Franz EISELT, Zur Lokalisierung Der Frühen Vorauer Besitzerwerbungen
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Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark Jahrgang 86 (1995) Zur Lokalisierung der frühen Vorauer Besitzerwerbungen im Vorfeld des Ausstattungsgutes Von Franz Eiselt Teil 1: Das „neue Amt" und die „Chorherrenholden" des Symon-Raster-Amtes von 1445 und 1450 Beschäftigt man sich mit den Hofnamen in den Vorauer Katastralgemeinden Schachen und Vornholz, kann man auch der Frage nach den frühen Vorauer Besitz erwerbungen und ihrer Lokalisierung in diesem Raum nicht ausweichen. Diese beiden Gemeinden waren ja um die Mitte des 15. Jahrhunderts noch eine Ver waltungseinheit unter dem Namen Symon-Raster-Amt. Erst in der Gültschätzung von 1506 ist die Unterteilung in die zwei Ämter Vorm Schachen und Vorm Holz nachweisbar.1 Dieses Symon-Raster-Amt von 1445 und 1450 weist zwei Besonderheiten auf: erstens ist eine Anzahl von Untertanen im „neuen Amt" verzeichnet und zweitens stellen die sogenannten ,,Chorherrenholden" eine weitere Untergruppe dar. Dazu kommt, als zusätzliche Eigenheit, daß sich einst quer durch dieses Amt die Grenz linie zwischen dem Vorauer Ausstattungsgut und dem Besitz weltlicher Gundherr- schaften im südöstlichen Winkel der ,,100 Hüben" hinzog.2 Diese Grenzlinie war nach Posch der Einödbach, welcher bei Schachen Nr. 17, vulgo Haas in der Sag,3 in Verwendete Abkürzungen: S = Schachen, Hs. Nr. VZR = Vorauer Zinsregister 1445 und 1450 V = Vornholz. Hs. Nr. VHB1= Vorauer Heimatblätter P= Puchegg , Hs. Nr. Im Text: Verweise auf Nennungen in den VZR in Klammern U= Urbarnummer Anmerkungen 7u Teil I: 1 Posch, Fritz: Die Zinsregister des Chorherrenstifles Vorau aus 15.Jahrhunder t (= Ö.Urb . III/4/II, 1986), Besitzgeschichte, S. XVff . und Einl. S. 16f . 2 Posch, Fritz: Der Rodungsblock der 100 Hüben zwischen Masenberg und Wechsel in' ZHVSt 49/1958. S. 83-100 (S. 93ff.); ders.: Nochmals der Rodungsblock ..., in: ZHVSt 52/1961, S. 155-161: ders.: Das Ausstattungsgut des Stiftes Vorau, in: ZHVSi 51/1960, S. 27-36. ' Wie Anm. 1,S . 16 unten: nicht „Sagbauer", sondern v. „Haas in der Sag". 23 die Vorau mündet, und verläuft jenseits der Wasserscheide zum Wolfsbach, den die Lafnitz bei Lafnitzegg aufnimmt.4 Für die folgenden Überlegungen ist aber noch der Weißenbach von Belang, der als zweiter Quellbach der Vorau knapp westlich des Pongratzer Kogels entspringt und sich ebenfalls bei Schachen Nr. 17 mit ihr vereinigt. Er bildet nämlich die Grenze zwischen dem ehemaligen Amt des Symon Raster und dem Amt des Hans auf dem Stein von 1445 bzw. den heutigen Gemeinden Puchegg (vormals Steinbach) und Schachen (Übersichtsskizzen 1 und I a). Übersichtsskizze 1 H&nlck^U $*• $$" TiUfHIOOS S 1035 - fällt auf, daß in den Quellen vier Höfe als Neuerwerbungen in Rechberg angesehen werden könnten: 1310 „Güter in Rechberg" (also wenigstens zwei Höfe), 1329 (zumindest nach Fank) „zwei Hüben in Rechberg".6 Als fünfter Hof muß hier der Bischofhof (S 66, v. Bischofbauer), die Schenkung von 1305, angeführt werden, der im heutigen Rechberg liegt, aber nie unter diesem Lagenamen genannt A^m^rKg wird.7 tlLl ! 1 1 Hwesibin^ Von den obigen vier Gütern sind zwei lokalisierbar: 1. die curia in Rechperg, die 1329 mit dem (offenbar nicht in Rechberg gelegenen) Hof bei Maidreut in dem Staudech in die Oblai übergeben wurde, nämlich S 53, Haushof8 (dazu später Genaueres), und 2. der Hof des Andre Perhartter im Marichpach in Chriechpäm- höfflein von 1445, welcher 1495 von Propst Michael an Dietmar Rindscheid Die Höfe, die das Stift Vorau bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts südwestlich vertauscht wurde und später unter dem Amt Rechberg auf Friedberg zu finden ist, 9 des Ausstattungsgutes im Bereich der heutigen Katastralgemeinden Schachen nämlich S 71, v. Kriechbaumer. und Vornholz (d. h. im Quellgebiet des Voraubaches und seiner Zuflüsse) erwarb, Nur diese beiden Höfe und der Bischofhof sind im Bereich des heuti müßten also von diesen drei Wasserläufen eingegrenzt sein. Belegt sind Erwer gen Rechberg 1445 und 1450 voraucrisch. Es kann sich also nicht um bungen in fünf heute noch namentlich bekannten und lokalisierbaren Gegenden, nämlich: Einöd. Lembach, Rechberg, Minchenberg und Weißenbach. Bei näherer Analyse der Zukaufe und Schenkungen aus dem 14. Jahrhundert - im 5 VZR, S. XXVII. 6 13. Jahrhundert ist hier nur ein Hof „in der Einöd" nachweisbar, nämlich Fank, Pius: Das Chorherrenstift Vorau. 2/1959, S. 56. 7 Hutz, Ferdinand: Der Bischofbauer, in: VHB19/1987 , S 8ff. * VZR, S. XXXf. , und Fank, wie Anm. 6, S.58 . 9 VZR, XXXVI, und Eiselt, Franz: Die Vulgarnamen in Vornholz, 2. Teil, in: VHB1 9/ 4 Posch, VZR, S. 16. 1987, S. 14-20 (S. 17). 24 25 fünf Erwerbungen in Rechberg handeln, sondern nur um drei. Die scheinbare Altbesitz genannt ist (18/12, 118/11). Sieht man vom Hof des erst 1497 unter den Unstimmigkeit erklärt sich so, daß 1329 nicht Neuerwerbungen in Rech Chorherrcnholden genannten Cholman am Grewlperg, heute S 12, ab, liegen alle berg vorliegen, sondern das Stift nur gleichzeitig mit der Erwerbung eines diese Höfe an oder knapp vor der Grenzlinie Weißenbach-Einödbach-Wolfsbach Hofes in Lembach ein Schriftstück (scriptum) über zwei Hüben in Rech mündung. berg erhielt, also wohl die urkundliche Bestätigung der Erwerbungen von Zur Vermehrung der Unklarheiten trägt sicher bei, daß der Schreiber der Zins 1310, worauf Posch mit „... gab dem Stift eine Urkunde" schon hindeutet10 register von 1445 und 1450 verschiedene, daß heißt ältere und neuere, Vorlagen und was nach der Quelle" kaum anders verstanden werden kann; Marquardus verwendete. Beweis dafür sind die zahlreichen Doppeleintragungen für die gleiche praepositus comparavit a d. Henrico iuniore de Krumpach curiam in Lengen Dienstleistung. Dies ist besonders auffällig bei den Nachträgen zum „neuen Amt" 17 1 bach ... item dedit super bona in Rechperg duorum mansuum scriptum monasterio und zu den Chorherrenholden. ' Wegen der verschiedenen Vorlagen tauchen auch Vorav. ältere und jüngere Namen auf, was die Zuordnung erschwert und manchmal unmög Im Andre im Rechperg-Amt von 149712 würde man diese zwei Hüben auch ver lich macht. So bleibt z. B. „Wolfstrigel" nicht eruierbar (23/84 = 23/86), obwohl sich geblich suchen, obwohl dort neben Höfen in Wenigzell, Stambach und St. Lorenzen feststellen läßt, an wen seine Überländwiese später gelangte, nämlich an einen auch fünf Höfe „Im Rechperg" verzeichnet sind, von denen aber nur ein einziger, Marktbürger (127/79). Natürlich gibt es Veränderungen in den Dienstleistungen nämlich der des Amtmanns Andre, im heutigen Ried Rechberg liegt, der Hof S 80, zwischen der Jahrhundertmitte und dem Ende - nicht nur Überländgrundstücke während die anderen Höfe zu Puchegg gehören bzw. der letzte in Vornholz liegt.13 betreffend -, etwa die beachtliche Michaelizinserhöhung bei S 95. v. Kerschbaumer, Und auch dieser Andre im Rechperg von 1497 gehört zu dem erst 1465 erworbenen (von 4 ß auf 8 ß), oder bei S 106, v. Pöltl in Schachen (von 5 ß auf 10 ß). Der „Amt in der Grub"14 und hat also keinen Bezug zu den im ersten Drittel des 14. Jahr Michaelizins von V 45, v. Kreuzseph, hat 1445 und 1450 keine genaue Entspre 171 hunderts in Vorauer Besitz gelangten Höfe „in Rechberg". chung. 'Ähnliches gilt für den Georgizins von S 13. v. Schmiedhansl: 1445 von Damit ist klar: Es gab 1445 und 1450 nur drei Vorauer Holden in Rechberg und „wayd" und „halt" und von der „newn wisen im Schachen" 3 ß 2 d ohne Ent I7L 1497 wieder nur drei (S 53. S 66, S 80). sprechung 1497. ' Wieweit sind nun die Besitzerwerbungen in Lembach. Minchenberg, Einöd und Insgesamt läßt sich die Anzahl der Höfe, die im 13. und 14. Jahrhundert in den Weißenbach lokalisierbar? Besitz des Stiftes Vorau gelangten, nicht ganz exakt feststellen, weil in manchen Dafür bieten die Sondergruppen der Untertanen im Symon-Raster-Amt, die im Quellen nur ungenau von „Höfen, Gütern" bzw. Vogteirechten die Rede ist (Lem „neuen Amt" und unter den Chorherrenholden angeführt sind, die besten Anhalts bach, Rcchbcrg). So liest man 1303: Vogteirecht über Güter in Schöngrund und punkte, denn es besteht wohl kein Zweifel, daß im „neuen Amt" die Neuerwerbungen Lembach. 1310: Vogteirecht über sieben Höfe in Wenigzeil und in Lembach, Erwerb aufscheinen. Aber auch die Chorherrenholden dürften (mit Ausnahmen?) diesen des „Meisterhofes" in Lembach und von „Gütern in Rechberg".18 Neuerwerbungen zuzurechnen sein, weil sie gegenüber Höfen im Altbesitz Unregel Zählt man nun alle bei Posch19 und Fank20 genannten Schenkungen und Erwer mäßigkeiten in den Zinsleistungen aufweisen. So haben die unter den Chorherren- bungen aus dem in Frage kommenden Raum im 1.3. und 14. Jahrhundert zusammen. holden genannten Höfe (S 66, S 89. S 103,S 104, S 99, V 55, S 23, V 69, V 51,S 53, so ergibt sich folgende Übersicht: V 62) allesamt keine Weisat zu erbringen, wohl aber alle Höfe im Altbesitzl5 Einöd: 1 (1296) - inklusive dreier Höfe im „neuen Amt" (S 29, S 85. S 95) -, oder sie haben einen Rechberg: 1(1305/09 : Bischofhof), 2 (1310/1329: Bestätigung, siehe oben) wahrscheinlich erst nach der Übernahme durch Vorau auferlegten, in Geld abge Lembach: 1(1308) , 1 (1310: Meisterhof), 1(1329) . 2 (1330), 1(1390) , 1 (1390: Öde) lösten Weisatdienst zu Jacobi für Käse (meist im „neuen Amt", nur drei unter den (1303, 1310: Vogteirechte) Chorherrenholden). Bloß von vier Höfen im „neuen Amt" (S 87. S 91, S 93, S 97) Minchenberg-Einöd: 14(1314: 13 Höfe, 1 Mühle) wird die übliche Weisat zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten in Naturalien ver Weißenbach: 4 (1.318), 3 (1345) langt.16 Auch der Jacobizins in Geld, z.B. bei S 89, S 106 und V 41, ist ungewöhn Das ergibt eine Gesamtzahl von 32 Höfen. lich, weil er nur in Ausnahmefällen vorkommt.17 Die sechs Hofstätten und zwei Hüben „unterm Masenberg" (1322) lie Aber diese Unregelmäßigkeiten sind wohl kaum wirklich durchschaubar, gen entweder nicht im Bereich der Katastralgemeinde Schachen, wie Fank an- denn erst 1497 ist z. B. bei S 12 eine Weisatablöse von 24 d zu Georgi einge tragen (127/84), ist eine Weisat in Naturalien für S 66 und S 85 sowie eine Weisat in Geld und Naturalien für S 106 (23/87, 39/73) vermerkt, einen Hof, der schon im 17:1VZ R 19/22 = 98/16 (Reut), vgl.