NORDWESTSCHWEIZ DONNERSTAG, 12. MÄRZ 2015 SPORT 15 Der umstrittene Kämpfer Yann Marti ist nach dem Eklat vor der Davis-Cup-Begegnung in Belgien in aller Munde

VON FABIO BARANZINI

Dienstagnachmittag, kurz vor 15 Uhr. Im Tenniscenter Trimbach in der Nähe von Olten finden sich rund 40 Leute ein, um das zweite Nachmittagsspiel des ITF-Future-Turniers – eines Events der untersten Profistufe – zu verfolgen. Die Spieler auf dem Centre Court spie- len sich ein. Auf der linken Seite steht der unbekannte Franzose Constantin Belot (ATP 942). Ihm gegenüber der Walliser Yann Marti (ATP 295). Der Mann also, der in den letzten Tagen mit seinem vorzeitigen Abgang aus dem Schweizer Davis-Cup-Team aufge- fallen war. Es war eine Geschichte, die in den Medien für grossen Wirbel gesorgt hat – mit dem unrühmlichen Höhepunkt, dass Martis Vater im «Blick» gegen Da- vis-Cup-Captain Severin Lüthi und Mi- chael Lammer schwere Vorwürfe er- hob. Selbst internationale Medien ha- ben die Story aufgegriffen und über Marti und seine Auseinandersetzung mit dem Schweizer Davis-Cup-Team berichtet. Auslöser des Eklats war Lü- this Nomination von für das zweite Einzel in der Begegnung gegen Belgien, obwohl der 32-Jährige in der Weltrangliste über 200 Ränge schlechter klassiert ist als der nominel- le Teamleader Marti. Doch wer ist ei- gentlich Yann Marti, der sich im letz- ten Jahr praktisch unbemerkt bis auf Wird Yann Marti jemals für die Schweiz im spielen? KEYSTONE Rang 200 der Welt vorgekämpft hat? ben an der Junioren-Europameister- se Marti beeindruckende Kämpferqua- nieren in Gstaad und Stuttgart die gere Zeit gebremst. Gemäss seinem Na- Trainingsfleissiger Hitzkopf schaft in Klosters vertreten. litäten, die ihm – gepaart mit seinen zweite Runde. In Wimbledon fehlten turell gab Marti aber nicht auf und Zur Welt gekommen ist er am 7. Juni Marti war trotz seines unbestritte- schnellen Beinen – zu einem steilen ihm gar nur wenige Punkte, um sich kehrte im Alter von 24 Jahren stärker 1988 und wohnt in Siders. Er hat eine nen Talents ein harter Arbeiter. Ein Aufstieg in der Weltrangliste verhalfen. erstmals für das Hauptfeld eines zurück als je zuvor. Der Walliser selbst vier Jahre jüngere Schwester namens ehemaliger Trainingspartner be- Ein Aufstieg, den ihm so nur wenige Grand-Slam-Turniers zu qualifizieren. beschreibt sich als Spieler, der gerne Sandy, die sich ebenfalls als Tennis- schreibt es so: «Das Training sollte je- zugetraut hätten. Marti gewann zwei Marti ist ein Spätzünder. Nach der attackiert und die Emotionen braucht, spielerin versuchte und eine N2-Klas- weils möglichst hart sein und Yann Future-Turniere und erreichte in der abgeschlossenen Berufssportlerlehre um gut zu spielen. Dass er damit zu- sierung erreichte. Seit Marti mit fünf stand regelmässig bis zu sechs Stun- vergangenen Saison bei den ATP-Tur- wurde er von einer Fussverletzung län- weilen übers Ziel hinausschiesst und

Jahren zum Tennisracket griff, hatte er den auf dem Platz. Im Match war er nicht den besten Ruf geniesst, nimmt

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seine Trainingsbasis stets in seinem stets sehr verbissen und wollte mit al- er in Kauf. «Ich spiele nicht für die an-

DER VERBAND BERÄT ÜBER DIE CAUSA MARTI

Heimatkanton und wurde von seinem len Mitteln gewinnen. Dazu gehörte deren, sondern für mich und all dieje-

Vater Jean-Marie betreut. auch das Provozieren des Gegners, nigen, die mich unterstützen. Ich zer-

Entscheid fällt am 20. März Bereits zu Juniorenzeiten fiel Marti und nicht selten waren knappe Bälle breche mir nicht den Kopf darüber,

auf – einerseits wegen seines Tennis- auf seiner Seite im Aus.» Wiederholt achdem Yann Marti vor der genüber den Medien daraufhin verlau- was die Gegner über mich denken»,

spiels, andererseits aber auch auf- wurde er auch vom Schweizer Ver- Davis-Cup-Begegnung gegen ten, dass Marti nicht mehr Davis-Cup sagt er.

grund seines Verhaltens. Wie mehrere band wegen unsportlichen Verhaltens Belgien abgereist war, kur- spiele, solange er Verbandspräsident Worüber er sich jedoch Gedanken

N

Weggefährten aus Juniorenzeiten über- während nationalen Turnieren und In- sierten zwei verschiedene Versionen sei. Stammbach erklärte nun auf Anfra- macht, sind die Ereignisse in Belgien.

einstimmend berichten, war er in jun- terclubpartien gebüsst. Darunter litt über die Gründe seines Abgangs. ge, dass der Zentralvorstand von Swiss Zwar möchte er sich dazu nicht mehr

gen Jahren ein Hitzkopf und hatte sei- Martis Ruf in der Tennisszene, und Marti selbst sprach nach seiner Tennis an seiner nächsten Sitzung vom äussern, aber es ist spürbar, dass ihn

ne Emotionen nicht immer unter Kon- auch das Verhältnis mit dem Verband Nicht-Nomination von der «grössten 20. März über weitere Schritte ent- die Sache belastet. Sein Rezept dage-

trolle. Hinzu kam, dass ihn die Nerven ist eher angespannt, obwohl beide Par- Enttäuschung seiner Karriere» und scheiden werde. Marti sagt, dass es für gen: weiterkämpfen. «Ich wollte so

in wichtigen Situationen wiederholt im teien im letzten Jahr einen leistungsbe- erklärte, er reise deswegen ab. Swiss ihn trotz den Meinungsverschiedenhei- schnell wie möglich wieder ein Tur-

Stich liessen. Trotzdem erreichte Marti zogenen Vertrag zur Unterstützung Tennis hingegen erklärte, Marti sei ten mit Captain Severin Lüthi immer nier spielen, damit ich die Freude am

– ohne je einem Nationalkader anzuge- von Marti unterzeichnet haben. wegen inakzeptablen Verhaltens noch ein grosser Traum sei, einmal im Tennissport wiederfinde.» Das klappt.

hören – Rang 64 in der Juniorenwelt- Trotzdem oder vielleicht gerade des- ausgeschlossen worden. Verbands- Davis-Cup für die Schweizer Farben zu In Trimbach hat er zumindest die erste

(FBA) rangliste und durfte die Schweizer Far- wegen entwickelte der 1,73 Meter gros- präsident René Stammbach liess ge- spielen. Runde souverän gewonnen.

Schwimmen Basler Leuchtturm ohne Lichtgestalt Startschuss für Olympia 2016 Badminton 300 Millionen OK-Präsident Christian Wackernagel, Dass das Turnier seit 1991 zum 25. zeitig stattfindende Fasnacht, zwei und fügt mit einem leicht gequälten Lä- Mal in der St. Jakobshalle über die Büh- FCB-Heimspiele und das gute Wetter Im Genfer Sportzentrum Les Vernets TV-Haushalte weltweit kön- cheln an: «Swiss-Indoors-Präsident Ro- ne geht, ist der Badminton-fanatischen setzten uns zu», sagt Wackernagel. Für ist in diesen Tagen viel los. Während nen die Swiss Open in Basel ger Brennwald hat unfassbares Glück.» Crew um OK-Präsident Wackernagel zu das Jubiläumsturnier ist er optimis- Servettes Eishockeyaner heute gegen verfolgen. Doch vor Ort kämp- Selbst starke Europäer oder Amerika- verdanken. Der Allschwiler sitzt seit tisch, sagt aber: «Wir müssen schauen, Lugano die Qualifikation für die Play- ner würde Wackernagel mit Handkuss der Geburtsstunde am Steuer. Damals dass wir die Leute in die Halle brin- off-Halbfinals anstreben, trifft sich ne- fen die Organisatoren um je- nehmen. Doch übernahmen und gen.» An den ersten zwei Tagen war benan im 50-m-Hallenbad in beschauli- den Zuschauer und Rappen. die Weltspitze «Swiss-Indoors-Präsident retteten die Basler der Eintritt gratis, danach sieht man cherem Rahmen die Schweizer kommt aus China, Roger Brennwald hat das finanziell an- die Weltelite zum Spottpreis von 25 Schwimm-Elite. Von heute bis am VON ANDREAS FRETZ Indonesien, Ma- geschlagene Tur- Franken pro Tag. Sonntag finden dort die Schweizer laysia, trägt Na- unfassbares Glück.» nier von Lau- Erste Gespräche mit Hauptsponsor Langbahn-Meisterschaften statt. Neben Eine Studie des Bundesamts für Sport men, die selbst Christian Wackernagel OK-Präsident sanne. 3000 Zu- Yonex (2011–2016) über eine Fortset- 34 Einzel- und 6 Staffel-Medaillensät- kommt zum Schluss, dass in der der Platzspeaker schauer wohnten zung der Zusammenarbeit haben statt- zen stehen auch Startplätze für die di- Schweiz jährlich 230 000 Sportveran- kaum aussprechen kann, spricht bes- der Premiere bei. Als 1998 der damalige gefunden. Auch der Zustupf aus dem versen internationalen (Gross-)Anlässe staltungen durchgeführt werden. Vom tenfalls gebrochen Englisch und ist Titelsponsor Ciba wegen der Fusion Swisslos-Sportfonds, der jährlich neu auf dem Spiel. Höhepunkt dieses Som- 5.-Liga-Kick bis zur Champions-League- hierzulande nicht vermarktbar. mit Sandoz zu Novartis ausstieg, stand beantragt werden muss, ist überlebens- mers sind die Weltmeisterschaften von Gala, vom Nachwuchs-Schwingfest bis Dennoch: Dank der Verbreitung der das Turnier auf der Kippe. Doch Wa- wichtig, um die Ausgaben für Preisgeld, Anfang August in Kasan. Den Startplatz zum Senioren-Boccia. 47 Prozent dieser TV-Bilder durch IMG Media erreichen ckernagel und sein Team gaben, ange- Halle, Infrastruktur und Logistik berap- in Russland kann man sich in den kom- Veranstaltungen entfallen auf die Sport- die Swiss Open 300 Millionen Haushal- trieben von Enthusiasmus und Durch- pen zu können. Immerhin: Antrittsga- menden Wochen auch bei weiteren Ge- art Fussball. Badminton schafft es auf 2 te. «Alleine in China erreicht eine Stati- haltewille, nicht auf. Mit Wilson als gen für die Stars müssen im Badminton legenheiten noch sichern. Prozent. Eine Randsportart im klassi- on 80 Millionen», sagt Wackernagel fast Sponsor stieg das Turnier ab 2006 zu nicht bezahlt werden – dank einem Ver- Zugleich ist Genf auch bereits der schen Sinn. Umso erstaunlicher, beher- ungläubig. Diese Einnahmen sind für neuem Glanz auf, schüttete 200 000 bot des Weltverbands. Geld verdienen erste Qualifikationswettkampf hinsicht- bergt Basel mit den Swiss Open (10.–15. das Turnier überlebenswichtig. 1,3 Mil- Dollar Preisgeld aus, zählte 20 000 Zu- die Organisatoren mit ihrem Turnier lich der Olympischen Spiele 2016 in Rio März) eines der weltweit führenden lionen Franken beträgt das Budget der schauer und gehörte der höchsten Ka- trotzdem nicht. Sie sind froh, dass sie de Janeiro. Pro Einzeldisziplin können Turniere. Zumal die Schweiz im Bad- Swiss Open, 120 000 US-Dollar das tegorie mit weltweit 12 Turnieren an. mittlerweile eine Aufwandsentschädi- maximal zwei Athleten das Ticket lö- minton maximal Mittelmass darstellt Preisgeld. Das Turnier geniesst Grand- «Doch die Anforderungen des Welt- gung kassieren. Von Lawrence Chew, sen. Aufgrund der geforderten Zeiten und eine Figur wie an al- Prix-Gold-Status und gehört damit der verbandes stiegen stetig», sagt Wacker- Geschäftsführer von Swiss Badminton, wird das allerdings – wenn überhaupt – len Ecken und Enden fehlt. Die Swiss zweithöchsten Kategorie an. Acht nagel. Unnötige Risiken wollte man kei- erhalten die Basler für ihren Einsatz ein nur selten der Fall sein. Insgesamt sind Open: ein Leutturm ohne Lichtgestalt. Olympia- und WM-Medaillengewinner ne eingehen. Denn auch heute noch dickes «Bravo». Er wünscht sich, dass in Genf 52 Vereine über 400 Schwim- «Ich wünschte mir einen wie Fe- hauen sich in diesen Tagen in der kämpfen die Organisatoren fast täglich Wackernagel und Co. nach dem Umbau mern gemeldet. Am meisten Teilneh- derer, Dario Cologna oder Simon Am- schnellsten Rückschlagsportart die ums Überleben. Im letzten Jahr kamen der Halle (ab 2020) die Durchführung mer stellt traditionell der SC Uster Wal- mann fürs Schweizer Badminton», sagt Shuttles um die Ohren. knapp 15 000 Zuschauer. «Die gleich- einer WM ins Auge fassen. lisellen, diesmal mit 47 Athleten. (SI)