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Zum Ausscheiden von Senatsdirektor

Eberhard Kulenkampff aus dem Bauressort

Bei der Senatsneubildung sind die bisherigen Ressorts Bauwesen hat sie Kulenkampff herbeigeführt, denn die Bereitschaft, andere und Umweltschutz zusammengelegt worden. Das neue Ressort Meinungen zu berücksichtigen und Kompromisse einzugehen, ge¬ „Umweltschutz und Stadtentwicklung" wird von Frau Senatorin hörte nicht zu seinen Stärken. Mein Vorgänger im Amt des Vorsit¬ Eva-Maria Lemke geführt. Vertreter werden der bisherige Senats¬ zenden der Aufbaugemeinschaft, Gerhard Iversen, und ich selbst direktor für Umweltschutz Dr. Lüthge und ein weiterer noch zu be¬ sind oft in diese Auseinandersetzungen verwickelt gewesen; zu¬ nennender Senatsdirektor für den Bereich Stadtentwicklung. Se¬ letzt waren es die Objekte und , bei denen wir natsdirektor Eberhard Kulenkampff wird in den vorzeitigen Ruhe¬ nachhaltig gegenteilige Standpunkte vertreten haben. stand versetzt.

Kulenkampff hat 13 Jahre lang als Senatsdirektor das Ressort Bau¬ Trotzdem - und vielleicht gerade deshalb - fühle ich mich heute wesen administrativ und technisch geleitet; daß die politische Füh¬ veranlaßt, Kulenkampff meinen Respekt auszusprechen und deut¬ rung bei den Senatoren gelegen hat, ändert nichts an dieser Fest¬ lich auf die auch meiner Meinung nach positiven Aspekte seines stellung. In dieser Zeit hat es im Stadtbild bemerkenswerte Ent¬ Wirkens hinzuweisen, er hat Spuren hinterlassen, die das Stadtbild wicklungen gegeben, sichtbare als abgeschlossene Werke im prägen. Kulenkampff hätte es verdient, daß solche Worte auch von Ostertor, im Rembertiviertel und in Vegesack, dazu Hillmannplatz anderen - Personen und Institutionen, einschließlich seines Dienst¬ und Plaza-Hotel sowie eine Reihe von Einzelbauten und die Aus¬ herrn - anläßlich seines Ausscheidens öffentlich ausgesprochen worden wären. weitung des Fußgängerbereiches in der Altstadt (Kramerzeile, Knochenhauerstraße, Domshof/, Ansgarikirchhof) und schließlich auch die Erweiterung und Neugestaltung des Werder¬ Was die Form des Abganges anbelangt, so hat ein Senatsmitglied sees. Heute noch nicht sichtbar ist die Vorarbeit an der Bürgerwei¬ selbstverständlich das Recht, sich einen Vertreter zu wählen, der de (Veranstaltungszentrum) - wenn man von der Errichtung der sein Vertrauen genießt. Es waren schon gute Gründe, die s. Z. zum Halle V absieht -, am Teerhof und im Hollerland. Diese Vorhaben Erlaß des Gesetzes über politische Beamte geführt haben. Aber es sind, wie das beim Städtebau in der Natur der Dinge liegt, von Ku¬ gehört keine große Prophetengabe dazu, um zu erkennen, daß es lenkampff nicht persönlich in allen Einzelheiten gestaltet worden, bei der Arbeit des zusammengelegten neugegliederten Ressorts aber er hat jeweils den Rahmen gesetzt und hat auch vielfach ent¬ jetzt Probleme geben wird. Im Interesse der Sache ist zu hoffen, scheidend in die Gestaltung eingegriffen. daß nicht nur die Senatsdirektorenstelle Stadtentwicklung so schnell wie möglich mit einer geeigneten Persönlichkeit besetzt Alles das hat die Tagespresse bei der „Verabschiedung" uner¬ wird, sondern daß auch Kompetenzregelungen getroffen werden, wähnt gelassen, es hat nur einige hämische und aggressive Mel¬ die einen Verwaltungsablauf ohne Reibungen gewährleisten. dungen über Kulenkampff s Fortgang und eine ihm angebotene Tä¬ Denn daß es sonst Beeinträchtigungen der Sacharbeit geben könn¬ tigkeit bei der Gewoba gegeben. Selbst bei „Buten & Binnen", das te, ergibt sich schon aus der ungewöhnlichen Benennung des Res¬ sich gerne mit Kulenkampff beschäftigte, wenn es irgendwie sorts. Warum firmiert das entsprechende Ressort in Berlin als „Se¬ Schwierigkeiten gegeben hatte, schien der Abgang von Kulen¬ nator für Stadtentwicklung und Umweltschutz" im Gegensatz zu kampff zu uninteressant gewesen zu sein, um gemeldet und kom¬ Bremen, wo es „Senator für Umweltschutz und Stadtentwicklung" mentiert zu werden. heißt? Bestimmt dort etwa eine andere Auffassung über die Syste¬ In der Amtszeit von Kulenkampff hat es viele Auseinandersetzun¬ matik die Ressortbezeichnung? Die in Berlin gewählte Reihenfolge gen mit ihm gegeben, teils lagen sie in der Sache begründet, teils ist überzeugender. Franz Rosenberg

INHALTSVERZEICHNIS

Der Kommentar Der Stadtbezirk Bremen-Ost

Dr.-Ing. Franz Rosenberg, Das Weserwehr bei Hastedt 14 Bremen 3 Entwicklung der öffentlichen Aus der Innenstadt Grünflächen im Bremer Osten 16

Die Lloyd-Passage Richtfunktürme der Bundespost 17 Hans-Hinrich Blumenberg, Bremen Vorsitzender der Lebensbilder bremischer Baumeister „Interessengemeinschaft Heinrich Flügel 18 4 Lloyd-Passage" Albert Diedrich Dunkel 20 Der Markt in Bremen im Wandel Walter Görig 22 der Denkmalpflege Arnold Agatz 25 Professor Dr.-Ing. Wilhelm Wortmann, Hannover 6 Titelbild: Markt in Bremen um 1850 Lloyd-Passage Bremen

Hans-Hinrich Blumenberg

Ausgangssituation Am 12. August 1987 nahm der ehemals gewählte Vorstand die Plan¬ Nach dem Willen der Eigentümer und Anlieger der Großen Hunde- gespräche zum Projekt der Lloyd-Passage erneut auf und konnte straße/Kreyenstraße soll die Glasdachpassage - besser bekannt am 10. 9. 1987 die Eigentümer/Anlieger der Großen Hundestraße unter dem Namen Lloyd-Passage - nun schnellstens gebaut wer¬ veranlassen, unterschriftlich der Gründung einer Interessenge¬ den. Die wirtschaftliche Attraktivität der Bremer City soll hierdurch meinschaft Lloyd-Passage zuzustimmen. Während der gesamten gefördert werden. Planungsphase begleitete die Handelskammer dieses Projekt ak¬ tiv und fördernd. Der Geschäftsführer, Herr Nullmeyer, hob hervor, Eine Stadt muß lebendig sein, muß sich ständig erneuern und sich daß das wirtschaftspolitische Aktionsprogramm bis 1995 sowie der neuen Gegebenheiten anpassen, im Bereich der Lebensauffassun¬ Bremen-Plan günstige Voraussetzungen für eine weitere positive gen und des sozialen Zusammenlebens, auf den Gebieten der Wirt¬ Entwicklung der City bieten würden; allerdings sei es notwendig, schaft und der Kultur. daß die Stadt langfristige Daten liefern müsse, um das Vertrauen Ebenso wie Geschichte und Tradition zur Stadt gehören, ist ein we¬ der Kaufmannschaft zu gewinnen. sentliches Merkmal der Stadt, daß sie Neuem gegenüber aufge¬ Im Bereich der Großen Hundestraße, Kreyenstraße, Papenstraße schlossen ist. Das macht die Anziehungskraft einer City aus. bestehen zukünftig drei Warenhäuser, zwei Kaufhäuser und Ein¬ Der für Bremen spezifische Grund für die Wiederbelebung des Pro¬ zelhandelsgeschäfte mit einer Verkaufsfläche von mehr als 70000 jektes ist eine sich völlig verändernde Innenstadt: Im Jahre 1988 Quadratmetern den Kunden zur Verfügung. Komplettiert wird die¬ werden C & A sowie das Bremer Carree äußerst attraktive Verkaufs¬ ses attraktive Angebot durch drei Parkhäuser mit ingesamt ca. flächen dem Bremer Publikum eröffnen. Dem Baubeginn des Wun¬ 2400 Parkplätzen (Mitte, Katharina, Brill). derland Verbrauchermarktes soll durch weitere Attraktivitätsstei¬ gerung in der Bremer City begegnet werden. Hierzu zählen auch die geplante Glasüberdachung „Am Wall", die Überdachung in Ergebnis der „Ansgaritor-Passage" und die Aufstockung der Parkflächen Mit dem Ziel, die Große Hundestraße/Kreyenstraße zu einer Erleb¬ am Parkhaus Mitte in einer günstigen Lage. niszone von hoher Qualität auszubauen, legte die Architekten¬ Entsprechend der Umsatzentwicklung im Jahre 1986 können sich gemeinschaft neue Pläne vor, die Anlieger und Stadtplaner bei der die Bremer Innenstadtkaufleute dem Fazit der bekannten Marke¬ Vorstellung hellauf begeistern konnten. Die Architektengemein¬ ting-Zeitschrift „Absatzwirtschaft" vom August 1987 anschließen. schaft besteht aus dem Düsseldorfer Büro: Rhode, Kellermann, „Der Handel muß wieder mit dem City-Standort rechnen. Mehr Wawrowski & Partner sowie zwei Bremer Büros: Haslob, Hartlich, Freizeit hat die Wende im Einkaufsverhalten eingeleitet. Bedarfs¬ Schütz und Rosengart, Busse und Partner. deckung ist in der Shopping-Wertskala abgerutscht, Erlebnis und Kommunikation haben die Spitzenpositionen eingenommen. Und Projektförderung das läßt sich eben eher in einem gewachsenen Stadtkern realisie¬ ren als in synthetischen Einkaufszentren vor der Stadt. " Sowohl die EinmaUgkeit des Projektes als auch sein innovativer Charakter bezüglich der städtebaulichen Gestaltung und der Erinnert werden sollte bei der Wiederbelebung des Projektes an rechtlichen Struktur wird auch darin deutlich, daß das Bonner Bau¬ die erste Planungssitzung, die bereits am 6. 12. 1984 stattfand. Es ministerium einen Zuschuß von 600000 - DM für das Pilotprojekt folgte die Einstellung eines Geschäftsführers-Herr Gansch-, wel¬ bewilligt hat. cher seine Arbeit am 1. März 1985 aufnahm und diese bis zum 22. 5. 1986 fortführte. Von diesem Zeitpunkt an ruhte das Projekt für 14 Diese Bewilligung konnte mit maßgeblicher Unterstützung der Monate aufgrund der positiven Entscheidung des Bremer Senats Bremer Bauverwaltung erreicht werden. für das Wunderland-Projekt mit über 50000 neuen Quadratmetern Professor Dr. Zeiger (Bremen) wird eine projektbegleitende Studie Verkaufsfläche am Stadtrand. erstellen, um für weitere Projekte auf Bundesebene Daten und Fak-

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ten zur Verfügung stellen zu können. Mit Verwirklichung der Beginnend an der Einmündung Sögestraße/Große Hundestraße ist Lloyd-Passage kann es zum ersten Mal in der Bundesrepublik ge¬ die Satteldachkonstruktion in einer Höhe von ca. 10 m angeordnet. lingen, eine gewachsene alte Innenstadtstraße zu überdachen. Die unterschiedlichen Dachhöhen vereinigen sich im Kreuzungs¬

Gleichartige Projekte in verschiedenen deutschen Städten haben punkt Große Hundestraße/Kleine Hundestraße in einem achtecki¬ den Stand der Realisierung bisher noch nicht erreicht. Die Arbeits¬ gen Kuppelbau mit einer Gesamthöhe von ca. 17 m. Die Glasdach¬ konstruktion besteht aus verzinkten Rundrohrstützen, jede gemeinschaft hebt hervor, daß während der gesamten Planungs¬ „Baumstütze" aus vier Rundrohren (Durchmesser 25 cm) mit nach phase äußerste Kooperationsbereitschaft seitens der Stadt vorhan¬ den war, insbesondere durch Bausenator Bernd Meyer sowie oben gehender Verästelung, so daß durch die Stützenaddition der Eindruck einer Baumallee vermittelt wird. Eine mechanische Senatsdirektor Eberhard Kulenkampff - zusammen mit dem Refe¬ renten für Städtebau, Herrn Götz Neuber. Waschanlage wird dafür sorgen, daß das 10 bis 15 mm dicke Sicher¬ heitsglasdach stets eine optimale Transparenz gewährleistet.

Ein weiterer Akzent in der Lloyd-Passage wird der gläserne Perso¬ Konstruktion und Gestaltung nenaufzug am Parkhaus Mitte zwischen Kreyenstraße und Kleine Hundestraße sein. Der überdachte Bereich der Großen Hundestraße vor dem Waren¬ haus Horten und den Firmen Boecker, JPC Schallplatten und Bau¬ Die Attraktivität der Großen Hundestraße wird komplettiert durch ermann erhält eine Satteldachkonstruktion mit einer Traufhöhe neue Geschäftshausfassaden (Glas, Marmor, Edelstahl). Mit der von etwa 8 m und einer Firsthöhe von etwa 14 m. Die Lösung der Lloyd-Passage wird auch für die Geschäfte die Chance eröffnet, Dachform ergibt sich aus der Breite der Straße, nimmt Rücksicht sich unabhängig vom Wetter zur Passage hin zu öffnen mit einem auf die Fensterverteilung der Bebauung und schafft für die Passan¬ fein strukturierten Bodenbelag aus Klinker, Kunststein und Mar¬ ten eine angenehme Raumproportion. mor.

LLOYD-PASSAGE

Technische Daten

Länge der Großen Hundestraße 200 m

Länge der Kreyenstraße 50 m Breite der Großen Hundestraße 10-18 m

Höchster Firstpunkt bei 10 m

Höchster Firstpunkt bei Horten 14 m

Baubeginn Dezember 1987

Eröffnung Herbst 1988

Möblierung Lloyd-Passage u.a. mit Pflanzbek- ken, Grünpflanzen und Sitzbänken, Wasser¬ becken.

Eine Klimatisierung der Passage ist nicht vor¬ gesehen. Die überdachte Straßenfläche in der Großen Hundestraße/Kreyenstraße beträgt ca. 3000 Quadratmeter.

Es werden 25 verschiedene Einzelhandelsge¬ schäfte angesiedelt werden.

Vorstand Lloyd-Passage: Hans-Hinrich Blumenberg, 1. Vorsitzender Heinz Börners, Stellvertreter Theodor Fox Heinz Gansch, Geschäftsführer /r\viiVÜ /"Uli \U{ ÜL L ü !±=3 Der Markt in Bremen im Wandel der Denkmalpflege

Wilhelm Wortmann

Entwicklung bis 1945 nale Aufgabe betrachtet, der Dom galt als ein Nationaldenkmal. Al¬ lerdings fand die Vollendung schon damals auch Gegner. Mit den Die Denkmalpflege hat in Deutschland ihre Anfänge am Beginn Arbeiten wurde 1843 begonnen, sie waren erst 1880 abgeschlos¬ des 19. Jahrhunderts gehabt, noch nicht unter diesem Namen, son¬ sen. Vorbilder für die Rekonstruktion waren Risse für die Fassaden, dern unter dem der „Erhaltung der Kulturdenkmäler". Damals die 1811 und 1814 überraschend gefunden worden waren. Die Re¬ wurde die Gotik wieder entdeckt in Frankreich, wo sie entstanden stauratoren, und nicht nur die am Kölner Dom, waren davon über¬ ist, in England, wo sie lange über das Mittelalter hinaus verborgen zeugt, im Geiste der Entstehungszeit der von ihnen betreuten Bau¬ weiter gelebt hatte, und in Deutschland, wo sie durch das Barock werke zu arbeiten. Doch gilt auch hier: „ Was Ihr den Geist der Zei¬ verdrängt wurde. Goethes bereits 1771 unter dem Eindruck seines ten heißt, das ist im Grund der Herren eigener Geist. " ersten Besuches im Straßburger Münster geschriebener Aufsatz: „Von deutscher Baukunst" war ein früher Vorbote. Der Schriftsteller Prosper Merime (1830-1870), Inspekteur der Denkmalpflege in Frankreich, sagte bereits vor 140 Jahren über Nach den Befreiungskriegen entwickelte sich der Wunsch nach der die Restaurationen dieser Zeit: „Die Wiederaufbauer sind viel¬ Restauration gotischer Bauwerke und, soweit sie unvollendet ge¬ leicht gefährlicher als die Zerstörer. " blieben waren, nach ihrer Vollendung. Die Marienburg in den preußischen Stammlanden ist ein frühes Beispiel für eine Restaura¬ Eine Wende in den Auffassungen der Denkmalpflege kam in tion, der Kölner Dom ein Beispiel für eine Vollendung. Deutschland am Ausgang des 19. Jahrhunderts. 1900 fand der erste Fachkongreß, der Tag für Denkmalpflege, in Dresden statt, ein Jahr Seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts hatten die Bauarbeiten am zuvor wurde die Zeitschrift für Denkmalpflege gegründet. Der Na¬ Kölner Dom geruht, der Kran auf dem Südturm hat bis 1868 gestan¬ me Denkmalpflege war jetzt offiziell geworden. Im Mittelpunkt den. 1815 waren die Rheinlande im Wiener Kongreß an Preußen der Themen, die auf dem ersten Tag für Denkmalpflege behandelt gekommen. Die Vollendung des Kölner Doms wurde als eine natio- wurden, stand die Frage: „Erhaltung oder Restauration." In den in den folgenden Jahren entwickelten Grundsätzen der Denkmal¬ pflege heißt es: „Nicht ergänzen, sondern erhalten, das sei die Lösung. Wo aber einmal ergänzt werden muß, da tue man es, ohne durch Stilechtheit täuschen zu wollen. Jedes restaurierte Stück soll auch ohne Jahreszahl und Inschrift dem Besucher sagen: Dort ist das Alte,hier ist das Neue." Das sind selbstbewußte Worte. (1)

Zwei Beispiele aus dieser Zeit lassen aber die Relativität dieser Grundsätze erkennen. 1902 stürzte der Campanile auf der Piazza in Venedig ein. Wenige Jahre darauf wurde er in alter Form wieder aufgebaut. Theodor Fischer*) schrieb in einem Aufsatz über „Er¬ halten oder Restaurieren" zum Wiederaufbau des Campanile: „Hier scheint mir die exakteste Nachbildung des Alten das Richti¬ ge zu sein, die denn auch bei dem Vorhandensein so vieler Überre¬ ste und so genauer Aufnahmen gar keine Schwierigkeiten bieten kann." (1902). Theodor Fischer gehörte zu den Architekten, die sich mit Leidenschaft gegen falsche Restauration und Rekonstruk¬ tion gewandt hatten (1).

Der Kölner Dom um 1840 Das gleiche gilt für den Wiederaufbau der Michaeliskirche in Ham¬ burg, des neben der Frauenkirche in Dresden bedeutendsten pro¬ testantischen Kirchenneubaus des Barock, der 1906 durch einen Brand zerstört wurde. Die Kirche wurde in alter Form wieder aufge¬ baut, nachdem eine harte Diskussion über das Für und Wider vor¬ ausgegangen war, bei der angesehene Architekten und Denkmal¬ pfleger sich gegen den Wiederaufbau in alter Form ausgesprochen hatten.

Beide Bauwerke leben im Bewußtsein der Bürger ihrer Städte, bei¬ de sind Wahrzeichen ihrer Städte, bei beiden blieb die Zweckbe¬ stimmung, ein wichtiges Kriterium, unverändert, sie blieben Turm und Kirche. Wir möchten heute, 80 Jahre später, weder den Campa¬ nile im Stadtbild Venedigs, noch den Turm von St. Michaelis im Stadtbild Hamburgs vermissen und sind dankbar, daß die beiden Bauwerke nicht in den baulichen Formen des ersten Jahrzehnts unseres Jahrhunderts wieder errichtet wurden. Der Wiederaufbau dieser Bauwerke zeigt uns also, daß Restauration und Rekonstruk¬ tion nicht in jedem Fall abzulehnen sind. Es gibt hier keine Regel ohne Ausnahme, diese muß jedoch wohl begründet sein. Bereits in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurde die Notwendigkeit erkannt, nicht nur das einzelne Bauwerk zu schüt¬ zen, sondern auch seine Umgebung. „Aus der Schätzung der Ein-

*) Theodor Fischer, geb. 1862, gest. 1938, Professor für Entwerfen an den Hochschulen Der Kölner Dom um 1880 Stuttgart und München 7 DER AUFBAU

zeldinge sind wir allmählich fortgeschritten zur Schätzung des Ganzen. Wir haben eingesehen, daß das schöne Einzelne seine runde volle Schönheit erst gewinnt in seiner Einpassung in das schöne Ganze und das mit seiner Umgebung in Widerspruch Ge¬ stellte widerwärtig wirkt. " (Theodor Fischer, 1928).

Aus dieser Erkennis ist der heute allgemein übliche Ensemble¬ schutz entstanden.

Schutzwürdig galten noch lange nur die historisch und baulich be¬ deutenden Bauwerke, das „sakrale" und das „gehobene" Bau¬ denkmal. Die ersten Bände des 1905 von Georg Dehio " *(begonne¬ nen großartigen Werkes „Handbuch der deutschen Kunstdenk¬ mäler" treffen diese Auswahl mit einer zeitlichen Grenze bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Die später - besonders nach 1950 - herausgegebenen Bände schließen auch die Bürgerbauten mit ein und reichen zeitlich bis in die jüngere Vergangenheit.

Auf dem Tag für Denkmalpflege im Jahre 1904 verband sich die Denkmalpflege mit dem Heimatschutz, es begann die Ausweitung des Baugriffes und des Aufgabenfeldes. Die Zerstörungen im Krie¬ ge, aber auch die durch die technische und wirtschaftliche Ent¬ wicklung eingetretenen schweren Verluste haben sie beschleu¬ nigt. Denkmalschutz ist inzwischen ein Teil des Umweltschutzes gewor¬ den, Schutz der gebauten Umwelt, ebenso notwendig wie der Schutz der natürlichen Umwelt.

Entwicklung nach 1945

Der Aufbau nach dem Kriege stellte die Denkmalpflege vor außer¬ ordentliche Aufgaben. Die Sorge galt zunächst verständlicherwei¬ se der Sicherung der zwar beschädigten, aber in der Substanz noch erhaltenen klassischen Baudenkmäler und anschließend ihrer Wie¬ derherstellung. Die Sorge um die viel zahlreicheren bescheidenen Bauten traten zurück, das ist verständlich, wenn wir uns in den Zu-

* *) Georg Dehio, geb. 1850 in Reval, gest. 1932 in Tübingen, bis 1918 Professor für Kunst¬ Das Goethehaus am Hirschgraben in Frankfurt nach geschichte an der Universität Straßburg dem Wiederaufbau DER AUFBAU 8

Das Freie Deutsche Hochstift, dem das Haus gehört, hat es trotz dieser Bedenken wieder aufgebaut, und das mit Recht. Das Inven¬ tar war gerettet, manche Bauteile waren aus den Trümmern gebor¬ gen. Die Fassade des Erdgeschosses ist fast ganz die ursprüngli¬ che. Anhand sorgfältiger Pläne gelang eine getreue Rekonstruk¬ tion. Zu bedauern ist, daß die Umgebung des Hauses den Maßstab, den das Goethehaus setzt, nicht beachtet hat. (3)

Das nächste Beispiel soll der Wiederaufbau des im September 1939 bei dem Bombardement Warschaus bereits stark beschädigten, in der Substanz aber noch erhaltenen Schlosses sein, das im Herbst 1944 auf höchsten Befehl von Deutschen gesprengt worden ist. Gleichzeitig wurde seine Umgebung zerstört. Die Altstadt wurde schon frühzeitig wieder aufgebaut.

Am Anfang des Jahres 1949 beschloß der Seiym den Wiederaufbau des Schlosses als Symbol der polnischen Nation und Mittelpunkt des polnischen kulturellen Lebens. Mit dem Beginn wurde aber Das Schloß in Warschau noch 20 Jahre gewartet. Dafür war nicht nur die Fülle der so drän¬ genden Aufgaben entscheidend, die vor den Polen stand, sondern auch die Diskussion der Frage, ob es möglich, ja ob es berechtigt stand der Jahre unmittelbar nach dem Kriege zurückversetzen. Im ist, ein historisches Bauwerk von den Ausmaßen des Schlosses, von Oktober 1945 sprach Fritz Schumacher *'") im Hamburger Rathaus dem so gut wie nichts mehr an Ort und Stelle vorhanden war, wie¬ zum Wiederaufbau dieser Stadt, es war seine letzte öffentliche Re¬ der aufzubauen. 1981 war der Aufbau vollendet. Was ich zum Wie¬ de: „Wer Deutschlands große Städte kannte, ärgerte sich gewiß deraufbau des Campanile und der Michaeliskirche gesagt habe, über vieles, was sie zeigten, und doch wußte er: es war eine Galerie gilt uneingeschränkt für das Warschauer Schloß: von Charakterköpfen der Kultur, die ihm entgegenblickte, mannig¬ faltig und interessant wie weniges in der Welt. Wenn wir jetzt vor - Das Schloß dient heute wie ehemals der Repräsentation des pol¬ den Trümmern einer dieser Städte stehen mit der Aufgabe, sie wie¬ nischen Volkes, die eine Volksrepublik ebenso benötigt wie frü¬ der aufzubauen, gilt es, etwas von diesem unbestimmbaren Cha¬ her ein Königreich. rakter ihres zerstörten Wesens einzufangen und sich doch nicht - Exakte Pläne und zahlreiche Illustrationen sicherten den getreu¬ durch Zufälligkeiten ihrer historischen Reste bei unvermeidli¬ en Aufbau, außen und innen. chen Eingriffen beirren zu lassen. Von diesem historischen Flui- dum läßt sich nicht viel reden und doch möchte ich es hier allem an¬ - In großem Umfang von Bürgern der Stadt aus den Trümmern ge¬ borgene Bauteile gaben den Handwerkern ein Vorbild für ihre deren voranstellen, weil es in Gefahr steht, sich schnell zu verflüch¬ Arbeit. Noch für jedermann sichtbar sind sie in die Fassaden und tigen." (2) in die Innenräume eingefügt. Die erste harte Diskussion über den Wiederaufbau eines total zer¬ störten Baudenkmals entstand um das Goethehaus am Hirschgra¬ - Ein großer Teü der während des Krieges weit zerstreuten Innen¬ ben in Frankfurt, ein bescheidenes Haus, aber ein nationales Denk¬ ausstattung konnte an ihren alten Platz zurückgebracht werden. mal. Im Band Südwestdeutschland des Dehio wird es in der zwei¬ - Der Wiederaufbau lag in den Händen der staatlichen Werkstät¬ ten Ausgabe aus dem Jahre 1926 mit einem kurzen Halbsatz er¬ ten für Denkmalpflege, in denen wissenschaftliche Kenntnisse, wähnt: „Goethehaus 1755, wesentlich wegen der behaglichen in¬ denkmalpflegerische Erfahrungen und handwerkliches Können neren Anlage zu nennen. " Gegen den Wiederaufbau erhoben sich miteinander vereinigt sind. schon bald nach Kriegsende ernste Stimmen zunächst von Archi¬ - In allen europäischen Ländern hat die Denkmalpflege inzwi¬ tekten und Denkmalpflegern, die in dem Wiederaufbau eine Stil¬ schen viele Erfahrungen gesammelt. Heute ist sie in der Lage, täuschung sahen. Einem 1947 erschienenen Aufsatz entnehme ich werkgetreu wiederaufzubauen und die handwerklichen Män¬ einige prägnante Sätze: „Das Haus am Hirschgraben ist nicht gel zu vermeiden, die wir zum Beispiel am Aufbau des Campani¬ durch einen Bügeleisenbrand oder durch einen Blitzschlag oder le und der Michaeliskirche durchaus empfinden. durch Brandstiftung zerstört worden, sondern die Vernichtung - Das Schloß ist der Schlußstein in dem großartigen Werk der neu steht am Ende eines Weges, der von Goethe weggeführt hat. Nur entstandenen, voll im heutigen Leben stehenden Altstadt, es ist eines ist hier angemessen und groß: den Spruch der Geschichte an¬ die Krone der Stadtmitte Warschaus. (4) zunehmen, er ist endgültig." (Walter Dirks „Mut zum Abschied", 1947). Das letzte Beispiel ist der Markt in Bremen, an ihm läßt sich der Wandel der Denkmalpflege im Laufe von hundert Jahren beson¬ * ' *) Fritz Schumacher, geb. 1869 in Bremen, gest. 1947 in Hamburg, 1909 bis 1933 Oberbaudirektor in Hamburg ders gut ablesen, vom Bau der Börse an der Ostseite des Platzes in

Das Schloß in Warschau nach dem Wiederaufbau Der Markt in Bremen um 1850 DER AUFBAU

Die Ostseite des Marktes in Bremen um 1850, rechts im Bild der Schütting

der ersten Hälfte der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts bis zur Fertig¬ stellung des Hauses der Bürgerschaft an gleicher Stelle im Jahre 1966.

Um 800 errichtete der Bischof auf der an die Weser herantretenden Düne den Dom. Unter seinem Schutz entwickelte sich die Siedlung der Fischer und Fährleute zu einer Handels- und Hafenstadt, es entstand der Markt. Westlich vom Dom lag der Sitz des Bischofs, neben ihm steht seit 1400 das Rathaus der Bürger, davor der Roland als Zeichen ihrer Freiheit, hinter dem Rathaus die Pfarrkirche Un¬ ser Lieben Frauen aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts, gegen¬ über vom Rathaus der Schütting, das Haus der Kaufmannsschaft. An der Westseite und Ostseite des Platzes standen hochgiebelige

Bürgerhäuser aus verschiedenen Jahrhunderten auf schmalen Der Dom nach der Restaurierung Grundstücken.

Geistliche und weltliche Macht haben am Markt ihren baulichen Vorbildlich waren dagegen der 1910 errichtete Neubau der Ratsstu¬ Ausdruck gefunden. ben an der Westseite des Marktes und das 1913 fertiggestellte neue Am Ende der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts beschloß die Han¬ Rathaus, das letzte Werk des Münchener Architekten Gabriel von delskammer den Bau einer neuen Börse. Als Grundstück wurde die Seidl. Für ihn gab es die Frage, historische oder moderne Formge¬ Ostseite des Marktes gewählt. Die dort stehenden Bürgerhäuser bung nicht, wohl aber, und insoweit stand er im Gegensatz zu den wurden abgebrochen. Das Hauptgebäude der Börse erhielt eine Architekten der Börse und der Baumwollbörse, die Verpflichtung, Größe von 60 x 37 Meter und überstieg damit die Maße des Rat¬ hauses (40 x 15 Meter) bei weitem. Das Gebäude wurde in neogoti¬ schen Formen ausgeführt, die als durchaus modern empfunden wurden.

Mit der Börse trat zum Rathaus und Schütting ein dritter Großbau hinzu, der ein Solitär bleiben mußte.

Der Dom war nach der in das Eigentum der weltlichen Nachfolger des Bischofs gekommen, das war zunächst das König¬ reich Schweden, dann das Königreich Hannover. Er verwahrloste, der Südturm stürzte ein und wurde nicht wieder aufgebaut. Der Westturm verlor durch Blitzschlag seinen Helm und erhielt eine provisorische Haube. Im Reichsdeputationshauptschluß kam er an Bremen zurück. Es bildete sich langsam eine Gemeinde. 1888 wur¬ de die Restauration beschlossen, es fand ein Wettbewerb statt. Der mit der Ausführung beauftragte Architekt Salzmann gab dem Dom zwei hundert Meter hohe Türme unter Beibehaltung vonTeilen der mittelalterlichen Architektur. Exakte Vorbilder für die ursprüngli¬ che Gestalt des Domes gab es nicht. Das Werk des Architekten war also weit mehr eine Rekonstruktion als eine Restauration, es ist ein Kind seiner Zeit und unter diesen kein schlechtes. Die Restauration war um 1900 vollendet.

Ein weiterer Großbau mit fünf Vollgeschossen und einem hohen Turm, die Baumwollbörse, entstand am Ende des 19. Jahrhunderts in unmittelbarer Nachbarschaft des Marktes. In der Beurteilung der Entwürfe durch das Preisgericht wird zu dem ausgeführten Entwurf gesagt: „Interessant und dem Zwecke entsprechend sind die Fassaden gegliedert, deren Bauformen nicht antiguarisch an¬ gehaucht sind oder in altertümlicher Form sich mit denjenigen der Nachbargebäude aus längst vergangener Zeit decken, ohne daß sie einen falschen Ton in die Musik der Architektur der alten Bau¬ ten bringen." (5)

Die Rücksicht auf den Maßstab der Nachbargebäude war der in einer wirtschaftlichen Hochblüte stehenden Zeit fremd. Die Baumwollbörse, erster Preis im Wettbewerb 1899 DER AUFBAU 10

dem alten Rathaus den Vorrang zu lassen und den Neubau in ein und Büros vorgesehen. Der mit einem ersten Preis ausgezeichnete Ensemble einzufügen. (6) Entwurf von Kurt Dübbers, Berlin, wurde wegen seiner städtebau¬ Glückliche Umstände haben das alte und das neue Rathaus im lichen Qualitäten der weiteren Planung zugrunde gelegt.

Kriege vor Zerstörung bewahrt, der Dom blieb von schweren Schä¬ Die Bürgerschaft, das Parlament in den hanseatischen Stadtstaa¬ den verschont, das Börsenhauptgebäude wurde völlig vernichtet, ten, hatte ihre Räume im Obergeschoß der Börse gehabt. 1957 be¬ der Schütting brannte aus, die Häuserzeilen an der Süd- und West¬ schlossen Senat und Bürgerschaft einen Neubau des Parlamentes seite des Marktes wurden schwer beschädigt. auf dem noch nicht bebauten Teil des Börsengrundstückes, „wobei Die Handelskammer, Eigentümer des Börsengrundstückes, beab¬ die hervorragende Stellung der Bürgerschaft im Staatswesen sicht¬ sichtigte nach dem Kriege nicht den Wiederaufbau der Börse. Sie bar zum Ausdruck kommen soll". In einem weiteren Wettbewerb schrieb deshalb zusammen mit dem Senator für das Bauwesen erhielten Wassili Luckhardt, Berlin, ein Pionier der Baukunst der 1951 einen Ideenwettbewerb aus, der die Bebauung des Börsen¬ 20er Jahre, und der bremische Architekt Gerhard Müller- grundstückes klären sollte. Als Nutzung waren vornehmlich Läden Menckens gleichrangige Preise. Bindende Richtlinie war bei dem

Die Ratsstuben, Neubau 1910, rechts im Bild das Rathaus

Wettbewerb für das Haus der Bürgerschaft, Entwurf Wassili Luckhardt, 1959

Das neue Rathaus am Schoppensteel, rechts im Bild Westseite des Wettbewerb für das Haus der Bürgerschaft, Entwurf Gerhard alten Rathauses Müller-Menckens, 1959 #/T^t

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"B*-—^-^-=fflr^iRöi®ii I A.mh Vorschlag der Bremischen Gesellschaft Lüder von Bentheim für Das Haus der Bürgerschaft an der Ostseite des Marktes die Bebauung des Börsengrundstückes, 1960

Wettbewerb die Grundkonzeption des Entwurfes Dübbers. In der Bei der Verleihung des Europapreises für Denkmalpflege an den Ausschreibung hieß es: „Der Neubau soll sich im Konzert der schwedischen Reichsantiquar Selling im Jahre 1977 hielt der Nachbarn - Rathaus, Schütting, Dom, Liebfrauenkirche - als neue schwedische Architekt und Denkmalpfleger Björn Linn den Fest¬ wohlklingende Stimme behaupten, aber nicht vordrängen. " vortrag. Er schloß mit folgenden Sätzen.

1959 wurden Luckhardt und Müller-Menckens aufgefordert, nach „Wenn wir einsehen, daß Alt und Neu nur Elemente in derselben neuen Maßgaben des Bauherrn ihre Entwürfe zu überarbeiten, großen Menge kultureller Ressourcen sind, daß die Zukunft das nachdem vorher noch fünf angesehene Gutachter gehört worden Vergangene immer in sich enthalten muß, wenn wir diese Einsicht waren. 1961 empfahl das Preisgericht einstimmig, Luckhardt den zu einem Bestandteil unseres Wissens machen, dann haben wir, Auftrag zu erteilen. 1963 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, glaube ich, für unser Handeln eine bessere Grundlage als bisher. 1966 wurde das Haus eingeweiht. Das ist keine Prognose für die Zukunft, aber es kann ein Plan, ein

Seitdem sind über 20 Jahre vergangen. Inzwischen gehört das Programm zum Handeln daraus werden. " (7) Haus der Bürgerschaft zum Markt. Man kann Kritik an ihm üben, Literatur man kann bedauern, daß der im Maßstab, in den Baustoffen und 1) Denkmalpflege, Texte aus drei Jahrhunderten, herausgegeben von Nor¬ Bauformen traditioneller gehaltene Entwurf Müller-Menckens bert Hase, Verlag C. H. Beck, München 1984 nicht ausgeführt wurde, aber man kann Luckhardt nicht vorwer¬ 2} Fritz Schumacher: „Zum Wiederaufbau Hamburgs", JohannTreutmann fen, daß das Gebäude sich vordrängt und das historische Zusam¬ Verlag 1945 3) Das Goethehaus in Frankfurt, Freies Deutsches Hochstift Frankfurt menspiel von Rathaus und Schütting erschlägt. 4) Stiftung FVS. zu Hamburg, Europapreis und Europa-Goldmedaille für Denkmalpflege 1981 Eine abschließende Frage. Wie würde heute entschieden werden, 5) Deutsche Konkurrenzen: „Baumwollbörse in Bremen", 1899 wenn die Situation von 1959 noch bestünde? Das Börsennebenge¬ 6) E. Ehrhardt: „Das neue Rathaus in Bremen", Franz Leuwer, Bremen 1977 bäude und der Börsendurchgang würden gewiß unter Schutz ge¬ 7) Stiftung FVS. zu Hamburg: Europapreis und Goldmedaille für Denkmal¬ pflege 1977 stellt werden, wahrscheinlich würde aber ein Großbau an dieser Stelle des Marktplatzes abgelehnt und ein anderer Bauplatz für das Parlament empfohlen werden.

Der Entwurf Luckhardt hatte in Bremen von Anfang an harte Kritik gefunden. Die Frage „traditionelle oder moderne Gestaltung", die sich 1861 bei dem Bau der Börse und auch 50 Jahre später bei dem Bau des neuen Rathauses gar nicht gestellt hatte, wurde in der Ta¬ gespresse lebhaft erörtert. Angesehene Bremer warnten vor der Ausführung des Entwurfes. Von der Bremischen Gesellschaft Lü¬ der von Bentheim wurde damals vorgeschlagen, an der Ostseite des Marktes Häuser wieder zu errichten, die bis 1861 an dieser Stelle gestanden hatten, von denen aber nichts mehr erhalten war, sowie geborgene Bauteile von im Kriege zerstörten Bürgerhäusern bei dem Neubau zu verwenden, wie es 1910 bei den Ratsstuben ge¬ schehen war.

Die Häuser, die an der Ostseite des Marktes gestanden hatten und für den Bau der Börse abgebrochen wurden, waren nicht nur völlig zerstört, sie hätten bei einem Wiederaufbau auch eine ganz andere Nutzung erhalten müssen. Ein Vergleich mit dem Aufbau des Cam¬ panile, der Michaeliskirche, des Goethehauses, des Schlosses in Warschau ist nicht möglich.

Die bauliche Entwicklung des Marktplatzes seit dem Bau der Bör¬ se bis zur Fertigstellung des Hauses der Bürgerschaft ist ein Spie¬ gel der Zeitgeschichte. Jede Zeit sieht Geschichte aus ihrer Sicht. Die Architekten der Börse, der Rekonstruktion des Domes, der Baumwollbörse errichteten diese Gebäude selbstbewußt in histori¬ schen Bauformen, die sie als der Zeit angemessen empfanden. Der Architekt der Ratsstuben fügte historische Bauteile so in seinen Bau ein, daß wir empfinden: „Dort ist das Alte, hier das Neue". Der Architekt des neuen Rathauses war erfüllt von der Verpflichtung gegenüber dem Altbau, er wurde diesem und dem Neubau ge¬ recht. Bei dem Bau des Hauses der Bürgerschaft hat es nicht an dem Bemühen gefehlt, einen Einklang von Alt und Neu zu finden. Der Markt ist das Herz der Bremer Altstadt geblieben, kein Mu¬ seum, sondern ein vom Leben erfüllter Platz. Die Börsenpassage, Blick auf den Dom um 1930 DER AUFBAU 12

Eine Idee zur Diskussion:

Der Kathapylon

Die Anregung von Herrn Dr. Franz Rosenberg in seinem Beitrag in der kreativen Architekten oder Werbefachmann, der hier Überzeugendes Juli-Ausgabe 1986 dieser Zeitschrift zitiere ich mit dem Hinweis auf vorschlagen könnte?" den 1 1/4jährigen Zeitraum seit der Veröffentlichung: Wir haben das als Herausforderung aufgenommen und bei der Lösung bewußt darauf verzichtet, eine Werbeanlage zu konzipieren. Das „Die Touristen haben die .Schöne Katharina' inzwischen auch ent¬ Ergebnis unserer Überlegungen stellen wir hiermit zur Diskussion. deckt, und man könnte allein mit dem damit verbundenen Werbeeffekt schon zufrieden sein, wenn nicht inzwischen auch Wünsche bekannt¬ Die Forderung nach einer deutlicheren Kennzeichnung des Eingan¬ geworden wären, nämlich nach einer deutlicheren Kennzeichnung der ges von der Sögestaße zur Katharinenpassage wurde durch uns um Eingänge, denn - so die Meinung der Touristen und die von Besuchern folgende Basiskriterien erweitert: von außerhalb - wenn man am Ende des Stadtbummels nochmals in Attraktivität die Katharinenpassage zurückkehren wolle, fände man nicht so leicht Nebennutzen für den Passanten (Uhr) zu ihr zurück. Dem ließe sich nach unserer Meinung leicht abhelfen, Eingliederung in das bestehende denn der Vorschlag, einen Hinweis am Eingang Sögestraße zur Corporate Design der „Katharinenpassage" Passage anzubringen, dort, wo die Straße Katharinenklosterhof in die Unverwechselbarkeit Sögestraße mündet, war schon öfter im Gespräch. Gibt es nicht einen Vandalismusschutz

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£ ~\ Kathapylon in der Sögestraße vor der Einmündung Katharinenklosterhof 13 DER AUFBAU

Das Konzept sieht einen im Grundriß romboiden Pylon vor, den das element als farbloser Acrylglas-Block und Standelement aus poliertem Logo der Katharinenpassage als stilisierte Uhr ziert. Trotz des Fortfalls Edelstahl - und deren optische Leichtigkeit erreicht. Kopfelement ein¬ der an sich im Logo der Katharinenpassage enthaltenen Schriftzeilen schließlich Uhr und Sockel werden durch integrierte Halogenstrahler „KATHARINEN PASSAGE" wird die Unverwechselbarkeit mit dem be¬ indirekt beleuchtet. kannten Zeichen erreicht. Anstelle der Schrift werden die Stundenein¬ teilungen weiß in den schwarz umlaufenden Randbalken integriert, Die Technik: Pylon aus poliertem Edelstahl mit Acrylglas-Kopfelement ohne daß sich daraus negative Auswirkungen auf die Eigenständigkeit einschließlich integrierter Uhr, bestehend aus Quarzwerk mit DCF- des Logos ergeben. Funksteuerung zur automatischen Zeitkorrektur mit Winter- und Sommerzeit-Umstellung über Atomuhr der Physikalisch-Technischen Die drei charakteristischen Farbdreiecke - rot, blau, gelb - auf farb¬ Bundesanstalt, Braunschweig, sowie Halogen-Ausleuchtung des losem, quadratischem Grund erfahren durch die Umfunktionierung zu Kopfelementes. beweglichen Elementen für Stunden-, Minuten- und Sekundenanzeige zusätzliche Betonung. Konzept: Carsten Diekmann Die grafische Ausgewogenheit des Pylons und dessen Eingliederung Gesamt-Gestaltung + Technik: Diekmann Licht-Werbung GmbH in die Straße wird durch die zu verwendenden Materialien - Kopf¬ Detailgestaltung Logo-Uhr: Haase & Knels

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s£ DER AUFBAU 14

Das Weserwehr bei Hastedt

Wilhelm Wortmann

Im Heft 1 des Jahrganges 1987 des „Aufbau" hat Baudirektor Jan Rudolf Alexander Schröder gewesen und hat bei ihm eine hervor¬ E. Dirksen über das von 1906 bis 1912 errichtete Weserwehr in Ha¬ ragende Schulung erfahren. Es ist bedauerlich, daß das Turbinen¬ stedt berichtet. Das Weserwehr ist nicht nur eine bemerkenswerte haus, das im Mittelpunkt der Wehranlage steht, aus Sicherheits¬ wasserbauliche Anlage, sondern zugleich ein Beispiel für den vol¬ gründen abgebrochen werden muß. Es bleibt der Wunsch, daß bei len Zusammenklang der technischen Bauten und den Hochbau¬ dem neuen Wehr Ingenieurbau und Hochbau wiederum den Ein¬ ten, die von dem bremischen Architekten Luley ausgeführt wur¬ klang des alten Wehres erhalten. den. Dieser war Mitarbeiter des Schriftstellers und Architekten

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DER AUFBAU 16

Nachtrag zu dem Aufsatz von Gartenbaudirektor Berndt Andreas

Entwicklung der öffentlichen Grünflächen im Bremer Osten

im Heft 1/1987

Grünflächen im Bremer Osten um 1940

Teil A Teil B Nördlicher Osten Südlicher Osten Schwachhausen bis Oberneuland Östliche Vorstadt /Hemelingen (Borgfeld )

Teil A Nördlicher Osten Schwachhausen bis Ober- neuland (Borgfeld ) 1 Burgerpark 2. Oetjenanlage 2 a)Kaiser -Friedrich - Platz 2 b) Joseph - Hayden-Platz 2 c) Gustav - Pauli - Platz 2 d) Richard - Strauß-Platz 2 e) Platz von Elsasser Straße 3 Friedhof Riensberg 4 Hopkens Ruh 5 Rennplatz m der Vahr 6 Golfplatz Club zur Vahr 7 Rhododendronpark / Botanischer Garten 8 Sportplatz Fritzewiese 9 Achterdiek- Bad 10 Gememdewaldchen Oberneuland

Teil B Südlicher Osten Östliche Vorstodt ' Hemelingen 11 Körnerwall 12 Admiral- Brommy- Platz 13. Stadt Krankenanstalten 14 Schloßpark Sebaldsbruck 15 Grünanlage Hemelinger Rathaus 16 Friedhof Osterholz 16.a) Friedhof Hastedt 19a ) Stadionbad und Badeanstalt 16.b) Jüdischer Friedhof 19b) Wagenbrett 16c) Friedhof Hemelingen 20. Botanischer Garten Osterdeich 17 Osterdeich 21. Spielplatz KleinMexiko 16. Sportanlage TUS-Hastedt 22 Park Egestorf!- Stiftung 18a) Badeanstalt Eberlein 23. Rottkuhle 19 Sportanlage 1860Peterswerder 24. Sportanlage Krähenberg auf dem Werder 17

Richtfunktürme der Bundespost

Die Bundespost errichtet zur Zeit Richtfunktürme in kleineren Städten im Rahmen eines von Erdkabeln unabhängigen Fernmel¬ desystems. Im Bereich der Oberpostdirektion Bremen sind solche Türme unter anderem in Jever und Cloppenburg errichtet. Der Stadt Verden ist es gelungen, den Bau des Turmes im Kern der Alt¬ stadt zu verhindern. Kürzlich hat das Oberverwaltungsgericht Lü¬ neburg entschieden, daß in Zeven der Turm nicht im Stadtkern errichtet wird, sondern außerhalb im Gewerbegebiet. Das Gericht änderte damit das in der ersten Instanz beim Verwaltungsgericht Stade gefällte Urteil ab. Das Lüneburger Gericht befand: Die Kla¬ ge der Deutschen Bundespost wird abgewiesen. Die Revision nicht zugelassen. Die schriftliche Urteilsbegründung wird beiden Partei¬ en - der Stadt und der Post - noch zugestellt. Die Kosten des Verfah¬ rens trägt die Post.

Mit seinem Urteil dürfte das Oberverwaltungsgericht Lüneburg einen Präzedenzfall geschaffen haben; denn bislang konnten sich nur Städte gerichtlich gegen einen solchen „Schandfleck" (Bre¬ mervördes Bürgermeister Hey) wehren, wenn sie, wie Verden, be¬ reits über einen historischen, denkmalgeschützten Innenstadtbe¬ reich verfügen. Städte, wie zum Beispiel Norden, die sich noch be¬ mühen, einen geschlossenen, architektonisch eindrucksvollen Stadtkern zu erhalten, unterlagen mit Regelmäßigkeit in der ge¬ richtlichen Auseinandersetzung. Zeven kann sich und insbesondere seinem Stadtdirektor zu diesem Urteil gratulieren. Manfred Rieken hat die juristische Auseinander¬ setzung allein geführt, ohne Rechtsbeistand. Der Stadtdirektor: „Wertvolle Unterstützung waren sicher die Gutachten der renom¬ mierten Städtebauer Professor Wortmann aus Hannover und Pro¬ fessor Müller-Menckens aus Bremen, dessen Büro mit einer ma߬ stabgetreuen Fotomontage drastisch vor Augen führte, wie sich Ze¬ Der von der Bundespost im Stadtkern von Zeven geplante Richt¬ ven mit einem Fernmeldeturm als Wahrzeichen in der Innenstadt funkturm ist maßstäblich getreu in das Luftbild eingetragen ausnehmen würde. "

Deutlich bekannte die Stadt noch einmal, daß sie nichts gegen den Bau eines Fernmeldeturms in der Stadt, zum Beispiel in einem Ge¬ daß jede kleine Kommune gegen die (bundesmonopolitische) Post werbegebiet, einzuwenden habe. Sie sei ausschließlich und nur klagen könne. Sie kann, Zeven hat es deutlich und mit Erfolg be¬ gegen den Standort im Kattrepel. Die Post soll im Verlauf der Ge¬ wiesen. Die Bremervörder dürften ihr „Wahrzeichen" im Innen¬ richtsverhandlung laut überlegt haben, daß es doch nicht angehe, stadtbereich nach diesem Urteil mit besonderer Liebe betrachten.

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Lebensbilder bremischer Baumeister

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Heinrich Flügel fHV-S» "v*» 1 1849-1930

Heinrich Flügel ist in Flensburg geboren. Nach dem Studium der Architektur und erster beruflicher Praxis kam er 1874 als Bau¬ inspektor in der „Abteilung Hochbau der Baudeputation" nach Bremen. In dieser Stellung hat er zahlreiche staatliche Bauten aus¬ geführt, vor allem Schulen. Der letzte bedeutende Schulbau war in Bremen am Anfang der 70er Jahre die Hauptschule an der Decha¬ natstraße gewesen als Altes Gymnasium -, ein Werk des bremi¬ schen Baudirektors Alexander Schröder, der 1875 aus dem Staats¬ dienst ausschied und bald darauf gestorben ist. Der Bau ist noch in spätklassizistische Bauformen gehalten. Damals begann man, sich den neogotischen Formen zuzuwenden. Ein erstes Beispiel ist die Strafanstalt in Oslebshausen (1871-74), sie wurde noch von Schrö¬ der gemeinsam mit Rippe entworfen.

Flügel schuf für die schnell heranwachsenden Vorstädte einen neu¬ en Schultyp, die löklassige Volksschule. Die als Backsteinrohbau¬ ten ausgeführten Bauten haben das Bild der älteren Vorstädte mit¬ geprägt. Den Krieg überstanden haben die Schulen an der Kleinen Allee, der heutigen Langemarckstraße, und an der Lessingstraße sowie das Lehrerseminar an der Hamburger Straße, heute eine Oberschule.

Am Ende der 80er Jahre entstand nach den Plänen von Flügel auf dem Gelände der Krankenanstalt an der St.-Jürgen-Straße die Chi¬ rurgie neben dem von Schröder 1847 entworfenen Hauptgebäude, war, blieb er als freiberuflicher Architekt in Bremen tätig. Mehrere das als markantes Bauwerk in der Achse der Humboldtstraße steht. Kirchen im Oldenburger Land wurden von ihm entworfen. Beide Gebäude klingen im Material und in der Form trotz des zeitli¬ 1930 ist Heinrich Flügel in Bremen gestorben. Sein Sohn Dr. jur. chen Abstandes von vier Jahrzehnten schön zusammen. Heinrich Julius Flügel (1891-1940) war als Geschäftsführer des Bereits 1890 hatte Flügel als persönlichen Auftrag den Neubau des Weserbundes und anderer den bremischen Häfen dienenden Insti¬ St. Joseph-Stiftes an der Schwachhauser Heerstraße ausgeführt. tutionen für seine Vaterstadt erfolgreich tätig (siehe Bremische Bio¬ Als er am Ende der 90er Jahre aus dem Staatsdienst ausgeschieden graphie 1912-1962). Wilhelm Wortmann 19 DER AUFBAU

■Mi—i '"ig""?"! "i^j^^SAT^gtii^atS Ansicht der Volksschule an der Kleinen Allee Ansicht des Lehrerseminars an der Hamburger Straße

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Albert Diedrich Dunkel

1856-1905

Albert Diedrich Dunkel zählte um die Wende des 19. zum 20. Jahr¬ hundert zu den führenden Architekten in Bremen. Er hat zahlrei¬ che Wohnhäuser für wohlhabende Bremer Familien entworfen. Von seinen größeren Bauten in der Altstadt steht nur noch die Bre¬ mer Bank am Domshof, die durch die kürzlich fertiggestellte Er¬ weiterung - taktvoll wurde Rücksicht auf den Altbau genommen - noch an Wirkung gewonnen hat. Schmerzlich ist der Verlust der von Dunkel mit Feingefühl wiederhergestellten Innenräume des Essighauses an der Langenstraße. Eduard Gildemeister, acht Jahre älter als Albert Dunkel, hat in der Bremischen Biographie des 19. Jahrhunderts ein sehr persönliches Bild seines Kollegen, mit dem er mehrere Bauten gemeinsam entworfen hat, gegeben, das hier seinen Platz haben soll:

„Einer Familie angesehener zünftiger Baumeister angehörend, errang sich Dunkel durch vielseitige Begabung und frisches Zu¬ greifen einen großen Wirkungskreis und viele Freunde. Auf der Hochschule in Aachen ausgebildet, wußte er sich der älteren Stilar¬ chitektur wie auch dem neuen Zeitgeschmack mit gleicher Leich¬ tigkeit anzupassen und seine Bauten geben zum Teil ein Bild dieser wechselnden Geschmacksrichtungen. Mit besonderer Liebe aber ergriff er bald die heimische und hatte zuerst auf der Industrieausstellung von 1890 mit der .altbremischen Straße' einen durchschlagenden Erfolg, einen schöneren und nachhaltigeren mit dem Ausbau des Essighauses 1897, das nicht nur äußerst sorg¬ fältig restauriert, sondern durch geschickte Verwendung verschie¬ denster alter Bauteile und Kunstwerke ein bremisches Museum ge¬ worden ist und ein Denkmal für den Erbauer Albert Dunkel. In die¬ selbe Zeit fällt der Umbau des Hauses Wätjen am Osterdeich, wel-

Das in Bremen, 1939.

ches von Heinrich Müller im englisch-gotischen Stil erbaut, durch eine neue Front an der Bleicherstraße, die große Halle, einen Tanz¬ saal unter anderem wesentlich bereichert wurde, und in die Jahre 1900 und 1904 der Um- und Neubau der Kunsthalle in Gemein¬ schaft mit dem Unterzeichneten. An diesem Bau, der auf Grund ei¬ nes Wettbewerbes beiden gemeinsam übertragen wurde, stammt der Grundriß und die Innenarchitektur im wesentlichen von Dun¬ kel, von Gildemeister dagegen das Äußere und ein Teil der inneren Raumgestaltung. Außer zahlreichen Stadt- und Vorstadthäusern erbaute Dunkel das Logengebäude am Philosophenweg, den Neubau der Gesellschaft Union an der Wachtstraße, ferner am Domshof die Bremer Lebens¬ versicherungsbank, das Geschäftshaus Wätjen und als letztes Werk - zusammen mit Architekt Diedrich Tölken den reichen und stattli¬ chen Bau der Dresdner Bank an der Stelle des alten Waisenhauses. Der Tod ereilte den so lebensfrohen Künstler im rüstigsten Schaf¬ Bremer Bank, 1902-1904 fen."

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Walter Görig

1885-1974

Walter Görig wurde am 4. 3. 1885 in Idar-Oberstein geboren und absolvierte dort das Gymnasium und eine Maurerlehre. Anschlie¬ ßend studierte er an der Technischen Hochschule Aachen Architek¬ tur und machte dort sein Abschlußexamen als Diplom-Ingenieur. Seine erste Anstellung bekam er bei der Hamburger Baubehörde. Seinem Temperament und seiner starken persönlichen Initiative lag die Behördentätigkeit zweifellos nicht besonders. So sah er sich schon bald nach freier Tätigkeit um und fand diese im Jahre 1909

bei dem Bremer Architekten Wilhelm Ostwald. 1911 wechselte er zu dem hauptsächlich auf dem Gebiete des privaten Wohnungs¬ baues tätigen Architekten Hermann Detjen.

Seiner Tatkraft entsprechend machte Görig sich schon 1914 in Bre¬ men selbständig. Von 1914 bis 1918 war er Soldat und Kompanie¬ führer. Vor Verdun erlitt er eine schwere Handverletzung, die eine zukünftige zeichnerische Tätigkeit in seinem Architektenberuf in Frage stellte. Seine Energie überwand jedoch alle Beeinträchti¬ gungen, so daß er gleich nach dem Kriege seine Tätigkeit wieder aufnehmen konnte. Sie erstreckte sich, den wirtschaftlich schwieri¬ gen Zeiten entsprechend, zunächst im wesentlichen auf Umbauten und privaten Wohnungsbau. Als erstes größeres Bauwerk konnte er das vierstöckige Geschäftshaus „Friesenhaus" an der Straße Spitzenkiel/Ecke Ansgaritorstraße errichten.

Bald verhalfen Görigs persönliches Ansehen, seine Tatkraft und Umsicht ihm zu weiteren größeren Aufgaben. So wurde ihm eine durchgreifende Modernisierung von „Kahrwegs Asyl", einer Stif¬ tungsanlage für arme Sieche an der Hansestraße, übertragen. Die Kirche in Oslebshausen reibungslose Durchführung der schwierigen Bauarbeiten bei vol-

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Delbrückstraße 15 2800 Bremen 1 Telefon 34 80 43/44 ler Weiterführung des Betriebes im Hause führte zu der Beauftra¬ gung mit einer umfangreichen Erneuerung des benachbarten da¬ maligen Evangelischen Diakonissen-Krankenhauses an der Nord¬ straße. Zusätzlich wurden ein neues Bettenhaus und ein Kinder¬ krankenhaus errichtet und zu einer übersichtlichen Anlage ver¬ eint. Leider sind diese Bauten im Zweiten Weltkrieg total zerstört worden.

Die erfolgreiche Durchführung dieser schwierigen Krankenan¬ staltsbauten verschaffte Görig den Ruf eines befähigten Kranken¬ hausbaumeisters, so daß ihm ähnliche Aufträge für Umbau und Neubauten an den Krankenhäusern in Delmenhorst und Olden¬ burg übertragen wurden.

Ein besonderer Erfolg gelang ihm bei dem zweimaligen Wettbe¬ werb für die Bebauung des umfangreichen Geländes an der Süd¬ seite des Domes.

Die dortigen klösterlichen Bauten des Mittelalters hatten schon im Laufe des vorigen Jahrhunderts mehrfache Veränderungen erfah¬ ren. Das Grundstück wurde durch Bauten für die Domgemeinde, Büros, Läden und Wohnungen sowie durch den Bau eines großen Konzertsaales so überbaut, daß die schöne Südseite des Domes nicht in Erscheinung trat. Der gesamte Baukomplex wurde im Jah¬ re 1915 durch einen verheerenden Brand vernichtet. Nur der schö¬ ne mittelalterliche Remter mit 39 gotischen Kreuzgewölben und mancherlei Kunstwerken blieb erhalten.

Bald nach Beendigung des Ersten Weltkrieges entschloß sich die Domgemeinde zur Klärung der Bebauungsmöglichkeiten des für Bremens Innenstadt bedeutungsvollen Geländes, einen Wettbe¬ werb unter bremischen Architekten auszuschreiben, bei dem Gö¬ rig unter den erfolgreichen Preisträgern war. Die wirtschaftlichen Verhältnisse der zunehmenden Geldentwertung ermöglichten je¬ doch nur ein relativ bescheidenes Bauprogramm und keine Durch¬ führung.

un an der Domsheide

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Die weitere Planung erlebte viele Veränderungen. Als sich die Ver¬ ■t ■ I I t hältnisse wieder konsolidiert hatten, beschloß man die Errichtung eines großen Gesellschaftshauses mit Konzertsälen, Wirtschaftsbe¬ Uti ■0 trieb und Räumen für den Künstlerverein. Hierfür wurde ein neuer beschränkter Wettbewerb unter den Preisträgern des ersten Wett¬ bewerbs ausgeschrieben. Bei diesem gewann Görig den ersten tili tili Uli Preis und wurde daraufhin mit der weiteren Bearbeitung der Auf¬ gabe beauftragt. ■mi cum ii ntnii- i£L Es gelang Görig, die umfangreichen, später „Die Glocke" genann¬ ten Baulichkeiten mit einem Festsaal für 1300 Personen, mehreren kleinen Sälen, Foyers und Wirtschaftsbetrieb um einen stimmungs¬ Grundriß, I. Obergeschoß vollen Hof mit Kreuzgang an der Südseite des wieder freigelegten

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Domes anzuordnen, der an die historischen Klosterbauten erinner¬ te. Nach der Ausführung zeigte sich der große Festsaal entgegen der ursprünglichen Planung nunmehr als ein für den damaligen Platz der Domsheide allzu mächtiger Staffelgiebel. Infolge des Durchbruches der Baigebrückstraße kommt dieser nunmehr aber zu besserer Geltung.

Die Säle der Glocke erhielten in persönlich durchgeführter Detail¬ lierung und konsequenter Ausführung ein charaktervolles Ge¬ das beste mittel sicht, der große Saal in Palisanderholz, die kleineren in Mahagoni und Nußbaum. Der Festsaal zeigte vor allen Dingen eine vielseits gerühmte, vorzügliche Akustik.

Anschließend an die Ostseite des Domes konnte Görig an der Sandstraße das lange gewünschte Gemeindehaus für die Domge¬ meinde sowie mehrere Pfarrhäuser errichten.

Seine innerstädtischen Bauten führte Görig in Anlehnung an alt- bremische Bauweise in guter handwerklicher Ausführung in schö¬ nen Handstrichklinkern mit sparsamer Verwendung einzelner Tei¬ le aus Obernkirchner Sandstein aus.

Neben dieser umfangreichen Tätigkeit konnte Görig die alten Kir¬ DIE PARKHAUSER. chen in Gröpelingen und in Borgfeld restaurieren. In Oslebshau¬ sen erhielt er 1928/29 den Auftrag für den Neubau einer Kirche mit Gemeindesaal und Pfarrhaus. Er hat Stürme der Zeiten überdau¬ IN DER ert, nicht aber spätere Änderungen von fremder Hand. INNENSTADT* 1926 wurde Görig von der Domgemeinde zum Dombaumeister be¬ rufen. Als solcher konnte er viel zur Erhaltung und praktischen Ausgestaltung dieses durch unzulängliche Statik stark gefährde¬ ten ältesten Bauwerkes Bremens beitragen. Vor allem ist es seiner bewunderungswürdigen Tatkraft zu danken, daß das durch Kriegs¬ Zum Beispiel Hochgarage VIOLENSTRASSE. einwirkung arg verwüstete Bauwerk schon bald nach dem Zwei¬ Das neue Parkhaus am Domshof. Werktags von 6-24 Uhr. Hatbstundentakt 50 Pfennig. Konzertparken 1 Mark. ten Weltkrieg seiner Benutzung als Mittelpunkt bremischen Kir¬ chenlebens wieder zugeführt werden konnte. Wie in mittelalterli¬ chen Zeiten zog er dabei auswärtige Handwerker zur Wiederher¬ stellung der teilweise zerstörten Gewölbe herbei.

Nach dem Kriege konnte Görig verschiedene Wohnbauten und umfangreiche Bankgebäude errichten, so einen Neubau des durch Bomben total zerstörten alten Gebäudes der Landeszentralbank die in Werkstein ausgeführten Großbauten weitgehend sein heuti¬ Am Wall, gegenüber der Mühle. Dieser wurde jetzt wieder abge¬ ges Gesicht erhalten. Die Innenstadt Bremens trägt durch die le¬ brochen und durch den Neubau eines großen Geschäftshauses er¬ setzt. benslange bauliche Tätigkeit Görigs wesentliche Züge, die noch lange von seinem Wirken zeugen werden. Im April 1974 nahm der Am Domshof baute Görig die Verwaltungsgebäude der Deutschen Tod dem nimmermüden Baumeister den Zeichenstift aus der Hypothekenbank und der Deutschen Schiffahrtsbank in Gemein¬ Hand. schaft mit Architekt Friedrich Schumacher. Der Domshof hat durch Friedrich Schumacher

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Arnold Agatz

1891-1980

Professor em. Dr.-Ing. Dr.-Ing E. h. Arnold AGATZ wurde am 23. August 1891 in Hannover geboren, verbrachte seine Knabenjahre in Minden/Weser, die Schulzeit in Hannover und studierte ab 1911 an derTH Hannover das Bauingenieurswesen. Nach vierjähriger Unterbrechung durch Kriegsdienst bestand er 1918 in Hannover die Diplom-Hauptprüfung mit Auszeichnung. Anschließend wur¬ de er Assistent bei Prof. Franzius, Hannover, und 1919 Direktionsas¬ sistent bei der Fischereihafenindustrie in Bremerhaven. Im glei¬ chen Jahr wurde er an derTH Hannover zum Dr.-Ing. promoviert. Bis 1922 war Agatz Mitarbeiter der Siemens-Bauunion, Berlin, und als solcher Oberbauleiter bei der Fischereihafenschleuse Bremer¬ haven, dann Baurat beim Hafenbauamt Bremen. Die Rettung der ausweichenden Columbuskaimauer sowie die Planung und der Bau der Nordschleuse führten ihn 1927 nach Bremerhaven, wo er 1931 zum Hafenbaudirektor ernannt wurde. Ende 1931 erhielt Agatz den ehrenvollen Ruf als Ordinarius für Grundbau, Wasser- und Hafenbau an dieTH Berlin. Hier wirkte er bis zum Kriegsende 1945 als hochangesehener Hochschullehrer. Gleichzeitig arbeitete er als freischaffender Ingenieur an Großprojekten des Hafenbaus in Übersee und vor allem an den größten deutschen Hafen-, Schleusen- und Werftprojekten des Oberkommandos der Deut¬ schen Kriegsmarine mit. Nach dem Zusammenbruch ging Agatz, in Berlin restlos ausgebombt, nach Bremen, wo eine Abteilung sei¬ nes Ingenieurbüros den Krieg heil überstanden hatte. Hier wurde Häfen von Bremen und Bremerhaven. 1949 übergab er sein Inge¬ er im Sommer 1945 von der amerikanischen Besatzungsmacht zum nieurbüro an seine damaligen Juniorpartner. 1953 wurde er vom Leiter der Civilian Engineering Section des Bremen Port Command Land Bremen als preußischer Hochschulprofessor von seinen Lehr¬ berufen. Als solcher arbeitete er bis Sommer 1947 und leistete verpflichtungen entbunden. In seiner Eigenschaft als Emeritus ar¬ durch die Lösung schwieriger Ingenieuraufgaben positivste Auf¬ beitete er zunächst bis 1969 als Berater des Senators für Häfen, bauarbeit unter den damals sehr erschwerten Bedingungen. Schiffahrt und Verkehr für Bremen weiter. In schwieriger Situation Anschließend wurde Agatz Präsident der Hafenbauverwaltung wurde Agatz 1970 zum Sonderbeauftragten des Senats für den Bau von Bremen und leitete als solcher vor allem den Wiederaufbau der der Containerkaje Bremerhaven berufen.

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BAUGESELLSCHAFT DER AUFBAU 26

In 14jähriger Lehrtätigkeit in Berlin, in zahlreichen wertvollen Der Aufbau Buchveröffentlichungen und Artikeln, in Fachzeitschriften sowie Zeitschrift der Aufbaugemeinschaft Bremen e. V, in Fest- und Fach Vorträgen, auf Kongressen und dergleichen hat Gerhard-lversen-Hof 1, 2800 Bremen l.Tel. 324190 Agatz sein enormes Fachwissen, gepaart mit umfassender prakti¬ Herausgeber und Anzeigenverwaltung scher Erfahrung, an die Studenten und in gleicherweise auch an Verlag Der Wiederaufbau erfahrene Fachkollegen stets freimütig weitergegeben. 2800 Bremen, Gerhard-lversen-Hof 1 Agatz war Mitglied des Vorstands zahlreicher angesehener wissen¬ Verantwortlich Dr. Jan Lüning schaftlicher Gesellschaften, so vor allem der Hafenbautechnischen Redaktion Professor Dr.-Ing. Wilhelm Wortmann Gesellschaft e. V, Hamburg, die er von 1934 bis 1964 als Vorsitzen¬ der souverän geführt hat und der er bis zu seinem Tod als Ehrenvor¬ Der Aufbau erscheint halbjährlich sitzender angehörte. Registergericht Bremen, HRA 18551, Gerhard-lversen-Hof 1, Er war auch viele Jahre Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats 2800 Bremen l.Tel. (04 21)324190. des Bundesministeriums für Verkehr, Bonn, und ab Mitte der 50er Für unverlangte Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Jahre Mitglied des Planungsstabs der Klöckner-Werke AG, Hütte Zum Abdruck angenommene Beiträge unterliegen der freien Ver¬ Bremen, und der Klöckner-Werke AG, Duisburg. fügung des Herausgebers, wenn nicht ausdrücklich anders ver¬ Seine umfassenden Leistungen führten zu zahlreichen öffentli¬ einbart. Die mit vollem Namen oder mit den Initialen gezeich¬ chen Ehrungen. 1951 verlieh ihm dieTH Hannover die Würde des neten Artikel stellen nicht unbedingt die Meinung des Heraus¬ Dr.-Ing. E. h., 1958 ernannte ihn die TU Berlin zum Ehrensenator. gebers dar. Neben Auszeichnungen im ersten und zweiten Weltkrieg wurde ihm 1961 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bun¬ Nachdruck, auch auszugsweise, einschließlich des Rechts der desrepublik Deutschland und 1964 das Große Verdienstkreuz mit Übersetzung in fremde Sprachen und der fotomechanischen Wie¬ Stern verliehen. 1962 erhielt Agatz den Goldenen Ehrenring des dergabe oder einer sonstigen Vervielfältigung, auch in Mikro- Deutschen Museums München. Hinzu kommen hohe ausländi¬ form, nur mit vorheriger Genehmigung des Herausgebers gestat¬ sche Auszeichnungen für seine erfolgreichen Beratungstätigkei¬ tet. Gerichtsstand Bremen ten ausländischer Regierungen bei verschiedenen Hafenprojek¬ Jahresbezugspreis: DM 20 - inkl. 7 % Mehrwertsteuer, Einzel¬ ten. stück DM 10- inkl. 7 % Mehrwertsteuer, zuzüglich Versand¬ Agatz war eine ungewöhnliche Persönlichkeit. Er konnte auf zahl¬ spesen. Die Bezugsdauer verlängert sich jeweils um ein Jahr, reiche ehemalige Schüler, Mitarbeiter und Fachkollegen zurück¬ wenn bis zum 1. Dezember des laufenden Jahres keine Abbestel¬ blicken, die ihm auf der Hochschule, in der Praxis und in vielen wis¬ lung erfolgt ist. senschaftlichen Gesellschaften begegnet waren und die ihm voll Druck: Druckhaus Friedrich Pörtner, Dankbarkeit ihre ganze Verehrung entgegenbrachten. Kapitän-Dallmann-Straße 41/43, 2820 Bremen 71. Er verstarb am 27. 3. 1980 in Bremen im 89. Lebensjahr. Erich Lackner @™

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