auto motion
IAV-Kundenmagazin | 03/2019 Next Level
Automatisiertes Fahren bei IAV Bis zum selbstfahrenden automotion | Editorial 3 Fahrzeug sind es fünf Level. Wir erklären, was sie bedeuten. Liebe Leserin, lieber Leser,
in Hamburg gilt seit einiger Zeit: The HEAT is on! Dahinter steckt die das System in einen Comfort Layer und einen Active Safety allerdings keine ungewöhnliche Hitzewelle in der Hansestadt – Layer aufteilt. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Bericht auf stattdessen macht in der dortigen HafenCity ein autonomer, Seite 12. elektrisch angetriebener Shuttle von sich reden. Der Klimaschutz ist derzeit eines der beherrschenden Themen der SublineHEAT (Hamburg Electric Autonomous Transportation) wurde von politischen Debatte. Sicher ist: Auch der Mobilitätssektor muss
IAV in Kooperation mit Partnern wie der Hamburger Hochbahn AG, einen Beitrag zur Verringerung der CO2-Emissionen leisten. Wie der Hamburger Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation genau das am besten zu erreichen ist, sollte aber offen und je nach (BWVI), der Siemens Mobility GmbH, dem IKEM – Institut für Anwendungsfall diskutiert werden. Neben batterieelektrischen Klimaschutz, Energie und Mobilität sowie dem Deutschen Zentrum Antrieben ist beispielsweise auch der Einsatz von Wasserstoff für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt. Das Projekt will beweisen, und von synthetischen Kraftstoffen eine interessante Option. dass selbstständig fahrende Kleinbusse vollständig in den Über diese Fragen sprechen Dr. Joachim Damasky vom VDA und Straßenverkehr und den ÖPNV einer Metropole integriert werden IAV-Geschäftsführer Matthias Kratzsch im automotion-Interview können. Eine dreiwöchige Testphase im August verlief sehr erfolg- ab Seite 24. reich, und im Februar 2020 folgt bereits der nächste Schritt: Dann wird HEAT mit maximal 25 Kilometern pro Stunde autonom Weitere Themen in dieser Ausgabe: Schadensanalysen von me- durch die HafenCity fahren. Mehr dazu finden Sie in dieser Aus- chanischen Bauteilen (Seite 30), neue Strategien gegen Cyber- gabe der automotion ab Seite 8 – im Rahmen unseres Fokusthemas Angriffe auf Fahrzeuge (Seite 32), die strategische Planung von „Automatisiertes Fahren“. elektrischen Verteilnetzen (Seite 38) und der Transfer von KI- Methoden in die Praxis (Seite 40). Eine der größten Herausforderungen bei autonomen Fahrzeugen wie HEAT ist die Sicherheit. Um sie zu gewährleisten, setzt IAV beim Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre! Sicherheitskonzept auf eine funktionale Mehrschichtarchitektur,
Level 1 Level 2 Level 3 Level 4 Level 5 DRIVER PARTIAL CONDITIONAL HIGH FULL ASSISTANCE AUTOMATION AUTOMATION AUTOMATION AUTOMATION Assistenzsysteme Das Auto kann Der Fahrer kann Das Fahrzeug Reagieren die Ob mit oder ohne wie der Abstands- einzelne Aufgaben über einen längeren kann hochkomple- Passagiere nicht, Insassen – ab jetzt regeltempomat für den Fahrer Zeitraum einfache xe Fahrsituationen erreicht das fährt das Fahrzeug (ACC, Adaptive übernehmen, zum und definierte selbst meistern Fahrzeug selbst komplett selbst- Cruise Control) Beispiel selbst- Aufgaben vollstän- und fährt selbst- einen sicheren ständig von A nach unterstützen den ständig einparken, dig an das Fahrzeug ständig. Der Fahrer Zustand, indem B. Ein Lenkrad Fahrer im Straßen- die Spur halten delegieren. Das wird zum Passa- es zum Beispiel gibt es nicht mehr. verkehr. Der Fahrer oder im Stau Auto kann den gier, der zwar das anhält. Aktuell ist Passagiere haften Dr. Ulrich Eichhorn Matthias Kratzsch Katja Ziegler Kai-Stefan Linnenkohl behält jedoch die bremsen und Fahrer kurzfristig Lenkrad über- rechtlich nicht nicht für Schäden. Vorsitzender der Geschäftsführung Geschäftsführer Technik Kaufmännische Geschäftsführerin Geschäftsführer/Arbeitsdirektor Verantwortung und beschleunigen. Der auffordern, die nehmen kann, eindeutig geklärt, Wer allerdings IAV GmbH IAV GmbH IAV GmbH IAV GmbH Kontrolle. Fahrer überwacht Führung wieder zu aber nicht muss. wer die Verantwor- stattdessen im das Auto und ist übernehmen. Der In gefährlichen tung bei Schäden Schadensfall verantwortlich. Fahrer ist auch hier Situationen warnt übernimmt, wenn haftet, ist bislang verantwortlich für das Fahrzeug das Auto selbst- nicht geklärt. alles, was passiert. die Passagiere. ständig fährt. 4 Inhalt | automotion automotion | Inhalt 5
Diagnose für Komponenten
Bei der Schadensanaylse nehmen IAV-Spezialisten mechanische Bauteile 30 intensiv unter die Lupe.
Next Level
6 Automatisiertes Fahren bei IAV
Keine Safety ohne Security Editorial 3 Trends Gemeinsames Forschungsprojekt mit Mit digitalen Ameisen effizient HAW Hamburg und easycore GmbH: zu besseren Stromnetzen 38 Fokusthema Angriffe auf Fahrzeugflotten erkennen 32 und abwehren. 24 Transfer von KI-Methoden Next Level 6 in die Praxis 40
The HEAT is on 8
Erster autonomer Shuttlebus Spurwechsel in Hamburg 10
Sicher beim autonomen Fahren 12 Angst vor der Innovation? 42
Pionierarbeit für die Automatisierung 14 Mit digitalen Ameisen effizient zu besseren Stromnetzen Forschen, fördern und vernetzen 16 Über IAV Eine IAV-Lösung unterstützt die strategi- Dreischichtbetrieb im sche Planung von Verteilnetzen, die alle Berliner Himalaya 44 Impulse Anforderungen an ein modernes Energie- 38 versorgungssystem erfüllen. Partner auf Augenhöhe 46 Den Blick im Blick 22 Neue Prüfstände für E-Mobilität 48 „Jetzt Entscheidungen treffen“ 24 Studentisches Experten-Know-how Optimiert für die Flotte, auf dem Hockenheimring 50 individualisierbar für jedes Modell 28 Zurück in die Zukunft 4.0 52 Diagnose für Komponenten 30 IAV live und in Farbe! 53 Keine Safety ohne Security 32 Unser Engineering 54 Projektstart mit dem Software Campus 34 Unser Produktportfolio 56 „Jetzt Entscheidungen treffen“ Partner auf Augenhöhe Bei IAV hackt´s 35 IAV-Termine: Treffen wir uns? 58 Ein Zwiegespräch zwischen Dr. Joachim Damasky, Geschäftsführer Technik DEKRA und IAV kooperieren bei der des Verbands der Automobilindustrie (VDA) und Matthias Kratzsch, Impressum 59 46 EMV-Prüfung von Fahrzeugen. Komponenten im Dauerstress 36 Technik-Verantwortlicher in der IAV-Geschäftsführung 6 Fokusthema | automotion automotion | Fokusthema 7
PERCEPTION V2X-COMMUNICATION
Aus den Informationen der Staus vermeiden, Fahrtzeiten Radar- und Lidar-Sensoren sowie verkürzen, energieeffi zient Fahren: Kameras am Fahrzeug errechnen Über die V2X-Kommunikation intelligente Algorithmen in Echtzeit vernetzen sich Fahrzeuge unterein- die optimalen Fahrmanöver. ander und mit der Infrastruktur, um beispielsweise Informationen über Staus oder Wetterdaten auszutauschen.
ACTIVE SAFETY LAYER
Next Level Um Sicherheit beim autonomen Fahren zu gewährleisten, setzt IAV auf eine funktionale Mehrschichtarchitektur,
welche das System in einen Comfort COOPERATIVE DRIVING Automatisiertes Fahren bei IAV Layer und einen Active Safety Layer aufteilt. Fahrzeuge und Infrastruktur tauschen Informationen aus und interagieren miteinander. Dadurch können kritische Situationen vermieden oder
OPTICAL COMMUNICATION entschärft werden, beispielsweise das Durchführen eines Spurwechsels oder das Einfädeln in den Fahrzeug- und Verkehrsdaten werden fl ießenden Verkehr. bei spielsweise zwischen Lkws per Lichtwellen übertragen – eine störunempfi ndliche, abhörsichere Methode, die außerdem einen hohen Datendurchsatz ermöglicht.
VALET PARKING
Der Fahrer steigt aus und startet den autonomen Parkvorgang, worauf hin das Fahrzeug einen freien Parkplatz ansteuert und selbstständig einparkt. 8 Fokusthema | automotion automotion | Fokusthema 9
The HEAT is on
Erster Probebetrieb des autonomen Kleinbusses HEAT erfolgreich in der Hamburger HafenCity durchgeführt
rei Wochen lang war der von IAV und seinen Partnern gebaute au- Dtonome Kleinbus HEAT (Hamburg Electric Autonomous Transportation) in der Hansestadt auf öffentlichen Straßen unterwegs. Während des Tests erfüllte er alle Erwartungen hinsichtlich Performance und Sicherheit. Derzeit wird das Fahrzeug für seinen nächsten Einsatz vorbereitet: Im Februar soll es in einem größeren Ge- biet mit höherer Geschwindigkeit fahren.
Mit maximal 15 Kilometern pro Stunde talliert, deren Messwerte drahtlos in das Straßenverkehrsordnung hielten, vor Her- war HEAT in den ersten drei Augustwochen Fahrzeug übertragen wurden. „So konnte ausforderungen – zum Beispiel E-Roller, in der Hamburger HafenCity unterwegs. HEAT besser in Kreuzungen hineinsehen die sehr flink und flexibel unterwegs waren.“ „Der Rundkurs um einen Häuserblock war und seine Fahrstrategie rechtzeitig anpas- An Bord des Kleinbusses waren Video- vorgegeben, weil wir für das autonome sen“, erklärt Lemke. kameras installiert, um möglichst viele Fahren eine Zulassung für bestimmte solcher Verkehrssituationen zu erfassen. Straßenabschnitte beantragen müssen“, In dieser frühen Testphase war immer ein Die Aufnahmen werden jetzt in Simula- berichtet Veit Lemke, Executive Project Fahrzeugbegleiter an Bord, der jederzeit tionen verwendet, um die autonomen Manager bei IAV und HEAT-Projektleiter. einen Notstopp hätte auslösen und das Fahrfunktionen von HEAT weiter zu ver- Neben den bordeigenen Sensoren lieferte Fahrzeug so zum Stehen hätte bringen bessern. Aus Datenschutzgründen wurden die umgebende Infrastruktur Daten an den können. Als Fahrgäste waren Entwicklungs- dabei alle personenbezogenen Daten wie Kleinbus: Projektpartner Siemens hatte ingenieure von IAV mit HEAT unterwegs, um Nummernschilder und Gesichter verfrem- an Masten Radar- und Lidar-Sensoren ins- die technischen Systeme zu überwachen det. Für das autonome Fahren ist die exak- ausweichen und mussten so einen Not- die Lenkung des Kleinbusses angesteuert auf öffentlichen Straßen zu fahren – was und Erkenntnisse für die Folgefahrten sowie te Positionsbestimmung des Fahrzeugs stopp durchführen. In Zukunft kann der werden. „Dabei handelt es sich um eine wir hier tun, hat deshalb Signalwirkung.“ für die nächste Entwicklungsstufe aus erforderlich. „Wir brauchen 15 Zentimeter Fahrzeugbegleiter auch im automatisierten abgesicherte Technologie, die sich schon dem Fahrbetrieb zu ziehen. „Während einer Genauigkeit, sodass GPS hier nicht aus- Fahrbetrieb lenkend eingreifen.“ Bei den viele Jahre auf der Straße bewährt hat“, „Wir sind eine Gruppe von Partnern mit ei- Demofahrt waren alle überrascht, wie un- reicht“, erklärt Lemke. „Darum haben wir nächsten Testfahrten sollen erstmals spe- sagt Dr. Manfred Kraus, Leiter Produktent- nem gemeinsamen Ziel: einen autonomen gewohnt das autonome Fahren ist und mit in den drei Wochen eine hochaufgelöste ziell geschulte Fahrgäste an Bord sein. Nach wicklung Fahrwerksysteme bei Schaeffler Kleinbus zum ersten Mal im Stadtverkehr wie viel Sorgfalt alles entwickelt wurde“, Karte des Gebietes aufgezeichnet und jedem Upgrade des Fahrzeugs ist eine neue Paravan Technologies. „Wir konnten auf einzusetzen“, sagt Schmidt. „Im Rahmen der berichtet Stefan Schmidt, Bereichsleiter beispielsweise die Position bestimmter Prüfung durch den technischen Prüfdienst, viele Millionen gefahrene Kilometer verwei- künftigen Mobilität sind solche Lösungen Project Management Office bei IAV. „Aber Landmarken wie Schilder oder Randstrei- die Dekra, gefordert und eine neue Zulas- sen, was wichtig für die Zulassung war.“ gerade für die letzte Meile interessant.“ Das alle haben sich nach kurzer Zeit völlig sicher fen erfasst.“ sung von Seiten der Behörden erforderlich. Für die nächste HEAT-Generation wird das HEAT-Projekt liefert zudem wichtige Ein- gefühlt – und waren umso entschlossener, Erst danach darf HEAT – mit einem regulä- Unternehmen ein neues Rolling Chassis mit sichten in die mobile Wertschöpfungskette das Projekt zu einem Erfolg zu machen.“ Derzeit wird der HEAT-Kleinbus bei IAV auf ren Straßenkennzeichen ausgestattet – den Umfängen Antrieb, Lenkung, Bremse, – IAV erwirbt damit die Kompetenz, autono- den nächsten Testlauf vorbereitet: Im Feb- wieder auf die Straße. Dämpfung und Radaufhängung beisteuern. me Fahrzeuge zu entwickeln und gegebe- Viel gelernt in einem ruar 2020 soll er mit maximal 25 Kilometern Es wird ab dem zweiten Quartal 2020 zur nenfalls zu betreiben. Seinen ganz großen dynamischen Umfeld pro Stunde in einem größeren Gebiet un- Bewährte Lösung für Drive-by-Wire Verfügung stehen und den Kleinbus in die Auftritt wird HEAT anlässlich des ITS-Welt- terwegs sein. Neben Software-Updates Lage versetzen, seine Räder um 90 Grad zu kongresses im Oktober 2021 haben: Dann Dazu werden auch die gesammelten Erfah- erhält er dafür auch neue Komponenten: Zu den IAV-Partnern beim HEAT-Projekt drehen und auf der Stelle zu drehen. „Das soll er mit bis zu 50 Kilometern pro Stunde rungen beitragen. „Wir haben bei diesem „Wir bauen zum Beispiel einen verbesserten gehört auch Schaeffler Paravan Technolo- Projekt ist extrem spannend für uns, weil automatisiert durch die HafenCity fahren. Test in einem sehr dynamischen Umfeld Joystick unseres Partners Schaeffler Pa- gies (SPT). Vom Weltmarktführer für behin- wir hier etwas völlig Neues schaffen“, so Dr. viel gelernt“, so Lemke. „Neben der dichten ravan Technologies (SPT) für das manuelle dertengerechte Fahrzeuglösungen stammt Kraus. „Kein anderer schafft es bisher, mit Kontakt: Bebauung stellten uns viele Verkehrs- Fahren ein“, sagt Lemke. „Bisher konnten die dreifach redundante Drive-by-Wire- einem automatisierten Kleinbus nach Level [email protected] teilnehmer, die sich nicht exakt an die wir in einer Gefahrensituation nicht manuell Technologie, über die die Bremsen und 4 SAE mit bis zu 50 Kilometern pro Stunde [email protected] 10 Fokusthema | automotion automotion | Fokusthema 11 Erster autonomer Shuttlebus in Hamburg
Das Ziel im Forschungsprojekt HEAT ist die Integration in den regulären Straßenverkehr
Projektpartner und ihre Aufgaben
r ist da – der neue Kleinbus für HEAT machen wir deutlich, dass wir neue Mobili- Ausstattung des Fahrzeugs mit Kameras, Die Teststrecke in der Hamburger Hafen- (Hamburg Electric Autonomous tätsangebote in Hamburg ausprobieren Radar und Lidar auch eine Ausrüstung City wird insgesamt 1,8 Kilometer lang sein. • Freie und Hansestadt Hamburg – ETransportation), das deutschland- wollen und der Industrie und Wissenschaft der Strecke mit zusätzlicher, intelligenter Im Gegensatz zu den ersten Planungen BWVI: weit einmalige Forschungs- und Entwick- dafür optimale Bedingungen bieten. Beim Infrastruktur, unter anderem mit Sensorik- musste die Strecke aufgrund von Groß- Verkehrsplanung durch den lungsprojekt. Fünf Meter lang, 4,5 Tonnen ITS-Weltkongress 2021 werden wir mit elementen und digitalen Kommunikations- bauprojekten in der HafenCity verkürzt Landesbetrieb Straßen, Brücken schwer, elektrisch und damit emissionsfrei HEAT und vielen weiteren Projekten zeigen, systemen, notwendig. werden, was aber keinen Einfluss auf die und Gewässer (LSBG), Realisierung angetrieben wird der Kleinbus ab Mitte dass Hamburg Vorreiter bei innovativen Forschungs- und Entwicklungsergebnisse und Betrieb erforderlicher Infra- 2020 bis zu zehn Fahrgästen Platz für die Mobilitätslösungen ist.“ Zusätzlich erfolgt eine Überwachung der des Projektes haben wird. Auf der Ge- struktursysteme durch Hamburg Fahrt durch die Hamburger HafenCity Fahrzeugfahrt über die Leitstelle der samtstrecke steuert der Kleinbus fünf Verkehrsanlagen (HHVA), Sicherung bieten. Der jüngste Spross der HOCH- Wesentliches Kennzeichen des HEAT- HOCHBAHN, die in Abhängigkeit von der Haltestellen an, davon drei reguläre HVV- rechtlicher Voraussetzungen durch BAHN-Flotte soll dabei selbstständig Projektes ist ein stufenweises Vorgehen. jeweiligen Verkehrssituation dem Fahrzeug Haltestellen und zwei für HEAT neu einge- Behörde für Inneres und Sport fahren. Um seinen Weg auf der Teststrecke In der ersten Phase, die mit dem Probebe- entsprechende Fahrbefehle geben kann richtete Haltestellen. (Landesbetrieb Verkehr) sicher zu finden, empfängt das Shuttle trieb startete, gab es auf einer festgelegten und die in einer vom Leitstellenpersonal als Informationen von der installierten Infra- Strecke einen Testbetrieb ohne Fahrgäste kritisch eingestuften Verkehrssituation ei- Der Testbetrieb ist hinsichtlich der Strecke • HOCHBAHN: struktur und aus der Leitstelle. Parallel und mit einem professionellen Fahrzeug- nen Soforthalt auslösen und in Kontakt mit bewusst stufenweise angelegt, um auf den Konsortialführerin des Projektes, sendet das Shuttle auch Informationen begleiter, der bei Bedarf unmittelbar ein- den Fahrgästen treten kann. Die Leitstelle einzelnen Stufen Erfahrungen zu sammeln administrative sowie fachliche an die Leitstelle. greifen konnte. Ab Mitte 2020 sollen dann übermittelt auch den Fahrplan und die und darauf aufbauend die Strecke zu Leitung und Koordination des auch erstmals Fahrgäste mitgenommen aktuell geplante Fahrstrecke an das Shuttle. verlängern, den Automatisierungsgrad Gesamtprojektes (mit Unterstüt- Das Ziel des Forschungs- und Entwick- werden, ein Fahrzeugbegleiter wird weiter zu erhöhen und die Geschwindigkeit zu zung von hySOLUTIONS), Betriebs- lungsprojektes HEAT ist absolutes Neuland an Bord sein. Bis zum ITS-Weltkongress Für den Start des Probebetriebs war zu- steigern. Der Umfang und die stufenweise konzept und praktischer Betrieb und dementsprechend ehrgeizig: Es soll im Oktober 2021 soll dann der autonome nächst eine Straßenzulassung für ein voll- Entwicklung des Testbetriebs werden der autonom fahrenden Busse erforscht und im Erfolgsfall nachgewiesen Betrieb (ohne Fahrzeugbegleiter) gemäß kommen neues Fahrzeug erforderlich, das dabei so ausgerichtet, dass stets eine werden, dass selbstständig fahrende Klein- SAE Level 4 erfolgen. ganz andere Komponenten aufweist und auf höchstmögliche Sicherheit gewährleistet • IAV GmbH: busse vollständig in den Straßenverkehr klassische Komponenten wie beispielswei- ist, wie sie der Zulassungsprozess vor- Fahrzeugentwicklung und -realisie- und den ÖPNV einer Metropole integriert Der von IAV entwickelte Kleinbus ist aktuell se Lenkrad und Außenspiegel komplett ver- schreiben wird. rung; fahrzeugseitige Entwicklung werden können. Das HEAT-Fahrzeug wird für zehn Fahrgäste zugelassen und hat zichten kann. Auch hier gilt der stufenweise der Technologie für das autonome unter realen Bedingungen im öffentlichen zwei Sitzbänke mit je vier Plätzen sowie Ansatz, der die Entwicklung der jeweils Besondere Aufmerksamkeit im HEAT-Pro- Fahren Straßenraum getestet und soll – so der eine klappbare Sitzbank mit zwei Plätzen. erforderlichen Genehmigungen und Zulas- jekt gilt den Menschen, für die das neue Untersuchungsansatz des Projektes – mit Zusätzlich ist er mit einer Rampe ausge- sungen im Rahmen des Projektes vorsieht. Verkehrsangebot eines autonom fahren- • Siemens Mobility GmbH: bis zu 50 km/h autonom fahren können. stattet, sodass ein barrierefreier Betrieb Die Genehmigung für den Probebetrieb im den Busses gestaltet wird. Die Nutzung des Konzeption und Weiterentwicklung möglich ist. Die Aufladung der Batterien für August erhielt das Fahrzeug Mitte Juli. Busses soll einfach, angenehm und mit der straßenseitigen Infrastruktur Michael Westhagemann, Hamburgs Sena- den Elektroantrieb erfolgt bei Vattenfall in einem hohen Sicherheitsgefühl verbunden der erforderlichen Leitstelle tor für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, der HafenCity. Die erforderliche rechtliche Begleitung des sein. Das Deutsche Zentrum für Luft- und betonte bei der Fahrzeugpräsentation: HEAT-Projektes übernimmt das Institut für Raumfahrt (DLR) führt als Projektpartner die • IKEM – Institut für Klimaschutz, „HEAT bietet der Stadt die Chance, das Neben dem eigens für dieses Projekt Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM), Begleitforschung durch, ermittelt die Energie und Mobilität: automatisierte und vernetzte Fahren selbst entwickelten Fahrzeug stehen vor allem das sich auch mit den daraus abgeleiteten Nutzeranforderungen und leitet Hinweise Untersuchung neuer Betreiber- in allen Facetten zu erforschen. Dabei gilt Fragen nach der verkehrs- und informati- Anforderungen an das Fahrzeug, der Infra- für die Gestaltung der Fahrzeuge und des und Geschäftsmodelle, rechtliche für uns: Safety first! Die Akzeptanz bei den onstechnischen Infrastruktur, der digitalen struktur und dem regelmäßigen Betrieb mit Verkehrsservice ab. Hinzu kommen die Begleitung für Genehmigungen Menschen ist ein wesentlicher Faktor für Leittechnik und den technischen Schnitt- Fahrgästen befasst. Die Besonderheit beim Evaluation der Akzeptanz bei den Fahr- und Zulassungen den künftigen Einsatz von autonomen stellen im Fokus des Forschungsprojekts. autonomen Fahren liegt darin, dass die gästen und die Untersuchung des Zusam- Fahrzeugen. Mit der herstelleroffenen Für die Integration in den realen Straßen- Technik alle Aufgaben des Fahrzeugführers menwirkens weiterer Verkehrsteilnehmer • Deutsches Zentrum für Luft- www.hochbahn.de/heat Teststrecke für automatisiertes Fahren und verkehr und die dafür notwendige Höchst- in Bezug auf die Einhaltung der Verkehrs- mit dem System im Erprobungsgebiet der und Raumfahrt e.V. (DLR): mit diesem autonom fahrenden Shuttle geschwindigkeit von 50 km/h ist neben der regeln übernehmen muss. HafenCity Hamburg. Durchführung Begleitforschung 12 Fokusthema | automotion automotion | Fokusthema 13
Im Normalbetrieb befindet sich das System „Die Mehrschichtarchitektur trägt dazu bei, Layer führen. Für den Active Safety Layer im Zustand komfortablen Fahrens, wobei die hohen Ansprüche an automatisierte wird mit dem Wasserfallmodell gearbeitet, Sicher beim autonomen Fahren der Comfort Layer die Kontrolle über das Fahrfunktionen mit vertretbarem Entwick- um den hohen Sicherheitsanforderungen System hat. Kommt es zu einer kritischen lungsaufwand zu erreichen“, so Dr. Roland an das Design und die Umsetzung Rechnung Verkehrssituation, übernimmt der Active Kallweit, Abteilungsleiter Predictive Safety zu tragen. Dagegen kann der Comfort Layer Safety Layer die Hoheit über das Fahrzeug bei IAV. Die Teilung in verschiedene Schich- mit agilen Methoden entwickelt werden, Neue Software-Architektur adressiert die Herausforderungen und überführt es, beispielsweise durch ten erlaubt es, die jeweilige Entwicklung zu um schneller auf Trends und Kundenwünsche für sicheres autonomes Fahren Bremsen oder Ausweichen, wieder in einen fokussieren: Im Comfort Layer müssen zu reagieren sowie Funktionserweiterungen sicheren Zustand. Ist die Situation ent- kritische Szenarien nicht länger betrachtet schneller sichtbar zu machen. schärft, kann in das komfortable Fahren werden, während im Active Safety Layer zurückgewechselt werden. auf Komfortanforderungen verzichtet wer- „In Zukunft werden neue Entwicklungsme- thoden und adäquate Designpattern für das autonome Fahren immer wichtiger, um die Kritische Schaden unvermeidbar, Sicherer Zustand Komplexität bewältigen zu können. Unsere Fahrsituation sicherer Zustand nach Schadeneintritt unerreichbar Aufgabe ist es, in der Forschung und Entwick- lung hierfür die richtigen Antworten zu ge- Steigende Kritikalität ben“, so Dr. Matthias Butenuth, Fachbereichs- leiter Automated Driving Systems bei IAV. Komfortables Vermeidung Schadens- Schadens- Fahren kritischer Situationen prävention minimierung
Comfort Layer Active Safety Layer Vehicle-in-the-Loop Das Verhalten des Active Safety Layers den kann. Dies führt insgesamt zu einer hängt dabei von der jeweiligen Situation ab. Vereinfachung durch zwei schlankere Ent- Auf einer Autobahn mit hohen Geschwin- wicklungsprozesse, wobei jeder die jeweils Reale Fahrsituationen mit digkeiten kann ein Ausweichen sinnvoll für ihn passenden Entwicklungsmethoden virtuellen Szenen kombiniert sein. Hierbei muss natürlich bewertet integrieren kann. werden, ob dies auf einer freien Nebenspur Die Methode Vehicle-in-the-Loop oder sogar innerhalb der Fahrspur möglich „Um die komplexen und sicherheitskriti- (ViL) verknüpft zur Funktionsaus- ist. Betrachtet man dagegen ein autonomes schen Szenarien für den Active Safety Lay- legung und Validierung Simulatio- Shuttle im Stadtverkehr, so lassen sich er in der Entwicklung zu berücksichtigen, nen mit dem realen Fahrzeug. komplexe Szenarien mit unterschiedlichen setzen wir unter anderem auf neuartige Ein physisches Fahrzeug fährt Verkehrsteilnehmern sowie ein- und aus- Entwicklungsmethoden wie beispielsweise in einer realen Testumgebung, steigenden Fahrgästen besser mit einer Vehicle-in-the-Loop“, erklärt Paul Prescher, welche um virtuelle Objekte Notbremsung entschärfen, da der zur Ver- Teamleiter Predictive Safety bei IAV. ergänzt wird. Diese virtuellen fügung stehende Platz häufig zu gering ist. Objekte werden für den Testfahrer Die verschiedenen Zielsetzungen können mithilfe von Augmented Reality Mehrschichtarchitektur ermöglicht dabei auch zu unterschiedlichen Vorgehens- im Fahrzeug angezeigt. differenzierte Entwicklung modellen für Comfort und Active Safety Die Methode eignet sich beson- ders für Szenarien, die zu komplex oder gefährlich sind, um sie mit n abrupten Gefahrensituationen müs- ben. „Sicherheit und unfallfreies Fahren realen Verkehrsteilnehmern sen in Sekundenbruchteilen die richti- gehören zu den größten Aufgaben, denen Comfort Layer durchzuführen, beispielsweise gen Entscheidungen getroffen werden, wir uns bei der Entwicklung unserer Sys- I Sensoren Aktoren bei hohen Geschwindigkeiten oder um Unfälle zu verhindern. Menschen tun teme stellen müssen. In bereichsübergrei- Active Safety Layer entgegenkommenden Fahrzeugen. dies intuitiv durch ihre Erfahrung, autono- fenden Projekten haben wir ein umfassen- Damit ermöglicht ViL eine gefahr- me Fahrzeuge werden dies mindestens des Sicherheitskonzept erarbeitet“, erklärt lose, ressourcenschonende und ebenso gut leisten müssen. Dr. Ulrich Bauer, Entwicklungsingenieur Der Comfort Layer ist dabei der Teil, welcher reproduzierbare Durchführung Predictive Safety bei IAV. die komfortable Durchführung der jeweiligen riskanter Szenarien. Die Herausforderungen bei der Entwicklung automatisierten Fahraufgaben sicherstellt, autonomer Systeme sind vielschichtig. Zum Das IAV-Sicherheitskonzept vom innerstädtischen Durchfahren einer einen müssen die Systeme Sicherheit und Kreuzung bis hin zur Fahrt auf der Autobahn. unfallfreies Fahren garantieren. Zum ande- Um die Sicherheit des autonomen Fahrens Der Active Safety Layer hat dagegen die Kontakt: ren muss der Entwicklungsprozess immer zu gewährleisten, setzt IAV beim Sicherheits- Aufgabe, im akuten Notfall einzugreifen und [email protected] komplexerer Funktionen bis hin zur Absi- konzept auf eine funktionale Mehrschichtar- dabei mit deutlich reduzierten Komfortan- [email protected] cherung auch unter den hohen Sicherheits- chitektur, welche das System in einen Comfort forderungen angemessen auf die jeweilige [email protected] anforderungen weiterhin handhabbar blei- Layer und einen Active Safety Layer aufteilt. Gefahrensituation zu reagieren. [email protected] 14 Fokusthema | automotion automotion | Fokusthema 15 Pionierarbeit für „Wir sehen, dass wir für Projekte wie HEAT „Wir benötigen Methoden und Prozesse, um Szenarienbasierte Entwicklung neue Wege finden müssen, um derart kom- im virtuellen Raum Erkenntnisse zu gewin- und Validierung die Automatisierung plexe Funktionen wie das autonome Fahren nen und diese in allen Phasen zu nutzen. von der Forschung in die Serie zu bringen. Eine Kernfrage ist: Wie machen wir die Um virtuelle Methoden sinnvoll über den Das ist Neuland, das gibt es so bisher nicht Ergebnisse der verschiedenen Methoden gesamten Prozess einsetzen zu können und in der Automotive-Welt. Bekannte konven- übertragbar? Wir haben noch ein gutes kompatible Ergebnisse zu erhalten, müssen Simulative Funktionsentwicklung und Validierung für das autonome Fahren tionelle Methoden reichen hierfür nicht Stück vor uns, aber ohne einen derartigen vorab Szenarien und Modelle definiert als integrierter Prozess mehr aus“, sagt Dr. Matthias Butenuth, Prozess wird man autonome Fahrsysteme werden, die in allen Entwicklungsphasen Fachbereichsleiter für Automated Driving nicht in Serie bringen können“, erklärt genutzt werden können. Beispielhaft sei Systems bei IAV. Thorsten Scheibe, Abteilungsleiter Simu- das Überholen eines anderen Fahrzeugs lation & Validation bei IAV. Denn nur, wenn oder das Rechtsabbiegen an einer Ampel er autonom fahrende Kleinbus auf öffentlichen Straßen zu transportieren. kehr realisiert werden soll. Die Entwicklung Die Anforderungen an Sicherheit, Zuver- die Ergebnisse zwischen den Entwick- mit Fahrradstreifen genannt. Im Lauf des HEAT hat in der Hamburger Hafen- Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt vernetzter, autonomer Fahrzeuge wie lässigkeit, Robustheit und Verfügbarkeit lungsschritten und Methoden übertragbar Entwicklungsprozesses wird das Set an DCity seinen Testbetrieb aufge- von IAV und anderen Partnern gehört zu HEAT stellt neuartige, hohe Anforderun- autonomer Fahrsysteme sind immens. Die sind und in die Gesamtentwicklung einflie- relevanten Szenarien und zugehörigen nommen. Ziel des ehrgeizigen Projekts: den weltweit ersten, bei denen das auto- gen an die Ingenieursleistung. Entwicklungsumfänge und die notwendige ßen, können die Anzahl der real gefahrenen Parametern kontinuierlich ausspezifiziert und Passagiere ohne Fahrer mit bis zu 50 km/h nome Fahren im öffentlichen Straßenver- Anzahl der gefahrenen Test-Kilometer Kilometer sowie der Anteil an komplexen erreicht so einen sehr hohen Reifegrad. Die würden zu unrealistisch langen Entwick- Methoden reduziert und der Entwicklungs- Szenarien werden in einer speziellen Szena- lungszeiten und -kosten führen. aufwand insgesamt in einem realistischen rien-Datenbank vorgehalten, auf die die ver- Rahmen gehalten werden. schiedenen virtuellen Methoden zugreifen. Integrativer Gesamtentwicklungs- prozess HEAT als Prozess-Prototyp Virtuelle Modelle
Die Lösung, um die Aufwände in einem ver- Für HEAT entwickelt IAV ein entsprechen- Um reale Gegebenheiten in Simulationen tretbaren Rahmen zu halten, ist der Einsatz des Konzept, das im Verlauf des Projekts abzubilden, werden diese in Modellen unterschiedlichster virtueller Methoden weiter ausdefiniert und in die Praxis abstrahiert – beispielsweise Modelle von über den gesamten Entwicklungsprozess, umgesetzt wird. Das IAV-Konzept baut Sensoren, um deren Funktions- und Sys- von der Funktionsspezifikation bis hin zur auf verschiedene Module: temverhalten abzubilden oder auch Verhal- Validierung der Umsetzung. tensmodelle von Verkehrsteilnehmern. • simulative Methoden, Die Komplexität der Modelle ist anpassbar • szenenbasierte Entwicklung und an die Ziele der Entwicklungsphasen und Validierung sowie an die jeweils eingesetzte Methode. Die • virtuelle Modelle. Modellnachsteuerung über den Entwick- lungsprozess wird mittels konkreter Per- Diese Module müssen intelligent kombiniert formanceindikatoren sowie statistischer und ganzheitlich in den gesamten Entwick- Methoden ermöglicht. lungsprozess integriert werden. Dazu müs- sen Schnittstellen und Abläufe definiert Auch die Modelle werden in einer zentralen sein und Standards eingehalten werden. Modell-Datenbank in abstrakter Beschrei- bungsform vorgehalten und können mit Methodische Vielfalt verschiedenen Simulations-Tools genutzt werden. „Unser Ziel ist, den kompletten Virtuelle Methoden kommen in allen Phasen Entwicklungsprozess zu automatisieren, zum Einsatz; so werden abstraktere ge- einschließlich der abschließenden Validie- nutzt, um große Parameterräume zu vali- rung. Dafür gibt es bisher keine Norm. dieren und einzugrenzen sowie komplexere Das Projekt HEAT bietet uns die große zur Bewertung von Corner Cases. Im frühen Chance, das Konzept zu definieren und Entwicklungsstadium unterstützen simula- zu erproben und damit Pionierarbeit zu tive Validierungsmethoden wie Concept- leisten“, so Butenuth. in-the-Loop oder Vehicle-in-the-Loop die Definition valider Anforderungen sowie die Kontakt: Prozesse der sicheren Auslegung wie [email protected] Safety of the Intended Function (SOTIF) und [email protected] Funktionale Sicherheit. Die Funktionsent- wicklung mittels Rapid Prototyping und eine frühzeitige Validierung der technischen Lösungen werden zum Beispiel mittels Model-in-the-Loop gefördert. 16 Fokusthema | automotion automotion | Fokusthema 17
Forschen, fördern und vernetzen
Forschungsprojekte fördern den Know-how-Aufbau und die Vernetzung der Branchen
as sind die großen Fragen, Her- Laufzeit: 10/2016 bis 10/2019 Intelligente Verkehrssysteme in Sachsen“. Ziel des Projektes ist es, wiederkehrende Geschäftsmodelle und Herausforderungen ausforderungen und Probleme https://www.synchrone-mobilitaet.de/ Partner: BMW AG, Fraunhofer-Gesellschaft Fahrten in bekannten Gebieten zu automati- werden sich sowohl im Individual- als auch Wunserer Zeit? Welche Diszipli- e.V., IVM Institut für Vernetzte Mobilität sieren und insbesondere Lösungsansätze im Güterverkehr ergeben. Das Forschungs- nen und Fachrichtungen sind relevant? gGmbH, MUGLER AG, Noritel Mobile Kom- für kooperative Manöver in solchen Gebieten projekt PAVE (Potenziale automatisierter Ver- Welche Partnerschaften und Kooperatio- munikation GmbH, Preh Car Connect GmbH, zu präsentieren. Hierzu arbeiten die Projekt- kehrssysteme) hat sich zum Ziel gesetzt, auf nen versprechen Erfolg? Gemeinsam mit Technische Universität Chemnitz, Techni- partner an der Umsetzung in einem anwen- Basis des heutigen Mobilitätsverhaltens und Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft AULA sche Universität Dresden, Vodafone GmbH dungsnahen Testfeld. Übergeordnete Ziele von Transportaufgaben im urbanen Raum entwickelt IAV Lösungen, die die Welt von des Projektes, die insbesondere auf Real- • Visionen zukünftiger Verhaltens- und morgen und übermorgen prägen werden. AUtonome Elektrofahrzeuge mit automa- Gefördert von: BMVI – Bundesministerium fahrzeugen umgesetzt werden sollen, sind: Organisationsformen durch autonom tischer LAdetechnologie für Verkehr und digitale Infrastruktur • Schaffung von einheitlichen Software- fahrende Fahrzeuge zu entwickeln Aus Forschungs- und Entwicklungspro- HarmonizeDD frameworks für die unterschiedlichen • Anforderungen an Fahrzeuge abzuleiten jekten, an denen Partner aus verschiede- In den nächsten Jahren sollen in einigen Laufzeit: 04/2017 bis 10/2019 Anforderungen des hochautomati- • neue Organisations- und Dienstformen nen Disziplinen und Branchen miteinander Städten weltweit fahrerlose Pkw und Klein- Um den vielfältigen, wechselseitigen Stör- https://www.synchrone-mobilitaet.de/ sierten Fahrens zu entdecken arbeiten, ergeben sich oftmals neue busse als Taxi eingesetzt werden. Diese einflüssen im urbanen Mischverkehr entge- • Transfer von Know-how und • ihre Wirkung auf das Verkehrssystem, Erkenntnisse zu einem wichtigen oder be- Fahrzeuge sollen aus Umwelt- und Nach- genzuwirken, entstanden im Projekt Harmo- Algorithmen aus der Raumfahrt für Umwelt und Sicherheit abzuschätzen sonders aktuellen Thema. „Für IAV ist die haltigkeitsgesichtspunkten mit rein elek- nizeDD neuartige Funktionen und Dienste für das hochautomatisierte Fahren sowie und zu bewerten Beteiligung an Forschungsprojekten ein trischen Antriebssträngen ausgestattet automatisierte und konventionelle Fahrzeu- Definition von Anforderungen an wichtiger Beitrag zur nachhaltigen Weiter- werden. Für eine umfassende Automatisie- ge. Für flächendeckende Basisdienste dien- die moderne Satellitennavigation Die Betrachtung erfolgt im Sinne eines entwicklung zukunftsweisender Themen“, rung des Betriebs derartiger E-Taxis muss te eine Mobilfunk- und Edge-Cloud-Lösung. • Entwicklung effizienter KI-Algorithmen Marktmodells, das analysiert, welche Leis- sagt Michael Aengenheister, Koordinator die Herausforderung der vollautomatischen Für einen erweiterten Funktionsumfang auf für das hochautomatisierte Fahren tungen durch ein System des Automati- der FuE-Projekte bei IAV. „Von dem in Nachladung ohne manuellen Eingriff eines bestimmten Korridoren kamen zusätzlich sierten-Vernetzten-Fahrens (AVF-System) den Forschungsprojekten gewonnenen Bedieners bewältigt werden. Cloud-Lösungen in Roadside Units zum IAV ist im Projekt für die Themenbereiche möglich werden, welche Bedarfe und Know-how profitieren wir bei unseren Einsatz. Auf Fahrzeugseite entstanden Funk- Entscheidungsfindung, (modellbasierte) Nachfragen es geben wird und für welche Kundenaufträgen und bringen unser Im Projekt AULA sollten in den Kernbe- tionen, die es erlauben, diese Dienste sowohl OPA3L Bewegungsplanung und (modellbasierte) Systemausprägungen, Dienste und Fahr- Engineering- und Technologie-Know-how reichen automatische Fahrfunktionen, in den automatisierten Fahrprozess als auch Fahrdynamikregelung verantwortlich. zeuge eine hohe Akzeptanz zu erwarten ist. in neue Branchen als Lösungen für das Schnellladesysteme und Automatisierung in nichtautomatisierte Fahrzeuge über neue Optimal assistierte, hoch automatisierte, gesamte Mobilitäts-Ökosystem ein“, so der Nachladung von Fahrzeugen signifikan- Interaktionsmechanismen einzubeziehen. autonome und kooperative Fahrzeug- Partner: Universität Bremen, Universität Aufgabe von IAV im Projekt PAVE ist die Aengenheister. Aktuell ist IAV an über 40 te technische Fortschritte erarbeitet Die Ansätze wurden im Digitalen Testfeld navigation und Lokalisation der Bundeswehr München, ANavS GmbH, inhaltliche und methodische Unterstützung FuE-Projekten beteiligt. werden, die nach Projektende zu zulas- Dresden/Sachsen experimentell untersucht. IAV GmbH bei der Erarbeitung von Zukunftsbildern sungsfähigen, seriennahen Produkten der OPA3L konzentriert sich auf die Über- zum automatisierten Fahren und die Beglei- Ein großes Thema der aktuellen Forschung beteiligten Projektpartner führen. IAV entwickelte neue Fahrzeugfunktionen tragung von Weltraum-Know-how in den Gefördert von: BMWi – Bundesministerium tung der Entwicklung von Anforderungen und Entwicklung ist das automatisierte für das kooperative automatisierte Fahren Bereich des hochautomatisierten Fahrens für Wirtschaft und Energie an Fahrzeuge und Systeme. Fahren. IAV ist mit verschiedenen Partnern Gesamtziel des Projekts AULA ist die Ent- im innerstädtischen Mischverkehr. Einen und will dies für die Mobilität 4.0 in Deutsch- an den folgenden öffentlich geförderten wicklung eines vollautomatisch agierenden, Schwerpunkt bildeten hierbei Entschei- land nutzbar machen. Die Kerninhalte der Laufzeit: 03/2019 bis 02/2023 Partner: INA – Internationale Akademie Projekten beteiligt elektrisch angetriebenen Pkw, dessen funk- dungsmechanismen zur Interaktion mit autonomen Planung, Navigation sowie Berlin für innovative Pädagogik, Psycholo- tional sichere, vollautomatische Schnellla- Verkehrsteilnehmern unterschiedlicher der Flugbahnoptimierung und -steuerung gie und Ökonomie gGmbH, Robert Bosch dung im teilöffentlichen Raum ohne Nutzer- Automatisierung und Konnektivität, die dienen als Grundlage für die Anwendung GmbH, Technische Universität Berlin, eingriff sowie die Entwicklung seriennaher unter anderem auch die Mobile- und von autonomen Fahrzeugen. OPA3L baut Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Soft- und Hardware-Komponenten des Roadside-Unit-Clouddienste einbezogen. auf dem bereits geförderten Projekt PAVE Fahrzeugs, des Kontaktsystems sowie der Die entstandenen Funktionsmuster wur- „AO-Car“ auf, bei dem IAV beteiligt war, Gefördert von: BMVI – Bundesministerium damit verbundenen Sicherheitssysteme. den in Versuchsfahrzeuge integriert und und erweitert die Forschungsfragen durch Potenziale automatisierter Verkehrssys- für Verkehr und digitale Infrastruktur gemeinsam mit den anderen Partnern bei Einbeziehung von Industriepartnern auf teme Partner: Fraunhofer-Institut für Verkehrs- Versuchsfahrten im realen Straßenverkehr reale Anwendungsszenarien. Die hierzu Laufzeit: 10/2018 bis 12/2020 und Infrastruktursysteme, IAV GmbH getestet und evaluiert. erforderliche Navigation umfasst insbeson- Es ist davon auszugehen, dass sich in naher https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/ dere die wichtigen Punkte der Lokalisation, Zukunft das Mobilitätsverhalten, die Mobi- Artikel/DG/AVF-projekte/pave.html Gefördert von: Das Projekt ist eingebettet in die sächsi- der optimalen Routenbestimmung sowie litätsorganisation und die Verkehrsorgani- SAB Sächsische AufbauBank sche Initiative „Synchrone Mobilität 2023 – der aktiven Steuerung. sation signifikant verändern werden. Neue 160520_Imageanzeigen_alle Formate_DE und EN_47messestörer_A4 Deutsch 20.05.16 14:38 Seite 10
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Von Assistenz bis Automatisierung
Wir entwickeln, was bewegt.
allem durch ein Zusammenspiel von Änderungen im Straßenraum – etwa Mit aktiver Sicherheit und intelligenten Funktionen einen Schritt voraus. Bereits seit zwei Jahrzehnten treiben Ressourcenmanagementsystemen, Fah- durch Baustellen oder auf der Fahrbahn wir die Vision vom hochautomatisierten Fahren voran und entwickeln vernetzte Funktionen und Gesamt - rerassistenzfunktionen und Systement- parkende Autos – werden sofort erkannt systeme vom Konzept bis zur Serie. Als einer der führenden Entwicklungspartner der Automobilindustrie wicklung zu erlangen. und an alle vernetzten Fahrzeuge im bietet IAV mehr als 30 Jahre Erfahrung und ein unübertroffenes Leistungsspektrum. Mit Leidenschaft und Umkreis weitergeleitet. Dazu sollen die der Kompetenz für das ganze Fahrzeug realisieren wir Lösungen in technischer Perfektion. Hersteller und Partner: Fraunhofer-Institut für Verkehrs- vernetzten Fahrzeuge auch Informationen Zulieferer unterstützen wir weltweit mit mehr als 6.500 Mitarbeitern und einer erstklassigen Ausstattung bei und Infrastruktursysteme IVI, NXP Semi- über freie Parkplätze am Straßenrand der Realisierung ihrer Projekte – von Umfeldsensorik und Algorithmik bis Simulation und Fahrzeugintegration: conductors Germany GmbH, MUGLER AG, liefern und bestimmte Objekte wie Laternen Ihre Ziele sind unser Auftrag. REMAS IVM Institut für Vernetzte Mobilität gGmbH, oder Straßenschilder erkennen und deren Ressourcenmanagementsystem für hoch- TechniSat Digital GmbH, dresden elektronik Position gegebenenfalls aktualisieren. Mehr dazu und zu unserer einzigartigen Kompetenzbreite erfahren Sie auf www.iav.com automatisierte urbane Verkehre verkehrstechnik gmbh, FSD Fahrzeugsys- temdaten GmbH, Technische Universität IAV war bei dem Projekt für die Kommuni- Die Anforderungen auf den Gebieten Auto- Chemnitz, Professur für Nachrichten- kation zwischen Fahrzeugen und Backend motive, Verkehrstechnik, Informations- und technik, Technische Universität Dresden, sowie für die Aktualisierung der Karten Kommunikationstechnologie sowie Infor- Lehrstuhl für Fahrzeugmechatronik und auf dem Backend verantwortlich. Weitere matik sind komplex; die Entwicklungsakti- Lehrstuhl für Verkehrsleitsysteme und Arbeitsschwerpunkte von IAV waren die vitäten vieler Akteure aus diesen Bereichen -prozessautomatisierung, IAV GmbH V2X-Kommunikation zum Austausch von müssen zusammengeführt und Lösungen Gefahrenwarnungen sowie die Infrastruk- gemeinsam simuliert und erprobt werden. Gefördert von: turkommunikation zwischen Fahrzeug und SAB – Sächsische AufbauBank Ampel mittels 802.11p-Technologie (Wi-Fi). Eine interdisziplinäre Zusammenführung darauf aufsetzender Entwicklungsaktivitä- Laufzeit: 09/2015 bis 08/2019 Partner: Senatsverwaltung für Umwelt, ten, aber auch von Erprobungsmaßnahmen https://www.synchrone-mobilitaet.de/ Verkehr und Klimaschutz Berlin, Hella in Testkorridoren, erfordert eine adäquate Aglaia Mobile Vision GmbH, IAV GmbH, Verknüpfung dieser Ressourcen. Das Pro- Daimler Center for Automotive Information jekt REMAS adressierte diese Heraus- Technology Innovations (DCAITI), Fraun- forderung und legte hierfür die wissen- hofer-Insitut für Offene Kommunikations- schaftlich-technischen Grundlagen im SAFARI systeme FOKUS, Freie Universität Berlin, Kontext hochautomatisierter urbaner Senatsverwaltung für Wirtschaft. Energie Verkehre. Hierzu zählen Verfahren zur Inte- Sicheres automatisiertes und vernetztes und Betriebe, Bezirksamt Reinickendorf, gration derartiger Ressourcen über eine Fahren mit selbst-aktualisierenden Karten Deutsche Telekom neue Simulations-Middleware, zur Unter- im Testfeld Berlin Reinickendorf stützung und Echtzeitkoordination von Gefördert von: Fahrten und Fahrmanövern sowie zur Zielsetzung des Projektes war die Entwick- BMVI – Bundesministerium Überwachung von kritischen Systemeigen- lung und praktische Erprobung des Zu- für Verkehr und digitale Infrastruktur schaften. Ein neuartiges Informations- sammenspiels von automatisierten und modell ist Kern einer Kooperationsplatt- vernetzten Fahrzeugen und kooperativer Laufzeit: 06/2017 bis 06/2019 form mit einer Anbindung an das reale Infrastruktur. Es geht um hochpräzise und www.testfeld-berlin.de Verkehrssystem und die in den Entwick- sich selbst aktualisierende digitale Karten, lungsprozess eingebundenen Werkzeuge, die von den Fahrzeugen und Smartphones Fahrzeuge und Komponenten. gespeist werden.
Basierend auf durchgeführten Technolo- Der zentrale Ansatz von SAFARI liegt in gieanalysen zeigte sich, dass weitere der Annahme, dass die meisten Fehler Fortschritte vor allem auf dem Gebiet der systematisch sind und von automatisierten intelligenten Verkehrssysteme nötig sind. und vernetzten Fahrzeugen erfahren, er- Ein technologischer Vorteil ist somit vor lernt und vorhergesagt werden können. 20 Fokusthema | automotion
SecVI SYNCAR
Security for Vehicular Information – eine des Fahrzeugherstellers ergänzt, um auch Ziel des Vorhabens SYNCAR war es, neuar- Sicherheitsarchitektur für Fahrzeugnetz- kurzfristig Updates für eine Fahrzeugflotte tige Lösungen für ein vorausschauendes, werke einspielen zu können. automatisiertes Fahren unter kooperativer Abstimmung mit anderen Verkehrsteil- Um autonomes Fahren zu ermöglichen, Auf der Basis realer Anwendungsdaten nehmern und Lichtsignalanlagen zu entwi- müssen innovative Fahrerassistenzsyste- werden im Projekt Verfahren entwickelt ckeln. Hierbei ist unter anderem auch eine me mit allen dafür notwendigen Informati- und in einem Demonstrationsfahrzeug neuartige Form der Optimierung des Ver- onen ausgestattet werden. Mit der zuneh- evaluiert, die das autonome Fahren deutlich kehrsprozesses entstanden, indem gezielt menden Vernetzung von Fahrzeugen und sicherer machen sollen. konkrete Fahrempfehlungen (Manöver- Infrastruktur entstehen neue Angriffsmög- empfehlungen) für bestimmte Fahrzeug- lichkeiten für nicht autorisierte Zugriffe auf Partner: gruppen oder auch einzelne Fahrzeuge Daten und Programme. Sicherheitslösun- Hochschule für Angewandte Wissenschaf- zur Verfügung gestellt wurden. gen stehen daher in einem permanenten ten Hamburg, easycore GmbH, IAV GmbH Wettlauf mit Angriffstechnologien. Bei der Neben der Leitung des Verbundprojektes Abwehr derartiger Angriffe geht es um den Gefördert von: entwickelte IAV im Projekt neue Funktionen Schutz der Fahrzeuge und ihrer Systeme, BMBF – Bundesministerium für die hochautomatisierte Fahrzeug- der gesammelten Daten sowie auch um den für Bildung und Forschung führung und bezog dabei Verfahren für Schutz aller Verkehrsteilnehmer. ein vorausschauendes Fahren, eine koo- Laufzeit: 04/2018 bis 03/2021 perative Abstimmung des Fahrverhaltens Die Partner des Projektes haben sich zum http://secvi.inet.haw-hamburg.de/ mit der Umgebung sowie die Berücksich- Werde Ziel gesetzt, eine robuste und niedrigkom- tigung von Fahrempfehlungen ein. plexe Netzwerkarchitektur zu entwickeln, die die Sicherheit der Nachrichtenflüsse in Partner: den Steuerungsbereichen des Fahrzeugs dresden elektronik verkehrstechnik gmbh, auf verschiedenen Ebenen überwacht und Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infra- FahrspaßTester gegen Angriffe abschirmt. Die neue Netz- struktursysteme, FSD Fahrzeugsystemda- werkarchitektur soll mit den bestehenden ten GmbH, FusionSystems GmbH, Preh Car Kommunikationstechnologien im Fahrzeug Connect GmbH, Technische Universität harmonieren. Auch wenn die robuste Chemnitz, Technische Universität Dresden, Netzwerkarchitektur viele Angriffsmuster IAV GmbH aushebelt, ist es notwendig, Angriffe und Bedrohungen möglichst früh zu erkennen Gefördert von: und darauf mit entsprechenden Sicher- SAB – Sächsische AufbauBank Heute Technologien von morgen testen! heitsupdates kurzfristig zu reagieren. Um Hast Du Lust, etwas Aufregendes zu erleben? Werde Teil der mobilen dies zu ermöglichen, werden neue Zusatz- Laufzeit: 09/2016 bis 12/2019 Zukunft! Freue Dich schon jetzt auf besondere Erlebnisse mit Virtual Reality funktionen entwickelt, die auf den vorhan- https://www.synchrone-mobilitaet.de/ Jetzt registrieren (VR) und Augmented Reality (AR). Wir bieten Dir exklusive Einblicke in die denen fahrzeugspezifischen Komponenten de/projekte/syncar.html und Tester werden: Automobilindustrie und die Zukunft der Mobilität. aufbauen. Die neuen Funktionen werden www.ready2test.de zusätzlich durch die Cloud-Infrastruktur Als Dankeschön vergüten wir selbstverständlich Deinen Einsatz.
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Den Blick im Blick
Gut geprüft: IAV testet die Funktionen neuer Infotainmentsysteme gemäß den Vorgaben von NHTSA und JAMA
naufmerksame Fahrer verursachen ganz genau zusieht – und zwar beim Sehen. Bevor ein neues Infotainmentsystem in den teren Kamera das Blickfeld der Testperso- Bei der Auswahl der Probanden gelten viele schwere Unfälle. Die amerika- Denn wer hier als Proband Platz nimmt, soll USA auf dem Markt kommen darf, muss es nen filmt. „So sehen wir genau, wie lange genaue Vorgaben: Unter ihnen müssen Ready2Test Unische Straßenverkehrsbehörde einen Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit darum den NHTSA-Test bestehen. Im Gif- der Fahrer bei verschiedenen Use Cases jeweils zwölf Männer und zwölf Frauen sein. NHTSA und der japanische Autoherstel- leisten. Genauer: Mithilfe ihrer „Sitzkiste“ horner Simulator bauen die IAV-Experten wo hinschaut – etwa bei der Eingabe einer Pro Geschlecht fordert die NHTSA jeweils Die Komplexität der Automobiltech- lerverband JAMA schreiben für die Funk- testen die Ingenieure, ob der Fahrer durch dafür auf Basis von CAD-Daten des Her- Telefonnummer während der Fahrt“, sagt drei Personen im Alter von 18 bis 24, 25 bis nologie nimmt stetig zu. Was ist eine tionen von Infotainmentsystemen darum die Bedienung des Infotainmentsystems zu stellers ein Cockpit nach, das ergonomisch Daniel Nause, Ingenieurpsychologe bei IAV. 39, 40 bis 54 sowie 55 Jahren und älter. perfekte Kombination aus Design, genau vor, wie sehr sie ihre Nutzer während stark vom Verkehrsgeschehen abgelenkt dem späteren Serienstand entspricht. Auf „Typische weitere Testfälle sind eine Ver- Alle müssen bei guter Gesundheit, aktive Ergonomie, Haptik und Qualität? der Fahrt ablenken dürfen. Im UX Lab in wird. Solche Untersuchungen sind von der den Leinwänden vor sich sehen die Proban- änderung der Kartenskala, die Zieleingabe Fahrer (mindestens 3.000 Meilen pro Jahr), Wie können Mobilität und Kommuni- Gifhorn testen IAV-Experten in einem amerikanischen Straßenverkehrsbehörde den eine amerikanische Straßenszene, oder das Blättern in der Kontaktliste auf erfahren im Umgang mit modernen Touch kation zusammenwachsen? Wie sehen Simulator, ob die Vorgaben erfüllt sind. NHTSA vorgeschrieben – nicht zuletzt, inklusive der dort üblichen Straßenmarkie- dem Display.“ Devices und natürlich unvertraut mit dem Bedienkonzepte der Zukunft aus? Um weil in den USA allein 2017 mehr als 3.166 rungen und Verkehrszeichen. Dabei tragen neuen Infotainmentsystem sein. Für die diese Fragen beantworten zu können, Im Gifhorner UX Lab von IAV steht ein Fahr- Menschen durch unaufmerksame Auto- sie eine Spezialbrille, die mit zwei Kameras Maximal erlaubte Ablenkung Rekrutierung der Testpersonen greift IAV auf müssen vor allem auch Autofahrer und simulator, der den Menschen am Steuer fahrer getötet wurden. die Augenbewegungen und mit einer wei- ist genau definiert externe Agenturen, aber zunehmend auch Interessierte in die Entwicklung mit auf einen eigenen Probandenpool zurück, einbezogen werden. Deshalb hat IAV Bestanden hat ein Infotainmentsystem, der aus 400 Mitarbeitern und 300 externen Ready2Test ins Leben gerufen. wenn wenigstens 21 von 24 Probanden Personen besteht (Tendenz steigend). während des gesamten Bedienvorgangs ihren Blick weniger als zwölf Sekunden von Sie können auch an den Tests teilnehmen, Müssen für die Teilnahme der Straße abwenden mussten. Außerdem die der japanische Autoherstellerverband bestimmte Voraussetzungen muss die durchschnittliche Dauer der JAMA vorgibt und die IAV ebenfalls in Gif- erfüllt sein? einzelnen Ablenkungen bei ihnen unter zwei horn durchführt. Für diese sind jeweils zehn Wer experimentierfreudig ist und Sekunden liegen. Und schließlich dürfen Männer und Frauen im Alter von 20 bis 49 Lust mitbringt, sich in technologische nicht mehr als 15 Prozent ihrer Blickab- Jahren vorgeschrieben. Auch hier geht es Fragestellungen einzudenken, ist bei schweifungen länger als zwei Sekunden um die Ablenkung durch Displays im Auto Ready2Test genau richtig. Jede gedauert haben. All das lässt sich mit der während der Fahrt. Bei den JAMA-Tests Person ab 18 Jahren, mit oder ohne Kamerabrille exakt erfassen. Fällt eine kommt ausschließlich die Okklusions- Führerschein, kann mitmachen. Funktion durch, muss sie im späteren Brille zum Einsatz. Außerdem gelten ande- Serienfahrzeug beispielsweise während re Grenzwerte als bei der NHTSA: Die Brille Wie läuft das ab? der Fahrt gesperrt werden. gibt den Blick für 1,5 Sekunden frei und Wenn für einen bestimmten Nutzertest versperrt ihn danach für eine Sekunde. Probanden benötigt werden, lädt IAV Ein anderes Testverfahren ist das „Occlu- Dieses Muster wiederholt sich, und die die passenden Personen per E-Mail sion Testing“, bei dem man ohne Simulator Probanden müssen die Aufgabe in höchs- ein. Wer ausgewählt wird, muss für auskommt. Statt einer Kamerabrille tragen tens 7,5 Sekunden „Offenzeit“ bewältigen. einige Stunden bei IAV vor Ort sein. die Probanden hier eine Brille, die mithilfe Anschließend bewerten sie auf einer Skala Möglich sind Online-Tests oder eines Flüssigkristall-Displays die Sicht ent- von eins bis sieben, wie sehr sie der gesam- klassische Befragungen, aber auch weder freigeben oder versperren kann. te Bedienvorgang gestresst hat. Tests im Fahrzeug. Besonders span- Für den NHTSA-Test wird sie in 1,5-Sekun- nend ist der Einsatz von Virtual Reality den-langen Intervallen auf transparent „Mit den NHTSA- und JAMA-Tests tragen (VR) und Augmented Reality (AR). So geschaltet, und die Testpersonen müssen wir zur Verkehrssicherheit bei“, so Nause, werden simulierte Fahrsituationen in diesen Zeitschlitzen die Funktionen des der sich seit vier Jahren mit dem Thema erlebt oder ein neues Head-up-Display Infotainmentsystems bedienen. Bestanden beschäftigt. „Wir können sie in Deutschland getestet. Als Dankeschön wird der hat es, wenn wieder mindestens 21 von oder in den Zielländern USA und Japan Einsatz selbstverständlich vergütet. 24 Probanden höchstens zwölf Sekunden durchführen.“ Wo auch immer der IAV- „Offenzeit“ (aufsummierte Summe der Simulator zum Einsatz kommt: Er hat den Offen-Intervalle) dafür brauchen. Blick der Probanden immer fest im Blick. Jetzt als FahrspaßTester registrieren! IAV stellt die geforderten Kontakt: www.ready2test.de Probanden zusammen [email protected] 24 Impulse | automotion automotion | Impulse 25
as von IAV in Kooperation mit dem Welche Infrastruktur-Entscheidungen Damasky: Wir brauchen einen chemischen VDA veranstaltete „Berliner An- sollten getroffen werden? Energieträger, jenseits von Batterien. Eine „Jetzt Entscheidungen treffen“ triebsstrangsymposium“ bringt An- CO -neutrale Wasserstoffherstellung ist da- D 2 fang Dezember Politik und Industrie zusam- Damasky: Wasserstoff ist ein zentraler für immer die Basis, ob man den Wasserstoff
men, um sich über die Antriebe der Zukunft Baustein einer CO2-neutralen Energie- direkt einsetzt oder daraus anschließend auszutauschen. Neben dem Einfluss der versorgung und er wird ab dem Jahr 2030 E-Kraftstoffe herstellt. Interview mit Dr. Joachim Damasky (VDA) und Matthias Kratzsch (IAV) gesetzlichen Rahmenbedingungen und auch im Verkehr – vor allem für den Lkw – dem Umgang mit der Komplexität ist auch eine wichtige Rolle spielen. Die Bundesre- Welche Rolle spielen synthetische Kraft- eine wichtige Frage, welche Energieträger gierung bereitet derzeit einen Masterplan stoffe für das Erreichen der Klimaziele? neben batterieelektrischen Antrieben sinn- Wasserstoff vor. Dazu gibt es einen engen voll sind, um bis 2050 klimaneutrale Mobili- Austausch mit der Industrie, die die Antrie- Damasky: In den letzten 20 Jahren konnte tät zu ermöglichen. Ein Zwiegespräch zwi- be bereitstellen muss. die deutsche Automobilindustrie den Flot- schen Dr. Joachim Damasky, Geschäfts- tenverbrauch ihrer Neufahrzeuge um 35 Pro-
führer Technik des Verbands der Automo- Kratzsch: Wir brauchen CO2-neutral erzeug- zent reduzieren. Wir müssen aber leider fest- bilindustrie (VDA) und Matthias Kratzsch, ten Wasserstoff auf Ökostrombasis. Bislang stellen, dass dies nicht zu einer Nettoredu-
Geschäftsführer Technik bei IAV. wird Wasserstoff bei uns auf Basis von Erdgas zierung des CO2-Ausstoßes im Straßenver- erzeugt, in Japan teilweise sogar aus Kohle. kehr geführt hat. Dabei spielen viele Effekte Über das Auto wird derzeit vor allem unter Wir dürfen nicht nur darauf schauen, was eine Rolle. Zum Beispiel war der Motorisie- dem Aspekt des Klimaschutzes diskutiert. im Fahrzeug passiert, sondern müssen die rungsgrad im Basisjahr 1990 – das Jahr nach Wie erleben Sie diese Debatte? gesamte Energiekette betrachten. dem Fall der Mauer – in Ostdeutschland deutlich geringer. Dem gegenüber steht das Kratzsch: Es ist gut, wenn wir die Debatte In der aktuellen Gesetzgebung werden Ziel, die Emissionen aus dem Verkehrssektor intensiv führen. Dabei ist allerdings wichtig, allerdings nur die Fahrzeugemissionen bis 2030 um 40 bis 42 Prozent zu verringern. dass wir, ausgehend von verschiedenen berücksichtigt. Das wird nur über die Flottenerneuerung nicht Meinungen, am Ende zu einer gemeinsamen zu erreichen sein. Was bleibt uns denn dann? Zielrichtung zwischen den gesellschaftli- Kratzsch: Ja, das stimmt. Leider werden Ein Ausbau des in vielen Großstädten ohne-
chen, politischen und industriellen Interessen bis jetzt auch noch keine CO2-mindernden hin völlig ausgelasteten ÖPNV ist in diesem finden. Vor allem sollten Positionen nicht Maßnahmen auf der Kraftstoffseite incen- Zeitraum wohl nicht ausreichend. Einen Teil abgehoben ohne jede Faktenbasis vertreten tiviert. Eine Änderung der derzeitigen Tank- der Lösung kann die Beimischung erneuer- werden. Mit dem Berliner Antriebsstrangsym- to-Wheel-Bilanzierung wird wahrscheinlich barer Kraftstoffe darstellen. posium wollen wir die Debatte versachlichen erst im Jahr 2023 auf europäischer Ebene und eine gemeinsame Denkrichtung zwi- diskutiert und könnte dann möglicherweise Kratzsch: Mit der Beimischung synthetischer schen Industrie und Politik finden. erst ab 2030 gelten. Wir brauchen Entschei- Kraftstoffe hätten wir sofort einen signifikan-
dung und Umsetzung früher. Zudem müs- ten CO2-Effekt im kompletten Fahrzeugbe- Damasky: Wenn wir eine sachliche Diskus- sen wir wissen, ob wir die Emissionen dann stand. Wir müssten nicht darauf warten, dass sion führen, sollte es möglich sein, einen Well-to-Wheel betrachten oder die gesam- Elektrofahrzeuge allmählich einen größeren Konsens zu finden. Die Ziele sind klar – die te Lebenszyklusanalyse zugrunde legen. Anteil am Bestand einnehmen. Sicherlich gibt Automobilindustrie steht zu den Klimazielen es noch einen gewissen Entwicklungsbedarf der Bundesregierung. Jetzt geht es vor Damasky: Bei einer Lebenszyklusanalyse auf der Kraftstoffseite, die Motoren wären allem darum, schnell die notwendigen müssen wir aufpassen, dass sie nicht all die allerdings prinzipiell schon heute so weit. Voraussetzungen zu schaffen. Anstrengungen, die wir aktuell unternehmen, konterkariert. Unser Ziel lautet daher, die Auch die weitere Verbreitung von Hybrid- Kratzsch: Aus Sicht des Klimaschutzes ist Batterien von Elektroautos so klimafreundlich antrieben zahlt auf dieses Ziel ein. Im Prinzip
es entscheidend, dass der absolute CO2- zu produzieren, dass sie bei einer Lebens- stellen diese auch eine Art „Beimischung“ Gehalt in der Atmoshäre bis 2050 begrenzt zyklusanalyse nicht mehr ins Gewicht fallen. – in diesem Fall direkt der elektrischen wird. Daher ist nicht nur das Ziel wichtig, son- Dafür spielt auch das Batterierecycling eine Energie – dar. dern auch der Weg dorthin. Das bedeutet, wir Rolle – wir müssen da einen geschlossenen brauchen im besten Fall Maßnahmen, die Wertstoffkreislauf hinbekommen. Ist Deutschland dazu in der Lage, ausrei-
schon sehr kurzfristig eine CO2-mindernde chend Wasserstoff oder synthetische Wirkung haben. Wenn wir dann noch berück- Was spricht für den Energieträger Wasser- Kraftstoffe zu produzieren? sichtigen, dass ein durchschnittlicher Pkw stoff? in Deutschland mittlerweile fast zehn Jahre Damasky: Wenn wir ein Industrieland blei- alt ist, müssen wir spätestens im Jahr 2040 Kratzsch: Wasserstoff oder auf Wasser- ben wollen, werden wir auch künftig auf alle entscheidenden Technologien in Serie stoff basierendes Methan kann das Rück- Energieimporte angewiesen sein – auch bringen, um dann 2050 im Flottenverbrauch grat der künftigen Energiewirtschaft dar- weil wir aufgrund der klimatischen Verhält- klimaneutral zu sein. Das heißt auch, dass wir stellen. Als Langzeitspeicher für regenera- nisse nicht dazu in der Lage sein werden, Matthias Kratzsch, IAV-Geschäftsführer Technik, und Dr. Joachim Damasky, Geschäftsführer Technik des Verbands der Automobil- jetzt die notwendigen Entscheidungen über tive Energie können diese Energieträger große Anlagen kontinuierlich zu betreiben. industrie (VDA) die zugehörige Infrastruktur benötigen. auch Dunkelflauten ausgleichen. Wir tun gut daran, die wirtschaftliche 26 Impulse | automotion