5 2015 | 16 April, Mai, Juni

DAS MAGAZIN DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER

Premiere „La Passione“ Bachs Matthäus-Passion mit Romeo Castellucci und Ballett John Neumeiers „Matthäus-Passion“ kehrt zurück Premiere Richard Strauss „Daphne“ mit Christof Loy und Michael Boder DAS INTERNATIONALE MUSIKFEST HAMBURG, EIN FESTIVAL, DAS MUSIKALISCHE GRENZEN ÜBERSCHREITET – EINER VON VIELEN GRÜNDEN, SICH FÜR KULTUR IN HAMBURG ZU BEGEISTERN.

Kulturmetropole Hamburg. Meine große Freiheit. Unser Titelfoto ist während der Arbeiten an „La Passione“ in den Werkstätten entstanden

Inhalt April bis Juni 2016

OPER BALLETT

04 Premiere 1: La Passione in den Deichtorhallen Hamburg. 10 Wiederaufnahme: Matthäus-Passion 35 Jahre nach der Urauf- Romeo Castellucci „inszeniert“ die Matthäus-Passion. Dabei führung erlebt John Neumeiers Ballett mit Johann Sebastian erliegt er nicht der Versuchung, die Stationen und den Lei- Bachs gleichnamiger Musik seine Wiederaufnahme. Als Chef- densweg als Theater nachzustellen, sondern nähert sich über choreograf vertraut er wichtige Rollen bewusst den jungen den Weg einer der Bildenden Kunst eigenen Zeichenhaftigkeit, Tänzern seiner Compagnie an, damit sie die Aufführungstra- die sich aus dem Potential zur Allegorie speist. Dieser Umweg dition dieses einzigartigen Gesamtkunstwerks weiterführen. ist Spur einer Suche nach einer neuen Form von Offenbarung und dem, was Leiden dem heutigen Zuhörer bedeuten und 14 Repertoire: Das Hamburg Ballett setzt mit Aufführungen von wie es ihm erfahrbar werden kann. John Neumeiers Romeo und Julia sowie Othello den diesjähri- gen Shakespeare-Schwerpunkt fort. Daneben lockt die farben- 14 Premiere 2: Daphne Regisseur Christof Loy erzählt den zeitlo- prächtige Choreografie Napoli von A. Bournonville und Lloyd sen mythischen Stoff als aktuelle Parabel über Verweigerung Riggins sowie John Neumeiers Ballett Tatjana, dessen DVD- und Gegenwehr. Am Baseler Theater wurde die Inszenierung Produktion pünktlich zu den Repertoire-Vorstellungen im enthusiastisch gefeiert, jetzt wird sie in der Hansestadt gespielt. Juni auf den Markt kommt.

18 Wiederaufnahme: Wagners in der Inszenie- RUBRIKEN rung von Ruth Berghaus kehrt unter der musikalischen Lei- tung von GMD Kent Nagano an die Staatsoper zurück. 35 opera stabile berührt: ist eine neue Veranstaltungsserie der Staatsoper, die im MOJO CLUB auf der Reeperbahn stattfin- 28 Ensemble: Neu an der Staatsoper ist die junge russische Mez- det. Dabei stellen Hamburger Jugendliche zusammen mit zosopranistin Nadezhda Karyazina, die hier bereits u. a. als Künstlern der Staatsoper unter Beweis, dass sich Pop-Musik Barbier-Rosina und als Olga in Eugen Onegin erfolgreich war. und das Kunstlied durchaus gegenseitig inspirieren können.

PHILHARMONISCHES STAATSORCHESTER 17 Opernrätsel 36 Spielplan 32 Nachdenken über Schostakowitsch und Beethoven, aus deren 38 Leute: Uraufführung „Stilles Meer“, Premiere „Guillaume Tell“ Œuvre Werke im Philharmonischen Sonderkonzert am 15. Mai erklingen. 40 Finale Impressum

TITELBILD: JÖRN KIPPING

5.2015/16 | JOURNAL 1 Oper Momentaufnahme

Guillaume Tell von Gioachino Rossini

Premiere im März 2016 Weitere Vorstellungen in der Saison 2016/2017

2 JOURNAL | 5.2015/16 5.2015/16 | JOURNAL 3

FOTO: BRINKHOFF/MÖGENBURG Oper Premiere

Premiere Musikalische Leitung Evangelist Einführungsmatinee 21. April 2016 Kent Nagano Ian Bostridge mit Romeo Castellucci und Konzept, Inszenierung, Sopran 1 Mitwirkenden der Produktion 20.00 Uhr Bühne, Kostüme und Hayoung Lee Moderation: Aufführungen Licht Sopran 2 Johannes Blum 23., 24. April 2016 Romeo Castellucci Christina Gansch Alt 17. April 2016 20.00 Uhr Künstlerische Mitarbeit Silvia Costa Dorottya Láng um 12.00 Uhr Deichtorhallen, Mitarbeit Bühnenbild Tenor Probebühne 1 Haus für aktuelle Maroussia Vaes Bernard Richter Kunst Dramaturgie Jesus, Bass Piersandra di Matteo Philippe Sly Chor Martin Steidler Audi Jugendchor - akademie

Eine Produktion der Hamburgischen Staatsoper in Zusammenarbeit mit den Deichtorhallen Hamburg im Rahmen des Internationalen Musikfests Hamburg 2016. Mit freundlicher Unterstützung der Commerzbank Hamburg.

Der Zuschauer und sein Schmerz Ein Gespräch mit dem Regisseur Romeo Castellucci über La Passione

Die Matthäus-Passion ist ja zunächst einmal kein dramatisches tionen Picanders beim Zuschauer auslösen sollen. Daher habe ich Werk, kein Musiktheaterstück. Aber doch wird in den Deichtor- versucht, Objekte zu kreieren, die nicht nur das Gefühl von Ent- hallen eine Inszenierung dieses Werkes zu sehen sein. Wo greifst gleisung, Chaos und Unordnung in Szene setzen, das die Dichtung du das „Theater“ der Matthäus-Passion? von Picander durchzieht, sondern auch den Schmerz der Passion, Die Theatralität, auf die ich mich beziehe, kommt aus der ur- die sich über den Zuschauer ergießt. Bilder, die nicht die Passion sprünglichen Quelle, aus der sich die Matthäus-Passion speist: den Jesu‘ „darstellen“, sondern die des „normalen“ Menschen. Ich sacre rappresentazioni, den geistlichen Spielen des Mittelalters. Das würde daher sagen, dass durch diesen szenischen Vorgang Jesu’ Stück ist als Weg der Passion in sich und grundsätzlich theatra- Passion zur Passion des Zuschauers, des Menschen, wird. lisch. Darauf bezieht sich auch Bach. Ich sehe aber keine Möglich- keit, diese Theatralität in narratives Theater zu übersetzen. Man Die Philosophin Julia Kristeva sagt, es gebe auch bei einem kann das Evangelium heute nicht mehr auf die Bühne bringen, wie Nichtgläubigen ein bisogno di credere, ein Bedürfnis zu glauben. man es damals mit einer sacra rappresentazione getan hat. Deshalb Das Bedürfnis zu glauben heißt nicht, dass man glaubt. Zu sagen, versuche ich mich der Matthäus-Passion in anderer Weise zu nä- man müsse glauben, um die Matthäus-Passion fassen zu können, ist hern. Wir verzichten auf die traditionelle Struktur einer Theater- falsch. Der Passion fehlt der Moment der Katharsis: man erlebt nur bühne, es gibt stattdessen Elemente im leeren Raum. Orchester, den Tod von Jesus, nicht seine Auferstehung. Bis zu diesem Punkt Chor und Solisten befinden sich weit im Hintergrund. Davor, im ist Jesus ein Mensch wie wir alle – ecce homo. Ein Jesus, der total Raum zwischen Musik und Publikum, präsentieren sich nachein- ohnmächtig ist, der „flucht“ gegen den Vater, der sich auflehnt ander Bilder, Formen, Objekte, Elemente, die in Verbindung stehen gegen das Schicksal. In diesem Sinn offenbart er sich als Mensch. zu dem, was man hört. Die Musik bestimmt den chronologischen Die Passion ist die Darstellung der Menschwerdung Gottes als Ablauf, nicht die Objekte. Sie sind Objekte der Kontemplation, der Mensch der Passion. Die Matthäus-Passion trifft die tragische Es- Betrachtung für den Zuschauer. Die meisten sind statisch, sie ma- senz des Christentums – vor der Katharsis. Die doppelte Natur chen es möglich, die Passion und ihren Inhalt zu „lesen“. Es gibt Jesu’, die göttliche, offenbart sich erst viel später. eine doppelte „Temperatur“: auf der einen Seite Picanders Poesie, auf der anderen das Evangelium. Wir kennen alle dessen äußere „Jesus ist für uns gestorben.“ Es gibt neben der heilsgeschicht- Geschichte, sie wird aber erst zum Leben erweckt durch die Schil- lich-theologischen auch eine ästhetische Interpretation: Jesus ist derungen des Entsetzens, der existenziellen Angst, der Überra- für uns, d. h. vor uns gestorben: wir können das Theater seines schung und der Scham des Erzählers Picander, und diese Emotio- Todes betrachten. nen spiegeln sich im Zuschauer. Diese Perspektive wird in meiner Eine Kreuzigung ohne Zuschauer hätte keinen Sinn gehabt. Das Inszenierung wiedergegeben, es sind die Objekte, die diese Emo- Kreuz ist die kleinstmögliche Bühne, und die Nägel heften den

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Darsteller an die Bühne. Nach der Vision der Wüstenväter war Auf die Rückwand werden die Texte projiziert, darunter sehen wir Jesus der „Schauspieler“ (im italienischen der „attore“, der, der Orchester und Sänger, davor die Objekte. Diese Disposition der „agiert“), den Gott auf die Welt geschickt hat, der Gottes Rolle auf drei Elemente Schrift, Musik und Theater erinnert an die poeti- der Erde spielt. sche Form der Allegorie, wie man sie aus der frühen Zeit des Barock kennt. Jesus führt uns den Schmerz vor, er ist der Schmerzensmann. Die Objekte haben dabei emblematischen Charakter. Der Zu- Worin besteht der Übergang von Schmerzen zum Leiden? schauer wird die Zeit haben, die Objekte im Raum anzuschauen Körperlicher Schmerz und spiritueller Schmerz sind sehr unter- und den Schlüssel zu dieser allegorischen Bedeutung bei sich zu schiedlich. Ich will nicht sagen, dass Kunst da ist, um Schmerzen finden. Nur er kann das, nicht der Schauspieler, nicht der Dirigent, zu lindern, beides steht jedoch in einer ständigen Wechselwirkung. nur der Zuschauer: sein Gehirn, seine Geschichte, was er erlebt Man denke nur an die griechische Tragödie: der Versuch, aufrecht hat, macht ihn sozusagen zum ultimativen Objekt. Es ist wichtig vor dem Schmerz zu stehen. Das Anschauen des Schmerzes ist die zu wissen, dass der Zuschauer auch ein Objekt ist: Wie ich oben Quelle des Sehvergnügens. Da zeigt sich wiederum ein anderes gesagt habe, lösen die Objekte im Raum die Emotionen Picanders Thema: der Schmerz der anderen. Weil wir nicht an ihrer Stelle ste- im Zuschauer aus. Diese Objekte haben problematischen Charak- hen und weil sie an unserer Stelle leiden. Deine Schmerzen sind ter. Sie werden dem Verstand und dem Geist des Zuschauers vorge- meine Rettung, das ist der christliche Mechanismus. Und der Kern schlagen und räumlich präsentiert. Im übrigen sind diese Objekte des christlichen Schauspiels. nicht dafür gedacht, im Zuschauer das positive Gefühl einer Art von Zufriedenheit auszulösen. Der Zuschauer erblickt die Objekte und nimmt sie als skandalös Interview Johannes Blum wahr. „Skandalon“ im griechischen Sinn ist nicht dumme Provokation, sondern der „skandalon“ ist der Stein auf dem Weg, gegen den der Fuß des Passanten stößt, der ihn aus dem Gleichgewicht bringt und der ihn zwingt, seinen Weg neu auszurichten. Er ist ein tem- poräres Hindernis. Ich glaube, dass die Natur der westlichen Kunst in eben dieser Stolperstein-Funktion liegt.

Von Martin Luther, dem Bach gedanklich und theologisch sehr nah war, gibt es den berühmten Satz „Ich stehe hier und kann nicht anders“. Ein sehr starker Satz. Er gibt das Projekt des Anwesend-Seins wie- der, des Entblößt-Seins vor einem Ereignis oder des Entblößt-Seins vor einem Objekt wie der Sonne. Sich treffen zu lassen von diesem Licht – das ist der Schlüssel dazu, dieses Licht anzunehmen. Auch die Schmerzen.

Die Deichtorhallen sind ja ein Museum, kein Ort des Theaters, es ist ein Ausstellungsort für Objekte. Es ging zunächst darum, die Matthäus-Passion an einem anderen Ort als einem Theater zu präsentieren. Technisch gesehen hat uns diese Halle dabei Dinge möglich gemacht, die wir in einem Thea- ter nicht hätten realisieren können. Andererseits: wenn man einen neuen Ort dafür „erfindet“, erweckt man die Bach’sche Materie in einer neuen Art und Weise. Man sieht das Werk aus einer anderen Perspektive. Man entgeht der Gewohnheit: es ist kein Konzert, es ist kein Theater, es ist ein Erlebnis für den Zuschauer, eine lange Reise.

Ebenso wie die architektonischen Bedingungen für die szenische Arbeit sind auch die akustischen Bedingungen für die Auffüh- rung der Musik sehr anders und besonders. Die Schwierigkeiten sind auch eine Chance. Ich mag diesen Ge- danken sehr: alles, was schwierig ist, ist auch interessant. Ja, man muss förmlich nach den Bedingungen suchen, die schwierig sind, damit es interessant wird. Oper Premiere

„La Passione“ in den Deichtorhallen

Ein Gespräch zwischen Dirk Luckow, Georges Delnon und Johannes Blum

DL: Ursprünglich sind die Deichtorhallen eine Markthalle gewe- sen – und darin erklingt jetzt Bach mit seiner glasklaren Musik. Dadurch verändert sich die Wahrnehmung des Raums. Das passt zur Mentalität von Castellucci wie auch die Matthäus-Passion selbst: Der majestätische Klang, das Feierliche, der große Chor. Typisch für Castellucci ist das über die Grenzen Hinausgehende und das fließend Machende. Sein Theater bezieht alle anderen Kunstformen mit ein. Castellucci sagt, dass man den Schmerz und das Leid erfahren soll, und zwar so, dass man kapiert, dass es das Fleisch ist, was da weh tut.

GD: Ja, der Körper steht für Castellucci im Zentrum seines Schaf- fens und bildet mit Musik und Text ein herausforderndes Gesamt- werk. Einerseits ist er durch seine Jugend und der intensiven Aus- Dirk Luckow, Johannes Blum und Georges Delnon in den Deichtorhallen einandersetzung mit christlichem Glauben dem Stück sehr nah und gleichzeitig versucht er, mit seinen Mitteln Distanz zu schaf- GEORGES DELNON: Die Idee für die Matthäus-Passion ist schon min- fen. Dadurch entsteht eine Spannung von fast zu großer Nähe zu destens drei Jahre alt. Ich hatte von Romeo Castellucci so einiges fast zu großer Ferne. gesehen, an der Schaubühne, in Paris, in Lausanne. Dann habe ich ihn für zwei Tage nach Basel eingeladen und wir haben über die JB: Castellucci geht als Bildender Künstler mit der Zeit auf der Idee für Hamburg gesprochen und sofort auch darüber, dass wir Bühne anders um. Vielleicht ist gerade das bei seiner Matthäus- einen besonderen Ort dafür brauchen. Passion der Bruch: wir haben einen Ablauf in der Musik und einen völlig getrennten Ablauf der Bilder. Die Sänger kommen in Castel- DIRK LUCKOW: Hinter diesem „sich aus der Oper herausbewegen“ luccis szenischer Vision nicht vor. Die Musik, die Ausführenden, steckt ja die Idee, die Musik, die Kunst mitten ins Leben zu kata- sind die konzertante Ebene … pultieren. Und das ist vielleicht die Haltung, aus der heraus sich die Inszenierungen von Romeo Castellucci speisen – eine andere DL: ... und das wird überformt von den Bildern. – Welche Rolle Unmittelbarkeit zu schaffen. Er spricht über den Traum und den spielt Kent Nagano? Schlaf, Dinge nicht einzusperren. Ein solcher Raum wird von Bil- dern diktiert, möglicherweise von Klängen. Die Matthäus-Passion GD: Kent Nagano ist eine sehr spirituelle Person, der absolut im kennt man gut in Hamburg. Auch die Deichtorhallen sind so etwas Dialog mit oben und unten steht, der es wichtiger findet, Fragen zu wie eine Kathedrale, eine säkulare Kathedrale. stellen als Antworten zu geben. Aber wenn er Antworten braucht, dann sucht er sie eindeutig in der Musik. Es gibt so viele verschie- JOHANNES BLUM: Der Raum bietet einen gewissen Widerstand. dene Aufnahmen, und oft werden die Sänger gemäß den Rollen besetzt, also fast schon „theatralisch“ gedacht, das wollte er nicht. DL: Bildende Künstler mit Erfahrung wissen darauf zu antworten. Er wollte eine rein musikalische Besetzung der Soli: Bass, Tenor, Bei musikbasierter Kunst ist es ein noch höheres Risiko, denn wie Sopran und Alt. Insofern ist Kent Nagano auch sehr pur und sehr der Klang und die Stimmen in diesem Raum funktionieren, steht transparent, sehr protestantisch und auch „licht“, wie auch Romeo auf einem ganz anderen Blatt. Castellucci. Ich glaube, Licht ist das, was die beiden verbindet.

JB: Mich erinnert das an Aufführungen in der Bochumer Jahrhun- DL: Castellucci ist aber nicht so spirituell, ich würde ihn eher als derthalle. Der Raum macht den Klang der Musik, und der ist nicht einen Linksintellektuellen, aus der Avantgarde-Tradition kommen- unbedingt der ideale Klang für ein Werk. den Regisseur sehen, der ein eher gebrochenes Verhältnis zum Spi- rituellen hat. GD: Es waren zwei mir wichtige Stichworte, die gerade fielen, näm- lich Kathedrale und Ausstellung. Ich finde, dass Castellucci in der GD: Castellucci hat in einem Interview gesagt, er suche den „Skan- Theaterszene wahrscheinlich der ist, der am deutlichsten ein Bil- dalon“: den Stein, der dir in den Weg gelegt wird, damit du dar- dender Künstler ist. Und natürlich habe ich in dieses Projekt Kent über stolperst. Dann aber stehst du auf und gehst nicht in der glei- Nagano miteinbezogen. Seine erste Spielzeit sollte etwas ganz Be- chen Art weiter wie bisher. sonderes sein, mit Bach als klarem Kontrapunkt zu Berlioz.

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Biografien der Mitwirkenden La Passione

Kent Nagano bühne war er unter anderem am ROH Covent Dorottya Láng (Musikalische Leitung) Garden, der Wiener und Bayerischen Staatsoper (Alt) zu erleben. Als Aschenbach in Brittens Death in gilt weltweit als einer der he - Venice gastierte er in Brüssel, Amsterdam sowie studierte an der Universität rausragenden Opern- und an der Mailänder Scala. Er ist Ehrenmitglied des Wien. Preise bei Wettbewer- Konzertdirigenten. Er war Corpus Christi College und des St. John’s College ben, darunter beim Hilde Musikdirektor des Berkeley in Oxford. 2003 wurde ihm von der St. Andrew’s Zadek-Wettbewerb, ebneten Symphony Orchestra, der Universität ein Ehrendoktorat in Musik und 2004 der ungarischen Mezzosopra- Opéra National de Lyon, des Hallé Orchestra und anlässlich der Neujahrsehrungen der Verdienstor- nistin den Weg an wichtige Musikzentren. darun- der Los Angeles Opera sowie künstlerischer Leiter den des Britischen Empires verliehen. Seit ter das Wiener Konzerthaus und die Volksoper und Chefdirigent des Deutschen Symphonieor- 2014/15 ist er Gastprofessor an der Oxford Uni- Wien. 2014 gab sie ihr Rollendebüt als Octavian chesters Berlin. Von 2006 bis 2013 war er General- versity. Sein Buch „Schubert's Winter Journey: in an der Oper Malmö. 2015 musikdirektor der Bayerischen Staatsoper. Seit Anatomy of an Obsession“ ist Anfang 2015 beim debütierte sie als Wellgunde in Wagners Rhein- 2006 ist Kent Nagano zudem Musikdirektor des Random House-Verlag erschienen. Eine umfang- gold unter dem Dirigat von Teodor Currentzis bei Orchestre Symphonique de Montréal, seit 2013 reiche Diskographie dokumiert das vielseitige der Ruhrtriennale. Seit September 2015 gehört sie auch Erster Gastdirigent der Göteborger Sympho- sängerische Schaffen des britischen Tenors. zum Ensemble der Staatsoper, wo sie bisher u. a. niker. Er gas tierte und gastiert in allen wichtigen als Hänsel, Dorabella (Così fan tutte), Varvara Musikmetropolen. Seit dieser Saison hat der aus Hayoung Lee (Katja Kabanova) und bei der Neuproduktion Le Kalifornien stammende Dirigent das Amt des (Sopran 1) Nozze di Figaro als Cherubino zu erleben war. Hambur gischen Generalmusikdirektors inne. Mit der Premiere von Berlioz’ Les Troyens gab er sei- ist seit 2005/06 Ensemble mit - Bernard Richter nen Hamburger Einstand. Im Januar 2016 leitete glied der Staats oper Ham- (Tenor) er die von Presse und Publikum gleichermaßen burg, wo sie seitdem in un- begeistert aufgenommene Uraufführung von Ho- zähligen Rollen, darunter stammt aus der Schweiz. Auf- sokawas Stilles Meer. Sophie (Der Rosenka va lier) , tritte u. a. am Theater an der Violetta (La Traviata), Adina (L’Elisir d’Amore) , Wien und bei den Salzburger Romeo Castellucci Susanna (Le Nozze di Figaro), Cordelia (Lear), Festspielen verschafften ihm (Konzept, Inszenierung, Zerbinetta (), Lucia di Lam- internationale Beachtung. Zu Bühne, Kostüme und Licht) mermoor, Füchsin Schlaukopf (Das schlaue Füchs- seinen Karrierestationen gehören u. a. die Bayeri- lein), Waldvogel (Siegfried), Donna Anna (Don sche Staatsoper, die drei großen Opernhäuser in wurde in Cesena, Italien, ge- Giovanni), Marguerite (Faust), Micaëla (Carmen) Paris, das Grand Théâtre de Genève sowie das boren. Er studierte Malerei aufgetreten ist. 2009 erhielt sie den Dr. Wilhelm Opernhaus Zürich. Zu seinen gegenwärtigen En- und Bühnenbild an der Aka- Oberdörffer-Preis als künstlerisches Nachwuchs - gagements zählen Auftritte als Belmonte (Die demie der Schönen Künste in talent. Die in Seoul geborene Sopranistin gastierte Entführung aus dem Serail) an der Pariser Opéra Bologna und gründete 1981 gemeinsam mit u. a. an der Dresdner Semperoper, der Volksoper Bastille, Pelléas (Pelléas et Mélisande) an der Claudia Castellucci und Chiara Guidi die Gruppe Wien und am Aalto-Theater in Essen. Opéra de Lyon und beim Orchestre Symphoni- Socìetas Raffaello Sanzio. Seitdem hat er zahlrei- que de Montréal, Erik (Der fliegende Holländer) che Theaterstücke herausgebracht, bei denen er Christina Gansch am Theater an der Wien sowie Tamino (Die Zau- als Dramatiker, Regisseur, Bühnenbildner, Licht- (Sopran 2) berflöte) beim Budapest Festival Orchestra. und Klangdesigner oder Kostümbildner beteiligt war. So z. B. Tragedia Endogonidia (2002) und Di- durfte jüngst einen großen Philippe Sly vina Commedia – Inferno, Purgatorio, Paradiso Erfolg als Gemmy bei der (Bass) (2008). Zu seinen gefeierten Arbeiten jüngeren Neuproduktion Guillaume Datums zählen Glucks Orfeo ed Euridice bei den Tell für sich verbuchen. Die ist Preisträger des renommier- Wiener Festwochen, Strawinskys Le Sacre du österreichische Sopranistin ten Concours Musical Inter- Printemps und Morton Feldmans Neither bei der war Stipendiatin an der Royal Academy of Music national de Montréal (2012) Ruhrtriennale und Ödipus an der Berliner Schau- in London. Ihr internationales Operndebüt gab und Hauptgewinner der Me- bühne am Lehniner Platz. Romeo Castellucci ist sie im September 2013 in der Partie des Amor in tropolitan Opera National bekannt für ein Theater, das sich als Gesamt- Glucks Orfeo ed Euridice in Montpellier. Es folg- Council Auditions (2011). Im Sommer 2012 gab kunstwerk versteht und mit seinen Bühnenkom- ten Auftritte beim Verbier Festival in der Schweiz, er im Rahmen des Young Singers Project der Salz- positionen alle Sinne anspricht. beim Resonanzen-Festival in Wien und an der burger Festspiele den Sithos in von Winters Das Wigmore Hall in London. Im März 2014 sang sie Labyrinth unter der Leitung von Ivor Bolton. In Ian Bostridge unter Nikolaus Harnoncourt die Barbarina in Le der Saison 2012/13, wurde er Mitglied des re- (Evangelist) Nozze di Figaro am Theater an der Wien. Als Teil- nommierten Adler Fellowship Program an der San nehmerin des Young Singers Project sang sie bei Francisco Opera, wo er sein Debüt als Guglielmo arbeitete als Historiker, ehe er den Salzburger Festspielen 2015 ebenfalls die Bar- in Così fan tutte gab. 2015 sang der junge Franko- sich für den Sängerberuf ent- barina in Mozarts Figaro. Seit der Spielzeit kanadier den Golaud (Pelléas et Melisande) mit schied. Seine internationale 2014/15 ist Christina Gansch Mitglied im hiesi- dem Montreal Symphony Orchestra unter der Karriere führte ihn in die gen Internationalen Opernstudio. Sie war an der Leitung von Hamburgs GMD Kent Nagano. Sein wichtigsten Konzertsäle und Staatsoper u. a. als Barbarina in Le Nozze di Fi- erstes Solo-Album mit dem Titel „In Dreams" Opernhäuser der Welt und zu bedeutenden Festi- garo, Oscar in Un Ballo in Maschera, als Ascagne wurde im Oktober 2012 veröffentlicht. Es enthält vals, z. B. den Festspielen von Salzburg, Edin- in Les Troyens sowie als Gemmy in Guillaume Tell unter anderem Werke von Schumann, Ravel und burgh, München und Aldeburgh. Auf der Opern- erfolgreich. Ropartz.

5.2015/16 | JOURNAL 7 Hintergrund La Passione

Gott – von Gott verlassen

Gedanken zur Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach

von Stefan Klöckner

s gehörte seit jeher zu den zentralen Aufgaben des Leip- wurden: Der biblische Text wurde inhaltlich gegliedert und mit theo- ziger Thomaskantors, an den Sonn- und hohen Feier- logisch aufgeladenen Texten für Arien und Choräle versehen. Diese tagen die figurierte Kirchenmusik für die beiden Vorgehensweise rückt die gottesdienstliche Dramaturgie automa- E Hauptkirchen, St. Thomas und St. Nikolai, zu besorgen. tisch in die Nähe des Dramas per se! Im Fall der Matthäus-Passion von Bach ist der Name des Textdichters überliefert: Christian Fried- Der Karfreitag nahm hierbei eine besondere Stellung ein: Es war und rich Henrici, der unter dem selbstgewählten Pseudonym Picander ist der höchste Feiertag der evangelischen Christen – Tag des Ge- nicht wenige Texte zu Bachschen Kompositionen verfaßt hat. dächtnisses an Jesus Christus, der für uns gelitten hat und um der Tilgung unserer Sünden willen starb: „Jesu Leib – für dich dahinge- Von der Aufnahme des Werkes damals wissen wir heute in der Tat geben … Jesu Blut, für dich vergossen!“ Diese Worte werden heute nichts – keine Zeitungsnotiz und auch keine sonstigen Berichte in noch zu jeder Spendung des Abendmahls gesprochen, und sie ver- Briefen oder Akten sind überliefert. Wohl kann man aber aus meh- weisen direkt auf das zentrale Geschehen, das dem Karfreitag zu- reren Überarbeitungen (die heute am weitesten verbreitete und als grunde liegt und das die Mitte der christlichen Existenz bezeichnet. „gültig“ angesehene stammt aus dem Jahre 1736) schließen, dass die Passion in den Folgejahren öfter aufgeführt wurde. Von daher ist es verständlich, dass man den Passionsvertonungen, die Heute gehört sie zu den Werken Bachs, die am weitesten verbreitet – einer alten Tradition folgend – am Karfreitag im Gottesdienst mu- und – trotz Zahl der Mitwirkenden und künstlerischem Anspruch – siziert wurden, besonderen Raum gab. War es in der katholischen Li- am meisten aufgeführt werden. turgie der reine Bibeltext, der erklang (am Karfreitag durchweg die Passion nach dem Evangelisten Johannes), so entwickelte sich im Im Werk muß man drei Ebenen inhaltlich und formal unterscheiden, evangelischen Bereich die oratorische Passion, in der der biblische will man verstehen, was eine oratorische Passion ausmacht: Bericht unterbrochen, der Erzählstrang gleichsam angehalten wurde, Da ist als Grundlage der Passionsbericht nach dem Evangelisten Mat- um Platz für Betrachtung und Aneignung zu schaffen. Die Entwick- thäus, der fast wörtlich mit einigen Ergänzungen aus dem 26. und lung dieses oratorischen Prinzips bedingte den Rang einer hohen 27. Kapitel des biblischen Evangeliums übernommen worden ist. Es theologischen Eigenständigkeit der Kirchenmusik, wie sie im evan- ist die Handlungs- oder Erzählebene (narratio), die den historischen gelischen Bereich durchweg sehr weit verbreitet ist. bzw. biblischen Protagonisten anvertraut ist: dem Evangelisten, Jesus und seinen Jüngerinnen/Jüngern, den Hohepriestern, der Masse … Aber auch für evangelische Verhältnisse ist die Matthäus-Passion von Die einzelnen Personen äußern sich zumeist in der Form des mini- Johann Sebastian Bach, die (nach letztem Forschungsstand) im Rah- mal begleiteten Rezitativs, das durch ein natürliches Deklamations- men des Karfreitagsgottesdienstes am 11. April 1727 in der Leipziger tempo des Textes die Erzählungen am besten nachvollziehbar macht. Thomaskirche uraufgeführt wurde, mit ca. dreieinhalb Stunden Der Erzählstrang wird an signifikanten Stellen unterbrochen, und in Dauer und einer großen Zahl an Mitwirkenden in zwei Orchestern begleiteten Rezitativen wird das Geschehen kommentiert. Der bibli- und zwei (manchmal drei) Chören ein Werk exorbitanten Ausmaßes. sche Kontext wird verlassen und zugleich übersetzt in die Situation Schwerlich dürfte der Thomaskantor also durch diese Komposition des hörenden, betrachtenden und betenden Menschen einer anderen der ihm bei seiner Berufung wenige Jahre zuvor auferlegten Vor- Zeit. Durch diese Erläuterung (explicatio) wird wie mit einem gro- schrift nachgekommen sein, er habe die Kirchenmusik so zu gestal- ßen katechetischen Transmissionsriemen der Bogen geschlagen, den ten, dass sie „nicht zulang währen, auch also beschaffen seyn möge, die lutherische Theologie in dem Satz zusammenfasst: „Mea res agi- damit sie nicht opernhafftig herauskommen, sondern die Zuhörer tur!“ Meine Sache wird hier verhandelt! Dieser Schritt gibt den wich- vielmehr zur Andacht aufmuntere“. tigen Gestaltungsrahmen für die Neu-Interpretation eines Werkes in unsere Zeit hinein: Die Herauslösung aus dem objektiven biblischen Der gelegentliche Vorwurf einer zu großen Nähe zur Oper ist keinem Kontext als Akt der Abstraktion – und die neue Verortung im barocken Komponisten sakraler Musik erspart geblieben – auch dem menschlichen Individuum als Akt der Konkretion bilden die Eck- Thomaskantor Bach nicht! Dies hat aber nicht nur mit der Art des pfeiler einer Brücke zwischen kollektiver Religion und individueller Komponierens zu tun, sondern auch mit Anlage und eben Ausmaß Religiosität. z. B. einer Passion, eines Oratoriums oder auch einer großen Kantate, Die dritte Ebene bringt in Arien und Chorälen die persönliche An- die – wie bei einer Oper – zunächst von einem Librettisten bearbeitet eignung zum Ausdruck (applicatio): Der Beter bringt sein „Ich“ ins

8 JOURNAL | 5.2015/16 Spiel, setzt sich mit dem Passionsgeschehen auseinander und über- mit sich und dem Flehen um sein Seelenheil zu verbinden: „Was du, setzt es in seine persönliche Spiritualität, in sein religiös motiviertes Herr, hast erduldet, ist alles meine Last; / ich, ich hab es verschuldet, Handeln. was du getragen hast. / Schau her, hier steh ich Armer, der Zorn ver- dienet hat. / Gib mir, o mein Erbarmer, den Anblick deiner Gnad!“ Ein Beispiel: Der Evangelist berichtet vom angsterfüllten Beten Jesu im Garten Auf der rezitativisch gestalteten Erzählebene des biblischen Passions- Gethsemane: Jesus fällt auf die Knie und ruft seinen Vater an, er möge berichtes fällt auf, dass die Jesus-Worte durch eine besondere Gestal- ihn verschonen von Leid und Tod. Auf diese narratio folgt das Erklä- tung herausgehoben sind. Die Reden des Erlösers erklingen durch ren, die explicatio: „Der Heiland fällt vor seinem Vater nieder, da- die Hinzufügung von Streichern wie in einem akustischen Nimbus, durch erhebt er mich und alle von unserm Falle hinauf zu Gottes der – zusammen mit der traditionell tiefen Lage der Singstimme – Gnade wieder …“ Und in der nun folgenden Arie eignet sich der dem gesungenen Gesagten eine besondere Nachdrücklichkeit, ja dis- Beter den Vorgang an (applicatio) und erklärt seine Bereitschaft, tanzierende Würde verleiht. Eine Stelle jedoch ist hiervon ausgenom- Jesus nachzufolgen: „Gerne will ich mich bequemen, Kreuz und Be- men: Wenn der ans Kreuz geschlagene Gottessohn seiner äußeren cher anzunehmen, trink ich doch dem Heiland nach.“ hoheitlichen Würde beraubt und wie jeder gewöhnliche Sterbende auf das kreatürliche Minimum reduziert wird, dann fehlt diese Be- Will man ein Gestaltungsmerkmal herausheben, das die Bachsche gleitung, und nur die Basso continuo-Stimme stützt sehr sparsam Matthäus-Passion in besonderem Maße charakterisiert, so dürfte es den Ruf „Eli, Eli, lama sabahtani?“ Mein Gott, mein Gott, warum hast das „Dialogische“ sein, das das ganze Werk durchzieht. Schon die du mich verlassen? grundsätzliche dramaturgische Anlage, die sich in der Besetzung Mit diesem Psalmzitat (aus Psalm 22, Vers 1), das dem sterbenden (zwei Chöre – zwei Orchester) niederschlägt, macht dies deutlich. Jesus hier vom Verfasser des Evangeliums in den Mund gelegt wird, Mit „Dialog“ ist hier nicht zuerst das persönliche Zwiegespräch ge- erreicht die Spannung zwischen Göttlichem und Menschlichem, die meint, sondern das ständige Herausgerufen-Sein der Hörenden, sich im Leben des Jesus Christus stets vorhanden ist, einen paradoxen zur Betrachtung der Passion hinzuzugesellen und immer mehr zu Höhepunkt, der sich schon mit dem unter Blut und Schweiß hervor- einem Teil des Geschehens machen zu lassen. gebrachten Gebet im Garten von Gethsemane angekündigt hatte. Bereits der große weitgespannte Eingangschor ist so aufgebaut. Er Gilbert Keith Chesterton, der sich lange vor seiner Konversion zum beginnt mit einer Aufforderung – „Kommt, ihr Töchter, helft mir kla- Katholizismus mit der Frage des Leidens befasste und für den das gen“ – und bringt in einem liturgischen Frage- und Antwortspiel, das Mitleid (die Sym-Pathie) Gottes mit den Menschen so essentiell zum von zwei Chören beinahe wie bei einem großen antiken Drama ge- christlichen Glauben gehörte, dass er gar vermutete, Gott selbst sei staltet wird, die wesentlichen Inhalte vor: „Sehet! – Wen? – Den Bräu- auf Golgota aus Verzweiflung eine Sekunde lang „Atheist“ gewesen, tigam! … Seht ihn! – Wie? – Als wie ein Lamm! … Sehet! – Was? – hat diesen Faden weitergesponnen. Er schrieb 1908 in seinem Buch Seht die Geduld! … Seht! – Wohin? – Auf unsre Schuld!“ … In die Orthodoxy einige Gedanken nieder, die sehr gut zu unseren Überle- Fragen und Antworten ist (zeilenweise aufgeteilt und passend zum gungen passen: „In der dramatischen Geschichte vom Leidensweg jeweils erklingenden Frage- und Antworttext) der Choral „O Lamm Christi gibt es eine deutliche Gefühlsäußerung, die zeigt, dass der Gottes unschuldig“ verwoben, der das Augenmerk sofort auf den un- Schöpfer aller Dinge nicht bloß Todesqualen, sondern auch Qualen schuldig leidenden Gottessohn richtet, der FÜR UNS und UM UNS- des Zweifels gelitten hat. Es steht geschrieben: ‚Du sollst den Herrn, RETWILLEN gestorben ist. deinen Gott, nicht versuchen.' Du nicht, aber der Herr, dein Gott, kann sich selbst versuchen; und allem Anschein nach ist genau das Schon in dieser großen Exposition kommt etwas zum Tragen, das in in Gethsemane geschehen. In einem Garten versuchte Satan den der christlichen Passionsliturgie seit dem Mittelalter bekannt und Menschen; in einem Garten versuchte Gott Gott. Auf eine über- verbreitet ist: Der Fokus rückt in den letzten beiden Wochen vor menschliche Art und Weise durchlitt er das menschliche Grauen des Ostern sehr stark auf den leidenden Menschen Jesus von Nazareth – Pessimismus. Als die Erde erbebte und die Sonne am Himmel er- und die Betrachtenden sind aufgefordert, Mit-Leid (compassio) zu losch, geschah es nicht wegen der Kreuzigung, sondern wegen des haben und auch zu artikulieren! Wie ein roter Faden durchzieht die Schreis, der vom Kreuz kam und bekannte, dass Gott von Gott ver- Matthäus-Passion von Bach diese Haltung des Mitleidens: Was Jesus lassen war.“ (aus: G. Chesterton, Orthodoxie. Eine Handreichung für empfindet – ICH will es tragen! Was Jesus erduldet – ICH will es mit die Ungläubigen. Aus dem Englischen übersetzt von Monika Noll erdulden, denn ICH habe es auch verursacht! Kaum ein Gesang und Ulrich Enderwitz, Kißlegg 2015, 259.) bringt dies besser zum Ausdruck als der Choral „O Haupt voll Blut und Wunden“, der in der Passionsvertonung fünfmal zum Einsatz kommt (immer verschiedene Textstrophen in verschiedenen Har- monisierungen). Bei dieser großen, zehn Strophen umfassenden Stefan Klöckner (geb. 1958) studierte Musik, Musikwissenschaft und ka- Choralvertonung handelt es sich um die durch Paul Gerhardt er- tholische Theologie. Promotion 1991. Von 1992 bis 1999 Leiter des Amtes folgte deutsche Nachdichtung des lateinischen „Salve caput cruenta- für Kirchenmusik der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Er ist heute Professor tum“ – ein mittelalterlicher Text, der die einzelnen Gliedmaßen des für Musikwissenschaft/Geschichte der Kirchenmusik an der Folkwang am Kreuz gemarterten Herrn poetisch besingt und jedes Mal den be- Universität der Künste Essen. tenden Betrachter auffordert, die Schmerzen nachzuempfinden und

5.2015/16 | JOURNAL 9 Ballett Wiederaufnahme

Wiederaufnahme Vorstellungen Musik 24. April 2016 27., 29., 30. April Johann Sebastian Bach 18.00 Uhr 2016, 18.30 Uhr Choreografie, Inszenierung Bühnenbild und Kostüme John Neumeier

Musik vom Tonträger

Eine neue Generation von Tänzern

John Neumeiers Matthäus-Passion erlebt ihre Wiederaufnahme

s handelt sich um ein Gipfelwerk der euro- Teil der von Mendelssohn initiierten Aufführungstradi- päischen Kulturgeschichte: Johann Sebastian tion akzeptiert. Als John Neumeier sich hingegen in den Bachs Matthäus-Passion entstand zwar als Teil Jahren 1980/81 dazu entschloss, die „Matthäus-Passion“ E der üblichen Verpflichtungen des damaligen als Choreografie zu präsentieren, durchbrach er die Er- Thomaskantors und stand in der Tradition wartungshaltung selbst vieler „moderner“ und aufge- protestantischer Passionsvertonungen. Doch bereits klärter Zeitgenossen. während der ersten Aufführungen wurde das Besondere dieses Werkes erkannt. Der Kritiker Christian Gerber be- Annäherungen richtete – mit unverkennbarem Sinn für die Symbolkraft John Neumeier hat sich den Weg zu „seiner“ Mat- – von einer „alten adeligen Witwe“, die in die Aufführung thäus-Passion alles andere als leicht gemacht. Der Pro- hineingerufen haben soll: „Behüte Gott, ihr Kinder! Ist benprozess zog sich lange hin und zunächst brachte er es doch, als ob man in einer Opera-Comoedie wäre!“ unter dem Titel Skizzen zur Matthäus-Passion Auszüge Die einzigartige musikdramatische Anlage, mit der des Werks auf die Bühne. Zunächst für die St. Michae- Bach eines der zentralen Ereignisse im christlichen Kir- lis-Kirche in Hamburg konzipiert, adaptierte er das Bal- chenjahr gestaltete, diente auch der Nachwelt als An- lett später für die Opernbühne. Jeder Schritt in diesem knüpfungspunkt – nun allerdings verbunden mit einer Prozess, der zunächst als ergebnisoffenes Experiment be- positiven Wertung. Im Jahr 1829 – nach damaligem gann, war begleitet von intensiven ästhetischen Überle- Kenntnisstand 100 Jahre nach der Uraufführung – hob gungen, die ihren Niederschlag schließlich in einem ei- Felix Mendelssohn Bartholdy mit seiner Wiederauffüh- genen, 1983 publizierten Bildband fanden. rung der Matthäus-Passion den Komponisten Bach wie- Die Proben zur Matthäus-Passion waren auch inso- der ins öffentliche Bewusstsein seiner Zeitgenossen. Die- fern einzigartig, als dass John Neumeier nur die unmit- ser Vorgang war revolutionär, denn man ging bis dahin telbar beteiligten Tänzer im Ballettsaal zuließ. Er selbst selbstverständlich davon aus, dass „aktuelle“ Musik den betrachtete sein Vorgehen als ein Wagnis, das sich im Werken vorangegangener Epochen überlegen wäre. Nachhinein als Erfolg erweisen sollte: „Diese Choreogra- Mendelssohn Bartholdy leitete nicht nur die Bach- fie war eine Herausforderung an das Konzentrationsver- Renaissance ein, sondern löste mit seinen Aufführungen mögen, an die Bereitschaft zur persönlichen Konzentra- die Matthäus-Passion auch aus ihrem ursprünglichen li- tion mit Musik und Thema und an die eigene, kreative

FOTO: KIRAN WEST KIRAN FOTO: turgischen Kontext. Dieser Umstand wurde aber bald als Mitarbeit der Tänzer, die ich in dieser Form noch nie ver-

10 JOURNAL | 5.2015/16

Ballett Wiederaufnahme

sucht hatte. Es ist Bachs Matthäus-Passion, die ich tänze- grafische Nachbildung der musikalischen Strukturen. risch umzusetzen versuchte, nicht die Leidensgeschichte Die Arie „Blute nur, du liebes Herz!“ konzipierte er Christi aus dem Neuen Testament. Die Musik war unser zum Beispiel in einer ersten Fassung mit Bewegungen, gemeinsamer Bezugspunkt in der Arbeit: Intensiv zuzu- die möglichst synchron zur Musik abliefen. Unzufrieden hören und sich dieser tief religiösen Musik zu öffnen, das mit dem Zwischenergebnis, entwarf er eine zweite Cho- verband unsere Gruppe, nicht ein gemeinsamer reografie, in der er sich mehr Freiheiten zugestand: „Das Glaube.“ Stück brachte die Erfahrung, dass sich Musik in Verbin- In seiner Choreografie entwickelte John Neumeier dung mit einem optischen Element wie dem Tanz mehr verschiedene Strategien, um der Musik auf Augenhöhe entfaltet, wenn das Optische auch eine eigene Dimension und zugleich assoziationsreich zu begegnen. Im Ein- hat, wenn die Bewegung Eigenleben und ein gewisses gangschor verwendete er beispielsweise elementare Dar- Maß an Selbstständigkeit hat.“ stellungsformen wie schlichtes Gehen als ursprüngliche menschliche Bewegungsform oder das Knien als zentrale Die Weitergabe der Tradition Geste des christlichen Glaubens. Auch Zahlensymbole Die zentrale Rolle des Christus choreografierte John spielen eine Rolle, wobei John Neumeier deren Bedeu- Neumeier ursprünglich für Max Midinet, der mit John tung keinesfalls überschätzt wissen will – etwa wenn die Neumeier 1973 nach Hamburg gekommen war und Zahl der 41 beteiligten Tänzer als Chiffre für „J. S. Bach“ seine Stärke als Charakterdarsteller unter anderem in der aufgefasst werden kann: „Zahlen sind von mir nicht als Kreation von „Illusionen – wie Schwanensee“ unter Be- mystische Symbole oder magische Beschwörungen ge- weis gestellt hatte. Auch wenn weitere große Tänzer wie dacht, sondern als flüchtige Erinnerungen an früheres Anders Hellström und Janusz Mazon´ die Rolle getanzt Wissen und Anknüpfen an alte, sakrale Traditionen.“ haben, wurde sie letztlich am häufigsten von John Neu- Bachs Matthäus-Passion hat für sich genommen eine meier verkörpert. Insofern ist die Matthäus-Passion in besondere Struktur, indem sie erzählende Anteile neben mehrfacher Hinsicht „sein“ Werk, das er bis ins Jahr 2005 lyrisch-reflektierende Arien und bekenntnishafte Cho- persönlich auf der Bühne begleitet hat: „Ich glaube, es räle stellt. John Neumeier analysierte diese Struktur im hatte etwas mit der besonderen dramatischen Spannung, Vorfeld mit großer Akribie. Im Laufe der Kreation stellte der Intensität der Situation zu tun, die entstand, wenn er dann fest, dass die Gesamtwirkung erheblich gestei- meine Tänzer ihrem Direktor als gleichberechtigtem, gert werden konnte, indem er der Choreografie ein „Ei- verletzlichem Akteur gegenüber standen – mit der be- genleben“ zugestand. Diese Erkenntnis hatte Auswir- sonderen Parallele zwischen Christus, dem Meister und kungen sowohl auf die Darstellung des erzählten seinen Jüngern und John, dem Choreografen und seiner Handlungsablaufs, der nicht simultan und eins zu eins Compagnie.“ Die Live-Aufzeichnung der letzten Auffüh-

FOTOS: KIRAN WEST KIRAN FOTOS: in Bewegungen gespiegelt wird, als auch auf die choreo- rung mit John Neumeier als Christus wurde 2005 auch als DVD veröffentlicht. Die bevorstehende Wiederaufnahme der Matthäus- Passion sieht John Neumeier als eine weitere Gelegenheit, sein für ihn so bedeutsames Werk und die damit verbun- dene Tradition an eine neue Generation von Tänzern weiterzugeben. Bewusst vertraut er wichtige Hauptrollen insbesondere jungen Tänzern an, die im Rahmen der ei- gens angesetzten, ausführlichen Proben das Werk zum Teil ganz neu einstudieren. Auf diese Weise erhalten sie die Gelegenheit, aus erster Hand zu erfahren, was es heißt, ein Teil dieses einzigartigen Gesamtkunstwerks zu sein. Was dies für ihn persönlich bedeutet, notierte John Neumeier einmal im Rückblick auf die Kreation der Matthäus-Passion: „Seit ich choreografiere, gab es für mich noch nie eine solche Zeit der Harmonie mit den Tänzern, des Voneinander-Lernens, ein solch instinkti- ves Verstehen des Werks, solch positive Zusammenarbeit und Konzentration wie während der Kreation der Mat- thäus-Passion. Auch wenn sie niemals über das Proben- stadium hinaus und zur Aufführung gekommen wäre, wäre ihr Entstehen das tiefste Erlebnis meines bisherigen Arbeitslebens.“ John Neumeier probt Matthäus-Passion | Jörn Rieckhoff

12 JOURNAL | 5.2015/16 Gastspiel

Momentaufnahmen aus Tokio und Chicago: Szenen aus The World of John Neumeier (links, rechts oben) sowie Othello (rechts unten)

Mit fünf Produktionen um die Welt

Spektakuläre Gastspielauftritte des Hamburg Ballett in Chicago und Tokio

Im Winter geht das Hamburg Ballett mit seinem Intendanten und Japan und nutzte anschließend die Gelegenheit zu weiteren Kon- Chefchoreografen John Neumeier traditionell auf Tournee, um zerten in renommierten japanischen Jazz-Clubs. Eine regelrechte den Fans in aller Welt einen Ausschnitt von dem zu zeigen, was das Weltpremiere erlebte die neu zusammengestellte Ballettgala The Hamburger Publikum in jeder Saison rund neunzigmal genießen World of John Neumeier, in der der Chefchoreograf mit selbst ge- kann. Kaum eine andere deutsche Compagnie realisiert derart sprochenen Kommentaren eine mitreißende und zugleich berüh- viele repräsentative Auslandstourneen. Kein Wunder also, dass das rende Gesamtschau seines Lebens als Tänzer und Choreograf auf Hamburg Ballett immer auch als Botschafter Deutschlands emp- die Bühne bringt. fangen wird. Nach der Vorstellung von Liliom am 6. März kam bei- Passend dazu waren die diesjährigen Tourneestationen auch für spielsweise Prinzessin Takamado von Japan auf die Bühne, um sich John Neumeier persönlich von großer Symbolkraft. In Chicago hat persönlich bei den Tänzerinnen und Tänzern für den glanzvollen er während seiner Studienzeit mit einem Sonderstipendium einen Auftritt zu bedanken. Teil seiner Ballettausbildung absolviert. Zuletzt war das Hamburg Mit Bedacht wählt John Neumeier die Ballette für die jeweiligen Ballett hier im Jahr 2014 zu Gast. Die Aufführung von John Neu- Gastspielorte aus. Das diesjährige Shakespeare-Jubiläum anlässlich meiers weltbekanntem Signaturstück Dritte Sinfonie von Gustav des 400. Todesjahrs des englischen Nationaldichters bildete den Mahler, die damals wegen eines Theaterbrands abgesagt werden Anlass für Aufführungen von Othello in Chicago sowie von Ein musste, konnte nun endlich nachgeholt werden. Sommernachtstraum in Tokio. Letzteres wurde vom Hamburg Bal- Einen persönlichen Höhepunkt ganz anderer Art bildeten die ins- lett 1986 bei seiner allerersten Japan-Tournee präsentiert und er- gesamt acht Aufführungen in Tokio. Schon seit Jahrzehnten fühlt lebte nun am 12. März seine 300. Vorstellung seit der Urauffüh- sich John Neumeier dem Land Japan und seiner großen Kulturtra- rung im Jahr 1977. dition verbunden. Nach der Verleihung des prestigeträchtigen Eine japanische Erstaufführung erlebte das vergleichsweise junge Kyoto-Preises am 10. November 2015 in Kyoto hatte er mit dem Ballett Liliom. Um die Auftragskomposition des mehrfachen aktuellen Japan-Gastspiel nun erstmals wieder die Gelegenheit, Oscar- und Grammy-Preisträgers Michel Legrand so lebendig wie sich persönlich in das aktuelle Kulturleben des Landes einzubrin- möglich zu präsentieren, reiste die NDR Bigband eigens mit nach gen. | Jörn Rieckhoff

5.2015/16 | JOURNAL 13 Ballett Repertoire FOTOS: HOLGER BADEKOW HOLGER FOTOS: Romeo und Julia

„Romeo und Julia ist mein allererstes Handlungsballett. Die erste Fassung entstand noch in meiner Frankfurter Zeit; seit 1981 spielen wir es in einer Neufassung mit Bühnenbild und Kostümen von Jürgen Rose. Von Beginn an war es mir wichtig, eine eigenständige Lesart des Dramas von William Shakespeare auf die Bühne zu bringen. Julia ist beispielsweise eine Außenseiterin in meinem Ballett: Sie ist nicht die Schönste, sie ist nicht die ‚Primaballerina‘, wie es dem gängigen Klischee zufolge sein müsste. Julia ist eher ein missverstandenes, rebelli- sches Kind.“ John Neumeier Vorstellungen 9. April; 4., 6., 13., 18. Mai, jeweils 19.00 Uhr

Napoli

Auch wenn Napoli auf der ganzen Welt gespielt wird, ist es gleichsam das dänische Nationalballett schlecht- hin. 1842 vom berühmten dänischen Choreografen August Bournonville geschaffen, ist das Werk bis heute und nahezu ohne Unterbrechung im Repertoire des Königlich Dänischen Balletts geblieben. Ende 2014 holten John Neumeier und Lloyd Riggins – letzterer als ehemaliger Erster Solist der Compagnie – diese Auf- führungstradition nach Hamburg. Die beiden Rah- menakte beließ Riggins in der traditionellen Choreo- grafie; den mittleren zweiten Akt, der in der blauen Grotte eines Meergeistes spielt und dessen ursprüngli- che Choreografie als verloren gilt, gestaltete er im Geist Bournonvilles neu. Napoli ist ein romantisches Ballett, das Grenzerfahrungen des Lebens thematisiert und zu- gleich die volkstümliche Lebensfreude Süditaliens fei- ert. Vorstellungen 20., 21., 27., 28. Mai, 3. Juni Szenen aus Romeo und Julia, (oben), Napoli (unten) und Othello (rechte Seite) jeweils 19.30 Uhr

14 JOURNAL | 5.2015/16 28.02. – 19.06.2016 Lipadusa Calogero Cammalleri

28.02. – 19.06.2016 Empty Rooms Othello – Ein intimes Tanzdrama Die Schönheit der Leere Was passiert mit einem Menschen, der langsam von Eifersucht zerfressen wird? Wie verändert sich sein Verhalten? John Neumeiers Ballett Othello nach Shakespeares gleichnamigem Drama geht diesen Fragen nach. Im Mittelpunkt steht nicht ein Taschentuch wie bei Shakespeare, sondern das Hüfttuch Othel- los. Dieses Tuch, das er seiner Frau als Liebespfand überreicht, wandert durch einige Hände, bis es als Leichentuch Desdemonas wieder bei ihm landet. Die verhängnisvolle Intrige wird eingefädelt von Jago, der durch raffinierte Mani- pulationskünste mit Othellos Wahrnehmung spielt und Desdemonas Untreue vortäuscht. John Neumeiers Choreografie Othello dreht sich nicht nur um das Thema Eifersucht, sondern auch um die Frage, wieviel Kenntnis einem Men- schen über das Innere eines anderen möglich ist: „Für jeden gibt es nur seine eigene Wahrheit, seinen Teil der Wahrheit. Je nach der Persönlichkeit und den Umständen kann ein Dritter den ‚Blickwinkel‘ der Wahrheit lenken. Im Fall von Othello, wo zwei Menschen zuerst das Bild lieben, das sie sich jeweils vom anderen gemacht haben, führt es zu einem tragischen Ende.“ 28.02. – 11.09.2016 Vorstellungen 16., 19. und 21. April, jeweils 19.30 Uhr, 15. Mai, 14.30 und 19.30 Uhr Max Liebermann und Zeitgenossen Neue Werke in der Sammlung

1.2015/16 | JOURNAL 15

Hauptstraße 1 · 25938 Alkersum · Föhr Ballett Repertoire FOTO: HOLGER BADEKOW HOLGER FOTO:

Szene aus Tatjana

Russische Traditionen Tatjana – ein Ballett von John Neumeier

it seinem 1830 fertiggestellten terschiedlichen Zeiten Künstler zu eigenen das Geschehen in seinem Ballett an der cha- Versroman Eugen Onegin Neuschöpfungen angeregt. Berühmt gewor- rakterlichen Entwicklung dieser innerlich schuf Alexander Puschkin ein den sind die gleichnamige Oper von Peter starken Frauenfigur aus. Auch musikalisch M modernes Nationalepos. Mit Tschaikowsky aus dem Jahr 1878 sowie John schlug der Choreograf neue Wege ein: Nach ihm gelang ihm nicht nur die Crankos brillantes Ballett Onegin, dessen der erfolgreichen Zusammenarbeit mit Lera Etablierung einer eigenständigen russischen Entstehung John Neumeier in jungen Jahren Auerbach für sein Ballett Die kleine Meer- Literatursprache. Bis heute gilt der Roman verfolgen konnte. Entscheidende Anregun- jungfrau vergab er für Tatjana erneut einen durch sein Ineinandergreifen von soziolo- gen für ein eigenes Ballett über den Stoff Kompositionsauftrag an die russisch-ameri- gisch realistisch gezeichneten Handlungsele- bezog John Neumeier aber aus Inszenierun- kanische Komponistin. menten und einer virtuosen literarischen gen der Tschaikowsky-Oper – vor allem aus Bei einem Besuch von Tatjana kommen in- Überformung als einzigartig. Für John Neu- der Inszenierung von Andrea Breth aus dem dessen nicht nur Liebhaber der russischen meier wurde dieser scheinbare Gegensatz zu Jahr 2007, die erstmals den historischen Literatur auf ihre Kosten. John Neumeier einem Moment der Inspiration, als er 2014 Rahmen der Handlung aufsprengte. entdeckt in den beiden Hauptfiguren des auf der Grundlage des Romans sein Ballett Obwohl oder gerade weil John Neumeier Romans, Tatjana und Onegin, „Züge viel- Tatjana kreierte: „Für meine Auffassung von sein Ballett stark an Puschkins Originaltext schichtiger Figuren shakespeareschen Typs“ Ballett finde ich einen Versroman sehr pas- ausrichtet, ist Tatjana ein höchst eigenstän- – eine Perspektive, die neue Einsichten zum send, denn der Versroman erzählt mit den diges Werk. Schon der Titel deutet darauf Jubiläumsjahr des englischen Dichters ver- Mitteln des Gedichts. Genau diese Realistik hin. Tatjana ist die eigentliche Heldin des spricht! | Jörn Rieckhoff in lyrischer Form versuche ich in meinem Romans, wie schon Fjodor Dostojewski Ballett umzusetzen.“ 1880 in seiner Rede über Puschkin be- Vorstellungen 7., 10., 17., 18. Juni, Der Stoff von Puschkins Roman hat zu un- merkte. Konsequent richtet John Neumeier jeweils 19.30 Uhr

16 JOURNAL | 5.2015/16 Das Opernrätsel Nr. 4 Das gibt’s doch nicht! Schluss mit Simpelrätseln à la Toscarmengrin! Wir zie- hen die Schraube etwas an und fragen Sie diesmal nach Unerhörtem: nach Unopern. So verdanken wir zum Bei- spiel unserem ersten gesuchten Komponisten eines der größten nie verfassten Meisterwerke der Opernliteratur. An seiner Unbegonnenen komponierte er über 50 Jahre nicht, dies aber ohne Noten immer wieder. Dabei hatte der Italiener doch festen Tönungsvorsatz gefasst. Sein spleeniger Inselfürst indes sollte gegen die Operations- versuche Notenwehr üben, sang- und klanglos bleiben. So wankte der von seinen Töchtern gepeinigte Papa lange nur über zugige Sprechtheaterbühnen – bis er im darauffolgenden Jahrhundert schließlich doch noch von einem Kollegen festgenotet wurde. Auch unser zweiter gesuchter Tonsetzer (Dtl.) leistete sich manche Taktlo- sigkeit. Nach ein paar Entwürfen zu Barbarossa-/ Jesus- schwänken wandte er sich Leben und Leiden der Metall- bauer zu: Ein Schmied liebt einen Schwan, bekommt aber vom König der Dunkelheit einen Achillessehnenriss beigebracht. Für den Endkampf soll er ihm nun Schwer- ter wirken. Doch der Handwerksmeister lötet sich Flügel und flattert stracks von dannen. Man feiert Vogelhoch- zeit während dem bösen Buben die Decke auf den Kopf fällt. »Albern«, befand der Komponist selbst über seinen tonlosen Torso. Und weil auch Schwiegervater keine Wissen, wo die Musik spendieren wollte, blieb der Schmied: ein Phan- tom der Oper. Musik spielt!

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Premiere A Musikalische Leitung Apollo 1. Magd Einführungsmatinee Raffaela Lintl 5. Juni 2016 Michael Boder Eric Cutler mit Mitwirkenden Inszenierung Peneios 2. Magd der Produktion 18.00 Uhr Christof Loy Wilhelm Schwingham- Dorottya Láng Moderation Premiere B Bühnenbild mer 1. Schäfer Johannes Blum 8. Juni 2016 Annette Kurz Gaea Roger Smeets Hanna Schwarz 2. Schäfer 29. Mai 2016 19.30 Uhr Kostüme Ursula Renzenbrink Daphne Sergiu Saplacan um 11.00 Uhr Aufführungen Choreografie Agneta Eichenholz 3. Schäfer Probebühne 1 11., 16., 23. Juni Thomas Wilhelm Leukippos Viktor Rud 19.30 Uhr Dramaturgie Peter Lodahl 4. Schäfer Bruno Vargas 19. Juni 18.00 Uhr Thomas Jonigk/ Simon Berger Chor Eberhard Friedrich

Außerhalb der Gesellschaft

Daphne von Richard Strauss: Rehabilitierung eines legendären Opernstoffes

„…denn was ich alles in Griechenland er- den die Sage, wie später auch Händel und fang an den Wunsch, das bukolische Grie- lebt, die Bewunderung dieser herrlichen, Rameau das Thema aufgriffen. Vorbilder für chenland in eine konkrete Gegenwart zu hellenischen Kunst auf dem Boden, dem sie diesen Stoff sind unter anderem die Überlie- holen … Wir haben ein Umfeld geschaffen, entsprossen, das Staunen über die großarti- ferungen von den Dichtern Ovid, Pausanias in dem besondere Menschen – wie Daphne gen Bauwerke in der Landschaft, in der und und Plutarch. – keinen Ort haben und scheitern müssen“, für die einzig passend sie errichtet unter dem Wegen eines für schwach befundenen erklärt der Regisseur. „Das ist ganz sicher Himmel, der über ihnen leuchten muss, das Textbuches hatte es diese dreizehnte Oper sogar im Sinne von Strauss, der jeden – noch sind Eindrücke, die fürs ganze Leben bestim- von Richard Strauss zunächst schwer, ihren so historischen – Stoff nah an sich herange- mend sind,“ schrieb Richard Strauss 1892 an Weg ins Repertoire zu finden. Aber in den holt hat.“ Cosima Wagner. Und tatsächlich blieb seine letzten Jahren fand eine eindrucksvolle Re- Griechenlandliebe für sein Œuvre lebens- habilitierung des Einakters statt, nicht zu- Von Stefan Zweig zu Joseph Gregor lang bestimmend. In fünf seiner Opern letzt in bemerkenswerten Interpretationen, Zur Entstehungsgeschichte: Im Novem- schuf er musikalische Interpretationen des unter anderem von so renommierten Regis- ber 1933 hatte Richard Strauss sich mit einer griechischen Mythos: Neben Daphne sind es seuren wie Peter Konwitschny, Claus Guth Mischung aus Opportunismus und Naivität Elektra, Ariadne auf Naxos, Die ägyptische He- und Christof Loy. bereit gefunden, Präsident der von den Na- lena und Die Liebe der Danae. „Den Handlungsverlauf und die Drama- tionalsozialisten gegründeten „Reichsmu- Mit dem Daphne-Stoff griff Strauss einen turgie des Stückes finde ich gelungen, pro- sikkammer“ zu werden, eine Tatsache, die der ältesten Mythen des griechischen Alter- blematisch ist die sprachliche Behandlung einen bleibenden Schatten auf seinen Cha- tums auf. Die Geschichte von der Nymphe der einzelnen Figuren … dennoch hat rakter und auch auf sein künstlerisches Daphne (griechisch Lorbeer), die sich nicht Strauss diese überaus sensible Musik kom- Schaffen geworfen hat. Zu Strauss’ persönli- der Umarmung des Gottes Apollo ausliefern poniert, die mit Abstand ergreifendste und chen kulturpolitischen Zielen zählte dabei wollte, hat durchaus häufig und intensiv differenzierteste in seinem gesamten Spät- jedoch auch, dass er mit Hilfe dieser Einrich- Dichter, Musiker und bildende Künstler in- werk,“ bekennt Christof Loy, dessen Insze- tung das Herausdrängen der Juden aus dem spiriert. Die Textbücher der ersten Opern nierung im Februar letzten Jahres am Basler kulturellen Leben verhindern konnte. Dies von Jacopo Peri in Italien (1597) und Hein- Theater für Furore sorgte und die jetzt in betraf ihn unmittelbar, denn nach dem frü- rich Schütz in Deutschland (1627) verwen- Hamburg gezeigt wird. „Ich hatte von An- hen Tode Hofmannsthals hatte er in Stefan

18 JOURNAL | 5.2015/16 Agneta Eichenholz als Daphne RITTERSHAUS MONIKA FOTO: Oper Premiere

Zweig einen neuen künstlerischen Partner ben Sommer mit der Ausarbeitung des Li- ders im pastoralen Vorspiel und in der mu- gefunden, aus dessen Feder das für Strauss brettos. Die Entwicklung des Projektes ge- sikalischen Charakterisierung der Titelfigur, wesentliche Libretto zu „Die schweigsame staltete sich jedoch sehr schwierig. Der Kom- die vom Komponisten anmutig angelegt ist, Frau“ stammt. ponist warf seinem Dichter „schlecht aber geprägt von einem kühlen unnahbaren Die durch beiderseitigen Opportunismus imitierten Homerjargon“ vor und „Weltan- Wesenszug. Kammermusikalisch filigrane geschaffene Verbindung zwischen Strauss schauungsbanalitäten“, so dass der gekränk- Musik dominiert sowohl im Daphne-Mono- und den Nationalsozialisten hielt jedoch te Gregor kurz davor stand, die Zusammen- log als auch in der eindrucksvollen Meta- nicht lange. Man stellte bald fest, dass der arbeit aufzukündigen. Strauss nahm morphose am Schluss, einem Trauergesang, Komponist als Galionsfigur schwerlich zu bewusst entscheidenden Einfluss auf Dich- den Strauss als „Daphnes Liebestod“ be- gebrauchen war, denn er hielt eigensinnig an tung und szenischen Verlauf. Beispielsweise zeichnet hat. europäischen Kultur- und Bildungstraditio- achtete er auf psychologische Momente, die Von besonderem Reiz ist auch die mit Vo- nen fest: „Die Kunst von Morgen ist eine an- den szenischen Vorgängen zu besonderer kalisen untermalte Verwandlungsmusik am dere als die von Gestern. Sie, Herr Strauss, Tiefenwirkung verhelfen sollten. Schluss der Oper: „Auf der musikalischen sind von gestern!“ (Joseph Goebbels). Der In wenigen Monaten entstanden insge- Seite ist es zunächst das Verschwinden bezie- desillusionierte Strauss musste 1935 seinem samt drei Textfassungen, die letzte unter gro- hungsweise Unkenntlichwerden einer So- jüdischen Librettisten mitteilen, dass eine ßem Zeitdruck. Am 24. Dezember 1937 voll- pranistin, deren Gesang zu Vokalisen wird weitere Zusammenarbeit nicht gestattet endete Strauss die Partitur im sizilianischen und dann schließlich in den Orchesterfluten wurde. Zweig empfahl den Wiener Theater- Taormina, und im Oktober des darauf fol- versinkt“, bemerkt Christof Loy. „Und auf historiker Joseph Gregor als seinen Nachfol- genden Jahres fand in Dresden unter der der soziologischen und psychologischen ger. musikalischen Leitung von Karl Böhm die Ebene ist das gleichzeitig ein Bild für einen Uraufführung statt. Menschen, der sich nicht in der Lage sieht, Identisch mit der Natur „Richard Strauss und Joseph Gregor fol- innerhalb einer Gesellschaft leben zu kön- und mit den Göttern gen der Geschichte über weite Züge, psycho- nen. Deshalb darf diese Verwandlung in Im Juli 1935 wurde Joseph Gregor von Ri- logisieren das Material aber stark“, charakte- einen Baum nichts Verklärendes haben. Der chard Strauss zu einem Besuch nach Gar- risiert der Regisseur Christof Loy seine Vorgang ist tragisch und hat für mich etwas misch eingeladen, um die Möglichkeiten Sichtweise. „Beschrieben wird eine dysfunk- mit Richard Strauss und seiner Situation in einer zukünftigen literarischen Zusammen- tionale Familie, in deren Zentrum die Toch- Deutschland zu tun. Natürlich hatte er be- arbeit auszuloten. Gregor kannte Strauss’ ter steht … Daphnes Eltern, Gaia und Pe- griffen, wie sehr er sich von den Nationalso- Neigung zu Vorlagen aus dem griechischen neios, stellen kein emotional ausgeglichenes zialisten hatte vereinnahmen lassen … Of- Sagenkreis: „Im Bemühen nicht mit leeren Paar dar. In ihrer Verschiedenheit scheint es fenbar hat parallel zu seinem öffentlichen Händen kommen“ … legte er dem Kompo- fast, als träten sich hier zwei Prinzipien ge- Auftreten ein innerer Rückzug stattgefun- nisten das Szenario des Einakters Daphne genüber … Für mich hat Gaia Züge einer den. Daphne ist für den Komponisten ganz vor. In seinen Erinnerungen berichtet Gre- moralisch verdorbenen, übererotisierten offensichtlich ein Leitbild oder eine Identifi- gor: „Ich schrieb … in einem Zuge diese Zei- Frau, die in ihrer Tochter ein Ebenbild schaf- kationsfigur. Auch das bukolische Griechen- len, die ohne eine einzige Ausbesserung vor fen will und sie dorthin manipuliert. Und land wird von ihm durch den Einsatz eines mir liegen: Daphne. Einaktige Tragödie mit Peneios, der früher einmal im Kreise der Alphorns sofort in sein selbstgewähltes Do- Tänzen und Chören. Wunderbare griechi- Götter beheimatet war, leidet darunter, ein mizil in Garmisch Partenkirchen gerückt sche Landschaft. Menschen identisch mit einfacher Familienvater zu sein … Die Oper und lässt keinen Zweifel daran, dass hier der Natur und mit den Göttern! Der alte Pe- besteht hauptsächlich aus männlichen Solis- nicht über mythologische Vergangenheit, neios ist zugleich der Fluss und der am Fluss ten. Es entsteht das Bild einer Frau, die von sondern von einer barbarischen Gegenwart wohnende, singende Fischer. Gäa ist sein rohen, lauten und sexualisierten Männern erzählt wird.“ Weib und zugleich die schöne, grünende umgeben ist, die sich nicht kontrollieren Der vermeintlich zeitlose Mythos von der Erde am Peneios. Ihre Tochter Daphne von können.“ Verwandlung und Naturverbundenheit der tiefster Unentschlossenheit … “ Daphne wird so zu einer aktuellen Parabel Strauss hatte sich schon länger mit dem Die „Stimme der Natur“ über Verweigerung und Gegenwehr. Gedanken getragen, den ältesten Opernstoff Zum Stil der Musik: Ein besonderes und | Annedore Cordes der Welt zu vertonen: „Ließe sich Daphne unverwechselbares Charakteristikum der nicht dahin deuten, dass sie die menschliche Daphne-Partitur dürften die kunstvolle In- Verkörperung der Natur selbst darstellt, die strumentation sowie die Helligkeit und von den beiden Gottheiten Apollo und Dio- Durchsichtigkeit des Klangbildes sein. Die nysos (…) berührt wird, die sie ahnt, aber Musik zu dieser Oper wirkt insgesamt trans- nicht begreift“, und die „erst durch den Tod parenter als die der vorangegangenen Mu- zum Symbol des ewigen Kunstwerks: dem sikdramen von Richard Strauss. Dem idylli- vollkommenen Lorbeer wiederauferstehen schen Stoff entsprechend herrschen die kann?“ Joseph Gregor begann noch im sel- lyrisch-sinfonischen Elemente vor, beson-

20 JOURNAL | 5.2015/16 Daphne

Biografien der Mitwirkenden Daphne

Michael Boder der Regie von Luk Perceval. Annette Kurz lehrt an Dialogues des Carmélites, Pique Dame und (Musikalische Leitung) den Kunstakademien in Antwerpen und Straß- Daphne in Basel, Herodias (Salome) in Valencia, burg sowie an der Universität in Bordeaux. Tokio und 2011 bei den Salzburger Osterfestspie- ist ein gefragter Dirigent so- len unter der Leitung von Sir . wohl für die zeitgenössische Ursula Renzenbrink Musik als auch im klassi- (Kostüme) Eric Cutler schen Repertoire. Von 2008 (Apollo) bis 2012 war er musikalischer studierte Bühnenbild bei Direktor am Gran Teatro del in Barcelona. Wilfried Minks. Sie arbeitete singt regelmäßig an den be- Zudem leitete er diverse Uraufführungen wie Ari- als Kostümbildnerin mit vie- deutendsten Opernhäusern bert Reimanns Das Schloss (Deutsche Oper Ber- len Schauspielregisseuren zu- der Welt. Engagements führ- lin), Krzysztof Pendereckis Ubu Rex und Manfred sammen. Seit 1995 beschäf- ten ihn u. a. an die Bayerische Trojahns Was Ihr wollt (Bayerische Staatsoper), tigt sie sich zunehmend mit dem Musiktheater Staatsoper, das Théâtre Royal Luca Lombardis Faust (Theater Basel), Friedrich und arbeitet seit 2008 kontinuierlich mit Christof de la Monnaie Brüssel, die Vlaamse Opera, das Cerhas Der Riese vom Steinfeld (Wiener Staats- Loy zusammen, u. a. in Charpentiers Louise an Teatro La Fenice Venedig, das Grand Théâtre oper), Hans-Werner Henzes Phaedra und Pascal der Deutschen Oper am Rhein (2008), Händels Genf und das ROH Covent Garden London. Des Dusapins Faustus – the last night an der Berliner Theodora bei den Salzburger Festspielen (2009), Weiteren war er an der Opera Australia Sydney, Staatsoper. Seit der Saison 2012/13 ist er Chefdi- Glucks Alceste in Aix-en-Provence, Verdis Les vê- der Lyric Opera Chicago, der Metropolitan Opera rigent und künstlerischer Leiter am Royal Danish pres siciliennes an De Nederlandse Opera Amster- New York sowie bei den Festspielen in Glynde- Theater and Orches tra. In Hamburg dirigierte er dam sowie Strauss’ bei bourne und Salzburg zu erleben. Zu seinem Re- u. a. eine Aufführungsserie von Bergs Wozzeck. den Salzburger Festspielen (2011). Zuletzt ent- pertoire zählen Partien wie Idomeneo, Berlioz’ warf sie die Kostüme für Händels Alcina am Zü- Faust, Don José (Carmen), die Titelpartie in Of- Christof Loy richer Opernhaus und Mozarts an fenbachs Les Contes d’Hoffmann und Apollo in (Regie) der Frankfurter Oper. Strauss’ Daphne. Für seine künstlerischen Leis - tungen wurde der US-amerikanische Tenor u. a. wurde von der Zeitschrift Agneta Eichenholz mit dem Richard Tucker Award sowie dem Mar- Opernwelt wiederholt zum (Daphne) tin E. Segal Award ausgezeichnet. Regisseur des Jahres gewählt, 2010 erhielt er den Laurence startete ihre Karriere beim Peter Lodahl Olivier Award für Wagners Verbier Festival mit der Titel- (Leukippos) Tristan und Isolde (Covent Garden London). Er rolle in Haydns Almira. Wei- arbeitet an führenden Opernhäusern wie an der tere Stationen waren die ist Ensemblemitglied der Kö- Bayerischen Staatsoper (Donizetti: Roberto Deve - Frankfurter Oper, das Liceu niglichen Oper seiner Hei- reux, Lucrezia Borgia), an der Oper Frankfurt in Barcelona, das in Madrid, das ROH matstadt Kopenhagen, wo er (Mozart: Don Giovanni, Verdi: Simon Boccanegra), Covent Garden London sowie die Salzburger wichtige Fachpartien inter- am Opernhaus Zürich (Bellini: I Capuleti e i Mon- Festspiele, wo sie u. a. mit Ivor Bolton, Antonio pretiert. Er gastierte u. a. an tecchi), an der Oper Stockholm (Puccini: La Fan- Pappano und Myung-Whun Chung arbeitete. Das der Staatsoper Berlin und am Théâtre Royal de la ciulla del West, Strauss: Der Rosenkavalier), am vielfältige Repertoire von Agneta Eichenholz um- Monnaie in Brüssel. Aktuelle Engagements füh- Opernhaus in Amsterdam (Verdi: Les vêpres sicili- fasst u. a. die Titelpartien in Bergs Lulu, Händels ren ihn u. a. in der Titelpartie von Mozarts Mitri- ennes, Strauss:Arabella), den Salzburger Festspie- Alcina und Verdis La Traviata sowie Fiordiligi date an das Theater von Drottningholm. Darüber len (Händel: Theodora, Strauss: Die Frau ohne (Così fan tutte), Konstanze (Die Entführung aus hinaus war er als Leukippos in Strauss Daphne Schatten). Zahlreiche seiner Inszenierungen sind dem Serail), Zdenka (Arabella) und Eva (Die Mei- am Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel zu er- als DVD erschienen. An der Staatsoper Hamburg stersinger von Nürnberg). Große Erfolge feierte leben. An der Dresdner Semperoper gab er in die- inszenierte er Händels Alcina und Rossinis Il die schwedische Sopranistin unlängst als Daphne ser Saison als Jay Gatsby in The Great Gatsby sein Turco in Italia. am Theater Basel und als Ellen Orford (Peter Gri- Debüt. In Hamburg war Peter Lodahl bisher als mes) am Theater an der Wien. Don Ottavio in Don Giovanni zu Gast. Annette Kurz (Bühne) Hanna Schwarz Wilhelm Schwinghammer (Gaea) (Peneios) ist Ausstattungsleiterin am Thalia Theater Hamburg. Sie ist Hamburger Kammersän- ist ein Schüler von Harald ist auch freischaffend tätig gerin. Als Ensemblemitglied Stamm. Er gehört seit 2005 und arbeitet regelmäßig mit der Staatsoper begann sie zum Staatsopernensemble. Luk Perceval, Christiane Poh- ihre Laufbahn. 1975 debü- Zu seinen Rollen zählen Sara- le und Sandra Strunz, sowie im Bereich Oper mit tierte sie in Bayreuth, wo ihr stro (Die Zauberflöte), Rocco Christof Loy und Benedikt von Peter zusammen. mit der Partie der Fricka im Chéreau/Boulez – (Fidelio), Sparafucile (Rigoletto), Basilio (Il Bar- Sie wurde mit dem Friedrich-Luft-Preis für An- Ring der internationale Durchbruch gelang. Es biere di Siviglia), Leporello (Don Gio van ni), dromache (2004) und für Maria Stuart (2007) folgte eine beispiellose internationale Opernkar- Osmin (Die Entführung aus dem Serail) und Mo- ausgezeichnet, beides an der Berliner Schaubüh - riere, die alle großen Bühnen und Begegnungen zarts Figaro. Er gastiert an wichtigen internatio- ne. Desweiteren erhielt sie Preise für die beste in- mit namhaften Dirigenten beinhaltete. Auch in nalen Opernhäusern sowie bei den Bayreuther ternationale Vorstellung für Onkel Wanja beim Hamburg war sie regelmäßig zu Gast, u. a. als Festspielen, wo er in letzter Zeit als König Hein- Festival Internacional in Buenos Aires sowie beim Fricka, Brangäne und Herodias. Projekte der letz- rich () sowie als Fasolt (Das Rheingold) Baltic House Festival in St. Petersburg, alle drei in ten Jahre beinhalten u. a. die Neuproduktionen zu hören war.

5.2015/16 | JOURNAL 21 Oper Wiederaufnahme

Richard Wagner Tristan und Isolde

Musikalische Leitung Kent Nagano Inszenierung Ruth Berghaus Bühnenbild Hans-Dieter Schaal Kostüme Marie-Luise Strandt Dramaturgie Sigrid Neef Chor Eberhard Friedrich Spielleitung Petra Müller Tristan Stephen Gould König Marke Wilhelm Schwinghammer Isolde Ricarda Merbeth Kurwenal Werner Van Mechelen Melot Jürgen Sacher/Peter Galliard Brangäne Lioba Braun Ein Hirt Daniel Todd Ein Steuermann Zak Kariithi Stimme eines jungen Seemanns Daniel Todd

Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper

Aufführungen 17. April; 1., 5. Mai um 17.00 Uhr 22. April um 17.30 Uhr 8. Mai um 15.00 Uhr

22 JOURNAL | 5.2015/16 Tristan und Isolde

Das weite Reich der Weltennacht

Die Tristan und Isolde-Inszenierung der legendären Ruth Berghaus setzte einst Maßstäbe, selbst bei Theaterschaffenden. Auch der Filmregisseur Lars von Trier soll eine Vorstellung des Hamburger Tristan besucht haben. In seinem verstörenden Endzeitfilm Melancholia (2011) kollidiert die Erde mit einem umherziehenden Planeten. Wagners Vorspiel zu Tristan und Isolde bewegt sich wie ein Leitmotiv durch die gesamte Filmhandlung …

Was als Inszenierung von Wagners romantischer Liebestragödie Tris - ten weißglänzenden Mondscheibe. Der Liebesrausch als Versuch der tan und Isolde auf dem Theaterzettel steht, könnte auch einen ande- Weltentrückung, der Selbsterlösung, als Aufbruch ins ersehnte Nir- ren Titel tragen, „choreografisch-inszenatorische Phantasien über wana. Unter dem desillusionierenden Blick der Regisseurin wird es Liebe und Welt zur Geschichte von Tristan und Isolde mit Musik von erkennbar als die von Schopenhauer beschriebene Hölle der Trieb- Richard Wagner“. Ein altes Kunstwerk wird kritisch durchdrungen, welt. Tristan und Isolde laufen in der sich drehenden Turbine wie in seine Bestandteile zerlegt, dekomponiert im Sinne des Wortes, in eingeschlossen in eine Experimentiertrommel, wie angekettet an das Phantasiebildern umgeschaffen zu einem neuen Ganzen zusammen- stäh lerne Rad des Ixion. gefügt. Ein Zwillings-Tristan entsteht, so ähnlich wie verschieden an Immer wieder zitiert Berghaus solche Symbole von Vergeblich- Gesicht: mit Wagners Musik aus dem Orchestergraben, mit Ruth keit. Im dritten Akt, in einer Endspielszenerie und Katastrophen- Berghaus’ szenischer Phantasie auf der Bühne, verbunden beide landschaft mit keilförmig zersplitterten und schräggestellten Wän- durch eine imaginäre Nabelschnur, die freilich viele Rätsel stellt. den, von denen man sich abseilen muss, vor der nun greifbar nah Phantasie ist nicht Willkür, sie folgt ihren eigenen, schwer be- herangerückten Kraterkugel des Mondes, im dritten Akt ist es ein stimmbaren Gesetzen. Die scheinbar frei assoziierende Bildphantasie Kahn, in dem zunächst Kurwenal sinnlos rudert, ein moderner Sisy- und Spielweise der Berghaus erzeugt doch, bei aller Fremdheit, Ver- phos im blauen Arbeitsanzug, in dem dann Tristan sich zum Sterben rätselung, Symbollust und Bedeutungsschwere, stets den Eindruck niederlegt (und beziehungsvoll ist es der großgewordene Spielzeug- von Konsequenz, analytischer Anstrengung, ästhetischer Einheit, ja kahn des ersten Aktes, der die Vorgeschichte ins Spiel bringt, die sogar Ordnung. Zentrale Metapher dieser Aufführung ist das Raum- Fahrt des todkranken Tristan an Irlands Küste), und es ist der Kahn, schiff. Ruth Berghaus erzählt die Geschichte von Tristan und Isolde in den sich zum Liebestod Isolde setzt, rudernd in den Wellen ihrer als Reise in den leeren Raum des Universums, ins Außerirdische und orgiastischen Musik. Das letzte Bild der Aufführung zeigt Isolde vor Ortlos-Unbestimmte, in jenes „weite Reich der Weltennacht“, wie sie dem inzwischen geschlossenen Bühnenprospekt in Umarmung des gut schopenhauerisch in Wagners Text steht. Mondgestirns, eine Sehnsuchtsgeste, aber auch dies eine Geste der Ein Bühnenprospekt zeigt jeweils vor und nach den drei Akten das Vergeblichkeit, die den Menschen mit Raum und Zeit, mit dem All Bild der Galaxis mit drei mondähnlichen Gestirnen. Auch das immer und dem Nichts konfrontiert. wiederkehrende, vieldeutige und vielfältig abgewandelte Bildsymbol Hanjo Kesting, Texte und Zeichen, 15.3.1988 NDR 3 des Kreises weist, als Zeitkugel, als Kugelraum, ins Kosmische, zwingt die Unendlichkeit von Raum und Zeit ins identische Bild. Der sze- nische Einstieg nach der erotisch-metaphysischen Trunkenheit des Orchestervorspiels ist Phantasmagorie und Traumspiel: Die beiden Hauptfiguren schwanken im fast noch dunklen Raum in sanfter, zeit- lupenhafter Wellenbewegung neben- und gegeneinander, einander nah und fern zugleich, gebannt im Wunsch nach Verschmelzung, schon erschöpft durch Vorahnung von Vergeblichkeit. Ruth Berghaus greift diese szenische Metapher im Verlauf der Aufführung mehrfach wieder auf. Die reale Welt dringt mit hellem Licht in die Traumszenerie ein und gibt den Blick frei auf das Ober- deck eines Schiffes, die Liegestuhllandschaft für eine roboterhaft agierende, blau uniformierte Besatzung, eine militärisch zwanghafte Männerwelt. Eine mächtige kreisrunde Turbine und die im Hinter- grund vorüberziehende Kraterkugel des Mondes bringen Assoziatio- nen zum Raumschiff ins Spiel. Im Raumschiff mit einem gewaltigen, in der Turbine laufenden Schaufelrad durchfliegen Tristan und Isolde dann im zweiten Akt die Weite des Universums, vor einer im Kent Nagano, Ricarda Merbeth, Wilhelm Schwinghammer, Versuch der Einswerdung nun mehrfach halb ironisch herbeizitier- Stephen Gould, Lioba Braun, Werner Van Mechelen

5.2015/16 JOURNAL 23 Oper Repertoire

Hector Berlioz Les Troyens

Musikalische Leitung Kent Nagano Inszenierung Michael Thalheimer Bühnenbild Olaf Altmann Kostüme Michaela Barth Licht Norman Plathe Dramaturgie Johannes Blum Chor Christian Günther Spielleitung Heiko Hentschel Enée Marcello Giordani Chorèbe Kartal Karagedik Panthée Alin Anca Narbal Petri Lindroos Iopas Markus Nykänen Ascagne Christina Gansch Cassandre Catherine Naglestad Didon Elena Zhidkova Anna Katja Pieweck Hylas Dovlet Nurgeldiyev Priam Stanislav Sergeev Helenus Daniel Todd Un chef grec Zak Kariithi L’ombre d’Hector/Mercure Bruno Vargas

Unterstützt durch die Klaus-Michael Kühne Stiftung

Szene aus Les Troyens mit Kartal Karagedik (Chorèbe) und Catherine Naglestad (Cassandre) Aufführungen 11., 14. Mai, 19.00 Uhr Ensemblemitglieder und Gastsänger in neuen Rollen Les Troyens und Le Nozze di Figaro waren die beiden ersten Produktionen der Intendanz Georges Delnon. Beide gehen im Frühjahr in die zweite Aufführungsserie: Berlioz monumentales Werk in nahezu unveränderter Besetzung, lediglich die Figur des Enée ist mit Marcello Gior- dani neu besetzt. Einige Sänger sind erstmals im Team bei Le Nozze di Figaro in der Inszenierung von Stefan Herheim zu erleben, wieder getreu dem Vorsatz, dieses Stück mit Sängern aus dem Ensemble der Staatsoper zu besetzen. Erstmals dabei sind Viktor Rud in der Rolle des Grafen, Alin Anca als Figaro, Nadezhda Karyazina als Cherubino und Renate Spingler als Marcellina. Als Gäste komplettieren Jacqueline Wagner als Gräfin, Maria Chabounia als Barbarina und Cornel Frey als Don Basilio die Besetzung. Peter Konwitschnys Inszenierung von Carl Maria von Webers Der Freischütz steht im Mai wieder auf dem Spielplan, auch hier sind Sänger des Ensembles in tragenden Rollen zu erleben, so wird sich beispielsweise Iulia Maria Dan als Agathe präsentieren und Vladimir Baykov in der Rolle des schurkischen Caspar.

Svetla Vassileva (Violetta Vitalij Bilyy (Giorgio Ger- Daniel Behle (Max) ist in- Marcello Giordani (Enée) Valéry) ist auf den inter- mont) gastiert u. a. an der ternational erfolgreich, u. a. gastiert seit langem an nationalen Opernbühnen New Yorker Met, der Mai- sang er Matteo (Arabel la) der Staatsoper. Zu den zu Hause. Sie war als Vio- länder Scala, der Bayeri- bei den Salzburger Oster- Rollen, die der gefragte letta u. a. in Florenz, Lon- schen Staatsoper sowie festspielen. 2017 wird er als Tenor hier sang, zählen am Teatro La Fenice in don, Verona, Liège und in Meistersinger-David bei Herzog (Rigoletto), Rada- Venedig. Im November Japan zu Gast. In Ham- den Bayreuther Festspielen mès (), Faust und war der Ukrainer als Es- burg sang sie Donna camillo (Carmen) an der debütieren. In Hamburg Gustavo III (Un Ballo in Anna (Don Giovanni) und Staatsoper Hamburg zu war er bisher als Graf in Mas chera) und zuletzt Des Desdemona (Otello). Gast. Rossinis Barbier zu erleben. Grieux (Manon Lescaut).

24 JOURNAL | 5.2015/16 Giuseppe Verdi La Traviata

Musikalische Leitung Erich Wächter Carlo Rizzarii (16.5.) Inszenierung Johannes Erath Bühnenbild Annette Kurz Kostüme Herbert Murauer Licht Olaf Freese Dramaturgie Francis Hüsers Chor Christian Günther Spielleitung Holger Liebig Violetta Valéry Hayoung Lee, Svetla Vassileva (10., 12.5.) Flora Bervoix Dorottya Láng Annina Marta Świderska Alfredo Germont Dovlet Nurgeldiyev Giorgio Germont Vitalij Bilyy Gastone Peter Galliard/Daniel Todd Il Barone Douphol Alexey Bogdanchikov Il Marchese d’Obigny Stanislav Sergeev Il Dottore Grenvil Alin Anca Giuseppe Benjamin Popson

Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper

Aufführungen 7., 10., 12. 2016, 19.30 Uhr 16. Mai, 18.00 Uhr

Szene aus La Traviata mit Dovlet Nurgeldiyev (Alfredo)

Carl Maria von Weber Wolfgang Amadeus Mozart Der Freischütz Le Nozze di Figaro

Musikalische Leitung Christof Prick Musikalische Leitung Erich Wächter Inszenierung Peter Konwitschny Inszenierung Stefan Herheim Bühnenbild und Kostüme Gabriele Koerbl Bühnenbild Christof Hetzer Licht Hans Toelstede Kostüme Gesine Völlm Dramaturgie Bettina Bartz Licht Phoenix (Andreas Hofer) Chor Eberhard Friedrich Video fettfilm Spielleitung Petra Müller Dramaturgie Alexander Meier-Dörzenbach Ottokar Kartal Karagedik Chor Eberhard Friedrich Cuno Reinhard Hagen Spielleitung Heide Stock Agathe Iulia Maria Dan Il Conte d’Almaviva Viktor Rud Ännchen Gabriele Rossmanith La Contessa d’Almaviva Jacquelyn Wagner Caspar Vladimir Baykov Susanna Katerina Tretyakova Max Daniel Behle Figaro Alin Anca Ein Eremit Wilhelm Schwinghammer Cherubino Nadezhda Karyazina Kilian Benjamin Popson Marcellina Renate Spingler Samiel Frieder Stricker Don Bartolo Tigran Martirossian Don Basilio Cornel Frey Unterstützt durch die Stiftung zur Don Curzio Daniel Todd Förderung der Hamburgischen Staatsoper. Antonio Franz Mayer Barbarina Maria Chabounia Aufführungen 19., 26., 31. Mai, 19.30 Uhr 22., 29. Mai 18.00 Uhr Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper Jacquelyn Wagner (La Con- tessa d’Almaviva) gehört Aufführungen 20., 26., 28. April; zum Ensemble der Deut- 3. Mai 19.00 Uhr schen Oper Berlin. Ihr Debüt als Gräfin Almaviva gab sie in Frankfurt. Seit- her sang sie diese Partie u. a. in Japan, Basel, Ber- lin, Wiesbaden und an der Volksoper Wien.

5.2015/16 | JOURNAL 25 Oper Repertoire

„Non so ben neppure io quel che sono“ José Cura über Dick Johnson, den er an der Staatsoper interpretieren wird.

brutal und grauslich-zynisch – Puccini prozentig jenes Gefühl der Entwurzelung, bleibt immer einer der erotischsten Kompo- die so wunderbar in La Fanciulla del Westbe- nisten. schrieben wi rd. Ich kann mir nach wi e vor Es könnte eine Art Vorurteil aufkommen, diese verheerend empfundene „Hilflosig- wenn wir Puccinis ergreifende und zugleich keit“ in Erinnerung rufen, die mich viele so verdächtig nach Hollywood klingenden Jahre lang quälte –, so lange, bis wir, meine Passagen in La Fanciulla del West hören. Wir Familie und ich, in Europa unsere neue Hei- grinsen herablassend, wenn eine Melodie er- mat erkannten. klingt, die wir in ähnlicher Form schon im Ich habe Dick Johnson stets als einen sehr Unterhaltungstheater oder im Kino kennen komplexen Charakter gesehen. Er kennt das gelernt haben – und vergessen, dass Puccini Leben, er lügt, wenn es notwendig wird, er ist seine Musik weit vor den Tonsetzern des ein Dieb und kann mit einer durchtriebenen Broadway und der Filmindustrie schrieb Frau wie Micheltorena umgehen – und der und zugleich Generationen von Komponis- Unschuld seiner Überraschung über das, ten nachweislich beeinflusste. was ihm widerfährt: diese unerwartete Ent- iacomo Puccini ist eine kom- La Fanciulla del West zeigt Puccinis Komple- deckung der wahren Liebe, die ihm sein plexe, aber leider viel zu oft un- xität ebenso wie sein musikalisches Raffine- Leben als Geächteten deutlich vor Au gen terschätzte Persönlichkeit – ja, ment. So sehr er auch als feinfühliger Kenner führt. Rauheit, Missachtung aller geltenden G sogar heute noch. Einige der der weiblichen Seele gilt, so beweist er in sei- Regeln, aber auch Reue und Hoffnung auf Puccini-Gegner müssen offen- nen Opern, dass ihm die männliche Psyche eine bessere Zukunft sind Nuancen von bar eine Fähigkeit zur grenzenlosen Ver- nicht weniger bekannt ist. Einen Teil der Johnsons Persönlichkeit, die sichtbar wer- drängung jeglicher Sinnlichkeit besitzen. Magie von La Fanciulla del West macht Puc- den, nicht nur während seiner Arien, son- Sinnlichkeit wohlweislich nicht nur im cinis authentische Schilderung der Sehn- dern auch in den kurzen, wirklichkeitsnahen Sinne einer sexuellen Konnotation verstan- sucht nach Heimat aus. Es ist bekannt, dass Dialogen, die das Gerüst dieser Opern bil- den, sondern in einer allgemeinen Wachheit viele Menschen aus seinem Geburtsort den. Der Schüssel zu seiner Psyche kann in der Sinne. Man denke beispielsweise an Des Lucca nach England, den USA, nach Süd- Sätzen gefunden werden wie „Non so ben Grieux’ quälendes Verhältnis zu Manon, amerika und Australien ausgewandert sind. neppure io quel che sono“ ... („Ich weiß man denke an Pinkertons krankhafte Obses- Die unter einem unglücklichen Stern ste- nicht einmal selbst, wer oder was ich bin“). sion im Hinblick auf die 15 Jahre alte Butter- hende Emigration von Giacomos Bruder Kann diese Aussage auch für Puccini selbst fly, man denke schließlich an die Mann-Frau Michele endete im vorzeitigen Tod in Argen- gelten? Können wir es damit bewandt sein Konfrontation in Turandot – und das alles tinien. Die Folge war Puccinis Fähigkeit, lassen, dass er all seine männlichen Bühnen- vor dem Hintergrund der Theorien der mo- wehmütige Erinnerungen an die eigenen gestalten mit der ihm eigenen Unsicherheit dernen Psychoanalyse. Um Puccinis schwer Wurzeln beziehungsweise an die Familie ge- versehen und sie in die Arme von deutlich fassbare sinnliche Persönlichkeit zu erahnen, nauestens und auf bewegende Weise wieder- stärkeren Frauen geworfen hat, um seine ei- muss man sich nur vor Augen führen, auf zugeben. Die Einsamkeit, die den Hals zu- gene Schwäche irgendwie zu kanalisieren? welch manisch-akribische Weise er den In- schnürt und den Betroffenen Trost im Sigmund Freud lächelt. terpreten seiner Werke versucht hat, die ei- Alkohol, bei einer Frau oder in einem Kar- José Cura (11.03.2016) genen kompositorischen Wünsche klar dar- tenspiel suchen lässt, ist auf meisterhafte zulegen – manchmal mit Vorgaben, die so Weise in La Fanciulla del West umgesetzt. widersprüchlich scheinen, dass man kaum Puccinis „Wilder Westen“ ist, im Gegensatz einen Weg zur Umsetzung sieht: „schnell, zum Hollywood-Schema, nicht heroisch, aber ein bisschen langsam“, „mit Elan, aber sondern näher an der wirklichen Welt dieser kontrolliert“, „stets im selben Tempo, aber amerikanischen Grenzbewohner: Männer, sostenuto“. Das Fließen von Puccinis Musik die Blut schwitzen, um irgendwie weiterzu- muss der Liebkosung eines nackten Körpers existieren, angespornt von einer Vision. In gleichen: mal langsam, mal schnell, sich diesem Sinne ist mein Bezug zu dieser Oper Zeitnehmend, dann hastig, verlangend, flie- tief und sehr persönlich. Als einer, der selbst hend und schlussendlich beinahe ohne jede sein Heimatland – Argentinien – vor 25 Jah- Berührung. Nostalgisch, rau, romantisch, ren verlassen hat, um das europäische „ge- Amarilli Nizza, Claudio Sgura aggressiv, zärtlich und melancholisch-heiter, lobte Land“ zu finden, verstehe ich hundert-

26 JOURNAL | 5.2015/16 La FanciullaLuisa del MillerWest

Giacomo Puccini La Fanciulla del West

Musikalische Leitung Josep Caballé-Domenech Inszenierung Vincent Boussard Bühnenbild Vincent Lemaire Kostüme Christian Lacroix, Vincent Boussard Licht Guido Levi Chor Eberhard Friedrich Spielleitung Heiko Hentschel Minnie Amarilli Nizza Jack Rance Claudio Sgura Dick Johnson José Cura Nick Jürgen Sacher Ashby Tigran Martirossian Sonora Kartal Karagedik Trin N.N. Sid Alexey Bogdanchikov Bello Viktor Rud Harry Benjamin Popson Joe Daniel Todd Happy Zak Kariithi Larkens Alin Anca Billy Jackrabbit Bruno Vargas Wowkle Marta Świderska Jake Wallace Stanislav Sergeev Postillon Sergiu Saplacan

Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper.

Aufführungen 4., 9., 12., 15., 24. Juni, 19.30 Uhr

Oper Ensemble

Liebe auf den ersten Blick Nadezhda Karyazina ist seit dieser Saison Ensemblemitglied. Als Rosina in Il Barbiere di Siviglia, als Hänsel und als Orlofsky in Die Fledermaus hat sie bereits viele Anhänger unter den hanseatischen Opernbesuchern gewonnen. Die russische Mezzosopranistin traf sich im März mit dem Journalisten Marcus Stäbler und dem Fotografen Jörn Kipping.

anchmal erwischt einen die Liebe auf den mich untrennbar miteinander verbunden, alles muss im ersten Blick schon sehr früh. Als Na- Dienst der Rolle stehen.“ dezhda Karyazina mit fünf Jahren in Die handwerklichen Voraussetzungen, um auf einer gro- MMoskau die Generalprobe von Tschai- ßen Bühne bestehen und eine Opernfigur glaubhaft zum kowskys Mazeppa besuchte, war sie so- Leben erwecken zu können, hat Nadezhda Karyazina fort vollkommen hin und weg. „Schon die Ouvertüre hat während ihres Studiums in Moskau und während ihrer mich in eine ganz andere Welt hineinversetzt“, erinnert Zeit im Nachwuchsprogramm des Bolschoi Theaters sich die Sängerin. „Ich habe alles um mich herum verges- und des Londoner Covent Garden erworben. sen. Und ich sah meinen Großvater zum ersten Mal in Über den Wettbewerb „Neue Stimmen“ – bei dem sie meinem Leben mit Tränen in den Augen. Es ist doch 2011 den fünften Platz belegte – führte ihr Weg nach großartig, wenn Kunst so etwas bewirken kann: dass die Rom und Salzburg, bis sie schließlich in Hamburg gelan- Menschen offener und weicher werden!“ det ist, wo sie sich sehr wohl fühlt. „Das Klima am Haus Heute, rund 25 Jahre später, schwingt immer noch diese ist sehr offen und kollegial“, findet die Sängerin, „und ich mädchenhafte Begeisterung mit, sobald Nadezhda Ka- kenne tatsächlich kein angenehmeres Publikum als das ryazina von der folgeschweren Erstbegegnung erzählt, hier. Die Besucher reagieren auf jeden Witz, es gibt die ihren weiteren Lebensweg geprägt hat. immer ein Feedback auf das, was auf der Bühne ge- Wenn ihre schwarzen Augen leuchten – doch, das geht schieht. Das erlebe ich an anderen Häusern nicht so. In wirklich –, wirkt die junge Russin besonders jung, aber Russland sind die Menschen zum Beispiel sehr viel zu- keinesfalls naiv. „Ich glaube wirklich, dass ein Musiker- rückhaltender, auch mit dem Applaus.“ lebnis uns besser mit unseren Gefühlen in Kontakt brin- Dass Nadezhda Karyazina schnell heimisch werden gen und die Menschen vielleicht sogar besser machen konnte, liegt allerdings nicht allein an der beruflichen Si- kann. Aber es bedeutet natürlich auch eine große Verant- tuation, sondern auch am privaten Umfeld. In Eppen- wortung für die Sänger, dieses Ziel vor Augen zu haben.“ dorf hat sie ein schönes Apartment mit musikbegeister- Karyazina ist sich dieser Verantwortung bewusst und ten Nachbarn gefunden. „Sie kommen in jede deshalb grundsätzlich ziemlich aufgeregt, wie sie ein- Vor stellung und beklagen sich nie über die Musik!“ Das Nadezhda Karya- räumt. „Vor jeder Aufführung frage ich mich: Schaffe ich trifft sich insofern doppelt gut, weil auch ihr Mann mit- zina gehört seit es, die Menschen zu berühren? Wie ist die Energie im übt, wenn er aus Salzburg anreist. Am dortigen Landes- dieser Saison zum En semble der Saal? Läuft die Stimme so, wie ich es möchte?“ theater haben sich die beiden Sänger während einer Pro- Staatsoper. Nach Diese ernste und selbstkritische Haltung bildet einen duktion von Massenets Werther kennen gelernt. ihren Auftritten als spannenden Kontrast zu ihrer jugendlichen Aura, ihrer Mit ihrem gemeinsamen Sohn – zum Zeitpunkt des In- Rosina, Hänsel und etwas schüchternen Warmherzigkeit und der anderer- terviews, Anfang März, acht Monate jung – gehen sie Orlofsky wird sie im April als Olga in seits auch leicht verruchten Note, die Karyazinas erdi- gern in einem der Hamburger Parks spazieren, wenn es Tschaikowskys gem Timbre und ihrem guttural gerollten „R“ anhaftet. die Zeit erlaubt. Natürlich wächst der Kleine auch mit Eugen Onegin und Eine vielschichtige Frau, die ihren Facettenreichtum reichlich Musik auf. Doch im Moment mag er die Schu- als Cherubino in nicht nur im Gespräch offenbart. Auch auf der Bühne mann-Lieder seines Vaters noch sehr viel lieber als die Mozarts Le Nozze di Figaro auf der mag sie es gern komplex. „Ich finde vor allem die Frau- Rosina-Arien der Mutter. „Oper ist ihm viel zu laut!“, er- Bühne zu erleben enpartien interessant, die ganz unterschiedliche Seiten zählt Karyazina lachend. Eine Liebe auf den ersten Blick sein. zeigen. Bizets Carmen, zum Beispiel, die sehr liebevoll ist eben nicht jedem vergönnt. und zart, aber auch hart und zornig sein kann. Oder Ros- sinis Rosina, die ständig ihr Gesicht wechselt. Das macht mir großen Spaß.“ Marcus Stäbler arbeitet u. a. für den NDR, das Deshalb war es ein Traum für die Mezzosopranistin, Hamburger Abendblatt, die Neue Zürcher Zeitung diese Rosina gleich in ihrer ersten Hamburger Spielzeit und das Fachmagazin Fono Forum. darzustellen. „Dabei sind Gesang und Schauspiel für

5.2015/16 | JOURNAL 29 jung

Ballettschule in Bergedorf Die Ballettschule des Hamburg Ballett John Neumeier ist am 30. April 2016, um 19.00 Uhr, zu Gast bei den Bergedorfer Musik- tagen. Im Theater Haus im Park präsentieren Schülerinnen und Schüler aus den Abschlussklassen VII und VIII John Neumeiers Ballett „Yondering“ sowie eigene Tanzkompositionen, die im März das Publikum der „Werkstatt der Kreativität VII“ im Ernst Deutsch Theater begeistert haben. Karten zum Preis von 20 bis 25 Euro (Kinder bis 10 Jahre 10 Euro) sind über www.ticketonline.de oder unter Tel. 040 / 79 01 19 03 erhältlich. www.bergedorfer-musiktage.de

Das Gastspiel der Ballett-Tage 2016 „Junge Choreografen“ erobern das große Haus

Seit Jahrzehnten begeistert das Format „Junge Choreografen“ das Hamburger Publikum an verschiedenen Spielorten der Stadt. Aus diesem Grund ermöglicht John Neumeier seinen kreativen Ensem- Die chinesische Nachtigall blemitgliedern in diesem Jahr den ganz großen Auftritt: Erstmals nach Hans Christian Andersen für Kinder von 5 bis 10 Jahren präsentieren sie ein eigenes abendfüllendes Programm auf der Bühne der Hamburgischen Staatsoper. Zu erleben ist eine von Der Kaiser von China lebt im prächtigsten Schloss der Welt. Er be- John Neumeier sorgsam vorgenommene Auswahl des Frühjahrs- sitzt alles, was man sich nur wünschen kann. Eines Tages erfährt er, programms, das vom 15. bis 20. April in der opera stabile gezeigt dass es in seinem Reich etwas gibt, das er noch nicht kennt: Eine wird. Um den „Jungen Choreografen“ die wirkungsvollste Platt- Nachtigall, deren Stimme den Glanz aller seiner Paläste verblassen form für diese Auftritte zu geben, stellt er ihnen diejenigen Auffüh- lässt. Unverzüglich schickt er seinen Hofstaat hinaus in die Wälder, rungstage zur Verfügung, die üblicherweise für eine externe Gast- das wertvolle Tier zu fangen. Die Nachtigall aber, eingesperrt im compagnie vorgesehen sind. kaiserlichen Prunk, ist unglücklich und sehnt sich nach der Frei- Aufführungen 12. und 13. Juli, jeweils um 19.30 Uhr heit ihres Waldes. Als der Kaiser eines Tages einen mechanischen Vogel geschenkt bekommt, entlässt er die echte Nachtigall in die Freiheit. Doch die künstliche Vogel-Stimme macht den Kaiser nicht glücklich ... In der opera stabile trifft in der Reihe „Spielplatz Musik“ im Juni Hans Christian Andersens Geschichte vom Kaiser und der Nachti- gall auf die Klangwelt barocker Kammermusik. Mit szenischen Einlagen, tierischen Effekten und lautmalerischer Musik entführen Musiker des Philharmonischen Staatsorchesters gemeinsam mit Musiktheaterpädagogin Eva Binkle in die fantasti- sche Welt des Märchens. So klagt der chinesische Kaiser sein Leid auf der Oboe, die Nachtigall zwitschert auf allerlei großen und kleinen Flöten und die Geige quakt wie ein Frosch ...

Termine: Dienstag, 14. Juni 2016, 9.30 und 11.00 Uhr Mittwoch, 15. Juni 2016, 9.30 und 11.00 Uhr Donnerstag, 16. Juni 2016, 9.30 und 11.00 Uhr Freitag, 17. Juni 2016, 9.30 und 11.00 Uhr Karten: [email protected] oder 040-3568222 Info: [email protected]

30 JOURNAL | 5.2015/16 „Es war einmal ein Schalksnarr …“ Orchesterprobenbesuch für Schulklassen

Hautnah dabei sein, wenn ein Orchester arbeitet, können Schülerinnen und Schüler ab Klassenstufe 7 beim Philharmonischen Staatsorchester. Am 9. Juni 2016 führt Dirigent Markus Stenz durch die Probe von Till Eulenspiegels lustige Streiche. Till Eulenspiegel, den bekanntesten Narr der Welt, charakterisiert Richard Strauss gleich zu Beginn in einem musikalischen Motiv im Solo-Horn als Abenteurer, überschäumend vor frechen Einfäl- len und lustigen Streichen. So hören wir im Orchester etwa kreischende Marktweiber, er- kennen in behäbigen Fagotten Till im Kostüm eines wandernden Predigers oder hören, wie er sich in schmachtenden Violinen – schwer verliebt – von seiner Angebeteten einen veritablen Korb holt.

Probe in der Laeiszhalle für das 10. Philharmonische Konzert Donnerstag, 9. Juni 2016, 10.00 Uhr Schulmaterial zur Vorbereitung wird ab Mai zur Verfügung stehen. Information unter [email protected] oder 040 3568 301 Karten € 5,- unter [email protected] oder unter 040-3568222

Startschuss und Endspurt Die Orchesterakademie präsentiert sich kammermusikalisch

Ob Proben, Konzerte, Opern- oder Ballettvorstellungen – die jungen Musikerinnen und Musiker der Akademie sitzen mittendrin im Philharmonischen Staatsorchester. Ihre zwei- jährige Akademiezeit wird gerahmt von Einzelunterricht, Probespiel-Training und Coa- chings zu Bühnenpräsenz. Einen Höhepunkt bildet jede Spielzeit das eigene Kammerkon- zert. Philharmoniker-Fagottist Fabian Lachenmaier begleitet den Orchester-Nachwuchs bei den Vorbereitungen zum Konzert, das Anfangs- und zugleich für einige unter ihnen auch Endpunkt ist: „Mit Freude und zugleich Wehmut eifern wir, wie in jeder Spielzeit, dem Kammerkonzert der Akademie entgegen. Freude, weil die Akademisten ihre künstle- rische Freiheit ausleben können und gemeinsam Kunst hervorbringen, die sich und ihr Leben widerspiegelt. Wehmut, da jedes Konzert uns wieder vor Augen führt, wen wir wie- der ziehen lassen müssen, weil die Akademiezeit mehrerer Musikerinnen und Musiker dem Ende entgegengeht.“ Die große Bandbreite ihrer musikalischen Erfahrungen spiegelt sich im Programm des Kammerkonzertes wider: Von einer Händel’schen Suite und Dvoˇráks preisgekröntem Streichquintett G-Dur über Françaix’ Klassiker des Bläserquintett-Repertoires bis hin zu Brittens „Phantasy Quartet“ und einem zeitgenössischen Werk der Hamburger Doktoran- din Jelena Dabic´. Fabian Lachenmaier, der als Moderator durch den Abend führt, beob- achtet mit Faszination den Prozess der künstlerischen Reife bei den Akademisten und ist davon überzeugt, „dass die Zeit beim Philharmonischen Staatsorchester unsere Akademi- sten für ihr gesamtes Leben als Musiker prägt“.

Mi, 25. Mai 2016, 19.30 Uhr | Laeiszhalle (Studio E) mit Maria del Mar Vargas Amezcua (Violine), N.N. (Viola), N.N. (Violoncello), Mio Ta- mayama (Kontrabass), Madeleine Hollmann (Flöte), Sebastian Raffelsberger (Oboe), Mi- riam Leuchtmann (Klarinette), Hannah Gladstones (Fagott), Elsa Klemm (Horn), Sebas- tian Leibing (Trompete) und Špela Cvikl (Schlagzeug), Fabian Lachenmaier (Moderation) Philharmonisches Staatsorchester

Befreiung und Überleben Nachdenken zu Schostakowitsch und Beethoven

Dmitri Schostakowitsch, der große Meister wurde, indem sie sich als Befreiung des Pro- der russisch-sowjetischen Musik, hegte zeit letariats und der Benachteiligten aus den seines Künstlerlebens eine besondere Nei- Fesseln der bürgerlichen Kapitalisten aus- gung zur Musik Ludwig van Beethovens. Die gab. Bindung hatte ihren Grund nicht nur in mu- „Wie ein Gefangener muss ich leben...“ – so sikalischen Sachverhalten und in funktionie- schrieb Beethoven in seinem berühmt ge- renden Traditionsbeziehungen. Sie wurzelte wordenen „Heiligenstädter Testament“. Er vor allem darin, dass sich die beiden Musiker bezog sich damit freilich zuerst auf seine Er- und Künstler darin trafen, dass ihnen die fahrung als ertaubender Musiker und auf die Musik und deren Erschaffung eine ethisch- daraus gezogenen Schlüsse einer gesell- moralische Aufgabe, ja mehr noch: eine Ver- schaftlichen Vereinsamung. Doch unfraglich pflichtung bedeutete. fällt diese niederschmetternde Selbsterfah- Schostakowitschs Größe, so bekannte der rung zusammen mit der Wahrnehmung berühmte Dirigent Jewgeni Mrawinski, Stammbuch notierte: „Wohltun, wo man einer politischen und gesellschaftlichen Re- „wird für mich vor allem durch die Bedeut- kann – Freiheit über alles lieben. Wahrheit gression, die auf Betrug basiert; zunächst samkeit jener gesellschaftlichen und ethi- nie – auch sogar am Throne nicht verleug- durch Napoleon, später durch die gesell- schen Idee bestimmt, die sein gesamtes nen!“ schaftspolitischen Folgen als Ergebnisse des Schaffen durchzieht. Es ist der Gedanke, dass Beethoven und Schostakowitsch lebten in Wiener Kongresses und der sich daraus dann es den Menschen wohl ergehen möge, dass verschiedenen Zeiten. Ersterer in der Epoche ergebenden Restauration. „Es fehlte wenig, sie sich nicht quälen, nicht durch Kriege und gravierender gesellschaftlicher Veränderun- und ich endigte selbst mein Leben“ – so soziales Unglück noch durch Ungerechtig- gen mit der Folge europaweiter Kriegsereig- schrieb Beethoven 1813. Doch der Glaube keit und Unterdrückung leiden müssen. – nisse, die hervorgerufen wurden durch Na- an die Musik und an die Kunst sowie an den ,Ich möchte nicht, dass es jemandem poleon Bonaparte, der unter dem „gestirnten Himmel über uns“ und an das schlecht geht‘ – davon spricht er in seiner Deckmantel der Befreiung durch die Verhei- „moralische Gesetz in uns“ rettete Beetho- Musik.“ ßung der Menschenrechte ganze Völker- ven das Leben und machte ihn zum „Kämp- Von Beethoven kennen wir ähnliche Be- schaften und Gesellschaften sich zu unter- fer“ in und gegen fortwährende Krisen und kenntnisse; und so bezeichnet es schon früh werfen gedachte. Der andere wurde zu jener Gestalt der „engen Pforte, die zum eine klare Haltung zu Menschen und Welt, gefangen gehalten im Käfig einer Diktatur, Leben führt“ (Matthäus 7, 14). „Muss es wenn er 1793 als eigenen Wahlspruch in ein die zum schrecklichen und brutalen Verrat sein?“ – so fragt Beethoven noch einmal in

9. Philharmonisches Konzert Sonderkonzert Musikfest 10. Philharmonisches Konzert

Dirigent Kent Nagano Dirigent Kent Nagano Dirigent Markus Stenz Sopran Genia Kühmeier Klavier Rudolf Buchbinder Violoncello Alban Gerhardt Bariton Michael Volle Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Philharmonisches Staatsorchester Hamburg Klavier Christoph Grund Philharmonisches Staatsorchester Hamburg Klavier Julia Vogelsänger Emmanuel Chabrier España Unsuk Chin Konzert für Violoncello Schlagzeug Jochen Schorer Dmitri Schostakowitsch und Orchester Schlagzeug Marc Strobel Symphonie Nr. 15 A-Dur op. 141 Richard Strauss Tod und Verklärung op. 24 Harfe Lena-Maria Buchberger Ludwig van Beethoven Richard Strauss Till Eulenspiegels Cymbal Françoise Rivalland Fantasie für Klavier, Chor lustige Streiche op. 28 Live-Elektronische Realisation: Experimen- und Orchester c-Moll op. 80 talstudio des SWR, Freiburg Konzert mit Kinderprogramm. Chor der Hamburgischen Staatsoper 15. Mai 2016, 20:00 Uhr Info: [email protected] Philharmonisches Staatsorchester Hamburg Laeiszhalle (Großer Saal) 040-3568-307

Giovanni Gabrieli Canzones sacrae Pierre Boulez Répons (für 6 Solisten, Ensem- 12. Juni 2016, 11:00 Uhr ble und Live-Elektronik) 13. Juni 2016, 20:00 Uhr Johannes Brahms Laeiszhalle (Großer Saal) Ein deutsches op. 45

Im Rahmen des Internationalen Musikfests Hamburg

29. April 2016, 19:00 Uhr 2. Mai 2016, 20:00 Uhr

Hauptkirche St. Michaelis

32 JOURNAL | 5.2015/16 seinem letzten Streichquartett op. 135; die setzungen auf Originalität und Eigenwillig- Antwort: „Es muss sein!“ 1812 hatte er be- keit beruht, die aber auch nicht vor krassen reits notiert und gleichsam für sich die Ent- und brutalen Gegenbildern zurückscheut, scheidung getroffen: „... du darfst nicht im Gegenteil. Schließlich entstanden mit der Mensch seyn, für dich nicht, nur für andere; 14. und 15. Symphonie extrem individuelle für dich gibt’s kein Glück mehr als in dir Werke, die unverkennbar von Abschied spre- selbst in deiner Kunst – !“ chen und doch zugleich wie die späten Die „Gefangenschaft“, in der sich Schostako- Werke Beethovens ins Zeitlose hineinwach- witsch erlebte und wahrnehmen musste, sah sen. In der 1971 entstandenen 15. Sympho- etwas anders aus, und lässt doch eine beden- nie erleben wir eine Musik, die höchst kon- kenswerte Ähnlichkeit erkennen. Zunächst kret vom Leben spricht, ja vom Leben des in den 20er Jahren als phänomenal begabter Komponisten, in der die unterschiedlichsten und von jugendlicher Leidenschaft getriebe- Arten von Zitiertechnik eingesetzt werden ner Neuerer bewundert, geriet er mit seiner scheidung. Er wollte leben und sein Leben (Rossini, Wagner, DSCH, Zwölftonmethode Anfang der 30er Jahre entstandenen Oper fortan der Musik, der Kunst widmen. Darin u. a.), als ginge es darum, noch einmal den Lady Macbeth von Mzensk schlagartig in eine vollzog er eine entscheidende Wendung hin Nebel von den Erinnerungen wegzuziehen. sich polarisierende Stimmung. Die Darstel- zur reinen Instrumentalmusik in Annähe- Doch zugleich breitet sich hier Musik als ein lung von verzehrender und zerstörerischer rung an die klassische Form sowie in deren derart vieldeutiges und mehrdimensionales Leidenschaft, von schicksalhafter Unaus- Adaptation. Später, 1948, wiederholte sich philosophisches Sinngefüge aus, dass man weichlichkeit der Lebenszerstörung sowie die Ächtung des Komponisten durch das meinen könnte, hier löse sich alles erfahrene die scharf hervortretende und provokativ Zentralkomitee der KPdSU, und wieder rea- Weltlich-Konkrete auf in einem versöhnli- vorgetragene Eigenwilligkeit des Komponis- gierte Schostakowitsch geradezu souverän chen Spiel aus Phantasie und Metaphern, ten riefen kontroverse Reaktionen hervor gelassen. Er arbeitete und arbeitete und aus Fragen, Gedanken und Atmosphären. und – wie sollte es auch anders sein – führten komponierte unentwegt; die Folge davon Beethovens Chorphantasie op. 80 ist kein zur offiziellen Maßregelung durch die Partei war, dass sein Ruhm wuchs und wuchs, so- Werk des Abschiednehmens. Sie spricht viel- und der ihr hörigen Kritik. „Reaktionären wohl in seiner Heimat als auch internatio- mehr von Aufbruch und ist Ausdruck der Formalismus“ warf man Schostakowitsch nal. Dafür mag die eigentümliche Schönheit Befreiung aus dem Chaos der Zeit – durch vor. Doch er reagierte mit einer erstaunli- der Kompositionen verantwortlich sein, die die Phantasie und Kraft des Genius. 1809 chen Rationalität und Klarheit in seiner Ent- zugleich in ihren musiktechnischen Voraus- schreibt der Komponist an seinen Verleger: „Welch zerstörendes, wüstes Leben um mich 5. Kammerkonzert Kammerkonzert der Orchesterakademie her, nichts als Trommeln, Kanonen, Men- schenelend in aller Art ...“ Beethovens Kom- Hamary, Bartók, Bernstein Jelena Dabić Varying Moods für Flöte und Percussion position ist gestalteter Prozess, setzt einen András Hamary Suite für zwei Klaviere Edgar Varèse Octandre für 7 Bläser Schritt des Fortschreitens auf den anderen – und Schlagzeug und Kontrabass bis hin zum Übertritt in die Utopie. „Wenn Béla Bartók Sonate für zwei Klaviere und Antonín Dvořák Streichquintett G-Dur op. 77 sich Lieb und Kraft vermählen, lohnt dem (Auszüge) Schlagzeug BB 115 Menschen Göttergunst“, so lauten die Leonard Bernstein West Side Story (arran- Benjamin Britten Phantasy Quartet für Oboe giert für zwei Klaviere und Schlagzeug) und Streichtrio op. 2 Schlusszeilen des vertonten Gedichts. Die Jean Françaix Bläserquintett Nr. 1 Umstände der Realitäten haben den Künst- Schlagzeug Matthias Hupfeld Georg Friedrich Händel Suite für Horn, ler dazu veranlasst, nach Wegen aus dem Schlagzeug Jesper Tjaerby Korneliusen Trompete und Posaune Klavier Eberhard Hasenfratz (Arr.: Arthur Frackenpohl) Dunkel und den Turbulenzen der Zeitver- Klavier François Salignat hältnisse zu suchen. Das sollte fortan bis zur Violine Maria del Mar Vargas Amezcua 9. Symphonie eines der Grundanliegen des Im Rahmen des Internationalen Musikfests Kontrabass Mio Tamayama kompositorischen Denkens und Philoso- Hamburg Flöte Madeleine Hollmann Oboe Sebastian Raffelsberger phierens Beethovens sein. Im Sinne ihrer in- 24. April 2016, Klarinette Miriam Leuchtmann szenierten Wirkungskraft – und diese Ziel- 11:00 Uhr | Laeiszhalle (Kleiner Saal) Fagott Hannah Gladstones setzung bedingt die Einzigartigkeit dieser Horn Elsa Klemm Chorphantasie – artikuliert sich das kompo- Trompete Sebastian Leibing Schlagzeug Śpela Cvikl sitorische Denken Beethovens als Appell, die Moderation Fabian Lachenmaier Idee und die Kraft der Musik zur Erneue- rung der Gesellschaft einzusetzen und zu 25. Mai 2016, 19:30 Uhr | Dieter Rexroth Laeiszhalle, Studio E nutzen.

5.2015/16 | JOURNAL 33 Oper Namen und Nachrichten

Die Bilder sind meist im Gegenlicht aufgenommen, das die Figu- ren aus der kargen und steinigen süditalienischen Landschaft he- rausmeißelt, während sie den Text des Matthäusevangeliums spre- chen. Dazu erklingt Musik von Bach, aber auch ein Gospel von Billie Holiday: es schlägt die Verbindung von der abendländischen Christus-Ikonographie zu den Unterdrückten aller Kontinente, aller Zeiten. Ein paar Jahre später hat sich Pasolini in einem Inter- view vom „ekelhaften Pietismus“ seiner Wunderszenen distanziert. Aber er erzählt auch, wie nah ihm die Figur des leidenden und zu- gleich kämpfenden Christus gewesen sei - „wegen der schreckli- chen Zweideutigkeit, die er enthält“. Der Film ist Johannes XXIII. gewidmet, dem Papst der Aussöhnung und der Volkstümlichkeit, dem Feindbild aller Traditionalisten. Die faschistische und die marxistische Intelligenz haben ihn von Anfang an gehasst. (FAZ) Kooperation mit dem Metropolis-Kino

Im Rahmen der Produktion La Passione von Romeo Castellucci in Pier Paolo Pasolini: Das 1. Evangelium – Matthäus den Deichtorhallen zeigt das Metropolis-Kino den 1964 von Pier Metropolis, 2. und 5. Mai, 19.00 Uhr Paolo Pasolini gedrehten Film „Das 1. Evangelium – Matthäus“ („Il Vangelo secondo Matteo“). In Nebenrollen spielen Enzo Siciliano, Natalia Ginzburg und Giorgio Agamben. Pasolini arbeitete mit Lai- Kennen Sie schon den Blog der Staatsoper? endarstellern, sein Jesus, Enrique Irazoqui, war ein katalanischer Auf unserer Plattform erzählen wir span- Student, die Maria, Susanna Pasolini, seine eigene Mutter; und er nende Geschichten aus dem Opernalltag, führen Gespräche mit Menschen auf und verzichtete auf alle Überwältigungsstrategien, visuelle wie akusti- hinter der Bühne und diskutieren aktuelle sche. Der Film, der so entstand, ist vielleicht das einzige wirkliche gesellschaftsrelevante Themen. Neben dem bestehenden Face- book-Auftritt ist die Staatsoper nun außerdem auch auf den So- Wunder des Bibelkinos, eine Geschichte von armen Bauern und Fi- cial Media-Plattformen Twitter und Instagram vertreten. schern, aus deren Mitte der Sohn Gottes erwächst, ein Wanderpre- Folgen Sie uns und nehmen Sie am Dialog teil – wir freuen uns auf diger und Rebell, den Irazoqui mit einer zornigen Entschlossenheit den Austausch unter #staatsoperHH! spielt, die kein anderer Leinwand-Jesus je wieder erreicht hat.

Karten für Ballett-Werkstätten 2016/2017 „Oper ohne Grenzen“ Am 06.06.2016 ab 10.00 Uhr an der Tageskasse Große Theaterstraße 25 (maximal 2 Karten pro Kunde und Haushalt) oder telefonisch unter Die Deutschsprachige Opernkonferenz, der Zusammenschluss der 040/35 68 68. Reservierungen, Buchungen im Internet oder schriftli- wichtigsten Opernhäuser im deutschsprachigen Raum, hat die che Bestellungen (Fax, E-Mail oder Brief) sind nicht möglich. Für Personen, die älter als 70 Jahre sind oder über einen Schwerbehin- Initiative „OPER OHNE GRENZEN“ ins Leben gerufen. Mit dieser dertenausweis ab 80% MdE verfügen, wird ein begrenztes Kontingent Veranstaltungsreihe will die internationale Gemeinschaft von zurück gehalten, aus dem telefonisch gebucht werden kann. Bei Abho- Opern- und Kulturschaffenden ein Zeichen für die integrierende lung der Karten ist dann ein entsprechender Ausweis vorzulegen. Kraft der Kunst und für gelebte Internationalität in gegenseitigem Karten für die Nijinsky-Gala XLIII (2017) Respekt setzen. Den Auftakt gab die Semperoper Dresden am Es werden Anfragen angenommen, die uns zwischen dem 08.06.2016 12. Februar 2016. Auf dem Programm standen Werke von Beet- und dem 11.06.2016 ausschließlich auf dem Postwege (nur ausreichend hoven, Verdi und Mozart. Gäste und Ensemblemitglieder zählten frankierte Briefe) erreichen – „Hamburgische Staatsoper Kartenser- zu den Interpreten; die Staatsoper Hamburg wurde durch die vice/Galabestellung Große Theaterstraße 25 20354 Hamburg“. Telefonische oder persönliche Abgabe von Bestellungen, Buchungen im junge rumänische Sopranistin Iulia Maria Dan vertreten. Am Internet oder Kauf an der Tageskasse sind nicht möglich. Die Anfragen, 19. Februar 2016 widmete die Oper Leipzig die Aufführung des die in dieser Zeit bei uns eingegangen sind, werden in der Reihenfolge, Ballettabends „Lobgesang“ (Musik: Felix Mendelssohn Bartholdy) wie von der Post an uns geliefert, bearbeitet. dieser gemeinsamen Initiative. Gesangssolisten, Tänzer, Chorsän- Bitte geben sie, leserlich (unleserliche Anfragen können nicht berück- sichtigt werden), Namen, Adresse, ggf. Kundennummer, Anzahl und ge- ger und Instrumentalis ten aus über 30 Nationen bestritten an die- wünschte Preiskategorie der Karte/n an (maximal 2 Karten pro Kunde sem Abend das Programm. Gast von der Hamburgischen Staats- und Haushalt) und wählen Sie zwischen der Bezahlung per Bankeinzug oper war Kammersängerin Hellen Kwon, die für ihren Auftritt oder Kreditkarte. Geben Sie Ihre Bankverbindung resp. Kreditkartenda- begeisterte Zustimmung erntete. Die Fachzeitschrift der neue ten inkl. Gültigkeitsdatum und Prüfziffer an. Anfragen, die im letzten Jahr abschlägig beantwortet werden mussten, werden bei erneuter An- merker schrieb: „Zu einem ganz besonderen Highlight gestaltete frage vorrangig berücksichtigt, wenn sie uns im genannten Zeitraum sich der Auftritt von Hellen Kwon … Sie war die Idealbesetzung erreichen. Ab dem 15.06.2016 werden ausschließlich diejenigen be- der Sopranpartie mit allen Tugenden einer ausgezeichneten Sän- nachrichtigt, die eine positive Zusage erhalten. gerin und auffallend schöner, aus- und eindrucksvoller Stimme, bei der viel mitschwingt und die ihre Wirkung nicht verfehlte“.

34 JOURNAL | 5.2015/16 opera stabile

Einführungsmatinée 1 tionen unmöglich war, das Stück ohne die Aura dieser Musik auf der Bühne zu sehen. Erste exklusive Einblicke in Romeo Castel- Den hohen emotionalen Preis, den die jun- luccis Produktion La Passione in den gen Liebenden für die Erfahrung ihres Lie- Kultur- und Deichtorhallen Hamburg gibt es bei der beswahns zahlen mussten, rückte erst Jahr- Einführungsmatinee am 17. April. zehnte später ins Bewusstsein. Erlebnisreisen 2016 Die Moderation übernimmt Johannes Mendelssohn wusste davon noch nichts. Miteinander reisen – mehr erleben! Blum. Afterwork 13. Mai 2016 Dresden mit Semperoper Einführungsmatinée Erleben Sie die Elbmetropole: Stadtführung, 17. April, 12.00 Uhr, Probebühne 1 Felix Mendelssohn Bartholdy Grünes Gewölbe, Radebeul & Weinprobe. Dazu Ein Sommernachtstraum. Für 2 Violinen, „La Traviata“ in der berühmten Semperoper! Einführungsmatinée 2 Cello und Klavier (arr. Friedemann Dressler) 02.06. – 05.06. € 649,- Text: Michael Köhlmeier und William Naumburg, Eisenberg, Bad Kösen Die Inszenierung von Strauss’ Daphne am Shakes peare Mit: Bogdan Dumitrascu und Reisebegleitung durch die Deutsche Stiffttung Baseler Theater im Februar 2015 war ein Solveigh Rose (Violinen), Arne Klein (Cello) Denkmalschutz! Mit Schloss Neuenburg, Sensationserfolg. Die Produktion von und Eberhard Hasenfratz (Klavier) Dom zu Naumburg, Zisterzienserkloster Christof Loy wurde mehrfach von Journa- Schulpffoorta, Saline in Bad Kösen. 20.06. – 22.06. € 355,- listen für die Zeitschrift Opernwelt zur opera stabile berührt Produktion des Jahres nominiert. Nun gibt Oberammergau (max. 24. Gäste!) es sie auch in Hamburg zu sehen. jung: Liedkunst trifft Pop-Song Eine Reise zur Kunst inmitten der Natur! Einführungsmatinée Die Hamburgische Staatsoper wagt den Mit Neuschwanstein, Wieskirche, Münchens 29. Mai, 11.00 Uhr, Probebühne 1 Sprung auf Hamburgs sündige Meile. Pinakotheken und dem Museum Brandhorst, Murnau und dem Blauen Reiter, Linderhoff,, Mitglieder des Internationalen Opernstu- Starnberger See und schließlich der Fuggerei Opernwerkstatt dios erarbeiten in einem Workshop mit in Augsburg! Fam. 4*-Hotel Böld, Oberammergau. dem renommierten Liedbegleiter Gerold 21.06. – 30.06. € 1.431,- zu Tristan und Isolde Huber ausgewählte Lieder zum Thema „Klassik Berlin“ im 5*-Panoramabus Volker Wackers Opernwerkstatt ist seit Jah- Freundschaft. Gemeinsam mit dem Solis - Sie wohnen im 4*Sup. Maritim pro Arte Berlin. ren ein beliebter Ort, an dem an zwei auf- tenensemble von The Young ClassX treten Stadtführung inkl. Dazu das legendäre Wald- einanderfolgenden Tagen in der Form sie zum Abschluss ihrer Arbeitsphase im le- bühnenkonzert der Berliner Philharmoniker mit eines Blockseminars alle offenen Fragen gendären MOJO CLUB auf der Reeper- der „Ballerina der Geige“, Lisa Batiashvili. beantwortet werden. Hier ist die Zeit, sich bahn auf. Dabei stellen sie mit einem ge- Sie spielen Werke von Smetana und Dvorák. tiefer in das Werk zu versenken, Hörbei- meinschaftlich geschriebenen Arrangement 25.06. – 27.06. € 465,- spiele zu analysieren, Einflüsse von Zeitge- unter Beweis, dass sich Pop-Musik und das Anna Netrebko im Troubadour! schichte und Musikgeschichte, Politik und Kunstlied durchaus gegenseitig inspirieren Seien Sie dabei im Schillertheater in Berlin! Inkl. Gesellschaft auf das Werk zu verfolgen und können. Stadtrundfahrt. 4*Sup. Maritim pro Arte Hotel. Aufführungsgeschichte nachzuvollziehen. Mitglieder des Internationalen 10.07. – 12.07. € 527,- Opernwerkstatt Opernstudios, Gerold Huber, Klavier Festspiele in Verona mit dem 15. April, 18.00 bis 21.00 Uhr, Solistenensemble The Young ClassX; 5*-Panoramabus Fortsetzung 16. April, Peter Schuldt, musikalische Leitung Sie wohnen im 4* Hotel Gambero in Salo am Gardasee. Ausflüge: Iseo-See, Bergamo, Mantua, 11.00 bis 17.00 Uhr, Probebühne 3 Miki Kekenj & Band Garda, Isola di Garda, Gardasee-Rundffaahrt. Kooperationspartner der opera stabile sind: Das absolute Highlight: Die Aufffführung der AfterWork Körber-Stiftung, Deutsche Bank Stiftung, AIDA in der Arena di Verona! Hapag-Lloyd Stiftung und Stiftung zur 01.08. – 09.08. € 1.029,- Nacht, Wald, Elfen, Zauber, Verwandlung, Förderung der Hamburgischen Staatsoper Bregenzer Festspiele Traum – das sind genau die Ingredienzien, Erleben Sie Puccinis „Turandot“ auf der Bregenzer die die aufkeimende deutsche Romantik opera stabile berührt Seebühne, mit einem Einführungsvortrag. mit vollen Zügen aus dem Shakespeare- Sonntag, 24. April 2016, 17. 30 Uhr Ausflüge: Stein am Rhein, Insel Mainau, Lindau, Stück Ein Sommernachtstraum zog und MOJO CLUB, Reeperbahn 1 Bregenz, Konstanz, Appenzeller Land, … ihren Zwecken unterordnete. Mendelssohn Karten: € 10,00, ermäßigt € 5,00, 07.08. – 13.08. € 898,- Bartholdy, der gut 200 Jahre nach Urauf- Ticketservice. 040-356868 Domstufenfestspiele in Erfurt führung des Stückes geboren wurde, Info: [email protected] Genießen Sie Puccinis „Turandot“ auf der gewal- komponierte eine Musik, die bis ins 20. www. staatsoper-hamburg.de tigen Treppenanlage des Erfurter Doms. Jahrhundert hinein zu allen (!) Neu insze - 14.08. – 16.08. € 359,- nierungen dieses Stückes als Bühnenmusik AlleAlle PreisePreise propro PersonPerson iimm DDoppelzimmer!oppelzimmer! genutzt wurde, sodass es ganzen Genera- INKLUSIVE:INKLUSIVE: TaxiserviceTaxiservice ab/bisab/bis HHaustür,austür, 44*-Reisebusse,*-Reisebusse, Eintrittskarten,Eintrittskarten, HHalbpension,albpension, AAusflugsprogramm.usflugsprogramm.

REISERINGREISERING HAMBURGHAMBURG RRHRRH GmbHGmbH AdenaueralleeAdenauerallee 7878 (ZOB)(ZOB) ⁄ 2009720097 HamburgHamburg Tel:Tel: 040040 – 280280 3939 1111 ⁄ www.reisering-hamburg.dewwwww.reisering-hamburg.de Spielplan

April 22 Fr Tristan und Isolde 2 Mo 9. Philharmonisches Konzert Richard Wagner 20:00 Uhr | € 10,– bis 48,– 17:30 - 22:45 Uhr | € 5,– bis 98,– St. Michaelis | Einführung 15 Fr Ballett Junge Choreografen B | Fr2 | Einführung 16:50 Uhr 19:15 Uhr Bach-Saal 19:00 Uhr | € 25,–, erm. € 15,- (Stifter-Lounge) opera stabile 3 Di Zum letzten Mal in dieser Spielzeit 23 Sa La Passione J. S. Bach Le Nozze di Figaro Wolfgang Opern-Werkstatt „Tristan und 20.00 Uhr | € 20,– bis 132,–| Ein- Amadeus Mozart Isolde“ 18:00 - 21:00 Uhr | € 48,– führung 19:20 Uhr | Deichtorhallen 19:00 - 22:30 Uhr | € 5,– bis 87,– Fortsetzung 16. April, 11:00 - C | Di3 | Einführung 18:20 Uhr 17:00 Uhr | Probebühne 3 24 So 5. Kammerkonzert (Stifter-Lounge) 11:00 Uhr | € 9,– bis 20,– 16 Sa Ballett – John Neumeier Laeiszhalle, Kleiner Saal 4 Mi Ballett – John Neumeier Othello Arvo Pärt, Alfred Romeo und Julia Schnittke, Naná Vasconcelos u.a. jung: opera stabile berührt Sergej Prokofjew Hamburger Symphoniker 17:30 Uhr MOJO CLUB, Reeper- 19:00 - 22:00 Uhr | € 5,– bis 87,– 19:30 - 22:15 Uhr | € 6,– bis bahn 1 Karten: € 10,00, ermä- C | Gesch 1 107,– | A | Gesch Ball ßigt € 5,00 5 Do Tristan und Isolde 17 So Einführungsmatinee Ballett – John Neumeier Richard Wagner „La Passione“ Matthäus-Passion J. S. Bach 17:00 - 22:15 Uhr | € 5,– bis 87,– 12:00 Uhr | € 7,– | Probebühne 1 18:00 - 22:00 Uhr | € 5,– bis C | Do2 | Einführung 16:20 Uhr 98,– | B | Musik vom Tonträger (Stifter-Lounge) Ballett Junge Choreografen 14:00 und 19:00 Uhr | € 25,– Zum letzten Mal in dieser Spielzeit 6 Fr Ballett – John Neumeier erm. € 15,- | opera stabile La Passione J. S. Bach Romeo und Julia 20.00 Uhr | € 20,– bis 132, | Ein- Sergej Prokofjew Tristan und Isolde führung 19:20 Uhr | Deichtorhallen 19:00 - 22:00 Uhr | € 5,– bis 98,–| B Richard Wagner 17:00 - 22:15 Uhr | € 5,– bis 98,– 26 Di Le Nozze di Figaro Wolfgang 7 Sa La Traviata Giuseppe Verdi B | So2, Serie 49 | Einführung Amadeus Mozart 19:30 - 22:20 Uhr | € 6,– bis 107,–| 16:20 Uhr (Stifter-Longe) 19:00 - 22:30 Uhr | € 5,– bis 87,– A C | Di1 | Einführung 18:20 Uhr 19 Di jung OpernIntro „Le Nozze di Fi- (Stifter-Lounge) 8 So Zum letzten Mal in dieser Spielzeit garo“ | 10:00 - 13:00 Uhr | auch Tristan und Isolde am 20. April | Geschlossene Ver- 27 Mi Ballett – John Neumeier Richard Wagner anstaltung für Schulklassen (An- Matthäus-Passion J. S. Bach 15:00 - 20:15 Uhr | € 5,– bis 98,– meldung erforderlich) 18:30 - 22:30 Uhr | € 5,– bis 87,– B | Nachm | Einführung 14:20 Uhr Probebühne 3 C | Musik vom Tonträger | Bal 1 (Stifter-Lounge)

Ballett – John Neumeier 28 Do Le Nozze di Figaro Wolfgang 10 Di La Traviata Giuseppe Verdi Othello Arvo Pärt, Alfred Amadeus Mozart 19:30 - 22:20 Uhr | € 5,– bis 87,– Schnittke, Naná Vasconcelos u.a. 19:00 - 22:30 Uhr | € 5,– bis 87,– C | OBK Hamburger Symphoniker C | Oper gr.1, VTg4 | Einführung 19:30 - 22:15 Uhr | € 5,– bis 87,– 18:20 Uhr (Stifter-Lounge) 11 Mi Les Troyens Hector Berlioz C | Di2 19:00 - 22:30 Uhr | € 5,– bis 87,– 29 Fr Ballett – John Neumeier C | Mi2 | Einführung 18:20 Uhr 20 Mi Le Nozze di Figaro Wolfgang Matthäus-Passion J. S. Bach (Stifter-Lounge) Amadeus Mozart 18:30 - 22:30 Uhr | € 5,– bis 98,– 19:00 - 22:30 Uhr | € 5,– bis 87,– B | Bal 2 | Musik vom Tonträger 12 Do La Traviata Giuseppe Verdi C | Einführung 18:20 Uhr (Stifter- 19:30 - 22:20 Uhr | € 5,– bis 87,– | C Lounge) | Mi2 30 Sa Ballett – John Neumeier Matthäus-Passion J. S. Bach 13 Fr AfterWork Ballett Junge Choreografen 18:30 - 22:30 Uhr | € 6,– bis 107,– 18:00 - 19:00 Uhr | € 10,– (inkl. 19:00 Uhr | € 25,– erm. € 15,- | A | Sa1 | Musik vom Tonträger Getränk) | opera stabile opera stabile 9. Philharmonisches Konzert Ballett – John Neumeier 21 Do Ballett – John Neumeier 19:00 Uhr | € 10,– bis 48,– Romeo und Julia Sergej Prokofjew Othello Arvo Pärt, Alfred St. Michaelis | Einführung 19:15 19:00 - 22:00 Uhr | € 5,– bis 98,–| B Schnittke, Naná Vasconcelos u.a. Uhr Bach-Saal Hamburger Symphoniker 14 Sa Zum letzten Mal in dieser Spielzeit 19:30 - 22:15 Uhr | € 5,– bis 87,–| C Les Troyens Hector Berlioz Mai 19:00 - 22:30 Uhr | € 6,– bis Premiere 107,– | A | Fr1 | Einführung 18:20 La Passione J. S. Bach Uhr (Stifter-Lounge) 20.00 Uhr | € 20,– bis 132,– 1 So Tristan und Isolde Einführung 19:20 Uhr Richard Wagner 15 So Ballett – John Neumeier Deichtorhallen 17:00 - 22:15 Uhr | € 5,– bis 98,– Othello Arvo Pärt, Alfred B | Oper gr.2 | Einführung 16:20 Schnittke, Naná Vasconcelos u.a. Uhr (Stifter-Lounge) Hamburger Symphoniker 14:30 - 17:15 Uhr | € 5,– bis 98,– B | BalKl2, Ball Jug

36 JOURNAL | 5.2015/16 Ballett – John Neumeier Kammerkonzert der Orchester- 8 Mi Daphne Richard Strauss Othello Arvo Pärt, Alfred akademie 19:30 Uhr | € 5,– bis 87,–C | Ein- Schnittke, Naná Vasconcelos u.a. 19:30 Laeiszhalle, Studio E € 10,– führung 18:50 Uhr (Stifter- Hamburger Symphoniker Lounge) | PrB 19:30 - 22:15 Uhr | € 5,– bis 98,– 26 Do Der Freischütz B | So1, Serie 39 Carl Maria von Weber 9 Do La Fanciulla del West 19:30 - 22:45 Uhr | € 5,– bis 87,– Giacomo Puccini Sonderkonzert Musikfest C | Einführung 18:50 Uhr (Foyer 19:30 - 22:10 Uhr | € 5,– bis 87,– 20:00 Uhr | € 15,– bis 55,– II. Rang) | Oper gr.1, VTg4 C | Einführung 18:50 Uhr (Stifter- Laeiszhalle, Großer Saal Lounge) | Do1 27 Fr Ballett 16 Mo Zum letzten Mal in dieser Spielzeit Napoli E. Helsted, H. S. Paulli, N. 10 Fr Ballett – John Neumeier La Traviata Giuseppe Verdi W. Gade, H. C. Lumbye Tatjana Lera Auerbach 18:00 - 20:50 Uhr | € 5,– bis 87,– 19:30 - 22:15 Uhr | € 5,– bis 98,– 19:30 - 22:30 Uhr | € 5,– bis C B | BalKl1, Gesch Ball 98,– | B | BalKl2

18 Mi Zum letzten Mal in dieser Spielzeit 28 Sa Ballett 11 Sa Daphne Richard Strauss Ballett – John Neumeier Napoli E. Helsted, H. S. Paulli, N. 19:30 - 21:15 Uhr | € 6,– bis 107,– Romeo und Julia W. Gade, H. C. Lumbye A | Einführung 18:50 Uhr (Stifter- Sergej Prokofjew 19:30 - 22:15 Uhr | € 6,– bis Lounge) | Sa4, Serie 29 19:00 - 22:00 Uhr | € 5,– bis 87,– | C 107,– | A | Sa2 12 So Ballett-Werkstatt 19 Do Der Freischütz 29 So Einführungsmatinee „Daphne“ Leitung John Neumeier Carl Maria von Weber 11:00 Uhr | € 7,– | Probebühne 1 11:00 Uhr | € 3,– bis 25,– | Öffent- 19:30 - 22:45 Uhr | € 5,– bis 87,– liches Training ab 10:30 Uhr | F C | Do1 | Einführung 18:50 Uhr Der Freischütz (Stifter-Lounge) Carl Maria von Weber 10. Philharmonisches Konzert 18:00 - 21:15 Uhr | € 5,– bis 98,– 11:00 Uhr | € 10,– bis 48,– | Ein- 20 Fr Ballett B | Einführung 17:20 Uhr (Stifter- führung 10:15 Uhr im Kleinen Napoli E. Helsted, H. S. Paulli, N. Lounge) | So2, Jugend Oper, Saal, Einführung für Kinder 11:00 W. Gade, H. C. Lumbye Serie 48 Uhr im Studio E | Laeiszhalle, 19:30 - 22:15 Uhr | € 5,– bis 98,– Großer Saal B | Fr3 31 Di Zum letzten Mal in dieser Spielzeit Der Freischütz La Fanciulla del West 21 Sa Ballett Carl Maria von Weber Giacomo Puccini Napoli E. Helsted, H. S. Paulli, N. 19:30 - 22:45 Uhr | € 5,– bis 87,– 19:30 - 22:10 Uhr | € 5,– bis 98,– W. Gade, H. C. Lumbye C | Einführung 18:50 Uhr (Stifter- B | Einführung 18:50 Uhr (Stifter- 19:30 - 22:15 Uhr | € 6,– bis Lounge) | Di2, Oper kl.1 Lounge) | Oper gr.1, VTg4 107,– | A | Bal 3 13 Mo 10. Philharmonisches Konzert 22 So jung: Gold! Juni 20:00 Uhr | € 10,– bis 48,– | Ein- 14:00 und 16:00 Uhr | € 10,–, führung 19:15 Uhr im Kleinen erm. 5,– | opera stabile Saal | Laeiszhalle, Großer Saal 3 Fr Opern-Werkstatt „Daphne“ Vorkonzert 18:45 Der Freischütz 18:00 - 21:00 Uhr | € 48,– | Fort- Carl Maria von Weber setzung, 4. Juni, 11:00 - 17:00 14 Di jung: Spielplatz Musik Die chine- 18:00 - 21:15 Uhr | € 5,– bis 98,–B Uhr | Probebühne 2 sische Nachtigall | VTg3, WE Kl., Serie 68 | Einfüh- 9:30 und 11:00 Uhr│täglich bis rung 17:20 Uhr (Stifter-Lounge) Zum letzten Mal in dieser Spielzeit 17.Juni│Geschlossene Veran- Ballett staltung für Schulklassen (An- 23 Mo jung: Gold! Napoli E. Helsted, H. S. Paulli, N. meldung erforderlich)│opera 9:30 und 11:30 Uhr | täglich bis W. Gade, H. C. Lumbye stabile 27. Mai | Geschlossene Veranstal- 19:30 - 22:15 Uhr | € 5,– bis 98,– | B tung für Schulklassen (Anmel- Ballettschule John Neumeier dung erforderlich) opera stabile 4 Sa La Fanciulla del West Erste Schritte Giacomo Puccini 19:00 Uhr│€ 5,– bis 74,– jung: OpernIntro 19:30 - 22:10 Uhr | € 6,– bis D│Ball Jug „Der Freischütz“ 107,– | A | Einführung 18:50 Uhr 10:00 - 13:00 Uhr | Geschlossene (Stifter-Lounge) | Sa1 15 Mi La Fanciulla del West Veranstaltung für Schulklassen Giacomo Puccini (Anmeldung erforderlich) auch 5 So Premiere A 19:30 - 22:10 Uhr│€ 5,– bis 87,– am 24. Mai | Probebühne 3 Daphne Richard Strauss C│Einführung 18:50 Uhr (Stif- 18:00 Uhr | € 7,– bis 176,–P | Ein- ter-Lounge)│Di1 25 Mi jung: BallettIntro „Napoli“ führung 17:20 Uhr (Stifter- 10:00 - 13:00 Uhr | Geschlossene Lounge) | PrA 16 Do Daphne Richard Strauss Veranstaltung für Schulklassen 19:30 Uhr € 5,– bis 87,–C│Ein- (Anmeldung erforderlich) | Bal- 7 Di Ballett – John Neumeier führung 18:50 Uhr│Oper kl.3, lettzentrum (Caspar-Voght- Tatjana Lera Auerbach VTg1 Strasse 54) 19:30 - 22:30 Uhr | € 5,– bis 87,– C | Gesch 1, Schnupper

5.2015/16 | JOURNAL 37 Spielplan/Leute

17 Fr Ballett – John Neumeier Tatjana Lera Auerbach 19:30 - 22:30 Uhr│€ 5,– bis 98,–│B│Bal 3

18 Sa Zum letzten Mal in dieser Spielzeit Ballett – John Neumeier Tatjana Lera Auerbach 19:30 - 22:30 Uhr│€ 6,– bis 107,–│A│BalKl1

19 So Daphne Richard Strauss 18:00 Uhr│€ 5,– bis 98,– | B│ Einführung 17:20 Uhr (Stifter- Lounge)│VTg3, Serie 69

Alle Opernaufführungen mit 1 deutschen Übertexten. „Le Nozze di Figaro“, „Les Troyens“ und „Daphne“ mit deutschen und englischen Übertexten.

Die Produktionen „Tristan und Isolde“, „Le Nozze di Figaro“, „La Traviata“, „Der Freischütz“, „Napoli“, „La Fanciulla del West“, „Daphne“ und „Tatjana“ werden unterstützt durch die Stiftung zur 2 3 4 Förderung der Hamburgischen Staatsoper. Die Produktion „Les Troyens“ wird gefördert durch die Klaus- Michael Kühne-Stiftung. „Daphne“ ist eine Produktion des Theater Basel.

Öffentliche Führungen durch die Staatsoper am 19. und 26. April, 12., 27. und 31. Mai und 7. Juni je- 5 6 7 weils 13.30 Uhr. Treffpunkt ist der Bühneneingang. Karten (€ 6.-) erhältlich beim Kartenservice der Uraufführung „Stilles Meer“ Staatsoper. Gelungene Uraufführung an der Staatsoper: Am 24. Januar 2016 feierte Toshio Hosokawas Oper Stilles Meer Premiere. Auf den Bildern sind zu sehen: Schluss- applaus (1) Opernintendant Georges Delnon, Generalmusikdirektor Kent Nagano und Komponist Toshio Hosokawa mit Regisseur Oriza Hirata (2) Cornelia Behrendt und Michael Behrendt (Hapag-Lloyd AG) mit Kultursenatorin Prof. Barbara Kisseler (3) Claudia und Detlef Meierjohann (Geschäftsführender Direktor der Staatsoper) (4) Dr. Ulla Hahn und Hamburgs ehemaliger Erster Bürgermeister Dr. Klaus von Doh- nanyi (5) Kent Nagano und Ehefrau Mari Kodama, Komponist Toshio Hosokawa mit Kana Hirata und Regisseur Oriza Hirata (6) Dr. Dieter Rexroth, künstlerischer Berater von Kent Nagano und Dr. Peter Hanser-Strecker (Schott Verlag) (7)

Kassenpreise Platzgruppe

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11* F € 25,– 23,– 21,– 18,– 15,– 11,– 9,– 8,– 6,– 3,– 5,– D € 74,– 68,– 62,– 54,– 42,– 29,– 22,– 13,– 10,– 5,– 10,– C € 87,– 78,– 69,– 61,– 51,– 41,– 28,– 14,– 11,– 5,– 10,– B € 98,– 87,– 77,– 67,– 57,– 45,– 31,– 17,– 11,– 5,– 10,– A € 107,– 95,– 85,– 75,– 64,– 54,– 34,– 19,– 12,– 6,– 10,–

Preisgruppe S € 132,– 122,– 109,– 98,– 87,– 62,– 37,– 20,– 12,– 6,– 10,– P € 176,– 162,– 147,– 129,– 107,– 77,– 48,– 26,– 13,– 7,– 10,– L € 38,– 29,– 18,– 9,– (abweichende Platzaufteilung) 5,–

* Vier Plätze für Rollstuhlfahrer (bei Ballettveranstaltungen zwei)

38 JOURNAL | 5.2015/16 Ž Ihr Kreuzfahrt-Pro Marion von Schröder empŽ ehlt: Buchen Sie jetzt Ihre Hapag-Lloyd Cruises Reise und sichern sich ein Genießerpaket für Getränke p. P. in Höhe von 200,-€ MS EUROPA

8

LISSABON - NIZZA mit der EUROPA ab Lissabon/ bis Nizza (13 Tage) 9 10 11 08.09. - 21.09.16

auf hoher See. Inklusive An- & Abreise- paket ab € 7.740,- p.P. Suite (Seereise) pro Person ab € 7.150,- BARCELONA - GRAN CANARIA mit der EUROPA ab Barcelona/bis Gran Canaria 12 13 14 (14 Tage) Premiere „Guillaume Tell“ 04.10. - 18.10.16

Guillaume Tell ist die letzte Oper von Gioachino Rossini. Am 6. März 2016 feierte das selten gespielte Werk an der Staatsoper Premiere. Auf den Bildern: Schluss- an Bord. Inkl. An- & Abreise- applaus (8) Opernintendant Georges Delnon und Dirigent Gabriele Ferro (9) Regis- paket ab € 8.140,- p.P. seur Roger Vontobel mit seinen Kindern (10) Prof. Norbert Aust (Tourismusverband Veranda Suite (Seereise) p.P. ab € 7.410,- Hamburg) und Wiebke Aust (11) Klaus Gerresheim (Schuppen 52) und Marlies Head (Madison Hotel) mit Dr. Hans-Heinrich Bruns (Geschäftsführer der Stiftung zur För- MS EUROPA 2 derung der Hamburgischen Staatsoper) (12) Katharina Fegebank (Zweite Bürger- meisterin und Senatorin für Wissenschaft und Forschung ) mit Freund Mathias Wolff (13) Karen-Ann Roschild und Brigitte Engler (City Management Hamburg) (14)

WEST- UND NORDEUROPA mit EUROPA 2 ab/bis Hamburg (12 Tage) 12.08. - 24.08.2017 Norwegen & Großbritannien ab € 6.390,-

OSTSEE - ST. PETERSBURG mit EUROPA 2 ab Hamburg/bis Kiel (13 Tage) 24.08. - 06.09.2017 Kleines Meer - große Erlebnisse ab € 6.890,-

Kyoto-Preisträger im Gespräch: John Neumeier (Preisträger 2015) und Designer Issey Miyake (Preisträger 2006), aufgenom- men im Theater Bunka Kaikan (Tokio). Foto: Inamori Foundation Kostenlose Kreuzfahrt-Hotline: 0800 22 666 55 Telefon: 040 300335-12, Neuer Wall 18 (4. Stock),

Hapag-Lloyd Kreuzfahrten GmbH, Ballindamm 25, 20095 Hamburg www.globetrotter-kreuzfahrten.de Finale

Zeitstrahl

n meiner Schule gab es ein Geschichtskabinett. Wahrscheinlich Friedensnobelpreis bekam und bei einem Chemieunfall im indischen gab es in jeder ostdeutschen Schule einen solchen Raum, also ein Bhopal 20 000 Inder in einer Methylisocyanatwolke starben. In diesem Klassenzimmer, in dem verstärkt Geschichte unterrichtet wurde. denkwürdigen Jahr 1984 begann die Zukunft vor meinen Augen zu I Oben an der linken, fensterlosen Wand – von ganz hinten bis verschwimmen. Mir war unerklärlich, woran das lag. Bis zum Sieg der vorn über der Tür neben dem Lehrertisch – hing eine aus einzel- Sowjetarmee über den Hitlerfaschismus, sogar bis zur Gründung der nen bunt bemalten Tafeln zusammengesetzte Darstellung der DDR noch sah ich klar, dahinter – oder davor, sollte ich sagen – näm- menschlichen Geschichte – der Zeitstrahl. Da ich meine Schuljahre lich etwa ab der Tür bis zur gegenüberliegenden Wand mit der Tafel, an der Allgemeinbildenden Polytechnischen Oberschule auf den konnte ich – so sehr ich mich auch mühte – nichts sinnvolles mehr er- hinteren Bänken verbrachte, erhoben sich direkt neben mir – und kennen. Ich kniff die Augen zusammen, doch die Zukunft, die strah- zwar durch den Gebrauch von Werkzeugen: Faustkeil, Axt und Feu- lende, lag plötzlich hinter einem Schleier. erstein – die ersten Steinzeitmenschen aus dem Tierreich. Eine Reihe Über ein Jahr lang laborierte ich an meiner gefährlichen Perspektiv- vor mir stapelten weißgewandete Ägypter unter Einsatz von Hebel, losigkeit. Dann kam das Jahr 85. Gorbatschow wurde Generalsekre- Rolle und Sklaven riesige quaderförmige Steine zu Pyramiden auf. tär in Moskau und Sabine, meine erste große Liebe, deren Vater Au- In der Mitte des Raumes – etwa auf Höhe meiner ersten großen Liebe genarzt war, fand eine Erklärung für mein Leiden: Ich war kurzsichtig Sabine – erhoben sich die Thüringer Bauern unter der Führung von geworden. Ich brauchte dringend eine Brille. Thomas Münzer gegen grausame Feudalherren. Es folgten die Fran- Der Zeitstrahl ist aus der Mode gekommen. Geschichte ist, wie Sergio zösische Revolution, der Aufstieg des Kapitalismus, die Pariser Kom- Benvenuto schreibt, für die meisten „mit dem Sternenhimmel ver- mune, der Imperialismus als letzte, faulende und parasitäre Stufe des gleichbar, zu dem man abends mit zurückgelehntem Kopf hinauf- Kapitalismus, der erste Weltkrieg, die Oktoberrevolution, der zweite schaut: Man sieht eine Anhäufung leuchtender Pünktchen, die ein- Weltkrieg und die Gründung der DDR. Ganz vorn, genau über der zeln oder in engen Grüppchen am Himmel stehen, in wildem Tür, begann unsere lichte Zukunft: Der Kommunismus. Der Philo- Durcheinander, ohne Sinn und Ordnung, ohne zusammenhängende soph Hegel hatte diesen gesetzmäßigen Verlauf der Geschichte ent- Linien oder fest verbundene Nahtstellen.“ deckt, der Ökonom Marx hatte ihn vom idealistischen Kopf auf ma- Meine Kurzsichtigkeit wurde übrigens mit jedem Jahr ein paar Diop- terielle Füße gestellt und der Pragmatiker Lenin hatte ihn durch die trien schlimmer, die Brillengläser dementsprechend dicker. Erst mit erfolgreiche Oktoberrevolution 1917 bewiesen. zwanzig, also etwa ein Jahr nach der Wiedervereinigung, stabilisier- All das war klar, einfach und einleuchtend. Bis ich in die siebte Klasse ten sich meine Augen. Das, meinte Sabine, habe absolut nichts mit kam. Das war 1984 – das Jahr, in dem Arthur „Bomber“ Harris und Geschichte zu tun, sondern hinge ganz biologisch mit der Pubertät Michel Foucault starben; Generalsekretär Jurij Andropow von Kon- zusammen und sei vollkommen normal. Wenn ich Glück habe, stantin Tschernenkow als Generalsekretär der KPdSU beerbt wurde; meinte sie, könnten sich meine Augen mit sechzig oder siebzig, also das Jahr, in dem Franz Joseph Strauß die DDR durch einen Milliar- ungefähr zwischen 2029 und 2039 bei einsetzender Altersweitsich- denkredit vor einem vorzeitigen Bankrott bewahrte; das Jahr, in dem tigkeit von allein wieder korrigieren. Dann sähe ich tatsächlich auf Ronald Reagan bei einer Mikrofonprobe im Wahlkampf die Bombar- dem Zeitstrahl auch die Zukunft wieder klar. Vielleicht sind bis dahin dierung der UdSSR verkündete und trotzdem wieder Präsident wurde; Zeitstrahlen auch wieder in Mode. das Jahr, in dem in Ostdeutschland nach dem TASS II-Abkommen nu- kleare Mittelstreckenraketen stationiert wurden, die olympischen Christian Tschirner Winterspiele in Sarajevo stattfanden, Bischof Desmond Tutu den ist seit 2013 Dramaturg am Schauspielhaus Hamburg.

IMPRESSUM Herausgeber: Hamburgische Staatsoper GmbH, Große Theaterstr. 25, 20354 Hamburg | Geschäftsführung: Georges Delnon, Opernintendant / John Neumeier, Ballettintendant / Detlef Meierjohann, Geschäftsführender Direktor | Konzeption und Redaktion: Dramaturgie, Pressestelle, Marketing; Dr. Michael Bellgardt, Eva Binkle, Johannes Blum, Annedore Cordes, Matthias Forster, Dr. Jörn Rieckhoff, Daniela Rothensee, Janina Zell | Autoren: Josè Cura, Hanjo Kesting, Stefan Klöckner, Dr. Dieter Rexroth, Marcus Stäbler, Christian Tschirner; | Mitarbeit: Daniela Becker | Opernrätsel: Moritz Lieb | Fotos: Holger Badekow, Mats Bäcker, Brinkhoff/Mögenburg, Jeff Busby, Ben Ealovega, Jürgen Joost, Mirko Joerg Kellner, Jörn Kipping, Jörg Landsberg, Hans Jörg Michel, Dominik Odenkirchen,Photopop Denmark, Monika Rittershaus, Henning Rogge/Deichtorhallen, Shirley Suarez, Joachim Thode, Kiran West | Titel: Jörn Kipping | Gestaltung: Annedore Cordes | Anzeigenvertretung: Antje Sievert Tel.: 040/450 698 03, [email protected] | Litho: Repro Studio Kroke | Druck: Hartung Druck + Medien GmbH | Tageskasse: Große Theaterstraße 25, 20354 Hamburg, Montags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 Uhr, Sonn- und Feiertags für den Vorverkauf geschlossen. Die Abendkasse öffnet 90 Minuten vor Beginn der Aufführung. Es werden ausschließlich Karten für die jeweilige Vorstellung verkauft. Telefonischer Kartenvorverkauf: Telefon 040/35 68 68, Montags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 Uhr | Abonnieren Sie unter: Telefon 040/35 68800

VORVERKAUF Schriftlicher Vorverkauf: Schriftlich und telefonisch be- Gastronomie in der Oper, Karten können Sie außer an der Tageskasse der stellte Karten senden wir Ihnen auf Wunsch gerne zu. Tel.: 040/35019658, Fax: 35019659 Hamburgischen Staatsoper an den bekannten Vorver- Dabei erheben wir je Bestellung eine Bearbeitungs - www.godionline.com kaufsstellen in Hamburg sowie bei der Hamburg Touris- gebühr von € 5,–, die zusammen mit dem Kartenpreis Die Hamburgische Staatsoper ist online: mus GmbH (Hotline 040/300 51777; in Rechnung gestellt wird. www.staatsoper-hamburg.de www.hamburg-tourismus.de). Der Versand erfolgt nach Eingang der Zahlung. www.philharmoniker-hamburg.de Fax 040/35 68 610 www.hamburgballett.de Postanschrift: Hamburgische Staatsoper, Postfach, 20308 Hamburg; Das nächste Journal erscheint Mitte Juni

40 JOURNAL | 5.2015/16 BB Promotion GmbH in Kooperation mit Funke Media präsentiert

DAS MEISTERWERK

16. - 28.08.16 Hamburgische Staatsoper

(0,20 €/Anruf aus dem Festnetz, Tickets: 040 - 35 68 68 · 040 - 450 118 676 · 01806 - 10 10 11 Mobilfunk max. 0,60 €/Anruf) www.porgy-and-bess.de