Kaiserbesuch Anno 1913 in Der Eifel Am 15
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Kaiserbesuch anno 1913 in der Eifel Am 15. Oktober 1913 fuhr Wilhelm II. durch den ehemaligen Kreis Adenau über Altenahr nach Bonn Werner Jüngling er deutsche Kaiser Wilhelm II. (1859 – Instruktionen zur D1941) ist eine widersprüchliche und pro- Reise blematische Gestalt der Geschichte. Bei der Be- Von der Inszenie- völkerung war Wilhelm II. aber höchst populär. rung des minutiös Ja, er genoss in seiner Zeit das Ansehen eines geplanten Kaiserbe- „Medienstars“. Fotografen und Kameraleute suchs durch die Eifel begleiteten ihn bei öffentlichen Auftritten und soll hier ein Eindruck Reisen, die ihn auch in unsere Region führten. vermittelt werden. So besuchte er neben Rolandseck, Altenahr, Die königlichen Maria Laach und das Eifelgebiet 1902, 1906, Landräte von Ade- 1911 und 1913. In den Oktober des Jahres 1913 nau und Ahrweiler fällt sein letzte Reise durch die Eifel. Kaiser Wilhelm II. hatten ebenso wie ihre Amtskollegen in Reiseroute den benachbarten Kreisen im Vorfeld genaue Mit der Reichsbahn fuhr Wilhelm II. am 13. Instruktionen zu den Vorbereitungen vor Ort Oktober 1913 von Berlin aus nach Trier, das erhalten, um eine reibungslose und sichere er am 14. Oktober besichtigte. Am 15. Oktober Durchreise des Kaisers zu organisieren. ging es mit dem Automobil über Gerolstein, wo So sollte für den 15. Oktober 1913 die durch die neue Evangelische Erlöserkirche eingeweiht Kelberg-Zermüllen-Müllenbach-Quiddelbach- wurde, durch den Kreis Adenau ins Ahrtal über Breitscheid-Adenau-Leimbach-Niederadenau- Altenahr nach Bonn. Die kaiserliche Wagen- Dümpelfeld-Hönningen-Brück nach Kreuz- kolonne hielt dabei unterwegs nicht mehr an. berg-Altenahr führende Provinzialstraße ab Dennoch waren die Straßen gesäumt von ju- mittags 12.00 Uhr für Fuhrwerke jeglicher Art, belnden Untertanen. Reiter und Radfahrer gesperrt werden. Erst eine Von Bonn aus erfolgte am 17. Oktober noch ein halbe Stunde nachdem die kaiserlichen Wagen Abstecher zur Benediktinerabtei Maria Laach. die Strecke passiert hatten, durfte die Straßen- Danach reiste der Kaiser von Bonn aus mit der sperrung aufgehoben werden. Reichsbahn nach Leipzig zur Einweihung des Aus Sicherheitsgründen war die Übergabe von Völkerschlachtdenkmals. Bittschriften, aber auch das Werfen von Blu- Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2010 u 197 men nach dem Wagen des Kaisers nicht er- mann, Roman Schmitz, Franz Hees, Heinrich laubt. Für die Verbreitung dieser behördlichen Stenz, Aloys Nitschke, Michael Lui, August Vorgaben hatten die Ortsvorsteher Sorge zu Schmitz, Johann Beyer, Josef Schneider, Peter tragen. Beyer, Peter Bell; Leimbach: Peter Zimmer, Verdächtige, dazu zählten „Anarchisten“, So- Aloys Baur, Peter Josef Hermes, Anton Krä- zialdemokraten, aber auch reisende Hand- mer, Matthias Romes, Anton Krebsbach; Nie- werksburschen, Obdachlose und unbekannte deradenau: Stefan Rieder, Hubert Kossmann; Personen sollten unauffällig überwacht und Dümpelfeld: Matthias Linnerz, Johann Maus; der Polizei oder dem Regierungspräsidenten in Hönningen: Hülfspolizist Beamter Surges; Trier gemeldet und gegebenenfalls in Gewahr- Liers: Thomas Schneider; Denn Josef Wieland; sam genommen werden. Kesseling: Michael Fisang, Matthias Fisang, Alle Ortschaften, die der Kaiser passierte, waren H.P.B. Berzen; Pützfeld: H.P.B Simons, Hein- mit deutschen und preußischen Fahnen zu be- rich Kohnen, Johann Hermes, Vorst. Hoffmann, flaggen, Vieh in der Nähe der Durchfahrtsstraße Joh. Bielen; Brück: Vorsteher Hupperich, Hu- war „anzupflöcken“. bert Wieland. „Wegweiser“ Sparlierbildung Entlang der Reiseroute sollten alle einmün- An den Straßen war je nach Breite eine Spa- denden Nebenstraßen durch „Wegweiser“ lierbildung nach einer festen Ordnung in einer abgesperrt werden. Hierfür kamen nur ver- Tiefe von zwei Mann oder in einer Reihe an- trauenswürdige Personen infrage, möglichst gesagt. Hier waren neben den Vereinen, be- solche, die „gedient“ hatten. In Adenau wur- sonders Schulkinder gefragt. Ordnungskräfte den die Doppelposten auch von zuverlässigen hatten dem übrigen Publikum besondere Auf- Feuerwehrmannschaften gestellt. Die zwischen stellungsorte anzuweisen. Zur Ausschmückung Kelberg und Brück eingesetzten „Wegweiser“ sollte Tannengrün mit Fahnen möglichst in den sind namentlich erfasst und werden hier auf- Reichs- und Landesfarben vorwendet werden. gelistet. Außerdem sollten in Adenau in der Grabenstra- Kelberg: Stefan Schmitt, Peter Fuhrmann, Jo- ße, bei Baur, am halben Mond, am Viehmarkt, hann Molitor, Leonhard Kaiser, Josef Magor, bei Romes, bei Quast und auf dem Buttermarkt Peter Josef Rick, Karl Josef Sicken, Hermann Ehrenpforten (Triumphbögen) errichtet werden. Josef Sicken; Johann Wagner; Josef Willems; Die eingesetzten „Hülfspolizeibeamten“ waren Zermüllen: Nikolaus Eich, Josef Krämer, Peter durch Mütze und Säbel auch äußerlich als sol- Ferber, Josef Willems; Müllenbach: Vinzenz che erkenntlich. Zimmer, P.J. Müllenbach, Josef Baur, J. Peter Eine herausragende Stellung bei der Spalierbil- Schumacher, Stefan Bauer, Philipp Jung, Stefan dung war den vielen Kriegervereine zugedacht Hens, Vinzenz Krämer, Jakob Freund, Vinzenz (Landwehrverein Adenau, kameradschaftlicher Müllenbach; Quiddelbach: Anton Esser, Josef Kriegerverein Antweiler, die Kriegervereine Junglas, Johann Esch, Matthias Pauly, Jakob in Aremberg, Barweiler, Dorsel, Herschbach, Hilger, Peter Esch, Karl Pauly, Daniel Han- Kaltenborn, Kempenich, Pomster, Wanderath, sen, Stefan Esch, Peter Pauly, Peter Schmitz, Wershofen, Weibern, Dümpelfeld, Schuld, Matthias Frein; Breidscheid: Anton Böder, Quiddelbach, Kelberg, Retterath, Ueß, Wel- Josef Schmitz; Herschbroich: Anton Arens, cherath, Uersfeld, Müllenbach, Wiesemscheid, Peter Merten; Adenau: Peter Lehmann, Johann Bodenbach, Brück, Kesseling, Lind, Hönnigen, Hildebrand, Jakob Radermacher, Matthias Ra- Brück und Nohn). Es wurde als deren Ehren- dermacher, Peter Seuter, Matthias Lui, Felix pflicht angesehen, den allerhöchsten Kriegs- Göser, Lorenz Böder, Heinrich Wilden, Josef herren auf dieser Fahrt zu begrüßen und ihm Reuter, Hans Friedrich, Theodor Pitzen, Johann zu huldigen. Das galt natürlich ebenso in den Pitzen, Stefan Limbach, Johann Nett, Theodor Orten des angrenzenden Kreises Ahrweiler, die Antweiler, Johann Haubrichs, Wilhelm Leh- der Kaiser durchfuhr. 198 u Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2010 Zur Spalierbildung fuhren mit der Bahn bei- des mäßigen Tempos im offenen Wagen gut spielsweise von Ahrweiler nach Altenahr auch gesehen werden konnte.“ (Ahrweiler Zeitung eigens dafür ausgewählte Jungen- und Mäd- Nr. 123) chenschulklassen der oberen Jahrgänge der „Auch in Altenahr wurde der Kaiser nicht müde, Volksschule. den ihm begeistert zujubelnden Kindern immer und immer wieder freudig zuzuwinken und für Die Durchfahrt die Jubelrufe aus Kindermund zu danken. Hoch Die Durchfahrt des Kaisers durch die Eifel am aufgerichtet saß er da, allen Kindern deutlich 15. Oktober 1913 herrschte leider kein „Kaiser- sichtbar – zur größten Freude der Kinder. ‚Der wetter“. Zeitweise regnete es in Strömen. Den- Kaiser allein’, sagten sie nachher, ‚saß, wo es noch harrten viele Zuschauer aller Altersstufen doch stark regnete, im offenen Wagen, er wollte und Bevölkerungsschichten am Straßenrand sich uns zeigen!’ Und so war es. Außerhalb der aus, um beim Vorbeifahren des Monarchen Ortschaften war auch das kaiserliche Auto ge- dabei zu sein und einen Anblick von ihm zu er- schlossen. ...“ haschen. Der Ordnungsdienst aus Gendarmen, Feuerwehr und Veteranen klappte bei der „Mas- Danktelegramm des Kaisers senveranstaltung“ vorzüglich. Nach seiner Reise in die Rheinprovinz dankte Glockengeläut und Böllerschüsse begleiteten Kaiser Wilhelm II. in einem auch in der Presse das Passieren der sechs kaiserlichen Automo- veröffentlichten Telegramm für die vielfältigen bile. (Ahrweiler Zeitung Nr. 123 vom 18. Ok- Huldigungen. Darin heißt es u. a.: „... Wahr- tober 1913) haft erhebend waren die patriotischen Kundge- „Die Begeisterung war umso größer, da der Kai- bungen, die mir in den einzelnen Ortschaften ser (in der Uniform der berittenen Jäger) wegen durch festlichen Schmuck der Straßen und Marktplatz Adenau, um 1910 Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2010 u 199 Häuser und jubelnden Zurufe aus treuen Herzen aus. Die Inszenierung des Kaiserbesuches anno entgegengebracht worden sind. Ich habe auch 1913 mit der kurzen Durchfahrt des Monarchen mit Befriedigung beobachtet, in wie gutem Zu- durch unsere Region, war ein Teil der Selbst- stande die befahrenen Wege sich befanden und darstellung des Kaiserhauses in der Wilhelmi- wie überall, wohin ich kam, trotz der Kürze der nischen Epoche. Den Kaiser gesehen zu haben, Vorbereitungszeit, eine musterhafte Fürsorge war schon etwas Besonderes, auf das die mei- für den guten Verlauf meines Besuches getrof- sten Untertanen zeitlebens stolz waren. fen war. Im Begriff nach den schönen Tagen Quellen und Literatur: meine treue Rheinprovinz wieder zu verlassen, - Zum Kaiserbesuch gibt es auch in der zeitgenössischen Presse unserer drängt es mich für den so freundlichen Emp- Region (u. a. Ahrweiler Zeitung, Adenauer Zeitung) und in der Sammlung fang allen Beteiligten meinen wärmsten Dank des Heimatvereins Adenau eine breite Überlieferung. Für die Einsicht- nahme in deren Unterlagen danke ich dem Vorstand des Vereins. zu sagen“. - Heeg, Carl: Der Kaiser kommt. Kaiser Wilhelm II in der Eifel. Zu: Eifel- Besuche von bekannten Persönlichkeiten aus jahrbuch 1969, S. 100 - 103. - Ottendorff-Simrock, Walther: Sogar der Kaiser kam – und die Herren Politik, Wirtschaft und Kultur üben bis heute Bonner Studenten zu Pferd. In: Heimatjahrbuch für den Kreis Ahrweiler auf viele Menschen eine besondere Faszination 1971. S. 56 f. 200 u Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2010.