Schloss Langenau (Rhein-Lahn-Kreis)
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Jens Friedhoff Schloss Langenau (Rhein-Lahn-Kreis) Schloss Langenau (Rhein-Lahn-Kreis) Anmerkungen zu Besitz- und Baugeschichte Einleitung terwaldes lediglich die Ostschildmau- Die mit Langenau eng verbundene Unmittelbar an der von Diez nach er von Langenau zur Kenntnis, wäh- Geschichte der spätmittelalterlichen Nassau führenden B 417 liegt süd- rend der schildmauerartige Bau an der Burggründung Neu-Langenau wurde westlich des Ortes Obernhof an der Westseite nicht berücksichtigt wird4. 1927 von Albert Henche in einem Mündung des Gelbachs in die Lahn Hartmut Georg Urban thematisiert in kleinen Beitrag aufgearbeitet9. Eine Schloss Langenau. Baugeschichtlich seiner Dissertation sowohl die Bauge- Untersuchung zur Genealogie und zu zählt die Niederungsburg unzweifel- schichte von Hauptturm und Schild- den Besitzungen der seit der ersten haft zu den herausragenden Wehr- mauer als auch den in Teilen spätmit- Hälfte des 13. Jahrhunderts bezeugten und Wohnbauten des burgenreichen telalterlichen, Ende des 17. Jahrhun- und 1613 mit Philipp Andreas ausge- Rhein-Lahn-Kreises. In dem 1907 derts errichteten Wohnbau der Haupt- storbenen Niederadelsfamilie von erschienenen Kunstdenkmälerinven- burg5. Ergänzend zu den Ausführun- Langenau steht noch aus10. tar des Lahngebietes würdigt Ferdi- gen Ferdinand Luthmers zum Baube- Im vorliegenden Beitrag sollen auf nand Luthmer Langenau als eine der stand der Gesamtanlage sind die Be- der Grundlage der archivalischen interessantesten Talburgen unseres schreibungen von Wilhelm Lotz aus Überlieferung Bau- und Besitzge- Gebietes, die in manchen bemerkens- dem Jahr 1880 und im Dehio-Hand- schichte der Burg Langenau vom 14. werten Einzelheiten wertvolle Auf- buch Rheinland-Pfalz, Saarland her- bis zum 19. Jahrhundert nachgezeich- schlüsse über die mittelalterliche Be- anzuziehen6. net werden. Für die wechselvolle Be- festigungskunst gibt1. In völliger Un- Eine knappe Darstellung der recht sitzgeschichte der bereits seit dem kenntnis der architektonischen Be- komplizierten Besitzgeschichte der zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts sonderheiten der Burganlage resü- Ganerbenburg Langenau bieten Chris- als Ganerbenburg bezeugten Anlage miert Alois Henniger 1862 in seiner tian Daniel Vogel in seiner 1843 veröf- sind insbesondere die im Hessischen Beschreibung des Herzogtums Nas- fentlichten „Beschreibung des Her- Hauptstaatsarchiv Wiesbaden befind- sau, Langenau [biete] sonst nichts zogtums Nassau“, der von Hellmuth lichen Urkundenbestände der Adels- Merkwürdiges, als seine hübsche Gensicke verfasste Artitel „Lange- familien von Langenau, Eltz, Wolff Lage und Umgebung2. Eine neuere, nau“ im Handbuch der Historischen von Metternich zur Gracht und Mariot Besitz- und Baugeschichte gleicher- Stätten Rheinland-Pfalz und Saarland heranzuziehen11. Zahlreiche Informa- maßen berücksichtigende Untersu- und der Beitrag „Burg Langenau“ in tionen hinsichtlich der lehnsrechtli- chung steht noch aus. Otto Piper bie- dem von Peter Brommer, Achim chen Beziehungen der Ganerben von tet in seiner „Burgenkunde“ eine Be- Krümmel und Kristine Werner 2000 Langenau zum Erzstift Köln und zu schreibung des architektonisch reprä- vorgelegten Bildband „Momentauf- den Grafen von Katzenelnbogen ent- sentativen viereckigen Hauptturmes nahmen. Burgen am Mittelrhein in al- halten die Regestenwerke zu den Erz- und der im Baubestand von Wasser- ten Zeichnungen und neuen Fotografi- bischöfen von Köln im Mittelalter und burgen höchst selten nachweisbaren, en“7. Karl Caesar wendet sich in einem zu den Grafen von Katzenelnbogen12. in Langenau an der West- und an der 1910 publizierten Aufsatz den baro- Wertvolle Informationen zum Schick- Ostseite vorhandenen schildmauer- cken Bauten der Burg Langenau zu sal der Burg Langenau unter der 1696 artigen Bauten3. Burkhard Jäger und bedauert den trostlosen Zustand in den Reichsritterstand erhobenen, nimmt in seiner 1987 publizierten der zum Zeitpunkt der Abfassung sei- Unternehmerfamilie Mariot enhält Untersuchung zu den Schildmauern nes Beitrags in fortschreitendem Ver- der 1902/03 publizierte Beitrag von im Burgenbau des Taunus und Wes- fall befindlichen Anlage8. Ludwig Beck zur „Geschichte der Ei- senindustrie in Nassau“13. Abb. 1. Langenau. Gesamtansicht von Südosten (Bleistiftzeichnung von Bodo Geschichte der Burg Langenau Ebhardt, 1911). Historisch zuverlässige Nachrichten über Burg Langenau liegen aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts vor. Als Initiator des Burgenbaues gilt der vor 1227 verstorbene, im Nekrolog des Prämonstratenserstiftes Arnstein erwähnte Friedrich von Langenau14. Friedrichs Nachfahre, der Ritter Hein- rich von Langenau, stattet die 1243 erstmals urkundlich erwähnte Burg15 1244 mit einer Kapelle aus, die von Bischof Lothar von Verden geweiht wurde, und dotierte sie mit dem Wald- zehnten der Langenauer Weingär- ten16. Im 15. Jahrhundert stand dem Kaplan der dem Heiligen Servatius Burgen und Schlösser 4/2005 215 Jens Friedhoff geweihten Langenauer Kapelle das Recht zu, für die Burgbewohner die Sonntagsmesse zu feiern. Die Spen- dung der Sakramente war allerdings dem Pfarrer zu Winden vorbehalten. Der Mitte des 14. Jahrhunderts erst- mals bezeugte Burgfriedensbezirk der Burg Langenau17 bildete ursprünglich einen Bestandteil einer kleinen Grund- herrschaft am Unterlauf des Gelbachs, die im Hochmittelalter die Orte Win- den, Weinähr, Dies und Eschenau, die Wüstungen Scherpingen, Hohental und Kodingen sowie am linken Ufer der Lahn den Hof Hollerich umfas- ste18. Die Grundherrschaft des Kirch- spiels Winden gehörte zum mittelrhei- nischen Besitz der Grafen von Bil- stein, der im ersten Drittel des 12. Abb. 2. Langenau. Ansicht der Burg von Westen mit Torturm (Foto: Verf., 2004). Jahrhunderts an ihre Nachkommen, die Landgrafen von Thüringen fiel. ten24. Erst 1197 konnte Philipps Amts- sehr wahrscheinlich als Vasallen der Landgraf Ludwig III. (um 1152 bis nachfolger, Erzbischof Adolf I. von Gräfin Mechthild von Sayn deren Be- 1190) hatte bereits 1185 sein Gut zu Altena (reg. 1193 bis 1205), nachdem sitz im Kirchspiel Winden verwaltet Hollerich dem Prämonstratenserstift er die restliche Kaufsumme beglichen haben. Nach der Übertragung der thü- Arnstein geschenkt. Im Erbgang ge- hatte, gegenüber dem Erben Ludwigs ringischen Grundherrschaft Winden langte die Grundherrschaft an den III., Graf Dietrich von Landsberg und an das Stift Arnstein blieb ein Anteil Markgrafen Dietrich von Landsberg der Landgrafentochter Jutta endgültig an dem Gericht Winden-Weinähr in und von ihm an seine Tochter, Mecht- das Obereigentum an den Besitzun- der Verfügungsgewalt der Herren von hild († 1284/85)19, die Gattin des Gra- gen in Empfang nehmen und sich das Langenau. Die erst seit dem 14. Jahr- fen Heinrich III. von Sayn († 1246/ Öffnungsrecht der Burgen durch die hundert urkundlich nachweisbaren 47). Nach dem Ableben ihres Gatten castellani zusichern lassen25. Im Jahr Lehnsbeziehungen der Ritter von veräußerte Mechthild den größten 1197 letztmalig erwähnt, wurde die Langenau zum Erzstift Köln reichen Teil ihres elterlichen Erbes sowie ihre Burg Bilstein vermutlich bereits zu vermutlich vor die Zeit des Verkaufs Eigengüter an das Erzstift Köln. Beginn des 13. Jahrhunderts zuguns- der Grundherrschaft Winden an Arn- Kirchspiel und Grundherrschaft Win- ten der neu errichteten Niederungs- stein zurück. Dadurch erklärt sich den gelangten mit Ausnahme des burg Langenau aufgegeben. Die mit auch, daß in der Urkunde der Gräfin Burgfriedensbezirks Langenau, der Friedrich († vor 1227) erstmals ge- Mechthild Langenau nicht erwähnt unter der Oberlehnshoheit des Kölner nannten Herren von Langenau dürften wird26. Erzstifts blieb, an das Stift Arnstein. Den Mittelpunkt der kleinen Grund- herrschaft Winden bildete die gegen Abb. 3. Langenau. Grundriss (aus: F. Luthmer, Bau- und Kunstdenkmäler [wie die Burgen Arnstein und Laurenburg20 Anm. 1], Fig. 238, S. 273). gerichtete Burg Bilstein, die Hellmuth Gensicke auf der gegenüber dem Hof Hollerich am rechten Lahnufer aufra- genden „Hohen Lei“ lokalisiert21. Die steil aufragende Bergkuppe wird 1344 und 1353 in der urkundlichen Überlie- ferung als Beylstein bezeichnet22. In der 1138/39 vom Kölner Erzbischof Arnold I. von Wied (reg. 1137 bis 1151) bestätigten Schenkung der Grä- fin Kunigunde von Bilstein an die Abtei Siegburg erscheinen unter den Zeugen drei Adelige, die sich nach Burg Bilstein benennen23. Landgraf Ludwig III. veräußerte die Burgen Bilstein, Altenwied (Kreis Neuwied) sowie Alt- und Neuwindeck (Rhein- Sieg-Kreis) 1185/1188 an den Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg (reg. 1167 bis 1191), um sie als Lehen der Kölner Kirche zurückzuerhal- 216 Burgen und Schlösser 4/2005 Schloss Langenau (Rhein-Lahn-Kreis) Abb. 4. Langenau. Thiemos Verwandter, Johann von Südliche Ringmauer Langenau, bezeugte 1338 die Eini- mit Zwingeranlage gung über den Nachlass des Emme- und mittlerem Flan- rich von Reifenberg, eines Bundesge- kenturm (Foto: Verf., nossen des Grafen Gerlach, und vier 2004). Jahre später, 1342, einen Vergleich zwischen Burggrafen, Burgmannen Abb. 5. Langenau. und Bürgerschaft von Oberlahnstein Hofseitige Ansicht einerseits und dem Stift Idstein und der östlichen Schild- Graf Gerlach von Nassau anderer- mauer (Foto: Verf., seits. Am 9. August 1353 trugen die 2004). Ganerben von Langenau die noch im Bau befindliche Burg Neu-Langenau Abb. 6. Hohlenfels. (buw und hus), dem Kölner Erzbi- 1979 teilweise schof Wilhelm von Gennep (reg. 1349 eingestürzte Schild- bis 1362) zu Mannlehen auf34. Entge- mauer, Bergfried und gen den Angaben der Limburger Wohnturm (Foto: Chronik,