Felix Mendelssohn Bartholdy
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hänssler CLASSIC No. 94.008 JOHANNES (1833-1897) ALT-RHAPSODY OP. 53 Rhapsodie für Altstimme, Männerchor und Orchester Auf einen Text von Johann Wolfgang von Goethe (Fragment aus: Harzreise im Winter) FESTUND GEDENKSPRÜCHE OP. 109 Für achtstimmigen Chor a cappella FELIX (1809-1847) MOTETTEN Jauchzet dem Herrn, alle Welt (Psalm 100) op. 69 No. 2 Motette für vierstimmigen gemischten Chor a cappella Richte mich Gott (Psalm 43) op. 78 No. 2 Motette für achtstimmigen Chor a cappella Denn er hat seinen Engeln befohlen (Psalm 91) 1844 Motette für achtstimmigen Chor a cappella Lioba Braun, Alto Windsbacher Knabenchor Österreichisch-Ungarische Philharmonie Friedemann Winklhofer, Orgel/Organ/Orgue/Órgano Karl-Friedrich Beringer 1 hänssler CLASSIC DEUTSCH JOHANNES BRAHMS Rhapsodie für Altstimme, Männer- ob Brahms die durch den Interpretationsver- chor und Orchester 0p. 53 such eines Prenzlauer Gymnasiallehrers inspi- rierte Interpretation Goethes kannte, in der der Dichter seine Poesie distanziert auf jene jun- Verworren wie die Entwicklung seiner ‘Privatre- gen Männer bezieht, die »von der damals ligion’, mag der Nachwelt das Verhältnis von herrschenden EmpfindsamkeitsKrankheit« Johannes Brahms zu Clara Schumann und befallen und den Dichter des Werther mit ihren ihrer Familie erscheinen. Wie viele andere »Seel-Enthüllungen« in »wiederholten zudring- Werke auch, nötigt die Entstehung eines der lichen Äußerungen« belästigten. Bedeutsam intimsten Werke von Brahms, über dessen bleibt, daß Brahms die Komposition der von Drucklegung für die Öffentlichkeit er lange im ihm gewählten drei Strophen zum Hochzeits- Zweifel blieb, die sogenannte Alt-Rhapsodie, geschenk für Julie Schumann an Clara Schu- zur Notwendigkeit der Umschau in der Privat- mann überbrachte, die daraufhin in ihrem Ta- sphäre des Komponisten. ‘Ach, ich armer Ab- gebuch notiert: »Johannes brachte mir vor seiter’, pflegte noch der alternde Brahms unter einigen Tagen ein wundervolles Stück, Worte Anspielung auf seine von allen verkannte Lie- von Goethe aus der Harzreise, für Alt, Män- be zur Schumann-Tochter Julie und auf den nerchor und Orchester, er nannte es seinen Textanfang seines ‘Brautgeschenks’, der Alt- Brautgesang. Es erschütterte mich so durch Rhapsodie, von sich zu sagen. Im Sommer den tiefinnigen Schmerz in Wort und Musik, 1869 muß sich Brahms in die 24jährige Julie wie ich mich lange nicht eines solchen Ein- Schumann verliebt und seine Gefühle so voll- drucks erinnere [...] Ich kann dies Stück nicht kommen vor allen verborgen haben, daß nie- anders empfinden als wie die Aussprache mand seine tiefe Betroffenheit über deren Ver- seines eigenen Seelenschmerzes« (Litzmann lobung mit dem Grafen Vittorio Radicati di III, 232). Brahms versenkte sich inhaltlich in die Marmorito auch nur ahnen konnte. Auf den düstere Schilderung eines von der Welt Ver- Text Johann Wolfgang von Goethes aus des- stoßenen, die er musikalisch in drei durch sen Harzreise im Winter war Brahms im Som- Taktart, Tonart und Tempo voneinander ge- mer 1868 während eines Besuches bei Her- trennte Abschnitte scheidet. Dem orientie- mann Deiters durch Johann Friedrich Rei- runglosen Eingang folgt die Aufnahme von chardts – ebenfalls Rhapsodie betitelte Verto- dessen Seelenzustand, die in einer hymnisch- nung – von 1790 aufmerksam geworden, die gebethaft überhöhten Männerchorpartie gipfelt. aber erst mit dem Vers »Ach, wer heilet die Schmerzen« beginnt. Zwar bleibt fragwürdig, Festund Gedenksprüche op. 109 Erschütterungen des sogenannten Dreikaiser- jahres (Tod Kaiser Wilhelm I., Thronbesteigung Wann immer an Johannes Brahms die Bitte zu und Tod Friedrich III., Thronbesteigung einer geistlichen Komposition herangetragen Wilhelm II.) seinen Beitrag zu schaffen, und wurde, konnte er auf seine eigene, mit Vorbe- nicht – wie wegen der Widmung für den ham- dacht, Kontinuität und Grundsatz angelegte burgischen Bürgermeister Carl Heinrich Peter- Sammlung von Bibelzitaten zurückgreifen. sen häufig vermutet wird – aus Anlaß seiner Auch wenn alle Kompositionen dieses Genres Ernennung zum Hamburger Ehrenbürger im nicht-liturgische Musik blieben, finden sich Mai 1889. Im Rahmen des hamburgischen dennoch darunter auch Werke, deren geistli- Musikfestes fand allerdings die Uraufführung cher Gehalt durch Entstehungsanlaß und Ti- der drei Motetten statt, die Brahms am 30. Mai telgebung bewußt verschleiert ist (z.B. Tri- 1889 an den Mitinitiator der Ehrung und künst- umphlied op. 55). Die im Frühjahr 1889 vollen- lerischen Leiter des Musikfestes, den Dirigen- deten Festund Gedenksprüche op. 109 teilen ten Hans von Bülow, mit dem Kommentar ü- alle genannten Aspekte. Brahms greift auf bersandte: »Für Dein Musikfest hätte ich ... seine Sammlung Bibelzitate zurück, um gewis- drei kurze hymnenartige Sprüche für acht- sermaßen als Nachhall auf die politischen stimmigen Chor a cappella, die geradezu für 2 hänssler CLASSIC nationale Festund Gedenktage gemeint sind, 22, 5-6, Ps 29,11; II Wenn ein starker Ge- und bei denen recht gern und ausdrücklich die wappneter, Luk 11,21 und 11,17; III, Wo ist so Tage Leipzig, Sedan und Kaiserkrönung ange- ein herrlich Volk, 5. Mose 4,7 und 9). Gleich im geben sein dürften«. Der anschließend lako- ersten Takt ist der Gestus aller Werke festge- nisch in Klammern gesetzte Nachsatz: »Doch schrieben. Der gravitätischen Eröffnung kor- besser nicht!« ist als Einschränkung damals respondiert die großräumig-übersichtliche An- wie heute ernstzunehmen und verweist nach- lage der Motettensammlung, deren akribische drücklich darauf, daß die säkularen Anlässe Bildzeichnungen mit plastischen Details in Geschichte, die Motetten aber als ‘geistliche höchster kompositorischer Qualität dennoch Chormusik’ im eigentlichen Sinne gehört wer- die leichte Faßlichkeit des Satzes, die effekt- den müssen, dies insbesondere aufgrund ihrer volle Dramatik und den festlichen Charakter Textwahl (I, Unsere Väter hofften auf Dich Ps unterstreichen. FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY Motette ‚Jauchzet dem Herrn, alle schlichten a cappella-Kompositionen geordnet Welt’ op. 69, 2 werden muß. Ebenso wie die in dieser Samm- lung enthaltenen Cantica – der Lobgesang des Motette ‚Richte mich Gott’ op. 78, 2 Simeon (Nunc dimittis) und der Lobgesang der Motette ‚Denn er hat seinen Engeln Maria (Magnificat) –, wurde sie zunächst in befohlen über dir’ englischer Sprache komponiert und später vom Komponisten mit deutschem Text unter- Das Motettenschaffen Mendelssohns verdankt legt. Den als »großen Psalm« bezeichneten, sich – mit Ausnahme der Psalm- 1844 entstandenen Motettensatz Denn er hat Kompositionen zur Deutschen Liturgie – aus- seinen Engeln befohlen über Dir (Ps 91,11-12), schließlich persönlichen Impulsen. »Und daß übersandte Mendelssohn mit einem Begleit- ich gerade jetzt mehrere geistliche Musiken schreiben an den Preußischen König Friedrich geschrieben habe, das ist mir ebenso ein Be- Wilhelm IV.. Impuls zu ihrer Komposition war dürfnis gewesen, wie es Einen manchmal ihm ein auf den König versuchtes Attentat. Der treibt, gerade ein bestimmtes Buch, die Bibel, rhythmisch und harmonisch in schlichter Faktur oder sonst was zu lesen, und wie es Einem nur erscheinende achtstimmige Satz wurde von dabei recht wohl wird. Hat es Ähnlichkeit mit Mendelssohn zu einem Doppelquartett mit Seb.[astian] Bach, so kann ich wieder nichts Orchesterbegleitung in das in diesen Jahren dafür, denn ich habe es geschrieben, wie mir entstehende Oratorium Elias op. 70 umgear- zu Muthe war, und wenn mir einmal bei den beitet aufgenommen (Erweckungsszene, Nr. 7, Worten so zu Muthe geworden ist, wie dem die Szene schildert den Propheten am Bach alten Bach, so soll es mir um so lieber sein ...« Krith unter dem Schutz der Engel). Die (Brief vom 15.7.1831). In diesem zu gewissen Schlichtheit vieler Motetten Mendelssohns ist Lebensphasen hervordrängenden Bedürfnis nicht allein mit der erwähnten Traditionsbin- Mendelssohns liegt allein der Umstand be- dung – etwa an das Werk Johann Sebastian gründet, daß er die Motettenkomposition über Bachs oder äußere Umstände – zu erklären. längere Zeit zugunsten der ‘großen Form’ ver- Es ist zu vermuten, daß der Grund – gerade in nachlässigt hatte, sich dann aber mit ihrer den Motetten gegen Lebensende – in der Su- Komposition weder liturgischen Funktionen che nach einer Möglichkeit begründet liegt, noch kirchlichen Ansprüchen unterordnete. vielleicht doch eine ‘wirkliche kirchliche Musik’ Mendelssohns kirchenmusikalische Chorkom- schaffen zu können, die einer liturgischen Be- positionen zielen alle auf eine imaginär-ideale stimmung entspricht, ein Ansinnen, das Men- Aufführungssituation, die zu seiner Zeit nicht delssohn noch 1835 kategorisch abgelehnt realisierbar schien. Die Motettensammlung op. hatte: »Eine wirkliche Kirchenmusik, d.h. für 69, die erst in Mendelssohns Sterbejahr 1847 den evangelischen Gottesdienst, die während veröffentlicht wurde, vereint drei liturgische der kirchlichen Feier ihren Platz fände, scheint Kompositionen, die alle mit der kleinen Doxo- mir unmöglich, und zwar nicht bloß, weil ich logie (Ehre sei dem Vater ...) schließen und durchaus nicht sehe, an welcher Stelle des speziell für den anglikanischen Ritus kompo- Gottesdienstes die Musik eingreifen sollte, niert waren, wobei die Motette über den 100. sondern weil ich mir überhaupt diese Stelle gar Psalm Jauchzet dem Herrn, alle Welt zu den nicht denken kann [...] Bis jetzt weiß ich nicht 3 hänssler CLASSIC auch wenn ich von der Preußischen Liturgie nen und musikalisch zu erfüllen. Unter Opus absehe, die alles Derartige abschneidet, und 78 wurde posthum