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FEB.17

Platten.17 EINSCHLAUFEN Betrifft: Fantasieuniformen und Wasser in Würfelform

Was macht der Teppich im Hotelkorridor? Ge- Getränke ausgeschenkt, Zigaretten geraucht oder Impressum Nº 01.17 nau: Er schluckt Schrittgeräusche. Dämpft den Schallplatten verkauft wurden. Bevölkert von DER MUSIKZEITUNG LOOP 20. JAHRGANG Trittschall, der von mannigfaltiger Fussbeklei- jungen Menschen, deren Gesichter wie struktur- dung stammt, ob das nun meersalzgegerbte schwache Gegenden wirkten, die Körper wie auf- P.S./LOOP Verlag Segeltuchturnschuhe oder aus Ameisenbärleder wendig oder behelfsmässig dekorierte Daseinsge- Langstrasse 64, 8004 Zürich sorgsam zusammengeschusterte Cowboystiefel rippe. Abends gingen sie tanzen, und wer es sich Tel. 044 240 44 25, Fax. …27 sind. Deren Träger scheinen lautlos dahinzuglei- leisten konnte, konsumierte zu Selbstveredelungs- www.loopzeitung.ch ten, obschon sie in Wahrheit stöckelnd, schlur- zwecken weisses Pulver aus Peru und versuchte, fend, stepptanzend oder shuffelnd den Flur be- unter dem Einfluss der Genussgifte eine etwas Verlag, Layout: Thierry Frochaux schreiten. Man sieht sie vorbeiziehen, während kompliziertere Leidenschaft auszuleben. [email protected] man gerade mit dem kleinen Plastikeimer vor Man benötigt natürlich nicht zwingend einen der Eismaschine steht, um sich ein wenig gewür- teppichverkleideten Hotelkorridor und die Pal- Administration, Inserate: Manfred Müller feltes Wasser für den Zimmergebrauch zu be- mer-Girls, um sich auf die Zeitreise zu begeben. [email protected] sorgen. Manche gehen selbstvergessen und still Als Tickets taugen auch die frühen Romane von ihres Weges, andere zotteln ekstatisch johlend Jay McInerney. Oder eben dieses , das Redaktion: Philippe Amrein (amp), und umgeben von einer Entourage, die Fanta- vor knapp drei Jahrzehnten veröffentlicht wur- Benedikt Sartorius (bs), Koni Löpfe sieuniformen trägt, an den nummerierten Türen de und nun im Hintergrund läuft, während die- vorbei. Ganz selten nur kommt einer strengen se Zeilen entstehen. «Pleased to Meet Me» von Mitarbeit: Philipp Anz (anz), Reto Aschwanden, Schrittes daher, mit locker gebundener Krawat- den Replacements. Das Werk enthält mit «Alex Thomas Bohnet (tb), Christian Gasser, te und inmitten einer Crew, die mit knapp ge- Chilton» gleich zu Beginn eine wahre Hymne, Michael Gasser (mig), Hanspeter Künzler (hpk), schnittenen Klamotten, eiskaltem Make-up und und weiter hinten – bei «Can’t Hardly Wait» Tony Lauber (tl), Philipp Niederberger, Musikinstrumenten ausgestattet ist. Ein klassi- – hört man den eingangs Besungenen an der Martin Söhnlein (söh) scher Robert-Palmer-Moment, der einen in eine Gastgitarre in die Saiten greifen. Eine Sammlung Zeit zurückwirft, als beim Begriff «Bluetooth» von Liedern, geschrieben und eingespielt von Druck: Tagblatt Print, St. Gallen die meisten wohl auf den Namen eines Nacht- Musikern, die durchaus geselligkeitsgestählt wa- clubs getippt hätten. ren, zugleich aber auch sensibel und wachsam. Das nächste LOOP erscheint am 24.2.2017 Die Achtzigerjahre – eine Dekade, in der man sein Davon zeugt nicht zuletzt die diskrete Balladen- Weltwissen aus dicken Büchern und Tageszeitun- miniatur «Skyway». Die man täglich rotieren Titelbild: Chuck Prophet gen bezog, wahlweise auch aus dem Teletext oder lassen sollte – um nicht durchzudrehen. vom Hörensagen. Soziale Netzwerke bestanden aus ein paar wenigen Knotenpunkten, an denen Guido Westerberg

Ich will ein Abo: (Adresse) 10 mal jährlich direkt im Briefkasten für 33 Franken (in der Schweiz). LOOP Musikzeitung, Langstrasse 64, 8004 Zürich, Tel. 044 240 44 25, [email protected] DIE NEUEN PLATTEN

Fishbach Tim & Apples In Austra Keren Ann À ta merci Puma Mimi Space Future Politics You’re Gonna (Disques Enterprise/Sony) Der Die Das The Shame Song (Domino/Irascible) Get Love (Mouthwatering Records) (Nick & Nora) (Polydor/Universal Music) Es kündet sich etwas Gros- Politik und Zukunft. In die- ses an, denn Frankreich Es ist ein vollkommen stim- Erstmals habe ich das aus- sen Tagen ein wenig erbau- Die knackige Bassfigur ist in heller Aufregung. miges und würdiges «Hut gesprochen sympathische licher Themenkomplex. und die verhallte Gitarre «Future star de la pop ab!» an die Musikgeschich- Berliner Duo vor drei Jah- Verzagen hilft nicht, also des Titelstücks lassen an française» schreibt «Les In- te, dass beim letzten Stück ren gehört, als Sven Rege- schreiten Austra voran. Lee Hazlewoods Alben rockuptibles» auf der Titel- auf dem mächtig Vergnü- ner die beiden als Support Entschlossen und treibend mit Nancy Sinatra denken. seite, und für «Le Figaro» gen bereitenden neuen Tim für seine Element of Crime die Rhythmen, eingängig Das Streicher-Arrangement ist sie «le coup de cœur de & Puma-Mimi-Album un- mitgeschleppt hat. Zwei und zwingend die Melodie steuerte kein Geringerer als l’année». Flora Fischbach ser aller Boris Blank mit- junge Menschen, die auf – so gibt das Titelstück die Eumir Deodato bei. Was alias Fishbach heisst die wirkt. Mit den pionierhaf- der Bühne einen netten, et- Gangart vor, der die ande- die Singer/Songwriterin junge Dame, die La Gran- ten Yello haben die Mimis was verhuschten Eindruck ren Songs in Varianten fol- Keren Ann Zeidel auf ih- de Nation aufwühlt. Und nicht nur die elektronischen hinterliessen, dabei herzige gen. Die Band um Sängerin rem neusten Album bietet, dort gleich Vergleiche mit Herstellungsmittel ihrer Folk-Pop-Songs zum besten Katie Stelmanis verändert überzeugt. Ob sie die Trau- anderen Frauen der Musik- Musik gemeinsam, sondern gaben. Phil Haussmann, ihr Rezept auf dem dritten er einer Mutter schildert, geschichte auslöst: Desire- auch die Freude am Spiel der Sohn des Berliner Thea- Album nur in Nuancen. Sie deren Sohn nicht mehr aus less, Françoise Hardy oder mit Klängen und die rare termachers und Regisseurs bleibt beim Synthie-Pop, dem Krieg zurückkehrt Catherine Ringer (Les Rita Fähigkeit, Musik mit Witz Leander Haussmann (der manchmal altmodisch mit («Bring Back»), oder mit Mitsouko). Einflüsse aus zu machen, die nicht im gelegentlich bei Element Sequenzer-Sounds wie aus «The Separated Twin» ei- den Achtzigern sind auf entferntesten das grausige Of Crime in die Mundhar- den 80ern, dann wieder mit nen Song kreiert, der sich ihrem Debütalbum «À ta Wort «Gimmick» herauf- monika bläst), und seine allen Schikanen der zeitge- wie eine Hommage an Leo- merci» tatsächlich überall beschwört. Als Beispiel sei norwegische Partnerin Julie nössischen Tontechnik. nard Cohen anhört. Zeidel zu hören, doch die 25-Jäh- hier Lied Nummer zehn Mehlum haben sich 2010 Die Kanadier vermeiden kann auch anders: «Again rige fügt den Verve und zitiert. Es heisst «Kumo» in Berlin kennen- und lie- das allzu einfach Gestrick- and Again» und «The Ri- das Selbstbewusstsein einer und besteht vornehmlich bengelernt und das Duo te, das bei artverwandten ver That Swallows All the neuen Generation dazu. aus elektronischen Fiepern Apples In Space gegründet. Bands zuweilen Langewei- Rivers», zwei Pop-Perlen, Aufgewachsen ist Fishbach und Piepsern, dazu einem Am Set von Leander Haus- le auslöst. Austra gelingen erinnern an den klassi- in Rimbauds Heimatstadt Hauch Marimba, einer smanns und Sven Rege- pumpende («I Love You schen Sixties-Pop einer Charleville-Mézières in den Prise Shakuhachi-Flöte, ners Film «Hai-Alarm am More Than You Love Dusty Springfield. Auch Ardennen, und ihr Gesang dem Bass von Gast James Müggelsee», wo beide als Yourself») und schweben- «Where Did You Go?» ist durchaus geprägt von Varghese und natürlich Praktikanten arbeiteten, de («Angel In Your Eye») besitzt diesen melancholi- einem herben und rauhen Puma Mimis federleich- hat sie Regener sozusagen Ohrwürmer, doch sie be- schen Sixties-Touch – mit Klima. Angefangen hat sie tem Gesang. Die herrliche entdeckt und ihre zweite lassen es keineswegs beim beschwingten Streichern in einer Punk-Band und Vignette schafft es, gleich- EP produziert. 2014 folg- Vordergründigen. Hinter und Flöte. Der pulsierende kann mit der E-Gitarre ei- zeitig fernwehhaft, munter, te ihr Debüt. Inzwischen den Hooks stecken mehr- Groove von «Easy Money» niges bewerkstelligen. Mit versöhnlich und mysteriös zu viert, haben Apples In schichtige Soundflächen, könnte auch von Can stam- elektronischen Geräten zu wirken. Ein Lied samt Space nicht nur die Band, die einigen Tiefgang bieten. men, die kantige Melodie mischt sie Beats und New Zulu-Gesang von Ngoma sondern auch die Sounds «Future Politics» funkti- dagegen verweist auf den Wave dazu und kennt auch Makhosi ist in Johannes- erweitert. Der minimalis- oniert darum als Klang- Pop der frühen Achtziger. den ruhigeren Chanson. burg entstanden, fehlen tut tische Folk wechselt auch teppich wie auch bei auf- «My Man Is Wanted But Das bewegt, und Songs auch die bereits bekannte, mal in den Sixties-inspi- merksamem Zuhören. Und I Ain’t Gonna Turn Him wie «Y crois-tu» oder «In- herrliche japanische Adap- rierten Rock mit Orgel und verbreitet trotz viel Moll ei- In», ein vielschichtiger, visible désintégration de tion von Mani Matters «Ds Co. oder neigt zu kleinen nige Zuversicht. Ein Stück sinnlicher Bluestrack, zählt l’univers» ist zu wünschen, Lotti schilet» nicht. Smart Ausbrüchen. Die Stücke trägt nicht zufällig den Ti- zum Besten auf diesem Al- dass sie den Sprung über und charmant – rundum kreisen nicht nur um eige- tel «Utopia» – die Zukunft bum. Die vielen Einflüsse, die Grenzen schaffen. Denn ein superfeines Album. ne Lebenserfahrungen wie darf nicht als wahr gewor- die Keren Ann verarbeitet, nicht nur Frankreich ist be- das recht intime Liebeslied dene Dystopie enden. vertragen sich durchaus mit reit für das «Petit Monstre» hpk. «Manor Hotel». Denn die ihrer poetischen Art, Ge- Fishbach, wie eines ihrer Apples in Space nehmen ash. schichten zu erzählen. Eine frühen Stücke hiess. sich auch ernster Gesell- ansprechende, spannende schaftsthemen an. Produktion. anz. tb. tl.

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KRISTEN STEWART FEBRUAR 2017 DIE NEUEN PLATTEN

Mick Harvey Lia Pamina The xx Childish Scratches Intoxicated Woman Love Is Enough I See You Gambino Before Beyond (Mute) (Elefant Records) (Young Turks/MV) Awaken, My Love! (Czar of Revelations) (Glassnote) Dass der australische Musi- In den Sechzigern gab es Beinahe viereinhalb Jah- Diese Stimme. Tief und ker Mick Harvey ein gros- nicht nur in Frankreich re sind seit «Coexist», Als die Jahresbestenlisten voller Kratzer. Muss man ser Fan des französischen mit den YéYé-Girls eine der letzten Platte von The bereits gedruckt waren, da mögen. Aber wer auf Toni Nationalheiligen Serge Welle von jungen Frauen, xx, vergangen. Jetzt mel- setzte Donald Glover alias Childs oder Jesse Sykes Gainsbourg ist, wissen wir die den Pop aufmischten, det sich das Trio aus dem Childish Gambino noch steht, wird auch Sarah- seit über zwanzig Jahren. sondern auch in Spanien – Südwesten Londons zu- einmal ein Ausrufezeichen Maria Bürgin schätzen. 1995 überraschte der lang- nachzuhören etwa auf den rück – mit «I See You». hinter das eigentlich bereits Auf dem zweiten Album jährige Wegbegleiter von «!Chicas!»-Compilations. Und mit einem Sound, der abgeschlossene Popjahr. der Scratches singt sie zehn Nick Cave mit dem wun- Hier knüpft Lia Pamina sowohl zügiger als auch Denn auf «Awaken, My Songs zwischen dunkler derbaren Cover-Album aus Castellón an, die an kühner anmutet. Dass The Love!» frönt der Schauspie- Ballade, Klingel-Gitarren «Intoxicated Man». Dort France Gall und Claudine xx die Musik der Euryth- ler und Comedian, der mit von New Wave bis Post wie auf dem zweiten Werk Longet erinnert oder bei mics, Portishead oder The seiner Rap-Serie «Atlanta» Rock und eruptivem Dra- «Pink Elephants» (1997) den zwei auf Spanisch ge- Cure in- und auswendig eben zwei Golden Globes ma wie im tosenden «Rope machte er sich über Stücke sungenen Stücken «Para kennen, ist nicht zu über- gewonnen hat, dem Space- Walker». Bürgin und Gi- von Gainsbourg her, die er Los Dos» und «Créeme» hören. Gegründet wurde Funk von Urvätern wie tarrist Sandro Corbat gekonnt ins Englische über- an Jeanette («Porque te die Band vor zwölf Jahren, George Clintons Funkade- kommen vom Theater her, trug. vas»). Mehrheitlich singt jetzt greift sie erstmals auf lic und vor allem Sly Stone. haben also einen Sinn für 2016 folgten die Teile drei Pamina aber auf Englisch, Samples und eine erwei- Da gibts drogenverhangene Inszenierung. Den nutzen und vier der Reihe. Die 15 besser gesagt: Sie haucht terte Klangpalette zurück. Wah-Wah-Gitarren, kos- sie, um ihren Songs Span- Songs sind überwiegend die Songs mit Akzent, im Der Opener «Dangerous» mische Fluchten, Urschreie nungsbögen und Ausdruck Duette, die Gainsbourg Refrain oft mit einem mäd- tut sich dabei besonders und andere Verpeiltheiten, zu verpassen. Dabei bleiben in den Sixties geschrieben chenhaften «Lalala» ver- hervor und beginnt mit ei- gespielt von Fans, die sich die Scratches eine musika- hat. Darunter Klassiker wie ziert. Bei ihren Songs denke ner herausplatzenden Fan- hier euphorisch vor ihren lische Angelegenheit und «Poupée de cire, poupée sie an Charaktere, die mit fare und schier tanzbaren Helden verbeugen und sich werden nicht zum Lieder- de son», mit dem die jun- Blumen im Haar durch Grooves. Ob The xx damit auch gerne verlieren. Dass programm einer Schau- ge France Gall 1965 den Haight-Ashbury oder mit gleich mal den neuen Tarif dieses Album aber mehr ist spielerin. Manchmal spielt europäischen Schlagerwett- Ponyfrisuren durchs Swin- durchgeben wollten? «On als eine reine Gedenkver- Corbat ein bisschen viele bewerb gewonnen hatte. ging London spazierten, Hold» bedient sich kurz anstaltung, hängt mit den Noten, doch dieses an sich Oder das schlüpfrige «Les sagt sie. Entsprechend nos- bei «I Can’t Go For That Songs zusammen, in denen feine Picking verhindert, sucettes». Hier heisst der talgisch ist die Instrumen- (No Can Do)» von Hall & Glover und sein schwedi- dass die umsichtig arran- Titel nicht ganz untreffend tierung mit Hammondor- Oates und zerrt den zum scher Produzent Ludwig gierten Songs durch ein or- «All the Suckers». Gehol- gel, Clavichord, Streichern Melancholischen neigen- Goransson reduzierter und dinäres Riff in kommunen fen haben Harvey zahlrei- und Bossa-Nova-Elemen- den Gesang von Oliver Sim direkter zu Werke gehen – Rock abgleiten. Und spä- che Sängerinnen, die meist ten. Da ist der Chamber und Madley Croft immer allen voran «Have Some testens beim Solo der Single eher unbekannt sind. Die Pop ihrer Labelkollegen wieder in Richtung Glücks- Love», eine ausgelassene «Beautiful» kapituliert der Ausnahme ist die Deutsche The School und Camera gefühle. «I’ve been a ro- Respekt-Hymne, die in die- kritische Geist und ergibt Andrea Schröder, mit der Obscura nicht weit weg. In mantic for so long», seufzt sen Tagen nötiger ist denn sich dieser Musik aus dem der 58-Jährige die Erotik- Lia Paminas Liebesliedern Croft auf «I Dare You» je. Kurz: viel Liebe für die- Halbdunkel, wo die Zwi- Hymne «Je t’aime moi non kitzeln die Sonnenstrah- und klingt so, als ob sie ses Album. schentöne lauern. Schmerz, plus» singt. Allerdings wird len aus der Vergangenheit, mehr als bereit wäre, sich Trauer, aber auch die Kraft das Stück nicht auf Eng- stets durchweht von leiser neu zu erfinden, wenigstens bs. der Selbstbehauptung ma- lisch, sondern auf Deutsch Melancholie. ein bisschen. Danach endet chen diese Musik stark gesungen. Das ist amüsant das Album ziemlich abrupt – und vor allem diese Stim- – wenngleich nicht ganz anz. mit dem gospelinfizierten me, die den geneigten Zu- so lustig wie die deutsche und introspektiven «Test hörer in ihren Bann zieht Verballhornung der Stöhn- Me», das auch auf die bei- und kaum mehr loslässt. orgie von 1970. Dazu gräbt den ersten Werke von The Harvey aber auch Seltene- xx gepasst hätte. Das wirkt ash. res aus wie «Dents de lait» nicht so sehr mutlos als oder «La Noyée». leicht unentschlossen. tb. mig. DIE NEUEN PLATTEN Sound Surprisen Im Lauf der Jahre werden gewisse Bands zur Gewohnheit, zu Begleitern, deren Präsenz man nicht weiter hinterfragt. Wie Freunde, die man dann und wann trifft, ohne so recht zu wissen warum. Hat man Mühe mit einem Album, stellt man es lieber rasch ins Regal, statt sich mit seiner Enttäu- schung auseinanderzusetzen – so wie man mit dieser Sorte Freund lieber unverbindlich plaudert, statt sich zu fragen, Botany Serafyn Lang Lang warum man sich so wenig zu sagen hat. Deepak Verbera Foam New York Rhapsody So erging es mir mit nach etwa 20 Jahren (Western Vinyl) (Radicalis Music) (Sony Classical) einer intensiven Beziehung. Ich hätte grosse Mühe, etwas Sinnvolles zu den Alben seit «» Dies ist eine Platte mit Geis- Zuerst begnügte man sich Lang Lang, ist das nicht (2006) zu sagen. War «» nicht schrecklich über- tersounds, die an den obs- mit Strassenmusik im hei- dieser «Klassikfuzzi»? Der steuert? Fand ich die «Dark Side of the Moon»- und «Sgt. kuren Horris E. Campos mischen Basel, doch bald chinesische Pianovirtuose Pepper’s»-Tribute nicht enttäuschend brav? Und «The Ter- erinnert. Ende der Sechzi- brachen Gitarristin Anna mit dem hellen, perlenden ror» – ehrlich gesagt, ich weiss nicht mehr. gerjahre gründete der Mu- Erhard und die zwei Cel- Klang? Doch. Ich bin nicht Ich liebte zwar weiterhin die Idee, dass es The Flaming siker Campos, der Licht listinnen Anja Waldkircher über Nacht zum Klassikfan Lips gab, fröhliche Unruhestifter in einem in Auflösung in Töne übersetzen wollte und Alexandra Werner mit mutiert. Doch was Lang begriffenen Musikbusiness. Heimlich aber begann ich a) und eine esoterisch wirken- ihrer Rhythmussektion, be- Lang hier präsentiert, ist mir einzugestehen, dass sie mit «Yoshimi Battles the Pink de Sicht auf die Harmo- stehend aus den Brüdern zu gut, um nicht gehört Robots» (2002) ihren Höhepunkt erreicht hatten, und b) nielehre hatte, gemeinsam Lucas (Kontrabass) und JJ zu werden. Ein Crossover- mich darauf einzustellen, dass mich ihre Musik nicht mehr mit Gleichgesinnten das Loew (Cajon), zur Interrail- Album mit zehn musika- in Begeisterung versetzen würde. «Higher Yearning Institu- fahrt auf. Nach Hamburg, lischen Liebeserklärungen Warum diese lange Vorrede? Sie soll, hoffe ich, die Glücks- te». Während dieser Zeit Budapest und Prag, wo man an die Stadt New York. gefühle besser nachvollziehbar machen, die mich beim entstand in der Wüsten- 2013 in Hinterhöfen und Klassik trifft auf Pop, Jazz pausenlosen Anhören von «» durchströmen. stadt Sedona, Arizona, ein Cafés musizierte. Die fünf und Filmmusik. Songs wie Es ist ein grosses Album; es greift viel von dem auf, was ich Archiv aus Gedichten, Auf- gaben sich den Namen Se- Alicia Keys «Empire Sta- an The Flaming Lips liebte, treibt es aber weiter und voran. sätzen und aber auch Klan- rafyn, schrieben Vorbilder te of Mind» oder Henry «Oczy Mlody» ist eine psychedelische Wundertüte, die gaufnahmen, das 1990 bei wie die Kings of Conveni- Mancinis «Moon River» durchdrungen ist von Wayne Coynes liebenswertem, einem Brand zerstört wur- ence oder Fink an – und werden neu interpretiert schwärmerischem, geradezu kindlichem Sinn für Verwunde- de. Der texanische Sam- dieser antwortete gar: «We und arrangiert. Dazu haben rung, von seiner Neugierde, Offenheit, seinem gutgelaunten plekünstler Spencer Ste- like it.» Der britische Sin- sich Lang Lang und sein Irrsinn. Vordergründig ist die Musik leichter und verspielter phenson zollt auf «Deepak ger/Songwriter empfahl Produzent Larry Klein Gäs- als die letzten Würfe und Kollaborationen. Die Songs sind Verbera» nun dieser ver- die Band weiter, was dazu te wie Sängerin Kandace komplex arrangiert, sie schillern dank überraschender Inst- gessenen Gestalt mit einer beitrug, dass die Lieder der Springs, Singer/Songwriter rumente und Klängen in allen Regenbogenfarben des tona- kosmischen Soundcollage Basler zunehmend gehört Jason Isbell, die Soul- und len und atonalen Spektrums. Rockistische Elemente sind in Tribut. Es ist eine beinahe wurden: Ihr «Take to the R’n’B-Sängerin Andra Day, den Hintergrund gedrängt; fette Gitarren hört man kaum, beatlose Bastelarbeit aus Skies» hat auf Soundcloud Madeleine Peyroux, die auch das Schlagzeug wird weitgehend ersetzt von perkus- aufgefundenen Sounds, neu inzwischen über 227 000 langjährige Stones-Beglei- sivem Klöppeln, das den schwerelosen Eindruck noch eingespielten Gitarren- und Klicks generiert. Nach ei- terin Lisa Fischer, die Vio- verstärkt. Kein Rock’n’Roll, sondern ein psychedelisches Klavierklängen und cho- ner EP, «Quantum Leap» linistin Lindsey Stirling Schwärmen und Ausschwärmen, ein Umsichgreifen und rale Heiligengesänge, die (2015), veröffentlichen sowie Jazzlegende Herbie Forschen, ein in ferne Sphären Schauen, aber nie ausufernd, laut gehört schon auch er- Serafyn jetzt ihren ersten Hancock dazugeholt. Mit sondern immer hoch konzentriert und kontrolliert. leuchtend wirken können. Longplayer «Foam». Produ- ihm kreiert Lang Lang ein «Oczy Mlody» klingt nett und verführerisch, offen und ein- «Deepak Verbera» erinnert ziert hat Pola Roy von Wir Highlight dieses : ladend. Unter der Oberfläche ist es auch das pure Gegenteil so eher an kosmische Jazz- Sind Helden, und der Deut- Gershwins «Rhapsody in davon: Bedrohlich und fies, ebenso düster wie farbenfroh, platten von Alice Coltrane. sche hat dafür gesorgt, dass Blue» in einer besonderen positiv und negativ, Yin und Yang. «Oczy Mlody» funkelt Ob auf den verbrannten der Folk weiterhin nur mini- Fassung für zwei Klaviere. wie ein dunkler, rauchiger Kristall, in welchem sich pinke Tapes von Horris E. Cam- mal von Pop umspült wird. Das London Symphony Lichtstrahlen aus dem Weltall brechen. Und während man pos eine ähnliche Musik Das, obschon Bass und Orchestra im Rücken, ent- in der Musik schwebt, spürt man, dass der Absturz ins Bo- enthalten war, weiss man Schlagzeug nun deutlich spinnt sich ein fesselnder denlose jederzeit möglich, ja sogar Teil dieses Schwebens natürlich nicht. Doch Ste- präsenter wirken. Songs wie Dialog zwischen den bei- ist. Es sind solche Gegensätze und Spannungen, die die phenson sucht weiter nach «Good Thing» oder «Mor- den: Call and response, Welt der flammenden Lippen zu einem einzigartigen Pop- dem Licht – wie seine in ning Tea» bevorzugen das wobei Hancock eine kräf- Kosmos machen. diesen Tagen erscheinende Unverschnörkelte, wirken tige Prise Jazz in sein Spiel Nun glaube ich sogar, Wayne Coynes Faszination für Klangarbeit «Raw Light II» streng und zeugen doch von einfliessen lässt. Gershwin zu verstehen: Was er als Kind nicht wurde, bereits im Titel andeutet. unterschwelliger Romantik. hätte das bestimmt gefallen. Disney-Kinderstar, baut er sich als Erwachsener mit The Ein Album, das vielleicht Flaming Lips nach: «Oczy Mlody» ist der perfekte Sound- bs. nicht mitreisst, aber wie tl. track für ein alternatives Walt-Disney-Paralleluniversum, gemacht ist, um ein Kerzen- dessen Star ist. meer zu entzünden und stille Stunden auszufüllen. Christian Gasser The Flaming Lips: «Oczy Mlody» (Bella Union/MV) mig. DIE NEUEN PLATTEN

Elsa Kopf Julie Byrne Galopp Miles Mosley Alejandro 3 Not Even Happiness Leaning on a Honey Uprising Escovedo (Peppermoon Music) (Basin Rock) Cube (World Galaxy) Burn Something (Eigenvertrieb) Beautiful Die Pariser Musikerin mit Die englische Zeitung Der Kalifornier mit Jahr- (Fantasy/Proper) dem nicht gerade typisch «The Guardian» hat neu- Früher, also ganz früher, gab gang 1980 hat bis dato ins- französischen Namen ge- lich nachgezählt: Buffalo, es das schon mal. Zumin- besondere als Sideman für Alejandro Escovedo, der hört mit zu den bestgehü- Pittsburgh, Chicago, Seat- dest so ähnlich. In den spä- Lauryn Hill, Gnarls Barkley Sohn mexikanischer Ein- teten Geheimnissen der tle, New Orleans und jetzt ten Achtzigerjahren pflegten oder Joni Mitchell auf sich wanderer, ist 66-jährig und Musikszene an der Seine. New York sind alles Städte, zumeist pickelige, Wollpull- aufmerksam gemacht. Jetzt immer noch für eine Über- Warum die Tochter eines die Julie Byrne in den letz- over tragende Popaficiona- könnte, nein, müsste sich raschung gut. Da er nach deutschen Sprachprofes- ten Jahren zu ihrem Wohn- dos via Mailorder Schall- das mit «Uprising» ändern. wie vor als Geheimtipp gilt, sors und einer französi- ort machte. Man könnte platten und Kassetten aus Der Kontrabassist präsen- gibt es keine Lorbeeren, auf schen Songwriterin nicht also den Eindruck bekom- der ganzen Welt zu bestel- tiert sich auf dem Album welchen er sich ausruhen längst mit zu den bekann- men, sie sei eine suchende len. Das obskure Zeug, auf als legitimer Nachfolger könnte. Nach drei feinen ten Namen der dortigen Wanderin und rastlose No- 4- und 8-Spurgeräten aufge- von Isaac Hayes, versteckt Alben mit Bowie-Producer Nouvelle-Chanson-Szene madin. In «Sleepwalker» nommen, geriet rasch zum dabei allerdings nicht, dass Tony Visconti hat Escovedo gehört, bleibt ein Rätsel. singt sie: «Ich habe das Soundtrack der WGs, deren er auch ein Flair für Sounds für «Burn Something Beau- Interessanterweise erfreut Land durchquert und hat- Bewohner am Küchentisch à la John Legend hat. Auf tiful» mit R.E.M.-Gitarrist sich die Sängerin aber in te keinen Schlüssel dabei.» sassen und dem Unerhörten «Abraham», der Single, Peter Buck und Scott Mc- Asien, in China und in Süd- Ihre Musik hat aber nichts in konspirativer Eintracht umgibt sich Mosley mit ei- Caughey (Minus 5) zwei korea grösserer Beliebtheit. Unruhiges. Mit Gitarre und lauschten. Jonas Zollinger ner Schar Bläser, klar struk- neue Partner gefunden. Schon ihre ersten Alben warmer Stimme beschreibt alias Galopp, ehemaliger turierten Pianosounds und Was Buck, McCaughey, bestachen mit ausgespro- sie die Wanderungen als Sänger und Gitarrist der einer fuzzigen Gitarre, wie Kurt Bloch, John Moen chen hübschen Songs zwi- Schauen zu den Sternen Zürcher Band Yakari und man sie einst von Jimi Hen- (The Decemberists), die schen aktuellem Chanson und aufs Meer, als Inne- Mitglied von Demolition drix kredenzt bekam. Auch Gastmusiker Corin Tucker und French Pop. Schon halten und Blick auf kleine, Blues, hat mit «Leaning on «Young Lion», der Opener, (ex-Sleater-Kinney), Kel- damals mischte ihr Freund oft übersehene Details und a Honey Cube» ein Album zeigt sich energiegeladen ly Hogan und Steve Berlin Pierre Faa mit. Songs wie nicht zuletzt auf sich selbst: veröffentlicht, das leicht in und vermengt Hitziges aus (Los Lobos) aufgenommen das jazzige «Idéal Estérel» «And yes, I have broke jene Zeit verortet werden Funk und Soul mit Rock. haben, klingt unverkenn- mit seinem Retro-60s- down, asking for forgive- könnte. Synthesizer, Schlag- «Shadow of Doubt» hin- bar nach einem Escovedo- Charme, das filmmusikar- ness, when I was nowhere zeugmaschine und ein gegen wartet mit deutlich Album. Dicke Schichten tige «Pearl» oder «Auto- close to forgiving myself.» ganzer Bandwurm von Bo- weniger Schweiss, dafür von schwirrenden Gitarren matiquement» mit seinem Ihr zweites Album heisst deneffekten liefern den Tep- mit verspielten Rhythmen dominieren in Tracks wie dezenten Reggaebeat kom- «Not Even Happiness», pich, über den Zollinger mit und Jazzanleihen auf. Die «Luna de Miel». Escovedos men mit einer Wagenla- doch die Traurigkeit, die seiner hellen Stimme, die Songs von Mosley gefal- Punk- und Glam-Einflüsse dung Charme daher und ihm innewohnt, spendet nicht mehr sein will, als sie len am besten, wenn sie tauchen in neuen Formen versprühen den Esprit, den stets Trost und Hoffnung: ist, in New-Order-mässiger mit Dampf, Druck und auf, während eingängige- man sich von modernem «I’ve seen a double rain- Nonchalance dahincroont. Gefühlsschwere daher- re Songs wie «Heartbeat French Pop erhofft. «Lie- bow, I got a complica- «Everyone’s a Winner» lässt kommen. Hin und wieder Smile» über gute Refrains besmusik» ist ein kleines ted soul.» Mehr als Julie er im zweiten Song verlau- will der Musiker zu viel und ein festes Rock & Stück auf Deutsch, «El In- Byrnes sanfte Folk-Songs ten, eine frohe Botschaft, und versucht – so bei «Sky Roll-Rückgrat verfügen. cendio» das Cover eines braucht man nicht als Ge- die er durch zweifelnde, an- High» –, sowohl den Bal- Und wenn Escovedo seine brasilianischen Standards päck, um ohne Schlüssel und wieder abschwellende laden-Spuren der Commo- Seele in Songs wie «I Don’t von Vinicius de Moraes. loszuziehen. Halbtonharmonien sogleich dores als auch den jazzigen Want to Play Guitar Any- Die Annäherung zwischen wieder infrage stellt. Ein Seiten von Gil Scott-Heron more» öffnet, wissen seine Chanson und Bossa Nova anz. annähernd perfekter Pop- zu folgen. Eine Mischung, Begleiter genau, wie sie die besteht ja schon seit den song, wie auch die restli- die nicht wirklich vom passende Stimmung kreie- Sechzigerjahren. Bei diesem chen sechs Tracks vor allem Fleck kommt. Dennoch: ren, ohne den Song zu ersti- Stück hören wir Elsa Kopf eines sind: Ernsthafte, aber «Uprising» ist eine Entde- cken. Alejandro Escovedo übrigens im Duett mit der nicht bierernste Popmusik, ckungsreise, die nur selten schreibt immer noch tolles, koreanischen Sängerin die über eine erstaunliche fehlgeht, und meist summt emotional starkes, intelli- Sina, einer Kennerin brasi- Tiefe verfügt und natürlich wie eine Biene auf Hoch- gentes Material. «Burn So- lianischer Musik, die selbst am besten auf Vinyl klingt. zeitsflug. mething Beautiful» ist eines perfekt Französisch spricht. Noch Fragen? seiner stärksten Alben. mc anliker mig. tb. söh. tl. Inserat im LOOP vom 27.1.2017 Konzerte 26.1.-23.2.2017 www.garedelion.ch SZENE Silostrasse 10 LieferscheinGARE LS3

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10 Ausgaben für 33 Franken. LOOPZEITUNG.CH DIE NEUEN PLATTEN

Tim Presley Chuck Prophet Flo Morrissey The Band Temples The Wink Bobby Fuller Died & Matthew E. of Heathens Volcano (Drag City) for Your Sins White Duende (Heavenly/MV) (Yep Roc Records) Gentlewoman, (Blue Rose/MV) Vor eineinhalb Jahren Ruby Man Mit ihrem Debüt «Sun spannte Tim Presley, der Eine der persönlichen Lieb- (Caroline/Universal Music) «Ich fühle, dass das Album Structures» gelang dem unter dem Bandalias White lingsbands waren Green on all unsere Einflüsse wieder- Quartet aus dem englischen Fence verspulte Garage- Red. Das Flaggschiff des Erstmals begegnet sind gibt, alles, was wir in all den Provinzstädtchen Kettering Psychedelia einspielte, mit Paisley Undergrounds aus sich Flo Morrissey und Jahren als Band gemacht ein Glanzlicht zeitgenös- der Waliserin Cate Le Bon der Wüstenstadt Tucson, Matthew E. White 2015 bei haben», meint Ed Jurdi. sischer Neo-Psychedelik. zusammen. Gemeinsam Arizona, begeisterte in den einem Tribute-Konzert für «Es lotet jeden Teil unserer Das Album knackte in Eng- entstand die Platte «Her- Achtzigern mit seinen Songs Lee Hazlewood, bei dem Karriere aus, unsere Wur- land die Top 10 und war mits on Holiday» unter zwischen Desertrock, Post- sich die beiden an «Some zeln, die Singer-Songwriter- das bestverkaufte Vinyl- dem Decknamen DRINKS, Punk und Byrdseskem. All Velvet Morning» versuch- Qualitäten, den harten, Album von 2014. Für ihren und es war der Anfang ei- die Jahre habe ich auch im- ten. Daraus entstand eine elektrischen Rock’n’Roll.» wiederum ganz in eigener ner wunderbaren Freund- mer verfolgt, was die Band- Freundschaft – und der Damit definiert der Gi- Regie eingespielten zweiten schaft. Eine, die im Herbst mitglieder solo machen. Wunsch nach einer intensi- tarrist/Sänger der Band of Schlag hat die Band trotz- zu diesem Album geführt Chuck Prophet – einer der veren Zusammenarbeit. Die Heathens, wohin die Rei- dem nicht einfach nochmal hat: Le Bon, die ihrerseits Songwriter der Band – hat britische Neo-Folksängerin se gehen soll. Allerdings das Erfolgsrezept zur An- zuletzt die fantastische No- es am ehesten geschafft, im und der US-Epigone des wird das neue Werk den wendung gebracht. Vom Nonsens-Liedersammlung Bewusstein zu bleiben. Und Blue-Eyed Soul trafen sich hohen Erwartungen selten ersten (Synthie-)Piep an «Crab Day» veröffentlicht seine Fans sollten mit dem in Virginia, um das Cove- gerecht. Zur Erinnerung: wird signalisiert, dass nicht hat, hat «The Wink» pro- neuen Werk mehr als zu- ralbum «Gentlewoman, Die Band wurde 2005 von mehr die Gitarren, sondern duziert und so eine der ver- frieden sein – was nicht nur Ruby Man» einzuspielen. den Singer/Songwritern chrom-gleissende Key- schrobeneren Platten des am packenden Titelsong Das Duo orientierte sich Colin Brooks, Ed Jurdi und boards und allerhand syn- vergangenen Jahres mitge- liegt. Insgesamt ist dies eine dabei sowohl an den Duet- Gordon Quist gegründet. thetische Retortensounds staltet. Denn alles wirkt sehr rockige Platte, die der ten von Hazlewood/Sinatra Nach Veröffentlichung in den Mittelpunkt gerückt schief: Die dissonanten Gi- 53-Jährige mit seiner Band als auch an jenen von Mar- des bestechenden Albums sind. Statt der klanglichen tarren, das Schlagzeug von The Mission Express auf- vin Gaye/Tami Terrell. Mit «Top Hat Crown & the Vexierbilder vergangener Warpaint-Mitglied Stella genommen hat. «California «The Colour in Anything» Clapmaster’s Son» (2011) Tage hören wir vorerst vor Mozgawa, die Stimme Noir» nennt er selbst die von James Blake setzt man verliess Brooks die Band. allem gradlinige Melodi- Presleys und Texte, die vom Songs, die auch die dunkle auf leise Melodramatik und Jurdi und Quist schrieben en – nicht nur im Gesang, «Goldfish Wheelchair» Seite des sonnigen Staats sanfte Elektronik, während neues Material, wechselten sondern auch bei den In- oder dem Regen unter präsentieren. Mit dem letz- sich «Grease» nicht gänz- die Rhythmusgruppe aus, strumenten. Dass in der Wasser erzählen. Zunächst ten Track «Alex Nieto», lich vom Original von Fran- veröffentlichten ein eher Musik haufenweise subtile ist das frustrierend, auch einem Gitarrengewitter à kie Valli entfernt, aber das akustisches Album («Sun- Details stecken, in denen weil die Songs allzu un- la Neil Young, habe er gar Element des Überschwäng- day Morning Record») und das Echo von Prog-Rock fertig und gewollt schräg seinen ersten Protestsong lichen aussen vor lässt. Das beweisen jetzt, dass ihre mithallt, offenbart sich erst scheinen. Doch schliesslich geschrieben, sagt er. Nach- klingt vor allem: angenehm. Gesangsharmonien den mit der Zeit. Man habe, so zwirbeln diese Nervensä- denklich stimmt auch «Bad Auch weil sich die Stimmen Kitt bilden, der das Ganze sagt Bandgründer Thomas genlieder unentwegt im Year for Rock’n’Roll», in von Morrissey (unschuldig) zusammenhält. Alles an- Walmsley, auch den Spass Kopf der Hörerschaft fort dem Prophet an die Rock- und White (leise reibend) dere klingt zu wenig zwin- an theatralischen Gesten – und Presley reiht sich mit toten des Jahres 2016, allen gut ergänzen. Wirklich ins gend und innovativ. «Du- entdeckt. James Bagshaws «The Wink» munter in der voran David Bowie, erin- Schweben kommt die Kol- ende» ist ein stilistisch und Chorbubenstimme ge- Exzentrikerriege irgendwo nert. Eine echte Hommage laboration bei Songs, die qualitativ uneinheitliches mahnt nun tatsächlich an zwischen Mark E. Smith ist «In the Mausoleum», näher am eigentlichen Wir- Americana-Werk. Da gibts Russell Mael von Sparks. und Syd Barrett ein. ein im Stil der grossen Sui- kungsfeld der Protagonisten etwas Country und etwas Im glorios glammigen «Ro- cide verfasster Track, den liegen: «Look at What the Blues («Sugar Queen», fast man God-Like Man» gönnt bs. Prophet Alan Vega widmet. Light Did Now» von Kyle schon Southern-Bluesrock), er sich gar einen durch und Ausgeprochen schön auch: Field wird als wärmendes etwas Funk («Daddy Long durch sparksigen «fa-fa- «Jesus Was a Social Drin- Southern-Soul-Stück kre- Legs») – und leider zu we- fa-fa-fa»-Refrain. «Volca- ker», weil «he never drank denzt, «Sunday Morning» nig dynamischen Rock wie no» sprüht von Leben und alone». von Velvet Underground im das Stones-Rip-Off «Trou- zeigt, dass Temples gewillt Sinne von Phil Spector ge- ble Came Early». sind, Risiken einzugehen. tb. boten. Beides ist wunderbar. tl. hpk. the monsters Live: 25.2., El Lokal, Zürich mig.

7. sonOhr Festival 17.–19. Februar 2017 Kino REX Bern

Eintauchen in die Welt der Klänge Radio Reloaded Reportagen, Features, Hörspiele und mehr DIE NEUEN PLATTEN London Hotline So, jetzt hat auch noch meine Leibspelunke, der Prince of Wales, den Live-Musik-Geist aufgegeben. Immerhin hat sie den Geist nicht schon ganz aufgegeben. Ihr Schicksal ist typisch für die Lage im Land, aber aussergewöhnlich in den Details. Typisch ist die Tatsache, dass die traditionellen Pubs ums Überleben kämpfen. Viele boten früher Live-Mu- Scott H. Biram Mica Levi & Foreign sik an, Jazz, Folk oder Pub-Rock. All diese Stile sprechen The Bad Testament Oliver Coates Diplomats heute nur noch ein Nischenpublikum an. Aus der Londoner (Bloodshot Records) Remain Calm Princess Flash Innenstadt – Soho vor allem – sind Lokale dieser Art fast (Slip) (Revolver Distribution) gänzlich verdrängt worden. Mit dem beschränkten Publi- Im Lauf der Jahre hat der kum, das sie noch anziehen, können die gnadenlos in die Singer/Songwriter Scott H. Neben all ihren Grosspro- Immer mal wieder springt Höhe getriebenen Mietpreise nicht mehr bezahlt werden. Biram seine urwüchsige jekten fanden Mica Levi, einen eine Band an, mit der Aber die Pubs machen auch in den billigeren Gegenden Mixtur aus unheilschwan- die eben für ihren Film- man gar nicht gerechnet reihenweise zu. Die Trinkgewohnheiten haben sich radikal gerem Blues-, Country- und soundtrack zu «Jackie» für hat, die auch keine grosse verändert. Das lauwarme Bitter-Bier ist heute die Domäne Rootsrock perfektioniert. einen Oscar nominiert wur- Promo hinter sich hat oder von alten Männern und Hipsters. Die alten Männer schlür- «The Bad Testament» setzt de, und der Cellist Oliver irgendwie gehypt wurde – fen ihren Brei weiterhin in düsteren Kneipen. Hipsters dort an, wo «Nothin’ But Coates, der auch auf dem und die dennoch einfach in hingegen tummeln sich in den sogenannten Gastro-Pubs, Blood» (2014) hinführte: letzten Radiohead-Album ihren Bann zieht. Die kana- wo es nebst coolem Dekor auch eine anständige Weinkarte irgendwo westlich des Al- zu hören war, Zeit für den dischen Foreign Diplomats und oft erstklassiges Essen gibt. Nicht nur Hipster wissen ten Testamentes und süd- direkten Ideenaustausch. sind so eine Band. Das hier sie zu schätzen. Viele jüngere und ältere Menschen, die sich lich des Handbuches der Zumindest skizzenhaft ist vorliegende Debüt sowie die leicht bis schwer teureren Gastro-Pub-Preise leisten Anonymen Alkoholiker, dieser auf «Remain Calm» die tollen Videos überzeu- können, ziehen die Atmosphäre den zu Altersheimen und die Kluft zwischen Sünde dokumentiert. Zu hören gen restlos. Der Indie-Pop psychiatrischen Kliniken verkommenen Traditionsecken und Erlösung auslotend. sind kurze Sound clips, die der Herrschaften ist viel- vor. Nur eben: Wer aufs Geld schauen muss, trabt notge- Kaum zu ertragendes Lie- in einem seltsamen Zwi- seitig, erfrischend und zielt drungen in die Filialen grosser Pub-Ketten, wo vor allem besleid, späte Reue, Selbst- schenraum anzusiedeln direkt ins Herz und in die billiges Lager getrunken wird. Gäste in diesen Etablisse- ekel, Sehnsucht, verpackt sind: Ist das Musik für den Beine, sophisticated gele- ments ziehen eine Palette von Sounds vor, die sich ungefähr in Blues und abgrundtief klassischen Konzertsaal, gentlich. Bei «Mexico», von Kanye über Béyonce und Metallica bis Gaga erstreckt, düstere Americana. Der den die beiden bestens ken- meinem Liebling, klingen Musik also, für die ein DJ völlig reicht. Texaner gibt den Mann, nen? Oder dann eben doch die guten alten Talking Somit haben wir nun statt wie früher nur Pubs gleich meh- der sich fast alles im Leben für den experimentellen Heads durch. Bei anderen rere Arten von Getränketankstellen: altmodische Pubs voll versaut hat, der von den Club, in dem sich Levi und denkt man an die Shins alter, weisser Männer, die über den Wandel der Zeit klö- falschen Entscheidungen in auch Coates liebend gerne oder an Modest Mouse. nen; Gastro-Pubs mit oder ohne Hipster und mit oder ohne seiner Vergangenheit ver- aufhalten? Was sicher ist: Mit der ersten Single «Lies gelegentliche Live-Bands, oft aber mit coolen Techno-DJs; folgt wird. Einer, der tief Es gibt auf «Remain Calm» (of November)» hat man und trendige Bars, auch meistens mit DJs. gesunken ist, während ihn einige unheimliche Schön- noch einen Trumpf in der Schliesslich gibt es noch die eigentlichen Musiklokale, wo ein bedrohlicher Schwall heiten zu entdecken – bei- Hand. Die Diplomaten jeden Abend für wenig Eintrittsgeld zum teuren Drink auch aus der Harmonika und spielsweise «Schoolhouse», hätten aber auch «Com- noch Live-Musik zu bewundern ist. Derweil «Musik-Pubs» metallisches Geschrumme das gerade mal 43 Sekun- fort Design» oder andere vom Aussterben bedroht sind, gibt es meinem Gefühl nach der elektrischen Gitarre den dauert –, und vor allem Titel als Single auskoppeln heute wieder eher mehr solche Orte als noch vor zehn Jah- vorwärts treiben. Damit viele Ideen, die hoffentlich können; denn auf diesem ren – bloss sind sie aus dem Zentrum verschwunden. erinnert er an die ver- weiter ausgearbeitet wer- Album jagt – fast – ein Hit Ein Wort noch zu den besonderen Umständen meines Pubs: fluchten Bluesinterpreten den. Denn es ist zu hoffen, den anderen. Der frühere Pächter wurde vom Besitzer hinausgeworfen, und Countrysänger aus dass Mica Levi und Oliver nachdem dieser festgestellt hatte, dass der Pächter sein Bier der Musikgeschichte – an Coates weiter gemeinsam tb. nicht bei ihm, sondern bei der billigen Konkurrenz ein- Robert Johnson, Hank forschen. kaufte. Ausserdem vermietete er illegalerweise ein Dutzend Williams oder Blind Willie Zimmer und kassierte den Zaster in bar. Obendrein ent- Johnson. Scott H. Biram bs. deckte man in der abgeschlossenen Küche eine Ganjaplan- kriecht förmlich in erschüt- tage. Und zu guter Letzt hatte er auch noch den Elektrizi- ternde menschliche Befind- tätszähler und den Gasmeter aus der Wand entfernt, damit lichkeiten. Auf Messers man seinem Trick, nichts zu bezahlen, nicht auf die Spur Schneide gelingen ihm auch kam. Blöderweise hat er dabei so viel Schaden angerichtet, hier wieder Songs von Ag- dass die Leute vom Gas eine totale Neueinrichtung ver- gression und Tollkühnheit, langen. So nippen wir jetzt am Guinness zum düsenhaften durchaus zeitgemäss, doch Sound einer petrolgetriebenen, flammensprühenden Heiz- verwurzelt in den Tümpeln kanone. Ich kenne Lokale in London, wo dieser Sound als und schmuddeligen Gassen neuster Schrei der Avantgarde verkauft würde. der amerikanischen Musik- tradition. Hanspeter Künzler tl. leonard cohen Musiktherapeut/in – ein Beruf mit Zukunf.

Samstag 28.01. 20Uhr20 REBECA LANE + ANNA & STOFFNER MIT KÜNZI Samstag 4.02. 20Uhr20 GEMMA RAY + STEINER & MADLAINA Sonntag 5.02. 18Uhr18 GIIGESTUBETE Montag 6.02. 20Uhr20 KARL BLAU Samstag 11.02. 20Uhr20 ETOBASI VIDEO PREMIERE «GROSS» Sonntag 12.02. 20Uhr20 LONG TALL JEFFERSON + JOSH Sonntag 19.02. 20Uhr20 MARK EITZEL + FERNANDO VICICONTE + PHIL DUKE Montag 20.02. 20Uhr20 JAMES McMURTRY www.fmws.ch Samstag 25.02. 20Uhr20 CHUCK PROPHET & THE MISSION EXPRESS + MAX GOMEZ Musiktherapeut/in Gessner-Allee 11 - 8001 Zurigo Isola Berufsausbildung mit integriertem Instrumentenbau INFO + TICKETS AUF: www.ellokal.ch ab November 2017 bis 2021

LIVE SALZHAUS

Rock 28 DANKO 03 JONES CAN

Psych Cumbia Rock 30 XIXA USA 03

Mundart 29 STILLER 04 HAS CH

Post-Punk/Rap-Punk 11 SLEAFORD 05 MODS UK /0 430@C/@7;97<= Teenage Fanclub (SCO) Sa.18.2.2017 Palace Lehrgang Radiojournalismus KULTUR St.Gallen Modul Feature – STIMME www.palace.sg Reportage – Einziges Dokumentation 4. April – 31. Okt. 2017, CHF 1500/1000 FÜR ALLE Konzert in der Kursleiter: Christian Gasser Das Monatsmagazin mit Kulturkalender klippklang.ch [email protected] jetzt abonnieren. www.null41.ch Schweiz DIE NEUEN PLATTEN 45 Prince Klar waren The Cavemen im beschaulichen Neuseeland nach ihrer Gründung 2012 bald mit Auftrittsverboten belegt und mussten 2015 nach London flüchten, von wo aus sie nun Europa erobern. Sie sind jung und bersten vor Energie, und so ist ihre Bühnenshow Gepose ohne Ende, aber dennoch höchst sympatisch, denn hier ist nichts. Ihre Dramagold Half Japanese The Sex Organs zweite LP erschien auf Dirty Waters Records, und natürlich Die Heiligsprechung Hear the Lions Roar Intergalactic muss da auch eine Single auf dem seit Ewigkeiten verläss- des Alltags (Fire) Sex Tourists lichen Goodbye-Boozy-Label sein: «Too High Too Die» (D7 Digital) (Voodoo Rhythm) glänzt mit Aussenseiter-Poesie («…too stupid to live, too Jad Fair hat Jahrgang cool to die…»), Dead-Boys-Punkgitarrensolos, Pagans- Die aus Friedrichshafen 1954, und Half Japanese, The Sex Organs sind zwei Gesang und primitivem Schlagzeug. «I’d Kill (To See You und Konstanz stammen- die Band, die er einst in Ausserirdische, die auf Dead)» ist ebenso Punk aus der Garage und natürlich eben- den Bellybutton & The Austin, Texas, mit seinem die Erde gekommen sind, falls durchsetzt mit Sätzen, die das Leben schrieb: «Don’t Knockwells waren in den Bruder David startete, gibt um die menschliche Rasse talk to me I got social leprocy.» späten Achtziger- und frü- es seit 1974. Sein Diktum, zu ficken. Um in Wallung Wie so vieles ist auch die Trompete im Rockabilly Sam hen Neunzigerjahren mit es brauche zum Gitarren- zu kommen, spielen sie Phillips zu verdanken. Er empfahl Sonny Burgess einen ihrer Mischung aus Sixties- spielen bloss ein Kabel, um Voodoo-Rhythm-typischen volleren Sound, worauf dieser sich mit einer anderen Band Beat, einer Spur Ska, Soul das Instrument mit dem Garage Trash. Das Duo be- zusammenschloss und nun plötzlich zwei Schlagzeuger und Rock eine ausgespro- Verstärker zu verbinden, steht aus Bone von den An- hatte – mit der Konsequenz, dass einer der Drummer zur chen erfolgreiche Band in sowie seine Meinung, das omalys und Jackie von den Trompete wechselte, welche sich auch im grössten Live- der Bodenseeregion. 1994 Stimmen des Instrumentes Jackets, die schon als Re- Tumult durchsetzen konnte, wenn der Bandleader mit lösten sich die «Bellys» auf sei nicht unbedingt nötig, bel Sperm und Moustache rot gefärbten Haaren und ebensolcher Jacke und Gitarre und änderten ihren Stil un- machten ihn zu einem Hel- Princess Kostümklamotten 1956 «Red Headed Woman» (Sun) sang und ins Publikum ter dem neuen Namen Dra- den der abenteuerlustigeren inszenierte. Bei den Sex Or- sprang. Gepaart mit der A-Seite «We Wanna Boogie» die magold drastisch. Deutlich Punks. Seither ist er immer gans übernimmt sie Drums abgefahrenste Single, die der Rockabilly hervorgebracht und erkennbar inspiriert wieder von neuen Wellen und Gesang, der Holländer hat. Der Einstieg mit einem Piano im Jerry-Lee-Tempo, das von den Berliner Element von Eigenbrötler-Bewun- Bone singt ebenfalls und sogleich zum Solo ansetzt und von einem röhrender Trom- of Crime, wandte man derern entdeckt worden, schreddert an der Gitarre. peten-Solo abgelöst wird. Das nächste Solo eine Gitarre, sich dem Chanson-Rock und die Zahl der Alben, die Zusammen ergibt das ein die zuerst einmal kräftig schreddert. Dies alles wird beglei- mit deutschen Texten zu. er mit den verschiedensten Kindertheater für Erwach- tet von ekstatischen Schreien und Pfiffen. Für Leute, die So wunderte es auch nicht, Musikantenkombinationen sene. Für Artwork und ihren Ohren nicht trauen, wenn sie Grossartigkeit hören, dass EoC-Sänger Sven Re- aufgenommen hat, bewegt Auftritt verkleiden sich die und sich lieber auf den Geschmack anderer Leute verlassen: gener selbst das Debüt der sich im dreistelligen Be- Musiker als überdimensio- Jimmy Page und Robert Plant brachten Sonny Burgess mal Band, «Die Heiligspre- reich. Das englische Label nale Geschlechtsorgane, in extra Montreux. chung des Alltags», im Fire hat ein ambitioniertes der weiblichen Variante in Berliner Vielklang-Studio Rerelease-Programm initi- Form einer Vagina dentata Philipp Niederberger produzierte. Zwanzig Jah- iert und veröffentlicht nun (go google it!). Die Songs re nach Erscheinen dieser auch das neueste Werk. hangeln sich vom «Fore- hübschen Platte wird das Fairs Sprechgesang mit den play» über «Lubrication» Album nun digital neu kurligen Storys ist der glei- zu «Orgasms». Den Höhe- aufgelegt. Nach etlichen che geblieben, die Gitarren/ punkt markiert die Zeile «I Jahren wiedergehört, kön- Drums/Bass-Kombination wanna be a pussy but I’m nen einige der Songs auch klingt inzwischen wohl- a fucking dick.» Und zwi- heute noch mühelos beste- kontrolliert, aber das Ge- schen den Songs berichtet hen. Ob nun der Ohrwurm fühl von anarchistischer eine Radioreporter von den «Leise Weise» oder das Ausgelassenheit dringt Abenteuern der Aliens auf windschiefe «An manchen noch immer durch. Der Erden. Einen Dauerstän- Tagen». Beide sind aller- Sound ist zwischen mi- der kriegt man davon zwar dings auch Beispiele der nimalistischen VU-Riffs nicht, eine feucht-fröhliche doch sehr starken Ähnlich- und feistem Bandsound halbe Stunde lang flutscht keit zum Sound der Berli- à la Saints angesiedelt. das Programm aber präch- ner Vorbilder. Anderes wie Cello, Bariton-Horn und tig. Danach kann man sich das orgelgestützte «Heute Slide schaffen willkomme- immer noch dem Brettspiel Nacht» oder «Wenn ich ne neue Stimmungen, bei widmen, das der Vinyl-Ver- wiederkomm», das mit gut denen John Cale über die sion beiliegt. gesetzten Bläsersätzen rich- Schultern guckt. Für Neu- tiggehend funky ist, tragen ankömmlinge ein guter ash. dagegen eine eigenständige- Einstieg, für alte Fans ein re Handschrift. Eine schöne Muss. Sache. hpk. tb. NACHTSCHICHT

Verfinstern mit Schammasch Zurückkehren mit The Notwist

Black Metal drängt in die Extreme, aber irgendwann sind auch die aus- Man sollte den Begriff «Meisterwerk» mit Bedacht wählen, aber im Fall gereizt. Dachte man. Dann kam letztes Jahr «Triangle», das dritte Album von «Neon Golden» darf man durchaus davon sprechen. Mit diesem Al- von Schammasch. Das dreigeteilte 100-Minuten-Werk führt mit unerhör- bum hievten The Notwist Anfang 2002 sich und das europäische Indie- ter Härte, Musikalität und Bandbreite in tiefste Finsternis und darüber hin- pop-Schaffen auf ein komplett neues Level. Sachte schwärende Elektronik aus. Die Basler Band sprengt die Genregrenzen, Vergleiche greifen zu kurz. vermischte sich hier mit nonchalantem Gesang und schrummeligen Gitar- Angebracht sei der Verweis auf Celtic Frost und Coroner, die vor vielen ren zu einer sorgsam durchdachten und komponierten Gesamtheit. Damit Jahren die Schweiz auf die Landkarte des avantgardistischen Metal setz- begeisterte das sich immer mal wieder wandelnde Kollektiv um die Acher- ten. Diese Tradition führen Schammasch fort, denn auch sie werden von Brüder in jenem Jahr auch in der Aktionshalle der Roten Fabrik. Metallern aus aller Herren Länder gefeiert. Beim diesjährigen Roadburn- In der Folge machten The Notwist immer mal wieder Halt am Zürichsee, Festival, eine Art Lollapalooza für Headbanger mit Hirn, wird die Band zuletzt im Sommer 2014 an der Lethargy auf der Sommerbühne. Nun gas- «Triangle» integral aufführen. So viel zum Status in der Szene. Nach einer tieren sie fast auf den Tag genau eineinhalb Jahrzehnte nach Erscheinen Europa-Tour im Package (u.a. mit Rotting Christ) spielen Schammasch von «Neon Golden» mit ihrem aktuellen Werk «Superheroes, Ghostvil- nun in der näheren Umgebung zwei Auftritte als Headliner. Wir erwarten lains + Stuff» wieder in der grossen Halle. Und mit ungebrochener Frickel- ein metaphysisches Erlebnis jenseits von Gut und Böse. (ash) freude werden die Oberbayern den Klangraum noch einmal meisterhaft flackern und schimmern lassen. (amp) 28.1., Gaswerk, Winterthur; 4.2., Altes Wasserwerk, Lörrach 2.2., Rote Fabrik, Zürich; 3.2., Alhambra, Genf

Entdecken mit dem One of a Million

One of a Million, das beste Winterfestival im Lande, geht in seine siebte Runde und bespielt während neun Tagen wieder diverse Bühnen und Räu- me in Baden. «Entdeckerfestival» wird das OOAM gerne genannt, weil Magie mit Deerhoof man hier immer wieder auf (noch) unbekannte Acts treffen kann, die oft zum ersten Mal in der Schweiz auftreten. Musikalisch und geographisch Warum sind Deerhoof eigentlich so eine gute Band? Das ist gleich zu Be- wollte sich das Festival noch nie eingrenzen, trotzdem war in der Vergan- ginn von «The Magic», ihrem aktuellen Album, nachzuhören. Wie Schlag- genheit etwa eine – vielleicht auch unbewusste – Vorliebe für skandinavi- zeuger Greg Saunier, Bassistin und Sängerin Satomi Matsuzaki und die sche Künstler feststellbar. Dieses Jahr reisen jedoch weniger Nordländer beiden Gitarristen John Dieterich und Ed Rodriguez in drei Minuten vom an. Dänemark ist mit dem Rangleklods-Nachfolger Blondage vertreten. Rodeorockriff über die verträumten Breaks bis hin in die sinistre, schwe- Auf der Festival-Landkarte sind die Eckpunkte Berlin mit Isolation Berlin, relose Atmosphären surfen – ohne zu posen, sondern mit ansteckender Bristol mit der jungen Fenne Lily, Brüssel mit Robbing Millions oder Ut- Spielfreude –, ist schlicht unerhört frisch und unverbraucht. Und wenn es recht mit der verträumten Amber Arcades. Das diesjährige Zentrum des nicht schon längst so wäre, dann wären Deerhoof alleine dank «The Devil OOAM liegt aber in der Schweiz: 22 der insgesamt 51 Acts kommen aus and His Anarchic Surrealist Retinue» eine neue Lieblingsband. Nach einer Fribourg, Lausanne, St. Gallen, Zürich oder Basel. Von Bleu Roi über Emi- Stadioneuropatour als Support der Red Hot Chili Peppers spielen sie nun lie Zoé , Feldermelder, Crimer, Klaus Johann Grobe (Bild) bis Annakin las- wieder mal in der Schweiz, und auch wenn es doof klingt: Deerhoof live sen sich bekanntere und unbekanntere Namen neu oder wieder entdecken. sind eine einzige Freude. Unverpassbar. (bs) Besser bekommt es keine Expo hin. (anz)

3.2., Ear We Are Festival, Biel; 4.2., Antigel Festival, Genf 3.2. bis 11.2., diverse Orte, Baden, www.ooam.ch NACHTSCHICHT

Year of the Goat mit dem Gehörnten Party mit Andy Shauf

China startet ins Jahr des Hahns, die Schweiz erwartet die Ankunft von Ein Konzert ist ja auch ein sozialer Treffpunkt. «The Party», das aktuelle Year of the Goat. 2012 legten die Neo-Okkultrocker mit «Angels’ Necro- Album von Andy Shauf, ist die genaue Beobachtung eines solchen Treff- polis» ein Debüt vor, das mit Mellotron und ausufernden Epen Stilmittel punkts und der Charaktere und Figuren, die sich an einer Hausparty tref- und Soundästhetik des Heavy-Rock der 70er zum Leben erweckte. Auf fen. Der Kanadier besingt das Mädchen, das in sich versunken mitten im dem Nachfolger «The Unspeakable» zeigten sie sich als Songwriter, die Raum tanzt. Vergangene Beziehungen, die sich hier wieder kreuzen. Oder auch die kompakte Form beherrschen, und nun erscheint zur «Tour of den letzten Gast, der in «Martha Sways» am Ende mit Martha und seinen Winter» die Single «Song of Winter», im Original von Françoise Hardy. Erinnerungen zurückbleibt. Shauf, der gerne als legitimer Nachfolger von Das schwedische Sextett schätzt halt die Harmonie höher als die Härte ein. Elliott Smith bezeichnet wird, ist ein feiner Geschichtenerzähler mit ge- Diese Melodieseligkeit teilt die Band um Ausnahmesänger Thomas Sab- fühlvoller Stimme und ebensolchem Folk-Pop. Auf der Bühne ist er kein bathi mit anderen Retro-Okkultisten wie Ghost (am 18. April im Zürcher jovialer Gastgeber, der sich gleich in den Mittelpunkt stellt, sondern ein Volkshaus). Doch wo sich Ghost bei allem bösen Getue als smarte Bürsch- eher scheuer Zeitgenosse, der sein Gesicht gerne hinter den langen Haaren chen mit Sinn für den Popmarkt entpuppt haben, bleiben Year of the Goat versteckt. «All diese Momente von Verlegenheit, die ich auf ‹The Party› angefilzte Rocker, die im Zweifelsfall beseeltes Zusammenspiel über leichte besinge, kommen vielleicht daher, dass ich selber etwas unbeholfen bin», Zugänglichkeit stellen. Zugang erhält der Konzertgänger dafür zu zwei sagt er. Mit seiner Band präsentiert er die Songs live in einfacheren Ar- weiteren schwedischen Bands: Order of Israfel frönen Doom-Metal in rangements, die trotzdem einen hypnotischen Sog entwickeln. Bei einem Sabbath-Tradition, die Tombstones einem verdammt zähen Doom-Sludge- Konzert in Toronto war das Publikum so ruhig und gebannt, dass jedes Gemisch. Es zeugt von Selbstvertrauen, wenn ein Headliner zwei deutlich Klackern eines Eiswürfels an der Bar wie ein Hagelsturm klang. Das über- härtere Bands ins Vorprogramm aufnimmt. Aber Year of the Goat haben raschte sogar den zurückhaltenden Shauf. Nach ein paar Stücken bemerkte ja den Gehörnten auf ihrer Seite. (ash) er scherzhaft: «Hat noch jemand Fragen?» (anz)

6.2., Coq d’Or, OIten 17.2., Antigel, Genf; 24.2., Palace, St. Gallen

Knittern mit Cymbals Eat Guitars Drosseln mit Nadia Reid Zehn Jahre Bandgeschichte, mehrere Besetzungswechsel, vier Alben und ziemlich viel Lob aus der Fachpresse. So lassen sich Cymbals Eat Guitars in Mit ruhiger Stimme besingt sie die Spuren, die der Aufruhr in der eige- einem Satz zusammenfassen. In Insiderkreisen gilt das Quartett um Sänger nen Gefühlswelt hinterlassen hat. Und berichtet von bösen Menschen, die und Gitarrist Joseph D’Agostino längst als sicherer Wert. Denn in ihren Schindluder mit anderer Menschen Herzen treiben. Dezente Gitarrenbe- Liedern verarbeiten sie erstklassige Einflüsse – Pavement, Pixies, Guided gleitung, ein paar Pedal-Steel-Schlieren, ein wenig Perkussion – das reicht By Voices – zu wunderbar knittrigen eigenen Werken. Man mag das Indie- Nadia Reid, um ihre bewegenden Lieder akustisch zu gestalten. Die junge Emo oder aufgerauten Shoegazer-Sound nennen, aber um klare Stilbezeich- Neuseeländerin drosselt die Dynamik bis zum Stillstand, holt Atem und nungen hat sich die Band aus Staaten Island noch nie wirklich gekümmert. gleitet abgeklärt durch den leisen Tumult des Daseins. Den überaffektier- Und so finden sich auf dem aktuellen Album «Pretty Years» auch Verweise ten Gestus, mit dem gewisse Singer/Songwriterinnen ihrer Generation bis- auf Sonic Youth oder The Cure. Es ist eine beeindruckende Sammlung von weilen nerven, meidet Reid gekonnt und setzt stattdessen auf nüchterne, Songs zwischen Selbstvergessenheit, melancholischer Lebensanalyse und souverän formulierte Introspektion. Jede überflüssige Floskelzeile wird verhaltenen Wutausbrüchen. Eine gesunde Prise Wahnsinn fehlt natürlich weggeknickt, für Ballast hat sie keine Verwendung. Und so bleiben am ebenfalls nicht. Letztere hat Cymbals Eat Guitars auch schon zu Auftritten Schluss Lieder, die aus nahezu reiner Essenz bestehen. Die einem den Atem im Vorprogramm der Flaming Lips verholfen. Doch nun avancieren sie – rauben, obwohl man eigentlich nur noch mitseufzen möchte – einen gan- wie sich das gehört – selber zur Hauptattraktion. (amp) zen dunklen Februarabend lang. (amp)

22.2., Rote Fabrik, Zürich 26.2., Rote Fabrik, Zürich SZENE Atlantis_2016_Version_3_Atlantis_2016 26.01.16 18:18 Seite 1

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