ZEITSCHRIFT

FOll

NUMISMATIK.

REDIGIRT

VON

ALFRED VON SALLET.

SECHZEHNTER BAND.

BERLIN WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG.

1888. "l Die Erwerbungen des Konigliclieii MnzkaMnets vom 1. April 1S87 bxs 1. April 1888. Taf. I-UI.

Im verflossenen Jahre hat die Sammhuig 7 8 1 S t l i c k e r - worben: M Zusammen:

Griechen 2 21 76 99 Romer 1 3 4 8

— Orient — 5 5 Mittelalter und neuere Zeit . . 0 635 17 658

Steininodelle von Medaillen . . — 3 3 Siegelstempel 1 7 8 9 0 6 5 1 0 7 3 7 8 1 iiusserdem, bei dem Aukauf eines grosseii Fundes von Mittel- altermiinzeii, noch 436 als Dubletten bereits wieder fortgegebeiie Silbermilnzen. Geschenke erhielt die Sammlung von Sr. Maj. dem Kaiser und Konig Friedrich, von deu Herren Regicriingsrath v. Braken- hausen (eine Reihe selbst modellirter Portraitmcdaillen), Sr. Exc. dem .Kriegaminister von Chile F. Chaurren, Dr. Diimmler, Bankier Hahlo, Kais. Konigl. Notar Dr. Kupido, Director Martini, Men/, Director Dr. Pinder, Plofinarscliall Grafen v. Radoiiiiski Exc., Kgl. Gesandten Dr. v. Schlozcr Exc.; fernor vou der Aka- dcinie der Kiinste, der Magistratabehorde von London, dem Comity zur Errichtnng eines Denlcnials fiir K. v. Eitelberger und dem Preisausscluiss der Ausstellung von Erzeugnissen der Backerei. Zoitscbrift fttr Ntiniismatik. XVI. \ 2 A. V. Sallet:

Uuter den griechischen Miinzeu beliiulen sich maiiclic sehr seltene, audi einige bislier noch imbckanntc Stiicke; icli lasse das Wichtigste in geographisclier Rcihe liicr folgeii:

Panticapae u m. Ameise von oben geselieii. Rf. PAIMTI um cinen achtstraliligen Stern vertlieilt, jedcr Buchstabe und das Tl auf einem kleincn crliuhteu Yiereck. Das Ganze im vertieften Viercck. A i 0 , 2 3 G r . Diese seltene, noch ziemlicli alterthumliche Miinze ist be- reits bei Buratschkow, KaiajiorS etc., Petersburg 1884, Taf, XIX, 21 abgebildet Unsere immer noch kleine Reihe cler Silber- munzen von Panticapaeum ist jetzt, fast ausnalinislos durch Au- Uiiufe der letzten Jahre, auf zwolf Stiick gestiegen.

Samothrac e. Pallaskopf 1., am Helm Schlange; Nacliahmung der Goldmiinzen Alexanders des Grossen. Rf. ^AMO MHTPr2NA[xioc] Thronende Kybele 1. mit Modius, in der R. Schale, die L. auf das Scepter stiitzend. Unter dem Thron ein kleiner sitzeuder Lowe 1. M, 8. 16,94 Gr. Taf. I, 1. Diese sorgfaitig gearbeitete Miinze von hohein Relief und vortrefflicher Erlialtung ist die erste Tetradrachme von Sanio- thrake, welche wir in diesem einzigen Exemplar kennen lernen; bisher sind nur die ausserst seltenen Didrachmen und zalilreiche Kupfermiinzen bekannt, alle mit demselben Typus: Pallaskopf und sitzender Kybele, mit abgeklirzten Magistratsnamen, dabei auch unser Metronax als MHTP^NA, MHTPi2fM und IV1HTP^2 auf I^idrachmen und Kupfermunzen (s. meiue Beschreibnng der an- tiken Munzen des Berliner Museums I, p. 284 Nr. 2, 8 imd 9). ^iese gesammte Miinzreihe mit Pallaskopf und Kybele und der Stadtnamenabkiirzung ^AMO geliort, wie der Styl und die zum Tlieil auf der Silber- und Kupferreihe identisclien Magistratsnamen beweisen, derselben Zeit und Emission an, sicher nach Alexander. Die Erwerbnngen des Konigl. Miinzkabincts bis i, April 1888. 3

Dcr Styl spricht etwa fiir die Zeit des Lysimacbiis, was init Head's Anuahine (Guide to tlie jDrincipal gold and silver coins of the ancients, British Museum 1881 p. 75), dass Samotlirake nach Lysimaclius' Todc 179 v. Olir. seine Autonomic erlaugt, selir "wolil stimmt. Die tlironende Kybele auf der Rtlckseite unscres Tctradrachmons hat entschiedene Ahnlichkeit mit der Pallas der Tetradrachmen des Lysimachus.

Damastinm. Apollokopf mit Kranz r. Rf. TiNilN Dreifuss auf einer Basis, worauf eiu undeutlicher Beamtenuamc steht. M. 6. Eiu gcwohnliches Didraclmion von Damastium, das sich abei' durcli cine sonst bei diesen Stiicken von mir nocli nie beobachtete Schonheit des Apollokopfcs auszeichnet. Der Kopf ist zwar i^nmer noch weit hinter den goriugsten seiner Vorbilder, den Kopfen dor Chalkidischen Dzdrachmen, zuriickstehendj erhebt sich aber durch die Zierlichkeit der Beliandluug der Haare, des Krauzes, und durch noch rccht gute Modelliriing des Gesichts weit iiber die Menge der roheu und schlechten Miiuzen von Da- mastium. Ininthimeyus, Konig von Bosporus. 235—239 n. C. BAClAe COCINirsiei/V\HOY(sic) Bartiges Brustbild des Konigs mit Diadem und Gewand r. Rf. eA(t> (Jahr 535 der bosporanischen Aera = 239 ii. C.) unter dem Brustbild Gordian's III. r. mit Kranz und Gewand; vor ihm Keule, schriig nach unten. EL (sehr schlechtes Metall) 6,96 Gr. Die Stateren des Ininthimeyus sind schr selten und fehlten bis jetzt unserer Sammlung. Der Styl der Miiiize ist bei weitem besser als der der sehr rohen Kupfermiinzen des Kouigs. Saumakos, skytischer Kiinig zur Zeit Mithradates' YL Kopf des Helios mit Strahlen, von vorn.

< g e fl u g e l t e r B l i t z . 2

1* 4 A. V. Sallet:

Die erste Miinze eines skytisclien KOnigs SA^\ ^AYA* liabe icli im dritten Banclc der Zeitsclirift fur Numismatik be- scbrieben. A. v. Gutschmid (ebeiida p. 150) glaubte den Namen Saulaces iesen zu milssen, da ein kolchisclier Dynast dieses Namens in mythisclier Zeit uberliefcrt ist. Rudolf Weil bat aber (Zeitscbr. f. Num. VIII, 329) unzweifelbaft riciitig erwiesen, dass dor ^a

Stratonice a. Kopf des Zeus mit Lorbeerkranz r, Iii\ :£TPATOiM|KE^2N MEAANOIO^ Artemis steliend von vorn, lang belvlcidet, mit Modius, dariiber Halbmond, in der R. Scliale, in dor L, Fackcl; das Ganze im luiten zusammengewundeiien Kraiiz. M, 7. 10,75. Taf. I, 2. Grossc Silbermilnzen von waren bisher vollig unbekannt. Unser priichtiges Didracliraon, dem schon nach- lassigen Styl nach zu urtheileu, wolil dem z>Yeiten Jalirhimdert V. Ch. angeliorend, zeigt den aiif den kleinen Silbermiiiizen der Stadt gauz alnilicli beliandelten Zeuskopf und das auf Kaiser- mlinzen der Stadt (z. B. Sevorus mit Domna) ahnlich darge- stcllte Cultusbild der Artemis als Tyclie der Stadt. Der Halb mond beim Artemiskopf kommt audi auf Autonommiinzen der Stadt mit dem Brustbild der Gottin vor.

Gamirus auf Rhodus, Feigeublatt. PEr2N Balken getrennten ver- KAMI tieften Yiereck. ^R. 5—3^^. 11,77 Gr. Einc gaiiz alniUclie Didraclunc vou Camirus mit der vollcn, niir etwas auders angcordneten Aufschrift ist im British iluseum (Leake Numism, bellen. Ins. p. 5). Alle nicht scliriftlosen Munzon von Gamirus sind sebr scltcn und es ist zu bcdaucrn, 6 A. V. Sallet: (lass ich den Ankaiif des folgendeu uns friiher eiugesandten, von UDS im Abdruck zurlickbehaltcnen Didraclimons nicht moglicli machen konnte:

Feigenblatt, links iiiiten K Bf. Vertieftes durch den deu gewohuten Balken getrenntes Yiereck. Ai. 5.

Mostene. eeA PS2MH Brustbikl der Roma i\, behelmt, mit Pa- ludamentum, vorn ragt dcr Speer vor. 7?/. MOCTHN J2N^AYAr2N Drcifiiss, daruber gekreuzt zwei Ahren. 7^ Die sparliclie Pragung von war bis jetzt in unserer Sammlung nur durch zwei Kaisei'miinzen vertretcn, autonome fehlten uns noch.

Etenna unter den Namen Ketenna. Kopf der Artemis r., am Nackeu Koclier. Rf, KE T neben dcr Keule, r. ein nndeutliclies Mono- gramm, JE. 2. Diese wohl nicht seltenen Munzen, friiher in unserer Samm lung als vielleicht nach gchorig eingeorduet, sind in mehrereu Exemplaren von Hrn. Directorial ■ Assistenten Dr. V. Luschan auf seincn Reiscn in Pamphylien crworben worden, und seine Ansicht, diese Stiicke gehorten samtlich nach , Die Erworbungon des Konigl. MUnzkabiucts bis 1. April 188S, 7 welciic'S inscliriftlich Koteuna, Ijoi Ilcrodot Kazsvveic^ jetzt Godcna licisst (J. P. Six in der Zeitschr. f. Num. VI, p. 78), ist wolil die riclitigo. Die Kcule wurdc ti'ir Etenua iiassen, auf dessen Kaiscrmiiiizen (z. B. Scptimius Sovcrus) Hcraklcs voi- kommt. Audi die von Inilioof (Moniiaies grecqucs p. 395) mit Zwcifel nach Kerctape in Plirygicn gegebene alinliclie Kupfer- mlluze:

Artemis-Kopf i'., Nacken Kocher. Bf. KE gespanutcr Bogeu niit darauf liegcndem Pfeil. 3. wird daun ■\valirsclicinlicli dcrsclben Reihe von Etenua zuzu- zalilcn scin.

Iconiuni? Kopf des Zeus mit Lorbecrkranz r. 7?/. KO im Abschnitt; laufender Lo\Ye 1. 3. Auf'dieser MUnze hat sicher nur KO gestaiiden, der Kopf des Zeus ist aber so vollig ideutisch mit dem der Milnzen von Iconiuni mit stebendem Perseus (eiKONieiSZM auf dei ahnlich sten Mtinze der Berliner Sammlung), dass man fast an ^ die Existenz ciner Nebenform Koviov statt Ixomov odei Eixopiov glaubeii mochtc; der lieutige Name Konieh beweist liierfiir aller- dings niclits. Die von Hierocles im Bistliumverzeicbniss ei^iilinte Stadt Koviovnohg (Hierocl. cd. Parthey p. 22, 666, 6) wird als pbrygiscbe Stadt weit getreiint von dem zu Lycaonien ge- veclmeten "/xoVtov fir^rgonoXig (ibid. i>. 2G) crwuhnt. Das „Coniiim in Pbrygien bei Plinius (Plin. cd. Dctlefsen, Bucli V, 145) ist aber gewiss nicht das Coniupolis des IlieroUes, soudern eiu- facli verschricben fiir Iconium. Plinius sagt ausdrucklicli, dies 8 A. V. Sallet: seieu die t)eruliTntesten Stadte Phrygiens, oppida ibi celeber- rima: Ancyra . . . Coniiim etc., und diese Bezeichnang kommt doch eben nur dem vielfacli audi zii Phrygian gereclineten, be- deutenden Iconium, nicht abez* dem sonst nirgends erwahnten, obscuren „Coiiiupolis" zu. — Unsere Munze gehort jedenfalls sicher entweder nacli Icoiiium selbst oder doch in die Nachbar- schaft, ich mochte aber uicht aiis der Lesung der Pliniushand- schriften: ,,Coniiim" uiif die wirkhche Existenz einer Namensfonn ,jConium statt,,Icoiiium'' schliessen. Sprachlich scheint es sehr bedenklich, dass aus dem bedeutungsvollen Wort El^oviov das scheinbar doch sinulose K6vt>ov werdcn sollte.

Dioclea in Phrygien, Elagabal. MAVPANTONIIMOCAVr Brustbild des Elagabal (scheint sicher dieser, nicht Caracalla) r. mit Kranz und Schuppenpanzer. RJ. AIOKABA N nNMOXGA NiiN die Form des Xi nicht sicher; stehende Demeter 1., mit Ahren und langer Fackel, ^ ^ Die iiusserst selteneu Mttnzen von , des Ptolemaeus, sind erst seit kurzem bekannt. Head (historia nu- morum) fiihrt nur eine andere Kaisermunze des Elagabal an, aber mit ytehendem Apoll, Die phrygische Volkerschaft der Mo'^iavoi Wird von Ptolemaeus crwahnt, also nicht ^Mozeani or Moxeani" wie Head I. c. p- 562 schreibt, sondern sicher Moxeani oder, nach Ptolemaeus, Moxiani. Die Enverbungen des Konigl. Munzkabinets bis 1. April 1888. 9

K o n i g e v o n B a k t r i e n . Eine ausserordentlicli ^Yichtige unci audi an Zahl ziemlich ansehnliclie Bereiclierung erliielt unsre schon so schdiie unci voll- stiindige Reiho dcr baktrisch-indischen IConigyuuinzeii. Seit etAva cinem Jahrc wcrden von indischen Munzliandlern prachtig crhaltcne grossc Silberniunzen der spittereu griechisclien Kouigs- reihc, von Strato 1., Diomcdos, Hermaeus, Philoxeuus u. s. w. ill Abdrucken und Oiiginalen nacli Europa gescliickt, welche offenbar eincm grossen, im Korden Indiens gemacliten Fund angchdrcn. Einigo dcr sclionsten Stiicke der Art sind vor Kurzem jedenfalls aus derselben Quelle ins Britisciie Museum gelaugt, dabei audi die bislicr Boch unbekannte grosse Silbei- miiuzc mit den Kopfeu des Strato und seiner Gemahlin Aga- thoclea. Audi uns wurdc ein Exemplar dieser Munze angeboten, aber trotz sofortigei- telegrapliisdier Bestellung ist es uns ent- gangcu; urn so crfrculichcr ist dalier ein anderes, dem britisdieii Museum nidit zugegangencs, bislier vollig uiibekanutes btiick, das ein fur die baktrische Nuniisniatik und Gesdiichte hodiwicli- tiges Faktum feststellt: Archebius und Philoxeuus. BA^IAEf2^ANlKHTOY APX3BIOY, vor dinn Namen -ri Behelmtes Brustbild 1., vom Riicken gesehen, in der erliobenen R. die Lauze, Rf. maharajasa apadiliatasa philasinasa, d. i. die Ubersetzung von : ^cc(ftXdaig ccvixi^Tov (DlXo^evov. Der Kdnig (Philoxenus) behelnit, zu Pferde, r. sprengend, unter dem Pferd ^ und S M, 7. 8,67 Gr. Taf. I, 3. Hier liaben wir also ein bishcr ganzlidi unbekanntes Bei- spicl der in der baktrisclien Numismatik sonst ofter vorkommen- dcn gcmeinsainen Priigung, dcr genieinsamen Pragung der Konige Archebius und Philoxenus; das ganz gleiche Stiidi des Philoxenus allein, mit BA^IAEH^ ANIKHTOY U>1A0HEN0Y und maharajasa apadihatasa philasinasa und ganz gleidien Gepragen, 10 A. V. Sallet:

Konigsbilcl mit Helm unci Speer unci Konig zu Pfercle, ^R. 7, hat das British Museum aus demselben Fund erworben (Gardner im Numism. Chron. 1887 Taf. VII, 8), cbcnso war bcrcits cin an- deres grosses Silbcrstiiclc mit si)eerwerfendem Konigsbrustbild von Archcbius bekannt, aber mit seinem eigencn Namen in baktrischer und griechischer Schrift, anderer Riiclcseite und dcm Titel Nikei^horos. Unser Stuck beweist nun unzweifclhaft, dass Ai-chebius und Philoxenus zusammen in derselben Stadt regiert und gepragt haben; sie mogen, wie dies die Gemeinschaftsmunze der Lyslas und Antialcides (Zeitschr. f. Numism. VI, p. 320) fur diese wahrscheinlich macht, wohl Bruder gewesen sein, die ge- melnsam das, oder wohl richtiger eines der baktrischen Reiche beherrscMen; also haben wir bier einen immerhin ^Yichtigen An- haltspunkt in der noch ganz dunkeln Geschichte der baktrischen Konige. Gardner setzt gewiss mit Recht alio die im neuen Fund in stcmpelfrischen Exemplaren vertretenen baktrischen Herrscher: Diomedes, Strato I-, Philoxenus (also auch Archebius), Hermaeus, in das erste Jahrhundert vor Christus, bis etwa 50 oder 40 v. Chr. Sonderbar sind die vor dem Namen des Archebius stehen- den wunderlichen Zeichen +3 also etwa XB. Ich glaubte, es sei irgend ein Stempelversehen anzunehmen, vielleicht habe der Stempelschneider zuerst also Philoxenus' Namen schneiden wollen, aber das auf den Tetradrachmen des Philoxenus hat die gute runde Form , nicht die Kreuzform +. Sollte in dem + a etwa eiue Werthbezeichnung stecken? Ein Datum kann es nicht sein und fiir einfache siunlose Barbarismen darf man die Zeichen bei der sonst sehr sauber und correct geschnittenen

1) Ich sehe darin rcdiizirte Tetradrachmen (Gewicht etwa 10), die in Ganz- und Viertelstiicken ausgeprilgt wurdcn, Gardner nennt diese Munzeu jjpersische Stateren'* oder Didraclimen und die Vicrtelstucke dauu lialbe Drachmen. Wie die Baktrier die Munzen nannten, wissen wir nicht, das Faktum steht nur fest> dass in Baktricn zuerst grosse Silborstuckc von etwa J 7 Or. und Viertel davon, also Tetradrachmen und Drachmcn, auftreteu, dass aber soit Euki^atides (Ende seiner Regierung) grosse SilberstUcke von 10 Gr, und Viertel davon an ihre Stelle tretcn. Die Erwerbungen des Konigl. Mlinzkabinets bis 1. April 1888. 11

Miliizc (tlas 3 fur E ist das einzige Idciiie Yerseheii) iiicht er- klaren. Gemeiiisam ist alien Silbennihizen dieses Fuiules eine un- sclioue, biswciltin nachUlssige Form oiuiger griechisclieii Bucli- slabcii, das T ist oft dcm T (Y) alinlicli u. s. w. Aus dcmselbeu Fund stainmon die folgenden drei, vor Kurzein audi cbenso ius britisclie Museum gelangteu Tetra- drachmcn: D iom edes. BA^lAEJ2^^J2THPO^AIOMHAOY Brustbild v. niit Diadem und Gewaiid. Rj\ maliarajasa tradatasa diyamedasa (der Name nicht vollstanclig ausgepriigt); die Dioscuren r. sprengeud mit Ijanzen und Palmzweigen, vor den Pferden zK. 6% 9,84 Gr. Taf. I, 4. Bis zu dem iieuen Fund waren nur kleine Silbermiinzen (Drachmen) und Kupfermliuzeii des Diouaedes bekannt. Strato L 1) BA^IAE52^ ^i2THPO^AlKAIOY^TPAT52NO^ Brustbild r. mit Diadem und Gewand. Bf. maharajasa tradatasa dhramikasa stratasa. Pallas von vorn 1. eilend, in der R. Blitz, am 1. Ann Aegis mit grossem Gorgonenkopfj links K>P (so scheint aui unserem Exemplar zu stehen). Ai, 7. 9,75 Gr. Taf. I, 5. 2) BA^lAEIi^ ^rZTHPO^ KAIAIKAIOY ^TPATflNO^ Brust bild mit Helm und Gewand r, .Rf. Insclu'it't wic vorher. Pallas 1., Aegis am I. Arm, in der R. Blitz, Links unten M. 7. 9,82 Gr. Taf. I, 6. Nur im Monogramm von dcni Exemplar des britischcn Museums abweichcnd, Ausser diesen Tctradraclimen der griechischen IConige Bak- triens erwarb unsre SammUmg noch eiiiige Stllcke der si)atern 12 A. V, Sallet:

Reihe eintieimischcr Konigc, darunter das seltene Tctradrach- mon des Spalirisus (Epalirisus) und Azes^). BACIAECOIIMErAAOYPnAAIPICOY Der Konig zii Pferde r. init Lanze und Diadem. Rf. Umschdft des Azes: maharajasa mahatakasa ajasa. Zeus steliend, bekrauzt, von vorn. unten bekleidet, in dor E. Blitz, im 1. Arm Scepter, links das Mono- g r a m m M , 6 . 9 , 3 7 G r . Diese im britischen Museum, der reichsten Sammlung bak- trischer Miinzen, noch fehlende, nur aus Edw. Thomas' (Kum. Chron. XIX, p. 52) Beschreibung bekannte und von mir in meinen „Nachfo]ger Alexander d. Gr/' etc. vergessene Tetradrachme des Spalirisus und Azes erscheint hier in einem sehr schoncn Exemplar; ganz deutlich ist die bereits von den engliscben Gclebrten sicher gestellte, von mir frilher mit Unreclit bc- zweifelte Lesung PnAAIPICOY, dialectisch also Rpalirisus statt Spalirisus; auch die guten und deutlichen Exemplare der vier- eckigen KupfermuDze des Konigs haben stets PriAAIPmOY, nie- mals 67iaXtqi

1) Bei diesen spaten Konigeu ist der richtige Nominativ unsicher. Ob Spalirisus odur Spalirises, Azus oder Azes u. s. w. lasst sich nicht eutscheiden. Die Erwerbungen des Konigl. Mtlnzkabinets bis 1. April 1888. 13 sclieint aber die richtige, nur das letzte Wort ist fraglich. Die riclitige Beschreibuiig ist, nach drei Originaleii, folgende: BACIAeYBACIAeYCONCCOTHPMerAC Dei Ktinig zu Pferd r., in der B. Krauz, r. unten das schlusselformige Symbol. B,f. links oben begimieiid um den stelieuden bartigen Zeus: PHbu also: maharajasa rajadirajasa mahatasa M . 5 — 6 . Das letzte AYort liest man, gerailss dem Titel des Konigs auf der griechischen Seite: tradatasa, also Pill, es sielit aber axif einem Exemplar so aus: PIZX, also etwa ,.jajatasa" odei „jajarasa"; aber moglicli ist, dass mit den scWechteu Bucli- staben docli tradatasa gemeint ist; das Exemplar des Hrn. Mar tini zeigt die ersteu Buchstaben auch mehr in dieser Form: "L was also wolil einmal fur tr, cinmal flir d stehen konnte. Unbestimmter baktrisclier Konig: Eine wie es scheint noch viillig neue Muuze der spat-bak- triscben Reihe entbielt die Sammlung des Hrn. Martini in zwei Excmplareii, und der Besitzer erfreute uns durcb das Gesclienk e i n e s d e r s e l b e n :

Bchelmter Kopf r., der Helm offenbar dem des Eukra- tides nachgebildct, aber roll und scUlecht. Die grie- cliisclio Umsclirift nur zum Theil sichtbar, rolie, ver- zogeue Buchstaben, man sielit etwa: CAHMOC. iif, PO"hTO aber koineswcgs alles sicher; der Konig mit demselben Helm wie auf der Vorderseite, r. stehend mit Scliild und Lanze, im viereckig gemusterteu Rock. M. r/,. 14 A. V. Sallet:

Das Gi'iechischc ist zu verwilderfc, urn etwas bestimmtes sageu zu konneii, die baktrisclie Schrift ist scharf iind iiicht schlecht, aber sicher ist doch niir das letztc s, daiin dcr drittc Budistabe k und der zweite: sli. Man kanu also etwa „hasha- kahasa-' lesen. — Dies ist unser Exemplar. 2) Vorderseite wie vorher, Umschrift etwa IMMOZOZI aber alles sehr wild iiud roll. Rf. Wie vorher, Umschrift uicht sehr deutlich, man sieht etwa ldAhT3* also vielleicht j,knshakayahusa". 4^^. Dies ist Hrn. Martini's Exemplar, Es ware gewagt, aus diesen nicht vollstandigen, auf der griechischen Seite sehr ver- wilderten Miinzen Schlusse ziehen zu wollen, d.ie Schrift er- innert etwas an die von mir (Zeitschr. f. ISTumism. VI, p. 371) angefuhrten unbestimmten Stiicke mit Zebustier und Kameel, mehr noch klingen die Worter an die Umschrift des Kadaphes an (Zeitschr. f. Numism. VI, p. 378). Man mnss sich huteu, bei dem kashaka oder kushaka etwa gleich an die ^AKA denken zu woUen, man lasst die Miinzen vorlaufig als unbestimmte auf sicli beruhen, damit die baktrische Geschichte, deren „Skelet" ich aus den Miinzen in freilich fragmentarischer, aber absolut sicherer Form festgcstellt, nicht durch werthlose und unniitze Conjecturen mit fremcTen Knochen vermengt werde, wie dies leider allzusehr schon geschehen ist.

Sehr unbedeutend siud unsere Erwerbungen an romischen Miinzen. Erst dem nachsten Etatsjahre muss es vorbehalteu bleiben, eines oder einige der PrachtstUcke der Sammlungen Ponton d'Amecourt und Belfort, an deren Anctionen wir leider gar nicht oder nur in untergeordneter Weise theilnehmen konnten, nachtraglich zu erwerben. Von den diesjahrigen Ankiiufen habcn einigen Werth:

Hadrian, Divus. DIVVSHADRI ANVSAVG Kopf mit Kranz r. llf, CONSE CRATIO Adler von vorn auf der Kugcl, mit ausgcbreiteten Eliigeln, den Kopf 1. wendend. iR. Die Erwerbungen des KouigK Munzkabinets bis 1. April 1888. 15

Dieser Deiiar ist eiue iiocli unedirte Variaiite, bislier war niir tier Deuar mit blossem Ivoi}f bekanut. Die Cousecrations- mlinzen Hadrians sind ausserst selten, die bekaunte Oppo sition des Senats gegeu Consccriruug des in seiner letzten Zeit veriiasstcu Kaisers (Eckhel YI, p. 512) hat vielieicbt den Kaiser Aiitonin vcranlasst, die Feier der Consecration in niogliclist nnscheinbarer AVeise zu begebeu nud nur in beschriinkter An- zaiil Consecrationsmilnzcn Hadrian's auspriigen zu lassen. Selten nnd gut in der Arbeit ist die folgende Silbermiinze Constantiu's des Grossen (niclit Constantin's IIJ: Kopf mit Diadem r., aufwiirts blickend. Rf. VOTXX MVLTIS im Kranz, unten ANT

XXX

Sebr bedeutend, vielieicbt im Yerlialtuiss zu den wenigen antiken jMimzen etwas unverbaltnismassig ist die Zabl der im vorigen Jahre erworbenen Mittelaltermunzen; icb lasse das Wich- tigste folgen: Merowingiseller Triens von Sitten. 9RATVS NVNITARIVS (monetarius) Brustbild mit D i a d e m v . 'Rj\ SIAVNIS CIVITATEFIT Kreuz, daneben V II auf beide Seiten vertbeilt, im verzierten unten mit Kugelver- zierung gescblossenen kranzartigen Kreis. 2. 1,22 Gr. Von sorgfiiltiger Arbeit und vollig deutlicher, correcter Um- schrift. Der Silberfund von KI ein-Roscharden in Oldenburg. Dieser wicbtige und wertlivolle Fund mittelalterlicber Denare, etwa ini Jabre 1000 vergraben, ist bereits von Danneuberg in der Ztschr. f. Numism. XV, p. 281 ff. ausfuhrlicb bescbrieben worden. Ausser zablreichen zum Teil sebr seltenen deutscben Denaren, wie Mundburg mit dem Namen eines Grafen(?) s. 16 A. V. Sallet:

Dannenberg L c. p. 238 und einer zalilreichen Reihe der bislier selir seltenen Denarc der Grafin Adela (mit „Atla cometissa", „Aeatla cometiss'^ u. s. w.) cuthielt der Fund audi eine franzosisclie Seltenheit ersten Ranges, den bisher uur in einem einzigen, noch etwas correcteren Exemplar bekannten Denar von

Richard L (943—996) oder Richard II. (996—1026) von der Norniandie, gepriigt in Rouen. + IVRD-: MVRCHS (fur RICARD- MARCHS, die A sind umgedreht) Kreuz mit vier Kugeln. Rf, + lOTOMA ROMAR fiir ROTOMA ROMANus) im F e l d e E P S ( e p i s c o p u s ) - M . So, nicht MVRCHSIS auf der Vorderseite, ist die richtige Lesung dieses Stuclces. Romanus ist der Ileilige, Bischof von Rouen im siebenten Jahrhundert. Das bisher bekannte einzige Exemplar, in der Reicherschen Samndung, also jetzt in der Kai- serlichen in Petersburg, hat correcter RCARD: MARCHIS und ROTOMA ; ROMANS (Poey d'Avant, Monnaies feodalcs, Taf. IV und p. 24). Der kunsthistorisch wichtige Theil des Fundes, die prach- tigen silbernen Schmuckstlicke, welclie zum Theil in ahiilichen, bisweilen noch reicher gravirten leider nicht von unserem Museum erworbenen Stiicken bereits vor einigen Jahren an der- selben Stelle entdeckt worden sind, ist jetzt dem Museum fur Volkerkunde libergeben worden und wird holfentlich nebst dem ersten Roschardener Schmuckfund, der im Museum in Oldenburg belindlich ist, rccht bald in eincr mit Abbildnngen ausgestatteten Publikation bekannt, gemacbi. werden. Unsere Sammhmg hat von dicseu Schmuckstucken zwei nmnzartige Medaillons zuriickbehalten, welche im angefuhi'ten Aufsatz Die Erworbungcn des Konigl. Munzkabinets bis !♦ April 188S. 17 von Danncuberg bereits bescbrieben imcl z. Th- abgcbildct sind. Ich haltc es iiicht filr iibcrflussig, luer nocli eininal mechanisclie Abbildungen zii gebcn imd die Besclireibimgcu zu wiederholen (Taf. I, 7, 8). Ileinricli I., der dcutscho Koiiig (919—936), brakteatcnartiges Schmuckstllclc. HEGINRIC REX Brustbild des Kiinigs r., bartlos, mit Diadem imd Gewand; gepragtes,. einseitiges Sttick, aiis Silberblech, ^Yie die Brakteaten, umgeben von einem breiten zierlicheu Eand aus ge^ylmdenen Silberfaden, ciugeschlossen von einem iiusseren Rand dicker Siiber- perlen. Grosse 50 Millimeter. Dieses seiner Yerwendung nach nicht vollig klare Stiick —" auf der Rlickseite Spuren der Befestigung einer Nadel oder dgl., also eine Art Brocbe oder Agraffe des GeNvandes, Dr. Me- nadier vei'glciclit damit die auf dcm Brustbild Heinriclis selbst auf der Scliulter ersclieinende Agraffe — ist von einer fiir jene Zeit ausserordentUcli schonen Arbeit, von ziemlicli holiem Relief, noch von etwas karoliugischen Ciiarakter und dcm ebenso dai- gestellten Brustbild Heinriclis I. auf seinen Siegelu ithulich, wie dies alles Dannenberg 1. c. p. 290 auscinandersetzt. Dass das Stuck nur Heinricb I., nicht HeMdvIL darstellen kann, be- weist die Zusammensetzuug des Fundes, in welcliem Heiniicli n, ganz feliltj und audi der altertliiimliclie Styl und die Tecbnik, welche in ganz ahnlicli eingefassten goldenen Sclimuckstucken (Munznachahmungeri und Miinzen) aus der Zeit Ohlotliais IT. (016—628), gefunden ini friesisclien Dorfe Wieuweerd bei Sneek in Holland um 1867 (s. die sclione Publikation von Dr. Janssen in den Jahrb. d. Vereins f. Altertluimsk. d. Rheinlande, Heft XLIII, 1867), ihrc Analogien findet. Unser ScbmuckstUck mit Heinrich's I. Brustbild ist eines der kostbarsten Denkmitler friilunittelalterlichen Kunstge\Yerbes, und durchdas Bild des deiitsclien Konigs warden auch die ubrigen zum Tiicil sehr schonen und reicbverzierten silbernen Schinuck- Zoitscbrift fUr Kuiuismatik. XV1> .2 18 A. V. Sallet:

stucke der beiden lioschardener Fundc chronologisch bestimmt, und dadui'cli vielleiclit zii den interessantestcn Uberresteii der deutsclien Kunst aus der ersten Hiilfte des zehntcn Jahr- hunderts. Die Namensform Heginric(us) statt Heinricus oder Henricus, •wie Eginhard, Meginhard, Reginald fiir Einliard, Moiuhard, Rei- nald u. s. w. ist nach dera Urtheil Sachkundigcr sehr merk- wurdig und kommt sonst weder in Urkunden nocli andern schrift- licheii Denkmalern vor. Das zweite, in der Teclinik dem Heinricli ganz ahnlicke Stiick zeigt einen etwas an die nordischen Goldbrakteaten erin- nernden ganz rohen Kopf rechtshin mit Diadem und einer Bei- schrift wie C+, vielleicht ist damit ein verwildertes REX ge- meint. Die Grosse dieses zweiten Stuckes ist 42 Millimeter.

Von den iibrigen erworbenen Mittelaltermiinzen verdienen besondere Erwahnung:

Ludolf, Erzbischof von Magdeburg (1192—1205). LVDOL . . . A • ePIS CO (das CO sehr undeutlich und nicht sicher, aber das A • EPIS scheint deutlich) tlironender Erzbischof von vorn, in der R. Krumm- stab, in der L. Kreuz (Vortragekreiiz). itl. Die Brakteaten Ludolfs, Nachfolger Wichmanns, sind im Gegensatz zu Wichmanns langen Munzreihen sehr selten. Ein dem unsern ahnliches Stuck, mit abweichender Umschrift und die Attribute vertauscht (Krummstab in der L. etc.) ist schlecht abgebildet bei Lenckfeld, histor. Beschreibung vieler . .. Brak teaten (Halberstadt, Magdeburg, Quedlinburg) Tafel zu p. 171, Kr. 11. ■

Ebenfalls sehr selten waren bisher die Brakteaten von Bupert, Erzbischof von Magdeburg (1260—1266). ROP ERTI stehender Erzbischof, in jeder Hand eine Fahne. Die Erwerbungen des Konigl. Mtinzkabinets bis 1. April 1888. 19

Miinster, Biscliof Konrad von Rietberg (1497—1508). * aORKD' * Q PS' * Petrus im halben Leib, mit Schwert und Buch unter, einem von zwei Saulen getragenen Bogen. Unten das Wappen des Bisthums Miinster. Rf, * 5H0' * RO' * * TTVR' * HO ftTTSTG' * Ini go- thischen Dreipass in der Mitte "Wappenschild der Grafeu Rietberg, (heraldisch) rechts Wappen des Bis thums Munster, links Osnabruck; unten im Drei pass zwei Draclien einander zugekehrt. N, Goldgulden. Heinricli der Lowe (1139—1195) wahrend seiner Minder- jalirigkeit.

4- HEINRICVS (VS im Monogramm) PVER Lowe 1. schreitend. RJ, + BRVNESWICENSI Gebaude mit drei Tliurmen. M. Die Bezeichnung „Heinricus puer" kommt in Urkunden aus Heinrichs Minderjahrigkeit vor, wie mir mein Kollege Dr. Me- nadier mittlieilt im Jahre 1143, Zeugeiiuntersclirift desHerzogs: Heinricus puer dux Saxonum. Die Miinze, ein sehr dunner Denar (sogenannter Halbbrakteat), von sauberer Arbeit und fast in jedem Buehstaben voUig deutlich, ist eine Seltenheit ersten Ranges. Bisher sclieint nur das im vorigen Jahrhundert in den Origines Guelficae ed. D. Scheidius, Hannover 1752, Taf. XVI, 1 besprochene und abgebildete Exemplar bekannt, dessen jetziger Aufbewahrungsort unbekannt ist. Wahrscheinlich ist es, wenn tiberliaupt noch vorhanden, im Besitz des Herzogs von Cumberland. 2* 20 A. V. Sallet:

Ta u b e r b i s c h o f s l i e i m , E i ' z b i s c h o f L u p o i d v o n M a i n z (1200—1208). ■ - 3Sva . OSSVJ sitzencler Erzbiscliof • auf eiuem Bogen, in der R. Krummstab, m dcr L, Buch. Rf. BISCOFCHAGUS • V Kirchengebaudej in den zwei Seitenportalen Kreuze (Vortragekreuze). M. Dieser bereits von Dannenberg (Yerhandliingen der Niimis- matischen Gesellschaft 1887, p. 27) besprochene und erlauterte, bis dahin unbekannte scliiine Deuar zeigt den Erzbiscliof wie auf einem Obol desselben init dein Namen und Hcrzogstitel von Wiirzburg, was auf die Munzwahrung dieser Stiicke gcdeutet A^'ird, mit der Umsclirift episcopus statt arch iepis copus, und bringt zum ersten mal im 13. Jalirhundert den Namen des Pragortes Biscliofsheim (Tauberbischofsheini), einer damals erz- biscliofllch Mainzischen Stadfc. Der Name ist deutlicli in alleji Buchstaben, das O sielit dem Q alinlicli, das V hat eine unten ruude Form. Leiningen, Emicho IV., (1147, f vor 1189). Denar gepragt in Limburg an der Hardt, iR. Unser schones, aus einem angeblich in Spanien gemachten kleinen Fund dieser Stiicke stammendes Exemplar ist genau wie das von Paul Joseph (Numism, Zeitschr. Wien, Vol. XVI, p. 123, Taf. I, 1) besprochene und zuerst richtig bestimmte. Der Denar ist, wie Joseph nachweist, in der Abtei Limburg an der Hardt, in der jetzigen bairischen Pfalz, geprilgt, dessen Schirmvogte die Grafen von Leiningen "waren.

Bohmen. tiber den, der bohmischen Geschichte um das Jahr 1000 zum Theil eine ganz neue Gestalt gebenden Denarfund von Die Erwerbungen des KSnigl. Mtinzkabinets bis 1. April 1888. 21 Pcisterwitz liat iiifein College Meuadier bereits (Zcitsclir, f. Numism. XV/p. 100—168) eine crscliopfeude Arbeit geliefert Unci dariu don tuv die Numisniatik iiiid die- Geschichte neuen .(oder docli luiniismatisclL bisher verkaiinteu) Otto Bezpneirij Sohu des Boleslaus Clirobry als dessen Statthalter im occupiiten Btiliineii iini 1003, ferner dcu Spbeslaus als Bruder des hei- ligeu Adalbert und Ilerru von Lubic uiid Malin nachge^Yieseu und das geschichllicli vollig Idare, von Historikern mit luderlichei Vernachlassignng der Nninismatik leider arg getriibte Bild dei im Jabr 1006 gestorbenen ,,Koiiigin^' Emma, der in Mehnk resi- direnden Wittwe Boleslaus' TI. von Bolanen, wieder klargestellt. Alle drei Herrsclier sind ia praclitigen, grossentheils noch unbekanuten Stiicken im Denarfund von Peister\yitz vertreten und in Jlenadiers Anfsatz ausfuhrlich besclirieben und abgebildet. — Ein von Hrn. Hofinarscliall Grafen von Radolinski uns ge schenkter -Denarfund enthielt neben auderu seltenen Stiicken aucli einen Denar von Boleslaus Cbrobry von Polen mit BOLIZLAVS uin den Kopf 1. und dein Kircliengebaiide mit ver- wildeter Aufsclirift der Adellieidsdenare auf der Rilckseite. Hakon Jarl, Konig von Norwegen, 1015,. + AACriNE : (aacune) IDNVN ; DEI Brustbild mit Gewand und Scepter, das oben eine Kreuzverzie- rung hat. Bf. REFEREN, ■ M • OT - AON doppeltes Fadeukreuz, dariu 3KVX (crux).' 6 (Denar). Wie die Abbildung bei Schiwe, Norges Mynter Taf. I, 12. Das IGNVNDEI erkliirt man (Schiwe p. 11) „iii nomine dei". was ja alinlicli nomine doniini" auf Denaren Bernhards vou Sachscn und in Magdeburg vorkommt. 1st cs aber nicht dock vielleicht mogiich, mit Beziehung auf das Kreuz, das der Konig halt, an SIGNVM DEI zu dcnken? Ich weiss nicht, ob man diese Lesung schon irgendwo vorgeschlagen hat. — Die Riick- seite nennt uns den Namen des Monetarius REFEREN . . . mit unerklartem Priigeort. 22 A. V, Sallet:

Maria Stuart, Konigin von Scliottland. MARIA • DEI - GRA . SCOTORVM • REGINA Brustbild 1., imteii eine rahmenformige Verzierimg. Rf, + DA; PACEM . DOMINE 1561 Wappen mit Krone- zwischen zwei Sternen. JR. 31 Millim. Taf. III. Das Portriit ist von feinster Ausfiihrung in ganz flacliom Relief, leicler ist die Nasenspitze etwas bescliadigt. Ahnliche Ruckseite von 1553, aber ganz anderer Kopf s. Cochran-Patrick, Records of the coinage of Scotland II (1876) Taf. VI, Nr. 8, ahnlicher Kopf aber andere Ruckseite Taf. von 1562 ebenda VII, 6. Auch in dem neuesten Werk iiber schottische Mtinzen: Burns, the coimage of Scotland (1887) ist die Munze nicht ent- halten. Eine sohr wesentliche Bereicherung erhielt unsere Reihe der Kreuzfahrermiinzcn, drei Silberstiickc von Martino Zaccaria von Chios, Galeazzo Maria Sforza von Mailand und Genua, ge- pragt fllr Chios/ und von Francesco Gattilusi von Lesbos; die beiden letzteren sind bisher ganz unbekannt gewesen.

Chios, Martino Zaccaria, von circa 1315—1329. S • ISIDOR' • Si?I (Syi, von Chios) M • 3 * (servus)

D IMPATOR (imperatoris) und oben v • Der Filrst X stehend von vorn erhalt vom stehenden Heiligen die Fahne, i2/. IC xa Thronender Christus. Matapan. Fast genau mit dem von Schlumberger, TOrient latin p. 415 Taf. XIII, 31 beschriebenen und abgebildeten Sttick iiberein- stimmend. Die ErwerbuDgen des Kbnigl, Mttnzkabinets bis 1. April 18S8. 23

Chios, Gaicazzo Maria Sforza von Mailaud mid Geuiia, 1466—1477. GALIA5 * MA * SFO * D * lANVE * Dcr Herzog im lialbeii Leib von vorn, iiiit Barett mid Streitkolbeu Oder Scepter. RJ\ + GONRAD' * R R + GIVITAS + GHI, die Burg von Cliios dariiber waclisender Adler (die Insclirift Kaiser Konrad's HI. ist von den Mllnzen Genua's lieriiber- genorameD). ^ /-* Diese Miliize wurde ini vorigen Jahr in wie es scliemt kleiner Anzahl in einigen Varianten gefunden, vollig stempel- frisch. Eiu zweites von uns, in unserer selir reichen mit fort- wahrend systematiscli vernielirten Abdruckssamnilungt hat die kleine Abweidumg: GALEA? o m o SFORJA o d o lANE luid + CON RAD o R o romAI^R o c o CHII. SchUunberger (rOrient latin p. 426) kennt von diesem Sforza nur zwei kleine Silberniiinzen von Chios, ohne das Bild des Fitrsten, luit Kreuz und Buig, audi diese kleinen Stucke sind „d'une extreme raret6 Publi cirt ist dieser neue Fund soeben von Gnecdii im 1. Heft der Rivista Italiana di Numismatica, Mailand .1888 p. 1 ff. Unseie Miinze ist von sehr sauberer Arbeit und schonster Pragung. AUe diese Miinzen sind aus der Zeit von Galeazzo Maria s Herr- schaft iiber Genua 1466 —1477.

Lesbos, Francesco Gattilusi 1355 1376. HDOl^IttVS WiQTeOQIIi der knieende Fiirst 1. im Schuppenpanzer, kurzeni ausgezacktem Waffenrock, behelnit, mit beiden Hiindcn die Fahne haltend. Jif. D6I 'flf&lVVjfl nOS B Gotteslamm 1. mit Fahne, zuriickblickend. JR. 3. 24 A. V. Sallet:

Franz Gattilusi ist der erste Herrscher von Lesbos aus diesem Geschleclit; bishor warcn Dur seltene Kupfonniinzen von ibiu bekannt unci keinc iiiit soinem Bilde. Die Zutlicilung unserer Miinze ist sicher, das eineni R iiluiliche F, R, findet sidi cbenso iind aiich cbenfalls als blosse Initiale des Nanieiis auf zwci Kupfermlinzen des Fiirsten. Das B am Ende dcr Umschrift der Riickseite ist -vvohl cines der vier wie ein B gestalteten Feuereisen, weicJie in deni von den Gattilusi liiiufig aiif ihre Miinzen gesetzten Wappen der Palacologcn: vorkommen. Die Gatti lusi hingcn mit den Palaeologcn durcli Verwandtsdiaft und Vasallenschaft eng zusaniinen. Die Jliinze ist sehr interessant als eine in der Prtigniig der Gattilusi bisher noch nicht ver- tietene Isachahniung venezianisclier Stiickc jcner Zeit: sic ist, wie die Goldstiicke der Gattilusi den venezianisohcn Zechinen, den venezianischen Soldini nacligebildet, einer kleinen Silber^ mtinze, wolclie den knicenden Dogen niit Fahnc und den stehen- den Markuslowen niit Fahne zcigeu. Audi die Gewichte stimmen: Soldini von deni Dogcn Giovanni Gradenigo (]355^ 1356) wiegen 0,55 und 0,53, von Giovanni Delfino (1356—1361) 0,55 und 0,52, unsere Miinze des Francesco Gattilusi 0,5 Gr.

Einen ungeAvohnlich reiclien Zuwachs erhielten unsere Re- naissance-Medaillen. Aus der in Koln versteigerten Sammlung Felix erwarben wir zwei gute Steinmodelle deutsclier Medaillen aus der ersten Ilalfte des 16. Jahrhunderts und aus Privatbesitz gelang es mir spater noch ein drittes schoncs und fiVr uns hochst widitiges Steinmodell aus dem Ende des 16. -Jahrhun- derts anzukaufen. Ich Jasse die Beschreibung und Abbildung der drei Stiicke folgen:

Johann, Abt von Kaisersheim in Baiern, urn 1530. lOHANNES ABBAS C^:SARIENSIS • LVI (d. h. 56 Jahr alt) Brustbild des Abtes r. mit Barett. Kelheimer Stein 41 Mill. Taf. II. Die Erwerbungen des Konigl. Mttnzkabinets bis 1. April 1888. 25 Von guter Arbeit; dies war unter den iiii allgenieinen nicbt selu' vorzuglichcii Stein- und Holzniodellen (ausser dein schoneoj aber hasslich gefiirbten Jobaim Geuder, Auctionscatalog Felix Nr. 808) woiil das beste Stuck der Sammlung Felix, die Arbeit ist etwas derb, abcr recht charaktervoll. G. Reu. 1521. GE : REV : ANNO AETATIS SVE DECIMO SEPTIMO" Brustbild ira Hut Bf. SVSTINE ■ ET • ABSTINE • ANEXOYKAl XOY^ uuten eingravirt 152L "Weibliclic Figur, ruck^Yarts ge- kehrt auf eiiiem Pferde sitzeud, mit beideii Hilnden ein hangeiides Gefass au den Bandern halteud (odei eineu Globus in der eineu, den Zirkel auf den Globus halteud?). Ein nackter bartiger Mann fallt dem Pferde in die Ziigel und halt in der erhobenen R. eine kurze Gerte odor dgl. Unten liegt ein Wappen- schild mit Vogelkox>f .(Hahnenkopf?) 1. Kelheimer Stein, 45 Millira. Taf, II. Dies nicht feine, wohl unfertige, aber doch gat gearbeitete Modell mit zwei Seiten und dem Kopfe des mir unbekannten GeCorg?) Reu (mit denl Wittenberger Drucker Georg Rhaw (und ahnlich), der schou 1521 druckte, hat der wohl suddeutsche, im Jahre 1521 erst siebzelinjahrige Ge. Reu wohl niclits zu thun) tragt auf der Ruckseite eine mir unverstandliche Allegorie, die man vielleicht bei genauerer Durchsicht der Stiche der Klein- meister und ihrer Zeit iinden wiirde. Die Inschrift ist nicht fertig geworden, das letzte griechische Wort sollte AflEXOY sein, es ist nur das XOY fertig; da wo der Anfang stehen sollte ist nur eine rechteckige erhohte Stelle im Stein. Distelmeier, Lamprecht, kurbrandenburgischer Kanzler, geb. 1522 ^ 1588. • D - L AMP • DISTELMEIER • MARCH • CANC • JE 65, Brustbild in reicher Tracht von vorn, an einer Kette um den Hals eine Medaille mit zwei Kopfen (Kur- 26 A. V. Sallet: fiirst Johann Georg von Brandenburg unci seine Gemahlin Elisabeth), an einem Bande dcr Ring (mit dem kurfiirstlichen Wappen). Kelheimer Stein, 44 Millim. Taf. II. Dieses vortrefflich gearbeitctc Stuck, ist offenbar von der- selben Hand, welcbe das Medaillenmodell der Anna Welmniczis, Gemahlin des Berliner Juristen Johann Prwr (PriifeiO ini Jahre 1577 geschnitten hat, wie der vollig glciche Sty], die Form der Buchstaben, die Bchandlungsweise der Verzierungen cles Ge- wandes, der Augen u. s. w. beweist. Das Modell der Medaille der Anna Welmniczis ist als alter Besitz im Berliner Museum, die Medaille dazu (silbernes Original) mit ihrem und ilires Gatten Bildniss, letzteres wiederum offenbar von derselben Hand, besitzt ebenfalls unser Museum, cs ist das Exemi^lar, welches dcr durch seine anziehenden historischen Arbeiten und cin fiir da- malige Zeit ganz einzigcs Verstandniss fiir die Geschichte der italienischen Medailleure ausgezeichncte J. 0. W. Moehsen, Leib- arzt Friedrichs des Gross.en, in seiner „Beschreibung einer Ber- linischen Medaillen-Sammlung" etc., H, 1781, p. 481 besprochen und auf Taf. I, Nr. IV leidlich abgebildet hat. Der also doch sicher in Berlin lebende Kiiiistler dieser Werke • hat etwas Ver- wandtscbaft mit seinem beruhmten Zeitgenossen Tobias Wolff, ist nicht so glatt und fein, aber hdchst ausdrucksvoll und vielleicht in glucklich energischer Auffassung dem trefflichen Tobias Wolff noch iiberlegen. Die Behandlung der Gewandung, namentlich des Pelzes, ist meisterhaft. Der Dargestellte ist der beriihmte Leiter der Brandenburgischen Politik. der Kanzler („Marchiae Gancellarius" steht auch auf seinemICupferstichportrat) Lamprecht Distelmeier, geboren am 22. Februar 1522, ge- storben den 12. Oktober 1588, dessen Bemiihungen Johann Georg hauptsachlicli die Mitbelehnung mit Preussen verdankt, also eine fiir brandenburgische und deutsche Geschichte hoch- wichtige Personlichkeit. Fs giebt von Distelmeier ein gleichzeitiges, der Medaille ziemlich almliches Bildniss, einen grossen Kupferstich von Hiero- Die Erwerbungen cles KOnigl. MUnzkabinets bis 1. April 1888. 27 nymus Niitzel (aus Niiniberg (?), lobte zii Ende des 16. Jahr- hunderts in Berlin, t vicllcicht in Schweden, s. Andresen Nr. 9). Auf diesem Stich sehen wir, dass die Medaille, welche Distcl- meier urn den Hals triigt, und auf welcher wir auch schon auf dem Steinnioclell deiitlich zwel (auf dem Modell linkshin ge- wendete) Brustbilder mit Barett erkennen, die wohlbekannten Bildnisse des Kurfiirsten Johaun Georg von Brandenburg und seiner Gemahlin Elisabeth zeigt. Der Kupferstich ist dadiu-ch von grosscm Interesse, dass or uns dieses gewiss goldene Con- terfei", welches der Kanzler urn den Hals tragt, in volhger Deutlichkeit, 33 Millimeter gross, giebt. Die Brustbilder es kurfurstlichen Paares gleichen denen der bekannten grosseren Medaille, weichen aber in der Umscbrift ab. lOHAN ; GEORG : D (hinter diesem D ist era G zu erganzen) MAR • BRAN : ELEC iELIS • Brustbilder r., der Kurfurst im Panzer, mit Gewand und Feld- binde, im Barett mit Federbusch, Halskrause; das der Kurfurstin mit Barett und Halskrause. Diese Medaille, welche unzweifelhaft genau so existirte, wie sie der zwar recht holzerne, aber soigsam und^ liebevoll ^ fuhrende Kupferstecher Nutzel darstellte, scheint in emem Exemplar mehr erhalten zu sein. Der Ring, weichen der Kanzler auf dem Modell und dem Stich an einem kunstlich in Windungen angeordnetem Bande, als Abzeichen seiner Wllrde (Mohsen 1. c, p. 452) urn den a s tragi, hat auf dem Kupferstich deutlich den grossen kur uis lichen Wappenschild mit der Aufschrift ^8.XM0H, Hans eoig Markgraf Zu BRandenhurg. Ein auf Kutzers Stich oder vielleicht auf diesen und unser Medaillenmodell selbst zuriickgehendes zweites Kupferstichpor- trat Distelmeiers, welches ebenfalls Ring und Medaille an dci Kette zeigt, aber das Band des Ringes wohl etwas missver- standen hat, findet sich in karikaturalmlicher Ausftihruug in der Portratsamnilung beruhmter Brandenbuigei: Seidel, icones et elogia virorum aliquot praestantium qui , . . Mavchiani . . . olim 28 A. V. Sallet: juverunt etc. 1670, 1671 imd in dritter Ausgabe 1751, lierans- gegeben von Kuster, Nr. 47. Ein in den Gesiclitszugen eben- falls der Medaillc und den Kuiifcrsticlien ganz iihnliches Bildniss Lamprecht Distelmeiers in ahnlicher Traclit, mit Pelz und dem Ring am Band urn den Hals (ohne die Medaillc^ befindet sich in dei Nicolaikirche in Berlin (dritte, schwer ziiganglicbe Kapelle rechts vom Westportal aus), auf dem grossen Familiengemiilde des Kanzlers, wclcbes dicsen nebst seiner aus zelin Pcrsonen bestehenden Familic uuter dem von zwei Engeln umgebenen Cruzifix knieend darstellt. Das Bikl ist vielfach durcb Uber- schmieren ruinirfc, docb siud die Kopfe meist nocb reclit gut; der Kanzler ist, wie auf der Medaille und den Sticbeu, in holierem Lebensalter (das Bild ist ein Grabmonument) darge- stellt, Bart und Haar sind weiss. Dies scbon vou Nicolai (Be- scbieibung Berlins 1786, Bd. II, p. 855) kurz erwalinte Bikl ist jetzt ohne jede Beischrift, die vielleicbt beim Restauriren der Kircbe weggerissen worden, und deshalb dem Aufsichtspersonal der Kircbe seiner Bedeutung nach unbekannt ^). Bei der grossen Seltenheit Brandenburgischer Medaillen nnd der nocb grosseren der Medaillen-Modelle und bei dem bohen Interesse, das der dargestellte, in seiner Zeit hochbe- riihmte und um sein Vaterland boebverdiente Mann gewabrt, ist die Erwerbung unseres Modells einer der erfreulichsten und wichtigsten Ankiiufe, welchen die Sammlung je gemacbt bat. — Aucb einige wertbvolle Medaillen erwarb unsere Sammlung, eine davon ebenfalls eine Brandenburgische; Johann (von Kiistrin) Markgraf von Brandenburg, Bruder Joachims II., 1535—1571. lOHANNES . D . G - MARG • BRAN - STET ■ POM • CAS • VAN . & 1569. Brustbild im Panzer r.

1) Die Nicolaikirche enthiilt aiich eiu grosses Familieubild Christian Distelmeiers, Lamprechts Sohn, ebenfalls Brandcuburgischen Kanzlers und zwei auf Lamprecht D.'s Schwiegersohn Job. Kotteritzsch und Tochter Charitas bezttgliche Bilder. Die Erworbiiiigcn (les Kouigl. Munzkabinets bis I.April 188S. 29

Rf. SPES . MEA CHRISTVS SOLVS (oder Christiis solus spes mea). "Wappen mit drei Helmen. 31 Millim. Taf. 11. Eiiie ahnliclie Medaille, aber mit der besseren Aufsclirift; sola spes iiiea Chvistus, iiiul Brustbild von vorn besass unsere Samiiilung bereits. Das Stiick mit dem Profilbilde ist von ilusserster Selteiiheit; ich kenne uur eiii zweites Exemplar ill dcr Sammluug meines Freuiides Danneuberg.

Kres, Cliristoph, 1526. . CRISTOF • KRES • XXXXII • lAR ■ ALT Bnistbild mit Gewand r. Rf CRISTOFF • KRES • VOM • KRESENSTAIN • M • D XXVI • Panzer, Helm imd Scliild mit dem Wappen, 40 Millim. Taf. IL Christopli Kres, Nurnberger Staatsmann und Feldherr, der Freund Durers, ist geboren 1484 und starb 1535. Die Medaille ist gleicli der folgenden ein unvergleiclilicli scliones Original, ganz leicht und fein an einigen Stellen nachciseliit, \on einei seltenen Frisclie der Erlialtimg, und schonster Buchsbaumfarbe.

Geuder. • REMEDIVM ■ INIVRIAE • (statt des R ein K, das beim Ciseliren in R zu Yerandern versuoht worden ist) CONTEMPTVS BrustbiUl mit Gewand r. Rf. TRIBVLATIO • TOLERANTIA • INVIDIA • SPES viei aUegOrische Frauen, die Tribulatio das menschliche Herz auf dem brennenden Ambos hammernd, die In- vidia zwickt es mit der Zange, der Ambos rulit auf der Tolerantia, hinter dem Ambos steht die Spes und deutet gen Hinmiel, von welchem Regeu in das Feuer Millim. Taf. II. Der auf dieser ausserordentlich schouen, um 1530 ge- gossenen Medaille Dargestellte ist sicber ein Geuder, \yie eine andere Medaille mit derselben Yorderseite und dem Geu- derschen "Wappen auf der Ruckseite beweist (ein schlecliter 30 A, V. Sallet:

Guss in Berlin), wird aber irrig meist ^Johann" G-euder ge- nannt, was sicher falsch ist, denn dieser, Solm Martins III. Geuder, hat auf Medailien mit seiner Namensumschrift ein ganz anderes Gesicht, eine grade Nase u. s. w. Audi die Be- zeichnung „Julius" Geuder, welche "Will (Nurnberg. Miinzbelustig. I, p. 159, Nr. 9) giebt, ist ganz falsch, Julius Geuder ist urn 60 Jahr spater (■{- 1594) und seine Medailien tragen siimnitlich den spaten Charakter jener Zeit. Der D£|,rgestellte ist sicher^ wie dies die Ruckseite mit der „Pirckheiraei^'schen Allegorie", der von Pirkheimer zu seinem „ex libris" gewahlten Darstel- lung beweist, ein naher Verwandter Pirkheimer's, und wir mtissen in ihm einen KefFen, Schwestersohn Pirkheimer's er- kennen, da Pirkheimers-Schwager, Martin III. (1 1532), Gemahl der Schwester Pirkheimers, selbst 1530 zu alt war und mit diesem seinem alten Gesicht auch auf zahlreichen Medailien llberliefert ist. Martin's Sohne sind: Johann, der oben genannte und anders aussehende, Sebald, Martin IV und Georg Geuder; fUr unsere Medaille bleiben also ubrig Sebald, Martin IV oder Georg, welcher der Dargestellte ist, vermag ich vorlaufig nicht zu entscheiden. Die schdne Allegoric der Ruckseite, das Biicherzeichen Pirk heimers, geht auf eine Zeichnung Diirers im British Museum zuriick (Ephrussi, Alb. Diirer p. 213), welche einige Abweichungeu in Gruppirung und Inschrift zeigt, z. B. consolatio statt spes. Unserer Medaille vollig gleich in Beischrift und Anordnung er- scheint dann die Gruppe als das Buchzeichen Pirkheimers mit seinem Wappen, der Birke, auf dem Ambos, auf dem schonen Kupferstich des Meisters I • B vom Jahr 1529 (Bartsch Nr. 30).

Giuliano Medici f 1478. • IVLIANVS • MEDICES - Brustbild mit Gewand I. JiJ. • NEME SIS Nemesis mit Strahlenlcone 1. eilend, in den Handen (goldene) Schale und Ziigel. M, 90 Millim. Taf. III. Die Erwerbiingen des Konigl. MQuzkabinets bis I.April 1888. 31

Die bislier vollig unbekannte Medaille des am 26. April 1478 bei der Verschworung der Pazzi ermordeten Giuliano Medici, Lorenzo's Briider, ist ein ausgezeichuetes "Werk des Nico- laus Florentinus (Nicolo Forzore di Spinello, bezeichnete Me- dailleii von ihm von 1485—1493, s. Friodlander in der Zeitsclir. f. Nuinism. XI, p. 243 ff.) odqr eines der vorziiglichsten seiner Schnle angelioreuden Kunstler. Die Ruckseite, mit der die auf Kunstwerken der Henaissance gewohnten Attribute (z. B. ahn- licli auf Durer's Kupfersticli): goldenes Gefass und Zugel hal- tenden Nemesis deiitet offenbar auf das gewaltsame tragisclie Ende des Giuliano, das die rachende G-ottin herausforderte, die Medaille wird also um 1478 entstanden sein. Interessant ist die Vei'gleicbung des im hohen Relief ausgefiihrten schiinen Kopfes mit dem G-emalde unseres Museums, dem Bildniss des G-iuliano von Sandro Botticelli. Der Kunstler der Medaille fasst den Kopf selir andcrs auf, wenn audi natiirlich die Zuge ubei- einstimmen, wiihrend . auf der bekanuten, weit genngeien Me daille des Pollajuolo mit den Kopfen des Lorenzo und des Giuliano und der Darstellung der Mordscene (Armand I, p. 59) die Ahnliclikeit mit dem Bilde des Sandro Botticelli audi ausser- licli in Stellung und Auffassung viel grosser ist. Es ist mir in kurzer Zeit gelungen, unsere scliiine Reihe der Medaillen der Mediceer des 15. Jahrhunderts um zwei liei- vorragende Stiicke zu bereichern: den Giuliano und den vou mir im vorigen Band der Zeitsclirift f. Numism.' bescliriebenen und abgebildeten Leo X. als Cardinal, gewiss ein seltener GlUcks- fall fiir unsere sclione Sammlung von italienischen -Kenaissance- Medaillen. Unsere -Sammlung mittelalterliclier Siegelstempel erhielt einige gute Bereicherungen. Das sclionstc Stuck ist ein grosser Siegelstempel von' Andernacli aus dem 14. Jahr- hundert; +s'secReTVflR*opiDi*™DeRn3^ceusis* KD * CJ^VSKS die lieilige Jungfrau gekrbnt, von vorn, 32 A. V. Sallet: Die Erwerbungen d. Kgl. Miinzkabinets bis 1. April 1888. fast in ganzer Figur, auf der R. dreithiirmigc Kirclic, auf der L. das Wapj^en von Andernach mit zwei ge- kreuzten Sclilusseln. Siehe die Abbilduiig auf Tafel III. Dieses Siegel (s. Endrulat, Kiederrhein. Stiidtesicgel, 1882 p. 24 Nr. 4 und Terwelp in den Jahrbiicliern des Vereins v. Altertlmmsfrcunden im Rheinlande, Heft 75, 1883 p. 199) kommt zuerst an Urkunden von 1345 vor, Terwelp setzt es noch ins dreizehnte Jahrhundert, icli mochte* es' fiir etwas spater lialten. Der Gegenstand, welchen Maria, die Patronin von Andernach (s. die Inschrift der Siegel bei Terwelp 1. c.), halt, ist aber "vvohl die Kirche, nicht die Burg, wie Endrulat und Terwelp meinen." Ein anderer schoner und sehr grosser Silberstempel von Ander nach, welchen Endrulat im Berliner Museum vermnthet, ist nicht in diesem,sondern in der Charvet'schen Sammlung gewesen und mit ihr 1883 in Paris versteigert worden, wie bereits in der Anmer- kung zu Terwelp's angefuhrtem Aufsatz bedchtigt wird. Ob dieser letztere Stempel jemals dera verstorbenen Generaldirector von Olfers angeboten war, was Endrulat's Mittheihing vermuthen lasst, weiss ich nicht. Die Siegelsteinpelsammlung wurde erst im Jahre 1885 dem Munzkabinet iiberwiesen.

A. V. Sallet.