Nur Erzählte Geschichte?
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Nur erzählte Geschichte? Untersuchungen zur Darstellungsweise und zur Glaubwürdigkeit des Ammianus Marcellinus (AMM. 16,10; 20,4-5) Band 1 Von der Philosophischen Fakultät der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Philosophie genehmigte Dissertation vorgelegt von Hermann Kramer Berichter: Universitätsprofessor Dr. Klaus Freitag Universitätsprofessor Dr. Bruno Bleckmann Tag der mündlichen Prüfung: 20. März 2018 Diese Dissertation ist auf den Internetseiten der Universitätsbibliothek online verfügbar. Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung.........................................................................................................................................1 2. Der Besuch des Constantius in Rom..............................................................................................14 2.1. Text (Ammianus Marcellinus, Res Gestae 16, 10, 1 – 21).....................................................14 2.2 Übersetzung.............................................................................................................................16 2.3 Kommentar..............................................................................................................................20 2.4 Anhänge.................................................................................................................................145 2.4.1 Anhang 1 .......................................................................................................................145 2.4.2 Anhang 2 .......................................................................................................................146 2.4.3 Anhang 3 .......................................................................................................................147 2.4.4 Anhang 4 .......................................................................................................................150 2.4.5 Anhang 5........................................................................................................................150 2.4.6 Anhang 6 .......................................................................................................................152 2.4.7 Anhang 7 .......................................................................................................................154 2.4.8 Anhang 8 .......................................................................................................................156 2.4.9 Anhang 9 .......................................................................................................................158 2.4.10 Anhang 10 ...................................................................................................................160 2.5 Interpretation:.........................................................................................................................163 2.5.1 Vorbemerkung:...............................................................................................................163 2.5.2 Constantius und Rom:....................................................................................................165 2.5.3 Constantius und der Senat von Rom..............................................................................183 2.5.4 Constantius und das Volk von Rom:..............................................................................189 2.5.5 Constantius und Roms Bauwerke:.................................................................................191 2.5.6 Constantius und das Forum des Trajan:.........................................................................216 2.5.7 Constantius und Trajan...................................................................................................226 2.5.8 Eusebia und Helena........................................................................................................229 2.5.9 Noch einmal: Constantius und Rom .............................................................................237 2.5.10 Was Ammian nicht berichtet........................................................................................242 2.5.11 Rede des Themistius.....................................................................................................243 2.5.12 Constantius als pontifex maximus...............................................................................244 2.5.13 Entfernung des Viktoria-Altars aus der Curia..............................................................244 2.5.14 Die christlichen Basiliken in Rom ..............................................................................246 2.5.15 Auseinandersetzungen um den Bischofsstuhl von Rom..............................................250 2.5.16 Ammians Erzählintention und die historische Glaubwürdigkeit.................................251 2.5.17 Fazit..............................................................................................................................263 2.5.17 Anhang .......................................................................................................................270 1. Einleitung Ronald Syme hat im Jahre 1968 in seiner Rezension1 der Dissertation von Alexander Demandt2 geschrieben: „Sallust and Tacitus: one should look for their influence, not in style only. That is a question that still waits on a proper answer. Ammianus is a very ʽbookishʼ writer.“ Symes Anregung muss wohl so verstanden werden, dass Ammian auch hinsichtlich der von ihm dargestellten Inhalte Anregungen aus den Schriften des Sallust und des Tacitus bekommen hat, und wenn er dies in der Rezension einer Dissertation äußert, die sich mit dem Geschichtswerk des Ammianus Marcellinus befasst, dann sind offensichtlich zumindest leichte Zweifel in der Hinsicht geäußert, dass sich alles immer so abgespielt habe, wie Ammian es darstellt, so dass der Historiker, der sich mit Ammians Res gestae befasst, auch hinsichtlich der dargestellten Inhalte immer wieder berücksichti- gen muss, dass Ammian vielleicht auch darin von den Darstellungen des Sallust oder des Tacitus, vielleicht auch noch anderer Literatur angeregt worden ist. François Paschoud hat im Jahre 1989 einem Aufsatz, der sich mit bestimmten Episoden aus Ammians Res gestae befasst, als Überschrift gegeben, was man bei GIORDANO BRUNO: Gli eroici furori, Paris 1585, 2. T. 3. Dialog wie eine Sentenz liest: ʽse non è vero, è ben trovatoʼ. Paschoud versucht bei bestimmten in den Res gestae dargestellten Ereignissen den Nachweis, dass diese sich so, wie Ammian sie schildert, nicht abgespielt haben kön- nen, dass vielmehr Ammian hier jeweils ein Motiv aus der Literatur übernommen habe – also ʽbookishʼ sei – und so bestimmte Episoden oder zumindest wichtige Details nach lite- rarischem Vorbild „erfunden“ habe. Wenn auch nicht von Paschoud ausgesprochen, so wird damit doch eine lange Zeit und wohl auch heute noch oft vertretene communis opinio erschüttert, dass Ammian unter den Geschichtsschreibern der Spätantike der glaubwürdigste sei. Ammianus Marcellinus war laut eigener Aussage (AMM. 14,9,1) im Jahre 353 n.Chr. als protector domesticus im Gefolge des magister militum Ursicinus in Antiocheia, wo Ursici- nus in einem Prozess gegen Anhänger des Cäsars Gallus den Vorsitz hatte. Als protector domesticus3 gehörte er zum Stab von einem der ranghöchsten Militärs im römischen Heer. Im Jahre 355 n.Chr. begleitete er, in derselben Funktion, Ursicinus von Mailand aus nach Köln, wohin Ursicinus vom Kaiser Constantius II. geschickt wurde, um Silvanus auszu- schalten, der sich dort hatte zum Augustus erheben lassen (AMM. 15,5). Im Jahre 357 n.Chr. 1 SYME (1968) 316f. 2 DEMANDT (1965) 3 Protectores domestici, organisiert in scholae und dem comes domesticorum unterstellt, sind belegt erst seit der Mitte des 4. Jahrhunderts. 1 wurde er, weiterhin protector domesticus im Stab / Gefolge des Ursicinus, von Constantius II., wahrscheinlich von Sirmium aus in den Osten an die Perserfront geschickt (AMM. 16,10,21). Dort erlebte er die Belagerung von Amida durch den Perserkönig Sapor im Jahre 359 n.Chr., konnte sich aber vor der Einnahme der Stadt absetzen und nach Antiocheia ret- ten. Im Jahre 363 n.Chr. nahm er am Persienfeldzug des Kaisers Julian teil und kehrte nach dessen Tod (26./27. Juni 363) mit dem Heer ins Römische Reich, wahrscheinlich nach Antiocheia, zurück. Diese Daten lassen sich mit Sicherheit aus seinem Geschichtswerk Res gestae erschlie- ßen. Als sehr wahrscheinlich darf auch gelten, dass er nach Rom gegangen ist und dort die Res gestae geschrieben und auch in Lesungen einem römischen Publikum vorgestellt hat 4 (Vgl. den Brief des Libanios an einen Μαρκέλλινος in Rom, LIBAN. epist. 1063. ) Von die- sem 31 Bücher umfassenden Geschichtswerk sind nur die letzten 18 Bücher erhalten. Die- se decken den Zeitraum von 353 bis 378 n.Chr. ab, d.h. die letzten acht Jahre der Herr- schaft des Kaisers Constantius II. und die Herrschaft der Kaiser Julian, Jovian, Valentinian, Valens und Gratian. Aus den Hinweisen, Anspielungen, biographischen Daten u.ä., die als gesichert gelten können, hat man erschlossen, dass die Res gestae wohl im letzten Jahr- zehnt des 4. Jahrhunderts abgeschlossen waren. In der Sphragis seines Werkes (AMM. 31,16,9) bezeichnet Ammian sich als Grieche (Graecus), schreibt dieses Werk jedoch in lateinischer Sprache, was vor dem Hintergrund, dass er in Rom schreibt, nicht erstaunt, dagegen umso mehr, wenn seine Muttersprache Griechisch gewesen sein sollte. Laut Sphragis beginnt er die Res gestae