Gemeindeinfo Nr
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Gemeindeinfo Nr. 2|April 2020 Wir denken selten an das, was wir haben, aber immer an das, was uns fehlt. Arthur Schopenhauer Impressum Redaktionsschluss Das «Gemeindeinfo» der Gemeinde Wohlen Die nächste Nummer erscheint am 1.7.20 erscheint (zusätzlich zu den ca. vier Botschaften) Redaktionsschluss 2.6.20, 12.00 Uhr fünfmal pro Jahr. Adresse für Anregungen, Leserbriefe, Fragen: Redaktion Gemeindeverwaltung, «Gemeindeinfo», Annette Racine, Bänz Müller 3033 Wohlen, Telefon 031 828 81 18 Chronik: Barbara Bircher [email protected] Recherchiert: Dominik Schittny Titelfoto Layout / Druck Purpur-Knabenkraut im Hofenwald, s. Seite 14 Länggass Druck AG, Bern (Foto: Elisabeth Koene) Editorial 3 Mitmachen macht Sinn und Spass Ich muss es gestehen, mir war die Politik bis vor sechs oder sieben Jahr vor allem bei Abstimmun- gen und Wahlen wichtig. Sonst war mir das politische Engagement eine fremde Sache. Trotzdem war es mir aber wichtig, etwas für meine Gemeinde beizutragen. Nach einigen Jahren in der Feuerwehr hatte ich Hunger nach mehr und so bin ich langsam in die Politik «hinein- gerutscht». Schritt für Schritt durfte ich verschie- dene Funktion wahrnehmen und seit Anfang dieses Jahres darf ich im Gemeinderat das Departement Bau und Planung leiten. Es ist für mich eine grosse Ehre, dass mir dieses Amt anvertraut wird. Ich bin mir dieser Verantwortung sehr wohl bewusst und nehme sie mit entspre- chendem Respekt an. Das politische Engagement ist nur eine von vielen Möglichkeiten, sich für die Gemeinschaft einzuset- zen. Wussten Sie, dass es in unserer Gemeinde rund 60 Vereine gibt mit einer Vielfalt an Aktivitä- ten? Etwa Sportclubs, Musikvereine, Natur- oder Kulturvereine usw. Es ist für alle etwas da. Und wer will, kann ohne grosses Wenn und Aber rasch mitmachen und sich einbringen. Dieses breite Angebot ist toll. Die politischen Prozesse hingegen verlaufen manchmal langsam und können dann dem Beackern von steinigen Böden gleichen. Das kann der Nachwuchs fehlt, besteht die Gefahr, dass die Claude Vuffray entmutigend wirken und einen davon abhalten, politischen Diskussion nicht ausreichend geführt (Foto: zvg) sich in der Politik zu engagieren. Aber umso und keine guten Lösungen gefunden werden. Das schöner ist das erreichte Ziel, wenn das Vorhaben wäre sehr schade. trotz allen Widrigkeiten schliesslich doch verwirk- licht wird. Aus diesem Grund möchte ich meinen Dank jeder Person aussprechen, die sich aktiv am Gemeinde- Wer sich in das politische Leben hinein wagt, leben beteiligt, sei es in Vereinen oder in der kann durchaus mitgestalten und mitreden. Es ist Politik. Und für alle anderen, die den Schritt eine Chance, die jeder Bürgerin und jedem Bürger vielleicht noch nicht gewagt haben, möchte ich offen steht. Und ich bin fest davon überzeugt, dass mit diesem Gedanken abschliessen: Mitmachen die besseren Projekte in der Vielfalt der Meinun- macht Sinn und Spass, aber um das zu erleben, gen entstehen. Aber nur wenn genügend Leute muss man es ausprobieren. diese Chance ergreifen, ist das Wohlergehen der Gemeinde durch die Auseinandersetzung mit Claude Vuffray (FDP), Gemeinderat entgegengesetzten Ideen gesichert. Wenn aber Departement Bau und Planung 4 Inhalt 14 23 Wohlener Orchideen schützen Keine Strommasten mehr Die bisherige Orchideenschutz-Beauftragte Beim Wohlener Weiler Steinisweg ist diese Elisabeth Koene bei der Feldarbeit: Auf dem Foto un schöne Doppelreihe von Strommasten nach markiert sie einen Standort der Pflanzen im März hundert Jahren endlich verschwunden. Die mit farbigen Holzspiessen. Die 16 in der Gemeinde Anwohner und Spaziergänger geniessen nun eine vorkommenden Orchideenarten müssen zum unverbaute Sicht auf die idyllische Landschaft richtigen Zeitpunkt erfasst und später zur Blütezeit mit weiten Feldern, Wiesen, Hecken und Wald. kontrolliert werden. Zur Nachfolge für die pensio- Was so mancher Jungbauer im Steinisweg im nierte Biologin wird nun eine kompetente Person Lauf der Jahre bei Feldarbeiten mit den unlieb- gesucht, welcher der gesetzlich verankerte Orchi- samen Strommasten erlebt hat, schildert eine gut deenschutz ebenso am Herzen liegt. In Wohlen informierte Berichterstatterin aus dem schönen gibt es an über 100 Standorten wildwachsende Bauerndörfli. Orchideen. 5 6 Mitmachen macht Sinn und Spass 3 Das Wohlener Pferdeparadies in Oberdettigen 6 Windenergieanlagen – warum gerade in Murzelen? 8 Sponti-Car: ein Auto für alle 10 Container zur Energiewende 11 Neuer Weg für den Illiswilbach 12 Früelig trotz allem 13 Orchideenschutz in Wohlen 14 In Sackgasse nach Tausenden von Kilometern und Tagen 16 Auf dem Jakobsweg 2007 – 2019 17 Spielen hilft auch gegen den Corona-Blues 18 Die Fernausleihe – Bücher auf dem Bildschirm 19 Seit einem Jahr unterwegs mit älteren Menschen 20 Pferdeparadies Oberdettigen Koordinationsstelle Neophyten 21 Plauderbank am Wohlensee 22 Weit mehr Pferde als Einwohner leben in Ober- dettigen bei Uettligen. Vier der fünf Bauern- Ausräumung der Landschaft betriebe beherbergen Pferde. Ganz auf Pferde- von der positiven Art … 23 zucht und Reitsport gesetzt hat insbesondere Wohlener Chronik 24 Eugen Stämpfli, der Auskunft gibt über die Ausbildung von Springpferden, die viel emotionale Weisch no … 27 Bindung und Einfühlung erfordert. Viele Pferde- besitzerinnen und -besitzer aus der Stadt fahren fast täglich nach Oberdettigen, weil sie ihr «Ross» im idyllischen Weiler mit grosszügigen Weiden und besten Reitmöglichkeiten in Pension geben. 6 Von der Partnerschaft zwischen Mensch und Tier Das Wohlener Pferdeparadies in Oberdettigen Im kleinen Bauernweiler Oberdettigen bei zu dieser Zeit als Nutztiere. In der Mitte des Uettligen leben mehr Pferde als Menschen. 20. Jahrhunderts begann dann aber die Mechani- Bei gutem Wetter tummeln sich hier sierung der Landwirtschaft und die Pferde wurden unzählige Vierbeiner zufrieden auf den durch effizientere und leichter zu bändigende weitläufigen Weiden. An diesem idylli- Traktoren ersetzt. schen Ort ist die Verbundenheit zwischen Pferd und Mensch wahrlich spürbar. Dennoch verlor das ehemalige Nutztier dadurch nur wenig an Bedeutung. Im Schweizer Militär Vier der fünf Bauernbetriebe in Oberdettigen war die Kavallerie eine sehr bedeutende Einheit. beherbergen Pferde. Einige haben sich dabei ganz- Die Reiter konnten auf ihren Pferden auch im heitlich der Reiterei und Pferdezucht verschrieben. schwierigen Gelände innert kurzer Zeit weite Mit viel Einfühlungsvermögen und Liebe zu den Strecken zurücklegen und dabei grosse Lasten Tieren gelingt hier ein harmonisches Zusammen- transportieren. Erst als die Kavallerie im Jahr 1972 leben, das sicherlich auch von den Vierbeinern aufgelöst wurde, drohten die Pferde aus Oberdet- geschätzt wird. tigen zu verschwinden. Glücklicherweise kam es aber nicht so weit. Kurze Zeit nach der Abschaf- fung der Kavallerie machte die Landwirtschaft eine Entwicklung durch, bei der sich jeder Betrieb auf gewisse Produkte spezialisierte. Trotz der weitver- breiteten Meinung, die Zeit der Pferde sei jetzt vorbei, wurden genau diese zum Schwerpunkt im Weiler. Reitsport und Pferdezucht Im Laufe der Zeit gewann der Reitsport immer mehr an Bedeutung. Diese Sportart ist sehr vielfältig und wird in diverse Kategorien unterteilt. Zu den Disziplinen des Reitsports gehören Spring-, Dressur- und Westernreiten, um nur wenige zu nennen. In Turnieren messen sich dabei verschie- dene Teams – bestehend aus Pferd und Reiter – miteinander. In Oberdettigen werden vorwiegend Pferde fürs Springreiten gezüchtet. Bei der Zucht eines leistungsstarken Springpferdes gibt es wichtige Faktoren, die gleichermassen berücksichtigt werden müssen: Das sind die Genetik, also das Erbmaterial von Mutter und Vater, das Milieu, in dem die Jungtiere aufwachsen, sowie das Einreiten der Pferde. Für einen Zucht- Erst Landwirtschaft, dann Militär erfolg gibt es kein klar definiertes Rezept. Das Alles begann vor etwa hundert Jahren mit einer macht diese Arbeit zu einem aufwendigen und handvoll landwirtschaftlicher Betriebe. Damals komplizierten, jedoch auch sehr spannenden Feld. generierte jeder Bauernhof noch eine Vielzahl «Es braucht enormes Knowhow und Fingerspitzen- verschiedener Produkte: Ein paar Hühner legten gefühl, damit die Zucht Früchte trägt», so der Eier, einige Kühe wurden gemolken und deckten Oberdettiger Pferdezüchter Eugen Stämpfli. so den Bedarf an Milch, gelegentlich wurde das eine oder andere Tier zum Verzehr geschlachtet. Die Aufzucht und das Einreiten der Jungtiere sind In einem Beet wurde Gemüse angepflanzt und auf mit viel Aufwand verbunden. In Oberdettigen dem Feld wuchs etwas Getreide. Pferde dienten bleiben die Fohlen bis zu einem Alter von drei Jahren vorwiegend auf der Weide. Anschliessend Zum Teil geht die Bekanntschaft bereits mehrere 7 beginnt die Ausbildung als Springpferd. Hierbei ist Dekaden zurück und die Pferde nehmen im Leben ein konsequenter Umgang mit den Tieren wichtig, vieler Reiterinnen und Reiter einen enorm wichti- zwanghaftes Training führt aber auch nicht zum gen Stellenwert ein. Dass es sich bei Pferden um Erfolg. Anders als ein Sportgerät ist ein Pferd ein intelligente und einfühlsame Geschöpfe handelt, Lebewesen, auch die Vierbeiner haben mal ist sicher ein wichtiger Grund dafür, dass dieses bessere und mal schlechtere Tage. Das muss Hobby meist sehr intensiv ausgeübt wird. immer bedacht werden, und dafür ist auch eine emotionale Bindung zu den Tieren nötig. «Man Geheimtipp für Pferd und Reitende wird zu Partnern», erklärt Eugen Stämpfli. Das Spezielle an Oberdettigen ist, dass sich dieses Pferdeparadies aus landwirtschaftlichen