Wer Vertritt Im Bundeshaus Die Anliegen Von Personen Mit Behinderung?
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Wer vertritt im Bundeshaus die Anliegen von Personen mit Behinderung? Akteur-Screening Blinden- und Sehbehindertenverband Schlussbericht Studie im Auftrag des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbands, Februar-Mai 2017 Projektteam Urs Bieri Politik- und Medienwissenschafter Carole Gauch Medien- und Politikwissenschafterin Alexander Frind Politikwissenschafter Inhaltsverzeichnis ERKENNTNISSE .................................................................................................. 3 1 WICHTIGSTES IN KÜRZE ............................................................................ 4 1.1 Was führt zu Engagement für Personen mit einer Behinderung? ........ 7 1.2 Welche Akteure engagieren sich in welchem Masse? ........................ 8 1.3 Parlamentarierrating nach Kantonen ..................................................... 9 1.4 Methodisches Vorgehen ..................................................................... 16 VORGEHEN ....................................................................................................... 18 2 AMTIERENDE NATIONAL- UND STÄNDERÄTE ..................................... 19 3 INTERESSENBINDUNGEN ....................................................................... 25 3.1 Auswertung nach Personen ............................................................... 31 3.2 Auswertung nach Fraktionen .............................................................. 35 4 THEMENRELEVANTE PARLAMENTARISCHE GESCHÄFTE .................. 39 4.1 Auswertung nach Personen ............................................................... 44 4.1.1 Nationalrat ............................................................................... 45 4.1.2 Ständerat ................................................................................ 50 4.1 Auswertung nach Fraktionen .............................................................. 51 5 ZUSAMMENFÜHRUNG ............................................................................ 54 5.1 Auswertung nach Personen ............................................................... 54 5.1.1 Nationalrat ............................................................................... 54 5.1.2 Ständerat ................................................................................ 59 5.2 Auswertung nach Fraktionen .............................................................. 60 5.1 Auswertung nach Geschlecht ............................................................. 63 6 SYNTHESE ................................................................................................. 65 7 ANHANG .................................................................................................... 66 7.1 gfs.bern-Team ..................................................................................... 66 Bern, 12. Mai 2017 Copyright by gfs.bern 2 ERKENNTNISSE 3 1 Wichtigstes in Kürze Im Auftrag des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbands hat das Forschungsinstitut gfs.bern 2015 vor den eidgenössischen Wahlen eine Analyse der wiederkandidierenden Parlamentarierinnen und Parlamentarier vorgenom- men. Von Interesse war dabei primär, wie gut die einzelnen Parlamentarier(in- nen) die Interessen von Personen mit einer Behinderung vertreten. Dafür wur- den zwei Ebenen untersucht: Interessenbindungen der Wiederkandidierenden und parlamentarische Geschäfte. Nebst der Analyse auf individueller Ebene wurde auch eine Analyse nach Fraktion vorgenommen. Diese Analyse soll nun aufdatiert werden. Vorgelagert wird allerdings aufgezeigt, wie sich die beiden Parlamentskammern durch die Wahlen 2015 auf den Dimensionen Partei und Geschlecht verändert haben. Diese Dimensionen wurden 2015 als relevante Einflussgrössen für ein Engagement für Personen mit Behinderung ausgemacht: Grafik 1 Engagement für Personen mit Behinderung Engagement Direktbetroffenheit politisches Wertebild Geschlecht © gfs.bern, Akteur-Screening Blinden- und Sehbehindertenverband, Februar-Mai 2017 2015 wurde festgestellt, dass sich vor allem Parlamentarier(innen) aus linken Par- teien, wie der SP und der GPS, oder aus christlich geprägten Mitteparteien, wie der CVP und der EVP, für Interessen von Personen mit Behinderung einsetzen. Demgegenüber werden bei den mitte-rechts Parteien Behindertenanliegen zu Gunsten des (Wirtschafts-) Liberalismus sichtbar weniger stark gewichtet. So werden beispielsweise staatliche Massnahmen zur Integration von Personen mit Behinderung ins Berufsleben verworfen und die Sanierung der Invalidenversiche- rung höher gewichtet als das Wohlergehen von IV-Bezüger(inne)n. Im Nationalrat sind es nun genau die Parteien, die sich für die Anliegen von Personen mit Be- hinderungen einsetzen, die 2015 im Vergleich zu 2011 Sitzverluste verzeichnen: Die GPS kommt auf vier Sitze weniger, die SP auf drei Sitze weniger und die CVP verliert im Vergleich zu 2011 einen Sitz. Deutliche Sitzgewinne stellen wir dage- gen bei der SVP und der FDP.Die Liberalen fest, die sich tendenziell eher gegen die Interessen von Personen mit Behinderungen stellen: 4 Grafik 2 Sitzverteilung Nationalrat 2011 und 2015 nach Partei 65 2011 54 2015 46 43 33 30 28 27 15 11 12 9 7 7 2 2 2 2 1 1 1 1 1 SVP SP FDP.Die CVP GPS GLP BDP EVP Lega MCR CSP-OW PdA Liberalen Quelle: Bundesamt für Statistik Die SVP hat damit im Nationalrat aktuell mehr Sitze als je zuvor. Für die CVP gilt gegenteiliges, sie hatte noch nie weniger Sitze als in der aktuellen Legislatur. Dies gilt sowohl für den Nationalrat als auch für den Ständerat. Im Ständerat konnte das links-grüne Lager seine Sitze halten. Die GPS verlor zwar einen Sitz, die SP gewann dafür einen dazu, womit sie sich aktuell auf ei- nem Allzeithoch befindet. Die SVP hielt ihren Sitzanteil im Ständerat. Die FDP.Die Liberalen konnte im Vergleich zu 2011 zwei Sitzgewinne verzeichnen: Grafik 3 Sitzverteilung Ständerat 2011 und 2015 nach Partei 13 13 13 2011 12 11 11 2015 5 5 2 2 1 1 1 1 1 CVP FDP.Die SP SVP GPS BDP Übrige GLP Liberalen Quelle: Bundesamt für Statistik 5 Die parteipolitische Zusammensetzung der vereinigten Bundesversammlung lässt somit vermuten, dass sich diese im Vergleich zu 2011 eher zu Ungunsten von Behindertenanliegen entwickelt hat. Im Gegenzug wurde der Nationalrat weiblicher: Grafik 4 Sitzverteilung Nationalrat 2011 und 2015 nach Geschlecht 142 2011 136 2015 64 58 männlich weiblich Quelle: Bundesamt für Statistik Im Vergleich zu 2011 gibt es aktuell sechs Nationalrätinnen mehr. Mehr Frauen im Nationalrat als in der aktuellen Legislatur gab es zuvor nie. Im Ständerat gibt es dagegen in der aktuellen Legislatur zwei Frauen weniger als noch vor vier Jahren: Grafik 5 Sitzverteilung Ständerat 2011 und 2015 nach Geschlecht 65 39 2011 37 54 2015 46 43 33 30 28 27 15 9 11 12 7 9 7 7 2 2 2 2 1 1 1 1 1 SVP SP FDP.DiemännlichCVP GPS GLP BDP EVP LegaweiblichPdA MCR CSP-OW Liberalen Quelle: Bundesamt für Statistik 6 In der vereinigten Bundesversammlung gibt es also 2015 vier Frauen mehr als noch 2011. Dies dürfte sich für die Anliegen von Personen mit einer Behinderung aber nicht merklich zu Buche schlagen. 1.1 Was führt zu Engagement für Personen mit einer Behinderung? Generell bestätigen wir die Ergebnisse von 2015: Es zeigen sich insbesondere drei Dimensionen die relevant für ein Engagement für (Seh-)Behindertenanliegen sind: An erster Stelle ist Engagement für Personen mit Behinderung sichtbar abhängig vom Grad der direkten Betroffenheit. Stärker engagieren sich ohne Überra- schung diejenigen, die selber eingeschränkt sind oder im familiären Umfeld ei- nen solchen Bezug aufweisen. Eine solche direkte Betroffenheit im Einzelfall nachzuweisen und quantitativ auszuwerten, ist aber leider nicht möglich. Als zweitwichtigstes Element findet sich das politische Wertebild: Vor allem Par- lamentarier(innen) aus linken Parteien, wie der SP und der GPS, oder aus christ- lich geprägten Mitteparteien, wie der CVP und der EVP, setzen sich für Interes- sen von Personen mit (Seh-)Behinderung ein: Grafik 6 Stärke der relevanten Interessenbindungen und des Engagements für Behindertenanliegen nach Fraktion im Verhältnis zur Fraktionsgrösse Sozialdemokratische Fraktion 18.18 Grüne Fraktion 17.16 CVP-Fraktion 16.47 BDP Fraktion 13.20 Grünliberale Fraktion 9.98 FDP-Liberale Fraktion 6.76 Fraktion der Schweizerischen Volkspartei 6.22 Total 11.70 © gfs.bern, Akteur-Screening Blinden- und Sehbehindertenverband, Februar-Mai 2017 Demgegenüber werden bei den mitte-rechts Parteien Behindertenanliegen sicht- bar weniger stark gewichtet. Dabei zeigt sich, dass die Partei im Nationalrat eine deutlich wichtigere Einflussgrösse ist als im Ständerat. Im Durchschnitt weisen die Parlamentarier(innen) 11.70 Punkte auf. (Die Vergabe der Punkte wird weiter hinten im Bericht ausführlich beschrieben.) Nebst der SP, der GPS und der CVP liegt auch die BDP-Fraktion über dem Mittel. Unter dem Mittelwert sind neben der SVP und der FDP.Die Liberalen auch die Grünliberalen zu verorten. 7 An dritter Stelle erkennen wir deutliche Unterschiede entlang des Geschlechts: Grafik 7 Stärke der relevanten Interessenbindungen und des Engagements für Behindertenanliegen nach Geschlecht im Verhältnis zur Fraktionsgrösse weiblich 15.84 männlich 9.95 Total 11.70 © gfs.bern, Akteur-Screening Blinden- und Sehbehindertenverband, Februar-Mai 2017 Frauen weisen ein sichtbar höheres Engagement für Behindertenanliegen aus als männliche Ratsvertreter dies tun. Personen, die sich im Parlament ein verstärktes Engagement im Sinne von Per- sonen mit Behinderung wünschen, können sich also nach wie vor an der Emp- fehlung ausrichten,