.310 des Kantons Luzern keine Folge zu geben. Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 19.314 des Kantons Wallis keine Folge zu geben. Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 19.315 des Kantons Freiburg keine Folge zu geben. Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 19.319 des Kantons Bern keine Folge zu geben.

$ 20.317 316 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:47

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative 20.317 des Kantons Neuenburg keine Folge zu geben.

Berichterstattung: Schmid Martin

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Martin Schmid

Inhalt des Berichtes 1 Texte der Standesinitiativen 2 Erwägungen der Kommission

2

20.317 317 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:47

1 Texte der Standesinitiativen

1.1 Initiative des Kantons Luzern (19.310) Der Kanton Luzern unterbreitet der Bundesversammlung gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung folgende Kantonsinitiative im Sinne einer allgemeinen Anregung: Der Kanton Luzern fordert die Bundesversammlung auf, eine CO2-Abgabe auf Flugtickets einzuführen. Die daraus resultierenden Mehreinnahmen sollen einerseits im Rahmen der bestehenden Rückvergütung der CO2-Abgaben wieder direkt der Bevölkerung zurückgegeben und andererseits für Massnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstosses verwendet werden.

1.2 Initiative des Kantons Wallis (19.314) Der Grosse Rat des Kantons Wallis fordert die Bundesversammlung auf, im CO2-Gesetz eine Umweltabgabe auf Flugtickets einzuführen. Mit dieser Abgabe soll dem unlauteren Wettbewerb zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln ein Ende gesetzt werden, indem einerseits das Verursacherprinzip angewendet und andererseits die Entwicklung von alternativen Verkehrsmitteln gefördert wird, die weniger Treibhausgase produzieren.

1.3 Initiative des Kantons Freiburg (19.315) Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung vom 18. April 1999 reicht der Grosse Rat des Kantons Freiburg bei der Bundesversammlung folgende Standesinitiative ein: Die Bundesbehörden werden eingeladen, die Gesetzesbestimmungen zu erlassen, die nötig sind, um: 1. eine Lenkungsabgabe auf Flugtickets, deren Ertrag vollumfänglich für Projekte zur Förderung umweltschonender Mobilitätsformen eingesetzt wird, zu erheben, um die Treibhausgasemissionen zu senken; 2. Anreize zu schaffen für einen Umstieg auf weniger umweltschädliche Verkehrsmittel; und 3. zur Kompensation der negativen Auswirkungen des Klimawandels beizutragen.

1.4 Initiative des Kantons Bern (19.319) Die Bundesversammlung wird eingeladen, im Bundesgesetz über die Verminderung von Treibhausgasemissionen (CO2-Gesetz) folgenden Text aufzunehmen: 3a. Abschnitt: Flugticketabgabe Art. 30a Grundsatz Abs. 1 Der Bund erhebt ab 1. Januar 2022 eine Flugticketabgabe bei Abflügen im Linien- und Charterverkehr ab allen inländischen Flugplätzen, wenn der Anteil fossiler Flugtreibstoffe an den insgesamt in der Schweiz abgesetzten Mengen an fossilem Treibstoff im Jahr 2020 über 20 Prozent liegt. Abs. 1bis Ein Drittel des Ertrags der Abgabe wird im Rahmen der Zuständigkeiten des Bundes für Beiträge an Massnahmen verwendet, die zur langfristigen Anpassung an den Klimawandel und zur Vermeidung oder Bewältigung von Schäden an Personen oder an Sachen von erheblichem Wert in der Folge der erhöhten Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre beitragen. Abs. 2

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20.317 318 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:47

Zwei Drittel des Ertrags aus der Abgabe werden nach Artikel 41 Absatz 2 an die Bevölkerung verteilt. Art. 30b Bemessung der Flugverkehrsabgabe Abs. 1 Die Abgabe bemisst sich an der Flugdistanz und der Anzahl der beförderten Fluggäste. Abs. 2 Der Bundesrat legt die Höhe der Flugticketabgabe innert folgendem Rahmen fest: a. zwischen 12 und 20 Franken für Flüge in einen Mitgliedstaat des Europarates; b. zwischen 30 und 50 Franken für Flüge in einen anderen Staat. Abs. 3 Er berücksichtigt dabei vergleichbare internationale Regelungen. Art. 30c Abgabepflichtige Personen und Befreiung von der Luftverkehrsabgabe Abs. 1 Abgabepflichtig sind Luftfahrzeugbetreiber, die Flüge ab einem inländischen Flugplatz durchführen. Abs. 2 Der Bundesrat regelt die Ausnahmen. Er berücksichtigt dabei insbesondere Flüge mit hoheitlichen Aufgaben, für die medizinische Versorgung oder mit militärischen Zwecken und das Alter der Fluggäste.

1.5 Initiative des Kantons Neuenburg (20.317) In Ausübung seines Initiativrechts auf Bundesebene reicht der Grosse Rat des Kantons Neuenburg folgende Standesinitiative in der Form der allgemeinen Anregung ein:

Die Bundesversammlung wird aufgefordert, eine pauschale Flugticketabgabe einzuführen, um die Reisenden zur Nutzung umweltfreundlicherer Transportmittel zu bewegen. Diese Abgabe wird zu zwei Dritteln an die Bevölkerung und zu einem Drittel an die Bahn und den regionalen Personenverkehr (RPV) ausgeschüttet.

2 Erwägungen der Kommission Das von den Kantonen Luzern, Wallis, Freiburg, Bern und Neuenburg vorgebrachte Anliegen einer Flugticketabgabe hat die Kommission bereits in die Vorlage zur Totalrevision des CO2-Gesetzes (17.071) eingebracht. Die eidgenössischen Räte haben das revidierte CO2-Gesetz am 25. September 2020 in der Schlussabstimmung angenommen. Vorausgesetzt, die Vorlage wird in der Referendumsabstimmung nicht abgelehnt, tritt das Gesetz am 1. Januar 2022 in Kraft. Die in der Gesetzesvorlage enthaltene Flugticketabgabe wurde vertieft diskutiert und ist breit abgestützt. Die Abgabe soll pro Flugticket zwischen 30 und 120 Franken betragen, je nach Reisedistanz und Beförderungsklasse. Zudem ist im neuen CO2-Gesetz auch eine Abgabe von 500 bis 3000 Franken pro Start für grosse Privat- und Businessjets festgelegt. Die Kommission befürwortet also die Stossrichtung der Standesinitiative, aber hat – via Totalrevision des CO2-Gesetzes – bereits einen anderen Weg eingeschlagen, um rasch eine Lenkungsabgabe im Flugverkehr einzuführen. Aus diesem Grund beantragt die Kommission, den Standesinitiativen keine Folge zu geben.

4

20.3243 319 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3243 Motion Covid-19. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen beschleunigen

Eingereicht von: FDP-Liberale Fraktion Sprecher/in: Nantermod Philippe FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 04.05.2020 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, in Zusammenarbeit mit den betroffenen Akteuren, die erforderlichen Massnahmen zu treffen, um den Digitalisierungsprozess unseres Gesundheitssystems zu beschleunigen. Der Akzent soll dabei unter anderem auf den folgenden Punkten liegen: 1. Das elektronische Patientendossier muss im Gesundheitswesen für alle Akteure rasch zur Norm werden. 2. Der Einsatz der Telemedizin ist anerkannt und wird gefördert. 3. Jede Art von Korrespondenz zwischen den Akteuren im Gesundheitswesen erfolgt digital. Ausnahmen sind möglich für die Kommunikation mit Patientinnen und Patienten, die beschränkt Zugang zu digitalen Kommunikationsmitteln haben. 4. Der Einsatz von Anwendungen, die es den Patientinnen und Patienten erlauben, ihren Gesundheitszustand zu kontrollieren, wird gefördert, auch in der Grundversicherung. 5. Der Online-Bezug von Medikamenten wird erleichtert und während der Krise des Gesundheitswesens gefördert. Begründung Die Krise im Zusammenhang mit Covid-19 hat den Rückstand der Schweiz in der Digitalisierung des Gesundheitssystems aufgezeigt. Die alarmierende Feststellung der Bertelsmann-Stiftung, wonach die Schweiz im Digital-Health-Rating 2019 unter 18 Industrieländern auf Rang 14 liegt, hat sich dadurch bestätigt. Die Schweiz muss ihren Rückstand in diesem Bereich rasch aufholen. Das individuelle elektronische Patientendossier, das im stationären und ambulanten Bereich akzeptiert ist und auch genutzt wird, muss rasch eingeführt werden. Die Covid-19-Krise hat die Notwendigkeit aufgezeigt, den Zugang zur Telemedizin zu erleichtern und zu fördern, um flexiblere Konsultationen zu ermöglichen und unnötige Reisen (Ansteckungsrisiko) zu vermeiden. Zudem darf die Korrespondenz zwischen den Akteuren ausschliesslich elektronisch erfolgen. Ausnahmen können vorgesehen werden für Patientinnen und Patienten mit einem beschränkten Zugang zu digitalen Kommunikationsmitteln. Zudem soll die Nutzung von Anwendungen, mit denen der persönliche Gesundheitszustand selbst kontrolliert werden kann, gefördert werden, und zwar auch in der Grundversicherung. Das Potenzial dieser neuen Mittel muss vollumfänglich ausgeschöpft werden. Die Covid-19-Krise hat das Bedürfnis aufgezeigt, dass die Frage des Online-Bezugs von Medikamenten geklärt werden muss. In normalen Zeiten muss die Lieferung von verschreibungspflichtigen Medikamenten erleichtert werden. In Krisenzeiten muss es möglich sein, nicht verschreibungspflichtige Medikamente direkt nach Hause zu bestellen. Stellungnahme des Bundesrates vom 02.09.2020 1. bis 3. Der Bundesrat teilt die Einschätzung, dass bezüglich Digitalisierung im Schweizer Gesundheitssystem Nachholbedarf besteht. So wird im Rahmen der Umsetzung der Strategie eHealth Schweiz 2.0 vom Dezember 2018 die Einführung und anschliessende Verbreitung des elektronischen Patientendossiers (EPD) gemeinsam mit den Kantonen und allen involvierten Akteuren vorangetrieben. Weitergehende Massnahmen zur Förderung der Verbreitung des EPD werden zurzeit im Rahmen der Umsetzung des Postulates 18.4328 Wehrli "Elektronisches Patientendossier. Was gibt es noch zu tun bis zu seiner flächendeckenden Verwendung?" geprüft. Die Förderung des Einsatzes der Telemedizin sowie des digitalen Datenaustausches zwischen allen Akteuren des Gesundheitswesens (z.B. elektronische Rechnungsstellung) ist dem Bundesrat ebenfalls ein Anliegen und wird im Rahmen verschiedener Vorhaben 20.3243 320 Ständerat Frühjahrssession 2021

(z.B. Massnahmenpakete zur Kostendämpfung) aufgenommen. Die Förderung eines gesundheitsgerechten Verhaltens durch den Einsatz digitaler Instrumente ist eine der Massnahmen der Nationalen Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten 2017–2024 (NCD-Strategie; Massnahme 2.5, "Die Nutzung neuer Technologien fördern"). Ebenso wird in der verabschiedeten eHealth Strategie 2.0 explizit die Förderung von mobile Health als Ziel genannt, um die Potenziale von Telemedizin und Telemonitoring zu nutzen. 4. Es gibt bereits heute digitale Anwendungen und Apps zur Überwachung des Gesundheitszustandes, die durch die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) vergütet werden können. Allerdings müssen als Voraussetzung der Vergütung die Kriterien der Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit (WZW-Kriterien) erfüllt sein. Die Integration von Anwendungen zur Überwachung des Gesundheitszustands in Abhängigkeit mit Bonusprogrammen in der OKP lehnt der Bundesrat hingegen ab. Wie in der Stellungnahme zur Motion 18.3976 Humbel "Umsetzung der NCD-Strategie. Elektronisches Patientendossier nutzen für Anreize zu gesundheitsbewusstem Verhalten" ausgeführt, muss beim Einsatz von entsprechenden Anwendungen berücksichtigt werden, dass in der Grundversicherung das Solidaritätsprinzip gilt. Durch entsprechende Bonusprogramme würden kranke, körperlich beeinträchtigte, betagte, unsportliche und technisch nicht so versierte Personen jedoch diskriminiert werden. Ebenso werden Versicherte, die der Privatsphäre und dem Datenschutz hohe Bedeutung beimessen, benachteiligt. 5. Der Bundesrat prüft in Erfüllung des Postulats Stahl 19.3382 "Versandhandel mit nichtverschreibungspflichtigen Arzneimitteln", wie der Versandhandel mit nichtverschreibungspflichtigen Arzneimitteln in normalen Zeiten ermöglicht werden kann, ohne dabei die Behandlungssicherheit und Qualität im Vergleich mit der Abgabe durch den stationären Fachhandel zu beeinträchtigen. Der Bundesrat wird den Bericht zum Postulat voraussichtlich im 2022 verabschieden. Durch die Covid-19-Epidemie hat die Diskussion um eine Aufhebung des Verbots des Versands von Arzneimitteln ohne ärztliche Verordnung eine gewisse Aktualität erhalten. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) kam zusammen mit Swissmedic, dem Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung sowie den kantonalen Vollzugsstellen im Rahmen einer Untersuchung allerdings zum Schluss, dass die Versorgung von Menschen, welche ihr Zuhause nicht verlassen konnten, durch spitalexterne Dienste, Hauslieferungen der öffentlichen Apotheken und Drogerien sowie die Hilfe durch Angehörige auch in der ausserordentlichen Lage sichergestellt werden konnte. Vor diesem Hintergrund kann die Verabschiedung des Berichts in Erfüllung des Postulats Stahl 19.3382 abgewartet werden, ehe weitere Schritte beschlossen werden. Antrag des Bundesrates vom 02.09.2020 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Ziffern 1 bis 3 und die Ablehnung der Ziffern 4 und 5. Kommissionsberichte 22.02.2021 - Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates Chronologie

25.09.2020 Nationalrat Annahme Punkte 1, 2 und 3 angenommen / Punkte 4 und 5 abgelehnt. 08.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR (SGK-NR) Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Nationalrat 20.3243 321 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 03.03.2021 08:52

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.3243 n Mo. Nationalrat (Fraktion RL). Covid-19. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen beschleunigen

Bericht der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit vom 22. Februar 2021

Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates (SGK-S) hat an ihrer Sitzung vom 22. Februar 2021 die von der FDP-Liberalen Fraktion (RL) am 4. Mai 2020 eingereichte Motion, deren Punkte 1, 2 und 3 vom Nationalrat am 25. September 2020 angenommen worden waren, vorberaten.

Die Motion beauftragt den Bundesrat, in Zusammenarbeit mit den betroffenen Akteuren die erforderlichen Massnahmen zu treffen, um den Digitalisierungsprozess des Schweizer Gesundheitssystems zu beschleunigen, dies namentlich in Sachen elektronisches Patientendossier, Einsatz der Telemedizin und Digitalisierung der Korrespondenz zwischen den Akteuren des Gesundheitswesens.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, die Punkte 1, 2 und 3 der Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Müller Damian

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Paul Rechsteiner

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 2. September 2020 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 20.3243 322 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 03.03.2021 08:52

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, in Zusammenarbeit mit den betroffenen Akteuren, die erforderlichen Massnahmen zu treffen, um den Digitalisierungsprozess unseres Gesundheitssystems zu beschleunigen. Der Akzent soll dabei unter anderem auf den folgenden Punkten liegen: 1. Das elektronische Patientendossier muss im Gesundheitswesen für alle Akteure rasch zur Norm werden. 2. Der Einsatz der Telemedizin ist anerkannt und wird gefördert. 3. Jede Art von Korrespondenz zwischen den Akteuren im Gesundheitswesen erfolgt digital. Ausnahmen sind möglich für die Kommunikation mit Patientinnen und Patienten, die beschränkt Zugang zu digitalen Kommunikationsmitteln haben. 4. Der Einsatz von Anwendungen, die es den Patientinnen und Patienten erlauben, ihren Gesundheitszustand zu kontrollieren, wird gefördert, auch in der Grundversicherung. 5. Der Online-Bezug von Medikamenten wird erleichtert und während der Krise des Gesundheitswesens gefördert.

1.2 Begründung Die Krise im Zusammenhang mit Covid-19 hat den Rückstand der Schweiz in der Digitalisierung des Gesundheitssystems aufgezeigt. Die alarmierende Feststellung der Bertelsmann-Stiftung, wonach die Schweiz im Digital-Health-Rating 2019 unter 18 Industrieländern auf Rang 14 liegt, hat sich dadurch bestätigt. Die Schweiz muss ihren Rückstand in diesem Bereich rasch aufholen. Das individuelle elektronische Patientendossier, das im stationären und ambulanten Bereich akzeptiert ist und auch genutzt wird, muss rasch eingeführt werden. Die Covid-19-Krise hat die Notwendigkeit aufgezeigt, den Zugang zur Telemedizin zu erleichtern und zu fördern, um flexiblere Konsultationen zu ermöglichen und unnötige Reisen (Ansteckungsrisiko) zu vermeiden. Zudem darf die Korrespondenz zwischen den Akteuren ausschliesslich elektronisch erfolgen. Ausnahmen können vorgesehen werden für Patientinnen und Patienten mit einem beschränkten Zugang zu digitalen Kommunikationsmitteln. Zudem soll die Nutzung von Anwendungen, mit denen der persönliche Gesundheitszustand selbst kontrolliert werden kann, gefördert werden, und zwar auch in der Grundversicherung. Das Potenzial dieser neuen Mittel muss vollumfänglich ausgeschöpft werden. Die Covid-19-Krise hat das Bedürfnis aufgezeigt, dass die Frage des Online-Bezugs von Medikamenten geklärt werden muss. In normalen Zeiten muss die Lieferung von verschreibungspflichtigen Medikamenten erleichtert werden. In Krisenzeiten muss es möglich sein, nicht verschreibungspflichtige Medikamente direkt nach Hause zu bestellen.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 2. September 2020 1. bis 3. Der Bundesrat teilt die Einschätzung, dass bezüglich Digitalisierung im Schweizer Gesundheitssystem Nachholbedarf besteht. So wird im Rahmen der Umsetzung der Strategie eHealth Schweiz 2.0 vom Dezember 2018 die Einführung und anschliessende Verbreitung des elektronischen Patientendossiers (EPD) gemeinsam mit den Kantonen und allen involvierten Akteuren vorangetrieben. Weitergehende Massnahmen zur Förderung der Verbreitung des EPD werden zurzeit im Rahmen der Umsetzung des Postulates 18.4328 Wehrli "Elektronisches

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20.3243 323 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 03.03.2021 08:52

Patientendossier. Was gibt es noch zu tun bis zu seiner flächendeckenden Verwendung?" geprüft. Die Förderung des Einsatzes der Telemedizin sowie des digitalen Datenaustausches zwischen allen Akteuren des Gesundheitswesens (z.B. elektronische Rechnungsstellung) ist dem Bundesrat ebenfalls ein Anliegen und wird im Rahmen verschiedener Vorhaben (z.B. Massnahmenpakete zur Kostendämpfung) aufgenommen. Die Förderung eines gesundheitsgerechten Verhaltens durch den Einsatz digitaler Instrumente ist eine der Massnahmen der Nationalen Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten 2017-2024 (NCD-Strategie; Massnahme 2.5, "Die Nutzung neuer Technologien fördern"). Ebenso wird in der verabschiedeten eHealth Strategie 2.0 explizit die Förderung von mobile Health als Ziel genannt, um die Potenziale von Telemedizin und Telemonitoring zu nutzen. 4. Es gibt bereits heute digitale Anwendungen und Apps zur Überwachung des Gesundheitszustandes, die durch die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) vergütet werden können. Allerdings müssen als Voraussetzung der Vergütung die Kriterien der Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit (WZW-Kriterien) erfüllt sein. Die Integration von Anwendungen zur Überwachung des Gesundheitszustands in Abhängigkeit mit Bonusprogrammen in der OKP lehnt der Bundesrat hingegen ab. Wie in der Stellungnahme zur Motion 18.3976 Humbel "Umsetzung der NCD-Strategie. Elektronisches Patientendossier nutzen für Anreize zu gesundheitsbewusstem Verhalten" ausgeführt, muss beim Einsatz von entsprechenden Anwendungen berücksichtigt werden, dass in der Grundversicherung das Solidaritätsprinzip gilt. Durch entsprechende Bonusprogramme würden kranke, körperlich beeinträchtigte, betagte, unsportliche und technisch nicht so versierte Personen jedoch diskriminiert werden. Ebenso werden Versicherte, die der Privatsphäre und dem Datenschutz hohe Bedeutung beimessen, benachteiligt. 5. Der Bundesrat prüft in Erfüllung des Postulats Stahl 19.3382 "Versandhandel mit nichtverschreibungspflichtigen Arzneimitteln", wie der Versandhandel mit nichtverschreibungspflichtigen Arzneimitteln in normalen Zeiten ermöglicht werden kann, ohne dabei die Behandlungssicherheit und Qualität im Vergleich mit der Abgabe durch den stationären Fachhandel zu beeinträchtigen. Der Bundesrat wird den Bericht zum Postulat voraussichtlich im 2022 verabschieden. Durch die Covid-19-Epidemie hat die Diskussion um eine Aufhebung des Verbots des Versands von Arzneimitteln ohne ärztliche Verordnung eine gewisse Aktualität erhalten. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) kam zusammen mit Swissmedic, dem Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung sowie den kantonalen Vollzugsstellen im Rahmen einer Untersuchung allerdings zum Schluss, dass die Versorgung von Menschen, welche ihr Zuhause nicht verlassen konnten, durch spitalexterne Dienste, Hauslieferungen der öffentlichen Apotheken und Drogerien sowie die Hilfe durch Angehörige auch in der ausserordentlichen Lage sichergestellt werden konnte. Vor diesem Hintergrund kann die Verabschiedung des Berichts in Erfüllung des Postulats Stahl 19.3382 abgewartet werden, ehe weitere Schritte beschlossen werden.

Der Bundesrat beantragt die Annahme der Ziffern 1 bis 3 und die Ablehnung der Ziffern 4 und 5.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Nationalrat nahm die Punkte 1, 2 und 3 der Motion am 25. September 2020 ohne Gegenstimme an, die Punkte 4 und 5 lehnte er ebenfalls ohne Gegenstimme ab.

4 Erwägungen der Kommission Die Kommission befürwortet das Motionsanliegen und hält ebenfalls fest, dass die Covid-19- bedingte Gesundheitskrise gezeigt hat, wie wichtig es ist, die Digitalisierung des Schweizer

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20.3243 324 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 03.03.2021 08:52

Gesundheitssystems voranzutreiben. Sie ist namentlich der Auffassung, es sei an der Zeit, mit der Einführung und Verbreitung des elektronischen Patientendossiers vorwärts zu machen. Die Kommission unterstützt auch die Forderungen, wonach der Einsatz der Telemedizin vereinfacht und die Digitalisierung der Korrespondenz zwischen den Akteuren des Gesundheitswesens beschleunigt werden soll. Diese Massnahmen würden zur Modernisierung und Digitalisierung der Medizinbereiche beitragen.

Damit aus der Coronakrise Lehren gezogen werden können, welche die Digitalisierung des Schweizer Gesundheitssystems voranbringen, folgt die Kommission dem Beschluss des Nationalrates und beantragt ohne Gegenstimme, die Punkte 1, 2 und 3 der Motion anzunehmen.

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20.325 325 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.325 Standesinitiative Massnahmen zur Bekämpfung der Ausbreitung des Coronavirus (Covid-19). Schaf- fung eines Bundesfonds zur Unterstützung der stark betroffenen Sport-, Kultur- und Freizeitvereine

Eingereicht von: Jura Einreichungsdatum: 12.08.2020 Stand der Beratung: Vorprüfung - Behandelt vom Ständerat

Eingereichter Text Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung und Artikel 84 Buchstabe o der Verfassung des Kantons Jura fordert das Parlament des Kantons Jura die Bundesversammlung auf: a. einen Fonds zur finanziellen Unterstützung der Sport-, Kultur- und Freizeitvereine zu schaffen, die von den Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus besonders stark getroffen wurden; b. den Bundesrat zu beauftragen, in Absprache mit den Sport-, Kultur- und Freizeitverbänden und -vereinen Regeln und objektive Kriterien für die Gewährung von Beihilfen aus diesem Fonds festzulegen. Begründung Die vom Bundesrat am Freitag, 29. Februar 2020, angekündigten Gesundheitsmassnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus (d. h. der Covid-19-Erkrankung) wirkten sich unmittelbar auf zahlreiche Sport-, Kultur- und Freizeitveranstaltungen der Schweiz aus. Ziel dieser Standesinitiative ist es nicht, die Beschlüsse und Verbote des Bundesrates und des Bundesamtes für Gesundheit zur deutlichen Eindämmung der Übertragung des Virus in der Bevölkerung infrage zu stellen, sondern vielmehr auf die finanziellen Konsequenzen dieser Massnahmen und Verbote aufmerksam zu machen. Die Akteure im Sport-, Kultur- und Freizeitbereich, die Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen in geschlossenen Räumen durchführen, sahen sich gezwungen, diese Veranstaltungen und Zusammenkünfte abzusagen oder sie angesichts der dringlichen Umsetzung dieser Massnahmen und Verbote unter Ausschluss des Publikums stattfinden zu lassen. Die finanziellen Verluste infolge dieser ausserordentlichen Gesundheitsmassnahmen könnten sogar das Überleben einiger Organisationen oder Vereine gefährden. Diese Massnahmen sollen bis zum 15. März 2021 in Kraft bleiben. Doch es ist gut möglich, dass sie über dieses Datum hinaus verlängert oder gar noch verschärft werden. Daher ist es nicht auszuschliessen, dass sich die Situation bestimmter Vereine noch weiter verschlechtert. Unseres Erachtens müssen die eidgenössischen Räten deshalb dringend ein starkes Zeichen der Solidarität an all diese gebeutelten Akteure senden und einen Fonds zur finanziellen Unterstützung der Sport-, Kultur- und Freizeitvereine schaffen, die von den am 29. Februar 2020 ergriffenen und voraussichtlich über den 15. März 2021 hinaus geltenden Massnahmen zur Bewältigung des Coronavirus besonders stark getroffen wurden. Kommissionsberichte 01.02.2021 - Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Ständerates Chronologie

02.03.2021 Ständerat Keine Folge gegeben

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur NR (WBK-NR) Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur SR (WBK-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) 20.325 326 Ständerat Frühjahrssession 2021

Weitere Informationen Behandlungskategorie V

Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.325 327 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:51

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.325 s Kt. Iv. JU. Massnahmen zur Bekämpfung der Ausbreitung des Coronavirus (Covid-19). Schaffung eines Bundesfonds zur Unterstützung der stark betroffenen Sport-, Kultur- und Freizeitvereine

Bericht der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur vom 1. Februar 2021

Die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Ständerates (WBK-S) hat an ihrer Sitzung vom 1. Februar 2021 die vom Kanton Jura am 12. August 2020 eingereichte Standesinitiative vorgeprüft.

Die Initiative fordert die Bundesversammlung auf, einen Fonds zur finanziellen Unterstützung der Sport-, Kultur- und Freizeitvereine zu schaffen, die von den Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus besonders stark betroffen sind. Der Kanton Jura verlangt zudem, dass der Bundesrat beauftragt wird, in Absprache mit den Sport-, Kultur- und Freizeitverbänden und -vereinen Regeln und objektive Kriterien für die Gewährung von Beihilfen aus diesem Fonds festzulegen.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 12 zu 0 Stimmen bei 1 Enthaltung, der Initiative keine Folge zu geben.

Berichterstattung: Germann

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Hannes Germann

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stand der Vorprüfung 3 Erwägungen der Kommission

$ 20.325 328 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 17:51

1 Text und Begründung

1.1 Text Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung und Artikel 84 Buchstabe o der Verfassung des Kantons Jura fordert das Parlament des Kantons Jura die Bundesversammlung auf: a. einen Fonds zur finanziellen Unterstützung der Sport-, Kultur- und Freizeitvereine zu schaffen, die von den Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus besonders stark getroffen wurden; b. den Bundesrat zu beauftragen, in Absprache mit den Sport-, Kultur- und Freizeitverbänden und - vereinen Regeln und objektive Kriterien für die Gewährung von Beihilfen aus diesem Fonds festzulegen.

1.2 Begründung Die vom Bundesrat am Freitag, 29. Februar 2020, angekündigten Gesundheitsmassnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus (d. h. der Covid-19-Erkrankung) wirkten sich unmittelbar auf zahlreiche Sport-, Kultur- und Freizeitveranstaltungen der Schweiz aus. Ziel dieser Standesinitiative ist es nicht, die Beschlüsse und Verbote des Bundesrates und des Bundesamtes für Gesundheit zur deutlichen Eindämmung der Übertragung des Virus in der Bevölkerung infrage zu stellen, sondern vielmehr auf die finanziellen Konsequenzen dieser Massnahmen und Verbote aufmerksam zu machen. Die Akteure im Sport-, Kultur- und Freizeitbereich, die Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen in geschlossenen Räumen durchführen, sahen sich gezwungen, diese Veranstaltungen und Zusammenkünfte abzusagen oder sie angesichts der dringlichen Umsetzung dieser Massnahmen und Verbote unter Ausschluss des Publikums stattfinden zu lassen. Die finanziellen Verluste infolge dieser ausserordentlichen Gesundheitsmassnahmen könnten sogar das Überleben einiger Organisationen oder Vereine gefährden. Diese Massnahmen sollen bis zum 15. März 2021 in Kraft bleiben. Doch es ist gut möglich, dass sie über dieses Datum hinaus verlängert oder gar noch verschärft werden. Daher ist es nicht auszuschliessen, dass sich die Situation bestimmter Vereine noch weiter verschlechtert. Unseres Erachtens müssen die eidgenössischen Räten deshalb dringend ein starkes Zeichen der Solidarität an all diese gebeutelten Akteure senden und einen Fonds zur finanziellen Unterstützung der Sport-, Kultur- und Freizeitvereine schaffen, die von den am 29. Februar 2020 ergriffenen und voraussichtlich über den 15. März 2021 hinaus geltenden Massnahmen zur Bewältigung des Coronavirus besonders stark getroffen wurden.

2 Stand der Vorprüfung Die Initiative wurde von der WBK-S am 1. Februar 2021 vorgeprüft.

3 Erwägungen der Kommission Die WBK-S hörte eine Vertretung des jurassischen Kantonsparlaments an, um mehr über die Gründe für das Einreichen dieser Initiative zu erfahren. Die Kommission kann die Sorgen des Kantons Jura nachvollziehen, ist aber der Ansicht, dass dem Initiativanliegen inzwischen durch die verschiedenen Unterstützungsmassnahmen des Bundes zur Abfederung der Auswirkungen der Covid-19-Krise Rechnung getragen worden ist. Sie beantragt ihrem Rat deshalb mit 12 zu 0 Stimmen bei 1 Enthaltung, der Initiative keine Folge zu geben.

2

20.3263 329 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3263 Motion Lehren aus der Covid-19-Pandemie für das Schweizer Gesundheitssystem ziehen

Eingereicht von: Die Mitte-Fraktion. Die Mitte. EVP. Sprecher/in: Humbel Ruth Die Mitte-Fraktion. Die Mitte. EVP. Die Mitte Einreichungsdatum: 04.05.2020 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, die Lehren aus der COVID-19-Pandemie auf das Schweizer Gesundheitssystem zu ziehen und geeignete Massnahmen vorzuschlagen, insbesondere in folgenden Bereichen: 1. Analyse der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Beanspruchung der medizinischen Notfallversorgung von Spitälern und Arztpraxen sowie ihre Folgen auf die Versorgungsstrukturen und die aktuellen KVG-Reformen. 2. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen, insbesondere der elektronische Datenaustausch und das elektronische Patientendossier, muss dringend forciert werden. 3. Die indirekten Kosten der Pandemie, wie Einnahmenausfälle der Leistungserbringer, namentlich der Spitäler, dürfen nicht auf die Prämienzahlenden überwälzt werden. 4. Der Influenza-Pandemieplan muss überarbeitet werden. Dabei müssen Verantwortlichkeiten und Durchsetzbarkeit des Pandemieplans gewährleistet sein. Begründung Die Covid-19-Pandemie ist und war ein Stresstest für unser Gesundheitssystem. Auch während des beschränkten Zugangs zur Versorgung, war es für dringende Fälle immer möglich den Hausarzt oder ein Spital aufzusuchen. Dennoch sind Notfallkonsultationen in Spitälern sowie Arztbesuche massiv eingebrochen. Es muss analysiert werden, wie weit die Behandlung schwer kranker Menschen verpasst/verzögert wurde und wie weit Bagatell-Erkrankungen und unnötige Eingriffe verhindert wurden. Aus der Analyse müssen die Konsequenzen auf die laufenden KVG-Reformen sowie auf die Versorgungsplanung der Kantone aufgezeigt werden. Die Krise hat auch die grossen Defizite in der Digitalisierung im Gesundheitswesen vor Augen geführt. Die Digitalisierung bezüglich Behandlungsmodellen, Datenverkehr und elektronisches Patientendossier muss beschleunigt werden. Gemäss gesetzlichem Auftrag müssen die Krankenversicherer die pandemiebedingten Behandlungskosten übernehmen. Indirekte Kosten der Pandemie, wie Einnahmeausfälle der Leistungserbringer, dürfen nicht auf die Prämienzahlenden überwälzt werden. Eine Prämienerhöhung auf das nächste Jahr muss vermieden werden. Zudem ist der nationale Pandemieplan unter Berücksichtigung der Erfahrungen aus der Covid-19-Pandemie zu überarbeiten, die Zuständigkeitsbereiche von Bund und Kantonen sind klar zu definieren und von der zuständigen Behörde durchzusetzen. Insbesondere müssen auch Spitäler ausreichende Lagerbestände an Schutzmaterial und Medikamenten für Spezialsituationen pflegen. Stellungnahme des Bundesrates vom 12.08.2020 Der Bundesrat hält die Anliegen der Motion für berechtigt; es werden darin wichtige Aspekte zur Prüfung und Klärung angesprochen. Der Bundesrat hat vor, die Erfahrungen aus der aktuellen Pandemie in einem Bericht aufzuarbeiten. Darin sollen die in der Motion erwähnten Aspekte untersucht werden. Wie bereits in seiner Stellungnahme zu den gleichlautenden Motionen 20.3162 SGK-SR und 20.3165 SGK-NR "Für eine risikobasierte Präventions- und Krisenstrategie zur Bekämpfung übertragbarer Krankheiten" eingebracht, können die hierzu nötigen Evaluationen und Studien aber erst nach Abschluss der Bewältigung der COVID-19 Pandemie in Angriff genommen werden. 20.3263 330 Ständerat Frühjahrssession 2021

Antrag des Bundesrates vom 12.08.2020 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Kommissionsberichte 22.02.2021 - Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates Chronologie

25.09.2020 Nationalrat Annahme 08.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR (SGK-NR) Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Nationalrat 20.3263 331 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 03.03.2021 08:34

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.3263 n Mo. Nationalrat (M-CEB). Lehren aus der Covid-19-Pandemie für das Schweizer Gesundheitssystem ziehen

Bericht der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit vom 22. Februar 2021

Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates (SGK-S) hat an ihrer Sitzung vom 22. Februar 2021 die von der Mitte-Fraktion am 4. Mai 2020 eingereichte und vom Nationalrat am 25. September 2020 angenommene Motion vorberaten.

Die Motion beauftragt den Bundesrat, für das Schweizer Gesundheitssystem die Lehren aus der Covid-19-Pandemie zu ziehen und geeignete Massnahmen vorzuschlagen.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Rechsteiner Paul

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Paul Rechsteiner

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 12. August 2020 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 20.3263 332 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 03.03.2021 08:34

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, die Lehren aus der Covid-19-Pandemie auf das Schweizer Gesundheitssystem zu ziehen und geeignete Massnahmen vorzuschlagen, insbesondere in folgenden Bereichen: 1. Analyse der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Beanspruchung der medizinischen Notfallversorgung von Spitälern und Arztpraxen sowie ihre Folgen auf die Versorgungsstrukturen und die aktuellen KVG-Reformen. 2. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen, insbesondere der elektronische Datenaustausch und das elektronische Patientendossier, muss dringend forciert werden. 3. Die indirekten Kosten der Pandemie, wie Einnahmenausfälle der Leistungserbringer, namentlich der Spitäler, dürfen nicht auf die Prämienzahlenden überwälzt werden. 4. Der Influenza-Pandemieplan muss überarbeitet werden. Dabei müssen Verantwortlichkeiten und Durchsetzbarkeit des Pandemieplans gewährleistet sein.

1.2 Begründung Die Covid-19-Pandemie ist und war ein Stresstest für unser Gesundheitssystem. Auch während des beschränkten Zugangs zur Versorgung, war es für dringende Fälle immer möglich den Hausarzt oder ein Spital aufzusuchen. Dennoch sind Notfallkonsultationen in Spitälern sowie Arztbesuche massiv eingebrochen. Es muss analysiert werden, wie weit die Behandlung schwer kranker Menschen verpasst/verzögert wurde und wie weit Bagatell-Erkrankungen und unnötige Eingriffe verhindert wurden. Aus der Analyse müssen die Konsequenzen auf die laufenden KVG-Reformen sowie auf die Versorgungsplanung der Kantone aufgezeigt werden. Die Krise hat auch die grossen Defizite in der Digitalisierung im Gesundheitswesen vor Augen geführt. Die Digitalisierung bezüglich Behandlungsmodellen, Datenverkehr und elektronisches Patientendossier muss beschleunigt werden. Gemäss gesetzlichem Auftrag müssen die Krankenversicherer die pandemiebedingten Behandlungskosten übernehmen. Indirekte Kosten der Pandemie, wie Einnahmeausfälle der Leistungserbringer, dürfen nicht auf die Prämienzahlenden überwälzt werden. Eine Prämienerhöhung auf das nächste Jahr muss vermieden werden. Zudem ist der nationale Pandemieplan unter Berücksichtigung der Erfahrungen aus der Covid-19- Pandemie zu überarbeiten, die Zuständigkeitsbereiche von Bund und Kantonen sind klar zu definieren und von der zuständigen Behörde durchzusetzen. Insbesondere müssen auch Spitäler ausreichende Lagerbestände an Schutzmaterial und Medikamenten für Spezialsituationen pflegen.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 12. August 2020 Der Bundesrat hält die Anliegen der Motion für berechtigt; es werden darin wichtige Aspekte zur Prüfung und Klärung angesprochen. Der Bundesrat hat vor, die Erfahrungen aus der aktuellen Pandemie in einem Bericht aufzuarbeiten. Darin sollen die in der Motion erwähnten Aspekte untersucht werden. Wie bereits in seiner Stellungnahme zu den gleichlautenden Motionen 20.3162 SGK-S und 20.3165 SGK-N "Für eine risikobasierte Präventions- und Krisenstrategie zur Bekämpfung übertragbarer

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20.3263 333 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 03.03.2021 08:34

Krankheiten" eingebracht, können die hierzu nötigen Evaluationen und Studien aber erst nach Abschluss der Bewältigung der Covid-19 Pandemie in Angriff genommen werden.

Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Nationalrat nahm die Motion am 25. September 2020 ohne Gegenstimme an.

4 Erwägungen der Kommission Die Kommission unterstützt die Anliegen dieser Motion, die in ihren Augen sinnvoll und gerechtfertigt sind. Sie betont, wie wichtig es ist, aus der derzeitigen Gesundheitskrise Lehren zu ziehen und die Erfahrungen, die in den verschiedenen von der Covid-19-Pandemie betroffenen Bereichen gemacht wurden, zu evaluieren. Die SGK-S ist der Auffassung, dass nach dieser Evaluation Massnahmen zur Stärkung des Schweizer Gesundheitssystems vorgeschlagen werden sollten. Deshalb beantragt sie ohne Gegenstimme, die Motion anzunehmen.

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20.330 334 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.330 Standesinitiative Stärkerer Einbezug der Kantone bei der Genehmigung der Prämientarife

Eingereicht von: Jura Einreichungsdatum: 07.09.2020 Stand der Beratung: Vorprüfung - Behandelt vom Ständerat

Eingereichter Text Das jurassische Parlament fordert die Bundesversammlung auf, in Artikel 16 Absatz 6 des Krankenversicherungsaufsichtsgesetzes (KVAG) vorzusehen, dass die Kantone von den Krankenkassen sämtliche Informationen einholen können, welche sie benötigen, um im Verfahren zur Genehmigung der Prämientarife der Krankenversicherer angemessen Stellung nehmen zu können. Der Wortlaut des besagten Absatzes soll neu wie folgt lauten: Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und zu den für ihren Kanton vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden. Begründung Die Kantone kennen die Gesundheitsleistungen, die auf ihrem Kantonsgebiet erbracht werden, und müssen gegenüber der Bevölkerung die Verantwortung dafür tragen. Seit mehreren Jahren jedoch liefert ihnen das BAG nicht mehr die benötigten Informationen über die Prämientarife. Deshalb müssen die Kantone die Informationen, die ihnen das BAG nicht geben will, direkt bei den Versicheren einholen. Das Bundesamt hat den Versicherern allerdings mitgeteilt, dass sie künftig auf diese Praxis verzichten sollen, da sie den Bestimmungen des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (SR 832.12, KVAG) zuwiderliefe. Die Kantone können die Prämientarife somit nicht mehr prüfen und gegebenenfalls nötige Anpassungen vorschlagen – weder direkt gegenüber den Versicherern noch gegenüber dem BAG. Auch werden sie nicht über die finanzielle Situation der in ihrem Kanton tätigen Versicherer informiert. Kommissionsberichte 22.02.2021 - Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates Chronologie

08.03.2021 Ständerat Folge gegeben

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR (SGK-NR) Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.330 335 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:15

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.300 s Kt. Iv. TI. Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien. Umfassende Information der Kantone zur Ermöglichung einer zweckdienlichen Stellungnahme

20.304 s Kt. Iv. GE. Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien. Umfassende Information der Kantone zur Ermöglichung einer zweckdienlichen Stellungnahme

20.330 s Kt. Iv. JU. Stärkerer Einbezug der Kantone bei der Genehmigung der Prämientarife

20.333 s Kt. Iv. FR. Den Kantonen mehr Mitspracherecht

21.300 s Kt. Iv. NE. Mehr Mitsprache für die Kantone

Bericht der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit vom 22. Februar 2021

Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 22. Februar 2021 die Standesinitiativen der Kantone Tessin (eingereicht am 23. Januar 2020), Genf (eingereicht am 24. Januar 2020), Jura (eingereicht am 7. September 2020), Freiburg (eingereicht am 15. Oktober 2020) und Neuenburg (eingereicht am 16. Dezember 2020) vorgeprüft.

Die Standesinitiativen verlangen, dass das Krankenversicherungsaufsichtsgesetz (KVAG; SR 832.12) dahingehend geändert wird, dass die Kantone vor der Genehmigung der Prämientarife nicht nur zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten, sondern auch zu den für ihren Kanton vorgesehenen Tarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen können.

$ 20.330 336 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:15

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 7 zu 4 Stimmen bei 1 Enthaltung, den Initiativen keine Folge zu geben.

Die Kommissionsminderheit (Carobbio Guscetti, Graf Maya, Rechsteiner Paul, Stöckli) beantragt, den Initiativen Folge zu geben.

Berichterstattung: Dittli

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Paul Rechsteiner

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Erwägungen der Kommission

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20.330 337 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:15

1 Text und Begründung

1.1 Text [20.300] Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung reicht der Kanton Tessin folgende Standesinitiative ein: Artikel 16 ("Genehmigung der Prämientarife") des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (Krankenversicherungsaufsichtsgesetz, KVAG; SR 832.12) ist in Absatz 6 wie folgt zu ergänzen: 6 Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und zu den für ihren Kanton vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

[20.304] Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung reicht der Kanton Genf folgende Standesinitiative ein: Artikel 16 ("Genehmigung der Prämientarife") des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (Krankenversicherungsaufsichtsgesetz, KVAG; SR 832.12) ist in Absatz 6 wie folgt zu ergänzen: 6 Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und zu den für ihren Kanton vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

[20.330] Das jurassische Parlament fordert die Bundesversammlung auf, in Artikel 16 Absatz 6 des Krankenversicherungsaufsichtsgesetzes (KVAG) vorzusehen, dass die Kantone von den Krankenkassen sämtliche Informationen einholen können, welche sie benötigen, um im Verfahren zur Genehmigung der Prämientarife der Krankenversicherer angemessen Stellung nehmen zu können. Der Wortlaut des besagten Absatzes soll neu wie folgt lauten: Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und zu den für ihren Kanton vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

[20.333] Die Bundesbehörden werden eingeladen, Artikel 16 Abs. 6 des Bundesgesetzes betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung vom 26. September 2014 (KVAG; SR 832.12) wie folgt zu ändern: Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und den vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

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20.330 338 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:15

[21.300] In Ausübung seines Initiativrechtes auf Bundesebene beantragt der Grosse Rat des Kantons Neuenburg der Bundesversammlung, Artikel 16 Absatz 6 ("Genehmigung der Prämientarife") des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (KVAG) wie folgt zu ergänzen: 6 Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

1.2 Begründung [20.300] Durch den jüngsten Beschluss der Aufsichtsbehörde, d.h. des BAG, den Kantonen von 2019 an zu Analysezwecken keine Prämiendaten mehr zu liefern, ist die Rolle der Kantone im Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, die sowieso lediglich in einer Stellungnahme gegenüber dem BAG besteht, weiter massiv eingeschränkt worden. Das BAG rechtfertigt seine restriktive Haltung mit dem aktuellen Wortlaut von Artikel 16 Absatz 6 KVAG, welcher die Stellungnahme der Kantone auf den Kostenaspekt begrenzt. Auf der Grundlage von Teilinformationen, die kein komplettes Bild der Kosten- und Prämiensituation liefern, ist es den Kantonen nicht möglich, zweckdienlich Stellung zu nehmen und die Aufsichtsbehörde bei der Wahrnehmung ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbewertung untrennbar miteinander verbunden sind, da Kosten und Prämien in direktem Zusammenhang stehen und die Prämien den Löwenanteil der Gesundheitskosten der Bürgerinnen und Bürger ausmachen. Deshalb ist es eben gerade die Bewertung der von den einzelnen Krankenversicherern vorgeschlagenen Prämientarife, dieden wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahme darstellt. Der Kanton kann nach der Analyse der Gesamtkosten und der Kosten der einzelnen Kassen einschätzen, welche Prämienvorschläge plausibel und welche zu hoch oder zu niedrig erscheinen, seine Einschätzung begründen und Änderungen empfehlen. Allgemein ist der Kanton Tessin, der über die Jahre umfassende Kompetenzen in diesem Bereich erworben hat, der Auffassung, dass die Aufsichtsrolle der Kantone von grosser Bedeutung ist, weshalb an dieser festgehalten oder diese sogar gestärkt werden sollte. Angesichts der volkswirtschaftlichen Bedeutung der sozialen Krankenversicherung bedarf es unbedingt einer demokratischen Kontrolle nicht nur durch den Bund, sondern auch durch die Kantone. Diese kennen die eigene gesundheitspolitische Lage am besten, verfügen über fundierte Kenntnisse und tragen Verantwortung für die Gesundheitsversorgung ihrer Bevölkerung, gegenüber der sie auch Rechenschaft abzulegen haben. Mit der beantragten Gesetzesänderung soll der Wortlaut der früheren Artikel 61 Absatz 5 und 21a KVG, welche mit dem Inkrafttreten des Aufsichtsgesetzes gestrichen wurden, wiederaufgenommen werden. Die Aufnahme dieses Gesetzes in das KVG per 1. Juli 1999 war im Übrigen vom Kanton Tessin unterstützt worden.

[20.304] Durch den jüngsten Beschluss der Aufsichtsbehörde, d.h. des BAG, den Kantonen von 2019 an zu Analysezwecken keine Prämiendaten mehr zu liefern, ist die Rolle der Kantone im Verfahren zur

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20.330 339 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:15

Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, die sowieso lediglich in einer Stellungnahme gegenüber dem BAG besteht, weiter massiv eingeschränkt worden. Das BAG rechtfertigt seine restriktive Haltung mit dem aktuellen Wortlaut von Artikel 16 Absatz 6 KVAG, welcher die Stellungnahme der Kantone auf den Kostenaspekt begrenzt. Auf der Grundlage von Teilinformationen, die kein komplettes Bild der Kosten- und Prämiensituation liefern, ist es den Kantonen nicht möglich, zweckdienlich Stellung zu nehmen und die Aufsichtsbehörde bei der Wahrnehmung ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbewertung untrennbar miteinander verbunden sind, da Kosten und Prämien in direktem Zusammenhang stehen und die Prämien den Löwenanteil der Gesundheitskosten der Bürgerinnen und Bürger ausmachen. Deshalb ist es eben gerade die Bewertung der von den einzelnen Krankenversicherern vorgeschlagenen Prämientarife, die den wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahme darstellt. Der Kanton kann nach der Analyse der Gesamtkosten und der Kosten der einzelnen Kassen einschätzen, welche Prämienvorschläge plausibel und welche zu hoch oder zu niedrig erscheinen, seine Einschätzung begründen und Änderungen empfehlen. Allgemein ist der Kanton Genf, der über die Jahre umfassende Kompetenzen in diesem Bereich erworben hat, der Auffassung, dass die Aufsichtsrolle der Kantone von grosser Bedeutung ist, weshalb an dieser festgehalten oder diese sogar gestärkt werden sollte. Angesichts der volkswirtschaftlichen Bedeutung der sozialen Krankenversicherung bedarf es unbedingt einer demokratischen Kontrolle nicht nur durch den Bund, sondern auch durch die Kantone. Diese kennen die eigene gesundheitspolitische Lage am besten, verfügen über fundierte Kenntnisse und tragen Verantwortung für die Gesundheitsversorgung ihrer Bevölkerung, gegenüber der sie auch Rechenschaft abzulegen haben. Mit der beantragten Gesetzesänderung soll der Wortlaut der früheren Artikel 61 Absatz 5 und 21a KVG, welche mit dem Inkrafttreten des Aufsichtsgesetzes gestrichen wurden, wiederaufgenommen werden.

[20.330] Die Kantone kennen die Gesundheitsleistungen, die auf ihrem Kantonsgebiet erbracht werden, und müssen gegenüber der Bevölkerung die Verantwortung dafür tragen. Seit mehreren Jahren jedoch liefert ihnen das BAG nicht mehr die benötigten Informationen über die Prämientarife. Deshalb müssen die Kantone die Informationen, die ihnen das BAG nicht geben will, direkt bei den Versicheren einholen. Das Bundesamt hat den Versicherern allerdings mitgeteilt, dass sie künftig auf diese Praxis verzichten sollen, da sie den Bestimmungen des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (SR 832.12, KVAG) zuwiderliefe. Die Kantone können die Prämientarife somit nicht mehr prüfen und gegebenenfalls nötige Anpassungen vorschlagen - weder direkt gegenüber den Versicherern noch gegenüber dem BAG. Auch werden sie nicht über die finanzielle Situation der in ihrem Kanton tätigen Versicherer informiert.

[20.333] 1. Einleitung Der Kanton Freiburg unterbreitet der Bundesversammlung drei Standesinitiativen zu Änderungen des Bundesgesetzes betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung vom 26. September 2014 (KVAG). Alle drei Initiativen zielen auf angemessenere Krankenversicherungsprämien im Vergleich zu den Kosten der Leistungen ab, die sie abdecken. Ausgehend vom Kanton Tessin haben mehrere andere Kantone beschlossen oder sind daran zu beschliessen, gleichlautende Initiativen einzureichen.

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20.330 340 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:15

Zusammengefasst will die erste Initiative den Kantonen wieder ermöglichen, sich treffend und abgestützt auf vollständige Informationen zu den von den Versicherern für ihr Gebiet vorgeschlagenen Prämientarifen zu äussern. Die zweite Initiative legt eine Schwelle fest, ab welcher Reserven als übermässig gelten und von den Versicherern abzubauen sind. Die dritte Initiative bezweckt eine systematische Korrektur zu hoher Prämieneinnahmen, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. 2. Erläuterung Im Genehmigungsverfahren der Prämien haben die Kantone lediglich die Möglichkeit, vor der Genehmigung des Prämientarifs gegenüber der Aufsichtsbehörde Stellung zu nehmen. Diese ohnehin bereits sehr kleine Rolle wurde im Laufe der Zeit immer stärker eingeschränkt. Zudem hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) beschlossen, den Kantonen ab 2019 für Analysezwecke keine Daten zu den Prämien mehr zu übermitteln. Das BAG rechtfertigt seine restriktive Haltung genau durch den aktuellen Wortlaut von Artikel 16 Abs. 6 KVAG, der die kantonale Meinung zum Kostenaspekt einschränkt. Für die Kantone ist es unmöglich, basierend auf partiellen Informationen zu Kosten und Prämien treffende und aussagekräftige Beobachtungen zu formulieren und die Aufsichtsbehörde in ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbeurteilung untrennbar verbunden sind und letztere als direkte Folge das Schlüsselelement der Gesundheitsausgaben der Bürgerinnen und Bürger darstellt. Eine solche Prämienbeurteilung wird von verschiedenen Krankenversicherern vorgeschlagen und bildet den wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahmen. Nach Beurteilung der Gesamtkosten und der Kosten jedes Krankenversicherers bezeichnet der Kanton die Prämien, die er für plausibel, zu hoch oder zu tief hält, erklärt die Gründe dafür und empfiehlt Korrekturen. Allgemeiner formuliert: Gemäss dem Kanton Freiburg, der über die Jahre Kompetenzen in diesem Bereich entwickelt hat, ist die von den Kantonen übernommene, aufrechterhaltene und gar verstärkte Aufsichtsrolle sehr wichtig. Da die Krankenversicherung zur Volkswirtschaft gehört, ist eine demokratische Kontrolle unabdingbar, und zwar nicht nur seitens Bund, sondern auch seitens der Kantone. Denn sie kennen ihre Realitäten im Gesundheitsbereich am besten; sie verfügen über wichtige Kompetenzen, tragen die Verantwortung und die Kosten für die Sicherstellung der Versorgung ihrer Bevölkerung, der sie Rechenschaft schuldig sind. Die vorliegende Änderung bezweckt die Wiederherstellung des Wortlauts der ehemaligen Artikel 61 Abs. 5 und Artikel 21a Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG), die mit dem Inkrafttreten des KVAG aufgehoben wurden. 3. Schlussfolgerung Drei Jahre nach Inkrafttreten des Krankenversicherungsaufsichtsgesetzes gibt es offensichtlich gewisse Missverhältnisse und Lücken, die verhindern, dass das ohnehin komplexe System zur Festlegung der Krankenversicherungsprämien optimal funktioniert. Es ist deshalb unumgänglich, dass die die Kantone im Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien mitreden können, dies sowohl hinsichtlich ihrer Kompetenzen und Kenntnisse der Realitäten vor Ort, als auch ihrer Informationspflicht gegenüber der Bevölkerung. Gleichzeitig müssen die Prämien den Kosten bestmöglich entsprechen - sei es nur schon angesichts der grossen finanziellen Last für die Bürgerinnen und Bürger -, um die übermässige Anhäufung von Reserven durch entschlossenes und rasches Handeln zu vermeiden.

[21.300] Vor dem Inkrafttreten des KVAG sahen Artikel 61 Absatz 5 und Artikel 21a des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG) vor, dass die Kantone - im Rahmen des Verfahrens zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien - zu den Prämienvorschlägen der Versicherer für ihren Kanton Stellung nehmen können.

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20.330 341 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:15

Zu dieser Regelung gehörte es auch, dass den Kantonen die Daten der Krankenversicherer vollständig zur Verfügung gestellt werden. Die Kantone erhielten so Budgetinformationen über die Machbarkeit, die vollständige Erfolgsrechung (Ausgaben und Einnahmen in den Bereichen Versicherungstätigkeit, finanzielle Aktivitäten und ausserordentliche Aktivitäten) und die Prämienvorschläge. Bei der Ausarbeitung des neuen KVAG - bei der unter anderem die Bestimmungen über die Kompetenz des Bundes für die Prämiengenehmigung eingeführt wurden - wurde die Beteilung der Kantone infrage gestellt. Sie war letztlich nicht im Vorentwurf enthalten, der den Kantonen zur Konsultation vorgelegt wurde. Nach der Stellungnahme der Kantone wurde dem Parlament ein revidierter Entwurf unterbreitet. Das Parlament nahm seinerseits ebenfalls Änderungen an den betreffenden Bestimmungen vor. In der endgültigen Fassung von Artikel 16 Absatz 6 KVAG wird den Kantonen lediglich das Recht zugestanden, zu den Kosten Stellung zu nehmen, aber nicht mehr zu den Prämien. Diese Fassung wurde - obwohl sich die Kantone mittels der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und direktoren für die ursprüngliche Formulierung einsetzten - nicht mehr geändert und findet sich im heute geltenden KVAG, das am 1. Januar 2016 in Kraft trat. Seit dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes hat die Aufsichtsbehörde, das BAG, auf der Grundlage von eben diesem Artikel 16 Absatz 6 KVAG schrittweise die Informationen, die den Kantonen von den Versicherern geliefert werden, reduziert und die Möglichkeit der Kantone zur Stellungnahme eingeschränkt. Dies ging so weit, dass das BAG den Kantonen im Jahr 2019 die Daten zu den Prämien 2020 (Prämieneinnahmen und Prämienvorschläge) überhaupt nicht mehr übermittelte und die Kantone nur noch um eine Stellungnahme zu den von den Versicherern prognostizierten Kosten ersuchte. Diese Situation und die damit einhergehende Intransparenz ist unhaltbar. Eine aktive und zweckdienliche Beteiligung der Kantone, die auf vollständigen Informationen über die jeweilige Versicherungslage in den Kantonen beruht, ist unerlässlich bei einer Sozialversicherung wie der obligatorischen Krankenpflegeversicherung, die sowohl für die Volkswirtschaft als auch für die öffentliche Gesundheit von Bedeutung ist. Es sei daran erinnert, dass der Gesundheitsbereich mit Ausnahme der Versicherungen hauptsächlich in der Zuständigkeit der Kantone liegt. Die Prämienerhöhungen sind ein Problem, dass die Bevölkerung direkt und immer stärker betrifft. Sie wirken sich massiv auf die Ausgaben der privaten Haushalte und der Kantone aus. Auf der Grundlage von Teilinformationen über die Kosten- und Prämiensituation ist es den Kantonen nicht möglich, zweckdienlich Stellung zu nehmen, auf nicht plausible Prämienprognosen hinzuweisen und die Aufsichtsbehörde bei der Wahrnehmung ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbewertung untrennbar miteinander verbunden sind, da Kosten und Prämien in direktem Zusammenhang stehen und die Prämien den Löwenanteil der Gesundheitskosten der Bürgerinnen und Bürger ausmachen. Deshalb ist es eben gerade die Bewertung der von den einzelnen Krankenversicherern vorgeschlagenen Prämientarife, die den wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahme darstellt. Der Kanton kann nach der Analyse der Gesamtkosten und der Kosten der einzelnen Kassen einschätzen, welche Prämienvorschläge plausibel und welche zu hoch oder zu niedrig erscheinen, seine Einschätzung begründen und Änderungen empfehlen. Mit der beantragten Gesetzesänderung soll wieder zum Wortlaut der früheren Artikel 61 Absatz 5 und 21a KVG, welche mit dem Inkrafttreten des Aufsichtsgesetzes gestrichen wurden, zurückgekehrt werden.

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20.330 342 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:15

2 Erwägungen der Kommission Das Verfahren zur Genehmigung der Krankenkassenprämien wurde mit Inkrafttreten des Krankenversicherungsaufsichtsgesetzes (KVAG; SR 832.12) per 1. Januar 2016 geändert. Gemäss Artikel 16 Absatz 6 KVAG können die Kantone vor der Genehmigung des Prämientarifs zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen. Zu den Prämientarifen an sich können sie sich jedoch nicht mehr äussern.

Nach einer Anhörung von Vertreterinnen und Vertretern der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK), der Kantone, welche die Standesinitiativen eingereicht haben, der Versicherer sowie der Prämienzahlenden unterstreicht die Kommission, wie wichtig die Kostenschätzung durch die Kantone ist, da diese über die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen, um die für ihren Kanton geschätzten Gesundheitskosten zu überprüfen. Die Kommissionsmehrheit ist jedoch der Ansicht, dass die Beaufsichtigung und Überprüfung der Prämien in den Händen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) bleiben muss, weil die Prämien teilweise auf Faktoren basieren, die auf Bundesebene berechnet werden. Das BAG kann somit den erforderlichen Gesamtüberblick gewährleisten. Ausserdem ist die Kommission der Ansicht, dass das bereits jetzt sehr aufwendige Verfahren zur Genehmigung der Prämien durch eine stärkere Beteiligung der Kantone zusätzlich erschwert würde.

Da der Bund und die Kantone im Prämiengenehmigungsverfahren unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen und dieses Verfahren nicht zusätzlich erschwert werden soll, beantragt die Kommissionsmehrheit ihrem Rat, den Standesinitiativen keine Folge zu geben.

Die Kommissionsminderheit spricht sich für eine stärkere Beteiligung der Kantone am Verfahren zur Genehmigung der Krankenkassenprämien aus – dies aus Transparenzgründen und weil die Kantone über die nötigen Kompetenzen verfügen und die Situation vor Ort besser kennen. Sie beantragt daher, den Standesinitiativen Folge zu geben.

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20.333 343 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.333 Standesinitiative Den Kantonen mehr Mitspracherecht

Eingereicht von: Freiburg Einreichungsdatum: 15.10.2020 Stand der Beratung: Behandelt vom Ständerat

Eingereichter Text Die Bundesbehörden werden eingeladen, Artikel 16 Abs. 6 des Bundesgesetzes betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung vom 26. September 2014 (KVAG; SR 832.12) wie folgt zu ändern: Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und den vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden. Begründung 1. Einleitung Der Kanton Freiburg unterbreitet der Bundesversammlung drei Standesinitiativen zu Änderungen des Bundesgesetzes betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung vom 26. September 2014 (KVAG). Alle drei Initiativen zielen auf angemessenere Krankenversicherungsprämien im Vergleich zu den Kosten der Leistungen ab, die sie abdecken. Ausgehend vom Kanton Tessin haben mehrere andere Kantone beschlossen oder sind daran zu beschliessen, gleichlautende Initiativen einzureichen. Zusammengefasst will die erste Initiative den Kantonen wieder ermöglichen, sich treffend und abgestützt auf vollständige Informationen zu den von den Versicherern für ihr Gebiet vorgeschlagenen Prämientarifen zu äussern. Die zweite Initiative legt eine Schwelle fest, ab welcher Reserven als übermässig gelten und von den Versicherern abzubauen sind. Die dritte Initiative bezweckt eine systematische Korrektur zu hoher Prämieneinnahmen, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. 2. Erläuterung Im Genehmigungsverfahren der Prämien haben die Kantone lediglich die Möglichkeit, vor der Genehmigung des Prämientarifs gegenüber der Aufsichtsbehörde Stellung zu nehmen. Diese ohnehin bereits sehr kleine Rolle wurde im Laufe der Zeit immer stärker eingeschränkt. Zudem hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) beschlossen, den Kantonen ab 2019 für Analysezwecke keine Daten zu den Prämien mehr zu übermitteln. Das BAG rechtfertigt seine restriktive Haltung genau durch den aktuellen Wortlaut von Artikel 16 Abs. 6 KVAG, der die kantonale Meinung zum Kostenaspekt einschränkt. Für die Kantone ist es unmöglich, basierend auf partiellen Informationen zu Kosten und Prämien treffende und aussagekräftige Beobachtungen zu formulieren und die Aufsichtsbehörde in ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbeurteilung untrennbar verbunden sind und letztere als direkte Folge das Schlüsselelement der Gesundheitsausgaben der Bürgerinnen und Bürger darstellt. Eine solche Prämienbeurteilung wird von verschiedenen Krankenversicherern vorgeschlagen und bildet den wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahmen. Nach Beurteilung der Gesamtkosten und der Kosten jedes Krankenversicherers bezeichnet der Kanton die Prämien, die er für plausibel, zu hoch oder zu tief hält, erklärt die Gründe dafür und empfiehlt Korrekturen. Allgemeiner formuliert: Gemäss dem Kanton Freiburg, der über die Jahre Kompetenzen in diesem Bereich entwickelt hat, ist die von den Kantonen übernommene, aufrechterhaltene und gar verstärkte Aufsichtsrolle sehr wichtig. Da die Krankenversicherung zur Volkswirtschaft gehört, ist eine demokratische Kontrolle unabdingbar, und zwar nicht nur seitens Bund, sondern auch seitens der Kantone. Denn sie kennen ihre Realitäten im Gesundheitsbereich am besten; sie verfügen über wichtige Kompetenzen, tragen die Verantwortung und die Kosten für die Sicherstellung der Versorgung ihrer Bevölkerung, der sie Rechenschaft schuldig sind. Die vorliegende Änderung bezweckt die Wiederherstellung des Wortlauts der ehemaligen Artikel 61 Abs. 5 und Artikel 21a Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG), die mit dem Inkrafttreten des KVAG aufgehoben wurden. 20.333 344 Ständerat Frühjahrssession 2021

3. Schlussfolgerung Drei Jahre nach Inkrafttreten des Krankenversicherungsaufsichtsgesetzes gibt es offensichtlich gewisse Missverhältnisse und Lücken, die verhindern, dass das ohnehin komplexe System zur Festlegung der Krankenversicherungsprämien optimal funktioniert. Es ist deshalb unumgänglich, dass die die Kantone im Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien mitreden können, dies sowohl hinsichtlich ihrer Kompetenzen und Kenntnisse der Realitäten vor Ort, als auch ihrer Informationspflicht gegenüber der Bevölkerung. Gleichzeitig müssen die Prämien den Kosten bestmöglich entsprechen – sei es nur schon angesichts der grossen finanziellen Last für die Bürgerinnen und Bürger –, um die übermässige Anhäufung von Reserven durch entschlossenes und rasches Handeln zu vermeiden. Kommissionsberichte 22.02.2021 - Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates Chronologie

08.03.2021 Ständerat Folge gegeben

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR (SGK-NR) Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.333 345 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:16

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.300 s Kt. Iv. TI. Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien. Umfassende Information der Kantone zur Ermöglichung einer zweckdienlichen Stellungnahme

20.304 s Kt. Iv. GE. Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien. Umfassende Information der Kantone zur Ermöglichung einer zweckdienlichen Stellungnahme

20.330 s Kt. Iv. JU. Stärkerer Einbezug der Kantone bei der Genehmigung der Prämientarife

20.333 s Kt. Iv. FR. Den Kantonen mehr Mitspracherecht

21.300 s Kt. Iv. NE. Mehr Mitsprache für die Kantone

Bericht der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit vom 22. Februar 2021

Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 22. Februar 2021 die Standesinitiativen der Kantone Tessin (eingereicht am 23. Januar 2020), Genf (eingereicht am 24. Januar 2020), Jura (eingereicht am 7. September 2020), Freiburg (eingereicht am 15. Oktober 2020) und Neuenburg (eingereicht am 16. Dezember 2020) vorgeprüft.

Die Standesinitiativen verlangen, dass das Krankenversicherungsaufsichtsgesetz (KVAG; SR 832.12) dahingehend geändert wird, dass die Kantone vor der Genehmigung der Prämientarife nicht nur zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten, sondern auch zu den für ihren Kanton vorgesehenen Tarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen können.

$ 20.333 346 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:16

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 7 zu 4 Stimmen bei 1 Enthaltung, den Initiativen keine Folge zu geben.

Die Kommissionsminderheit (Carobbio Guscetti, Graf Maya, Rechsteiner Paul, Stöckli) beantragt, den Initiativen Folge zu geben.

Berichterstattung: Dittli

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Paul Rechsteiner

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Erwägungen der Kommission

2

20.333 347 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:16

1 Text und Begründung

1.1 Text [20.300] Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung reicht der Kanton Tessin folgende Standesinitiative ein: Artikel 16 ("Genehmigung der Prämientarife") des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (Krankenversicherungsaufsichtsgesetz, KVAG; SR 832.12) ist in Absatz 6 wie folgt zu ergänzen: 6 Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und zu den für ihren Kanton vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

[20.304] Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung reicht der Kanton Genf folgende Standesinitiative ein: Artikel 16 ("Genehmigung der Prämientarife") des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (Krankenversicherungsaufsichtsgesetz, KVAG; SR 832.12) ist in Absatz 6 wie folgt zu ergänzen: 6 Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und zu den für ihren Kanton vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

[20.330] Das jurassische Parlament fordert die Bundesversammlung auf, in Artikel 16 Absatz 6 des Krankenversicherungsaufsichtsgesetzes (KVAG) vorzusehen, dass die Kantone von den Krankenkassen sämtliche Informationen einholen können, welche sie benötigen, um im Verfahren zur Genehmigung der Prämientarife der Krankenversicherer angemessen Stellung nehmen zu können. Der Wortlaut des besagten Absatzes soll neu wie folgt lauten: Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und zu den für ihren Kanton vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

[20.333] Die Bundesbehörden werden eingeladen, Artikel 16 Abs. 6 des Bundesgesetzes betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung vom 26. September 2014 (KVAG; SR 832.12) wie folgt zu ändern: Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und den vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

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20.333 348 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:16

[21.300] In Ausübung seines Initiativrechtes auf Bundesebene beantragt der Grosse Rat des Kantons Neuenburg der Bundesversammlung, Artikel 16 Absatz 6 ("Genehmigung der Prämientarife") des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (KVAG) wie folgt zu ergänzen: 6 Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

1.2 Begründung [20.300] Durch den jüngsten Beschluss der Aufsichtsbehörde, d.h. des BAG, den Kantonen von 2019 an zu Analysezwecken keine Prämiendaten mehr zu liefern, ist die Rolle der Kantone im Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, die sowieso lediglich in einer Stellungnahme gegenüber dem BAG besteht, weiter massiv eingeschränkt worden. Das BAG rechtfertigt seine restriktive Haltung mit dem aktuellen Wortlaut von Artikel 16 Absatz 6 KVAG, welcher die Stellungnahme der Kantone auf den Kostenaspekt begrenzt. Auf der Grundlage von Teilinformationen, die kein komplettes Bild der Kosten- und Prämiensituation liefern, ist es den Kantonen nicht möglich, zweckdienlich Stellung zu nehmen und die Aufsichtsbehörde bei der Wahrnehmung ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbewertung untrennbar miteinander verbunden sind, da Kosten und Prämien in direktem Zusammenhang stehen und die Prämien den Löwenanteil der Gesundheitskosten der Bürgerinnen und Bürger ausmachen. Deshalb ist es eben gerade die Bewertung der von den einzelnen Krankenversicherern vorgeschlagenen Prämientarife, dieden wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahme darstellt. Der Kanton kann nach der Analyse der Gesamtkosten und der Kosten der einzelnen Kassen einschätzen, welche Prämienvorschläge plausibel und welche zu hoch oder zu niedrig erscheinen, seine Einschätzung begründen und Änderungen empfehlen. Allgemein ist der Kanton Tessin, der über die Jahre umfassende Kompetenzen in diesem Bereich erworben hat, der Auffassung, dass die Aufsichtsrolle der Kantone von grosser Bedeutung ist, weshalb an dieser festgehalten oder diese sogar gestärkt werden sollte. Angesichts der volkswirtschaftlichen Bedeutung der sozialen Krankenversicherung bedarf es unbedingt einer demokratischen Kontrolle nicht nur durch den Bund, sondern auch durch die Kantone. Diese kennen die eigene gesundheitspolitische Lage am besten, verfügen über fundierte Kenntnisse und tragen Verantwortung für die Gesundheitsversorgung ihrer Bevölkerung, gegenüber der sie auch Rechenschaft abzulegen haben. Mit der beantragten Gesetzesänderung soll der Wortlaut der früheren Artikel 61 Absatz 5 und 21a KVG, welche mit dem Inkrafttreten des Aufsichtsgesetzes gestrichen wurden, wiederaufgenommen werden. Die Aufnahme dieses Gesetzes in das KVG per 1. Juli 1999 war im Übrigen vom Kanton Tessin unterstützt worden.

[20.304] Durch den jüngsten Beschluss der Aufsichtsbehörde, d.h. des BAG, den Kantonen von 2019 an zu Analysezwecken keine Prämiendaten mehr zu liefern, ist die Rolle der Kantone im Verfahren zur

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20.333 349 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:16

Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, die sowieso lediglich in einer Stellungnahme gegenüber dem BAG besteht, weiter massiv eingeschränkt worden. Das BAG rechtfertigt seine restriktive Haltung mit dem aktuellen Wortlaut von Artikel 16 Absatz 6 KVAG, welcher die Stellungnahme der Kantone auf den Kostenaspekt begrenzt. Auf der Grundlage von Teilinformationen, die kein komplettes Bild der Kosten- und Prämiensituation liefern, ist es den Kantonen nicht möglich, zweckdienlich Stellung zu nehmen und die Aufsichtsbehörde bei der Wahrnehmung ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbewertung untrennbar miteinander verbunden sind, da Kosten und Prämien in direktem Zusammenhang stehen und die Prämien den Löwenanteil der Gesundheitskosten der Bürgerinnen und Bürger ausmachen. Deshalb ist es eben gerade die Bewertung der von den einzelnen Krankenversicherern vorgeschlagenen Prämientarife, die den wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahme darstellt. Der Kanton kann nach der Analyse der Gesamtkosten und der Kosten der einzelnen Kassen einschätzen, welche Prämienvorschläge plausibel und welche zu hoch oder zu niedrig erscheinen, seine Einschätzung begründen und Änderungen empfehlen. Allgemein ist der Kanton Genf, der über die Jahre umfassende Kompetenzen in diesem Bereich erworben hat, der Auffassung, dass die Aufsichtsrolle der Kantone von grosser Bedeutung ist, weshalb an dieser festgehalten oder diese sogar gestärkt werden sollte. Angesichts der volkswirtschaftlichen Bedeutung der sozialen Krankenversicherung bedarf es unbedingt einer demokratischen Kontrolle nicht nur durch den Bund, sondern auch durch die Kantone. Diese kennen die eigene gesundheitspolitische Lage am besten, verfügen über fundierte Kenntnisse und tragen Verantwortung für die Gesundheitsversorgung ihrer Bevölkerung, gegenüber der sie auch Rechenschaft abzulegen haben. Mit der beantragten Gesetzesänderung soll der Wortlaut der früheren Artikel 61 Absatz 5 und 21a KVG, welche mit dem Inkrafttreten des Aufsichtsgesetzes gestrichen wurden, wiederaufgenommen werden.

[20.330] Die Kantone kennen die Gesundheitsleistungen, die auf ihrem Kantonsgebiet erbracht werden, und müssen gegenüber der Bevölkerung die Verantwortung dafür tragen. Seit mehreren Jahren jedoch liefert ihnen das BAG nicht mehr die benötigten Informationen über die Prämientarife. Deshalb müssen die Kantone die Informationen, die ihnen das BAG nicht geben will, direkt bei den Versicheren einholen. Das Bundesamt hat den Versicherern allerdings mitgeteilt, dass sie künftig auf diese Praxis verzichten sollen, da sie den Bestimmungen des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (SR 832.12, KVAG) zuwiderliefe. Die Kantone können die Prämientarife somit nicht mehr prüfen und gegebenenfalls nötige Anpassungen vorschlagen - weder direkt gegenüber den Versicherern noch gegenüber dem BAG. Auch werden sie nicht über die finanzielle Situation der in ihrem Kanton tätigen Versicherer informiert.

[20.333] 1. Einleitung Der Kanton Freiburg unterbreitet der Bundesversammlung drei Standesinitiativen zu Änderungen des Bundesgesetzes betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung vom 26. September 2014 (KVAG). Alle drei Initiativen zielen auf angemessenere Krankenversicherungsprämien im Vergleich zu den Kosten der Leistungen ab, die sie abdecken. Ausgehend vom Kanton Tessin haben mehrere andere Kantone beschlossen oder sind daran zu beschliessen, gleichlautende Initiativen einzureichen.

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20.333 350 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:16

Zusammengefasst will die erste Initiative den Kantonen wieder ermöglichen, sich treffend und abgestützt auf vollständige Informationen zu den von den Versicherern für ihr Gebiet vorgeschlagenen Prämientarifen zu äussern. Die zweite Initiative legt eine Schwelle fest, ab welcher Reserven als übermässig gelten und von den Versicherern abzubauen sind. Die dritte Initiative bezweckt eine systematische Korrektur zu hoher Prämieneinnahmen, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. 2. Erläuterung Im Genehmigungsverfahren der Prämien haben die Kantone lediglich die Möglichkeit, vor der Genehmigung des Prämientarifs gegenüber der Aufsichtsbehörde Stellung zu nehmen. Diese ohnehin bereits sehr kleine Rolle wurde im Laufe der Zeit immer stärker eingeschränkt. Zudem hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) beschlossen, den Kantonen ab 2019 für Analysezwecke keine Daten zu den Prämien mehr zu übermitteln. Das BAG rechtfertigt seine restriktive Haltung genau durch den aktuellen Wortlaut von Artikel 16 Abs. 6 KVAG, der die kantonale Meinung zum Kostenaspekt einschränkt. Für die Kantone ist es unmöglich, basierend auf partiellen Informationen zu Kosten und Prämien treffende und aussagekräftige Beobachtungen zu formulieren und die Aufsichtsbehörde in ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbeurteilung untrennbar verbunden sind und letztere als direkte Folge das Schlüsselelement der Gesundheitsausgaben der Bürgerinnen und Bürger darstellt. Eine solche Prämienbeurteilung wird von verschiedenen Krankenversicherern vorgeschlagen und bildet den wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahmen. Nach Beurteilung der Gesamtkosten und der Kosten jedes Krankenversicherers bezeichnet der Kanton die Prämien, die er für plausibel, zu hoch oder zu tief hält, erklärt die Gründe dafür und empfiehlt Korrekturen. Allgemeiner formuliert: Gemäss dem Kanton Freiburg, der über die Jahre Kompetenzen in diesem Bereich entwickelt hat, ist die von den Kantonen übernommene, aufrechterhaltene und gar verstärkte Aufsichtsrolle sehr wichtig. Da die Krankenversicherung zur Volkswirtschaft gehört, ist eine demokratische Kontrolle unabdingbar, und zwar nicht nur seitens Bund, sondern auch seitens der Kantone. Denn sie kennen ihre Realitäten im Gesundheitsbereich am besten; sie verfügen über wichtige Kompetenzen, tragen die Verantwortung und die Kosten für die Sicherstellung der Versorgung ihrer Bevölkerung, der sie Rechenschaft schuldig sind. Die vorliegende Änderung bezweckt die Wiederherstellung des Wortlauts der ehemaligen Artikel 61 Abs. 5 und Artikel 21a Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG), die mit dem Inkrafttreten des KVAG aufgehoben wurden. 3. Schlussfolgerung Drei Jahre nach Inkrafttreten des Krankenversicherungsaufsichtsgesetzes gibt es offensichtlich gewisse Missverhältnisse und Lücken, die verhindern, dass das ohnehin komplexe System zur Festlegung der Krankenversicherungsprämien optimal funktioniert. Es ist deshalb unumgänglich, dass die die Kantone im Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien mitreden können, dies sowohl hinsichtlich ihrer Kompetenzen und Kenntnisse der Realitäten vor Ort, als auch ihrer Informationspflicht gegenüber der Bevölkerung. Gleichzeitig müssen die Prämien den Kosten bestmöglich entsprechen - sei es nur schon angesichts der grossen finanziellen Last für die Bürgerinnen und Bürger -, um die übermässige Anhäufung von Reserven durch entschlossenes und rasches Handeln zu vermeiden.

[21.300] Vor dem Inkrafttreten des KVAG sahen Artikel 61 Absatz 5 und Artikel 21a des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG) vor, dass die Kantone - im Rahmen des Verfahrens zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien - zu den Prämienvorschlägen der Versicherer für ihren Kanton Stellung nehmen können.

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20.333 351 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:16

Zu dieser Regelung gehörte es auch, dass den Kantonen die Daten der Krankenversicherer vollständig zur Verfügung gestellt werden. Die Kantone erhielten so Budgetinformationen über die Machbarkeit, die vollständige Erfolgsrechung (Ausgaben und Einnahmen in den Bereichen Versicherungstätigkeit, finanzielle Aktivitäten und ausserordentliche Aktivitäten) und die Prämienvorschläge. Bei der Ausarbeitung des neuen KVAG - bei der unter anderem die Bestimmungen über die Kompetenz des Bundes für die Prämiengenehmigung eingeführt wurden - wurde die Beteilung der Kantone infrage gestellt. Sie war letztlich nicht im Vorentwurf enthalten, der den Kantonen zur Konsultation vorgelegt wurde. Nach der Stellungnahme der Kantone wurde dem Parlament ein revidierter Entwurf unterbreitet. Das Parlament nahm seinerseits ebenfalls Änderungen an den betreffenden Bestimmungen vor. In der endgültigen Fassung von Artikel 16 Absatz 6 KVAG wird den Kantonen lediglich das Recht zugestanden, zu den Kosten Stellung zu nehmen, aber nicht mehr zu den Prämien. Diese Fassung wurde - obwohl sich die Kantone mittels der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und direktoren für die ursprüngliche Formulierung einsetzten - nicht mehr geändert und findet sich im heute geltenden KVAG, das am 1. Januar 2016 in Kraft trat. Seit dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes hat die Aufsichtsbehörde, das BAG, auf der Grundlage von eben diesem Artikel 16 Absatz 6 KVAG schrittweise die Informationen, die den Kantonen von den Versicherern geliefert werden, reduziert und die Möglichkeit der Kantone zur Stellungnahme eingeschränkt. Dies ging so weit, dass das BAG den Kantonen im Jahr 2019 die Daten zu den Prämien 2020 (Prämieneinnahmen und Prämienvorschläge) überhaupt nicht mehr übermittelte und die Kantone nur noch um eine Stellungnahme zu den von den Versicherern prognostizierten Kosten ersuchte. Diese Situation und die damit einhergehende Intransparenz ist unhaltbar. Eine aktive und zweckdienliche Beteiligung der Kantone, die auf vollständigen Informationen über die jeweilige Versicherungslage in den Kantonen beruht, ist unerlässlich bei einer Sozialversicherung wie der obligatorischen Krankenpflegeversicherung, die sowohl für die Volkswirtschaft als auch für die öffentliche Gesundheit von Bedeutung ist. Es sei daran erinnert, dass der Gesundheitsbereich mit Ausnahme der Versicherungen hauptsächlich in der Zuständigkeit der Kantone liegt. Die Prämienerhöhungen sind ein Problem, dass die Bevölkerung direkt und immer stärker betrifft. Sie wirken sich massiv auf die Ausgaben der privaten Haushalte und der Kantone aus. Auf der Grundlage von Teilinformationen über die Kosten- und Prämiensituation ist es den Kantonen nicht möglich, zweckdienlich Stellung zu nehmen, auf nicht plausible Prämienprognosen hinzuweisen und die Aufsichtsbehörde bei der Wahrnehmung ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbewertung untrennbar miteinander verbunden sind, da Kosten und Prämien in direktem Zusammenhang stehen und die Prämien den Löwenanteil der Gesundheitskosten der Bürgerinnen und Bürger ausmachen. Deshalb ist es eben gerade die Bewertung der von den einzelnen Krankenversicherern vorgeschlagenen Prämientarife, die den wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahme darstellt. Der Kanton kann nach der Analyse der Gesamtkosten und der Kosten der einzelnen Kassen einschätzen, welche Prämienvorschläge plausibel und welche zu hoch oder zu niedrig erscheinen, seine Einschätzung begründen und Änderungen empfehlen. Mit der beantragten Gesetzesänderung soll wieder zum Wortlaut der früheren Artikel 61 Absatz 5 und 21a KVG, welche mit dem Inkrafttreten des Aufsichtsgesetzes gestrichen wurden, zurückgekehrt werden.

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20.333 352 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:16

2 Erwägungen der Kommission Das Verfahren zur Genehmigung der Krankenkassenprämien wurde mit Inkrafttreten des Krankenversicherungsaufsichtsgesetzes (KVAG; SR 832.12) per 1. Januar 2016 geändert. Gemäss Artikel 16 Absatz 6 KVAG können die Kantone vor der Genehmigung des Prämientarifs zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen. Zu den Prämientarifen an sich können sie sich jedoch nicht mehr äussern.

Nach einer Anhörung von Vertreterinnen und Vertretern der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK), der Kantone, welche die Standesinitiativen eingereicht haben, der Versicherer sowie der Prämienzahlenden unterstreicht die Kommission, wie wichtig die Kostenschätzung durch die Kantone ist, da diese über die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen, um die für ihren Kanton geschätzten Gesundheitskosten zu überprüfen. Die Kommissionsmehrheit ist jedoch der Ansicht, dass die Beaufsichtigung und Überprüfung der Prämien in den Händen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) bleiben muss, weil die Prämien teilweise auf Faktoren basieren, die auf Bundesebene berechnet werden. Das BAG kann somit den erforderlichen Gesamtüberblick gewährleisten. Ausserdem ist die Kommission der Ansicht, dass das bereits jetzt sehr aufwendige Verfahren zur Genehmigung der Prämien durch eine stärkere Beteiligung der Kantone zusätzlich erschwert würde.

Da der Bund und die Kantone im Prämiengenehmigungsverfahren unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen und dieses Verfahren nicht zusätzlich erschwert werden soll, beantragt die Kommissionsmehrheit ihrem Rat, den Standesinitiativen keine Folge zu geben.

Die Kommissionsminderheit spricht sich für eine stärkere Beteiligung der Kantone am Verfahren zur Genehmigung der Krankenkassenprämien aus – dies aus Transparenzgründen und weil die Kantone über die nötigen Kompetenzen verfügen und die Situation vor Ort besser kennen. Sie beantragt daher, den Standesinitiativen Folge zu geben.

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20.3410 353 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3410 Motion Die Kurzarbeitsentschädigung soll für Einkommen bis 4000 Franken 100 Prozent des Monatslohns betragen

Eingereicht von: Graf Maya Grüne Fraktion Grüne Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 06.05.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, bei Arbeitnehmenden mit einem Brutto-Monatslohn bis 4000 Franken (100%) die COVID-Kurzarbeitsentschädigung die ersten 6 Monate auf 100 Prozent ihres Lohnes zu setzen. Begründung Die Kurzarbeitsentschädigung soll für tiefe Einkommen 100 Prozent des Monatslohnes betragen und nicht nur 80 Prozent wie im EO-Gesetz vorgesehen. Davon sollen Personen profitieren, die unter 4000 Franken brutto (100%) monatlich verdienen. Denn Haushalte mit kleinem Einkommen geraten bei einer Einkommenseinbusse rasch unter das Existenzminimum. Statt die Arbeitnehmenden mit tiefen Einkommen in die Sozialhilfe zu drängen, ist es viel vernünftiger, bei Kurzarbeit während den ersten sechs Monaten einen vollen Lohnausgleich zu gewähren. Das schafft Sicherheit für die Betroffenen und hält sie im Arbeitsmarkt. Das ist auch im Interesse der Wirtschaft. Von der jetzigen Krise sind Familien und Alleinerziehende mit kleinen, nicht existenzsichernden Einkommen besonders betroffen. Viele von ihnen gehören zur Gruppe der Working Poor, die trotz hohem Beschäftigungspensum kein existenzsicherndes Einkommen erzielen können. Einkommenskürzungen wie beispielsweise Kurzarbeit bringen sie sofort in eine finanzielle Notlage. Die Armutsbetroffenheit steigt. Menschen in prekären finanziellen Verhältnissen sind die ersten Opfer dieser Krise. Mit dieser erprobten Massnahme kann vielen Menschen in Not sofort und unkompliziert geholfen werden. So hat der Bundesrat kürzlich ebenfalls beschlossen, auch den Angehörigen des Assistenzdienstes der Armee für ihren Einsatz bei der COVID19 -Krise ebenfalls 100 Prozent des Erwerbsersatzes auszubezahlen. Stellungnahme des Bundesrates vom 26.08.2020 Ziel der Kurzarbeitsentschädigung (KAE) ist nicht die Existenzsicherung der Arbeitnehmenden. Mit der KAE soll einzig die Ganzarbeitslosigkeit der Arbeitnehmenden, deren Arbeit vorübergehend reduziert oder suspendiert ist, verhindert werden; die Betriebe können so ihre Arbeitskräfte behalten. Dies unterscheidet die KAE von der Sozialhilfe, die nach dem Bedarfsprinzip funktioniert und dafür sorgt, dass in jedem Fall ein Existenzminimum gewährleistet ist. Für Stellensuchende mit besonders tiefem Einkommen sollen sich die Leistungen der Arbeitslosenversicherung und diejenigen der Sozialhilfe gegenseitig ergänzen. Aufgrund der Pandemie und der zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus angeordneten Massnahmen mussten Schweizer Unternehmen in sehr grossem Umfang auf das Instrument der Kurzarbeit zurückgreifen, um Entlassungen zu vermeiden. Der Bundesrat hat der ausserordentlichen Situation Rechnung getragen, indem er bis zum 31. August 2020 den Anspruch auf KAE ausgeweitet und bis zum 31. Dezember 2020 die Beantragung vereinfacht hat. Unter anderem hat der Bundesrat beschlossen, dass die Einkünfte aus Zwischenbeschäftigungen während dem KAE-Bezug bei der KAE nicht abgezogen werden. Es steht somit allen Bezügerinnen und Bezügern die Möglichkeit offen, durch entsprechende Beschäftigungen ihr Einkommen markant – sogar über ihren bisherigen Lohn hinaus – zu erhöhen. Würden die Forderungen der Motion erfüllt, käme dies einer Bevorzugung gewisser Einkommensklassen und einer Ungleichbehandlung innerhalb der Anspruchsgruppen der KAE gleich. Durch die Verabschiedung dieser in der Motion vorgeschlagenen Massnahme würden die Ausgaben für KAE um schätzungsweise rund 3 Prozent erhöht. Die Erhöhung der Beteiligung des Bundes um 6 Milliarden Franken gemäss Artikel 8 der COVID-19-Verordnung Arbeitslosenversicherung (SR 837.033) reicht nicht aus, um die gesamten Zusatzkosten der ALV zu decken. Um die Aktivierung der Schuldenbremse (gemäss Art. 90c Abs. 1 des 20.3410 354 Ständerat Frühjahrssession 2021

Arbeitslosenversicherungsgesetzes AVIG; SR 837.0) zu vermeiden, unterbreitet der Bundesrat den beiden Räten eine Revision des AVIG, die eine Zusatzfinanzierung der ALV zur Deckung der Kosten der KAE vorsieht. Die Botschaft wird durch ein dringliches Verfahren in der Herbstsession 2020 behandelt. Damit werden die durch die hohe Nachfrage nach KAE und deren Ausweitung auf weitere Anspruchsgruppen im Jahr 2020 entstandenen Kosten gedeckt. Antrag des Bundesrates vom 26.08.2020 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 29.01.2021 - Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates Chronologie

24.09.2020 Ständerat Zuweisung an die zuständige Kommission zur Vorberatung 03.03.2021 Zurückgezogen

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR (SGK-NR) Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (7) Carobbio Guscetti Marina, Mazzone Lisa, Rechsteiner Paul, Thorens Goumaz Adèle, Vara Céline, Zanetti Roberto, Zopfi Mathias 20.3410 355 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 15.02.2021 15:46

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.3410 s Mo. Graf Maya. Die Kurzarbeitsentschädigung soll für Einkommen bis 4000 Franken 100 Prozent des Monatslohns betragen

Bericht der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit vom 29. Januar 2021

Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 29. Januar 2021 die am 6. Mai 2020 von Ständerätin eingereichte und der Kommission am 24. September 2020 vom Ständerat zur Vorberatung zugewiesene Motion vorberaten.

Die Motion beauftragt den Bundesrat, dafür zu sorgen, dass die Covid-Kurzarbeitsentschädigung von Arbeitnehmenden mit einem Brutto-Monatslohn von 4000 Franken oder weniger (Vollzeitstelle) während der ersten sechs Monate der Kurzarbeit 100 Prozent des Lohnes beträgt.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 5 zu 4 Stimmen die Ablehnung der Motion.

Die Kommissionsminderheit (Graf Maya, Carobbio Guscetti, Rechsteiner Paul, Stöckli) beantragt die Annahme der Motion.

Berichterstattung: Ettlin Erich Im Namen der Kommission Der Präsident:

Paul Rechsteiner Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 26. August 2020 3 Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 20.3410 356 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 15.02.2021 15:46

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, bei Arbeitnehmenden mit einem Brutto-Monatslohn bis 4000 Franken (100 %) die Covid-Kurzarbeitsentschädigung die ersten 6 Monate auf 100 Prozent ihres Lohnes zu setzen.

1.2 Begründung Die Kurzarbeitsentschädigung soll für tiefe Einkommen 100 Prozent des Monatslohnes betragen und nicht nur 80 Prozent wie im EO-Gesetz vorgesehen. Davon sollen Personen profitieren, die unter 4000 Franken brutto (100%) monatlich verdienen. Denn Haushalte mit kleinem Einkommen geraten bei einer Einkommenseinbusse rasch unter das Existenzminimum. Statt die Arbeitnehmenden mit tiefen Einkommen in die Sozialhilfe zu drängen, ist es viel vernünftiger, bei Kurzarbeit während den ersten sechs Monaten einen vollen Lohnausgleich zu gewähren. Das schafft Sicherheit für die Betroffenen und hält sie im Arbeitsmarkt. Das ist auch im Interesse der Wirtschaft. Von der jetzigen Krise sind Familien und Alleinerziehende mit kleinen, nicht existenzsichernden Einkommen besonders betroffen. Viele von ihnen gehören zur Gruppe der Working Poor, die trotz hohem Beschäftigungspensum kein existenzsicherndes Einkommen erzielen können. Einkommenskürzungen wie beispielsweise Kurzarbeit bringen sie sofort in eine finanzielle Notlage. Die Armutsbetroffenheit steigt. Menschen in prekären finanziellen Verhältnissen sind die ersten Opfer dieser Krise. Mit dieser erprobten Massnahme kann vielen Menschen in Not sofort und unkompliziert geholfen werden. So hat der Bundesrat kürzlich ebenfalls beschlossen, auch den Angehörigen des Assistenzdienstes der Armee für ihren Einsatz bei der Covid-19-Krise ebenfalls 100 Prozent des Erwerbsersatzes auszubezahlen.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 26. August 2020 Ziel der Kurzarbeitsentschädigung (KAE) ist nicht die Existenzsicherung der Arbeitnehmenden. Mit der KAE soll einzig die Ganzarbeitslosigkeit der Arbeitnehmenden, deren Arbeit vorübergehend reduziert oder suspendiert ist, verhindert werden; die Betriebe können so ihre Arbeitskräfte behalten. Dies unterscheidet die KAE von der Sozialhilfe, die nach dem Bedarfsprinzip funktioniert und dafür sorgt, dass in jedem Fall ein Existenzminimum gewährleistet ist. Für Stellensuchende mit besonders tiefem Einkommen sollen sich die Leistungen der Arbeitslosenversicherung und diejenigen der Sozialhilfe gegenseitig ergänzen. Aufgrund der Pandemie und der zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus angeordneten Massnahmen mussten Schweizer Unternehmen in sehr grossem Umfang auf das Instrument der Kurzarbeit zurückgreifen, um Entlassungen zu vermeiden. Der Bundesrat hat der ausserordentlichen Situation Rechnung getragen, indem er bis zum 31. August 2020 den Anspruch auf KAE ausgeweitet und bis zum 31. Dezember 2020 die Beantragung vereinfacht hat. Unter anderem hat der Bundesrat beschlossen, dass die Einkünfte aus Zwischenbeschäftigungen während dem KAE- Bezug bei der KAE nicht abgezogen werden. Es steht somit allen Bezügerinnen und Bezügern die Möglichkeit offen, durch entsprechende Beschäftigungen ihr Einkommen markant - sogar über ihren bisherigen Lohn hinaus - zu erhöhen. Würden die Forderungen der Motion erfüllt, käme dies einer Bevorzugung gewisser Einkommensklassen und einer Ungleichbehandlung innerhalb der Anspruchsgruppen der KAE gleich.

2

20.3410 357 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 15.02.2021 15:46

Durch die Verabschiedung dieser in der Motion vorgeschlagenen Massnahme würden die Ausgaben für KAE um schätzungsweise rund 3 Prozent erhöht. Die Erhöhung der Beteiligung des Bundes um 6 Milliarden Franken gemäss Artikel 8 der Covid-19- Verordnung Arbeitslosenversicherung (SR 837.033) reicht nicht aus, um die gesamten Zusatzkosten der ALV zu decken. Um die Aktivierung der Schuldenbremse (gemäss Art. 90c Abs. 1 des Arbeitslosenversicherungsgesetzes AVIG; SR 837.0) zu vermeiden, unterbreitet der Bundesrat den beiden Räten eine Revision des AVIG, die eine Zusatzfinanzierung der ALV zur Deckung der Kosten der KAE vorsieht. Die Botschaft wird durch ein dringliches Verfahren in der Herbstsession 2020 behandelt. Damit werden die durch die hohe Nachfrage nach KAE und deren Ausweitung auf weitere Anspruchsgruppen im Jahr 2020 entstandenen Kosten gedeckt.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

3 Beschluss des Erstrates Der Ständerat beschloss am 24. September 2020, die Motion seiner Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit zuzuweisen.

4 Erwägungen der Kommission Die Kommissionsmehrheit ist der Auffassung, dass das Motionsanliegen mit den vom Parlament in der Wintersession 2020 beschlossenen Änderungen des Covid-19-Gesetzes bereits erfüllt wurde. Gemäss Artikel 17a dieses Gesetzes haben Personen mit einem tiefen Einkommen zwischen dem 1. Dezember 2020 und dem 31. März 2021 Anspruch auf eine höhere Kurzarbeitsentschädigung. Arbeitnehmende, die bei einem Vollzeitpensum monatlich bis zu 3470 Franken verdienen, erhalten bei einem vollständigen Verdienstausfall eine Entschädigung von 100 Prozent. Bei einem monatlichen Einkommen zwischen 3470 und 4340 Franken erhalten alle betroffenen Arbeitnehmenden 3470 Franken, was einer Entschädigung von 80 bis 100 Prozent entspricht. Die Kommissionsmehrheit beantragt daher, die Motion abzulehnen.

Die Kommissionsminderheit beantragt die Annahme der Motion. Sie hält fest, dass Artikel 17a nur bis zum 31. März 2021 in Kraft ist, und verlangt, dass diese Massnahmen über dieses Datum hinaus verlängert werden.

3

20.3411 358 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3411 Motion Dringende Covid-19-Massnahmen für den Rebbau

Eingereicht von: Maret Marianne Die Mitte-Fraktion. Die Mitte. EVP. Die Mitte Einreichungsdatum: 06.05.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, Massnahmen zu ergreifen, mit denen die Importeure von ausländischem Wein verpflichtet werden, auch Schweizer Wein in den Handel zu bringen. Begründung Covid-19 wirkt sich besorgniserregend auf die Zukunft des Schweizer Rebbaus aus. Die Massnahmen zur Bewältigung der Krise haben zur Schliessung der wichtigsten Verkaufskanäle für Schweizer Wein – zum Beispiel die Gastronomie – und zum Wegfall des Direktverkaufs geführt. Der Rückgang des Verkaufs während der Covid-19-Krise wird auf 40 Prozent geschätzt, und eine Rückkehr zu einer normalen Situation wird viele Monate dauern. Zu den Problemen im Zusammenhang mit unverkauften Lagerbeständen wird das Problem der Einkellerung der Weinlese 2020 kommen, es sei denn, es wird eine drastische Beschränkung der Produktion vorgesehen, was wiederum die Schwierigkeiten der Branche noch vergrössern würde. Mit den europäischen Subventionen und den Finanzhilfen von EU-Mitgliedstaaten wird die Finanzierung des Absatzes europäischen Weins weitergeführt und sogar verstärkt. Vor diesem Hintergrund sind die Schweizer Weine, was die Absatzförderung angeht, einer starken Ungleichbehandlung und einer Wettbewerbsverzerrung ausgesetzt. Ziel der vorgeschlagenen Massnahme ist es, Schweizer Weinen die gleichen Marktchancen wie ausländischen Weinen zu bieten. Um dies zu erreichen, sollen die Importeure verpflichtet werden, auch Schweizer Weine in den Handel zu bringen. Diese Art von Massnahme, die gestützt auf Artikel 22 Absätze 3 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes ergriffen werden kann, hat sich bereits bei der Vermarktung in anderen Produktionssektoren der Landwirtschaft (z. B. Rindfleisch) bewährt. Auch die kleinen und mittleren Unternehmen, die sich auf den Handel mit ausländischem Wein spezialisiert haben – sie sorgen für fast 30 Prozent des Importvolumens –, würden sich an der Absatzförderung für Schweizer Wein beteiligen (beispielsweise finanziert durch einen Weinbaufonds, der gespiesen wird aus einem pro verkaufte Weinflasche festgelegten Betrag). Eine Einschränkung des Wettbewerbs könnte auf diese Weise ebenso vermieden werden wie der unerwünschte Transfer von Importrechten hin zu anderen autorisierten Importeuren, was unter dem Strich zu einer Steigerung des Verkaufs von Schweizer Weinen führen würde. Dieses Ziel steht übrigens im Einklang mit dem, was Bundesrat Guy Parmelin in seinem Brief vom 14. April 2020 dem Branchenverband Schweizer Reben und Weine und den Schweizer Weinbauernverband geschrieben hat: "Ich bin überzeugt, dass eine bessere Positionierung der Schweizer Weine nur gelingt, wenn während und nach dieser schwierigen Phase neue Konsumentinnen und Konsumenten gewonnen werden können." Stellungnahme des Bundesrates vom 26.08.2020 Seit der Zusammenlegung der Zollkontingente für Weiss- und Rotwein der WTO am 1. Januar 2001 wurde das Kontingent von 170 Millionen Liter nie vollständig ausgeschöpft. Die Verteilung der Kontingente auf die Importeure erfolgt in Übereinstimmung mit den Bestimmungen des Artikels 22 LwG (SR 910.1). Die Kontingentsanteile werden entsprechend der Reihenfolge der Verzollung, besser bekannt unter dem Namen "Windhund-Verfahren" (Weinverordnung, SR 916.140, Art. 45) zugeteilt. Der Bundesrat hat sich zu dieser Frage des Motionärs bereits in seiner Stellungnahme zur Motion Freysinger 12.3482 "Importkontingente für Wein" und zuletzt in seiner Antwort auf die Interpellation Borloz 18.3220 "Zuteilung der Kontingentsanteile für die Einfuhr von Wein" geäussert. Eine Änderung des Zuteilungsverfahrens würde zu keiner Reduktion der Importmenge innerhalb des Kontingents führen, da gemäss WTO-Recht das gesamte Kontingent 20.3411 359 Ständerat Frühjahrssession 2021 uneingeschränkt zur Verfügung gestellt werden muss, unabhängig von der Zuteilungsart. Die Einführung der Inlandleistung würde hingegen komplexe administrative Aufgaben und unnötige Kosten für die rund 3400 Weinimporteure und die öffentliche Hand nach sich ziehen (insbesondere die Anmeldungen im Zusammenhang mit dem Kauf von Schweizer Wein durch Berechtigte, die Kontrolle dieser Anmeldungen, die individuelle Verteilung der Zollkontingente, die Kontrolle ihrer Ausnutzung sowie die Massnahmen zur Verhinderung von Missbrauch).Ausserdem würde die Einführung der Inlandleistung für die Verteilung des Zollkontingents für Wein den Wettbewerb stark einschränken und stünde damit in Widerspruch zu Artikel 22 des LwG. Die Folge davon wäre das Entstehen von Importrenten, die sich auf die Konsumentenpreise niederschlagen würden.Der Bundesrat hat, um die Schweizer Weinwirtschaft besonders zu unterstützen, eine Massnahme beschlossen, die mit dem internationalen und nationalen Recht vereinbar, der ausserordentlichen Situation angemessen, wirksam und administrativ verhältnismässig ist. Er hat am 20. Mai 2020 die COVID-19-Verordnung Deklassierung von Wein (SR 916.141) verabschiedet, die am 1. Juni 2020 in Kraft getreten ist. Gestützt auf diese Verordnung sollen 10 Millionen Franken für die Deklassierung von Wein eingesetzt werden. Das Parlament hat den dazu nötigen Nachtragskredit am 4. Juni 2020 gutgeheissen. Die gewährte Finanzhilfe stellt eine Marktentlastungsmassnahme dar. Für jeden Liter deklassierten AOC-Wein, der hauptsächlich in der Nahrungsmittelindustrie Verwendung findet, wird ein Beitrag von maximal 2 Franken gewährt. Die Massnahme trägt zur Stabilisierung des Markts bei, der einen Absatzrückgang erlitten hat, und stützt den Traubenpreis für die Ernte 2020. Diese Finanzhilfe erfolgt zusätzlich zur generellen und für das Jahr 2020 verstärkten Unterstützung des Bundes für Branchenmassnahmen zur Förderung des Weinabsatzes, um den Schweizer Wein noch besser bei den Konsumentinnen und Konsumenten zu positionieren. Antrag des Bundesrates vom 26.08.2020 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 15.02.2021 - Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates Chronologie

24.09.2020 Ständerat Zuweisung an die zuständige Kommission zur Vorberatung 03.03.2021 Ständerat Ablehnung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) Weitere Informationen Konnexe Geschäfte 20.3270 Motion Dringende Covid-19-Massnahmen für den Rebbau

Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (2) Mazzone Lisa, Vara Céline 20.3411 360 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 23.02.2021 14:38

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.3411 s Mo. Maret Marianne. Dringende Covid-19-Massnahmen für den Rebbau

Bericht der Kommission für Wirtschaft und Abgaben vom 15. Februar 2021

Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 15. Februar 2021 die von Ständerätin Marianne Maret am 6. Mai 2020 eingereichte Motion vorberaten.

Mit der Motion wird der Bundesrat beauftragt, Massnahmen zu ergreifen, mit denen die Importeure von ausländischem Wein verpflichtet werden, auch Schweizer Wein in den Handel zu bringen.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 6 zu 3 Stimmen bei 3 Enthaltungen, die Motion abzulehnen. Die Kommissionsminderheit (Thorens Goumaz, Germann, Rieder) beantragt, die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Martin Schmid

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Christian Levrat

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 26. August 2020 3 Erwägungen der Kommission

$ 20.3411 361 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 23.02.2021 14:38

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, Massnahmen zu ergreifen, mit denen die Importeure von ausländischem Wein verpflichtet werden, auch Schweizer Wein in den Handel zu bringen.

1.2 Begründung Covid-19 wirkt sich besorgniserregend auf die Zukunft des Schweizer Rebbaus aus. Die Massnahmen zur Bewältigung der Krise haben zur Schliessung der wichtigsten Verkaufskanäle für Schweizer Wein - zum Beispiel die Gastronomie - und zum Wegfall des Direktverkaufs geführt. Der Rückgang des Verkaufs während der Covid-19-Krise wird auf 40 Prozent geschätzt, und eine Rückkehr zu einer normalen Situation wird viele Monate dauern. Zu den Problemen im Zusammenhang mit unverkauften Lagerbeständen wird das Problem der Einkellerung der Weinlese 2020 kommen, es sei denn, es wird eine drastische Beschränkung der Produktion vorgesehen, was wiederum die Schwierigkeiten der Branche noch vergrössern würde. Mit den europäischen Subventionen und den Finanzhilfen von EU-Mitgliedstaaten wird die Finanzierung des Absatzes europäischen Weins weitergeführt und sogar verstärkt. Vor diesem Hintergrund sind die Schweizer Weine, was die Absatzförderung angeht, einer starken Ungleichbehandlung und einer Wettbewerbsverzerrung ausgesetzt. Ziel der vorgeschlagenen Massnahme ist es, Schweizer Weinen die gleichen Marktchancen wie ausländischen Weinen zu bieten. Um dies zu erreichen, sollen die Importeure verpflichtet werden, auch Schweizer Weine in den Handel zu bringen. Diese Art von Massnahme, die gestützt auf Artikel 22 Absätze 3 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes ergriffen werden kann, hat sich bereits bei der Vermarktung in anderen Produktionssektoren der Landwirtschaft (z. B. Rindfleisch) bewährt. Auch die kleinen und mittleren Unternehmen, die sich auf den Handel mit ausländischem Wein spezialisiert haben - sie sorgen für fast 30 Prozent des Importvolumens -, würden sich an der Absatzförderung für Schweizer Wein beteiligen (beispielsweise finanziert durch einen Weinbaufonds, der gespiesen wird aus einem pro verkaufte Weinflasche festgelegten Betrag). Eine Einschränkung des Wettbewerbs könnte auf diese Weise ebenso vermieden werden wie der unerwünschte Transfer von Importrechten hin zu anderen autorisierten Importeuren, was unter dem Strich zu einer Steigerung des Verkaufs von Schweizer Weinen führen würde. Dieses Ziel steht übrigens im Einklang mit dem, was Bundesrat Guy Parmelin in seinem Brief vom 14. April 2020 dem Branchenverband Schweizer Reben und Weine und den Schweizer Weinbauernverband geschrieben hat: "Ich bin überzeugt, dass eine bessere Positionierung der Schweizer Weine nur gelingt, wenn während und nach dieser schwierigen Phase neue Konsumentinnen und Konsumenten gewonnen werden können."

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 26. August 2020 Seit der Zusammenlegung der Zollkontingente für Weiss- und Rotwein der WTO am 1. Januar 2001 wurde das Kontingent von 170 Millionen Liter nie vollständig ausgeschöpft. Die Verteilung der Kontingente auf die Importeure erfolgt in Übereinstimmung mit den Bestimmungen des Artikels 22 LwG (SR 910.1). Die Kontingentsanteile werden entsprechend der Reihenfolge der Verzollung, besser bekannt unter dem Namen "Windhund-Verfahren" (Weinverordnung, SR 916.140, Art. 45) zugeteilt. Der Bundesrat hat sich zu dieser Frage des Motionärs bereits in seiner Stellungnahme zur

2

20.3411 362 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 23.02.2021 14:38

Motion Freysinger 12.3482, "Importkontingente für Wein" und zuletzt in seiner Antwort auf die Interpellation Borloz 18.3220, "Zuteilung der Kontingentsanteile für die Einfuhr von Wein" geäussert. Eine Änderung des Zuteilungsverfahrens würde zu keiner Reduktion der Importmenge innerhalb des Kontingents führen, da gemäss WTO-Recht das gesamte Kontingent uneingeschränkt zur Verfügung gestellt werden muss, unabhängig von der Zuteilungsart. Die Einführung der Inlandleistung würde hingegen komplexe administrative Aufgaben und unnötige Kosten für die rund 3400 Weinimporteure und die öffentliche Hand nach sich ziehen (insbesondere die Anmeldungen im Zusammenhang mit dem Kauf von Schweizer Wein durch Berechtigte, die Kontrolle dieser Anmeldungen, die individuelle Verteilung der Zollkontingente, die Kontrolle ihrer Ausnutzung sowie die Massnahmen zur Verhinderung von Missbrauch).Ausserdem würde die Einführung der Inlandleistung für die Verteilung des Zollkontingents für Wein den Wettbewerb stark einschränken und stünde damit in Widerspruch zu Artikel 22 des LwG. Die Folge davon wäre das Entstehen von Importrenten, die sich auf die Konsumentenpreise niederschlagen würden. Der Bundesrat hat, um die Schweizer Weinwirtschaft besonders zu unterstützen, eine Massnahme beschlossen, die mit dem internationalen und nationalen Recht vereinbar, der ausserordentlichen Situation angemessen, wirksam und administrativ verhältnismässig ist. Er hat am 20. Mai 2020 die COVID-19-Verordnung Deklassierung von Wein (SR 916.141) verabschiedet, die am 1. Juni 2020 in Kraft getreten ist. Gestützt auf diese Verordnung sollen 10 Millionen Franken für die Deklassierung von Wein eingesetzt werden. Das Parlament hat den dazu nötigen Nachtragskredit am 4. Juni 2020 gutgeheissen. Die gewährte Finanzhilfe stellt eine Marktentlastungsmassnahme dar. Für jeden Liter deklassierten AOC-Wein, der hauptsächlich in der Nahrungsmittelindustrie Verwendung findet, wird ein Beitrag von maximal 2 Franken gewährt. Die Massnahme trägt zur Stabilisierung des Markts bei, der einen Absatzrückgang erlitten hat, und stützt den Traubenpreis für die Ernte 2020. Diese Finanzhilfe erfolgt zusätzlich zur generellen und für das Jahr 2020 verstärkten Unterstützung des Bundes für Branchenmassnahmen zur Förderung des Weinabsatzes, um den Schweizer Wein noch besser bei den Konsumentinnen und Konsumenten zu positionieren.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

3 Erwägungen der Kommission Die Kommission ist sich bewusst, dass der Schweizer Weinbau Unterstützung benötigt und sich dessen Situation durch die Covid-19-Pandemie noch verschlechtert hat. Die Kommissionsmehrheit ist allerdings dagegen, die Importeure von ausländischen Weinen zu verpflichten, auch Schweizer Weine in den Handel zu bringen, da dies in ihren Augen nicht zwangsläufig den Verkauf von Schweizer Weinen ankurbeln würde. Stattdessen würde diese Massnahme eine Neuverhandlung der WTO-Verpflichtungen der Schweiz notwendig machen und damit die Gefahr bergen, dass sich die Schweiz zu Import- und Exportkompensationen für andere Agrarprodukte verpflichten muss. Darüber hinaus würde diese Massnahme die Handelsfreiheit einschränken. Die Kommissionsmehrheit erachtet andere Massnahmen – insbesondere eine stärkere Förderung der Schweizer Weine – als sinnvoller.

Die Minderheit ist der Auffassung, dass die geltenden Bestimmungen die Schweizer Produzentinnen und Produzenten benachteiligen, zum einen angesichts der immer tieferen Preise, die ein Teil der ausländischen Konkurrenz praktiziert, und zum anderen angesichts des rückläufigen Weinkonsums, der in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten zu verzeichnen ist.

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20.3423 363 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3423 Motion Es braucht Sofortmassnahmen, um dem Armutsrisiko entgegenzuwirken, das infol- ge der gesellschaftlichen Krise entstanden ist, die durch das Coronavirus ausgelöst wurde

Eingereicht von: Carobbio Guscetti Marina Sozialdemokratische Fraktion Sozialdemokratische Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 06.05.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, umgehend mit einem Massnahmenpaket auf die Coronakrise zu reagieren, um das Armutsrisiko und die Abhängigkeit von der Sozialhilfe zu verringern. Begründung Die soziale und wirtschaftliche Krise, die wir infolge des Coronavirus meistern müssen, trifft in unserer Gesellschaft diejenigen Menschen am härtesten, die bereits in unsicheren Verhältnissen leben. Es sind dies armutsgefährdete Familien und alleinstehende Personen oder selbstständige Kleinunternehmen, deren Erwerbsausfall- oder Kurzarbeitsentschädigung sehr tief ist. Menschen mit tiefem Einkommen und Menschen, die an der Armutsgrenze leben, verfügen nicht über die finanziellen Mittel, um mit der Krise zurechtzukommen. Mittelfristig sind Massnahmen notwendig, um die Armut zu bekämpfen. Kurzfristig braucht es jedoch Sofortmassnahmen, um zu verhindern, dass mehr Menschen in die Armut abrutschen und gezwungen sind, Sozialhilfe zu beantragen. Denkbar ist zum Beispiel, dass Bund und Kantone ihre Beiträge zur Verbilligung der Krankenkassenprämien erhöhen. Weiter soll auf Bundesebene eine einmalige, nicht rückzahlbare Direktzahlung für Familien und alleinstehende Personen geprüft werden, deren Einkommen so tief ist, dass sie Anspruch auf Ergänzungsleistungen haben (Caritas Schweiz schlägt für die einmalige Direktzahlung 1000 Franken vor); ebenfalls geprüft werden soll, ob im Rahmen der Massnahmen, die bereits mittels Notrecht eingeführt wurden, für Selbstständigerwerbende, die wegen des Coronavirus einen Erwerbsausfall erlitten haben, ab einem bestimmten Grenzwert eine Entschädigung eingeführt werden soll und ob die Kurzarbeitsentschädigung für Personen, die weniger als 4000 Franken verdienen, weiterhin 100 Prozent des Lohnes betragen soll. Stellungnahme des Bundesrates vom 12.08.2020 Der Bundesrat geht mit der Motionärin einig, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Armutsentwicklung in der Schweiz in einer kurz- und längerfristigen Perspektive verfolgt werden müssen und geeignete Massnahmen zu treffen sind, um Armutsrisiken zu reduzieren. Der Bundesrat hat bereits in diesem Sinne gehandelt, indem er im März 2020 rasch und zielgerichtet Massnahmen ergriffen hat, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie abzufedern. Zum einen wurden in der Arbeitslosenversicherung verschiedene Ausweitungen und Vereinfachungen bei der Kurzarbeit vorgenommen. Um Aussteuerungen zu vermeiden, erhalten alle anspruchsberechtigten Personen maximal zusätzliche 120 Taggelder. Zum anderen führte der Bundesrat die Corona-Erwerbsausfallentschädigung ein. Anfang Juli 2020 hat er die Höchstbezugsdauer der Kurzarbeitsentschädigung von 12 auf 18 Monate erweitert und die Corona-Erwerbsausfallentschädigung bis zum 16. September 2020 verlängert. Wo diese Massnahmen nicht ausreichen, um Bedrohungen der materiellen Existenz abzuwenden, kommen bedarfsabhängige Sozialleistungen von Kantonen und Gemeinden zum Tragen, die sich spezifisch an Menschen mit eingeschränkten finanziellen Mitteln richten. Dazu gehört insbesondere die Sozialhilfe. Dieses Vorgehen entspricht der föderalen Aufgabenteilung im System der sozialen Sicherheit der Schweiz, welches auch in der aktuellen Krisensituation zum Tragen kommt. Das Vorgehen hat sich vorderhand bewährt: Die Massnahmen haben viele Haushalte erreicht und bisher einen starken Anstieg des Sozialhilfebezugs verhindert. Der Bundesrat ist sich der Verantwortung bewusst, die sozialversicherungsrechtlichen Massnahmen so auszugestalten, dass die Kantone und Gemeinden durch die sozialen Folgen der Corona-Krise nicht 20.3423 364 Ständerat Frühjahrssession 2021 unverhältnismässig belastet werden. Die weiteren Entwicklungen müssen nun aufmerksam beobachtet werden. Mit der Nationalen Plattform gegen Armut, welche von Bund, Kantonen und Gemeinden gemeinsam getragen wird, besteht eine geeignete Struktur, um in der längerfristigen Perspektive die armutsrelevanten Auswirkungen der Corona-Krise zu analysieren und Empfehlungen für entsprechende Massnahmen zu formulieren. Aufgrund des Umfangs der bisherigen Massnahmen, den beträchtlichen finanziellen Folgen, die diese für den Bund bedeuten, sowie der bestehenden Aufgabenteilung mit den Kantonen beantragt der Bundesrat deshalb die Ablehnung der Motion. Betreffend konkreter Einzelmassnahmen, die in der Begründung der Motion vorgeschlagen werden, verweist der Bundesrat auf seine Stellungnahmen zu einschlägigen Motionen (einmalige Corona-Direktzahlungen: 20.3193 Mo. Wermuth Cédric, Minimalsatz für Corona-Erwerbsersatzentschädigung: 20.3319 Mo. Meyer Mattea, volle Kurzarbeitsentschädigung im Niedriglohnbereich: 20.3410 Mo. Graf Maya, 20.3364 Mo. Prelicz-Huber Katharina, 20.3192 Mo. Wermuth Cédric, 20.417 Pa. Iv. SP-Fraktion). Antrag des Bundesrates vom 12.08.2020 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 22.02.2021 - Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates Chronologie

16.09.2020 Ständerat Zuweisung an die zuständige Kommission zur Vorberatung 08.03.2021 Ständerat Ablehnung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR (SGK-NR) Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (7) Baume-Schneider Elisabeth, Graf Maya, Herzog Eva, Mazzone Lisa, Rechsteiner Paul, Sommaruga Carlo, Zanetti Roberto 20.3423 365 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 08:43

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.3423 s Mo. Carobbio Guscetti. Es braucht Sofortmassnahmen, um dem Armutsrisiko entgegenzuwirken, das infolge der gesellschaftlichen Krise entstanden ist, die durch das Coronavirus ausgelöst wurde

Bericht der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit vom 22. Februar 2021

Die Kommission hat an ihrer Sitzung vom 22. Februar 2021 die Motion geprüft, die Ständerätin am 6. Mai 2020 eingereicht hat. Die Motion wurde der Kommission am 16. September 2020 zur Vorberatung zugewiesen.

Mit der Motion soll der Bundesrat beauftragt werden, umgehend mit einem Massnahmenpaket auf die Coronakrise zu reagieren, um das Armutsrisiko und die Abhängigkeit von der Sozialhilfe zu verringern.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 7 zu 4 Stimmen, die Motion abzulehnen.

Eine Minderheit (Carobbio Guscetti, Graf Maya, Rechsteiner Paul, Stöckli) beantragt die Annahme der Motion.

Berichterstattung: Häberli-Koller

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Paul Rechsteiner

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 12. August 2020 3 Erwägungen der Kommission

$ 20.3423 366 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 08:43

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, umgehend mit einem Massnahmenpaket auf die Coronakrise zu reagieren, um das Armutsrisiko und die Abhängigkeit von der Sozialhilfe zu verringern.

1.2 Begründung Die soziale und wirtschaftliche Krise, die wir infolge des Coronavirus meistern müssen, trifft in unserer Gesellschaft diejenigen Menschen am härtesten, die bereits in unsicheren Verhältnissen leben. Es sind dies armutsgefährdete Familien und alleinstehende Personen oder selbstständige Kleinunternehmen, deren Erwerbsausfall- oder Kurzarbeitsentschädigung sehr tief ist. Menschen mit tiefem Einkommen und Menschen, die an der Armutsgrenze leben, verfügen nicht über die finanziellen Mittel, um mit der Krise zurechtzukommen. Mittelfristig sind Massnahmen notwendig, um die Armut zu bekämpfen. Kurzfristig braucht es jedoch Sofortmassnahmen, um zu verhindern, dass mehr Menschen in die Armut abrutschen und gezwungen sind, Sozialhilfe zu beantragen. Denkbar ist zum Beispiel, dass Bund und Kantone ihre Beiträge zur Verbilligung der Krankenkassenprämien erhöhen. Weiter soll auf Bundesebene eine einmalige, nicht rückzahlbare Direktzahlung für Familien und alleinstehende Personen geprüft werden, deren Einkommen so tief ist, dass sie Anspruch auf Ergänzungsleistungen haben (Caritas Schweiz schlägt für die einmalige Direktzahlung 1000 Franken vor); ebenfalls geprüft werden soll, ob im Rahmen der Massnahmen, die bereits mittels Notrecht eingeführt wurden, für Selbstständigerwerbende, die wegen des Coronavirus einen Erwerbsausfall erlitten haben, ab einem bestimmten Grenzwert eine Entschädigung eingeführt werden soll und ob die Kurzarbeitsentschädigung für Personen, die weniger als 4000 Franken verdienen, weiterhin 100 Prozent des Lohnes betragen soll.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 12. August 2020 Der Bundesrat geht mit der Motionärin einig, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Armutsentwicklung in der Schweiz in einer kurz- und längerfristigen Perspektive verfolgt werden müssen und geeignete Massnahmen zu treffen sind, um Armutsrisiken zu reduzieren. Der Bundesrat hat bereits in diesem Sinne gehandelt, indem er im März 2020 rasch und zielgerichtet Massnahmen ergriffen hat, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie abzufedern. Zum einen wurden in der Arbeitslosenversicherung verschiedene Ausweitungen und Vereinfachungen bei der Kurzarbeit vorgenommen. Um Aussteuerungen zu vermeiden, erhalten alle anspruchsberechtigten Personen maximal zusätzliche 120 Taggelder. Zum anderen führte der Bundesrat die Corona-Erwerbsausfallentschädigung ein. Anfang Juli 2020 hat er die Höchstbezugsdauer der Kurzarbeitsentschädigung von 12 auf 18 Monate erweitert und die Corona- Erwerbsausfallentschädigung bis zum 16. September 2020 verlängert. Wo diese Massnahmen nicht ausreichen, um Bedrohungen der materiellen Existenz abzuwenden, kommen bedarfsabhängige Sozialleistungen von Kantonen und Gemeinden zum Tragen, die sich spezifisch an Menschen mit eingeschränkten finanziellen Mitteln richten. Dazu gehört insbesondere die Sozialhilfe. Dieses Vorgehen entspricht der föderalen Aufgabenteilung im System der sozialen Sicherheit der Schweiz, welches auch in der aktuellen Krisensituation zum Tragen kommt. Das Vorgehen hat sich vorderhand bewährt: Die Massnahmen haben viele Haushalte erreicht und bisher einen starken Anstieg des Sozialhilfebezugs verhindert.

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20.3423 367 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 08:43

Der Bundesrat ist sich der Verantwortung bewusst, die sozialversicherungsrechtlichen Massnahmen so auszugestalten, dass die Kantone und Gemeinden durch die sozialen Folgen der Corona-Krise nicht unverhältnismässig belastet werden. Die weiteren Entwicklungen müssen nun aufmerksam beobachtet werden. Mit der Nationalen Plattform gegen Armut, welche von Bund, Kantonen und Gemeinden gemeinsam getragen wird, besteht eine geeignete Struktur, um in der längerfristigen Perspektive die armutsrelevanten Auswirkungen der Corona-Krise zu analysieren und Empfehlungen für entsprechende Massnahmen zu formulieren. Aufgrund des Umfangs der bisherigen Massnahmen, den beträchtlichen finanziellen Folgen, die diese für den Bund bedeuten, sowie der bestehenden Aufgabenteilung mit den Kantonen beantragt der Bundesrat deshalb die Ablehnung der Motion. Betreffend konkreter Einzelmassnahmen, die in der Begründung der Motion vorgeschlagen werden, verweist der Bundesrat auf seine Stellungnahmen zu einschlägigen Motionen (einmalige Corona-Direktzahlungen: 20.3193 Mo. Wermuth Cédric, Minimalsatz für Corona-Erwerbsersatzentschädigung: 20.3319 Mo. Meyer Mattea, volle Kurzarbeitsentschädigung im Niedriglohnbereich: 20.3410 Mo. Graf Maya, 20.3364 Mo. Prelicz-Huber Katharina, 20.3192 Mo. Wermuth Cédric, 20.417 Pa. Iv. SP-Fraktion).

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

3 Erwägungen der Kommission Die Kommission anerkennt das Grundanliegen der Motion, wonach die Auswirkungen der Corona- Pandemie auf die Entwicklung der Armut genau beobachtet werden müssen. Den vorgeschlagenen Weg eines Massnahmenpakets erachtet sie jedoch nicht als zielführend. Einerseits habe der Bund bereits diverse Massnahmen zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie ergriffen, andererseits verweist sie auf die Zuständigkeiten der Kantone und Gemeinden. Die Kommission erachtet deshalb die Nationale Plattform gegen Armut, die von Bund, Kantonen und Gemeinden gemeinsam getragen wird, als geeigneteres Instrument, um die armutsrelevanten Auswirkungen der Corona-Krise in einer mittel- und längerfristigen Perspektive zu analysieren und auf dieser Basis Empfehlungen für Massnahmen abzugeben. Schliesslich verweist die Kommission darauf, dass zurzeit kein signifikanter Anstieg der Sozialhilfequote festgestellt werde.

Die Minderheit erachtet weitere Massnahmen als unvermeidlich, um zu verhindern, dass mehr Menschen in die Armut abrutschen und gezwungen sind, Sozialhilfe zu beantragen. Damit die Armutsrisiken für die Betroffenen zielgerichtet reduziert werden könnten, müsse der Bundesrat unverzüglich ein spezielles Massnahmenpaket aufgleisen, das seine Wirkung rasch entfalte.

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20.3424 368 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3424 Motion Einfuhrverbot für Waren aus Zwangsarbeit

Eingereicht von: Sommaruga Carlo Sozialdemokratische Fraktion Sozialdemokratische Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 06.05.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, ein Einfuhrverbot für Waren zu erlassen, die in Zwangsarbeit hergestellt wurden oder in Zwangsarbeit hergestellte Bestandteile enthalten. Zu diesem Zweck sind die notwendigen rechtlichen Bestimmungen vorzuschlagen, die unter anderem die Einrichtung einer Stelle vorsehen, bei der entsprechende Anzeigen eingereicht werden können. Zusammen mit der Eidgenössischen Zollverwaltung soll der Bundesrat ein Verfahren zur Prüfung der Waren entwickeln und sich dabei auf Informationen internationaler Institutionen, auf Forschungszentren und auf die Privatwirtschaft stützen. Begründung China wird wegen Menschenrechtsverletzungen an der muslimischen Minderheit der Uiguren in Xinjiang immer wieder von der internationalen Gemeinschaft und von der Schweiz kritisiert und verurteilt. Die Uiguren sind völkerrechtswidrigen Handlungen ausgesetzt wie der willkürlichen Internierung, der Unterdrückung ihrer Religion und einer vollständigen Überwachung. Eine neue Phase der Kampagne zur sozialen Neuordnung in China, die gegen Minderheiten gerichtet ist, lässt auf eine Zunahme der Zwangsarbeit von Uiguren in zahlreichen Fabriken schliessen, deren Produkte sich in den Lieferketten mehrerer Wirtschaftszweige wiederfinden und bis in die Schweiz gelangen. Die Schweiz, die als erstes europäisches Land ein Freihandelsabkommen mit China abgeschlossen hat, hat eine politische und rechtliche Verpflichtung zu handeln und ihre diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu nutzen. Diese Verantwortung steht voll und ganz im Einklang mit der schweizerischen Aussenpolitik, zu deren Schwerpunkten der Kampf gegen die Sklaverei und die Zwangsarbeit sowie die Einhaltung der Rechte von Minderheiten und des Rechts auf Meinungs-, Religions- und Pressefreiheit seit Jahrzehnten zählen. Ausserdem haben sowohl China wie auch die Schweiz die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung unterzeichnet, die das Ziel der menschenwürdigen Arbeit beinhaltet. Daher muss der Bundesrat ein Einfuhrverbot für Waren erlassen, die in Zwangsarbeit hergestellt wurden oder in Zwangsarbeit hergestellte Bestandteile enthalten. Der Bundesrat wird beauftragt, die notwendigen rechtlichen Bestimmungen zur Umsetzung dieses Verbots auszuarbeiten. Da die schweizerischen Zollbehörden eine Kontrolle der Waren auf dieses Verbot hin nicht ohne externe Unterstützung durchführen können, soll der Bundesrat eine Stelle einrichten, bei der entsprechende Anzeigen eingereicht werden können. Er soll ein sicheres und unbürokratisches Verfahren der Warenkontrolle entwickeln und sich dabei auf Informationen internationaler Institutionen, auf die Kompetenzen von Forschungszentren und auf die Privatwirtschaft stützen. Stellungnahme des Bundesrates vom 12.08.2020 Die Schweiz engagiert sich als Mitgliedstaat der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) für die Förderung und Einhaltung der grundlegenden Rechte und Pflichten bei der Arbeit, darunter für ein Verbot von Zwangsarbeit. Die Schweiz hat die Kernübereinkommen der IAO Nr. 29 über Zwangs- oder Pflichtarbeit (SR 0.822.713.9) und Nr. 105 über die Abschaffung der Zwangsarbeit (SR 0.822.720.5) sowie das Protokoll von 2014 zum Übereinkommen über Zwangsarbeit (SR 0.822.713.91) ratifiziert. In der Schweiz ist Zwangsarbeit sowohl privatrechtlich als auch strafrechtlich verboten. Der Bundesrat erwartet von den in der Schweiz ansässigen oder tätigen Unternehmen, dass sie ihre Verantwortung gemäss den international anerkannten Standards und Leitlinien der verantwortungsvollen Unternehmensführung (OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen und UNO-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte) bei ihrer gesamten Tätigkeit im In- und Ausland wahrnehmen. Mit den beiden revidierten Aktionsplänen 2020–2023 zur gesellschaftlichen Verantwortung der Unternehmen (CSR) 20.3424 369 Ständerat Frühjahrssession 2021 und zu Wirtschaft und Menschenrechten (NAP) unterstützt der Bundesrat die Unternehmen bei der Umsetzung. Damit die betroffenen Importeure über die notwendigen Informationen zur Umsetzung der Sorgfaltsprüfungsverfahren verfügen, organisiert die Bundesverwaltung in Zusammenarbeit mit den Handelskammern und Branchenverbänden seit 2018 regelmässig Workshops. Bei mutmasslichen Verstössen steht der Nationale Kontaktpunkt für die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen als aussergerichtliche Schlichtungsstelle zur Verfügung. Darüber hinaus verabschiedete das Parlament am 19. Juni 2020 einen indirekten Gegenvorschlag zur Volksinitiative für verantwortungsvolle Unternehmen. Dieser Vorschlag stützt sich auf im Ausland bekannte Regelungen und enthält eine Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie für eine Sorgfaltsprüfung in Bezug auf Kinderarbeit und Konfliktmineralien. Im Rahmen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit finanziert die Schweiz ausserdem gezielt Projekte der IAO zur Förderung menschenwürdiger Arbeits- und Produktionsbedingungen in globalen Wertschöpfungsketten. Die Einführung des von der Motion geforderten Einfuhrverbotes für Waren, die unter Zwangsarbeit hergestellt wurden oder in Zwangsarbeit hergestellte Bestandteile enthalten, ist jedoch aus den folgenden Gründen nicht vertretbar. Die Überprüfung der Produktionsbedingungen im Ausland und somit der Einhaltung des Verbots von Zwangsarbeit kann durch die Bundesverwaltung nicht gewährleistet werden. Sie verfügt nicht über die Mittel und Möglichkeiten, jedes eingeführte Produkt sowie seine einzelner Komponenten lückenlos zurückzuverfolgen. Die Umsetzung der mit der Motion geforderten Massnahme hätte für die betroffenen Unternehmen Auswirkungen, die über die aktuell erwartete menschenrechtliche Sorgfaltsprüfung hinausgehen. Da jegliche Meldungen von Dritten zu Untersuchungen und möglichen Blockierungen der Ware an der Grenze führen könnten, wären Unternehmen, deren Einfuhren aus Risikogebieten stammen oder Vorleistungsgüter von dorther enthalten könnten, einer erheblichen Rechtsunsicherheit ausgesetzt. Um das Risiko allfälliger Importverbote zu reduzieren, müssten die Unternehmen entweder Vorabklärungen treffen, die über die bestehende menschenrechtliche Sorgfaltsprüfung hinausgehen, oder ganz auf Einfuhren aus gewissen Staaten oder Regionen verzichten. Die Schweiz kann ein solches Verbot nicht einseitig umsetzen. Nur die IAO, zuständig für die Überwachung der internationalen Arbeitsnormen und deren Umsetzung, und eine auf internationaler Ebene abgestimmte Vorgehensweise können Massnahmen zur Bekämpfung der Zwangsarbeit festlegen. Importverbote sind einschneidende handelsbeschränkende Massnahmen, die im WTO-Recht grundsätzlich verboten sind; es ist zweifelhaft, ob ein in der Motion angestrebtes Einfuhrverbot unter den im WTO-Recht vorgesehenen Ausnahmeklauseln gerechtfertigt werden könnte. Antrag des Bundesrates vom 12.08.2020 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 04.02.2021 - Aussenpolitische Kommission des Ständerates Chronologie

24.09.2020 Ständerat Zuweisung an die zuständige Kommission zur Vorberatung 03.03.2021 Ständerat Ablehnung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Aussenpolitische Kommission NR (APK-NR) Aussenpolitische Kommission SR (APK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) 20.3424 370 Ständerat Frühjahrssession 2021

Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (7) Baume-Schneider Elisabeth, Carobbio Guscetti Marina, Graf Maya, Herzog Eva, Mazzone Lisa, Thorens Goumaz Adèle, Zanetti Roberto 20.3424 371 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 12.02.2021 16:55

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.3424 s Mo. Sommaruga Carlo. Einfuhrverbot für Waren aus Zwangsarbeit

Bericht der Aussenpolitischen Kommission vom 4. Februar 2021

Die Aussenpolitische Kommission des Ständerates (APK-S) hat an ihrer Sitzung vom 4. Februar 2021 die von Ständerat Sommaruga Carlo am 6. Mai 2020 eingereichte Motion behandelt.

Mittels der Motion soll der Bundesrat beauftragt werden, ein Einfuhrverbot für Waren zu erlassen, die in Zwangsarbeit hergestellt wurden oder in Zwangsarbeit hergestellte Bestandteile enthalten.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt, mit 8 zu 4 Stimmen, die Ablehnung der Motion.

Eine Minderheit (Sommaruga, Jositsch, Levrat, Thorens Goumaz) beantragt die Annahme der Motion.

Berichterstattung: Michel

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Damian Müller

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 12. August 2020 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 20.3424 372 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 12.02.2021 16:55

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, ein Einfuhrverbot für Waren zu erlassen, die in Zwangsarbeit hergestellt wurden oder in Zwangsarbeit hergestellte Bestandteile enthalten. Zu diesem Zweck sind die notwendigen rechtlichen Bestimmungen vorzuschlagen, die unter anderem die Einrichtung einer Stelle vorsehen, bei der entsprechende Anzeigen eingereicht werden können. Zusammen mit der Eidgenössischen Zollverwaltung soll der Bundesrat ein Verfahren zur Prüfung der Waren entwickeln und sich dabei auf Informationen internationaler Institutionen, auf Forschungszentren und auf die Privatwirtschaft stützen.

1.2 Begründung China wird wegen Menschenrechtsverletzungen an der muslimischen Minderheit der Uiguren in Xinjiang immer wieder von der internationalen Gemeinschaft und von der Schweiz kritisiert und verurteilt. Die Uiguren sind völkerrechtswidrigen Handlungen ausgesetzt wie der willkürlichen Internierung, der Unterdrückung ihrer Religion und einer vollständigen Überwachung. Eine neue Phase der Kampagne zur sozialen Neuordnung in China, die gegen Minderheiten gerichtet ist, lässt auf eine Zunahme der Zwangsarbeit von Uiguren in zahlreichen Fabriken schliessen, deren Produkte sich in den Lieferketten mehrerer Wirtschaftszweige wiederfinden und bis in die Schweiz gelangen. Die Schweiz, die als erstes europäisches Land ein Freihandelsabkommen mit China abgeschlossen hat, hat eine politische und rechtliche Verpflichtung zu handeln und ihre diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu nutzen. Diese Verantwortung steht voll und ganz im Einklang mit der schweizerischen Aussenpolitik, zu deren Schwerpunkten der Kampf gegen die Sklaverei und die Zwangsarbeit sowie die Einhaltung der Rechte von Minderheiten und des Rechts auf Meinungs-, Religions- und Pressefreiheit seit Jahrzehnten zählen. Ausserdem haben sowohl China wie auch die Schweiz die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung unterzeichnet, die das Ziel der menschenwürdigen Arbeit beinhaltet. Daher muss der Bundesrat ein Einfuhrverbot für Waren erlassen, die in Zwangsarbeit hergestellt wurden oder in Zwangsarbeit hergestellte Bestandteile enthalten. Der Bundesrat wird beauftragt, die notwendigen rechtlichen Bestimmungen zur Umsetzung dieses Verbots auszuarbeiten. Da die schweizerischen Zollbehörden eine Kontrolle der Waren auf dieses Verbot hin nicht ohne externe Unterstützung durchführen können, soll der Bundesrat eine Stelle einrichten, bei der entsprechende Anzeigen eingereicht werden können. Er soll ein sicheres und unbürokratisches Verfahren der Warenkontrolle entwickeln und sich dabei auf Informationen internationaler Institutionen, auf die Kompetenzen von Forschungszentren und auf die Privatwirtschaft stützen.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 12. August 2020 Die Schweiz engagiert sich als Mitgliedstaat der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) für die Förderung und Einhaltung der grundlegenden Rechte und Pflichten bei der Arbeit, darunter für ein Verbot von Zwangsarbeit. Die Schweiz hat die Kernübereinkommen der IAO Nr. 29 über Zwangs- oder Pflichtarbeit (SR 0.822.713.9) und Nr. 105 über die Abschaffung der Zwangsarbeit (SR 0.822.720.5) sowie das Protokoll von 2014 zum Übereinkommen über Zwangsarbeit (SR

2

20.3424 373 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 12.02.2021 16:55

0.822.713.91) ratifiziert. In der Schweiz ist Zwangsarbeit sowohl privatrechtlich als auch strafrechtlich verboten. Der Bundesrat erwartet von den in der Schweiz ansässigen oder tätigen Unternehmen, dass sie ihre Verantwortung gemäss den international anerkannten Standards und Leitlinien der verantwortungsvollen Unternehmensführung (OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen und UNO-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte) bei ihrer gesamten Tätigkeit im In- und Ausland wahrnehmen. Mit den beiden revidierten Aktionsplänen 2020-2023 zur gesellschaftlichen Verantwortung der Unternehmen (CSR) und zu Wirtschaft und Menschenrechten (NAP) unterstützt der Bundesrat die Unternehmen bei der Umsetzung. Damit die betroffenen Importeure über die notwendigen Informationen zur Umsetzung der Sorgfaltsprüfungsverfahren verfügen, organisiert die Bundesverwaltung in Zusammenarbeit mit den Handelskammern und Branchenverbänden seit 2018 regelmässig Workshops. Bei mutmasslichen Verstössen steht der Nationale Kontaktpunkt für die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen als aussergerichtliche Schlichtungsstelle zur Verfügung. Darüber hinaus verabschiedete das Parlament am 19. Juni 2020 einen indirekten Gegenvorschlag zur Volksinitiative für verantwortungsvolle Unternehmen. Dieser Vorschlag stützt sich auf im Ausland bekannte Regelungen und enthält eine Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie für eine Sorgfaltsprüfung in Bezug auf Kinderarbeit und Konfliktmineralien. Im Rahmen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit finanziert die Schweiz ausserdem gezielt Projekte der IAO zur Förderung menschenwürdiger Arbeits- und Produktionsbedingungen in globalen Wertschöpfungsketten. Die Einführung des von der Motion geforderten Einfuhrverbotes für Waren, die unter Zwangsarbeit hergestellt wurden oder in Zwangsarbeit hergestellte Bestandteile enthalten, ist jedoch aus den folgenden Gründen nicht vertretbar. Die Überprüfung der Produktionsbedingungen im Ausland und somit der Einhaltung des Verbots von Zwangsarbeit kann durch die Bundesverwaltung nicht gewährleistet werden. Sie verfügt nicht über die Mittel und Möglichkeiten, jedes eingeführte Produkt sowie seine einzelnen Komponenten lückenlos zurückzuverfolgen. Die Umsetzung der mit der Motion geforderten Massnahme hätte für die betroffenen Unternehmen Auswirkungen, die über die aktuell erwartete menschenrechtliche Sorgfaltsprüfung hinausgehen. Da jegliche Meldungen von Dritten zu Untersuchungen und möglichen Blockierungen der Ware an der Grenze führen könnten, wären Unternehmen, deren Einfuhren aus Risikogebieten stammen oder Vorleistungsgüter von dorther enthalten könnten, einer erheblichen Rechtsunsicherheit ausgesetzt. Um das Risiko allfälliger Importverbote zu reduzieren, müssten die Unternehmen entweder Vorabklärungen treffen, die über die bestehende menschenrechtliche Sorgfaltsprüfung hinausgehen, oder ganz auf Einfuhren aus gewissen Staaten oder Regionen verzichten. Die Schweiz kann ein solches Verbot nicht einseitig umsetzen. Nur die IAO, zuständig für die Überwachung der internationalen Arbeitsnormen und deren Umsetzung, und eine auf internationaler Ebene abgestimmte Vorgehensweise können Massnahmen zur Bekämpfung der Zwangsarbeit festlegen. Importverbote sind einschneidende handelsbeschränkende Massnahmen, die im WTO-Recht grundsätzlich verboten sind; es ist zweifelhaft, ob ein in der Motion angestrebtes Einfuhrverbot unter den im WTO-Recht vorgesehenen Ausnahmeklauseln gerechtfertigt werden könnte.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Am 24. September 2020 hat der Ständerat ohne Gegenstimme entschieden, die Motion der zuständigen Kommission zur Vorprüfung zuzuweisen.

3

20.3424 374 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 12.02.2021 16:55

4 Erwägungen der Kommission Die Kommission unterstützt die Bekämpfung der Zwangsarbeit und misst ihr, als wichtiges Element der internationalen Menschenrechtsförderung durch die Schweiz, einen hohen Stellenwert bei. Sie ist jedoch aus mehreren Gründen der Ansicht, dass die vorliegende Motion keine praktikable Lösung bietet, um das Problem effektiv zu bekämpfen.

Ein Einfuhrverbot für Waren aus Zwangsarbeit ist aus Sicht der Kommission nicht realisierbar, da eine zuverlässige und sachgerechte Prüfung der Verbotsvoraussetzungen in der Praxis nicht sichergestellt werden kann. Die Behörden in der Schweiz haben weder die Ressourcen, noch die Möglichkeiten, um die globalen Lieferketten sämtlicher Importe auf Zwangsarbeit zu überprüfen und eine korrekte Anwendung des Einfuhrverbots sicherzustellen. Eine wirtschaftliche Abschottung im Sinne der Motion will die Kommission erst als «Ultima Ratio», nach Ausschöpfung sämtlicher koordinierter internationaler Mittel, in Betracht ziehen. Ein Alleingang der Schweiz hätte ihres Erachtens nicht die erhoffte Wirkung und würde gleichzeitig zu Rechtsunsicherheiten für den Wirtschaftsstandort führen. Weiter erachtet es die Kommission als zielführend, die Menschenrechtsfragen im Zusammenhang mit Zwangsarbeit in Kenntnis der nächstens erwarteten China-Strategie des Bundesrates zu behandeln.

Eine Minderheit beantragt, die Motion anzunehmen und nach praktikablen Mechanismen zu suchen, welche die Einfuhr von Waren aus Zwangsarbeit auf den Schweizer Markt zu verhindern mögen. Die Minderheit ist der Ansicht, dass schlanke Kontrollverfahren gestützt auf in der Schweiz verfügbare Informationen möglich sind. Ihres Erachtens hätte das Verbot auch eine starke präventive Wirkung und einen positiven Effekt auf die Ausübung der Sorgfaltspflicht durch die importierenden Unternehmen.

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20.3503 375 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3503 Motion Totschlag. Artikel 113 des Schweizerischen Strafgesetzbuchs muss korrigiert werden

Eingereicht von: Carobbio Guscetti Marina Sozialdemokratische Fraktion Sozialdemokratische Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 03.06.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, dem Parlament die notwendigen Gesetzesanpassungen vorzulegen, mit denen Artikel 113 des Schweizerischen Strafgesetzbuchs (StGB) folgendermassen korrigiert werden kann: In der italienischen und der französischen Version soll auf den Ausdruck, der das Wort "Leidenschaft" (passione, passion) enthält, verzichtet und anstelle soll ein neutraler Ausdruck verwendet werden, wie dies in der deutschen Version mit "Totschlag" bereits der Fall ist. Begründung Das StGB definiert Tötung als "Totschlag", wenn "der Täter in einer nach den Umständen entschuldbaren heftigen Gemütsbewegung oder unter grosser seelischer Belastung" gehandelt hat (Art. 113 StGB), und sieht für dieses Verbrechen eine Mindeststrafe vor, die unter derjenigen für eine vorsätzliche Tötung liegt. Gemäss StGB wiegt Totschlag folglich im Verhältnis weniger schwer. In den Medien wird oft der Ausdruck "Tötung aus Leidenschaft " oder "Verbrechen aus Leidenschaft" verwendet, wenn es um einen Mord zwischen einer (Ex-)Partnerin und einem (Ex )Partner geht, wobei oft die Frau das Opfer ist. Zur Benennung des Motivs wird dasselbe Adjektiv verwendet wir im StGB; die Verwendung dieses Adjektiv kann sich in Bezug auf die Verantwortung der Person mildernd auswirken. Die (missbräuchliche) Verwendung des Ausdrucks "Tötung aus Leidenschaft" im gängigen Sprachgebrauch assoziiert das Verbrechen mit der Leidenschaft als Auslöser, was dazu führen kann, dass schwere Gewalttaten bis hin zum Mord an einem anderen Menschen damit gerechtfertigt werden. Dies steht im Widerspruch zum Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (SEV-Nr. 210; Istanbul-Konvention), das in der Schweiz am 1. April 2018 in Kraft getreten ist. Darin heisst es in Artikel 46, dass es als erschwerender Umstand zu berücksichtigen ist, wenn "die Straftat [...] gegen eine frühere oder derzeitige Ehefrau oder Partnerin im Sinne des internen Rechts beziehungsweise gegen einen früheren oder derzeitigen Ehemann oder Partner im Sinne des internen Rechts oder von einem Familienmitglied, einer mit dem Opfer zusammenlebenden Person oder einer ihre Autoritätsstellung missbrauchenden Person begangen" wurde. Um jede Zweideutigkeit zu beseitigen und die Formulierungen dem deutschen Text, in der die Straftat mit einem neutralen Begriff umschrieben wird, anzugleichen, wird verlangt, dass in der italienischen und der französischen Version auf das Adjektiv "leidenschaftlich" (passionale, passionnel), das für die Umschreibung der Straftat in Artikel 113 StGB verwendet wird, verzichtet wird. Stellungnahme des Bundesrates vom 26.08.2020 Bei Artikel 113 des Strafgesetzbuchs (SR 311.0; StGB) handelt es sich um einen besonderen Fall der vorsätzlichen Tötung (Art. 111 StGB: vorsätzliche Tötung), die unter den mildernden Umständen nach Artikel 48 Buchstabe c StGB begangen wurde: in einer heftigen Gemütsbewegung oder unter grosser seelischer Belastung. Wenn das Gericht auf Vorliegen eines mildernden Umstands schliesst, so muss es die Strafe mildern (Art. 48 und 48a StGB). Der Gesetzgeber hat jedoch entschieden, den Ermessensspielraum des Gerichts gegenüber der allgemeinen Regelung einzuschränken: Wenn die Tatbestandsmerkmale nach Artikel 113 StGB erfüllt sind, gilt der zwingende Strafrahmen einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr bis zu zehn Jahren. Jede vorsätzliche Tötung, einschliesslich der Tötung (ehemaliger) Ehepartnerinnen und -partner oder (ehemaliger) Partnerinnen und Partner ist im Einzelfall unter den konkreten (mildernden oder erschwerenden) Umständen als vorsätzliche Tötung (Art. 111 StGB), Mord (Art. 112 StGB) oder Totschlag (Art. 113 StGB) zu qualifizieren. Das Gericht misst in der Folge die Strafe nach dem Verschulden der Täterin oder des Täters zu (Art. 47 StGB). Mit dieser Regelung kann jede Tötung gerecht bestraft werden. In Einklang mit dem am 11. Mai 2011 in Istanbul abgeschlossenen Übereinkommen des Europarates zur 20.3503 376 Ständerat Frühjahrssession 2021

Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (SR 0.311.35) ist dies auch dann der Fall, wenn die Tötung an einer Frau begangen wird. Der erste mildernde Umstand nach Artikel 113 StGB ("heftige Gemütsbewegung") ist vom Parlament am 21. Dezember 1937 angenommen worden (BBl 1937 III 625). Der zweite ("grosse seelische Belastung") wurde mit der vom Parlament am 23. Juni 1989 verabschiedeten Revision eingeführt (AS 1989 2449). Im Vorentwurf des Strafgesetzbuchs vom April 1908 wurde der erste mildernde Umstand wie folgt formuliert: "Tötet der Täter in leidenschaftlicher Aufwallung, [...]", , welche im Französischen mit " Lorsque l'auteur tue dans l'emportement de la passion, ... " und im Italienischen mit "Se l'autore uccide nell'impeto della passione, ..." übersetzt werden könnte. Obwohl diese Formulierung im Verlauf der Rechtsetzungsarbeiten zugunsten der noch heute geltenden verworfen wurde, geht daraus hervor, dass der Wortlaut der Strafbestimmung geschichtlich mit dem Randtitel der französischen ("meurtre passionnel") und italienischen Fassung ("omicidio passionale") von Artikel 113 StGB übereingestimmt hat. In der Rechtsprechung wurde die "heftige Gemütsbewegung" im Sinne dieser Bestimmung als besonderer psychologischer Zustand emotionalen und nicht pathologischen Ursprungs definiert, in dem der Täter typischerweise von einer starken Gefühlserregung überwältigt wird, die seine Fähigkeit, die Situation einzuschätzen oder sich zu beherrschen, in einem gewissen Grad einschränkt (BGE 119 IV 202, 203 E. 2a). Das entspricht der Definition des "Affekts" im psychologischen Sinn ("état passionnel" auf Französisch, "stato passionale" auf Italienisch). Der Randtitel der französischen und italienischen Fassung von Artikel 113 StGB erscheint somit korrekt. Deshalb sah der Bundesrat keinen Anlass für eine Revision von Artikel 113 StGB, als er den Besonderen Teil des StGB überprüft und dem Parlament den Entwurf zum Bundesgesetz über die Harmonisierung der Strafrahmen überwiesen hat (BBl 2018 2827 und BBl 2018 2959). Darüber hinaus erscheint eine Änderung des Randtitels nicht geeignet, eine missbräuchliche Verwendung der Ausdrücke "meurtre passionnel" in der Westschweiz bzw. "omicidio passionale" in der italienischsprachigen Schweiz in der Umgangssprache und insbesondere in den Medien zu verhindern, zumal der Ausdruck auch in Frankreich, wo er nicht im Strafgesetzbuch steht, regelmässig verwendet wird. Aus diesen Gründen ist der Bundesrat der Ansicht, dass die in der Motion aufgeworfene Frage eine Gesetzesänderung nicht rechtfertigt. Falls das Parlament diese Auffassung nicht teilt, kann es die Motion im Rahmen der laufenden Beratung des Entwurfs des Bundesgesetzes über die Harmonisierung der Strafrahmen (18.043 Strafrahmenharmonisierung und Anpassung des Nebenstrafrechts an das neue Sanktionenrecht) direkt umsetzen. Gegebenenfalls wird auch der Randtitel der französischen und italienischen Fassung von Artikel 117 des Militärstrafgesetzes (SR 321.0; MStG) geändert werden müssen. Antrag des Bundesrates vom 26.08.2020 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 28.01.2021 - Kommission für Rechtsfragen des Ständerates Chronologie

23.09.2020 Ständerat Zuweisung an die zuständige Kommission zur Vorberatung 17.03.2021 Ständerat Ablehnung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Rechtsfragen NR (RK-NR) Kommission für Rechtsfragen SR (RK-SR)

Zuständige Behörde Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.3503 377 Ständerat Frühjahrssession 2021

Mitunterzeichnende (12) Baume-Schneider Elisabeth, Chiesa Marco, Gapany Johanna, Graf Maya, Herzog Eva, Jositsch Daniel, Maret Marianne, Mazzone Lisa, Sommaruga Carlo, Thorens Goumaz Adèle, Vara Céline, Zanetti Roberto 20.3503 378 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 11.02.2021 08:49

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.3503 s Mo. Carobbio Guscetti. Totschlag. Artikel 113 des Schweizerischen Strafgesetzbuchs muss korrigiert werden

Bericht der Kommission für Rechtsfragen vom 28. Januar 2021

Die Kommission hat an ihrer Sitzung vom 28. Januar 2021 die am 3. Juni 2020 von Ständerätin Carobbio Guscetti eingereichte Motion beraten. Der Ständerat hat die Motion am 23. September 2020 der Kommission zur Vorprüfung zugewiesen.

Die Motion fordert, dass der Ausdruck für «leidenschaftlich» (passione, passion) in der italienischen und französischsprachigen Version von Artikel 113 des Strafgesetzbuches durch einen neutralen Begriff ersetzt wird.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantrag mit 8 zu 5 Stimmen, die Motion abzulehnen. Eine Minderheit (Sommaruga Carlo, Baume-Schneider, Jositsch, Mazzone, Zopfi) beantragt, die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Bauer

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Beat Rieder

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 26. August 2020 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 20.3503 379 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 11.02.2021 08:49

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, dem Parlament die notwendigen Gesetzesanpassungen vorzulegen, mit denen Artikel 113 des Schweizerischen Strafgesetzbuchs (StGB) folgendermassen korrigiert werden kann: In der italienischen und der französischen Version soll auf den Ausdruck, der das Wort "Leidenschaft" (passione, passion) enthält, verzichtet und anstelle soll ein neutraler Ausdruck verwendet werden, wie dies in der deutschen Version mit "Totschlag" bereits der Fall ist.

1.2 Begründung Das StGB definiert Tötung als "Totschlag", wenn "der Täter in einer nach den Umständen entschuldbaren heftigen Gemütsbewegung oder unter grosser seelischer Belastung" gehandelt hat (Art. 113 StGB), und sieht für dieses Verbrechen eine Mindeststrafe vor, die unter derjenigen für eine vorsätzliche Tötung liegt. Gemäss StGB wiegt Totschlag folglich im Verhältnis weniger schwer. In den Medien wird oft der Ausdruck "Tötung aus Leidenschaft " oder "Verbrechen aus Leidenschaft" verwendet, wenn es um einen Mord zwischen einer (Ex-)Partnerin und einem (Ex )Partner geht, wobei oft die Frau das Opfer ist. Zur Benennung des Motivs wird dasselbe Adjektiv verwendet wir im StGB; die Verwendung dieses Adjektiv kann sich in Bezug auf die Verantwortung der Person mildernd auswirken. Die (missbräuchliche) Verwendung des Ausdrucks "Tötung aus Leidenschaft" im gängigen Sprachgebrauch assoziiert das Verbrechen mit der Leidenschaft als Auslöser, was dazu führen kann, dass schwere Gewalttaten bis hin zum Mord an einem anderen Menschen damit gerechtfertigt werden. Dies steht im Widerspruch zum Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (SEV-Nr. 210; Istanbul-Konvention), das in der Schweiz am 1. April 2018 in Kraft getreten ist. Darin heisst es in Artikel 46, dass es als erschwerender Umstand zu berücksichtigen ist, wenn "die Straftat [...] gegen eine frühere oder derzeitige Ehefrau oder Partnerin im Sinne des internen Rechts beziehungsweise gegen einen früheren oder derzeitigen Ehemann oder Partner im Sinne des internen Rechts oder von einem Familienmitglied, einer mit dem Opfer zusammenlebenden Person oder einer ihre Autoritätsstellung missbrauchenden Person begangen" wurde. Um jede Zweideutigkeit zu beseitigen und die Formulierungen dem deutschen Text, in der die Straftat mit einem neutralen Begriff umschrieben wird, anzugleichen, wird verlangt, dass in der italienischen und der französischen Version auf das Adjektiv "leidenschaftlich" (passionale, passionnel), das für die Umschreibung der Straftat in Artikel 113 StGB verwendet wird, verzichtet wird.

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20.3503 380 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 11.02.2021 08:49

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 26. August 2020 Bei Artikel 113 des Strafgesetzbuchs (SR 311.0; StGB) handelt es sich um einen besonderen Fall der vorsätzlichen Tötung (Art. 111 StGB: vorsätzliche Tötung), die unter den mildernden Umständen nach Artikel 48 Buchstabe c StGB begangen wurde: in einer heftigen Gemütsbewegung oder unter grosser seelischer Belastung. Wenn das Gericht auf Vorliegen eines mildernden Umstands schliesst, so muss es die Strafe mildern (Art. 48 und 48a StGB). Der Gesetzgeber hat jedoch entschieden, den Ermessensspielraum des Gerichts gegenüber der allgemeinen Regelung einzuschränken: Wenn die Tatbestandsmerkmale nach Artikel 113 StGB erfüllt sind, gilt der zwingende Strafrahmen einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr bis zu zehn Jahren. Jede vorsätzliche Tötung, einschliesslich der Tötung (ehemaliger) Ehepartnerinnen und -partner oder (ehemaliger) Partnerinnen und Partner ist im Einzelfall unter den konkreten (mildernden oder erschwerenden) Umständen als vorsätzliche Tötung (Art. 111 StGB), Mord (Art. 112 StGB) oder Totschlag (Art. 113 StGB) zu qualifizieren. Das Gericht misst in der Folge die Strafe nach dem Verschulden der Täterin oder des Täters zu (Art. 47 StGB). Mit dieser Regelung kann jede Tötung gerecht bestraft werden. In Einklang mit dem am 11. Mai 2011 in Istanbul abgeschlossenen Übereinkommen des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (SR 0.311.35) ist dies auch dann der Fall, wenn die Tötung an einer Frau begangen wird. Der erste mildernde Umstand nach Artikel 113 StGB ("heftige Gemütsbewegung") ist vom Parlament am 21. Dezember 1937 angenommen worden (BBl 1937 III 625). Der zweite ("grosse seelische Belastung") wurde mit der vom Parlament am 23. Juni 1989 verabschiedeten Revision eingeführt (AS 1989 2449). Im Vorentwurf des Strafgesetzbuchs vom April 1908 wurde der erste mildernde Umstand wie folgt formuliert: "Tötet der Täter in leidenschaftlicher Aufwallung, [...]", , welche im Französischen mit " Lorsque l'auteur tue dans l'emportement de la passion, ... " und im Italienischen mit "Se l'autore uccide nell'impeto della passione, ..." übersetzt werden könnte. Obwohl diese Formulierung im Verlauf der Rechtsetzungsarbeiten zugunsten der noch heute geltenden verworfen wurde, geht daraus hervor, dass der Wortlaut der Strafbestimmung geschichtlich mit dem Randtitel der französischen ("meurtre passionnel") und italienischen Fassung ("omicidio passionale") von Artikel 113 StGB übereingestimmt hat. In der Rechtsprechung wurde die "heftige Gemütsbewegung" im Sinne dieser Bestimmung als besonderer psychologischer Zustand emotionalen und nicht pathologischen Ursprungs definiert, in dem der Täter typischerweise von einer starken Gefühlserregung überwältigt wird, die seine Fähigkeit, die Situation einzuschätzen oder sich zu beherrschen, in einem gewissen Grad einschränkt (BGE 119 IV 202, 203 E. 2a). Das entspricht der Definition des "Affekts" im psychologischen Sinn ("état passionnel" auf Französisch, "stato passionale" auf Italienisch). Der Randtitel der französischen und italienischen Fassung von Artikel 113 StGB erscheint somit korrekt. Deshalb sah der Bundesrat keinen Anlass für eine Revision von Artikel 113 StGB, als er den Besonderen Teil des StGB überprüft und dem Parlament den Entwurf zum Bundesgesetz über die Harmonisierung der Strafrahmen überwiesen hat (BBl 2018 2827 und BBl 2018 2959). Darüber hinaus erscheint eine Änderung des Randtitels nicht geeignet, eine missbräuchliche Verwendung der Ausdrücke "meurtre passionnel" in der Westschweiz bzw. "omicidio passionale" in der italienischsprachigen Schweiz in der Umgangssprache und insbesondere in den Medien zu verhindern, zumal der Ausdruck auch in Frankreich, wo er nicht im Strafgesetzbuch steht, regelmässig verwendet wird.

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20.3503 381 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 11.02.2021 08:49

Aus diesen Gründen ist der Bundesrat der Ansicht, dass die in der Motion aufgeworfene Frage eine Gesetzesänderung nicht rechtfertigt. Falls das Parlament diese Auffassung nicht teilt, kann es die Motion im Rahmen der laufenden Beratung des Entwurfs des Bundesgesetzes über die Harmonisierung der Strafrahmen (18.043 Strafrahmenharmonisierung und Anpassung des Nebenstrafrechts an das neue Sanktionenrecht) direkt umsetzen. Gegebenenfalls wird auch der Randtitel der französischen und italienischen Fassung von Artikel 117 des Militärstrafgesetzes (SR 321.0; MStG) geändert werden müssen.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Ständerat hat die Motion am 23. September 2020 der Kommission für Rechtsfragen zur Vorprüfung zugewiesen.

4 Erwägungen der Kommission Die Kommission hat an ihrer Sitzung das Anliegen der Motion beraten. Die Kommission hat dabei zur Kenntnis genommen, dass ihre nationalrätliche Schwesterkommission das Anliegen im Rahmen der Beratung der Vorlage zur Strafrahmenharmonisierung (18.043, E. 1) zur Zeit prüft. Sie ist der Ansicht, dass das Anliegen tatsächlich im Rahmen der Beratung dieser Vorlage zu prüfen wäre und nicht im Rahmen einer gesonderten Vorlage. Die Kommission hat aber auch inhaltlich gewisse Vorbehalte gegen das Anliegen. Sie gibt zu bedenken, dass sich eine allfällige missbräuchliche Verwendung der Ausdrücke "meurtre passionnel" in der Westschweiz bzw. "omicidio passionale" in der italienischsprachigen Schweiz nicht in der Rechtsprechung zu diesem Artikel niederschlägt. Die Kommission ist auch skeptisch, ob entsprechende sprachliche Alternativen tatsächlich existieren.

Eine Minderheit ist der Ansicht, dass das Anliegen der Motion berechtigt ist und nicht im Rahmen der Beratung zur Vorlage der Strafrahmenharmonisierung verfolgt werden sollte. Sie beantragt entsprechend die Annahme der Motion.

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20.3504 382 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3504 Interpellation IV-Entschuldung. Wie sollen die Milliarden der AHV zurückbezahlt werden?

Eingereicht von: Kuprecht Alex Fraktion der Schweizerischen Volkspartei Schweizerische Volkspartei Einreichungsdatum: 03.06.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Die Invalidenversicherung weist seit Jahren eine Darlehensschuld zu Lasten der AHV aus. Diese Schuld konnte in den vergangenen Jahren durch eine Mehrwertsteuer-Zusatzfinanzierung von 0,4 Prozent von 15 Milliarden auf noch immer 10,3 Milliarden abgebaut werden. Es war klar, dass mit dem Wegfall der Zusatzfinanzierung eine weitere, planmässige Reduktion des Darlehens, kaum mehr möglich sein wird. Seit dem Betriebsjahr 2017 verharrt die IV-Schuld bei der AHV auf dem konstant gleich hohen Niveau. Die aktuelle Lage wird zudem weitere Mindereinnahmen mit sich bringen und die Ausgaben übertreffen durch verschiedene Ursachen wieder über die Einnahmen. Auch die Kapitalerträge werden wohl kaum das notwendige Mass erreichen um die notwendigen Schulden tilgen zu können. Ein ständiges unrealistisches Hinauszögern, jetzt schon über das Jahr 2034 hinaus, ist weder angebracht noch plausibel und glaubwürdig. Die AHV braucht diese finanzielle Mittel jetzt. Ich ersuche den Bundesrat deshalb um die Beantwortung folgender Fragen: 1. Wie beeinflussen die Weiterentwicklung der Invalidenversicherung und neueste Entscheide des Bundesgerichtes die Umlagerechnung bis ins Jahr 2030? 2. Welche Auswirkungen wird in finanzieller Hinsicht die Coronakrise auf die Umlagerechnungen der nächste 2–5 Jahre haben? 3. Wie beurteilt der Bundesrat die Möglichkeit durch eine Kapitalaufnahme zu Lasten der Invalidenversicherung das von der AHV gewährte Darlehen innerhalb der nächsten Jahre auf einmal zurückzuzahlen? 4. Welche Massnahmen müssten ergriffen werden um die Umlagerechnung nach erfolgter Schuldentilgung in einer Einnahme/Ausgaben-Balance zu halten? Stellungnahme des Bundesrates vom 02.09.2020 1. Ziel der Weiterentwicklung der IV ist es, die finanziellen Auswirkungen insgesamt kostenneutral auszugestalten. Die finanziellen Auswirkungen von Entscheiden des Bundesgerichts von vor 2019 mit signifikanten Kostenfolgen (insbesondere Änderung der Rechtsprechung zur gemischten Methode) wurden im Rahmen der parlamentarischen Beratung der Weiterentwicklung der IV berücksichtigt, sofern sie nicht bereits in der Botschaft berücksichtigt worden waren. Seit 2019 war vor allem die Änderung der Rechtsprechung zu den Suchterkrankungen relevant, die indessen keine signifikanten Kostenfolgen nach sich ziehen dürfte. Weitere Entscheide des Bundesgerichtes mit bedeutenden Folgen auf das Umlageergebnis sind dem Bundesrat nicht bekannt. 2. Das Bundesamt für Sozialversicherungen BSV hat am 2. Juli 2020 die Finanzhaushalte der AHV, IV und EO veröffentlicht (für die IV siehe: www.bsv.admin.ch > Sozialversicherungen > Invalidenversicherung IV > Finanzen). Es geht bei seiner Prognose davon aus, dass sich die Covid-19 Krise in erster Linie kurzfristig auf die wirtschaftliche Tätigkeit und die Sozialversicherungen auswirkt. Dabei wird von einem Zeithorizont von bis ca. 2025/2026 ausgegangen. Jedoch ist die Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung gross, Dauer und Form des Erholungsprozesses sind unbekannt. Im Szenario des BSV erfährt das Umlageergebnis der IV im Jahr 2020 einen Einbruch. Die mittelfristigen Finanzperspektiven der IV werden durch die Covid-19 Krise aber nur geringfügig verschlechtert. Weil sich wegen der Covid-19 Krise die finanzielle Stabilisierung in der IV verzögert, wird die IV voraussichtlich erst ab 2024 Umlageüberschüsse verzeichnen statt bereits ab 2022. Im Nachgang der Krise rechnet der Bundesrat daher weiterhin mit einer positiven Entwicklung der finanziellen Lage der IV. 3. Wie der Bundesrat in seiner Stellungnahme zur Interpellation de la Reussille (20.3097) ausführt, überprüft er im Rahmen des Berichts in Erfüllung des Postulats de Courten (19.4077) derzeit, ob die Verschuldung der 20.3504 383 Ständerat Frühjahrssession 2021

IV bei der AHV noch zeitgemäss ist. Der Bericht wird zeigen, ob die Rahmenbedingungen für AHV, IV und Bund beispielsweise durch eine Mittelaufnahme am Kapitalmarkt aus einer Gesamtsicht optimiert werden könnten. 4. Die Finanzperspektiven der IV sehen vor, dass die Versicherung ab 2024/2025 strukturelle Überschüsse erzielen wird, die eine Entschuldung ermöglichen werden. Gegenwärtig ist es zu früh, die finanzielle Lage der IV nach 2030 oder daraus abzuleitende Massnahmen zu erörtern. Chronologie

18.03.2021 Ständerat Erledigt

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.3556 384 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3556 Postulat Auswirkungen von Covid-19 auf die Sozialwerke

Eingereicht von: Kuprecht Alex Fraktion der Schweizerischen Volkspartei Schweizerische Volkspartei Einreichungsdatum: 10.06.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt in einem Bericht aufzuzeigen, inwieweit sich die Prognosen zur Finanzierung der Sozialversicherungen infolge des Wirtschaftseinbruchs 2020 verschlechtern, namentlich a. die AHV b. die IV c. die Pensionskassen Begründung Schon zu lange sorgt sich die Schweizer Bevölkerung um die finanzielle Sicherung der Altersvorsorge. Durch den Conoravirus-bedingten Wirtschaftseinbruch erlangt die Reform der Altersvorsorge eine neue Dringlichkeit. Die laufenden Reformprozesse sollen den erschwerten wirtschaftlichen Umständen durch aktualisierte Daten und Prognosen bestmöglich Rechnung getragen werden. Antrag des Bundesrates vom 26.08.2020 Der Bundesrat beantragt die Annahme des Postulates. Chronologie

18.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (19) Bischof Pirmin, Caroni Andrea, Chiesa Marco, Dittli Josef, Engler Stefan, Ettlin Erich, Germann Hannes, Hefti Thomas, Hegglin Peter, Häberli-Koller Brigitte, Knecht Hansjörg, Minder Thomas, Müller Damian, Noser Ruedi, Salzmann Werner, Schmid Martin, Stark Jakob, Wicki Hans, Würth Benedikt 20.3669 385 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3669 Motion Für ein verstärktes und institutionalisiertes Mitspracherecht der Studierenden

Eingereicht von: Baume-Schneider Elisabeth Sozialdemokratische Fraktion Sozialdemokratische Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 17.06.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, eine Änderung des Hochschulförderungs- und koordinationsgesetzes (HFKG) vorzulegen mit dem Ziel, die Zusammenarbeit der Hochschulen mit dem Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS), der die Studierenden sämtlicher Hochschulen vertritt, zu verstärken. Ich schlage dazu vor, das Mitspracherecht der Studierenden dadurch zu verstärken, dass Artikel 15 HFKG in seinem Absatz 1 um einen zusätzlichen Buchstaben ergänzt sowie in andern Teilen entsprechend angepasst wird: Art. 15Ausschüsse 1 Der Hochschulrat schafft zur Vorbereitung von Entscheiden: a. einen ständigen Ausschuss für Fragen der Hochschulmedizin; b. einen ständigen Ausschuss aus Vertreterinnen und Vertretern der Organisationen der Arbeitswelt; c. einen ständigen Ausschuss aus Vertreterinnen und Vertretern der Studierenden; d. weitere ständige und nichtständige Ausschüsse nach Bedarf. 2 Den Ausschüssen können auch Personen angehören, die nicht Mitglieder der Schweizerischen Hochschulkonferenz sind. 3 Der ständige Ausschuss aus Vertreterinnen und Vertretern der Organisationen der Arbeitswelt und der ständige Ausschuss aus Vertreterinnen und Vertretern der Studierenden nehmen Stellung zu den Geschäften der Hochschulkonferenz nach den Artikeln 11 Absatz 2 und 12 Absatz 3. 4 Die Mitglieder im ständigen Ausschuss aus Vertreterinnen und Vertretern der Studierenden werden vom Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) vorgeschlagen. Die aktuellen Absätze 4 und 5 sind ebenfalls entsprechend zu ergänzen. Begründung Artikel 13 HFKG zählt ungefähr 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit beratender Stimme an den Sitzungen der Schweizerischen Hochschulkonferenz auf, darunter auch eine Vertreterin oder einen Vertreter der Studierenden. Eine Beteiligung der Studierenden im Vorfeld der Behandlung der Geschäfte und die Möglichkeit, die sie dadurch erhielten, Anträge zu stellen, würde die bildungspolitischen Debatten und Lösungsfindungen bereichern. Der VSS feiert 2020 sein hundertjähriges Bestehen. Damit verfügt er zumindest über eine langjährige Erfahrung. Er ist dazu prädestiniert, sich zu Fragen und Herausforderungen der Bildung zu äussern und kann die unterschiedlichen Realitäten und Lebensumstände heutiger Studierender einbringen, vertritt der VSS doch auf eidgenössischer Ebene die Studierendenschaften der Fachhochschulen, der pädagogischen Hochschulen, der kantonalen Universitäten und der Eidgenössischen Technischen Hochschulen. Der VSS ist heute schon wirkt heute schon in zahlreichen hochschulpolitischen Organen mit; allerdings verfügt er allermeist nur über eine beratende Stimme, hat kein Antragsrecht und kann nicht mitentscheiden. Die studentische Mitbestimmung findet sich in vielen anerkannten hochschulpolitischen Modellen der europäischen Bildungslandschaft, so namentlich in Österreich, in Belgien oder in Schweden. So haben denn auch 2010 die zuständigen Ministerinnen und Minister in Artikel 9 der Erklärung von Budapest und Wien zum Europäischen Hochschulraum (EHR) festgehalten: "Wir erkennen die Rolle der akademischen Gemeinschaft an [...] Wir verpflichten uns, auf eine effektivere Einbeziehung des Hochschulpersonals und der Studierenden bei der Umsetzung und Weiterentwicklung des EHR hinzuarbeiten. Wir unterstützen in vollem Umfang die Beteiligung von Hochschulpersonal und Studierenden an Entscheidungsfindungsstrukturen auf europäischer, 20.3669 386 Ständerat Frühjahrssession 2021 nationaler und institutioneller Ebene." Hochschulpolitische Konferenzen, an denen die Schweiz regelmässig teilnimmt, betonen immer wieder, dass die Studierenden aktiv sich beteiligen können sollten und so beitragen können sollten zum Leben an den Universitäten und anderen Institutionen der höheren Bildung und zur Weiterentwicklung der Lehre. Stellungnahme des Bundesrates vom 02.09.2020 Aus Sicht des Bundesrates kommt einer umfassenden Mitwirkung der Studierenden in Hochschulfragen eine zentrale systemische Bedeutung zu. Alle Schweizer Hochschulen sehen partizipative Strukturen vor, die ihren Angehörigen eine aktive Mitwirkung ermöglichen. Im Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetz vom 30. September 2011 (SR 414.20, HFKG) kommt deutlich zum Ausdruck, dass die Studierenden ihre Anliegen auch auf gesamtschweizerischer Ebene einbringen sollen. So garantiert ihnen das Gesetz eine eigene Vertretung im obersten hochschulpolitischen Organ von Bund und Kantonen, der Schweizerischen Hochschulkonferenz (SHK), und im Schweizerischen Akkreditierungsrat (Art. 13 Bst. i bzw. Art. 21 Abs. 1 HFKG). Zudem macht das HFKG die institutionelle Akkreditierung von Hochschulen davon abhängig, dass die Hochschulangehörigen über angemessene Mitwirkungsrechte verfügen (Art. 30 Abs. 1 Bst. a Ziff. 4 HFKG). Besonders hervorgehoben wird die Bedeutung der studentischen Mitwirkung schliesslich dadurch, dass ihre Förderung explizit als "Aufgabe von gesamtschweizerischer hochschulpolitischer Bedeutung" (Art. 59 Abs. 2 Bst. g HFKG) genannt wird. Die Vertretung in den genannten Gremien wird vom Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) wahrgenommen. Dieser vertritt die Studierenden auch in mehreren ständigen Delegationen und weiteren Gremien der Rektorenkonferenz der Schweizerischen Hochschulen (swissuniversities) und wird von dieser generell in wichtigen Geschäften angehört (Art. 6 Abs. 4 ZSAV-HS, SR 414.205). In der SHK ist der VSS sowohl im Hochschulrat wie auch in der Plenarversammlung mit beratender Stimme vertreten (Art. 13 Bst. i HFKG). Damit hat er den gleichen Status wie etwa die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK), der ETH-Rat oder der Schweizerische Nationalfonds. Dazu gehört auch das Recht, zu den Traktanden der SHK Stellung zu beziehen sowie Anträge in der SHK zu stellen (Art. 23 Abs. 1 OReg SHK). Das Präsidium der SHK ist zudem angewiesen, die Beziehungen zum VSS als gesamtschweizerische Vertretung der Hochschulangehörigen zu pflegen und ihn bei der Vorbereitung wichtiger Beschlüsse zur Stellungnahme einzuladen (Art. 20 Abs. 3 und 4 OReg SHK). Artikel 15 HFKG sieht die Einrichtung von zwei ständigen Ausschüssen vor, einen für Fragen der Hochschulmedizin und einen, welcher die Vertretungen der Organisationen der Arbeitswelt umfasst. Die SHK könnte zudem aus eigener Initiative weitere Ausschüsse schaffen. Der Ausschuss für Fragen der Hochschulmedizin wurde eingerichtet, weil es sich bei der Hochschulmedizin um einen kostenintensiven Bereich handelt, der neben dem Bildungs-, Forschungs- und Innovationsbereich (BFI-Bereich) auch den Bereich der Gesundheitspolitik massgeblich betrifft. So zählt dieser Ausschuss u.a. Vertretungen der Schweizerischen Akademie der medizinischen Wissenschaften und der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) sowie des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Mit dem ständigen Ausschuss der Organisationen der Arbeitswelt soll ebenfalls eine abgestimmte Koordination mit den vielfältigen Politikbereichen ausserhalb des BFI-Bereichs sichergestellt werden. Die Ausschüsse dienen also in erster Linie dem Einbezug von Interessensvertreterinnen und -vertretern, die bedeutende Schnittstellen zum BFI-Bereich aufweisen. Die Ausschüsse können wie die Teilnehmenden mit beratender Stimme Stellung nehmen und Anträge stellen (Art. 28 Abs. 2 OReg SHK). Die Einrichtung eines ständigen Ausschusses für Studierendenvertretungen würde dieser an Themen und nicht an Interessengruppen orientierten Logik widersprechen und zudem die Forderung nach der Einrichtung weiterer Ausschüsse für andere Teilnehmende der SHK mit beratender Stimme (Lehrkörper, Mittelbau, Förderorgane, usw.) nach sich ziehen. Durch die entsprechenden Überschneidungen bezüglich Themen und Teilnahmen würde sich die Komplexität der gesamtschweizerischen hochschulpolitischen Koordination wesentlich erhöhen. Die geltenden gesetzlichen Grundlagen gewähren den Studierenden bereits heute sehr weitgehende Mitwirkungsrechte, inkl. das Recht auf Antragstellung. Antrag des Bundesrates vom 02.09.2020 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 01.02.2021 - Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Ständerates 20.3669 387 Ständerat Frühjahrssession 2021

Chronologie

24.09.2020 Ständerat Zuweisung an die zuständige Kommission zur Vorberatung 09.03.2021 Ständerat Ablehnung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur NR (WBK-NR) Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur SR (WBK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) Weitere Informationen Konnexe Geschäfte 20.3872 Motion Für ein verstärktes und institutionalisiertes Mitspracherecht der Studierenden

Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (11) Carobbio Guscetti Marina, Graf Maya, Herzog Eva, Jositsch Daniel, Mazzone Lisa, Rechsteiner Paul, Sommaruga Carlo, Thorens Goumaz Adèle, Vara Céline, Zanetti Roberto, Zopfi Mathias 20.3669 388 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 19:10

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.3669 s Mo. Baume-Schneider. Für ein verstärktes und institutionalisiertes Mitspracherecht der Studierenden

Bericht der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur vom 1. Februar 2021

Die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Ständerates (WBK-S) hat an ihrer Sitzung vom 1. Februar 2021 die von Ständerätin Elisabeth Baume-Schneider (S, JU) am 17. Juni 2020 eingereichte und ihr vom Ständerat am 24. September 2020 zugewiesene Motion vorberaten.

Die Motion beauftragt den Bundesrat, mit einer Änderung des Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetzes (HFKG) das Mitspracherecht der Studierenden zu stärken.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 9 zu 4 Stimmen, die Motion abzulehnen. Eine Minderheit der Kommission (Baume-Schneider, Carobbio-Guscetti, , Maya Graf) beantragt, die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Germann

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Hannes Germann

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 2. September 2020 3 Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 20.3669 389 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 19:10

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, eine Änderung des Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetzes (HFKG) vorzulegen mit dem Ziel, die Zusammenarbeit der Hochschulen mit dem Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS), der die Studierenden sämtlicher Hochschulen vertritt, zu verstärken. Ich schlage dazu vor, das Mitspracherecht der Studierenden dadurch zu verstärken, dass Artikel 15 HFKG in seinem Absatz 1 um einen zusätzlichen Buchstaben ergänzt sowie in andern Teilen entsprechend angepasst wird: Art. 15 Ausschüsse 1 Der Hochschulrat schafft zur Vorbereitung von Entscheiden: a. einen ständigen Ausschuss für Fragen der Hochschulmedizin; b. einen ständigen Ausschuss aus Vertreterinnen und Vertretern der Organisationen der Arbeitswelt; c. einen ständigen Ausschuss aus Vertreterinnen und Vertretern der Studierenden; d. weitere ständige und nichtständige Ausschüsse nach Bedarf. 2 Den Ausschüssen können auch Personen angehören, die nicht Mitglieder der Schweizerischen Hochschulkonferenz sind. 3 Der ständige Ausschuss aus Vertreterinnen und Vertretern der Organisationen der Arbeitswelt und der ständige Ausschuss aus Vertreterinnen und Vertretern der Studierenden nehmen Stellung zu den Geschäften der Hochschulkonferenz nach den Artikeln 11 Absatz 2 und 12 Absatz 3. 4 Die Mitglieder im ständigen Ausschuss aus Vertreterinnen und Vertretern der Studierenden werden vom Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) vorgeschlagen. Die aktuellen Absätze 4 und 5 sind ebenfalls entsprechend zu ergänzen.

1.2 Begründung Artikel 13 HFKG zählt ungefähr 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit beratender Stimme an den Sitzungen der Schweizerischen Hochschulkonferenz auf, darunter auch eine Vertreterin oder einen Vertreter der Studierenden. Eine Beteiligung der Studierenden im Vorfeld der Behandlung der Geschäfte und die Möglichkeit, die sie dadurch erhielten, Anträge zu stellen, würde die bildungspolitischen Debatten und Lösungsfindungen bereichern. Der VSS feiert 2020 sein hundertjähriges Bestehen. Damit verfügt er zumindest über eine langjährige Erfahrung. Er ist dazu prädestiniert, sich zu Fragen und Herausforderungen der Bildung zu äussern und kann die unterschiedlichen Realitäten und Lebensumstände heutiger Studierender einbringen, vertritt der VSS doch auf eidgenössischer Ebene die Studierendenschaften der Fachhochschulen, der pädagogischen Hochschulen, der kantonalen Universitäten und der Eidgenössischen Technischen Hochschulen. Der VSS ist heute schon wirkt heute schon in zahlreichen hochschulpolitischen Organen mit; allerdings verfügt er allermeist nur über eine beratende Stimme, hat kein Antragsrecht und kann nicht mitentscheiden. Die studentische Mitbestimmung findet sich in vielen anerkannten hochschulpolitischen Modellen der europäischen Bildungslandschaft, so namentlich in Österreich, in Belgien oder in Schweden. So haben denn auch 2010 die zuständigen Ministerinnen und Minister in Artikel 9 der Erklärung von Budapest und Wien zum Europäischen Hochschulraum (EHR) festgehalten: "Wir erkennen die Rolle der akademischen Gemeinschaft an [...] Wir verpflichten uns, auf eine effektivere Einbeziehung des Hochschulpersonals und der Studierenden bei der Umsetzung und Weiterentwicklung des EHR hinzuarbeiten. Wir unterstützen in vollem Umfang die Beteiligung von Hochschulpersonal und

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e-parl 22.02.2021 19:10

Studierenden an Entscheidungsfindungsstrukturen auf europäischer, nationaler und institutioneller Ebene." Hochschulpolitische Konferenzen, an denen die Schweiz regelmässig teilnimmt, betonen immer wieder, dass die Studierenden aktiv sich beteiligen können sollten und so beitragen können sollten zum Leben an den Universitäten und anderen Institutionen der höheren Bildung und zur Weiterentwicklung der Lehre.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 2. September 2020 Aus Sicht des Bundesrates kommt einer umfassenden Mitwirkung der Studierenden in Hochschulfragen eine zentrale systemische Bedeutung zu. Alle Schweizer Hochschulen sehen partizipative Strukturen vor, die ihren Angehörigen eine aktive Mitwirkung ermöglichen. Im Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetz vom 30. September 2011 (SR 414.20, HFKG) kommt deutlich zum Ausdruck, dass die Studierenden ihre Anliegen auch auf gesamtschweizerischer Ebene einbringen sollen. So garantiert ihnen das Gesetz eine eigene Vertretung im obersten hochschulpolitischen Organ von Bund und Kantonen, der Schweizerischen Hochschulkonferenz (SHK), und im Schweizerischen Akkreditierungsrat (Art. 13 Bst. i bzw. Art. 21 Abs. 1 HFKG). Zudem macht das HFKG die institutionelle Akkreditierung von Hochschulen davon abhängig, dass die Hochschulangehörigen über angemessene Mitwirkungsrechte verfügen (Art. 30 Abs. 1 Bst. a Ziff. 4 HFKG). Besonders hervorgehoben wird die Bedeutung der studentischen Mitwirkung schliesslich dadurch, dass ihre Förderung explizit als "Aufgabe von gesamtschweizerischer hochschulpolitischer Bedeutung" (Art. 59 Abs. 2 Bst. g HFKG) genannt wird. Die Vertretung in den genannten Gremien wird vom Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) wahrgenommen. Dieser vertritt die Studierenden auch in mehreren ständigen Delegationen und weiteren Gremien der Rektorenkonferenz der Schweizerischen Hochschulen (swissuniversities) und wird von dieser generell in wichtigen Geschäften angehört (Art. 6 Abs. 4 ZSAV-HS, SR 414.205). In der SHK ist der VSS sowohl im Hochschulrat wie auch in der Plenarversammlung mit beratender Stimme vertreten (Art. 13 Bst. i HFKG). Damit hat er den gleichen Status wie etwa die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK), der ETH-Rat oder der Schweizerische Nationalfonds. Dazu gehört auch das Recht, zu den Traktanden der SHK Stellung zu beziehen sowie Anträge in der SHK zu stellen (Art. 23 Abs. 1 OReg SHK). Das Präsidium der SHK ist zudem angewiesen, die Beziehungen zum VSS als gesamtschweizerische Vertretung der Hochschulangehörigen zu pflegen und ihn bei der Vorbereitung wichtiger Beschlüsse zur Stellungnahme einzuladen (Art. 20 Abs. 3 und 4 OReg SHK). Artikel 15 HFKG sieht die Einrichtung von zwei ständigen Ausschüssen vor, einen für Fragen der Hochschulmedizin und einen, welcher die Vertretungen der Organisationen der Arbeitswelt umfasst. Die SHK könnte zudem aus eigener Initiative weitere Ausschüsse schaffen. Der Ausschuss für Fragen der Hochschulmedizin wurde eingerichtet, weil es sich bei der Hochschulmedizin um einen kostenintensiven Bereich handelt, der neben dem Bildungs-, Forschungs- und Innovationsbereich (BFI-Bereich) auch den Bereich der Gesundheitspolitik massgeblich betrifft. So zählt dieser Ausschuss u.a. Vertretungen der Schweizerischen Akademie der medizinischen Wissenschaften und der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) sowie des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Mit dem ständigen Ausschuss der Organisationen der Arbeitswelt soll ebenfalls eine abgestimmte Koordination mit den vielfältigen Politikbereichen ausserhalb des BFI-Bereichs sichergestellt werden. Die Ausschüsse dienen also in erster Linie dem Einbezug von Interessensvertreterinnen und -vertretern, die bedeutende

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20.3669 391 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 19:10

Schnittstellen zum BFI-Bereich aufweisen. Die Ausschüsse können wie die Teilnehmenden mit beratender Stimme Stellung nehmen und Anträge stellen (Art. 28 Abs. 2 OReg SHK). Die Einrichtung eines ständigen Ausschusses für Studierendenvertretungen würde dieser an Themen und nicht an Interessengruppen orientierten Logik widersprechen und zudem die Forderung nach der Einrichtung weiterer Ausschüsse für andere Teilnehmende der SHK mit beratender Stimme (Lehrkörper, Mittelbau, Förderorgane, usw.) nach sich ziehen. Durch die entsprechenden Überschneidungen bezüglich Themen und Teilnahmen würde sich die Komplexität der gesamtschweizerischen hochschulpolitischen Koordination wesentlich erhöhen. Die geltenden gesetzlichen Grundlagen gewähren den Studierenden bereits heute sehr weitgehende Mitwirkungsrechte, inkl. das Recht auf Antragstellung.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

3 Beschluss des Erstrates Der Ständerat beschloss am 24. September 2020, die Motion der WBK-S zur Vorberatung zuzuweisen.

4 Erwägungen der Kommission Der Ständerat wollte, dass weitere Akteure des Hochschulbereichs in die Diskussion über das Motionsanliegen einbezogen werden, weshalb er beschloss, die Motion mit eben diesem Auftrag der WBK-S zuzuweisen. Die WBK-S hat Vertreterinnen und Vertreter des Verbands der Schweizer Studierendenschaften (VSS), des Dachverbands der Studierenden der ETH (VSETH), der Vereinigung der Schweizerischen Hochschuldozierenden (VSH), der Konferenz der Hochschuldozierenden der Schweiz (Swissfaculty), von «Actionuni der Schweizer Mittelbau» und von Swissuniversities angehört. Gegenstand der Diskussion waren unter anderem die Verbindungen zwischen den verschiedenen interessierten Parteien in Bezug auf die Mitsprache, die Umsetzung des geforderten Einbezugs und ein Vergleich der Schweiz mit anderen Ländern.

Die Kommission hat mit 9 zu 4 Stimmen beschlossen, ihrem Rat die Ablehnung der Motion zu beantragen, da sie der Ansicht ist, dass das geltende Recht diesen Akteuren des Hochschulbereichs bereits ausreichend Beteiligungsmöglichkeiten bietet. Die WBK-S versteht allerdings die Sorgen der betroffenen Parteien und wird die Diskussionen zu diesem Thema daher weiterhin verfolgen. Eine Minderheit der Kommission beantragt die Annahme der Motion. In ihren Augen kann eine institutionelle Stärkung des Einbezugs der fraglichen Akteure in die vorbereitenden Arbeiten und Überlegungen der zuständigen Organe zu einer Verbesserung der Entscheidverfahren beitragen.

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20.3695 392 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3695 Motion Förderung der Kreislaufwirtschaft. Die Schweiz soll mehr Plastik rezyklieren

Eingereicht von: Dobler Marcel FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 17.06.2020 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, mittels Verordnung festzulegen, dass stofflich verwertbare Anteile von Kunststoffabfällen schweizweit koordiniert und flächendeckend getrennt gesammelt und hochwertig stofflich verwertet werden können. Begründung In Sachen Recycling, insbesondere von Glas, Alu, PET oder Altpapier, ist die Schweiz grundsätzlich führend. Doch bei der getrennten Sammlung und Verwertung von Plastikabfällen besteht noch grosses Potential: In der Schweiz werden nur gerade 11 Prozent der entsorgten Plastikabfälle stofflich verwertet, obwohl eine Verwertung von bis zu 31 Prozent möglich wäre. Gemäss USG müssen Abfälle soweit möglich verwertet werden, insbesondere kann der Bundesrat für bestimmte Abfälle eine getrennte Entsorgung und Verwertung vorschreiben (Art. 30 ff. USG; Art. 12 f. VVEA). Dies sollte auch für Kunststoffabfälle gelten, die – sofern geeignet – selektiv separat gesammelt und zur Schonung der Ressourcen wieder verwertet werden sollten. Die Plastikarten PET, PE, PP, PS und PVC sind grundsätzlich rezyklierbar und damit zur Verwertung geeignet (z.B. Kosmetik- und Putzmittelflaschen; Tiefziehschalen; Folien; Zeitschriftenverpackungen; etc.). Dabei sind sowohl private (primär) als auch öffentliche (subsidiär) Lösungen zu prüfen. Zudem besteht ein Markt für diese Rezyklate, d.h. die genannten Plastikabfälle können zur Herstellung neuer Produkte (z.B. Plastikboxen und Rohre) verwendet werden. Heute müssen diese Plastikabfälle für die Herstellung der Rezyklate vom Ausland importiert werden (bis zu 40%), da in der Schweiz viel zu wenig Kunststoffe gesammelt werden. Wie Studien belegen belastet eine stoffliche Verwertung aus ökologischer Sicht die Umwelt immer weniger als die Verbrennung in einer KVA und würde zu einer massgeblichen Reduktion des Ausstosses von Treibhausgasen (CO2) führen. Auch weisen Studien nach, dass Sammelsysteme von gemischtem Kunststoff aufgrund der hohen Sammelqualität auch wirtschaftlich effizient sind. In jüngster Zeit ist zudem eine stetige Verbesserung der Rezyklierbarkeit von Kunststoffabfällen sowie der Aufbereitungsprozesse ersichtlich, was den ökologischen Nutzen stetig erhöht. Für PET-Getränkeflaschen soll die Separatsammlung wie bisher vom Verein PRS PET-Recycling weiter laufen, da PET aus einer gemischten Plastiksammlung wegen Kontaminationen nicht mehr für das Getränkeflaschenrecycling verwendet werden kann. Antrag des Bundesrates vom 26.08.2020 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Kommissionsberichte 16.02.2021 - Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates Chronologie

25.09.2020 Nationalrat Annahme 09.03.2021 Ständerat Annahme 20.3695 393 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie NR (UREK-NR) Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie SR (UREK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Nationalrat

Mitunterzeichnende (8) Andrey Gerhard, Fiala Doris, Girod Bastien, Grossen Jürg, Jauslin Matthias Samuel, Munz Martina, Riniker Maja, Vincenz-Stauffacher Susanne 20.3695 394 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 25.02.2021 08:22

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.3695 n Mo. Nationalrat (Dobler). Förderung der Kreislaufwirtschaft. Die Schweiz soll mehr Plastik rezyklieren

Bericht der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie vom 16. Februar 2021

Die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 16. Februar 2021 die von Nationalrat Marcel Dobler am 17. Juli 2019 eingereichte und vom Nationalrat am 25. September 2020 angenommene Motion vorberaten.

Die Motion verlangt eine schweizweit koordinierte und flächendeckende Sammlung von Kunststoffabfällen sowie deren hochwertiges Recycling.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt einstimmig, die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Schmid Martin

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Martin Schmid

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 26. August 2020 3 Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 20.3695 395 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 25.02.2021 08:22

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, mittels Verordnung festzulegen, dass stofflich verwertbare Anteile von Kunststoffabfällen schweizweit koordiniert und flächendeckend getrennt gesammelt und hochwertig stofflich verwertet werden können.

1.2 Begründung In Sachen Recycling, insbesondere von Glas, Alu, PET oder Altpapier, ist die Schweiz grundsätzlich führend. Doch bei der getrennten Sammlung und Verwertung von Plastikabfällen besteht noch grosses Potential: In der Schweiz werden nur gerade 11 Prozent der entsorgten Plastikabfälle stofflich verwertet, obwohl eine Verwertung von bis zu 31 Prozent möglich wäre. Gemäss USG müssen Abfälle soweit möglich verwertet werden, insbesondere kann der Bundesrat für bestimmte Abfälle eine getrennte Entsorgung und Verwertung vorschreiben (Art. 30 ff. USG; Art. 12 f. VVEA). Dies sollte auch für Kunststoffabfälle gelten, die - sofern geeignet - selektiv separat gesammelt und zur Schonung der Ressourcen wieder verwertet werden sollten. Die Plastikarten PET, PE, PP, PS und PVC sind grundsätzlich rezyklierbar und damit zur Verwertung geeignet (z.B. Kosmetik- und Putzmittelflaschen; Tiefziehschalen; Folien; Zeitschriftenverpackungen; etc.). Dabei sind sowohl private (primär) als auch öffentliche (subsidiär) Lösungen zu prüfen. Zudem besteht ein Markt für diese Rezyklate, d.h. die genannten Plastikabfälle können zur Herstellung neuer Produkte (z.B. Plastikboxen und Rohre) verwendet werden. Heute müssen diese Plastikabfälle für die Herstellung der Rezyklate vom Ausland importiert werden (bis zu 40%), da in der Schweiz viel zu wenig Kunststoffe gesammelt werden. Wie Studien belegen belastet eine stoffliche Verwertung aus ökologischer Sicht die Umwelt immer weniger als die Verbrennung in einer KVA und würde zu einer massgeblichen Reduktion des Ausstosses von Treibhausgasen (CO2) führen. Auch weisen Studien nach, dass Sammelsysteme von gemischtem Kunststoff aufgrund der hohen Sammelqualität auch wirtschaftlich effizient sind. In jüngster Zeit ist zudem eine stetige Verbesserung der Rezyklierbarkeit von Kunststoffabfällen sowie der Aufbereitungsprozesse ersichtlich, was den ökologischen Nutzen stetig erhöht. Für PET-Getränkeflaschen soll die Separatsammlung wie bisher vom Verein PRS PET-Recycling weiter laufen, da PET aus einer gemischten Plastiksammlung wegen Kontaminationen nicht mehr für das Getränkeflaschenrecycling verwendet werden kann.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 26. August 2020 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion.

3 Beschluss des Erstrates Der Nationalrat nahm die Motion am 25. September 2020 ohne Gegenstimme an.

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20.3695 396 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 25.02.2021 08:22

4 Erwägungen der Kommission Die Kommission begrüsst das Ziel, mehr Kunststoff zu rezyklieren, um einen Beitrag zur Ressourcenschonung und zum Umweltschutz zu leisten. Einzelne Gemeinden, Zweckverbände und private Anbieter erproben bereits in verschiedenen Regionen der Schweiz ergänzende Sammlungs- und Recyclingangebote für Kunststoffe (z.B. KUH-BAG oder Migros-Plastik-Sammelsack). Laut der Verwaltung handelt es sich dabei jedoch um sehr teure Leistungen, verglichen mit der Entsorgung und dem Recycling anderer Abfälle. Wegen den noch geringen Mengen und der teilweise schlechten Qualität des Sammelguts, etwa durch Verschmutzung mit Speiseresten, sind diese Angebote auch ökologisch nicht immer sinnvoll. Recycling von sortenreinen, unverschmutzten Kunststoffen bringt einen grösseren Umweltnutzen als dasjenige von gemischt gesammelten Kunststoffen, die lange Transportwege zurücklegen, bevor sie unter erheblichem Aufwand sortiert und gereinigt werden. Für eine hochwertige Verwertung ist zudem die Marktfähigkeit des Rezyklats zentral. Aus ökologischer Sicht ist daher vor allem die Qualität des Sammelgutes zu optimieren, während grössere Sammelmengen, von denen nur Teile verwertbar sind, den Umweltnutzen des Recyclings beeinträchtigen. Daher unterstützt die Kommission das Anliegen der Motion, diejenigen Anteile von Kunststoffabfällen schweizweit koordiniert und flächendeckend zu sammeln, die auch hochwertig dem Recycling zugeführt werden können. Sie beantragt einstimmig, die Motion anzunehmen.

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20.3696 397 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3696 Motion Monitoring des alpenquerenden Gefahrguttransports

Eingereicht von: Pasquier-Eichenberger Isabelle Grüne Fraktion Grüne Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 17.06.2020 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, die Semesterberichte und den Zweijahresbericht über die Verlagerung des alpenquerenden Güterverkehrs zu ergänzen mit Zahlen zum Gefahrguttransport. Begründung Der Bundesrat gab in seinem Bericht in Erfüllung des Postulats Amherd 14.4170, welches die Prüfung eines obligatorischen Bahnverlads für den Transport gefährlicher Güter durch den Simplon verlangte, im November 2017 an, er ziehe eine freiwillige Vereinbarung mit der Industrie zur Verringerung des Gefahrguttransports auf der Strasse einem Verbot vor. In seiner Antwort auf die Interpellation Reynard 19.4138 präzisierte er: "Der Bundesrat wird die Entwicklungen solcher Gespräche in den nächsten zwei Jahren beobachten und danach über das weitere Vorgehen entscheiden." Er fügte an, er werde ein Verbot von Gefahrguttransporten über die Simplon-Passstrasse als mögliche Massnahme in Betracht ziehen, erläuterte aber nicht, auf welcher Grundlage die Beurteilung erfolgen würde. Problematisch ist, dass in der gleichen Zeit die Veröffentlichung der Daten zur jährlichen Anzahl Gefahrguttransporte über die Alpenpässe eingestellt wurde. Diese Statistik zeigte deutlich, welche Bedeutung dem Simplon beim Gefahrgutverkehr zukommt: Dort werden mehr als 90 Prozent der Gefahrguttransporte auf alpenquerenden Strassen durchgeführt. Die zweijährlichen Verlagerungsberichte von 2009 bis 2017 enthielten jeweils eine Analyse der alpenquerenden Gefahrguttransporte und ermöglichten es so, die Entwicklung dieses Verkehrs seit 1999 nachzuvollziehen. Im Verlagerungsbericht 2017 wies der Bundesrat sogar ausdrücklich darauf hin, diese Analyse sei wichtig "für das Verständnis der Eigenschaften der Gefahrguttransporte". Doch im Verlagerungsbericht vom November 2019 ist das entsprechende Kapitel mit der dazugehörigen Grafik nicht mehr enthalten. Daher das Anliegen dieser Motion: Es ist unabdingbar, dass diese besonders gefährlichen Transporte dokumentiert werden, damit man ihre Entwicklung erfassen und Ende 2021 beurteilen kann, ob der vom Bundesrat seit 2017 bevorzugte Ansatz der Selbstverpflichtung tatsächlich dazu führt, dass weniger Gefahrguttransporte über die kurvenreiche Simplon-Route geführt werden. Stellungnahme des Bundesrates vom 26.08.2020 Der Bundesrat hat in seiner Antwort zur Ip. 19.4138 Reynard festgehalten, dass für ihn eine Selbstverpflichtung der Branche zur Reduktion von Gefahrguttransporten im Vordergrund steht. Er hat auch festgehalten, dass der Bundesrat die Entwicklungen in Bezug auf die Selbstverpflichtung in den nächsten zwei Jahren (also bis 2021) beobachten und danach über das weitere Vorgehen entscheiden werde. Ein Monitoring der Gefahrguttransporte ist somit bis sicher Ende 2021 notwendig. Wird in dieser Zeit keine Selbstverpflichtung der Branche für einen verstärkten Verlad auf den Schienenverkehr erreicht, wird der Bundesrat als mögliche Massnahme ein Verbot von Gefahrguttransporten über die Simplon-Passstrasse in Betracht ziehen. In diesem Falle erübrigt sich das Monitoring. Antrag des Bundesrates vom 26.08.2020 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Kommissionsberichte 04.02.2021 - Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Ständerates 20.3696 398 Ständerat Frühjahrssession 2021

Chronologie

25.09.2020 Nationalrat Annahme 09.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen NR (KVF-NR) Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen SR (KVF-SR)

Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Nationalrat

Mitunterzeichnende (13) Borloz Frédéric, Bregy Philipp Matthias, Clivaz Christophe, Giezendanner Benjamin, Grossen Jürg, Pult Jon, Rytz Regula, Schaffner Barbara, Schlatter Marionna, Storni Bruno, Trede Aline, Töngi Michael, Wasserfallen Christian 20.3696 399 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 24.02.2021 16:45

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.3696 n Mo. Nationalrat (Pasquier). Monitoring des alpenquerenden Gefahrguttransports

Bericht der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen vom 4. Februar 2021

Die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen hat an ihrer Sitzung vom 4. Februar 2021 die Motion vorberaten, die Nationalrätin Pasquier am 17. Juni 2020 eingereicht und der Nationalrat am 25. September 2020 angenommen hatte.

Mit der Motion soll der Bundesrat beauftragt werden, die Semesterberichte und die Zweijahresberichte über die Verlagerung des alpenquerenden Güterverkehrs mit den Zahlen zum Gefahrguttransport zu ergänzen.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt einstimmig, die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Maret Marianne

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Stefan Engler

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 26. August 2020 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 20.3696 400 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 24.02.2021 16:45

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, die Semesterberichte und den Zweijahresbericht über die Verlagerung des alpenquerenden Güterverkehrs zu ergänzen mit Zahlen zum Gefahrguttransport.

1.2 Begründung Der Bundesrat gab in seinem Bericht in Erfüllung des Postulats Amherd 14.4170, welches die Prüfung eines obligatorischen Bahnverlads für den Transport gefährlicher Güter durch den Simplon verlangte, im November 2017 an, er ziehe eine freiwillige Vereinbarung mit der Industrie zur Verringerung des Gefahrguttransports auf der Strasse einem Verbot vor. In seiner Antwort auf die Interpellation Reynard 19.4138 präzisierte er: "Der Bundesrat wird die Entwicklungen solcher Gespräche in den nächsten zwei Jahren beobachten und danach über das weitere Vorgehen entscheiden." Er fügte an, er werde ein Verbot von Gefahrguttransporten über die Simplon- Passstrasse als mögliche Massnahme in Betracht ziehen, erläuterte aber nicht, auf welcher Grundlage die Beurteilung erfolgen würde. Problematisch ist, dass in der gleichen Zeit die Veröffentlichung der Daten zur jährlichen Anzahl Gefahrguttransporte über die Alpenpässe eingestellt wurde. Diese Statistik zeigte deutlich, welche Bedeutung dem Simplon beim Gefahrgutverkehr zukommt: Dort werden mehr als 90 Prozent der Gefahrguttransporte auf alpenquerenden Strassen durchgeführt. Die zweijährlichen Verlagerungsberichte von 2009 bis 2017 enthielten jeweils eine Analyse der alpenquerenden Gefahrguttransporte und ermöglichten es so, die Entwicklung dieses Verkehrs seit 1999 nachzuvollziehen. Im Verlagerungsbericht 2017 wies der Bundesrat sogar ausdrücklich darauf hin, diese Analyse sei wichtig "für das Verständnis der Eigenschaften der Gefahrguttransporte". Doch im Verlagerungsbericht vom November 2019 ist das entsprechende Kapitel mit der dazugehörigen Grafik nicht mehr enthalten. Daher das Anliegen dieser Motion: Es ist unabdingbar, dass diese besonders gefährlichen Transporte dokumentiert werden, damit man ihre Entwicklung erfassen und Ende 2021 beurteilen kann, ob der vom Bundesrat seit 2017 bevorzugte Ansatz der Selbstverpflichtung tatsächlich dazu führt, dass weniger Gefahrguttransporte über die kurvenreiche Simplon-Route geführt werden.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 26. August 2020 Der Bundesrat hat in seiner Antwort zur Ip. 19.4138 Reynard festgehalten, dass für ihn eine Selbstverpflichtung der Branche zur Reduktion von Gefahrguttransporten im Vordergrund steht. Er hat auch festgehalten, dass der Bundesrat die Entwicklungen in Bezug auf die Selbstverpflichtung in den nächsten zwei Jahren (also bis 2021) beobachten und danach über das weitere Vorgehen entscheiden werde. Ein Monitoring der Gefahrguttransporte ist somit bis sicher Ende 2021 notwendig. Wird in dieser Zeit keine Selbstverpflichtung der Branche für einen verstärkten Verlad auf den Schienenverkehr erreicht, wird der Bundesrat als mögliche Massnahme ein Verbot von Gefahrguttransporten über die Simplon-Passstrasse in Betracht ziehen. In diesem Falle erübrigt sich das Monitoring.

Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion.

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20.3696 401 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 24.02.2021 16:45

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Nationalrat hat die Motion am 25. September 2020 ohne Gegenstimme angenommen.

4 Erwägungen der Kommission Die Dokumentierung des Gefahrguttransports stellt in den Augen der Kommission eine wichtige Bedingung für die Gewährleistung der Sicherheit im alpenquerenden Transitverkehr dar. Gerade auf dem Simplon-Pass sind besonders gefährliche Transporte zu beobachten, obwohl schon viele Transportunternehmungen auf die Schiene verlagern. Um bei Bedarf reagieren zu können, sollte die Entwicklung des alpenquerenden Gefahrenguttransports auf der Strasse erfasst werden, so die Kommission. Mit den Semester- und den Zweijahresberichten über die Verlagerung des alpenquerenden Güterverkehrs liegen schon zwei geeignete Dokumentationen vor, die mit einer Analyse zum Gefahrenguttransports ergänzt werden können, so wie es zwischen 2009 und 2017 gehandhabt wurde. Aufgrund dieser Gründe beantragt die Kommission einstimmig, die Motion anzunehmen.

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20.3738 402 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3738 Motion Konfliktgeladenes Duopol China-USA. Internationale Positionierung und Freihandels- abkommen der Schweiz überprüfen

Eingereicht von: Nidegger Yves Fraktion der Schweizerischen Volkspartei Schweizerische Volkspartei Einreichungsdatum: 18.06.2020 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, im Rahmen seiner aussenpolitischen Strategie 2020–2023 dem Parlament eine Analyse vorzulegen, die sich spezifisch damit auseinandersetzt, welche Auswirkungen auf die Schweiz die fortschreitende Marginalisierung der EU in einer multipolar gewordenen und vom konfliktgeladenen Duopol China-USA beherrschten Welt hat. In der Analyse soll der Bundesrat insbesondere die jeweiligen wirtschaftlichen und politischen Vorteile (demokratische Werte, Souveränität) folgender Optionen miteinander vergleichen: a. Abschluss einer Vielzahl von Freihandelsabkommen mit allen möglichen Partnern (China, USA, EU, Japan, Indien, Mercosur usw.), parallel zu den Abkommen im Rahmen der WTO, die sich seit mehreren Jahren in Schwierigkeiten befindet, b. Abschluss und/oder Vertiefung regionaler Freihandelsabkommen mit den wichtigsten Akteuren, in erster Linie mit China, den USA und der EU, c. institutionelle Einbindung in die EU, dies angesichts des Duopols China-USA, und Schutz gegen "hegemoniale" ausländische Investoren. Begründung Beschleunigt durch den Berliner Mauerfall von 1989, hat die Verschiebung des globalen Gravitationszentrums vom Atlantik zum Pazifik dazu beigetragen, dass sich China als sowohl kontinentale wie auch maritime Supermacht etabliert hat. Die USA, die nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 als alleinige Supermacht dagestanden haben, finden sich nun einem neuen globalen Rivalen gegenüber, und zwar in wirtschaftlicher wie politischer und militärischer Hinsicht. Während sich ein konfliktgeladenes Duopol China-USA aufbaut und ein neuer kalter Krieg heranzieht, sieht sich die EU in der Rolle der machtlosen Zuschauerin. Im gleichen Zeitraum hat die Schweiz die wichtige Rolle eingebüsst, die sie als neutrales Land im Ost-West-Konflikt gespielt hatte. Sie hat sich der EU angenähert und ihr innerstaatliches Recht an die Regeln des europäischen Binnenmarktes angepasst. Sie hat ihr Recht ebenfalls an die internationalen Standards der OECD angepasst und namentlich das Bankgeheimnis aufgegeben. Gleichzeitig mit der Vertiefung der bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU hat diese sich zwar räumlich erheblich erweitert, sich aber auch in eine institutionelle Blockade manövriert. Die Aussenpolitik der EU spielt aufgrund ihrer institutionellen Schwächen und der Ausbildung des konfliktgeladenen Duopols China-USA eine immer kleinere Rolle auf dem internationalen Parkett. Wie so oft in ihrer Geschichte befindet sich die Schweiz an einem Scheideweg. Gemäss ihrer Verfassung muss die Eidgenossenschaft die Unabhängigkeit und die Sicherheit des Landes wahren und zugleich die gemeinsame Wohlfahrt fördern. Es ist nun am Bundesrat, zusammen mit dem Parlament unter den möglichen Optionen diejenige Antwort zu finden, die der aktuellen Situation am besten gerecht wird und zugleich die sicherste ist, um den Herausforderungen einer veränderten Weltordnung die Stirn zu bieten. Diese Motion dient diesem Zweck. Stellungnahme des Bundesrates vom 02.09.2020 Fragen zur Positionierung der Schweiz im sich wandelnden internationalen Umfeld wird der Bundesrat in einer Reihe von Berichten behandeln, so in seiner China-Strategie, der Aussenwirtschaftsstrategie und dem Aussenpolitischen Bericht 2020. Die Motion wird damit erfüllt sein. 20.3738 403 Ständerat Frühjahrssession 2021

Antrag des Bundesrates vom 02.09.2020 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Kommissionsberichte 11.01.2021 - Aussenpolitische Kommission des Ständerates Ratsunterlagen 19.03.2021 - Bericht in Erfüllung des parlamentarischen Vorstosses Chronologie

25.09.2020 Nationalrat Annahme 16.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Aussenpolitische Kommission NR (APK-NR) Aussenpolitische Kommission SR (APK-SR)

Zuständige Behörde Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) Weitere Informationen Konnexe Geschäfte 20.3760 Motion Konfliktgeladenes Duopol China-USA. Internationale Positionierung und Frei- handelsabkommen der Schweiz überprüfen

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 20.3738 404 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 11.02.2021 08:48

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.3738 n Mo. Nationalrat (Nidegger). Konfliktgeladenes Duopol China-USA. Internationale Positionierung und Freihandelsabkommen der Schweiz überprüfen

Bericht der Aussenpolitischen Kommission vom 11. Januar 2021

Die Aussenpolitische Kommission des Ständerates (APK-S) hat an ihrer Sitzung vom 11. Januar 2021 die von Yves Nidegger am 18. Juni 2020 eingereichte und vom Nationalrat am 25. September 2020 angenommene Motion behandelt.

Mittels der Motion soll der Bundesrat beauftragt werden, dem Parlament eine Analyse vorzulegen, die sich spezifisch damit auseinandersetzt, welche Auswirkungen auf die Schweiz die fortschreitende Marginalisierung der EU in einer multipolar gewordenen und vom konfliktgeladenen Duopol China-USA beherrschten Welt hat.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme die Annahme der Motion.

Berichterstattung: Chiesa

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Damian Müller

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 2. September 2020 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 20.3738 405 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 11.02.2021 08:48

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, im Rahmen seiner aussenpolitischen Strategie 2020-2023 dem Parlament eine Analyse vorzulegen, die sich spezifisch damit auseinandersetzt, welche Auswirkungen auf die Schweiz die fortschreitende Marginalisierung der EU in einer multipolar gewordenen und vom konfliktgeladenen Duopol China-USA beherrschten Welt hat. In der Analyse soll der Bundesrat insbesondere die jeweiligen wirtschaftlichen und politischen Vorteile (demokratische Werte, Souveränität) folgender Optionen miteinander vergleichen: a. Abschluss einer Vielzahl von Freihandelsabkommen mit allen möglichen Partnern (China, USA, EU, Japan, Indien, Mercosur usw.), parallel zu den Abkommen im Rahmen der WTO, die sich seit mehreren Jahren in Schwierigkeiten befindet, b. Abschluss und/oder Vertiefung regionaler Freihandelsabkommen mit den wichtigsten Akteuren, in erster Linie mit China, den USA und der EU, c. institutionelle Einbindung in die EU, dies angesichts des Duopols China-USA, und Schutz gegen "hegemoniale" ausländische Investoren.

1.2 Begründung Beschleunigt durch den Berliner Mauerfall von 1989, hat die Verschiebung des globalen Gravitationszentrums vom Atlantik zum Pazifik dazu beigetragen, dass sich China als sowohl kontinentale wie auch maritime Supermacht etabliert hat. Die USA, die nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 als alleinige Supermacht dagestanden haben, finden sich nun einem neuen globalen Rivalen gegenüber, und zwar in wirtschaftlicher wie politischer und militärischer Hinsicht. Während sich ein konfliktgeladenes Duopol China-USA aufbaut und ein neuer kalter Krieg heranzieht, sieht sich die EU in der Rolle der machtlosen Zuschauerin. Im gleichen Zeitraum hat die Schweiz die wichtige Rolle eingebüsst, die sie als neutrales Land im Ost-West-Konflikt gespielt hatte. Sie hat sich der EU angenähert und ihr innerstaatliches Recht an die Regeln des europäischen Binnenmarktes angepasst. Sie hat ihr Recht ebenfalls an die internationalen Standards der OECD angepasst und namentlich das Bankgeheimnis aufgegeben. Gleichzeitig mit der Vertiefung der bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU hat diese sich zwar räumlich erheblich erweitert, sich aber auch in eine institutionelle Blockade manövriert. Die Aussenpolitik der EU spielt aufgrund ihrer institutionellen Schwächen und der Ausbildung des konfliktgeladenen Duopols China-USA eine immer kleinere Rolle auf dem internationalen Parkett. Wie so oft in ihrer Geschichte befindet sich die Schweiz an einem Scheideweg. Gemäss ihrer Verfassung muss die Eidgenossenschaft die Unabhängigkeit und die Sicherheit des Landes wahren und zugleich die gemeinsame Wohlfahrt fördern. Es ist nun am Bundesrat, zusammen mit dem Parlament unter den möglichen Optionen diejenige Antwort zu finden, die der aktuellen Situation am besten gerecht wird und zugleich die sicherste ist, um den Herausforderungen einer veränderten Weltordnung die Stirn zu bieten. Diese Motion dient diesem Zweck.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 2. September 2020 Fragen zur Positionierung der Schweiz im sich wandelnden internationalen Umfeld wird der Bundesrat in einer Reihe von Berichten behandeln, so in seiner China-Strategie, der

2

20.3738 406 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 11.02.2021 08:48

Aussenwirtschaftsstrategie und dem Aussenpolitischen Bericht 2020. Die Motion wird damit erfüllt sein.

Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Nationalrat hat die Motion am 25. September 2020 ohne Gegenstimme angenommen.

4 Erwägungen der Kommission Die APK-S ist überzeugt, dass das Verhältnis zwischen den beiden Grossmächten USA und China für die Aussenpolitik der Schweiz von grosser Bedeutung ist. Gleichzeitig ist sie sich der Wichtigkeit der Beziehungen zur EU bewusst. Es ist aus Sicht der Kommission unerlässlich, die Entwicklungen im Verhältnis USA-China sowie die globale Rolle der EU fortlaufend zu analysieren und die Resultate in die aussenpolitische Strategie der Schweiz einfliessen zu lassen. Aus Gründen der Effizienz und Kohärenz unterstützt die Kommission die Absicht des Bundesrates, die fortlaufende geopolitische Analyse in die bereits geplanten Strategiedokumente zu integrieren und das Parlament auf diese Weise über die aktuelle Situation und deren Auswirkungen auf die Schweizer Aussenpolitik zu informieren.

3

20.3754 407 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3754 Motion Beteiligung der Schweizer Museen an der Rückgabe von Kulturgütern, die in der Ko- lonialzeit weggenommen wurden. Einrichtung eines bundesrechtlichen Verfahrens

Eingereicht von: Sommaruga Carlo Sozialdemokratische Fraktion Sozialdemokratische Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 18.06.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, Verfahren einzurichten, die es den Schweizer Museen ermöglichen, sich am Vorhaben der Rückgabe und Rückführung von Kulturgütern zu beteiligen, die deren Ursprungsländern während der Kolonialzeit weggenommen wurden. Die vorgeschlagenen Massnahmen sollen folgende Elemente enthalten: 1. technische und finanzielle Hilfe für öffentliche und private Schweizer Museen, auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene, damit die nötige Provenienzforschung betrieben werden kann; 2. Sammlung und Verbreitung von Informationen über Objekte, die zurückgegeben werden sollten; 3. Einrichtung eines wirksamen Mechanismus, um auf dem Weg der Kulturdiplomatie Streitigkeiten mit den Ländern oder Gemeinschaften zu schlichten, aus denen die Objekte stammen; 4. logistische Unterstützung bei der Durchführung der sich aufdrängenden Rückgaben oder Bereitstellung alternativer Lösungen anstelle einer Rückgabe. Begründung Auch wenn die Schweiz keine Kolonialmacht war, hat sie doch von der Dominanz des Westens zur Kolonialzeit profitiert. In Ethnologie, Forschung und dergleichen tätige Personen konnten Sammlungen zusammentragen und haben diese danach Schweizer Museen übertragen. In vergleichbarer Weise war die Schweiz auch nicht direkt in den Zweiten Weltkrieg involviert. Sehr direkt war sie hingegen in den Kunstraub während des Nationalsozialismus verstrickt. Der Bund hat deshalb spezialisierte Strukturen geschaffen, so etwa 1999 die Anlaufstelle Raubkunst, und er gewährt den Schweizer Museen Finanzhilfen für die Klärung der Provenienz von Raubkunst aus der Nazizeit. Mehrere europäische Länder haben vertiefte Abklärungen zum Status von Objekten aus früheren Kolonien in die Wege geleitet, so etwa Frankreich, Deutschland, Grossbritannien und die Niederlande. Zudem haben auch in der Schweiz gewisse Institutionen begonnen, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen. So hat das Ethnografische Museum in Genf einen Strategieplan 2020–2024 veröffentlicht, der ein Projekt zur Dekolonisierung seiner Sammlungen enthält. Das Zentrum für Kunstrecht an der Universität Genf führt seinerseits eine Untersuchung zu dieser Problematik unter juristischem Blickwinkel durch. Die Schweiz hat eine historische Verantwortung, dieselben Wege zu gehen. Aus juristischen Gründen, insbesondere mangels einer Rückwirkung der internationalen Übereinkommen, gibt es keine rechtlich bindenden Bestimmungen, mittels welchen die Frage nach dem Eigentum an kolonialen Objekten gelöst werden kann. Diese wurden jedoch den Gemeinschaften, von denen sie stammen, oft durch Gewalt, Täuschung oder ganz einfach ohne deren Einwilligung entzogen. Es ist unannehmbar, dass diesen Objekten eine faktische Immunität zukommt, und es ist wichtig, dass sich unser Land seiner Pflicht zur Aufarbeitung der Vergangenheit in dieser Hinsicht stellt. Ein aktives Vorgehen der Schweiz könnte überdies zur Rekonstruktion des kulturellen Erbes von Staaten beitragen, die früher Kolonien waren und denen die Mittel fehlen, um Rückgaben einzufordern. Die Schweiz sollte aber auch nicht bloss zuwarten, bis die Unesco interveniert, um die Aktivitäten der Staaten zu koordinieren. Es ist nämlich so, dass die Mitgliedsländer der Unesco sich allen möglichen Initiativen zur Festlegung von Grundsätzen betreffend die Rückgabe kolonialer Objekte widersetzen. Dies zeigt sich in der Tatsache, dass die einstigen Kolonialmächte bei der Rückgabe sehr zurückhaltende Strategien verfolgen. Die Kulturdiplomatie kann ideal dafür eingesetzt werden, um angemessene Lösungen zu finden, die durchaus unterschiedlicher Natur sein können: Im Vordergrund steht sicher die Rückgabe, aber es sind auch andere 20.3754 408 Ständerat Frühjahrssession 2021

Lösungen vorstellbar, so etwa eine langfristige Ausleihe, ein Austausch, ein gemeinsames oder geteiltes Eigentum, die Herstellung von Kopien und dergleichen mehr. Stellungnahme des Bundesrates vom 12.08.2020 Der Bundesrat verweist auf seine Stellungnahme zur Motion Wermuth 18.4236 und seine Antworten auf die Anfrage Sommaruga Carlo 18.1092 und auf die Interpellation Sommaruga Carlo 18.4067. Der Bund misst der Aufarbeitung der Raubkunstthematik eine grosse Bedeutung zu und setzt sich aktiv dafür ein. Der Begriff der Raubkunst umfasst neben Kulturgütern aus der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 in Deutschland unter anderem auch ethnologische und ethnographische Kulturgüter aus dem kolonialen Kontext sowie geplünderte archäologische Kulturgüter. 1. Der Bund unterstützt bereits seit 2016 öffentliche und private Museen bei der Erforschung der Herkunft ihrer Werke (Provenienzforschung). In technischer Hinsicht erfolgt die Unterstützung durch die Anlaufstelle Raubkunst des Bundesamtes für Kultur (BAK), die auf ihrem Internetportal zahlreiche Informationen und Hilfsmittel zum Thema Raubkunst anbietet. Weiter führt die Anlaufstelle Raubkunst regelmässige Gespräche mit Museen zum Thema Raubkunst und Provenienzforschung. In finanzieller Hinsicht erfolgt die Unterstützung mit der Subvention der Provenienzforschung. In diesem Rahmen werden auch Projekte betreffend ethnologische und ethnographische Kulturgüter im kolonialen Kontext unterstützt. Im Zeitraum von 2016 bis 2020 betrugen die Subventionen der Provenienzforschung rund 2 Mio. Franken. Die Schweiz gehört damit zu den ersten Staaten weltweit, welche nicht nur öffentliche, sondern auch private Museen bei der Provenienzforschung von ethnologischen und ethnographischen Kulturgütern aus dem kolonialen Kontext unterstützt. Gemäss der vom Bundesrat verabschiedeten und ans Parlament überwiesenen Kulturbotschaft ist für die kommende Förderperiode von 2021 bis 2024 geplant, diese Unterstützung der Provenienzforschung fortzuführen. Gerade im digitalen Zeitalter ist die Provenienzforschung zu einem wichtigen Bestandteil der musealen Arbeit geworden. 2. Der Sammlung und Publikation der Resultate der Provenienzforschung kommt eine grosse Bedeutung zu. Die vom Bund unterstützten Museen müssen die Resultate zwingend auf dem Internet publizieren. Sie sind im Sinne der Transparenz und der Vernetzung mit dem Internetportal der Anlaufstelle Raubkunst des BAK verlinkt. 3. Der Bund steht bereits heute bei Kulturgüterstreitigkeiten auf Wunsch der Parteien vermittelnd zur Verfügung. Durch die Zusammenarbeit zwischen dem BAK und dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) wird dabei auch der kulturellen Diplomatie Rechnung getragen. Der Bund begleitet ferner die Arbeiten der UNESCO sowie des ICOM und der World Intellectual Property Organization im Bereich der alternativen Streitbeilegung. 4. Schon heute bestehen in der Schweiz allgemeine Rechtsgrundlagen betreffend gestohlene oder geplünderte Kulturgüter (Kulturgütertransfergesetz, KGTG, SR 444.1). Demnach ist es verboten, gestohlene oder gegen den Willen des Eigentümers abhanden gekommene Kulturgüter einzuführen, zu verkaufen, vertreiben, vermitteln erwerben oder auszuführen (Art. 24 Abs. 1 Bst. a KGTG). Sodann kann der Bund in Ausnahmefällen Finanzhilfen gewähren, um die Wiedererlangung des kulturellen Erbes von UNESCO-Vertragsstaaten zu erleichtern. Die Finanzhilfen betragen maximal 50'000 Franken und sind zur Deckung von Gerichts-, Anwalts-, Versicherungs-, Restaurierungs- und Transportkosten vorgesehen. Im Weitern begleitet das BAK freiwillige Rückgaben von Kulturgütern und behördliche Restitutionen. Antrag des Bundesrates vom 12.08.2020 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 23.02.2021 - Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Ständerates Chronologie

21.09.2020 Ständerat Zuweisung an die zuständige Kommission zur Vorberatung 08.03.2021 Zurückgezogen 20.3754 409 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur NR (WBK-NR) Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur SR (WBK-SR)

Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (13) Baume-Schneider Elisabeth, Carobbio Guscetti Marina, Français Olivier, Gapany Johanna, Herzog Eva, Jositsch Daniel, Juillard Charles, Mazzone Lisa, Rechsteiner Paul, Thorens Goumaz Adèle, Vara Céline, Zanetti Roberto, Zopfi Mathias 20.3754 410 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 25.02.2021 10:06

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.3754 s Mo. Sommaruga Carlo. Beteiligung der Schweizer Museen an der Rückgabe von Kulturgütern, die in der Kolonialzeit weggenommen wurden. Einrichtung eines bundesrechtlichen Verfahrens

Bericht der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur vom 23. Februar 2021

Die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Ständerates (WBK-S) hat an ihrer Sitzung vom 23. Februar 2021 die von Ständerat (S, GE) am 18. Juni 2020 eingereichte und ihr vom Ständerat am 21. September 2020 zugewiesene Motion vorberaten.

Die Motion beauftragt den Bundesrat, Massnahmen zu ergreifen, mit denen die Schweizer Museen dabei unterstützt werden, sich aktiv am Vorhaben der Rückgabe und Rückführung von Kulturgütern mit kolonialzeitlichem Hintergrund zu beteiligen.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 4 zu 4 Stimmen und Stichentscheid des Vizepräsidenten, die Motion abzulehnen. Die Kommissionsminderheit (Baume-Schneider, Carobbio-Guscetti, Graf, Maret) beantragt, die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Würth

Im Namen der Kommission Der Vizepräsident:

Benedikt Würth

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 12. August 2020 3 Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 20.3754 411 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 25.02.2021 10:06

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, Verfahren einzurichten, die es den Schweizer Museen ermöglichen, sich am Vorhaben der Rückgabe und Rückführung von Kulturgütern zu beteiligen, die deren Ursprungsländern während der Kolonialzeit weggenommen wurden. Die vorgeschlagenen Massnahmen sollen folgende Elemente enthalten: 1. technische und finanzielle Hilfe für öffentliche und private Schweizer Museen, auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene, damit die nötige Provenienzforschung betrieben werden kann; 2. Sammlung und Verbreitung von Informationen über Objekte, die zurückgegeben werden sollten; 3. Einrichtung eines wirksamen Mechanismus, um auf dem Weg der Kulturdiplomatie Streitigkeiten mit den Ländern oder Gemeinschaften zu schlichten, aus denen die Objekte stammen; 4. logistische Unterstützung bei der Durchführung der sich aufdrängenden Rückgaben oder Bereitstellung alternativer Lösungen anstelle einer Rückgabe.

1.2 Begründung Auch wenn die Schweiz keine Kolonialmacht war, hat sie doch von der Dominanz des Westens zur Kolonialzeit profitiert. In Ethnologie, Forschung und dergleichen tätige Personen konnten Sammlungen zusammentragen und haben diese danach Schweizer Museen übertragen. In vergleichbarer Weise war die Schweiz auch nicht direkt in den Zweiten Weltkrieg involviert. Sehr direkt war sie hingegen in den Kunstraub während des Nationalsozialismus verstrickt. Der Bund hat deshalb spezialisierte Strukturen geschaffen, so etwa 1999 die Anlaufstelle Raubkunst, und er gewährt den Schweizer Museen Finanzhilfen für die Klärung der Provenienz von Raubkunst aus der Nazizeit. Mehrere europäische Länder haben vertiefte Abklärungen zum Status von Objekten aus früheren Kolonien in die Wege geleitet, so etwa Frankreich, Deutschland, Grossbritannien und die Niederlande. Zudem haben auch in der Schweiz gewisse Institutionen begonnen, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen. So hat das Ethnografische Museum in Genf einen Strategieplan 2020- 2024 veröffentlicht, der ein Projekt zur Dekolonisierung seiner Sammlungen enthält. Das Zentrum für Kunstrecht an der Universität Genf führt seinerseits eine Untersuchung zu dieser Problematik unter juristischem Blickwinkel durch. Die Schweiz hat eine historische Verantwortung, dieselben Wege zu gehen. Aus juristischen Gründen, insbesondere mangels einer Rückwirkung der internationalen Übereinkommen, gibt es keine rechtlich bindenden Bestimmungen, mittels welchen die Frage nach dem Eigentum an kolonialen Objekten gelöst werden kann. Diese wurden jedoch den Gemeinschaften, von denen sie stammen, oft durch Gewalt, Täuschung oder ganz einfach ohne deren Einwilligung entzogen. Es ist unannehmbar, dass diesen Objekten eine faktische Immunität zukommt, und es ist wichtig, dass sich unser Land seiner Pflicht zur Aufarbeitung der Vergangenheit in dieser Hinsicht stellt. Ein aktives Vorgehen der Schweiz könnte überdies zur Rekonstruktion des kulturellen Erbes von Staaten beitragen, die früher Kolonien waren und denen die Mittel fehlen, um Rückgaben einzufordern. Die Schweiz sollte aber auch nicht bloss zuwarten, bis die Unesco interveniert, um die Aktivitäten der Staaten zu koordinieren. Es ist nämlich so, dass die Mitgliedsländer der Unesco sich allen möglichen Initiativen zur Festlegung von Grundsätzen betreffend die Rückgabe kolonialer Objekte widersetzen. Dies zeigt sich in der Tatsache, dass die einstigen Kolonialmächte bei der Rückgabe sehr zurückhaltende Strategien verfolgen. Die Kulturdiplomatie kann ideal dafür eingesetzt werden, um angemessene Lösungen zu finden, die durchaus unterschiedlicher Natur sein können: Im Vordergrund steht sicher die Rückgabe, aber es

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20.3754 412 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 25.02.2021 10:06

sind auch andere Lösungen vorstellbar, so etwa eine langfristige Ausleihe, ein Austausch, ein gemeinsames oder geteiltes Eigentum, die Herstellung von Kopien und dergleichen mehr.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 12. August 2020 Der Bundesrat verweist auf seine Stellungnahme zur Motion Wermuth 18.4236 und seine Antworten auf die Anfrage Sommaruga Carlo 18.1092 und auf die Interpellation Sommaruga Carlo 18.4067. Der Bund misst der Aufarbeitung der Raubkunstthematik eine grosse Bedeutung zu und setzt sich aktiv dafür ein. Der Begriff der Raubkunst umfasst neben Kulturgütern aus der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 in Deutschland unter anderem auch ethnologische und ethnographische Kulturgüter aus dem kolonialen Kontext sowie geplünderte archäologische Kulturgüter. 1. Der Bund unterstützt bereits seit 2016 öffentliche und private Museen bei der Erforschung der Herkunft ihrer Werke (Provenienzforschung). In technischer Hinsicht erfolgt die Unterstützung durch die Anlaufstelle Raubkunst des Bundesamtes für Kultur (BAK), die auf ihrem Internetportal zahlreiche Informationen und Hilfsmittel zum Thema Raubkunst anbietet. Weiter führt die Anlaufstelle Raubkunst regelmässige Gespräche mit Museen zum Thema Raubkunst und Provenienzforschung. In finanzieller Hinsicht erfolgt die Unterstützung mit der Subvention der Provenienzforschung. In diesem Rahmen werden auch Projekte betreffend ethnologische und ethnographische Kulturgüter im kolonialen Kontext unterstützt. Im Zeitraum von 2016 bis 2020 betrugen die Subventionen der Provenienzforschung rund 2 Mio. Franken. Die Schweiz gehört damit zu den ersten Staaten weltweit, welche nicht nur öffentliche, sondern auch private Museen bei der Provenienzforschung von ethnologischen und ethnographischen Kulturgütern aus dem kolonialen Kontext unterstützt. Gemäss der vom Bundesrat verabschiedeten und ans Parlament überwiesenen Kulturbotschaft ist für die kommende Förderperiode von 2021 bis 2024 geplant, diese Unterstützung der Provenienzforschung fortzuführen. Gerade im digitalen Zeitalter ist die Provenienzforschung zu einem wichtigen Bestandteil der musealen Arbeit geworden. 2. Der Sammlung und Publikation der Resultate der Provenienzforschung kommt eine grosse Bedeutung zu. Die vom Bund unterstützten Museen müssen die Resultate zwingend auf dem Internet publizieren. Sie sind im Sinne der Transparenz und der Vernetzung mit dem Internetportal der Anlaufstelle Raubkunst des BAK verlinkt. 3. Der Bund steht bereits heute bei Kulturgüterstreitigkeiten auf Wunsch der Parteien vermittelnd zur Verfügung. Durch die Zusammenarbeit zwischen dem BAK und dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) wird dabei auch der kulturellen Diplomatie Rechnung getragen. Der Bund begleitet ferner die Arbeiten der UNESCO sowie des ICOM und der World Intellectual Property Organization im Bereich der alternativen Streitbeilegung. 4. Schon heute bestehen in der Schweiz allgemeine Rechtsgrundlagen betreffend gestohlene oder geplünderte Kulturgüter (Kulturgütertransfergesetz, KGTG, SR 444.1). Demnach ist es verboten, gestohlene oder gegen den Willen des Eigentümers abhanden gekommene Kulturgüter einzuführen, zu verkaufen, vertreiben, vermitteln erwerben oder auszuführen (Art. 24 Abs. 1 Bst. a KGTG). Sodann kann der Bund in Ausnahmefällen Finanzhilfen gewähren, um die Wiedererlangung des kulturellen Erbes von UNESCO-Vertragsstaaten zu erleichtern. Die Finanzhilfen betragen maximal 50'000 Franken und sind zur Deckung von Gerichts-, Anwalts-, Versicherungs-, Restaurierungs- und Transportkosten vorgesehen. Im Weitern begleitet das BAK freiwillige Rückgaben von Kulturgütern und behördliche Restitutionen.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

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20.3754 413 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 25.02.2021 10:06

3 Beschluss des Erstrates Der Ständerat überwies die Motion am 21. September 2020 zur Vorberatung an die WBK-S.

4 Erwägungen der Kommission Um die gesamte Tiefe der Thematik zu erfassen, hat die Kommission Vertreterinnen und Vertreter des Schweizer Komitees des Internationalen Museumsrats ICOM und des Schweizerischen Arbeitskreises Provenienzforschung sowie den Inhaber des Unesco-Lehrstuhls für den völkerrechtlichen Schutz von Kulturgütern an der Universität Genf angehört.

Die Kommission anerkennt die Bedeutung der Provenienzforschung. Sie ist ausserdem der Ansicht, dass die internationalen Entwicklungen zu verfolgen und die Kontakte mit den betroffenen Organisationen und Ländern im Rahmen der Kulturdiplomatie zu pflegen sind. Sie ist aber der Auffassung, dass die Aufgabe, die Museen in diesem Bereich zu unterstützen, bereits sehr gut von der Anlaufstelle Raubkunst des Bundesamtes für Kultur wahrgenommen wird. Sie sieht keinen unmittelbaren gesetzgeberischen Handlungsbedarf und erachtet die in der Kulturbotschaft dafür eingestellten Mittel als ausreichend. Das wird insbesondere durch die Tatsache untermauert, dass das BAK die eingereichten Gesuche allesamt bewilligen konnte.

Eine Minderheit beantragt, die Motion anzunehmen. Sie ist der Auffassung, dass die Motion die laufenden Arbeiten der zuständigen Akteure, die Zusammenarbeit dieser Akteure und die Rolle der Schweiz auf internationaler Ebene stärken könnte.

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20.3908 414 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3908 Motion Neuer Schwung für die konsequente Umsetzung der elektronischen Tools zur Aus- übung der politischen Rechte

Eingereicht von: Sommaruga Carlo Sozialdemokratische Fraktion Sozialdemokratische Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 19.06.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, in Zusammenarbeit mit den Kantonen aufzuzeigen, welche institutionellen Instrumente entwickelt werden müssen, wie die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit den Schweizer Hochschulen sich gestaltet und welche unbestrittenen technologischen Errungenschaften die Kantone bereits gemacht haben, welche Errungenschaften zur Verfügung stehen und welche übernommen werden können, um ein oder mehrere vertrauenswürdige digitale Tools zu entwickeln, die für die Ausübung der politischen Rechte eingesetzt werden können. Begründung Die Covid-19-Krise hat zu einer rasend schnellen Entwicklung von digitalen Tools geführt, die es einem grossen Teil der Gesellschaft ermöglicht haben, trotz der Einschränkungen zum Schutz der Gesundheit weiterhin zu arbeiten. So hat beispielsweise das Homeoffice einen explosionsartigen Anstieg verzeichnet, Sitzungen wurden als Videokonferenzen durchgeführt und amtliche Dokumente wurden elektronisch verschickt. Weiter hat sich in den letzten Jahren mit dem Internet auch das Interesse der Bevölkerung an der Politik verändert. Informationen werden immer leichter zugänglich, die politische Kultur entwickelt sich und die Bürgerinnen und Bürger bringen sich vermehrt ein. Meinungen verbreiten sich via die sozialen Medien immer schneller. Die letzten Wahlen haben gezeigt, wie stark die Parteien und auch die Politikerinnen und Politiker diese einsetzen. Die Informationstechnologien sind in den politischen Kampagnen allgegenwärtig. 2015 hatte eine Online-Community einen schlagenden Erfolg, als sie ein System entwickelte, das es erlaubte, Unterschriften für Initiativen und Referenden online zu sammeln. Während die Bürgerinnen und Bürger und die Parteien bei der Frage der Ausübung der politischen Rechte auf elektronischem Weg sehr aktiv sind, tritt die Verwaltung bei diesem Thema an Ort. Genf entwickelte bekanntlich ein E-Voting-System, das während über fünfzehn Jahren mit Erfolg bei Abstimmungen und Wahlen eingesetzt wurde. Der Kanton stoppte jedoch die Weiterentwicklung, die für das Vieraugenprinzip erforderlich gewesen wäre, weil die Partner ihm die finanzielle Unterstützung versagten. Die Post und davor der Kanton Zürich arbeiteten mit privaten Unternehmen zusammen, deren unternehmerische Unwägbarkeiten für beide horrende Kosten zur Folge hatten. Deshalb verzichteten beide schliesslich auf das System. In der Folge setzten technologische Mängel des privaten Systems dessen Nutzung ein Ende. Obwohl die Post das von ihr betriebene private System (überteuert) gekauft hat, ist das Unternehmen weit davon entfernt, dieses wieder auferstehen zu lassen. Zwischenzeitlich werden die politischen Rechte der Auslandschweizerinnen und schweizer mit Füssen getreten. Machtlos müssen sie zusehen, wie die Modalitäten für die Ausübung der politischen Rechte mit E-Voting Rückschritte verzeichnet, da verschiedene Systeme von den Kantonen aus finanziellen Gründen aufgegeben oder aber wegen technischen Problemen oder Problemen in Zusammenhang mit der Sicherheit des E-Voting ausgeschlossen wurden. Es werden mit Recht Stimmen laut, die verlangen, dass jedes System, das zur Ausübung der politischen Rechte entwickelt wird, sehr genau kontrolliert werden muss und dass die Daten maximal geschützt werden müssen. Zahlreiche Personen wären bereits beruhigt, wenn diese digitalen Systeme nicht in privaten Händen wären, sondern einer öffentlichen oder halböffentlichen Institution gehörten. Einige Kantone haben Beschlüsse gefasst, die genau dies verlangen. Tatsache ist: Die Entwicklung der Gesellschaft geht dahin, dass die elektronischen Tools auch im Alltag 20.3908 415 Ständerat Frühjahrssession 2021 genutzt werden; die letzte Gesundheitskrise hat deutlich gemacht, dass unbedingt Lösungen gefunden werden müssen, die sicherstellen, dass die politischen Rechte weiterhin ausgeübt werden können; für die Ausübung der politischen Rechte eignen sich auch elektronische Lösungen; die Entwicklung und der Betrieb dieser Systeme durch Private sind jedoch gescheitert und stossen in der Bevölkerung auf wachsenden Widerstand. Angesichts dieser Tatsachen braucht die elektronische Stimmabgabe neuen Schwung. Die Probleme müssen neu angegangen werden, wobei auch die Option einer öffentlichen Institution mitgedacht werden soll, die in Zusammenarbeit mit den Schweizer Hochschulen für die Entwicklung verantwortlich und auch in der Lage ist, die Verwaltung von transparenten und zuverlässigen digitalen Tools zu übernehmen, mit denen politische Rechte ausgeübt werden. Der Bund behält dabei auf jeden Fall die Rolle als Regulator. Stellungnahme des Bundesrates vom 26.08.2020 Der Bundesrat befasst sich laufend und umfassend mit Fragen zur Digitalisierung der politischen Rechte. So zeigt der Bundesrat in seinem Bericht "Civic Tech und Vereinfachung des Vernehmlassungsverfahrens: Entwicklungen und Massnahmen" auf, wie die Digitalisierung das politische System der Schweiz und die Bürgerbeteiligung am politischen Meinungsbildungsprozess stärken kann (vgl. dazu den Bericht des Bundesrates vom 08.05.2020 in Erfüllung der Postulate 17.3149 Hausammann und 17.4017 Müller Damian). Gestützt auf die Resultate des Berichts hat der Bundesrat die folgenden Massnahmen beschlossen: 1. Entwicklung eines übergeordneten und technologieneutralen Datenmodells für politische Geschäfte und der dazugehörigen Materialien 2. Prüfung der "E-Vernehmlassung" und konkreter Massnahmen zur Vereinfachung des Vernehmlassungsverfahrens 3. Prüfung der Schaffung einer Publikationsplattform für Petitionen Der Bundesrat hat die Bundeskanzlei mit der Umsetzung dieser Massnahmen beauftragt. Insbesondere im Zusammenhang mit der Entwicklung des Datenmodells (Mass-nahme 1) wird der Bund auch mit der Wissenschaft zusammenarbeiten. Im Bereich der elektronischen Stimmabgabe hat der Bundesrat die Bundeskanzlei am 26. Juni 2019 beauftragt, gemeinsam mit den Kantonen eine Neuausrichtung des Versuchsbetriebs zu konzipieren. Mit der Neuausrichtung wird ein stabiler Versuchsbetrieb mit E-Voting-Systemen der neusten Generation, also vollständig verifizierbaren Systemen, angestrebt. Die Neuausrichtung orientiert sich an den folgenden Zielen: 1. Weiterentwicklung der Systeme 2. Wirksame Kontrolle und Aufsicht 3. Stärkung der Transparenz und des Vertrauens 4. Stärkere Vernetzung mit der Wissenschaft Mit der Neuausrichtung wird eine neue Grundlage für den Einsatz von E-Voting-Systemen erarbeitet. Bund und Kantone arbeiten derzeit mit Expertinnen und Experten aus Informatik, Kryptografie und Politikwissenschaften zusammen (vgl. dazu die Medienmitteilung der Bundeskanzlei vom 23.06.2020). Der Dialog mit der Wissenschaft bildet nebst den Erwägungen von Bund und Kantonen ein wichtiges Fundament für die Definition der künftigen Anforderungen an E-Voting-Systeme und deren Betrieb. In diesem Rahmen werden die bestehenden Prozesse, Zuständigkeiten und Anforderungen überprüft. Aus Sicht des Bundesrates erfüllen diese laufenden Arbeiten die Anliegen des Motionärs weitgehend und es besteht kein zusätzlicher Handlungsbedarf. Antrag des Bundesrates vom 26.08.2020 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 01.02.2021 - Staatspolitische Kommission des Ständerates Chronologie

17.09.2020 Ständerat Zuweisung an die zuständige Kommission zur Vorberatung 18.03.2021 Zurückgezogen 20.3908 416 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Staatspolitische Kommission NR (SPK-NR) Staatspolitische Kommission SR (SPK-SR)

Zuständige Behörde Bundeskanzlei (BK) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (7) Ettlin Erich, Jositsch Daniel, Juillard Charles, Mazzone Lisa, Noser Ruedi, Thorens Goumaz Adèle, Zanetti Roberto 20.3908 417 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 13:54

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.3908 s Mo. Sommaruga Carlo. Neuer Schwung für die konsequente Umsetzung der elektronischen Tools zur Ausübung der politischen Rechte

Bericht der Staatspolitischen Kommission vom 1. Februar 2021

Die Staatspolitische Kommission des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 1. Februar 2021 die von Ständerat Carlo Sommaruga am 19. Juni 2020 eingereichte Motion vorgeprüft. Der Ständerat hatte am 17. September 2020 beschlossen, die Motion der zuständigen Kommission zur Vorprüfung zuzuweisen.

Die Motion beauftragt den Bundesrat, in Zusammenarbeit mit den Kantonen aufzuzeigen, wie ein oder mehrere vertrauenswürdige digitale Tools entwickelt werden können, die für die Ausübung der politischen Rechte eingesetzt werden können.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt die Ablehnung der Motion, ohne dass ein anderer Antrag gestellt worden ist.

Berichterstattung: Caroni

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Andrea Caroni

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 26. August 2020 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 20.3908 418 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 13:54

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, in Zusammenarbeit mit den Kantonen aufzuzeigen, welche institutionellen Instrumente entwickelt werden müssen, wie die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit den Schweizer Hochschulen sich gestaltet und welche unbestrittenen technologischen Errungenschaften die Kantone bereits gemacht haben, welche Errungenschaften zur Verfügung stehen und welche übernommen werden können, um ein oder mehrere vertrauenswürdige digitale Tools zu entwickeln, die für die Ausübung der politischen Rechte eingesetzt werden können.

1.2 Begründung Die Covid-19-Krise hat zu einer rasend schnellen Entwicklung von digitalen Tools geführt, die es einem grossen Teil der Gesellschaft ermöglicht haben, trotz der Einschränkungen zum Schutz der Gesundheit weiterhin zu arbeiten. So hat beispielsweise das Homeoffice einen explosionsartigen Anstieg verzeichnet, Sitzungen wurden als Videokonferenzen durchgeführt und amtliche Dokumente wurden elektronisch verschickt. Weiter hat sich in den letzten Jahren mit dem Internet auch das Interesse der Bevölkerung an der Politik verändert. Informationen werden immer leichter zugänglich, die politische Kultur entwickelt sich und die Bürgerinnen und Bürger bringen sich vermehrt ein. Meinungen verbreiten sich via die sozialen Medien immer schneller. Die letzten Wahlen haben gezeigt, wie stark die Parteien und auch die Politikerinnen und Politiker diese einsetzen. Die Informationstechnologien sind in den politischen Kampagnen allgegenwärtig. 2015 hatte eine Online-Community einen schlagenden Erfolg, als sie ein System entwickelte, das es erlaubte, Unterschriften für Initiativen und Referenden online zu sammeln. Während die Bürgerinnen und Bürger und die Parteien bei der Frage der Ausübung der politischen Rechte auf elektronischem Weg sehr aktiv sind, tritt die Verwaltung bei diesem Thema an Ort. Genf entwickelte bekanntlich ein E-Voting-System, das während über fünfzehn Jahren mit Erfolg bei Abstimmungen und Wahlen eingesetzt wurde. Der Kanton stoppte jedoch die Weiterentwicklung, die für das Vieraugenprinzip erforderlich gewesen wäre, weil die Partner ihm die finanzielle Unterstützung versagten. Die Post und davor der Kanton Zürich arbeiteten mit privaten Unternehmen zusammen, deren unternehmerische Unwägbarkeiten für beide horrende Kosten zur Folge hatten. Deshalb verzichteten beide schliesslich auf das System. In der Folge setzten technologische Mängel des privaten Systems dessen Nutzung ein Ende. Obwohl die Post das von ihr betriebene private System (überteuert) gekauft hat, ist das Unternehmen weit davon entfernt, dieses wieder auferstehen zu lassen. Zwischenzeitlich werden die politischen Rechte der Auslandschweizerinnen und schweizer mit Füssen getreten. Machtlos müssen sie zusehen, wie die Modalitäten für die Ausübung der politischen Rechte mit E-Voting Rückschritte verzeichnet, da verschiedene Systeme von den Kantonen aus finanziellen Gründen aufgegeben oder aber wegen technischen Problemen oder Problemen in Zusammenhang mit der Sicherheit des E-Voting ausgeschlossen wurden. Es werden mit Recht Stimmen laut, die verlangen, dass jedes System, das zur Ausübung der politischen Rechte entwickelt wird, sehr genau kontrolliert werden muss und dass die Daten maximal geschützt werden müssen. Zahlreiche Personen wären bereits beruhigt, wenn diese digitalen Systeme nicht in privaten Händen wären, sondern einer öffentlichen oder halböffentlichen Institution gehörten. Einige Kantone haben Beschlüsse gefasst, die genau dies verlangen. Tatsache ist: Die Entwicklung der Gesellschaft geht dahin, dass die elektronischen Tools auch im Alltag genutzt werden; die letzte Gesundheitskrise hat deutlich gemacht, dass unbedingt Lösungen

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20.3908 419 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 13:54

gefunden werden müssen, die sicherstellen, dass die politischen Rechte weiterhin ausgeübt werden können; für die Ausübung der politischen Rechte eignen sich auch elektronische Lösungen; die Entwicklung und der Betrieb dieser Systeme durch Private sind jedoch gescheitert und stossen in der Bevölkerung auf wachsenden Widerstand. Angesichts dieser Tatsachen braucht die elektronische Stimmabgabe neuen Schwung. Die Probleme müssen neu angegangen werden, wobei auch die Option einer öffentlichen Institution mitgedacht werden soll, die in Zusammenarbeit mit den Schweizer Hochschulen für die Entwicklung verantwortlich und auch in der Lage ist, die Verwaltung von transparenten und zuverlässigen digitalen Tools zu übernehmen, mit denen politische Rechte ausgeübt werden. Der Bund behält dabei auf jeden Fall die Rolle als Regulator.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 26. August 2020 Der Bundesrat befasst sich laufend und umfassend mit Fragen zur Digitalisierung der politischen Rechte. So zeigt der Bundesrat in seinem Bericht "Civic Tech und Vereinfachung des Vernehmlassungsverfahrens: Entwicklungen und Massnahmen" auf, wie die Digitalisierung das politische System der Schweiz und die Bürgerbeteiligung am politischen Meinungsbildungsprozess stärken kann (vgl. dazu den Bericht des Bundesrates vom 08.05.2020 in Erfüllung der Postulate 17.3149 Hausammann und 17.4017 Müller Damian). Gestützt auf die Resultate des Berichts hat der Bundesrat die folgenden Massnahmen beschlossen: 1. Entwicklung eines übergeordneten und technologieneutralen Datenmodells für politische Geschäfte und der dazugehörigen Materialien 2. Prüfung der "E-Vernehmlassung" und konkreter Massnahmen zur Vereinfachung des Vernehmlassungsverfahrens 3. Prüfung der Schaffung einer Publikationsplattform für Petitionen Der Bundesrat hat die Bundeskanzlei mit der Umsetzung dieser Massnahmen beauftragt. Insbesondere im Zusammenhang mit der Entwicklung des Datenmodells (Massnahme 1) wird der Bund auch mit der Wissenschaft zusammenarbeiten. Im Bereich der elektronischen Stimmabgabe hat der Bundesrat die Bundeskanzlei am 26. Juni 2019 beauftragt, gemeinsam mit den Kantonen eine Neuausrichtung des Versuchsbetriebs zu konzipieren. Mit der Neuausrichtung wird ein stabiler Versuchsbetrieb mit E-Voting-Systemen der neusten Generation, also vollständig verifizierbaren Systemen, angestrebt. Die Neuausrichtung orientiert sich an den folgenden Zielen: 1. Weiterentwicklung der Systeme 2. Wirksame Kontrolle und Aufsicht 3. Stärkung der Transparenz und des Vertrauens 4. Stärkere Vernetzung mit der Wissenschaft Mit der Neuausrichtung wird eine neue Grundlage für den Einsatz von E-Voting-Systemen erarbeitet. Bund und Kantone arbeiten derzeit mit Expertinnen und Experten aus Informatik, Kryptografie und Politikwissenschaften zusammen (vgl. dazu die Medienmitteilung der Bundeskanzlei vom 23.06.2020). Der Dialog mit der Wissenschaft bildet nebst den Erwägungen von Bund und Kantonen ein wichtiges Fundament für die Definition der künftigen Anforderungen an E-Voting-Systeme und deren Betrieb. In diesem Rahmen werden die bestehenden Prozesse, Zuständigkeiten und Anforderungen überprüft. Aus Sicht des Bundesrates erfüllen diese laufenden Arbeiten die Anliegen des Motionärs weitgehend und es besteht kein zusätzlicher Handlungsbedarf.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

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20.3908 420 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 13:54

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Ständerat hat am 17. September 2020 einen Ordnungsantrag angenommen, wonach die Motion an die zuständige Kommission zur Vorprüfung zuzuweisen ist.

4 Erwägungen der Kommission Am 21. Dezember 2020 informierte der Bundesrat über eine Neuausrichtung des Versuchsbetriebs für E-Voting. Die Kantone sollen wieder begrenzte Versuche mit der elektronischen Stimmabgabe durchführen können. Dabei sollen präzisere Sicherheitsvorgaben, erhöhte Transparenzvorschriften, die engere Zusammenarbeit mit unabhängigen Fachpersonen sowie eine wirksame Überprüfung im Auftrag des Bundes die Sicherheit der elektronischen Stimmabgabe gewährleisten. Zur Unterstützung dieses Prozesses soll auch der Dialog mit der Wissenschaft verstetigt werden. Die Kommission konnte zudem bereits in einer früheren Sitzung vom Bericht des Bundesrates zu «Civic-Tech» Kenntnis nehmen. Aufgrund dieses Berichts hat der Bundesrat auch in weiteren Bereichen der politischen Mitwirkung (z.B. Vernehmlassungsverfahren, Petitionsrecht) Massnahmen zur Digitalisierung beschlossen. Der Bundesrat ist also auf Kurs. Die Annahme der vorliegenden Motion würde keinen Mehrwert bringen. Es ist vorgesehen, dass zur Anpassung der Rechtsgrundlagen 2021 eine Vernehmlassung durchgeführt werden wird. Die Staatspolitische Kommission des Ständerates wird sich zudem zu allfälligen Verordnungsänderungen konsultieren lassen, so dass der Prozess auf jeden Fall auch parlamentarisch begleitet werden kann.

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20.3920 421 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3920 Motion Monitoring der Bewerbungen auf offene Stellen bezüglich Sprachgemeinschaft und Herkunftskanton der Kandidaten und Kandidatinnen

Eingereicht von: Staatspolitische Kommission NR Einreichungsdatum: 03.07.2020 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Gestützt auf die Erkenntnisse des Berichts 2019 zur Förderung der Mehrsprachigkeit der Bundesverwaltung, ist der Bundesrat beauftragt während einer angemessenen Zeit (z.B. zwei Jahre) ein Monitoring der Bewerbungen bei den offenen Stellen durchzuführen, um die Sprachgemeinschaft und der Herkunftskanton der Kandidaten und Kandidatinnen zu eruieren. Begründung Um die Untervertretung der sprachlichen Minderheiten in der Verwaltung zu rechtfertigen, wird immer wieder behauptet, dass es nicht ausreichend Bewerbungen gibt. Dies lässt sich leider nicht prüfen, weil dazu keine Daten erhoben werden. Sind die Daten mal bekannt, kann man gezielte Massnahen treffen, um die ausgewogene Vertretung der Sprachgemeinschaften zu fördern. Stellungnahme des Bundesrates vom 19.08.2020 Der Evaluationsbericht 2015–2019 zur Förderung der Mehrsprachigkeit vom 20.12.2019 weist aus, dass die Sollwerte zur Vertretung der Sprachgemeinschaften über alle Lohnklassen und Departemente insgesamt erreicht sind. Am 12. Juni 2020 hat der Bundesrat die strategischen Ziele 2020–2023 für die Förderung der Mehrsprachigkeit in der Bundesverwaltung verabschiedet. Ein strategisches Ziel ist die Erarbeitung der Leitlinien des Vierjahresberichts 2020–2023 zur Förderung der Mehrsprachigkeit. Im Rahmen dieser Erarbeitung sollen die Anliegen aus der Motion aufgenommen und die gewünschten Kennzahlen zur Personalgewinnung im nächsten Vierjahresbericht 2020–2023 ausgewiesen werden. Zu präzisieren ist jedoch, dass unter "Herkunftskanton" der "Wohnsitzkanton" zu verstehen ist, da einzig dieser aus den Bewerbungsunterlagen ersichtlich ist. Antrag des Bundesrates vom 19.08.2020 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Kommissionsberichte 02.02.2021 - Staatspolitische Kommission des Ständerates Chronologie

30.10.2020 Nationalrat Annahme 02.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Staatspolitische Kommission NR (SPK-NR) Staatspolitische Kommission SR (SPK-SR)

Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) 20.3920 422 Ständerat Frühjahrssession 2021

Weitere Informationen Behandlungskategorie V

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 20.3920 423 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 13:56

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.3920 n Mo. Nationalrat (SPK-NR). Monitoring der Bewerbungen auf offene Stellen bezüglich Sprachgemeinschaft und Herkunftskanton der Kandidaten und Kandidatinnen

Bericht der Staatspolitischen Kommission vom 2. Februar 2021

Die Staatspolitische Kommission (SPK) des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 2. Februar 2021 die von der SPK des Nationalrates am 3. Juli 2020 eingereichte und vom Nationalrat am 30. Oktober 2020 angenommene Motion vorberaten.

Die Motion beauftragt den Bundesrat, während einer angemessenen Zeit ein Monitoring der Bewerbungen für offene Stellen in der Bundesverwaltung durchzuführen, um die Sprachgemeinschaft und den Herkunftskanton der Kandidaten und Kandidatinnen zu eruieren.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt die Annahme der Motion, ohne dass ein anderer Antrag gestellt wurde.

Berichterstattung: Engler

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Andrea Caroni

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 19. August 2020 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 20.3920 424 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 13:56

1 Text und Begründung

1.1 Text Gestützt auf die Erkenntnisse des Berichts 2019 zur Förderung der Mehrsprachigkeit der Bundesverwaltung, ist der Bundesrat beauftragt während einer angemessenen Zeit (z.B. zwei Jahre) ein Monitoring der Bewerbungen bei den offenen Stellen durchzuführen, um die Sprachgemeinschaft und der Herkunftskanton der Kandidaten und Kandidatinnen zu eruieren.

1.2 Begründung Um die Untervertretung der sprachlichen Minderheiten in der Verwaltung zu rechtfertigen, wird immer wieder behauptet, dass es nicht ausreichend Bewerbungen gibt. Dies lässt sich leider nicht prüfen, weil dazu keine Daten erhoben werden. Sind die Daten mal bekannt, kann man gezielte Massnahen treffen, um die ausgewogene Vertretung der Sprachgemeinschaften zu fördern.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 19. August 2020 Der Evaluationsbericht 2015-2019 zur Förderung der Mehrsprachigkeit vom 20.12.2019 weist aus, dass die Sollwerte zur Vertretung der Sprachgemeinschaften über alle Lohnklassen und Departemente insgesamt erreicht sind. Am 12. Juni 2020 hat der Bundesrat die strategischen Ziele 2020-2023 für die Förderung der Mehrsprachigkeit in der Bundesverwaltung verabschiedet. Ein strategisches Ziel ist die Erarbeitung der Leitlinien des Vierjahresberichts 2020-2023 zur Förderung der Mehrsprachigkeit. Im Rahmen dieser Erarbeitung sollen die Anliegen aus der Motion aufgenommen und die gewünschten Kennzahlen zur Personalgewinnung im nächsten Vierjahresbericht 2020-2023 ausgewiesen werden. Zu präzisieren ist jedoch, dass unter "Herkunftskanton" der "Wohnsitzkanton" zu verstehen ist, da einzig dieser aus den Bewerbungsunterlagen ersichtlich ist.

Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Nationalrat hat die Motion am 30. Oktober 2020 ohne Gegenantrag angenommen.

4 Erwägungen der Kommission Die Kommission anerkennt die Anstrengungen der Bundesverwaltung für eine angemessene Vertretung der verschiedenen Sprachgemeinschaften. Das mit der Motion vorgeschlagene Instrument des Monitorings der Bewerbungen kann diese Bemühungen unterstützen. Wenn Informationen vorliegen, woher die Bewerbungen für Stellen in der Bundesverwaltung kommen, kann das Argument einer Prüfung unterzogen werden, wonach es nicht genügend Bewerbungen von Personen gebe, die einer sprachlichen Minderheit angehören. Allerdings ist die Frage zu stellen, ob Angaben über den Wohnsitz der Kandidatinnen und Kandidaten aussagekräftig sind. So leben z.B. viele Tessinerinnen und Tessiner nach Jahren der Berufstätigkeit nicht mehr im Kanton Tessin. Die

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20.3920 425 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 22.02.2021 13:56

Kommission würde es deshalb begrüssen, wenn auch Angaben gemacht werden, in welchen Kantonen die Bewerberinnen und Bewerber aufgewachsen sind bzw. ihre Schulzeit hauptsächlich verbracht haben. Ebenso sind auch Angaben über die bundesnahen Betriebe von Interesse. Das EPA hat in Aussicht gestellt, diese beiden zusätzlichen Elemente bei der Umsetzung der Motion auch zu prüfen.

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20.3924 426 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3924 Motion Unterstützung von gewaltbetroffenen Geflüchteten in den Bundesasylzentren sicher- stellen

Eingereicht von: Staatspolitische Kommission NR Einreichungsdatum: 13.08.2020 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, die fachliche Unterstützung im Bereich Opferidentifikation und Betreuung für gewaltbetroffene, traumatisierte Geflüchtete in den Bundesasylzentren und den Zugang zu externen Angeboten auszubauen, und dabei sicherzustellen, dass die Knappheit an spezialisierten psychologischen und insbesondere kinder- und jugendpsychiatrischen Angeboten behoben wird. Eine Minderheit der Kommission (Bircher, Buffat, Cottier, Fluri, Jauslin, Marchesi, Rüegger, Rutz Gregor, Silberschmidt, Steinemann) beantragt, die Ablehnung dieser Motion. Begründung Im Bericht zum 16.3407 Po. Feri Yvonne stellt der Bundesrat Handlungsbedarf fest, damit gewaltbetroffenen Geflüchteten, insbesondere Frauen und Mädchen, der Zugang zu jenen "Unterstützungsleistungen gewährt werden kann, die für ihre Genesung unabdingbar sind" (S. 8). Gemäss des Schweizerischen Kompetenzzentrums für Menschenrechte (SKMR) ist dafür in erster Linie eine verbesserte Opferidentifikation und ein Ausbau der psychologischen und kinder- und jugendpsychiatrischen Angebote notwendig. Stellungnahme des Bundesrates vom 21.10.2020 Der Bundesrat teilt die Auffassung der Kommission, dass der Opferidentifikation und angemessenen fachlichen Betreuung für gewaltbetroffene, traumatisierte Geflüchtete in den Bundesasylzentren (BAZ) hohe Bedeutung beigemessen werden muss. In seinem Bericht in Erfüllung des Po. 16.3407 Feri zeigt der Bundesrat daher bestehende Angebote in den BAZ auf und beauftragt das Staatssekretariat für Migration (SEM) sowie das Bundesamt für Gesundheit (BAG), in Zusammenarbeit mit relevanten Akteuren weitergehende Massnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Dies unter anderem im Bereich der Sensibilisierung und Schulung von Leistungserbringenden im Gesundheits-, Betreuungs- und Sicherheitsbereich. So werden zum Beispiel zwischen September und November 2020 Mitarbeitende aller BAZ in der Erkennung von Traumafolgebelastungen geschult und über die Unterstützungsmöglichkeiten für betroffene Asylsuchende informiert. Des Weiteren prüfen BAG und SEM, ob 2021 eine systematische Weiterbildung der Partnerärztinnen und Partnerärzte zum Thema "Psychische Gesundheit und Migration" durchgeführt werden kann. Überdies werden die fallführenden Mitarbeitenden aus dem Asylverfahren regelmässig hinsichtlich des Umgangs mit Opfern sexueller Gewalt oder Ausbeutung und allfälligen psychischen Folgestörungen sensibilisiert und geschult. Die Umsetzung weiterer Massnahmen ist eingeleitet und wird 2021 Gegenstand eines Berichts zuhanden des Bundesrates sein. Der Zugang zur Gesundheitsversorgung im Hausarztmodell ist für alle Asylsuchenden in den BAZ sichergestellt. Jedes BAZ verfügt über eine Gesundheitsfachstelle, welche Asylsuchende im Fall somatischer oder psychischer Probleme an Ärztinnen und Ärzte des Standortkantons überweisen kann. Der Bundesrat ist sich bewusst, dass im Bereich der spezialisierten psychologischen und insbesondere der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung zurzeit ein Mangel an fachärztlichen Angeboten besteht. Dieser Mangel betrifft sowohl asylsuchende Personen in den BAZ wie auch die übrige Wohnbevölkerung der Schweiz. Der Bundesrat hat diese Versorgungslücken im 2016 vorgelegten Bericht "Die Zukunft der Psychiatrie in der Schweiz" in Erfüllung des Po. 10.3255 Stähelin benannt und Massnahmen zur Weiterentwicklung der psychiatrischen Angebotsstrukturen und Ausbildungsförderung vorgestellt. Im selben Jahr veröffentlichte er seinen Bericht "Beabsichtigte Massnahmen zur psychischen Gesundheit in der Schweiz" in Erfüllung des Po. 13.3370 der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerats (SGK-SR). Im Rahmen des Dialogs Nationale Gesundheitspolitik verabschiedeten Bund und Kantone anschliessend einen Aktionsplan zur Verbesserung der psychischen Gesundheit. Für dessen Umsetzung zuständig sind verschiedene Bundesstellen, die Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren 20.3924 427 Ständerat Frühjahrssession 2021

(GDK) sowie Kantone und Leistungserbringer. Eine Unterversorgung im Bereich der psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlung von Kindern und Jugendlichen besteht zwar weiterhin, da fachärztliche Weiterbildungen in diesem Bereich mehrere Jahre dauern. Die bereits eingeleiteten Massnahmen erweisen sich jedoch als wirksam für einen nachhaltigen Angebotsaufbau. Aus Sicht des Bundesrates wird somit den bekannten Versorgungslücken bereits mit geeigneten Massnahmen entgegengewirkt. Antrag des Bundesrates vom 21.10.2020 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 01.02.2021 - Staatspolitische Kommission des Ständerates Chronologie

16.12.2020 Nationalrat Annahme 01.03.2021 Ständerat Ablehnung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Staatspolitische Kommission NR (SPK-NR) Staatspolitische Kommission SR (SPK-SR)

Zuständige Behörde Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) Weitere Informationen Behandlungskategorie IV

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 20.3924 428 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 15.02.2021 15:26

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.3924 n Mo. Nationalrat (SPK-NR). Unterstützung von gewaltbetroffenen Geflüchteten in den Bundesasylzentren sicherstellen

Bericht der Staatspolitischen Kommission vom 1. Februar 2021

Die Staatspolitische Kommission des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 1. Februar 2021 die von der Schwesterkommission am 13. August 2020 eingereichte und vom Nationalrat am 16. Dezember 2020 angenommene Motion vorberaten.

Mit der Motion wird der Bundesrat beauftragt, sicherzustellen, dass Flüchtlinge, die Opfer von Gewalt wurden, schneller identifiziert werden und Zugang zur benötigten Gesundheitsversorgung haben.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 8 zu 4 Stimmen bei 1 Enthaltung, die Motion abzulehnen. Eine Minderheit (Stöckli, Jositsch, Mazzone, Zopfi) beantragt, die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Caroni

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Andrea Caroni

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 21. Oktober 2020 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 20.3924 429 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 15.02.2021 15:26

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, die fachliche Unterstützung im Bereich Opferidentifikation und Betreuung für gewaltbetroffene, traumatisierte Geflüchtete in den Bundesasylzentren und den Zugang zu externen Angeboten auszubauen, und dabei sicherzustellen, dass die Knappheit an spezialisierten psychologischen und insbesondere kinder- und jugendpsychiatrischen Angeboten behoben wird. Eine Minderheit der Kommission (Bircher, Buffat, Cottier, Fluri, Jauslin, Marchesi, Rüegger, Rutz Gregor, Silberschmidt, Steinemann) beantragt, die Ablehnung dieser Motion.

1.2 Begründung Im Bericht zum 16.3407 Po. Feri Yvonne stellt der Bundesrat Handlungsbedarf fest, damit gewaltbetroffenen Geflüchteten, insbesondere Frauen und Mädchen, der Zugang zu jenen "Unterstützungsleistungen gewährt werden kann, die für ihre Genesung unabdingbar sind" (S. 8). Gemäss des Schweizerischen Kompetenzzentrums für Menschenrechte (SKMR) ist dafür in erster Linie eine verbesserte Opferidentifikation und ein Ausbau der psychologischen und kinder- und jugendpsychiatrischen Angebote notwendig.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 21. Oktober 2020 Der Bundesrat teilt die Auffassung der Kommission, dass der Opferidentifikation und angemessenen fachlichen Betreuung für gewaltbetroffene, traumatisierte Geflüchtete in den Bundesasylzentren (BAZ) hohe Bedeutung beigemessen werden muss. In seinem Bericht in Erfüllung des Po. 16.3407 Feri zeigt der Bundesrat daher bestehende Angebote in den BAZ auf und beauftragt das Staatssekretariat für Migration (SEM) sowie das Bundesamt für Gesundheit (BAG), in Zusammenarbeit mit relevanten Akteuren weitergehende Massnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Dies unter anderem im Bereich der Sensibilisierung und Schulung von Leistungserbringenden im Gesundheits-, Betreuungs- und Sicherheitsbereich. So werden zum Beispiel zwischen September und November 2020 Mitarbeitende aller BAZ in der Erkennung von Traumafolgebelastungen geschult und über die Unterstützungsmöglichkeiten für betroffene Asylsuchende informiert. Des Weiteren prüfen BAG und SEM, ob 2021 eine systematische Weiterbildung der Partnerärztinnen und Partnerärzte zum Thema "Psychische Gesundheit und Migration" durchgeführt werden kann. Überdies werden die fallführenden Mitarbeitenden aus dem Asylverfahren regelmässig hinsichtlich des Umgangs mit Opfern sexueller Gewalt oder Ausbeutung und allfälligen psychischen Folgestörungen sensibilisiert und geschult. Die Umsetzung weiterer Massnahmen ist eingeleitet und wird 2021 Gegenstand eines Berichts zuhanden des Bundesrates sein. Der Zugang zur Gesundheitsversorgung im Hausarztmodell ist für alle Asylsuchenden in den BAZ sichergestellt. Jedes BAZ verfügt über eine Gesundheitsfachstelle, welche Asylsuchende im Fall somatischer oder psychischer Probleme an Ärztinnen und Ärzte des Standortkantons überweisen kann. Der Bundesrat ist sich bewusst, dass im Bereich der spezialisierten psychologischen und insbesondere der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung zurzeit ein Mangel an fachärztlichen Angeboten besteht. Dieser Mangel betrifft sowohl asylsuchende Personen in den BAZ wie auch die übrige Wohnbevölkerung der Schweiz.

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20.3924 430 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 15.02.2021 15:26

Der Bundesrat hat diese Versorgungslücken im 2016 vorgelegten Bericht "Die Zukunft der Psychiatrie in der Schweiz" in Erfüllung des Po. 10.3255 Stähelin benannt und Massnahmen zur Weiterentwicklung der psychiatrischen Angebotsstrukturen und Ausbildungsförderung vorgestellt. Im selben Jahr veröffentlichte er seinen Bericht "Beabsichtigte Massnahmen zur psychischen Gesundheit in der Schweiz" in Erfüllung des Po. 13.3370 der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerats (SGK-SR). Im Rahmen des Dialogs Nationale Gesundheitspolitik verabschiedeten Bund und Kantone anschliessend einen Aktionsplan zur Verbesserung der psychischen Gesundheit. Für dessen Umsetzung zuständig sind verschiedene Bundesstellen, die Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) sowie Kantone und Leistungserbringer. Eine Unterversorgung im Bereich der psychiatrisch- psychotherapeutischen Behandlung von Kindern und Jugendlichen besteht zwar weiterhin, da fachärztliche Weiterbildungen in diesem Bereich mehrere Jahre dauern. Die bereits eingeleiteten Massnahmen erweisen sich jedoch als wirksam für einen nachhaltigen Angebotsaufbau. Aus Sicht des Bundesrates wird somit den bekannten Versorgungslücken bereits mit geeigneten Massnahmen entgegengewirkt.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Nationalrat hat die Motion am 16. Dezember 2020 mit 114 zu 76 bei 2 Enthaltungen angenommen.

4 Erwägungen der Kommission Die Kommission kommt zum Schluss, dass in Anbetracht der bereits vorgenommenen und geplanten Massnahmen durch den Bund die Forderungen der Motion bereits erfüllt sind. Der noch offene Punkt betreffend die Versorgung mit Fachärztinnen und Fachärzten in der Jugendpsychologie – nicht nur betreffend Asylsuchende - wurde erkannt und die entsprechenden Massnahmen wurden in Angriff genommen. Die Kommission begrüsst diese Massnahmen und sieht keinen zusätzlichen Handlungsbedarf. Eine Minderheit der Kommission beantragt, die Motion anzunehmen, um den Bundesrat in seinen Bemühungen für einen nachhaltigen Angebotsaufbau zu bestärken.

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20.3925 431 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3925 Motion Keine Lehrabbrüche nach langen Verfahren. Rückkehrhilfe durch den Abschluss einer bereits begonnenen Lehre bei einem negativen Asylentscheid

Eingereicht von: Staatspolitische Kommission NR Einreichungsdatum: 13.08.2020 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, die rechtlichen Grundlagen und die aktuelle Praxis dahingehend anzupassen, dass Asylsuchende, welche mit einem Lehr- oder Ausbildungsvertrag ausgestattet sind und im schweizerischen Arbeitsmarkt integriert sind, bei einem negativen Asylentscheid vor der Rückkehr ins Herkunftsland ihre berufliche Grundbildung mittels einer verlängerten Ausreisefrist in der Schweiz weiterführen und abschliessen können. Eine Minderheit der Kommission (Steinemann, Bircher, Buffat, Marchesi, Rüegger, Rutz Gregor) beantragt, die Ablehnung dieser Motion. Begründung Lernende, die während ihrer Ausbildung einen negativen Asylentscheid erhalten, sollten ihre bereits begonnene berufliche Grundbildung in der Schweiz beenden können. Von einer solchen Regelung würden auch die entsprechenden Herkunftsländer profitieren, da eine solche Person mit einem grossen sozialen Kapital in ihr Herkunftsland zurückkehrt und dieses dort wertschöpfend einsetzen kann. Damit wird überdies gewährleistet, dass betroffene Lehrbetriebe und KMU, die in die Ausbildung der Lehrlinge investiert haben und so ihren Beitrag zur Integration von Lernenden leisten wollten, nicht auf eine motivierte und bereits eingearbeitete Arbeitskraft verzichten müssen. Mit den neuen Verfahrensvorschriften mit der am 1. März 2019 in Kraft getretenen Beschleunigung des Asylverfahrens sollen Asylverfahren in den meisten Fällen innert 140 Tagen rechtskräftig entschieden werden. Deshalb geht es also primär um Personen, deren Verfahren noch nach dem alten Asylrecht ablief. Stellungnahme des Bundesrates vom 28.10.2020 Wie der Bundesrat bereits in seiner Stellungnahme zur Motion Markwalder 20.3322 "Keine Lehrabbrüche von Asylsuchenden, die bereits in den schweizerischen Arbeitsmarkt integriert sind" festgehalten hat, setzt eine glaubwürdige und konsequente Asylpolitik voraus, dass abgewiesene Asylsuchende die Schweiz auch tatsächlich wieder verlassen. Zur Ausreise verpflichtet sind Personen, bei denen der Vollzug der Wegweisung möglich, zulässig und zumutbar ist. Ihnen wird eine Ausreisefrist gesetzt, innert welcher sie die Schweiz verlassen müssen. Die Bewilligung zur Ausübung einer Erwerbstätigkeit und damit auch einer beruflichen Grundbildung bleibt solange bestehen, bis die entsprechende Ausreisefrist abgelaufen ist. Seit dem 1. März 2019 werden Asylverfahren in einem beschleunigten Verfahren durchgeführt. Aufgrund dieser verkürzten Verfahrensdauer kann grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass Asylsuchende bis zum Zeitpunkt eines negativen Asylentscheids noch keine berufliche Grundausbildung begonnen haben. Ein allfälliger Handlungsbedarf würde sich somit, wie auch in der Begründung der Motion festgehalten, in erster Linie auf Asylgesuche beschränken, welche vor dem 1. März 2019 eingereicht wurden. Im Einzelfall kann bereits heute eine längere Ausreisefrist für rechtskräftig wegzuweisende Asylsuchende angesetzt oder eine Ausreisefrist verlängert werden, wenn besondere Umstände dies erfordern (Art. 45 Abs. 2bis des Asylgesetzes; AsylG, SR 142.31). Dies kann z.B. dann der Fall sein, wenn eine rechtskräftig weggewiesene Person kurz vor dem Abschluss einer Ausbildung steht und diese bis zur definitiven Ausreise beenden kann, sofern klar ersichtlich ist, dass sie ihre Ausreise aus der Schweiz weiterhin tatsächlich vorbereitet. Gemäss heutiger Praxis ist eine Verlängerung bis maximal sechs Monate möglich (vgl. Stellungnahme Bundesrat zur Motion Grossen 19.4282 "Keine erzwungenen Lehrabbrüche bei gut integrierten Personen mit negativem Asylentscheid"). Dies gilt auch für Asylgesuche, die vor dem 1. März 2019 eingereicht wurden (Übergangsbestimmungen zur Änderung vom 25. September 2015 Abs. 1 i.V.m. Art. 45 Abs. 2 a AsylG; Stand 1. Januar 2019). Schliesslich besteht in schwerwiegenden persönlichen Härtefällen nach einem Aufenthalt von fünf Jahren und 20.3925 432 Ständerat Frühjahrssession 2021 bei guter Integration die Möglichkeit der Erteilung einer kantonalen Aufenthaltsbewilligung (Art. 14 Abs. 2 AsylG i.V.m. Art. 30a der Verordnung über Zulassung, Aufenthalt und Erwerbstätigkeit [VZAE, SR 142.201]). Dies gilt auch für Personen, deren Asylgesuch rechtskräftig abgelehnt wurde und die zur Ausreise verpflichtet sind. Eine generelle Verlängerung der Ausreisefrist zur Beendigung in der Schweiz begonnener beruflicher Grundbildungen würde hingegen zu einer ungerechtfertigten Besserstellung ausreisepflichtiger Asylsuchender gegenüber den übrigen ausreisepflichtigen Ausländerinnen und Ausländern führen, für welche das Ausländerrecht keine entsprechende Regelung vorsieht. Falls die heutige Praxis in den Kantonen zu Härtefällen führt und die Kantone dies wünschen, ist das Staatssekretariat für Migration (SEM) bereit, in Zusammenarbeit mit den Kantonen diese Fälle zu vertiefen. Sollte sich dabei weitergehender Handlungsbedarf zeigen, wäre der Bundesrat bereit, die bisherige Praxis zu überprüfen. Antrag des Bundesrates vom 28.10.2020 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 01.02.2021 - Staatspolitische Kommission des Ständerates Chronologie

16.12.2020 Nationalrat Annahme 01.03.2021 Ständerat Ablehnung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Staatspolitische Kommission NR (SPK-NR) Staatspolitische Kommission SR (SPK-SR)

Zuständige Behörde Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) Weitere Informationen Konnexe Geschäfte 19.2033 Petition Eine Lehre – Eine Zukunft

Behandlungskategorie IV

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 20.3925 433 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 19.02.2021 12:12

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.3925 n Mo. Nationalrat (SPK-NR). Keine Lehrabbrüche nach langen Verfahren. Rückkehrhilfe durch den Abschluss einer bereits begonnenen Lehre bei einem negativen Asylentscheid

Bericht der Staatspolitischen Kommission vom 1. Februar 2021

Die Staatspolitische Kommission (SPK) des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 1. Februar 2021 die von der SPK des Nationalrates am 13. August 2020 eingereichte und vom Nationalrat am 16. Dezember 2020 angenommene Motion vorberaten.

Durch die Motion soll der Bundesrat beauftragt werden, die rechtlichen Grundlagen und die aktuelle Praxis so anzupassen, dass in den Arbeitsmarkt integrierte Asylsuchende ihre Lehre oder Ausbildung auch bei einem negativen Asylentscheid weiterführen und abschliessen können.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 9 zu 4 Stimmen, die Motion abzulehnen. Eine Minderheit der Kommission (Zopfi, Jositsch, Mazzone, Stöckli) beantragt, die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Hefti

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Andrea Caroni

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 28. Oktober 2020 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 20.3925 434 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 19.02.2021 12:12

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, die rechtlichen Grundlagen und die aktuelle Praxis dahingehend anzupassen, dass Asylsuchende, welche mit einem Lehr- oder Ausbildungsvertrag ausgestattet sind und im schweizerischen Arbeitsmarkt integriert sind, bei einem negativen Asylentscheid vor der Rückkehr ins Herkunftsland ihre berufliche Grundbildung mittels einer verlängerten Ausreisefrist in der Schweiz weiterführen und abschliessen können. Eine Minderheit der Kommission (Steinemann, Bircher, Buffat, Marchesi, Rüegger, Rutz Gregor) beantragt, die Ablehnung dieser Motion.

1.2 Begründung Lernende, die während ihrer Ausbildung einen negativen Asylentscheid erhalten, sollten ihre bereits begonnene berufliche Grundbildung in der Schweiz beenden können. Von einer solchen Regelung würden auch die entsprechenden Herkunftsländer profitieren, da eine solche Person mit einem grossen sozialen Kapital in ihr Herkunftsland zurückkehrt und dieses dort wertschöpfend einsetzen kann. Damit wird überdies gewährleistet, dass betroffene Lehrbetriebe und KMU, die in die Ausbildung der Lehrlinge investiert haben und so ihren Beitrag zur Integration von Lernenden leisten wollten, nicht auf eine motivierte und bereits eingearbeitete Arbeitskraft verzichten müssen. Mit den neuen Verfahrensvorschriften mit der am 1. März 2019 in Kraft getretenen Beschleunigung des Asylverfahrens sollen Asylverfahren in den meisten Fällen innert 140 Tagen rechtskräftig entschieden werden. Deshalb geht es also primär um Personen, deren Verfahren noch nach dem alten Asylrecht ablief.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 28. Oktober 2020 Wie der Bundesrat bereits in seiner Stellungnahme zur Motion Markwalder 20.3322 "Keine Lehrabbrüche von Asylsuchenden, die bereits in den schweizerischen Arbeitsmarkt integriert sind" festgehalten hat, setzt eine glaubwürdige und konsequente Asylpolitik voraus, dass abgewiesene Asylsuchende die Schweiz auch tatsächlich wieder verlassen. Zur Ausreise verpflichtet sind Personen, bei denen der Vollzug der Wegweisung möglich, zulässig und zumutbar ist. Ihnen wird eine Ausreisefrist gesetzt, innert welcher sie die Schweiz verlassen müssen. Die Bewilligung zur Ausübung einer Erwerbstätigkeit und damit auch einer beruflichen Grundbildung bleibt solange bestehen, bis die entsprechende Ausreisefrist abgelaufen ist. Seit dem 1. März 2019 werden Asylverfahren in einem beschleunigten Verfahren durchgeführt. Aufgrund dieser verkürzten Verfahrensdauer kann grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass Asylsuchende bis zum Zeitpunkt eines negativen Asylentscheids noch keine berufliche Grundausbildung begonnen haben. Ein allfälliger Handlungsbedarf würde sich somit, wie auch in der Begründung der Motion festgehalten, in erster Linie auf Asylgesuche beschränken, welche vor dem 1. März 2019 eingereicht wurden. Im Einzelfall kann bereits heute eine längere Ausreisefrist für rechtskräftig wegzuweisende Asylsuchende angesetzt oder eine Ausreisefrist verlängert werden, wenn besondere Umstände dies erfordern (Art. 45 Abs. 2bis des Asylgesetzes; AsylG, SR 142.31). Dies kann z.B. dann der Fall sein, wenn eine rechtskräftig weggewiesene Person kurz vor dem Abschluss einer Ausbildung steht und diese bis zur definitiven Ausreise beenden kann, sofern klar ersichtlich ist, dass sie ihre Ausreise

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20.3925 435 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 19.02.2021 12:12

aus der Schweiz weiterhin tatsächlich vorbereitet. Gemäss heutiger Praxis ist eine Verlängerung bis maximal sechs Monate möglich (vgl. Stellungnahme Bundesrat zur Motion Grossen 19.4282 "Keine erzwungenen Lehrabbrüche bei gut integrierten Personen mit negativem Asylentscheid"). Dies gilt auch für Asylgesuche, die vor dem 1. März 2019 eingereicht wurden (Übergangsbestimmungen zur Änderung vom 25. September 2015 Abs. 1 i.V.m. Art. 45 Abs. 2 a AsylG; Stand 1. Januar 2019). Schliesslich besteht in schwerwiegenden persönlichen Härtefällen nach einem Aufenthalt von fünf Jahren und bei guter Integration die Möglichkeit der Erteilung einer kantonalen Aufenthaltsbewilligung (Art. 14 Abs. 2 AsylG i.V.m. Art. 30a der Verordnung über Zulassung, Aufenthalt und Erwerbstätigkeit [VZAE, SR 142.201]). Dies gilt auch für Personen, deren Asylgesuch rechtskräftig abgelehnt wurde und die zur Ausreise verpflichtet sind. Eine generelle Verlängerung der Ausreisefrist zur Beendigung in der Schweiz begonnener beruflicher Grundbildungen würde hingegen zu einer ungerechtfertigten Besserstellung ausreisepflichtiger Asylsuchender gegenüber den übrigen ausreisepflichtigen Ausländerinnen und Ausländern führen, für welche das Ausländerrecht keine entsprechende Regelung vorsieht. Falls die heutige Praxis in den Kantonen zu Härtefällen führt und die Kantone dies wünschen, ist das Staatssekretariat für Migration (SEM) bereit, in Zusammenarbeit mit den Kantonen diese Fälle zu vertiefen. Sollte sich dabei weitergehender Handlungsbedarf zeigen, wäre der Bundesrat bereit, die bisherige Praxis zu überprüfen.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Nationalrat hat die Motion am 16. Dezember 2020 mit 129 zu 54 Stimmen bei 7 Enthaltungen angenommen.

4 Erwägungen der Kommission Obwohl die Kommission für das Anliegen Verständnis hat, stellt sie keinen gesetzgeberischen Handlungsbedarf zur Verlängerung der Ausreisefrist fest. In der Folge der am 1. März 2019 in Kraft getretenen Änderung des Asylgesetzes, durch welche das beschleunigte Verfahren eingeführt wurde, sollte es nicht mehr zu solchen Situationen kommen. Bei altrechtlichen Fällen, die bald entschieden sein werden, bestehen bereits heute verschiedene Instrumente, um Lehr- oder Ausbildungsabschlüsse zu ermöglichen. Eine Minderheit beantragt die Annahme der Motion, weil es für alle Beteiligten wichtig sei, dass eine begonnene Berufsausbildung abgeschlossen werden könne.

19.2033 Pet. Vereinskomitee Eine Lehre - Eine Zukunft. Eine Lehre - Eine Zukunft Gemäss Art. 126 Abs. 2 ParlG ist mit der Behandlung der vorliegenden Motion auch diese am 26. November 2019 eingereichte Petition erledigt.

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20.3934 436 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3934 Motion Private Reisebusbranche in der Existenzkrise. Dringend notwendige Härtefallrege- lung!

Eingereicht von: Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen NR Einreichungsdatum: 25.08.2020 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, private Transportunternehmen in der Reisebusbranche, die aufgrund behördlicher Corona-Massnahmen unverschuldet und unbeeinflussbar an den Rand des Ruins gedrängt werden, zu unterstützen. Er erarbeitet dazu eine Vorlage ähnlich dem "Dringlichen Bundesgesetz über die Unterstützung des öffentlichen Verkehrs in der COVID-19-Krise" (Mo. 20.3151), primär basierend auf bestehenden Unterstützungsmassnahmen und ohne Beiträge à fonds perdu. Begründung Die Auswirkungen der COVID-19-Krise auf private Transportunternehmen in der Reisebus-branche sind drastisch. Bereits ab Ende Februar, nach einem raschen Anstieg der Infektionen in Italien und anderen Ländern, haben Grenzschliessungen und Reisewarnungen – mitten in der Frühlings-Reisesaison – zur Stornierung von zahlreichen Buchungen geführt. Eine regelrechte Annullationswelle folgte mit dem "Shutdown" in der Schweiz. Aufgrund der rigorosen, behördlich verfügten Massnahmen, d.h. Versammlungsverbote, Verbot von Events und Sportanlässen, Schliessung von Gastronomie, Hotellerie, touristischen Einrichtungen und kulturellen Institutionen sowie einer zu Beginn eher pauschalen Definition der Risikogruppe (über 65 Jahre) brach der Geschäftsgang sehr rasch in dramatischem Ausmass zusammen. Im Durchschnitt gingen die Umsätze per Anfang August um 85 Prozent zurück. Die Empfehlung des Bundes, zu Hause zu bleiben oder zumindest nicht ins Ausland zu reisen, die aktuellen Infektionsraten, nicht planbare kurzfristige Änderungen der Quarantäneliste für Reisedestinationen sowie weitere Covid-19-relevante Einflussfaktoren verhindern zudem bis heute eine Rückkehr zu einer regelmässigen, kostendeckenden Geschäftstätigkeit. Zu stark sind die Einschränkungen und Vorgaben, als dass Carreisen wieder möglich wären. Die Buchungen sind auf Monate hinaus auf extrem tiefem Niveau. Rigorose Kosteneinsparungen, Investitionstop, Personalvermietung an Unternehmen anderer Branchen sowie Kurzarbeitsentschädigung (KAE) und COVID-19-Kredite können einen massiven Verlust nicht verhindern. Zur kontinuierlichen Anpassung (Stornierung) bestehender Buchungen und Reiseterminen wie auch für die Produktion der Saison 2021 müssen 25–30% der Personalkapazität beschäftigt werden. Hinzu kommen fixe Betriebskosten für Finanzierungen, Verwaltung & Informatik, Versicherungen usw. Zahlreiche private Transportunternehmen befinden sich daher in massiven finanziellen Schwierigkeiten. Die Corona-Hilfen des Bundes führten nur vorübergehend zu einer gewissen Entlastung. Die Gefahr von Firmenschliessungen, Konkursen und Arbeitsplatzverlusten nimmt laufend zu. Betroffen sind insbesondere KMU-Betriebe, aber je länger die Aufträge ausbleiben, desto mehr auch etablierte grössere Unternehmungen. Transportunternehmen haben sowohl im Tourismus als auch im alltäglichen Leben eine grosse Bedeutung. Vor diesem Hintergrund braucht es zwingend weitere Hilfsmassnahmen für ausgewiesene Härtefälle. Dabei ist der Kreis der Anspruchsberechtigten auf Transportunternehmen zu begrenzen, die nachweislich aufgrund von behördlich verfügten Corona-Einschränkungen unverschuldet und unbeeinflussbar in eine existentiell bedrohliche Notlage geraten sind. Notwendig sind insbesondere Anpassungen an den bestehenden Modalitäten der COVID-19-Kredite u.a.: – Alle COVID-19-Kredite, d.h. auch COVID-19-Kredite "plus" ab CHF 500'000 sind während der Laufzeit nicht als Fremdkapital zu berücksichtigen und sollen bei Überschuldung nach Artikel 725 Absatz 2 OR dem Eigenkapital angerechnet werden, bis das Unternehmen die Überschuldung abgewendet hat. – Verlängerung der Rückzahlungsfrist für COVID-Kredite auf 10 Jahre. – Erhöhung des max. erhältlichen Kreditvolumens von bisher 10 Prozent auf 25 Prozent des Umsatzes. – Möglichkeit von Kreditgesuchen für Härtefälle bis Ende 2021. 20.3934 437 Ständerat Frühjahrssession 2021

Stellungnahme des Bundesrates vom 28.10.2020 Die Pandemie sowie die ergriffenen Massnahmen zu deren Eindämmung haben Schweizer Unternehmen stark getroffen. Seit Beginn der Krise im März 2020 beschloss der Bundesrat daher umfangreiche Unterstützungen zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen. Dazu gehören insbesondere die Ausweitung der Kurzarbeitsentschädigung, die Corona-Erwerbsausfall-Entschädigung sowie die verbürgten Covid-Kredite. Sie waren auf eine breite und rasche Unterstützung ausgerichtet und haben ihre Wirkung erreicht. Bei seiner rückblickenden Betrachtung der "ausserordentlichen Lage" gemäss Epidemiengesetz konnte der Bundesrat keine Geschäftszweige identifizieren, die vollständig durch die Maschen der umfassenden Unterstützungsmassnahmen fielen. Alle Branchen konnten einen Anspruch geltend machen. Von einer Branchenlösung für private Transportunternehmen in der Reisebusbranche analog der Vorlage zum "Dringlichen Bundesgesetz über die Unterstützung des öffentlichen Verkehrs in der Covid-19-Krise" sieht der Bundesrat ab. Damit der öffentliche Verkehr und der Schienengüterverkehr ihre tragenden Aufgaben auch in Zukunft erfüllen und sich nachfragegerecht weiterentwickeln können, verabschiedeten die eidgenössischen Räte das dringliche (und somit befristete) Bundesgesetz über die Unterstützung des öffentlichen Verkehrs. Private Transportunternehmen in der Reisebusbranche tragen nicht in gleichem Ausmass zur Grundversorgung mit Mobilität in der Schweiz bei. Der Bundesrat verabschiedete am 18. September die Botschaft zum Solidarbürgschaftsgesetz-Covid-19 zuhanden der eidgenössischen Räte. Dieses soll die Notverordnung über Covid-19-Solidarbürgschaften (SR 951.261) in das ordentliche Recht überführen. Das neue Gesetz regelt alle wichtigen Fragen, die sich während der Laufzeit der Kredite und Bürgschaften stellen. Das neue Gesetz sieht für Härtefälle im Vergleich zur Verordnung eine Verlängerung der Amortisationsfrist der Kredite um 3 Jahre vor. Die Unternehmen müssen daher die Kredite spätestens innerhalb von 10 Jahren statt der in der Verordnung vorgesehenen 7 Jahre zurückzahlen. Das Parlament hat am 25. September das Covid-19-Gesetz (SR 818.102) verabschiedet. Artikel 12 des Gesetzes bietet eine gesetzliche Grundlage für die Beteiligung des Bundes an kantonalen Massnahmen zur Unterstützung besonders betroffener Unternehmen. Verschiedene Branchen werden namentlich genannt, darunter Dienstleister der Reisebranche sowie touristische Betriebe. Die konkreten Modalitäten einer Beteiligung des Bundes an der Finanzierung solcher Härtefallmassnahmen werden derzeit mit den Kantonen erarbeitet. Der Bundesrat ist bestrebt, die entsprechende Verordnung so rasch als möglich, spätestens jedoch auf den 1. Januar 2021, in Kraft zu setzen. Das Gesetz regelt zudem die Fortführung von Massnahmen zur Entschädigung des Erwerbsausfalls (Art. 15). Ebenfalls hat der Bundesrat die maximale Bezugsdauer bei der Kurzarbeitsentschädigung auf 18 Monate verlängert (Art. 57b Arbeitslosenversicherungsverordnung, SR 837.02). Von diesen Massnahmen kann auch der Tourismussektor profitieren. Antrag des Bundesrates vom 28.10.2020 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 04.02.2021 - Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Ständerates Chronologie

16.12.2020 Nationalrat Annahme 09.03.2021 Ständerat Ablehnung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen NR (KVF-NR) Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen SR (KVF-SR)

Zuständige Behörde Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) 20.3934 438 Ständerat Frühjahrssession 2021

Weitere Informationen Behandlungskategorie IV

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 20.3934 439 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 24.02.2021 16:49

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.3934 n Mo. Nationalrat (KVF-NR). Private Reisebusbranche in der Existenzkrise. Dringend notwendige Härtefallregelung!

Bericht der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen vom 4. Februar 2021

Die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen hat an ihrer Sitzung vom 4. Februar 2021 die Motion vorberaten, welche die KVF-NR am 25. August 2020 eingereicht hat und der Nationalrat am 16. Dezember 2020 angenommen hatte.

Mit der Motion soll der Bundesrat beauftragt werden, private Transportunternehmen in der Reisebusbranche, die aufgrund behördlicher Corona-Massnahmen unverschuldete Ertragsausfälle vorweisen, zu unterstützen.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 5 zu 4 Stimmen bei 2 Enthaltungen die Motion abzulehnen. Eine Minderheit (Burkart, Français, Rechsteiner Paul, Salzmann) beantragt, die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Stefan Engler

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Stefan Engler

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 28. Oktober 2020 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 20.3934 440 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 24.02.2021 16:49

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, private Transportunternehmen in der Reisebusbranche, die aufgrund behördlicher Corona-Massnahmen unverschuldet und unbeeinflussbar an den Rand des Ruins gedrängt werden, zu unterstützen. Er erarbeitet dazu eine Vorlage ähnlich dem "Dringlichen Bundesgesetz über die Unterstützung des öffentlichen Verkehrs in der COVID-19-Krise" (Mo. 20.3151), primär basierend auf bestehenden Unterstützungsmassnahmen und ohne Beiträge à fonds perdu.

1.2 Begründung Die Auswirkungen der COVID-19-Krise auf private Transportunternehmen in der Reisebus-branche sind drastisch. Bereits ab Ende Februar, nach einem raschen Anstieg der Infektionen in Italien und anderen Ländern, haben Grenzschliessungen und Reisewarnungen - mitten in der Frühlings- Reisesaison - zur Stornierung von zahlreichen Buchungen geführt. Eine regelrechte Annullationswelle folgte mit dem "Shutdown" in der Schweiz. Aufgrund der rigorosen, behördlich verfügten Massnahmen, d.h. Versammlungsverbote, Verbot von Events und Sportanlässen, Schliessung von Gastronomie, Hotellerie, touristischen Einrichtungen und kulturellen Institutionen sowie einer zu Beginn eher pauschalen Definition der Risikogruppe (über 65 Jahre) brach der Geschäftsgang sehr rasch in dramatischem Ausmass zusammen. Im Durchschnitt gingen die Umsätze per Anfang August um 85 Prozent zurück. Die Empfehlung des Bundes, zu Hause zu bleiben oder zumindest nicht ins Ausland zu reisen, die aktuellen Infektionsraten, nicht planbare kurzfristige Änderungen der Quarantäneliste für Reisedestinationen sowie weitere Covid-19-relevante Einflussfaktoren verhindern zudem bis heute eine Rückkehr zu einer regelmässigen, kostendeckenden Geschäftstätigkeit. Zu stark sind die Einschränkungen und Vorgaben, als dass Carreisen wieder möglich wären. Die Buchungen sind auf Monate hinaus auf extrem tiefem Niveau. Rigorose Kosteneinsparungen, Investitionstop, Personalvermietung an Unternehmen anderer Branchen sowie Kurzarbeitsentschädigung (KAE) und COVID-19-Kredite können einen massiven Verlust nicht verhindern. Zur kontinuierlichen Anpassung (Stornierung) bestehender Buchungen und Reiseterminen wie auch für die Produktion der Saison 2021 müssen 25-30% der Personalkapazität beschäftigt werden. Hinzu kommen fixe Betriebskosten für Finanzierungen, Verwaltung & Informatik, Versicherungen usw. Zahlreiche private Transportunternehmen befinden sich daher in massiven finanziellen Schwierigkeiten. Die Corona-Hilfen des Bundes führten nur vorübergehend zu einer gewissen Entlastung. Die Gefahr von Firmenschliessungen, Konkursen und Arbeitsplatzverlusten nimmt laufend zu. Betroffen sind insbesondere KMU-Betriebe, aber je länger die Aufträge ausbleiben, desto mehr auch etablierte grössere Unternehmungen. Transportunternehmen haben sowohl im Tourismus als auch im alltäglichen Leben eine grosse Bedeutung. Vor diesem Hintergrund braucht es zwingend weitere Hilfsmassnahmen für ausgewiesene Härtefälle. Dabei ist der Kreis der Anspruchsberechtigten auf Transportunternehmen zu begrenzen, die nachweislich aufgrund von behördlich verfügten Corona-Einschränkungen unverschuldet und unbeeinflussbar in eine existentiell bedrohliche Notlage geraten sind. Notwendig sind insbesondere Anpassungen an den bestehenden Modalitäten der COVID-19-Kredite u.a.: - Alle COVID-19-Kredite, d.h. auch COVID-19-Kredite "plus" ab CHF 500'000 sind während der Laufzeit nicht als Fremdkapital zu berücksichtigen und sollen bei Überschuldung nach Artikel 725

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20.3934 441 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 24.02.2021 16:49

Absatz 2 OR dem Eigenkapital angerechnet werden, bis das Unternehmen die Überschuldung abgewendet hat. - Verlängerung der Rückzahlungsfrist für COVID-Kredite auf 10 Jahre. - Erhöhung des max. erhältlichen Kreditvolumens von bisher 10 Prozent auf 25 Prozent des Umsatzes. - Möglichkeit von Kreditgesuchen für Härtefälle bis Ende 2021.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 28. Oktober 2020 Die Pandemie sowie die ergriffenen Massnahmen zu deren Eindämmung haben Schweizer Unternehmen stark getroffen. Seit Beginn der Krise im März 2020 beschloss der Bundesrat daher umfangreiche Unterstützungen zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen. Dazu gehören insbesondere die Ausweitung der Kurzarbeitsentschädigung, die Corona-Erwerbsausfall- Entschädigung sowie die verbürgten Covid-Kredite. Sie waren auf eine breite und rasche Unterstützung ausgerichtet und haben ihre Wirkung erreicht. Bei seiner rückblickenden Betrachtung der "ausserordentlichen Lage" gemäss Epidemiengesetz konnte der Bundesrat keine Geschäftszweige identifizieren, die vollständig durch die Maschen der umfassenden Unterstützungsmassnahmen fielen. Alle Branchen konnten einen Anspruch geltend machen. Von einer Branchenlösung für private Transportunternehmen in der Reisebusbranche analog der Vorlage zum "Dringlichen Bundesgesetz über die Unterstützung des öffentlichen Verkehrs in der Covid-19-Krise" sieht der Bundesrat ab. Damit der öffentliche Verkehr und der Schienengüterverkehr ihre tragenden Aufgaben auch in Zukunft erfüllen und sich nachfragegerecht weiterentwickeln können, verabschiedeten die eidgenössischen Räte das dringliche (und somit befristete) Bundesgesetz über die Unterstützung des öffentlichen Verkehrs. Private Transportunternehmen in der Reisebusbranche tragen nicht in gleichem Ausmass zur Grundversorgung mit Mobilität in der Schweiz bei. Der Bundesrat verabschiedete am 18. September die Botschaft zum Solidarbürgschaftsgesetz- Covid-19 zuhanden der eidgenössischen Räte. Dieses soll die Notverordnung über Covid-19-Solidarbürgschaften (SR 951.261) in das ordentliche Recht überführen. Das neue Gesetz regelt alle wichtigen Fragen, die sich während der Laufzeit der Kredite und Bürgschaften stellen. Das neue Gesetz sieht für Härtefälle im Vergleich zur Verordnung eine Verlängerung der Amortisationsfrist der Kredite um 3 Jahre vor. Die Unternehmen müssen daher die Kredite spätestens innerhalb von 10 Jahren statt der in der Verordnung vorgesehenen 7 Jahre zurückzahlen. Das Parlament hat am 25. September das Covid-19-Gesetz (SR 818.102) verabschiedet. Artikel 12 des Gesetzes bietet eine gesetzliche Grundlage für die Beteiligung des Bundes an kantonalen Massnahmen zur Unterstützung besonders betroffener Unternehmen. Verschiedene Branchen werden namentlich genannt, darunter Dienstleister der Reisebranche sowie touristische Betriebe. Die konkreten Modalitäten einer Beteiligung des Bundes an der Finanzierung solcher Härtefallmassnahmen werden derzeit mit den Kantonen erarbeitet. Der Bundesrat ist bestrebt, die entsprechende Verordnung so rasch als möglich, spätestens jedoch auf den 1. Januar 2021, in Kraft zu setzen. Das Gesetz regelt zudem die Fortführung von Massnahmen zur Entschädigung des Erwerbsausfalls (Art. 15). Ebenfalls hat der Bundesrat die maximale Bezugsdauer bei der Kurzarbeitsentschädigung auf 18 Monate verlängert (Art. 57b Arbeitslosenversicherungsverordnung, SR 837.02). Von diesen Massnahmen kann auch der Tourismussektor profitieren.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

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20.3934 442 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 24.02.2021 16:49

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Nationalrat hat die Motion am 16. Dezember 2020 mit 141 zu 36 bei 7 Enthaltungen angenommen.

4 Erwägungen der Kommission Die Reisebusbranche wurde von der Coronakrise und den Massnahmen zur Pandemieeindämmung besonders hart getroffen. Die Kommission anerkennt die dramatische Lage, in der sich die Branche aktuell befindet. Eine rasche, unbürokratische und nachhaltige Hilfe tut not. Diese Hilfen sollen im Rahmen der bereits beschlossenen und der noch folgenden Härtefall- Massnahmen erfolgen. Gerade A-fonds-perdu-Beiträge, welche die Motion explizit ausschliesst, sind dabei in Betracht zu ziehen. Eine isolierte Lösung für eine einzelne Branche würde unweigerlich Abgrenzungsschwierigkeiten zu andern, ebenfalls stark betroffenen Branchen nach sich ziehen. Zudem dürfte eine neu zu erarbeitende Unterstützung für viele Betriebe zu spät kommen.

Die Minderheit beantragt die Motion anzunehmen. Aus ihrer Sicht ist eine spezifische Lösung für die Reisebusbranche richtig, da diese strukturell stärker betroffen ist als andere Branchen und sich seit fast einem Jahr nahezu mit einem Totalausfall der Einnahmen konfrontiert sieht. Eine grosszügige und unkomplizierte Hilfe, welche auch die Entwicklungen seit Einreichung der Motion berücksichtigt, ist dringend nötig, um das wirtschaftliche Überleben der betroffenen Unternehmen zu ermöglichen.

Aus diesen Gründen beantragt die Kommission mit 5 zu 4 Stimmen bei 2 Enthaltungen die Ablehnung der Motion.

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20.3940 443 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.3940 Motion Mehr rezyklierten Kunststoff in Kunststoffverpackungen für Getränke und Reini- gungsmittel

Eingereicht von: Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie NR Einreichungsdatum: 01.09.2020 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, bis zum Jahr 2025 eine Steuer auf alle Einweg-Kunststoffverpackungen für Getränke und Reinigungsmittel einzuführen, die weniger als 25 Prozent rezyklierten Kunststoff enthalten. Die Einnahmen aus dieser Steuer werden für die Verbesserung des Recyclings von Kunststoff aufgewendet.

Eine Minderheit der Kommission (Jauslin, Bourgeois, Imark, Page, Paganini, Rösti, Wasserfallen Christian) beantragt, die Motion abzulehnen. Begründung Mit einer solchen Kunststoffsteuer soll das Recycling von Kunststoff gefördert werden. Die Steuer sollte einen ausreichenden Anreiz bieten, damit bei den Verpackungsherstellern und deren Kundinnen und Kunden eine Lenkungswirkung erzielt wird. Das Recycling von Kunststoff wird nur zunehmen, wenn die Nachfrage nach rezykliertem Kunststoff steigt. Heute ist dieses Recycling stark vom Ölpreis abhängig. Wenn die Ölpreise sehr niedrig sind, ist es für rezyklierten Kunststoff fast unmöglich, konkurrenzfähig zu sein. Wenn diese tiefen Preise zu lange andauern, gefährden sie den gesamten Kunststoff-Recyclingkreislauf. Es ist wichtig, die Industrie dazu anzuregen, rezyklierten Kunststoff in ihre Verpackungen zu integrieren. Dies geschieht bereits mit PET und PE, aus denen sogar Flaschen aus 100-prozentigem R-PET oder R-PE hergestellt werden. Im März 2019 beschloss die Europäische Union, alle Hersteller von Einweg-Getränkeverpackungen aus Kunststoff zu verpflichten, 25 Prozent rezyklierten Kunststoff zu verwenden. Stellungnahme des Bundesrates vom 28.10.2020 Die Stärkung der Kreislaufwirtschaft und die Förderung der Abfallvermeidung sind zwei Kernmassnahmen, um die Schonung unserer natürlichen Ressourcen voranzutreiben. Verwaltungsintern werden im Bereich der Kunststoffe denn auch bereits verschiedene Aufträge des Parlaments bearbeitet. So werden die Anliegen von vier teilweise bereits überwiesenen Postulaten in einem gemeinsamen Bericht behandelt (18.3196 Po. Thorens Goumaz, 18.3496 Po. Munz, 19.3818 Po. Flach, 19.4355 Po. CVP-Fraktion). In Bearbeitung ist auch die Motion UREK-N (18.3712) "Weniger Plastikmüll in Gewässern und Böden". Die im Erstrat bereits angenommene Motion Dobler (20.3695) "Förderung der Kreislaufwirtschaft. Die Schweiz soll mehr Plastik rezyklieren" verlangt eine schweizweit koordinierte und flächendeckende Sammlung von Kunststoffabfällen sowie deren hochwertiges Recycling. Auch die Parlamentarische Initiative "Schweizer Kreislaufwirtschaft stärken" der UREK-N (20.433) berücksichtigt wesentliche Anliegen der vorliegenden Motion bereits. Sie fordert unter anderem, dass Hersteller und Händler verpflichtet werden können, Verpackungen aus kreislauffähigen Materialien zu verwenden und die Abfälle möglichst stofflich zu verwerten. Der Bundesrat hat zudem das UVEK beauftragt, unter Einbezug von WBF und EFD, dem Bundesrat bis spätestens Ende 2022 Vorschläge für spezifische Massnahmen zur Ressourcenschonung zu unterbreiten, dies unter anderem auch unter Berücksichtigung der Kunststoffstrategie der EU. Mit Annahme der vorliegenden Motion würde die Wahl des Instruments für die Verbesserung des Kunststoffrecyclings bei Verpackungen vorweggenommen und privatwirtschaftliche, freiwillige Massnahmen würden erschwert werden. Der Bundesrat möchte die bereits laufenden Arbeiten ergebnisoffen fortführen. Er beantragt deshalb die Ablehnung der Motion. 20.3940 444 Ständerat Frühjahrssession 2021

Antrag des Bundesrates vom 28.10.2020 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 16.02.2021 - Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates Chronologie

17.12.2020 Nationalrat Annahme 16.03.2021 Ständerat Ablehnung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie NR (UREK-NR) Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie SR (UREK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Weitere Informationen Behandlungskategorie IV

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 20.3940 445 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 03.03.2021 10:02

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.3940 n Mo. Nationalrat (UREK-NR). Mehr rezyklierten Kunststoff in Kunststoffverpackungen für Getränke und Reinigungsmittel

Bericht der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie vom 16. Februar 2021

Die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 16. Februar 2021 die von ihrer Schwesterkommission am 1. September 2020 eingereichte und vom Nationalrat am 17. Dezember 2020 angenommene Motion vorberaten.

Mit der Motion wird eine neue Steuer auf alle Einweg-Kunststoffverpackungen für Getränke und Reinigungsmittel verlangt, die weniger als 25 Prozent rezyklierten Kunststoff enthalten.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 9 zu 2 Stimmen bei 2 Enthaltungen, die Motion abzulehnen.

Berichterstattung: Schmid Martin

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Martin Schmid

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 28. Oktober 2020 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 20.3940 446 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 03.03.2021 10:02

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, bis zum Jahr 2025 eine Steuer auf alle Einweg- Kunststoffverpackungen für Getränke und Reinigungsmittel einzuführen, die weniger als 25 Prozent rezyklierten Kunststoff enthalten. Die Einnahmen aus dieser Steuer werden für die Verbesserung des Recyclings von Kunststoff aufgewendet.

1.2 Begründung Mit einer solchen Kunststoffsteuer soll das Recycling von Kunststoff gefördert werden. Die Steuer sollte einen ausreichenden Anreiz bieten, damit bei den Verpackungsherstellern und deren Kundinnen und Kunden eine Lenkungswirkung erzielt wird. Das Recycling von Kunststoff wird nur zunehmen, wenn die Nachfrage nach rezykliertem Kunststoff steigt. Heute ist dieses Recycling stark vom Ölpreis abhängig. Wenn die Ölpreise sehr niedrig sind, ist es für rezyklierten Kunststoff fast unmöglich, konkurrenzfähig zu sein. Wenn diese tiefen Preise zu lange andauern, gefährden sie den gesamten Kunststoff-Recyclingkreislauf. Es ist wichtig, die Industrie dazu anzuregen, rezyklierten Kunststoff in ihre Verpackungen zu integrieren. Dies geschieht bereits mit PET und PE, aus denen sogar Flaschen aus 100-prozentigem R-PET oder R-PE hergestellt werden. Im März 2019 beschloss die Europäische Union, alle Hersteller von Einweg-Getränkeverpackungen aus Kunststoff zu verpflichten, 25 Prozent rezyklierten Kunststoff zu verwenden.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 28. Oktober 2020 Die Stärkung der Kreislaufwirtschaft und die Förderung der Abfallvermeidung sind zwei Kernmassnahmen, um die Schonung unserer natürlichen Ressourcen voranzutreiben. Verwaltungsintern werden im Bereich der Kunststoffe denn auch bereits verschiedene Aufträge des Parlaments bearbeitet. So werden die Anliegen von vier teilweise bereits überwiesenen Postulaten in einem gemeinsamen Bericht behandelt (18.3196 Po. Thorens Goumaz, 18.3496 Po. Munz, 19.3818 Po. Flach, 19.4355 Po. CVP-Fraktion). In Bearbeitung ist auch die Motion UREK-N (18.3712) "Weniger Plastikmüll in Gewässern und Böden". Die im Erstrat bereits angenommene Motion Dobler (20.3695) "Förderung der Kreislaufwirtschaft. Die Schweiz soll mehr Plastik rezyklieren" verlangt eine schweizweit koordinierte und flächendeckende Sammlung von Kunststoffabfällen sowie deren hochwertiges Recycling. Auch die Parlamentarische Initiative "Schweizer Kreislaufwirtschaft stärken" der UREK-N (20.433) berücksichtigt wesentliche Anliegen der vorliegenden Motion bereits. Sie fordert unter anderem, dass Hersteller und Händler verpflichtet werden können, Verpackungen aus kreislauffähigen Materialien zu verwenden und die Abfälle möglichst stofflich zu verwerten. Der Bundesrat hat zudem das UVEK beauftragt, unter Einbezug von WBF und EFD, dem Bundesrat bis spätestens Ende 2022 Vorschläge für spezifische Massnahmen zur Ressourcenschonung zu unterbreiten, dies unter anderem auch unter Berücksichtigung der Kunststoffstrategie der EU. Mit Annahme der vorliegenden Motion würde die Wahl des Instruments für die Verbesserung des Kunststoffrecyclings bei Verpackungen vorweggenommen und privatwirtschaftliche, freiwillige Massnahmen würden erschwert werden. Der Bundesrat möchte die bereits laufenden Arbeiten ergebnisoffen fortführen. Er beantragt deshalb die Ablehnung der Motion.

2

20.3940 447 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 03.03.2021 10:02

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Der Nationalrat hat die Motion am 17. Dezember 2020 angenommen, mit 104 zu 77 Stimmen, bei 5 Enthaltungen.

4 Erwägungen der Kommission Die Kommission unterstützt grundsätzlich die Zielsetzung der Motion, den Anteil an rezykliertem Material in Kunststoffverpackungen zu erhöhen. Sie sieht viel Potenzial in der Kreislaufwirtschaft und begrüsst innovative Massnahmen. Allerdings beurteilt die Kommission den beträchtlichen administrativen Aufwand kritisch, der mit einer neuen Steuer oder Lenkungsabgabe einhergehen würde. Stattdessen sollen nach Ansicht der Kommission Lösungen für mehr Recycling zunächst in Zusammenarbeit mit Detailhändlern und Privaten entlang der Wertschöpfungskette gefunden werden. Freiwillige Lösungen sollen dabei bevorzugt zur Anwendung kommen. In diesem Kontext stellt die Kommission fest, dass eine Steuer für Kunststoffverpackungen bei Getränken und Reinigungsmittel eine Einzelmassnahme wäre, die nicht in ein Gesamtkonzept eingebettet ist. Die Lösung wäre beschränkt auf Verpackungen aus Kunststoff für Getränke und Reinigungsmittel. Andere Waren und Verpackungsmaterialien wie etwa Getränkekartons wären also ausgenommen. Im Wissen darum, dass ihre Schwesterkommission im Rahmen der parlamentarischen Initiative 20.433 an einem Gesamtpaket zum Thema Recycling arbeitet, will sie die Resultate dieser Arbeiten abwarten, bevor sie neue umfangreiche Regulierungen anstösst. Bei Annahme der Motion würde die Wahl der Instrumente für den Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft vorweggenommen und zukünftige Arbeiten an einer ganzheitlichen Lösung erschwert. Die Kommission beantragt daher, die Motion abzulehnen.

3

20.4260 448 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4260 Motion Zukunftsfähige Daten-Infrastruktur und Daten-Governance in der Bundesverwaltung

Eingereicht von: Finanzkommission NR Einreichungsdatum: 06.10.2020 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, einen zentralen, standardisierten Zugang im Sinne eines "Daten Hub" zu den digitalen Daten und Prozessen der gesamten Bundesverwaltung zu schaffen. Mittels interoperablen, maschinenlesbaren und auf offenen Standards basierenden Echtzeit-Schnittstellen (sogenannte Microservices und APIs) soll der digitale Austausch zwischen den Bundesbehörden und den Behörden anderer Staatsebenen, der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft verbessert werden. Für die Steuerung und zügige Durchsetzung dieses und anderer Vorhaben mit Anspruch auf departementsübergreifenden Gültigkeit, sowie die Regelung der Interaktion zwischen Datenproduzent*innen und Datenbezüger*innen, schafft der Bundesrat zudem die notwendigen Governance-Strukturen. Der Bundesrat erarbeitet einen verbindlichen Umsetzungsplan und rapportiert jährlich über den Anteil (qualitativ und quantitativ) der gesamten Daten und Prozesse der Bundesbehörden, welche via Daten Hub erreichbar sind und wie diese genutzt werden. Begründung Die Motion schliesst an die bereits angenommenen, gleichlautenden Motionen 18.4276 und 18.4238 an und erweitert diese. Um gleichzeitig dezentrale Autonomie in einzelnen Abteilungen zu wahren und dennoch eine Harmonisierung des Zugangs zu Daten und Prozessen zu ermöglichen, bewährt sich in der Praxis ein zentraler Zusammenzug solcher Schnittstellen. Dabei werden Regeln über die Ausgestaltung organisationsübergreifend verpflichtend vorgegeben und deren Einhaltung überprüft. Die hinter den Schnittstellen befindlichen Systeme gewinnen an Flexibilität, da dort die Anzahl der Vorgaben (Sicherheit, gesetzliche Einschränkungen, etc.) reduziert wird. Der Ansatz erlaubt es auch, alte Systeme (sogenannte Legacy Systeme) hinter den gesicherten Schnittstellen zu integrieren. Vorteile sind erhöhte Flexibilität, vereinfachte Wiederverwendung von Funktionen und besser steuerbarer Ablösungsmöglichkeiten in iterativem Vorgehen – und damit eine Reduktion der Anbieterabhängigkeit. Ein moderner "Daten Hub" verbessert die Voraussetzungen für E-Government Vorhaben und die Beziehung der Staatsebenen mit der Zivilgesellschaft und den Unternehmen. Er hilft insbesondere auch das "Once-Only"-Prinzip zu realisieren, sodass Bürger*innen und Unternehmen bestimmte Standardinformationen den Behörden und Verwaltungen nur einmal mitteilen müssen. Antrag des Bundesrates vom 25.11.2020 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Kommissionsberichte 21.01.2021 - Finanzkommission des Ständerates Chronologie

17.12.2020 Nationalrat Annahme 08.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Finanzkommission NR (FK-NR) 20.4260 449 Ständerat Frühjahrssession 2021

Finanzkommission SR (FK-SR)

Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Behandlungskategorie IV

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 20.4260 450 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 23.02.2021 18:52

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.4260 n Mo. Nationalrat (FK-NR). Zukunftsfähige Daten-Infrastruktur und Daten-Governance in der Bundesverwaltung

Bericht der Finanzkommission des Ständerates vom 21. Januar 2021

Die Finanzkommission des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 21. Januar 2021 die von der Finanzkommission des Nationalrates eingereichte und vom Nationalrat am 17. Dezember 2020 angenommene Motion vorberaten. Sie hörte dazu den Antragsteller aus der Finanzkommission des Nationalrates an.

Die Motion will den Bundesrat beauftragen, einen zentralisierten, standardisierten Zugang im Sinne eines «Daten-Hub» zu den digitalen Daten und Prozessen der gesamten Bundesverwaltung zu schaffen. Ziel ist, den digitalen Austausch zwischen den Bundesbehörden und den Behörden anderer Staatsebenen, der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft zu verbessern.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt einstimmig, die Motion anzunehmen.

Berichterstattung: Peter Hegglin (d)

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Peter Hegglin

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 25. November 2020 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 20.4260 451 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 23.02.2021 18:52

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, einen zentralen, standardisierten Zugang im Sinne eines "Daten Hub" zu den digitalen Daten und Prozessen der gesamten Bundesverwaltung zu schaffen. Mittels interoperablen, maschinenlesbaren und auf offenen Standards basierenden Echtzeit-Schnittstellen (sogenannte Microservices und APIs) soll der digitale Austausch zwischen den Bundesbehörden und den Behörden anderer Staatsebenen, der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft verbessert werden. Für die Steuerung und zügige Durchsetzung dieses und anderer Vorhaben mit Anspruch auf departementsübergreifenden Gültigkeit, sowie die Regelung der Interaktion zwischen Datenproduzent*innen und Datenbezüger*innen, schafft der Bundesrat zudem die notwendigen Governance-Strukturen. Der Bundesrat erarbeitet einen verbindlichen Umsetzungsplan und rapportiert jährlich über den Anteil (qualitativ und quantitativ) der gesamten Daten und Prozesse der Bundesbehörden, welche via Daten Hub erreichbar sind und wie diese genutzt werden.

1.2 Begründung Die Motion schliesst an die bereits angenommenen, gleichlautenden Motionen 18.4276 und 18.4238 an und erweitert diese. Um gleichzeitig dezentrale Autonomie in einzelnen Abteilungen zu wahren und dennoch eine Harmonisierung des Zugangs zu Daten und Prozessen zu ermöglichen, bewährt sich in der Praxis ein zentraler Zusammenzug solcher Schnittstellen. Dabei werden Regeln über die Ausgestaltung organisationsübergreifend verpflichtend vorgegeben und deren Einhaltung überprüft. Die hinter den Schnittstellen befindlichen Systeme gewinnen an Flexibilität, da dort die Anzahl der Vorgaben (Sicherheit, gesetzliche Einschränkungen, etc.) reduziert wird. Der Ansatz erlaubt es auch, alte Systeme (sogenannte Legacy Systeme) hinter den gesicherten Schnittstellen zu integrieren. Vorteile sind erhöhte Flexibilität, vereinfachte Wiederverwendung von Funktionen und besser steuerbarer Ablösungsmöglichkeiten in iterativem Vorgehen - und damit eine Reduktion der Anbieterabhängigkeit. Ein moderner "Daten Hub" verbessert die Voraussetzungen für E-Government Vorhaben und die Beziehung der Staatsebenen mit der Zivilgesellschaft und den Unternehmen. Er hilft insbesondere auch das "Once-Only"-Prinzip zu realisieren, sodass Bürger*innen und Unternehmen bestimmte Standardinformationen den Behörden und Verwaltungen nur einmal mitteilen müssen.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 25. November 2020

Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion.

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Da Bundesrat und Kommission die Annahme der Motion beantragen, nahm der Nationalrat die Motion ohne Abstimmung an.

2

20.4260 452 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 23.02.2021 18:52

4 Erwägungen der Kommission

Die Kommission hörte den Antragsteller aus der Finanzkommission des Nationalrates sowie als Vertreter der Bundesverwaltung den Direktor des Bundesamts für Statistik (BFS) an. Sie erläuterten der Kommission die sich stellenden Herausforderungen und das Ziel der Motion (siehe zu den Einzelheiten den Motionstext sowie die Begründung der Motion). Der Antragsteller wies darauf hin, dass die Motion im Austausch mit den wichtigsten Vertretern der Informatik des Bundes (z. B. dem Bundesamt für Informatik und Telekommunikation und dem Bereich «Digitale Transformation und IKT-Lenkung» (DTI) der Bundeskanzlei) entstanden ist und deren Unterstützung findet.

Mit der Motion soll die Digitalisierung erleichtert und beschleunigt werden, indem man den Zugang zu den digitalen Prozessen der Bundesverwaltung vereinheitlicht und standardisiert. Ein Vorteil des Vorgehens ist, dass hinter einer gut geschützten Zugangstür zum Gesamtsystem mehr Freiheit für die einzelnen Teilsysteme besteht. Diesen müssen wegen der hohen Sicherheit an der Eingangstür nicht mehr so viele Vorgaben (Sicherheit, gesetzliche Einschränkungen, etc.) gemacht werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass hinter den gesicherten Schnittstellen auch ältere Informatikanwendungen integriert und gemäss eigenem Zeitplan angepasst oder ersetzt werden können. Damit wird die Gesamtkomplexität im Informatiksystem des Bundes reduziert und die Flexibilität erhöht.

Die Finanzkommission unterstützt die mit der Motion verfolgten Ziele voll und ganz. Die Bewältigung der Coronapandemie hat etwas noch deutlicher aufgezeigt, war vorher schon klar war: die Digitalisierung der Bundesverwaltung und ihrer Partner (Kantone, Wirtschaft, Gesellschaft) muss schneller vorangetrieben werden! Es muss rasch möglich sein, dass Bürgerinnen und Bürgern, die Wirtschaft oder Amtsstellen der Kantone ihre Verwaltungsgeschäfte mit der Bundesverwaltung digital und medienbruchfrei abwickeln können.

Auch einige Kantone arbeiten mit solchen Systemen. Die Kommission verlangt, dass die Kantone in die Arbeiten eingezogen werden. Ansprechpartner sein kann der gemeinsame Beauftragte für Digitalisierung der Bundesverwaltung.

Aus den vorgenannten Gründen beantragt die einstimmige Finanzkommission Annahme der Motion. Sie wird im Rahmen der Finanzoberaufsicht über den IKT-Bereich deren Umsetzung begleiten.

3

20.4328 453 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4328 Motion Service public stärken

Eingereicht von: Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen SR Einreichungsdatum: 03.11.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Motion an 2. Rat

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, dem Parlament zur Gewährleistung eines wirkungsvollen Service Public ein Gesetz über die politische Steuerung und Oberaufsicht von Unternehmen mit einem Grundversorgungsauftrag vorzulegen. Begründung Was genau der Grundversorgungs-Auftrag und Zweck einer staatlichen bzw. staatsnahen Unternehmung oder Privaten ist und was nicht, wie mit dem Zielkonflikt zwischen Gewinnstreben und Gemeinwohl umzugehen ist und wie die politische (strategische) Führung und Aufsicht von SBB, Swisscom, Schweizerische Post, Skyguide und das öffentliche Radio und Fernsehen, ist in der sektoriellen Gesetzgebung nur lückenhaft geregelt. Dasselbe gilt auch für die politischen Einfluss- und Steuerungsmöglichkeiten sowie Aufsichtsverantwortung, wenn Buchungsunregelmässigkeiten oder Betriebspannen der Zuverlässigkeit und der Qualität des Service Public zusetzen. Ein neues Gesetz über die politische Steuerung und Aufsicht von Unternehmen mit Grundversorgungsauftrag verfolgt das Ziel, den Service Public zu stärken und müsste (nicht abschliessend) unter Beachtung der Eignerverantwortung und der unternehmerischen Handlungsfreiheit die nachfolgenden Bereiche abdecken: Grundsätze der corporate governance; politischer Einfluss und Steuerung; Transparenz und Berichterstattung; Oberaufsicht. Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 Der Bundesrat unterstützt das Anliegen, dass das Parlament bei der politischen Steuerung von bundesnahen Unternehmen einbezogen wird und bei der Definition des Service Public eine zentrale Rolle spielt. Der Bundesrat ist hingegen nicht überzeugt von der Idee, die politische Steuerung und Aufsicht von Unternehmen mit Grundversorgungsauftrag mit einem neuen Gesetz zu regeln. Er ist der Meinung, dass den Anliegen der Kommissionsmotion im Rahmen des ParIG, des RVOG, der Organisationserlasse, der Berichte des Bundesrates über die Zielerreichung, der Mitarbeit der Kommissionen bei der Ausarbeitung der strategischen Ziele und der verbindlichen Corporate Governance-Leitsätze bereits weitgehend entsprochen wird. Diese Gestaltung und Umsetzung der Eignerpolitik ist flexibler; Entwicklungen können besser antizipiert und es kann rascher reagiert werden. Auch das Parlament kann seine Anliegen ohne neues Gesetz einfacher einbringen. Der Mehrwert eines neuen Gesetzes ist für den Bundesrat deshalb nicht ersichtlich. Antrag des Bundesrates vom 17.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Chronologie

09.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen NR (KVF-NR) Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen SR (KVF-SR)

Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) 20.4328 454 Ständerat Frühjahrssession 2021

Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.4329 455 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4329 Motion Schweizerische Erdbebenversicherung mittels System der Eventualverpflichtung

Eingereicht von: Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie SR Einreichungsdatum: 03.11.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Motion an 2. Rat

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt die verfassungsrechtlichen und/oder gesetzlichen Grundlagen für die Schaffung einer Schweizerischen Erdbebenversicherung mittels einem System der Eventualverpflichtung zu schaffen.

Eine Minderheit der Kommission (Fässler Daniel, Germann, Müller Damian, Noser, Schmid Martin, Stark) beantragt, die Motion abzulehnen. Begründung Das Erdbebenrisiko ist das grösste Elementarschadenrisiko schweizweit. Auch in der Schweiz können seltene Erdbeben zu Schäden bis in den dreistelligen Milliardenbereich führen. Dennoch gibt es in der Schweiz keine flächendeckende, obligatorische Erdbebenversicherung und das Risikobewusstsein in breiten Teilen der Bevölkerung ist gering. Der klassische Risikotransfer von Versicherungsprodukten wird massgeblich erschwert durch die Tatsache, dass in der Schweiz grosse Erdbeben nur alle paar Jahrzehnte oder sogar nur alle paar Jahrhunderte auftreten. Gegenwärtig werden in der Schweiz lediglich knapp 10 Prozent der Gebäudewerte durch entsprechende Versicherungsprodukte abgedeckt. Die bisherigen Versuche zur Schaffung einer schweizerischen Erdbebenversicherung sind allesamt gescheitert. Obwohl der Handlungsbedarf durchaus anerkannt ist, scheiterten bisherige Versuche an der speziellen wirtschaftlichen und politischen Konstellation. Trotzdem weigerte sich der Ständerat im Juni 2018 die Motion Fournier (11.3511) abzuschreiben und anerkannte den Handlungsbedarf weiterhin. Bei der Diskussion zur Einführung einer flächendeckenden, obligatorischen Erdbebenversicherung kann argumentiert werden, dass der Versicherungszwang gegenüber einem Risiko, welches nur sehr selten eintritt, zu einer ungerechten und einseitigen Belastung von Generationen von Versicherungsnehmern bzw. Hauseigentümern führt. Eine gewisse Ungerechtigkeit kann also darin bestehen, dass viele Jahre – hunderte Jahre – Hauseigentümer durch Prämien belastet werden, entsprechende Leistungen dann jedoch nur einer einzigen Generation von Hauseigentümern im Ereigniszeitpunkt zu Gute kommen. Zudem sind die Erdbebenrisiken in der Schweiz ungleich verteilt sowie die Gebäudeversicherungssysteme kantonal unterschiedlich ausgestaltet. Dies erschwerte in der Vergangenheit eine Konkordatslösung unter den Kantonen. Die Corona-Krise hat jedoch gezeigt, dass auch seltene Ereignisse eintreten können. Es ist angebracht, hierfür Vorkehrungen zu treffen und den volkswirtschaftlichen Schaden für die Schweiz gering zu halten. Den Grundgedanken von Vorsorge, Versicherung und Solidarität ist Rechnung zu tragen. Als Alternative zur Einführung einer obligatorischen Erdbebenversicherung bietet es sich an, andere Finanzierungskonzepte zu prüfen. Ein solches Konzept stellt die "Eventualverpflichtung" dar. Dieses Konzept ist seit ein paar Jahren bekannt und kann als gangbarer Weg für die Zukunft zielführend werden. Hauseigentümer würden dabei verpflichtet werden, im Falle eines Schadenbebens einen bestimmten Prozentsatz des Versicherungswerts ihres Gebäudes als Einmalprämie in ein gemeinschaftliches Gefäss / Versicherung einzubringen. Diese Eventualverpflichtung müsste mittels Grundbucheintrag dinglich abgesichert werden. Mit zum Beispiel 0.7% auf der Gebäudeversicherungssumme könnte diese Kasse im Ereignisfall über Mittel in der Höhe von ca. CHF 20 Mia. verfügen, bei einem Versicherungsbestand von rund CHF 3'000 Mrd. in der Schweiz. Diese Mittel wären zweckgebunden für die Bewältigung der Folgen eines Erdbebens (Wiederherstellungskosten an beschädigten/zerstörten Gebäuden) einzusetzen. So hätte beispielsweise ein Hauseigentümer mit einem Gebäude von CHF 500'000 Versicherungswert im Ereignisfall eine Zahlung von CHF 3'500 zu leisten. Eine solche Zahlung, die nur alle paar Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte anfällt, ist vertretbar, angemessen und zumutbar. Diese "Versicherungsprämie" könnte in der Höhe vom Grad 20.4329 456 Ständerat Frühjahrssession 2021 des Schadensausmasses abhängig gemacht werden und würde erst im Zeitpunkt des Schadenseintritts fällig. Der grosse Vorteil dieses Ansatzes gegenüber der "klassischen" Versicherungslösung liegt darin, dass lediglich die Generation Hauseigentümer zum Zeitpunkt des Erdbebens in den Mechanismus zur Umverteilung einbezogen wird. Da überall in der Schweiz ein gewisses Risiko besteht, durch ein Erdbeben betroffen zu sein, ist der Gedanke der Solidarität unter den Hauseigentümern der Schweiz von grosser Bedeutung und kann mit diesem Vorschlag umgesetzt werden. Weitere Vorteile ergeben sich aus der Tatsache, dass die Finanzierung alleine durch die Hauseigentümer, ohne Belastung der Staatskasse sichergestellt wird. Es müssen auch keine Reserven verwaltet und gewinnbringend über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte bewirtschaftet werden. Daraus ergibt sich eine Unabhängigkeit gegenüber der wirtschaftlichen Entwicklung über den Zeitraum von Jahrzehnten. So könnte der Nachteil einer Rückstellung in Form von Kapitalanlagen vermieden werden. Diese könnte ja über Jahrzehnte oder noch längere Zeiträume extrem an Wert verlieren oder es könnte sogar das Währungssystem ändern. Demgegenüber orientiert sich die Eventualverpflichtung immer am dannzumaligen Gebäudewert und kann über ein gesetzliches Grundpfand, wie es in andern Bereichen bereits existiert (z.B Sicherstellung von Steuerforderungen des Staates) abgesichert werden. Dem Umstand, dass einzelne Gebäudeeigentümer im Ereignisfall nicht zahlungsfähig sein könnten, ist ebenfalls durch eine gesetzliche hypothekarische Absicherung Rechnung zu tragen. Stellungnahme des Bundesrates vom 03.02.2021 Der Bundesrat hat sich schon mehrfach zu den zahlreichen Vorstössen geäussert, die sich in den letzten zwanzig Jahren für die Schaffung einer schweizerischen Erdbebenversicherung ausgesprochen haben. Im Wesentlichen steht er der Idee positiv gegenüber. Es gilt heute aber weiterhin, was er bereits in seinem dem Parlament am 20. Juni 2014 vorgelegten Bericht zur Motion Fournier (11.3511, Obligatorische Erdbebenversicherung) klargestellt hat: Solange keine ausreichende Anzahl von Kantonen eine föderale Lösung für eine Erdbebenversicherung unterstützt, besteht nur noch der Weg einer Bundeslösung, welcher die Schaffung einer entsprechenden Verfassungskompetenz erfordert. Eine Bundeslösung ist denn auch heute weiterhin die einzig mögliche, nachdem die Konferenz der Kantonsregierungen im Dezember 2017 mitgeteilt hat, dass kein interkantonales Konkordat für eine obligatorische Erdbebenversicherung zustande kommt. Hiebei erscheint bei einer Lösung auf Bundesebene der Weg über eine förmliche Versicherung angesichts der mehrfach gescheiterten Versuche in diesem Geschäft nicht gangbar. So hat das Parlament wiederholt Vorstösse abgelehnt, die eine Deckung von Erdbebenschäden unter Einbezug der Privatversicherungen und der kantonalen Gebäudeversicherungen verlangten (vgl. etwa Mo. Leutenegger Oberholzer Susanne 10.3804, Erdbebenversicherung; Pa.Iv. Leutenegger Oberholzer Susanne 11.416, Obligatorische Erdbebenversicherung; Mo. Malama Peter 11.3377, Einführung einer obligatorischen Erdbebenversicherung; Standesinitiative Basel-Stadt 15.310, Einführung einer eidgenössischen Erdbebenversicherung). In diesem Lichte wäre es allenfalls möglich, dass die vorliegende Motion 20.4329 einen Ausweg aus der offenbar nicht gangbaren Versicherungslösung bietet. Angesichts der aber in weiten Kreisen weiterbestehenden grundsätzlichen staatspolitischen und ökonomischen Ablehnung einer wie auch immer ausgestalteten vorsorglichen Regelung der Finanzierung von Erdbebenschäden, erachtet es der Bundesrat als nicht angezeigt, erneut umfangreiche Arbeiten zu diesem Thema aufzunehmen. Antrag des Bundesrates vom 03.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Chronologie

10.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie NR (UREK-NR) Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie SR (UREK-SR) 20.4329 457 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Konnexe Geschäfte 19.307 Standesinitiative Schweizerische Erdbebenversicherung

Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.4336 458 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4336 Motion Stützung von DAB-Radios in der Covid-19-Krise

Eingereicht von: Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen NR Einreichungsdatum: 10.11.2020 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, für das Jahr 2021 die Beiträge an die Kosten der DAB+ Verbreitung für konzessionierte und meldepflichtige Radioveranstalter auf mindestens 50% statt wie vorgesehenen auf 30% festzulegen. Das entspricht dem Stand der budgetierten Beiträge für 2020. Die Finanzierung erfolgt aus der Radio- und TV-Abgabe. Sollte sich der entsprechende finanzielle Spielraum im Laufe des Jahres vergrössern, sind die Beiträge auf bis zu maximal 80% zu erhöhen. Begründung Die Covid19-Krise dauert an. Von den wirtschaftlichen Folgen sind DAB Radios stark betroffen. 2020 und 2021 entfallen sowohl Werbe- als auch wichtige Nebeneinnahmen durch Veranstaltungen und Events im beträchtlichen Mass. Die DAB Radios haben aber, im Gegensatz zu den UKW Radios, keine Covid-Nothilfe erhalten. Dies obwohl es heute mehr DAB+ als UKW-Hörerinnen und -Hörer gibt. Nun droht den DAB Radios eine weitere massive Verschlechterung ihrer finanziellen Lage: Der ursprünglich geplante Subventionsabbau der Technologieförderung sieht vor, die DAB-Subventionen für 2021 auf rund 30% zu reduzieren. Damit würden die DAB+ Radios zu einer Unzeit mit einer finanziellen Zusatzbelastung konfrontiert. Zahlreiche DAB+ Programme müssten unter diesen Umständen den Betrieb einstellen. In der Folge gingen den DAB+ Netzbetreibern die Einnahmen verloren, worauf sie den DAB Netzbetrieb nicht mehr gewährleisten könnten. Innerhalb kürzester Zeit würden 130 DAB-Only-Radiostationen verschwinden. Die wertvolle Angebotsvielfalt wäre verloren. Ebenso ernsthaft gefährdet ist die digitale Migration der kommerziellen und komplementären Privatradios und der SRG Radios. Übrig blieben DAB Radiogeräte ohne DAB Programme. Die Technologieförderung 2021 darf deshalb nicht auf 30% reduziert werden. Vielmehr muss sie – im Sinne einer Ausnahme in einer Notsituation – auf mindestens 50% erhöht werden, was den budgetierten Beiträgen von 2020 entspricht. Entsteht im Rahmen der Finanzierung aus der Radio- und TV-Abgabe weiterer finanzieller Spielraum, soll die Technologieförderung auf maximal 80% erhöht werden. Gemäss RTVG Art. 58, Abs. 4 kann der Bundesrat dafür 1% der Radio- und TV-Abgabe verwenden. Das Geld ist gut investiert: Man hilft den Radiosendern sofort und investiert dabei gleichzeitig in die Zukunft bzw. in die Digitalisierung der gesamten Radiobranche. Stellungnahme des Bundesrates vom 04.12.2020 Die Erteilung der Subvention liegt in der Kompetenz des Bundesamts für Kommunikation BAKOM. Das BAKOM hat bereits im Oktober 2020 kommuniziert, dass die Förderanteile für die DAB-Verbreitung auf 45 Prozent für die abgabenfinanzierten Radioveranstalter und auf 40 Prozent für die übrigen Radioveranstalter festgelegt werden. Aufgrund von Verzögerungen beim Aufbau von Verbreitungsplattformen werden noch Geldmittel frei, so dass das BAKOM die Technologieförderung im nächsten Jahr auf 50 Prozent erhöhen wird. Damit erfüllt das BAKOM das Anliegen der Motion. Antrag des Bundesrates vom 04.12.2020 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Kommissionsberichte 11.01.2021 - Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Ständerates 20.4336 459 Ständerat Frühjahrssession 2021

Chronologie

17.12.2020 Nationalrat Annahme 09.03.2021 Ständerat Ablehnung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen NR (KVF-NR) Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen SR (KVF-SR)

Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Weitere Informationen Behandlungskategorie IV

Erstbehandelnder Rat Nationalrat 20.4336 460 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 24.02.2021 16:35

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.4336 n Mo. Nationalrat (KVF-NR). Stützung von DAB-Radios in der Covid-19- Krise

Bericht der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen vom 11. Januar 2021

Die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen hat an ihrer Sitzung vom 11. Januar 2021 die Motion vorberaten, welche die KVF-NR am 10. November 2020 eingereicht und der Nationalrat am 17. Dezember 2020 angenommen hatte.

Mit der Motion soll der Bundesrat beauftragt werden, für das Jahr 2021 die Beiträge an die Kosten der DAB+ Verbreitung für konzessionierte und meldepflichtige Radioveranstalter auf mindestens 50% statt wie vorgesehenen auf 30% festzulegen.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt einstimmig, die Motion abzulehnen.

Berichterstattung: schriftlich

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Stefan Engler

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stellungnahme des Bundesrates vom 4. Dezember 2020 3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates 4 Erwägungen der Kommission

$ 20.4336 461 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 24.02.2021 16:35

1 Text und Begründung

1.1 Text Der Bundesrat wird beauftragt, für das Jahr 2021 die Beiträge an die Kosten der DAB+ Verbreitung für konzessionierte und meldepflichtige Radioveranstalter auf mindestens 50% statt wie vorgesehenen auf 30% festzulegen. Das entspricht dem Stand der budgetierten Beiträge für 2020. Die Finanzierung erfolgt aus der Radio- und TV-Abgabe. Sollte sich der entsprechende finanzielle Spielraum im Laufe des Jahres vergrössern, sind die Beiträge auf bis zu maximal 80% zu erhöhen.

1.2 Begründung Die Covid19-Krise dauert an. Von den wirtschaftlichen Folgen sind DAB Radios stark betroffen. 2020 und 2021 entfallen sowohl Werbe- als auch wichtige Nebeneinnahmen durch Veranstaltungen und Events im beträchtlichen Mass. Die DAB Radios haben aber, im Gegensatz zu den UKW Radios, keine Covid-Nothilfe erhalten. Dies obwohl es heute mehr DAB+ als UKW-Hörerinnen und -Hörer gibt. Nun droht den DAB Radios eine weitere massive Verschlechterung ihrer finanziellen Lage: Der ursprünglich geplante Subventionsabbau der Technologieförderung sieht vor, die DAB-Subventionen für 2021 auf rund 30% zu reduzieren. Damit würden die DAB+ Radios zu einer Unzeit mit einer finanziellen Zusatzbelastung konfrontiert. Zahlreiche DAB+ Programme müssten unter diesen Umständen den Betrieb einstellen. In der Folge gingen den DAB+ Netzbetreibern die Einnahmen verloren, worauf sie den DAB Netzbetrieb nicht mehr gewährleisten könnten. Innerhalb kürzester Zeit würden 130 DAB-Only-Radiostationen verschwinden. Die wertvolle Angebotsvielfalt wäre verloren. Ebenso ernsthaft gefährdet ist die digitale Migration der kommerziellen und komplementären Privatradios und der SRG Radios. Übrig blieben DAB Radiogeräte ohne DAB Programme. Die Technologieförderung 2021 darf deshalb nicht auf 30% reduziert werden. Vielmehr muss sie - im Sinne einer Ausnahme in einer Notsituation - auf mindestens 50% erhöht werden, was den budgetierten Beiträgen von 2020 entspricht. Entsteht im Rahmen der Finanzierung aus der Radio- und TV-Abgabe weiterer finanzieller Spielraum, soll die Technologieförderung auf maximal 80% erhöht werden. Gemäss RTVG Art. 58, Abs. 4 kann der Bundesrat dafür 1% der Radio- und TV- Abgabe verwenden. Das Geld ist gut investiert: Man hilft den Radiosendern sofort und investiert dabei gleichzeitig in die Zukunft bzw. in die Digitalisierung der gesamten Radiobranche.

2 Stellungnahme des Bundesrates vom 4. Dezember 2020 Die Erteilung der Subvention liegt in der Kompetenz des Bundesamts für Kommunikation BAKOM. Das BAKOM hat bereits im Oktober 2020 kommuniziert, dass die Förderanteile für die DAB- Verbreitung auf 45 Prozent für die abgabenfinanzierten Radioveranstalter und auf 40 Prozent für die übrigen Radioveranstalter festgelegt werden. Aufgrund von Verzögerungen beim Aufbau von Verbreitungsplattformen werden noch Geldmittel frei, so dass das BAKOM die Technologieförderung im nächsten Jahr auf 50 Prozent erhöhen wird. Damit erfüllt das BAKOM das Anliegen der Motion.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.

2

20.4336 462 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 24.02.2021 16:35

3 Verhandlungen und Beschluss des Erstrates Die zuständige Bundesrätin hat in der Debatte vom 15. September 2020 nicht am Antrag des Bundesrates festgehalten. In der Folge hat der Nationalrat die Motion ohne Gegenstimme angenommen.

4 Erwägungen der Kommission Die Kommission teilt die Auffassung ihrer Schwesterkommission, dass Radios, die eine Verbreitung auf DAB+ leisten, einen wichtigen Bestandteil der Schweizer Medienlandschaft bilden. Aufgrund der Covid-19 Krise und dem damit einhergehenden Werberückgang, fielen die Einnahmen für konzessionierte Radioveranstalter mit DAB+-Verbreitung in Teilen weg. Eine finanzielle Unterstützung im Rahmen der Technologieförderung stellt ein geeignetes Mittel dar, die Branche in der aktuellen Krise zu entlasten. Die Kommission weist darauf hin, dass das Bundesamt für Kommunikation in Absprache mit der Branche die Beiträge an die Kosten genannter Radioveranstalter für das Jahr 2021 von den ursprünglich vorgesehen 30 Prozent auf 50 Prozent erhöht hat. Somit ist aus Sicht der KVF-S das Anliegen der Motion, mehr Mittel zur Verfügung zu stellen, bereits umgesetzt. Aus diesem Grund beantragt die Kommission einstimmig, die Motion abzulehnen.

3

20.4367 463 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4367 Motion Migranten und Asylbewerber mit ungeklärter Identität oder aus Risikogebieten ge- schlossen unterbringen oder überwachen

Eingereicht von: Chiesa Marco Fraktion der Schweizerischen Volkspartei Schweizerische Volkspartei Einreichungsdatum: 01.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, Migranten und Asylbewerber bis zur vollständigen Abklärung ihres Gefährdungspotentials in geschlossenen Zentren unterzubringen oder mit geeigneten Mitteln permanent zu überwachen, sofern: – ihre Identität nicht nachweislich geklärt ist oder; – ihre tatsächliche oder vermutete Herkunft in einem Gebiet mit starker Präsenz von terroristischen, gewalttätigen, extremistischen Gruppierungen oder radikalen Strömungen liegt oder sie sich in solchen Gebieten aufgehalten haben bzw. ein solcher Aufenthalt vermutet werden kann. Sofern notwendig unterbreitet der Bundesrat der Bundesversammlung einen entsprechenden Erlassentwurf. Begründung Die Terroranschläge in Europa wurden in jüngerer Vergangenheit oftmals von Personen begangen, die als vermeintlicher Flüchtlinge eingereist sind. Bereits heute beurteilt der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) ausgewählte Asylgesuche und gibt den übrigen Bundesbehörden Empfehlungen ab. Jedoch können sich diese Asylbewerber während der Verfahren und selbst in Fällen, bei denen der NDB von einem Sicherheitsrisiko ausgeht, frei in der Schweiz bewegen. Teilweise wird nach den Aussprachen festgestellt oder vielmehr vermutet, dass die Personen die Schweiz bereits verlassen hatten (vgl. Antwort des Bundesrates auf die Ip. 18.3252). Dieser lasche Umgang mit potenziell gefährlichen, radikalisierten Personen stellt eine nicht abschätzbare Gefahr für die Schweiz dar. Entsprechend wird der Bundesrat aufgefordert, bei Migranten, die den Schutz der Schweiz beanspruchen wollen oder anderweitig illegal einreisen und nicht unmittelbar rücküberstellt werden können, eine konsequentere Gangart zu verfolgen. Personen, bei denen aufgrund fehlender Identitätsnachweise oder ihrer vermuteten Herkunft oder einem vermuteten Aufenthalt in einem Gebiet eine Gefährdung nicht ausgeschlossen werden kann, sollen bis zur abschliessenden Klärung der Gefährdung in geschlossenen Zentren untergebracht oder permanent überwacht werden. Entsprechend soll der Bundesrat Risikogebiete ausscheiden, in denen terroristische, gewalttätige oder extremistische Gruppierung stark präsent sind, oder Personen für solche Gruppierungen rekrutiert bzw. radikalisiert werden. Stellungnahme des Bundesrates vom 27.01.2021 Die mögliche Gefährdung der inneren oder äusseren Sicherheit der Schweiz ist bereits heute ein zentraler Aspekt bei der Prüfung sämtlicher Asylgesuche. So erfolgen unmittelbar nach Eintritt in ein Bundesasylzentrum (BAZ) Identitätsabklärungen durch speziell geschulte Mitarbeitende des Staatssekretariats für Migration (SEM) sowie die Abnahme von Fingerabdrücken und deren Abgleich mit der Zentraleinheit des Systems Eurodac und den nationalen und europäischen Fahndungsdatenbanken wie dem Schengener Informationssystem (SIS). Gesuchstellende aus Risikogebieten werden zudem spezifisch zu ihren politischen Überzeugungen, Aktivitäten und Mitgliedschaften befragt. Bestehen basierend auf diesen Abklärungen Hinweise auf eine Gefährdung der inneren oder äusseren Sicherheit, werden diese dem Nachrichtendienst des Bundes (NDB) und der Bundespolizei (fedpol) systematisch zur Kenntnis gebracht, damit diese die notwendigen Massnahmen ergreifen können. Liegen konkrete Hinweise auf eine Gefährdung der Sicherheit der Schweiz vor, kann fedpol die asylsuchende Person in enger Koordination mit dem SEM gestützt auf das Ausländer- und Integrationsgesetz (AIG, SR 142.20) aus der Schweiz ausweisen und gegen sie ein Einreiseverbot verfügen. Die zuständige kantonale Behörde inhaftiert die Person nach Möglichkeit im Rahmen der ausländerrechtlichen Zwangsmassnahmen 20.4367 464 Ständerat Frühjahrssession 2021 bis zu deren Ausschaffung. Zudem verabschiedete das Parlament am 25. September 2020 das Bundesgesetz über polizeiliche Massnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus (PMT), welches nach Zustandekommen des Referendums zur Volksabstimmung kommt. Mit dem PMT soll auch die Zusammenarbeit zwischen dem SEM und fedpol im Bereich der Terrorismusbekämpfung weiter gestärkt werden. fedpol soll dank dieses Gesetzes über erweiterte – beschwerdefähige – Möglichkeiten verfügen, um terroristische Gefährderinnen und Gefährder namentlich mit einem Kontaktverbot, einer Melde- und Gesprächsteilnahmepflicht, oder auch einer Ein- oder Ausgrenzung, bis hin zu einer Eingrenzung auf eine Liegenschaft, zu belegen. Im Rahmen dieser Vorlage sollen auch die Bestimmungen des AIG zu ausländerrechtlichen Zwangsmassnahmen um zusätzliche Möglichkeiten zur Inhaftierung von weggewiesenen ausländischen Personen, die die innere oder äussere Sicherheit der Schweiz gefährden, erweitert werden. Den geforderten vorübergehenden Freiheitsentzug oder eine permanente Überwachung aller Personen, deren Identität nicht nachweislich geklärt werden konnte oder die aus Gebieten stammen, in denen potentiell radikale Gruppierungen präsent sind, lehnt der Bundesrat hingegen ab. Asylgesuche werden mehrheitlich von Personen eingereicht, welche ihre Heimat aufgrund von Krieg oder persönlicher Verfolgung verlassen mussten. Ein wesentlicher Teil der Asylsuchenden hat sich damit in Gebieten aufgehalten, in denen auch potentiell radikale Gruppierungen präsent sind. Die geforderten Massnahmen würden daher eine grosse Anzahl Asylsuchender treffen, welche nichts mit diesen Gruppierungen zu tun haben, sondern vielmehr spezifisch vor ihnen geflohen sind oder die ihre Identität offenlegen, aber aufgrund der Umstände ihrer Flucht nicht abschliessend nachweisen können. Sie stünden zudem in Widerspruch zum nationalen und internationalen Recht. Neben den bestehenden und geplanten Rechtsgrundlagen des Bundes, liegt der Schlüssel für die Prävention und Bekämpfung des Terrorismus auch in einer starken europäischen Zusammenarbeit. Die angestossenen Schengen-Weiterentwicklungen wie das SIS, die Interoperabilität und der Ausbau von Frontex zur Europäischen Agentur für die Grenz- und Küstenwache spielen dabei eine zentrale Rolle. Antrag des Bundesrates vom 27.01.2021 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Chronologie

17.03.2021 Ständerat Ablehnung

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) Weitere Informationen Konnexe Geschäfte 20.4347 Motion Migranten und Asylbewerber mit ungeklärter Identität oder aus Risikogebieten geschlossen unterbringen oder überwachen

Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.4368 465 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4368 Motion Keine Resettlement-Migranten mit ungeklärter Identität oder aus Gebieten mit einer starken Präsenz von terroristischen Gruppen

Eingereicht von: Salzmann Werner Fraktion der Schweizerischen Volkspartei Schweizerische Volkspartei Einreichungsdatum: 01.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, auf die Erteilung von Asyl an Flüchtlingsgruppen (Art. 56 AsylG) zu verzichten, sofern sich darunter Personen befinden: – deren Identität nicht nachweislich geklärt ist oder; – deren tatsächliche oder vermutete Herkunft in einem Gebiet mit starker Präsenz von terroristischen, gewalttätigen, extremistischen Gruppierungen oder radikalen Strömungen liegt oder sie sich in solchen Gebieten aufgehalten haben bzw. ein solcher Aufenthalt vermutet werden kann. Sofern notwendig unterbreitet der Bundesrat der Bundesversammlung einen entsprechenden Erlassentwurf. Begründung Für die Jahre 2020 und 2021 beschloss der Bundesrat die Aufnahme von bis zu 1 600 besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen: Mindestens 80 Prozent des Kontingents sind für Personengruppen aus den Krisenregionen des Nahen Ostens und entlang der Migrationsroute über das zentrale Mittelmeer vorgesehen, und die restlichen maximal 20 Prozent für kurzfristige humanitäre Notsituationen. Es gilt unbedingt zu vermeiden, dass über diesen Kanal radikalisierte Personen oder Gefährder ihren Weg in die Schweiz finden. Entsprechend wird der Bundesrat aufgefordert, auf die Erteilung von Asyl an Flüchtlingsgruppen zu verzichten, wenn sich darunter Personen befinden, die aus Risikogebieten stammen oder sich dort aufgehalten haben, bzw. eine entsprechende Herkunft oder ein Aufenthalt angenommen werden kann. Darunter sollen Gebiete fallen, in denen terroristische, gewalttätige oder extremistische Gruppierung stark präsent sind oder Personen für solche Gruppierungen rekrutiert bzw. radikalisiert werden. Stellungnahme des Bundesrates vom 27.01.2021 Das Schweizer Resettlementprogramm trägt den Sicherheitsinteressen der Schweiz umfassend Rechnung (vgl. Antwort des Bundesrates zur Interpellation von Luzi Stamm 17.4319 vom 15.12.2017 "Eindeutige Feststellung der Identität im Falle von Resettlement"). Das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) unterbreitet der Schweiz Dossiers von für ein Resettlement geeigneten Personen. Vor der Übermittlung überprüft das UNHCR alle Personen und stellt ihre Identität fest. Das SEM unterzieht die vorgeschlagenen Personen sodann einer vertieften Identitätsprüfung sowie einer eingehenden Befragung. Anlässlich dieser Befragung werden u.a. die Herkunft, die Fluchtgründe und die Bereitschaft zur Integration in die Schweizer Gesellschaft überprüft. Im Rahmen der Identitätsprüfung werden die Gesichtsbilder und Fingerabdrücke der Personen erfasst und die Fingerabdrücke sowie die Personalien in den relevanten (Fahndungs-)Datenbanken überprüft. Weiter werden Identitäts- und Reisedokumente auf deren Echtheit überprüft und in den internationalen Sachfahndungsdatenbanken abgeglichen. Zudem werden die Personendossiers u.a. dem Nachrichtendienst des Bundes (NDB) für eine zusätzliche Überprüfung unterbreitet. Personen, deren Identität ungeklärt bleibt und/oder die für die Schweiz ein Sicherheitsrisiko darstellen könnten, werden nicht aufgenommen. Das Schweizer Resettlementprogramm ist auf vulnerable Personen ausgerichtet, welche ihre Heimat aufgrund von Krieg oder persönlicher Verfolgung verlassen mussten. Dass in kriegerischen oder kriegsähnlichen Situationen auch potentiell radikale Gruppierungen präsent sind, ist in der heutigen Konfliktlandschaft eine unvermeidbare Tatsache. Ein grundsätzlicher Ausschluss von Personen, die aus Gebieten mit Präsenz radikaler Gruppierungen stammen bzw. vor ebendiesen geflohen sind, widerspräche dem humanitären Gedanken des Resettlements. Stammt eine Person aus einem spezifischen Risikogebiet, 20.4368 466 Ständerat Frühjahrssession 2021 wird dies bereits heute im Prüfverfahren berücksichtigt und eine Aufnahme wird nur bewilligt, wenn sich keinerlei Sicherheitsbedenken ergeben. Antrag des Bundesrates vom 27.01.2021 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Chronologie

17.03.2021 Ständerat Ablehnung

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) Weitere Informationen Konnexe Geschäfte 20.4346 Motion Keine Resettlement-Migranten mit ungeklärter Identität oder aus Gebieten mit einer starken Präsenz von terroristischen Gruppen

Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.4369 467 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4369 Postulat Arbeitsplätze des Bundes dank Digitalisierung verstärkt dezentralisieren

Eingereicht von: Knecht Hansjörg Fraktion der Schweizerischen Volkspartei Schweizerische Volkspartei Einreichungsdatum: 01.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, zu prüfen und Bericht zu erstatten, welche Massnahmen zu treffen sind, um Arbeitsplätze der Bundesverwaltung durch die Nutzung der Möglichkeiten der Digitalisierung zu dezentralisieren. Dabei ist insbesondere auch auf moderne Möglichkeiten der Arbeitsplatzgestaltung wie beispielsweise "Shared-Workspaces" und "Co-Working-Spaces" einzugehen, mit dem Ziel, Büroflächen zu reduzieren und somit die Kosten zu senken. Darüber hinaus soll geprüft werden, inwiefern der Bund als Arbeitgeber für spezialisiertes Personal durch die Anwendung neuer Arbeitsplatzmodelle an dezentralen Standorten attraktiver werden kann. Begründung Der Bund sollte im Sinne unseres föderalen Staatsaufbaus und der unterschiedlichen Ausgangslage für die verschiedenen Kantone verstärkt darauf bedacht sein, Arbeitsplätze möglichst dezentral zu verteilen und zugleich eine möglichst hohe Effizienz zu gewährleisten. Durch die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung ergeben sich hier vielfältige Optionen, wie dies im Rahmen der Covid-19-Krise und der damit verbundenen, verstärkten Einführung von Home Office offensichtlich zu Tage getreten ist. Vor diesem Grund ist der Bund angehalten, die bisherige Nutzung seiner Büroflächen sowie deren Ausgestaltung zu überprüfen. Es stellt sich insbesondere die Frage, weshalb der Bund durch die verstärkte Nutzung der Vorteile der Digitalisierung Arbeitsplätze nicht verstärkt dezentralisiert und beispielsweise "Co-Working-Spaces" oder "Shared-Workplaces" in den Regionen zur Verfügung stellt und so seine ausgedehnten Büroflächen in den heutigen Verwaltungs-Zentren reduziert. Hierdurch würde er nicht nur einen besseren Ausgleich zwischen den Kantonen schaffen, dem Abwanderungstrend in Randregionen entgegenwirken, den Siedlungsdruck auf die urbanen Zentren reduzieren, sondern zugleich das überlastete Verkehrsnetz entlasten sowie seine Attraktivität für Arbeitnehmende verbessern. Neben einer verbesserten Raumnutzung an dezentralen Standorten kann der Bund durch eine Flexibilisierung der Arbeitsabläufe und Arbeitszeiten in Verbindung mit der verstärkten Regionalisierung seine Position im Konkurrenzkampf um gut qualifizierte Arbeitnehmende im IT-Bereich verbessern. Hier steht der Bund im Konkurrenzkampf zu globalen Arbeitgebern, die sich u.a. im Grossraum Zürich niedergelassen haben und äusserst attraktive, flexible und moderne Arbeitsmodelle bieten. Stellungnahme des Bundesrates vom 27.01.2021 Die Digitalisierung und die Entwicklung flexibler Arbeitsformen verändern die Anforderungen an die Büroinfrastruktur des Bundes. Der Bundesrat hat im Juni 2020 das EFD beauftragt, für die künftige Ausgestaltung der flexiblen Arbeitsformen in der Bundesverwaltung eine Auslegeordnung aus Sicht der Querschnittsämter vorzunehmen. An seiner Sitzung vom 11. Dezember 2020 hat der Bundesrat als zentrales Element ein Zielbild für flexible Arbeitsformen gutgeheissen. Dieses baut auf einem integralen Ansatz auf und bringt die drei Dimensionen "Mensch", "Technologie" und "Infrastruktur" in Einklang. Das Zielbild stellt den Startschuss für eine ganze Reihe von Massnahmen dar, welche dem Bundesrat in den nächsten Wochen und Monaten unterbreitet werden. Antrag des Bundesrates vom 27.01.2021 Der Bundesrat beantragt die Annahme des Postulates. 20.4369 468 Ständerat Frühjahrssession 2021

Chronologie

10.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.4399 469 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4399 Postulat Für ein modernes Bundesgerichtsgesetz

Eingereicht von: Caroni Andrea FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 02.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, in einem Bericht darzulegen, wie das Bundesgerichtsgesetz (BGG) dergestalt modernisiert werden kann, dass die Belastung des Bundesgerichts und der Rechtsschutz optimiert werden. Begründung Das Bundesgericht ist heute in vielerlei Hinsicht falsch belastet. Auf der einen Seite muss es Ressourcen für Bagatellen Kategorien von Beschwerden ohne grundsätzliche Bedeutung verwenden, deren Erfolgsquote weit unter dem Durchschnitt liegt. Auf der anderen Seiten sind dafür ganze Rechtsbereiche vom bundesgerichtlichen Rechtsschutz ausgenommen. Der Bundesrat wollte dies mit seiner Botschaft von 2018 beheben. Die meisten vorgeschlagenen Punkte fanden auch im Parlament Anklang. Allerdings scheiterte die Reform, weil die Forderung des Bundesgerichts, die subsidiäre Verfassungsbeschwerde müsse abgeschafft werden, im Parlament keine Mehrheit fand. Das skizzierte Problem ist damit aber nicht verschwunden, und die meisten damaligen Vorschläge sind weiterhin valabel und tragfähig. Dazu gehören insbesondere die Verwesentlichung des Rechtsschutzes in Strafsachen und umgekehrt der Ausbau des Rechtsschutzes in wichtigen Fällen, wo dies bislang ausgeschlossen war. Dazu kommen weitere technische Verbesserungen aus der erwähnten Botschaft. Der Bericht soll diese Elemente zusammentragen und im Austausch mit geeigneten Dritten – namentlich dem Bundesgericht und Experten – neu bewerten und gegebenenfalls durch weitere geeignete Elemente ergänzen. Nicht mehr zu behandeln ist die Frage einer Einschränkung der subsidiären Verfassungsbeschwerde. Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 Mit der Botschaft vom 15. Juni 2018 (BBl 2018 4605) hatte der Bundesrat Massnahmen vorgeschlagen, um die Zuständigkeiten des Bundesgerichts noch besser darauf auszurichten, dass für die Gesamtheit der Rechtssuchenden ein optimaler höchstrichterlicher Rechtsschutz erreicht wird. Der Nationalrat stimmte den Vorschlägen mit kleineren Änderungen zu. Da das Bundesgericht die Auffassung vertrat, der Entwurf des Bundesrates und des Nationalrates würde ohne eine gleichzeitige Abschaffung der subsidiären Verfassungsbeschwerde keine wesentliche Verbesserung oder sogar eine Verschlechterung bringen, trat allerdings der Ständerat auf die Vorlage nicht ein. Dieser Haltung schloss sich dann auch der Nationalrat an. Da damit die teilweise Fehlbelastung des Bundesgerichts aus Sicht des Bundesrats fortbesteht, ist er bereit, in einem Bericht nochmals darzustellen, was dagegen unternommen werden könnte. Nach der Begründung des Postulats soll dabei die umstrittene Einschränkung der subsidiären Verfassungsbeschwerde nicht mehr geprüft werden. Der Bundesrat weist darauf hin, dass folglich nur Massnahmen zur Diskussion stehen, die das Bundesgericht bis vor kurzem noch als ungenügend erachtet hat. Anschliessend wird das Parlament befinden können, ob eine neue Botschaft in Auftrag gegeben wird und welches deren Hauptpunkte sein sollen. Antrag des Bundesrates vom 17.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Annahme des Postulates. Chronologie

01.03.2021 Ständerat Annahme 20.4399 470 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.4400 471 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4400 Interpellation Wird die Förderung der multimodalen Mobilität durch das Monopol der Transportun- ternehmen gehemmt?

Eingereicht von: Gapany Johanna FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 02.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Multimodale Mobilitätsangebote, die es den Kundinnen und Kunden erlauben, öffentliche Verkehrsmittel, lokale Taxis, Anbieter von geteilter Mobilität wie Mobility, Bond, Lime oder Publibike und Fusswege einfach zu kombinieren, können die Effizienz der Mobilität in der Schweiz steigern. Ausserdem würde die multimodale Mobilität eine bessere Nutzung der bestehenden Angebote ermöglichen. Sie könnte dazu beitragen, dass die privaten und öffentlichen Angebote besser genutzt werden, der Kostendeckungsgrad im öffentlichen Verkehr (öV) steigt, die Umweltbelastung sinkt und die verschiedenen Ärgernisse, wie zum Beispiel Staus, weniger werden. Gemäss seiner Medienmitteilung vom 1. Juli 2020 zur Förderung der multimodalen Mobilität hat der Bundesrat das UVEK beauftragt, im Sinne eines Service public eine neutrale "Nationale Dateninfrastruktur Mobilität" (NaDIM) für den Austausch von Mobilitätsdaten aufzubauen und in der Botschaft zur multimodalen Mobilität die Rechtsgrundlagen dafür zu erarbeiten. Die Einführung einer solchen Infrastruktur wäre ein wichtiger Schritt in der Förderung der multimodalen Mobilität, würde aber keineswegs ausreichen. Die Mobilität besteht momentan aus sogenannten Silos: Jedes Transportunternehmen offeriert den Kundinnen und Kunden nur sein eigenes Angebot. So wird der Anreiz, ein anderes Verkehrsmittel zu benutzen, geschmälert. Multimodale Angebote folgen aber in der Praxis ebenfalls dem Modell des "Silodenkens". Sie werden vor allem den Personen angeboten, die bereits den öV nutzen (zum Beispiel Car-Sharing in Kombination mit dem Zug). Das entspricht jedoch nur einem kleinen Teil des Verkehrsaufkommens (etwa 15 % aller Personenkilometer). Um die multimodale Mobilität wirklich weiterzuentwickeln, ist es unerlässlich, solche Angebote der grossen Mehrheit der Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer vorzuschlagen, die andere Verkehrsmittel nutzen. Aus diesem Grund braucht es eine Infrastruktur, die unabhängig von allen Verkehrsträgern funktioniert. In anderen Worten würde also eine Infrastruktur, die den Datenaustausch vereinfacht, Akteuren des Individualverkehrs erlauben, ihre Kundinnen und Kunden zum Benutzen des öV anzuregen und umgekehrt. Gegenwärtig stellt jedoch die Tatsache, dass öV-Tickets nur von den öV-Unternehmen verkauft werden können, ein grosses Hindernis dar. Die öV-Unternehmen können so andere Anbieter daran hindern, innovative und attraktive Angebote auf den Markt zu bringen. Durch die neue Lösung könnten neue Kundinnen und Kunden vom öV überzeugt werden, vor allem durch spezialisierte Anbieter, die sich direkt an Automobilistinnen und Automobilisten richten würden. Am 1. Juli 2020 hat der Bundesrat verkündet, dass die Öffnung des Ticketverkaufs im öV für branchenexterne Akteure, wie von der öV-Branche in der Vernehmlassung vorgeschlagen, von der Branche und nicht durch das Personenbeförderungsgesetz geregelt werden soll. Diese Branchenregelung muss bundesrechtskonform ausgestaltet und vom Bundesamt für Verkehr (BAV) genehmigt werden. Die öV-Branche arbeitet seit bald zwei Jahren an der Ausgestaltung dieser Regelung. Im dynamischen Mobilitätsmarkt, der sich schnell entwickelt, sind jedoch schnelle Reaktionen vonseiten der involvierten Akteure unabdinglich. 1. Ist der Bundesrat auch der Meinung, dass rasch eine Lösung für den Ticketverkauf durch Dritte ausgearbeitet werden muss, um die gegenwärtig noch fehlende Rechtssicherheit zu schaffen und in der Schweiz innovative und kundenorientierte Angebote der multimodalen Mobilität zu entwickeln? 2. Was ist der aktuelle Stand der Arbeiten der öV-Branche und was sind die nächsten Schritte und Termine? 3. Welchen Einfluss hat der Bundesrat auf die Arbeiten der öV-Branche? 4. Bis wann wird die öV-Branche eine bundesrechtskonforme Branchenregelung zur Öffnung des 20.4400 472 Ständerat Frühjahrssession 2021

Ticketverkaufs für Dritte präsentieren? 5. Wie viel Zeit wird das BAV danach für die Genehmigung brauchen? Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 Der Bundesrat hat am 1. Juli 2020 beschlossen, multimodale Mobilität im Interesse eines effizienteren und nachhaltigeren Verkehrssystems zu fördern. Verschiedene Verkehrsmittel sollen einfacher kombiniert werden können. Damit können die zur Verfügung stehenden Verkehrsangebote gezielter genutzt und ausgelastet werden. Der öffentliche Verkehr soll im Rahmen der multimodalen Mobilität eine wichtige Rolle spielen und einfach in multimodale Mobilitätsdienstleistungen eingebunden werden können. Multimodale Angebote erleichtern der Bevölkerung den Zugang zum öV, weil für sie dadurch die komplexen Tarifstrukturen des öV entfallen. Die Öffnung des Ticketverkaufs im öffentlichen Verkehr für branchenexterne Akteure soll, wie von der öV-Branche in der Vernehmlassung vorgeschlagen, über eine Branchenregelung erfolgen, welche bundesrechtskonform ausgestaltet sein muss. 1. Der Bundesrat teilt die Ansicht, dass beim Zugang zum öV-Ticketverkauf für branchenexterne Akteure möglichst rasch Rechtssicherheit für alle Beteiligten herzustellen ist. Dies sowohl um geeignete Rahmenbedingungen für innovative Unternehmen im öV und in der Privatwirtschaft zu schaffen, als auch um das Risiko von wettbewerbsrechtlichen Bussen für die öV-Unternehmen zu verringern. Der Bundesrat erwartet folglich, dass die Erarbeitung der Branchenregelungen zum öV-Vertrieb rasch erfolgt. Falls die öV-Branche nicht zeitgerecht zu einer Einigung gelangt bzw. die öV-Unternehmen den Mobilitätsvermittlern den Zugang zur Vertriebsinfrastruktur nicht gewähren, kann das Bundesamt für Verkehr (BAV) eine entsprechende Regelung verfügen. 2./ 4 Grundsätzlich liegt die Tarifhoheit im öffentlichen Verkehr im Rahmen des Beförderungsregals gemäss Personenbeförderungsgesetz (PBG) bei den Transportunternehmen. Auf den Vertrieb von Angeboten des öV und damit auch beim Zugang zur relevanten Vertriebsinfrastruktur ist jedoch das Kartellgesetz anwendbar und es besteht eine kartellrechtliche Aufsicht durch die Wettbewerbskommission (WEKO). Das bedeutet, dass der Vertrieb grundsätzlich diskriminierungsfrei auch Dritten offenstehen muss. Die konkreten Regelungen zum Zugang zum öV-Vertrieb werden von der Alliance Swiss Pass im Rahmen einer Branchenregelung definiert. Gemäss Auskunft von Alliance Swiss Pass überarbeitet sie die bis anhin vom BAV nicht genehmigten und folglich noch nicht gültigen Regelungen zum öV-Vertrieb durch Dritte im Verlaufe des Jahres 2021. Dafür ist vorgesehen, dass Alliance Swiss Pass im ersten Quartal des Jahres 2021 mit dem Sekretariat der WEKO ein Vorgehen definiert, um die Zugangsbedingungen zum öV-Vertrieb auf ihre Kartellrechtskonformität prüfen zu lassen. 3./ 5. Das BAV als Vertretung des Bundes hat in den entsprechenden Entscheidgremien der öV-Branche lediglich einen Beobachterstatus. Die von der öV-Branche erarbeiteten Branchenregelungen zum öV-Vertrieb müssen gemäss Art. 17 Abs. 3 PBG vom BAV genehmigt werden. Diese Genehmigung kann rasch erfolgen, sobald die Branchenregelungen bundesrechts- und damit auch kartellrechtskonform sind. Dies ist dann gegeben, wenn dem BAV eine entsprechende Beurteilung durch die WEKO vorliegt bzw. aufgezeigt werden kann, dass die Empfehlungen der WEKO umgesetzt wurden. Chronologie

16.03.2021 Ständerat Erledigt

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.4401 473 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4401 Interpellation Rahmenbedingungen für wichtige Infrastrukturprojekte verbessern

Eingereicht von: Wicki Hans FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 02.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text In der Praxis ist im Zusammenhang mit grossen lnfrastrukturvorhaben festzustellen, dass die Sachpläne in den verschiedenen Bundesämtern schlecht oder gar nicht aufeinander abgestimmt sind und daraus verhängnisvolle Verfahrensfehler entstehen können – Beispiele sind der Innovationspark Zürich, die BLS Werkstätte Chliforst bei Bern, die Planung von Übertragungsleitungen im Aargauer Reusstal, usw. Diese Vorhaben werden aufgrund der Verfahrensfehler durch Gerichtsentscheide blockiert, bzw. es muss wieder von vorne begonnen werden. Dadurch geht viel Zeit verloren, es erwachsen hohe Kosten und führt zu Frustrationen bei den Projektträgern. Wichtige Infrastrukturvorhaben kommen nicht (oder nicht zeitgerecht) zur Realisierung. Insbesondere bezüglich der Sachplanungen für Vorhaben mit Raumbezug gehen die Verfahrensfehler in der Regel darauf zurück, dass Artikel 13 RPG (Konzepte und Sachpläne) nur sehr rudimentär formuliert ist. In der Folge haben die verschiedenen Bundesämter ihre eigene Auslegung von Artikel 13 entwickelt. Sie gehen davon aus, dass sie aufgrund der Bewilligungskompetenz für die einzelnen Vorhaben abschliessende Kompetenz haben und sie im Rahmen der Sachplanung auch die raumplanerische Abstimmung mit andern Nutzungsinteressen vornehmen. Die kantonale Richtplanung kommt dabei nicht zum Einsatz, obwohl der Artikel 8 RPG festgelegt hat, dass diese Koordination durch die kantonale Richtplanung durchzuführen ist. Dem Bundesrat werden daher die folgenden Fragen unterbreitet: 1. Ist sich der Bundesrat bewusst, dass der Artikel 13 RPG seit 1979 existiert und ein Aktualisierungsbedarf besteht? 2. Ist sich der Bundesrat bewusst, dass die zuständigen Bundesstellen ihre eigenen Vorstellungen zu Konzepten und Sachplänen entwickelt haben und dass die in Artikel 13 RPG geforderte Abstimmung der Sachpläne nicht korrekt bzw. überhaupt nicht stattfindet? 3. Wie stellt der Bundesrat sicher, dass alle zuständigen Bundesämter ein einheitliches Verständnis bezüglich Zweck und Inhalt von Konzepten und Sachplänen haben? 4. Was gedenkt der Bundesrat zu unternehmen, damit die fehlende Abstimmung der Sachpläne der einzelnen Bundesämter vollzogen wird? 5. Wie ist sichergestellt, dass die Vorhaben aus der Sachplanung mit gewichtigen Auswirkungen auf Raum und Umwelt in den Richtplänen für die Abstimmung mit andern Nutzungen angemeldet werden? 6. Wie hat der Bund sichergestellt, dass die Richtplanung durch die zuständigen kantonalen Ämter einheitlich bezüglich Methodik, Text und kartographischer Darstellung durchgeführt wird, damit Zusammenarbeit mit Bund und den Kantonen überhaupt möglich ist? 7. Wie ist sichergestellt, dass die einzelnen Planungsstufen (Sachplanung, Richtplanung, Projektierung) zur Vorbereitung grosser lnfrastrukturvorhaben konform gemäss Sach-, Raumplanungs- und Umweltschutzgesetzgebung abgewickelt werden? 8. Wie hat der Bundesrat die Führung von gebündelten multifunktionalen Vorhaben geregelt, die verschiedene Bundesämter betreffen? Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 Im Zusammenhang mit der Antwort des Bundesrats vom 26. April 2017 auf das Postulat 13.3461 Albert Vitali hat der Bundesrat in den letzten Jahren mehrere Massnahmen zur besseren gegenseitigen Abstimmung der Sachpläne des Bundes umgesetzt. Auch wurden die Voraussetzungen für eine frühzeitige Koordination mit den Kantonen verbessert und ihnen damit die Gelegenheit gegeben ihre Verantwortung für die Raumplanung besser wahrzunehmen und die vorhandenen Prozesse und Instrumente konsequent zu nutzen um ihren 20.4401 474 Ständerat Frühjahrssession 2021

Beitrag für eine abgestimmte Raum- und Infrastrukturplanung zu leisten. Antwort auf die Frage 1:Artikel 13 des Raumplanungsgesetzes vom 22. Juni 1979 (RPG; SR 700) ist zwar knapp gehalten. Der Bundesrat hat diese Bestimmung in den Artikeln 14 bis 23 der Raumplanungsverordnung vom 28. Juni 2000 (RPV; SR 700.1) aber weiter ausgeführt. Darin werden der Inhalt der Konzepte und Sachpläne des Bundes sowie das Verfahren zu deren Erarbeitung ausführlich dargelegt. Der Bundesrat sieht zurzeit keinen Bedarf, Artikel 13 RPG anzupassen. Antwort auf die Fragen 2, 3 und 4:Das gemeinsame Verständnis über die Anwendung der Konzepte und Sachpläne des Bundes wird seit 2018 im Ausschuss "Sachplanung" der Raumordnungskonferenz des Bundes (ROK) vertieft. Dieses ständige Gremium wurde im Zusammenhang mit der Antwort des Bundesrats vom 26. April 2017 auf das Postulat 13.3461 Albert Vitali geschaffen, das eine Überprüfung der Sachplanung des Bundes verlangt hatte. Unter der Federführung des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE) erarbeitet der Ausschuss "Sachplanung" eine Publikation "Konzepte und Sachpläne des Bundes", um das gemeinsame Verständnis der für Sachpläne und Konzepte zuständigen Bundesstellen zu dokumentieren. Die Publikation soll Anfang 2022 erfolgen. Die Sachplanungen des Bundes werden abgestimmt, indem die betroffenen Bundesstellen und Kantone zusammenarbeiten und das Ergebnis durch das ARE geprüft wird. Das Verfahren für den Abstimmungsprozess ist durch die Raumplanungsverordnung vorgegeben. Die Verabschiedung der Sachpläne durch den Bundesrat trägt ebenfalls zu einer Abstimmung sowie zu einer Vereinheitlichung der Konzepte und Sachpläne bei. Wollte man hier weitergehen, müsste die Grundlage für eine sektorübergreifende Gesamtplanung des Bundes geschaffen werden, der die Planungen der einzelnen Konzepte und Sachpläne zusammenfasst. Der Bundesrat hat bisher von einem solchen übergeordneten Planungsinstrument abgesehen. Ein Beispiel für die Bestrebungen des Bundes für die verbesserte Abstimmung der Sachpläne im Verkehrsbereich ist die Erarbeitung von "Mobilität und Raum 2050", dem Programmteil des Sachplans Verkehr. Antwort auf die Frage 5:Die Sachpläne des Bundes werden in enger Zusammenarbeit mit den Kantonen erarbeitet. Dabei werden die Anliegen der Kantone berücksichtigt. Die Kantone, regionalen Stellen und Gemeinden sowie die Öffentlichkeit können im Rahmen der Anhörung und öffentlichen Mitwirkung dazu Stellung nehmen. Die eingegangenen Stellungnahmen fliessen in die Vorlage ein. Bevor der Bundesrat einen Sachplan verabschiedet, können die Kantone allfällige Konflikte mit ihrer Richtplanung feststellen und eine Bereinigung beim Bund verlangen. Die entsprechenden Abläufe sind in der RPV geregelt. Umgekehrt prüft der Bund im Rahmen der Richtplanprüfung ob Sachplanungen des Bundes betroffen sind und eine Abstimmung oder eine Konfliktbereinigung angestrebt werden muss. Für die planenden Bundesstellen besteht die Möglichkeit, Vorhaben zu einem frühen Zeitpunkt in die Sachpläne aufzunehmen (beispielsweise im Koordinationsstand Vororientierung). Damit wird die Abstimmung mit der kantonalen Richtplanung gefördert. Antwort auf die Frage 6:Das RPG und die RPV geben für die Ausgestaltung des kantonalen Richtplans zwar einen gewissen Rahmen vor. Bestimmte Aspekte sind überdies im Leitfaden für die Richtplanung des ARE weiter konkretisiert worden und es findet ein regelmässiger Austausch zwischen dem ARE und den Kantonen statt. Der kantonale Richtplan ist das Planungsinstrument der Kantone. Bei der Ausgestaltung der Richtpläne verbleiben den Kantonen damit Spielräume, womit eine Anpassung an spezifische Gegebenheiten und Herausforderungen möglich ist. Antwort auf die Frage 7:Die zuständigen Stellen auf Kantons- und Bundesebene sind dafür verantwortlich, dass bei der Planung von Infrastrukturvorhaben die massgebliche Gesetzgebung berücksichtigt wird. Grosse Infrastrukturvorhaben in der Kompetenz des Bundes müssen aufgrund ihrer erheblichen Auswirkungen auf Raum und Umwelt im Sachplan festgelegt werden. Analog dazu bedürfen gewisse Infrastrukturvorhaben in der Zuständigkeit des Kantons ebenfalls einer Festlegung im kantonalen Richtplan, womit die Abstimmung der verschiedenen öffentlichen Interessen sichergestellt wird. Das ARE unterstützt und berät die Bundesstellen bei Bundesvorhaben. Bei allfälligen räumlichen Konflikten vermittelt es zwischen den Bundesstellen sowie zwischen Bund und Kantonen. Eine Möglichkeit zur verstärkten Koordination wäre es, wenn der Bund für die Zusammenarbeit bei komplexen, staatsebenen- oder sachthemenübergreifenden Planungsvorhaben explizit eine federführende Rolle übernehmen bzw. festlegen könnte. Antwort auf die Frage 8:Der Bundesrat hat in seinem Bericht zu multifunktionalen Nationalstrassen zur Entlastung der Landschaft vom 21. Juni 2017 die Frage des Umgangs mit multifunktionalen Infrastrukturen erörtert. Das UVEK hat diese Frage in der Folge vertieft mit der Studie "Klärung von Grundsatzfragen für die Bündelung von Übertragungsleitungen mit Nationalstrassen und Eisenbahnstrecken" vom 28.02.2019 abgeklärt. Die zuständigen Bundesämter haben sich in einer Absichtserklärung verpflichtet, in geeigneten 20.4401 475 Ständerat Frühjahrssession 2021

Konstellationen die Bündelung von Übertragungsleitungen mit Nationalstrassen und Eisenbahnstrecken voranzutreiben. Die periodischen Analysen, um grundsätzlich zweckmässige Bündelungspotenziale zu eruieren, werden unter der Federführung des ARE durchgeführt. Sind solche Potenziale ersichtlich, lösen die zuständigen Bundesämter (z.B. BFE und ASTRA) Machbarkeitsstudien und soweit nötig aufeinander abgestimmte Sachplanverfahren aus. Diese erfolgen risikobasiert und berücksichtigen auch Aspekte der Nachhaltigkeit. Chronologie

16.03.2021 Ständerat Erledigt

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.4402 476 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4402 Interpellation Lehren aus der Einreisequarantäne

Eingereicht von: Caroni Andrea FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 02.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Am 2. Juli 2020 führte der Bundesrat per Verordnung (SR 818.101.27) eine Einreisequarantäne per 6. Juli 2020 ein. Diese galt und gilt für "Gebiete mit erhöhtem Ansteckungsrisiko. Dazu gehörten von Beginn an namentlich Gebiete mit einer 14-Tage-Inzidenz von mehr als 60 Fällen pro 100 000 Einwohner (Art. 3 Abs. 1 lit. a). Die Schweiz wies bei Einführung einen einstelligen Wert auf. Am 12. September 2020 aber überstieg die Schweiz ihren eigenen Schwellenwert. Ab dann gerieten Zehntausende von Personen in Einreisequarantäne, obschon sie aus einem Gebiet mit tieferer Inzidenz als die Schweiz kamen. Dennoch dauerte es bis 1,5 Monate zum 28. Oktober 2020, dass der Bundesrat per 29. Oktober 2020 diesen Wert relativ zur Schweiz (Schweizer Inzidenz + 60) festlegte. Dabei unterliess es der Bundesrat zudem, diese Änderung Rückwirkend anzuordnen, so dass rund 12 000 Personen bis zu 10 Tage weiterhin ohne Anlass in Quarantäne blieben. Schliesslich war in den Medien zu lesen, dass die generelle Wirksamkeit der Einreisequarantäne äusserst tief sei, das BAG jedoch aus "politischen" Gründen daran festhalten wollte. Vor diesem Hintergrund bitte ich den Bundesrat um Beantwortung folgender Fragen: 1. Teilt der Bundesrat die Einschätzung, dass eine einzig auf der Inzidenz beruhende Quarantäne für ein Gebiet mit tieferer Inzidenz als die Schweiz unverhältnismässig (Art. 5 Abs. 2 BV) bzw. gar willkürlich (Art. 9 BV) ist? 2. Warum legte der Bundesrat nicht schon von Anfang an einen relativen Schwellenwert fest (z.B. Schweiz + X)? 3. Warum dauerte es nach Überschreiten der Schwelle durch die Schweiz selber noch 1,5 Monate, bis der Bundesrat einen relativen Schwellenwert festlegte? 4. Warum liess der Bundesrat seinen am 28. Oktober 2020 endlich vollzogenen Systemwechsel nicht auch den bereits von der Quarantäne Betroffenen zugute kommen, sondern beliess 12 000 Personen weiterhin zu Unrecht in Quarantäne? 5. Wie schätzt der Bundesrat die Wirksamkeit und Effizienz der Einreisequarantäne im Allgemeinen ein? 6. Welche zielgerichteteren Instrumente (z.B. präzisere Indikatoren für Risikogebiete, "Test and Release" etc.) prüft der Bundesrat anstelle des heutigen Systems? Stellungnahme des Bundesrates vom 24.02.2021 1.-3. Für die Festlegung eines relativen Schwellenwerts bestand im Juli kein Anlass, da die Inzidenz der Schweiz auf einem sehr tiefen Niveau lag. Auch im europäischen Umfeld wurde es vergleichbar gehandhabt. Die epidemiologische Entwicklung wurde vom Bundesrat laufend geprüft. Als sich eine stetige Erhöhung der Infektionszahlen in der Schweiz abzeichnete und die 14-Tage-Inzidenz in der Schweiz konstant über 60 lag, hat der Bundesrat am 28. Oktober 2020 auf die veränderten Verhältnisse reagiert. Hinsichtlich der Anpassung der Quarantäneregelungen war es wichtig, die Situation und die epidemiologische Entwicklung in der Schweiz wie in den Nachbarstaaten über eine etwas längere Zeitperiode zu beobachten, um einen abschliessenden und evidenzbasierten Entscheid fällen zu können. Dabei wurden verschiedene Vorgehensvarianten geprüft, wie zum Beispiel die Erhöhung des Schwellenwertes aber auch die Abschaffung der Einreisequarantäne. 4. Wie der Bundesrat in seiner Antwort auf die Frage Schläpfer 20.5839 "Covid-19. Quarantänepflicht von Einreisenden aus rehabilitierten Regionen ohne wissenschaftliche Grundlage" aufgezeigt hat, ist für die Quarantänepflicht die Rechtslage zum Zeitpunkt der Einreise massgebend. Der Bundesrat hat auch bei der 20.4402 477 Ständerat Frühjahrssession 2021

Änderung der Voraussetzungen in der Verordnung aus Kohärenzgründen an diesem Prinzip festgehalten. 5. Gestützt auf Erkenntnisse des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten erachtet der Bundesrat die Einreisequarantäne als eine Massnahme, um die Einführung des Coronavirus sowie dessen neuartige, potentiell gefährliche Varianten zu verzögern. 6. Der Bundesrat überprüft die erlassenen Massnahmen laufend, so auch die Reisequarantäne. An seinen Sitzungen vom 27. Januar 2021 und 17. Februar 2021 hat der Bundesrat beschlossen, die Regelungen der Reisequarantäne im Sinne einer Test- und Freigabe-Strategie anzupassen. Einreisende aus Staaten oder Gebiete mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko müssen bei ihrer Einreise einen negativen PCR-Test vorweisen und sich anschliessend für 10 Tage in Quarantäne begeben. Als Staaten oder Gebiete mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko zählen auch jene, in denen neuartige, potentiell gefährliche Varianten von Sars-CoV-2 auftreten. Die Quarantäne wird eigenverantwortlich aufgehoben, wenn die Person ab dem 7. Tag nach der Einreise einen Antigen-Schnelltest oder PCR-Test durchführt und dieser ein negatives Resultat anzeigt. Bis zum eigentlichen Ablauf der Quarantäne muss immer eine Gesichtsmaske getragen und der Minimalabstand von 1.5 Metern zu anderen Personen eingehalten werden, ausgenommen in ihrer Wohnung oder ihrer Unterkunft. Bei Flugreisen aus Ländern, die nicht zu den Risikogebieten zählen, ist ebenfalls ein negatives PCR-Testresultat vorzuweisen. Um ein rasches und lückenloses Contact Tracing zu gewährleisten, wurde zudem die Erfassung der Kontaktdaten ausgeweitet. Bisher wurden nur die Kontaktdaten von Personen aus Risikostaaten bei ihrer Einreise in die Schweiz erfasst. Seit 8. Februar müssen – bis auf einige Ausnahmen – alle Einreisenden ihre Kontaktdaten erfassen, falls sie per Flugzeug, Schiff, Bus oder Zug einreisen. Sämtliche Kontaktdaten werden neu mittels eines elektronischen Einreiseformulars erfasst. Chronologie

08.03.2021 Ständerat Erledigt

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.4403 478 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4403 Motion Weniger Bürokratie, mehr Sachgerechtigkeit und raschere Entscheide in der Raum- planung

Eingereicht von: Salzmann Werner Fraktion der Schweizerischen Volkspartei Schweizerische Volkspartei Einreichungsdatum: 02.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: An die Kommission zur Vorberatung zugewiesen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, Artikel 25 Absatz 2 des Raumplanungsgesetzes (RPG) so anzupassen, dass die Kantone eine zentrale kantonale Behörde oder dezentrale kantonale Behörden bezeichnen können, die bei allen Bauvorhaben ausserhalb der Bauzonen entscheiden, ob sie zonenkonform sind oder ob für sie eine Ausnahmebewilligung erteilt werden kann. Begründung Das Bauen ausserhalb der Bauzone ist schweizweit sehr verbürokratisiert. Sinnvolle Erweiterungen, ohne dass auch nur ein zusätzlicher Quadratmeter verbaut wird, scheitern immer wieder an der allzu strengen Verwaltungspraxis. Besonders bemerkbar macht sich dieser unbefriedigende Zustand in heterogenen Kantonen. Nach geltendem Artikel 25 Absatz 2 RPG muss eine zentrale kantonale Behörde über die Zonenkonformität eines Bauvorhabens entscheiden. Diese starre Regelung ist unpraktikabel und führt immer wieder zu stossenden und unsachgerechten Ergebnissen. Insbesondere verhindert sie die Ausnutzung bestehender Bausubstanz und widerspricht dem Verdichtungsgebot, wie es seit der letzten RPG-Revision gesetzlich verankert ist. Ausserdem führt die Konzentration auf eine Behörde in grösseren Kantonen zu Verzögerungen, allein schon unter dem Aspekt, dass Augenscheine aufwändiger zu organisieren sind (längere Zufahrt, weniger Ortskenntnisse). Die Folge sind mehr schriftliche Entscheide, welche dann für Unverständnis sorgen. In den Kantonen mit funktionierender Bewilligungspraxis bliebe die vorliegende, geringfügige Anpassung von Artikel 25 Absatz 2 RPG folgenlos. Sie gäbe aber heterogenen Kantonen die Möglichkeit, die Baubewilligungspraxis unbürokratischer, sachgerechter, rascher und damit Bürgerfreundlicher zu vollziehen. Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 Artikel 25 Absatz 2 des Raumplanungsgesetzes vom 22. Juni 1979 (RPG; SR 700) verlangt, dass Baubewilligungen für Bauvorhaben ausserhalb der Bauzonen nur mit Zustimmung der zuständigen kantonalen Behörde erteilt werden dürfen. Der Gesetzgeber wollte damit eine einheitliche und rechtsgleiche Behandlung entsprechender Gesuche innerhalb des Kantonsgebiets sicherstellen. Weiter wollte er mit der Bestimmung sicherstellen, dass die Bewilligungen von einer fachlich kompetenten Behörde, unabhängig von Pressionen und persönlichen Abhängigkeiten erteilt werden. Demzufolge sollen sämtliche Gesuche für Bauvorhaben ausserhalb der Bauzonen bei einer übergeordneten Behörde mit entsprechender Eigenständigkeit und entsprechendem Überblick zusammenlaufen (vgl. BGE 128 I 254 E. 3.5). Artikel 25 Absatz 2 RPG schliesst eine gewisse Dezentralisierung der Behördenorganisation nicht aus, z.B. durch die Bildung von Aussenstellen innerhalb einer Behörde. Diese Aussenstellen müssen jedoch hierarchisch und weisungsmässig der Zentrale unterstellt bleiben, damit die einheitliche und rechtsgleiche kantonale Rechtsanwendung gewahrt bleibt. Den Kantonen steht somit in diesem Rahmen schon nach geltendem Recht die Möglichkeit offen, ihren Besonderheiten mittels geeigneter organisatorischer Massnahmen Rechnung zu tragen. Einer Anpassung von Artikel 25 RPG bedarf es dazu nicht. Im Übrigen sind Zuständigkeitsbestimmungen, die nicht auf einen einheitlichen und rechtsgleichen Vollzug ausgerichtet sind, auch nicht der Rechts- und Planungssicherheit förderlich. Je unterschiedlicher das Raumplanungsrecht durch dezentrale Vollzugsorgane angewendet wird, umso grösser ist das Risiko, dass deren Entscheide durch übergeordnete Rechtsmittelinstanzen aufgehoben werden. Antrag des Bundesrates vom 17.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. 20.4403 479 Ständerat Frühjahrssession 2021

Chronologie

16.03.2021 Ständerat Zuweisung an die zuständige Kommission zur Vorberatung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie NR (UREK-NR) Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie SR (UREK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Weitere Informationen Konnexe Geschäfte 20.4419 Motion Weniger Bürokratie, mehr Sachgerechtigkeit und raschere Entscheide in der Raumplanung!

Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.4404 480 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4404 Postulat Ausreichende Rechtsgrundlagen für die Triage bei Ressourcenknappheit auf Inten- sivstationen infolge der Covid-19-Pandemie? Menschen mit Behinderungen vor Dis- kriminierungen schützen

Eingereicht von: Graf Maya Grüne Fraktion Grüne Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 03.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt zu überprüfen, ob die heutigen rechtlichen Grundlagen ausreichen für Triage-Entscheidungen, welche in den Schweizer Spitälern getroffen werden müssten, sollte die fortdauernde Covid-19-Pandemie im intensivmedizinischen Bereich eine Ressourcenknappheit verursachen. Dabei untersucht er insbesondere, ob die bestehenden gesetzlichen Grundlagen in genügendem Masse gewährleisten, dass bei solchen Entscheidungen Menschen nicht aufgrund ihrer Behinderung diskriminiert werden. Begründung Triage-Entscheidungen bei Ressourcenknappheit in der Intensivmedizin tangieren das Recht auf Leben derjenigen Personen, welche nicht behandelt werden. Als Folge von Artikel 118 Absatz 2 lit. b BV gehört es während der Covid-19-Pandemie u.a. auch zu den Aufgaben des Bundes sicherzustellen, dass Triage-Entscheidungen nicht zu einer Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen führen (Art. 8 Abs. 2 und 4 BV). Viele Menschen sind aufgrund ihrer Behinderung von der Hilfe Dritter abhängig, um ihren Alltag zu bewältigen; so beispielsweise blinde Menschen oder Menschen, die nach einer mittlerweile geheilten Infektions- oder Krebskrankheit auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Ihre Hilfsbedürftigkeit erlaubt an sich keinen Rückschluss auf die kurzfristige Prognose nach einer intensivmedizinischen Behandlung. Wird aber die Hilfsbedürftigkeit als entscheidendes Kriterium für Triage-Entscheidungen herangezogen, wie es die Schweizerische Akademie der medizinischen Wissenschaften (SAMW) für Menschen ab 65 Jahre vorsieht, werden Menschen mit Behinderungen weit überproportional von einer intensivmedizinischen Behandlung ausgeschlossen, obwohl ihre kurzfristige Prognose genauso gut ist wie jene von nicht behinderten Menschen, denen eine Behandlung zuteil wird (Triage-Kriterien der SAMW vom 4 November 2020; Ausnahmen vorgesehen lediglich zugunsten von Menschen mit Geburts- oder posttraumatischen Behinderungen in Anm. 17). Stellen die geltenden gesetzlichen Grundlagen insbesondere genügend sicher, dass – wenn überhaupt – die Abhängigkeit von der Hilfe Dritter bei sämtlichen Menschen mit Behinderungen ausschliesslich dann zu einer Nicht-Aufnahme in die Intensivpflegestation führen darf, wenn sie im Hinblick auf die kurzfristige Prognose aussagekräftig ist? Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 Die Behörden von Bund und Kantonen sind verpflichtet, mit allen zumutbaren Massnahmen im Rahmen der jeweiligen Zuständigkeiten dafür zu sorgen, dass intensivmedizinische Massnahmen allen Personen zukommen können, welche diese benötigen. Mit dem Ausbau der Intensivpflegeplätze, der gegenseitigen Absprache bzw. Aushilfe bei der Belegung der Intensivstationen, der zeitweiligen Einstellung bzw. Zurückstellung elektiver Eingriffe, der Koordination bei der Bereitstellung wichtiger medizinischer Güter sowie generell mit den Massnahmen zum Schutz vor einer Erkrankung an Sars-Covid-19 wurde dieser Verpflichtung Rechnung getragen. Damit konnte in der Covid-19-Pandemie eine Triage bei intensivmedizinischen Massnahmen vermieden werden. Sollte sich trotz allem die Frage nach einer Triage bei intensivmedizinischen Massnahmen stellen, ergeben sich rechtliche Vorgaben aus dem verfassungs- wie strafrechtlich geschützten Recht auf Leben sowie dem Rechtgleichheitsgebot und dem Diskriminierungsverbot. Diese Regeln geben einen klaren Rahmen vor. Für 20.4404 481 Ständerat Frühjahrssession 2021 jeden konkreten Triage-Entscheid müsste das zuständige medizinische Personal jedoch immer auch der konkreten Situation Rechnung tragen, die sich einer abschliessenden generell-abstrakten Regelung auf Gesetzesstufe entzieht. Die Berufsausübung der Gesundheitsfachpersonen steht zudem unter der Aufsicht der Kantone. Eine – rechtlich unverbindliche – Hilfestellung für das zuständige medizinische Personal bieten die Kriterien der Schweizerischen Akademie für medizinische Wissenschaften (SAMW) (siehe auch die Antwort auf die Interpellation 20.4082 Feri "Transparente und klar geregelte Verfahren bei der Verabschiedung von medizinisch-ethischen Richtlinien"). Diese Kriterien wurden im Verlauf der Covid-19-Pandemie erarbeitet und unter Konsultation von Behindertenorganisationen und des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (EBGB) bereits wieder revidiert, um Diskriminierungen gerade von Menschen mit Behinderungen auszuschliessen. So halten die aktuellen Kriterien insbesondere ausdrücklich fest, dass die "Clinical Frailty Scale", die grundsätzlich ein Kriterium für die Aufnahme in eine Intensivstation bildet, für die Einschätzung der Gebrechlichkeit von Menschen mit Behinderungen nicht validiert und somit in diesem Kontext irrelevant ist. Der Bundesrat ist der Ansicht, dass die genannten rechtlichen Regeln und der Beizug der medizinisch-ethischen Kriterien der SAMW eine ausreichende und tragfähige Grundlage für allfällige Triage-Entscheide in der Praxis abgeben und zugleich die nötige kritische Auseinandersetzung mit diesen heiklen Fragen erlauben. Antrag des Bundesrates vom 17.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulates. Chronologie

08.03.2021 Zurückgezogen

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (10) Baume-Schneider Elisabeth, Carobbio Guscetti Marina, Engler Stefan, Germann Hannes, Maret Marianne, Mazzone Lisa, Michel Matthias, Rechsteiner Paul, Salzmann Werner, Thorens Goumaz Adèle 20.4411 482 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4411 Postulat Weiterentwicklung des Abfall-Recyclings. Vereinbarkeit mit dem Raumplanungs- und Umweltrecht

Eingereicht von: Gapany Johanna FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 07.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, einen Bericht vorzulegen, anhand dessen beurteilt werden kann, wie sich bestehende und zukünftige Recyclingunternehmen in der Schweiz entwickeln können. Ziel ist es, die energie- und umweltpolitischen Ziele (Kreislaufwirtschaft) des Bundes unter Berücksichtigung der gesetzlichen Bestimmungen zum Umweltschutz und zur Raumplanung, insbesondere was die Zonenplanung betrifft, zu erreichen. Dies soll in Absprache mit den Kantonen erfolgen. Begründung Recycling ist ein wichtiges Umweltthema. Dieser Wirtschaftszweig kann massgeblich zur Umsetzung der Energiestrategie und zum Aufbau einer Kreislaufwirtschaft beitragen, die wesentliche Faktoren für eine nachhaltige Entwicklung sein können. Die Recyclingbranche muss jedoch sehr spezifische ökologische Anforderungen erfüllen, und Betriebe, die in der Branche tätig sind, können manchmal Risiken und Belastungen für ihre Umgebung mit sich bringen. Daher wird der Bundesrat beauftragt, in seinem Bericht zu erläutern, welche öffentlichen Interessen von bestehenden oder zukünftigen Recyclingunternehmen berücksichtigt werden müssen und in welcher Nutzungszone sich solche Betriebe befinden müssten, damit deren Entwicklung und Wachstum auf lange Frist gewährleistet ist. Dabei muss bedacht werden, dass diese Unternehmen Teil einer Abfallverwertungskette sind und sich daher grundsätzlich in der Nähe der verwendeten Ausgangsstoffe oder eines Verteilernetzes befinden sollten. Angesichts der Grösse der nötigen Bauten und der geringen Zahl an Arbeitsplätzen im Verhältnis zur benötigten Fläche könnten Recyclingunternehmen Schwierigkeiten haben, sich in die Richtung zu entwickeln, die insbesondere durch die Energiepolitik des Bundes vorgegeben wird, da die Umsetzung der neuen Bestimmungen des Bundesgesetzes über die Raumplanung eine optimale Besiedlung und Verdichtung voraussetzt. Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 Der Bundesrat ist bereit, die gewünschte Evaluation vorzulegen, und wird darin die Zuständigkeiten sowie die entsprechenden Wirkungen auf das Abfallrecycling darlegen. Er wird diese Evaluation bei einer Annahme des Postulates in den Bericht in Erfüllung der bereits angenommenen Postulate Bourgeois (20.3062), Munz (20.3090) und Clivaz Christophe (20.3727) integrieren. Antrag des Bundesrates vom 17.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Annahme des Postulates. Chronologie

16.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) 20.4411 483 Ständerat Frühjahrssession 2021

Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (8) Baume-Schneider Elisabeth, Herzog Eva, Levrat Christian, Michel Matthias, Müller Damian, Schmid Martin, Stark Jakob, Stöckli Hans 20.4412 484 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4412 Motion Regionalflugplätze als Schlüsselinfrastrukturen sichern

Eingereicht von: Würth Benedikt Die Mitte-Fraktion. Die Mitte. EVP. Die Mitte Einreichungsdatum: 07.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Motion an 2. Rat

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, die Gesetzesgrundlagen so anzupassen, dass die heutige durch den Bund praktizierte finanzielle Stützung der Regionalflugplätze dauerhaft gesichert ist, ohne dass eine neue Verbundaufgabe mit den Kantonen eingeführt wird. Begründung Seit Jahren sind Diskussionen im Gang, auf welchen Gesetzesgrundlagen die finanzielle Stützung der Regionalflugplätze erfolgt. Die Luftfahrt ist Sache des Bundes. Neben den Landesflughäfen nehmen auch die Regionalflugplätze wichtige aviatische, volkswirtschaftliche und sicherheitsmässige Funktionen wahr. Die Spezialfinanzierung Luftverkehr erfolgt gestützt auf das Bundesgesetz vom 22. März 1985 über die Verwendung der zweckgebundenen Mineralölsteuer und weiterer für den Strassen- und Luftverkehr zweckgebundener Mittel (MinVG) und die Verordnung über die Verwendung der zweckgebundenen Mineralölsteuer für Massnahmen im Luftverkehr (MinLV). Die Verordnung verlangt, dass Beiträge im Rahmen eines Mehrjahresprogramms ausgerichtet werden. Das kürzlich genehmigte Mehrjahresprogramm umfasst die Periode 2020 bis 2023. Der Bund hat in den vergangenen Jahren die An- und Abflugsicherung auf Regionalflugplätzen mit rund 30 Millionen Franken pro Jahr subventioniert. Im Mehrjahresprogramm 2020–2023 sind die finanziellen Mittel im bisherigen Rahmen vorgesehen. Die Finanzierung ist somit für diese Jahre unverändert sichergestellt. Allerdings wird im Rahmen der Berichterstattung zur Staatsrechnung 2019 (Band1, S.69) dargestellt, dass diese Grundlagen überprüft und die Mittel zurückgefahren werden sollen. Seit 2017 werden die Bundesbeiträge nicht mehr über den Umweg via Skyguide, sondern direkt an die Regionalflugplätze ausgerichtet. Die Quersubventionierung der Regionalflugplätze aus den Flugsicherungsgebühren der Landesflughäfen ist seit 2016 nicht mehr zulässig. Für die Regionalflugplätze ergab sich daraus eine Mehrbelastung von etwa 7 Millionen pro Jahr. Um diese abzufedern, wurden die Bundesbeiträge auf 30 Millionen erhöht. Dies ist auch gerechtfertigt, denn die Regionalflugplätze haben nicht die gleichen Möglichkeiten wie die Landesflughäfen, die anfallenden Sicherheitskosten auf den einzelnen Flugpassagier oder die Fluggesellschaften abzuwälzen. Trotzdem möchte der Bund diese Abfederung lediglich temporär ausgestalten. Angesichts der grossen Herausforderungen, welche die Regionalflugplätze nun mit Blick auf die Corona-Pandemie zusätzlich haben, ist eine Reduktion dieser finanziellen Leistungen zu Gunsten der Regionalflugplätze (Bern-Belp, Buochs, Lugano-Agno, Samedan, St. Gallen-Altenrhein, Sion, Grenchen, La Chaux-de-Fonds – Les Eplatures) wirtschaftlich nicht zu verantworten. Die bisherige ausschliessliche Zuständigkeit des Bundes für die Luftfahrt ist beizubehalten (Art. 87 BV), die Schaffung einer neuen Verbundaufgabe mit den Kantonen ist weder zweckmässig noch entspricht sie den Grundsätzen der Aufgabenteilung, wonach die staatlichen Aufgaben möglichst eindeutig zugewiesen werden sollen. Es kommt dazu, dass der Bund auch über Finanzierungsquellen für diese Erfüllung dieser Aufgabe verfügt. Antrag des Bundesrates vom 17.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Chronologie

16.03.2021 Ständerat Annahme 20.4412 485 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen NR (KVF-NR) Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen SR (KVF-SR)

Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (23) Bauer Philippe, Bischof Pirmin, Burkart Thierry, Caroni Andrea, Chiesa Marco, Engler Stefan, Ettlin Erich, Fässler Daniel, Germann Hannes, Gmür-Schönenberger Andrea, Häberli-Koller Brigitte, Juillard Charles, Maret Marianne, Müller Damian, Reichmuth Othmar, Rieder Beat, Salzmann Werner, Schmid Martin, Stark Jakob, Stöckli Hans, Wicki Hans, Z'graggen Heidi, Zanetti Roberto 20.4423 486 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4423 Motion Im Interesse der Steuerzahlenden das Trassee im Lötschbergtunnel jetzt vollständig sanieren

Eingereicht von: Salzmann Werner Fraktion der Schweizerischen Volkspartei Schweizerische Volkspartei Einreichungsdatum: 08.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: An die Kommission zur Vorberatung zugewiesen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, dafür zu sorgen, dass der Lötschberg-Scheiteltunnel vollständig, zeitnah, in sehr guter Qualität und insgesamt zu tiefstmöglichen Kosten saniert wird. Der Bundesbeitrag für die BLS bleibt unverändert, allfällige Mehrkosten für die Sanierung des Lötschberg-Scheiteltunnels müssen von der BLS bei andern Projekten kompensiert werden. Begründung Die Sanierung des 100-jährige BLS Lötschberg-Scheiteltunnels zwischen Kandersteg und Goppenstein wird länger dauern und teurer werden als geplant. Im 14,6 Kilometer langen Lötschberg-Scheiteltunnel lässt die BLS das bisherige Trassee aus Holzschwellen und Schotter durch eine feste Fahrbahn aus Beton ersetzen, damit die Fahrt ruhiger und die Lebensdauer des Trassees länger ist. Die Bauarbeiten begannen 2018 und hätten 2022 zu Ende gehen sollen. Die BLS-Netz AG, eine Tochterfirma der BLS, hat als Bauherrin den Werkvertrag für 89 Millionen Franken an die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Marti AG vergeben. Dann stellte diese jedoch Nachforderungen an die BLS wegen höherer Aushub- und Betonmengen, so dass sich die Kosten für das ganze Projekt plötzlich auf 157 Millionen Franken belaufen sollen. Offenbar gab es Lücken in der Ausschreibung der Bauarbeiten, was Interpretationsspielraum bei der Auslegung des Werkvertrags zur Folge hatte. Nun soll die Allgemeinheit die Folgen tragen. Zwar haben sich die BLS und die ARGE Marti AG geeinigt, indem die BLS der ARGE Marti AG 130 Millionen Franken für die Fahrbahnneuerung nachzahlen soll, dafür würde aber die ARGE Marti AG den doppelspurigen Tunnel lediglich bis 1,3 Kilometer vor dem südlichen Tunnelportal mit einer neuen Betonfahrbahn ausrüsten. Die Gesamtkosten für die BLS belaufen sich aktuell also inklusive interner Kosten, Honorare und Kosten für die Sicherheit auf 145 statt auf 105 Millionen Franken, aber die verbleibende 1,3 Kilometer lange Doppelspur soll unfertig bleiben und die Sanierung ein Jahr länger dauern. Diese Änderung des Sanierungsprojektes im Lötschberg-Scheiteltunnel bedingt eine Änderung der Plangenehmigung, also der vom Bundesamt für Verkehr (BAV) erteilten Baubewilligung. Würde das Bundesamt dem zustimmen, würde mittelfristig noch mehr Steuergeld verschwendet. Sämtliche bauliche Infrastrukturen der Bauunternehmungen sind jetzt vorhanden. Daher ist es die kostengünstigste Variante, jetzt das ganze Trassee zu sanieren. Um den Bund nicht mehr zu belasten, müssen die Mehrkosten der Sanierung durch die BLS innerhalb des ordentlichen Bundesbeitrages kompensiert werden. Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 Das Parlament bewilligt den finanziellen Rahmen der Leistungsvereinbarungen und nimmt die Stossrichtungen mit der Behandlung der entsprechenden Botschaft zur Kenntnis. Die Steuerung der Leistungsvereinbarungen ist eine operative Aufgabe des BAV. Die Beurteilung der durch die BLS Netz AG erarbeiteten Unterlagen ist beim BAV im Gange. Das BAV wird im ersten Semester 2021 seinen Entscheid bekannt geben. Die Mehrkosten aus der Sanierung des Lötschberg-Scheiteltunnels sind grundsätzlich im Rahmen der Leistungsvereinbarung 2022 bis 2025 für die Bahninfrastruktur der BLS zu kompensieren. Der Bundesrat schlägt vor, dass das BAV den Entscheid über die Sanierungsvariante und die Kompensation der Mehrkosten den Verkehrskommissionen des Parlaments zur Kenntnis unterbreitet. 20.4423 487 Ständerat Frühjahrssession 2021

Antrag des Bundesrates vom 17.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Chronologie

16.03.2021 Ständerat Zuweisung an die zuständige Kommission zur Vorberatung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen NR (KVF-NR) Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen SR (KVF-SR)

Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (4) Knecht Hansjörg, Maret Marianne, Rieder Beat, Stark Jakob 20.4424 488 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4424 Interpellation Strategie Digitalaussenpolitik 2021-2024

Eingereicht von: Müller Damian FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 08.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Im Jahr 2014 hat die Schweiz das Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UNO-BRK) ratifiziert und sich dadurch für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen auf nationaler und internationaler Ebene ausgesprochen. In der neuen Strategie Digitalaussenpolitik 2021–2024 definiert die Schweiz die Aktionsfelder der Digitalaussenpolitik für die kommenden Jahre. Die Strategie besagt, dass Menschenrechte "im Physischen wie im Digitalen gleiche Gültigkeit" haben und nimmt Bezug auf die Arbeit des UNO-Generalsekretärs zur Stärkung der globalen digitalen Zusammenarbeit und der darauf basierenden Road Map. Die Strategie Digitalaussenpolitik 2021–2024 des Bundesrats geht jedoch nicht auf die Rechte von Menschen mit Behinderungen ein. Gerade für Menschen mit Behinderungen bieten sich aber durch die neuen Technologien Teilhabemöglichkeiten, aber auch Risiken und unüberwindbare Barrieren, wenn die Zugänglichkeit ebendieser nicht gewährleistet wird. Artikel 9 der UNO-BRK betont, dass die Zugänglichkeit von Technologien ein integraler Bestandteil der Zugangsrechte von Menschen mit Behinderungen ist und spricht von Zugang zu Informations-, Kommunikations- und anderen Diensten, einschliesslich elektronischer Dienste und Notdienste. Die Wichtigkeit der digitalen Zugänglichkeit wird auch in der Agenda 2030 hervorgehoben. Auch in der Road Map für die digitale Zusammenarbeit des UNO-Generalsekretärs, auf die der Bundesrat Bezug nimmt, heisst es zum Thema "Digitale Inklusion": "Digitaler Zugang bedeutet nicht nur Barrierefreiheit durch physischen Zugang und Kompetenzentwicklung, sondern auch Design, das die Bedürfnisse aller Menschen, einschliesslich Menschen mit Behinderungen, berücksichtigt [...].". Die Erfahrung zeigt, dass wenn die Rechte von Menschen mit Behinderungen nicht explizit genannt werden, sie dann regelmässig vergessen gehen. In diesem Kontext wird die Beantwortung der folgenden Fragen zur Digitalaussenpolitik 2021–2024 ersucht: – Durch welche Massnahmen wird die Umsetzung der UNO-BRK (insbesondere Art. 9) wie auch die internationale Road Map für die digitale Zusammenarbeit (insbesondere Digitale Inklusion) durch die Schweizer Strategie Digitalaussenpolitik sichergestellt? – Inwiefern gedenkt der Bundesrat bei der Umsetzung der Strategie Digitalaussenpolitik Menschen mit Behinderungen und ihre repräsentativen Organisationen gemäss Artikel 4.3 UNO-BRK zu konsultieren und aktiv einzubeziehen? Stellungnahme des Bundesrates vom 24.02.2021 Zu Frage 1: Die Digitalisierung und Barrierefreiheit sind Schwerpunkte der Behindertenpolitik des Bundes und finden auf sämtliche Politikbereiche Anwendung, so auch auf die Digitalaussenpolitik. Der Bund kann dabei auf die Unterstützung bei der (technischen) Umsetzung durch die Geschäftsstelle E-Accessibility im EBGB zählen. Aussenpolitisch engagiert sich die Schweiz konkret im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit: Sie achtet darauf, dass besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen, darunter namentlich auch Menschen mit Behinderungen, Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen erhalten und verfolgt mit dem Ziel der nachhaltigen Entwicklung in der sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Dimension den Ansatz inklusiver Gesellschaften. So sind zu diesem Zweck beispielsweise für den Zeitraum 2021–2022 Beiträge von über 35 Millionen Franken für diverse internationale Programme von Schweizer NGO (Alliance Leaving no one behind (LNOB), Christoffel Blindenmission, FAIRMED und zwei Dachorganisationen: Kooperationsgemeinschaft (KOGE) und Interaction) vorgesehen, welche sich im Süden für die Grundversorgung von Menschen mit 20.4424 489 Ständerat Frühjahrssession 2021

Behinderungen sowie für ihren Zugang zur Gesundheitsversorgung und zu sozialen Diensten einsetzen. Des Weiteren setzt sich die Schweiz für einen offenen Zugang zum Internet und der Informationen ein. Sie positioniert dabei das internationale Genf als Hub für digitale Gouvernanz. Zu Frage 2: Das EDA steht im regelmässigen Austausch mit Organisationen, die Menschen mit Behinderungen repräsentieren, so etwa im Rahmen der jährlichen Treffen des SKMR mit der NGO-Plattform Menschenrechte Schweiz, wo auch Fragen der Inklusion von Menschen mit Behinderungen behandelt werden. Seit 2019 ist die Schweiz zudem auch Mitglied des internationalen Netzwerks Global Action on Disability (GLAD). Im Rahmen dieser Mitgliedschaft tauscht sich die Schweiz regelmässig mit anderen Geberländern zu bewährten Praktiken zur Inklusion von Menschen mit Behinderung bei der Umsetzung von Entwicklungsprogrammen aus. Dieses Netzwerk ist besonders auch in der COVID-19 Krise aktiv. Chronologie

16.03.2021 Ständerat Erledigt

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.4425 490 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4425 Motion Abrechnung der Sozialversicherungen und der Steuern bei Hausdienstangestellten vereinfachen

Eingereicht von: Dittli Josef FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 08.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Motion an 2. Rat

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, den interessierten Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern von Beschäftigten im Haushalt die Möglichkeit zu bieten, sämtliche Sozialversicherungen und die Steuern bei einer einzigen Anlaufstelle abrechnen zu können. Begründung Hausdienstangestellte brauchen einen umfassenden Schutz durch die Sozialversicherungen. Gerade weil sie oft in Teilzeit und zudem im Tieflohnbereich arbeiten, oft wechselnde Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber haben, ist für sie die soziale Sicherung wichtig. Zudem sollen auch die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber die Möglichkeit haben, ihre Pflichten einfach, unkompliziert, bei einer Anlaufstelle und wenn möglich digital abwickeln zu können. Genau dafür hat das Parlament im Jahr 2005 im Bundesgesetz gegen die Schwarzarbeit (BGSA, SR 822.41) das "Vereinfachte Abrechnungsverfahren für Sozialversicherungsbeiträge und Steuern" geschaffen. In Artikel 3 Absatz 2 wurde festgelegt, dass die Prämien der Unfallversicherung durch die Unfallversicherer erhoben werden. Heute braucht deshalb jede Arbeitgeberin, jeder Arbeitgeber zwei Ansprechpartner – eine Ausgleichskasse und eine Unfallversicherung. Im gleichen Absatz wollte das Parlament aber bereits damals die Möglichkeit bieten, zusätzliche Vereinfachungen zu ermöglichen: "Weitergehende Vereinbarungen zwischen AHV-Ausgleichskassen und Unfallversicherern bleiben vorbehalten". Genau das entspricht dem doppelten Interesse der Angestellten und der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber: Die Abrechnung sämtlicher Sozialversicherungsprämien und der Steuern bei einer einzigen Anlaufstelle. Bis heute hat es die Bundesverwaltung nicht geschafft, dass dieser ausdrückliche Wunsch des Parlamentes umgesetzt werden kann. Wir meinen, dass der Bundesrat beispielsweise durch eine Verordnungsbestimmung den Weg für ein vereinfachtes Abrechnungsverfahren ebnen soll, das diesen Namen auch wirklich verdient. Den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern soll zukünftig die Möglichkeit zur Abrechnung bei einer Anlaufstelle geboten werden. Diese administrative Vereinfachung hat für die Hausdienstangestellten und ihre Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber nur Vorteile, bekämpft die Schwarzarbeit und bringt keinerlei Zusatzkosten für Bund, Kantone und Gemeinden. Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 Der Bundesrat erachtet eine einheitliche Abrechnungsstelle für alle Sozialversicherungsbeiträge und Steuern für sinnvoll. Artikel 118 Absatz 2 der Unfallversicherungsverordnung (UVV; SR 832.202) bietet den AHV-Ausgleichskassen schon heute die Möglichkeit, mit den Unfallversicherern zu vereinbaren, die Unfallversicherungsprämien zusammen mit den übrigen Sozialversicherungsbeiträgen zu erheben. Bisher sind noch kaum solche Vereinbarungen abgeschlossen worden. Das Bundesamt für Sozialversicherungen und das Bundesamt für Gesundheit werden deshalb den Abschluss einer entsprechenden Globalvereinbarung zwischen Ausgleichskassen und Unfallversicherern in die Wege leiten und bei Bedarf mittels punktueller Verordnungsanpassungen unterstützen. Falls sich auf diesem Weg nicht innert absehbarer Zeit eine praxistaugliche Lösung erzielen lässt, wird der Bundesrat dem Parlament die Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen vorschlagen. Antrag des Bundesrates vom 17.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. 20.4425 491 Ständerat Frühjahrssession 2021

Chronologie

18.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR (SGK-NR) Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (10) Bauer Philippe, Burkart Thierry, Ettlin Erich, Hegglin Peter, Müller Damian, Noser Ruedi, Rechsteiner Paul, Schmid Martin, Wicki Hans, Z'graggen Heidi 20.4463 492 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4463 Motion 24-Stunden-Beratungsangebot für von Gewalt betroffene Personen gemäss Istanbul- Konvention

Eingereicht von: Herzog Eva Sozialdemokratische Fraktion Sozialdemokratische Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 10.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Motion an 2. Rat

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, ein schweizweites professionelles 24h-Beratungsangebot (sowohl telefonisch wie auch Online) für Opfer von Gewalt und davon mitbetroffenen Personen einzurichten oder dieses schweizweit zu koordinieren. Es muss die Anforderungen von Artikel 24 der Istanbul-Konvention erfüllen, für alle Betroffenen leicht zugänglich sein und in der Bevölkerung breit bekannt gemacht werden. Begründung Expertinnen und Experten gehen übereinstimmend davon aus, dass die aktuelle Coronakrise zu einem höheren Risiko für häusliche Gewalt und somit zu mehr gewaltbetroffenen Personen führt. Gemäss Artikel 24 der Istanbul-Konvention, die in der Schweiz seit dem 1. April 2018 in Kraft ist, ist "eine kostenlose, landesweite und täglich rund um die Uhr erreichbare Telefonberatung einzurichten, um Anruferinnen und Anrufer vertraulich oder unter Berücksichtigung ihrer Anonymität im Zusammenhang mit allen in den Geltungsbereich dieses Übereinkommens fallenden Formen von Gewalt zu beraten". Die aktuellen Angebote decken den Bedarf nach Hilfe nur zu bestimmten Zeiten, obwohl ein beträchtlicher Teil der Betroffenen ausserhalb der Bürozeiten Beratung sucht und die Hemmschwelle, sich im Notfall an die Polizei zu wenden, hoch ist. Die aktuelle Krise hat die Situation verschärft. Damit alle Gewaltbetroffenen in akuter Notlage Zugang zu einer Beratung haben, muss diese rund um die Uhr gewährleistet sein. Nur ein schweizweites 24h-Beratungsangebot kann diese nötige Unterstützung anbieten, den Schutz vor Gewalt verbessern sowie den Verpflichtungen der Istanbul-Konvention und anderen Konvention wie der Kinderrechtskonvention gerecht werden. Stellungnahme des Bundesrates vom 03.02.2021 Der Bundesrat unterstützt das Anliegen der Motion. Die Zuständigkeit für die Errichtung eines solchen Beratungsangebots liegt jedoch bei den Kantonen. Sofern die Kantone gewillt sind, ein solches Angebot aufzubauen, ist der Bundesrat bereit, dabei eine koordinierende Rolle zu übernehmen. Antrag des Bundesrates vom 03.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Chronologie

08.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Rechtsfragen NR (RK-NR) Kommission für Rechtsfragen SR (RK-SR)

Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) 20.4463 493 Ständerat Frühjahrssession 2021

Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (11) Baume-Schneider Elisabeth, Carobbio Guscetti Marina, Gapany Johanna, Gmür-Schönenberger Andrea, Graf Maya, Häberli-Koller Brigitte, Maret Marianne, Mazzone Lisa, Thorens Goumaz Adèle, Vara Céline, Z'graggen Heidi 20.4464 494 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4464 Postulat Krieg in Bergkarabach. Die Rolle von Socar bei der Finanzierung des Krieges beleuch- ten

Eingereicht von: Sommaruga Carlo Sozialdemokratische Fraktion Sozialdemokratische Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 10.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, einen detaillierten Bericht über die Aktivitäten von SOCAR, der staatlichen aserbaidschanischen Ölgesellschaft mit Sitz in der Schweiz, auf Schweizer Boden zu erstellen. Darin sollen auch die Verbindungen, die der Konzern aus der Schweiz heraus pflegt, und dessen Geldflüsse aus der Schweiz analysiert werden. Im Blick soll dabei die Finanzierung des Krieges zwischen Aserbaidschan und Berg-Karabach sein, insbesondere was die Beschaffung von Kriegsmaterial und die Beteiligung dschihadistischer syrischer Söldner an den Kriegshandlungen angeht. Begründung Das Unternehmen SOCAR befindet sich zu 100 Prozent im Besitz von Aserbaidschan. 2019 hat es Einnahmen in der Höhe von 49 Milliarden Dollar erwirtschaftet, davon 35,7 Milliarden (77 %) in der Schweiz. SOCAR besitzt in der Schweiz mehrere Tochtergesellschaften und Holdings (SOCAR Energy Holdings AG, SOCAR Trading SA, SOCAR Energy GmbH, Pensionskasse SOCAR Energy Switzerland usw.). Seit dreizehn Jahren ist die in Genf ansässige Firma SOCAR Trading damit beauftragt, das aserbaidschanische Öl in der ganzen Welt zu vertreiben. Die Details über diese Tätigkeit wurden am 30. November 2020 im Tagesanzeiger aufgedeckt. Dank der Gewinne, die SOCAR von der Schweiz aus erwirtschaftet hat, konnte sich Aserbaidschan mit israelischen und türkischen Drohnen ausstatten, die grosse Zerstörung anrichten können, vor allem aber auch mit völkerrechtlich verbotenen Streubomben, die gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt werden, und mit Phosphorbomben. Mit letzteren wurden im von Baku und Ankara am 27. September begonnenen Krieg gegen die Armenier in Berg-Karabach mehr als 1800 Hektaren Wald in Berg-Karabach zerstört. Amnesty International und Human Rights Watch haben diese schweren Verletzungen des Völkerrechts öffentlich verurteilt. Es muss darauf hingewiesen werden, dass die von den französischen und russischen Behörden dokumentierte Rekrutierung von dschihadistischen syrischen Milizsoldaten – die gemäss Schweizer Recht als Terroristen eingestuft werden müssen – sowie deren Verschiebung nach Aserbaidschan, um gegen die Armenier zu kämpfen, und die finanzielle Entschädigung dieser Soldaten ohne das Geld aus den Einnahmen, die SOCAR in der Schweiz erzielt hat, nicht möglich gewesen wären. Es erscheint sinnvoll, mit einem Bericht Licht in die Situation zu bringen und die nötigen Empfehlungen in dieser Angelegenheit zu formulieren. Stellungnahme des Bundesrates vom 24.02.2021 Die Schweiz hat eine grundsätzlich offene Politik gegenüber Investitionen aus dem Ausland. Ausländische Investitionen sind für den Wirtschaftsstandort und den Wohlstand der Schweizer Bevölkerung von zentraler Bedeutung. So verdankt ca. jeder zehnte Beschäftigte seinen Arbeitsplatz einer ausländischen Direktinvestition in der Schweiz. Umgekehrt schaffen auch schweizerische Investitionen im Ausland Wohlstand vor Ort und ebenfalls in der Schweiz. Unternehmen mit Sitz in der Schweiz, wie im Falle SOCAR, sind an die hiesige nationale Gesetzgebung gebunden. Zudem erwartet der Bundesrat, dass sie international anerkannte CSR-Standards (Corporate Social Responsibility) und Leitlinien wie die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen und UNO-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte respektieren. Im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben können sie frei über die Verwendung ihrer Gewinne verfügen. Der Kapitaltransfer aus der Schweiz ins Ausland, im Fall von SOCAR nach Aserbaidschan, kann nur ausnahmsweise und auf der Basis einer 20.4464 495 Ständerat Frühjahrssession 2021 gesetzlichen Grundlage eingeschränkt werden. Betreffend die Situation in Nagorno-Karabach existiert derzeit keine solche Grundlage. Es käme einer substanziellen Änderung der oben ausgeführten schweizerischen Wirtschaftspolitik gleich, wenn die Rückführung von Unternehmensgewinnen ins Ausland im Einzelfall analysiert und je nach Fall gestattet würde, wie die Mittel dort im Rahmen des staatlichen Budgets verwendet werden. Eine solche Abkehr von liberalen Wirtschaftsprinzipien hätte entsprechend negative Konsequenzen für den Wirtschaftsstandort Schweiz und damit für den Wohlstand der Schweizer Bevölkerung. Eine Analyse der Finanzflüsse zwischen SOCAR und dem aserbaidschanischen Staat einerseits sowie zwischen dem aserbaidschanischen Staat und anderen Staaten wie der Türkei oder Israel andererseits liegt damit nicht nur ausserhalb der Zuständigkeit des Bundesrates, sondern ist auch nicht zu bewerkstelligen, da die hierfür erforderlichen Informationen in öffentlich zugänglichen Quellen nicht oder nur lückenhaft vorhanden sind. Zudem ist zu beachten, dass die in der Postulats-begründung genannten 37.5 Mrd. USD dem Umsatz von SOCAR in der Schweiz, nicht aber deren Gewinn entsprechen: Der weltweite Gewinn der SOCAR Unternehmensgruppe beträgt 383 Mio. USD, der Gewinn in der Schweiz ist nicht bekannt (Quelle: Finanzbericht SOCAR 2019 vom 19.06.20). Selbst wenn man davon ausginge, dass die weltweiten Gewinne der Unternehmensgruppe in ihrer Gänze ins Budget Aserbaidschans integriert würden, entspricht dieser Betrag nur ca. 2.3% der Einnahmen des aserbaidschanischen Staatshaushalts (für 2020 auf ca. 14.4 Mrd. USD geschätzt, Quelle: Finanzministerium der Republik Aserbaidschan). Antrag des Bundesrates vom 24.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulates. Chronologie

18.03.2021 Ständerat Ablehnung

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (6) Carobbio Guscetti Marina, Juillard Charles, Mazzone Lisa, Minder Thomas, Rieder Beat, Thorens Goumaz Adèle 20.4465 496 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4465 Motion Reform der lebenslangen Freiheitsstrafe

Eingereicht von: Caroni Andrea FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 10.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Motion an 2. Rat

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, die nötigen Rechtsanpassungen zu entwerfen, um seine eigenen Vorschläge zur Reform der lebenslangen Freiheitsstrafe umzusetzen (vgl. den bundesrätlichen Bericht zum Postulat 18.3530 vom 25. November 2020, Ziff. 6.4). Konkret umfasst dies: 1. Eine spätere erstmalige Prüfung der bedingten Entlassung aus der lebenslangen Freiheitsstrafe. 2. Die generelle Aufhebung der ausserordentlichen bedingten Entlassung. 3. Die Klärung und Vereinfachung des Verhältnisses von lebenslanger Freiheitsstrafe und Verwahrung. Begründung Die heutige "lebenslange" Freiheitsstrafe hat verschiedene Mängel, wie auch der Bundesrat in seinem Bericht zum Postulat 18.3530 festhält. 1. ist die frühe erstmalige bedingte Entlassung bereits nach 15 Jahren in vielen Fällen nicht schuldadäquat und unterscheidet sich nur unwesentlich von der nichtlebenslangen Freiheitsstrafe von 20 Jahren (bedingte Entlassung ab 13,3 Jahren). Das könnte gemäss Bundesrat mit einer späteren erstmaligen bedingten Entlassung korrigiert werden. Konkret könnte der heutige bescheidene Unterschied von nur 1,7 Jahren auf 5 Jahre ausgedehnt werden, wie in Deutschland und Österreich. 2. ist die ausserordentliche bedingte Entlassung nach 10 Jahren in der Praxis irrelevant, da kaum je schuldadäquat, weshalb sie aufzuheben ist. 3. ist die "lebenslange" Freiheitsstrafe ein Hybrid zwischen Strafe und Massnahme, was zu unverständlichen Überschneidungen mit der Verwahrung führt. Dass in der Praxis gleichzeitig beides ausgesprochen wird, ist ein logisches Unding (die Verwahrung kann gar nie angetreten werden) und erklärt sich nur damit, dass die Verwahrung eine strengere bedingte Entlassung vorsieht. Werden diese strengeren Regeln schon bei der lebenslangen Freiheitsstrafe für sonst zu verwahrende Täter angewandt, kann auf die unverständliche parallele Anwendung beider Regimes verzichtet werden. Alle drei Vorschläge des Bundesrates sind in Harmonie mit der Bundesverfassung und der EMRK. Sie behalten zudem im Grundsatz das geltende System bei, schärfen es aber in drei einfach umzusetzenden Punkten. Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 Die vorliegende Motion geht auf den Postulats-Bericht des Bundesrates vom 25. November 2020 zur lebenslangen Freiheitsstrafe zurück. Der Bundesrat verneint in diesem Bericht einen dringenden Handlungsbedarf. Er zeigt aber auf, dass in den von der Motion aufgegriffenen Aspekten Spielraum besteht, um das System der lebenslangen Freiheitsstrafe zu verbessern. Antrag des Bundesrates vom 17.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Chronologie

01.03.2021 Ständerat Annahme 20.4465 497 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Rechtsfragen NR (RK-NR) Kommission für Rechtsfragen SR (RK-SR)

Zuständige Behörde Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.4477 498 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4477 Motion Jetzt mit Algerien Rückführungen auf dem Seeweg verhandeln!

Eingereicht von: Müller Damian FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 14.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Motion an 2. Rat

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, zwangsweise Rückführungen nach Algerien tatsächlich zu vollziehen: 1. Eine technische Vereinbarung mit Algerien zu verhandeln, um die Rückführungen auf dem Seeweg zu erlauben; 2. Die Bewilligung eines Transitland (z. B. Frankreich, Italien oder Spanien), zwecks Seezugang zu erhalten; 3. Ein Immigration Liaison Officer (ILO) in Algier zu entsenden. Begründung Seit Jahren führt Algerien die nationale Liste der hängigen Ausschaffungen mit 557 Fällen (31.10.2020) an. Das ist ein Rekord: Für kein anderes Land ist der Pendenzenberg höher. Algerische Asylbewerber haben praktisch keine Chance, legal in der Schweiz bleiben zu können. Meist gelten sie als Wirtschaftsflüchtlinge. Die Schutzquote (Anteil der Asylbewerber, die Asyl oder eine vorläufige Aufnahme erhalten) ist sehr tief (2% in 2020 – Statistik bis 31.10.2020). Die Anzahl der Asylgesuche von Algerien haben insbesondere im September (293 Asylgesuche) stark zugenommen. Das Land gehört zu den fünf wichtigsten Herkunftsstaaten. Gemäss kantonalen Migrationsbehörden gibt es wieder vermehrt Problemfälle aus Algerien, wie es nach dem Arabischen Frühling der Fall war. Viele algerische Migranten täten offenbar alles, um das Asylverfahren zu verzögern, seien aggressiv und hätten Drogenprobleme – so aktuelle Medienberichte. Dazu ist es zu erwähnen, dass Neuenburg im Sommer eine beispiellose Serie von Kriminaldelikten erlebte. Die meisten Täter stammen aus Algerien. Der Neuenburger Sicherheitsdirektor Alain Ribaux verlangt, dass der Bund auf die algerische Regierung Druck macht, damit Algerien diese Straftäter zurücknimmt. Per Beschluss vom 15. Juni 2012 hat der Bundesrat das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) beauftragt, eine Liste der prioritären Länder aus Perspektive der Rückkehr von Migrantinnen und Migranten zu erstellen und diese den übrigen Departementen zur Kenntnis zu bringen. Algerien steht seit August 2013 auf dieser Liste. Die Schweiz verfügt zwar über ein Rückübernahmeabkommen mit Algerien. Zwangsweise Rückführungen mittels Sonderflüge sind gemäss diesem Abkommen nicht vorgesehen. Demzufolge verweigert Algerien konsequent diese Art von Rückführungen. Deshalb können die algerischen Staatsangehörigen einfach eine Rückführung nach Algerien verweigern. Sie bleiben dann für eine unbestimmte Zeit in der Nothilfe. 2020 gab es lediglich eine freiwillige Rückkehr und nur sieben zwangsweise Rückführungen nach Algerien. Trotz dieser tiefen Rückkehrzahlen schreibt den Bundesrat im Bericht zur Aussenmigrationspolitik 2019: " Die politischen Umbrüche in Algerien könnten der Schweiz neue Perspektiven zur Verbesserung der operativen Zusammenarbeit im Migrationsbereich eröffnen. Algerien führt die Statistik der Rückkehrpendenzen seit Jahren an, die Zusammenarbeit hat sich aber insgesamt verbessert, und im Januar 2020 fand ein Migrationsdialog zwischen Algerien und der Schweiz statt ". Im Bericht 2018 hat der Bundesrat die Zusammenarbeit mit Algerien wie folgt beurteilt: " Mit Algerien hat sich die operative Zusammenarbeit insbesondere im Bereich der Rückübernahme deutlich verbessert ". In der Stellungnahme des Bundesrates zur Interpellation 17.3707 lobt er den Dialog mit Algerien: " Er hat dazu geführt, dass die Identifikation mutmasslicher Algerier inzwischen gut funktioniert und Ersatzreisepapiere einfacher zu beschaffen sind ". Die Verbesserungen betreffen, wie oben dargestellt, nicht die Rückkehrzahlen, sondern lediglich die Identifizierungen von algerischen Staatsangehörigen. Der Bundesrat betreibt in dieser Sache eine Vogel-Strauss-Politik. In dieser Hinsicht ist es dringend nötig, eine Lösung betr. die hängigen Vollzugsfälle aus Algerien zu suchen. 20.4477 499 Ständerat Frühjahrssession 2021

Gewisse europäische Staaten können Rückführungen auf dem Seeweg organisieren. Demzufolge soll der Bundesrat mit Algerien diese Art von Rückführung nach Algerien verhandeln. Der Bundesrat soll Verhandlungen einleiten und nicht warten auf eine algerische Zustimmung: " Algerien hat entsprechenden Vorschlägen der Schweiz bis anhin seine Zustimmung verweigert " (Wortlaut des Bundesrates zur Interpellation 17.3707 – zur Frage 6). Dazu kommt die Tatsache, dass Algerien inzwischen über eine neue Regierung verfügt wurde und ein neuer Präsident, Abdelmadjid Tebboune, wurde am 12. Dezember 2019 gewählt. Die Rückführung auf dem Seeweg funktioniert z.B. mit Marokko gut, gemäss Bericht zur Aussenmigrationspolitik 2018: " So kann die Schweiz seither regelmässig begleitete Rückführungen auf dem Seeweg organisieren ". 2018 wurden 15 Marokkaner auf dem Seeweg zurückgeführt. Die Polizisten sind jeweils während der gesamten Reise über das Meer dabei, so lange bis die marokkanischen Behörden ihre Bürger zurücknehmen. Auf diesem Modell aufbauend soll der Bundesrat umgehend Verhandlungen mit Algerien aufnehmen und das Parlament regelmässig dazu zu orientieren. Um Rückführungen nach Marokko zu organisieren, bewilligt Frankreich den Transit auf seinem Gebiet. Andere Staaten könnten allenfalls angefragt werden, z. B. Italien oder Spanien. Darum muss der Bundesrat gleichzeitig mit den Mittelmeeranrainern Durchbeförderungen verhandeln. Der Bund zählt heute auf die Dienste von sieben Verbindungspersonen, die das Staatssekretariat für Migration (SEM) "in wichtigen Herkunfts- und Transitstaaten vertreten " (SEM Migrationsbericht 2019). Die sogenannten Immigration Liaison Officers (ILO) wirken in den Schweizer Vertretungen in Tunesien, Nigeria, Senegal, Libanon, Sri Lanka, Sudan und der Türkei. Von dort aus betreuen sie zum Teil zusätzliche Länder. Es gibt aber keinen ILO in Algier, obwohl Algerien prioritär zu behandeln wäre. Demzufolge soll der Bundesrat eine Stelle in Algier schaffen, um die Beziehungen im Migrationsbereich mit den algerischen Behörden zu verbessern, mit dem Ziel zwangsweise Rückführungen nach Algerien zu ermöglichen. Am 9. September 2019 hat das SEM eine Medienmitteilung veröffentlicht: " Zudem könnten zusätzliche Immigration Liaison Officers in Westafrika, am Horn von Afrika oder im mittleren Osten die Rückführung abgewiesener Asylsuchender vor Ort unterstützen ". Zwei bis drei weitere ILO Stelle will das SEM an noch nicht definierten Orten installieren (Aargauer Zeitung, 10.09.2019). Algier soll zukünftig ein ILO beherbergen. Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 Das Rückübernahmeabkommen von 2006 bildet die Grundlage für die Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Algerien im Rückkehrbereich. Dieses Abkommen wird mittlerweile von der algerischen Seite insgesamt verbindlich umgesetzt. Freiwillige Ausreisen sowie begleitete und unbegleitete Rückführungen sind gemäss Abkommen mittels Linienflug ab Genf möglich, Rückführungen auf dem Seeweg oder Sonderflüge sieht es hingegen nicht vor. Algerien lässt generell keine Sonderflüge zu, diese Einschränkung gilt somit auch für alle anderen europäischen Staaten. Frankreich ist das einzige europäische Land, das Rückführungen auf dem Seeweg durchführen kann. Auch Staaten wie Deutschland oder Italien, die im Vergleich zur Schweiz erheblich mehr ausreisepflichtige algerische Staatsangehörige verzeichnen, können auf dem Seeweg keine Personen nach Algerien zurückführen. Es würde erst dann Sinn machen, die Bewilligung um Meereszugang eines Transitlandes zu erhalten, wenn Algerien diese Form der Rückführung zulassen würde. Dies ist bis anhin nicht der Fall. Der Bundesrat strebt weiterhin eine Lösung an, sie kann aber nur bilateral erfolgen. Die Zusammenarbeit mit Algerien hat sich in den letzten drei Jahren aber verbessert. Die Vollzugspendenzen konnten von 870 im Jahr 2015 auf heute 600 (Stand 30.11.2020) um 31% gesenkt werden. Allein von Januar bis März 2020 konnten rund 20 Personen zwangsweise nach Algerien zurückgeführt werden – das entspricht einer deutlichen Steigerung gegenüber den Vorjahren. Seither sind die algerischen Grenzen aufgrund der Covid-19-Pandemie geschlossen, der internationale Flugverkehr ist eingestellt und Rückführungen waren seither folglich nicht mehr möglich. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) steht regelmässig und auf allen Ebenen im Kontakt mit den zuständigen algerischen Behörden, um die grundsätzlich positiven Entwicklungen der letzten drei Jahre weiter voranzutreiben. Anfang 2020 wurde in Algier im Rahmen der politischen Konsultationen zwischen der Schweiz und Algerien ein Migrationsdialog durchgeführt. Um die Rückführungsmöglichkeiten zu erweitern, wurden u.a. Alternativen zu den Linienflügen ab Genf diskutiert. Dabei willigten die algerischen Behörden ein, neu Abflüge ab Basel zuzulassen. Der Bundesrat ist zuversichtlich, dass die Anfang 2020 vereinbarten Massnahmen sowie der regelmässige Kontakt mit den algerischen Behörden zur kontinuierlichen Erhöhung der Anzahl Rückführungen nach Algerien beitragen werden, sobald Algerien die Corona-bedingte Schliessung seiner Grenzen aufgehoben hat 20.4477 500 Ständerat Frühjahrssession 2021 und der internationale Flugverkehr wiederaufgenommen wird. Der Bundesrat erachtet die Entsendung eines Immigration Liaison Officer (ILO) nach Algier grundsätzlich ebenfalls als erstrebenswert. Angesichts der seit Monaten andauernden Schliessung der Grenzen aufgrund der Corona-Pandemie und nach Durchführung einer sorgfältigen Analyse zu möglichen neuen Einsatzorten kommt das SEM jedoch zum Schluss, dass derzeit keine ausreichende Auslastung eines ILO in Algerien sichergestellt werden könnte. Zudem verfügt die Schweizerische Botschaft in Algerien über ein Beziehungsnetz mit den relevanten Akteuren der Migrationszusammenarbeit und pflegt dieses aktiv. Aus diesem Grund erachtet der Bundesrat die vom Motionär geforderte Entsendung derzeit nicht als opportun. Er wird eine solche Entsendung aber in regelmässigen Abständen erneut prüfen. Antrag des Bundesrates vom 17.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Chronologie

01.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Staatspolitische Kommission NR (SPK-NR) Staatspolitische Kommission SR (SPK-SR)

Zuständige Behörde Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (2) Chiesa Marco, Rieder Beat 20.4478 501 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4478 Motion Gleich lange Spiesse bei Arbeits- und Ruhezeitbestimmungen

Eingereicht von: Dittli Josef FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 14.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Motion an 2. Rat

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, im Strassengüterverkehr für gleich lange Spiesse zu sorgen. Hierfür hat er die Arbeits- und Ruhezeitbestimmungen auf Fahrer von Lieferwagen ab 2,5 Tonnen im gewerbsmässigen Strassengütertransport analog zu den bestehenden Bestimmungen im Schwerverkehr und unter Berücksichtigung der Entwicklungen in der EU auszudehnen. Parallel dazu sind für diese Fahrzeuge die Ausrüstungsvorschriften der EU bezüglich dem digitalen Fahrtschreiber im grenzüberschreitenden Verkehr auch für die Schweiz zu übernehmen. Begründung Für den gewerbsmässigen Gütertransport mit Fahrzeugen über 3,5 Tonnen besteht heute eine Lizenzpflicht für die Unternehmen, durch welche sie grundlegende Marktzugangsvoraussetzungen (Zuverlässigkeit, fachliche Eignung, finanzielle Leistungsfähigkeit) erfüllen müssen. Daneben ist insbesondere die Einhaltung der Arbeits- und Ruhezeitbestimmungen, welche für mehr Sicherheit auf den Strassen und mehr sozialen Schutz für die Fahrer und Fahrerinnen sorgen, eine wichtige Rahmenbedingung. Sie sind der Arbeits- und Ruhezeitverordnung (ARV) unterstellt. Der gewerbsmässige Gütertransport mit Fahrzeugen bis 3,5 Tonnen ist dagegen nur dem Arbeitsgesetz (ArG) unterstellt. Entsprechend kann bis zu 14 Stunden am Stück gearbeitet werden, während für den Gütertransport über 3,5 Tonnen gemäss ARV höchstens 9 Stunden zwischen zwei Ruhezeiten erlaubt sind (Ausnahmen für 10 h möglich). In Anbetracht des Zuwachses von Fahrzeugen bis 3,5 Tonnen im Strassengüterverkehr müssen betreffend Arbeits- und Ruhezeiten gleich lange Spiesse geschaffen werden, damit weiterhin die Sicherheit auf den Strassen und faire Arbeitsbedingungen für alle Fahrer und Fahrerinnen im gewerbsmässigem Gütertransport gewährleistet werden können. Die Motion entspricht den Entwicklungen in Europa. Das neue Mobilitätspaket 1 der EU verlangt, dass per 2026 auch für den gewerbsmässigen grenzüberschreitenden Gütertransport mit Gütertransportfahrzeuge mit über 2,5 Tonnen Fahrzeuggewicht die Lizenzpflicht gilt, und Fahrten mit diesen Fahrzeugen denselben Lenk- und Ruhezeiten wie die Gütertransportfahrzeuge über 3,5 Tonnen unterstellt werden. Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 Der Bundesrat anerkennt Handlungsbedarf bei der Regelung von Transporten mit Lieferwagen (Gesamtgewicht 3,5t). Allerdings lässt auch das Arbeitsgesetz nicht zu, dass bis zu 14 Stunden am Stück gearbeitet werden darf. Antrag des Bundesrates vom 17.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Chronologie

16.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen NR (KVF-NR) Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen SR (KVF-SR) 20.4478 502 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (3) Burkart Thierry, Hegglin Peter, Wicki Hans 20.4479 503 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4479 Interpellation Rete Due, das zweite Radioprogramm der RSI, ist unverzichtbar für die Erfüllung des Service-public-Auftrags in der SRG-Konzession

Eingereicht von: Carobbio Guscetti Marina Sozialdemokratische Fraktion Sozialdemokratische Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 15.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Vor ein paar Tagen hat die Tessiner Sektion der Mediengewerkschaft SSM publik gemacht, im Rahmen des Projekts zur Neuausrichtung der Radioprogramme der Radiotelevisione Svizzera (RSI) sei vorgesehen, dass auf Rete Due nächstens der Anteil für Wortbeiträge auf 10 Prozent der Sendezeit gesenkt wird, also auf nur 6 Minuten pro Stunde. Heute liegt dieser Anteil bei mehr als 40 Prozent. Mit dieser Massnahme wird der Programmauftrag in der SRG-Konzession verletzt, und daneben werden Arbeitsplätze gefährdet. Das zweite Programm der RSI ist für die italienische Schweiz äusserst wichtig, aufgrund der Besonderheiten der Region und weil das Gebiet einer Sprachminderheit in der Schweiz betroffen ist. Das Museo Vela, die Schweizerische Nationalphonothek und die RSI sind die drei nationalen Kulturinstitutionen, die in der italienischsprachigen Schweiz präsent sind. Rete Due hat es sich zur Hauptaufgabe gemacht, die Italianità zu verbreiten und zu bewahren, indem es Hintergrundinformationen zur italienischen Kultur bereitstellt, sich mit Forscherinnen und Forschern der Schweizer Universitäten und mit anderen Kulturinstitutionen vernetzt und die wichtigsten kulturellen Veranstaltungen in der Schweiz und im Ausland aufmerksam verfolgt. Das von der Direktion der RSI aufgegleiste Projekt sieht eine radikale Neuausrichtung des kulturellen Angebots vor, den Abbau von Hintergrundsendungen von Rete Due, und dies ohne die Möglichkeit, diese Inhalte in andere Gefässe der RSI zu verschieben. Dies führt zwangsläufig zu einem Qualitätsabbau. Vor diesem Hintergrund und ohne die Notwendigkeit von technologischen Innovationen zu negieren, bitte ich den Bundesrat, folgende Fragen zu beantworten: 1. Ist er nicht der Ansicht, dass die RSI mit dem Projekt zur Neuausrichtung von Rete Due die SRG-Konzession verletzt, namentlich deren Artikel 3, 7 und 8? 2. Ist er nicht der Ansicht, dass Rete Due der RSI wichtig ist, um die Sender der SRG von den Programmen der Privatsender abzugrenzen? 3. Ist er nicht der Ansicht, dass das Projekt zur Neuausrichtung die kulturellen Hintergrundprogramme, die Verständigung und den Austausch zwischen den Sprachregionen unseres Landes und damit auch den nationalen Zusammenhalt gefährdet? 4. Gedenkt er einzugreifen, um die Einhaltung des in der Konzession festgelegten Auftrags in Bezug auf die Kultur durchzusetzen? 5. Teilt er die Auffassung, dass der Service public bei Radio und Fernsehen der Kultur ein besonderes Gewicht geben muss, da sie Vertiefungen ermöglicht, Debatten einen Raum gibt und die Demokratie stärkt? Begründung Der Bundesrat hat der SRG am 29. August 2018 eine neue Konzession erteilt, die am 1. Januar 2019 in Kraft getreten ist und bis zum 31. Dezember 2022 gilt. Die Konzession legt kurzfristig umzusetzende Massnahmen fest, mit denen der Service public in der Schweiz gestärkt werden soll, namentlich Regeln zur Integration, zur Qualität und zu den Berichterstattungspflichten der SRG. In verschiedenen Punkten wurden die Vorschriften für die SRG verschärft. Die in den Bereichen Information und Kultur zu erbringenden Leistungen sind in der Konzession definiert. Weiter sind Anforderungen in Bezug auf die Unterscheidbarkeit der SRG-Programme festgelegt; diese Anforderungen sind strenger im Vergleich zu den Anforderungen für Angebote kommerziell ausgerichteter Veranstalter. Die neue Konzession enthält zudem umfangreichere und genauere Vorgaben für die Qualitätssicherungssysteme. So sind für jeden Bereich des redaktionellen Angebots inhaltliche und formale Qualitätsstandards zu definieren und Prozesse zu deren Überprüfung festzuschreiben. Der Erfolg des Angebots muss durch die hohe Qualität sichergestellt werden. Die SRG-Konzession vom 29. August 20.4479 504 Ständerat Frühjahrssession 2021

2018 hält in Artikel 3 Absatz 4 fest: "[Die SRG] fördert mit der Gesamtheit ihres publizistischen Angebots das Verständnis, den Zusammenhalt und den Austausch unter den Landesteilen, Sprachgemeinschaften, Kulturen, Religionen und gesellschaftlichen Gruppierungen und berücksichtigt die Besonderheiten des Landes und die Bedürfnisse der Kantone". Sie enthält zudem spezifische Artikel zu Kultur, Bildung und Wissen, insbesondere Artikel 7 sowie Artikel 16, der die Radioprogramme festlegt: Art.16 Radioprogramme 1 Die SRG veranstaltet die folgenden Radioprogramme: a. für die deutsche, die französische und die italienische Sprachregion je drei Programme, wobei: 1. das erste sich als Basisprogramm an ein breites Publikum richtet und den Schwerpunkt auf Information, gesellschaftliche Themen und Unterhaltung setzt; in diesen Programmen können mit Genehmigung des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) zeitlich begrenzte regionale Informationssendungen (Regionaljournale) ohne Sponsoring verbreitet werden, 2. das zweite vorwiegend der klassischen und modernen Kunst und Kultur sowie der Hintergrundinformation gewidmet ist, 3. das dritte sich an junge Erwachsene richtet und den Schwerpunkt auf populäre Kultur, gesellschaftliche Themen und Unterhaltung setzt. Sowohl aus Artikel 7 als auch aus Artikel 16 geht klar hervor, welche Wichtigkeit ein Kultursender auch für das Radio der RSI hat. Insbesondere hält Artikel 16 Absatz 1 Ziffer 2 fest, dass das zweite Programm "der klassischen und modernen Kunst und Kultur sowie der Hintergrundinformation" gewidmet sein muss. Es geht hier nicht darum, die Notwendigkeit von Innovationen zu negieren, mit denen sich die SRG hin zu einem medienübergreifenden Angebot bewegt, das den jungen Zielgruppen mehr entspricht (vgl. Art. 13 SRG-Konzession), und mit dem sie sich den Mediennutzungsgewohnheiten ihres Publikums anpasst. Die Innovation muss sich aber nach Strategien richten, die die linearen Inhalte begleiten und die diese nicht eliminieren und so nicht nur die kulturelle Vertiefung verunmöglichen, sondern auch die Verständigung und den Austausch zwischen den Sprachregionen in unserem Land und damit den nationalen Zusammenhalt gefährden. Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 Antwort zur Frage 1: Die SRG ist verpflichtet, ihren publizistischen Leistungsauftrag gemäss Konzession vollumfänglich zu erfüllen. Das BAKOM wacht im Rahmen seiner allgemeinen Aufsicht im Medienbereich darüber, dass die Konzession eingehalten wird (Art. 86 Abs. 1 RTVG). Die Vorgaben der Konzession beziehen sich mehrheitlich nicht auf einen bestimmten Verbreitungskanal, sondern auf die Gesamtheit des jeweiligen Angebots über alle Kanäle (Radio, TV und Online). Die geplante Neuausrichtung von Rete Due beinhaltet in erster Linie eine Verschiebung von Angeboten auf andere lineare Programme (z.B. Rete Uno) und andere Vektoren (z.B. als Online-Angebote auf Abruf). Die Konzessionsbestimmungen werden dadurch nicht verletzt. Auch Art. 16 Abs. 1 lit. a Ziff. 2 SRG-Konzession, der in groben Zügen die inhaltliche Ausrichtung des zweiten Radioprogramms für die deutsche, französische und italienischsprachige Sprachregion umschreibt, steht nicht in Widerspruch mit der Neuausrichtung von Rete Due. Gemäss Angaben der SRG wird Rete Due weiterhin schwerpunktmässig klassische Musik und Jazz ausstrahlen. Zudem werden auch künftig Informationen zum aktuellen kulturellen Geschehen sowie kulturelle Veranstaltungen (Konzerte, Theater, Konferenzen) verbreitet werden. Antwort zur Frage 2: Der Bundesrat hat mit der am 1. Januar 2019 in Kraft getretenen Konzession der SRG die Anforderungen an die Unterscheidbarkeit der Programme erhöht. Radioprogramme der SRG müssen sich z.B. mit der professionellen Qualität ihrer Moderation und ihrer nicht primär an den Einschaltquoten orientierten Musikwahl von den Angeboten kommerziell ausgerichteter Veranstalter unterscheiden (Art. 16 Abs. 3 SRG-Konzession). Diese Vorgabe gilt für sämtliche Radioprogramme der SRG, auch für Rete Due. Gemäss Angaben der SRG legt Rete Due auch weiterhin den Fokus auf Qualitätsmusik, klassische Musik und Jazz. Weitere Schwerpunkte sind Kunst und Kultur, Schweizer Musikproduktionen, Schweizer Literatur und die Präsenz des Italianità in der Schweiz. Das Profil von Rete Due unterscheidet sich damit auch künftig deutlich von privaten Radioangeboten. Antwort zur Frage 3: Im Zuge der diskutierten Neuausrichtung baut RSI gemäss Angaben der SRG sein digitales Audio-Angebot im Bereich Kultur aus und integriert vertiefende Kultursendungen sowie Beiträge und Sendungen, die sich mit der Kultur anderer Sprachregionen beschäftigen, in das Programm von Rete Uno. Eine Gefährdung für die kulturelle Berichterstattung sowie den Integrationsauftrag ist dadurch nicht ersichtlich. Antwort zu den Fragen 4 und 5: Der im Radio- und Fernsehgesetz (RTVG) verankerte Kulturauftrag an die 20.4479 505 Ständerat Frühjahrssession 2021

SRG (Art. 24 Abs. 4 lit. b RTVG) ist ein wesentliches Element des Service public. Die SRG ist verpflichtet, diesen Auftrag gemäss konzessionsrechtlichen Vorgaben zu erfüllen. Der Kulturauftrag ist aber nicht an einen bestimmten Verbreitungskanal gebunden. Die SRG muss der veränderten Mediennutzung ihres Publikums Rechnung tragen können. Die Konzession gibt ihr daher die Möglichkeit, ihren Kulturauftrag zeitgemäss und über verschiedene Kanäle zu erfüllen. Chronologie

16.03.2021 Ständerat Erledigt

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.4480 506 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4480 Interpellation Präsenz der Asiatischen Hornisse. Sich gemeinsam mit den Bienenzüchterinnen und Bienenzüchtern auf den Frühling vorbereiten

Eingereicht von: Baume-Schneider Elisabeth Sozialdemokratische Fraktion Sozialdemokratische Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 15.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text 2010 hat das BAFU das Centre for Agricultural Bioscience International (CABI) beauftragt, einen Bericht zum Stand des Wissens und zu den Risiken, die von der Asiatischen Hornisse Vespa velutina ausgehen, zu verfassen. Der Bericht kam zum Schluss, dass sich der Räuber mit einem breiten Nahrungsspektrum, der 2004 erstmals in Südfrankreich auftrat und der vermutlich in Töpfen für Bonsai aus China eingeschleppt wurde, rapid verbreitet. Kolonien Asiatischer Hornissen wurden 2010 auch in Spanien gefunden. Vespa velutina jagt die heimischen Honigbienen und frisst zahlreiche weitere Bestäuber, was möglicherweise Folgen für die Artenvielfalt hat. Zwar wurden 2010 die der Schweiz am nächsten gelegenen Nester im Departement Côte-d'Or gefunden, weniger als 200 Kilometer von der Landesgrenze entfernt. Der Bericht kam aber zum Schluss, dass die Asiatische Hornisse eher über die Genferseeregion, die Ajoie oder die Region Basel in die Schweiz gelange und dass dieses natürliche Vordringen unvermeidbar sei. Im Mai 2017 meldete Apisuisse, dass eine Königin in der Gemeinde Fregiécourt in der Ajoie gefangen worden sei. Eine Kommission zur Asiatischen Hornisse, die vom Schweizerischen Bienengesundheitsdienst (BGD) einberufen wurde, hat im April 2017 ein Dokument erstellt, das Auskunft darüber gibt, was bei der Entdeckung eines Nests zu tun sei. Der BGD hat in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Bienenforschung zudem die wichtigsten Informationen zu diesem Schädling in einem Merkblatt zusammengetragen. In seinem "Leitfaden Bienengesundheit" hielt das Zentrum für Bienenforschung 2018 fest: "Wenn sich eine Hornissenpopulation in der Schweiz etabliert, werden die zuständigen Schweizer Stellen (BGD, ZBF, BAFU) Bekämpfungsempfehlungen herausgeben, die auf dem aktuellen Kenntnisstand basieren." Die Asiatische Hornisse ist nunmehr in der Schweiz angelangt (insbesondere in den Kantonen Jura, Genf und Tessin). Die Zerstörung einiger – zugegebenermassen seltener – Nester, die im Oktober in den Kantonen Jura und Genf unter Verwendung eindrücklicher technischer Hilfsmittel und grosser Kosten erfolgte, belegt, wie notwendig ein koordiniertes Vorgehen ist. Auf der Grundlage des bisher Gesagten gilt es zu bedenken, dass im Frühling 2021 die Lage schwierig sein wird und dass auf nationaler Ebene gehandelt werden muss; notwendig sind Massnahmen zugunsten der Bienenzüchterinnen und -züchter, damit dann nicht überstürzt gehandelt wird, beispielsweise, indem im Frühling Fallen aufgestellt werden, die nicht sehr selektiv funktionieren und für viele Bestäuber schädlich sind. Der Bundesrat wird gebeten, die folgenden Fragen zu beantworten: 1. In kantonalen Konzepten ist vorgesehen, die Nester so rasch als möglich zu vernichten; besteht ein Monitoring der in den Kantonen ergriffenen Massnahmen, und werden sie evaluiert? 2. Wurden neue Studien durchgeführt, die aufzeigen, wie diese invasive Art bekämpft und ob sie ausgerottet werden kann oder ob verhindert werden kann, dass die Asiatische Hornisse sich in den bereits befallenen Orten dauerhaft festsetzt? Wenn man bedenkt, wie stark sich der Kenntnisstand verbessert hat, wäre vor allem eine Aktualisierung des 2010 vom CABI verfassten Berichts zum Stand des Wissens und zu den Risiken, die von Vespa velutina ausgehen, ins Auge zu fassen. 3. Falls die Ausrottung oder die Einhegung nicht möglich ist: Wie kann eine Koexistenz mit diesem Insekt aussehen, wenn wir seine negativen ökologische und wirtschaftliche Auswirkungen möglichst geringhalten, die Bienenzüchterinnen und -züchter unterstützen und die Artenvielfalt erhalten wollen? 20.4480 507 Ständerat Frühjahrssession 2021

4. In der Strategie der Schweiz zu invasiven gebietsfremden Arten steht: "Ziel 9 des strategischen Plans 2011 – 2020 der CBD [UN-Convention on Biological Diversity / Strategischer Plan zur Biodiversität 2011–2020] fordert die Unterzeichnerstaaten auf, bis 2020 eine Identifizierung der invasiven gebietsfremden Arten und ihrer Verbreitungswege mit Prioritätensetzung, eine Kontrolle oder Beseitigung der wichtigsten Arten sowie Massnahmen zur Verhinderung ihrer Einführung und Ansiedlung vorzunehmen." Falls diese Priorisierung vorgenommen worden ist: In welche Kategorie wurde die Asiatische Hornisse eingeteilt? 5. Ist es denkbar, dass zusätzlich zur Bereitstellung wissenschaftlichen Knowhows und zum landesweit koordinierten Austausch guter Praktiken die Kantone finanziell unterstützt werden, sodass diese den Bienenzüchterinnen und -züchtern bei den zu ergreifenden Massnahmen eine angemessene Unterstützung zukommen lassen können? Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 1–3) Als sich die Asiatische Hornisse im Oktober 2016 bis wenige Kilometer vor der französisch-schweizerischen Grenze ausgebreitet hatte, beauftragte das Bundesamt für Umwelt (BAFU) das Forschungsinstitut Centre for Agriculture and Bioscience International (CABI) mit einem weiteren Mandat für 2017 bis 2020. Im Rahmen dieses Mandats wurden: – das sehr nahe an den Befallsstandorten in Frankreich gelegene Schweizer Grenzgebiet überwacht, – die Risiken evaluiert, die ein Auftreten der Asiatischen Hornisse für die Schweiz mit sich bringen würden, – Methoden zum Auffinden und Entfernen von Nestern verifiziert und weiterentwickelt. Die daraus resultierenden Erkenntnisse wurden den Kantonen, Gemeinden, Imkern sowie der interessierten Öffentlichkeit über eine Informationsplattform zur Verfügung gestellt. Im April 2017 publizierte die Arbeitsgruppe invasive Neobiota (AGIN) der Konferenz der Vorsteher der Umweltschutzämter der Schweiz (KVU) zusammen mit dem Bienengesundheitsdienst 'apiservice' eine gemeinsame Empfehlung. Diese enthält unter anderem auch die bis dato verfügbaren Kenntnisse zur Identifizierung der Asiatischen Hornissen sowie zum Auffinden und Entfernen der Nester. Das darin vorgeschlagene Vorgehen kam seither für die jährlich mehreren hundert Meldungen von Verdachtsfällen Asiatischer Hornissen zur Anwendung und wurde aufgrund neuerer Erkenntnisse weiterentwickelt. Von den Verdachtsmeldungen Asiatischer Hornissen haben sich bisher weniger als zehn bestätigt. Bei allen übrigen handelte es sich um einheimische Hornissen, Wespen oder andere schwarz-gelb gefärbte Insektenarten. Die bislang in der Schweiz gemachten Erfahrungen zeigen, dass dieses Vorgehen funktioniert und die Nester gefunden und entfernt werden können. Zurzeit prüft das BAFU zusammen mit den bei der Umsetzung des Projekts 2017–2020 beteiligten Institutionen (CABI, Bienengesundheitsdienst, Artexperten), ob ein Nachfolgeprojekt erforderlich ist. Dabei werden auch die Erfahrungen einfliessen, welche für das Auffinden und Entfernen der bislang in der Schweiz gefundenen Nester gemacht wurden. 4–5) Aufgrund der derzeitigen Verbreitung der Asiatischen Hornisse in der Schweiz wären gemäss dem Stufenkonzept aus der der Strategie zu invasiven gebietsfremden Arten der Schweiz Einzelbestände bis auf weiteres vollständig zu entfernen. Sollte dies nicht mehr möglich sein, wären lokal Befallszonen einzurichten, in denen der Bestand zur Verhinderung einer Besiedlung neuer Gebiete möglichst eingedämmt würde. Dieses Vorgehen entspricht der Stufe D2 des Stufenkonzepts. Die rechtlich verbindliche Umsetzung des Stufenkonzepts sowie die Möglichkeit einer finanziellen Beteiligung des Bundes an Bekämpfungsmassnahmen der Kantone ist Gegenstand der laufenden Revision des Umweltschutzgesetzes (USG, SR 814.01). Der Bundesrat wird das Geschäft voraussichtlich 2021 dem Parlament zur Beratung überweisen. Chronologie

16.03.2021 Ständerat Erledigt

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.4481 508 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4481 Interpellation Nachhaltige Finanzdienstleistungen im Bereich Kundeneinlagen?

Eingereicht von: Maret Marianne Die Mitte-Fraktion. Die Mitte. EVP. Die Mitte Einreichungsdatum: 15.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat hat als Priorität für den Finanzplatz Schweiz die Entwicklung nachhaltiger Finanzdienstleistungen festgelegt. Daran erinnert er erneut in seiner strategischen Weiterentwicklung der Finanzmarktpolitik vom 4. Dezember 2020, die insbesondere auf Nachhaltigkeit und Innovation setzt. Gemäss Bundesrat soll der Schweizer Finanzplatz "ein global führender Standort für nachhaltige Finanzdienstleistungen sein". In seinem Bericht vom 24. Juni 2020 führt er aus: "Dazu beabsichtigt der Bundesrat die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass erstens die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Finanzplatzes kontinuierlich verbessert wird und zweitens der Finanzsektor einen effektiven Beitrag zur Nachhaltigkeit [...] leisten kann." Laut dem Staatssekretariat für internationale Finanzfragen gilt: "Der Staat übernimmt hierbei die Rolle eines Vermittlers, führt mit der Branche und den interessierten Kreisen einen intensiven Dialog und setzt sich für einen optimalen Regulierungsrahmen ein." Der mit dem Bundesamt für Umwelt durchgeführte Klimaverträglichkeitstest und der Ergebnisbericht vom 9. November 2020 berücksichtigen aber nur Anlagen in Portfolios (Aktien, Obligationen, Anlagefonds usw.). Ein grosses Verbesserungspotenzial besteht jedoch bei den Bankeinlagen der Kundinnen und Kunden: Diese Kundeneinlagen betragen fast 2000 Milliarden Schweizer Franken, womit sich bei der Förderung nachhaltiger Finanzdienstleistungen ein entsprechend grosser Effekt erzielen liesse. Verschiedene Untersuchungen, unter anderem des WWF und der Konsumentenorganisation "Fédération romande des consommateurs", zeigen, dass nur ganz wenige Banken beispielsweise Sparkonten anbieten, deren Gelder dann nachhaltig platziert werden (zum Beispiel über Hypotheken oder Kredite, die bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen). Kleinsparerinnen und Kleinsparer haben somit fast keine Möglichkeit, ihr Geld für den ökologischen Wandel einzusetzen, wenn sie nicht Anlagen tätigen wollen, die riskant sind oder bei denen das Vermögen gebunden ist. Vor diesem Hintergrund wird der Bundesrat gebeten, die folgenden Fragen zu beantworten: 1. Teilt er die Ansicht, dass es unbedingt Innovation im Bereich der nachhaltigen Finanzdienstleistungen braucht, um dem Finanzplatz Schweiz eine Führungsrolle zu sichern, und dass die Kundeneinlagen ein grosses Potenzial aufweisen in Bezug auf Innovation und auf eine stärkere Nachhaltigkeit des Finanzsektors? 2. Wie will der Bundesrat als Vermittler, der mit der Branche einen Dialog führt, die Finanzbranche dazu anspornen, bei den Bankkonten für Kleinsparerinnen und Kleinsparer neue, nachhaltige Angebote zu entwickeln? 3. Hat der Bundesrat die Absicht, die Nachhaltigkeit der Kundeneinlagen in seine Strategie für einen Finanzplatz, der im Bereich nachhaltiger Finanzdienstleistungen wettbewerbsfähig und führend ist, aufzunehmen? Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 Zu 1: Der Bundesrat sieht Nachhaltigkeit im Finanzbereich als grosse Chance für den Schweizer Finanzplatz. Er teilt die Ansicht, dass ein hohes Potenzial besteht und Innovation eine zentrale Rolle spielt. Neue Geschäftsmodelle liegen grundsätzlich in der Verantwortung der Branche und Einzelinstitute. Der Staat nimmt seine subsidiäre Rolle wahr und begrüsst Innovation im Bereich nachhaltiger Finanzprodukte, wie zum Beispiel nachhaltige Bankkonten. Als besonders erfolgversprechend sieht der Bundesrat die Kombination von nachhaltigen Finanzdienstleistungen und digitaler Technologie (Green Fintech). Das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) hat zusammen mit der Branche im November 2020 das Green Fintech Netzwerk ins Leben gerufen. Dieses soll aufzeigen, in welchen Bereichen die Rahmenbedingungen für Green Fintechs in der Schweiz verbessert werden können, damit u.a. auch Kleinanlegerinnen und Kleinanleger von 20.4481 509 Ständerat Frühjahrssession 2021 diesbezüglichen Innovationen profitieren können. Dazu erarbeitet das Netzwerk einen Aktionsplan, der im Frühling 2021 veröffentlicht werden soll. Zu 2 und 3: Die Entwicklung neuer Angebote liegt wie in Frage 1 erläutert in der Verantwortung der Branche. Der Bundesrat ist dabei bestrebt, die Rahmenbedingungen weiter zu verbessern. Er ist überzeugt, dass die Entwicklung und Vergleichbarkeit nachhaltiger Finanzdienstleistungen namentlich mit grösserer Transparenz und einer besseren Datengrundlage gefördert wird. Dazu gehört etwa die systematische Offenlegung von Umwelt- und Klimainformationen für Finanzprodukte, zu welchen auch Bankkonten zählen, aber auch eine kompetente Beratung, bei der Finanzmarktakteure die Nachhaltigkeitspräferenzen der Kundinnen und Kunden abfragen und beantworten. Beispielsweise hat die Schweizerische Bankiervereinigung einen ersten übergeordneten Leitfaden erarbeitet und misst der Ausbildung grosse Bedeutung zu. Kundinnen und Kunden sollen möglichst gut informiert ihre Entscheide fällen können und Praktiken wie z.B. das "Greenwashing" verhindert werden (vgl. auch Bericht "Nachhaltigkeit im Finanzsektor Schweiz" des Bundesrates vom 24. Juni 2020). Entsprechend hat der Bundesrat am 11. Dezember 2020 weitere Arbeiten zur Erhöhung der Transparenz über Umwelt-und Klimainformationen beschlossen (namentlich Umsetzung der Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures). Chronologie

10.03.2021 Ständerat Erledigt

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.4482 510 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4482 Motion Vermeidung von kontaktlosen Guthaben. Geringe Altersguthaben vereinfacht auszah- len lassen

Eingereicht von: Hegglin Peter Die Mitte-Fraktion. Die Mitte. EVP. Die Mitte Einreichungsdatum: 15.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: An die Kommission zur Vorberatung zugewiesen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, eine Vorlage auszuarbeiten, um Artikel 5 Absatz 1 Buchstabe c des Freizügigkeitsgesetzes dahingehend zu ändern, dass Versicherte die Barauszahlung aufgrund Geringfügigkeit verlangen können, wenn ihr Altersguthaben weniger als 5000 Schweizerfranken beträgt und sie nicht innert drei Monaten nach Beendigung des letzten Vorsorgeverhältnisses wieder in eine Vorsorgeeinrichtung eingetreten sind. Begründung Heute werden Freizügigkeitsguthaben dann kontaktlos, wenn ihre Besitzer bei einer Adressänderung ihre neuen Koordinaten der Stiftung nicht bekannt geben. Das geschieht leider sehr oft, gerade bei kleineren Beträgen ist die Sensibilisierung der Versicherten In aller Regel ungenügend vorhanden. Zudem ist der momentane Geringfügigkeitsartikel schlecht verständlich. Die interessierten Versicherten können keinen Vorsorgeausweis ihrer früheren Pensionskasse vorlegen und können auch nicht nachvollziehen, ob sie den Barauszahlungsgrund in ihrem Fall anwenden können oder nicht. So lässt man es bleiben und vergisst das Guthaben. Das führt dazu, dass sie ihre neue Adresse der Stiftung nicht bekannt geben und so die Stiftung keine Möglichkeit hat, die Versicherten zu kontaktieren. Das Guthaben wird kontaktlos. Bei der Auffangeinrichtung sind 80 Prozent der Guthaben mit einem Guthaben unter 5000 Schweizerfranken kontaktlos. Zwar versuchen die Stiftungen, die neuen Adressen ausfindig zu machen. Wenn eine Person jedoch ins Ausland gezogen ist, sind die Erfolgsaussichten sehr klein. Bei kleineren Guthaben, die oft kontaktlos werden, geht das Geld jedoch buchstäblich "verloren". Dazu kommt, dass die geringen Guthaben von den Kontofühurngsgebühren mit der Zeit aufgefressen wird. Aktuell hat es kontaktlose Guthaben von über 5 Milliarden Schweizerfranken. Mit dem häufigeren Stellenwechsel ist davon auszugehen, dass die Anzahl kontaktlosen Guthaben in Zukunft noch steigen wird. Gemäss Gesetz würde dieses Geld im Alter 74/75 der Person an den Sicherheitsfonds überwiesen werden. Die versicherte Person hätte nichts davon. Kleinere Guthaben tragen zudem nicht wesentlich zum Aufbau der Altersvorsorge bei, sodass eine Auszahlung bedenkenlos ist. Gemäss Motion könnte eine Auszahlung nur dann verlangt werden, wenn das Altersguthaben weniger als 5000 Schweizerfranken beträgt und die Person nicht innert drei Monaten nach Beendigung des letzten Vorsorgeverhältnisses wieder in eine Vorsorgeeinrichtung eingetreten sind. Damit können Missbräuche weitgehend ausgeschlossen werden. Zudem ist sichergestellt, dass Freizügigkeitsgelder bei einer Neuanstellung zur Vorsorgeeinrichtung transferiert werden. Eine Vereinfachung des Geringfügigkeitsartikels würde die Anzahl der kontaktlosen Guthaben längerfristig senken. Stellungnahme des Bundesrates vom 03.02.2021 Im Jahr 2018 lag die durchschnittliche Höhe der Barauszahlungen wegen Geringfügigkeit bei rund 1367 Franken pro versicherte Person. Insgesamt wurden 7168 Fälle geringfügiger Barauszahlungen mit einer Gesamtsumme von 9.8 Millionen Franken erfasst. Eine Erhöhung des Betrags, bis zu dem die Barauszahlung aufgrund Geringfügigkeit verlangt werden kann, von heute durchschnittlich 1367 auf 5000 Franken hätte negative Auswirkungen auf den Aufbau der beruflichen Vorsorge der betroffenen Versicherten, da mehr Guthaben bar bezogen werden könnten, und dies gegebenenfalls sogar mehrere Male in einem Erwerbsleben. Somit bestünde das Risiko eines erheblichen Rückgangs des im Rentenalter noch vorhandenen Guthabens und damit der Rente. 20.4482 511 Ständerat Frühjahrssession 2021

Kontaktlose Guthaben entstehen vor allem bei der Auffangeinrichtung, welche für die Kontoführung grundsätzlich keine Kostenbeiträge erhebt. Im Übrigen wurden die Vorschriften zur Vermeidung kontaktloser Guthaben gestärkt. Die seit dem 1. Januar 2017 für die Vorsorge- und Freizügigkeitseinrichtungen eingeführte Meldepflicht führte zu einer markant höheren Zuordnung von kontaktlosen Guthaben durch die Zentralstelle zweite Säule (2019 gut 93 000, 2018 rund 85 000, 2017 rund 61'000 Guthaben). Damit die Versicherten besser informiert sind, hat das Bundesamt für Sozialversicherungen im März 2018 ausserdem die Broschüre "Freizügigkeitsleistung: Vergessen Sie Ihre Vorsorgeguthaben nicht!" herausgegeben. Mit dem Aufbau eines nationalen Adressdienstes für Verwaltungsaufgaben wird die Anzahl kontaktloser Guthaben zusätzlich sinken (https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/aktuell/neue-veroeffentlichungen.assetdetail.15022667.html). Eine Frist von drei Monaten, wie sie die Motion verlangt, war im Rahmen der Reform der Altersvorsorge 2020, die an der Volksabstimmung abgelehnt wurde, vorgeschlagen worden. Die Vorlage sah die Barauszahlung der Austrittsleistung vor, wenn diese tiefer als der Jahresbeitrag der versicherten Person ausfiel und die Person innerhalb dreier Monate nach Ausscheiden aus dem letzten Vorsorgeverhältnis keiner neuen Vorsorgeeinrichtung beitrat. Diese Regelung könnte in die Vorlage der Revision des BVG aufgenommen werden, welche am 25. November 2020 ans Parlament überwiesen wurde. Antrag des Bundesrates vom 03.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Chronologie

08.03.2021 Ständerat Zuweisung an die zuständige Kommission zur Vorberatung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR (SGK-NR) Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (6) Engler Stefan, Ettlin Erich, Germann Hannes, Gmür-Schönenberger Andrea, Hefti Thomas, Müller Damian 20.4507 512 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4507 Interpellation Fehler beim Rüsten von Arzneimitteln vermeiden

Eingereicht von: Stöckli Hans Sozialdemokratische Fraktion Sozialdemokratische Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 16.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Im Zusammenhang mit dem Rüsten von Arzneimitteln bitte ich den Bundesrat, folgende Fragen zu beantworten: 1. Gibt es Richtlinien zum Rüsten von Arzneimitteln in der Schweiz? Wird unterschieden zwischen Rüsten von Hand und maschinellem Abpacken von Arzneimitteln (Verblisterung)? 2. Wer hat die Richtlinien erlassen, werden diese umgesetzt, wer prüft deren Einhaltung? 3. Gibt es wissenschaftliche Studien über die Fehlerhäufigkeit beim Rüsten von Hand und der Reduktion beim maschinellen Verblistern? 4. Wie beurteilt der Bundesrat die Empfehlung des Europarats zur Verblisterung von Arzneimitteln aus dem Jahr 2018? 5. Wie beurteilt er die Richtlinie des EDQM? 6. Ist der Bundesrat gewillt, ebenfalls eine Empfehlung auszusprechen oder eine Regelung zu schaffen oder erachtet er dies als Aufgabe der eidgenössischen Qualitätskommission? 7. Wie beurteilt der Bundesrat die Verblisterung bezüglich Kombinations- und Dosierungsfehlern und bezüglich der Einnahmetreue der Medikamente? 8. Wie schätzt der Bundesrat das Potenzial ein, mit maschineller Verblisterung den Medikamentenabfall zu reduzieren und damit Kosten zu senken? 9. Ist der Bundesrat bereit, die gesetzlichen Grundlagen zu schaffen, damit die bewährte Grand-frère Lösung zwischen Leistungserbringern und Kassen unkompliziert weitergeführt werden kann? 10. Ist er auch bereit, die gesetzlichen Grundlagen zu schaffen, damit Swissmedic die im Registrierungsdossier vorhandenen Stabilitätsdaten ausserhalb der Primärpackung in geeigneter Form zur Verfügung stellen kann? Begründung Polymedikation ist im Spitex-Setting und in Alters- und Pflegeheimen sehr häufig und die Zahl der mehrfachkranken Menschen nimmt zu. Gemäss dem Helsana-Arzneimittelreport 2020 werden von Spitex-Patienten durchschnittlich 16 Präparate parallel bezogen, bei Pflegeheimbewohnern sind es 9 Präparate. Mit Polymedikation einher geht das Rüsten von Arzneimitteln. Das Rüsten von Hand gilt als fehleranfälliger Prozess. Das Ausmass der Fehler und die Verbesserungsmöglichkeiten werden in der wissenschaftlichen Literatur kaum thematisiert. So äussern sich beispielsweise Charles Vincent & Anthony Staines im Bericht "Verbesserung der Qualität und Patientensicherheit des Schweizerischen Gesundheitswesens" vom Juni 2019 nicht zum Thema. Der Europarat hat 2018 eine Empfehlung für die Verblisterung von Medikamenten abgeben. Das European Directorate for the Quality of Medicines & HealthCare of the Coucil of Europe (EDQM) hat die wichtigsten Standards und Grundlagen für das Festlegen von gesetzlichen Rahmenbedingungen in einer Richtlinie veröffentlicht. Die Position des Bundesrats zur Empfehlung des Europarates ist dem Interpellant nicht bekannt. Die maschinelle Verblisterung ist auf Grosspackungen von Schüttware (Bulk) angewiesen, damit nicht alle Packungen einzeln ausgepackt werden müssen. Beschädigungen der Medikamente, sinnlose Arbeit und Verpackungsmüll könnten vermieden werden. Bei der Grand-frère-Regelung geht es um die Verwendung von Grosspackungen. Werden keine Gesuche zur 20.4507 513 Ständerat Frühjahrssession 2021

Aufnahme von Grosspackungen in die SL gestellt, dann dürfen diese nicht verwendet werden. Dies hat zur Folge, dass teurere Kleinpackungen verwendet werden müssen. Um zu beurteilen, ob Medikamente im Voraus gerüstet werden können, sollte deren Stabilität ausserhalb der Primärverpackung bekannt sein. Diese Daten sind im Registrierungsdossier vorhanden, dürfen von Swissmedic aktuell nicht publiziert werden. Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 Die Vorportionierung von Arzneimitteln wird im Heilmittelgesetz HMG (SR 812.21 Art. 9 Abs. 2) als Herstellung nicht zulassungspflichtiger Arzneimittel geregelt. 1. Die Vorportionierung von Arzneimitteln in patientenspezifische Einnahmeportionen wird als Herstellung nach "formula magistralis" im Sinne des HMG eingestuft. Zwischen dem Rüsten von Hand und dem maschinellen Abpacken von Arzneimitteln wird dabei nicht unterschieden. 2. Die Herstellung von nicht zulassungspflichtigen Arzneimitteln gemäss HMG muss nach den Regeln der "Guten Herstellungspraxis für Arzneimittel in kleinen Mengen" erfolgen (Kapitel 20 der Pharmacopoea Helvetica) (Art. 4 Abs. 2 und 8 Abs. 4 Arzneimittel-Bewilligungsverordnung AMBV, SR 812.212.1). Die Bewilligung zur Herstellung dieser sogenannten Formula-Arzneimittel wird, je nach Resultat einer vorherigen Risikoprüfung durch den zukünftigen Hersteller gemäss festgelegten Kriterien (Anhang 3 AMBV), vom Kanton oder von Swissmedic nach Durchführung einer Inspektion erteilt. 3. Dem Bundesrat sind keine entsprechenden wissenschaftlichen Studien bekannt. 4. & 5. Die Richtlinie des European Directorate for the Quality of Medicines (EDQM) entspricht dem Stand von Wissenschaft und Technik und deren Implementierung wird demzufolge vom Bundesrat begrüsst. Sie ist jedoch nicht rechtsverbindlich. 6. Grundsätzlich ist es bei entsprechender wissenschaftlicher Evidenz möglich, eine entsprechende Regelung z.B. in den Arzneibüchern vorzusehen. Für eine allfällige Anpassung der Arzneibücher wäre Swissmedic zuständig. 7. Dem Bundesrat sind keine entsprechenden wissenschaftlichen Studien bekannt. 8. Dem Bundesrat liegen keine konkreten Zahlen und Informationen zur maschinellen Verblisterung vor. Er unterstützt diese Bemühungen aber im Interesse der Patientensicherheit. 9. Arzneimittelpackungen, die von der obligatorischen Krankenversicherung vergütet werden, müssen in der Spezialitätenliste aufgeführt sein. Einzelne Grosspackungen ("Grand Frère"), die pro Einheit kostengünstiger als die in der Spezialitätenliste aufgeführte Kleinpackungen sind, wurden bisher von Krankenversicherern entgegen der gesetzlichen Grundlagen ausserhalb der Spezialitätenliste vergütet. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hatte im Jahr 2020 die Krankenversicherer darauf hingewiesen, dass diese Praxis vorübergehend noch toleriert werden kann. Der Bundesrat geht davon aus, dass 2021 alle Grosspackungen in die Spezialitätenliste aufgenommen werden können. Eine Anpassung der gesetzlichen Grundlage zur Vergütung von Arzneimittelpackungen ausserhalb der Spezialitätenliste ist folglich nicht notwendig. 10. Die internationalen Leitlinien zur Entwicklung der Arzneimittel sehen keine Stabilitätsuntersuchungen vor, nachdem Arzneimittel der Verpackung entnommen wurden. Somit werden von den Gesuchstellerinnen nur Stabilitätsdaten für die Arzneimittel in verpackter Form eingereicht. Die Übernahme dieser internationalen Leitlinien ermöglicht Handelshemmnisse aufgrund der Zulassung für die Schweiz zu vermeiden. Chronologie

08.03.2021 Ständerat Erledigt

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.4509 514 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4509 Motion Gleich lange Spiesse im Strassengüterverkehr

Eingereicht von: Wicki Hans FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 16.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Motion an 2. Rat

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, für gleich lange Spiesse zwischen Lastwagen (>3,5 t) und Lieferwagen (<3,5 t) zu sorgen. Hierfür hat er eine gesetzliche Grundlage zu schaffen für die Deckung der externen Kosten, welche durch den gewerbsmässigen Strassengüterverkehr mit Lieferwagen in der Schweiz verursacht werden. Lieferwagen, die Material oder Ausrüstung zur Berufsausübung transportieren, sind von der Kostentragung auszunehmen. Überdies soll am geltenden Abgabesystem für Lastwagen keine Änderungen vorgenommen werden, insbesondere keine Anhebung der Grundgebühren. Begründung Der Strassengüterverkehr mit Lastwagen muss seine Wegekosten und die ihm zurechenbaren Kosten zulasten der Allgemeinheit – soweit sie nicht bereits durch andere Leistungen oder Abgaben gedeckt sind – über die LSVA selbst decken (Einführung LSVA: 1. Januar 2001). Auch der Strassengüterverkehr mit Lieferwagen verursacht Wegekosten und externe Kosten. Zahlen des BFS zeigen, dass externe Kosten in einer Grössenordnung von knapp 750 Millionen Franken pro Jahr nicht gedeckt sind. Die Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen zudem: 1. In der Schweiz legten Lieferwagen im Jahr 2018 rund 4,5 Milliarden Kilometer zurück. Das sind 67 Prozent der Fahrleistungen im Schweizer Strassengüterverkehr. Aufgrund der kleinen Ladegewichte ist ihr Beitrag zu den Transportleistungen allerdings sehr bescheiden (etwa 5%). 2. Seit 2000 hat die Fahrleistung von Lieferwagen um 53 Prozent zugenommen, die Transportleistung hat sich aber nur um 14 Prozent gesteigert. Die Zunahme ist insbesondere auf das enorme Wachstum des Online-Handels zurückzuführen. Vor diesem Hintergrund müssen gleich lange Spiesse geschaffen werden. Auch der Strassengüterverkehr mit Lieferwagen, der durch die Fahrten im Zusammenhang mit e-commerce weiterhin exponentiell wachsen wird, soll für die von ihm verursachten externen Kosten aufkommen, soweit er nicht den Transport von Material oder Ausrüstung zur Berufsausübung betrifft. Fahrzeuge, wie sie beispielsweise von typischen KMU wie Gipser-, Maler-, Schreiner-, Metzger-, Gärtner-Unternehmen, etc. eingesetzt werden, sind daher von der Abgabepflicht zu befreien. Zu prüfen sind eine Pauschalabgabe oder eine leistungsabhängige Abgabe. Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 Der Bundesrat ist bereit, gesetzliche Grundlagen zu schaffen, um Lieferwagen, die für den gewerbsmässigen Gütertransport eingesetzt werden, in das Abgabesystem der Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) zu integrieren. Die Arbeiten werden mit dem im Verlagerungsbericht 2019 beschlossenen Vorgehen zur Weiterentwicklung der LSVA und zur Umsetzung der Verlagerungspolitik der Schweiz abgestimmt. Antrag des Bundesrates vom 17.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Chronologie

16.03.2021 Ständerat Annahme 20.4509 515 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen NR (KVF-NR) Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen SR (KVF-SR)

Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (7) Burkart Thierry, Dittli Josef, Hegglin Peter, Noser Ruedi, Reichmuth Othmar, Schmid Martin, Würth Benedikt 20.4510 516 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4510 Interpellation Menschenrechtskrise in Ostturkestan (chinesisch Xinjiang). Wie reagiert die Schweiz?

Eingereicht von: Mazzone Lisa Grüne Fraktion Grüne Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 16.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text In einem kürzlich veröffentlichten Rechtsgutachten kam Thomas Cottier, Professor für Handelsrecht und WTO-Spezialist, zum Schluss, dass die Schweiz beim Abschluss des Freihandelsabkommens mit der Volksrepublik China nicht den ganzen verfügbaren Spielraum ausgenützt hat, da das Abkommen keine verbindlichen Bestimmungen zum Schutz der Menschenrechte enthält. Fragen, welche die Menschenrechte betreffen, können somit nur in einem unverbindlichen Dialog angesprochen werden. Auch das zeitgleich mit dem Freihandelsabkommen in Kraft getretene Zusatzabkommen über die Zusammenarbeit in Arbeits- und Beschäftigungsfragen enthält kein Instrument, mit dem die Schweiz bei systematischen Rückgriffen auf Zwangsarbeit reagieren kann. Angesichts der dramatischen Menschenrechtssituation in Ostturkestan (chinesisch Xinjiang), die mittlerweile Züge eines Genozids angenommen hat, aber auch mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen in Hongkong und Tibet, bitte ich den Bundesrat um die Beantwortung der folgenden Fragen: 1. Welche Mechanismen stehen dem Bundesrat zur Verfügung, um im Rahmen des Freihandelsabkommens mit China zu gewährleisten, dass keine Produkte aus China importiert werden, bei deren Herstellung es zu Zwangsarbeit oder zu schweren Verstössen gegen die Menschenrechte kam, und dass insbesondere keine Zollpräferenzen gewährt werden? 2. Ist der Bundesrat bereit, das Freihandelsabkommen mit China dahingehend nachzuverhandeln, dass es neu eine verbindliche Klausel zu den Menschenrechten enthält? 3. Mit dem Embargogesetz, dem Güterkontrollgesetz und dem Kriegsmaterialgesetz sowie durch die Ratifikation des Römer Status des Internationalen Gerichtshofs und durch das Bundesgesetz über die Sperrung und die Rückerstattung unrechtmässig erworbener Vermögenswerte ausländischer politisch exponierter Personen verfügt die Schweiz über Instrumente, um gegen Staaten, die systematische und schwere Menschenrechtsverletzungen begehen, rechtliche, wirtschaftliche oder politische Sanktionen zu verhängen. Wie schätzt der Bundesrat die Verwendung dieser Instrumente im Verhältnis mit China und im Zusammenhang mit der Menschenrechtskrise in Ostturkestan ein? Unter welchen Bedingungen und nach welchen Kriterien ist er bereit, diese Instrumente gegen China einzusetzen? 4. Erst vor Kurzem hat die Europäische Union eine globale Sanktionsregelung im Bereich der Menschenrechte angenommen (EU-Global Human Rights Sanctions Regime), die es ihr erstmals erlaubt, gegen Einzelpersonen, Organisationen und Einrichtungen vorzugehen, die für schwere Menschenrechtsverletzungen und verstösse verantwortlich sind oder damit in Verbindung stehen. Wo diese Verletzungen oder Verstösse begangen wurden, ist nicht mehr entscheidend. Wie steht der Bundesrat zu dieser EU-Regelung? Unter welchen Bedingungen würde er die Einführung eines vergleichbaren rechtlichen Rahmens in der Schweiz prüfen? Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 1. Der Bundesrat engagiert sich auf internationaler Ebene aktiv im Kampf gegen die Zwangsarbeit. Dennoch kann er nicht garantieren, dass keine Produkte, die mithilfe von Zwangsarbeit hergestellt wurden, ihren Weg in die Schweiz finden – sei es im Rahmen von Freihandelsabkommen (FHA) wie jenem mit China, oder im Rahmen des nicht-präferenziellen Handels. Die Bundesverwaltung ist nicht in der Lage, die Produktionsbedingungen im Ausland zu überprüfen oder die Beschaffungsketten des Privatsektors zu kontrollieren und so die Nachverfolgbarkeit jedes einzelnen importierten Produktes und seiner Komponenten sicherzustellen. Das Rechtsgutachten von Professor Cottier hebt sehr gut die rechtlichen und praktischen Schwierigkeiten im Zusammenhang mit allfälligen Massnahmen zur Importbeschränkung kraft der Ausnahmeklauseln der WTO und der FHA hervor, insbesondere aufgrund der langen und komplexen 20.4510 517 Ständerat Frühjahrssession 2021

Wertschöpfungsketten, die es sehr schwierig machen, betroffene Produkte gezielt herauszufiltern. Die Eigenverantwortung der Importeure ist ein entscheidender Faktor, um das Risiko der Einfuhr von mithilfe von Zwangsarbeit hergestellten Produkten möglichst gering zu halten. Der Bundesrat erwartet von in der Schweiz ansässigen oder tätigen Unternehmen, dass sie bei ihrer gesamten Tätigkeit im In- und Ausland international anerkannte Standards und Leitlinien zur verantwortungsvollen Unternehmensführung einhalten. Um die Unternehmen in dieser Hinsicht zu unterstützen organisiert die Bundesverwaltung in Zusammenarbeit mit Handelskammern und Branchenverbänden seit 2018 Workshops zur Umsetzung menschenrechtlicher Sorgfaltsprüfungsverfahren. Im September 2020 haben das SECO und das EDA einen runden Tisch mit verschiedenen Vertreterinnen und Vertretern aus dem Textil- und Bekleidungssektor organisiert, um sie für die Risiken der Zwangsarbeit in der Region Xinjiang und die Erwartungen der Bundesverwaltung in Bezug auf ihre Sorgfaltspflichten und eine verantwortungsvolle Unternehmensführung zu sensibilisieren. Im Rahmen der Umsetzung des indirekten Gegenvorschlags zur Konzernverantwortungsinitiative wird eine Pflicht zur öffentlichen Berichterstattung über die wesentlichen Risiken, die Massnahmen und deren Wirksamkeit betreffend nichtfinanzielle Belange einschliesslich Sozial- und Arbeitnehmerbelange sowie Menschenrechte für grössere Unternehmen eingeführt werden. 2. Grundsätzlich enthalten das FHA mit China und das Zusatzabkommen über Arbeits- und Beschäftigungsfragen bereits die notwendigen Elemente, um mit China einen Dialog über diese problematischen Themen zu führen. Eine allfällige Neuverhandlung des Abkommens zu diesen Themen wäre zudem nicht realistisch, wie auch Professor Cottier festhält. Zudem liesse sich auch mit allfälligen Zusatzklauseln zur Einhaltung der Menschenrechte im FHA – selbst wenn sie verbindlicher wären – nicht sicherstellen, dass die in Frage 1 geäusserten Erwartungen eingehalten werden, und zwar aus den oben bereits genannten Gründen. Der Bundesrat wird weiterhin alle ihm zur Verfügung stehenden bilateralen und multilateralen Kanäle nutzen, um diese Thematik mit den chinesischen Behörden anzusprechen. 3. Das Embargogesetz (EmbG, SR 946.231) erlaubt dem Bundesrat, Zwangsmassnahmen zur Durchsetzung von Sanktionen zu erlassen, die von der UNO, der OSZE oder den wichtigsten Handelspartnern der Schweiz (in der Praxis die EU) beschlossen worden sind. Im Zusammenhang mit der Situation im chinesischen Xinjiang liegen keine solche Beschlüsse vor, weshalb das EmbG keine Anwendung findet. Das Güterkontrollgesetz (GKG, SR 946.202) ist ebenfalls international harmonisiert und sieht keine unilateralen Massnahmen vor. Hingegen werden Kriegsmaterialexporte nach China insbesondere aufgrund der Menschenrechtssituation grundsätzlich abgelehnt. Das Bundesgesetz über die Sperrung und die Rückerstattung unrechtmässig erworbener Vermögenswerte ausländischer politisch exponierter Personen (SRVG, SR 196.1) findet im Kontext von Xinjiang keine Anwendung. Dieses Gesetz dient der Sperrung, Einziehung und Rückerstattung illegal erworbener Vermögenswerte und nicht der Ahndung von Menschenrechtsverletzungen. Das Römer Statut und seine Ratifikation sind ebenfalls keine Instrumente, die Massnahmen der Schweiz gegen die Volksrepublik China ermöglichen würden. Der internationale Strafgerichtshof (ICC) verfolgt Einzelpersonen, nicht Staaten. China ist zudem nicht Vertragsstaat des ICC. 4. Der Bundesrat hat davon Kenntnis genommen, dass die EU am 7. Dezember 2020 einen Rechtsrahmen geschaffen hat, der vorsieht, dass zur weltweiten Bekämpfung schwerwiegender Menschenrechtsverletzungen Sanktionen gegen Personen, Organisationen oder Einrichtungen verhängt werden können. Bisher wurden noch keine Personen, Organisationen oder Einrichtungen diesen Sanktionen unterstellt. Mit einem solchen "horizontalen" oder "thematischen" Sanktionsregime können die Urheber von schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen weltweit mit gezielten Sanktionen belegt werden, ohne dass vorgängig ein länderspezifisches Sanktionsregime beschlossen werden muss. Die Verletzung von Menschenrechten war indessen bereits bisher ein wichtiges und häufig angewandtes Kriterium zur Verhängung von Sanktionen der EU (z.B. gegenüber Syrien, Myanmar, Venezuela oder Belarus). Die Schweiz ist weder rechtlich noch politisch verpflichtet, die Sanktionen der EU zu übernehmen, der Bundesrat hat in der Vergangenheit allerdings in den meisten Fällen ähnliche oder gar identische Sanktionen erlassen. Die Beurteilung erfolgt von Fall zu Fall aufgrund verschiedener aussenpolitischer, aussenwirtschaftspolitischer und rechtlicher Kriterien. Bezüglich der horizontalen EU-Menschenrechtssanktionen ist diese Analyse noch nicht abgeschlossen und der Bundesrat hat dazu noch keinen Beschluss gefasst. Chronologie

18.03.2021 Ständerat Erledigt 20.4510 518 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (4) Graf Maya, Juillard Charles, Michel Matthias, Sommaruga Carlo 20.4511 519 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4511 Interpellation Ausschaffungen nach einem Strafurteil. Wie weiter?

Eingereicht von: Müller Damian FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 16.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Bundesrat ist gebeten, diese Fragen zu beantworten: 1. Per Twitter hat das EJPD Handlungsbedarf anerkannt. Die EJPD-Vorsteherin werde im Herbst Massnahmen mit den Kantonen besprechen. Welche Massnahmen sind angedacht und wie ist der Stand der Arbeiten? 2. Bei den Kantonen gibt es in der Anwendung der Härtefallklausel grosse Unterschiede. Sieht der Bundesrat Handlungsbedarf in diesem Bereich? 3. Kann der Bundesrat die Top-5 Staatsangehörigkeiten, die am meisten einen Landesverweis erhalten, veröffentlichen? 4. Spielt die Möglichkeit eine Rolle, eine Ausschaffung im Heimatland tatsächlich zu vollziehen, in der Anwendung der Härtefallklausel? Gemäss einem Staatsanwalt wird einen Landesverweis erst angeordnet, wenn eine Ausschaffung überhaupt möglich ist. Entspricht die Entwicklung dieser Praxis dem Willen des Gesetzgebers? Begründung Im Sommer haben die Medien informiert, dass trotz Ausschaffungsinitiative vier von zehn kriminellen Ausländern in der Schweiz bleiben dürfen. Laut dem Bundesamt für Statistik werden nämlich 42 Prozent der Ausländer, die eine Katalogtat gemäss Landesverweisung begehen, nicht des Landes verwiesen. Dazu kommt, dass die Konferenz der Staatsanwälte Zweifel an der Datenqualität bei den Ausschaffungen rechtskräftig verurteilten Personen ohne Schweizer Pass hat. Der gesamte Prozess müsse überprüft werden, sagte der Präsident der Staatsanwälte-Konferenz. Der Letzte hat übrigens Verständnis für die kritischen Reaktionen aufgrund der veröffentlichten Statistiken gezeigt. Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 1. Am 16. Oktober 2020 hat die SPK-N Vertreter der Schweizerischen Staatsanwälte-Konferenz (SSK), der Schweizerischen Vereinigung der Richterinnen und Richter (SVR) und der Vereinigung der Kantonalen Migrationsbehörden (VKM) zur Landesverweisung angehört. Die Landesverweisung wurde zudem am 26. Oktober 2020 im Rahmen des Kontaktorgans EJPD-KKJPD thematisiert. Der Austausch mit der KKJPD wird laufend weitergeführt. Zurzeit werden vom EJPD ausgehend von der Motion Müller Philipp 18.3408 "Konsequenter Vollzug von Landesverweisungen" verschiedene Anpassungsmöglichkeiten der gesetzlichen Grundlagen geprüft, so unter anderem bei den materiellen Voraussetzungen zur Anordnung der Landesverweisung als auch bei den prozessualen Regelungen. Am 22. Januar 2021 hat die SPK-N eine Kommissionsmotion verabschiedet, welche die von der SSK, der SVR und der VKM in der Anhörung geäusserten Änderungsvorschläge aufnimmt und die Motion Müller Philipp 18.3408 erweitern und präzisieren soll (21.3009 Mo. SPK-N Landesverweisung per Strafbefehl bei leichten, aber eindeutigen Fällen). 2. Es gibt tatsächlich grosse Unterschiede zwischen den Kantonen. Diese bestehen jedoch in erster Linie bei der Anwendungsrate der obligatorischen Landesverweisung, das heisst dem Prozentsatz der Fälle, in denen bei Vorliegen einer Anlasstat eine Landesverweisung angeordnet wird. Das hat nicht in jedem Fall mit einer unterschiedlichen Anwendung der Härtefallklausel zu tun. Andere Faktoren scheinen in der Regel gewichtiger zu sein, unter anderem eine unterschiedliche Kriminalität, unterschiedliche persönliche Eigenschaften der Täterinnen und Täter oder unterschiedliche Interpretationen des Anlasstatenkatalogs durch die Strafjustizbehörden. 3. Das Bundesamt für Statistik (BFS) hat am 20. Oktober 2020 Angaben zur Anzahl der im Jahr 2019 zu einer Landesverweisung verurteilten Personen, alphabetisch aufgegliedert nach Nationalitäten und 20.4511 520 Ständerat Frühjahrssession 2021

Nationalitätengruppen, veröffentlicht (vgl. www.bfs.admin.ch / Statistiken finden / 19 – Kriminalität und Strafrecht). 4. Bei der Anwendung der Härtefallklausel spielen viele Faktoren eine Rolle (Integration, Familienverhältnisse, finanzielle Verhältnisse, Anwesenheitsdauer, Gesundheitszustand, Wiedereingliederung im Herkunftsland). Die Lehre und Rechtsprechung lehnt sich für die Beurteilung mehrheitlich an die migrationsrechtlichen Kriterien gemäss Artikel 31 der Verordnung über Zulassung, Aufenthalt und Erwerbstätigkeit (VZAE; SR 142.201) an. Beispielsweise werden das Non-Refoulement-Prinzip und andere zwingende Bestimmungen des Völkerrechts zwar grundsätzlich nicht bei der Anordnung der Landesverweisung, sondern bei deren Vollzug berücksichtigt (Art. 66d des Strafgesetzbuches, StGB; SR 311.0). Gemäss der Rechtsprechung des Bundesgerichts (Urteil 6B_1024/2019 vom 29. Januar 2020, E. 1.3.5) darf jedoch das mit der Anordnung einer Landesverweisung befasste Gericht hinsichtlich der Prüfung des Non-Refoulement-Prinzips oder anderer zwingender Normen nicht lediglich auf die Vollzugsbehörde verweisen. Ob der Heimatstaat der betroffenen Person auch zwangsweise Rückführungen akzeptiert, spielt hingegen für die Anordnung der Landesverweisung durch das Gericht keine Rolle. Chronologie

01.03.2021 Ständerat Erledigt

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.4512 521 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4512 Interpellation Sachplan Verkehr. Koordination des Güterverkehrs

Eingereicht von: Burkart Thierry FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 16.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Der Programmteil des Sachplans Verkehr, genannt Mobilität und Raumplanung 2050, hat zum Ziel, die langfristige Entwicklung des schweizerischen Verkehrssystems mit der Raumplanung zu koordinieren. Dabei handelt es sich um das strategische Instrument, um auf nationaler Ebene die Koordination zwischen Strasse, Schiene, Luftfahrt und Schifffahrt sicherzustellen. Der Sachplan Verkehr ist behördenverbindlich. Das Hauptziel des Sachplans Verkehr ist eine Verlagerung der Mobilität von der Strasse auf andere Verkehrsträger. Gemäss Entwurf sollen die Kapazitäten der bestehenden Infrastrukturen vollständig ausgenutzt werden (mit entsprechenden Massnahmen), bevor in zusätzliche Infrastrukturen investiert wird. Der Bericht fokussiert dabei auf urbane Gebiete (beispielhaft Mobilität und Raum 2050, S. 21): "Die Verlagerung zugunsten umweltschonender sowie flächensparender Verkehrsträger und -mittel (ÖV, sowie Fuss- und Veloverkehr) und multi-/intermodale Transportketten werden für den Personen- wie auch für den Güterverkehr konsequent gefördert, insbesondere in urbanen Räumen." Obschon der Entwurf zum Sachplan Verkehr den Güterverkehr erwähnt, sind indes kaum Aussagen und Zielsetzungen zur Güterversorgung und Entsorgung zu finden. Die Zunahme der Verkehrsüberlastung in städtischen Gebieten hat eine Verschlechterung der Erreichbarkeit der Städte für den Güterverkehr zur Folge. Der Sachplan Verkehr trägt diesem Umstand keine Rechnung und bietet keine Konzepte in Bezug auf die für die Logistik benötigten Flächen oder auf die für die Entwicklung neuer CO2-armen Antriebstechnologien erforderlichen Einrichtungen an (z.B. Verkehrsdrehscheiben für die Feinverteilung von Gütern). Im Gegenteil: der vom UVEK zur Vernehmlassung vorgelegte Entwurf scheint den Strassengütertransport mit dem motorisierten Individualverkehr (MIV) gleichzusetzen. Dieses Vorgehen ist aber nicht zielführend. Die Anforderungen sind unterschiedlich. Um den Bedürfnissen einer wachsenden Bevölkerung und einer prosperierenden Wirtschaft gerecht zu werden, ist eine effiziente Ver- und Entsorgung, insbesondere in den Städten, zentral. Gerade vor dem Hintergrund der Zunahme von Arbeitsmodellen mit Homeoffice steigt die Bedeutung der Güterversorgung und Entsorgung in urbanen Gebieten umso mehr. Vor diesem Hintergrund bitte ich den Bundesrat, folgende Fragen zu beantworten: 1. Wie will der Bundesrat bis 2050 den Zugang in die Städte für den Strassengüterverkehr sicherstellen, und wie koordiniert er die damit verbundenen raumplanerischen Anforderungen, insbesondere für Lastwagen und Geschäftsfahrzeuge? 2. Wie berücksichtigt der Bundesrat die raumplanerischen Bedürfnisse zur Entwicklung einer CO2-armen Mobilität im Strassentransport (Wasserstoff, E-LKW). 3. Inwiefern soll der Güterverkehr bei den sogenannten "Verkehrsdrehscheiben" berücksichtigt werden? Stellungnahme des Bundesrates vom 24.02.2021 Antwort: Mit den Sachplänen stimmt der Bund seine raumwirksamen Tätigkeiten ab und nimmt die räumliche Koordination auf Bundesebene und mit den Kantonen vor. Beim Verkehr geschieht dies im Rahmen des Sachplans Verkehr, Teil Programm "Mobilität und Raum 2050". Dieses strategische Planungsinstrument gibt den Rahmen für eine verkehrsträgerübergreifende, mit Raum und Verkehr abgestimmte Mobilitätsentwicklung vor. Der aktuelle Entwurf des Sachplans Verkehr anerkennt den Stellenwert des Güterverkehrs für Wirtschaft und Gesellschaft. Ebenso sieht er Handlungsbedarf insbesondere bezüglich Beseitigung von Engpässen bei Umschlagsanlagen für den Güterverkehr aber auch bezüglich verbesserter Koordination von Personen- und Güterverkehr auf der Strasse. Konkretisiert wird dieser Handlungsbedarf in Konzepten, die der Bundesrat beschliesst, wie zum Beispiel das Konzept für den Gütertransport auf der Schiene. Dort werden Räume definiert für Umschlaganlagen, welche die Kantone in ihrer Richtplanung festlegen. 20.4512 522 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zu den Fragen: 1. Der Sachplan Verkehr setzt den Güterverkehr nicht mit dem motorisierten Individualverkehr (MIV) gleich. Er äussert sich kaum zu den spezifischen Bedürfnissen des Güterverkehrs, wie zum Beispiel die Sicherung von Standorten für Umschlaganlagen, Be- und Entladezonen oder genügend lange Zeitfenster für die Anlieferung. Der Grund dafür ist, dass die Handlungskompentenz hier meist bei den Kantonen und den Gemeinden liegt. 2. Die Verkehrsnetze sollen so ausgestaltet sein, dass so früh wie möglich flächenschonende und emissionsarme Verkehrsträger und -mittel zur Anwendung kommen können. Hierzu ist die optimale Abstimmung der Schnittstellen zwischen den verschiedenen Netzhierarchien und die Verknüpfung der Verkehrsträger an geeigneten Verkehrsdrehscheiben auch für den Güterverkehr zentral. Zudem sollen – soweit möglich – an diesen Drehscheiben geeignete Lade- und Betankungsanlagen zur Verfügung stehen. Zusätzlich werden auch entlang der Nationalstrasse auf sämtlichen Rastplätzen Schnellladestationen zunächst für leichte Fahrzeuge zur Verfügung stehen, die je nach Situation auch durch schwere Fahrzeuge genutzt werden können. Die Tankinfrastruktur für Wasserstofflastwagen wird gegenwärtig v. a. durch Private vorangetrieben, der Bund unterstützte hier erste Tankstellen, Fahrzeuge und Wasserstoffproduktionsanlagen durch Pilot- und Demonstrationsprogramme. 3. Der Bundesrat sieht im Konzept für den Gütertransport auf der Schiene Umschlaganlagen vor. Mit diesem vom Bundesrat beschlossenen Konzept ist es möglich, Umschlags- und Bündelungspunkte in Analogie zu den Personenverkehrsdrehscheiben an den richtigen Standorten in den Zentren oder Agglomerationen raumplanerisch zu sichern. So kann ein Beitrag zur Optimierung der Verkehrsführung und zur Realisierung zukunftsweisender Citylogistik-Projekte geleistet werden. Im ländlichen Raum können die Umschlagsanlagen insbesondere der Ver- und Entsorgung dienen. Die Grundlagenarbeiten dazu sind unter Federführung des UVEK angelaufen. Der Einbezug wichtiger Partner (Kantone, Gemeinden, wichtige Logistikpartner wie Transportanbieter und Bahnunternehmen) ist dabei von zentraler Bedeutung. Chronologie

16.03.2021 Ständerat Erledigt

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (4) Caroni Andrea, Engler Stefan, Schmid Martin, Zanetti Roberto 20.4513 523 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4513 Interpellation Versicherungsschutz bei künftigen Pandemien durch eine Risikopartnerschaft auf Ba- sis einer Public-Private-Partnership

Eingereicht von: Michel Matthias FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 16.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Die Erfahrungen aus der Covid-Krise zeigen, dass mit Blick auf künftige Pandemien die Verfügbarkeit einer Versicherungslösung zur Abdeckung des Betriebsunterbruchrisikos – verbunden mit der Sicherheit über die im Schadenfall garantierten Versicherungsleistungen – wichtig wäre, vor allem für KMU. Jedoch ist das Betriebsunterbruchrisiko bei einer Pandemie aufgrund deren globalen Ausmasses auf rein privatwirtschaftlicher Basis nicht versicherbar bzw. es werden solche Versicherungslösungen aufgrund des enormen Schadenrisikos und der daraus resultierenden exorbitant hohen Prämien am Markt gar nicht erst angeboten. Die Erfahrung im Umgang mit anderen Grossrisiken zeigt, dass bei solchen, am Markt nicht versicherbaren Risiken eine Risiko-Partnerschaft im Rahmen einer Public Private Partnership ein zielführender Weg ist. Auf Basis eines solchen Ansatzes hätten Betriebe im vornherein Klarheit darüber, unter welchen Bedingungen bei einem Betriebsunterbruch eine Schadendeckung erfolgt. Zudem würde eine teilweise Vorfinanzierung der Versicherungsleistungen durch die Betriebe selbst erfolgen – dies im Unterschied zu der im Rahmen der Covid-Kredit-Lösung generierten Nachfinanzierung, die zudem ein nicht unerhebliches Missbrauchsrisiko birgt. Zentral für eine Lösung im Rahmen einer Risiko-Partnerschaft sind die Eckwerte des Versicherungskonstrukts. Es geht hierbei darum, festzulegen, auf welche Kreise sich die Versichertengemeinschaft erstreckt und ob ein Obligatorium einzuführen wäre. Weiter wären – neben anderen Parametern – die versicherten Gefahren und Leistungen, die Träger zur Finanzierung der Versicherungsdeckung und der Finanzierungsschlüssel zu definieren. In seiner Stellungnahme vom 26. August 2020 zur Motion 20.3840 Birrer-Heimo "Obligatorische Epidemie -bzw. Pandemieversicherung" hat der Bundesrat festgehalten, dass derzeit Diskussionen über die Machbarkeit einer funktionierenden, praktikablen und kosteneffizienten Pandemieversicherungslösung im Gange sind und vor dem Entscheid zur Ausarbeitung einer Vorlage die Ergebnisse dieser vertieften Abklärungen abgewartet werden sollten. Das weitere Vorgehen werde vom Bundesrat bis Anfang 2021 bestimmt. Unabhängig des bis Anfang 2021 in Aussicht gestellten Entscheids zum weiteren Vorgehen ist der Bundesrat eingeladen, folgende Fragen zu beantworten: 1. Was gedenkt der Bundesrat aufgrund des fehlenden Produkteangebots der Privatversicherer mit Blick auf künftige Pandemien zu tun, um das Betriebsunterbruchrisiko von Unternehmen, insbesondere der KMU, zu minimieren? 2. Wie beurteilt der Bundesrat den Lösungsvorschlag, bei künftigen Pandemien das Betriebsunterbruchrisiko im Rahmen einer Risiko-Partnerschaft mit den Privatversicherern zu versichern? 3. Welche Parameter wären bei einer solchen Lösung für den Bundesrat zentral und innerhalb welchen Zeitrahmens erachtet es der Bundesrat als angemessen, eine Lösung zu schaffen, damit Unternehmen in der Schweiz im Pandemiefall gegen das Betriebsunterbruchrisiko versichert sind? Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 Zu 1 und 2: Mit einzelnen heute bestehenden Instrumenten wird das Betriebsunterbruchsrisiko für Unternehmen teilweise abgefedert. Die Arbeitslosenversicherung (ALV) deckt beispielsweise mit der Kurzarbeitsentschädigung (KAE) den Arbeitgebern über einen gewissen Zeitraum einen Teil der Lohnkosten zugunsten ihrer von Kurzarbeit betroffenen Arbeitnehmenden. Das primäre Ziel der KAE ist es, Entlassungen zu verhindern und Arbeitsplätze zu sichern. Damit unterstützt sie indirekt die Unternehmen, da nebst den reduzierten 20.4513 524 Ständerat Frühjahrssession 2021

Personalkosten etwa auch die Kosten wegfallen, die bei einer Entlassung und einer erneuten Rekrutierung anfallen würden. Für andere Fixkosten bestehen jedoch keine staatlichen Vorkehrungen und entsprechend müssen die Unternehmen diese Risiken aktuell selber minimieren oder tragen. Für den Bundesrat ist dabei klar, dass ein privater Versicherer die Pandemierisiken aufgrund der mangelnden geographischen Diversifikation und der hohen Korrelation mit Schäden aus einigen anderen Versicherungszweigen sowie den Finanzmärkten nur sehr eingeschränkt auf die eigene Bilanz nehmen kann, ohne die eigene Solvenz zu gefährden. Eine nur von privaten Versicherern getragene flächendeckende Pandemiedeckung für Unternehmen ist deshalb im Gegensatz zu einer die öffentliche Hand einbeziehenden Versicherung (allenfalls als Public Private Partnership PPP) kaum möglich. Gemäss der Antwort des Bundesrats auf die Frage 20.6054 Landolt wird zurzeit nicht nur die Mach-, sondern auch die Wünschbarkeit einer Pandemieversicherung für Unternehmen geprüft. Dazu befragte das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen SIF verschiedene Unternehmen und Branchenverbände und schaute die internationalen Entwicklungen an. Der Bundesrat wird im Frühling 2021 über das weitere Vorgehen informieren. Zu 3: Ein Zeitrahmen zur allfälligen Schaffung einer Pandemieversicherung für Unternehmen kann noch nicht angegeben werden, da nebst der Wünschbarkeit an sich beispielsweise auch die Frage offen ist, ob die Verfassungsmässigkeit gegeben wäre oder eine Verfassungsnorm geschaffen werden müsste. Auf jeden Fall bräuchte eine Lösung mit einer finanziellen Beteiligung des Bundes eine eigenständige gesetzliche Grundlage. Zentrale Parameter einer Versicherung wären die Risikoteilung zwischen Privatversicherern und dem Bund sowie die Fragen eines Versicherungsobligatoriums, des Deckungsumfangs und der Prämienhöhe für die verschiedenen Unternehmen. Chronologie

10.03.2021 Ständerat Erledigt

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.4514 525 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4514 Interpellation Kostendämpfung im Gesundheitswesen. Wo sind die sinnvollen Reformvorschläge der Expertengruppe des Bundesrates geblieben?

Eingereicht von: Germann Hannes Fraktion der Schweizerischen Volkspartei Schweizerische Volkspartei Einreichungsdatum: 16.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Am 24. August 2017 hat eine vom Bundesrat eingesetzte Expertengruppe einen Bericht mit 38 Massnahmen zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen vorgelegt. Einige dieser Massnahmen sind widersprüchlich, keineswegs unumstritten, es fehlt ein verbindendes Reformkonzept. Am 14. September 2018 hat der Bundesrat ein erstes Kostendämpfungspaket in die Vernehmlassung gegeben, wobei von neun vorgeschlagenen Massnahmen sechs aus der Expertengruppe stammten. Im Kostendämpfungspaket 2, welches der Bundesrat am 19. August 2020 vorgelegt hat, stammen nur noch vier von neun Massnahmen aus dem Expertenbericht. Somit ist nur ein kleiner, willkürlich ausgewählter Teil der Massnahmen aus dem Expertenbericht in den zwei Sparpaketen zu finden. Und die Sparpakete sind weder in ein Gesamtkonzept noch in die Strategie Gesundheit2020 bzw. Gesundheit2030 integriert worden. Wichtige und sinnvolle Massnahmen aus dem Expertenbericht wie die Massnahme 36 (Governance-Konflikt der Kantone reduzieren) wurden bis heute nicht weiterbearbeitet. Seit Jahren geraten Reformprozesse immer wieder ins Stocken oder Scheitern gänzlich, weil keine verbindende Struktur resp. kein Konzept wie der regulierte Wettbewerb gemäss KVG mit anreizorientiertem Handlungsspielraum der Akteure erkennbar ist. Dies führt zu Blockaden und zu einem Innovationsstau, dem man durch transparentes und strukturiertes Vorgehen entgegenwirken könnte. Somit ist es wichtig, das Reformkonzept des Bundesrates und den beabsichtigen Umgang mit Schlüsselthemen wie der Mehrfachrolle der Kantone zu kennen. In diesem Zusammenhang bitte ich den Bundesrat, folgende Fragen zu beantworten: 1. Nach welchen Kriterien resp. systemischen Überlegungen wurden Massnahmen aus dem Expertenbericht in die beiden Pakete gepackt? 2. Weshalb wurden einzelne Massnahmen aus dem Expertenbericht bis heute nicht weiterverfolgt? 3. Weshalb wurde die Massnahme 36 (Governance-Konflikt der Kantone reduzieren) bis jetzt nicht weiterbearbeitet und wie gedenkt der Bundesrat mit diesem Thema umzugehen? 4. Bis wann ist in diesem Zusammenhang mit einem Bericht zum Postulat Cassis 15.3464 "Roadmap zur Entflechtung der Mehrfachrolle der Kantone" zu rechnen, welches vom Nationalrat am 2. Mai 2017 angenommen wurde? 5. Werden künftig weitere Massnahmen aus dem Expertenbericht in Reformprojekte integriert? Falls ja, welche, mit welchen konzeptionellen Überlegungen und mit welchem Zeithorizont? Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 1./2./5. Gestützt auf den Expertenbericht hat der Bundesrat am 28. März 2018 ein Kostendämpfungsprogramm verabschiedet. Er beauftragte das Eidgenössische Departement des Innern (EDI), alle neuen Massnahmen zu prüfen und – wenn sinnvoll – in Form von zwei Gesetzespaketen umzusetzen. Sich bereits in Umsetzung befindende und geplante Massnahmen wurden weiterverfolgt und – falls eine Gesetzesrevision dazu notwendig war – ins erste Rechtsetzungspaket aufgenommen. Ergänzt wurden die Pakete mit Vorschlägen des EDI oder aus Vorstössen der eidgenössischen Räte. Der Fokus des ersten Pakets lag auf Massnahmen im Tarifbereich, dem Referenzpreissystem und dem Experimentierartikel als eine von zwei übergreifenden Massnahmen des Expertenberichts. Im Zentrum des zweiten Pakets stehen neben der Zielvorgabe als zweite übergreifende Massnahme des Expertenberichts die Stärkung der koordinierten Versorgung, die Erstberatung Gesundheit sowie weitere Massnahmen im Bereich der 20.4514 526 Ständerat Frühjahrssession 2021

Arzneimittelpreise. Die Umsetzung einiger Massnahmen des Expertenberichts ist zudem auf Verordnungsebene anzusiedeln und zum Teil von jener anderer Massnahmen in den beiden Rechtsetzungspaketen abhängig. Diese sollen im Rahmen einer Verordnungsrevision umgesetzt werden. Für wenige Massnahmen besteht zudem kein Rechtsetzungsbedarf: Vorschläge der Expertengruppe zur Förderung einer angemessenen Versorgung wurden in ein Programm zur Stärkung der Angemessenheit aufgenommen, welches das Bundesamt für Gesundheit zurzeit aufbaut. Zur Stärkung der Transparenz hat das EDI Professor Christian Lovis der Hôpitaux universitaires de Genève mit der Leitung einer Arbeitsgruppe beauftragt, um zu klären, wie die Effizienz der Informationsbeschaffung verbessert und die Transparenz im Gesundheitswesen erhöht werden können. Der Bericht wurde im November 2020 publiziert (www.bag.admin.ch > Versicherungen > Krankenversicherung > Kostendämpfung). Sollte sich im Rahmen der laufenden Arbeiten zeigen, dass trotzdem weiterer Gesetzgebungsbedarf besteht, wird der Bundesrat den eidgenössischen Räten entsprechende Gesetzesänderungen vorlegen. Sieht der Bundesrat von der Umsetzung geprüfter Massnahmen des Expertenberichts, für die eine Gesetzesrevision erforderlich gewesen wäre, grundsätzlich ab, hat er dies in den Vernehmlassungsunterlagen zu den beiden Rechtsetzungspaketen einlässlich begründet. 3./4. Im erläuternden Bericht zum ersten Rechtsetzungspaket (Änderung des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung [Massnahmen zur Kostendämpfung – Paket 1], siehe www.admin.ch > Bundesrecht > Vernehmlassungen > Abgeschlossene Vernehmlassungen 2018) wird dargelegt, dass der Bundesrat plant, einen allfälligen Governance-Konflikt der Kantone zu entschärfen, indem die Kantone stärker in die Verantwortung genommen werden. Eine Möglichkeit ist die in Paket 1 vorgesehene Einführung eines Beschwerderechts der Versichererverbände gegen Beschlüsse der Kantonsregierungen in Sachen Planung und Liste der Spitäler, Geburtshäuser und Pflegeheime. Ziel ist, den Schutz der Interessen der obligatorischen Krankenpflegeversicherung zu gewährleisten, damit die Kantone die Grundsätze für eine bedarfsgerechte, günstige und qualitativ hochstehende Leistungserbringung einhalten. Ein weiterer Baustein zur Reduktion eines allfälligen Governance-Konflikts der Kantone könnte die einheitliche Finanzierung von stationären und ambulanten Leistungen sein. Diskussionen hierzu sind gegenwärtig im Rahmen der Pa. Iv. 09.528 "Finanzierung der Gesundheitsleistungen aus einer Hand. Einführung des Monismus" in den Eidgenössischen Räten im Gang. Die meisten öffentlichen Spitäler sind heute zudem entweder selbständige öffentlich-rechtliche Anstalten, Aktiengesellschaften oder private Stiftungen. Der Anteil der Spitäler, die Teil der öffentlichen Verwaltung oder unselbständige Anstalten sind, sinkt stetig. Diese Verschiebung zu selbständigen Rechtsformen der Spitäler kann mit mehr strategischer Flexibilität und Eigenständigkeit assoziiert werden. Dies dürfte die Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Spitäler innerhalb des Spitalwesens steigern. Vor der Erstellung des Berichts zum Postulat Cassis 15.3464 wartet der Bundesrat deshalb die parlamentarischen Beratungen der obgenannten Gesetzesrevisionen ab. Chronologie

08.03.2021 Ständerat Erledigt

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (6) Chiesa Marco, Ettlin Erich, Knecht Hansjörg, Müller Damian, Schmid Martin, Wicki Hans 20.4570 527 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4570 Interpellation Durchgangsbahnhof Luzern. Droht eine Etappierung?

Eingereicht von: Müller Damian FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 17.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Gemäss Beiblatt zum Sachplan Verkehr OB 5.1 Raum Luzern soll in einer ersten Etappe ein Kopfbahnhof erstellt werden und erst in einer zweiten Etappe ein Durchgangsbahnhof. Diese Aussage hat in der Zentralschweiz erhebliche Irritationen und Fragen aufgeworfen. In der bereits längeren Planungsgeschichte zum Ausbau des Luzerner Bahnnetzes wurde von allen Partnern klar festgehalten, dass nur ein Durchgangsbahnhof den vollen verkehrlichen Nutzen bringen kann und sein Kosten-Nutzen-Verhältnis bedeutend höher als der Bau anderer Lösungen ist. Die Luzerner Regierung und der Luzerner Stadtrat sind besorgt, dass mit einer Etappierung auf längere Zeit zwei Kopfbahnhöfe nebeneinander existieren würden, die sowohl im regionalen wie auch im nationalen Verkehr bei Weitem nicht den gleichen Nutzen wie ein Durchgangsbahnhof bringen würde. Gemäss Aussagen des Bundesamtes für Verkehr wird weiterhin ein Durchgangsbahnhof geplant, doch wird auch von dieser Seite von einzelnen Etappen gesprochen. Wir danken für eine Klärung in der Frage und bitten den Bundesrat, folgende Fragen zu beantworten: 1. Bestehen Absichten, den Bau des Durchgangsbahnhofs Luzern zu etappieren und in einer ersten Etappe einen weiteren Kopfbahnhof zu bauen? 2. Was ist unter einer Etappierung zu verstehen? Ist damit eine baulich bedingte Realisierungsabfolge gemeint oder eine eigentliche auch finanziell begründete Etappierung? 3. Sind die laufenden Arbeiten auf Kurs? 4. Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Partnern? Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 1. Die Arbeiten sind so aufgegleist, dass sie die Projektierung und den Bau des Durchgangsbahnhofs Luzern insgesamt und in einem Stück vorsehen. 2. Wie bei jedem Grossprojekt muss eine bauliche Realisierungsabfolge geplant werden. Naheliegend ist, von Ebikon her zu bauen und realisierbare Teile möglichst frühzeitig in Betrieb zu nehmen, um möglichst schnell verkehrlichen Nutzen zu schaffen. Über die Realisierung des Durchgangsbahnhofs Luzern wird das Parlament mit einem zukünftigen Ausbauschritt zu entscheiden haben. Der Bundesrat wird dem Parlament im Jahr 2026 einen durch den Bahninfrastrukturfonds finanzierbaren nächsten Ausbauschritt unterbreiten. 3. Die Arbeiten sind auf Kurs. 4. Zur Zusammenarbeit wurde eine Knotenorganisation aufgebaut, in der alle Partner eingebunden sind und sämtliche relevanten Projekte koordiniert werden. Die Zusammenarbeit ist gut gestartet. Chronologie

16.03.2021 Ständerat Erledigt

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.4570 528 Ständerat Frühjahrssession 2021

Mitunterzeichnende (3) Dittli Josef, Gmür-Schönenberger Andrea, Wicki Hans 20.4571 529 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4571 Interpellation Unterdotierung der Arbeitsinspektorate und Aufsichtsfunktion des Bundes

Eingereicht von: Rechsteiner Paul Sozialdemokratische Fraktion Sozialdemokratische Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 17.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Die Covid-19-Pandemie hat die gravierende Unterdotierung der Arbeitsinspektorate erneut sichtbar gemacht (vgl. auch ARV/DTA 2020 S. 183ff.). Diese widerspricht nicht nur den minimalen Anforderungen des heute besonders wichtigen Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz, sondern auch den gesetzlichen Zielen und den internationalen Verpflichtungen. Dabei stechen auch die enormen Unterschiede zwischen den Kantonen ins Auge. Ich bitte den Bundesrat um die Beantwortung folgender Fragen: 1. Anerkennt er die Bedeutung des Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz und damit verbunden die Notwendigkeit einer genügenden personellen Ausstattung der Arbeitsinspektorate? 2. Welche Massnahmen gedenkt er im Rahmen seiner Aufsichtsfunktion zu treffen? 3. Sieht er gegebenenfalls vor, die Eidgenössischen Arbeitsinspektorate wieder zu stärken? 4. Was hält er vom Vorschlag, die ausreichende Finanzierung der Arbeitsinspektorate durch einen Prämienzuschlag zum UVG zu gewährleisten? 5. Ist er bereit, Synergien durch die Zusammenarbeit mit den für die Kontrollen der Arbeitsbedingungen und der Sozialversicherungen zuständigen Instanzen zu prüfen? Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 Frage 1 Der Bundesrat anerkennt die essenzielle Bedeutung des Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz. Die Verantwortung für den Vollzug des Gesundheitsschutzes obliegt den Kantonen. Sie geniessen in der Organisation und Umsetzung eine grosse Autonomie. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) übt die Oberaufsicht aus. Diese besteht im Wesentlichen darin, einen korrekten und einheitlichen Vollzug des Arbeitsgesetztes (ArG) sicherzustellen. Es handelt sich dabei jedoch nicht um eine zentrale Steuerung des kantonalen Vollzugs. Frage 2 Der Bundesrat hält weitergehende, ausserordentliche Massnahmen aktuell nicht für notwendig. Die Aufsicht ist langfristig ausgelegt, insofern beobachtet der Bundesrat die Entwicklung laufend. Bezogen auf die Krisenbewältigung und die Verstärkung der Covid-Kontrollen, wurden Massnahmen ergriffen. So wurde in der Arbeitsinspektion ein besonderes Augenmerk auf die Covid-Kontrollen gelegt und die SUVA beauftragt, die Covid-Kontrollen in jenen Unternehmen vorzunehmen, in denen sie gemäss der UVG-Regelungen für den Vollzug zuständig ist. Die Kantone müssen die ausreichende Anzahl Inspektorinnen und Inspektoren für die korrekte Durchführung der Vollzugsaufgaben auf ihrem Gebiet bestimmen, und zwar unter Berücksichtigung ihrer Situation, der Wirtschafts- und Unternehmensstruktur sowie der Zusammensetzung und Struktur des jeweiligen Arbeitsmarkts. Es ist zu beachten, dass das Gesetz für diese Aktivität keine finanziellen Mittel des Bundes vorsieht. Zurzeit prüft das SECO die Möglichkeit, Weisungen zu diesem Thema zu erlassen, natürlich unter Berücksichtigung des Handlungsspielraums, den der Gesetzgeber den Kantonen einräumt. Frage 3 Die eidgenössische Arbeitsinspektion ist Teil des Leistungsbereichs Arbeitsbedingungen im SECO. Sie kann ihren Auftrag mit den ihr aktuell zur Verfügung stehenden Ressourcen erfüllen. Frage 4 Bereits heute ist die Finanzierung des Vollzugs des Unfallversicherungsgesetzes (UVG-Vollzug) über den Prämienzuschlag zu Gunsten der Eidgenössischen Koordinationskommission für Arbeitssicherheit (EKAS, EKAS-Prämienzuschlag) vorgesehen. Andere Aktivitäten, insbesondere der Vollzug des Arbeitsgesetzes, sind nicht Teil des UVG-Vollzuges und können deswegen nicht über den EKAS-Prämienzuschlag finanziert 20.4571 530 Ständerat Frühjahrssession 2021 werden. Daher ist der Bundesrat der Ansicht, dass eine solche Finanzierungsmethode unter den derzeitigen rechtlichen Rahmenbedingungen nicht möglich ist. Frage 5 Die für die Kontrollen der Arbeitsbedingungen und die Sozialversicherungen zuständigen Instanzen des Bundes tauschen sich schon heute aus. Insofern besteht ein regelmässiger Austausch zwischen dem SECO (zuständig für das ArG), dem Bundesamt für Gesundheit (BAG, zuständig für das UVG) und dem Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV). Dieser Austausch hat allerdings lediglich einen allgemeinen Charakter. Chronologie

18.03.2021 Ständerat Erledigt

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.4572 531 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4572 Motion Verkürzung der Frist zur Abgrenzung von Neubauten zu bestehenden Bauten bezüg- lich steuerlicher Abzugsfähigkeit von Investitionen, die dem Energiesparen und dem Umweltschutz dienen

Eingereicht von: Zanetti Roberto Sozialdemokratische Fraktion Sozialdemokratische Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 17.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Motion an 2. Rat

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, die rechtlichen Grundlagen zu schaffen, damit eine Verkürzung und Harmonisierung der Frist zur Abgrenzung von Neubauten zu bestehenden Bauten bezüglich steuerlicher Abzugsfähigkeit von Investitionen, die dem Energiesparen und dem Umweltschutz dienen, erreicht wird. Begründung Gemäss Artikel 1 Absatz1 der Liegenschaftskostenverordnung vom 9. März 2018 (SR 642.116) gelten als steuerlich abzugsfähige Investitionen, die dem Energiesparen und den Umweltschutz dienen, lediglich Massnahmen, die sich auf den Ersatz von veralteten und die erstmalige Anbringung von neuen Bauteilen oder Installationen an bestehenden Gebäuden beziehen. Entsprechende Investitionen bei Neubauten gelten als nicht abzugsfähige Anlagekosten. Als Abgrenzungskriterium zwischen abzugsfähigen Massnahmen an bestehenden Bauten und nicht abzugsfähigen Anlagekosten an Neubauten wird gemäss einer verbreiteten, aber kantonal nicht einheitlichen Praxis eine "Karenzfrist" von fünf Jahren seit Erstellung der Liegenschaft herangezogen. Es erscheint nachvollziehbar, dass sich insbesondere jüngere Bauherrschaften angesichts hoher Erstellungskosten und potenzieller Kostenrisiken bei der Realisierung des Neubauprojektes im Zeitpunkt der Erstellung einer Liegenschaft in engen finanziellen Grenzen bewegen müssen. Es ist deshalb ebenso nachvollziehbar, dass sie allenfalls auf die Zusatzinvestition in ökologisch erwünschte aber steuerlich nicht abzugsfähig Massnahmen beim Neubau verzichten (müssen). Stellt sich nach Erstellung der Neubaute heraus, dass entsprechende ökologisch erwünschte Zusatzinvestitionen finanziell tragbar wären, wird sich die Eigentümerschaft mit Blick auf die obenerwähnte "Karenzfrist" von fünf Jahren hüten, diese Investitionen unverzüglich an die Hand zu nehmen. Dies ist aus ökologischer Sicht bedauerlich und soll durch eine entsprechende substanzielle Verkürzung und Harmonisierung der "Karenzfrist"möglichst verhindert werden. Für die öffentliche Hand entsteht dadurch keine zusätzliche Schmälerung der Steuereinnahmen. Diese würden andernfalls einfach mit einer ökologisch unerwünschten Verzögerung eintreten. Antrag des Bundesrates vom 03.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Chronologie

10.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR) 20.4572 532 Ständerat Frühjahrssession 2021

Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (4) Ettlin Erich, Germann Hannes, Wicki Hans, Zopfi Mathias 20.4573 533 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4573 Motion Führerausweis ab 16 Jahren für vierrädrige Leichtmotorfahrzeuge

Eingereicht von: Français Olivier FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 17.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Motion an 2. Rat

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, Artikel 6 der Verkehrszulassungsverordnung (VZV) dahingehend zu ändern, dass das Führen von vierrädrigen Leichtmotorfahrzeugen mit einer Höchstgeschwindigkeit von maximal 45 km/h ab 16 Jahren erlaubt ist. Dies, damit die für die verschiedenen Verkehrsteilnehmerinnen und teilnehmer geltenden Vorschriften besser aufeinander abgestimmt sind und sich die Schweizer Regeln denjenigen der Nachbarländer annähern. Begründung Der Bundesrat hat in den letzten Jahren verschiedene substanzielle Änderungen der VZV beschlossen, wovon einige auf den 1. Januar 2021 in Kraft treten. Die wichtigste dieser Änderungen ist die Senkung des Mindestalters für den Lernfahrausweis auf 17 Jahre. Andere Änderungen wiederum betreffen das Verfahren für den Erwerb des Führerausweises für Autos und für Motorräder. So ist auf den 1. Januar 2021 beispielsweise eine Senkung der Altersgrenzen auch bei Motorrädern vorgesehen. Dank dieser Änderung können die verschiedenen Benutzerkategorien, die das Schweizer Recht kennt, mit jenen der Europäischen Union harmonisiert werden. Motorräder bis 125 cm3 können neu ab 16 Jahren gefahren werden, während heute eine Altersgrenze von 18 Jahren gilt. Kleinmotorräder bis 50 cm3, die eine Höchstgeschwindigkeit von maximal 45 km/h haben, können neu ab 15 statt ab 16 Jahren gefahren werden. Diese Motion übernimmt den Ansatz des Bundesrates und schlägt vor, das Fahren von vierrädrigen Leichtmotorfahrzeugen bis 50 cm3 mit einer Höchstgeschwindigkeit von maximal 45 km/h und einer Motorleistung von höchstens 4 kW ab einem Alter von 16 Jahren zu erlauben. Heute gehören die vierrädrigen Kleinmotorfahrzeuge gemäss VZV in die Unterkategorie B1 und dürfen erst ab einem Alter von 18 Jahren gefahren werden. Die Verordnung unterscheidet nicht danach, welche Höchstgeschwindigkeiten die verschiedenen Fahrzeuge erreichen können. Doch seit die Verordnung erlassen wurde, haben sich ganz verschiedene Typen von vierrädrigen Leicht- und Kleinfahrzeugen entwickelt. Somit ist eine Anpassung von Artikel 6 VZV erforderlich, damit die unterschiedlichen Einsatzarten im Strassenverkehr rechtlich verankert sind. Die Leichtmotorfahrzeuge dürfen in den meisten Ländern der EU ab 16 Jahren gefahren werden. In einigen Ländern liegt die Altersgrenze sogar noch tiefer, etwa in Frankreich, wo ein Mindestalter von 14 Jahren gilt. Mit dieser Motion könnte ein weiterer Schritt getan werden in Richtung Harmonisierung unserer Ausweiskategorien mit jenen unserer europäischen Nachbarländer. Die Regelung würde so für die gesamte Bevölkerung an Klarheit gewinnen. Diese Fahrzeuge bieten für die Fahrerinnen und Fahrer auch mehr Sicherheit als die Zweiräder, besonders bei schlechten Wetterbedingungen. So könnte die Möglichkeit, vierrädrige Leichtmotorfahrzeuge ab 16 Jahren zu fahren, indirekt dazu beitragen, die Zahl der Toten und Schwerverletzten im Strassenverkehr zu senken. Stellungnahme des Bundesrates vom 24.02.2021 Das Mindestalter zum Führen von Fahrzeugen der Spezialkategorie F (Motorfahrzeuge, ausgenommen Motorräder, mit einer Höchstgeschwindigkeit bis 45 km/h) betrug in der Schweiz lange Zeit 16 Jahre. Es zeigte sich jedoch, dass zunehmend Personenwagen auf 45 km/h gedrosselt und oft für längere Strecken eingesetzt wurden. Die Folge waren negative Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit und den Verkehrsfluss, dies wegen der fehlenden Fahrerfahrung der 16-Jährigen und weil die "45er-Autos" insbesondere ausserorts die zulässige Höchstgeschwindigkeit nicht erreichten und somit als Verkehrshindernisse gefährliche Überholmanöver provozierten. Der Bundesrat hat deshalb im Jahr 2008 das 20.4573 534 Ständerat Frühjahrssession 2021

Mindestalter zum Führen von Personenwagen auf 18 Jahre angehoben, auch wenn sie auf 45 km/h gedrosselt sind (Art. 6 Abs. 1 Bst. b Ziff. 2 der Verkehrszulassungsverordnung vom 27. Oktober 1976 [VZV; SR 741.51]). Aus seiner Sicht haben die damals vorgebrachten Argumente nach wie vor Gültigkeit. Antrag des Bundesrates vom 24.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Chronologie

16.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen NR (KVF-NR) Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen SR (KVF-SR)

Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (14) Bauer Philippe, Burkart Thierry, Dittli Josef, Gapany Johanna, Germann Hannes, Jositsch Daniel, Juillard Charles, Michel Matthias, Müller Damian, Rechsteiner Paul, Salzmann Werner, Sommaruga Carlo, Stöckli Hans, Wicki Hans 20.4574 535 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4574 Motion Sozialversicherungsschutz für Bauernfamilien. Risikovorsorge für auf dem Betrieb arbeitende Ehepartnerinnen und Ehepartner

Eingereicht von: Gapany Johanna FDP-Liberale Fraktion FDP.Die Liberalen Einreichungsdatum: 17.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Im Rat noch nicht behandelt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, unverzüglich das Landwirtschaftsgesetz so zu ändern, dass der Sozialversicherungsschutz von auf dem Betrieb mitarbeitenden Ehegattinnen und -gatten verbessert wird und die Risiken bei Krankheit, Unfall oder Invalidität namentlich für die Bäuerinnen reduziert werden. Begründung Die Verbesserung des Sozialversicherungsschutzes von auf dem Betrieb mitarbeitenden Ehepartnerinnen und -partnern gehört zu den unumstrittenen Elementen der Agrarpolitik ab 2022 (AP 22+). Dieser Punkt muss unverzüglich umgesetzt werden. Wie die Covid-19-Krise gezeigt hat, ist niemand gegen eine längere Erkrankung gefeit. Für Selbstständige hat ein Unterbruch der Berufstätigkeit besonders schwerwiegende Folgen. Fällt in einem landwirtschaftlichen Betrieb eine mitarbeitende Ehepartnerin oder ein mitarbeitender Ehepartner länger aus, so muss auf – oft teure – externe Arbeitskräfte zurückgegriffen werden. Nur ein ausreichender Schutz gegen die finanziellen Folgen eines solchen Risikos kann sicherstellen, dass die Bauernfamilien ihr Einkommen halten können. Ich beauftrage deshalb den Bundesrat, die Verbesserung des Sozialversicherungsschutzes von auf dem Betrieb mitarbeitenden Ehepartnerinnen und -partnern ähnlich wie im Entwurf, der im Rahmen der AP 22+ vorgelegt wurde, zügig umzusetzen. Die mit der AP 22+ vorgeschlagene Änderung von Artikel 70a des Landwirtschaftsgesetzes sieht die Einführung eines Mindestschutzes gegen Verdienstausfall und die Verbesserung der Altersvorsorge vor. Diese Änderung bietet eine gute Lösung für die Situation der mitarbeitenden Ehepartnerinnen und -partner, insbesondere der Bäuerinnen. Die Umsetzung dieser Reform darf nicht aufgeschoben werden. Von den 150 000 Personen, die auf Schweizer Landwirtschaftsbetrieben arbeiten, sind 65 300 Familienangehörige, 43 265 davon Frauen. Mitarbeitende Familienmitglieder haben nicht denselben Sozialversicherungsschutz wie familienfremde Angestellte. Der Aufbau eines angemessenen Versicherungsschutzes hängt von der Betriebsleitung ab, die sie beschäftigt, oder von ihnen selbst. Derzeit sind die auf dem Betrieb mitarbeitenden Familienmitglieder nicht ausreichend versichert. In den meisten Fällen sind die Ehepartnerinnen und -partner davon betroffen, mehrheitlich die Frauen. Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 Zur Verbesserung des Sozialversicherungsschutzes für die auf dem Betrieb mitarbeitende Ehepartnerin oder den auf dem Betrieb mitarbeitenden Ehepartner hat der Bundesrat mit der am 12. Februar 2020 zuhanden des Parlaments verabschiedeten Botschaft zur Agrarpolitik ab 2022 (AP22+) eine Gesetzesgrundlage vorgeschlagen. Der Ständerat hat in der Wintersession 2020 entschieden, die Beratung der AP22+ zu sistieren, bis der Bundesrat einen Bericht in Erfüllung des Postulates der WAK-S "Zukünftige Ausrichtung der Agrarpolitik" (20.3931) vorgelegt hat. Das Postulat verlangt, dass der Bundesrat den Bericht bis 2022 vorlegt. Der Nationalrat wird die AP22+ voraussichtlich in der Frühjahrssession 2021 behandeln. Da das Anliegen der Motion im Rahmen der AP22+ berücksichtigt wurde und der Entscheid über das weitere Vorgehen bei der Beratung der Vorlage in den Händen des Parlaments liegt, besteht aus Sicht des Bundesrats zum aktuellen Zeitpunkt kein Handlungsbedarf. Falls das Parlament beschliesst, die AP22+ definitiv zu sistieren, ist der Bundesrat bereit, dem Parlament unabhängig von der AP22+ eine Vorlage zu unterbreiten, die ausschliesslich die Verbesserung des Sozialversicherungsschutzes beinhaltet. 20.4574 536 Ständerat Frühjahrssession 2021

Antrag des Bundesrates vom 17.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Chronologie

18.03.2021 Ständerat Zuweisung an die zuständige Kommission zur Vorberatung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (8) Baume-Schneider Elisabeth, Carobbio Guscetti Marina, Gmür-Schönenberger Andrea, Graf Maya, Hegglin Peter, Herzog Eva, Maret Marianne, Thorens Goumaz Adèle 20.4575 537 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4575 Motion Vorbereitung der Einführung einer Digitalsteuer

Eingereicht von: Levrat Christian Sozialdemokratische Fraktion Sozialdemokratische Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 17.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: An die Kommission zur Vorberatung zugewiesen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, einen Entwurf zu einem Erlass der Bundesversammlung vorzulegen, der die Besteuerung der digitalen Wirtschaft vorsieht für den Fall, dass die Verhandlungen im Rahmen der OECD zu diesem Thema im Juni 2021 nicht zu einem Ergebnis führen sollten. Diese Bestimmungen sollen insbesondere die grossen Technologiekonzerne (GAFA) betreffen, die dank ihren multinationalen Strukturen und Steuervereinbarungen die Zahlung von Steuern vermeiden. Die Schweizer Gesetzgebung ist mit den Nachbarländern und den Staaten der EU zu koordinieren. Begründung Seit Mai 2019 arbeitet das Inclusive Framework on BEPS im Rahmen der OECD an einem gross angelegten Projekt zur Besteuerung der digitalisierten Wirtschaft. Ursprünglich sollten die Verhandlungen noch in diesem Jahr zu einem Ergebnis führen sollen. Nun peilt die Organisation eine Einigung bis spätestens Mitte 2021 an. Zwar hatte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Oktober verkündet, es gebe deutliche Fortschritte in den Gesprächen um eine internationale Digitalsteuer, doch schon im Juni hatten die USA die Verhandlungen aufgrund der Corona-Pandemie unterbrochen. Nun hat Frankreich Ende November 2020 mit der vom eigenen Parlament beschlossenen Digitalsteuer ernst gemacht und die ersten Steuerbescheide an grosse Konzerne geschickt. Dabei geht es um fällige Vorauszahlungen für das Jahr 2020. Der französische Senat hatte bereits im Juli 2019 der Einführung einer nationalen Digitalsteuer zugestimmt. Die Steuer zielt auf international tätige Internet-Unternehmen wie Google, Amazon, Facebook und Apple ab (GAFA). Die Technologiekonzerne sollen drei Prozent Steuern unter anderem auf online erzielte Werbeerlöse zahlen. Betroffen sind demzufolge Konzerne, die mit ihren digitalen Aktivitäten einen weltweiten Jahresumsatz von mindestens 750 Millionen Euro und in Frankreich von mehr als 25 Millionen Euro erzielen. Damit soll gewährleistet werden, dass Digitalunternehmen gerechter besteuert werden. Frankreich hatte die Vorauszahlungen bis Ende 2020 ausgesetzt, um die Arbeiten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) abzuwarten. Doch die OECD verkündete im Oktober, die Arbeiten noch einmal um ein weiteres halbes Jahr bis Mitte 2021 verlängert. Die Schweiz soll sich nun mit einer entsprechenden Gesetzesvorlage auf den Fall vorbereiten, dass die OECD im Juni 2021 nicht zu einer Einigung kommt und dafür sorgen, dass es mit den Nachbarstaaten und der EU zu einem abgestimmten Vorgehen kommt. Ein Kompromiss zwischen Deutschland und Frankreich sieht vor, dass das Projekt einer EU-weiten Digitalsteuer wieder aufgegriffen werden soll, wenn bis Ende 2020 auf weltweiter Ebene keine solche Steuer vereinbart wird. Auf diesen Beschluss bezieht sich nun das französische Vorgehen. Auch Spanien hat für 2021 eine Digitalsteuer beschlossen, Italien und Spanien schmieden ebenfalls Pläne, andere EU-Länder diskutieren darüber. Die Beratungen in der EU werden bald wieder aufgenommen. Der französische Finanzminister hat bereits gefordert, es müsse Anfang 2021 eine europäische Lösung gefunden werden. Die Schweiz ist gut beraten, sich vorzubereiten, um nicht ins Hintertreffen zu geraten und sich nicht als Umgehungsstandort missbrauchen zu lassen. Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 Der Bundesrat setzt sich für eine Lösung zur Besteuerung der digitalisierten Wirtschaft auf Stufe OECD ein. Damit ist ein koordiniertes Vorgehen und die internationale Akzeptanz sichergestellt. Auch Anpassungen der Doppelbesteuerungsabkommen sind im OECD-Projekt vorgesehen, so dass allfällige Doppel- und Überbesteuerungen vermieden werden können. Nationale Alleingänge lehnt der Bundesrat mit Blick auf die Standortattraktivität ab. Die betroffenen Unternehmen würden mit einer höheren Steuerbelastung und einem erhöhten Complianceaufwand konfrontiert. Eine nationale Digitalsteuer kann zudem Gegenmassnahmen provozieren. Damit würde die Standortattraktivität der Schweiz als kleine, offene und exportorientierte 20.4575 538 Ständerat Frühjahrssession 2021

Volkswirtschaft gefährdet. Der aktuelle Zeitplan der OECD sieht bis Mitte 2021 eine technische und politische Einigung vor. Der Bundesrat hat das Eidgenössische Finanzdepartement bereits im Mai 2019 beauftragt, allfällige Anpassungen im nationalen Recht zu prüfen und dem Bundesrat rechtzeitig Antrag zum weiteren Vorgehen zu stellen. Er verfolgt auch die Entwicklungen in der EU und wird daraus resultierenden Handlungsbedarf für die Schweiz rechtzeitig evaluieren. Antrag des Bundesrates vom 17.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Chronologie

10.03.2021 Ständerat Rückweisung an die Kommission

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (3) Rechsteiner Paul, Thorens Goumaz Adèle, Zanetti Roberto 20.4576 539 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4576 Motion Die Covid-19-Schulden sollen verträglich abgebaut werden

Eingereicht von: Hegglin Peter Die Mitte-Fraktion. Die Mitte. EVP. Die Mitte Einreichungsdatum: 17.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: An die Kommission zur Vorberatung zugewiesen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, untenstehende Gesetzesänderung zum Covid-19-Schulden-Abbau vorzunehmen. 1 Mit dem Rechnungsabschluss des Jahres 2020 wird der negative Saldo des Amortisationskontos nach Artikel 17a im Umfang von zwei Dritteln mit dem positiven Saldo des Ausgleichskontos nach Artikel 16 verrechnet. 2 Der verbleibende Fehlbetrag des Amortisationskontos wird mittels Einsparungen nach Artikel 17b Absatz 1 ausgeglichen. 3 Die Frist für den Ausgleich des verbleibenden Fehlbetrags auf dem Amortisationskonto wird nach Artikel 17b Absatz 3 auf 12 Jahre erstreckt. Begründung Die geltende Regelung im Bundesgesetz über den Finanzhaushalt schreibt vor, dass Defizite im ausserordentlichen Haushalt innert 6 Jahren durch strukturelle Überschüsse im ordentlichen Haushalt abgetragen werden müssen. "In besonderen Fällen" kann das Parlament die Frist erstrecken. Falls sich der Fehlbetrag auf dem Amortisationskonto nach Rechnungsabschluss 2020 auf 18 Milliarden beläuft, wären jährliche Jahren Amortisationsbeiträge von 1,8 bis zu 3 Milliarden notwendig, um den Abbau innerhalb von 6 respektive 10 Jahren (bei einer Fristerstreckung) zu gewährleisten. In diesem Umfang müssten die Ausgaben gekürzt oder Mehreinnahmen durch eine Erhöhung der Steuern oder zusätzliche Steuern generiert werden. Solch einschränkende Restriktionen würden die hoffentlich nach der Covid-19-Krise wieder erstarkende Wirtschaft negativ beeinträchtigen. Aus diesem Grund wird dem Bundesrat eine verträglichere Schuldenabbauvariante vorgeschlagen. Der mit der Motion vorgeschlagene Weg hätte den Vorteil, dass die Erhöhung der Staatsverschuldung transparent ausgewiesen würde. Sie kompensiert in dem Sinne einen Teil der Sparanstrengungen, die seit Einführung der Schuldenbremse über die Fixierung der nominellen Verschuldung hinausgegangen sind. Die Verrechnung von Amortisations- und Ausgleichskonto ist heute nicht vorgesehen. Da der Saldo des Ausgleichskontos im Jahr 2019 rund 29 Milliarden Schweizer Franken betrug, müssten aufgrund der Verrechnung keine Einsparungen im ordentlichen Haushalt zugunsten des ausserordentlichen Haushalts getätigt werden. Bei einem verbleibenden Fehlbetrag von 6 Milliarden Schweizer Franken auf dem Amortisationskonto und einer Abbaufrist von 12 Jahren wären Einsparungen oder Mehreinnahmen im Umfang von 500 Millionen Schweizer Franken erforderlich. Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 Die ausserordentlichen Ausgaben zur Bewältigung der Covid-19-Pandemie führen zu einem hohen Fehlbetrag auf dem Amortisationskonto, der nach geltendem Recht mit budgetierten strukturellen Überschüssen ausgeglichen werden muss. Angesichts des hohen Fehlbetrags wären dafür Sparmassnahmen und / oder Steuererhöhungen nötig. Bundesrat und Parlament wollen dies vermeiden. Das Parlament hat deshalb den Bundesrat im Rahmen der Legislaturplanung 2019–2023 beauftragt, eine Botschaft mit einer Gesetzesänderung vorzulegen, welche Steuererhöhungen und Entlastungsprogramme vermeidet. Die Verrechnung des negativen Saldos des Amortisationskontos (Covid-19-Schulden) mit dem positiven Stand des Ausgleichskontos (bisheriger Schuldenabbau im ordentlichen Haushalt) ist eine der vom Bundesrat 20.4576 540 Ständerat Frühjahrssession 2021 geprüften Varianten. Da die effektiven Ausgaben absehbar weiterhin unter dem Budget liegen (rund 1 Mrd. pro Jahr), würde die Verschuldung zukünftig auch ohne Sparmassnahmen zurückgehen. Gemäss der Motion müsste ein Drittel des Fehlbetrags durch budgetierte strukturelle Überschüsse ausgeglichen werden. Dafür müsste das Ausgabenwachstum reduziert oder die Einnahmen erhöht werden. Der Bundesrat will dies in der aktuellen Rezession möglichst vermeiden. Die Verlängerung der Frist für den Ausgleich des Fehlbetrags auf dem Amortisationskonto ist Teil der vom Bundesrat geprüften Varianten. Da die Motion entgegen dem Beschluss des Parlaments in einem beschränkten Umfang trotzdem Sparmassnahmen verlangt und der Bundesrat seinerseits bereits Massnahmen zum Abbau der Covid-19-Schulden prüft und nächstens in eine Vernehmlassung geben wird, beantragt er die Ablehnung der Motion. Antrag des Bundesrates vom 17.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Chronologie

10.03.2021 Ständerat Rückweisung an die Kommission

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Finanzkommission NR (FK-NR) Finanzkommission SR (FK-SR)

Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (6) Bischof Pirmin, Dittli Josef, Engler Stefan, Ettlin Erich, Rieder Beat, Würth Benedikt 20.4577 541 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4577 Interpellation Vertrag der UNO über das Verbot von Kernwaffen. Gedenkt der Bundesrat, dem Willen des Parlamentes Folge zu leisten?

Eingereicht von: Sommaruga Carlo Sozialdemokratische Fraktion Sozialdemokratische Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 17.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Am 7. Juli 2017 stimmte die Generalversammlung der Vereinten Nationen dem Vertrag über das Verbot von Kernwaffen (Treaty on the Prohibition of Nuclear Weapons, TPNW) zu. Im Juni 2018 nahm der Nationalrat die Motion 17.4241 an; sie verlangt vom Bundesrat, den Vertrag möglichst rasch zu unterzeichnen und ihn dem Parlament zur Ratifizierung zu unterbreiten. Der Ständerat wies in seinem Bericht von Juni 2018 die vom Bundesrat vorgebrachten Einwände zurück und nahm die Motion im Dezember 2018 ebenfalls an. Bis heute hat der Bundesrat kein Verfahren eingeleitet, um die Motion umzusetzen. Anfang April 2019 entschied der Bundesrat, vertieft über einen allfälligen Beitritt der Schweiz zum TPNW nachzudenken und bis Ende 2020 einen weiteren Bericht vorzulegen. Die Bedenkzeit wollte er nutzen, um hinsichtlich der letzten Entwicklungen der internationalen Politik und der Sicherheitspolitik Bilanz zu ziehen. Das Besondere daran war, dass der Bericht sich auf ein verwaltungsexternes Gutachten unter Beizug von ausländischen Fachleuten abstützen sollte. Dieser zusätzliche Bericht liegt bis heute nicht vor. Der Bundesrat verschob ihn wiederholt und machte dessen Erstellung anstatt von einer eigenen Politik von Ereignissen und Stellungnahmen von Drittländern abhängig, über die er keine Kontrolle hat. Unterdessen wurde der TPNW von 50 Ländern ratifiziert und wird im Januar 2021 in Kraft treten. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass der Bundesrat sich zu den folgenden Fragen äussert: 1. Das Parlamentsgesetz räumt dem Bundesrat zwei Jahre ein, um eine Motion zu erfüllen. Diese Frist ist unterdessen abgelaufen, ohne dass der Bundesrat die Unterzeichnung und die Ratifizierung an die Hand genommen hat. Wie gedenkt der Bundesrat, dem Willen des Parlaments Folge zu leisten? 2. Aus welchem Grund folgt der Bundesrat in Bezug auf die Ratifizierung des TPNW nicht seinem Credo "Aussenpolitik ist Innenpolitik", wie er dies bei seiner Positionierung zum Migrationspakt getan hat, zumal beim TPNW das Parlament klar Stellung bezogen hat und die Bevölkerung dem Vertrag mehrheitlich positiv gegenübersteht? 3. Unterscheidet sich die Neutralität der Schweiz so stark von der Neutralität anderer neutraler Staaten wie Irland oder Österreich, dass dies zur Folge hat, dass sie sich von den Grundprinzipien des humanitären Völkerrechts wie die Beseitigung von Massenvernichtungswaffen, auf die das IKRK uns immer wieder hinweist, entfernt? 4. Welche Schritte haben die verwaltungsinternen Fachleute zur Klärung der seit Juni 2018 offenen Fragen unternommen? 5. Der Bundesrat beabsichtigt, externe Fachleute aus dem Ausland beizuziehen, um die politische Positionierung der Schweiz zu erarbeiten. Soll die humanitäre, neutrale und unabhängige Vision der Schweiz in Bezug auf die nukleare Abrüstung auf der Meinung einiger ausländischer Fachleute abstützen? Wären ein Entscheid unseres Parlaments sowie die Ressourcen und das Wissen unserer Diplomatie und unserer Verwaltung, namentlich im Bereich der Abrüstung, als Grundlage nicht angebrachter? 6. Wie erklärt der Bundesrat die Haltung der Schweiz in Bezug auf die nukleare Abrüstung auf internationaler Ebene? Denn diese hat in den letzten drei Jahren um 180 Grad gedreht, d. h. die Schweiz ist von einer aktiven Befürworterin der nuklearen Abrüstung zu einem Land geworden, das die Haltung der fünf offiziellen Atommächte unterstützt, was in komplettem Widerspruch zum Willen unserer beiden Parlamentskammern steht. 20.4577 542 Ständerat Frühjahrssession 2021

7. Ist die Tatsache, dass der Bundesrat dieses Geschäft vor sich hinschiebt, so zu deuten, dass es die Meinung vertritt, dass die Schweiz zur Wahrung der Sicherheit auf die Nuklearwaffen der Nato-Mitgliedländer angewiesen ist? Stellungnahme des Bundesrates vom 24.02.2021 1 / 2: Der Bundesrat beschloss 2018 und 2019 jeweils, dem Kernwaffenverbotsvertrag (TPNW) zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht beizutreten. Er war der Ansicht, dass die Gründe gegen einen Beitritt überwiegen. Aufgrund der Überweisung der Motion 17.4241 hat der Bundesrat im April 2019 entschieden, die Frage des Beitritts zum TPNW erneut zu prüfen. Ein Zusatzbericht soll insbesondere darlegen, ob und wie sich der TPNW auf den Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen (NPT) auswirkt. Der NPT ist Grundpfeiler der nuklearen Rüstungskontrolle und ein zentrales Element der globalen Sicherheitsarchitektur. Daher ist die Beurteilung möglicher Auswirkungen des TPNW auf den NPT unerlässlich. Die APKs wurden im August 2020 informiert, dass sich diese Arbeiten infolge COVID-19 verzögern. Grund ist die Verschiebung der Überprüfungskonferenz des NPT von Mai 2020 auf August 2021. Diese Umstände schieben auch die für Ende 2020 geplante Neubeurteilung zeitlich nach hinten. 3: Humanitäre Aspekte sind ein wichtiger Blickwinkel bei der Festlegung der Schweizer Position zum TPNW. Der Bundesrat wird diese und weitere Aspekte unter Berücksichtigung der Schweizer Interessen und Werte sorgfältig prüfen. Der Vertrag an sich wie auch insbesondere der mögliche Effekt des TPNW auf die nukleare Abrüstung muss differenziert betrachtet und in einer weiter gefassten aussen-, sicherheits- und wirtschaftspolitischen Perspektive beurteilt werden. Unter den bisherigen Ratifikationen sind nur vereinzelt europäische Staaten vertreten. Die neutralen Länder haben keine gemeinsame Position: Österreich und Irland haben den Vertrag ratifiziert. Finnland hat nicht mitverhandelt. Schweden hat sich, ähnlich wie die Schweiz, nach ausführlichen Untersuchungen vorerst gegen einen Beitritt entschieden. 4 / 5: Wie 2018 wird eine interdepartementale Arbeitsgruppe der Bundesverwaltung den Bericht redigieren und dem Bundesrat eine Entscheidgrundlage unterbreiten. Im Bericht wird sie noch offene aussenpolitische, sicherheitspolitische, technische und wirtschaftliche Fragen erörtern. Sie wird nationale und internationale Expertinnen und Experten beiziehen, darunter solche, die den TPNW befürworten, wie auch solche, die ihm skeptisch gegenüberstehen. 6 / 7: Unabhängig von seiner Position zum TPNW setzt sich der Bundesrat für das Ziel einer Welt ohne Nuklearwaffen ein. Er setzt auf praktische Schritte in Zusammenarbeit mit Kernwaffen- und Nichtkernwaffenstaaten. So ist die Schweiz eine treibende Kraft betreffend Verminderung der Nuklearwaffenrisiken. Der Bundesrat bekräftigt seine langjährige Position, dass es schwer vorstellbar ist, wie Kernwaffen im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht eingesetzt werden könnten. Die nuancierte Position der Schweiz ist u.a. im Abrüstungsbericht von 2017 festgehalten. Chronologie

16.03.2021 Ständerat Erledigt

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (12) Baume-Schneider Elisabeth, Carobbio Guscetti Marina, Français Olivier, Herzog Eva, Jositsch Daniel, Levrat Christian, Mazzone Lisa, Rechsteiner Paul, Stöckli Hans, Thorens Goumaz Adèle, Zanetti Roberto, Zopfi Mathias 20.4578 543 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4578 Interpellation Wann ratifiziert die Schweiz das IAO-Übereinkommen Nr. 190 über die Beseitigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt?

Eingereicht von: Carobbio Guscetti Marina Sozialdemokratische Fraktion Sozialdemokratische Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 17.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Das Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) über die Beseitigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt wurde am 21. Juni 2019 angenommen. Damit wurde zum ersten Mal überhaupt auf internationaler Ebene ein Instrument geschaffen, das anerkennt, dass jede und jeder das Recht auf einen Platz in einer Arbeitswelt hat, die auf Würde und gegenseitiger Achtung basiert und frei von Gewalt und Belästigung ist. Das Übereinkommen schliesst alle mit ein, d. h. dass der Schutz für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unabhängig von ihrem Vertragsstatus gilt. Weiter werden geschlechterspezifische Gewalt und Belästigung besonders hervorgeben, so die häusliche Gewalt, die einen Einfluss auf die Produktivität, die Gesundheit und die Sicherheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hat. Das Übereinkommen gilt zudem für die privaten und die öffentlichen Sektoren sowie für die formelle und die informelle Wirtschaft. Der Schutz vor Gewalt und Belästigung gilt nicht nur am eigentlichen Arbeitsplatz, sondern erstreckt sich unter anderem auch auf den Arbeitsweg, die Örtlichkeiten für die Pausen und die arbeitsbezogenen Fahrten. Bis heute wurde das Übereinkommen von Uruguay, Namibia und Fidschi ratifiziert. Somit wird das Übereinkommen am 25. Juni 2021 in Kraft treten. Zahlreiche weitere Länder haben den Text des Übereinkommens den zuständigen Behörden zur Prüfung übermittelt. Es ist wichtig, dass auch die Schweiz sich den internationalen Bestrebungen, Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt zu verhindern und zu bekämpfen, anschliesst. Wenn man anerkennt, dass es sich um ein weltweites Problem handelt und dass die Arbeitswelt heute schon oft nicht mehr an den Landesgrenzen aufhört, ist es grundlegend, dieses internationale Instrument zu nutzen und sich gemeinsam für bessere Bedingungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einzusetzen. In Zusammenhang mit diesen Überlegungen bitte ich den Bundesrat um die Beantwortung der folgenden Fragen: 1. Beabsichtigt der Bundesrat, das IAO-Übereinkommen über die Beseitigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt baldmöglichst zu unterzeichnen und das Ratifizierungsverfahren in die Wege zu leiten? 2. Falls ja, welches sind die nächsten Schritte? 3. Plant der Bundesrat weitere Massnahmen zur Bekämpfung der Belästigung am Arbeitsplatz? Stellungnahme des Bundesrates vom 24.02.2021 Frage 1 Das Übereinkommen Nr. 190 über die Beseitigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) wurde bisher von drei Ländern (Uruguay, Fidschi, Namibia) ratifiziert. In Europa hat das italienische Parlament einer Ratifizierung, die jedoch noch nicht offiziell eingereicht wurde, zugestimmt. In Lateinamerika hat Ecuador die Ratifizierung angekündigt. Die Schweiz engagierte sich aktiv an den Verhandlungen des Übereinkommens Nr. 190 und stimmte für dessen Verabschiedung. Die einzelnen Bestimmungen des Übereinkommens werden zurzeit einer juristischen Analyse unterzogen, welche vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) koordiniert wird. Aufgrund der tripartiten Struktur der IAO waren die Schweizer Sozialpartner direkt an der Erarbeitung des Übereinkommens beteiligt. Ein Vorentwurf der juristischen Analyse wird somit jeweils der tripartiten Kommission für Angelegenheiten der IAO (TPK-IAO), einer ausserparlamentarischen Kommission mit Vertreter*innen der Bundesverwaltung und der Spitzenverbände der Sozialpartner, zur Konsultation vorgelegt. Dieses bewährte Verfahren respektiert die Verpflichtungen der Schweiz als Mitgliedstaat der IAO gemäss deren Verfassung. Frage 2 20.4578 544 Ständerat Frühjahrssession 2021

Die TPK-IAO wird voraussichtlich an ihrer nächsten Sitzung im April 2021 zum Vorentwurf konsultiert. Unter Berücksichtigung der Haltung der TPK-IAO wird der Bundesrat die abschliessende Analyse zum Übereinkommen im Anschluss der Bundesversammlung vorlegen. Frage 3 Der Bundesrat erachtet den bestehenden Ansatz zum Schutz vor Belästigung in der Arbeitswelt als umfassend. Gemäss Obligationenrecht müssen Arbeitgebende zum Schutz der persönlichen Integrität der Arbeitnehmenden geeignete Massnahmen treffen. Sie müssen insbesondere dafür sorgen, dass Arbeitnehmende nicht sexuell belästigt werden und dass Opfern keine weiteren Nachteile entstehen (Art. 328 OR; SR 220). Das Gleichstellungsgesetz verbietet sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz (Art. 4 GlG; SR 151.1) und stellt diverse Rechtsansprüche zur Verfügung (Feststellung, Beseitigung, Unterlassung, Entschädigung; Art. 5 GlG). Des Weiteren wird der Bundesrat 2021 eine Nationale Strategie für die Gleichstellung von Frauen und Männern verabschieden. Die Förderung der Gleichstellung im Erwerbsleben und die Bekämpfung von Gewalt und Sexismus werden Themenschwerpunkte der Strategie bilden. Gemäss dem Arbeitsgesetz (Art. 6 Abs. 1 ArG; SR 822.11) und seiner Verordnung 3 (Art. 2 ArGV 3; SR 822.113), haben Arbeitgebende zum Schutz der Gesundheit der Arbeitnehmenden alle geeigneten Massnahmen zu treffen. Das SECO hat in seiner Wegleitung zu diesen Bestimmungen präventive Massnahmen aufgelistet, die zur Vorbeugung von Belästigung am Arbeitsplatz zu treffen sind. Zusätzlich müssen Arbeitgebende eine interne oder externe Vertrauensperson bestimmen, welche Betroffene im Konfliktfall anrufen können. Darüber hinaus führten das SECO und die kantonalen Arbeitsinspektorate unter Einbezug der Sozialpartner zwischen 2014 und 2018 einen Vollzugsschwerpunkt zu psychosozialen Risiken durch. Der Vollzugsschwerpunkt informierte und sensibilisierte Arbeitsinspektorate, Arbeitgebende und die Öffentlichkeit über psychosoziale Risiken in der Arbeitswelt und den Schutz der persönlichen Integrität am Arbeitsplatz. Die Evaluation des Vollzugsschwerpunkt bestätigte, dass dieses Ziel erreicht wurde. Chronologie

18.03.2021 Ständerat Erledigt

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.4579 545 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4579 Motion Pflanzenschutzmittel, die für Menschen, Insekten oder Gewässerlebewesen toxisch sind. Keine Zulassung mehr für die nichtberufliche Anwendung

Eingereicht von: Graf Maya Grüne Fraktion Grüne Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 17.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Im Rat noch nicht behandelt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, 1. Pflanzenschutzmittel (PSM) für die nicht-berufliche Anwendung nicht mehr zuzulassen, die für Menschen, Insekten oder Gewässerlebewesen toxisch sind, 2. Alle PSM, die zum Verkauf an bzw. zur Anwendung durch Hobby-Anwender zugelassen bleiben, auf einer Positivliste aufzuführen und laufend zu aktualisieren. Die Liste soll auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten sein, heutigen Anforderungen an die Transparenz und Benutzerfreundlichkeit solcher Datenbanken entsprechen und sich am Ziel der Risikoreduktion orientieren, 3. Sicher zu stellen, dass dem Anwendungsbereich entsprechend die für Hobby-Anwender zugelassenen PSM in kleinen Gebinden verkauft werden ("ready-to-use"). Begründung In der Schweiz werden rund 10 Prozent aller verkauften Pestizide durch Hobbygärtnerinnen und -gärtner ausgebracht, rund 200 Tonnen an teilweise hochgiftigen Wirkstoffen. lm Gegensatz zu beruflichen Anwenderinnen und Anwender besuchen Private keine Ausbildung, in der die zur fachgerechten Anwendung notwendigen Kenntnisse erworben und in einem Prüfungsverfahren unter Beweis gestellt werden müssen. Es mangelt ihnen insbesondere auch an Kenntnissen über geltende gesetzliche Vorschriften, über die korrekte Anwendung, Lagerung und Entsorgung von Pestiziden oder über Alternativen. In seiner Antwort auf die IP 20.4222 schreibt der Bundesrat, dass von den heute für die Privatanwendung zugelassenen 380 Pflanzenschutzmittel 129 Produkte als humantoxisch gekennzeichnet sind, 149 Produkte als umwelttoxisch und 32 Produkte speziell als bienentoxisch. Die Einstufung der Toxizität erfolgt laut Bundesrat nicht risikobasiert, da die Anwendungsbedingungen des Produkts nicht berücksichtigt werden. Die Risiken einer Pestizid-Anwendung dürften bei Laien deutlich höher sein als bei Profis. So zeigt eine Untersuchung des BAFU * zum "Stand der Umsetzung des Herbizidverbots", dass "im Gegensatz zu Privaten, von denen 47 Prozent noch nie etwas vom Anwendungsverbot gehört haben, über 90 Prozent der. Fachleute das Verbot kennen". Sie zeigte weiter, "dass der Entscheid der Anwendung von Herbiziden nicht zwingend auf der Kenntnis des Verbots beruht, sondern oft von der persönlichen Einstellung der befragten Personen abhängt." Dies zeigt, dass Auflagen zur Anwendung von Pestiziden im Hobby-Bereich vermutlich weitgehend unbeachtet bleiben. Der Handlungsbedarf ist daher auch im Bereich der nicht-beruflichen Anwendung von Pflanzenschutzmittel gross. *Die Studie des BAFU heisst Stand der Umsetzung des Herbizidverbotes und wurde 2018 publiziert https:// www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/boden/publikationen-studien/publikationen/stand-der-umsetzung -des-herbizidverbots.html Stellungnahme des Bundesrates vom 17.02.2021 Im Jahr 2017 verabschiedete der Bundesrat den Aktionsplan zur Risikoreduktion von Pflanzenschutzmitteln. Dieser Aktionsplan umfasst auch die Produkte für nichtberufliche Verwenderinnen und Verwender. Mit der Veröffentlichung der Liste der Produkte, die sich für die nichtberufliche Verwendung eignen, wurde eine erste Massnahme umgesetzt. Diese Liste ist online über das Pflanzenschutzmittelverzeichnis auf der Website des Bundesamtes für Landwirtschaft abrufbar. Im Rahmen des landwirtschaftlichen Verordnungspakets 2020 hat der Bundesrat am 11. November 2020 die Pflanzenschutzmittelverordnung (SR 916.161) geändert. Seit dem 1. Januar 2021 ist die Abgabe von Pflanzenschutzmitteln, die beruflichen Verwenderinnen und Verwendern vorbehalten sind, an nichtberufliche 20.4579 546 Ständerat Frühjahrssession 2021

Verwenderinnen und Verwender verboten. Der Aktionsplan sieht ausserdem vor, die Kriterien für die Zulassung von Produkten für die nichtberufliche Verwendung zu verschärfen. Die Einführung eines Kriteriums betreffend Gebrauchsfertigkeit müsste in diesem Rahmen geprüft werden. Das Bundesamt für Umwelt und das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen erarbeiten zurzeit diese neuen Kriterien. Eine Vernehmlassung zum Entwurf zur Änderung der entsprechenden Verordnungen wird voraussichtlich im Jahr 2021 durchgeführt. Antrag des Bundesrates vom 17.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Chronologie

18.03.2021 Ständerat Zuweisung an die zuständige Kommission zur Vorberatung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (11) Baume-Schneider Elisabeth, Carobbio Guscetti Marina, Herzog Eva, Jositsch Daniel, Mazzone Lisa, Rechsteiner Paul, Sommaruga Carlo, Stöckli Hans, Thorens Goumaz Adèle, Zanetti Roberto, Zopfi Mathias 20.4669 547 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4669 Interpellation Änderung des Bundesgesetzes über die Wehrpflichtersatzabgabe. Folgen für die mit 30 oder mehr Jahren eingebürgerten Männer?

Eingereicht von: Mazzone Lisa Grüne Fraktion Grüne Partei der Schweiz Einreichungsdatum: 17.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Erledigt

Eingereichter Text Das Bundesgesetz über die Wehrpflichtersatzabgabe (WPEG) wurde im Rahmen des Vorhabens "Weiterentwicklung der Armee" geändert, und die Änderung ist 2019 in Kraft getreten. Gemäss dem geänderten WPEG beginnt für Dienstpflichtige die Ersatzpflicht im Folgejahr nach bestandener Rekrutenschule, spätestens aber im Jahr, in dem sie 25 Jahre alt werden; sie beginnt also nicht mehr automatisch mit 20 Jahren, wenn die Person die Rekrutenschule nicht bestanden hat. Die Ersatzpflicht beginnt frühestens am Anfang des Jahres, in dem die Person 19 Jahre alt wird, und dauert längstens bis zum Ende des Jahres, in dem sie 37 Jahre alt wird. In diesen 19 Jahren kann die Ersatzabgabe aber nur während 11 Jahren erhoben werden. Seitdem die Änderung des Militärgesetzes (MG) 2018 in Kraft getreten ist, absolvieren Stellungspflichtige die Rekrutierung grundsätzlich spätestens im Jahr, in dem sie 24 Jahre alt geworden sind (Art. 9 Abs. 2 MG). Unter den Voraussetzungen nach Artikel 9 Absatz 3 MG können sie die Rekrutierung jedoch ausnahmsweise noch spätestens bis 30 absolvieren, sofern ein Bedarf der Armee besteht (Art. 12 Abs. 2 VMDP). Diese Änderungen haben Auswirkungen auf die Eingebürgerten, namentlich, wenn diese mit 30 oder mehr Jahren eingebürgert worden sind oder wenn sie beim Inkrafttreten der WPEG-Änderung zwischen 30 und 37 Jahre alt waren. Ab 30 Jahren können diese Neubürger keinen Militärdienst mehr leisten, selbst wenn sie möchten. Sie sehen sich dazu gezwungen, eine Ersatzabgabe zu zahlen. Es stellt sich nun aber die Frage nach der Natur dieser Abgabe, da diese Personen die durch die Abgabe ersetzte Leistung weder erbringen konnten noch erbringen können. Da sie nie zur Rekrutierung aufgeboten wurden, sind sie weder in die Armee eingegliedert worden, noch konnten sie stattdessen Zivildienst oder Zivilschutzdienst leisten. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hat sich 2009 in seinem Urteil zum Fall Glor gegen die Schweiz zum Wesen der Wehrpflichtersatzabgabe geäussert. Der EGMR hat erkannt, dass Personen, die nicht von der Ersatzpflicht befreit sind, obwohl sie für dienstuntauglich erklärt worden sind, gegenüber Personen, die von der Ersatzpflicht befreit sind, diskriminiert werden. Er weist im Urteil auf die Notwendigkeit einer Alternative hin und auf den Willen der betroffenen Person, dennoch Dienst leisten zu können. Er stützt sich dabei auf die Gleichheit, die zwischen der Unterstellung unter eine Pflicht und der Erhebung jeglicher Ersatzabgabe herrschen muss, sowie auf die direkte Beziehung zwischen der besagten Kausalabgabe und der betreffenden Leistung. Deshalb fordere ich den Bundesrat auf, folgende Fragen zu beantworten, und zwar jeweils erstens bezüglich der mit 30 oder mehr Jahren eingebürgerten Männer und zweitens bezüglich der Männer, die beim Inkrafttreten der WPEG-Änderung zwischen 30 und 37 Jahre alt waren: 1. Wurde untersucht, ob die Ersatzpflicht, der diese Personen unterstellt worden sind oder künftig unterstellt werden, im Einklang steht mit dem EGMR-Urteil in Sachen Glor gegen die Schweiz? In beiden obgenannten Fällen besteht nämlich keine Möglichkeit, den zu ersetzenden Dienst zu leisten. 2. Die Ersatzabgabe muss an die Stelle einer Leistung treten, die die normalerweise dazu verpflichtete Person nicht erbracht hat. Entspricht sie nach Ansicht des Bundesrates den für Kausalabgaben geltenden Grundsätzen, auch wenn die oben genannten Personen weder die Möglichkeit noch die Gelegenheit hatten, Dienst zu leisten? 3. Die Ersatzabgabe ist eine Kausalabgabe, die allein aufgrund einer Leistungsbefreiung geschuldet ist. Entspricht in den beiden obgenannten Fällen die Abgabe dem Grundsatz, dass die Höhe der Ersatzabgabe in einem Verhältnis zum objektiven Wert der entsprechenden Leistung steht? 4. Hat der Bundesrat den Umstand bedacht, dass unter der vor dem 1. Januar 2018 geltenden Regelung eine mit 25 oder mehr Jahren eingebürgerte Person durchaus der Ersatzpflicht unterstellt werden konnte, weil sie 20.4669 548 Ständerat Frühjahrssession 2021

– theoretisch – bis 30 die Möglichkeit hatte, Dienst zu leisten, und weil somit beide Leistungen (Dienstpflicht und Ersatzpflicht) nebeneinander bestanden, was ab 30 Jahren unter dem neuen Recht nicht mehr der Fall ist? 5. Ab 30 Jahren besteht neben der Ersatzabgabe keine Möglichkeit, die Rekrutierung zu absolvieren: Wie stuft der Bundesrat diese Abgabe für diese Personen aus juristischer Sicht ein? 6. Im Fall Glor gegen die Schweiz hatten die Schweizer Behörden vorgebracht, dass die Ersatzabgabe die Anstrengungen und Belastungen ausgleichen solle, die die von der Dienstpflicht befreiten Personen nicht auf sich nehmen müssten. Wie bewertet der Bundesrat den Umstand, dass die obgenannten Personen die Anstrengung gar nie leisten konnten und mussten, an deren Stelle die Ersatzabgabe treten soll, da sie zuvor als ausländische Staatsangehörige keine Möglichkeit gehabt hatten, Militärdienst oder einen Ersatzdienst zu leisten? Stellungnahme des Bundesrates vom 24.02.2021 Aus dem Urteil des EGMR in Sachen Glor kann nicht abgeleitet werden, dass allen dienstwilligen Personen die Möglichkeit zur persönlichen Dienstleistung geboten werden müsse. Die Fragen der Interpellantin werden deshalb zusammenfassend wie folgt beantwortet: Die Wehrpflichtersatzabgabe (WPE) ist eine der drei möglichen Formen (Militär- bzw. Zivildienst und WPE), die Militärdienstpflicht nach Artikel 59 Absatz 1 BV zu erfüllen. Die Ersatzabgabe ist eine Kausalabgabe (vgl. Urteil des Bundesgerichts 2C_1051/2016 E. 2.2.2 vom 24. August 2017). Die Höhe der Abgabe hat sich wegen des für Kausalabgaben geltenden Äquivalenzprinzips am Wert, der dem Abgabepflichtigen aus der Befreiung zufliesst zu orientieren, darf aber auch darunter liegen. Der Gesetzgeber hat diesen Wert in Abhängigkeit des taxpflichtigen Einkommens, aber mindestens auf 400 Franken, festgelegt. Die Ersatzabgabe kommt dann zur Anwendung, wenn die Voraussetzungen für die persönliche Dienstleistung nicht gegeben sind. Voraussetzungen für die persönliche Dienstleistung sind etwa die physische und psychische Diensttauglichkeit und das Alter. Diese persönliche Dienstleistung hat jedoch im Rahmen einer grundsätzlichen Gleichbehandlung und mit klaren Regeln (z.B. Alterslimiten), die für alle Schweizer gelten, zu erfolgen. Es besteht kein Anspruch auf persönliche Dienstleistung, auch wenn diese im Vordergrund steht. Die WPE ist daher grundsätzlich unabhängig davon geschuldet, ob eine persönliche Dienstleistung möglich wäre oder nicht. Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) in Sachen Glor befasste sich insbesondere mit der Frage, ob Personen mit leichten Gebrechen, die ansonsten einer normalen Berufstätigkeit nachgehen, auch gegen ihren Willen als untauglich erklärt und der WPE-Pflicht unterstellt werden können. Der EGMR erkannte eine Ungleichbehandlung insbesondere mit Personen, die aus Gewissensgründen Zivildienst leisten und deshalb von der WPE-Pflicht befreit sind. Er verlangte deshalb, dass auch Personen mit leichten Gebrechen anstelle der WPE-Pflicht die Möglichkeit haben müssen, Dienst zu leisten. Es ging dabei hingegen nicht um einen generellen Anspruch auf persönliche Dienstleistung. In der Folge wurde neben dem normalen Militärdienst ein neuer Spezialdienst für untauglich Erklärte eingeführt gemäss Artikel 6 Absatz 1 Buchstabe c Militärgesetz (MG; SR 510.10). Dieses Urteil hatte ansonsten keine weiteren Konsequenzen für das schweizerische Wehrpflichtsystem. Das 25. Altersjahr ist das grundsätzliche Höchstalter für die Absolvierung der Rekrutenschule (Art. 49 Abs. 1 und 2 MG). Auf Gesuch hin ist es im Einzelfall möglich, nach dem Überschreiten des Höchstalters für die Rekrutierung (24. Altersjahr) noch einen Dienst zu leisten (Art. 2 Abs. 2 i.V.m. Art. 56 Abs. 2 VMDP (SR 512.21). Diese Kriterien müssen aus Gründen der Gleichbehandlung bei allen militärdienstpflichtigen Schweizern – auch den Neubürgern – angewendet werden. Hier ist insbesondere der Auslandschweizer zu nennen, der in seinem 31. Altersjahr in die Schweiz kommt. Auch er wird – wenn er keinen Militärdienst leistet – bis längstens dem 37. Altersjahr ersatzpflichtig. Chronologie

10.03.2021 Ständerat Erledigt

Zuständigkeiten Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) 20.4669 549 Ständerat Frühjahrssession 2021

Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.4738 550 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.4738 Motion Sozialpartnerschaft vor umstrittenen Eingriffen schützen

Eingereicht von: Ettlin Erich Die Mitte-Fraktion. Die Mitte. EVP. Die Mitte Einreichungsdatum: 18.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Im Rat noch nicht behandelt

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, das Bundesgesetz über die Allgemeinverbindlicherklärung von Gesamtarbeitsverträgen (Aveg; SR 221.215.311) wie folgt zu ändern: Artikel 1 Aveg, neuer Absatz 4 Die Bestimmungen des allgemeinverbindlich erklärten Gesamtarbeitsvertrages zu Mindestlohn, 13. Monatslohn und Ferienanspruch gehen anderslautenden Bestimmungen der Kantone vor. Artikel 2 Ziffer 4 Aveg, Änderung Der Gesamtarbeitsvertrag darf die Rechtsgleichheit nicht verletzen und dem zwingenden Recht des Bundes nicht widersprechen. Jedoch können zugunsten der Arbeitnehmer abweichende Bestimmungen aufgestellt werden, wenn sich aus dem zwingenden Recht nichts anderes ergibt. Begründung Die Einführung des allgemeinen Mindestlohns im Kanton Neuenburg ist eine schwere Belastungsprobe für die bewährte Sozialpartnerschaft in der Schweiz. Dieser Mindestlohn findet seit dem umstrittenen Bundesgerichtsurteil vom August 2017 auch für Betriebe in den Branchen Anwendung, welche einen allgemeinverbindlich erklärten Landes-Gesamtarbeitsvertrag (ave GAV) haben. Das führt zu dem Missstand, dass der Bundesrat zwar sozialpartnerschaftliche GAV für die ganze Schweiz als verbindlich erklärt, aber die gesamtschweizerische Lösung durch kantonale Bestimmungen ausgehebelt werden kann. Am 27. September 2020 stimmte die Stimmbevölkerung des Kantons Genf einer Volksinitiative für einen Mindestlohn von 23 Franken zu. Der Mindestlohn gilt auch für Branchen mit einem ave GAV. Weitere Kantone könnten diesen Beispielen folgen. Deshalb muss neu geregelt werden, dass die Einigungen zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden, welche der Bundesrat per Beschluss für die ganze Schweiz besiegelt, ausgewählten kantonalen Bestimmungen vorgehen. Für viele Bereiche des Arbeitsrechts kann infolge des Bundesgerichtsurteils nicht ausgeschlossen werden, dass die Kantone öffentlich-rechtliche Bestimmungen erlassen, die dann gestützt auf Art. 358 OR den Bestimmungen des GAV bzw. des ave GAV vorgehen. Die Kompetenz der Kantone, in einem bestimmten Sachgebiet das Bundesrecht zu ergänzen, erlischt lediglich dann, wenn die Gesetzgebung des Bundes jede Regelung in einem bestimmten Sachgebiet ausschliesst. Deshalb können ave GAV nicht nur im Bereich der Mindestlöhne ausgehebelt werden, sondern auch bei anderen für die Arbeitskosten relevanten Regelungen wie dem 13. Monatslohn und dem Ferienanspruch. Hingegen gehen kantonale Bestimmungen zu Feiertagen weiterhin vor. Durch die vorgeschlagene Änderung des AVEG wird die Rechtsunsicherheit behoben und die bewährte Sozialpartnerschaft gestärkt, die durch kantonale Gesetze und internationale Verträge zu erodieren droht. Die Sozialpartnerschaft sichert seit über 100 Jahren den Arbeitsfrieden in der Schweiz und soll das auch die nächsten 100 Jahre tun. Stellungnahme des Bundesrates vom 24.02.2021 Die Sozialpartnerschaft und die allgemeinverbindlich erklärten Gesamtarbeitsverträge (GAV) sind von grosser Bedeutung für den Schweizer Arbeitsmarkt. Die Sozialpartner stehen diesbezüglich immer wieder vor neuen Herausforderungen und haben in der Vergangenheit gezeigt, dass sie diese meistern. Der Bundesrat anerkennt, dass die Einführung kantonaler Mindestlöhne eine solche Herausforderung darstellen kann. Das Anliegen des Motionärs erachtet der Bundesrat allerdings aus verschiedenen Gründen als problematisch. Mit dem Anliegen des Motionärs soll die verfassungsrechtliche Kompetenz der Kantone, 20.4738 551 Ständerat Frühjahrssession 2021 sozialpolitisch tätig zu werden und sozialpolitische Mindestlöhne festzulegen, beschnitten werden. Zudem soll ein allgemeinverbindlicher GAV kantonalen Gesetzen oder gar kantonalen Verfassungen vorgehen. Ein allgemeinverbindlich erklärter GAV geniesst jedoch nicht die demokratische Legitimation, wie sie ein kantonales Gesetz geniesst. Ein GAV ist eine Vereinbarung zwischen Privaten und die Allgemeinverbindlicherklärung eines GAV ändert dessen privatrechtlichen Charakter nicht. Ein allgemeinverbindlicher GAV steht auch nicht auf Gesetzesebene, sondern ist am ehesten mit einer Verordnung zu vergleichen. Da durch die Allgemeinverbindlicherklärung die Vertrags- und Wirtschaftsfreiheit eingeschränkt wird, ist es weiter problematisch, wenn sie zwingendem Recht widersprechen soll. Mit der Realisierung des Anliegens des Motionärs würde der Bundesgesetzgeber den Volkswillen auf Kantonsebene, föderalistische Prinzipien und die verfassungsrechtliche Kompetenzordnung aushebeln. Die vom Motionär verlangte Änderung des Bundesgesetzes über die Allgemeinverbindlicherklärung von Gesamtarbeitsverträgen würde ausserdem eine Änderung von Artikel 358 des Obligationenrechts (OR) erfordern, der regelt, dass zwingendes kantonales Recht Vorrang vor dem Inhalt von GAV hat. GAV-Bestimmungen, die zwingendem kantonalem Recht widersprechen, sind nichtig und können nicht allgemeinverbindlich erklärt werden. Der Bundesrat weist zudem daraufhin, dass die Kantone keine Kompetenz haben, Regelungen über Ferien oder den 13. Monatslohn zu erlassen, da die Gesetzgebung auf dem Gebiet des Zivilrechts nach Artikel 122 der Bundesverfassung (BV) Sache des Bundes ist. Wie der Bundesrat bereits in seiner Stellungnahme vom 21. November 2018 auf die Motion Baumann (18.3934) festgehalten hat, welche das gleiche Anliegen wie die vorliegende Motion verfolgte und am 19. Dezember 2019 vom Ständerat abgelehnt wurde, ist er der Auffassung, dass mögliche Spannungen in einzelnen GAV den vom Motionär geforderten weitreichenden und aus staats- und demokratiepolitischer Sicht bedenklichen Eingriff nicht rechtfertigen. Sollte der Ständerat der vorliegenden Motion dennoch zustimmen, behält sich der Bundesrat vor, im Zweitrat deren Umwandlung in einen Prüfauftrag zu beantragen. Antrag des Bundesrates vom 24.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Chronologie

18.03.2021 Ständerat Zuweisung an die zuständige Kommission zur Vorberatung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat

Mitunterzeichnende (4) Burkart Thierry, Engler Stefan, Rieder Beat, Wicki Hans 20.485 552 Ständerat Frühjahrssession 2021

20.485 Parlamentarische Initiative Anpassung der Altersschwelle in der Bundesanwaltschaft

Eingereicht von: Kommission für Rechtsfragen SR Einreichungsdatum: 03.12.2020 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Folge gegeben

Eingereichter Text Artikel 4 Absatz 2 der Vo [SR 173.712.23] sei wie folgt anzupassen: "Der Bundesanwalt oder die Bundesanwältin sowie die stellvertretenden Bundesanwälte oder Bundesanwältinnen scheiden am Ende des Jahres aus ihrem Amt aus, in dem sie das 68. Altersjahr vollenden." [Formulierung analog Art. 9 Abs. 2 VGG/Art. 9 Abs. 2 BGG oder Art. 48 Abs. 2 StBOG]. Begründung Nach geltender Verordnung müssen Bundesanwälte sowie ihre Stellvertreter am Ende des Jahres ihres 64. bzw. 65. Geburtstages aus dem Amt scheiden. Diese Regelung ist nicht nur restriktiver als diejenige für eidgenössische Richterinnen und Richter (68 Jahre) und der Bundesverwaltung (Verlängerungsmöglichkeit bis 70 Jahre), sondern auch geschlechterdiskriminierend. Zudem schränkt sie den Kreis möglicher Bewerberinnen und Bewerber für das Amt unnötig ein. Diese Altersschwelle soll daher auf 68 Jahre angehoben werden, analog den eidgenössischen Gerichten. Kommissionsberichte 28.01.2021 - Kommission für Rechtsfragen des Ständerates Chronologie

03.12.2020 Kommission für Rechtsfragen SR Beschluss, einen Erlassentwurf auszuarbeiten 14.01.2021 Kommission für Rechtsfragen NR Keine Zustimmung 17.03.2021 Ständerat Folge gegeben 26.03.2021 Kommission für Rechtsfragen NR Zustimmung

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Rechtsfragen NR (RK-NR) Kommission für Rechtsfragen SR (RK-SR)

Zuständige Behörde Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 20.485 553 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 18.02.2021 18:58

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.485 s Pa. Iv. RK-SR. Anpassung der Altersschwelle in der Bundesanwaltschaft

Bericht der Kommission für Rechtsfragen vom 28. Januar 2021

Die Kommission für Rechtsfragen des Ständerates (RK-S) hat an ihrer Sitzung vom 28. Januar 2021 ein zweites Mal die Kommissionsinitiative vorgeprüft, die sie am 4. Dezember 2020 beschlossen hatte.

Die Initiative verlangt, die Altersgrenze für die Stelle der Bundesanwältin bzw. des Bundesanwalts und jene der stellvertretenden Bundesanwältinnen und Bundesräte auf 68 Jahre anzuheben.

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt ohne Gegenstimme, der Initiative Folge zu geben.

Berichterstattung: Rieder

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Beat Rieder

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Stand der Vorprüfung 3 Erwägungen der Kommission

$ 20.485 554 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 18.02.2021 18:58

1 Text und Begründung

1.1 Text Artikel 4 Absatz 2 der Vo [SR 173.712.23] sei wie folgt anzupassen: «Der Bundesanwalt oder die Bundesanwältin sowie die stellvertretenden Bundesanwälte oder Bundesanwältinnen scheiden am Ende des Jahres aus ihrem Amt aus, in dem sie das 68. Altersjahr vollenden.» [Formulierung analog Art. 9 Abs. 2 VGG/Art. 9 Abs. 2 BGG oder Art. 48 Abs. 2 StBOG].

1.2 Begründung Nach geltender Verordnung müssen Bundesanwälte sowie ihre Stellvertreter am Ende des Jahres ihres 64. bzw. 65. Geburtstages aus dem Amt scheiden. Diese Regelung ist nicht nur restriktiver als diejenige für eidgenössische Richterinnen und Richter (68 Jahre) und der Bundesverwaltung (Verlängerungsmöglichkeit bis 70 Jahre), sondern auch geschlechterdiskriminierend. Zudem schränkt sie den Kreis möglicher Bewerberinnen und Bewerber für das Amt unnötig ein. Diese Altersschwelle soll daher auf 68 Jahre angehoben werden, analog den eidgenössischen Gerichten.

2 Stand der Vorprüfung Die RK-S beschloss am 4. Dezember 2020 einstimmig, dem Ersuchen der Gerichtskommission stattzugeben und diese Initiative auszuarbeiten. Am 14. Januar 2021 lehnte es die Kommission für Rechtsfragen des Nationalrates (RK-N) mit 12 zu 11 Stimmen bei 2 Enthaltungen ab, diesem Beschluss zuzustimmen, da es keinen objektiven Grund für eine Änderung des geltenden Rechts gebe.

3 Erwägungen der Kommission Die RK-N hatte bei ihrer Vorprüfung betont, dass das Amt der Bundesanwältin bzw. des Bundesanwalts oder der stellvertretenden Bundesanwältin bzw. des stellvertretenden Bundesanwalts nicht mit jenem der Bundesrichterin bzw. des Bundesrichters vergleichbar ist und dass das Parlament eine Bestimmung nicht ändern sollte, um die Wahl einer bestimmten Person zu ermöglichen. Dem vorausgegangen war die öffentliche Erklärung einer über 65-jährigen Person, sich für die Stelle des Bundesanwalts beworben zu haben. Im Unterschied zu ihrer nationalrätlichen Schwesterkommission hält die RK-S die vorgeschlagene Änderung für notwendig, dies unabhängig vom laufenden Verfahren zur Neubesetzung der Stelle der Bundesanwältin bzw. des Bundesanwalts. In ihren Augen ist die heutige Altersgrenze von 65 bzw. gar 64 Jahren für so wichtige Stellen keineswegs gerechtfertigt und die RK-S sieht keine sachlichen Argumente gegen eine solche Anpassung. Deshalb hat die Kommission ohne Gegenstimme beschlossen, an ihrem Antrag festzuhalten, wonach die Altersschwelle für die Ämter der Bundesanwältin bzw. des Bundesanwalts und der stellvertretenden Bundesanwältinnen bzw. Bundesanwälte auf 68 Jahre angehoben werden soll. Gleichzeitig betont sie, dass kein dringender gesetzgeberischer Handlungsbedarf besteht.

2

21.004 555 Ständerat Frühjahrssession 2021

21.004 Geschäft des Parlaments Jahresbericht 2020 der GPK und der GPDel

Einreichungsdatum: 12.11.2020 Eingereicht im: Nationalrat Stand der Beratung: Erledigt

Bericht Jahresbericht 2020 der Geschäftsprüfungskommissionen und der Geschäftsprüfungsdelegation der eidgenössischen Räte BBl 2021 570 Jahresbericht 2020 der Parlamentarischen Verwaltungskontrolle.Anhang zum Jahresbericht 2020 der Geschäftsprüfungskommissionen und der Geschäftsprüfungsdelegation der eidgenössischen Räte BBl 2021 571 Chronologie

04.03.2021 Nationalrat Kenntnisnahme 18.03.2021 Ständerat Kenntnisnahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Geschäftsprüfungskommission NR (GPK-NR) Geschäftsprüfungskommission SR (GPK-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) Weitere Informationen Behandlungskategorie IIIa/IV

Behandlung in der gleichen Session Nationalrat / Ständerat 21.007 556 Ständerat Frühjahrssession 2021

21.007 Geschäft des Bundesrates Voranschlag 2021. Nachtrag I

Einreichungsdatum: 17.02.2021 Stand der Beratung: Von beiden Räten behandelt

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 17. Februar 2021 über den Nachtrag Ia zum Voranschlag 2021 BBl 2021 289 Botschaft vom 31. März 2021 über den Nachtrag I zum Voranschlag 2021 BBl 2021 731 Chronologie Entwurf 1 Bundesbeschluss über den Nachtrag Ia zum Voranschlag 2021 BBl 2021 289

04.03.2021 Ständerat Beschluss abweichend vom Entwurf 08.03.2021 Nationalrat Abweichung 10.03.2021 Ständerat Zustimmung

Stand der Beratungen: Erledigt Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Finanzkommission NR (FK-NR) Finanzkommission SR (FK-SR)

Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Behandlung in der gleichen Session Ständerat / Nationalrat 21.008 557 Ständerat Frühjahrssession 2021

21.008 Geschäft des Bundesrates Aussenwirtschaftspolitik 2020. Bericht

Einreichungsdatum: 20.01.2021 Stand der Beratung: Erledigt

Botschaft / Bericht des Bundesrates Bericht vom 20. Januar 2021 zur Aussenwirtschaftspolitik 2020 BBl 2021 343 Botschaft zur Änderung des Regionalen Übereinkommens über Pan-Europa-Mittelmeer-Präferenzursprungsregeln (PEM-Übereinkommen), zu dessen übergangsweiser bilateraler Anwendung sowie zu den Änderungen der EFTA-Konvention und verschiedener Freihandels- und Landwirtschaftsabkommen BBl 2021 344 Anlage A. Alternativ geltende Ursprungsregeln BBl 2021 346 Übereinkommen vom 4. Januar 1960 zur Errichtung der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA). Beschluss des Rates Nr. 2/2019 zu Anpassungen der EFTA Konvention BBl 2021 347 Botschaft zur Genehmigung der Änderung der Liste LIX-Schweiz-Liechtenstein bezüglich Würzfleisch BBl 2021 348 Abkommen vom 9. Dezember 2019 in Form eine Briefwechsels zwischen der Europäischen Union und der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Rahmen von Verhandlungen gemäss Artikel XXVIII des GATT 1994 über die Änderung der WTO-Zugeständnisse de Schweiz für gewürztes Fleisch BBl 2021 350 Änderung der Liste LIX-Schweiz-Liechtenstein bezüglich Würzfleisch BBl 2021 351 Bericht über zolltarifarische Massnahmen im Jahr 2020 BBl 2021 352 Chronologie Entwurf 1 Bundesbeschluss über die Genehmigung der Beschlüsse zur Änderung der EFTA-Konvention für die übergangsweise bilaterale Anwendung der Änderung des Regionalen Übereinkommens über Pan-Europa-Mittelmeer-Präferenzursprungsregeln (PEM-Übereinkommen) und über die Ermächtigung des Bundesrates zur Genehmigung der Änderungen weiterer internationaler Abkommen im Zusammenhang mit dem PEM-Übereinkommen BBl 2021 345

04.03.2021 Nationalrat Beschluss gemäss Entwurf 18.03.2021 Ständerat Zustimmung 19.03.2021 Ständerat Annahme in der Schlussabstimmung 19.03.2021 Nationalrat Annahme in der Schlussabstimmung

Stand der Beratungen: Erledigt Schlussabstimmungstext: BBl 2021 678 Referendumsfrist: 08.07.2021 21.008 558 Ständerat Frühjahrssession 2021

Entwurf 2 Bundesbeschluss über die Genehmigung der Änderung der Liste LIX-Schweiz-Liechtenstein bezüglich Würzfleisch BBl 2021 349

04.03.2021 Nationalrat Beschluss gemäss Entwurf 18.03.2021 Ständerat Zustimmung 19.03.2021 Ständerat Annahme in der Schlussabstimmung 19.03.2021 Nationalrat Annahme in der Schlussabstimmung

Stand der Beratungen: Erledigt Schlussabstimmungstext: BBl 2021 679 Referendumsfrist: 08.07.2021

Entwurf 3 Bundesbeschluss über die Genehmigung zolltarifarischer Massnahmen BBl 2021 353

04.03.2021 Nationalrat Beschluss gemäss Entwurf 18.03.2021 Ständerat Zustimmung

Stand der Beratungen: Erledigt Erlasstext: BBl 2021 717 Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Aussenpolitische Kommission NR (APK-NR) Aussenpolitische Kommission SR (APK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) Weitere Informationen Behandlungskategorie IIIb

Behandlung in der gleichen Session Nationalrat / Ständerat 21.016 559 Ständerat Frühjahrssession 2021

21.016 Geschäft des Bundesrates Covid-19-Gesetz. Änderung und Zusatzkredit

Einreichungsdatum: 17.02.2021 Stand der Beratung: Erledigt

Botschaft / Bericht des Bundesrates Botschaft vom 17. Februar 2021 zu einer Änderung des Covid-19-Gesetzes betreffend Härtefälle, Arbeitslosenversicherung, familienergänzende Kinderbetreuung und Kulturschaffende, zu einer Änderung des Bundesbeschlusses Ia über den Voranschlag für das Jahr 2021 (Zusatzkredit «Kantonale Härtefallmassnahmen für Unternehmen») und zu einer Änderung des Arbeitslosenversicherungsgesetzes BBl 2021 285 Chronologie Entwurf 1 Bundesgesetz über die gesetzlichen Grundlagen für Verordnungen des Bundesrates zur Bewältigung der Covid-19-Epidemie (Covid-19-Gesetz) (Härtefälle, Arbeitslosenversicherung, familienergänzende Kinderbetreuung, Kulturschaffende) BBl 2021 286

04.03.2021 Ständerat Beschluss abweichend vom Entwurf 08.03.2021 Nationalrat Abweichung 10.03.2021 Ständerat Abweichung 11.03.2021 Nationalrat Abweichung 15.03.2021 Ständerat Abweichung 17.03.2021 Nationalrat Abweichung 18.03.2021 Ständerat Beschluss gemäss Antrag der Einigungskonferenz 18.03.2021 Ständerat Antrag der Redaktionskommission angenommen 18.03.2021 Nationalrat Beschluss gemäss Antrag der Einigungskonferenz 18.03.2021 Nationalrat Antrag der Redaktionskommission angenommen 18.03.2021 Ständerat Annahme der Dringlichkeitsklausel 18.03.2021 Nationalrat Annahme der Dringlichkeitsklausel 19.03.2021 Ständerat Annahme in der Schlussabstimmung 19.03.2021 Nationalrat Annahme in der Schlussabstimmung

Stand der Beratungen: Erledigt Schlussabstimmungstext: BBl 2021 680 Referendumsfrist: 08.07.2021 Amtliche Sammlung: AS 2021 153

Entwurf 2 Bundesbeschluss über die Finanzierung der Härtefallmassnahmen nach dem Covid-19-Gesetz BBl 2021 287

04.03.2021 Ständerat Beschluss abweichend vom Entwurf 08.03.2021 Nationalrat Abweichung 10.03.2021 Ständerat Zustimmung 21.016 560 Ständerat Frühjahrssession 2021

Stand der Beratungen: Erledigt Erlasstext: BBl 2021 569

Entwurf 3 Bundesgesetz über die obligatorische Arbeitslosenversicherung und die Insolvenzentschädigung (Arbeitslosenversicherungsgesetz, AVIG) (Ausserordentlicher Beitrag 2021 an den Ausgleichsfonds) BBl 2021 288

04.03.2021 Ständerat Beschluss gemäss Entwurf 08.03.2021 Nationalrat Zustimmung 18.03.2021 Ständerat Annahme der Dringlichkeitsklausel 18.03.2021 Nationalrat Annahme der Dringlichkeitsklausel 19.03.2021 Ständerat Annahme in der Schlussabstimmung 19.03.2021 Nationalrat Annahme in der Schlussabstimmung

Stand der Beratungen: Erledigt Amtliche Sammlung: AS 2021 154 Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Finanzkommission NR (FK-NR) Finanzkommission SR (FK-SR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Finanzdepartement (EFD) Weitere Informationen Behandlung in der gleichen Session Ständerat / Nationalrat 21.300 561 Ständerat Frühjahrssession 2021

21.300 Standesinitiative Mehr Mitsprache für die Kantone

Eingereicht von: Neuenburg Einreichungsdatum: 16.12.2020 Stand der Beratung: Vorprüfung - Behandelt vom Ständerat

Eingereichter Text In Ausübung seines Initiativrechtes auf Bundesebene beantragt der Grosse Rat des Kantons Neuenburg der Bundesversammlung, Artikel 16 Absatz 6 ("Genehmigung der Prämientarife") des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (KVAG) wie folgt zu ergänzen: 6 Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden. Begründung Vor dem Inkrafttreten des KVAG sahen Artikel 61 Absatz 5 und Artikel 21a des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG) vor, dass die Kantone – im Rahmen des Verfahrens zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien – zu den Prämienvorschlägen der Versicherer für ihren Kanton Stellung nehmen können. Zu dieser Regelung gehörte es auch, dass den Kantonen die Daten der Krankenversicherer vollständig zur Verfügung gestellt werden. Die Kantone erhielten so Budgetinformationen über die Machbarkeit, die vollständige Erfolgsrechung (Ausgaben und Einnahmen in den Bereichen Versicherungstätigkeit, finanzielle Aktivitäten und ausserordentliche Aktivitäten) und die Prämienvorschläge. Bei der Ausarbeitung des neuen KVAG – bei der unter anderem die Bestimmungen über die Kompetenz des Bundes für die Prämiengenehmigung eingeführt wurden – wurde die Beteilung der Kantone infrage gestellt. Sie war letztlich nicht im Vorentwurf enthalten, der den Kantonen zur Konsultation vorgelegt wurde. Nach der Stellungnahme der Kantone wurde dem Parlament ein revidierter Entwurf unterbreitet. Das Parlament nahm seinerseits ebenfalls Änderungen an den betreffenden Bestimmungen vor. In der endgültigen Fassung von Artikel 16 Absatz 6 KVAG wird den Kantonen lediglich das Recht zugestanden, zu den Kosten Stellung zu nehmen, aber nicht mehr zu den Prämien. Diese Fassung wurde – obwohl sich die Kantone mittels der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und direktoren für die ursprüngliche Formulierung einsetzten – nicht mehr geändert und findet sich im heute geltenden KVAG, das am 1. Januar 2016 in Kraft trat. Seit dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes hat die Aufsichtsbehörde, das BAG, auf der Grundlage von eben diesem Artikel 16 Absatz 6 KVAG schrittweise die Informationen, die den Kantonen von den Versicherern geliefert werden, reduziert und die Möglichkeit der Kantone zur Stellungnahme eingeschränkt. Dies ging so weit, dass das BAG den Kantonen im Jahr 2019 die Daten zu den Prämien 2020 (Prämieneinnahmen und Prämienvorschläge) überhaupt nicht mehr übermittelte und die Kantone nur noch um eine Stellungnahme zu den von den Versicherern prognostizierten Kosten ersuchte. Diese Situation und die damit einhergehende Intransparenz ist unhaltbar. Eine aktive und zweckdienliche Beteiligung der Kantone, die auf vollständigen Informationen über die jeweilige Versicherungslage in den Kantonen beruht, ist unerlässlich bei einer Sozialversicherung wie der obligatorischen Krankenpflegeversicherung, die sowohl für die Volkswirtschaft als auch für die öffentliche Gesundheit von Bedeutung ist. Es sei daran erinnert, dass der Gesundheitsbereich mit Ausnahme der Versicherungen hauptsächlich in der Zuständigkeit der Kantone liegt. Die Prämienerhöhungen sind ein Problem, dass die Bevölkerung direkt und immer stärker betrifft. Sie wirken sich massiv auf die Ausgaben der privaten Haushalte und der Kantone aus. Auf der Grundlage von Teilinformationen über die Kosten- und Prämiensituation ist es den Kantonen nicht möglich, zweckdienlich Stellung zu nehmen, auf nicht plausible Prämienprognosen hinzuweisen und die Aufsichtsbehörde bei der Wahrnehmung ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. 21.300 562 Ständerat Frühjahrssession 2021

Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbewertung untrennbar miteinander verbunden sind, da Kosten und Prämien in direktem Zusammenhang stehen und die Prämien den Löwenanteil der Gesundheitskosten der Bürgerinnen und Bürger ausmachen. Deshalb ist es eben gerade die Bewertung der von den einzelnen Krankenversicherern vorgeschlagenen Prämientarife, die den wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahme darstellt. Der Kanton kann nach der Analyse der Gesamtkosten und der Kosten der einzelnen Kassen einschätzen, welche Prämienvorschläge plausibel und welche zu hoch oder zu niedrig erscheinen, seine Einschätzung begründen und Änderungen empfehlen. Mit der beantragten Gesetzesänderung soll wieder zum Wortlaut der früheren Artikel 61 Absatz 5 und 21a KVG, welche mit dem Inkrafttreten des Aufsichtsgesetzes gestrichen wurden, zurückgekehrt werden. Kommissionsberichte 22.02.2021 - Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates Chronologie

08.03.2021 Ständerat Folge gegeben

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR (SGK-NR) Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Parlament (Parl) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 21.300 563 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:17

S t ä n d e r a t

Conseil des États

Consiglio degli Stati

Cussegl dals stadis

20.300 s Kt. Iv. TI. Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien. Umfassende Information der Kantone zur Ermöglichung einer zweckdienlichen Stellungnahme

20.304 s Kt. Iv. GE. Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien. Umfassende Information der Kantone zur Ermöglichung einer zweckdienlichen Stellungnahme

20.330 s Kt. Iv. JU. Stärkerer Einbezug der Kantone bei der Genehmigung der Prämientarife

20.333 s Kt. Iv. FR. Den Kantonen mehr Mitspracherecht

21.300 s Kt. Iv. NE. Mehr Mitsprache für die Kantone

Bericht der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit vom 22. Februar 2021

Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates hat an ihrer Sitzung vom 22. Februar 2021 die Standesinitiativen der Kantone Tessin (eingereicht am 23. Januar 2020), Genf (eingereicht am 24. Januar 2020), Jura (eingereicht am 7. September 2020), Freiburg (eingereicht am 15. Oktober 2020) und Neuenburg (eingereicht am 16. Dezember 2020) vorgeprüft.

Die Standesinitiativen verlangen, dass das Krankenversicherungsaufsichtsgesetz (KVAG; SR 832.12) dahingehend geändert wird, dass die Kantone vor der Genehmigung der Prämientarife nicht nur zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten, sondern auch zu den für ihren Kanton vorgesehenen Tarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen können.

$ 21.300 564 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:17

Antrag der Kommission

Die Kommission beantragt mit 7 zu 4 Stimmen bei 1 Enthaltung, den Initiativen keine Folge zu geben.

Die Kommissionsminderheit (Carobbio Guscetti, Graf Maya, Rechsteiner Paul, Stöckli) beantragt, den Initiativen Folge zu geben.

Berichterstattung: Dittli

Im Namen der Kommission Der Präsident:

Paul Rechsteiner

Inhalt des Berichtes 1 Text und Begründung 2 Erwägungen der Kommission

2

21.300 565 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:17

1 Text und Begründung

1.1 Text [20.300] Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung reicht der Kanton Tessin folgende Standesinitiative ein: Artikel 16 ("Genehmigung der Prämientarife") des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (Krankenversicherungsaufsichtsgesetz, KVAG; SR 832.12) ist in Absatz 6 wie folgt zu ergänzen: 6 Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und zu den für ihren Kanton vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

[20.304] Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung reicht der Kanton Genf folgende Standesinitiative ein: Artikel 16 ("Genehmigung der Prämientarife") des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (Krankenversicherungsaufsichtsgesetz, KVAG; SR 832.12) ist in Absatz 6 wie folgt zu ergänzen: 6 Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und zu den für ihren Kanton vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

[20.330] Das jurassische Parlament fordert die Bundesversammlung auf, in Artikel 16 Absatz 6 des Krankenversicherungsaufsichtsgesetzes (KVAG) vorzusehen, dass die Kantone von den Krankenkassen sämtliche Informationen einholen können, welche sie benötigen, um im Verfahren zur Genehmigung der Prämientarife der Krankenversicherer angemessen Stellung nehmen zu können. Der Wortlaut des besagten Absatzes soll neu wie folgt lauten: Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und zu den für ihren Kanton vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

[20.333] Die Bundesbehörden werden eingeladen, Artikel 16 Abs. 6 des Bundesgesetzes betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung vom 26. September 2014 (KVAG; SR 832.12) wie folgt zu ändern: Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und den vorgesehenen Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

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21.300 566 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:17

[21.300] In Ausübung seines Initiativrechtes auf Bundesebene beantragt der Grosse Rat des Kantons Neuenburg der Bundesversammlung, Artikel 16 Absatz 6 ("Genehmigung der Prämientarife") des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (KVAG) wie folgt zu ergänzen: 6 Vor der Genehmigung des Prämientarifs können die Kantone zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten und Prämientarifen gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen; das Genehmigungsverfahren darf dadurch nicht verzögert werden. Die Kantone können bei den Versicherern und der Aufsichtsbehörde die dazu benötigten Informationen einholen. Diese Informationen dürfen weder veröffentlicht noch weitergeleitet werden.

1.2 Begründung [20.300] Durch den jüngsten Beschluss der Aufsichtsbehörde, d.h. des BAG, den Kantonen von 2019 an zu Analysezwecken keine Prämiendaten mehr zu liefern, ist die Rolle der Kantone im Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, die sowieso lediglich in einer Stellungnahme gegenüber dem BAG besteht, weiter massiv eingeschränkt worden. Das BAG rechtfertigt seine restriktive Haltung mit dem aktuellen Wortlaut von Artikel 16 Absatz 6 KVAG, welcher die Stellungnahme der Kantone auf den Kostenaspekt begrenzt. Auf der Grundlage von Teilinformationen, die kein komplettes Bild der Kosten- und Prämiensituation liefern, ist es den Kantonen nicht möglich, zweckdienlich Stellung zu nehmen und die Aufsichtsbehörde bei der Wahrnehmung ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbewertung untrennbar miteinander verbunden sind, da Kosten und Prämien in direktem Zusammenhang stehen und die Prämien den Löwenanteil der Gesundheitskosten der Bürgerinnen und Bürger ausmachen. Deshalb ist es eben gerade die Bewertung der von den einzelnen Krankenversicherern vorgeschlagenen Prämientarife, dieden wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahme darstellt. Der Kanton kann nach der Analyse der Gesamtkosten und der Kosten der einzelnen Kassen einschätzen, welche Prämienvorschläge plausibel und welche zu hoch oder zu niedrig erscheinen, seine Einschätzung begründen und Änderungen empfehlen. Allgemein ist der Kanton Tessin, der über die Jahre umfassende Kompetenzen in diesem Bereich erworben hat, der Auffassung, dass die Aufsichtsrolle der Kantone von grosser Bedeutung ist, weshalb an dieser festgehalten oder diese sogar gestärkt werden sollte. Angesichts der volkswirtschaftlichen Bedeutung der sozialen Krankenversicherung bedarf es unbedingt einer demokratischen Kontrolle nicht nur durch den Bund, sondern auch durch die Kantone. Diese kennen die eigene gesundheitspolitische Lage am besten, verfügen über fundierte Kenntnisse und tragen Verantwortung für die Gesundheitsversorgung ihrer Bevölkerung, gegenüber der sie auch Rechenschaft abzulegen haben. Mit der beantragten Gesetzesänderung soll der Wortlaut der früheren Artikel 61 Absatz 5 und 21a KVG, welche mit dem Inkrafttreten des Aufsichtsgesetzes gestrichen wurden, wiederaufgenommen werden. Die Aufnahme dieses Gesetzes in das KVG per 1. Juli 1999 war im Übrigen vom Kanton Tessin unterstützt worden.

[20.304] Durch den jüngsten Beschluss der Aufsichtsbehörde, d.h. des BAG, den Kantonen von 2019 an zu Analysezwecken keine Prämiendaten mehr zu liefern, ist die Rolle der Kantone im Verfahren zur

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21.300 567 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:17

Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, die sowieso lediglich in einer Stellungnahme gegenüber dem BAG besteht, weiter massiv eingeschränkt worden. Das BAG rechtfertigt seine restriktive Haltung mit dem aktuellen Wortlaut von Artikel 16 Absatz 6 KVAG, welcher die Stellungnahme der Kantone auf den Kostenaspekt begrenzt. Auf der Grundlage von Teilinformationen, die kein komplettes Bild der Kosten- und Prämiensituation liefern, ist es den Kantonen nicht möglich, zweckdienlich Stellung zu nehmen und die Aufsichtsbehörde bei der Wahrnehmung ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbewertung untrennbar miteinander verbunden sind, da Kosten und Prämien in direktem Zusammenhang stehen und die Prämien den Löwenanteil der Gesundheitskosten der Bürgerinnen und Bürger ausmachen. Deshalb ist es eben gerade die Bewertung der von den einzelnen Krankenversicherern vorgeschlagenen Prämientarife, die den wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahme darstellt. Der Kanton kann nach der Analyse der Gesamtkosten und der Kosten der einzelnen Kassen einschätzen, welche Prämienvorschläge plausibel und welche zu hoch oder zu niedrig erscheinen, seine Einschätzung begründen und Änderungen empfehlen. Allgemein ist der Kanton Genf, der über die Jahre umfassende Kompetenzen in diesem Bereich erworben hat, der Auffassung, dass die Aufsichtsrolle der Kantone von grosser Bedeutung ist, weshalb an dieser festgehalten oder diese sogar gestärkt werden sollte. Angesichts der volkswirtschaftlichen Bedeutung der sozialen Krankenversicherung bedarf es unbedingt einer demokratischen Kontrolle nicht nur durch den Bund, sondern auch durch die Kantone. Diese kennen die eigene gesundheitspolitische Lage am besten, verfügen über fundierte Kenntnisse und tragen Verantwortung für die Gesundheitsversorgung ihrer Bevölkerung, gegenüber der sie auch Rechenschaft abzulegen haben. Mit der beantragten Gesetzesänderung soll der Wortlaut der früheren Artikel 61 Absatz 5 und 21a KVG, welche mit dem Inkrafttreten des Aufsichtsgesetzes gestrichen wurden, wiederaufgenommen werden.

[20.330] Die Kantone kennen die Gesundheitsleistungen, die auf ihrem Kantonsgebiet erbracht werden, und müssen gegenüber der Bevölkerung die Verantwortung dafür tragen. Seit mehreren Jahren jedoch liefert ihnen das BAG nicht mehr die benötigten Informationen über die Prämientarife. Deshalb müssen die Kantone die Informationen, die ihnen das BAG nicht geben will, direkt bei den Versicheren einholen. Das Bundesamt hat den Versicherern allerdings mitgeteilt, dass sie künftig auf diese Praxis verzichten sollen, da sie den Bestimmungen des Bundesgesetzes vom 26. September 2014 betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung (SR 832.12, KVAG) zuwiderliefe. Die Kantone können die Prämientarife somit nicht mehr prüfen und gegebenenfalls nötige Anpassungen vorschlagen - weder direkt gegenüber den Versicherern noch gegenüber dem BAG. Auch werden sie nicht über die finanzielle Situation der in ihrem Kanton tätigen Versicherer informiert.

[20.333] 1. Einleitung Der Kanton Freiburg unterbreitet der Bundesversammlung drei Standesinitiativen zu Änderungen des Bundesgesetzes betreffend die Aufsicht über die soziale Krankenversicherung vom 26. September 2014 (KVAG). Alle drei Initiativen zielen auf angemessenere Krankenversicherungsprämien im Vergleich zu den Kosten der Leistungen ab, die sie abdecken. Ausgehend vom Kanton Tessin haben mehrere andere Kantone beschlossen oder sind daran zu beschliessen, gleichlautende Initiativen einzureichen.

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21.300 568 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:17

Zusammengefasst will die erste Initiative den Kantonen wieder ermöglichen, sich treffend und abgestützt auf vollständige Informationen zu den von den Versicherern für ihr Gebiet vorgeschlagenen Prämientarifen zu äussern. Die zweite Initiative legt eine Schwelle fest, ab welcher Reserven als übermässig gelten und von den Versicherern abzubauen sind. Die dritte Initiative bezweckt eine systematische Korrektur zu hoher Prämieneinnahmen, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. 2. Erläuterung Im Genehmigungsverfahren der Prämien haben die Kantone lediglich die Möglichkeit, vor der Genehmigung des Prämientarifs gegenüber der Aufsichtsbehörde Stellung zu nehmen. Diese ohnehin bereits sehr kleine Rolle wurde im Laufe der Zeit immer stärker eingeschränkt. Zudem hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) beschlossen, den Kantonen ab 2019 für Analysezwecke keine Daten zu den Prämien mehr zu übermitteln. Das BAG rechtfertigt seine restriktive Haltung genau durch den aktuellen Wortlaut von Artikel 16 Abs. 6 KVAG, der die kantonale Meinung zum Kostenaspekt einschränkt. Für die Kantone ist es unmöglich, basierend auf partiellen Informationen zu Kosten und Prämien treffende und aussagekräftige Beobachtungen zu formulieren und die Aufsichtsbehörde in ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbeurteilung untrennbar verbunden sind und letztere als direkte Folge das Schlüsselelement der Gesundheitsausgaben der Bürgerinnen und Bürger darstellt. Eine solche Prämienbeurteilung wird von verschiedenen Krankenversicherern vorgeschlagen und bildet den wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahmen. Nach Beurteilung der Gesamtkosten und der Kosten jedes Krankenversicherers bezeichnet der Kanton die Prämien, die er für plausibel, zu hoch oder zu tief hält, erklärt die Gründe dafür und empfiehlt Korrekturen. Allgemeiner formuliert: Gemäss dem Kanton Freiburg, der über die Jahre Kompetenzen in diesem Bereich entwickelt hat, ist die von den Kantonen übernommene, aufrechterhaltene und gar verstärkte Aufsichtsrolle sehr wichtig. Da die Krankenversicherung zur Volkswirtschaft gehört, ist eine demokratische Kontrolle unabdingbar, und zwar nicht nur seitens Bund, sondern auch seitens der Kantone. Denn sie kennen ihre Realitäten im Gesundheitsbereich am besten; sie verfügen über wichtige Kompetenzen, tragen die Verantwortung und die Kosten für die Sicherstellung der Versorgung ihrer Bevölkerung, der sie Rechenschaft schuldig sind. Die vorliegende Änderung bezweckt die Wiederherstellung des Wortlauts der ehemaligen Artikel 61 Abs. 5 und Artikel 21a Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG), die mit dem Inkrafttreten des KVAG aufgehoben wurden. 3. Schlussfolgerung Drei Jahre nach Inkrafttreten des Krankenversicherungsaufsichtsgesetzes gibt es offensichtlich gewisse Missverhältnisse und Lücken, die verhindern, dass das ohnehin komplexe System zur Festlegung der Krankenversicherungsprämien optimal funktioniert. Es ist deshalb unumgänglich, dass die die Kantone im Verfahren zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien mitreden können, dies sowohl hinsichtlich ihrer Kompetenzen und Kenntnisse der Realitäten vor Ort, als auch ihrer Informationspflicht gegenüber der Bevölkerung. Gleichzeitig müssen die Prämien den Kosten bestmöglich entsprechen - sei es nur schon angesichts der grossen finanziellen Last für die Bürgerinnen und Bürger -, um die übermässige Anhäufung von Reserven durch entschlossenes und rasches Handeln zu vermeiden.

[21.300] Vor dem Inkrafttreten des KVAG sahen Artikel 61 Absatz 5 und Artikel 21a des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG) vor, dass die Kantone - im Rahmen des Verfahrens zur Genehmigung der Krankenversicherungsprämien - zu den Prämienvorschlägen der Versicherer für ihren Kanton Stellung nehmen können.

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21.300 569 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:17

Zu dieser Regelung gehörte es auch, dass den Kantonen die Daten der Krankenversicherer vollständig zur Verfügung gestellt werden. Die Kantone erhielten so Budgetinformationen über die Machbarkeit, die vollständige Erfolgsrechung (Ausgaben und Einnahmen in den Bereichen Versicherungstätigkeit, finanzielle Aktivitäten und ausserordentliche Aktivitäten) und die Prämienvorschläge. Bei der Ausarbeitung des neuen KVAG - bei der unter anderem die Bestimmungen über die Kompetenz des Bundes für die Prämiengenehmigung eingeführt wurden - wurde die Beteilung der Kantone infrage gestellt. Sie war letztlich nicht im Vorentwurf enthalten, der den Kantonen zur Konsultation vorgelegt wurde. Nach der Stellungnahme der Kantone wurde dem Parlament ein revidierter Entwurf unterbreitet. Das Parlament nahm seinerseits ebenfalls Änderungen an den betreffenden Bestimmungen vor. In der endgültigen Fassung von Artikel 16 Absatz 6 KVAG wird den Kantonen lediglich das Recht zugestanden, zu den Kosten Stellung zu nehmen, aber nicht mehr zu den Prämien. Diese Fassung wurde - obwohl sich die Kantone mittels der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und direktoren für die ursprüngliche Formulierung einsetzten - nicht mehr geändert und findet sich im heute geltenden KVAG, das am 1. Januar 2016 in Kraft trat. Seit dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes hat die Aufsichtsbehörde, das BAG, auf der Grundlage von eben diesem Artikel 16 Absatz 6 KVAG schrittweise die Informationen, die den Kantonen von den Versicherern geliefert werden, reduziert und die Möglichkeit der Kantone zur Stellungnahme eingeschränkt. Dies ging so weit, dass das BAG den Kantonen im Jahr 2019 die Daten zu den Prämien 2020 (Prämieneinnahmen und Prämienvorschläge) überhaupt nicht mehr übermittelte und die Kantone nur noch um eine Stellungnahme zu den von den Versicherern prognostizierten Kosten ersuchte. Diese Situation und die damit einhergehende Intransparenz ist unhaltbar. Eine aktive und zweckdienliche Beteiligung der Kantone, die auf vollständigen Informationen über die jeweilige Versicherungslage in den Kantonen beruht, ist unerlässlich bei einer Sozialversicherung wie der obligatorischen Krankenpflegeversicherung, die sowohl für die Volkswirtschaft als auch für die öffentliche Gesundheit von Bedeutung ist. Es sei daran erinnert, dass der Gesundheitsbereich mit Ausnahme der Versicherungen hauptsächlich in der Zuständigkeit der Kantone liegt. Die Prämienerhöhungen sind ein Problem, dass die Bevölkerung direkt und immer stärker betrifft. Sie wirken sich massiv auf die Ausgaben der privaten Haushalte und der Kantone aus. Auf der Grundlage von Teilinformationen über die Kosten- und Prämiensituation ist es den Kantonen nicht möglich, zweckdienlich Stellung zu nehmen, auf nicht plausible Prämienprognosen hinzuweisen und die Aufsichtsbehörde bei der Wahrnehmung ihrer Aufgabe, der Genehmigung der Krankenversicherungsprämien, zu unterstützen. Die Kantone sind der festen Überzeugung, dass Kostenanalyse und Prämienbewertung untrennbar miteinander verbunden sind, da Kosten und Prämien in direktem Zusammenhang stehen und die Prämien den Löwenanteil der Gesundheitskosten der Bürgerinnen und Bürger ausmachen. Deshalb ist es eben gerade die Bewertung der von den einzelnen Krankenversicherern vorgeschlagenen Prämientarife, die den wahren Mehrwert der kantonalen Stellungnahme darstellt. Der Kanton kann nach der Analyse der Gesamtkosten und der Kosten der einzelnen Kassen einschätzen, welche Prämienvorschläge plausibel und welche zu hoch oder zu niedrig erscheinen, seine Einschätzung begründen und Änderungen empfehlen. Mit der beantragten Gesetzesänderung soll wieder zum Wortlaut der früheren Artikel 61 Absatz 5 und 21a KVG, welche mit dem Inkrafttreten des Aufsichtsgesetzes gestrichen wurden, zurückgekehrt werden.

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21.300 570 Ständerat Frühjahrssession 2021

e-parl 02.03.2021 14:17

2 Erwägungen der Kommission Das Verfahren zur Genehmigung der Krankenkassenprämien wurde mit Inkrafttreten des Krankenversicherungsaufsichtsgesetzes (KVAG; SR 832.12) per 1. Januar 2016 geändert. Gemäss Artikel 16 Absatz 6 KVAG können die Kantone vor der Genehmigung des Prämientarifs zu den für ihren Kanton geschätzten Kosten gegenüber den Versicherern und der Aufsichtsbehörde Stellung nehmen. Zu den Prämientarifen an sich können sie sich jedoch nicht mehr äussern.

Nach einer Anhörung von Vertreterinnen und Vertretern der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK), der Kantone, welche die Standesinitiativen eingereicht haben, der Versicherer sowie der Prämienzahlenden unterstreicht die Kommission, wie wichtig die Kostenschätzung durch die Kantone ist, da diese über die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen, um die für ihren Kanton geschätzten Gesundheitskosten zu überprüfen. Die Kommissionsmehrheit ist jedoch der Ansicht, dass die Beaufsichtigung und Überprüfung der Prämien in den Händen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) bleiben muss, weil die Prämien teilweise auf Faktoren basieren, die auf Bundesebene berechnet werden. Das BAG kann somit den erforderlichen Gesamtüberblick gewährleisten. Ausserdem ist die Kommission der Ansicht, dass das bereits jetzt sehr aufwendige Verfahren zur Genehmigung der Prämien durch eine stärkere Beteiligung der Kantone zusätzlich erschwert würde.

Da der Bund und die Kantone im Prämiengenehmigungsverfahren unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen und dieses Verfahren nicht zusätzlich erschwert werden soll, beantragt die Kommissionsmehrheit ihrem Rat, den Standesinitiativen keine Folge zu geben.

Die Kommissionsminderheit spricht sich für eine stärkere Beteiligung der Kantone am Verfahren zur Genehmigung der Krankenkassenprämien aus – dies aus Transparenzgründen und weil die Kantone über die nötigen Kompetenzen verfügen und die Situation vor Ort besser kennen. Sie beantragt daher, den Standesinitiativen Folge zu geben.

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21.3000 571 Ständerat Frühjahrssession 2021

21.3000 Motion Systemführerschaft für die Abwicklung von Notrufen

Eingereicht von: Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen SR Einreichungsdatum: 11.01.2021 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Motion an 2. Rat

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, die gesetzlichen Grundlagen zu schaffen für eine technische Systemführerschaft im Bereich der Notrufe. Begründung Für die lückenlose und qualitativ einwandfreie Abwicklung der Notrufe soll eine technische Systemführerschaft vorgesehen werden, wie dies etwa in Verbundsystemen des öffentlichen Verkehrs der Fall ist. Die technische und organisatorische Weiterentwicklung der Notrufsystematik benötigt in der Praxis stabile und langfristig angelegte Beziehungen zwischen den Systempartnern und eine Systemführerschaft könnte auf operativer Ebene etwa der Swisscom übertragen werden. Stellungnahme des Bundesrates vom 24.02.2021 Zur Umsetzung der Motion wird auf der Grundlage des Berichts des BAKOM vom 18. Juni 2020 betreffend "Jüngste Netzunterbrüche bei Swisscom, Grundversorgung und Notrufdienste" zu prüfen sein, wie die für eine Systemführerschaft notwendigen Regelungen in das Fernmelderecht aufgenommen werden können. Antrag des Bundesrates vom 24.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Chronologie

16.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen NR (KVF-NR) Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen SR (KVF-SR)

Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Weitere Informationen Behandlungskategorie V

Erstbehandelnder Rat Ständerat 21.3002 572 Ständerat Frühjahrssession 2021

21.3002 Motion Schweizer Wolfspopulation. Geregelte Koexistenz zwischen Menschen, Grossraubtie- ren und Nutztieren

Eingereicht von: Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie SR Einreichungsdatum: 14.01.2021 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, den Handlungsspielraum innerhalb des geltenden Jagdgesetzes auszunutzen und durch Anpassungen auf Verordnungsstufe und der Ausführungsbestimmungen die Voraussetzungen zu schaffen für eine geregelte Koexistenz zwischen Menschen, Grossraubtieren und Nutztieren. Begründung Im Jahr 1995 tauchte der erste Wolf wieder in der Schweiz auf. Zuerst handelte es sich um Einzeltiere. Doch inzwischen gibt es in der Schweiz acht Rudel. Der Bestand der Wölfe nimmt exponentiell zu. Alleine zwischen Ende 2019 und Herbst 2020 vermehrte sich der Bestand von geschätzten 80 auf geschätzte 100 Wölfe. Mit der zunehmenden Zahl von Wölfen steigen die Konflikte mit der Landwirtschaft. Der Tourismus muss wegen der Herdenschutzmassnahmen immer mehr Einschränkungen hinnehmen und Wölfe tauchen zunehmend im Siedlungsgebiet auf.

Das Schweizer Stimmvolk hat am 27. September 2020 eine Revision des Jagdgesetzes mit 51,9% knapp angelehnt. Diese Revision hätte zu einer Entschärfung der Situation beitragen können. Im Abstimmungskampf wurde auch von Seiten der Gegner des revidierten Jagdgesetzes betont, dass es einen neuen Umgang mit dem Wolf brauche. Kritisiert wurden vor allem andere Elemente des Jagdgesetzes. Den Volksentscheid gilt es zu respektieren. Doch in Anbetracht der herrschenden Dynamik der Schweizer Wolfspopulation muss zeitnah eine pragmatische Lösung gefunden werden. Der Bundesrat wird deshalb beauftragt, den Handlungsspielraum innerhalb des geltenden Jagdgesetzes auszunutzen, um das Nebeneinander von Mensch, Nutztieren und Grossraubtieren zu ermöglichen. Insbesondere soll die Entnahme von schadenstiftenden oder verhaltensauffälligen Tieren rascher erfolgen können. So sind die Schwellenwerte für die Regulierung von Wölfen herabzusetzen und neue Schwellenwerte für Risse an Äquiden und Grossvieh zu bestimmen. Zudem soll der Bundesrat Massnahmen für die Verstärkung und Ausweitung des Herdenschutzes treffen, namentlich auf Alp-, Heim- und Vorweiden sowie für Äquiden und Grossvieh. Die Ausführungsbestimmungen müssen auch so angepasst werden, dass eine Gewöhnung an oder Gefährdung von Menschen durch den Wolf oder Wolfsrudel zu jedem Zeitpunkt ausgeschlossen werden kann. Antrag des Bundesrates vom 24.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Annahme der Motion. Chronologie

09.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie NR (UREK-NR) Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie SR (UREK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) 21.3002 573 Ständerat Frühjahrssession 2021

Weitere Informationen Konnexe Geschäfte 20.4340 Motion Schweizer Wolfspopulation. Geregelte Koexistenz zwischen Menschen, Grossraubtieren und Nutztieren

Erstbehandelnder Rat Ständerat 21.3004 574 Ständerat Frühjahrssession 2021

21.3004 Motion Anpassung der Suisse-Bilanz und deren Grundlagen an die effektiven Verhältnisse

Eingereicht von: Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR Einreichungsdatum: 18.01.2021 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Motion an 2. Rat

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, parallel zur Umsetzung des Absenkpfades Nährstoffe in der Pa.Iv. 19.475 und hinsichtlich der vom Bundesrat vorgesehenen Einführung der Offenlegungspflicht der Futtermittel- und Düngerlieferungen im Rahmen der Agrarpolitik die Suisse-Bilanz und deren Grundlagen an die effektiven Verhältnisse anzupassen. Dabei ist die Praxis einzubeziehen. In der Suisse-Bilanz und deren Grundlagen müssen unter anderem der Standort, das Ertragspotential der Kulturen und der Futterverzehr besser berücksichtigt und an die Realität in der Praxis angepasst werden. Dabei ist der Toleranzbereich der Suisse-Bilanz beizubehalten und die Grundlagen zur Düngung sind auf Praxisbetrieben zu überprüfen. In der Suisse-Bilanz sind zudem die Möglichkeiten für die Berücksichtigung von Lagerveränderungen zu schaffen. Begründung – Deutlich längere Vegetationsperioden, grundsätzlich gute bis sehr gute klimatische Bedingungen und grosse Fortschritte in der Sortenzucht führen dazu, dass das Ertragspotential im Acker- und Futterbau in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist. Diese Entwicklung wird auch in den nächsten Jahren anhalten. – In der Suisse-Bilanz und deren Grundlagen werden diese Veränderungen zu wenig berücksichtigt. Gerade im Futterbau und insbesondere bei Mais ergibt sich eine zunehmende Lücke zwischen Praxis und Vorgaben. Es ist darum nötig, dass die Grundlagen zur Düngung generell auf Praxisbetrieben überprüft werden. Dabei müssen auch Qualitätsanforderungen mit einbezogen werden wie z. B. neue Anforderungen an den Proteingehalt bei Brotgetreide. – In der Suisse-Bilanz ist die Möglichkeit zu schaffen, dass höhere Erträge – unter Berücksichtigung des Standortpotentials – besser und einfacher als heute berücksichtigt werden können. Zwar können höhere Erträge bereits heute in der Suisse-Bilanz geltend gemacht werden. Wenn aber wegen Trockenheit oder z. B. Krankheits- oder Schädlingsbefall, das für diesen Standort anvisierte Ertragsniveau nicht erreicht wird, müssen empfindliche Direktzahlungskürzungen in Kauf genommen werden. Das ist kontraproduktiv, weil die Betriebe in Zukunft dazu angehalten sind, deutlich weniger Pflanzenschutzmittel einzusetzen. Somit tragen sie ein erheblich höheres Produktionsrisiko und müssen Mindererträge in Kauf nehmen. – Möglichkeiten zur Abgrenzung von Lagerveränderungen sind zu prüfen. Wenn nicht jedes Jahr die exakt gleiche Fläche einer Kultur für die Futterproduktion für die Tiere zur Verfügung steht, zum Beispiel beim Mais, kann dies zu erheblichen Verwerfungen in der Suisse-Bilanz führen, da die angebaute Kultur und deren Ertrag in jedem Fall im Produktionsjahr als verbraucht gilt. Ein höheres Lager Ende Jahr kann heute nicht abgegrenzt werden. – Die Düngung und Pflanzenernährung ist komplex und hängt von vielen nicht beeinflussbaren Umweltfaktoren ab. Der Stickstoffkreislauf und seine Umwandlungsprozesse im Boden werden bis heute nicht vollständig verstanden und abgebildet. Für Nährstoffbilanzen müssen darum zahlreiche Annahmen getroffen und Durchschnittswerte berücksichtigt werden. Das ist auf Stufe Forschung wie auch in der Praxis der Fall. Beispielsweise ist die atmosphärische N-Deposition bereits in den Düngungsnormen berücksichtigt. Düngung ist in der Praxis keine exakte Wissenschaft. Der heute in der SuisseBilanz gewährte Toleranzbereich ist darum nach wie vor von grosser Bedeutung und auch in Zukunft zwingend beizubehalten. Stellungnahme des Bundesrates vom 24.02.2021 Seit gut 20 Jahren sind nahezu alle Betriebe verpflichtet, eine ausgeglichene Nährstoffbilanz / Suisse-Bilanz vorzuweisen (ÖLN-Anforderung). Dennoch konnten die Umweltziele Landwirtschaft (UZL) im Bereich der Nährstoffüberschüsse bis heute nicht erreicht werden. Die Umsetzung der Offenlegungspflicht ist ein wichtiger Bestandteil zur Reduktion der Überschüsse, da dadurch alle Nährstoffflüsse transparent und digital ausgewiesen werden können und die Bilanz damit genauer wird. Die Suisse-Bilanz und die GRUD (Grundlagen der Düngung) werden regelmässig in Zusammenarbeit mit der 21.3004 575 Ständerat Frühjahrssession 2021

Praxis, dem Vollzug und der Forschung den neuesten Entwicklungen angepasst. Der Einbezug der Praxis in diese Arbeiten ist bereits sichergestellt. So wurde zum Beispiel zur Überarbeitung der Rindviehmast-Normen die Datengrundlage von Agroscope in Zusammenarbeit mit dem Branchenverband "Swiss Beef" erhoben. Basierend darauf errechnet Agroscope die neuen Normen und unterbreitet sie dem Fachgremium (Groupe Technique Suisse-Bilanz), welches sich aus Vertretern des BLW, des Vollzugs, der Beratung und Forschung zusammensetzt. Dieses entscheidet anschliessend über die Anpassung der Normen. Die zugrundeliegenden Erträge im Futter- und Ackerbau wurden letztmals 2017 aktualisiert. Bei der Weiterentwicklung der Grundlagen muss immer auch auf den Auswuchs der Komplexität geachtet werden, die mit Neuerungen oft einhergeht. Unter all diesen Aspekten sind das BLW und die Groupe Technique immer bedacht, die beste Lösung für die Suisse-Bilanz zu finden. Die 10%-Toleranzgrenze wurde vor rund 20 Jahren aufgrund Unsicherheiten in der Berechnungsmethode eingeführt. In der Zwischenzeit konnte diese Berechnungsmethode kontinuierlich verfeinert werden, weshalb eine Toleranz nicht mehr gerechtfertigt ist. Die 10%-Toleranzgrenze ermöglicht heute intensiv produzierenden Betrieben einen Nährstoffeinsatz, der den Bedarf der Pflanzen übersteigt. Damit werden über die Zeit Nährstoffüberschüsse generiert. Bei einer unausgeglichenen Bilanz infolge höherer Gewalt, wie z.B. ausserordentlichen meteorologischen Vorkommnissen oder schwerwiegenden Schäden durch Schädlinge, kann der Kanton auf die Kürzung oder Verweigerung der Beiträge verzichten (Direktzahlungsverordnung SR 910.13, Art. 106). Der Übertrag von Nährstoffen auf das Folgejahr respektive Angabe von Lagerbeständen in der Bilanz ist nicht nötig. Eine Deklaration würde den administrativen Aufwand erhöhen und eine Kontrolle wäre nur mit grossem Aufwand möglich. Ein Vorrat an Futter wird regelmässig jedes Jahr angelegt und im darauffolgenden verfüttert, was über die Jahre hinweg einer ausgeglichenen Bilanz entspricht und somit eine Deklaration nichtig macht. Wie in der Motion dargelegt, hängen Düngung und Pflanzenernährung von vielen Faktoren ab. Insbesondere Stickstoff ist in grossen Mengen im Umlauf. Aufgrund der hohen Mobilität dieses Nährstoffs sind eine effizientere Bewirtschaftung und damit geringere Emissionen schwierig zu erreichen. Es ist jedoch dringend nötig, einen Schritt in Richtung Erreichung der UZL zu machen, weshalb der Bundesrat weiterhin an der Streichung des Toleranzbereichs festhält. Denn damit wird ein Anreiz geschaffen, dass nährstoffintensivere Betriebe effizienter wirtschaften und die Intensität im Allgemeinen optimiert wird. Der Bundesrat ist der Ansicht, dass die Forderungen der Motion entweder bereits erfüllt sind oder dem Ziel der Reduktion der Nährstoffüberschüsse entgegenlaufen würden. Antrag des Bundesrates vom 24.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Chronologie

03.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für Wirtschaft und Abgaben NR (WAK-NR) Kommission für Wirtschaft und Abgaben SR (WAK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) Weitere Informationen Behandlungskategorie IV

Erstbehandelnder Rat Ständerat 21.3014 576 Ständerat Frühjahrssession 2021

21.3014 Postulat Sicherstellung einer angemessenen Behandlung und Rehabilitation für Menschen mit Long Covid

Eingereicht von: Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR Einreichungsdatum: 29.01.2021 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Angenommen

Eingereichter Text Der Bundesrat wird aufgefordert, einen Bericht über die Situation von Patientinnen und Patienten mit Langzeitfolgen einer Covid-19-Infektion und deren gesundheitliche Versorgung vorzulegen. Insbesondere sollte er darlegen, welche Massnahmen erforderlich sind, um die Behandlung und Therapie von Patientinnen und Patienten mit Long Covid sicherzustellen, und wie die Finanzierung von Behandlungs- und Therapieprogrammen für die Betroffenen sichergestellt wird. Begründung Am 8. Januar wurden in der Wissenschaftszeitung The Lancet die Resultate einer grösseren Studie zu den Spätfolgen von Covid publiziert. Eine chinesische Forschergruppe untersuchte den Gesundheitszustand von knapp 2'500 Personen, die im Frühling wegen Covid-19 hospitalisiert wurden: sechs Monate später haben drei Viertel (76%) noch mindestens ein Symptom, und fast zwei Drittel (63%) leiden an Erschöpfung und Muskelschwäche. Verbreitet sind auch Schlafstörungen, Angstattacken, Depressionen sowie eine Unterfunktion der Lunge. 13% leiden an einer Nieren-Unterfunktion. In der Zwischenzeit sind weitere Studien auf internationaler Ebene am Laufen. Im Mai 2020 wurde in Grossbritannien die erste Spezialklinik für Long-Covid-Patientinnen und Patienten eröffnet. In der Schweiz beginnt man jetzt über "Long Covid" zu reden. Mehr als 20'000 Personen mussten wegen eines schweren Verlaufes bis heute hospitalisiert werden und auch ein Teil der nicht-hospitalisierten Patientinnen und Patienten kann einen schweren Verlauf erleiden. Unter Long Covid (auch Langzeit-COVID-Syndrom, oder Post-Covid-Syndrom) versteht man Langzeitfolgen der durch das Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelösten Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID-19). Man spricht von Long Covid, wenn die Symptome mindestens 12 Wochen nach der akuten Erkrankung weiterbestehen. Stellungnahme des Bundesrates vom 24.02.2021 Der Bundesrat nimmt die Langzeitfolgen bei einer Corona-Infektion, das sogenannte "Long Covid", sehr ernst und anerkennt das Anliegen des Postulats. So zeigt eine Zürcher Kohortenstudie des Programms "Corona Immunitas", dass jede vierte Person nach einer SARS-CoV-2-Infektion an längerfristigen Folgen leidet ("Long Covid"). Hochgerechnet können in der Schweiz bis zu mehrere Hunderttausend Personen betroffen sein, welche längerfristig milde bis noch immer schwere Beschwerden haben. Der Bundesrat ist sich der Tragweite bewusst und beobachtet die Situation eng. Er stellt jedoch infrage, ob der von der Kommission geforderte Bericht den gewünschten Mehrwert liefern kann. Über die geeignete Behandlung von "Long Covid"-Patientinnen und -Patienten zu entscheiden und Empfehlungen zu formulieren, liegt in der Kompetenz der medizinischen Fachgesellschaften. Diese verfügen über das entsprechende Fachwissen und sind besser geeignet, eine medizinische Einschätzung zu geben als der Bund. Sie können auch rasch auf neue Erkenntnisse reagieren und die Behandlungsempfehlungen entsprechend anpassen. Die Finanzierung der Krankheitsbehandlung und Rehabilitation von "Long Covid"-Patientinnen und -Patienten ist bereits sichergestellt. Die Kosten werden von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) übernommen. Verschiedene Gesundheitsinstitutionen bieten bereits spezifische Behandlungs- und Rehabilitations-Angebote für Betroffene an. Zum Thema "Long Covid" laufen zahlreiche nationale und internationale Studien. Unter anderem wurden bereits im August drei Forschungsprojekte im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms "Covid-19" zu diesem Thema lanciert, welche vom Bund finanziert werden. Das Forschungsprogramm läuft bis 2022, spätestens dann werden auch die Ergebnisse der Studien zu erwarten sein. Zusätzlich laufen an Schweizer Spitälern entsprechende Studien, so an den Universitätskliniken in Bern und Zürich. Zürich hat erste Ergebnisse wie genannt bereits veröffentlicht. Nicht auszuschliessen ist, dass noch weitere Studien hinzukommen, die das Thema Long Covid auch aus sozio-ökonomischer Sicht beleuchten werden. Ein Bericht des Bundesrates würde basierend auf verschiedenen Studien erarbeitet werden und stellt in diesem Sinne lediglich eine Momentaufnahme dar. In 21.3014 577 Ständerat Frühjahrssession 2021 einem Gebiet, in welchem Vieles noch nicht bekannt ist und laufend neue Erkenntnisse gewonnen werden, beurteilt der Bundesrat die Erstellung eines solchen Berichts als wenig zielführend. Der Bundesrat ist der Auffassung, dass laufende Studien das Anliegen der Kommission besser erfüllen können. Er beobachtet die Situation sehr genau und wird sein Handeln auf die aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnisse stützen. Antrag des Bundesrates vom 24.02.2021 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulates. Chronologie

08.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SR (SGK-SR)

Zuständige Behörde Departement des Innern (EDI) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat 21.3023 578 Ständerat Frühjahrssession 2021

21.3023 Motion Kein Stopp der Immobilienprojekte der SBB, damit dem Bund und der Wirtschaft keine zukunftsweisenden und rentablen Projekte entgehen

Eingereicht von: Finanzkommission SR Einreichungsdatum: 18.02.2021 Eingereicht im: Ständerat Stand der Beratung: Motion an 2. Rat

Eingereichter Text Der Bundesrat wird beauftragt, die Verschuldungsobergrenze der SBB vorübergehend anzuheben, um die Finanzierung ihrer Immobilienprojekte sicherzustellen, die bereits öffentlich aufgelegt wurden und bei denen erwiesen ist, dass sie wirtschaftlich tragfähig sind, sofern die Arbeiten innerhalb von 18 Monaten beginnen können. Begründung Der Entscheid, fast 40 Immobilienprojekte der SBB aufgrund des Verschuldungsgrades des Unternehmens zu sistieren, ist kontraproduktiv für die SBB und die Finanzierungsstrategie der Pensionskasse des Unternehmens. Die Kosten im Zusammenhang mit der Sistierung von fortgeschrittenen Projekten hätten erhebliche Auswirkungen auf die Rendite von abgeschlossenen Projekten. Im Übrigen gibt es keine Garantie, dass die engagierten Auftragnehmer ihren Verpflichtungen auch zu einem späteren Zeitpunkt werden nachkommen können. Dieser Entscheid ist zudem ein sehr schlechtes Signal für Investoren und hat schwerwiegende wirtschaftliche und soziale Auswirkungen auf den Bausektor. Eine Weiterführung von fortgeschrittenen Immobilienprojekten mit mittelfristigen Ertragsaussichten, von denen der Bereich Verkehr der SBB direkt profitiert, ist die beste und kostengünstigste antizyklische Politik. Stellungnahme des Bundesrates vom 12.03.2021 Die Steuerung der ausgelagerten Einheiten ist Aufgabe des Bundesrates. Dieser steuert die SBB mit strategischen Zielen sowie den aktienrechtlichen Instrumenten. Die Umsetzung der strategischen Ziele liegt in der Verantwortung des Verwaltungsrates der SBB, welcher dem Bundesrat jährlich über die Zielerreichung des vergangenen Geschäftsjahres Bericht erstattet. Die Mitwirkungsrechte der Eidgenössischen Räte sind im Parlamentsgesetz (ParlG; SR 171.10) definiert. So wirkt es bei der Festlegung der strategischen Ziele mit, indem es den Bundesrat beauftragen kann, strategische Ziele festzulegen oder zu ändern. Vor diesem Hintergrund werden die Entwürfe für die zu erneuernden strategischen Ziele jeweils den zuständigen Fachkommissionen zur Konsultation vorgelegt. In seinen strategischen Zielen 2019 – 2022 verlangt der Bundesrat von der SBB eine Begrenzung der verzinslichen Nettoverschuldung auf das 6,5-fache des EBITDA, wobei zeitweise Überschreitungen dieser Obergrenze zulässig sind. Zudem erwartet er, dass die SBB eine Reduktion dieser Obergrenze anstrebt. Durch die Covid-19-Pandemie hat sich die finanzielle Lage der SBB stark verschlechtert. Seit Beginn der Krise sind die Einnahmen im Personen- und Güterverkehr, aber auch aus der Bewirtschaftung der Immobilien rückläufig. Zur Stabilisierung der finanziellen Situation hat die SBB, wie andere Unternehmen auch, Sparmassnahmen eingeleitet und Investitionen in allen Unternehmensbereichen überprüft und priorisiert. In diesem Zusammenhang hatte die SBB Ende Januar 2021 angekündigt, Investitionen in verschiedene Immobilienprojekte ohne zwingende vertragliche Verpflichtungen zurückzustellen, bis deren Finanzierung gesichert ist. Am 25. Februar 2021 teilte die SBB mit, dass Finanzierungsmodalitäten bei Beschaffungen angepasst werden sollen. Dank dem damit gewonnenen finanziellen Spielraum können diese Immobilienprojekte nun doch realisiert werden. Die Verschuldungssituation des Unternehmens wird sich dadurch in den nächsten Jahren kaum verändern. Nach Angaben der SBB sind die meisten Projekte planerisch so weit ausgearbeitet, dass ein Baubeginn bis im Sommer 2022 möglich sein sollte. Auch bei rund 30 weiteren Immobilienprojekten sollen die Planungsarbeiten weitergeführt werden. Über deren Realisierung soll aber erst entschieden werden, wenn die mittelfristigen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die finanzielle Lage der SBB verlässlicher einzuschätzen sind. Eine kurzfristige Anpassung der noch bis Ende 2022 geltenden strategischen Ziele für die SBB ist nach 21.3023 579 Ständerat Frühjahrssession 2021

Ansicht des Bundesrates nicht notwendig, weil die Zielformulierung explizit temporäre Überschreitungen der Verschuldungsobergrenze zulässt. Eine dauerhafte Überschreitung der Zielvorgabe ist aber nicht nachhaltig. Der Bundesrat wird die finanzielle Entwicklung der SBB weiterhin eng verfolgen und bei Bedarf Massnahmen zur finanziellen Stabilisierung der SBB prüfen. Spätestens mit dem Entscheid zu den strategischen Zielen für die SBB 2023 – 2026 wird er auch eine Anpassung der Verschuldungsobergrenze für die SBB prüfen. Die bestehende Verschuldungsobergrenze, die bis 2019 in der Regel eingehalten wurde, ermöglicht der SBB im Vergleich zu anderen Infrastrukturunternehmen bereits eine hohe Nettoverschuldung im Verhältnis zu den erreichbaren Betriebsgewinnen. Die Nettoverschuldung ist in der Vergangenheit – trotz hoher Gewinne – kontinuierlich gestiegen, weil die Ausgaben regelmässig über den Einnahmen lagen. Zur mittelfristigen Verbesserung der Verschuldungssituation der SBB sind weitere unternehmerische Massnahmen erforderlich. Antrag des Bundesrates vom 12.03.2021 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Chronologie

16.03.2021 Ständerat Annahme

Zuständigkeiten Behandelnde Kommissionen Finanzkommission NR (FK-NR) Finanzkommission SR (FK-SR)

Zuständige Behörde Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Weitere Informationen Erstbehandelnder Rat Ständerat