Michael Pachers in Der Stadtpfarrkirche "Zu Unserer Lieben Frau" (Franziskanerkirche) in Salzburg

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Michael Pachers in Der Stadtpfarrkirche ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Mitt(h)eilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde Jahr/Year: 2000 Band/Volume: 140 Autor(en)/Author(s): Fuhrmann Franz Artikel/Article: Der Marienaltar Michael Pachers in der Stadtpfarrkirche "Zu Unserer Lieben Frau" (Franziskanerkirche) in Salzburg. 28-58 © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at Zur Erinnerung an den Maler und Bildschnitzer MICHAEL PACHER geb. um 1430 in Bruneck im Pustertal gest. im Sommer 1498 in Salzburg kurz vor Vollendung der Aufstellung seines grössten Altarwerkes für die damalige Stadtpfarrkirche heute Franziskanerkirche. Die Madonna dieses Altares hat Johann Bernhard Fischer von Erlach in den barocken Hochaltar übernommen. Begraben wurde Michael Pacher auf dem alten Pfarrfriedhof an der Nordseite der Kirche wo später Fürst - Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau die Residenz errichtete. Errichtet im Gedenkjahr 1998 von den Franziskanern. Eingeweiht am 15. November durch den Propst Chrysosfomos Giner von Neustift bei Brixen. Abb. 1 Inschriftstein für Michael Pacher in der Franziskanerkirche. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 29 Der Marienaltar Michael Pachers in der Stadtpfarrkirche „Zu Unserer Lieben Frau“ (Franziskanerkirche) in Salzburg Von Franz Fuhrm ann Die 500. Wiederkehr des Todesjahres von Michael Pacher 1998 fand ihren Niederschlag vor allem in seiner Südtiroler Heimat. Die denkwürdige Ausstellung im Augustiner-Chorherren-Kloster Neustift bei Brixen, verbunden mit einer Reihe kultureller Veranstaltungen und abgeschlossen mit einem wissenschaftlichen Symposion in der Pacherstadt Bruneck, war das herausra­ gende Ereignis1. Aber auch Salzburg meldete sich zu Wort, ist doch die Salz­ achstadt mit größter Wahrscheinlichkeit Pachers Sterbeort, und die heutige Franziskanerkirche jene heilige Stätte, für die der universale Künstler seinen letzten Flügelaltar geschaffen hat: neben dem Krakauer Altar von Veit Stoß das monumentalste Werk dieser Gattung im „Herbst des Mittelalters“. Den Söhnen des hl. Franziskus gebührt das Verdienst, mehrfach an den Schöpfer ihrer „Pachermadonna“ erinnert und ihm durch die Anbringung einer Inschrifttafel in ihrer Kirche ein „ewiges Gedächtnis“ gestiftet zu haben (Abb. 1). Die Gesellschaft für Salzburger Landeskunde veranstaltete nach Teil­ nahme an der Enthüllung des Gedenksteins einen Festakt im Romanischen Saal der Erzabtei St. Peter. Der Beitrag des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Salzburg bestand in dem Versuch, Form, Funktion und Gehalt des Flügelaltars durch ein Modell 1:4 (vgl. Abb. 8) stärker zu veranschaulichen2. Die Fragen und Überlegungen, die mit der Herstellung dieses Modells ver­ bunden waren, sind Gegenstand der folgenden Ausführungen. Sie betreffen im Hinblick auf die besondere Aufgabe — die Maße und Maßverhältnisse des Altars im Vergleich mit den übrigen Pacher-Altären sowie sein Verhältnis zur Architektur des Hallenchors der Franziskanerkirche einschließlich des barocken Hochaltars Fischers von Erlach; — das Bildprogramm, seine Herleitung und Verteilung auf den Wandelaltar; — die kunstgeschichtliche Bedeutung des Salzburger Altars im Schaffen Mi­ chael Pachers und seiner Zeit. Maße und Maßverhältnisse Eine einigermaßen zuverlässige Vorstellung von der Größe des Altars ist erst seit 1951, dem Jahr der Auffindung einesTafelfragments (261 x 85 x 2,5 cm, Zirbelholz; Abb. 2), möglich, auf dem die Szene dargestellt ist, wie Josef von seinen Brüdern in den Brunnen geworfen wird. Da das ursprüng­ liche Format dieses Holztafel-Teils Schlüsselelement für die Maßverhältnisse des gesamten Altars ist, kommt seiner Bestimmung entscheidende Bedeutung © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 30 zu. Nach Hoppe scheinen die rechte und wohl auch die obere Kante den ur­ sprünglichen Kanten der Tafel zu entsprechen. Hingegen ließ sich erkennen, „daß die ursprüngliche Bildfläche links zweifellos sehr beträchtlich und unten vermutlich geringfügig beschnitten worden war“3. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 31 Hinsichtlich der Höhe des Tafelfragments herrschte anfangs Unklarheit, da sie mit 240 cm angegeben wurde. Das hatte zur Folge, daß Dagobert Frey in seinen „Michael Pacher Studien“ (1953) mit dieser Höhe operierte. Zu­ sammen mit der von ihm angenommenen originalen Tafelbreite von 170/ 173 cm erreichte er ein Höhe-Breite-Verhältnis von 1,4:1, was in alle Rekon­ struktionszeichnungen Eingang fand. Es ist hier anzumerken, daß für die Er­ schließung des Breitenmaßes nicht nur die Bildkomposition der Josefsszene, sondern auch noch die bereits seit langem bekannten und mit unserem Altar in Verbindung gebrachten Tafelbilder der „Verlobung Mariens“ und der „Geißelung Christi“ (Vorder- und Rückseite einer Tafel aus Zirbelholz, 113 x 139.5 cm, beschnitten; Abb. 3 u. 4) von Frey herangezogen werden konnte. Demus schloß sich 1954 den Forschungen Freys an, verwendete das inzwi­ schen geklärte Höhenmaß von 261 cm, verringerte aber das Breitenmaß auf 160/165 cm. Das ergibt ein Verhältnis von ca. 1,6: l 4. Ein Breitenmaß von 165 cm kommt mir sehr gelegen, denn es entspricht, auf das Tiroler Fußmaß (1 ' = 33 cm) umgelegt, genau 5 Fuß. Vergrößert man das Höhenmaß nur um 3 cm auf 264 cm — wozu man aufgrund des Befund­ berichts von Hoppe berechtigt ist —, so erhält man eine Tafelhöhe von 8 Fuß (= 264 cm) und damit ein besonders schönes Verhältnis5. Mit diesen Werten ist aber noch nicht die Größe des Herzstücks des Altars, des Schreins, gewonnen. Aus Art und Umfang der Thematik der nunmehr be­ kannten drei Tafeln läßt sich als Typus ein doppelter Flügelaltar erschließen, ähnlich dem von St. Wolfgang. Das zentrale Gebilde des Altars, Schrein mit Doppelflügeln, muß demnach 16 Fuß (2 Tafeln übereinander) + 3 Rahmen­ stärken hoch sein. Die Stärke der genuteten Rahmen darf bei diesen Dimen­ sionen mit Vi Fuß angenommen werden, was zu einer Höhe von 17,5 Fuß = 577.5 oder rund 578 cm führt. Die Breite der Flügel (Tafel + 2 Rahmen­ stärken) beträgt 6 Fuß, jene des Schreins demnach 12 Fuß = 396 cm, die Ge­ samtbreite bei geöffneten Flügeln beträgt 24 Fuß = 792 cm. Das ergibt für den Schrein ein Verhältnis von 17,5:12 Fuß = 577,5:396 cm = 1,458:1. Für die vermutliche Höhe von Predella und Gesprenge gewinnt man An­ haltspunkte nur im Vergleich mit anderen Flügelaltären, vor allem dem von St. Wolfgang, d. h. für die Predella ca. ein Drittel der Schreinhöhe, für das Gesprenge mindestens die Höhe von Predella und Schrein zusammen. Das ergibt für unseren Fall 6 ' + 17,5' = 23,5' und somit eine Gesamthöhe von 47 Fuß. Setzt man diesen theoretischen Wert in die Baupraxis um und berück­ sichtigt die Gesamtbreite des Altars mit 24 Fuß, so scheint eine Anhebung der Gesamthöhe auf 48 Fuß sinnvoll, vor allem dann, wenn sich durch Auf- und Abrundung ein Dreierverhältnis von 6 / :18/ :24/ = 1:3:4 erreichen läßt. Das Verhältnis von Gesamtbreite zu Gesamthöhe wäre dann 2 4 ':4 8 /= 1:2 = 792:1584 cm, also ein „Biquadrat“. Ausdrücklich ist darauf hinzuweisen, daß mit dem Begriff Altar nur der von Pacher entworfene hölzerne Aufbau ge­ meint ist, also das Retabel, wie der Fachausdruck heißt, ohne den Blockaltar mit Mensaplatte. Rechnet man diese Altarhöhe (im eigentlichen Sinn), die mit etwa 4 Fuß anzusetzen ist, hinzu, so ergibt sich eine Höhe des gesamten Altars von 52 Fuß = 1715 cm (Schema l)6. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 32 Schema 2: Salzburger Altar, Ort in der Franziskanerkirche Wenn bisher die Maße des Altars vom kleinsten Element, den nur annä­ hernd bestimmbaren Rechtecken der Tafeln, aus entwickelt wurden, so ist das der verkehrte, sozusagen im Krebsgang vollzogene Weg. Denn zu allererst hatte sich der Altarbauer selbstverständlich mit den besonderen Verhältnis­ sen jenes Raums auseinanderzusetzen, für den der Altar gedacht war, in unse­ rem Fall mit dem zentralen Bereich des Hallenchors der Franziskanerkirche. Es ist dies jenes gleichschenkelige Dreieck, das die drei östlichen Rundpfeiler im Grundriß bilden. Aus dem Schema 2 geht eindeutig hervor, daß Pacher die vorgegebenen architektonischen Maßverhältnisse hervorragend berücksichtigt hat und bei der Breitenbemessung seines Altars mit knapp 4 m Schrein- und doppelter Gesamtbreite sich von der dem Fiallenchor innewohnenden maßli- chen Harmonie leiten ließ. Hinsichtlich der Höhe des Altars hatte Pacher bei der gegebenen lichten Höhe bis zum Gewölbe von 28 m große Freiheit. Doch kann kein Zweifel bestehen, daß er auch in dieser Richtung auf die Raumver- Abb. 2 (rechts) Brunnensturz Josefs, rechtes Tafelfragment (Aspekt 2). © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 33 © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 34 Schema 3: St. Wolfganger Altar hältnisse Rücksicht genommen hat, vor allem in Anbetracht des schmalen Triumphbogens zwischen Chor und Langhaus. Im übrigen darf nicht über­ sehen werden, daß der Chor zu Pachers Zeit ein anderes Gesicht hatte: der Kapellenkranz war um ca. 6 Fuß niedriger und wies gotische Formen auf, © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 3 5 und im Ostscheitel sowie an der Südseite waren die Hochfenster tiefer her­ untergezogen und erzeugten
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