Tierversuche in Der Forschung
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Senatskommission für tierexperimentelle Forschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft Tierversuche in der Forschung Senatskommission für tierexperimentelle Forschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft Tierversuche in der Forschung 2 Inhalt Vorwort . 4 Einführung . 6 Tierversuche: Definition und Zahlen Was ist ein Tierversuch? . 9 Wie viele Tiere werden verwendet? . 9 Wofür werden Tiere in der Forschung benötigt? . 11 Welche Tierarten werden eingesetzt? . 11 Europaweite Entwicklung . 14 Tierexperimentelle Praxis: Einsatzbereiche für Versuchstiere Grundlagenforschung. 17 Medizinische Forschung. 18 Nobelpreiswürdig: Herausragende wissenschaftliche Erkenntnisse . 20 Diagnostik . 22 Transplantationsmedizin . 25 Zell- und Gewebeersatz beim Menschen. 26 Stammzellforschung . 27 Genomforschung . 28 Neurowissenschaften . 31 Veterinärmedizinische Forschung . 33 Tierversuche in der Aus-, Fort- und Weiterbildung . 35 Die Grundannahme der Übertragbarkeit auf den Menschen. 35 3 Tierversuche und Tierschutz: Ethische Abwägungen Die Entwicklung des Tierschutzgedankens in Deutschland . 39 Ethische Aspekte von Tierversuchen und das Solidaritätsprinzip. 40 Die Übertragbarkeit aus ethisch-rechtlicher Sicht. 45 Das 3 R-Prinzip . 48 Alternativen zum Tierversuch. 51 Grenzen von Alternativmethoden. 54 Die Basler Deklaration . 56 Tierversuche in Deutschland: Vom Antrag bis zur Durchführung Europäische Regelungen für Tierversuche . 59 Tierversuche unter Genehmigungsvorbehalt . 60 Rechtliche Grundlagen . 60 Genehmigungsverfahren . 63 Durchführung von Tierversuchen . 64 Qualifizierte Überwachung. 68 Belastungen für die Tiere . 69 Die Tierschutz-Verbandsklage . 71 Anhang 4 Vorwort Tierversuche sind in der biologischen und medizinischen Grundlagenforschung unverzichtbar – damit besteht ein klassisches Dilemma, da der Erkenntnisge- winn zum Wohl des Menschen mit der Belastung von Tieren verbunden ist. Der Tierschutz hat in den meisten europäischen Ländern einen hohen Rang und setzt der Forschung enge Grenzen. Im Jahr 2010 wurde vom Europäischen Par- lament nach langen kontroversen Debatten eine EU-Richtlinie zum Tierschutz in der Forschung verabschiedet, die in vielen Punkten neue, strengere Regelungen vorsieht und gleichzeitig europaweit einheitlich hohe Standards für die Zulas- sung von Tierversuchen und die Unterbringung und Betreuung von Tieren in der Forschung setzt. Eine erste Auflage von „Tierversuche in der Forschung“ ist 2004 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) veröffentlicht worden. Sowohl die deutschsprachige als auch die englische Version „Animal Experiments in Re- search“ sind mittlerweile vergriffen. Die Anpassung des deutschen Tierschutz- gesetzes im Jahr 2013 an die EU-Richtlinie führte zu zahlreichen Änderungen im Genehmigungsverfahren, was einen größeren Verwaltungsaufwand für die Antragstellerinnen und Antragsteller als bisher bedeutet. Mit der vorliegenden Neuauflage wollen wir einen Überblick über den aktuellen Stand der gesetzli- chen Regelungen einschließlich praktischer Hinweise zu den organisatorischen Abläufen der Antragstellung und der Durchführung von Tierversuchen geben sowie die rechtlichen und ethischen Grundlagen der tierexperimentellen For- schung erläutern. Ergänzend zur Broschüre steht auf der DFG-Website unter www.dfg.de/tierschutz weiteres Material – wissenschaftliche Aufsätze, Gesetzes- texte, Formulare zur Antragstellung etc. – zur Verfügung. Tierversuche werden in unserer Gesellschaft kontrovers und oft sehr emotional diskutiert – nicht zuletzt, weil vielfach sachliche Informationen über ihren Sinn, die Belastung der Tiere oder die Ergebnisse und deren möglichen Nutzen feh- len. Im Rahmen einer Selbstverpflichtung, der Basler Deklaration, haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dazu verpflichtet, stärker mit der Öf- fentlichkeit zu kommunizieren und diese besser zu informieren. Deshalb hat die vorliegende Broschüre auch zum Ziel, die interessierte Öffentlichkeit über den Umfang und die Notwendigkeit von Tierversuchen zu informieren. Anhand von ausgewählten Beispielen und Erläuterungen zu wissenschaftlichen Methoden wird versucht, Grundsätze der tierexperimentellen Forschung zu erläutern und somit einen Beitrag zur Versachlichung der Diskussion zu liefern. 5 Die Broschüre ist das Ergebnis der Zusammenarbeit von Mitgliedern der Senats- kommission für tierexperimentelle Forschung der DFG und der DFG-Geschäfts- stelle in Bonn. An dieser Stelle möchte ich allen Beteiligten danken, die durch Textbeiträge und kritische Diskussionen einen Beitrag zur Fertigstellung geleistet haben. Den Leserinnen und Lesern wünsche ich eine aufschlussreiche Lektüre! Gerhard Heldmaier Vorsitzender der Senatskommission für tierexperimentelle Forschung der DFG NOBELPREISE Emil von Behring Ronald Ross 6 1901 Funktion der Serumtherapie, 1902 Forschung zu Malaria insbesondere bei Diphtherie Einführung Die Aufklärung des Erbguts komplexer sie den Forscherinnen und Forschern Lebewesen – wie der Taufl iege Drosophi- vor, dem Menschen eine Vorrangstel- la melanogaster, der Maus, der Ratte, des lung gegenüber den Tieren einzuräu- Schweins, des Rindes oder des Menschen men. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass – gehört zu den großen wissenschaftli- die Ergebnisse aus Tierversuchen nicht chen Leistungen der jüngsten Zeit. Aber auf den Menschen übertragbar seien auch auf anderen Gebieten der Lebens- und den Tieren – allein um die wis- wissenschaften wurden große Fortschrit- senschaftliche Neugier zu befriedigen te erzielt, darunter neue Erkenntnisse – Leid zugefügt werde. Aus heutiger über die Struktur von Ribosomen − den Sicht wirken manche Versuche aus der Eiweißfabriken der Körperzellen − und Anfangszeit der tierexperimentellen über die erstaunliche Plastizität von Forschung tatsächlich grausam, eben- Stammzellen. Diese Erkenntnisse ermög- so aber auch chirurgische Eingriffe am lichen neuartige Einblicke in die Komple- Menschen. Dies liegt aber vor allem an xität von Lebensvorgängen, verbessern den unzureichenden Operationstech- langfristig die medizinische Versorgung niken und Narkosemöglichkeiten je- und Ernährung von Mensch und Tier ner Zeit. Die Entdeckung der Narkose und tragen auf diese Weise zu einer er- im 19. Jahrhundert war für Mensch höhten Lebensqualität und steigenden und Tier ein Segen und ihr Einsatz bei Lebenserwartung bei. Tierversuchen ist heute gleichermaßen Verpfl ichtung und Routine. Entscheidende Fortschritte wären ohne den Einsatz von Versuchstieren nicht Die Kritik an Tierversuchen hat schon denkbar. Nur mit ihrer Hilfe konnten in im 19. Jahrhundert dazu geführt, dass der Vergangenheit Lebensvorgänge bei gesetzliche Regelungen für den Einsatz Tieren und Menschen näher aufgeklärt von Tieren in der Forschung formuliert werden. Dazu zählt die Funktion der wurden. Diese sind seitdem ständig Sinnesorgane, des Nerven-, Hormon- ausgeweitet worden. Das deutsche Tier- und Immunsystems oder auch einzel- schutzgesetz gehört zu einem der welt- ner Gene, die letztlich nur im Kontext weit strengsten Regelwerke. Es stellt des Gesamtorganismus entschlüsselt sicher, dass Tierversuche nur in einem werden kann. Zur Erforschung solcher von der Gesellschaft akzeptierten Um- komplexer Vorgänge im intakten, le- fang erfolgen und staatlichen Kontrol- benden Organismus sind auch in Zu- len unterliegen. Jeder Tierversuch zu kunft Tierversuche notwendig. biomedizinischen Forschungszwecken muss gegenüber der zuständigen Be- So lange wie es Tierversuche gibt, gibt hörde eines Bundeslandes ausführlich es Gegner. Heute wie damals werfen schriftlich begründet werden. Die Be- Iwan Pawlow 7 Forschung zu Malaria 1904 Physiologie der Verdauung Im Erbgut aller Tiere fi nden sich ähnliche Merkmale wie beim Menschen. Deshalb eignet sich beispiels- weise auch die Taufl iege, um menschliche Lebensvorgänge und Erkrankungen zu erforschen. hörde wird von einer Tierschutzkom- wissenschaftliche Zwecke verwendeten mission beraten, der sowohl Fachwis- Tiere erlassen. Sie betont drei Grundsät- senschaftlerinnen und -wissenschaftler ze, die zur Sicherung des Tierschutzes als auch Vertreterinnen und Vertreter in der Forschung eingehalten werden von Tierschutzverbänden angehören. sollen und als sogenanntes „3 R-Prin- Bei der Entscheidung über den Antrag zip“ bezeichnet werden: die Reduzie- spielt vor allem die Prüfung der Un- rung (Reduction) und Verfeinerung erlässlichkeit eine zentrale Rolle. Das (Refi nement) von tierexperimentellen heißt, es muss im Antrag plausibel dar- Methoden sowie die Entwicklung von gelegt werden, dass das Forschungsziel Ersatz- und Ergänzungsmethoden (Re- nur durch einen Tierversuch und nicht placement) zum Tierversuch. Darüber mit anderen Methoden erreicht wer- hinaus enthält die EU-Richtlinie zahlrei- den kann. che neue Regelungen für die Genehmi- gung und Durchführung von Tierversu- Um in der tierexperimentellen For- chen. Im Juli 2013 wurde das deutsche schung europaweit einen hohen bio- Tierschutzgesetz novelliert und an die ethischen Standard zu sichern, hat das europäische Richtlinie angepasst. Dabei Europäische Parlament 2010 die Richt- wurden alte Regelungen beibehalten linie 2010/63/EU zum Schutz der für und mit neuen Vorgaben ergänzt. Robert Koch 1905 Übertragung und Behandlung 9 der Tuberkulose Tierversuche: Defi nition und Zahlen Was ist ein Tierversuch? Untersuchungen, der Umweltschutz, die Förderung des Wohlergehens von Das deutsche Tierschutzgesetz defi - Tieren, die Verbesserung der Hal- niert Tierversuche als Eingriffe oder tungsbedingungen, die Erhaltung der Behandlungen an Tieren, wenn diese Art sowie die Aus-, Fort-