BEGRÜNDUNG

Flächennutzungsplan 18. Änderung der Gemeinde Neu im Bereich /

Entwurf 25.04.2019 (Rat)

040 – 44 14 19 Graumannsweg 69 22087 Hamburg www.archi-stadt.de

Begründung 18. Änderung des Flächennutzungsplans - Gemeinde

Inhaltsverzeichnis Seite

1 Rechtsgrundlagen und Aufbau ...... 3

2 Anlass und Ziele ...... 4

3 Ziele der Raumordnung ...... 6

4 Rahmenbedingungen und Analyse Elstorf / Schwiederstorf ...... 8 4.1 Übergeordnete Planungen der Gemeinde und vorbereitende Planungen ...... 8 4.2 Räumliche Lage und Einbindung in die Region ...... 10 4.3 Siedlungsstruktur ...... 10 4.4 Bevölkerungsentwicklung ...... 12 4.5 Wohnbauflächenpotenziale und Einwohnerentwicklung ...... 14 4.6 Gewerbestruktur und –bedarf ...... 17 4.7 Landwirtschaft ...... 18 4.8 Soziale Infrastruktur und Gemeinbedarf ...... 19 4.9 Innerörtliche Grünflächen und Sportanlagen ...... 20 4.10 Natur und Landschaft ...... 21 4.11 Wasserflächen und Oberflächenentwässerung ...... 25 4.12 Verkehr ...... 26 4.13 Windkraft ...... 30

5 Leitbild und Masterplan Elstorf / Schwiederstorf ...... 31 5.1 Leitbild ...... 31 5.2 Ziele der Entwicklung von Natur und Landschaft ...... 33 5.3 Masterplan ...... 34

6 Inhalte der Flächennutzungsplanänderung ...... 36 6.1 Bisherige und zukünftige Flächennutzungen ...... 36 6.2 Bauflächen ...... 37 6.2.1 Wohnbauflächen ...... 37 6.2.2 Gemischte Bauflächen ...... 41 6.2.3 Gewerbliche Bauflächen ...... 42 6.2.4 Flächen für den Gemeinbedarf ...... 44 6.3 Grün- und Freiflächen ...... 44 6.4 Flächen für die Landwirtschaft ...... 45 6.5 Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft / Artenschutz ...... 45 6.6 Wald ...... 46 6.7 Wasserflächen und Oberflächenentwässerung, Grundwasser ...... 47 6.8 Hochwasserrückhaltung und Hochwasserschutz ...... 49 6.9 Verkehr ...... 50 6.10 Ver- und Entsorgung ...... 52

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6.11 Altlasten und Kampfmittel ...... 53 6.12 Denkmalschutz ...... 53 6.13 Flächenbilanz ...... 54

7 Umweltbericht ...... 54 7.1 Einleitung ...... 55 7.1.1 Kurzdarstellung des Inhalts und der wichtigsten Ziele der Flächennutzungsplanänderung ...... 55 7.1.2 Beschreibung der Darstellungen des Plans ...... 55 7.1.3 Ziele des Umweltschutzes gemäß Darstellung in Fachgesetzen und Fachplänen und deren Berücksichtigung ...... 56 7.2 Beschreibung und Bewertung der erheblichen Umweltauswirkungen ...... 60 7.2.1 Bestandsaufnahme und Prognose über die Entwicklung des Umweltzustandes bei Nichtdurchführung der Planung ...... 60 7.2.2 Prognose über die Entwicklung des Umweltzustandes bei Durchführung der Planung ...... 63 7.2.3 Maßnahmen zur Vermeidung, Verhinderung, Verringerung und zum Ausgleich ...... 68 7.2.4 Alternative Planungsmöglichkeiten ...... 71 7.2.5 Erhebliche nachteilige Auswirkungen, die aufgrund der Anfälligkeit der nach dem Bebauungsplan zulässigen Vorhaben für schwere Unfälle oder Katastrophen zu erwarten sind ...... 72 7.3 Zusätzliche Angaben ...... 73 7.3.1 Technische Verfahren bei der Umweltprüfung ...... 73 7.3.2 Maßnahmen zur Umweltüberwachung (Monitoring) ...... 74 7.3.3 Allgemeinverständliche Zusammenfassung ...... 74 7.3.4 Referenzliste ...... 75 Anlagen 1. Bestandsplan Biotoptypen, 08.06.2018 2. Analyseplan Natur und Landschaft / Erholung, 12.06.2018 3. Analyseplan zum Vorentwurf, 14.09.2017 4. Masterplan zum Vorentwurf, 30.05.2017 5. Verkehrsgutachten zur 18. Änderung des Flächennutzungsplans der Gemeinde Neu Wulmstorf – Ortsteile Elstorf und Schwiederstorf, SBI Beratende Ingenieure für Bau-Verkehr-Vermessung GmbH, Hamburg, Februar 2019 6. Wasserwirtschaftliches Konzept, d+p dänekamp und partner, Beratende Ingenieure VBI, Pinneberg, 24.05.2019 7. Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (Amphibien) gemäß § 44 BNatSchG, Dipl.- Biol. Jann Wübbenhorst, Bleckede, 21.12.2018

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1 Rechtsgrundlagen und Aufbau

Der Aufstellungsbeschluss für die 18. Änderung des Flächennutzungsplanes wurde in der Sitzung des Verwaltungsausschusses am 19.04.2016 gefasst. Der Geltungsbereich der 18. Änderung umfasst mehrere Teilflächen der Ortsteile Elstorf und Schwiederstorf. Sie sind in der Planzeichnung durch eine entsprechende Signatur gekennzeichnet und umfas- sen eine Fläche von rd. 200 ha. Ein Teilbereich der 18. Änderung überlagert einen Teil der seit dem 08.11.2013 wirksa- men 10. Änderung des Flächennutzungsplanes. In den übrigen Bereichen hat der seit dem 07.11.2002 wirksame Flächennutzungsplan der Gemeinde Neu Wulmstorf Bestand. Da- von ausgenommen sind die Teilflächen im Osten Schwiederstorfs, die von der Genehmi- gung des Flächennutzungsplanes von 2002 ausgenommen wurden. Die von der Geneh- migung ausgenommenen Flächen sollen durch die 18. Änderung des Flächennutzungs- plans in eine wirksame Darstellung überführt werden. Der Flächennutzungsplanänderung liegen zugrunde: • das Baugesetzbuch (BauGB), • die Baunutzungsverordnung (BauNVO) und • die Planzeichenverordnung 1990 (PlanzV 90) in den zum Zeitpunkt des abschließenden Beschlusses geltenden Fassungen. Als Plangrundlage wird die Amtliche Karte im Maßstab 1:5.000 (AK5) verwendet. Mit der Ausarbeitung der Flächennutzungsplan-Änderung ist das Büro Architektur + Stadtplanung, Hamburg, beauftragt. Die Ausarbeitung des Umweltberichtes und die land- schaftsplanerische Bewertung erfolgt im Wesentlichen durch das Büro Planungsgruppe Landschaft, Klein Pampau. Zur FNP-Änderung wurden zudem Fachgutachten zu den The- men Wasserwirtschaft, Verkehr und Amphibien erstellt (vgl. Anlagen zur Begründung). Aufbau und Herleitung der Unterlagen Die Flächennutzungsplanänderung stellt die Änderungsbereiche eingefügt in die unver- ändert fortgeltenden Darstellungen des Flächennutzungsplanes dar. Die Änderungsberei- che sind durch eine Signatur und eine kräftige Farbgebung kenntlich gemacht. Die fort- geltenden Darstellungen entsprechend des bisherigen Flächennutzungsplanes sind infor- mativ in abgeschwächter Farbgebung wiedergegeben. Die Begründung gliedert sich wie folgt: 1. Anlass und Ziele der 18. Änderung sowie die übergeordneten raumordnerischen Ziele (Kapitel 2 und 3) 2. Rahmenbedingungen und Ergebnisse der strukturellen und raumfunktionalen Analyse (Kapitel 4) 3. Die übergeordneten Ziele für die Ortsentwicklung Elstorf / Schwiedersdorf zusammengefasst in Leitbildaussagen und einem Masterplan, der ein räumliches Entwicklungskonzept für Elstorf / Schwiederstorf bildet. (Kapitel 5) 4. Erläuterung der neuen Flächendarstellungen einschließlich Verkehr, Natur und Landschaft und Oberflächenwasser (Kapitel 6) 5. Umweltbericht (Kapitel 7)

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2 Anlass und Ziele

Die Ortsentwicklung der Gemeinde Neu Wulmstorf ist aufgrund der räumlichen Nähe zur die Freie und Hansestadt Hamburg in hohem Maße durch suburbane Prozesse geprägt. Gemäß den Aussagen des RROP 2025 ist der Landkreis ein sich gegen den bun- desweiten Trend entwickelnder Landkreis, der nach wie vor einem durch Zuwanderung geprägtem Wachstum der Bevölkerung unterliegt.1 Das anhaltende Bevölkerungswachstum geht dabei mit einem gleichzeitigen Wachstum der Haushaltszahl und Vergrößerung der benötigten Wohnflächen pro Kopf einher und führt zu einer stetigen Nachfrage nach zusätzlichen Wohnbauflächen, aber auch Gewer- beflächen.2 Vor diesem Hintergrund ist auch für die Gemeinde Neu Wulmstorf von einer anhaltenden Nachfrage nach Bauflächen auszugehen. Die Wohnbaulandreserven des Flächennutzungsplanes sind weitgehend ausgeschöpft o- der nur eingeschränkt entwickelbar. Die Innentwicklungspotenziale wurden im Zuge der Entwicklung eines Bauflächenkatasters und Überlegungen zu geänderten Flächenauswei- sungen im Süden des Hauptortes Neu Wulmstorf näher untersucht. Die hierdurch zu er- wartenden Entwicklungskapazitäten sind jedoch stark eingeschränkt, so dass die Ge- meinde Neu Wulmstorf die Ausweisung neuer Bauflächen vornehmen möchte. Nennenswerte Erweiterungspotenziale am Hauptort Neu Wulmstorf, auf den sich als Zentraler Ort mit Anbindung an den schienengebundenen Nahverkehr die Siedlungsent- wicklung gemäß der raumordnerischen Grundprinzipien eigentlich konzentrieren sollte, sind aufgrund der Gemeindegrenzen im Westen und Osten, naturräumlicher Restriktio- nen im Norden und Wald und Bodenabbauflächen im Süden nicht mehr vorhanden. Aufgrund dieser siedlungsstrukturellen Ausgangslage hat der Doppelort Elstorf / Schwie- derstorf bereits in der Vergangenheit eine Größe und Funktionen entwickelt, die über dörfliche Strukturen hinausgehen und eine Bedeutung als Entlastungsort erlangt. Infra- struktureinrichtungen wie z.B. eine Grundschule, Kindergärten und Versorgungsangebote im Lebensmitteleinzelhandel, Finanzdienstleistung, der medizinische Versorgung und an- derem mehr, sind in größerem Umfang vorhanden. Im Sinne einer Konzentration der Sied- lungsentwicklung auf Siedlungsbereiche mit ausreichender Infrastruktur sollen mit der 18. Änderung in größerem Umfang neue Wohnbauflächen und in geringem Umfang ge- mischte Bauflächen in Elstorf / Schwiederstorf dargestellt werden. Mit der Wohnflächenerweiterung und dem Bevölkerungswachstum steigt der Bedarf an Wohnfolgeeinrichtungen in den Bereichen Bildung, Versorgung, Arbeit und Freizeit, für die mit der 18. Flächennutzungsplanänderung ebenfalls Flächen reserviert werden sollen. Teile des Bedarfs können in begrenztem Umfang durch vorhandene Einrichtungen und innerhalb bestehender Siedlungsflächen (i.d.R. gemischte Bauflächen) abgedeckt werden. Insbesondere für Teile der sozialen Infrastruktur bestehen jedoch bereits heute zusätzli- che Flächenbedarfe. Mit der Darstellung von neuen gemischten Bauflächen und Flächen für den Gemeinbedarf sowie Erweiterungsflächen für Sport sollen Flächenreserven für vorhandene und zukünftige Bedarfe gesichert werden. Neben einem Bedarf an Flächen für den Bau von Wohngebäuden und Wohnfolgeeinrich- tungen, besteht im Landkreis insgesamt und in Neu Wulmstorf eine Nachfrage nach

1 vgl. RROP 2025, Begründung Kap. 1.1, 02, S. 7 2 vgl. a.a.O. Begründung Kap. 1.1, 02, S. 10

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gewerblichen Bauflächen, die in Zusammenhang mit den strukturellen Entwicklungspro- zessen im Wirtschaftsraum südlich Hamburgs stehen3, aber auch aus örtlichen Nachfra- gen, z.B. zur Auslagerung von Betrieben aus gewachsenen Gemengelagen resultieren. Die Gemeinde Neu Wulmstorf stellt im Flächennutzungsplan bisher größere gewerbliche Bauflächen im Hauptort Neu Wulmstorf sowie in dem an die Autobahnanschlussstelle Rade angrenzenden Ortsteil Rade/Mienenbüttel dar. Diese sind im Wesentlichen bereits mit Nutzungen belegt und insbesondere in Mienenbüttel stark auf verkehrsintensive Be- triebe mit großem Flächenbedarf (z.B. Logistikbetriebe) ausgerichtet. In Elstorf / Schwiederstorf sind derzeit zwei kleinere gewerbliche Bauflächen zur Siche- rung von vorhandenen Gewerbebetrieben dargestellt. Mit der Darstellung von neuen ge- werblichen Bauflächen in Elstorf / Schwiederstorf sollen vor allem Flächenangebote für Betriebe, die ortsnah und regional agieren und in der Regel kleinere Grundstücke benöti- gen, vorbereitet werden. Dies können z.B. Betriebe aus Neu Wulmstorf oder auch den Nachbarkommunen sein, bei denen Betriebserweiterungen oder Einschränkungen in ge- wachsenen Gemengelagen Betriebsverlagerungen erforderlich werden. Die Siedlungserweiterungen sollen unter Berücksichtigung der vorhandenen naturräum- lichen und landschaftlichen Gegebenheiten erfolgen. Eingriffe in wertvolle Strukturen sollen soweit wie möglich vermieden werden. Zudem sollen Bezüge zur Landschaft gesi- chert werden, um die Qualitäten des Wohnens in einem ländlich geprägten Umfeld zu wahren. Die weitere Ortsentwicklung soll in Abstimmung auf die Planungen für die Ortsumge- heung der Bundestraße B 3 erfolgen, die für Elstorf / Schwiederstorf eine erhebliche und seit langem gewünschte Entlastung vom Durchgangsverkehr bedeutet. Zur 18. Flächennutzungsplanänderung wurde ein Vorkonzept zur Oberflächenentwässe- rung erstellt, um entsprechende Flächenbedarfe in der Flächennutzungsplanänderung be- rücksichtigen zu können und Hinweise für die spätere Konkretisierung im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung zu erhalten. Insbesondere werden Aussagen zur Ableitung des anfallenden Niederschlagswassers getroffen, um einen geregelten Abfluss des Regen- wassers aus den geplanten Siedlungsflächen sowie zum Hochwasserschutz zu gewähr- leisten. In das Gutachten wurde eine Untersuchung zu einem Trockental integriert, über das bei extremen Niederschlagsereignissen größere Wassermengen auf den Siedlungsbereich treffen können und hierzu ein Schutzkonzept entwickelt. Die im Verhältnis zu den vorhandenen Siedlungsflächen vergleichsweise umfassende Neudarstellung von Bauflächen erfolgt im Sinne einer vorausschauenden Flächenplanung und hat gegenüber mehreren kleineren Teiländerungen den Vorteil einer zusammenhän- genden und aufeinander abgestimmten Gesamtentwicklung. Die Realisierung der einzel- nen Bauflächen soll sukzessive über einen längeren Zeitraum von ca. 20 bis 25 Jahre erfolgen, so dass wellenartige Auswirkungen auf den Infrastrukturbedarf (z.B. Kitas, Schu- len) abgemildert werden.

3 RROP 2025, Begründung, Kap. 1.1, 02, S. 11: „Die Ansiedlung neuer Gewerbebetriebe erfolgte dabei insbeson- dere durch eine Verlagerung aus dem Kernbereich der Metropole Hamburg und dem südlichen und östlichen Umland mit Buxtehude und Geesthacht. Diese Entwicklung ist nach dem Gewerbeflächenkonzept GEFEK der Metropolregion Hamburg auch in Zukunft zu erwarten.“

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3 Ziele der Raumordnung

Für die Gemeinde Neu Wulmstorf gilt das Regionalen Raumordnungsprogramm RROP 2025 für den Landkreis Harburg, das am 04. April 2019 in Kraft getreten ist.

Abbildung 1: Ausschnitt RROP 2025, Endfassung April 2019.

Die Gemeinde Neu Wulmstorf ist als Grundzentrum eingestuft, das auf den Hauptort be- schränkt ist und dessen räumliche Ausdehnung im RROP 2025 über die Darstellung des zentralen Siedlungsgebietes konkretisiert wird. Als zentraler Ort kommt ihm die Schwer- punkt- und Entwicklungsaufgabe zu, ein angemessenes Angebot an Wohn- und Arbeits- stätten zu sichern und zu entwickeln. Einen weiteren Standort mit Schwerpunktaufgabe Sicherung und Entwicklung von Arbeitsstätten liegt im Süden des Gemeindegebietes im Bereich des Autobahnanschlusses Wennerstorf / Rade / Mienenbüttel. 4 Insgesamt wird mit der 18. FNP-Änderung dem Ziel des RROP 2025, dass die Siedlungs- entwicklung vorrangig auf Zentrale Orte sowie vorhandene Siedlungen, die eine ausrei- chende Ausstattung von Einrichtungen der Daseinsvorsorge aufweisen und in das Netz des öffentlichen Personennahverkehrs eingebunden sind, entsprochen.5 Die

4 vgl. RROP 2025, Beschreibende Darstellung, Kap. 2.1.3 01 – 02 und 2.2.2 01 5 vgl. a.a.O., Beschreibende Darstellung Kap 2.1.2 02

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Entscheidung der Gemeinde neue Flächenausweisungen in Elstorf / Schwiederstorf vor- zunehmen, resultiert aus der eingangs dargelegten sehr guten Ausstattung mit sozialer und Versorgungsinfrastruktur und den sehr beschränkten Entwicklungsmöglichkeiten im Hauptort Neu Wulmstorf, auch wenn Elstorf / Schwiederstorf kein Zentraler Ort und nicht direkt an den Schienenpersonennahverkehr angebunden ist. Das Ziel des RROP 2025, dass Maßnahmen der Innenentwicklung und der Umgestaltung vorhandener Siedlungsflächen einer Inanspruchnahme von Freiräumen vorzuziehen sind6, berücksichtigt die Gemeinde mit dem Bauflächenkataster für die Gemeinde Neu Wulm- storf aus dem Jahr 2017. Es zeigt sich, dass die im Innenbereich vorhandenen Entwick- lungsmöglichkeiten begrenzt sind und den Bedarf an Wohnbauflächen nicht decken kön- nen. Die in der 18. Änderung vorgesehenen Siedlungserweiterungen für Wohnen und Gemein- bedarf binden an den vorhandenen Siedlungskörper an, womit das Ziel der Gestaltung von Siedlungsrändern – insbesondere der Integration in die Landschaft –besondere Be- deutung zu schenken7, beachtet wird. Die konkrete Ausgestaltung der Übergänge zwi- schen Siedlungskörper und Landschaft erfolgt im Rahmen der späteren Aufstellung der Bebauungspläne. Gleiches gilt für das raumordnerische Ziel, nach dem die historisch ge- wachsenen Strukturen zu bewahren und behutsam zu ergänzen sind und bauliche Verän- derungen und Ergänzungen dem bestehenden Erscheinungsbild anzupassen sind8. Mit den in Kapitel 5 dargelegten Leitbildaussagen gibt die 18. FNP-Änderung Hinweise für die nachgelagerten Planungen, in denen die Bebauung konkretisiert wird. Neben Wohnbauflächen besteht im Landkreis ein grundsätzlicher Bedarf an Gewerbeflä- chen und raumordnerisch das Bestreben, den ausgeprägten negativen Pendlersaldo durch zusätzliche Arbeitsplätze entgegen zu wirken. Gemäß RROP 2025 sollen dabei neue Ge- werbeansiedlungen vorrangig an geeigneten Standorten in den zentralen Orten und be- reits gewerblich geprägten Autobahnanschlussstellen stattfinden. Der besondere Bedarf in unmittelbarer Randlage zu Hamburg soll hierbei berücksichtigt werden. Darüber hinaus sollen Gewerbebetriebe, deren Entwicklungsmöglichkeiten durch Gemengelagen einge- schränkt sind, im Kreisgebiet gebunden werden.9 Mit der Darstellung von zwei neuen gewerblichen Bauflächen werden entsprechende An- gebotsflächen vorbereitet. Aus Gründen des Immissionsschutzes und einer direkten ver- kehrlichen Anbindung an die zukünftige Ortsumgehung der B 3 wurden Standorte ge- wählt, die von der Siedlungslage zwar etwas abgerückt liegen, aber immer noch einen deutlichen Ortsbezug haben. Durch die Lage an der Ortsumgehung kann der überwiegend gewerbliche Verkehr aus dem Ort herausgehalten werden und dennoch ein klarer Bezug zur Ortslage gewährleistet werden. Die an die Siedlungsflächen Elstorfs / Schwiederstorfs angrenzenden Freiräume werden im RROP 2025 zu einem Großteil als Vorbehaltsgebiete Natur und Landschaft und durch- gängig als Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft -aufgrund besonderer Funktionen- darge- stellt. Mit den Siedlungserweiterungen werden Randbereiche dieser Räume beansprucht. Die Funktion der Vorbehaltsgebiete für Natur und Landschaft als Verbindungsflächen im

6 vgl. a.a.O., Beschreibende Darstellung Kap 2.1.1 04 7 vgl. a.a.O., Beschreibende Darstellung Kap 2.1.1 02 8 Vgl. a.a.O., Beschreibende Darstellung Kap 2.1.1 01 9 vgl. a.a.O., Beschreibende Darstellung Kap 1.1 05 sowie Begründung S. 11

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Biotopverbundsystem10 geht hierdurch nicht verloren, zumal vorrangig intensiv genutzte Ackerflächen überplant werden und z.B. durch Ortsrandeingrünungen neue Vernetzungs- strukturen entstehen. Der überwiegende Teil der landwirtschaftlichen Flächen im Landkreis wird im RROP 2025 als Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft -aufgrund besonderer Funktionen- dargestellt.11 Der Erhalt der landwirtschaftlichen Flächen wird wie dargelegt in der gemeindlichen Ab- wägung aufgrund des anhaltenden Bedarfs an Bauflächen und unzureichender Entwick- lungspotenziale im Innenbereich gegenüber den landwirtschaftlichen Belangen zurückge- stellt. Die Versorgung der Einwohner soll vorrangig durch bestehende, ortsnahe, zentrale Was- serversorgungsanlagen erfolgen. Dementsprechend stellt das RROP die beiden vorhan- denen Wasserwerke in Elstorf und in Schwiederstorf, die zum Teil auch durch die Orte verlaufenden Fernwasserleitungen sowie für Elstorf und Teile Schwiederstorfs ein Vor- ranggebiet für die Trinkwassergewinnung dar.

4 Rahmenbedingungen und Analyse Elstorf / Schwiederstorf

4.1 Übergeordnete Planungen der Gemeinde und vorbereitende Planungen Zukunftskonzept Neu Wulmstorf 2025 Als übergeordnetes gemeindliches Entwicklungskonzept wurde in den Jahren 2012 bis 2014 das „Zukunftskonzept Neu Wulmstorf 2025“ erarbeitet. Unter dem übergeordneten Leitbild „Wir werden die familienfreundlichste Gemeinde im Hamburger Umland", das als Richtschnur und Orientierungspunkt des Handels dienen soll, werden für unterschiedli- chen Themenfelder der Gemeindeentwicklung Zielaussagen getroffen. Für die als beson- ders wichtig erachteten Maßnahmen werden diese anhand mehrerer Leitprojekte weiter konkretisiert. Die Leitprojekte „Wohnflächen – Bedarfe und Potenziale“ und „Gewerbeflächen – Be- darfe und Potenziale“ beinhalten als Ziel unter anderem die Identifizierung von Potenzia- len im Innen- und Außenbereich. Die Außenentwicklungspotenziale für Elstorf / Schwie- derstorf wurden im Rahmen der vorliegenden 18. FNP-Änderung und der hierzu erfolgten vorbereitenden Analyse ermittelt. Damit wird dem Leitziel “Wir entwickeln Kernort und Dörfer angemessen weiter“ und fol- gender dazu getroffener Aussage entsprochen: „Dem Nachfragedruck in der Metropolregion Hamburg wird die Gemeinde jedoch nicht allein mit Projekten der Innenentwicklung begegnen können. Daher wird sie die Außenentwicklung in Blick nehmen und steuern, um ein planerisch nicht koordiniertes Wachstum in die freie Landschaft hinaus zu unterbinden. Unter Wahrung der Landschaftsbezüge werden Potenzialflächen identifiziert und Abgrenzungen der Siedlungs- körper zum Außengebiet definiert.“12 Die Innenentwicklungspotenziale wurden im Rahmen der Aufstellung eines Baulückenka- tasters (s.u.) untersucht.

10 vgl. a.a.O., Beschreibende Darstellung Kap 3.1.2 03 11 vgl. a.a.O., Beschreibende Darstellung Kap 3.2.1.1 01 12 Zukunftskonzept Neu Wulmstorf 2025, S. 56

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Baulückenkataster Die Gemeinde hat sich mit der Aufstellung eines Baulückenkatasters13 für das gesamte Gemeindegebiet befasst, um einen Überblick der vorliegenden Baulandreserven der Ge- meinde Neu Wulmstorf zu erhalten und leichter Impulse für deren Aktvierung setzen zu können. Die Untersuchungen beziehen sich auf die bereits bebauten Areale des Innenbe- reichs und mögliche Arrondierungsflächen an Siedlungsrändern. Elstorf / Schwiederstorf wurde bei der Betrachtung randlicher Arrondierungsflächen ausgenommen werden, da entsprechende Analysen im Zuge der vorliegenden 18. FNP-Änderung erfolgen. Insgesamt wurde festgestellt, das die Marktverfügbarkeit der vorhandenen Baulücken in allen Ortsteilen gering ist und somit eine Innenentwicklung nicht ausreicht. Bei der zur 18. FNP-Änderung erfolgten Abschätzung des Wohnbau- und Einwohnerpo- tenzials durch Innen- und Außenentwicklung (vgl. Kap 4.5) wurde das Innenentwicklungs- potenzial Elstorfs / Schwiederstorfs berücksichtigt. Rahmen- und Strukturplan Elstorf / Schwiederstorf 2004 Bereits bei der Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes von 2002 wurde die Entlas- tungsfunktion, die Elstorf /Schwiederstorf angesichts der ausgeprägten Entwicklungs- restriktionen im Hauptort hat, mit der Darstellung mehrerer neuer Wohnbauflächen be- rücksichtigt. Es zeichnete sich zudem ab, dass darüber hinaus auch längerfristiger ein wei- teres Wachstum Elstorfs / Schwiederstorfs erfolgen wird, der mit weiterem Flächenbe- darf verbunden ist und Auswirkungen auf den Infrastrukturbedarf sowie die Ortsentwick- lung insgesamt hat. Daher wurde sich mit dem Rahmen- und Strukturplan Elstorf / Schwiederstorf aus 2004 gesondert mit der Ortsentwicklung des Doppelortes auseinan- dergesetzt, in deren Ergebnis Zielaussagen zur längerfristigen siedlungsstrukturellen und städtebaulichen Entwicklung getroffen wurden. Er beinhaltet unter anderem ein textliches Leitbild, dass in seinen wesentlichen Zielaus- sagen weiterhin Bestand hat und mit zum Teil aktualisierten und ergänzten Aussagen (s. Kap 5.1) eine wichtige Grundlage für die vorliegende Flächennutzungsplanänderung ist und Bedeutung für die nachgelagerten verbindlichen Bauleit- und Vorhabenplanungen hat. Vorbereitende Planungen zur 18. FNP-Änderung Zur Vorbereitung der 18. Flächennutzungsplanänderung wurde unter Berücksichtigung der Grundlagenermittlungen aus dem Rahmen- und Strukturplan 2004 ein aktueller Ana- lyseplan erstellt (s. Anlage 3), in den auch die zur 18. Flächennutzungsplanänderung er- folgte natur- und landschaftsplanerische Bestandserhebung und -analyse (s. Anlagen 1 und 2) eingeflossen sind und die zwischenzeitlich erfolgten Siedlungserweiterungen, ak- tuell in Vorbereitung befindliche Bebauungspläne und anderes mehr berücksichtigt wur- den. Zudem werden Bereiche gekennzeichnet, die für eine potentielle Siedlungserweite- rung geeignet sind. Aufbauend auf dem Analyseplan wurde ein Masterplan erstellt, in dem das Grundkonzept für die geplante Außenentwicklung und die landschaftsräumlichen Bezüge unter Berück- sichtigung einer westlich Elstorf verlaufenden Ortsumgehung verdeutlicht sind. Das in dem Masterplan entwickelte Grundkonzept stellt die Ausgangsbasis für die Aufstellung 18. Flächennutzungsplanänderung dar und wird in Kap. 5.3 erläutert.

13 Evers & Küssner (2017): Baulückenkataster für die Gemeinde Neu Wulmstorf

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Um die Belange von Natur und Landschaft sowie weitere Umweltaspekte im Flächennut- zungsplanänderung-Verfahren berücksichtigen zu können, wurden zur Diskussion ste- hende Bereiche für die Siedlungserweiterungen landschaftsplanerisch bewertet und es wurde ein Zielkonzept für Natur und Landschaft erarbeitet sowie schutzwürdige Bereiche dargestellt (vgl. Kapitel 4.10 und 5.2). Im weiteren Aufstellungsverfahren erfolgte aufgrund von Hinweisen in der frühzeitigen Behörden- und Öffentlichkeitsbeteiligung eine vertiefende Untersuchung zur Arten- gruppe der Amphibien, in deren Folge der Entwurf für die gewerbliche Baufläche südlich Schwiederstorf angepasst wurde.

4.2 Räumliche Lage und Einbindung in die Region Elstorf und Schwiederstorf sind zwei eigene Ortsteile Neu Wulmstorfs, deren Hauptsied- lungsbereiche eine zusammenhänge Siedlungseinheit bilden. Der Verwaltungseinheit des Ortsteils Elstorf sind im Westen und Bachheide im Süden zugeordnet, die durch Freiflächen von Elstorf getrennt sind und in die vorbereitenden Analysen nicht einbezo- gen sind. Der Doppelort Elstorf / Schiederstorf liegt etwa mittig des Gemeindegebietes, ca. 4,5 km südlich des Hauptortes Neu Wulmstorf. Er bildet mit rund 15 % der Einwohner Neu Wul- mstorfs den zweitgrößten Siedlungsbereich der Gemeinde. Die Entfernungen zu den nächstgelegenen Zentralen Orten (gemäß RROP 2025) betragen zur Hansestadt Buxte- hude (Mittelzentrum) rund 10 km, nach Hamburg-Neugraben (Mittelzentrum) rund 9 km und nach Hamburg-Harburg (Oberzentrum) rund 20 km Straßenkilometer.

4.3 Siedlungsstruktur Die historische Entwicklungsgeschichte Elstorfs und Schwiederstorf reicht vermutlich bis in die Zeit vor 1000 nach Chr. zurück und ist urkundliche seit dem 13. bzw. 14. Jahrhun- dert gesichert. Waren die beiden Orte im 18. Jahrhundert noch klar voneinander getrennt, waren sie in den 1970er Jahren miteinander verschmolzen, wobei die Bebauung noch nicht flächenhaft war, sondern sich hauptsächlich entlang der Straßen erstreckte.14 Große Bedeutung für die Gliederung des heutigen Siedlungsbereiches und die Ortsiden- tität haben die historischen Ortskerne Elstorf und Schwiederstorf und das heutige Orts- zentrum mit seinen Nahversorgungseinrichtungen sowie Schule, Kindergarten und Kir- che. Trotz der größeren Neubauflächen und eines insgesamt wahrnehmbaren Struktur- wandels in der Landwirtschaft besteht nach wie vor eine Verknüpfung von Wohnbebau- ung und landwirtschaftlichen sowie gewerblichen Nutzungen. In beiden Ortsteilen sind aktive landwirtschaftliche Höfe vorhanden oder auch nach Betriebsschließung aufgrund ihrer baulichen Strukturen deutlich zu erkennen. Insbesondere im Ortskern Schwieders- torsf bestehen noch mehrere innerörtliche Freiflächen und sind die dörflichen Strukturen gut erkennbar. Neben einzelnen über den Ort verteilten gewerblichen Nutzungen in ge- mischter Lage, kennzeichnen zwei kleinere Gewerbegebiete im Norden Schwiederstorfs sowie am nordöstlichen Ortsausgang das Erscheinungsbild. Weite Teile sind durch Wohnbebauung geprägt, die vor allem seit den 1980er Jahren entstanden ist. Dominierende Wohnform ist das freistehende Einfamilienhaus. Daneben

14 vgl. Rahmen- und Strukturplan Elstorf –Schwiederstorf, 2004, S. 5

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gibt es einzelne Mehrfamilienhäuser und einige Doppelhäuser. Das Wachstum hat vor allem in Elstorf stattgefunden, während in Schwiederstorf weit weniger Flächen neu be- baut wurden. Eine wesentliche Restriktion und Belastung für Elstorf / Schwiederstorf entsteht durch die Bundesstraße B3, welche den Ort durchquert und eine Zäsur innerhalb des Siedlungs- gefüges bildet. Das hohe Verkehrsaufkommen und die Anforderungen an eine verkehrs- gerechte Gestaltung der Straße beeinträchtigen die Aufenthaltsqualität und Entwick- lungsmöglichkeiten des heutigen Ortskerns mit seinen Versorgungs- und sonstigen Infra- strukturangeboten. Die Grundstruktur der Nutzungsverteilung ist im Analyseplan anhand der übernommenen Darstellungen aus dem bisherigen Flächennutzungsplan zu erkennen. Insbesondere die älteren Siedlungsbereiche sind als gemischte Bauflächen dargestellt, auch wenn hier in Teilen die Wohnnutzung überwiegt. Eine Konzentration der Gemeinbedarfsinfrastruktur in der Mitte des Doppelortes sowie mit Ausdehnung nach Süden tritt deutlich hervor. Innerhalb des Siedlungskörpers bestehen verschiedene Nachverdichtungsmöglichkeiten; zum Teil als einzelne klar abgegrenzte Baulücken, zum Teil als Bereiche mit niedriger Be- bauungsdichte, die noch näher zu prüfen wären. Dies ist jedoch nicht Gegenstand der 18. FNP-Änderung, sondern erfolgt im Rahmen der Erstellung des Baulückenkatasters oder sonstigen einzelfallbezogenen Planungen. Eine aktuelle Planung im Innenbereich, die in der 18. FNP-Änderung Berücksichtigung findet, betrifft den nördlichen Teil Schwiederstorfs, für den derzeit eine Änderung des Bebauungsplanes Nr. 31 vorbereitet wird und die eine Anpassung des Flächennutzungs- plans erforderlich macht. Gemäß Ursprungsplan Nr. 31 war der Bereich ursprünglich für die Unterbringung von diversen Sportanlagen vorgesehen, die zwischenzeitlich außerhalb des unmittelbaren Siedlungsbereichs im Süden Elstorfs realisiert wurden. Im Geltungsbe- reich des Bebauungsplans Nr. 31 wurden lediglich eine Tennisanlage sowie eine Erweite- rung eines an der Straße Schwarzenberg ansässigen Gewerbebetriebes realisiert. Der überwiegende Teil der nunmehr in Überplanung befindlichen Flächen wird für Ackerbau und als Grünland genutzt. Im Flächennutzungsplan ist der Bereich entsprechend der bis- herigen Planung als öffentliche Grünfläche, gewerbliche Baufläche und Gemeinbedarfs- fläche für Sport/Clubhaus dargestellt. Im Analyseplan wird die in den Plan aufgenommene bisherige Darstellung mit den zukünftigen Flächendarstellungen, die sich aus dem gegen- wärtigen Stand des Bebauungskonzept, Bearbeitungsstand 2017, ergeben, als Schraffur für eine kurzfristig zu erwartende Siedlungsentwicklung überlagert. Eine weitere aktuelle Planung im Innenbereich, die im Analyseplan berücksichtigt ist, be- trifft einen kleinen Bereich im Südosten Schwiederstorfs, für den derzeit die 1. vorhaben- bezogenen Änderung und Ergänzung des Bebauungsplanes Nr. 39 „Schwiederstorf Ost“ aufgestellt wird. Vorgesehen ist auf dem Grundstück eines ehemaligen landwirtschaftli- che Hofes im Bereich nicht mehr benötigter landwirtschaftlicher Gebäude und einer an- grenzenden Weidefläche eine behutsame ortsbildverträgliche Nachverdichtung mit Wohnnutzungen vorzunehmen. Die sich hieraus ergebende Potenzialfläche für Wohnen umfasst im Westen einen Bereich, für den im bestehenden Flächennutzungsplan entspre- chend der bisherigen Nutzung eine gemischte Baufläche sowie im Osten zum Teil bereits eine Wohnbauerweiterungsfläche und im Übrigen eine Fläche für die Landwirtschaft dar- gestellt ist. Eine wichtige Grundlage bei der Auswahl der potenziellen langfristigen

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Siedlungserweiterungsflächen waren die natur- und landschaftsplanerische Bestandser- hebung, so dass wertvolle Biotop- und Biotopvernetzungsstrukturen und das Land- schaftsschutzgebiet als limitierender Faktoren der Siedlungsentwicklung berücksichtigt werden konnten. Die Erweiterungsflächen für Wohnen, Gemeinbedarf und gemischte Nutzungen sollten an die vorhandene Siedlungslage anknüpfen und diese abrunden, so dass weiterhin ein kompakter Siedlungskörper mit klaren Ortsrändern erhalten bleibt. Weitere wesentliche Grenzen werden durch die geplante, in der genauen Lage allerdings noch nicht festgelegten Ortsumgehungsstraße gesetzt. Eine südwestlich geplante Wind- energieanlage begrenzt die konkrete Ausdehnung der potenziellen Wohnbauflächen im Südwesten Elstorfs.

4.4 Bevölkerungsentwicklung Die bisherige Bevölkerungsentwicklung Neu Wulmstorfs ist im hohen Maße durch die Suburbanisierungsprozesse geprägt, die in den 1960er und 1970er Jahren zu erheblichen Einwohnerzuwächsen führten, sich Ende 1970er und in den 1980er abschwächten und in den 1990er an neuer Dynamik gewannen.15 Das Wachstum hält auch ab dem Jahr 2000 an, wenn auch gegenüber den 1990er in abgeschwächter Form. Für das gesamte Gemeindegebiet hat es von 2000 bis 2016 ein Einwohnerwachstum von rund 2.100 Einwohnern oder 11 % gegeben.16 Die Einwohnerentwicklung in den Ortsteilen Elstorf und Schwiederstorf lag noch etwas höher. Die Einwohnerzahl nahm um rund 550 Einwohner zu, was einer Steigerung von knapp 17% entspricht.17 Eine anhaltend positive Bevölkerungsentwicklung ist auch für den Landkreis Harburg ins- gesamt zu verzeichnen. Gemäß den Auswertungen des Wohnraumversorgungskonzepts Landkreis Harburg18 zählt der Landkreis Harburg im Unterschied zu einer Reihe von be- nachbarten Landkreisen in Niedersachsen und dem Land selbst zu den wachsenden Re- gionen. Das Wachstum resultiert dabei aus Wanderungsgewinnen, zu einem Großteil aus der Freien und Hansestadt Hamburg, während die natürliche Bevölkerungsentwicklung aufgrund von Geburten und Sterbefällen leicht negativ ausfällt.19 Nach Altersgruppen dif- ferenziert zeichnet sich für die Wanderungsbewegungen das klassische Bild von Subur- banisierungszonen mit einem hohen Anteil an Zuzug junger Familien und negativen Sal- den bei den jungen Erwachsenen. Laut Wohnraumversorgungskonzept Landkreis Harburg wird die Bevölkerung im Land- kreis Harburg im Gegensatz zu angrenzenden Landkreisen im Betrachtungshorizont bis etwa 2025 auch zukünftig leicht steigen. Begründet wird dies mit der Nachbarschaft zur Metropole Hamburg und erwartete weiterhin hohe Preisentwicklungen bei Mieten und Bauland in Hamburg. 20

15 vgl. Begründung zum Flächennutzungsplan Neu Wulmstorf 2002, S. 20, 21. 16 Einwohner mit Hauptwohnsitz gem. Einwohnermeldeamt (für 2000 s. Tab. 4a, S. 21 FNP 2002): 31.12.2000: 19.891 EW, 31.12.2016 22.003 EW 17 Einwohner mit Hauptwohnsitz gem. Einwohnermeldeamt (für 2000 s. Tab. 4a, S. 21 FNP 2002). Die Einwohner- angaben für Elstorf / Schwiederstorf beziehen jeweils die Ortslagen Bachheide und Ardestorf ein: 31.12.2000: 3.258 EW; 31.12.2016: 3.801 EW 18 vgl. Wohnraumversorgungskonzept Landkreis Harburg (ohne Datum, 2017 anzunehmen), S. 7 19 vgl. a.a.O. S. 8, Betrachtungszeitraum 2004 -2014 20 vgl. a.a.O, S. 34

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Aufgrund der positiven Wanderungssalden in der Vergangenheit hat der Landkreis insge- samt eine vergleichsweise junge Altersstruktur; es lässt sich allerdings eine Verschiebung hin zu einer älteren Bevölkerungsstruktur erkennen. Die Gruppe der über 75-Jährigen ist im Zeitraum von 2004 bis 2014 bereits um 3% gestiegen. Ein heute erkennbarer „Berg“ bei den 45-59-Jährigen wird in Zukunft in die höheren Altersgruppen hinwachsen21. Ins- gesamt werden bis 2025 bei den über 60-Jährigen allerdings nur Zuwächse von 2% und weitegehend konstante Entwicklungen bei den Kindern und jüngeren Erwachsenenjahr- gängen erwartet.22 Zusammenfassend stellt das Wohnraumversorgungskonzept heraus, dass mit der in der Vergangenheit hauptsächlich erfolgten Entwicklung von Ein- und Zweifamilienhäusern positive Effekte hinsichtlich eines relativ jungen Altersaufbaus und des Anteils Besserver- dienender erreicht wurden, gleichzeitig aber der Bedarf an bezahlbaren Wohnraum ge- stiegen ist und der Bedarf an altengerechten Wohnraum steigen wird.23 Auf Gemeindeebene wurde im Rahmen der Entwicklung des Zukunftskonzeptes Neu Wulmstorf 2025 eine kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung mit dem Betrach- tungshorizont 2030 erstellt, die sich auf die Gemeinde insgesamt sowie auf die einzelnen Ortsteile bezieht.24 Neben einer Berechnung, die allein die natürliche Bevölkerungsent- wicklung, d.h. die zu erwartenden Geburten und Sterbefälle für die bereits ansässige Be- völkerung zugrundelegt, werden zwei Varianten berechnet, bei denen zwei unterschied- liche Niveaus an Zuwanderungen berücksichtigt wurden. Die Berechnungen beziehen sich auf den Zeitraum 2013 bis 2030. Der allgemein zu verzeichnende Trend einer negativen natürlichen Bevölkerungsentwick- lung trifft auch für die Orteile Elstorf und Schwiederstorf zu. Für den Zeitraum 2014 bis 2030 wird für beide Ortsteile eine hieraus resultierende Abnahme um rund 140 Einwoh- ner vorhergesagt25. Für die Varianten mit Wanderungsgewinnen werden Zunahmen um rund 120 Einwohner (untere Variante)26 und rund 180 Einwohner (obere Variante) 27 be- rechnet. Für Neu Wulmstorf insgesamt ergeben sich in der Variante der rein natürlichen Entwicklung rund 920 weniger Einwohner und in den Varianten mit Wanderungsprogno- sen Zunahmen von rund 200 und rund 530 Personen. Betrachtet man die aktuelle Einwohnerzahl scheint es jedoch, dass die getroffenen An- nahmen zu den Wanderungen nicht wie prognostiziert eintreffen werden und dass von deutlich höheren Wanderungsgewinnen auszugehen ist. Zwischen 2014 und Ende 2016 ist die Einwohnerzahl in Neu Wulmstorf insgesamt um rund 730 Einwohner gestiegen28, was bereits rund der Hälfte der für den Zeitraum 2014 bis 2030 in den beiden Varianten insgesamt angenommenen Wanderungssalden von 1.300 und 1.60029 Personen aus- macht. Mit rund 22.000 Einwohnern Ende 2016 liegt Neu Wulmstorf insgesamt bereits

21 vgl. a.a.O. S. 9 22 vgl. a.a.O. S. 35 23 vgl. a.a.O. S. 46 24 empirica AG (Februar 2014): Zukunftskonzept Neu Wulmstorf. Kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung 2030. 25 vgl. a.a.O. Kap. 5, Tab. 3 und Tab. 6 26 vgl. a.a.O. Kap. 5, Tab. 9 und Tab. 12 27 vgl. a.a.O. Kap. 5, Tab. 15 und Tab. 18 28 Einwohner mit Hauptwohnsitz gem. Einwohnermeldeamt 31.12.2013: 21.274 EW, 31.12.2016: 22.003 EW 29 vgl. empirica AG (Februar 2014): Zukunftskonzept Neu Wulmstorf. Kleinräumige Bevölkerungsvorausberech- nung, Kap. 5, S. 17

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jetzt über der für 2030 in der oberen Variante berechneten Einwohnerzahl von rund 21.900.30 Die Bevölkerungsanteile in den Altersgruppen der Rentner werden entsprechend des all- gemeinen demographischen Trends auch gemäß der kleinräumigen Bevölkerungsvoraus- berechnung zunehmen. Für Elstorf und Schwiederstorf ergeben sich in der o.g. Variante mit dem stärkeren Wanderungsgewinn für die Gruppe der 65-Jähren und älter Bevölke- rungsteile von rund 25-27% im Jahr 2030.31 In der Zusammenschau zeichnet sich eine Entwicklung ab, die insgesamt gegenüber der Vergangenheit abgeschwächt ist und einen steigenden Anteil älterer Bürger hat. Der Landkreis Harburg und insbesondere die hamburgnahen Gemeinden wie Neu Wulmstorf bleiben dabei weiterhin und über die aktuell hohen Nachfragen hinaus auch in Zukunft für junge Familien sehr attraktiv. Dies gilt insbesondere aufgrund der in Hamburg auch zukünftig hohen Mieten und Baulandpreisen. Die Nachfrage aus Wanderungen und die Attraktivität für junge Familien wird sowohl vom Landkreis Harburg als auch der Gemeinde Neu Wulmstorf als eine Chance begriffen, den Auswirkungen einer alternden Bevölkerung entgegenzuwirken. Der damit einherge- hende Wohnraumbedarf wird nicht allein im Bestand durch Innenentwicklung zu decken sein. In Folge der Zunahme älterer Bevölkerungsgruppen ist zudem ein Anstieg kleinerer Haushalte mit 1 bis 2 Personen zu erwarten, woraus unabhängig von der Einwohnerent- wicklung insgesamt ein Wohnraumbedarf durch die stetig sinkenden Haushaltsgrößen re- sultiert. Grundsätzlich kann anhand der Nachfragetendenzen davon ausgegangen werden, dass insbesondere Lagen mit guter verkehrlicher Erreichbarkeit und guten Versorgungs- und Infrastrukturangeboten attraktiv sind und neben Bedarfen für Ein- und Zweifamilienhäu- sern auch solche für bezahlbaren und altengerechten Wohnraum zu decken sind.

4.5 Wohnbauflächenpotenziale und Einwohnerentwicklung Vor dem dargelegten Hintergrund, dass • eine anhaltende Nachfrage nach Wohnbauflächen erwartet wird • der Umfang der Innenentwicklungspotenziale und deren Verfügbarkeit / kurzfris- tige Umsetzungsmöglichkeit begrenzt sind • im Hauptort Neu Wulmstorf kaum Entwicklungsmöglichkeiten auf Außenflächen bestehen • Elstorf / Schwiederstorf als Entlastungsort aufgrund der guten Infrastruktur- und Versorgungsangebote geeignet ist • und die Zuwanderungstendenz auch als Chance begriffen wird, den demographi- schen Alterungsprozess abzumildern hat die Gemeinde die potentiellen Außenentwicklungsflächen in Elstorf / Schwiederstorf ermittelt und in einem Analyseplan dargestellt (s. Anlage 3). Daraus wurde unter Berück- sichtigung von den zu erwartenden Wohnungsbauten in der Innenentwicklung sowie Ver- lusten durch fortfallende Wohnungen und erforderlichen Fluktuationsreserven, die

30 vgl. a.a.O. Kap. 5, Tab. 19 31 vgl. a.a.O. Kap. 5, Tab. 21 und 24

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Auswirkungen auf die Wohnungs- und Einwohnerzahl in Elstorf / Schwiederstorf abge- schätzt (vgl. Tabelle 1), um die Verträglichkeit des Wachstums besser beurteilen zu kön- nen.

Tabelle 1: Einwohnerentwicklung durch Innen- und Außenentwicklung in Elstorf / Schwiederstorf

Insgesamt ergibt sich für Elstorf / Schwiederstorf mit der Innen- und Außenentwicklung eine Zunahme von knapp 550 Wohneinheiten und rund 1.200 Einwohnern. Das ent- spricht einer Entwicklung von rund 3.800 auf rund 5.000 Einwohnern. Dies wird ange- sichts der über einen langen Zeitraum vorgesehenen Entwicklung als verträglich angese- hen. Die Wohnungsbaubedarfe aus dem Ersatzbedarf und der Fluktuationsreserve fließen in die obige Berechnung mit rund 80 Wohneinheiten und einem damit verbundenen Ein- wohnerverlust von rund 175 Personen als negative Faktoren ein. Innenentwicklungspo- tenziale für zwei Flächen in Schwiederstorf, für die bereits ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet wurde bzw. vorbereitet wird, sind mit zusammen rund 50 Wohneinheiten be- reits genauer abschätzbar. Weitere Innenentwicklungspotenziale wurden anhand des Baulückenkatasters mit rund 130 Wohneinheiten eingestellt. Sie werden für den Betrachtungszeitraum zu 25% be- rücksichtigt, da davon auszugehen ist, dass sie insbesondere aufgrund der nur teilweise vorhandenen Entwicklungsabsichten der Eigentümer bis 2035 nur zurückhaltend reali- siert werden. Die demnach berücksichtigen Innenentwicklungspotenziale gleichen im Er- gebnis die negativen Wohnungs- und Einwohnereffekte aus den Ersatzbedarfen und Leerstandsquoten wieder aus. Einfluss auf die Einwohnerentwicklung haben somit vor allem die Außenentwicklungsflä- chen für Wohnbauland und gemischte Bauflächen, die im Vorentwurf der 18. FNP- Änderung dargestellt werden. Die einzelnen Flächen sind mit ihrer Größe und der daraus hergeleiteten Wohneinheitenzahl in den folgenden Tabellen dargestellt.

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Außenentwicklungsflächen - Wohnen Gebiet Fläche in ha WE bei 16 WE/ha BBL WA 1 6,7 107 WA 2.1 3,5 56 WA 2.2 3,7 59 WA 3 1,8 29

WA 4 (1) 1,7 27 WA 5 5,4 86 WA 6 3,1 50 WA 7 2,8 45 WA 8 1,6 26 WA 9 0,6 10 WA 10 0,3 5 WA 11 0,6 10

gesamt 31,8 (2) 509

(1) Flächenangabe bezogen auf den noch nicht bebauten Flächenanteil (2) Die Differenz zu den insgesamt dargestellten Wohnbauflächen (38,7 ha vgl. Kap. 6.13) ergibt sich aus den Innenentwicklungsflächen W IE 1 (5,7 ha) und W IE2 (0,4 ha), dem bebauten Teil von W 4 (0,6 ha) sowie Rundungseffekten (0,2 ha). Tabelle 2: Außenentwicklungsflächen Wohnen

Außenentwicklungsflächen - gemischte Bauflächen WE Gebiet Fläche in ha bei 50 % Wohnbaufläche und 16 WE/ha BBL M 1 1,2 10 M 2 2,6 21 M 3 0,4 3 M 4 0,2 2 gesamt 4,4 35 Tabelle 3 : Außenentwicklungsflächen gemischte Bauflächen

Die ermittelten Wohnbauflächenpotenziale bedeuten einen Flächenanspruch von gut 30 ha und die gemischten Bauflächen von rund 4,5 ha. Für die Bebauungsdichte wurde mit 16 Wohneinheiten pro Hektar ein Ansatz gewählt, der einem Einfamilienhausgebiet mit einer höheren Bebauungsdichte entspricht.32 Damit wird einerseits dem Trend nach klei- neren Grundstücken, aber auch dem Bedarf kleinerer und bezahlbarer Wohnungen Rech- nung getragen, der aufgrund der zunehmenden Alterung der Bevölkerung, steigenden Im- mobilienpreisen und Bevölkerungsgruppen mit geringeren Einkommen erkennbar ist.33 D.h. es sind bei dieser Dichte nicht nur homogene Einfamilienhausgebiete mit kleinen Grundstücken oder vielen Doppelhäusern möglich, sondern es lassen sich z.B. auch

32 Einfamilienhausgebiet mit höherer Bebauungsdichte (25% EFH, 75% DH, Nettobauland 75%), vgl. Anpassungs- strategien für den Siedlungs- und Wohnungsbau im demographischen Wandel im Kreis Stormarn (BPW 2015) 33 vgl. z.B. Wohnraumversorgungskonzept Landkreis Harburg

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Bebauungsstrukturen mit Einfamilienhäusern auf mittleren oder größeren Grundstücken mit höher verdichteten Bereichen mit kleinen Mehrfamilienhäusern kombinieren. Inso- fern ist der Ansatz von 16 Wohneinheiten pro Hektar als Mischwert aus klassischen Ein- familienhaus-Quartieren mit großen Gärten bis zu dörflichen Mehrfamilienhaus-Quartie- ren anzusehen. Für die Berechnung der aus der Bebauung resultierenden Einwohnerzahl (s. Tabelle 1) wurde eine Belegungsdichte von 2,2 Einwohnern je Wohneinheit angenommen, die der Belegungsdichte in Neu Wulmstorf gemäß Zensus 2011 entspricht.34 Den Berechnungen, die für eine Einschätzung der Auswirkungen auf die Einwohnerent- wicklung wichtig sind, liegen zwangsläufig Annahmen zugrunde, so dass die Berechnung keine exakte Vorhersage darstellt oder dies möglich wäre. Da die Gemeinde anstrebt, die Gebiete nach und nach über einen längeren Zeitraum zu entwickeln, kann auch in Zukunft gut auf sich verändernde Rahmenbedingungen reagiert und z.B. Anpassungen hinsichtlich der Bebauungsdichte vorgenommen werden.

4.6 Gewerbestruktur und –bedarf Neu Wulmstorf insgesamt hat eine mittelständisch geprägte, gemischte Wirtschaftsstruk- tur mit einem starken Gewicht auf den Bereichen Handel und produzierendes Gewerbe. Besonders die Logistikbranche ist stark vertreten. Die meisten Erwerbstätigen arbeiten jedoch in Hamburg, der Pendlersaldo ist dementsprechend deutlich negativ.35 Ein kleinerer Teil der Neu Wulmstorfer Betriebe ist in Elstorf / Schwiederstorf angesie- delt. Als Standorte für gewerbliche Nutzungen sind die beiden ausgewiesenen Gewerbe- gebiete „Am Moor“ am nordwestlichen Ortsausgang sowie das innerörtliche Gewerbege- biet im Norden Schwiederstorfs zu nennen, die zusammen etwas mehr als 6 ha umfassen. Beide Gebiete sind vollständig an Firmen vergeben und bis auf kleinere Reserveflächen bebaut. Im Gewerbegebiet „Am Moor“ dominiert ein Kfz-Handel. In dem Gewerbegebiet in Schwiederstorf befinden sich zwei alteingesessene Betriebe in potenziell konfliktträch- tiger Gemengelage mit angrenzenden Wohnnutzungen. Über die beiden Gewerbegebiete hinaus sind innerhalb der gemischten Strukturen wei- tere Betriebe vorhanden, was charakteristisch für die gewachsenen Strukturen ist und eine Stärke des Ortes darstellt.36 Entlang der B 3 (Lindenstraße) sind dabei zahlreiche Handels- und Dienstleistungsbetriebe sowie gastronomische Einrichtungen vorhanden, die vor allem auf die Versorgung der Bevölkerung ausgerichtet sind und damit den Be- reich des heutigen Ortszentrums bilden. Hierzu gehört auch ein Lebensmitteleinzelhan- delsbetrieb am südlichen Ortsausgang, der als Vollsortimenter mit benachbarter Bankfili- ale große Bedeutung für eine wohnortnahe Grundversorgung des südlichen Gemeinde- gebietes hat. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl angemeldeter Kleinbetriebe, die städ- tebaulich jedoch nicht in Erscheinung treten. Um für die anhaltende und auch zukünftig erwartete Nachfrage nach gewerblichen Bau- flächen geeignete Angebotsflächen vorzubereiten, stellt der Analyseplan zwei potenzielle gewerbliche Bauflächen dar. Sie sollen vor allem Betrieben dienen, die ortsnah und regi- onal agieren und in der Regel kleinere Grundstücke benötigen. Dies können z.B. Betriebe

34 bei 19.903 Einwohnern und 9.063 Wohnungen (Whg. in Wohn- und sonstigen Gebäuden, ohne Wohnheime) 35 vgl. Zukunftskonzept Neu Wulmstorf 2025, S. 8 36 vgl. Rahmen- und Strukturplan Elstorf –Schwiederstorf 2004, Plan Nr. 6

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aus Neu Wulmstorf oder auch den Nachbarkommunen sein, bei denen Betriebserweite- rungen oder Einschränkungen in gewachsenen Gemengelagen wie im Gewerbegebiet in Schwiederstorf Betriebsverlagerungen erforderlich machen. Aus Gründen des Immissionsschutzes und einer direkten verkehrlichen Anbindung an die zukünftige Ortsumgehung der B 3 wurden Standorte gewählt, die von der Siedlungslage zwar etwas abgerückt liegen aber immer noch einen deutlichen Ortsbezug haben. Durch die Lage an der Ortsgehung kann der überwiegende gewerbliche Verkehr aus dem Ort herausgehalten werden und dennoch ein klarer Bezug zur Ortslage gewährleistet werden. Die Berücksichtigung von neuen gewerblichen Bauflächen im Bereich Elstorf/Schwieder- storf erfolgt vor dem Hintergrund bestehender und insbesondere aufgrund der Nähe zu Hamburg auch zukünftig zu erwartenden Nachfragen. Der Gemeinde liegen eine Reihe von Anfragen für Gewerbegrundstücke vor, für die am Hauptort keine Gewerbegrund- stücke zur Verfügung stehen und die Gewerbegebiete in Mienenbüttel, die in erster Linie auf autobahnorientiertes Logistik-Gewerbe ausgerichtet sind, nicht geeignet sind. Erwei- terungsmöglichkeiten für die Gewerbegebiete am Hauptort bestehen nicht, so dass die Standorte am Entlastungsort Elstorfs / Schwiederstorf und der zukünftigen Ortsumge- hung eine sinnvolle Alternative darstellen. Auch aus dem Ort Elstorf / Schwiederstorf heraus gibt es Bedarfe, bisherige Gemengelagen aufzulösen und Betrieben mit zusätzli- chen Flächenbedarfen ortsnah Angebote machen zu können.

4.7 Landwirtschaft In Elstorf und Schwiederstorf existieren mehrere aktive landwirtschaftliche Betriebe. Ge- mäß den Erhebungen des Rahmen- und Strukturplans 2004 waren es damals 13 Betriebe als Voll- oder Nebenerwerbsbetriebe, die in den historischen Ortskernen in Schwieder- storf und in Elstorf sowie im Bereich Fliegenmoor/Fuhrenkamp im Nordosten Elstorfs liegen und zum Teil Viehhaltung im Ort haben.37 Mittlerweile ist die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Elstorf / Schwiederstorf zurückgegangen. Gemäß der Landwirtschaftskammer befinden sich aktuell im Ortskern Elstorf keine wirtschaftenden Haupterwerbsbetriebe mehr. In den übrigen Bereichen Els- torfs sind einzelne landwirtschaftliche Betriebe vorhanden: • Ein Haupterwerbsbetrieb ist mit Tierhaltung, Wirtschaftsgebäuden und Betriebs- leiterwohnhaus in die südwestliche Feldmark ausgesiedelt. • Im Bereich der Straße Fliegenmoor (K 42) befinden sich nördlich mehrere Betriebe mit Tierhaltung und südlich (Fuhrenkamp 2) ein Haupterwerbsbetrieb mit Milch- viehhaltung und Pensionspferdehaltung. • Ein weiterer landwirtschaftlicher Betrieb befindet sich an der Lindenstr. 42. Schwerpunktmäßig werden Mutterkühe gehalten. Die alte Ortslage Schwiederstorf ist gemäß der Landwirtschaftskammer noch wesentlich von zwei Haupterwerbsbetriebe mit Tierhaltung (Drift 14 und Sandscherbenweg 3) ge- prägt, deren Hauptstallungen jedoch zwischenzeitlich in den Außenbereich verlagert wur- den.

37 vgl. Rahmen- und Strukturplan Elstorf –Schwiederstorf 2004, Plan Nr. 6 und Erläuterung S. 26

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4.8 Soziale Infrastruktur und Gemeinbedarf Elstorf / Schwiederstorf verfügt über gutes Angebot der sozialen Infrastruktur und des Gemeinbedarfs; es sind folgende Einrichtungen vorhanden. Die Standorte sind in dem Analyseplan durch Symbole gekennzeichnet: Einrichtung Kapazität /Angebot KITA Kleiner Bär Elementar (3-6 Jahre): 75 Plätze KITA Kleiner Tiger Krippe (0-3 Jahre): 15 Plätze Elementar (3-6 Jahre): 50 Plätze Grundschule Elstorf 2-zügig, ca. 180 Schüler, Nachmittagsbetreuung möglich Es besteht ein räumlicher Bezug zu der Sportanlage Schwarzenberg nördlich der Grundschule (s.u.) Außenstelle Gemeindeverwaltung Feuerwehrwache Rettungswache Jugendeinrichtungen Jugendtreff „Insider“ (im Sportzentrum) Weitere Angebote i.R. der örtlichen Sportvereine und Feuerwehr Evangelische Kirche

Die Gemeinde verfügt insgesamt über ein wohnortnahes, in den letzten Jahren stark er- weitertes KITA-Angebot und über alle Arten von allgemeinbildenden Schulen. Hand- lungsbedarf besteht allerdings beim weiteren Ausbau des Krippenangebotes und der Nachmittagsbetreuung an Schulen.38 Dies betrifft auch die Grundschule Elstorf / Schwie- derstorf und geht mit einem erhöhten Flächenbedarf einher. Die aktuellen Kinderzahlen im Einzugsgebiet der Grundschule Elstorf lassen zudem auch für die Zukunft eine Zwei- zügigkeit erwarten. Flächenreserven auf dem vorhandenen Grundstück bestehen nicht. Lösungsansätze werden zzt. überlegt, konkrete Ergebnisse liegen jedoch noch nicht vor. Auch im Bereich der Kleinkindbetreuung bestehen im Einzugsbereich Elstorf / Schwie- derstorf Bedarfe, die durch die zwei vorhandenen Kindertagesstätten nicht gedeckt wer- den können. Ausreichende und qualitative Angebote der Kinderbetreuung spielen für die Vereinbar- keit von Familie und Beruf eine wichtige Rolle. Die Kindertagesbetreuung und die Um- wandlung der drei Neu Wulmstorfer Grundschulen zu Ganztagsschulen stellen dement- sprechend Leitprojekte im Rahmen des Zukunftskonzeptes Neu Wulmstorf 2025 dar. Der Ausbau der Kinderbetreuung wurden in den vergangenen Jahren politisch gefördert, was sich voraussichtlich in den nächsten Jahren weiter fortsetzen wird, so dass auch zukünftig von einem hohen Betreuungsgrad auszugehen ist. Ein Bedarf ist nicht zuletzt auch auf- grund des angestrebten Bevölkerungswachstum in Elstorf / Schwiederstorf selbst und zu erwartenden Wohnbautätigkeiten im südlichen Gemeindegebiet zu erwarten. Im Analyseplan wird daher am südlichen Ortsausgang eine neue Gemeinbedarfsfläche dargestellt. Sie dient zum derzeitigen Zeitpunkt als Standortsicherung für zukünftige

38 vgl. Zukunftskonzept Neu Wulmstorf 2025, S. 8

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Bedarfe, z.B. für den aktuell erkennbaren Flächenbedarf im Grundschulbereich und der Kleinkindbetreuung. Bedarfe können sich aber auch in anderen Bereichen, z.B. aufgrund der älter werdenden Gesellschaft ergeben. Der Standort der Erweiterungsfläche für den Gemeinbedarf hat mit seiner Lage am südlichen Ortsrand, einen räumlichen Bezug zum Ortszentrum. Bei Anordnung einer Schule würden sich zudem Synergieeffekt mit dem südlich angrenzenden Sportzentrum ergeben.

4.9 Innerörtliche Grünflächen und Sportanlagen Elstorf / Schwiederstorf hat mehrere Sportanlagen, die sich auf drei Standorte konzent- rieren: einen älteren, sehr zentral gelegenen Bereich nördlich der Straße Schwarzenberg, das neue Sportzentrum im Süden Elstorfs und eine Tennisanlage im Norden Schwieder- storfs. Sie sind in dem Analyseplan durch Symbole gekennzeichnet und die Anlagen in folgender Tabelle nach Standort sortiert benannt. Darüber hinaus gibt es noch einen Ver- ein für Motorcrosssport, dessen Strecke und Vereinshaus jedoch weiter außerhalb der Siedlung nördlich Elstorfs liegen.

Sportanlage Schwarzenberg 3 - Turnhalle (ca. 300 qm) - Mehrzweckhalle (ca. 250 qm) - Sportplatz (ca. 8000 qm) Sportzentrum Schützenstraße 35 TSV Elstorf: - 2 Rasenfußballfelder - 1 Kleinspielfeld - 1 Beachvolleyballfeld - 1 Kunstrasenplatz - Vereinshaus mit Umkleide, Gastronomie und Gymnastikraum Schützenverein Elstorf: - Schießanlage mit Vereinshaus Tennisanlage Oheweg 32 - 5 Außenplätze - Vereinshaus

In räumlichen Zusammenhang mit dem Sportzentrum bestehen grundsätzlich Erweite- rungsmöglichkeiten für ggf. zukünftige Bedarfe. Diese können z.B. aus geänderten Nach- fragen im Sportbereich39 oder bei einer eventuellen Verlagerung des vorhandenen Ten- nisclubs entstehen. Die räumliche Konzentration der Sportanlagen im Sportzentrum bie- tet Synergieeffekte z.B. hinsichtlich der Nutzung von Parkplätzen bei größeren Veranstal- tungen, der Erschließung und hinsichtlich der Vermeidung von Immissionskonflikten. Eine gute Erreichbarkeit ist aufgrund der geringen Entfernungen zum Ort auch für den nicht motorisierten Verkehr gegeben. Bei Realisierung der Ortsumgehung entsteht zudem die Option für eine Anbindung von der derzeitigen Bundesstraße B 3, mit der eine Entlastung

39 Erkenntnisse hierzu können sich z.B. bei Umsetzung des Leitprojekts „Sportentwicklungsplanung“ des Zukunfts- konzepts Neu Wulmstorf ergeben, das eine nähere Untersuchung hierzu vorsieht.

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der Schützenstraße, über die heute die verkehrliche Erschließung erfolgt, erreicht werden kann. Ein Nutzungskonflikt aufgrund der heranrückenden Wohnbauflächen an die Sport- anlagen ist aufgrund der Abstände nicht zu erwarten. (vgl. Kapitel 6.3 Grün- und Freiflä- chen)

4.10 Natur und Landschaft Zur Analyse von Elstorf / Schwiederstorf wurde ein Untersuchungsraum von ca. 520 ha rund um die beiden Ortsteile festgelegt. Naturräumliche Situation Gemäß der naturräumlichen Gliederung40 liegt der Untersuchungsraum in der naturräum- lichen Einheit Zevener Geest. Die Zevener Geest ist eine sehr heterogene Landschafts- einheit mit flachwelligem Relief. Die Oberflächenformen sind aus den Ablagerungen der Grundmoränen aus der Saale-Eiszeit entstanden.41 Schon vor der Jahrhundertwende war die Zevener Geest aufgrund großflächiger, ertrag- reicher Böden durch weiträumige Ackerschläge, z. B. im Raum Elstorf, geprägt. Die Land- schaft in der Zevener Geest war auch schon historisch vergleichsweise waldarm. Der Raum um Elstorf zeichnet sich durch eine hohe Anzahl von kleineren Tümpeln und Tei- chen aus.42 Diese haben zum Teil Bedeutung als Amphibienlebensraum. Im Rahmen des Aufstellungsverfahrens wurde daher zu dieser Artengruppe ein Fachgutachten zur spezi- ellen artenschutzrechtlichen Prüfung erstellt (vgl. Anlage 7 sowie zusammengefasste Er- gebnisse im Umweltbericht). Hinsichtlich der potenziellen natürlichen Vegetation findet man vorwiegend Standorte der Buchenwälder basenarmer Standorte.43 Topographie, Geologie, Boden Die Topographie im Untersuchungsraum ist flachwellig mit Höhen von ca. 40 bis 65 m ü. NN. Der geologische Untergrund im Untersuchungsraum wird zum überwiegenden Teil eingenommen von Grundmoräne / Geschiebelehm / -mergel (Schluff, tonig, sandig, kiesig, steinig) aus der Saale-Kaltzeit. Im östlichen Bereich des Ortsteils Elstorf sind auch Schmelzwasserschichten, Flugsand (Sand, z. T. kiesig und Fein-Mittelsand) vorhanden. Der Grabenlauf, der sich von Südwesten an den Ortsteil Elstorf heranzieht, wird von Ab- schlämmmassen (Sand, schluffig, z. T. humos) begleitet.44 Die Bodenübersichtskarte von Niedersachsen45 zeigt für den Planungsraum großflächig eine Pseudogley-Braunerde. Rund um die Ortslagen kommen die Bodentypen Plaggene- sch und Plaggenesch unterlagert von Pseudogley-Braunerde hinzu. Diese weisen auf eine kulturhistorische Form der Bodennutzung hin. Von Nord nach Süd wird der Untersu- chungsraum von einem schmalen Bereich mit Gley-Braunerde gequert. Nordöstlich von Schwiederstorf liegt ein schmales Band mit dem Bodentyp Gley.

40 Bendfeldt-Schröder-Franke (2001): Landschaftsplan der Gemeinde Neu Wulmstorf, Landkreis Harburg, Kiel 41 Bendfeldt-Schröder-Franke (2001): Landschaftsplan der Gemeinde Neu Wulmstorf, Landkreis Harburg, Kiel 42 Landkreis Harburg (2013): Landschaftsrahmenplan Landkreis Harburg, Winsen/Luhe 43 Landkreis Harburg (2013): Landschaftsrahmenplan Landkreis Harburg, Winsen/Luhe 44 Bendfeldt-Schröder-Franke (2001): Landschaftsplan der Gemeinde Neu Wulmstorf, Landkreis Harburg, Kiel 45 Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (2010): Bodenübersichtskarte von Niedersachsen 1 : 50.000. L 2524 Hamburg-Harburg, Hannover

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Schutzgebiete/Besonders geschützte Biotope gemäß BNatSchG Im Osten des Untersuchungsraumes liegt das Landschaftsschutzgebiet WL 12 „Rosengar- ten – Kiekeberg - Stuvenwald“46. Der Landkreis Harburg beabsichtigt kurzfristig ein LSG- Änderungsverfahren zur Überprüfung und Anpassung der Grenzen einzuleiten, die auch kleinräumige Änderungen im Grenzbereich zu Schwiederstorf einschließen sollen. Im Untersuchungsraum befinden sich vier in der Erfassung der für den Naturschutz wert- vollen Bereiche in Niedersachsen aufgenommene Biotope: 1. Biotop-Nummer 2524035 (nördlich Straße Fliegenmoor, nordwestlich Elstorf): Ausgedehnte Nassbrache mit Erlen- und Weidengebüschen, Seggen-, Binsen- und Hochstaudensümpfen und Erlen-Bruchwald 2. Biotop-Nummer 2524036 (südlich Straße Fliegenmoor auf einer Viehweide): Nährstoffreiches Kleingewässer 3. Biotop-Nummer 2524037 (südlich Rüterweg): Geländesenke mit Feuchtgrünland, Binsen-Sumpf, Seggen-Ried und Rohrglanz- gras-Röhricht, umgeben von einem dichten Baum- und Strauchsaum 4. Biotop-Nummer 2524039 (ca. 1 km südlich Schwiederstorf): temporäres Kleingewässer, schmaler Uferstreifen mit Bruchweidengebüsch. FFH-Verträglichkeit Im Plangeltungsbereich liegen keine Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung (FFH-Gebiete) oder Europäische Vogelschutzgebiete.47 Landschaftsrahmenplan Der Landschaftsrahmenplan für den Landkreis Harburg macht folgende Aussagen für den Geltungsbereich:48 Gemäß der Karte 1 „Arten und Biotope“ gibt es im Untersuchungsraum verschiedene „Ge- biete mit hoher und sehr hoher Bedeutung für den Tier- und Pflanzenartenschutz“: • Gebiet Nr. 15: Zwei im Grünland gelegene Tümpel, nordwestlich Elstorf • Gebiet Nr. 16: Mesophiles Grünland, nordwestlich Elstorf (Lebens- und Wander- raum für Amphibien) • Gebiet Nr. 17: Fliegenmoor, Röhrichtvegetation, Sumpfvegetation, Feuchtgrün- land, Feuchtgebüsch, stark eutrophe Tümpel, Entwässerungsgräben, nordwestlich Elstorf • Gebiet Nr. 22: Kiebitzmoor, Feuchtgrünland, Feuchtbrache, Feuchtgebüsch, nörd- lich Elstorf • Gebiet Nr. 29: Gebiet mit zahlreichen Kleingewässern, Lebensraum, Wanderraum und Vermehrungsgebiet für Amphibien (gesamter Bereich nördlich und südlich von Elstorf) • Gebiet Nr. 30: Eutropher Teich in einer Brachfläche mit Gehölzbestand, westlich

46 Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (Zugriff 31.07.2017): Umweltkarten Nie- dersachsen, https://www.umweltkarten-niedersachsen.de 47 Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (Zugriff 31.07.2017): Umweltkarten Nie- dersachsen, https://www.umweltkarten-niedersachsen.de 48 Landkreis Harburg (2013): Landschaftsrahmenplan Landkreis Harburg, Winsen/Luhe

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Elstorf • Gebiet Nr. 34: Seggenried, Feuchtbrache, mesophiles Grünland, randlicher Ge- hölzbestand, südlich Schwiederstorf • Gebiet Nr. 35: Eutropher Teich in Ackerfläche, Seggenzone, südlich Elstorf • Gebiet Nr. 36: Mesotropher Teich mit Schwimmblattvegetation, Seggenried, Brachfläche und Gehölzbeständen, südlich Schwiederstorf Die Karte 2 „Landschaftsbild“ weist für das Plangebiet eine „Landschaftsbildeinheit mit geringer Bedeutung“ (Ag – gehölzarme Ackerlandschaften) aus. Die Landschaftsbildein- heit „Äcker um Elstorf“ wird wie folgt beschrieben: „Wenig strukturiertes, ausgeräumtes Gebiet mit vorwiegend intensiver ackerbaulicher Nutzung“, „südlich Elstorf drei geschlos- sene Wallhecken als Kulturlandschaftsrelikt“. Die Karte 3a „Besondere Werte von Böden“ macht folgende Aussagen zum Untersu- chungsraum: • „Biotoptypen extremer Standorte“ wurden im Bereich Fliegenmoor festgestellt. • „Böden mit kulturgeschichtlicher Bedeutung – Bodendenkmal“ sind südöstlich von Schwiederstorf großflächig markiert. • „Böden mit kulturgeschichtlicher Bedeutung – Plaggenesch / Boden mit Plaggen- auflage“ kommen nördlich, südlich und östlich von Schwiederstorf sowie nord- westlich von Elstorf vor. Die Karte 3b „Wasser- und Stoffretention“ macht keine besonderen Aussagen zum Pla- nungsraum. In der Karte 4 „Klima und Luft“ ist die B 3 gekennzeichnet als „Bereich mitbeeinträchtigter / gefährdeter Funktionsfähigkeit von Klima und Luft“, hier: „Immissionsökologisch rele- vanter Straßenabschnitt und zugehörige Immissionszone“. Die Karte 5 „Zielkonzept“ macht folgende Aussagen für das Gemeindegebiet: • Gebiet Nr. H 253: Gewässer und Grünlandbereiche nördlich von Elstorf – Natur- nahe Entwicklung von Kleingewässern, Extensivierung / Sicherung von Grünland • Gebiet Nr. H 254: Fliegenmoor bei Elstorf – Sicherung des natürlichen Bodenwas- serhaushaltes, Verhinderung der Eutrophierung aus angrenzender landwirtschaft- licher Nutzung, Sicherung und Entwicklung von Sumpf- und Röhrichtvegetation, keine Nutzung der Feuchtgebüsche und Bruchwald-Bestände, naturnahe Ent- wicklung von Kleingewässern • Gebiet Nr. H 255: Seggenried südlich Schwiederstorf – Sicherung und Entwick- lung von Sumpf- und Röhrichtvegetation, Verhinderung von Eutrophierung, Ex- tensivierung und Sicherung von Feuchtgrünland • Gebiet Nr. V 34: Agrargebiet südwestlich und nördlich von Elstorf – Förderung von Ackerrandstreifen, artenreichen Rainen, Wegrändern, Säumen; naturnahe Entwicklung von Kleingewässern; Förderung von Brachflächen, gliedernden Ge- hölzstrukturen, Grünland • Gebiet Nr. O 287 bis 289: Agrargebiete rings um Elstorf und Schwiederstorf – Erhöhung des Dauervegetationsanteils • Gebiet Nr. O 291: Agrargebiet südlich von Schwiederstorf – boden- und gewäs- serschonende Bewirtschaftung, Erhaltung von Bodendenkmalen.

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In der Karte 6 „Schutz, Pflege, Entwicklung bestimmter Teile von Natur und Landschaft“ werden folgende Angaben für das Plangebiet gemacht: • Landschaftsschutzgebiet WL 12 „Rosengarten – Kiekeberg – Stuvenwald“: Erhal- tung und Entwicklung eines zusammenhängenden, großräumigen Waldgebietes mit z. T. markanter Morphologie, naturraumtypischen Kleingewässern, vielfältigen Waldrändern, Kleinwäldern und sonstigen Gehölzstrukturen in den Randberei- chen, Artenhilfsmaßnahmen für Amphibien • Gebiet, das die Voraussetzung für ein Naturschutzgebiet erfüllt, NSG 2 „Fliegen- moor bei Elstorf“ (ca. 7,1 ha): Erhaltung und Entwicklung eines Niederungsbe- reichs mit Sumpf- / Röhrichtvegetation, Feuchtgebüschen, Bruchwaldbeständen und naturnahen Kleingewässern • Schwerpunktraum für Hilfsmaßnahmen für Amphibien A 3 zwischen Siedlung Grauen – Elstorf und Wulmstorf: Vernetzung der vorhandenen Kleingewässer und Extensivierung der vorhandenen Nutzungen, Errichtung zusätzlicher Kleingewäs- ser, ggf. Errichtung von Krötenzäunen und Amphibienleitsystemen zur Querung von Straßen • Gebiet L 03: Nördlich Elstorf – Erhaltung und Vernetzung von Kleingewässern u. a. als wertvoller Lebensraum für Amphibien • Gebiet L 04: Westlich und südlich Elstorf – Erhaltung und Vernetzung von Klein- gewässern u. a. als wertvoller Lebensraum für Amphibien. Bestandsdarstellung und Bewertung Die Bestandsdarstellung erfolgte auf Grundlage der Biotoptypenkartierung des Landkrei- ses Harburg (Infrarotluftbild-Auswertung für den Landschaftsrahmenplan)49 und einer Ortsbesichtigung. Geprägt wird der Untersuchungsraum durch die Siedlungseinheit der Dörfer Elstorf und Schwiederstorf. Diese enthalten in den historischen Dorfbereichen eine Anzahl kulturhis- torischer Landschaftselemente und noch einige prägende Freiflächen. Bedeutsam für den Arten- und Biotopschutz sowie für das Ortsbild sind hier Elemente wie alte Gebäude, Großbäume, Feldsteinmauern und Feldsteinpflaster. Diese stiften Identität für die Bürger und dienen als Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Die Umgebung des Siedlungsbereichs ist geprägt durch weiträumige Ackerschläge. Es handelt sich bei dem Untersuchungsgebiet um einen wald- und strukturarmen Raum. Eine Besonderheit für den Raum rund um Elstorf und Schwiederstorf sind die zahlreichen Kleingewässer, die einen wertvollen Lebensraum für Amphibien darstellen. Als vorhan- dene Beeinträchtigung ist die direkt angrenzende, intensive landwirtschaftliche Nutzung zu werten. Weitere wertvolle Bereiche für den Natur- und Landschaftsschutz bilden die im Norden der Ortslagen gelegenen Feuchtflächen „Fliegenmoor“ und „Kiebitzmoor“. Im Zusammen- hang mit den angrenzenden, z. T. mesophilen Grünländern bilden sie wertvolle Biotopflä- chen, die auch für den Biotopverbund von Bedeutung sind. Das Landschaftsschutzgebiet WL 12 „Rosengarten – Kiekeberg – Stuvenwald“ liegt im Osten der Ortslage Schwiederstorf. Mit seiner besonderen Morphologie und den ausge- dehnten Wäldern bildet es eine interessante Randsituation für den Ort und ist von hoher

49 Landkreis Harburg: Flächendeckende Biotoptypenkartierung (Infrarot-Luftbildauswertung), Winsen/Luhe

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Bedeutung für die Erholungsqualität. Viele der landwirtschaftlichen Wege werden als sogenannte „Erholungswege“ aus der Siedlung in die Landschaft rege genutzt. Sie sind von besonderer Bedeutung für die Qua- lität der Naherholung in den Ortslagen Elstorf und Schwiederstorf.

4.11 Wasserflächen und Oberflächenentwässerung Elstorf / Schwiederstorf verfügt über keine größeren Gewässer. Im und am Rand der Sied- lungen wurden mehrere Regenrückhaltebecken hergestellt. Zudem befinden sich einige kleinere Still- und ein Fließgewässer in der Umgebung. Bezüglich der Rahmenbedingungen sowie der Bestandssituation der Oberflächenentwäs- serung hat das Büro Dänekamp und Partner in einem wasserwirtschaftlichen Konzept Aussagen getroffen, die im Folgenden zusammengefasst dargestellt werden. (vgl. Anlage 6 und Kap. 6.7 und 6.8) Elstorf / Schwiederstorf wird in einem Trennsystem entwässert. An das rund 52 km lange Regenwasserkanalnetz sind Flächen in einer Gesamtgröße von rund 137 ha angeschlos- sen. Zum Schutz der Vorfluter und zur Reduzierung der hydraulischen Belastung des Re- genwasserkanalnetzes wird das anfallende Niederschlagswasser über insgesamt acht Re- genrückhaltebecken zurückgehalten und gedrosselt weitergeleitet. Das Entwässerungs- system ist in zwei unterschiedliche Teilsysteme untergliedert: • Das Regenwassersystem I entwässert eine Fläche von rund 30 ha über das Regen- rückhaltebecken I „Am Moor“ in ein in nordwestlicher Richtung abfließendes Ge- wässer. • Das Regenwassersystem II entwässert eine Fläche von rund 106 ha über das Re- genrückhaltebecken IV „Kellersee“ in ein in südwestlicher Richtung abfließendes Gewässer. Im Einzugsgebiet des Regenrückhaltebeckens IV „Kellersee“ befinden sich fünf weitere Regenrückhaltebecken, welche die im System anfallenden Was- sermengen drosseln und weiterleiten. Im Zuge der Aufstellung des Generalentwässerungsplans wurde die hydraulische Leis- tungsfähigkeit des Regenwasserkanalnetzes nachgewiesen. Hierbei wurde eine teilweise Überlastung (Einstau des Kanalnetzes) festgestellt.

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Abbildung 2: Ausschnitt bestehendes Entwässerungssystem (Quelle: Dänekamp und Partner, Wasserwirt- schaftliches Konzept zur 18. Änderung des Flächennutzungsplans (2019), Anlage 3, Blatt 1)

4.12 Verkehr Kfz-Verkehr Durch Elstorf / Schwiederstorf verlaufen drei überörtliche Hauptverkehrsstraßen, womit eine gute Straßenanbindung gegeben ist, der Durchgangsverkehr jedoch gleichzeitig den Ort belastet. Die derzeitige Verkehrssituation und die Auswirkungen der Flächenneudar- stellungen auf das bestehende Straßennetz wurden im Rahmen einer zur 18. Flächennut- zungsplanänderung erstellten Verkehrsuntersuchung beurteilt. (vgl. Anlage 5 und Kap. 6.9) a) Bundesstraße B 3 (Lindenstraße) und Ortsumgehung B 3 Die B 3 durchquert beginnend in Buxtehude Elstorf / Schwiederstorf und hat südlich des Ortes als nächsten bedeutenden Knotenpunkt die Autobahnanschlussstelle A1-Rade. Els- torf / Schwiederstorf ist in hohem Maße mit überregionalem Durchgangsverkehr belastet. Die durchschnittlichen täglichen Verkehrsstärken an Werktagen lagen gemäß der im April 2018 im Rahmen der 18. Flächennutzungsplanänderung durchgeführten Verkehrserhe- bung

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• auf der B 3 nordwestlich Elstorf / Schwiederstorf bei 11.000 Kfz (Schwerverkehr ca. 13,8 %: ca. 1.520 Kfz) und • auf der B 3 südlich Elstorf / Schwiederstorf bei 14.600 Kfz (Schwerverkehr ca. 11,5 %: ca. 1.680 Kfz).50 Zur Entlastung der Ortsdurchfahrt von Lärm, Abgasen und Staub soll eine Ortsumgehung gebaut werden. Gemäß Angaben im RROP 2025 wird eine Verlagerung von ca. 6.800 Kfz pro Tag, insbesondere des Schwerlastverkehrs, erwartet, die die Verkehrssicherheit und die Lebensqualität im Ort erhöht. Mögliche Trassenverläufe führen sowohl westlich als auch östlich um Elstorf herum.51 Im Analyseplan zur 18. Änderung des Flächennutzungsplanes (vgl. Anlage 3) ist die im RROP 2025 mit Stand der nicht wirksam gewordenen Beschlussfassung August 2016 ent- haltene Vorbehaltstrasse für die Ortsumgehung aufgenommen. Sie ergibt sich aus einer Variantenuntersuchung für die Gesamtplanung der Bundesstraße B 3n. Die nach damali- gem Planungsstand der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV) übernommene Trasse ist jedoch zwischenzeitlich aufgrund des eingeleiteten Straßenplanungsverfahren überholt. Nach der im Dezember 2016 beschlossenen Aufnahme der Ortsumgehung Elstorf in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans 2030 und Bereitstellung der erfor- derlichen Planungsmittel wird der gesamte Abschnitt zwischen der Bundesstraße B 73 im Norden und vorhandener B 3 südlich Elstorf / Schwiederstorf im Zusammenhang durch die Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV) neu geplant. Der bisherige 2. Bauabschnitt der B 3 n (westlich Neu Wulmstorf bis nördlich Elstorf), für den bereits nähere Untersuchungen erfolgt waren, und der bisherige noch nicht näher untersuchte 3. Bauabschnitt der B 3 n (Ortsumgehung Elstorf) werden damit zusammen- gefasst. Zum Untersuchungsraum und den zum Zeitpunkt der Projektmeldung zum Bun- desverkehrswegeplan möglichen Varianten vgl. Abbildung 3. Die Planung ist zwischen- zeitlich durch den regionalen Geschäftsbereich Lüneburg der NLStBV eingeleitet worden. Zunächst werden die notwendigen Unterlagen als Grundlage für den weiteren Planungs- prozess, der sich aus dem Raumordnungsverfahren (ROV), der Linienbestimmung und dem Planfeststellungsverfahren zusammensetzt, erarbeitet. Das NLStBV strebt an, bis Anfang 2020 mit einer Vorzugsvariante in das Raumordnungsverfahren (ROV) zu gehen. 52

50 vgl. Anlage 5: SBI Beratende Ingenieure für Bau-Verkehr-Vermessung GmbH, (2019): Verkehrsgutachten zur 18. Änderung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Neu Wulmstorf, Tabelle 2, S. 7 51 vgl. RROP 2025 Begründung, Kap 4.1.3 02, S. 156 52 Homepage Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, https://www.strassenbau.nieder- sachsen.de (Zugriff 24.01.2019und 02.05.2019)

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Abbildung 3: B3 Ortumgehung gemäß Projektmeldung zum Bundesverkehrswegeplan 2015

Das ROV, mit dem die abschließende Entscheidung über eine raumverträgliche Variante ermittelt wird, wird federführend vom Landkreis Harburg und in Abstimmung mit dem Landkreis Stade durchgeführt. Das weitere Verfahren liegt bei der NLStBV Geschäftsbe- reich Lüneburg. Der Planfeststellungsbeschluss ist nach dem derzeitigen Zeitplan für grob 2027 disponiert.53 Der Suchraum für die Linienfindung umfasst auch den Bereich östlich Elstorf / Schwie- derstorf. Im Analyseplan zur 18. Änderung des Flächennutzungsplanes wurde entspre- chend eine aus Gemeindesicht sehr nachteilige östliche Ortsumgehung in abgeschwäch- ter Form aufgenommen. Im Masterplan und entsprechend in der 18. Änderung des Flächennutzungsplanes wird die gemeindlich bevorzugte Ortsumgehung im Vergleich zur Vorbehaltstrasse gemäß RROP-Entwurf (Stand August 2016) in etwas weiterem Bogen und mit etwas nach Süden verlagerter Anbindung an die B 3 – Bestand berücksichtigt. Die Trasse wurde aus folgen- den Gründen gewählt: • Es wird ein aus Immissionsschutzgründen gebotener Abstand zu den Erweite- rungsflächen eingehalten, der an der engsten Stelle rund 180 m beträgt und damit etwas größer ist als die Trasse gemäß RROP mit Stand 2016 zum derzeitigem Sied- lungsrand. • Die etwas geänderte Linienführung hat zudem den Vorteil, dass mehrere Kleinge- wässer mit potentieller Bedeutung für Amphibien umgangen werden. Weiterhin

53 vgl. RROP 2025 Begründung, Kap 4.1.3 02, S. 156

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wird vermieden, dass das vorhandene südliche Spielfeld des Sportzentrums ge- quert wird. • Die Anbindung an die B 3 - Bestand befindet sich damit in der 18. FNP-Änderung etwa auf Höhe einer noch älteren im Flächennutzungsplan 2002 aufgenommenen Ortsumgehungsplanung. Die Schnittstelle der Vorbehaltstrasse der B3-Ortsumgehung gemäß RROP-Entwurf (Stand August 2016) mit der Kreisstraße K 42 wird im Masterplan und der bei Darstellung der gemeindlichen Vorschlagstrasse in der 18. FNP-Änderung beibehalten. Die gemäß damaligems angedachte Führung im Bereich der Engstellte zwischen Elstorf und Ar- destorf wird damit berücksichtigt. Eine weitere Einengung an dieser Stelle erfolgt nicht. Richtung Osten sind nur minimale Siedlungserweiterungen vorgesehen, die nicht über die bereits vorhandene Bebauung an der Straße Fliegenmoor (K 42) hinausgehen. Etwas tie- fere Siedlungserweiterungsflächen sind erst weiter südlich vorgesehen, wo mit der etwas nach Osten verlagerten Trassenführung auf die Siedlungserweiterung reagiert werden kann. Die Gemeinde Neu Wulmstorf befürwortet eine zügige Realisierung der Ortumgehung und strebt für die Aufstellung der 18. Änderung des FNP ein mit dem NLStBV abgestimm- tes Vorgehen an. Um die parallel laufenden Planungen in Einklang zu bringen, ist daher während des Aufstellungsverfahrens der Flächennutzungsplanänderung bereits eine Ab- stimmung erfolgt und eine weitere bedarfsabhängige Abstimmung verabredet worden. Die endgültige Festlegung der Straßenführung erfolgt im straßenbaulichen Planfeststel- lungsverfahren, deren Ergebnis dann in einem späteren Änderungsverfahren in den Flä- chennutzungsplan nachrichtlich zu übernehmen sein wird. b) Landesstraße 235 (Mühlenstraße) Sie beginnt im Zentrum von Elstorf an der Kreuzung mit der B 3. Nach Norden führt sie durch die beiden Ortsteile und Wulmstorf und kreuzt nach ca. 4,5 km in Neu Wulmstorf die B 73. Die L 235 stellt die direkteste Verbindung zwischen Elstorf / Schwie- derstorf und dem Hauptort Neu Wulmstorf her und nimmt auch einen Teil des Verkehrs von der B 3 auf. Das durchschnittliche tägliche Kfz-Aufkommen an Werktagen lag gemäß der Zählung im April 2018 am nördlichen Ortsausgang bei 7.800 Kfz (Schwerverkehr ca. 6,4 %: ca. 500 Kfz).54 c) Kreisstraße 42 (Fliegenmoor) Sie beginnt im Norden von Elstorf an der B 3 und führt durch die Straße Fliegenmoor weiter nach Ardestorf, das in ca. 1 km Entfernung zu Elstorf liegt, und im weiteren Verlauf wieder auf die B 3 führt. Für die überörtlichen Straßen sind an den Ortseingängen Ortsdurchfahrtsgrenzen festge- legt. Außerhalb dieser Grenzen sind neue Zufahrten für Straßen oder zu Grundstücken nur mit Genehmigung des zuständigen Straßenbaulastträgers zulässig. Öffentlicher Personennahverkehr Elstorf / Schwiederstorf ist über den Busverkehr an den regionalen öffentlichen Verkehr sowie an das Hamburger S-Bahn-Netz mit einer Haltestelle in Neu Wulmstorf angebun- den. Zurzeit verkehren eine allgemeine an allen Wochentagen unregelmäßig verkehrende

54 vgl. Anlage 5: SBI Beratende Ingenieure für Bau-Verkehr-Vermessung GmbH, (2019): Verkehrsgutachten zur 18. Änderung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Neu Wulmstorf, 2019, Tabelle 2, S. 7

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und weitere auf den Schul- und Airbus-Werkverkehr ausgerichtete Buslinien sowie eine Rufbus-Linie. Damit werden die Anforderungen an die Daseinsvorsorge zwar erfüllt, be- steht jedoch keine attraktives Angebot, z.B. für Pendler. Eine verbesserte ÖPNV- Anbindung wäre gemäß dem aus dem Rahmen- und Strukturplan 2004 resultierendem Leitbild für Elstorf/Schwiederstorf (vgl. Kapitel) und im Sinne einer umweltschonenden Verkehrsabwicklung und verbesserten Daseinsvorsorge wünschenswert.55 Radverkehr Der Radverkehr wird in der Ortslage Elstorf / Schwiederstorf entlang der B 3 und der L 235 auf einseitigen, benutzungspflichtigen Zweirichtungsradwegen zusammen mit dem Fußverkehr geführt. Die Breiten der vorhandenen Anlagen entsprechen nicht den derzei- tigen Anforderungen an Radverkehrsanlagen. Im Norden entlang der Landesstraße 235 wird der Radverkehr inner- und außerorts auf verschiedenen Seiten geführt, eine Que- rungshilfe am Ortsausgang fehlt. Im weiteren Straßennetz der Ortslage wird der Radver- kehr auf der Fahrbahn geführt. 56 Eine Förderung des Radverkehrs durch die Schaffung attraktiver Infrastrukturen ist grundsätzlich aus umweltbezogenen Gründen und zur Ent- lastung der Kfz-Infrastruktur sinnvoll. Dabei sollte auch die Anbindung an den Hauptort Neu Wulmstorf und die dortige S-Bahnstation, die mit einer Entfernung von rd. 7 km noch in einer akzeptablen Entfernung liegt, in diesbezüglich Betrachtungen einbezogen wer- den. Fußverkehr Die stark befahrene B 3 stellt für Fußgänger eine wesentliche Barriere dar. Die B 3 kann derzeit nur im Bereich des lichtsignalgeregelten Knotenpunkts Lindenstraße (B3) / Müh- lenstraße (L235) gesichert überquert werden. Im Bereich der Ortseingänge befinden sich an der B 3 zusätzlich Mittelinseln als Querungshilfen. Weitere Querungsanlagen im Zuge der Bundesstraße oder der Landesstraße sind nicht vorhanden. Für den Bereich der Bus- haltestellen Elstorf Mühlenstraße und Elstorf Kirche wäre aus Sicht der Verkehrsuntersu- chung eine Bedarfsprüfung sinnvoll.57 Angesichts der insgesamt überschaubaren Größe Elstorf / Schwiederstorfs können viele innerörtliche Wege per Rad oder auch zu Fuß er- folgen. Um dies zu fördern, ist es sinnvoll im Rahmen konkreter Planungen kurze Wege- verbindungen zwischen den Siedlungsbereichen zu berücksichtigen. Wegführungen ent- lang des Ortsrandes und Anbindungen an landwirtschaftliche Wege übernehmen dabei zugleich Bedeutung für die Erholungsfunktion.

4.13 Windkraft Die Gemeinde Neu Wulmstorf beabsichtigt mit der laufenden Aufstellung der 21. Ände- rung des Flächennutzungsplanes die Standorte für Windenergieanlagen im Gemeindege- biet zu steuern. Als Grundlage hierfür wurde ein Standortkonzept Windenergie aufge- stellt. Einer der Standorte befindet sich etwa 1 km südwestlich von Elstorf / Schwieder- storf. Es handelt sich hierbei um eine der Potenzialflächen, die gemäß RROP 2025 als Vorranggebiet für Windenergienutzung festgelegt wurden (Fläche NEU 05). Für die Flä- che besteht das konkrete Interesse eines Investors für die Errichtung einer Windenergie- anlage, für die parallel zu 21. FNP-Änderung als planungsrechtliche Grundlage der

55 vgl. a.a.O. S. 11/12 und 37/38 56 vgl. a.a.O., S. 12 57 vgl. a.a.O. S. 12

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Bebauungsplan Nr. 78 aufgestellt wird. Gemäß dem Standortkonzept Windenergie für die Gemeinde Neu Wulmstorf wird bei der Ermittlung möglicher Windenergiestandorte für allgemeine Wohngebiete und die Dar- stellung von Wohnbauflächen im Flächennutzungsplan als weiche Tabuzone bzw. Vor- sorgeabstand ein Abstand von 1.000 m vorgesehen.58 Die in Planung befindliche Wind- energieanlage ist mit Darstellung dieses Abstandes in den Analyseplan aufgenommen und wird bei der Dimensionierung der potenziellen Wohnbauerweiterungsfläche berücksich- tigt.

5 Leitbild und Masterplan Elstorf / Schwiederstorf

5.1 Leitbild Angesichts des schon seit längerem verfolgten gemeindlichen Entwicklungsziels, die vor- handene Bedeutung Elstorfs / Schwiederstorfs als Entlastungsort zur Deckung von Bau- landbedarfen und für die Versorgung der Bevölkerung im südlichen Gemeindegebiet auch in Zukunft weiter zu stärken, erfolgte bereits mit dem Rahmen- und Strukturplan Elstorf / Schwiederstorf aus 2004 eine gesonderte Auseinandersetzung mit der Ortsentwicklung des Doppelortes. Ein wichtiger Teil des Rahmen- und Strukturplanes stellt ein textliches Leitbild für Elstorf / Schwiederstorf dar, in dem die Entwicklungsziele zusammengefasst wurden und anste- hende planerischen Entscheidungen ausrichten sollen. Die wesentlichen Zielaussagen ha- ben weiterhin Bestand und liegen auch der aktuellen Planung zugrunde, wobei sich im Detail einzelne Anpassungen und Ergänzungen für das Leitbild ergeben. Nachfolgend ist der zusammengefasste Leitbildtext des Rahmen- und Strukturplans Elstorf / Schwieder- storf aus 2004 inklusiver der vorgenommenen Aktualisierungen wiedergegeben. Die Aktualisierungen betreffen neben präzisierenden Formulierungen eine etwas verän- derte Zielrichtung von einer allein auf ortsansässige Betriebe ausgerichteten gewerbli- chen Entwicklung hin zu einer Öffnung auch für weitere kleinere, örtlich und regional ausgerichtete Betriebe. Des Weiteren wurde die auf Natur- und Landschaftsbelange aus- gerichteten Zielaussagen weiterentwickelt.

Leitbild Elstorf / Schwiederstorf 2035 Elstorf / Schwiederstorf entwickelt sich bis zum Jahr 2035 zu einem ländlichen Nebenzentrum mit versorgendem Ortskern im südlichen Gemeindegebiet von Neu Wulmstorf, • der als Wohnstandort für eine Entlastung des Siedlungsdrucks vom Hauptort Neu Wulmstorf sorgt, • der für örtliche sowie ortsnah und regional agierende Gewerbebetriebe Ent- wicklungsmöglichkeiten und somit wohnortnahe Arbeitsplätze bietet, • der die Grundversorgung der Bevölkerung im südlichen Gemeindegebiet, insbe- sondere bezüglich Einzelhandel und sozialer Infrastruktur, gewährleistet,

58 vgl. Standortkonzept Windenergie 2017 – Gemeinde Neu Wulmstorf, Stand Februrar 2017, S. 15f

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• der mit seinen Bau- und Siedlungsstrukturen Bezüge zu den dörflichen Wurzeln und zum ländlichen Umfeld bewahrt, • der eine strukturreiche Landschaft mit attraktiven Wander- und Radwegen als Erholungsraum für die Bevölkerung erhält, pflegt und entwickelt, • der wertvolle Biotopbereiche erhält und vernetzt, • der kulturhistorisch bedeutsame Landschaftselemente und innerörtliche Frei- flächen für die dörfliche Identität und den Arten- und Biotopschutz erhält.

Oberziel 1: Maßvolle Siedlungserweiterung und Innenentwicklung zur Entlastung des Hauptortes, Sicherung der angestrebten Grundversorgung und Abrundung des Siedlungskörpers Ziele und Maßnahmen • Siedlungswachstum bezüglich Wohnungsbau und Einwohnern, das eine gute Ausnut- zung der bestehenden und neuen Gemeinbedarfseinrichtungen ermöglicht • behutsame Nachverdichtung im Innenbereich • sukzessives langfristiges Wachstum durch zusätzliche Wohnbauflächen im Außenbe- reich • maßvolle gewerbliche Entwicklung für örtliche sowie ortsnah und regional agierende Betriebe

Oberziel 2: Bewahrung der Bezüge zur Landschaft, Geschichte und Landwirtschaft Ziele und Maßnahmen 1. Historische Siedlungsbereiche einschließlich des heutigen Ortskernes als Identifi- kationspunkte erhalten bzw. behutsam weiterentwickeln, d.h. • Erhalt der historischen Bausubstanz, Umnutzung erhaltenswerter landwirtschaftlicher Gebäude zu Wohnhäusern • städtebauliche Strukturen in Anlehnung an die Höfe bei Neubau auf ehem. Bauernstel- len („Wohnhöfe“) • Erhalt der Nutzungsmischung • neue Gebäude bzgl. Kubatur, Materialien und Formensprache an den historischen Strukturen und insbesondere der Formensprache landwirtschaftlicher Gebäude orien- tieren (z.B. verzierte Rotklinkerfassaden, Holz als Baumaterial, unregelmäßige Gebäude- stellung, behutsame Integration moderner Gestaltungselemente). 2. Wahrung der Maßstäblichkeit bei der Entwicklung neuer Siedlungsgebiete • Begrenzung der Gebäudehöhe, nur kleinere Mehrfamilienhäuser oder Reihenhäuser • Aufnahme ortstypischer Gestaltungsmerkmale (roter Klinker, Sattel- und Krüppelwalm- dächer, Holz als Baumaterial, bei Mehrfamilien- u. Reihenhäusern Orientierung an Ge- staltungsmerkmalen landwirtschaftlicher Gebäude) • Entwicklung abwechslungsreicher Siedlungsstrukturen (z.B. Schaffung von Nachbar- schaften, Integration öffentlicher Räume, unregelmäßige „dörfliche“ Straßenräume mit halböffentlichem Straßenbegleitgrün) • Erhalt innerörtlicher Freiflächen im gesamten Siedlungsgefüge, Grünverbindungen bis ins Zentrum erhalten bzw. anlegen sowie umfassende Eingrünung des Ortsrandes.

Oberziel 3: Aufwertung und Betonung der innerörtlichen Zentrumsstruktur Ziele und Maßnahmen

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1. Gemeinsames Zentrum des Doppelorts zur wesentlichen Deckung der Grundver- sorgung entlang der Lindenstraße • vorrangiger Standort für die Versorgung mit Dienstleistungen und Einzelhandel • wichtiger Standort für soziale Infrastruktur (z.B. KiGa, Schule, Alteneinrichtung, Ju- gendtreff), auch durch Umnutzung landwirtschaftlicher Hofstellen • Gestalterische Aufwertung im Rahmen von Umstrukturierungen auf den Grundstü- cken (z.B. Baustil, Integration einzelner Bäume) und im öffentlichen Raum • langfristig: Erhöhung der Aufenthaltsqualität im Rahmen des Rückbaus der B 3 2. Zentren des örtlichen Gemeinwesens und kultureller Aktivitäten als Identifikati- onspunkte in den alten Dorfkernen um die Dorfanger Schwiederstorf und Elstorf • Integration von Einrichtungen des Gemeinbedarfs (Schwiederstorf: z.B. Dorfgemeinschaftshaus mit Festplatz o.ä, Kindergarten, Elstorf: z.B. Altenwohnanlage) • Erhalt der historischen Bausubstanz und der dörflichen Strukturen • Erhalt und teilweise Ergänzung von Laubbäumen • In Schwiederstorf Bewahrung des offenen Charakters im Bereich des Angers durch Erhalt von Freiflächen (Anger selbst und auch auf den benachbarten Privatgrund- stücken) • In Elstorf Erhalt des Teiches sowie eines Teils der südlich angrenzenden Grünfläche

Oberziel 4: Reduzierung der Verkehrsbelastung Ziele und Maßnahmen • Stärkung der ÖPNV-Anbindung an den Hauptort bzw. S-Bahn • Verbesserung des Fuß- und Radwegenetzes • Bauliche Maßnahmen an den Ortseinfahrten zur Verkehrsberuhigung und besseren Überquerbarkeit. • Bau der Umgehungsstraße B3 und Rückbau der Ortsdurchfahrt insbesondere im Be- reich des Zentrums • Minimierung der Belastungen des innerörtlichen Verkehrs durch möglichst direkte An- bindung der Siedlungserweiterungsflächen an das Hauptverkehrsnetz

5.2 Ziele der Entwicklung von Natur und Landschaft Folgende vorrangige Ziele für die weitere Entwicklung des Untersuchungsraumes erge- ben sich aus der Sicht von Natur und Landschaft: 1. Erhalt des Landschaftsschutzgebietes WL 12 „Rosengarten – Kiekeberg – Stu- venwald“: Das Landschaftsschutzgebiet WL 12 „Rosengarten – Kiekeberg – Stuvenwald“ bildet eine interessante Randsituation (Waldränder, Änderung der Morphologie) und ist von großer Bedeutung als Erholungsraum für den Ort. Eingriffe und Be- einträchtigungen sind möglichst zu vermeiden. 2. Strukturanreicherung von Agrarflächen / naturnahe Entwicklung von Kleinge- wässern im gesamten Untersuchungsraum: Der Raum rund um Elstorf und Schwiederstorf zeichnet sich durch weiträumige Ackerschläge mit wenig gliedernden Gehölzstrukturen aus. Als Besonderheit ist eine hohe Anzahl von Teichen und Tümpeln mit hohem Wert für Amphibien vor- handen. Diese liegen jedoch inmitten intensiv genutzter Agrarflächen. Ein

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wichtiges landschaftsplanerisches Ziel ist daher die Strukturanreicherung der Ag- rarlandschaft (Gehölze, Grünland, Brachen, Pufferzonen und naturnahe Entwick- lung rund um die Kleingewässer) zur Vernetzung der Gewässer und Gliederung der Landschaft. 3. Erhaltung und Vernetzung von wertvollen Biotopbereichen im Norden von Els- torf: Neben den vorhandenen Kleingewässern gehören zu den wertvollen Biotopbe- reichen im Untersuchungsraum das „Fliegenmoor“ und das „Kiebitzmoor“ – beide im Norden von Elstorf. Westlich davon schließen sich mesophile Grünlän- der an, die u. a. Lebens- und Wanderraum für Amphibien sind. Es ist sinnvoll, diese Bereiche durch die Förderung und Entwicklung extensiver Grünlandnut- zung miteinander zu vernetzen. Ein weiterer wertvoller Biotopbereich (Gelände- senke mit Feuchtvegetation und Gehölzsaum) liegt südlich von Schwiederstorf an der Straße Bindsahl. 4. Entwicklung einer Grünachse im Süden von Elstorf: Südlich von Elstorf ist es sinnvoll, in der strukturarmen Landschaft entlang des derzeit naturfernen Grabenverlaufs unter Berücksichtigung der dort liegenden Kleingewässer eine Grünachse zur Biotopvernetzung und Erholungsnutzung zu entwickeln. Hier kann eine extensive Flächennutzung gefördert werden. 5. Erhaltung kulturhistorisch bedeutsamer Landschaftselemente und innerörtli- cher Freiflächen der Dorfkerne: Die beiden vormals eigenständigen Dörfer sind zu einer Siedlungseinheit zusam- mengewachsen. Für das Ortsbild und zur Sicherung der Identität der Dörfer sollte auf einen Erhalt der kulturhistorisch bedeutsamen Landschaftselemente (alte Gebäude, Großbäume, Feldsteinmauern, Feldsteinpflaster) geachtet wer- den. Diese Elemente sind oftmals auch wertvolle Lebensräume für Tiere. Auch innerörtliche Freiflächen sollten erhalten werden. Gute Beispiele sind dafür die Freifläche am Kindergarten „Kleiner Tiger“ und die Freifläche südlich der Straße Schwarzenberg. 6. Erhaltung und Entwicklung der Erholungswege in die Landschaft: In Richtung Landschaftsschutzgebiet und auch nach Norden und Süden werden ausgehend von den Siedlungsbereichen zahlreiche landwirtschaftliche Wege von der Bevölkerung für die Naherholung genutzt. Diese Wegeverbindungen aus der Siedlung in die Landschaft sollten für die besondere Wohn- und Lebensqualität erhalten und entwickelt werden.

5.3 Masterplan Mit dem Masterplan aus Mai 2017 (vgl. Anlage 4) wurde zu einem frühen Zeitpunkt des Flächennutzungsplan-Änderungsverfahrens unter Beachtung der in dem Leitbild formu- lierten Ziele und der im Analyseplan zusammengefassten Rahmenbedingungen ein räum- liches Konzept für die Außenentwicklung vorgeschlagen, auf dessen Grundlage die Flä- chendarstellungen in der 18. FNP-Änderung konkretisiert und fortentwickelt wurden. Eine weitere Konkretisierung erfolgt in der späteren Aufstellung von Bebauungsplänen und sonstigen städtebaulichen Konzeptplanungen. Wesentliche rahmengebende Faktoren für das Entwicklungskonzept des Masterplans

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stellen die naturräumlich und landschaftlich wertvollen oder für eine naturräumliche Wei- terentwicklung besonders geeigneten Bereiche dar. Sie werden durch die Darstellung von Grünachsen hervorgehobenen und im Sinne einer Biotopvernetzung miteinander verknüpft. Mit der dargestellten Grünzone am südwestli- chen Ortsrand wird zudem ein Abstand zu der vorgeschlagenen Trasse für die Ortsumge- hung der B 3 eingehalten. Dieser Bereich kann ggf. auch bevorzugt für eine Anordnung von Ausgleichsmaßnahmen und für die Oberflächenentwässerung genutzt werden. Die Achsen Richtung Süden und Norden setzen an vorhanden Biotopen am Siedlungsrand an und sichern Bezüge in die Landschaft. Im Osten wird das vorhandene Landschaftsschutz- gebiet als Restriktion für eine flächenhafte Außenentwicklung berücksichtigt. Die Siedlungserweiterungsflächen für Wohnen werden angrenzend an den Siedlungskör- per in den Räumen zwischen den Grünachsen angeordnet. In die Darstellung wurde die zzt. in Entwicklung befindliche Innenentwicklungsfläche im Norden Schwiederstorfs ein- bezogen. Am südlichen Ortsausgang sind neben dem gemischten Bereich entlang der Lin- denstraße mit den dortigen Einrichtungen der Versorgung und des Gemeinbedarfs wei- tere gemischte Bauflächen und Gemeinbedarfsflächen angeordnet. Sie stellen eine räum- liche Verbindung an das südliche Sportzentrum her, für das ebenfalls Erweiterungsreser- ven berücksichtigt sind. Die Grundprinzipien für die verkehrliche Erschließung der Erwei- terungsflächen sowie Hauptwegeverbindungen, mit denen für Fußgänger und Radfahrer innerörtliche Verknüpfungen und Anbindungen an die offene Landschaft vorgesehen werden, sind im Masterplan dargelegt und geben damit wichtige Hinweise für die zukünf- tigen Bebauungskonzepte und Bebauungspläne. In den nachgelagerten Planungen sind dabei auch die Hinweise aus der zur 18. Flächennutzungsplanänderung erstellten Ver- kehrsuntersuchung zu beachten, in der unter anderem Varianten für die Anbindung der südwestlichen Erweiterungsflächen betrachtet wurden. Ein wichtiger rahmensetzender Faktor ist die geplante Ortsumgehung der B 3, für die der Masterplan eine Trassenführung vorschlägt, welche die geplante Siedlungserweiterung und weitere Belange mit einfließen lässt (vgl. Kapitel 4.12). Bei Realisierung der Ortsum- gehung ergeben sich insbesondere für die Entwicklung des Ortskerns deutliche Chancen für eine positive Weiterentwicklung. Mit der Ortsumgehung entstehen neue räumliche Gegebenheit, die auch bei der Anordnung von Gewerbeflächen wichtig sind. Die im Mas- terplan hierfür dargestellten Flächen verknüpfen die Vorteile einer von den schützens- werten Wohnnutzungen abgerückten Lage mit einer guten verkehrlichen Erreichbarkeit, mit der gewerblich bedingte Verkehrsbelastungen im Ort gemindert werden.

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6 Inhalte der Flächennutzungsplanänderung

6.1 Bisherige und zukünftige Flächennutzungen Der Geltungsbereich für die 18. Änderung des Flächennutzungsplanes umfasst mehrere Teilbereiche der Ortsteile Elstorf und Schwiederstorf. Die folgenden Abbildungen geben für die sechs Teilflächen der 18. Änderung des Flächennutzungsplanes die bisherigen Dar- stellungen des Flächennutzungsplanes sowie die zukünftigen Darstellungen jeweils ein- gefügt in die unverändert fortgeltenden Darstellungen der übrigen Bereiche Elstorf / Schwiederstorfs wieder. Nähere Erläuterungen zu den geänderten Darstellungen erfol- gen in den nachfolgenden Kapiteln. Bisherige Darstellung

Abbildung 4: Bisherige Darstellung des wirksamen Flächennutzungsplanes (2002, inkl. 10. Änderung), ohne Maßstab

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Zukünftige Darstellung

Abbildung 5: Zukünftige Darstellung der 18. Änderung eingefügt in den wirksamen Flächennutzungsplan, ohne Maßstab

6.2 Bauflächen

6.2.1 Wohnbauflächen Die neu ausgewiesenen Wohnbauflächen inklusiver der Innenentwicklungsflächen um- fassen zusammen rund 38,7 ha. Die Flächengrößen können im Einzelnen der Tabelle 2 in

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Kapitel 4.5 entnommen werden. Teilbereich 1 (W 10) Die Wohnbaufläche W 10 wird als kleinflächige Ergänzung einer Baureihe für ca. 4 Grundstücke entlang der vorhandenen Straße Mullhörn am nördlichen Ortsrand von Els- torf dargestellt. Bisher ist der Bereich nördlich Mullhörn unbebaut und wird im Bestand als Grünland genutzt. Die nördliche Arrondierung nutzt die vorhandene Erschließungs- straße und rundet den Siedlungskörper in diesem Bereich ab. Im Süden bzw. Südwesten befindet sich bereits Wohnbebauung und wird im wirksamen Flächennutzungsplan als gemischte Bauflächen bzw. als Wohnbaufläche dargestellt. Im Westen grenzt eine ge- mischte Baufläche an. Westlich der Straße Am Moor befindet sich ein kleines gemäß Be- bauungsplan Nr. 54 eingeschränktes Gewerbegebiet. Im Rahmen des erforderlichen Be- bauungsplanverfahrens ist die Immissionssituation mittels einer schalltechnischen Unter- suchung nach der TA Lärm genauer zu betrachten. Teilbereich 2 (W IE1, W 1, W 2.1, W 2.2) Der Teilbereich 2 umfasst mehrere Wohnbauflächen. Die Wohnbauflächen W 1 und W 2.1 und W 2.2 werden als größere Außenentwicklungsflächen am nordöstlichen Sied- lungsrand von Elstorf / Schwiederstorf neu im Flächennutzungsplan dargestellt. Derzeit werden die Flächen ackerbaulich genutzt. Zwischen den Wohnbauflächen W 1 und W 2.1 verläuft die Landesstraße L235. Zwischen den Wohnbauflächen W 2.1 und W 2.2 ist eine Grünfläche dargestellt, mit der zwei hier auf den Siedlungsbereich treffende Abflussbe- reiche eines Trockentals und Flächen für eine Erweiterung des bestehenden Regenrück- haltebeckens berücksichtigt werden. Die neuen Wohngebiete W 1 und W 2.1 sollen nach Möglichkeit eine gemeinsame Anbindung über die Landesstraße erhalten, was mit dem Straßenbaulastträger abzustimmen und im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung zu regeln ist. Das Wohngebiet W 2.2 kann über den Oheweg erschlossen werden. Die neu dargestellte Wohnbaufläche W IE1 befindet sich am nordöstlichen Ortsrand von Elstorf / Schwiederstorf und wird im wirksamen Flächennutzungsplan bisher als Grünflä- che und Gemeinbedarfsfläche Sport und Clubhaus dargestellt. Für diesen Bereich befin- det sich derzeit eine Änderung des Bebauungsplanes Nr. 31 „Schwarzenberg“ in der Vor- bereitung. Im Rahmen der 18. Änderung des Flächennutzungsplanes soll die erforderliche Anpassung der vorbereitenden Bauleitplanung an das dabei entwickelte städtebauliche Konzept erfolgen. Im Bestand ist derzeit im Nordwesten eine Tennisanlage mit Clubhaus vorhanden. Im Üb- rigen wird die Fläche als Acker bzw. Grünland genutzt. Östlich und westlich der Fläche grenzt Wohnbebauung an, die im Flächennutzungsplan als Wohnbaufläche dargestellt ist. Südwestlich werden mit der 18. FNP-Änderung, getrennt durch einen Grünstreifen, ge- mischte und eine kleine gewerbliche Erweiterungsfläche für die angrenzend vorhandene gewerbliche Baufläche dargestellt. Im Bestand sind diese Flächen ebenfalls unbebaut. Südöstlich wird eine gemischte Baufläche im wirksamen Flächennutzungsplan dargestellt. Um die prinzipielle Konfliktsituation, die aus der räumlichen Nähe von geplanter Wohn- nutzung und vorhandener Gewerbenutzung resultiert, genauer beurteilen zu können, wurde im Vorfeld der geplanten Änderung des Bebauungsplan Nr. 31 bereits eine immis- sionsschutzrechtliche Machbarkeitsstudie erstellt.59 Demnach erfolgen teilweise

59 LAIRM CONSULT GmbH (April 2017): Immissionsschutzrechtliche Stellungnahme für die 4. Änderung der Be- bauungsplanes Nr. 31 der Gemeinde Neu Wulmstorf (Entwurf)

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Überschreitungen der Immissionsrichtwerte für Gewerbelärm. Zusammenfassend wird jedoch festgestellt, dass sich der Schutz der geplanten Wohnnutzungen grundsätzlich mit aktiven Lärmschutzmaßnahmen oder Ausschluss von schutzbedürftigen Nutzungen in den von Überschreitungen betroffenen Teilbereichen erreichen lässt, die im Rahmen der nachgelagerten Bebauungsplanungen näher zu bestimmen sind. Teilbereich 3 (W 9) Die Wohnbaufläche W 9 wird als kleinflächige Ergänzung einer Baureihe für ca. 6 bis 7 Baugrundstücke entlang der vorhandenen Daerstorfer Straße am nordöstlichen Ortsrand von Schwiederstorf dargestellt. Die Fläche ist unbebaut und wird als intensiver Acker ge- nutzt. Sie liegt derzeit im Landschaftsschutzgebiet. Der Landkreis hat jedoch in Aussicht gestellt, dass eine entsprechende Anpassung der LSG-Grenze in dem anstehenden LSG- Änderungsverfahren erfolgen soll. Westlich und südlich grenzt bereits Wohnbebauung an, die mit der Fläche W 9 abgerundet wird. Die östlich angrenzende Fläche ist mit in den Geltungsbereich der Flächennutzungsplanänderung aufgenommen worden, weil im Rah- men des Ursprungsplans dieser Bereich von der Genehmigung durch den Landkreis Har- burg ausgenommen wurde. Die Gemeinde rückt von den seinerzeitigen Zielen ab, hier Wohnbauentwicklung vorzusehen und stellt stattdessen Flächen für die Landwirtschaft dar. Teilbereich 4 (W 11) Auch die Wohnbaufläche W 11 wird als kleinräumige Arrondierung entlang der vorhan- denen Straße Koppelweg am östlichen Ortsrand von Schwiederstorf neu dargestellt. Auf der Fläche südlich befinden sich (ehemalige) landwirtschaftliche Lagerflächen; im übrigen Bereich wird die Fläche als Grünland genutzt. Auch diese Fläche liegt derzeit im Land- schaftsschutzgebiet. Der Landkreis hat jedoch in Aussicht gestellt, dass eine entspre- chende Anpassung der LSG-Grenze in dem anstehenden LSG-Änderungsverfahren erfol- gen soll. Die neu dargestellte Wohnbaufläche W IE2 befindet sich östlich der Wohnbaufläche W 11 und wird im wirksamen Flächennutzungsplan bisher als gemischte Baufläche dar- gestellt. Für die Wohnbaufläche W IE2 und den Teilbereich südlich des Koppelweges der Wohnbaufläche W 11 befindet sich die 1. vorhabenbezogene Änderung und Ergänzung des Bebauungsplanes Nr. 39 „Schwiederstorf Ost“ derzeit in Aufstellung. Im Rahmen der 18. Änderung des Flächennutzungsplanes soll die erforderliche Anpassung der vorberei- tenden Bauleitplanung an das neue städtebauliche Konzept erfolgen. Für die Fläche wurde ein Bebauungskonzept mit ortbildverträglicher Ergänzung / Nachverdichtung für Wohnnutzung in Zusammenhang mit dem bestehenden Wohnhaus erarbeitet. Die Wohn- baufläche W IE2 ist neben dem Wohnhaus zur Zeit mit zwei landwirtschaftlich genutzten Gebäuden bebaut, die nicht mehr benötigt werden. Nördlich, westlich und südlich der Fläche W IE2 befindet sich Wohnbebauung, die im wirksamen Flächennutzungsplan als gemischte Baufläche dargestellt ist. Ein kleiner an die bisherige Bebauung angrenzender Bereich wird bereits im derzeitigen Flächennutzungs- plan als Wohnbaufläche dargestellt. Auch im Teilbereich 4 werden zur Bereinigung der seinerzeit von der Genehmigung aus- genommenen Wohnbauflächen nunmehr Flächen für die Landwirtschaft dargestellt (vgl. Teilbereich 3).

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Teilbereich 5 (W 3, W 4, W 5 bis W 8) Der Teilbereich 5 beinhaltet u.a. mehrere Wohnbauflächen. Die beiden neu dargestellten Flächen W 3 und W 4 bilden eine Erweiterung vorhandener Wohnbauflächen am südöst- lichen Siedlungsrand Schwiederstorfs, südlich der Baugebiete Bindsahl und am Rüterweg. Zwischen den beiden Wohnbauflächen liegt ein gesetzlich geschütztes Biotop (Nass- wiese, Feldgehölz), welches durch die Festsetzung als Fläche für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft gesichert wird und ei- nen ausreichenden Abstand zur zukünftigen Wohnbebauung gewährt, indem eine Puffer- zone zum eigentlichen Biotop berücksichtigt wird. Im Rahmen der späteren verbindlichen Bauleitplanung wird eine detailliertere Untersuchung zum Biotop einschließlich der hyd- rogeologischen Verhältnisse erforderlich, in der dann die für den Erhalt des Biotopes er- forderlichen Schutzmaßnahmen unter Berücksichtigung der dann aktuellen Verhältnisse genauer beurteilt und festgesetzt werden können. Im Osten wird die Siedlungsentwick- lung durch das Landschaftsschutzgebiet „Rosengarten-Kiekeberg-Stuvenwald“ begrenzt. Die unbebauten Flächen werden bisher als Acker genutzt. Eine Erschließung kann durch eine Anbindung über das nördlich vorhandene Wohngebiet und / oder über die Linden- straße (B3) im Westen und in Verlängerung der Straße Drift im Osten erfolgen. Gute An- bindungsmöglichkeiten über die Lindenstraße (B 3) bestehen für die Fläche W 4 insbe- sondere mit der Herstellung der B3-Ortsumgehung, in deren Folge die Lindenstraße (B3) zu einer Gemeindestraße wird und damit die straßenbaulichen Beschränkungen bzgl. Zu- fahrten entlang von Bundesstraßen entfallen. Die nördlich bestehende Wohnbebauung wird im wirksamen Flächennutzungsplan im westlichen Bereich als Wohnbaufläche und im östlichen Bereich als gemischte Baufläche dargestellt. Die Fläche W 4 schließt im Norden einen schmalen Streifen der vorhandenen Bebauung ein, der bisher noch als Fläche für die Landwirtschaft dargestellt ist, um hier eine Korrek- tur entsprechend des Bestandes vorzunehmen. Die neu dargestellten Wohnbauflächen W 5 bis W 8 bilden eine Abrundung und Erwei- terung des südwestlichen Siedlungskörpers von Elstorf. Diese Flächendarstellungen er- folgen unter der Berücksichtigung von Vorsorgeabständen zum geplanten Windpark „Els- torf“ (1.000 Meter in südwestlicher Richtung) (vgl. Kapitel 4.13) sowie zum südöstlich ge- legenen Sportzentrum (vgl. Kapitel 6.3) und lassen weiterhin ausreichend Spielraum für die in Planung befindliche Trassenfindung für die Ortsumgehungsstraße südwestlich Els- torfs. Derzeit werden die unbebauten Flächen überwiegend als Ackerflächen, zum kleinen Teil auch als Grünland genutzt. Die Erschließung kann über neue Anbindungen an das vorhandene örtliche Straßennetz erfolgen. Die Verkehrsuntersuchung60 empfiehlt dabei lediglich im Norden der Moisbur- ger Straße im Bereich der Einbahnstraßen, den Straßenquerschnitt in der späteren Er- schließungsplanung zu überarbeiten. Die gemäß Masterplan alternative Erschließungsva- riante einer neuen durch die Erweiterungsflächen verlaufenden Straße mit Anschluss an die Kreisstraße K 42 (Fliegenmoor) im Norden und an die bisherige B 3 (Lindenstraße) im Südosten sollte aus gutachterlich Sicht zur Vermeidung von Ausweichverkehren nicht vor

60 vgl. Anlage 5: SBI Beratende Ingenieure für Bau-Verkehr-Vermessung GmbH, (2019): Verkehrsgutachten zur 18. Änderung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Neu Wulmstorf – Ortsteile Elstorf und Schwiederstrof, Hamburg, Kap. 3.5 bis 3.7

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der Inbetriebnahme der B 3 Ortsumgehung erfolgen. Als Erschließungsvariante zu der Anbindung über das bestehende Straßennetz kommt eine Stichstraße mit alleiniger Anbindung an die bisherige B 3 (Lindenstraße) in Betracht (Prognoseplanfall 2 gemäß Verkehrsuntersuchung). Eine Kfz-Anbindung an das innerört- liche Straßennetz wird auch für diese Variante zur Vermeidung von Ausweichverkehren erst nach dem B 3 Ortsumgehung empfohlen Nördlich bzw. östlich der neuen Siedlungsflächen grenzt Wohnbebauung an, die dement- sprechend als Wohnbauflächen im wirksamen Flächennutzungsplan dargestellt werden. Lediglich im Norden, an der Straße Fliegenmoor (K 42) ist in Zusammenhang mit gewach- senen dörflichen Strukturen und landwirtschaftlichen Betrieben eine gemischte Bauflä- che dargestellt.

6.2.2 Gemischte Bauflächen Teilbereich 1 (M 4) Die neu dargestellte gemischte Baufläche M 4 befindet sich östlich der Straße Am Moor, nördlich der Straße Mullhörn. Sie stellt zusammen mit der Fläche W10 eine kleinflächige Arrondierung am nördlichen Siedlungsrand dar, mit der die vorhandene Erschließung durch die Straße Mullhörn genutzt werden soll. Mit der Darstellung einer gemischten Bau- fläche wird ein Übergang zu dem eingeschränkten Gewerbegebiet westlich der Straße Am Moor geschaffen. Teilbereich 2 (M IE1) Die neu dargestellte gemischte Baufläche M IE1 befindet sich im nordöstlichen Innenbe- reich von Elstorf / Schwiederstorf und wird im wirksamen Flächennutzungsplan bisher als Grünfläche (Parkanlage) und gewerbliche Baufläche dargestellt. Die neuen Flächendar- stellungen gehen ebenfalls auf die o.g. Änderung des Bebauungsplanes Nr. 31 zurück, für die im Rahmen der 18. Änderung des Flächennutzungsplanes die erforderliche Anpassung an das neue städtebauliche Konzept erfolgen soll. Derzeit sind diese Flächen unbebaut und stellen sich im Bestand als Grünanlage (Scher- und Trittrasen) und als artenarmes Grünland z.T. mit randlichen Feldhecken dar. Entspre- chend des Bestandes stellt der wirksame Flächennutzungsplan nördlich angrenzend Wohnbaufläche und gewerbliche Baufläche dar. Teilbereich 5 (M 1, M 2, M 3) Die beiden neu dargestellten gemischten Bauflächen M 1 und M 2 dienen als Erweiterung angrenzend an den heutigen südlichen Ortsrand. Die neuen Flächen stehen im räumlichen Zusammenhang mit vorhandenen Versorgungs- und Gemeinbedarfseinrichtungen und gemischten Strukturen in der direkten Nachbarschaft (Supermarkt, Bankfiliale, Feuer- wehr, Nebenstelle der Gemeindeverwaltung, Lager- und Baumarktbetrieb) und mit den weiteren entlang der Lindenstraße (B 3) konzentrierten Versorgungseinrichtungen. Es be- steht auch ein räumlicher Zusammenhang zu der gemäß der 18. Änderung neu dargestell- ten Gemeinbedarfsfläche südlich der Fläche M 2. Insbesondere die Fläche M 2 ist ggf. im Zuge eines späteren Bebauungsplanes auch für eine Ausweisung als urbanes Gebiet (MU) mit einem erhöhten nicht-Wohnanteil geeignet. Die unbebauten Flächen werden derzeit als Ackerflächen genutzt. Die gemischte Baufläche M 3 wird als kleinflächige Arrondierung am westlichen Ortsrand

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in Zusammenhang mit dem benachbarten landwirtschaftlichen Betrieb an der Straße Flie- genmoor neu dargestellt. Die Fläche wird im Bestand dem Biotoptyp artenarmes Grün- land zugeordnet.

6.2.3 Gewerbliche Bauflächen Teilbereich 5 (G 1, G 2) Im Teilbereich 5 werden die zwei größeren gewerblichen Bauflächen G 1 und G 2 neu dargestellt. Die Fläche G 1 liegt südlich und die Fläche G 2 nordwestlich der Ortslage von Elstorf / Schwiederstorf. Die beiden Flächen sind aus Gründen des Immissionsschutzes nicht an die bestehende Siedlungslage angebunden. Auch aus verkehrstechnischen Grün- den ist eine Ansiedlung der gewerblichen Flächen an dieser Stelle sinnvoll: Beide Flächen grenzen direkt an die jetzige B 3 an. Sofern die B3-Ortsumgehung westlich der Ortslage Elstorf / Schwiederstorf realisiert wird, liegt die Baufläche G 2 voraussichtlich ebenfalls direkt an der in Planung befindlichen B3-Ortsumgehung. Die Baufläche G 1 wird an die zukünftige B3-Ortsumgehung über die derzeitige B 3, die dann als Gemeindestraße fun- giert, sehr gut angebunden sein. Seitens der Gemeinde wird darauf hingewiesen, dass keine zeitnahe Umsetzung für das an der Gemeindegrenze zur Hansestadt Buxtehude vorgesehene Gewerbegebiet G 2 ge- plant ist. Eine weitergehende Planung des Gewerbegebietes soll vielmehr erst erfolgen, wenn die Linienführung der B3-Ortsumgehung bestimmt worden ist, so dass bei Bedarf die konkrete Ausdehnung und Lage des Gewerbegebietes an die Linienführung der B3- Ortsumgehung angepasst werden kann. Um eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch die von der Ortslage abgerückten Flächen zu minimieren, wird eine ausreichende Ortsrandeingrünung als Grünfläche mit einer Tiefe von 10 Metern dargestellt. Die Fläche G 1 wird bisher als Ackerfläche und z.T. Grünland genutzt, im westlichen Bereich befinden sich Gehölzkulturen (Tannenbäume). Die Fläche G 2 ist in Zusammenhang mit der gewerblichen Baufläche zu sehen, die die Nachbarkommune Hansestadt Buxtehude direkt angrenzend in ihrem wirksamen Flä- chennutzungsplan darstellt. Hier besteht nach Realisierung der Umgehungsstraße eine gute Möglichkeit, ein interkommunales Gewerbegebiet zu entwickeln. Auf Ebene der verbindlichen Bauleitplanung wird das Erfordernis einer Nutzungsgliede- rung für die Bauflächen G 1 und G 2 geprüft. Dabei wird ermittelt, ob in Abhängigkeit der Abstände zu den schutzbedürftigen Nutzungen auf dem Gebiet der Hansestadt Buxte- hude und der Ortslage Bachheide/Eversen Einschränkungen für Nutzungen mit Betriebs- bereichen i.S. § 3 (5a) BImSchG und eine Gliederung unter Zugrundelegung des „Leitfa- dens Empfehlung für Abstände zwischen Betriebsbereichen nach der Störfall-Verordnung und schutzbedürftigen Gebieten im Rahmen der Bauleitplanung – Umsetzung von § 50 BImSchG“ notwendig sind. Teilbereich 2 (G IE 1) Im Teilbereich 2 wird im nördlichen Siedlungsbereich entsprechend der im Zuge der Än- derung des Bebauungsplanes Nr. 31 vorgesehenen Nutzung eine gewerbliche Baufläche G IE 1 zur Erweiterung des bestehenden Betriebs als schmaler ergänzender Streifen zur bereits westlich angrenzenden Gewerbefläche neu dargestellt.

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Alternativenprüfung gewerbliche Bauflächen Vor dem Hintergrund, dass im Hauptort Neu Wulmstorf keine freien gewerblichen Flä- chen mehr zur Verfügung stehen, die Ausweisung neuer (gewerblicher) Bauflächen auf- grund der räumlichen Restriktionen dort nicht möglich ist und das Gewerbegebiet in Mie- nenbüttel stark auf verkehrsintensive Betriebe mit großem Flächenbedarf ausgerichtet ist, wurden mehrere Standorte für eine Gewerbeansiedlung in Elstorf / Schwiederstorf näher betrachtet. Von einer Erweiterung des bestehenden Gewerbegebietes „Am Moor“ nördlich der Orts- lage wurde aufgrund der angrenzenden landschaftlich und naturschutzfachlich hochwer- tigen Flächen sowie der Erhaltung des Grüngürtels abgesehen. Auch aus immissions- schutzrechtlichen Gründen in Verbindung mit der direkten Lage am Siedlungsrand wird eine Erweiterung nicht empfohlen. Das bestehende Gewerbegebiet in der Ortslage Schwiederstorf ist aufgrund der engen Verknüpfung mit der umliegenden Wohnnutzung räumlich und immissionsschutzrechtlich nicht für eine größere Erweiterung geeignet. Auch aufgrund der nahen Lage zum Ortskern wird hier eine wohnbauliche Entwicklung als Siedlungsarrondierung einer gewerblichen Entwicklung vorgezogen. Des Weiteren wurde als möglicher neuer Standort für die Gewerbeentwicklung die Flä- che direkt am südlichen Ortsausgang betrachtet. Hier bestehen ähnliche Bedingungen wie für das Gewerbegebiet in Schwiederstorf. Auch diese Lage ist in besonderem Maß für Nutzungen geeignet, für die eine räumliche Nähe zum Ortskern wichtig ist. Zudem beste- hen auch hier Restriktionen bezüglich Lärmemissionen. Richtung Süden bestehen zwar keine schützenswerten Nutzungen, es würden jedoch Lärmkonflikte mit den nördlich be- nachbarten Wohnnutzungen und den geplanten Wohnerweiterungsflächen entstehen, welche die gewerblichen Entwicklungsmöglichkeiten stark einengen würden. Aufgrund der Lage werden die Flächen daher als Flächen für Gemeinbedarfsnutzungen und ge- mischte Bauflächen vorgesehen. Aus Gründen des Immissionsschutzes und einer sehr guten verkehrlichen Anbindung an die zukünftige Ortsumgehung der B 3 wurden die Bauflächen G 1 und G 2 als Standorte für die Neuansiedlung von Gewerbe gewählt, die von der Siedlungslage zwar etwas ab- gerückt liegen, aber immer noch einen deutlichen Ortsbezug haben. Für die Baufläche G 1 ist zudem zu erwarten, das ein Siedlungszusammenhang mit den gemäß Flächennut- zungsplan der Hansestadt Buxtehude hier direkt angrenzend vorgesehenen gewerblichen Bauflächen entstehen wird. Durch die Lage der geplanten Gewerbestandorte an der Orts- umgehung kann der überwiegende gewerbliche Verkehr aus dem Ort herausgehalten werden und dennoch ein klarer Bezug zur Ortslage gewährleistet werden. Für die konkrete Lage der gewerblichen Baufläche G 1 war zunächst ein Zuschnitt vorge- sehen, bei dem sich die Fläche entlang der B3-Bestand weiter nach Süden erstreckt und eine geringere Ost-West-Ausdehnung hat. Die artenschutzrechtliche Prüfung (vgl. Anlage 7) hatte jedoch ergeben, dass mit dieser Anordnung bedeutsame Amphibien-Wanderrou- ten durchschnitten worden wären, so dass die Lage der gewerblichen Baufläche zum Ent- wurf der Flächennutzungsplanänderung geändert wurde und die Hauptwanderungszone offen bliebt. Gemäß dem Gutachten zur artenschutzrechtlichen Prüfung (vgl. Anlage 7, Kap. 5) sind auch im Bereich der modifizierten Gewerbefläche wandernde Amphibien zu erwarten, so dass bei Realisierung der Bauflächen Maßnahmen, z.B. in Form von Amphi- bienleitsystemen erforderlich werden.

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6.2.4 Flächen für den Gemeinbedarf Im Teilbereich 5 werden am südlichen Ortsausgang zwei neue Gemeinbedarfsflächen dar- gestellt: • Die vorhandene Gemeinbedarfsfläche (Feuerwehr, Rettungswache, Verwaltung) östlich der Lindenstraße wird in südlicher Richtung um einen kleinen Bereich er- weitert und abgerundet. • Westlich der Lindenstraße wird eine neue größere Gemeinbedarfsfläche als zu- künftige Erweiterungsfläche voraussichtlich für Kindertagesstätte und Schule dar- gestellt, mit der eine Flächenreservierung für zukünftige Bedarfe gesichert wer- den soll. (s.a. Kapitel 4.8) Da die genauen Ansprüche und Entwicklungen bisher jedoch noch nicht feststehen, sollen auch andere Nutzungen im Hinblick auf sozi- ale Einrichtungen möglich sein. Die Flächen sind unbebaut. Die große Erweiterungsfläche wird derzeit als Acker genutzt, die kleine Arrondierungsfläche ist im Bestand dem Biotoptyp Grünanlage (mit Scher- und Trittrasen) zugeordnet.

6.3 Grün- und Freiflächen Die Grünflächen SP 1 und SP 2 im Teilbereich 5 stellen Erweiterungsflächen für das vor- handene Sportzentrum dar, mit Flächen für zukünftige Bedarfe, die z.B. durch geänderte Sportnachfragen oder bei einer eventuellen Verlagerung des am Oheweg (W IE 1) vor- handenen Tennisclubs entstehen. Zu den Vorteilen einer räumlichen Konzentration der Sportanlagen vgl. Kapitel 4.9. Die Flächen werden derzeit ackerbaulich genutzt. Am östli- chen Rand der Fläche SP 2 ist zur Straße hin eine Feldhecke vorhanden, die im Rahmen einer verbindlichen Bauleitplanung näher zu beurteilen und zu beachten ist. Die Vereinbarkeit der geplanten und vorhandenen Sportflächen mit der geplanten Wohn- bauflächenerweiterung im Hinblick auf Sportlärm wurde durch einen Fachgutachter be- urteilt.61 Demnach ist aufgrund der großen Abstände davon auszugehen, dass die Immis- sionsrichtwerte der 18. BImSchV (Sportlärmverordnung) eingehalten werden, so dass sich auf Ebene des Flächennutzungsplanes kein Lärmkonflikt und kein weiterer Untersu- chungsbedarf ergibt. Weitere Grünflächen mit einer Tiefe von 10 Metern werden entlang der beiden neuen gewerblichen Bauflächen dargestellt, um eine Eingrünung und Einbindung in die Land- schaft herzustellen. Ebenso sind rund um die Regenrückhaltebecken Grünflächen zur Ein- bindung in die Umgebung dargestellt. Die schmalen Grünflächen zwischen den Bauflä- chen im Nordosten Elstorfs / Schwiederstorf dienen zum einen als Abgrenzung zwischen den wohnbaulichen und gewerblichen Nutzungen. Zum anderen können in ihnen unter Einbindung der Gemeinbedarfsflächen nördlich der Straße Schwarzenberg und der wei- teren Grünflächen Wegeverbindungen zwischen dem Ortskern und den Landschaftsbe- reichen im Norden hergestellt werden. Die Grünflächendarstellungen mit der Zweckbestimmung Trockental berücksichtigen zwei Ablussrinnen und das Konzept zum Hochwasserschutz, das aufgrund eines Trocken- tals erstellt wurde. Dieses erstreckt sich nördlich und östlich von Elstorfs / Schwieder- storf. Bei Extremereignissen treffen hier große Wassermengen auf die Siedlungsbereiche

61 LAIRM CONSULT GmbH (Schreiben vom 06.06.2018): Stellungnahme, 18. Änderung Flächennutzungsplan der Gemeinde Neu Wulmstorf Im Bereich Elstorf / Schwiederstorf, Bargteheide

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und können Schäden verursachen (vgl. Kapitel 6.8). Das Konzept sieht vor, dass das Was- ser bei Starkregenereignissen über Flutmulden von der natürlichen Abflussrichtung, die im Bereich der Mühlenstraße durch die Siedlungsflächen nach Süden verläuft, am nördli- chen Siedlungsrand abgelenkt und in eine Fläche nördlich Elstorfs geleitet wird. In die Grünflächen können neben den Flutmulden Wegeverbindungen integriert werden. Ge- staltungsmöglichkeiten ergeben sich dabei auch daraus, dass die Flutmulden nur selten bei sehr starken Regenereignissen Wasser führen.

6.4 Flächen für die Landwirtschaft Flächen für die Landwirtschaft werden im Teilbereich 5, im Teilbereich 6 sowie den Teil- bereichen 3 und 4 dargestellt. Die Flächen werden entsprechend dieser Darstellung ge- nutzt. Es überwiegt eine ackerbauliche Nutzung, kleine Teilflächen werden als Grünland genutzt. Die Flächen im Teilbereich 5 stellen gemäß dem räumlichen Konzept des Masterplans einen bevorzugten Bereich für Maßnahmen der Oberflächenentwässerung und für Natur und Landschaft dar, mit denen auch die Pufferwirkung zwischen der zukünftigen Ortsum- gehung und dem Siedlungskörper aufgewertet werden kann. Nördlich der B 3 -Bestand wird eine Fläche, für die der Flächennutzungsplan bisher eine Verkehrsfläche für den da- mals geplanten Trassenverlauf der B 3 -Ortsumgehung darstellt, entsprechend einer Ab- stimmung mit der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr wieder als Fläche für die Landwirtschaft dargestellt. Die Fläche im Teilbereich 6 dient vorrangig der landwirtschaftlichen Nutzung. Daneben dient sie aber auch aufgrund ihrer topographischen Lage als Hochwasserrückhaltefläche von Abflüssen aus dem Trockental nordöstlich von Elstorf / Schwiederstorf und wird ent- sprechend überlagernd dargestellt. Anzumerken ist gemäß wasserwirtschaftlichem Kon- zept, dass die Flächen nur bei extremen Ereignissen eingestaut und somit überwiegend in ihrer Funktion als landwirtschaftliche Flächen genutzt werden können. Die Flächen für die Landwirtschaft in den Teilbereichen 3 und 4 waren im Flächennut- zungsplan der Gemeinde Neu Wulmstorf aus dem Jahr 2002 ursprünglich als Wohnbau- flächen vorgesehen, wurden jedoch von der Genehmigung durch den Landkreis Harburg ausgenommen. Mit der Darstellung als Flächen für die Landwirtschaft rückt die Gemeinde von den seinerzeitigen Zielen ab und berücksichtigt damit die Ausweisung als Land- schaftsschutzgebiet. Lediglich kleine und schon erschlossene Randbereiche sollen zur Ar- rondierung des Siedlungsgefüges auch zukünftig zu Wohnbauzwecken entwickelt wer- den (vgl. Kapitel 6.2.1. Teilflächen 3 und 4).

6.5 Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft / Artenschutz Bestandteil des Geltungsbereichs sind Randbereiche des Landschaftsschutzgebietes WL 12 „Rosengarten – Kiekeberg – Stuvenwald“. Der Landkreis hat in Aussicht gestellt, dass in dem anstehenden LSG-Änderungsverfahren eine Anpassung der LSG-Grenze an die im wirksamen Flächennutzungsplan bereits dargestellten Wohnbauflächen sowie die in der 18. Änderung vorgesehen kleinräumigen Arrondierungsflächen W9 und W 11 erfolgen soll. In der 18. Flächennutzungsplanänderung sind der bisherige Verlauf sowie der

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zukünftige Verlauf der LSG-Grenze als Vorschlag für das anstehende LSG-Verfahren dar- gestellt. Am südlichen Siedlungsrand von Schwiederstorf liegt das gemäß § 30 BNatSchG beson- ders geschützte Biotop Nr. 2524037 (Geländesenke mit Feuchtvegetation und Gehölz- saum). Durch die heranrückende Bebauung wird gemäß der Umweltprüfung die Bedeu- tung des Biotops im Biotopverbund geschwächt, was jedoch vor dem Hintergrund des Siedlungsflächenbedarfs und hinsichtlich der Tatsache, dass das Biotop erhalten bleibt, als vertretbar angesehen wird. Zum Erhalt des Biotops werden Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft dargestellt, mit denen Pufferzonen zu den geplanten Bauflächen eingehalten werden und eine An- bindung an die offene Landschaft gesichert wird. Im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung wird das Biotop einschließlich der hydroge- ologischen Verhältnisse näher zu untersuchen sein, um die konkret erforderlichen Schutz- maßnahmen herleiten zu können, die bei einer heranrückenden Bebauung für den Erhalt des Feuchtbiotops, zu treffen sind. Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung: Amphibien Im Geltungsbereich der 18. FNP-Änderung sowie in der näheren Umgebung befinden sich mehrere bedeutende Amphibiengewässer. Aus diesem Grund wurde die Ausarbeitung ei- ner Artenschutzprüfung gemäß § 44 BNatSchG bereits auf der übergeordneten Flächen- nutzungsplanebene durch den Dipl.-Biol. Jann Wübbenhorst62 (s. Anlage 7) durchgeführt. Die Prüfung beschränkt sich dabei auf die Artengruppe der Amphibien, für die umfang- reiche Kenntnisse aus den vergangenen Jahren für das Plangebiet vorliegen. Für die an- deren Artengruppen erfolgt die Artenschutzprüfung erst auf der Ebene der verbindlichen Bauleitplanung und Ausführungsplanung. Im Folgenden werden die Ergebnisse der Prü- fung dargestellt. Zusammengefasst gibt es im Untersuchungsgebiet 12 von Amphibien besiedelte Gewäs- ser. Davon liegen vier Kleingewässer von hoher bis sehr hoher Bedeutung für den Am- phibienschutz innerhalb des Teilbereichs 5. Drei weitere Kleingewässer mit hoher bis sehr hoher Bedeutung liegen südlich in der näheren Umgebung des Teilbereichs 5. Eine mitt- lere Bedeutung für Amphibien wird dem geschützten Biotop innerhalb des Teilbereiches 5, dem Regenrückhaltebecken an der Mühlenstraße angrenzend an den Teilbereich 2 so- wie dem Regenrückhaltebecken angrenzend an den Teilbereich 6 westlich der Straße Am Moor beigemessen. Keines der zuvor genannten Kleingewässer befindet sich innerhalb der neu dargestellten Bauflächen. Nähere Erläuterungen können dem Gutachten (vgl. Anlage 7) und dem Umweltbericht entnommen werden. Für Maßnahmen zur Vermeidung von Eingriffen in die Artengruppe Amphibien, die als Hinweise für die verbindliche Bauleitplanung und Ausführungsplanun- gen dienen, wird auf Kapitel 7.2.3 verwiesen.

6.6 Wald Im Nordwesten der Teilfläche 5 südlich der Straße Fliegenmoor befindet sich ein Gehölz- bestand, der einen Wald nach § 2 NWaldLG darstellt und dementsprechend nachrichtlich

62 Dipl.-Biol. Jann Wübbenhorst (2018): Gemeinde Neu Wulmstorf (Landkreis Harburg) – 18. Änd. F-Plan Gem. Neu Wulmstorf – Elstorf Schwiederstorf, Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (Amphibien) gemäß § 44 BNatSchG, Bleckede

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in die Darstellungen der Flächennutzungsplanänderung übernommen wurde. Überla- gernd ist dieser Bereich als Fläche, deren Böden erheblich mit umweltgefährdenden Stof- fen belastet ist, gekennzeichnet.

6.7 Wasserflächen und Oberflächenentwässerung, Grundwasser Die im Rahmen der Biotoptypenkartierung (vgl. Anlage 1) festgestellten Kleingewässer im Teilbereich 5 werden in der Flächennutzungsplanänderung als Wasserflächen darge- stellt. Abgesehen von zwei Regenrückhaltebecken südlich Elstorfs, beiderseits der Schüt- zenstraße und des zugehörigen Ablaufes befinden sich keine weiteren Oberflächenge- wässer in den Änderungsbereichen. Um einen geregelten und schadlosen Abfluss des anfallenden Niederschlagswassers si- cherstellen und die hierfür erforderlichen Flächen berücksichtigen zu können, wurde zur 18. Änderung des Flächennutzungsplans ein wasserwirtschaftliches Konzept zur Ablei- tung des aus den Erweiterungsflächen anfallenden Niederschlagswassers sowie weiter- gehende Untersuchungen zum Hochwasserschutz aufgrund eines Trockentals erstellt63 (vgl. Anlage 6). Das wasserwirtschaftliche Konzept bildet die Grundlage für weiterge- hende wasserwirtschaftliche Planungen im Rahmen der verbindlichen Bauleit- und Er- schließungsplanungen sowie Planungen bzgl. der Maßnahmen zum Hochwasserschutz (vgl. Kapitel 6.8). Die Untersuchung des bestehenden Entwässerungssystem (Bestandsbeschreibung vgl. Kap. 4.11) hat ergeben, dass diese teilweise bereits ohne Siedlungserweiterung überlastet ist. Bei der Entwicklung des Entwässerungskonzepts wurde daher weitestgehend darauf verzichtet, die Erweiterungsflächen an das bestehende Regenwassernetz anzuschließen. Lediglich kleinere Erweiterungsflächen, für die keine Möglichkeit besteht, das Regenwas- ser separat abzuleiten, wurden für einen Anschluss an das bestehende Regenwassernetz vorgesehen. Generell gilt, dass das anfallende Oberflächenwasser der neuen Bauflächen nur gedrosselt an das natürliche Gewässersystem abgegeben werden kann. Des Weiteren ist vorgesehen, die neuen Bauflächen nach ihrer Lage und den topographischen Gege- benheiten in elf übergeordnete Entwässerungssysteme zusammenzufassen und das an- fallende Oberflächenwasser jeweils gemeinsam zu behandeln (vgl. Abbildung 6). Bezüglich der Versickerungsfähigkeit des anstehenden Bodens wurden vorliegende Bo- denkarten und Bodeninformationen ausgewertet. Demnach liegen in dem Bereich der Er- weiterungsflächen sandige Lehmböden (Ls) und lehmige Sandböden (Sl) vor. Hinsichtlich der Durchlässigkeit der Böden liegen diese im Grenzbereich zwischen ver-sickerungsfä- higen Böden (kf > 1*10-6 m/s) und nicht versickerungsfähigen Böden. Eine Versickerung des anfallenden Niederschlagswassers über die belebte Bodenzone (mit Mulden) ist im Sinne einer naturverträglichen Regenwasserableitung und –behandlung auf jeden Fall empfehlenswert. Daher ist es erforderlich in der verbindlichen Bauleitplanung entspre- chende bodengutachterliche Untersuchungen durchführen zu lassen. Im Zuge der Aufstellung des wasserwirtschaftlichen Konzepts wurde im Sinne einer „worstcase“-Betrachtung vorläufig davon ausgegangen, dass eine Versickerung nicht möglich ist.

63 vgl. Anlage 6: dänekamp und partner (2019): Gemeinde Neu Wulmstorf – Wasserwirtschaftliches Konzept, 18. Änderung des Flächennutzungsplanes OT Elstorf/Schwiederstorf, Pinneberg

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Abbildung 6: Ausschnitt geplante Entwässerungssysteme (Quelle: Dänekamp und Partner, Wasserwirt- schaftliches Konzept zur 18. Änderung des Flächennutzungsplans, 2019, Anlage 3, Blatt 2)

Die gemäß Konzept vorgesehenen Regenrückhaltebecken mit einem größeren Flächen- bedarf und einer größeren funktionalen Bedeutung werden in der Flächennutzungs- planänderung dargestellt. Dies betrifft folgende Bereiche: • Die Berechnungen haben für das vorhandene Regenrückhaltebecken II (Mühlenstraße) ein 3,35-faches Retentionsvolumen des jetzigen Stauvolumens ergeben. Entsprechend wird das Regenrückhaltebecken in östliche Richtung erweitert und dargestellt. Der westliche bereits bestehende Bereich des Regenrückhaltebeckens liegt außerhalb des Geltungsbereiches der 18. FNP-Änderung. Insgesamt wird hier eine Fläche von rund 0,8 ha angesetzt. • Des Weiteren sind gemäß wasserwirtschaftlichem Konzept zwei weitere Regenrück- haltebecken südlich des bestehenden Regenrückhaltebeckens IV (Kellersee) für die neuen, in südliche Richtung entwässernden Erweiterungsflächen geplant – eines west- lich sowie eines östlich der Schützenstraße. Die in der Flächennutzungsplanänderung dargestellte Fläche berücksichtigt dabei auch das bereits vorhandene Regenrückhalte- beckens IV (Kellersee). Das kleinere bestehende Regenrückhaltebecken V (Haselhof) entfällt zugunsten der Wohnbaufläche W 5.

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• Ein weiteres neues Regenrückhaltebecken für die Entwässerung der neuen Wohnbau- fläche W 1 im Norden sowie zur Ableitung der Abflüsse aus dem Trockental ist östlich des landwirtschaftlichen Weges „Kiebitzmoor“ geplant. • Für die Entwässerung der gewerblichen Baufläche GE 1 ist nördlich davon ein Regen- rückhaltebecken geplant und entsprechend dargestellt. • In der Wohnbaufläche W IE 1 wird gemäß dem Vorkonzept für die in Vorbereitung befindliche Änderung des Bebauungsplanes Nr. 31 im südlichen Bereich ein neues Re- genrückhaltebecken dargestellt. Innerhalb der neuen (Wohn-)bauflächen sind weitere kleinere Regenrückhaltebecken vor- gesehen. Aufgrund der kleinen Maßstäblichkeit und aufgrund möglicher Änderungen im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung, die sich z.B. bei näherer Prüfung der Versicke- rungsmöglichkeiten ergeben können, wird für diese von einer Darstellung in der Flächen- nutzungsplanänderung abgesehen. Weite Bereiche Elstorf / Schwiederstorfs liegen innerhalb des Wasserschutzgebietes für das Wasserwerk Elstorf des Wasserbeschaffungsverbandes Harburg. Die Abgrenzung der Schutzzonen ist in der Flächennutzungsplanänderung dargestellt. Die neu dargestellten Baugebiete im Süden und Osten liegen in der Schutzzone IIIa. Die gewerbliche Baufläche G 1 liegt größtenteils in der Schutzzone IIIa. Zwei südliche Teilbereiche der Baufläche G 1 liegen in der Schutzzone IIIb. Die Flächen im Norden und Osten liegen, von einer kleinen Fläche im Innenbereich abgesehen, außerhalb des Wasserschutzgebietes. Die aus der Lage in den Schutzgebieten resultierenden Regelungen und Nutzungsein- schränkungen sind zu beachten und können der Verordnung für das Wasserschutzgebiet entnommen werden. Die Erdwärmenutzung ist nur stark eingeschränkt möglich. Im Hin- blick auf die geplante Ansiedlung gewerblicher Nutzungen ist mit Einschränkungen be- züglich des Umgangs mit wassergefährdenden Stoffen zu rechnen.

6.8 Hochwasserrückhaltung und Hochwasserschutz Die Fläche im Teilbereich 6 wird überlagernd als Fläche für die Landwirtschaft und als Hochwasserrückhaltefläche für Abflüsse bei extremen Ereignissen aus dem Trockental nordöstlich von Elstorf / Schwiederstorf dargestellt (vgl. Kapitel 6.4). Neben der Oberflächenentwässerung für die Erweiterungsflächen hat das Büro Däne- kamp und Partner, Pinneberg, in dem wasserwirtschaftlichen Konzept die Rahmenbedin- gungen des nördlich und östlich von Elstorf / Schwiederstorf verlaufenden Trockentals sowie die damit verbundene Hochwasserabflüsse untersucht und Lösungsansätze dazu erarbeitet. (vgl. Anlage 6) Die Bearbeitung parallel zur Flächennutzungsplanänderung ist erfolgt, um die Lösungsan- sätze für die Hochwasserproblematik, die bereits im Bestand vorhanden ist, bei der Pla- nung der Siedlungserweiterungsflächen frühzeitig berücksichtigen zu können. Ziel ist es, die Gefährdung von Elstorf / Schwiederstorf durch Hochwasserabflüsse zu reduzieren bzw. komplett zu unterbinden. Im Folgenden werden die Aussagen aus der Untersuchung dazu zusammenfassend dargestellt. Nordöstlich des Ortskerns von Elstorf / Schwiederstorf befindet sich ein Trockental mit einer oberirdischen Einzugsgebietsgröße von 5,5 km². Das Trockental ist nur temporär wasserführend. In der Vergangenheit ist es jedoch vorgekommen, dass aus dem Trocken- tal erhebliche Wassermengen in und durch den Ortskern von Elstorf / Schwiederstorf

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abgelaufen sind. Zur Verringerung der Hochwassergefährdung der Ortslage, wurde im Bereich der Landesstraße 235 bereits das Rückhaltebecken II (Mühlenstraße) mit einem geschätzten Gesamtvolumen von rund V = 1828 m³ errichtet. Die vorhandene Regenwas- serkanalisation der Mühlenstraße und im weiteren Verlauf der Schützenstraße können die anfallenden Wassermengen eines angesetzten 100-jährlichen Abflussereignisses je- doch nicht schadlos abführen. Städtische Regewasserleitungen sind nicht für diese selte- nen und extremen Regenereignisse ausgelegt. Ein Großteil des Hochwassers würde über die Straßen und die angrenzenden Flächen in Richtung des Regenrückhaltebeckens IV (Kellersee) abfließen. Eine Gefährdung der Bebauung im Abflussbereich mit entsprechen- den Schäden kann dabei nicht ausgeschlossen werden. Von einem Ausbau der Regenwas- serleitungen wird aufgrund der sehr hohen finanziellen Kosten abgesehen. Unter Berücksichtigung der geplanten Erweiterungsflächen und der damit verbundenen wasserwirtschaftlichen Maßnahmen wurden in dem wasserwirtschaftlichen Konzept zwei Lösungsvarianten erarbeitetet und bewertet. In der 18. FNP-Änderung wird die fachgut- achterlich empfohlene Variante 2 berücksichtigt. Sie sieht im Unterschied zu der nicht weiter verfolgten Lösungsvariante 1 keine Rückhaltemaßnahmen im Bereich des Tro- ckentals vor. Das von dort abfließende Hochwasser wird ca. 200 m östlich der Siedlungs- flächen im Bereich des Oheweges aufgefangen und in ein anzulegendes Abflusssystem gelenkt, in dem das Wasser über Flutmulden und Straßendurchlässe nördlich des Ohewe- ges zum erweiterten Regenrückhaltebecken II (Mühlenstraße) geleitet und von dort über eine weitere Flutmulde nördlich der Siedlungsflächen von Elstorf und das neu geplante Regenhaltebecken westlich der Fläche W 2 geführt wird. Von dort kann das Wasser über die naturnahe Fläche westlich des landwirtschaftlichen Weges Kiebitzmoor über eine Flutmulde mit einer Tiefe bis maximal 70 cm abgeleitet werden. Von dort läuft das Wasser flächig auf dem bestehenden Geländeoberfläche zu der Hochwasserrückhaltefläche öst- lich der Straße „Am Moor“, in der das Wasser durch Anlage einer randlichen Wallhecke großflächig gesammelt wird. Die Hochwasserrückhaltefläche wird nur bei extremen Er- eignissen eingestaut werden. Das Regenwassernetz des „Ohewegs“ und der „Mühlenstraße“ wird bei dieser Lösungs- variante von Abflüssen aus dem Trockental entlastet und die Hochwassersicherheit her- gestellt. Diese Lösungsvariante wird in der Flächennutzungsplanänderung mit Grünflächen, in de- nen die Flutmulden zur Ableitung des Hochwassers hergestellt werden können, Flächen für Regenrückhaltebecken sowie der Hochwasserrückhaltefläche östlich der Straße Am Moor dargestellt. Die weitere Konkretisierung der baulichen Maßnahmen zur Umsetzung des Hochwasser- konzeptes erfolgen in einem gesonderten Verfahren.

6.9 Verkehr Verkehrsflächen und Bauverbotszonen / Baubeschränkungszonen Durch Elstorf / Schwiederstorf verlaufen mit der Bundesstraße B 3 (Lindenstraße), der Landesstraße 235 (Mühlenstraße) und der K 42 (Fliegenmoor) drei überörtliche Haupt- verkehrsstraßen (vgl. auch Kapitel 4.12), die, soweit sie innerhalb der Änderungsbereiche der 18. FNP-Änderung liegen, als Flächen für den überörtlichen Verkehr dargestellt wer- den.

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Das kleinteiligere örtliche Straßennetz zur Anbindung der einzelnen Baugebiete, Grund- stücke und landwirtschaftlichen Flächen ist in die jeweiligen Flächendarstellungen einbe- zogen und für die neuen Baugebiete im Rahmen der später aufzustellenden Bebauungs- pläne festzulegen. Hinweise hierfür können dem Masterplan (s. Anlage 4, Mai 2017) sowie der Verkehrsuntersuchung entnommen werden, die zu der 18. Flächennutzungsplanän- derung erstellt wurden (vgl. unten und Anlage 5) Außerhalb der Ortsdurchfahrten gelten entlang der Bundestraße B 3 und der Landes- straße L 235 Bauverbotszonen gemäß § 9 FStrG und § 24 NStrG von 20 m zur Fahrbahn, die nachrichtlich in die 18. FNP-Änderung übernommen sind. Die gemäß dem § 9 FStrG und dem § 24 NStrG geltenden Einschränkungen sind insbesondere bei der Aufstellung von Bebauungsplänen zu beachten. Demnach dürfen in diesen Bereichen insbesondere keine Hochbauten errichtet werden oder größere Aufschüttungen oder Abgrabungen er- folgen. Neben der Bauverbotszone gelten außerhalb der Ortsdurchfahrten zudem die Baubeschränkungszonen gemäß § 9 FStrG und § 24 NStrG von 40 m zur Fahrbahn. Ortsumgehung Elstorf (B3) Für die B3 wird derzeit eine Ortsumgehung geplant (vgl. Kapitel 4.12). Im Rahmen der Aufstellung der 18. Änderung des Flächennutzungsplans erfolgt eine Ab- stimmung mit der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV), bei der sowohl die gemeindlichen Entwicklungsinteressen als auch die straßen- baulichen Erfordernisse für eine möglichst zeitnahe Realisierung der Ortsumgehung, die auch im großen Interesse der Gemeinde Neu Wulmstorf liegt, berücksichtigt werden. Auf Basis des Vorentwurfes ist mit dem NLStBV, Geschäftsstelle Lüneburg, abgestimmt wor- den, dass für die B3 Ortsumgehung von der Darstellung als Fläche für den überörtlichen Verkehr abgesehen wird, da der Verlauf erst mit dem durch die NLStBV durchzuführende straßenbauliche Planfeststellungverfahren festgelegt wird. Der im Masterplan und ent- sprechend im Vorentwurf der Flächennutzungsplanänderung berücksichtigte Verlauf wird jedoch informativ als Vorschlagstrasse der Gemeinde Neu Wulmstorf aufgenommen. Da der wirksame Flächennutzungsplan die damals bestehenden Planungsansätze zur Trassenführung der B3 Ortsumgehung auch als Fläche für den überörtlichen Verkehr dar- stellt, wurde zudem der Geltungsbereich der 18. Flächennutzungsplanänderung zum Ent- wurf um den damals geplanten Trassenverlauf nördlich der B 3 -Bestand erweitert und dort nunmehr wieder als Fläche für die Landwirtschaft dargestellt. Die endgültige Festlegung der Straßenführung der B 3 Ortsumgehung Elstorf erfolgt im straßenbaulichen Planfeststellungsverfahren, deren Ergebnis dann in einem späteren Än- derungsverfahren in den Flächennutzungsplan nachrichtlich zu übernehmen sein wird. Im straßenbaulichen Verfahren wird auch zu klären sein, ob über die Kreuzungspunkte mit der Kreisstraße (Fliegenmoor) und die bisherige B 3 (Lindenstraße) mit der B 3 Orts- umgehung hinausgehen, weitere Anbindungen an das Ortsnetz hergestellt werden. Verkehrsuntersuchung: Auswirkungen des zusätzlichen Kfz-Verkehrs Zur 18. Flächennutzungsplanänderung wurde durch das Büro SBI eine Verkehrsuntersu- chung (vgl. Anlage 5) erstellt, mit der die Auswirkungen der Flächenneudarstellungen insgesamt auf das bestehende Straßennetz geprüft wurden. Die dabei durchgeführte Verkehrsprognose ergab rund 5.200 zusätzliche Kfz-Fahr- ten/24h durch die Ausweisung der neuen Bauflächen. Die Auswirkungen des zusätzli- chen Kfz-Verkehrs vor dem Hintergrund der im Bestand bereits hohen Verkehrsstärken

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entlang der B 3 (bis ca. 14.900 Kfz/24h am südlichen Ortseingang) werden bewertet. Für eine detaillierte und aktuelle Datengrundlage wurden an verschiedenen Standorten Verkehrserhebungen durchgeführt. Einen Großteil des Kfz-Verkehrs machen die Durch- gangsverkehre aus (zwischen 60% und 80 %). Obwohl Elstorf / Schwiederstorf bereits heute in erheblichem Maße mit Kfz-Verkehr und insbesondere entlang der Bundesstraße auch mit Schwerverkehr belastet ist, kommt die Verkehrsuntersuchung zu dem Ergebnis, dass die zusätzlichen Kfz-Verkehre durch die Flächenneuausweisung gemäß den (überschläglichen) Leistungsfähigkeitsbetrachtungen ohne zusätzliche bauliche Maßnahmen im vorhandenen Straßennetz abgewickelt werden können. Jedoch können insbesondere an den Knotenpunkten bauliche Anpassungen einen Beitrag zur Verbesserung der Verkehrsqualität leisten und sollten im Weiteren auf die Umsetz- barkeit geprüft werden. Mögliche bauliche Maßnahmen sind jedoch auch vor dem Hin- tergrund der laufenden Planungen einer Ortsumgehung zu bewerten. Die Verkehrsuntersuchung berücksichtigt eine mögliche Realisierung der geplanten Orts- umgehung und damit verbundene deutliche Entlastungseffekte für das Verkehrsaufkom- men in Elstorf / Schwiederstorf nicht. Weitere detaillierte Aussagen zu den Auswirkungen des zusätzlichen Verkehrsaufkom- mens, der Leistungsfähigkeit der bestehenden und geplanten Kontenpunkten sowie Er- schließungsmöglichkeiten der geplanten Bauflächen sind der Anlage 5 zu entnehmen.

6.10 Ver- und Entsorgung Richtfunkstrecken Über Elstorf / Schwiederstorf verlaufen zwei Richtfunktrassen, die in der 18. FNP- Änderung nachrichtlich übernommen wurden. Die Bundesnetzagentur weist darauf hin, dass sie bei Vorliegen konkreter Bauplanungen mit Höhen über 20 m (z.B. Windkraftanlagen, Hochspannungsfreileitungen, Masten, ho- hen Gebäuden, Industrie- und Gewerbeanlagen etc.) sowie für Photovoltaikanlagen mit einer Fläche ab ca. 200 m2 zu beteiligen ist. Abwasserentsorgung Die Aufgabe der Schmutzwasserbeseitigung in der Gemeinde Neu Wulmtorf wird seit dem 01.01.2008 durch die Hamburger Stadtentwässerung (HSE) übernommen. Trägerin der Erschließungslast und zuständig für die Planung, Durchführung und Finanzierung der Schmutzwasserbeseitigungsanlagen ist weiterhin die Gemeinde Neu Wulmstorf. Die Ortsteile Elstorf und Schwiederstorf leiten ihr Abwasser über Freigefälleleitungen zum Elstorfer Pumpwerk in der Schützenstraße, von wo es über eine ca. 2,3 km lange Druckrohrleitung in den Freigefällekanal in der Schwiederstorfer Straße in Daerstorf ge- fördert wird. Am Oheweg befindet sich eine weitere kleine Pumpstation, die das Schmutz- wasser über eine kurze Druckleitung in die Hauptdruckrohrleitung nach Daerstorf fördert. Im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung ist zu prüfen, inwiefern das Pumpwerk bzw. die weiterführenden Kanäle für die erhöhten Schmutzwasserzuflüsse der neuen Teilge- biete hydraulisch ausreichend sind. Planungen an den Schmutzwasserleitungen sollen frühzeitig mit der HSE abgestimmt werden und sind vor der Durchführung von Baumaß- nahmen durch diese freizugeben.

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Gasleitungen Durch Elstorf / Schwiederstorf verläuft eine Gastransportleitung (I00St HD 16 bar) der Schleswig-Holstein Netz AG. Aus nördlicher Richtung führt sie von Daestorf über den Schwiederstorfer Weg unter der Daerstorfer Straße und der Straße Schwarzenberg durch den Ortskern Elstorf hindurch in Richtung Süden unter der Schützenstraße Richtung E- versen. Sie quert in ihrem Verlauf den Geltungsbereich für den Teilbereich 5, in dem sie als Haupt- versorgungsleitung dargestellt wird. Außerhalb dieses Bereiches ist der Verlauf aus dem Plan nicht ersichtlich, da die Leitung im bisherigen Flächennutzungsplan nicht dargestellt ist. Neben der Gastransportleitung befindet zur Versorgung im gesamten öffentlichen Be- reich das Niederdruck-Gasnetz der Schleswig-Holstein Netz AG. Die Gasversorgungslei- tungen dürfen nicht überbaut oder bepflanzt werden. Stromfreileitungen Nordwestlich der Ortslage Elstorf / Schwiederstorf verläuft die 110-kV-Hoch–span- nungsfreileitung LH-14-1190 (Abzweig Neu Wulmstorf) der Avacon Netz GmbH.64

6.11 Altlasten und Kampfmittel Im Nordwesten des Teilbereichs 5 wird eine Kennzeichnung als Fläche, deren Böden er- heblich mit umweltgefährdenden Stoffen belastet ist wir im wirksamen Flächennutzungs- plan gekennzeichnet. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass die Flächen im Geltungsbereich nicht näher be- züglich Kampfmittelbelastungen untersucht wurden und für zukünftige Planungen und bauliche Maßnahmen nicht von einer Kampfmittelfreiheit ausgegangen werden kann.

6.12 Denkmalschutz In den Teilflächen der 18. Flächennutzungsplanänderung sind derzeit nur wenige Boden- denkmale bekannt, rund um Elstorf und Schwiederstorf besteht jedoch eine große Dichte von bekannten Bodendenkmalen. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass auch in dem intensiv genutzten Ackerland rund um die beiden Ortsteile mit weiterer, noch unbekannter Denkmalsubstanz zu rechnen ist. Im Rahmen der verbindlichen Bauleitpla- nung wird daher zu prüfen sein, ob weitere Maßnahmen notwendig werden.

64 Folgende Hinweise sind dafür zu beachten: • Innerhalb des Leitungsschutzbereiches ist die zulässige Arbeits- und Bauhöhe begrenzt. • Beim Betrieb von Freileitungen entstehen elektrische und magnetische Felder. Die Grenzwerte nach Bun- desimmissionsschutzverordnung (26. BImSch V Ausgabe 08/2013) werden eingehalten. • Abgrabungen an den Maststandorten dürfen nicht vorgenommen werden. Sollten innerhalb eines Sicherheits- abstandes von 10 m um einen Maststandort Abgrabungsarbeiten erforderlich werden, so sind diese mit der Avacon Netz GmbH im Detail abzustimmen. • Die Maststandorte müssen für Unterhaltungsmaßnahmen zu jeder Zeit, auch mit schwerem Gerät wie z.B. Lastkraftwagen oder Kran, zugänglich sein. • Hochwüchsige Bäume dürfen innerhalb des Leitungsschutzbereiches nicht angepflanzt werden, da andernfalls die Einhaltung der Sicherheitsabstände in kürzester Zeit nicht mehr gewährleistet ist. Empfehlenswert sind standortgerechte Wildgehölze wie Büsche und Sträucher bis zur Kategorie Großsträucher, die mit geringer Wuchshöhe einen ausreichenden dauerhaften Abstand zu den Leiterseilen einhalten.

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Auf die Gültigkeit von § 14 NDSchG (Anzeige- und Sicherungspflichten beim Auffinden von Bodendenkmalen) wird hingewiesen.

6.13 Flächenbilanz Durch die Planung ergeben sich für den Geltungsbereich der 18. Änderung gegenüber der bisherigen Darstellung des Flächennutzungsplanes folgende Änderungen:

Fläche Fläche Differenz bisher zukünftig in ha in ha in ha

Gewerbliche Bauflächen 0,9 16,4 +15,5

Wohnbauflächen 0,1 38,7 +38,6

Gemischte Bauflächen 0,4 5,5 +5,1

Flächen für den Gemeinbedarf 0,9 4,6 +3,7

Grünflächen: • Naherholung 6,3 0 -6,3 • Sportplatz / -anlage 1,7 2,6 +0,9 • Parkanlage 1,1 2,1 +1,0 • Trockental 0 1,9 +1,9 • Eingrünung 0,3 2,9 +2,6

Flächen für Maßnahmen zur Flächen für Maßnah- men zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung 0 3,0 +3,0 von Boden, Natur und Landschaft

Wasserflächen und Regenrückhaltebecken 0,9 3,9 +3,0

Flächen für die Landwirtschaft 173,8 117,7 -56,1 (davon überlagert als Hochwasserrückhaltefläche) (0) (16,8) (+16,8)

Wald 0 0,5 0,5

Flächen für den überörtlichen Verkehr und für örtli- 15,3 1,9 che Hauptverkehrszüge -13,4

Geltungsbereich gesamt 201,7 201,7 0

7 Umweltbericht

(nach § 2 Abs. 4 und § 2a Satz 2 Nr. 2 BauGB) Für die Belange des Umweltschutzes nach § 1 Abs. 6 Nr. 7 und § 1 a BauGB wird gemäß § 2 Abs. 4 BauGB eine Umweltprüfung durchgeführt, in der die voraussichtlichen erheb- lichen Umweltauswirkungen ermittelt und in einem Umweltbericht beschrieben und be- wertet werden. Die Gemeinde Neu Wulmstorf legt dabei für die 18. Änderung des Flä- chennutzungsplanes fest, in welchem Umfang und Detaillierungsgrad die Ermittlung der Belange des Umweltschutzes für die Abwägung erforderlich ist.

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7.1 Einleitung

7.1.1 Kurzdarstellung des Inhalts und der wichtigsten Ziele der Flächennutzungs- planänderung Die Gemeinde Neu Wulmstorf beabsichtigt für die Ortsteile Elstorf und Schwiederstorf die 18. Änderung des Flächennutzungsplanes zur Ausweisung von Siedlungsflächen für Woh- nen und Gewerbe – auch zur Entlastung des Hauptortes Neu Wulmstorf. Die Ortsteile Elstorf und Schwiederstorf gehören zum südlichen Gemeindegebiet Neu Wulmstorf und bilden eine zusammenhängende, historisch aus zwei Dörfern entstandene Siedlungseinheit. Mit der 18. Änderung des Flächennutzungsplans sollen die notwendigen planungsrecht- lichen Grundlagen für die Ausweisung neuer Wohnbau- und gewerblicher Bauflächen, gemischter Bauflächen und Flächen für dem Gemeinbedarf geschaffen werden.

7.1.2 Beschreibung der Darstellungen des Plans Die Flächendarstellung erfolgt in 6 Teilflächen. Teilfläche 1 Der Geltungsbereich der Teilfläche 1 liegt nördlich von Elstorf. • Der östliche Teil der Fläche ist mit 0,3 ha als Wohnbaufläche vorgesehen, der westliche Bereich ist als gemischte Baufläche (0,2 ha) vorgesehen. Teilfläche 2 Teilfläche 2 befindet sich nördlich von Schwiederstorf. • 19,6 ha sind als Wohnbaufläche und 1,1 ha als gemischte Baufläche dargestellt. Im Süden des Geltungsbereichs erweitert eine vorgesehene gewerbliche Bauflä- che das bestehende Gewerbe um 0,9 ha. • Die vorgesehene Grünfläche bindet die geplante Wohnbebauung landschaftlich ein, bietet Raum für Wegeverbindungen und dient z.T. der Ableitung von Nieder- schlagswasser. • Das vorhandene Regenrückhaltebecken soll nach Osten hin vergrößert werden. Weitere zwei Regenrückhaltebecken sind zum einen im Nordwesten des Gel- tungsbereichs und zum anderen im Süden des Geltungsbereichs vorgesehen. Teilfläche 3 Teilfläche 3 liegt östlich von Schwiederstorf. • 0,6 ha Wohnbauflächen schließen hier direkt an die Daerstorfer Straße an. • Nach Osten hin sind Flächen für die Landwirtschaft vorgesehen. Teilfläche 4 Teilfläche 4 liegt ebenfalls östlich von Schwiederstorf. • 0,6 ha Wohnbauflächen schließen an die vorhandene Wohnbebauung an. West- lich ist eine 0,4 ha große Wohnbaufläche als Innenentwicklungsfläche vorgese- hen. • Nach Osten hin sind Flächen für die Landwirtschaft dargestellt.

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Teilfläche 5 Teilfläche 5 erstreckt sich im Südwesten von Elstorf und im Süden von Schwiederstorf. • Ein Vorschlag der Gemeinde Neu Wulmstorf für die Trasse der Ortsumgehung der B 3 ist am Rand des Geltungsbereichs gekennzeichnet. An der nördlichen Ge- meindegrenze nahe der Kreuzung der vorgeschlagenen Trasse mit der B 3-Be- stand sind 4,8 ha gewerbliche Bauflächen dargestellt. • Im Geltungsbereich sind 12,9 ha Wohnbauflächen in direkter Erweiterung der südwestlichen Siedlungsgebiete Elstorfs vorgesehen. Weitere 4,1 ha werden süd- lich von Schwiederstorf dargestellt. • Entlang der Lindenstraße sind 3,8 ha gemischte Bauflächen sowie 4,6 ha Flächen für den Gemeinbedarf dargestellt. • Flächen für die Landwirtschaft sind zwischen der Trasse der Ortsumgehung und den Wohnbauflächen dargestellt. • Zwei Grünflächen dienen als Erweiterung des Sportplatzes an der Lindenstraße. • Östlich der Lindenstraße – im Süden des Geltungsbereichs ist ein neues Gewer- begebiet mit einer Größe von 10,1 ha vorgesehen. • Westlich der Flächen für den Gemeinbedarf sind zwei Regenrückhaltebecken mit 1,6 und 0,5 ha Fläche dargestellt, darüber hinaus nördlich des geplanten Gewer- begebietes ein drittes mit 0,6 ha. • Südlich von Schwiederstorf ist eine Maßnahmenfläche zur Berücksichtigung ei- nes nach § 30 BNatSchG geschützten Biotopes (Biotop-Nummer GB-WL 2524- 00865) dargestellt. Teilfläche 6 Die Teilfläche 6 liegt nördlich der Teilfläche 1. Sie stellt Flächen für die Landwirtschaft mit der Funktion einer Hochwasserrückhaltefläche dar.

7.1.3 Ziele des Umweltschutzes gemäß Darstellung in Fachgesetzen und Fachplänen und deren Berücksichtigung Fachgesetze Allgemeine Grundsätze gemäß BNatSchG Gemäß § 1 Abs. 5 BNatSchG sind großflächige, weitgehend unzerschnittene Landschafts- räume vor weiterer Zerschneidung zu bewahren. Die erneute Inanspruchnahme bereits bebauter Flächen sowie die Bebauung unbebauter Flächen im beplanten und unbeplanten Innenbereich, soweit sie nicht für Grünflächen vorgesehen sind, hat Vorrang vor der In- anspruchnahme von Freiflächen im Außenbereich. Gemäß § 1 Abs. 6 BNatSchG sind Freiräume im besiedelten und siedlungsnahen Bereich einschließlich ihrer Bestandteile zu erhalten und dort, wo sie nicht in ausreichendem Maße vorhanden sind, neu zu schaffen. Diese Grundsätze wurden bei der Auswahl der geplanten Bauflächen sowie der Prüfung von Alternativen beachtet. Eingriffsregelung gemäß BauGB/BNatSchG Es ist die Eingriffsregelung gemäß § 1 a Abs. 3 BauGB in Verbindung mit § 15 Abs. 1 und

65 Landkreis Harburg – Abt. Naturschutz / Landschaftspflege (Schreiben vom 19.01.2018): Bezeichnung gesetzlich geschützte Biotope, Winsen/Luhe

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2 BNatSchG zu berücksichtigen. Diese wird berücksichtigt, indem Hinweise zur Vermei- dung und Minimierung negativer Auswirkungen bei der Realisierung der einzelnen Ände- rungsflächen gegeben werden. Konkrete Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zur Kom- pensation der verbleibenden negativen Umweltauswirkungen nach Umsetzung aller mög- lichen Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen sind in den nachgeordneten verbindli- chen Bauleitplanverfahren detailliert zu bilanzieren und festzusetzen. Baugesetzbuch (BauGB) Gemäß § 1 Abs. 5 BauGB sollen Bauleitpläne dazu beitragen, eine menschenwürdige Um- welt zu sichern und die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu entwickeln, auch in Verantwortung für den allgemeinen Klimaschutz, sowie die städtebauliche Gestalt und das Orts- und Landschaftsbild baukulturell zu erhalten und zu entwickeln. Nach § 1 Abs. 6 Nr. 1 BauGB sind bei der Aufstellung von Bauleitplänen die allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse zu berücksichtigen. Gemäß § 1a Abs. 2 BauGB soll mit Grund und Boden sparsam und schonend umgegangen werden. Bodenversiegelungen sind auf das notwendige Maß zu begrenzen. Zudem for- dert § 202 BauGB den Schutz des Mutterbodens vor Vernichtung und Vergeudung. Bundes-Immissionschutzgesetz (BImSchG) Gemäß § 50 BImSchG sind bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen die für eine bestimmte Nutzung vorgesehenen Flächen einander so zuzuordnen, dass schädliche Umweltwirkungen auf die ausschließlich oder überwiegend dem Wohnen dienenden Ge- biete sowie auf sonstige schutzbedürftige Gebiete soweit wie möglich vermieden werden. Diese Grundsätze wurden bei der Lage der geplanten Bauflächen sowie der Alternativen- prüfung beachtet. Schutzgebiete/Besonders geschützte Biotope gemäß BNatSchG Die Teilflächen 3 und 4 sowie 5 grenzen im Osten des Geltungsbereichs an das Land- schaftsschutzgebiet WL 12 „Rosengarten – Kiekeberg – Stuvenwald“.66 Innerhalb der Teilfläche 5 liegt ein besonders geschützter Biotop gemäß § 30 BNatSchG. Es handelt sich hierbei um eine Geländesenke mit nährstoffreicher Nasswiese und mage- rer Nassweide auf einem Niedermoorstandort67 (Biotop-Nummer GB-WL 2524-00868) südlich der Straßen Bindsahl und Rüterweg. FFH-Verträglichkeit / Natura 2000 Innerhalb der Geltungsbereiche und im Einflussbereich der Teilflächen liegen keine Ge- biete von gemeinschaftlicher Bedeutung (FFH-Gebiete) oder europäischen Vogelschutz- gebiete. Die Erhaltungsziele und der Schutzzweck werden durch die Planung somit nicht betroffen.69

66 Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (Zugriff 06.02.2019): Umweltkarten Nie- dersachsen, Landschaftsschutzgebiete, https://urls.niedersachsen.de/l20, Hannover 67 Niedersächsisches Landesamt für Ökologie (1994): Erfassung der für den Naturschutz wertvollen Bereiche in Niedersachsen, L 2524-037, Hannover 68 Landkreis Harburg – Abt. Naturschutz / Landschaftspflege (Schreiben vom 19.01.2018): Bezeichnung gesetzlich geschützte Biotope, Winsen/Luhe 69 Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (Zugriff 05.02.2019): Umweltkarten Nie- dersachsen, Natura2000, https://urls.niedersachsen.de/kyh, Hannover

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Fachpläne Landschaftsrahmenplan Der Landschaftsrahmenplan für den Landkreis Harburg70 macht folgende Aussagen für die 6 Teilflächen der 18. Änderung des Flächennutzungsplanes: In der Karte 1 „Arten und Biotope“ ist südlich von Schwiederstorf innerhalb des Teilbereiches 5 eine Feuchtbrache (Gebiets-Nummer 34) ausgewiesen. Dieser wertvolle Biotop wird innerhalb der Teilfläche 5 als Fläche für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft gekennzeichnet. Nördlich von Els- torf (innerhalb des Teilbereichs 6) ist ein eutropher Tümpel mit Schwimmblattvegetation (Gebiets-Nummer 21) ausgewiesen. Er ist bei der technischen Planung der Hochwasser- rückhaltefläche zu berücksichtigen, so dass Beeinträchtigungen vermieden werden. „Ge- biete mit hoher Bedeutung für den Tier- und Pflanzenschutz“ umfassen das gesamte Ge- meindegebiet mit zahlreichen Kleingewässern und Lebens- und Wanderräumen sowie Reproduktionsstätten von Amphibien (Gebiets-Nummern 16 und 29). Diese besondere Qualität fand ihre Berücksichtigung bei der Ausweisung der Bauflächen (z. B. Verlagerung der südlichen Gewerbefläche). Die Vernetzung der Amphibienlaichgewässer soll auch in der nachgeordneten, verbindlichen Bauleitplanung, z. B. bei der Planung von Kompensa- tionsmaßnahmen berücksichtigt werden. Karte 2 „Landschaftsbild“ stellt für den Geltungsbereich eine Landschaftsbildeinheit mit geringer Bedeutung dar. Die Aussage wird im Rahmen der 18. Änderung des Flächennut- zungsplanes berücksichtigt, indem als Maßnahmen zum Ausgleich eine Strukturanreiche- rung der Agrarlandschaft (Gehölze, Grünland, Brachen, Pufferzonen und naturnahe Ent- wicklung rund um die Kleingewässer) empfohlen wird. Entlang der B 3, die die Ortschaf- ten durchquert, ist ein Lärmbereich von überregionalen Verkehrsanlagen dargestellt. Laut Karte 5 „Zielkonzept“ liegt ein Gebiet, in dem das Ziel eine „Verbesserung beein- trächtigter Teilbereiche“ ist, südlich von Schwiederstorf innerhalb der Teilfläche 5 (Ge- biets-Nummer H 255). Hier sind Sumpf- und Röhrichtvegetation und Feuchtgrünland zu sichern bzw. zu extensivieren sowie eine Eutrophierung zu verhindern. Dies wird durch die Darstellung der oben genannten Maßnahmenfläche berücksichtigt. Nördlich und südwestlich der Ortsteile ist ein Bereich gekennzeichnet, in dem eine „vor- rangige Entwicklung und Wiederherstellung in Gebieten mit aktuell überwiegend geringer bis sehr geringer Bedeutung für alle Schutzgüter“ vorgesehen ist (Gebiets-Nummer V 34). Hier ist die Förderung von Ackerrandstreifen, artenreichen Rainen, Wegrändern, Säumen, Brachflächen, gliedernden Gehölzstrukturen und Grünland sowie eine naturnahe Ent- wicklung von Kleingewässern das Ziel. Diese Bereiche betreffen die Teilflächen 1, 2 und 5 sowie 6. Eine Berücksichtigung erfolgt, indem für die Ausgleichsmaßnahmen im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung die oben genannten Maßnahmen empfohlen werden. Ein Bereich im Norden der Teilfläche 6 liegt im Gebiet mit der Zielkategorie der "Verbes- serung beeinträchtigter Teilbereiche dieser Gebiete" (Gebiets-Nummer H-253.) Hier ist die Entwicklung naturnaher Kleingewässer in Verbindung mit artenreichen Grünlandge- bieten frischer / feuchter Standorte vorgesehen. Eine Berücksichtigung erfolgt, indem bei der Umsetzung der Hochwasserrückhaltefläche die Erhaltung und Entwicklung der Bio- tope berücksichtigt wird. Ein Bereich zur „Sicherung und Verbesserung von Gebieten mit überwiegend hoher

70 Landkreis Harburg (2013): Landschaftsrahmenplan Landkreis Harburg, Winsen / Luhe

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Bedeutung für Arten und Biotope und hoher bis sehr hoher Bedeutung für Landschafts- bild, Boden / Wasser, Klima / Luft“ ist ein Agrargebiet östlich von Schwiederstorf mit dem Ziel einer bodenschonenden Bewirtschaftung (Gebiets-Nummer O 289) und umfasst die Teilflächen 3 und 4. Südlich von Schwiederstorf im Bereich der Teilfläche 5 ist für das Agrargebiet (Gebiets-Nummer O 291) eine boden- und gewässerschonende Bewirtschaf- tung sowie die Erhaltung von Bodendenkmalen Zielsetzung. Die Umsetzung der Ziele er- folgt im Rahmen der ordnungsgemäßen Landwirtschaft. In der Karte 6 „Schutz, Pflege, Entwicklung bestimmter Teile von Natur und Landschaft“ werden Aussagen bezüglich des an die Teilgeltungsbereiche 3 und 4 sowie 5 angrenzen- den Landschaftsschutzgebietes WL 12 „Rosengarten – Kiekeberg – Stuvenwald“ hinsicht- lich der Erhaltung und Entwicklung des zusammenhängenden, großräumigen Waldgebie- tes sowie Artenhilfsmaßnahmen für Amphibien gemacht. Nördlich der Ortslagen, die Teil- geltungsbereiche 1 und 2 sowie 6 betreffend, liegt das Gebiet L 03 mit dem Ziel Kleinge- wässer u. a. als wertvollen Lebensraum für Amphibien zu erhalten und zu vernetzen. Süd- westlich von Elstorf liegt der Teilgeltungsbereich 5 innerhalb des Gebietes L 04 mit glei- cher Zielkonzeption. Eine Berücksichtigung der Ziele erfolgt, indem im Rahmen der ver- bindlichen Bauleitplanung und im Zuge weiterer Eingriffsvorhaben, wie z. B. dem Bau der Umgehungsstraße, die funktionelle Vernetzung der Amphibienlaichgewässer für Aus- gleichsmaßnahmen angestrebt wird. Landschaftsplan Der Landschaftsplan der Gemeinde Neu Wulmstorf macht folgende Zielaussagen für die 6 Teilflächen.71 In der Karte „Teilraumbezogene Zielkonzeption“, Blatt Nr. 12, sind Elstorf und Schwieder- storf als Teilraum VII „Ortslagen der Geestdörfer“ mit den Zielen: „Erhalt des charakteris- tischen Ortsbildes, Erhalt / Sicherung der landwirtschaftlichen Betriebe, Erhalt der Wohn- funktion und begrenzte bauliche Entwicklung, Erhalt von Frei- / Grünflächen, Schutz / Pflege des wertvollen Baumbestandes, Erhalt von Trockenmauern und historischer Bau- substanz, Entwicklung von Ruderalstandorten“ dargestellt. Die Ziele betreffen im We- sentlichen die bereits bebauten Bereiche der Ortslagen. Der besondere Charakter der „Geestdörfer“ soll im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung durch dorf- und land- schaftsgerechte Gestaltung der neuen Baugebiete berücksichtigt werden. Der gesamte Bereich um die Ortslagen ist als Teilraum XI „Strukturarme Agrarlandschaft“ gekennzeichnet. Die die Teilflächen betreffenden Entwicklungsziele sind hier eine Ver- netzung von Biotopen sowie der Schutz und die Entwicklung von Kleingewässern, der Feuchtvegetationsbestände bei Elstorf und Schwiederstorf und der Tagfalter- und Heu- schreckenlebensräume. Die Entwicklungsziele werden berücksichtigt, indem im Rahmen der Planung von Kompensationsmaßnahmen für die verbindliche Bauleitplanung und wei- tere Eingriffsvorhaben die Biotopvernetzung und insbesondere die funktionelle Vernet- zung der Amphibienlaichgewässer berücksichtigt werden. Auch Tagfalter- und Heuschre- ckenlebensräume sollen Berücksichtigung finden. Der nördliche Bereich der Teilfläche 5 der 18. Änderung des Flächennutzungsplans liegt im Teilraum VIII Fliegenmoor bei Elstorf. Ziele sind die Beibehaltung der Grünlandnut- zung, die natürliche Sukzession des Binsen- und Seggenrieds, die Entwicklung eines na- turnahen Bodenwasserhaushaltes durch die Sicherung hoher Grundwasserstände, der

71 Bendfeldt-Schröder-Franke (2001): Landschaftsplan der Gemeinde Neu Wulmstorf, Landkreis Harburg, Kiel

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Schutz bzw. die naturnahe Entwicklung der Kleingewässer und des Bruchwaldes sowie besondere Anforderungen an Boden- und Grundwasserschutz. Die Anforderungen wer- den bei der Umsetzung von Planungen in diesem Bereich berücksichtigt. Auch für Kom- pensationsmaßnahmen werden die genannten Ziele angestrebt. Die Karte „Planung“, Blatt Nr. 13.3, stellt potenzielle Flächen für eine langfristige Sied- lungsentwicklung vorrangig im Südwesten Elstorfs, Teilfläche 5, sowie im Osten Schwie- derstorfs, im Bereich der Teilflächen 2, 3 und 4, und nach Norden hin, im Bereich der Teilflächen 1 und 2, dar. Für alle geplanten Erweiterungsbereiche ist es Ziel, eine Orts- randeingrünung entlang der künftigen Bebauungsgrenzen zu schaffen. Maßnahmen zur Ortsrandeingrünung werden im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung vorgesehen. Die Teilfläche 6 liegt weiter nördlich außerhalb des Ortes Elstorf und dient als zu erhal- tende Grünfläche (Grünland), welches laut Landschaftsplan punktuell das Ziel des Erhalts und der Entwicklung von Kleingewässern insbesondere als Amphibienlebensraum bein- haltet. Eine Berücksichtigung erfolgt, indem bei der Detailplanung der Hochwasserrück- haltefläche der Erhalt von Grünland sowie die Erhaltung und Entwicklung von Kleinge- wässern als Amphibienlebensraum berücksichtigt werden. Die vorhandene Feuchtgrünlandbrache im Bereich der Teilfläche 5 am südlichen Ortsrand Schwiederstorfs ist als geplanter geschützter Landschaftsbestandteil vorgesehen. Die Zielsetzung wird berücksichtigt, indem der Bereich im Rahmen der 18. Änderung des Flä- chennutzungsplanes als Fläche für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwick- lung von Boden, Natur und Landschaft dargestellt wird.

7.2 Beschreibung und Bewertung der erheblichen Umweltauswirkungen

7.2.1 Bestandsaufnahme und Prognose über die Entwicklung des Umweltzustandes bei Nichtdurchführung der Planung Teilfläche 1 Die Teilfläche 1 liegt am Nordrand von Elstorf und wird derzeit als intensives Grünland genutzt. Sie schließt direkt an eine gemischte Baufläche bzw. Wohnbauflächen an. West- lich der Straße Am Moor befinden sich gewerbliche Bauflächen, nach Norden schließen Acker und Grünlandflächen an. Es handelt sich um Flächen mit Bedeutung für den Bio- topverbund und die Erholungsfunktion.72 Es befinden sich einige Feldhecken entlang der Flurstücksgrenzen sowie an der westlich verlaufenden Straße Am Moor. Die Teilfläche liegt innerhalb der Trinkwasserschutzzone IIIa.73 Bei Nichtdurchführung der Planung ergeben sich keine Auswirkungen auf die einzelnen Schutzgüter, da eine weitere landwirtschaftliche Nutzung als Grünland zu keinem Kon- fliktpotenzial führt. Der Ausblick in die Landschaft für die bestehende Wohnbebauung bleibt erhalten. Böden bleiben mit ihren natürlichen Funktionen und als Lebensraum er- halten.

72 Planungsgruppe Landschaft (2018): 18. Änderung F-Plan / Rahmen und Strukturplan Elstorf / Schwiederstorf, Analyseplan Natur und Landschaft / Erholungsnutzung, Klein Pampau 73 Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (Zugriff 06.02.2019): Umweltkarten Nie- dersachsen, Trinkwasserschutzgebiete, https://urls.niedersachsen.de/l2c, Hannover

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Teilfläche 2 Die Teilfläche 2 umschließt den nordöstlichen Ortsrand von Schwiederstorf und erstreckt sich nach Süden zwischen einer bestehenden gewerblichen Baufläche im Westen und Wohnbebauung im Osten in die Ortslage hinein. Sie umfasst im Wesentlichen Ackerflä- chen und schließt südlich des Ohewegs einige intensive Grünlandflächen mit ein. Ein kleinerer Bereich im Südwesten südlich des Parkplatzes am Friedhof befindet sich in- nerhalb der Trinkwasserschutzzone IIIa. 74 Die Ostgrenze entlang des Schwiederstorfer Weges grenzt an das Landschaftsschutzge- biet WL 12 „Rosengarten – Kiekeberg – Stuvenwald“. 75 Im Teilbereich befindet sich ein Trockental, das temporär wasserführend ist. Das vorhan- dene Regenrückhaltebecken an der Mühlenstraße läuft bei extremen Regenereignissen über. Aus dem Trockental sind in der Vergangenheit daher bereits erhebliche Wasser- mengen in und durch den Ortskern von Elstorf abgelaufen. Bei Nichtdurchführung der Planung ergeben sich keine Auswirkungen auf die einzelnen Schutzgüter, da eine weitere Nutzung der Flächen als Grün- und Ackerland zu keinem neuen Konfliktpotenzial führt. Der Ausblick in die Landschaft für bestehende Wohnbe- bauung bleibt erhalten. Böden bleiben mit ihren natürlichen Funktionen und als Lebens- raum erhalten. Die Problematik des Hochwassers im Trockental bei extremen Regener- eignissen bleibt bestehen. Teilfläche 3 Die Teilfläche 3 liegt südlich des Ohewegs und östlich der Daerstorfer Straße. Sie schließt östlich an die vorhandene Wohnbebauung Schwiederstorfs an. Die Fläche wird derzeit als Acker genutzt. Die Teilfläche grenzt nach Osten hin an das Landschaftsschutzgebiet WL 12 „Rosengar- ten – Kiekeberg – Stuvenwald“. 76 Bei Nichtdurchführung der Planung ergeben sich keine Auswirkungen auf die einzelnen Schutzgüter, da eine weitere Nutzung der Flächen als Acker zu keinem neuen Konfliktpo- tenzial führt. Böden bleiben mit ihren natürlichen Funktionen und als Lebensraum erhal- ten. Der Ausblick in die Landschaft insbesondere die Waldflächen des Landschaftsschutz- gebietes für die bestehende Wohnbebauung bleibt erhalten. Teilfläche 4 Die Teilfläche 4 liegt nördlich und südlich des Alten Postweges und schließt östlich an die vorhandene Wohnbebauung bzw. gemischte Bauflächen Schwiederstorfs an. Die Fläche wird derzeit als Acker und intensives Grünland genutzt. Entlang der Bebauungsgrenzen und an Straßenverläufen befinden sich Feldhecken im Geltungsbereich, im Südosten ist eine kleinere Gehölzfläche von der Planung betroffen. Die Teilfläche 4 grenzt nach Osten hin an das Landschaftsschutzgebiet WL 12

74 Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (Zugriff 06.02.2019): Umweltkarten Nie- dersachsen, Trinkwasserschutzgebiete, https://urls.niedersachsen.de/l2c, Hannover 75 Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (Zugriff 06.02.2019): Umweltkarten Nie- dersachsen, Landschaftsschutzgebiete, https://urls.niedersachsen.de/l20, Hannover 76 Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (Zugriff 06.02.2019): Umweltkarten Nie- dersachsen, Landschaftsschutzgebiete, https://urls.niedersachsen.de/l20, Hannover

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„Rosengarten – Kiekeberg - Stuvenwald“. 77 Bei Nichtdurchführung der Planung ergeben sich keine Auswirkungen auf die einzelnen Schutzgüter, da eine weitere Nutzung der Flächen als Acker zu keinem neuen Konfliktpo- tenzial führt. Der Ausblick in die Landschaft insbesondere die Waldflächen des Land- schaftsschutzgebietes für die bestehende Wohnbebauung bleibt erhalten. Böden bleiben mit ihren natürlichen Funktionen und als Lebensraum erhalten. Teilfläche 5 Die Teilfläche 5 erstreckt sich südlich und westlich von Elstorf sowie südlich von Schwie- derstorf bis zum von der Gemeinde Neu Wulmstorf vorgeschlagenen Trassenverlauf der B 3 und schließt diesen mit ein. Im Norden bildet die B 3 einen Abschluss, im Osten die Straße Drift. Es liegen vorrangig Acker- und intensive Grünlandflächen im Geltungsbe- reich der Teilfläche. Südlich von Schwiederstorf schließt der Geltungsbereich teilweise vorhandene Wohnbebauung mit ein. Westlich der Lindenstraße (B 3) gehören zwei Re- genrückhaltebecken zum Geltungsbereich. Der Geltungsbereich beinhaltet südlich von Schwiederstorf am Bindsahl einen geschütz- ten Biotop gemäß § 30 BNatSchG. Es handelt sich um eine von Gehölzen gesäumte Feuchtgrünlandsenke mit Bedeutung für Heuschrecken. Weiterhin liegen südwestlich von Elstorf mehrere Kleingewässer mit einer Bedeutung für Amphibien. Im Geltungsbe- reich und entlang des Grabenverlaufs vom Regenrückhaltebecken nach Süden erstrecken sich Flächen mit einer Bedeutung für den Biotopverbund sowie die Erholungsnutzung.78 Östlich der Lindenstraße ist eine Gehölzkultur von der Planung betroffen. Entlang der Zufahrtstraßen sind einige Feldhecken auf der Fläche vorhanden. Im Osten grenzt die Teilfläche an das Landschaftsschutzgebiet WL 12 „Rosengarten – Kiekeberg – Stuvenwald“.79 Bis auf kleinere Flächen im Norden und Süden an, liegt die Teilfläche nahezu vollständig in der Trinkwasserzone IIIa. 80 Bei Nichtdurchführung der Planung wird die Feuchtgrünlandsenke südlich von Schwie- derstorf ohne eine Eingrenzung durch Bebauung nicht in ihrer Funktion mit Hinblick auf den Biotopverbund eingeschränkt und Gefährdungen im Zuge von Baumaßnahmen mit eventuellen Auswirkungen auf das Grundwasser sind ausgeschlossen. Wesentliche Auswirkungen auf die übrigen Schutzgüter ergeben sich nicht, da eine wei- tere vorrangige Nutzung der Flächen als Acker- und Grünland zu keinem neuen Konflikt- potenzial führt. Der Ausblick in die Landschaft für die bestehende Wohnbebauung bleibt erhalten. Die Böden bleiben mit ihren natürlichen Funktionen und als Lebensraum erhal- ten. Die eher ungenügende Anbindung der Sportfläche an die Ortslage bleibt bestehen. Teilfläche 6 Die Teilfläche 6 liegt nördlich von Elstorf auf der Ostseite der Straße Am Moor. Es liegen

77 Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (Zugriff 06.02.2019): Umweltkarten Nie- dersachsen, Landschaftsschutzgebiete, https://urls.niedersachsen.de/l20, Hannover 78 Planungsgruppe Landschaft (2018): 18. Änderung F-Plan / Rahmen und Strukturplan Elstorf / Schwiederstorf, Analyseplan Natur und Landschaft / Erholungsnutzung, Klein Pampau 79 Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (Zugriff 06.02.2019): Umweltkarten Nie- dersachsen, Landschaftsschutzgebiete, https://urls.niedersachsen.de/l20, Hannover 80 Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (Zugriff 06.02.2019): Umweltkarten Nie- dersachsen, Trinkwasserschutzgebiete, https://urls.niedersachsen.de/l2c, Hannover

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vorrangig Acker- und intensive Grünlandflächen vor. Weiterhin befindet sich hier ein eu- tropher Tümpel mit Schwimmblattvegetation. Ein Teil im Süden der Fläche liegt innerhalb der Trinkwasserzone IIIa. 81 Bei Nichtdurchführung der Planung ergeben sich keine Auswirkungen auf die einzelnen Schutzgüter, da eine weitere Nutzung der Flächen als Ackerland bzw. Grünland zu keinem neuen Konfliktpotenzial führt. Böden bleiben mit ihren natürlichen Funktionen und als Lebensraum erhalten. Der vorhandenen Tümpel ist bei der Planung der Hochwasserrück- haltefläche zu berücksichtigen. Bestandsbeschreibung Amphibien Im Geltungsbereich und im Umfeld der Änderungs-Teilflächen sind mehrere bedeutende Amphibiengewässer vorhanden. Daher wurde die besondere Berücksichtigung der Arten- gruppe der Amphibien bereits auf der Ebene der Flächennutzungsplan-Änderung be- schlossen. Im Untersuchungsraum der Speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung82 kommen Kamm- molch, Knoblauchkröte, Kreuzkröte, Laubfrosch, Springfrosch, Moorfrosch, Erdkröte, Grasfrosch, Teichfrosch, und Teichmolch vor. Davon sind die ersten sechs Arten pla- nungsrelevante Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie. Im Untersuchungsgebiet sind 12 von Amphibien besiedelte Gewässer gelegen. Davon liegen 4 Kleingewässer von hoher bis sehr hoher Bedeutung für den Amphibienschutz innerhalb der Teilfläche 5 der 18. Änderung des Flächennutzungsplans, weitere 3 Kleingewässer mit hoher bis sehr hoher Bedeutung liegen südlich in der näheren Umgebung der Teilfläche 5. Eines dieser Klein- gewässer liegt westlich der Lindenstraße und hat eine starke Amphibienzuwanderung von Osten her, weshalb in der Vergangenheit Krötenzäune an der B 3 aufgestellt wurden. Eine mittlere Bedeutung für Amphibien wird dem geschützten § 30 Biotop innerhalb der Teil- fläche 5, dem Regenrückhaltebecken an der Mühlenstraße angrenzend an die Teilfläche 2 sowie dem Regenrückhaltebecken angrenzend an Teilfläche 6 auf der Westseite der Straße Am Moor beigemessen. Das bestehende Regenrückhaltebecken Kellersee östlich der Schützenstraße innerhalb der Teilfläche 5 hat aufgrund seines Fischbesatzes eine ge- ringe Bedeutung für den Amphibienschutz.

7.2.2 Prognose über die Entwicklung des Umweltzustandes bei Durchführung der Planung Teilfläche 1 Im Zuge der 18. Änderung des Flächennutzungsplanes ist die Entwicklung einer Wohn- baufläche und einer gemischten Baufläche vorgesehen. Es wird durch Versiegelung zu einem Verlust von Böden mit ihren natürlichen Funktionen und als Lebensraum kommen. Es wird Grünland in Anspruch genommen, welches bedeut- sam für den Biotopverbund nördlich von Elstorf und Schwiederstorf ist. Dieses geht als Lebensraum für Pflanzen und Tiere und in seiner Erholungsfunktion für den Menschen verloren.

81 Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (Zugriff 06.02.2019): Umweltkarten Nie- dersachsen, Trinkwasserschutzgebiete, https://urls.niedersachsen.de/l2c, Hannover 82 Dipl.-Biol. Jann Wübbenhorst (2018): Gemeinde Neu Wulmstorf (Landkreis Harburg) – 18. Änd. F-Plan Gem. Neu Wulmstorf – Elstorf Schwiederstorf, Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (Amphibien) gemäß § 44 BNatSchG, Bleckede

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Das anfallende Oberflächenwasser kann von dem vorhandenen Regenrückhaltebecken westlich der Straße am Moor aufgenommen werden. Wesentliche Konflikte hinsichtlich einer Lärmbelastung der geplanten Wohnnutzung sind durch die westlich gelegene gewerbliche Baufläche (Autohaus M. Meyer) nicht zu erwar- ten. Teilfläche 2 Für die Teilfläche werden westlich der Mühlenstraße und in östlicher Richtung daran an- schließend bis zur Daerstorfer Straße sowie im südwestlichen Bereich Wohnbauflächen dargestellt. Im Südosten der Teilfläche sind gemischte Bauflächen im Anschluss an eine Grünfläche vorgesehen und es ist eine gewerbliche Baufläche dargestellt. Das anfallende Oberflächenwasser der geplanten Wohnbebauung wird laut wasserwirt- schaftlichem Konzept zur 18. Änderung des Flächennutzungsplans83 in das vorhandene Regenrückhaltebecken an der Mühlenstraße geleitet. Um die hydraulische Leistungsfä- higkeit zu erhöhen, wird das Becken in östlicher Richtung entsprechend erweitert. Am westlichen Rand der Teilfläche 2, ist ein weiteres Regenrückhaltebecken vorgesehen. Die als Grünfläche dargestellte Fläche dient der Ableitung des aus einem nordöstlich beste- henden Trockental anfallenden Wassers. Da das Wasser bei extremen Regenereignissen nicht durch das Regenrückhaltebecken an der Mühlenstraße und das nachgelagerte Re- genkanalsystem abgeleitet werden kann und in Richtung Ortskern überläuft, sieht die vor- gezogene Lösungsvariante des wasserwirtschaftlichen Konzepts vor, das Wasser über Flutmulden und unter Einbindung der beiden Regenklärbecken im Teilfläche 2 abzuleiten und über eine Flutmulde mit maximaler Tiefe von 70 cm nördlich der bestehenden Be- bauung Elstorfs im Bereich Kiebitzmoor abfließen zu lassen. Von dort kann das Hochwas- ser flächig zum Hochwasserrückhaltebereich des Teilbereichs 6 abfließen. Die gewerbliche Baufläche ist als Erweiterungsfläche einer bereits bestehenden Nutzung vorgesehen und stellt somit keine neuartigen Beeinträchtigungen dar, allerdings sind die Emissionsbelastungen für die geplante Wohnbebauung zu untersuchen. Es wird durch Versiegelung zu einem Verlust von Böden mit ihren natürlichen Funktionen und als Lebensraum kommen. Es gehen Flächen für die Landwirtschaft und Grünlandflä- chen als Lebensraum und mit positiven kleinklimatischen Funktionen verloren, welche hier derzeit eine innerörtliche Freifläche bilden. Für die Problematik des Hochwassers ergibt sich bei Durchführung des wasserwirtschaft- lichen Konzepts trotz zusätzlich anfallender Oberflächenwässer eine Verbesserung der bestehenden Situation. Von Auswirkungen auf das Kiebitzmoor ist auf der Grundlage ei- ner aktuellen Baugrunduntersuchung und Aussagen zu den hydrogeologischen Verhält- nissen84 nicht auszugehen. Der geologische Untergrund im Bereich des Kiebitzmoors be- steht im Wesentlichen aus Sanden der Drenthe-Kaltzeit. Der in den Bohrlöchern gemes- sene Wasserstand befindet sich auf Tiefen von 1,40 m bis 3,00 m unterhalb der GOK. Es wird in dem Gutachten angenommen, dass es sich bei dem gemessenen Wasser um Stau- wasser auf gering durchlässigem Untergrund handelt, das zudem aus der höher gelegenen

83 Anlage 6: dänekamp und partner (2019): Gemeinde Neu Wulmstorf – Wasserwirtschaftliches Konzept, 18. Än- derung des Flächennutzungsplanes OT Elstorf/Schwiederstorf, Pinneberg 84 Ingenieurgesellschaft Dr.-Ing. Michael Beuße GmbH (2018): BVH Kiebitzmoor, Neu Wulmstorf, Baugrundbeur- teilung und Aussagen zu den hydrogeologischen Verhältnissen, Tostedt

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Umgebung zuströmt. 85 Durch die Entwicklung der Teilfläche 2 wird ein neuer Ortsrand geschaffen, der eine land- schaftsgerechte Eingrünung erfordert. Teilfläche 3 Die Teilfläche 3 stellt östlich der Daerstorfer Straße Wohnbauflächen dar, an die im Über- gang zur freien Landschaft Flächen für die Landwirtschaft anschließen. Es wird durch Versiegelung zu einem Verlust von Böden mit ihren natürlichen Funktionen und als Lebensraum kommen. Es gehen in einem kleinen Teilbereich Flächen für die Land- wirtschaft verloren. Für die bestehende Wohnnutzung westlich der Straße kommt es zu einer Beeinträchti- gung des Landschaftsbildes, da der Blick in die Landschaft insbesondere die Waldflächen des Landschaftsschutzgebietes verstellt wird. Auch hier wird ein neuer Ortsrand geschaf- fen, der eingegrünt werden muss. Teilfläche 4 Teilfläche 4 stellt im Süden im Anschluss an die vorhandene Wohnbebauung Wohnbau- flächen beiderseits der Straße Koppelweg dar, an die wiederum Flächen für die Landwirt- schaft anschließen. Es wird durch Versiegelung zu einem Verlust von Böden mit ihren natürlichen Funktionen und als Lebensraum kommen. Es gehen in einem kleinen Teilbereich Flächen für die Land- wirtschaft verloren. Für die westlich bestehende Wohnnutzung kommt es zu einer Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, da der Blick in die Landschaft insbesondere die Waldflächen des Land- schaftsschutzgebietes verstellt wird. Die Bebauung am Ortsrand macht eine landschafts- gerechte Gestaltung erforderlich. Teilfläche 5 Die Teilfläche 5 stellt am Südwestrand des Geltungsbereiches einen Vorschlag für die Trasse der Ortsumgehung der B 3 dar. In direkter Erweiterung der südwestlichen Sied- lungsgebiete Elstorfs sind Wohnbauflächen vorgesehen, an die bis zum Trassenverlauf B 3 neue Flächen für die Landwirtschaft vorgesehen sind. Südlich von Schwiederstorf set- zen sich weitere Wohnbauflächen im Anschluss an bestehende Wohngebiete fort. Hier ist zudem eine Fläche für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft vorgesehen, um das nach § 30 BNatSchG geschützte Biotop (Feuchtgrünlandsenke) südlich des Rüterweges einschließlich ausreichender Pufferzonen zu berücksichtigen. Eine detaillierte Untersuchung zu dem Biotop einschließlich der hyd- rogeologischen Verhältnisse erfolgt im Rahmen der späteren verbindlichen Bauleitpla- nung, in der dann die für den Erhalt des Biotopes erforderlichen Schutzmaßnahmen unter Berücksichtigung der dann aktuellen Verhältnisse beurteilt und festgesetzt werden kön- nen. Entlang der Lindenstraße sind westlich und östlich gemischte Bauflächen sowie Flächen für den Gemeinbedarf bis zur vorhandenen Sportanlage dargestellt. Für diese sind west- lich und südlich zwei kleinere Erweiterungsflächen im Geltungsbereich vorgesehen. Die Abstände der Sportanlage zur potentiellen Wohnbebauung verringern sich verglichen mit

85 Ingenieurgesellschaft Dr.-Ing. Michael Beuße GmbH (2018): BVH Kiebitzmoor, Neu Wulmstorf, Baugrundbeur- teilung und Aussagen zu den hydrogeologischen Verhältnissen, Tostedt

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dem Abstand zur bestehenden Wohnbebauung auf rund 200 m in Richtung Nordosten und rund 350 m in Richtung Nordwesten. Nach einer Schalltechnischen Stellungnahme86 ist durch die großen Abstände zur potentiellen Wohnbebauung nicht mit einer Über- schreitung der Immissionsrichtwerte zu rechnen. Die Anbindung der Sportanlage an die Ortsteile Elstorf/Schwiederstorf wird durch die heranrückende Wohnbebauung sowie durch die geplante angrenzende Fläche für den Gemeinbedarf verbessert. Nördlich grenzt ein zur Erweiterung vorgesehenes Regenrückhaltebecken an, das das an- fallende Oberflächenwasser der neu zu entwässernden Flächen aufnehmen und gedros- selt in das natürliche Gewässersystem leiten wird. 87 Auf der Westseite der Schützen- straße liegt ein zweites anzulegendes Regenrückhaltebecken. Im Nahbereich der Einmündungen der gemeindlichen Vorschlagstrasse der B 3- Ortsum- gehung an den ursprünglichen Straßenverlauf werden im Norden und Süden der Teilflä- che gewerbliche Bauflächen dargestellt. Es wird hinsichtlich des Schutzgutes Tiere und Pflanzen zu Beeinträchtigungen im Bereich der Feuchtgrünlandsenke (geschütztes § 30 Biotop) südlich von Schwiederstorf kommen. Auch bei einer Ausweisung als Maßnahmenfläche zum Schutz, zur Pflege und zur Ent- wicklung von Boden, Natur und Landschaft wird die Fläche durch die geplante Bebauung abgetrennt und wird in ihrer Funktion für den Biotopverbund abgeschwächt. Es wird durch Versiegelung zu einem Verlust von Böden mit ihren natürlichen Funktionen und als Lebensraum kommen. Es gehen in Teilbereichen Flächen für die Landwirtschaft verloren. Für die bestehende Wohnnutzung an den südlichen Ortsrändern kommt es zu einer Be- einträchtigung des Landschaftsbildes, da der Blick in die freie Landschaft verstellt wird. Auf großer Länge wird hier eine neue Ortsrandsituation geschaffen, die eine umfangrei- che landschaftsgerechte Eingrünung erfordert. Die abgelegen von der restlichen Ortslage vorgesehenen Gewerbeflächen stellen eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes dar. Für die erforderliche landschaftliche Eingrü- nung mit Gehölzpflanzungen sind an den Rändern der geplanten Gewerbegebiete Grün- flächen dargestellt. Teilfläche 6 Die Teilfläche 6 ist als Fläche für die Landwirtschaft dargestellt. Sie soll als Hochwasser- rückhaltefläche dienen. Die Fläche liegt nördlich zwischen Fliegenmoor und Kiebitzmoor und wird im Bestand landwirtschaftlich genutzt. Böden bleiben bei Umsetzung der Pla- nung mit ihren natürlichen Funktionen und als Lebensraum erhalten. Gemäß des Wasser- wirtschaftlichen Konzeptes88 ist zur Herstellung der Hochwasserrückhaltefläche voraus- sichtlich ein bis ca. 2 m hoher Wall an der Straße Am Moor erforderlich. Dieser kann Aus- wirkungen auf das Landschaftsbild haben. Die genaue Ausführung der Hochwasserrück- haltefläche und die daraus resultierenden Umweltauswirkungen werden im Rahmen der Genehmigungsplanung geprüft. Gleiches gilt auch für die Einbindung des innerhalb der Fläche gelegenen eutrophen Tümpels, der im Rahmen der Ausgestaltung der Fläche zu

86 LAIRM CONSULT GmbH (Schreiben vom 06.06.2018): Stellungnahme, 18. Änderung Flächennutzungsplan der Gemeinde Neu Wulmstorf Im Bereich Elstorf / Schwiederstorf, Bargteheide 87 vgl. Anlage 6: dänekamp und partner (2019): Gemeinde Neu Wulmstorf – Wasserwirtschaftliches Konzept, 18. Änderung des Flächennutzungsplanes OT Elstorf/Schwiederstorf, Pinneberg 88 vgl. Anlage 6: dänekamp und partner (2019): Gemeinde Neu Wulmstorf – Wasserwirtschaftliches Konzept, 18. Änderung des Flächennutzungsplanes OT Elstorf/Schwiederstorf, Pinneberg

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schützen und zu erhalten ist. Weitere Umweltauswirkungen, die durch die Umsetzung des Hochwasserkonzeptes auch außerhalb der Teilfläche 6 (z. B. Eingriffe in den Boden und Lebensräume von Arten und Lebensgemeinschaften) entstehen können, sind abhängig von der genauen Detailplanung und werden im Rahmen der Genehmigungsplanung ab- geprüft. Insgesamt wird durch die Umsetzung eine Verbesserung der Hochwassersitua- tion erwartet. Potenzielle Auswirkungen der Planung auf Amphibien (gemäß Amphibiengutachten)89 Das Regenrückhaltebecken Mühlenstraße im Teilbereich 2 (Nr. 11 gemäß Amphibiengut- achten) hat eine mittlere Bedeutung für Amphibien. Es wird durch die geplante Bebauung im Norden und Osten in seinen Entwicklungsmöglichkeiten beeinträchtigt. Die Darstel- lung der Grünfläche im Trockental führt zur Freihaltung der Haupt-Wanderungsrichtung. Die Anlage eines neuen Regenrückhaltebeckens an der Straße Kiebitzmoor schafft ein potentielles Laichgewässer. Für die Teilfläche 5 werden die beiden Kleingewässer mit hoher bzw. sehr hoher Bedeu- tung südlich der Straße Fliegenmoor (Nr. 1 gemäß Amphibiengutachten) und nördlich der Moisburger Straße (Nr. 2 gemäß Amphibiengutachten) aufgrund der näher heranrücken- den Bebauung durch Freizeit- und Erholungsnutzung sowie Individuenverluste durch Hauskatzen stärker beeinträchtigt. Das südlich des Teilbereichs 5, westlich der Lindenstraße liegende Kleingewässer (Nr. 5 gemäß Amphibiengutachten) mit sehr hoher Bedeutung für Amphibien hat eine starke Amphibienzuwanderung von Osten her, weshalb in der Vergangenheit Krötenzäune an der Lindenstraße aufgestellt wurden. Durch das geplante Gewerbegebiet wird es zu einer zusätzlichen Verkleinerung des Wanderraums kommen und Amphibienverluste auf der Gewerbegebietsfläche sind zu erwarten. Die Lage des Gewerbegebietes wurde aus die- sem Grund bereits nach Norden verschoben. Für die beiden weiteren Kleingewässer (Nr. 6 a und 6 b gemäß Amphibiengutachten) süd- lich des geplanten Gewerbegebietes im Teilbereich 5, die ebenfalls mit hoher bzw. mit sehr hoher Bedeutung für Amphibien bewertet sind, sind keine gravierenden Auswirkun- gen zu erwarten, da die Hauptwanderungsrichtungen nicht betroffen sind. Die Amphibienlaichgewässer westlich der Schützenstraße (Nr. 3 und 4 des Amphibien- gutachtens) sind von den Planungen unterschiedlich betroffen. Für das Gewässer Nr. 4 des Amphibiengutachtens besteht keine Betroffenheit. Das Gewässer 3 des Amphibien- gutachtens liegt innerhalb der Abflussrichtung von den Regenrückhaltebecken von Nor- den und vom geplanten Gewerbegebiet. Die Auswirkungen auf die Situation der Amphi- bien sind im Rahmen der wasserrechtlichen Genehmigungsplanung / verbindlichen Bau- leitplanung zu klären. Es ist davon auszugehen, dass zunächst eine Rückhaltung und Rei- nigung des anfallenden Oberflächenwassers erfolgt. Der geplante Ausbau des Kellersees kann sich durch den Einbau von Flachwasserzonen positiv auf Amphibien auswirken, da diese für den bisher beeinträchtigenden Fischbesatz nicht zugänglich sind. Das geschützte § 30 Biotop südlich Schwiederstorf verliert durch die geplante Bebauung im Osten und Westen nutzbaren Landlebensraum für Amphibien. Betroffen sind jedoch

89 vgl. Anlage 7: Dipl.-Biol. Jann Wübbenhorst (2018): Gemeinde Neu Wulmstorf (Landkreis Harburg) – 18. Änd. F-Plan Gem. Neu Wulmstorf – Elstorf Schwiederstorf, Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (Amphibien) ge- mäß § 44 BNatSchG, Bleckede

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vor allem Ackerflächen und die Haupt-Wanderungsrichtung ist nicht beeinträchtigt. Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Belangen des Umweltschutzes Die Umweltfolgen der möglichen Wechselwirkungen sind als gering zu beurteilen. Eine Verstärkung der erheblichen Umweltauswirkungen ist im Planungsraum nicht zu erwar- ten. Nicht relevante Kriterien Nicht relevant für diese Planung sind die Auswirkungen gemäß Anlage 1 BauGB Nr. 2 b) infolge: zu Buchstabe aa): von Abrissarbeiten zu Buchstabe cc): von Erschütterungen, Licht, Wärme, Strahlung sowie der Verursa- chung von Belästigungen zu Buchstabe dd): von Abfällen und ihrer Beseitigung und Verwertung zu Buchstabe ee) von Risiken für das kulturelle Erbe oder die Umwelt (z. B. durch Un- fälle oder Katastrophen) zu Buchstabe ff): der Kumulierung mit den Auswirkungen von Vorhaben benachbarter Plangebiete unter Berücksichtigung etwaiger bestehender Umwelt- probleme in Bezug auf möglicherweise betroffene Gebiete mit spezi- eller Umweltrelevanz oder auf die Nutzung von natürlichen Ressour- cen zu Buchstabe gg): von Auswirkungen auf das Klima (z. B. Treibhausgasemissionen) und der Anfälligkeit gegenüber den Folgen des Klimawandels zu Buchstabe hh): der eingesetzten Techniken und Stoffe.

7.2.3 Maßnahmen zur Vermeidung, Verhinderung, Verringerung und zum Ausgleich Folgende Maßnahmen zur Vermeidung, Verhinderung, Verringerung und zum Ausgleich sollten in den nachgeordneten Bauleitplan-Verfahren berücksichtigt werden. Maßnahmen Landschaft Bei der Ausweisung neuer Bauflächen sollten der Charakter und die Identität der Ortsteile erhalten werden. Dazu sollen in der verbindlichen Bauleitplanung Festsetzungen getrof- fen werden, die nur eine geringe Verdichtung der Bebauung und der ländlichen Lage an- gemessene Grundstücksgrößen zulassen. Durch die Planung werden neue Ortsränder entwickelt. Diese sind landschaftsgerecht durch breite Gehölzstreifen, Baumreihen oder Streuobstbestände einzugrünen. Bestandteil der Planung ist auch die Entwicklung von gewerblichen Bauflächen, die abge- setzt von der im Zusammenhang bebauten Ortslage liegen. Auch hier ist eine landschafts- gerechte Eingrünung in Form von Gehölzpflanzungen erforderlich, die planerisch bereits durch die Darstellung von Grünflächen vorbereitet wird. Maßnahmen Pflanzen, Tiere, biologische Vielfalt Für eine ausreichende innere Durchgrünung der neuen Baugebiete, z. B. durch Baum- pflanzungen, soll gesorgt werden. Vorhandene Gehölzbestände sind nach Möglichkeit zu erhalten, da sie auch artenschutz- rechtlich von Bedeutung sind. Im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung sollten daher

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auch im Siedlungsbereich Großbäume sowie zusammenhängende Gehölzstrukturen zur Erhaltung festgesetzt werden. Auch Erschließungsmaßnahmen sind unter Rücksicht- nahme auf den vorhandenen Gehölzbestand durchzuführen. Weiterhin soll die Anpflanzung von Gehölzen zur landschaftlichen Einbindung und Neu- gestaltung der Ortsränder festgesetzt werden. Auch dadurch werden neue Lebensräume geschaffen. Maßnahmen Amphibien Um die Tötung der Amphibien in der Gewässerumgebung während der Wanderzeiten zu vermeiden, ist eine Begrenzung des Baufeldfreimachung auf den Zeitraum von Septem- ber bis Februar einzuhalten. Für alle Gewässer, deren unmittelbare Umgebung bebaut wird, ist zu prüfen, ob wichtige Landlebensräume betroffen sind. Wertvolle Amphibiengewässer sollten keine von den geplanten Wohngebieten ausgehen- den Zuwegungen erhalten, um die Beeinträchtigung durch Erholungssuchende zu vermei- den. Außerdem sollten die Amphibiengewässer von den Siedlungsbereichen durch land- wirtschaftlich genutzte oder schwer zugängliche Flächen getrennt bleiben. Neuanlagen und Erweiterungen von Regenrückhaltebecken, sollten die Anforderungen des Amphibienschutzes berücksichtigen, soweit dieses aus technischer Sicht möglich ist. Sinnvolle Maßnahmen sind: • Einrichtung von Flachwasserzonen • geringe Uferneigungen • nach Süden und Osten keine Bepflanzung mit Gehölzen um Beschattung zu ver- meiden • gewässernahe Anlage einer Brombeerhecke zur Förderung des Laubfroschs • Vermeidung von Wandbarrieren (keine Einzäunung oder Ausführung mit Abstand von 10-15 cm zum Boden, keine durchgehenden Zaunsockel) • Mahd und Entschlammung mosaikartig und nicht vollflächig durchführen • kein Fischbesatz. Das Kleingewässer, das in südwestlicher Richtung an den Kellersee angeschlossen ist, sollte vor Trockenlegung geschützt werden, wenn der Kellersee erweitert wird. Für das südlich des Teilbereichs 5, westlich der Lindenstraße liegende Kleingewässer mit sehr hoher Bedeutung für Amphibien ist wahrscheinlich eine Amphibienleitanlage entlang der Ost- und Südseite des geplanten Gewerbegebietes notwendig. Im Zuge der geplanten Ortsumgehung (B3) wäre der Einbau eines festen Amphibientunnels sinnvoll. Es ist sicherzustellen, dass aus dem im Südosten der Teilfläche 5 geplanten Gewerbege- biets kein belastetes Oberflächenwasser in die weiteren Gewässer gelangt. Maßnahmen Wasser Die Beeinträchtigung von Gewässern und von Grundwasser durch Einleiten von ver- schmutzen Oberflächenwasser ist zu vermeiden. Für das Entwässerungskonzept90 für die 18. Änderung des Flächennutzungsplans wurde für die Versickerungsfähigkeit des Bodens die worst-case-Annahme zu Grunde gelegt, dass keine Versickerung möglich ist. Grundsätzlich wird aber empfohlen, wo es auf Grund

90 vgl. Anlage 6: dänekamp und partner (2019): Gemeinde Neu Wulmstorf – 18. Änderung des Flächennutzungs- planes OT Elstorf/Schwiederstorf, Pinneberg

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der Durchlässigkeit des Bodens möglich ist, das anfallende Niederschlagswasser zu versi- ckern. Aufgrund der Auslastung des vorhandenen Systems sollen die Erweiterungsflächen wei- testgehend nicht an den Bestand angeschlossen werden. Generell soll das anfallende Oberflächenwasser gedrosselt in das natürliche Gewässersystem geleitet werden. Dafür sind neue Regenrückhaltebecken entsprechend anzulegen. Bezüglich des Hochwasserschutzes wurde für das Trockental eine Lösungsvariante vor- geschlagen, die die Hochwassersicherheit für das 100-Jährige Niederschlagsereignis her- stellt. Die vorgezogene Variante sieht vor, in der Teilfläche 2 der 18. Änderung des Flä- chennutzungsplans das anfallende Wasser in das Regenrückhaltebecken an der Mühlen- straße zu leiten und von hier in das geplante Regenrückhaltebecken am landwirtschaftli- chen Weg Kiebitzmoor im westlichen Bereich der Teilfläche 2 weiterzuleiten. Von dort wird es in eine Flutmulde mit maximaler Tiefe von 70 cm, nördlich der bestehenden Be- bauung am Kiebitzmoor weitergeführt. Danach kann das Hochwasser flächig zum Hoch- wasserrückhaltebereich des Teilbereichs 6 abfließen. Maßnahmen Boden, Fläche, Kultur und Sachgüter Die Bodenversiegelung ist auf das geringstmögliche Maß zu beschränken. Die archäologische Denkmalpflege des Landkreises Harburg (Archäologisches Museum) hat darauf hingewiesen, dass in den Teilflächen der 18. Flächennutzungsplanänderung derzeit nur wenige Bodendenkmale bekannt sind, rund um Elstorf und Schwiederstorf jedoch eine große Dichte von bekannten Bodendenkmalen besteht. Vor diesem Hinter- grund ist davon auszugehen, dass auch in dem intensiv genutzten Ackerland rund um die beiden Ortsteile mit weiterer, noch unbekannter Denkmalsubstanz zu rechnen ist. Im Rahmen der nachfolgenden konkreten Bauleitplanung wird daher zu prüfen sein, ob im Rahmen der einzelnen Bebauungspläne weitere Maßnahmen notwendig werden. Auf die Gültigkeit von § 14 NDSchG (Anzeige- und Sicherungspflichten beim Auffinden von Bodendenkmalen) wird hingewiesen. Sollte im Rahmen von Erdarbeiten Bodendenkmalsubstanz gefunden werden, bestehen Ausgleichsmaßnahmen ausschließlich in der fachgerechten Dokumentation und Bergung der gefährdeten Teile der Denkmale. Maßnahmen Klima und Luft Der Erhalt von Freiflächen und Gehölzbeständen, die Planung von durchgrünten Wohn- gebieten und Straßenbegleitgrün sowie der Erhalt von Gewässerläufen fördern das Klein- klima. Die geplante Ortsumgehung der B3 würde einen immissionsökologisch relevanten Stra- ßenabschnitt außerhalb der Ortsteile Elstorf / Schwiederstorf verlagern. Maßnahmen Mensch und Gesundheit Verkehr Die durch den zusätzlichen Wohnraum sowie durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze auf den gewerblich nutzbaren Flächen entstehenden zusätzlichen Verkehre wurden in der Verkehrsprognose91 vor dem Hintergrund der bereits belasteten Bundesstraße B3

91 vgl. Anlage 5: SBI Beratende Ingenieure für Bau-Verkehr-Vermessung GmbH (2018): Vorabzug – Verkehrsgut- achten zur 18. Änderung des Flächennutzungsplans der Gemeinde Neu Wulmstorf – Ortsteile Elstorf und Schwiederstorf, Neu Wulmstorf

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bewertet. Trotz der Belastungen können die zusätzlichen Verkehre nach den überschlä- gigen Leistungsfähigkeitsnachweisen über das bestehende Straßennetz abgewickelt wer- den. Es ist aber auch die Planung der Herstellung einer Ortsumgehung zu berücksichtigen, mit der eine deutliche Entlastung der Ortsdurchfahrt zu erwarten ist. Im Sinne einer um- weltschonenden Verkehrsabwicklung wird eine verbesserte Anbindung der Ortsteile Els- torf und Schwiederstorf an den Ortskern Neu Wulmstorf mit ÖPNV empfohlen. Lärm Nach einer Schalltechnischen Stellungnahme92 ist bezüglich der heranrückenden Wohn- bauflächen und aufgrund der Sportanlagenerweiterung im Teilbereich 5, durch die großen Abstände zur potentiellen Wohnbebauung nicht mit einer Überschreitung der Immissi- onsrichtwerte zu rechnen und es sind daher keine Maßnahmen zu ergreifen. Die geplante Ortsumgehung der B3 würde den damit einhergehenden Lärmbereich nach außerhalb der Ortsteile Elstorf / Schwiederstorf verlagern. Maßnahmen zum Ausgleich Konkrete Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zur Kompensation der verbleibenden nega- tiven Umweltauswirkungen nach der Umsetzung aller möglichen Vermeidungs- und Min- derungsmaßnahmen sind in den nachgeordneten Planverfahren detailliert zu bilanzieren und festzusetzen. Geeignet sind u. a. folgende Maßnahmen im Untersuchungsraum: • Neuanlage und Extensivierung von Grünland • Förderung von Ackerrandstreifen, artenreichen Rainen, Wegrändern, Säumen sowie eine naturnahe Entwicklung von Kleingewässern. • Strukturanreicherung der Agrarlandschaft (gliedernde Gehölzstrukturen, Grünland, Brachen, Pufferzonen und naturnahe Entwicklung rund um die Kleingewässer). • Eine behutsame Ausräumung des verlandenden Gewässers im östlichen Bereich des Teilgebiets 5 (geschütztes § 30 Biotop) und eine dortige Gehölzentnahme im Süden des Gewässers zur Verbesserung des Habitatpotenzials. • CEF-Maßnahmen (vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen zur Erhaltung der lokalen Po- pulation) hinsichtlich der Amphibien können Verbesserungen der Landlebensräume und der Laichgewässer sein sowie die Neuanlage von Amphibiengewässern in geeig- neten Bereichen.

7.2.4 Alternative Planungsmöglichkeiten Standortalternativen Im Rahmen des Planverfahrens wurden umfangreiche Standortalternativen geprüft. Bei der Ermittlung geeigneter Flächen zur notwendigen Ausweisung weiterer Wohnbau- flächen ist als Planungsalternative eine Siedlungserweiterung in nördlicher Richtung be- trachtet worden. Nördlich von Elstorf und Schwiederstorf befinden sich jedoch das „Flie- genmoor“ (geschütztes Biotop nach § 30 BNatSchG), eine ausgedehnte Nassbrache um- geben von mesophilem Grünland, und das „Kiebitzmoor“, eine Feuchtbrache mit hoher Bedeutung für Heuschrecken. Nach der 2017 erstellten landschaftsplanerischen Analyse ist es sinnvoll, diese Bereiche durch Flächen zur Erhaltung und Entwicklung von Natur

92 LAIRM CONSULT GmbH (Schreiben vom 06.06.2018): Stellungnahme, 18. Änderung Flächennutzungsplan der Gemeinde Neu Wulmstorf Im Bereich Elstorf / Schwiederstorf, Bargteheide

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und Landschaft hinsichtlich einer guten Biotopvernetzung und zur Erholungsnutzung mit- einander zu verbinden.93 Die Vernetzung von Lebensräumen von Amphibien ist zudem Zielsetzung des Landschaftsrahmenplanes für dieses Gebiet.94 Diese Variante einer nörd- lichen Siedlungserweiterung ist daher nach eingehender Beurteilung nicht weiter in Be- tracht gezogen worden. Aus gleichem Grund ist einer Erweiterung des bestehenden Gewerbegebietes „Am Moor“ nicht weiter verfolgt worden. Hier wurde einer Ausweisung mit guter Anbindung an den favorisierten Verlauf der Ortsumgehung der B 3 nördlich und südlich der Vorrang gege- ben. Die beiden geplanten gewerblichen Bauflächen sind aus Gründen des Immissionsschutzes nicht an die bestehende Siedlungslage angebunden. Auch aus verkehrstechnischen Grün- den ist eine Ansiedlung der gewerblichen Flächen an der gewählten Stelle sinnvoll: Beide Flächen grenzen direkt an die jetzige B 3 an und liegen in Nähe der erwarteten Anknüp- fungspunkte an die geplante Ortsumgehung. Die Lage der gewerblichen Baufläche südlich von Schwiederstorf wurde nach Norden verlagert, um die Wanderbeziehungen der Amphibien nicht zu unterbrechen, die vom westlich gelegenen Laichgewässer in Richtung ihrer Landlebensräume im Bereich der öst- lich gelegenen Wälder verlaufen. Das bestehende Gewerbegebiet in Schwiederstorf befindet sich in potenziell konflikt- trächtiger Gemengelage mit angrenzenden Wohnnutzungen und soll daher nicht erwei- tert werden. Gleiches gilt für den Bereich unmittelbar angrenzend an den südlichen Orts- ausgang. Bei der Entwicklung von Wohnbauflächen nördlich der Ortslage wurde die Lage des Tro- ckentals berücksichtigt, was zu einer Darstellung von Grünflächen in den betroffenen Be- reichen geführt hat. Für die Regenrückhaltung wurden weitere Varianten im Süden des Geltungsbereichs ge- prüft.

7.2.5 Erhebliche nachteilige Auswirkungen, die aufgrund der Anfälligkeit der nach dem Bebauungsplan zulässigen Vorhaben für schwere Unfälle oder Katastro- phen zu erwarten sind Erhebliche nachteilige Auswirkungen aufgrund der Anfälligkeit der nach den nachgeord- neten Bebauungsplänen zulässigen Nutzungen für schwere Unfälle oder Katastrophen sind nicht zu erwarten. Bezüglich der möglichen Auswirkungen aufgrund von Hochwasservorkommen aus dem Trockental bei extremen Regenereignissen wurde ein Lösungskonzept erarbeitet und bei den Flächenplanungen berücksichtigt. Hinweise auf andere Katastrophen bestehen nicht. Betriebe von denen Gefahren durch schwere Unfälle ausgehen, sind in Elstorf-Schwie- derstorf und der näheren Umgebung nicht vorhanden. Im Zuge der nachgelagerten Be- bauungsplanungen für die Festsetzung neuer Gewerbegebiete können bei Bedarf ent- sprechende Betriebe ausgeschlossen werden.

93 Planungsgruppe Landschaft (2018): Analyseplan Natur und Landschaft / Erholungsnutzung, Klein Pampau 94 Landkreis Harburg (2013): Landschaftsrahmenplan Landkreis Harburg, Winsen / Luhe

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Begründung 18. Änderung des Flächennutzungsplans - Gemeinde Neu Wulmstorf

7.3 Zusätzliche Angaben

7.3.1 Technische Verfahren bei der Umweltprüfung Die Analyse und Bewertung der Schutzgüter erfolgte verbal argumentativ. Schwierigkeiten bei der Erhebung der Grundlagen haben sich nicht ergeben. Gleichwohl beruhen viele weitergehende Angaben auf grundsätzlichen oder allgemeinen Annahmen. Dennoch werden die Beurteilungskriterien als hinreichend erachtet. Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (Amphibien) Da im Plangebiet mehrere bedeutende Amphibiengewässer vorhanden sind, wurde be- reits auf Flächennutzungsplan-Ebene im Jahr 2018 durch den Diplom-Biologen Jann Wübbenhorst eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung im Hinblick auf Amphibien durchgeführt.95 Es wurden die artenschutzrechtlichen Verbotsbestände der geschützten Arten ermittelt und dargestellt sowie naturschutzfachliche Voraussetzungen für eine Aus- nahme von den Verboten geprüft. Artenschutzprüfung Die Artenschutzprüfungen für alle anderen Artengruppen und für Teilbereiche nach Be- darf vertiefende Untersuchungen bezüglich Amphibien werden in den nachgeordneten Bauleitplan-Verfahren durchgeführt. Wasserwirtschaftliches Konzept und Untersuchungen zum Hochwasser Das Büro d+p dänekamp und partner erstellte 2018/2019 die wasserwirtschaftlichen Un- terlagen.96 Die Bestandsanalyse ergab, dass das Regenwasser der Ortsteile Elstorf und Schwiederstorf über zwei Teilsysteme mit diversen Regenrückhaltebecken gedrosselt ab- fließt, die hydraulische Leistungsfähigkeit aber teilweise überstrapaziert ist. Aufgrund der Auslastung des vorhandenen Systems sollen die Erweiterungsflächen weitestgehend nicht an den Bestand angeschlossen werden. Generell wird das anfallende Oberflächen- wasser gedrosselt in das natürliche Gewässersystem geleitet. Bezüglich des Hochwasserschutzes wurde für das Trockental eine Lösungsvariante ent- wickelt, mit der die Hochwassersicherheit für das 100-Jährige Niederschlagsereignis her- gestellt werden kann. Verkehrsgutachten Es wurde ein Verkehrsgutachten durch das Büro SBI Beratende Ingenieure für Bau-Ver- kehr-Vermessung GmbH erstellt, in dem die zu erwartenden verkehrlichen Auswirkungen der geänderten Flächennutzungen der 18. Änderung des Flächennutzungsplans bewertet wurden.97 Als Grundlagen dienten die Erfassung von Verkehrsstärken an den Ortseingän- gen, Verkehrszählungen an den Knotenpunkten der klassifizierten Straßen zu den Haupt- verkehrszeiten, sowie die Erhebung der Durchgangsverkehre.

95 vgl. Anlage 7: Dipl.-Biol. Jann Wübbenhorst (2018): Gemeinde Neu Wulmstorf (Landkreis Harburg) – 18. Änd. F-Plan Gem. Neu Wulmstorf – Elstorf Schwiederstorf, Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (Amphibien) ge- mäß § 44 BNatSchG, Bleckede 96 vgl. Anlage 6: dänekamp und partner (2019): Gemeinde Neu Wulmstorf – 18. Änderung des Flächennutzungs- planes OT Elstorf/Schwiederstorf, Pinneberg 97 vgl. Anlage 5: SBI Beratende Ingenieure für Bau-Verkehr-Vermessung GmbH (2018): Vorabzug – Verkehrsgut- achten zur 18. Änderung des Flächennutzungsplans der Gemeinde Neu Wulmstorf – Ortsteile Elstorf und Schwiederstorf, Neu Wulmstorf

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Schalltechnische Stellungnahme Nach einer Schalltechnischen Stellungnahme von LAIRM CONSULT GmbH98 ist bezüglich der heranrückenden Wohnbauflächen und aufgrund der Sportanlagenerweiterung im Teilbereich 5, durch die großen Abstände zur potentiellen Wohnbebauung nicht mit einer Überschreitung der Immissionsrichtwerte zu rechnen. Von detaillierten Untersuchungen wurde auf Ebene des Flächennutzungsplans abgesehen.

7.3.2 Maßnahmen zur Umweltüberwachung (Monitoring) Für die Darstellung von Bauflächen im Flächennutzungsplan ist kein Monitoring erforder- lich, da sich daraus keine unmittelbaren Umweltauswirkungen ergeben. Die erforderli- chen Maßnahmen zur Überwachung der Umweltauswirkungen werden im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung dargestellt.

7.3.3 Allgemeinverständliche Zusammenfassung Die Gemeinde Neu Wulmstorf beabsichtigt für die Ortsteile Elstorf und Schwiederstorf die Ausweisung von Siedlungsflächen für Wohnen und Gewerbe sowie für den Gemein- bedarf – auch zur Entlastung des Hauptortes Neu Wulmstorf. Die Entwicklungsbereiche liegen in 6 Teilflächen überwiegend am Siedlungsrand der Ort- steile Elstorf und Schwiederstorf in direkter Erweiterung der vorhandenen Wohngebiete oder gemischten Bauflächen. Neue Gewerbestandorte werden in guter Erreichbarkeit der vorgeschlagenen Ortsumgehungstrasse der B 3 im Norden und Süden vorgesehen. Alle Teilflächen sind derzeit vorrangig landwirtschaftlich genutzte Flächen in Form von Acker- oder Grünland. Der Geltungsbereich beinhaltet südlich von Schwiederstorf ein geschütztes Biotop ge- mäß § 30 BNatSchG. Weiterhin liegen südwestlich von Elstorf mehrere Kleingewässer mit einer Bedeutung für Amphibien im Geltungsbereich. Im Osten grenzen einige Teilflächen an das Landschaftsschutzgebiet WL 12 „Rosengarten – Kiekeberg – Stuvenwald“. Teile des Geltungsbereichs liegen in der Trinkwasserschutzzone IIIa und IIIb. Es wird durch Versiegelung zu einem Verlust von Böden mit ihren natürlichen Funktionen und als Lebensraum kommen. Es gehen Flächen für die Landwirtschaft und Grünlandflächen als Lebensraum und mit positiven kleinklimatischen Funktionen sowie Erholungsfunktion verloren. Es wird hinsichtlich des Schutzgutes Tiere und Pflanzen zu Beeinträchtigungen im Bereich des § 30 Biotops (Feuchtgrünlandsenke) durch Einengung aufgrund geplanter Bebauung kom- men. Eine Verstärkung der erheblichen Umweltauswirkungen durch mögliche Wechselwirkun- gen der Umweltfolgen ist im Planungsraum nicht zu erwarten. Maßnahmen zur Berücksichtigung in den nachgeordneten Bauleitplan-Verfahren: • Geringe Verdichtung und der ländlichen Lage angemessene Grundstücksgrößen zum Erhalt des Charakters und der Identität der Ortsteile.

98 LAIRM CONSULT GmbH (Schreiben vom 06.06.2018): Stellungnahme, 18. Änderung Flächennutzungsplan der Gemeinde Neu Wulmstorf Im Bereich Elstorf / Schwiederstorf, Bargteheide

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• Innere Durchgrünung der neuen Baugebiete und Erhalt vorhandener Gehölzbestände und Großbäume. • Landschaftsgerechte Eingrünung der neuen Ortsränder und der geplanten Gewerbe- gebiete. • Das Entwässerungssystem ist entsprechend der Ansprüche der Erweiterungsflächen des Flächennutzungsplans zu erweitern. • Die Hochwasserproblematik im Bereich des Trockentals bei extremen Regenereignis- sen ist zu berücksichtigen • Die Baufeldfreimachung ist auf den Zeitraum von September bis Februar zu begren- zen. Die Landlebensräume der Amphibiengewässer sind bei der Bebauung in unmittel- barer Nähe auf Betroffenheit zu prüfen. • Neuanlagen und Erweiterungen von Regenrückhaltebecken sollten – soweit die tech- nischen Voraussetzungen es zulassen - die Anforderungen des Amphibienschutzes be- rücksichtigen. • Die Zugänglichkeit der Amphibiengewässer mit hoher Bedeutung ist nicht zu fördern. • Das Kleingewässer, das in südwestlicher Richtung an den Kellersee angeschlossen ist, muss vor Trockenlegung geschützt werden, wenn der Kellersee erweitert wird. • Besondere Aufmerksamkeit bezüglich bislang unbekannter Bodendenkmalsubstanz im Zuge der Umweltprüfungen der Bebauungspläne und bei Erdarbeiten (Hinweis Gültig- keit § 14 NDSchG). Geeignete Maßnahmen zum Ausgleich: Konkrete Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zur Kompensation der verbleibenden nega- tiven Umweltauswirkungen nach der Umsetzung aller möglichen Vermeidungs- und Min- derungsmaßnahmen sind in den nachgeordneten Planverfahren detailliert zu bilanzieren und festzusetzen. • Neuanlage und Extensivierung von Grünland • Strukturanreicherung der Agrarlandschaft (Gehölze, Grünland, Brachen, Pufferzonen und naturnahe Entwicklung rund um die Kleingewässer) • Eine behutsame Ausräumung und südliche Gehölzentnahme des geschütztes § 30 Bi- otops zur Verbesserung des Habitatpotenzials für Amphibien • CEF-Maßnahmen hinsichtlich der Amphibien können Verbesserungen der Landlebens- räume und der Laichgewässer sowie die Neuanlage von Amphibiengewässern in ge- eigneten Bereichen sein Im Rahmen des Planverfahrens wurden umfangreiche Standortalternativen geprüft.

7.3.4 Referenzliste

Bendfeldt-Schröder-Franke (2001): Landschaftsplan der Gemeinde Neu Wulmstorf, Landkreis Harburg, Kiel

dänekamp und partner (2019): Gemeinde Neu Wulmstorf – Wasserwirtschaftliches Konzept, 18. Änderung des Flächennutzungsplanes OT Elstorf/Schwiederstorf, Pinneberg

Ingenieurgesellschaft Dr.-Ing. Michael Beuße GmbH (2018): BVH Kiebitzmoor, Neu Wulmstorf, Baugrundbeurteilung und Aussagen zu den hydrogeologischen Verhältnissen, Tostedt

LAIRM CONSULT GmbH (Schreiben vom 06.06.2018): Stellungnahme, 18. Änderung

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Flächennutzungsplan der Gemeinde Neu Wulmstorf Im Bereich Elstorf / Schwiederstorf, Bargte- heide

Landkreis Harburg (2013): Landschaftsrahmenplan Landkreis Harburg, Winsen / Luhe

Landkreis Harburg – Abt. Naturschutz / Landschaftspflege (Schreiben vom 19.01.2018): Bezeich- nung gesetzlich geschützte Biotope, Winsen/Luhe

Niedersächsisches Landesamt für Ökologie (1994): Erfassung der für den Naturschutz wertvollen Bereiche in Niedersachsen, L 2524-037, Hannover

Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (Zugriff 06.02.2019): Um- weltkarten Niedersachsen, Landschaftsschutzgebiete, https://urls.niedersachsen.de/l20, Hanno- ver

Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (Zugriff 05.02.2019): Um- weltkarten Niedersachsen, Natura2000, https://urls.niedersachsen.de/kyh, Hannover

Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (Zugriff 06.02.2019): Um- weltkarten Niedersachsen, Trinkwasserschutzgebiete, https://urls.niedersachsen.de/l2c, Hanno- ver

Planungsgruppe Landschaft (2018): 18. Änderung F-Plan / Rahmen und Strukturplan Elstorf / Schwiederstorf, Bestandsplan, Klein Pampau

Planungsgruppe Landschaft (2018): 18. Änderung F-Plan / Rahmen und Strukturplan Elstorf / Schwiederstorf, Analyseplan Natur und Landschaft / Erholungsnutzung, Klein Pampau

SBI Beratende Ingenieure für Bau-Verkehr-Vermessung GmbH (2018): Vorabzug – Verkehrsgut- achten zur 18. Änderung des Flächennutzungsplans der Gemeinde Neu Wulmstorf – Ortsteile Els- torf und Schwiederstorf, Neu Wulmstorf

Dipl.-Biol. Jann Wübbenhorst (2018): Gemeinde Neu Wulmstorf (Landkreis Harburg) – 18. Änd. F-Plan Gem. Neu Wulmstorf – Elstorf Schwiederstorf, Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (Amphibien) gemäß § 44 BNatSchG, Bleckede

Die Begründung wurde in der Sitzung des Rates der Gemeinde Neu Wulmstorf am ...... ge- billigt.

Neu Wulmstorf, den ...... (Rosenzweig) Bürgermeister

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